Ernst & Sohn Sonderheft Regenwassermanagement 2017

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2017 Ernst & Sohn Special April 2017 A 61029

RegenwasserManagement Dezentrale Regenwassermaßnahmen für Gebäude, ­Grundstücke und Verkehrsflächen

–  Neue Konzepte zur Regenwasserbehandlung –  Versickerungssysteme, Grundwasserschutz, Speichersysteme –  Retention: Dach- und Gebäudebegrünung, neue Rückhaltesysteme –  Dezentraler Wasserrückhalt – ein Blick in die Geschichte –  Vorsorge gegen urbane Starkregenereignisse –  Regenwassernutzung, Betriebswasser, Grauwasser –  Aktuelle Forschungsprojekte –  Rohr- und Dichtungssysteme –  Pumpensysteme –  Veranstaltungen 2017 U1_Regenwasser-Management.indd 1

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Tagung

16. RegenwasserTage

Tagung mit begleitender Fachausstellung 27. – 28. Juni 2017, Bad Kissingen Aus dem Inhalt Die Ableitung, Behandlung und Bewirtschaftung von Niederschlagswasser nehmen im politischen Raum eine hohe Wertigkeit ein. Dies geschieht auch im Hinblick auf die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), eine Verschlechterung des Zustandes der Gewässer zu vermeiden. Hinzu kommen Veränderungen in der Regenintensität durch den Klimawandel, was in entsprechenden Beiträgen behandelt werden wird. Das von der DWA angebotene Programm der 16. RegenwasserTage in Darmstadt soll einen Überblick über die Entwicklungen und den derzeitigen Stand beim Umgang mit Regenwasser bieten. Dazu wird über Erfahrungen aus geplanten und realisierten Projekten berichtet und diskutiert. Neben Aspekten des Risikomanagements bei Überflutungen in urbanen Gebieten werden technische Lösungen aus dem überarbeiteten DWA-Regelwerk zur Regenwasserbehandlung vorgetragen. Das Vortragsprogramm der 16. RegenwasserTage wird durch eine Präsentation neuer Entwicklungen einschlägiger Anbieter einschließlich einer begleitenden Fachausstellung ergänzt. Zielgruppe Mitarbeiter aus Behörden, Kommunen und Verbänden, Hochschulen und Ingenieurbüros.

Fax-Antwort: +49 2242 872-135 Hiermit melde ich mich verbindlich zur Tagung „16. RegenwasserTage“ am 27. – 28. Juni 2017, Bad Kissingen an (10ES015/17). Anmeldebestätigung erfolgt per Mail. Bitte teilen Sie uns Ihre E-Mailadresse mit.

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

Leitung Dr.-Ing. Arno Grau, Frankfurt a. M. Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann, Aachen Teilnahmegebühren DWA-Mitglieder/Nichtmitglieder

Dauerkarte: Tageskarte 27.06.2017: Tageskarte 28.06.2017:

570 €/690 € 370 €/450 € 370 €/450 €

Inkl. Tagungsunterlagen und Verpflegung. Mitglieder der DACH-Kooperationspartner (ÖWAV, SWV und VSA) und des BWK erhalten Mitgliedspreise. Preise für Studenten und Pensionäre auf Anfrage. Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten. Veranstaltungsort/Übernachtung Hotel Frankenland GmbH Frühlingstraße 11 · 97688 Bad Kissingen Tel.: +49 971 81-0 · E-Mail: info@hotel-frankenland.de Weitere Informationen Frau Himani Karjala: +49 2242 872-244 · karjala@dwa.de

Teilnehmer: Vor- und Zuname, Titel

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Datum/Unterschrift Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der DWA sind unter www.dwa.de/veranstaltungen/agb hinterlegt. Bei Bedarf schicken wir Ihnen die AGB gerne zu. Ja, ich willige ein, künftig Informationen der DWA/GFA per E-Mail zu erhalten.

DWA . Theodor-Heuss-Allee 17 . 53773 Hennef . Deutschland . Tel.: +49 2242 872-222 . E-Mail: bildung@dwa.de . Internet: www.dwa.de

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Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Frau Himani Karjala Theodor-Heuss-Allee 17 53773 Hennef

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Editorial

Regenwasserbewirtschaftung? Regenwassermanagement? ­Stormwatermanagement? Drei Begriffe, die das Gleiche meinen – oder doch nicht ganz?

Eigentlich war dies eine nur nebenbei gestellte Frage, aber auch ein Grund, genauer über diese Begrifflichkeiten nachzudenken. Der Bayerische Staat plant seit dem verheerenden Hochwasser in Deggendorf ein neues Hochwasserschutzprogramm. Im Juni 2013 wurden Tausende Menschen evakuiert und mussten ihre Häuser verlassen, der Gesamtschaden lag bei fast 5 Mrd. €. Ursache waren heftigste Regenfälle und der Nebenfluss Inn, der der Donau zu viel Wasser zuführte. Jetzt plant die Regierung Bayerns große Flutpolder, die 100-jährige Regenereignisse puffern sollen. Entlang der Donau sollen große Rückhaltebecken mit über 12 Mio. m3 Rückhaltevolumen entstehen. Sicherlich zur Prävention und Entlastung ein probates Mittel. Aber ist es nicht so, wie bei einer Kühltruhe, bei der der Deckel offen steht und die rote Kotrolllampe blinkt? Wird hier nicht einfach die rote Lampe rausgeschraubt, statt den Deckel zu schließen? Sollten wir nicht erst mal „Stormwatermanagement“ betreiben? Allgemein versteht man hierunter den Umgang mit Niederschlagswasser im öffentlichen Raum, sprich stormwatermanagement wird von der öffentlichen Hand betrieben und lenkt das Niederschlagswassers in Kanälen, Gräben, Regenrückhaltebecken oder Vorflutern. Amerikaner und Australier arbeiten mit diesem Begriff, er wird häufig mit Regenwasserbewirtschaftung übersetzt. Wobei ich den Begriff Regenwasserbewirtschaftung noch umfangreicher sehe. Das bayerische Landesamt für Umwelt hat in seinem vorbildlichen Regenwasserratgeber empfohlen, dort das Regenwasser zu bewirtschaften, wo es anfällt, sprich dezentrale Lösungen zu wählen. Hierzu gehört dann auch die Regenwassernutzung, die im Begriff Stormwatermanagement zu wenig Beachtung findet. Eine vernünftige Regenwasserbewirtschaftung arbeitet mit allen Mitteln, um anfallendes Regenwasser vernünftig und sinnvoll einzusetzen und im natürlichen Kreislauf zu halten. Maxime ist doch, so wenig wie möglich Regenwasser in die Vorfluter und Flüsse zu schicken? Wird dies auch so durchgeführt, oder ist es wie mit Empfehlungen? Wenn Sie was kosten, werden sie nicht eingehalten. Beispiel dazu ist ein Bild des Bayrischen Wasserwirtschaftsamtes, das einen bereits erfolgreich gebauten Flutpolder an der Iller zeigt: auf der einen Seite der Polder, der sich in eine Auenlandschaft ausbreiten konnte, auf der anderen Seite ein kleines neues Industriegebiet – direkt am Fluss, keine Gründächer, keine Rückhalteräume. Hier zeigt sich schon die erste Problemstellung: Eine kleine Gemeinde baut mal wieder ein Industriegebiet. Ohne große Auflagen, da man ja die neuen

Arbeitgeber und Investoren nicht vergraulen möchte. Flächen werden versiegelt, es fällt noch mehr Regenwasser an, das irgendwo hin muss. Das Wasserwirtschaftsamt hat keine Macht, hier was vorzuschreiben, das Landesamt für Umwelt auch nicht. Regenwassermanagement ist Gemeindesache. Ist das noch zeitgemäß? Fließgewässer haben schnell die Gemeindegrenzen verlassen. Die Donau fließt nicht nur durch Bayern. Mit ihrem Ursprung in BadenWürttemberg durchfließt sie noch neun weitere Länder bis sie im Schwarzen Meer mündet. Wäre es nicht an der Zeit, eine nationale Strategie der Hochwasservermeidung in Abstimmung mit einer europäischen Richtlinie zu finden? Wir werden sicherlich nicht durch diese dezentralen Lösungen Hochwässer komplett vermeiden, aber wir könnten den heftigsten Regenschauern ihre Niederschlagsspitzen nehmen, Abflüsse verzögern und somit gigantische Bauwerke verkleinern und für die Betroffenen die Auswirkungen vermindern. Schlüssige Regenwasserbewirtschaftungskonzepte sollten vorgeschrieben und gefördert werden. Zu lange haben wir nach dem Prinzip „Aus dem Auge aus dem Sinn“ gehandelt, Kanäle gebaut, Flüsse kanalisiert, Bäche unterirdisch verschwinden lassen. Die Klimaveränderung lässt uns keine Zeit mehr für Fehler, sommerliche Starkregenereignisse nehmen zu. Jedes neue Bauprojekt gibt uns eine Chance, vernünftig mit Regenwasser umzugehen. Es ist wertvolles Wasser, es darf nicht nur einfach abgeleitet werden. Wir können unser Trinkwasser in vielen Bereichen damit substituieren. Die Natur lebt uns doch diesen Kreislauf vor. Die Versiegelung und schnelle unterirdische Ableitung des anfallenden Regenwassers darf heutzutage nicht mal mehr in Erwägung gezogen werden. Erst Nutzen, dann Verdunsten und nur was überschüssig ist versickern. Dazwischen gibt es natürlich viele Spielarten, die Retention kann schon auf dem Dach beginnen, Sickerpflaster, Grünflächen und Seen machen die Regenwasserbewirtschaftung schön und schaffen Ambiente. Seoul, eine Millionenstadt, die dem Monsum ausgesetzt ist, bespielt alle Arten der Regenwasserbewirtschaftung: Kämpft mit allen Mitteln: For all (Four all): With (all) rainwater – Through (all) facilities – In (all) sectors – With (all) participation „Store, Infiltrate and Use rainwater!“

Anja Schumann Vizepräsidentin der Fachvereinigung für Betriebsund Regenwassernutzung e.V.

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Inhalt

Regenwasserbewirtschaftung bei Industrie, Gewerbe und im öffentlichen Raum, ohne Bedarf an separater Grundstücksfläche – ein zweiteiliges System, dessen erster Teil als Linienentwässerung das an der Oberfläche anfallende Niederschlagswasser sammelt und reinigt. Der zweite Teil befindet sich platzsparend darunter, als Rigole in Form eines Ver­ sickerungstunnels. Gereinigt wird das von Verkehrsflächen stammende Regenwasser schon während des Ablaufs in oberflächennahen Entwässerungsrinnen. Ein ausgeklügeltes Sys­ tem mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung und besonders wartungsfreundlich, denn die Rinnen sind ständig einsehbar und leicht zu öffnen. Ebenfalls gering ist der Aufwand zur Inspektion der Versickerungsanlage – insgesamt gute Voraussetzungen für besonders nie­ drige Investitions- und Betriebskosten. (Foto: Birco, Bericht s. Seite 6–10)

Special 2017 RegenwasserManagement

EDITORIAL   3

Anja Schumann Regenwasserbewirtschaftung? Regenwassermanagement? ­Stormwatermanagement?

BEHANDELN   6

Barbara Sahler Regenwasserbehandlung und -versickerung ohne zusätzlichen ­Flächenbedarf

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Digitalisierung verändert Wasserwirtschaft

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Neue Methode gegen umweltgefährdende Winterdienst-Nasssalze

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Bau der Regenwasserbehandlungsanlage Manshardtstraße in Hamburg

Gisbert Peka 13 Wirtschaftliche Regenwasserspeicherung und -behandlung nach Vorgabe der DWA M 153 15

Dipl.-Ing. Stephan Ellerhorst Dezentrale Regenwasserbehandlung weiter auf dem Vormarsch

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Dauerhafter Funktions-, Kolmations- und Gewässerschutz

VERSICKERN 20

Regenwassermanagement: Unsere Aufgabe heute und zukünftig

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D-Rainclean®-System für drei Straßenzüge

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Flachtank für Großanlagen

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Mit Köpfchen und Ablaufrinne

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Mathias Uhl, Maike Wietbüscher Wasser im neuen Stadtteil Oxford in Münster

RETENTION

Ernst & Sohn Special 2017 Regenwasser-Management A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Dr. Gunter Mann Hochwasserschutz und Hitzevorsorge durch begrünte Dächer

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Klaus W. König Niederschlagswasserbilanz, Verkehrsflächen mit berechenbarer ­Verdunstungsrate

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Roland Appl Neue Dimension für die Zukunft der Städte

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Komplettlösung reduziert Schnittstellen

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Ingo Schwerdorf, Henning Werker Gemeinsam gegen die Folgen des Starkregens

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Prof. Dr.-Ing. Heiko Diestel Dezentraler Wasserrückhalt als Staatsziel

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Regen-Rückhalter auf dem Gründach

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Wasserverbände entwickeln Starkregenindex

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Inhalt

Zum Weiterlesen auf www.momentum-magazin.de: „Wir waren nicht die im Norweger-­ Pullover“ Ein Gespräch mit Klaus W. König über die Entstehung des Themas Regenwasser­­management, die Gründung des Fach­verbandes fbr, die Methoden von Regen­wasser­bewirtschaftung und -management, die Bedeutung der Ge­ bäude­begrünung und über ökologische Eiferer, zu denen er nicht gehörte … (Abb.: Fränkische) NUTZUNG 59

Klaus W. König Niederschlagsableitung, Regenwassernutzung und Retention

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Anstoß für moderne Regenwassernutzung in Hannover

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Erwin Nolde Betriebswassernutzung – ein bewährter Weg zu mehr Ressourcen­effizienz in der Siedlungswasserwirtschaft

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Technische Standards kompakt

FORSCHUNGSPROJEKTE 67

Andreas Matzinger, Pascale Rouault Berücksichtigung der vielfältigen Potenziale der Regenwasser­bewirtschaftung in der Planung

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Dr. Harald Sommer, Dipl.-Ing. Matthias Pallasch, Prof. Dr. Matthias Barjenbruch, M.Sc. Daniel Geisler Regenwasserbewirtschaftung und Klimaschutz mit Baum-Rigolen

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Vivien Franck Regenwasserretention durch Verdunstung

ROHR- UND DICHTUNGSSYSTEME 73

DOYMA erweitert Curaflex Nova® Produktpalette

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6.000 m Stahlbetonrohre in FBS-Qualität für Vorfeld 1

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Messe Essen erhält Wasserzeichen für wertvollen Umgang mit Regenwasser

PUMPENSYSTEME 78

Frischwasserpumpen machen ordentlich Druck bei reduzierten Kosten

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Neue Pumpstationen zur Nassaufstellung mit leistungsstarkem ­Pumpensortiment für Regen-, Grau- und Schwarzwasser

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Neue kostengünstige Druckerhöhungsanlage

VERANSTALTUNGEN 80

Patrick Blanc und weitere namhafte Referenten beim Weltkongress Gebäudegrün in Berlin

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Fachseminar Dach – bewährte Fachinformationen rund ums Dach

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Fachseminar Regenwasser – informatives Halbtagsseminar zur modernen Regenwasserbewirtschaftung

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Rückhaltebecken für die Naherholung

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Impressum

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Regenwasserbehandlung und -versickerung ohne zusätzlichen ­Flächenbedarf Check-in für Oberflächenwasser von Verkehrsflächen Im Oktober 2016 hat einer der größten Lebensmittelmärkte in Rheinland-Pfalz eröffnet. Ein Projekt der Superlative, auch bei der Oberflächenentwässerung. Gereinigt wird das von der Verkehrsfläche stammende Regenwasser schon während des Ablaufs durch eine Behandlungsanlage in Rinnenform auf 288 m Länge. Darunter, eine Etage tiefer, versickern Rigolentunnel das zukünftige Grundwasser – und sorgen dafür, dass 100 % des anfallenden Niederschlags bewirtschaftet werden, ohne dass man dafür Fläche benötigt. Die Komponenten zur Regenwasserbewirtschaftung sind nicht neu, aber noch ein Geheimtipp. Es handelt sich um ein zweiteiliges System, dessen erster Teil BIRCOpur® als Linienentwässerung das an der Oberfläche anfallende Niederschlagswasser sammelt und reinigt. Der zweite Teil der Regenwasserbewirtschaftung befindet sich platzsparend darunter als BIRCO Rigolentunnel von StormTech® in Funktion einer Versickerungsanlage.

Check-in an der Linienentwässerung (erster Teil) Der mit Genehmigungsplanung beauftragte Fachingenieur Leslie Sinden wählte als „Eintritt“ für das für die Versickerung vorgesehene Wasser oberflächennahe Entwässerungsrinnen der nächsten Generation. Diese sind so dimensio-

niert und modifiziert, dass sie den Bemessungsregen der Park- und Fahrflächen sowohl reinigen als auch rückstaufrei ableiten können. Ein ausgeklügeltes, modulares Filtersystem ist in diesen speziellen Rinnen verborgen. Es reinigt dauerhaft zuverlässig das von Verkehrsflächen abfließende Regenwasser, in dem es Schadstoffe, wie z. B. Reifenabrieb und Verbrennungsrückstände, zurückhält. Das System ist besonders wartungsfreundlich, denn die Rinnen sind ständig einsehbar und leicht zu öffnen. Es können 20 m2 vollversiegelte Fläche an einen Laufmeter angeschlossen werden. Sinden hat den Behandlungsbedarf für die Einleitung ins Grundwasser nach DWA-M 153 ermittelt. „288 m der gewählten Linienentwässerung mit integriertem Filtersystem reichen dafür aus. Die hydraulische Bemessung mit dem Nachweis einer schadlosen Überflutung auf dem eigenen Grundstück haben wir nach DIN 1986-100 durchgeführt“, sagt der Fachingenieur. „Die maßgebliche Regenspende r(D,30) ist hier 315,2 l/s × ha“. An der Basis des Systems eine Betonschale in wasserdichter Ausführung der Nennweite 300 AS. Mit einer Belastungsklasse F 900 nach DIN EN 1433 ist sie für die Linienentwässerung auch auf öffentlichen Plätzen oder stark befahrenen Parkflächen, wie beim Lebensmittelmarkt in Rheinland-Pfalz, ideal geeignet. Planer müssen keine wesentlichen Änderungen in der Entwässerungsplanung berücksichtigen.

Optimiert für Verarbeiter Karl-Heinz Künstel, Technischer Berater bei BIRCO, empfiehlt seinen Kunden die einbaufertig gelieferte Variante readyset: „Wir haben uns die Realität auf den Baustellen genau angesehen. Die Erkenntnis war, dass wir unser System schon komplett montiert mit Reinigungsmodulen und verschraubten Abdeckungen liefern sollten. Gesetzt wird dann mit Verlegehaken von oben. Sitzt die Rinne, können die Belagsarbeiten folgen.“ Verarbeiter Immo Herbst rückblickend: „Der Einbau war einfach, das wirkt sich auf die Kalkulation aus. Die Rinnenelemente wurden vom Hersteller verlegefertig auf die Baustelle geliefert. Das hat nicht nur Zeit und Arbeit, sondern auch Platz beim Liefern und Lagern gespart“.

Zentrale Funktion: Rigole (zweiter Teil)

Bild 1. BIRCOpur ® ist ständig einsehbar und leicht zu öffnen. Es können 20 m 2 vollversiegelte Fläche an einen Laufmeter Rinne angeschlossen werden.

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Nach Prüfung der bauaufsichtlichen Zulassungen durch die Wasserrechtsbehörde stand dem Gesamtsystem aus Sedimentation, Filtration und Versickerung nichts im Weg. Als Übergang von oben Richtung Grundwasser dient ein spezieller Schacht, an dem die unterirdisch installierten Rigolentunnel mit ihren großzügigen Hohlräumen angeschlossen sind. Mitgeführte Sedimente werden im ersten Rigolentunnel abgesetzt. Dessen Aufgabe ist das ­Auffangen

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Bild 2.  Lageplan Lebensmittelmarkt in Rheinland-Pfalz. Regenentwässerung findet auf und unter dem Grundstück statt. Drei unterirdische Versickerungs­ anlagen bringen das Wasser gereinigt in den Untergrund (blau). Zusätzlich ist eine verzögerte Ableitung des Abwassers bestehender Gebäudeteile v­ orhanden.

des Spülstoßes zu Beginn eines Niederschlagsereignisses (first-flush) und das Sedimentieren der darin enthaltenen abfiltrierbaren Stoffe (AFS). Dem Spülstoß nachfolgende große Regenwassermengen sind relativ sauber. Sie brauchen keine Behandlung und werden daher durch einen Bypass mit Überlaufschwelle den anderen Rigolentunneln direkt zur Versickerung zugeführt. Das Wasser verteilt sich durch die offene Bauweise im Gesamtsystem aus Tunneln und Schotter gleichmäßig. Den Weg in Richtung Grundwasser findet das gesammelte saubere Regenwasser entsprechend der Schwerkraft durch die Schotterschicht und das Geotextil. Innerhalb der Produktpalette sind für die Anwender die Serien SC-160, SC-310, SC-740, MC-3500 und MC-4500 mit unterschiedlichen Kammergrößen erhältlich. Für die Versickerung beim Einkaufsmarkt in Rheinland-Pfalz war Typ SC-740 am besten geeignet. Fachingenieur Sinden hatte zur Versickerung zwei Anlagen mit je 85 m3 und eine mit 63 m3 Speichervolumen errechnet. Das ergab sich aus den angeschlossenen, mit dem Abflussbeiwert multiplizierten Flächen, dem Durchlässigkeitsbeiwert des Bodens von kf = 4 × 10 – 6 und der Regenspende r(D,2) von 163,40 l/s × ha bei 10 min Dauer.

Doppelt einfach: Leichter Einbau, seltene Wartung Ein bis zwei Arbeitskräfte reichen aus, um die Elemente der Sickertunnel ohne Hilfsmittel zu bewegen. Sie werden ge-

Bild 3.  Lebensmittelmarkt in Rheinland-Pfalz. Niederschlagswasser der Verkehrsflächen/Parkplätze wird vor der Versickerung in einer Regenwasserbehandlungs­ anlage, bestehend aus einer speziellen Linienentwässerung, auf 288 m Länge gesammelt und gereinigt.

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Bild 6.  Lebensmittelmarkt in Rheinland-Pfalz. BIRCO Rigolentunnel von StormTech® bestehen aus gewölbeförmigen Versickerungskörpern. Sie sind stapelbar, dadurch benötigen sie bei der Lagerung und beim Transport rund zwei Drittel weniger Platz als andere Lösungen.

Bild 4.  Im Gegensatz zu herkömmlichen Filtra­ tionsrinnen besteht BIRCOpur ® aus getrennten ­Modulen: Absetz- bzw. Sedimentationsbox, ­Granulatfilterkissen.

stapelt auf Palette angeliefert, was die Logistik und Lagerung entsprechend minimiert. Darüber hinaus erleichtert ein Stecksystem ohne Clips oder Zusatzteile das Verlegen. Ebenso einfach verläuft der Anschluss von Zu- und Ableitungen: Der Rigolentunnel wird an der Endkappe in der

Bild 5.  Elemente der Regenwasserbehandlungsanlage BIRCOpur ® readyset, d. h. verlegefertig vormontierte Bauelemente mit Abdeckung, Sedimentationsfilter (blau) und Reinigungskissen. Betonschale in wasserdichter Ausführung.

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passenden Nennweite angebohrt, die Rohrleitung eingeschoben. Durch die intelligente Konstruktion kann die Inspektion der Versickerungsanlage auf Schächte und Sedimentationstunnel (Isolator Row) beschränkt werden. Bei Inspektionen wird die Dicke der Sedimentationsschicht auf der Sohle der Isolator Row gemessen. Als erstes Inspektionsintervall werden 6 Monate empfohlen. Anschließend legen die Nutzer den Zeitpunkt der nächsten Reinigung selbst fest, ohne jedoch die maximal zulässigen Zeiträume nach DWA-A 138 zu ignorieren. Eine Wartung bzw. Reinigung muss spätestens dann erfolgen, wenn die Schichtdicke des Sediments 70 mm übersteigt. Das wird sehr lange dauern, denn der Stoffeintrag und die Schichtdicke werden beim hier beschriebenen Projekt durch die vorgelagerte Reinigungsstufe der Linienentwässerung mit integriertem Filtersystem besonders stark reduziert.

Bild 7.  Unterirdisches Speichersystem, darauf Geotextil und Schotter­ material.

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wirkungsvoll wiederherstellen. Dieses System ist eine klare Evolution der Rigole und braucht im Gegensatz zu herkömmlichen Kiesrigolen wesentlich weniger Aushub. Im Vergleich zu Muldensystemen befindet sich das Speichervolumen unterirdisch, somit kann die Oberfläche anderweitig genutzt werden. Falls die Fläche darüber als Feuerwehr- oder LKW-Zufahrt dient, ist die Belastbarkeit der Tunnelkammern besonders wichtig. Diese sind für SLW 60 ausgelegt. „Die maximale statische Leistung resultiert aus einer Kombination aus Gewölbe und Schotter der Siebung 16/56, mit dem das System aufgefüllt wird“, sagt Marian Dürrschnabel, Produktmanager bei BIRCO in Baden-­Baden. „Dieses Verfüllmaterial wirkt lastabtragend und hat gleichzeitig ein hohes Speichervolumen in den Zwischenräumen. Neben dem offenen Speicher in den Tunneln erhöht sich das Gesamtvolumen erheblich.“ Ansonsten gilt wie immer: AllgeBild 8.  Lebensmittelmarkt in Rheinland-Pfalz. BIRCO Rigolentunnel von StormTech® bilden in einer oder mehreren Reihen eingebaut die zentralen Bauteile der drei Regenwasser-Versickerungsanlagen.

Bestehende Liegenschaften bei Nachverdichtung also u­ mrüsten? Die Investition in eine solche Behandlungsanlage rechnet sich insbesondere dort, wo statt „grüner“ Mulden- und Flächenversickerung andere Nutzungen der Oberfläche Vorrang haben. Auch bei Immobilien, die noch Bestandsschutz haben und belastete Oberflächenabflüsse in den Kanal einleiten dürfen, ergibt sich nach Umstellung eine win-winwin-Situation für Betreiber, Kommune und Natur: Die mit Gebühr bzw. Entgelt belastete Ableitung zur Kläranlage entfällt. In Folge sinken die Betriebskosten solcher Liegenschaften und der natürliche Wasserhaushalt profitiert. Man könnte auch so argumentieren: Die vorgestellte dezentrale Niederschlagsentwässerung, insbesondere in verdichteten Siedlungsgebieten, ist Ursachenbekämpfung nach dem Prinzip „Source-Control“.

Kosten- und Flächensparend bauen Mit dem Rigolentunnel, wie er hier verbaut wurde, können Planer und Ausführende den natürlichen Wasserkreislauf

Lambertistr. 22b • 59229 Ahlen-Dolberg Tel. 02388 / 301097-0 • www.pk-rwm.de

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Projektdaten Niederschlagsentwässerung – Objekt: Umbau und Erweiterung Lebensmittelmarkt, ­Rheinland-Pfalz n  Dach- und Verkehrsfläche: 8.760 m2 an Versickerungsrigolen angeschlossen n  Genehmigungsplanung: Ingenieurbüro Sinden, Viernheim n  Ausführungsplanung: Architekturbüro Müller + Huber, Oberkirch n  Verarbeiter: Immo Herbst Garten- u. Landschaftsbau GmbH, Frankfurt n  Fertigstellung: Oktober 2016 Regenwassersammlung und -behandlung n  Behandlungsanlage: BIRCOpur® mit Substratfilter und Sedimentationsanlage der BIRCO GmbH, Baden-Baden. DIBt-Zulassung Nr. Z-84.2-10 n  Länge: 288 m n  Rinnenmaterial, Dimension: Beton, NW 300 AS n  Abdeckung: Trapezabdeckung aus Guss Rückhaltung und Versickerung n  Produkt: BIRCO Rigolentunnel von StormTech® Typ SC-740 der BIRCO GmbH, Baden-Baden. DIBt-Zulassung Nr. Z-42.1525 n  Retentionsvolumen: 2 × 85 m3, 1 × 63 m3 in unterirdischen R ­ igolen n  Tunnelmaterial, Verfüllmaterial: Polypropylen (PP), Schotter 16/56 mm n  Befahrbarkeit: Schwerlast SLW 60 (nach DIN 1072, gültig bis 2003)

• Regenwasserrückhaltung Stauraumkanäle Regenrückhaltebecken Brauchwasserspeicher Löschwasserspeicher • Versickerung Rigolen Mulden-Rigolen • Pumpenanlagen

• Regenwasserbehandlungsanlagen • Planung Aussenanlagenplanung Entwässerungsplanung Dimensionierung von Regenwasserrückhaltesystemen Einholen von wasserrechtlichen Genehmigungen • Wartung von Regenwassersystemen

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Bild 9.  BIRCO-Rigolentunnel von StormTech®. Innerhalb der Produktpalette sind für die Anwender die Serien SC-310, SC-740, MC-3500 und MC-4500 mit unterschiedlichen Kammergrößen erhältlich. Die größte Version der Rigolentunnel inklusive Schotter speichert bis zu 5,06 Kubikmeter Wasser bei ­einer Kammerlänge von 2,3 Metern. (Fotos/Abb.: 1, 3 und 5–8 Müller + Huber; 2, 4 u. 9 Birco)

meine Hinweise für Planung, Dimen­sionierung und Bau von Versickerungsanlagen können dem Arbeitsblatt DWAA 138 entnommen werden. Regenrückhalteräume werden im Arbeitsblatt DWA-A 117 ge­regelt. Die örtlichen Bestimmungen sind zusätzlich zu beachten.

Fazit Einer der größten Lebensmittelmärkte in Rheinland-Pfalz reinigt und versickert Oberflächenwasser der Verkehrs­ flächen von Parkplatz und Anlieferung vollständig auf dem eigenen Grundstück. Zur Entlastung des Verarbeiters wurden vom Hersteller die erforderlichen Bauelemente verlegefertig und vormontiert auf die Baustelle geliefert. Das Besondere des gewählten Systems zur Regenwasserbewirtschaftung war, dass kein Platz für zusätzliche Anlagen an der Oberfläche geopfert wird, dass alle Komponenten aus einer Hand geliefert werden, dass die Genehmigungsplanung und die Tiefbaumaßnahmen unkompliziert waren und Inspektion und Wartung mit wenig Aufwand in großen Zeitintervallen genügt – insgesamt gute Voraus-

setzungen für besonders niedrige Investitions- und Betriebskosten. Literatur König, Klaus W.: BIRCOpur Grundlagenpapier. Regenwasserbzw. Niederschlagswasser-Behandlung. 2. Auflage, BIRCO Baden-Baden, 2014. Kruse, Elke: Integriertes Regenwassermanagement für den wasser­ sensiblen Umbau von Städten. Fachbuch, 1. Auflage, Fraun­ hofer IRB, Stuttgart, 2015. Regenwasser, ganzheitlicher Umgang mit Niederschlag auf besiedelten Flächen. Broschüre zu Regenwasserbewirtschaftung und Entwässerung sowie Stadtplanung. 1. Auflage, BIRCO Baden-Baden, September 2012. Wasserorientierte Stadtplanung. Informationsbroschüre zum Thema Regenwasserbewirtschaftung und Bodenschutz sowie Stadtklima und Wasserkreislauf. 1. Auflage, BIRCO Baden-Baden, Oktober 2015.

Barbara Sahler, Überlingen www.birco.de

Digitalisierung verändert Wasserwirtschaft Die Vernetzung von Infrastrukturen mit Hard- und Software-Systemen gehört auch in der Wasserwirtschaft zu den Herausforderungen der Zeit. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) veranstaltet am 25. und 26. April 2017 in Essen die ersten GeoIT-Tage – Technologien in der Wasserwirtschaft 4.0, um Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Abwasserentsorgung, die Gewässerbewirtschaftung und die Stadtentwicklung zu erörtern. Anforderungen an geografische Informationstechnologien, neue Möglichkeiten der Verzahnung sowie Optimierungspotenziale als Folge veränderter Arbeitsabläufe werden aufgezeigt. Die Qualität von und der Umgang mit Daten sowie das Management von Informationen sind weitere Schwerpunkte der Veranstaltung. Erstmals findet im Rahmen einer DWA-Tagung ein Hackathon statt, bei dem Programmierer unter Zeitdruck an einem IT-Projekt arbeiten. Im Fokus stehen Anwendun-

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gen, die mit standardisierten Sensor-Web-Technologien Messdaten aus verschiedensten Bereichen der Wasserwirtschaft zusammenführen. Die Software-Entwicklerszene soll so auf wasserwirtschaftliche Fragestellungen aufmerksam gemacht werden und zugleich die Möglichkeit erhalten, sich mit Wasserfachleuten über den Bedarf an Geo­ informationssystemen auszutauschen. Die GeoIT-Tage richten sich an Fach- und Führungskräfte aus Behörden, Hochschulen und Ingenieurbüros sowie an Informatiker und Anwender. Sie finden in der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Universitätsstraße 2, 45141 Essen statt. Die Teilnahme kostet 690 €, DWA-Mitglieder zahlen 570 €. Kontakt und Informationen: Sabrina Menzel, Telefon: 02242 872-116, menzel@dwa.de, www.dwa.de/geoit-tage. www.dwa.de

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Neue Methode gegen umweltgefährdende Winterdienst-Nasssalze Wie FRÄNKISCHE der hohen Belastung begegnet, die für das Grundwasser aus Nasssalzen entsteht Nasssalze, wie sie immer mehr Kommunen im Winterdienst einsetzen, gefährden das Grundwasser und stellen daher besonders hohe Anforderungen an die Regenwasserreinigung. FRÄNKISCHE hat für seine SediSubstrator ® Reinigungsanlagen eine wegweisende technische Lösung auf den Markt gebracht: Das neue Adsorptionssubstrat SediSorp plus ist nachgewiesen resistent gegenüber Nasssalzen und verhindert so, dass bereits zurückgehaltene Schadstoffe remobilisiert werden und ins Grundwasser gelangen. Oberflächenwasser aus den Abflüssen von Straßen und Autobahnen ist oft stark mit Schadstoffen belastet, die nicht in Boden und Grundwasser eingetragen werden dürfen. Bevor die Niederschläge versickern, müssen sie daher gründlich behandelt werden. Hoch-leistungsfähige Regenwasserreinigungsanlagen, z. B. SediSubstrator® XL von FRÄNKISCHE, nutzen dafür mehrstufige Verfahren: Im ersten Schritt, der Sedimentation, hält die DIBt-zugelassene Anlage grobe Feststoffe und feine Schmutzpartikel in Startschacht und Sedimentationsrohr zurück. In der zwei-

ten Stufe adsorbiert eine Substratpatrone die gelösten Schadstoffe, etwa Schwermetalle, und bindet sie in ihrem Substrat.

Gefahr für die Umwelt: Remobilisierung von Schwermetallen Nasssalze, auf die immer mehr Städte und Gemeinden ihre Streufahrzeuge für den Winterdienst umrüsten, können diese Schwermetalle jedoch umgehend wieder freisetzen. Kommunen verwenden in den Wintermonaten immer häufiger Nasssalze in Form von Flüssigstreuung mit 100 % Sole oder Feuchtsalze mit 30 % Sole, um Fußgängern und Autofahrern auch bei Schnee und Eisglätte Sicherheit auf den Straßen zu garantieren. Nasssalze mit 100 % Sole gelten gerade beim präventiven Streuen als besonders effizient: Sie lassen sich leicht ausbringen, benetzen die Straßenoberflächen durchgehend und werden nicht von der Fahrbahn geweht. Sie wirken bei tiefen Temperaturen insbesondere dann besser als herkömmliche Trockensalze aus Natriumchlorid-Verbindungen, wenn Kalzium- und Mag-

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nesiumchlorid mit zum Einsatz kommen. Den Vorteilen für die Verkehrssicherheit stehen jedoch bedeutende Gefahren für die Umwelt gegenüber: Denn diese Nasssalze passieren gemeinsam mit dem Oberflächenwasser die Regenwasserreinigungs-Anlage. Hier können sie die Schwermetalle, die bereits in herkömmlichen Reinigungssubstraten gebunden sind, innerhalb kürzester Zeit remobilisieren und schwallartig auswaschen, sodass sie Boden und Grundwasser verunreinigen.

Nasssalzbeständiges Adsorptionssubstrat Angesichts der Gefahr, die Nasssalze für die Umwelt bedeuten, hat man sich bei FRÄNKISCHE Gedanken über eine technische Lösung für die Problematik gemacht und gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) München das nasssalzbeständige Substrat SediSorp® plus entwickelt. Das neue, hochleistungsfähige Substrat basiert auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und ist nachgewiesen resistent gegenüber Nasssalzen.

