Fazit 199

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fazitmagazin.at

#199

Nr. 199 10/2023 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

FA ZITGESPR ÄCH

Zurück aus Brüssel

Simone Schmiedtbauer im Interview

FAZIT

Jänner 2024

FA ZIT THEMA AUTOL AND S TEIERMARK

FA ZITESSAY

Leo Dorner über Stolpersteine im Urteil über unsere Vergangenheit Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

Gegenwart und Zukunft der Autoindustrie


Foto: Studio Louvain


Gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch!

fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin

FAZIT


Frohe Weihnachten! Viel Glück und Gesundheit für das neue Jahr!

Landeshauptmann Christopher Drexler


Editorial

Von Christian Klepej

D

as ist ein Sieg für die Ukraine. Ein Sieg für ganz Europa.« So die Worte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach dem Beschluss der EU-Regierungschefs, Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine zu starten. Für die Ukraine mag das kurzfristig stimmen, aus gesamteuropäischer Position heraus, kann ich hier keinen »Sieg« ableiten. Es erscheint mir geradezu fahrlässig, mit einem kriegsführenden Land in solche Verhandlungen zu treten. Und das ist nicht einmal der schwerwiegendste Grund, der aktuell gegen eine Aufnahme dieses riesigen osteuropäischen Landes, das bis zum 23. Februar letzten Jahres, also einen Tag vor dem verwerflichen Überfall der Russischen Föderation, als zweitkorruptestes Land Kontinentaleuropas galt. Die Union will offenbar unter ihrer Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den zahlreichen Baustellen, die das Staatenbündnis seit bald einer Dekade erschüttern, mit dem überhasteten Eröffnen einer weiteren – riesigen! – Baustelle im Osten Europas begegnen. Also Feuer mit Feuer

Nur Kritik kann die Europäische Union vor dem Ende bewahren

bekämpfen. Was nur bei Buschbränden und ähnlichen Ereignissen erfolgsversprechend sein kann. Mir fallen schlicht keine Argumente ein, die ein solches Vorgehen der EU nachvollziehbar erscheinen lassen. Ausser billigen Showeffekten vermeintlicher »Führungsqualität« der untermediokren Präsidentin. Aus der Hoffnung heraus, damit all die echten Probleme der EU zu camouflieren und – wie so oft – uns europäische Bürger für dumm zu verkaufen. Oder zumindest für überaus einfältig. Das wohl größte Problem der EU, das uns in den nächsten Jahren sowas von um die Ohren fliegen wird, ist die vollkommen unkontrollierte Migration. Einen deutlichen Vorgeschmack auf wahrscheinlicher werdende Szenarien der Auseinandersetzung auf Europas Straßen haben erst jüngst die Reaktionen vieler muslimischer Migranten hierzulande auf das Verbrechen der Hamas am 7. Oktober aufgezeigt. Hier fehlt der EU jede Vision, jede Perspektive, jede Art Plan, sich diesem Thema endlich einmal prioritär zu stellen. Endlich einmal den Menschen Europas reinen Wein einzuschenken, wie es mit diesem nicht enden wollenden Strom an Wirtschaftsflüchtlingen weiter gehen soll. Was die Vorstellungen der Kommissionspräsidentin, der Kommission und auch des Kollegiums der Regierungschefs dazu sind. Das wäre eine, wahrscheinlich die wichtigste europäische Agenda. Ein anderer Bereich, in dem sich die Union seit Jahren vollkommen taten- wie offenbar hilflos treiben lässt, sind die zahlreichen schon als Mitgliedskandidaten eingestuften Länder Europas. Und nicht nur aus österreichischer (historischer) Sicht ist hier vor allem an den Westbalkan zu denken, wo mit Montenegro, mit Serbien und seit vorigem Jahr auch mit Nordmazedonien bereits Beitrittsgespräche laufen. In dem Zusammenhang sei auch auf das unwürdige Verhalten der EU gegenüber der Republik Kosovo hingewiesen, die noch nicht einmal von allen EU-Staaten anerkannt worden ist. Dabei wäre dieses Binnenland mit seiner durchwegs muslimischen Bevölkerung geradezu ein Musterland für einen moderaten, modernen Islam, der mit unseren europäischen Werten ausnehmend

kompatibel erscheint. Diesen Aufgaben könnte, sollte und müsste sich eine starke »Europa-Chefin« dringend widmen, aber ihre frappierende Kleingeistigkeit lässt nicht einmal die Auseinandersetzung mit dieser – zugegeben komplexen – Materie (das wird kein Kinderspiel werden, die Aufnahme aller Westbalkanstaaten) zu. Und letztlich ist auch das Verhalten der EU gegenüber der Türkei – die bereits seit 1999 als Beitrittskandidat gilt! –, ebenfalls als unwürdig zu bezeichnen. Warum beendet man diese Verhandlungen nicht auch offiziell oder – was aus meiner Sicht klüger wäre – warum ist man hier nicht visionär genug, eine Art »Sonderassoziierungsabkommen« abzuschliessen. An der Personenfreizügigkeit sollte es ja, schaut man sich in Europa um, nicht scheitern. Zu schlechter Letzt sei noch der dummdreiste »Narrativ« erwähnt, der jeden EU-Kritiker als »EU-Gegner« verleumdet. Und im zweiten Atemzug als Rechtsextremen. Was eine Ungeheuerlichkeit! Die Europäische Union ist das Beste, was dem Kontinent passieren hat können. Wer sie jetzt aber nicht Tag für Tag kritisiert, der läuft Gefahr, zum wirklichen Totengräber dieses Geschenks ihrer Gründerväter an n uns Lebende zu werden.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein hoffentlich glückliches Neues Jahr.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JÄNNER 2024 /// 5


Inhalt Fazit Jänner 2024

Wer mit dem Golf tanzt

Befindet sich die Steiermark mit ihrer starken Automotive-Industrie im Auge des Hurrikans der Krise?

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39 Fotos: Adiya Joshi/Unsplash, Erwin Scheriau, Enlarge, Andreas Pankarter, Heimo Binder, J.J.Kucek

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Zurück aus Brüssel

Landesrätin Simone Schmiedtbauer ist für die Bauern, den Wohnbau, sowie für Wasser und Gesellschaft zuständig.

Vernunft in der Gesellschaft?

Leo Dorner über Hegel und von diesem abgeleitet, das Problem, die Vergangenheit aus heutiger Sicht zu beurteilen.

Kunst draussen

Elisabeth Fiedler und ihr Institut für Kunst im öffentlichen Raum führen die Kunstvermittlung in den steirischen Regionen in neue Höhen. Seite 80

Ausgabe Jänner 2024 XX. Jahrgang Nr. 199 (10/2023) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

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WILLKOMMEN IM FAZIT!


Wirtschaft und mehr. 44

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Seife von der Ärztin

Die handgerührten Naturseifen der Medizinerin Katja Banfai sind ein Geheimtipp in Graz.

Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Die Steiermark ist ein Autoland, und sie wird es mit großer Sicherheit auch nach 2035 – dem Ende des fossilbetriebenen Verbrennermotors – bleiben. Doch schon heute steht fest, dass sich viele Marktanteile nach China verlagern werden, denn das hat bei der E-Mobility längst die Technologieführerschaft übernommen. Zum Fazitgespräch trafen wir Simone Schmiedtbauer. Sie ist die neue Landesrätin für Land- und Forstwirtschaft, Wohnbau, Wasser- und Ressourcenmanagement, aber auch für Gesellschaft. Zuvor war die Landwirtin aus Hitzendorf Bankangestellte bei einer kleinen Raiffeisenbank, Bürgermeisterin und seit 2019 Abgeordnete im Europaparlament. Ihre Vita steht für Bodenständigkeit. Sie kennt nicht nur die finanziellen Sorgen der Menschen, sondern weiß auch genau, wo die Bauern der Schuh drückt. In der Kultur geht es um Kunst im öffentlichen Raum – ein Thema worüber es sich bekanntlich herrlich streiten lässt. Warum wird welches Projekt umgesetzt, warum ein anderes andere nicht? Elisabeth Fiedler beschäftigt sich mit Partizipation und der Vermittlung geeigneter Projekte in die steirischen Regionen. Gutes Lesen! -red-

Der Draxler am Jakominiplatz

Ein Familienbetrieb aus Mooskirchen steht für den Handel mit Geflügel- und Wildfleisch aus eigener Verarbeitung.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Kim Vas (Satz und Produktion), Vanessa Fuchs (Organisation)

Füh g du run rch Seit g (66 e 46 )

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Außenanosvisckyht

Peter Sichr menhang m a s u Z n e d r e üb nd Erfolg. von Bildung u

IMPRESSUM

Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Erfo SERIE l

Seite 38

Liebe Leser!

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Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch†, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

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Fazitthema

/// FAZIT 8 /// FAZIT JÄNNER MAI 20172024


Fazitthema Von Johannes Roth

Der Automobilsektor ist ein Industriezweig, an dem sich das Weltgeschehen rasch auf die Steiermark überträgt. Wo Autos das wirtschaftliche und damit gesellschaftliche Leben bestimmen, wird der Kampf gegen den Klimawandel mit beson-

Foto: Unsplash/ Aditya Joshi

derer Härte geführt. Ein Blick auf die Weltmärkte zeigt: Noch können wir reagieren.

Man kann über das Verhältnis der Österreicher zu den deutschen Nachbarn sagen, was man will – in einer Hinsicht sind wir uns einig. Hüben wie drüben ist der beliebteste Autokonzern und die beliebteste KFZ-Marke dieselbe. Auf den Autobahnen zwischen Norditalien und Dänemark dominiert seit Jahren unangefochten das, was einst als deutsche Wertarbeit bekannt war: Wer in unseren Breiten heute ein Auto kauft, der wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Marke aus dem VW-Konzern entscheiden. Während in Deutschland das mit Abstand beliebteste Auto 2022 immer noch der VW Golf war, war es in Österreich der Skoda Octavia, der in den Augen der Konsumenten das beste Preis-Leistungsverhältnis hatte. Klassisch, mit Verbrennungsmotor ausgestattet übrigens, wobei alternative Antriebsarten unleugbar im Kommen sind. Was jahrzehntelang Gültigkeit hatte, könnte sich in naher Zukunft als überholt erweisen. Doch bevor wir uns in Details der Beliebtheit dieses Fortbewegungsmittels verlieren, wagen wir zunächst einen historischen Exkurs. Denn auch die Kehrseite der Medaille lohnt einen näheren Blick, der wiederum zwangsläufig zum Schluss führt: Das Automobil stand von Anfang an in der Kritik. Am Beginn des vorigen Jahrhunderts wurde das Fortbewegungsmittel belächelt, beschimpft und man dachte laut über ein Verbot nach. Die durch die Abgase entstehende Geruchsbelästigung begründete früh jenen Ruf als �Luftverpester�, der sich bis heute gehalten hat. So ließ sich zum

Beispiel schon anlässlich der großen Automobilausstellung in Paris 1898 Frankreichs Präsident Félix Faure dazu hinreißen, die neue Erfindung als �ziemlich hässlich und übelriechend� zu charakterisieren – was objektiv ganz bestimmt seine Berechtigung hatte. Subjektiv war diese Einschätzung möglicherweise auch der Tatsache geschuldet, dass das Auto eine deutsche Erfindung ist – und keine französische. Besonders bitter für die Franzosen war, dass die beiden Werke, die das Automobil Ende des 19. Jahrhunderts bauten, nämlich Panhard & Levassor und Peugeot, ihre Motoren in Lizenz-Abhängigkeit von Benz und Daimler bauen mussten. Aber auch in Österreich war die deutsche Erfindung nicht unbedingt wohlgelitten – der Kaiser höchstselbst urteilte nach einer Fahrt in Bad Ischl 1908, zu der ihn der englische König überredet haben soll: �G’stunken hat’s und g’sehn hat man nix!�. Es soll die einzige Fahrt im Auto gewesen sein, die er unternommen hatte, denn der Kaiser stand Neuem eher skeptisch gegenüber. Auch das Radfahren, das sich damals gerade neben der elektrischen Tramway durchzusetzen begann, nannte er eine �Epidemie� und die Eisenbahn mochte er schon gar nicht. Überhaupt galt im Wien der Jahrhundertwende die Mobilitätsrevolution als suboptimal. Das Verkehrsaufkommen war – wie in allen Ballungszentren jener Zeit – ein einziges ungeregeltes Chaos: Fiaker, Kutschen, Pferde, Radfahrer, Fußgänger, Automobile, elektrische Tramways, Omnibusse und die dampfbetriebene Stadtbahn bewegten FAZIT JÄNNER 2024 /// 9


Fazitthema

Umweltschäden durch das Auto Diese Lesart hat sich seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts gehalten und gilt heute als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur ist der Verkehr für etwa ein Viertel der gesamten CO₂-Emissionen der EU verantwortlich. Davon entfielen 71,7 Prozent auf den Straßenverkehr. Im Rahmen ihrer Bemühungen zur Verwirklichung der Klimaneutralität bis 2050 müssen die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 90 Prozent gesenkt werden, konstatiert die Europäische Kommission und lässt der heimischen Politik damit kaum eine Wahl: Autos, die mit klassischen, Treibhausgas emittierenden Verbrennermotoren ausgestattet sind, sollen maximal bis 2035 als Neuwagen zugelassen werden. Was bedeutet: Ab da sollen ausschließlich Elektrofahrzeuge verkauft werden dürfen. Ein unrealistisches Ziel, wie Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC festhält: „Aus unserer Sicht ist diese Entscheidung nicht zu Ende gedacht. Daher gehen wir davon aus, dass sie 2026 nach einer neuerlichen Überprüfung revidiert werden muss. Denn bis dahin wird offensichtlich sein, dass das alleinige Setzen auf die E-Mobilität nicht ausreichen wird, um die Klimaziele zu erreichen.“ Nur wenn man über nachhaltige Kraftstoffe auch in der Bestandsflotte mit sofortiger Wirkung effektiv CO₂ einsparen würde, habe man eine Chance, die Klimaziele einzuhalten und auch die Mobilität der Menschen zu vertretbaren Kosten zu erhalten, so Wiesinger. E-Fuels als Heilsbringer? Das könnte zu einem Problem werden. Denn grundsätzlich haben nachhaltige Kraftstoffe – E-Fuels etwa oder Biodiesel – kein besonders gutes Image. Zu aufwendig in der Herstellung seien sie, damit zu teuer und also nicht wettbewerbsfähig, heißt es. Die Frage, ob man den Individualverkehr in Zukunft eher mit E-Fuels oder mit elektrischen Antrieben sicherstellen können wird, ist zu einer Glaubensfrage geworden. E-Fuels sind synthetische Treibstoffe,

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die auf Wasserstoff als Grundprodukt setzen. Gegenüber den elektrischen Antrieben haben sie den gewaltigen Vorteil, dass sie auch eine Rolle in Verkehrsbereichen spielen könnten, die schwieriger zu elektrifizieren sind als der Individualverkehr mit dem PKW: Der Langstreckenverkehr, die Luftfahrt und die Schifffahrt sind mehr noch als das Auto darauf angewiesen, auf flüssige Brennstoffe zurückgreifen zu können. Gleichzeitig sind zivile Luftfahrt und Schifffahrt weltweit für 27,4 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Dazu kommt, dass auch nach 2035 noch gebrauchte Autos mit Verbrennermotoren verkauft und gefahren werden dürfen. Hier ist allerdings zu erwarten, dass der herkömmliche Treibstoff aufgrund steigender Auflagen und sinkender Nachfrage dramatisch teurer wird. Zu befürchten sind auch sektorale Fahrverbote für Autos, die mit klassischen fossilen Treibstoffen betrieben werden. Wenn man den Ausführungen der E-Fuel-Alliance Österreich Glauben schenken darf, dann haben die E-Fuels ihren schlechten Ruf zu Unrecht. Tatsächlich ist es ein langer Weg, bis die synthetischen Kraftstoffe in der Lage sind, mit herkömmlichen fossilen Brennstoffen gleichzuziehen: �Bei passenden Markt- und Produktionsbedingungen kann im Jahr 2025 die Produktion von E-Fuels starten und damit der Markthochlauf bis zur vollständigen Ersetzung herkömmlicher Kraft- und Brennstoffe im Jahr 2050�, sagt die Organisation, der der steirische Kraftstoffhändler Jürgen Roth vorsteht. Von den �passenden Markt- und Produktionsbedingungen� sind wir allerdings meilenweit entfernt, obwohl zum Beispiel Unternehmen wie die AVL-List das Thema mit Hingabe technisch ausloten. Der politische Wille, E-Fuels in den EnergieMix der Zukunft miteinzubeziehen, ist überschaubar. Automobile in der Steiermark Was uns in die Steiermark führt: Denn nicht nur bei der AVL wird eifrig an der Herstellung alternativer Kraftstoffe gearbeitet, sondern auch an der Montanuniversität Leoben. Aktuell werden zum Thema Wasserstoff mehr als 20 Dissertationen im Zeitraum 2021 bis 2024 zum einen aus den Eigenmitteln der Montanuniversität finanziert und darüber hinaus weitere aus Projekten im Rahmen von Horizon Europe

(Climate-Energy-Mobility) und heimischen Fondsausschreibungen. In Summe befassen sich aktuell an der Montanuniversität Leoben etwa 100 Personen mit Forschungsund Entwicklungsfragen rund um die Themen Wasserstoffproduktion, -speicherung und -nutzung. Auch an der TU Graz nähert man sich dem Thema Wasserstoff intensiv an, wenngleich aus einer anderen technischen Richtung. Einig ist man sich in der Tatsache, dass Wasserstoff als Grundlage alternativer Kraftstoffe trotz der derzeit noch relativ kosten- und energieintensiven Herstellung unverzichtbar bleiben wird – weniger für den Antrieb von PKW als vielmehr im Schwerverkehr. Vor diesem Hintergrund muss sich die Automobilindustrie weltweit mit dramatischen Umbrüchen auseinandersetzen. Davor bleibt auch die Steiermark

Grafik:Freepik

sich nebeneinander. Wobei der Rauch der Stadtbahn als besonders unangenehm empfunden wurde und jedenfalls dazu beitrug, dass �Verkehr� mit �Luftverschmutzung� gleichgesetzt wurde.


Fazitthema nicht verschont, in der �Automotive� ein wesentlicher Wirtschafts- und Industriezweig ist. Die steirische Automobilindustrie ist nach Angaben des ACstyria Mobilitätscluster mit einem Gesamtanteil von 31 Prozent und einem Warenwert von über 8. Mrd. € Export-Spitzenreiter der Steiermark. Über 300 Betriebe und 70.000 Mitarbeiter erwirtschaften jährlich rund 17 Milliarden Euro; am BRP (Bruttoregionalprodukt) der Steiermark hat die Automobilindustrie einen Gesamtanteil von 24 Prozent – einer von vier Euros wird in der Steiermark in der Mobilitätsindustrie erwirtschaftet. Jede Trendwende am Weltmarkt, jede neue Regulierung, jede politische Mobilitätsentscheidung wirkt sich direkt oder indirekt auf die heimische Wirtschaftsleistung und die Arbeitsplätze aus. Der

mit Abstand größte Arbeitgeber ist Magna Steyr: 8.800 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen am Standort Graz, der einer von zwei Magna-Standorten weltweit ist, die ganze Autos produzieren. Einen One-Stop-Shop könne man seinen Kunden als Mehrwert bieten, das Unterscheidungsmerkmal zu anderen sei die Engineering-Abteilung, wirbt das Unternehmen. �Unsere umfassende Gesamtfahrzeugkompetenz, gepaart mit höchster Flexibilität, machen Magna Steyr zum weltweit führenden, markenunabhängigen Engineering- und Fertigungspartner für Automobilhersteller. So sind wir beispielsweise der erste Auftragshersteller, der das gesamte Spektrum der Antriebsstrangtechnologien – von konventionellen Antrieben über Plug-in-Hybrid bis hin zu rein elektrischen Fahrzeugen –

abdeckt. Und dies zum Teil auf derselben Produktionslinie.� E-Autos sind zu teuer Kein Wunder, dass Magna Steyr Marktveränderungen besonders im Blick hat. Eine davon – eine ziemlich dramatische – ist eine rückläufige Entwicklung des E-Auto-Absatzes. Noch sind E-Autos nämlich deutlich teurer als Verbrenner-Autos. Die Nachfrage wird vor allem durch substanzielle Subventionen im gewerblichen Bereich mehr oder weniger künstlich hochgehalten. In Deutschland ist seit September Schluss damit: Die sogenannte Umweltprämie für gewerbliche Zulassungen wurde gestrichen. Diese machen gut zwei Drittel des Markts für Elektrofahrzeuge aus – der nun natürlich eingebrochen ist, zumal auch den Privaten

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Fazitthema Förderungen gestrichen werden. Eine Entwicklung, die sich auch in Österreich abzeichnet. In der Steiermark macht sich das bei Magna bemerkbar: Die produzieren nämlich am Standort Graz für den amerikanischen E-Auto-Bauer Fisker dessen Modell �Ocean�. Noch im Februar war von einer Stückzahl von 42.000 die Rede gewesen, jetzt, im Dezember, sieht die Sache anders aus: Nur mehr 10.000 Fahrzeuge stehen für 2023 insgesamt auf dem Produktionsplan. Das Start-up mit den hochfliegenden Plänen braucht unbedingt die dadurch freiwerdende Liquidität – von 300 Millionen Euro ist die Rede. Ob und wie lange Fisker, der mit dem amerikanischen Hersteller Foxconn für die Produktion anderer Modelle bereits handelseinig geworden ist, noch in Graz produzieren lässt, steht in den Sternen. Eine schwierige Situation für Magna, denn die Produktionen von Jaguar, Toyota und BMW werden mittelfristig ebenfalls auslaufen. Als Glück im Unglück hat sich jüngst die Partnerschaft mit VW erwiesen. Der Wolfsburger Konzern bedachte die Steirer

mit dem größten Entwicklungsauftrag, den Magna Steyr jemals abwickeln durfte: 450 Millionen Euro soll er schwer sein und sich auf die Entwicklung zweier neuer VW-Elektrofahrzeuge für den amerikanischen Markt beziehen. Auch mit Mercedes ist man nicht unzufrieden: Die neue elektrische Mercedes-Benz-G-Klasse wird ab 2024 in Graz gebaut, die Stückzahlen sollen sich – inklusive Verbrenner – im kommenden Jahr der 50.000-Marke annähern, berichtet die Kleine Zeitung. Die Steiermark verliert bis 2040 8.000 Automotive-Jobs Angesichts dieser Zahlen kann man insofern beruhigt sein, als im Moment keine besondere Katastrophe am Arbeitsmarkt ins Haus steht. Das kann sich jedoch schnell ändern: Eine jüngst veröffentlichte Studie der TU Graz lässt jedoch die Alarmglocken läuten: Wenn die Europäische Union den Bereich Automotive in der Steiermark nicht massiv unterstützt, könnten bis 2040 8.000 Jobs aus diesem Bereich verschwinden. Anders als Wirtschaftslandesrätin

Barbara Eibinger-Miedl ist AMS-Chef KarlHeinz Snobe nicht sonderlich beunruhigt. Durchgerechnet über die nächsten 13 Jahre wären das etwa 600 Arbeitsplätze pro Jahr in dieser Branche weniger. �Das entspricht etwa der natürlichen Fluktuation eines der großen steirischen Konzerne in diesem Bereich�, meint Snobe gegenüber Fazit. �Ich mache mir da keine Sorgen.� Die Steiermark habe hier Glück im Unglück, meint der AMS-Chef, denn wenngleich der Automotive Sektor ein großer steirischer Arbeitgeber und gleichzeitig die Branche von dramatischen Umbrüchen (auch hinsichtlich der Elektromobilität) gekennzeichnet ist, so seien doch die meisten Arbeitsplätze bei klassischen Zulieferern zu finden. �Ob ein Spiegel, der aus der Steiermark kommt, an einem Elektroauto montiert wird oder an einem Verbrenner, spielt eigentlich keine Rolle�, beruhigt Snobe. Ganz so locker will man das nicht überall sehen. Denn der Autohandel klagt schon länger über Absatzschwierigkeiten, nicht nur was E-Autos angeht. Marktführer VW etwa sah sich jüngst dazu gezwungen, sich

DEIN LEBEN. DEINE PERSÖNLICHKEIT. www.persoenliche-dienstleister-stmk.at 12 /// FAZIT JÄNNER 2024


Fazitthema ein drastisches Sparprogramm zu verordnen. Nach Vorliegen der Quartalszahlen für das dritte Quartal dieses Jahres war klar: 10 Milliarden Euro müssen eingespart werden, bis Ende des Jahres wollte man das Sparpaket geschnürt haben; 4.000 Stellen standen plötzlich zur Diskussion. Es geht dabei um weit mehr als um betriebswirtschaftliche Kennzahlen: Die operative Marge sei zu gering gewesen, die Umsatzrendite von 6,2 Prozent zu wenig, um sich auf die Disruption der Branche angemessen vorbereiten zu können. Und die Zukunft der Automobilindustrie? Diese Disruption ist gewaltig. Die Chinesen, allen voran die Konzernriesen BYD und SAIC, planen, eigene Werke in Europa zu errichten. Am asiatischen E-Auto-Markt sind die Chinesen schon lange dominant und auch wenn das europäische Feld in dieser Hinsicht bislang noch relativ unbeackert ist, verspricht man sich zurecht in absehbarer Zeit hohe Marktanteile. Die Markteintrittsbarrieren sind noch gering, man kann Segmente bearbeiten,

an die sich europäische Autobauer noch nicht so recht gewagt haben. Experten rechnen damit, dass Europa in kürzester Zeit am Automarkt zum Netto-Importeur werde, während China gleichzeitig zum Netto-Exporteur werden wird. 3,6 Millionen Elektroautos wurden in China heuer zugelassen. Davon sind nur 150.000 von deutschen Herstellern, was einem Marktanteil von gerade einmal vier Prozent entspricht. Für die Marken von Mercedes, BMW und Volkswagen zusammen wohlgemerkt – Asien als Wachstumshoffnung für die Deutschen ist somit auf Sicht eher nicht mehr realistisch. Und auch in Europa tut man sich, wie gesagt, schwer. Der Absatz in Deutschland und Österreich bleibt insgesamt weit hinter den Erwartungen zurück. Europäische Autobauer, deren Fahrzeuge in Asien plötzlich zum Ladenhüter werden, haben Schwächen im Funktionsumfang und in der Preisgestaltung. Wer hingegen in Europa E-Autos verkaufen will, der muss sich dem chinesischen Preisdruck beugen, was in Zeiten wie diesen

besonders schwer ist. Hohe Inflation und dadurch steigende Löhne in der Stahlindustrie machen die Rohstoffe teurer, die Energiekosten senken den Spielraum für eine marktverträgliche Preispolitik. Dazu kommt politisches Wunschdenken und überhastetes �klimatisches� Goldplating, das es der Industrie erschwert, die notwendigen Anpassungen an die neuen Gegebenheiten mit der notwendigen Sorgfalt durchzuführen. Aber: Trotz dieser Herausforderungen bleibt die steirische Autoindustrie ein Spiegelbild des Wandels, in dem die Suche nach umweltfreundlichen Alternativen und die Balance zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung eine entscheidende Rolle spielen. Sie befindet sich auf einer Reise, die nicht nur die Mobilität, sondern auch die Weichen für eine nachhaltige und ökonomisch sichere Zukunft unserer Gesellschaft stellt. �

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„Wenn die Gegenwart über die Vergangenheit zu Gericht zu sitzen versucht, wird sie die Zukunft verlieren.“

Dem steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek hat sein Beschuldigtenstatus in der Finanzaffäre der Grazer FPÖ bisher nicht geschadet.

auch nichts geändert, als die Staatsanwaltschaft Klagenfurt im April 2023 einen Auslieferungsantrag für Mario Kunasek an den steirischen Landtag stellte. Darin werden Kunasek Beweismittelunterdrückung und Falschaussage vorgeworfen. Auch einige auf einer dubiosen anonymen Anzeige beruhende Zeitungsberichte, in denen Kunasek die Finanzierung seines Eigenheims auf Parteikosten vorgeworfen wird, sind bisher von der FPÖ abgeprallt.

FPÖ Steiermark: Kann Mario Kunasek den GrazerFPÖ-Finanzskandal abwettern? Geht es nach den Umfragen, muss sich die steirische FPÖ mit Mario Kunasek an ihrer Spitze bisher kaum Sorgen wegen der Finanzaffäre der Grazer FPÖ machen. Die Steirer-FPÖ profitiert vom Umfragehoch der Bundes-FPÖ und lag zuletzt Kopf an Kopf mit der steirischen ÖVP und der SPÖ. Die 1,8 Millionen Euro Steuergeld, die als FPÖ-Klubfördermittel widerrechtlich an Vereine und Burschenschaften weitergeleitet worden und von dort unter anderem in die Taschen von Ex-Obmann Mario Eustacchio und Ex-Klubobmann Armin Sippel gewandert sein sollen, sind kein Thema, das der Partei in der Wählergunst nachhaltig schadet. Daran hat sich

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FPÖ Graz: Bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt geht endlich etwas weiter Nachdem sich die Grazer Staatsanwaltschaft in der Causa befangen fühlte und den Fall an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt weitergereicht hatte, durfte man eigentlich auf die rasche Klärung der Vorwürfe hoffen. Doch die Komplexität von Wirtschaftsangelegenheiten lässt die Staatsanwälte bekanntlich in ein Schneckentempo verfallen. Außer einigen Hausdurchsuchungen im Herbst 2022 und der Aufnahme von Mario Kunasek in die Liste der Beschuldigten im Frühjahr 2023 tat sich daher nicht viel. Doch das hat sich nun geändert. Nach parlamentarischem Druck der Neos ist die Klagenfurter Staatsanwaltschaft nun aktiv geworden. Vor wenigen Wochen wurden daher ein zweiter Staatsanwalt sowie ein Datenforensiker mit der Angelegenheit betraut. Dass es durchaus Druck von oben gegeben habe, bestätigte übrigens der Sprecher

der Klagenfurter Staatsanwaltschaft, Markus Kitz, gegenüber der Zeitung �Der Standard�. Besondere Brisanz erhält die Causa nun jedoch durch das Gutachten des von der Staatsanwaltschaft beauftragten Wirtschaftsprüfers Ingo Gruss: Bereits im Jahr 2021 hat der ehemalige FPÖ-Klubdirektor Matthias Eder in einer Selbstanzeige gestanden, als Einzeltäter, über mehrere Jahre hinweg, an die 700.000 Euro vom FP-Klub für sich selbst abgezweigt zu haben. Zur Wiedergutmachung hat Eder nach Angaben seines Anwalts 710.000 Euro bei der Justiz hinterlegt. Natürlich fragen sich seit damals nicht nur die Medien, ob Eder mit seiner Selbstanzeige vielleicht mehr als nur tätige Reue zeigen wollte und sich für seine Partei opfern ließ, um den Druck auf die anderen Beschuldigten abzumildern. Beweisen ließen sich diese Vorwürfe bisher nicht, denn angeblich wurden sämtliche Belege in der FPÖ-Buchhaltung vernichtet. Doch Wirtschaftsprüfer Gruss stellt nun fest, dass Eder kein Einzeltäter gewesen sein könne, weil ja für jede Abhebung von den betroffenen Bankkonten ein zweiter Unterzeichner notwendig gewesen sei. Und neben Eder waren auch Eustacchio und Sippel zeichnungsberechtigt. Gruss attestiert den Beschuldigten zudem �ein hohes Maß an Verschleierungsenergie.� So habe Mario Eustacchio jährlich etwa 50.000 Euro �für politische Arbeit und Repräsentationszwecke� erhalten, obwohl er dafür auch von der Stadt Graz Verfügungsmittel bezogen habe. Gruss spricht von etwa 310.000 Euro, die direkt an Eustacchio geflossen seien. Ex-Klubobmann Armin Sippel rechnet der Wirtschaftsprüfer etwa 89.000 Euro zu. Gruss kommt in seinem Gutachten daher zum Schluss, �dass ein Großteil der Mittel, die der FPÖ Graz und dem FPÖ-Gemeinderatsclub Graz zur Verfügung standen, nicht

Fotos: BunedsheerEvents EP

Winston Churchill, Staatsmann und Literaturnobelpreisträger


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

entsprechend dem im Parteiengesetz definierten Zweck verwendet wurde, sondern für private Zwecke.� EU-Kommission: Kommt Draghi? Spektakuläre Pläne für eine Rochade an der Spitze Europas werden von der italienischen Zeitung �la Republica� kolportiert. Demnach soll der ehemalige Ex-EZBChef und Ex-Ministerpräsident von Italien, Mario Draghi, auf Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron noch vor der EU-Wahl im Juni EU-Kommissionspräsident werden. Auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sei bereits auf Linie. Ursula von der Leyen soll hingegen zur NATO wechseln. Draghi hat mit seinem �Whatever it takes� -Sager im Zuge der der Finanz- und Schuldenkrise im Jahr 2012 tatsächlich Wort gehalten. Er hat damals angekündigt, dass die EZB alles Notwendige tun werde, um den Euro zu erhalten. Und für jene, die immer noch skeptisch waren, fügte er hinzu: �And believe me, it will be enough!� Vor wenigen Wochen warnte Draghi vor einer dramatischen wirtschaftlichen Zukunft der Eurozone. Als Grund für die Rezession führte Draghi die niedrige Produktivität der Eurozone, die hohen Energiekosten und den Mangel an Fachkräften an. Außerdem habe Europa in den vergangenen 20 Jahren gegenüber den USA, China, Südkorea und Japan an Wettbewerbsfähigkeit verloren.

