Kirche und Welt 10/2017

Page 1

10/2017

Kirche und Welt

Die Reformation war nicht nur für die Kirche von Bedeutung

Antworten auf brennende Fragen in der Gesellschaft Seite 6–7

Distanz zum Alltag

«Fragen wir den Bischof!»

50 Jahre Jungscharhaus Brunnersberg Seite 14–15

Eine Umfrage der Jugendlichen der EMK Bern Seite 18–19

The United Methodist Church

Ein Herz für kirchenferne Jugendliche Der «Chill Cellar» der EMK Glarus Seite 22–23


INHALT

8 5 Nicht Reformation – Reorientierung brauchen wir

6 Die Reformation war nicht nur für die Kirche von Bedeutung

Antworten auf brennende Fragen in der Gesellschaft

8 Von den Schattenseiten der Reformation

«… dass man ihre Synagoge mit Feuer anstecke!»

Roman Gnägi und Flavia Contreras gehen für Connexio als Koordinatoren nach Kambodscha

Partner stärken – Abhängigkeiten abauen

14 50 Jahre Jungscharhaus Brunnersberg

«Distanz zum Alltag und atemberaubender Blick in die Alpen»

16 150 Jahre EMK in Lausanne – ein Grund zum Feiern

Unser Projekt trägt Früchte

18

«Thesen für das Evangelium» aus der EMK

Eine Umfrage der Jugendlichen der EMK Bern zieht weite Kreise

Keine «Nischenexistenz»

«Fragen wir den Bischof!»

11

22

Verstärkung auf der Jugendfachstelle Takano

«… dass es die EMK braucht!»

Kirche und Welt

22

12

Das Herz wieder neu auf Gott ausrichten

10

2

16

Nr. 10/2017

EMK Glarus stellt den «Chill Cellar» auf eine solide Basis

Ein Herz für kirchenferne Jugendliche


Kirchen-Gezwitscher Eine kleine Blütenlese aus der Timeline der EMK Schweiz auf twitter. Folgen Sie uns unter @EMKschweiz!

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Am 24. Mai 1738 notierte John Wesley in sein Tagebuch, dass ihm in der Versammlung in der Aldersgatestreet «seltsam warm ums Herz» geworden sei. In jener Versammlung, in der er entgegen seiner ursprünglichen Absicht gelandet war, wurde an diesem Abend aus der Vorrede Martin Luthers zum Römerbrief gelesen. Für John Wesley wurden die Worte Luthers zu einem wichtigen Impuls, durch den sich sein Glaube ganz grundlegend veränderte – und die Veränderung bei John Wesley hat im Kontext der methodistischen Kirchen grosse kirchliche und gesellschaftliche Veränderungen nach sich gezogen. Die Reformation hatte Auswirkungen, direkt und indirekt. In dieser Ausgabe gehen wir einigen Spuren durch die Zeiten nach. Das können nur Andeutungen sein, die hoffentlich Ihre Neugier wecken. Die Box auf S.9 gibt Hinweise, wo Sie weitere Entdeckungen machen können. Luther und Wesley haben in ihrer Zeit nicht an diese weitreichenden Folgen gedacht. Sie stellten sich den Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sahen, gingen Missstände an, lebten und zeigten Alternativen. Mehr ist auch heute nicht nötig. Es braucht damals wie heute, dass Menschen neu von Gott berührt werden, mutig den Mund aufmachen und mit anpacken – in Kirche und Gesellschaft.

Sigmar Friedrich Redaktor

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

3


KURZ NOTIERT

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8021 Zürich 1 IBAN CH15 0900 0000 8002 3018 5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Bruno Jordi Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 11/2017: 13.10.2017 Graik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,7 Dieter Schütz, pixelio.de S.2 Mester, gemeindebrief.de S.3,5,20,23 KuW S.4,11-19,22 zVg S.6 Zteven, pixabay.com S.8 Ben_Kerckx, pixabay.com S.9 Heinz Köster, Yad Vashem, Opole Oppeln via Wikimedia Commons S.10 Gabi Schoenemann, pixelio.de

«Verstehst du mich?» In den letzten Jahren sind viele Menschen aus Krisenregionen in die Schweiz geflüchtet – und versuchen nun, hier zu (über)leben. Wie können wir als Kirche, als Jungschar oder Sozialprojekt auf diese Menschen eingehen? Was tun, damit sie sich bei uns gut aufgehoben und verstanden fühlen? Wie packen wir es an, wie helfen wir, wenn wir Sprache, Kultur, Hintergrund dieser Menschen nicht kennen? Beim Austauschabend in der EMK Zürich 4 gibt es die Gelegenheit, über solche Fragen zu sprechen, Erfahrungen auszutauschen und Impulse zu erhalten. Zeit und Ort: Donnerstag, 26. Oktober, 19.00 Uhr, EMK Zürich 4 Infos: Takano Fachstelle, 062 205 70 00

Tonarten des Lebens Unser Leben hat eine Melodie. Manchmal ist sie fröhlich und beschwingt, manchmal feierlich, manchmal stürmisch und manchmal traurig. Dieser Lebensmelodie möchten wir an den Begegnungstagen 55+ am Beispiel von Frauen und Männern in der Bibel aber auch in unserer eigenen Geschichte etwas nachspüren. Lieder helfen uns, mit den verschiedenen Situationen in unserem Leben fertig zu werden, und tragen bei zu unserer Lebensqualität. Wir werden viel singen, vor allem unsere Lieblingslieder. Dabei ist uns aber auch die Gemeinschaft wichtig, und wir lassen uns gerne im Artos verwöhnen. Also, was hindert Sie daran, sich anzumelden? Anmeldung bis 15. Oktober an: Annemarie Roser, Niederholzstrasse 62, 4125 Riehen

Inspirierende Auszeit für Bauern Ende diesen und Anfang des kommenden Jahres besteht für Bäuerinnen und Bauern der EMK an drei Wochenenden die Gelegenheit, sich im Hotel Artos in Interlaken beim Bauernwochenden zu treffen, auszutauschen und durch spannende Impulse zu unterschiedlichen Themen inspirieren zu lassen. Rund 150 Personen sind an den drei Wochenenden insgesamt zusammen. Im November wird es unter anderem einen Vortrag über das Gebet im Bundeshaus geben. Ein weiterer Vortrag will die Angst vor der Demenz nehmen. Termine: 17.–19. November 2017, 12.–14. Januar 2018, 19.–21. Januar 2018 Informationen: Walter Gfeller, 044 860 05 21, 079 369 01 35


AUS DEM K ABINETT

Claudia Haslebacher: «Einstehen für Beziehungen, die tragen und heilen, das gehört zu Gottes Reich.»

Das Herz wieder neu auf Gott ausrichten

Nicht Reformation – Reorientierung brauchen wir  VON CLAUDIA HASLEBACHER

2017 ist das Reformationsjahr. Im Laufe des Jahres wurde von verschiedenen Personen darauf hinge-

ner Gemeinde, wenn eines der Grundgefühle die Angst vor anderen ist? Diese Angst und auch andere Ängste sind nur menschlich, und nicht so einfach zu überwinden.

wiesen, dass die Kirche auch in unserer Zeit bereit sein müsse, sich reformieren zu lassen. In manchen Situationen entsteht bei mir jedoch der Eindruck, dass es keine Reformation der Kirche, keine neue Form, keine neue Theologie und keine neue Struktur braucht, sondern eine Reorientierung der Herzen.

In einem Bezirksvorstand kam vor einigen Wochen das Gespräch auf ein Ehepaar, das anscheinend grossen Einfluss ausübt – ob bewusst oder unbewusst. Mehrere Situationen wurden erzählt, bei denen Menschen aus der Gemeinde sagten: «Was denkt wohl dieses Ehepaar, wenn wir das so machen?» Angst sei zu spüren gewesen, wurde erzählt, Angst davor, was das Ehepaar denken oder sagen könnte, wenn man etwas anders mache, als gewohnt. Wie lebt es sich wohl in ei-

Was dazu gehört Einer hat dazu eine klare Aussage gemacht: «Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» Angst gehört zur Welt, nicht zu Gottes Reich. Getrost sein und auf Gott vertrauen, Gott und meine Nächsten lieben, einstehen für die Schöpfung Gottes und für ein lebenswertes Leben für alle seine Menschen, für Beziehungen, die tragen und heilen, das gehört zu Gottes Reich. In Gottes Reich zu leben und mit ihm unterwegs zu sein, bedeutet

auch, immer wieder mein Herz zu ihm hin ausrichten, mich von seiner Liebe füllen lassen, mir zusagen lassen, dass Gott mir Wert gibt – nicht die anerkennende Meinung anderer Menschen, Status, Erfolg, oder materielle Güter. Was nötig ist Ich glaube, dass die EMK nicht eine Re-Formation der Kirche braucht. Aber ich glaube, dass Menschen, Gemeinden und die Kirche darauf angewiesen sind, ihr Herz immer wieder neu zu Gott zu wenden und von dort hin zu den Menschen, damit Beziehungen, Gemeinschaften und eine Welt entstehen, in der Menschen aufblühen können.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM OKTOBER 16.–18. 19.–22. ab ca. 30.10.