Prüfung auf Taumitteleinfluss im DIBt-Prüfverfahren Das DIBt prüft in seinen Zulassungsverfahren, ob Regenwasserreinigungsanlagen beständig gegen Natriumchlorid sind. Damit ist die Leistungsfähigkeit entsprechend geprüfter Anlagen dem Potenzial gängiger Versickerungen über den belebten Oberboden bereits um eine relevante Nasenlänge voraus. Taumittel wie Nasssalze, die zudem Kalzium oder Magnesiumchlorid enthalten können, sind bislang jedoch noch nicht Gegenstand des Prüfverfahrens. „Hier be-

steht Bedarf zur zusätzlichen Ausweitung vorhandener Prüfprogramme: Das DIBt hat SediSorp® plus bereits im Zusammenhang mit SediSubstrator XL geprüft und zugelassen. Darüber hinaus hat die TU München die Beständigkeit von SediSorp® plus gegenüber Nasssalzbelastungen in Anlehnung an die DIBt-Prüfkriterien nachgewiesen. Dank seiner hohen Bindekapazität schützt das neue Substrat damit nachweislich Boden und Grundwasser auch beim Einsatz von Nasssalzen“, erklärt Michael Schütz, Leiter Produktmanagement im Geschäftsbereich Drainage Systeme bei FRÄNKISCHE. Bereits bestehende SediSubstrator®Regenwasserreinigungsanlagen von FRÄNKISCHE lassen sich problemlos mit der neuen Technologie nachrüsten.

FRÄNKISCHE: Verkehrssicherheit und Umweltschutz Nasssalze aus dem Winterdienst können Schwermetalle aus Regenwasserreinigungsanlagen remobilisieren und gefährden so den Schutz des Grundwassers. Mit seinem neuen Adsorptionsmaterial schafft FRÄNKISCHE, Impulsgeber und Innovationsführer im Regenwassermanagement, die Verbindung von Verkehrssicherheit und Umweltschutz: Wo SediSorp® plus in technischen Anlagen zur Regenwasserreinigung eingesetzt ist, können die effizienten Nasssalze aus dem Winterdienst bereits gesammelte Schadstoffe nicht mehr austragen – der umfassende Schutz von Boden und Grundwasser vor Schwermetallen und bestmögliche Sicherheit für Autofahrer und Fußgänger sind dauerhaft sicher gewährleistet. www.fraenkische.com

Bau der Regenwasserbehandlungsanlage Manshardtstraße in Hamburg HAMBURG WASSER begann am 14.11.2016 mit den vorbereitenden Arbeiten für den Bau der Regenwasserbehandlungsanlage Manshardtstraße. In diesem Zusammenhang werden Bäume gefällt, Sondierungen auf Kampfmittel durchgeführt und eine Wasserleitung umgelegt. Der Bau der Regenwasserbehandlungs­ anlage beginnt im Frühjahr 2017 und sollen bis Ende 2017 abgeschlossen werden. Der Wanderweg entlang des Jenfelder Baches zwischen der Manshardtstraße und der Straße Rehwiesen muss für die vorbereitenden Arbeiten zeitweise und für den Bau der Anlage komplett gesperrt werden. Zeitweise muss ebenfalls der Wanderweg entlang des Jenfelder Baches zwischen der Manshardtstraße und der Straße Fuchsbergredder gesperrt werden. Fußgänger und Radfahrer müssen dann über den Hasenbanckweg ausweichen.

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Südlich der Manshardtstraße fließen bei Regenwetter über ein Regensiel stark verschmutzte Straßenabwässer vom Schiffbeker Weg sowie der Manshardtstraße in den Jenfelder Bach. HAMBURG WASSER baut an dieser Stelle aus diesem Grund eine Regenwasserbehandlungsanlage. Durch die Anlage werden diese Abwässer gereinigt. Zudem sorgt die Anlage dafür, dass stoßartige Einleitungen, wie sie heute bei Regen auftreten, vermieden werden. Damit wird der Wasserstand im Jenfelder Bach vergleichmäßigt und die Gewässergüte verbessert. Geplant wurde die Anlage von HAMBURG WASSER in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Hamburg-Mitte und der Behörde für Umwelt und Energie.

www.hamburgwasser.de

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Wirtschaftliche Regenwasserspeicherung und -behandlung nach Vorgabe der DWA M 153 Wie Regenwasserrückhaltung und Regenwasserbehandlung sinnvoll kombiniert werden kann – am Beispiel eines Logistikstandortes in Hamburg Dass neue Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung in Städten und Kommunen notwendig sind, ist inzwischen sattsam bekannt. Dass zunehmende Starkregenereignisse als Folge des Klimawandels dies zeigen, auch. In diesem Zusammenhang wird die Rückhaltung und der gedrosselten Ableitung von Niederschlagswasser immer wichtiger; besonders aber auch die Behandlung der Niederschlagsabflüsse, wobei das Regenwasser nachhaltig und wirtschaftlich gereinigt werden muss. Die Umsetzung der Entwässerung beim Neubau eines Logistikstandortes in Hamburg zeigt, wie Regenwasserrückhaltung und Regenwasserbehandlung sinnvoll kombiniert werden kann. Hier ergab sich folgende Aufgabenstellung: Die Einleitbegrenzung in den öffentlichen Siel der Stadt Hamburg betrug 200 l/s. An drei vorhandenen Einleitungspunkten sollte angebunden werden. Das Niederschlagswasser der Dachflächen konnte unbehandelt bleiben, das Niederschlagswasser der Verkehrsflächen mussten nach der DWA M 153 behandelt werden. Als Entwässerungskonzept wurde der Stadt Hamburg vorgeschlagen, dass Dach- und Verkehrsflächenwasser zu trennen. Das Niederschlagswasser der Dachflächen sollte möglichst direkt und das Niederschlagswasser der Verkehrsflächen nach der Retention gedrosselt über eine DIBt-zugelassene Regenwasserbehandlung in den öffentlichen Siel eingeleitet werden. Hierbei wurde wie im Merkblatt 153 aufgeführt, die sinnvolle Kombination von Regenwasserrückhaltung und Regenwasserbehandlung verfolgt. Das anfallende Niederschlagswasser der 7.780 m2 Dachflächen wurden über zwei Sielanschlüsse mit insgesamt 179 l/s abgeleitet. Die Retention erfolgte über vergrößerte Grundleitungen. Das anfallende Niederschlagswasser der abflusswirksamen 13.900 m2 Verkehrsflächen wurde in einem PK-Kompaktspeicher mit einem Rückhaltevolumen von 351 m3 zwischengespeichert und gedrosselt mit 21 l/s über einen REHAU HydroMaxx gereinigt an den öffentlichen Siel abgeleitet. Der PK-Kompaktspeicher wurde mit einer Länge von 200 m, einer mittleren Breite von 2,77 m und einer Einbaustärke von nur 1,1 m entlang der südlichen Grundstücksgrenze platziert. Die Hauptzuleitungen erfolgten mittig bzw. gegenüber der Ableitungsstelle, sodass das anfallende Niederschlagswasser den PK-Kompaktspeicher erst durchströmen musste, bevor es gedrosselt dem REHAU HydroMaxx zugeleitet wurde. Durch diese Anordnung funktioniert der PK-Kompaktspeicher wie eine Sedimentationsanlage. Der DIBt-zugelassenen Regenwasserbehandlung wird das Niederschlagswasser so zugeleitet, dass eine Re-Mobilisierung innerhalb der Sedimentationsstufe verhindert wird. In Abstimmung mit der Freien Hansestadt Hamburg wurden die Inspektions- und Wartungsintervalle

für die Regenwasserrückhaltung und Regenwasserbehandlung monatlich festgelegt.

Das Prinzip des PK-Regenwassersystems Das PK-Regenwassersystem verwendet zur Speicherung des Niederschlagswassers eine Kombination aus Kunststoffgitterboxen und hochporigem Speichermaterial aus Lava. Je nach Anforderung (Versickerung oder Speicherung) wird das PK-Regenwassersystem mit einem wasserdurch- oder wasserundurchlässigen Geotextil ummantelt. Das Niederschlagswasser wird sowohl in den Hohlräumen zwischen dem Speichermaterial wie auch in den Poren innerhalb der Steine zwischengespeichert. Das gesamte Porenvolumen beträgt 54 %. Die eingebrachten Kunststoffgitterboxen dienen dabei zur Verteilung und auch zur Speicherung des Niederschlagswassers. Sie wer-

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Bild 1.  Zur Speicherung des Niederschlagswassers verwendet das ­PK-Regenwassersystem eine Kombination aus Kunststoff­gitterboxen und hochporigem Speichermaterial aus Lava.

Bild 2.  Detailaufnahme der Lava

den mit einem wasserdurchlässigen Vlies ummantelt. Dieses verhindert das Eindringen von Sedimenten aus den Kunststoffgitterboxen in das Speichermaterial. Über den Inspektionskanal können die Boxen mit einem herkömmlichen Kanalspülschlauch bei Bedarf gereinigt werden. Auf der Oberkante des Speichermaterials wird eine Tragfähigkeit von Ev2 = 75 MN/m2 erreicht. Der Vorteil hierbei ist, dass der Einbau bis Oberkante Planum des Fahrbahnoberbaus ohne weitere Überdeckung möglich ist. Im eingebauten und verdichteten Zustand hat das PK-Regenwassersystem ein Gewicht von 1,13 t/m3 und ist somit

auftriebssicher, was bei den hohen Grundwasserständen in Hamburg ausschlaggebend war. Die kontinuierliche Einbaubegleitung der PK Regenwassermanagement GmbH garantierte die fachgerechte Fertigstellung des Systems, das im November 2016 nach einer Bauphase von 10 Arbeitstagen in Betrieb gehen konnte. Gisbert Peka, PK Regenwassermanagement GmbH www.pk-rwm.de

Bild 3.  PK-Kompaktspeicher – Regelquerschnitt (Fotos/Abb.: PK-RWM)

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Dezentrale Regenwasserbehandlung weiter auf dem Vormarsch Für die Gewässerreinhaltung ist die Regenwasserbehandlung von großer Bedeutung. Die niederschlagsbedingten Einleitungen aus Trenn- und Mischsystemen und von Straßen tragen wesentlich zum Stoffeintrag in Gewässer bei. Grundlegende Rahmenbedingungen der Regenwasserbehandlung regelt das Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Weitere Regelungen finden sich in den jeweiligen Landeswassergesetzen. Darüber hinaus können spezielle Anforderungen an die Niederschlagsentwässerung im Trennverfahren in nachfolgenden Erlassen festgelegt werden. In Nordrhein-Westfalen sind diese z. B. im Runderlass des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 26.05.2004, dem sogenannten „Trennerlass“, geregelt. Hier wird eine zentrale, dezentrale und semizentrale Behandlung definiert und ausdrücklich betont, dass – wenn möglich – semi- und dezentrale Systeme einer zentralen Niederschlagswasserbehandlung vorzuziehen sind. Mehr als zehn Jahre nach Inkrafttreten des Trennerlasses sind zahlreiche semi- und dezentrale Lösungen zur Regenwasserbehandlung durch Unternehmen entwickelt worden und auf dem Markt verfügbar.

Zentrale Niederschlagswasserbehandlung Es gibt mehrere Möglichkeiten der Niederschlagswasserbehandlung, die sich u. a. hinsichtlich des Ortes der Behand-

lung unterscheiden. Die klassische und bekannteste Form ist die zentrale Niederschlagswasserbehandlung vor Einleitung in den Vorfluter. Sie beschreibt die Behandlung ganzer Entwässerungsgebiete und wird häufig angewendet. Behandlungsbedürftige und nicht behandlungsbedürftige Niederschlagswasserabflüsse werden dabei gemeinsam abgeleitet und über das Kanalnetz bis zu einer zentralen Niederschlagswasserbehandlungsanlage geleitet. Dort kommen schließlich Regenklärbecken mit oder ohne Dauerstau, Regenfilterbecken oder Bodenfilter zum Einsatz.

Semi- und dezentrale Regenwasserbehandlung Die semi- und die dezentrale Regenwasserbehandlung sind hingegen eher jüngere Behandlungsformen, die aber immer öfter bei heterogener Belastung der Niederschlagswässer angewendet werden und an Bedeutung gewinnen. Behandlungsbedürftige und nicht behandlungsbedürftige Niederschlagswasser vermischen sich bei der dezentralen Behandlung nicht, die Reinigung wird direkt am Ort des Anfalls vorgenommen. Der Abfluss von verschmutztem Niederschlagswasser kann so minimiert bzw. ganz verhindert werden. Unter dezentraler Behandlung wird im Allgemeinen die Niederschlagswasserbehandlung eines kleineren Bereichs einer angeschlossenen Fläche verstanden. Meist bezieht sich dies auf einen Straßenablauf, der nach

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Bild 1.  Straßenabläufe im Trennsystem

Bild 2.  Parkplatzflächen – Typische Beispiele für separat verschmutzte ­Bereiche.

heute gültigen Planungsmaßstäben eine angeschlossene Fläche von ca. 400 m2 umfasst. Die planerische Realität sieht aber oft anders aus: Erfahrungen zeigen, dass die Größe dieser Fläche oft stark variiert und in der Praxis zwischen 50 und 1.000 m2 liegen kann. Trotzdem sollte der Begriff „dezentrale Behandlung“ für diesen einzelnen Straßenverlauf gelten, dies zeigt beispielhaft wie sich andere Herangehensweisen in der Planung ergeben. Aus planerischer Sicht ist die Größe der angeschlossenen Fläche und der damit verbundenen Reinigungsleistung eines entsprechenden Systems für die Definition einer dezentralen Anlage entscheidend.

ist eine umfangreiche Kenntnis der am Markt verfügbaren Systeme wichtig. Außerdem müssen die spezifischen Bedingungen des Einzugsgebiets berücksichtigt werden. Weitere Kriterien sind die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke (DTV-Wert [Kfz/d]) und der Bestand der Trennkanalisation. Wenn der Einsatz dezentraler Systeme möglich ist, sollten diese gegenüber der klassischen, zentralen Regenwasserbehandlung favorisiert werden. Anlagen zur dezentralen Behandlung eignen sich z. B. bei Straßenflächen mittlerer Belastung in Wohngebieten, stärker frequentierten Parkplatzflächen, Flächen zur Behandlung ohne Kanalnetze (z. B. Brücken) oder zur Vorbehandlung in Gewerbeund Industriegebieten sowie zur quantitativen Vorbehandlung von belastetem Niederschlagswasser. Eine zentrale Behandlung ist wiederum dann sinnvoll, wenn es um große, gleichmäßig belastete Gebiete geht, bei Flächen mit hoher DTV-Belastung, Gefahrenstellen (Pufferung MKW/Löschwasser bei Unfällen) oder zur weitergehenden Behandlung (z. B. Bodenfilteranlagen).

Größeres Behandlungsvolumen Bei der semizentralen Niederschlagswasserbehandlung findet die Reinigung innerhalb des Kanalnetzes statt, aber noch vor der Vermischung mit unbelastetem Niederschlagswasser. Sie wird dort angewendet, wo mehrere Straßenabläufe leitungsgebunden an ein System angeschlossen werden. Das kann schon bei zwei Straßenabläufen der Fall sein. Diese Form der Regenwasserbehandlung zeichnet sich durch ein größeres Behandlungsvolumen und dadurch eine potenziell größere anschließbare Fläche (ca. 1.000 m2 bis über 10.000 m2) aus. Semi- oder dezentrale Systeme zur Regenwasserbehandlung bieten zahlreiche Vorteile in der Stadtentwässerung: Die Vermischung von Abflüssen wird vermieden und die Behandlung erfolgt nur in den notwendigen Bereichen. Durch die gezielte Behandlung des Niederschlagsabflusses einer verschmutzten Teilfläche mit einer dezentralen Anlage kann das Niederschlagswasser eines gesamten Gebietes im Trennsystem für eine schadlose Einleitung in das Oberflächengewässer vorbereitet werden. Sogenannte „Hot Spots“ können entsprechend behandelt werden. Das kann zu einer Kostenreduzierung führen.

Ausblick In über zehn Jahren Genehmigungspraxis des Trennerlasses hat sich in Nordrhein-Westfalen bereits ein Paradig-

Erfolgreiche Planung dezentraler Anlagen Anders als bei der Planung zentraler Anlagen muss bei dezentralen Systemen die Lage und Größe der behandlungsbedürftigen Fläche detailliert bestimmt werden. Geoinformationssysteme können hilfreich sein, um die kleinteilige Flächenstruktur zu ermitteln. Für die erfolgreiche Planung

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Bild 3.  Regenwasserbehandlung im Trennsystem. Dezentrale und semizentrale Behandlung.

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Bild 4.  Übersicht der verschiedenen Behandlungsmethoden. (Fotos/Abb.: Sweco)

menwechsel vollzogen. Regenklärbecken mit Dauerstau (RKBmD) haben an Bedeutung verloren, da Regenklärbecken ohne Dauerstau (RKBoD) die gestiegenen Anforderungen besser erfüllen können. Heute betriebene RKB der zentralen Regenwasserbehandlung sind gemäß dem Gelbdruck des DWA-A 102 aufgrund der regelmäßig angesetzten Oberflächenbeschickungen in Höhe von 10 m3/(m2xh)

häufig in der Lage, einen Gesamtwirkungsgrad von mehr als 30 % zu erzielen. Dezentrale und semizentrale Behandlungsanlagen können diese Wirkungsgrade übertreffen. Insbesondere durch die Anwendung des DWA-A 102 werden in Zukunft häufiger verschiedene Behandlungsverfahren nebeneinander eingesetzt werden. In stärker belasteten Bereichen und sogenannten „Hot Spots“ ist von einer semi- und dezentralen Behandlung auszugehen. Gebiete mit homogener Belastung sind weiterhin klassische Anwendungsgebiete für eine zentrale Niederschlagswasserbehandlung. Aber auch hier muss davon ausgegangen werden, dass die Anforderungen an diese Behandlungsform zukünftig steigen. Diesen kann mit besseren oder weitergehenden ­Behandlungsverfahren begegnet werden. Das sind z. B. ­R KBoD mit geringeren Oberflächenbeschickungen oder zusätzlichen Einbauten sowie Retentionsbodenflitern (RBF) die alleine oder ergänzend zum RKB geplant werden. Dipl.-Ing. Stephan Ellerhorst, Direktor Verkehr & Wasser West / Ost, Sweco GmbH www.sweco-gmbh.de

Beton im Hochbau, Silos und Behälter

Konrad Bergmeister, Frank Fingerloos, Johann-Dietrich Wörner (Hrsg.) Beton-Kalender 2016 Schwerpunkte: Beton im Hochbau, Silos und Behälter 2015. 1600 S. € 174,–* Fortsetzungspreis: € 154,–* ISBN 978-3-433-03074-5 Auch als erhältlich

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Dieser Beton-Kalender vereinigt Beiträge zu den klassischen Kerngebieten des konstruktiven Ingenieurbaus mit Beton, wie z. B. Fertigteile für den allgemeinen Hochbau, Elementdecken, weitgespannten, multifunktionalen Decken. Zusätzlich wird die aktuelle Anforderung des wirtschaftlichen Bewehrens in einem eigenen Beitrag behandelt. Ein weiteres klassisches Anwendungsgebiet der Betonbauweise ist der Behälterbau für Industrie und Landwirtschaft. Hierfür sind spezielle Kenntnisse über die zugrundeliegenden industriellen Verfahren, die Bauverfahren und die Sanierung notwendig, die zum jahrzehntelangen Erfahrungsschatz deutscher Bauunternehmen und Ingenieurbüros gehören – sie haben die Beiträge umfassend und praxisnah verfasst. Ein neues breites Anwendungsgebiet für den Beton stellen Energiespeicher dar: Beton steht weltweit beinahe überall zur Verfügung.

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Dauerhafter Funktions-, Kolmations- und Gewässerschutz Sedimentationsstrecken als Beschickungsorgan von dezentralen Regenwasser­ managementsystemen Ein wirkungsvoller Gewässerschutz, die dauerhafte Funktions­ fähigkeit sowie die Zentralisierung und Vereinfachung der Wartung im Regenwassermanagement, sind sowohl bei einer Versickerung als auch bei der Vor- und Rückhaltung entscheidende Faktoren. Die Nachteile bei vielen Produkten der dezentralen ­Niederschlagswasserbehandlung bestehen darin, dass der Zuund Ablauf nur zentral erfolgen kann, weshalb der Abfluss von Entwässerungsgegenständen über lange Grundleitungsnetze ­gesammelt werden muss und die Übergabe an Versickerungsund/oder Rückhaltesysteme nur punktuell erfolgen kann.

rekt in die Regenwassermanagementsysteme integrierte Sedimentationsanlage entwickelt und patentieren lassen. Die neuen Anlagen ermöglichen durch deren Drainagerohr den direkten und dezentralen Anschluss an jedem Punkt. Entlang des Drainagerohres ist entsprechend der projektspezifischen Anforderung, ob eine dezentrale Niederschlagswasserbehandlung notwendig ist oder alleinig der Funktions- und Kolmationsschutz benötigt wird, ein wasserdurchlässiges oder wasserundurchlässiges Geotextil angeordnet.

Systemintegrierte Sedimentationsstrecken

Funktions- und Kolmationsschutz

Die GEO PROTECT®-Gruppe, ist seit über 20 Jahren bekannt für innovative, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Regenentwässerungskonzepte und Regenwassermanagementsysteme von hoher Qualität. In fortwährender Entwicklungsarbeit hat die Unternehmensgruppe eine di-

Das wasserdurchlässige Filtervlies sorgt dafür, dass jene ­Sedimente und AFS welche kleiner sind als der Schlitzquerschnitt des Drainagerohres und somit in das Speichermineral übertreten könnten, im direkten Rohrumfeld und dem Filtervlies verbleiben, dieses gezielt abdichten und so über

Bild 1.  Schloss Bellevue in Berlin, GEO PROTECT ®-Tragschichtrigole und Rohrgrabenspeicher zur Versickerung, bzw. Einleitung in ein Gewässer. Messe3a in Nürnberg, GEO PROTECT ®-Kompaktspeicher mit Eignung als Bodenpolster, zur Aufnahme hoher dynamischer, seitlicher Aufpralllasten und Anschluss an das messeinterne Kanalnetz. Dachser in Schönefeld, GEO PROTECT ®- Kompaktrigole mit Behandlungsmodulen zur Vorbehandlung und Versickerung in ein Gewässer. Bundesligastadion in Aachen, GEO PROTECT ®- Rohrgraben-, Kompakt- und Tragschichtspeicher zur gedrosselten Einleitung in eine Vorflut.

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Bild 2.  Einbau von Sedimentationsanlagen unterschiedlicher GEO PROTECT ®-Bautypen.

die Dauer der Nutzung ein Regenklärbecken schaffen. So ist durch die patentierte Anordnung des Filtervlieses der GEO PROTECT ®-Anlagen die Versickerungsfläche vor innerer Kolmation, das Speichervolumen vor Sedimenteintrag und die Hydraulik vor Versagen geschützt. Darüber hinaus wird die Wartung auf die Sedimentationsstrecke zentralisiert und vereinfacht.

Dezentrale Niederschlagswasserbehandlung Bei Verwendung von wasserundurchlässigen Geotextilien wird direkt ein Regenklärbecken geschaffen, welches mit

der benötigten Oberflächenbeschickung und einem maximal zu erzielenden Durchgangswert von 0,20 als Typ D21d gem. des DWA-M 153 und bei Bedarf mit einem speziellen Filtersplitt ausgestattet werden kann. Selbst beim Anschluss stark behandlungsdürftiger Oberflächenabflüsse, z. B. von LKW-Stellflächen oder Anlieferbereichen, sind dezentrale Anschlüsse ohne Verlust der Behandlungsleistung möglich, da neben der starren Betrachtung der Durchgangswerte eine umfassende Behandlung aller in den Abflüssen enthaltener Stoffe zusätzlich mit integriert werden kann. So sind neben Sedimenten und AFS, welche durch die geringe Oberflächenbeschickung, den Dauerstau sowie die in der hydraulischen Dynamik reduzierende Dränrohrschlitzung und das Filtermaterial zuverlässig in der Sedimentationsstrecke gesammelt werden, u. a. Leichtflüssigkeiten enthalten. Diese bleiben bei Durchströmung der Sedimentationsstrecke entgegen der Schwerkraft am speziellen Filtersplitt und seiner großen Oberfläche, vergleichbar eines Tropfkörpers, haften und werden dort durch die natürliche, mikroorganische Besiedelung abgebaut.

Adsorptionsfiltration Zum Rückhalt von gelösten, nicht partikular gebundenen Schwermetallen, wird gerade ein spezielles Filtersubstrat entwickelt und über das DIBt zugelassen, welches als Alternative zum Filtersplitt verwendet werden kann. Dieses wird durch spezielle Reaktivierungsmaßnahmen über Jahrzehnte im Urzustand gehalten und muss nicht ausgetauscht werden, wie es bei den aktuell auf dem Markt befindlichen Substratfilteranlagen der Fall ist.

GEO PROTECT®-Systeme

Bild 3.  Schnittzeichnung eines GEO PROTECT ®-Kompaktspeichers, einer GEO PROTECT ®-Tragschichtrigole mit Versickerung bei hohen Grundwasserständen und eines GEO PROTECT ®-Tragschichtspeicher-Muldensystems. (Fotos/Abb.: GEO PROTECT ®)

Auf Basis von Forschungsergebnissen mit der Universität Essen, zum dauerhaft funktionsfähigen Einsatz von Splittgemischen als Niederschlagswasserspeichermedien, wurden mehrere patentierte Systeme und Bauarten zur Versickerung, Vor- und -Rückhaltung entwickelt, welche über die Planungsgesellschaft GP DEVELOPMENT® GmbH geplant und den Baustoffgroßhandel GP BUSINESS® GmbH vertrieben werden. Durch die alleinige Spezialisierung auf den Bereich des Regenwassermanagements konnten tausende Systeme bei Projekten eine wirtschaftliche, dauerhaft funktionsfähige und nachhaltige Lösung erzielen. Diese kommen u. a. unterhalb statisch maximal belasteter Oberflächen, selbst im voll eingestauten Zustand während Frostperioden und des Frost-Tau-Wechsel, sowie als Äquivalent zu Schottertrag- und Frostschutzschichten zum Einsatz.

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Versickern

Regenwassermanagement: Unsere Aufgabe heute und zukünftig Wie die Entwässerung von Gebäuden, Straßen, Wegen und Plätzen als Chance verstanden werden kann

Bild 1.  Gerade im urbanen Bereich kann ein gesamtheitliches Entwässerungsmanagement das Stadtklima verbessern und die Ressource Wasser schonen.

Sowohl bei Hochbauprojekten als auch bei infrastrukturellen Maßnahmen im urbanen Bereich, d. h. Verkehrswege und Verkehrsflächen, muss die Oberflächenentwässerung bereits bei der Planung einen höheren Stellenwert als bisher einnehmen. Es geht darum, mit Hilfe eines interdisziplinären Regenwassermanagements von Anfang an den Schutz und die Neubildung des Grundwassers, aber auch verstärkt den Schutz von Sachwerten und Menschenleben zu gewährleisten. Die Entwässerung von Gebäuden, Straßen, Wegen und Plätzen darf also nicht länger als notwendiges Übel verstanden werden. Sie muss als Chance verstanden werden, mit kontrollierten Entwässerungssystemen einen Beitrag zum Schutz des Grundwassers zu leisten und gleichzeitig Teil der städtebaulichen Gesamtplanung unter Einbeziehung der Ressource Wasser zu werden. Regenwassermanagement ist nicht die alleinige Aufgabe der Städte und Gemeinden mit ihren öffentlichen Entwässerungseinrichtungen. Auch Privatperson und Privateinrichtungen können gleichermaßen einen wesentlichen Beitrag zum Schutz und zur Neubildung des Grundwassers durch die zielgerichtete Ableitung des Oberflächenwassers und z. B. dezentrale Versickerungsanlagen beitragen. Darüber hinaus können Haushalte und Kommunen von einer Regenwassernutzung profitieren, die Regenwasser je nach Bedarf zur Bewässerung des Gartens oder zur

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Nutzung im Haus und Garten vorsieht und somit eine Einsparung des hochwertigen Trinkwassers ermöglicht. Es gibt viele Argumente für Regenwassermanagement, aktiven Grundwasserschutz und Regenwassernutzung sowohl auf privater, als auch gewerblicher Ebene. Ob eine Verbesserung des Grundwasserspiegels durch Versickerung, geringere Trinkwasser-Entnahmen, eine Reduzierung der Überschwemmungsgefahr infolge von Flächenversiegelungen oder die Entlastung der Vorflut bzw. Kanalisation bei Starkregenereignissen. Auch können Gebühren für versiegelte Flächen oder Dachniederschlagswasser, erhoben von vielen Gemeinden, eingespart werden. Nicht zuletzt kann durch ein intelligentes Regenwassermanagement der Energieaufwand zur Klärung und Aufbereitung von belastetem Wasser aus der Kanalisation deutlich reduziert werden.

Regenwassermanagement mit Produkten aus der ACO Systemkette ACO Produkte und Systemlösungen dienen einem Regenwassermanagement, das ebenso ökonomisch wie ökologisch ist. Konkret stehen im Rahmen des Umweltschutzes für ACO der Schutz des Grundwassers, die Entlastung der Kanalisation, die Grundwasserneubildung und der Hochwasserschutz im Vordergrund. Hierfür schafft das Unter-

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Versickern

Der Einbau von Rinnensystemen dient der Entwässerung von Flächen, dem Schutz der Bauwerke und dem Schutz des Grundwassers vor belastetem Regenwasser. Dass es bei Rinnensträngen in Standardanwendungen durch Undichtigkeiten an den Stößen zu Schadstoffeinträgen in Boden und Grundwasser kommen kann, war bisher wenig bekannt oder wurde gebilligt. Herkömmliche Rinnen ohne integrierte Dichtung müssen nach dem Verlegen der Rinnenelemente auf der Baustelle in einem zusätzlichen Arbeitsgang abgedichtet werden, um dauerhaft dicht zu sein. Die neue ACO DRAIN® Multiline Seal in (Bild 2) nimmt Oberflächenwasser auf und leitet es ohne Verluste zur Behandlung oder (Wieder)-Verwendung weiter. Die Seal in Technologie besteht aus dem wasserdichten,

HERAUSFORDERUNG

NASSSALZE

SediSorp ® plus Nasssalzbeständiges Adsorptionssubstrat ■ keine Remobilisierung

von Schadstoffen unter Einfluss von Nasssalzen ■ innovatives Adsorptions-

substrat schützt Boden und Grundwasser ■ SediSubstrator -

Sedimentationsanlagen mit SediSorp plus ■ entwickelt mit der

TU-München

Bild 2.  ACO DRAIN ® Multiline Seal in: Wasserdichter, frostsicherer Polymerbeton und eine ­se­rienmäßig integrierte 2 komponentige Dichtung aus EPDM sorgen für die Dichtheit der ­Rinnenelemente.

Mit der Weiterentwicklung des Blockrigolensystems ACO Stormbrixx bietet die ACO Tiefbau Vertrieb GmbH ein Konzept für die Entwässerung von Neubauprojekten im Hoch- und

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Rückhaltung oder Grundwasser­ neubildung

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Grundwasserschutz durch geprüfte Dichtheit

frostsicheren Polymerbeton Rinnenkörper und einer serienmäßig integrierten 2 komponentigen Dichtung aus EPDM. Diese Kombination gewährleistet die notwendige Wasserdichtheit der Entwässerungsrinnen über die von der DIN EN 1433 geforderte Zeitspanne von 30 Minuten hinaus. Das IKT in Gelsenkirchen wies für diese Rinnensystem in einem Langzeittest (Prüfnummer D00978) die Dichtheit in über 72 Stunden bei 500.000 Lastzy­ klen nach. Die Akzeptanz der neuen Rinne bei Planern und Verarbeitern bestätigt sich bereits direkt nach der Produkteinführung Mitte 2016. Doch es geht nicht nur um die Annahme des Produktes am Markt. Vielmehr ist festzustellen, dass Planer mit der neuen Entwässerungsrinne bewusst zukunftsweisend ausschreiben und damit den Bauwerk-, Gewässer- und letztlich den Umweltschutz gezielt unterstützen. Bei Praxiseinsätzen wurden die positiven Eigenschaften der Entwässerungsrinne auch von den Verarbeitern bestätigt. Neben den funktionalen Eigenschaften, wie Dichtheit und Erhöhung der Selbstreinigungsfunktion (glatte Übergänge am Rinnenstoß, glatte Oberfläche des ACO Polymerbetons), werden die Vorteile bei Handling, Transport und Einbau der neuen Rinne geschätzt (Bild 3): ACO Polymerbetonprodukte sind bei gleicher Belastbarkeit leichter als Betonprodukte. Das einfache Stecksystem, durch Versetzen der Rinnenelemente von oben, bleibt wie bisher und sorgt für einen effizienten und wirtschaft­ lichen Einbau ohne zusätzlichen Aufwand. Die industrielle Vorfertigung spart Zeit, erhöht die Qualität und kommt der Umwelt, dem Bauwerk und dem Bauunternehmen zugute. Die Anschaffungskosten der Rinnenelemente sind nicht höher als bisher. Auch die Drainlock Roste wie z. B. das Design-Längsprofilrost (Red Dot 2015) oder das Compositrost mit Microgrip (R13) können wie bisher als Abdeckung zum Einsatz kommen.

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nehmen kluge Systemlösungen, die in beide Richtungen funktionieren: Sie schützen die Menschen vor dem Wasser – und umgekehrt. Jedes Produkt des Herstellers sichert innerhalb der ACO Systemkette den Weg des Wassers mit dem Ziel, es ökologisch und ökonomisch sinnvoll weiterverwerten zu können.

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SediSorp plus

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Der logistische Aufwand beim Transport der ineinander gestapelten, leichten Elemente ist sehr gering. Die ACO Tiefbau Vertrieb GmbH bietet Planern und Baufirmen Unterstützung bei der Planung und Ausführung an. Auf Grundlage der Angaben wird der jeweilige Bedarf zum Bauvorhaben ermittelt und ein individueller Verlegeplan erstellt. War bisher der Einbau eines Schachtunterteil- bzw. Schachtzwischenteils für den direkten Zugang zur Rigole erforderlich, wird durch die Installation des neu entwickelten Adapters für den Schachtaufbau der Einbau der Gesamtanlage noch wirtschaftlicher. (Bild 5) Wie bisher wird der Zugang nach oben hin durch die ACO Stormbrixx Schachtaufbauteile mit oder ohne Stutzen ergänzt. Die Höhe ist variabel und kann der Geländeoberkante angepasst werden. Eine Schachtabdeckung rundet das Baukastensystem ab.

Wartung und Inspektion in alle Richtungen Bild 3.  Das einfache Stecksystem der ACO DRAIN ® Multiline Seal in, durch Versetzen der Rinnenelemente von oben, sorgt für einen ­effizienten und wirtschaftlichen Einbau ohne zusätzlichen Aufwand.

Tiefbau und bei der nachträglichen Versiegelung öffentlicher und privater Flächen. Die Versickerung oder Rückhaltung stellt eine ökologisch wertvolle und wirkungsvolle Lösung dar und ist durch neu entwickelte Bauteile noch wirtschaftlicher. Langfristig betrachtet ist das Rigolensystem ACO Strombrixx auch eine ökonomisch interessante Lösung, denn Regenwassergebühren, die für versiegelte Flächen inzwischen in fast allen Regionen gesetzlich erhoben werden, entfallen. Darüber hinaus wird, wie z. B. vom Wasserhaushaltsgesetz (WHG) gefordert, das Niederschlagswasser am Ort der Entstehung gesammelt bzw. zurückgehalten und zeitverzögert durch eine kontrollierte Abgabe mittels Drosselorgan an die Kanalisation oder Vorflut abgegeben.

Stabilität und Festigkeit der Konstruktion durch Verlegen im Verband Das aus Kunststoff hergestellte, modulare Rigolensystem, das als Blockspeicher und Blockversickerung für Niederschlagswasser eingesetzt werden kann, bietet aufgrund seiner Systemarchitektur eine besondere Stabilität und Festigkeit. So kann u. a. das ACO Stormbrixx System unter Grünflächen, öffentlichen Wegen und Plätzen und auch Pkw-Stellplätzen in bis zu drei Lagen installiert werden und ist belastbar bis SLW 60 (mit DIBt Zulassung). Die Basis des Systems stellen die etwa 10 kg leichten Grundelemente in einer Größe von 1205 × 602 × 343 mm dar. Durch das Verlegen der Einzelteile im Verband und mithilfe eines intelligenten Stecksystems wird die Lagersicherheit des Gesamtsystems hergestellt. Nach dem Zusammenbau der Grundelemente stehen die tragenden Säulen des Systems exakt übereinander, sodass die Lasten gleichmäßig von oben nach unten abgeleitet werden. Der Einbau der Einzelteile im Verband ist eines der wesentlichen Merkmale von ACO Stormbrixx. Mit den standardisierten Elementen lassen sich nahezu alle Rigolen-Bauformen schnell und einfach herstellen.

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Aufgrund der Elementarchitektur von ACO Stormbrixx, die lediglich eine äußere Begrenzung des Gesamtsystems durch einfach montierbare Seitenwände und Abdeckungen benötigt, ist das zusammengesetzte, mehrlagig einbaubare Rigolensystem inspizier- und spülbar. Muldenartige Zwischenräume erleichtern das Führen der Kanalkamera oder des Spülkopfs. Durch den Einbau von integrierten Inspektions- und Spülschächten sowie dem neu entwickelten Adapter ist der Zugang zum Rigolensystem dauerhaft gesichert.