Mit Mario Draghi würde die EU endlich wieder einen Staatsmann der ersten Garnitur an die Spitze bekommen. Anders als Von der Leyen hätte Draghi keine Probleme damit, sich gegenüber den vielen Egoisten im Rat zu behaupten. Die EU könnte endlich wieder mehr sein als der �kleinste gemeinsame Nenner� von Kleingeistern. Draghi wäre womöglich auch in der Lage, der EU das verlorene Selbstbewusstsein zurückzugeben, indem er ein Europa definiert, das sich zu seinen wirtschaftlichen Stärken bekennt. Konservative und Sozialdemokraten bewerten eine mögliche Kandidatur von �Supermario� Draghi übrigens als Kampfansage des Establishments an die drohende rechtspopulistische Wende nach den EU-Wahlen. ÖVP und Grüne wollen Mieterhöhungen auf 2,5 Prozent deckeln Die Regierung plant einen Eingriff in nicht frei vereinbarte Mietverhältnisse. Sie will

die Mieterhöhungen bei geregelten Mietverhältnissen, also bei Genossenschaftswohnungen, Kategorie- und Richtwertmieten – unabhängig von der Inflation auf 2,5 Prozent pro Jahr deckeln. Für 2024 entfallen außerdem die indexbedingten Erhöhungen der Kategoriemieten. Damit werden Bestandsmieter wieder einmal deutlich privilegiert. Außerdem ist klar, dass der Mietpreisdeckel die Immobilien entwertet. Notwendige Investitionen, wie die thermische Sanierung, rechnen sich dadurch erst in längeren Zeiträumen oder werden möglicherweise sogar unfinanzierbar. Ab 2027 soll außerdem ein neues Valorisierungssystem gelten. Für die Mietzinserhöhungen darf dann nicht mehr die Vorjahresinflation herangezogen werden , sondern der Mittelwert der Teuerung der vergangenen drei Jahre. Den Vermietern von Neubauwohnungen blieb der Deckel übrigens nur deswegen erspart, weil es im Nationalrat nicht für eine aus Sicht der ÖVP notwendige Zweidrittelmehrheit reichte. �

Auf Initiative von Emmanuel Macron soll Mario Draghi die derzeitige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen noch vor der EU-Wahl im Juni 2024 ersetzen.

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Foto: Archiv

Sustainable Finance und Recht Mit dem Pariser Klimaübereinkommen 2015 wurde beschlossen, die »Agenda 2030 der Vereinten Nationen« mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (»Sustainable Development Goals«, kurz SDGs) zu erfüllen. Um diese globalen Klima- und Energieziele zu erreichen, setzt die Europäische Union vor allem auf die Finanzbranche. Traditionell standen bei Investitionsüberlegungen (zu) oft rein finanzielle Kennzahlen im Vordergrund, ohne die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft angemessen zu berücksichtigen. Sustainable Finance (nachhaltiges Finanzierungswesen) verfolgt das Ziel, Investitionen und Finanzierungen so auszurichten, dass sie nicht nur wirtschaftlichen Erfolg bringen, sondern auch einen positiven Beitrag zu Umwelt und Gesellschaft leisten. Ein zentraler Aspekt von Sustainable Finance ist die Integration von „Umwelt-, Sozial- und Governance“-Kriterien (ESG-Kriterien) bei Anlageentscheidungen. Unternehmen werden vermehrt nach ihrer sozialen Verantwortung, Umweltbilanz und Unternehmensführung beurteilt. Diese Bewertungen dienen als Leitfaden für Investoren, um nachhaltige Investitionen zu tätigen, die im Einklang mit ihren ethischen Prinzipien stehen. Kapitalströme sollen in nachhaltige Investitionen, etwa in erneuerbare Energien, Umweltschutzprojekte und soziale Infrastruktur, gelenkt werden, um so neben dem Hauptansinnen, die Umwelt zu schützen, Investoren zusätzlich zu ermöglichen, auch stabile Renditen zu generieren. Dies geschieht derzeit vorwiegend über nachhaltige Finanzprodukte, angefangen von »grünen Anleihen« (Green Bonds) bis hin zu nachhaltigen Investmentfonds. Das Recht spielt dabei ebenfalls eine entscheidende Rolle. Durch klare rechtliche Standards, Transparenz- und Haftungsregelungen soll sichergestellt werden, dass Unternehmen und Institutionen ihre Verpflichtungen gegenüber Umwelt und Gesellschaft erfüllen, und zwar nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene.

Kinderbildung und Betreuung: 40 Millionen Euro für höhere Gehälter Die Gehälter für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Betreuerinnen und Betreuer werden in der gesamten Steiermark und ab Jänner 2024 deutlich erhöht. Im letzten Landtag des Jahres wurden unter Federführung der Steirischen Volkspartei 40 Millionen Euro mehr pro Jahr beschlossen. Zudem wurde erstmalig ein steiermarkweit einheitliches Gehaltsmodell fixiert. „Wir haben immer gesagt, dass sich die Wertschätzung für die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kinderbildung und Kinderbetreuung auch im Gehalt widerspiegeln muss. Nun ist es gelungen, die Gehälter deutlich anzuheben und gleichzeitig auch ein einheitliches System in der Steiermark zu schaffen – egal bei welchem Träger die Pädagoginnen und Pädagogen angestellt sind“, so Klubobfrau Barbara Riener. Die Pädagoginnen und Pädagogen sowie Betreuerinnen und Betreuer verdienen je nach Dienstjahren und Träger der Einrichtung durchschnittlich rund 250 Euro brutto mehr im Monat. Pädagoginnen und Pädagogen im Gehaltsschema nach dem Gemeindedienstrecht verdienen beispielsweise monatlich durchschnittlich rund 417 Euro brutto mehr, Kinderbetreuerinnen und Kinderbetreuer durchschnittlich 507 Euro. „Ich danke unserem Bildungslandesrat Werner Amon für dieses enorm wichtige Zeichen an die ganze Branche! Dadurch sollen bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Beruf gehalten, neue gewonnen und auch auf diesem Wege der großen Wertschätzung für ihre wichtige Arbeit Ausdruck verliehen werden. Dies ist ein enorm wichtiger Schritt für die ganze Steiermark“, ist Barbara Riener überzeugt.

Welche Investitionen und welche wirtschaftlichen Tätigkeiten sind grün bzw. nachhaltig? Diese Fragen müssen klar und transparent beantwortbar sein. Die EU hat dazu unter anderem die Taxonomieverordnung beschlossen. Diese legt mittels definierter Zielvorgaben und Bewertungsmaßstäbe fest, dass nur jene Wirtschaftstätigkeiten nachhaltig sind, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Umweltziele leisten. Gleichzeitig dürfen sie n andere Umweltziele nicht erheblich beeinträchtigen.

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Er ist spezialisiert auf Bau-, Immobilien-, Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsrecht. ak-anwaltskanzlei.at

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Der Landtag hat ein von Bildungslanderat Werner Amon ausgearbeitetes neues Bezahlmodell im Bereich der Kinderbetreuung beschlossen. VP-Klubobfrau Barbara Riener sieht darin die Wertschätzung der Gesellschaft für diese wichtigen Berufsgruppen.

Foto: Foto Fischer

Recht haben


Christian Buchmann ist Vorsitzender des EU-Ausschusses des Bundesrats und Mitglied der österreichischen Delegation der Parlamentarischen Versammlung des Europarates.

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Foto: Thomas Jantzen

EU-Politik: Der Bundesrat als Hüter der Länderinteressen Die österreichischen Bundesländer haben bekanntlich im Rahmen der Bundesverfassung eine eigenständige Gesetzgebung. EU-Richtlinien müssen daher nicht nur vom Nationalrat, sondern, wenn sie in die Länderkompetenzen eingreifen, auch von den österreichischen Landtagen legistisch umgesetzt werden. Es kann immer wieder zu Zielkonflikten zwischen der EU und den Bundesländern kommen. So sind etwa die exportorientierten steirischen Unternehmen auf eine Landespolitik angewiesen, die alles dazu beiträgt, damit die Steiermark auch weiterhin zu den innovativsten Regionen Europas gehört. Um spezifischen Bundesländeranliegen in Brüssel Gehör zu verschaffen, wurde der Bundesrat in Europaangelegenheiten mit besonderen Mitwirkungsrechten ausgestattet. Wahrgenommen wird diese länderspezifische EU-Kompetenz vom EU-Ausschuss des Bundesrates, mit dem Steirer Christian Buchmann als Vorsitzenden. Fazit führte mit ihm das folgende Gespräch.

Sie sind Vorsitzender des EU-Ausschusses des Bundesrats. Jetzt hat der Bundesrat in EU-Angelegenheiten besondere Rechte. Wie sehen die konkret aus? Seit dem EU-Beitritt Österreichs nimmt der EU-Ausschuss des Bundesrates seine Mitwirkungsrechte im Interesse der Bundesländer sehr aktiv wahr. Durch den Vertrag von Lissabon im Jahr 2009 ist die Mitwirkung der nationalen Parlamente in EU-Entscheidungen verbrieft. In sogenannten Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitskontrollen prüfen wir, ob dabei nicht gegen EU-Recht verstoßen wird, weil etwa der Föderalismus zum Nachteil der Bürger ausgehebelt wird. Sie können sich mit dem EU-Ausschuss des Bundesrates direkt an die EU-Organe wenden. Spricht man deshalb vom BR auch als Europakammer? Und können Sie uns ein Beispiel für vom Bundesrat gesetzte Maßnahmen nennen? Der österreichische Bundesrat versteht sich als Zukunfts- und Europakammer des Parlaments, weil er eine Scharnierfunktion zu den Bundesländern (Landesregierungen/Landtagen) und auch zu den Gemeinden und Städten ausübt. Mit unseren Stellungnahmen und Mitteilungen an die EU-Institutionen werden wir in Europa gehört und können etwa die ös-

terreichischen Regierungsmitglieder für ihr Stimmverhalten in den Europäischen Räten binden. Erst jüngst haben wir beispielsweise eine einheitliche Länderstellungnahme zur Gentechnik aufgegriffen und einstimmig verabschiedet. Was passiert etwa, wenn der Steiermark eine geplante EU-Initiative besonders gegen den Strich geht. Was könnten Sie als Bundesrat diesbezüglich tun? Als Vertreter des Wettbewerbsföderalismus setze ich mich dafür ein, dass Entscheidungen immer dann, wenn dies sinnvoll und möglich ist, nicht zentral, sondern regional getroffen werden. Auf Sicht setzen sich dadurch effizientere und effektivere Lösungen durch. Selbstverständlich brauchen wir in der Außen- und Sicherheitspolitik ein starkes gemeinsames Vorgehen. Aber Europa muss sich nicht in jedem politischen Detail in allen Regionen gleichen. In Vielfalt geeint ist daher das Motto der EU. Nur so können Innovationen wirken, die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und die Lebensqualität erhöht werden. Wenn Ungerechtigkeiten auftreten, oder eine positive Entwicklung der Steiermark gefährdet wird, ist es erforderlich, gleichgesinnte Regionen und Politiker zu finden, um mit Subsidiaritätsrügen in Europa vorstellig zu werden!

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Graz hatʼs

Neueröffnung im Merkur City Office

Eine Partnerschaft, die nicht nur traditionsreich, sondern auch fit für die Zukunft ist, verbindet die Merkur Versicherung mit der Neutorapotheke. Nach Umbauarbeiten feierte diese am 12. Dezember ihre Neueröffnung. Seit 1917 befindet sie sich im „Haus der Kaufmannschaft“, dem ursprünglichen Hauptsitz der Merkur Versicherung. Neben der gemeinsamen Geschichte verbindet die Merkur Versicherung und die Neutorapotheke auch der Blick in die Zukunft und der Innovationsgeist, sich stets weiterzuentwickeln. Mit der Neueröffnung wurde auch das Lager mithilfe eines Roboters automatisiert. „Partnerschaften, die so lange bestehen, beruhen auf Vertrauen, Loyalität und Wertschätzung“, betont Vorstandsdirektor Christian Kladiva.

„Warten aufs Christkind“ am Flughafen Graz

Am 24. Dezember von 09:00 bis 13:00 Uhr heißt es am Flughafen Graz wieder „Warten aufs Christkind“. Damit das Christkind ungestört landen und abheben kann, um Geschenke zu verteilen, müssen alle großen und kleinen Kinder beschäftigt und abgelenkt werden. Deshalb erteilt es dem Flughafen Graz regelmäßig den Auftrag, für Unterhaltung und weihnachtliche Einstimmung zu sorgen. Und wenn das Christkind Aufträge verteilt, so sind diese ernst zu nehmen und auszuführen! Das Programm bietet eine Christkindl-Werkstatt mit tollen Bastelideen für den Christbaum und Weihnachtstisch; eine Kinder-Backstube mit weihnachtlichen Leckereien zum Selbermachen; Frederik Mellak erzählt Winter- und Weihnachtsmärchen für Erwachsene und Kinder ab fünf Jahren sowie Flughafenführungen, festliche Blasmusik und einen Weihnachtspunschstand.

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Adventtafel des Lions Club Graz-Forum

Ein festliches Essen unter Freunden in einem schönen Saal bei stimmungsvoller Musik: Für Menschen, die Armut und Ausgrenzung gewöhnt sind, ist das ein ganz außergewöhnliches und bereicherndes Erlebnis. Der Lions Club Graz-Forum ermöglichte dieses Erlebnis für Leib und Seele nun schon zum zweiten Mal für jene Menschen, die im Alltag von den Vinzi-Werken und der Caritas betreut werden. Jeweils 50 Bewohner, Gäste und Kunden der Grazer VinziWerke und 50 Gäste des Caritas-Marienstüberls waren am 8. Dezember zu einem Festessen in den Minoritensaal eingeladen, das die Gastrofamilie Grossauer zur Verfügung stellte. Weitere Sponsoren waren die Firmen Spar sowie Sorger. Den musikalischen Rahmen gestaltete Eddie Luis.

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Der SPÖ-Klub im Grazer Gemeinderat hat mit der einstimmigen Wahl von Daniela Schlüsselberger seit 29. November eine neue Vorsitzende. Die 39-jährige Wirtschaftsingenieurin übernimmt wie seit Längerem geplant die Funktion von Michael Ehmann, der sich schrittweise aus der Kommunalpolitik zurückzieht. Er bleibt noch bis zur Jänner-Sitzung Mitglied des Gemeinderates. Erste Gratulantin war SPÖ Graz-Regionalvorsitzende und LRin Doris Kampus, die Ehmann für sein langjähriges Engagement dankte. „Ich bedanke mich bei den Klubmitgliedern für das große Vertrauen. Gemeinsam werden wir die Grazer SPÖ wieder stark machen“, sagte Schlüsselberger, die die entscheidende Rolle der Grazer SPÖ innerhalb der regierenden Koalition hervorhob.

Fotos: Lions Club Graz-Forumr, Nikola Milatovic, SPÖ Graz, Land Steiermark / Binder

Treffen der Landesarbeitsreferenten in Graz

Die für Arbeitsmarktangelegenheiten zuständigen Landesrätinnen und Landesräte aus dem Burgenland (Leo Schneemann), Niederösterreich (Susanne Rosenkranz), Tirol (Astrid Mair) und Vorarlberg (Marco Tittler) berieten am 30. November und 1. Dezember 2023 auf Einladung der steirischen Sozial- und Arbeitslandesrätin Doris Kampus aktuelle Fragen zum Thema Arbeitsmarkt. Am Donnerstagabend nahm auch Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher an dem Treffen teil. Inhaltlich beschäftigte man sich unter anderem damit, wie personelle Ressourcen für den Arbeitsmarkt gewonnen werden können. So sollen mehr steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Anreize für ein Weiterarbeiten in der Alterspension geschaffen werden. �

Foto: Strobl

SPÖ-Gemeinderatsklub unter neuer Führung

Kurz im Gespräch mit Ernst Albegger, Regionaldirektor Hypo Vorarlberg Steiermark Welche Investments sind in Zeiten steigender Zinsen für Ihre Kunden mit Sicht auf mittelfristige Veranlagung interessant? Seit der eingeleiteten Zinswende waren bei Investoren insbesondere Qualitätsaktien, Festgelder sowie kurz laufende Anleihen bevorzugt. Inzwischen gehen viele Marktteilnehmer davon aus, dass wir den Zinsgipfel erreicht haben. Sollten wir bald erste Zinssenkungen sehen, könnten davon Unternehmen mit höherer Verschuldung (Growth-Titel) sowie Anleihen mit längeren Laufzeiten profitieren. Grundsätzlich hängen das Risiko und der langfristige Erfolg einer Anlage von der Portfoliostruktur ab. Wichtig ist der Einsatz der relevantesten Anlageklassen sowie eine breite Länderund Branchen-Diversifikation. Was hebt die Hypo Vorarlberg gegenüber dem Mitbewerb ab? Wir bieten unseren Kunden das, was zunehmend verloren geht: persönliche Beratung, verbunden mit hoher Fachkompetenz. Jeder Kunde hat eine zentrale Ansprechperson, die stets begleitend zur Seite steht – und das möglichst ein Leben lang. Wie wirken sich Entwicklung der Zinsen auf die Kreditnachfrage im Privat- bzw. Wohnbaubereich aus? Die Nachfrage nach Immobilienkrediten von Privaten ist rückläufig. Hauptursache sind jedoch nicht nur die gestiegenen Zinsen, sondern die seit 1. August 2022 geltenden Regelungen, gepaart mit der hohen Inflation und der Marktunsicherheit. Vereint machen diese Immobilienfinanzierungen deutlich schwieriger und aufwändiger. Es ist aber durchaus noch sinnvoll, sich zu Finanzierungen beraten zu lassen. Und da das Thema noch komplexer ist, als es ohnehin schon war, bekommt die persönliche Beratung noch größere Bedeutung.

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Graz hatʼs

Oberlandler spenden Bus für Familie Als der Verein Oberlandler Graz von dem Schicksal der Familie Sterner hörte, wollten seine Mitglieder unbedingt helfen. Leopold Sterner war bis zu einer Darminfektion völlig gesund, aber nach einer Notoperation erlitt er zwei Herzstillstände. Diese führten zu einer Hirnschädigung und schwerer Epilepsie. Nun braucht er 24-Stunden-Betreuung, was eine große Herausforderung darstellt. Durch die hohen Therapiekosten war es der Familie unmöglich, Geld für ein behindertengerechtes Auto anzusparen. In Kooperation mit dem Verein Steirer helfen Steirern, der Kronen Zeitung und der Pädagogin Gudrun Hödl wurde ein passender Bus der Gady Family finanziert, der am 8. September von Philipp Gady, Klaus Weikhard und Wolfgang Malik übergeben wurde.

Die am 13.12. im steirischen Landtag beschlossene Jagdgesetznovelle umfasst eine Vielzahl an Erweiterungen und Anpassungen an geänderte Rahmenbedingungen und den Vollzug von jagdrechtlichen Bestimmungen. So dürfen Wildschweine und Problemwölfe künftig mit Nachtzieltechnik bejagt werden. Auch der Schutz von Wildlebensräumen wird gestärkt. Gleichzeitig soll die nachhaltige Waldbewirtschaftung stärker in der Abschussplanung berücksichtigt werden. Die Forstbehörden werden in Zukunft in das Verfahren eingebunden. LRin Simone Schmiedtbauer, selbst Jägerin, und Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau begrüßen die Novelle: „Mit diesen Anpassungen wird das steirische Jagdrecht fit für die Herausforderungen der Zukunft.“

Landesprämierung Früchte- und Kletzenbrot

Die etablierte Brotbäuerin Margarethe Loibner aus Eibiswald holte sich nach 2012 heuer zum 2. Mal den Landessieg bei den Früchtebroten. Ihr Erfolgsrezept: nur natürliche Zutaten aus der Region, gekonnte Handwerkskunst sowie viel Erfahrung und Leidenschaft beim Backen. Kletzen- und Früchtebrote sind ein traditionelles und beliebtes Brauchtumsgebäck rund um die Weihnachtszeit. Auch in diesem Jahr gab es wieder eine ausgezeichnete Leistung von Siegbert und Siegmar Reiß von gleichnamigen Bauerhof-Heurigen Reiß in Eggersdorf – sie beeindruckten die Fachjury mit ihren Adventtalern und holten sich eine Goldene. Kriterien: Nur natürliche Zutaten und echtes Handwerk stehen für beste Qualität und hervorragenden Geschmack. 20 /// FAZIT JÄNNER 2024

Fotos: Foto Fischer, Land Steiermark / Strobl, Franz Suppan

Steirischer Landtag beschloss Jagdgesetznovelle


Foto: www.gimpel.at

KI macht Altglas-Sammelstellen nachhaltig sauber Mit der „Smart Collection Plattform“ werden Logistikprozesse in der Altglas-Sammlung optimiert und Kosten sowie CO 2Emissionen gesenkt. Ein smarter Algorithmus berechnet auf Basis von Füllstanddaten effizientere Routen zur Entleerung.

Kurz im Gespräch mit Mit der neuen Technologie können überfüllte Sammelstellen um 75 Prozent reduziert und so die Entsorgungsqualität gesteigert werden. Auch die Transportkilometer werden um rund 15 Prozent reduziert, was zur Dekarbonisierung der Altglassammlung beiträgt. Pionier der Altglassammlung Seit über 45 Jahren wird in Österreich Altglas gesammelt und recycelt. Saubermacher war wesentlich daran beteiligt, die getrennte Sammlung in der Steiermark zu etablieren. Diese Pionierrolle wird auch im Bereich Waste Intelligence zur Verbesserung der Sammel- und Verwertungswege weiterverfolgt. „Mit der Smart Collection Plattform schaffen wir wesentliche Verbesserungen. Überfüllte Müllsammelinseln gehören der Vergangenheit an und bedarfsgerechte Entleerung wird erstmals Realität. Ich bin Austria Glas

Recycling und dem AWV Graz-Umgebung dankbar für das Vertrauen, dieses Projekt gemeinsam umzusetzen. So betreiben wir aktiven Klimaschutz in der Region“, ist Hans Roth, Saubermacher-Gründer, von der umweltfreundlichen Lösung begeistert. Eva Koller, GF von Austria Glas Recycling, ist ebenfalls von dieser innovativen Entwicklung überzeugt: „Die Smart Collection Plattform verbindet menschliche Erfahrung mit künstlicher Datenintelligenz zu einer völlig neuen Dimension, aus der wir für das Glasrecyclingsystem schöpfen können. Wie ein optimales Glassammelsystem gestaltet sein soll, liegt im Auge der Betrachter. Bürger haben andere Anforderungen als Entsorger, Umweltschützer als Ökonomen. Es zählt zu unserem Alltag, ökologische, ökonomische und viele andere Aspekte möglichst ausgewogen zu berücksichtigen. Digitale Elemente helfen dabei, � diesem Anspruch gerecht zu werden.“

Hannes Schreiner,

GF Technopark Raaba Holding Wie sehen Sie die derzeitige Lage am Immobiliensektor? Die aktuelle Lage in der Immobilienbranche ist sehr düster und die teure Finanzierung wird so manche treffen. Wir gehen trotzdem unseren Weg weiter, weil wir gut abgesichert sind, trotz der Stagnation wollen wir weiter Gas geben: In Raaba haben wir einen Vermietungsstand von 80 Prozent bei unserem 30-Millionen-Projekt TPR7, in Grambach starten wir ein 26-Millionen-Projekt. Jede Million sichert in der Bauwirtschaft 50 Arbeitsplätze für ein Jahr. Was sind Eure aktuellen Pläne? Wir stehen in Verhandlungen, Kika-Leiner-Standorte zu kaufen und zu überlegen, welche Formen der Nachnutzung dort machbar wären. Es wäre sehr sinnvoll, diese Bauten, in denen sehr energieintensive Materialien stecken, wie Stahl, Beton oder Aluminium, einer nachhaltigen Weiterverwendung zuzuführen.

Foto: Saubermacher

Wie sehen Ihre langfristigen Visionen aus? Im Technopark Raaba planen wir eine städtebauliche Entwicklung mit Perspektiven bis hin zu den Jahren 2040, 2050 und 2060. Wir wollen schon jetzt für ausreichend Platz vorsorgen für Verkehrsanbindungen von S-Bahn, Straßenbahn etc. Leider fehlt es seitens der Politik oft an den notwendigen Visionen. Ein weiteres Thema ist bedingt durch den zur Verfügung stehenden Platz das Nachverdichten bzw. auch größere Bauhöhen. Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, zum Beispiel den Einsatz von Holzbauweise bei den Bürohochhäusern. Wir müssen langfristige Überlegungen anstellen, was mit dem Technopark in 30 Jahren sein wird, wer wird dann dort arbeiten oder wie könnte man den Raum auch für Hotels oder Wohnungen nutzen. Revolution in der Altglassammlung (v.l.) Andreas Opelt, COO Saubermacher; Eva Koller, GF AGR; Abfallberaterin Christiana Meßner und Saubermacher-Gründer Hans Roth FAZIT JÄNNER 2024 /// 21


Fazitgespräch Von Johannes Roth und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau

Zurück aus Brüssel Die Europäische Union quält uns mit immer mehr Bürokratie.

Wohnen und Lebensmittel werden immer teurer und die Politik steht

im Ruf, lieber ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen als die Probleme

der Bürger zu lösen. Wir haben Neolandesrätin Simone Schmiedtbauer

gefragt, welche Antworten sie auf die großen Fragen unserer Zeit hat.

22 /// FAZIT JÄNNER 2024




Fazitgespräch

Es gibt schönere Anlässe als den, dem Simone Schmiedtbauer

ihr Amt verdankt: Dass Johann Seitinger nach 20-jähriger Amtszeit seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen bekanntgegeben musste, war weder von ihr noch von Christopher Drexler

vorausgesehen worden. Seit Oktober hat sie eine Art Superressort mit komplexen Themen, die sehr schnell an Relevanz gewinnen.

Land- und Forstwirtschaft inklusive der dazugehörigen Schulen, Wohnbau, Wasser- und Ressourcenmanagement, Veterinärwesen und – neu – Gesellschaft. Letztes allein behandelt die Themen

Familie, Frauen und Gleichstellung, ältere Generationen und Jugend. Als Quereinsteigerin kann Schmiedtbauer auf eine reiche

Lebenserfahrung in unterschiedlichsten Bereichen verweisen: Als Bankangestellte einer kleinen Raiffeisenbank sind ihr die finanziellen Sorgen der Menschen durchaus bekannt. Als

Landwirtin weiß sie genau, wo die Bauern der Schuh drückt.

Die Erfahrung, die sie in der Verantwortung als Bürgermeisterin

sammeln konnte, sind ebenso wertvoll wie die Insights, die sie in vier Jahren Brüssel gewonnen hat. Jetzt muss sie zeigen, was sie

kann. Wie sie sich das in einem für die ÖVP nicht wirklich günstigen Stimmungsumfeld vorstellt, hat Simone Schmiedtbauer im letzten Fazitgespräch vor Weihnachten skizziert.

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Fazitgespräch

Den EU-Beitritt als Fehler zu bezeichnen, das muss ich als glühende Europäerin kategorisch ablehnen. Simone Schmiedtbauer Fru Landesrätin, unsere erste Frage ist naheliegend: Vermissen Sie die Rue Wierz? Oder haben Sie sich schon in die weihnachtliche Herrengasse verliebt? Natürlich liebe ich die weihnachtliche Herrengasse. Aber ich gestehe, dass dann und wann, wenn in den Medien irgendetwas von Brüssel zu hören ist, schon noch ein wenig Wehmut aufkommt. Ich glaube, das soll auch so sein. Ich habe den Job in Brüssel ja wirklich sehr, sehr gerne gemacht. Sie haben dort vor allem die Agenden der Landwirtschaft vertreten. Seit Österreich 1995 der EU beigetreten ist, ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich von 195.000 auf 109.000 gefallen. Man könnte meinen, hinsichtlich der landwirtschaftlichen Struktur Österreichs war der EU-Beitritt ein Fehler. Nein. Den EU-Beitritt als Fehler zu bezeichnen, das muss ich als glühende Europäerin kategorisch ablehnen. Aber klar, jeder Betrieb, der schließt – in welcher Sparte auch immer –, ist einer zu viel. Was uns Österreicher im europäischen Kontext von den anderen Mitgliedsstaaten enorm unterscheidet, ist unsere Kleinstrukturiertheit im landwirtschaftlichen Bereich. Wir sind quasi der Genussladen Europas. Und so wie unsere Landwirtschaft strukturiert ist, würde es sich auch der momentane Kommissar für ganz Europa wünschen. Wir mussten uns schon immer viel mehr spezialisieren und innovativ sein. Mit unseren Flächen können wir mit den Großen in Europa nicht mit. Wir wollen das auch gar nicht, denn nicht die Menge ist entscheidend, sondern die Qualität. Damit zusammenhängend ist übrigens auch, wie nachhaltig man wirtschaften kann. Da spielen wir in der obersten Liga in Europa mit. Medien und Konsumenten fordern das natürlich. Sowohl was ökologische Standards und natürlich auch die Tierwohlstandards angeht. Aber die Konsumenten sind halt nicht bereit, das zu bezahlen. Was kann die Landesregierung hier in ihrer Rolle als Agrarlobbyistin – und als solche würden wir ja im europäischen Kontext ja auch Ihr Ressort verorten – tun? Es gilt ja, auch für die Bauern höhere Preise durchzusetzen. Wobei, im Moment haben sie es ohnehin. Ah, stopp!

Bauern haben im Vorjahr so viel verdient wie noch nie. Zwanzig Prozent Einkommenszuwachs bei zehn Prozent Inflation. Ja, genau. Und jetzt schauen wir uns an, wie viele Jahre sich absolut nichts bewegt hat! Das waren mindestens zehn, wenn nicht gar fünfzehn Jahre. Ich danke für diese Ansage, denn da erwacht mein Kampfgeist! Bitte, gerne … Man kann sich anschauen, wie niedrig die Einkommen der Landwirte zum Teil trotz allem sind. Es sei denn, sie sind in der Direktvermarktung, denn da kann man den Preis selbst stärker mitbestimmen – es kann aber nicht jeder in die Direktvermarktung.

Was sich in diesen letzten zehn, fünfzehn Jahren an Durststrecke ergeben hat, ist beachtlich. Gönnen wir ihnen das doch bitte und unterstützen wir sie.

Tun wir. Die Frage war, was kann man tun, um faire Preise durchzusetzen? Wir müssen diese Themen zunächst sehr aktiv ansprechen, wir müssen sie ganz offen diskutieren. Dazu gehört auch meine etwas zynische Frage, ob Lebensmittel nicht noch zu billig sind, wenn wir uns die Lebensmittelverschwendung anschauen. Deshalb auch die Lebensmittelstrategie, die ich initiiert habe. Man muss schon bei der Jugend mit der Sensibilisierung beginnen. Und es geht dabei auch nicht nur um die Produkte der Bauern, sondern zum Beispiel auch darum, dass man die Geschäfte in der Innenstadt unterstützt. Die Frage, ob ich noch einkaufen gehe und mein Geld in den lokalen Geschäften ausgebe, oder ob ich bei den großen Internethändlern bestelle, die natürlich ein perfektes Service anbieten, ist wesentlich. Kann ich ja machen, nur darf ich mich nicht wundern, wenn dann alles in meiner Umgebung zusperrt. Sie haben die Lebensmittelstrategie angesprochen. Wie weit sind Sie da? Wie ist der Fahrplan? Wir haben jetzt unser Team einmal zusammen. Ganz wichtig ist für uns da zum Beispiel die Landwirtschaftskammer, denn da haben wir die Experten sitzen. Wir werden aber auch von der Wissenschaft begleitet. Und wir haben auch die Wirtschaftskammer mit dabei. Das heißt, das ist jetzt die große Strategiegruppe. Jetzt wird das Projekt ausgeschrieben und im Jänner starten wir. Natürlich werden auch da alle Parteien im Haus mit eingebunden.

