Kirche und Welt 12/2017

Page 1

12/2017

Kirche und Welt 4

2

1

6

5

3

9

7

12

10

8 14

13

15

Mit 24 Gedankenanstössen durch die Adventszeit

Vor unserer Tur

18

16

17

Seite 6–17

23

19

21

24

22

20 Kleider flicken und Gemeinschaft leben

Ein starkes Duo wurde verabschiedet

«Ermutigend viel ist in Bewegung»

Das Flickcafé in der EMK Muhen Seite 4–5

Stabübergabe im Zentrum Artos in Interlaken Seite 18–19

Serge Frutiger nach 100 Tagen Amtszeit Seite 22–23

The United Methodist Church


INHALT

4

2

18

22

4

21

Das Flickcafé in der EMK Muhen macht Schule

Bischofsrat berät über Vorlagen zum Umgang mit Homosexualität

Kleider flicken

Drei Vorschläge für die Zukunft der EMK

6

22

Mit 24 Gedankenanstössen durch die Adventszeit

Serge Frutiger über die ersten 100 Tage seiner Amtszeit

Vor unserer Tür

Ermutigend viel ist in Bewegung

18 Stabübergabe im Zentrum Artos in Interlaken

Ein starkes Duo wurde verabschiedet

Kirche und Welt

Nr. 12/2017


Kirchen-Gezwitscher Eine kleine Blütenlese aus der Timeline der EMK Schweiz auf twitter. Folgen Sie uns unter @EMKschweiz!

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser «Vor unserer Tür» – ist es jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, kalt. Drinnen, hinter der Tür, ist es viel wärmer. Gemütlicher. Die Kälte fehlt mir nicht. Was soll ich da draussen? Wie leben wir Kirche, wie leben wir Gemeinde? Vor allem «drinnen», also «hinter unseren Türen»? Dort, wo wir einander kennen, es gemütlich haben – oder jedenfalls schon wissen, worüber wir uns ärgern? Was ist vor unseren Kirchentüren? Müssen wir das wissen? Dass Jesus vor unserer Tür steht, davon redet die Adventszeit: Jesus ist unsere Zukunft. Er hat Zukunft. Und das heisst: er kommt auf uns zu. Ob wir Spuren davon entdecken können? Ermutigende Spuren. Überraschende Spuren. Herausfordernde Spuren. In dieser Ausgabe von «Kirche und Welt» erzählen verschiedene Personen von dem, was sie vor ihrer Tür entdeckt haben. Hier und da sind das direkt oder indirekt überraschende Zeichen der Nähe Gottes. Gehen Sie doch auch auf Entdeckungsreise – dem kommenden Herrn entgegen. Ich wünsche Ihnen gesegnete Advents- und Weihnachtstage.

Sigmar Friedrich Redaktor

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

3


ZAHLSTELLE

Das Flickcafé in der EMK Muhen macht Schule

Kleider flicken und Gemeinschaft leben

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich

 VON DANIELA DECK

Redaktor: Sigmar Friedrich

Die Idee lieferte vor fünf Jahren eine

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

sich in der Kapelle in Muhen alle zwei

Fernsehsendung. Inzwischen treffen Wochen am Montagnachmittag 20 bis 30 Personen zum Nähen, Stricken

Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch

und Flicken – und zum Schwatzen. Einblick in ein ungewöhnliches Projekt, das aus der Basis heraus ge-

Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8021 Zürich 1 IBAN CH15 0900 0000 8002 3018 5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Bruno Jordi Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 01/2018: 11.12.2017 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.psw.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.2 Pfeffer, gemeindebrief.de S.3 KuW S.4–5,18–19,22–23 zVg S.6 radosttina98 u. DanielReche, pixabay.com S.7 JosepMonter, rottonara u. StockSnap, pixabay.com S.8 3dman_eu, Couleur u. silviarita, pixabay.com S.9 kirkandmimi, pixabay.com; Adrianna Calvo, StockSnap.io S.10 biancamentil u. fantareis, pixabay.com S.11 Ethan Sykes, StockSnap.io; DanielReche, pixabay.com S.12 Pamjpat, Alexis u. Digitalpfade, pixabay.com S.13 greissdesign u.Hans, pixabay.com S.14 sem4u, pixabay.com; Maja Dumat, flickr.com S.15 accu-it u. StockSnap, pixabay.com S.16 zVg; schnurzipurz, pixabay.com S.17 Pexels, pixabay.com; pipp, freeimages.com; Alex Holyoake, unsplash.com S.21 Maidstone Mulenga, UMNS

4

Kirche und Welt

war sie sicher: «Gott will das, und mir bedeutet es viel, den Leuten von Gottes Liebe zu erzählen – und so habe ich mit der Unterstützung einer Pfarrersfrau im Pensionsalter einfach angefangen. Wenn Bekannte uns Kleider zum Flicken gegeben haben, haben wir uns zusammengesetzt und das gemeinsam gemacht.»

Nr. 12/2017

wachsen ist.

Inspirierendes Projekt Mathilde Zybach, die damals im Ge«Manchmal haben wir feste Vorstel- meindevorstand war, stellte schnell lungen, wie Gemeindeentwicklung fest, dass es für ihre Idee eine grosse aussehen soll, und übersehen dabei Portion Überredungskunst brauchen die Bedürfnisse der Leute vor der würde. «Es gibt heute noch Leute, die Haustür», sagt Mathilde Zybach. Eine den Sinn des Flickcafés nicht einseBeobachtung, die bestimmt nicht auf hen», sagt sie und lacht. Davon hat sie sie zutrifft. Mathilde Zybach ist die sich nie beirren lassen. Der Erfolg gibt Gründerin und informelle Leiterin ihr und ihren Mitstreiter/innen Recht. des Flickcafés in der EMK Muhen. Rückenstärkung bekam sie, als beim Alles begann damit, letzten PfarrerwechMir bedeutet es sel Marco Briotti die dass sie nach einem arbeitsreichen Tag auf EMK Muhen überviel, Menschen ihrem Bauernhof vor von Gottes Liebe nahm. «Mit dem dem Fernseher ausFlickcafé haben wir zu erzählen spannen wollte und ein wunderbares bei einer Sendung über Paris hängen- missionales Projekt. Ein Besseres blieb. Vorgestellt wurde ein Nähcafé. könnte ich mir gar nicht wünschen», «Da ging es mir durch den Kopf, dass ist der Pfarrer überzeugt. Deshalb hat wir mit dieser Idee etwas Gutes für es ihn nicht überrascht, dass andere die Gemeinde schaffen könnten.» Eine Bezirke anfangen, sich für das Café Vorstellung, die sie in den folgenden zu interessieren. Für die 3x3 BegegWochen nicht losliess. Schliesslich nung (offenes Mittagessen) in Hun-

Flickcafé: flicken und Gemeinschaft – an der auch einige Männer teilhaben.