Nachhaltige Nutzung des Regenwassers Das ACO Rain4me Regenwassernutzungssystem ist ein modulares Komplettsystem, bestehend aus Regenwassertank, 5-stufiger Filtertechnik, Aufsatzstück sowie Pumpenanlage und kann je nach Bedarf den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden (Bild 6). Der Regenwasser-Flachtank besteht aus einem modularen System (Größen 2.000, 4.000, 6.000 und 8.000 l) und bildet die Basis der Regenwassernutzung. Er ist „Made in Germany“ und aus 100 % recyclingfähigem Vollmaterial PE-LLD hergestellt, statisch geprüft und garantiert 25 Jahre haltbar. Auf die Unversehrtheit der jeweiligen Erdtanks (keine Verformung, keine Undichtigkeit der Tanks) gibt der Hersteller 25 Jahre Garantie. Ga-

Bild 4.  Durch das Verlegen im Verband wird erhält das Rigolensystem ACO Strombrixx Stabilität und Festigkeit, auch bei mehrlagiger Installation.

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Komplettprodukte / Baukastensystem

Bild 5.  Der neu entwickelte ACO Strombrixx Adapter für den direkten Zugang zur Rigole macht den Aufbau der Gesamtanlage noch wirtschaftlicher.

ACO bietet vier verschiedene Komplettprodukte für die Regenwassernutzung an. Die Komplettprodukte ACO Rain4me Garten Basic und ACO Rain4me Garten Plus sind speziell auf den Einsatz zur Gartenbewässerung ausgelegt. Mit ACO Rain4me Haus und Garten Compact und ACO Rain4me Haus und Garten Professional stehen Komplettprodukte zur Verfügung, die eine Nutzung des Regenwassers sowohl für den Haushalt, zum Beispiel für die Toilettenspülung, die Waschmaschine oder zur Reinigung, als auch für die Gartenbewässerung ermöglichen. Das Baukastensystem ermöglicht unabhängig davon eine Möglichkeit der individuellen Zusammenstellung der Regenwassernutzungsanlage. Das Baukastensystem verfügt über Komponenten wie Flachtanks, Aufsatzstücke, die Wassermanagementsysteme und weitere Systemkomponenten.

Regenwassernutzung mit nachgeschaltetem Rigolensystem

Bild 6.  Baukastensystem: Das ACO Rain4me Regenwassernutzungssystem ermöglicht die individuelle Zusammenstellung, angepasst an die örtlichen Gegebenheiten.

rantiebedingungen: Einbau unter vollständiger Beachtung der Einbaubedingungen, insbesondere zu Unterbau und Statik, ordnungsgemäße Beanspruchung und Handhabung. Im Garantiefall ersetzt der Hersteller kostenlos das eingesetzte Material bei freier Lieferung. Darüber hinausgehende Garantieleistungen sind ausgeschlossen. Mängelhaftungsansprüche bleiben unberührt.

Regenwasser, das auf der Dachfläche ankommt und über Dachrinnen gesammelt wird, kann für die Gartenbewässerung oder, bei Installation der erforderlichen Leitungen, auch im Haushalt genutzt werden. Das ACO Rain4me Regenwassernutzungssystem ist ein Komplettsystem, bestehend aus Regenwasserflachtank, Filtertechnik, Aufsatzstück sowie Pumpenanlage und kann je nach Bedarf den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. (Bild 7) Wenn der Flachtank gefüllt ist und die örtliche Bodenbeschaffenheit eine Versickerung zulässt, kann es zur ACO Stormbrixx Rigolenanlage geleitet werden. Dort versickert es im Boden, trägt zur Neubildung des Grundwassers bei und befreit den Besitzer von Regenwassergebühren. Mit dem ACO Sickerset kann das Regenwasser von bis zu 300 m2 Dachfläche versickert werden, je nachdem welche Bodenart und Regenspende besteht. Das Erweiterungsset erhöht die anschließbare Fläche auf 360 m2.

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Bild 7.  Mit der Regenwassernutzungsanlage ACO Rain4me und der nachgeschalteten ACO Stormbrixx Rigole wird Regen­ wasser wiederverwendet und der natürliche Wasserkreislauf durch Versickerung unterstützt.

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D-Rainclean®-System für drei Straßenzüge Gelungene Premiere in Coswig Im Rahmen des grundhaften Ausbaus dreier Straßenzüge in der nordwestlich von Dresden gelegenen Großen Kreisstadt Coswig galt es, eine Lösung für die Entwässerung zu finden. Der Auftraggeber, die WAB Wasser Abwasser Betriebsgesellschaft Coswig mbH, erwog zunächst noch die Erstellung eines neuen Regenwasserkanals sowie die Nutzung des nahegelegenen Lockwitzbachs. Nach sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile sowie Beauftragung eines Bodengutachtens riet die mit der Planung, Ausschreibung, Bauüberwachung und Betreuung der Baumaßnahme beauftragte Dresdener ACI-Aquaproject Consult Ingenieurgesellschaft mbH jedoch dazu, das auf den Verkehrsflächen anfallende Regenwasser vor Ort zu versickern. Die mit der Umsetzung der Arbeiten betraute Eurovia Verkehrsbau Union GmbH, Niederlassung Dresden, baute in der Niederauer-, der Nord- und der Siedlerstraße die von der Funke Kunststoffe GmbH entwickelte D-Rainclean®-Sickermulde mit Gussabdeckung der Klasse D 400 ein. Die Sickermulde nimmt mit Schadstoffen belastetes Niederschlagswasser von Straßen, Parkplätzen, Hof- und Dachflächen auf und gibt es nach der Passage einer Substratschicht in unbedenklichem Zustand an das Grundwasser ab. Für die Erstellung der Schmutzwasser-Sammler in den drei Straßen setzten die Verkehrswegebau-Spezialisten von Eurovia ebenfalls auf ein Produkt aus Hamm, zum Einsatz kamen die in der Ausschreibung geforderten Rohre des HS®-Kanalrohrsystems von Funke.

Plan B: versickern statt einleiten Für die Erstellung der Schmutzwasser-Sammler kamen HS®-Kanalrohre zum Einsatz – in der Siedlerstraße wurden 53 m Rohr der Nennweite DN/OD 200 verlegt, in der Niederauerstraße sowie der Nordstraße 135 bzw. 165 m Rohr DN/OD 250 eingebaut. Die Leitungen für die Trinkwasserversorgung wurden ebenfalls erneuert, ebenso wie Straßenbelag, Gehweg und Beleuchtung. Zudem wurden im Rahmen der Verlegung des Schmutzwassersammlers sämtliche Grundstücke an den öffentlichen Bereich angeschlossen. Zu diesem Zweck wurden bei der Verlegung der Sammler entsprechende Hausanschlussleitungen aus brau-

Bild 1. In der Nordstraße wurde die D-Rainclean®-Sickermulde in der Straßenmitte verlegt – bei der Erstellung der neuen Schwarzdecke wurde der Tiefpunkt entsprechend in der Mitte gesetzt.

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Bild 2. Auch optisch eine anspruchsvolle Lösung: Die Sickermulde nimmt mit Schadstoffen belastetes Niederschlagswasser von Straßen, Parkplätzen, Hof- und Dachflächen auf und gibt es nach der Passage einer Substratschicht in unbedenklichem Zustand an das Grundwasser ab.

nen HS®-Kanalrohren DN/OD 160 bis 1 m auf die Grundstücke verlegt, außerdem wurde ein Übergabeschacht gesetzt. Mit Blick auf die Entwässerung warf der grundhafte Ausbau der drei Straßen im Norden von Coswig allerdings eine Reihe von Fragen auf. Auf den Grundstücken anfallendes Regenwasser sollte vor Ort versickert werden – was mit dem auf Verkehrsflächen anfallenden Regenwasser geschehen sollte, musste jedoch noch geklärt werden. Zunächst zog die WAB Wasser Abwasser Betriebsgesellschaft Coswig mbH die Erstellung eines neuen Regenwassersammlers in Betracht. Der hätte an einen vorhandenen Regenwasserkanal angebunden werden müssen, der wiederum in den als Vorfluter genutzten nahegelegenen Lockwitzbach einleitet. Planer Dipl.-Ing. Hagen Müller von der ACI-Aquaproject Consult Ingenieurgesellschaft zählt Gründe auf, aus denen man die ursprünglichen Überlegungen wieder verworfen hat: „Der vorhandene Regenwasserkanal war hydraulisch schon sehr ausgelastet; zusätzlich zum angedachten Regenwasserkanal hätten noch weitere Rückhaltemaßnahmen vorgenommen müssen.“ Auch der Lockwitzbach sei mit Blick auf die Aufnahmekapazität bereits an seine Grenze gelangt, aus genehmigungstechnischer Sicht sei das ursprünglich ins Auge gefasste Vorhaben daher schwierig gewesen. Andere Randbedingungen

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brachte Funke-Fachberater Uwe Schmidt die D-Rainclean®Sickermulde als mögliche Lösung ins Spiel. „Das mit einem speziellen Substrat gefüllte System, das sowohl in einer offenen als auch einer geschlossenen Variante mit befahrbarer Gussabdeckung Klasse B 125 oder Klasse D 400 lieferbar ist, dient zur Behandlung und Versickerung von belastetem Oberflächenwasser“, so Schmidt. „Schwermetalle werden durch Adsorption, Kationentausch und Filterung gebunden, Ölrückstände werden biologisch abgebaut.“

Umfangreiche Beratung von Anfang an

Bild 3. Die in Coswig eingesetzte befahrbare Version der Sickermulde mit Gussabdeckung, Verschraubung und Läuferstein eignet sich für Schwerlastverkehr bis 40 t.

waren günstiger: Der zum großen Teil aus Heidesand bestehende Boden vor Ort schien sich zur Versickerung anzubieten – eine Annahme, die das vom Ingenieurbüro ACI in Auftrag gegebene Baugrundgutachten bestätigte. Angesichts des ermittelten Durchlässigkeitsbeiwertes von 3×10–4

Im Markt ist die von Funke entwickelte Sickermulde bereits seit mehr als zehn Jahren im Einsatz – eine lange Zeit, in der das vom DIBt zugelassene Produkt seine Leistungsfähigkeit im Rahmen zahlreicher Baumaßnahmen bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Die Baubeteiligten im sächsischen Coswig allerdings hatten mit dem D-Rainclean®-System noch keine Erfahrungen gesammelt. Umso wichtiger sei die Beratung durch den Hersteller gewesen, die bereits in der Planungsphase begonnen habe, betont Planer Müller. Zunächst rechnete die technische Kundenberatung von Funke das vom Planer entwickelte Konzept und leiteten eine Empfehlung ab – Ergebnis: Für die Entwässerung von 12 m2 Fläche würde jeweils 1 m Mulde benötigt. In der Siedlerstraße wurden die Muldenelemente auf Wunsch des Auftraggebers direkt am Bordstein verlegt, in der Niederauer- und der Nordstraße hin-

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Bild 4.  In der Siedlerstraße wurde die Sickermulde auf ausdrücklichen Wunsch des Auftraggebers entlang des Bordsteins verlegt.

Bild 5.  Enge Abstimmung, umfassende Beratung, gutes Resultat: Dipl.-Ing. Hagen Müller (li.) und Funke-Fachberater Uwe Schmidt nehmen das Ergebnis der Arbeiten in Augenschein. (Foto: Funke Kunststoffe GmbH)

gegen in der Straßenmitte. „In den Randbereichen lagen bereits Leitungen für verschiedenste Medien“, erläutert Müller, „und die Verlegung der vorhandenen Trassen wäre sehr aufwändig gewesen.“ Umfangreiche Beratung sowohl in der Planungs- als auch in der Ausführungsphase spielt in der Firmenphilosophie von Funke traditionell eine wichtige Rolle – ein Verständnis, das sich auch beim Bauvorhaben in Coswig auszahlte. Der enge Kontakt, den Planer Müller, Eurovia und Funke hielten, sorgte dafür, dass offene Fragen zu Produkt und Einbau schnell beantwortet wurden und sich der Bauablauf zügig gestaltete, obwohl der Einsatz des Systems für die Beteiligten vor Ort eine Premiere darstellte.

ten Schritt wurde die Gussabdeckung aufgebracht, im Anschluss wurde umlaufend ein 3 cm tiefes Mörtelbett für die Läufersteine eingebracht. Zum Abschluss der Arbeiten wurden die Mulden mit Substrat befüllt, die Gussabdeckungen verschraubt und Schwarzdecken aufgebracht. „Die Instandhaltung des Drainagesystems gestaltet sich übrigens sehr problemlos“, so Schmidt, „wir empfehlen, offene Mulden zwei bis drei Mal im Jahr von Laub und Unkraut zu reinigen. Bei der geschlossenen Variante, wie sie in Coswig zum Einsatz gekommen ist, reicht sogar eine einmalige jährliche Reinigung.“ Noch ungleich längere Zeiträume gelten mit Blick auf das Substrat: Untersuchungen eines unabhängigen Labors prognostizieren für das Substrat eine Standzeit von bis zu 20 Jahren. Sechs Wochen nach Abschluss der Arbeiten zieht auch Planer Müller ein positives Fazit. Mit dem Ablauf wie mit dem Ergebnis der Baumaßnahme seien alle Baubeteiligten zufrieden. Das System D-Rainclean® sei aus seiner Sicht „unbedingt zu empfehlen – wenn die Randbedingungen stimmen, bietet die Sickermulde von Funke eine gute technische Lösung, die ich guten Gewissens weiterempfehlen kann“, fasst Müller seinen guten Eindruck zusammen.

„Unbedingt empfehlenswert“ Zunächst wurde das Planum vorbereitet. Im Anschluss wurde eine 25 cm tiefe Rigole ausgehoben und mit Sand und Kies verfüllt, als Ausgleich dient eine 3 bis 5 cm dicke Schicht aus Splitt. Auf diese Ausgleichsschicht wurden die Sickermulden gesetzt, anschließend wurden die Elemente mit einer Betonrückenstütze versetzt. Hier wurde umlaufend mit verlorener Schalung gearbeitet: Der Beton wurde zweilagig eingebaut, die Stärke zwischen Splittschicht und Unterkante der Abdeckung liegt bei etwa 20 cm. Im nächs-

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Flachtank für Großanlagen Große Speicher – wirtschaftlich effizient, ökologisch sinnvoll

Der starke Anstieg der Trinkwasser- und Abwassergebühren und betriebliche Auflagen haben dazu geführt, dass immer mehr private, gewerbliche und öffentliche Einrichtungen, Anlagen zur Nutzung von Betriebs- und Regenwasser errichten. Betriebswasser ist Wasser, das einer technischen, gewerblichen, landwirtschaftlichen oder hauswirtschaftlichen Anwendung dient.

die für einen stabilen Erdtank von entscheidender Bedeutung sind. Gelungen ist dies durch eine torusförmige Geometrie in Verbindung mit einer BIONIK-Statik. Dabei hat man sich an geometrischen Formen orientiert, die in der Natur vorkommen, wie die Oberflächenstruktur von Kürbis und Muschel. Durch die Materialersparnis wird außerdem ein Drittel an Gewicht eingespart – das macht sowohl Einbau als auch Transport einfacher und kostengünstiger.

35 % weniger Material – Zeit für nachhaltige Ideen

Bild 1.  Vielseitige Einsatzmöglichkeiten als R­ egenwassertank, Retentionstank, Prozess­wasserspeicher, Versickerungsrigole Lösch­wasserbehälter und Abwasser-Sammelgrube.

Überall dort, wo einerseits große versiegelte (Dach- und Hof-)Flächen vorhanden sind und andererseits ein hoher Betriebswasserbedarf gegeben ist, ist ein Erdspeicher die ideale Lösung um große Mengen Wasser aufzufangen, vorund rückzuhalten, zu nutzen und versickern zu lassen.

Flachtank NEOplus – stabil, leicht und langlebig Das neue Flachtank-Konzept der Marke REWATEC von Premier Tech Aqua spart bis zu 35 % Rohstoffmaterial ein. Und das bei deutlich besseren statischen Eigenschaften,

Der Flachtank wurde mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz Preis ausgezeichnet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ehrt damit rohstoffeffizientes Handeln und den intelligenten und nachhaltigen Umgang mit Materialien. Für seine Qualität und das innovative Design erhielt NEO auch die Auszeichnungen des Red Dot Award und den German Design Award.

Überzeugende Lösungen – hergestellt in Deutschland Die Erdtanks NEOplus sind die einzigen Großtanks in Flachbauweise (im Vergleich zu anderen PE-Großtanks). Die Flachtanks werden ausschließlich in Deutschland, aus umweltfreundlichem PE (Polyethylen) in einem Stück gefertigt. 35 Jahre Garantie bürgen für Qualität und Langlebigkeit. Die Flachtanks werden von 10.000 bis 50.000 Liter angeboten. www.premiertechaqua.de

Bild 2.  Einbaubeispiel NEOplus 25.000 l: Ein­faches Handling ohne Kran, extrem geringe Einbautiefe (Fotos/Abb.: premiertechaqua)

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Mit Köpfchen und Ablaufrinne Versiegelungsfrei in Pflasteroptik dank ECORASTER® Bloxx Bodengitter sind seit vielen Jahren am Markt und erfreuen sich steigender Beliebtheit. So schafft man mit wenig Aufwand belastbare Flächen, unter Beibehaltung der natürlichen Funktionen des Bodens. Eine positive Entwicklung, um dem anhaltenden Flächenfraß entgegen zu wirken, denn einerseits verlieren die versiegelten Flächen die natürliche Regenrückhaltefunktion und andererseits kann Luft nicht mehr vom Boden abgekühlt und befeuchtet werden – Hitzeinseln entstehen. Der deutsche Hersteller PURUS PLASTICS erweitert sein bewährtes ECORASTER® Bodengittersystem und ermöglicht mit dem neuen „Bloxx“ Element eine schnelle versiegelungsfreie Bodenbefestigung im modernen Pflasterdesign. Der Clou: Die neuen Gitter haben eine integrierte Ablaufrinne, die sich nicht zusetzen kann. Das einzigartige Design sorgt stets für einen hohen Abflusswert, denn die Fläche ist unversiegelt und lässt Regenwasser in hohem Maße versickern. Schmutz und grober Dreck kann das eingebaute Drainagesystem nicht sonderlich beeinträchtigen. Unansehnliche Flächen, verdreckte Fugen oder gefährlich lose Pflastersteine gehören damit der Vergangenheit an. Die einfache und rasche Verlegung erfolgt ohne schweren Maschineneinsatz und ohne ein Verfugen der Fläche. Das spart Zeit und reduziert die Kosten erheblich. Ein Auskehren der Fuge ist nicht möglich und das dauerhafte Nachverfugen der Fläche als Folgearbeit entfällt. Bei der Verlegung werden die leeren ECORASTER® Bloxx Elemente in Lagen zu 1,33 m2 verlegt und im Anschluss mit den Pflastersteinen befüllt. Flächen von 500 m2 pro Tag sind mit nur zwei Arbeitskräften problemlos möglich. Der Unterbau wird in der Regel auf dem ausgehobenen gewachsenen Boden erstellt. Vlies, Schotter und Splitt (als Verlegebett) bilden in Schichten den wasserführenden Unterbau, daher wird das gebrochene Material mit einem Gefälle von ca. 1,5 % verlegt und verdichtet. Auf das Splitt Verlegebett verlegt man als Verlegehilfe ein Netzgewebe,

Bild 1.  Auslegen und Verfüllen

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Bild 2.  Drainage ohne Verstopfen

dass das Splittbett bei der Verlegung „in Form“ hält. Nach dem Auslegen und Verfüllen der Bloxx mit den Betonelementen kann die Fläche abgerüttelt und uneingeschränkt befahren werden. Die ebene Oberfläche ist zertifiziert versiegelungsfrei sowie barrierefrei und sorgt für eine einfache Pflege. Falls einzelne Pflastersteine (z. B. wegen Verschmutzung durch Kaugummi) ausgetauscht werden müssen, dann ist dies ohne die Auflösung des Flächenverbundes problemlos möglich. Die eingesetzten Pflastersteine berühren einander nicht, ein umständliches Wiedereinsetzen ist somit ausgeschlossen. Ein klarer Vorteil gegenüber herkömmlichen Pflasterflächen. Auch im Vergleich mit Drainagepflaster überzeugen Bloxx mit konstanten Abflusswerten, denn die Einwirkungen auf die Steinoberfläche haben keinen Einfluss auf die Durchlässigkeit der Fläche. Zusammen mit der extrem hohen Belastbarkeit von über 800 t/m2 und der Haltbarkeit ist das ECORASTER® Bloxx ein besonders nachhaltiges und pflegeleichtes System. Der Kunde hat die Wahl zwischen vier unterschied­ lichen Betonsteinfarben, das erlaubt eine kreative Gestaltung vom Freibad bis hin zum klassischen Parkplatz. Die Markierung von E-Fahrzeugplätzen oder Behindertenparkplätzen ist ebenso möglich, wie die Gestaltung mit heimischem Granit. Ein großer Vorteil ist auch die Möglichkeit, Flächen abwechslungsreich zu gestalten, denn Bloxx passen nahtlos an ECORASTER® E50 Bodengitter. Betonpflaster mit belastbaren Grünflächen zu kombinieren ist die ideale Lösung für ein modernes und entsiegeltes Stadtbild, denn es wirkt den Problemen der Versiegelung entgegen. Die Regenrückhaltefunktion der Fläche wird dabei maßgeblich von der Höhe des Unterbaus bestimmt. In der Regel sind aber keine extra Drainagen oder Ausgleichsmaßnahmen notwendig, ein gewaltiger Kostenfaktor der in Anschaffung und Unterhalt zu Buche schlagen kann. In jedem Fall profitieren die Bauherren von den deutlichen Kostenvorteilen des ECORASTER® Bloxx.

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Bild 3. Wasserablauf

Bild 4.  Eine kombinierte Fläche entsteht

Die Flächenpflege im Winter ist unproblematisch, denn der Winterdienst mit Räumschild (Kunststoffkante) oder Bürste sowie der Einsatz von Tausalz sind uneingeschränkt möglich. Ihr Vorteil im Winter: Tauwasser versickert und kann an der Oberfläche nicht mehr gefrieren. ECORASTER® ist ein deutsches Markenprodukt, das aus hochwertigem LDPE hergestellt wird, dass als Rohstoff im Recyclingverfahren selbst gewonnen wird. Die Elemente sind allesamt witterungsfest (–50 bis +90 °C), bruchfest, UVresistent und umweltneutral. Der weltweit millionenfach bewährte Sicherheitsverbund, der die Fläche zuverlässig und solide verbindet, schafft eine optimale Flächenlastverteilung und lässt den Unterbau geringer ausfallen als zum Beispiel mit Asphalt. In Kombination mit den integrierten Dehnungsfugen liegt die Fläche sicher und stabil. Hochstehende Kanten, Stolperfallen oder Setzungen sind durch den Flächenverbund nicht möglich. Bei Baumbestand ist das Anheben der Deckschicht/ Pflasterflächen deutlich geringer, da bei der Verwendung von ECORASTER® die Versiegelung aufgehoben wird und das Wurzelwerk nicht mehr den Drang zur Oberfläche hat. Die Wurzel wird durch die Versiegelungsfreiheit flächig und ausreichend mit Sauerstoff und Wasser versorgt. ECORASTER® Bodengitter sorgen weltweit seit über zwanzig Jahren für eine versiegelungsfreie Bodenbefestigung. Die Oberflächen erhalten ihre natürlichen Funktionen und werden belastbarer. Die robusten Gitter können wahlweise begrünt (für eine wasserrückhaltende Funktion) oder anderweitig befüllt werden (z. B. für eine Wasser ableitende Funktion). Zusammen mit dem durchdachten Zubehör, wie z. B. Kurvenstücke oder Böschungswinkel, bieten sich vielseitige Anwendungsmöglichkeiten im GaLA-,

Bild 5.  Der nach einer Woche fertige Parkplatz (Fotos: PURUS PLASTICS)

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Tief- oder Spezialtiefbau. ECORASTER® Bodengitter sind RAL und TÜV geprüft, mehrfach zertifiziert und unterliegen strengen Qualitätskontrollen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Bodengitter aus Kunststoff am Markt, die man nach Herzenslust begrünen, bepflanzen oder anderweitig befüllen kann. Aber Achtung, aktuell entsprechen nur sehr wenige dieser Gitter den Vorgaben der RAL Gütegemeinschaft, auf deren Erfüllung der Verbraucher dringend achten sollte. Schwaches Material, ein fehlender Sicherheitsverbund oder Witterungsempfindlichkeit lassen die Freude am fertigen Projekt schnell verfliegen.

PURUS löst sein Markenversprechen ein und gewährt auf ECORASTER® Bodengitter 20 Jahre Garantie. Darüber hinaus ist das mittelständische Familienunternehmen ein Gründungsmitglied der RAL Gütegemeinschaft „Bodengitter aus recycelten Kunststoffen“ und macht sich für einheitlich hohe Branchenstandards stark, zum Schutz und zur Sicherheit der Kunden. Videos, Animationen und weitere Informationen finden sich auf der Hompage des Unternehmens.

www.purus-plastics.de; www.ecoraster.de

Wasser im neuen Stadtteil Oxford in Münster Wie in einem neu zu erschließenden Stadtteil Münsters die Regenwasserbewirtschaftung eine geglückte Symbiose mit der Stadtplanung eingeht In Münster wird das neue Wohnquartier Oxford auf der Konver­ sionsfläche der ehemaligen britischen Oxford-Kaserne entstehen. Das in einem Gutachterverfahren erstellte städtebauliche Konzept sieht ein Quartier zum Wohnen und verträglichen Arbeiten vor, das denkmalgeschützte Strukturen der Kaserne aufgreift und einer bürgerschaftlich zugewandten Nutzung zuführt. Wasser wird eine besondere Rolle spielen, denn mit blau-grüner Infrastruktur zur Regenwasserbewirtschaftung wird eine wasser­ sensitive Stadtentwicklung realisiert. Wasserhaushalt und Oberflächenabfluss des neuen Quartiers werden einem unbebauten Gebiet nahekommen. Damit werden die Ziele der neuen technischen Regelwerke DWA-A100 und DWA-A 102 (Gelbdruck) erreicht und Wasser als Gestaltungselement im Quartier sichtbar.

1.  Oxford-Kaserne als Wohnquartier 1.1.  Städtebauliches Konzept Die ehemals britische Oxford-Kaserne in Münster-Gievenbeck wird zu einem neuen Wohnquartier entwickelt. Das mit intensiver Bürgerbeteiligung erarbeitete städtebauliche Konzept greift Strukturen der alten Kaserne auf und entwickelt sie weiter zu einem verdichteten Wohngebiet. Ökologische, nachhaltige und soziale Gesichtspunkte prägen das künftige, 26 ha große Gebiet mit umgebauten ehemaligen Kasernengebäuden, Geschosswohnungsbauten sowie einigen Reihenhäusern. Kleingewerbe, Büroflächen und Gas­ tronomie, eine Kirche, eine Schule, Kindergärten sowie ein Bürgerhaus runden das Angebot ab. Auf 18,3 ha Bruttobauland entstehen 3,8 ha öffentliche Verkehrsfläche und 14,5 ha Baufelder mit 13,8 ha Netto­ bauland. 5,4 ha sind durch Gebäude überbaut, von denen 65 % mit Dachbegrünung versehen sind und 35 % mit unbegrünten Satteldächern von Bestandsgebäuden. 63 % des privaten Freiraums ist unversiegelt, 37 % sind als private Stellplätze für PKWs und Fahrräder, Wege und Terrassen befestigt. Bei gut durchlässigem Untergrund sollen durchlässige Flächenbeläge verwendet werden. Für die innere Erschließung der Baufelder wurde pauschal 5 % des Netto-

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baulandes angesetzt. Die Geschosszahlen variieren von 2 bis 6 mit dem Mittelwert 2,6. Mit einer GRZ 0,4 und einer GFZ 1,0 wird ein verdichtetes, städtisches Wohngebiet mit facettenreichem Freiraumangebot entstehen. Wasser spielt eine besondere Rolle, denn mit blau-grüner Infrastruktur zur Regenwasserbewirtschaftung realisiert man eine wassersensitive Stadtentwicklung. Dabei bleibt der alte raumbildende Baumbestand weitgehend erhalten oder wird ergänzt (Bild 1). 1.2.  Naturräumliche Situation Das leicht geneigte Planungsgebiet gehört zum Einzugsgebiet des Gievenbaches, das mit 17 % Befestigungsgrad dicht besiedelt ist und ansonsten vorwiegend als Agrarland (62 % Ackerfläche, 25 % Grünland, 13 % Wald) genutzt wird. Die heterogenen Untergrundverhältnisse (Bild 2) werden durch Pseudogley (Infiltrationsrate 14 mm/h) mit hohen Schichtwasserständen, Braunerde – Pseudogley mittlerer Durchlässigkeit (Infiltrationsrate 54 mm/h) und tiefgründigere Böden mit höheren Durchlässigkeiten (Infiltrationsraten etwa 200 mm/h) geprägt. In Teilbereichen dient ein Auffüllungshorizont aus Sanden zur Geländetrassierung. Die Eignung potenzieller Standorte für Versickerungsanlagen wurde durch ein Bodengutachten untersucht. Neben den obigen Bodenverhältnissen zeigte sich lokales Schichtenwasser, ohne dass ein freier Grundwasserspiegel angetroffen wurde. Für jedes Baufeld wurde vom Bodengutachter eine Beurteilung zur Versickerung ausgesprochen. 1.3.  Wasserwirtschaftliche Ziele Gemäß WHG § 55(2) soll das Niederschlagswasser „ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kana­ lisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden, soweit dem weder wasserrechtliche noch sonstige öffentlich-rechtliche Vorschriften, noch wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen“. Die Landeswassergesetze verfügen über ähnliche Regelungen. Den Belangen des Grundwasserschutzes ist bei Versickerungs-

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Stadtklimas ist eine erhöhte Verdunstung besonders im Sommer zugunsten einer Temperaturminderung erwünscht. Die Einleitungen in den Gievenbach sind auf eine Abflussspende von max. qE = 3 l/(s ha) für T = 1a beschränkt. Bei Extremniederschlägen soll der geordnete Überflutungsweg sichergestellt werden.

2. Planungsansatz 2.1.  Water sensitive urban design „Wassersensitive Stadtplanung“ (Water Sensitive Urban Design, WSUD) verknüpft wasserwirtschaftliche Belange mit den gestalterischen Potenzialen des Wassers im Siedlungsraum (Fletcher et al. 2014). In enger Zusammenarbeit von Wasserwirtschaft, Städtebau und Freiraumarchitektur entwickelt man hier Lösungen, die dem Wasserhaushalt, dem Überflutungsschutz, den urbanen Gewässern, dem Stadtklima, der Stadtökologie, der Identität und Qualität des Stadtraumes sowie dem Lebensumfeld der Menschen dienen. Als Planungsraum kommt das Quartier, der Stadtteil, die Gewässerachsen oder im Einzelfall der ganze Stadtraum zur Bearbeitung. Wassersensitive Stadtplanung schließt die Integrale Entwässerungsplanung gemäß DWAA 100 sowie die Bewirtschaftung der Niederschlagsabflüsse gemäß DWA-A 102 (Gelbdruck) mit Nachweisen zum Wasserhaushalt und zur Stoffbilanz ein.

Bild 1.  Lageplan Oxford-Quartier

2.2. Wasserhaushalt Für Neubau- und Konversionsgebiete wird künftig ein Nachweis des Wasserhaushaltes (DWA-A 102 (Gelbdruck)) mit dem Ziel gefordert, die Veränderung des lokalen Wasserhaushaltes des bebauten Gebietes gegenüber dem unbebauten Zustand mit den Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung zu minimieren. Der Referenzzustand des unbebauten Gebietes kann mittels örtlicher Wasserhaushaltsdaten oder Modellrechnungen erfolgen oder ersatzweise dem Hydrologischen Atlas Deutschland entnommen werden. Das einfache Wasserbilanzverfahren nach DWA-A 102 (Gelbdruck) basiert auf einer dimensionslosen Darstellung der allgemeinen Wasserhaushaltsgleichung. Der Niederschlag Pkorr teilt sich in die Komponenten Direktabfluss RD, Grundwasserneubildung GWN und Verdunstung ETa auf. Die Werte aF, gF und vF beschreiben die Aufteilung des Niederschlages in die Komponenten Abfluss, Grundwasserneubildung und Verdunstung. Es gilt für Flächen: –– Flächen: Pkorr = RD + GWN + ETa –– dimensionslose Form: Pkorr = aF · Pkorr + gF · Pkorr + vF · Pkorr

Bild 2. Untergrundverhältnisse

maßnahmen Rechnung zu tragen. Dies gilt bei Beachtung des Arbeitsblattes DWA-A 138 als eingehalten. Behandlungsbedürftige Niederschlagsabflüsse sollen nach dem „Trennerlass“ (MUNLV 2004) des Landes NRW behandelt werden. Der Wasserhaushalt des bebauten Gebietes soll gemäß DWA-A 100 und DWA-A 102 Teil A (Gelbdruck) einem unbebauten Gebiet nahekommen. Aus Sicht des

Die Direktabflüsse der Flächen gelangen als Zufluss Z in eine Entwässerungsanlage und werden dort ebenfalls in die Komponenten Oberflächenabfluss, Grundwasserneubildung und Verdunstung aufgeteilt. Die Werte aA, gA, vA beschreiben die Aufteilung des Zuflusses in die drei Wasserhaushaltskomponenten. Anlagen Z = aF · Pkorr = aA · Z + gA · Z + vA · Z Die Aufteilungswerte berechnet man nach DWA-A 102 mit dem Modell WABILA (Henrichs et al. (2014, 2016)).

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3.  Wasserkonzept des Wohnviertels Oxford-Kaserne Niederschlagsabfluss entsteht auf den bebauten privaten und öffentlichen Flächen. Dort bieten sich die entscheidenden Möglichkeiten, Niederschlagsabflüsse zu vermeiden, zu vermindern und zu verzögern. Das Wasser ist im neuen Gebiet zugleich Teil eines nachhaltigen wasserwirtschaft­ lichen Kreislaufes und Bestandteil eines lebendigen Freiraums im Quartier. Wasser wird als lebendiges, frisches und sichtbares Element das neue Quartier begleiten. Das Bewirtschaftungskonzept besteht aus einer ortsgerechten Kombination aus privaten dezentralen und semizentralen Maßnahmen zur Verdunstung, Nutzung, Versickerung. Überschüssiges Wasser wird möglichst oberflächennah über Gräben und Rinnen der zentralen oder der westlichen Erschließungsachse zugeführt. Das Wasserkonzept ist Bestandteil des aus einem Gutachterverfahren hervorgegangenen städtebaulichen Entwurfes (ARGE OXF 2015) als Grundlage für den Bebauungsplan (Bild 3). 3.1. Grundstücksentwässerung Die Grundstücksentwässerung erfolgt im gesamten Gebiet dezentral für ein Wiederkehrintervall von T = 5a. Alle Flach- und Pultdächer erhalten eine Dachbegrünung, die

Niederschlag speichert, verdunstet oder stark verzögert ableitet. Gebäude mit Satteldächern sollen mit Regenwassernutzungsanlagen ausgestattet werden, die der intensiven Grünflächenbewässerung im Sommer mit temperatur­ mindernden Kühleffekten dienen und der Toilettenspülung, soweit gewünscht. Überschusswasser der Gründächer oder Regenwassernutzungsanlagen wird im südlichen Gebietsteil auf den Grundstücken in Mulden versickert. Im nördlichen Gebiets­ teil mit nicht sickerfähigen Untergründen werden „raingardens“ vorgesehen, in denen Dachabflüsse gespeichert, verdunstet und stark verzögert in Gräben oder Kastenrinnen im öffentlichen Straßenraum abgeleitet werden. Die „raingardens“ werden in Gestalt von Hoch- oder Tiefbeeten als Teil der Gartengestaltung mit reichhaltiger Vegetation ausgeführt. 3.2.  Öffentliche Verkehrsflächen Die Abflüsse der öffentlichen Verkehrsflächen lassen sich mit Rinnen und Gräben oberflächennah im Kammsystem der zentralen Erschließungsachse zuleiten. Im südlichen Gebietsteil mit hoher Wasserdurchlässigkeit des Bodens werden Stellplätze mit durchlässiger Pflasterung vorgeschlagen. Die stärker verschmutzen Abflüsse der Haupt­ erschließungsstraßen lassen sich in einem Regenwasserkanal einem Retentionsbodenfilter zur Behandlung zuleiten und von dort stark gedrosselt in den Gievenbach führen. 3.3. Zentrale Hauptachsen Zwei Hauptachsen dienen zur Aufnahme von Drosselabflüssen oder Abflüssen von Ereignissen mit T > 5a aus der Grundstücks- und Verkehrsflächenentwässerung. Im grünen Boulevard der Zentralachse legt man drei gestalterisch hochwertige, miteiander zu verbindende Speichermulden an. In der östlichen Straßenachse wird aufgrund der beengten Verhältnisse ein Kastenrinnensystem zur oberflächennahen Ableitung in das Verkehrsnetz integriert. Die beiden Hauptachsen führen die Abflüsse über einen Stichkanal im südlichen Gebietsteil durch ein kleines Regenrückhaltebecken gedrosselt in den Gievenbach. Die überschüssigen Abflüsse der Grundstücks- und Straßenentwässerung werden je nach gestalterischer, örtlicher Situation mittels Kastenrinnen oder Gräben einer der beiden Hauptrassen zugeführt. Nach Erstellung einer oder beider Haupterschließungsachsen ist auch eine clusterweise Erschließungsabfolge des Gebietes gesichert.

