Filmpodium Programmheft April–Mai 2024

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3 1. APR — 15. MAI 2024
TACONES LEJANOS UNDER THE SKIN
BAISE-MOI
I′M NO ANGEL QUEEN OF HEARTS
LA
CÉRÉMONIE
LA TÍA TULA CORSAGE

9

20:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS «UNLIKEABLE»:

Fr 5.4. 19

18:15 OUSMANE SEMBÈNE

MOOLAADÉ

Ousmane Sembène, Senegal/Burkina Faso/ Marokko/Tunesien/Kamerun/Frankreich 2003

Mit Einführung von Catherine Silberschmidt (ca. 10')

Sa 6.4. / 13.4. 24

1 5:00 FAMILIENFILM

HASENHERZ

Gunter Friedrich, DDR 1987, 6 (8)

Anschliessend: FILM ­WORKSHOP FÜR KINDER mit Julia Breddermann (ca. 30 )

Di 9.4. 23

18:30 FAROCKI-FORUM ÜBERTRAGUNG #05

«AMERIKA» VOR AUGEN

ODER KAFKA IN 43 MIN

30 SEC

Hanns Zischler, BRD 1978

Mit Einführung und anschliessendem Filmgespräch mit Hanns Zischler, Moderation: Volker Pantenburg

Mi 10.4. 25

18:15 SÉLECTION LUMIÈRE

LA GRANDE ILLUSION

5 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI 3 1. APR 15. MAI 2024
VORLESUNGSREIHE 22 MATERIAL GHOSTS: ANSÄTZE DER MODERNEN FILMTHEORIE FAROCKI-FORUM ÜBERTRAGUNG #5: KAFKA 23 «AMERIKA» VOR AUGEN ODER KAFKA IN 43 MIN 30 SEC PREMIERE 24 SHOWING UP OCCUPIED CITY FAMILIENFILM 24 HASENHERZ CLASSICS 25 BUSHMAN RE:VISION 25 WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE? SÉLECTION LUMIÈRE 25 LA GRANDE ILLUSION 27. PINK APPLE – QUEERES FILMFESTIVAL  26 ELENE NAVERIANIS KINO DES WIDERSTANDS VORSCHAU, IMPRESSUM 28 Mi 3.4. 8 20:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS EINE UNVOLLSTÄNDIGE GESCHICHTE UNBEQUEMER FRAUENFIGUREN IM KINO Vortrag von Anna Bogutskaya (40 ) in englischer Sprache Anschliessend: THE LAST SEDUCTION John Dahl GB/USA 1994 Do 4.4.
EVENTS
BEFREIENDE
VON HERAUSFORDERNDEN FRAUENFIGUREN Podiumsdiskussion mit Regie ­ Duo Carmen Jaquier / Jan Gassmann und Buch autorin Anna Bogutskaya (90') in englischer Sprache Zuvor um 18:30: LES PARADIS DE DIANE Carmen Jaquier, Jan Gassmann, Schweiz 2024
DIE
KRAFT
Jean Renoir, Frankreich 1937 Mit Einführung von Martin Walder Do 11.4. / 18.4. / 25.4. / 2.5. 22
VORLESUNGSREIHE MATERIAL GHOSTS: ANSÄTZE DER MODERNEN FILMTHEORIE Öffentliche Vorlesungen des Seminars für Filmwissenschaft / Universität Zürich mit Prof. Dr. Volker Pantenburg, Dr. Linda Waack und Simone Winkler Do 18.4. 21 20:30 MIKA TAANILA – ZWEI TAGE STROM ERÖFFNUNGSABEND Live ­ Performance I MIGHT BE STUCK Mika Taanila, Finnland 2022 THE FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE Mika Taanila, Finnland 2002 in Anwesenheit von Mika Taanila Fr 26.4. 26 18:00 PINK APPLE MASTERCLASS ELENE NAVERIANI Anschliessend: BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY Elene Naveriani, Schweiz/Georgien 2023 Sa 27.4. 27 18:00 PINK APPLE KURZFILMPROGRAMM UND EHRENPREIS GOLDEN APPLE 2024 FÜR ELENE NAVERIANI MIKA TA A NILA THE FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE 20 THE WOMEN POP CULTURE WANTS YOU TO HATE 6 V OM AUTODIDAKTISCHEN REBELLEN ZUM FILMPIONIER 10 UNLIK E ABLE FEMALE CHARACTERS UNLIK E ABLE FEMALE CHARACTERS
16:15

UNLIK E ABLE UNLIK E ABLE

FEMALE FEMALE CHARACTERS CHARACTERS

THE WOMEN POP CULTURE WANTS YOU TO HATE

Sie sind zu anstrengend, zu lüstern, zu ambitioniert, zu mörderisch – und damit schlicht «unlikeable». Frauen, die konventionellen Rollenvorstellungen widersprechen, gab es in der Filmgeschichte zwar schon immer. Aber abgesehen von der so kurzen wie glorreichen Hollywood-Pre-CodeÄra, kommen sie damit erst seit den 2000er-Jahren ungeschoren davon. Das befreiende und identitätsstiftende Potenzial von herausfordernden, komplexen und damit realistischen Frauenfiguren ist im Mainstreamkino angekommen und wird von Publikum und Presse zu Recht gefeiert. Die britische Autorin Anna Bogutskaya begleitet in ihrem erfrischenden Buch «Unlikeable Female Characters: The Women Pop Culture Wants You to Hate» solche Frauen durch die letzten 100 Jahre Filmgeschichte. Gemeinsam mit dem Filmpodium hat sie diese Retrospektive kuratiert und kommt für eine Lecture nach Zürich. Mit dem Regie-Duo Carmen Jaquier und Jan Gassmann wird sie zudem in einem Podiumsgespräch über dessen Film Les paradis de Diane (Schweiz, 2024) diskutieren.

Essay von Anna Bogutskaya

«Unlikeable» ist ein schwieriges Wort. Kein deutsches Synonym greift, was es im Englischen meint. Dazu kommt, dass der Begriff mit vielen Konnotationen und Erwartungen belegt ist. Selten, wenn überhaupt, werden Männer als «unlikeable», also als «unsympathisch» oder gar «unangenehm», bezeichnet. Sie sind «schwierig», «schrecklich», «problematisch», aber ihre Sympathie wird nie infrage gestellt. Selbst im Jahr 2024 kann ein Projekt von Sofia Coppola mit Florence Pugh in der Hauptrolle noch daran scheitern, dass die Protagonistin als «zu unsympathisch» gilt. Die herrschenden Vorurteile scheinen sich trotz zahlreicher Kassenerfolge und Auszeichnungen irgendwie nicht ausräumen zu lassen.

Ich habe mein Buch «Unlikeable Female Characters: The Women Pop Culture Wants You to Hate» aus Frustration über den Begriff der «starken Frauenfiguren» geschrieben. Was soll das heissen? Dass alle Frauen stark sein

müssen? Ist eine Figur schlecht, wenn sie nicht hart im Nehmen, erfolgreich oder selbstbewusst ist? Stark bedeutet nicht zwangsläufig filmisch interessant oder fesselnd. Ich will Drama. Konflikte. Komplexität. Und manchmal bedeutet das, dass die Charaktere gerade nicht perfekt und alles andere als stark sind. In dieser Filmreihe geht es um solche Figuren, um Frauen, die in irgendeiner Weise zu viel sind: zu mächtig, zu gierig, zu lüstern, zu verrückt, zu gemein, zu laut.

Die neuen Lieblingsschurkinnen Unsympathische Frauenfiguren, vor allem jene aus Hollywood, sind Frauen, die Männer entweder wirtschaftlich, sozial oder emotional dominieren. Seit den Anfängen des Kinos gibt es Variationen dieses Typs. Die zensurfreie Pre-Code-Ära war ein frühes goldenes Zeitalter solch furchtloser Protagonistinnen. Selbst aus heutiger Sicht wirken sie erstaunlich modern. Sie waren oft gierig, rücksichtslos in ihren Absichten und ihrer Leidenschaft. Damit empörten sie das Publikum. Baby Face (1933), in dem eine junge Frau ihr Aussehen nutzt, um in der Gesellschaft aufzusteigen, ist einer der Filme, die für die Einführung des Hays Code verantwortlich gemacht werden.

Mae West war mit ihrem explosiven und bissigen Humor für kontroverses Verhalten bekannt. Sie hatte sogar einige Zeit im Gefängnis verbracht, weil sie ein Theaterstück mit dem Titel «Sex» inszeniert hatte. Später

dem Weltbestseller von Gillian Flynn basiert. Der Film erzählt die Geschichte der Entführung von Amy Dunne, einer zwielichtigen Protagonistin, die mit unseren Erwartungen an ein perfektes Opfer spielt: reich, weiss, blond und schön. Der ganze Film (bis hin zum Meta-Casting von Ben Affleck als Amys untreuer Ehemann) ist eine Meditation darüber, was Sympathie bedeutet und wie sie sich Geld, Geschlecht, Rasse und sozialer Status darin widerspiegeln.

Machtstatus

Im Kern geht es bei «unlikeability» um Macht: wer sie hat, wer sie nicht hat und was man tun kann, um sie zu bekommen. Dazu gehört auch, was es für Frauen bedeutet, Macht auszuüben. In Whatever Happened to Baby Jane? (1962) bedeutet Macht Schönheit, Jugend und Ruhm. Zwei ehemalige Schauspielerinnen sitzen gemeinsam in ihrer heruntergekommenen Hollywoodvilla fest und lassen bittere alte Erinnerungen aufleben. Der Film, der mit Joan Crawford und Bette Davis von zwei der grössten Hollywoodstars ihrer Generation getragen wird, ist beispiellos in seiner Darstellung von Ressentiments und weiblicher Wut. Ihr Zorn gilt der Tatsache, dass sie ausrangiert wurden. Die Filmindustrie, die sie einst feierte, interessiert sich schon lange nicht mehr für sie.

In Baise-moi (2000) ist Macht eine Waffe: Hinter dem provokanten Titel verbirgt sich die blutgetränkte Rachegeschichte zweier Sexarbeiterinnen, die einen Amoklauf durch Frankreich planen. Und in Lady Macbeth (2016) ist Macht Klasse: Eine frustrierte und gelangweilte Ehefrau im 19. Jahrhundert (Florence Pugh in ihrer ersten grossen Rolle) beginnt eine Affäre und reisst damit alle Menschen um sich herum ins Verderben.

wurde sie zu einem der bestbezahlten Drehbuchstars Hollywoods. I’m No Angel (1933), bei dem sie sich die Hauptrolle sozusagen auf den Leib geschrieben hatte, war ihr letzter Film, der nicht den strengen Zensoren zum Opfer fiel.

In den folgenden Dekaden, bis zum Aufkommen von New Hollywood in den 1970erJahren, waren unsympathische Frauenfiguren verschiedenen moralischen Wertvorstellungen unterworfen. Sie konnten zwar aus der Reihe tanzen, aber sie mussten am Ende bestraft werden, entweder mit sozialer Ächtung oder dem Tod. Dennoch gab es sie: Im mexikanischen Drama Doña Bárbara (1943) schreckt die gleichnamige Protagonistin nicht davor zurück, das Leben der Männer um sich herum zu ruinieren – nur um sie so leiden zu sehen, wie sie unter ihnen gelitten hat. Und im düsteren Melodram (dem typischen Terrain der unsympathischen Frauen) Leave Her to Heaven (1945) spielt Gene Tierney eine Figur, deren romantische Besessenheit ihr zum Verhängnis wird.

Als der Hays Code ausser Kraft gesetzt wurde, erfand Hollywood vertraute Genres neu, begrüsste moralisch zwielichtige Charaktere – und liess sie oft mit ihrem Fehlverhalten davonkommen. Nur wenige dieser Figuren ähneln wahren Schurkinnen à la Cruella de Vil. Viel eher sind sie heimtückischer Natur; sie arbeiten mit Lügen und spielen mit Täuschungen – entweder zu ihrem Vorteil oder zu ihrem Vergnügen. Die Marquise de Merteuil in Dangerous Liaisons (1988) lässt sich aus reiner Bosheit auf ein riskantes Spiel mit einem früheren Liebhaber ein, der sie einst verschmäht hatte. Pedro Almodóvars Tacones lejanos (1991) dagegen erfindet das Melodrama als Kampf zwischen einer ehrgeizigen, abwesenden Mutter und einer mörderischen Tochter neu. Bridget Gregory in The Last Seduction (1994) ist eine direkte Nachfahrin der Femmes fatales des Film noir. In ihrem Blut fliesst ein ordentlicher Schuss der «Gier ist gut»-Philosophie der 1980erJahre, was sie zu einer der skrupellosesten Figuren macht, die je auf der Leinwand zu sehen waren.

Im letzten Jahrzehnt haben wir eine Zunahme komplizierter, nicht klassifizierbarer Hauptdarstellerinnen erlebt. Ich zögere, sie als «unlikeable» zu bezeichnen, da sie vom Publikum, den Kritikern und der Branche gleichermassen geliebt werden. Vielleicht gibt es in der Hinsicht keinen einflussreicheren Film als Gone Girl (2014), der auf

Zudem lässt sich Macht auch erlernen. In der Highschool nimmt sie die Form eines bösen Mädchens an – eine Figur, die in allen Teenager-Medien auftaucht. Aber nur wenige waren so schwarzherzig wie die jungen Frauen in Heathers (1988), der Teeniekomödie schlechthin. Der Film existiert in einem zeitlichen Vakuum, in dem böse Mädchen und Mord untrennbar miteinander in Verbindung stehen.

Die Freude am Nichtstun

Aber das, was wir manchmal als unsympathisch bezeichnen, kann auch eine Frage des Unbehagens den eigenen Gefühlen gegenüber sein. Die Figuren in diesen Filmen wehren sich oft gegen überholte Normen. A Woman Under the Influence (1974) und Under the Skin (1997) wirken wie zwei Seiten derselben emotionalen Medaille. Im ersten Film gibt Gena Rowlands eine erschütternde Darstellung als Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Im zweiten nimmt uns Samantha Morton mit auf die selbstzerstörerische Reise einer Tochter, die nach dem Tod ihrer Mutter auf sich allein gestellt ist. Beide Frauen implodieren. Ein dritter Film, Huesera (2022), nutzt das Horrorgenre, um das Unbehagen seiner schwangeren Protagonistin über das ihr bevorstehende Mutterdasein zu erforschen – was an sich schon ein Tabu darstellt.

Aber unsympathische Frauenfiguren machen Spass. Das aktuelle Kino hat eine tiefgreifende, subversive Freude an komplizierten Hauptfiguren gefunden: Tár (2022) etwa zeigt den Abstieg einer Dirigentin, deren Missbrauchsmuster ans Licht kommen, in Anatomie d’une chute (2023) wird eine Schriftstellerin nicht nur wegen Mordes, sondern auch wegen ihrer «likeability» (oder des Mangels derselben) vor Gericht gestellt, und in Poor Things (2023) begibt sich die Frankenstein-ähnliche Schöpfung Bella Baxter auf eine sexuell gesteuerte Selbstfindungsreise, auf der alles neu, interessant und lebendig erscheint. Bella ist herrlich frei von den Regeln und der Scham, die gewöhnlich mit weiblichen Figuren einhergehen. Wenn sie das unsympathisch macht, dann soll es so sein.

Anna Bogutskaya ist Filmkuratorin, Kritikerin und Autorin von «Unlikeable Female Characters: The Women Pop Culture Wants You to Hate».

Übersetzung: Pamela Jahn

Für die Unterstützung danken wir:

6 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
UNDER THE SKIN

I ′ M NO ANGEL

Mo 1.4. 20:45 Sa 20.4. 15:00

Sa 4.5. 20:45

USA 1933, sw, DCP, E/d*, 87'

REGIE Wesley Ruggles DREHBUCH Mae West, Harlan Thompson KAMERA Leo Tover MUSIK Harvey Brooks SCHNITT Otho Lovering MIT Mae West, Edward Arnold, Cary Grant, Gregory Ratoff, Ralf Harolde, Kent Taylor, Dennis O’Keefe.

Die schöne, verführerische Tira (Mae West) ist eine viel bewunderte Zirkusartistin. Ihr neuster Verehrer, ein verheirateter New Yorker Promi namens Kirk Lawrence (Kent Taylor), überhäuft sie mit Geschenken. Kirks Cousin Jack Clayton (Cary Grant) versucht sie zu überreden, die Affäre zu beenden. Kurzum verlieben sich die beiden ineinander. Aber als ihr neu gefundenes Glück Tira immer mehr von der Bühne fernhält, plant ihr Chef, die Verlobung zu lösen, um sie für immer an den Zirkus zu binden. (pj)

«Regisseur Wesley Ruggles lässt den Dingen in seinem Film fast uneingeschränkt freien Lauf und konzentriert sich auf die heisse West, die mit frechen Sprüchen voller sexueller Anspielungen um sich wirft.» (Dennis Schwartz, Ozu's World Movie Reviews, 17.1.2011)

LEAVE HER TO HEAVEN

Sa 13.4. 18:15 Di 30.4. 20:45

USA 1945, Farbe, 35 mm, E/e*, 110'

REGIE John M. Stahl DREHBUCH Jo Swerling, nach dem gleichnamigen Roman von Ben Ames Williams

KAMERA Leon Shamroy MUSIK Alfred Newman

SCHNITT James B. Clark MIT Gene Tierney, Cornel Wilde, Jeanne Crain, Vincent Price, Mary Philips, Ray Collins, Gene Lockhart, Reed Hadley.

John M. Stahls superbes Noir-Melodram in Technicolor zeigt Gene Tierney als Ellen, eine attraktive junge Dame mit Vaterkomplex und Hang zur Intrige. Getrieben von einer krankhaften Eifersucht setzt sie erst ihre frische Ehe mit Richard (Cornel Wilde) und schliesslich ihr eigenes Leben aufs Spiel, in dem sie alles und jeden aus dem Weg räumt, der ihr Glück stören könnte. (pj)

«Regisseur John M. Stahl inszenierte das schwarze Melodram kunstvoll in Form einer langen Rückblende. Gene Tierneys maskenhafte Schönheit steht in reizvollem Kontrast zu ihren seelischen Abgründen.» (cinema.de)

DOÑA BÁRBARA

So 28.4. 20:45 Fr 10.5. 15:00 Mexiko 1943, sw, DCP, Sp/e, 138' REGIE Fernando de Fuentes Miguel M. Delgado DREHBUCH Fernando de Fuentes, Rómulo Gallegos, nach seinem gleichnamigen Roman KAMERA Alex Phillips MUSIK Francisco Domínguez SCHNITT Charles L. Kimball MIT María Félix, Julián Soler, María Elena Marqués, Andrés Soler, Charles Rooner.

Als Santos Luzardo (Julián Soler) ins venezolanische Flachland zurückkehrt, um ein Stück Land einzufordern, das rechtmässig ihm gehört, wird er mit seiner skrupellosen Nachbarin Doña Bárbara (María Félix) konfrontiert, die sich des Grundstücks in seiner Abwesenheit bemächtigt hat. Doñas Leben ist von einer tragischen Vergangenheit gezeichnet: Sie hat den Mann, den sie liebte, verloren und eine Vergewaltigung überlebt. In ihrer tiefen Verbitterung waltet sie über die Menschen um sich herum mit einer Mischung aus Arglist und Hexerei. Als sie sich überraschend in Santos verliebt, ist der bereits mit ihrer verstossenen Tochter liiert – was Doñas Bosheit nur noch mehr erzürnt. María Félix verkörpert in Fernando de Fuentes’ intrigenreichem Western-Melodram, einer Adaption des Romans von Rómulo Gallegos, eine der berühmtesten Antiheldinnen in der lateinamerikanischen Literatur. Sie spielt sie mit dem nötigen Stolz, viel Verve und Würde, vom ersten bis zum letzten Augenblick. (pj)

WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE?