Welches Ziel hat die Strategie? Dass wir zunächst einmal alle Daten erheben. Die sind über alle Bereiche verstreut. Aber es gibt keine Stelle, wo das Ganze zusammengeführt wird. Die sind dann die Grundlage für den Fahrplan für die künftige Landwirtschaft. Die Frage ist, wie soll oder kann Landwirtschaft in den nächsten zehn Jahren ausschauen? Wir brauchen eine Richtschnur, einen Leitfaden für weitere Entwicklungen. Eben zum Beispiel beim Thema Bodenverbrauch oder Lebensmittelverschwendung. Aber auch die Frage, wie wir mit dem Wasser umgehen werden, müssen wir beantworten. Denn Wasser wird kostbarer als Gold werden, sage ich immer. Das wird oft beschmunzelt. Aber all diese Aspekte müssen sich in dieser Strategie wiederfinden. Apropos Wasser: In den letzten Jahren wurden mehrere großdimensionierte Wassertransportleitungen gebaut, um dem Wassermangel in der Ost- und Südoststeiermark entgegenzuwirken. Gerade die Landwirtschaft braucht ja viel Wasser. Reichen die Kapazitäten aus? Und droht nicht inzwischen auch im Bergland und in den obersteirischen Tälern Trockenheit? Natürlich. FAZIT JÄNNER 2024 /// 27


Fazitgespräch Haben wir das Wasser noch, das wir brauchen? Momentan haben wir das Wasser. Voriges Jahr war ein gutes, war ein feuchtes Jahr. Wobei wir einige Bereiche gehabt haben, die ganz schön unter der Trockenheit zu leiden hatten. Momentan passt alles und reicht alles. Aber wir sind in intensiven Gesprächen, um Möglichkeiten des Ausbaus voranzutreiben. Sicher ist sicher.

Wenn man mit Trockenheit rechnet: Kann der Mais dann als »Brotfrucht« für die Bauern in Südoststeiermark bleiben oder werden die was anderes anbauen müssen? Ja, Mais ist für uns einfach immens wichtig. Da brauchen wir gar nicht reden. Mit der Fruchtfolge, die einzuhalten ist, und Schädlingen und vielem mehr ist eine Herausforderung. Seien wir froh über jeden Maisacker! Außerdem ist die Maispflanze eine sehr wichtige, was die Speicherung betrifft. Nur, das ist eigentlich noch gar nicht durchgedrungen. Mais ist einfach zu Unrecht so ein bisschen negativ behaftet. Mais und Kürbis, die steirische Fruchtfolge! Das führt uns zu einer weiteren Frage im Kontext mit dem Klimawandel. Als Wohnbaulandesrätin sind Sie auch für eine ganze Menge Wohnraum verantwortlich. Das EU-Parlament hat beschlossen, dass sämtliche der EU bis 2050 klimaneutral sein müssen. Bis 2033 müssen die Hälfte unserer Wohnungen energie-technisch saniert werden. Und in den 17 Jahren danach alle anderen. Eine enorme, kostenintensive und logistisch herausfordernde Maßnahme. Wie soll das gehen? Ich habe dagegen gestimmt. Aus dem einfachen Grund, weil das für ganz viele Menschen unmöglich ist. Diejenigen, die die finanziellen

Möglichkeiten haben, die werden ihr Gebäude dämmen, sanieren etc. Die, die das Geld nicht haben, müssen dann zu irgendeiner Stelle gehen. Also so wurde mir das von den anderen Parteien dann gesagt: Ist eh kein Problem, wenn man das Geld nicht hat, dann muss man halt um Ausnahme ansuchen. Und ich habe dann versucht zu erklären, dass ich als ehemalige Bürgermeisterin weiß, denen, denen es wirklich schlecht geht, die kommen nicht. Die müssen dann ja auch einer dritten Person gegenüber erklären – oder irgendwie einen Nachweis erbringen –, dass sie sich das nicht leisten können. Das ist der absolut falsche Weg. Wieder so eine Zwangsverordnung, die nicht zu Ende gedacht ist.

Und in Brüssel sind Sie mit dieser Argumentation nicht durchgedrungen? Der Gedanke war gut, denn wenn wir sanieren, können wir Energie sparen. Das ist unbestritten. Nur, da muss ich sagen – ich hatte das ja nicht zu verantworten, das waren andere –, aber die Steiermark ist mit diesbezüglichen Förderungen absoluter Spitzenreiter. Ich spreche von der Sanierungsförderung neu, der kleinen Sanierung und vielem mehr. Das ist der richtige Weg. Aber einfach zu sagen, das Gebäude entspricht nicht und ist jetzt zu sanieren – das geht so nicht. Schauen wir uns an, wie viele sich ein altes Haus gekauft haben, gerade in der Corona-Zeit, und geplant haben, das sukzessive herzurichten. Immer wenn sie ein bisschen Geld haben. So wie man es früher gemacht hat, mit enorm viel Eigenleistung. Jetzt sehen wir uns an, wie sich die ganze Kreditsituation verändert hat – und dann stehst du von heute auf morgen da, dein Gebäude entspricht den Anforderungen nicht mehr und du hast zu sanieren? Super.

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Fazitgespräch Der private Wohnbau ist eigentlich zum Erliegen gekommen, nicht nur wegen der Inflation, sondern auch wegen der KIM-Verordnung. Die gilt für ganz Europa, aber in Österreich besonders. Verantwortlich dafür sind offensichtlich zwei Beamte in der Finanzmarktaufsicht, die hier wieder einmal Goldplating betreiben. Finanzminister Brunner sagt ja, er kann nichts machen. Wie geht es Ihnen da dabei? Da geht es mir sehr schlecht, weil diese KIM-Verordnung uns auch in Brüssel massivst beschäftigt hat. Und auch da war ich dagegen. Ich meine, ich komme auch aus dem Bankenbereich. Wie sollst du es heute, in einem Umfeld, in dem sich die Zinsen sowieso von einem Extrem ins andere bewegen, wie soll ich heute als junger Mensch mir ein Eigenheim schaffen? Und dadurch einen Ansporn haben, auch arbeiten zu gehen und Leistung zu erbringen? Wenn ich 20 Prozent Eigenmittel auftreiben muss, was ein Ding der Unmöglichkeit ist. Ich verstehe es nicht!

Man müsste also dieses Goldplating wieder aufweichen … Also, soweit ich das mitbekomme, gibt es sehr intensive Gespräche. Aus allen Bereichen. Das hoffe ich inständigst, dass sich da was tut. Wir können uns jetzt entscheiden, entweder nehmen wir es hin, dass es Tausende von Arbeitslosen gibt und die Firmen in Konkurs gehen müssen, es sei denn, der der Staat springt wieder einmal ein. Oder wir lassen sie – die Bauträger – das tun, was sie können. Nämlich arbeiten. Bauen. Und für Arbeitsplätze sorgen. Dann haben wir ein großes Problem weniger. Ein anderes Thema, das aus der EU kommt und uns hier massiv beschäftigt, ist der Freihandel. Er ist die einzige Möglichkeit, die Werte

und Ziele der EU in die Welt zu tragen, denn militärisch wollen, können und sollen wir natürlich nichts tun. Sie sind massiv gegen das Mercosur-Abkommen aufgetreten. Warum? Weil die Geschädigten bei diesem Handelsabkommen die Landund Forstwirtschaft ist. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe immer gesagt, doch, wir können nicht mit. Und da geht es genau um diese Punkte, die für uns von immenser Bedeutung sind. Nur einmal, um eines klarzustellen, ich bin für Handel. Ich bin für fairen Handel. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das ist kein fairer Handel. Denn wir haben in Europa die größten Auflagen und nur Bürokratie, sodass wir ganz viele Betriebe, egal ob Land-, Forstwirtschaft, Wirtschaft, Industrie, vielleicht zum Aufgeben zwingen, weil sie mit diesen Auflagen nicht mitkönnen. Ja, aber das müssten sie ohne diesen Handel auch … Okay, und dann machen wir Handelsverträge mit anderen Staaten, wo wir uns um die sozialen Standards dort absolut keine Sorgen machen? Es geht auch um Bodenverbrauch, Verbrennung von Regenwald und vieles mehr. Um Pflanzenschutz – diese ganze Debatte, die ich nicht mehr hören kann. Da werden Mittel verwendet, die bei uns seit zehn, zwanzig Jahren verboten sind. Abgesehen davon wird keines der Produkte mit der Brieftaube eingeflogen. Also stehen Klima, Umweltschutz, Klimaneutralität und vieles mehr auf dem Spiel. Wenn es einen Industriezweig betreffen würde, so wie jetzt die Bauern, würde ich genauso gegen Mercosour sein. Weil ich will, dass Produktion in der Steiermark, in Österreich, in Europa möglich gemacht wird. Und was machen wir? Auflagen, Auflagen und die an den Schalthebeln kapieren

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Simone Schmiedtbauer wurde 1974 in Graz geboren. Die Karriere als Politikerin war der Hitzendorferin beileibe nicht in die Wiege gelegt worden. Ihre Matura machte sie 1992 am Gymnasium der Schulschwestern in Graz-Eggenberg, gleich anschließend ließ sie sich zur Bankkauffrau in einer Grazer Filiale der Volksbank ausbilden. Schon 1993 wurde sie stellvertretende Filialleiterin der Volksbank Graz-Bruck, drei Jahre später wechselte sie zur Raiffeisenbank in Hitzendorf. Im Jahr 2000 tauschte sie ihren Schreibtisch bei der Bank mit dem Fahrersitz auf dem Traktor. Gemeinsam mit ihrem Mann übernahm sie einen Schweinemastbetrieb als Landwirtin und Direktvermarkterin. 2010 begann sie, sich zusätzlich politisch zu engagieren. Als Quereinsteigerin wurde sie in den Gemeinderat von Hitzendorf gewählt und zur Vizebürgermeisterin bestellt. 2014 war sie dann selbst Bürgermeisterin, begleitete die Gemeindestrukturreform als Regierungskommissärin und später Bürgermeisterin. Parallel dazu machte sie Karriere beim Bauernbund, der sie 2019 als Kandidatin für das EU-Parlament nominierte. Seit Oktober 2023 ist sie Landesrätin für Land- und Forstwirtschaft einschließlich land- und forstwirtschaftlicher Schulen, Wohnbau, Wasser- und Ressourcenmanagement und Gesellschaft. Schmiedtbauer ist verheiratet und ist Mutter von zwei Töchtern.


Fazitgespräch

Alles, was so als Wunderwuzzi daherkommt, ist mir immer schon ein bisschen unheimlich gewesen.

Simone Schmiedtbauer

nicht, dass wir uns eigentlich nur in mehr Abhängigkeit begeben. Das müsste einmal zu Ende gedacht werden. Aber sie denken es halt nicht zu Ende. Angeblich sollen die gleichen Standards gelten. Also, das war meine erste Frage in Brüssel, die ich gestellt habe: Wenn wir schon ein Freihandelsabkommen jetzt nur in Bezug auf die Landwirtschaft haben, mit gleichen Spielregeln und Forderungen, gelten dann auch die gleichen Standards wie bei uns? Nur: Das geht nicht. Das ist rechtlich nicht möglich. Es gibt aber auch Beispiele, wo das gut klappt. Zum Beispiel haben wir mit Neuseeland ein sehr gutes Abkommen. Die haben Standards wie wir in der Lebensmittelproduktion. Und da gab es auch noch keinen Aufschrei.

Apropos Aufschrei: Wie geht es Ihnen dabei, wenn Sie hören, dass die Allgemeinheit inzwischen glaubt, dass jeder ÖVP-Politiker korrupt ist? Dass das Vertrauen nicht mehr so kommt von den Leuten, wie es früher war. Was kann man tun? Ein gutes Beispiel und ein Vorbild sein. Vorbild ist schon übertrieben, weil eigentlich den Job so zu machen, wie er ist – ohne irgendwelche Scharmützel und Geschichten, Eigenvorteile, die absolut nicht angebracht sind – das ist Grundvoraussetzung. Ich glaube, dieses Phänomen spürt jeder, vor allem, wenn wieder irgendwas in den Medien war. Das tut uns allen weh, nicht nur den ÖVP-Politikern. Denn wenn wir in der Geschichte nur ein paar Monate zurück gehen, wieder zurück nach Brüssel, da war es die Vizepräsidentin Eva Kaili, eine Sozialistin aus der griechischen PASOK-Partei, der man gravierende Korruptionsvorwürfe gemacht hatte. Da war es egal, wo ich hingekommen bin – jeder hat nett, schmunzelnd, aber doch gefragt, wo denn mein Geldkoffer sei. Und was antwortet man auf solche zweifelhaften Scherze dann? Ich hab immer gesagt, der Koffer sei schon im Auto. Aber das tut dir weh, weil ich für mich weiß, wie ich den Job mache. Ich weiß, dass ich eine weiße Weste habe; ich hab ja schon ein schlechtes Gewissen, wenn mir ein Imker einen Honig mitbringt. Den teile ich mit meinem Team. Ich hab das immer so gehandhabt. Und wenn ich in Brüssel von irgendwoher Besucher gehabt habe, lade einmal prinzipiell ich ein. Wenn ich das Geld nicht habe, dann habe ich in der Arbeit irgendwas falsch gemacht. Ich sehe das auch ganz entspannt. Ich darf Politik machen, aber ich muss

nicht Politik machen. Weil ich daheim einen Betrieb habe, den wir sofort wieder hochfahren könnten. Das ist wirklich sehr entspannend. Es gibt so viele Politiker, die sich niemals etwas zu Schulden kommen lassen haben und die ihren Job gut machen. Aber über die wird halt einfach nicht geredet.

Keine Frage, soweit es Sie persönlich betrifft. Aber Sie gehören einer Partei an, die jetzt seit bald vier Jahrzehnten ununterbrochen in der Regierung ist. Und Macht korrumpiert – in vier Jahrzehnten schleichen sich offenbar eine Menge unschöne Dinge ein. Ja. Aber Integrität ist eine Charaktersache. Wir können so viele Regeln aufstellen, wie wir wollen, das haben wir auch in Brüssel dann auch gemacht. Regeln aufgestellt und verschärft. Du musst mittlerweile einen Mitarbeiter dazu abstellen, glaube ich, der alles dokumentiert, aufzeichnet und meldet. Aber so viele Regeln gibt es nicht, dass man das vermeiden kann. Entweder hast du Charakter oder du hast keinen. Wer will, der wird immer irgendwo ein Schlupfloch finden. Das ist doch wie bei jedem anderen auch: Wenn einer irgendwen irgendwo betrügen will, dann wird er einen Weg finden. Es passiert auch manchmal offenbar einfach, ohne dass es bewusst gemacht wird.

Wenn hier eine andere Landesrätin sitzen würde, und ein René Benko verspricht ihr das Blaue vom Himmel – was macht man dann? In Hamburg hat er sein Projekt mit Olaf Scholz als Bürgermeister gemacht, in Wien hat er es mit Kurz gemacht. Wären Sie in der Lage, dem mit der gleichen kritischen Distanz zu begegnen wie einem anderen? Ich bin da relativ unbeeindruckt und habe noch nie bei den Menschen einen Unterschied gemacht. Und egal ob das jetzt eine Raumpflegerin ist, ein Koch oder sonst irgendwas. Ich bin vielleicht sogar bei Menschen, die so enorm durch die Decke schießen, noch zurückhaltender. Alles, was so als Wunderwuzzi daherkommt, ist mir immer schon ein bisschen unheimlich gewesen. Alles, was ich in der Politik habe, ist nur ein geliehener Titel auf Zeit. Nicht mehr und nicht weniger. Im Grunde ist es nur ein Job, für den ich bezahlt werde. Dafür wird von mir erwartet, dass ich das Beste gebe und dass ich hackel. Liefern kannst du nur, solange es Spaß macht. Wenn es nicht mehr Spaß macht, dann ist es Zeit zu gehen. Frau Schmiedthofer, vielen Dank für das Gespräch.

FAZIT JÄNNER 2024 /// 31


Steuerboard

KI auf dem Sprung zum Business-Tool

Der amerikanische SAP-Developer Black-Line hat weltweit Führungskräfte zu KI-Anwendungen befragt. Die Bereitschaft, Arbeitsabläufe mithilfe künstlicher Intelligenz zu vereinfachen, ist groß, doch sehr oft fehlt es an den erforderlichen technischen Fähigkeiten. Mag. Alexander Hofer

Die Führungskräfte sind weltweit der Meinung, dass moderne Unternehmen neue Technologien wie KI einsetzen müssen, um ihre Finanzabläufe zu rationalisieren. Allerdings bestätigen viele, dass es ihnen an der erforderlichen Performance zur Umsetzung fehlt. Die überwiegende Mehrheit der Befragten gab an, dass Cloud Computing (80 Prozent), generative KI (78 Prozent) und neue Arten von KI (76 Prozent) von entscheidender Bedeutung sind, um die Resilienz von Unternehmen angesichts künftiger Disruption zu verbessern. Der derzeitige Fachkräftemangel und fehlende Kenntnisse in diesen neuen Technologien könnten jedoch Qualifikationslücke offenbaren. Ein Drittel der Befragten (34 Prozent) nannte die Fähigkeit, neue Technologien oder Software zu nutzen, als Schlüsselqualifikation, damit ihr Unternehmen angesichts disruptiver Ereignisse agil bleibt. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) gab an, dass die Einführung von KI und anderen neuen Technologien jedoch problematisch sei, weil ihre Organisationen nicht über die richtigen Fähigkeiten verfügen oder nicht in der Lage seien, diese zu entwickeln. Auf die Frage, in welchen Bereichen sie von KI positive Auswirkungen auf ihre Branche erwarten, nannten die Befragten folgende Aspekte: eine bessere Audit-Fä-

In der Regel verortet man Spenden im Privatbereich. Sie sind im Rahmen der Sonderausgaben steuerlich abzugsfähig, soweit sie 10 % des aktuellen Jahreseinkommens nicht übersteigen. Sie dürfen nur an beim Finanzamt registrierte Empfänger geleistet werden, außer sie sind im Gesetz selbst schon genannt (wie Museen oder Behindertensportdachverbände). Eine Liste findet sich auf der Webseite des BMF. Die Berücksichtigung in der Steuererklärung selbst findet automatisch mit den von der Organisation beim Finanzamt eingemeldeten Daten statt. Aber auch aus dem Betriebsvermögen (z. B. einer GmbH) geleistete Spenden an begünstigte Institutionen sind bis maximal 10 % des Gewinns des laufenden Wirtschaftsjahres steuerlich absetzbar. Um heuer wirksam zu werden, müssen sie bis spätestens 31.12.2023 geleistet werden. Darüber hinaus sind ohne Begrenzung(!) Geld- und Sachspenden im Zusammenhang mit der Hilfestellung bei nationalen und internationalen Katastrophen (wie Hochwasser, Lawinen) absetzbar. Auch Kriege, Terroranschläge und sonstige humanitäre Katastrophen gelten als Anlässe. Der Abzug bedingt eine entsprechende Werbewirksamkeit z. B. durch Erwähnung auf der Homepage oder in Inseraten oder Werbeprospekten. Von Spenden zu unterscheiden ist das Sponsoring diverser gemeinnütziger, kultureller, sportlicher und ähnlicher Institutionen wie Opern, Museen und Sportvereinen, mit dem eine angemessene Gegenleistung in Form von Werbeleistungen verbunden sein muss. Frohe Weihnachten!

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Graz Feldbach Rosental

Fotos: Mike Mac Kenzie, Steve Jurvetson, Regina Aigner/BKA

Weihnachtszeit ist Spendenzeit

32 /// FAZIT JÄNNER 2024

higkeit, um die Identifizierung von Mustern und die Erkennung von potenziellem Betrug oder Fehlern zu erleichtern; die Fähigkeit, große Mengen von Finanzdaten zu analysieren, um Lücken bei der Einhaltung der Compliance zu ermitteln; eine bessere Analyse historischer Finanzdaten zur Prognoseoptimierung. Europäer sind skeptischer gegenüber KI Während die Reaktion auf die KI-Technologie insgesamt positiv ausfiel, gab es deutliche Unterschiede zwischen den Regionen. Die Befragten in den USA zeigten sich am zuversichtlichsten. 91 Prozent glauben, dass KI die Unternehmen wirksam auf eine Disruption vorbereiten könnte. Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen unter den europäischen Befragten geringer, wobei die Prozentsätze von 72 Prozent im Vereinigten Königreich bis 57 Prozent in Deutschland reichten. Gleichzeitig räumen die meisten Unternehmen ein, dass es ihnen an Fachwissen in diesen neuen Technologien fehlt. 62 Prozent gaben an, dass sie nicht über genügend Teammitglieder mit fundierten technischen Kenntnissen verfügen, um komplexe Buchhaltungsprobleme zu erkennen und zu lösen. Nur etwa ein Drittel der Befragten bestätigt, dass ihre Finanzabteilungen über ausreichende Fähigkeiten in Bezug auf strategisches Denken und die Fähigkeit zur Datenanalyse verfügen.


Investor

VON JOHANNES TANDL

Bill Gates und Will Finanzminister Arabische Emirate Brunner Pendlersetzen auf Flüssig- pauschale und salz-Atomreaktoren Dieselprivileg abschaffen? Die VAE unterzeichneten auf der Cop 28 ein Abkommen mit dem von Bill Gates gegründeten Atomkonzern „Terrapower“ zum Bau moderner Natrium-Atomreaktoren auf Flüssigsalzbasis. Bei diesem Reaktortyp ist der Kernbrennstoff in flüssiger Form gleichmäßig im Primärkreislauf des Reaktors verteilt, eine Kernschmelze ist damit ausgeschlossen, weil das Uranchlorid bereits verflüssigt ist. Der Microsoft-Gründer will gemeinsam mit dem staatlichn Nuklearunternehmen der Vereinigten Arabischen Emirate die Entwicklung moderner Reaktoren vorantreiben. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen ihre Kernenergiekapazitäten massiv ausbauen. Die Markteinführung fortschrittlicher Nukleartechnologien sei, so Chris Levesque, CEO von TerraPower, von entscheidender Bedeutung, um die globalen Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen derzeit über ein traditionelles Kernkraftwerk in der Nähe von Abu Dhabi, das 2020 mit der Stromproduktion begann. Im Jahr 2021 beschloss Terrapower den Bau eines Versuchsreaktors auf Flüssigsalzbasis im US-Bundestaat Wyoming. Dieser soll eine Leistung von 345 bis zu 500 Megawatt erbringen und 2030 ans Netz gehen.

Die Pendlerpauschale und das sogenannte Dieselprivileg werden wie die Steuerbefreiung von Kerosin zu den sogenannten klimaschädlichen Subventionen gezählt. Auf der „Cop 28“ in Dubai kündigten die Niederlande eine Initiative an, um auf G20-Ebene sämtliche klimaschädlichen Subventionen abzubauen. Neben Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Kanada, Luxemburg und Spanien hat sich auf Initiative von Finanzminister Magnus Brunner auch Österreich dem niederländischen Vorstoß angeschlossen. In Österreich schätzt das Wifo die sogenannten klimaschädlichen Subventionen auf etwa 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro jährlich. Dass ausgerechnet ein ÖVP-Minister das Pendlerpauschale in Frage stellt, mutet dennoch seltsam an. Klimaministerin Leonore Gewessler freut sich über den Plan des Finanzministers.�

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 33


Kleine und noch kleinere Unternehmer Worauf Kleinunternehmer noch vor dem Jahresende achten sollten und warum „klein“ im Steuer- und Sozialversicherungsrecht ein gar nicht einheitlicher Begriff ist, erfahren Sie hier. Zahlen? Aber richtig! Einnahmen und Ausgaben, die 15 Tage vor oder nach dem Jahresende bezahlt werden, jedenfalls dem Jahr zuzurechnen sind, zu dem sie wirtschaftlich gehören. Diese Dispositionen sind im Jahr 2023 besonders wirksam, da ab 2024 folgende nachhaltige Steuerentlastungen greifen:

- Senkung der 3. Tarifstufe der Einkommensteuer von 41 % auf 40 % und - Valorisierung der Tarifgrenzen im Rahmen der Abschaffung der „kalten Progression“. Tendenziell sollten Sie daher Ausgaben (sofern eine Gewinnsituation vorliegt)

Foto: Hofer Leitinger Steuerberatung

Einnahmen-Ausgaben-Rechner können durch Vorauszahlungen für z. B. Waren einkäufe, Mieten 2024 oder GSVG-Beitragsnachzahlungen für das Jahr 2023 und Verschieben von Einnahmen in das Folgejahr ihren Gewinn steuern. Achten Sie allerdings darauf, dass regelmäßig wiederkehrende

Steuertipps von den Experten: Helmut Leitinger, Nadja Hubmann und Alexander Hofer

34 /// FAZIT JÄNNER 2024

34 /// FAZIT JUNI 2023


noch 2023 tätigen und Einnahmen möglichst in das Jahr 2024 verschieben. Noch in diesem Jahr getätigte Investitionen berechtigen über die Abschreibung hinaus zur Geltendmachung eines investitionsbedingten Gewinnfreibetrags oder alternativ zu einem 10 bis 15%igen Investitionsfreibetrag, berechnet von den Anschaffungskosten. Der Kleinunternehmer in drei Akten Ich war versucht (durch den Advent inspiriert), den Begriff der Dreieinigkeit in der Überschrift für die Ausführungen zum Kleinunternehmer in den drei Rechtsbereichen Umsatzsteuer, Einkommensteuer und Sozialversicherung zu verwenden. Allein, nichts wäre irreführender gewesen. Denn während ein Merkmal der Trinität die Vereinigung ist, ist es beim Klein(st) unternehmer die Differenzierung. Erster Akt: Der umsatzsteuerliche Kleinunternehmer Unternehmer mit einem Jahres-Nettoumsatz von bis zu € 35.000 sind von der Umsatzsteuer befreit, was zumeist ein Vorteil ist, wenn Ihre Kunden Privatpersonen sind. Sie haben die Grenze schon überschritten? Das kann teuer werden, weil die Leistungen des gesamten Kalenderjahres umsatzsteuerpflichtig werden. Dann fließen gleich einmal 16,67 % Ihrer Einnahmen als Umsatzsteuer an das Finanzamt. Die mögliche Rettung liegt im Detail: Je nach anzuwendendem Umsatzsteuersatz ist die jährliche Umsatzgrenze bei grundsätzlich 20%igen Umsätzen (wie z. B. bei Nagelpflege) tatsächlich € 42.000 (und € 38.500 bei grundsätzlich 10%igen Umsätzen, wie z. B. bei Wohnungsvermietung). Und einmal in fünf Jahren darf die Grenze im Rahmen einer Toleranzregel noch einmal um weitere 15 % überschritten werden. Achtung: Eine Inflationsanpassung der Umsatzgrenze ist nicht vorgesehen. Preis-

erhöhungen, die Ihren Umsatz pushen, ohne dass Sie tatsächlich mehr „Geschäft“ gemacht haben, können bei der aktuellen Inflation sehr schnell zur Umsatzsteuerpflicht führen. Manchmal ist es sinnvoll, mittels Antrags auf die Steuerbefreiung für Kleinunternehmer zu verzichten. Das ist der Fall, wenn die Kunden selbst umsatzsteuerpflichtige und vorsteuerabzugsberechtigte Unternehmer sind. Außerdem geht mit der Umsatzsteuerpflicht das Recht auf Vorsteuerabzug einher, was insbesondere bei hohen Investitionen ein Vorteil ist. Das ginge auch noch für das laufende Jahr und umso mehr, wenn Ihre (vorsteuerabzugsberechtigten) Kunden einer Rechnungsberichtigung zustimmen und Ihnen auch die Umsatzsteuer nachzahlen. Achtung: Der Verzicht bindet Sie allerdings für fünf Jahre. Zweiter Akt: Der einkommensteuerliche Kleinunternehmer Kleinunternehmer dürfen bei der Gewinnermittlung die Betriebsausgaben pauschal mit 45 % der Betriebseinnahmen bzw. mit 20 % bei Dienstleistungsbetrieben ansetzen. Die Pauschalierung ist erlaubt, wenn die umsatzsteuerrechtliche Kleinunternehmerregelung anwendbar ist (sie muss aber nicht angewendet werden). In der Einkommensteuer ist zusätzlich eine Überschreitung der Umsatzgrenze um weitere € 5.000 gestattet. Also: €42 000 zuzüglich € 5 000 ergibt € 47 000. Oder € 48 000? Oder unter Anwendung der Toleranzregel gar € 54 300? (siehe erster Akt). Nun, da ist man sich selbst in Fachkreisen noch nicht ganz einig. Neben den pauschalen Betriebsausgaben dürfen Sie noch Sozialversicherungsbeiträge, das Arbeitsplatzpauschale sowie 50 % der Kosten für ein auch betrieblich genutztes „Öffi-Ticket“ abziehen. Der Gewinn-Grundfreibetrag steht ebenfalls zu. Was (k)ein

Dienstleistungsbetrieb ist, kann in einer Verordnung nachgelesen werden (BGBl. II Nr. 615/2020). Außerdem: Bestimmte Kleinunternehmer sind von der Pauschalierung ausgeschlossen, wie z. B. Vermieter, Geschäftsführer und Aufsichtsräte. Tipp: Die Pauschalierung ist bei nebenberuflichen Tätigkeiten als Vortragender oder Autor tendenziell vorteilhaft. Dritter Akt: Der sozialversicherungsrechtliche Kleinstunternehmer Gewerbetreibende sowie (Zahn-)Ärzte können bis spätestens 31.12.2023 rückwirkend für das laufende Jahr die Befreiung von der Kranken- und Pensionsversicherung nach dem GSVG beantragen, wenn die steuerpflichtigen Einkünfte 2023 maximal € 6.010,92 betragen und der Jahresumsatz 2023 aus sämtlichen unternehmerischen Tätigkeiten unter der umsatzsteuerlichen Kleinunternehmergrenze liegt. Antragsberechtigt sind insbesondere Unternehmer, die das 57. Lebensjahr noch nicht vollendet und maximal 12 Monate GSVG-Pflicht in den letzten fünf Jahren haben, sowie Personen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben. Achtung: Der Antrag für 2023 muss spätestens am 31.12.2023 bei der SVS einlangen. 2023 bereits Leistungen aus der Krankenversicherung bezogen? Die Befreiung von KV-Beiträgen gilt erst ab Einlangen des Antrags. Hinweis: Die Ausführungen dienen dem Überblick, die Realität ist leider komplexer. Für Details und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Steuerberater. Weitere Steuertipps finden Sie unter www.hoferleitinger.at oder in unserem Podcast STEUERAFFE unter www.steueraffe.at.

FAZIT JÄNNER 2024 /// 35


Kiendler steigt zum größten privaten Energielieferanten auf Mit dem Kauf des oststeirischen Energieversorgers Lugitsch erfolgte vor kurzem der wohl bedeutendste Expansionsschritt in der über 300-jährigen Geschichte der Firma Kiendler mit Sitz in Ragnitz. Mit dem Kauf des Stromnetzes und Energiehandels von E-Lugitsch in Feldbach versorgt Kiendler mit seinem erweiterten Stromnetz nun 23.000 Kunden, und ist damit der größte private Energielieferant Österreichs. In Ragnitz selbst soll ein neues Kraftwerk entstehen. Weder für Kiendler noch für die bisherigen Lugitsch-Kunden soll sich nach Auskunft des Unternehmens in Zukunft etwas ändern – außer dass man ihnen durch die breitere Aufstellung bei den Preisen noch mehr Stabilität bieten kann. Ebenso wie Kiendler kann E-Lugitsch auf eine lange Tradition als Stromversorger zurückblicken. Ausgerechnet zum 110-jährigen Jubiläum in dieser Geschäftssparte wurde das Feldbacher Unternehmen wegen seines hohen Zukaufanteils von den Strompreisschwankungen auf dem falschen Fuß erwischt.