Bild 3.  Regenwasserbewirtschaftung Oxford-Quartier (Abb.: ARGE OXF 2016)

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3.4. Paradeplatz Am neuen Paradeplatz, der die besondere Bedeutung des Wassers im Stadtteil betont, geht die Regenwasserbewirtschaftung die Symbiose mit einer hochwertigen Platzgestaltung ein. Der Platz und die angrenzenden Gebäude dienen als Quellen des Regenabflusses, der geführt, gespeichert und mit einer hohen Aufenthaltsqualität zu jeder Jahreszeit inszeniert wird. An heißen Tagen kann eine verbesserte Verdunstung durch natürliche und technische Maßnahmen erfolgen, so dass eine sommerliche Oase entsteht. Der attraktive Baumbestand des Gebietes soll durch weitere Baumpflanzungen und üppige Begrünung ergänzt werden, um die Verdunstung im Sommer deutlich zu stärken und ein gutes Stadtklima zu unterstützen.

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Tabelle. Wasserhaushaltsgrößen und Aufteilungswerte Wasserhaushalt RD

GWN

Aufteilungswerte ETa

a

(mm/a)

g

Abweichungen vom unbebauten Zustand v

a

(–)

g

v

(–)

unbebaut

167

201

468

0,20

0,24

0,56

bebaut mit Regenwasserbewirtschaftung

161

236

436

0,19

0,28

0,52

–0,01

0,04

–0,04

bebaut mit Ableitung im konventionellen Trennsystem

343

133

360

0,41

0,16

0,43

0,21

–0,08

–0,13

4. Nachweis des Wasserhaushaltes für das Oxford-Quartier 4.1. Wasserhaushalt des unbebauten Zustandes Für den unbebauten Zustand des Planungsgebietes wurden die Bodenkenndaten der BK 50 ohne Auffüllhorizonte angesetzt. Damit ergaben sich im Gebiet 8,4 % Pseudogley, 43,7 % Braunerde – Pseudogley, 4,9 % Pseudogley – Gley und 43,1 % Graubrauner Plaggenesch. Die Flächennutzung wurde entsprechend des umgebenden Einzugsgebiets des Gievenbaches zu 62 % Ackerfläche, 25 % Grünland und 13 % Laubwald aus Luftbildern ermittelt. Als meteorologische Daten wurden für den Standort Münster aus dem HAD (2003) für den Niederschlag P = 832 mm/a und für die aktuelle Verdunstung ETa = 540 – 580 mm/a angesetzt. Die Berechnung der Wasserbilanz des unbebauten Zustandes erfolgte mit dem Verfahren nach Meßer (2013). Als Aufteilungswerte ergaben sich a = 0,20, g = 0,24 und v = 0,56. 4.2. Wasserhaushalt des Oxford-Quartiers Die Berechnung der langjährigen Jahreswasserbilanz für den endgültigen Planungszustand des Oxford-Quartiers als Grundlage für den Bebauungsplan wurde mit dem vereinfachten Wasserbilanzmodell WABILA vorgenommen, das auch Grundlage des neuen DWA-A 102 (Gelbdruck) ist. Zum Vergleich wurde auch eine Variante „konventionelle Ableitung im Trennsystem“ berechnet, die eine vollständige Ableitung der Niederschlagsabflüsse in einem Regenwasserkanal mit einem Regenrückhaltebecken vor der Einleitung beinhaltet. Der Vergleich der Wasserbilanz (s. Tabelle) des bebauten und unbebauten Gebietes verdeutlich, dass sich mit dem vorgeschlagenen Bewirtschaftungskonzept für den bebauten Zustand eine sehr gute Annäherung an den unbebauten Zustand erzielen lässt. Der Direktabfluss ist nahezu gleich, während die Grundwasserneubildung um 4 %-Punkte erhöht ist, zu Lasten der Verdunstung mit –4 %-Punkten. Mit dem Bewirtschaftungskonzept lässt sich insbesondere die Abflusskomponente erfolgreich auf ein vertretbares Maß reduzieren. Die Abweichungen der Grundwasserneubildung und der Verdunstung liegen im Toleranzbereich für die Abweichungen der Aufteilungswerte für den bebauten zum unbebauten Zustand, die als bestmögliche Annäherung gemäß DWA-A 102 (Gelbdruck) gelten können. Bei einem konventionellen Trennsystem wäre mit einem erhöhten Direktabfluss von +21 %-Punkten, einer verringerten Grundwasserneubildung von –8 %-Punkten und einer verringerten Verdunstung um –13 %-Punkten zu rechnen.

Die Defizite der Verdunstung bebauter Gebiete zu kompensieren, stellt die größte Herausforderung dar. Ursache hierfür ist, dass auch durchlässige Befestigungen und Gründächer ein Verdunstungsdefizit in sommerlichen Trockenperioden aufweisen, und Versickerungsmulden erhöhen die Verdunstung nur unwesentlich. Die Verdunstung lässt sich bei einer üppigen Begrünung mit Bäumen und Büschen erhöhen sowie mit einer Bewässerung von Grünflächen im Sommer – vorzugsweise mit Regenwasser.

5. Fazit Das neue Oxford-Quartier erhält ein Wasserkonzept, das nach den Maßgaben des neuen DWA-A 102 (Gelbduck) entworfen und nachgewiesen wurde. Dabei wählte man die

save the date Fachtagungen „Umgang mit Regenwasser aus Misch- und Trennkanalisationen“ am

Ausgabe 2017

Regenwasserbewirtschaftung und Niederschlagswasserbehandlung Regenwasserbewirtschaftung

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Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung gemäß all­ gemein anerkannter Regeln der Technik derart, dass sich der Wasserhaushalt des unbebauten Geländes gut an nähern ließ. Der Direktabfluss (Abflusshöhe und Einleitungsabfluss) als maßgebende Belastungsgröße für Oberflächengewässer wird auf dem Niveau eines unbebauten Gebietes sein. Die Grundwasserneubildung ist im noch zulässigen Rahmen von 4 %-Punkten erhöht, die Verdunstung um den gleichen Betrag vermindert. Die Verdunstung zu erhöhen ist eine Herausforderung im Entwurfsprozess. Ursache ist, dass letztlich alle bebauten Flächen und Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung ein Verdunstungsdefizit aufweisen. So ist in sommerlichen Trockenperioden die Verdunstung befestigter Flächen gering und auch die von Gründächern und durchlässigen Flächenbelägen eingeschränkt. Die Verdunstungsanteile von Versickerungsmulden sind gering, von Grünflächen bei üppiger Bepflanzung und zusätzlicher Bewässerung im Sommer – vorwiegend mit Regenwasser – hingegen hoch. Die Wasserbilanz erwies sich im städtebaulichen Entwurfsprozess als sehr hilfreich, um Planungsvarianten zügig hinsichtlich der wasserwirtschaftliche Relevanz bewerten zu können, Lösungsoptionen zu entwerfen und Restriktionen zu begründen. Die Entwurfslösungen können hinsichtlich ihrer wasserwirtschaftlichen Erfordernisse gemäß Wasserhaushaltsgesetz und dem aktualisierten technischen Regelwerk nachvollziehbar begründet werden. Das Softwaretool WABILA vereinfacht und beschleunigt den gemeinsamen Entwurfsprozess von Städtebau, Landschaftsplanung und Wasserwirtschaft. Mathias Uhl, Maike Wietbüscher, FH Münster, Fachbereich Bauingenieurwesen, Institut für Wasser·Ressourcen·Umwelt (IWARU) AG Siedlungshydrologie und Wasserwirtschaft

Literatur [1] DWA-A 138: Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser. DWA Regelwerk, DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef, 2005. [2] MUNLV (2004): Anforderungen an die Niederschlagsentwässerung im Trennverfahren. RdErl. IV-9 031 001 2104 vom 26.05.2004. Ministerium für Umwelt und Naturschutz,

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1[8]  Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 2004. 1[3]  DWA-A 100: Leitlinien der integralen Siedlungsentwässerung (ISiE). DWA Regelwerk, DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef, 2006. 1[4]  DWA-A 102 (Gelbdruck): Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetterabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer. DWA Regelwerk, DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef, 2016. 1[5]  Fletcher TD, Shuster W, Hunt WF, Ashley R, Butler D, Arthur S, Trowsdale S, Barraud S, Semadeni-Davies A, ­ ­Bertrand-Krajewski JL, Mikkelsen PS, Rivard G, Uhl M, Dagenais D (2015): SUDS, LID, BMPs, WSUD and more – The evolution and application of terminology surrounding urban drainage. In: Urban Water Journal Vol 12, Issue 7, pp. 525–542, ISSN 1573-062X, 2015. 1[6]  Henrichs M, Langner J, Uhl M (2014): Entwicklung eines Bilanzmodells für den urbanen Niederschlagswasserhaushalt. In: Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband [Hrsg.] AQUA URBANICA 2014 -Misch- und Niederschlagswasserbehandlung im urbanen Raum. Wien: Österreichischer Wasser und Abfallwirtschaftsverband, ISBN 978-3-902978-28-8, 2014. 1[7]  Henrichs M, Langner J, Uhl M (2016): Henrichs, M., Langner, J., Uhl, M.: Development of a simplified urban water balance model (WABILA). In: Water Science & Technology. 73.8, pp 1785-1795, 2016, doi: 10.2166/wst.2016.020. 1[8]  ARGE OXF (2015): Oxford Kaserne. Fortschreibung Städte­ bauliches Gesamtkonzept & Regenwasserbewirtschaftung, Planungsteam Oxford: Kéré-Architecture, Berlin │ SchultzGranberg Städtebau und Architektur, Berlin │bbz Landschaftsarchitekten, Berlin │Prof. Dr. Mathias Uhl, Münster. 1[9]  Meßer J, (2013): Ein vereinfachtes Verfahren zur Berechnung der flächendifferenzierten Grundwasserneubildung in Mitteleuropa. Lippe Wassertechnik, Essen, http://www. gwneu.de/pdf/Verfahren_GWneu_2014. pdf, besucht am 12.1.2017. [10]  HAD (2003): Hydrologischer Atlas von Deutschland (HAD). Bundesministerium für Umwelt; Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) http://geoportal.bafg.de/dokumente/ggina/html/fachanwendungen_ggina.htm#HAD. [11]  Uhl M, Wietbüscher M: Wasser im neuen Wohnquartier Oxford in Münster, in: IWARU Institut für Wasser∙Res­ sorcen∙Umwelt [Hrsg.]: Wasser in Deiner Stadt von morgen. Tagungsband Wassertage Münster 2017, 21./22.2.2017 Fachhochschule Münster, ISBN 978-3-938137-93-2, S. 109– 122, 2017.

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Hochwasserschutz und Hitzevorsorge durch begrünte Dächer Dachbegrünung als wichtiger Bestandteil der Regenwasserbewirtschaftung heute und morgen Täglich wird in Deutschland die Fläche von etwa 70 ha Natur versiegelt. Die Hälfte dieser Flächen verschwindet langfristig aus dem natürlichen Wasserkreislauf. Die Kanalisation ist in fast allen Städten veraltet und unterdimensioniert. Investitionen und Erweiterungen im bestehenden System sind sehr kostenintensiv und werden deshalb vermieden. Die kostengünstigere Lösung ist die Beschränkung der zulässigen Einleitung in die überlasteten Kanalnetze. Zudem hat der Überflutungsnachweis nach DIN 1986-100 in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die anfallende Wassermenge soll nachweislich auf dem eigenen Grundstück zurückgehalten werden, ohne dass es zur Überflutung von Gebäuden kommt. Neben dem Flächenverbrauch zwingen uns Klimawandel (Urban Heat Island Effect und Extrem-Regenereignisse), Bevölkerungs- und Städtewachstum zum Umdenken und Handeln.

Bild 2.  Die neue Retentionsbox WRB-F – das Herzstück der Systemlösung Retentionsdach Drossel. Wasserrückhalt plus Begrünung

Es tut sich was in Sachen Regenwasserbewirtschaftung, vor allem unter Berücksichtigung von Dachbegrünungen. Das spiegelt sich eindrucksvoll in dem aktuellen Projekt „Grün trifft Blau“ wieder, das von der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) initiiert und derzeit von der Hafen City Universität Hamburg federführend betreut wird. Hier fand Ende letzten Jahres ein erster Erfahrungsaustausch namhafter Siedlungswasserwirtschaftler und Dachbegrüner statt, bei dem u. a. über die verschiedenartigen Anwendungen von Abflussbeiwerten diskutiert wurde. Neue Regelwerke gehen richtungsweisend auf die zuvor angesprochene Situation ein und berücksichtigen immer mehr die

vielseitigen positiven Wirkungen begrünter Dächer mit Wasserrückhaltung und -speicherung, Abflussverzögerung und Verdunstung. Dabei sind in erster Linie das DWA-Regelwerk Arbeitsblatt DWA-A 102/BWK-A 3 Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetter­ abflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer und die DIN 1986-100 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100 zu nennen. Im Arbeitsblatt DWAA 102 geht es um das Ziel, den bebauten Zustand dem vorherigen, unbebauten Zustand gleichzusetzen und den natürlichen Wasserhaushalt in den Vordergrund zu stellen. Die Stellschrauben dazu sind Abflussverhalten, Grundwas-

Bild 1.  Begrünte Dächer, hier die Waldspirale in Darmstadt, zur Verbesserung des Stadtklimas

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Bild 3.  Aus der Praxis: Retentionsdach Typ Drossel mit Begrünung und Verkehrsflächen in Berlin

Bild 6.  Neu: die Optigrün-Systemlösung „Retentionsdach“ mit der WetterApp-gesteuerten Drossel 4.0 „Smart Flow Control“

Bild 4.  Peter Küster, Leiter Anwendungstechnik Optigrün, mit der GaLaBauInnovationsmedaille am Messe-Modell der Drossel 4.0

serneubildung und Verdunstung. Die Dachbegrünung mit ihrer großen Kühlleistung ist dabei die effektivste Möglichkeit, Wärme aktiv abzuführen. Mit ihr lässt sich der lokale Wasser- und Energiehaushalt intakt halten und urbane Hitzeinseln verhindern. Die DIN 1986-100 gibt für begrünte Dächer modifizierte Spitzenabflussbeiwerte Cs in Anlehnung an die FLL-Dachbegrünungsrichtlinie an und führt den mittleren Abflussbeiwert Cm ein. Mit dem Cm können

Bild 5.  Multifunktionale Dachnutzung: begeh­barer Dachgarten und darunter Retentionsraum

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Bild 7.  Funktionsprinzip der Drossel 4.0 „Smart Flow Control“

nun Retentions- und Versickerungsberechnungen durchgeführt werden. Die etwa Mitte 2017 neu erscheinende Dachbegrünungsrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. bedient sich erstmals des Begriffs „Retentionsdach“ und verbindet dies mit einem Anstaudach plus gedrosseltem Ablauf. Ebenso werden Spitzen- und Jahresabflussbeiwerte in Abhängigkeit der Schichthöhe benannt und auf Langzeitsimulationen verwiesen.

Innovationen der Gründach-Branche. Retentionsdach und Drossel 4.0 Smart Flow Control Die Optigrün international AG hat diesen Entwicklungen Rechnung getragen und die Systemlösung „Retentionsdach“ Typ Drossel mit den Varianten „Gründach“ und „Verkehrsdach“ entwickelt. Damit gibt es nun innovative Lö-

sungen, um einen vorgegebenen Maximalabfluss einzustellen und somit die Einleitbeschränkung in den Kanal zu erfüllen. Das Grundprinzip sieht wie folgt aus: auf dem Dach wird ein Wasserspeicher (Stauraum) geschaffen, über dem zusätzlich entweder eine Dachbegrünung oder eine Verkehrsfläche eingebaut wird. Das bedeutet also Reten­ tionsraum plus zusätzliche Dachnutzung mit Begrünungsbzw. Verkehrsfläche. Basis des Systems ist die Wasserretentionsbox WRB, mit der ein mögliches Wasseranstauvolumen von bis zu 140 l/m2 geschaffen werden kann. Aufgrund des integrierten Kapillarsystems wird das zwischengespeicherte Niederschlagswasser aus der Wasserretentionsbox WRB in den Begrünungsbau gezogen und über die Vegetation verdunstet – mit den verbundenen positiven Wirkungen, primär Kühlung und Stadtklimaverbesserung. Diese wichtige Eigenschaft wurde schon 2012 in „Kosten und Nutzen von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel“

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lässt die Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ vorher genau so viel Wasser ab. Der Abfluss vom Dach erfolgt in der Regel nur vor einem Regenereignis – also dann, wenn die Kanalisation (noch) nicht belastet ist. Während einem Regenereignis wird die Kanalisation durch den Regenrückhalt in den Wasserretentionsboxen auf dem Dach entlastet. Da die Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ nicht nur automatisch, sondern auch manuell aus der Ferne überwacht und gesteuert werden kann, eröffnen sich auch für die kommunale und überregionale Wasserwirtschaft ganz neue Möglichkeiten: Wenn viele Dächer in einer Stadt mit dieser Technik ausgestattet und diese miteinander vernetzt werden, lässt sich der Regenwasserhaushalt und die Hochwasservorsorge flächendeckend aktiv steuern. So erhält jede Stadt die Möglichkeit, sich ein großes steuerbares Regenüberlaufbecken auf verschiedenen, jedoch miteinander vernetzten Dächern der Stadt anzulegen. Bild 8.  Die Informationsbroschüre zur Systemlösung „Retentionsdach“ Typ Drossel (Fotos/Abb: Optigrün)

vom Umweltbundesamt beschrieben und als eine der bevorzugten Maßnahmen der Hitzevorsorge benannt. Mit dem Retentionsdach Typ „Drossel“ lässt sich die maximale Abflussspende einstellen und bis auf 1–10 l/s × ha „drosseln“. Die Anstauhöhe kann mit dem Regenwassersimulationsprogramm RWS 4.0 exakt berechnet werden. Doch damit nicht genug, die Optigrün international AG stellte gerade auf der Messe GaLaBau in Nürnberg erstmals die zum Patent angemeldete Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ vor – und gehörte auch gleich zu den Gewinnern der GaLaBau-Innovationsmedaille. Neue Entwicklungen wie präzisere Wettervorhersagen, verbunden mit einer Wetter-App-gesteuerten Ablaufdrossel eröffnen neue technische Möglichkeiten, das Retentionspotenzial von Dachbegrünungen wesentlich besser zu nutzen. Das Funktionsprinzip der Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ sieht wie folgt aus: Es wird so viel Regenwasser wie möglich in der Wasserretentionsbox gespeichert und der Vegetation zur Verdunstung über Kapillarsäulen zur Verfügung gestellt. Ein verzögerter Abfluss erfolgt nur, wenn der Speicher voll ist. Ansonsten steht das Wasser wie oben beschrieben den Pflanzen zur Verfügung. Kündigt sich ein Regenereignis an, stellt die Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ mittels einer über Internet verbundenen Wetter-App sicher, dass der Ablauf geöffnet und der Stauraum auf dem Dach wieder soweit verfügbar wird, dass die angekündigte Regenmenge aufgenommen werden kann. Wenn beispielsweise ein Starkregenereignis von 35 mm angekündigt ist,

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Regenwassersimulationsprogramm RWS 4.0 Mit dem erst seit kurzem verfügbaren Regenwassersimu­ lationsprogramm RWS 4.0, basierend auf der Software STORM der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH, werden die vorgenannten neuen Richtlinien, Normen und Innovationen berechenbar und neue Maßstäbe der Regenwasserbewirtschaftung mit Dachbegrünungen gesetzt. Die gesamte Wasserbilanz aller möglichen Maßnahmen (Dachbegrünung, Versickerung, Teiche, Zisternen) können gekoppelt und die Gesamtwasserbilanz berechnet werden. So werden Verdunstungsleistungen auch bei komplexen Bauvorhaben darstellbar und Überlaufhäufigkeiten und Überflutungsnachweise berechenbar.

Fazit Eine moderne Regenwasserbewirtschaftung unter Berücksichtigung begrünter Dächer, innovativer Systeme und dem Nachweis durch Langzeitsimulationen hat für das Stadtklima viele Vorteile, u. a. Hitzevorsorge und lokalklimatische Verbesserungen. Für Bauherr und Planer ergeben sich viele Vorteile, u. a. die hohe Planungssicherheit, Einsparung von Baugrund und Kostenreduzierung (z. B. Niederschlagswassergebühr). Dr. Gunter Mann, Prokurist und Marketingleiter Optigrün international AG

www.optigruen.de (Webcode „web244“)

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Niederschlagswasserbilanz, Verkehrsflächen mit berechenbarer ­Verdunstungsrate Wie doppelt so viel noch zu wenig sein kann Der Entwurf des Arbeitsblattes DWA-A 102/BWK-A 3 „Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetterabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer“ vom Oktober 2016 rückt den lokalen Wasserhaushalt und die Niederschlagsbilanz in den Fokus der Siedlungsentwässerung. In vielen Fällen wird der Verdunstungsanteil neu erschlossener Flächen mehr als doppelt so hoch sein müssen, als bisher üblich. Bei künftigen Planungsvorgaben spielen daher wasserdurchlässige Pflasterflächen mit deutlich erhöhter Verdunstungsleistung eine zentrale Rolle. Laut Veröffentlichung des statistischen Bundesamtes ist die für Siedlung und Verkehr täglich neu beanspruchte Fläche von 129 ha im Jahr 2000 auf aktuell die Hälfte gesunken. Das ist die gute Nachricht. Als ehrgeiziges Ziel der im Januar 2017 vom Bundestag verabschiedeten Neuen Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie gilt, den Tageswert bis zum Jahr 2020 auf 30 ha zu senken.

Wasserbilanz als Planungsvorgabe Mit Blick auf den gesamten Wasserhaushalt eines Siedlungsgebietes ist bedenklich, dass von der täglich neu beanspruchten Fläche 43–50 % versiegelt sind, also selbst bei Erreichen des oben genannten Ziels im Jahr 2020 noch immer ca. 14 ha Tag für Tag dem natürlichen Wasserhaushalt „entrissen“ werden. Das ist die schlechte Nachricht. Deshalb sind künftig, wenn Baugebiete neu erschlossen werden, Veränderungen der Wasserbilanz zu vermeiden. So verlangt es das technische Regelwerk für Misch- und Niederschlagswassereinleitungen, das gemeinsam von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und dem Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) mit dem Entwurf des DWA-A 102/BWK-A 3 im Oktober 2016 fortgeschrieben wurde. Die übergeordneten Ziele des Regelwerks sind, die Veränderung des natürlichen Wasserhaushalts durch Siedlungsaktivitäten so gering zu halten, wie es ökologisch,

Bild 1.  LKW-Zufahrten, Ladezonen und andere Freiflächen in Industriegebieten müssen befestigt sein. Gewerbegrundstücke sind in der Regel groß, …

Bild 2.  … und trotzdem fehlt oft für die Versickerung des Regenwassers in bewachsenen Mulden der Platz.

technisch und wirtschaftlich vertretbar ist. Außerdem Oberflächengewässer zu schützen, in qualitativer wie quantitativer Hinsicht, und zugleich das lokal festgestellte Verhältnis von Abfluss, Grundwasserneubildung und Verdunstung der Siedlungs- und Verkehrsfläche auch nach der Bebauung zu erhalten. Dies bedeutet, dass in den meisten Regionen Deutschlands mindestens 45 % des Jahresniederschlages verdunsten müssen. Ortsspezifische Werte können aus dem Hydrologischen Atlas Deutschlands (HAD 2003) oder besser aus regionalen Wasserhaushaltsbilanzen entnommen werden, sofern diese für das Plangebiet vorliegen.

Gewässerschutz und Stadtklima Pflanzen können erstaunlich viel: Durch Assimilation CO2 aufnehmen und Sauerstoff erzeugen, Wasser aus dem Boden ziehen und verdunsten – und damit Wärme binden. Solche Prozesse finden in bestehenden Siedlungsgebieten nicht mehr in dem Maße statt, wie vor der Bebauung. Ballungsgebiete und Großstädte sind zu Hitzeinseln geworden, die im Sommer unter hohen Temperaturen und tro­ ckener Luft leiden. Bekannt ist, dass aus Versickerungsan-

Bild 3.  Wasserdurchlässig befestigte Flächenbeläge werden mit DIBt-Zulassung für Versickerung und Behandlung des Regenwassers eingesetzt.

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Bild 4.  Produkte der Baureihe hp-protect können darüberhinaus Wasser speichern und zeitversetzt verdunsten.

Bild 5.  Das Pflastersystem hp-protect wird zweilagig gefertigt nach DIN EN 1338 und besteht aus haufwerksporigem Kern, …

lagen, z. B. begrünten Mulden, Flächenversickerung oder wasserdurchlässig befestigten Flächen, ein gewisser Anteil des aufgetroffenen Niederschlags wieder verdunstet. Die Menge hängt ab vom verfügbaren Wasser sowie den klimatischen Verhältnissen in der Luft und am Boden (Temperatur, relative Feuchte, Windverhältnisse, usw.). Das erhöht, vor allem im Sommer, die zu geringe Luftfeuchte und bringt angenehme Kühlung. Flache Dächer zu begrünen ist ein großer Schritt in diese Richtung.

Bild 6.  … dem Wasserspeicher für eine optimale Ver­ dunstung.

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Bild 7.  Messung der spezifischen Versickerungsrate mit Tropf-Infiltrometer. Die Mindest-Durchlässigkeit von 270 l/(s·ha) wird mit 880 l/(s·ha) in 10 min weit überschritten.

Nun fordert DWA-A 102 für Projekte und Stadtquartiere eine Annäherung an die Niederschlagswasserbilanz, die vor der Bebauung bzw. Befestigung einer Fläche gegolten hat. Es wird in einer Gegend mit ursprünglich relativ hoher Verdunstung nicht genügen, bei einem Gebäudeanteil von z. B. 40 % im Industriegebiet nur die Flachdächer zu begrünen, selbst wenn diese über 70 % Evapotranspiration aufweisen. Um die laut Wasserhaushaltsbilanz des Quartiers erforderliche Verdunstungsrate zu erreichen, müssten auf jeden Fall die Verkehrsflächen, wenn andere Schutzmaßnahmen nicht dagegen sprechen, zusätzlich herangezogen werden. Besteht hingegen die Bebauung aus einem Wohngebiet mit Satteldächern, wäre lediglich auf Carports und Garagen Begrünung möglich. Dann müssten zwangsläufig Zufahrten und Wohnstraßen für die Verdunstung optimal genutzt werden. Wie soll das gelingen?

Der maßgeschneiderte Belag Die permanente Weiterentwicklung wasserdurchlässig befestigter Flächen macht es möglich. Kundenparkplätze, LKW-Zufahrten, Ladezonen und andere Freiflächen in Industriegebieten müssen nun einmal befestigt sein. Gewerbegrundstücke sind in der Regel groß, und trotzdem fehlt oft für die Versickerung des Regenwassers in bewachsenen Mulden der Platz. Bei der Lösung dieses Problems helfen die vor wenigen Jahren auf den Markt gekommenen befahrbaren Flächenbeläge der Produktfamilie ECOSAVE protect. Sie können nicht nur dauerhaft 100 % des Bemessungsregens versickern, sondern auch Schadstoffe zurückhalten. Als geprüfte Belagssysteme helfen sie, lokale Überflutungen zu vermeiden und zugleich das Grundwasser zu schützen. Eine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) belegt deren Funktion. Weiterer Verwendungszweck: Ist z. B. wegen ungünstiger Bodenbeschaffenheit eine Versickerung nicht möglich, kommt die Ableitung in den Regenkanal Richtung Oberflächengewässer in Betracht. Auch dabei ist wichtig, dass der Abfluss von Verkehrsflächen so gering ist, dass er dem Sollwert der angestrebten Wasserbilanz entspricht und zeitver-

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Bild 8.  Kumulierte Werte für den Niederschlag und die Versickerung der Pflasterfläche mit dem 2-lagigen Stein hp-protect.

Bild 9.  Monatliche Verdunstungsraten des Flächenbelages hp-protect in Prozent.

Bild 10.  Monatlicher Sickerwasserabfluss des zweilagigen Systems hp-protect in Millimeter. (Fotos/Abb.: 1 u. 2 König, 3–6 www.ecosave-protect.de, 7–10 Dierkes)

zögert zum Niederschlagsereignis erfolgt. Besteht Speicherkapazität in den einzelnen Pflastersteinen, erhöht dies die Retentionsleistung des Belages. Trocknen die Steine nach einiger Zeit über die Fugen aus, verringert das die Abflussmenge um den zusätzlich verdunsteten Anteil. Mit Produkten der Serie ECOSAVE hp-protect bleiben darüber hinaus Schadstoffe aus dem Fahrzeugbetrieb von Straßen, Parkplätzen, Lagerflächen und Gewerbearealen im Fugen- und Bettungsmaterial gebunden. Das System hp-protect hat die dafür erforderliche allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (Z-84.1-14) des DIBt erhalten. Damit lassen sich die Vorgaben der technischen Regel DWA-A 102 in quantitativer wie qualitativer Hinsicht besser erfüllen sowie die Entwässerungs- und Baugenehmigungen leichter erhalten, als mit einem konventionellen Flächenbelag.

Optimierte und geprüfte Verdunstungsleistung Das Pflastersystem hp-protect wird zweilagig gefertigt nach DIN EN 1338 und besteht aus haufwerksporigem Kern, dem Wasserspeicher für eine optimale Verdunstung. Das Regenwasser versickert durch mindestens 5 mm breite Fugen, die einen Anteil von 5 bis zu 10 % der Pflasterfläche ausmachen. Der Betonkern zieht die Feuchtigkeit aus den Fugen an und gibt sie zeitverzögert über diese wieder an die Luft darüber ab. Unabhängig davon können mit dem gefügedichten Vorsatzbeton im oberen Teil des Steins moderne, designorientierte Oberflächenkonzepte realisiert werden. Typische Einsatzbereiche sind Parkplätze, Wohn- und Anliegerstraßen, Stadt- und Dorfplätze sowie Verkehrsflächenbefestigungen für Industrie und Gewerbe. Unter hp-

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Weitere Informationen: Wasserdurchlässig befestigte Flächenbeläge werden mit DIBtZulassung für Versickerung und Behandlung des Regenwassers eingesetzt. Produkte der Baureihe ECOSAVE-hp protect können darüber hinaus Wasser speichern und zeitversetzt verdunsten. www.ecosave-protect.de ECOSAVE protect ist eine Initiative der Unternehmen GODELMANN GmbH & Co. KG KLOSTERMANN GmbH & Co. KG

Die Flächennutzung in Deutschland Neben der Siedlungs- und Verkehrsfläche, die 13,7 % der Fläche Deutschlands einnimmt, beträgt zum Beispiel der Anteil der Landwirtschaftsfläche 51,6 % und der Anteil der Waldfläche 30,6 %. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche setzt sich zusammen aus den Nutzungsarten Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche, Verkehrsfläche, Erholungsfläche und Friedhof. Diese Definition macht deutlich, dass „Siedlungs- und Verkehrsfläche“ nicht mit „versiegelter Fläche“ gleichgesetzt werden darf, da die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch unbebaute und nicht versiegelte Flächen enthält. Schätzungen ergeben einen Versiegelungsgrad der Siedlungs- und Verkehrsfläche von 43 % bis 50 %. Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2016

protect reihen sich bewährte Markenprodukte wie DRAINSTON, GAPSTON, BOCCA, APPIASTON, CITYSTON, etc. aus den Programmen der Unternehmen Godelmann und Klostermann ein. Messungen durch den Gutachter Dr.-Ing. Carsten Dierkes im Juni 2016, ein halbes Jahr nach Einbau, ergaben eine Versickerungsrate über 10 Minuten von 880 l/ (s·ha) für den zweilagigen Betonstein. Damit wird die Mindest-Durchlässigkeit gemäß FGSV (2013) von 270 l/(s·ha) weit überschritten. Die weiteren Untersuchungen liefen von Dezember 2015 bis Dezember 2016. Aus der Differenz zwischen dem Niederschlag und dem Sickerwasser, auf­ gefangen mit Hilfe von Lysimetern, wurde die Verdunstung berechnet. Das Jahr 2016 gilt mit 967 mm am Standort Coesfeld als relativ feucht. Entscheidend dafür war vor allem der Juni mit mehr als 250 mm. Trotzdem betrug die Verdunstung über den Zeitraum eines Jahres für das System aus dem zweilagigen Beton etwa 48 %. Aufgrund der Messung der Durchlässigkeit kann Oberflächenabfluss während des Versuchszeitraumes ausgeschlossen werden. Ergebnis: Die neuen Pflastersysteme eignen sich dazu, die gemäß DWA-A 102 an Verkehrsflächen in Bezug auf den natürlichen Wasserhaushalt gestellten Forderungen in weiten Teilen Deutschlands zu erfüllen.

Pflasterbeläge der Zukunft Hohe Erwartungen an die Flächenbeläge von morgen stehen bereits im Raum: Neben der Versickerung, Reinigung und Verdunstung des Niederschlagswassers sollen sie sich unter Sonneneinstrahlung möglichst wenig aufheizen, Luftschadstoffe binden und Fahrgeräusche dämpfen. In

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Der Wasserkreislauf Die hydrologische Grundgleichung (allgemeine Haushaltsgleichung) enthält die wesentlichen Komponenten des Wasserhaushalts: N = V + A + ∆S N = Niederschlag, V = Verdunstung, A = Abfluss, ∆S = Wasservorratsänderung Die Verdunstung lässt sich in die Transpiration, also die physiologisch regulierte Verdunstung über die Spaltöffnungen der Pflanzen, und in die Evaporation, also die Verdunstung von Wasseroberflächen und von unbewachsenem Boden unterteilen. Der Abfluss wird je nachdem, ob der Prozess auf der Erdoberfläche oder darunter stattfindet, in Oberflächenabfluss (auf der Geländeoberfläche), Zwischenabfluss (im Boden oberhalb einer stauenden Grenzschicht) und Grundwasserabfluss (im Grundwasserbereich) bzw. Basisabfluss eingeteilt. Der wesentliche Prozess für die Aufteilung in oberirdischen und unterirdischen Abfluss ist die Infiltration, also das Eindringen des Wassers in den Boden. Kann Wasser nicht infiltrieren, entweder weil es z. B. zu stark regnet oder der Boden schon wassergesättigt ist, dann kommt es zu Oberflächenabfluss, wenn die Erdoberfläche geneigt ist. Nicht alles Wasser ist ständig in Bewegung. Insbesondere der Boden und der Grundwasserspeicher, unter anderem aber auch Blattoberflächen, dienen als Wasserspeicher, die das Wasser halten können und erst zeitlich versetzt wieder abgeben. Quelle: http://www.hydrologie.uni-oldenburg.de/ein-bit/11829.html

modular aufgebauten Pflastersteinen könnten diese Eigenschaften unterschiedlich kombiniert werden. Nach Aussage von Bernd Kiffmeyer, Sprecher der Ini­ tiative ECOSAVE protect, wird an der Entwicklung solcher Lösungen für wasserdurchlässig befestigte Flächenbeläge bereits gearbeitet. Mit serienreifen Produkten darf in absehbarer Zeit gerechnet werden. Klaus W. König, Überlingen Literatur DIBt (Januar 2015): Zulassungsgrundsätze für Niederschlagswasserbehandlungsanlagen – Teil 1: Anlagen zur dezentralen Behandlung des Abwassers von Kfz-Verkehrsflächen zur anschließenden Versickerung in Boden und Grundwasser. Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin Dierkes, Carsten (2017): Gutachten über die Verdunstungsleistung der Pflastersysteme vom Typ hp-protect FGSV (2013): Merkblatt für Versickerungsfähige Verkehrsflächen (MVV). Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen HAD (2003): Hydrologischer Atlas von Deutschland. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit König, Klaus W. (2015): Geklärt, Regenabfluss von Verkehrsflächen. www.ecosave-protect.de Klostermann, P., Coldewey, W.G., Göbel, P. (2012): Entwicklung wasserdurchlässiger und verdunstungsfähiger Pflasterstein-Beläge zum Vermeiden von Niederschlagsabflüssen zur Erhöhung der Evaporation im urbanen Raum. Abschluss­ bericht, Entwicklungsprojekt mit Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Az 23277

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Neue Dimension für die Zukunft der Städte Dachbegrünung 4.0 ermöglicht bewussten Umgang mit Regenwasser Nachhaltiger Umgang mit Wasser erfordert neben der Erhaltung und Schaffung einer guten Wasserqualität auch einen bewussten Umgang mit Regenwasser. Dachbegrünung spielt dabei eine immer größere Rolle und die neuen Systemlösungen des Dachbegrünungsherstellers ZinCo bieten so wichtige wie bemerkenswerte Ansätze im Blick auf Wasserrückhalt, Bewässerung und Verdunstung. „Retentions-Gründach“, „Klima-Gründach“ und „Bewässerte Extensivbegrünung“ heißen die neuen Lösungen in Sachen Regenwassermanagement und sie sind allesamt Lösungsansätze für die großen Herausforderungen, vor welchen die Ballungszentren unserer Städte heute stehen. Aus diesem Grund scheint es nicht vermessen, wenn der Hersteller von Dachbegrünung 4.0 spricht. Dachbegrünung bedeutet „Schutz der Bausubstanz“, bedeutet „ökologischer Ausgleich“ und oft auch „architektonisches Highlight“. Auf dieser Basis hat sie sich über Jahrzehnte weiterentwickelt in allen erdenklichen Facetten der Extensiv- und Intensivbegrünung samt Kombinationen z. B. mit Solarenergie. Nun kommen gänzlich neuartige Dimensionen hinzu – daher der Begriff „Dachbegrünung 4.0“ – in Analogie zu dem heute prägenden Ausdruck „Industrie 4.0“. Die neuen ZinCo-Systeme haben die Kraft zu einem grundlegenden und nachhaltigen strukturellen Wandel im Bereich der Dachbegrünung. Die großen Herausforderungen heißen Klimawandel, fortschreitende Urbanisierung und Flächenversiegelung. Städte sind heute vielen, immer größer werdenden Problemen ausgesetzt: auf der einen Seite zunehmende Stark­ regenereignisse mit der Folge von Überflutung und auf der anderen Seite immer längere Trockenperioden, Überhitzung und zu hohe Feinstaubwerte. All dies erfordert ein Umdenken.