Mi 3.4. 15:00 Mi 8.5. 20:45

Sa 11.5. 20:45

USA 1962, sw, DCP, E/d*, 132'

REGIE Robert Aldrich DREHBUCH Lukas Heller, nach dem gleichnamigen Roman von Henry Farrell KAMERA Ernest Haller MUSIK Frank De Vol SCHNITT Michael Luciano MIT Bette Davis, Joan Crawford Victor Buono, Anna Lee, Maidie Norman, Marjorie Bennett, Dave Willock, Anne Barton, Barbara D. Merrill.

Bette Davis und Joan Crawford liefern sich ein famoses Leinwand-Duell als zerstrittene Schwestern, die einst beide im Showbiz Karriere gemacht haben – die eine als Varieté-Star, die andere als Schauspielerin. Nach einem Unfall sitzt Blanche, die Ältere, im Rollstuhl. Jane übernimmt die Rolle ihrer Pflegerin. Doch anstatt zusammenzuhalten, machen sie sich das Leben gegenseitig zur Hölle. Zunächst schwelt der physische und psychische Terror auf einer sehr zurückhaltenden Ebene. Doch in der konsequenten Wahnsteigerung seiner Titelfigur findet Regisseur Robert Aldrich zunehmend horrorartige Elemente, die unter die Haut gehen. (pj)

«Der eindrückliche Film bietet Paraderollen für die beiden gealterten Diven Bette Davis und Joan Crawford, die in ihren exaltierten Charakteren aufgehen und ihre ganze Leinwanderfahrung ausspielen.» (Lexikon des int. Films)

HEATHERS

LA TÍA TULA

Fr 12.4. 20:45 Do 9.5. 15:00

Spanien 1964, sw, 35 mm, Sp/e*, 109'

REGIE Miguel Picazo DREHBUCH Luis Sanchez Enziso, José Miguel Hernán, Manuel López Yubero, Miguel Picazo, nach dem gleichnamigen Roman von Miguel de Unamuno KAMERA Juan Julio Baena MUSIK Antonio Pérez Olea SCHNITT Pedro del Rey MIT Aurora Bautista, Carlos Estrada, Irene Gutiérrez Caba, Laly Soldevila, Paul Ellis, Enriqueta Carballeira. Zu sehen ist eine selten gezeigte 35-mm-Kopie. Als ihre Schwester stirbt, beschliesst Tula, eine 31-jährige unverheiratete Frau, ihren Schwager Ramiro und dessen zwei Söhne zu sich zu holen. Sie übernimmt die Führung ihres Alltags, spielt Ehefrau und Mutter, will aber nicht die erzieherische Verantwortung für die Kinder übernehmen und weist die Avancen ihres Schwagers zurück. Gleichzeitig kritisiert sie aber auch Ramiros Interesse an anderen Frauen. Als Tula mit ihrem Schwager und den Neffen auf einen Wochenendausflug zu ihrem Onkel in ein nahe gelegenes Dorf geht, überstürzen sich die Ereignisse. (pj)

«So gut wie die Regie und das sehr nuancierte, subtile Drehbuch ist auch die Schauspielerei. Aurora Bautista brilliert als Tula: eine würdevolle, unaufgeregte Frau, aber auch die Tula, die von alldem, was ihr widerfährt, emotional erschüttert wird.» (Cid Vasconcelos, madhulikaliddle.com, 8.2.2013)

A WOMAN UNDER THE INFLUENCE

Mi 10.4. 15:00 Sa 20.4. 20:15

Mi 1.5. 20:15

USA 1974, Farbe, 35 mm, E/d, 155'

REGIE UND DREHBUCH John Cassavetes KAMERA

Mitch Breit, Al Ruban MUSIK Bo Harwood SCHNITT

David Armstrong, Sheila Viseltear MIT Peter Falk, Gena Rowlands, Fred Draper, Matthew Labyorteaux, Matthew Cassel, Katherine Cassavetes.

In einer amerikanischen Vorstadtsiedlung versucht eine Frau Mitte dreissig verzweifelt, ihrer Rolle als Ehefrau, Hausfrau und Mutter dreier Kinder gerecht zu werden. Ihr Mann reagiert mit hilfloser Bevormundung, als er ihren Nervenzusammenbruch kommen sieht. (pj) «Cassavetes’ wohl berühmtester Film ist ein Zeitdokument vom Rang der Bergman’schen Szenen einer Ehe : In den mittleren siebziger Jahren aufsehenerregend, weil kaum jemand zuvor so kompromisslos das verdrängte gesellschaftliche Drama der Hausfrauen und Mütter aufgezeigt hatte, heute in seiner ganzen schmerzhaften Hysterie noch immer grossartig, weil er zu seinem verheerenden Befund ohne jede Denunziation, sondern mit äusserst liebe- und humorvoller Zeichnung seiner Figuren gelangt.» (Andreas Furler, Filmpodium, Oktober/ November 2005)

HEATHERS

Fr 19.4. 20:45 Sa 4.5. 15:00

Di 7.5. 18:30

USA 1988, Farbe, Digital HD, E/d, 103'

REGIE Michael Lehmann DREHBUCH Daniel Waters

KAMERA Francis Kenny MUSIK David Newman

SCHNITT Norman Hollyn MIT Winona Ryder, Christian Slater, Shannen Doherty, Lisanne Falk, Kim Walker, Penelope Milford.

«Die Westerburg-Highschool ist die Hölle auf Erden – jedenfalls für diejenigen Schüler:innen, die nicht zu einer der elitären Cliquen gehören. An oberster Stelle der pubertären Hackordnung stehen die Heathers, drei Mädchen mit dem gleichen Vornamen, die als Massstab auf jedem relevanten Gebiet gelten –sie sind die Coolsten und Schicksten, aber auch die Eingebildetsten und Gemeinsten. Da kommt ein Neuer: J. D., mit schwarzer Lederjacke, schwerer Maschine und grosskalibrigem Revolver erweist er sich als noch cooler, wenn auch extremer in seinen Methoden. Nun beginnt eine rätselhafte und kuriose Selbstmordserie (...). Eine unkonventionelle Kriminalkomödie, die ungeniert die Highschool-Gesellschaft, lediglich eine Vorstufe der realen Sozietät, als eine auf Lügen, Schein und Hinterlist basierende Image-Welt attackiert, in der die Probleme anderer leidlich ausgenutzt werden.» (filmkreis.de)

DANGEROUS LIAISONS

Fr 5.4. 15:00 Do 11.4. 20:45

Sa 27.4. 20:45

GB/USA 1988, Farbe, 35 mm, E/d/f, 119' REGIE Stephen Frears DREHBUCH Christopher Hampton, nach seinem Theaterstück, beruhend auf dem gleichnamigen Briefroman von Choderlos de Laclos KAMERA Philippe Rousselot MUSIK George Fenton SCHNITT Mick Audsley MIT Glenn Close, John Malkovich, Michelle Pfeiffer, Swoosie Kurtz, Keanu Reeves, Uma Thurman, Mildred Natwick, Peter Capaldi, Joe Sheridan, Valerie Gogan.

«Die schöne, reife Marquise de Merteuil will den reptilhaften Lebemann Valmont, einen verflossenen Geliebten, für eine Nacht in ihren Schoss zurücklocken. Dafür soll er aber zuerst die keusche Cécile entjungfern. Valmont jedoch, dem solche Aufgaben zu leichtgewichtig sind, will seinerseits, dass ihm die Marquise den Zugang zu Lustbarkeiten mit der frommen, verheirateten Madame de Tourvel verschafft. Es beginnt ein grausamer Ball der falschen Gefühle.» (Michael Lang, SonntagsZeitung)

Glenn Close spielt die Marquise «wie eine Python, die sich um ihre Beute windet und auf den richtigen Moment wartet, um ihr den Atem abzudrücken. Elektrisierend und erotisch. Die Verwandlung geschieht fast unmerklich, bis sie sich – aufflammend in Valmonts Gesicht – auf der Leinwand zeigt.» (Anna Bogutskaya, Unlikeable Female Characters, 2023)

7 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
I′M NO ANGEL

TACONES LEJANOS

Sa 6.4. 21:00 Fr 12.4. 15:00

So 5.5. 18:15

Spanien/Frankreich 1991, Farbe, 35 mm, Sp/d/f, 112'

REGIE Pedro Almodóvar DREHBUCH Pedro Almodóvar

KAMERA Alfredo F. Mayo MUSIK Ryuichi Sakamoto

SCHNITT José Salcedo MIT Victoria Abril, Marisa Paredes, Miguel Bosé, Pedro Díez del Corral, Féodor Atkine, Ana Lizarán, Bibiana Fernández.

«Wenn ein bedeutender Mann in seinem Bett erschossen aufgefunden wird und er an seinem letzten Abend drei Damen nacheinander zu Besuch hatte, seine Geliebte, seine Ehefrau und seine Schwiegermutter, mit der er ebenfalls ein Verhältnis unterhielt – dann müsste der diensthabende Kommissar kaum weiter nach Verdächtigen suchen. Doch durch die Affäre geistert auch ein Fremder von chamäleonhaft wechselndem Aussehen. (...) Pedro Almodóvar hat wieder mal ins volle Menschenleben gegriffen. In seinem Psychothriller

Tacones lejanos fechten Marisa Paredes und Victoria Abril ein furioses Mutter-TochterDuell aus, das sich, mit Exkursen ins Musical, um Spielregeln des Genres nicht schert: Bei Geständnissen wird so schamlos gelogen, noch auf dem Sterbebett, dass sogar das knallbunte Dekor erröten möchte.» (Der Spiegel, 16.3.1992)

THE LAST SEDUCTION

Mi 3.4. 20:15 Di 23.4. 18:30

So 12.5. 20:15

GB/USA 1994, Farbe, 35 mm, E/d/f, 106' REGIE John Dahl DREHBUCH Steve Barancik KAMERA Jeffrey Jur MUSIK Joseph Vitarelli SCHNITT Eric L. Beason MIT Linda Fiorentino, Bill Pullman, Peter Berg, Dean Norris, J. T. Walsh, Bill Nunn, Donna W. Scott.

Um ihrer unglücklichen Ehe zu entfliehen, überredet Bridget, eine Vollblut-Femme-fatale, ihren Mann Clay, Kokain zu verkaufen. Mit dem Gewinn macht sie sich prompt aus dem Staub. Auf dem Weg nach Chicago wird der Versicherungsmann Mike Swale ihr nächstes Opfer. Als er ihr einen Job gibt, überredet sie ihn zu einem krummen Geschäft – aber die Dinge nehmen eine tödliche Wendung, als Bridget obendrein ihren Mann loszuwerden versucht. (pj)

«Hier ist kein Platz für Tugendhaftigkeit; wir erleben Bridget als eine entfesselte Frau. (...) ‹Dich habe ich als meinen Stecher auserkoren›, sagt sie zu dem unglücklichen Kerl aus der Bar. Bridget spielt gern mit Erwartungen und Gefühlen, und sie ist gut darin. Sie ist eine Meisterin der Manipulation. Sie verliebt sich nicht. Sie bekommt einfach, was sie will – sei es Sex, Geld oder einen Manhattan.» (Anna Bogutskaya, Unlikeable Female Characters, 2023)

LA CÉRÉMONIE

Sa 6.4. 18:30 Mi 17.4. 20:45

Mi 24.4. 15:00

Frankreich/Deutschland 1995, Farbe, 35 mm, F/d, 112' REGIE Claude Chabrol DREHBUCH Caroline Eliacheff, Claude Chabrol, nach dem Roman «A Judgement in Stone» von Ruth Rendell KAMERA Bernard Zitzermann MUSIK Matthieu Chabrol SCHNITT Monique Fardoulis MIT Isabelle Huppert, Sandrine Bonnaire, Jacqueline Bisset, Jean-Pierre Cassel, Virginie Ledoyen.

In La Cérémonie geht es um Mord. Doch zunächst geht es um Isabelle Huppert als Jeanne, die ruppige Postbotin in einer französischen Kleinstadt, und Sandrine Bonnaire als Sophie, eine junge Frau, die eine Stelle als Dienstmädchen bei der Familie Lelièvre annimmt. Von Anfang an ist die Spannung da. Doch nichts ist alarmierend. Einfach nur der Alltag, der mit akribischer Sorgfalt aufgezeichnet wird. Auf der einen Seite das Zeremoniell der Provinzbourgeoisie, auf der anderen Seite Sophies Arbeit, ihre Isolation und ihre Eskapaden mit Jeanne. (pj)

«Es ist ein schwarzhumoriger, heimtückisch entwickelter Klassenkampf, den Chabrol uns da in seiner typischen Art serviert. Mit zwei brillant auftrumpfenden proletarischen Heldinnen. Isabelle Huppert und Sandrine Bonnaire glänzen zwischen kindlicher Unschuld und teuflischem Wahnsinn als Duo infernale, dessen aufgestaute Aggressionen gegen das Grossbürgertum sich schliesslich in einem finalen Gewaltakt entladen.» (Albert Bär, Filmclub 813)

EINE UNVOLLSTÄNDIGE GESCHICHTE UNBEQUEMER FRAUEN FIGUREN

Mi 3.4. 20:15

Vortrag von Anna Bogutskaya in englischer Sprache (40'), anschliessend: THE LAST SEDUCTION

Die Filmgeschichte ist voller Auslassungen und verborgener Geschichten. Es gibt eine reiche Tradition von selbstbestimmten, trotzigen, oft unbequemen, aber immer charismatischen Antiheldinnen im Kino, die allzu leicht als «Miststücke» oder «Schlampen» –als «unlikeable» – abgetan und damit als Box-OfficeGift eingestuft werden. Über wen und warum wir so urteilen, verrät jedoch auch viel über uns selbst. Freuen Sie sich auf eine Einführung in die Welt der unsympathischen weiblichen Figuren im Film von der Pre-Code-Ära bis zu zeitgenössischen preisgekrönten Werken. und entdecken Sie die unterschiedlichen Schattierungen des Unsympathischen.

UNDER THE SKIN

Di 9.4. 20:45 Di 14.5. 18:30

GB 1997, Farbe, 35 mm, E/e*, 82' REGIE UND DREHBUCH Carine Adler KAMERA Barry Ackroyd MUSIK Ilona Sekacz SCHNITT Ewa J. Lind MIT Samantha Morton, Claire Rushbrook, Rita Tushingham, Christine Tremarco, Stuart Townsend, Matthew Delamere.

«Von klein auf hat sich die zarte Iris im Schatten der properen Schwester Rose als ungeliebtes Mauerblümchen gefühlt. Nun, angesichts der sterbenden Mutter, brechen in der 19-Jährigen Selbsthass, Liebesverlangen und Eifersucht hervor, die Trauerarbeit wird zum selbstzerstörerischen Sex-Trip. Der erste Spielfilm der jungen Britin Carine Adler ist ein kühnes, expressives Stück Frauenkino, und er hat mit der legendären Rita Tush ingham als Mutter und der Newcomerin Samantha Morton als Tochter ein fesselndes Front-Duo.» (spiegel.de, 6.12.1998)

BAISE-MOI

Mo 15.4. 20:30 Mo 13.5. 21:00

Frankreich 2000, Farbe, 35 mm, F/d, 77' REGIE Virginie Despentes, DREHBUCH Virginie Despentes, Coralie Trinh Thi, nach dem gleichnamigen Roman von Virginie Despentes KAMERA Benoît Chamaillard, Julien Pamart MUSIK Varou Jan SCHNITT Aïlo Auguste-Judith, Francine Lemaitre, Véronique Rosa MIT Karen Lancaume, Raffaëla Anderson, Patrick Eudeline, Ouassini Embarek.

Ihren eigenen Roman als Basis verwendend, inszeniert Virginie Despentes die Sex- und Mordtour zweier nihilistischer junger Frauen, des Vergewaltigungsopfers Manu (Raffaëla Anderson) und der Prostituierten Nadine (Karen Bach). Beide wurden von Männern verletzt und enttäuscht, davon haben sie die Nase voll. Also tun sie sich auf ihre postfeministische, postmoderne Art zusammen, um Rache zu nehmen. (pj)

«In seiner Direktheit und Kompromisslosigkeit erinnert Baise-moi in den besten Momenten an die Film-Performances aus der Warhol-Factory. Auch sonst denkt man an das ungehobelte, wilde Kino der späten Sechziger, als das Brechen gesellschaftlicher Tabus im Zentrum vieler Werke stand. (...) Aber zu leicht übersieht man hinter manch grellem Bild die gefühlvolle Geschichte, die erzählt wird. Und wie das geschieht, kann sogar einfach Spass machen.» (Rüdiger Suchsland, arteschock.de)

THE REUNION ÅTERTRÄFFEN

Mo 8.4. 18:30 Mi 8.5. 15:00

Schweden 2013, Farbe, DCP, Schwed/d/f, 88' REGIE UND DREHBUCH Anna Odell KAMERA Ragna Jorming SCHNITT Kristin Grundström MIT Anna Odell, Anders Berg, Sandra Andreis, Erik Ehn, Niklas Engdahl, Per Fenger-Krog, Robert Fransson.

Zwanzig Jahre nach ihrem Schulabschluss in Stockholm veranstalten die Schüler von einst ein Klassentreffen, das jeden Anstrich von verklärend-romantisierender Nostalgie einbüsst, als eine Frau die übrigen Anwesenden mit ihrer neunjährigen Leidenszeit konfrontiert: Damals wurde sie gehänselt, ausgegrenzt und als Aussenseiterin stigmatisiert, nun will sie mit ihren Peinigern ins Gericht gehen. An der Schnittstelle von Fiktion und Dokument stellt sich die Filmemacherin Anna Odell selbst ins Zentrum der Handlung und hinterfragt schonungslos die Gruppendynamik und die Hierarchien ihrer alten Klasse. (pj)

«Wie Anna Odell hier mit ihrer eigenen Vergangenheit und Gegenwart umgeht, ist ungewöhnlich. Ihr ist damit ein bemerkenswerter Film gelungen, der einem gesellschaftlichen Experiment gleicht.» (Swantje Oppermann, outnow.ch, 10.9.2013)

GONE GIRL

Sa 13.4. 20:45 Mi 17.4. 15:00

Do 9.5. 20:45

USA 2014, Farbe, DCP, E/d*, 149'

REGIE David Fincher DREHBUCH Gillian Flynn, nach seinem gleichnamigen Roman KAMERA Jeff Cronenweth MUSIK Trent Reznor, Atticus Ross SCHNITT Kirk Baxter MIT Ben Affleck, Rosamund Pike, Neil Patrick Harris, Tyler Perry.

