Fazit 185

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#185

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 185 6/2022 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Meister der Logistik

Knapp-CEO Gerald Hofer im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA ARBEITSWELT

August 2022

»The Great Resignation«

FA ZITESSAY UKR AINE

Heinz Gärtner über Neutralität als mögliche Friedensgarantie Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Macht auch Ihre Meinung bunter.

Wir wünschen einen

Foto: Light & Grace

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FAZIT


n e l l o s n l r e k n E e n i Me , n e n n ö k n e b e l so wie sie wollen Weil ich das Wunder Mensch bin. www.merkur.at


Editorial

Von Christian Klepej

D

ie Grazer Gemeinderätin Anna Robosch (SPÖ) und einige andere »Aktivisten« haben das Erzherzog-Johann-Denkmal am Grazer Hauptplatz mit Regenbogenfarben bemalt. Inwieweit Robosch für die Beseitung der offenbar recht hartnäckigen Farbe auch finanziell etwas beiträgt, ist noch nicht bekannt. Sie sollte das jedenfalls tun. Ansonsten ist diese unbedachte Aktion insbesondere einer Gemeinderätin wenig beachtenswert. Mir ist es im Grunde herzlich egal, wenn jemand seine Regenbogenfahne schwingt und damit auf sein persönliches Anliegen hinweisen möchte. Nicht egal ist es mir, wenn solche Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden gehisst werden. Seit den Neunzehnsiebzigerjahren sind diese nämlich vom eigentlichen Friedenssymbol zum Symbol der Homosexuellen- und mittlerweile der gesamten »LGBTQ«-Bewegung (LGBTQ ist das englische Akronym für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer) geworden. Was eine Supersache ist und jedenfalls billig wie recht erscheint, wenn sich diese Gruppierungen zeitgemäß ein gemeinsames

Der aus dem Ruder gelaufene Transgenderismus bedroht unsere Gesellschaft

Identifikationsmerkmal verpassen. Keine Supersache ist der gesamte »Transgenderaktivismus« und die damit verbundene krass um sich greifende Auflösung unserer gesellschaftlichen – natürlichen! – Selbstverständlichkeit, als Männer und Frauen auf diesem Planeten zu leben. Es gehört zu den Errungenschaften unserer Zeit (in unseren westlichen auf europäischen Werten wie Traditionen basierenden Gesellschaften!), auch kleinsten Minderheiten »Raum zu schaffen« und »sichtbar« zu machen und deren Problemen – zumindest zu versuchen – gerecht zu werden. Dass es neben den beiden biologischen Geschlechtern auch noch etwas anderes gibt, ist – ebenso wie Homo- oder Bisexualität, das habe ich zuvor vergessen, zu erwähnen – längst gegessen! Niemand, der seine sieben Sinne beieinander hat, würde sich darüber »erregen«. Schon in den späten Neunzehnachtzigern gab es immer wieder nächtliche Begegnungen mit »Transen«, die ohne jeden Bohei etwa als Kellner tätig waren oder einfach nur am Nachtleben teilgenommen haben. Was sich aber in den Neunzehnneunzigern in den USA entwickelt hat und seit den Nullerjahren immer mehr auch in Europa als »Queer Studies« Verbreitung findet, hat das Zeug, unserer Gesellschaft wirklichen Schaden zu bereiten. Es sind dabei nicht die 0,02 bis 1 Prozent Betroffenen – es soll seit 2010 einen sprunghaften Anstieg geben; woher kommt der plötzlich? –, die ich kritisiere. Es sind »Extremaktivisten«, die mit immer skurrileren Forderungen daherkommen. Und unsere Gesetzgebung hechelt diesem Wahnwitz hinterher. In der Bundesrepublik ist ein Gesetz in Vorbereitung, das den Wechsel von Mann zu Frau (oder einem anderen von unzähligen Geschlechtern) »per Sprechakt« am Standesamt möglich machen soll. Im deutschen Bundestag sitzt ein als Mann angetretener Kandidat auf einem Frauenlistenplatz; und wenn ich Ihnen das mitteile, werde ich mich dort bald strafbar machen. Jede Person soll nämlich in Hinkunft »ein Recht auf Vergessen« ihres vorherigen Geschlechts in Anspruch nehmen dürfen. Noch schlimmer die Situation in den Staaten, wo allen Ernstes überlegt wird,

Jugendlichen zu erlauben, irreversible Eingriffe in ihre körperliche Entwicklung ohne Einwilligung der Eltern durchführen zu lassen. Oder im Sport, wo sich Frauen immer öfter mit vormaligen Männern »matchen« müssen. Und dabei klarerweise körperlich unterlegen sind. Von Problemen in Umkleidekabinen und Frauenhäusern ganz abgesehen. Auch insgesamt sind Frauen benachteiligt: Von den sprunghaft angestiegenen Fällen sind es vor allem junge Mädchen, die gerne zum Mann werden möchten. Wieder einmal ist linker Zeitgeist zu weit gegangen. Wieder einmal werden über die Köpfe der Betroffenen hinweg Opfer konstruiert und wird mit Irrsinnigkeiten unser soziales Zusammenleben bedroht. In Zürich werden in Schulen (!) bald drei Toiletten die Regel sein. Und wenn ich bei einem transsexuellen Vergewaltiger von »seinem« statt »ihrem« Penis spräche, würde mich das in Kanada vor Gericht bringen! Dies alles schwingt mit, wenn die Regenbogenfahne vor dem Grazer Rathaus im Wind weht. Gesellschaftspolitisch haben wir hier noch viel zu diskutieren. Unsere öffentlichen Institutionen dürfen dabei nicht einseitiger Agitator in solchen zentralen Fragen sein. Das wäre – das ist – zun tiefst undemokratisch.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT AUGUST 2022 /// 5


Inhalt Fazit August 2022

»The Great Resignation«

Seit Corona kündigen weltweit Millionen ihre Jobs, suchen sich neue oder bleiben einfach eine Zeit daheim. Eine Analyse.

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Fotos: Adobe Stock, Marija Kanizaj (3), Enlarge, Elisabeth Pötler

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Meister der Logistik

Die Knapp AG steigerte im Vorjahr ihre Erlöse auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Ein Fazitgespräch mit CEO Gerald Hofer.

Neutralität als Option

Politologe Heinz Gärtner sieht in einer neutralen Ukraine eine Option zum Ende des Konfliktes Russland vs. dem Westen.

Unermüdlicher Kulturmotor

Der Verein »Uni-T« gilt als gutes Beispiel, wie man als kleine Kulturorganisation nachhaltige Ergebnisse liefern kann. Michael Petrowitsch traf die künstlerische Leiterin Edith Draxl. Seite 78

Ausgabe August 2022 XIX. Jahrgang Nr. 185 (6/2022) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

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WILLKOMMEN IM FAZIT!


Wirtschaft und mehr. 44

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Der Krieg dauert an, die Inflation ist auf Rekordniveau und auch die Pandemie ist noch immer da. Trotzdem finden die Unternehmen kaum Arbeitnehmer. Der Anglizismus »The Great Resignationen« beschreibt den Umstand, dass weltweit immer mehr Arbeitnehmer ihre Jobs hinschmeißen und sich etwas Neues suchen oder einfach zu Hause bleiben. Fazit geht den Ursachen dieses Phänomens nach.

Das Fazitgespräch führten wir mit Gerald Hofer, dem CEO der Knapp AG. Dem Unternehmen ist es gelungen, seine Erlöse seit 2015 von knapp 0,5 auf 1,7 Milliarden Euro zu steigern. Allein im Vorjahr sind über 1.000 Mitarbeiter bei Knapp dazu gekommen. Hofer begründet diesen Erfolg mit der Technologiebezogenheit und einer kundenorientierten Wachstumsstrategie.

Zuwendung als Prinzip

Philosoph und Theologe Christian Lagger ist Geschäftsführer bei den Elisabethinen. Volker Schögler hat sich mit ihm getroffen.

In seiner Außenansicht fordert Peter Sichrovsky für seine jüdischen Landsleute und sich das lebensnotwendige Recht zum Vergessen ein. Er will als Nachkomme von im Holocaust ermordeten Juden nicht ständig an das schreckliche Schicksal seiner Familie erinnert werden. Gleichzeit weiß er, dass dieses »Niemals vergessen« dazu beiträgt, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Gutes Lesen! -red-

Charly und die Eisfabrik

1997 expandierte Charly Temmel von Graz in die USA. Und auch dort hat der »Eiskönig« ordentliche Spuren hinterlassen.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

2 d olg ng #5 f r E hru 46 Fü Seite

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Außenanosvisckyht Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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Peter Sichr t auf über das Rech n. ein Vergesse

IMPRESSUM

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Fazitthema

Von Johannes Roth

Foto: Adobe Stock

In den USA kündigen Millionen Menschen ihre Jobs. Auch in Europa kämpft man mit den Folgen eines sich verändernden Arbeitsmarktes. Die Auswirkungen dieser Veränderung sieht man am Flughafenchaos und an Restaurants, die mangels Mitarbeiter an Sonntagen geschlossen bleiben. Und wie diese Entwicklung weitergeht, wenn das Land aufgrund der Energiekrise in eine Rezession stürzt, ist noch nicht absehbar.

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Fazitthema

W

as im Augenblick am Arbeitsmarkt vor sich geht, weiß niemand so genau. Was sich abzeichnet, ist ein Szenario, das man sich in einer Leistungsgesellschaft eigentlich nicht vorstellen konnte: Immer weniger Leute wollen, so scheint’s, arbeiten. Sie kündigen ihre Jobs und nehmen sich entweder viel Zeit, um eine sinnstiftende Beschäftigung zu suchen, oder sie legen sich in das, was man landläufig als soziale Hängematte versteht. Wobei Letzteres, das sei vorweg festgehalten, eher die Ausnahme ist. Das Phänomen jedenfalls hat bereits einen eigenen Namen: »The Great Resignation«, oder »The Big Quit«, je nachdem, welche Ausprägung man vordringlich beklagen möchte. Es beschreibt zunächst eine in dieser Form nie dagewesene Kündigungswelle in den USA, die ihren Ausgang in der ersten postpandemischen Phase des Jahres 2021 nahm: Im April vergangenen Jahres hatten offenbar 4 Millionen Menschen einfach ihren Job hingeschmissen – so viel wie in den 20 Jahren davor nicht. Es war nur der Beginn eines Trends, der in den USA bis heute anhält: Es dauerte keine drei Monate und die Zahl der Kündigungen überstieg abermals die 4-Millionen-Marke, einen Monat später, im August, hatten sich weitere 270.000 Menschen von ihren Arbeitgebern verabschiedet.

»Der Fachkräftemangel und die damit einhergehende höhere Kündigungsbereitschaft der Mitarbeiter lässt bei Arbeitgebern die Alarmglocken läuten.«

Große Unzufriedenheit.

Bisher galt in historisch unsicheren Zeiten ja immer, dass man sich eher an seinen Job klammert als ihn zu riskieren. Dieser Mut der Arbeitnehmer mündete in einer ganzen Reihe von Problemen für die Arbeitgeber. Denn die Unternehmer standen plötzlich nicht mehr nur ohne Arbeitskräfte da. Das Grundprinzip des »Hire and fire« war urplötzlich in Frage gestellt – schlicht deshalb, weil die Arbeitskräfte wieder weg waren, bevor man als Arbeitgeber die Gelegenheit hatte, die Kündigung auszusprechen. Ausgehend von den USA sind Arbeitskräfte ein kostbares Gut geworden, zumal auch die im Job verbliebenen USAmerikaner die Aufbruchsstimmung zum Anlass nahmen, ihre Arbeitsbedingungen massiv in Frage zu stellen: Eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Streiks legte ganze Branchen lahm und die Zeiten der »Working Poor« sind in den USA – hoffentlich endgültig – vorbei, denn aus 9-Dollar-Jobs, die nicht zum Leben reichten wurden in kurzer Zeit 20-Dollar-Jobs. »Diese Pandemie dauert schon so lange an, dass sie die Menschen geistig und körperlich beeinträchtigt«, sagte Danny Nelms, der Präsident der US-Beratungsfirma »Work Institute« in einer Reportage des Wall Street Journal. »Das und die neuen Belastungen bringen die Menschen dazu, über ihr Leben, ihre Karriere und ihre Jobs nachzudenken. Dazu kommen Millionen an freien Stellen. Wer also etwas anderes machen möchte, dem fällt das derzeit nicht besonders schwer.« Der Begriff »The Great Resignation« geht auf einen amerikanischen Organisationspsychologen Anthony Klotz zurück. Klotz unterrichtet an der Mays Business School in Texas. Er hat hunderte Menschen, die ihren Job gekündigt hatten, zu ihren Motiven befragt. In einem Bloomberg-Interview im Mai 2021 kündigte Klotz als Erster »The Great Resignation« an. AMS-Chef Johannes

Kopf kennt auch noch eine weitere Studie, die die weltweite Verbreitung des Begriffs befeuert hätte, nämlich den von Microsoft herausgegebenen »Work Trend Index«. Er wurde mit 30.000 Interviews in 31 Ländern durchgeführt, mit dem für jeden Arbeitgeber erschreckendem Ergebnis, dass 40 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen darüber nachdachten, noch 2021 ihren Job zu kündigen.

Tickt Österreich anders?

Bis zum heurigen Jänner hab es, so Kopf, in Österreich keine plötzliche Kündigungswelle gegeben. Es gab im Jahr 2020 aber eine extrem hohe Zahl einvernehmlicher Auflösungen, die seien auf die Lockdowns zurückzuführen. In den USA messen monatlich erstellte Quits-Rates den Anteil der Arbeitnehmer an der gesamten Workforce, die ihr Dienstverhältnis selbst auflösen, erklärt der AMS-Chef. Langjährig üblich seien 2,3 Prozent, im November 2021 waren es jedoch 3 Prozent gewesen. »Doch rechtfertigt ein solcher Anstieg, der sich noch dazu teilweise mit den aufgeschobenen Kündigungen im unsicheren Jahr 2020 erklären lässt, wirklich die Bezeichnung ›The Great Resignation?‹«, fragt sich Kopf – zumal der Ausdruck, wohl nicht unabsichtlich, an »The Great Depression« erinnere, jene jahrelange Wirtschaftskrise der 30er Jahre, die Arbeitslosenraten von mehr als 25 Prozent auslöste und die Durchschnittslöhne jener US-Bürger, die noch Arbeit hatten, um 60 Prozent fallen ließ. Aktuell würden sich die US-Zahlen jedenfalls wieder etwas in Richtung Normali-

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Fazitthema

tät bewegen: Im Mai 2022 lag die Quits-Rates aber immer noch bei 2,8 Prozent und damit um ein Fünftel über dem langjährigen Durchschnitt. Über drei Prozent lagen sie übrigens zuletzt im Dezember 2021. In Europa kam »The Great Resignation« zeitverzögert an, und auch nicht mit solcher Wucht. Zuletzt machten Italien und Spanien in dieser Hinsicht von sich reden. Dort gibt es trotz hoher Arbeitslosigkeit einen ungewöhnlichen Anstieg der arbeitnehmerseitigen Kündigungen. Als die ersten Wogen der corona-bedingten Arbeitsmarktunsicherheiten in Österreich geglättet waren, war aber auch hier eine nachhaltige Veränderung in der Erwartungshaltung an Arbeit und Lebensunterhalt feststellbar. Tausende Menschen kehrten nach der Kurzarbeit einfach nicht mehr in ihre alten Jobs zurück und waren zunächst auch für den Arbeitsmarkt nicht mehr verfügbar. Noch heute fehlen an allen Ecken und Enden sowohl Fachkräfte als auch einfache Arbeiter. Sie fehlen in der Industrie, in der IT, in der Gastronomie, am Bau etc.

Worauf es aus Arbeitgebersicht jetzt ankommt.

Der Fachkräftemangel und die damit einhergehende höhere Kündigungsbereitschaft der Mitarbeiter lässt bei Arbeitgebern natürlich die Alarmglocken läuten. Und so haben mittlerweile landauf und landab die Unternehmensberater ein neues Geschäftsfeld entdeckt. Sie versuchen ihrem gut betuchten Klientel Antworten auf die Fragen zu vermitteln, wie man aktuell noch bei seinen Mitarbeitern punkten könne und wie man sich als Unternehmen im Wettstreit um die besten Fachkräfte aufstellen müsse. Daniel Jelitzka, Geschäftsführer des Wiener Unternehmens »JP Immobilien«, das erst kürzlich zu einem der besten Arbeitgeber Österreichs gekürt wurde, hat diesbezüglich seine eigenen Antworten: »Essenziell für die Mitarbeiterzufriedenheit sind klare Zuständigkeiten: Jeder weiß bei uns, was er zu tun hat und jeder weiß, warum er hier ist. Außerdem legen wir Wert auf flache Strukturen und bringen jedem Einzelnen Wertschätzung und Empathie entgegen – man könnte sagen, wir sind eine kleine Community mit einem gemeinsamen Ziel. Und das schweißt zusammen.” Jelitzka, er beschäftigt 65 Mitarbeiter, sieht die zahlreichen Mitarbeiterbenefits, die er anbietet, übrigens nicht als Allheilmittel: »Ausschlaggebend sind Kriterien wie Vertrauen, ein ordentliches Arbeitsumfeld und Wertschätzung – das ist in einem kleinen und familiären Umfeld wie bei uns einfach.« Er bekomme trotz des ausgetrockneten Arbeitsmarktes auch jetzt noch laufend aktive Bewerbungen, so der Immobilienmakler.

Massen-Neuorientierung.

Viele Arbeitnehmer nutzten die Gelegenheit, sich beruflich umzuorientieren. Wer vor der Pandemie in der anstrengenden Gastronomie und dem herausfordernden Handel tätig gewesen war, dem fiel es nicht allzu schwer, sich einer Alternative zuzuwenden. Die Verdienstmöglichkeiten blieben auf niedrigem

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Niveau dieselben, die Arbeitsbedingungen aber ließen sich verbessern – indem man den Arbeitgeber oder gar die ganze Branche wechselte. An genügend freien Stellen fehlte es nicht; nach der Pandemie mussten viele Branchen und Unternehmen die freigestellten Positionen wieder besetzen. Wenn man eine Alternative hat, die gleiches Geld, aber neue Chancen auf Zufriedenheit im Job bringt – warum die nicht nutzen? Was die Veränderungen für die Wirtschaft tatsächlich bedeuten, das lässt ein Blick auf ein aktuelles Beispiel erahnen: die Situation an den europäischen Flughäfen. Personalmangel bei den durch die Pandemie schwer gestressten Fluglinien, allen voran der Lufthansa, hat dazu geführt, dass allein vergangenen Monat 3.100 Flüge gestrichen werden mussten. Im verzweifelten Bemühen, durch Personalabbau nach der Pandemie wieder profitabel zu fliegen, hatte die Fluglinie offenbar ein ungutes Klima geschaffen. Eines nämlich, dass es auch den zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebes notwendigem Schlüsselpersonal leicht gemacht hatte, sich für eine Alternative am Arbeitsmarkt oder eine generelle Jobpause zu entscheiden. Reduzierte Löhne und zunehmend unattraktiver werdende Arbeitsbedingungen, so die Gewerkschaften, würden zudem etwaige Jobinteressenten abschrecken. Das Ergebnis: Die ohnehin prekäre Personalsituation wird nun durch eine Coronawelle derartig verschärft, dass in ganz Europa zur Hauptreisezeit chaotische Zustände herrschen und selbst Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley sich laut FAZ eingestehen musste, dass die aktuellen Probleme die schlimmsten seien, die er in seiner gesamten Karriere je gesehen habe.

Viele Erklärungsversuche.

Woran die plötzliche neue Unzufriedenheit mit der Arbeit an sich liegt, weiß, wie gesagt, niemand so wirklich. Die Pandemie ist ein Erklärungsversuch – aber eben nur einer. Es heißt, dass viele Corona zum Anlass genommen hätten, um sich aus Niedriglohnsektor-Jobs zu verabschieden und sich entweder selbstständig zu machen oder sich einem neuen Arbeitgeber, wenn nicht gar einer neuen Branche zuzuwenden. Ein anderer Versuch, die allgemeine Unlust am Arbeiten zu erklären, bezieht sich auf die starren Strukturen der Unternehmen, die in Arbeitsbedingungen münden, die vielfach immer noch dieselben sind wie vor 100 und mehr Jahren: Wer als Unternehmer heute noch auf Präsenz der Arbeitnehmer in engen Großraumbüros besteht, wo die Arbeit auch entspannt im Home Office funktioniert, der hat grundsätzlich nicht verstanden, worauf es im postpandemischen Arbeitsmarkt ankommt. Einen weiteren beliebten Erklärungsansatz bietet die »Gen Z«, der man einen eher differenzierten Zugang zum Leistungsgedanken und dem eigenen Ego nachsagt. Auch oft gehört: Der Staat sei schuld. Entweder sind die Lohnnebenkosten zu hoch für anständige Löhne, oder, wenn man sich in der anderen Reichshälfte umhört, die Arbeitslosenleistungen sind zu hoch für anständige Motivation. Die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen: Die »jungen, hungrigen« Arbeitskräfte, die vom Ehrgeiz durchdrungen waren,


Fazitthema

»Die ›jungen, hungrigen‹ Arbeitskräfte, die vom Ehrgeiz durchdrungen waren, weiterzukommen im Leben, es ›zu etwas zu bringen‹, die sind tatsächlich selten geworden.«

weiterzukommen im Leben, es »zu etwas zu bringen«, die sind tatsächlich selten geworden. Das weiß jeder, der schon einmal versucht hat, etwa im Handel eine qualifizierte, motivierte und bezahlbare Fachkraft zu finden. Auf der anderen Seite ist die Generation Praktikum noch lange nicht erwachsen geworden. In vielen Branchen – zum Beispiel der Kreativwirtschaft – gelten immer noch monate- und jahrelange schlecht bis gar nicht bezahlte »Praktika« als einzig möglicher Weg, sich jene Berufserfahrung anzueignen, die von den Arbeitgebern, die mehr oder weniger faire Gehälter bezahlen, verlangt wird. Das tut sich nur an, wer wirklich muss oder wirklich will – und das sind immer weniger Menschen.

Weniger Leistungsanreize.

Was auch problematisch ist: Der Leistungsgedanke der Boomer-Generation führt sich gerade insofern ad absurdum, als es für Millennials praktisch unmöglich wird, sich aus eigener Kraft aus unselbstständiger Arbeit Vermögen aufzubauen. Denn einerseits fehlt’s an der Kraft – niedrige Löhne, hohe Besteuerung von hohen Einkommen –, andererseits an Anreizen zum Vermögensaufbau. Staatlich geförderter billiger Wohnraum ist dort vorhanden, wo das Hotel Mama unattraktiv geworden ist; ein eigenes Auto ist in weiten Teilen der urbanen jugendlichen Bevölkerung unmoralisch geworden. Die Teilhabe am kulturellen Angebot der Gesellschaft kann billig durch die sozialen Medien, Netflix und Co kompensiert werden, Urlaubsreisen auf niedrigem Niveau sind auch mit einem Teilzeitgehalt durchaus finanzierbar. Die einkommensabhängigen Transferzahlungen belohnen die, die sich mit wenig Anstrengung und entsprechend wenig Einkommen zufriedengeben, während die Leistungswilligen selbst für ihr Leben aufkommen müssen: Sich anstrengen zu müssen, um sich die Grundbedürfnisse einer kultivierten menschlichen

Existenz erfüllen zu können, wird außerdem in dem Moment zur Zumutung, in dem man selbst den Begriff der »kultivierten Existenz« mit Begeisterung nach unten nivelliert. Tatsächlich sind die politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen davon, was »kultiviert« ist und was nicht, höchst unterschiedlich. Sorgen, dass ihr das Geld ausgehen könnte oder dass es irgendwann an Besitz und Eigentum mangeln würde, muss sich ein großer Teil der kommenden Generation trotzdem nicht übermäßig machen, den Baby-Boomern sei Dank. Eine wachsende Anzahl an Erblassern von morgen ist im Begriff, Häuser, Sparbücher und Wertpapiere einer zunehmend kleiner werdenden Zahl an Erben weiterzugeben. Es ist ein Billionenvermögen, das sich darauf vorbereitet, in den kommenden Jahren weitergegeben zu werden. Sich durch mehr oder weniger harte Arbeit ein mehr oder weniger auskömmliches Vermögen zu schaffen, wird also auch aus diesem Aspekt zunehmend reizlos – wozu sich anstrengen, um aus eigener Kraft etwas zu schaffen, wenn man das Leben auch mit wenig Gehalt oder hohen Transferzahlungen genießen kann?

Vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt.

In Summe sind dies alles jedoch Spekulationen und eine Vielzahl von Gründen. Unleugbar ist allerdings, dass wir den Beginn des Wandels vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt erleben. Heißt: Um die wachsende Nachfrage nach qualifiziertem Personal bei sinkendem Angebot erfüllen zu können, müssen sich Arbeitgeber in Zukunft immer mehr anstrengen. Das bedeutet auch, dass man arbeitgeberseitig den Jobsuchenden und Arbeitswilligen noch genauer zuhören müssen wird. Sie werden jedenfalls anspruchsvoller, was ihr Arbeitsumfeld angeht – das betrifft die unmittelbare Arbeitsumgebung und -ausstattung genauso wie flexible Arbeitszeiten und natürlich auch die Entlohnung.

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Fazitthema

BEZAHLTE ANZEIGE DES LANDES STEIERMARK; BILD: GETTYIMAGES.AT / ALVAREZ

Wobei die eher nicht die erste Geige im Konzert der ArbeitsplatzAttraktivierungsmaßnahmen spielt. Die Erfüllung des Gehaltswunsches spielt zwar nach wie vor eine große Rolle; wichtig ist aber auch der Sinngedanke und die Erfüllung, die man in seinem Job findet. Das beweisen eine Vielzahl von Untersuchungen; die aktuellste und relevanteste zum Thema »The Big Quit« ist die von PWC durchgeführte Studie »Global Workforce Hopes and Fears«. Sie ist sogar noch umfangreicher angelegt als jene oben erwähnte Microsoft-Trend-Studie, die von 40 % Kündigungen im Jahr 2021 ausgegangen war und damit das Schlagwort von »The Great Resignation« in die Welt getragen hatte. PWC befragte 52.000 Arbeitnehmer in 42 Ländern der Welt und erhielt so ein differenziertes Bild des globalen Arbeitsmarktes. Zunächst: Nur mehr jeder fünfte Arbeitnehmer plant einen baldigen Jobwechsel. Entscheidend dabei ist die Qualifikation, an ihr trennt sich die Spreu vom Weizen. Personen mit gefragten Qualifikationen sind auch eher mit ihrem Job zufrieden als jene mit weniger gefragten Fähigkeiten. Was die Studie auch zeigt: Die Gen Z ist weniger zufrieden mit ihrem Job als die Boomer, macht sich aber auch weniger Sorgen, durch Technologie ersetzt zu werden.

Verbesserungspotenzial für Unternehmen.

Die PWC-Studie fördert darüber hinaus erhebliches Verbesserungspotenzial arbeitgeberseitig zutage. So ist der Fachkräftemangel kein Problem, das nur Österreich trifft. Weltweit investieren Unternehmen in die aktuelle Belegschaft, indem sie in Fortbildung und höhere Löhne investieren, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im Gegensatz dazu scheint der Einsatz von Technologie, wie Automatisierung, aber auch Outsourcing und die Rekrutierung neuer Fachkräfte eine geringere Priorität zu haben. Nur 40 % der ArbeitnehmerInnen gaben an, dass ihr Unternehmen Schritte zur Weiterbildung setzt, und noch weniger (26 %) sagten, dass ihre Arbeit durch neue Technologien verbessert wird, so PWC. »In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt ist es umso wichtiger, dass Unternehmen einen menschengeführten, technologiegetriebenen Ansatz wählen. Das bedeutet, sowohl in digitale Transformation als auch in Fertigkeiten der MitarbeiterInnen zu investieren. Der Fokus sollte dabei auf die Stärkung der Fähigkeiten von qualifizierten ArbeitnehmerInnen, dem Bereitstellen von Zugangsmöglichkeiten für jene, denen es an Qualifikationen mangelt, und der Automatisierung, die Menschen entlastet, liegen. Es geht sowohl um die Ausbildung von

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Lehrlingen als auch die Einstellung von UniversitätsabsolventInnen, wobei eine Verpflichtung zu kontinuierlicher Weiterbildung benötigt wird«, kommentiert Nicole Prieller, New World New Skills Leader bei PWC Österreich, die Studienergebnisse.

Demografie als Grundlage des Problems.

Dass der derzeitige Arbeitskräftemangel dringenden Handlungsbedarf aufzeigt, ist evident. Ende Juni gab es österreichweit mehr als 140.000 offene Stellen, deutlich mehr als der langjährige Durchschnitt. »Jedes dritte Dienstleistungsunternehmen und jeder fünfte Industriebetrieb in Österreich finden derzeit nicht genügend Personal«, stellt die Agenda Austria fest. Dahinter verberge sich aber nicht nur Arbeitsunlust. Der Mangel offenbare ein viel tieferliegendes Problem: den demografischen Wandel. Die Überalterung der Gesellschaft schreitet munter voran. »Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren wird bis 2050 um etwas mehr als vier Prozent zurückgehen. Das wird aber den Arbeitskräftemangel verschärfen. Zudem gibt es starke regionale Unterschiede. Nur in den Großstädten und im Wiener Umland wird die Erwerbsbevölkerung wachsen. Praktisch überall sonst wird sie schrump-

fen; in der Steiermark, in Kärnten und im Burgenland sogar um über zehn Prozent«, lautet die düstere Bestandsaufnahme der Agenda Austria. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die aktuellen globalen wie regionalen Entwicklungen kaum mehr Spielraum für Unternehmen zulassen. Politisch und ökonomisch liegt das Schicksal der Bevölkerung sprichwörtlich in den Händen der nachfolgenden Generationen. Schon um die Pensionen finanzieren zu können, ganz zu schweigen von der enormen Staatsverschuldung, werden zwingend neue Produktivitäts-Modelle geschaffen werden müssen. Das bedingt neben der Bereitschaft zum technologischen, digitalen Wandel einen grundlegenden Wandel in der Ausbildungskultur. Schließlich werden immer weniger Menschen immer mehr Pensionäre finanzieren müssen. Als Gesellschaft ist man gut beraten, die entsprechenden Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die das auch wollen. Denn wenn sie das nicht tun, wird unsere gesamte Gesellschaft ähnlich gut funktionieren, wie das derzeitige Passagierhandling bei der Lufthansa.

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Ich will alles dazu tun, dass auch meine Kinder mit ihren Kindern noch in der Nähe von Graz Ski fahren können.

Landeshauptmann Christopher Drexler zum Thema Klimaschutz in seiner Antrittsrede im Landtag

Fotos: BMF/Wieser, MarijaKanizaj

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr schafft es nicht nur, den Österreichern ökonomische Abläufe einfach zu erklären – auch sein Vorschlag zur Energiepreiskompensation ist auf dem besten Weg zur Umsetzung. Wifo-Chef Felbermayr beherrscht die Tagespolitik Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr hat hinlänglich bewiesen, dass er zu den renommiertesten Ökonomen im deutschen Sprachraum zählt. Seine eindrucksvolle Karriere hat den Oberösterreicher unter anderem an die Uni Tübingen geführt, an der er sich habilitierte. Von 2010 bis 2019 leitete er das renommierte Ifo – das Zentrum für internationale Wirtschaft in München. Zuletzt war er Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Und seit Oktober ist der 46-Jährige nun Chef des österreichischen Wifo – eigentlich ein Abstieg, den er im Ö3-Sonntagsinterview mit Claudia Stöckl mit familiären Interessen begründete. Nur wenige wissen, dass das bis zum Ukrainekrieg europaweit verfolgte Konzept eines einheitlichen und sektorübergreifenden CO2-Preises – der dann über ein Anreizsystem zur Gänze an die Be14 /// FAZIT JULI 2022

völkerung zurückgegeben wird – von Felbermayr stammt. Während die Energiekosten aus Sicht aller anderen europäischen Regierungen auch ohne neue Steuer eine abschreckende Höhe erreicht haben, sieht man das in Österreich immer noch anders. Um die Grünen bei der Stange zu halten, wird dieses CO2-Preiskonzept in Verbindung mit dem Klimabonus von der Regierung trotzdem ab Oktober eingeführt. Ökologisch wäre es zwar nicht mehr notwendig, denn inzwischen sorgen die enorm gestiegenen Energiepreise auch so dafür, dass etwa wesentlich mehr Pendler in den Öffis sitzen als vor der Krise. Aber zum Wesen von Regierungen gehört es nun einmal, den Leuten auf der einen Seite das Geld aus der Tasche zu ziehen, um es auf der anderen Seite wieder zurückzugeben.