Was hilft bei Starkregen?

Bild 1.  Die Ballungszentren der Städte stehen heute vor großen Aufgaben: Starkregenereignisse, Trockenperioden, Überhitzung und Feinstaubbelastung nehmen immer mehr zu.

Dachbegrünung speichert Regenwasser und lässt dieses zeitverzögert abfließen bzw. auf dem Dach verdunsten. Das tut Dachbegrünung natürlich schon immer, und zwar bei einer Extensivbegrünung in einer Größenordnung von 20 bis 40 l/m2 Wasser, bei einer Intensivbegrünung zwischen 50 und 100 l/m2, in Einzelfällen sogar darüber. Das neue zweiteilig aufgebaute „Retentions-Gründach“ von ZinCo aber vervielfacht nun ganz gezielt diesen RückhalteEffekt. Es vermag dadurch Niederschlagsspitzen bei Stark­ regenereignissen effektiv auszugleichen und damit die Kanalisation zu entlasten – was die Hochwassergefahr reduziert. Unterhalb des eigentlichen Begrünungsaufbaus wird das neu entwickelte Floradrain® FD 60 neo als sogenannter Abstandshalter (Spacer) verwendet. Dieses ermöglicht eine Speicherung von annähernd 60 l/m2 Regenwasser – und zwar zusätzlich zu der eingangs bezifferten Wassermenge im eigentlichen Begrünungsaufbau. Das im Flora­ drain® FD 60 neo gespeicherte Wasser fließt dann über ein Drossel-Element, das im Gully verankert ist, langsam in

Bild 2.  Die innovativen Systeme der Dachbegrünung 4.0 von ZinCo haben das Potential, Dächer revolutionär neu zu nutzen.

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werden kann für maximalen Wasserrückhalt, der in den Städten so immens wichtig ist.

Was wirkt gegen Überhitzung?

Bild 3.  Dachbegrünung bedeutete bislang „Schutz der Bausubstanz“, „ökologischer Ausgleich“ und „architektonisches Highlight“ – jetzt kommen die Aspekte Wasserrückhalt, Bewässerung und Verdunstung auf neue Weise hinzu.

einem definierten Zeitraum (zwischen 24 h und mehreren Tagen) in die Kanalisation ab. Der über dem Spacer liegende Begrünungsaufbau hingegen stellt alle für das Funktionieren der Dachbegrünung wichtigen Aspekte sicher, wie Luft-Wasser-Haushalt im Wurzelraum, Dränage und Wasserspeicherung für die Pflanzen. So sind alle Dachbegrünungs- und Nutzungsformen möglich, auch Geh- und Fahrbeläge. Das „RetentionsGründach“ ist daher ein herausragendes Beispiel dafür, wie unabhängig von Aussehen und Ausgestaltung der Dachbegrünung ein zusätzliches System implementiert

Bild 4.  Das „Retentions-Gründach“ speichert große Wassermengen gezielt auf dem Dach und lässt dieses zeitverzögert in die K­ analisation abfließen – zum Schutz vor Hochwassergefahr.

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Die zunehmende Versiegelung bewirkt außerdem, dass die Innenstädte durch Wärmestrahlung sehr viel mehr aufgeheizt werden als das Umland und die so entstehenden städtischen Wärmeinseln das Wohlbefinden der Menschen beeinträchtigen. Man spricht vom sogenannten Urban Heat Island Effect. Das „Klima-Gründach“ ist nun auf eine maximale Verdunstungsleistung ausgelegt, welche gerade in trockenen, heißen Perioden aktiv zur Stadtklimatisierung beitragen kann. Dazu muss der Bepflanzung natürlich kontinuierlich Wasser zur Verfügung stehen, das aus ökologischer Sicht nun kein Frischwasser, sondern Grauwasser sein sollte. Die spezielle Pflanzengemeinschaft „Klima-Gründach“ wurde genau dafür entwickelt – und zwar im Rahmen des DBU-Forschungsprojektes „Optimierung der Evapotranspirations- und Kühlleistung extensiver Dachbegrünungen durch die gezielte Nutzung von Grauwasser“ in Weihenstephan. Kernelement zur kontinuierlichen Bewässerung ist das neue, zweischichtig aufgebaute Aquafleece AF 300, das über Tropfschläuche automatisch bewässert wird, in Kombination z. B. mit Floraset® FS 50. Das unterseitige dichte Gewebe des Aquafleeces verteilt Wasser zuerst in der Fläche und lässt es erst durchtropfen, wenn das oberseitige Vlies flächig wassergesättigt ist. Eine „pulsierende“ Bewässerung sorgt dafür, dass kontinuierlich Wasser zur Verfügung steht. Durch kapillaren Aufstieg gelangt dieses in das darüberliegende Substrat und wird aktiv von den Pflanzen verdunstet. Zum Vergleich: ein ausgewachsener, gut mit Wasser versorgter Stadtbaum beispielsweise kann an einem heißen Sommertag etwa 300–500 l verdunsten. Eine 100 m2 große, klassische extensive Dachbegrünung kommt bei guter Wasserversorgung durchaus in dieselbe Größenordnung, nicht aber bei anhaltender Trockenheit. Genau dann reduziert sich die Verdunstungsrate auf nur ein Zehntel. Mit dem neuen Systemaufbau „Klima-Gründach“ lässt sich die Verdunstungsrate auf etwa das Doppelte, also 700– 1.000 l pro Tag bei 100 m2 steigern und auch in Trockenperioden dauerhaft aufrecht erhalten. Ein großer Vorteil ist außerdem, dass eine Dachbegrünung nach spätestens zwei Vegetationsperioden Flächendeckung erreicht und damit auch seine maximale Verdunstungsleistung, wohingegen ein neu gepflanzter Baum viele Jahre braucht, bis er ausgewachsen ist. Die Menge von 300 l pro Tag reicht übrigens aus, um das Luftvolumen eines Würfels von 100 m × 100 m × 100 m um etwa 3–5 °C abzukühlen, je nach bereits enthaltener Luftfeuchte. Selbstverständlich beeinflussen Faktoren wie Gebäudehöhen, Windrichtungen und -geschwindigkeiten den Kühlungseffekt, der tatsächlich in den jeweiligen Häuser-Schluchten zu fühlen ist. Generell sorgt eine erhöhte Verdunstung aber immer für eine größere Kühlung im städtischen Raum. Mit dem innovativen „Klima-Gründach“ können also neue oder vorhandene Dachflächen in den Städten ausgestattet werden, um aktiv das Stadtklima zu verbessern.

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Bild 5.  Das angestaute Wasser fließt über das Drossel-Element langsam ab. Fällt noch mehr Regen, greift der Überlauf.

Bild 6.  Das „Klima-Gründach“ wirkt der Überhitzung der Städte entgegen – durch seine hohe Verdunstungsleistung dank kontinuierlicher Bewässerung (vorzugsweise mit Grauwasser).

Was tun in langen Trockenperioden? Durch den Klimawandel werden auch in Deutschland mehr Regionen als bislang mit längeren Trockenperioden konfrontiert. Das sind beispielsweise das Mainzer Becken oder der gesamte nordöstliche Bereich von Erfurt, über Magdeburg und Berlin bis nach Usedom. Dort liegen die

Jahresniederschläge zum Teil deutlich unter 500 mm. Hier ist also auch bei Extensivbegrünungen eine effiziente und kostengünstige Bewässerung in Trockenzeiten gefragt – eben nicht nur in der Anwachsphase. Das neue System „Bewässerte Extensivbegrünung“ arbeitet bewässerungstechnisch nach dem gleichen Prinzip wie das oben beschriebene „Klima-Gründach“. Entscheidender Bestandteil im Systemaufbau ist auch hier das neu entwickelte Aquafleece AF 300, das über eine automatische Steuerung per Tropfschläuche bewässert wird, sofern eben natürliche Regenfälle ausbleiben. Wasserverteilung im Aquafleece und kapillarer Aufstieg in das darüberliegende Substrat sorgen dafür, dass den Pflanzen direkt im Wurzelraum kontinuierlich Wasser zur Verfügung steht. Genau deshalb ist auch der Wasserverbrauch erheblich reduziert, im Gegensatz zu einer herkömmlichen Zusatzbewässerung von oben, z. B. durch Rasensprenger, wo das Wasser teilweise an der Oberfläche verdunstet. Auch im Vergleich zur klassischen Tröpfchenbewässerung ist das neue System mit seiner intelligenten Wasserverteilung klar im Vorteil, da weitaus weniger Tropfschläuche notwendig sind. So wird bei der Installation und im Wasserverbrauch viel bares Geld gespart. Gleichzeitig übernimmt Aquafleece die Funktion des sonst im Dachbegrünungsaufbau notwendigen Systemfilters als Abgrenzung zwischen Substrat und Dränageschicht. Und unterhalb des Aquafleece kann das Dränelement objektgerecht entsprechend dem Dachgefälle ausgewählt werden. Daher ist das System sehr anpassungsfähig, so dass das Spektrum vom 0°-Dach bis zu einem Neigungswinkel von bis über 5° reicht. Auch kleinere Dachunebenheiten mit Pfützenbildung können problemlos überbrückt werden. Der „Bewässerten Extensivbegrünung“ gelingt der Spagat zwischen kostengünstiger Lösung und dauerhaftem Funktionieren einer Begrünung in trockenen Klimaten – hier genauso wie im mediterranen Raum. Dies sichert gesundes Pflanzenwachstum und Artenreichtum.

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Bild 7.  Die „Bewässerte Extensivbegrünung“ ist wegen lang anhaltender Trockenperioden selbst in einigen Regionen Deutschlands erforderlich – und geht mit der Ressource Wasser sparsam um.

Bewusster Umgang mit Wasser Alle beschriebenen Systeme „Dachbegrünung 4.0“ ermöglichen einen ganz gezielten Umgang mit der Ressource Wasser. Schnell spannt sich an dieser Stelle auch der Bogen zur den vielfältigen Möglichkeiten der Regenwassernutzung in Haus und Gewerbe: Grauwasser lässt sich einsetzen für Waschmaschinen, Toiletten, Reinigungsarbeiten an Geräten und Wegen, Gartenbewässerung oder als Prozesswasser zum Kühlen von Maschinen. Die Techniken und Produkte dazu sind ausgereift. Hierfür dient das Dach schon immer als Sammelfläche, von wo aus Regenwasser abgeleitet und in unter- oder oberirdischen Regenspeichern wie Zisternen gesammelt wird. Nach der Filterung wird es über ein eigenes Leitungssystem zum Verfügungsort geleitet. Mit dem „Retentions-Gründach“ wird das

Bild 8.  „Klima-Gründach“ und „Bewässerte Extensivbegrünung“ leben beide von der Idee der Unterflurbewässerung: Wasser aus den Tropfschläuchen verteilt sich im Aquafleece AF 300 und steht über kapillaren Anstieg den Pflanzen direkt im Wurzelraum zur Verfügung. (Fotos/Abb.: 1 Zorlu Property Group, 2–8 ZinCo)

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Dach jetzt selbst zum zusätzlichen Wasserrückhaltebecken und erweitert damit seine bisher übliche Rolle. Genau wie das „Retentions-Gründach“ reduzieren auch Regenwasserzisternen die Hochwassergefahr in versiegelten, kanalisierten Gebieten, denn bei kurzzeitigen Starkregen kann der plötzliche, extreme Anstieg ausreichend zeitverzögert oder sogar ganz zurückgehalten werden. Viele Gemeinden erkennen bereits den hohen Nutzen und haben den Bau von Dachbegrünungen und auch von Zisternen in den BauVorschriften verankert oder geben direkte finanzielle Zuschüsse beziehungsweise indirekte in Form von gespaltenen Abwassersatzungen. Grauwasser kann nun bekanntermaßen zur kontinuierlichen Bewässerung beim „Klima-Gründach“ eingesetzt werden, um das Stadtklima gerade in langen Trockenphasen positiv zu beeinflussen. Das Wasser wird ganz gezielt in die Atmopshäre verdunstet, um den natürlichen Wasserkreislauf in den versiegelten Städten zu unterstützen. Die beschriebene „Bewässerte Extensivbegrünung“ dient mit ihrer effizienten Unterflurbewässerung als weiteres Beispiel, mit der Ressource Wasser bewusst sparsam umzugehen und ist rein standortabhängig zu betrachten. In Zeiten des Klimawandels werden wie erwähnt Regionen mit langer Trockenheit zunehmen – auch in Deutschland. Mit all den dargestellten neuen Dimensionen von Retention, Bewässerung und Verdunstung können Dachbegrünungen grundlegend mehr leisten als bisher. Ob Neubau oder Sanierung, Dächer sind ohnehin vorhanden und Dachbegrünung 4.0 führt dazu, das Potential dieser Dächer revolutionär neu zu nutzen. Roland Appl, Technischer Leiter, ZinCo GmbH

www.zinco.de; www.zinco-greenroof.com

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Komplettlösung reduziert Schnittstellen Graf Regenrückhaltesystem EcoBloc Inspect – 55 m3 Speichervolumen unter Tiefgarage eingebaut „Ein gutes Eckchen zum Leben – Wohnen an der Goethestraße“ lautet der Titel des Prospekts der GIEAG Immobilien AG. In fußläufiger Entfernung zum Zentrum und zum Stadtpark entstanden im Sommer 2016 im badischen Gaggenau in zwei Gebäuden 22 hochwertig ausgestattete Wohnungen. Der Zugang zur Tief­ garage in der Grünfläche zwischen den Gebäuden ist – dem Namen des Standorts Rechnung tragend – wie das Gartenhaus zu Zeiten Goethes in Weimar gestaltet. Unter der Tiefgarage verbirgt sich ein Regenrückhaltesystem von Graf mit einem Speichervolumen von 55 m3 Regenwasser. „Wer heute baut, denkt immer auch an morgen.“ Entsprechend dem Anspruch der GIEAG Immobilien AG wurden die beiden Gebäude in Niedrigenergiebauweise nach KfWStandard 70 und erhöhtem Schallschutz nach DIN 4109 geplant und errichtet. Fußbodenheizung mit Heizenergie aus einem Pelletofen, passive Wohnraumlüftung, elektrisch betriebene Raffstores und Jalousien stehen neben der hochwertigen Innenausstattung für hohen Wohnkomfort. Das Rückhaltesystem für das Niederschlagswasser wurde notwendig, da der bestehende Mischwasserkanal in diesem Bereich für die zusätzliche Aufnahme unterdimensioniert ist. Daher wurde vom örtlichen Bauamt nur eine Einleitung von 1,5 l/s gestattet. Gaggenau hat in der Jahresbetrachtung ein sehr regelmäßiges Niederschlagsaufkommen mit durchschnittlich 732 l/m2 pro Jahr. Um auch bei einem Starkregenereignis einen maximalen Zufluss von 1,5 l/s zu gewährleisten, wird das Regenwasser in ein Regenrückhaltesystem eingeleitet und dort zwischengespeichert. Angeschlossen sind etwa 960 m2 Dachfläche der viergeschossigen Gebäude, die Grünflächen über der Tiefgarage sowie die Wegeflächen. Das Regenrückhaltesystem besteht aus 138 Graf EcoBloc Inspect Modulen. Das Retentionsvolumen wurde nach der Norm DIN 1986-100 sowie Arbeitsblatt DWA-A 117 dimensioniert.

Bild 1.  Die Rigolensohle des Regerückhaltesystems liegt etwa 1,60 m unter der Bodenplatte der Tiefgarage.

Bild 2.  Der dreilagige Aufbau verhindert einen unkontrollierten Wasser­ austritt aus den Modulen.

Der Aufbau eines modularen Regenrückhaltesystems bietet die Möglichkeit, das Volumen und vor allem Länge und Breite den örtlichen Gegebenheiten individuell anzupassen. Durch die geringe Höhe der Module kann die Einbautiefe minimiert werden. „Die einzig mögliche Positionierung unter der Tiefgarage hat den Einbau von herkömmlichen Tanks ausgeschlossen“, erklärt Dipl.-Ing. Manfred Eichhorn den Einbau des modularen Systems von Graf. Die Rigolensohle der Graf Systemlösung liegt dabei etwa 1,60 m unter der Bodenplatte der Tiefgarage.

Lieferung und Einbau aus einer Hand Neben dem modularen Konzept des Regenrückhaltesystems haben den Inhaber des gleichnamigen Planungsbüros Eichhorn in Friesenheim die umfassenden Serviceleistungen von Graf überzeugt. Das Unternehmen bietet nicht

Bild 3.  Die wasserundurchlässige 2 mm starke HDPE-Folie wird verschweißt und anschließend in einem dritten Arbeitsschritt nochmals mit dem Geotextil eingeschlagen.

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Infobox Regenrückhaltung

Bild 4.  138 EcoBloc Inspect Module wurden innerhalb eines Tages vor Ort zu einem einlagigen (0,66 m Höhe) Blockverbund von 18,4 × 4,8 m montiert.

nur die termingerechte Lieferung der Module an die Baustelle, sondern die komplette, anschlussfertige Montage durch erfahrene Spezialisten an. Dies reduziert in einem eng getakteten Bauablauf die Schnittstellen, schafft Planungs- und Kalkulationssicherheit. „Graf bietet alles aus einer Hand, das schafft Effizienz, klare Verantwortlichkeiten beim Einbau, der Abnahme und auch bei der Gewährleistung“, schätzt Manfred Eichhorn die All-inclusive-Leistungen von Graf. Der Graf EcoBloc Inspect überzeugt vor allem durch die einfache Handhabung beim Transport und der Montage. Durch die vormontierten Module wird beim Graf EcoBloc Inspect wenig Zubehör und Werkzeug benötigt. Dies reduziert in erheblichem Maß Kosten bei der Montage.

Um die hydraulischen Spitzen zu reduzieren und das öffentliche Kanalnetz zu entlasten, werden vor allem bei Neubauten oft Retentionszisternen gefordert. Diese speichern bei einem Stark­ regenereignis das Niederschlagswasser. Der Ablauf aus der Zisterne wird gedrosselt und damit zeitverzögert in den Kanal geleitet. Das Retentionsvolumen wird dadurch entleert und steht für das nächste Regenereignis wieder vollständig als temporärer Speicher zur Verfügung. Um das Niederschlagswasser aus der Retentionsanlage auch für die Gartenbewässerung, Reinigungsarbeiten und die Toilettenspülung nutzen zu können, bietet Graf alternativ eine Kombination aus Regenrückhaltung und Regenwassernutzung an. Dabei wird nach einem Niederschlag nicht die gesamte Anlage entleert. Das im Tank verbleibende Regenwasser steht anschließend als Brauchwasser zur Verfügung. Das Retentionsvolumen wird in der Norm DIN 1986-100 sowie im Arbeitsblatt DWA-A 117 behandelt. Im Wesentlichen wird dabei die Differenz von Zu- und Ablauf betrachtet. Sicherheitsfaktoren stellen die störungsfreie Funktion auch bei statistischen Abweichungen von Starkniederschlagsereignissen sicher. Die zulässigen Ablaufvolumenströme und die Angabe, in welcher Häufigkeit Starkregenereignisse bei der Berechnung berücksichtigt werden, sind von der zuständigen Behörde vorgegeben.

In der Modulgröße mit 420 l Speichervolumen entspricht das Rigolensystem gängigen Außenabmessungen von 80 × 80 × 66 cm. Das modulare System mit dem quadratischen Rastermaß wird im Verbund an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Die mögliche Verlegung in bis zu sieben Lagen bei einer maximalen Einbautiefe von 5 m sowie die

hohe Belastbarkeit der Module bieten dabei umfassende planerische Freiheiten. Der Graf EcoBloc Inspect ist mit gängigen Inspektionskameras DN 200 inspizierbar. Zudem können die Module bei Bedarf gespült werden. Um die personalintensive Montagezeit noch weiter zu verringern, stand bei der Entwicklung des Graf EcoBloc Inspect neben der Gewichts- vor allem die Montageoptimierung ganz oben im Anforderungsprofil. Durch die in den Modulen integrierten vertikalen Zentrierungen sind die Elemente nur noch horizontal zu verbinden. Trotz bis zu 60 % weniger Verbindungspunkten gegenüber herkömmlichen Systemen bleibt damit die hohe Stabilität des Blockverbundes erhalten.

Bild 5.  Die im EcoBloc Inspect Modul definierten Anschlussflächen mit den gängigen Rohrdimensionen DN 100, 150 und 200 erleichtern die Positionierung und Montage von Zu- und Ablauf.

Bild 6.  In fußläufiger Entfernung zum Zentrum und zum Stadtpark ent­ stehen bis zum Sommer 2016 im badischen Gaggenau in zwei Gebäuden 22 hochwertig ausgestattete Wohnungen.

Vormontierte Module sparen Kosten

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Infobox

Bild 7.  Durch die vormontierten ­Module wird beim Graf ­EcoBloc Inspect wenig Zubehör und Werkzeug benötigt. (Fotos: Otto Graf GmbH)

Deshalb konnten für dieses Bauvorhaben 138 Module innerhalb eines Tages vor Ort zu einem einlagigen (0,66 m Höhe) Blockverbund von 18,4 × 4,8 m montiert und in Folie eingeschweißt werden. Nach der Montage des Blockverbundes wurden die Rohrpositionen für den Zulauf, den Ablauf sowie die Entlüftung positioniert. Die im EcoBloc Inspect Modul definierten Anschlussflächen mit den gängigen Rohrdimensionen DN 100, 150 und 200 erleichtern die Positionierung und Montage. Der Blockverbund wurde anschließend mit Geotextil eingeschlagen. Diese innere Schicht wurde in einem zweiten Arbeitsschritt mit einer wasserundurchlässigen 2-mmHDPE-Folie verschweißt und in einem dritten Arbeitsschritt nochmals mit dem Geotextil umschlossen. Die Schweißarbeiten werden stets von Fachfirmen durchgeführt, welche für den Bereich Rückhalte- und Deponieschweißarbeiten zertifiziert sind. Der dreilagige Aufbau verhindert einen unkontrollierten Wasseraustritt aus den Modulen. Die innere Geotextilschicht schützt dabei die HDPE-Folie vor möglichen Beschädigungen durch Kanten. Das äußere Geotextil vermeidet Beschädigungen durch das Erdreich oder Steine. Bei dem Bauvorhaben in Gaggenau ist das Regenrückhaltesystem von einem Bett aus 60 cm Kies der Körnung 8/16 umgeben. Das Wasser aus dem Rückhaltesystem wird über eine gedrosselte Ableitung in den Mischwasserkanal geleitet. Diese ist in den Graf Vario 800 Systemschacht integriert. Der Schacht kann individuell in der Höhe nivelliert und passgenau in die EcoBloc Module integriert werden. Dadurch ist kein zusätzlicher Aushub notwendig und das Schachtvolumen wird in das Fassungsvermögen des Regenrückhaltesystems einbezogen. Das modulare System ermöglicht es einem Baukasten gleich, das Vario 800 Schachtsystem innerhalb des Eco-

Auf 200 Seiten präsentiert Graf im Technischen Katalog gebündeltes ­Wissen zur Versickerung und Rück­haltung von ­Regenwasser. Technischer Katalog „Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser“ Das gebündelte Wissen und die von Graf angebotenen Produkte sind im Technischen Katalog „Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser“ zusammengefasst. Der Katalog, gegliedert in sieben Kapitel, enthält neben thematischen Produktinformationen anschauliche Anwendungsbeispiele, zahlreiche Tipps zur Dimen­sionierung und Planung von Systemen zur Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser sowie Hinweise zu relevanten Gesetzen, Normen und Richtlinien. Das Kompendium ist sowohl Grundlagenlektüre für Themeneinsteiger als auch Nachschlagewerk für erfahrene Experten. Die im Katalog als Kopiervorlage enthaltenen Bemessungs­ bögen für Versickerungs- und Retentionsanlagen bieten für Planer und Ausführende ebenfalls einen deutlichen Mehrwert. Diese können mit den projektspezifischen Daten ausgefüllt und zur kostenfreien Bemessung an Graf gesendet werden. Der Technische Katalog „Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser“ kann kostenlos bei der Otto Graf GmbH angefordert werden: Telefon 07641/589-66, E-Mail mail@graf.info. Alternativ steht der Katalog auf der Webseite des Unternehmens zum Download bereit.

Bloc Inspect Systems frei zu positionieren. Die Eckposition bietet die Möglichkeit, große Rohrdurchmesser bis DN 400 an zwei Seitenflächen anzuschließen. Mit dem um 360° drehbaren VS-Zulaufmodul können Anschlüsse bis DN 300 ohne zusätzliche Anschlussbögen erstellt werden. Graf bietet alternativ zu den vor Ort konfektionierten auch individuell vorgefertigte Regenrückhaltesysteme aus den EcoBloc Inspect Modulen an. Diese können bis zu einer Größe von 15 × 2,40 m produziert und mit einem LKW zur Baustelle transportiert werden.

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Gemeinsam gegen die Folgen des Starkregens Für Planer und Architekten gewinnen Aspekte der Überflutungsvorsorge zunehmend an Bedeutung

Starkregenereignisse haben in den letzten Jahren enorm zugenommen und das wird – nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels – ein weiter anhaltender Trend sein. Im Gegensatz zum herkömmlichen Hochwasserschutz betrifft Starkregen im Falle der Stadt Köln dabei auch Gebiete, die weit ab vom Rhein liegen und bislang als „sicher“ galten. Für Planer und Architekten heißt das, dass sie bereits frühzeitig Aspekte der Überflutungsvorsorge berücksichtigen müssen, um bei Neubauten einen ganzheitlichen Objektschutz zu gewährleisten. „Was einst die theoretische Annahme eines Ingenieurs war, ist heute längst zum tatsächlichen Ereignis geworden“, erzählt Dr. Peter Kotulla, Inhaber des Architektur­

büros KOPLAN in Köln. Beim Überflutungsschutz reicht es seiner Meinung nach nicht aus, sich auf Normen zu berufen, vielmehr müssten je nach Situation Konstruktionen gewählt werden, die bestimmten Ereignissen vorbeugen. Das könne sowohl ein Rigolensystem sein als auch eine leicht erhöhte Terrasse oder kleine Rampen und Abstufungen. Wichtig, so Kotulla, sei es, derartige Aspekte des Objektschutzes von Beginn an in die Planungen von neuen Bauprojekten einzubeziehen, denn nur so kann wirksam vorgebeugt werden. Das wiederum ist dringend notwendig, denn insbesondere in einer urban geprägten Großstadt wie Köln können Extremregen zu erheblichen Beeinträchtigungen und Schäden durch Überflutungen führen. Das Problem liegt darin, dass das Kölner Kanalnetz zwar ausreichend dimensioniert ist, um die Bemessungsregen entsprechend der allgemein anerkannten Regeln der Technik aufzunehmen und abzuleiten. Kommt es jedoch zu Regenereignissen, die stärker sind als die Bemessungsregen und daher einen Aufstau auf der Oberfläche verursachen, reichen selbst großzügig dimensionierte Abwasseranlagen nicht mehr aus, um diese zu bewältigen. Warum wir mit derartigen Ereignissen in Zukunft rechnen müssen, verdeutlicht ein Blick auf das regionale Klimamodell für das Gebiet der Stadt Köln. Niederschlagsereignisse, die in der Periode von 1961 bis 2000 im Mittel einmal pro Jahr auftraten, werden demnach bis Mitte des laufenden Jahrhunderts 40 bis knapp 200 Prozent häufiger sein. Das schafft Handlungsbedarf.

Bild 1.  Starkregen­gefahrenkarte

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Nicht nur bei Neubauten muss die Überflutungsvorsorge beachtet werden Betrachtet man die Überflutungsvorsorge insgesamt, so müssen entsprechende Maßnahmen nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei bestehenden Gebäuden ohne Überflutungsschutz greifen. Hier liegt das Problem häufig darin, dass das Thema bei Altbauten in der Regel noch nicht so ausreichend berücksichtigt wurde, wie es heute der Fall wäre. Daher geht es hier in erster Linie darum, über Instandsetzungen etwas zu bewirken. Die Hauptregel lautet: Wasser weg vom Gebäude! Sei es, indem man eine Art Graben um das Haus baut oder nachträglich eine Rückstauklappe integriert. Wie bei Neubauten muss auch bei älteren Häusern je nach Objekt entschieden werden, wo und wie am sinnvollsten Schutzmaßnahmen installiert werden können oder korrektiv eingegriffen werden kann, um eine Überflutungsvorsorge zu gewährleisten. Die Beispiele zeigen: Architekten und Planer sollten frühzeitig auf das Thema Überflutungsvorsorge hinweisen, auch weil das Bewusstsein für die potenziellen Gefahren, die Starkregen mit sich bringen kann, in der Öffentlichkeit noch nicht ausreichend präsent ist. Hier ist Sensibilisierungsarbeit gefragt, um verständlich zu machen, warum derartige Aspekte heute beim Planen und Bauen von Beginn an mitbedacht werden müssen.

Leitfäden liefern Informationen und geben Orientierung Unterstützung dazu liefern die von den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, AöR (StEB Köln) herausgegebenen Leitfäden zum wassersensiblen Planen und Bauen, sowie zur wassersensiblen Stadt- und Freiraumgestaltung. Damit sowohl Hauseigentümer als auch Bauwillige und Architekten informiert, sensibilisiert und zur Eigenvorsorge angeregt werden, haben die StEB Köln bereits im Jahr 2016 den Leitfaden „Wassersensibel planen und bauen in Köln“ entwickelt. Dieser liefert praktische Hinweise, wie Gebäude wirksam vor Überflutungs-

schäden geschützt werden können. Im März 2017 ist ein – gemeinsam mit der Stadt Köln entwickelter – weiterer Leitfaden erschienen. Er widmet sich der wassersensiblen Stadt- und Freiraumgestaltung in Köln und richtet sich an alle öffentlichen Stellen, Stadtentwicklungsgesellschaften, Investoren und privaten Ingenieurbüros, die an der Gestaltung der städtischen „Oberfläche“ beteiligt sind. Ziel ist es, ökologisch und ökonomisch effiziente Anpassungsmaßnahmen an die sich ändernden Niederschlagsverhältnisse im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung darzustellen und weiter zu entwickeln. Das reicht von vorhandenen Planungswerkzeugen, Maßnahmenpotenzialen und Einsatzmöglichkeiten bis zu planungsrechtlichen Aspekten und gut umgesetzten Beispielen. Will man die Starkregenvorsorge in städtischen Planungsprozessen einbinden, dann spielt auch die frühzeitige Bereitstellung von Informationen zur Überflutungsvorsorge in zukünftigen Bebauungsplänen eine wichtige Rolle. Dabei geht es darum, dass für die jeweiligen Plangebiete technische Vorsorgemaßnahmen vorgeschlagen und besondere Gefährdungsbereiche ausgewiesen werden. Zudem werden Vorschläge zur Regenwasserbewirtschaftung dargestellt, Hinweise und Festsetzungen vermittelt und multifunktionale, nutzbare Überflutungsflächen identifiziert. Dass die Zusammenarbeit zwischen den StEB Köln und Stadt-, Grünflächen- und Straßenplanern in der Domstadt auf einem guten Weg ist, beweist auch das Forschungsvorhaben MURIEL. Dieses wird von der Deutschen Umweltstiftung gefördert, wobei die Abkürzung MURIEL für „Multifunktionale Flächen in der Stadt“ steht. Inhaltlich untersucht das Projekt, welche Rolle die „multifunktionale“ Nutzung von Freiflächen als urbaner Retentionsraum im Rahmen der Überflutungsvorsorge einnehmen könnte. Bearbeitet wird dies von einem interdisziplinären Team aus Wasserwirtschaft, Ökologie und Stadtplanung. Ziel des Projektes ist es, die Möglichkeiten und Grenzen des Lösungsansatzes zu untersuchen und daraus Handlungsempfehlungen für die Praxis abzuleiten.

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Bild 2.  Ergebnis einer urbanen Sturzflut in einer Straße Kölns (Abb./Foto: 1 + 2 Stadtentwässerungsbetriebe, 2: Arton Krasniqi)

Gefahren und Risiken richtig einschätzen Doch wie erkennt man die Überflutungsgefahr bei Starkregen im Stadtgebiet eigentlich? Wie lassen sich Gefahren identifizieren und eventuelle Schadensrisiken ableiten? Die StEB Köln haben aktuell drei interaktive Karten erarbeitet, die diesbezüglich Abhilfe schaffen: die Starkregengefahrenkarte, die Schadenspotenzialkarte und die Risiko­ potenzialkarte. Sie alle bieten wichtige Informationen für die Stadt-, Freiraum- und Bauleitplanung sowie für die Verund Entsorgung und den Denkmal- und Katastrophenschutz. Der Zugang zu den Karten wird städtischen Ämtern und sonstigen Planungs- oder Entscheidungsgremien über eine gemeinsam nutzbare Internetplattform ermöglicht. In der Starkregengefahrenkarte wird vor allem die Überflutungsgefährdung bei Niederschlagsereignissen klassifiziert. Im Fokus stehen dabei sensible soziale Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Rettungsdienste, Kindergärten oder Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen der Verund Entsorgung und überflutungssensible Bereiche der Verkehrsinfrastruktur, beispielsweise Tunnel, Unterführungen oder Tiefgaragen. Die interaktive Starkregengefahrenkarte steht seit März 2017 auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Legt man die Überflutungsverdachtsflächen der Stark­ regengefahrenkarte und die Gebiete mit erhöhtem Schadenspotenzial übereinander, so lässt sich das örtliche Überflutungsrisiko abschätzen. Auf Grundlage dieser Risikoana-

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lyse können zielgerichtet Maßnahmen zur Risikominderung oder zur Verbesserung des Schutzes entwickelt werden. Zudem kann Sensibilisierungsarbeit geleistet werden, damit die Objektinhaber ihren Schutz selbst optimieren. Eine Besonderheit ist, dass als gefährdet identifizierte Bereiche im Rahmen einer gekoppelten Kanalnetzberechnung mit deutlich höherem Detaillierungsgrad betrachtet werden können. Dies erfolgt beispielsweise in denjenigen Gebieten, die durch Starkregenereignisse bereits intensiv betroffen waren. Die Kopplung einer hydrodynamischen Kanalnetzberechnung mit einem detaillierten Oberflächenabflussmodell bezieht das Kanalnetz und somit auch den Wasseraustausch zwischen Kanalnetz und Oberfläche mit ein. So können auch die Auswirkungen von Rückhaltemaßnahmen und der Zwischenspeicherung von Oberflächenabflüssen betrachtet werden. Das ist wichtig, denn auf Verkehrsflächen stehendes Wasser kann über Straßeneinläufe und Schachtabdeckungen in das Kanalnetz gelangen. Bei überlasteten Kanalabschnitten wiederum kann auch Wasser aus dem Kanal an der Oberfläche austreten.