ZAHLSTELLE

Im Flickcafé flicken die Frauen gemeinsam, statt je für sich.

zenschwil hat die Idee bereits Pate gestanden. Auch Vertreterinnen des EMK-Frauennetzwerks haben schon hereingeschaut, um sich inspirieren zu lassen, wie Co-Präsidentin Esther Steiger bestätigt. Bunte Gästeschar Aus einer Handvoll Näherinnen ist inzwischen eine wechselnde und bunte Gruppe geworden, zu der auch einzelne Männer und zwei Familien von Asylbewerbern zählen, eine syrische und eine iranische. Zeitweise gehören Arbeitslose dazu. Bei den Stammgästen gibt es nach Aussage der Leiterin «die eine oder andere Frau, die ein schweres Bürdeli zu tragen hat». Mindestens die Hälfte dieser Montagnachmittagsgäste sind Leute, die am Sonntag nicht in der Kirche anzutreffen sind. «Manche sind oder waren temporär dabei, wie zum Beispiel die junge Frau, der wir das Socken stricken beigebracht haben, und das junge Mami, das bei uns gelernt hat Hosen zu nähen», erklärt Mathilde Zybach. Ein Mann flickt Geräte. Statt mit Nadel und Faden hantiert er mit Schraubenzieher und Leim. Der Haus-

meister, der die Kapelle in Schuss hält, legt seine Aufgaben wann immer möglich auf die Zeit für den Gemeinschaftsanlass und kommt zwischendurch auf einen Kaffee herein. Gebet um ein Leitungsteam Bis heute hat das Flickcafé weder einen Jahresplan mit Verantwortlichen, noch ein Budget, noch einen eigenen Raum (der Gemeindesaal wird dafür immer komplett umgestellt!) – und kein Leitungsteam. «Wir beten um ein Team, das Verantwortung übernimmt», sagt Mathilde Zybach. «Ein solches Team ist die Voraussetzung dafür, dass wir das Flickcafé wöchentlich anbieten könnten, wie das verschiedentlich gewünscht wird.» Abgesehen vom Wunsch nach einem Leitungsteam, das ihr hilft, die Verantwortung zu tragen, gefällt es Mathilde Zybach, dass das Flickcafé auch nach fünf erfolgreichen Jahren die lose Organisation der Pioniertat aufweist: «Ich bin gegen das ‹Müesse›. Die Leute kommen gern zu uns, weil sie sich damit zu nichts verpflichten. Dafür ist das Interesse dabei zu bleiben umso grösser.»

Spenden und Überschuss Immer wieder bekommt das Flickcafé Sachspenden, vom Faden über eine Nähmaschine bis zu Kuchen, die die Nachmittage versüssen. «Wir stellen jeweils ein Kässeli auf, aus dem wir unseren Kaffee bezahlen. Die letzten Jahre hatten wir am Jahresende jeweils einen Überschuss beisammen», erzählt die Leiterin. Zusammen mit dem Pfarrer entscheidet sie, wie dieses Geld eingesetzt wird. Einmal wurde einem mittellosen Gast eine Zahnarztrechnung bezahlt, mehrfach profitierte die «Zigeunermission» «zum Zeichen dafür, dass die Roma in der lauten Migrantendiskussion nicht vergessen werden dürfen», erklärt Mathilde Zybach diese Entscheidung.

ZUR PERSON MITEINANDER ZUKUNFT GESTALTEN Als EMK wollen wir eine «Kultur der Ermöglichung» leben. Das bedeutet: Neues ausprobieren, die Freiheit haben, Kirche anders zu denken als bisher. Deshalb hat die Zahlstelle dieses Jahr das Motto gewählt «miteinander Zukunft gestalten». Jeden Monat stellen wir eine/n Pionier/-in oder eine Pioniertat vor. www.zahlstelle.ch

Mathilde Zybach (67) betreibt mit ihrer Familie in Muhen einen Landwirtschaftsbetrieb. Die gelernte Hebamme hat vier erwachsene Kinder und ein Grosskind. Sie war mehrere Jahre im Vorstand der EMK Muhen tätig. Seit 2012 leitet sie auf informeller Basis das Flickcafé.

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

5


VOR UNSERER TÜR

1 Hast du Zeit?  VON WALTER WILHELM

… fragte mich der Nachbarsjunge, nachdem er an der Haustüre geklingelt hatte und hoffte auf mein «Ja». Wir spielen dann jeweils eine Weile miteinander. Seine Mutter weiss, dass mein Alltag gut gefüllt ist, und hat ihm beigebracht, dass er mich nicht einfach zum Spielen rufen kann, sondern jeweils fragen muss, ob ich Zeit habe. Ich frage mich manchmal, ob der Junge weiss, was er fragt: Warum muss man nach Zeit fragen? Zeit ist doch da. Jeden Tag neu. Und ich bin auch da, fast jeden Tag. Und was heisst schon die Antwort: «Ich muss arbeiten»? – Sie heisst soviel wie: «Ich habe keine Zeit». Ich habe mir überlegt, ob ich das manchmal sagen will, und mich entschieden, diesen Satz nicht zu gebrauchen, sondern bewusst über meinen Zeiteinsatz zu entscheiden: Eine halbe Stunde Zeit pro Tag zum Spielen mit den Nachbarsbuben muss drinliegen. Ich habe Zeit, jeden Tag 24 Stunden – und ich entscheide, wie ich sie einsetze. «Ich habe keine Zeit», gibt es für mich als Antwort auf eine Frage nicht. Es gibt für mich nur die Antwort, wofür ich meine Zeit einsetzen will, auch jetzt im Advent!?!

Torlos

2

 VON STEFAN MOLL

Wieder ist die Partie torlos zu Ende gegangen: Null zu null. Wir haben geredet miteinander – und doch nichts von uns erzählt. Wir haben gesagt, wie es gemeinsamen Bekannten geht. Was die Kinder so machen. Wie die Ferien waren. Sogar politisch sind wir geworden. Aber das Tor blieb zu. Die Verteidigung hat ganze Arbeit geleistet. Keiner von uns hat sich riskiert und vor die Türe getraut. Keiner sagte, was ihn wirklich beschäftigt. Kein Platz für Tränen, für Zweifel oder Fragen. Und darum auch kein Zugang zur Freude, zu Berührung, Sanftmut und Nähe. Null. Zu null. Doch wenn wir beten, steht es null zu eins. Mindestens. Weil Christus die Türen offen hält. Er gibt sich uns hin und bleibt offen. Er bleibt verletzlich. So öffne ich vielleicht meine Türe auch. Behutsam, denn die Angst vor dem Durchzug bleibt. Ich öffne sie auf Gott hin und zu den Menschen. Ein beglückendes eins zu eins. Das ist immer ein Sieg.

6

Kirche und Welt

Nr. 12/2017


VOR UNSERER TÜR

3 «Nimm es wahr: Ich stehe vor der Tür und klopfe an.» (Offenbarung 3,20)

4 «Vor» der Tür  VON URS SCHWEIZER

Wenn jemand vor der Tür ist, dann ist er aus meiner Sicht eigentlich hinter der Tür. Und für jenen, der vor meiner Tür steht und anklopft, bin eigentlich ich derjenige, der hinter der Tür ist. Wenn schon nicht eindeutig festgelegt werden kann, was vor und was hinter der Tür ist, könnte es dann nicht auch sein, dass wir dort, wo wir uns Aussenstehenden zuwenden möchten, ein wenig demütiger und bescheidener werden dürfen, zuerst einmal respektvoll zuhörend und nicht gleich sprechend, weil an ganz vielen Orten des Lebens nicht die anderen die Aussenstehenden sind, sondern wir?

