E&S Sonderheft Hochschulbauten 2014

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2014

Hochschulbauten

Ernst & Sohn Special November 2014 A 61029

–  Projektsteuerung bei Hochschulbauten –  Life Cycle Costs als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor –  Projekte – Sanierung, Erweiterung, Neubau –  Modulbauweise –  Brandschutz –  Elektroinstallationen in Hochschulbauten –  Innenausbau –  Bodensysteme


Bauphysik-Kalender 2011–2014

Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2014 Schwerpunkt: Raumakustik und Schallschutz 790 S. € 144,–* Fortsetzungspreis: € 124,–* ISBN 978-3-433-03050-9

Lärmschutz, Schallschutz und Raumakustik sind Qualitätskriterien für Gebäude. Normenmacher geben Hintergrundinformationen zu E DIN 4109:2013-11 und VDI 4100 aus erster Hand.

Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2013 Schwerpunkt: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz 2013. 698 S. € 139,–* ISBN 978-3-433-03019-6

Aspekte der Nachhaltigkeit bestimmen die Richtung zukunftweisender Gebäudekonzepte. Für die Energieeffizienz nach DIN V 18599 werden die Teile 1 bis 10 für die Praxis kommentiert.

Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2012 Schwerpunkt: Gebäudediagnostik 2012. 784 S. € 79,–* ISBN 978-3-433-02986-2

Die Gebäudediagnostik ist ein Schlüsselthema der Bauphysik, sowohl für die Bestandsaufnahme und -bewertung als auch für die Inbetriebnahme und das Monitoring von Neubauten zur Überwachung der Funktionsfähigkeit.

Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2011 Schwerpunkt: Brandschutz 2011. 538 S. € 79,–* ISBN 978-3-433-02965-7

Der Bauphysik-Kalender 2011 bietet eine verläßliche Arbeitshilfe für die Planung in Neubau und Bestand unter Berücksichtigung der Eurocodes.

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Editorial

Hochschulen bieten vielfältige Bauaufgaben

Die Septemberausgabe 2014 der Du (Du 849) ist dem Thema Bildung gewidmet. Fürs Leben lernen – ja, richtig, denke ich sofort und bin gespannt auf die Inhalte. Die drehen sich um das Wie? und Wozu?, um das Lernen nicht um des Wissens willen, sondern um handlungs- und entscheidungsfähig zu werden. Es geht um Persönlichkeitsentwicklung und darum, dass man nicht nur in der Schule lernt, sondern beispielsweise auch auf Reisen – Alexander von Humboldt wird hier mit seinen Expeditionen vor 200 Jahren als Pionier der bürgerlichen Bildungsreise bezeichnet. Das Thema Bildung ist immer aktuell und immer umstritten. Der Verlag Ernst & Sohn hat Bildungsbauten im Rahmen der Sonderhefte schon mehrfach aufgegriffen. Es gab mehrere Sonderhefte zum Thema Schulen und Kindertagesstätten, die sich ebenso wie das Special Forschungs- und Laborbauten großer Beliebtheit erfreuten. Im Rahmen unserer Recherchen stellte sich heraus, dass die Bandbreite der Bildungsforschung und die damit verbundenen baulichen Entwicklungen so umfangreich sind, dass wir beschlossen haben, die Sonderhefte zum Themenkomplex um ein Heft zu erweitern: Hochschulbauten. Unter Hochschulbauten fallen nach unserer Definition alle Gebäudetypen, die für die verschiedenen Studienfächer an Fachhochschulen und Universitäten errichtet werden sowie alle dazugehörigen Service- und Infrastruktureinrichtungen, die dem Funktionieren einer Hochschule dienen, d. h. vom Vorlesungsgebäude bis hin zum Studentenwohnheim. Natürlich kann in einem Heft immer nur eine Auswahl präsentiert werden. So finden Sie diesmal Projektberichte über zwei neue Hochschulen in Hamm und Kamp-Lintfort, über ein Che­ mie­praktikum der RWTH Aachen und den Neubau eines Technikums an der TU Dresden. Die Erweiterung der Aka-

Ernst & Sohn Special 2014 · Hochschulbauten

demie der Bildenden Künste in Nürnberg ist ebenso Thema wie der Bibliotheksneubau an der TU Breslau. Campus und Campusentwicklung waren schon im Special Forschungs- und Laborbauten wichtige Stichworte. Auch hier finden sie sich wieder: ein Beitrag über die Technische Hochschule in Wildau zeigt, wie aus einem traditionsreichen Industriestandort für Lokomotiv- und Maschinenbau ein moderner Campus mit modernisierten Bestandsgebäuden und Neubauten werden kann. An der FH Würzburg entstand – wunderbar landschaftlich eingebettet – ein zentraler Standort für die Fachbereiche Gestaltung, Informatik, Wirtschaftsinformatik und e-Commerce. Früher waren die Gebäude für diese Fachbereiche überall in der Stadt verteilt, die Zusammenführung macht aus verschiedenen Gründen Sinn – lesen Sie mehr im Beitrag. Die Bündelung von Lehr- und Forschungsstationen der Universität Bonn aus den Bereichen Acker- und Pflanzenbau, Gartenbau und Tierwissenschaften am Standort Klein-Altendorf wird exemplarisch am Projekt agrohort mit der Werkstatt- und Maschinenhalle sowie dem Neubau der Gutswirtschaft vorgestellt. Wie immer wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen!

Ihre

Simone von Schönfeldt Redaktion Specials

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Inhalt Die traditionsreiche Beuth Hochschule für Technik in Berlin bietet mehr als 10.000 Studierenden eines der größten ingenieurwissenschaftlichen Angebote in Berlin und Brandenburg. Zu den vier Gebäuden auf dem Hochschulcampus gehört das Haus Grashof. 1973 erbaut, besteht das Gebäude heute aus einem flachen Labortrakt sowie einem Hochhaus mit zwölf Stockwerken. Die jahrzehntelange Nutzung des Hauses Grashof machte eine Grundsanierung erforderlich. Dabei wurden das Foyer und die Flure im Eingangsbereich zu einem Raum für Versammlungen und Veranstaltungen umgestaltet. Die ca. 1.800 m2 große Bodenfläche erhielt eine neue, ansprechende Optik. Zum Einsatz kamen die hochwertigen ComfortFloor Bodensysteme der Sika Deutschland GmbH. (Foto: Sika Deutschland GmbH)(s. Beitrag S. 68–69)

Special 2014 Hochschulbauten

EDITORIAL 03

Simone von Schönfeldt Hochschulen bieten vielfältige Bauaufgaben

PERSPEKTIVEN UND TRENDS 06

Alf Gericke Projektsteuerung bei Hochschulbauten

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Erwin K. Bauer Inclusive Orientation Design am neuen Campus der Wirtschaftsuniversität Wien

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Schweiz: Fachstelle für Hochschulbauten

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Gerhard Hoffmann Life Cycle Costs (LCC): Nachhaltigkeit als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor

PROJEKTVORSTELLUNGEN 16

Eva-Maria Pape STUDIERENDEN-SERVICE-ZENTRUM DER RWTH AACHEN „SUPER C“ BRÜCKENSCHLAG ZUR STADT UND ZUR WIRTSCHAFT

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Johannes Kister CHEMIEPRAKTIKUM FÜR DIE RWTH AACHEN 1.500 QUADRATMETER VOLL MODERNER TECHNIK

Christoph Bierschenk, Ludger Rasche 22 Zwei neue Hochschulen für Nordrhein-Westfalen: die Campi Hamm und Kamp-Lintfort

Ernst & Sohn Special 2014 Hochschulbauten A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Vernachlässigter Hochschulbau

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Henning Wiechers TECHNISCHE HOCHSCHULE IN WILDAU VOM FABRIKAREAL ZUM HOCHSCHULCAMPUS

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Werner Bauer, Sebastian Schefter TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN: WERNER-HARTMANN-BAU NEUBAU TECHNIKUM IN DER NÖTHNITZER STRASSE

BODAMER I FABER ARCHITEKTEN BDA 37 NEUBAUTEN FÜR DIE UNIVERSITÄT BONN :AGROHORT WERKSTATT- UND MASCHINENHALLE UND :AGROHORT NEUBAU ­GUTSWIRTSCHAFT 40

Gerber Architekten HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE WISSEN­SCHAFTEN WÜRZBURG-SCHWEINFURT ZUKUNFTSORIENTIERTER CAMPUSBAU

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Inhalt 44

Simone Jeska TRADITION UND MODERNE ERWEITERUNG DER AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE NÜRNBERG

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Zahlreiche Hochschulgebäude in Deutschland sanierungsbedürftig

Anna Stryszewska-Słon´ska 49 TECHNISCHE UNIVERSITÄT BRESLAU/POLEN NEUBAU DER BIBLIOTHEK DER EXAKTEN UND TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN (BNST) 54

www.iproconsult.com

Energielabor für Gasturbinenforschung

MOBILE RAUMSYSTEME / MODULBAUWEISE 55

Gegen Raumnot an Universitäten: Modulbaulösungen – systematisch gut

BRANDSCHUTZ 57

Bibliotheken setzen neue Maßstäbe beim Brandschutz

INNENAUSBAU 60

as Geheimnis makelloser Innenwände – langfristiger Schutz für strapazierte D Oberflächen

62 Imposante Deckengestaltung beim Neubau des Library & Learning Centers der Wirtschaftsuniversität Wien 64

Elektroversorgungseinheit für Vorlesungsräume

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Gute Raumakustik und hervorragender Brandschutz in Bestandsbauten

BODENSYSTEME 68 Ansprechender Empfang: hochelastische Bodenbeschichtung in der Beuth Hochschule Berlin 70

Taktiles Leitsystem für Hochschulbauten

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Der Boden ist bereitet – für ein erfolgreiches Studium

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IMPRESSUM

Das Ganze sehen. Generalplanung Architektur und Hochbau Technische Ausrüstung Infrastruktur und Umwelt

Ernst & Sohn Special 2014 · Hochschulbauten

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Perspektiven und Trends

Alf Gericke

Projektsteuerung bei Hochschulbauten Was ist das Besondere an der Projektsteuerung für Hochschulbauten? Es gibt keinen eindeutig eingrenzbaren Hochschulbau und somit auch kein zwingendes Instrumentarium für die Anwendung von Projektsteuerung im Rahmen von Hochschulbaumaßnahmen. Hochschulbauten sind Bauten von Institutsgebäuden im Sinne von Verwaltungsgebäuden, Mensen, Studentenwohnheime, Vorlesungs- und Seminargebäude, Verfügungsgebäude, Laborgebäude, Bibliotheken und natürlich auch Mischvarianten daraus. Eine Klassifizierung des Hochschulbaus über Gebäude­ typen ist somit nicht möglich. Die andere Art der Klassifizierung wäre die Einordnung anhand von Bauherren- oder Nutzergruppen. Aber auch diese Einordnung schlägt fehl, denn es gibt keinen immer wiederkehrenden Bauherren für Hochschulbauten und auch keine klar eingegrenzte Nutzergruppe. Bildung ist zumeist eine Landesaufgabe und somit sind Bauten, insbesondere für die akademische Bildung an Universitäten und Hochschulen, eine Landesbauaufgabe – sofern man von Privatinstituten und den Bundeswehruniversitäten absieht. Aber auch dieser Klassifizierungsversuch gelingt nicht vollends, da nicht alle Baumaßnahmen durch das Land als Bauherr durchgeführt werden, jedenfalls nicht, wenn der Begriff Bauherr eng gefasst wird. Im Sinne von Prof. Karlheinz Pfarr: „Bauherr ist derjenige: der selbst oder durch Dritte; im eigenen Namen oder auf eigene Verantwortung; für eigene oder fremde Rechnung ein Bauvorhaben - wirtschaftlich und technisch vorbereitet und durchführt bzw. vorbereiten und durchführen lässt.“ [1] Dennoch treten je nach Bundesland die Landesbauverwaltungen eigenständig als Bauherr auf. In den letzten Jahren sind die Universitäten jedoch vermehrt dazu übergegangen, ihre Bauaufgaben wieder mit ihren eigenen Bauverwaltungen in der Bauherrenfunktion wahrzunehmen – beispielhaft sei hier Nordrhein-Westfalen genannt. Finanziert werden diese Bauvorhaben der Hochschulen überwiegend aus Landesmitteln, um dem Bildungsauftrag gerecht werden zu können. Die Hochschulen sind jedoch gezwungen, Drittmittel einzuwerben und für Bauaufgaben mit zu verwenden oder einzelne Bauaufgaben ausschließlich aus Drittmitteln zu finanzieren.

Bild 1.  Humboldt-Universität zu Berlin: Mensa Süd Untergeschoss vor der Baumaßnahme

vorschläge erarbeiten – gemeinsam. Das ist die Devise bei Projektsteuerungsaufträgen – ob für private Bauherren oder die öffentliche Hand in Form von Bund, Ländern und Kommunen. Am Ende zählen jedoch immer das gebaute Objekt und der Projekterfolg, aus diesem Grund zwei Beispiele von unterschiedlichen Bauaufgaben, die jeweils Funktionen an einer Hochschule sicherstellen und die wir als Projektsteuerer mit begleiten durften.

Mensa Süd, Humboldt-Universität zu Berlin Das Hauptgebäude der Humboldt-Universität, wurde ab 1748 als Drei-Flügel-Anlage dem Boulevard Unter den Linden zugewandt als Prinz-Heinrich-Palais errichtet. 1810 wurde das Gebäude der neu gegründeten Universität übereignet und dient seitdem als Universitätsgebäude. ln den Jahren 1913-1920 wurde das Palais nach dem Entwurf des

Herangehensweise Projektsteuerung ist immer angesiedelt in dem „magischen“ QTK-Dreieck. Die Abwägung von Qualitäten, Terminen und Kosten ist immanent, das gilt nicht nur bei dem Bauen für die öffentliche Hand. Ein beständiges Tarieren zwischen Mehr- und Minderkosten, Qualitätssenkungen oder Qualitätssteigerungen und dem Einholen von Terminverzögerungen oder dem Schaffen von Terminpolstern ist das tägliche Tun aller am Bau Beteiligten, vorrangig betrieben durch den Bauherren und seinen Erfüllungsgehilfen, wie z. B. Projektsteuerer, Architekten und Fachplaner. Es wird viel zu dem Themenkomplex geschrieben, aber das A und O beim Bauen ist das Kommunizieren, denn nur so lassen sich Probleme erkennen und Lösungs-

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Bild 2.  Mensa Süd Verbindungstreppe Speisesäle UG und EG

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Perspektiven und Trends

damaligen Stadtbaurates Ludwig Hoffmann erweitert und in seine heutige sehr prägnante H-Form mit dem rückwärtigen Innenhof gebracht. Das gesamte Hauptgebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört, der Westflügel wurde schwer beschädigt. Mit der Instandsetzung wurde unmittelbar nach Kriegsende begonnen, wobei eine gemischte und nicht immer bestimmungsgerechte Verwendung von Baumaterialien in der damaligen Wirtschaftslage leider üblich war. Im Erdgeschoss des Westflügels befand sich seit DDRZeiten eine Mensa mit angeschlossener Küche. Im Untergeschoss war neben Lagerräumen auch ein Studentenclub untergebracht, der viel Anklang bei den Studierenden gefunden hat. Die Mensa musste im Herbst 2009 geschlossen werden und die Versorgung durch ein zweigeschossiges Mensazelt im Innenhof des Hauptgebäudes sichergestellt werden. Projektaufgabe war es, das Untergeschoss und das Erdgeschoss im Westflügel zu sanieren – das Gebäude nachträglich gegen drückendes Grundwasser mittels WU-Wanne und ergänzenden Edelstahlaufkantungen zu sichern. Die beiden Speisesäle sind für etwas mehr als 500 Sitzplätze ausgelegt und in der Küche können pro Tag ca. 3.500 Essen produziert werden. Diese Baumaßnahme fand parallel zu drei anderen Bauprojekten im Westflügel des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität statt, darüber hinaus unter Berücksichtigung der erhöhten baulogistischen Anforderungen des Grundstücks – in direkter Nachbarschaft befinden sich die

Großbaustellen für die Staatsbibliothek Unter den Linden und den U-Bahn-Tinnel der späteren U 5 Unter den Linden. Die Bauherrenschaft wurde durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin wahrgenommen. Nutzer des Gebäudes ist die Humboldt-Universität zu Berlin, wobei diese die Flächen an das Studentenwerk Berlin als Betreiber der Mensa vermietet. Bautafel Sanierung Mensa Süd, Humboldt-Universität zu Berlin n  Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin n  Nutzer: Humboldt-Universität zu Berlin und Studentenwerk Berlin n  Projektsteuerung: BMP, Berlin n  Architekt: Architekturbüro Prof. Baumewerd, Münster n  Projektdauer: 2007–2013 n  BGF: ca. 4.900 m2 n  Kosten: ca. 20 Millionen €

Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf Für den gesamten Campus der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf wurde eine Hochschulstandort-Entwicklungsplanung erstellt, die Grundlage für die zukünftige strukturelle und städtebauliche Weiterentwicklung des Campusareals ist. In einem städtebaulichen Ideenwettbewerb wurde eine Lösung vorgeschlagen, die die vorhandene Clusterstruktur allmählich auflockert und deren Fremdartigkeit aufhebt. Die vorgeschlagenen Neubauten des südlichen

Schwingungsprobleme – Kenngrößen und Beispiele Obwohl Schwingungsprobleme in der Praxis zunehmend auftreten, werden sie von Tragwerksplanern gern umgangen. Statische Ersatzlasten, Stoßfaktoren oder Schwingbeiwerte werden angewendet, ohne sich der Anwendungsgrenzen bewusst zu sein. Helmut Kramer Angewandte Baudynamik Grundlagen und Praxisbeispiele 2. Auflage – April 2013. 344 Seiten € 55,–* ISBN 978-3-433-03028-8 Auch als erhältlich

Das Buch weckt das Grundverständnis für die den Theorien zugrunde liegenden Modellvorstellungen und die Begrifflichkeiten der Dynamik. Die wichtigsten Kenngrößen werden beschrieben und mit Beispielen verdeutlicht. Darauf baut der anwendungsbezogene Teil mit den Problemen der Baudynamik – Stoßvorgänge, freie und erzwungene Schwingungen etc. anhand von Beispielen auf.

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Perspektiven und Trends

Bild 3.  Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Neubau Biowissenschaften, Fassadenperspektive (Foto: Hascher Jehle Architekten)

Die Neubauten werden folgende Nutzungen beinhalten: –– Labore und Büroräume für die Fachbereiche –– Praktikumsbereiche (Unterrichtslabore für die Ausbildung) –– Hörsäle und Seminarräume –– Bereiche für die Verwaltung –– Werkstätten –– Zentrales Chemikalienlager –– Gewächshäuser –– Flächen für die Energieerzeugung.

Bild 4.  Bautenstand Juni 2014

(Fotos 1, 2 und 4: BMP Baumanagement)

Bereiches werden als pavillonartige Einzelhäuser um einen zentralen Park, den Campuspark-Süd, angeordnet. Dieser Park ist die Fortsetzung des östlich angrenzenden Botanischen Gartens in das Universitätsgelände hinein. Die klare Anordnung der Baukörper im Stadtraum erzeugt ein einheitliches, prägnantes Erscheinungsbild und ermöglicht eine Adressbildung und die Identifikation der verschiedenen Institute mit dem jeweiligen Gebäude. Die Neubauten werden über eine Magistrale und verglaste Stege miteinander verbunden. Eine Anbindung an den Bestand ist ebenso vorgesehen. Ein Baustein dieser Masterplanung ist der Neubau von drei Labor- und Institutsgebäuden auf dem Campusgelände der HHU, der Projektstart dazu war 2011. Im Zuge dieser Neubaumaßnahmen sollen drei 5-geschossige Gebäude errichtet werden. Sie sollen vornehmlich für Forschungseinrichtungen und Laboratorien sowie dem Lehrbetrieb der Fakultät Biologie und Biochemie dienen. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch das Hochschulmodernisierungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen (HMoP).

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Bautafel Neubau von drei Labor- und Institutsgebäuden auf dem Campus­ gelände der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf n  Bauherr: BLB NRW, Düsseldorf n  Nutzer: Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf n  Projektsteuerung: BMP, Köln n  Architekt: Hascher Jehle Architekten, Berlin n  Projektdauer: 2011–2015 n  BGF: ca. 29.900 m2 n  Kosten: ca. 138 Millionen €

Literatur [1] Karlheinz Pfarr, Grundlagen der Bauwirtschaft. Essen 1984. 319 S. [2] Erläuterungsbericht Architekturbüro Baumewerd.

Weitere Informationen: BMP Baumanagement, Berlin, Alf Gericke Kurfürstendamm 212, 10719 Berlin, Tel. (030) 88 72 08 88-0, berlin@bmp.de, www.bmp.de BMP Baumanagement GmbH, Hohenstaufenring 57, 50674 Köln, Tel. (0221) 93 18 72-0, info@bmp.de, www.bmp.de

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Perspektiven und Trends

Erwin K. Bauer

Inclusive Orientation Design am neuen Campus der Wirtschaftsuniversität Wien Nachdem der alte Standort der Wirtschaftsuniversität in Wien nicht mehr den Anforderungen zeitgemäßer Lehre und Forschung entsprach, entschloss man sich für einen Neubau des Campus direkt am Wiener Prater, dem größten Park der Stadt in zentraler Lage. 2007/2008 wurden in einem internationalen Wettbewerb zuerst Generalplaner und danach die Architekten für die sechs Baufelder ausgewählt. Im Zentrum der neuen Anlage liegt das großzügige Library & Learning Center von Zaha Hadid Architects (Hamburg). Die weiteren Gebäude planten Atelier Hitoshi Abe (Sendai), BUSarchitektur + Partner (Wien), CRABstudio Architects (London), Estudio Carme Pinos (Barcelona) und No.MAD Arquitectos (Madrid). Die signifikanten Gebäude der Architekturstars sind mittlerweile Wiener Landmarks und beliebtes Ziel interessierter Touristen. Der Campus selbst ist ein lebendig genutzter Ort, der mit seiner guten Lage, dem attraktiven Freiraum und gastronomischen Angeboten nicht nur Lehrende und Studierende, sondern auch viele Gäste anzieht. Für die Auftraggeber war schon frühzeitig klar, dass die gut sichtbare Gliederung und einfache Zugänglichkeit aller Angebote für eine der größten europäischen Wirtschaftsuniversitäten zentrales Moment eines reibungslosen Studienbetriebs sein wird. Über 25.000 Studierende aus über 100 Ländern werden seit 2013 auf 137.000 m2 von über 1.000 Mitarbeitern betreut. Rund 800.000 Fachbücher und -medien stehen in der zentralen Haupt- und den Spezialbibliotheken bereit. Schon zu Projektbeginn konsultierte man ExpertInnen für Barrierefreiheit, die umfassende Vorgaben für die Architektur und die Orientierung erarbeiteten. Ziel war ein internationales Best-Practice-Beispiel und die Zahl der eingeschränkten Studierenden mit speziellen Bedürfnissen weiter zu erhöhen. Aufgrund der individuellen Architektursprachen in Gebäuden, Freiraum und Garage war die visuelle Verknüpfung eines durchgängigen und zugleich identitätsstiftenden Orientierungs- und Informationssystems gefordert.

Bild 1.  Taktile Pläne im Außenbereich machen Dimensionen der Architektur, Entfernungen und Wege tastbar

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Bild 2.  Leitlinien werden immer gerade verlegt, Richtungsänderungen erfolgen im rechten Winkel. Im Teaching Center des Campus WU (Planung Hadid Architects) folgen die Leitlinien organisch der Architektur, was die amorphen Grundrisse auch für Seheingeschränkte erfahrbar macht

Fairer Informationszugang für alle Die Marketingprofis unserer monetär getriebenen Gesellschaft haben die ausgefeilte Adressierung jeder einzelnen Zielgruppe perfektioniert. „Customized“ ist das gängige Schlagwort: Was uns tatsächlich erreicht, sind scheinbar individuelle Informationen zu mehr oder weniger standardisierten Produkten und Dienstleistungen, die im richtigen Moment zum impulsiven Kaufakt verführen sollen. Social Design will das Gegenteil. Mit der Motivation, grundsätzliche Bedürfnisse zu erfüllen, adressieren wir als Gestalter tatsächlich individuell. So folgt etwa der barrierefreie Zugang zu Raum und Information keiner manipulativen Motivation, sondern hat die demokratische Verfügbarkeit als Ziel. „Inclusive Design“ oder „Design for all“ geht noch einen Schritt weiter. Es bietet Gestaltungslösungen an, die die Minderheiten ebenso wie die Mehrheiten gleichzeitig und gleichwertig adressieren. Blinde werden ebenso wie Seh-, Hör-, Mobilitäts- oder sprachlich Eingeschränkte adäquat angesprochen. Damit wird Inclusive

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Perspektiven und Trends

Design ein wirkungsvolles politisches Werkzeug gelebter Demokratie. Gerade auf diesem Campus, wo der uneingeschränkte Zugang zu Wissen im Mittelpunkt steht, wurde dieser Designgrundsatz konsequent angewendet.

Warum Inclusive Design immer mehr Sinn macht Neben dem demografischen Wandel sind es vor allem „Menschen mit Einschränkungen“, die aufgrund fehlender Skills besonders auf verlässliche Orientierung angewiesen sind. Mit 13 % der Bevölkerung Österreichs ist die Gruppe der dauerhaft Mobilitätseingeschränkten die größte, gefolgt von den Seheingeschränkten (4 %, von diesen sind ca. 4,5 % = 14.000 Blinde) und 2,5 % Höreingeschränkten. Personen mit Mehrfacheinschränkungen nehmen zu. Gleichzeitig sind immer mehr eingeschränkte Personen zunehmend mobil und gestalten ihr Leben aktiv und selbstbewusst. Seit 2006 gilt in Deutschland bzw. Österreich das Behindertengleichstellungsgesetz mit dem erklärten Ziel, „die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen oder zu verhindern und damit die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft zu gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen“. Alle neu errichteten öffentlichen Lebensräume und Gebäude sind seitdem barrierefrei auszustatten, Bestandsgebäude bis spätestens Ende 2015 nachzurüsten. Das gilt sowohl für die Architektur, aber auch für die Informationsvermittlung und die Orientierung verpflichtend. Doch wie viele Orientierungssysteme folgen dieser Vorgabe konsequent?

Funktion und Form im Widerspruch?