Kabinett und Pastor/innentagung, Bratislava SK Pastor/innentagung, Varna BG USA

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

5


THEMA

Die Bibel als Grundlage – die Auswirkungen der Reformation reichen weit in die Gesellschaft hinein.

Die Reformation war nicht nur für die Kirche von Bedeutung

Antworten auf brennende Fragen in der Gesellschaft  VON THOMAS HANIMANN

500 Jahre nach der Reformation lassen sich ihre «Nachwirkungen» noch beschreiben, nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft. Oft ist uns nicht bewusst, wo Impulse aus der Reformation wirksam sind. Eine exemplarische Spurensuche.

Im Jahr 1507 erhielt ein wenige Jahre zuvor «entdeckter» Kontinent seinen Namen Amerika. Das war zehn Jahre vor der Reformation. Damals interessierten sich vor allem südwesteuropäische Eroberer für die neue Welt. Doch die Bedeutung der neuen Welt stieg im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich. Im 20. Jahrhundert konnte sich kaum noch ein Land ihrem politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Einfluss entziehen. Und genau 500 Jahre später, 2007, brach in Amerika die Finanzkrise aus, die die ganze Welt erschütterte.

6

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

Druck auf die Städte Von 1507 zu 2007 eine direkte Linie zu ziehen, ist sicher ein gewagtes Unterfangen. Doch ist es historisch in mancherlei Hinsicht interessant. Das Jahr 1507, als Martin Luther im Augustinerkloster in Erfurt die Priesterweihe erhielt, hat nämlich ein paar bemerkenswerte Parallelen zur Zeit am Anfang der 21. Jahrhunderts. In Deutschland wurde der zunehmende Druck des päpstlichen Ablasshandels für die Fürstentümer und Städte ein Problem. Die Städte erlebten zudem eine turbulente Zeit. Immer mehr Menschen vom Land strömten in die Stadt. Nebenbei: Dies geschah unter anderem wegen einer Klimaveränderung mit sinkenden Temperaturen. Während sich die ländlichen Gegenden entvölkerten, wurde der Platz in den Städten immer enger, der Kampf um die Verteilung der Güter grösser. Gold als Quelle der Armut Das bisher in den Städten durch

Zünfte organisierte Wirtschaftssystem geriet durcheinander. Ein neues, frühkapitalistisches System mit dem so genannten Verlagswesen schuf zwar neue Arbeitsmöglichkeiten. Doch waren diese weder ausreichend noch halfen sie dabei, die sozialen Unterschiede und Ungerechtigkeiten auszugleichen. Die Städte gerieten wegen den steigenden Ausgaben für Sozialsystem und Verteidigung in Finanznot. Noch eine andere einschneidende Veränderung gab es in finanzieller Hinsicht in jener Zeit: Europa wurde mit Gold und Silber aus Südamerika überflutet. Das Geldsystem erlebte damit eine Art Globalisierung. Es machte vor allem Fürstenhäuser und Handelshäuser reich. Die Hoffnung, dass auch die einfachen Menschen in den Städten und auf dem Lande davon profitieren würden, bewahrheitete sich allerdings nicht. Denn bald trat eine Inflation ein, die zur Folge hatte, dass viele Menschen verarmten.


THEMA

Demokratie und Diakonie Ein Verdienst der Reformation war vielleicht nicht einmal den Reformatoren selber bewusst. Sie gab mindestens Antworten auf einige brennende Krisen der Gesellschaft. Zu nennen sind hier vor allem das Bildungssystem, die Neubwertung der Arbeit oder die zunehmende Ausbreitung von Ideen durch die Technik des Buchdrucks. Teils in diesem Zusammenhang stehen auch zwei Spätfolgen, die bis in unsere Zeit hineinreichen: Zum einen wurde nämlich bereits durch separatistische Kreise in der Reformationszeit (Täufer, Spiritualisten, …), dann aber vor allem durch die sogenannten Konventikel im Pietismus und durch die privaten Gesellschaften in der Aufklärungszeit eine Art Zivilgesellschaft aufgebaut, die im Staat integriert war und zugleich als manchmal kritisches Gegenüber zunehmend Bedeutung erhielt. Von Bedeutung waren sie sowohl für die Entwicklung demokratischer Rechtsstaaten als auch für die Entstehung der protestantischen Mission. Zweitens wurde der Wert der diakonischen Arbeit tief in der Gesellschaft verankert. Zuerst war die Kirche selber alleiniger Träger der diakonischen Tätigkeit, später fand sie im Ausbau der Freiwilligenarbeit ihre Fortsetzung und einen wichtigen, oft unbenannten Platz in der Bruttosozialleistung einer Volkswirtschaft. Mini-Kooperationen In der Krise, die seit 2007 andauert,

haben die Bildung von informellen Mini-Kooperationen und der Gedanke von diakonischem Dienst an der Gesellschaft wieder an Bedeutung gewonnen. In solchen kleinen Gruppen wächst die Überzeugung, dass sie einen transformatorischen Einfluss auf die Gesellschaft haben können. In der heute wachsenden «Transition»-Bewegung kommen die Weltverbesserer mit ihren besten Ideen zum Zuge, die von Gemeinschaftsgärten, Solarkocherbau-Workshops, Sensemäh- oder Bienenhaltumhskursen, dem Durchsuchen von Containern nach Lebensmittelresten, einer Palette von fair-Veranstaltungen bis zum nachhaltigen Anlegen von Geld oder Planen von Mehrgenerationenhäusern reichen. Eine neue Reformation Vielleicht hat in diesem Sinne eine Reformation gerade begonnen. Selbstverständlich sind viele gesellschaftlichen Voraussetzungen heute anders. Während in der Reformationszeit die Gesellschaft klar gegliedert und in einem gewissen Sinne uniform war, ist diese heute von Individualismus geprägt und weitgehend zerstückelt. Dennoch scheint es, als ob Reformation nach 500 Jahren gegründet auf eine christliche Tugend eine Antwort gibt: Freiheit und Verantwortung. Es ist als ob Martin Luthers berühmteste Schrift «von der freyheyt eines christenmenschen» damit eine neue Wirkung entfaltet.

Reformatoren wie Calvin (l.) und Zwingli veränderten Kirche und Gesellschaft.

Gedanken aus Kirche und Gesellschaft

Ging die Reformation weit genug? In England zur Zeit Wesleys diskutierten Kirchenführer, ob die Reformation in Europa und England stark genug durchgesetzt wurde. Manche Menschen schauten auf die Zeit nach dem englischen Bürgerkrieg zurück, als die Puritaner versucht hatten, die Gesellschaft und die Kirche so zu reformieren, dass sie das widerspiegelte, was ihrer Meinung nach von der Bibel verlangt wird. Wesley selbst war der Ansicht, dass die Reformation nicht stark genug durchgesetzt wurde. Wie die Puritaner damals, wollte er sehen, dass sich die Gesellschaft verändert. Seine Lösung war jedoch eine andere. Für Wesley wäre das Problem nicht durch neue Gesetzgebungen für Kirche und Gesellschaft gelöst worden. Das wäre zu oberlächlich. Nötig waren Menschen, deren Motive und Begehren von der Kraft des Heiligen Geistes so reformiert wurden, dass sie Gott und ihre Mitmenschen lieben. Solche Menschen würden die Gesellschaft verändern. David Field

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

7


THEMA

Von den Schattenseiten der Reformation

«… dass man ihre Synagoge mit Feuer anstecke!»  VON SIGMAR FRIEDRICH

Die Reformation war ein Ereignis mit «Langzeitwirkung»: grundlegende Veränderungen wurden durch die Reformation in Gang gesetzt. Auch problematische Seiten wirk(t)en lange nach. Beispielhaft zeigen das die Einschätzung von Armut und der Umgang mit Menschen der jüdischen Religion.