Foto: Kiendler / Robert Lenhard

Regionale Versorger mit Tradition Die beiden Familienbetriebe sind seit langem Nachbarn und als Energieversorger tätig. „Da läuft man sich schon öfter über den Weg, zumal der Geschäftsführer Florian Lugitsch eben seinerzeit beim Unternehmen Kiendler seine Lehre gemacht hat“, erzählt Ulrich Kiendler. So wurde schließlich auch miteinander geredet, als sich Florian und Werner Lugitsch 2022 schweren Herzens dazu durchgerungen hatten, den Stromhandel und den Netzbetrieb zu verkaufen. Man wurde sich schnell handelseinig, sehr zur

Freude von Lugitsch, dem es ein Anliegen war, einen passenden Nachfolger für seine Kundinnen und Kunden zu finden. „Der Familie Lugitsch war es wichtig, dass ihr Betrieb in regionalen Händen bleibt“, betont Ulrich Kiendler. Im Herbst wurde der Deal, der auch die Übernahme von zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beinhaltet, unter Dach und Fach gebracht. Seit einigen Wochen ist der neue Firmenname „Kiendler Vulkanlandstrom GmbH“ amtlich. Für Kiendler ist dieser Kauf der bedeutendste Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens, das seinen Anfang im Jahr 1696 mit einer kleinen Schiffsmühle in Ragnitz nahm: „Mit einem Schlag werden wir zu einem der größten privaten Stromnetzbetreiber in Österreich und zum größten privaten Energielieferanten im gesamten Bundesgebiet“, betont GF Paul Kiendler sen. Keine Änderung für die Kunden Die bestehenden Kundinnen und Kunden sollen davon kaum etwas merken. Die Stromanlaufstelle in Gniebing bei Feldbach bleibt erhalten. „Durch diese Übernahme können wir nicht nur bei der Versorgungssicherheit, sondern auch beim Strompreis mehr Stabilität bieten“, betonen die Kiendler-Brüder. Dieser soll bereits Mitte Dezember für alle Kunden gesenkt werden; weitere Synergieeffekte werden mit der Zusammenführung der beiden Netze erwartet, die rund 1.250 km umfasst und bis 2026 abgeschlossen sein soll. Außerdem wird schon bald Energie aus einem neuen Kraftwerk eingespeist. Anstelle der beiden bestehenden älteren Anlagen am Weissenegger Mühlkanal beim Stammsitz in Ragnitz tritt kommendes Jahr ein modernes Kleinwasserkraftwerk. Die mit einer Hightech-Turbine und einer Fischaufstiegshilfe ausgestattete Anlage hat eine Nennleistung von 300 kW. Damit sollen pro Jahr rund 2,5 Mio. kWh Strom erzeugt werden, das entspricht dem Durchschnittsverbrauch von etwa 700 Haushalten. �

(v.l.) Die Brüder Markus, Ulrich und Paul Kiendler jr. führen den Familienbetrieb in zwölfter Generation.

36 /// FAZIT JÄNNER 2024

36 /// FAZIT MAI 2023


Foto: Foto Fischer

Fotos: wko gewerbliche Dienstleister

Gewerbliche Dienstleister stärken Standort

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Sie sind eine bunte und in allen beruflichen Facetten schillernde Fachgruppe: die gewerblichen Dienstleister. Was sie eint, ist die gemeinsame Mission: ein starker Partner für erfolgreiche steirische Unternehmen zu sein. Besonders stolz macht Gerd Zuschnig, Obmann der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark, dass es in den letzten Jahren gelungen sei, in dieser wohl heterogensten aller Fachgruppen unter der Gemeinsam-sind-wir-stark-Devise ein ausgeprägtes Gruppenbewusstsein, eine, wie er es nennt, gemeinsame „gewerbliche Dienstleister-Identität“ zu entwickeln. Eine Identität, die zum Beispiel in einem starken Social-Media-Auftritt der Fachgruppe auf Facebook und Instagram unter dem Label „Die gewerblichen Dienstleister“ zum Ausdruck kommt. „Doch auch im Service und in der Interessenvertretung achten wir darauf, unsere Kräfte zu bündeln, ohne die jeweiligen Bedürfnisse der einzelnen Berufsgruppen aus dem Blick zu verlieren.“ Ein Spagat, der nicht nur gerade so bewältigt zu werden scheint, sondern sogar für eine besondere Dynamik innerhalb der Fachgruppe, aber auch in der Arbeit nach außen sorgt. „Wir sind es gewohnt, Bedürfnisse unserer Mitglieder sehr rasch in die Umsetzung zu bringen und daraus auch gleich Synergien für die gesamte Gruppe abzuleiten. Sonst wären angesichts dieser Fachgruppen-Diversität Interessenvertretung und Serviceleistungen kaum in dieser Qualität zu bewerkstelligen.“ Auch standortstrategisch wohnt der scheinbar so bunt zusammengewürfelten Gruppe eine durchaus schlüssige Logik inne. Sie verkörpere, so Zuschnig, die unterstützende Dimension des Wirtschaftens. „Unsere Mitgliedsbetriebe leisten einen ganz entscheidenden Beitrag dazu, dass sich ihre B2B-Kunden auf ihre ureigenen Aufgaben konzentrieren und ihre ganze Kraft auf ihren unternehmerischen Erfolg

richten können.“ Angesichts des scharfen Wettbewerbs und eines immer dramatischeren Fachkräftemangels werde es für die Unternehmen immer wichtiger, sich flexibler, effizienter und verlässlicher externer Dienstleistungen bedienen zu können. Exemplarisch für diese Entwicklung steht wohl das Gewerbe der Arbeitskräfteüberlassung. Vor 20, 30 Jahren noch angefeindet und als Sklavenhandel diffamiert, garantieren die gewerblichen Arbeitskräfteüberlasser und -vermittler heute einem Who’s who der steirischen Unternehmen nicht nur aus der Industrie die nötige Flexibilität, um im globalen Wettbewerb überhaupt bestehen zu können. Und hätten, wie Zuschnig betont, mit den Jahren auch immer mehr Arbeitsmarkt- und Standortfunktionen übernommen. Ähnlich die Rolle der anderen Berufsgruppen: Es sind mehr als 20 unterschiedliche Berufsfelder, die sich unter dem Dach der gewerblichen Dienstleister vereint wissen, darunter die Personaldienstleister mit den beiden Zweigen Arbeitskräfteüberlassung und Arbeitsvermittlung, Sprachdienstleister und Zeichenbüros, Berufsdetektive, Bewachungsgewerbe sowie Sicherheitsfachkräfte und sicherheitstechnische Zentren, Callcenter, Büroservice-Dienstleister, Medienbeobachter und Informationsdienste, Versandserviceanbieter und Adressenbüros, Tauchunternehmer, Agrar- bzw. Forstunternehmer sowie Holzzerkleinerer, die gewerblichen Biomasse-Wärmeversorgungsunternehmen und, last but not least, „alle sonstigen Gewerbe- und Handwerksunternehmungen sowie sonstigen gewerblichen Dienstleistungsunternehmungen, die nicht ausdrücklich oder dem Sinne nach einem anderen Fachverband des Gewerbes und

Handwerks angehören“, wie es in der Definition heißt. Aktuell zählt die steirische Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister über 4.400 Mitglieder, davon mehr als 3.000 Arbeitgeberbetriebe, die insgesamt über 20.000 Menschen Beschäftigung bieten. Wer sich über die Leistungen der gewerblichen Dienstleister informieren will, findet einen Wegweiser auf: https://wko.at/stmk/dienstleister. Auf eigenen Homepages informieren die Sprachdienstleister (www.sprachdienstleister-stmk.at) sowie die Zeichenbüros (www.zeichenbueros-stmk.at). Besuchen Sie die gewerblichen Dienstleister auf Facebook und Instagram:

FAZIT APRIL 2023 /// 51 FAZIT JÄNNER 2024 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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W

ürde ich mir erlauben, an unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger einen Brief zu schreiben, mit Ratschlägen und Hinweise für Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, ihrer Einflussnahme in gesellschaftlichen Prozessen, ihrer Anteilnahme an Aufstieg, Anerkennung und Erfolgen, so könnte ich einfach auf andere Gruppen von Emigranten verweisen, ohne mich in Vorurteilen zu verrennen. Manche Prediger unter muslimischen Aktivisten und so mancher Imam in den Moscheen verraten Pläne der bereits Zugewanderten, und jenen, die noch kommen wollen, hier in Europa ein streng muslimisches System zu errichten mit ähnlichen Beschränkungen wie im Iran, in Afghanistan oder Gaza. Einige sprechen sogar von einem kommenden Kalifat, was immer sie damit meinen. Sie kündigen an, die Macht der Christen und Juden, einfach aller Ungläubigen, zu beenden, in den Medien, der Industrie, der Politik, als Muslime einflussreiche Positionen in naher Zukunft zu besetzen, die Gesellschaft nach ihren Ideen und Gesetzen umzuformen.

Die Bildung macht den Unterschied

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Strategisch sicherlich eine gute Idee, doch, sei mir die Frage erlaubt, bei dem derzeitigen Prozentsatz der Studierenden unter den Muslimen, dem extrem niedrigen Bildungsniveau dieser Religionsgemeinschaft, wie soll das funktionieren? Wer wird einen Fernsehsender leiten, ein Krankenhaus, einen Industriekonzern, ein Hightech-Unternehmen oder einen Flughafen? Wer wird ein kompliziertes Verkehrssystem wie die ÖBB übernehmen, die Wiener Stadtwerke, die Gas- und Stromversorgung? Wer wird neue Mobiltelefone entwerfen, neue Computer, elektrische Autos, moderne chirurgische Methoden, neue Medikamente entwickeln? Zur Machtübernahme – so wird angekündigt – gehört auch der Boykott aller israelisch bzw. jüdischen Unternehmen, Produkte und Entwicklungen. Jede öffentliche Hinrichtung in Gaza, jede Verschleppung von Geiseln, zeigt Hunderte, manchmal Tausende, die dieses einmalige Ereignis mit ihren Handys aufnehmen. In jedem Mobiltelefon streckt allerdings 20 Prozent israelische Entwicklung, ebenso in jedem Laptop und bei den GPS-Systemen sind es mehr als 80 Prozent. Es ist sicher eindrucksvoll, wenn vor McDonald’s und Starbucks Demonstranten einen Boykott fordern. Würden sie auch ihre Mobiltelefone wegwerfen? Würden sie auf moderne Microchirurgie verzichten, den Arzt vor dem Eingriff warnen, er solle ja keine israelische Entwicklung einsetzen? Wie werden sie dieses Knowhow ersetzen? In den USA ist eine Religionsgemeinschaft allen anderen weit voraus, wenn es um Absolventen der Universitäten geht. Nicht Juden, nicht Christen sind es, sondern die Gemeinschaft der Hindus. Eingewandert, geflüchtet aus den ärmsten Regionen der Welt, in erster oder zweiter Generation, erkannten Hindus, dass es nur einen Weg aus Armut und Arbeitslosigkeit gibt – Bildung. Ähnlich wie Einwanderer aus Europa vor hundert Jahren, aus Mittel- und Südamerika während der letzten Jahrzehnte erreichten sie Amerika, ohne die Sprache zu beherrschen, meist ohne

Geld, und ohne staatliche Unterstützungen. Heute sind ein Drittel der Absolventen der US-Universitäten erste und zweite Generation der Emigranten. Kindern eine Ausbildung zu garantieren, oft mit erheblichem Aufwand der Eltern, sichert den nächsten Generationen einen Zugang zu guten Jobs, mehr Gehalt, einflussreichen Positionen, Karrieren, von denen Flüchtlinge einst nur träumten. Diese Gemeinschaften solltet ihr euch zum Vorbild nehmen, liebe muslimische Mitbürger und Mitbürgerinnen. Hört nicht auf eure Prediger, die mit dem Gehalt aus Istanbul im Westen ein angenehmes Leben führen, und euch aus angeblich religiösen Gründen jede Chance, aus dem Mittelalter auszubrechen, versuchen auszureden. Und, wer weiß, was wirklich im Paradies geschieht, ist es nicht besser, die Zeit auf Erden besser zu nutzen? Weltweit gehen muslimische Kinder im Durchschnitt nicht ganz sechs Jahre zur Schule. Im Gegensatz dazu Kinder aus jüdischen Familien über 13 Jahre. Hier liegt die Ursache für die überproportionale Präsenz von Juden in einflussreichen Positionen. Das beginnt alles sehr früh, bereits im Kindesalter mit dem Erlernen der fremden Sprache, der Einhaltung der Schulpflicht und dem Druck der Eltern, eine Ausbildung abzuschließen. »Ungläubige« sind nicht intelligenter – die Bildung n macht den Unterschied!

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Leo Dorner

Vernunft in der Geschichte? Hegel und Marx, zwei Optimisten, nicht derselben Fakultät

H

egel war bekanntlich ein deutscher Philosoph, der die Vernunft des Wirklichen lehrte, folglich auch in der Geschichte der Menschheit die Vernunft wirken sah. Damit erregte er bei seinen Gegnern heftigen Widerspruch und unter seinen Anhängern einen nicht weniger umstrittenen Zuspruch.

Es waren nicht zufällig polnische Hegelianer, die zuerst zu einer »Philosophie der Tat« aufriefen, weil die reale Welt der damaligen europäischen Gegenwart ihre (durch Hegels Vernunftphilosophie) zugesagte Vernunft noch nicht erreicht habe. Nicht lange danach folgte die Fraktion der ersten Linkshegelianer und in deren Gefolge die »Intellektuellen« Marx und Engels, welche die Weltveränderung zum Leitprogramm einer neuen wahren Philosophie erhoben. Die Analogie zu den heutigen Weltveränderungs-Ideologien im Schafskostüm selbsternannter Open-Border-, Klima-, Genderund Woke-Pakte ist evident. Wie die neue Ideologie hielten sich auch die beiden alten (Nationalsozialismus und Kommunismus) für wissenschaftlich bewiesen. Sei es durch urdeutsche Rassen-Erforschung, sei es durch eine marxistische Analyse des »Kapitals«, das der kapitalistischen Weltordnung zugrundliege.

»Über die Altvorderen wissen die Junggeborenen der Gegenwart restlos Bescheid.« Leo Dorner über Stolpersteine beim Versuch aktueller Gegenwart(en) über ihre Vergangenheit(en) Gericht zu halten.

Aber Hegels Feinde und Mißdeuter können den letztlich doch erfolgten Mißerfolg seiner Philosophie nicht als Beweis für das Wirken der Vernunft in der Geschichte anführen: Man kann sich nicht auf eine Instanz berufen, die man mit Schopenhauer, Nietzsche und Marx abberufen und für inexistent erklärt hatte, oder erst noch durch radikale Weltveränderung herbeiführen wollte. Naturgemäß wünschte Hegel zwar einen Erfolg seiner Philosophie, doch wollte er diesen niemals mittels politischer Parteien erreichen. Nach anfänglichen Erfolgen seiner Philosophie nicht nur in Deutschland, wandte sich das Blatt der Geschichte mit steigendem Tempo. Die Problemhölle in der Höhle des Problems Die Unvernunft in der Geschichte Europas ist seither ein bleibendes Thema aller Philosophien nach Hegel und ein praktisches Vollzugsprogramm von Europas Welterrettungs-Parteien bis heute. Letztere wechseln die Inhalte der selbstzerstörerischen Unvernunft, nicht deren kollektive Wahnmacht.

Zwar »richten« wir heute über das Versagen der gewesenen Ideologien mehr als vernichtend. Ob aber durch Vernunft oder nur durch die Anmaßung neuer Ideologien, diese Frage zu beantworten, wurde extrem schwierig, nachdem die modernen Philosophien ihre »Kontrakte« mit der oder wenigstens mit »einer« Vernunft gekündigt haben. Das geschieht euch recht, könnte ein schadenfreudiger Hegelianer unserer Tage verkünden: Man verläßt nicht ungestraft das Boot der Vernunft, um vernunftbefreit über das Meer tausender neuer und alter Ungewissheiten zu segeln. Die bekannte Tatsache, daß jede Gegenwart über die Vergangenheit urteilt und richtet, führt uns in die Höhle des Problems. Einerseits ist das Urteilen und Richten unvermeidbar, sogar auf der Ebene von Familie und Erziehung. Die Jungen wollen nicht mehr so singen,

Foto: Archiv

In seinen Briefen schrieb Hegel schon um 1830 über Amerika und Rußland als möglichen künftigen Weltmächten. Daß die Ökonomie, durch einige »seiner Schüler« initiiert, zur Leitphilosophie und Afterreligion Deutschlands und der halben Welt aufsteigen könnte, ahnte er wohl nicht. Nun ist es völlig illusorisch zu behaupten: wenn sich die hegelsche Philosophie in Deutschland und Europa durchgesetzt hätte, wären der Menschheit die Katastrophen und das Unheil der nachhegelschen Epoche erspart geblieben.

Dr. Leopold »Leo« Dorner, 1947 in Ödenburg/Sopron geboren, ist österreichischer Philosoph. Nach der Flucht seiner Familie aus Ungarn nach Österreich (1948) verbrachte Dorner seine Kindheit und Schulzeit in Leoben. Es folgten Studien in Philosophie, Musikwissenschaft, Pädagogik und Komposition an der Universität bzw. Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. 1979 übersiedelte Dorner mit seiner Familie nach Linz und begann seine Arbeit am damaligen Bruckner-Konservatorium (nunmehr Anton-Bruckner-Privatuniversität). Leo Dorner lebt heute in Mautern. FAZIT JÄNNER 2024 /// 39


Vernunft in der Geschichte?

wie die Alten sungen. Andererseits werden die Jungen schon bald selbst zu den (nächsten) Alten zählen und ihrerseits von ihren und den nächsten Jungen beurteilt und gerichtet werden. Was sich aber im Gefilde der Generationenkonflikte noch leidlich befrieden und regeln läßt, das führt in den Arealen des Politischen, Kulturellen und Religiösen mit höchst unschöner Regelmäßigkeit zu schier unlösbaren Konflikten. What‘s the matter?

Es ist die Problemhölle, die in der Höhle des Problems lauert: Über die Altvorderen wissen die Junggeborenen der Gegenwart restlos Bescheid: Jene, die den religiösen Bruderkrieg des Dreißigjährigen Krieges nicht verhinderten, müssen Verrückte gewesen sein, jene, die den Ersten Weltkrieg nicht verhinderten, müssen »Schläfer«, jene, die die Ideologien nicht verhinderten, die zum Zweiten Weltkrieg führten, müssen vollständig und vollzählig Verblendete gewesen sein. Wenn die jeweils aktuelle Gegenwart über die Vergangenheit(en) richtet, urteilen die jüngst Erleuchteten über die Altvorderen und erkennen sich selbst als rein Berufene und Außerwählte, als restlos Vernünftige und vollkommen Wachsame, – mit einem Wort: als Großmeister in den Spielen von Durchblick und Überblick.

Unsere Urteile über das Gewesene sind insofern immer maßlos, denn woher hätten wir das rechte Maß nehmen und nicht stehlen sollen? Aus unserer heutigen Gegenwart, die schon morgen Schall und Rauch gewesen sein wird? Aus der Historie des Gewesenen, weil diese uns das Gewordensein des Gewesenen auf dem versilberten Tafelgeschirr der Geschichtsschreibung serviert? Dann wüßten wir nach der (nicht kurzen) Lektüre von Livius römischer Geschichte, daß es notwendig und gut war, (vernünftig und weise) das Konsulat durch das Kaisertum zu ersetzen?

Bleibt noch die Zukunft als Prägestätte eines wahren und richtigen Maßes der Beurteilung. Die Zukunft als vorvorletzte oder als allerletzte? Die Antwort auf diese Frage zu verschleiern, zählt zum Basisgeschäft jeder Ideologie, denn jede gibt vor zu wissen, was schon demnächst und dann für alle Zeiten gut, wahr und richtig sein wird. Während das Letztgericht der Religion(en) just diese Frage als nicht mehr innergeschichtliche Frage erkennt, auf die daher auch keine innergeschichtliche Antwort möglich sei. Eine Einsicht, die die Religionen allerdings noch niemals daran hinderte, auf den neuesten Zug der neuesten Ideologie aufzuspringen.

Nur zwei Geschlechter gegen bemerkenswert viele Neugeschlechter haben keine Chance mehr, ihre vermeintlich angestammten Vorrechte behalten zu können.

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Diese ist von der Wahrheit ihrer säkularen Heilsbotschaft mit quasireligiösem Eifer überzeugt, ihr Jüngster Tag hat mit ihrer Gründung bereits zu richten begonnen. Während die Geschichte niemals absolute Maße, Normen oder gar »Werte« zur Verfügung stellt, nach denen die aktuelle Gegenwart der Geschichte über die Vorgänger-Gegenwarten absolut wahr und richtig urteilen und richten könnte, glauben die Auserwählten der selbsternannten letzten Gegenwart eben dieses: sie wissen unfehlbar, wo der letzte Bartl den letzten Most holen wird.

Ein markantes aktuelles Beispiel: Über Mann und Frau als einzigen Geschlechtern des Lebewesens Mensch – dies die bisherige Deutung der Sexualität des Menschen -, kann der heutige Teil der Menschheit, der sich für deren neuaufgeklärte und avantgarde Elite hält, nur noch müde lächeln. Nur zwei Geschlechter gegen bemerkenswert viele Neugeschlechter haben keine Chance mehr, ihre vermeintlich angestammten Vorrechte behalten zu können. Mag in der Bibel stehen, was will; war der Gott der Bibel zu diversen und queeren Urteilen über den Menschen, den er angeblich selbst geschaffen hat, offensichtlich noch nicht fähig, muß man auch ihm auf die Sprünge helfen. Folglich laufen die »offenen« der heutigen Kirchenoberen dem avantgarden Teil der radikal neu definierten Menschheit hinterher. Und eine hehre Schar neuaufgeklärter Wissenschaften beweist, was längst schon hätte bewiesen sein sollen. Unausweichlich springt sogleich die Politik einiger berufener Parteien voraus, entweder in eine neue helle Zukunft, oder wieder einmal in einen dunklen Abgrund. Am Anfang jeder Ideologie, wenn sich ihre Botschaft


Essay von Leo Dorner

noch nicht durchgesetzt hat, noch nicht eine Heerschar von Nachbetern und Mitläufern überzeugt hat, steht dieses (noch) unentschiedene Entweder-Oder wie ein Damoklesschwert über der aktuellen Gegenwart, drohend, die erfreulichen Anfänge des Neuen wieder einzudämmen und rückläufig zu machen.

Die »Bewegten« des Neuen sind allerdings überzeugt, schon bald alle Unwilligen und noch Verstockten vom einzig richtigen Weg in die Zukunft überzeugen zu können. Oft haben sie zusätzlich noch eine starke Wissenschaft hinter ihrem Rücken, die ihnen beizeiten die richtigen Worte zu soufflieren weiß, wenn es in den Auseinandersetzungen mit Andersdenkenden zur Sache geht. Viktor Klemperers Memoiren über die Zeit nach 1933 in Deutschland und viele russische Romane über das Jahr 1917 und die folgenden Jahre, haben die Dispute dieser noch möglichen vorletzten Art, bevor sich die »Wahrheit« als allerletzte »Diskursart« durchgesetzt hatte, aufbewahrt. Neben den wirklich Überzeugten: oft Lehrer und Intellektuelle und Journalisten, (die Zünfte der im Denken, Reden und Schreiben Geübteren), wissen die politisch leitenden Köpfe der Bewegung freilich immer schon, daß die Überzeugungsarbeit allein nicht helfen wird, speziell die schweigende Mehrheit im Lande ist ein allzeit sturer und störrischer Esel. Da hilft nur Gewalt, sanfte oder auch weniger sanfte.

Die »Bewegten« des Neuen sind allerdings überzeugt, schon bald alle Unwilligen und noch Verstockten vom einzig richtigen Weg in die Zukunft überzeugen zu können.

Wer mit »Vater Staat« denunziert, denunziert sich selbst Wie steht es nun um die Vernunft in der Geschichte, die Hegel den Seinen zusagte, offenbar ohne sagen zu können, wie sie als wirklich politische Macht durchsetzbar wäre? Die Relativität des Urteilens und Richtens über historisch frühere Epochen ist ihm nicht verborgen geblieben. Öfters rügt er die Anmaßung der Historiker seiner Zeit, über die Ereignisse und handelnden Anführer der Geschichte so zu berichten und zu urteilen, als wären die Akteure der Geschehnisse bereist säkulare Menschen gewesen, die ihre Religion, deren Glauben und Kultus, in einer verborgenen Garderobe der Geschichte an den berühmten Nagel gehängt hätten. Als ob die Ermordung Cäsars eine vorweggenommene Guillotinierung eines französischen Königs gewesen wäre.

Daß Hegel innerphilosophisch tatsächlich dazu neigte, die Philosophien der Philosophiegeschichte als Vorgängerinnen seiner Philosophie in dieser »letzten« gipfeln zu lassen, führt bis heute zu grundlegenden Auseinandersetzungen über die Grenzen der Philosophie überhaupt. Daß er andernorts verkündete, keineswegs ein Ende der Philosophie predigen zu wollen, wird oft unterschlagen, um die Schlagkraft jenes Bonmots über den Vater Staat als »Gott auf Erden« nicht zu untergraben. Gegen dieses dümmliche Schlagwort, daß man seiner Rechtsphilosophie in die Schuhe zu schieben versucht, muß diese heute nicht mehr verteidigt werden. Ein »Ende der Geschichte« kennen nur die entweder links- oder rechtshegelianischen (Spät)Mitläufer seiner Schulen. Daß die Demokratie der westlichen Welt von 1990 (damals noch unbestrittene Erste Welt) berufen sei, unter Berufung auf Hegel ein Ende der Geschichte auszurufen, ist bekanntlich als Historiker-Ente im buchstäblichen Sinn »in den Teich der Geschichte eingegangen.« Wenn es aber unmöglich ist, weder ein Ende der Geschichte auszurufen, noch endgültige Urteile über die vergangenen Gegenwarten der Geschichte zu fällen, müssen wir dann nicht annehmen, daß die Geschichte der Menschheit zu jeder Zeit von ebenso viel Vernunft wie von Unvernunft beherrscht und geführt wird?

Keineswegs, weil der historische Blick in die Geschichte zurück nicht der einzige ist, der sie nötigt, ihre Augen offen zu halten. Ginge sie tatsächlich mit dem Rücken Richtung Zukunft, weil sie immer nur in die Vergangenheit, über deren Schandtaten erschreckend, zurückschaute, wie ein spätmarxistischer Denker unterstellen wollte, wäre sie allerdings kaum mehr als ein gequetschter Spielball in den Hän-

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Vernunft in der Geschichte?

den der jeweils aktuellen Ideologien. Daß wir über die Vernunft und Unvernunft in der Geschichte immer nur im Rückblick und immer nur vorläufig urteilen können, über die künftigen Vernünfte und Unvernünfte aber überhaupt nicht, obwohl die jeweiligen Ideologien das Gegenteil behaupten und zu ihren Gunsten durchzusetzen versuchen, zeigt uns das Bild eines janusköpfigen Gottes der Geschichte, der selbst noch nicht wissen kann, wohin die Reise geht und wie sie zu Ende gehen wird. Daß er uns vor der Bildung ständig neuer Ideologien nicht bewahren kann, könnte unser Mitleid erwecken, – eine Anmaßung, der wir uns nicht schuldig machen sollten. Denn sein Kampf ist unser Kampf, seine Unentschiedenheit ist unsere, und seine Selbstentzweiung ist unsere Geschichte wechselvoller Gegenwarten. Kants moralische Weltvernunft und die Tribunale der realen Geschichte

Erstmals schreibt sich ein Volk mit reifer Vernunft selbst vor, wie es politisch leben soll. Der Götter Wille war hinabgesunken.

Der mittlerweile als »Rassist« geschmähte Immanuel Kant hielt an der Idee eines moralischen Fortschritts der Menschheit fest, obwohl ihn der Terror der französischen Revolution über die Wege des künftigen Fortschreitens einige Zweifel bescherte. Nicht mehr der gottbegnadete Wille eines Monarchen, sondern »nur« noch der vereinigte Wille freier Menschen eines Volkes wurde zur höchsten politischen Norminstanz erhoben, um den neu zu begründenden Staat durch vernünftige Verfassung und handlungsfähige Parteienkonsense zu garantieren.

Kant scheute sich nicht, diese neue Macht der Weltgeschichte als neue und zugleich »ewige Norm« zu preisen: denn ein politisches Vernunftprinzip habe sich als politische Realität offenbart und durchgesetzt. Erstmals schreibt sich ein Volk mit reifer Vernunft selbst vor, wie es politisch leben soll. Der Götter Wille war hinabgesunken. Auch an diesem neuen Tribunal in der Geschichte erkennen wir noch im Rückblick, daß die Menschheit offensichtlich von zwei Richtern begleitet wird: Einmal von dem der leidvoll umkämpften realen Geschichte mit ihren häufig wechselnden und sogar gegensätzlichen Tribunalen, zum anderen von dem eines letztes Gerichtes, vor dem sich die Relativa der wechselnden Urteile und »Richtungen« auflösen müssen, wenn anders die Geschichte ein Ziel hat und nicht sich sinnlos in eine leere Unendlichkeit verlaufen soll. Daß von dieser Letzen Instanz vorerst nur schwache Schimmer in die reale Geschichte zu scheinen scheinen, konnte allerdings auch der Vernunftoptimist Hegel nicht leugnen. Jede seiner »Listen der Vernunft« bestätigt die Differenz von Weltgeist und absolutem Geist. (Jede menschheitsrettende Ideologie vollzieht hingegen einen Kurzschluß zwischen Weltgeist und absolutem Geist – mit nachfolgendem Stromausfall und heftig bereuten Folgen. Zwischen Hegels Vernunftoptimismus und Marxens Klassenoptimismus gähnt ein schauerlicher Abgrund des Schreckens.)

Man könnte die Geschichte als Gang durch stets neue Prüfstationen definieren, in denen die Haltbarkeit der jeweils aktuellen Gestalten der Vernunft erforscht und erprobt wird. Nach Normen und Regeln von Vernunft, die auch Hegels Vernunft und System verborgen bleiben mußten? Dies ist unmöglich, weil in diesem Fall alle erreichten Wahrheiten und Normen lediglich als »Wendehälse« der Geschichte geschichtsmächtig geworden sein könnten und keinerlei vernünftigen »Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit« erbracht hätten. Mit einem Wort: als Offenbarungen einer obersten Irrationalität eines blinden Urwillens im Sinne Schopenhauers und von Poppers kurzschlüssigem Bonmot: »Die Geschichte ist sinnlos.«

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In diesem Fall hätte allerdings niemand, weder Philosoph noch Nichtphilosoph, weder Philosophie noch Theologie noch sonst eine Wissenschaft das Recht, von einem moralischen Fortschritt in der Geschichte der Menschheit auch nur zu plaudern. Denn schon demnächst könnte sich die Aufhebung der Sklaverei, die Gleichberechtigung von Mann und Frau und tausend andere »Gerechtigkeiten« unser Vorgenerationen als Schwindel und Betrug erweisen. Auch dürfte niemand mehr die Ideologien des 20. Jahrhunderts als Systeme des Unrechts anklagen, deren


Essay von Leo Dorner

Opfer entschädigen und deren Ermordete als politische Märtyrer eines gerechten Widerstandskampfes ehren.

Und die Gegenwart? – Sind die vernunftwidrigen Unheile des heutigen EU-Europa dem künftigen Europa auferlegt, um diesem eine letzte Prüfung zu bereiten? Um nochmals und zum letzten Mal seine Vernunftfähigkeit zu testen? Mit einem Wort: um es radikal auf die Probe zu stellen? Hat es deshalb so große Angst, den doppelten Fehler zweier Massenmörder-Ideologien nochmals zu »wiederholen«, nicht bemerkend, in welche (letzte?) Falle es eben dadurch gelockt wird? Handelt es sich um eine Selbstbeseitigung Europas durch eine selbst verschuldete neue Unvernunft? Eine Selbstbeseitigung, die mittlerweile bereits viele Gesichter zeigt, mehr Fratzen und Masken als Gesichter, um zu verbergen, daß die neuen Ideologien mit den alten nichts mehr zu tun haben? Ein grenzenlos offenes Europa, – das entweder wie hypnotisiert zusieht, wenn jedes Jahr eine Million Menschen »zuwandert«, oder diese Völkerwanderung neuerdings sogar begrüßt und durch einen »Klimawandel« begründet, der die Armen des Südens zwinge, zu den Reichen des Nordens »auszuwandern«, um diesen einer umgekehrten Kolonisierung zu unterwerfen – oder im genauen Gegensatz dazu: mit einer »Wanderung« zu beschenken, die dem vergreisenden Norden ermöglichen wird, ökonomisch zu überleben, wozu die Kirchen Europas prompt ihre rituell zustimmende Vision eines völlig neuen Europa verkünden? Dazu »offene« Moralen ohne Scham und Schämen, um die woke Kolonisierung der eigenen Kinder und Jugend durchzusetzen; auch mit neuen Geschlechtern, die wiederum für weitere genetische Veränderungen »offen« gemacht werden sollen.