Bild 3a und 3b.  Durch das Prinzip der Faltung entstehen zwei Infoebenen für die beiden Sprachen Deutsch und Englisch

Bild 4.  Digitale Medien wie interaktive Terminals oder das hier sichtbare Door Display ergänzen die analogen Informationsträger

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Trotz des Interpretationsspielraums der gesetzlichen Forderungen erfüllt kaum ein Orientierungssystem sie wirklich. Die Inkludierung aller Interessengruppen erzeugt nämlich auch Konflikte. Sowohl das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen als auch die Aufbereitung von Information erfordern ein hohes Maß an Toleranz bzw. Augenmaß. Jeder Mensch stellt zuerst die eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Was die Seheingeschränkten durch intensive Farben oder übergroße Lettern unterstützt, stört die gut Sehenden empfindlich. Was Rollstuhlfahrern hilft, einen Niveauunterschied einfacher zu bewältigen, kann für Blinde einen oft zu komplizierten oder unsicheren Weg bedeuten. Letztlich ist abzuwägen, was der Allgemeinheit nützt, ohne eine Minderheit zu stark zu diskriminieren. Die Lösung ist immer ein Kompromiss, auf den sich alle Nutzer und Fachplaner einigen müssen. Designer sind in diesem Prozess Mediatoren und Lösungsanbieter zugleich. Gemeinsam mit Auftraggeber, Planer und Interessensvertreter zu diskutieren, zu entwerfen und zu evaluieren nimmt eine immer wichtiger Rolle im gesamten Gestaltungsprozess ein. Die lange Liste der funktionalen Anforderungen bringt sowohl mediale als auch ästhetische Herausforderungen mit sich. Viele barrierefreie Lösungen wirken auf den ersten Blick zu grob und rufen bei Designern Kopfschütteln hervor. Allzu technisch scheinen die Vorgaben formuliert und letztlich auch umgesetzt zu sein. Das liegt in erster Linie daran, dass Orientierungsprojekte in Anleh-

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Perspektiven und Trends

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nung an Bauprojekte, in die sie eingetaktet sind, ähnlichen Kriterien und Prozessen unterworfen werden. Fragen zur ÄsFeuerschutz und thetik oder Identität haSicherheitstechnik GmbH ben in diesem Zusammenhang geringere Priorität. Dieser technokratische Zugang spiegelt sich auch in den gesetzlichen Normen wider. Vorgaben zur Planung und Gestaltung findet man in speziellen ISO-/DIN- oder Ö-Normen wie etwa der Wasserlöschanlagen Brandmeldeanlagen Gaslöschanlagen ÖNORM A3012 „Visumit IP-Vernetzung, Sprinkler NOVEC1230® elle Leitsysteme für die Multisensor und Sprühwasser ARGONITE® ÖffentlichkeitsinformaLasermelder Wassernebel/ FM200® tion“. Sie beziehen sich RAS sowie HeimFeinsprühsysteme CO2 rauchmelder nach Wohnraumsprinkler vor allem auf harte, DIN 14676 nach VdS 2896 messbare Faktoren wie Art und Größe der Schrift, standardisierte Pfeile und Piktogramme. Angaben zur intuitiven Informationsgliederung oder dem synchronisierten Einsatz von Medien fehlen weitestgehend. Erstellt werden sie von Interessenvertretungen bzw. BarrierefreiheitsexAb jetzt erreichen Sie App zur Auslegung perten, die durchaus inuns in unserem eigenen von Löschanlagen und teressiert sind, diese steneuen Gebäude mit Feuerlöschern: tig zu verbessern. Ein der Anschrift stärkeres Engagement An der alten Salzstraße 2 von Designern in diesen 09232 Hartmannsdorf Normungsausschüssen Telefon: 03722 779160 wäre notwendig, um forTelefax: 03722 7791650 www.ht-protect.de/app mal überzeugende Löwww.ht-protect.de sungen breiter zu verankern. Zugleich sind Barrierefreiheitsexperten erstaunt, wenn ästhetische Vorlieben formale Lösungen über die Benutzbarkeit stellen – hier sollten Designer vermehrt Feedback von ihnen und reagiert, sich aber in seiner Ästhetik nicht individuell an die Architektursprache der einzelnen Gebäude anpasst. potentiellen Nutzern berücksichtigen. Damit wird es für Nutzer möglich, gleichbleibend intuitiv Konseqent durchgängig – ästhetisch anspruchsvoll durch die Räume zu „navigieren“. Die klar unterscheidbaren Leitfarben der Gebäude wurden an die AusstattungsDen Widerspruch zwischen absolut korrekter Funktion farben angelehnt, eine freie Farbwahl durch die Architekund hohem ästhetischem Anspruch auszuräumen, war ei- ten war schon aufgrund der barrierefreien Unterscheidbarnes der zentralen Anliegen der Planung am Campus. So- keit in Bezug auf Kontrast bzw. Farbenblindheit kaum wohl mit den späteren Nutzern als auch mit den selbstbe- möglich. wusst agierenden internationalen Architekten wurde eine Für zusätzlichen Diskussionsstoff im Planungsprozess gemeinsame Lösung ausgearbeitet. So wie die Gestaltung sorgte die Integration der taktilen Leitlinien. Die Normdes Freiraums ist auch das Orientierungssystem ein über- Vorgabe des maximalen Kontrasts zur Bodenfarbe macht geordnetes System, das zwar auf räumliche Gegebenheiten jede Leitlinie zu einem prägnanten Gestaltungselement in

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Perspektiven und Trends

Bild 5.  Auch im Innenleitsystem wird das Prinzip der Leitfarben für die einzelnen Gebäude konsequent fortgesetzt

Bild 7.  Piktogrammfamilie (Bilder: buero bauer Gesellschaft für Orientierung und Identität GmbH)

der Architektur. Im Gebäude von Zaha Hadid entwickelten wir aufgrund der polygonal-organischen Grundrisse eine völlig neue Form der geschwungenen Linienführung, die sich der Architektur anpasst, aber auch für Blinde gut zu benutzen ist. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Leitlinien nicht mehr als „vermeidbare Störung“ gesehen werden müssen, sondern bei aktiver Integration in der Planung eine zusätzliche ästhetische Dimension in die Architektur bringen.

schränkter Personen wurden im intensiven Dialog mit Interessensverbänden erarbeitet, die bis zu mehreren Bemusterungen mit Feedback vor Ort gingen. Die identitätsstiftende Wirkung nach innen ist auf den ersten Blick nicht so präsent. Doch auch Rektorat und Mitarbeiter finden sich auf „ihrer WU“ ganz konkret und buchstäblich im System wieder. Ganz zu Anfang wurde intensiv über die Wahl der Sprache diskutiert: Als Wirtschaftsuniversität werden viele Vorlesungen ausschließlich in Englisch gehalten, wie auch die Namen einiger Departments englisch sind. Ein einsprachiges System wäre im Sinne der Reduktion denkbar gewesen. Als Universität mit dem Standort Wien entschied man sich aber für die Zweisprachigkeit – eine Herausforderung für das Informationsdesign. Gelöst wurde diese durch das simple Prinzip der Faltung. Informationsträger werden dadurch in zwei Ebenen gegliedert – eine für Deutsch und eine für Englisch. Der zusätzliche Farbwechsel unterstützt die einfache Differenzierung.

Zielgruppen und Stakeholder mit vielfältigen Ansprüchen Plant man ein Orientierungssystem für eine Bildungsinstitution dieser Größe, melden viele Zielgruppen ihre Ansprüche an. Bei den österreichischen und internationalen Studierenden und Lehrenden sind vor allem Studienanfänger und einmalige Gäste stark auf das Orientierungs- und Infosystem angewiesen. Nicht zuletzt kann der Campus als öffentlicher Raum von jedem genutzt werden – aufgrund der einzigartigen Architektur auch von Wienern und Architekturtouristen. Die speziellen Bedürfnisse einge-

Bild 6.  Konventionelle Standardpiktogramme, die eingeschränkte Personen als behindert darstellen, wurden für den Campus „aktiviert“ und in selbstbestimmte, aktive Personen verwandelt.

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Die durchgängige Mobilitätskette und das Zwei-Sinne-Prinzip Wer eine Vorlesung besuchen will oder eine Person an der Universität sucht, informiert sich bereits vor Eintreffen am Campus. Deshalb wurde der gesamte Weg von der Vorinformation auf der barrierefreien Website über die öffentlichen Verkehrsmittel, den Fahrradweg oder die Straße bis zum endgültigen Zielort einbezogen. Beginnend bei den interaktiven Infoterminals und Infoscreens bis zu interaktiven Türschildern wurden neue Medien mit dem analogen Orientierungssystem vor Ort verknüpft. So informieren an Hörsälen, Seminar- oder Meetingräumen digitale Door Displays über die Veranstaltung, via QR Code gelangt man mit dem Mobile Device zum Raumbuchungssystem, um

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Perspektiven und Trends

direkt zu reservieren. An wichtigen Punkten ist die Information für Blinde akustisch abrufbar. Nach dem ZweiSinne-Prinzip werden für eingeschränkte Personen immer alternative Darstellungsformen angeboten. So ist neben taktilen Plänen auch Text in tastbarer Pyramidenschrift sowie in Brailleschrift ausgeführt. Alle interaktiven elektronischen Medien verfügen über eine Sprachausgabe via Touch-Screen.

Eine neue visuelle Zeichensprache Normen empfehlen einfache Groteskschriften und ISOgenormte Piktogramme. Doch gerade über die Wahl der Schrift und die individuelle Gestaltung der Piktogramme wird eigenständige Identität sichtbar. Mit der OpenSource-Schrift Titillium, die an der Accademia di Belle Arti di Urbino von Studierenden entwickelt wurde und frei verfügbar ist, wurde der demokratische Design-Gedanke visuell manifestiert. Die Schrift entspricht nicht nur den Empfehlungen der Norm bezüglich Kontrast und Klarheit, sondern wurde auch um einen Stencil-Schnitt ergänzt, der wieder an die Community zur freien Verfügung zurückgegeben wurde. Besonders deutlich ist der Designansatz an der Überarbeitung des Piktogramms „Rollstuhlfahrer“ zu erkennen. Das derzeit in der Norm vorgegebene Zeichen ist klar stigmatisierend. Die eingeschränkte Person wird anonym, statisch und hilflos dargestellt, ganz das Gegenteil eines respektvollen Umgangs auf Augenhöhe. Unser neues Piktogramm verbessert das inhaltlich und formal. Die Hand des Rollstuhlfahrers bewegt den Rollstuhl aktiv und selbstbewusst vorwärts. Der angedeutete Sitz, der wie ein altmodischer Heilbehelf aussieht, entfällt, weil er ohnehin eine doppelte Linie darstellt. Die passive Seitenansicht ändert sich – die Person wendet sich zu uns und blickt uns aktiv an. Fußstützen entfallen, das Bein reicht fast bis zum Boden – eine ebenfalls selbstständige, nicht eingeschränkte Geste. Zudem wurden Elemente reduziert, Abstände vereinheitlicht und die Form der Silhouette vereinfacht, um eine klarere ikonische Wahrnehmung bei gutem Kontrast zu bieten, der es auch Sehschwachen erlaubt, das Zeichen klar zu erkennen. Die Figur trägt einen Anzug, was am weißen Ausschnitt zu erkennen ist. Damit ist auch der Bezug zur Wirtschaftsuniversität inhaltlich und formal hergestellt – eine typische Identität geschaffen. Entscheidend ist bei jedem Orientierungs- und Informationssystem die Konsistenz. Deshalb wurde am Campus WU eine komplette Piktogrammfamilie entwickelt, die formal direkt auf die eingesetzte Open-Source-Schrift Titillium abgestimmt wurde. Erfreulich ist, dass sowohl Interessenverbände als auch das Normungsinstitut diese Verbesserung als sehr positiv wahrnehmen und die Arbeit am Campus WU in der aktuellen Überarbeitung der Norm berücksichtigen wollen.

Weitere Informationen: buero bauer Gesellschaft für Orientierung und Identität mbH, In der Alpenmilchzentrale, Weyringergasse 36/1, A-1040 Wien, Tel. +43 1 504 48 18-26, office@buerobauer.com, www.buerobauer.com

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Schweiz: Fachstelle für Hochschulbauten Die Fachstelle für Hochschulbauten (FHB) der Schweiz prüft die eingehenden Gesuche um Bundessubventionen für universitäre Bauten mit einem Gesamtinvestitionsbetrag von über 10 Millionen Schweizer Franken nach den Richtlinien für die Bemessung der Bausubventionen des Bundes. Sie stellt anschließend einen Antrag an die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK), die auf der Basis dieser fachlichen Beurteilung Stellung nimmt. Ebenfalls in der FHB geprüft werden Gesuche für Fachhochschulbauten. Des Weiteren erarbeitet die FHB regelmäßig ein Flächeninventar der Bauten der Universitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschulen. Dieses liefert den für den Hochschulbereich verantwortlichen kantonalen und eidgenössischen Instanzen eine Gesamtübersicht der verfügbaren Flächen. Weitere Informationen: SUK Schweizerische Universitätskonferenz, Sennweg 2, PF 576, CH-3000 Bern 9, Tel. +41 31 306 60 60, Fax +41 31 306 60 70, cus@cus.ch, www.cus.ch

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OBJEKT: WU Wien, LC-Gebäude, Wirtschaftscampus ENTWURFSPLANUNG: Zaha Hadid Architects, London Hamburg GENERALPLANUNG: Vasko+Partner, Wien

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Perspektiven und Trends

Gerhard Hoffmann

Life Cycle Costs (LCC): Nachhaltigkeit als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor Dass der Modulbau in Sachen Nachhaltigkeit systembedingt Vorteile geltend machen kann, zeigte sich bereits im Rahmen der DGNB-Mehrfach-Zertifizierung des ALHO Kita-Bausystems. Doch zahlt sich diese nachhaltige Bauweise auch für den Investor aus? Eine Analyse der Lebenszykluskosten führt zu eindeutigen Ergebnissen. Spätestens seit der Energiewende wissen wir: Nachhaltigkeit ist teuer. Wer vermutet, dass nachhaltig zu bauen höhere Kosten bedeutet, hat durchaus Recht – wenn er nur die Investitionskosten für die Erstellung betrachtet. Was häufig übersehen wird: Im Laufe des Gebäudelebenszyklus entfallen jedoch über 60 % der Aufwendungen auf den Betrieb der Immobilie. Eine langfristige Betrachtung rechLife Cycle Costs net sich – und eine nachhaltige Bauweise wird zum wirtschaftlichen(LCC) Erfolgsfaktor.

Life Cycle Costs (LCC) Life Cycle Costs (LCC)

Die Lebenszykluskostenrechnung ist eine Kostenmanagement-Methode, die die Entwicklung eines Produktes von der Produktidee Die zur Lebenszykluskostenrechnung bis Rücknahme vom Markt ist eine Kostenmanagement-Mebetrachtet. thode, die die Entwicklung eines Produktes von der Produktidee Die Lebenszykluskostenrechnung bis zur Rücknahme vom Markt ist eine Kostenmanagement-Mebetrachtet. thode, die die Entwicklung eines Produktes von der Produktidee bis zur Rücknahme vom Markt betrachtet.

Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit

Der deutsche Begriff kommt aus der Forstwirtschaft. Dort hieß es bereits vor 300 Jahren: „Wer einen Wald hegt, muss Der deutsche kommt darauf achten,Begriff nicht mehr Holz aus der Forstwirtschaft. Dort zu schlagen, als nachwächst. hieß es bereitsbedeutet vor 300 Jahren: Nachhaltigkeit also, „Wer einen Wald hegt,kommt mussdie vom Ertrag zuBegriff leben, ohne Der deutsche darauf nicht mehrDort Holz Substanz anzutasten.“ aus derachten, Forstwirtschaft. zu alsvor nachwächst. hießschlagen, es bereits 300 Jahren: Nachhaltigkeit bedeutet also, „Wer einen Wald hegt, muss vom Ertrag zu leben, ohneHolz die darauf achten, nicht mehr Substanz anzutasten.“ zu schlagen, als nachwächst. Nachhaltigkeit bedeutet also, vom Ertrag zu leben, ohne die Substanz anzutasten.“

Nachhaltigkeit

Bei der Bewertung der Nachhaltigkeit eines Gebäudes spielt die Ökonomie eine tragende Rolle. So schlägt beispielsweise bei der Zertifizierung nach DGNB, bei der insgesamt 41 Einzelkriterien betrachtet werden, der Aspekt „Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus“ mit einer Gewichtung von 9,7 % im Gesamtergebnis zu Buche. Die Minimierung der Lebenszykluskosten ist somit ein vorrangiges Nachhaltigkeitsziel. Wenn sich Nachhaltigkeit nicht nur für die Umwelt auszahlt, sondern auch für den Investor, lohnt sich die detaillierte Betrachtung der Lebenszykluskosten. Bei einer LCC-Analyse werden die Gesamtkosten ermittelt, die ein Gebäude im Verlauf seines gesamten Lebenszyklus – bei konventionellen Gebäuden sind dies i. d. R. 50 Jahre – verursacht. Die DIN-Norm 276 regelt die Kostenermittlung im Bauwesen – von der Erschließung des Grundstücks bis hin zur Ausstattung mit Kunstwerken. Bei der LCC-Analyse werden definitionsgemäß die Kostengruppen „300 Bauwerk – Baukonstruktion“ und „400 Bauwerk – technische Anlagen“ betrachtet. Diese beiden Kostengruppen bilden die Grundlage für eine sehr detaillierte und objektive Betrachtung der im Verlauf des Gebäudelebenszyklus anfallenden Planungs-, Finanzierungs-, Herstell-, Nutzungs-, Erneuerungs- und Abbruchkosten. Bei der LCC-Analyse werden die Investitionsund Betriebskosten exakt ermittelt und berechnet. Doch wie stellen sich die Lebenszykluskosten eines in ALHO Modulbauweise errichteten Gebäudes im Vergleich zu konventionellen Bauweisen dar? Als konkretes Referenzprojekt zur Berechnung diente ein in Modulbauweise errichtetes Büro- und Seminargebäude der Universität zu Köln. Um den Vergleich zur Standardbauweise herzustellen, wurde ein Kostensimulationsmodell verwendet. Mit Hilfe dieses Modells lassen sich die Kostengruppen 300 und 400 für eine vorbestimmte Gebäudeart – in diesem Fall ein Büro- und Verwaltungsgebäude des mittleren Standards – anhand der Bruttogrundfläche ermitteln. Da die

Green Building Green Building

Gebäude, das unter dem Leitgedanken der Nachhaltigkeit entwickelt wurde. Die Gebäude zeichnen sich durch eine hohe Gebäude, das unter dem Ressourceneffizienz aus, Leitgedanken der Nachhaltigkeit während gleichzeitig schädliche entwickelt wurde. Gebäude Auswirkungen auf Die die Gesundheit zeichnen sich eine hohe und die Umwelt reduziert Gebäude, das durch unter dem Ressourceneffizienz aus, werden. Leitgedanken der Nachhaltigkeit während entwickeltgleichzeitig wurde. Dieschädliche Gebäude Auswirkungen auf dieeine Gesundheit zeichnen sich durch hohe und die Umwelt reduziert Ressourceneffizienz aus, werden. während gleichzeitig schädliche 14 Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt reduziert werden.

Green Building

Bild 1.  Büro- und Seminargebäude für die Fakultät Humanwissenschaften der Universität zu Köln – in Modulbauweise

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Perspektiven und Trends

Bild 2.  Seminarraum

Bild 4.  Ansprechend gestaltetes Treppenhaus

Bild 3.  Wohlfühlatmosphäre für Lernen und Arbeiten

Lebensdauer eines Modulbaus mit der eines Standardgebäudes gleichzusetzen ist, liegt der Berechnung ein Zeitraum von 50 Jahren zugrunde. Die Ergebnisse liefern eindeutige Ergebnisse pro Modulbauweise. Durch den modularen Systemaufbau und standardisierte Abläufe in der Fertigung sowie den durchorganisierten Planungsprozess ist eine Einsparung bei den Planungskosten von 49 % zu verzeichnen. Die ALHO Modulbauweise ermöglicht durch den hohen Vorfertigungsgrad der Module eine enorm kurze Bauzeit. Hierdurch lässt sich zum einen die Finanzierungsperiode entsprechend verkürzen. Kürzere Finanzierungszeiten wirken sich positiv auf die anfallenden Zinsen aus. Zum anderen können die Immobilien schneller in Betrieb genommen oder vermietet werden. Die Ersparnis bei den Finanzierungskosten liegt bei 50,6 % gegenüber der Standardbauweise. Die Errichtungskosten fallen bei dem Vergleichsgebäude in der ALHO Modulbauweise um 11,4 % geringer aus als in der Standardbauweise. Die durchdachte Stahlkonstruktion der einzelnen Module erhöht die Flexibilität und die Umnutzungsfähigkeit des gesamten Gebäudes enorm. Somit lässt sich im Vergleich zur Standardbauweise jederzeit eine kostengünstige Umnutzung und Erneuerung realisieren.

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Bild 5.  Life-Cycle-Kosten für das Bürogebäude der Universität zu Köln (Fotos/Grafiken: ALHO)

Ein weiterer Vorteil der ALHO Modulbauweise besteht in der Konstruktion der einzelnen Module sowie der Möglichkeit, diese mechanisch miteinander zu verbinden. Diese Faktoren führen zum kostengünstigen Rückbau des Gebäudes. Somit lässt sich bei den Abbruchkosten eine Ersparnis von 13,8 % gegenüber dem Standardbau verzeichnen. Weiterhin lassen sich die konstruktiven Elemente eines Moduls gezielt recyceln und liefern so im Sinne des Wertstoffkreislaufes einen positiven Beitrag zur Rückführung und Wiederverwertung von Baumaterialien. Fazit: In der Gesamtbetrachtung entstehen über den gesamten Lebenszyklus bei dem untersuchten Gebäude mit der ALHO Modulbauweise 11,5 % geringere Lebenszykluskosten als bei der Standardbauweise. Die Ergebnisse der LCC-Analyse belegen, dass eine Investition in ein nachhaltiges ALHO Modulgebäude auch auf Dauer eine nachhaltige Entscheidung für Ökonomie und Ökologie ist. Gerhard Hoffmann ist Senior Auditor DGNB und Auditor BREEAM DE, ifes GmbH in Köln Weitere Informationen: ALHO Holding GmbH, Hammer 1, 51597 Morsbach, Tel. (02294) 696-0, Fax (02294) 696-145, info@alho.com, www.alho.com

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Projektvorstellungen

STUDIERENDEN-SERVICE-ZENTRUM DER RWTH AACHEN „SUPER C“ BRÜCKENSCHLAG ZUR STADT UND ZUR WIRTSCHAFT

Bild 1.  Studierenden-Service-Zentrum der RWTH Aachen „Super C“: Blick von Westen

Eva-Maria Pape Das Super C bündelt an zentraler Stelle in der Innenstadt Aachens Serviceeinrichtungen für Studierende und bildet gleichzeitig ­einen Brückenschlag zur Stadt und zur Wirtschaft. Das 2008 fertig gestellte Gebäude ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen, den die Architektinnen Fritzer + Pape im Jahr 2000 gewonnen ­haben. Begleitend wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts eine 2.500 m tiefe Erdwärmesonde realisiert, um das innerstädtische Gebäude mit Wärme und Kälte zu versorgen. Der Entwurf basiert auf der Idee, an der Ecke Templergraben/Wüllnerstraße eine Plaza für öffentliche Aktivitäten zu schaffen und das 28 m hohe Gebäude wie ein großes Schaufenster vor der geschlossenen Wand des stillgelegten Heizkraftwerks zu errichten. Die RWTH öffnet sich so symbolisch zur Stadt.

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Damit das Gebäude vom Templergraben aus betrachtet nicht im rückwärtigen Bereich verschwindet, kragt das Dachgeschoss in 20 m Höhe ca. 17 m nach vorne frei aus. Es spannt sich über die Plaza, definiert und schützt dadurch den Freiraum, und greift mit seiner vorderen Fassade die Straßenflucht der Bebauung am Templergraben wieder auf. Zudem lässt der Neubau den Blick aus östlicher Richtung frei und bildet einen Rahmen um das denkmalgeschützte RWTH-Hauptgebäude. Die leicht ansteigende Plaza zieht sich bis zur Eingangshalle im Erdgeschoss ins Gebäude hinein. Neben der Eingangshalle befindet sich eine Cafeteria, die im Sommer einen Teilbereich der Plaza für Außengastronomie nutzt. LED-Lichtlinien, die in den Belag des Platzes eingelegt sind, werden an der Fassade in die Vertikale geleitet. Die

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Projektvorstellungen

chenholz sind akustisch wirksam und sorgen für eine gute Raumakustik. Die Büro- und Besprechungsräume sind mit Teppichboden ausgestattet. Zur Akzentuierung der besonderen Nutzung ist er in den Besprechungsräumen in einem warmen Rot ausgeführt.

Dachgeschoss

Bild 2.  Lageplan

äußeren werden an der Untersicht des Dachgeschosses wieder horizontal bis zur südlichen Kante des Gebäudes geführt. So verdeutlicht die Lichtführung die Bewegung im Gebäude. Unter der Plaza liegt eine multifunktionale Halle für Ausstellungen, Konzerte, Feste, etc. Sie ist über die Eingangshalle oder direkt vom Templergraben über eine in den Platz eingeschnittene Treppe zugänglich. Somit kann sie auch separat, außerhalb der Öffnungszeiten des Gebäudes, für Veranstaltungen genutzt werden. Durch den erforderlichen Wurzelschutz zum Erhalt des Gingko-Baums am Templergraben wurde die räumliche Ausdehnung der multifunktionalen Halle bestimmt.

Raumprogramm und Materialität Auf fünf Etagen sind die Verwaltungseinheiten mit dem Serviceangebot für Studierende untergebracht: zentrales Prüfungsamt, International Office, Career Services, etc. Erschließungs- und Wartebereiche sowie temporär genutzte Besprechungsräume orientieren sich zur südlichen Glasfassade und gewähren dem Besucher einen freien Blick zur Stadt. In die Decken eingeschnittene Lufträume bieten Orientierung und Kontaktmöglichkeiten über die verschiedenen Geschosse hinweg. Die Büroräume der Mitarbeiter sind nach Norden hin angrenzend an die Warteflächen angeordnet. Die Fassade ist hier als geschlossene, gedämmte Fassade mit einer hinterlüfteten Aluminiumhaut und durchgehenden Fensterbändern ausgebildet. Die Öffnungsflügel in Form von Senk-KlappFlügeln schaffen ein bewegtes Bild in der schräggestellten Fassade. Die Farbgebung der Innenräume resultiert überwiegend aus der natürlichen Oberfläche der eingesetzten Materialien. Die Wartebereiche der Regelgeschosse werden von einem Dreiklang an Materialien bestimmt: Decken und Aufzugsblock aus Sichtbeton, Bodenbelag aus dunklen Platten und Oberflächen der Trennwände zu den Büros aus Holz. Diese Vorsatzschalen aus geschlitztem Ei-

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Das auskragende Dachgeschoss beinhaltet zwei Konferenzsäle für 400 Personen. Der Tagungsbereich kann auch von externen Nutzern angemietet werden und bietet einen Blick über die Innenstadt bis hin zum Aachener Dom. Die zur Stadt gerichtete Fassade des Dachgeschosses ist in Sequenzen mit vorgehängten Tafeln aus Aluminiumlochblech ausgestattet, die als Sonnenschutz und zur räumlichen Fassung des außenliegenden Wartungsstegs dienen und den Blick auf Dom und Innenstadt fokussieren. Oberlichter ziehen sich von der Glasfassade übergangslos über das Dach, um die Tagungsräume auch in der Tiefe natürlich zu belichten. Zwei Atrien, in das Dachgeschoss eingeschnitten, haben vielfältige Funktionen: Sie ermöglichen den Blick vom Vorplatz in die Konferenzräume und umgekehrt den Blick aus großer Höhe auf den Vorplatz, sie geben den darunterliegenden Geschossen Tageslicht und erleichtern die Brandschutzanforderungen für das Tragwerk des Dachgeschosses. Durch die Auskragung entstehen auch energetische Vorteile: Das Dach verschattet die südliche Glasfassade im Sommer und lässt im Winter die tiefer stehende Sonne in die Räume gelangen. Durch die Verschattung war es möglich, einen innenliegenden Sonnenschutz auszuführen. In den energetisch problematischeren Eckbereichen der Südfassade, die nicht von der Auskragung verschattet werden und an zwei Seiten verglast sind, befinden sich die Treppenhäuser. Da diese weniger hohe Anforderungen an das Temperaturniveau haben, entstehen hier kein Risiko der Überhitzung und auch keine zu hohen Wärmeverluste.

Südfassade Die südliche Ganzglasfassade erhält zur natürlichen Belüftung der Räume ein schmales Band aus Öffnungsflügeln im Bereich der Geschossdecken mit einer konstruktiven Besonderheit: Die Frischluft strömt im unteren Bereich des Raumes durch einen nach unten öffnenden Senk-KlappFlügel ein und kann im oberen Bereich des Raumes durch einen Senk-Klapp-Flügel abgeführt werden. Um beide Klappen zugunsten der Transparenz in ein Fassadenband zu integrieren, wurden im Bereich der Decke Betonfertigteile ausgebildet, welche mit den jeweils darunterliegenden Räumen verbunden sind, so dass dort an der höchsten Stelle im Raum die Luft nach außen abgeführt werden kann. Dadurch wird die natürliche Belüftung der Räume bestmöglich unterstützt und es wird auch eine gezielte Nachtlüftung ermöglicht.

Konstruktion Das Gebäude ist ein Stahlbetonskelettbau. Die tragende Konstruktion des auskragenden Dachgeschosses besteht

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Projektvorstellungen

Bild 3.  Erdgeschoss

Bild 4.  2. Obergeschoss

Bild 6.  Foyer und Veranstaltungssaal im 6. Obergeschoss (Fotos 1 und 6: Jürgen Schmidt Fotografie, Köln)

Bild 5.  6. Obergeschoss

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aus vier geschweißten Stahlfachwerkträgern mit einer Gesamtlänge von ca. 31 m und einer maximalen Bauhöhe von 7 m. Die Kraftübertragung erfolgt über Elastomerlager und Spanngliedverankerungen in die rückwärtigen Stahlbetonverbundstützen. Die Verspannung des obersten Geschosses mit den Fundamenten durch diese sogenannten Monolitzen ist ähnlich dem Prinzip einer Spannbetonbrücke. Pro m2 ist die Konstruktion für eine Verkehrslast von 500 kg ausgelegt. Schwingungstilger im Kragarm dämpfen eventuell auftretende Schwingungen.

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Projektvorstellungen

Bild 7.  Querschnitt

Geothermie Eine 2.500 m tiefe Erdwärmesonde sollte das Gebäude beheizen und mittels Zuschaltung einer Adsorptionskältemaschine auch kühlen. In einem doppelwandigen, geschlossenen Rohr strömt kaltes Wasser über den Ringraum in die Tiefe, erwärmt sich am Gestein und gelangt über das innere Förderrohr wieder zum Wärmetauscher an der Übergabestation im Gebäude. Das Geothermieprojekt wurde als Demonstrationsvorhaben von der EU und dem Land NRW gefördert und unter der Leitung des Instituts für Markscheidewesen, RWTH Aachen, durchgeführt. Es wurde von der EU-Generaldirektion für Umwelt als eines der „Best LIFE-Environment Projects 2007-2008“ ausgezeichnet. Der Innovationscharakter bei dem Projekt bestand darin, dass erstmalig die Erdwärme einer Tiefensonde innerstädtisch für ein Großgebäude genutzt wurde und sowohl den Heiz- als auch den Kühlbedarf des Gebäudes decken sollte. Im Januar 2009 ist dem Gebäude auf der BAU 2009 durch den damaligen Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee im Rahmen der Zertifizierung von Pilotprojekten die Bronzemedaille des deutschen Gütesiegels nachhaltigen Bauens verliehen worden.