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

7


VOR UNSERER TÜR

5 Wir müssen draussen bleiben!  VON NICOLE BECHER

Was früher nur für Hunde galt, ist inzwischen auch für Raucher der Fall – draussen vor der Tür ist ihr Platz. Angesichts der Erkenntnisse der Gesundheitsforschung ist das auch sehr sinnvoll – für die, die drinnen sitzen. Wir müssen draussen bleiben – ist aber nicht beschränkt auf diese beiden Gruppen. Manche Regelung ist sinnvoll, manches aber auch Ausgrenzung ohne sinnvollen oder logischen Hintergrund. Wer muss bei uns alles draussen bleiben? Wen hätten wir am liebsten nicht bei uns, sondern draussen vor der Tür? Oft sind es Menschen, die die Welt nicht so sehen, wie wir sie sehen. Die andere Vorlieben haben, andere Sitten. Warum sollen sie draussen bleiben? Weil es sinnvoll ist für unsere eigene Gesundheit? Weil es ungewohnt für uns ist? Weil es uns in Frage stellt mit dem, was wir gewohnheitsmässig so tun und lassen? Ich glaube, darum geht es eher. «In Frage gestellt werden» kann nämlich auch heissen, dass ich merke, wie eng meine Welt bisher war. Oder ich stelle fest, dass ich eigentlich keine Antwort darauf habe, warum meine Welt bisher so war, wie sie ist. Ganz schön gefährlich für die eigene Welt, jemanden nicht draussen vor der Tür abzufangen! Oder ganz schön bereichernd, wenn man dann gemeinsam Antworten findet – oder neue Vorlieben.

Was das Leben nährt  VON MAJA FRANZISKA FRIEDRICH

Eines frühen Morgens, ich ging mit dem Hund ein erstes kurzes Stück Weg zum Wald, traf ich eine Nachbarin, die mit einer Tasche vom Wald her kam. Sie sei Eier holen gegangen. Wo? Wie? Um diese Zeit? Am Abend stand sie vor unserer Tür mit einer Schachtel unglaublich grosser Eier vom Biohof. Begeistert gingen wir selbst dahin. Seither beziehen wir von dort nicht nur Eier, sondern auch kuhwarme Milch! Bei den regelmässigen kurzen Begegnungen mit der jungen Familie erzählte ich der Bäuerin, was ich arbeite. Zwei Tage nach einer solchen Begegnung klingelt es: die Bäuerin steht vor der Tür. Die Not ihrer Erschöpfung drückt förmlich mit Tränen in den Augen aus ihr heraus: «Würdest du mich begleiten?» Sie suche dringend nach einer Person, die sie seelsorgerlich begleiten könne. Da stand ich, auf die Eierempfehlung meiner Nachbarin hin, vor ihrer Tür. Sie hatte den eindrücklichen Mut, darauf hin vor meiner Tür zu stehen und um das zu bitten, was sie jetzt zum Leben braucht. Aus unsichtbaren Verbindungen begegnete uns das, was jetzt dem Leben Nahrung und Stärkung gibt. Vor unserer Tür.

8

6


VOR UNSERER TÜR

7 Verschlossene Türen?  VON CHRISTOPH SCHLUEP-MEIER

Es beschämt mich, dass es einen Ort vor der Türe gibt und einen hinter ihr. Dass es überhaupt eine Türe braucht. Eine Kirche sollte keine Tür haben, nur Räume und Worte des Willkommens. Nun gut, bei uns wird aus der Garderobe gestohlen, aus dem Schrank, in dem die Bibeln stehen, und auch aus dem Schreibtisch des Pfarrers. Da können Türen und Schlösser nicht schaden. Jener jedoch, der in die Dörfer zog und übernachtete, wo man ihn aufnahm, hatte kein Büro und keine Öffnungszeiten. Und man kann zu Gott beten, wann man will, auch mitten in der Nacht, sagt man. Unsere Türe ist häufig offen, ich bräuchte mich nicht zu schämen. Und viele Menschen finden ihren Weg, am Mittwoch, am Freitag, am Sonntag. Und manchmal läutet es, und ich mache nicht auf, weil ich nicht gestört und nicht angebettelt werden möchte. Die Türe schützt mich vor den Ungebetenen. Aber vielleicht verstecke ich mich auch nur hinter ihr. Wenn ich im Ausland bin und Kathedralen bestaune von aussen, dann ärgert es mich, dass die Türen immer so riesig sind und doch verschlossen.

Ich will meine Ruhe  VON CHRISTINE SCHÖNI

Ich sitze im Zug. In Gedanken versunken und müde nach einem Kurs klappe ich das Tischchen neben mir hoch. Dabei fällt ein Handy zu Boden. Ich hebe es auf und erkenne, dass es nicht meines ist. Auch das noch! Nun muss ich mich wohl oder übel darum kümmern, dass dieses Handy wieder zu seinem Besitzer kommt. Ich entscheide mich, es dem nächsten vorbeikommenden Zugbegleiter abzugeben. Da erscheint auf dem Display die Nachricht: «Lieber Finder, bitte rufe folgende Nummer an …» Nein, das ist mir jetzt wirklich zu umständlich. Ich will meine Ruhe. Muss sich diese Person halt gedulden. Etwas später schrecke ich wegen eines lauten Klingelns und Vibrierens auf. Die anderen Passagiere blicken in meine Richtung und ich verdattert auf das nervige Ding! Da steht: «Handy verloren, bitte Alarm ausschalten durch Anruf entgegennehmen.» Zähne knirschend nehme ich ab, worauf sich eine sympathische Stimme erleichtert bedankt und bittet, das Handy auf der nächsten SBB Verkaufsstelle abzugeben. Natürlich würde ich das gerne machen, beruhige ich die Person und lächle zufrieden …

Kirche und Welt

8 Nr. 12/2017

9


VOR UNSERER TÜR

Herzklopfen  VON WALTER WILHELM

9

Ich beobachte, wie Begriffe aufkommen und wieder gehen. Im Moment ist das Wort «Komfortzone» gerade «in». Es klopft, von der Wirtschaft herkommend, an der Tür des christlichen Sprachgebrauchs an und macht deutlich, dass es Bewegung nur dort gibt, wo Menschen ihre gemütlich eingerichtete Komfortzone verlassen und etwas wagen. Die Einladung, etwas zu wagen, kann ich unterstützen. Weshalb aber wird dazu eingeladen mit einem Begriff, der mitschwingen lässt, dass die Menschen sich in der Regel nicht aus dem herauswagen, was bequem ist? Ich höre den Begriff nicht als Einladung, sondern mit einem unterschwelligen Vorwurf, bequem zu sein. Wenn ich mir dagegen vergegenwärtige, wie Menschen sich von Jesus begeistern liessen, dann ist da jeweils etwas, das sie fasziniert hat und etwas, das sie zögern liess, sich auf Jesus einzulassen, weil sie ahnten, dass das ihr Leben neu gewichten könnte. Beide Reaktionen bewirken Herzklopfen, manchmal bis zum Hals! Dieses Herzklopfen bewirkt aber auch, dass Menschen sich entscheiden, sich zu bewegen. Wenn Sie unsicher sind, ob Veränderungen anstehen, dann forschen Sie nach dieser Art von Herzklopfen. Wenn ein Herz so klopft, ist die Bewegung schon fast angestossen …

10 Ein Armer namens Lazarus lag vor seiner Tür. (Luk 16,20)

10

Kirche und Welt

Nr. 12/2017


VOR UNSERER TÜR

11

Stubenhocker  VON STEFAN MOLL

Da draussen, vor meiner Tür, pulsiert das Leben. Da bläst ein lauer Föhn und manchmal in eisiger Biswind. Es regnet oder schneit, Wolken kommen und gehen. Da reden die Leute. Sie murmeln, lachen, rufen, fluchen, grüssen, schreien sich an, verhandeln, erzählen. Draussen vor der Tür, da blüht der Löwenzahn, die Christrose oder die Passionsblume. Da wächst der Schwefelkopf oder die Stinkmorchel. Und die Rose und der Flieder. Da draussen spielen die Kinder. Verliebte küssen sich. Drei Alte treffen sich auf einen Schwatz. Ein Paar streitet. Da draussen, da spielt die Musik. Von all dem bleiben Stubenhocker verschont. Doch das ist auch wieder schade.