Ein warmer Sommermorgen in Missouri: Nick (Ben Affleck) und Amy Dunne (Rosamund Pike) wollten heute eigentlich ihren fünften Hochzeitstag feiern, doch die Frau ist plötzlich verschwunden. Als sie nicht wieder auftaucht, gerät Nick ins Visier der ermittelnden Polizisten. Er besteht zwar auf seine Unschuld, verstrickt sich aber immer mehr in ein Netz aus Lügen und Verrat. (pj)

«Fast zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung von Gillian Flynns Roman «Gone Girl» rätseln wir immer noch, ob Amy Dunne eine Psychopathin, eine Soziopathin, eine Femme fatale, eine verschmähte Frau oder etwas ganz anderes ist. Keine Antiheldin war jemals ein grösserer Rorschach-Test für die Moral als sie. Es ist unmöglich, Amy Dunne als eine einzige Sache zu definieren. Sie ist unerträglich selbstgefällig, nervig, furchteinflössend – und doch unwiderstehlich. Ihr Narzissmus, ihr Anspruch und ihre Rücksichtslosigkeit sind erschreckend – und so verdammt sehenswert.» (Anna Bogutskaya, Unlikeable Female Characters, 2023)

LADY MACBETH

So 14.4. 20:45 Fr 3.5. 15:00

GB 2016, Farbe, Digital HD, E/d, 89' REGIE William Oldroyd DREHBUCH Alice Birch, nach der Novelle «Die Lady Macbeth von Mzensk» von Nikolai Leskov KAMERA Ari Wegner MUSIK Dan Jones SCHNITT Nick Emerson MIT Florence Pugh, Cosmo Jarvis, Paul Hilton, Naomi Ackie, Christopher Fairbank.

«England, 1856: Die Zumutungen des Tages beginnen für die junge Frau mit dem Wecken durch die Kammerzofe. Nach dem Aufstehen werden ihr brutal die langen Haare gekämmt, darauf folgt das Martyrium des Einschnürens ins Mieder, das ihr kaum Raum zum Atmen lässt. Dann ist Katherine (Florence Pugh) präsentabel und bereit für einen weiteren Tag in maximaler Stumpfsinnigkeit.» ( Oliver Kaever, Der Spiegel, 31.10.2017)

«Wenn die Männer auf Geschäftsreise sind, bleibt sie allein, bis die ganze Grafschaft weiss, dass sie mit dem Stallknecht Sebastian (Cosmo Jarvis) schläft – ihre dringenden sexuellen Begegnungen lassen ihnen kaum Zeit, sich zu entkleiden. Katherines kühne Reaktion besteht nicht darin, ihre Schande zu verbergen, sondern diejenigen zu töten, die sie entlarven oder die ihren Ehrgeiz, Herrin über sich selbst und den Haushalt zu sein, vereiteln könnten.» (Pamela Hutchinson, Sight & Sound, Mai 2017)

8 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
LA CÉRÉMONIE

QUEEN OF HEARTS DRONNINGEN

Mi 24.4. 18:00 Mi 1.5. 15:00

Dänemark/Schweden 2019, Farbe, DCP, Dän+Schwed/d, 128'

REGIE May el-Toukhy DREHBUCH Maren Louise Käehne, May el-Toukhy KAMERA Jasper Spanning MUSIK Jon Ekstrand SCHNITT Rasmus Stensgaard Madsen MIT Trine Dyrholm, Gustav Lindh, Magnus Krepper, Liv Esmår Dannemann, Silja E. Dannemann.

Trine Dyrholm ist Anne, eine versierte Anwältin, die gerade das Opfer in einem Vergewaltigungsfall vertritt. Sie ist mit dem Arzt Peter verheiratet, sie haben zwei Kinder, aber ihr perfektes Leben hat etwas emotional Stagnierendes an sich. Die Probleme kommen umso deutlicher zum Vorschein, als Peters aggressiver Teenager-Sohn Gustav bei ihnen einzieht. Anne ertappt Gustav beim Stehlen und setzt ihn damit unter Druck. Bald haben sie eine Affäre... (pj)

«Das Herzstück dieser eleganten, unheimlichen Geschichte ist Dyrholms souveräne Darstellung in all ihrem rechtschaffenen Charme, ihrer Klarheit und Bösartigkeit. Sie verhindert, dass der Film zu einem leicht verdaulichen moralischen Thriller wird, und lenkt ihn stattdessen auf überzeugende Weise in Richtung einer seelenzerschmetternden Tragödie.» (Robert Abele, Los Angeles Times, 31.10.2019)

SHIVA BABY

So 7.4. 20:45 Di 16.4. 18:30

Do 2.5. 21:15

USA/Kanada 2020, Farbe, DCP, E/d*, 78'

REGIE UND DREHBUCH Emma Seligman KAMERA

Maria Rusche MUSIK Ariel Marx SCHNITT Hanna Park

MIT Rachel Sennott, Molly Gordon, Polly Draper, Fred Melamed, Danny Deferrari, Dianna Agron.

Eine junge Frau wird auf einer jüdischen Trauerfeier mit den Unzulänglichkeiten ihres beruflich wie privat ungeordneten Lebens konfrontiert: mit einer Kindheitsfreundin, mit der sie eine ungeklärte Affäre verbindet, mit einem verheirateten Mann, mit dem sie für Geld schläft. (pj)

«Am Ende von Shiva Baby fühlt man sich exakt so, wie die Hauptfigur zu diesem Zeitpunkt aussieht: derangiert und völlig erschöpft. Und doch würde man sich den Film am liebsten gleich noch einmal ansehen. Zu zahlreich sind die kreativen Einfälle auf der Bild- und Tonebene, als dass man beim erstmaligen Schauen wirklich jedes der vielen wunderbaren Details aufnehmen könnte. Der Film ist ein Meisterwerk in Sachen Dialog- und Schauspielführung, Wortwitz und visuelle Spielideen, und er birst nur so vor absurden Dialogen und skurrilen Figuren.» (Katharina Zeckau, Filmdienst)

HUESERA

Mo 29.4. 20:45 Mo 6.5. 18:30

Mexiko/Peru 2022, Farbe, Digital HD, Sp/d, 97'

REGIE Michelle Garza Cervera DREHBUCH Michelle Garza Cervera, Abia Castillo KAMERA Nur Rubio Sherwell MUSIK Gibrán Androide, Cabeza de Vaca

SCHNITT Adriana Martínez MIT Natalia Solián, Alfonso

Dosal, Mayra Batalla, Mercedes Hernández, Sonia Couoh, Aida López.

Valeria (Natalia Solián), eine junge Frau in Mexiko-Stadt, erwartet ihr erstes Kind. Ihre Vorfreude wird jedoch von einem düsteren Schrecken überschattet, als sie Zeugin des Selbstmordes eines Nachbarn wird. In bedrohlichen Visionen wird sie zur Zielscheibe eines seltsamen Wesens mit gebrochenen Knochen und schlaffen Gliedern, das sie langsam in den Wahnsinn treibt. Bald steht sie vor der Frage, wie sie ihr Leben in Zukunft leben will. Als Mutter sieht sie sich nicht. (pj)

« Huesera entspinnt sich als kraftvolles Drama, das das Innenleben von Valeria in verschiedenen Facetten zu inszenieren schafft. Horrorelemente, die sehr physisch ausgestellt werden, sorgen immer wieder für schockierende Momente. Die grosse Stärke des Films liegt aber in der Frage nach Mutterschaft selbst.» (Sophia Derda, Kino-Zeit)

POOR THINGS

Di 2.4. 20:45 So 12.5. 15:00

Mi 15.5. 20:30

Irland/UK/USA/Ungarn 2023, Farbe, DCP, E/d/f, 141' REGIE Giorgos Lanthimos DREHBUCH Tony McNamara, nach dem gleichnamigen Roman von Alasdair Gray KAMERA Robbie Ryan MUSIK Jerskin Fendrix SCHNITT Yorgos Mavropsaridis MIT Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe, Ramy Youssef, Christopher Abbott, Jerrod Carmichael.

Poor Things erzählt die unglaubliche Geschichte und die fantastische Entwicklung von Bella Baxter, einer jungen Frau, die von dem brillanten und unorthodoxen Wissenschaftler Dr. Godwin Baxter ins Leben zurückgeholt wurde. Unter Baxters Schutz ist Bella begierig, zu lernen. Sie sehnt sich nach der Weltgewandtheit, die ihr fehlt, und bricht mit dem Anwalt Duncan Wedderburn zu einem rasanten Abenteuer über die Kontinente auf. Befreit von den Vorurteilen ihrer Zeit, wächst in Bella der Wunsch, für Gleichheit und Befreiung einzutreten... (pj)

«Sie ermächtigt sich nicht selbst, und sie holt sich auch keine Macht von den Männern zurück. Sie ist die Hoffnung, die aus Yorgos Lanthimos’ Frankenstein-hafter Dystopie herausspaziert. Eine fragende Umstürzlerin und Unordnerin. Eine forsche Entwischerin, die immer wieder bei sich selbst angelangt.» (Katja Nicodemus, Die Zeit, 18.1.2024)

CORSAGE

So 7.4. 15:00

Sa 11.5. 15:00

So 5.5. 20:45

Österreich/Luxemburg/Deutschland/Frankreich 2022, Farbe, DCP, D, 114'

REGIE UND DREHBUCH Marie Kreutzer KAMERA

Judith Kaufmann MUSIK Camille SCHNITT Ulrike Kofler MIT Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Katharina Lorenz, Jeanne Werner, Alma Hasun, Manuel Rubey, Finnegan Oldfield.

Weihnachten 1877: Es ist der 40. Geburtstag von Kaiserin Elisabeth von Österreich. In ihrer Rolle als Repräsentantin an der Seite ihres Mannes Kaiser Franz Joseph darf sie keine Meinungen äussern, sondern muss für immer die schöne junge Kaiserin bleiben. Um dieser Erwartung zu entsprechen, hält sie an einem rigiden Plan aus Hungern, Sport, Frisieren und täglichen Messungen der Taille fest. Es ist ein strenges, kantiges, bisweilen tieftrauriges Bild, das Marie Kreutzer in Corsage von der Kaiserin zeichnet. Erhellt und belebt wird der Film durch einen tollen PopSoundtrack und viel subtilen Humor. Das Beste aber ist die berauschend wilde, ungeniert ausscherende und zugleich extrem kontrollierte Darbietung von Krieps, die sich bei aller Widerständigkeit trotzdem tagtäglich in ihr kaiserliches Korsett zwingt. Ihr Auftritt ist so kühn wie Kreutzers Film, der sich den festen Zwängen eines historischen Biopics in jeder Einstellung mit Nachdruck entzieht. (pj)

LES PARADIS DE DIANE

Do 4.4. 18:30

Schweiz 2024, Farbe, DCP, F+E+Sp+D/d/f, 98'

REGIE Carmen Jaquier, Jan Gassmann DREHBUCH

Carmen Jaquier KAMERA Thomas Szczepanski MUSIK

Marcel Vaid SCHNITT Carole Le Page MIT Dorothée de Koon, Aurore Clément, Omar Ayuso, Roland Bonjour. «Eine Frau streift durch die belebten Strassen der spanischen Stadt Benidorm. Sie ist allein unterwegs und hat nichts als eine Tüte von der Apotheke bei sich. Diane hat ihr neugeborenes Kind und ihren Freund Martin auf der Entbindungsstation in einem Krankenhaus in Zürich zurückgelassen. Während über Benidorm die Nacht hereinbricht, beginnen

«UNLIKEABLE»: DIE BEFREIENDE KRAFT VON HERAUSFOR DERNDEN FRAUENFIGUREN

Do 4.4. 20:30

Neonlichter zu leuchten und Dianes Schatten bewegt sich im Rhythmus der Stadt. Ihre stille, undurchsichtige Flucht wirft Fragen auf: Was sucht sie hier, in dieser fremden Welt? Zwischen den All-inclusive-Touristen, den Nachtschwärmern und Exzentrikern auf der Strandpromenade entdeckt Diane Rose und folgt ihr auf einen Aussichtsturm. Zwischen zwei einsamen Seelen entsteht eine zarte Verbindung. Die Tage vergehen, und die Möglichkeit einer Rückkehr in ihr altes Leben scheint in immer weitere Ferne zu rücken. In Les paradis de Diane brechen Carmen Jaquier und Jan Gassmann den Mythos um Mutterschaft und Kleinfamilie auf und zeichnen eine innere Odyssee nach.» (Berlinale 2024)

Podiumsdiskussion mit dem Regie-Duo Jan Gassmann und Carmen Jaquier und der Autorin Anna Bogutskaya, Moderation: Marcy Goldberg (90') in englischer Sprache

In ihren Spielfilmen, allen voran in ihrem neuen gemeinsamen Werk Les paradis de Diane , zeigen Carmen Jaquier und Jan Gassmann weibliche Hauptfiguren, die von Freiheitsdrang und Sehnsucht gekennzeichnet sind. Auch Anna Bogutskaya beschäftigt sich mit Leinwandheldinnen, die sich nicht darum kümmern, nett und sympathisch rüberzukommen und damit eine besondere Faszination aufs Publikum ausüben. Mit Marcy Goldberg reden die drei Gäste über das dramaturgische und kulturelle Potenzial dieser Frauenfiguren sowie über die produktionellen Herausforderungen, ihre Geschichten auf die Leinwand zu bringen.

«Die Gesellschaft möchte uns glauben machen, dass ein Körper, der als ‹weiblich› gilt, von Natur aus dazu veranlagt ist, sich fortzupflanzen, dass nichts einen ‹mütterlichen› Instinkt untergraben kann, der im Grunde als angeboren angesehen wird. Jaquier und Gassmann rebellieren gegen diese Klischees und zeigen uns, wie gesellschaftlich konstruiert das Konzept der Mutterschaft tatsächlich ist. (…) Les paradis de Diane ist ein schwer zu vergessender und radikaler Film, der erfolgreich die komplexe Natur von Personen vermittelt, die sich entschieden haben, bis zum Abgrund in ihr Inneres zu blicken.» (Giorgia Del Don, cineuropa.org, 19.2.2024)

9 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
HUESERA CORSAGE LES PARADIS DE DIANE
CEDDO

VOM AUTODIDAKTISCHEN REBELLEN ZUM FILMPIONIER

Der Schriftsteller und Regisseur Ousmane Sembène wurde 1923 als Sohn eines muslimischen Fischers im Süden Senegals geboren. Er hat acht Romane und fünfzehn Novellen geschrieben und erst in seiner zweiten Lebenshälfte – zwischen 1963 und 2004 – zwölf Filme realisiert, sechs davon nach eigenen literarischen Vorlagen. Das Filmpodium widmet diesem Pionier des afrikanischen Filmschaffens südlich der Sahara eine umfassende Retrospektive und zeigt selten zu sehende 35-mm-Filmkopien sowie neue Restaurierungen. Eine rare Gelegenheit dieses herausragende wie militante Werk zu entdecken.

Essay von Catherine Silberschmidt

Nur kurze Zeit besucht Ousmane Sembène die französische Grundschule in Dakar, denn er wehrt sich mit einer Ohrfeige gegen einen Lehrer, der ihn zwingen will, die «Marseillaise» auf Korsisch zu singen, und wird von der Schule verwiesen. Fortan eignet er sich die französische Sprache autodidaktisch an. Sprache wird für Sembène ein zentrales und auch ein politisches Thema. Mit Gelegenheitsjobs auf dem Bau und bei der Bahn schlägt er sich in Dakar durch, bis er 1942 – 19-jährig –in die französische Armee eingezogen wird. Als senegalesischer Tirailleur kämpft er mit

1300 westafrikanischen Leidensgenossen in Deutschland, Italien und Frankreich gegen den deutschen Faschismus. Traumatische Erfahrungen von Krieg und kolonialer Gewalt werden Thema zweier seiner epischen Filme: Emitaï (1971) über die Zwangsrekrutierungen junger Männer in seiner Herkunftsregion Casamance und Camp de Thiaroye (1988) über den Aufstand der Rückkehrer, die nach ihrer Demobilisierung ins materielle und moralische Nichts gefallen sind.

Als Docker in Marseille

Nach Kriegsende kehrt er illegal nach Frankreich zurück, arbeitet zunächst bei Citroën in Paris und zehn Jahre als Docker im Hafen von Marseille. Dort wird er nicht nur politisch aktiv – als Mitglied des PCF (Parti communiste français) und als Gewerkschafter bei der CGT (Confédération générale du travail) –,

sondern auch literarisch, denn unter seinen Hafenarbeiter-Kollegen sind auch junge Schriftsteller aus Übersee, die ihm den Zugang zur Weltliteratur eröffnen. 1956 erscheint seine erste Novelle «Le docker noir» über Diskriminierung und Solidarität.

Vom Schriftsteller zum Film

Als Sembène Filmemacher wird, um auch seine analphabetischen Landsleute zu erreichen, wird er als engagierter Marxist von westlichen Filmschulen abgewiesen, erhält jedoch ein sowjetisches Stipendium und wird in den renommierten Gorki-Studios bei Sergei Gerassimow als Stagiaire aufgenommen. 1962 kehrt er nach Senegal zurück, im Gepäck eine alte russische 16-mm-Kamera, und dreht den 22-minütigen Kurzfilm Borom Sarret (1963) über einen Fuhrmann, der von der elenden Blechhüttenvorstadt in die schicken Quartiere des neokolonialen Zentrums von Dakar fährt. In seinem Filmerstling experimentiert Sembène gekonnt mit Brecht’scher Verfremdung; er zeigt im Bild ein mageres Pferd, das einen quietschenden Karren aus dem armen Vorort Medina in den modernen Stadtteil Plateau zieht, und legt über diese Bilder einen inneren Monolog des Kutschers in makellosem Französisch.

Aus heutiger Sicht dokumentiert dieser sehr schön restaurierte Film ein strahlendes, überaus modern konzipiertes Zentrum von Dakar und inszeniert auf der Bildebene in grandios einfacher Manier die enorme soziale und kulturelle Distanz zwischen der afrikanischen Peripherie und dem neokolonialen Zentrum. Ebenso originell spielt Sembène in seinem ersten abendfüllenden Spielfilm La Noire de… (1966) mit den westlichen Klischees, indem er in der Eröffnungssequenz ganz widersprüchliche Erwartungen weckt. Er inszeniert seine Protagonistin, als wäre sie nicht das auf der Erzählebene beschriebene schwarze Dienstmädchen. In ihrer eleganten Aufmachung könnte sie auch die Ehefrau oder die Geliebte eines weissen Mannes sein. Damit bricht der Regisseur mit dem Stereotyp der schwarzen Dienstbotin des Hollywoodkinos. Mit seiner innovativen Filmsprache gelingt es ihm, ganz neue Zusammenhänge aufzuzeigen.

In Mandabi (1968) verfilmt Sembène seinen gleichnamigen Roman über die Odyssee des Ibrahima Dieng, der von seinem Neffen in Paris eine Geldanweisung erhält. Der Amtssprache Französisch nicht mächtig, verliert er sich in der neokolonialen Bürokratie. Erneut ist das Thema – wie in Borrom Saret  –eine fast linear inszenierte Reise von der Peripherie Dakars, wo sich der Protagonist in seinem Revier von beiden Ehefrauen wie ein Pascha königlich bedienen lässt, bis zum Postamt im Zentrum der Grossstadt, wo er, als Analphabet hilflos, seine Würde verliert. Das Nichtbeherrschen der Kolonialsprache wird ihm zum Verhängnis; er verliert den Grossteil des Geldes an korrupte Helfer.