Handelt es sich um eine Selbstbeseitigung Europas durch eine selbst verschuldete neue Unvernunft?

Und als Kollateralschaden eine Geschlechtergerechtigkeit für und durch Sprache, die zu totalitär verhunzten Sprachen in Schrift und Laut führt, die wiederum neue »Denkgerechtigkeiten« nach sich ziehen, deren Doktrinen alle Normen und Begriffe in Gesellschaft und Kultur devastieren: Ist jeder Begriff zugleich als sein Gegenteil möglich und wirklich, haben wir uns nicht zu virtuosen Dialektikern oder wenigstens zu schlauen Sophisten gemacht, sondern lediglich zu schwurbelnden Insassen eines Narrenschiffs, dessen Kapitän auch nur ein Narr sein kann. Wollte Europa nicht als erstes Friedensimperium in die Geschichte eingehen? Europa mit verbundenen Augen in die Zukunft eilend, zugleich angsterfüllt in seine Geschichte zurückspähend: um desto wehrloser am zitternden Genick erfaßt und aus der Arena der Geschichte abgeführt zu werden? Wird es als neue dritte Welt enden, nachdem es immerhin über ein halbes Jahrhundert geretteter Teil einer Ersten Welt gewesen ist? n

Vorliegender Text von Leo Dorner erschien erstmals im September dieses Jahres auf seiner Webseite (zu finden unter bit.ly/F199VG). Wir danken für die freundliche Genehmigung zum Abdruck. Um die Authentizität des Textes zu wahren, wurde die vom Autor verwendete und alten Rechtschreibregeln entsprechende ß-Schreibung beibehalten. leo-dorner.net FAZIT JÄNNER 2024 /// 43


Dr. med. Katja Banfai wurde am 23. August 1979 in Graz geboren, der Vater war Versicherungsangestellter, die Mutter Kindergärtnerin. Sie maturierte im Sacre Coeur und studierte in Graz Medizin. Mit 35 Jahren änderte sie komplett die Richtung und produziert seither Naturseifen. Wichtig ist für sie noch das Laufen in der Natur und ihre Katze.


Menschen

Fazitbegegnung

Die echte Arztseife

Foto: Andreas Pankarter

Ü

ber ein Förderprogramm der Stadt Graz sind seit einem Jahr in der Franziskanergasse sogenannte »Pop-up-Stores« entstanden. Eines davon, das noch Bestand hat, ist das Seifengeschäft »Dr. Banfai«. Der zwölf Quadratmeter kleine Laden ist in mehrerlei Hinsicht interessant. Da sind einmal die handgerührten Naturseifen – jedes Stück von archaisch-wilder Schönheit, gewissermaßen »Stückkunst«, zugleich natürlich ein Kunststück und appetitlich wie Marzipankuchen. Junggebliebene Gemüter und Freunde der Einfachheit sehen sich wieder darin bestätigt, wie überflüssig Flüssigseife ist. Dass Einfachheit – laut Schiller – das Resultat von Reife sei, bekommt hier eine weitere Bedeutung: Seife benötigt eine 40-bis 50-tägige Reifezeit, bevor sie gebrauchsfertig ist. Das und noch viel mehr erklärt die überaus interessante Person hinter der Seife: Katja Banfai, eine gelernte Ärztin. Dieser Umstand schafft schon grundsätzlich Vertrauen, noch mehr aber weckt er Interesse. Natürlich ist ihre Geschichte höchst persönlich und zu lang und zu komplex für eine Zeitungsseite. Aber im wesentlichen ist sie Ausdruck dafür, dass man nicht unbedingt dort weitermachen muss, wo man sich nicht wohlfühlt, nur weil es andere von einem erwarten. Katja Banfai hat ihr Glück im Seifenmachen gefunden und das ist gut so; für sie selbst, für ihre Kundinnen und Kunden und – wenn sie Glück haben und verstehen und vielleicht den Kleinen Prinzen gelesen haben (»Man sieht nur mit dem Herzen gut«) – auch für die, die zuvor ihrer eigenen Erwartungshaltung zuviel Raum gegeben haben. Auf ihrem Weg, Fachärztin für Psychatrie zu werden, wurde ihr im Sinne der eigenen Psychohygiene klar: »Das ist nicht der Beruf, den ich ein ganzes Leben machen möchte.« Mit Naturkosmetik hatte sie sich schon lange beschäftigt, als sie zufällig in einem Seifenkurs landete. Sie merkte schnell, dass die dort von ihr selbst hergestellte rückfettende Seife ihrer Haut guttat: »Sie war nicht mehr so trocken und ich musste mich nicht mehr ständig eincremen. Das war mein Schlüsselmoment zum Weitermachen.« Zuerst war es nur ein Hobby, aber je mehr Rezepturen sie erfand, desto klarer erkannte sie ihren Weg und meldete 2015 das Gewerbe als Kosmetikherstellerin an. Die »Erzeugung kosmetischer Artikel« war damals ein reglementiertes Gewerbe und ein abgeschlossenes Chemie-, Pharmazie- oder Medizinstudium be-

Volker Schögler trifft Katja Banfai

ziehungsweise eine Kosmetikausbildung Voraussetzung. Heute ist es ein freies Gewerbe, was das Geschäft nicht leichter macht, weil es seitdem wesentlich mehr Mitbewerber gibt. Zu ihrem Glück hat Katja Banfai aber von Anfang an ein gutes Netzwerk und nachhaltige Kooperationen aufgebaut und vertreibt ihre Ware nicht nur im eigenen Geschäft, sondern auch im »‚s Fachl« (dreimal in Graz), in der »Stadt Apotheke Graz« am Hauptplatz, bei »Chic Ethik« am Tummelplatz, bei »Wilde Genüsse« am Kaiser-Josef-Platz und in Knittelfeld im »Weltladen«. Am Stadtrand von Graz betreibt sie ihre Werkstatt mit Labor, Lager und Büro unter strengen Auflagen und Bedingungen gemäß EU-Kosmetikverordnung, denn Seife wird wie ein Lebensmittel gehandhabt. Die Herstellung von Seife beruht grundsätzlich auf einer Mixtur von Lauge und Öl. Mit Wasser und Natriumhydroxid, das für die Verseifung benötigt wird, entsteht die Lauge, das nicht erhitzte Öl kommt wahlweise aus der Olive, Kokosnuss, Sonnenblume oder etwa dem Raps, auf Palmöl wird verzichtet. Banfai legt Wert auf die auschließliche Verwendung von biologischen, nachhaltigen Produkten und Zutaten ohne chemische Konservierungsmittel oder synthetische Füllstoffe. Bevor sie die Seifenmasse in eine Form gießt, kommen je nach Rezeptur ätherische Öle und spezielle Mineralien für die Farbe hinzu. Eine eigene Kunst ist die Rührtechnik, durch die die verschiedenen Muster entstehen. Nach 24 bis 48 Stunden Verseifungsprozess wird der Block zu einzelnen Seifenstücken aufgeschnitten und zumeist mit einem der vielen Stempel versehen. So entstehen eingangs erwähnte Kunststücke mit Namen wie »Coffee&Spice«, »Christmas Dream« mit Orange und Zimt oder Seifen mit Ringelblume, Zirbe, Kokos oder wie »Happy« mit Ylang-Ylang (ein Flaschenbaumgewächs) und Zitronengras, eine eigene Haarseife, eine Rasierseife oder eine Hundeseife mit Neemöl (gegen Zecken), aber auch Körpercreme, Lippenpflege oder ein Graz-Parfüm – Grenzen gibt es keine, unnötigen Verpackungsmüll übrigens auch nicht. Dafür viele Anlässe zum Schenken, aber auch viel Zubehör wie zum Beispiel Luffagurkenscheiben als Seifenablage. Was allen Produkten von Dr. Banfai dem Geist der Zeit folgend noch eigen ist – alle sind sie auch vegan: »Bis auf die Honig-Schafmilchseife, die besteht dafür aus regionalen Zutaten.« n

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Erfolg

Managementserie braucht

Führung

D

as »Leaf« in St. Radegund bei Graz ist ein Wirtshaus der besonderen Art. Nimmt man Platz auf einen der 15 Sitzplätze, erwartet einen keine klassische Wirtshauskarte, sondern ein Degustationsmenü, wo man zwischen drei und sechs Gängen wählen kann. Alle vier bis fünf Wochen wird die Speisekarte angepasst. Die Gerichte richten sich nach dem Gemüse, welches gerade saisonal aktuell ist. Kooperationspartner für die Grundlage der saisonalen Köstlichkeiten ist ein Landwirt in der Nähe. Die aktuelle Speisekarte wird auf der Homepage kommuniziert. Laufkundschaft ist in der Gegend weniger zu erwarten und die Größe des Lokals beschränkt es, möglichst viel Umsatz in den typischen Stoßzeiten der Gastronomie zu generieren. Betriebswirtschaftliche Interessen können hier nicht die Motivation sein. Ein mutiges Unterfangen, dass Idealismus erfordert.

Klein und fein

Über den Mut zum kleinen Angebot

Freude an und Mut zu Klein und Fein Mark Kozissnik und Adele Funder zu den Beweggründen, dieses doch sehr spezielle und riskante Konzept für ein Restaurant zu verwirklichen: »Wir sind gemeinsam eher sehr naiv hineingeschlittert. Wir sind quasi in das Lokal hineingestolpert. Irgendwie war die Größe für uns auch ein geringeres Risiko.« Mark Kozissnik und Adele Funder haben das Konzept »Klein aber Fein« schon in einem 4-Hauben-Haus kennengelernt, in dem sie tätig waren. Neben dem Menü für Hausgäste gab es einen kleinen À-la-carte-Bereich, wo viel experimentiert wurde und man sich verwirklichen konnte. Adele Funder: »Es war klein und fein und richtig intim. Man baut eine intensive Beziehung zu den Gästen auf. Die Gäste kommen ganz bewusst, um gutes Essen zu genießen.« Diese von ihnen als extrem tolle Zeit empfundene Erfahrung fließt in Ihr beherztes Genusswirtshauskonzept ein. Dennoch war es sehr mutig, sich für eine Location in einer sehr ländlichen und abgeschiedenen Gegend zu entscheiden. Metropolen eignen sich besser, eine Quantität von Feinspitzen ins eigene Lokal zu locken. Adele Funder: »Die Abgeschiedenheit konnten wir durch Mundpropaganda schon kompensieren. Wer reserviert, dem ist ein Tisch garantiert.« Die Freude und der Spaß, gemeinsam dieses Lokal zu betreiben, ist auch nach der Gründung noch erhalten. Mark Kozissnik und Adele Funder: »Wir leben und sind Das Leaf.«

Carola Payer im Gespräch mit den Restaurantbetreibern Mark Kozissnik und Adele Funder

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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»Mutig sein, Risiko minimieren, probieren, lernen. Und: Nachhaltigkeit ist die Zukunft!«

ADELE FUNDER UND MARK KOZISSNIK


Managementserie [66]

Haubengerichte zu leistbaren Preisen Adele Funder betont, dass trotz der Intention, Haubengerichte zu kredenzen, die Zielgruppe nicht auf höhere Einkommensschichten oder Elitekunden fokussiert ist: »Wir wollen Menschen ansprechen, die Essen gerne genießen.« Mark Kozissnik: »Mir war es wichtig, Haubengerichte für jedermann anzubieten. Hohe Qualität zu einem leistbaren Preis. Das Feedback unserer Kunden gibt uns Recht, dass der Weg, den wir beschreiten, richtig ist. Das Menü fängt leicht an und wird dann etwas deftiger, nicht zu sehr, denn es soll ja den Magen nicht überfordern. Alles muss rund und ausgeglichen sein. Die Produkte sind aus der unmittelbaren Region. Vom Fisch bis hin zum Fleisch, alle Öle, die wir verwenden, und das Gemüse aus der Nachbarschaft. Die Getränke kommen nur aus Österreich. Viele Lieferanten kommen auf uns zu, weil man uns in der Gastroszene immer mehr kennt. Bezüglich der Größe der Speisen haben wir einiges ausprobiert und getestet. Jetzt glaube ich, wissen wir, wieviel am Teller sein muss, egal wie viel Gänge das Menü hat. Das Gespür habe ich jetzt, damit der Gast zufrieden, und nicht voll angegessen oder hungrig das Leaf verlassen muss.« Rollen und Partnerschaften im Kleinstbetrieb Mark Kozissnik ist der Küchenchef im Leaf, seine Partnerin hat das Service über. Grundsätzlich packen beide überall an. Adele Funder plant aus dem aktuellen saisonalen Gemüse ein grobes Menü. Bei der Kooperation mit dem bäuerlichen Lieferanten herrscht eine sehr gute Handschlagqualität. Adele Funder: »Wir beziehen ein fantastisches und gesundes, naturbelassenes Gemüse von diesem Bauern.« Auf Basis des Grobmenüs leitet der Küchenchef dann die Feinheiten und dessen Umsetzung in der Küche ab und zaubert feine Gerichte. Eine Gemüseart dient als Grundlage und wird dann in verschiedenen Aspekten innovativ und geschmackstechnisch perfekt für die Kunden aufbereitet. Adele Funder: »Die Qualität der Produkte hat höchste Priorität. Wir haben eher kleine Lieferanten. Da stimmt und passt dann die Kooperation und es ist einfach großartig, mit diesen Menschen zu arbeiten.« Die beiden Gastwirte nutzen die Nähe zum Kunden und die Größe des Lokals auch, um Feedback zu bekommen, wie das Menü angekommen ist. Ein großer Vorteil von Kleinst-

unternehmen. Sie brauchen kein Marktforschungsinstitut, die Weiterempfehlung und die Auslastung des Gastraumes sind eine schnelle Rückmeldung.

Kleinstbetriebe als »New Work«-Konzept Das Leaf entspricht allen Kriterien, die in der heutigen Zeitqualität zum Erfolg führen: Nähe und Direktkontakt zum Kunden, persönliches Verhältnis zu Kooperationspartnern, Vertrauenswürdigkeit, hohe Individualisierung sowie Schnelligkeit und Flexibilität im Produktprogramm und der Umsetzung. Weiters entsprechen diese Konzepte auch einer flexibleren Arbeitsform, die den jungen Generationen liegt. Auch das vakante Personalproblem in der Gastronomie wird umschifft, indem aufgrund der Größe alle Rollen von den Eigentümern übernommen werden können. Das schafft zwar auch ein Risiko bei Krankheit oder Ausfall, was die zwei Unternehmer bis dato aber nicht betroffen hat. Adele Funder: »Wir müssten dann halt ein paar Tage schließen.« Die Betreiber des Leafs mit einer hohen Intention Regionalität, Saisonalität und Qualität auf den Teller zu bringen, empfehlen jedenfalls auch anderen jungen Menschen, die ihre Träume erfüllen wollen: »Mutig sein, Risiko minimieren, probieren, lernen. n Und: Nachhaltigkeit ist die Zukunft!«

Restaurant »Das Leaf« Leaf Gastro OG Willersdorfer Straße 7 8061 Sankt Radegund bei Graz Telefon +43 664 88869908 dasleaf.at

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ühren und Leiten gehört zum Menschsein. Wo Menschen zusammen sind, wird geführt und geleitet. Führen und Leiten betrifft den Menschen in all seinen individuellen und sozialen Aspekten. Zwei wichtige Dimensionen von Führung seien hier benannt und ein wenig ausgeführt: die Selbstführung und das Begleiten. Die Wirtschaftspsychologen Charles C. Manz und Henry P. Sims haben seit den späten 80iger Jahren das Konzept der Selbstführung (SuperLeadership: Leading Others to lead Themselves, 1989) erarbeitet und stetig weiterentwickelt. Charles C. Manz hat es auf treffende Weise so formuliert: »Leadership is not an outward process; we can and do lead ourselves.« Mitarbeitende sollen so geführt werden, dass sie befähigt werden, sich selbst zu führen. In einer sich rasch verändernden Welt braucht es ergänzend neue Formen von Führung. Heute wird diesbezüglich von einer sogenannten »VUCA-Welt« gesprochen. Volatilität (volatility), Unbeständigkeit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity) sind gegenwärtig die atmosphärischen Bedingungen besonders auch von Unternehmen und Organisationen. Mitarbeitende sind zunehmend mehr gefordert, selbstständig Entscheidungen zu treffen und Handlungen zu setzen und nicht auf Weisungen von der Spitze der Hierarchie zu warten. Selbstständigkeit erfordert aber gerade auch die Fähigkeit zur Selbstführung. Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden zur Selbstführung anleiten, sollten selbst viel Erfahrung und Übung in Selbstführung haben.

Kenntnis der eigenen Persönlichkeit Selbstführung setzt eine gute Kenntnis der eigenen Persönlichkeit, seiner Stärken und Schwächen und seiner Prinzipien und Haltungen voraus. So gesehen sind Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis Bedingungen von Selbstführung. Sich selbst wahrzunehmen und über sich nachzudenken ist meiner Erfahrung nach am Besten in Zeiten der Zurückgezogenheit und des mit sich Alleinseins möglich. Als eine hilfreiche Methode der Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion können auch Ignatianische Exerzitien nützlich sein. Chris Lowney, ein ehemaliger Je-

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Management

Dimensionen guten Führens

Selbstführen und Begleiten

Fähigkeit des Begleitens Eine zweite wesentliche Dimension guten Führens ist die Fähigkeit des Begleitens. Jeder von uns durfte hoffentlich Erfahrungen des Begleitetseins machen. Begleitet sein heißt nicht allein zu sein. Nicht allein zu sein, ist für uns Menschen wichtig - nicht nur in schwierigen Situationen des Lebens. Die alten Griechen bezeichnen den Menschen als ein soziales auf Gemeinschaft hin ausgerichtetes Lebewesen. Im Leben begleiten wir einander und sind begleitet. Dies scheint eine Grundformel des Menschseins zu sein. Dabei verschieben sich Akzente dynamisch von einem zum anderen. Es ist ja so, dass auch in Familien nicht nur Eltern Kinder begleiten, sondern auch die kleinen Kinder begleiten ihre Eltern durch das Leben. Durch Kinder an unserer Seite entdecken wir Facetten und Dimensionen unseres Lebens, die uns ohne sie wahrscheinlich verschlossen blieben. Kinder sind in diesem Sinne Begleiter ins Leben – in die Mitte und Fülle des Lebens. »Schau, Papa, ein Schmetterling…« – Danke für die Seh- und Aufmerksamkeitshilfe! Wer sehen will, was und wie der andere sieht, wird Augenhöhe suchen. Begleitung hat mit Augenhöhe zu tun. Begleitung wird meist dann gebraucht, wenn eine Entwicklung ansteht. Und Entwicklung hat mit Neuem und noch nicht beschrittenen Wegen zu tun. Neues ist immer eine Herausforderung und macht manchmal auch Sorge und nicht selten Angst. Hier ist es dann gut, einen Menschen an der Seite zu haben, der einen begleitet. Begleitende sind Mitgehende auf einem Weg, der erst im Entstehen ist. Sich begleiten zu lassen, setzt Offenheit und Vertrauen voraus und die Bereitschaft sich auf diese Art der Weggemeinschaft einzulassen. Wenn wir begleiten, heißt dies, diskret und sorgsam mit gegebenem Vertrauen und mutiger Offenheit umzugehen und mit dem Gegenüber aufmerksam und mitfühlend zu sein. Es ist die Haltung einer emphatischen Distanz oder distanten Empathie. Empathisch, weil es nicht um uns geht (= Begleiter). Distant, weil es um den Begleitenden und seine Entwicklung geht.

Immer auf Augenhöhe Gute und wirksame Begleitung kann deshalb im Führungsalltag nur auf Augenhöhe von Du zum Du gelingen. Diese Augenhöhe bedeutet Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in den Motiven und in der Begleitung selbst. Ein großer Menschenkenner, Ignatius von Loyola, weist daraufhin, dass beim Begleiten von Menschen, die Fähigkeit der interessensfreien Einfühlung in den anderen Menschen eine wesentliche Bedingung darstellt. Es geht darum, zu hören und zu erspüren, wie es dem Gegenüber geht und was seine inneren Vorgänge sind. Erst wenn erfasst wird, was beim anderen Menschen wirklich Sache ist, kann - dem Du angemessen - gut begleitet werden. Gegenseitige Offenheit braucht Vertrauen. Vertrauen wiederum wird gestärkt durch Erfahrungen von Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit im Umgang miteinander und der gemeinsamen Klarheit bezogen auf die Ziele der Begleitung. Christian Lagger wurde am 17. Mai 1967 in Paternion/Feistritz in Kärnten geboren. Der vierfache Vater studierte Theologie, Philosophie und Business Administration. Bis 2009 war er Sekretär von Diözesanbischof Egon Kapellari. Seit 2010 ist er Geschäftsführer bei den Elisabethinen in Graz. Außerdem ist er Mitglied und Vorsitzender verschiedener Gremien, Lehrender an der FH-Joanneum und der Karl-Franzens-Universität (Leadership) und Führungskräfte- und Unternehmensberater. Der Sturm- und KAC-Fan urlaubt seit 32 Jahren im Defreggental und war mehrfach am Großglockner.

Führen im Sinne des Begleitens von Mitarbeitenden bringt den Chef oder die Chefin in eine Coachingrolle. Der Mitarbeitende wird in der Begleitung darin unterstützt, unterschiedliche Perspektiven auf seine Fragestellung und zu lösenden Aufgabenstellungen einzunehmen, um die beste Lösung oder Antwort im Sinne der Organisation und ihrer Ziele zu finden. Die Führungskraft gibt keine Antworten oder fertige Lösungen vor, sondern ermutigt die Mitarbeitenden ihre eigene Lösungskompetenz zu aktivieren und darauf zu vertrauen. Ein begleitender Führungsstil erhöht damit die Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden. Mitarbeitende werden so zu Mitunternehmern und Mitunternehmerinnen. Das stärkt den Teamgeist in einer Organisation und führt zu einem guten Betriebsklima. Gute Führungskräfte erweisen sich in der Fähigkeit zur Selbstführung und in der Kunst des Begleitens. Und damit sind wir erst am Anfang von dem, was zum Führen und Leiten noch alles gesagt werden könnte. Aber n immerhin: ein Anfang ist getan. FAZIT JÄNNER 2024 /// 49

Fotos: Stephan Friesinger

suit und jahrelang erfolgreicher Manager bei J.P. Morgan, hat in seinem Buch »Heroic Leadership« darauf hingewiesen, dass die Exerzitien eigentlich Ausbildungstool für jesuitisches Leadership und für Selbstführung (also jeder Jesuit eine Führungskraft für sich) waren und sind. Wer Führungsverantwortung trägt, wird manchmal auch Entscheidungen treffen müssen, die nicht allen gefallen. Es sind Entscheidungen, die jemand gemäß eigener Einsichten, Prinzipien und Haltungen treffen muss. Dabei geht es oft um strategische Fragen der Ausrichtung der Organisation und um Personalfragen bis hin zur Trennung von Mitarbeitenden. Hier ist die Fähigkeit zu Selbstführung und die Fähigkeit, Dinge allein durchzutragen besonders gefordert. Selbstführung ist Bedingung guter Führungsarbeit.


Zu Gast bei Fazit

Ein Gastkommentar von Günter Riegler

I

n einem Interview für Fazit (Ausgabe 197) hat sich Elke Kahr als nette Dame gegeben, die sozial engagiert über sich und die Grazer Rotgrünkoalition Auskunft gibt. Kommunismus? Ein Wohlstandskonzept. Die sozialistischen Diktaturen und Menschenrechtsverletzungen? Dann schauen Sie mal auf die spanische Inquisition. Die Stadt Graz und ihr Zustand? Nur Schulden übernommen. Um zu begreifen, wie Kahr und ihr künftiger Nachfolger Robert Krotzer ticken, muss man nur einen Tag lang im Rathaus arbeiten: für die kommunistische Bürgermeisterin besteht Graz, besteht die ganze Welt nur aus Sozialfällen. Das Bürgermeisteramt als Außenstelle des Sozialamtes. Bittsteller geben sich die Klinke in die Hand und bekommen unbürokratisch Geld. Almosen als politisches Konzept. Es ist die Wahrheit: wir bekommen, was wir gewählt haben. Eine Koalition aus »Eat-the-Rich«-Aktivisten, die gewaltige Finanzströme in Richtung Sozialausgaben lenken. Gegenüber 2022 haben sich im Jahr 2023 die Ressorts von Elke Kahr, Robert Krotzer und der grünen Vizebürgermeis-

Foto: Marija Kanizaj

Endstation Volkshaus. Die Koalition im Rathaus gefährdet den Standort

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terin eine Defiziterhöhung von mehr als 20 Millionen Euro gesichert, für das Jahr 2024 werden diese Ausgaben zwar geringfügig zurück genommen – die Koalition spricht von Einsparungen – noch immer liegen die Mehrausgaben der drei Regierungsmitglieder gegenüber 2022 im Bereich von 16 Millionen Euro an Defiziterhöhung. Die operativen Ergebnisse bis 2028 sind voraussichtlich mit bis zu 40 Millionen Euro pro Jahr negativ, das Eigenkapital der Holding Graz und ihrer Verkehrsbetriebe wird ausgedünnt. Budgetmittel im Sozialbereich werden – mit Zustimmung von Grün und SPÖ – im Ressort Kahr gebunkert, um selbst noch Studierende und Unternehmer zu »Sozialcard«-Empfängern zu machen. Millionen fließen in die Verwaltung der vermeintlichen sozialen Bedürftigkeit. Geld, das im Bildungsbereich, im Wissenschaftsund Wirtschaftsbereich eingespart werden soll. Ein Projekt »Kommunales Plus« wird aufgesetzt, für Baustellenförderungen und Filmwirtschaft sind nur mehr einige wenige Euro vorhanden und werden auch penibel in Untersuchungskommissionen hinterfragt. Nachdem das Wirtschaftsbudget verbraucht ist greift die Bürgermeisterin dem Wirtschaftsstadtrat aus ihrem Elfmillionen-Euro-Sozialtopf mit 200.000 Euro unter die Arme. Den von der Baustelle betroffenen Innenstadtunternehmern erklärt Kahr im Fazitgespräch, alles sei gut, ein Weinhändler und dessen Kunden werden im Interview als Luxuskonsumenten diffamiert. Die Medienarbeit funktioniert: die Bürgermeisterin und ihre Stellvertreterin beschäftigen über 30 Sekretäre, die das Internet mit Socialmediapropaganda gegen Unternehmer und Vermögende fluten. Die Koalition feiert sich mit Dragqueenlesungen als »LGBTIQ+«- und Genderlobbygruppe ab, rotgrüne Gemeinderätinnen beschmieren das Erzherzog-Johann-Denkmal mit den Regenbogenfarben, man fordert mehr Geld für Gratismenstruationsartikel, für Kultur und Wissenschaft werden die Mittel hingegen eingefroren. Die vormalig angekündigten Gebührenstopps sind wegen der neuen Defizite wieder abgesagt, Straßennamen müssen teuer umbenannt werden, 1000 Parkplät-

ze werden gestrichen, neue Einbahnregelungen sollen Anrainern das Fahren und Parken erschweren. Dafür werden Millionen in sinnlos aufgestellte Blumentröge im Univiertel investiert, die den Eindruck einer »grünen Meile« erwecken sollen. Wichtige stadtinterne Vorbereitungsprojekte für den Anschluss an die Koralmbahn, zur Erweiterung von Messe und Stadion oder zur Beschleunigung des öffentlichen Verkehrs werden verschleppt, verzögert und verhindert. Anstatt dessen werden »runde Tische« und »Stadiongipfel« inszeniert. Alles ohne konkrete Ergebnisse. Die Wiese beim Ikea im Grazer Süden soll mit einem Stadion zubetoniert werden – mit Billigung der Grünen Fraktion, die erst vor wenigen Jahren als Mahnerin gegen das »Zubetonieren« aufgetreten ist. Der Wirtschaftsstandort kommt in Verruf – Konsumenten meiden die Innenstadt, Förderungen für betroffene Unternehmen werden von Rotgrün mutwillig verzögert und verwässert. Das alles war vorhersehbar – wir bekommen, was manche als den Aufbruch in gute neue Zeiten gewählt haben. Elke Kahr und ihre Vizebürgermeisterin halten Wort: Graz wird zum Sozialamt, die Zukunft liegt n im Volkshaus.

Dr. Günter Riegler ist Politiker, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft war er Stadtrechnungshofdirektor und danach Geschäftsführer der FH-Joanneum. Seit 2017 ist er Mitglied der Grazer Stadtregierung; aktuell als Stadtrat für Wirtschaft und Kultur. Sie erreichen den Autor unter redaktion@wmedia.at


„Wir brauchen jetzt eine Entlastung der Unternehmen“, mahnt WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg.

Ausblick für Wirtschaftsklima bleibt frostig

Die konjunkturelle Abwärtsspirale kann auch zum Jahresende noch nicht durchbrochen werden, verrät das Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark. Der Ausblick auf die Konjunktur zeigt sich weiter winterlich frostig und bleibt unsicher bis weit ins kommende Jahr hinein. Für die heimische Wirtschaft bleiben die Zeiten herausfordernd. Hohe Arbeitskosten bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel sorgen angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Situation für ein weiterhin höchst frostiges Wirtschaftsklima im Steirerland, das zeigt das aktuelle Wirtschaftsbarometer deutlich auf: 65,7 Prozent der 749 befragten Unternehmen melden in der großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine weitere Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 4,5 Prozent eine Entspannung feststellen — das ergibt unterm Strich einen Negativsaldo von -61,2 Prozentpunkten. Auch in Bezug aufs neue Jahr sehen nur wenige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels (3,5 Prozent); der Großteil (69,3 Prozent) zeigt sich pessimistisch in den Erwartungen. Der Erwartungssaldo (-65,8 Prozentpunkte) fällt somit noch einmal schlechter aus als in der Sommerumfrage. „Eine baldige Besserung oder gar ein Aufschwung ist nicht in Sicht“, berichtet WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk.

rungen sind groß. Es braucht seitens der Politik endlich entschiedene Taten, vor allem was die Lohnnebenkosten angeht“, betonen Herk und Dernoscheg. Sie steigen mit den hohen Kollektivvertragsabschlüssen noch einmal deutlich an. „Der Staat darf nicht größter Profiteur dieser Erhöhungen sein, die unsere Betriebe über die Schmerzgrenzen hinaus belasten“, so Herk und Dernoscheg. Sie fordern daher eine deutliche Senkung als Signal der Entlastung. „Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist es bemerkenswert, dass auf Platz zwei der unternehmerischen Hauptsorgen nach wie vor der Personalmangel liegt – das zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist“, so Herk und Dernoscheg. Forderungspaket an die Regierung Neben der Senkung der Lohnkosten fordert

die Wirtschaftskammer ein Konjunkturpaket für die Bauwirtschaft, Investitionsimpulse statt Belastungen sowie Maßnahmen zur Verfahrensbeschleunigung. Weitere Punkte betreffen die Sicherung leistbarer Energie für den Standort durch Steuersenkungen und eine Klimapolitik mit Maß und Ziel. Auch die Schaffung eines Maßnahmenpakets zur Fach- und Arbeitskräftesicherung ist ein Anliegen, qualifizierte Zuwanderung und Mobilisierung des heimischen Arbeitskräftepotenzials müssen beschleunigt umgesetzt werden, so Herk und Dernoscheg. Ein weiterer Punkt ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur: Neben dem Nutzen der „Jahrhundertchance“ Koralmbahn sind der dreispurige Ausbau der A9 sowie der S-Bahn und Busverbindungen an der Peripherie zentrale Forderungen der WKO-Vertreter.

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Foto: Foto Fischer

Ruf nach Lohnkostensenkung Die Hauptsorgen der steirischen Wirtschaft sind markant: 82,1 Prozent der befragten Unternehmer sehen die Arbeitskosten als eine der größten Herausforderungen. Auf Platz zwei folgen der Arbeits- und Fachkräftemangel (64,1 Prozent), dahinter die Inflation (57,1 Prozent) sowie die hohen Energieund Rohstoffpreise (53,9 Prozent). „Die Situation ist äußerst ernst, die Herausforde-

WKO-Präs. Josef Herk: „Ein Aufschwung ist nicht in Sicht.“ FAZIT JÄNNER 2024 /// 51


Kurz & News

Mit dem AMS zur Unternehmensgründung

Mit dem Unternehmensgründungsprogramm UGP unterstützt das AMS Steiermark geeignete Arbeit suchende Personen beim Einstieg in die Selbstständigkeit. So gründeten heuer fast 700 Personen mit UGP-Hilfe eine Firma und schufen als Jungunternehmen mehr als 130 zusätzliche Arbeitsplätze. Ganz den Zuckerseiten des Lebens verschrieben haben sich Martina Rappold und Claudia Haas: Die zwei Meisterkonditorinnen lernten sich im Unternehmensgründungsprogramm kennen und gründeten daraufhin heuer in Graz eine Backstuben-WG. Haas bietet mit „Oh Cookie“ über einen Onlineshop New York Style Cookies in ganz Österreich an, die ausgebildete Architektin Rappold kreiert in ihrer Auftragskonditorei „Martisserie − Mehlspeisenboutique“ einzigartige Torten.