Felbermayr-Energiekosten-Idee vor Umsetzung Nun steht ein anderer Felbermayr-Vorschlag vor der Umsetzung. Der Wifo-Chef hat in der ZIB2 ein Wohlfahrtskonzept des indischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Amartya Sen für die aktuelle Energieversorgungslage adaptiert. Gabriel Felbermayr fordert einen Energiekostenausgleich bei gleichzeitiger Schaffung von Energiesparanreizen. Dabei geht es darum, den Haushalten eine preisreduzierte Freimenge an Energie zur Verfügung zu stellen, damit ihnen genügend Geld für den Konsum bleibt. Jeder Verbrauch, der über diese Freimenge hinausgeht, soll aber weiterhin den Marktpreis oder sogar noch mehr kosten und so zusätzliche Energiesparanreize schaffen. Der Wifo-Chef erachtet diesen Vorschlag als wesentlich sinnvoller als die von der Opposition geforderte Deckelung der Energiepreise. Ein Strompreisdeckel, wie ihn etwa die SPÖ, aber inzwischen auch die wahlkämpfende niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner will, würde nämlich zu Fehlverteilungen führen, die womöglich sogar in einem Blackout enden könnten. Außerdem würde ein Strompreisdeckel sämtliche Energiespar-Appelle konterkarieren, weil dadurch die Stromnachfrage steigt,

statt zu sinken. Außerdem können weder der Staat noch irgendwelche Energieversorger den zugekauften Strom auf Dauer billiger hergeben, als sie dafür an der Strombörse bezahlen müssen.

ÖVP und SPÖ nehmen den Ball auf Inzwischen spricht sich auch der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler für den Felbermayr-Vorschlag aus und nimmt als Erster den Ball auf, den Gabriel Felbermayer der Politik zugespielt hat. Drexler sieht darin einen adaptierten Strompreisdeckel und appelliert an alle Beteiligten, nicht auf ihren Dogmen zu beharren. Damit baut er der Bundes-ÖVP sowie seiner niederösterreichischen Kollegin, aber auch den Grünen eine goldene Brücke. Schließlich führt das Wifo-Konzept im Gegensatz zum SPÖ-Strompreisdeckel nicht zu einem Mehrverbrauch und erhöht damit auch nicht die Blackoutgefahr. Stattdessen belohnt es all jene, die in Zukunft weniger Energie verbrauchen als bisher. Aber auch die SPÖ arbeitet bereits an der Deutungshoheit. Ihr Klubobmann Jörg Leichtfried will nämlich bereits die gesamte Bundesregierung auf die SPÖ-Idee des Strompreisdeckels einlenken sehen. Dass die jetzt vor der Umsetzung stehenden Maßnahmen überhaupt nichts mit dem SPÖ-Vorschlag zu tun haben, verschweigt er jedoch. Trotzdem wird es sehr schwierig, die Idee des Wifo-Chefs umzusetzen. Denn es ist damit zu rechnen, dass sich viele Bedenkenträger querlegen werden. Die Bedachtnahme auf Datenschutz und viele andere Bedachtnahmen verhindern nämlich immer öfter politische Umsetzungen. Schließlich ist die Regierung auch mit ihrem Energiekostenbonus an den zahlreichen Einwänden gescheitert, indem sie eine nicht umsetzbare Konstruktion für die Auszahlung schaffen musste. Bundeskanzler Karl Nehammer hat inzwischen jedenfalls nicht nur seine Teilnahme an den Bregenzer und Salzburger Festspielen gecancelled, sondern auch seinen Familienurlaub in Griechenland abgesagt. Er will sich voll auf die Bekämpfung der Teuerung konzentrieren.


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Harte erste Wochen für den neuen Landeshauptmann Von Sommerpause kann für den neuen steirischen Landeshauptmann keine Rede sein. Es ist ihm aber rasch gelungen, die überregionalen Medien von seinem rhetorischen Können und seiner Klugheit zu überzeugen. Und innerhalb der Steirischen ÖVP zeigen sich inzwischen selbst jene von ihm begeistert, die bis vor kurzem gerne jemand anderen an der Spitze des Landes gesehen hätten und ihn als Landeshauptmanns für ungeeignet hielten. Punkten konnte Drexler nicht nur mit einem ZIB2-Interview, bei dem er den Österreichern unter anderem den weißgrünen steirischen Farbcode erklärte, sondern auch bei zahlreichen weiteren Auftritten, bei dem er sich als Menschenfreund positionieren konnte, der weiß, worauf es angesichts der allgegenwärtigen Krisen ankommt. Hermann Schützenhöfer hat seinem Nachfolger mangelnde Beliebtheit attestiert, die es abzuarbeiten gelte. Diese Äußerung war unnötig, erweist sich im Nachhinein jedoch als Vorteil für den Neuen. Schließlich dämpfte sie die Erwartungen der Bevölkerung. Die meisten Steirerinnen und Steirer erleben Christopher Drexler nämlich erst jetzt bewusst, seit er Landeshauptmann ist. Dass er der Spiritus Rector mehrerer Regierungskoalitionen war, weiß nur die kleine landespolitisch interessierte Minderheit. Das gilt auch für seine Tätigkeit als treibende Kraft hinter der steirischen Gesundheits- und Spitalsreform. Und so hat der neue Landeshauptmann nicht nur mit seiner geistigen Wachheit, sondern auch mit seiner Empathie für die Anliegen der krisengebeutelten Bevölkerung die Erwartungen deutlich übertroffen. Drexlers bundesweiter Bekanntheitsgrad hat sich in den wenigen Wochen seit seinem Amtsantritt vervielfacht. Als erstem ÖVP-Politiker seit Sebastian Kurz gelang es ihm, auch bei bundesweiten Radio- und TV-Interviews zu überzeugen. Obwohl ihn die Opposition im Steirischen Landtag schon einen Tag nach Amtsantritt mit einer dringlichen Anfrage konfrontier-

Für Landeshauptmann Christopher Drexler gab es zum Amtsantritt keine Schonzeit. Das ÖVP-Klientel konnte er mit seiner starken medialen Performance bereits überzeugen. Um auch bei den Wählern zu punkten, muss er aber Empathie und Durchsetzungsvermögen beweisen. Dazu bleiben ihm zweieinhalb Jahre. te und gar nicht daran denkt, ihm eine Einarbeitungszeit zu lassen, ist der Start geglückt. Das war auch notwendig und wohl gut geplant. Schließlich bleiben Drexler nur zweieinhalb Jahre, um gegen den Bundestrend bei der Landtagswahl auch die Mehrheit der Bevölkerung von der ÖVP zu überzeugen.

Präsidentschaftswahl: Muss Van der Bellen in eine Stichwahl? Am 9. Oktober ist Bundespräsidentenwahl. Und dass Alexander Van der Bellen das Rennen machen wird, steht eigentlich außer Zweifel. Schließlich verzichten sowohl die ÖVP als auch die SPÖ diesmal auf die blutige Nase, die sie sich vor sechs Jahren mit Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer holten. Mit Volksanwalt Walter Rosenkranz schickt die FPÖ auch diesmal einen Kandidaten ins Rennen, dem es wie schon zuletzt Norbert Hofer gelingen könnte, bürgerliche Wähler, die sonst nicht viel mit der FPÖ anfangen können, von sich zu

überzeugen. Daher wird es auch diesmal kein einsames Rennen für Alexander Van der Bellen werden. Dass der Amtsinhaber bereits verlautbaren ließ, dass er sämtlichen TV-Konfrontationen aus dem Weg gehen werde, ist außerdem alles andere als ein Zeichen demokratischer Reife. Damit wird Van der Bellen nicht nur die Proteststimmung unter den FPÖ-Anhängern befeuern. Seine Ignoranz kann auch die Wahlbeteiligung bei ÖVP- und SPÖ-Anhängern drücken. Daher könnte Alexander Van der Bellen als erster amtierender Bundespräsident der Zweiten Republik in eine Stichwahl müssen. Die Hoffnung der Grünen, dass sich die drei rechts verorteten Kandidaten Walter Rosenkranz, Gerald Grosz und MFG-Obmann Michael Brunner gegenseitig Stimmen wegnehmen, mag zwar begründet sein. Vor einer Stichwahl würde das den Amtsinhaber aber natürlich trotzdem nicht bewahren. Schließlich benötigt er die absolute Stimmenmehrheit – also 50 Prozent und eine Stimme. FAZIT JULI 2022 /// 15


Recht haben

Wirtschaft

Die vorübergehende Nutzung des Nachbargrundstücks

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz.

16 /// FAZIT JULI 2022

Der damalige Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner mit dem Präsidenten des 63. Österreichischen Chirurgenkongresses Hubert Hauser.

Chirurgenkongress

in Graz

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itte Juni diskutierten über 1.000 Teilnehmer aus Österreich, USA, Deutschland, Schweiz, Ungarn und Slowenien im Rahmen des 63. Österreichischen Chirurgenkongresses. Dieser fand unter der Präsidentschaft von Universitätsprofessor Hubert Hauser, Vorstand der Chirurgie des LKH Graz II, nach vielen Jahren wieder einmal in Graz statt. In 371 wissenschaftlichen Vorträgen und 64 wissenschaftlichen Postern wurden die neuesten Erkenntnisse, aber auch Bewährtes auf dem Gebiet der Chirurgie präsentiert. Besonderen Anklang fand die Eröffnungsrede von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der einen kurzen Überblick über die steirische Gesundheitspolitik gab. Erzbischof Franz Lackner beleuchtete in seinem Festvortrag das Thema Grenzen aus allgemeiner und medizinischer Sicht. Erstmalig wurde auf einem österreichischen Chirurgenkongress der neueste Operationsroboter „Hugo“ präsentiert, der von Erzbischof Franz Lackner auch gleich getestet wurde. In einer eigens für den Kongress installierten Ausbildungstraße konnten junge Chirurgen unter Anleitung erfahrener Tutoren verschiedenste Operationen an Modellen trainieren. Im Pflegesymposium wurden bewährte und neue Konzepte in der Pflege präsentiert. Insbesondere das aus der Autoindustrie kommende, neue Konzept des „Lean Managements“ stieß auf reges Interesse. Neben fachlichen Aspekten stellten Pflegemangel und schwindender chirurgischer Nachwuchs sowie Bürokratiereduktion ein stark diskutiertes Thema dar. Erstmalig waren auch die niedergelassenen Chirurgen mit einer eigenen Sitzung am Österreichischen Chirurgenkongress vertreten. In einem von Dr. Martin Hoff organisierten Round-Table-Gespräch wurden aktuelle und zukünftige Aspekte der chirurgischen Versorgung in Österreich diskutiert.

Foto: Thomas Luef

Foto: Archiv

Ob und in welchem Ausmaß das Nachbargrundstück im Rahmen von Bauarbeiten am eigenen Grundstück genutzt werden darf, stellt in der Praxis ein immer wiederkehrendes (Streit-) Thema dar. Dabei ist darauf zu achten, dass die einzelnen Bauordnungen der Bundesländer unterschiedliche Voraussetzungen für die Nutzung des Nachbargrundstückes vorsehen. Dieser Artikel beleuchtet die in der Steiermark geltenden Zulässigkeitsvoraussetzungen für die Benützung des Nachbargrundstückes und mögliche rechtliche Konsequenzen im Falle einer rechtswidrigen Nutzung. Bei der Herstellung, Erhaltung und beim Abbruch baulicher Anlagen im Bereich der Grundgrenze hat der Nachbar gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG die Nutzung seines Grundstückes unter bestimmten Umständen im unbedingt erforderlichen Ausmaß zu dulden. Wesentlich ist, dass die Arbeiten nur temporär sind und ohne die Nutzung des Nachbargrundstückes gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich wären. Dies gilt auch für die Nutzung des Luftraums des Nachbargrundstückes, beispielsweise durch einen Kran. Vor Inanspruchnahme des benachbarten Grundstücks ist gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG das Einvernehmen zwischen den Grundstückseigentümern herzustellen. Wird das benachbarte Grundstück ohne die Zustimmung des Nachbarn in Anspruch genommen, liegt eine Besitzstörung vor, die auf dem Zivilrechtsweg mittels Klage bekämpft werden kann. Verweigert der Nachbar die Duldung von Arbeiten auf seinem Grundstück, hat die Baubehörde auf Antrag über die Zulässigkeit der Nutzung zu entscheiden. Im Ergebnis kann dem Nachbarn jedoch nicht dazu geraten werden, seine Zustimmung leichtfertig zu verweigern, weil eine rechtswidrige Verweigerung Schadenersatzansprüche des Bauwilligen auslösen kann. Dies beispielsweise dann, wenn es durch die rechtswidrige Weigerung zu Mehrkosten durch eine Verzögerung des Bauablaufes kommt. Gleichzeitig ist dem bauenden Nachbarn zu raten, bei der Nutzung des benachbarten Grundstückes behutsam vorzugehen. Grund dafür ist, dass er Schäden, die im Rahmen der Nutzung des Nachbargrundstückes entstehen, zu ersetzen hat und er sich zur Vermeidung einer Besitzstörungsklage strikt an den Umfang des Duldungsbescheides bzw. der Zustimmung des Nachbarn halten sollte.


Wirtschaft

Mit der Lehre gegen den Fachkräftemangel Wenn es um die wirtschaftliche Zukunft geht, haben sie ein Ass im Ärmel: die Gewinnerinnen und Gewinner der StyrianSkills – der steirischen Lehrlingswettbewerbe. Denn die duale Ausbildung gilt als Karriere-Booster in Zeiten des Fachkräftemangels.

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Anzeige Fotos: Scheriau, Christian Thier

ann zahlt’s halt mehr!“ – Diese einfache „Lösung“ für das Fachkräfteproblem hört man oft. So simpel ist die Sache aber nicht. Für die fehlenden Fachkräfte gibt es viele Gründe, etwa die Demografie. Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden jetzt nämlich richtig spürbar: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension, während junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer weniger werden. Innerhalb von 15 Jahren verdoppelte sich der Anteil der über 50-jährigen unselbstständig Beschäftigten in der Steiermark, und zwar von 68.893 im Jahr 2005 auf 146.401 im Jahr 2020. Der Anteil der unter 25-Jährigen in den steirischen Firmen ging dagegen im selben Zeitraum zurück, und zwar von 71.959 auf 59.767. Lehre attraktiver machen „Eine der wichtigsten Strategien ist, die Lehrausbildung attraktiver zu machen und jungen Leuten wie deren Eltern klarzumachen, dass die duale Ausbildung ein Garant für eine Top-Karriere ist“, sagt Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk der WKO Steiermark. „Die Lebensläufe gipfeln nicht selten in der Selbstständigkeit und gutem Verdienst.“ Auch akademische Karrieren sind möglich – die Wege sind in alle Richtungen offen. Die Biografien der Leute, die bei den StyrianSkills, den EuroSkills oder WorldSkills erfolgreich sind, zeigen das exemplarisch: eine Tischlerin, die im zwei-

ten Ausbildungsweg ihren Traumberuf fand, ein Maler, der zuerst Weltmeister und dann Berufsschulvizedirektor wurde, eine Glaserin, die draufkommt, dass Frauen

»Mit einer Lehre gibt es keine Zukunftssorgen! Die steirischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe bieten eine erstklassige Ausbildung in krisensicheren Berufen.«

Stolz auf ihre Lehre im Gewerbe und Handwerk: Javvad Nawrozi gewann Gold bei den Fliesenlegern, der MalerWeltmeister Marian Schweiger ist heute Vizedirektor der LBS 3 in Graz und Katharina Thier startete als Glaserin in ihre zweite Karriere. mittlerweile auch im Handwerk zu Hause sind: Katharina Petritsch, Marian Schweiger und Katharina Thier sind also Beispiele für Karrieren, in denen die Lehrausbildung zum Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg wurde.

kommen, wo guter Verdienst und Aufstiegschancen winken. Es sind auch Menschen, die mit viel Einsatz und Engagement nach Österreich kommen, sich integrieren und beachtliche Karrieren hinlegen. Javvad Nawrozi, ebenfalls StyrianSkills-Gewinner, ist ein Beispiel. Der junge Fliesenleger entdeckte sein Talent beim Do-it-yourself-Arbeiten zu Hause, als er als Flüchtling in Österreich lebte. Durch eine verkürzte Lehre – er kam als gelernter Schneider aus Afghanistan – wurde er zum Profi und stand auf dem Siegerstockerl bei

Einsatz, Integration, Erfolg Neue Talente-Pools anzuzapfen ist die zweite Strategie gegen den Fachkräftemangel. Das sind nicht nur Frauen, die verstärkt in sogenannte „Männerberufe“

der Award-Gala in der Wirtschaftskammer. „Qualifizierte Zuwanderung ist ein Schlüssel in Sachen Fachkräftemangel“, betont Hermann Talowski. „Wir bieten jungen Menschen eine Chance in Österreich und die Wirtschaft sucht sich die besten Köpfe – eine Win-win-Situation.“ Gegen den Fachkräftemangel ist also ein Kraut gewachsen: die duale Ausbildung, die immer attraktiver wird. FAZIT JULI 2022 /// 17


Graz hat's

Nachhaltig mobil in die Arbeit

Klanglicht 2021 gewinnt Austrian Event Award Seit 25 Jahren prämiert der Austrian Event Award die besten Live-Veranstaltungen und macht deutlich, wie wichtig Ideen und Leidenschaft sind, um Menschen das Erleben großartiger Live-Momente zu ermöglichen. Umso größer ist die Freude, dass Klanglicht 2021 nicht nur die vielen Besucher der Installationen im Schlosspark Eggenberg begeistern konnte, sondern auch die Award-Jury. Klanglicht-Kuratorin Birgit Lill-Schnabl: „Klanglicht 2021 hat gezeigt, dass Licht und Klang Menschen tief berühren und bewegen können − hinein in den öffentlichen Raum.“ Damit sendete das Kunstfestival nach eineinhalb Jahren Corona-bedingter Pause ein leuchtendes Zeichen, dass die gemeinsame Erfahrung die schönste Art ist, Kunst zu erleben.

Hannes Schreiner ist seit 2019 Geschäftsführer der Technopark Raaba Holding GmbH, zuständig für die Bereiche Finanzen und Projektentwicklung.

pandierenden Standort Technopark Raaba das große Thema. Die Mobilität der zahlreichen Mitarbeiter zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause soll in Zukunft weniger Emissionen und Umweltbelastung verursachen. Um diese zum Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu motivieren, bedarf es nicht nur entsprechender Anreize, sondern auch einer modernen Infrastruktur. Es gibt eine Fahrradgarage mit zahlreichen absperrbaren Boxen sowohl für herkömmliche Bikes als auch für E-Bikes, wobei letztere mit Ladesteckdosen versehen sind. Für die Fahrradfahrer gibt es im Technopark eigene Duschen und Umkleidekabinen, die kostenlos nutzbar sind. Eine weitere geplante Alternative sind E-Scooter, die am Bahnhof Raaba bereitstehen und für die Fahrt zum Technopark und retour individuell nur mit Berechtigungskarte genutzt werden können, sodass sie nicht in der Gegend liegend zurückgelassen werden. E-Mobilität ist die Zukunft des Pendelns Elektrische Fahrzeuge spielen eine immer größere Rolle im Individualverkehr, dem wird auch beim Technopark Raaba Rechnung getragen. Bereits vor rund drei Jahren wurden die Gespräche mit der Energie Steiermark bezüglicher einer gemeinsamen Kooperation gestartet. Das Ergebnis sind mittlerweile rund 30 E-Tankstellen an unserem Standort. Die „grüne Expansion“ wird von der Holding Graz im laufenden Jahr mit acht zusätzlichen Tankstellen vorangetrieben und auch im neuen Parkhaus ist in einem eigenen Areal für ausreichend Stromanschlüsse zum Laden gesorgt. Seit Mitte Mai ist hier am TPR auch ein tim-Standort eingerichtet, an dem ständig mehrere e-Carsharing-Fahrzeuge für alle tim-Kunden und -Kundinnen zur Verfügung und darauf warten, gebucht zu werden. 18 /// FAZIT JULI 2022

Foto: Archiv

eit rund 23 Jahren werden von immer mehr Unternehmen die enormen Vorteile des Standorts Technopark Raaba erkannt. Von einer Stagnation der Nachfrage nach Büro- und Gewerbeflächen kann hier in Graz-Umgebung-Süd keine Rede sein, es handelt sich weiter um konstante jährliche Zuwachsraten von rund zehn Prozent jährlich. Die gerade fertiggestellten bzw. geplanten Neubauten am Technopark Raaba sollen dazu beitragen, die Nachfrage an Büroflächen im Umfeld von Graz stillen zu helfen. Mehr Flexibilität und vor allem Nachhaltigkeit beim alltäglichen Pendeln zum und vom Arbeitsplatz sind beim rasant ex-

Die NachwuchsRizzis aus der Steiermark

Der Tübinger Veranstalter und Kunstgroßhändler Art 28 kürte die Siegerbilder des großen Schüler-Malwettbewerbs anlässlich der weltgrößten James-Rizzi-Ausstellung in Halle A der Messe Graz. Als ihre „Häuserparty“ zum Siegerbild gekürt wurde, da strahlten die Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Steiermark vor Freude sogar noch heller als die berühmte Rizzi-Sonne über dem Hochhäuser-Meer des Big Apple. „Mit welcher Begeisterung und Fantasie sich die vielen Jung-Rizzis der Steiermark an unserem großen Schüler-Malwettbewerb beteiligt haben, das hat uns zutiefst beeindruckt“, erzählt Alexander Lieventhal von Art 28, der die Preisverleihung moderierte.

20 Jahre Hypo Vorarlberg in Graz Die Hypo Vorarlberg ist auch in anderen Regionen Österreichs sowie in den Nachbarländern wirtschaftlich erfolgreich unterwegs. Vor mittlerweile 20 Jahren konnte die größte Vorarlberger Bank im September 2002 eine Filiale im ehemaligen Nationalbankgebäude am Joanneumring eröffnen. „In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Steiermark vom grundstoffabhängigen Industrieland zu einem internationalen Technologiestandort mit hohem Innovationspotenzial entwickelt. Die wirtschaftliche Prosperität dieser Region hat die Hypo Vorarlberg darin bestärkt, die Vermögensanlage nach ‚Vorarlberger Rezept‘ sowie gut ausgewählte Finanzierungen auch den Kundinnen und Kunden in der Steiermark anzubieten“, erklärt der Regionaldirektor Ernst Albegger.

Fotos: Fotostudio Eder, MCG / Wiesner,

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Erster Grazer Airport Run war ein voller Erfolg Die erste große Laufveranstaltung am Flughafen Graz war nicht nur für die Sportler, sondern auch für die Steirische Kinderkrebshilfe ein großer Renner, schließlich konnte an Letztere ein Scheck in Höhe von 11.000 Euro übergeben werden. Am 30. Juni um Punkt 19:00 erfolgte für rund 500 – trotz der Hitze hochmotivierte – Läuferinnen und Läufer der Startschuss. 177 Frauen und 309 Männer haben die besondere Atmosphäre der rund 5,8 Kilometer langen Strecke genossen. „Der Airport Run war für mich gleich in doppelter Hinsicht etwas Besonderes“, meint Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Zum einen, weil wir so einen Event zum ersten Mal durchgeführt haben, zum anderen, da ich selbst mitgelaufen bin und die besondere Stimmung hautnah miterleben durfte“.

Perfektes Qualif(l)ying für Flughafen Graz In der Zeit rund um den 11. Juli stand der Flughafen Graz besonders auf dem Prüfstand, da der Grand Prix am Red Bull Ring für mehr als 50 zusätzliche Starts und Landungen primär in der General Aviation gesorgt hat. Einige Maschinen haben den Flughafen nur für einen kurzen Boxenstopp besucht, andere benötigten für sich und ihre Passagiere ein spezielles Handling. „Ich bin sehr stolz auf unser Team, das die Tage so gut gemeistert hat“, erklärt Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Wir haben das stärkste Flugaufkommen bei einem Grand Prix am Red Bull Ring verzeichnet und das neben dem erhöhten Flugverkehr zum Ferienbeginn. Unsere ‚fliegende Runde‘, wie es in der Formel 1 heißt, kann kaum mehr verbessert werden.“

Steiermärkische unterstützt Kultur-App

Kunst und Kultur gibt es in der Steiermark wortwörtlich an jeder Ecke. Von Bad Aussee bis Bad Radkersburg überspannen Musik, Literatur & Co. das Land mit einem Netz aus kulturellen Angeboten, in dem sich Menschen wiederfinden und verlieren können. Damit Kulturfans nur sich selbst und nicht den Überblick verlieren, wurde die App „Kuma“ entwickelt. Hauptsponsorin ist die Steiermärkische Sparkasse, die sich einmal mehr als verlässliche Kulturpartnerin positioniert. Ganz nach dem Motto „Kultur gut finden“ fungiert Kuma als digitaler Kulturkalender mit praktischer Such- und Filterfunktion. Etwa 1.000 Kulturangebote stehen zum App-Start zur Verfügung. Gleichzeitig ist www.kuma.at eine Plattform für Kulturanbieter.

Fotos: GEPA, Erwin Scheriau, Arvideo Media

Graz übernimmt „Special Olympics“-Fahne

Am 27. Juni sind die 8. Nationalen Special Olympics Sommerspiele im Burgenland zu Ende gegangen. Im Rahmen der Abschlussfeier übernahm Sport- und Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner die „Special Olympics“-Fahne für die nächsten nationalen Spiele im Jahr 2024. Rund 1.800 Sportler und ihre Trainer werden dann an alpinen Schauplätzen und in Graz, wo die Hallenbewerbe ausgetragen werden, erwartet. Graz fügt damit seiner Tradition als Ausrichter von Special Olympics, wie etwa der World Winter Games 2017 oder der Tanzweltmeisterschaft 2021, einen weiteren Meilenstein hinzu. Hohensinner dazu: „Ich freue mich sehr, dass die Nationalen Special Olympics Winterspiele im Jahr 2024 wieder in Graz ausgetragen werden.“ FAZIT JULI 2022 /// 19


20-Jahr-Jubiläum Jugendzentrum funtastic

Neuer Hochbehälter für Grazer Wasserversorgung

Mit einem Tag der offenen Tür, Hip-Hop-Party, Indoor-Soccer-Turnier und vielen weiteren Programmpunkten feierte das Jugendzentrum funtastic von Jugend am Werk Steiermark am 8. und 9. Juli sein 20-jähriges Bestehen. Zahlreiche Gäste, Nachbarn, Interessierte, Wegbegleiter und vor allem viele Jugendliche machten den Anlass zu einem gelungenen Fest. „Ziel der offenen Jugendarbeit ist, mehr Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit zu bewirken – unabhängig von der sozialen Herkunft. Sie ist ein wichtiger ergänzender Bildungsbereich für Kinder und Jugendliche und soll junge Menschen zu sozialem Engagement und gesellschaftlicher Mitverantwortung anregen“, hebt Jugend-Stadtrat Kurt Hohensinner hervor.

Die Holding Graz Wasserwirtschaft sichert die Versorgung mit frischem Trinkwasser in der steirischen Landeshauptstadt. Damit das frische Trinkwasser auch in höher gelegene Teile der Stadt geliefert werden kann, ist die Wasserspeicherung als ein wesentlicher Teil der Versorgung essenziell. Mit der Inbetriebnahme des neuen Hochbehälters auf der Ferdinandshöhe wurde ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt, um die hohe Lebensqualität in Graz zu erhalten. Vorstandsdirektor Gert Heigl: „Insgesamt wurden 1,7 Mio. Euro in das Bauwerk sowie in den Leitungsbau investiert. Das Speichervolumen des neuen Hochbehälters auf der Ferdinandshöhe hat sich mit einem Gesamtspeichervolumen von 1.500 m3 nun mehr als versiebenfacht.“

Neuer Standort für AMS Graz West und GU

Noch laufen letzte Vorbereitungen, bevor er in wenigen Tagen mit Leben gefüllt wird: Mit 1. August bezieht das AMS Graz West und Umgebung seinen neuen Standort in der Zollgasse 4 in 8020 Graz. Insgesamt werden dort künftig rund 185 Mitarbeiter tätig sein; zusätzlich zum AMS Graz West und Umgebung übersiedelt auch das Ausländerfachzentrum des AMS Steiermark aus dem Roseggerhaus an den neuen Standort. „Wir freuen uns sehr darüber, unseren Kunden und Mitarbeitern mit 1. August eine neue, moderne AMS-Geschäftsstelle mit einem großzügigen Platzangebot zur Verfügung stellen zu können“, betont die Leitung des AMS Graz West und Umgebung, Christian Namor und Karin Außerhofer, gemeinsam mit AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe.

Mercedes-Benz Murhof Trophy 2022

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Am 1. Juli 2022 organisierte das Autohaus Pappas Steiermark wieder bei Traumwetter die beliebte Mercedes-Benz-Trophy auf dem Golfplatz Murhof in Frohnleiten. 113 Golfenthusiasten genossen das beliebte Turnier mit anschließender Abendveranstaltung und feierlicher Siegerehrung von MercedesBenz. Einige der prominenten Gastspieler waren die Ex-Fußballer Gustl Starek und Werner Gregoritsch, der steirische Golfpräsident Kurt Klein, Mothwurf-Eigentümer Helmut Schramke und viele andere Gäste aus Wirtschaft, Sport und Politik.

Fotos: Pappas Steiermark GmbH / Oliver Wolf, Jugend am Werk Steiermark / Konstantinov, Foto Fischer, AMS / Tauscher

Kurz & News


Foto: AMS / Opernfoto

Kurz im Gespräch mit Karl-Heinz Snobe,

GF des AMS Steiermark

Die Vertreter der ACstyria-Partnerunternehmen am Gemeinschaftsstand in Hamburg

Steirische Betriebe auf Luftfahrt-Fachmesse Bei der diesjährigen Fachmesse Aircraft Interiors Expo (AIX) in Hamburg von 14. bis 16. Juni stellten namhafte steirische Luftfahrtunternehmen gemeinsam mit dem Mobilitätscluster ACstyria ihre Expertise im Luftfahrtbereich zur Schau.