Gemeinschaftliches Handeln schafft Sicherheit Doch der Objektschutz allein reicht nicht aus. Um den steigenden Herausforderungen durch die Zunahme von Starkregen gerecht zu werden und eventuelle Schäden auf ein Minimum zu begrenzen, müssen alle Handlungs­ akteure gemeinschaftlich handeln. „Gefragt sind neue ­Formen der Kommunikation und des Dialogs sowie eine Einbindung der Überflutungsvorsorge in städtische Planungsprozesse“, betont Dr. Peter Kotulla abschließend. Er wünscht sich eine Art Masterplan Überflutungsvorsorge – ein Strategiepapier für die gesamtstädtische Überflutungsvorsorge mit entsprechenden Einschätzungen und Prognosen. Dieses könne zugleich dazu beitragen, die Kommunikation und den Dialog entlang des Themas zu intensivieren. Gebündelte Informationen zum Thema Starkregen und Überflutungsvorsorge finden sich auch auf der u. s. Website der Stadtentwässerungsbetriebe Köln. Dort findet man auch den Link zu den Starkregengefahrenkarten und den weiterführenden Broschüren. Ingo Schwerdorf, Henning Werker, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR www.steb-koeln.de

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Dezentraler Wasserrückhalt als Staatsziel Ein für den Umgang mit Wasser lehrreicher Blick in die Geschichte Zu den Faszinationen, die von prähispanischen Kulturen in Lateinamerika ausgehen, gehört der historische Beleg dafür, dass eine Gesellschaft erfolgreich bestehen kann, wenn die akzeptierten Wertvorstellungen eine pflegliche Nutzung der Landschaft ein­ beziehen. Der Erhalt dieser Agrarstaaten wurde durch die Herbeiführung einer längerfristigen Koexistenz zwischen Mensch und Natur gesichert [1]. Ein Blick zurück auf diese Staaten, der im Folgenden in einer kurzen Darstellung gegeben werden soll, zeigt uns, dass die Menschen damals konzeptionell in manchen Bereichen bereits dort waren, wo wir heute hinstreben. Zu den Zielen, die sich viele Staaten in ihre Verfassungen schreiben, gehören die Vorsorge für die die Wohlfahrt und Freiheit des Bürgers, die Sicherheit des Landes und – seit einiger Zeit – auch die nachhaltige Entwicklung. Es ist nicht näher bekannt, in wie weit sich die prähispanischen Kulturen im Andenraum definierten Staatszielen unterordneten. Doch handelt es sich um stark religiös geprägte Gesellschaften, bei denen man, im Falle des Inkastaates, von einem toleranten Gottesstaat sprechen könnte. Ähnlich den alten Persern etwa ließ dieser den eroberten V ­ ölkern ihre Riten und Religionen oder übernahm sie gar teilweise. Priester hatten religiöse und weltliche Funk­tionen und stellten in beiden Bereichen die handelnde Elite dar. Insofern waren religiöse Vorgaben auch Staatsziele.

Die auf engstem Raum stark variierenden natürlichen Bedingungen mit einer hohen räumlichen und zeitlichen Variabilität des Standortklimas erforderten ein hohes Maß an Organisation und Koordination. Das wasserwirtschaftliche Grundkonzept, auf dem die vielfältigen kulturtechnischen Maßnahmen der prähispanischen Kulturen in dieser Region basierten, war der dezentrale Rückhalt von Niederschlags- und Schmelzwasser, der mit einem enormen technischen Einsatz erreicht wurde. Durch den Bau von Staubecken und die Anlage von Anbauterrassen wurden die großen Wasserkreisläufe zwischen den Andengipfeln und dem Pazifik in kleinere, lokale Wasserkreisläufe umgeleitet und zerlegt. Dadurch wurde nicht nur die landwirtschaftliche Produktion erheblich gesteigert und gesichert sowie Erosion verhindert, sondern auch der Anteil der Wärme­energie, der für Verdunstungsprozesse verwendet wird, zu Lasten der Erwärmung der Landschaft erhöht. Die Erstellung der kulturtechnischen Anlagen in den noch heute zu bewundernden Ausmaßen erzwang eine soziale Ordnung, deren Strukturen durch die landwirtschaftlichen und wasserwirtschaftlichen Zielsetzungen geformt waren. Die Geschichte offenbart uns hier, dass Konzepte, die ak­tuell diskutiert werden, vor Jahrhunderten bereits erfolgreich umgesetzt wurden.

Bild 1.  Die Anlagen von Moray (Foto: Oliver Nowak/fotolia)

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Pflanzbeete herum geführt wurde. Außerdem gestattete tagsüber durch die Sonneneinstrahlung erwärmtes Wasser einen nächtlichen Frostschutz. Und schließlich wurde Niederschlagswasser in ausgedehnten Systemen von miteinander verbundenen Senken, an deren Hängen Pflanzenbau und Beweidung stattfand, gespeichert und gezielt reguliert. Auch diese Anlagen gestatteten eine Wärmespeicherung. Der Wasserhaushalt von Hochmoorwiesen wurde zur Ermöglichung einer Beweidung gesteuert.

Lernen von den frühen peruanischen Kulturen?

Bild 2.  Terrassen unterhalb von Laraos

Stauseen und Grundwassergewinnung In großen Höhen wurden viele der zahlreichen Bergseen durch bauliche Maßnahmen zu Staubecken umgebaut und in eine die gesamten Flusseinzugsgebiete mit ihrer großen natürlichen Heterogenität umfassende Wasserbewirtschaftung einbezogen. Diese teilweise als Überjahresstauräume tauglichen Seen boten auch Hochwasserschutz. Die Dämme waren von hoher Standfestigkeit, viele sind heute noch in Funktion. Aus Flüssen und Aquädukten wurde das Wasser an Regulier- und Entnahmebauwerken in ein weitverzweigtes Netz von Gräben geleitet, die teilweise entlang steiler Hänge führten und heute noch die Andenlandschaft mitprägen. Um Grundwasser nutzen zu können, wurden in der Nazca-Kultur Stollen an höher gelegene Wasser führende Schichten herangeführt und in Anlagen, die den altpersischen Ghanaten gleichen, den Anbauflächen zugeführt.

Können wir aus dem Rückblick auf die Praktiken dieser alten Kulturen sowie auf ihre wasserwirtschaftlichen und kulturtechnischen Fertigkeiten etwas lernen, und vielleicht dieses oder jenes – angepasst und modifiziert – gewinnbringend übernehmen? Die präkolumbischen Gesellschaften bezogen ihre Bewirtschaftungseinheiten konsequent auf Wassereinzugs­ gebiete. Eine Ernährungsautarkie der einzelnen Regionen wurde angestrebt. Die landwirtschaftliche Produktion orien­tierte sich an der Kombination aus Lokalklimaten und Topographie sowie der Wasserbilanz in den Flusstälern, die kulturtechnisch optimiert wurde. Überschüsse aus Tälern mit guten Ernten wurden gelagert bzw. in Mangelgebiete geliefert. Diese Ausrichtung wirtschaftlicher Tätigkeiten auf hydrographische Einheiten ist ein Konzept, das wieder stärkere Berücksichtigung finden muss. Die Tatsache, dass der dezentrale Rückhalt von Niederschlagswasser bei einer Schonung der Ökosysteme zugleich die Ernährung sehr großer Völkerschaften sicherte, ist eine Lehre aus der Geschichte, die es zu beherzigen gilt. Die Gesellschaft und Einzelpersonen treffen Entscheidungen auf der Basis der Ergebnisse von Wissenschaften wie der Ökologie oder der Physik und entsprechend dem jeweiligen Stand der Technik. Man handelt aber auch unter

Die Regelung des Wassserhaushaltes auf den Flächen Mit dem Hauptzweck des Rückhaltes und der Speicherung von Niederschlägen und Oberflächenabflüssen wurden an Hanglagen sowohl für Bewässerungsfeldbau als auch für Regenfeldbau Terrassen angelegt, die zusätzlich Erosion verhinderten. Gemauerte Terrassen wiesen eine erstaunliche Erdbebensicherheit auf. Sowohl auf den Terrassen als auch in den Tausenden Hektar nicht terrassierter landwirtschaftlicher Nutzflächen wurde das Wasser in Becken und Furchen unterschiedlicher Auslegungsformen verteilt. In Bereichen mit hoch anstehendem Grundwasser wurden versenkte Pflanzbeete angelegt. Wasser aus Niederschlägen und Flüssen ließ sich den Pflanzen auch dadurch zugänglich machen, dass es in Gräben um erhöhte

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Bild 3.  Hanggraben in den Anden (Fotos 2 + 3: Diestel)

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kulturellen Einflüssen und auf Grund von akzeptierten Wertesystemen. Wasserwirtschaftliche Entscheidungen, die meist die in der Landschaft stattfindenden Prozesse beeinflussen und sowohl in zeitlicher als auch räumlicher Hinsicht große Auswirkungen zeitigen, haben eigentlich immer auch einen ethischen Aspekt. Heutige Wertevorstellungen können rational bestimmt sein; sie können auch religiöse Bezüge haben. Die Erkenntnis, dass ein Vergehen gegen die Natur letztendlich auch ein Vergehen gegen Mitmenschen ist, wird sich wohl in zunehmendem Maße durchsetzen. Die Frage, ob es gelingen wird, auf der Basis der Vernunft eine langfristig erfolgreiche Nutzung der natürlichen Ressourcen zu erreichen, kennt dabei allerdings keine einfachen Antworten. Alle Weltreligionen beinhalten in unterschiedlich starker Ausprägung die Aufforderung zum schonenden Umgang mit der Natur [2]. So geben die christlichen Kirchen etwa seit einiger Zeit Verlautbarungen zu ökologischen Themen heraus und engagieren sich – wenn auch zögerlich – in Vorhaben zum Schutz der Umwelt. Der Blick zurück könnte ihnen zeigen, dass die Akzeptanz einer Religion dann hoch ist, wenn ihre Vertreter in der Pflege und Nutzung der Umwelt konkret etwas Positives bewirken. Auch können wir die Erkenntnis gewinnen, dass die allgemeine Anerkennung von Wertesystemen, die sich nicht unbedingt alle gleichen müssen, sehr konkrete positive Auswirkungen auf das Leben einer Gesellschaft hat.

Ökologie und Ökonomie müssen langfristig gedacht werden Die präkolumbischen Gesellschaften kannten kein Geld. Ob sie so erfolgreich gewesen wären, wenn sie es gekannt hätten, bleibt eine interessante, wenngleich spekulative Frage. Uns Heutigen ist der Warenaustausch, die Befähigung des Staates zum Handeln über Steuern und eine persönliche Wohlstandbildung ohne Geld nicht vorstellbar, bei allen uns gleichzeitig bekannten negativen Auswirkungen des Geldmarktes. Regionalwährungen weisen einen Weg zu „früh-andinen Verhältnissen“, also zu einer höheren regionalen Autarkie und zur Ermöglichung von sinnvollen kulturtechnischen und wasserwirtschaftlichen Maßnahmen in einer Region. Sie fördern auch den sozialen Zusammenhalt der Bewohner einer Region. Die gegenwärtige ökologische und ökonomische Diskussion kreist in hohem Maße um den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen. Die vorteilhaften Wirkungen des in der Landschaft dezentral an vielen Stellen und in vielen Formen vorhandenen Wassers über seine direkte und indirekte Beeinflussung der Wärmebilanz, werden viel zu wenig in Betracht gezogen. Die frühen peruanischen Kulturtechniker und Wasserpriester haben uns Anschauungsbeispiele hinterlassen, deren Studium sehr gewinnbringend ist. Zwar haben Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung in unseren Ballungsräumen eine gewisse Akzeptanz gefunden [3], aber in der offenen Landschaft, insbesondere im Flachland, müssen verloren gegangene Hecken, Strauchgruppen, Obstbäume und Gewässerrandstreifen wiederhergestellt werden, die neben ihrer Wirkung auf das Lokalklima und den Wasserhausshalt auch düngende und Resilienz schaffende Funktionen haben. Die Rentabilität von Agroforstwirtschaft ebenso wie einer technologisch modernen Landwirtschaft auf Feldern, an deren Rändern höherer Bewuchs steht, wird allerdings gegenwärtig durch die Gegebenheiten

auf den Weltmärkten verringert. Auch in der Forstwirtschaft bieten sich viele Möglichkeiten, das Kleinklima und den Wasserhaushalt der Standorte im genannten Sinne positiv zu beeinflussen, durch entsprechende Gestaltung des Baumartenspektrums, der Erntestrategie und -technik sowie des Umganges mit Waldlichtungen. In der Umweltbildung muss dem interessierten Bürger die Bedeutung des dezentralen Rückhaltes von Niederschlagswasser in verständlichen und attraktiven Darstellungen vermittelt werden. Wenn Anbauterrassen, in Peru und in anderen Regionen der Welt, nicht genutzt werden, wird ihr irreversibler Verfall eingeleitet – ein ökologischer und ökonomischer Verlust. Sowohl zur Sicherung einer zukünftigen Ernährungsbasis als auch zur Verbesserung und Stabilisierung der lokalen Wärme- und Wasserbilanzen müssen diese Anlagen über eine wirtschaftlich tragfähige Nutzung erhalten werden. Prof. Dr.-Ing. Heiko Diestel Literatur [1] Carlson, U. und Diestel, H. 2015, Erde, Wasser, Mensch und Götter. Leitsymbole in textilen Meisterwerken des alten Peru. ISBN 978-3-933380-37-1. Verlag: Freilicht- u. Erlebnismuseum Ostfalen (FEMO), Königslutter [2] Diestel, H. 2006. A fundamental approach towards a non-destructive and non-violent use of natural resources. In: Watershed and Floodplain Management along the Tarim River in China`s Arid Northwest.” T. Hoppe et al., Editors, Shaker Verlag, Aachen 2006, ISBN-13: 978-8322-5662-3 [3] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin. 2010. Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung. ISBN 978-3-88961140-6

www.aqua-eco-mundi.de Bei diesem Artikel handelt es sich um einen geringfügig veränderten Nachdruck aus dem fbr-wasserspiegel 3/16 – mit freundlicher Genehmigung des fbr.

Ausstellungshinweis Das Ibero-Amerikanische In­ s­titut in Berlin (www.iai.spkberlin.de) macht die in dem Aufsatz auf den Seiten 53 f. beschriebenen kulturtech­ni­ schen und hydrologischen Leistungen der alten peruanischen Kulturen zum Thema einer Ausstellung. Unter dem Namen „Klimavielfalt und Biodiversität – andine Landund Wasserwirtschaft“ wird sie vom 15. 6. bis 29. 7. 2017 im Lesesaal des Institutes für sechs Wochen gezeigt werden. Auf etwa 12 Tafeln werden verschiedene Aspekte des Themas erläutert, in einigen Vitrinen werden ergänzende Informationen ausgelegt. Eine Broschüre zur Ausstellung wird erhältlich sein.

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„Wir könnten auch heute zeitlos richtige Ziele erreichen.“ Fünf Fragen an Prof. i.R. Dr.-Ing. Heiko Diestel

(Foto: Eva Diestel)

tegien, die eine hohe Resilienz sicherten, aber auch zu effizienten Staats- und Verwaltungsstrukturen sowie zu einem Fortschritt in den Wissenschaften.

1.  Ist der Begriff „wasserwirtschaftliches Grund­ konzept“, den sie auf die prähispanischen Kulturen in Anschlag bringen, nicht ein neuzeitlich übergestülpter Terminus? Oder: Hatten diese Kulturen nicht eben grade keinen Begriff von Wirtschaftlichkeit? So viel wir wissen, gab es in der Weltsicht dieser Kul­ turen fließende Übergänge zwischen Wirtschaft, Verwaltung, Gemeinwesen, Religion, Naturverständnis, Familie, Arbeit, Kunst, Technik und der rationalen Analyse natürlicher Gegebenheiten. Vielleicht ergab sich hieraus das aus einer solchen Sicht logische „Konzept“ der integralen Bewirtschaftung und Verwaltung großer hydrographischer Einheiten und des dezentralen Rückhalts von Wasser. Es gibt Darstellungen, die alle wasserwirtschaftlich relevanten Einzelheiten der Landschaften im Zusammenhang zeigen. Es ist aber auch anzunehmen, dass immer wieder kompetente „Hydrologen“- und „Kulturtechniker“ Impulse gaben und „Konzepte“ entwickelten. 2.  Sind die aktuell diskutierten Konzepte tatsächlich vergleichbar mit den vor Jahrhunderten praktizierten, oder kranken sie nicht im Vergleich just am Begriff des Managements, dessen sich auch der Titel dieses Heftes in Ermangelung eines besseren bedient? Sie sind – bei Berücksichtigung der unterschiedlichen Stände der Technik – vergleichbar. Das historische „Management“ muss sehr gut gewesen sein, im Falle des Inkareiches auch dank der ständig aktuellen Statistiken auf der Basis der Knotenschnüre, des schnellen und effizienten Botschafternetzes und der guten Vorratswirtschaft. Wir könnten auch heute zeitlos richtige Ziele erreichen. Was heute neu hinzu kommt: die Strategien und Techniken der dezentralen Wasserbewirtschaftung in den großen modernen Ballungsräumen. 3.  Von der Nazca-Kultur in Peru heißt es, dass sie sich unter extremen klimatischen Bedingungen – teils jahrzehntelang ohne Regen – entwickelte. Machte da nicht einfach nur – wie bei den altpersischen Ghanaten – Not erfinderisch? Das gilt wohl für alle diese Kulturen. Die „Not“ rührte von der sehr hohen Variabilität der Standorteigenschaften auf engem Raum, dem El-Niño-Phänomen und den historischen Klimaschwankungen her. Sie führte zu Stra-

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4.  Ließe sich ohne weiteres sagen, dass das Studium des historischen Umgangs mit Wasser für heutige dezentrale Konzepte spricht? Auf globaler Ebene versuchen wir heute ganz ähnliche Probleme zu lösen wie damals die präkolumbischen Kulturen. Der Blick in ihre Geschichte zeigt uns, dass es gelungen ist, durch konsequentes, dezentrales Zurückhalten von Wasser in den Landschaften eine große Bevölkerung zu ernähren, dabei die Ökosysteme zu schonen und drastische Klimaänderungen abzupuffern. Dieser Erfolg wurde unter besonders schwierigen Bedingungen erreicht. Wir sollten neben dem Bemühen, die Emission von Treibhausgasen zu verringern, solchen Vorgehensweisen viel mehr Aufmerksamkeit schenken. Auch müssen wir die Wirkung von Vegetation und Wasser auf die Wärmebilanzen in den Landschaften erheblich intensiver berücksichtigen und Agroforstwirtschaft ausbauen. Ebenfalls können wir aus diesem Blick zurück lernen, dass die Förderung der regionalen Autarkie in der landwirtschaftlichen Produktion auch aus überregionaler Sicht vorteilhaft ist. Angesichts der Tatsache, dass wir eines Tages jeden verfügbaren Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche brauchen werden, lernen wir aus dem alten Peru, welche Bedeutung die Landwirtschaft auf Berghängen hat. Wenn ein terrassierter Hang verfällt, ist er kaum wiederherstellbar. Weltweit müssen Anbauterrassen durch ihre Nutzung erhalten werden. 5.  Gott, Geld und Wasser – lassen sich diese drei ­Begriffe auf Basis der Vernunft überhaupt zusammenbringen? Im Jahr 2017 sind diese drei Begriffe eng miteinander verknüpft. Religiöse Botschaften können – bei entsprechender Interpretation – Unheil anrichten. Aber sich gegenseitig tolerierende, wandlungsfähige Weltreligionen und Wertesysteme bieten eine potentielle Basis für einen globalen Konsens über Frieden und Umweltschutz. Dieses wird von religiösen und weltlichen Intellektuellen bisher viel zu selten diskutiert. Ein akzeptables Alltags­ leben sowie Angebot und Nachfrage von Waren und Dienstleistungen – ohne „vernünftige“ Wasserwirtschaft auf Dauer nicht möglich – bedürfen, ebenso wie die Funktionsfähigkeit von Staaten und Verwaltungen, eines soliden Geldverkehrs. Der Umgang mit dem Wasser, der elementaren und beweglichsten Komponente unserer Umwelt, zwischen drei Aggregatzuständen wechselnd, basiert auf Wissenschaft, Technik, Staatsform, Wertesystemen, Kultur, „Management“. Wird die Menschheit in 1000 Jahren „vernunftbasiert“ handeln? Herr Diestel, haben Sie vielen Dank für dieses Interview (Die Fragen stellte Burkhard Talebitari)

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Regen-Rückhalter auf dem Gründach Wie das Retentionsbauteil von SitaMore Starkregen auf dem Gründach gezielt zurückhält und ihn zeitlich verzögert der Kanalisation zuleitet SitaMore Retention ist eine aktuelle Produktantwort auf die zunehmende Überbeanspruchung kommunaler Abwassersysteme. Bei Starkregenereignissen drosselt es den Wasserablauf. Es „parkt“ die Regenspende auf dem begrünten Flachdach, um sie zeitlich verzögert in die Kanalisation einzuspeisen. So trägt es dazu bei, Überlastungen kommunaler Kanalsysteme zu vermeiden, Rückstau und daraus resultierenden Überflutungen entgegenzuwirken.

Bild 2.  Mit geschlossener Abdeckung aus PEEPDM-Verbundmaterial: SitaGreen Retention Gründachschacht. Hier platziert neben der Notentwässerung.

Bild 1.  Regenrückhaltung eingebaut: SitaMore Retention führt die Regenspende zeitverzögert ab und entlastet so die Kanalisation bei Starkregen.

Sita More Retention ist ein robustes Drosselmodul, das den klassischen Dachgullyaufbau ergänzt. Voraussetzung für seinen Einsatz ist eine auf Retention ausgelegte Gründachkonstruktion, also ein Dach mit planmäßig vorgesehener Regenrückhaltung. Hier wird es in das Aufstockelement des Gullys eingesetzt, um eine Abflussbegrenzung/ -kontrolle zu bewirken. Das Funktionsprinzip ist so einfach wie wirkungsvoll: Bei Starkregen fließt das Wasser zuerst gedrosselt über die

Perforation in der Grundplatte ab. Erst wenn die Wassersäule die definierte Anstauhöhe der Notentwässerung erreicht, läuft der Regen in den Zylinderschacht, um die Statik des Daches zu entlasten. Jedes Gründach ist anders. Daher wird das Retentionsbauteil individuell auf die jeweiligen Erfordernisse abgestimmt und mit einer oder mehreren Perforationen geliefert. Der 223 mm hohe Anstauzylinder wird nach Berechnungsauslegung vor Ort gekürzt. Eingebettet wird die Konstruktion in den Gründachschacht SitaGreen Retention, der sowohl für die intensive als auch für extensive Begrünungen einsetzbar ist. Vier höhenverstellbare Füße erleichtern die Justierung im Dachaufbau. Eine Abdeck- und Wartungsplatte aus UV-resistentem

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PE-EPDM-Verbundmaterial verhindert unerwünschten Regenwasser- und Fremdkörpereintrag in das Entwässerungssystem.

Kombinationsfreudig

Bild 2.  Abflusswächter: Je nach gewünschter Entschleunigung der Entwässerung verfügt SitaMore Retention über eine oder mehrere Perforationen. (Fotos/Abb. Sita-Bauelemente)

Kompatibel ist SitaMore Retention mit den Gullys SitaStandard, SitaIndra und dem besonders robusten, feuerbeständigen SitaMulti aus Gusseisen. Eine mehrlippige Dichtung gewährleistet den rückstausicheren Sitz im Anstauelement. Der Anstauzylinder besteht aus HDPE (High-Density Polyethylen) und zeichnet sich durch hohe Chemikalienund UV-Beständigkeit, also absolute Langlebigkeit, aus. www.sita-bauelemente.de

Wasserverbände entwickeln Starkregenindex Bei den seit einigen Jahren immer häufiger und in immer kürzeren Abständen auftrtenden Starkregenereignissen fällt vielen die genaue Einordnung sogenannter „Jahrhundertregen“ schwer. Dies vor allem dann, wenn eine solche „Jahrhundertkatastrophe“ gleich mehrfach binnen weniger Wochen eintritt. Statistische Wiederkehrintervalle wie „50-jährlicher Regen“ oder „größer als 100-jährliches Ereignis“ sind für die breite Öffentlichkeit oftmals nur schwer verständlich. Die beiden regionalen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband h­ aben daher ­einen neuen Starkregenindex entwickelt. In der Zukunft soll dieser in den Einzugsgebieten von Emscher und Lippe bei heftigen lokalen ­Starkregen genutzt werden, die grundsätzlich seltener als einmal in 100 Jahren auftreten, um die Bedeutung eines Ereignisses mit ­einer einfachen Skalierung von 1 (moderat) bis 12 (extrem) sowie in einer farblichen Darstellung (grün bis violett) zu erläutern. „Jetzt können alle Bürger transparent und einfach nachvollziehen, wie stark der Niederschlag insbesondere bei extremen Wetterereignissen in der Region war“, beschreibt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand von Emscher­ genossenschaft und Lippeverband, das neue Verfahren. Hiernach wird ein Starkregenindex der Bewertungsskala „moderat“ im Wertebereich zwischen 1 und 3 (grün bis hellgelb), „stark“ im Wertebereich zwischen 4 und 6 (gelb bis hellorange), „heftig“ im Wertebereich zwischen 7 und 9 (orange bis hellrot) und „extrem“ im Wertebereich zwischen 10 und 12 (dunkelrot bis violett) eingeordnet. Wichtig zu beachten ist, dass dieser Index tatsächlich nur noch einmal die Regenereignisse klassifiziert, die seltener als einmal in 100 Jahren auftreten. Das heißt: Selbst bei einem nach der neuen Skala „moderaten“ Regen, der sich farblich „im grünen Bereich“ bewegt, handelt es sich bereits um einen außergewöhnlichen Starkregen!

Lokale Indexe Maßgeblich sind dabei die beiden Faktoren Niederschlagsmenge und Niederschlagsdauer. Mit dem neuen Starkregenindex von Emschergenossenschaft und Lippeverband

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(Abb.: EGLV)

lassen sich auch vergangene lokale Starkregenereignisse neu einordnen. Der höchste Starkregenindex seit dem Jahr 2000 resultiert etwa in Marl vom 7. Juni 2016 mit 78,1 mm in 120 Minuten. Das entspricht nach der neuen dezidierten Aufteilung einem „extremen“ Ereignis (Index größer als 12). Zum Vergleich: Der höchste seit 2000 in Duisburg gemessene Starkregenindex liegt „nur“ bei 4 (stark) und resultiert vom 18. Juli 2004 (36,5 mm in 30 Minuten).

Etablierte Maßstäbe Die Anwendung eines Index bei bestehenden Bewertungssystemen zur Einordnung von Naturereignissen ist seit Langem etabliert. So ist z. B. allgemein bekannt, dass die Stärke des Windes nach der Beaufort-Skala mit Stärkegraden von 1 (Windstille) bis 12 (Orkan) und von Erdbeben nach der Richter-Skala mit Stärkegraden von kleiner 2 (nicht spürbar) bis 10 (extrem große Zerstörung) eingeordnet werden können. Die Skalen haben dabei gemeinsam, das Verständnis der Öffentlichkeit anhand eines einfachen Skalen- bzw. Zahlenmaßstabs zu treffen: je größer der Index ist, desto extremer ist das beobachtete Naturphänomen. Emschergenossenschaft und Lippeverband haben den neuen Starkregenindex auf der Grundlage eines interna­ tionalen, mathematisch belegten Ansatzes aus den USA weiterentwickelt und hierzulande eingeführt. www.eglv.de

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Niederschlagsableitung, Regenwassernutzung und Retention Welchen Abflussbeiwert haben Regenspeicher? DIN und DWA sind die bedeutendsten Regelgeber zum Thema Regenentwässerung. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV), Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) und Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr) spielen eine Rolle, wenn es um Verkehrsflächen, Gründächer und Regenspeicher geht. Alle sind sich einig: Für die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung ist von Vorteil, wenn Niederschläge vor Ort bleiben, also genutzt, versickert oder verdunstet werden. Soll eine Versickerungs- oder Behandlungsanlage dimen­ sioniert werden, benutzen Planer bei einfachen Bemessungsverfahren den statischen/fixen Abflussbeiwert der zu entwässernden Fläche – unabhängig vom Verlauf des Regenereignisses. Als Rechenfaktor ohne Einheit liegt er bei 0,0 (kein Abfluss) oder 1,0 (100 % Abfluss des auftreffenden Niederschlags) oder dazwischen. Versierte Ingenieure simulieren große Abflüsse mit dynamischen Oberflächenabflussmodellen.

Retentionsleistung der Regenspeicher „Trinkwasser sparen durch Regenwassernutzung“ hieß das Motto, als in den 1990er Jahren der Bau von Regenspeichern durch mehrere Bundesländer bezuschusst wurde. Der über Jahrzehnte angestiegene Trinkwasserbedarf der Haushalte sollte reduziert und damit immer größere Fernwasserversorgungen verhindert werden. Diese Rechnung ging auf. Statt 147 Liter pro Person und Tag im Jahr 1990 liegt der durchschnittliche Wert heute bei 120 Liter. Jeder dritte Neubau in Deutschland erhält einen Regenwassertank und bietet so die Möglichkeit, Trinkwasser für Gartenbewässerung, Toilettenspülung oder Waschmaschine ohne Komfortverlust zu ersetzen. Der Stand der Technik der Regenwassernutzung ist in DIN 1989-1:2002-04 dokumentiert. Mittlerweile wissen wir, dass im Umgang mit Regenwasser Kombinationen von Nutzung, Versickerung, Verdunstung und verzögerter Ableitung angesagt sind. Anlass dazu geben die Auswirkungen von Starkregenereignissen, Trockenheit und aufgeheiztem Stadtklima. Fördermaßnahmen der Bundesländer oder Kommunen für die Regenwassernutzung im Besonderen und für die Regenwasserbewirtschaftung im Allgemeinen wurden weitgehend abgeschafft. Zuschüsse für Regenspeicher gibt es noch im Bundesland Bremen und in einigen Kommunen wie z. B. Heidelberg, Bad Mergentheim oder Gräfelfing. Als finanzieller Anreiz dient inzwischen eine Senkung des Niederschlagsentgelts. Die Reduzierung dieser von den Kommunen erhobenen Gebühr gibt es, wenn der Niederschlag auf dem eigenen Grundstück bewirtschaftet wird. Dass kontinuierliche Regenwassernutzung an sich eine beachtliche Retentionswirkung hat und damit zur Vorsorge bei Starkregen und Trockenheit beträgt, wurde in den technischen Regeln ignoriert – bei der Berechnung der Niederschlagsgebühr ebenso. In den Tabellen der DWA- und DIN-Regelwerke sind keine

Bild 1.  Nebengebäude von Le Corbusiers Kapelle in Ronchamp/Frankreich. Die Verdunstung des Regenwassers eines begrünten Daches ist abhängig von dessen Neigung und Aufbau. Sie beträgt im Jahresmittel zwischen 30 % und 90 % des auftreffenden Niederschlags.

Abflussbeiwerte für Regenspeicher vorhanden. Das könnte sich nun ändern.

Korrektur der technischen Regeln und der Niederschlags­ gebühren Langzeitsimulationen im Jahr 2007 an der Hafen City ­Universität Hamburg unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Dickhaut ergaben je nach Nutzungsart, Regenintensität und Speichergröße erstaunliche Retentionsleistungen zwischen 4 und 40 % des bemessungsrelevanten Spitzenabflusses, auch bei Berücksichtigung der Urlaubszeit. Das Merkblatt DWA-M 550 „Dezentrale Maßnahmen der Hochwasserminderung“ von November 2015 weist in

Bild 2.  Der verzögerte Abfluss gelingt zum Beispiel durch Regenwassernutzung im Haus. Im Bild die manuelle Reinigung des Edelstahlgewebe-Filters, der ein Bestandteil des Speichers ist und mehrmals pro Jahr gereinigt werden soll. Neben der Gartenbewässerung sind Toilettenspülung und Waschmaschine geeignete und zulässige Verwendungszwecke, falls genügend ­Regenertrag vorhanden ist.

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Regelwerke, Stand März 2017 –  Für die Grundstücksentwässerung ist DIN 1986-100 die Ausgangsnorm. Die z. Zt. aktuelle Ausgabe ist von Dezember 2016. –  Für Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser ist DWA-A 138, Stand April 2005, die zentrale technische Regel. –  Für die versickerungsfähigen Verkehrsflächen ist FGSV M VV R2, Ausgabe 2013, maßgeblich. –  Für Regenwassernutzungsanlagen gilt DIN 1989-1 von April 2002. –  Für die Einleitung in Oberflächengewässer wurde der Behandlungsbedarf des Regenwassers bisher nach DWAM 153 und BWK-M 3 festgestellt, künftig nach DWA-A 102/ BWK-A 3.

Abschnitt 3.8. „Regenwassernutzung“ ausdrücklich darauf hin. Dieser Effekt wurde bestätigt durch Simulationsrechnungen von Dr.-Ing. Harald Sommer, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH. „Die Ergebnisse sind in H 101, einer technischen Regel der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr), seit März 2016 veröffentlicht“, sagt Martin Lienhard, Leiter der technischen Abteilung bei Mall GmbH. Er war Sprecher der bis 2016 zuständigen Fachgruppe Regenwasserbewirtschaftung in der fbr und maßgeblich an der Publikation von H 101 beteiligt. Damit sollte Realität werden, was längst fällig ist: Die Retentionsleistung von Regenspeichern zu definieren und wie bei Gründächern mit einem Abflussbeiwert zu würdigen. Mit einem Abflussbeiwert von 0,1 bis 0,7 ist die Dachbegrünung in der aktualisierten DIN 1986-100:2016-12 präsent und damit der Regenwassernutzung, die dort nicht erwähnt ist, um einige Nasenlängen voraus. Es ist an der Zeit, einen entsprechenden Wert auch für Regenspeicher bei der Aktualisierung von Normen zu verankern. Schließlich ist die Wirkung von Gründächern und Regenspeichern bei Retention gleich. Beide Systeme sind in der Lage, ein bestimmtes Maß an Niederschlag zu speichern. Wie viel,

Bild 3.  Kombiniert verdunsten mit Gründach und offener Wasserfläche im Bürohausquartier der Nürnberger Versicherung in Nürnberg. Die Verdunstung des Regenwassers von den begrünten Dachflächen verbessert das Innenstadtklima und verzögert den Abfluss in die attraktiv gestalteten offenen Wasserflächen.

das hängt vom aktuellen Zustand, also der Sättigung des Dachsubstrats bzw. dem Füllstand des Speicherbehälters ab. Im schlimmsten Fall ist zu Beginn eines Regenereignisses der Regenspeicher von einem vorausgegangenen Niederschlag zu 100 % gefüllt. Genauso kann es bei einem begrünten Dach geschehen – 100 % Sättigung, also keine Aufnahmekapazität. Wären die Normen in dieser Hinsicht

Abflussbeiwert

Bemessungsregen

–  Der Abflussbeiwert einer Sammelfläche ist ein Minderungsfaktor ohne Einheit. Wert und Bezeichnung sind unterschiedlich, je nach technischer Regel. Im Regelwerk der DIN und FLL lautet die Bezeichnung C, bei DWA und FGSV Ψ. Je höher der Abflussbeiwert, desto mehr Niederschlagswasser fließt von der Fläche ab. Beispiel: Ψ = 0,8 bedeutet 80 % des auftreffenden Niederschlages fließen ab. –  Ob der Abflussbeiwert aus DIN 1986-100, FGSV-Merkblatt, DWA-A 138 oder DWA-A 117 entnommen wird, entscheidet die planende Person. Für ein Ableitungssystem von Niederschlagswasser ist der Spitzenabflussbeiwert und DIN 1986100, für die Dimensionierung einer Versickerungsanlage der mittlere Abflussbeiwert und DWA-A 138 eher zutreffend. –  Die Abflusswirksame Fläche AU (Rechenwert „undurchlässige Fläche“) ergibt sich aus der Sammelfläche AE (Rechenwert „Einzugsgebietsfläche“), multipliziert mit dem Spitzenabflussbeiwert.

–  Der für die Dimensionierung der Regenentwässerungs- und Versickerungsanlage auszuwählende Bemessungsregen r wird durch zwei Faktoren bestimmt: Regendauer D und Häufigkeit n. Beispiel: r (10/0,2) ist das stärkste Niederschlagsereignis, das mit 10 Minuten Dauer einmal in 5 Jahren auftritt. Die Häufigkeit n = 0,2 entspricht der Wiederkehr-Wahrscheinlichkeit von 20 % pro Jahr bzw. der Jährlichkeit T = 5 Jahre. Die Einheit von r ist l/s × ha (Datenquelle KOSTRA-DWD 2010, Auszüge im Anhang A der DIN 1986-100 von Dezember 2016). –  Der Bemessungsregen ist immer abhängig vom geografischen Ort. DIN 1986-100 fordert als Rechenwert für Grundstücksflächen die größte Regenspende am jeweiligen Ort innerhalb von 2 Jahren (T = 2a), für Gebäude-Dachflächen innerhalb von 5 Jahren (T = 5a). DWA-A 138 empfiehlt bei der Bemessung dezentraler Versickerungsanlagen ohne besonderes Gefährdungspotential, generell von 5 Jahren auszugehen.

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Bild 4.  Erschließung des Baugebietes Lehenbrunnen mit 40 Grundstücken in SchömbergSchörzingen, ca. 100 km südlich von Stuttgart. ­Innodrain, ein Mulden-Rigolen-System mit Bewuchs, wird aus vorgefertigten Elementen am Straßenrand eingebaut. Innerhalb der Fahrbahn platziert, wirkt es zusätzlich als Verkehrsberuhigung. Auf den privaten Baugrundstücken sitzen funktionsbereite Regenspeicher mit Erdfilterkopf. Sie reinigen, speichern und verzögern den Abfluss des Regenwassers.

aktualisiert, könnten die Kommunen Abschläge bei der Niederschlagsgebühr machen – wichtig für Regenwassernutzer mit bestehenden Anlagen, die aus verschiedenen Gründen den vorhandenen Überlauf ihres Speichers nicht vom Kanal abhängen (und die Versickerung auf dem eigenen Grundstück einrichten) können.