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(Bilder 2, 3, 4, 5 und 7: Fritzer & Pape Architekturbüro)

Bautafel Studierenden-Service-Zentrum der RWTH Aachen „Super C“, Aachen n  Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW n  Nutzer: RWTH Aachen n  Architekten: Entwurf: Fritzer & Pape Architekturbüro; Ausführung: Pape Architektur, Köln n  Generalunternehmer: Hochtief n  Fachplaner: –  Tragwerkplanung: Schlaich Bergermann & Partner, Stuttgart –  Haustechnik/Fassade: ARUP Deutschland, Berlin –  Bauphysik/Akustik: Graner & Partner, Bergisch Gladbach n  Brandschutzgutachten: Kempen Ingenieurbüro, Aachen n  Kostenermittlung: Höhler & Partner, Aachen n  Baukosten: 23 Millionen Euro n  Nutzfläche: 4.600 m2 n  Höhe des Saalfußbodens über Vorplatz: 21,03 m

Weitere Informationen: Prof. Eva-Maria Pape, Architektin BDA, Karlstraße 28, 50996 Köln, Tel. (0221) 13 00 382, Fax (0221) 13 00 384, info@pape-architektur.de, www.pape-architektur.de

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Projektvorstellungen

CHEMIEPRAKTIKUM FÜR DIE RWTH AACHEN 1.500 QUADRATMETER VOLL MODERNER TECHNIK bauliche Situation und führt das bis in die Detailgestaltung der Materialität und Farbe der Fassade fort. Vom Stadtraum plastisch angeschnitten und unter Berücksichtigung des vorhandenen Baumbestand steht das neue Chemiepraktikum auf der kleinsten zu besetzenden Grundstücksfläche. Mit maximaler Flächeneffizienz gelingt dem Chemiepraktikum eine neue Wahrnehmung der chemischen Institute im Stadtraum“, erläutert der Architekt Johannes Kister den Entwurf.

Fassade Da der Kostenrahmen für dieses Projekt sehr eng war, entschied man sich für eine Putzfassade auf einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Ziel war es, trotzdem nachhaltige Architekturqualität zu zeigen. Die Differenzierung der Gebäudeseiten erfolgte durch die unterschiedlichen Oberflächenbearbeitungen des Putzes. Dieser mineralische Oberputz wurde teilweise von Hand mit einem unregelmäßigen Muster versehen, teilweise als klassischer, glatter Putz realisiert. Dies verleiht heute dem Chemiepraktikum sein unverwechselbares Erscheinungsbild. Die Fenster sind nach Erschließungs- und Laborbereichen differenziert. Aus den Foyers, die sich als Vorbereich auf jeder Etage befinden, und aus dem Treppenhaus blickt man durch raumhohe, außenbündige Wärme- und Sonnenschutzverglasungen auf die Kaiserstadt. Diese Pfosten-

Bild 1.  Vom Stadtraum plastisch angeschnitten steht das Chemiepraktikum auf der kleinsten zu besetzenden Grundstücksfläche

Johannes Kister Nach einem vorgeschalteten VOF-Verfahren im Jahr 2011 realisierten kister scheithauer gross architekten und stadtplaner (ksg) den Neubau des Chemiepraktikums für die RWTH Aachen. Bauherr ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. Seit dem 1. April 2014 können hier ca. 160 Studierende forschen und experimentieren. Das monolithische Gebäude fungiert als Eckstein für die vorhandene Bebauung und trägt dadurch maßgebend zur ­Adressbildung der Chemischen Institute bei. „Das neue Chemiepraktikum liegt hoch über der Stadt Aachen, auf einem topografisch äußerst präsenten Ort. Aber das Gebäude ist nur auf den ersten Blick ein Solitär. In seiner polygenen Form reagiert es präzise auf die städte-

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Bild 2.  Grundriss Erdgeschoss

(Grafik: ksg)

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Projektvorstellungen

Riegel-Elemente sind außen durch große Rahmen aus eloxierten Aluminiumplatten eingefasst. Die Laborbereiche kennzeichnen sich von außen durch die tief in der Laibung liegenden Brüstungsfensterbänder mit außen liegendem Sonnenschutz.

Konstruktion Um die Nutzungsflexibilität der „open Space“-Labore zu wahren, wurden weitspannende Flachdecken mit einer ­Dicke von 30 cm ausgeführt. Im Süden und Norden dienen massive Kerne, in denen sich die Nebennutzungen und Treppenhäuser befinden, zur Aussteifung des Gebäudes. Die Lasten werden durch klassische Streifenfundamente in den Untergrund abgeleitet.

Bild 3.  Die Lochfenster sitzen bündig in großen Metallrahmen; der mineralische Oberputz wurde von Hand mit einem unregelmäßigen Muster versehen

Bautafel Chemiepraktikum für die Institute der Organischen und Anorganischen Chemie der RWTH Aachen n  Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung ­Aachen n  Nutzer: RWTH, Aachen n  Architekten: kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH, Köln, Verantwortlicher Partner: Prof. Johannes Kister; Projektleitung: Eric Mertens, Gabriel Mörsch n  Bauleitung: Höhler + Partner Architekten und Ingenieure, Aachen n  Tragwerksplanung: IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG, Köln n  Haustechnik: Krawinkel Ingenieure GmbH, Krefeld n  Laborplaner: EUROLABORS Aktiengesellschaft für integrale Laborplanung, Kassel n  Brandschutz: BFT Cognos GmbH, Aachen n  Leistungszeit: 2011–2014 n  Baubeginn: 06/2012 n  Fertigstellung: 03/2014 n  Leistungsphasen: 2–8 n  BGF: 3.720 m2

Weitere Informationen:

Bild 4.  Große Schaufenster zur Stadt ermöglichen den Studierenden einen Ausblick über die Dächer der Stadt (Fotos 1, 3–4: Jörg Hempel)

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kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH, Pressestelle: Natalie Bräuninger, Agrippinawerft 18, 50678 Köln, Tel. (0221) 92 16 43-20, Fax (0221) 92 16 43-50, koeln@ksg-architekten.de, www.ksg-architekten.de

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Projektvorstellungen

ZWEI NEUE HOCHSCHULEN FÜR NORDRHEIN-WESTFALEN: DIE CAMPI HAMM UND KAMP-LINTFORT

Bild 1.  Der helle Wasserstrich-Klinker spiegelt den Anspruch der Hochschule Hamm-Lippstadt auf Modernität wider

Christoph Bierschenk, Ludger Rasche

Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat 2009 vier Hochschulen neu gegründet, um bis 2020 über 11.000 neue Studienplätze zu schaffen. Die Hochschule Hamm-Lippstadt mit dem Campus Hamm und die Hochschule Rhein-Waal mit dem Campus Kamp-Lintfort sind zwei dieser Gründungen. Für beide MINTHochschulen sind auf umgenutzten Stadtarealen eigenständige neue Campusanlangen mit allen zentralen Funktionen ent­ standen.

Über den Campus Hamm Am 27. Juni 2014 wurde der neue Campus der Hochschule Hamm-Lippstadt offiziell eröffnet. Auf ca. 35.000 m2 ist ein eigenständiger Campus für ca. 2.500 Studierende entstanden. In einem europaweit ausgelobten Wettbewerb hat

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Bild 2.  Lageplan Campus Hamm

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Projektvorstellungen

Bild 3.  In den Kammstrukturen sind Einzel- und Großraumbüros, Seminarräume und Labore untergebracht

die pbr Planungsbüro Rohling AG aus Osnabrück 2010 mit ihrem Entwurf den 1. Preis gewonnen. Darüber hinaus wurde der Entwurf des Campus in diesem Jahr mit dem Iconic Award, einem international ausgelobten Architektur- und Designpreis, ausgezeichnet. Der Architekturentwurf ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass sich drei hell geklinkerte Gebäudekomplexe, die sich durch ihre klare Formensprache und funktionale Offenheit auszeichnen, um einen zentralen Platz orientieren. Dieser bildet das Zentrum des akademischen Lebens.

Die zwei Solitäre H1 und H2 nehmen die zentralen Funktionen Hörsaalzentrum, Mensa und Campus-Office sowie Medienzentrum und Verwaltung auf. Das kombinierte Gebäude H3/H4 in gegliederter Kammstruktur ist der größte Gebäudekomplex auf dem Campus und mit seinen grünen Höfen der Stadt zugewandt, so dass sich Hochschulbauten und Umgebung miteinander verzahnen. In den Kammstrukturen sind auf drei Ebenen alle Departmentfunktionen mit Einzelbüros, Großraumbüros, Seminarräumen und Laboren untergebracht. Zwischen den Gebäudeflügeln liegen an der Magistrale gläserne Treppenhäuser zur vertikalen Erschließung der Geschosse. Neben physikalischen, biologischen und chemischen Laboren verfügt die Hochschule über einen Reinraumbereich und lichttechnische Labore. Darüber hinaus bietet die Campusanlage ein zweigeschossiges Technikum, eine multifunktionale Technologie- und Experimentierhalle, die u. a. für Versuchsaufbauten aus dem Bereich Maschinenbau genutzt wird. Die Hallenkonstruktion ist mit einer Kranbahn ausgestattet, um größere Lasten zu bewegen. Bei der Gestaltung des Campus wurde großer Wert auf Kommunikationsflächen wie Sitznischen und Aufenthaltsbereiche gelegt, so dass an vielen Orten studentische Arbeitsplätze eingerichtet wurden. Dahinter steht die Idee, Studierende und Lehrende zusammenzuführen und die Kommunikation anzuregen.

Bild 4a.  Campus Hamm H1 Erdgeschoss

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Projektvorstellungen

Bild 5.  Lageplan Kamp Lintfort

Über den Campus Kamp-Lintfort Bild 4b.  Campus Hamm H2 Erdgeschoss

Das Bild der Fassaden ist geprägt durch einen hellen, freundlichen Wasserstrich-Klinker. Dieser erzeugt ein lebhaftes Gesamterscheinungsbild aus einem hell-dunkel Farbverlauf und spiegelt so den Anspruch der Hochschule auf Modernität wider. Der hochwertige engobierte Verblendstein wurde eigens für den Campus entwickelt und produziert. Fenster sind in der Fassade als Bänder mit massiven Brüstungen gegliedert.

Am 4. und 5. April 2014 wurde der neue Campus der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort eröffnet. Auf einer Gesamtfläche von 19.000 m2 erstreckt sich die eigenständige Campusanlage, die ca. 2.000 Studierenden aus aller Welt Platz bietet. Für den Entwurf der Campusanlage, der in Zusammenarbeit mit dem Straelener Architekten Michael van Ooyen entstanden ist, hat die pbr AG in einem europaweit ausgelobten Wettbewerb den 1. Preis gewonnen. Darüber hinaus wurde auch dieser Entwurf mit dem Iconic Award ausgezeichnet. Das Raumprogramm erstreckt sich auf vier zwei- bis dreigeschossige Neubauten, die den klar gefassten und zentralen Campusplatz ausbilden. Im Norden des Campus

Bild 4c.  Campus Hamm H3 und H4 Erdgeschoss

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Projektvorstellungen

Bild 6.  Der Campusplatz in Kamp-Lintfort dient als offener Stadtplatz zur Kommunikation

kennzeichnet ein quadratischer Baukörper mit den Funktionen Hörsaalzentrum und Bibliothek den Kopf der Hochschule. Im Süden, hin zum angrenzenden Grünraum, ist die Baukörperstruktur offen gestaltet. Die zentralen Einrichtungen wie Mensa, Bistro, Bibliothek und Hörsaalzentrum mit Foyer- und Ausstellungsbereich orientieren sich zur Mitte des Campus. Durch die Anordnung der Baukörper wird ein zentraler Campusplatz einerseits und die Anbindung der Hochschule an die städtische Infrastruktur andererseits erreicht. Der Campusplatz dient mit seinen fünf Schollen aus schwarzem Beton mit Holzauflage und Rasenteppich als quartierübergreifender, offener Stadtplatz zur Kommunikation. Gegenüber von Bibliothek und Hörsaalzentrum befindet sich das zweigeschossige Technikum, eine multifunk­ tionale Technologie- und Experimentierhalle, die von der

Bild 7.  Grundriss Erdgeschoss Kamp-Lintfort

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Projektvorstellungen

Geschlossene Brüstungen und flächenbündige Fensterbänder bilden eine horizontale Struktur, die durch den vorgehängten Sonnenschutz betont wird. Farbig beschichtete Lüftungsflügel reduzieren den Anteil verglaster Fassadenflächen und beleben zugleich das Erscheinungsbild der Gebäude. Bautafel Campus der Hochschule Hamm-Lippstadt n  Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Soest n  NF: ~17.500m2 n  BGF: ~35.000m2 n  BRI: ~170.000m3 n  Größe der Liegenschaft: ~57.000 m2 n  Bausumme: 62,5 Millionen € brutto n  Planungsbeginn pbr: 08/2010 n  Baubeginn: 05/2012 n  Fertigstellung: 1. BA September 2013 / 2. BA März 2014 Campus der Hochschule Rhein-Waal, Kamp-Lintfort   Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb BLB NRW, Niederlassung Duisburg n  NF: 15.797 m2 n  BGF: 19.055 m2 n  BRI: 80.429 m3 n  Größe der Liegenschaft: 29.533 m2 (Campus 11.516 m2 / Parkplatz 18.017 m2) n  Bausumme: 38,5 Millionen € brutto n  Planungsbeginn: 10/2010 n  Baubeginn: 12/2011 n  Fertigstellung: 03/2014 n

Bild 8.  Die Fassade des Campus wurde in Anlehnung an die regionale Bautradition entworfen (Bilder 1 und 3: Andreas Secci, Bilder 6 und 8: K­ lemens Ortmeyer, Bilder 2, 4, 5 und 7: p­ br Planungsbüro Rohling AG)

Hochschule für Versuchsaufbauten aus dem Bereich Maschinenbau genutzt wird. Die Hallenkonstruktion ist mit einer Kranbahn ausgestattet, um größere Lasten zu transportieren. Direkt an das Technikum angelagert sind verschiedene Werkstätten. In Anlehnung an die regionale Bautradition, die besonders durch die Verwendung des Materials Ziegelstein gekennzeichnet ist, und unter Berücksichtigung der Gebäudenutzung wurden die Fassaden mit Materialien wie Stahl/Aluminium, Glas und Klinkermauerwerk gestaltet.

Weitere Informationen: pbr Planungsbüro Rohling AG, Albert-Einstein-Straße 2, 49076 Osnabrück, Tel. (0541) 94 12-0, Fax (0541) 94 12-345, info@pbr.de, Ludger Rasche:, rasche.ludger@pbr.de, Christoph Bierschenk: bierschenk.christoph@pbr.de, www.pbr.de

Vernachlässigter Hochschulbau In der Zeitschrift „Forschung & Lehre“, herausgegeben in Bonn vom Deutschen Hochschulverband, stellt Prof. Ulf Pallme König, Kanzler der Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf, unter der Überschrift „Der vernachlässigte Hochschulbau“ fest: „Die Länder sind nicht in der Lage, den Bestand ihrer Hochschulgebäude zu gewährleisten.“ Er geht davon aus, dass der Sanierungsstau an den staatlichen Hochschulen im Jahre 2013 30 Milliarden € betrug. Die Länder allein seien nicht in der Lage, den Bestand ihrer Hochschulgebäude zu gewährleisten. Er fordert, „dass die Hochschulen – soweit sie nicht bereits vereinzelt dazu in der Lage sind – die Bauherrenfunktion inklusive der Planungszuständigkeit übertragen bekommen und ein auskömmliches eigenverantwortlich zu bewirtschaftendes Budget für ‚ihre‘ Bauten erhalten. Die derzeit in vielen Bundesländern (auch) im Hochschulbereich agierenden zentralen Bau- und Liegenschaftsbetriebe (BLB) ermögli-

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chen demgegenüber aus vielfachen Gründen nur in seltenen Fällen bewirtschaftungseffizientes und wissenschaftsadäquates Bauen.“ Sein Fazit: „Es bleibt zu hoffen, dass bei den maßgeblichen Instanzen der Politik die ‚Düsseldorfer Erklärung‘, die die Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten in Deutschland aus Anlass ihrer 55. Jahrestagung im September 2012 zur Zukunft des Hochschulbaus verfasst haben, und die in den Medien ein breites Echo erfahren hat, nicht unerhört verhallt. Es muss die Einsicht bestehen, dass eine angemessene bauliche Entwicklung der Hochschulen in Deutschland ein bedeutsamer Bestandteil ihrer Wettbewerbsfähigkeit ist und damit die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland in entscheidender Weise mit prägt.“ Weitere Informationen: http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?p=13217

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Projektvorstellungen

TECHNISCHE HOCHSCHULE IN WILDAU VOM FABRIKAREAL ZUM HOCHSCHULCAMPUS

Bild 1.  Erweiterung des Campusgeländes am südwestlichen Werksgelände: Neubau Haus 16

Henning Wiechers Der Campus der Technischen Hochschule in Wildau bei Berlin mit seinen unverwechselbar modernisierten Bestandsgebäuden und Neubauten gründet mit den umliegenden Gebäuden auf dem Erbe eines traditionsreichen Fabrikareals, das in Wildau um 1900 den Betrieb aufnahm und sich zu einem wichtigen Industriestandort für Lokomotiv- und Maschinenbau entwickelte. Innovative architektonische Konzepte geben dem heutigen Standort ein modernes Gesicht. Das Campusgelände erstreckt sich über den südlichen Teil des alten Fabrikareals, das entlang der ehemaligen Görlitzer Bahn errichtet wurde. Geprägt wird das gesamte Areal durch seine markanten, in unterschiedlicher Höhe herausragenden Giebel und verzierte Backsteinfassaden, die mit der Schwarzkopff-Siedlung auf der gegenüberliegenden Seite östlich der Bahngleise ein geschlossenes industriehistorisches Ensemble bilden. Dort, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Eingangstor zum Werksgelände stand, befindet sich heute das neue symbolische Tor zum Campus: die moderne Fassade des Bibliotheksgebäudes aus rotem Sichtbeton.

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Frühere Nutzung Unter der Leitung des Regierungsbaumeisters Ludwig Witthöft entstand am Standort Wildau ein Zweigwerk der BMAG Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft vormals L. Schwartzkopff, Berlin, mit Wohnsiedlung und dazugehöriger Infrastruktur. Die BMAG entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der führenden Lokomotivbauunternehmen in Deutschland und konnte im Stammwerk in der Berliner Innenstadt die wachsende Nachfrage der Bahnlinienbetreiber nicht mehr bedienen. So fiel die Wahl ein 600.000 m2 großes Areal an der Görlitzer Eisenbahn nahe der Ortschaft Hoherlehme bei Wildau. Die Lokomotivenfabrik mit Verwaltungsbauten, zahlreichen Produktions- und Montagehallen, Werkstätten und Schmieden entstand weitgehend um 1900, Erweiterungsbauten folgten bis in die 1920er-Jahre. Mit einer Jahresproduktion von 600 bis 700 Lokomotiven wurde die BMAG hinter Krupp und Henschel zum drittgrößten Lokomotivenhersteller Deutschlands. Die im nördlichen Teil

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Projektvorstellungen

des Geländes errichtete Maffei-Schwartzkopff-Werke GmbH begann ab 1910 mit dem Bau elektrischer Lokomotiven und deren Ausrüstungen. Zeitgleich mit der Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe des Werksgeländes wurde östlich der Bahnlinie eine für die damalige Zeit sehr moderne Arbeiter-Wohnkolonie angelegt – die heutige „Schwartzkopff-Siedlung“. Neben zahlreichen Arbeiter-, Meister- und Beamtenwohnhäusern wurden eine Schule, ein Casino – das heutige Volkshaus –, ein Turn- und Festplatz, ein Bootshaus und eine Badeanstalt errichtet. Den Planern von Werk und Wohnsiedlung war es gelungen, mit wenigen gestalterischen Mitteln eine Anlage von großer Geschlossenheit zu schaffen. Die Fabrik- und Verwaltungsgebäude sowie die Siedlungshäuser sind durch rotes Klinkerverblendmauerwerk mit an der märkischen Backsteinarchitektur orientierten Gliederungselementen gestaltet. Die unterschiedlich großen Werkshallen haben eine variantenreiche Ausformung der Giebelfronten, die den Anblick der Werksstraßen prägen. Die Hallen sind durch Klinkerflächen mit Mauerwerksverzierungen und hellen Putzblenden gestaltet.

Nachkriegszeit Sowohl die BMAG als auch die 1934 von der AEG übernommenen Maffei-Schwartzkopff-Werke profilierten sich ab Mitte der 1930er-Jahre auch als Zulieferbetriebe für die Flugzeug- und Rüstungsindustrie. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Wildauer Werk deshalb mit der Werkssiedlung enteignet und ein großer Teil der technischen Anlagen demontiert. Damit endete der Bau von Lokomotiven durch die BMAG 1945. Die Demontage der Ausrüstungen erfolgte bis Ende 1946. Maschinen und Anlagen gingen als Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Die Produktionshallen der benachbarten AEG wurden gesprengt, die große Lok-Montagehalle der BMAG abgerissen und ebenfalls in die Sowjetunion abtransportiert. Nach kurzer Zeit begann man in der DDR im staatseigenen Wildauer Werk wieder mit dem Bau von Lokomotiven und Waggons sowie weiterem Schwermaschinenbau. In Wildau siedelt sich die Zentralverwaltung der am 1. Juli

Bild 3.  Masterplan vom Architekturbüro Böhm/Steinigeweg (Grafik: Thomas Meyer/Ostkreuz)

1948 gegründeten Vereinigung Volkseigener Betriebe des Lokomotiv- und Waggonbaus (VVB LOWA) an. Standort wurde das von der Maffei-Schwartzkopff-Werke GmbH gebaute und seit Anfang der 1930er-Jahre von der AEG genutzte Verwaltungs- und Konstruktionsgebäude, das als „Demontagerest“ eines großen Gebäudekomplexes noch gut erhalten ist. Das Wildauer Lokomotivwerk wurde sodann in einen Schwermaschinenbaubetrieb umgewandelt. Damit war die vorrangig auf den Lokomotiv- und Waggonbau ausgerichtete Spezialisierung des Standortes aufgehoben. Mit der politischen Wende im Jahr 1990 erfolgten einschneidende Veränderungen auf dem Gelände. Der größte Teil des ursprünglichen Betriebes wurde abgewickelt. Die Hallen standen weitgehend leer. Der Volkseigene Betrieb für Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ ging in das Eigentum der Treuhand über. Im Zuge der Privatisierung sind aus einem zusammenhängenden Firmenstandort einzelne selbstständige Betriebe hervorgegangen: Etwa die Hälfte der Hallen und Betriebsgebäude wird heute durch kleinere Unternehmen und Werkstätten genutzt. Die Umwandlung des Geländes zu einem Gewerbestandort für viele Unternehmen und die damit einhergehende Aufteilung der Flächen und Gebäude in unterschiedliche Nutzungen entkoppelt die Wohnsiedlung von der Produktion und löste die symbiotische Verbindung von Arbeitsplatz und Wohnung auf.

Denkmalschutz

Bild 2.  Luftbild aus dem Jahr 1928

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Nach der politischen Wende änderte sich auch der Blick auf die historische Bedeutung von Werk und Siedlung. Wegen ihrer industrie-, siedlungs- und architekturhistorischen Bedeutung ist die Werksanlage mit all ihren Bestandteilen seit 1994 in die Liste der Denkmale des Landes Brandenburg eingetragen. Nach und nach wurden viele Hallen saniert und den Bedürfnissen der neuen Nutzer angepasst. Schwerpunkt war und ist hier, aus denkmalpflegerischer Sicht, die weitgehende Erhaltung der äußeren Hülle der Hallen mit ihren originalen Fenstern und Toren. In den Innenräumen soll-

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ten Kranbahnträger und andere prägende Ausstattungselemente bestehen bleiben. Die Herausforderung für die Umnutzung des historischen Bestandes besonders mit Blick auf das entstehende und sich entwickelnde Campusareal bestand in der Integration moderner Nutzungsstrukturen. Das zeigt sich exemplarisch an den unterschiedlichen architektonischen Konzepten, die den Um- und Erweiterungsbauten zugrunde liegen. Wie sich zeigt, lassen sich die hohen Ansprüche einer modernen Hochschule mit den Beständen der traditionellen Industriearchitektur in Einklang bringen.

Wandlung zum Campus Die neugegründete Technische Fachhochschule Wildau (TFH) begann ihren Lehrbetrieb im Herbst 1991 auf dem Campus Friedrich-Engels-Straße im nördlichen Teil der Stadt Wildau, auf dem seit 1950 die 1949 gegründete Ingenieurschule Wildau (ISW) angesiedelt war. Schon im Gründungsjahr der TFH zeichnete sich allerdings ab, dass die hier verfügbaren Flächen auf Dauer nicht ausreichen würden und Erweiterungsflächen gefunden werden mussten.

Masterplan und erste Gebäude­ nutzung Erste Konzepte für die neue Nutzung des südlichen Werksgeländes

Bild 4.  Campus TH Wildau

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wurden 1994/1995 vom Architek­ turbüro Böhm/Steinigeweg aus Köln in einem Masterplan entwickelt. Auf Basis einer Zielplanung für die junge Fachhochschule stellte der Masterplan einen Entwurf sowohl für die Neunutzung vorhandener Bausubstanz als auch für die Errichtung neuer Häuser bereit. Seit 1995 wurde, der Idee des Masterplans folgend, das Areal sukzessive bezogen und umgebaut. Mit der ab 1995 erfolgten Nutzbarmachung des Hauses 13 zogen nach und nach einzelne Teile der Verwaltung und der Studiengänge an die neue Adresse um. Als erster Neubau wurde von 1998 bis 2000 das Haus 15 („Haus Technik“) an der Stelle der ehemaligen Lokomotivmontagehalle 15 nach Plänen des Münchner Architekten Otto Steidle (1943–2004) errichtet. Dem folgte von 1997 bis 1998 die Sanierung und der Umbau eines DDR-Plattenbaus (Haus 100) nach Plänen des Architekturbüros Dr. Jürgen Franke aus Cottbus.

Hallen 10 und 14 Nach dem Kauf der seit 1995 leerstehenden Halle 10 wurden ab 2002 die zwei großen Produktionshallen, die vormals dem Räder- und Zylinderbau (Halle 14) und dem Verladen der Lokomotiven (Halle 10) dienten, als Seminar- und Laborgebäude bzw. Mensa und Bibliothek umgebaut. Bei der Planung für die Umnutzung der beiden Hallen standen sehr un-

(Foto: Werner Huthmacher, Berlin)

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terschiedliche Konzepte im Vordergrund. Die grundsätzlichen denkmalpflegerischen Leitgedanken, die für die Planung verbindlich waren, bezogen sich einerseits auf die Erhaltung des historischen Erscheinungsbildes und andererseits auf das Bewahren der prägenden Ausstattung. Darüber hinaus richtete sich das Augenmerk der Denkmalpfleger auf den Erhalt der historischen Außenanlagen, d. h. der Pflaster und Schienen.

Halle 10 Das Gebäude, das heute als Zentrum für Medien und Kommunikation auf dem Hochschulcampus eine Schlüsselrolle einnimmt, ist die ehemalige Demontage- und Verladehalle. Hier wurden Lokomotiven für den Versand auseinandergebaut und verpackt. Die bestehende Hallengröße war für eine Doppelnutzung als Bibliothek und Mensa nicht ausreichend, daher schlugen die Architekten Rebecca Chestnutt und Robert Niess vor, das Hallenschiff bis an die Hauptfluchtlinie der übrigen Hallen zu verlängern. Dem Denkmalschutz kam das entgegen, da die bauzeitliche Planung bereits eine solche Ausdehnung vorgesehen hatte, die allerdings nie realisiert wurde. So wurde ein neues Hallensegment ersetzt, das Geometrie und Fensteranordnung der alten Halle abstrahierend übernimmt. Die architektonische Sprache des „Weiterbauens“ greift so die ursprüngliche Gliederung auf, führt sie unter Verwendung der Materialität und Formensprache des zeitgenössischen Bauens fort und zeigt, dass es sich trotz der unterschiedlichen Funktionen des Baus konzeptuell um eine Halle handelt. Im Innern der Halle konnten die Konstruktion der Kranbahn sowie das Dachtragwerk erhalten werden. Die Betonung des Eingangsbereiches durch das Vordach und die veränderte Oberlichtform des Daches ist als Hinweis auf die neue Nutzung zu verstehen. Zusammen mit dem Verwaltungsgebäude (Haus 13) bildet die Halle 10 mit ihrer markanten städtebaulichen Kante am S-Bahnhof Wildau das Eingangstor direkt hinter dem heute nicht mehr existierenden Werkstor. Dem entspricht die Funktion des Gebäudes als kommunikativer Dreh- und Angelpunkt des Campuslebens.