12

Morgenlob vor meiner Tür  VON BENJAMIN GEISER

Dienstagmorgen in der Sonne auf einer Bank sitzend. Ich bete meine Laudes*. «O Gott, komm mir zu Hilfe! Herr, eile mir zu helfen!» Mir wird warm, bald heiss. Ich zieh die Jacke, bald den Schal aus. «Lobt den Namen des Herrn. Sein Name allein ist erhaben!» «Lobt ihn vom Himm …» – ich werde abgelenkt. Ein Blatt bewegt sich am Boden. Ich schaue hin und komme ins Staunen: Welke Blätter in verschiedenen Formen zusammengerollt. Gras sprosst zwischen den Steinchen und grösseren Steinen hervor. Spinnweben fliegen glitzernd durch die Luft. Eine Ameise krabbelt über den grossen Stein. Da ist Leben. Ich staune! Ich bin berührt. Ich danke Gott dafür, dass ich sehen kann. Ich danke ihm für die bimmelnden Kuhglocken und das Singen der Vögel im Hintergrund. Dass ich hören kann, ist auch Geschenk! Ich lobe Gott für seine wärmende Gegenwart, seine Liebe, die mich wie die Sonne bestrahlt und mir Leben gibt. Eine Laudes kommt aus mir heraus, ein Morgenlob aus meinem Herzen. Gott hat es mir gegeben, er hat mich damit beschenkt. Ich gehe ermutigt und gestärkt in den Tag. Heute ist ein Geschenk Gottes, ein gesegneter Tag! * liturgisches Morgenlob

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

11


VOR UNSERER TÜR

13

...steht ein dicker Mann und lacht

 VON NICOLE BECHER

Immer, wenn der erste Schnee fällt und meine Kinder sich darüber austauschen, für was denn die Schneemenge schon ausreicht, kommen mir die Liedzeilen von Hans Poser in den Sinn: Kommet all und seht, vor dem Hause steht ein dicker Mann und lacht, der ist aus Schnee gemacht! Mitgebracht hat sie eines meiner Kinder aus dem Kindergarten. Dann wurden sie als Ohrwurm hin- und hergesungen, bis sie jetzt in meinem Kopf unweigerlich mit Schnee verknüpft sind. Es geht um etwas Wunderbares, das aus dem Schnee gemacht wird: Vor meinem Haus steht einer, der lacht, mich freundlich empfängt oder verabschiedet. Einer, der mich anlacht, wenn ich im Alltagstrott schnell mal einen Blick aus dem Fenster werfe. Einer, der mir freundlich gesonnen ist, auch wenn hier drin das Chaos mich im Griff hat. Da draussen vor meiner Tür geschieht durch den Schnee etwas ganz Normales und doch etwas, das den Alltag freundlich macht . Wenn ich dann vor die Tür trete, sehe ich bei uns meist keinen Schnee, der zum Bau eines Schneemanns reicht … Aber einen kleinen Moment spielt nichts anders eine Rolle als dieser Schnee, der neue und fröhliche Optionen ins Leben bringt. Zumindest für diesen Moment. Und auf diesen Moment freue ich mich jedes Jahr, wenn der erste Schnee fällt!

draussen vor meiner Tür …  VON CHRISTOPH SCHLUEP-MEIER

liegen Kippen stehen leere Bierflaschen wärmen sich ausgekühlte Menschen in der Sonne wird gesprochen besprochen beredet gedealt wartet eine Frau im Rollstuhl bis jemand sie nach Hause bringt umarmen sich Freunde schimpfen Zerstrittene erzählen Christen weshalb sie glauben hören die einen zu und andere tun dergleichen gehen viele vorbei und wundern sich über die die dort stehen raucht ein Paar die letzte Zigarette vor dem Essen oder die erste gleich danach freut man sich über das was man bekommen hat oder genommen ohne zu fragen manchmal schwatzt auch der Pfarrer noch ein bisschen oder der Diakon gehen einige fort mit vollem Magen und leerem Herzen andere haben mehr erhalten als nur Essen ist es Freitag dann ist das der Tag an dem im Spaghetti-Chileli wie ein Punk sie nennt das Treffen der unerwarteten Jünger und Jüngerinnen Jesu stattfindet.

12

14


VOR UNSERER TÜR

15

Die geöffnete Tür  VON URS SCHWEIZER

Als ich die Treppe zu «meinem» Fitness-Zentrum hochstieg und oben ankam, sah ich, wie eine Frau gerade zwischen den beiden Lifttüren stand – mit dem Gesicht zur einen Tür und dem Rücken zur anderen. Offensichtlich hatte sie den Knopf gedrückt und wartete nun darauf, nach unten fahren zu können. Nur: Die Tür vor ihr wollte sich einfach nicht öffnen. Dafür tat dies jene hinter ihr, und die Frau hätte eigentlich den Lift betreten können. Doch diese konzentrierte sich so sehr auf die verschlossene Tür vor sich, dass sie die offene Tür hinter sich schlicht nicht sah. Manchmal versuchen wir mit aller Kraft, eine Tür zu öffnen. Manchmal können wir nur noch darauf hoffen, dass sich die Tür vielleicht doch noch öffnet. Manchmal beten wir intensiv darum, der Weg in eine verheissungsvolle Zukunft möge frei werden. Und doch kennen viele die schmerzliche Erfahrung, dass Türen in unserem Leben verschlossen sind – und bleiben. Möge es uns gelingen, dass wir so kämpfen, hoffen, beten, dass wir nicht an den Türen im Leben verzweifeln, die verschlossen bleiben. Mögen wir vielmehr die Türen sehen, die sich – vielleicht ganz unerwartet – öffnen. Als ein Geschenk des Himmels. Und mögen wir den Mut und das Vertrauen finden, Schritte durch diese Türen zu wagen und so als Gesegnete Segen für andere sein.

Unter der Kirchentür  VON ERNST HUG

Jeden Sonntag kommt er in den Gottesdienst. Er sitzt hinten links. Und lächelt. Ob er sich angesprochen fühlt? Am Ausgang suche ich das Gespräch. Ich hätte ihn schon mehrmals gesehen, woher er denn komme, frage ich vorsichtig. Er lächelt – und ich merke, dass er fast kein Deutsch versteht. Er arbeite bei einem Gemüsebauern als Erntehelfer. Ich nicke verständnisvoll – und lächle zurück. Wie er sich denn dort verständigen könne? Ganz einfach: auf Portugiesisch! Denn alle Kollegen kommen aus Portugal, auch der Chef. So hat er sich diese Sprache angeeignet. Doch es ist nicht seine Muttersprache: Er selber stammt aus Mazedonien und gehört dort zur EMK. Darum ist er da. Er lächelt – auch wenn er uns kaum versteht. An einem anderen Sonntag, wieder unter der Kirchentür, kommt ein Gemeindeglied mit unserem Besucher. Er wolle mir etwas geben, sagt sie, worauf sie in gutem Italienisch zwischen uns übersetzt. Ich bekomme einen Brief ausgehändigt vom Pfarrer der Gemeinde in Monospitovo. Nun versuche ich meinerseits, via zwei mir nicht geläufiger Idiome, unserem Bruder aus Mazedonien meine Freude auszudrücken über diese Verbindung. Ich lächle etwas verlegen – und beginne zu glauben, dass wir uns verstehen. Jedenfalls ein bisschen.