Menschen, die in Not gerieten, die durch ihr soziales Umfeld nicht mehr bewältigt werden konnte, waren und sind zu allen Zeiten auf Hilfe angewiesen. Im Mittelalter erhielten sie solche Hilfe durch Mildtätigkeit und Almosen. Wer über Besitz verfügte, folgte dem biblischen Gebot der Nächstenliebe, wenn er Almosen gab. Diese gute Tat brachte ihn dem Himmel ein kleines Stück näher. Die Armen ihrerseits taten für die, die ihnen Mildtätigkeit erwiesen, Fürbitte bei Gott.

Spenden? Rückläufig! Die Reformation beschleunigte tiefgreifende Veränderungen: sie stürzte das Gebäude der «Werkgerechtigkeit» um. Zugleich unterstützte sie die Errichtung kirchlich oder staatlich organisierter Armenfürsorge. Beides führte schon zu Luthers Lebzeiten dazu, dass die Spendenbereitschaft zurück ging. Zum einen, weil die Wohltätigkeit ja nicht mehr mit dem eigenen Heil verknüpft war. Zum anderen, weil durch behördliche Fürsorge die direkte zwischenmenschliche Begegnung entfiel und die Gebenden ihre Verantwortung an die «Obrigkeit» abschoben, die sich «der Sache» anzunehmen habe. Kriminelles Gesindel Weil in der Folge der Reformation zudem die Arbeit nicht mehr nur als notwendiges Übel gesehen, sondern als «Beruf» – also als von Gott selbst gegebene Berufung – gewürdigt wurde,

Betteln? – Durch die Reformation deutlich stärker negativ besetzt.

8

gerieten all jene in ein schlechtes Licht, die nicht arbeiteten. Welche Umstände Menschen in diese Notlage gebracht hatten, wurde nicht berücksichtigt. Viele Bettler wurden zudem kriminell, manche Bettlerinnen prostituierten sich. Daher wurden die sie auch aufgrund ihres unsittlichen Verhaltens gebrandmarkt. Dass dieses Verhalten nicht aus freien Stücken gewählt wurde, sondern Folge eines verhängnisvollen Kreislaufs von Unterversorgung, Ausgrenzung und Kriminalisierung war, trat nicht in den Blick. Vor der Reformation war es auch für Handwerker oder andere Berufstätige keine Schande und nicht mit Scham verbunden, wenn sie zu Zeiten bettelten. Trotz ihrer notvollen Situation hatten viele Bettler/innen ein eigenes Selbstbewusstsein und waren – nicht zuletzt aufgrund der Fürbitte – ein wichtiges Gegenüber. Mit der


THEMA

Von Luthers Schmähschriften scheint eine direkte Linie zu den brennenden Synagogen in Nazi-Deutschland zu führen.

Reformation änderte sich das grundlegend. Bekehrt euch! Noch weitaus problematischer ist eine Spur, die vor allem Martin Luther hinterlassen hat: er beförderte ungebrochen und in seinen letzten Lebensjahren sogar zugespitzt die Feindschaft gegen jüdische Menschen, den Antisemitismus. In den frühen Jahren der Reformation scheint er von der Überzeugung getragen gewesen zu sein, dass bis dahin die Jüdinnen und Juden gar keine Gelegenheit gehabt hätten, wahren christlichen Glauben kennenzulernen. Deshalb wollte er ihnen Zeit geben, dass sie nun diesen «evangelischen» Glauben kennenlernen und sich bekehren können. «Ich hoffe, wenn man mit den Juden freundlich verfährt und sie aus der heiligen Schrift säuberlich unterweist, dass dann viele von ihnen rechte Christen werden und wieder zu dem Glauben ihrer Väter, der Propheten und Patriarchen hinzutreten», schreibt er in dieser Zeit. An den Rand gedrängt Wenige Jahre später allerdings scheint diese «Gnadenfrist» für Luther bereits abgelaufen: eine Bekehrung der jüdischen Menschen fand nicht statt. Und später forderte er auf, «erstens, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und zuschütte … Und sol-

ches soll man tun, unserem Herrn und der Christenheit zu ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen sind». Auch ihre Privatwohnungen seien zu zerstören, ihre religiösen Schriften zu vernichten. Ihren Rabbinen sei unter Androhung der Todesstrafe zu verbieten, dass sie lehren. Die Bewegungsfreiheit sei einzuschränken und der Geldverleih durch jüdische Personen zu verbieten. – Auch wenn Luther nie die physische Vernichtung der Jüdinnen und Juden forderte, lassen sich diese Aufforderungen heute nicht lesen, ohne die brennenden Synagogen in Nazi-Deutschland vor Augen zu haben! Widerchristliche Feinde Menschen jüdischer Religion gehörten für Martin Luther hinein in eine grosse Reihe von Feinden, denen er und die Seinen in einem grossen endzeitlichen Entscheidungskampf gegenüber standen. Zu diesen Feinden gehörten neben den Juden auch die päpstliche Kirche, die «Schwärmer» (wir würden vielleicht von charisma-

tischen Christ/innen sprechen), die Täufer, die «Rottengeister» (zu denen Huldrych Zwingli mit seiner «falschen» Abendmahlslehre gehörte), die Türken und Epikuräer. Sie alle seien widerchristliche Feinde der Ordnung Gottes. Diese Phalanx der Gegenspieler spiegelt etwas wider davon, wie vielfältig und schwierig die Auseinandersetzungen waren, in die Luther gestellt war. Vieles von dem, was er geschrieben hatte, hielt er selbstkritisch nicht für der Überlieferung wert. Dennoch wurde es überliefert und entfaltete eine verhängnisvolle Wirkung: konfessionelle Gräben vertieften sich, und unter anderem in den Verbrechen in Nazi-Deutschland wurde sein Antisemitismus verheerend aktualisiert. Das nicht zu vergessen, macht für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen, etwa den Umgang mit fremden Religionen, fraglich, ob wirklich die scharfe Abgrenzung der einzig denkbare «christliche» Weg ist und ob nur auf diese Weise Gott und Menschen sehen können, «dass wir Christen sind».

MEHR HINTERGRÜNDE Die NZZ hat ein kurzes Video erstellt, das der Frage nachgeht, was von der Reformation geblieben ist. Kurzlink: www.is.gd/nzz_ref500 Das Migrosmagazin hat in der Ausgabe 37/2017 einige Infograiken zu den positiven und negativen Folgen der Reformation zusammengetragen. Kurzlink: www.is.gd/m_magazin_ref500 www.luther2017.de gibt es auch eine Unterseite zu Auf der Homepage den Auswirkungen der Reformation.

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

9


THEMA

«Thesen für das Evangelium» aus der EMK

Keine «Nischenexistenz» rung. Verantwortliche Entscheidungen, sowie auch Kritik, stehen unter dem Kriterium der Leitung durch den Geist Jesu Christi. These 2 Die Kirche nimmt aktiv Teil an der Humanisierung der Gesellschaft (soziale und politische Diakonie). Sie stellt eine Gegenkultur zur existierenden Gesellschaft dar. Sie lebt partiell ihre Vision von einer humanisierten, gerechten Gesellschaft und nimmt durch diese gelebte Vision Einfluss auf die Zivilgesellschaft. These 3 Die Kirche besitzt keine «Nischenexistenz», sondern befindet sich an ihrem Ort «mitten im Leben» (Bonhoeffer). Dort wird sie wahrgenommen und will sie wirken. Christus ist das Licht der Welt.

Die 95 Thesen Martin Luthers gelten als der Auftakt der Reformation in Deutschland.

95 Thesen hat Martin Luther im Oktober 1517 für die theologische Diskussion verfasst und – so die Legende – an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg öffentlich ausgehängt. Der Schweizerische Evangelische Kir-

These 1 Jesus Christus steht im Mittelpunkt der Erneuerung der Kirche. Er ist ihr Haupt. Sie ist angewiesen auf das Wirken seines Geistes zu ihrer Existenz, ihrem Fortbestehen und ihrer Erneue-

These 4 Die Kirche ist ein Ort, an dem alle Generationen zusammenkommen und sich von Gottes Wort und seinem Geist leiten lassen. Den verschiedenen Meinungen aufgrund unterschiedlicher Prägungen ihrer Mitglieder kann sie mit Gelassenheit begegnen.

chenbund (SEK) hatte ermutigt, zum Jubiläum in diesem Jahr ebenfalls «Thesen für das Evangelium» zu verfassen. Was dabei von einzelnen Mitgliedskirchen formuliert wurde, kann jetzt nachgelesen werden (s. Box). Auch die EMK ist im Bändchen vertreten.