Bild 5.  Halle 10: Bibliothek

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Halle 14 Bei der Planung der Halle 14 war das Prinzip einer Hausin-Haus-Konstruktion prägender Ansatz. Der Entwurf des Büros Anderhalten Architekten sah zwei neue lange, weitgehend transparente Baukörper aus Glas und Beton vor, die frei in die Halle hineingestellt wurden. Sie sind unabhängig von den Wänden der originalen Halle und bleiben somit klimatisch abgekoppelt von der Hülle. Der Einzug der beiden inneren Gebäude – der Züge – kann als Reminiszenz an die alte Nutzung verstanden werden. Das Konzept bot die Möglichkeit, die bauzeitlichen Wände und Konstruktionen mit all ihren Nutzungsspuren erlebbar zu halten, was besonders aus der Sicht der Denkmalpflege befürwortet wurde. Das filigrane Dachtragwerk, die Umfassungswände und die Kranbahngerüste im Inneren blieben erhalten. Ein auf Stahlblech, Alu und Glas reduzierter Materialeinsatz bestimmt die Nutzflächen und sorgt für Distanz zum Bestand. Gleichzeitig führen die dem Industriebau entlehnten Materialien Altes und Neues zusammen. Tradition, zukunftsorientierte Lehre und Forschung sind in Halle 14 nicht nur baulich konsequent verknüpft. Entsprechend der Kommunikation zwischen den modernen Innenbauten und der traditioneller Außenhaut führt das Gebäude mit seinem großen Hörsaal, den Seminarräumen, Laboren und Bürozonen die sehr unterschiedlichen Nutzungen zusammen und steht beispielhaft für Transparenz und Interaktion im Hochschulbetrieb. Mit der Nutzbarmachung, dem Umbau der Bestandsgebäude sowie der Errichtung des Neubaus war der Masterplan des Architekturbüros Böhm im Wesentlichen umgesetzt. Die Entwicklung der Hochschule zur größten Fachhochschule im Land Brandenburg erhöhte daraufhin abermals den Flächenbedarf, der durch weitere Zukäufe kompensiert werden konnte.

Campuserweiterung 2006 erhielt das Berliner Büro SEHW den Auftrag zum Umbau von Halle 17 und der Planung zweiter Neubauten

Bild 6.  Halle 14: Hörsaal

(Bilder 1, 2, 5 und 6: Autor)

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auf dem südwestlichen Teil des früheren Lokomotiv- und Schwermaschinenbaugeländes. Die Campuserweiterung mit dem Neubau eines Verfügungsgebäude für Seminarund Laborräume und eines Wohnheims für Studierende war das größte Bauvorhaben der TH Wildau seit ihrer Gründung 1991. Der Planung liegt ein städtebaulicher Ansatz zugrunde. Es sollten die verschiedenen Sichtachsen des Geländes betonen werden, die sich auf signifikante Punkte der Umgebung und im Inneren des Areals beziehen. Durch die Neubauten wird das Campusgelände der TH Wildau im Südwesten abgeschlossen. Außerdem bilden sie den Endpunkt der zentralen Nord- Süd-Achse der ehemaligen Werkstraße. Dem städtebaulichen Konzept folgend, wurden die alte Grundstückszuschnitte aufgebrochen und das gesamte Grundstück diagonal geteilt. So trennt ein diagonaler OstWest-Weg zwischen den Gebäuden Arbeit und Wohnen und bietet Abkürzungen und Durchblicke.

Halle 17 Die Bestandshalle 17 wurde denkmalgerecht saniert und umgebaut. Sie ist in ihrem äußeren Erscheinungsbild erhalten geblieben. Die Halle umfasst das Audimax mit 400 Plätzen, mehrere große Hörsäle und einige zentrale Einrichtungen. Das Mauerwerk der bestehenden Wände im Norden und Osten der Halle wurde abgerissen und rekonstruiert. Im Innern befinden sich objektartig eingestellt Einbauten, die sich von der bestehenden Hallenkonstruktion bewusst absetzen. Durch die Schrägstellung der Wände entsteht eine Spannung zwischen alter Substanz und modernem Einbau. So werden Räume aufgewertet und Öffnungen erlauben einen Durchblick durch die gesamte Halle. Die Dimension der alten Halle bleibt somit im Innern erlebbar. Der sich nach außen abzeichnende Eingangsbereich der Halle an der Südfassade macht den architektonischen Eingriff im Innern nach außen hin sichtbar. Gestalterisch korrespondieren die Einbauten mit den benachbarten Neubauten. Mit diesem innovativen Raumnutzungskonzept und der daraus resultierenden Spannung zwischen Alt und Neu verkörpert die Halle 17 paradigmatisch die Verbindung der zukunftsorientierten TH Wildau mit dem historischen Standort.

Das Erscheinungsbild des Neubaus wird durch horizontal verlaufende Fensterbänder bestimmt, die in ihrer Höhe unterschiedlich entwickelt sind. Diese Differenzierung der Höhe entsteht auch durch unterschiedliche Geschosshöhen im Büro- und Seminarbereich und durch die Gliederung der Dachflächen in begrünte und Terrassenbereiche. Die auffällig gemusterte Fassade ist aus Aluminium. Ihre Gestaltung ist durch die Lochkarte inspiriert, also durch die Anfänge der digitalen Technik. Die Lochstruktur der Fassade ist unten hin geschlossener, und nach oben hin wird die Dichte der Löcher erhöht. Im räumlichen Zusammenhang mit der Halle 17 bildet das Haus 16 einen Campusplatz, der wiederum durch eine Sichtachse mit dem östlichen Campusplatz verbunden ist. Wie alle diese auf unterschiedlichen architektonischen Konzepten basierenden Um- und Neubauten zeigen, gelingt auf dem Campus Wildau die spannungsreiche Symbiose aus Tradition und Moderne im 21. Jahrhundert, aus alter Industriearchitektur und den baulichen Anforderungen an einen modernen Wissens- und Wissenschaftsstandort. Im Rahmen des Hochschulprojektes iCampus Wildau sind multimediale Architekturführungen entstanden, in denen die jeweiligen Architekten durch die Gebäude und über den Campus führen (http://www.th-wildau.de/icampus). Literatur [1] Caesar, Hans Joachim: Pulver, Dampf- und Schwermaschinen. Horb am Neckar 2003. 366 S. [2] Seeliger, Frank; Robbel, Andrea (Hrsg.): Auf den Spuren der Wildauer Steine – Ein Architekturspaziergang über den Campus der Technischen Hochschule Wildau [FH]. Berlin 2011. 148 S.

Weitere Informationen: Technische Hochschule Wildau, Henning Wiechers, Hochschulring 1, Haus 13, Raum 002, 15745 Wildau, Tel. (03375) 50 84 35, henning.wiechers@th-wildau.de

Haus 16 Haus 16 ist ein grundsätzlich monolithisches Gebäude, das sich in einzelne Gebäudeteile aufgliedert. Dabei entstehen, wie auch schon im Innern der Halle 17, durch die in unterschiedlichen Winkeln zueinander verlaufenden Außenwände spannungsreiche räumliche Situationen. Für die äußerst vielfältigen Raumtypologien wurde eine funktionale, wirtschaftliche und flexible Grundrissstruktur entwickelt, die den Anforderungen einer modernen Hochschule gerecht wird. Die Seminarräume orientieren sich in Richtung auf den Campusplatz, während die Büroräume größtenteils im westlichen Gebäudeteil oder zur ruhigeren Südseite gelegen sind. Die Einteilung in Büro- und Seminarzonen gestattet eine flexible Umstrukturierung der Belegungspläne.

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Projektvorstellungen

TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN: WERNER-HARTMANN-BAU NEUBAU TECHNIKUM IN DER NÖTHNITZER STRASSE

Bild 1.  Neubau des Technikums in der Nöthnitzer Straße, Dresden: Straßenseite

Werner Bauer, Sebastian Schefter Die Einrichtung von Hochtechnologielaboren und Werkstätten mit Reinraumbedingungen in einer international attraktiven Forschungslandschaft mit entsprechender Außenwirkung wurde innerhalb einer interdisziplinären Wettbewerbs- und Planungsaufgabe von 2009 an bearbeitet und planmäßig mit Beginn des Wintersemesters 2013/2014 an die TU Dresden übergeben.

Projekt wurde dabei über die Initiative „Europa fördert Sachsen“ der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

Für die anstehenden Entwicklungen der nächsten Jahrzehnte im Bereich der Forschungsrichtungen an der Universität für Automatisierungs-, Mess- und Regelungstechnik, Elektroenergietechnik, Informationselektronik, Kommunikationstechnik sowie Mikro-, Opto- und Nanoelektronik wurde im Rahmen der Exzellenzinitiative der Technischen Universität Dresden ein fächerübergreifendes und im Bereich der Forschung an polymeren Mikrosystemen neu aufzubauendes Lehr- und Forschungsumfeld erforderlich, so dass sich der Freistaat Sachsen zu einem Neubau innerhalb des TU Campus entschied. Das

Der Neubau des Technikums für die Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Dresden schließt an die Reihe der bereits bestehenden Institutsbauten der Nöthnitzer Straße in östlicher Richtung an und schließt mit diesen einen gemeinsamen Wirtschaftshof ein. Der kompakte Baukörper mit drei oberirdischen Vollgeschossen und nahezu quadratischer Grundfläche nimmt die Höhen des Gebäudeensembles unter Berücksichtigung des Geländeanstiegs auf und behält so die begrenzte Höhenentwicklung der städtebaulich niedrigen Kante am Fuße des nach Süden ansteigenden Hanggeländes bei.

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Städtebauliche Einordnung

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Projektvorstellungen

menschaltbarkeit der Laborflächen auch zukünftig gewährleistet. Großer Wert wurde von vornherein auf die synergetische und verfahrenstechnische Kopplung der Labore unter Beachtung der verschiedenen lufttechnischen Reinraumklassen und schwingungstechnischen Anforderungen gelegt. Die Arbeit unter Laborbedingungen umfasst jedoch immer auch Arbeiten in noch nicht definierten oder technisch sicheren Zuständen. Angeordnet sind, konstruktiv angepasst an die jeweiligen Reinraumklassen, wand- und mittelständige Laborarbeitsplätze mit verschiedene Digestorien, Absaugboxen, flexiblen Absaugungen, Absaughauben, Gefahrstoffschränken, Sicherheits-Gasflaschenschränken, Säure-Laugen-Schränken, Sicherheitswerkbänken sowie Geräte-, Wäge- und Laborspültischen. Labore mit Lasergeräten erhielten zusätzliche Laserschutzvorhänge.

Erschließung

Bild 2.  Kompakter, aber trotzdem transparent wirkender Baukörper mit drei oberirdischen Vollgeschossen

Umweltbelange

Im Zuge der Genehmigungsplanung wurde ein vorhabenbezogener grünordnerischer Fachbeitrag erstellt, welche die Belange des Eingriffs in den Naturraum aufgrund der sensiblen Lage am Dresdner Südrand detailliert betrachtete sowie Vorsorge- und Ausgleichsmaßnahmen enthielt. In Abstimmung mit dem Umweltamt der Stadt erhielt das Objekt als Referenzgebäude an allen gefährdeten Glasflächen, insbesondere zum freien Landschaftsraum, zur Vermeidung von Vogelschlag sichtbare Punktmuster oder im UV-Licht wirksame Spinnennetzbedruckungen.

Gebäudeorganisation

Der Zugang zu den Laborbereichen erfolgt grundsätzlich über Schleusen. Die Schleusen mit Umkleiden und zugehörigen Sanitärbereichen bilden als „Filterzonen“ die Trennung zu den angrenzenden hoch installierten Laborflächen. Alle Personen gelangen über einen Überstieg (Sitoverbank) von den Umkleiden in die angrenzenden Graubereiche. Dort entsprechen die Raumparameter bereits den am niedrigsten eingestuften Laborflächen. Am Zugang zu höher eingestuften Laborbereichen im Weißbereich be-

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Das Gebäude gliedert sich in den zur Nöthnitzer Straße orientierten öffentlichen Gebäudeflügel mit gemeinsam genutzten Funktionen ohne besondere Raumanforderungen wie Erschließungsflächen, Besprechungsräume, Lager sowie weiteren Nebenräumen und den nach Süden im östlichen und westlichen Trakt gelegenen Hochtechnologielaboren mit Umsetzung aller für den Forschungsbetrieb erforderlichen Umgebungsbedingungen. Der Forschungsbetrieb findet in Hochtechnologielaboren statt, deren Raumparameter denen von Reinräumen entsprechen. Deshalb wird das gesamte Gebäude in die Raumzonen Schwarz-, Grau- sowie Weißbereiche unterteilt. Die gewählte Gebäudestruktur ermöglicht eine effektive Nutzung der hochinstallierten Laborflächen durch Erschließung und Versorgung von außen. Die Laborbereiche werden Rücken an Rücken angeordnet und über die umlaufenden Flure mit Tageslicht versorgt. Alle Labortrakte erhielten einheitlich revisionierbare Unterdecken, Doppelböden und Wände im Systemausbau um die geforderten Qualitäten zu erreichen. Mit der gewählten Grundrissorganisation wird eine flexible und maximale Zusam-

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Projektvorstellungen

Bild 3.  Großzügige Fensterfronten

Bild 5.  Lageplan

finden sich den Laborfluren vorgelagerte Schleusen mit Luftduschen. Die fassadenbegleitenden Flure bieten gezielte Ausblicke in die angrenzenden Grünflächen bzw. in den Innenhof. Das Treppenhaus in der Nordspange dient der internen, schleusenfreien Bewegung zwischen den einzelnen Laboretagen (Graubereiche).

Tragwerk

Bild 4.  Transparenz auch im Inneren

Bild 6.  Grundriss Erdgeschoss

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Das Tragsystem der Labortrakte berücksichtigt die Belange einer hochgradig flexiblen und im fortlaufenden Wandlungsprozess begriffenen Forschung, indem tragende Stützen auf die Fassadenebenen und auf die für technische Installationen vorbehaltene Mittellängswand beschränkt blieben und aussteifende Wandscheiben grundsätzlich außerhalb der Laborflächen angeordnet wurden. Die in Gebäudequerrichtung großen Spannweiten werden mit Flachdecken überspannt. Der Einsatz von Hohlkörpern führte dabei zu erheblicher Betoneinsparung bei fast unveränderter Gebäudesteifigkeit und wurde kostenneutral umgesetzt. Zur Sicherstellung des Forschungsbetriebs, insbesondere für Messungen an Mikrostrukturen, musste das Gebäude besonders schwingungsarm, extrem steif und unabhängig vom Eintrag äußerer und innerer Störquellen ausgeführt werden. Zonen erhöhter Schwingungssensibilität wurden darüber hinaus von schwingungserzeugenden

(Grafiken 5 und 6: AWB Architekten, Dresden)

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Projektvorstellungen

Bild 7.  Tageslichtlabor

Bild 9.  Besprechungsraum

Raumbereichen, wie Technikflächen und einer Fertigungsstraße für elektrotechnische Bauteile, getrennt. Als wirtschaftliche Lösung wurde unterhalb der Laborflügel eine Flachgründung auf 2,0 m dicken Bodenplatten ausgeführt, um den Eintrag unerwünschter Schwingungen von außen zu verhindern.

Die Versorgung aller Labore mit ausreichend Tageslicht trägt, anders als bei konventionellen Reinräumen der Industrie mit ausschließlicher Kunstlichtversorgung, erheblich zur Attraktivität der Forschung bei. Für Räume mit besonderen Beleuchtungsanforderungen wurden UVSchutz und Verdunklungen realisiert. Die Fensterbänder der Hoffassaden sowie der Ost- und Westseiten erhielten eine moderne Zweifach-Verglasung mit scheibenintegriertem Sonnenschutz als wartungsfreie, systemintegrierte Lamellen mit Lichtlenkfunktion. So werden effektiv die sommerlichen Wärmelasten vermindert und eine energieeffiziente Ausleuchtung der Raumtiefe unter Nutzung der flachen Sonnenstände der Ost- und Westseiten bewirkt. Die Forderungen der zur Planung und Bauzeit geltenden Energieeinsparverordnung (EnEV) werden um ca. 40 % unterschritten. Das Gebäude erzeugt aufgrund des Forschungsbetriebs erhebliche innere Wärmelasten, welche die nötigen Aufwendungen begrenzen. Damit übererfüllt das Gebäude aufgrund der kompakten Bauweise und des Planungs- und Ausführungsaufwands bereits die Forderungen der neuen EnEV 2014. Es ist vorgesehen, das Gebäude abschließend nach DGNB bzw. BNB zu zertifizieren. Aufgrund der bereits umgesetzten Anstrengungen für eine nachhaltige Planung und Ausführung wird der Status „Silber“ angestrebt.

Nachhaltiges Bauen Die um die Laborzone umlaufenden Flure bilden einen bauphysikalischen Puffer zur Außenfassade. Aufgrund der Anforderungen an die Laborbereiche ist das Gebäude in den Labortrakten bis auf die erforderlichen Öffnungen für natürliche Entrauchung geschlossen und wird zwangsbelüftet. Durch die Anforderungen an die Reinraumqualitäten der Luft werden alle Laborflächen mit leichtem Überdruck beaufschlagt.

Fassadenmotiv Die Erscheinung des Technikums wird durch die vorgehängte Fassade aus schimmernd glänzenden Metallpaneelen bestimmt. Im Bereich der Erschließungshalle löst sich die perforierte Metallfassade von der zurückgesetzten Verglasung, wird vom Innenraum erlebbar und gestalterisch identitätsstiftendes Element durch die besondere atmosphärische Situation. Die Ebene 0 erhielt vergleichbar umlaufend eine bodengleiche Verglasung hinter der vollflächigen gelochten Metallfassade. Das Motiv wurde einer Leiterplatte, dem Grundbaustein in der Elektronik, entlehnt.

Ausbau

Bild 8.  Foyer

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Zur langfristig flexiblen Nutzung der Laborflächen erfolgte der Ausbau der Labortrakte im reinraumgeeigneten, elementierten und wiederverwendbaren Systemausbau, um eine maximale Funktionalität und Flexibilität in der Orga-

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Projektvorstellungen

nisation zu erreichen. Die Flurwände erhielten Ganzglaselemente, um ein Maximum an Tageslicht sowie Einblick in den Forschungsbetrieb zu gewährleisten. Die lichte Raumhöhe beträgt durchgehend 3,00 m. Der Raum oberhalb der Unterhangdecke wurde für technische Installationen, insbesondere zur Luftversorgung, genutzt.

Haustechnik

Bild 10.  Fassadendetail, Straßenseite

Die raumlufttechnische Versorgung des Hauses ist zentrale Grundlage für die Versorgung der Reinräume mit den erforderlichen Luftparametern. Gemäß EN ISO 14644 werden im Gebäude die Reinraum-ISO-Klassen 8-4 in unterschiedlichen Flächenanteilen sichergestellt, um die für die sensible Forschung an kleinsten Strukturen notwendige Partikelfreiheit zu erreichen. Die vorgefilterte Außenluft wird dabei stufenweise erwärmt bzw. gekühlt, be- und entfeuchtet sowie in den Zentralanlagen und direkt am Arbeitsplatz nochmals gereinigt. In den Reinräumen sorgen sogenannte Filter-FanUnits im Umluftbetrieb für die Aufrechterhaltung der notwendigen turbulenzarmen Verdrängungsströmung. Der allergrößte Anteil der Luft kann dabei innerhalb der Raumzonen verbleiben und minimiert den Außenluftanteil und Betriebsaufwand. Schädliche Prozessabluft wird gereinigt direkt über Dach abgesaugt. Bautafel Neubau des Technikums in der Nöthnitzer Straße, Dresden n  Auftraggeber: Sächsisches Immobilien- und Baumanagement NL Dresden II n  Projektteam: ARGE Neubau Technikum; AWB Architekten + Scholze Ingenieurgesellschaft mbH, Dresden n  Realisierungszeit: 2010-2013 n  Leistungsumfang: Architektur, Lph. 2–9 Kenndaten   HNF: 2.242 m2 n  BGF: 7.401 m2 n  BRI: 37.820 m2 n  Kosten brutto –  KG 300: 12,36 Millionen € –  KG 400: 13,55 Millionen € –  KG 200–700: 32,58 Millionen € n

Weitere Informationen:

Bild 11.  Vorgehängte Fassade aus schimmernd glänzenden Metallpaneelen (Fotos 1–4, 7–11: Michael Moser Images, Leipzig)

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ARGE Neubau Technikum TU Dresden – AWB ARCHITEKTEN, Blasewitzer Straße 78, 01307 Dresden, Tel. (0351) 497 09-0, Fax (0351) 497 09-20, technikum@awb-architekten.de, www.awb-architekten.de

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NEUBAUTEN FÜR DIE UNIVERSITÄT BONN :AGROHORT WERKSTATT- UND MASCHINENHALLE UND :AGROHORT NEUBAU GUTSWIRTSCHAFT

Bild 1.  :agrohort Werkstatt- und Maschinenhalle

BODAMER I FABER ARCHITEKTEN BDA Das Projekt der Universität Bonn ist ein Baustein der Gärten der Technik der Ausstellung Regionale 2010, die mit diesem Verbundprojekt einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Entwicklung von Natur- und Kulturlandschaft begonnen hat. Die Bündelung mehrerer Lehr- und Forschungsstationen der Universität aus den Bereichen Acker- und Pflanzenbau, Gartenbau und Tierwissenschaften an dem 176 ha großen Standort Klein-Altendorf bedeutet einen zusätzlichen Bedarf an nutzbaren Freiflächen und Gebäuden. Der Umfang der Neubauten, die in verschiedenen Bauabschnitten umgesetzt werden, beträgt ca. 22.300 m2 Bruttogeschossfläche.

zer der Hallen ist die Universität Bonn. Das Gebäude basiert auf einer Holzleimkonstruktion mit einer Spannweite von 25 m. Im nördlichen Teil wurde Boden aufgeschüttet, welcher in ein bogenförmiges Dach übergeht. Die Aufschüttung sowie das Dach wurden begrünt. Durch die weichen Bewegungen der Dachbegrünung und des bogenförmigen Daches entsteht ein harmonischer Übergang in die Landschaft. Die Wände sind Leichtbetonwände in Sichtbeton mit Matrizen für Traktorspuren.

:agrohort Werkstatt- und Maschinenhalle Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NordrheinWestfalen (BLB NRW) Niederlassung Köln errichtete den Neubau einer Maschinen- und Werkstatthalle. Diese dient der Unterstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte sowie deren Reparatur und Instandhaltung. Der Nut-

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Bild 2.  Traktorspuren

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Bild 3.  Lageplan :agrohort Werkstatt- und Maschinenhalle

Bild 6.  Lageplan Neubau Gutswirtschaft

Bild 4.  Kräftige Wandscheiben begrenzen die aufgeschütteten Erdwälle der Werkstatt- und Maschinenhalle

Bild 5  Werkstatt- und Maschinenhalle: Perspektive

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Bild 7.  :agrohort „Neubau Gutswirtschaft“

Bild 8.  Neubau Gutswirtschaft Grundriss Erdgeschoss

(Fotos/Grafiken: BODAMER I FABER ARCHITEKTEN BDA)

Durch die Kombination zweier Gebäudemodule wurde ein interessantes räumliches Ensemble geschaffen. Die klare Zuordnung der intern und extern zu nutzenden Freiflächen ist gewährleistet, wobei die Durchgängigkeit der Freiräume und deren Nutzbarkeit Priorität hatten. Die kompakte Bauweise und der Wiederholungsfaktor bewirken eine hohe Wirtschaftlichkeit – sowohl in der Erstellung der Gebäude als auch bei den Betriebskosten. Eine Erweiterung durch zusätzliche Module ist möglich.

:agrohort „Neubau Gutswirtschaft“ Ohne die Sonderstellung der Villa im Sinne der Denkmalpflege zu „stören“, orientiert sich der eingeschossige Neubau mit einem Vollgeschoss und dem Dachgeschoss an den Gebäudekanten des bestehenden Gutshofs. Das Ver-

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suchstechnikgebäude (Gutswirtschaft) soll als formales Bindeglied zwischen Gutshof und Maschinen- und Werkstatthalle fungieren. Die L-Form ermöglicht es, zwei unterschiedliche Nutzungen zu verbinden, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen. Diese Nutzungen sind einerseits Seminar- und Aufenthaltsräume und andererseits Probenaufbereitung und Lagerung. Das asymmetrische Satteldach resultiert aus dem Grundriss. Die Beauftragung war Folge des Wettbewerbsgewinnes aus dem Jahr 2007. Weitere Informationen: BODAMER I FABER ARCHITEKTEN BDA, Schlosserstraße 2, 70180 Stuttgart, Tel. (0711) 6647 512-0, Fax (0711) 6647 512-99, architekten@bodamer-faber.net, www.bodamer-faber.net

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HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE WISSEN­ SCHAFTEN WÜRZBURG-SCHWEINFURT ZUKUNFTSORIENTIERTER CAMPUSBAU

Bild 1.  Gebäudeeinbettung innerhalb des Hanggrundstücks

Gerber Architekten

Die Architektur des im Februar 2012 fertiggestellten Campus der FH Würzburg tritt in den offenen Dialog mit der umgebenden reizvollen Hanglandschaft und vereint die bislang provisorisch über die Stadt verteilten Einrichtungen der Fachhochschule an einem zentralen Standort. Gerber Architekten gestalteten ein modern ausgestattetes Gebäude, das heute als Aushängeschild für die Lehr-, Forschungs- und Verwaltungseinrichtungen der Fachbereiche Gestaltung, Informatik, Wirtschaftsinformatik und E-Commerce gilt und ca. 8000 Studierenden und Dozenten die Möglichkeit bietet, sich in einer ruhigen Umgebung intensiv dem Lehr- und Lernprozess zu widmen. Das architektonische Erscheinungsbild der Hochschule vereint die zeitgebundenen Anforderungen an Funktion, Konstruktion und Material mit modernster Energetik, Haustechnik und Nachhaltigkeit. Im Jahr 1971 wurde die Fachhochschule an den zwei Standorten Würzburg und Schweinfurt gegründet. Die Fakultäten der Gestaltungsstudiengänge befanden sich anfangs zentralisiert in städtischen Gebäuden am Standort Würzburg, bis sie Mitte der 1990er-Jahre aus bautechni-

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Bild 2.  Lageplan

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Bild 3. Der offene Innenhof erlaubt eine fußläufige Durchwegung über die großen Treppenanlagen

schen Gründen in sieben provisorische Einrichtungen über die Stadt verteilt wurden. Der lang gehegte Wunsch einer erneuten Zentralisierung führte 2004 zu einem Architektenwettbewerb am Sanderheinrichleitenweg, aus dem Gerber Architekten mit dem 1. Preis hervorgingen. Die unmittelbare Nähe des Standorts zum Hublandcampus der Julius-Maximilians-Universität ermöglicht die gemeinsame Nutzung der übergeordneten Einrichtungen wie Universitätsbibliothek, Mensa und auch der Sportanlagen. Das Grundstück weist außerdem eine bereits gut ausgebaute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr auf.

Landschaftlich geprägtes Entwurfskonzept Das Entwurfskonzept basiert auf der Idee des Ineinanderfließens von Innen- und Außenraum und der Einbettung der Neubauten in die landschaftliche Situation. Die über 20 m abfallende Topografie des Ortes und der bemerkenswerte Ausblick in die offene Landschaft liefern die ideale Voraussetzung für den konzeptionellen Grundgedanken eines Dialoges zwischen Architektur und Landschaft. Zwei verschränkte, L-förmige Baukörper über einen zweigeschossigen, in den Hang eingebetteten Sockel, bilden den Campus. Der daraus resultierende rechteckige, offene Innenhof erlaubt eine fußläufige Durchwegung des Komplexes über die breiten Treppen. Vielfältige Verknüpfungen zwischen innen und außen tragen zum intensiven Kommunizieren bei und schaffen ein attraktives Umfeld für Lehre, Forschung, Kommunikation und Kreativität. Der aufgeständerte, südliche Gebäudewinkel, in dem sich die geräumigen Hörsäle befinden, inszeniert einen schönen Blick über den Talkessel in die Weite der Landschaft. Sein nördliches Pendant beherbergt Büros, Übungs- und Seminarräume und passt sich in seiner Grundrissstruktur diesen kleinteiligen Funktionsbereichen an. Das Ensemble ist über das Hofgeschoss barrierefrei verbunden. „Unser Ziel war es“, so Prof. Eckhard Gerber, „eine Hochschule zu gestalten, in der Studenten und Professoren ein Zuhause, einen Ort des intensiven Lehrens und Lernens finden, der der Schnelligkeit und Orientierungslosigkeit unserer Zeit etwas entgegensetzt und durch eine Identifikation mit dem Ort hilft, ein eigenes, für jeden in-

Bild 4.  Die repräsentative, begrünte Campus-Freitreppe wird zur Kommunikationsfläche

Bild 5.  Hörsaal im südlichen Gebäudewinkel

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Bild 6.  Grundriss Ebene 0

Bild 7.  Grundriss Ebene 1

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(Bilder 2, 6 und 7: Gerber Architekten)

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Bild 8.  Die besondere Qualität des Campus zeichnet sich durch die Ausblicke in die umgebende Natur aus

dividuelles Bild für sich selbst zu finden, eben eine Orientierung für das ganzes Leben.“

Organisation der Raumstrukturen Im nördlichen Baukörper sind auf den Ebenen –1 und 0 die Räume für die Fakultät Gestaltung angeordnet, deren Lehr- und Seminarräume sich zum Innenhof nach Süden orientieren. Die Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik ordnet sich auf den Ebenen 1 und 2 an, mit einer Orientierung zum westlichen Grünraum. In den jeweils darunter- bzw. darüberliegenden Raumzonen mit gleicher Gebäudetiefe liegen experimentelle Labor- und Arbeitsräume. Die jeweiligen Dekanats- und Dozentenräume sind unmittelbar vis-à-vis positioniert. Auf der Ebene 1 ist zusätzlich das zentrale Rechenzentrum mit Benutzerberatung, Werkstatt, PC-Pool und Mitarbeiterräumen untergebracht. In unmittelbarer Nähe zum Eingangsbereich befinden sich auf der Ebene 0 die Räumlichkeiten der zentralen studentischen Verwaltung beider Fakultäten. In der Fakultät für Gestaltung stellt das zweigeschossige Aufnahmestudio für Fotografie und Film eine besondere Funktionseinheit dar, die auf der Ebene -1 installiert ist. Somit kann der Studiobereich direkt über die Parkebene beliefert werden. Ihm angeschlossen sind diverse Lehrbereiche sowie Sonderräume für Fotografie, Film, Computeranimation und digitale Bildbearbeitung. Das gesamte Ensemble positioniert sich auf einem hohen Sockelgeschoß, das einerseits das Parkhaus und andererseits die Lagerflächen integriert.