Kirche und Welt

16 Nr. 12/2017

13


VOR UNSERER TÜR

«Ihr Tore, weitet euch! Es kommt der ehrenvolle König.» «Wer ist dieser ehrenvolle König?» (Psalm 24,7.8)

17 18

Es knospt  VON WALTER WILHELM

Ich meinte lange, dass die Knospen an den Bäumen jeweils im Frühjahr entstehen. Bis ich im Feuer der herbstlich gefärbten Blätter einmal die Äste genauer betrachtete: Wenn die Blätter im Herbst abfallen, sind die Knospen, die im Frühjahr aufgehen werden, immer schon da. Aber zwischen Herbst und Frühjahr liegt der kalte Winter. Der muss durchgestanden sein. Warten – Geduld haben, bis die Tagesdauer im Frühjahr wieder so lang ist, dass die Bäume mit neuem Saft und Wachstum loslegen; die Knospen spriessen. Ob dieses Bild auch für mein Leben gilt? Ich erinnere mich an die Sätze von Rainer Maria Rilke: «Man muss den Dingen die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann … Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen, und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.»


VOR UNSERER TÜR

Ganz von der Rolle

19

 VON STEFAN MOLL

Vor unserer Tür – da sind sie: Einsame, Süchtige, Migranten, Suchende; heimatlose, erschöpfte Menschen. Und wir? Wir öffnen ihnen die Türe, nehmen sie an, wie sie sind, und helfen, wo wir können. Wir – in der Rolle des Überlegenen, Stärkeren. Wir, die wir das Leben schaffen. Wir, die wir glauben. Und sie – die anderen – denen wir helfen wollen. So hätten wir es gern! Aber so ist es nicht. Die Realität ist ganz anders! Vor meiner Türe – bin ich selber. Mit meiner Angst, meiner Heimatlosigkeit, meinem zerbrechlichen Leben, und mit den Schubladen, in die ich gesteckt werde. Wenn mir keiner die Türe öffnet, bleibe ich auch draussen sitzen und friere mir einen ab. Aber: mir wird aufgetan! Eine Obdachlose bittet mich, zu ihr hereinzukommen. Der Migrant integriert mich bei sich. Die Süchtige reicht mir Wein und Brot. Der Glaubenslose gibt mir Vertrauen. Durch sie alle heisst mich Christus bei sich willkommen. Die Rollen sind anders verteilt, als wir es gerne hätten – und das ist gut so!

Vorspiegelung falscher Tatsachen

20

 VON URS SCHWEIZER

Es war noch dunkel, als ich die Tür hinter mir zuzog und mich zur Bushaltestelle aufmachte. Natürlich wäre es eine verlockende Option gewesen, noch ein wenig die Hinterseite der Augenlider zu betrachten, aber ich ahnte, dass mein Bus keine Rücksicht auf solche persönlichen Befindlichkeiten nehmen würde … Einige Minuten später erhielt ich eine SMS, in der es hiess: «Willkommen in Deutschland». Diese Botschaft kam doch einigermassen überraschend, befand sich unser Bus doch inzwischen schon nahe des Zentrums der Stadt Schaffhausen. Und mir war nicht bekannt, dass es über Nacht irgendwelche bedeutende Grenzverschiebungen gegeben hätte. Wir befanden uns also immer noch in der Schweiz – da konnte mich die SMS noch so freundlich in Deutschland willkommen heissen. Nun, die Nachricht ist längst gelöscht. Aber die Frage bleibt präsent: Die offenen Türen und Herzen der Gemeinde, mein persönliches Unterwegssein als Christ im Alltag – was ist authentisch? Und was erweist sich überraschend schnell als Vorspiegelung falscher Tatsachen?

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

15


VOR UNSERER TÜR

21

Christus kommt  VON NICOLE GUTKNECHT

«Christus kommt» steht an der Wand einer Migrantensiedlung in Arica, Chile. Vor dieser Wand: Arica, Wüstenstadt aus Sand und Stein, Tor im Norden des Landes für solche, deren Kommen nicht erwünscht ist; steiniger Boden für blühende Sehnsüchte nach einem besseren Leben. Hinter dieser Wand: Frauen, Männer, Kinder, die sich aus Brettern, Wellblech und Decken eine Behausung zimmern; nicht mehr daheim in Bolivien, Peru, Kolumbien, auch nicht daheim in Chile; Leben im Zwischenraum einer Siedlung, die die Behörden vielleicht bald räumen werden. «Christus kommt» – ein Migrantenkind für Migranten. «Christus kommt» – vielleicht durch Menschen aus der Stadt, die die wöchentliche Wasserration liefern. Vielleicht durch Menschen aus der Methodistenkirche, die zuhören. Einen Arztbesuch ermöglichen. Einen Gelegenheitsjob vermitteln. Die sagen: Du hast auch als Einwanderer Rechte und wir helfen dir, dafür einzustehen. «Christus kommt» steht da, und darunter, fast unlesbar in den Sonnenstrahlen: «Christus kommt bald wieder und wird jedem nach seinem Tun vergelten.» Wer das wohl geschrieben hat? Und warum? «Christus kommt» – Auch bei uns? Auch zu mir? Auch durch mich?

Pilgergeschichten

22

 VON NICOLE BECHER

Vor der Tür – da wartet jemand. Eben kam der Anruf. «Sie haben heute Dienst in der Pilgerherberge? Haben Sie noch ein Bett frei?» Und dann mache ich mich auf den Weg – und weiss eigentlich nur, dass eine, zwei oder mehrere Personen da vor der Tür stehen und auf mich warten. Sie hatten einen anstrengenden Tag, meist den Einstieg in ein paar Tage Auszeit; selten jemand, der sich vorgenommen hat, die ganze Strecke nach Santiago durchzulaufen. Und mit diesen Menschen warten da ganz unterschiedliche Geschichten auf mich – die Frau, die nicht weiss, ob sie eigentlich mit anderen in einem Zimmer schlafen kann; der erfahrene Pilger, der mir erklärt, warum er immer in Sandalen läuft; der Australier, der gebürtiger Schweizer ist und jetzt in Singapur lebt, die Konfirmandengruppe, die nur diese eine Etappe läuft. Diese Geschichten erfahre ich, nachdem ich die Tür aufgemacht habe; nachdem ich mich aus meiner Tür herausbegeben habe, um diesen Menschen eine Herberge für eine Nacht aufzuschliessen. Oft erzähle ich auch einen Teil meiner Geschichte – und so machen die Pilger/innen sich dann am nächsten Tag wieder auf ins Ungewisse, und ich schliesse die Tür der wieder hergerichteten Herberge. Wir alle sind bereichert durch die Begegnung, die entsteht, weil die Tür aufgemacht wird.

16


VOR UNSERER TÜR

Platz für Neues

23

 VON CHRISTOPH SCHLUEP-MEIER

Vor meiner Türe wachsen grosse Kastanienbäume. Einer sei ganz jung gewesen, als er hier ins Haus zog, sagte mir ein Rentner, mittlerweile ist das fünfzig Jahre her, der Mann alt und der Baum gross. Die Sommerhitze und die jüngste Trockenheit machen diesen Bäumen zu schaffen, manchmal fährt ein Auto in sie oder pinkeln nicht nur die Hunde intensiv. Dann stirbt einer und muss gefällt werden. Ich tue mich schwer damit. Schon als Kind fürchtete ich das Schreien der Motorsäge. Ich mag Bäume, nicht aber Veränderungen, besonders dann, wenn der Tod sich einmischt. Letztes Jahr haben sie einen der ganz grossen Bäume auf der anderen Strassenseite gefällt, und das Herz ist mir fast zerbrochen. Es war einer jener, die schon auf den alten Fotos unserer Kirche zu sehen sind, und das ist mehr als 100 Jahre her. Wo ein alter Baum fällt, pflanzen sie immer einen neuen, jungen, der voller Hoffnung zum Himmel strebt. Wo etwas stirbt, gibt es Platz für Neues. Wo wir etwas verlieren, haben wir die Chance, etwas zu erhalten. Wo wir Platz schaffen, kann Gott in uns wirken. Weihnachten.