Foto: ACstyria Mobilitätscluster

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ie Aircraft Interiors Expo (AIX) gilt als weltweit führender Marktplatz, auf dem sich Fluggesellschaften und Zulieferer treffen, um ihre technologischen Neuheiten im Bereich der Ausstattung von Flugzeugkabinen zu zeigen. Auch heuer war der Mobilitätscluster ACstyria mit einem Gemeinschaftsstand auf der Messe vertreten. Dort präsentierten Alu Menziken, FH Joanneum Aviation, LTC GmbH, M&H CNC Technik, Pankl Aerospace, Ro-Ra Aviation Systems und Spring Components sowie Villinger Research & Development ihr Know-how im Luftfahrtbereich. „Uns als Netzwerkcluster freut es sehr, dass wir in Hamburg das steirische Know-how im Luftfahrbereich international sichtbar machen konnten“, so Christa Zengerer, GF des ACstyria. Neben den Unternehmen am Gemeinschaftsstand waren auch die Partnerunternehmen Antemo, AMES, FACC und

Wollsdorf Leder mit einem eigenen Ausstellungsstand auf der Messe vertreten. Der Mobilitätscluster ACstyria repräsentiert ein Netzwerk von über 300 Unternehmen in den Bereichen Automotive, Aerospace und Rail Systems – mit über 70.000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von mehr als 17 Mrd. Euro pro Jahr. Kernleistung des seit 1995 bestehenden Clusters ist die Vernetzung und Unterstützung steirischer Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In den fünf definierten strategischen Themenfeldern Digitalisierung und digitale Geschäftsmodelle, Innovative Antriebs- und Fahrzeugkonzepte, Autonome Systeme, Mobilitäts-Services sowie Decarbonized Value Chain fungiert der ACstyria als Trend- und Technologiescout sowie als technologieoffener Transformationsbegleiter für das gesamte Netzwerk.

Wie unterstützt das AMS die steirischen Unternehmen im Kampf gegen den Fachkräftemangel? Wir bemühen uns um die rasche und passende Vermittlung. Darüber hinaus verfügt das AMS über ein breites Angebot an Förderungen zum Aufbau von qualifiziertem Personal. Zu nennen sind etwa arbeitsplatznahe Ausbildungen, maßgeschneidert und gefördert von AMS und Land Steiermark. So sind etwa über Stiftungen alle Fachausbildungen möglich und wir forcieren Qualifizierungen in den Bereichen Digitalisierung, Pflege und Umwelt.

Was braucht es, damit die betriebliche Lehre für Jugendliche eine attraktive Alternative zu weiterführenden Schulen bildet? Eine abgeschlossene Lehre ist ein solides Fundament fürs weitere Berufsleben und aufgrund des demografischen Wandels bleiben Fachkräfte auch in Zukunft stark nachgefragt. In vielen Lehrberufen, wie etwa im Handwerk, gibt es jetzt eine Jobgarantie und die Löhne werden besser. Auch nach der Lehre gibt es Modelle, um einen akademischen Abschluss zu erreichen. Leider wissen viele Schüler und Schülerinnen und deren Eltern darüber zu wenig Bescheid. Welche Bedürfnisse der Unternehmen hat die kürzlich abgeschlossene AMS Business Tour 2022 aufgezeigt? Immer mehr Unternehmen beschäftigt die Frage, wie sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren können, um bestehende Mitarbeiter halten und neue finden zu können. Wir können sie dabei mittels qualifizierter Unternehmensberater unterstützen. FAZIT JULI 2022 /// 21



Fazitgespräch Von Volker Schögler und Johannes Tandl mit Fotos von Marija Kanizaj

Meister der Logistik Gerald Hofer, Vorstandsvorsitzender der Knapp AG,

über Krapfenfüller und Intralogistik, über künstliche Intelligenz und Robotik. Und er erklärt, warum überlappendes Wissen Sicherheit bedeutet.

FAZIT AUGUST 2022 /// 23


Fazitgespräch

Auf der kurzen Fahrt von Graz zur Knapp AG in

Hart bei Graz memorieren wir noch einmal ein paar Eckdaten. 1,66 Milliarden Euro Umsatz entspricht einem Plus von

57 Prozent gegenüber dem letzten Geschäftsjahr, zusätzliche

1.000 Neueinstellungen in einem Jahr ergeben heute mehr als 6.000 Mitarbeiter.

Hat die Corona-Pandemie etwas damit zu tun?

Auch das wollen wir einen der drei Vorstände fragen.

Als uns Gerald Hofer darüber Auskunft gibt, wie fortgeschritten

Automatisierung und Digitalisierung in der Welt der Intralogistik bereits sind, wird erkennbar, wie sehr dadurch jetzt schon die Arbeit der Zukunft geprägt ist.

24 /// FAZIT AUGUST 2022



Fazitgespräch

Tatsächlich wird es immer schwieriger, Knowhow zu schützen. Gerald Hofer

Herr Hofer, Knapp war im Jahr 1952 ein klassisches Garagen-Start -up. War das damals eher ein Schlossereibetrieb oder schon ein Technologieunternehmen? Die Skills unseres Gründers Günther Knapp lagen unter anderem im Maschinenbau. Er hat die Bedeutung der Automatisierung für die Wertschöpfung sehr früh erkannt. Legendär ist die mechanische Krapfenfüllmaschine, die am Anfang unserer Geschichte steht. Knapp wollte die Abläufe effizienter machen. Er hat erkannt, dass Maschinen die menschliche Arbeit erleichtern, indem sie Handarbeit übernehmen – also die Notwendigkeit zu automatisieren. Einer unserer ersten großen Kunden war Herba Chemosan in Wien. Knapp lieferte dem Pharmagroßhändler zuerst Fördertechnik und später Kommissionierautomaten. So kamen wir zur Intralogistik. Zwischendurch war das Unternehmen sogar an Knapp beteiligt. Und bis heute ist Herba ein wichtiger Partner für uns.

Der Krapfenfüller stand also am Anfang des Weges von Knapp hin zum Intralogistik-Konzern. Geht es Ihnen dabei um die Optimierung sämtlicher innerbetrieblicher Material- und Warenflüsse? Richtig. Und Günther Knapp hat als erster erkannt, welche Potenziale Logistik und Technologie für die Lagerhaltung speziell im Pharmagroßhandel bieten. Der Pharmabereich war deshalb so bedeutsam, weil er in der Vergangenheit schon viel weiter entwickelt war, als es bis heute etwa der Onlinehandel ist. Die Apotheken mussten schließlich mehrmals täglich beliefert werden. In dieser Welt wurde unser Unternehmen groß. Dabei haben wir auch gelernt, dass man alles, was man automatisiert, auch steuern muss. Knapp erkannte also sehr früh die Notwendigkeit einer leistungsfähigen und umfassend vernetzten Prozesssoftware. Der Phamagroßhandel hat uns also gut gewappnet für all das, was in den letzten Jahrzehnten in vielen weiteren Branchen auf uns zukam. Inzwischen ist Knapp auf allen Kontinenten tätig. Wie viel Pioniergeist von der Gründerzeit steckt heute noch im Konzern? Wir sind nach wie vor absolut technologiegetrieben. Technologie ist unsere DNA. Wir schauen jedes Ding ganz genau an, um herauszufinden, wie wir es mit neuer Technologie anders und noch besser machen können. Wir tun das – ganz im Sinne von Günther

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Knapp – nicht mit Grundlagenforschung, sondern wir wollen jedem Kunden Innovation, also die richtige Technologie als optimale Lösung, bieten. Aktuell implementieren wir beispielsweise Artificial -Intelligence-getriebene Robotik in unsere Anlagen.

Gründet das gewaltige Wachstum der Knapp AG vorrangig auf Ihrem Technologievorsprung? Das ist natürlich ein ganz großer Teil unserer Marktposition. Mindestens so wichtig ist aber unser thematischer Zugang. Wir versuchen die Branchen unserer Kunden genau zu verstehen, um herauszufinden, welche Probleme wir auf dem Weg zur Optimierung lösen müssen. Wir analysieren also zuerst die logistischen Herausforderungen einer Branche und suchen danach nach an einer Lösung. Das kann ein reines Software-Prozessthema sein, das kann eine Wegeverfolgung mit Sensorik und Software sein, das kann aber auch eine große Komplettanlage sein. Um Herausforderungen meistern zu können, muss man wissen, worauf es ankommt. Dabei gehen wir nach einem eigenen Technologieansatz vor. Wir fragen uns zuerst, ob wir nicht vielleicht bereits eine Lösung für das gleiche Problem – allerdings in einer anderen Branche – gefunden haben und ob wir jene nicht auf andere Kunden ausrollen können. Und wenn es diese Lösung noch nicht gibt, suchen wir nach einem geeigneten individuellen Weg.

Und diese individuellen Lösungen werden standardisiert? Daraus entstehen oft wiederum neue Branchenlösungen. Wir sind selbst in vielen Disziplinen sehr gut aufgestellt, scheuen aber auch Kooperationen nicht. So arbeiten wir etwa im Bereich der Artificial-Itelligence-Robotik mit einem Ableger der University of California in Berkley zusammen. Dabei haben wir jedoch das Basis-Knowhow immer auch selbst im Haus. Sie implementieren also Ihr Knowhow aus der einen Branche in die andere. Und wenn das nicht geht, finden Sie eine individuelle Lösung. Klappt das immer? Die Lebensmittelbranche ist ziemlich anders als die meisten. Bevor wir uns auf diesen Markt wagten, mussten wir diese Besonderheiten erst erlernen. Erst danach suchten wir Partner für erste Projekte. Bei Spar begannen wir etwa mit dem Leergutmanagement. Die



Fazitgespräch Retouren werden dabei über Bilderkennung identifiziert, rückgebucht und sortiert. Inzwischen »können« wir auch Lebensmittel. Und so haben wir in Ebergassing eines der modernsten Auslieferungslager für Spar umgesetzt. Inzwischen arbeiten wir weltweit für führende Lebensmittelketten, unter anderem für Kroger in den USA und Migros in der Schweiz [Anmerkung: Daneben gibt es weitere internationale Ketten, die aus Geheimhaltungsgründen nicht genannt werden dürfen]. Um eine Branche richtig kennenzulernen, braucht man jene langfristigen Kundenbeziehungen, die im Mittelpunkt der Knapp-Strategie stehen.

Knapp hatte im Jahr 2015 einen Umsatz von 466 Millionen Euro, jetzt sind es knapp 1,7 Milliarden. Wie verkraftet das eine Unternehmensorganisation? Müssen Sie nicht Millionen für Change-Management-Berater ausgeben? Wir haben ein sehr starkes Team im Haus, das Unternehmensentwicklung als Multiprojektmanagement betreibt. Knapp verfügt über eine ausgeprägte Managementstruktur in allen Funktionsbereichen und besteht mittlerweile aus 62 Gesellschaften. Jeder Funktionsbereich und jede Gesellschaft ist abgeleitet von der Gesamtstrategie für den Erfolg in der strategischen Weiterentwicklung wie auch im Tagesgeschäft verantwortlich. Bei Knapp wird die Bereitschaft zur Veränderung aktiv gelebt. In vielen Fällen stellen Veränderungen große Unternehmen vor unlösbare Probleme. Auf Knapp trifft das nicht zu? In der Geschäftsführung sind wir ein Fünfergremium [Anmerkung: die drei Vorstände und zwei Vizepräsidenten]. Damit sind

Manchmal ist es gut, auf Empfehlungen zu vertrauen.

* Alljährlich werden in einer unabhängigen, österreichweiten Studie 8.000 Versicherungs- und Bankkunden zu ihrer Zufriedenheit und Weiterempfehlungsbereitschaft befragt. Auch 2022 wird die GRAWE für ihre besondere Kundenorientierung ausgezeichnet: In der Kategorie „Versicherungen bundesweit“ belegen wir in der Gesamtwertung der Jahre 2018-2022 klar den 1. Platz! Details: grawe.at/meistempfohlen


Fazitgespräch wir gleich dynamisch wie ein Start-up. Auch unsere Eigentümerschaft lässt extrem kurze Entscheidungswege zu. Einmal im Monat wird außerdem mit den Eigentümerfamilien [Anmerkung: Knapp und Bartenstein] in kleiner Runde über die kurz- und langfristigen Herausforderungen diskutiert. Sie arbeiten als CEO mit Franz Mathi (COO) und Christian Grabner (CFO) in einem Dreier-Vorstand zusammen. Wie streng sind eigentlich die Kompetenzen bei Knapp verteilt? Wir alle betreuen neben unseren Schwerpunktbereichen auch Kunden. So bin auch ich in Entwicklungsmeetings anzutreffen und verantworte das Produktmanagement, während Franz Mathi als Technikvorstand zum Beispiel nach Südamerika enge, persönliche Kundenbeziehungen pflegt. Und auch Christian Grabner sitzt in Endverhandlungen und verhandelt Verträge mit Neukunden. Ähnliches gilt für die beiden Knapp-Vizepräsidenten Heimo Robosch, zuständig für Sales und Projektmanagement, und Bernhard Rottenbücher, unter anderem zuständig für die Knapp-Standorte Leoben und Dobl. Beide haben einen Technologie- und Projektbezug und direkten Kundenkontakt. Das heißt, wir haben Schwerpunkte, aber keine scharfe Trennung zwischen den Verantwortlichkeiten.

Im Mitbewerb gibt es eine ganze Reihe von Logistikunternehmen, die in Wahrheit alle eine gemeinsame Mutter haben, nämlich die Knapp AG. Ist das ein Branchenproblem, das man nicht abstellen kann? Warum gibt es so wenige Möglichkeiten, geistiges Eigentum zu schützen? Tatsächlich wird es immer schwieriger, Knowhow zu schützen. Das gilt vor allem im internationalen Bereich. Den größten Schutz

bietet unser überlappendes Wissen. Nur weil jemand ein Shuttle fahren lassen kann, weiß er noch lange nicht, wie man ein Projekt um hunderte Millionen umsetzt. Unsere Erfahrung gibt den Ausschlag, wenn es etwa darum geht, eine Prozesssoftware mit mechatronischen Lösungen zusammenzubringen. Mittlerweile betreiben fast alle, die in unserer Branche tätig sind, einen Standort in Graz. Für Graz selbst ist es gut, weil damit ein Logistikcluster entstehen konnte. Das ist auch für uns kein Nachteil. Dadurch ist das Interesse an unserer Branche so hoch, dass die Ausbildungsstätten darauf reagieren. Es ist auf der einen Seite eine Bürde. Viele, die in Graz nur ein Büro betreiben, bilden nicht aus und versuchen daher unsere Mitarbeiter abzuwerben. Wir bilden nicht nur 150 Lehrlinge, sondern alle unsere Mitarbeiter selbst aus. Wenn uns jemand verlässt, geschieht das meistens im Guten. Aber natürlich müssen rechtliche Dinge wie etwa Konkurrenzklauseln eingehalten werden und wenn tatsächlich Daten transferiert werden, gehen wir dagegen natürlich vor. Die einzige große Abspaltung war übrigens deutlich vor meiner Zeit. Das war vor vielen Jahren die Gründung von Peem, heute SSI. Die Knapp AG hat insgesamt 6.200 Mitarbeiter, letztes Jahr haben Sie 1.000 Mitarbeiter eingestellt. Mussten Sie das Anforderungsniveau absenken, um genug Mitarbeiter zu finden? Eigentlich gar nicht, aber von den 1.000 haben wir nur 350 bis 400 für Österreich aufgenommen, den Rest an ausländischen Standorten. In der Steiermark beschäftigen wir etwa 3.600 Menschen – neben dem Headquarter in Hart auch in Leoben, Dobl und Raaba.

24 Großprojekte 280 Mio. € Gesamtkosten

ig lt a h ch a n T G E W E B r tu k ru st a fr n Fahrrad-I 

In Umsetzung:

Feldbach, Wildon, Trofaiach, Gratkorner Becken, Kleinregion Hartberg, Fürstenfeld, Bruck/Mur, Radregion Weiz, Kleinregion Gleisdorf, Leoben, Zentralraum Leibnitz, Radoffensive Graz 2030 

Vor Umsetzung:

Bad Radkersburg, Murau-Murtal, Kernraum Voitsberg, GU-Süd (Gössendorf, Hart b. Graz, Hausmannstätten, Fernitz-Mellach, Raaba-Grambach), Fehring 

In Planung und Vorbereitung:

GU6 (Feldkirchen, Kalsdorf, Werndorf, Wundschuh, Seiersberg-Pirka, Premstätten), Liezen, Mürzzuschlag, Deutschlandsberg, Region Ausseerland, Region Mureck, Region Kapfenberg BEZAHLTE ANZEIGE DES LANDES STEIERMARK. FOTOS: LUPI SPUMA

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Gerald Hofer, CEO der Knapp AG, hat das Masterstudium für »Generic Management« an der Montanuniversität Leoben und einen Exportlehrgang an der Karl-Franzens-Universität Graz absolviert. Bereits seit 1994 bei der Knapp AG, leitete er zunächst den Verkauf für Italien und übernahm zwei Jahre später die Leitung des Bereichs Marketing & Vertrieb. 2001 wechselte der Exportexperte als Geschäftsführer zur Unternehmenstochter Knapp Systemintegration GmbH in Leoben. 2007 kehrte er in die Geschäftsleitung am Standort Hart bei Graz zurück und wurde 2010 in den Vorstand der Knapp AG berufen, dessen Vorsitzender er seit 2012 ist. Hofer lebt in einer Partnerschaft und hat vier Kinder. 70 Jahre nach der Gründung ist die Knapp AG heute ein weltweit agierender Generalanbieter auf dem Gebiet der Lagerlogistik und Lagerautomation. Als Intralogistik-Spezialist steuert Knapp mit seiner Technologie die logistischen Material- und Warenflüsse, die sich innerhalb eines Betriebsgeländes abspielen und mittelbar auch darüber hinaus. Seit 2012 verfügt Knapp über ein Team von drei Vorständen (CEO Gerald Hofer, COO Franz Mathi und CFO Christian Grabner) und zwei Vizepräsidenten (Heimo Robosch und Bernhard Rottenbücher).


Fazitgespräch

Inzwischen arbeiten wir weltweit für führende Lebensmittelketten. Gerald Hofer

Wie gehen Sie mit den gegenwärtigen Krisen – Corona, Euroabwertung und Russlandsanktionen – um? Angesichts Ihres letzten erfolgreichen Geschäftsjahres müssten Sie von Corona sogar profitiert haben, oder? Corona war nicht der ausschlaggebende Faktor für unseren Erfolg. Wir haben dadurch im Filialgeschäft auch Aufträge verloren, weil Investitionen nicht stattfinden konnten. Wir waren drei Monaten lang praktisch lahmgelegt. Es gab durch Corona natürlich einen Boom bei den B2C-Online-Anbietern. Dafür hat sich jedoch im B2B-Bereich etwas weniger getan.

Wie geht es Ihnen mit den Russlandsanktionen? Die Russlandsanktionen treffen uns indirekt. Wenn die Menschen wegen gestiegener Energiepreise weniger kaufen können, drosselt das den Konsum. Und damit sinken im nächsten Schritt die Investitionen unserer Kunden. Der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel beschleunigt hingegen die Automatisierung und die Digitalisierung.

Zum Beispiel? Bei Pankl-Racing werden für KTM Hochleistungsgetriebe hergestellt. Fachkräfte sind kaum verfügbar. Daher haben wir aus einem hochqualifizierten Job Arbeitsplätze für jedermann gemacht. Durch Automatisierung? Jeder Arbeitsschritt wird über unsere Bilderkennung vorabgebildet. Dadurch kann jemand, der vorher vielleicht an der Supermarktkassa gesessen ist, auf einmal ohne langwierige Umschulung ein Motorradgetriebe zusammenbauen. Auch der Einsatz von AI-Robotik [Artificial Intelligence also künstliche Intelligenz] senkt das Qualifikationsniveau.

Sie erleichtern den Unternehmen dadurch die Mitarbeitersuche? Ja, indem wir die Tätigkeit so gestalten, dass sie von jedem – noch dazu fehlerfrei – ausgeführt werden kann. Trifft Sie die Energiekrise? Ja, aber auch nur indirekt. Die Investitionsentscheidungen von unseren Kunden hängen vom Konsumverhalten der Menschen ab, das durch die hohen Energiepreise nicht gestärkt wird. Im Moment hoffen wir noch, dass wir uns auf dem jetzigen Rekordniveau konso-

lidieren können, weil wir widerstandsfähiger sind als die meisten zyklischen Industrien.

Sie haben bei der Bilanzpressekonferenz Ihr Retrofitprogramm hervorgehoben. Worum geht es dabei und stimmt es, dass das jener Bereich mit der höchsten Umsatzrentabilität ist? Ja, das stimmt, allerdings muss man dafür auch unglaublich viel Knowhow einsetzen. Die bereits erwähnte DNA von Knapp ist unsere Entwicklungs- und Problemlösungskompetenz. Bei Retrofit geht es nicht nur um die Reparatur alter Anlagen, sondern um ein Upgrade auf den neuesten technologischen Stand. Und das bei laufendem Betrieb. Das ist extrem aufwendig. Wir müssen ganz genau wissen, wie der Kunde arbeitet und was man wann und wie abschalten kann. Für die Kunden bedeutet die umfassende technologische Anlagenerneuerung bei laufendem Betrieb natürlich eine enorme Ersparnis im Vergleich zu einer Neuanlage. Damit sorgt Retrofit zusätzlich für lange Geschäftsbeziehungen und für Stammkunden … So ist es. Wir sehen uns als »Value-Chain-Tech-Supplier«. Das heißt, wir schauen uns die Lieferkette eines Kunden an und stellen uns die Frage, was wir dazu beitragen können, damit er noch erfolgreicher wird.

Knapp wächst mit seinen Kunden mit? Mit vielen unseren Kunden im Healthcare-Bereich arbeiten wir, wie bereits erwähnt, seit Jahrzehnten zusammen. Auch die meisten anderen Kunden sind mehr als zehn Jahre mit uns liiert. Die Roll-out-Programme für Kunden wie Adidas und Würth sind nicht nur Projekte, sondern begründen echte Partnerschaften. Damit sind wir auch für deren Expansion technologisch und darüber hinaus mitverantwortlich. Das macht Knapp aus. Wir machen nicht einfach nur bei Ausschreibungen mit oder entwickeln eine Technologie und suchen dann Kunden, für die unsere Entwicklungen passen könnten. Es ist umgekehrt. Wir kommen so nicht nur zu großem Branchen-Knowhow, sondern vor allem zu großem Kunden-Knowhow. Dadurch wird auch die Unterstützung der Kunden von unserer Seite immer besser. Wir sind daher schon lange nicht mehr bloßer Lieferant, sondern echter Partner. Daher haben wir weltweit auch über 70 Prozent Stammkunden. Herr Hofer, danke für das Gespräch.

FAZIT AUGUST 2022 /// 31


Steuerboard Verein für Konsumenteninformation:

Mag. Alexander Hofer

Von den Gaben der Politiker

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Einmal mehr erschöpft sich die Problemlösungskompetenz unserer Politiker im Beschluss von Maßnahmen gegen die bloßen Symptome deren eigener Unzulänglichkeiten. Erfahren Sie mehr über „Ausgleiche“, „Boni“, „Entlastungen“ und „Prämien“ des gerade beschlossenen „Teuerungs-Entlastungspakets“: Energiebonus: Ein Gutschein von 150 Euro pro Hauptwohnsitz-Haushalt mit maximal 55.000 € Einkünften (110.000 € bei mehreren Personen), einlösbar bis 31.10.2022. Teuerungsausgleich: Einmalig 300 € für Personen wie Sozialhilfe-, Ausgleichszulagen-, Krankengeld- und Studienbeihilfenbezieher. Klimabonus: 2022 auf 250 € erhöht für jede Person mit inländischem Hauptwohnsitz, für Kinder 125 €. Auszahlung ab Oktober. Anti-Teuerungsbonus: Aufbesserung des Klimabonus um 250 (125) €. Für Personen mit Ein-kommen über 90.000 € nicht steuerfrei. Teuerungsprämie: Möglichkeit für Arbeitgeber, Mitarbeitern bis zu 3.000 € jährlich nicht nur steuer- sondern auch SV- und lohnnebenkostenfrei zukommen zu lassen. Die 3.000 € sind gemeinsamer Höchstbetrag mit der (bloß steuerfreien) Mitarbeitergewinnbeteiligung. Teuerungsabsetzbetrag: Geringverdienende Arbeitnehmer erhalten bis zu 500 €. Ähnliches gilt für Pensionisten. Gleichzeitig erhöhen sich bei einer Negativsteuer die Ansprüche auf die Rückerstattung der SV-Beiträge auf 70 % (100 % für Pensionisten). Außerordentliche Einmalzahlung iHv 500 € für Pensionisten mit geringen Einkünften. Senkung UV-Beitrag von 1,2 % auf 1,1 % ab 1.1.2023. Der Souverän als Almosenempfänger. Danke.

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Klage gegen Verbund wegen Preisbindung an Strompreisindex

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) lässt die Zulässigkeit der aktuell verwendeten Preisänderungsklausel gerichtlich klären, die Konsumentenschützer sehen sich ist in letzter Zeit mit massiven Beschwerden zu Preiserhöhungen von Energieanbietern konfrontiert. Vor allem die Preiserhöhungen beim Verbund, der bekanntlich damit wirbt, seine Energie zu 100 Prozent aus österreichischer Wasserkraft zu beziehen, seien nicht nachvollziehbar, so der VKI. Der Verein will daher – im Auftrag des Sozialministeriums – klären, ob die Preisbindung an den von der Energieagentur ermittelten Strompreisindex zulässig ist.

D

er Verbund hat dazu in seinen AGB mit Verbrauchern eine „Wertsicherung“ des verbrauchsabhängigen Arbeitspreises nach dem Österreichischen Strompreisindex (ÖSPI) vereinbart. Dieser Index wird nach einer standardisierten Methode und auf Basis der Notierungen an der EnergieBörse EEX (European Energy Exchange) in Leipzig von der Österreichische Energieagentur berechnet. Der ÖSPI zeigt daher an, um wie viel Prozent sich der Einkaufspreis für Strom im kommenden Monat

»Obwohl der Verbund mit Strom aus 100 Prozent Wasserkraft wirbt, sind die Preise an den Index der Strombörse gebunden. Jetzt klagt der VKI im Auftrag des Sozialministeriums.«

gegenüber der Basisperiode, dem Vormonat und dem Vorjahr auf Grundlage eines fiktiven Beschaffungsverhaltens verändert. Genau diese Großhandelspreise für Strom und Gas sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. In der Folge häuften sich Beschwerden von Konsumenten, insbesondere darüber, dass der Verbund mit 100 Prozent Strom aus heimischer Wasserkraft geworben hatte. 32 /// FAZIT JULI 2022

„Für viele Konsumentinnen und Konsumenten ist es vollkommen unverständlich, warum der Verbund seinen Preis an einen Börsenpreis bindet, obwohl er den Strom für Haushaltskunden wohl zu einem überwiegenden Teil selbst produziert und durch die gesteigerten Preise erhebliche Übergewinne erwirtschaftet hat“, erklärt Mag. Thomas Hirmke, Leiter des Bereichs Recht im VKI, den Unmut. Der Gewinn des Verbund-Konzerns stieg im Vorjahr nach Medienmeldungen um über 38 Prozent auf 874 Millionen Euro. Der VKI hat die Preisanpassungsklausel des Verbunds umfassend geprüft. „Wir sind dabei zur Ansicht gelangt, dass es wesentliche rechtliche Argumente gegen eine Zulässigkeit der vom Verbund verwendeten Anpassungsklausel für Strompreise gibt. Wir haben daher zur gerichtlichen Überprüfung dieser Klausel eine Klage eingebracht“, erklärt Hirmke das Vorgehen des VKI. Mit dieser Klage soll auch grundsätzlich geklärt werden, inwieweit derartige Wertsicherungsklauseln zulässig sind. „Gerade in Zeiten hoher Inflation und steigender Preise spielen Preisanpassungsklauseln für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch für Unternehmen, eine immer wichtigere Rolle. Wir erwarten uns von dieser Klage eine Klarstellung, welche Grundvoraussetzung eine Wertsicherungsklausel im Konsumentenvertrag erfüllen muss“, ergänzt Hirmke.


Mit dem Erwerb von Wüstenrot Kroatien will CEO Ingo Hoffmann die Marktposition der Merkur als Lebensversicherer in Südosteuropa stärken.

Merkur Gruppe übernimmt Wüstenrot Kroatien

Foto: Foto: Kanizaj

D

ie Merkur expandiert in Südosteuropa: Die kroatische Merkur Tochter, Merkur osiguranje übernimmt 100 Prozent an der Wüstenrot životno osiguranje und will damit ihre Position am kroatischen Versicherungsmarkt festigen. Die seit 1996 am kroatischen Markt tätige Merkur und die 2012 gegründete Wüstenrot životno osiguranje gehen künftig, vorbehaltlich der rechtlichen Genehmigungen, gemeinsame Wege. Der Kaufvertrag wurde am 15. Juli unterzeichnet. Dazu MerkurCEO Ingo Hofmann: „Wir freuen uns über einen Schritt, der internationale Kraft beweist und dabei hilft, unsere strategische Positionierung weiter voranzutreiben.“

Inflation ist Folge der Schulden- und Geldmengenexpansion

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ie rasante Inflation ist drauf und dran die heimische Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Doch anders als die gängigen Narrative besagen sieht Martin Grundinger vom HayekInstitut die Preisexplosion nicht als Folge der russischen Invasion in der Ukraine, sondern von unzulässigen Markteingriffen durch die Politik. Die Gründe für die Inflation gingen auf wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen der Vergangenheit, die meist in der Überzeugung begangen wurden, man könne Marktergebnisse durch politische Eingriffe verbessern, zurück, so Grundinger. Diese Eingriffe führten in der Regel zu Produktivitätsverlusten und eine schlechtere Befriedigung der Konsumenteninteressen. Um diese Fe h l e n t w i c k l u n g e n z u mindest teilweise zu verschleiern und zu lindern, wurde massiv auf Schulden und auf eine Ausweitung der Geldmenge gesetzt. All das hat zu massiven Verzerrungen und Problemen in der Wirtschaft geführt. Nach der Lockdown-Politik und den darauf folgenden Eng-

pässen steigt nun die Inflation stark an. Gleichzeitig steht die wirtschaftliche Erholung, sofern man von einer solchen sprechen kann, auf äußerst wackeligen Beinen, weil sie auf dem Treibsand negativer Zinssätze gebaut

ist. Sobald die Zinsen ansteigen, würden all die Probleme, die in den vergangenen Jahren angehäuft wurden, zum Vorschein kommen und für ein äußerst unsanftes Erwachen sorgen.

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FAZIT JULI 2022 /// 33


Wirtschaft

Nach drei Jahren kann der EPU-Erfolgstag endlich am 5. August endlich wieder „live“ und vor Ort stattfinden − als relaxte „Summer Edition“ mit tollem Programm in lässiger Atmosphäre und bei Schönwetter als Open Air!

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ls Highlight werden Silvia Agha Schantl und Viktoria Schnaderbeck als Top-Vortragende über ihre

Viktoria Schnaderbeck

Erfolgsstrategien berichten. Die erfolgreiche Fußballerin Schnaderbeck stellt sich die Frage: „Erfolg ist nicht endgültig. Was braucht es also, um erfolgreich zu bleiben?“ Der Motivationstrainer Michael Altenhofer hält mit „Tu es jetzt“ ein Plädoyer gegen das Aufschieben. Die Teilnehmer lernen dabei Strategien kennen, sich mental auf Herausforderungen vorzubereiten. Das Programm findet einen musikalischen Abendausklang

Wo sich leben und arbeiten verbinden, da sind wir zu Hause. Hier vereinen sich Pioniergeist in Forschung, Produktion und Kultur. Präzision in High-Tech Produkten, Wissenschaft und edlen Tropfen. Lebensfreude und Schaffensdrang in kleinen und großen Köpfen. Von hier aus gestalten wir die Welt. (c) RNPD.com. Fotos: Mathias Kniepeiss, Steiermark Tourismus/icarus.cc (3x), Harry Schiffer

Hierher laden wir Gäste, Partner und Mitarbeiter aus aller Welt ein. In den einzigartigen Lebensraum Steiermark. steiermark.iv.at

Tom Heschl mit der steirischen Band „Egon 7“ bei Streetfood und steirischen Schmankerln. Für den Organisator und EPU-Beirats-

vorsitzenden Thomas Heschl ist der persönliche Austausch für EPUs besonders wichtig: „Das Rezept ist eine lockere Atmosphäre und viele Gespräche, wo man Motivation und Inspiration finden kann.“ Termin: EPU-Erfolgstag am 5. August ab 14 Uhr bei der Wirtschaftskammer Steiermark, Körblergasse 111-113, 8010 Graz. Infos und Anmeldung unter: www.erfolgstag.at

Die jungen Forscher Florian Lenhard, Katharina Reif und Sophie Fritsch (vorne v. l.) freuen sich mit den Mitgliedern der Jury, Robert Brodschneider, Kathrin Grobbauer und Katrin Hohensinner-Häupl (hinten v. l.), über ihre Auszeichnungen. Für den musikalischen Abendausklang sorgt Egon 7.