Kletzen- und Früchtebrot im Test

Die AK Steiermark hat rechtzeitig zur Vorweihnachtszeit elf verschiedene Kletzen- und Früchtebrote, welche in Bäckereien und im Einzelhandel eingekauft wurden, einem Geschmackstest unterzogen. 60 Personen beurteilten Akzeptanz und Beliebtheit der Produkte ebenso wie Aussehen, Geruch, Geschmack sowie die Textur. Durchgeführt wurden die Blindverkostungen im Chemie-Sensoriklabor an der TU Graz. Der Test zeigt viel Gutes, aber mit Verbesserungspotenzial in allen Bereichen. Zusammenfassend zeigt der Produkttest, dass die Kletzen- und Früchtebrote von den Bäckereien Bartl, Gruber, Pirker und Kogler sowie die Probe von Lidl sehr gut bewertet wurden. „Produkte, deren Aussehen und Geschmack gut bewertet wurden, erhielten auch gute Bewertungen im Gesamteindruck“, sagt Josef Kaufmann von der AK-Marktforschung.

Neue Fördermittel für Kreislaufwirtschaft

Gute Nachrichten für Unternehmen, die in Kreislaufwirtschaft investieren wollen: Ab dem kommenden Jahr bis 2027 fließen insgesamt 267 Mio. Euro in das Klima-, Umwelt- und Energiebudget, die ausschließlich für Förderungen in den Umwelt- und Klimaschutz abrufbar sind. Die neue Förderschiene „Kreislaufwirtschaft“ vom Klimaschutzministerium wird im Rahmen der UFG-Novelle bereitgestellt. Der Bundesrat hat dieser Novelle und somit den zusätzlich bereitgestellten Mitteln mehrheitlich zugestimmt. Ein wichtiger Schritt, den der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) begrüßt. Die Richtlinien dafür werden vom Ministerium erarbeitet und im ersten Quartal 2024 der Kreislaufwirtschafts-Kommission vorgelegt. Im ersten Jahr steht interessierten Betrieben ein Rahmen von 41 Mio. Euro für Investitionen zur Verfügung.

Montanuni erfolgreich bei COMET-Projekten

Fotos: AMS / Haas Michael Sticher, MUL / Stöbbauer

Die Montanuniversität darf sich über die Genehmigung von zwei Comet-Projekten freuen. Innovative Epoxidharze und grüner Zink stehen im Mittelpunkt der beiden Forschungsprogramme. Ziel ist zum einen die Entwicklung leistungsstarker, multifunktionaler, umweltverträglicher und rezyklierbarer Epoxidharzsysteme auf Basis nachwachsender Rohstoffe, und zum anderen die emissionsarme Rückgewinnung von Zink aus metallurgischen Prozessen. „Das Comet-Programm ist für Universitäten sehr wichtig. Ich freue mich sehr über die Genehmigung von zwei Projekten und auch über die Tatsache, dass die Montanuniversität an weiteren vier Modulen beteiligt ist“, zeigt sich Vizerektor für Forschung Helmut Antrekowitsch begeistert.

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Die Frankfurter von Spar aus dem Tann-Frischfleischwerk Graz räumen derzeit bei Produktwettbewerben ab: Im September wurden sie beim Internationalen Fachbewerb für Fleisch- und Wurstwaren in Klagenfurt mit Gold prämiert. Am 22. November folgte Teil zwei des Preisreigens, als die Frankfurter von Tann es quasi in den Olymp der besten Wurstwaren schafften. Sie setzten sich im Finale der Top drei von den anderen Produkten ab und wurden mit den renommierten Lukullus-Preis prämiert. Der Lukullus ist die höchste Auszeichnung der Fleischbranche und wird von der AMA-Marketing GmbH alle zwei Jahre vergeben. Bei Fleisch- und Wurstprodukten legen Konsumenten Wert auf transparente Herkunft, regionale Erzeugung und maximalen Genuss. Christoph Holzer, GF von Spar Steiermark, ist hoch erfreut: „Mit Tann sind wir ein wichtiger Partner der heimischen Landwirtschaft. Wir lieben und leben Produktentwicklungen und Innovationen – daher ist die Freude groß, wenn externe Fachkreise unsere Fleisch- und Wursterzeugnisse auszeichnen. Gerade der Lukullus ist ein Preis, auf den wir wirklich stolz sind!“

Gold-Lukullus-Award für Frankfurter von Tann Der Bereichsleiter von Tann Graz, Andreas Hofer, nahm die begehrte AMA-Lukullus-Gold-Auszeichnung mit großer Freude entgegen. „Es ehrt mich, dass unsere Tann-Frankfurter als beste Frankfurter Österreichs ausgezeichnet wurden. Besonders stolz macht uns aber auch die Auszeichnung unseres regionalen Partners, dem ,Mühlenhof Duroc‘ in Wittmannsdorf. Das regionale Schweinefleisch mit mehr Tierwohl ist exklusiv bei Spar erhältlich und überzeugt durch exzellenten Geschmack. Die Mühlenhof-Duroc-Schweine haben 100 % mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, mit Stroh eingestreute Liegeflächen, gentechnikfreie Fütterung, einen überdachten Außen- und einen klimatisierten Innenstall. Es ist großartig, mit so innovativen Landwirten wie den Familien Pail und Lorber zusammenarbeiten zu dürfen.“

Foto: Land Steiermark

AMA-Lukullus für Frankfurter von Tann Graz Kurz im Gespräch mit Karlheinz Kornhäusl,

Steirischer Gesundheitslandesrat Das Gesundheitsressort gilt als schwierigste Materie der steirischen Landespolitik. Wo orten Sie die größten Baustellen? Ich möchte vorausschicken, dass wir ein gutes Gesundheitssystem haben! Der demografische und gesellschaftliche Wandel führen dazu, dass es in ganz Europa und in fast allen Bereichen Personalengpässe gibt. Ich will daher die Arbeit im Gesundheitsbereich attraktivieren. Stichwort Gehalt, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Reduzierung von Dokumentationspflichten. Gleichzeitig müssen wir auch dem technologischen Fortschritt und der Spezialisierung in der Medizin Rechnung tragen und die Digitalisierung nützen. Die Spitäler unterliegen einem ständigen Reformdruck. Wie wollen Sie die Hysterie und Panikmache aus der Diskussion bringen, mit selbst auf kleinste Veränderungen reagiert wird? In den letzten Wochen habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mit offenen, ehrlichen Gesprächen auf Augenhöhe sehr viel Vertrauen in unser Gesundheitssystem zurückgewinnen kann.

Foto: SPAR/Werner Krug

Gesundheitsminister Rauch will die Gesundheitspolitik zentralisieren. Hat er nicht recht, angesichts des Kompetenz-Wirrwarrs – zwei schaffen an, ein Dritter zahlt? Es ist unstrittig, dass es teilweise Veränderungen und Anpassungen braucht, aber das ist – um es als Mediziner zu sagen – eine OP am offenen Herzen. So etwas kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten mit viel Fingerspitzengefühl zusammenarbeiten.

(v.l.n.r.) Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer, Tann-Graz-Leiter Andreas Hofer, Werner und Sabine Pail (Landwirte Mühlenhof) und Tierschutz-Ombudsfrau Barbara Fiala-Köck bei der Präsentation des mit dem Lukullus ausgezeichneten Tierwohl-Programmes. FAZIT JÄNNER 2024 /// 53


Akademische Mit frischer Energie Weiterqualifizierung durch den Winter „Wer sich entschließt, neben seinem Beruf ein Studium zu absolvieren, braucht spezielle Rahmenbedingungen, die das Berufliche und das Private mit dem Studium vereinbar machen. Genau das bieten wir unseren Studierenden“, so Gerald Friedrich, Geschäftsführer Studienzentrum Weiz. Verkürzte Studiendauer für HTL-Absolvent:innen Mit abgeschlossener HTL-Ausbildung und Praxis (mind. 1 Jahr) ist der direkte Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern möglich.

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Studienablauf abgestimmt auf Berufstätige Die Kombination von kompakter Präsenz- und Fernlehre ermöglicht das Studium bei voller Berufstätigkeit. Die Vorlesungen finden 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende (Freitag/Samstag) am gewählten Standort statt, plus eine Blockwoche am Semesterende. Jetzt anmelden: Wirtschaftsingenieurwesen mit Studienstart März 2024: Standort BULME Graz, Standort HTBLA Wolfsberg Weitere Infos & alle Infotermine: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel.: +43 3172 603 4020, www.aufbaustudium.at

Wenn die Tage kürzer werden, haben die Profis aus dem Bereich der Humanenergetik zahlreiche praktische Tipps parat, die energievoll und stärkend durch die kalte Jahreszeit helfen. Die gewerblichen Humanenergetiker bieten Hilfestellung zum Erreichen körperlicher und energetischer Ausgewogenheit. Ihre Aufgabe ist es, das Wohlbefinden der Menschen zu stärken und in Balance zu bringen. Sie arbeiten dabei zum Beispiel mit Düften von ätherischen Ölen, Farben, Edelsteinen und Klängen. Zu den verwendeten Methoden gehören u.a. Bachblütentherapie, Bioresonanz, Sanfte Berührung, Cranio-Sacral-Balancing oder Kinesiologie, oder auch beim Planen von Wohnräumen durch die Berücksichtigung bioenergetischer, geobiologischer, elektrobiologischer, baubiologischer und geomantischer Gesichtspunkte. Weihnachtsduft liegt in der Luft Wer verbindet Weihnachten nicht mit den Düften von Lebkuchen, Bienenwachs und Tannenreisig? Düfte beeinflussen das Wohlbefinden und können je nach erstellter Duftmischung anregend oder beruhigend wirken. Raumbeduftungen mit ätherischen Ölen aus Gewürzen wie Zimt, Kardamom oder Zitrusschalen wirken raumluftreinigend und sind daher gut in der Grippezeit. Viele Tipps aus dem Bereich der Humanenergetik, aber auch aus den anderen Berufszweigen der persönlichen Dienstleister, wie Astrologie, Farb-Typ-Stil- und Imageberatung, Tierbetreuung oder Partnervermittlung finden Sie zum Nachhören im Podcast „Dein Leben. Deine Persönlichkeit“ auf dldppersdl.podigee.io.

Foto: PIXABAY

Seit 1999 organisiert das Studienzentrum Weiz österreichweit in Zusammenarbeit mit der Hochschule Mittweida berufsbegleitende Diplomstudien in den Fachrichtungen Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Maschinenbau.

Mit Aroma-, Farb- und Blütentherapie geht es energievoll durch den Winter. 54 /// FAZIT JÄNNER 2024


Foto: LK Steiermark / Danner Anzeige

(v.l.n.r.) Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung: Saubermacher-Gründer Hans Roth, Ernährungsforscherin Sandra Holasek, LRin Simone Schmiedtbauer, LK Vize-Präs. Maria Pein und Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler

Klimaschutz beginnt im Einkaufswagen Regionale, saisonale und frische Lebensmittel helfen beim Klimaschutz und sind gut für die Gesundheit. Leider landen viel zu viele Lebensmittel – vor allem in der Weihnachtszeit – achtlos im Müll. Ein bewusster Einkauf direkt bei unseren Bäuerinnen und Bauern ist die beste Prävention gegen Lebensmittelverschwendung, denn hier bekommt man genau die benötigte Menge, erklärt Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer: „Mit einem regionalen und saisonalen Weihnachtsessen schont man das Klima und die Umwelt und unterstützt unsere heimische Landwirtschaft. Gleichzeitig sollten wir gerade zu Weihnachten besonders darauf achten, dass keine Lebensmittel im Müll landen.“ Regionale und frische Lebensmittel „Unser Einkaufsverhalten trägt enorm zur persönlichen Klimabilanz bei. Billigste und hochverarbeitete Lebensmittel aus aller Welt in Übermengen einzukaufen, um diese dann in der Mülltonne zu entsorgen, das ist der falsche Weg“, sagt LK-Vizepräsidentin Maria Pein. Um der Bevölkerung den Einkauf von regionalen, saisonalen Lebensmitteln leichter zu machen, fordern Pein gemeinsam und Schmiedtbauer die Herkunftskennzeichnung von verar-

beiteten Lebensmitteln. Mehr Eigenverantwortung ist auch bei Haltbarkeitsangaben angebracht, weil viele Lebensmittel auch darüber hinaus noch eine Zeitlang genießbar sind – Schauen, Riechen und Schmecken sind hier die besseren Ratgeber. Nicht zu unterschätzen ist auch der gesundheitliche Aspekt: „Regionale, saisonale und frische Lebensmittel haben eine hohe Wertigkeit an Inhaltsstoffen, die ideal für die in der jeweiligen Region lebenden Menschen sind. Und genau das ist für die Gesundheit von großer Bedeutung“, sagt Sandra Holasek, Ernährungsforscherin an der Meduni Graz. Aktion „Umgekehrter Adventkalender“ Allein in der Steiermark fallen jährlich 170.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle an. Jeder Haushalt entsorgt noch genießbare Lebensmittel im Wert von rund 800 Euro, weiß Hans Roth, ARVors. der Saubermacher AG: „Durch aktive Müllvermeidung und -trennung kann jeder etwas zum Klimaschutz beitragen und Geld

und Ressourcen sparen.“ Statt Lebensmittel zu verschwenden hat die Caritas den „Umgekehrten Adventkalender“ Lebensmittel-Spenden-Aktion ins Leben gerufen, die von Saubermacher unterstützt wird. Nora Tödtling-Musenbicher, Direktorin der Caritas Steiermark, betont: „Speziell zu Weihnachten möchten wir mit dem „Umgekehrten Adventkalender“ dazu ermuntern, an jene zu denken, denen es nicht so gut geht.“ Dazu nimmt man eine Schachtel und fügt für jeden Tag im Advent einen haltbaren Artikel hinzu. Am 24. ist daraus ein hilfreiches Paket für einen bedürftigen Menschen geworden. Diese Pakete können bis nach Weihnachten noch in allen steirischen Carla-Shops abgegeben werden und helfen uns dann, Menschen in der jeweiligen Region mit Lebensnotwendigem wie Nahrungsmittel, aber auch Hygieneartikeln zu versorgen. Auf diesem Weg können Lebensmittel noch etwas ganz anderes, nämlich eine eigene Weihnachtsbotschaft übermitteln: Die Botschaft von Solidarität und Zusammenhalt. FAZIT JÄNNER 2024 /// 55


Landmarkt KG übernimmt Eurospar in Aich-Assach

Seit dem Umbau und der Erweiterung des Spar-Standortes auf Eurospar vor knapp zwei Jahren begeistert der Aicher Nahversorger mit einem neuen Design, einer großzügigen Gestaltung mit viel Platz, noch mehr Service-Angeboten und einer großen NonFood-Auswahl. Auf 1.000 Quadratmetern taucht die Kundschaft ein in ein Frischeparadies und eine extragroße Auswahl an regionalen Produkten. Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer erklärt: „Spar steht für steirische Qualität und einem klaren Bekenntnis zu regionalen Produkten und regionalen Jobs. Mit einem Partner wie Landmarkt, der so tief lokal im Ennstal verwurzelt ist, geht das besonders gut: Ich freue mich für den Eurospar Aich, dass wir passend zur Adventsaison Landmarkt an Bord begrüßen dürfen.“ Aus der Region für die Region „Wir freuen uns den Standort künftig als Eurospar-Landmarkt führen zu dürfen. Das Bekenntnis zur Region und zu regionalen Produkten liegt in unserer DNA. Wir werden für alle Kunden auch weiterhin Service an oberste Stelle setzen, eine große Auswahl an Produkten aus der Region anbieten und wollen das regionale Sortiment auch noch erweitern“, sagt Landmarkt-GF Johannes Pauritsch. Für die Stammkundschaft aus Aich-Assach und den umliegenden Gemeinden bleibt die gewohnte Qualität bestehen. Die neue Marktleiterin ist mit Monika Kolb eine bisherige Mitarbeiterin, die den Standort bestens kennt und das bewährte Team von derzeit 20 Mitarbeitern übernimmt. Anlässlich des Führungswechsels in Aich-Assach wurde ein Spendenscheck über 1.500 Euro an den örtlichen Verein „Aich4Life“ für soziale Projekte überreicht.

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Foto: SPAR / Werner Krug

Sommercamp mit Rekord-Anmeldezahl Bereits zum sechsten Mal fand heuer das beliebte SPAR-Sommer-

(v.l.n.r.) Landmarkt-GF Johannes Pauritsch, Bereichsleiter Klaus Zlatnik, Bernhard Kitzer, Marktleiterin Monika Kolb, Bgm. Franz Danklmaier und Spar-Vertriebsleiter Jörg Bernert. 56 /// FAZIT JÄNNER 2024

(v.l.) Gemeinsam für Verbesserungen bei der S-Bahn: Bernhard Breid, Gerald Klug, Werner Hecking, LH-Stv. Anton Lang, Peter Wallis und Peter Gspaltl.

Steirische S-Bahn baut ihr Angebot aus Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember kommt es zu weiteren Verbesserungen auf der S-Bahn in der Steiermark. Auf der S8 und der S9 nach Bruck an der Mur wird ein durchgehender Stundentakt am Wochenende eingeführt, daneben gibt es zahlreiche weitere Angebotsverbesserungen. Vor allem das S-Bahn-Angebot in der Obersteiermark wird wesentlich erweitert. Der bereits jetzt erfolgreiche Freizeitverkehr auf den Strecken der S8 (Unzmarkt – Bruck an der Mur) und der S9 (Mürzzuschlag – Bruck an der Mur) macht Dank durchgehender Stundentaktung einen weiteren Sprung nach vorne: An Samstagen werden künftig 14 zusätzliche Verbindungen angeboten, an Sonn- und Feiertagen sind es 19. Zahlreiche neue Verbindungen werden auch im Abendverkehr Verbesserungen bringen, beispielsweise gibt es für Pendler im Aichfeld einen neuen täglichen Zug um 21:38 Uhr ab Unzmarkt. Zudem besteht ab sofort eine neue Tagesrandverbindung nach Graz (Ankunft 23:33 Uhr). Auch im Mürztal wird künftig eine neue Verbindung um 22:08 Uhr ab Mürzzuschlag angeboten. Werben für den Umstieg auf „Öffis“ „In den vergangenen Jahren haben wir in der gesamten Steiermark den Ausbau des öffentlichen Verkehrs vorangetrieben und das Angebot stetig verbessert. Auch im kommenden Jahr haben wir so viel Geld wie noch nie für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs reserviert. Nun liegt es an uns allen, Werbung für den öffentlichen Verkehr zu machen, damit wir noch mehr Steirer und Steirerinnen vom Umstieg auf die ‚Öffis‘ überzeugen“, sagt Verkehrsreferent und LH-Stv. Anton Lang. „Neben den Investitionen in den Fuhrpark gibt es auch heuer wieder attraktive Fahrplanausweitungen“, führt Peter Wallis als ÖBB-Regionalmanager in der Steiermark aus und ergänzt: „Gerade als Obersteirer freut es mich umso mehr, dass wir gemeinsam mit dem Land Steiermark diese auf den Linien der S8 und der S9 zustande gebracht haben.“

Foto: Chris Zenz

Die Landmarkt KG führt seit 1. Dezember 2023 den beliebten Aicher Eurospar, der im Ennstal eine echte Institution ist. Er wurde fast 20 Jahre lang von Spar-Kaufmann Bernhard Kitzer erfolgreich betrieben. Die Landmarkt KG steht für regionale Qualität und den Fokus auf heimische Arbeitsplätze und ist wichtiger Partner von Spar.


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Alles neu im Spar-Express Graz-Ragnitzstraße Rechtzeitig zur Weihnachtszeit hat der Spar-Express an der Turmöl-Tankstelle in Graz, Ragnitzstraße 127, wieder aufgesperrt: Das bedeutet Nahversorgung, Convenience und kompromisslose Frische auch an Sonnund Feiertagen – und das zu den gewohnten Spar-Supermarkt-Preisen. Der neu gestaltete Shop lädt auf 80 m² Verkaufsfläche in freundlichem Ambiente auf eine Kaffeepause und zum Lebensmitteleinkauf ein. Ein praktisches Service, das speziell vor Weihnachten gut ankommt, ist die Postpartner-Annahmestelle für Briefe und Pakete, welche an sechs Tagen die Woche geöffnet hat. Betrieben wird der Spar-Express von der Firma Doppler. Stationsleiterin und damit Ansprechperson vor Ort in Graz-Ragnitz ist Melissa Szorger. Sie heißt mit ihrem Team von neun Mitarbeitern die Kundschaft im neuesten Spar-Express Tankstellenshop der Stadt willkommen: an sieben Tagen die Woche, jeweils von sechs bis 22 Uhr. Kundenfreundlicher Nahversorger Der Spar-Express in der Ragnitzstraße ist einer von 13 Tankstellenshops, den Spar in der Steiermark betreibt. Coffee-to-go, täglich ofenfrisches Gebäck, eine Auswahl an Snacks und belegten Weckerln und vor allem die günstige Supermarkt-Preisgarantie kommen bei der Kundschaft hervorragend an. „So auch in der Grazer Ragnitzstraße: Der Spar-Express erfüllt für die Menschen in und um den Grazer Stadtteil Ragnitz eine Nahversorger-Funktion“, erklärt Christoph Holzer, GF von Spar Steiermark. „Kundenfreundlich sind nicht nur die superlangen Öffnungszeiten, sondern auch die Postannahmestelle und unsere Spar-Supermarkt-Preisgarantie.“ Das bedeutet, dass alle Spar-Marken-Produkte von S-Budget bis zu Spar Premium gewohnt günstig sind wie im Spar-Supermarkt.

Sozialministeriumservice „Arbeit neu denken – Potenziale nutzen“

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(v.l.n.r) Doppler-Gebietsdirektor Josef Barmüller, Amrita Böker (Vinzi Werke), Stationsleiterin Melissa Szorger, Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer FAZIT JÄNNER 2024 /// 57

NEBA ist eine Initiative des

Sozialministeriumservice


Bunter KulturKulturelles Erbe frühling in Leoben wird digitalisiert Von Erwin Steinhauer über Angelika zugänglich Kirchschlager, Gery Seidl und die Ermi-Oma

Die Universität Graz besitzt einen reichen Schatz an wissenschaftlichen und kulturellen Sammlungen, die das Erbe Österreichs und Europas widerspiegeln. Mit dem Projekt „Sammlungen der Universität Graz: kulturelles Erbe digital“ sollen die Bestände digitalisiert und online präsentiert werden. Das Projekt, das vom BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung gefördert wird, hat eine Laufzeit von zwei Jahren und umfasst ein Gesamtvolumen von circa 300.000 Euro. Insgesamt sollen etwa 35.000 Digitalisate von rund 13.000 Objekten erstellt und mit Metadaten versehen werden. Sie sind dann sowohl über die Webseite der Universität Graz als auch im österreichischen Kulturpool und auf der europäischen Kulturplattform Europeana abrufbar. „Die Auswahl der zu digitalisierenden Bestände erfolgte nach wissenschaftlichen, kulturellen und historischen Kriterien, darunter drei Nachlassbestände bedeutender Persönlichkeiten, die an der Universität Graz gewirkt haben“, erklärt Projektleiter Thomas Csanády von den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz.

(v.l.) Gerhard Samberger, GF des Live Congress Leoben, Susanne Leitner-Böchzelt, Leiterin des Kultur-Quartiers Leoben, Bgm. Kurt Wallner, Kultur-StR. Johannes Gsaxner, Kabarettist Markus Hirtler alias „Ermi-Oma“ und Markus Messics (Bürgerkommunikation & Kultur)

Die Konzertreihe „Classics“ wird am 22. März mit der MatthäusPassion von Johann Sebastian Bach eröffnet. „Klassik zum Lachen“ bieten Angelika Kirchschlager, Alfred Dorfer und Robert Lehrbaumer am 3. April im Live Congress mit Witz und pianistischen Einzigartigkeiten. Das Universitätsorchester feiert sein 60-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumskonzert unter der Leitung von Direktor Heinz Moser am 23. Mai. Am Theaterspielplan stehen die Komödien „Willkommen im Hotel Mama“, „Diva: Trennung für Feiglinge“, „Die Niere“ und das Musical „Sugar“. Das Genre „Musik & Kabarett“ hat für jeden Geschmack das Richtige zu bieten: die „Italienische Nacht“ feat. La Banda Italiana, die „Spätlese“ von und mit Andreas Vitasek, Markus Hirtler ist als Ermi-Oma auf „Heimsuchung“, Tricky Niki tritt mit „Größenwahn“ auf und Gery Seidl besticht mit seinem neuen Programm „beziehungsWEISE“.

Einzigartige historische Ansichten Diese Auswahl wird durch historische Ansichten aus den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek ergänzt, die einen Einblick in die Entwicklung von Städten und Landschaften in Europa und der Welt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert geben. Dabei werden sämtliche Städte- und Landschaftsansichten und Karten aus Druckwerken und Atlanten vollständig digitalisiert. Die Universitätsbibliothek verfügt über eine der größten und ältesten Sammlungen von Drucken und Karten in Österreich, die teilweise noch nie öffentlich gezeigt wurden. „Diese Nachlässe dokumentieren nicht nur das wissenschaftliche Wirken ihrer Besitzer, sondern auch deren persönliche und gesellschaftliche Netzwerke, die weit über die Grenzen Österreichs hinausreichten“, unterstreicht die Leiterin der Universitätsbibliothek Graz, Pamela Stückler. �

Literatur, Musik und Kindertheater Das Kultur-Quartier wartet mit literarischen Abenden wie „Erwin Steinhauer liest Leviathan“, den Theaterstücken „Plädoyer eines Märtyrers“, „Das Wechselbälgchen“ oder „Workout – Fühl den Sch(m)erz“ auf und bietet Lesungen sowie Buchpräsentationen. Im neu etablierten LE-Music Club werden am 7. Juni die Prohibition Stompers mit Musik aus den 1920er Jahren begeistern und am 16. Juni steht der Auftritt der beliebten Gruppe „Okemah“ auf dem Programm. Für das junge Publikum gibt es Theateraufführungen der Jungen Bühne Leoben mit altbekannten – jedoch neu inszenierten – Märchen wie „Die Prinzessin auf der Erbse“ und das „Rumpelstilzchen“ zudem spannende Kindermusicals „Dschungelbuch“ und „Heidi“, sowie pädagogisch wertvolle Kreativworkshops, Erzähltheater und Bilderbuchkino. Weitere Informationen unter leoben.at 58 /// FAZIT JÄNNER 2024

Foto: Uni Graz / Tzivanopoulos

Foto: Freisinger

bis hin zu klassischen Konzerten oder dem LE-Music Club – Leoben hat kulturell im kommenden Frühling einiges zu bieten.

Projektleiter Thomas Csanády mit zwei Exemplaren aus der einzigartigen Sammlung.


Weihnachtliches Backen für den guten Zweck

(v.l.) Bianca Lackner-Wohlgemut, Sascha Pototschnig (Süßer Steirer), Florian Stryeck, Ariane Pfleger, Martin Schaller (alle RLB Steiermark), Susanne Maurer-Aldrian (GF LebensGroß) und Community Nurse Maria Williams

Mehr als 100 Kilogramm Teig Insgesamt verarbeiteten unter Anleitung von Meisterkonditorin Bianca Lackner-Wohlgemuth die 125 Helfer mehr als 100 Kilogramm Teig in süße Meisterwerke. Die fertigen Köstlichkeiten werden in der RLB Steiermark gegen einen Spendenbetrag verkauft, der den Härtefallfonds der beiden teilnehmenden Organisationen zugutekommt. Ferner hat sich der Vorstand wie bereits im Vorjahr zu einer Spende in der Höhe von 4.000 Euro an den Härtefallfonds von LebensGroß entschlossen. Zudem werden 1.500 Euro an den Härtefallfonds der Gemeinde Hart bei Graz gespendet. RLB-Gen-Dir. Generaldirektor Schaller ist begeistert: „Zusammen mit Klienten der LebensGroß haben es

Raiffeisen-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum Giving Tuesday sprichwörtlich ‚angebackt‘. Das ist ganz im Sinne unseres genossenschaftlichen Gründungsgedankens, denn nur zusammen lässt sich vieles erreichen. Durch den Erlös der Aktion wird einerseits hilfsbedürftigen Menschen in schweren Zeiten geholfen und andererseits zusammen Gutes getan. Wir macht’s eben möglich.“

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Dafür wurde das RLB-Steiermark-Betriebsrestaurant in Raaba-Grambach kurzerhand in eine vorweihnachtliche Backstube verwandelt, um gemeinsam Kekse zu fertigen. Unterstützt wurden die Bäcker und Bäckerinnen von der „Meisterkonditorin mit Herz“ Bianca Lackner-Wohlgemuth, dem Fachgeschäft „Süßer Steirer“ sowie erstmalig auch von Klienten der Community Nurse der Gemeinde Hart bei Graz. Tatkräftig wurden die fleißigen Hände dabei von Generaldirektor Martin Schaller, den Vorstandsdirektoren Ariane Pfleger und Florian Stryeck, LebensGroß-Steiermark-GF Susanne Maurer-Aldrian, Community Nurse Maria Williams sowie Süßer-Steirer-GF Sascha Pototschnig unterstützt.

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Gemeinsam mit „LebensGroß“ beging die Raiffeisen-Landesbank Steiermark heuer zum zweiten Mal den Giving Tuesday, um mit der Kraft der Gemeinschaft einen Beitrag zu leisten.

ZWEI & MEHR – Steirischer Familienpass

App Store FAZIT DEZEMBER 2023 /// 59


Die „Wilde Steiermark“ und „Balzarena“ am Bauernbundball

Am 73. Steirischen Bauernbundball am 9. Februar 2024, der unter dem Motto „Alles im (Kern-)Öl“ steht, wird es nicht nur musikalisch heiß hergehen. Die Veranstalter präsentierten zum zweiten Mal mit ihrem Partner, der Steirischen Jägerschaft, zwei Bereiche, die sich ganz um das Weidwerk drehen: die „Balzarena“ und die „Wilde Steiermark“, die sich in erster Linie den kulinarischen Spezialtäten vom Wild widmen. Bauernbundobmann Franz Titschenbacher zeigt sich erfreut, dass der Ball seine wichtige Brückenbaufunktion zwischen Stadt und Land durch die Kooperation mit der Steirischen Jagd weiter stärkt. „Viele Landwirte sind aktive Jäger und unser Bauernbundball trägt viel dazu bei, Stadt und Land bei diesem Fest näher zusammenzubringen.“

Eröffnung der AT&S-Erlebniswelt

Schlankere Christbäume liegen im Trend

Das Schönheitsideal des Christbaumes 2023 ist gekennzeichnet durch kleinere und schlankere Bäume mit satt-grünen und duftenden Nadeln. Der sich schon im Vorjahr abgezeichnete Trend zu zierlicheren und schlankeren Weihnachtsbäumen setzt sich heuer fort. „Sehr beliebt sind vor allem Christbäume mit einer Größe von etwa 1,6 bis 1,7 Meter und einem Kronendurchmesser von rund einem Meter“, erklärt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Die ausgiebigen Niederschläge des heurigen Jahres und die achtsame Pflege durch die Christbaumproduzenten sorgten darüber hinaus dafür, dass die wohltuend duftenden Nadeln eine besonders satt-grüne Farbe haben. Der Trendbaum 2023 ist somit von eleganter Schönheit.