Der erste Film in einer subsaharischafrikanischen Sprache

In Mandabi wirft Sembène einen ironischen, liebevollen und äusserst sinnlich inszenierten Blick auf seine eigenen Landsleute. Auch hier nicht kampflos: Es ist der erste afrikanische Film, in dem eine subsaharische Sprache –Wolof – gesprochen wird. Dies nach einer erbitterten Auseinandersetzung mit dem französischen Produzenten und dem CNC, der staatlichen Filmförderung Frankreichs, die in der nachkolonialen Ära zum Hauptgeldgeber des jungen westafrikanischen Filmschaffens wurde. Sembène besteht auf seiner Forderung, und als Kompromiss werden zwei Versionen realisiert: eine auf Wolof, Mandabi, und eine französische, Le Mandat

Mit Mandabi lehnt sich Sembènes filmische Erzählkunst an die orale Tradition der westafrikanischen Griots an und grenzt sich damit radikal sowohl vom westlichen wie vom sowjetischen Kino ab. Seine Filme richten sich in erster Linie an sein afrikanisches Publikum, das in der Mehrheit weder schreiben noch lesen kann und kaum Französisch spricht. Er hat damit einen Ort geschaffen für genuin afrikanische Geschichte und Geschichten. Das Kino als Abendschule für alle.

Widerstand gegen die Islamisierung

Mit Ceddo (1976) realisiert Sembène einen historischen Film über den Widerstand der Ceddo: Bauern, die sich im 17. und im 18. Jahrhundert zu Zeiten des Sklavenhandels der Islamisierung widersetzt hatten, «eine Reflexion über die Aneignung von Macht, über die Verantwortung der Religionen an der Entfremdung des afrikanischen Menschen», schreibt Sembène. Keine historische Rekonstruktion, sondern eine theatralisch anmutende filmische Inszenierung, unterlegt mit sich wiederholenden Klängen und Rhythmen des kamerunischen Jazz-Vibraphonisten Manu Dibango.

Ein religionskritischer Film, der so im heutigen Senegal nicht mehr realisiert werden könnte, herrscht doch in diesem westafrikanischen Land «eine Art religiöser Terrorismus», wie letztes Jahr in Cannes der senegalesische Regisseur William Ousmane Mbaye, bei Ceddo Regieassistent, an der Table ronde zu Ehren Sembènes zu dessen 100-jährigem Geburtstag bemerkt hat.

Afrikanische Heldinnen

In seinem letzten Lebensabschnitt nimmt sich Sembène eine Trilogie über das ganz alltägliche Heldentum vor, von der er nur noch zwei Teile realisieren wird: Faat Kiné (2001), eine städtische Komödie über eine erfolgreiche Geschäftsfrau in Dakar, sowie sein letztes Werk: den im ländlichen Afrika angesiedelten Moolaadé (2004). In Sembènes Dorf sorgen nicht nur die Dorfältesten, sondern auch die rot gewandeten Beschneiderinnen für Ruhe und Ordnung. Die eindrucksvoll ins Bild gesetzte Parabel über Gewalt und Würde ist unter freiem Himmel in der Morgen- und der Abenddämmerung gedreht. Unversöhnlich stehen sich darin das Alte und das Neue gegenüber. Die Heldin Collé widersetzt sich der Beschneidung ihrer Tochter und gewährt vier jungen Mädchen auf der Flucht vor der ihnen drohenden Gewalt Asyl; sie muss sich dafür von ihrem Mann öffentlich auspeitschen lassen. Dennoch steht in Moolaadé nicht die physische Gewalt im Vordergrund, vielmehr eine mit dumpfen Trommelklängen vergegenwärtigte Gewaltbereitschaft als Bestandteil einer archaischen Dorfkultur. Das Faktische konkurriert mit einer viel subtiler inszenierten symbolischen Dimension; afrikanischer Alltag ist darin in hohem Masse stilisiert.

Kompromisslos bis zum Schluss Bis zu seinem Lebensende führt Sembène seinen Kampf gegen den westlichen Kulturimperialismus und die neokoloniale Haltung Frankreichs. Am panafrikanischen Filmfestival FESPACO in Ouagadougou, zu dessen Gründern er 1969 zählte, ist er bis zuletzt allen Empfängen der europäischen und franko ph onen Hauptsponsoren ferngeblieben. Auch wegen seiner Kompromisslosigkeit hatte Sembène bei fast allen Filmen mit grossen Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Seine Existenz bestritt er wesentlich mit Einnahmen als Autor. Seine Romane und Erzählungen waren in ganz Westafrika beliebt und galten mancherorts als schulische Pflichtlektüre.

Catherine Silberschmidt ist Filmkritikerin und studierte Filmwissenschaft und Ethnologie. Sie schreibt über experimentelles Filmschaffen von Frauen sowie über afrikanisches Kino aus Ländern südlich und nördlich der Sahara. Als Kuratorin hat sie Retrospektiven mit den Filmen von Germaine Dulac, Marguerite Duras, Vera Chytilova und Kira Muratova konzipiert.

11 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
LA NOIRE DE...
3 1. APR 15. MAI 2024

Do 4

15:00 OUSMANE SEMBÈNE GUELWAAR

Ousmane Sembène, Frankreich/Senegal 1992,  35 mm, Wolof+F/d, 115

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LES PARADIS DE DIANE Carmen Jaquier, Jan Gassmann, Schweiz  2024, DCP, F+E+Sp+D/d/f, 98

20:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS «UNLIKEABLE»:

3 1. APR — 15. MAI 2024

UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS

THE WOMEN POP CULTURE WANTS YOU TO HATE

OUSMANE SEMBÈNE

VOM AUTODIDAKTISCHEN

REBELLEN ZUM FILMPIONIER MIKA

TAANILA

THE FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE

Do 11

16:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS FILM ALS SPRACHE / FILM ALS TEXT Vorlesung von Prof. Dr. Volker Pantenburg

18:30 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS JE TU IL ELLE Chantal Akerman, Belgien/Frankreich 1974,  DCP, F/d, 85 '

Premiere 35-mm-Film-Kopie

X/x Gesprochene Sprache/Untertitel

x* Elektronische Untertitel vom  Filmpodium erstellt OV Mehrere Originalsprachen

KINO

Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich

T +41 44 415 33 66 www.filmpodium.ch

EINTRITTSPREISE CHF 18.— / CHF 15.— (AHV/ Legi)  CHF 9.— (Alle unter 25 Jahren und Kulturlegi)

Specials und Filme mit Überlänge: erhöhte Preise Vorverkauf zu den Kassenöffnungszeiten

ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN

• Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen  Vorstellungen;  inkl. Abo Programmheft)

• Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen;  inkl. Abo Programmheft)

• Programm-Pass: CHF 60.—  (freier Eintritt zu allen  Vorstellungen einer   Programmperiode)

SOMMERPAUSE: 1.7. – 15.8.2024

APR

Mo 1

15:00

18:30

SÉLECTION LUMIÈRE

LA GRANDE ILLUSION

Jean Renoir, Frankreich 1937, 35 mm, F/d, 114

OUSMANE SEMBÈNE

LA NOIRE DE...

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1966,  DCP, F/d, 60 MARSEILLE APRÈS LA GUERRE Vorfilm Billy Woodberry, USA 2005, DCP, ohne Dialog, 11

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS I ′ M NO ANGEL Wesley Ruggles, USA 1933, DCP, E/d*, 87 '

Di 2

18:30 OUSMANE SEMBÈNE

MANDABI Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1968,  DCP, Wolof+F/d, 92

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS POOR THINGS Giorgos Lanthimos, Irland/UK/USA/Ungarn  2023, DCP, E/d/f, 141 '

Mi 3

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE?

Robert Aldrich, Henry Farrell, USA 1962,  DCP, E/d*, 132 '

18:15 OUSMANE SEMBÈNE KURZFILMPROGRAMM OUSMANE SEMBÈNE

BOROM SARRET Ousmane Sembène, Senegal 1963, DCP, F/d, 20 ' TAUW Ousmane Sembène, Senegal 1970, Digital HD,  Wolof+F+Arab/e, 27 NIAYE Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1964,  Digital HD, Wolof+F/e, 35

20:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS THE LAST SEDUCTION John Dahl, GB/USA 1994, 35 mm, E/d/f, 106 Mit Vortrag von Anna Bogutskaya EINE UNVOLLSTÄNDIGE GESCHICHTE UNBEQUEMER FRAUENFIGUREN IM KINO (40') in englischer Sprache

DIE BEFREIENDE KRAFT VON HERAUSFORDERNDEN FRAUENFIGUREN Podiumsdiskussion mit Regie­Duo Carmen Jaquier/Jan Gassmann und Anna Bogutskaya, Moderation: Marcy Goldberg (90') in englischer Sprache

Fr 5

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS

DANGEROUS LIAISONS Stephen Frears, GB/USA 1988, 35 mm, E/d/f, 119 '

18:15 OUSMANE SEMBÈNE MOOLAADÉ

Ousmane Sembène, Senegal/Burkina Faso/ Marokko/Tunesien/Kamerun/Frankreich  2003, 35 mm, Bambara+F/d/f, 124 Mit Einführung von Catherine Silberschmidt (ca. 10')

21:00 PREMIERE SHOWING UP Kelly Reichardt, USA 2022, DCP, E/d*, 107

Sa 6

15:00 FAMILIENFILM HASENHERZ

Gunter Friedrich, DDR 1987, 35 mm, D, 6 (8), 77 anschl. Film­Workshop für Kinder mit Julia Bredermann (ca. 30 ' )

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LA CÉRÉMONIE

Claude Chabrol, Frankreich/Deutschland 1995,  35 mm, F/d, 112 '

21:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS TACONES LEJANOS Pedro Almodóvar, Spanien/Frankreich 1991,  35 mm, Sp/d/f, 112

So 7

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS CORSAGE Marie Kreutzer, Österreich/Luxemburg/ Deutschland/Frankreich 2022, DCP, D, 114

18:00 OUSMANE SEMBÈNE XALA Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1975,  DCP, Wolof+F/d, 123 '

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS SHIVA BABY Emma Seligman, USA/Kanada 2020, DCP,  E/d*, 78

Mo 8

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS THE REUNION Anna Odell, Schweden 2013, DCP,  Schwed/d/f, 88 '

20:45 OUSMANE SEMBÈNE

CEDDO Ousmane Sembène, Senegal 1976, DCP,  Wolof+Arab/d, 120

Di 9

18:30 FAROCKI-FORUM «AMERIKA» VOR AUGEN ODER KAFKA IN 43 MIN 30 SEC Hanns Zischler, BRD 1978, Digital HD, D, 43 Einführung und anschl. Filmgespräch mit Hanns Zischler Moderation: Volker Pantenburg

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS UNDER THE SKIN Carine Adler, GB 1997, 35 mm, E/e*, 82

Mi 10

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS A WOMAN UNDER THE INFLUENCE John Cassavetes, USA 1974, 35 mm, E/d, 155 '

18:15 SÉLECTION LUMIÈRE

LA GRANDE ILLUSION Jean Renoir, Frankreich 1937, 35 mm, F/d, 114 Mit Einführung von Martin Walder

20:45 OUSMANE SEMBÈNE

EMITAÏ

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1971,  DCP, Diola+F/e, 103

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS DANGEROUS LIAISONS Stephen Frears, GB/USA 1988, 35 mm, E/d/f, 119 '

Fr 12

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS TACONES LEJANOS Pedro Almodóvar, Spanien/Frankreich 1991,  35 mm, Sp/d/f, 112 '

18:30 OUSMANE SEMBÈNE

LA NOIRE DE... Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1966,  DCP, F/d, 60 MARSEILLE APRÈS LA GUERRE Vorfilm Billy Woodberry, USA 2005, DCP, ohne Dialog, 11

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LA TÍA TULA

Miguel Picazo, Spanien 1964, 35 mm, Sp/e*, 109 '

Sa 13

15:00 FAMILIENFILM HASENHERZ Gunter Friedrich, DDR 1987, 35 mm, D, 6 (8), 77' anschl. Film­Workshop für Kinder mit Julia Bredermann (ca. 30 )

18:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LEAVE HER TO HEAVEN John M. Stahl, USA 1945, 35 mm, E/e*, 110

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS GONE GIRL David Fincher, USA 2014, DCP, E/d*, 149

So 14

15:00 OUSMANE SEMBÈNE MANDABI Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1968,  DCP, Wolof+F/d, 92

18:15 PREMIERE SHOWING UP Kelly Reichardt, USA 2022, DCP, E/d*, 107 '

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LADY MACBETH William Oldroyd, GB 2016,  Digital HD, E/d, 89

Mo 15

18:30 OUSMANE SEMBÈNE KURZFILMPROGRAMM OUSMANE SEMBÈNE

BOROM SARRET Ousmane Sembène, Senegal 1963, DCP, F/d, 20 ' TAUW Ousmane Sembène, Senegal 1970, Digital HD,  Wolof+F+Arab/e, 27 NIAYE Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1964,  Digital HD, Wolof+F/e, 35

20:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS BAISE­MOI Virginie Despentes, Frankreich 2000, 35 mm,  F/d, 77

Di 16

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS SHIVA BABY Emma Seligman, USA/Kanada 2020, DCP,  E/d*, 78 '

20:30 OUSMANE SEMBÈNE CAMP DE THIAROYE Ousmane Sembène, Senegal/Algerien/Tunesien 1988, 35 mm, Wolof+F/d*, 153

Mi 17

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS GONE GIRL David Fincher, USA 2014, DCP, E/d*, 149

18:30 CLASSICS BUSHMAN David Schickele, USA 1971, DCP, E/e, 73

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LA CÉRÉMONIE

Claude Chabrol, Frankreich/Deutschland 1995,  35 mm, F/d, 112

Do 18

16:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS FEMINISMUS, GENDER, QUEERNESS

Vorlesung von Dr. Linda Waack und Simone Winkler

18:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN

Susanne Heinrich, Deutschland 2019,  DCP, D, 80

20:30 MIKA TAANILA — ZWEI TAGE STROM ERÖFFNUNGSABEND

LIVE­PERFORMANCE I MIGHT BE STUCK Mika Taanila, Finnland 2022, 35 mm, E, 30 THE FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE Mika Taanila, Finnland 2002, 35 mm,  Finn+E+Schwed/e, 52 in Anwesenheit von Mika Taanila

Fr 19

15:00 OUSMANE SEMBÈNE

XALA

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1975,  DCP, Wolof+F/d, 123

18:00 MIKA TAANILA — ZWEI TAGE STROM TECTONIC PLATE

Mika Taanila, Finnland 2016, DCP,  ohne  Dialog, 74 in Anwesenheit von Mika Taanila

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS

HEATHERS

Michael Lehmann, USA 1988, Digital HD, E/d, 103

Sa 20

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS I ′ M NO ANGEL

Wesley Ruggles, USA 1933, DCP, E/d*, 87

18:00 MIKA TAANILA — ZWEI TAGE STROM KURZFILMPROGRAMM: SOUNDS & VISIONS

OPTICAL SOUND Mika Taanila, Finnland 2005, 35 mm,  ohne  Dialog, 6 ' ROBOCUP99 Mika Taanila, Finnland 2000, 35 mm, E, 26 ' FUTURO – A NEW STANCE FOR TOMORROW Mika Taanila, Finnland 1998, 35 mm,  Finn+E+D+Russ+Schwed+Estn/e, 29 in Anwesenheit von Mika Taanila

20:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS A WOMAN UNDER THE INFLUENCE

John Cassavetes, USA 1974, 35 mm, E/d, 155 '

So 21

15:00 OUSMANE SEMBÈNE MOOLAADÉ

Ousmane Sembène, Senegal/Burkina Faso/ Marokko/Tunesien/Kamerun/Frankreich 2003,  35 mm, Bambara+F/d/f, 124

18:30 PREMIERE OCCUPIED CITY

Steve McQueen, Niederlande/GB/USA 2023,  DCP, E/e, 262

Mo 22

18:30 OUSMANE SEMBÈNE EMITAÏ

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1971,  DCP, Diola+F/e, 103

20:45 CLASSICS BUSHMAN

David Schickele, USA 1971, DCP, E/e, 73 '

Di 23

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS

THE LAST SEDUCTION

John Dahl, GB/USA 1994, 35 mm, E/d/f, 106 '

20:45 PREMIERE

SHOWING UP

Kelly Reichardt, USA 2022, DCP, E/d*, 107

Mi 24

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LA CÉRÉMONIE

Claude Chabrol, Frankreich/Deutschland 1995,  35 mm, F/d, 112 '

18:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS

QUEEN OF HEARTS

May el-Toukhy, Dänemark/Schweden 2019,  DCP, Dän+Schwed/d, 128

20:45 OUSMANE SEMBÈNE GUELWAAR

Ousmane Sembène, Frankreich/Senegal 1992,  35 mm, Wolof+F/d, 115

Do 25

16:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS KÖRPER UND LEIB:

HAPTIC VISUALITY

Vorlesung von Prof. Dr. Volker Pantenburg

18:30 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS BEAU TRAVAIL

Claire Denis, Frankreich 1999, 35 mm, F/d, 92

20:45 PINK APPLE I AM TRULY A DROP OF SUN ON EARTH

Elene Naveriani, Schweiz/Georgien 2017, DCP, Georg/d/f, 61 in Anwesenheit von Elene Naveriani

Fr 26

15:00

OUSMANE SEMBÈNE CEDDO

Ousmane Sembène, Senegal 1976, DCP,  Wolof+Arab/d, 120 '

18:00 PINK APPLE

MASTERCLASS

ELENE NAVERIANI 60

19:30 PINK APPLE

BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY

Elene Naveriani, Schweiz/Georgien 2023, DCP,  Georg/d, 112 '  in Anwesenheit von Elene Naveriani

Sa 27

15:00  PINK APPLE

Carte Blanche von Elene Naveriani

THE WATERMELON WOMAN Cheryl Dunye, USA 1996, DCP, E/d*, 90 ' in Anwesenheit von Elene Naveriani

18:00  PINK APPLE

KURZFILMPROGRAMM UND EHRENPREIS GOLDEN APPLE 2024 FÜR ELENE NAVERIANI RED ANTS BITE

Elene Naveriani, Schweiz 2019, Digital HD, Georg/e, 23 ' LES ÉVANGILES D′ANASYRMA Elene Naveriani, Schweiz 2014, Digital HD,  Georg/e, 29 FATHER, BLESS US Elene Naveriani, Schweiz 2013, Digital HD,  ohne  Dialog, 9 in Anwesenheit von Elene Naveriani

20:45  UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS DANGEROUS LIAISONS Stephen Frears, GB/USA 1988, 35 mm, E/d/f, 119 '

So 28

15:00

PINK APPLE WET SAND

Elene Naveriani, Schweiz/Georgien 2021, DCP,  Georg/d/f, 115 '

18:30 PINK APPLE PREMIERE

Der Filmtitel wird zeitnah bekanntgegeben.

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS DOÑA BÁRBARA

Fernando de Fuentes, Miguel M. Delgado,  Mexiko 1943, DCP, Sp/e, 138

Mo 29

18:15 OUSMANE SEMBÈNE GUELWAAR

Ousmane Sembène, Frankreich/Senegal 1992,  35 mm, Wolof+F/d, 115 '

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS HUESERA

Michelle Garza Cervera, Mexiko/Peru 2022,  Digital HD, Sp/d, 97

Di 30

18:30 PINK APPLE PREMIERE

Der Filmtitel wird zeitnah bekanntgegeben.

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LEAVE HER TO HEAVEN John M. Stahl, USA 1945, 35 mm, E/e*, 110

MAI

Mi 1

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS QUEEN OF HEARTS

May el-Toukhy, Dänemark/Schweden 2019,  DCP, Dän+Schwed/d, 128

18:30 OUSMANE SEMBÈNE LA NOIRE DE...