Materialität im lokalen Kontext Das auskragende, extensiv begrünte Dach markiert mit seinen gebäudehohen Stützen das Entrée, das sich selbstbewusst der naheliegenden Justus-Maximilians-Universität entgegenstellt. Die darauf installierten Photovoltaikanlagen dienen als regenerative Energieträger und unterstützen

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(Fotos 1, 3, 4, 5, 8: Dieter Leistner)

das Konzept eines nachhaltigen Gebäudes. Dach und Fassade wurden als gefaltetes Sichtbetonband ausgeführt und stehen im Kontrast zu den offenen Außenwänden der Südfassade mit außenliegender Verschattung. Sie wurden teils in Ortbeton, teils aus Betonfertigteilen mit innenliegender Kerndämmung gefertigt. Der Zuschlag von ockerfarbigem Mainsand stellt einen Bezug zur Region her. Die repräsentative, begrünte Campus-Freitreppe, eine Hommage an Alvar Aalto, besticht im Sommer durch ihre Aufenthaltsqualität und wird so zur Kommunikationsfläche. Bautafel Campus der Hochschule für angewandte Wissenschaften WürzburgSchweinfurt, Sanderheinrichleitenweg 20, Würzburg n  Bauherr: Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Hochbauamt Würzburg n  Architektur: Gerber Architekten n  Innenarchitektur: Gerber Architekten n  Landschaftsarchitektur: Gerber Architekten in Kooperation mit Dietz und Partner, Elferhausen n  Wettbewerb: 2004, 1. Preis n  Bauzeit: 2008–2012 n  BGF: 18.280 m2 n  BRI: 74.900 m2

Literatur Werner, Frank R. [HG/ED]: Eckhard Gerber Baukunst – Bauten und Projekte – Buildings and Projects 1966–2013, Berlin 2013.

Weitere Informationen: Gerber Architekten, Tönnishof 9–13, 44149 Dortmund, Tel. (0231) 90 65-0, Fax (0231) 90 65-111, kontakt@gerberarchitekten.de, www.gerberarchitekten.de

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TRADITION UND MODERNE ERWEITERUNG DER AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE NÜRNBERG

Bild 1.  Die drei eingeschossigen Pavillons werden von einer zusammenhängenden Dachlandschaft gefasst

Simone Jeska Als Institution kann die 1662 gegründete Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg auf eine lange Tradition zurückblicken. Architektonisch löste sie sich in den 1950er-Jahren von tradierten Gebäudekonzepten und beschritt mit der Anordnung der Ateliers und Werkstätten in einer kleinteiligen, eingeschossigen Pavillonstruktur neue Wege. Mit dem Rückgriff auf die Gebäudestruktur der Nachkriegsmoderne und deren zeitgemäßer Interpretation begründet der Neubau für die Akademie eine bauliche Tradition. Mit der Erweiterung der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg werden erstmals die Studiengänge für freie Kunst und angewandte Kunst mit der Kunstpädagogik an einem Standort vereint. Das Stammgelände der Kunstakademie am Stadtrand Nürnbergs ist umgeben von bewaldeten Landschaftsflächen, in die sich die meist eingeschossige, pavillonartige Bebauung aus den 1950er-Jahren von Sep Ruf harmonisch integriert.

Städtebau und Architektur Als städtebauliches Pendant, parallel zu den denkmalgeschützten Pavillons angeordnet, bildet der Neubau für die

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bestehenden Ateliers und Werkstätten ein Gegenüber aus und schafft gleichzeitig einen zentralen, klar definierten Grünraum, der die Arbeitsräume im Freien erweitert. Dadurch wird nicht nur die Kommunikation über die einzelnen Klassen und Fachgebiete hinaus gefördert, sondern auch der Grünraum als identitätsstiftendes Merkmal der Akademie gestärkt. Als Ausdruck einer selbstbewussten, modernen Akademie präsentiert sich der Neubau im Stadtraum und entwickelt sich als langgestreckter, eingeschossiger Baukörper entlang der Straße. In Analogie zur Architektur der Nachkriegsmoderne ist die Gebäudestruktur in drei getrennte Pavillons gegliedert, die unter einer zusammenhängenden Dachlandschaft positioniert sind. Auf diese Weise haben die Passanten immer wieder Einblick in das Kunstschaffen auf dem Akademiegelände – der Neubau wird zu einer durchlässigen Schnittstelle zwischen Stadt- und Kunstgeschehen. Zusätzlich springen die Grundstücksgrenzen zwischen den Pavillons vor und zurück, so dass der mittig angeordnete „Kommunikationspavillon“ teilweise aus dem Akademieareal herausragt und sich mit dem öffentlichen Raum verzahnt. Um diese Durchlässigkeit und Verzahnung nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich herzu-

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Bild 2.  Auf der Campusseite treten die Pavillons als flache Betonkuben aus der Dachfläche hervor

stellen und den Dialog zwischen Studierenden, Künstlern und Laien zu erleichtern, sind in dem „Kommunikationspavillon“ zentrale, campusübergreifende Funktionen wie die Cafeteria, der große Malsaal, das Bilderlager und der Multifunktionsraum untergebracht. Das Café öffnet sich mit einer großflächigen Eckverglasung – dem Schaufenster der Akademie – zum angrenzenden Stadtraum. Im Alltag wird das Café zu einem Treffpunkt für die Kunststudierenden und die Anwohner, zu besonderen Anlässen wie Vernissagen oder Abendveranstaltungen wird es zu einem öffentlichen Forum. Ergänzend bietet der Multifunktionsraum, der mit einer Tribüne ausgestattet ist und für Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und künstlerische Darbietungen genutzt werden kann, Raum für den Dialog zwischen Akademie und Stadt. Als Entree und neuer Hauptzugang zu dem Akademiegelände ist dem Café ein offener Hof vorgelagert, der im Sommer als Außenterrasse dient. Von hier aus gelangen die Studierenden zu den Sälen im „Kommunikationspavillon“ oder über einen Durchgang in den Innenhof des benachbarten Atelierpavillons. In Anlehnung an die Wandelhallen klösterlicher Kreuzgänge ist der begrünte Innenhof umgeben von überdachten Gängen, die durch raumbildende, schlanke Stahlstützen rhythmisiert werden. Um den Innenhof gruppieren sich die Ateliers und Werkstätten der Kunstpädagogen nach Klassen getrennt. Die einzelnen Klassen sind als eigenständige Raumeinheiten, bestehend aus Malsaal, Büro und Ateliers für Meisterschüler und Professor, organisiert und ausschließlich über den außenliegenden Wandelgang miteinander verbunden. Somit voll-

zieht sich der Weg vom öffentlichen Raum in die Ateliers entlang diverser Raumschichten mit zunehmender Geschlossenheit und Konzentriertheit: Vom zweiseitig gefassten Hof führt der Weg entlang einer überdachten Erschließung im Freien in den vierseitig umschlossenen Hof weiter über die überdachte Außenerschließung in den verglasten Vorraum der introvertierten Ateliers. In dem dritten Pavillon, auf der gegenüberliegenden Seite des zentralen „Kommunikationspavillons“, befinden sich die Seminarräume für den theoretischen Unterricht, die ebenfalls um einen Innenhof angeordnet sind. Im Gegensatz zu der ausgelagerten Erschließung der Ateliers sind hier die Erschließungswege in die Gebäudestruktur integriert. Raumhohe Glasfassaden begleiten die Wege – sie stellen visuelle Bezüge zum Innenhof her und erlauben einen Überblick über das Geschehen im gesamten Pavillon. Trotz gleicher Grundrissstruktur der Pavillons entstehen aufgrund der differenzierten Gestaltung der Wege unterschiedliche räumliche Situationen und Atmosphären. Während die weit auskragende Dachplatte als verbindendes Element straßenseitig das Erscheinungsbild dominiert, zeigt sich der Neubau auf der Campusseite als drei klar voneinander getrennte Baukörper. Hier schieben sich die einzelnen Pavillons aus der Flucht der durchgehenden Dachscheibe heraus und treten als flache Betonkuben in Erscheinung. Die funktional bedingten unterschiedlichen Raumhöhen zwischen 3,50 m für die Seminarräume und 4,50 m für die Klassen- und Atelierräume werden von dem geneigten Gelände aufgenommen, so dass nur die Sheddächer des

Bild 3.  Lageplan

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Bild 4.  Grundriss

Malsaals aus der Dachlandschaft herausragen; sie gewährleisten für den Saal ein gleichmäßiges, diffuses Nordlicht ohne Schlagschatten – eine wesentliche Voraussetzung für das ungestörte Arbeiten der Akademiestudierenden. Die Eingeschossigkeit des Neubaus ist nicht nur der Wirtschaftlichkeit und der Barrierefreiheit geschuldet, sondern führt in erster Linie dazu, dass sich der Baukörper in die Landschaft einfügt und gemeinsam mit der bestehenden Bebauung ein Ensemble bildet.

Material und Farbe Die Präsenz des Neubaus im Stadtraum findet in der Materialität der massiven Sichtbetonwände und den dunklen Farbtönen der Fassadenelemente ihre Entsprechung. Als Reminiszenz an die architektonische Moderne sind die Pavillons als horizontal lagernde, scharfkantige Kuben ausgebildet, die sich von der Dachplatte lösen. Die Sichtbetonwände bilden einen massiven Rahmen für die anthrazitfarbenen Fassadenbänder, die sich aus geschlossenen Stahlblechelementen, Glasflächen und beweglichen Schiebeläden aus Streckmetall zusammensetzen. Der dunkle Farbton der Metallfassade stärkt die horizontale Wirkung

Bild 5.  Längsschnitt

Bild 6.  Der mittig angeordnete „Kommunikationspavillon“ mit Cafeteria, Malsaal und Veranstaltungsraum dient dem Dialog zwischen Akademie und Stadt

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der Baukörper in mehrfacher Weise: Zum einen unterstützt er den erdverbundenen Charakter und ist durch die optische Verschmelzung der Metallfassade mit den Glasflächen außerdem verantwortlich für die horizontale Durchgängigkeit der Fassadenbänder. Auch trägt die gewählte Materialität dem Werkstattcharakter des Neubaus Rechnung. Die robusten, rohen Sichtbetonoberflächen setzen sich im Innern fort und werden durch Industrieböden aus beschichtetem Estrich ergänzt. In den Atelier- und Malsälen wurden die Wände mit Kalk-Gipsputz versehen und weiß gestrichenen. Die pflegeleichten und robusten Oberflächen erlauben das unkomplizierte Hängen und Befestigen der Kunstwerke und halten auch dem Arbeiten an schweren Plastiken stand.

Arbeiten im Grünen Das Arbeiten im Grünen, also der direkte Bezug der Ateliers zum Grünraum, ist eines der herausragenden Kennzeichen der Akademie. Der Neubau greift dieses Thema auf und setzt es fort. Die offene Gebäudestruktur verzahnt sich mit dem bestehenden Landschaftsraum und schafft neue Außen- und Grünflächen mit unterschiedlichen Qualitäten. Zum Schutz des Baumbestands wurden die Pavillons sägezahnartig auf dem Grundstück angeordnet – so konnten die straßenbegleitenden Bäume entlang der Grundstücksgrenze sowie zentrale Bäume auf dem Areal erhalten werden. Gleichzeitig fügen sich der Neubau und das Bestandsgebäude durch das Auslichten der Bäume auf dem Akademieareal und die Reduktion auf den erhaltenswerten Bestand visuell zu einem Ensemble, in dem sich die Pavillons dialogisch gegenüberstehen. So entsteht ein neuer, zentraler Grünraum, der als räumlich definierter Außenraum zum Kommunikations- und Aktionsort wird und die besondere Atmosphäre, die durch den Landschaftsraum des umliegenden Waldes erzeugt wird, poin-

(Grafiken 3–5: Hascher Jehle Architektur)

Bild 7.  Der große Malsaal wird über Sheddächer belichtet

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tiert. Weitere Außenflächen werden innerhalb der offenen Gebäudestruktur in Form unterschiedlich gestalteter Höfe gebildet. Gepflastert oder begrünt, überdacht oder offen, zwei- oder vierseitig umschlossen, werden sie als Lagerund Aktionsflächen der Ateliers und Werkstätten genutzt oder sind ausgewiesene Atelierflächen im Freien, begrünte Aufenthaltsorte und Ausstellungsflächen der Bildhauerklassen. Sie ergänzen die über den gesamten Campus verteilten befestigten Außenflächen, die für das Arbeiten im Freien vorgesehen sind.

Wege und Achsen Ein Wegenetz aus parallel verlaufenden Längs- und Querverbindungen überzieht das gesamte Campusareal; während durch die Querverbindungen die neuen zentralen Einrichtungen und Zugänge auf kurzem Weg erreicht werden können, dient der neue Weg entlang des zentralen Grünraums der Kommunikation und dem Sehen und Gesehenwerden. Er verknüpft die Arbeitsflächen im Freien miteinander und bindet die Bildhauerwerkstatt in das Ensemble ein. Auf diese Weise wird das introvertierte Arbeiten für alle sichtbar und der Austausch unter den Studierenden erleichtert. Die Pavillons des Erweiterungsbaus sind in Analogie zum Bestand entlang einer neuen Längsachse durch überdachte Wege miteinander verbunden – die kleinteiligen Baukörper reihen sich wie Perlen auf einer Kette am Erschließungsweg auf. Als Teil der offenen Gebäudestruktur verändert der lange Weg ständig sein Gesicht – er führt durch den vielschichtigen Gebäudekomplex als offener oder geschlossener, innen- oder außenliegender Gang, er öffnet sich zu allseitig umschlossenen oder offenen Höfen mit Bezug zum angrenzenden Grünraum oder zu den Innenräumen. Die horizontal durchgängige Dachlandschaft als wesentliches gestalterisches Element der in Pavillons aufgelösten Gebäudestruktur ist gleichzeitig Teil des differenziert formulierten Wegesystems.

Energie- und Technikkonzept Ökologische Nachhaltigkeit, Nutzerfreundlichkeit und die Minimierung des Einsatzes von Primärenergien waren die Prämissen des klimatechnischen Konzepts – nicht nur, um einen geringen Energiebedarf und damit geringe Betriebskosten zu gewährleisten, sondern auch, um die Umgebung positiv zu prägen und den Studierenden, Professoren und Besuchern eine behagliche Aufenthalts- und Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Aufgrund der gut gedämmten, luftdichten Gebäudehülle und dem daraus resultierenden geringen Wärmebedarf können die Räume CO2-neutral durch den Einsatz von Biomasse in einem Holzpelletkessel geheizt werden. Im Sommer verhindern der geringe Anteil an Glasflächen in der Fassade, der vorgelagerte Sonnenschutz und die grünen Baumkronen ein Überhitzen der Räume, so dass auf eine mechanische Kühlung verzichtet werden konnte. Zusätzlich wirken die massiven Bauteile der Decken und Wände als thermische Speichermasse; tagsüber speichern sie die solaren Wärmeeinträge und tragen wesentlich zu einem angenehmen Raumklima bei.

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Bild 8.  Die Seminarräume sind um einen Innenhof angeordnet, raumhohe Verglasungen ermöglichen den Überblick über das gesamte Raumgefüge (Fotos 1–2, 6–8: Svenja Bockhop, Berlin)

Mit Ausnahme des Malsaals, des Veranstaltungsraums und des Bilderlagers, die aufgrund ihrer Sondernutzung hohe Geruchs- und Wärmelasten aufweisen, werden die Räume natürlich be- und entlüftet. Da die partiell eingesetzte Lüftungsanlage mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet ist, kann 90 % der Abwärme zur Vorkonditionierung der Zuluft genutzt werden. Durch die Realisierung des beschriebenen klimatechnischen Konzepts konnten die Anforderungen der Energieeinsparungsverordnung (EnEV 2009) um 15 % unterschritten werden. Bautafel Erweiterung der Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg n  Bauherr: Freistaat Bayern/Staatl. Bauamt Erlangen-Nürnberg n  Projektsteuerung: Bauamt Erlangen-Nürnberg n  Architekt: HASCHER JEHLE Architektur, Berlin n  Bauleitung: ManagementLeitwerk, Peter Weis, Augsburg n  Statik: Dr. Kreutz und Partner, Nürnberg n  Heizung, Lüftung, Klimaplanung: Pinck Ing.Consulting GmbH, Hamburg n  Elektroplanung, COPLAN AG, Eggenfelden n  Bauphysik, Akustik: Schwarz BIG mbH, Nürnberg n  Baugrundgutachten: Messerer, Büro für angewandte Geologie, Fürth n  Vermessung: IB Kronthaler, Neumarkt n  Lichtplanung: Peter Andres, beratende Ingenieure für Licht­ planung n  Landschaftsarchitekten: Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin n  Grundstücksfläche: 43.760 m2 n  Brutto-Grundfläche: 2.890 m2 n  Umbauter Raum: 14.752 m3 n  Hauptnutzfläche: 1.750 m2 n  Wettbewerb: Juli 2009 n  Planungsbeginn: Januar 2010 n  Baubeginn: Februar 2011 n  Fertigstellung: März 2013 n  Baukosten gesamt: ca. 9,8 Millionen € n  Baukosten (Bauwerk): ca. 6,4 Millionen €

Weitere Informationen: HASCHER JEHLE Architektur, Kantstraße 17, 10623 Berlin, Tel. (030) 34 79 76-50, Fax (030) 34 79 76-55, info@hascherjehle.de, www.hascherjehle.de

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Zahlreiche Hochschulgebäude in Deutschland sanierungsbedürftig Die Länder investieren seit vielen Jahren deutlich weniger in die Gebäude der Universitäten und Fachhochschulen, als für deren Erhalt notwendig wäre. Was für Lernende und Studierende an vielen deutschen Hochschulen zur alltäglichen Erfahrung gehört, bestätigt eine aktuelle Studie, die in Zusammenarbeit einer Expertengruppe der deutschen Universitätskanzler und der HIS Hochschulentwicklung aus Hannover entstanden ist.* Ohne eine Ausweitung der Investitionen in den Erhalt der Gebäude droht ein Qualitätsverlust in Studium und Forschung bis hin zum Wegfall ganzer Gebäude, deren Nutzung aus technischen und aus Sicherheitsgründen nur noch für begrenzte Zeit möglich sein wird. Für den baulichen Bestandserhalt der staatlichen Universitäten wurde im Rahmen der Studie für einen Zeitraum von fünf Jahren (2008 bis 2012) ein Investitionsbedarf in Höhe von insgesamt 8,3 Milliarden € ermittelt – die Einrichtungen der Universitätsmedizin, Pädagogische Hochschulen und Fachhochschulen sind hierin noch nicht enthalten. Dem standen tatsächliche Ausgaben in Höhe von 5,2 Milliarden € gegenüber. In fünf Jahren ist damit für die Universitäten der bauliche Sanierungsrückstand bundesweit um weitere 3 Milliarden € angewachsen. Der Vergleich der Bundesländer zeigt erhebliche Unterschiede. Sachsen weist in dem 5-Jahres-Zeitraum ein nahezu bedarfsgerechtes Investitionsniveau auf, während die Ausgaben in den Ländern Berlin, Bremen und Hamburg weit überdurchschnittlich (um bis zu 75 %) hinter dem Bedarf zurückbleiben.

Sanierungsstau nimmt weiter zu Die zahlreichen Hochschulgründungen in den 1960er- und 1970er-Jahren der alten Bundesrepublik haben heute eine regelrechte Sanierungswelle zur Folge. 40 bis 50 Jahre später befinden sich ihre Gebäude am Ende des ersten Lebenszyklus. Da in den Bestand der Gebäude im Laufe der Zeit nicht ausreichend investiert wurde, müssen nun zeitlich gedrängt sehr viele Gebäude von Grund auf saniert oder durch neue Gebäude ersetzt werden. Der bauliche

Zustand vieler deutscher Universitätsgebäude wird sich also akut weiter verschlechtern, wenn nicht wirksamer als bisher Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Für die Beseitigung der aufgelaufenen Sanierungsrückstände werden schon aus technischen Gründen viele Jahre und im Einzelfall Jahrzehnte vergehen.

Investitionsoffensive für den Hochschulbau erforderlich Für die Bestandssicherung der Gebäude benötigen die Länder vor allem zusätzliches Geld. Dabei stehen sie vor zwei Herausforderungen: Die Bewältigung des über viele Jahre hinweg auf einen Betrag von mehr als 20 Milliarden € angewachsenen Sanierungsrückstandes kann nur mithilfe von Sonderprogrammen gelingen, die dann auch für die zeitgemäße Energieeffizienz der Hochschulgebäude genutzt werden können. Und darüber hinaus muss die Grundfinanzierung für den laufenden Bestandserhalt deutlich aufgestockt werden, um Sanierungsrückstande in der Zukunft gar nicht erst entstehen zu lassen. Für die Universitäten in Deutschland lässt sich aus der Studie für den laufenden Bestandserhalt ein zusätzlicher jährlicher Finanzbedarf in der Größenordnung von etwa 600 Millionen € ableiten. Nach der jüngsten Verständigung zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung der gemeinsamen Zukunftsaufgabe Bildung und Forschung liegt es jetzt in der Verantwortung der Länder, die politischen Voraussetzungen für eine verbesserte Grundfinanzierung der Hochschulen und für den Erhalt der Hochschulgebäude zu schaffen - und damit auch für die Studienplätze und die Forschungsleistungen von morgen.

Weitere Informationen: Dr. Roland Kischkel, Vorsitzender des Arbeitskreises Hochschulbau der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten Deutschlands, Kanzler der Bergischen Universität Wuppertal, Gaußstraße 20, 42119 Wuppertal, Tel. (0202) 439 22 27, kanzler@uni-wuppertal.de

*  Jana Stibbe; Friedrich Stratmann: Bau- und Instandsetzungsbedarf in den Universitäten. Soll-Ist-Vergleich für den Zeitraum 2008 bis 2012. Hannover 2014 (Forum Hochschule 5/2014), Download: www.his-he.de.pdf/pub_fh-201405.pdf

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TECHNISCHE UNIVERSITÄT BRESLAU/ POLEN NEUBAU DER BIBLIOTHEK DER EXAKTEN UND TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN (BNST)

Bild 1.  Das Bibliotheksgebäude von Süden: Der schwebende Lesesaal markiert den neuen Eingang zur Universität

Anna Stryszewska-Słon´ska Die Entstehungsgeschichte der Bibliothek der Technischen Universität in Breslau ist lang und bewegt. Ein Konzept zu ihrer Errichtung wurde bereits in den 1960er-Jahren entworfen. Die Realisierung dieser Vision erfolgte allerdings erst drei Wettbewerbe später im Jahr 2013 mit der Fertigstellung des ersten polnischen Projektes des Büros Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten. Die ersten planerischen Visionen stammen aus den 1960er Jahren: Damals plante Tadeusz Brzoza eine Bibliothek mit quadratischem Grundriss und innerem Hof als Dominante auf dem Universitätscampus an der Oder. Der erste architektonische Wettbewerb wurde dann 1988 ausgelobt. Aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten konnte weder der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf von Witold Benedeka und Stanisław Niewiadomski noch das Konzept des zweiten Wettbewerbes 1995 von Zenon Marciniak, Marek Lamber, Janusz Frydecki und Ryszard Włosowicz realisiert werden.

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Erst das Ergebnis des dritten Wettbewerbs führte zu einer baulichen Umsetzung: Durch die Mitgliedschaft Polens in der Europäischen Union eröffneten sich seit 2004 völlig neue Entwicklungsmöglichkeiten. Die Europäischen Fördermittel haben an den polnischen Hochschulen eine Phase der Modernisierung und Weiterentwicklung eingeleitet. Investiert wurde vor allem in die Forschung, in innovative Konzepte und in die Infrastruktur der Universitäten. Mit dieser finanziellen Unterstützung konnte die Polytechnische Universität in Breslau den Bau der Hauptbibliothek initiieren. An dem im Juni 2007 international ausgeschriebenen Wettbewerb nahm das Dresdner Büro von Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten unter der Leitung des verantwortlichen Partners Thomas Heinle teil – und gewann den 1. Preis. Weitere Wettbewerbserfolge (1. Preis für das Wissenschaftliche Informationszentrum der Medizinischen Akademie Breslau, 2. Preis für das Fußballstadion

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Bild 2.  Lageplan M 1:2500

Breslau für die Euro 2012, 2. Preis für das Afrikarium-Ozeanarium im Zoo Breslau), erste Aufträge und die Perspektive, die das Nachbarland Polen für Architekten bietet, haben Heinle, Wischer und Partner 2008 dazu bewogen, den Schritt in Richtung Osten zu gehen und in Breslau ihren ersten ausländischen Bürostandort zu etablieren.

Städtebauliche Einbindung Die Bibliothek befindet sich in zentraler Lage auf dem bereits 1844 entstandenen Campus der Polytechnischen Universität in der östlichen Innenstadt von Breslau. Gemäß der Festlegungen aus den 1980er-Jahren wurde das Gebäude hinter den sozialistischen Bauten aus den 1950ern errichtet. Angrenzend an diese historischen Kopfbauten schließt die Bibliothek die Hauptachse des Campus, die „Allee der Professoren“, im Norden ab. Durch das freie Erdgeschoss fungiert das Haus als Tor zum Universitätscampus.

Planungsaufgabe Der Wettbewerb für die Bibliothek der Exakten und Technischen Wissenschaften für innovative Wirtschaft (Abkürzung BIBLIO-TECH) wurde im Jahr 2007 als internationales Verfahren ausgeschrieben. Die Aufgabe war im Raumprogramm klar definiert: Die Bibliothek mit ihren ca. 500.000 Bänden für 40.000 Nutzer aus der gesamten Wojewodschaft Niederschlesien sollte in einem Gebäude mit ca. 7.200 m2 Nutzfläche untergebracht werden. Die BIBLIO-TECH sollte eine innovative und voll computergesteuerte Institution sein, die den Zugang zu

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unterschiedlichen Datenbanken und Dokumentensammlungen (Bücher, Zeitschriften, Normen, Patente, Reporte und andere) ermöglicht, in einer traditionellen Handbibliothek aber vor allem auch in digitalisierter Form. Neben der richtigen Lösung für die innere Organisation der Bibliothek waren die städtebauliche Einbindung in den Bestand sowie die Ausbildung eines Campus-Tors sehr wichtig.

Entwurfsidee Das Bibliotheksgebäude besteht aus drei Körpern: einem langen trapezförmigen Körper mit dem Haupteingang für die Besucher im Westen (Bauteil A), einem Flügel mit der Bibliotheksverwaltung mit einem unabhängigen Treppenhaus im Osten (Bauteil C) sowie einem dreigeschossigen Verbindungsbau (Bauteil B) als Brücke über die „Allee der Professoren“. Dieser bildet zusammen mit den im Norden angrenzenden Kopfbauten einen Platz aus. Horizontal ist die Bibliothek in drei Bereiche gegliedert. Im Bauteil C befinden sich die nicht öffentlichen Verwaltungsräume und in den Bauteilen A und B die öffentlichen Bereiche. Die Bauteile werden von einer im Norden verlaufenden Funktionsschiene miteinander verbunden. Vertikal gliedert sich die Bibliothek in vier Bereiche. Im Untergeschoss gibt es eine Tiefgarage mit 78 Parkplätzen und Technikräume. Im Erdgeschoss sowie im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich die öffentlichen Räume für die Besucher und Studenten. Im 3. Obergeschoss ist das große Rechenzentrum mit den Supercomputern und den damit verbundenen Laboren untergebracht. Von dem Atrium sind ein Ausstellungssaal, ein Seminarraum und ein Labor für Sehbehinderte frei zugänglich.