Im Kontext der Arbeitsgruppe, die sich mit den Fragen der Erlösung befasst, hatte Pfarrer Stephan Johanus in der EMK Zürich Ost zu Gesprächen eingeladen, in deren Kontext die folgenden Thesen erarbeitet wurden:

10

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

THESEN UND DISKUSSIONEN Die Broschüre «Unsere Thesen für das Evangelium» kann auf: www.ref-500.ch bestellt oder als PDF heruntergeladen werden (Shop → Publikationen). Kommen Sie ins Gespräch über die Thesen der EMK auf der FacebookSeite der Arbeitsgruppe zu Fragen der «Erlösung»: www.facebook.com/groups/soteriologie Die 95 Thesen von Martin Luther können sie in leicht modernisiertem Deutsch nachlesen auf der Homepage der EKD: www.ekd.de/95-Thesen-10864.htm


Zahlstelle Verstärkung auf der Jugendfachstelle Takano

«… dass es die EMK braucht!» Seit August verstärkt Lukas Wyser die Takano-Fachstelle und unterstützt den weiteren Aufbau das Netzwerk

im Dorf aktive moderne Kirche zu leben. Damit verbunden begeistert mich die Bereitschaft der jungen Menschen, ihre Gaben, Leidenschaft und Zeit in diverse Projekte zu investieren.

der Jugendarbeit für die gesamte EMK Schweiz.

Lukas, sag uns einige Sätze zu Deiner Person! Wer bist du? Ich bin 31 Jahre alt und verheiratet mit Jiska. Ab dem 1. Oktober wohnen wir in Hombrechtikon, der Ortschaft in der ich aufgewachsen bin und seid klein auch die EMK besuche. Im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen habe ich die Ausbildung zum Sozialpädagogen HF abgeschlossen. Meine Berufserfahrung sammelte ich während rund fünf Jahren vorwiegend in einem Kinderheim und in der offenen Jugendarbeit der politischen Gemeinde in Hombrechtikon. Vor gut vier Jahren wechselte ich in die kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und absolvierte die berufsbegleitende Jugendpfarrerausbildung. Was begeistert dich in der Jugendarbeit deiner Gemeinde in Hombrechtikon? Es begeistert mich, mit den vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Was motiviert dich, dass du dich für Takano und die Jugendarbeit der EMK Schweiz engagierst? Das STR16 und die vergangenen Camp 4 & five haben mir gezeigt, dass sehr viele motivierte und begeisterungsfähige junge Menschen eine Verbindung zu unserer Kirche haben. Mein Wunsch ist es, dass junge Menschen in unserer Kirche, ihrem Alter angepasst und zeitgerecht in ihrer Persönlichkeit und ihrem Glauben gefördert und gestärkt werden. Was wünscht du dir für die EMK? Ich wünsche mir, dass wir erkennen, dass es die EMK in der Kirchenlandschaft der Schweiz dringend braucht. Viele Menschen sind auf der Suche nach einer Kirche mit den Werten, so wie wir sie als EMK leben. Ich wünsche mir, dass wir mit dieser Erkenntnis gemeinsam den «Turnaround» vom Mitgliederrückgang zu einem Wachstum einer grossen prägenden Kirche in der Schweiz schaffen.

Lukas Wyser will junge Menschen in ihrer Persönlichkeit und ihrem Glauben fördern.

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

 VON BEAT BACHMANN

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

www.zahlstelle.ch


CONNEXIO

Connexio fördert unter anderem landwirtschaftliche Projekte in Kambodscha.

Roman Gnägi und Flavia Contreras gehen für Connexio als Koordinatoren nach Kambodscha

Partner stärken – Abhängigkeiten abauen  VON THOMAS HANIMANN

Roman Gnägi und Flavia Contreras reisen im Oktober nach Phnom Penh, wo sie als Koordinatoren für Connexio arbeiten werden. Ein Gespräch vor dem Einstieg stimmt uns optimistisch, dass dieses Abenteuer gelingen wird.

Roman und Flavia, ihr wart noch nie in Kambodscha. Wie stellt ihr euch das Land vor? Flavia: Ich habe keine genaue Vorstellung. Ich will überrascht werden. Ich habe Fotos gesehen und etwas darüber gelesen. Aus Erfahrung weiss ich jedoch, dass alles immer ganz anders ist, wenn man erst dort

12

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

ist. Aber gutes Essen wird es geben, da bin ich mir sicher.

Roman: Die politische Situation hört sich ehrlich gesagt etwas problematisch an, und die grosse Korruption ist immer ein Problem für uns.

Was denkst du, Roman, wird dir dort gefallen? Roman: Neben dem guten Essen, das Was ist eure Aufgabe dort? Flavia bereits erwähnt hat, freue ich Roman: Wir werden eng mit den Vermich vor allem auf antwortlichen der Kirdie Menschen. Wir che im Land zusamWir freuen uns haben schon sehr menarbeiten. Flavia auf neue wird im Büro von nette Leute aus KamFreundschaften CHAD (Community bodscha hier in der Schweiz getroffen Health and Agricultuund freuen uns auf neue Freund- ral Development) als Beraterin dabei schaften. sein und ich bei der Kirchenleitung. Vor allem bei der recht komplizierGibt es auch Gründe, weswegen ihr ten Administration wird es offenbar nicht nach Kambodscha reisen viel zu tun geben. würdet?


CONNEXIO

Gibt es ein besonderes Anliegen, das ihr für eure Arbeit mitnehmt? Flavia: Ich wünsche mir eine gute Teamarbeit, in der jede und jeder engagiert ist. Wenn man in so einem Team arbeitet und hundert Prozent gibt, dann werden die Resultate – unabhängig von den Zielen – immer gut sein. Ihr sprecht beide sehr gut Spanisch, Deutsch, Französisch und Englisch. Nun sollt ihr noch Kambodschanisch lernen. Was bedeutet das Erlernen dieser fremden Sprache für euch? Roman: Die lokale Sprache zu lernen, erscheint mir sehr wichtig, weil viele Leute offenbar nicht gut Englisch oder Französisch reden. Es ist immer etwas anderes, wenn man auch Menschen ausserhalb des Büros in ihrer Sprache ansprechen

kann. Ich freue mich deshalb darauf, Kambodschanisch zu lernen, bin aber auch ehrlich gesagt etwas aufgeregt. Flavia, du bist viel gereist. Haben dich diese Erfahrungen verändert? Flavia: Ich schätze es, eine Kultur wirklich zu erleben. Meine Erfahrungen als Immigrantin in Australien, Europa und Afrika haben mich enorm bereichert, mir gezeigt, wie privilegiert ich bin, und mich motiviert mein Privileg auch für etwas Gutes zu nutzen. Roman, Welche Erfahrungen hast du während deiner Zeit bei Connexio gemacht? Wie siehst du die Organisation? Roman: Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei Connexio und bei der EMK. Für mich war Connexio ein nettes

ZU DEN PERSONEN Flavia Contreras ist 1983 in Guadalajara, Mexiko, geboren. Sie ist die Älteste von vier Geschwistern. Mit einem Stipendium konnte sie in Australien einen Master in International Communications machen. Anschliessend arbeitete sie in Entwicklungsprojekten in Mexiko und in Burkina Faso. Sie isst gern die Spezialität von ihrer Heimat, «Carne en su Jugo». Ihre Lieblingsmusik sind Rufus Wainwright und Britpop wie Oasis. In ihrer Freizeit liebt sie es, zu lesen, kochen oder schwimmen. Roman Gnägi ist 1984 in Bern geboren. Er hat einen älteren Bruder. Sein Vater ist Journalist, die Mutter Lehrerin. Er studierte bis zum Bachelor Anthropologie in Bern, danach machte er einen Master in Development Studies in Australien. Dort hat er auch Flavia kennengelernt. Er arbeitete in Entwicklungsprojekten in Tansania, Nepal und zuletzt in Burkina Faso. In diesem Jahr wird er noch einen Master in Global Health abschliessen. Sein Lieblingsessen sind Flavia's Enchiladas. Seine Hobbies: lesen, wandern und schwimmen.

Team mit einer angenehmen Arbeitsatmosphäre. Ich finde, dass hier eine kleine Organisation auf unkomplizierte Weise super Arbeit leistet. Ganz wichtig ist für mich, dass sich Connexio auf die Stärkung der Partner im Ausland konzentriert und so die Abhängigkeiten abzubauen versucht. Flavia, was ist Roman für ein Mensch? Flavia: Roman ist ein toller Vermittler und seine Arbeitsmoral ist eine der besten, die ich kenne. Er liebt es zu lernen und ist sehr positiv, optimistisch und geduldig. Roman, was schätzest du an deiner Frau? Roman: Flavia kann Leute mit ihrer Art einfach zum Lachen bringen und für eine tolle Stimmung sorgen. Sie findet immer und überall schöne Freundschaften und ist sehr treu. Beruflich ist sie sehr organisiert und gewissenhaft, was mir manchmal fast etwas Angst macht. Habt ihr euer gemeinsames Ziel schon gefunden? Flavia: Wir machen sehr gerne diese Arbeit und freuen uns sehr, das steht fest. Roman: Wo wir beide zusammen sind und mit netten Menschen eine gute Zeit haben, finde ich eigentlich immer, dass wir unser Ziel erreicht haben.