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1966,  DCP, F/d, 60 ' MARSEILLE APRÈS LA GUERRE Vorfilm

Billy Woodberry, USA 2005, DCP, ohne Dialog, 11

20:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS A WOMAN UNDER

THE INFLUENCE

John Cassavetes, USA 1974, 35 mm, E/d, 155 '

Do 2

16:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS NEOFORMALISMUS UND KOGNITIVISMUS Vorlesung von Prof. Dr. Volker Pantenburg

18:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS ZERO DARK THIRTY

Kathryn Bigelow, USA/Indien 2012,  DCP, E/d, 157

21:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS SHIVA BABY

Emma Seligman, USA/Kanada 2020,  DCP, E/d*, 78

Fr 3

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LADY MACBETH

William Oldroyd, GB 2016, Digital HD, E/d, 89

18:15 SÉLECTION LUMIÈRE

LA GRANDE ILLUSION Jean Renoir, Frankreich 1937, 35 mm, F/d, 114

20:45 CLASSICS

BUSHMAN David Schickele, USA 1971, DCP, E/e, 73 '

Sa 4

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS HEATHERS

Michael Lehmann, USA 1988, Digital HD, E/d, 103

18:15 PREMIERE SHOWING UP

Kelly Reichardt, USA 2022, DCP, E/d*, 107

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS I ′ M NO ANGEL Wesley Ruggles, USA 1933, DCP, E/d*, 87

So 5

15:00 OUSMANE SEMBÈNE CAMP DE THIAROYE Ousmane Sembène, Senegal/Algerien/  Tunesien 1988, 35 mm, Wolof+F/d*, 153 '

18:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS TACONES LEJANOS Pedro Almodóvar, Spanien/Frankreich 1991,  35 mm, Sp/d/f, 112

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS CORSAGE

Marie Kreutzer, Österreich/Luxemburg/ Deutschland/Frankreich 2022, DCP, D, 114 '

Mo 6

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS HUESERA

Michelle Garza Cervera, Mexiko/Peru 2022,  Digital HD, Sp/d, 97

20:45 OUSMANE SEMBÈNE

KURZFILMPROGRAMM

OUSMANE SEMBÈNE

BOROM SARRET Ousmane Sembène, Senegal 1963, DCP, F/d, 20 TAUW Ousmane Sembène, Senegal 1970, Digital HD,  Wolof+F+Arab/e, 27 NIAYE Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1964,  Digital HD, Wolof+F/e, 35

Di 7

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS HEATHERS

Michael Lehmann, USA 1988, Digital HD, E/d, 103

20:45 OUSMANE SEMBÈNE MOOLAADÉ

Ousmane Sembène, Senegal/Burkina Faso/ Marokko/Tunesien/Kamerun/Frankreich 2003,  35 mm, Bambara+F/d/f, 124 '

Mi 8

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS THE REUNION Anna Odell, Schweden 2013, DCP,  Schwed/d/f, 88

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS RE:VISION – FILME NEU SEHEN

Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto, 90'

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE?

Robert Aldrich, USA 1962, DCP, E/d*, 132 vergünstigte Kombi-Tickets nur an der   Kinokasse erhältlich

Do 9

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS LA TÍA TULA

Miguel Picazo, Spanien 1964, 35 mm, Sp/e*, 109

18:15 OUSMANE SEMBÈNE CEDDO Ousmane Sembène, Senegal 1976, DCP,  Wolof+Arab/d, 120 '

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS GONE GIRL David Fincher, USA 2014, DCP, E/d*, 149

Fr 10

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS DOÑA BÁRBARA

Fernando de Fuentes, Miguel M. Delgado,  Mexiko 1943, DCP, Sp/e, 138

18:30 PREMIERE

OCCUPIED CITY

Steve McQueen, Niederlande/GB/USA 2023,  DCP, E/e, 262 '

Sa 11

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS CORSAGE Marie Kreutzer, Österreich/Luxemburg/ Deutschland/Frankreich 2022, DCP, D, 114

18:30 OUSMANE SEMBÈNE

MANDABI

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1968,  DCP, Wolof+F/d, 92

20:45 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE?

Robert Aldrich, USA 1962, DCP, E/d*, 132 '

So 12

11:00 SONDERVORSTELLUNG

THE BAD SLEEP WELL Veranstaltung der Schweizerisch­ Japanischen Gesellschaft. Freier Eintritt / Kollekte.

Akira Kurosawa, Japan 1960, DCP,   Japanisch/d, 151

15:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS POOR THINGS

Giorgos Lanthimos, Irland/UK/USA/Ungarn  2023, DCP, E/d/f, 141 '

18:30 CLASSICS BUSHMAN

David Schickele, USA 1971, DCP, E/e, 73

20:15 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS THE LAST SEDUCTION John Dahl, GB/USA 1994, 35 mm, E/d/f, 106

Mo 13

18:15 OUSMANE SEMBÈNE

XALA

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1975,  DCP, Wolof+F/d, 123

21:00 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS BAISE­MOI Virginie Despentes, Frankreich 2000, 35 mm,  F/d, 77

Di 14

18:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS UNDER THE SKIN Carine Adler, GB 1997, 35 mm, E/e*, 82

20:45 OUSMANE SEMBÈNE

EMITAÏ

Ousmane Sembène, Senegal/Frankreich 1971,  DCP, Diola+F/e, 103 '

Mi 15

14:00 KINDERFILMCLUB DIE ZAUBERLATERNE Vorstellungen nur für Mitglieder  (6- bis 12-Jährige) Empfang und Präsentation des Films: 15' vor der Vorstellung

16:00 KINDERFILMCLUB DIE ZAUBERLATERNE

Vorstellungen nur für Mitglieder  (6- bis 12-Jährige) Empfang und Präsentation des Films: 15' vor der Vorstellung

18:30 CLASSICS

BUSHMAN David Schickele, USA 1971, DCP, E/e, 73

20:30 UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS POOR THINGS

Giorgos Lanthimos, Irland/UK/USA/Ungarn  2023, DCP, E/d/f, 141 '

MOOLAADÉ
EMITAÏ

LA NOIRE DE...

Mo 1.4. 18:30 Fr 12.4. 18:30

Mi 1.5. 18:30

Senegal/Frankreich 1966, Farbe + sw, DCP, F/d, 60' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène, nach seiner gleichnamigen Kurzgeschichte KAMERA Christian Lacoste SCHNITT André Gaudier MIT Mbissine Thérèse Diop, Anne-Marie Jelinek, Robert Fontaine, Momar Nar Sene, Toto Bissainthe.

MARSEILLE APRÈS LA GUERRE Vorfilm USA 2005, sw, DCP, ohne Dialog, 11' REGIE Billy Woodberry DREHBUCH Billy Woodberry SCHNITT Billy Woodberry.

Von der Idee eines kosmopolitischen Lebens fasziniert, verlässt die junge Schwarze Diouane ihr Zuhause in Dakar, um als Kindermädchen für eine weisse französische Familie an der Côte d’Azur zu arbeiten. Doch in Antibes angekommen, muss sie die Badewanne schrubben, Böden wischen und den alltäglichen Rassismus ertragen. Schnell wird ihr klar, dass ihre Position als Hausangestellte in Wirklichkeit nur bezahlte Sklaverei ist. Ihrer Freiheit, Würde und Identität beraubt, lodert in ihr eine stille Wut auf, die sie schliesslich zu einem Akt des radikalen Widerstands treibt. «Ich werde nie wieder eine Sklavin sein», schwört sie sich entschlossen. (lb) «Kein anderes nationales oder kulturelles Kino hat so selbstbewusst begonnen wie der Senegal mit Sembènes Langspieldebütfilm La Noire de... . Das Ergebnis ist ein Film, der unverhohlen politisch ist, sich aber nie aufdrängt und der die Verbindung zwischen sozialen Kräften und den Gefühlen des Alltags wesentlich besser aufzeigt als die meisten seiner verkopften europäischen Zeitgenossen.» (Ignatiy Vishnevetsky, avclub.com, 2.5.2014)

Als Vorfilm zeigen wir Billy Woodberrys Marseille après la guerre , eine lyrische Hommage an Ousmane Sembène.

MANDABI

Di 2.4. 18:30 So 14.4. 15:00

Sa 11.5. 18:30

Senegal/Frankreich 1968, Farbe, DCP, Wolof+F/d, 92' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène KAMERA Paul Soulignac SCHNITT Gilbert Kikoïne MIT Makhouredia Gueye, Younousse N’Diaye, Isseu Niang, Serigne Sow, Moustapha Touré.

«‹Hör auf, uns die Hoffnung zu nehmen›, ruft eine der beiden Ehefrauen des würdigen, aber unglücklichen Protagonisten Ibrahima, eines gläubigen Muslims, der seit vier Jahren nicht mehr gearbeitet hat. Der Postbote hat ihnen gerade mitgeteilt, dass wie ein Blitz aus heiterem Himmel eine Geldanweisung von Ibrahimas Neffen aus Paris eingetroffen ist. Diese Nachricht verbreitet sich schnell. Bedürftige Nachbarn kommen mit ausgestreckten Händen.

Für die Einlösung der Zahlungsanweisung benötigt er jedoch einen Personalausweis, und um einen Personalausweis zu bekommen, braucht er eine Geburtsurkunde, und um eine Geburtsurkunde zu bekommen, muss er einen Freund am Gericht haben. Mandabi ist grosszügig, reich an Details, ein Fest für Augen und Ohren. Die Farben sind leuchtend und gesättigt; der Titelsong war ein lokaler Hit, bis die senegalesische Regierung, die offenbar seine subversive Kraft erkannte, ihn aus dem Radio verbannte.» (Jacob Hoberman, The New York Times, 13.1.2021)

«In Mandabi prangere ich auf Brecht’sche Art die Diktatur der Bourgeoisie über das Volk an. Diese Bourgeoisie, die wir als Übergangsbourgeoisie bezeichnen könnten, ist eine besondere, die weniger aus Besitzenden besteht, als vielmehr aus Intellektuellen und Beamten. Diese Bourgeoisie nutzt ihr Wissen und ihren Rang, um das Volk zu unterdrücken und sich zu bereichern.» (Ousmane Sembène im Interview mit Guy Hennebelle, 1969)

EMITAÏ

Mi 10.4. 20:45 Mo 22.4. 18:30

Di 14.5. 20:45

Senegal/Frankreich 1971, Farbe, DCP, Diola+F/e, 103' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène KAMERA Georges Caristan SCHNITT Gilbert Kikoïne BESETZUNG Robert Fontaine, Michel Renaudeau, Pierre Blanchard, Andoujo Diahou, Fodé Cambay. Zu sehen ist die neu restaurierte Version des Films.

In den Wirren des Zweiten Weltkriegs durchstreifen französische Truppen und ihre afrikanischen Lakaien das senegalesische Land, zwingen junge Männer des Diola-Stammes in den Kriegsdienst und versuchen selbst in den entlegensten Dörfern, kostbare Reisvorräte zu konfiszieren. Während die Ältesten sich mit den Göttern beraten, verstecken die Frauen den von den französischen Truppen geforderten und für die Einheimischen heiligen Reis. Unter der heissen afrikanischen Sonne eskalieren die Spannungen langsam, bis zum erschütternden, scheinbar schicksalhaften Ende. (lb)

« Emitaï wurde in ganz Afrika verboten, ausser im Senegal, wo er erst nach einem Jahr der Proteste erlaubt wurde. (…) Mir wurde gesagt, dass es kein ‹günstiger Zeitpunkt› sei, diesen Film zu zeigen. Sie waren alle sehr höflich, also habe ich nichts gesagt. Ich nahm meinen Film und ging.» (Ousmane Sembène im Interview mit Guy Hennebelle, 1969)

XALA

So 7.4. 18:00 Fr 19.4. 15:00

Mo 13.5. 18:15

Senegal/Frankreich 1975, Farbe, DCP, Wolof+F/d, 123'

REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène, nach seinem gleichnamigen Roman KAMERA Georges Caristan, Orlando L. López, Seydina D. Saye, Seck Farba MUSIK Samba Diabaré Samb SCHNITT Florence Eymon BESETZUNG Thierno Leye, Seune Samb, Douta Seck, Younouss Sèye, Fatim Diagne, Myriam Niang. Zu sehen ist die neu restaurierte Version des Films.

«Ein korrupter Beamter wird in die Handelskammer aufgenommen und heiratet aus diesem Anlass zum dritten Mal. Doch er kann seine ehelichen Pflichten nicht erfüllen und besucht verschiedene Schamanen, um sich vom ‹xala›, dem Fluch der Impotenz, befreien zu lassen. Sein Ruf nimmt durch das xala nachhaltigen Schaden, seine Existenz wird zerstört. (…) In dieser beissenden Satire über die postkoloniale Ära baut Sembène die Handlung rund um die souveräne Titelmetapher auf (die Impotenz ist sozial, wirtschaftlich und spirituell) und versetzt sie mit bösen Seitenhieben sowie einer Symbolik, die an Buñuel gemahnt: Der stolz ‹europäisierte› Protagonist trinkt nicht nur ausschliesslich Evian, sondern lässt auch sein Auto damit waschen. Die ‹Unabhängigkeit›, d. h. die Machtübernahme, zu Beginn sieht so aus: Schwarze tragen die Büsten der Weissen aus dem Regierungsgebäude und nehmen deren Plätze ein. Dann kommen die Weissen wieder und geben den Schwarzen Koffer... Mit Xala errang Sembène seinen ersten Welterfolg.» (Christoph Höller, Österreichisches Filmmuseum, November 2004)

CEDDO

Mo 8.4. 20:45 Fr 26.4. 15:00

Do 9.5. 18:15

Senegal 1976, Farbe, DCP, Wolof+Arab/d, 120' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène KAMERA

Georges Caristan MUSIK Manu Dibango SCHNITT Florence Eymon BESETZUNG Tabata Ndiaye, Moustapha Yade, Aliouane Fall, Matoura Dia, Mamadou Ndiaye Diagne, Camara Ousmane, Oumar Gueye, Mamadou Dioum.

Zu sehen ist die neu restaurierte Version des Films. «Im vorkolonialen Senegal entführen Mitglieder der Ceddo (der ‹Aussenseiter›) Prinzessin Dior Yacine, nachdem ihr Vater, der König, einer aufstrebenden islamischen Gruppierung Treue geschworen hat, die das Konvertieren des gesamten Clans zu ihrem Glauben plant. Versuche, sie zurückzuholen, scheitern und provozieren weitere Spaltungen sowie letztendlich Krieg zwischen den animistischen Ceddo und den fundamentalistischen Muslimen, wobei christliche Missionare und Sklavenhändler aus Europa mitten hineingeraten. Doch selbst als der Sieger feststeht, endet der Konflikt nicht – und die Rückkehr der Prinzessin und ihre immer noch geachtete Macht könnten die neue Ordnung durchaus stürzen. Ceddo , bei seiner ursprünglichen Veröffentlichung in Sembènes Heimat Senegal verboten, ist ein ehrgeiziges, vielschichtiges Epos, das die explosiven Zwischenräume zwischen alter Tradition, religiöser Kolonisierung, politischem Opportunismus und individueller Freiheit auslotet.» (Janus Films)

18 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
EMITAÏ
LA NOIRE DE... XALA

CAMP DE THIAROYE

Di 16.4. 20:30 So 5.5. 15:00

Senegal/Algerien/Tunesien 1988, Farbe, 35 mm, Wolof+F/d*, 153'

REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène, Thierno

Faty Sow KAMERA Smaïl Lakhdar-Hamina MUSIK

Ismaël Lô SCHNITT Kahéna Attia MIT Sidiki Bakaba, Hamed Camara, Ismaila Cissé, Ababacar Sy Cissé, Moussa Cissoko.

«Ousmane Sembènes Film Camp de Thiaroye erinnert an das Massaker von Thiaroye, das vor über 70 Jahren am 1. Dezember 1944 stattfand. Als einige ‹tirailleurs sénégalais› nach der Rückkehr aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager in einem senegalischen Camp nahe Dakar Ende 1944 ihren Lohn einfordern, werden sie von französischen Truppen zusammengeschossen. Sembène inszeniert die Rückkehr der senegalesischen Soldaten aus dem Kriegsgefangenenlager als eine Rückkehr in den Kolonialrassismus der Vorkriegszeit. Der Eskalation der Repression durch die weissen Offiziere steht eine zunehmende Empörung der Soldaten gegenüber.» (Fabian Tietke, Zeughauskino Berlin 2014)

«Wie die meisten seiner Filme wurde Camp de Thiaroye sowohl im Senegal als auch in Frankreich zehn Jahre lang verboten, um die Tragödie aus dem öffentlichen Gedächtnis zu löschen. Dennoch nahm der Film 1988 am Wettbewerb der 45. Internationalen Filmfestspiele von Venedig teil, wo er den Spezialpreis der Jury gewann. Es war die erste panafrikanische Produktion, die ohne technische Unterstützung oder Kofinanzierung durch Europa entstand.» (Matene Toure, versobooks.com)

GUELWAAR

Do 4.4. 15:00 Mi 24.4. 20:45

Mo 29.4. 18:15

Frankreich/Senegal 1992, Farbe, 35 mm, Wolof+F/d, 115' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène KAMERA

Dominique Gentil MUSIK Baaba Maal SCHNITT MarieAimée Debril MIT Abou Camara, Marie Augustine Diatta, Mame Ndoumbé Diop, Yama Diedhiou.

«Guelwaar ist der Spitzname von Pierre Henri Thioune, einem politischen Radikalen und Aufwiegler, dessen Kritik an der Abhängigkeit des Senegal von ausländischer Hilfe den Machthabern sauer aufstösst. Nach seinem mysteriösen Tod kommt es zu einer absurden Verwechslung, als seine Leiche mit der eines anderen Mannes vertauscht und versehentlich auf einem islamischen Friedhof beigesetzt wird. Guelwaars Familie, angeführt vom europäisch geprägten Sohn, beauftragt die örtliche Polizei, den Vater auszugraben und auf katholischem Boden wieder zu bestatten, doch der muslimische Widerstand entfacht einen religiösen Konflikt und setzt lang gehegte Feindseligkeiten unter den Stadtbewohnern frei. Guelwaar ist zugleich eine tragikomische Studie über die gesellschaftliche Atomisierung und eine hoffnungsvolle Vision von panafrikanischer Solidarität und Unabhängigkeit.» (Janus Films)

KURZFILMPROGRAMM OUSMANE SEMBÈNE

Mi 3.4. 18:15 Mo 15.4. 18:30 Mo 6.5. 20:45

BOROM SARRET

Senegal 1963, sw, DCP, F/d, 20' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène

KAMERA Christian Lacoste SCHNITT André Gaudier BESETZUNG Ly Abdoulay, Albourah.

Borom Sarret (1963), einer der ersten Filme eines Regisseurs aus Subsahara-Afrika, erzählt «die Geschichte eines armen Mannes, der in Dakar versucht, seinen Lebensunterhalt als Fuhrmann zu bestreiten. Obschon er erwartet, für seine Dienste bezahlt zu werden, hat er Mühe damit, das klarzumachen, und wird so oft enttäuscht und ausgenutzt. Dieser Kurzfilm illustriert, dass die Unabhängigkeit des Landes die Probleme seiner Bevölkerung nicht lösen konnte.» (trigon-film)

NIAYE

Senegal/Frankreich 1964, sw, Digital HD, Wolof+F/e, 35' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène, nach seiner Sammlung von Kurzgeschichten «Véhi Ciosane» von KAMERA Georges Caristan SCHNITT André Gaudier BESETZUNG Serigne Sow, Astou N’Diaye, Mame Dia, Modou Sène.