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Projektvorstellungen

Bild 3.  Grundriss EG M 1:500

In der Mitte befinden sich ein zentraler Infopunkt sowie eine Auskunftstelle. Die Halle ist über eine lange Freitreppe mit den beiden öffentlichen Hauptgeschossen der Bibliothek verbunden. Von der Treppe aus gelangt der Besucher zunächst im 1. Obergeschoss zu den Rechercheplätzen und einem allgemeinen Informationsbereich. Daran schließt sich der Bereich der Normen und Patente an, dessen Kern ein Licht durchfluteter, zweigeschossiger Lesesaal ist. Darüber hinaus befindet sich im 1. Obergeschoss eine zweigeschossige Lesegalerie. Über die Freitreppe führt der Weg weiter in das 2. Obergeschoss. Hier befindet sich als Höhepunkt der Raumfolge der große Lesesaal mit Blick über den gesamten Cam-

pus. Ergänzt wird das Geschoss durch weitere Computerleseplätze und fachliche Auskunftstellen. Die beiden Geschosse werden an verschiedenen Stellen räumlich miteinander verbunden. Die weite, offene Halle erleichtert ebenso wie die Treppen und Lesesäle die Orientierung im Gebäude. Durch die geschickte Proportionierung der offenen und ineinander übergehenden Geschosse bilden sich Räume, die geschützt und großzügig zugleich sind. Auch wenn die neue, innovative Bibliothek den Nutzern ihre Sammlungen nun doch grundsätzlich nur in digitaler Form zur Verfügung stellen wird, fühlt man in den Innenräumen den Geist der vornehmen Bibliotheksäle früherer Epochen.

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Projektvorstellungen

Bild 4.  Grundriss 1.OG M 1:500

Bild 5.  Schnitt AA M 1:500

Bild 6.  Schnitt BB M 1:500

Farb- und Materialkonzept Die Innengestaltung ist von einem zurückhaltenden Umgang mit Materialien geprägt. Im Wesentlichen bestimmen beigefarbene Böden, hölzerne Brüstungen, Möbel und Einbauten sowie weiße Wände das Erscheinungsbild. Das Gebäude soll mit seiner Materialwahl seine Entstehung dokumentieren und seine Struktur offenbaren. Einen Kontrast zu den hellen Materialien bilden die festen Bauteile aus dunklem Holz und die beweglichen Einrichtungsgegenstände in Anthrazit. Farbige Lebendigkeit wird das Haus durch die Besucher bekommen.

Struktur der Bestandsgebäude. Im Erdgeschoss bilden Wandscheiben eine subtile Interpretation der bestehenden Arkaden und leiten den Durchgang zur „Allee der Professoren“ ein. Die oberen drei Geschosse zitieren in ihrer vorderen Schicht die Gliederung der benachbarten Fassaden. Die Proportionen der Fensteröffnungen orientieren sich an den Fenster der Bestandsgebäude. Auf der Südseite öffnet sich das Bibliotheksgebäude mit den großformatigen Verglasungen der zweigeschossigen Lesesäle und Galerien zum Campus. In der Fassade wurden insgesamt 30 Scheiben im Format 2,55 m × 5,75 m verbaut. Jede Scheibe wiegt ca. 1 Tonne.

Fassade

Konstruktion

Die Fassade wurde mit hellen, rauen Faserzementplatten gestaltet und nimmt in ihrer Gliederung Bezug auf die

Die Bibliothek wurde als monolithische, fugenlose Stahlbetonkonstruktion errichtet. Besonderes Augenmerk lag in

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Projektvorstellungen

Bild 7.  Die Fassade mit ihrer großen Fensterfront öffnet sich zum südlich anschließenden Campus

Bild 8.  Großer Lesesaal im 2. Obergeschoss (Bilder 2–6: Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten, Fotos 1, 7 und 8: Roland Halbe)

der Planung und der Realisierung auf der Gestaltung des großen Atriums in der Eingangshalle, das mit einer Tiefe von 22 m stützenfrei gebaut wurde. Die oberste Etage, die das Rechenzentrum beherbergt, wurde mit Decken geplant, die eine Last von 15 kN/m2 übertragen. Die Gründung der Bibliothek gestaltete sich aufgrund der ungünstigen Bodenverhältnisse schwierig. Das Niveau der Fundamente der Bibliothek lag ca. 70 cm unter dem Niveau der direkt angrenzenden Gebäude und 1 m unterhalb des Grundwasserstandes. Die Bauarbeiten waren erst nach der Sicherung des Bestandes mit einer Jet Grouting Palisade (30 Pfeile HEA 260 fi 70 cm je 9 m lang entlang der Brandwand der Gebäude) und besonderen Wasserhaltungsmaßnahmen möglich.

Die Abteilung KDM nimmt an verschiedenen nationalen und internationalen Projekten teil, die sich mit der Entwicklung und Sicherung der GRID-Infrastruktur und HPC (High Performance Computing) sowie neuen Technologien befassen. Datenressourcen werden in polnische und europäische Forschungsinfrastrukturen wie PL-Grid, PLATON, EGI und PRACE integriert. Alle Serverräume wurden mit einem technischen Boden ausgestattet, in dem alle Leitungen geführt werden. Die Serverräume verfügen über ein auf Eiswasser basierendes Klimatisierungs- und Kühlungssystem mit voller Redundanz. Das System der Kühlung wurde mit einem kalten und einem warmen Korridor geplant, was eine elastische Organisation der Serverräume und den Aufbau der Computer ermöglicht. Alle Serverräume sind durch eine Löschgasanlage gesichert. Die Räume wurden in einer Flucht geplant, um einen Transportweg für Server und große Computer zu sichern. Direkt neben dem Lastenaufzug befindet sich ein Montageraum, in dem die ersten Vorbereitungen der angelieferten Geräte sowie Austausch und Wartung stattfinden. Jeder Raum im 3. Obergeschoss ist mit einem Zugangskon­ trollsystem und Monitoring ausgestattet.

Barrierefreiheit und innere Verbindung zum Bestand Sämtliche Bereiche der Bibliothek sind für Rollstuhlfahrer zugänglich. Durch die günstige Anordnung der Aufzüge an den Arkadengängen der Bestandbauten sind auch diese schnell und barrierefrei zu erreichen.

Das Rechenzentrum In der obersten Etage der Bibliothek wurde auf mehr als 1.200 m2 Nutzfläche das Breslauer Netz- und Supercomputerzentrum WCSS (Wrocławskie Centrum SieciowoSuperkomputerowe) untergebracht. Im Rechenzentrum funktioniert das Netz WASK, das die Breslauer Universitäten und Institute verbindet, indem es einen Zugang zu dem nationalen Netz PIONIER und dem europäischen Netz GÉANT2 zur Verfügung stellt. Das Netz WASK verbindet ca. 500 lokale Netze mit 15.000 Computern. Im Rahmen des Rechenzentrums werden folgende Leistungen angeboten: –– Rechenleistung für die Forschungsinstitute –– Leistungen der Datenarchivierung in der Region der Niederschlesien –– Leistungen der Datensicherung (Sicherung der nationale Dateninfrastruktur PL-Grid) –– Leistungen für Forschung und Entwicklung (Abteilung KDM: Computer mit hohen Rechenleistungen).

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Bautafel Bibliothek der Technischen Universität in Breslau/Polen n  Bauherr: Technische Universität Breslau, Polen (Politechnika Wrocławska) n  Architekten: Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten / Heinle, Wischer und Partner Architekci Sp. z o.o., Thomas Heinle (verantwortlicher Partner), Anna Stryszewska-Słon´ska (Projektleitung) n  Gesamtbaukosten: 81,6 Mio. PLN (19,75 Mio. €) n  Kosten Bauwerk (KG 300+400): 56,8 Mio. PLN (13,75 Mio. €) n  Bruttogrundfläche: 16.041 m2 n  Bruttorauminhalt: 65.652 m3

Weitere Informationen: Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten Gutenbergstraße 4, 10587 Berlin Tel. (030) 399920-0, Fax (030) 399920-10 info@heinlewischerpartner.de www.heinlewischerpartner.de

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Projektvorstellungen

Energielabor für Gasturbinenforschung Am 24. Januar 2014 wurde auf dem Campus Berlin-Charlottenburg das Energielabor der TU Berlin eröffnet. In dem neuen Laborgebäude werden eindrucksvolle Verbrennungsversuche durchgeführt. Hocheffiziente Gasturbinen von morgen sollen dort getestet und ultraschadstoffarme Brennkammern dafür entwickelt werden. Das Energielabor ist am Fachgebiet Experimentelle Strömungsmechanik – Hermann-Föttinger-Institut – unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Christian Oliver Paschereit angesiedelt. Nach nur 14 Monaten Bauzeit wurde das Laborgebäude auf dem Ostgelände der TU Berlin im Herbst 2013 fertiggestellt. Das Gebäude bietet Platz für vier Prüfstände von jeweils 25 bis 40 m2 sowie für zwei Kontrollräume. Mit einer Verbrennungsleistung von insgesamt 1 MW können Versuche unter den Bedingungen durchgeführt werden, wie sie auch in Gaskraftwerken und Flugzeugtriebwerken auftreten. Die Gesamtfläche des Baus beträgt ca. 220 m2. Damit wurde Raum für Innovationen auf dem Gebiet der Verbrennungsforschung geschaffen und die Entwicklung des Ostgeländes an der Müller-Breslau-Straße vorangetrieben. In dem neuen Laborgebäude wird Spitzenforschung betrieben. So werden zwei neue Versuchsstände des Sonderforschungsbereiches „TurbIn – Signifikante Wirkungsgradsteigerung durch gezielte, interagierende Verbrennungs- und Strömungsinstationaritäten in Gasturbinen“ in dem Laborgebäude eingerichtet. In dem Berliner Forschungsverbund wird der nächste Evolutionsschritt der

Gasturbine, die Detonationsverbrennung, erforscht. Dabei werden kontrolliert Detonationen in der Brennkammer erzeugt, die zu einer sprunghaften Verbesserung des Wirkungsgrades führen. Für das prestigeträchtige Vorhaben Greenest, das vom European Research Council (ERC) gefördert wird, soll außerdem in diesem Gebäude erstmals das Konzept der besonders sauberen, nassen Verbrennung in einer Gasturbine demonstriert werden. Bei dieser Technik werden große Mengen Wasserdampf der Flamme beigemischt. Neben der Reduktion der Schadstoffe und der Erhöhung der Effizienz ermöglicht diese Technik die sichere Verbrennung von Biogasen. Der ERC-AdvancedGrant ist der renommierteste europäische Forschungspreis. Auch führen im dem neuen Gebäude die Berliner Forscher die richtungsweisenden Untersuchungen zur Thermoakustik an zwei Prüfständen fort. Thermoakustik, auch als Brennkammerbrummen bekannt, sind gefährliche Verbrennungsschwingungen, die in Gasturbinen zur Erhöhung der Schadstoffemissionen und zur Zerstörung der Brennkammer führen können. Die Forschung und Versuche im neuen Energielabor haben eine hohe Praxisrelevanz. Das Fachgebiet Experimentelle Strömungsmechanik – Hermann-Föttinger-Institut – arbeitet bereits seit mehr als zehn Jahren mit internationalen Partnern wie auch mit regional ansässigen Unternehmen wie Alstom, Siemens und Rolls Royce zusammen. Neben diesem neuen Labor verfolgt die TU Berlin an der Müller-Breslau-Straße zwei weitere Großprojekte auf dem Ostgelände mit sichtbaren Erfolgen: Sie investierte 4 Millionen € in das Gebäude L, das durch den Exzellenzcluster UniCat genutzt wird. Mitte November 2013 verkündete die Wüstenrot Stiftung, dass sie 3,5 Millionen € für die Sanierung des großen rosafarbenen Umlauftanks auf der Schleuseninsel an der Müller-Breslau-Straße zur Verfügung stellen wird, um so die außergewöhnliche Architektur zu schützen und weitere Forschungen in dem Gebäude zu ermöglichen. Weitere Informationen:

Das neue Energielabor der TU Berlin am Fachgebiet Experimentelle Strömungsmechanik – Hermann-Föttinger-Institut – in Berlin-Charlottenburg (Foto: TU Berlin)

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TU Berlin, Prof. Dr.-Ing. Christian Oliver Paschereit, Leiter des Fachgebiets Experimentelle Strömungsmechanik, Hermann-Föttinger-Institut, Müller-Breslau-Straße 8, 10623 Berlin, Tel. (030) 314-797, oliver.paschereit@tu-berlin.de

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Mobile Raumsysteme/Modulbauweise

Gegen Raumnot an Universitäten: Modulbaulösungen – systematisch gut Studieren „wie in der Sardinenbüchse“ gehört seit einigen ­Jahren zum Alltag an vielen deutschen Fakultäten. Universitäten und Fachhochschulen müssen sich den wachsenden Studentenzahlen stellen und ihr Raumangebot erweitern. Ihr stärkster Gegner ist die Zeit. Schnell und terminsicher bauen, ohne Schmutz und Lärm, zum Festpreis bei laufendem Betrieb. Das geht – zum Beispiel mit einem Modulbausystem. Tausende von jungen Menschen beginnen ihr Studium in überfüllten Seminarräumen. Die geburtenstarken Jahrgänge (um 1990) füllen die Hörsäle an Universitäten und Fachhochschulen und der allgemeine Trend zur Akademisierung hält an. Dementsprechend wird der dicht gedrängte Stundenplan der Studienanfänger häufig nur noch übertroffen durch die dicht gedrängte Sitzordnung. So manche Uni greift zu unorthodoxen Überbrückungsmethoden. In Paderborn etwa studierte man vorübergehend im Festzelt, in Kassel wich man sogar in Kirchen aus. Unseren europäischen Nachbarn geht es nicht besser. In Österreich, an der Grazer Karl-Franzens-Universität, erwarben angehende Betriebswirtschaftler ihre ersten Scheine in einem umgenutzten Kinosaal.

Ausnahmsweise mal nicht das Geld

Bild 2.  Seminarraum der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

die Zeit. Für dieses Problem gibt es eine erprobte Lösung: Neu- und Anbauten in ALHO Modulbauweise.

Patentlösung für Hochschulen

So kreativ diese Lösungen klingen, langfristig führt kein Weg daran vorbei: Universitäten müssen neu bauen oder bestehende Bauten erweitern. Dass mit immer mehr Studierenden auch der Wohnraum für Studenten knapp wird, ist ein Folgeproblem, das früher oder später auch Gemeindeund Stadtverwaltungen beschäftigen wird. Denn will ein Ort als attraktiver Bildungsstandort gelten, muss er auch die notwendige Infrastruktur schaffen. An gutem Willen mangelt es meist nicht. Auch ist ausnahmsweise einmal nicht das Geld der größte Hemmschuh, denn die Bundespolitik hat die Dringlichkeit der Lage durchaus erkannt und greift, obwohl seit der Föderalismusreform im Jahr 2006 der Hochschulbau Ländersache ist, im Dienst der Zukunftssicherung den Ländern unter die Arme. Nein, das größte Problem für Hochschul-Bauprojekte ist

Das Modulbau-Unternehmen ALHO aus Morsbach baut seit vielen Jahren für die öffentliche Hand. Krankenhäuser, Schulen, Kindertagesstätten, Büro- und Verwaltungsgebäude und eben auch Hochschul- und Universitätsbauten entstehen terminsicher und für einen garantierten Festpreis in Systembauweise. ALHO liefert Erweiterungen und Neubauten von der Planung bis zur Schlüsselübergabe aus einer Hand, wie an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg, oder nach Plänen des Bauherrn, wie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/M. Aus vorgefertigten Modulen entstehen Lösungen nach Maß realisierbar. Spätestens seit der denkmalverträglichen Ergänzung der Pädagogischen Akademie der Universität Köln sollte auch dem letzten Zweifler klar sein, dass die Systembauweise ihren Siegeszug längst angetreten hat. Der Modulbau ist dem Massivbau ebenbürtig und bietet gerade für Universitäten große Vorteile.

Bild 1.  Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Erweiterungsbau mit 510 m2 Bruttogrundfläche in Modulbauweise

Bild 3.  Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M.: Modulbau auf dem Campus Westend

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Mobile Raumsysteme/Modulbauweise

Bild 4.  Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M.: helle und großzügige Räume

Bild 6.  Forsthochschule Rottenburg: lernförderrnde Farbgestaltung

Pünktlich, planungssicher, schnell

Erfahrungen macht er sich keine Sorgen, dass auch bei dem Erweiterungsbau alles termingerecht fertig wird.

Diese Vorteile haben die Verantwortlichen an den Hochschulen schätzen gelernt. Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg greift schon zum zweiten Mal auf den Modulbau zurück. „Der Bau vor zwei Jahren lief mit ALHO völlig problemlos. Von der Planungsidee bis zum Bezug klappte alles hundertprozentig“, sagt Carsten Steinbrenner, der im Dezernat Gebäudemanagement den Bereich Bauplanung leitet. „Wir wurden hervorragend betreut und bei allen Schritten unterstützt, auch im Hinblick auf notwendige Genehmigungsschritte, und waren damals pünktlich zum Semesterbeginn fertig.“ In diesem Jahr baut ALHO einen Erweiterungsbau mit 510 m2 Bruttogrundfläche, um den dringenden Raumbedarf für Studenten und Lehrpersonal ab dem Wintersemester 2014/15 decken zu können. Außer Seminar- und Büroräumen sind auch Labor- und Forschungsflächen geplant. Auch diese werden in Modulbauweisen realisiert. „Die Zeit ist immer das größte Problem“, so Carsten Steinbrenner. Aufgrund der bisherigen

(Fotos: ALHO)

Spart Zeit – aber nicht nur Dass der Systembau gegenüber der Massivbauweise Vorteile bietet, hat nicht nur die Universität Oldenburg erkannt. Esref Yavuz, Leiter der Abteilung Planen und Bauen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/M., machte bei der Erweiterung mit ALHO ebenfalls gute Erfahrungen. Nur sechs Monate dauerte es nach der Auftragsvergabe, bis Dozenten und Studenten die dringend benötigten 2.520 zusätzlichen Quadratmeter auf dem Campus Westend beziehen konnten. „Diese schnelle Bau- und Planungszeit wäre mit konventioneller Bauweise niemals zu realisieren gewesen“, erklärt Esref Yavuz. Aber nicht nur Zeit spart die Modulbauweise, sondern auch Nerven. Schon im Vorlauf macht sie es den Bauherren leicht. Geprüfte Typenstatiken, bewährte Detaillösungen und Brandschutzgutachten beschleunigen das Genehmigungsverfahren. Alle staub- und schmutzintensiven Arbeiten werden im Werk erledigt, die Module reisen montagefertig zur Baustelle. Die üblichen, lästigen Einschränkungen während der Bauzeit reduzieren sich bei der Systembauweise auf ein Minimum. Selbst die gefürchteten witterungsbedingten Bauverzögerungen sind vom Tisch. Und weil konsequent Trockenbaumaterialien zum Einsatz kommen, ist das Gebäude sofort nach Bauabschluss beziehbar. So bleibt der Universitätsalltag einschließlich Forschung und Lehre unbeeinträchtigt, was angesichts der hohen Zahl der Studierenden eine große Erleichterung darstellt. Und für den Fall, dass aus einem Labor einmal ein Seminarraum werden soll – einer späteren Umnutzung steht nichts im Wege, die flexiblen ALHO-Module machen es möglich. Weitere Informationen:

Bild 5.  Forsthochschule Rottenburg: ansprechende Fassadenlösung für den Modulbau

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ALHO Holding GmbH, Hammer 1, 51597 Morsbach, Tel. (02294) 696-0, Fax (02294) 696-145, info@alho.com, www.alho.com

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Brandschutz

Bibliotheken setzen neue Maßstäbe beim Brandschutz In der Magdeburger Universitätsbibliothek mit einem Gesamtbuchbestand von 1,1 Millionen Bänden ist Brandschutz ein wichtiger Bestandteil der modernen Architektur des Hauses. Edelstahl ersetzt dabei die herkömmlichen Stahlrohre und reduziert das Korrosionsrisiko beträchtlich. Der Umbau des Systems erfolgte bei laufendem Universitätsbetrieb. Die erforderlichen verzinkten Stahlrohrleitungen für die Sprinkleranlage der Bibliothek der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg wurden zu großen Teilen im nicht mehr zugänglichen Fußbodenbereich des nächsten Geschosses installiert. Die damaligen Planer gingen davon aus, dass auf diesem Weg das architektonische Konzept eines „Betonbandes“ optimal verwirklicht werden konnte. Nichts sollte den Gesamteindruck des Betonbauwerkes, das mit seiner leicht geneigten Eingangsrampe spiralförmig um ein Atrium herum bis zum 3. Obergeschoss „gefaltet“ wird, stören.

Korrosionsschäden an verzinkten Stahlrohren Im Gegensatz zu den langjährigen Erfahrungen in anderen Gebäuden stellte sich jedoch in der Bücherei der Otto-vonGuericke-Universität in Magdeburg heraus, dass die verlegten verzinkten Stahlrohre deutlich schneller Korrosionsschäden aufwiesen, als dies zu erwarten gewesen war. Nach weniger als sechs Jahren gab es fast im gesamten Rohrnetz erhebliche Rostschäden. Insbesondere an den Verbindungspunkten der Rohrleitungen (Kupplungssystem) führte eine Rostunterwanderung des Zinkes dazu, dass der nötige Luftdruck in der Löschanlage nicht mehr konstant und ausreichend aufgebaut werden konnte. Die Experten gehen davon aus, dass das über die Druckluft eingetragene Kondenswasser im Zusammenspiel mit teilweise unzureichendem Gefälle der Rohrleitungen und eventuell vorhandener vagabundierender Ströme dieses Phänomen ausgelöst bzw. begünstigt haben.

Bild 1.  Unterhalb von verglasten Flächen präsentiert sich der Sprinklerschutz gut sichtbar in konventioneller Ausführung und mit V2A-Rohren

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Bild 2.  Bei einzelnen Objekten – wie diesem frei tragenden Treppenaufgang – stellte die nachträgliche Installation besondere Anforderungen, um das optische Gesamtbild nicht negativ zu beeinträchtigen

Löschsystem mit V2A-Edelstahlrohren Vor dem Hintergrund, dass der größte Teil der Sprinklerfallrohre in den schweren Betondecken fest vergossen sind, war eine Reparatur dieser Abschnitte praktisch unmöglich. Immerhin wurde für die neue Bibliothek 7.500 m3 Beton und mehr als 1.500 t Stahl verbaut. Selbst viele einzelne Sprinkler wären nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand aus der Decke zu entfernen gewesen. Bedingt durch die offene Architektur mit großen Brandabschnitten musste dessen ungeachtet der Brandschutz nach den Vorgaben der Versammlungsstätten-Richtlinie sichergestellt werden, denn jeden Tag wird die Uni-Bibliothek von ca. 800 Personen genutzt – vom wertvollen Buchbestand einmal ganz zu schweigen. Aus all diesen Gründen wollte die Uni auf eine stationäre Löschanlage keinesfalls verzichten. Gleichzeitig sollte ein Konzept realisiert werden, das die Probleme mit der vorhandenen Installation ausschloss und sich obendrein in die anspruchsvolle Architektur harmonisch einfügt. Die Antwort auf diese Anforderungen ist ein Löschsystem komplett ausgeführt mit V2A-Edelstahlrohren. Rostfreier Stahl zeichnet sich durch einen Anteil von mindestens 10,5 bis 13 % Chrom aus. Der Effekt beruht darauf, dass sich durch diesen hohen Chromanteil eine schützende und dichte Passivschicht aus Chromoxid an der Werkstoffoberfläche ausbildet. Weitere Legierungsbestandteile wie Nickel, Molybdän, Mangan und Niob füh-

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Brandschutz

Bild 3.  Aus den gegossenen Betondecken konnten die bisherigen Sprinkler nicht mehr entfernt werden, das neue Rohrnetz fügt sich dessen ungeachtet harmonisch in die Architektur ein

Bild 5.  Auch die einzelnen Studienräume (Carrels) sind jetzt wieder mit einer Löschanlage ausgerüstet; die V2ALeitungen wurden durch die Decken geführt (Fotos: HT Protect)

ren zu einer noch besseren Korrosionsbeständigkeit. Da Chrom als Legierungselement allgemein günstiger als Nickel ist, wird ein höherer Chromanteil bei kleinerem Nickelanteil (gleiche Korrosionsbeständigkeit vorausgesetzt) bevorzugt.

laufenden Bibliotheksbetriebes mit nur geringfügigen Nutzungseinschränkungen während der Bauarbeiten. Für die Universität und das Bundesland Sachsen-Anhalt wäre es undenkbar gewesen, wenige Jahre nach der Eröffnung des neuen Gebäudes eine – wenn auch nur zeitweise – Schließung zu veranlassen. In einem generalstabsmäßig ausgearbeiteten Plan wurden schließlich in den einzelnen Bereichen abschnittsweise V2A-Rohrleitungen während der Nachtstunden verlegt und so unter der Betondecke befestigt, dass für den Betrachter jetzt der Eindruck entsteht, als ob das neue Rohrnetz von Anfang an Bestandteil des Hauses gewesen wäre. Aufgeteilt in drei Bauabschnitte war allerdings eine Schließung von einzelnen Bereichen der Bibliothek für den Publikumsverkehr für jeweils wenige Tage unumgänglich.

Integration in das architektonische Gesamtkonzept mit Sichtbeton Das komplette Projekt wurde von dem Chemnitzer Unternehmen HT Protect realisiert. Die neuen Edelstahlrohre bieten optisch optimale Voraussetzungen, denn sie können – saubere Verlegung vorausgesetzt – sehr gut in das architektonische Gesamtkonzept mit Sichtbeton integriert werden. Eine besondere Herausforderung für die Installation des Gesamtsystems war nach Vorgabe des Staatshochbauamtes Magdeburg (Auftraggeber) die Gewährleistung des

Edelstahl erfordert eine deutlich höhere Präzision Besondere technische Anforderungen an die Installation stellten die freitragenden Treppen und geschlossene Räume dar. Hier musste mit besonderer Präzision gearbeitet werden, wobei es für die Verarbeitung von Edelstahl bei der Installation von Sprinkleranlagen bislang nur wenig Erfahrungswerte gab. Das galt insbesondere beim Einbau von Fittings. Während diese Arbeiten mit konventionellem Material routinemäßig abgewickelt werden, erfordert Edelstahl eine deutlich höhere Präzision und ingenieurmäßige Begleitung bei der Bauausführung.

Sicherheit im Brandfall

Bild 4.  Die offene Architektur der Universitätsbibliothek Magdeburg ist ohne flächendeckenden Brandschutz so nicht denkbar

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Nach rund dreimonatiger Bauzeit konnte das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. Über allen Büchern und Leseplätzen erstreckt sich mittlerweile ein Rohrnetz komplett aus Edelstahl. Die hohe Schutzwirkung einer Sprinkleranlage nach dem Pre-Action-System gegen Täuschungs-

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Brandschutz

und Fehlauslösungen wurde zum Schutz der Personen und des Bücher- und sonstigen Medienbestandes beibehalten. Insgesamt sorgen jetzt 1.650 Sprinklerköpfe für Sicherheit im Brandfall. Für die Technikzentrale im Untergeschoss des Gebäudes wurde die bestehende klassische Sprinkleranlage als Nasssystem belassen. In der Sprinklerzentrale, dem Herzstück der Anlage, wurden alle bislang verzinkten Stahlrohre oberhalb der fünf Trockenalarmventilstationen durch V2A-Material ersetzt. Die Wasserversorgung wird durch einen Zwischenbehälter mit automatischer Nachspeisung aus dem Trinkwassernetz mit angeschlossener Elektropumpe („unerschöpfliche Wasserquelle“) sowie einem Druckluftwasserbehälter mit insgesamt 25 m3 Fassungsvermögen sichergestellt. Selbst bei Stromausfall steht über diese sogenannte „erschöpfliche Wasserquelle“ Löschwasser unmittelbar und rasch zur Verfügung. Das Gesamtsystem erfüllt die einschlägigen Richtlinien nach der VdS/ CEA 4001. Die Korrosionsbeständigkeit garantieren heute neben dem verarbeiteten Edelstahl spezielle Trockner, die den

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größten Teil des Wassers aus der Druckluft herausfiltern, die konsequente Einhaltung des notwendigen Rohrgefälles, welches im konkreten Fall noch etwas erhöht wurde und zusätzliche Entleerungsstellen an den Tiefpunkten des Systems. All diese Maßnahmen werden die Lebensdauer des gesamten Rohrnetzes deutlich steigern.

Literatur [1] Dokumentation Neubau der Universitätsbibliothek Magdeburg. [2] Richtlinien der VdS Schadenverhütungs GmbH. [3] Vogler, Hans-Jörg: Technischer Brandschutz – Einführung und Überblick. Heidelberg 2003.