Bild 5.  Hinweisblatt H 101 der fbr mit Bemessungsbeispielen für die Kombination von Versickerung mit Regenwassernutzung. Versickerungsanlagen können in Kombination mit ganzjährig betriebenen Regenwassernutzungsanlagen durch Langzeitsimulation kleiner dimen­ sioniert werden. (Fotos/Abb.: 1 u. 3 König, 2 u. 4 Mall, 5 fbr)

Erste konkrete Veränderungen Tatsächlich gibt es schon Städte, die in diesem Sinne mit gutem Beispiel voran gehen: Darmstadt (in der die fbr ihre Geschäftsstelle hat) sowie Stuttgart, Ulm, Mannheim, Baden-Baden und Friedrichshafen. Der Gemeindetag BadenWürttemberg veröffentlichte am 20.10.2010 Vorschläge zur Bemessung der Niederschlagsgebühr in seiner Mustersatzung. In § 40a nennt er u. a. Maßnahmen, die trotz Überlauf in die Abwasserbeseitigungsanlagen zu einer reduzierten Gebühr führen: Hier ein Auszug dieser Emp­ fehlung: „… Bei Regenwassernutzung, ausschließlich zur Gartenbewässerung, werden die Flächen um 8 m2 je m3

Versickerung –  Der kf-Wert kennzeichnet die Durchlässigkeit des Bodens in gesättigtem Zustand, Einheit m/s. Er ist aber nicht mit der ­Infiltrationsrate gleichzusetzen. Da die Wassersättigung des Bodens wechselt (ganz trockener Boden ist zunächst undurchlässig), wird gemäß DWA-A 138, 3.2.3, mit 0,5 × kf als Mittelwert bei der Dimensionierung von dezentralen Versickerungsanlagen gerechnet. Als ausreichend wasserdurchlässig gelten kf-Werte von 10–3 bis 10–6. –  Eine Sickermulde mit bewachsenem Oberboden soll max. 30 cm Wasserstand haben. Die Dimensionierung muss so ­erfolgen, dass ein Einstau nicht länger als 24 Std. dauert. Pflege und Wartung der Bepflanzung ist erforderlich, um eine optimale Durchwurzelung des Oberbodens zu gewährleisten. Dies ist eine Voraussetzung, damit die Sickermulde dauerhaft durchlässig bleibt und trotz regelmäßigem Eintrag von Sedimenten immer neue Kapillaren im Boden entstehen. Siehe dazu DWA-A 138, Abschnitte 3.3.2 Muldenversickerung und 3.4.3 Planerhinweise.

Fassungsvolumen reduziert. Bei Regenwassernutzung im Haushalt oder Betrieb werden die Flächen um 15 m2 je m3 Fassungsvolumen reduziert. Dies gilt nur für Zisternen, die fest installiert und mit dem Boden verbunden sind …“. Eine Übernahme dieser Werte in der Satzung weiterer Kommunen ist wahrscheinlich. Im Arbeitsblatt DWA-A 102/BWK-A 3, Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetter­ abflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer (Entwurf von Oktober 2016) erscheint bei der Berechnung der ­an­lagenbezogenen Wasserbilanz in Abschnitt 8.1.2 die Re­ ­ten­tionsleistung der Regenspeicher, ebenso im Anhang bei den Berechnungsbeispielen C 3.3 und C 3.4. Literatur [1] König, Klaus W.: Ratgeber Regenwasser, für Kommunen und Planungsbüros. Rückhalten, Nutzen, Versickern und Behandeln von Regenwasser. (Hrsg.:) Mall GmbH, Donau­ eschingen, 6. Auflage, 2016. [2] Regenwasserbewirtschaftung und Niederschlagswasserbehandlung, Planerhandbuch. (Hrsg.:) Mall GmbH, Donau­ eschingen, 2017.

Klaus W. König www.mall.info

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Anstoß für moderne Regenwassernutzung in Hannover Wie Hannover 96 täglich bis zu 100.000 l Trinkwasser einspart Im Eilenriedestadion in Hannover wird ein 45.000 l AQUA'TERNE 70-­ Flachtank-System zur Bewässerung des neu entstehenden Han­ nover 96-Sportkomplexes der Firma RIKUTEC Richter Kunststofftechnik installiert. Insgesamt bewässert der Verein mit dem aus sechs 7.500 Liter-Tanks bestehenden und somit 45.000 l fassenden AQUA' TERNE-System sechs neu entstehende Rasenplätze. Die Rasenplätze sind Teil eines neuen, modernen Trainingskomplexes für die Hannover 96 Junioren, die bis 2017 rund um das 1922 erbaute Eilenriedestadion entstehen werden. Das Tanksystem wird mit geklärtem Wasser aus dem nahegelegenen Maschsee befüllt. Je nach Bedarf befördern Pumpen das Wasser aus dem See über ein Filter in die Zisternen. Das Wasser lagert in den Flachtanks bis es für die Beregnungsanlagen des Sportkomplexes genutzt wird. Sollte bei sehr hohem Wasserbedarf das Wasser aus dem See einmal nicht reichen, speist das System automatisch Trinkwasser in die Tanks nach. Für die Bewässerung der ca. 43.000 m2 Rasenfläche der sechs Fußballplätze benötigt der Verein in den trockenen Sommermonaten täglich bis zu 100.000 l Wasser. „Bei einem so hohen Wasserbedarf kann Hannover 96 mit unserem AQUA' TERNE System jährlich einen fünfstelligen Betrag an Wasserkosten einsparen“, so Benjamin Fischer, Vertriebsleiter Wasser & Umwelt bei RIKUTEC. Die Flachtankserie AQUA' TERNE 70 der Firma RIKUTEC bietet eine individuelle Lösung für eine Vielzahl von Brauchwasser-Einsatzbereichen, wie Toilettenspülung, Grünanlagenbewässerung, Löschwasserbevorratung für den Brandschutz, Betriebswasserkreisläufe in der Produktion sowie für industrielle Kühlkreisläufe und vieles mehr.

Bild 2.  Da mehrere Tanks zu einem System kombiniert werden können, stellt ein höherer Volumenbedarf kein Problem dar. (Fotos: Rikutec)

Die Tankgröße kann dabei zwischen 2.500 und 7.500 l variieren. Bei Projekten und Bauvorhaben mit einem höheren Volumenbedarf wie auf dem Trainingsgelände von Hannover 96 können mehrere Tanks zu einem System kombiniert werden. Alle AQUA' TERNE 70-Tanks sind aus, umweltfreundlichem, hochmolekularem Polyethylen (HDPE) gefertigt und damit deutlich leichter als Betonzisternen.

www.rikutec.de

Bild 1.  Einbau der sechs Wassertanks AQUA' TERNE 70 à 7.500 l

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Betriebswassernutzung – ein bewährter Weg zu mehr Ressourcen­ effizienz in der Siedlungswasserwirtschaft Im Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) ist eine klare Hierarchie festgelegt. Demnach genießt die Abfallvermeidung die höchste Priorität, sie steht vor der Vorbereitung zur Wiederverwendung, dem Recycling und der sonstigen Verwertung von Siedlungs­ abfällen. Die niedrigste Priorität fällt der Abfallbeseitigung zu. Der Erfolg oder Misserfolg dieses Gesetzes hängt ganz wesentlich davon ab, ob und wie gut die getrennte Erfassung der Wertstoffe gelingt, die bereits im Haushalt beginnen muss. Im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft wird der „Wertstoff“ häusliches Abwasser vielfach sogar noch mit dem Niederschlagswasser vermischt in einer einzigen Abwasserleitung abtransportiert, um anschließend zentral behandelt und beseitigt zu werden. Ein ökologisch sinnvolles Recycling ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich. Dieses Vorgehen ist zudem noch energieintensiv. Die heutige Siedlungswasserwirtschaft ist der größte kommunale Stromverbraucher. Die Stadt Berlin (ca. 3,5 Mio. Einwohner) benötigt für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung so viel Elektroenergie wie eine Stadt mit 280.000 Einwohnern an Haushaltsstrom (vgl. BWB 2012).

Grundlagen Häusliches Abwasser ist eine Ressource für Wasser, Energie und Nährstoffe. Die Stofftrennung im Gebäude kann zu deutlich mehr Umweltschutz und gleichzeitig niedrigeren Betriebskosten beitragen. Als Beispiel hierfür sei das Grauwasserrecycling im mehrgeschossigen Wohnungsbau genannt. Sofern das – im Jahresmittel bis zu 31 °C warme – Grauwasser (vgl. Nolde 2013) nicht mit dem Schwarzwasser (ca. 20–30 Volumenprozent) gemeinsam erfasst und stattdessen bereits im Gebäude einer Wärmerückgewinnung (Abkühlung um 14 K auf 17 °C) unterzogen wird, kann ihm mit 1.754 Wh pro Person und Tag viel Energie entzogen werden. Dies ist deutlich mehr, als wenn das Gesamtabwasser erst weit entfernt und nach Abkühlung im

Erdreich zentral nur noch um 1,5 K abgekühlt werden kann. Nochmals deutlich niedriger als die zentrale Wärmerückgewinnung ist das Energiepotenzial (118 Wh/P/d), welches sich als Biogas aus dem häuslichen Abwasser gewinnen lässt. Im Vergleich zum kommunalen Abwasser, bei dem Grau-, Schwarz- und oftmals leider auch noch Regenwasser vermischt werden, zeichnet sich Grauwasser ferner dadurch aus, dass es vergleichsweise wenig Nährstoffe (Stickstoff und Phosphor), Spurenstoffe (Medikamente), Schwermetalle und sonstige Problemstoffe (Textilien usw.) enthält und dadurch gut recycelbar ist. Sofern das Grauwasser neben Dusch- und Badewasser – wie im ROOF WATERFarm-Projekt – auch die höher belasteten Abwässer aus Waschmaschinen und Küchen enthält, ist die organische Belastung vergleichsweise hoch (ca. 850 mg/l Chemischer Sauerstoffbedarf(CSB)) (vgl. Sievers et al. 2014), was bei der Anlagendimensionierung zu beachten ist.

Anforderungen an das Wasserrecycling Ziel der Grauwasseraufbereitung ist es, entsprechend der angestrebten Verwendungen (Toiletten spülen, Wäsche waschen, Bewässerung, Raumreinigung usw.) ein Betriebswasser zu erzeugen, welches –– hygienisch einwandfrei ist, –– dem Nutzer weder einen Komfortverlust noch Nutzungs­ auflagen abverlangt, –– unter Umweltgesichtspunkten den konventionellen Systemen überlegen ist und –– Kostenvorteile für den Endnutzer erzeugt. Alle vier Anforderungen werden seit nunmehr zehn Jahren im Praxisbetrieb mit einem mehrstufigen Wirbelbett-System ohne Zusatz von Chemikalien sicher und vollständig erfüllt. Im ROOF WATER-FARM-Projekt werden täglich rund 10 m3 Trinkwasser eingespart, weil von 250 Perso-

Bild 1.  Häusliches Abwasser als eine Ressource für Wasser, Energie und Nährstoffe (grün markiert sind die höchsten Recyclingpotenziale).

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Bild 2.  Blick auf das „Besucherhaus“ im Block 6 von ROOF WATER-FARM. Es beheimatet die Grauwasserrecyclinganlage und eine Schwarzwasseranlage. Die Produkte Betriebs- und Goldwasser werden im angrenzenden Gewächshaus getestet.

nen stattdessen hochwertiges Betriebswasser zur Toilettenspülung und neuerdings auch zur Lebensmittelproduktion verwendet wird. Wichtig ist, dass die Grauwasseraufbereitung so dimensioniert ist, dass auch außergewöhnliche Belastungsstöße (z. B. Einträge durch Wandfarbe, Fette, Öle, Desinfektionsmittel usw.) die Anlagenfunktion nicht beeinträchtigen und der Wartungsaufwand gering ist. Auto­ matisch rückspülende Siebe, Sandfilter und eine internetfähige Steuerung tragen maßgeblich zum Gesamterfolg bei. Ziel des Anlagenbetreibers ist es, die bereits relativ ehrgeizigen Qualitätsanforderungen an Betriebswasser (vgl. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2007, S. 23) – z. B. den Biochemischen Sauerstoffbedarf in 7 Tagen (BSB7) < 5 mg/l, > 50 % Sauerstoffsättigung, E. coli < 1.000/100 ml – sicher zu unterschreiten. Die Trübung unter 1 NTU zu halten (das ist der Grenzwert für Trinkwasser) hat sich aus Sicht des Betreibers in mehrfacher Hinsicht bewährt.

Bild 4.  Typische Zulauf- und Ablaufkonzentrationen der Grauwasserrecyclinganlage im Block 6 von ROOF WATER-FARM im Vergleich zu üblichen Konzentrationen von Berliner Großkläranlagen.

Bild 3.  Mehrstufige Grauwasseranlage im Besucherhaus des „Block 6“ von ROOF WATER-FARM in Berlin.

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Bild 5.  Blick auf die mehrstufige Grauwasserrecyclinganlage im Block 6. (Fotos/Abb.: 1 Untersuchungen von Nolde & Partner sowie ­Berechnungen, basierend auf BauhausUniversität Weimar (2009) S. 13–14; 2–5 Nolde & Partner)

Ergebnisse Zum einen gab es in den zehn Jahren keine einzige Beschwerde seitens der Mieter, die das hochwertige Betriebswasser kaum vom Trinkwasser unterscheiden können. Zum anderen waren keine Rohrspülungen erforderlich – und der Betriebswasserspeicher musste nur selten ausgespritzt werden, was niedrige Betriebskosten zur Folge hat. Die Untersuchungsergebnisse zeigten: Diverse Medikamente (Röntgenkontrastmittel, Blutdrucksenker usw.), die im Zu- und Ablauf von kommunalen Kläranlagen in durchaus nennenswerten Konzentrationen auftreten, lagen bereits im Grauwasserzulauf unterhalb der Nachweisgrenze. Bemerkenswert ist auch, dass diverse andere Spurenstoffe im klaren, nahezu partikel- und geruchsfreien sowie hygienisch einwandfreien Betriebswasser in deutlich

geringerer Konzentration nachgewiesen wurden als in Berliner Oberflächengewässern. Dies kommt der Lebensmittelqualität der ROOF WATER-FARM-Produkte zugute. Die Mehrstufigkeit der biologischen Reinigung ist vermutlich die entscheidende Ursache dafür, dass einzelne Spurenstoffe, die sich in Großkläranlagen nicht oder nur in sehr geringem Maße reduzieren lassen, hier so deutlich vermindert werden. Dass beispielsweise der Süßstoff Acesulfam in einer Kläranlage um mehr als 90 % reduziert wird, galt zuvor als äußerst unwahrscheinlich (vgl. Jekel/Dott 2013). Online-Überwachungen der Betriebswasserqualität (O2, Temperatur, SAK und Trübung), die im Rahmen des F&E-Projekts durchgeführt wurden, zeigten: Über mehrere Monate hinweg wurden dauerhaft niedrige Trübungen – in der Regel deutlich unter 1 NTU –, konstant niedrige SAKWerte und hohe Sauerstoffkonzentrationen gemessen, was die Prozessstabilität der Anlage dokumentiert. Allerdings ist der Wartungs- und Betriebsaufwand für das Online-Monitoring im Normalbetrieb sehr aufwändig. Die für den Anlagenbetrieb erforderliche Stellfläche beträgt ca. 0,1 m2 pro Person, was etwa der Größe eines DIN A4-Blatts entspricht. Für ein zweites Leitungsnetz einschließlich einer hochwertigen Grauwasseraufbereitung wurden für den mehr­ geschossigen Wohnungsneubau Mehrkosten in Höhe von etwa 20 €/m2 Wohnfläche bzw. Betriebswasserkosten in Höhe von ca. 3 €/m3 ermittelt. Neben den niedrigen Trinkund Abwasserkosten werden durch das Grauwasserrecycling gegebenenfalls auch niedrigere Grundgebühren fällig, die sich in der Regel nach dem Nenndurchfluss des Trinkwasserzählers richten.

Ausblick Wasser ist ein regionales Produkt, welches den Kunden in ausreichender Menge und guter Qualität 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr zur Verfügung stehen sollte. Dies gilt natürlich auch für die Betriebswasserversorgung. Neben hochwertiger Technik ist für den zuverlässigen Anlagenbetrieb auch gut ausgebildetes Personal zwingend erforderlich. Ein zentraler Betrieb diverser dezentraler Grauwasserrecyclinganlagen könnte zu einem weiteren Betätigungsfeld fortschrittlicher Wasserver- und Abwasserentsorgungsunternehmen werden.

Moderne wasserdurchlässige Flächenbeläge können heute sehr viel mehr als herkömmliches Ökopflaster. Sie versickern das Regenwasser, schützen das Grundwasser, sorgen für besseres Stadtklima, sind wirtschaftlich, umweltgerecht und bieten ein Maximum an Gestaltungsfreiheit.

GODELMANN GmbH & Co. KG | www.godelmann.de

KLOSTERMANN GmbH & Co. KG | www.klostermann-beton.de

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Nutzung

Energiepositive Grauwasserrecyclinganlagen und solche, die auch die hoch belasteten Grauwasseranteile aufbereiten, werden seit mehreren Jahren erfolgreich und sicher betrieben. Bei Neubauten und Sanierungen sollte deshalb stets geprüft werden, wie sich Grauwasserrecycling und Wärmerückgewinnung am besten integrieren lassen. Durch Wärmerückgewinnung wird etwa zehnmal so viel Wärme gewonnen, als zum Anlagenbetrieb für Grauwasserrecycling und Wärmerückgewinnung an elektrischer Energie benötigt wird. Insbesondere in Zeiten, in denen die Zinsen extrem niedrig sind, sollte die Ressource Grauwasser als ein Baustein gegen den Klimawandel und gegen hohe Betriebskosten konsequent zur Anwendung kommen. Dass dem bisher eher nicht so ist, liegt vor allem daran, dass Energieund Wasserkosten für Vermieter „durchlaufende“ Kosten darstellen, die zu 100 % auf die Mieter umgelegt werden. Solange die Kosten für Grauwasserrecycling und ­Wärmerückgewinnung aus Abwasser einseitig vom Immobilieneigentümer zu verbuchen sind, während die Betriebskosteneinsparungen einseitig dem Immobiliennutzer zugutekommen, bleibt der Umweltschutz meist auf der Strecke. „Das ist die Zukunft der Stadt! (Es wissen nur noch nicht alle!)“ – so lautet der Eintrag der Politikerin Renate Künast am 17.11.2015 in das Gästebuch der ROOF WATER-FARM. Nun ist der Gesetzgeber gefragt, über finanzielle Anreize oder Verordnungen in geeigneter Weise dafür zu sorgen, dass zukünftig messbare Fortschritte in den Bereichen Ressourceneffizienz und Klimaschutz erzielt werden. Danksagung ROOF WATER-FARM wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionale Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Weiterführende Literatur Bauhaus-Universität Weimar (2009): Neuartige Sanitärsysteme – Begriffe, Stoffströme, Behandlung von Schwarz-, Braun-, Gelb-, Grau- und Regenwasser, Stoffliche Nutzung – Weiterbildendes Studium „Wasser und Umwelt“, Bauhaus-Universität Weimar. VDG Bauhaus-Universitätsverlag. BWB – Berliner Wasserbetriebe (2012): Nachhaltigkeitsbericht 2012 der Berliner Wasserbetriebe, Berlin, http://www.bwb. de/content/language1/downloads/BWB_Nachhaltigkeitsbericht2012_hauptteil_web.pdf (Letzter Aufruf: 23.09.2016). Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen vom 24.02.2012 zuletzt geändert 4.4.2016, https://www.gesetzeim-internet.de/bundesrecht/krwg/gesamt.pdf (letzter Aufruf: 23.09.2016). Jekel, M., und W. Dott (2013): Leitfaden Polare organische Spurenstoffe als Indikatoren im anthropogen beeinflussten Wasserkreislauf, http://www.bmbf.riskwa.de/_media/ RISKWA_Leitfaden_Indikatorsubstanzen.pdf (letzter Aufruf: 23.09.2016). Nolde, E. (2013): Dezentrale Abwasserwärmerückgewinnung in Kombination mit einer Wärmerückgewinnungsanlage, DBU Projekt AZ 28201, https://www.dbu.de/OPAC/ab/DBUAbschlussbericht-AZ-28201.pdf (letzter Aufruf: 23.09.2016). Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (2007): Innovative Wasserkonzepte – Betriebswassernutzung in Gebäuden, http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/oekologisches_bauen/download/modellvorhaben/betriebswasser_ deutsch2007.pdf Sievers, J., M. Oldenburg, M., A. Albold und J. Londong (2014): IFAT 2014, Characterisation of Greywater, http://www.kreisjenfeld.de/publikationen.html?order_by=&sort=&per_page= &search=ext_autor&for=sievers (letzter Aufruf: 23.09.2016).

Autor und Ansprechpartner Projekt: Erwin Nolde, Nolde & Partner, Erwin.Nolde@t-online.de www.nolde-partner.de

Technische Standards kompakt 60 Jahre DWA-Arbeits- und Merkblätter Seit 60 Jahren ist es auf dem Markt und unterstützt seitdem ­Wasserfachleute bei ihrer Arbeit: das DWA-Regelwerk. Erstmals veröffentlichte die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), die damals noch Abwassertechnische Vereinigung (ATV) hieß, im Februar 1957 gemeinsam mit dem Kuratorium für Kulturbauwesen (KfK) ein Arbeitsblatt zur Planung einer Ortsentwässerung. Es folgten weitere. Heute besteht das Regelwerk aus ca. 350 Arbeits- und Merkblättern aus den unterschiedlichsten Bereichen. Historisch bedingt befasst sich ein Großteil der Publika­ tionen mit Planung, Bau und Betrieb von abwassertechnischen Anlagen einschließlich der Themenfelder Entwäs­ serungssysteme, Kanalisation und Regenwasser. Seit der Fusion der DWA mit dem Deutschen Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWK) im Jahr 2000 gehört die wasserwirtschaftliche Seite ebenso dazu.

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Arbeits- und Merkblätter enthalten Empfehlungen und Lösungsansätze für technische und betriebliche Pro­ bleme sowie zur nachhaltigen Nutzung von Wasser und Boden. Die Arbeitsblätter beschreiben technische Standards, die sich in der Praxis bewährt haben. Diese gelten als allgemein anerkannte Regeln der Technik. Die Merkblätter stellen den aktuellen Stand der Technik dar. Bewähren sich die hier genannten neuen Verfahren im Arbeitsalltag, können aus Merkblättern Arbeitsblätter werden. Die DWA hat das Jubiläum des Regelwerks zum Anlass genommen, zu einem Fotowettbewerb aufzurufen. Noch bis zum 13. April kann unter http://de.dwa.de/abstimmung. html entschieden werden, welche Bilder das DWA-Regelwerk am besten repräsentieren. Der Fotograf des Siegerfotos fährt im September 2017 zur DWA-Bundestagung nach Berlin. www.dwa.de

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Forschungsprojekte

Berücksichtigung der vielfältigen Potenziale der Regenwasser­ bewirtschaftung in der Planung Ergebnisse aus dem Verbundprojekt KURAS Im Forschungsprojekt KURAS wurde eine Methode vorgeschlagen, mit der Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung für konkrete Stadtquartiere ausgewählt und platziert werden können. Hinsichtlich der möglichen Ziele betrachtet die Methode Effekte auf Umwelt (Oberflächengewässer, Grundwasser, Biodiversität) und Bewohner (Stadtklima, Freiraumqualität, Gebäudeebene) ­sowie den Aufwand an Kosten und Ressourcen. Der hohe Versiegelungsgrad von Innenstädten führt zu einer erheblichen Belastung von Oberflächengewässern bei Starkregen und ausgeprägte Hitzesituationen im Sommer. Städtische Planungen zur Reduktion von Hitzeinseln oder zur Erfüllung der EG Wasserrahmenrichtlinie gehen von einem wichtigen Beitrag der Regenwasserbewirtschaftung bei der zukünftigen Lösung der Hitze- und Gewässerpro­ blematik aus. Die Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung sind bekannt und können auf unterschiedlichen städtischen Ebenen – (1) am Gebäude/Grundstück (z. B. Gebäudebegrünung, Regenwassernutzung, lokale Versickerung), (2) im Quartier (z. B. Entsiegelung/Teilversiegelung, Versickerung, künstliche Wasserflächen, dezentrale Reinigung) oder (3) im Kanaleinzugsgebiet (z. B. Reinigung und Stauraum im Kanal) umgesetzt werden. Allerdings fehlt für eine standortspezifische Auswahl eine konsequente Effektbewertung für alle Einzelmaßnahmen. Zudem gibt es einen Bedarf an Methoden, die eine integrierte Maßnahmenplanung für städtische Quartiere ermöglichen. Entsprechend wurden im BMBF-geförderten Vorhaben KURAS (Konzepte für urbane Abwassersysteme und Regenwasserbewirtschaftung) existierende Maß-

nahmen der Regenwasserbewirtschaftung umfassend bewertet sowie eine Methode entwickelt die eine integrierte Planung von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung für konkrete Stadtquartiere anstrebt (beteiligte Partner in Bild 1).

„KURAS-Methode“ der übergeordneten Planung der Regenwasserbewirtschaftung Die vorgeschlagene Methode der integrierten Planung von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung verknüpft lokale Anforderungen/Probleme mit einer quantitativen Bewertung der Maßnahmen, um geeignete und machbare Maßnahmen auszuwählen und im Stadtquartier zu platzieren (Bild 2). Zunächst wird eine Problemanalyse für die sechs Effekte Biodiversität, Grundwasser, Oberflächengewässer, Stadtklima, Freiraumqualität und Nutzen auf Gebäudeebene in Form von Karten dargestellt. Als weitere lokale Randbedingung wird die Machbarkeit unterschiedlicher Maßnahmen geprüft, z. B. das Dachbegrünungspotenzial anhand der baulichen Eignung oder die Versickerungsfähigkeit in Abhängigkeit der Bodenbeschaffenheit und des Flurabstandes. Die Erwartung an die Effekte der Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung für die ausgewählten Quartiere wird im Rahmen eines Workshops mit Stake­ holdern ermittelt. Bei der Grobplanung werden im Diskurs für die lokalen Gegebenheiten sinnvolle Maßnahmen ausgewählt und platziert. Basis dieser Auswahl ist eine generische Maßnahmenbewertung die neben den oben genann-

Bild 1.  KURAS-Projektpartner im Bereich Regenwasserbewirtschaftung

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Forschungsprojekte

Bild 2.  Schematischer Ablauf der „KURAS-Methode“ der integrierten Planung von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung (Abb.: KWB)

ten sechs (in der Regel positiven) Effekten auch die Bewertung der direkten Kosten und des Ressourcenverbrauchs aller Maßnahmen beinhaltet.

Test der Planungsmethode Als Test der Methode wurden die Schritte in Bild 2 exemplarisch für zwei Berliner Stadtquartiere der Größe 1 km2 durchgeführt, wobei für jedes Quartier drei Grobplanungen durch unterschiedliche Personengruppen erstellt wurden. Die drei resultierten Maßnahmenkombinationen wiesen deutliche Unterschiede in der Art, im Ausmaß und in der räumlichen Verortung auf. Bezüglich der durch die Stakeholder priorisierten Effekte zeigten sich trotz der Unterschiede für alle Kombinationen deutliche Verbesserungen. Die Kombinationen reduzieren beispielsweise die Fracht durch Mischwasser­ überläufe um 46 bis 59 % und vermeiden bisher 5-mal pro Jahr auftretende fischkritische Situationen im direkt beeinflussten Gewässer. Die erhöhte Verdunstung und Beschattung (z. B. durch Fassadenbegrünung oder Baumrigolen) bringt eine Abkühlung um bis zu 5, resp. 10 °C an einem

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extremen Hitzetag an exponierten Standorten. Zudem führen die Maßnahmen auch zu einer deutlich erhöhten Vernetzung von Grünflächen (reduzierter Abstand um 76– 92 %) sowie 8–10 neuen Habitatstypen, zwei wichtigen Faktoren der urbanen Biodiversität.

Schlussfolgerung und Ausblick –– Die Ergebnisse zeigen das große Potenzial von kombinierten Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung für eine Verbesserung der Umwelt und des Lebens in der Stadt. –– Die Methode hat in allen drei Testläufen deutliche Verbesserungen in den priorisierten Effekten (z. B. Oberflächengewässer und Stadtklima) bewirkt. Da sehr unterschiedliche Maßnahmen gleiche positive Effekte erzielen können, gibt es selbst bei konkreten Zielen viele planerische Freiheitsgrade. –– In einer Diskussion mit Experten und Stakeholdern wurde entsprechend die partizipative Maßnahmenplanung im Diskurs als sehr positiv beurteilt. Für die weitere praktische Umsetzung wurden das Setzen überge-

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Forschungsprojekte

ordneter Ziele durch die Politik und die Integration der Methode in städtische Planungsprozesse als große Herausforderungen identifiziert.

Hilfsmittel für Planer

Alle genannten Erzeugnisse stehen unter der Seite www. kuras-projekt.de/downloads/erzeugnisse-regenwasserbewirtschaftung/ kostenlos zur Verfügung. Andreas Matzinger und Pascale Rouault, Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB), Berlin

Neben einer Dokumentation der Maßnahmenbewertung und der KURAS-Methode werden die Projektergebnisse in Form verschiedener Hilfsmittel bereitgestellt: –– die Maßnahmenbewertung als Spreadsheet mit quantitativer und farblicher Bewertung der Effekte auf Umwelt und Bewohner sowie des Aufwandes (als Kosten und als CO2-Fußabdruck). –– Maßnahmensteckbriefe die neben der Bewertung je Maßnahme deren Aufbau und Funktionsweise sowie Regelwerke, Kennzahlen und Hinweise zu Pflege und Unterhalt beschreiben. –– ein „Ökologischer Stadtplan“, eine Art Reiseführer ausgewählter Projekte der Berliner Regenwasserbewirtschaftung, in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen.

www.kuras-projekt.de

Danksagung: Das Projekt KURAS wurde durch das BMBF im Rahmen des Programms „FONA – Forschung für nachhaltige Entwicklungen“ innerhalb der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung“ gefördert (http:// www.bmbf.nawam-inis.de). Die involvierten Unternehmen beteiligten sich zudem durch Eigenanteile. Das KWB erhielt eine Co-Finanzierung durch die Berliner Wasserbetriebe und Veolia Wasser.

Regenwasserbewirtschaftung und Klimaschutz mit Baum-Rigolen Die Erkenntnisse aus dem BMBF-Forschungsprojekt KURAS und dem ZIM-Entwicklungsprojekt TREEDRAIN zur Bedeutung der Kombination von Stadtbäumen und Regenwasserbewirtschaftung wurden erstmals als Prototyp umgesetzt. Auf dem Gelände der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017 in Berlin wurde dazu im November 2016 eine mit Bäumen bepflanzten Versickerungsanlage – kurz Baum-Rigole – erstellt und bei der Planung zum ersten Mal bewusst die Verdunstung als gleichwertiges Planungskriterium berücksichtigt. Damit soll ein positiver Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas in Kombination mit einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung geleistet werden.

Forschung zur stadtklimatischen Wirkung von Regenwasserbewirtschaftung Der Bedarf von neuartigen Regenwasserbewirtschaftungskonzepten ist vor dem Hintergrund vielfältiger, umweltbe-

zogener Defizite in urbanen Räumen (Gewässerschutzes, Hochwasser- und Überflutungsvorsorge, Stadtklimas und Biodiversität) unbestritten. Besonders die dezentrale, naturnahe Regenwasserbewirtschaftung kann bei einer Integration in Städten zu positiven Effekten bezüglich der zuvor genannten Umwelteffekte führen. Dies wurde nicht zuletzt im Forschungsprojekt „Konzepte urbane Regenwasser- und Abwassersysteme“ (KURAS) modelltechnisch anhand von mehreren Zukunftsszenarien für zwei Quartiere in Berlin gezeigt. Als wirksame Maßnahmen sind Dachbegrünungen, Wasserflächen, Entsiegelungs- und Versickerungsmaßnahmen identifiziert worden [Mitchell et al. 2016]. Ein besonders positiver Effekt geht von mit Bäumen bepflanzten Versickerungsanlagen, sogenannten BaumRigolen, aus. Die bewusste Beaufschlagung von Baum-Rigolen mit Niederschlagswasser zusätzlicher Flächen kann das Wasserdargebot des Baums und somit seine Verduns-

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Forschungsprojekte

Fertiggestellte Baum-Rigole auf dem Gelände der IGA Berlin 2017 (Foto: Sieker)

tungsleistung in Trockenzeiten verbessern. Dies bedingt jedoch, dass Baum-Rigolen so konstruiert werden, dass neben der Versickerung und kurzfristigen Zwischenspeicherung auch ein längerfristiger Wasserrückhalt ermöglicht wird. (s. a. Stockholm [Embrén et al. 2008], Philadelphia und Melbourne [Grohmann und Menconi 2016]). In Deutschland fanden solche Konzepte bislang keine Anwendung. Im F+E-Projekt „TREEDRAIN“, finanziert durch das ZIM-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, wird das Potential von Baum-Rigolen untersucht. Der Schwerpunkt des Projekts liegt u. a. in der Untersuchung der hydraulischen Wirkung und Stoffretention ausgewählter konstruktiver Varianten der Baum-Rigole.

Planung und Umsetzung eines Prototyps auf der IGA Berlin 2017 Zur Umsetzung des Prototyps auf dem Gelände der IGA Berlin 2017 wurde eine herkömmliche Baumgruppe zu ­einer Baum-Rigole umgeplant. Die gemäß Baumkonzept vorgesehene Sumpf-Eiche (Quercus palustris) wurde als eine mögliche geeignete Bepflanzung für die Baum-Rigole übernommen. Folgende übergeordnete Ziele wurden dabei verfolgt: –– Entwässerungskomfort für die angeschlossenen Flächen gewährleisten –– Versickerung und Wasserrückhalt ermöglichen –– Gute Standortbedingungen für Bäume etablieren –– Erhöhung der Verdunstungsleistung der Bäume … und mit der Bemessung mit dem Programm STORM.XXL nachgewiesen. Der Zulauf zur Baum-Rigole erfolgt bei diesem Prototyp unterirdisch über geschlitzte Drainrohre in eine Kiesschicht. Das Wasser wird komplett versickert bzw. verdunstet. Die Baum-Rigole wurde Ende 2016 eingebaut und fertiggestellt. Die Fertigstellungspflege der Bäume erfolgt bis

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zum Frühsommer 2017. Seit Eröffnungstermin der IGA Berlin 2017 am 13. April 2017 ist die Anlage für die Besucher zugänglich. Ab dem Herbst 2017 ist mit ersten Ergebnissen eines Monitoringprogramms zu rechnen.

Literatur Embrén, Björn; Bennerscheidt, Christopf; Stål, Örjan; Schröder, Klaus (2008): Optimierung von Baumstandorten. Stockholmer Lösung: Wurzelräume schaffen und Stockholmer Lösung: Wurzelräume schaffen und Regenwasser nutzen, Konfliktpotenzial zwischen Baum und Kanal entschärfen. und Kanal entschärfen. In: wwt (7–8), S. 38–43. Grohmann, David; Menconi, Maria Elena (2016): Green Infrustructures: Tree Trenches for stormwater management in urban environments. In: Actual Tasks on Agricultural Engineering, S. 75–84. Online verfügbar unter https://www.researchgate.net/publication/303665373, zuletzt geprüft am 27.11.2016. IGA Berlin 2017: Pressemitteilung vom 6.11.2014, abgerufen am 01.11.2016. URL: https://iga-berlin-2017.de/file/362/ download?token=XYVjOK-3 Mitchell, Raja-Louisa; Matzinger, Andreas; Projektteam (2016): KURAS-Forschung trifft Praxis. Zukunftsorientierte Anpassung des urbanen Regenwasser und Abwassermanagements. In: Korrespondenz Abwasser, Abfall 63 (11), S. 982–991. DOI: 10.3242/kae2016.11.004. TREEDRAIN (2016), ZIM Kooperationsprojekt der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH und des Fachgebiets Siedlungswasserwirtschaft der TU Berlin, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Laufzeit 2016–2018 Weiland, Ulrike; Wohlleber-Feller, Sandra; Gawron, Thomas; Nuissl, Henning (2007): Einführung in die Raum- und Umweltplanung. 1. Aufl. Paderborn: Schöningh (UTB Geographie, Planungswissenschaften, 8363).