Fotos: Oliver Forstner, Egon 7, Foto Fischer

EPU-Erfolgstag der WKO Steiermark


Traumberuf Versicherungsmakler – im Dienst der Kunden

Selbstständige Versicherungsmakler handeln stets im Auftrag ihrer Kunden und arbeiten nicht für ein einzelnes Versicherungsunternehmen. Sie behalten stets den Überblick über den Markt und aktuelle Geschehnisse und beraten ihre Kunden immer mit dem Fokus auf das beste Preis-LeistungsVerhältnis. Der Beruf des Versicherungsmaklers gilt damit als die Krone unter den zahlreichen Versicherungsberufen. Versicherungsmakler wird man durch eine Befähigungsprüfung, auf die man vom WIFI vorbereitet wird. Aber auch mit einer abgeschlossenen Lehre als Versicherungskaufmann und zusätzlicher fachlicher Praxis kann man die Befähigung erlangen.

Die jungen Forscher Florian Lenhard, Katharina Reif und Sophie Fritsch (vorne v. l.) freuen sich mit den Mitgliedern der Jury, Robert Brodschneider, Kathrin Grobbauer und Katrin Hohensinner-Häupl (hinten v. l.), über ihre Auszeichnungen.

Zum ersten Mal wurde heuer der „SPAR Vielfaltspreis zur Rettung der Artenvielfalt“ in Österreich an zwölf junge engagierte Menschen vergeben – gewonnen haben auch drei Maturanten aus der Steiermark. Ausgezeichnet werden vorwissenschaftliche Arbeiten zum Thema Vielfalt.

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Foto: Archiv

er „SPAR-Vielfaltspreis“ wurde 2022 ins Leben gerufen und soll Jugendliche dazu motivieren, sich mit der Biodiversität, Artenvielfalt oder auch den Bienen zu beschäftigen. Die Vorsitzende der Fachjury, Kathrin Grobbauer BSc, Biologin mit Schwerpunkt Bestäubungsökologie an der Universität Graz, zeigte sich beeindruckt: „Die Themen Artenvielfalt, Honigbiene und Biodiversität wurden von den Preisträgerinnen und Preisträgern sehr gut erörtert und die Vielfalt sowie die Qualität der Arbeiten war außerordentlich beeindruckend.“ Zu gewinnen gab es unter anderem 300 Euro sowie ein Urban-Gardening-Package mit SPAR-Markenprodukten. Interesse für Ökologie und Umwelt Die Gewinnerin aus der Gemeinde Ilztal, Katharina Reif, befasste sich in ihrer Arbeit mit der ökologischen Bienen-

haltung. „Da mein Vater und mein Bruder Bio-Imker sind, bin ich schon von klein auf den Umgang mit Bienen gewohnt. Da unser Obstbaubetrieb biologisch bewirtschaftet wird, war es für mich selbstverständlich, dass ich in meiner Arbeit speziell auf die ökologische Bienenhaltung eingegangen bin“, erklärt sie. Eine ähnliche Motivation hatte die zweitplatzierte Sophie Fritsch: „Da meine Eltern als Hobbyimker tätig sind, verbringe ich selbst viel Zeit bei unseren Bienen und sie interessieren mich sehr.“ Platz drei ging an Florian Lenhard, der sich mit dem Thema „Wie viel Wolf verträgt Österreich“ beschäftigte. „Der Wolf leistet einen wichtigen Beitrag für den Erhalt des natürlichen Ökosystems, das ohnehin schon stark geschädigt wird. Deswegen wollte ich herausfinden, wo das Problem liegt, um eine friedliche Koexistenz zu ermöglichen.“

Foto: Archiv

SPAR-Vielfaltspreis für junge Forscher

KommR Gunther Riedlsperger ist Fachgruppenobmann der Versicherungsmakler in der Steirischen Wirtschaftskammer

Da sie auf einem Markt agieren, der einem regelmäßigen Wandel unterliegt, benötigen Versicherungsmakler sehr spezielles Rechts- und Fachwissen, um für ihre Kunden das Beste herauszuholen.

Die wichtigsten Gründe, die für den Maklerberuf sprechen In kaum einem anderen Bereich kann man mit Lehre oder Matura und Befähigungsprüfung so viel verdienen und eine großartige Karriere machen. Versicherungsmakler sind topausgebildete Profis in Versicherungsangelegenheiten. Versicherungsmakler sind selbstständige Unternehmer und nicht Angestellte einer Versicherungsgesellschaft. Nur so ist sichergestellt, dass sie ihre Kunden optimal beraten können. Makler schließen sich oft zu Teams zusammen. Durch ihre Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer haben Versicherungsmakler Zugang zu speziellen Services. Ihnen stehen Experten zu vielen Rechtsbereichen zur Verfügung und die Fachgruppe organisiert regelmäßig Weiterbildungsangebote. Versicherungsmakler sind beruflich unabhängig. Andere reden von der Work-Life-Balance, die Versicherungsmakler leben sie. Natürlich sind Versicherungsmakler umfassend für ihre Kunden da. Doch anders als Angestellte können sie sich ihre Arbeitszeit selbst einteilen und für ein Arbeitsfeld sorgen, in dem die Arbeit niemals langweilig wird. Und kaum ein Beruf ist abwechslungsreicher als der des Versicherungsmaklers. Er berät seine Kunden, vertritt sie im Schadensfall und ist beruflich viel unterwegs. Er kann sich beruflich spezialisieren oder die gesamte Palette an Versicherungsprodukten anbieten. Weitere Infos unter http://www.versicherungsmakler-stmk.at oder bei der Fachgruppe: Tel: +43 316 601 438 oder per E-Mail an: versicherung.makler@wkstmk.at FAZIT JULI 2022 /// 35


Kurz & News

Gunther Riedlsperger zum Kommerzialrat ernannt Der langjährige Fachgruppenobmann der steirischen Versicherungsmakler und ehemalige Vorsitzende des Bundesfachverbands, Gunther Riedlsperger, bekam von Volksanwalt Werner Amon im Feuerwehrmuseum seiner Heimatgemeinde Groß St. Florian den Berufstitel „Kommerzialrat“ verliehen. Riedlsperger hat in sich in seiner Funktion als Fachverbandsvorsitzender in der WKÖ mit der Gründung der Schlichtungsstelle in Versicherungsangelegenheiten und im Kampf gegen die Altersdiskriminierung bundesweit verdient gemacht. Als Gratulanten stellten sich unter anderem der Deutschlandsberger WKO-Regionalobmann KR Manfred Kainz, WB-Generalsekretär NR-Abg. Kurt Egger und Bundesrat Christian Buchmann ein.

Golf Charity der Merkur Versicherung Die Merkur Gruppe führt eine Tradition weiter: Das von der Nürnberger Versicherung Österreich gemeinsam mit der Garanta initiierte Charity-Golfturnier in Salzburg ging heuer in die nächste Runde. Der Reinerlös in Höhe von 21.000 Euro wird karitativen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Vorstandsmitglied Markus Zahrnhofer freut sich über die Teilnahme der zahlreichen Geschäfts- und Vertriebspartner: „Es begeistert uns, dass wir gemeinsam mit so vielen Teilnehmern einen Beitrag dazu leisten können, karitative Projekte zu unterstützen, die auch regional enorm wichtig sind. Das war nicht nur unser Wunsch, das sehen wir als unsere soziale Verantwortung jenen gegenüber, die Hilfe brauchen.“

40 Jahre Landesrechnungshof

Ausbildung zu Kinderbetreuung

36 /// FAZIT JULI 2022

Am 30. Mai begann in Graz eine Ausbildung der Volkshilfe zu neuen Kinderbetreuerinnen und Tageseltern. Ein Großteil der 20 Teilnehmerinnen wird dabei vom AMS Steiermark finanziell unterstützt: „Damit leisten wir einen wertvollen Beitrag, um die Kinderbetreuung in der Steiermark abzusichern“, betont die stv. AMS-Landesgeschäftsführerin Christina Lind. Rund 200 offene Stellen für Kinderbetreuerinnen waren Ende April 2022 beim AMS Steiermark gemeldet. Besonders groß ist der Bedarf an entsprechend ausgebildetem Personal in der Landeshauptstadt Graz. Der Ganztageskurs dauert ein halbes Jahr bis Ende November 2022 und umfasst mehr als 300 Stunden Theorie sowie ein Praktikum im Ausmaß von 160 Stunden.

Fotos: Land Steiermark, LRH Steiermark, Scheinast,

Viel Prominenz aus Politik und Verwaltung strömte am 28. Juni ins Grazer Landhaus, u.a. LH Hermann Schützenhöfer und LH-Stv. Anton Lang, um in der Landstube gemeinsam mit Direktor Heinz Drobesch den 40. Geburtstag „seines“ Landesrechnungshofes zu feiern. Seine Vorgängerin als LRH-Chefin und nunmehrige Präsidentin des Rechnungshofes, Margit Kraker, zeichnete in ihrer vielbeachteten Festrede die Zukunft der öffentlichen Finanzkontrolle vor. Und selbst Bundespräsident Alexander Van der Bellen stellte sich mit einer Video-Botschaft bei dieser Feierlichkeit ein, die vom bekannten Grazer Schauspieler und Kabarettisten Gregor Seberg mit einem „Show Act“ eröffnet und von ORF-Redakteur Franz Neger souverän moderiert wurde.


Foto: Anna Rauchenberger

Kurz im Gespräch mit Hartwig Tauber,

öGIG-Geschäftsführer

Spatenstich mit Vize-Präs. Herbert Ritter, StR Günter Riegler, Präs. Josef Herk, LRin Barbara Eibinger-Miedl, Vize-Präs. Gabi Lechner, Vize-Präs. Andreas Herz und Dir. Karl-Heinz Dernoscheg (v.l.)

Spatenstich für »Center of Excellence« Die Herausforderungen durch Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern unsere Arbeitswelt grundlegend. Dafür braucht es neue Qualifikationen, vermittelt mit Hilfe zeitgemäßer und moderner Infrastruktur. Daher startet die WKO Steiermark mit dem „Center of Excellence“ das größte BildungsInvestitionsprojekt ihrer Geschichte.

Foto: Foto Fischer

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m Rahmen des Großprojekts werden die in die Jahre gekommenen Wifi-Werkstättengebäude durch ein modernes Gebäude ersetzt. „Es freut mich sehr, dass wir nun dieses historische Projekt starten können“, betonte WKO-Präsident Josef Herk anlässlich des Spatenstichs. Umgesetzt wird das Bauprojekt von Christoph Achammer, ATP Architekten Ingenieure, die beim Wettbewerb für das „Center of Excellence“ als Sieger hervorgingen. Die 14.200 m2 Bruttogeschoßfläche bietet Platz für moderne Werkstätten und neue Qualifizierungsangebote sowie eine Tiefgarage mit 95 Parkplätzen. Die Baukosten von 41 Mio. Euro sind zur Gänze durch Rücklagen der WKO Steiermark gedeckt, wie Präsident Josef Herk erklärt: „Es ist eine Investition der steirischen Wirtschaft in die Zukunft. Denn wir befinden uns inmitten eines grundlegenden Wandels. Die Digitalisie-

rung verändert viele Arbeits- und Berufsfelder grundlegend, dafür heißt es gerüstet zu sein.“ Konkret werden im „Center of Excellence“ folgende Technologiebereiche angesiedelt sein: Mobilitätstechnik inkl. alternative Antriebstechnologien; Werkstofftechnik; Elektrotechnik – Elektronik – Automatisierungstechnik; Energietechnik sowie Multifunktionale und technologieübergreifende Werkstätten. Zusätzlich werden im „Center of Excellence“ Flächen für die praktische Ausbildung in Gastronomie und Tourismus vorhanden sein. Labore und Werkstätten werden vom WIFI Steiermark für Aus- und Weiterbildung genutzt. Darüber hinaus sollen diese auch für die Abhaltung von Lehrabschluss- sowie Meister- und Befähigungsprüfungen, aber auch für Projekte der FH Campus 02 zur Verfügung stehen.

Ihr Unternehmen öGIG treibt den Glasfasernetzausbau vor allem im ländlichen Raum voran. Rechnet sich das? Tauber: Unser Geschäftsmodell zeigt, dass es sich für uns ausgeht. Tatsächlich wird unser Ansatz von keinem anderen Unternehmen in der Qualität und Langfristigkeit verfolgt. Deshalb liegt Österreich bei der Glasfaserversorgung auch so weit zurück. Diese Infrastruktur ist aber dringend notwendig und die Gemeinden erkennen das.

Was unterscheidet die öGIG von anderen Glasfasergesellschaften? Tauber: Die staatsnahen Versorger würden es gern gleich machen wie wir, können es aber nicht. Wir als 100-Prozent-Tochter der Allianz-Versicherung versorgen nicht nur Unternehmen, die viel Geld für einen Anschluss ausgeben können, sondern flächendeckend auch die privaten Haushalte. Und wir bauen unabhängig von Förderungen. Im Vergleich zu anderen privaten Akteuren ist bei uns sichergestellt, dass die Netze nicht in den nächsten Jahren weiterverkauft werden, denn die Allianz verfolgt mit der öGIG ein langfristiges Ziel. Sie bauen den Datenhighway und leben dann von jenen, die ihn benutzen? Tauber: Die öGIG baut nur die Infrastruktur und betreibt sie. Bei uns kann man aber kein Internetpaket bestellen. Wir bieten unser Netz für alle interessierten Internetserviceprovider offen an. Der Kunde kann also aussuchen, welche Glasfaser-Dienstleistungen er von wem zu welchen Tarifen beziehen will.

FAZIT JULI 2022 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

D

eutschland hat aus seiner Geschichte gelernt« – ist einer der Lieblingssätze der ähnlich sprechenden Nachbarn, die dann gleich im nächsten Satz auf Österreich verweisen, dessen Bevölkerung im Gegensatz zu ihnen eben nichts gelernt hat. Eine Entwicklung, auf die Deutschland stolz ist, auch wenn dieser Lernprozess die Hälfte meiner Familie das Leben gekostet hat. Aber vielleicht sind manchmal für eine gute Sache auch Opfer notwendig. Mit der Erinnerung alleine ist es jedoch nicht getan, die musste auch gesetzlich verankert werden. Deutschland hat ein Gesetz gegen die »Auschwitz-Lüge« verabschiedet. Wer das nicht versteht, dem könnte man es so erklären: Deutschland hat Auschwitz geplant, gebaut, betrieben und bestraft heute jeden, der behauptet, es hätte Auschwitz nie gegeben. Diese Erinnerung darf ihnen per Strafandrohung niemand streitig machen. Gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück ins Jahr 1982. Ich lebte damals in Berlin. An einem sonnigen Nachmittag saß ich mit meiner Freundin im Vorgarten eines Cafés.

Das Recht auf Vergessen

38 /// FAZIT AUGUST 2022

Am Tisch neben uns ein Ehepaar. Der kleine Sohn der beiden spielte am Boden zwischen den beiden Tischen. Dann zerbrach sein Auto, mit dem er auf und ab fuhr und dazu brummende Geräusche machte. Der Kleine fing an zu Weinen. Seine Eltern sprachen weiter und ignorierten ihn. Das Weinen des Buben wurde lauter, bis ich kaum mehr mit meiner Freundin sprechen konnte, und so beugte ich mich hinunter und reichte ihm eine Brezel aus dem Korb auf unserem Tisch. »Verdammt noch einmal!«, schrie mich jetzt der Vater an und nahm seinem Sohn die Brezel aus der Hand. »Was mischen Sie sich hier ein! Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Sachen!«, schrie er weiter. Einen Moment lang reagierte ich nicht, sah auf den schreienden Sohn und dann wieder auf den schreienden Vater, bis mir irgendwie in meinem Gehirn eine Sicherung durchbrannte und auch ich zum Schreien begann. Alle Assoziationen und Vergleiche mit dem Damals gingen mir durch den Kopf. Ich beschuldigte den Vater sich typisch für einen Deutschen zu verhalten, der seinem eigenen Vater gleiche, der wahrscheinlich ein KZ-Wächter gewesen wäre. Und so ging es weiter mit meinen »Erinnerungen«, die ich wie eine heiße Nadel in meinem Hirn mit mir herumtrage, und die nie zu erkalten scheint. Die Familie mit dem brüllenden Sohn verließ fluchtartig das Lokal, und der Besitzer bat auch mich zu gehen. Ein paar Wochen später stand ich wartend an der Kasse in einem Supermarkt. Wie in Berlin damals üblich tippte die Verkäuferin an der Kasse den Wert der Lebensmittel ein und schob sie dann neben sich in eine Ablage, eine nach der anderen, wo ich verzweifelt versuchte, eine Plastiktüte zu öffnen, um auch alles verstaut zu haben, bis der nächste Kunde an der Reihe ist – ein aussichtsloses Unterfangen. Neben mir stand eine ältere Frau, die mir ungeduldig zusah, weil sie ihre drei Sachen aus dem Korb erst bezahlen konnte, wenn ich fertig war. Offensichtlich hatte mein Wiener Akzent ihr die letzte Geduld geraubt, und sie sagte, wahrscheinlich eher scherzend: »Wenn sie in Berlin leben wol-

len, dann müssen sie zumindest lernen, wie man eine Plastiktüte öffnet«. Wieder reagierte ich mit einem Schreianfall und den üblichen Vorwürfen in Bezug auf die Vergangenheit der alten Frau. »Ex-HJ-Mädchen« war noch eine der Freundlichkeiten, die ich ihr an den Kopf warf. Warum nur diese Anfälle, frage ich mich immer wieder? Warum ständig das Zurückgreifen auf die Nazizeit in Konflikten, wenn es um Deutsche oder Streit in Deutschland geht? Warum diese Vorwürfe, unbewiesen, pauschalierend und wahrscheinlich in den meisten Fällen ungerecht und verletzend? Wir sind eine verlorene Generation, weil man uns das Vergessen verbietet. Während unsere nicht-jüdischen Altersgenossen sich im Vergessen üben, wenn es um die Täter von damals geht, werden wir als Nachkommen der Opfer nicht in Ruhe gelassen. Man lässt es nicht zu und zwingt uns in die Erinnerung mit Gedenktagen, Erinnerungsmärschen, Filmen, Publikationen und den Erzählungen der Überlebenden. Die Lebensnotwendigkeit des Vergessens, ohne die es weder Gegenwart noch Zukunft geben kann, wird uns verweigert. Es ist notwendig, erklärt man uns immer wieder, um ein Wiederholen zu verhindern. Das mag stimmen, aber wir Nachkommen der Opfer und Überlebenden n zahlen dafür einen hohen Preis.

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Essay von Heinz Gärtner

Neutralität als Option Überlegungen, den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu einem Ende kommen zu lassen ie Frage, ob der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hätte verhindert werden können, hängt davon ab, welche Motive und Ziele die russische Führung unter Präsident Putin zu dieser ungeheuerlichen Entscheidung veranlasst haben. Die Mutmaßungen im Westen darüber reichen von der Verhinderung der weiteren Ausdehnung der Nato an die russische Grenze über die Wiederrichtung des russischen und sowjetischen Imperiums bis hin zur Revanche für die Demütigung durch den Westen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Russland selbst nennt die Osterweiterung der Nato und die drohende Aufnahme der Ukraine als wichtigsten Kriegsgrund. Weitere Motive, wie die Absicherung seines geostrategischen Vorfelds und die Eingliederung der Ukraine in die »russische Welt«, sind auf dasselbe Ziel gerichtet: die USA und den Westen möglichst von den Grenzen Russlands fernzuhalten. Das besonders lautstark proklamierte Ziel der »Entnazifizierung« der Ukraine ist dagegen eher als Narrativ zur Rechtfertigung des Krieges gegenüber der eigenen Bevölkerung und prorussischen Kreisen im Ausland zu verstehen. Putin hatte bereits 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz deutlich davor gewarnt, die Nato immer weiter in Richtung der russischen Grenze auszuweiten. Der Westen ignorierte die Warnungen. 2008 wurde eine weitere Erweiterung um die Ukraine und Georgien angekündigt, ohne jedoch einen genauen Zeitplan anzugeben. Die Ukraine hat die Option, ein neutraler Staat zu werden, 2008 aufgegeben, als sie auf dem Nato-Gipfel in Bukarest ihre Absicht erklärte, dem Bündnis beitreten zu wollen. Ende 2021 forderte Putin in zwei Briefen an die US-Regierung und an die Nato den Stopp der weiteren Ausdehnung der Nato und den Rückzug der Nato-Infrastruktur aus den Staaten, die nach 1997 Mitglieder geworden waren. Moskau verlangte außerdem eine schriftliche Garantie, dass der Ukraine keine Nato-Mitgliedschaft angeboten werde. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte Russland bereits im März 2021 begonnen, mehr als hunderttausend Soldaten an der ukrainischen Grenze zusammenzuziehen, was von der Ukraine und der Nato als Bedrohung wahrgenommen wurde. [1] Außerdem erkannte Russland Luhansk und Donezk als unabhängige Republiken an und startete schließlich am 24. Februar 2022 seinen weitreichenden Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die militärischen Vorbereitungen auf russischer Seite sprechen dafür, dass eine Beschränkung des Krieges auf die Ukraine geplant war. Dort hatte Putin offenbar mit einem schnellen Sieg gerechnet. Jedenfalls verfügte Russland zu Kriegsbeginn nicht über die erforderliche Mannschaftsstärke und die Ressourcen für einen großangelegten Angriff auf andere Staaten in der Region, insbesondere auf das Baltikum. Konventionell ist Russland der Nato weit unterlegen. Lediglich bei den Nuklearwaffen besteht mit dem Westen Parität. Seine Verteidigungsausgaben entsprechen gerade sechs Prozent der Nato-Länder. Die russischen Rüstungsausgaben vor dem Krieg stiegen nicht so stark, wie das vor Kriegen üblicherweise der Fall ist. [2] Zum Vergleich: Deutschlands Militärausgaben zu Beginn des Zweiten Weltkrieges betrugen zwei Drittel der Ausgaben seiner wichtigsten europäischen Kriegsgegner, England, Frankreich und Sowjetunion, zusammengenommen. [3] Neutralität als Friedensgarantie? Wenn die Nato-Erweiterung das Hauptmotiv Russlands für den Einmarsch in die Ukraine ist, dann hätte ein neutraler Status für die Ukraine möglicherweise eine Option für die Verhinderung des Krieges sein können. Eine zweite Option wäre die Teilung der Ukraine im Donbas gewesen. Diese Konstellation weist Parallelen zur Situation nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Mitteleuropa auf, als Österreich und Deutschland vor dem Dilemma standen, sich entweder für die staatliche Einheit in Neutralität oder die Spaltung und Mitgliedschaft der Besatzungszonen bzw. Teilstaaten in den sich unversöhnlich ge-

Eine glaubwürdige, völkerrechtlich garantierte Neutralität der Ukraine, etwa nach dem österreichischen Modell, hätte Russland das Argument entzogen, dass sich die Nato weiter nach Osten ausdehnen würde. Eine neutrale Ukraine wäre auch eine Option für die Beilegung des Konflikts zwischen Russland und dem Westen.

Foto: Heinz Gärtner/Wikipedia

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Dr. Heinz Gärtner, geboren 1951 in Gurk, ist Politikwissenschaftler und Publizist. Er studierte Politikwissenschaft, Publizistik und Kommunikationstheorie an der Universität Salzburg. 2001 wurde er Universitätsprofessor. Seit 2017 ist er Vorsitzender des Beirates des International Institute for Peace (IIP) in Wien sowie des Beirates Strategie und Sicherheit der Wissenschaftskommission des Österreichischen Bundesheeres. FAZIT AUGUST 2022 /// 39


Neutralität als Option

genüberstehenden Militärallianzen zu entscheiden. Wie hätte für die Ukraine eine Verhandlungslösung »Neutralität« aussehen können? Hier gibt es historische Beispiele und Vorschläge, die spätestens seit 2014 auf dem Tisch lagen. [4]

Die Themen Nato-Mitgliedschaft der Ukraine und Neutralität wurden aber von der Biden-Regierung bis zur Invasion nicht als Verhandlungsposition in Betracht gezogen. [5] Allerdings hatte der deutsche Bundeskanzler Scholz am 19. Februar 2022 bei der Münchner Sicherheitskonferenz, also fünf Tage vor dem russischen Angriff, noch versucht, Präsident Selenskyj davon zu überzeugen, dass die Ukraine auf ihre Nato-Bestrebungen verzichten und ihre Neutralität erklären solle. [6] Das Modell Österreich Nach dem Zweiten Weltkrieg war Österreich in einem Großmachtkonflikt zwischen der Sowjetunion und den USA gefangen und von den Siegermächten (USA, Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich) vierfach besetzt. Indem sich Österreich 1955 für permanente Neutralität [7] entschied, vermied es die permanente Besetzung und Teilung. Die Neutralitätserklärung wurde am 26. Oktober 1955 vom österreichischen Parlament verabschiedet. Die österreichische Neutralität ist in der Verfassung verankert und völkerrechtlich garantiert. Begleitet wurde Österreichs Neutralitätserklärung 1955 von dem Staatsvertrag, worin Österreich untersagt wird, sich dem großen Nachbarn Deutschland anzuschließen (»Anschlussverbot«). Außerdem bekannte sich Wien im Neutralitätsgesetz dazu, seine Unabhängigkeit und Neutralität »mit allen zu Gebote stehenden Mitteln« zu verteidigen, was Österreich als »bewaffnete Neutralität« interpretierte. Allerdings wurden Österreich die Anschaffung bestimmter Waffensysteme, wie offensiver Lenkwaffen, verboten (Das Verbot wurde dann Mitte der Neunzigerjahre aufgehoben). Im Jahr 1955 verließen die ausländischen Soldaten Österreich. Und die Alpenrepublik wurde zu einem Anker politischer Stabilität in den unruhigen Zeiten des Kalten Krieges. Wie das Beispiel Österreich zeigt, wollen Großmächte durchaus, dass die Neutralität auch von den Großmächten respektiert wird. Präsident Eisenhower signalisierte damals die Entschlossenheit der USA, das neutrale Österreich, obwohl nicht Teil der Nato, zu verteidigen. Ein Testfall war die Ungarn-Krise 1956. Als Österreich den Flüchtlingen aus dem Nachbarland großzügig Hilfe leistete, wurde es von der Sowjetunion beschuldigt, Ausbildungslager für Aufständische zu unterhalten und Waffen über die ungarische Grenze zu schmuggeln. Moskau drohte, diese Verletzung des neutralen Status durch Wien nicht zu akzeptieren.

Wie das Beispiel Österreich zeigt, wollen Großmächte durchaus, dass die Neutralität auch von den Großmächten respektiert wird. Präsident Eisenhower signalisierte damals die Entschlossenheit der USA, das neutrale Österreich, obwohl nicht Teil der Nato, zu verteidigen.

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Daraufhin warnte das US-Außenministerium, dass »ein Angriff der Sowjetunion auf Österreichs Neutralität den dritten Weltkrieg bedeuten« würde. Es war auch keine zufällige Äußerung. Ein Dokument des Nationalen Sicherheitsrates von 1960, das am 18. Jänner 1961 von Präsident Eisenhower (zwei Tage vor der Amtseinführung John F. Kennedys) gebilligt wurde, formulierte als Ziel, »Österreich unabhängig und stabil zu erhalten und es zu ermuntern, seinen pro-westlichen Kurs fortzusetzen, sowie Druck und Erpressung des Kommunismus zu widerstehen«. Als ein politisches Hauptziel wurde genannt, »jegliche Verletzung der Integrität von Österreichs Territorium oder seiner Neutralität als schwerwiegende Bedrohung des Friedens zu behandeln«. [8]


Essay von Heinz Gärtner

Das Modell Deutschland Deutschland ging einen anderen Weg als Österreich. Westdeutschland wurde Nato-Mitglied, Ostdeutschland wurde Teil der sowjetischen Einflusszone und trat dem Warschauer Pakt bei. Deutschland blieb bis 1990 geteilt. Alle Versuche, den Kurs Deutschlands zu ändern, schlugen fehl. Dazu gehörte auch eine Reihe von Vorschlägen, die die Umwandlung eines vereinigten Deutschlands in eine neutrale Zone in Zentraleuropa vorsahen. Einer dieser Vorschläge kam von George F. Kennan, der nach 1947 als US-Botschafter in Moskau das Konzept der Eindämmungspolitik entwickelt hatte. Kennan schlug 1956 und 1957 eine Neutralität Zentraleuropas und eines vereinigten Deutschlands vor, weil er insgesamt nicht an die Haltbarkeit der Teilung Europas und Berlins glaubte.

Konrad Adenauer war der Auffassung, dass eine feste Verankerung Westdeutschlands im Westblock einen Rückzug der Sowjetunion aus Mitteleuropa und ein vereinigtes Deutschland zur Folge haben werde. Auch die US-SeNatoren Hubert H. Humphrey und William F. Knowland legten Vorschläge über eine neutrale Zone in Mitteleuropa nach dem Vorbild Österreichs bei gleichzeitigem Rückzug amerikanischer und sowjetischer Truppen aus West- bzw. Ostdeutschland vor. Vom Vorsitzenden der britischen Labour-Party Hugh Gaitskell wurden ähnliche Ideen entwickelt. Aus dem Osten kam 1957 der Vorschlag vom polnischen Außenminister Adam Rapacki, der ein »Disengagement« der amerikanischen und sowjetischen Truppen aus Zentraleuropa mit dem Vorschlag über »atomwaffenfreie Zonen« in Mitteleuropa verband. All diese Pläne wurden jedoch von der westdeutschen Regierung abgelehnt. Der Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer, wollte nicht die Wiedervereinigung um den Preis der Herauslösung Deutschlands aus dem westlichen Block. Er war der Auffassung, dass eine feste Verankerung Westdeutschlands im Westblock einen Rückzug der Sowjetunion aus Mitteleuropa und ein vereinigtes Deutschland zur Folge haben werde. Die unmittelbare und mittelbare Folge war allerdings die zunehmende Verfestigung der Blöcke und der Ost-West-Konfrontation. Das Modell Österreich für die Ukraine? Die Teilung der Ukraine war schon seit 2014 abzusehen. Die russisch unterstützten Milizen im Donbas sollten sicherstellen, dass die Ukraine nicht der Nato beitritt. Wie hätte unter diesen Ausgangsbedingungen das Modell der österreichischen Neutralität für die Ukraine aussehen können? In dieser stark polarisierten Situation und angesichts der Anwesenheit russischer Truppen und Milizen hatten die Ukraine und andere geopolitisch zwischen der Nato und Russland gelegenen Staaten (»in-between-states«) [9] zwei Optionen:

1. Sie konnten sich einer Großmacht anschließen (»bandwagoning«) und Mitglied in einem Bündnis werden. Die Ukraine wollte diesen Weg mit der Annäherung an die USA und die Nato einschlagen. Russland wollte diese Option der Ukraine mit dem Angriffskrieg verhindern. 2. Die »Staaten dazwischen« konnten sich als neutral erklären und diese Neutralität völkerrechtlich abstützen. Dadurch hätte sie möglicherweise die Chance ergeben, ihre territoriale Integrität und die Souveränität über ihr gesamtes Territorium zurückzuerlangen. Wie die Entwicklungen – spätestens seit Herbst 2021 – gezeigt haben, hat die Verfolgung der ersten Option durch die ukrainische Führung und die USA nicht dazu beigetragen, den Krieg zu verhindern. Eher im Gegenteil. Dagegen hätten Verhandlungen über ein

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Neutralität als Option

»Modell Österreich« für die Ukraine in den Monaten und Jahren vor Beginn des Krieges möglicherweise das Potenzial gehabt, die letztlich irrationale und extrem zerstörerische Option des russischen Angriffskrieges von vornherein auszuschließen.