Weitere Informationen: HT Protect Feuerschutz und Sicherheitstechnik GmbH, An der alten Salzstraße 2, 09232 Hartmannsdorf, Tel. (03722) 77 91 60, Fax (03722) 77 91 65 0, firepro@ht-protect.de, www.ht-protect.de

Meilensteine des Bauwesens Aus Anlass des 90. Jahrgangs der Bautechnik erscheint ein besonderes Sonderheft der „Bautechnik“. Einige der bedeutendsten Meilensteine der vergangenen 90 Jahre auf dem Gebiet der Bautechnik (neue Verfahren, Materialien, Tragwerkskonzepte) werden in besonderer Weise vorgestellt. Renommierte Autoren kommentieren und bewerten den jeweiligen Meilenstein aus heutiger Sicht und schlagen die Brücke zu den Entwicklungen in der Bautechnik in Gegenwart und Zukunft.

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Innenausbau

Das Geheimnis makelloser Innenwände – langfristiger Schutz für strapazierte Oberflächen Als es bei der Planung um die Renovierung sowie einige Zeit später an die Gestaltung der Wände im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität zu Frankfurt/M. ging, legte Bauingenieur Stefan Merten ausdrücklich Wert auf eine extrem widerstandsfähige Beschichtung. Sein Standpunkt: Wo es im täglichen Universitätsbetrieb unter normalen Umständen durch häufigen Kontakt mit Jacken, Mänteln, Aktenkoffern, Rucksäcken und Regenschirmen leicht zu unansehnlichen Kratzern und Schleifspuren kommt, ist eine besonders robuste Schutzbeschichtung aufzubringen. Vor allem in der nasskalten Vorlesungszeit müssen ungezählte Universitätsgebäude landauf, landab echte Härtetests bestehen: Wenn tagein, tagaus Tausende Studenten in die oftmals überfüllten Seminarräume und Hörsäle drängen, hinterlässt die Suche nach dem besten oder zumindest einem freien Platz oft Spuren an den Wänden. Hässliche Schrammen, Streifen, Riefen, Kratzer vom Kontakt mit Mänteln, Taschen, Schirmen oder Schuhen bleiben dabei oft zurück. Für das Gebäudemanagement heißt das, Schäden immer wieder an denselben Engstellen auszubessern, nachzuspachteln, abzuschleifen und aufs Neue fachgerecht zu streichen. Doch dieser fortwährende Aufwand kann deutlich verringert werden: Für Abhilfe sorgt jetzt das PremiumClean-Konzept von Caparol. Der alteingesessene Malerfachbetrieb Nikolaus Vogler Baudekoration hat die wegweisend rezeptierte Schutzbeschichtung im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend, dem ehemaligen IGFarben-Haus, aufgebracht. So sind die Wände der Flure, Seminarräume und Hörsäle bestens gewappnet für den Ansturm der Studenten.

Langfristige Lösung bevorzugt

Bild 2.  Die Universität nutzt seit 2001 das 2009 in Poelzig-Bau umbenannte vormalige IG-Farben-Haus

Abteilung des Farbenherstellers Caparol, zwei erstklassige Entwicklungen für anspruchsvolle Anwendungen: Die ausgeklügelt rezeptierten Innovationen für langanhaltend makellose Wände wurden vom Malerbetrieb Vogler-Hahn aus Frankfurt/M. im Zuge der Gebäudegestaltung in 15 Hörsälen appliziert sowie als schützende Endbeschichtung bis auf Türhöhe im Treppenhaus und in den Fluren des Gebäudes aufgebracht. In den großen Hörsälen 1 und 2 kam PremiumClean außerdem an den Wandflächen der Empore zum Einsatz – sehr zur Freude der Dozenten und Studenten, die hier seit Abschluss der Gestaltungsmaßnahmen eine helle, freundliche Arbeitsatmosphäre sowie eine besonders konzentrationsförderliche Aura umgibt.

„Die Robustheit und weitestgehende Kreidungsfreiheit von PremiumClean und PremiumColor kann sich mit jedem anderen Schutzanstrich messen“, empfahl Rudolf Kolb, Produktbetreuer für Farben und Putze aus der Technik-

Mit den Augen des Malers

Bild 1.  Auf dem Campus Westend befindet sich das Hörsaalzentrum der JohannWolfgang-Goethe-Universität zu Frankfurt/M.

Bild 3.  Die Innenwandfarbe PremiumClean von Caparol trotzt starker Verschmutzung und ist dennoch diffusionsoffen

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„Unter solchen Bedingungen hätte ich früher gern studiert“, sagt Maler-, Lackierer- und Stuckateurmeister Die-

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Innenausbau

starker Verschmutzung und ist dennoch diffusionsoffen. Sie sorgt für besonders reinigungsfähige Oberflächen, was vormals nur mit seidenglänzenden oder glänzenden Latexfarben möglich war. Während sich die Produktvariante PremiumColor bei dunklen, matten Farben vor allem als Mittel gegen den Schreibeffekt bewährt und beispielsweise in aufsehenerregend gestalteten Verkaufsräumen von Autohäusern und HiFi-Händlern, in Fotostudios, Clubs, Lounges oder Discotheken zum Einsatz kommt, lassen sich mit PremiumClean auch helle, matte Farbtöne realisieren. Selbst Kaffee- und Senfflecken können der robusten Wandbeschichtung nichts anhaben, die sich in immer mehr öffentlichen Gebäuden als schützender Wandanstrich der ersten Wahl erweist. Bild 4.  Die Wände der Seminarräume und Hörsäle sind bestens gewappnet für den Ansturm der Studenten

Für dunkle Wände ohne Schreibeffekt: PremiumColor

ter Hahn, der seit vielen Jahren als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger tätig ist und als Student von 1981 bis 1986 an der TU Darmstadt eingeschrieben war. Dass das heutige Vorzeige-Ambiente keine Selbstverständlichkeit ist, sondern Ergebnis minutiöser Planung und handwerklich meisterlicher Ausführung der Beschichtungsarbeiten mit PremiumClean von Caparol, hebt auch Malermeister Ingo Sauer hervor, der in leitender Position beim alteingesessenen Innungsbetrieb Vogler-Hahn in Frankfurt/M. beschäftigt ist. In ca. 500 Arbeitsstunden haben er und vier bis fünf Gesellen insgesamt ca. 600 Liter PremiumClean bzw. PremiumColor auf die universitären Innenwände aufgebracht, was einer beschichteten Fläche von insgesamt ca. 2.200 m2 entspricht. Seither wird das Erscheinungsbild der Flure von einem stumpfmatten, angenehm ruhig wirkenden Anstrich auf Türhöhe geprägt sowie von deckenhohen Applikationen in den Seminarräumen und Hörsälen.

Abnutzung und Reinigung stellen bei matten Wandbeschichtungen, die gerade in stark frequentierten öffentlichen Räumen besonders intensiv beansprucht werden, normalerweise ein Problem dar. Denn im Gegensatz zu glänzenden Beschichtungen, bei denen die Pigmente vom Bindemittel umhüllt und stabilisiert werden, liegen die Pigmente bei matten Farben frei an der Oberfläche. Bei Berührung oder Reibung werden sie praktisch zur Seite geschoben, so dass die helleren Füllstoffe deutlich erkennbar zutage treten. Die Folge ist, dass sich die Abriebstelle optisch von ihrem dunkleren Umfeld abhebt und auch die Oberfläche haptisch glatter wirkt. Solche Abnutzungserscheinungen konnten lange Zeit nur durch Einsatz bindemittelreicher glänzender Beschichtungen vermieden bzw. hinausgezögert werden. „Mit Premium Color gibt es selbst bei matten Oberflächen keinen Schreibeffekt mehr. Denn bei dieser Innenfarbe schützen extrem harte Füllstoffe auf Carbonbasis die im Bindemittel verankerten Pigmente. Das wirkt dem Abrieb entgegen und sorgt gleichzeitig für langfristige Farbbrillanz“, erläutert Rudolf Kolb.

Anstrich trotz starker Verschmutzung

Für makellose helle Innenwände: PremiumClean

Was für professionelle Anwender vor allem von Interesse ist: Die Innenwandfarbe PremiumClean von Caparol trotzt

Bei hellen Farbtönen erweist sich weniger der Schreib­ effekt als problematisch, sondern vielmehr die punktuelle Belastung durch Flecken und Verfärbungen. Für den Handwerker geht es auch hier darum, eine möglichst verschmutzungsresistente Oberfläche zu erzielen. Am besten sollen Fremd- und Schmutzpartikel gar nicht erst in die Wandbeschichtung eindringen können und dort kontaktbedingte Verfärbungen nach sich ziehen. „PremiumClean kann in punkto Reinigungsfähigkeit selbst hochgebundene Latexfarben übertreffen. Sie gehört ebenso wie diese zur Nassabriebklasse 1, jedoch mit dem entscheidenden Vorteil, dass sie diffusionsoffener ist“, erklärt Caparol-Fachmann Dr. Stefan Kairies. Die Oberfläche ist bei Premium Clean also so dicht, dass keine Verfärbung eindringt, Wasserdampf aber ungehindert nach außen diffundieren kann. „Die Füllstoffpackung ist bei Premium Clean so abgestimmt, dass eine nahezu geschlossene Oberfläche ohne Hautbildung entsteht. Das macht die Farbe besonders reinigungsfähig. Die Oberfläche ist extrem feinporig; die Poren sind kleiner als 400 nm und somit kleiner als verfärbende Fremdstoffe wie zum Beispiel Senf oder Kaffee“, erläutert Kairies.

Bild 5.  PremiumClean und PremiumColor kamen auch als schützende Endbeschichtung in den Fluren des Gebäudes zum Einsatz (Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Claus Graubner)

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Mit Premium Clean kann jeder professionelle Anwender eine helle, matte Wandbeschichtung an stark beanspruchten Flächen ausführen – genau so, wie es die öffentliche Hand als Auftraggeber oftmals wünscht. Das eröffnet im Objektbereich, namentlich in Schul- und Krankenhausfluren, in universitären Seminargebäuden, in Altenheimen, Kindergärten, im Hotel- und Gastronomiebereich, aber auch in Privatküchen und Kinderzimmern neue Möglichkeiten für professionelle Maler, eine dauerhaft geschützte, zugleich ansprechende stumpfmatte Wandbeschichtung aufzubringen. PremiumClean ist als Weißware erhältlich

und kann über ColorExpress maschinell nach allen gängigen Farbtonkollektionen in hellen bis mittelintensiven Farbnuancen abgetönt werden.

Weitere Informationen: CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH, Roßdörfer Straße 50, 64372 Ober-Ramstadt, Tel. (06154) 71-0, Fax (06154) 71-1391, info@caparol.de, www.caparol.de

Imposante Deckengestaltung beim Neubau des Library & Learning Centers der Wirtschaftsuniversität Wien Das Library & Learning Center (LC), eines der sechs Gebäude auf dem Campus der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), glänzt mit einer imposanten Deckengestaltung des Herstellers Vogl Decken­systeme. Auf einer Fläche von ca. 90.000 m2 ließen sechs Architekten auf dem Campus der WU Wien am Welthandelsplatz, im sogenannten Stuwerviertel, eine Bildungslandschaft mit Outdooraktivitäten entstehen. Den Kern dieser Gebäude bildet das rund um die Uhr geöffnete Herzstück des Campus, das Library & Learning Center (LC) von Zaha Hadid Architects. Es ist keine klassische Bibliothek, sondern vielmehr ein Servicecenter, Arbeitsplatz mit Lounge, Kommunikationsraum und Verkehrsknotenpunkt.

Alles fließt Das zentral gelegene fünfgeschossige Gebäude mit zwei Untergeschossen erhält seinen starken Ausdruck aufgrund seiner expressiven und markanten Pfosten-Riegel-Glaskon-

Bild 1.  Das Library & Learning Center (LC), eines der sechs Gebäude auf dem Campus der Wirtschaftsuni (WU) Wien, glänzt mit einer anspruchsvollen Deckengestaltung (Foto: Gredler-Oxenbauer)

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struktion. Das weit auskragende Dach erhebt sich über den Campus, als würde es sich schützend über die Menschen legen. Das S-förmige-Gebäudeformat hinterlässt auch im Inneren seine Spuren. Alles erscheint fließend. Vom Haupteingangsbereich gelangt man in die weiße Aula. Von hieraus führen Rampen und Treppen spiralförmig durch die Bibliothek nach oben zu den Büchern oder zu den Studienplätzen. Im Erdgeschoss sind die Festsäle der WU sowie ein Library Café und eine Buchhandlung integriert. Studentenservices sowie das Zentrum für Berufsplanung ergänzen das Angebot. Die von der WU Wien und der Bundesimmobiliengesellschaft partnerschaftlich gegründete Projektgesellschaft Wirtschaftsuniversität Wien GmbH ließ als Auftraggeberin von November 2007 bis September 2013 eine barrierefreie Stätte für Bildung und Forschung entstehen. Die Entwürfe der internationalen Architekturbüros wurden durch die Ausführungspläne des Generalplaners, des Wiener Zivilingenieurbüros Vasko & Partner, in die Realität umgesetzt. Die Bauarbeiten am LC begannen Anfang 2011 und endeten im September 2013. In der Zeit von 2012 bis 2013 wurden von der ARGE Trockenbau WU Wien – bestehend aus der rhtb: projekt gmbh aus Wien und der Lindner Gmbh aus Baden – unter der Leitung von Ing. Wolfgang Bihlmeier (rhtb:projekt gmbh Wien) die Trockenbauarbeiten ausgeführt. Er beschreibt es so: „Die Ausführungsqualität lag uns besonders am Herzen. Speziell die durchlaufende Lochung der Akustikdecken in den schrägen Räumen im gesamten LC war eine Präzisionsarbeit. Denn die Lochrichtung musste immer in derselben Achse verlaufen und durfte nie parallel zu den Wänden ausgeführt werden. Ebenfalls absolute Genauigkeit erforderte das Anbringen der Kühldecken und verschiedenster Deckeneinbauteile. Unsere Fachmonteure konnten die anspruchsvolle Innenraumarchitektur von Zaha Hadid Architects sehr zufriedenstellend realisieren und ein wirklich beeindruckendes Ergebnis erreichen – was nicht zuletzt auch an den eingesetzten Produkten lag.“

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Bild 2.  In stark frequentierten Zonen kommen aus Gipskarton gefertigte Akustikdesign­ decken zum Einsatz (Foto: Karl Thomas)

Bild 3.  Speziell die durchlaufende Lochung der Akustikdecken war eine Präzisionsarbeit in den schrägen Räumen des LC (Foto: Martina Draper)

Klima und Akustik – perfekt

Auch die klimatischen Bedingungen wurden im LC berücksichtigt. Damit sich die Lernenden und Forschenden wohlfühlen, kam auf einer Fläche von über 19.000 m2 die mit einem Lochbild 8/18 Rund versehene VoglThermotecplatte® PLUS zum Einsatz. Der Vorteil dieser Gipsplatte: Sie ist mit einem Graphitanteil und einem Luftreinigungseffekt sowie einer Wärmeleitfähigkeit von ca. λ ≥ 0,45 W / m · K ausgestattet. „Diese fugenlose Decke mit einem rückseitigen, kaschierten Akustikvlies bildet die Basis für das darüber eingebaute Heiz- und Kühlsystem, das dem Raum eine wohltuende Atmosphäre gibt“, sagt Produktmanager Benedikt Roos von Vogl. Die Produkte von Vogl Deckensysteme machen Decken einzigartig. Alle Systemkomponenten sind exakt aufeinander abgestimmt, wodurch schlussendlich die Immobilie durch Form, Farbe und Funktion wertvoller und der Nutzwert dauerhafter wird.

In stark frequentierten Zonen kommen aus Gipskarton gefertigte Akustikdesigndecken zum Einsatz, da sie höchsten Ansprüchen an Funktion und Ästhetik gerecht werden. Sie dienen nicht nur als Schallschlucker, sondern auch als Eyecatcher und verleihen ein tolles Ambiente. Für solche Fälle hat das Unternehmen Vogl Deckensysteme den Architekten und Planern eine große Vielfalt an unterschiedlichen Akustikdesignplatten für eine individuelle Deckengestaltung zu bieten. Eingebaut wurde in der „Bibliothek“ die gelochte Akustikdesignplatte System VoglFuge® auf einer Fläche von ca. 3.700 m2 mit einem Lochbild von 8/18 Rund. Dieses spezielle System erleichtert dem Trockenbaufachunternehmen die Ausführung der Fuge erheblich. Anstatt Spachtelmasse aufzurühren und aufwendig die Fuge damit auszufüllen, verlegen sie die präzise gefertigten Akustikdesigndecken einfach Stoß an Stoß, um anschließend den entstandenen Plattenstoß mittels VoglFuge® Strip, einer Art Fugenband, abzudecken. Der Vorteil: eine schnelle und verarbeitungsfreundliche Fugenausbildung, die ohne das lästige Spachteln auskommt – eine echte Alternative zu den bisher bekannten Fugensystemen.

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Weitere Informationen: Vogl Deckensysteme GmbH, Industriestraße 10, 91448 Emskirchen, Tel. (09104) 825-0, Fax (09104) 825-250, info@vogl-deckensysteme.de, www.vogl-deckensysteme.de

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Elektroversorgungseinheit für Vorlesungsräume Die Elektroinstallation in Hochschulen wird zunehmend komplexer. Vor allem in den Vorlesungsräumen werden die Installationen im Tafelwandbereich immer umfangreicher. Auch ändert sich die daten- und medientechnische Versorgung in den Räumen entsprechend den Innovationen der Geräteindustrie in immer kürzeren Zeitabschnitten. Dadurch sind oft Anpassungen oder Nachrüstungen an bestehenden Installa­tionen notwendig. Lösungen, wie sie in der Vergangenheit ausgeführt wurden, können nicht mehr alle an die Elektroinstallation gestellten Anforderungen erfüllen, da handelsübliche Geräte­ kanäle nicht über den Platz für systemfremde Einbauten und Geräte verfügen, nicht vandalismussicher und durch das Konglomerat der eingebauten Geräte in der Gesamtoptik oftmals unbefriedigend sind. Größere „Holzkanäle“ oder Einbauten in Möbel erfüllen oft nicht die geforderten technischen Vorschriften, sind schlecht erweiter- oder nachrüstbar und die indivi­duelle Ausführung ist teuer, da mehrere Fachgewerke koordiniert werden müssen. Bei Bestandssanierungen ergibt sich für konventionell ausgeführte Neuinstallationen ein erhebli­ cher technischer, zeitlicher und kostenmäßiger Aufwand.

Integrierte Lösung All das hat HÖTE veranlasst, für den Bereich der Elektroinstallation in Vorlesungsräumen eine integrierte Lösung zu entwickeln, die den Forderungen von Architekt, Fachplaner, Errichter und Betreiber an eine zeitgemäße und zukunftssichere Elektroversorgung gerecht wird. Das Ergebnis ist die Elektro-Versorgungs-Einheit EVE für Vorlesungsräume, die sowohl für Neubauten und besonders auch für Bestandsbauten geeignet ist. Die wesentlichen Vorteile dieser Entwicklung: EVE kann auf Putz oder in Wandnischen teilversenkt oder versenkt eingebaut werden. Es entfallen im Tafelwandbereich eine Vielzahl von punktgenau zu installierenden Anschlüssen für Lautsprecher, Uhr, Telefon, Schalter, Steckdosen, Anschlussgeräte, Medien, EDV usw., die im Planungsstadium oftmals nur schwer koordiniert werden können. Stattdessen ist nur eine senkrechte Installationszone freizuhalten, die i. d. R. neben dem Tafelbereich einzuplanen ist. Im Bestand ergibt sich durch die Aufputzmontage der EVE der große Vorteil, dass nicht eine Vielzahl von Wandschlitzen erstellt werden muss und es deshalb nicht zu einer Verminderung des Schallschutzes der Zimmertrennwand kommt. Auch ist bei Modernisierungen nach Bauabschnitten mit der EVE immer eine übersichtliche Zusammenführung der Installation je Raum möglich. Der Architekt kann zur optischen Anpassung an die übrige Zimmermöblierung für die Türfront der EVE aus einer großen Vielzahl von Oberflächendekoren auswählen und der Korpus kann in verschiedenen Farben beschichtet werden. Lautsprecher, Uhr und Bedienelemente sind in der Türfront oberflächenbündig eingebaut. Dadurch ergibt sich eine glatte Oberfläche, die die Geräte schützt und Verletzungsgefahren minimiert. Das kann gerade für Studenten mit Handicap wichtig sein. Die Raumsprechstelle kann in der integrierten Nische frei zugänglich oder hinter der

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Bild 1.  EVE mit allen in der Front integrierten klassenraumtypischen Einbauten wie Lautsprecher, Uhr, Sprechstelle

Bild 2.  Integrierter Einbau der EVE in die architektonisch gestaltete Tafelwand

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Bild 3.  Standardmäßig sind mehr als 120 verschiedene Dekors für die Tür-Oberflächen verfügbar; das Frontdekor kann aber auch nach bauseitig vorhandenen Oberflächen ausgeführt werden

Bild 5.  Modulare Einbauten in die EVE, die jederzeit verändert werden können, ohne die Raumoptik zu stören

Fronttür angeordnet sein. Auch Bedien- und Anschlusselemente können hinter der Fronttüre eingebaut werden und sind dadurch vandalismussicher und vor missbräuchlicher Nutzung geschützt. In einem Ablagefach können für den täglichen Gebrauch notwendige Utensilien wie Anschlussleitung, Fernbedienung usw. abgelegt und eingeschlossen werden. Die EVE-Türschließung kann in das allgemeine Schließsystem des Gebäudes einbezogen werden. Dadurch haben die Lehrkräfte jederzeit ohne zusätzlichen Schlüssel Zugriff.

Vereinfachte Planung und Installation

Bild 4.  Rohinstallation im Vorlesungsraum, am Standort der EVE zusammengeführt: Die Anzahl der Leitungen verdeutlicht die Notwendigkeit eines zentralen Installationspunktes im Raum

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Für den Fachplaner ergeben sich mit der EVE eine vereinfachte Planung und mehr Flexibilität in der Ausführung. Es können alle raumbezogenen Steuer- und Schaltgeräte für Sonnen- und Blendschutz, Heizung/Lüftung-Raumregelung, Raumtemperaturfühler, Bedienterminal, Netzteile, Koppler und Aktoren in der EVE eingebaut werden. Für die Bedien- und Anschlussgeräte für Niederspannung, Medien, Telefon und EDV ist ein platzsparendes 45 mm × 45 mm großes Modulsystem verfügbar. Die einzelnen Module werden zeitsparend einfach in den Modulträger eingeschnappt. Es können auch handelübliche Installationsgeräte konventionell in Gerätedosen sowohl hinter, als auch in die Fronttür eingebaut werden. Ein großer Vorteil ist auch die raumbezogene Anordnung der Stromkreissicherungen, da dadurch die Querschnitte für die Leitungen der Endstromkreise minimiert und die im Gebäude zu verlegenden Leitungsmassen für

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Für den ausführenden Elektroinstallateur ist es von Vorteil, dass während der Rohinstallation die Elektroinstallationen nicht in Wände eingebracht und Anschlussdosen punktgenau gesetzt werden müssen. Die Leitungen brauchen zunächst nur in der abgehängten Decke oder im Boden verlegt zu werden und können gesammelt am Aufstellungsort der EVE vor die Wand geführt werden. Erst im Zuge der Feininstallation wird die vorbestückte EVE am Einbauort aufgestellt und die schon vormontierten Geräte angeschlossen. Diese Vorgehensweise bringt für den Errichter große Montage- und Zeitvorteile.

Problemloser Service

Bild 6.  Auch der EVE-Korpus kann nach bauseitiger Vorgabe farblich angepasst werden (Fotos: HÖTE – ELECTRONIC)

Zuleitungen erheblich verringert werden können. Zusätzlich werden dadurch auch die Brandlasten der in den Raum übergreifenden Installationstrassen verkleinert. Zur Sicherstellung der normgerechten Leitungsführung und Installation von Geräten sind in der EVE beidseitig großzügig bemessene Kabelschächte integriert, in denen raumhoch von der Decke bis zum Boden die Installationsleitungen getrennt nach Niederspannung und Schwachstrom eingebracht werden können.

Der Nutzer und Betreiber schließlich verfügt mit diesem System über eine zukunftssichere Installation, da auf wechselnde Anforderungen z. B. im Bereich EDV und Medien jederzeit durch Anpassung oder Nachrüstung von Komponenten und Anschlussmodulen reagiert werden kann. Die Anforderungen des Lehrpersonals werden erfüllt, weil alle Bedienelemente und Anschlüsse in allen Räumen immer an gleicher Stelle sind und über ein Schließsys­ tem vor unbefugten Zugriff gesichert werden können. Dies gilt auch für die integrierte Ablagenische, die für BeamerFernbedienungen, Laptop-Anschlusskabel und sonstige Kleinutensilien genutzt werden kann. Der Hausmeister/Haustechniker muss im im Servicefall nicht mehr in abgehängten Decken oder sonstigen baulichen Nischen nach versteckt angebrachten Installationsgeräten suchen, sondern hat alle Installationen räumlich zusammengefasst und gut zugänglich auf einen Blick vor sich.

Weitere Informationen HÖTE – ELECTRONIC GmbH, Dipl. Ing. (FH) Johann Hölldobler, Nikolastraße 9, 94081 Fürstenzell, Tel. (08502) 90 06-0, Fax(0850) 90 06-23, info@hoete.de, www.hoete.de

Gute Raumakustik und hervorragender Brandschutz in Bestandsbauten Wenn in Deutschland die Rede vom Sanierungsstau bei Altbauten ist, bezieht sich dies meist auf die Verbesserung der Energieeffizienz. Viele Bestandsbauten – vor allem im gewerblichen Bereich – werden aber auch im Blick auf Komfort und Sicherheit am Arbeitsplatz optimiert. Dabei spielen die akustische Ertüch­ tigung sowie die Brandschutz-Sicherheit eines Gebäudes eine große Rolle. Knauf AMF hat im Nanozentrum des Fraunhofer Instituts in Dresden und in der Würzburger St. Ursula Schule mit seinen Systemlösungen Antworten auf die Frage gegeben, wie die Raumakustik von Altbauten verbessert oder hervorragender Brandschutz gewährleistet werden kann. Altbauten entsprechen häufig nicht den geltenden Brandschutzanforderungen und werden deshalb im Bedarfsfall

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nachgerüstet. Beim Nanozentrum des Fraunhofer Instituts in Dresden stand der Bauherr im Jahr 2011 genau vor dieser Aufgabe und Knauf AMF hatte mit dem Brandschutzsystem F30 Uno das passende Produkt im Angebot: Die selbstständige Brandschutzdecke bietet sowohl von unten als auch von oben den gesetzlich vorgeschriebenen Feuerschutz von mindestens 30 Minuten – unabhängig von der bestehenden Rohdecke. Knauf AMF stattete damit die Flure des Nanozentrums aus, die zugleich als Fluchtwege fungieren. Diese sind damit mindestens eine halbe Stunde vor den Flammen geschützt, sollte im Bereich der technischen Ausrüstungen oberhalb der Decke Feuer ausbrechen. Spezielle Blähmittelstreifen dehnen sich im Brandfall aus, verschließen die Fugen zwischen den Elementen

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Schwerpunkt von Sanierungsmaßnahmen. Einzelabsorber eignen sich hierfür sehr gut. In der Mensa der St. Ursula Schule in Würzburg haben Deckensegel von Knauf AMF im Zuge der Sanierung der Mädchenschule nicht nur für deutlich reduzierten Schall gesorgt, sondern auch entscheidende raumgestalterische Akzente gesetzt. Die konvex und konkav geschwungenen Deckensegel THERMATEX® Sonic arc von Knauf AMF geben dem Raum eine elegante Leichtigkeit. Sie verbessern die Raumakustik sehr effizient und erlauben gleichzeitig große Kreativität in der Raumgestaltung. So prägt beispielsweise die indirekte Beleuchtung, die durch die Segel realisiert werden konnte, das Raumambiente ganz entscheidend. Bild 1.  Die eigenständige Brandschutzdecke F30 UNO erfüllt die Brandschutzanforderung F30 für Fluchtwege und ist damit ideal für den nachträglichen Einbau geeignet, z. B. im Nanozentrum in Dresden

Bild 2.  In der Mensa der St. Ursula Schule in Würzburg waren die Akustiksegel THERMATEX® Sonic arc durch ihre flexiblen Montagemöglichkeiten im Deckenbereich bestens geeignet, um das Gebäude im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen akustisch zu verbessern (Fotos: Knauf AMF)

und halten damit die Fluchtwege frei von Rauch und Feuer. Gleichzeitig wird bei Feuer unterhalb der abgehängten Decke auch die technische Infrastruktur im Deckenhohlraum geschützt und eine Ausbreitung des Brandes verhindert. Das System F30 Uno stellt zudem die Revisionierbarkeit der Installationen im Deckenhohlraum sicher, da jede Platte sehr leicht aus- und wieder eingebaut werden kann.