24 … denn in der Herberge wurde ihnen kein Raum gegeben. (Lukas 2,7) Kirche und Welt

Nr. 12/2017

17


SELBSTÄNDIGE WERKE

Verstorben Margrith Humbel (86) EMK-Schweiz am 1.9.2017 Mirjam Pfirter-Jungen (95) Zürich 4 am 12.9.2017 Mia Andres (76) Basel Ost am 5.10.2017 Berta Jenzer-Brunner (93) Worb am 5.10.2017 Elisabeth Bergamelli (84) Solothurn am 10.10.2017 Rosa Maurer-Lauber (91) Frutigen-Adelboden am 10.10.2017 Ernst Schüpfer-Sollberger (91) Basel Ost am 11.10.2017 Lydia Wäfler-Reichen (94) Frutigen-Adelboden am 11.10.2017 Lilly Sturzenegger-Knechtli (93) Windisch-Brugg am 17.10.2017

Lea und Markus Hafner leiteten 17 Jahre lang das Zentrum Artos.

Stabübergabe im Zentrum Artos in Interlaken

Ein starkes Duo wurde verabschiedet  VON MARKUS HARI

Am 28. Oktober gaben Lea und Markus Hafner in Interlaken die Verantwortung für das Zentrum Artos an Mario Saladin weiter. Wegbegleiter aus Kirche, Politik, Institutionen und

Walter Mosimann-Meier (91) Basel Ost am 20.10.2017 Klara Küffer-Zuberbühler (96) Biel am 21.10.2017 Theo Neeser (87) am 5.11.2017 Solothurn

18

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

Dienstjubiläum gratuliert oder die Hotelgäste zum Apéro begrüsst. «Doch zum ersten Mal gilt es nun wirklich Abschied zu nehmen und Aufgaben weiterzugeben!»

Hürden und Höhen Humbel dankte Markus und Lea Hafverabschieden und den neuen Leiter ner für die 17 Jahre ihrer Leitung, in der sie immer am selben Strick und zu begrüssen. auch in dieselbe Richtung gezogen haThomas Humbel, Präsident des Ver- ben. Während ddieser Zeit, gab es eieins «Zentrum Artos», nige Hürden zu begrüsste die zahlreiüberwinden und Sie zogen am zahlreiche Höhechen Gäste, die sich zur Stabübergabe eingefunpunkte zu feiern: selben Strick in den hatten. Sehr oft hätdieselbe Richtung mehrere Bauproten Markus und Lea Hafjekte, die zertifiner in diesem Jahr Dinge zierte Qualitätssi«zum letztem Mal» getan, sagte er: die cherung und neue Dienstleistungen. Jahresversammlung vorbereitet, die Viele zufriedene Bewohner/innen, Ferien für die Heimbewohner organi- Gäste und Mitarbeitende zeugen dasiert, treuen Mitarbeitenden zum von. Familie kamen, um das Leiterpaar zu


SELBSTÄNDIGE WERKE

Projekt «Weltreise» Markus und Lea Hafner hätten sich ideal ergänzt, sagte Humbel: Markus Hafners Steckenpferd waren die Zahlen, die er bis ins Detail kannte und begründen konnte. Lea Hafner lagen vor allem die Menschen und ihre Geschichte am Herzen. Als Team haben sie ihre Überzeugung und ihren Glauben gelebt und weitergegeben. Abschied nehmen heisst auch, Zeit für neue Ideen und Projekte erhalten. Die von Hafners geplante Weltreise sei eines davon, sagte Humbel. Im Namen von Verein und Vorstand dankte er Hafners für ihren unermüdlichen Einsatz für das Zentrum Artos!

wohlwollend gegenüber den Mitarbeitenden erlebt.

Stabübergabe Neuer Leiter des Zentrum Artos wird Mario Saladin. Der Vorstand des Zentrums Artos hatte vor einiger Zeit mit der Suche nach einer geeigneten Person für die Nachfolge begonnen – und war sich bald einig, diese mit dem 47-jährigen Pflegefachmann und Betriebswirtschafter aus Münsingen gefunden zu haben. Mario Saladin ist sich bewusst, dass er in grosse Spuren tritt. Die Stabübergabe nahm er ganz wörtlich: als Leichtathlet wisse er um die Wichtigkeit einer guten Stabübergabe im Staffellauf. Während der Zeit seiner Einarbeitung Zwei gute Gründe Dem Dank schloss sich auch Urs Graf, konnte er bereits feststellen, dass er Gemeindepräsident von Interlaken, von seinen Vorgängern einen Betrieb an. Die Bevölkerung treffe sich im Ar- übernehmen kann, der gut unterwegs tos – am Chabismärit, bei den Ausstel- ist. Zudem könne er auf die gute Zulungen und Konzersammenarbeit mit ten, für Fitness und vielen langjähriInterlakens Wellness oder zur Gegen und motiviersprächsbörse «Jung ten Mitarbeiter/ Bevölkerung trifft innen zählen. Saund Alt». In keinem sich im Artos anderen Hotel habe er ladin dankte für so viele treue Stammdas Vertrauen, das gäste mit dem goldenen Schlüssel eh- im entgegen gebracht wurde, und ist ren können wie im Artos, sagte der selbst motiviert, das Zentrum Artos Gemeindepräsident und fügte an: mitzugestalten und weiter zu entwi«Zwei der Gründe für die Treue der ckeln! Seit November wird er dabei Gäste werden heute verabschiedet»! von Eva Huchthausen als DirektionsHafners habe er als klar und zugleich assistenz unterstützt.

EMK-Unternehmer/in Rieben Heizanlagen AG 3753 Oey Tel. 033 736 30 70

Zurbuchen AG Amlikon 8514 Amlikon-Bissegg www.zurbuchen.com • Büromöblierung • Saalbestuhlung • Klapptische

P+S Werbung AG Weieracherstrasse 10 8184 Bachenbülach Tel. 044 864 40 40 www.psw.ch

Stiftung Diakonat Bethesda mit den Geschäftsfeldern – Bethesda Spital Basel – Bethesda Alterszentren mit Standorten in Küsnacht (ZH), Männedorf, Ennenda (GL), Ennetbaden, Basel, www.bethesda.ch

Der Vorstand des Zentrums Artos mit dem scheidenden Leiterpaar und dem neuen Leiter Mario Saladin (l. neben Lea Hafner)

Möchten auch Sie in der Rubrik EMK-Unternehmen aufgeführt werden? Kontaktieren Sie Bruno Jordi unter der Nummer 031 818 01 26 oder bruno.jordi@jordibelp.ch. Wir freuen uns auf Sie!