CONNEXIO … unterstützt und begleitet verschiedene Projekte in Kambodscha, um so einer jungen Kirche eigene Schritte zu ermöglichen. www.connexio.ch EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN: CH52 0900 0000 8753 7056 9 BIC: PPFICHBEXXX

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

13


JUNGSCHAR

50 Jahre Jungscharhaus Brunnersberg

«Distanz zum Alltag und atemberaubender Blick in die Alpen»  VON TOBIAS REINMANN (HABICHT)

Am 26. August herrschte grosser

die das Haus betreut, umgebaut und vermietet haben, dazu zahlreiche Kinder.

Betrieb auf dem Brunnersberg, sogar ein Festzelt hatte es auf den Berg geschafft. Rund 150 Personen versammelten sich oberhalb von Matzendorf SO, um das Jubiläumsfest «50 Jahre Jungscharhaus Brunnersberg» zu feiern.

Was 1967 mit dem Kauf des ehemaligen Bauernhauses der Familie Kohler durch die Jungschar der EMK begonnen hatte, wurde im Lauf der Zeit zu einem Gruppenhaus mit 52 Betten, vielen praktischen Aufenthaltsräumen und grosszügiger Spielwiese um- und ausgebaut. Am Jubiläumsfest versammelten sich verschiedene Generationen: ehemalige Jungscharverantwortliche, die beim Hauskauf zugegen gewesen waren; frühere und aktuelle Nachbarn auf dem Brunnersberg; Mitglieder der ehrenamtlichen Hauskommission,

Raum für das ganze Leben Am Festakt kam zum Ausdruck, wie viele Menschen innerhalb und ausserhalb der Kirche prägende Erlebnisse mit dem Jungscharhaus in Verbindung bringen. Neben freudigen Ferienlagern mit lachenden Kindergesichtern oder intensiven Sitzungen über Umbauprojekte kam es in der vergangenen 50 Jahren zwischen- Umfangreiche Sammelaktion durch auch zu Meinungsverschieden- Anschliessend wurden zwei ehemaheiten. Beat Reinhard, Präsident der lige Verantwortliche interviewt. Den aktuellen Hauskommission, wies da- Anfang machte Peter Kopp mit Jungrauf hin, dass eben scharnamen Giri, das ganze Leben auf Neue Perspektiven der auf eine 50-jähdem Brunni, wie das rige Jungscharkarauf Gewohntes Lagerhaus liebevoll riere zurückblickt. gewinnen genannt wird, Platz Er erzählte vom habe. Das Haus mit Wunsch nach eiDistanz zum Alltag und einem atem- nem eigenen Lagerhaus, der in der beraubenden Blick in die Alpen er- Jungschar der Methodistenkirche der mögliche es immer wieder, auch neue 50er- und 60er-Jahre des vergange-

Das Dessert war ganz auf das Jubiläum des Brunni abgestimmt.

14

Perspektiven auf Gewohntes zu gewinnen und Differenzen hinter sich zu lassen, was nicht zuletzt die grossartige Präsenz am Jubiläumsfest zeige. Er erwähnte auch anstehende Projekte wie die Sanierung der Grossküche und einiger Toilettenanlagen. Zudem werden aktuell Personen für die ehrenamtliche Hauskommission gesucht, um beispielsweise Hausübernahmen und -übergaben vorzunehmen.


JUNGSCHAR

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag. Silas Bühler Interlaken am 14. Mai Regula D'Ambrosio Zürich Ost am 2. Juli Auch für die Kinder war das Jubiläum der Plausch.

nen Jahrhunderts immer mehr aufkam. Nachdem sich das vielversprechend Projekt Thürnerflue in Böckten BL zerschlagen hatte, hörte man von der Möglichkeit, das Lagerhaus auf dem Brunnersberg zu übernehmen. Nur dank umfassenden Sammelaktionen für die darbende Jungscharkasse war es möglich, diese Liegenschaft am 30. Juli 1967 für Fr. 90 000.— zu kaufen und in den Folgejahren umfassend umzubauen.Auf der am Jubiläum eingeweihten Geschichtstafel, die neu im Jungscharhaus hängt, ist denn auch ein Bild von diesem Datum abgebildet. Zweite Heimat Ziemlich genau 25 Jahre später übernahm Hans Schöni (Jungscharname Gilb) als Liegenschaftsverwalter Verantwortung auf dem Brunni. Im Jahr 1994 wurde das Haus an keine einzige Gruppe vermietet, sondern grundlegend umgebaut. Mehr als 8 000 Stunden Frondienst wurden in das Haus investiert. In dieser Zeit war das Jungscharhaus die zweite Heimat für Hans Schöni, der die immense Herausforderung als seine grösste Motivation bezeichnete. «Ein Gruppenhaus mit dem vorliegenden Raumangebot und den geltenden Mietkonditionen ist schweizweit einzigartig» war die Antwort von Hans

Schöni auf die Frage, was denn ohne den Brunni fehlen würde. Zufriedene Gäste Vieles habe sich in den letzten 50 Jahren verändert, bemerkte JungscharPräsidentin und Pfarrerin Nicole Becher (Jungscharname Viva), aber einiges sei auch gleichgeblieben. Das Jungscharhaus biete eine Möglichkeit, den Umgang miteinander und mit Gott immer wieder neu zu bedenken und sich mit der vielfältigen Schöpfung zu beschäftigen. Und so wünschte sie dem Jungscharhaus weiterhin viele zufriedene Mieter, die spezielle Erlebnisse im Brunni machen können. Anschliessend liessen die Anwesenden das Jubiläumsfest bei einem gemeinsamen Nachtessen ausklingen und tauschten so manche Erinnerung aus.

ONLINE BUCHEN Der «Brunni» dient nicht nur Jungschargruppen für Lager und Ausbildungen, sondern es inden auch viele Klassenlager, Familienfeiern oder Seminare statt. Da das Lagerhaus abseits des bewohnten Gebietes liegt, eignet es sich auch bestens für Musikwochen. Gebucht werden kann es über die Website www.jemk.ch/brunni.

Christine Phelopos Fadi Angly Alice Samaan Mehdi Bahrami Zohre Raiimotlagh Dominik Minder Aarau am 2. Juli Anila Müller Barbara Stichling Peter Schnyder Romanshorn am 2. Juli Hans Rosenberger Sandrine Hegglin Stephanie Hegglin Janika Angst Rahel Zürcher Simon Zürcher Emanuel Zürcher Rüti-Wald-Hombrechtikon am 2. Juli Annemarie Ehrat-Sigg Zürich Ost am 9. Juli Regula Knöpfel Herisau am 9. Juli Olivia Häblerlin Nadia Kohli Ruth Frei-Schär Klingenberg-Kreuzlingen am 20. August

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

15


UMSCHAU

So sah der Zeichner Jules Verrey um 1866 das Gebäude in Lausanne.

150 Jahre EMK in Lausanne – ein Grund zum Feiern

Unser Projekt trägt Früchte  VON WILLY u. ELISABETH BACHMANN

Am Wochenende 2. / 3. September feierten wir in der «Chapelle du Valentin» in Lausanne das 150-jährige Jubiläum der ersten Methodistenkirche in der Schweiz. Die ganze Gemeinde war schon lange Zeit mit der Vorbereitung des Anlasses beschäftigt. Ungewiss waren wir darüber, wie viele Besucher/innen nach Lausanne kommen würden. Endlich war es dann soweit.