Das Modell Österreich lässt sich auf eine knappe Formel bringen: Eine verfassungs- und völkerrechtlich garantierte Neutralität im Austausch gegen den Verzicht Moskaus auf die Unterstützung der prorussischen Milizen im Donbas und das »Anschlussverbot« der Ukraine an Russland. Die selbsterklärte Neutralität der Ukraine müsste natürlich völkerrechtlich abgesichert werden. Wenn Russland von der Ukraine eine »Entmilitarisierung« fordert, könnte mit einer Beschränkung der Reichweite von Raketen ein Kompromiss gefunden werden. Unter dem Strich hätte mit der Entscheidung der Ukraine für eine permanente Neutralität die drohende permanente Teilung verhindert werden können. Eine Neutralitätslösung zur Beendigung des Krieges erscheint immer noch möglich, doch der Preis für die Ukraine ist unterdessen ungleich höher geworden. Das betrifft insbesondere die von Russland anerkannten und weitgehend annektierten Republiken Luhansk und Donezk. Erst wenn sich die russischen Truppen aus der Ostukraine zurückziehen, könnten, ja müssten, die Minsk-Übereinkommen umgesetzt werden, die eine Autonomie der russisch-sprachigen Gebiete vorsehen. Das »ukrainische Modell« als Grundlage für Verhandlungen Die Ukraine forderte mehrere Wochen nach Beginn des Krieges ein »ukrainisches Modell«, das internationale Sicherheitsgarantien für den neutralen Status einschließt. [10] Diese Garantien hätten auch schon vor dem Krieg diskutiert werden können. Rechtlich gesehen würden einseitige Sicherheitsgarantien mit einem neutralen Status vereinbar sein, soweit sich die Ukraine nicht verpflichtet, selbst derartige Garantien abzugeben. Den neutralen Status der Ukraine müssten letztlich deren politischen Institutionen bestätigen, wie auch das österreichische Parlament 1955 den Status der permanenten Neutralität beschlossen hat. Ein Referendum wäre möglich, aber nicht zwingend notwendig. Die Ukraine hatte im Dezember 2014 die Neutralität ohne Referendum aus der Verfassung gestrichten und die Absicht ihres Nato-Beitritts aufgenommen. Eine Garantie kann aber auch völkerrechtlich erfolgen, vielleicht auch mit der Anwesenheit von durch die Vereinten Nationen autorisierten Friedenstruppen. Eine vollständige Garantie, dass Großmächte das Völkerrecht nicht verletzen, kann es erfahrungsgemäß nicht geben. Dafür sind aber nicht das Völkerrecht und internationale Abkommen verantwortlich, sondern die Staaten. So hat Präsident Putin das – allerdings nicht völkerrechtlich abgestützte – Budapester Memorandum von 1994 ignoriert, das der Ukraine territoriale Souveränität für den Fall zusichert, dass sie ihre Nuklearwaffen an Russland abgibt. [11]

Das Motiv Moskaus für den Angriffskrieg gegen die Ukraine war schließlich nicht deren neutraler Status, sondern die Absicht Kiews, einem aus russischer Sicht feindlichen Bündnis beizutreten. Ein neutraler Status kann aber an sich eine Garantie sein. Das Motiv Moskaus für den Angriffskrieg gegen die Ukraine war schließlich nicht deren neutraler Status, sondern die Absicht Kiews, einem aus russischer Sicht feindlichen Bündnis beizutreten. Daher ist es für neutrale Staaten wichtig, auch in Friedenszeiten, also vor Beginn eines Krieges, glaubwürdig auf ihren Status hinzuweisen und zu bekunden, dass sie im Krieg neutral bleiben und keinem Bündnis betreten werden. Rechtlich wird dieser Aspekt der Neutralitätspolitik mit dem Begriff »Vorwirkung« beschrieben.

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Eine glaubwürdige Neutralität wird auch von Großmächten ohne explizite Garantien respektiert und garantiert. Im Ersten Weltkrieg war es der Angriff Deutschlands auf das neutrale Belgien, der England dazu veranlasste, in den Krieg einzugreifen. Wie schon


Essay von Heinz Gärtner

erwähnt, drohte während der Ungarnkrise 1956 Präsident Eisenhower der Sowjetunion mit Krieg, sollte sie die Neutralität Österreichs verletzen. In der Geschichte gab es kaum Fälle, bei denen ein schon in Friedenszeiten neutraler Staat überfallen wurde. Das geschah immer nur dann, wenn gleichzeitig auch nicht-neutrale Staaten angegriffen wurden, wie während des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Eine Ausnahme war die Einverleibung von Hawaii durch die USA 1895. Ausblick: drei mögliche Szenarien Angesichts des momentanen militärischen Patts zeichnen sich drei mögliche Szenarien ab: Erstens ein lang andauernder Abnutzungskrieg mit immens hohen menschlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Kosten und der ständigen Gefahr einer weiteren militärischen und letztlich sogar nuklearen Eskalation. Zweitens eine dauerhafte Spaltung der Ukraine entlang einer fragilen Waffenstillstandslinie im Osten und evtl. auch im Süden des Landes mit permanenten Spannungen, die sich jederzeit entladen können. Drittens eine Verhandlungslösung auf der Grundlage des »ukrainischen Modells« der Neutralität. Auf diese Weise könnten schrittweise Berechenbarkeit, Vertrauen und ein substanziell verändertes Umfeld für eine behutsame Neuformatierung sowohl des russisch-ukrainischen Verhältnisses als auch der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen geschaffen werden. n

Fußnoten [1] Vgl. z.B. New York Times, 16. Jänner 2022.

[2] Laut SIPRI stiegen die Rüstungsausgaben von 2020 bis 2021 um 2,9 % von 61,40 auf 65,9 Mrd. US-Dollar. Das entsprach 4,1 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Gleichzeitig sank das BIP wegen der Corona-Pandemie um zwei Prozent. 2016 hatte die Zunahme der Rüstungsausgaben noch 5,4 % betragen, https://sipri.org. [3] Parramatta History and Heritage

[4] Z.B. Gärtner, Heinz (2014): Kiew sollte sich Neutralität Österreichs ansehen, Bündnisfreiheit zwischen EU und Russland als interessantes Modell für die Ukraine, Kommentar der anderen, der Standard, 3. März 2014. [5] Armbruster, Ben (2022): Biden official admits US refused to address Ukraine and Nato before Russian invasion, Responsible Statecraft, 14. April 2022. [6] The Wall Street Journal (April 1, 2022).

[7] »Während die einfache oder auch gewöhnliche Neutralität jeder Zeit widerrufbar ist, muß der permanent oder immerwährend Neutrale die erwähnten Grundsätze während des Krieges einhalten und schon in Friedenszeiten alle Vorkehrungen und Sicherungsmaßnahmen treffen, um nicht in ein Kriegsszenario verwickelt zu werden« (Gehler 2001: 8 f.). [8] National Security Council: Draft statement of U.S. Policy toward Austria, 332. Paper Prepared by the NSC Planning Board, NSC 6020, Washington, December 9, 1960, approved by the President on January 18, 1961. Übersetzung: HG. [9] Zu den Staaten gehören neben der Ukraine insbesondere Moldau und Georgien, aber auch Armenien, Aserbaidschan und Weissrussland, siehe: Back to Diplomacy, Final Report and Recommendations of the Panel of Eminent Persons on European Security as a Common Project, November 2015. [10] Vgl. z.B. https://kyivindependent.com

[11] Die Rechtsverbindlichkeit des Memorandums ist umstritten. Grund sind zum einen die verwendeten Formulierungen, die eher auf eine Absichtserklärung als auf eine völkerrechtlich verbindliche Verpflichtung der Unterzeichnerstaaten verweisen. Zum anderen fehlt eine vertraglich verbindliche Vereinbarung über die Mittel zur Durchsetzung der eingegangenen Verpflichtungen, vgl. z.B. https://www.treatylaw.org/ budapest-accord-treaty/.

Vorliegender Text ist am 22. Juni 2022 auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung unter der Creative Commons Lizenz »CC BY-NC-ND 4.0« erschienen. bpb.de FAZIT AUGUST 2022 /// 43


Christian Lagger wurde am 17. Mai 1967 in Paternion/Feistritz in Kärnten geboren, er ist verheiratet und hat vier Kinder. Der KAC- und Sturmfan studierte Theologie, Philosophie und Business Administration, war einige Jahre Lehrer, Referent in der Katholischen Hochschulgemeinde, Assistent an der Uni und für neun Jahre bischöflicher Sekretär bei Diözesanbischof Egon Kapellari, bevor er Leiter des Elisabethinen-Krankenhauses wurde. Als Bergfex und Läufer urlaubt er seit 32 Jahren im Defreggental und geht in Kürze zum fünften Mal auf den Großglockner.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Christian Lagger Fotografiert von Marija Kanizaj

Zuwendung als Prinzip W

ürden Arbeitspsychologie und Philosophie den Begriff Multitasking nicht so kritisieren, könnte man versucht sein, ihn auf Christian Lagger anzuwenden. Grundsätzlich ist er seit mehr als zehn Jahren Geschäftsführer des Krankenhauses der Elisabethinen in Graz. Seit einigen Jahren ist er auch Sprecher der Elisabethinen von ganz Österreich. Seit dem Vorjahr ist er Präsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen (IFZ) in Salzburg und er ist Vorsitzender der österreichweiten ARGE Ordensspitäler – von denen es 23 Häuser mit 26.500 Mitarbeitern gibt, die pro Jahr 1,9 Millionen Patienten betreuen und als Gruppe der größte Spitalsträger in Österreich sind. Jedes fünfte Spitalsbett steht in einem Ordensspital, insgesamt sind das 7.808 Betten. Zugleich ist er Sprecher der österreichischen Ordensspitäler. Außerdem Lehrender für Managementtheorie an der FH Joanneum und an der Karl-Franzens-Universität sowie Unternehmens- und Führungskräfteberater. Aber – Christian Lagger macht die Dinge nicht gleichzeitig, daher ist er auch kein Multitasker, sondern er macht sie richtig. Da man mit ihm im wahren Sinn des Wortes über Gott und die Welt sprechen kann, habe ich ihn so selbstverständlich wie blauäugig auch gefragt, wie das geht. Soweit ich verstehen konnte, hilft ihm dabei Folgendes: Es ist kein Nachteil, umfassende Bildung genossen zu haben – in seinem Fall Studien der Theologie, Philosophie und Business Administration. Es ist von Vorteil, das zu leben, woran man glaubt – ein franziskanisches Prinzip lautet, Aufmerksamkeit für sein Gegenüber aufzubringen, was gerade in einem Krankenhaus angemessen und wohltuend ist. Auch die – heute zwölf – Ordensschwestern der Elisabethinen, die seit mehr als 330 Jahren in Graz vertreten sind, folgen der Franziskanerordensregel. Hilfreich auch ist Laggers

Auspruch: »Wenn man wo ist, muss man ganz dort sein.« Will heißen, auf das Hier und Jetzt konzentriert sein und nicht schon an die nächsten Aufgaben denken. Als Philosoph weiß Christian Lagger natürlich, dass die Sentenz »Wissen ist Macht« von Francis Bacon ist, als Theologe und Krankenhausmanager wandelt er sie aber ab und sagt: »Zur Bewältigung von Problemlagen ist nur geteiltes Wissen Macht.« – Was er auch als Präsident des IFZ so sieht, das sich im Grunde mit der Frage beschäftigt, was die Bedingungen für ein gutes Leben sind. Weitergedacht stellt sich die Frage, in welcher Gesellschaft Menschen leben möchten – in einer liebevollen, fürsorglichen oder in einer, wo es »einfache Lösungen« gibt. Das kann man etwa auf Krisenzeiten beziehen – Stichwort Pandemie – oder auch auf die seit Jahresbeginn in Österreich erlaubte Sterbehilfe, den »assistierten Suizid«, wie Lagger es nennt. »Es steht uns nicht zu, ein Urteil über Menschen zu fällen, die sich das Leben nehmen. Als Ordensspitäler haben wir aber den Auftrag, Menschen zu helfen, damit sie diesen Schritt nicht gehen müssen. Wir verstehen uns als Orte des Lebens, wo es auch verläßlichen Schutz gibt, denn Prinzip der Ordensspitäler ist die Zuwendung.« Im Zuge der Kooperation mit den Barmherzigen Brüdern werden medizinische Bereiche getauscht und konzentriert, und ab 2025 kehrt auch jener Teil der insgesamt 700 Mitarbeiter der Elisabethinen, der jetzt am zweiten Standort in Eggenberg ist, wieder in die Elisabethinergasse zurück, die bis dahin um rund 55 Millionen Euro mit viel Holz umgebaut sein wird. Und wo künftig ein Schwerpunkt auf Altersmedizin gelegt wird. »Wir dürfen nicht am Bedarf vorbeiplanen«, sagt der Profi Christian Lagger, denn er weiß, dass in 20 Jahren 40 bis 50 Prozent aller Über-65jährigen Steirer in Graz und Graz-Umgebung leben werden. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Auskochen aus dem Homeoffice

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as Zeitalter des Postkapitalismus und der Postcorona Zeit hat Weltbilder und Werte des Lebens und Wirtschaftens in Frage gestellt. Umweltthemen, gesellschaftliche Herausforderungen, wie zunehmende psychische Krankheitsbilder, und veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch Ressourcenknappheit an Produktions-, Betriebsmitteln und Arbeitskräften erfordern ein neues Nachdenken. Der Trend zur Reduktion erreicht daher immer mehr die Arbeitswelt und auch die Start Up Szene. Unnötige Hierarchien, Prozesse, Anlagen und Ressourcen werden vermieden. Statussymbole haben weniger Bedeutung und lokal Agieren wird zum Fokus. Die Coronakrise hat eine Art Reset-Knopf gedrückt. Man nimmt sich plötzlich wieder mehr Zeit zu hinterfragen, was wirklich wichtig ist, was wir wirklich wollen. Nicht die Gier nach »mehr« steht im Vordergrund, sondern: Was tut uns eigentlich gut? Das Gelernte aus einer Zeit des Wirtschaftswachstums, der Globalisierung und Digitalisierung wird trotzdem genutzt. Auch Arnd Hoffmann nutzt die Erfahrungen, die er in verschiedenen Berufen und beim Reisen durch viele Länder gewonnen hat, und setzt diese an einem minimalistischen Standort in der Josefigasse 11 in Form eines To-Go-Lokales um. Der gelernte Industriekaufmann war lange im sozialen Bereich und in der Umweltbildung für Jugendliche tätig, war als reisender Moderater für Großveranstaltungen unterwegs und bei Frida und Fred im Ausstellungsbau tätig. Er betreut nach wie vor Kinder mit besonderen Bedürfnissen in Schulen und ist extrem viel durch die ganze Welt gereist. Arnd Hoffmann zu seinem Vorhaben: »Im ersten Lockdown habe ich das Konzept für ein To-Go-Lokal geschrieben, um den Covid- Bestimmungen des Lockdowns gerecht zu werden. Im zweiten Lockdown habe ich das Lokal eigenständig geplant und umgesetzt. Die gesamte Ausstattung wurde von mir gebaut. Nachhaltigkeit ist mir enorm wichtig und Plastik ein No-Go. Regionalität und Saisonalität sind die Eckpfeiler meiner Gerichte. Ich wollte einfach die Vielfalt von Suppen anbieten, die über die Länder der Welt gehen. Rezepte habe ich immer auf den Reisen gesammelt und dann mit Eigenkreationen verfeinert. Mein Lokal ist als Imbiss konzipiert und geführt. Letztendlich ist es die Umsetzung einer Idee, die ich schon lang in meinem Kopf hatte, und ich habe mir mein Hobby und meine Leidenschaft des Kochens in Form dieses kleinen To-Go-Lokals erfüllt und umgesetzt.«

Über Mut und Fähigkeit zum Minimalismus

Ein Gespräch von Carola Payer mit Arnd Hoffmann, dem Betreiber eines Suppenlokals

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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»Enoughness« – »Wieviel ist genug« als Leitbild Enoughness ist ein Kriterium aus Minimalismusleitbildern und stellt den Menschen und die menschliche Lebensqualität vollkommen in den Mittelpunkt. Dazu gehören nachhaltige Denkweisen, Achtsamkeit, Entschleunigung und Minimalismus. Es bedeutet auch ein Abwenden von Massenkonsum. Arnd Hoffmann, dessen Spitzname Bo die Grundlage für die Marke »BO Suppe« ist, bekocht seine Kunden aus einer Wohnung, die er zum Kreativ- und Küchenstudio umgebaut hat. Serviert wird aus dem Fenster hinaus. Die Fensterläden dienen als Speisekarte. Er aktiviert auch wieder alte Traditionen, wie zum Beispiel das Einrexen im klassischen Rexglas. Arnd

»Nachhaltigkeit ist mir enorm wichtig und Plastik ein No-Go. Regionalität und Saisonalität sind die Eckpfeiler meiner Gerichte. «

ARND HOFFMANN


Managementserie [52]

Hoffmann: »Man produziert keinen Müll, konserviert Lebensmittel auf natürliche Art und Weise und bedient dadurch die Nachhaltigkeit in einem hohen Ausmaß. Ich glaube, dass die Globalisierung wichtig war, dass diese aber in den Hintergrund gehen sollte. Jetzt kommen wir in ein Zeitalter, wo man sich wieder auf kleinere Versorgungsräume konzentriert, wo wir den Kunden nah sind und ihn besser wahrnehmen. Sich im kleinen Raum als Versorger zu positionieren ist mein Ziel. Jedoch mit reinem Laufgeschäft kann man schwer überleben, daher ist Kreativität gefragt, um die Möglichkeiten zu erweitern. Im Moment ist die Preissteigerung bei Lebensmitteln für uns eine enorme Herausforderung. Es ist nicht möglich, diese 1:1 an die Kunden weiterzugeben. Ich kaufe 90 Prozent im unmittelbaren Umkreis, viel auch direkt am Lendplatz. Das Fleisch, das ich einkaufe, ist zu 100 Prozent Bio. Der Einkauf für BO-Suppe kommt ohne Großmarkt aus.«

Verzicht als Gewinn für Freiheit des Gestaltens Minimalismus wird meist als Philosophie des Verzichts beschrieben, aber diese Menschen verstehen ihr Handeln nicht als Verzicht. Sie wollen sich dadurch aus Zwängen befreien, die sie einschränken. Minimalisten gewinnen nach ihrem Verständnis die Freiheit, ihr eigenes Leben nach ihren Wünschen zu gestalten, und mehr Zeit und Energie, um sich für soziale Aspekte und Beziehungen in ihrem Leben einzusetzen. Unternehmensgründer entscheiden sich für

einen »kleinen Einstieg«, um so auch zu experimentieren, wie ein Traum, eine lange Sehnsucht, eine Mission zu realisieren ist. Man nennt das in der Fachsprache der Strategie auch die Effectuation Methode. Eine der Prinzipien dieses strategischen Zugangs ist es, zu überlegen, wie mit minimalem Einsatz von Ressourcen bzw. vorhandenen Ressourcen Lösungen für den Kunden möglich sind. Große Investitionen werden vermieden, das Risiko geringgehalten. Das Auskochen aus einem selbst gestalteten optimalen kleinen Raum war für Arnd Hoffmann die Möglichkeit, nicht das Risiko einzugehen, ein Lokal anzumieten und eventuell nicht auszulasten. Arnd Hoffmann: »Experimentelle Küche ist mein Credo, und BO Küchen ist mein Projekt. Wichtig war mir, alles allein gemacht zu haben. Das Bauen, das Gründen einer Firma, Neueinsteiger zu sein in der Branche, das war eine große Herausforderung. Jetzt habe ich das Umfeld, um meine Kreationen anzubieten. Ich koche zwei Drittel vegane Speisen und zu einem Drittel Fleisch und Fisch oder Vegetarisches. Die Angebote wechseln immer wieder. Meistens habe ich 10 verschiedene Suppen vorrätig. Auf der Speisekarte findet man zum Beispiel Fenchel-Safran-Dorschsuppe, Mexikanisches Kakaochilli, Westafrikanische Süßkartoffel-Erdnusssuppe, Conejo en Salmorejo-Kaninchengulasch, Marmitako-de-Bonito-Thunfischsuppe oder Mangold-Couscous-Rouladen.«

Digitalisierung macht Lokalisierung möglich Die fortschreitende Digitalisierung hat die Wettbewerbsfähigkeit für lokale Unternehmen stark erhöht. Die Corona-Zeit hat das Ihrige dazu beigetragen, dass Angebote online recherchiert werden und Unternehmen ihre Marketingstrategie teilweise nur mehr auf Internet und soziale Medien ausrichten. Für lokale Anbieter ist dieser digitale Wandel eine Chance für das Wachstum des eigenen Unternehmens. Auch Arnd Hoffmann setzt auf diesen Weg: »Ich vermarkte BO Suppen über Facebook und Instagram. Mein Ziel ist es, kleine Werkstätten oder Bürogemeinschaften zu versorgen. Bei der Vermarktung gibt es natürlich noch viel Luft nach oben und Mundpropaganda ist das Wichtigste.« Wir können nach erfolgreichem Testen nur sagen: Vor dem Coffee-to-go unbedingt vorher zu BO zu n einer Suppe-to-go!

BO Suppe

8020 Graz Josefigasse 11

fb.com/bosuppe

Arnd Hoffmann vor seinem Lokal in der Grazer Josefigasse FAZIT AUGUST 2022 /// 47


Only bad news are good news?


Fazitreise

Zypern

Sonnenlicht und Stacheldraht Ab Anfang April ist in Zypern Saison, bis im Oktober dann wieder alles dicht gemacht wird. Die vielseitige Insel bietet sich für Rundreisen an, in mehreren Stationen lassen sich Geschichte, Kultur und Gesellschaft erkunden und nebenbei natürlich auch etwas Erholung genießen. Thomas Goiser mit Eindrücken aus dem geteilten Land

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Fotos: Thomas Goiser

ie wechselvolle Geschichte war geprägt von Kreuzfahrern, Venezianern, Griechen, Osmanen, Briten u.v.a.m. Heute zeigt sich das internationale und touristische Leben mit – neben den europäischen Ländern – stark russischem Einschlag, während das Servicepersonal in Hotels und Gastronomie auch aus Südostasien stammt und eigene Supermärkte nutzt. Generell bietet sich Zypern für Wanderungen und Radtouren an, die Sonne sollte man allerdings nie unterschätzen. Ein öffentliches Bussystem und Taxis sorgen auch bei Überlandfahrten für gute Verbindungen.

Nikosia als Berlin 2.0? Die geteilte Hauptstadt Kommt man vom Süden nach Nikosia, sind schon von weitem türkische Flaggen erkennbar, die in den Berg eingelassen sind. Die Hauptstadt ist – wie die Insel – seit 1974 geteilt. Die »Green Line« genannte Pufferzone ist auch vielen Österreichern noch von ihrem Blauhelm-Einsatz ein Begriff. 2004 wurde die gesamte Insel Mitglied der EU, inklusive dem besetzten Territorium der international nicht anerkannten »türkischen Republik Nordzypern«. De facto endet die Anwendung von Unionsrecht an der Pufferzone, was für Touristen etwa durch hohe Roaming-Gebühren im türkischen Mobilfunknetz spürbar wird. Nikosias sternförmige venezianische Festungsanlagen sind noch sehr gut erkennbar, die Green Line verläuft mitten durch die Altstadt. Beim (problemlosen) Durchgang durch den Grenzübergang in der belebten Ledras-Straße Mitte der Altstadt kommt jedenfalls etwas südländisches DDR-Feeling auf. Eine Vielzahl an Fahnen an Häusern, auf Plätzen etc. markieren die jeweiligen Territorien machen einen regelmäßig auf den aktuellen Status aufmerksam. Empfehlenswert sind (auf griechischer Seite)

etwa das »Cyprus Museum« mit archäologischen Fundstücken, die Kathedrale Agios Ioannis oder das »National Struggle Museum«, in dem der Unabhängigkeitskampf gegen die Briten behandelt wird. Auf türkischer Seite liefert das »Walled City Museum” eine etwas andere Erzählung, was Bevölkerung, Kultur und Kunst betrifft. Neben Touristen und Saisonarbeitskräften ist der Alltag auch von Migration geprägt, Zypern verzeichnet EU-weit die höchste Anzahl an Asylanträgen pro Einwohner. Betroffen machen in diesem Zusammenhang die Plakate mit den Portraits verschwundener Personen, die an öffentlichen Plätzen aushängen. Badevergnügen mit Grenzen Für einen oder zwei Tage bietet die Hauptstadt ein intensives Programm, klar dominant ist allerdings der Badetourismus an den Küsten. Besonders deutlich wird das in der Küstenstadt Larnaca im Südosten mit ihrer Flaniermeile entlang den unterschiedlichen Stränden. Ganz im Süden ist McKenzie Beach als besonderes Highlight, wo man in besonderer Nähe zu landenden Flugzeugen liegen bzw. schwimmen kann. Die Touristenhochburg Agia Napa wiederum liegt besonders gut für einen Besuch im ebenfalls touristisch geprägten Famagusta, das sich allerdings wieder im türkischen Teil befindet. Dazwischen liegt an der Küste das beeindruckende »Kap Greco«. Zum Abschluss ein Fun Fact: So wie das (ebenfalls neutrale) Malta wird Zypern gerne »übersehen«, etwa wenn man die Darstellung Europas auf der Rückseite von Eurobanknoten ansieht oder Europadarstellungen in Nachrichtensendungen verfolgt. Auf den Vorderseiten der Ein- und Zwei-Euromünzen ist das Land erst im neuen Design ab 2006 dargestellt (wie etwa auch Norwegen). n FAZIT AUGUST 2022 /// 49


Only good news are good news! Herwig Hösele, Mastermind des Pfingstdialogs, konnte wieder Topreferenten begrüßen …

Die Entwicklungen seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten dem Generalthema »Green Europe. Deal or no deal?« eine neue Brisanz gegeben. Über 50 hochkarätige Referenten bereicherten den 10. Pfingstdialog »Geist & Gegenwart« daher nicht nur mit Inputs zur Grünen Transformation Europas, sondern diskutierten auf Schloss Seggau zahlreiche weitere brandaktuelle gesellschafts- und geopolitische Herausforderungen.

n seiner Eröffnungsansprache hob (der damals noch amtierende) Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer die große Bedeutung des Denkerforums hervor: »Mit dem Pfingstdialog findet heute eine gute und wichtige Tradition der offenen geistigen Auseinandersetzung mit bewegenden Fragen unserer Zeit, Europas, der Welt, Österreichs und der Steiermark ihre Fortsetzung. Friede, Freiheit, Demokratie, Sicherheit und Menschenrechte sind keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen ständig neu verteidigt, gefestigt und weiterentwickelt werden.« Gerade auch unter dem Eindruck des dramatischen kriegerischen Geschehens seit dem 24. Februar und den daraus resultierenden Konsequenzen sei es wichtig, so der Landeshauptmann, dass die Herausforderungen hinsichtlich des Klimaschutzes im Rahmen des diesjährigen Pfingstdialogs aufgegriffen und thematisiert würden: »Unsere Werte und unsere Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif und der Staat kann nicht alles, koste es, was es wolle, übernehmen. Auch der Klimaschutz kann nicht mit einer staatlichen Vollkaskoversicherung ohne Selbstbehalt erreicht werden. Der Staat muss die richtigen Weichen stellen und Rahmenbedingungen schaffen, damit sich die Wirtschaft dynamisch, innovativ, und nachhaltig entwickeln kann.« Dazu, so Schützenhöfer abschließend, brauche es die Anstrengungen aller.

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#nurgutenachrich

Steiermark als grünes Herz und grünes Hirn Wissenschafts- und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl betonte in ihrem Input, dass man den Weg der grünen Transformation noch schneller und konsequenter gehen müsse.

Fotos: Foto Fischer

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Pfingstdialog 2022 in Seckau

Green Europe und globale Realitäten Geist und Gegenwart

… allen voran den ehemaligen deutschen Außenminister Sigmar Gabriel. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen sind die Herausforderungen der grünen Transformation aktueller und größer denn je, aber gerade in der Steiermark haben wir durch unsere herausragende Forschungslandschaft im Bereich der grünen Technologie die besten Voraussetzungen, um diese zu meistern. Die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gilt seit jeher als eines der steirischen Stärkefelder. »Die Steiermark ist nicht nur das Grüne Herz, sondern auch das Grüne Hirn Österreichs und Europas«, so Eibinger-Miedl.

Der Philosoph und Buchautor Richard David Precht sprach ganz besonders die Rolle der Politik bei einschneidenden globalen Ereignissen an. Die große Problematik liegt darin, gleichzeitig zwei gigantische Revolutionen bewältigen zu müssen. Einerseits die Nachhaltigkeitsrevolution und andererseits eine zweite maschinelle Revolution, kurz Digitalisierung. Oberstes Gebot im Zusammenhang mit der Bewältigung von Krisen bleibt dennoch, die komfortable Bewohnbarkeit der Erde für die nächsten Generationen zu gewährleisten. Nicht zuletzt erschwert sich das Krisenmanagement durch einen geringen Handlungsspielraum der Politik, verursacht durch Globalisierung, aber vor allem durch die meinungsdiktierende Medienlandschaft. Es braucht eine strategische und langfristige anstatt einer taktischen Handlungspolitik. Einen Ball, den der designierte Landeshauptmann und Europalandesrat Christopher Drexler sofort aufgriff: »Ich hoffe, dass in zwanzig Jahren, in einer wieder stabilen Welt, die europäische Idee von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und eines aufgeklärten, freiheitlichen n Staates das größte Exportgut Europas wird.«

Keine Überschriftenpolitik, sondern weltweite Strahlkraft »Der Green Deal strahlt weit über die Grenzen Europas hinaus. Die ganze Welt weiß jetzt: die Europäer machen ernst!« stellte Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, klar.

Die seit 2005 auf Schloss Seggau stattfindenden Pfingstdialoge »Geist & Gegenwart« reflektieren Herausforderungen und Problemstellungen Europas. Es ist stets auch eine Standortbestimmung des »Projekts Europa« und seiner Dynamik, der Chancen und Hoffnungen, aber auch der Gefährdungen und Probleme. pfingstdialog-steiermark.at

Europa als Wegbereiter für die Grüne Transformation Der frühere deutsche Außenminister Sigmar Gabriel sorgte mit seinen vorsichtig optimistischen Ausführungen im Hinblick auf die grüne Transformation und ihre Chancen angesichts der Rolle Europas im geopolitischen Kontext für ein gebanntes Publikum. »Unsere Rolle als geeintes und starkes Europa ist es vorzuzeigen, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum funktionieren. Es geht nicht darum, unsere Emissionen auf null zu bringen, sondern mit gutem Beispiel voranzugehen, damit der Rest der Welt uns folgt und sieht: das ist möglich«, hob Gabriel hervor.