B20 ist wieder befahrbar

Nach einem Felssturz musste ab 11. November die B 20 (Mariazeller Straße) zwischen Kapfenberg und Thörl für den Verkehr total gesperrt werden, die Umleitung erfolgte über den Pogusch, über die L 123 (Stollinggrabenstraße). „Die notwendigen Sicherungsmaßnahmen inklusive der Leitschienenmontage sind so weit abgeschlossen, dass der Abschnitt ab 30. November, 16 Uhr sogar wieder zweispurig befahrbar sein wird. Danke an alle Beteiligten, vor allem an den Straßenerhaltungsdienst und die Spezialfirma Kaim, die auch bei Schneefall mit bis zu acht Männern arbeitete, um die Totalsperre schnellstmöglich aufheben zu können. In Summe kosten die Sicherungsmaßnahmen 100.000 Euro“, informiert Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang. 60 /// FAZIT JÄNNER 2024

Fotos: Miriam Raneburger , Fotostudio Arthur ,LK Steiermark / Foto Fischer , Land Steiermark, Steiermark Tourismus / Jesse Streibl, BKS Bank / Gernot Gleiss

Mit der interaktiven AT&S-Erlebniswelt in Leoben am 13. Dezember erweitert die „Erlebniswelt Wirtschaft“ ihr Angebot um ein weiteres Highlight. Die Neueröffnung beim führenden Anbieter von High-End-Leiterplatten und IC Substraten ist ein wichtiger Schritt für das steirische Leitprojekt. Ab Jänner 2024 macht das Unternehmen bei geführten Touren die Welt der Mikroelektronik mit allen Sinnen erlebbar. Interessierte erwarten viele multimediale Elemente, unter anderem ein 3D-Kino, ein interaktives Schichtmodell einer Leiterplatte und LED-Leiterbahnen. Wir sind stolz darauf, mit unseren Partnern und der AT&S Erlebniswelt ab sofort eine multimediale Entdeckungsreise anbieten zu können“, freut sich AT&S CEO Andreas Gerstenmayer.


Neuer Steiermark-Shop im Netz

Klein und fein ist die Auswahl im neuen Steiermark-Shop auf steiermark.com/shop: Ab sofort können rund 25 Herz-Artikel, vom Steiermark-Rucksack über Trinkflaschen bis zu herzerwärmenden Hauben online gekauft werden. Besonders beliebt sind die Steiermark-Gutscheine, die bei 124 kulinarischen Partnern, 134 Beherbergungsbetrieben und 17 Ausflugszielen eingelöst werden können. „Wir stehen mit dem Steiermark-Shop erst ganz am Anfang. Sukzessive sollen weitere Artikel dazukommen. Einerseits ist die Steiermark-Begeisterung der Steirerinnen und Steirer ein Schatz, andererseits möchten Unternehmen auf ihre Herkunft verweisen – und Gäste denken gerne an ihren Urlaub im Grünen Herz zurück“, sagt Steiermark-Touismus-GF Michael Feiertag.

Bemerkenswertes Ergebnis für BKS Bank

Die BKS Bank konnte die ersten drei Quartale 2023 mit einem sehr guten Ergebnis abschließen. Wesentlich zur positiven Entwicklung haben der Anstieg des Zinsüberschusses und das Ergebnis aus at Equity bilanzierten Unternehmen beigetragen. Auf die weiterhin schwache konjunkturelle Entwicklung reagierte man mit erhöhten Risikovorsorgen. Hohe Inflationsraten, zurückhaltende Konsumenten und unsichere geopolitische Entwicklungen haben die ersten drei Quartale des Jahres 2023 geprägt. „In solch herausfordernden Zeiten ist es uns ein besonders großes Anliegen, unsere Kunden dabei zu unterstützen, sich gegen Risiken abzusichern und gute Veranlagungsentscheidungen zu treffen“, betont Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer.

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FAZIT DEZEMBER 2023 /// 61


Neuer Leiter der WKO-Zertifizierungsstelle

Mit 1. Dezember hat der Jurist Christian Kolbl die Leitung der Lehrlings-, Meisterprüfungs- und Ingenieur-Zertifizierungsstelle der WKO Steiermark übernommen. Seine langjährige Erfahrung als WKO-Fachgruppen-GF für Gastronomie, Hotellerie sowie Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe setzt Kolbl künftig für die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der Fachkräfteausbildung ein. „Ich freue mich sehr, in meiner neuen Funktion einen wesentlichen Beitrag für die Weiterentwicklung der beruflichen Ausbildung in der Steiermark leisten zu können. Denn die fundierte Ausbildung des Fachkräftenachwuchses ist eine zentrale Säule unseres Wirtschaftsstandorts“, freut sich Kolbl über seine neue berufliche Hausforderung.

Das steirische Traditionsunternehmen Lieb Bau Weiz realisiert eine neue Ersatzbettenstation am Universitätsklinikum AKH Wien. Durch die innovative Modulbauweise wird ein medizinischer Gebäudekomplex in rekordverdächtiger Bauzeit um einen zweistelligen Millionenbetrag realisiert. „Inmitten der außerordentlich anspruchsvollen Situation für die gesamte Branche freuen wir uns, einen Auftrag in einer derartigen Tragweite realisieren zu dürfen. Für uns ist es einer der größten Projekte in der Firmengeschichte und aufgrund der einzigartigen Herangehensweise von besonderer Bedeutung, da das Vorhaben Know-how und Innovationskraft unserer Fachkräfte unter Beweis stellt“, erklären die beiden GF Josef Gasser und Doris Enzensberger-Gasser unisono.

Leobener Wintersport- & Spaß-Aktion

Die Wintersport- & Spaß-Aktion der Stadt Leoben bietet Kindern im Alter von sechs bis 14 Jahren in den Ferien wieder ein abwechslungsreiches Programm mit Veranstaltungen aus den Bereichen Sport, Kultur und Ökologie. Folgende Veranstaltungen werden angeboten bzw. sind geplant: Eishockey, Floorball, Bouldern, Schwimmen, Schitag/Schneeabenteuer am Präbichl, Christkindlsauna, Pfadfinder, Kino, Husky Adventure Camp. „Herzlichen Dank den Verantwortlichen, dass sie mit dem Wintersport- und Spaß-Programm den Kindern in den Ferien einen spannenden Zeitvertreib ermöglichen“, freut sich Bgm. Kurt Wallner. Die Anmeldung startet ab 19. Dezember ausschließlich online über den Link: partner.venuzle.at/stadt-leoben/courses/ 62 /// FAZIT JÄNNER 2024

SPÖ-Frauen fordern: „Gewaltschutz jetzt!“

In Österreich ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen. Die SPÖ-Frauen fordern von der Bundesregierung eine Strategie für Gewaltschutz, die Umsetzung der Gewaltschutzambulanzen und bundesweit einheitliche Hochrisiko-Fallkonferenzen. „Die meisten Frauenmorde haben eine Vorgeschichte und könnten durch intensivierte Täterarbeit und besseren Opferschutz verhindert werden. Es braucht daher eine Ressort übergreifende Gesamtstrategie in Österreich. Einzelne Länder wie die Steiermark oder Wien sind mit gezielten Maßnahmen in Vorleistung getreten; diese sollten von der Bundespolitik unterstützt und österreichweit ausgerollt werden“, fordert die Vorsitzende der SPÖ-Frauen Steiermark und Bundesrätin Elisabeth Grossmann.

Fotos: leopress , Austria Wirtschaftsservice GmbH / APA-Fotoservice / Schedl, SPÖ Steiermark, Tauderer

Größter Holzbau-Auftrag der Firmengeschichte


Leobener Strauß für LH-Stv. Anton Lang

Im Rahmen der Straußgala im Live Congress am 25. November wurde LH-Stellvertreter Anton Lang mit dem goldenen Strauß der Faschingsgilde Leoben für seine Verdienste rund um seine Heimatstadt und den Leobener Fasching ausgezeichnet. Er zeigte sich nach der, von Gerhard Lukasiewicz vorgetragenen, Laudatio sichtlich bewegt und betonte, dass es eine große Ehre für ihn sei, in der Heimat mit solch einem Preis ausgezeichnet zu werden. Zudem betonte er, dass er den Strauß stellvertretend für alle jene Menschen entgegennehme, die gemeinsam mit ihm den Leobener Fasching seit vielen Jahren unterstützen. Vor ausverkauftem Haus wurde auch das neue Faschingsprinzenpaar Katharina Pendl und Christian Dorner präsentiert.

Kärnten punktet mit zwei MINT-Regionen

STARKE STEIERMARK – STARKES EUROPA

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Europa? Gerade jetzt!

J

eden Tag bringt uns die Zusammenarbeit innerhalb der EU weiter nach vorne und macht uns stärker. Wir sehen heute mehr denn je, wie wichtig der Zusammenhalt in einem geeinten Europa ist, denn es gibt Herausforderungen, die nur auf europäischer Ebene bewältigt werden können. Umso wichtiger ist es, dass die Stimme der Steiermark in Europa gehört wird und wir die internationale Politik mitgestalten – denn Europa sind wir alle!

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 63

Bezahlte Anzeige | Grafik: Gettyimages/R&A Studio

BM Martin Polaschek hat an 14 Regionen ein neues Qualitätslabel für MINT-Netzwerke verliehen. In Kärnten sind mit dem Zentralraum Kärnten und dem Lavanttal gleich zwei Regionen am Start. Das MINT-Regionen-Qualitätslabel holt jene auf die Bühne, die durch ihr verstärktes gemeinsames Engagement möglichst viele junge Menschen begeistern wollen. Ziel ist es, die Kräfte aller Akteure in den Mint-Regionen zu bündeln und entlang der Bildungskette ein durchgängiges Angebot zu schaffen. „Rund 40.000 MINT-Talente fehlen der Industrie schon heute, weitere 60.000 MINT-Stellen werden bis 2030 zu besetzen sein. Uns gehen schlichtweg die Mint-Talente aus“, resümiert der Generalsekretär der IV Österreich, Christoph Neumayer.


Die Kletzenbrotbäuerin des Landes

Wenn es um das Traditionsgebäck Kletzenbrot geht, führt einfach kein Weg an Margarethe Loibner vorbei. Die Brotbäuerin aus Eibiswald holte sich nach 2012 heuer zum 2. Mal den Landessieg bei den Früchtebroten. Das Erfolgsrezept der Landessiegerin: Nur natürliche Zutaten aus der Region, gekonnte Handwerkskunst sowie viel Erfahrung und Leidenschaft beim Backen. Loibner verrät uns: „Die Birnen sind natürlich das Um und Auf. Die bekomme ich frisch aus der Region – getrocknet und veredelt werden sie von mir selbst. Die Frucht-, Nussmischung, zu der auch Dörrzwetschken und Rosinen gehören, erhält dann einen ganz speziellen ‚Mantel‘ aus Brotteig.“

Über 200 Gemeindevertreter aus Politik und Verwaltung sowie Bürgermeister aus der Steiermark waren der Einladung zur diesjährigen Gemeindekonferenz im Leobener Live Congress gefolgt und ließen sich über Neuigkeiten aus den Bereichen Raumplanung, Bürgerbeteiligung, Energieeinsparungs- und Klimaschutzprojekte sowie alternative Finanzierungsformen beraten. Im Anschluss an die Nachmittagsveranstaltung wurde die Stadt Leoben am Abend neben anderen Gemeinden für ihre 30-jährige Mitgliedschaft im Klimabündnis ausgezeichnet. Bgm. Kurt Wallner nahm zusammen mit dem für den Umweltbereich zuständigen Referatsleiter Gernot Kreindl und den Modellregionsmanagern Julia Zierler (KEM) und Simon Plösch (KLAR!) die Auszeichnung entgegen.

Cargopartner lässt Bäume in den Himmel wachsen

Das internationale Transport- und Logistikunternehmen bekräftigt sein Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit durch innovative Projekte. Dazu zählt auch die Unterstützung von Baumpflanzungsinitiativen mit dem Ziel, den CO₂-Fußabdruck des Unternehmens zu verringern. Im Rahmen seiner umfassenden ESG-Strategie und seines Kernwerts „we take it personally“ hat cargo-partner strategische Maßnahmen zur Bekämpfung der Entwaldung umgesetzt. „Wir sind stolz auf unsere Aufforstungsprojekte. Unser ‚cargo-partner-Wald‘ ist ein Symbol für unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit und unser stetiges Bestreben, neue Wege zu finden, um unseren CO₂-Fußabdruck zu verringern“, sagte Stefan Krauter, Gründer und CEO von cargo-partner.

Arbeitsprogramm für Gesundheit

In der 51. Sitzung der Gesundheitsplattform Steiermark wurde am 23. November ein umfangreiches Arbeitsprogramm beschlossen. Das höchste Gremium des Gesundheitsfonds Steiermark hat die Aufgabe der Planung, Steuerung und Finanzierung des Gesundheitswesens. „Unser Arbeitsprogramm stärkt die Vielfalt der Versorgung: Wir forcieren den Ausbau der Gesundheitszentren und die E-Health-Angebote. Eine Portalambulanz hilft dabei, die Überlastung der Kinderambulanz in den Wintermonaten zu verhindern. Um die Menschen dabei zu unterstützen, möglichst lange gesund zu leben, werden wichtige Gesundheitsförderungs-Projekte langfristig abgesichert“, nennt Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl einige Beispiele aus dem Arbeitsprogramm. 64 /// FAZIT JÄNNER 2024

Fotos: cargo-partner, LK Steiermark / Franz Suppan, Freisinger, Land Steiermark / Binder, geopho.com, J. J. Kucek

30 Jahre Klimabündnis-Jubiläum für Leoben


Green Panther killt Schmusekatze

Rund 270 Einreichungen von 93 Agenturen und Kreativen, darunter 40 Newcomer, auch zu sehen in zwei Ausstellungen – das sind die Zahlen rund um den Werbepreis „Green Panther“. Für eine Beschreibung greift das aber viel zu kurz. „Der Green Panther ist der Tod der Schmusekatzen. Mutig, clever und mit viel Gespür packen wir steirischen Kreativen die Arbeit an“, charakterisiert FG-Obmann Thomas Zenz die Arbeit(en) der heimischen Szene. Und wer gut arbeitet, muss auch ausgelassen feiern – die Panther-Feier war ein guter Beleg dafür. „Es ist beeindruckend, mit welcher Kreativität die heimischen Kommunikationsprofis die Produkte und Dienstleistungen steirischer Unternehmen in Szene setzen“, so LRin Barbara Eibinger-Miedl.

Erfolgreiche Bilanz für Steiermark-Schau 2023

Mit der diesjährigen Steiermark-Schau wurden die Vielfalt des Lebens und die Faszination, die Bedeutung und die Bedrohung der Biodiversität in den Mittelpunkt gestellt. Rund 285.000 Besucher und Besucherinnen konnten im Rahmen der großen Ausstellung für dieses Thema begeistert werden. In der Tierwelt Herberstein, die für die Steiermark-Schau um das Haus der Biodiversität und Naturschauplätze am Weg der Vielfalt bereichert wurde, konnten von 29. April bis 5. November 202.664 Gäste begrüßt werden. LH Christopher Drexler freut sich: „Die ,Steiermark-Schau 2023 – Die Vielfalt des Lebens‘ war ein großer Erfolg. Für die herausragende Leistung und Umsetzung möchte ich mich bei allen Mitwirkenden im Universalmuseum Joanneum herzlich bedanken.“

Spirits of Christmas Besondere regionale Spirituosen

Edelbitter Grüne Walnüsse, Wurzeln und Kräuter

Ruotkers Alois I. Komplexer und außergewöhnlicher Whiskey

Alte Zwetschke Fruchtaromen, gepaart mit einer weichen Holznote FAZIT DEZEMBER 2023 /// 65


Steirischer Erfolg bei den Euroskills 23

Der Steirer Philipp Pfeiler hat sich im Beruf Glasbautechnik zum Europameister gekürt. Der Bewerb konnte bei der EM in Polen nicht abgehalten werden, daher wurde er in der Mozartstadt nachgeholt. Pfeiler, beschäftigt bei Glas Süd in Mureck, zu seinem Sieg: „Der Wettbewerb war sehr spannend, sehr nervenintensiv, aber auch sehr schön und lustig zum Mitarbeiten – trotz des Zeitdrucks. Es war schade, dass ich nicht in Polen dabei sein konnte, aber ich hab im eigenen Land den Sieg geholt. Wir haben sogar unseren Titel verteidigt – auch aus Firmensicht. Der letztjährige Europameister ist nämlich der Juniorchef meines Arbeitgebers. Ich bin stolz, dass ich den Titel für meine Firma und für die Steiermark verteidigen konnte.“

Neuigkeiten vom Flughafen Graz

Der Flughafen Graz darf sich schon über zwei frühe Weihnachtsgeschenke freuen. Von 13. Mai bis 14. Oktober 2024 fliegt die von Eurotours gecharterte Avanti Air mit ihrer Dash-8 ein Mal pro Woche von Graz an die polnische Ostseeküste. Zielflughafen ist Stettin-Goleniow in der Nähe der alten Hansestadt Stettin. Von hier sind die herrlichen Strände an der Bernsteinküste von Swinemünde über Misdroy bis Kolberg ebenso leicht erreichbar wie die traditionellen Seebäder Ahlbeck oder Heringsdorf auf der deutschen Seite von Usedom. Sun Express wird schon im Jänner mit Flügen nach Antalya starten: Bereits am 15 und 26. Jänner erfolgen die ersten Abflüge, ab 17. Februar geht es dann regelmäßig nach Antalya.

In der Franziskanergasse 5 öffnete am 25. November der allererste Weihnachts-FemPop-Up Store seine Türen. Der Store ist eine gemeinsame Initiative der Grazer Läden V&M Die Steigen KG, das Gscheft, Green Market und der Rauchkuchl. Bis zum 23. Dezember findet man in dem Store 24 Unternehmen, die nachhaltige und umweltbewusste Produkte verkaufen. Ein Teil davon sind auch die Vinzi-Werke, die vor Ort ihre Vinzi-Pasta anbieten. Olivia Neubauer-Suppan und Amrita Böker: „Die VinziPasta sind handgemachte Band- und Suppennudeln, die von slowakischen Frauen, vorwiegend Romnja, produziert werden. Mindestens 50 Prozent des Verkaufspreises kommen den Frauen als Spende zugute, mit dem Rest werden Zutaten und die Verpackung finanziert.“

Stahlhart zum Follow-me-Award

Die Erfolgsgeschichte der Grabner Stahl- und Maschinenbau setzt sich fort: Die beiden Brüder Andreas und Stefan Halwachs konnten beim Online-Voting von „Follow me“ 8.610 Stimmen sammeln und wurden damit am 14. Dezember zu den „Nachfolgern des Jahres 2023“ gekürt. Das tolle Ergebnis ist der Beweis für die tiefe Verwurzelung des Unternehmens in der Region und dessen breite Unterstützung. Nominiert wurden die beiden Brüder von Simone Pfeiffer, Leiterin der WKO Regionalstelle Hartberg-Fürstenfeld: „Dieser Betrieb verdient den Sieg in vielfacher Hinsicht. Besonders freut mich die erfolgreiche Weiterführung eines traditionellen Leitbetriebs, zudem finde ich die Innovationskraft bei der Ausbildung neuer Fachkräfte beeindruckend.“ 66 /// FAZIT JÄNNER 2024

Foto:SkillsAustria / Florian Wieser, Oliver Wolf / Flughafen Graz, Vinzi-Werke, Foto Fischer

Weihnachts-Pop-up-Store mit den Vinzi-Werken


Neuer Leiter für Tierwelt Herberstein

Im vergangenen Sommer wurde Jochen Lengger von der Findungskommission einstimmig als Leiter der Tierwelt Herberstein vorgeschlagen. Nun hat der Veterinärmediziner und Fachmann der Zoolandschaft die Alleingeschäftsführung des beliebten Tourismusziels übernommen. Schon ab 2005 war Lengger als Zootierarzt im damaligen Tier- und Naturpark Schloss Herberstein tätig, somit ist der neue Alleingeschäftsführer mit dem Tierpark bereits bestens vertraut. „Der Naturschutz hat mich bereits als Student bei der Mitarbeit im Projekt zur Wiederansiedelung des Bartgeiers in Österreich in seinen Bann gezogen. Mein größtes Anliegen ist es, Menschen für die Wichtigkeit der Biodiversität zu sensibilisieren“, so der neue Geschäftsführer.

bauernbundball.at Einlass: 18.30 Uhr, Eröffnung: 20.00 Uhr Dresscode: Tracht oder Abendkleidung

VIP-Gast-Erlebnis

Foto: J. J. Kucek, Margit Kundigraber

Auszeichnung für Steiermärkische Sparkasse

Die Steiermärkische Sparkasse erhielt den ICT Austria Juwelen Award 2023 für das Web Based Training zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltmanagement. Dieses Thema ist der Steiermärkischen seit ihrer Gründung ein großes Anliegen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, führte sie ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem ein. Im Zuge dieser Zertifizierung wird unter anderem der Wissensstand für umweltschonendes Handeln aller Mitarbeiter erhoben. „Es freut mich sehr, dass auch unser Web Based Training unter den Gewinner-Projekten ist. Ich bedanke mich bei unserer Partnerin M.I.T e-Solutions GmbH und vor allem bei unseren Mitarbeitern, die bei diesem Projekt mitgewirkt haben“, betont Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl.

Der Steirische Bauernbundball ist bestens dazu geeignet mit Freunden, Partnern und Kunden einen einzigartigen Abend zu verbringen. Im Zentrum der Stadthalle befindet sich unser VIPBereich der es erlaubt, sich frei nach seinen eigenen Wünschen verwöhnen zu lassen. Ganz im Zeichen der Regionalität ist die steirische Haubenküche mit eigener Weinkarte ein perfekter Einstieg in die Ballnacht.

VIP-Tisch „Klassik“

für 10 Personen inklusive Eintritt, Getränke, Speisen, Tiefgaragenparkplatz und Tischbranding mit Logo:

€ 4.560,– (inkl. Steuern)

VIP-Tisch „Plus“

für 10 Personen inklusive Eintritt, Getränke, Speisen, Tiefgaragenparkplatz, Tischbranding mit Logo und Zutritt zur Businesslounge im ersten Stock:

€ 5.760,– (inkl. Steuern)

Businesslounge-Karte € 249,– (inkl. Steuern) Anfragen für VIP-Tische und individuelle Pakete an: Gerald Glettler • E-Mail: gerald.glettler@bauernbundball.at • mobil: +43 664 3049001 FAZIT JÄNNER 2024 /// 67


Kurz & News

Haftung bei Schnee und Glatteis

Ein Spaziergänger rutscht auf einer Eisplatte am Gehsteig aus und verletzt sich. Er will den Wegehalter zur Verantwortung ziehen, doch wer oder was ist ein Wegehalter und wer haftet tatsächlich? Versicherungsmakler Christian Hofer weiß über die Rechtslage Bescheid: „Im Winter müssen alle Landflächen, die dem Zweck dienen, von einem Ort zum anderen zu gelangen, von Glatteis befreit werden. Sollte es sich jedoch um einen Privatgrund handeln, reicht es auch aus, vor schwer erkennbarem Glatteis zu warnen.“ Hofer: „Eine Haus- und Grundbesitz-Haftpflichtversicherung schützt, sofern sich das Wegstück auf einem versicherten Grundstück befindet, vor ungerechtfertigten Ansprüchen bzw. bezahlt gerechtfertigte Ansprüche des Geschädigten.“

Zusatz-Ordinationen an Wochenenden

Land Steiermark, Gesundheitsfonds Steiermark und ÖGK reagieren auf das hohe Patientenaufkommen: Ab 8. Dezember 2023 werden Patienten samstags, sonntags und feiertags in zusätzlichen Ordinationen versorgt. LR Karlheinz Kornhäusl betont: „Wo akuter Handlungsbedarf besteht, muss flexibel reagiert und schnell geholfen werden. Genau das machen wir, indem wir zusätzliche Ordinationen an den Wochenenden öffnen. Danke an alle, die mithelfen, das so kurzfristig umzusetzen!“ Klubobmann Hannes Schwarz ergänzt: „Angesichts des aktuellen Anstiegs der Patientenzahlen sind die zusätzlichen Öffnungszeiten ein entscheidender Schritt, um die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten. Diese proaktive Maßnahme zeigt, dass wir Lösungen bieten, die dem Ernst der Lage gerecht werden.“ Infos: www.ordinationen.st

Insolvenzen sind um 17,3 % gestiegen

Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung befindet sich die Zahl der steirischen Firmenpleiten mit 611 Fällen um 17,3 % über dem Vorjahresniveau. Somit ist die Erwartung eines stetigen Anstiegs der Insolvenzen eingetroffen. Die größte steirische Firmenpleite des Jahres betrifft jene der geomix AG aus Liezen, mit geschätzten Passiva von rund 39,6 Mio. Euro. Eine sinkende Geschäftslage, eine Umsatzentwicklung, die tendenziell nach unten zeigt und eine schrumpfende Auftragslage bei rund jedem zweiten Betrieb sprechen eine eindeutige Sprache. „In Zeiten einer hohen Volatilität gepaart mit einem Mix an schwierigen Rahmenbedingungen sind wir seitens des KSV1870 zu Jahresbeginn von einem Anstieg der Firmenpleiten im niedrigen zweistelligen Prozentbereich ausgegangen“, erklärt René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd.

Mobile Abwasseranlage bei der Weltklimakonferenz

Foto: Alexandra B., Christof Global Impact

Auf der Weltklimakonferenz in Dubai (COP 28) wurde eine an der Montanuniversität Leoben entwickelte einzigartige Technologie zur nachhaltigen Abwasseraufbereitung vorgestellt. Sie ermöglicht die gleichzeitige Abscheidung von Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser. Dadurch werden Kläranlagen entlastet und die hohen Treibhausgas-Emissionen, die bei der Primärproduktion dieser Nährstoffe entstehen, vermieden. Die Idee zu dieser neuen Technologie wurde von Markus Ellersdorfer zusammen mit Kristina Stocker, ebenfalls Wissenschaftlerin an der Montanuniversität, entwickelt. Im Rahmen des FFG-Projektes „ReNOx“ wurde dazu eine mobile Containeranlage gebaut, welche an unterschiedlichen Einsatzorten getestet werden kann.

68 /// FAZIT JÄNNER 2024


Volkshilfe-Steiermark-Präsidentin Barbara Gross präsentierte kürzlich, gemeinsam mit der Autorin Regina Wolf-Egger, ein Buch zur Geschichte und zu Geschichten des Volkshilfe-Ehrenamts von der Gründungszeit bis in die Gegenwart. Unter dem Titel „Man muss die Leute mögen“ wurden über einen langen Zeitraum geführte Interviews mit vielen engagierten Ehrenamtlichen ausgewertet und aufbereitet. Eine historische Darstellung des freiwilligen Engagements in der Volkshilfe ist eng verknüpft mit den Motivationen der Ehrenamtlichen in der Gegenwart.

Ein solches Buch hat sich die Volkshilfe schon lange einmal vorgenommen, erzählt Barbara Gross: „Seit ihrer Gründung 1947 haben sich die Welt, unsere Gesellschaft und auch die Volkshilfe immer wieder den jeweiligen Herausforderungen angepasst. Was sich nicht geändert hat, ist unser ehrenamtliches Engagement. Bei uns sind weiterhin alle willkommen, die Menschen mögen. Unser Einsatz in 19 steirischen Bezirken und Regionen hilft, verändert und hinterlässt Spuren: dort, wo die Menschen leben und wohnen. Volkshilfe ist immer mehr als Hilfe.“ Die Autorin Regina Wolf-Egger hat nicht nur Interviews mit Ehrenamtlichen aus dem ganzen Land geführt, sondern auch eine sorgfältige historische Analyse ihres Engagements in der Volkshilfe durchgeführt. Diese Verbindung von persönlichen Geschichten und historischer Kontextualisierung verleiht der Broschüre eine einzigartige und tiefgehende Perspektive auf das Ehrenamt. „Dieses Herzensprojekt dient nicht nur dazu, die Leistungen unserer Ehrenamtlichen zu würdigen, sondern auch, um andere zu inspirieren, sich ebenfalls in ihrer Freizeit sinnvoll zu engagieren“, resümiert Präsidentin Barbara Gross. „Wir wissen, dass wir in stürmischen Zeiten leben, und wir wissen aus Erfahrung, dass nur ein Miteinander helfen wird, diese gut zu überstehen!“ Das Printexemplar gibt es kostenlos im Büro für Soziales (Waagner-Biro-Straße 63c).

Diethart Schliber,

Leiter des Sozialministeriumservice Landesstelle Steiermark Welche Unterstützung können Menschen mit Behinderung beim Einstieg in das Berufsleben erwarten? Hier gibt es unsererseits vielfältige Angebote im Netzwerk Berufliche Assistenz (NEBA): Das Jugendcoaching klärt ab, arbeitet an realistisch umsetzbaren beruflichen Perspektiven mit Jugendlichen. Ausbildungs-Fit ist eine Nachreifungsmaßnahme und die Arbeitsassistenz hilft bei der Arbeits- bzw. Lehrstellensuche und unterstützt bei Bedarf auch bei deren Sicherung. Die Berufsausbildungsassistenz unterstützt während einer Verlängerbaren Lehre oder einer Teilqualifizierung. Das Jobcoaching kann zur temporären Unterstützung direkt am Arbeitsplatz angefordert werden. Erhöht der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften die Berufschancen für Menschen mit Behinderung? Bemerkbar ist jedenfalls, dass Unternehmen ihre Einstiegsanforderungen anpassen und auch bereit sind, etwas auszuprobieren. Wesentlich dabei ist aber, dass sie sich mit ihren Anforderungen an dem, was möglich ist, orientieren und bei Rückschlägen Dienst-, oder Lehrverhältnisse nicht gleich auflösen. Auch Unternehmen sollten frühzeitig Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen. Zur NEBA-Angebotskette zählt auch das Betriebsservice, ein spezielles Beratungsangebot für Unternehmen, wenn es um die Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung geht.

Foto: Volkshilfe / Neuhold

Welche Möglichkeiten für Weiterbildungsmaßnahmen gibt es? Zur Vermeidung des Arbeitsplatzverlustes können notwendige Umschulungen oder Weiterbildungskosten finanziert werden, wobei anlassbezogen bis zu 100% der Kosten übernommen werden können. (v.l.) Volkshilfe GF Franz Ferner, Präs.in Barbara Gross, Autorin Regina Wolf-Egger und Elke Hofgartner (Büro für Soziales) FAZIT JÄNNER 2024 /// 69

Foto: Fotostudio Lend

Volkshilfe präsentiert neue Ehrenamtsbroschüre Kurz im Gespräch mit


Bauen & Wohnen Immobilien in herausfordernden Zeiten

Experten in schwierigen Zeiten gefragter denn je Auch wenn die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Inflation und Zinsentwicklung sowie die KIM-Verordnung den Immobilienmarkt spürbar dämpfen, schaut die Welt für die Immobilienvermittlung – zumindest für die Nummer eins – anders aus. RE/ MAX Austria präsentiert sich als Muster an Resilienz, auch wenn die aktuellen Rahmenbedingungen dazu führen, dass sich viele ihren Traum vom Eigentum nicht mehr leisten können. Spricht die Immobilienbranche zum Teil von Umsatzeinbrüchen von 30 bis 40 %, so ist man im Büro bei RE/MAX for all in Graz guter Dinge und liegt auf Plan mit dem Vorjahresumsatz. RE/MAX Austria geht vom drittbesten – vielleicht sogar zweitbesten – Jahr seit Gründung aus. Doch was heißt dies für potenzielle Immobilienverkäufer? Auch jetzt werden viele Immobilien in akzeptabler Zeit mit bestmöglichen Preisen verkauft. Je nach Art der Immobilie, Lage und Ausstattung

ist man zum Teil auf dem Niveau von 2019/2020. Doch das Immobiliengeschäft ist komplex. Auch jetzt ist ein guter Zeitpunkt, jedoch ist es besonders wichtig, bei einem Immobilienverkauf gut beraten zu werden – eine realistische Marktwerteinschätzung inklusive! Die Gründe für den Verkauf können vielfältig sein, aber eine Frage ist immer die gleiche: Was ist meine Immobilie eigentlich wert? „Sollten Sie überlegen, Ihre Immobilie zu verkaufen, dann nutzen Sie das aktuelle Angebot der kostenlosen Marktwerteinschätzung“, so Elke Raich, RE/MAX for all, Graz. „Durch die tägliche Arbeit vor Ort kennen wir die derzeitige Marktsituation am besten und stellen unser Know-how sowie fundierte Marktdaten gerne zur Verfügung.“ Jetzt Termin vereinbaren bei Mag.(FH) Elke Raich, Immobilienmaklerin bei RE/MAX for all, Graz Tel. 0664 424 17 67 bzw. e.raich@remax-for-all.at

„Leoben Wohnen“ sichert effiziente Wohnraumverwaltung Im Gemeinderat werden die Weichen für die Errichtung eines Eigenbetriebes ohne Rechtspersönlichkeit gestellt

Die Gemeindewohnungen der Stadt Leoben werden in die stadteigene „Leoben Wohnen“ überführt. 70 /// FAZIT JÄNNER 2024

Für die Mieter:innen ändert sich rechtlich nichts – die Stadt Leoben bleibt Eigentümerin und somit Vermieterin der rund 2.500 Gemeindewohnungen und Geschäftslokale und auch deren Bewirtschaftung wird weiterhin von den Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung durchgeführt.