« Niaye (1964) erzählt die Geschichte eines 13-jährigen Mädchens aus einem kleinen Dorf, das nach einer ungewollten, inzestuösen Schwangerschaft ganz allein mit den Anfeindungen der Gemeinschaft fertigwerden muss. Basierend auf Sembènes eigener Kurzgeschichte liefert Niaye einen bissigen Kommentar zur Heuchelei der dörflichen Traditionen.» (Film Forum, New York, September 2023)

TAUW

Senegal 1970, Farbe, Digital HD, Wolof+F+Arab/e, 27' REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène KAMERA Georges Caristan BESETZUNG Mamadou M’Bow, Amadi Dieng, Fatim Diagne, Coumba Mane, Habib Diop, Ibrahima Boye, Mamadou Diagne, Papa Yoro, Ousmane Sembène.

«Tauw, ein arbeitsloser 20-Jähriger, muss sich mit den Folgen der sich wandelnden Moral und des erstickten Arbeitsmarktes im städtischen Senegal auseinandersetzen, während der elfjährige Ouman sich mit den Widersprüchen seines Religionsunterrichts konfrontiert sieht. In seiner naturalistischen Darstellung dramatisiert Tauw (1970), wie unvorbereitet beide auf die Realitäten einer sich verändernden Gesellschaft sind.» (African Film Festival, New York)

MOOLAADÉ

Fr 5.4. 18:15 So 21.4. 15:00

Di 7.5. 20:45

Senegal/Burkina Faso/Marokko/Tunesien/Kamerun/ Frankreich 2003, Farbe, 35 mm, Bambara+F/d/f, 124' REGIE Ousmane Sembène DREHBUCH Ousmane Sembène KAMERA Dominique Gentil MUSIK Boncana Naiga SCHNITT Abdellatif Raïss MIT Fatoumata Coulibaly, Maimouna Hélène Diarra, Salimata Traoré, Dominique Zeïda, Mah Compaoré, Aminata Dao.

«Collé ist eine mutige Frau mit starkem Willen. Sie schafft es, ihre Tochter vor der Beschneidung zu bewahren, denn sie lehnt diese grausame Praktik ab. Als später vier Mädchen, denen das gleiche Schicksal droht, Schutz bei ihr suchen, beruft Collé sich auf den altehrwürdigen Brauch des Moolaadé: das Recht auf eine unantastbare Zufluchtsstätte. Selbst als die Heirat ihrer Tochter gefährdet wird, behauptet Collé ihre Stellung. Der Konflikt spaltet die Dorfgemeinschaft zunehmend …» (Xenix Filmdistribution, Juni 2006)

«In 38 Ländern von insgesamt 54 der Afrikanischen Union wird die rituelle Beschneidung junger Mädchen praktiziert. Ousmane Sembène hat sich mit dieser barbarischen Tradition, ihren Ursprüngen und aktuellen Praktiken im Senegal befasst. Und zeigt ohne aufklärerischen Gestus das nahezu unentwirrbare Ineinander uralter patriarchalischer Strukturen, das moderne Afrika und die individuelle Rebellion einer jungen Frau gegen die Gewalt in ihrem Dorf. (…) In einfachen, klaren Bildern erzählt Sembène von einem unauflösbaren Dilemma, in dem die althergebrachte Tradition das Recht auf Schutz aufzuheben scheint. Der souveräne Duktus, mit dem die Figuren und Positionen umrissen werden, zeugt von Altersweisheit, von Filmund Lebenserfahrung, umso eindrücklicher das Bekenntnis zur Modernität: Im Gegensatz zu vielen Jungregisseuren aus seiner Heimat, die im westlichen Einfluss vor allem eine zerstörerische Kraft sehen, beschwört der 81-jährige Regisseur das Aufklärungspotenzial, das in dieser Öffnung steckt. Dass sich die Frauen des Dorfs emanzipieren können, verdanken sie den Medien aus der Ersten Welt. In der letzten Einstellung folgt auf das Bild eines 150-jährigen Strausseneis auf der Spitze einer Moschee das einer Fernsehantenne.» (Christoph Huber, Viennale 2004)

EINFÜHRUNG ZU MOOLAADÉ

Fr 5.4. 18:15

Von Catherine Silberschmidt, Filmkritikerin (ca. 10')

FAAT KINÉ

Die 35-mm-Kopie von Faat Kiné ist leider nicht verfügbar für dieses Programm. Darum zeigen wir diesen Film als Nachspiel im Juni.

19 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
BOROM SARRET CAMP DE THIAROYE
TECTONIC PLATE

MIKA TA A NILA

THE FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE

Der Filmemacher und Künstler Mika Taanila bewegt sich mit seinen Arbeiten zwischen Dokumentation und Kunst, zwischen Nostalgie und Zukunftsglauben. Er hat ein humorvoll-verspieltes, aber auch radikales Œuvre geschaffen und gilt als einer der wichtigsten Vertreter finnischer Medien- und Filmkunst. Zwei Tage Strom, das biennale Festival für elektronische Musik, präsentiert gemeinsam mit dem Filmpodium im Rahmen der 6. Festivalausgabe vom 18. bis zum 20. April eine Werkschau mit Filmen, Installationen und einer Staubsaugerperformance von und mit Mika Taanila – im Filmpodium und im Kunstraum Walcheturm.

In über zwei Jahrzehnten hat Mika Taanila (*1965) Werke geschaffen, die zwischen den Bereichen Dokumentarfilm und bildende Kunst changieren, in analogen und digitalen Formaten, mit Dokumentarfilmen, Kunst- und Musikvideos, Performances und Installationen. Die Auseinandersetzung mit technologischer Evolution und künstlicher Intelligenz sowie deren gesellschaftsphilosophischen Implikationen zieht sich wie eine Konstante durch sein Schaffen: Er wirft neugierige Blicke auf futuristische Utopien, das Verhältnis von Mensch und Maschine und Kreuzpunkte zwischen Kunst und Wissenschaft.

Mika Taanilas Arbeiten bestechen visuell wie musikalisch. Oft entstanden sie in enger Zusammenarbeit mit richtungsweisenden Künstler:innen aus dem Feld der elektronischen Musik. So steuerte Mika Vainio (Pan Sonic) sowohl beim Experimentalfilm Tectonic Plate wie auch bei der audiovisuellen Installation A Physical Ring (zu sehen im Kunstraum Walcheturm) die Musik bei; und mit Optical Sound erschuf Taanila ein Musikvideo und eine Dokumentation zu einer Komposition für Matrixdrucker des Elektronik-Duos The User.

So vielgestaltig Mika Taanilas Schaffen auch sein mag, seine Arbeiten sind alle geprägt vom wild Suchenden und beglückt Staunenden, vom Denken in ungewöhnlichen Verknüpfungen und lösen damit eine ungeheure Sogwirkung aus.

Die Werkschau von Mika Taanila ist eine Koproduktion von Filmpodium und ZWEI TAGE STROM

ERÖFFNUNGSABEND

Do 18.4. 20:30

LIVE-PERFORMANCE

I MIGHT BE STUCK

Finnland 2022, Farbe + sw, 35 mm, E, 30'

REGIE Mika Taanila DREHBUCH Harry Salmenniemi.

MUSIK Jussi Lehtisalo (Circle)

I Might Be Stuck ist ein Kino-Ballett im elektromagnetischen Feld drahtloser Datenübertagung, dargeboten von zwei etwas neurotischen Staubsaugerrobotern. Diese drehen ihre Runden im Kinosaal und produzieren mittels Infrarotkameras einen fortlaufenden Bilderstrom, der mit Taanilas vorgefertigten Bildern kollidiert. Das Libretto für künstliche Intelligenz schrieb Harry Salmenniemi, Jussi Lehtisalo steuerte die elektronische Musik bei. «In der Höhe der Roboter oder auf dem Boden der Tatsachen entdecken wir das Kino wieder. Der Dialog zwischen den Robotern erzielt eine Wirkung, die sowohl komisch als auch tiefgründig ist.» (Écran Noir)

BACK TO THE FUTURE:

GESPRÄCH MIT MIKA TAANILA

Dauer 30'

Wie ein roter Faden zieht sich durch Mika Taanilas Filme und Installationen die widersprüchliche Verknüpfung von zukunftsorientierten Inhalten mit einer historischen Bildsprache. In einem Q & A gibt er Einblick in seine Arbeitsweise und künstlerischen Strategien, die von seiner Passion für Utopien in Naturwissenschaft, Architektur, Design und elektronischer Musik leben.

THE FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE TULEVAISUUS EI OLE ENTISENSÄ

Finnland 2002, sw, 35 mm, Finn+E+Schwed/e, 52' REGIE UND DREHBUCH Mika Taanila KAMERA Jussi Eerola MUSIK Erkki Kurenniemi, György Ligeti, Jukka Ruohomäki, Sähkökvartetti SCHNITT Mika Taanila. Mika Taanila hat dem 2017 verstorbenen Erkki Kurenniemi ein umfassendes Porträt gewidmet. Kurenniemi, der sein Leben akribisch in Bild und Ton festhielt (um nach seinem Tod digital neu zum Leben erweckt zu werden), gilt als Pionier der elektronischen Musik und als Medienkunst-Philosoph. In den 1960erJahren mit dem Aufbau eines elektronischen Musikstudios in Helsinki beauftragt, war er auch als Erfinder, Filmemacher und Robotikexperte umtriebig. Taanilas Porträt verbindet Avantgarde-Musik und -Filme der 1960er-Jahre mit der frühen Geschichte von Mikrocomputern und den grossen Fragen der Wissenschaft des 21. Jahrhunderts.

FUTURO: A NEW STANCE FOR TOMORROW

TECTONIC PLATE MANNERLAATTA

Fr 19.4. 18:00

Finnland 2016, sw, DCP, ohne Dialog, 74' REGIE Mika Taanila MUSIK Ø (Mika Vainio). Tectonic Plate ist ein Film, der ohne Kamera gedreht wurde und von Flugangst, Sicherheitskontrollen und dem Überqueren von Zeitzonen handelt. Nach der Rückkehr von einer Reise sitzt der namenlose Protagonist in einem Hotel in Helsinki fest. Dabei verändert der Einsatz verschiedener technischer Geräte wie Telefone, Computer und Herzfrequenzmesser sein Zeitgefühl und sein Bewusstsein. Der Film besteht aus drei verschiedenen Elementen: aus auf 35-mm-Klarsichtfilm fotokopierten Dokumenten wie Bordkarten oder Flughafenplänen, Fotogrammen, die direkt auf 35-mm-Schwarzweiss-Umkehrfilm ausgeführt werden, und schliesslich dem Text des Dichters Harry Salmenniemi. Die schon im frühen Stadium des Projekts komponierte Musik von Mika Vainio bestimmt grösstenteils den Schnittrhythmus der visuellen Erzählung.

KURZFILMPROGRAMM SOUNDS & VISIONS

Sa 20.4. 18:00

Auch in seinen visuell vielschichtigen und unterhaltsamen Kurzfilmen legt Mika Taanila den Fokus auf futuristische Ideen, Utopien und menschliches Scheitern. Er verwendet dabei auf künstlerische Weise historische Archivaufnahmen und Found Footage.

Optical Sound basiert auf der «Symphony #2 for Dot Matrix Printers» des kanadischen Elektronik-Duos The User, das hier veraltete Nadeldrucker in Musikinstrumente verwandelt. Dazu montiert Mika Taanila nächtliche Zeitrafferaufnahmen, Bilder von Miniaturüberwachungskameras und die direkt auf klares Zelluloid fotokopierte Musikpartitur.

Robocop 99 ist ein kurioser Sportfilm. Der Film wurde während der Roboter-Fussballweltmeisterschaft 1999 in Stockholm gedreht, als die «Gemeinschaft der künstlichen Intelligenz» ihre ehrgeizige Mission verkündete: Bis Mitte des 21. Jahrhunderts wird ein Team aus völlig autonomen Roboterfussballspielern nach den offiziellen Regeln der FIFA den amtierenden Meister der letzten menschlichen Weltmeisterschaft besiegen.

Futuro – A New Stance for Tomorrow geht dem Aufstieg und Fall des finnischen Designobjekts «Futuro» nach – eines Vollplastikhauses in UFO-Form, das in den 1960er-Jahren weltweit für Furore sorgte. Eine bizarr inszenierte, filmische Erzählung von Mika Taanila. Zu Wort und ins Bild kommen dabei neben dem Erfinder Matti Suuronen unter anderen Andy Warhol, Christo, Charles Wilp sowie der russische Sputnik-Jugendreisedienst.

OPTICAL SOUND OPTINEN ÄÄNI

Finnland 2005, Farbe + sw, 35 mm, ohne Dialog, 6' REGIE Mika Taanila DREHBUCH Jussi Eerola, Mika Taanila.

ROBOCUP99

Finnland 2000, Farbe + sw, 35 mm, E, 26' REGIE und DREHBUCH Mika Taanila MUSIK Rehberg/ Bauer, Christoph de Babalon, Shizuo.

FUTURO – A NEW STANCE FOR TOMORROW

FUTURO: TULEVAISUUDEN OLOTILA

Finnland 1998, Farbe/sw, 35 mm, Finn+E+D+Russ+Schwed+Estn/e, 29' REGIE Mika Taanila DREHBUCH Marko Home, Mika Taanila KAMERA Jussi Eerola MUSIK Ektroverde, Dick Hyman.

ZWEI TAGE STROM

Do 18.4. Sa 20.4.

Seit 2013 widmet sich das Festival aktuellen Dynamiken auf dem weiten Feld elektronischer Kultur. Experimentelle Clubmusik, elektroakustische Komposition, Klanginstallationen und elektronisch vertonte Experimentalfilme treffen hier aufeinander. An zwei Tagen bespielen Musiker:innen den Kunstraum Walcheturm – mal kaum hörbar, mal knapp tanzbar, mal knisternd oder dröhnend, beschaulich oder bedrohlich, dabei immer anregend und aufregend. Neben Musik sind filmische Arbeiten, die Bezüge zu elektronischer Musik herstellen, Bestandteil von Zwei Tage Strom. Die Gäste der 6. Ausgabe sind Mika Taanila, Rian Treanor, Ioana Vreme Moser, Francisco Meirino, Sun Dog, Jessica Ekomane und Lukas Koenig.

Kombiticket und Festivalpass sind im Filmpodium und im Kunstraum Walcheturm erhältlich.

Detaillierte Informationen zum Programm : 2tagestrom.ch

A PHYSICAL RING

Jeweils ab 19:00

im Kunstraum Walcheturm

Mika Taanila wird an allen Abenden anwesend sein.

Finnland 2002, sw, Digital HD, ohne Dialog, 5' REGIE Mika Taanila MUSIK Ø (Mika Vainio). Das Ausgangsmaterial dieser pulsierenden Found-Footage-Installation sind Bildaufzeichnungen eines anonymen physikalischen Experiments aus den 1940er-Jahren, dessen Zweck bis heute unklar ist. Durch den akribischen Schnitt werden die Forschungsaufnahmen zu einer beunruhigenden kinematografischen Fantasie. Die rhythmische Kombination der Bilder mit der Musik der finnischen Elektronik-Formation Pan Sonic erzeugt dabei eine eindringliche, soghafte und hypnotische Wirkung. A Physical Ring erhielt unter anderem eine lobende Erwähnung beim Prix Ars Electronica in Linz (2002).

21 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
ZWEI TAGE STROM IM FILMPODIUM
FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE
THE

MATERIAL GHOSTS: ANSÄTZE DER MODERNEN FILMTHEORIE

Vorlesungsreihe des Seminars für Filmwissenschaft, Universität Zürich

Die Vorlesung «Ansätze der modernen Filmtheorie» am Seminar für Filmwissenschaft (Universität Zürich) findet in diesem Jahr als öffentliche Veranstaltung im Filmpodium statt. Volker Pantenburg, Professor am Seminar, behandelt von Februar bis Mai jeweils am Donnerstagnachmittag Filmtheorien von den 1960er-Jahren bis heute: ein Nach- und Ineinander unterschiedlicher Denkstile und Konjunkturen.

Do 11.4. 16:15

Film als Sprache / Film als Text gefolgt von JE TU IL ELLE

Do 18.4. 16:15

Feminismus, Gender, Queerness gefolgt von DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN

Vorlesung von Dr. Linda Waack und Simone Winkler

Do 25.4. 16:15

Körper und Leib: Haptic Visuality gefolgt von BEAU TRAVAIL

Do 2.5. 16:15

Neoformalismus und Kognitivismus gefolgt von ZERO DARK THIRTY

Alle Vorlesungen von Prof. Dr. Volker Pantenburg, wo nicht anders angegeben. Dauer: 90 Eintritt frei.

JE TU IL ELLE

Do 11.4. 18:30

Belgien/Frankreich 1974, Farbe, DCP, F/d, 85' REGIE Chantal Akerman DREHBUCH Chantal Akerman, Eric de Kuyper, Paul Paquay KAMERA Bénédicte

Delesalle SCHNITT Luc Fréché MIT Chantal Akerman, Niels Arestrup, Claire Wauthion.

Eine Frau, gespielt von Chantal Akerman selbst, in drei Konstellationen: allein in ihrem Zimmer, das sie irgendwann verlässt, ohne die Tür zu schliessen, unterwegs per Anhalter mit einem Lastwagenfahrer, in einer Wohngemeinschaft mit einer anderen jungen Frau. Akermans erster Spielfilm entstand mit wenig Geld und in kürzester Zeit. Akerman glaubte, für den Antrag auf Filmförderung für einen Spielfilm mit Delphine Seyrig nicht genug vorweisen zu können und daher schnell etwas produzieren zu müssen. Je tu il elle verbindet Elemente der New Yorker Avantgarde, für Akerman ein wichtiger Impuls, mit solchen des europäischen Kunstkinos. (vp) «Mann, Frau, Paar, innen, aussen, weggehen, ankommen, zusammen sein, allein sein, handeln, zusehen, essen, trinken, wachen, schlafen, Tag, Nacht.» (Julia Bantzer, Viennale 2011)

DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN

Do 18.4. 18:15

Deutschland 2019, Farbe, DCP, D, 80' REGIE UND DREHBUCH Susanne Heinrich KAMERA Agnesh Pakozdi MUSIK Moritz Sembritzki, Mathias Bloech SCHNITT Susanne Heinrich, Benjamin Mirguet MIT Marie Rathscheck, Nicolai Borger, David Wozniak, Malte Bündgen, Dax Constantine, Monika Freinberger.

In 15 an Brecht und zeitgenössischem Theoriediskurs geschulten, poppig-abstrakten Episoden begleiten wir das melancholische Mädchen (Maria Rathscheck) durch die Grossstadt. Auf der Suche nach einem Platz zum Schlafen navigiert sie durch künstlich ausstaffierte Kulissen, trifft an Vernissagen, in Clubs, Schlafzimmern auf eloquente Gesprächspartner:innen, sucht Antworten auf die Frage von Sex und Warenförmigkeit. Wie liesse sich eine vertretbare Haltung angesichts der Unausweichlichkeit der Marktlogik finden?

Susanne Heinrichs Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) ist das Ergebnis einer experimentellen Prämisse: «Ich dachte also, wir drehen es einfach mal herum, filmen Männerkörper wie Frauenkörper und schauen, was passiert.» (vp)

BEAU TRAVAIL

Do 25.4. 18:30

Frankreich 1999, Farbe, 35 mm, F/d, 92'

REGIE Claire Denis DREHBUCH Claire Denis, Jean-Pol Fargeau, nach einem Prosawerk von Hermann Melville KAMERA Agnès Godard MUSIK Eran Tzur SCHNITT Nelly Quettier MIT Denis Lavant, Grégoire Colin, Michel Subor, Marta Tafesse Kassa, Nicolas Duvauchelle.