Am Samstag waren wir etwa 50 Zuhörer/innen, darunter auch einige «ehemalige Lausanner». Der Nachmittag bestand aus einer Konferenz über die Entstehung des Methodismus in England und in der Schweiz sowie einem Konzert mit methodistischer Musik. Was Wesley wichtig war Drei Referenten beleuchteten am Nachmittag die Anfände des Methodismus: Peter Forsaith vom Oxford Centre for Methodism and Church

16

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

History sprach über «Jean de la Flé- meinde bekannt gewesen. Der franchère, Anglikaner, Methodist und zösische Methodismus ist Schweizer». Jean-Louis Prunier von bekannterweise aus England in die der Société d’Etudes du Méthodisme Schweiz gekommen und der deutsche Français führte mit seinem Vortrag Methodismus aus Amerika. Im Ge«Le méthodisme wesleyan français à spräch mit Bischof Patrick Streiff kam heraus, dass in Lausanne et dans le Canton de Vaud Lausanne in der ChaFranzösisch, (1820–1904)» in die pelle du Valentin (die Anfänge des franzövon Engländern erbaut Italienisch und sisch-sprachigen Mewurde) gleichzeitig Deutsch unter thodismus in Laueine französisch spreeinem Dach sanne und im Kanton chende, eine italieWaadt ein. Bischof nisch sprechende und Patrick Streiff fragte nach dem, was eine deutschsprechende Gemeinde für Wesley wichtig war: Ce qui est als Untermieter zusammen waren. essentiel pour Wesley. Erst später, als die französische GeDie Vorträge waren sehr instruk- meinde aufgelöst wurde, hat die deuttiv und interessant. Lernten wir doch sche Gemeinde das Gebäude an der einiges über die ersten Methodisten Riponne 7 gekauft. Erst Ende des 20. in der Schweiz kennen. Sehr beein- Jahrhunderts hat die deutsche Gedruckend war, wie die die Referenten meinde auf Französisch umgestellt. über den französischen Teil des MeNach den Vorträgen wurden in eithodismus gesprochen haben. nem Konzert mit Orgel und Gesang wesleyanische Lieder und Musik vorVielsprachige Anfänge getragen, was grossen Anklang geUnsere heutige Gemeinde in Lau- funden hat. sanne ist lange als deutsche Ge-


UMSCHAU

Auf die Jugend gesetzt Viele Mitwirkende Am Sonntag fand ein Festgottes- Die Mitwirkung des afrikanischen dienst statt. Es war eine Freude, die Männerchors Ephata hat den Festgotvielen Besucher/innen anzutreffen. tesdienst mit viel schönem Gesang Das erfrischende Mitwirken der Kin- erfreut. Die sechs Männer haben uns der der Sonntagsschule hat uns ge- bewiesen, dass unser Kirchenraum zeigt, dass unsere eine wunderbare AkusGemeinde wieder Wenn die Jugend tik hat. Auch die Orgel voll auf die Jugend nicht ausgebildet und die Querlöte, die setzt. Wenn die Juvon unserer Pfarrerin ist, entsteht keine gespielt wurde, haben gend nicht genügute Mannschaft. zu einem gelungenen gend ausgebildet wird, entsteht Gottesdienst beigetrakeine gute Mannschaft. Das ist in der gen. Nach der Predigt des Bischofs, Kirchgemeinde genau dasselbe wie dem gemeinsamen Abendmahl und in einem Klub oder Verein. Mit der viel schöner Musik waren alle AnweEinführung unseres neuen Projekts, senden zu einem vielfältigen Apéro haben wir unter anderen wieder mit eingeladen. Die Gemeinde Lausanne einer Sonntagsschule begonnen. Wir dankt allen, die mitgewirkt haben, haben jetzt gesehen, dass unser Pro- und den Besucher/innen von nah jekt Früchte trägt. und fern.

EMK- Unternehmer/in Rieben Heizanlagen AG 3753 Oey Tel. 033 736 30 70

Zurbuchen AG Amlikon 8514 Amlikon-Bissegg www.zurbuchen.com • Büromöblierung • Saalbestuhlung • Klapptische

P+S Werbung AG Weieracherstrasse 10 8184 Bachenbülach Tel. 044 864 40 40 www.pswerbung.ch

Die EMK in Lausanne heute: die Geschichte geht weiter!

Stiftung Diakonat Bethesda mit den Geschäftsfeldern – Bethesda Spital Basel – Bethesda Alterszentren mit Standorten in Küsnacht (ZH), Männedorf, Ennenda (GL), Ennetbaden, Basel, www.bethesda.ch

Möchten auch Sie in der Rubrik EMK-Unternehmen aufgeführt werden? Kontaktieren Sie Bruno Jordi unter der Nummer 031 818 01 26 oder bruno.jordi@jordibelp.ch. Wir freuen uns auf Sie!

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

17


UMSCHAU

Eine Umfrage der Jugendlichen der EMK Bern zieht weite Kreise

«Fragen wir den Bischof!»

Verstorben Lydia Hauri (92) Muhen am 4.6.2017

 VON MATTHIAS FANKHAUSER

Wir waren uns einig. Einig darüber, dass wir die Fragen nicht mit Ja oder

Hermann Frey-Müller (97) Basel Kleinbasel am 18.7.2017

Nein beantworten können. Was tun? Wir haben eine Umfrage erstellt, den Vorstand der EMK Schweiz gebeten, daran teilzunehmen – und am

Paul Oesch-Braun (86) Thun am 31.7.2017 Ernst Albrecht-Maag (95) Bülach-Oberglatt am 13.8.2017 Alice Bolliger- Roth (80) Basel Kleinbasel am 15.8.2017 Maria Baumgartner-Künzi (93) Bern am 19.8.2017 Hanni Schneider- Jaggi (89) Basel Kleinbasel am 24.8.2017 Lilly-Ruth Biedermann-Schaffner (86) Basel Ost am 25.8.2017 Kurt Liechti (86) Uzwil-Flawil am 26.8.2017 Frieda Winkler-Tschudin (88) Basel Allschwilerplatz / St. Johann am 5.9.2017

17. August stellte sich der Bischof persönlich unseren Fragen.

Wir, das sind einige Jugendliche der EMK Bern, die sich zum «in progress» treffen. Nach einem gemeinsamen Nachtessen besprechen wir jeweils verschiedene Fragen, zum Beispiel: Wie ist das jetzt eigentlich mit der Ehe, darf man Sex vor der Ehe haben oder ist das eine Sünde? Wie ist das mit Scheidung, ist das Sünde? Und wie ist das eigentlich mit gleichgeschlechtlichen Paaren? Dürfen sie in der EMK heiraten? Und was ist denn eigentlich wichtiger, Karfreitag oder Ostern? Überhaupt, vor Gott sind doch alle Menschen gleich, dann müssten doch eigentlich alle in den Himmel kommen, oder? Entscheide dich Diese und andere Fragen beschäftigen viele Menschen, nicht nur junge Erwachsene. Bald einmal stellten wir fest, dass es nicht einfach ist, die Fragen zu beantworten. Was tun? Wir überlegten, wie bei diesen Themen die Haltung der EMK ist. Um dies herauszufinden, ist eine Umfrage entstanden. Als Antwortmöglichkeit wurde bewusst nur Ja oder Nein gewählt. Man sollte sich eine Meinung

bilden. Wir haben dann den Vorstand der EMK Schweiz-Frankreich angefragt, ob sie die Umfrage ausfüllen würden. Dabei waren die Fragen zweimal zu beantworten: einmal so, wie ihrer Einschätzung nach die Haltung der EMK ist, und einmal mit ihrer eigenen Meinung. Bald darauf meldete sich der Bischof und bot an, über die Themen zu diskutieren. Gute Idee: Fragen wir den Bischof! Diskussion mit dem Bischof Der Bischof kam, sah und stellte sich den Fragen. Dank des gemeinsamen Essens zu Beginn waren erste Hemmschwellen schnell abgebaut und die Diskussion konnte beginnen. Ein angeregter Abend mit kontroversen Meinungen. Seine Antworten hier zu verraten, wäre etwas gar einfach. Wir möchten gerne auf die Umfrage verweisen. Viel wichtiger als mit Ja oder Nein zu antworten scheint uns die Diskussion darüber zu sein. Darum, nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und bilden Sie für sich eine Meinung. Was denken Sie, ist die Haltung der EMK über diese Dinge und was ist Ihre persönliche Meinung? Nehmen Sie die Umfrage mit in ihre Kleingruppe oder stellen Sie eine zu Beginn einer Sitzung und diskutieren Sie darüber! Eine kleine Vorwarnung: In der Regel ist man in der EMK nicht gleicher Meinung, nicht einmal darüber, was die offizielle Haltung der EMK ist. Deshalb gilt der Grundsatz der Methodisten «Im Wesentlichen Einheit, in allem anderen Freiheit, über allem die Liebe.»

Bischof im Gespräch: ein angeregter Abend mit kontroversen Meinungen.