Dr. Harald Sommer, Dipl.-Ing. Matthias Pallasch (Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker); Prof. Dr. Matthias Barjenbruch, M.Sc. Daniel Geisler (TU Berlin, FG Siedlungswasserwirtschaft)

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Forschungsprojekte

Regenwasserretention durch Verdunstung Das dezentrale Regenwasserbewirtschaftungskonzept „Retention durch Evapotranspiration“ ist am ROOF WATER-FARM Standort Block 6 in Berlin, Bernburger Straße 22, 10963 Berlin, seit 2006/07 erfolgreich in Betrieb. Hier wird das Regenwasser von 2.350 m2 Dachfläche und 650 m2 anliegender Fläche auf 1.000 m2 Vegetation im Hof verdunstet. Die Vegetation im Regenauffangbecken besteht dabei aus den Sumpfpflanzen Schilfrohr (Phragmites australis) und Teichbinse (Schoenoplectus lacustris). Überläufe nach Starkregenereignissen versickern in einer angrenzenden Mulde. Regenwasserretention als Maßnahme zum Schutz vor Überflutung nach Starkregenereignissen bezeichnet den Rückhalt von Regenwasser in ober- oder unterirdischen Speichern. Die anschließende Evapotranspiration (ET) des gesammelten Regenwassers bezieht sich auf die Verdunstung des Wassers freier Oberflächen kombiniert mit der Transpiration durch die Spaltöffnungen der Pflanzenblätter. Das oben genannte Regenwasserbewirtschaftungsprinzip „Retention durch ET“ beruht auf den hohen ET-Raten der Sumpfpflanzen, die aufgrund der vergrößerten Blatt­ oberfläche (Engl. leaf area index – LAI, dimensionsloser Blattflächenindex definiert als Blattfläche pro Bodenoberfläche) ein Vielfaches der Wassermenge im Vergleich zur freien Wasser- oder Bodenfläche verdunsten. Schilfrohr erreicht innerhalb einer Saison einen LAI von 4,4–6,8, Werte die von Straßenbäumen erst nach mehreren Jahren erreicht werden. Weitere Vorteile des sonnenliebenden Schilfrohres und der Teichbinse für Regenwasserinfrastrukturen sind ihre Toleranz gegenüber Wassermangel, Hitzestress, schwankenden Wasserpegeln, verschmutztem Niederschlagsabfluss sowie der niedrige Pflegeaufwand. Für die Planung dezentraler Regenwasserinfrastrukturen wird eine Modellierung des Wasserhaushalts vorgenommen. Der größte Wasserfluss in sogenannten „Urban Wetlands“ ist die ET der Vegetation. Die Modellierung bedarf daher exakter Informationen über ET-Raten von Sumpfpflanzen.

Bild 1.  Plastikwannen der Nachspeisemessung im Frühjahr 2015

Mit Blick auf die mittleren Tageswerte der ET zeigte sich ein stetiger Anstieg zwischen den Jahren 2014, 2015 und 2016, der auf das verbesserte Pflanzenwachstum im Allgemeinen und auf die Düngergabe (*) im Frühjahr 2016 im Speziellen zurückzuführen sind. Des Weiteren bildete sich ein charakteristischer Jahresgang ab, der sich durch niedrige ET-Raten im Frühjahr auszeichnet, die kontinuierlich bis Mai ansteigen (frühe Wachstumsphase), dann in die Hochphase übergehen (Juni bis August) und danach bis November abfallen (Se-

Regenwasserbremse für die Kanalisationsnetze in unseren Städten!

Messprogramm

Tel: 07022 9060-600

Mit Start des ROOF WATER-FARM Projektes wurde ein Messprogramm im Schilfbeet am Block 6 (52°31′27″N, 13°24′37″E, 36 m.a.s.l) eingerichtet. Vier Plastikfässer wurden in das Regenauffangbecken eingelassen, zwei bepflanzt mit Schilfrohr, eins mit Teichbinse sowie ein Fass als Vergleich ohne Bepflanzung (freie Wasserfläche). Per Nachspeisemessung wurden die ET-Raten bei ­dauerhafter Wasserversorgung über einen Zeitraum von zwei Jahren (08.2014–07.2016) ermittelt.

Ergebnisse Im Untersuchungszeitraum lagen die jährlichen ET-Raten von Schilfrohr bei 2.034 mm Jahr pro Jahr (Fass 1) bzw. 1.721 mm pro Jahr (Fass 2) im Vergleich zu Teichbinse mit 1.445 mm pro Jahr und Verdunstung der freien Wasserfläche mit 710 mm pro Jahr. Die ET der Vegetation betrug damit durchschnittlich das 2,5-fache der Verdunstung der freien Wasserfläche.

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Wasserrückhalt via Retentions-Gründach als wirkungsvolle Maßnahme gegen zunehmende Starkregenereignisse. Überflutungen und die Reduzierung des Grundwasserspiegels verdeutlichen, dass die Ökologie des Wasserkreislaufes empfindlich gestört ist. Mit diesem Systemaufbau bieten wir Ihnen ein Instrument, das Wasser trotzdem in den Griff zu bekommen. www.zinco.de

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Forschungsprojekte

Bild 2.  Mittlere jährliche Evapotranspiration (ET) [mm pro Jahr] für Schilfrohr 1 (hellgrün), Schilfrohr 2 (dunkelgrün), Teichbinse (orange), Verdunstung (E) [mm pro Jahr] der freien Wasserfläche (hellblau) und Niederschlag [mm pro Jahr] am Block 6 (dunkelblau) im Zeitraum vom 08.2014 bis 07.2016 (430 Tage).

Bild 3.  Mittlere Tageswerte der Evapotranspiration (ET) [mm pro Tag] für Schilfrohr 1 (hellgrün), Schilfrohr 2 (dunkelgrün), Teichbinse (orange) und Verdunstung (E) [mm pro Tag] der freien Wasserfläche (hellblau) im Zeitraum vom 08.2014 bis 07.2016 (430 Tage) (* = Düngergabe am 01.03.2016). (Foto/Abb.: RWF)

neszenz). Die Teichbinse zeigte im Vergleich zum Schilfrohr in der frühen Wachstumsphase höhere ET-Raten, während Schilfrohr in der Hochphase mehr verdunstete. Über den gesamten Versuchszeitraum lagen die mittleren Tageswerte bei 9,2 mm pro Tag und 7,8 mm pro Tag für Schilfrohr und 6,9 mm pro Tag für Teichbinse. Die gemessenen ET-Raten von Schilfrohr und Teichbinse liegen an diesem innenstädtischen Standort höher als unter natürlichen Bedingungen. Schilfrohr verdunstet unter natürlichen Bedingungen nur 1.305 mm pro Jahr. Die hohen Raten im Experiment am Block 6 lassen sich auf die kontinuierliche Wasserversorgung, optimale Nährstoffversorgung und die erhöhten Temperaturen im Innenstadtbereich zurückführen.

Um die Flächenverdunstung von Sumpfpflanzen dauerhaft und wartungsarm zu gewährleisten, müssen standortbedingt ausreichend große Flächen in die Verdunstungsbeete entwässern und darüber hinaus entsprechend große Speichervolumina zur Verfügung gestellt werden. Bei der Optimierung des Gesamtsystems spielen Hofdurchlüftung und Geometrie der Pflanzflächen auch eine wichtige Rolle. Ferner sind der Kühleffekt und der Einfluss auf das Wohlfühlverhalten durch weitere Untersuchungen und Simulationen zu beziffern. Weitere Informationen über die Evapotranspiration der Vegetation am ROOF WATER-FARM-Standort finden Sie unter Vivien Franck

Fazit

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Die hohen ET-Raten der Vegetation verdeutlichen das große Potential der Sumpfpflanzen Schilfrohr und Teichbinse für die Regenwasserretention. Im Vergleich zu anderen grünen Infrastrukturen, wie beispielsweise Dach- oder Fassadenbegrünung, weisen Schilfrohr und Teichbinse höhere ET-Raten und gesteigerte Toleranz gegenüber Schadstoffen im Niederschlagswasser auf.

Danksagung ROOF WATER-FARM wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionale Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

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Rohr- und Dichtungssysteme

6.000 m Stahlbetonrohre in FBS-Qualität für Vorfeld 1 Wie der Hamburg Airport unter beachtlichen logistischen Herausforderungen eine neue Regenwasserkanalisation erhält

Bild 1.  Zwischen 2016 und 2020 erneuert der Hamburger Flughafen auf einer Fläche von 330.000 m 2 für rund 120 Mio. € sein Hauptvorfeld (Vorfeld 1). Im Zuge dieser Maßnahme kommt es auch zu einer kompletten Erneuerung der Regenwasserkanalisation.

Der Flughafen Hamburg (offiziell Hamburg Airport, künftig ­„Helmut Schmidt Airport“) ist mit ca. 15,6 Millionen Passagieren im Jahr 2015 der fünftgrößte Flughafen Deutschlands. Er zählt als Drehkreuz von Germanwings sowie Easyjet und Ryanair und gilt mit seiner Eröffnung im Jahre 1912 als der älteste Flughafen im Land. Alt sind auch die Betonflächen auf dem 570 ha großen ­Gelände ca. 8 km nördlich der Stadtmitte, da diese seit etwa 60 Jahren nicht mehr saniert wurden. Aus diesem Grund plant der Hamburger Flughafen im Zeitraum 2016 – 2020 auf einer ­Fläche von 330.000 m2 für ca. 120 Mio. € die grundhafte Er­ neuerung des Hauptvorfeldes (Vorfeld 1). Im Zuge dieser Maßnahme kommt es auch zu einer kompletten Erneuerung der Regenwasserkanali­sation. Hierbei entschieden sich die Planer aus zahlreichen Gründen für eine Lösung aus Stahlbetonrohren in FBS-Qualität. Seit März 2016 laufen die Bauarbeiten am Vorfeld 1. Da nicht nur die Betonoberflächen des Vorfeldes schadhaft waren, sondern flächendeckend auch die gesamte Regenwasserkanalisation, entschied sich der Bauherr dafür, die vorhandenen Anlagen komplett auszutauschen. Im Rahmen der Grundinstandsetzung entstehen 27 Positionen im Pierbereich und 15 Positionen auf den zwei Remoteinseln. Die Anforderungen an die Entwässerung und die zu ver-

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wendenden Materialien waren dabei entsprechend hoch. Im Rahmen der Vorplanungen wurde daher eine Studie zur Materialauswahl für die Rohrleitungen der Regenentwässerung mit Stahlbeton- und Gfk-Rohren durchgeführt. Aufgrund der teilweise geringen Rohrüberdeckungen und

Bild 2.  Das Vorfeld 1 aus der Vogelperspektive: Bei der Erneuerung der ­Regenwasserkanalisation kommen 6.000 m Beton- und Stahlbetonrohre in FBS-Qualität zum Einsatz.

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Rohr- und Dichtungssysteme

den daraus resultierenden Einflüssen auf die Befestigung der Flugbetriebsflächen bei Wahl von biegeweichen Gfk-Rohren, entschied sich der Bauherr für den Einsatz von Stahlbetonrohren.

Stahlbetonrohre mit Sonder­ konfiguration Dipl.-Ing. Sascha Bätz – Projektleiter der Bickhardt Bau AG – schildert die Anforderungen an das zu verwendende Material: „Aufgrund der hohen Lasten, mit denen wir es hier auf dem Vorfeld zu tun haben, kommen hier nur Stahlbetonrohre mit einer Sonderkonfiguration zum Einsatz. Konkret bedeutet dies eine Verdoppelung der Bewehrung gegenüber Standardrohren. Zudem haben wir uns bei den Rohren mit den Durchmessern 300, 400 und 500 mm für deutlich erhöhte Wandstärken ausgesprochen. Statt den sonst üblichen 70 mm bei Rohren DN 300, weisen diese Rohre durchweg Wandstärken von 120 mm auf, um auch die Anforderungen an die Beton­ deckung zu erfüllen.“ Neben der Stabilität spielte für die Planer aber auch die Beständigkeit der Rohre gegen aggressive Medien eine Rolle. Aus diesem Grund schreibt das Abwasserhandbuch des Flughafens u. a. die Verwendung eines bestimmten Betons und spezieller Dichtungen vor. Sascha Bätz: „Die Rohre wurden mit einem Beton hergestellt, welcher der Druckfestigkeitsklasse C 60/75 entspricht. Damit übersteigt die Festigkeit sogar den geforderten Wert von C 40/50 (nach DIN V 1201). Ebenso wurde der Nachweis erbracht, dass alle Ausgangsmaterialien resistent sind gegen die Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR). Als Dichtungssystem kommen integrierte Ankerplus LDichtungen in NBR-Qualität zum Einsatz“, so Bätz.

Abwasserhandbuch definiert hohe Anforderungen an Entwässerung Weil es das Abwasserhandbuch als weitere Anforderung vorschreibt, handelt es sich bei allen neu verbauten Rohren um schalungserhärtete Rohre. Diese weisen eine besonders hohe Maßhaltigkeit auf und bieten

aufgrund der glatten Oberfläche sehr gute hydraulische Eigenschaften. Ebenso bringt diese Bauweise Rohre mit einer sehr geringe Wassereindringtiefe von nur 5 bis 10 mm hervor und liegt damit weit unter den vom Abwasserhandbuch geforderten 20 mm. Sascha Bätz ergänzt: „Ein wichtiger Punkt sind auch die Qualitätsrichtlinien, nach denen diese Produkte gefertigt wurden. Alle Betonund Stahlbetonrohre, die allesamt das Betonwerk Bieren aus Bad Oeynhausen geliefert hat, wurden nach DIN EN 1916 und DIN V 1201 sowie nach den erhöhten Anforde­ rungen der FBS-Qualitätsrichtlinie, Teil1 gefertigt“, so Bätz. Der Hersteller ist ein Mitgliedsunternehmen der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e. V. (FBS). Nur Produkte mit dem FBS-Qualitätszeichen erfüllen den hohen Qualitätsanspruch der FBS. Dieser sieht eine umfassende werkseigene Produk­ tionskontrolle vor. Hiermit ist eine lückenlose Qualitäts-überwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sichergestellt. Darüber hinaus sorgt eine halbjährliche Fremdüberwachung durch bauaufsichtlich anerkannte Güteschutzgemein-schaften und Prüfinstitute für die Einhaltung der hohen Standards.

Die Sickermulde mit Substrat zur Behandlung von belasteten Niederschlagswasserabflüssen • bindet Öl/Schwermetalle • bildet belebte Bodenzone • schützt das Grundwasser

für bis zu 20 m2 Anschlussfläche

Auftraggeber fordert FBS-Qualität Diese hohen Qualitätsanforderungen an die Rohre fordert der Auftraggeber auch in seinem Abwasserhandbuch. Die Qualität der Rohre, die das FBS-Qualitätszeichen tragen, liegt weit über der Norm und sorgt damit für eine besonders lange Nutzungsdauer. Verantwortlich hierfür sind vor allem die guten Eigenschaften der FBS-Rohre in Punkto Dichtheit der Rohre und der Rohrverbindungen, der Tragfähigkeit, der Hydraulik und der Korrosionsbeständigkeit. Auch logistisch war der Einbau der insgesamt 6.000 Meter Stahl­ betonrohre und der über 80 Rundschächte eine echte Herausforderung: Um eine schnelle Lieferabfolge zu gewährleisten, setzte der Hersteller extra 4 Formen DN 800/3000 mit zweifacher Belegung ein. Dank ­einer

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Rohr- und Dichtungssysteme

Bild 3.  Für die neue Regenwasserkanalisation wurden Insgesamt 6.000 Meter Stahlbetonrohre und über 80 Rundschächte verbaut.

Bild 4.  Das Abwasserhandbuch des Flughafens schreibt sehr hohe Anforderungen an die Stahlbetonrohre vor, die hier verbaut werden. (Fotos: 1 u. 2 Krebs Infrastruktur & Betonbau, © Falcon Crest; 3 BickhardtBau AG; 4 Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e. V. (FBS))

speziellen Schulung der Fahrer gelang es auch – trotz der hohen Sicherheitsstandards auf dem Flughafengelände – die benötigten Materialien bedarfsgerecht vor Ort anzuliefern. Um die Auswirkungen auf den Flugverkehr so gering wie möglich zu halten, werden die Bauarbeiten in zehn

zeitlich versetzten Abschnitten umgesetzt. Geplante Fertigstellung ist 2020. Den neuen Lebenszyklus für Rollgassen und Flugzeugpositionen gibt der Flughafenbetreiber mit ca. 25 Jahren an. www.fbsrohre.de

Messe Essen erhält Wasserzeichen für wertvollen Umgang mit Regenwasser Für ihren beispielhaften Umgang mit Regenwasser wurde die Messe Essen heute mit dem Wasserzeichen geehrt. Die von der Emschergenossenschaft verliehene Auszeichnung würdigt das ökologische Engagement für intakten Wasserkreislauf und ist ­Gütesiegel für naturnahe Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen. Die Messe Essen betreibt aktiven Gewässerschutz, indem sie das Regenwasser, das sich auf den Dächern der Hallen und auf dem Messegelände sammelt, nicht in die Kanalisation leitet, sondern über ein eigenes Kanalsystem direkt dem Margarethensee zuführt. So gelangt sauberes Wasser in den natürlichen Wasserkreislauf, während gleichzeitig das Kanalsystem und die Kläranlagen entlastet werden. Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft übergab das Wasserzeichen an Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen. Das Thema Gewässer- und der damit verbundene Hochwasserschutz spiegelt sich auch im Veranstaltungsportfolio der Messe Essen wider. Mit der acqua alta findet alle zwei Jahre eine Fachmesse mit begleitendem Kongress für Hochwasserschutz, Klimafolgen und Katastrophen­ management in Essen statt. Weitere Informationen dazu unter www.acqua-alta.de. www.messe-essen.de

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V.l.n.r. Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe ­Essen und Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. (Foto: Messe Essen)

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Sonder


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Pumpensysteme

Frischwasserpumpen machen ordentlich Druck bei reduzierten Kosten Frischwasserpumpen nutzen zumeist eigene Wasserquellen, um ein Grundstück oder Gebäude mit sauberem Wasser zu versorgen. Jung Pumpen vertreibt seit Jahren die Frischwasserprodukte des Schwesterunternehmens NOCCHI. Die neue MULTI EVO Pumpe ist das Highlight des Sortiments. Die Pumpenserie bietet unterschiedliche Varianten. So gibt es selbstansaugende Pumpenhydrauliken, Pumpen mit Inverter oder komplette Hauswasserwerke. Die mehrstufig horizontale Kreiselpumpe MULTI EVO-E ist mit einem elektronischen Steuersystem CPS (Inverter) ausgestattet, der es ermöglicht, den Druck in der Anlage konstant zu halten. Dies wird realisiert, in dem die Drehzahl des Motors den Druckverhältnissen während der Entnahme angepasst wird. Dadurch wird der Energieverbrauch um ca. 40 % im Vergleich zu konventioneller Technologie reduziert. Das Portfolio besteht aus insgesamt acht verschiedenen Pumpentypen, deren maximale Förderhöhe 70 m und deren maximales Fördervolumen 12 m3/h beträgt. Eine Alarmeinrichtung schützt die Pumpen vor Trockenlauf und Überhitzung des Motors. Die Pumpen können auch als Druckerhöhungsanlage dienen oder Wasser aus einem Behälter oder Brunnen für unterschiedlichste Anwendungen zur Verfügung stellen.

Vielseite Nutzung Die Pumpen der MULTI EVO-A Serie verfügen über eine selbstentlüftende Hydraulik und können Wasser aus tiefer gelegenen Bereichen ansaugen ohne vorherige Befüllung des kompletten Ansaugstrangs. Rasen, Beete oder Gewächshäuser lassen sich unabhängig von der zentralen Wasserversorgung mit Wasser versorgen, wann immer es benötigt wird. Aber auch Waschmaschinen oder Toiletten können die Pumpen kostengünstig mit Klarwasser versorgen.

Umfangreiches Frischwasserpumpen-Sortiment durch die neue NOCCHI MULTI EVO-Serie (Foto: Jung Pumpen GmbH und Fotolia)

Vielfalt im Angebot Der Typ WP/ MULTI EVO-A verfügt wahlweise über einen 24 l oder 50 l Druckbehälter. Der Druckbehälter ermöglicht einen konstanten Druck bei geringer Einschalthäufigkeit. Außerdem werden Druckschläge in der Installation reduziert. Die robusten Pumpen saugen das Wasser aus einer Tiefe bis zu 8 m an. Hoher Druck und hohe Durchflussmengen, minimaler Energieverbrauch und ein extrem geräuscharmer Betrieb zeichnen die komplette MULTI EVO Serie aus. Die Pumpen sind stationär oder mobil einsetzbar. www.jung-pumpen.de

Neue Pumpstationen zur Nassaufstellung mit leistungsstarkem ­Pumpensortiment für Regen-, Grau- und Schwarzwasser Mit Aqualift F und Aqualift S LW 1000 bringt die KESSEL AG neue Pumpstationen zur Nassaufstellung auf den Markt. Sie ersetzen und erweitern damit das bisher erhältliche Pumpenprogramm im Komfortschachtsystem. Aqualift S ist geeignet für den Einsatz bei Regen- oder Grauwasser, Aqualift F ist für das Pumpen von Schwarzwasser ausgelegt. Die Pumpstationen sind als Baukastensystem konzipiert. Sie bestehen aus einem je nach Einsatzbereich kombinierbaren Technik- und Schachtmodul. Das breite und leis-

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tungsstarke Pumpensortiment mit einer Leistung bis zu 4 kW ermöglicht ein zuverlässiges Ableiten des Abwassers. Die Anlagen verfügen entsprechend der Abwasserart und -menge über die erforderliche Pumpenleistung und angepasste Steuerungselemente: von Schwimmer oder Tauchglocke für Anlagen zum Pumpen von Grauwasser bis zur Pegelsonde bei leistungsstarken Pumpen. Damit sind Schalthöhen im Sammelbehälter bei Bedarf variabel einstellbar. Auch Anlagen mit explosionsgeschützter Ausführung sind erhältlich.

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Pumpensysteme

Grundwasserbeständig und auftriebssicher Durch den Werkstoff Kunststoff ist ein einfacher und schneller Verbau möglich. Die Pumpstationen Aqualift F und S sind bis 3 m grundwasserbeständig und auftriebs­ sicher. Der Schacht mit einem Innendurchmesser von 1.000 mm ist leicht zugänglich und verfügt über Steighilfen entsprechend der Vorgaben der Berufsgenossenschaft und Norm. Durch die konstruktive Gestaltung der Anlage ist eine Wartung auch von außen möglich.

Selbstdiagnosesystem mit Displayanzeige

Die als Baukastensystem konzipierten Pumpstationen Aqualift F und Aqualift S LW 1000 der KESSEL AG bestehen aus einem je nach Einsatzbereich kombinierbaren Technik- und Schachtmodul. (Foto: KESSEL)

Die Pumpstationen LW 1000 zur Nassaufstellung sind mit einem steckfertigen Schaltgerät ausgestattet. Die ComfortVersion ist mit dem Selbstdiagnosesystem SDS sowie einer Display-Anzeige versehen. Je nach Abwasserart sind Schaltgeräte für Grau- und Schwarzwasser erhältlich. www.kessel.de

Neue kostengünstige Druckerhöhungsanlage Auf der ISH 2017 präsentierte die KSB Aktiengesellschaft, Frankenthal, erstmalig die neuen vollautomatischen Druckerhöhungsanlagen vom Typ KSB Delta Compact. Die Baureihe ergänzt das Portfolio der Druckerhöhungsanlagen um eine kleine kompakte Ausführung. Die neuen Anlagen sind mit und ohne Trinkwasserzulassung erhältlich und dadurch für ein breites Anwendungsspektrum geeignet. Einsatzgebiete sind die Wasserversorgung von Wohn- und Bürogebäuden, sowie Brauchwasseranlagen in Gewerbe und Industrie. Daneben eignen sie sich auch für die Verwendung in Beregnungs- und Bewässerungssystemen sowie in Regenwassernutzungsanlagen. Dank ihrer kompakten Bauweise ist der Platzbedarf der Anlagen auf ein Minimum reduziert. Dadurch sind die neuen Aggregate eine ideale Lösung für Kleinobjekte. Ein oder zwei horizontale Kreiselpumpen mit Frequenzumrichter sind auf einer Grundplatte montiert. Die Drehzahlregelung aller Pumpen sorgt für eine energie­ effiziente Fahrweise und hält den Druck auch bei schwankender Wasserentnahme konstant. Ein elektronischer Trockenlaufschutz für die Pumpen ist integriert. Durch die Verwendung von pulverbeschichteten Werkstoffen und Edelstahl bei den mediumberührten Teilen ist die Anlage sehr korrosionsbeständig. Die Anlage bietet eine „Plug&Play“-fähige Inbetriebnahme. Diese beschränkt sich auf das Anschließen der elektrischen Kabel und die Einstellung des gewünschten Drucks, da die Anlage komplett werksseitig vorkonfigu-

Die neuen Druckerhöhungsanlagen vom Typ Delta Compact sind dank ihrer kompakten Bauweise eine ideale ­Lösung für Kleinobjekte. (Foto: KSB Aktiengesellschaft)

riert ist. Der Anschluss an eine Gebäudeleittechnik zur Überwachung der Anlage ist über einen potentialfreien Kontakt möglich. www.ksb.com

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Veranstaltungen

Patrick Blanc und weitere namhafte Referenten beim Weltkongress Gebäudegrün in Berlin

Vom 20.-22.06.2017 findet der Weltkongress Gebäudegrün WGIC 2017 in Berlin statt, bei dem mehr als 80 Referenten über Themen rund um Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung und deren Einsatzmöglichkeiten informieren. Themenschwerpunkte sind u. a. Nachhaltiges Bauen, Regenwasserbewirtschaftung, Weißbuch Stadtgrün der Bundesregierung, Biologische Vielfalt, städtische Strategien zur Gebäudebegrünung, Pflege und Wartung, KostenNutzen-Betrachtungen, Zukunftsstadt. Am dritten Tag f­ inden Exkursionen zu verschiedenen Referenzobjekten in Berlin statt. Die Ziele der Veranstaltung sind vielfältig: neben Wissens­ transfer und Aufzeigen von Best Practice-Beispielen durch Fachleute aus dem In- und Ausland sind es Networking und themenübergreifender Erfahrungsaustausch zwischen Vertretern aus Politik, Architektur, Städten, Stadtplanung, Siedlungswasserwirtschaft, Industrie- und Immobilienbranche, Herstellern, Verarbeitern, Forschung und Lehre und Verbänden. Einige namhaften Referenten haben ihre Kommen bestätigt, u. a. ist es der weltweit bekannte Fassadenbegrüner Patrick Blanc, der wie kein anderer das Thema „Living Walls“ mit spektakulären Projekten populär gemacht hat. Organisator des Kongresses ist die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e. V. (FBB), flankiert durch die Weltund Europa-Verbände WGIN und EFB. Die Schirmherrschaft haben die Bau- und Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks und der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller übernommen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt unterstützt bei der fach­ lichen und organisatorischen Vorbereitung. Die Liste der

Bild 1.  Patrick Blanc (Mitte) ist auch dabei beim Welt­ kongress vom 20.–22.06.2017 in Berlin

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Bild 2.  Fassadenbegrünungen sind neben Dach- und Innenraumbegrünungen ein Schwerpunkt des Weltkongresses Gebäudegrün

Kooperationspartner ist lang, u.a. sind das die Architektenkammer Berlin, Bund Deutscher Architekten e.V., Bund Deutscher Landschaftsarchitekten e. V., Verband Beratender Ingenieure e. V., Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V., Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V., Berliner Wasserbetriebe, Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., Institut Bauen und Umwelt e. V. IBU, die Internationale Gartenausstellung IGA Berlin 2017 GmbH und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH. Gefördert wird der Kongress mit Mitteln der Forschungsinitiative Zukunft Bau. Als Gold-Sponsoren unterstützen namhafte FBBMitglieder die Veranstaltung: Optigrün international AG, Sika Deutschland GmbH, Bauder GmbH & Co. KG. Interessierte können sich in Form von Vorträgen, Postern, Ausstellungsständen und Werbung einbringen. Es werden zudem Awards in verschiedenen Kategorien (Referenzobjekte, Städte-Strategien und besondere Initiativen) vergeben – auch hierzu kann man sich bewerben. Kongress-Anmeldungen sind noch möglich. www.wgic2017Berlin.com; www.fbb.de; www.gebaeudegruen.info

Bild 3.   Genutzte Dachgärten als Bestandteil nachhaltigen Bauens (Fotos: 1 WGIN, 2 u. 3 FBB)

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Veranstaltungen

Fachseminar Dach – bewährte Fachinformationen rund ums Dach Die Firmen Optigrün international AG, Sika Deutschland GmbH, ACO Passavant GmbH, Xella Deutschland GmbH und ILD Deutschland GmbH laden Planer, Generalunternehmer, Bauherren und Verwaltungen zu den gemeinsamen elf Fachseminaren im Jahr 2017 ein, von denen bei Erscheinen dieser Ausgabe noch acht stattfinden werden. Die bekannten und beliebten Halbtagsseminare behandeln aktuelle Themen rund um das (Grün-) Dach und liefern den Teilnehmern durch Fachreferenten Informationen zu Markt und Branchentrends aus erster Hand. Es werden Grundlagen als auch objektbezogene Anwendungsbeispiele vorgestellt. Folgende Themenschwerpunkte werden bei den Seminaren vorgestellt:

Dachabdichtung Leistungsspektrum moderner Kunststoffabdichtungsbahnen für ein funktionssicheres Flachdach Leckortung Schäden Finden, Schäden vermeiden – die richtige Strategie Wärmedämmung Innovative Flachdachdämmung. Dauerhaft, belastbar und sicher

(Abb.: Optigrün)

Dachbegrünung Auf Nummer sicher beim Gründach: –– Wasser und Regenwasserbewirtschaftung (Ableitung und Rückhalt) –– Absturzsicherung (bei Pflege und Wartung, Fluchtwegen, Dachterrassen und Dachgarten) –– Neue Dachbegrünungsrichtlinie 2017 Entwässerung Die fachgerechte Entwässerung unterschiedlicher Dachaufbauten

Termine und Orte: 03.05.2017 Hamburg 17.05.2017 Frankfurt 04.05.2017 Hannover 12.09.2017 Berlin 16.05.2017 Stuttgart 13.09.2017 Chemnitz In vielen Bundesländern wird das Seminar als Fortbildungsmaßnahme anerkannt. Während des Seminars, in den Pausen und nach der Veranstaltung stehen die Fachreferenten und Firmenvertreter im Rahmen kleiner Fachausstellungen für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Weitere Informationen und Online-Anmeldemöglichkeit unter

www.fachseminar-dach.de

Fachseminar Regenwasser – informatives Halbtagsseminar zur modernen Regenwasserbewirtschaftung Die Firmen Optigrün international AG, Mall GmbH, Birco GmbH und Kronimus AG laden alle Architekten, Stadtplaner, Siedlungswasserwirtschaftler und Verwaltungen und sonstige Interessierte zu den gemeinsamen Fachseminaren im Jahr 2017 ein. In elf kostenlosen Halbtagsseminaren, von denen bei Erscheinen dieser Ausgabe noch neun stattfinden, werden interessante Aspekte rund um das Thema Regenwasser vom Dach bis un(Abb.: Optigrün) ter die Erde geboten, und die Teilnehmern erhalten aktuelle Informationen aus erster Hand. Mit dem Einführungsvortrag „Regen braucht Bewirtschaftung – neues zu großen Liegenschaften. Aktuelles aus Normen und Richtlinien“ von Dipl.-Ing. Klaus W. König, ö.b.u.v. Sachverständiger für die Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser, wird ein Überblick über die Bausteine des modernen Regenwassermanagements gegeben, den die Firmen in der Folge für ihre Bereiche im Speziellen behandeln. Sie präsentieren dann sowohl Grundlagen des Regenwassermanagements als auch objektbezogene Anwendungsbeispiele.

Folgende Themenschwerpunkte werden bei den Seminaren behandelt: Dachbegrünung: –– Wasserrückhalt, Verdunstung, Abflussbeiwerte und maximale Abflussspende; Drossel 4.0 Smart Flow Control: einen Schritt weiter zum abflussfreien Grundstück Versickerungsfähige Pflasterflächen: Regenwasser natürlich versickern, speichern und ableiten Regenwassernutzung: Regenwasser versickern und behandeln Entwässerung: WOS – Wasserorientierte Stadtplanung Termine und Orte 26.04.2017 Berlin 07.09.2017 Hamburg 27.04.2017 Dresden 10.10.2017 Stockdorf 10.05.2017 Düsseldorf b. München 11.05.2017 Dortmund 11.10.2017 Nürnberg 06.09.2017 Göttingen 12.10.2017 Stuttgart

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Veranstaltungen

In vielen Bundesländern wird das Seminar als Fortbildungsmaßnahme anerkannt. Während des Seminars, in den Pausen und nach der Veranstaltung stehen die Fachreferenten und Firmenvertreter im Rahmen kleiner Fachausstellungen für Fragen

und Diskussionen zur Verfügung. Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Weitere Informationen/Online-Anmeldemöglichkeit unter www.fachseminar-regenwasser.de

Rückhaltebecken für die Naherholung Einen künftigen Mehrwert für Natursuchende und Freizeitsportler wird die Umgebung rund um das erweiterte Regenrückhaltebecken am Segelflugplatz den Quakenbrücker Bürgerinnen und Bürgern bieten. Dabei handelt es sich um eine Gemeinsame Planung von Wasserverband und Stadt Quakenbrück. Im Zuge der Baumaßnahmen für das Gewerbegebiet „Am Fliegerhorst“ musste das bislang vorhandene Regenrückhaltebecken erweitert werden. Für die Sammlung von mehr Oberflächenwasser und um auf Starkregen vorbereitet zu sein, wurden die Regenrückhalteflächen deutlich angepasst. Ein sogenanntes Rahmenbauwerk im Untergrund ersetzt nun die bislang vorhandene und in die Jahre gekommene Holzbrücke und ermöglicht eine Zuwegung für die Instandhaltung der Flächen und Becken. Die gesamte Gestaltung wird der waldreichen

Umgebung entsprechend angelegt. Die Wasserflächen können sich dabei als Feuchtbiotope entwickeln. Neu geschotterte Fußwege ermöglichen den Bürgern die dauerhafte Nutzung als Naherholungsgebiet. Das Gesamtkonzept der Baumaßnahme ist zudem für den Hochwasserschutz ausgelegt. Hierfür konnte der gesamte Bodenaushub als Randerhöhung für das erste Becken verwendet werden. Zusätzlich wurde eine Absperrung für die Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Becken integriert, so dass bei Hochwassergefahr das hintere Becken geflutet und als Puffer genutzt werden kann. Durch diese Absperrung ergibt sich ein weiterer Schutz für die angrenzenden Stadtgebiete. www.wasserverband-bsb.de

Impressum Ernst & Sohn Special: Regenwasser-Management

Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de Redaktion Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-1705

Weitere Sonderhefte online bestellen auf: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte Gesamtanzeigenleitung Fred Doischer

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Teamleitung Anzeigenverkauf Sigrid Elgner Anzeigenverkauf Stefan Nepita Tel. +49 (0) 30 470 31-256, Fax +49 (0) 30 470 31-230 stefan.nepita@wiley.com Es gilt die Anzeigenpreisliste 2017. Bankverbindung J.P. Morgan AG Frankfurt IBAN DE55 5011 0800 6161 5174 43 BIC/S.W.I.F.T.: CHAS DE FX Gestaltung/Satz LVD GmbH, Berlin Druck Meiling Druck, Haldensleben © 2017 Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische ­ issenschaften GmbH & Co. KG, Berlin W Die in dem Special veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich ­geschützt. Alle Rechte, insbesondere das des Nachdrucks und der ­Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Specials darf ohne vorherige Zustimmung des Verlages gewerblich als Kopie vervielfältigt, in elektronische Datenbanken aufgenommen oder auf CD-ROM vervielfältigt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen in erster Linie die persönliche Meinung der Verfasserin oder des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotografien übernimmt der Verlag keine Haftung.

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Empfehlungen der Arbeitskreise der DGGT Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V. EA-Pfähle Empfehlungen des Arbeitskreises „Pfähle“ 2., wesentlich überarb. u. erw. Auflage 2012. 498 S. € 89,–* ISBN 978-3-433-03005-9 Auch als erhältlich Hrsg.: Arbeitsausschuss „Ufereinfassungen“ der HTG e. V. Empfehlungen des Arbeitsausschusses „Ufereinfassungen“ Häfen und Wasser-

Hrsg.: Arbeitsausschuss „Ufereinfassungen“ der HTG e. V. Empfehlungen des Arbeitsausschusses „Ufereinfassungen“ Häfen und Wasserstraßen EAU 2012 digitale Fassung 11. Auflage 2013. Digital/Multimedia/Software. € 119,–* ISBN 978-3-433-03065-3

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Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V. Empfehlungen des Arbeitskreises „Baugruben“ (EAB) 5., vollständig überarbeitete Auflage 2012. 332 S. € 69,–* ISBN 978-3-433-02970-1 erhältlich Auch als

Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V. Empfehlungen des Arbeitskreises „Numerik in der Geotechnik“ – EANG 2014. 196 S. € 49,90,–* ISBN 978-3-433-03080-6

Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V. Empfehlungen für den Entwurf und die Berechnung von Erdkörpern mit Bewehrungen aus Geokunststoffen (EBGEO) 2., vollst. überarb. u. erw. Auflage 2010. 327 S. € 87,90* ISBN 978-3-433-02950-3 Auch als erhältlich

Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V. Empfehlung Oberflächennahe Geothermie - Planung, Bau, Betrieb und Überwachung – EA Geothermie 2014. 300 S. € 99,–* ISBN 978-3-433-02967-1 Auch als erhältlich

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