Hochwertiges Design bei perfekter Akustik Neben der Verbesserung des Brandschutzes von Bestandsbauten ist auch die Optimierung der Gebäudeakustik oft

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Akustische Sanierung von Bestandsbauten mit abgehängten Decken Eine Alternative zur akustischen Optimierung von Altbauten mittels Einzelabsorbern ist die Verwendung einer abgehängten Decke. Dies stellt Bauherren und Architekten jedoch meist vor eine Herausforderung, denn die Befestigung der entsprechenden Unterkonstruktion an der tragenden Geschoßdecke führt automatisch zu einer Reduzierung der Raumhöhe. Das THERMATEX® SF Acoustic Deckensystem löst dieses Problem, denn es kommt bereits mit einer minimalen Einbauhöhe von 75 mm aus. Hierbei handelt es sich um ein halb verdecktes System, bei dem die Schienen der Unterkonstruktion im Deckenbild bis auf eine schmale Schattenfuge unsichtbar sind, wodurch die Decke eine sehr elegante Optik erzeugt. Mit einem αwWert von 0,65 (H) weisen die vliesbeschichteten Deckenplatten des THERMATEX® SF Acoustic Deckensystems gute Resultate bezüglich der Schallabsorption auf.

Individuelle Beratung für individuelle Projekte Altbausanierungen sind aufgrund der spezifischen baulichen Beschaffenheit der Objekte und hinsichtlich der zu ergreifenden Maßnahmen sehr individuell zu behandeln. Knauf AMF hat dafür ein Beraterteam, das für jedes Objekt das passende Produkt findet und seinen Kunden damit Systemlösungen aus einer Hand bietet. Weitere Informationen: Knauf AMF GmbH & Co. KG, Elsenthal 15, 94481 Grafenau, PF 1263, 94476 Grafenau, Tel. (08552) 422-0, Fax Verkauf Inland (08552) 422-30, Fax Verkauf Export (08552) 422-32, info@knaufamf.de, www.amf-grafenau.de

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Bodensysteme

Ansprechender Empfang: hochelastische Bodenbeschichtung in der Beuth Hochschule Berlin „Studiere Zukunft“ – mit diesem Leitsatz empfiehlt sich die traditionsreiche Beuth Hochschule für Technik in Berlin. Das Bildungsinstitut entstand 1971 als Technische Fachhochschule durch den Zusammenschluss mehrerer Ingenieurakademien. Heute bietet sie mehr als 10.000 Studierenden eines der größten ingenieurwissenschaftlichen Angebote in Berlin und Brandenburg. Studenten können zwischen über 70 technischen und naturwissenschaftlichen Bachelor- und Master-Studiengängen wählen und mit einem praxisorientierten Studium grundlegende Weichen für ihren beruflichen Werdegang stellen. Zu den vier Gebäuden auf dem Hochschulcampus gehört das Haus Grashof, benannt nach dem Forscher und Professor für Maschinenbau Franz Grashof (1826–1893), der Mitgründer und erster Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure war. 1973 erbaut, besteht das Gebäude heute aus einem flachen Labortrakt sowie einem Hochhaus mit zwölf Stockwerken.

Bild 2.  Im Rahmen einer Grundsanierung wurde der Eingangsbereich zu einer Versammlungs- und Veranstaltungshalle umgestaltet

Sanierung und Umbau

Aufwändige Bodeninstandsetzung für eine moderne ­Gestaltung

Die jahrzehntelange Nutzung des Hauses Grashof machte eine Grundsanierung erforderlich. Diese sah vor allem den Einbau eines zeitgemäßen Brandschutzes vor. Gleichzeitig wurden das Foyer und die Flure im Eingangsbereich zu einem offiziellen Raum für Versammlungen und Veranstaltungen umgestaltet. Im Zuge dessen erhielt auch die ca. 1.800 m2 große Bodenfläche eine neue, ansprechende Optik. Zum Einsatz kamen die hochwertigen ComfortFloor Bodensysteme der Sika Deutschland GmbH. Mit ihrer hohen Strapazierfähigkeit und Emissionsarmut erfüllen sie alle funktionalen Ansprüche für stark genutzte Innenräume. Ihre dekorativen Eigenschaften ermöglichen darüber hinaus eine attraktive und farbstimmige Raumgestaltung. Mit der Planung der Umbaumaßnahme wurde die Berliner Planungsgesellschaft Baumgart Becker mbH betraut. Die ortsansässige Fa. Klaus-Peter Maslowski GmbH & Co. KG führte die Arbeiten aus.

Für die Beschichtung des Bodens war zunächst eine sorgfältige Untergrundvorbereitung erforderlich: Die Treppenstufen aus Kieselwaschbetonplatten wurden kugelgestrahlt und die Oberfläche anschließend vollständig egalisiert. Dabei wurden 3–5 mm dicke Schichten appliziert, bestehend aus dem mechanisch hoch belastbaren Epoxidharzbindemittel Sikafloor-161, gemischt mit feuergetrocknetem Quarzsand. Sikafloor-161 eignet sich gleichermaßen zum Egalisieren und Grundieren – daher wurde damit die gesamte Bodenfläche grundiert. Die fugenlose Bodenbeschichtung erfolgte mit dem Polyurethanharz Sikafloor-330. Dieser ist fester Bestandteil der Bodensysteme Sika-ComfortFloor und Sika-ComfortFloor Pro, die gemäß den AgBB-Prüfkriterien zugelassen sind und sich aufgrund ihrer emissionsarmen und hygienischen Eigenschaften für die Anwendung in Innenräumen bewährt haben. Zudem sind die Systeme mit ihrer trittschalldäm-

Bild 1.  Zu den Gebäuden der Beuth Hochschule für Technik in Berlin gehört das 1973 erbaute Haus Grashof

Bild 3.  Mit der Modernisierungsmaßnahme wurde auch der Boden im Foyer und in den Fluren instand gesetzt – mit den Sika ComfortFloor Bodensystemen, die eine nahe­zu uneingeschränkte Verbindung funktioneller und ästhetischer Bedürfnisse erlauben

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Bodensysteme

Bild 6.  Das neugestaltete Foyer empfängt Studierende und Besucher heute in einem freundlichen Ambiente (Fotos: Sika Deutschland GmbH)

Bild 4.  Zur Untergrundvorbereitung wurden die Treppenstufen aus Kieselwaschbetonplatten kugelgestrahlt und anschließend vollständig egalisiert

menden Wirkung besonders attraktiv für die Nutzung in stark frequentierten Räumen wie Schulen und Universitäten. Sika Deutschland bietet die Oberflächenbeschichtung in vielen verschieden Farben an, für die Beuth Hochschule wählten die Bauherren ein frisches Hellblau. Um den neuen Boden in Zukunft wirkungsvoll vor aggressiven UV-Strahlen zu schützen, die über die großen bodentiefen Fenster ins Hochschulgebäude gelangen, folgte abschließend eine Versiegelung mit dem UV-beständigen Sikafloor-305 W.

Fugensanierung in den Übergangsbereichen Neben der optischen Aufwertung des Bodens sah die Modernisierungsmaßnahme eine Instandsetzung der ca. 100 m langen Fugen in den Übergangsbereichen vor. Auch hier wurden Produktlösungen von Sika Deutschland ver-

wendet: Bevor die Fugen jedoch mit dem transparenten Reaktionsprimer Sika Primer 3 N grundiert wurden, erhielten sie zunächst eine umfassende Reprofilierung. Dabei erwies sich ein Gemisch aus dem Epoxidmörtel Sikafloor-156 mit Quarzsand als ideal. Der 2-komponentige Reparaturmörtel ist als Grundierung und Egalisierspachtel für normal bis stark saugende Oberflächen im Innen- und Außenbereich verwendbar. Durch die Zugabe von feuergetrocknetem Quarzsand lassen sich darüber hinaus gut verarbeitbare Kunstharzmörtel herstellen. Sikafloor-156 verfügt über eine hohe Penetrierfähigkeit und ist besonders einfach dosierbar. Um die Füllmenge des Dichtstoffs in der Fuge zu begrenzen und der Blasenbildung vorzubeugen, arbeiteten die Handwerker mit einer Rundschnur. Sika Deutschland empfiehlt hierfür die geschlossenzellige Sika PE-Rundschnur, die beim Glätten ein sauberes Fließen des Dichtstoffes ermöglicht. Die Abdichtung der Fugen erfolgte schließlich mit Sikaflex PRO-3. Der auf Polyurethan basierende Dichtstoff weist eine zulässige Gesamtverformung von 25 % auf. Selbst bei Boden- und Anschlussfugen in stark belasteten Bereichen garantiert er eine optimale und beständige Dichtung.

Heller und freundlicher Empfang Nach der Modernisierung empfängt die Hochschule Studierende und Besucher in einem optisch einladenden und lichtdurchfluteten Eingangsraum. Das Foyer ist nicht nur zu einem attraktiven Veranstaltungsort geworden, es bildet gleichzeitig einen ansprechend gestalteten Zugang zur Studienberatung sowie zur neu errichteten Cafeteria des Studentenwerks – rundum eine passende Atmosphäre für alle, die ein Studium mit interessanten Zukunftsperspektiven wählen wollen. Weitere Informationen:

Bild 5.  Ein mit ComfortFloor beschichteter Flur, der an das Foyer grenzt

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Sika Deutschland GmbH, Kornwestheimer Straße 103–107, 70439 Stuttgart, Tel. (0711) 80 09-0, Fax (0711) 80 09-576, info@de.sika.com, www.sika.de

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Bodensysteme

Taktiles Leitsystem für Hochschulbauten Ein Raumschiff? Der Innenbereich des Guggenheim Museum New York? Manch einer wird verzweifelt nach Bezugspunkten suchen, auf die das Interieur referieren könnte, wenn er das Library & Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien, entworfen von der Architektin Zaha Hadid, betritt. Dynamische Gebilde formen sich zu Räumen und Inventar, als hätten sie ein Eigenleben. Der monochrome, großflächig aufgetragene Kunstharzboden bringt das Skulpturale gekonnt zur Geltung. Fließende Räume, freie Formen und scheinbar ohne Bodenhaftung – so präsentiert sich das Library & Learning Center (LC) der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Kaum rechte Winkel und kein postmodernes Zitat längst vergangener Zeiten – ein Neubau wie aus einer anderen Welt. Zwei Baukörper verschränken sich ineinander, wie zwei Hände, die sich greifen – mit dem Unterschied, dass sie sich nicht berühren und der dadurch entstehende Zwischenraum vertikale und horizontale Fugen oder Schluchten ausbildet, sogenannte „Canyons“, die das komplette Gebäude durchwirken und in einem großen zentralen Atrium münden. Schiefe Treppen und Rampen winden sich am mittleren Canyon entlang, der sich vom Untergeschoss bis in die sechste Etage erstreckt. Korridore und Brücken gleiten durch das Interieur. Licht flutet durch die riesigen Fenster oder fällt von oben in die Krater. Die schiefen Wände sind durchbrochen mit z. T. verglasten Öffnungen, die wiederum andere skulpturale Gebilde rahmen. All das mutet an wie etwas Organisches, für das es noch keinen Namen gibt.

Futuristisch trifft Zeitlos Bei dieser schwerelosen Wirkung und Extravaganz fällt es schwer, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Dennoch haben selbst Zaha Hadid Architects noch keine Gebäude entworfen, die nicht den Gesetzen der Schwerkraft unterliegen. Was sich in den Räumen in die Höhe windet, erhält seine Leichtigkeit erst dadurch, dass es mit einem Boden verhaftet ist, der sich in seinem unifarbenen Look und zeitlosen Design zurückhält und wie ein Rahmen für die Meisterstücke fungiert.

Bild 1.  Wie ein Raumschiff aus einer anderen Welt: Das Library & Learning Center (LC) der Wirtschaftsuniversität Wien

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Bild 2.  Die schiefen Wände sind durchbrochen mit z. T. verglasten Öffnungen, die wiederum andere skulpturale Gebilde rahmen.

Das Hamburger Architektenbüro von Zaha Hadid (Generalplaner: Vasko + Partner, Wien) entschied sich, den Innenbereich neben Parkett und Teppich mit dem Museums-Terrazzo von Barit auszustatten. Der Kunstharzbelag erhielt 2000 den Innovationspreis für Architektur und Boden, der von den Zeitschriften AIT und xia ausgelobt wurde. Überzeugt hat die fünfköpfige Jury namhafter Architekten und Innenarchitekten vor allem die geringe Aufbauhöhe und die hohe Belastbarkeit. Im LC wurde der Belag in allen stark frequentierten Bereichen aufgetragen, wie im Foyer, auf Rampen, auf Show-Treppen, in der Cafeteria und im Bookshop. Der Boden ist sehr robust (nach DIN1164 und DIN EN 24624). Auch bei permanenter Belastung bleibt die Oberfläche abriebfrei. Dass sich ca. 24.000 Studenten und 1.800 Mitarbeiter durch das Gebäude bewegen, stellt kein Problem dar. Der Terrazzo, gefertigt aus wasserklarem Epoxidharz und farbecht mit Polyurethanharz gecoateten Granulaten, die in einer 8 bis 10 mm dicken Schicht aufgetragen werden, lässt sich ohne Fugen und Kanten applizieren, wodurch er hygienisch und pflegeleicht ist. Zudem ist er emissionsarm, rutschfest, rutschhemmend sowie brandsicher. Grundlage für diese hohen Qualitätsstandards sind die strengen Prüfkriterien des Unternehmens. Wie emissionsarm der Belag ist, zeigt sich darin, dass er dem AgBBSchema entspricht. Dieses nahm sich das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) 2004 zur Grundlage für die „Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen“. Von dem Terrazzo gehen somit kaum flüchtige organische Verbindungen aus, die Ursache für gesundheitsschadende Verunreinigungen der Raumluft

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Bodensysteme

Bild 3.  Schwarze taktile Bodenindikatoren in 3 mm Höhe bilden ein Leitsystem, das durch den Tastsinn erschlossen werden kann und so Sehbehinderten als Teil des gesamten Blindenleitsystems auf dem Campus den Weg weist (Fotos 1–3: BOAnet.at)

sein können. Die Rutschhemmung wurde nach DIN 51130 zertifiziert. Bei einem sogenannten Begehungsverfahren geht dazu eine Person mit normierten Arbeitsschuhen über den Belag, der auf einem Gestell einseitig immer weiter angehoben wird. Bei dem Terrazzo gelang das bis zu 35°. Laut DIN EN 13501-1 ist der Boden schwerentflammbar (Bfl-s1) und hat einen Flammpunkt ab 100 °C. Die Verlegung des Bodens war an harte Arbeit und viel Expertenwissen gebunden. Auf ca. 6.500 m2 der insgesamt ca. 41.000 m2 verbauten Bruttogrundfläche verarbeiteten die Terrazzo-Leger von Barit das Material. Hierfür ist ein mehrstufiges Spachtelverfahren erforderlich, bis es am Ende keine Poren mehr gibt. Die Abdichtung aller Löcher garantiert die Langlebigkeit des Belags. Dabei überwanden die Fachleute immer wieder besondere Hürden. Unvergessen bleibt etwa die Bearbeitung des Aulabeckens mit den großen Treppen zum Sitzen. Jede der Stufen erhielt einen eigenen Grauton – eine Feinarbeit, für die handwerkliches Geschick gefragt ist. Schwierig waren auch die vielen Details wie der Einbau von Elektranten, Drallauslässen und Sicherheitsbeleuchtungen. Zu den ganz besonderen Herausforderungen gehörte es, dass 1 m hohe Hohlkehlen aus dem Terrazzomaterial hergestellt werden mussten. Damit das Terrazzomaterial in dieser Exaktheit an den Rundungen

Bild 4.  Zentrum für Informatik der TU Desden: Nachrüstung eines 10 Jahre alten lasergrünen Museums-Terrazzo von Barit mit einem taktilen Leitsystem im Jahre 2014

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Bild 5.  Das taktile Leitsystem ist in die Gesamtachitektrur (hier: Foyer) integriert (Fotos 4–5: Barit)

hochgezogen werden konnte, haben die Fachleute vorher Tests an entsprechenden Formen durchgeführt. In seinen dezenten Farben ist der Terrazzo im LC sinnvoll gewählt. Inmitten eines Interieurs, das eine rege Dynamik entwickelt, suchen die Personen zunächst nach

Taktile Leitsysteme Seit dem 1. Mai 2002 gilt in der Bundesrepublik das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG). Es regelt die Gleichstellung behinderter Menschen im Bereich des öffentlichen Rechts (soweit der Bund zuständig ist) und ist ein wichtiger Teil der Umsetzung des Benachteiligungsverbotes aus Artikel 3 Absatz 3 Satz 2 des Grundgesetzes („Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“). Taktile oder auch tastbare Bodenleitsysteme ermöglichen es blinden und sehbehinderten Menschen, sich selbstständig und bar­rierefrei im öffentlichen Raum zu bewegen und schaffen so mehr Barrierefreiheit. Bodenindikatoren sind „taktil“, also durch Ertasten, gut wahrnehmbar. Sie leiten, warnen und stoppen. Grundlage bildet das Zwei-Komponenten-System „Rille und Noppe“. Sehbeeinträchtigte können die Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfelder mittels eines Blindenstocks ertasten und sich so besser orientieren. Die Ausstattung öffentlicher Gebäude mit einheitlichen taktilen Bodeninformationen für blinde und sehbehinderte Menschen ist eine wichtige Voraussetzung zur Erhöhung der Sicherheit und zur Erleichterung ihrer Orientierung. Grundlage ist die DIN 32984 (Boden­ indikatoren im öffentlichen Verkehrsraum). Durch die Wahrnehmung der Markierungen mit den Füßen oder dem Blindenstock sowie durch einen Farbkontrast zur restlichen Fußbodenoberfläche können sich blinde und sehbehinderte Menschen barrierefrei bewegen. Auch Menschen ohne Behinderungen können sich durch ein taktiles System schneller einen Überblick über die wichtigsten Wege verschaffen. Das erhabene Bodenleitsystem dient zudem der Unfallprävention. In Österreich schreibt das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz – BGStG) vor, dass bis Ende 2015 in öffentlichen Gebäuden Leitsysteme für blinde und sehbehinderte Menschen installiert werden müssen. Grundlage ist die ÖNORM V 2102-1.

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stärkt er ein Leitsystem, das durch den Tastsinn erschlossen werden kann und so Sehbehinderten als Teil des gesamten Blindenleitsystems auf dem Campus den Weg weist. In Summe ist der Museums-Terrazzo im LC eine praktische Lösung, die langlebig, sicher, umweltfreundlich, pflegeleicht und hygienisch ist. In den gewählten Farben weist er Sehbehinderten den Weg, hilft, optisch am Boden zu bleiben in einer Fantasiewelt voll frei gewundener Formen und rückt dezent das innovative Design der fließenden Gebilde in den Vordergrund. Dr. Gabriele Bartel-Lingg, Geschäftsführerin Barit, Esslingen

Weitere Informationen: BARiT Kunstharz-Belagstechnik GmbH, Eckenerstraße 4, 73730 Esslingen/Neckar, Tel. (0711) 93 92 91-0, Fax (0711) 93 92 91-9, info@barit.de, www.barit.de

Abb. vorläufig.

Bodenhaftung. Das insgesamt zurückhaltende Farbkonzept im Inneren ist daher ein klug gesetzter Gegenpol zu der fremdartigen ellipsoiden Formlandschaft und sorgt zudem für einen eleganten, modernen Stil. Die Fläche, auf der sich Menschen bewegen, ist zusätzlich entscheidend. Psychologen wie Ekkehart Frieling sind der Überzeugung, dass der Besucher zuerst den Grund unter seinen Füßen wahrnimmt und bewertet. Erst dann wende er sich Wänden, Decke und Mobiliar zu. Den Kunstharzboden wählten Zaha Hadid Architects unifarben in perlweiß mit dunklem Grau als Kontrastfläche. Hier wird ausnahmsweise nicht mit den Gesetzen der Physik gespielt: Die helleren Abstufungen von Weiß und Grau ruhen sicher auf dem dunkleren Untergrund. Die monochromen Töne fügen sich nahtlos in die sensiblen Farbspiele ihrer Umgebung. Das Dunkelgrau fand auch aus praktischen Gründen Verwendung: Der Kontrast wurde unter die Geländer gesetzt. In Kombination mit schwarzen taktilen Bodenindikatoren in 3 mm Höhe sowie Abschrägungen, die auf die Flächen sowie alle Stufen und Rampen geklebt wurden,

Brückenbau und Bauen im Bestand Hrsg.: K. Bergmeister, F. Fingerloos, J.-D. Wörner Beton-Kalender 2015 Schwerpunkte: Brücken, Bauen im Bestand 2014. ca. 1100 S. ca. € 174,– Fortsetzungspreis ca. € 154,– ISBN: 978-3-433-03073-8

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Das Thema „Brücken“ behandelt die Einwirkungen nach Eurocode 1 auf Brücken sowie den Entwurf, die Bemessung und Konstruktion von Massivbrücken nach Eurocode 2. Ausführliche Erläuterungen aus erster Hand und kommentierte Kurzfassungen der „DIN-Handbücher Brückenbau“ geben Sicherheit für die Praxis. Für das „Bauen im Bestand“ werden wertvolle Hinweise zur Tragwerksbewertung mit Schadensanalyse und Ertüchtigungsmaßnahmen für den Allgemeinen Hochbau und Verkehrswasserbauwerke gegeben. Auch die Ausgabe 2015 ist eine besondere Fundgrube für Praktiker und Wissenschaftler.

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Der Boden ist bereitet – für ein erfolgreiches Studium

Bild 1.  Hochschule für Kommunikation und Gestaltung in Ulm (Architekten: NGP Nething Generalplaner): Der dreigeschossige Baukörper ist gestaffelt und bietet eine Nutzfläche von ca. 3.300 m2

Die nora systems GmbH gilt mit ihren qualitativ hochwertigen Kautschuk-Bodenbelägen als gefragter Partner im Bildungs­wesen. Für die Hochschule für Kommunikation und Gestaltung (HFK+G) in Ulm kam der Kautschuk-Bodenbelag. noraplan sentica zum Einsatz.

drei Jahren den anerkannten Abschluss „Bachelor of Arts“ erwerben.

Ulm, an der Grenze zu Bayern gelegen, hat nicht wenig zu bieten: Das gotische Münster besitzt den höchsten Kirchturm der Welt, Albert Einstein wurde dort geboren, ebenso Hildegard Knef. Außerdem ist dort mit den Ulmer Spatzen einer der bekanntesten Kinderchöre Deutschlands zu Hause. Ab dem Wintersemester 2014/2015 ist die Stadt an der Grenze zu Bayern um eine weitere Besonderheit reicher: Die Hochschule für Kommunikation und Gestaltung (HFK+G) lädt zum Studieren ein. Die private Einrichtung steht für Lehrpersonal aus der Praxis, die Möglichkeit, die Studiengänge dual oder klassisch zu absolvieren und eine moderne Ausstattung – Teil davon ist ein Kautschuk-Bodenbelag von nora systems. Seit dem Spatenstich im Januar 2012 entstand auf dem letzten verbliebenen Grundstück an der Donau, im sogenannten „Gleisdreieck“, ein Neubau, der sich durch zahlreiche architektonische Höhepunkte auszeichnet, innen wie außen. Ohnehin schon außergewöhnlich ist die unmittelbare Nähe zum Wasser. Für das Projektmanagement ist die PEG Ulm zuständig, als Architekten zeichnen NGP Nething Generalplaner verantwortlich. Der neue Komplex „spielt“ mit der Landschaft, wirkt harmonisch integriert in das leicht zum Fluss abfallende Gelände. Der dreigeschossige Baukörper ist gestaffelt und bietet insgesamt eine Nutzfläche von ca. 3.300 m2. Zwei Innenhöfe sorgen für die Belichtung der Lehrräume. Eine Dachterrasse, inklusive Traumblick, soll als kreative Kommunikationsinsel dienen. Die Voraussetzungen stimmen. In Studiengängen der Fachrichtungen Kommunikationsdesign sowie Unternehmens- und Marktkommunikation können die Teilnehmer innerhalb von

Wenige Monate zuvor. Die Verantwortlichen sind mitten im Abstimmungsprozess, auch hinsichtlich des passenden Bodenbelags für die HFK+G. Was muss ein Boden leisten, um sich in den kommenden Jahren optisch wie funktional von seiner besten Seite zu präsentieren? Das Anforderungsprofil: Er sollte in der Lage sein, ein einheitliches und harmonisches Erscheinungsbild abzuliefern. Er sollte die moderne Innengestaltung unterstützen. Und drittens, nicht zu unterschätzen: Strapazierfähig und langlebig sollte er sein. Ein „Bewerber“ passte ideal ins Bild: Der KautschukBodenbelag noraplan sentica von nora systems erfüllte alle genannten Kriterien, ohne Kompromisse eingehen zu müssen. In einem kräftigen Grün, das sich neben Lehrräumen und Fluren auch über die Treppen des Gebäudes erstreckt, wurde der Belag auf ca. 2.200 m2 verlegt – und zwar unverfugt, was die Einheitlichkeit des Bodens zusätzlich unterstreicht. nora systems hat mit dem Grünton exakt jene Farbe geliefert, wie sie auch im Logo der Hochschule zu sehen ist – ein optisches Highlight, das eine frische, inspirierende Atmosphäre schafft.

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Unverfugte Verlegung für harmonisches Erscheinungsbild

Keine Beschichtung – extrem dichte Oberfläche Die Kautschuk-Beläge konnten auch in praktischer Hinsicht überzeugen, benötigen sie doch als einzige unter den elastischen Böden keine Beschichtung. Dadurch werden keine hohen Unterhaltskosten fällig. Dank ihrer extrem dichten Oberfläche zeichnen sich Kautschukböden durch eine hohe Robustheit aus. Flecken und Kratzer sind quasi chancenlos. Die hochwertige Optik bleibt über Jahrzehnte

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Wirtschaftlich und zum Wohlfühlen gemacht

Bild 2.  Der Kautschuk-Bodenbelag noraplan sentica erfüllt alle Kriterien, ohne Kompromisse eingehen zu müssen – in einem kräftigen Grün erstreckt er sich neben Lehrräumen und Fluren auch über die Treppen des Gebäudes (Fotos: nora systems)

erhalten. Zudem tragen die nora Produkte, die mit allen international bedeutenden Umweltzertifikaten ausgezeichnet sind, zu einer gesunden Raumluft bei. Für Kautschuk spricht u. a. auch: Ein dauerelastischer Bodenbelag aus diesem Material entlastet den Körper merklich und sorgt für weniger Ermüdungserscheinungen im Vergleich zu härteren Untergründen – zur Freude von Studierenden und Lehrern, die auch von der Trittschalldämmung und dadurch reduzierten Geräuschen in den Räumen profi­tieren.

Im Marktsegment Bildungswesen – mit Kindergärten, Schulen und Universitäten – ist das Unternehmen aus Weinheim aus diesen Gründen ein sehr gefragter Partner. Die Böden erfüllen alle Voraussetzungen für den Einsatz in Bildungseinrichtungen, die wirtschaftlich gebaut und unterhalten werden müssen. Hinzu kommen der Gesundheitsaspekt und der Wohlfühlfaktor, die Atmosphäre, die nora systems durch höchst ansprechende Designs bedient. Die beiden erfolgreichen Produktlinien norament und noraplan bieten eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten. Nur ein Beispiel: noraplan sentica, von der HFK+G in Ulm in einem kräftigen Grün gewählt, gibt es im Standardsortiment in 37 weiteren Farben – für individuelle wie anspruchsvolle Raumkonzepte.

Weitere Informationen: nora systems GmbH, 69469 Weinheim, Höhnerweg 2–4, Tel. (06201) 80 56 66, Fax (06201) 88 30 19, info-de@nora.com, www.nora.com/de

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Redaktion Simone von Schönfeldt, Berlin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Wiley-VCH Kundenservice für Ernst & Sohn Boschstraße 12, D-69469 Weinheim Tel.: +49 (0)800 1800 536 (innerhalb Deutschlands) Tel.: +44 (0)1865476721 (außerhalb Deutschlands) Fax: +49 (0)6201 606184 Schnelleinstieg: www.wileycustomerhelp.com Einzelheft-Verkauf: CS-Germany@wiley.com Einzelheft 22,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-1409 Weitere Sonderhefte online bestellen auf: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte Gesamtanzeigenleitung Fred Doischer Anzeigenleitung Katrin Schön Tel. +49 (0) 30 470 31-235, Fax +49 (0) 30 470 31-230 katrin.schoen@wiley.com Es gilt die Anzeigenpreisliste 2014.

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Wirtschaftlichkeit von Bauprojekten Das Buch behandelt den Komplex des Bauprozessmanagements aus baupraktischer Sicht und zeigt, wie durch Prozessoptimierung, durch Industrialisierung und Anwendung neuer Technologien (Sensortechnik, digitale Kommunikation, Echtzeitsteuerung etc.) die Wirtschaftlichkeit von Bauprojekten erheblich gesteigert werden kann. Ausgewiesene Experten und namhafte Unternehmen berichten über Einführung und Umsetzung des Prozessmanagements im Bauwesen und in der Immobilienwirtschaft. Es wird beschrieben, wie Qualität, Termine und Kosten auch bei komplexen Großprojekten zuverlässig gesteuert werden können.

Hrsg.: Christoph Motzko Praxis des Bauprozessmanagements Termine, Kosten und Qualität zuverlässig steuern 2013. 226 S. € 49,90* ISBN 978-3-433-03007-3 Auch als erhältlich

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