Foto:Freisinger

Ab 1. Januar 2025 soll „Leoben Wohnen“ die Schaffung, Bereithaltung und Vergabe von einem modernen Standard entsprechenden Mietwohnungen sowie von Geschäftsräumlichkeiten für Gewerbetreibende übernehmen. Damit wird eine effizientere Wohnraumverwaltung für die Bürger:innen sichergestellt. In der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag, den 13. Dezember konnte die Grundlage für die Errichtung dieses Eigenbetriebes ohne Rechtspersönlichkeit geschaffen werden. In den Statuten wird der organisatorische Rahmen der Haushaltsführung festgelegt.


GRAZ-EGGENBERG: Büro, Ordination, Geschäftslokal – vielseitig nutzbares Gewerbeobjekt, Nfl. ca. 62,5 m², 2 Zi., Kaufpreis: 149.500,- Euro, HWB: 84 kWH/m2a, Klasse C, www.remax.at/1606-15839 Mag. (FH) Elke Raich, +43 664/42 41 767, e.raich@remax-for-all.at

Gemeinsam gegen Energiearmut Die Energie Graz engagiert sich bereits seit vielen Jahren bei sozialen Themen. So wurden zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, die von Energiearmut betroffene Grazer:innen finanziell entlasten. Seit bereits acht Jahren gibt es zu diesem Zweck auch die Spendeninitiative „Energie gegen Armut“. Einmal spenden, zweimal helfen Im Zuge der Aktion „Energie gegen Armut“ werden Spenden, die von Kund:innen getätigt werden, von der Energie Graz verdoppelt. Die Spenden kommen über die Kooperationspartner, das Sozialamt der Stadt Graz und die Caritas, Menschen, die in Notlage geraten sind, zugute. Das gesammelte Geld wird verwendet, um Zahlungsrückstände für Energie zu begleichen oder Energieeffizienzmaßnahmen in armutsbetroffenen Haushalten zu setzen. Gespendet werden kann ab einem Betrag von fünf Euro direkt über die Website der Energie Graz unter www.energie-graz.at/spenden.

PREMSTÄTTEN: Wunderschönes, ebenes Grundstück mit abbruchreifem Altbestand, Gfl. ca. 2.900 m², Widmung: WA 0,2 – 0,5, Kaufpreis: 650.000,- Euro, www.remax.at/1606-15812,

Solidarisch durch den Winter Bis 31. März 2024 verzichtet die Energie Graz darauf, Strom-, Gas- und Wärmeabschaltungen bei Haushaltskund:innen durchzuführen, die in Zahlungsschwierigkeiten stecken. Ebenso bietet die Energie Graz die Möglichkeit, individuelle, langfristige Zahlungsvereinbarungen in einem persönlichen Termin im Kundenservicecenter am Andreas-Hofer-Platz zu besprechen und gemeinsam Lösungen für die Rückzahlung von Außenständen, wie zinsfreie Ratenvereinbarungen, zu finden. Bei persönlichen Energieberatungen werden Kund:innen zudem darüber informiert, wie sie ihren eigenen Verbrauch reduzieren können. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website der Energie Graz unter www.energie-graz.at/soziales.

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Grafiken: Energie Graz

Mag. (FH) Elke Raich, +43 664/42 41 767, e.raich@remax-for-all.at

Eine Million Euro für rasche Hilfe Um die gestiegenen Energiepreise abzufedern, wurde im Jahr 2022 von der Energie Graz ein Härtefallfonds ins Leben gerufen. Dieser umfasst mittlerweile ein Volumen von einer Million Euro und steht einkommensschwachen Haushalten rasch und unkompliziert zur Verfügung. Die maximale Höhe an Unterstützungsleistungen aus dem Härtefallfonds beträgt 800 Euro. Die Vergabe und Auszahlung erfolgt direkt über die Kooperationspartner, das Sozialamt der Stadt Graz und die Caritas.

FAZIT JÄNNER 2024 /// 71


Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Von Hühnern und Hirschen 72 /// FAZIT JÄNNER 2024




Fazitportrait

Der Familienbetrieb Draxler ist seit fast 100

Jahren der Inbegriff des Fachhandels für Geflügel und Wild mit eigener Verarbeitung.

Die Filiale am Jakominiplatz prägt schon 55 Jahre lang das Erscheinungsbild der Stadt Graz. Wie der Traditionsbetrieb aus Mooskirchen das schafft,

haben wir versucht zu erkunden. Und irgendwas mit Indianern, aber lesen Sie selbst.

E

in Foto vom Draxler-Geschäft am Jakominiplatz muss sein, dann weiß jeder gleich Bescheid. Hatte nicht jeder in Graz eine Großmutter, die dort schon eingekauft hat? Oder eine Mutter? Oder zumindest eine Tante? Das Fachgeschäft für Geflügel und Wild ist seit dem Jahr 1968 am Jakominiplatz/Ecke Reitschulgasse ansässig, sohin mehr als ein halbes Jahrhundert. Im Geviert des ehemaligen Bauernbund-Komplexes befand sich auch der legendäre Steirerhof. Geblieben ist davon nur der Name, heute befinden sich darin einige Geschäfte und Betriebe wie etwa ein Fitness -center. So gesehen ist »der Draxler« einer der letzten Mohikaner am Platz. Aber im Gegensatz zu Chingachgook ist man bei Draxler familiär breiter aufgestellt. Zur Zeit ist die dritte Generation am Ruder, Geschäftsführer sind die Brüder Franz (55) und Erwin (69) Draxler. Schwester Maria Nocker (67), die jahrzehntelang die Filiale am Jakominiplatz betreut hat, ist grundsätzlich in Pension, trotzdem hin und wieder im Geschäft anzutreffen. Tatsächlich ist der Jakominiplatz »nur« eine Filiale, genauso wie der fixe Stand am Lendplatz, den es auch schon seit 1978 gibt. Wir besuchten das Unternehmen an seinem Stammsitz in Mooskirchen, das heißt – um in der Indianersprache zu bleiben – im ursprünglichen Stammesgebiet der weststeirischen Ebene: Franz Draxler hat eindeutig die Rolle des Häuptlings übernommen, während der um 14 Jahre ältere Erwin der weise Medizinmann ist, der in großen Kesseln das Hirschgulasch kocht, das genauso wie das Hendlgulasch in Gläser abgefüllt und in den Filialen am Jakominiplatz und am Lendplatz verkauft wird. Er ist es auch, der direkt von den Jägern das frisch erlegte Wild in Empfang nimmt – tatsächlich ein Ritual, das in der Branche selten geworden ist. Schauplatz ist eine eigene Wildübernahmestelle mit Rampe im Freien und direktem Zugang zum Kühlraum: Der Jäger bringt das erlegte Wildbret, hauptsächlich Rehe, hierhin zur Übernahme; wenn es sich allerdings um einen Hirsch handelt, wird die Sache in wahren Wortsinn schwer, daher wurde schon in den Siebzigerjahren für diese Zwecke ein eigener Aufzug installiert. Franz Draxler: »Es gibt keinen vergleichbaren Betrieb so wie wir ihn haben, mit eigener Wildübernahmestelle und mit eigener Wildverarbeitung, so dass wir alle Größenordnungen abdecken können.« Das heißt, das Wild wird im Betrieb so zerlegt, dass Kunden in Haushaltsgrößen bedient werden können, etwa mit einem Hirschsteak zu 200 Gramm, aber auch in Mengen für den Großhandel, zum Beispiel mit 500 KiFAZIT JÄNNER 2024 /// 75


Fazitportrait

Es gibt keinen vergleichbaren Betrieb so wie wir ihn haben, mit eigener Wildübernahmestelle und mit eigener Wildverarbeitung.

Franz Draxler, Geschäftsführer

logramm Hirschgulasch. »Bei den Mitbewerbern gibt es einige, die das Wild in der Decke einkaufen, aber nicht verarbeiten«, so Draxler. Pro Jahr sind es rund 700 Rehe, 70 Hirsche und 50 Gämsen, die Draxler von den Jägern kauft. Vom erwähnten Gulasch abgesehen, wird das Wild hier auch zu Hirschschinken und Wildwürsten verarbeitet. »Früher war übrigens ein Onkel in Wien der größte Wildhändler von ganz Europa mit eigener Eisenbahnanbindung«, erzählt Franz Draxler. Das erklärt auch das Stammeswappen, sprich das Logo des Unternehmens: Es ist ein Hirsch.

150.000 Hühner Dabei könnte es genauso gut ein Huhn sein. Denn das ist hauptverantwortlich für einen Umsatz von 2,7 Millionen Euro, der mit 25 Mitarbeitern erwirtschaftet wird. Der Umsatz ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, weil der Konsum von Geflügel steigt, was Franz Draxler auf ein geändertes Ernährungsbewusstsein in der Gesellschaft zurückführt. Auch weil der Eiweißanteil bei Hühnerfleisch hoch ist, greifen nach seinen Erfahrungen zum Beispiel Bodybuilder gerne zum Hendlfilet, kaufen gleich zehn bis zwanzig Kilo auf einmal, frieren es ein und essen nach genauen Ernährungsplänen. Pro Jahr gehen bei Draxler 150.000 Hendl über den Ladentisch. Das Frischgeflügel wird täglich angeliefert. Genauer gesagt handelt es sich dabei um Maishendl aus 15 verschiedenen Mästereien in der Oststeiermark. Maishendl wiederum bedeutet, dass das Futter zu rund 60 Prozent aus Mais besteht, wodurch die Tiere eine leicht gelbliche Farbe bekommen. Zu den weiteren Jahreseinkäufen gehören noch rund 700 Weidegänse aus dem Mostviertel und aus Oberösterreich, 200 Bioenten aus Oberösterreich, 300 Bioputen aus der Oststeiermark, 300 Freilandputen aus Niederösterreich, 500 Puten aus dem Burgenland und 13 Schafbauern versorgen Draxler mit Lammfleisch, einmal pro Woche wird auch Kaninchenfleisch geliefert. Draxler selbst beliefert auch Großhändler wie den Fleischverarbeitungsbetrieb Kanerta, Großküchen wie den Magistrat Graz, Kantinen etwa in der Andritz AG, der Otto-Möbes-Akademie oder im Mosaik und ebenso Wiederverkäufer wie die Fleischerei Mosshammer und Gastronomiebetriebe wie den Urdlwirt in Premstätten, Schmidhofer, Sternwirt oder Stoffbauer in Graz, Dorrer am Steinberg oder Zoißl in Seiersberg. Auch der ursprüngliche Eierhandel wurde beibehalten. Draxler liefert Frischeier aus Bodenhaltung und Freilandhaltung sowie pasteurisierte Eiprodukte wie Vollei, Eiweiß oder Eigelb in Literpackungen und Zehnlitereinheiten für die Gastronomie und für Großkunden wie den Magistrat Graz, der pro Lieferung gleich 300 bis 360 Kilogramm Biovollei erhält. 76 /// FAZIT JÄNNER 2024

Die Historie Begonnen hat alles im Jahr 1928. Die Großeltern der Geschwister, Franz und Berta Draxler, siedeln sich in Mooskirchen an. Vor fast 100 Jahren legt das Ehepaar damit den Grundstein für das heutige Unternehmen. Sie führen eine Landwirtschaft und handeln mit Hendln und Eiern. Die Hendl werden damals in Niederlassungen in Arnfels, Oisnitz und Gams gezüchtet. Der jüngste Sohn Erwin, der Vater der heutigen Geschwister, arbeitet in den Vierzigerjahren im elterlichen Betrieb mit und beliefert die Kunden zunächst mit dem Fahrrad, später mit dem Motorrad und Ende der Fünfzigerjahre mit einem VW-Pritschenwagen. Durch den Bau der A2-Südautobahn wird die erste Betriebsstätte im Jahr 1966 in Mooskirchen abgelöst und ein paar hundert Meter weiter auf dem heutigen Betriebsgelände ein erstes Kühlhaus mit gerade einmal zwölf Quadratmetern errichtet. Erwin ist mittlerweile mit Maria verheiratet, die heutige Generation, die Geschwister Erwin und Maria (Nocker) bereits geboren, und Franz kommt als »Nachzügler« 1968 zur Welt. Just im selben Jahr übernehmen ihre Eltern den Betrieb, expandieren mit der neu gegründeten Gesellschaft nach bürgerlichem Recht für den Handel mit Geflügel, Wild und Eiern nach Graz und eröffnen die erste Filiale am Jakominiplatz. Das neue Stammhaus in Mooskirchen wird seither sukzessive ausgebaut und in der Landeshauptstadt wird 1976 eine zweite Filiale eröffnet, nämlich in der Keplerstraße, Ecke Rebengasse. Zwei Jahre später folgt die damals dritte Filiale am Lendplatz. Das Unternehmen Draxler expandiert zusehends, nach den Bau einer zusätzlichen Lagerhalle und einem Geschäft mit Imbiss verfügt der Betrieb 1993 bereits über 2.400 Quadratmeter bebaute Fläche. Im Jahr 2001 erfolgt die Betriebsumgründung: Erwin und Maria Draxler integrieren ihre Tochter Maria als Prokuristin und die beiden Söhne Erwin und Franz als Geschäftsführer in die Draxler Wild-Geflügel GmbH. Im selben Jahr wird auch eine der bisher größten Veranstaltungen gemeistert: Beim Feuerwehrlandesjugendlager in Mooskirchen können 5.000 Personen binnen einer Stunde ihr Grillhendl genießen. Catering für Familienfeiern Zur Feuerwehr hat die Familie Draxler eine besondere Beziehung. Schon der Vater war Bezirksfeuerwehrkommandant in Voitsberg und Ortkommandant und Franz Draxler selbst hat als Kommandant des Katastrophenhilfsdienstses 20 Jahre lang für den Bezirk Voitsberg die Katastropheneinsätze auch für überörtliche Einsätze geleitet. So zum Beispiel bei einem Waldbrand im Murtal mit 200 Leuten, beim Hochwassereinsatz in Niederösterreich oder einer Schneekatastrophe in Mariazell. Neben der Betreuung von




Fazitportrait

Diese direkte Beratung unterscheidet uns schon sehr vom Mitbewerb.

Franz Draxler, Geschäftsführer

Veranstaltungen bis 10.000 Personen ist die Belieferung von Privatkunden eine Schiene, die im Rahmen des Catering weiter ausgebaut wurde. Das Interesse am Verleih von Grillutensilien, Geschirr, Hendlgrillern und Warmhaltevitrinen, aber insbesondere für sämtliche fertige Speisen, die bei Draxler geordert werden können, ist spätestens seit der Coronazeit gestiegen. Dazu Franz Draxler: »Das ist eigentlich eine der günstigsten Formen, private Feierlichkeiten abzuhalten. Zum Beispiel bei einer Geburtstagsfeier mit 20 Familienmitgliedern lautet eine Bestellung Backhendl, dazu vielleicht Grillhendl, Schnitzerl, Spareribs, ein Schweinsbrüsterl, eine Stelze und immer mehr auch ein paar vegetarische Speisen wie etwa gebackene Champignons – das heißt, es kann völlig gemischt bestellt werden. Falls gewünscht auch mit Tellern, Besteck, Salatschüsseln bis hin zu Warmhaltebehältern. Der Kunde bekommt einen Transportbehälter, das ist eine Wärmebox in der er alles mitnehmen kann. Auf der Website haben wir ein eigenes Formular zum Ausfüllen der Wünsche.« Dort stehen zwar keine Preise, die folgen dann mit dem Angebot von Draxler. Auf der offiziellen Preisliste in den Geschäften ist das Backhendl jedenfalls mit vergleichsweise günstigen 18,40 Euro ausgewiesen. Der Preis des rohen Maishendls bewegt sich zwischen 6,10 (mit Innereien) und 6,50 Euro (ohne Innereien) pro Kilogramm. Die Kundschaft in den Geschäften, in denen man auch essen kann, haben allein beim Huhn eine große Auswahl, was die Zubereitung betrifft. Das geht von einzelnen Teilen, egal ob gebacken, gegrillt oder gebraten, bis zum ausgelösten Hendl ohne Knochen auf Vorbestellung auf Wunsch auch mit Semmelfülle, fertig für das Backrohr zu Hause. Zur weiteren Auswahl stehen zum Beispiel noch Schnitzel (Schwein, Hendl, Pute), Schweinsbrüstl

und -stelze, das erwähnte Gulasch (Hirsch, Huhn), Gemüselaibchen, Semmelknödel und einiges mehr. Der gefürchtete Kartoffelsalat aus dem Kübel ist bei Draxler kein Thema, im Gegenteil: Wir konnten uns in Mooskirchen überzeugen, dass der Kartoffelsalat hausgemacht ist: In mindestens zwei großen Kesseln werden jeden Tag 20 bis 30 Kilo Kartoffeln frisch gekocht, anschließend händisch geschält und mit einer eigenen Maschine feinblättrig geschnitten. Das Ergebnis: einfach köstlich.

Lose Ware ohne Müll Dass man Frischgeflügel auch in jedem Supermarkt kaufen kann, sieht Franz Draxler nicht als Problem: »Das ist eine andere Qualität und nicht lose Ware wie bei uns, noch dazu auf Styroportasse mit Plastikfolie verpackt, also unnötiger Müll, den wir ja gezielt nicht produzieren wollen. In Supermärkten geht es natürlich nicht anders, die brauchen die Verpackung, weil dort der EAN-Code drauf ist, sodass man das Produkt bei der Kasse nur drüberziehen muss. Bei uns gibt es ja doch noch die Bedienung und die Beratung dazu. Und der Kunde muss nicht aus dem Fleischregal irgendein Packerl nehmen, von dem er vielleicht gar nicht weiß, was drinnen ist und was er damit machen kann. Wir geben Ratschläge und Ideen für Zubereitung und Rezepte. Diese direkte Beratung unterscheidet uns schon sehr vom Mitbewerb.« Diese Kultur und Tradition wird bereits von der nächsten, der vierten Generation gelebt. Marcel (28), der Sohn von Franz und Michael (34), der Sohn von Maria, sind längst ebenso fast rund um die Uhr für das Familienunternehmen tätig und auch von der fünften Generation ist schon jemand n seit kurzer Zeit auf der Welt. Der nächste Mohikaner.

Draxler Geflügel-Wild GmbH 8562 Mooskirchen, Kainachstraße 4 Telefon +43 3137 2308 gefluegel-draxler.at

FAZIT JÄNNER 2024 /// 79


Ein Kompromiss ist nur dann gerecht, brauchbar und dauerhaft, wenn beide Parteien damit gleich unzufrieden sind.

Henry Alfred Kissinger, 1923–2023, Staatsmann

Kunst im öffentlichen Raum

Offene Felder

Schweigen und Muh Georg Nussbaumer am Wolfbauerhof Johnsbach

Elisabeth Fiedler und ihr Institut für Kunst im öffentlichen Raum (KIÖR) führen die Begriffe Partizipation und Vermittlung in den steirischen Regionen in neue – geradezu lichte – Höhen. Eines der nächstjährigen Projekte ist besonders hervorzuheben. Von Michael Petrowitsch

Fotos: David Shankbone, Johanna Lamprecht, Andreas Pankarter

D

as Projekt, beziehungsweise die Initiative »Offene Felder«, initiiert von der Institutschefin selbst, führt Bauern mit Künstlern beiderlei Geschlechts und aller Sparten zusammen. Die Begründung ist recht einfach: Man will einen Dialog über Kunst und Landwirtschaft führen und neue Möglichkeiten des Zusammenspiels eröffnen. Der Ansatz ist naturgemäß nicht neu. Reflexionen über die sensible und vielfältige Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur gibt es seit der Urgeschichte in Form von Kunst sowie alltäglichen beziehungsweise rituellen Handlungen. Heute prägt diese Thematik natur- und geisteswissenschaftliche Diskurse, zumal man durch die Nutzung natürlicher Ressourcen mithilfe von gesteuertem Wirtschaftswachstum immer weiter an den Rand der Kapazitäten des Planeten gerät. So die ideologische Basis des Unterfangens. Das Vorhaben verfolgt also kritische Ansätze und Denkweisen, die nicht zeitgeistig verortet werden sollten. Vielmehr sind die Diskurse übergeordnet angesiedelt. Die rastlose Beschleunigung von Industrie und Wirtschaft seit der industriellen Revolution ignoriert, so Fiedler, das komplexe Verhältnis von Natur und Mensch und die Abhängigkeit von einem begrenzten Lebensraum. Erst die globale Katastrophe des Klimawandels lässt die Verletzlichkeit von Nehmen und Geben evident werden und stellt die Frage nach den Notwendigkeiten für menschliche Existenz.

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Spannungsreiche Bezugsfelder Der Landwirtschaft fällt eine besondere Rolle in diesen Betrachtungen zu. Sie reglementiert seit der Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit unsere Grundbedürfnisse. In der Zusammenschau mit der Kunst, bzw. dem künstlerischen Ausdruck, ergeben sich neue Überlegungen zu spannungsreichen Bezugsfeldern. »Offene Felder« hat einen hehren Anspruch: nämlich jenen, nicht nur reale, sondern auch inhaltlich und transdisziplinär neue Regionen des Denkens und Tuns zu erschließen. Dabei geht es Fiedler nicht darum, rein theoretisch und auf Abstand zu studieren, sondern vielmehr darum, einzutauchen, aktiv teilzunehmen, sich auszutauschen, um Prozesse und Dynamiken besser zu verstehen. Elisabeth Fiedler will mit der Bevölkerung vor Ort Geschichte und spezifisch lokale, politische, gesellschaftliche Geschichten und Realitäten erkunden, um neue Ansätze der Koexistenz zu befragen, Zukünftiges zu thematisieren und daraus Arbeiten zu entwickeln. So weit, so gut. In der Praxis stellt das Projekt diese menschlichen Grundbedürfnisse nach körperlicher und geistiger Nahrung in den Vordergrund. Gleichzeitig geht es natürlich um geschichtliche, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge, neue Impulse und aktuelle Ansätze. Durch das Zusammentreffen zweier scheinbarer Gegensätze wird neuen Formen Platz gegeben. National und International Zwölf Projekte nationaler sowie internationaler Künstlerinnen und Künstler wur-

den im Rahmen eines Open Calls zur Realisierung an verschiedenen steirischen Orten ausgewählt. Nach zwei im Jahr 2022 realisierten Projekten wurden 2023 weitere acht umgesetzt. So seien hier etwa eine akustische Bodenuntersuchung am Hof von Evi Schartner in Altaussee mit Markus Hiesleitner oder das Projekt »Schwarze Milch« eine Zusammenarbeit der Bäuerin Christine Kobald aus St. Peter am Kammersberg mit dem Künstler Jonathan Omer Mizrahi als eines der Paradebeispiele erwähnt, die die Steiermark als Kunst- und Kulturort neu bespielen. Für 2024 sind weitere Projekte geplant. Das Gesamtprojekt wäre wohl ein Ansatz, den man im Hinblick auf zukünftige Landesausstellungen verfolgen könnte. Das Institut legt Wert auf Vermittlung und Miteinbezug der Bevölkerung vor Ort und nachhaltige Verbindungen und Allianzen, die durch die einzigartige Verbindung von Contemporary Art und Landwirtschaft geschaffen wird. Wir dürfen gespannt n sein auf die Projekte im Jahr 2024.


Alles Kultur Europäisches Zusammenleben

Ein Versuch über die Freundschaft Von Andreas Pankarter

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n Michael Petrowitschs Jahresprojekt 2023 standen im Jahreslauf vorwiegend die Themenbereiche »europäisches Zusammenleben« und Kontextualisierung der Steiermark beziehungsweise der Landeshauptstadt mit historischen, sozioökonomischen und – grob gesprochen – atmosphärischen Zusammenhängen mit Südosteuropa und Oberitalien im Vordergrund. Anhand von drei Positionen, die sich mit der Landeshauptstadt und deren geografischer Nachbarschaft (Triest, Marburg) auseinandersetzen, erkundet das Gesamtprojekt »Versuch über die Freundschaft« analytisch den Freundschaftsbegriff auf verschiedenen Ebenen. Die Fragestellungen sind differenziert. Was heißt Freundschaft im Sinne von Austausch, im Sinne von Vertiefung, aber auch Entfremdung? Dabei spannt er gedanklich den Bogen über den Zeitraum vor den Grenzschließungen, vor dem EU-Beitritt und dem mittlerweile wieder erfolgenden Auseinanderdriften europäischer Staaten in die Kleinteiligkeit vorheriger Jahrhunderte bis hin zum regulierten Zusammenleben im Urbanen. Große Aufmerksamkeit wird auf extremistische, tagespolitische wie – grob gesprochen – Neo-Nationalisierungstendenzen und sozialpolitische wie auch wirtschaftspolitische Entwicklungen liegen. Zudem ist es Petrowitsch gleichsam als Parallelprogramm ein Anliegen, kulturpolitische Entwicklungen im nationalen und internationalen Vergleich zu erörtern. Bei all diesen Prozessen steht der steirische

Künstler, der Kulturschaffende, der Produzent im Vordergrund. Er ist es auch, der eingeladen wird, zu denken und zu entwickeln und nachhaltig zu formulieren. Grundlage für unsere Betrachtungen bilden weiterhin die Topoi »Austauschprojekt«, »europäisches Zusammenleben«, »politische Entwicklungen«, »Transformationsprozesse« et. al. Die Basis und der Untersuchungshorizont erstrecken sich über gemeinsame Geschichte, Erfahrungen, Phänomene und aktuell spannende, zeitgeschichtliche Entwicklungen. Besonders von Interesse ist das Thema »Europäisches Zusammenleben«, wobei Petrowitsch stets die Zusatzfrage im gegenwärtigen weltpolitischen sich täglich ändernden Zustand wichtig ist. Die Analyse vorhandener Strukturen und Gegebenheiten sowie die Kommentare zum Zeitgeschehen wird den Kulturschaffenden überlassen. Somit gilt der übergeordnete Kulturbegriff noch immer als »primus inter pares« neben wissenschaftlichen, sozioökonomischen oder anderen Bezügen.

Verbesserung der Beziehungen Das Projekt will proaktiv Vorschläge zur Verbesserung europäischer Beziehungen, im Sinne wertschätzenden, gedeihlichen Zusammenlebens, machen. Forciert wird allerdings das »Trennende vor dem Gemeinsamen«, da das als Untersuchungsobjekt interessanter scheint als der Einheitsbrei. In der Auswahl der Künstlerinnen setzt er vor allem auf steirische Mitprojektanten und will auch die Wertschöpfung der einzusetzenden Fördermittel zu einem vorwiegenden Teil in der Steiermark beheimatet wissen. Nicht ausschließlich, aber auch ist es ein Anliegen, die Entwicklung immer gut zu dokumentieren und das Endergebnis in Katalogform zu präsentieren. Auf Basis der Beziehung zu den Nachbarregionen wie etwa Slowenien und Oberitalien entwickelt er den Begriff der Freundschaft im Sinne eines Austausches von Erzählungen. 2023 etwa jährt sich zudem zum 50. Mal die Städtepartnerschaft Graz-Triest. Außerdem bietet der Koralmtunnel und damit die Verlängerung der Seidenstraße Richtung Graz eine vollkommen neue Sichtweise, sich mit der Region auseinanderzusetzen. Michael Petrowitsch hat das Kollektiv Transparadiso eingeladen, sich darüber Gedanken zu machen. ILA hat sich mit dem Phänomen Intervention im Grazer Stadtgebiet beschäftigt und Stefan Lozar nimmt sich Maribor als nächste und doch so weit entfernte Nachbarschaft vor. Zudem versammelt der im »EPeKA«-Verlag herausgegebene Katalog Statements von Martin Behr, Reinhard Braun, Elisabeth Passath, n Markus Gönitzer und Sara T. Huber.

Ein Versuch über die Freundschaft Katalog erschienen im Verlag EPeKA epeka.at

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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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as Jahr 2024 wird ein Superwahljahr. Entsprechend groß waren die Steuergeschenke an die Pensionisten und an die Beamten, mit denen sich die Regierung die 3,3 Millionen Betroffenen gewogen halten will. Doch damit wurde auch ein Präjudiz für die Kollektivvertragsverhandlungen geschaffen. Denn nun muss natürlich auch die SPÖ-dominierte Gewerkschaft bei ihrer Klientel – den Arbeitnehmern – punkten. Dabei befindet sich Österreich in Bezug auf seine Wettbewerbsposition ohnehin schon auf dem Weg nach unten; Und zwar wegen seiner im Vergleich zu Asien und den USA dreimal höheren Energiepreise. Wer jetzt glaubt, dass sein eigener Job nichts mit der Exportwirtschaft zu tun hat, liegt leider falsch. In Österreich hängen rund 60 Prozent aller Arbeitsplätze direkt oder indirekt von den Erfolgen der Exportwirtschaft ab. Dazu gehören die Mitarbeiter der Handwerker und Zulieferer ebenso, wie die der Supermärkte, Bäcker, und Gastronomiebetriebe. Schließlich kaufen dort auch die Arbeitnehmer der Exporteu-

Die Gefahr der Deindustrialisierung steigt. Die Politik schaut zu

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re und der sie beliefernden Unternehmen ein. Eigentlich war es den Gewerkschaften völlig klar, dass sich die Unternehmen angesichts des Verfalls der österreichischen Wettbewerbsposition keine hohen Lohnabschlüsse leisten können. Trotzdem setzten ihre überzogenen Forderungen mit Streikdrohungen und danach mit Streiks durch. Den Arbeitgeberverhandlern gingen – vor dem Hintergrund der Beamtenabschlüsse und Pensionserhöhungen – die Argumente aus und sie gaben nach. Dabei lagen die Arbeitskosten je geleisteter Stunde bei uns schon vor den diesjährigen Lohnabschlüssen um gut 20 Prozent über jenen der USA und sogar um 63 Prozent über jenen Japans (Quelle: IDW-Köln). Mit der vollen Inflationsabgeltung werden wir nun auch Deutschland, Frankreich und Finnland hinter uns lassen. In Europa ist die Arbeit dann nur mehr in der Schweiz, in Belgien und in Skandinavien teurer als in Österreich. Aufgrund der internationalen Wettbewerbssituation ist jedenfalls nicht damit zu rechnen, dass die Industrie die höheren Personalkosten auf ihre Produkte aufschlagen kann. Daher überarbeiten die großen Unternehmen gerade ihre Investitionsprogramme; meistens zugunsten ihrer Überseestandorte. Dazu kommt, dass etwa China nach der Marktführerschaft in einigen wesentlichen Branchen längst auch die Technologieführerschaft übernommen hat. Und so droht etwa – als Folge der Antriebselektrifizierung – gerade der Absturz der europäischen Autoindustrie. Doch anstatt der Bevölkerung endlich die Augen hinsichtlich der enormen Bedeutung einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu öffnen, streut ihr die Regierung weiterhin Sand in dieselben. So wurde etwa für die Steiermark gerade erst eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass von den 40.000 Jobs im steirischen Autocluster bis 2040 »nur« etwa 8.000 abwandern werden. Vielleicht haben die Studienautoren ja die Zahlen, mit denen die Unternehmen ihre eigene Beschäftigungsentwicklung kommunizieren, für bare Münze genommen. Doch gerade große Konzerne halten sich gerne zurück, wenn es um die Ver-

kündung von unangenehmen Botschaften geht. So plant etwa ein großer internationaler Autozulieferer mit mehreren Werken in Österreich, darunter eine mächtige Entwicklungsabteilung in der Steiermark, gerade den Bau eines noch mächtigeren F&E-Standorts in Indien. Bisher dringt auf den offiziellen Kommunikationskanälen des Unternehmens nichts über die 11.000 Ingenieure und Entwicklungsmitarbeiter, die dort im Endausbau arbeiten sollen, nach außen. Nur dass bereits 1.000 hochqualifizierte Inderinnen und Inder eingestellt wurden, hat man veröffentlicht. Und so weiß bisher nur das Management, ob diese 11.000 F&E-Mitarbeiter nicht auch einige Tausend Hightecharbeitsplätze in Österreich ersetzen werden. Die Indizien rechtfertigen jedenfalls eine deutlich erhöhte Alarmstufe in Bezug auf den Fortbestand unserer Zukunftsindustrien. Die Politik soll in diesem Zusammenhang auch nicht so tun, als würde die Dekarbonisierung ausschließlich positive Auswirkungen für Österreich haben. Solange die Klimawende die Energie für die gewerblichen Verbraucher teurer und nicht billiger macht, werden durch sie die bestbezahlten n Jobs des Landes gefährdet.

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