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

19


INSERATE

NSERATE

Hotel Artos Interlaken Meditation des Tanzes «Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…» (Hermann Hesse) Erlernen einfacher und symbolreicher Kreistänze zu Musik aus Klassik und aller Welt (keine Vorkenntnisse nötig). Die sich wiederholenden Choreographien führen uns zu uns selbst und in die Stille. 12. bis 14. Januar 2018 mit Daniela Siegrist Stricker Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 288.–; Doppelzimmer CHF 476.–; Kurskosten CHF 170.– pro Person

Kalligraphie, Initialen und Ornamente

WeihNachten fEiern Hotel Artos, CH-3800 Interlaken, T +41 33 828 88 44, www.hotel-artos.ch

Für Einsteiger und Fortgeschrittene Lassen Sie den Alltag bei künstlerischer Tätigkeit hinter sich und lernen Sie klassische Schriften und dazu passende Initialen und Ornamente kennen. Den Vorkenntnissen entsprechende individuelle Unterstützung. 26. bis 28. Januar 2018 mit Denise Grimm, Kalligraphin Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 310.–; Doppelzimmer CHF 520.–; Kurskosten CHF 300.– pro Person

Persönlichkeitsseminar «Versöhnung als Lebensstil» – Versöhnung ist ein wertvolles Gut, das Kreise ziehen und Leben gestalten will. In diesem Seminar suchen wir im Plenum und in persönlichen Zeiten aktiv nach Versöhnungsschritten für unser Leben. 2. bis 4. Februar 2018 mit Barbara und Heinz Käser Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 310.–; Doppelzimmer CHF 520.–; Kurskosten CHF 140.– pro Person

Meditatives Malen Das Leben stellt uns immer wieder vor Übergänge. Texte der Bibel und Farben unterstützen uns, diese positiv zu gestalten. Begegnung mit Bibeltexten, experimentelles Malen an Wänden, Austausch in der Gruppe. 9. bis 11. Februar 2018 mit Christa und Gunnar Wichers Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 288.–; Doppelzimmer CHF 476.–; Kurskosten CHF 130.– pro Person inkl. Material Infos und Anmeldung: Hotel Artos, Alpenstrasse 45, 3800 Interlaken Telefon 033 828 88 44, www.hotel-artos.ch, mail@artos-hotel.ch

Zu vermieten in der EMK Weinfelden, Hermannstrasse 10, 8570 Weinfelden per 1. Januar 2018 oder nach Vereinbarung

5-Zimmer Wohnung im 1. OG grosseTerrasse, Nähe Bahnhof und Zentrum verbunden mit Hauswart / Sigristendienst im Nebenamt

Mietzins CHF 1‘400.- inkl. NK, Garage CHF 100.Informationen auf: www.emk-frauenfeld-weinfelden.ch oder bei Brigitte Hugentobler, Sigristin (071 622 64 09) Nicole Becher, Pfarrerin (071 657 28 75)

Zeigen Sie Solidarität mit bedrängten Christen!

Mahnwache Donnerstag 14. Dezember 2017 18.00–18.30 Uhr

LO-schweiz.ch 20

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

Marktplatz n Bern Bahnhofplatz | neben der Heiliggeistkirche n Chur Bahnhofplatz n Frauenfeld Sämannsbrunnen n Giubiasco Piazza Grande n La Neuveville Bahnhofplatz | vor dem Centre des Epancheurs n Lausanne Place St-Laurent n Luzern Torbogen beim Bahnhof n Romanshorn Sternenplatz n St. Gallen Marktgasse Brunnen n Thun Rathausplatz n Zürich Züghusplatz vis à vis Paradeplatz

Basel


UMSCHAU

Agenda Der Bischofsrat betet für die Kommission «Ein Weg in die Zukunft». Bischofsrat berät über Vorlagen zum Umgang mit Homosexualität

Drei Vorschläge für die Zukunft der EMK  VON KLAUS ULRICH RUOF, EMK.DE

Der Bischofsrat der EMK veröffentlicht drei Varianten für einen Weg in die Zukunft der weltweiten EMK angesichts der strittigen Fragen um menschliche Sexualität.

Anfang November traf sich der weltweite EMK-Bischofsrat zu seiner fünftägigen Herbstsitzung in North Carolina (USA). In einer geschlossenen Sitzung wurde die Vorlage beraten, die von der Kommission «Ein Weg in die Zukunft» vorbereitet worden war. Die Kommission hat den Auftrag, dem Bischofsrat Vorschläge zu unterbreiten, wie in den Auseinandersetzungen über Fragen zur menschlichen Sexualität, insbesondere die Ordination Homosexueller und die Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften, ein Weg gefunden werden kann, der die Einheit der weltweiten EMK trotz unterschiedlicher Sichtweisen bewahrt. Drei unterschiedliche Vorschläge Für die Erarbeitung der jetzt vorgelegten Entwürfe waren die Werte «Auftrag», «Einheit», «Freiraum» und «Kontextbezogenheit» der kirchlichen Arbeit grundlegend. Einer der Entwürfe bestätigt den aktuellen Wortlaut der EMK-Kirchenordnung und legt grossen Wert auf die zuverlässige Anwendung. Dabei sind besonders die Passagen der Kirchenordnung im Blick, die «homosexuelle Handlungsweisen als unvereinbar mit der christlichen Lehre» beschreiben und Feiern

für gleichgeschlechtliche Paare untersagen. Ein weiterer Entwurf entfernt diese Passagen aus der Kirchenordnung und will die Fragen zur Homosexualität im jeweiligen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Kontext beantworten. Der dritte Entwurf basiert auf einem einheitlichen Kern, der aus einer gemeinsamen Grundordnung, gemeinsam verantworteten Arbeitsbereichen sowie dem Bischofsrat besteht. Aus diesem Kern entspringen verschiedene Zweige der Kirche mit gemeinsamen Werten wie Verbindlichkeit, Kontextualisierung und kirchliches Rechtswesen. Der Bischofsrat betont, dass der Prozess, in dem sich die Kommission und der Bischofsrat befänden, noch nicht abgeschlossen sei und zum jetzigen Zeitpunkt weder die Kommission noch der Bischofsrat einen der Entwürfe favorisierten. Der weitere Weg Die Weiterarbeit an den Entwürfen sieht vor, dass sowohl aus dem Bischofsrat als auch aus allen Jährlichen Konferenzen Rückmeldungen an die Kommission erwünscht sind und aufgenommen werden. Die Kommission wird dem im Mai 2018 tagenden Bischofsrat einen Schlussbericht mit Empfehlungen vorlegen. Eine ausserordentliche Generalkonferenz wird sich Anfang 2019 abschliessend mit dem vom Bischofsrat vorgelegten Vorschlag befassen und dazu eine Entscheidung treffen.

Die Presseerklärung (engl.) finden Sie unter

is.gd/PM_Bischofsrat17

SAMSTAG, 2. DEZEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Theologie Altes Testament 9.00–12.30 Uhr EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 2. DEZEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Religion in Geschichte und Gegenwart 13.30–17.00 Uhr EMK Badenerstrasse 69, Zürich Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 9. DEZEMBER Stadtpilgern im Advent Bummel in allem Rummel 10.10–17.15 Uhr Bern Kosten: ab CHF 10.– Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

FR.–SO., 12.–14. JANUAR Bauernwochenende Zentrum Artos, Interlaken Infos / Anmeldung: Walter Gfeller, ambauengfeller@bluewin.ch, 079 369 01 35 DO.–SO., 18.–21. JANUAR Tage der Stille – auf Schneeschuhen Tschlin, Unterengadin Kosten: CHF 595.– Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch FR.–SO., 19.–21. JANUAR Bauernwochenende Zentrum Artos, Interlaken Infos / Anmeldung: Walter Gfeller, ambauengfeller@bluewin.ch, 079 369 01 35 SAMSTAG, 20. JANUAR Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Theologie Neues Testament 9.00–12.30 Uhr EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

SAMSTAG, 20. JANUAR Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Religion in Geschichte und Gegenwart 13.30–17.00 Uhr EMK Badenerstrasse 69, Zürich Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch


AUS DEM K ABINETT

Serge Frutiger über die ersten 100 Tage seiner Amtszeit

Ermutigend viel ist in Bewegung Beten wachsen Ideen, wie wir Menschen heute mit Christus und der Kirche in Berührung bringen. Die Gemeinde als Zuhause, die Heimat gibt und auftanken lässt, wird dadurch nicht überflüssig, aber sie genügt sich nicht selbst. Der Schlüssel dazu heisst wachsam und offen sein – und aufbrechen, wie die Weisen und Hirten in der Weihnachtsgeschichte.