Der Fremdenlegionär Sentain (Grégoire Colin) ist neu in der Kompanie, die in der Wüste von Dschibuti ihren militärischen Übungen nachgeht. Er trifft auf eingespielte Verhältnisse, die durch ihn ins Wanken geraten. Der Film beginnt und endet mit Tanzszenen, und auch das militärische Training wird als kunstvolle, homoerotisch grundierte Choreografie männlicher Körper gefilmt. (vp) «Es ist ein Merkmal des Kamerastils von Agnès Godard, dass sie Objekte, Architektur und Natur mit derselben Aufmerksamkeit und ästhetischen Hinwendung fotografiert wie Menschen. Und es ist ein Merkmal des gemeinsamen Stils der Claire-Denis-Filme, dass solche Einstellungen, die vielfach ohne menschliche Figuren auskommen, oft genauso relevant für die Erzählung sind wie Grossaufnahmen der Gesichter.» (Christine N. Brinckmann)

ZERO DARK THIRTY

Do 2.5. 18:15

USA/Indien 2012, Farbe, DCP, E/d, 157'

REGIE Kathryn Bigelow DREHBUCH Mark Boal

KAMERA Greig Fraser MUSIK Alexandre Desplat

SCHNITT William Goldenberg, Dylan Tichenor MIT Jessica Chastain, Jason Clarke, Jennifer Ehle, Mark Strong, Kyle Chandler, James Gandolfini, Joel Edgerton, Reda Kateb, Stephen Dillane, Chris Pratt, Édgar Ramírez, Fares Fares.

Zero Dark Thirty: Im Sprachgebrauch des US-Militärs bedeutet dies «0:30 Uhr in der Nacht». Um diese Uhrzeit begann die Operation, die zur Tötung Osama bin Ladens am frühen Morgen des 2. Mai 2011 führte. Kathryn Bigelows Film erzählt die Zeit zwischen dem konzertierten Angriff auf die Türme des World Trade Center und das Pentagon an Nine Eleven und dem Tod des Al-Quaida-Anführers fast zehn Jahre später. Der Film beruht auf akribischer Recherche, aber überführt die Fakten in die Erzählung einer fiktiven CIA-Agentin (Jessica Chastain). Zero Dark Thirty war nach The Hurt Locker (2009), für den Bigelow die Oscars für die Beste Regie und den Besten Film gewonnen hatte, der zweite Film über die US-amerikanische Politik. In den USA löste der Film eine Kontroverse über die Darstellung von Folter aus. (vp)

22 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
Kooperation mit dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich. JE TU IL ELLE BEAU TRAVAIL
Eine

Mit dem Farocki-Forum hat das Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich einen Forschungsschwerpunkt zum Dokumentarfilmer und Künstler Harun Farocki (1944 – 2014) geschaffen. Ausgehend von Farockis Denken geht es um Perspektiven, die er eröffnet hat: auf Bildkritik, Arbeitskonzepte und vieles mehr. Das Farocki-Forum lädt einmal pro Semester zu einer Veranstaltung ins Filmpodium.

Hundert Jahre nach seinem Tod am 3. Juni 1924 ist es schwer, an Kafka vorbeizukommen. Das Farocki-Forum der Universität Zürich nimmt den Jahrestag zum Anlass, in Kooperation mit dem Museum Strauhof und dem Filmpodium eine äusserst selten zu sehende filmische Übertragung des Romanfragments zu zeigen, das lange unter dem Titel «Amerika» bekannt war. Für die Redaktion «Literatur und Sprache» des Westdeutschen Rundfunks (WDR) inszenierte Hanns Zischler im Sommer 1978 Anschlüsse an Kafkas Text, die weniger den Inhalt des Romans als die Auseinandersetzung mit der Sprache, den Buchseiten und Buchstaben inszenieren. (vp) «Auf das Fernsehen übertragen, sofern das überhaupt zulässig ist, hiesse das, Kafka oder zum Beispiel seinen Roman ‹Amerika› oder ‹Der Verschollene›, als etwas zu behandeln, das dem Wasser ähnelt.»

(Hanns Zischler)

Fünf Jahre vor Klassenverhältnisse (1983), der Auseinandersetzung Danièle Huillets und Jean-Marie Straubs mit Kafkas Amerikaroman, inszeniert Hanns Zischler in seiner Berliner Wohnung Leseszenen. Wir sehen (und hören) dabei zu, wie er und andere sich mit Kafkas Buch beschäftigen, wie sie Textpassagen rezitieren und interpretieren, einzelne Stellen in Szene setzen, vorsichtig einordnen und kommentieren. Vor Bücherregalen, auf dem Balkon, schliesslich auf dem Dach. «Amerika» vor Augen oder Kafka in 43 min 30 sec ist weniger Verfilmung als gelebte Lektüre. Zu Beginn denkt Harun Farocki über die Unmöglichkeit einer Verfilmung nach. Kafkas Buch sei wie ein Traum, der «nur aus gleich wichtigen Dingen besteht». Deshalb sei es ziemlich willkürlich, «einen Digest davon zu machen und zu sagen: ‹Wir nehmen das und wir nehmen jenes.›» (vp)

HANNS ZISCHLER

ZU GAST IM FILMPODIUM

Di 9.4. 18:30

Hanns Zischler zählt zu den vielseitigsten deutschen Kulturschaffenden. Er hat in über 200 Filmen von Regisseuren wie Jean-Luc Godard, Wim Wenders oder Steven Spielberg mitgespielt. Zischler ist aber auch Regisseur, Dramaturg, Fotograf und Autor von Filmkritiken, literarischen Essays sowie Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften. Zu seinen bedeutendsten Publikationen gehört der Klassiker «Kafka geht ins Kino» (1996 / 2017), ein grundlegendes Werk in der Kafka-Forschung und zugleich eine magische Reise in die Welt des frühen Kinos. Hanns Zischler gibt uns eine Einführung in seinen Film «Amerika» vor Augen oder Kafka in 43 min 30 sec (1978) und führt im Anschluss an die Vorstellung ein Filmgespräch mit Volker Pantenburg.

23 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
FAROCKI-FORUM ÜBERTRAGUNG # 5: KAFKA Eine Kooperation mit dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich und Museum Strauhof. QUEERES FILMFESTIVAL 23.4. — 2.5.24 ZÜRICH –3.5. — 5.5.24 FRAUENFELD –iT c ketvorverkauf ab: 16. APRIL 2024 APRIL 2024 GONG LI - GE SICHT DE S CHINE SIS CHEN KINOS xenix.ch | Saturday Fiction ( 2019 ) «AMERIKA» VOR AUGEN ODER KAFKA IN 43 MIN 30 SEC Di 9.4. 18:30 BRD 1978, Farbe, Digital HD, D, 43' REGIE Hanns Zischler DREHBUCH Hanns Zischler KAMERA Ingo Kratisch SCHNITT Liesgret SchmittKlink, Beate Fischer-Weiskirch.

PREMIERE

Neues Kino – exklusiv im Filmpodium

SHOWING UP

Fr 5.4. 21:00 So 14.4. 18:15

Di 23.4. 20:45 Sa 4.5. 18:15 USA 2022, Farbe, DCP, E/d*, 107'

REGIE Kelly Reichardt DREHBUCH Jon Raymond, Kelly Reichardt KAMERA Christopher Blauvelt MUSIK Ethan Rose SCHNITT Kelly Reichardt MIT Michelle Williams, Hong Chau, Maryann Plunkett, John

«Subtilität und Zurückhaltung sind die Schlüsselbegriffe dieses amüsanten, wenn auch beharrlich düsteren neuen Films von Kelly Reichardt, gedreht in den sanften IndieStonewashed-Farben, die zum Markenzeichen der Regisseurin geworden sind. Eine Künstlerin und Keramikerin in Portland, Oregon, steht kurz vor einer wichtigen neuen Ausstellung, wird jedoch von persönlichen Problemen geplagt. Ihre Nachbarin, die ihre Vermieterin ist (und dazu auch noch eine Künstlerkollegin und Rivalin), kriegt es nicht auf die Reihe, das Warmwasser in der Wohnung zu reparieren. Ihre Katze hat in ihrer Strasse fast eine Taube getötet, und sie fühlt sich verpflichtet, sich um das arme verletzte Tier in einer Kartonschachtel zu kümmern, anstatt zu arbeiten. Ihre Mutter (eine Ver-

waltungsangestellte im kommunalen Kunstzentrum, in dem die Künstlerin arbeitet) entfremdet sich zusehends von ihrem Vater, der offenbar schmarotzende Hausgäste aus Kanada beherbergt. Und ihr bipolarer Bruder, der ebenfalls künstlerische Neigungen hat, gräbt in seinem Garten ein riesiges Loch.» (Peter Bradshaw, The Guardian, 27.5.2022)

«Es gibt keinen Spott über die Hippie-Kunstszene, sondern nur eine herzliche Anerkennung der Exzentrizität des sich gegenseitig unterstützenden, nonkonformistischen Umfelds. In diesem und anderen Aspekten schlägt Showing Up einen Ton an, der an schräge 70er-Jahre-Komödien erinnert – fast wie ein sehr entspannter, eher introspektiver AltmanFilm. (…) Dieser wunderbar gespielte, gekonnt modulierte Film ist ein Werk von solch umhüllender Sanftheit, dass selbst die schlimmsten Krisen einfach in das Gefüge des Lebens und der Arbeit absorbiert werden. Während das Ende in den Händen einer weniger subtilen Regisseurin vielleicht kitschig gewesen wäre, ist es hier in aller Ruhe erholsam. Kelly Reichardt ist einfach zu gut für uns.» (David Rooney, The Hollywood Reporter, 27.5.2022)

OCCUPIED CITY

So 21.4. 18:30 Fr 10.5. 18:30

Niederlande/GB/USA 2023, Farbe, DCP, E/e, 262' REGIE Steve McQueen DREHBUCH Bianca Stigter, nach ihrem Buch «Atlas of an Occupied City, Amsterdam 1940 – 1945» KAMERA Lennert Hillege MUSIK Oliver Coates SCHNITT Xander Nijsten.

«Steve McQueens monumentaler Film ist eine umfassende Bestandsaufnahme und Meditation über die Kriegsgeschichte und die Psychogeografie seiner Wahlheimatstadt Amsterdam und basiert auf dem niederländischsprachigen Buch seiner Frau Bianca Stigter, ‹Atlas of an Occupied City, Amsterdam 1940 – 1945›. Mit der ruhigen und unaufdringlichen Erzählstimme von Melanie Hyams zeichnet der Film das tägliche Leben in Amsterdam unter der Naziherrschaft nach. Er spannt den Bogen von der Invasion 1940 über die Gründung der NSB, der kollaborierenden niederländischen Nazipartei, die zunehmend brutale Unterdrückung und die Deportation der jüdischen Bevölkerung in die Vernichtungslager bis hin zum ‹Hungerwinter› von 1944 bis 1945. (…) McQueen bringt die Karten und Figurenlegenden des Buches wirkungsvoll auf die Leinwand: Die Kamera zeigt uns die zeitgenössischen Innen- und Aussenan-

FAMILIENFILM

Vergnügen für Gross und Klein

HASENHERZ

Sa 6.4. 15:00 Sa 13.4. 15:00

DDR 1987, Farbe, 35 mm, D, 77'

REGIE Gunter Friedrich DREHBUCH Anne Gossens

KAMERA Hans Heinrich MUSIK Bernd Wefelmeyer

SCHNITT Ilona Thiel MIT Bettina Hohensee, Susanne Kusche, Frank Rutloff, Charlotte Bastian, Volkmar Kleinert, Juliane Korén, Marylou Poolmann, Gisela Morgen.

«Janni ist 13 Jahre alt und sehr zierlich. Sie trägt ihr Haar kurz und meistens Jeans, darum hält man sie zu ihrem Ärger oft für einen Jungen. Das passiert auch Regisseur Berger, der mit seinem Team in Jannis Klasse kommt, weil er einen jungen Darsteller für die Rolle von ‹Prinz Hasenherz› in einem Märchenfilm sucht. Auch als man ihm sagt, dass Janni ein Mädchen ist, will er nach den Probeaufnahmen unbedingt, dass sie den ängstlichen kleinen Königssohn spielt. Janni geht mit gemischten Gefühlen schliesslich darauf ein. In der Klasse erzählt sie, sie würde eine Prinzessin spielen. Doch die Arbeit beim Film ist etwas Besonderes, und Janni gelingt es wie Prinz Hasenherz, über sich und ihre Ängste hinauszuwachsen.» (KiKa, fernsehserien.de)

Zu sehen ist eine 35-mm-Kopie aus der Deutschen Kinemathek.

FILM-WORKSHOP FÜR KINDER

Sa 6.4 und 13.4.

ca. 30 , gratis, ohne Voranmeldung

Leitung: Julia Breddermann

Im Anschluss an die beiden Vorstellungen bietet das Filmpodium einen Film-Workshop f ü r Kinder an. Die Kinder werden auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Filmsprache mitgenommen und an einzelne Szenen und Themen des Films herangeführt.

sichten von einzelnen Strassen, Kanälen, Plätzen, Gebäuden und Stegen, wo sich die Barbarei abspielte – aber sie zeigt sie so, wie sie heute sind, mit Menschen des 21. Jahrhunderts, die ihren Geschäften nachgehen, während Hyams’ Erzählung kühl zusammenfasst, was an jedem einzelnen Ort geschah, und manchmal hinzufügt, dass das ursprüngliche Gebäude ‹abgerissen› wurde. Ein Gefängnishof, in dem Juden gezwungen wurden, ‹Ich bin ein Jude, schlagt mich tot, es ist meine eigene Schuld› skandierend auf und ab zu gehen, ist heute ein offener Platz, der vom Hard Rock Cafe dominiert wird. Occupied City dauert etwas mehr als vier Stunden – mit einer Pause – und wirkt wie ein riesiger filmischer Fries oder Wandteppich oder vielleicht wie eine Installation. Aber er ist auch wie ein altmodischer ‹Stadtsymphonie›-Film, und in seiner Herangehensweise zeigt er vielleicht den Einfluss von Claude Lanzmanns Shoah . Es werden schwierige Fragen gestellt zu dem, was wir über die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart denken. (…) Durch das Ausmass und die Ernsthaftigkeit wird die emotionale Bedeutung von Occupied City über die Filmdauer hinweg grösser und grösser. Der Effekt ist geheimnisvoll und bewegend.» (Peter Bradshaw, The Guardian, 17.5.2023)

24 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI

Restaurierungen und rare Filmkopien

BUSHMAN

Mi 17.4. 18:30 Mo 22.4. 20:45

Fr 3.5. 20:45 So 12.5. 18:30

Mi 15.5. 18:30

USA 1971, sw, DCP, E/e, 73' REGIE und DREHBUCH David Schickele KAMERA David Myers MUSIK David Ames MIT Paul Eyam Nzie Okpokam, Elaine Featherstone, Jack Nance, Mike Slye, David Schickele, Donna Michelson.

«1968 war ein Jahr politischer Morde in den USA. 1968 war auch das zweite Jahr des Bürgerkriegs in Nigeria. Mit diesen beiden Informationen beginnt Bushman . Der ‹Buschmann› heisst Gabriel. Er wird von Paul Okpokam gespielt, den Regisseur David Schickele von seinem Nigeria-Film Give Me a Riddle her kannte. Gabriel kommt 1968 nach San Francisco, er möchte ‹der amerikanischen Demokratie eine Chance› geben. Seine Begegnungen mit Weissen sind von Beginn an von Projektionen beiderseits durchwirkt. Schickeles Film wird schliesslich von der rassistischen Wirklichkeit überholt: ‹Truth was faster than fiction.› Ein absolutes Schlüsselwerk des afroamerikanischen Kinos, eine grosse Wiederentdeckung.» (Bert Rebhandl, Viennale 2023)

«Der weisse Rauch der Fabriken im grellen Licht des Morgenhimmels lässt die Umrisse von San Francisco erahnen, während der junge Mann endlich jemanden findet, der ihn mitnimmt. Kaum haben wir die dritte Minute des Films hinter uns, untergräbt ein bissiger Dialog mit dem Biker – auf halbem Weg zwischen Ousmane Sembènes Borom Sarret und einer Parodie auf Easy Rider – den Ton des Prologs. Mit einem Blick auf das Cinéma vérité, die europäischen Neuen Wellen und den frühen Cassavetes, mit dem anderen auf afrikanische Pioniere wie Sembène, Désiré Ecaré und Med Hondo, verurteilt Schickele nicht nur das reaktionäre und rassistische Amerika, das Gabriel später unter dem geringsten Vorwand in die Enge treiben wird, sondern auch das liberale Amerika der progressiven Intellektuellen, die McLuhan und Malraux zitieren, aber in Rhetorik verfallen und den tieferen Sinn der menschlichen Erfahrung missverstehen. Mit Ironie, Poesie und Fingerspitzengefühl führt uns Bushman in die Dunkelheit der Anfänge einer Odyssee. Und tagelang kann man an nichts anderes denken.» (Cecilia Cenciarelli, Il cinema ritrovato 2023)

RE:VISION

Vortragsreihe mit Thomas Binotto

Genau hinschauen, erneut hinschauen, anders hinschauen eröffnet manchmal unerwartete Perspektiven. In Kooperation mit der Volkshochschule und dem Publizisten Thomas Binotto lädt das Filmpodium bereits zur vierten Staffel der Vorlesungsserie «Re:vision».

WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE?

In den 1950er und 1960er Jahren ist das Kino soweit, ein eigenes filmhistorisches Bewusstsein zu entwickeln. Der Glanz und Ruhm vieler Stars der goldenen Hollywood-Tage waren verblasst und Diven wie Bette Davis und Joan Crawford in Vergessenheit geraten –nur um spektakulär neu entdeckt zu werden. What Ever Happened to Baby Jane? baut auf ein Publikum, das mit dem Kino gross geworden ist und setzt unser Wissen über den verblichenen Ruhm seiner Stars voraus. In seiner «Re:vision» liest Thomas Binotto den Psychothriller von Robert Aldrich als eine Lektion in Filmgeschichte, auch was die stilbildende Kraft von Trash angeht.

Eine Kooperation von Filmpodium und Volkshochschule Zürich.

Mi 8.5. 18:30

RE:VISION

A nschliessend um 20:45 :

WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE?

(Siehe S 7)

Die nächsten Re:Visions-Daten:

Mi 29.5. und 26.6.

Online sind Tickets zu Film und Vorlesung separat erhältlich; vergünstigte Kombitickets gibt es nur an der Kinokasse.

SE LECTION LUMIE

RE

Der Wunschfilm unseres Fördervereins

LA GRANDE ILLUSION

Mo 1.4. 15:00

Mi 10.4. 18:15 mit Einführung

Fr 3.5. 18:15

Frankreich 1937, sw, 35 mm, F/d, 114'

REGIE Jean Renoir DREHBUCH Charles Spaak, Jean Renoir KAMERA Christian Matras, Claude Renoir MUSIK Joseph Kosma SCHNITT Marguerite Renoir, Marthe Huguet MIT Erich von Stroheim, Jean Gabin, Pierre Fresnay, Marcel Dalio, Dita Parlo.