18

Kirche und Welt

Nr. 10/2017


UMSCHAU

«in progress»: Jugendliche der EMK Bern zusammen mit Bischof Patrick Streiff

EIN PAAR AUFFÄLLIGKEITEN Eine Zwischenbilanz zu den Antworten zeigt, wie unterschiedlich die Meinungen zum Teil sind. Interessant ist, dass die persönliche Meinung nicht immer übereinstimmt mit dem, was die Betreffenden als Haltung der EMK ansehen. Gespalten sind die Antworten zur Frage nach Gott in den drei Religionen Islam, Judentum, Christentum. Hier steckt eine tiefgehende Frage dahinter: Wenn es doch der gleiche Gott ist, wozu braucht es denn Jesus? Warum sollten wir als Christen den Menschen das Evangelium näher bringen, wenn alles zum Gleichen führt? Es stellt sich Sie können an der Umfrage teilnehmen unter

die Frage, warum die Umfrageteilnehmer/innen davon ausgehen, dass die Haltung der EMK nicht klar ist. Eigentlich würde man erwarten, dass eine christliche Freikirche eine klare Haltung dazu hat und betont, dass Jesus als Sohn Gottes und Erlöser der Welt nicht viel mit dem Islam zu tun hat. Gemacht hingegen scheinen die Meinungen zum Thema Homosexualität. Sie stehen aber im krassen Gegensatz zu dem, was man als Haltung der EMK voraussetzt. Die Diskussion läuft rund um den Erdball.

www.gaifji.indmind.ch

ZWISCHENBILANZ Umfrage «in progress» EMK Bern – Zwischenstand

Wenn man jemandem vollständig vergeben hat, muss die Beziehung mit dieser Person wieder dieselbe sein wie vor dem Vorfall. Karfreitag ist wichtiger als Ostern. Vor Gott sind alle Menschen gleich, deshalb kommen alle in den Himmel. In allen drei Religionen, Christentum, Judentum und Islam, beten die Menschen den gleichen Gott an. Es ist eine Sünde, Sex zu haben, wenn man nicht verheiratet ist. Ehe scheiden ist eine Sünde. Homosexuelle Menschen sollten in der EMK in jeder Hinsicht denselben Stellenwert und dieselben Rechte haben, wie heterosexuelle Menschen. (Dürfen praktizieren und heiraten)

EMK Ja 37.5%

Nein 62.5%

Persönlich Ja Nein 9.1% 90.9%

25.0% 50.0%

75.0% 50.0%

14.3% 60.0%

85.7% 40.0%

30.4%

69.6%

50.0%

50.0%

45.8%

54.2%

21.7%

78.3%

66.7% 0.0%

33.3% 100.0%

0.0% 100.0%

100.0% 0.0%

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

19


KURZ NOTIERT INSERATE

Stopp dem Landraub durch Palmöl Agenda DONNERSTAG, 26. OKTOBER Begleitung von Menschen mit Migrationshintergrund Austausch-Abend 19.00 Uhr EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Takano Fachstelle, 062 205 70 00 www.takano-online.ch

Palmölplantagen im tropischen Gürtel vernichten Regenwälder, sind verantwortlich für Brandrodungen und bedrohen die Biodiversität. Nicht nur Natur und Tiere leiden unter den Plantagen: Familien werden vertrieben und ihre Felder vernichtet, Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen. Palmölplantagen verletzen Menschenrechte und zerstören die Umwelt! Brot für alle und Fastenopfer haben eine Unterschriftenaktion lanciert, die Schweizer Grossverteiler auffordert, die Zahl an Produkten mit Palmöl in ihrem Angebot zu reduzieren. Link zur Aktion: :

www.sehen-und-handeln.ch/stopp-landraub/

SAMSTAG, 28. OKTOBER Gemeinde neu denken Mitarbeitertagung Distrikt Nordwestschweiz 10.00–16.00 Uhr EMK Wädenswil Infos / Anmeldung: Sonja Bitterli, 062 296 55 04, www.dlf.nordwestschweiz@emk-schweiz.ch

FR.–SO., 3.11.–5. NOVEMBER reformaction - das Jugendfestival Genf Infos / Anmeldung: Takano Fachstelle, 062 205 70 00 www.takano-online.ch

SAMSTAG, 11. NOVEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Seelsorge 9.00–17.00 Uhr Burgdorf, Bahnhofstr. 12 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch MO.–MI., 13.–15. NOVEMBER Begegnungstage – Leben 55 plus Tonarten des Lebens Hotel Artos, Interlaken Kosten: ab CHF 1652.– Infos / Anmeldung: Annemarie Roser, 061 601 63 86, annemarie.roser@emk-schweiz.ch www.emk-bildungundberatung.ch/303

FR.–SO., 17.–19. NOVEMBER Bauernwochenende Zentrum Artos, Interlaken Infos / Anmeldung: Walter Gfeller, ambauengfeller@bluewin.ch, 079 369 01 35

SAMSTAG, 18. NOVEMBER Connexio-Konferenz 10.30-17.00 Uhr Bern Infos / Anmeldung: Connexio, 044 299 30 70 www.connexio.ch

20

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

Bischof in Zeiten des Umbruchs Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb am 3. September Bischof i.R. Rüdiger Minor in Dresden. Von 1986 bis 1992 war er Bischof zunächst in der Zentralkonferenz der EMK in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und nach der Wiedervereinigung Deutschlands und bis zur Vereinigung der beiden deutschen EMK-Zentralkonferenzen Bischof für den Osten Deutschlands in der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz. Ausgelöst durch die politischen Umbrüche in Mittel- und Osteuropa wurde Bischof Minor bereits 1991 als bischöflicher Koordinator mit der Aufsicht über das beginnende russische Werk der EMK beauftragt und von 1993 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 war er Bischof für Eurasien. Er wurde 78 Jahre alt.


INSERATE INSERATE

WeIInessoase SPArtos Hotel Artos, CH-3800 Interlaken, T +41 33 828 88 44, www.hotel-artos.ch

Zeit für ein Lächeln Glauben, wachsen, leben, Ruhe finden und sich erholen. See- und Bergsicht nahe Zürich für Einzelgäste und Gruppen. 21. Dezember 2017 – 4. Januar 2018 Weihnachtstage und Jahreswechsel mehr Infos unter www.bibelheim.ch Ferien- und Tagungszentrum Hofenstrasse 41, 8708 Männedorf Telefon 044 921 63 11, info@bibelheim.ch

Hotel Artos Interlaken Gedächtnistraining Denken macht Spass! – Unser Gehirn ist wie ein Sack voller Flöhe, wie ein Stall voller Kinder – es will beschäftigt werden. Deshalb wollen wir uns intensiv unseren grauen Zellen widmen. 19. bis 25. November 2017 mit Marina Kohler Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 714.–; Doppelzimmer CHF 1272.–; Kurskosten CHF 310.– pro Person

Veeh-Harfen-Spiel Einführungskurs – Die einfache Handhabung und der bezaubernde Klang dieses Saitenzupinstrumentes eröffnen Ihnen eine wunderbare Welt der Musik. Zum Besuch des Kurses sind keine Vorkenntnisse nötig. Sie lernen, speziell für die Veeh-Harfe Komponiertes anhand von Unterleg-Noten zu spielen. 20. bis 25. November 2017 mit Marie-Claire Egger-Betschart Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 595.–; Doppelzimmer CHF 1060.–; Kurskosten CHF 280.–pro Person

Trampolinkurs

Postkarten, Visitenkarten, Flyer und mehr. Günstig, schnell und einfach drucken! www.printzessin.ch

Rückengymnastik wie auf Wolken bringt Schwung in den Alltag – Das Schwingen auf dem hochelastischen Trampolin macht Spass, stärkt und entspannt die gesamte Körpermuskulatur. Mit kleinem Zeitaufwand werden Sie it. 1. bis 3. Dezember 2017 mit Dr. med. Elisabeth Maurer Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 286.–; Doppelzimmer CHF 472.–; Kurskosten CHF 150.– pro Person inkl. Trampolinbenutzung

Teddybären-Kurs Von Hand genäht – Sie erstellen einen Teddy von A bis Z. Vom Ausschneiden des Schnittmusters bis hin zum Stopfen des Teddys. Die passionierte Teddy-Näherin, Zita Zmoos, zeigt Ihnen wie’s geht. Es sind keine speziellen Vorkenntnisse nötig. 1. bis 3. Dezember 2017 mit Zita Zmoos Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 308.–; Doppelzimmer CHF 516.–; Kurskosten CHF 230.– pro Person inkl. Material für einen Teddybären Infos und Anmeldung: Hotel Artos, Alpenstrasse 45, 3800 Interlaken Telefon 033 828 88 44, www.hotel-artos.ch, mail@artos-hotel.ch