FAZIT AUGUST 2022 /// 51


Kurz & News

Steirischer Wasserlandpreis 2022

Steiermark-Bonus wurde rasch ausbezahlt

Wie versprochen, haben 50.000 Menschen in 30.000 Haushalten in der Steiermark in den vergangenen Wochen den Steiermark-Bonus im Rahmen eines steirischen Paketes gegen die Teuerung automatisch auf ihr Konto erhalten. „Die Auszahlung ist nahezu zu 100 Prozent abgeschlossen. Damit können wir sehr rasch jenen Steirerinnen und Steirern helfen, die von der Teuerung besonders betroffen sind“, unterstreicht Soziallandesrätin Doris Kampus. Mit den 300 Euro des Steiermark-Bonus werden konkret alle Personen unterstützt, die in der Heizperiode 2021/2022 den Heizkostenzuschuss oder im Mai 2022 Wohnunterstützung bezogen haben. Erreicht werden damit vor allem Frauen und ältere Menschen, die jeweils zwei Drittel aller Beziehenden ausmachen.

Neues Mega-Windrad auf der Sommeralm

Nach einjähriger Bauzeit wurde am 28. Juni mit einem Festakt auf der Sommeralm eines der leistungsstärksten Berg-Windräder in Europa offiziell in Betrieb genommen. „Das Almenland hat eine Vorreiter-Rolle in Sachen erneuerbare Energie und ist dadurch zu einer der wichtigsten Modellregionen Österreichs geworden“, so die Vorstände der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf. Sie betonen vor allem die positive Kooperation mit den Bürgermeistern und Grundstücks-Eigentümern: „Um Nachhaltigkeitsprojekte der Energieerzeugung rasch und konsequent umzusetzen, braucht es faire Partnerschaften. Die Region hat sich voll und ganz hinter das Projekt gestellt – das würden wir uns auch bei anderen Windprojekten wünschen.“

Steirische Obst- und Gemüsevielfalt

52 /// FAZIT JULI 2022

Poetry Slam 2022 zur Nachhaltigkeit Bei der großen Poetry Slam Challenge 22 des Landes Steiermark waren die Schülerinnen und Schüler von Höheren Schulen aufgerufen, zu jeweils einem Nachhaltigkeitsziel zu slammen. Eine fachkundige Jury hat unter den 46 eingesandten Beiträgen die Besten für das Finale ausgewählt. Diese 17 Slams wurden professionell gefilmt und über Instagram konnte für sie gevotet werden − nun liegt das Ergebnis vor. Den Gesamt-Siegerpreis – Tickets sowie ein Meet & Greet mit Paul Pizzera – durften zwei Schülerinnen aus Köflach in Empfang nehmen. Lena Reinisch und Laura-Sophie Schlögl, die für das Gymnasium Köflach gestartet waren, haben sich in ebenso leichtfüßiger wie tiefgründiger Weise dem Thema „Nachhaltiger Konsum“ gewidmet.

Grazer Krauthäuptel, Süßkartoffeln, Gurken, Erdbeeren, Kirschen und Co. kommen jetzt dreimal wöchentlich direkt frisch von steirischen Bauern aus der Südoststeiermark und dem Grazer Feld ins Ennstal, Ausseerland und Gesäuse. LK-Vize.-Präs. Maria Pein ist über die Kooperation sehr erfreut: „Die steirischen Landwirte produzieren nach höchsten Standards Lebensmittel in Top-Qualität. Mit der Kennzeichnung dieser Herkunft kann man werben und Eurogast Landmarkt macht das vorbildlich.“ Und weiter: „Diese Partnerschaft eröffnet neue Möglichkeiten, den Gästewunsch nach möglichst viel Steiermark auf dem Teller zu erfüllen.“ Sie appelliert an die Gastronomen und Gemeinschaftsverpfleger, diese Chance zu ergreifen.

Fotos: Lebensressort / Fischer, Robert Sommerauer, Peter Drechsler, Energie Steiermark / Symbol, Steinfisch

Der Wasserlandpreis 2022 wurde heuer in den vier Hauptkategorien Wasserversorgung, nachhaltige Wassernutzung und Gewässerschutz, Hochwasserschutz sowie Natur- und Erholungsraum-Gewässer im Bildungshaus Schloss St. Martin verliehen. Darüber hinaus wurden „Wassermeister“ und „Wasserfoto“ des Jahres ausgezeichnet. LR Seitinger mahnte den sorgsamen Umgang mit der Ressource ein: „Wasser ist ein kostbares Lebenselixier. Umso wichtiger sind ein verantwortungsvoller Umgang, der Schutz der Quellen und Investitionen in die Infrastruktur.“ Er hob die Bedeutung einer funktionierenden Wasserwirtschaft hervor: „Gemeinsam mit den Wasserverbänden und Genossenschaften arbeitet das Land Steiermark für eine sichere Wasserversorgung.“


Foto: Foto Fischer

Kurz im Gespräch mit Helmut Röck,

WKO-Fachgruppen-GF Metalltechnische Industrie

AMS-GF Karl-Heinz Snobe und LRin Doris Kampus starten die gemeinsame Ausbildungsoffensive „Digi-Stiftung“.

Digitalisierungsstiftung für IT-Fachkräfte Seit Anfang Juli nehmen 15 Personen an einem maßgeschneiderten Ausbildungsprogramm der Digitalisierungsstiftung teil. In den kommenden sieben Monaten werden die Teilnehmer zu Software-Technikern ausgebildet und danach in ein Dienstverhältnis der Knapp AG übernommen.

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Foto: Land Steiermark

as Sozialressort des Landes Steiermark hat die Digitalisierungsstiftung eingerichtet, um gemeinsam mit dem AMS und Unternehmen das erfolgreiche Modell mit Ausbildungen im IT-Bereich fortzusetzen. Von der NET-Softwareentwicklerin über den IT-Manager bis zur Web-Programmiererin spannt sich der Bogen der möglichen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen über insgesamt 44 Berufe. Geplant sind in einer ersten Stufe 200 Ausbildungsplätze, die maximale Ausbildungsdauer beträgt 26 Monate. Unternehmen, Land Steiermark und das AMS nehmen dazu in einem ersten Schritt rund 2,75 Mio. Euro in die Hand.

Potenzial für zukunftssichere Jobs Neben der Ausbildung zählen aber auch der Wille und die Persönlichkeit bei der MitarbeiterInnen-Auswahl, wie Simona von Falck, HR Business Partner bei KNAPP, betont: „Wir haben interne Weiter-

bildungsprogramme und können dadurch in einer umfangreichen Einschulungsphase auch mögliche fehlende Skills weiter ausbauen.“ Soziallandesrätin Doris Kampus erklärt: „Diese Berufsfelder aber haben gleichzeitig ein enormes Potenzial für zukunftssichere Jobs. Die Zusammenarbeit mit der Knapp AG ist ein Paradebeispiel für flexible und effiziente Arbeitsmarktpolitik, die auf die massiven Veränderungen der Arbeit- und Wirtschaftswelt und die digitale Revolution rasch reagiert.“ „Das erfolgreiche Qualifizierungsprojekt mit der Knapp AG geht nun, diesmal über die Digitalisierungsstiftung, bereits in die zweite Runde und schafft eine echte Winwin-Situation für alle Beteiligten“, hebt Karl-Heinz Snobe, Landes-GF des AMS Steiermark, hervor. Arbeitsplatznahe Ausbildungen seien ein ideales Modell, um interessierte und geeignete Arbeitsuchende direkt im Betrieb gezielt zu schulen.

Was setzt die steirische Industrie dem zunehmenden Fachkräftemangel an Maßnahmen entgegen? Die Industrieunternehmen setzen viele Angebote und Aktivitäten, um ein attraktives Angebot für bestehende wie auch künftige Fachkräfte zu haben. Viele Unternehmen haben ihre Lehr- und Ausbildungswerkstätten ausgebaut und vor allem qualitativ massiv verstärkt – moderne Maschinen, Kooperationen, Outtrainings, Auslandsaufenthalte etc. − Der Lehrling von heute ist die Stammfachkraft von morgen!

Was braucht es, um mehr Jugendliche zu einer Lehre in der Industrie bzw. zu entsprechenden Fachstudien zu motivieren? Ganz entscheidend ist, dass es sehr früh und noch mehr Angebote vor allem im schulischen Bereich zur Berufs- und Bildungsorientierung gibt. Damit Entscheidungen auf einer fundierten Basis getroffen werden, denn vielen ist nicht bewusst, welch vielfältiges Angebot speziell in der Industrie vorhanden ist. Das WKOTalentcenter unterstützt hier sehr gut und es sollte jeder nutzen, um sich über seine Talente und Interessen im Klaren zu sein. Hat sich das Phänomen des „Big Quit“, also Kündigungen aus Unzufriedenheit, seit der Pandemie verstärkt gezeigt bzw. dauert an? Die Pandemie hat in einigen Bereichen als Katalysator gewirkt und bestehende Phänomene wurden spürbarer. Nachdem zusätzlich das Angebot an offenen Stellen stark gestiegen ist, ist es dort, wo die Zufriedenheit nicht passt, für viele leichter zu kündigen, als das früher einmal der Fall war. FAZIT JULI 2022 /// 53


Wirtschaft

Eine Milliarde für flächendeckende Glasfaser Endlich geht der Glasfaserausbau in der Steiermark voran. Die private Österreichische Glasfaserinfrastrukturgesellschaft (öGIG) stellt eine Milliarde Euro bereit, um ihre flächendeckenden ÖfiberNetze in unterversorgten Regionen zu errichten. Öffentliche Glasfaserausbaufirmen sind nämlich auf hohe Förderungen angewiesen und kommen daher nur langsam voran.

54 /// FAZIT JULI 2022


Wirtschaft

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ie öGIG investiert bis 2025 etwa eine Milliarde Euro in den österreichischen Glasfaserausbau. 25 steirische Kommunen haben bereits erkannt, dass sie mit einem flächendeckenden Glasfasernetz unschätzbare Vorteile im wieder härter werdenden Standortwettbewerb erringen können und arbeiten mit der öGIG als Glasfaserversorger. Aktuell sind über 40 weitere Gemeinden im Gespräch, um die Haushalte und Betriebe künftig mit Öfiber, der öGIG-Glasfaserinfrastruktur, versorgen zu können. Glasfaser gehört neben Wasser, Kanal und Strom schon bald zur Grundinfrastruktur. Bei der öGIG freut man sich über das innovationsfreundliche Klima in der Steiermark, wo sich die ersten 25 Gemeinden bereits ihr Glasfasernetz gesichert haben. „Damit fließen die ersten 150 Millionen Euro fix in den Breitbandausbau in die Steiermark und wir werden so mehr als 40.000 steirische Haushalte und Betriebe mit 100 Prozent echter Öfiber-Glasfaserinfrastruktur versorgen“, so öGIG-Geschäftsführer Hartwig Tauber. Aktuell sind über 40 weitere steirische Gemeinden aus unterschiedlichen Bezirken in direkten Gesprächen mit der öGIG, um ihre Möglichkeiten für einen Anschluss an das Öfiber-Netz auszuloten. Die öGIG arbeitet eng mit der Politik zusammen und will mit ihren Aktivitäten mithelfen, die digitale Kluft zwischen Stadt und Land in wenigen Jahren zu schließen.

Fotos: Rainer Mirau, Anna Rauchenberger, Michaela Lorber

Spatenstich für die digitale Zukunft Die ersten konkreten Projekte sind bereits in der Umsetzung. Als erste Gemeinde im Bezirk Leibnitz hat etwa Sankt Veit in der Südsteiermark die erforderliche Bestellquote für den Ausbau des Glasfasernetzes durch die öGIG übertroffen und damit den Ausbau fixiert. „Der Glasfaser-Ausbau ist für unsere Gemeinde absolut zukunftsweisend. Daher freut es mich, dass sich so viele St. Veiterinnen und St. Veiter für einen eigenen Anschluss entschieden haben und damit ihre Stimme für dieses Gemeinschaftsprojekt abgegeben haben. So wird St. Veit zur Glasfaser-Gemeinde“, freut sich Bürgermeister Gerhard Rohrer. Auch die Gemeinden Wildon, Bad Waltersdorf und Ebersdorf haben die benötigte Bestellquote erreicht, in diesen Gemeinden

Der Bürgermeister von St. Veit, Gerhard Rohrer, (rechts) freut sich gemeinsam mit öGIG-GF Hartwig Tauber, dass seine Gemeinde zu den ersten in Österreich zählt, die flächendeckend – und nicht nur in den Ortszentren und Gewerbegebieten – mit Glasfaser versorgt werden.

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Wirtschaft

»Wir arbeiten eng mit der Politik zusammen und wollen mithelfen, die digitale Kluft zwischen Stadt und Land in wenigen Jahren zu schließen.« Hartwig Tauber, öGIG-Geschäftsführer

laufen bereits die Vorbereitungen für die Bauarbeiten. Durch diese Glasfaseroffensive unterstützt die öGIG nicht nur die steirische Breitbandstrategie 2030, sondern sorgt laut einer Studie des Economica Instituts für hohe Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte. Gemäß der Studie liegt der Anteil der totalen Bruttowertschöpfung des öGIG-Investments in der Steiermark bei 111,8 Millionen Euro. In Bezug auf die Beschäftigung werden durch die Investitionen der öGIG in der Steiermark insgesamt 1.723 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen.

Öfiber – keine Kosten für Gemeinden Durch die hohe Eigenkapitalausstattung ist man weder von Förderungen noch Fremdfinanzierungen abhängig. Für die Gemeinden und die Regionen, in denen die Öfiber-Glasfasernetze errichtet werden, entstehen keine Kosten. Es werden also keine Steuergelder benötigt. Um insgesamt noch mehr Haushalte und Betriebe erreichen zu können, greift aber auch die öGIG auf die Potenziale vorhandener Fördermittel – wie etwa die Breitbandmilliarde – zurück. Die Anbindung an eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur entscheidet bereits heute über die Bedeutung eines Ortes als Wohn-, Wirtschafts-, Tourismus- und Industriestandort. Für die steirische Bevölkerung schafft das Öfiber-Netz daher nicht

Der Glasfaserausbau schreitet voran. Dort, wo die öGIG ihr ÖFiber-Netz aufbaut, wird die gesamte Gemeinde flächendeckend mit Breitband versorgt.

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nur eine moderne digitale Grundversorgung, sondern auch die Voraussetzung für Investitionen, die auf diese Technologie angewiesen sind. Dies hat sogar eine nachhaltige Wertsteigerung von erschlossenen Immobilien zur Folge – den kommunalen Wohnbau eingeschlossen. Was Öfiber für die Kunden so reizvoll macht, ist die volle Entscheidungsfreiheit bei der Wahl des Anbieters. Jeder Internet-Serviceanbieter kann seine Dienste auf dem Öfiber-Netz anbieten. Die öGIG wurde 2019 gegründet und ist eine 100-Prozent-Tochter der Allianz-Gruppe, eines der größten Versicherungsunternehmen der Welt. Dort, wo die öGIG ihr Öfiber-Netz aufbaut, wird die gesamte Gemeinde mit Glasfaser versorgt. Konkret stellt die Allianz der öGIG eine Milliarde Euro Eigenkapital zur Verfügung, um Glasfasernetzwerke im ländlichen Raum zu finanzieren, zu planen und zu bauen. Öfiber ist die Marke der öGIG und steht für 100 Prozent echte Glasfaser bis in den Haushalt oder Betrieb. Anders als Finanzinvestoren, die vor allem kurzfristige Ertragsziele verfolgen, ist die öGIG als Versicherungstochter an werterhaltenden langfristigen Investitionen für die Allianz-Gruppe interessiert.


Wirtschaft

Neuer SPARStandort in Hieflau Großer Umzug in Hieflau: Nach der Standortverlagerung mit umfangreichem Upgrade heißt SPAR Wagenhofer seine Kundinnen und Kunden mit vielseitigem Sortiment und moderner Atmosphäre willkommen: Am 7.Juli öffnete der neue Standort zum ersten Mal seine Türen und bietet neben einem einladenden Einkauferlebnis mit eigenem Bistro zukünftig auch kulinarischen Genuss.

Anzeige Foto: Foto Krug

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ie neue Adresse hat SPAR gleich zum Anlass genommen, den umgesiedelten Supermarkt in die Hauptstraße 9 als modernen Neubau mit dazugehörigem Bistro zu realisieren. Neben ansprechender Architektur und großer Einkaufsvielfalt gibt es nun auch Angebote, die über das übliche Nahversorgersortiment hinaus-

gehen, etwa eine Lotto/ Toto-Annahmestelle und Tabakwaren. Ein Bankomat gehört ebenso zum Angebot. „Die erfrischende SPAR-Einkauferfahrung beginnt in jedem unserer Filialen mit der einladenden Marktplatzatmosphäre“, sagt Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland. Vor Ort stehen 28 Kunden-Parkplätze

(v.l.n.r.) Leopold Wagenhofer, Armin und Gertraud Tallafuß (Bauträger), Armin Wagenhofer (SPAR-Einzelhändler in Hieflau) Bgm. Bernhard Moser, Christoph Holzer (GF SPAR Steiermark). Zur Eröffnung wurden 1.500 Euro für bedürftige Familien im Ort übergeben. zur Verfügung. „Wir freuen uns, diesen Neubeginn gemeinsam mit unserer Kundschaft zu feiern. Trotz neuer Gebäudegestaltung halten wir natürlich an traditionellen SPAR-Werten fest: Tolle Preise sind uns ebenso wichtig wie frische Produkte und das Fördern regionaler Produkte!“, so SPAR-Einzelhändler Armin Wagenhofer. Unter seiner Führung befinden sich am neu eröffneten Standort sieben Mitarbeitende, die vom familiären Arbeitsklima pro-

fitieren. Die Zufriedenheit der Angestellten, krisensichere Karrierechancen und solide Lehrlingsausbildung gehören seit Gründung des 100% österreichischen Familienunternehmens zum Hauptfokus des Nachversorgers. SPAR zählt als einer der führenden Lebensmittelanbieter gleichzeitig zu den beliebtesten Arbeitsgebern Österreichs: In 23 unterschiedlichen Lehrberufen gibt es jährlich 2.700 Ausbildungsstellen und rund 900 freie Stellenangebote.

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Wirtschaft

Preisregen für innovative HTLGeschäftsideen D

ie Preisverleihung fand in den Räumlichkeiten des PrimeSponsoringpartners, der Steiermärkischen Sparkasse, statt. Die Jurymitglieder Dagmar Eigner-Stengg (GründerCenter der Steiermärkischen Sparkasse), Doris Paier (Steirische Wirtschaftsförderung), Karin Eckhart (Deloitte Styria), Martin Tschandl (FH Joanneum Industrial Management), Leopold Strobl (Wirtschaftskammer Steiermark), Remo Taferner (Uni Graz), Mathias Schaffer (Next Incubator) sowie Michael Pichler (Human.technology Styria) waren von der Ideenvielfalt der 130 teilnehmenden Jugendlichen überaus beeindruckt. Das Projektteam „BIBO Breath In Breath Out“ (HTL Kaindorf) belegte heuer den ersten Platz. Die Schüler und Schülerinnen überzeugten mit einer App, die Menschen mit psychischen Krankheiten hilft, Krisen vorzeitig zu erkennen und zu lindern. Das BIBO-Team darf sich über 2.500 Euro Preisgeld, gestiftet von der Steier-

märkischen Sparkasse, freuen. Den zweiten Platz und 1.500 Euro, gestiftet von der SFG, gewann die BULME Deutschlandsberg für ihren „Tissue-Buddy“ − einen Automaten, der kostenlos Taschentücher zur Verfügung stellt. Das Team von „How’s Baby“ (BULME Graz-Gösting) wurde mit dem dritten Platz und 1.000 Euro ausgezeichnet, zur Verfügung gestellt von Deloitte. „How’s Baby“ ist eine Bettmatte, welche die Gesundheitswerte eines Kindes aufnimmt. Die Sonderauszeichnung „Innovativstes Produkt / Dienstleistung“ gewann das Team „MedTrack“ (HTL Kaindorf) für eine App zur Warnung vor möglichen Nebenwirkungen bei der Medikamenteneinnahme, Auch diese Schüler freuten sich über 1.000 Euro von der FH Joanneum.

Foto: Nikola Milatovic

Das Gewinnerteam der HTL Kaindorf, mit (li.) Dagmar Eigner-Stengg (GründerCenter) und (re.) Michael Pichler (HTC Styria)

Bereits zum 17. Mal fand heuer der Businessplanwettbewerb „Start!Up-Schule“ statt. Prämiert wurden die innovativsten Geschäftsideen zum Thema „Health & Sustainability“. Die HTL Kaindorf, die HTL BULME Deutschlandsberg und die BULME Graz-Gösting konnten die Expertenjury von ihren Projekten überzeugen.

Verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource Boden Sicherstellung der Versorgung mit regionalen Lebensmitteln Grüne Energiegewinnung mit entsprechendem Netzausbau Nachhaltiger Klimaschutz

58 /// FAZIT JULI 2022

Mit dem umfassenden Zukunftspaket zur Novellierung der Bau- und Raumordnung schützen wir nachhaltig unser Klima und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unseres Lebensraumes Steiermark.


Wirtschaft

Süßer Beitrag zum Bienenschutz Zwanzig Bienenvölker haben beim SPAR-Supermarkt in der Grazer Floßlendstraße beim INTERSPAR Wienerstraße in Graz eine Heimat gefunden. Den heuer geernteten, feinsten Grazer Bio-Stadthonig, insgesamt 350 kg, gibt es bei 16 Grazer SparStandorten im Angebot: ein süßer Beitrag zum Bienenschutz.

Anzeige Foto: Werner Krug

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nermüdlich arbeiten sie an der Bestäubung von für uns wichtigen Pflanzen und Lebensmitteln: die Bienen. Und ganz nebenbei erzeugen sie auch unseren köstlichen Honig. Sie fühlen sie sich gerade in Städten wegen des vielfältigen Kulturpflanzenangebots sehr wohl. „BioLebensmittel und Bio-Honig gehören seit Jahren zu unserem Angebot. Was vor sieben Jahren bei unserem SPAR-Supermarkt Floßlendstraße mit wenigen Bienenvölkern begonnen hat, umfasst heute insgesamt 35 Bienenvölker. Ein wichtiger Beitrag zum Bienenschutz“, erklärt Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland. Betreut werden die Bienen

von den Bio-Imkermeistern Anton und Andreas Gruber. „Seit 90 Millionen Jahren besiedeln die Bienen die Erde“, sagen die Experten, „in den Städten finden sie viele nektar-, honigtau- und pollenspendende Kulturpflanzen.“ Mit den SPAR-Bienenstöcken leistet das zu hundert Prozent österreichische Familienunternehmen SPAR einen Beitrag zum Bienenschutz. Zur Rettung der Bienen und zur Förderung der Bienenpopulation hat SPAR einen eigenen Bienenrat gegründet. Aktiv setzen sich die Mitglieder, Alexander Egit (GF Greenpeace Zentral- und Osteuropa), Katrin Hohensinner-Häupl (GF Frutura), Bernd Kajtna (GF Stellvertreter Verein Arche Noah), Ro-

Bio-Imker Andreas und Anton Gruber betreuen die 35 Bienenvölker bei den Grazer SPAR-Standorten. bert Brodschneider (Spitzenforscher für Bienengesundheit), Stefan Mandl (Präsident Österreichischer Erwerbsimkerbund) und Initiator Markus Kaser (SPAR-Vorstand) für den Schutz der Bienen, den Ausbau von Lebensräumen und für den Kampf gegen den Einsatz von Glyphosat sowie zur Förderung der Bienengesundheit ein.

Die Steiermark ist zu einem dynamischen und ideenreichen Wirtschaftsstandort gereift. Hier wird Mobilität neu gedacht. Hightech verbindet sich mit Greentech. Wir forcieren digitale, nachhaltige und innovative Lösungen, steigern die Wettbewerbsfähigkeit und sorgen für die Jobs von morgen.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DES LANDES STEIERMARK BILD: GETTYIMAGES.AT/IPOPBA

Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). In der Periode 2014 bis 2020 erhielt die Steiermark den größten Anteil an EFRE-Mitteln aller Bundesländer. Landesweit wurden mehr als 600 Projekte mit ca. 860 Mio. Euro genehmigt und rund 1.400 neue Arbeitsplätze geschaffen. Details zum Programm und den Fördermöglichkeiten finden Sie auf www.efre.gv.at.


Kurz & News

Investmentfrühstück „Countdown zur Wende“ Unter dem Titel „Countdown zur Wende“ lud das Private Banking Wien der Steiermärkischen Sparkasse Ende Juni zum Investmentfrühstück am Standort Wien ein. Monika Rosen-Philipp, Börsenexpertin und ehemalige Chefanalystin der UniCredit Bank Austria, und Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege Fidelity International, diskutierten unter der Moderation von Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, im Rahmen des Frühstücks unterschiedliche Fragestellungen zum aktuellen Thema Inflation. Sie wird uns noch länger begleiten, prognostizierte Carsten Roemheld. „Es sind viele Dominosteine, die einer nach dem anderen umgefallen sind“, fasste er einige Faktoren als Ursachen für die anhaltende Teuerung zusammen.

SPÖ-Chef Lang will gemeinsamen Weg fortsetzen

Grüne Nacht von Steiermark Tourismus

Nach zwei Jahren Pause lud Steiermark Tourismus wieder zu einer Grünen Nacht: Rund 250 Gäste aus dem ganzen Land folgten der Einladung, die zwei Schwerpunkte hatte. Zum einen stand das Fest ganz im Zeichen von 50 Jahre „Grünes Herz“, zum anderen konnte Erich Neuhold seinen letzten Arbeitstag mit zahlreichen Partnern und Kollegen verbringen. LH Hermann Schützenhöfer und STG-GF Michael Feiertag bedankten sich für das Unternehmen mit einer Steiermark-Herzbank für die vergangenen acht Jahre. Die Erlebnisregionen verabschiedeten sich mit einem Geschenkkorb mit regionalen Köstlichkeiten. Neuhold ließ in seiner Rede die letzten Jahre Revue passieren und konnte sich so von vielen Weggefährten persönlich verabschieden.

AMS-Chef Snobe: Umbruch am Arbeitsmarkt „Wir erleben derzeit einen starken Umbruch am steirischen Arbeitsmarkt, eine echte Zeitenwende“, unterstreicht AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe zum ersten Halbjahr 2021. „Die Arbeitslosigkeit und damit das verfügbare Arbeitskräftepotenzial sinkt stetig, bei einer gleichzeitig enormen Nachfrage nach zusätzlichem Personal seitens der Wirtschaft. Dieser Fachkräftemangel bietet Jobsuchenden andererseits zahlreiche berufliche Möglichkeiten – wir bewegen uns also immer deutlicher in Richtung Arbeitnehmermarkt. Die heimischen Unternehmen müssen sich darauf einstellen.“ Das AMS Steiermark biete dabei seine Unterstützung an – erfahrene Unternehmensberater werden den Betrieben zur Seite gestellt, um neue Wege zu finden, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen.

Auszeichnung für Ivents Kulturagentur

60 /// FAZIT JULI 2022

Bilanz zum steirischen Frühjahrsputz 2022 Die große steirische Frühjahrsputz war auch in seiner 14. Auflage von 4. April bis 21. Mai wieder ein voller Erfolg. Rund 59.600 Teilnehmer haben 207.000 Kilogramm Müll gesammelt und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt. Bei der Abschlussveranstaltung zogen die Projektpartner LR Hans Seitinger, Daniela Müller-Mezin (Obfrau der FG Entsorgungs- und Ressourcenmanagement), Christian Schreyer (GF des Dachverbandes der steirischen Abfallwirtschaftsverbände), Ingrid Winter (Leiterin des Referates Abfall- und Ressourcenwirtschaft) und Gernot Rath (ORF Steiermark) die Bilanz der „Frühjahrsputz“Aktion 2022 und überreichten Urkunden für außerordentliches Engagement sowie die Preise des „Frühjahrsputz“-Gewinnspiels.

Die Grazer Ivents Kulturagentur wurde am 28. Juni im Design Center Linz mit dem Austrian Event Award 2021 in Bronze in der Kategorie Hybrid-Events – Messen − Kongresse (B2B, B2C, B2P) für den Global Innovation Summit, der von 18. bis 20. Mai 2021 in Graz als internationaler Treffpunkt für Unternehmen, Innovatoren und Finanzierungsexperten abgehalten wurde, ausgezeichnet. In dieser Kategorie handelt es sich um Events in allen Bereichen des Livemarketings, die eine hybride Komponente enthalten. Das bedeutet, dass ein Teil der Gäste live vor Ort anwesend ist, während der übrige Teil online an der Veranstaltung teilnimmt. Umgesetzt wurde dieses Event im Auftrag der Steirische Wirtschaftsförderung SFG und der FFG Forschung.

Fotos: Paola Komanek, ORF / Schoettl, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder, Carina Mayerhofer, Fotostudio Eder, BSA

Der Landesparteivorstand der steirischen SPÖ hat am 29. Juni ein Bekenntnis zur weiteren Zusammenarbeit mit der ÖVP abgegeben und dem Landesparteivorsitzenden Anton Lang für seine Vorhaben den Rücken gestärkt. LH-Stv. Lang betont dazu: „Die Steirerinnen und Steirer erwarten sich von uns, dass wir arbeiten und die Steiermark voranbringen. Genau das wollen wir in weiterer guter Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner auch machen. Es ist uns in der ersten Hälfte der Regierungsperiode gelungen, klare Verbesserungen mit sozialdemokratischer Handschrift umzusetzen. Solange wir diesen Weg mit echten Verbesserungen für alle Menschen fortsetzen können, sehen wir keinen Grund, die Zusammenarbeit zu beenden.“


Fotos: BSA, AK Stmk / Deckan

Kurz & News

BSA Steiermark feiert „75+1“-Jubiläum

Neubau der AK-Außenstelle Weiz

Der Bund sozialdemokratischer Akademiker Steiermark hat am 23. Juni im Rahmen eines „75+1“ Festes sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Die Feier fand voriges Jahr pandemiebedingt nicht statt. BSA-Vors. LR Doris Kampus freute sich an diesem Abend, der in der Rooftop-Bar der TU Graz-Mensa begangen wurde, „gemeinsam in die Vergangenheit zu schauen, aber auch in die Zukunft, in der Überzeugung, unseren Beitrag zu leisten, dass es eine bessere Zukunft wird“. Im Zuge der Feier sind Studienabschlusspreise verliehen worden. Dabei werden von der Jury die Preise in den Kategorien interdisziplinäre Leistungen, Frauen, Wissenschaft, Kunst, VWA bzw. Diplomarbeiten sowie der Wilhelm Filla-Gedächtnispreis vergeben.

