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F E B R UAR • MÄR Z 2017 EUR 5,80 SFR 9

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5 Hütten für den Einkehr­ schwung

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Das Magazin für alpine Lebensfreude

MAGISCHE PISTEN GENIALE ABFAHRTEN IN DEN ALPEN

KÄRNTNER EISTRAUM *SCHLITTSCHUH& LANGLAUFEN RUND UM DEN WEISSENSEE

SOMMER * EIN BISSCHEN BIKEN AN DER ALGARVE, WANDERN IN DER KARIBIK

SCHÖNE TAGE IM SCHNEE

5 PERFEKTE WINTER-WOCHENENDEN: FÜR GENIESSER & ABENTEURER, FÜR ROMANTIKER & FAMILIEN


Inhalt FEBRUAR / MÄRZ 2017

48 Salzburger Hochgefühle Dem fünfthöchsten Berg Österreichs kann man auch ganz gemütlich begegnen: Durch das tief verschneite Untersulzbachtal stapfen wir mit Schneeschuhen auf den Großvenediger zu.

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FOTOS: MATTHIAS FEND, ENNO KAPITZA (2), ELIAS HOLZKNECHT, PHILIP PLATZER

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REGIONEN

MENSCHEN

LEBEN

24 Kärntner Eistraum Schlittschuh- und Langlaufen am Weißensee

72 S chnupperkurs Bei der Lawinenhunde­ ausbildung in Tirol

44 Kein Schmarrn Das Rezept für den perfekten Kaiserschmarrn

78 Ein Fall für zwei Wie man sich vor Erfrierungen schützt

38 S onne und Fels Besuch auf der Sesvennahütte in Südtirol

90 G ehen und denken Olympiasieger Felix Gottwald im Gespräch

46 Einkehrschwung Fünf ausgewählte Hütten am Pistenrand

80 Winternacht Mit Ski und Zelt durch das Steinerne Meer

48 Bergporträt Der Großvenediger von Salzburg aus

110 A uf nach Alaska! Was Nadine Wallner auf Expedition mithat

62 Tage im Schnee Fünf Vorschläge für das perfekte Wochenende

96 Ungebunden Powdern auf Boards ohne Bindung

118 Eine Brise Atlantik Mit dem E-Bike die ­Küste Portugals entlang

106 Kopfschutz Acht Helme für die ­Skitour im Test

128 Die Sonntagsinsel Wandern auf der karibischen Insel Dominica

112 K anten und Kufen Warme Mode für die Winterferien

SPORT

KOLUMNEN 14 So Sachen, David Pfeifer 104 Post von David Lama 138 Messners Philosophikum 145 Abwärts mit Nachförg

STANDARDS 4 Editorial 8 Panorama 14 Einstieg & Aufstieg 16 Wege & Ziele 17 Erstbesteigungen 18 Kinder & Familie 20 Bergmomente 21 Fragen & Antworten 22 Gut & schön 140 Après-Berg 142 Bergwelten bei ServusTV 144 Bergwelten online 146 Vorschau, Impressum

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Cover: Abfahrt am Zugspitzblatt, Bayern (Foto: Matthias Fend)


Die schönsten Plätze sind immer vor der Hütte. Rechte Seite: Die Sesvennahütte auf 2.256 m und im Hintergrund ihr Hausberg, der Föllakopf (2.878 m).


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VENNAHÜTT

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WO DIE SONNE AN DEN FELS KLOPFT Zur Begrüßung gibt es einen Schnaps, abends ein fünfgängiges Menü und vor der Tür eine große Auswahl schönster Skitouren: Besuch auf der Sesvennahütte hoch über dem Südtiroler Vinschgau. TEXT: TITUS ARNU  FOTOS: ENNO KAPITZA

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berraschung! Andreas Po­ bitzer – braungebranntes Gesicht, angegraute Haare, strahlendes Lächeln – ba­ lanciert sechs Dessertteller auf Händen und Unterarmen. Großes Ooooh und Aaaah an den Tischen. Es gibt hausgemachte Panna cotta mit ein­ gelegten Kirschen, Pistazien und frisch ge­ backenen Waffeln. Das Ritual findet wie­ der einmal ein glückliches Ende. Das Ritual geht so: Jeden Abend, kurz vor der Essenszeit um 18.30 Uhr, hockt sich der Hüttenwirt feierlich auf den höl­ zernen Tresen der Sesvennahütte, lässt die Beine baumeln und verschränkt die Arme über seiner Servierschürze. Dann bittet er um Ruhe, und 90 hungrige Gäste spit­ zen die Ohren. „Also, liebe Leute, heute gibt’s Radicchio-Risotto, dann Salat­buffet, ­Gulasch vom Bio-Laugenrind, und zum Abschluss eine kleine …“ – Kunstpause – „… Überraschung!“ Pobitzer, ein stattli­ cher Mann von 42 Jahren, freut sich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn er seine Ansprache hält. Ein „zfridn“ steht auf dem T-Shirt, das Andreas Pobitzer trägt, weiße Buchstaben auf rotem Stoff. Und grundzufrieden sieht