Serge Frutiger: «Ich freue mich über die vielen Aufbrüche, wo Einzelne und Gemeinden auch Schritte vor die Gemeindetüren wagen.»

 VON SERGE FRUTIGER

Nach einer bald 100-tägigen Reise durch «meinen» Distrikt Nordost-

men. Das hat mich berührt und ermutigt, weil es zeigt, wie viel bereits in Bewegung ist, das (noch) nicht in Statistiken sichtbar wird.

schweiz lasse ich die Bilder noch einmal Revue passieren. Es sind vielfältige Erinnerungen an spannende Entdeckungen, ermutigende Begegnungen und vieles was in Bewegung ist oder kommt.

Bewusst habe ich unterschiedlichste Gefässe und Angebote einzelner Bezirke besucht, die ihnen am Herzen liegen, und dabei zusätzlich vieles gehört, was ausprobiert wird: Chicken Curry am Herbstmarkt, Mittagstische, Arbeit mit Migrant/innen, Theater-, Musik-, Kinder- und Jugendprojekte bis hin zu unzähligen kreativen Gottesdienstfor-

Wachsam und offen Ich sehe immer mehr Einzelne und engagierte Gruppen in den Gemeinden, die bereit sind aufzubrechen und nachzusehen, was vor ihrer Gemeindetür geschieht. Im Sehen, Reflektieren und

Goldene Körner Mir hilft dabei das Bild von den griechischen Zeitbegriffen Chronos und Kairos. Vereinfacht gesagt ist der Chronos die ständig fortlaufende Zeit im Alltag oder auch Lebenszeit. Wie die Sanduhr, die stetig läuft und nicht aufzuhalten ist. Doch mitten in diesem «Alltags-Sand» der oft alle Zeit und Energie raubt, gibt es die goldenen Kairos Körnchen, die Gott schenkt. KairosMomente, besondere Chancen oder göttliche Geschenke, die wir beim «Schopf» packen sollten. Sie laden uns als Einzelne und Gemeinden ein, den Alltag zu unterbrechen, heilige Momente zu entdecken und Gott bei seinem Wirken zu unterstützen. Die Kairos-Momente fordern uns heraus wachsam zu sein und entlasten gleichzeitig von einer angsterfüllten Betriebsamkeit, die uns alle Kräfte raubt. 100 Tage unterwegs und ich freue mich über die vielen Aufbrüche, wo Einzelne und Gemeinden die KairosChancen erkennen und Schritte wagen, gerade auch vor die Gemeindetüren. Denn dort entdecken wir, dass Christus längst da ist und unser Tun segnen wird!

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM DEZEMBER 28.11.–3.12. 4.–8.12 9.–14.12 15.–16.12

Kommission für theologische Ausbildung, Nashville USA Europäisches Superintendententreffen, Braunfels D Algerien JK-Vorstand, Schweiz


CONNEXIO

r e s e L r e b e i l , n i Liebe Leser

glücklich werden alle, dass Kinder t ch ni s un r wi nschen irituell mit all dem oder kinderlos – wü emotional und sp r l, te iel Va er af t r, at te m ut sie M ss Ob n? Da n in der Gesellsch e Chancen erhalte rtungsvolles Lebe wo nt ra ve d un und im Leben echt s te , was sie für ein gu ausger üstet werden brauchen? n Familien in der eich verteilt. Als ben gleiche Chance gl ha un er nd elt W Ki r le re al t se Nich er in armen Weltsind in un nn tausende Kind junge Menschen we r , et fü ut n de ce be an es Ch s e Di llen, wa Familienangehörir uns kaum vorste mit einigen ihrer ht uc Fl e ng ela hr Schweiz können wi ja e d Kr ieg erleben, ein regionen Gewalt un achen. (…) hm rc du ne lei al al auch gen und manchm g für die Welt ial und die Hoffnun nz te Po s da n ce d unterstützen en Chan gendliche mit echt itverantwor tung un M Ju e d Si un r en er ag nd Tr Ki n: Weil ute bitte Gegenden unsere möchten wir Sie he sonders in ar men be inz Be ga n n, ge he rti sc von morgen sind, Men grossa von vielen jungen n leisten Sie einen Sie die Förder ung n und Ihren Gabe te be Ge n re Ih e, teress Welt. Mit Ihrem In nk! Da n he lic rz trag. He ogramme für Connexio: exio Ernähr ungspr beitsgebieten von nn Ar Co n t de tz s tü au rs e te iel un ) Beisp ngo (… esse pour Christ» chen Republik Ko ieten ist die «Jeun tis eb ra fsg ok ho in m sc De Bi r Kde EM In n vier he Unterstützung go. In drei von de den hier wesentlic fin e ut Le e ng Ju Kinder im Südkon . ng che Jugendbewegu eine grosse christli Lebensfragen. beit mit Jugendlivien wird die Ar Bo d un n ie in nt zu finden und zu ile, Arge schen, ihren Weg enkirchen von Ch en st M di en ho ng et ju M n n de ele In it hilft vi terstützt diese Ju ebaut. Diese Arbe hsen. Connexio un ac n uw se nz ra läs he an gs en lichen weiter ausg gnun hkeit punktuell bei Bege ew ussten Persönlic rausbildung und verant wortungsb ite Le r de i be s er besond gendbewegungen Lager). (…) n, ffe tre nd ne (Woche die Arbeit mit EMK- Gemeinden e di n er rd fö s an wie Räume oder d des Balk für Infrastrukt ur Mitteleuropas un eln n itt er M nd en Lä tig n nö de In können. (…) es an den milien teilnehmen ndlichen. Of t fehlt Fa ge en Ju m d ar un s n au er er nd nd Ki die Ki eit, an denen auch d– für eine Lagerarb er. Jugendlager un gendarbeit wichtig Ju hre d Ja un ei er zw le nd al Ki io finanziert e kirchliche ex di nn rd Co wi . a bt gi ch r ds se bo In Kam ine Lagerhäu teuer, da es noch ke ehmen. (…) Jugendtreffen sind 200 Personen teiln er üb m de an r, ge la nd ein nationales Juge d Weihnachtszeit. gnete Advents- un se ge e ein n ne Ih Wir wünschen

Dr. Patr ick St reiff - und Südeuropa Bischof von Mittel ex io Co -Präsident Conn

Andreas Stämpfl i nnex io Geschä ftsleiter Co

onto 87-537056-9, ex io, Zürich, PC -K nn Co z, ei hw Sc r POFICH BEXX X EM K in de 8753 7056 9, BIC: 00 00 00 09 52 IBAN: CH fes von Connex io, s Weihnachtsbrie de g un ss Fa te rz ben sollten. Dies ist die gekü r Post erhalten ha pe ch au n ge Ta en den Sie in dies

Kirche und Welt

Nr. 12/2017

23


Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage. Miteinander Zukunft gestalten

SOLIDARISCH

NACHHALTIG

TRANSPARENT

Unsere Dienstleistungen verbinden Anleger und Darlehensnehmer zu einer Interessengemeinschaft unter dem Dach der EMK in der Schweiz.

Unsere Aufgabe erfüllen wir seit über 100 Jahren. Mit wirksamen Strategien stellen wir uns den sich verändernden Herausforderungen.

Unsere Produkte sind einfach. Die Konditionen sind eindeutig. Unsere Strategie ist effektiv. Die Ziele sind klar.

Zahlstelle

Evangelisch-methodistische Kirche Badenerstrasse 69 - CH-8026 Zürich - Tel +41 44 299 30 81 www.zahlstelle.ch


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.