Die AK Steiermark investiert 5,1 Mio. Euro und lässt ein modernes barrierefreies Service- und Bildungscenter für ihre rund 36.000 Mitglieder im Bezirk Weiz errichten. Die AK-Außenstelle Weiz und VHS Weiz werden dann im kommenden Jahr vom Standort Birkfelder Straße rund 300 Meter weiter südlich ins neue Stadtparkquartier übersiedeln. AK-Präs. Josef Pesserl und AK-Dir. Wolfgang Bartosch erklären zu dem ambitionierten Bauvorhaben: „Wir sind von diesem Projekt sehr angetan und freuen uns, Teil dieses großen Stadterneuerungsprozesses zu sein. Mit dem neuen Gebäude bieten wir unseren zahlreichen Mitgliedern im Bezirk Weiz ein modernes, zukunftsweisendes Service- und Bildungszentrum in bester Lage.“

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Kurz & News

Beste wissenschaftliche Nachwuchsarbeit

Neue Überwachungszentrale geht in Betrieb

Mit dem „Himmelreichtunnel“ wurden 2012 die Straßenmeisterei Graz-Süd und die Tunnelwarte Hausmannstätten eröffnet. Nun wird die Tunnelwarte Liezen aufgelassen und in Hausmannstätten die neue Überwachungszentrale in Betrieb genommen. „Mit der neuen Überwachungszentrale Steiermark starten wir ein Zukunftsprojekt. Alle 21 Tunnelanlagen sowie neu auch Ampeln oder Pumpstationen werden rund um die Uhr von jeweils zwei Kollegen im Schichtbetrieb auf rund 48 Bildschirmen hinsichtlich Geisterfahrer, Unfällen oder eben technischer Probleme überwacht. Derzeit laufen in etwa 80.000 Funktionen und Datenpunkte in der Zentrale zusammen, also 80.000 ,Chancen‘ auf einen Alarm“, sagt Verkehrsreferent und LH-Stv. Anton Lang

Merkur übernimmt Wüstenrot Kroatien

Die Merkur-Gruppe expandiert in Südosteuropa: Die kroatische Merkur-Tochter, Merkur osiguranje d.d., übernimmt 100 Prozent der Anteile an der Wüstenrot životno osiguranje d.d. und festigt mit diesem Zukunftsschritt ihre Position am kroatischen Versicherungsmarkt nachhaltig. Im Geschäftsjahr 2021 konnte die kroatische Wüstenrot-Tochter Prämien in der Höhe von 7,3 Mio. Euro erwirtschaften. Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung: „Mit dem Schwerpunkt der Wüstenrot Versicherung Kroatien im Bereich der Lebensversicherung gewinnen wir wertvolles Know-how, neue Vertriebsimpulse und unterstreichen eine Entwicklung, die länderübergreifend wirkt und vor allem das Ziel hat, unsere Kunden und Partner weiter zu begeistern.“

Neuer BKS-Leiter „Veranlagen und Vorsorgen“ Christian Derler hat ab 1. Juli die Leitung der Abteilung „Veranlagen und Vorsorgen“ der BKS Bank übernommen, zu deren Aufgaben neben dem Private Banking die Entwicklung von Spar-, Veranlagungs- und Vorsorgeprodukten sowie das Versicherungsgeschäft zählen. Der bisherige Abteilungsleiter Georg Svetnik wird die Geschäftsführung der BKS Service GmbH verstärken. „Es freut mich, dass wir mit Christian Derler einen ausgewiesenen Vertriebsexperten gewinnen konnten. Er ist in den Regionen Steiermark und Wien sehr gut verankert. Beide Gebiete zählen zu den Wachstumsmärkten der BKS Bank. Wir sehen hier Potenzial für den Ausbau unserer Private Banking-Aktivitäten“, erklärt BKS Bank-Vorstandsmitglied Nikolaus Juhász.

Fotos: Gernot Gleiss, Fischer, Land Steiermark / Resch, Merkur

Bereits zum neunten Mal hat die WKO Steiermark am 7. Juli Forschungsstipendien für wirtschaftsnahe Diplom- und Masterarbeiten vergeben. Im Rahmen eines Festaktes wurden im Europasaal 20 Stipendiaten für ihre Arbeiten gewürdigt und von WKO-Steiermark-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg vor den Vorhang geholt. Rund 52.000 Euro wurden an Universitäten und Fachhochschulen ausgeschüttet. Heuer neu war die Wahl der besten wissenschaftlichen Nachwuchsarbeit aus Sicht der steirischen Wirtschaft. Der mit 1.000 Euro dotierte Sonderpreis ging an die Biochemikerin Djenana Vejzovic von der Karl-Franzens-Universität für ihre Arbeit „Correlation of membrane integrity with bacterial killing by antimicrobial compounds“.

Das Buch „Gusto aufs Weinland“ gibt es um 17,90 Euro im Buchhandel oder im Internet unter www.gustoauf.at. Von Gerhard Felbinger gibt es übrigens auch den ähnlich umfassenden Kulinarikführer „Gusto auf Graz“

62 /// FAZIT JULI 2022

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as Steirische Weinland ist ein Paradies für Genießer und Feinschmecker. Doch ganz egal welches Dorf und welchen Hügel man kennenlernen will: Überall, wohin man auch kommt, wechseln sich gemütliche Buschschänken mit urigen Gasthäusern und sensationellen Restaurants ab. Das Problem unter: Die Fülle lukullischer Genüsse ist so gewaltig, dass es unglaublich schwierig ist, sich einen einigermaßen umfassenden Überblick zu verschaffen oder auch nur einen Bruchteil davon kennenzulernen. Das steirische Weinland bietet die Möglichkeit zu einer lebenslangen Genussreise durch eine der schönsten Landschaften der Welt. Wer sich einigermaßen strukturiert auf diese Reise begibt, kann sich nun helfen lassen. Prof. Gerhard Felbinger, viele Jahre Politik-Chef der „Steirerkrone“ und als Gastro-Kritiker landauf und landab unterwegs, hat für seinen umfassenden Kulinarikführer „Gusto aufs Weinland“ die Daten und Fakten zu gut 1.200 Buschenschänken, Wirtshäusern, über Weingüter und Restaurants zu einem 450 Seiten starken handlichen Buch zusammengetragen, das jede Entdeckungsreise durch diesen privilegierten Landstrich zum Erlebnis machen.

Foto: Archiv

Gerhard Felbinger macht »Gusto aufs Weinland« D


Kurz & News

Knapp AG sagt „Ja“ zu Diversität Als Symbol für ein positives und respektvolles Miteinander wurde im Juni 2022 vor dem Headquarter der Knapp AG in Hart bei Graz die Regenbogenfahne gehisst. Das Unternehmen unterstreicht damit auch seine positive Unternehmenskultur, die auf den Werten Offenheit, Wertschätzung und Kreativität basiert. „Was alle unsere Mitarbeiter vereint, ist die Leidenschaft für die tägliche Arbeit, denn Knapp steht mit erstklassigem Service und langfristigen Partnerschaften hinter dem Erfolg seiner Kunden. Wir haben bekanntgegeben, dass wir weltweit 1.000 neue Mitarbeiter suchen; diese haben wir auch eingestellt. Dennoch sind wir noch nicht am Ziel unseres Mitarbeiteraufbaus angelangt“, erklärt Finanzvorstand Christian Grabner.

Fotos: Komptech, Margit Kundigraber, Paul Graf, Knapp AG, Erich Marschik

Staatliche Auszeichnung für Komptech GmbH Das steirische Unternehmen Komptech GmbH erhielt im Juni 2022 vom Familienministerium die staatliche Auszeichnung „Familienfreundlicher Arbeitgeber“. Claudia Schenner-Klivinyi von Sinn-Win unterstützte als Beraterin bei der Einführung des betrieblichen Vereinbarkeitsmanagement von Berufs- und Privatleben mittels des Prozesses „Zertifizierung Beruf und Familie“ von der Förderabwicklung und Moderation bis hin zur Preiseinreichung. Komptech-GF Heinz Leitner freut sich: „Die Motivation und Zufriedenheit unserer Kollegen sind die wichtigsten Zutaten für unseren Erfolg. Unsere Angebote sind nun wieder besser sichtbar geworden, wir können sie strukturiert und bedarfsorientiert weiter ausbauen und neue Ideen entwickeln.“

Starke Position für Länderversicherer Mit einem Prämienwachstum von rund 5 Prozent konnte die Vereinigung Österreichischer Länderversicherer (VÖL) ein äußerst erfreuliches Ergebnis erzielen. Somit erreichen sie erneut den 4. Rang im österreichischen Ranking und festigen erfolgreich ihre Position am heimischen Versicherungsmarkt. „Rund 200 Jahre Erfahrung im Versicherungsbereich machen die Mitgliedsunternehmen der VÖL zu zuverlässigen und vertrauenswürdigen Partnern für ihre 1,67 Mio. Kundinnen und Kunden. Die tiefen regionalen Wurzeln sowie ihre Kundennähe waren im letzten Jahr ein großer Gewinn für die VÖL-Mitgliedsunternehmen“, erklärt Klaus Scheitegel, Vorsitzender der VÖL und GenDir. der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG.

SteiermärkischeFiliale in neuem Glanz

Seit 27. Juni konnten sich Kunden im Rahmen der Eröffnungstage ein Bild des frischen Erscheinungsbildes der Filiale Fürstenfeld der Steiermärkischen Sparkasse machen. Mit modernster Ausstattung auf rund 400 Quadratmetern barrierefreier Fläche und diskreten Beratungszonen werden alle Bereiche des Geldlebens abgedeckt. „Uns war es wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem sich Kunden und Mitarbeiter gleicherNeuer Verkaufsleiter für Wr. Städtische maßen wohlfühlen. Das Filialkonzept der Steiermärkischen Mit 1. Juli 2022 hat Marcus Steinreiber (39) die Leitung des StammSparkasse gibt uns in den Revertriebes in der Landesdirektion Steiermark übernommen. Nach gionen die Möglichkeit, unsedem beruflichen Start in der Vermögensberatung wechselte er bere Filialen auf die Bedürfnisse reits 2005 als junger Vertriebsmitarbeiter zur Wiener Städtischen der Menschen, die hier täglich nach Wien, wo er in kurzer Zeit zum Verkaufsorganisator und zum ein- und ausgehen, anzupasGebietsleiter aufstieg. „Marcus Steinreiber ist seit bald 20 Jahren ein sen. Man kann durchaus sagen, wertvolles Mitglied der Wiener-Städtischen-Familie. Aufgrund seiner großen Vertriebserfahrung, seidass uns das gelungen ist“, bener ausgeprägten Teamorientierung und Führungskompetenzen freue ich mich, dass er seine Fähigtont Michael Hutterer, Leiter keiten ab nun in der Landesdirektion Steiermark zum Einsatz bringt“, zeigt sich Wiener Städtische Filiale Fürstenfeld. Landesdirektor Michael Witsch erfreut. FAZIT JULI 2022 /// 63


Sieg für Poly Feldbach bei Tischler-Trophy

Ahoi beim WirtschaftsbundSommerfest

Rund 200 Gäste aus Wirtschaft und Politik genossen am 1. Juli einen heißen Abend beim traditionellen Sommerfest des Wirtschaftsbund Steiermark am Ankerpunkt in Tillmitsch.

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inter den steirischen Unternehmerinnen und Unternehmern liegen anstrengende Monate und auch die Zukunft wird nicht weniger herausfordernd werden. Doch gerade diese Umstände wollte der Wirtschaftsbund Steiermark zum Anlass nehmen, um als größte politische Interessenvertretung des Unternehmertums mit allen Mitgliedern, Wirtschaftstreibenden und Interessierten auf die bereits erfolgreich bewältigten Hürden anzustoßen und neuen Elan für die Zukunft zu sammeln. Aus diesem Anlass luden Landesgruppenobmann Josef Herk und Direktor Jochen Pack am 1. Juli zum großen Sommerfest des Wirtschaftsbund Steiermark ein, wo sie zu Beginn unter anderem über die eben abgeschlossene Bezirkstour „Miteinander.Steiermark“ berichteten: „Die Stimmung bei unseren heimischen Betrieben ist durchwegs sehr positiv. Die steirischen Unternehmerinnen und Unternehmer sind trotz der aktuellen Herausforderungen motiviert und bereit, Verantwortung zu übernehmen. Wir werden dafür sorgen, dass sie die richtigen Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume bekommen, damit sie auch in Zukunft ein solides Fundament für eine starke, steirische Wirtschaft sein können.“ Neben Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger nutzten auch die Spartenobleute Hermann Talowski und Gerhard Wohlmuth sowie die Abgeordneten Joachim Schnabel, Martina Kaufmann und Julia Majcan die Gelegenheit für einen angeregten Austausch am Ankerpunkt in Tillmitsch. Bei gemütlicher Strand-Atmosphäre und spannenden Gesprächen sorgten „Eddie Luis und die Gnadenlosen“ für das passende musikalische Rahmenprogramm. 64 /// FAZIT JULI 2022

Fachkräftenachwuchs im Rampenlicht Bei der Preisverleihung der Styrian Skills, der steirischen Lehrlingswettbewerbe, versammeln sich alljährlich die Besten der Besten des steirischen Fachkräftenachwuchses. Die große Abschlussgala ging am 4. Juli im Europasaal der Wirtschaftskammer Steiermark über die Bühne. Über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren in 32 Bewerben am Start, nun konnten sie den begehrten Styrian-Skills-Award für ihre Leistungen entgegennehmen. Wie dringend die Unternehmen motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter brauchen, haben die letzten Monate gezeigt. Eine Lehre ist somit mehr denn je ein Garant für einen Top-Job: „Der wertvollste Bodenschatz unseres Landes ist die Jugend“, betont WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk.

Mehr Bus für Region Deutschlandsberg Im Zuge der EU-weiten Ausschreibung hat das Land Steiermark mit dem Verkehrsverbund die Planungsmöglichkeit genutzt, das Busangebot der Region um Deutschlandsberg für die Zeit bis zur Eröffnung der Koralmbahn 2025 neu zu ordnen und zu verstärken. „Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden in der Region haben wir es geschafft, das Angebot für unsere Fahrgäste im RegioBus-Verkehr wesentlich zu verbessern. Damit setzen wir erneut ein Ausrufezeichen und bauen den öffentlichen Verkehr in der Steiermark weiter aus. Ich freue mich sehr, dass diese Verbesserungen gelungen sind, und bedanke mich bei allen Kommunen für die hervorragende Zusammenarbeit“, erklärt Verkehrsreferent und LH-Stv. Anton Lang.

Foto: Arthur Mallischek / weitere Fotos: Land Steiermark / Resch, Foto Fischer, Innung Steirische Tischler und Holzgestalter

Gute Stimmung beim heißen WB-Sommerfest: (v.l.n.r.) Joachim Schnabl, Josef Herk, Kurt Egger und Jochen Pack.

Trotz coronabedingt auch 2021/22 widriger Umstände lud die Landesinnung der Tischler und Holzgestalter auch im aktuellen Schuljahr die steirischen Schulen zur Tischler-Trophy. Neun Schulen machten mit. „Patronanz-Tischler“ unterstützen die Schüler in ihrem Vorhaben. Das diesjährige Thema: Der Bau eines „Lesemöbels mit Buchablage“. Der erste Platz ging an die Polytechnische Schule Feldbach. Die Schüler wurden von der Tischlerei Knaus begleitet. Platz zwei holte die Polytechnische Schule in Rottenmann. Hans-Peter Rojer vom Unternehmen Treusch & Co. stand ihnen als Tischler mit Rat und Tat zur Seite. Die Mittelschule Pischelsdorf, betreut von Tischler Harald Almer, erreichte mit ihrer Kreation Platz drei.


Der Klassiker in der 7. Generation

Seit knapp 70 Jahren zählt der Mercedes SL zu den wenigen weltweiten Auto-Ikonen: elegant, komfortabel, luxuriös und natürlich sportlich. Nun stellt Mercedes die siebte Generation des SL vor. Interessant ist, dass das Cabrio nicht von Mercedes selbst entwickelt wurde, sondern von AMG.

Fotos: Mercedes

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n der Front dominiert der AMG-spezifische Kühlergrill mit 14 Lamellen die Optik. Dazu kommen eine lange Motorhaube mit zwei Powerdomes, kurze Überhänge und ein knappes Heck. Beim Dach kehrt der SL nach zwei Runden mit Hardtop wieder zum ursprünglichen Stoffverdeck zurück, das sich bis Tempo 50 in 15 Sekunden öffnen und schließen lässt. Es sorgt für einen sportlicheren Look und spart im Vergleich zum Metallklappdach 21 Kilogramm Gewicht ein. Neben einem härteren Feder-DämpferSet-up mit leichteren Alu-Federn sorgt ein speziell für den SL entwickeltes Active-Ride-Control-Fahrwerk mit aktiver Wankstabilisierung (Serie bei SL 63) mit hydraulischem System dafür, dass jedes Feder-Dämpfer-Element über Hydraulikelemente einzeln angesteuert wird. Im Millisekundenbereich ändert das System die Drücke an den Querstabis, um Wankbewegungen in Kurven auszugleichen. Resultat: Während sich der SL im Modus Comfort in Kurven noch leicht zur Seite neigt, bleibt er in Sport und Sport+ steif wie ein reinrassiger Rennwagen. Der Fahrer kann serienmäßig aus den fünf Fahrprogrammen „Glätte“, „Comfort“, „Sport“, „Sport +“ und „Individual“ wählen. Ab 80 km/h fährt der Heckspoiler je nach FAZIT JULI 2022 /// 65

Fahrweise in fünf möglichen Stufen aus. Beim optionalen aktiven Aero-Paket fährt je nach Fahrprogramm eine Platte bis zu vier Zentimeter am Unterboden herunter. Damit erhält der SL mehr Abtrieb an der Vorderachse. Gut gelungen ist den Designern auch das Cockpit. Es stellt so etwas wie einen Mix aus analoger Geometrie und digitaler Welt dar. Letztere bestimmt sehr dominant der riesige Touchscreen, für den sich AMG etwas Besonderes ausgedacht hat. Er lässt sich in der Neigung elektrisch um 20 Grad kippen – falls die Sonne ihre Strahlen mal im falschen Winkel ins Cockpit schicken sollte. Das System ist das gewohnte MBUX-Infotainment, ergänzt um AMG-spezifische Inhalte.

Mercedes AMG SL 63 4Matic+

Leistung: 430 kW / 585 PS Max. Drehm.: 800 Nm bei 2.500 bis 5.000 U/min Verbrauch kombiniert: 12,7 – 11,8 Liter Schadstoffeinstufung: Euro 6d CO2-Emissionen kombiniert 268 g/km Beschleunigung (0-100 km/h): 3,6s Höchstgeschwindigkeit: 315kmh Pappas Steiermark GesmbH Schippingerstrasse 8 8051 Graz Telefon: 0316 6076-0 Telefon: 0800 727727 Fax: 0316 6076-700 Email: info.graz@pappas.at www.pappas.at


Die Gady Family wächst weiter. Mit 4. Juli hat das steirische Familienunternehmen die Eigentümerschaft des burgenländischen Autohauses Kohla-Strauss in Oberpullendorf übernommen. „Das ist eine große Chance für unser Unternehmen. Damit sichern wir die Nachfolge eines erfolgreichen Traditionsbetriebs und können mit BMW und Mini im Burgenland wachsen“, freut sich Philipp Gady, Eigentümer und GF der Gady Family. Das Autohaus KohlaStrauss besteht seit 40 Jahren, hat zwei Standorte im Burgenland und beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Es wird künftig von Ernst Kohla, GF von Kohla-Strauss, und Eugen Roth, GF der Gady Family, geführt. Damit ist die erfolgreiche Zukunft für das Unternehmen gesichert“, freut sich Ernst Kohla.

Styriarte Eröffnung „Auf Reisen“ »Auf Reisen« lautet das Motto der heurigen Styriarte und war zugleich der Name der Eröffnungsveranstaltung, die am 24. Juni einen Monat voller musikalischer Ausflüge eingeläutet hat. In der Helmut List Halle angekommen, unterhielt sich Styriarte-Intendant Mathis Huber mit seinen Gästen LR Christopher Drexler, Bgm. Elke Kahr, Vize-Bgm. Judith Schwentner und Kulturstadtrat Günter Riegler über Traumreisen. Der zukünftige LH Christopher Drexler nahm die Traumreise sprichwörtlich und wünscht sich eine Reise in die Ukraine und nach Syrien – ohne Krieg. Und wohin verreisen die anderen? Nach Sardinien, quer durch Europa und entlang der Donau. Zumindest musikalisch wurden die Wünsche bei der Styriarte erfüllt.

Kabarett-Tour „Das Beste vom Guten“

Arbeitsmarktintegration für Migranten

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause konnte die Steiermärkische Sparkasse in Kooperation mit der Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group, Team s Versicherung, endlich wieder einen humorvollen Abend der Sparkassen-Kabarett-Tour veranstalten. Der Einladung folgten zahlreiche Kunden und sie genossen in der Lounge des Sparkassen-Centers Clemens Maria Schreiners „Das Beste vom Guten“ − und damit das „Best of“ aus neun vorangegangenen Kabarettprogrammen. Clemens Maria Schreiner ist einer der erfolgreichsten Vertreter der jungen deutschsprachigen Kabarettszene. 2005 präsentierte er sein erstes Kabarettprogramm und erhielt für dieses gelungene Debüt prompt den Grazer Kleinkunstvogel.

Mit dem Projekt „Arbeit.Stiften“ unterstützt die Caritas Steiermark Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund bei der Arbeitsmarktintegration. Durch Coachings sollen ihre Chancen am Arbeitsmarkt erhöht werden. Die Caritas stellt die Arbeitserlaubnis sicher und unterstützt die Integration in den Unternehmen. Im Zuge dieses Förderprojekts hat die Post kürzlich die ersten zwei Personen im Brief-Logistikzentrum am Grazer Hauptbahnhof aufgenommen. „Arbeit ist ein wichtiger Integrationsbeschleuniger“, hält Nora Tödtling-Musenbichler fest, Direktorin der Caritas Steiermark. „Am Arbeitsleben teilzunehmen, sichert nicht nur ein Einkommen, sondern gibt das Gefühl, gebraucht zu und Teil der Gesellschaft zu sein.“

PR-Panther 2022: Public Voting beginnt

66 /// FAZIT JULI 2022

42 Projekte wurden für den PR-Panther 2022 – den steirischen Landespreis für Kommunikation – nominiert. Ab sofort kann darüber abgestimmt werden, wer die begehrten KommunikationsTrophäen mit nach Hause nehmen wird. Am Voting kann jeder teilnehmen, einfach auf www.prpanther.com gehen und abstimmen. Das Voting läuft bis zum 22. August, 12:00 Uhr. Pro Tag und registrierter E-Mailadresse ist eine Stimme möglich. Anschließend beurteilt eine Jury die Arbeiten. Die Wahl zum Kommunikator des Jahres erfolgt ausschließlich über das Public Voting. Die PR-Panther-Trophäen werden den Sieger am 6. September überreicht, und zwar im Rahmen des Presseclub-Festes im Innenhof des Priesterseminars in der Grazer Bürgergasse.

Fotos: Gady Family, Nikola Milatovic, Margit Kundigraber, Gregor Nesvadba / Österreichische Post AG, WKO Stmk.

Gady übernimmt Autohaus Kohla-Strauss


Fotos: Erwin Scheriau, Merkur, RLB Steiermark / Kanizaj

Strategische Partnerschaft für Merkur Versicherung Die Merkur Versicherung beteiligt sich an dem österreichweit tätigen Bestattungsunternehmen Benu. Seit 2017 spezialisiert sich die junge Firma auf moderne Dienstleistungen für Bestattungen sowie Bestattungsvorsorge. Benu wird mit der Finanzierung sein Wachstum weiter beschleunigen und das Standortnetz erweitern. „Diese zukunftsstarke Partnerschaft bringt zusammen, was uns als Merkur ausmacht: eine umfassende Absicherung, die alle Lebensphasen mitdenkt. Und dazu gehören auch End-of-Life-Services“, erklärt Markus Zahrnhofer, Vorstandsmitglied der Merkur Versicherung. „Als Personenversicherung erweitern wir unser Produktportfolio, das von der Gesundheitsabsicherung für die Kleinsten bis zur Bestattungsvorsorge reicht.“

Geldwechselservice für Reisen Nach zwei coronabedingt mageren Jahren ist der Reiseverkehr wieder voll entbrannt. Die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark hat ihrem umfangreichen Online-Angebot bereits 2020 einen weiteren Service hinzugefügt, der nun umso häufiger genutzt werden wird: Auf www.geld-wechseln.at kann man sich die gängigsten Währungen ganz einfach online bestellen und nach Hause liefern lassen. „Unsere Kunden möchten immer mehr Bankgeschäfte online erledigen. Dieser Trend hat sich während der Pandemie verstärkt. Raiffeisen ermöglicht seit vorletztem Jahr auch die Bestellung von Valuten. Der Prozess dahinter ist ausgereift, somit sind wir für eine erhöhte Nachfrage in der Urlaubszeit bestens gerüstet“, sagt RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer.

Aufsteirern Festival 2022 Vom 17. bis zum 18. September 2022 verwandelt sich Graz, die zweitgrößte Stadt Österreichs, wieder in den größten Dorfplatz des Landes und zelebriert traditionelles Handwerk, köstliche Schmankerln und lebendige steirische Volkskultur. Heuer wird das Aufsteirern Festival endlich wieder stattfinden und an zwei Tagen in Innenhöfen, auf Plätzen und in Straßenzügen der steirischen Landeshauptstadt über die Bühne gehen. Der Focus liegt dabei auf qualitativ hochwertigem Bühnenprogramm mit steirischen, nationalen und internationalen Künstlern, den Tourismusregionen und Specials, wie z. B. die Handwerksmeile „Wer will fleißige Handwerker sehen“, die Tanzarena „2 linke Füßʼ“ und einen Kinderbereich „Kind & Kegel“.

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Bauen & Wohnen

Wohnbaulandesrat Hans Seitinger und Klubobmann Hannes Schwarz (l.) setzen sich für leistbaren Wohnraum ein.

Anhebung der steirischen Wohnbauförderung

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amit die Errichtungskosten und in weiterer Folge auch die Mieten im gemeinnützigen Wohnbau möglichst gering sind, sieht die steirische Wohnbauförderung eine Baukostenobergrenze vor. Diese beträgt pro Quadratmeter bis dato 2.100 bzw. 2.350 Euro (u.a. bei energetisch innovativen Projekten). In den letzten Monaten sind die Baukosten jedoch massiv gestiegen. „In den letzten Jahren sind viele vom Sparbuch ins Grundbuch geflüchtet. Dadurch sind die Kosten für Immobilien enorm angestiegen. Die steigenden Baukosten drohten den gemeinnützigen Wohnbau zum Erliegen zu bringen“, wie Seitinger erklärt. Daher hat das Land Steiermark die Baukostenobergrenzen auf 2.600 bzw. 2.850 Euro angehoben. Leistbarkeit, hohe ökologische Standards und die Belebung der regionalen Wirtschaft sind die entscheidenden Ziele der Wohnbauförderung.

Anhebung der förderbaren Kosten Damit in der Steiermark trotz der gestiegenen Kosten auch weiterhin qualitätsvoller und leistbarer Wohnraum errichtet werden kann, erhöht das Land Steiermark neben den Baukostenobergrenzen auch die förderbaren Kosten im Geschoßbauprogramm 2022/23 von 1.800 auf 2.100 Euro pro Quadratmeter. „Durch diese Maßnahme wird sichergestellt, dass Wohnen leistbar bleibt“, so unisono Seitinger und Schwarz, der ergänzt: „Immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten damit, sich das eigene Dach über dem Kopf leisten zu können. Das Land Steiermark hilft, wo es kann – z. B. mit der Wohnunterstützung und dem Heizkostenzuschuss, aber eben auch mit der Förderung von gemeinnützigem Wohnbau, die wir nun erhöhen konnten.“

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Am 30. Juni hat die Landesregierung die im Zuge des steirischen Anti-Teuerungspakets angekündigte Erhöhung der Wohnbauförderung beschlossen. ÖVP-Wohnbaulandesrat Hans Seitinger und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz betonen, dass durch die Anhebung der Baukostenobergrenze sowie die Erhöhung der förderbaren Kosten Wohnen leistbar bleibt.


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FAZIT JULI 2022 /// 69


Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Marija Kanizaj

Charly und die Eisfabrik 70 /// FAZIT AUGUST 2022




Fazitportrait

Als er 1997 in die USA auswanderte, um den dortigen Markt mit seinem selbstgemachten Speiseeis zu missionieren, hat er sich die Sache ziemlich einfach vorgestellt.

Mehrfach stand Karl »Charly« Temmel finanziell auf der Kippe, bevor es der hierzulande »Eiskönig« Genannte geschafft hat. Anders als geplant, aber hochprofessionell, unternehmerisch schlau, zugleich mitarbeiterfreundlich und mutig. Und mit ein bisschen Arnie.

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urelia kam in der Regel zweimal die Woche nach Graz. Einkaufen, Besorgungen machen, vielleicht hat sie auch Besuche gemacht, wer weiß das heute noch? Doch eines ist gewiss – sie ging jedesmal ins Kaffeehaus, in den Kaiserhof. Das Lokal war in der Neunzigerjahren zwar nicht mehr ganz so wie früher, der neue Pächter hatte umgebaut, aber er war ihr sympathisch. Immer gut aufgelegt und freundlich, so wie auch seine Frau Maria, mit der er ein kleinen Sohn hatte. Kurz, man war sich grün und so nahm Aurelia eines Tages auch ihren Sohn ins Kaffeehaus mit. Das war nicht ganz so einfach, der war schon groß, ziemlich groß sogar und auffällig muskulös und außerdem Filmstar. Aber Aurelia Schwarzenegger hatte recht, Arnold verstand sich auf Anhieb mit Herrn Karl, dem Chef im Kaiserhof. Der Rest ist Geschichte. Arnold wurde noch berühmter, sogar Politiker in Kalifornien, wo er auch eine gute Figur machte, dann hat er dort etwas unterschrieben, weshalb sein Name vom Liebenauer Stadion, das inzwischen nach ihm benannt worden war, wieder entfernt wurde, dafür hat er den Ehrenring der Stadt Graz wieder zurückgegeben und man war wieder irgendwie quitt, das ist aber eine andere Geschichte. Der damalige Pächter vom Kaiserhof und anschließend noch vom Operncafé, Karl »Charly« Temmel, ging auch nach Amerika und machte dort ebenfalls sein Glück, sodass er heute sagen kann, er würde alles wieder so machen. Wenn jemand das von sich sagen kann und den Verdacht vermittelt, es auch ehrlich zu meinen, dann lohnt es eine Spurensuche. Nach Amerika »Sagen, was man denkt. Und vorher was gedacht haben.« Nur sehr treue Fazitportraitleser und natürlich seine Fans kennen dieses Zitat von Harry Rowohlt, jenes großen Sprach- und Redekünstlers, der »nun völlig sinnloserweise« (FAZ) schon ziemlich FAZIT AUGUST 2022 /// 73



Fazitportrait

Ein Freund hat mich dazu überredet. Charly Temmel, Eiskönig

genau sieben »Jahre tot ist, weil er nur siebzig wurde«, und dessen Bühnenauftritte sich deshalb regelmäßig über mehrere Stunden erstreckten, weil er vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen pflegte. Solcherart zum »Paganini der Abschweifung« geadelt, wurde er auch zur Inspirationsquelle der »Fazitabschweifung«, in der wir uns gerade so unvermittelt befinden. Die aber gar nicht so abwegig ist, wie es scheint. Als Charly Temmel in den Neunzigern das erste Mal »nach Amerika« flog, tat er das unwillig: »Ein Freund hat mich dazu überredet.« Man landete an der Westküste, in Los Angeles, und Charly war vom »American Lifestyle«, von der Stadt, von den Universalstudios und Disneyland dermaßen beeindruckt, dass er sagte, was er dachte: »Ich gehe nach Amerika.« Das war, wie er heute offen sagt, vorher keineswegs durchdacht, doch der Plan war klar. Schließlich war er zu Hause bereits der »Eiskönig«: Temmel-Eis war sprichwörtlich in aller Munde und sein Unternehmen auf Expansionskurs. Warum sollte das in Amerika nicht gehen? Ihm war zwar aufgefallen, dass es in L. A. keine Eisdielen gab so wie in Europa, aber aus sportlicher Sicht erschien ihm das als spannende Herausforderung. Mit Sport hatte er ab 1990 tatsächlich einiges zu tun, denn vor der Ära Kartnig ab 1992 war Charly Temmel Präsident von Sturm Graz: »Mit Gustl Starek damals als Trainer sind wir immerhin Dritter in der Meisterschaft geworden.« Als Geschäftsmann konnte er sich außerdem über zahlreichen Besuch von Fußballern im Kaiserhof freuen, im Übrigen nicht nur von Sturmspielern.