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Ein ‚zfridn‘ steht auf dem T-Shirt, das Andreas Pobitzer trägt. Und grundzufrieden sieht der Wirt auch aus.

der Mann auch aus. Von fünf Uhr morgens, wenn er den ersten Tourengehern Kaffee, Semmeln und Marschtee her­rich­ tet, bis zum späten Abend, wenn er das Überraschungsdessert aufträgt, Witze reißend an der Kasse sitzt und abreisenden Gästen noch einen Schnaps spendiert. Ein „gmiatlich“ steht auf Haralds T-Shirt, weiß auf braun, auch das passt ziemlich gut. Die Sesvenna-T-Shirts kann man als Souvenir kaufen, es gibt eine weitere Version mit der Aufschrift „pearig“. Bärig? Nein, pearig. „Wenn eine weibliche Sau paarungsbereit ist, dann sagen wir in unserem Dialekt dazu ‚pearig‘“, erläutert Andreas Pobitzer. Ein „pearig“ bedeute „geil“, und es könne auf alles Mögliche angewendet werden. PEARIGES WOCHENENDE

So ziemlich alles ist an diesem Wochen­ ende pearig. Peariges Wetter mit viel ­Sonne und wenig Wind. Peariger Pulverschnee. Peariges Zimmer mit eigener ­Dusche und WC. Pearige Touren mit dem Hüttenwirt, der so ziemlich jeden Stein in der Umgebung mit Vor- und Nachnamen kennt. Pearige Leute, die rotgesichtig vom Berg zurückkommen. Peariger, fluffiger Kaiserschmarrn und peariges Bier auf der Terrasse. Und eine pearige Hütte sowieso. Die Sesvennahütte liegt auf einem Sattel zwischen den Dreitausendern der Sesvenna-Gruppe und dem Reschenpass, mit Blick auf den mächtigen Ortler im Süden, im Dreiländereck Südtirol-Österreich-

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Schweiz. Sesvenna, das ist ein rätoromanisches Wort, es bedeutet „Wo die Sonne an den Fels klopft“. Zur Hütte geht es vom Vinschgauer Bergdorf Schlinig aus zwei Stunden erst sanft, dann ziemlich zackig bergauf. Wir haben das Gepäck nach einer halben Stunde Gehzeit in die Materialseilbahn gelegt und sind mit Tourenskiern weitergestapft. Erst spät kommt die Hütte in Sicht: ein massives Holzhaus mit einer großen Terrasse und einem Schuppen nebenan. Davor wehen Alpenvereins- und Südtiroler Fahne, es sieht fast wie ein Tiroler Bauernhof aus. Die Sesvennahütte wurde erst 1975 gebaut – als Ersatz für die seit dem Ersten Weltkrieg geschlossene Pforzheimer Hütte; dort ist jetzt ein kleines Heimatmuseum untergebracht, in dem es um den Schmuggel in dem Grenzgebiet geht. In der holzgetäfelten Stube begrüßt Andreas Pobitzer jeden Neuankömmling mit einem Schnaps. Der Raum ist bis auf den letzten Platz besetzt, auch der Nebenraum mit dem Kachelofen ist gerammelt voll. In der Skitourensaison ist die Hütte an den Wochenenden gut gebucht. Das verwundert kaum, denn die Zimmer (von 4 bis 5 Betten) sind gut ausgestattet mit eigener Dusche und WC, zusätzlich gibt es 50 Lager-Schlafplätze. Andreas Pobitzer hat schon als Jugendlicher auf der Sesvennahütte mitgeholfen. „Damals habe ich oft sehnsüchtig ins Tal geschaut“, erzählt er. Während er Gläser abräumte und Tische wischte, spielten

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01: Hüttenwirt Andreas Pobitzer serviert die schon zu Beginn des Abends groß angekündigte Panna cotta. 02: Bester Hüttenstandard: hausgemachte Speckknödelsuppe. 03: Wie beliebt die Hütte ist, zeigt sich im Skistall: kaum noch Platz an den Haken. 04: Ob man die Haube nun hinter oder über den Ohren trägt – das Bier schmeckt in jedem Fall. 05: Skitourengeher hinter der Sesvennahütte. Links die alte Pforzheimer Hütte, rechts hinten am Horizont der Ortler. 06: Insgesamt gibt es hier 78 Schlafplätze – 28 in Zimmern, 50 in Lagern. 05

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SESVENNAHÜTTE

Die Sesvennahütte ist ein perfektes Basislager für Skitourengeher. Hinten die Rasass-­ Spitze (2.941 m) zum Eingehen.