«Seltenheitswert hat im Kino ein Pazifismus jenseits von abschreckenden Kriegsszenen und süsslichen Friedensparolen. Renoirs Film über die Fluchtbemühungen französischer Offiziere aus deutschen Lagern des Ersten Weltkrieges bleibt eines der grandiosen Beispiele dieser Art – kraft der Noblesse, die er allen Figuren zubilligt. Unerhört unparteiisch breitet Renoir seine Geschichte vor uns aus: Da sind zwei französische Fliegeroffiziere,

der proletarische Maréchal und der aristokratische Boëldieu (Pierre Fresnay), die vom Deutschen Rauffenstein (Erich von Stroheim) abgeschossen worden sind und in ein erstes Kriegsgefangenenlager kommen, wo sie mit Landsleuten aus unterschiedlichsten Milieus einen Fluchttunnel graben. Und da sind die mitgefangenen Engländer und Russen sowie die deutschen Wachen und Vorgesetzten, die alle in knappen Szenen genauso prägnant und unparteiisch mitskizziert werden. Die resultierende Offenheit für konträre Auslegungen hat indessen nicht nur mit Renoirs Unvoreingenommenheit allen Charakteren gegenüber zu tun, sondern auch mit seiner stilistischen Diskretion: Die Gänge, die Auf- und Abtritte seiner zahllosen Figuren sind so ausgeklügelt choreografiert, dass keine herausgehobene Identifikationsfigur, sondern nur das facettenund widerspruchsreiche Ensemble die Idee des Filmes portiert.» (Andreas Furler, Programmheft Filmpodium, April/Mai 2009)

25 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
CLASSICS

ELENE NAVERIANIS KINO DES WIDERSTANDS

27. Pink Apple – Queeres Filmfestival

Elene Naveriani praktiziert ein Kino des Widerstands, macht unsichtbare Geschichten sichtbar und ungehörte Stimmen hörbar. Pink Apple verleiht am 27. April Naveriani für ausserordentliche Verdienste im queeren Filmschaffen den «Golden Apple 2024». Ausserdem freuen wir uns, dass dieses Jahr zum ersten Mal zwei Premieren des Festivals im Filmpodium präsentiert werden. Die Titel werden zeitnah bekanntgegeben.

Einleitung von Sina Früh

Die georgische Regieperson Elene Naveriani, in Genf zu Hause, prägt seit dem Abschluss des Filmstudiums an der Kunsthochschule HEAD das internationale queere Filmschaffen. Die tiefe Verbundenheit zu Georgien, wo Naverianis Filme auch spielen, ist stets spürbar – als eine Art Sehnsuchtsort, der Ruhe einkehren lässt sowohl bei den Figuren als auch bei den Zuschauer:innen. Aber auch als Schauplatz von harscher Realität und Ablehnung, die besonders migrierte und queere Personen zu spüren bekommen. So zum Beispiel in I Am Truly a Drop of Sun on Earth (2017), Elene Naverianis erstem Langfilm. Als die Sexarbeiterin April und der junge Nigerianer Dije, der eigentlich nach Georgia in den USA wollte, aufeinandertreffen, entwickelt sich zwischen den beiden eine intime Allianz. Sie teilen das Gefühl des Gefangenseins an einem desolaten Ort und in einem System, das sie an den Rand drängt. Marginalisierte Menschen werden nicht nur inkludiert, sondern sind die zentralen Akteur:innen in Elene Naverianis Filmen. Zudem bringt Naverianis Regiekunst bei den Darsteller:innen immer eine tiefe Menschlichkeit und Authentizität zum Vorschein. So auch in Wet Sand (2021),

LES ÉVANGILES D′ANASYRMA

FATHER, BLESS US

KURZFILMPROGRAMM

RED ANTS BITE

Schweiz 2019, Farbe, Digital HD, Georg/e, 23'

in dem sich dank der jungen Moe eine jahrelang hinter einem Lügenkonstrukt versteckte Liebesgeschichte offenbart. Für Moe ist schnell klar: Anderssein wird in diesem kleinen Dorf am Schwarzen Meer nicht toleriert. Der Schmerz, den die Figuren durch diesen Fakt empfinden, wird mit Mut zur Stille über die Leinwand zum Publikum transportiert. Wet Sand , so Naveriani, ist «eine Hommage an die Vergessenen, ein Kampf gegen Bigotterie, ein Akt der Ermächtigung für die neuen Generationen». Untermauert werden diese Intentionen mit bildgewaltigen Einstellungen und der poetischen Kameraführung von Agnesh Pakozdi, die stets die Spannung der Geschichte und der Figuren aufrechterhält. Auch die Hauptfigur Etero in Naverianis neustem Langfilm Blackbird Blackbird Blackberry bricht mit den (Geschlechter-)Konventionen der georgischen Gesellschaft. Elene Naveriani sprengt Grenzen – in den Filmen und innerhalb der LGBT+-Community. Deutlich wird dies auch in den drei Kurzfilmen, die die Preisverleihung am 27. April begleiten und schwule, lesbische und trans Geschichten erzählen. In der Masterclass am 26. April im Filmpodium gibt Elene Naveriani zudem Einblicke in die Arbeitsprozesse hinter den gezeigten Werken.

ELENE NAVERIANI

Sa 27.4. 18:00

In drei Kurzfilmen wird deutlich, wie einfühlsam Elene Naveriani es schafft, Geschichten unterschiedlicher Gruppierungen aus der LGBT+-Community zu realisieren. Naverianis Erzählstil, der die Emotionen der Figuren und deren Subversivität hervorhebt, wird besonders deutlich, wenn man die Werke in Folge betrachtet. Im ersten Kurzfilm, Father, Bless Us , folgt Agnesh ihrer Geliebten Ana in die orthodoxe Kirche, wo sie sich gegenseitig mit ihren persönlichen und gesellschaftspolitischen Werten konfrontieren. Auch Les évangiles d’Anasyrma spielt im Titel mit religiösen Bildern, aber auch mit der erniedrigenden Realität einer trans Frau in einer patriarchalen Gesellschaft. In Red Ants Bite begleiten wir Obinna und Afame durch eine schlafende Stadt, in der sich die beiden aus Nigeria stammenden Männern der drohenden Feindseligkeit stets bewusst sind. (sf)

REGIE Elene Naveriani DREHBUCH George Imo Obasi, Donald Acho Nwokorie, Elene Naveriani KAMERA

Agnesh Pakozdi SCHNITT Gabriel Gonzales, Noémie Fy BESETZUNG George Imo Obasi, Donald Acho Nwokorie, Magda Lebanidze, Hadizat Yola.

LES ÉVANGILES D ′ ANASYRMA

Schweiz 2014, Farbe, Digital HD, Georg/e, 29'

REGIE Elene Naveriani DREHBUCH Elene Naveriani BESETZUNG Giorgi Nebieridze, Bianka Shigurova.

FATHER, BLESS US

Schweiz 2013, Farbe, Digital HD, ohne Dialog, 9'

REGIE Elene Naveriani DREHBUCH Elene Naveriani

SCHNITT Elene Naveriani, Mathilde Borcard.

EHRENPREIS GOLDEN APPLE 2024 FÜR ELENE NAVERIANI

Sa 27.4. 18:00

Nach dem Kurzfilmprogramm findet die Preisverleihung statt, an der Elene Naveriani persönlich den Golden Apple Award entgegennehmen wird, gefolgt von einem Apéro.

Sina Früh ist die künstlerische Ko-Leiterin des Filmfestivals Pink Apple.

26 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
ELENE NAVERIANI

I AM TRULY A DROP OF SUN ON EARTH

ME MZIS SKIVI VAR DEDAMICAZE

Do 25.4. 20:45

Schweiz/Georgien 2017, sw, DCP, Georg/d/f, 61'

REGIE Elene Naveriani DREHBUCH Elene Naveriani

KAMERA Agnesh Pakozdi SCHNITT Gabriel Gonzalez MIT Khatia Nozadze, Daniel Antony Onwuka.

«Die Sonne ist in Tiflis, Georgien, noch nicht ganz aufgegangen, als April nach einer weiteren Nacht im Gefängnis wegen Prostitution entlassen wird. Doch für April und ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Sexindustrie wird die Sonne wahrscheinlich nie aufgehen. Sie leben in einer männlichen Welt, in der Frauen eine Wegwerfware sind – etwas, an dem man seine Wut auslassen kann. Im Schatten eines Luxushotels trifft April auf Dije, einen jungen nigerianischen Einwanderer – ein Aussenseiter unter Aussenseitern. Er dachte einmal, er sei auf dem Weg nach Georgia in den USA, landete aber stattdessen hier. Ein weiterer geplatzter Traum. An diesem Ort am Rand der Welt, wo die einzige Option das tägliche Überleben ist, erkennen die beiden Seelen die einsame Reise des anderen. Im kraftvollen Debüt, das – wie könnte es anders sein – in Schwarzweiss gedreht wurde und mit einer Schicht aus tiefschwarzem, beissendem Humor versehen ist, skizziert Elene Naveriani Leben im Schwebezustand –ein lebendiger Tod, bis der Tod kommt.»

(International Film Festival Rotterdam, 2017)

WET SAND

So 28.4. 15:00

Schweiz/Georgien 2021, Farbe, DCP, Georg/d/f, 115' REGIE Elene Naveriani DREHBUCH Elene Naveriani, Sandro Naveriani KAMERA Agnesh Pakozdi SCHNITT Marc von Stürler MIT Bebe Sesitashvili, Megi Kobaladze, Gia Agumava, Eka Chavleishvili, Zaal Goguadze.

«Ein Dorf am Schwarzen Meer in Georgien, mit freundlichen Menschen, die glauben, sich zu kennen. Eines Tages wird Eliko erhängt aufgefunden. Seine Enkelin Moe reist aus der Stadt an, um die Beerdigung zu organisieren –und stösst auf ein Netz aus Lügen, das sich über zwei Jahrzehnte in die Vergangenheit spannt. Zusammen mit ihrer neuen Freundin Fleshka bricht sie das Schweigen und erfährt die tragischen Hintergründe von Elikos verborgenem Liebesleben mit Amnon. Wet Sand von Elene Naveriani gibt den Aussenseiter:innen des ländlichen Georgien eine Stimme und ist ein filmisches Manifest gegen Homophobie.» (salzgeber.de, 2021)

«Eine Schicht des Filmes drückt die Notwendigkeit aus, die Traditionen zu erneuern und neue Werte zu setzen. Die patriarchalische, heteronormative Kultur, die die Gesellschaft daran hindert, sich fortzuentwickeln, propagiert die Pseudoidentität und vernichtet die Vielfalt. Und genau so läuft es heutzutage in vielen Ländern. Aber was im Film zu sehen ist, spiegelt nur einen kleinen Teil der Situation wider. Die Realität ist dramatischer und grausamer als im Film dargestellt.»

(Elene Naveriani im Gespräch mit salzgeber.de, 2021)

BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY SHASHVI SHASHVI MAQ ’ VALI

Fr 26.4. 19:30

Schweiz/Georgien 2023, Farbe, DCP, Georg/d, 112' REGIE Elene Naveriani DREHBUCH Elene Naveriani, Nikoloz Mdivani, nach dem gleichnamigen Roman von Tamta Melashvili KAMERA Agnesh Pakozdi MUSIK Philippe Ciompi SCHNITT Aurora Franco Vögeli MIT Eka Chavleishvili, Temiko Chichinadse, Lia Abuladze, Tamar Mdinaradze, Anka Khurtsidze.

«Elene Naveriani und ihre Kodrehbuchschreiber:innen Nikoloz Mdivani und Tamta Melashvili weben in Blackbird Blackbird Blackberry eine feministische Kritik an der patriarchalen georgischen Gesellschaft ein, ohne dass der Film dadurch belehrend würde. Stattdessen begleitet die Kamera Etero mit nüchternem und dennoch von leisem Witz durchzogenem Blick und zeichnet das Porträt einer willensstarken, eigensinnigen Frau. Elene Naveriani hat mit diesem Drama eine berührende, in manchen Momenten gar leichte Liebesgeschichte geschaffen, in der sich zwei Menschen im Herbst ihres Lebens wie tapsige Teenager begegnen.» (Sebastian Seidler, Neue Zürcher Zeitung, 26.10.2023)

Carte Blanche von Elene Naveriani

THE WATERMELON WOMAN

Sa 27.4. 15:00

USA 1996, Farbe + sw, DCP, E/d*, 90'

REGIE UND DREHBUCH Cheryl Dunye KAMERA

Michelle Crenshaw MUSIK Paul Shapiro SCHNITT

Cheryl Dunye MIT Cheryl Dunye, Guinevere Turner, Valarie Walker, Lisa Marie Bronson, Cheryl Clarke, Irene Dunye, Brian Freeman, Camille Paglia, Christopher Mann.

Zusätzlich zur Retrospektive erhält Elene Naveriani eine Carte blanche für einen Film, der für das Filmschaffen der Regieperson prägend war. Die Wahl fiel auf den LesbenKlassiker The Watermelon Woman von Cheryl Dunye. Elene Naveriani wird die Auswahl in einer Einführung vor dem Film begründen. Cheryl (gespielt von Dunye) arbeitet in einer Videothek in Philadelphia. In ihrer Freizeit recherchiert sie zu schwarzen Schauspielerinnen der 1930er- und 1940er-Jahre, wobei sie auf eine Frau stösst, die nur «The Watermelon Woman» genannt wird, in Anlehnung an ein vorherrschendes Stereotyp. Während ihrer Recherche entdeckt Cheryl nicht nur Details über die Schauspielerin, sondern auch über sich selbst und ihre eigene Identität als Schwarze lesbische Frau – besonders als die Beziehung zur weissen Diana ihren Lauf nimmt. The Watermelon Woman ist ein Meilenstein des New Queer Cinema der 1990er-Jahre.

MASTERCLASS ELENE NAVERIANI

Fr 26.4. 18:00

«Die 48-jährige Etero lebt allein in einem kleinen georgischen Dorf. Sie hat keine Familie, nur einen kleinen Laden, in dem die anderen Dorfbewohner Waren des täglichen Bedarfs einkaufen. Männer, Ehe, Kinder – nach Eteros Meinung braucht all das kein Mensch und es bringt nur Leiden mit sich. Dass ihre Freundinnen sich über sie das Maul zerreissen, stört sie nicht. Schliesslich findet sie deren Alltag, der voller Beziehungen, Belastungen und Verpflichtungen steckt, unerträglich und sie ist fest davon überzeugt, mit ihrem Einzelgängerinnendasein die bessere Wahl getroffen zu haben. Als sie sich jedoch ganz plötzlich und unerwartet in eine Affäre mit dem höflichen und charmanten Murman hineinstürzt, werden ihre Welt und ihre Überzeugungen auf den Kopf gestellt.» (Maximilian Schröter, film-rezensionen.de, 22.5.2023)

Elene Naveriani wird bei den Vorstellungen von 25. bis 27. April anwesend sein.

27 FILMPODIUM 3 1. APR 15. MAI
I AM TRULY A DROP OF SUN ON EARTH WET SAND BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY

REPUBLIC PICTURES PORTRÄT EINES FILMSTUDIOS

WANG BING JOSEF HADER

Unser Dank für das Zustandekommen dieses Programms gilt: Alamode Film, München; Arsenal Filmverleih, Tübingen; Ascot Elite Entertainment Group, Zürich; British Film Institute, London; La Cinémathèque française – Musée du cinéma, Paris; The Coproduction Office, Paris; Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin; Doriane Films, Paris; Filmoteca de la UNAM, Mexico City; Filmoteca española, Madrid; French Quarter Film, Stockholm; Frenetic Films, Zürich; Fundación Televisa, Mexico City; Janus Films, New York; Kinemathek Le Bon Film, Basel; Kino Lorber, New York; Kinotar Oy, Helsinki; Les Amis de la Cinémathèque suisse, Lausanne; Mediawan, Paris; MK2, Paris; MUBI, London; Newen Connect, Montigny-le-Bretonneux; Österreichisches Filmmuseum, Wien; Outside the Box, Lausanne; Park Circus, Glasgow; Plaion Pictures Gmbh, Planegg; Salzgeber Medien, Berlin; Studiocanal, Berlin; Tamasa Distribution, Paris; Testifilm, Helsinki; trigon-film, Ennetbaden; Walt Disney Studios Motion Pictures Switzerland, Zürich; WDR, Köln Xenix Filmdistribution, Zürich.

Die Fotografin und Künstlerin Angelika Annen hat für den Umschlag dieser Ausgabe die Filmbilder zur Reihe UNLIKEABLE FEMALE CHARACTERS fotografisch neuinszeniert.

BILDNACHWEIS

Cover: THE LAST SEDUCTION, © Angelika Annen

Backcover: POOR THINGS, © Angelika Annen S. 8: ANNA BOGUTSKAYA, © Ella Kemp

Das Filmpodium ist ein Angebot des PRÄSIDIALDEPARTEMENTS in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse, Lausanne / Zürich

LEITUNG Nicole Reinhard (nr), STV. LEITUNG Hannes

Brühwiler (hb) VERANTWORTLICHER KOMMUNIKATION & MARKETING Lorenzo Berardelli (lb) WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT Tanja Hanhart (th) SEKRETARIAT

Laura Wehrli EXTERNE MITARBEIT Sina Früh (sf), Pamela Jahn (pj), Volker Pantenburg (vp)

DATABASE PUBLISHING BitBee Solutions GmbH, Zürich GESTALTUNG UND ART DIRECTION Elektrosmog, Zürich, Marco Walser, Marina Brugger, Natalie Rickert

BEWEGTBILDER SCHNITT Mia Born KORREKTORAT

Nina Haueter, Daliah Kohn DRUCK Vogt-Schild Druck AG

AUFLAGE 4500 Ex.

Drucksache myclimate.org/01-24-963503

Für die Produktion der Programmzeitung wurde Schweizer Recyclingpapier verwendet.

BÜRO

Postfach, 8022 Zürich

T +41 44 412 31 28

F +41 44 412 31 25

E info@filmpodium.ch

IMPRESSUM VORSCHAU 4 16. MAI 30. JUN 2024
KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich T +41 44 415 33 66 www.filmpodium.ch ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN • Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft) • Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft) • Programm-Pass: CHF 60.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen einer Programmperiode)
Abonnement Programmzeitung: CHF 20.— Anmeldung an der Kinokasse: T +41 44 412 31 28 info@filmpodium.ch SOMMERPAUSE: 1. 7. – 15. 8. 2024 JOHNNY GUITAR The Monk and The Gun A Film By Pawo Choyning Dorji Writer & Director of Academy Award Nominee lunana «Bhutans grandioser Oscar-Kandidat übt scharfsinnige Kritik am westlichen Einfluss.» VARIETY WRITTEN & DIRECTED BY MOHAMED KORDOFANI SUDAN EXECUTIVE PRODUCER LUPITA NYONG’O AB 18. APRIL IM KINO AB 23. MAI IM KINO
LEAVE HER TO HEAVEN
DOÑA BÁRBARA THE LAST SEDUCTION
A WOMAN UNDER THE INFLUENCE
WHAT EVER HAPPENED TO BABY JANE?
MACBETH LES PARADIS DE DIANE
LADY

UNLIK E ABLE

UNLIK E ABLE

FEMALE CHARACTERS

FEMALE CHARACTERS

THE WOMEN POP CULTURE WANTS YOU TO HATE

VOM AUTODIDAKTISCHEN REBELLEN ZUM FILMPIONIER

MIKA TA A NILA

THE FUTURE IS NOT WHAT IT USED TO BE

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