Die Anfänge Begonnen hat alles in St. Andrä im Sausal. Dort besaßen seine Eltern ein Gasthaus, das auch als Wohnhaus diente, gleich gegenüber der Kirche. Der heute 66-jährige hatte im Grazer Gambrinuskeller den Kochberuf erlernt, es folgten einige Stationen als Koch in Serfaus, Velden, Lech und auf Korsika und dann wollte er möglichst bald das elterliche Gasthaus übernehmen. Allein – die Eltern spielten nicht mit. »Also habe ich 1981 in Feldkirchen südlich von Graz das Gasthaus »Zum Löwen« übernommen.« Auf der Suche nach Personal gaben ihm seine Eltern den entscheidenden Tip: »Die beste, die wir bei uns jemals hatten, war die Maria, schau, dass Du sie findest.« Das tat er auch und es ist ihm heute noch anzumerken, wie glücklich er darüber ist. Maria war gerade in der Wildschönau in Tirol »auf Saison« und froh in die Steiermark heimkehren zu können, denn sie stammt ebenfalls aus der Südsteiermark, aus Otternitz bei Sankt Martin im Sulmtal. Charly hatte sie zwar bereits aus St. Andrä gekannt, aber eher flüchtig. »Die Gäste im Gasthaus in Feldkirchen haben aber von Anfang an gedacht, das ist meine

Freundin oder Frau, weil sie so nett war.« Jetzt kennen sie sich schon 40 Jahre und sind seit 36 Jahren verheiratet. »Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft. Das ist zu 80 Prozent ihr Verdienst«, schwärmt Charly noch heute – der grundsätzlich mit allen per Du ist, weshalb hier oft nur sein Vorname steht. Nach sechs Jahren bot sich für den erfolgreichen, energiegeladenen Gastwirt die Möglichkeit, die Café-Konditorei Rauninger auf Leibrente zu kaufen. Das ist jenes Haus in der Mitterstraße in Puntigam, das heute noch Zentrale und Stammsitz von Temmel-Eis ist. Und Charly legte einen Superstart hin. »Das war für mich der Einstieg in die große Welt«, sagt er mit einer ansteckender Begeisterungsfähigkeit. »Ich habe fast alle Gäste, die gekommen sind, gekannt. Die sind von Feldkirchen raufgekommen, das ist ja in unmittelbarer Nähe.« Der Schritt vom Gasthaus zum Kaffehaus kam ihm auch gelegen, denn sein großes Vorbild damals war die Konditorei Philipp in der Krenngasse, die zugleich ein Eissalon ist. Und übrigens vor exakt acht Jahren bereits Gegenstand dieser Fazitportraitreihe war. Die Mehlspeisen kaufte er damals in der Konditorei Sekirnjak zu, aber mit dem Eis hatte er schon damals große Pläne: »Meine Vorgängerin, die Frau Rauninger, hat noch sechs Eissorten gehabt. Ich habe dann Eismaschinen gekauft, die Außenwand aufgeschnitten und eine große Vitrine mit 24 Eissorten installiert.« Als gelernter Konditor übernahm Charly die Rezeptur des Speiseeises und das ist ihm so gut gelungen, dass die Kundschaft förmlich angepilgert kam. Heute gibt es in Graz zwar ungleich mehr Mitbewerber als vor 36 Jahren, doch als wir uns kürzlich für dieses Interview in der Temmel-Eis-Filiale in der Herrengasse getroffen haben, mussten wir uns selbst anstellen, um ein Eis zu bekommen.

Prominenz als Magnet Charly Temmel ist ein umtriebiger Mensch, so war er zwischendurch etwa auch Stadtparteiobmann-Stellvertreter der ÖVP und Wirtschaftskammerfunktionär. Wie war das jetzt wirklich mit »Amerika«? »Sie haben dort nicht auf mich gewartet«, sagt Charly. Die Eiskultur in den USA ist nicht mangelhaft, sondern schlicht nicht vorhanden. Das hätte er sich nicht gedacht, als er 1997 mit Kind und Kegel nach L.A. ging. Sohn Swen war bereits sechs Jahre alt und ging in die erste Klasse Volksschule. Cineasten wissen, dass der inzwischen 31-jährige, zweisprachig Erzogene Schauspieler geworden ist und mit so bekannten Hollywoodgrößen wie Robert De Niro, Bruce Willis oder John Travolta Filme dreht. Aber auch das ist eine eigene Geschichte. Der erfolgsverwöhnte »Eiskönig« eröffnete einen Eissalon in Santa Monica, das zum Großraum L. A. gehört, aber die Gäste blieben aus. »Zum Glück hatte ich einige FAZIT AUGUST 2022 /// 75



Fazitportrait

Das war für mich der Einstieg in die große Welt. Charly Temmel, Eiskönig

Mieten schon im Vorhinein bezahlt, sonst hätte ich nicht durchgehalten«, sagt er heute. Innerhalb von zwei Monaten baute er den Eissalon in ein Speiselokal um, und die Sache begann zu laufen. Ja, und da war noch sein Freund aus Graz, der Arnie Schwarzenegger. Der hatte nicht weit entfernt sein Promi-Speiselokal »Schatzi On Main«, Sie wissen schon, mit Apfelstrudel nach Muttis Rezept, Wienersnitzel und so weiter. Charly fragt Arnie einfach, ob er das Lokal nicht pachten könnte und Arnie sagte ja. »Ich habe gewusst, das kann ich noch besser machen«, stellt Charly sein Licht nicht unter den Scheffel. Gesagt, getan. Und der Laden brummte. Das ganze Haus gehörte Schwarzenegger und nachdem er dort auch sein Büro hatte, war er oft dort und das war für die Gäste Grund genug in Massen zu kommen – ein Blick auf Arnie war im Bereich des Wahrscheinlichen. Außerdem wohnte Pierce Brosnan auch in dem Haus und Stammgäste wie Charles Bronson und viele ander Prominente wirkten wie Magnete. Charly hatte inzwischen verstanden, das die Amerikaner lieber Icecream aus dem Supermarkt, abgepackt in kleine Kübel, kaufen. Er schaltete wieder schnell, erwarb von einem Franzosen in Santa Clarita, ebenfalls im Raum L. A., eine Fabrik für Eissorbet, kaufte die für die Eisherstellung notwendigen Anlagen in Italien und produzierte fürderhin Eis für Supermärkte und Tankstellen. »Aber der Vertrieb hat mich zweimal fast umgebracht«, resümiert er. Der Aufwand, Eis über weite Strecken zu transportieren, ist gelinde gesagt gewaltig. »Zum Beispiel eine wirklich große Bestellung für Tankstellen in Florida. Das liegt auf der anderen Seite des Kontinents, zigtausend Kilometer entfernt. Und zurück muss der Kühlwagen ja auch wieder fahren.« Die Kosten waren explodiert. Dann kam plötzlich ein italienisches Ehepaar mit der Anfrage, ob er für sie Eis abfüllen könnte. Das tat er natürlich gerne, denn das Vertriebsproblem war damit bei den Italienern.

Gelato statt Icecream Und sieh an: Die verkauften das Eis nunmehr als »Gelato« und das wurde ein Renner. »Der Amerikaner meint, das ist etwas anderes.« Geschäftsmann, wie Charly einer ist, verkaufte er an die Italiener, sicherte sich aber von Anfang an eine Beteiligung. Mittlerweile gibt es eine zweite Fabrik in Phoenix/Arizona und der Laden brummt. Abgefüllt wird für andere, nicht mehr als Temmel-Eis, sondern als »homemade« beziehungsweise unter anderen Namen. Und »Schatzi On Main«? Als Arnie Gouverneur in Sacramento wurde, versiegte auch der Gästestrom, Schwarzenegger verkaufte das ganze Gebäude und Charly die Rechte am Lokal. Mit den Mitarbeitern vom »Schatzi« betrieb er noch für fünf Jahre ein Lokal in Malibu, das »Plate«, aber auch das ist bereits Geschichte. Es ist eine Erfolgsgeschichte, der Gastwirtesohn hat viele Investitionen getätigt, auch in Immobilien, sein Eisimperium hierzulande umfasst 18 Geschäfte in der Steiermark und er beliefert mehr als 70 Lokale auch in anderen Bundesländern. An drei Standorten wird sein Eis produziert, auch in der Herrengasse, wo sich gleich ums Eck auch das »Eislager« befindet. Hier wird das Gefrorene noch einmal auf Minus 20 gekühlt – der Vertrieb, Sie wissen schon. Charly ist jeweils nur für zwei Sommermonate in Graz und setzt seine Familie als Statthalter ein. Cousin Wolfgang ist Geschäftsführer in der Herrengasse, dessen Bruder in Puntigam und Charlys Bruder Willi führt das Café Lewandofsky in Bad Aussee, wohin jeden Tag die mittlerweile in Puntigam selbst hergestellten Kuchen und Torten angeliefert werden. Vertrieb, schon wieder. Aber es gibt mittlerweile rund 100 Mitarbeiter, die für ordnungsgemäße Abläufe sorgen. Ob es ein Erfolgsgeheimnis gibt? »Ich habe mich getraut, selbständig zu werden. Und ich habe die richtige Frau und auch Glück gehabt. Und ich habe die Worte meines Vaters behern zigt: Der Einheimische ist der wichtigste Gast.«

Temmel Konditorei Café GmbH 8055 Graz, Mitterstraße 1 Telefon +43 316 295802 temmel.com

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Die talentiertesten Leute, die ich im Showbusiness getroffen habe, waren immer die nettesten.

James Caan, 1940–2022, Schauspieler

Theater usw.

Unermüdlicher Kulturmotor in schweren Zeiten Der Verein »uniT« gilt als gutes Beispiel, wie man als kleine Kulturorganisation mit wenig Budget maximale Leistung und effiziente und nachhaltige Ergebnisse liefern kann. Von Michael Petrowitsch

Fotos: Georges Biard, Gernot Eder, C. Rappel, Johanna Lamprecht

U

nter der famosen Leitung von Edith Zeier-Draxl entwickelte Uni-T (»uniT« – Verein für Kultur an der Karl-FranzensUniversität Graz) in wenigen Jahren ein breites Spektrum an Programm mit Vorbildwirkung. Retzhof – Berlin und nach Graz zurück. So kurz und bündig lassen sich Erfolgsgeschichten beschreiben. Die Rede ist von Thomas Perle und seinem Stück Karpatenflecken, mit dem er den Retzhofer Dramapreis 2019 gewonnen hat, das dann am Deutschen Theater uraufgeführt wurde und nun in Graz im Rahmen des »Internationalen Dramatiker|innenfestivals« 2022 zu sehen war. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Autorenarbeit in Graz und ein internationales Festival funktionieren. Das Drama-Forum lobt mit dem Retzhofer Dramapreis nicht nur einen Wettbewerb aus, sondern begleitet die aus etwa 140 Einsendungen ausgewählten Autoren ein knappes Jahr lang bei der Entwicklung der Stücke. Dann werden die Stücke anonymisiert einer Jury vorgelegt. Ja und 2019 hat Thomas Perle gewonnen. Das ist der Moment, an dem sich die Theater für die Arbeit eines jungen Autors interessieren. In Graz hat er, nachdem er gewonnen hat, für die Bürgerbühne des Schauspiel-

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haus Graz geschrieben. Naheliegend die Idee der beiden Organisatoren des Festivals, dem Drama-Forum von Uni-T und dem Schauspielhaus die erfolgreiche Uraufführung des Deutschen Theaters nach Graz einzuladen. Das Gastspiel war ein großer Erfolg, es gab mehr Publikum als Plätze, es gab großes Bedauern, dass das Stück nicht öfters gezeigt wurde. Von Graz in die Welt Viele junge Autorinnen und Autoren brechen von Graz auf, um die Bühnen, auch die großen dieser Welt, zu erobern. Ewald Palmetshofer, Gerhild Steinbuch, Ferdinand Schmalz, Miroslava Svolikova, Na-

Bereichern kulturell Graz und den Sprachraum: Edith Draxl und »uniT«

tascha Gangl, Ivna Zic, Caren Jess, Teresa Dopler, Anah Filou – eine Liste, die man noch lange weiterführen kann – sind zu nennen. Sie haben renommierte Preise bekommen, werden in großen Zeitungen und in Fachpublikationen besprochen, ihre Stücke sind jedes Jahr im Uraufführungsreigen vertreten. Graz mit dem Drama-Forum ist ihre künstlerische und geistige Heimat, hier wurden sie auf verschiedene Weise in ihrer Entwicklung als Autor bzw. Autorin unterstützt. Dabei bietet das Drama-Forum neben dem Arbeitsprozess für den Retzhofer Dramapreis noch das Förderprogramm »Forum-Text«. Hier geht es auch um das zweite und dritte Stück eines Autors, denn oft ist es nicht ganz leicht nach einem ersten Erfolg sich auch nachhaltig im Theaterbetrieb zu etablieren. Die Förderprogramme von Uni-T und das Interesse des Schauspielhauses an neuer Theaterliteratur haben Graz auf die Landkarte für zeitgenössische Dramatik zurückgebracht. Und das auch international. Graz und die Steiermark können nicht nur auf eine große Vergangenheit zurückblicken, sie sind auch ein Ort der Zukunft. Das Festival ist unser Fenster zur Welt in den Bereichen Literatur und Theater. Im deutschsprachigen Raum ist es bestens vernetzt. Es gibt Kooperationen mit den Niederlanden, Belgien und einem


Alles Kultur Elevate

Diskurs & Musik Von Thomas Goiser

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internationalen Autorennetzwerk. Es gibt Interesse aus Hongkong, mit dem Festival und dem Drama-Forum zusammenzuarbeiten. Das Festival wird also mehr und mehr vom Fachpublikum geschätzt. Verlagsleute, Dramaturgen und Regisseure reisen nach Graz, um neuen Texten und neuen Autoren zu begegnen. Das Forum ist mittlerweile auch Teil eines überregionalen Forschungsnetzwerks, angesiedelt an der Freien Universität Berlin. Auch ein sehr gemischtes Publikum vor Ort schätzt das Angebot. Erfreulich sind die vielen jungen Besucher.

Überfordernde Realitäten Im Jahr 2022 war eine besonders spannende Ausgabe des Festivals zu erleben. Es beschäftigte sich mit den verschiedenen Realitäten, die uns gesellschaftlich herausfordern, die uns manchmal überfordern und denen wir uns daher gar nicht gerne stellen. Es ging um Positionen, die Frauen heute zugestanden werden, um die Unsichtbarkeit, die ältere Frauen erfahren, um die Frage, ob Frauen wirklich so frei über Liebe reden können, wie wir behaupten, ob ihnen wirklich die Hälfte der Welt gehört. Es ging um Migration und um das Klima, um unsere Hilflosigkeit und darum, wie wir wieder ins Handeln kommen können.

Skulpturen als Kulisse. Aufführung im Skulpturenpark in Premstätten bei Graz

Junges Programm als Programm Was als besonders gelungen hervorgehoben werden kann, ist die Beteiligung von jungen Künstlern am Programm, auch von lokalen, wie den »Writers in Climate Crises« oder dem Verein »Wir sind lesenswert«. Sie zeigten, wie man sich das Theater von morgen vorstellen kann. Es gab Texte zu erleben, die mit einem Schlagzeug in einen Austausch traten, Gedichte über Heimatlosigkeit wurden getanzt, ein Livehörspiel erzählte von der Geschichte des langen Krieges in Afghanistan und der dortigen Suche nach Überlebensmöglichkeit. Dunkelheit und Licht waren das Thema eines audiovisuellen Gedichts. »Queere Ästhetik« war auf der Gerichtsmedizin am Campus der Karl-Franzens-Universität zu sehen, ein Fahrrad war Bühne für Lesungen im öffentlichen Raum und für alle, die noch mehr wollten, gab es Führungen im Skulpturenpark. Dabei ging es nicht nur um die Skulpturen, es gab kurze Stücke zu sehen, der Park wurde zur spannenden Kulisse. Das ist aber nicht alles, das Dramatikerfestival »on Tour« hat in der zweiten Junihälfte Station in verschiedenen Orten in der Steiermark gemacht: in Predlitz beim Griessnerstadl, in einer Gärtnerei in Irdning, in einer Privatwohnung in Aich, Weiterlesen auf Seite 80

iskurs und Musikprogramm machten Graz Mitte Juli viereinhalb Tage lang zum Zentrum des inhaltlichen Austauschs im Land abseits von Tagespolitik, Teuerung, Energiekrise (und Ferienstimmung). Das Elevate-Festival wählte heuer »Transition« als Titel für seine Suche nach Rezepten für eine Zeit des Übergangs. Die Politökonomin Maja Göpel stellte als Rednerin im Lesliehof bei der Eröffnung: »Wir können nicht nicht transformieren,« denn das tun die Menschen mit dem Planeten schon seit jeher.

Mission cool. Impression vom Podium beim Diskursfestival Elevate

Der »Heimatsaal« beim Paulustor hat sich als neue Location für das weitere Diskursprogramm bewährt. Dieses wirkte heuer aufgesplitterter als in den Jahren davor – dafür war für jeden etwas dabei. Das Veranstaltungsteam hat dabei sehr auf Streaming und Nachnutzung geachtet – sämtliche Vorträge und Diskussionen sind weiter unter elevate.at abrufbar. n FAZIT AUGUST 2022 /// 79


Fortsetzung von Seite 79

Alles Kultur in einem Garten in Judenburg. Alle schienen am Ende beglückt, das Publikum, die Schauspieler und die Autoren. Letztere schwärmen von der Offenheit und Herzlichkeit, mit der sie und ihre Texte aufgenommen wurden.

Und es geht weiter Warum darüber reden, wenn das Festival doch schon vorbei ist. Nach dem Festival ist vor dem Festival, schon laufen die Vorbereitungen für das nächste Jahr. Vielleicht macht das Gehörte Lust auf die nächste Ausgabe. 25 Schreibende haben bereits mit ihrer Arbeit für den Retzhofer Dramapreis 2023 begonnen. Es geht diesmal nicht nur um Texte für Erwachsene. Zum zweiten Mal gibt es auch zwei Preise für Theatertexte für junges Publikum zu gewinnen. Zwei fachkundige Partner unterstützen letztere Arbeit: das Theater am Ortweinplatz und das Next Liberty. Bereits jetzt ist klar, an welchen Bühnen die Uraufführungen der Siegertexte stattfinden werden. Das Wiener Burgtheater wird die Uraufführung des Siegertextes für Erwachsene ausrichten; dort läuft übrigens gerade sehr erfolgreich das Siegerstück 2021, »Adern« von Lisa Wentz. Next Liberty und das Theater am Ortweinplatz werden in Graz einen Text für junges Publikum aufführen, das Theater an der Parkaue in Berlin einen zweiten. Alle Texte sind aber davor am nächsten Festival zu erleben, dazu noch Texte von den Teilnehmern des Forum-Text und weitere übersetzte Texte. Wie es aussieht, werden die Texte die Stadt fluten. An allen Ecken und Enden werden sie zu erleben und zu erfahren sein. Es wird gerade nach entsprechenden Orten gesucht, denn wie jedes Jahr ist es auch 2023 wieder ein Ziel, gemeinsam mit dem Publikum auf Entdeckungsreise zu gehen, um an ungewöhnlichen Plätzen neuer Theaterkunst

Aus »Schirm«, einer performativen Installation mit Lyrik

80 /// FAZIT AUGUST 2022

zu begegnen. Der Termin des Festivals steht auch schon fest, es wird zwischen dem 21. und dem 25. Juni stattfinden. Bis dorthin gibt es aber noch einiges anderes zu tun. Gerade laufen die letzten Vorbereitungen für ein Projekt im Rahmen von »La Strada«. Im »Klimagwandl« ist ein partizipatives, intergeneratives Kunstprojekt. Es fragt: Was sollen wir angesichts der Klimakrise tun? Was hindert uns daran, jetzt zu handeln? Antworten sucht das vielstimmige Ensemble aus Künstler- und Klimaaktivisten mit seiner Performance. In einem lustvollen Gemeinschaftsakt werden Wege gesucht, den Kopf aus dem Sand zu ziehen und der allgegenwärtigen Überforderung etwas entgegenzuhalten. Kunst gemeinsam mit interessierten Menschen zu machen, ist ein zweites großes Anliegen von Uni-T. Unter dem Label »Kunstlabor« geht es um gemeinsames Erleben, um Bildung im weitesten Sinn, um Möglichkeitsräume und nicht zuletzt darum, Menschen für die Kunst zu gewinnen, sie dazu zu verführen. Auch in diesem Feld entwickelt Uni-T laufend spannende Projekte. International vernetzt Uni-T ist Partner in europäischen Projekten. Lernen von anderen, eigenes Wissen weitergeben, das vernetzt nicht nur die Organisation, sondern auch Graz und die Steiermark. Unsere Zeit braucht die Kunst, um zu sich zu finden, um nachdenklich zu werden. Kunst darf nicht nur unterhalten, sie muss auch herausfordern, ohne die Menschen zu verlieren. Drama-Forum und das Kunstlabor versuchen ihr Scherflein beizutragen. Nachahmenswert auf n alle Fälle! Alles Theater uni-t.org dramaforum.at kunstlabor-graz.at

Von Michael Petrowitsch

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ocumenta 15 – eigentlich »fifteen«– heißt sie also. Das heißt viel. Mit einem vom Programmdirektorium eingesetzten Kollektiv aus dem »globalen Süden«überraschte man schon ein wenig im Vorfeld. Erstens weit weg und postkolonial, was ja nicht so das neueste Modell ist. Aber ein großes Kollektiv als Kuratorenteam, das ist mal was Neues. Wo der »globale Süden«sich befindet, weiß der basisch im Geografieunterricht geschulte Kunst- und Kulturbeobachter nur zu genau. Dass der globale Süden gar nicht so sehr auf den globalen Norden ausgerichtet ist und ein Eigenleben entwickelt hat, das mit postkolonialem Denken und sich ein wenig in einer Blase befindliche global nordische Hirn noch nicht ganz überzuckert. Der »westliche«Kunst- und vor allem Kulturbegriff zermartert sich das Hirn, immer bemüht, über Fragestellungen und Diskursen in anderen »Kulturkreisen«zu führen, ohne sich dezidiert mit in den Kulturkreis zu begeben. Das war in Zeiten des Kolonialismus so und wurde leider in Zeiten des Postkolonialismus nicht besser. Allzu sehr verlässt man sich darauf, die Beziehungen in Wohlfühlexperimenten zu belassen und knallharte Dialektik zu vermeiden. Zu den Fakten: Das Kollektiv arbeitet mit rund 1.500 Einzelkünstlern. Im Vorfeld gab es bereits Diskussionen, warum keine Künstler aus Israel eingeladen wurden. Dem indonesischen Kuratorenkollektiv »Ruangrupa« war schon vor Monaten von einem Kasseler Bündnis vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die Documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Und blieben auf Eröffnungskurs.

Documenta Fifteen So sehen heute Logos aus; warum auch nicht


Alles Kultur

Documenta 15

Globaler Süden

Kassel, hier der Friedrichsplatz mit dem Fridericianum, lässt sich auch ohne Documenta gut besuchen!

Das noch etwas nachkommen könnte, lag in der Luft, und prompt kam es auch. Kalkül? Berechnung? Unwissenheit? Naivität? Alles würde man akzeptieren, nur nicht das, was dann geschah.

Fragwürdiger Umgang mit Antisemitismus Frank Walter Steinmeier wollte gar nicht kommen und hat dann schweren Herzens doch eröffnet, um mitzuteilen, dass Antisemitismus in Deutschland keine Chance hat. Was war passiert? Auf einem der angebrachten Banner, der auf die Säulen des heiligen Zentrums der Ausstellungsstadt Kassel, dem Fridericianum, angebracht wurde, war eine Karikatur, die vornämlich antisemitische Lesart ermöglicht auszumachen. Proteste wurden laut, schnell wurde wieder abgehängt. Man hat sich sofort entschuldigt, es gab einen Rücktritt und im vorauseilenden

Gehorsam wurde eingeleitet, was in diesem Falle immer eingeleitet wird. Es gibt schon Routine im Umgang mit »Cancel Culture«. Die dafür verantwortliche indonesische Künstlergruppe »Taring Padi« verlautbarte natürlich, sie setze sich für die Unterstützung und den Respekt von Vielfalt ein, teilte das Künstlerkollektiv in der Mitteilung der Documenta mit: »Unsere Arbeiten enthalten keine Inhalte, die darauf abzielen, irgendwelche Bevölkerungsgruppen auf negative Weise darzustellen.« Jedoch war da der Zug schon abgefahren. Ohne Möglichkeit einer wirklichen intellektuellen Auseinandersetzung gab es die üblichen Statements zum Thema. Schade eigentlich. Eine Debatte über Debattenkultur wäre dienlich gewesen. Eine Auseinandersetzung über Sichtweisen, eine offene Befragung des verantwortlichen Kollektivs oder eine Begleitung der Arbeit im Sinne

klassischer Kulturvermittlung wäre eine praktikable Lösung gewesen und hätte der Sache gutgetan. Stattdessen waren alle perplex und reagierten, als wäre alles orchestriert. Cancel Culture überdeckt in altbekannter Manier die Diskussion, und das ausgerechnet in einer Documenta, die sich neu erfunden hat und in der – so zumindest theoretisch – Diskurs und nicht Werk im Vordergrund stehen sollten. Besucher der heurigen Documenta sei anzuraten, sich intensiv vorab mit dem Zeitraum zu beschäftigen, in dem sie in Kassel anwesend sein werden, und sich im Vorfeld einzulesen. Es gibt häufig wenig zum Schauen, aber viel zu interpretieren. n Die Documenta Fifteen (Fünfzehn) findet noch bis 25. September 2022 statt. documenta.de dodumenta-fifteen.de FAZIT AUGUST 2022 /// 81

Fotos: C. Rappel, Documenta, Nicolas Wefers

Die alle fünf Jahre stattfindende Documenta in Kassel gilt eine der bedeutendsten Kunstausstellungen der Welt. Als Zeichensetzer und Zeichengeber. Als Demograf und Demoskop. Dass es diesmal (wieder einmal) unrund läuft, tut der Sache nur gut.


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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etzt im Hochsommer überschlagen sich wieder die apokalyptischen Fernsehberichte über die Gefahren der Gluthitze und Tausenden drohenden Hitzetoten. Diese Sensationsberichterstattung nervt auch deshalb, weil sie nicht auf Fakten, sondern bloß auf gefühlten Wahrheiten beruht. Nicht von ungefähr heißt es auch bei den ORF-Science-Busters: »Wer nichts weiß, muss alles glauben!«. Daher lohnt sich eine Recherche. Tatsächlich berichtet das ORF-Wissenschaftsmagazin »Science«, dass jeder fünfte weltweite Todesfall mit der Temperatur zu tun hat. 500.000 Menschen sterben demnach jährlich an den Folgen der Hitze. Ihnen stehen aber 4,5 Millionen Kältetote gegenüber. Trotz dieser statistischen Kuriosität ist die Erderwärmung mit ihrem Artensterben, dem steigenden Meeresspiegel und den Unwetterereignissen die wohl größte Herausforderung in der Geschichte der Menschheit. Für Journalisten, die beruflich der Wahrheit verpflichtet sind, ist es nicht einfach, Klimaschutz zu un-

Klima. Wer nichts weiß, muss alles glauben!

82 /// FAZIT AUGUST 2022

terstützen und sich dabei trotzdem den herrschenden Narrativen zu widersetzen, die den Menschen ideologisch motiviert erklären, dass sich das Klimaproblem mit einem anderen Lebensstil oder gar mit Verzicht lösen ließe. Eigentlich müsste klar sein, dass der österreichische Beitrag zur Reduktion der weltweiten Treibhausgasemissionen nur in der globalen Bereitstellung klimaeffizienter Produkte und Technologien liegen kann. Schon jetzt reduzieren Entwicklungen österreichischer Erfinder globale Klimaemissionen um etwa 700 Millionen Tonnen jährlich – das ist die neunfache (!) Menge der gesamten in Österreich verursachten Treibhausgasmenge. Dass die Berechnung unseres Kohlendioxidausstoßes völlig mangelhaft ist, da sie sowohl die graue Energie bei Importprodukten als auch die Betriebsdauer energieintensiver Produkte und Anlagen unberücksichtigt lässt, sei ebenfalls erwähnt. Unsere Kohlendioxodziele sind eine politische und keine wissenschaftliche Größe. Selbst wenn ganz Österreich kein Kohlendioxid mehr ausstoßen würde, wäre die Einsparung zu klein, als dass man sie mit Messinstrumenten nachweisen könnte. Natürlich ist jeder Beitrag zur Treibhausgasreduktion willkommen. Dazu zählt das Klimaticket ebenso wie private Solarthermie- und Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen und Hackschnitzelheizungen. Ob Elektroautos als Klimabeitrag geeignet sind, ist zweifelhaft. Schließlich brauchen sie anderen Verbrauchern nicht nur den Ökostrom weg, auch die Nachhaltigkeit der Lithiumakkus ist nicht gegeben. Das Ziel jedes Österreichers sollte trotzdem ein möglichst kohlendioxidneutrales Leben sein. Nachhaltig wird das erst dann, wenn ein solcher Lebensstil nicht mit Wohlstandsverlusten einhergeht. Denn nur wenn bewiesen werden kann, dass Klimaneutralität keine Auswirkungen auf den Wohlstand hat, wird die Welt bereit sein, sich aus dem fossilen Zeitalter zu verabschieden. Schließlich halten weltweit immer noch Milliarden Menschen den europäischen Wohlstand und Lebensstil für höchst erstrebenswert.

Noch ist Österreich Jahrzehnte von der Erreichung der Klimaneutralität entfernt. Und das Ausmaß dieser Herausforderung ist atemberaubend. Die Alpenrepublik verbraucht jährlich etwa 335.000 Gigawattstunden (Gwh) Primärenergie – für Industrieprozesse, Heizungen, den Verkehr und die Stromnetze. Ein Murkraftwerk wie jenes in Graz-Puntigam erzeugt jährlich nur zwischen 50 und 80 Gwh, das neue Hochleistungswindrad auf dem Plankogel schafft optimistisch gerechnet gerade zehn Gwh jährlich. Derzeit werden nur etwa 20 Prozent der erforderlichen Primärenergie nachhaltig herstellt. Für den zusätzlichen Bedarf müssten also etwa 4000 weitere Murkraftwerke oder 27.000 neue Hochleistungswindräder errichtet werden. Beides ist undenkbar. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass bestehende Technologien niemals in der Lage sein können, die fossilen Energieträger Öl, Gas und Kohle zu ersetzen. Daher kann die Antwort auf die Herausforderung nur in der Aufhebung sämtlicher technologischer Denkverbote bestehen. Sonst beschränkt sich die Bedeutungslosigkeit der EU bald nicht mehr nur auf ihr politisches Gewicht, sondern n auch auf den gesamten F&E-Bereich.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 28. SEPTEMBER 2022!


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WIRTSCHAFT BEWEGT – UND HILFT Die große Bewegungsaktion der steirischen Wirtschaft Rund 50.000 von Krebs betroffene Familien in der Steiermark zeigen, dass Krebs jeden treffen kann. Allerdings werden ca. ein Drittel dieser Erkrankungen durch ungesunden Lebensstil verursacht und wären daher vermeidbar. Neben gesunder Ernährung sind daher insbesondere körperliche Aktivität und Fitness wichtig, um möglichst lange gesund zu bleiben. Betriebliche gesundheitsfördernde Angebote sind deshalb von großer Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen – und damit für das gesamte Unternehmen. Machen Sie mit bei der großen Bewegungsaktion der steirischen Wirtschaft, starten Sie in Ihrem Unternehmen eine Bewegungsaktion, um die Gesundheit und Fitness Ihrer Mitarbeiter:innen und den Teamgeist im Unternehmen zu fördern – und zu helfen.

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