2.256 m Pächter: Andreas und Harald Pobitzer. 50 Plätze im Matratzenlager, 28 Schlafplätze in 4- und 5-BettZimmern mit Dusche. Zimmer/HP 51 Euro pro Person (43 Euro für AV-Mitglieder), Lager/HP: 46 Euro (38 Euro für AV-Mitglieder). Geöffnet 2017: 9. Februar bis 30. April und 9. Juni bis 28. Oktober. Kontakt: www.sesvenna.it

D e ut s ch l a n d

Öst e rre i ch

Neusiedler See

SESVENNAHÜTTE Italien Sl o we n i e n

TOUREN

GEHOBENE GASTRONOMIE Auf 2.256 Metern servieren die Brüder Pobitzer frisch zubereitete fünfgängige Menüs, etwa Weißweinsuppe (Bild), Salat, Radicchio-Risotto und Gulasch vom Biorind, abschließend gibt es immer ein Überraschungsdessert.

seine Freunde unten im Tal Fußball. Die Eltern waren der Meinung, der Bub solle erst einmal einen Beruf lernen, und meldeten ihn zu einer Friseurlehre an. Zwölf Jahre lang arbeitete Andreas Pobitzer als Friseur. In seiner Freizeit ging er bergsteigen, Gleitschirm fliegen und Ski fahren. Dann wurde die Hütte neu ausgeschrieben. Sein Onkel, der sie lange betrieben hatte, wollte nach dem Tod seiner Frau aufhören. Andreas, damals 27, sei der beste Nachfolger, meinte der Familien­rat. Es traf sich gut, dass Bruder Harald, gelernter Tischler, und Vater Luis,

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Direktor der örtlichen Sparkasse, auch keine rechte Lust mehr hatten auf ihren Job. Seit 15 Jahren schmeißen die Pobitzer-­ Brüder nun schon den Laden, mit tat­ kräftiger Hilfe von Familie und Freunden. Trotz der ganzen Arbeit nimmt Andreas Pobitzer sich im Winter fast täglich die Zeit für eine kleine Skitour. „Tourengehen ist gut für den Kopf, das macht frei“, sagt er, während er durch den Schnee spurt. Die beliebtesten Skitouren im Vinschgau führen an der Hütte vorbei, die attraktivste davon ist sicher die Gletscherroute auf den Piz Sesvenna mit 3.204 Metern. Andreas Pobitzer ist glücklich – „ich kann mir im Moment nichts anderes vorstellen“, sagt er. Er ist dankbar für das pearige Leben, das er als Hüttenwirt führen kann – und das spüren auch seine Gäste. Die Qualität stimmt, denn der Wirt legt großen Wert auf Bio-Zutaten, mit denen er seine Menüs zusammenstellt: ­ Butter, Milch und Käse kommen aus der Region; das Fleisch stammt von glück­ lichen Bio-Tieren; Gemüse und Kräuter kommen aus dem Garten der Mutter; das Brot bäckt der Dorfbäcker; die Marillenmarmelade kocht die Schwiegermutter ein. Ein „zfridn“-T-Shirt kann man dem Wirt deshalb auch jederzeit abkaufen.

ZUR HÜTTE Der Startpunkt ist in Schlinig bei der Vinsch­gauer Gemeinde Mals, 55 Kilometer von Meran entfernt. Es geht zur Schliniger Alm, weiter zur Schwarzen Wand, rechts ziemlich steil über den Rücken bis zu einem markanten Felsen. Hier quert man vorsichtig den 25 Meter breiten Steilhang. Dann über eine Rippe hinauf, nach links ins flachere Ge­lände. Dann ist die Hütte nicht mehr weit. Ausgangspunkt: Schlinig Dauer: 2 Stunden Strecke: 5,5 km Höhendifferenz: 550 m RASASS-SPITZE Ideale Eingehtour: Die Rasass-Spitze (2.941 m) liegt nördlich von der Ses­ vennahütte, die Route führt in einem sanften Bogen zum Gipfelkreuz. Ausgangspunkt: Sesvennahütte Dauer: 3 Stunden Strecke: 5,2 km Höhendifferenz: 700 m PIZ SESVENNA Höchster Skigipfel im Gebiet. Die Route führt von der Hütte steil bis zur Sesvennascharte. Kurze Abfahrt in ein Becken, weiter auf dem Sesvennagletscher bis zum Ostgrat (Skidepot!) und in leichter Kletterei bis zum Gipfel (3.204 m). Ausgangspunkt: Sesvennahütte Dauer: 4 Stunden Strecke: 5,9 km Höhendifferenz: 1.150 m

bergwelten.com/sesvenna: alle ­Informationen zu Hütte und Touren


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