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

21


ZAHLSTELLE

EMK Glarus stellt den «Chill Cellar» auf eine solide Basis

Ein Herz für kirchenferne Jugendliche ling eine ausserordentliche Gemeindeversammlung Ende Mai angesetzt. Dort haben die Mitglieder die Schaffung der 40%-Stelle beschlossen. Wenn alles klappt, wird der neue Jugendmitarbeiter oder die Jugendmitarbeiterin noch diesen Herbst die Arbeit beginnen. Gemeinsam anpacken Im Rückblick auf die Startphase seit Anfang 2016 erzählt Johann Wäfler, was ihn sehr berührt hat: Dass die EMK-ler das Projekt mittragen, auch wenn sie am Samstagabend nicht im Keller helfen können. Angepackt hat der Pfarrer gemeinsam mit den Jugendlichen, denen der Keller zugutekommt. Nach dem Ausräumen und Putzen haben sie aus Paletten eine Bar gebaut und diese mit einer Abdeckung versehen. Helfen konnten die Erwachsenen bei der weiteren Einrichtung. Jemand spendete ein Sofa, jemand einen Töggelikasten. Für Musik sorgen die Smartphones der Teenager, die sie reihum an die Soundanlage anhängen. Das gemeinsame Znacht ist wichtig Schon vor der Schaffung der Jugendmitarbeiterstelle, war der Chill Cellar nicht etwa eine Einmannschau des Pfarrers. Seine Frau trägt das Anliegen ganz praktisch mit. Mirjam Wäfler kocht das Znacht, das den Auftakt zum Samstagabend bildet. Mittels Whatsapp-Gruppe Die Bar im «Chill Cellar» ist aus Paletten selbst gebaut. gibt sie das Menu bekannt und fragt, mit wem sie rechnen darf. «Das Essen  VON DANIELA DECK «Für die Gemeinde ist es wichtig, dass ist ganz wichtig für die Jugendlichen, denn nicht alle stamsie über jeden Schritt «Gott hat uns eine Tür aufgetan», sagt informiert ist und men aus intakten FaDas Essen ist Johann Wäler über den «Chill Cel- jede Entwicklung milien, wo gemeinganz wichtig für lar». Im einstigen Jungscharraum der kennt. So nehmen die sam gegessen wird», die Jugendlichen sagt Johann Wäfler. EMK Glarus diskutiert der Pfarrer je- Leute Anteil, können Nach dem Essen lanciert der Pfarrer den Samstagabend mit Jugendlichen die Vorteile und Risiken erkennen. Sie über Gott und die Welt. Jetzt hat die fragen nach und beten für das Projekt.» das Thema des Abends mit einem kurGemeinde eine Teilzeitstelle geschaf- Im bisher letzten Schritt des Projekts zen Input und kommt mit den Jugendfen, um das Projekt weiterzuentwi- wurde nach einer Information an der lichen ins Gespräch. Manchmal regen ckeln und langfristig auszurichten. Gemeindeversammlung diesen Früh- die Jugendlichen ein Thema an, manch-

22

Kirche und Welt

Nr. 10/2017


ZAHLSTELLE

mal teilt Johann Wäfler mit, was ihm haus, das die politische Gemeinde im am Herzen liegt. Für Vorschläge hat er «Alten Gaswerch» in Glarus betreibt. Der Kontakt zu den Eltern ist ganz einen Briefkasten aufgestellt. Allgemeine Lebensfragen kommen ebenso unterschiedlich. Einige sind dem Pfarzur Sprache wie altersbedingte Baustel- rer bekannt, andere hat er noch nie gelen: Freundschaft, persehen. «Grundsätzlich ist der Kontakt sönliche Identität etwa, Freundschaft, aber auch Wunder oder mit den Eltern unIdentität, Musik. Für Probleme kompliziert, sobald Wunder, Musik und Ängste haben Wäfer zustande kommt. lers auch ausserhalb der Grup- Eine Mutter hat mir gesagt, dass sie penabende ein offenes Ohr. froh ist, dass ihre Tochter zu uns kommt und nicht woanders hingeht», sagt Nach den Bedürfnissen gefragt Johann Wäfler. Noch ist die Gruppe der Stammgäste, ab dem Oberstufenalter, klein. Die Hoffnung ist, dass die Gruppe als Gemeinschaft zusammenwächst und noch mehr Jugendliche dazustossen. Den entscheidenden Faktor für den Erfolg sieht Johann Wäfler darin, dass der Chill Cellar nicht an seinem Schreibtisch entstanden ist, sondern bei Diskussionen mit Teilnehmenden im Camp 4, dem Teenielager der EMK Schweiz. «Ich habe mich mit den Teens zusammengesetzt und sie gefragt, was sie sich ZUR PERSON wünschen und was sie brauchen. Auch Johann Wäler (37) amtet seit 2011 der Name ist in dieser Runde geboren.» in der EMK Glarus als LokalpfarEinen Ort zum Chillen haben die Jurer (60%). Daneben ist er in einem gendlichen gesucht, einen Ort, wo sie Alters- und Plegeheim als Seelsich selbst sein dürfen, wo sie Geborsorger tätig. Der gebürtige Bergenheit finden. Im Kontakt mit den Eltern So ist der Chill Cellar einerseits in die Fussstapfen der Jungschar getreten, die aus Leitermangel vorerst aufgeben wurde. Andererseits erreicht der Chill Cellar auch kirchenferne Jugendliche. Da der Raum im Kirchengebäude liegt, kosten die ersten paar Besuche Überwindung. Erfolgreich behauptet sich das Projekt neben dem offenen Jugend-

ner Oberländer hat ursprünglich Spengler gelernt und proitiert bis heute von seinen handwerklichen Kenntnissen. Im Theologischdiakonischen Seminar hat er sich zum Sozialdiakon weitergebildet. Vor dem Umzug nach Glarus war er im Bezirk Thun als Jugendmitarbeiter tätig. Johann Wäler ist verheiratet mit Mirjam. Sie haben zwei kleine Kinder.

MITEINANDER ZUKUNFT GESTALTEN Als EMK wollen wir eine «Kultur der Ermöglichung» leben. Das bedeutet: Neues ausprobieren, die Freiheit haben, Kirche anders zu denken als bisher. Deshalb hat die Zahlstelle dieses Jahr das Motto gewählt «miteinander Zukunft gestalten». Jeden Monat stellen wir eine/n Pionier/-in oder eine Pioniertat vor.

Angetippt Rund 1 000 bekennende Glieder zählen sich heute zur EMK im westafrikanischen Land Senegal. Eine «Missionsinitiative» im Jahr 1989 bildete den Startschuss für die Arbeit, die nun in einen Distrikt der EMK in Côte d’Ivoire umgewandelt werden soll. Vorläuig als Gast aufgenommen in die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH) wurde der Dachverband Freikirchen Schweiz (VFG). Die Plenarversammlung der AGCK.CH stimmte am 12. September einem entsprechenden Antrag zu. «Hoffnung für Gerechtigkeit und Frieden im Heiligen Land» ist das Thema einer Ausstellung, die am 18. September in Genf eröffnet wurde. Sie ist Teil einer Kampagne in den sozialen Medien mit dem Titel «Seek #JusticeAndPeace in the Holy Land». die im Zusammenhang mit dem 50. Jahrestag des Sechstagekriegs lanciert wurde. Die Kommission «Ein Weg in die Zukunft» traf sich vom 18.-20 September zu ihrem einzigen Treffen ausserhalb der USA in Berlin. In den Beratungen geht es um Fragen zur Einheit der EMK vor allem angesichts der weltweit sehr unterschiedlich beurteilten Fragen zur Ordination Homosexueller oder Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften.. Ein Original der Zürcher Bibel haben Schweizer Reformierte am 9. September der Lutherstadt Wittenberg und dem Lutherhaus übergeben. Die Ausgabe des Neue Testaments war während der «Weltaustellung Reformation» in Wittenberg im Schweizer Pavillon auf einer historisch nachgebauten Gutenbergpresse gedruckt worden.

www.zahlstelle.ch

Kirche und Welt

Nr. 10/2017

23


Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

SOLIDARISCH

NACHHALTIG

TRANSPARENT

Unsere Dienstleistungen verbinden Anleger und Darlehensnehmer zu einer Interessensgemeinschaft unter dem Dach der EMK in der Schweiz.

Unsere Aufgabe erfüllen wir seit über 100 Jahren. Mit wirksamen Strategien stellen wir uns den sich verändernden Herausforderungen.

Unsere Produkte sind einfach. Die Konditionen sind eindeutig. Unsere Strategie ist effektiv. Die Ziele sind klar.

Evangelisch-methodistische Kirche Badenerstrasse 69 - Postfach CH-8021 Zürich - Tel 044 299 30 81 www.zahlstelle.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.