Kirche und Welt 11/2017

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11/2017 LAGE M I T BE I

Kirche und Welt

Die «Digitale Revolution» verändert die gesamte Gesellschaft

Wenn intelligente Maschinen die Arbeit übernehmen Seite 8–9

«Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Gesellschaft!»

Grenzen überwinden, ohne sein Land zu verlassen

«Einfach irgendwo aufgenommen zu werden …»

Diakonie Bethanien fasst Fuss am Stadtrand Seite 4–6

Bence Vigh kennt nicht nur (s)ein Ungarn Seite 14–15

Jörg Niederer erzählt über Erfahrungen auf seiner Wanderung Seite 22–23

The United Methodist Church


INHALT

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Bence Vigh kennt nicht nur (s)ein Ungarn

«Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Gesellschaft!»

Grenzen überwinden, ohne sein Land zu verlassen

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Wie soziale Medien einen problematischen Grundzug verstärken

«Das könnte Ihnen auch gefallen!»

Sarah Bach übernahm eine Vertretung in der EMK Davos

Zwischenhalt in der Praxis

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Probephase für ein neues Modell der Kommunikation in der EMK

Die «Digitale Revolution» verändert die gesamte Gesellschaft

Wenn intelligente Maschinen die Arbeit übernehmen

Inspirierende Informationen miteinander teilen

22 Jörg Niederer erzählt über die Erfahrung seiner Wanderung

Kirche und die neue «social-network»-Welt

Reich Gottes 2.0

12 Connexio fördert die Selbständigkeit der Partner mit einer klaren Strategie

Konsequente Hilfe zur Selbsthilfe

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Diakonie Bethanien fasst Fuss am Stadtrand

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«Einfach irgendwo aufgenommen zu werden …»


Kirchen-Gezwitscher Eine kleine Blütenlese aus der Timeline der EMK Schweiz auf twitter. Folgen Sie uns unter @EMKschweiz!

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Virtual und Augmented Reality, BitCoins, AirBnB, Internet oft Things, selbstfahrende Busse und Autos, Smarthomes, künstliche Intelligenz, big data … – die «Digitale Revolution» hat viele Gesichter. Vieles ist noch unklar. Anderes zeichnet sich ab. Hat all das etwas mit Kirche zu tun? – Die Frage nach einer «digitalen Kirche» wurde erst ab dem Moment in einigen Kreisen der Kirche lebhafter diskutiert, als sie von aussen, von einem Journalisten an die Kirche herangetragen wurde. In den sozialen Medien und auf manchen Blogs nahmen dann die Interessierten das Thema breit auf. Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt. Auch hier bleibt vieles unklar. An der Grenze zu dieser sehr tiefgreifenden Veränderung in unserer Gesellschaft lässt sich erahnen: Es kommen Grundfragen neu zur Geltung, die lange hinter den alles bestimmenden ökonomischen Gesichtspunkten versteckt waren. Bereits diskutieren wir darüber, wie verschiedene Wahrnehmungen Geltung haben können – oder nicht. Mit der künstlichen Intelligenz und den Veränderungen im Arbeitsmarkt werden die Fragen neu virulent, was einen Menschen zum Menschen macht. Inwiefern gehört eine sinnvolle Aufgabe, eine Arbeit dazu – vielleicht ein dicker Lohn aber nicht u.s.w. Und wie können wir in der realen Welt so leben, dass auch unsere Kinder und Enkel noch leben können? – Fragen, die im christlichen Glauben nicht neu sind. Nur die Antworten müssen wir neu so formulieren, dass sie dem Kontext entsprechen. Sigmar Friedrich Redaktor

P P.S.: Mehr zur «Digitalen Kirche» finden Sie unter is.gd/kirche_digital

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ZAHLSTELLE

Das neue Gebäude der Diakonie Bethanien – mit dem Eingang zum Placid Hotel.

Diakonie Bethanien fasst Fuss am Stadtrand

«Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Gesellschaft!»  VON DANIELA DECK

Weg vom Privatspital, hin zur Not in der Gesellschaft: Das Werk Diakonie Bethanien, das der EMK nahesteht, hat sich in den letzten zehn Jahren grundsätzlich gewandelt und bleibt gerade dadurch dem methodistischen Geist treu. Direktor Fredy Jorns und Marketingleiterin Nadja Kröner er-

vor über 100 Jahren gegründet wurde, stand es am Stadtrand auf einer Wiese. Hier in Altstetten haben wir zwar nicht im Grünen gebaut, aber wir sind nahe bei den Menschen, da wo das Leben pulsiert. Übrigens ein spannendes Quartier mit einer guten Durchmischung. Es ist gerade dabei neue Massstäbe für das Stadtleben zu setzen.

klären die Zusammenhänge.

Vom grossen Player an bester Lage zu neuen Aufgaben am Stadtrand. Woher kam der Anstoss für den radikalen Veränderungsprozess und woher der Mut dazu? Jorns: Eine Privatklinik für Gutbetuchte und zunehmend für schwerreiche Ausländer zu führen, hat nichts mit Diakonie zu tun, wie sie ursprünglich gedacht ist. Wir haben den Schnitt gewagt, um uns selbst treu zu bleiben. Als das Spital am Zürichberg

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Wie habt ihr den Veränderungsprozess vollzogen? Jorns: Das war ein längerer Prozess mit mehreren Entscheidungen. Die wichtigsten: der Verkauf der Klinik und deren Areal und dann natürlich der Neubau des Hochhauses hier in Altstetten. Dafür haben wir ein Grundstück gekauft und ein angrenzendes durch den Tausch mit einem unserer Grundstücke am Zürichberg erworben. Die Meinungsbildung geschah im steten Gespräch mit den

Vereinsmitgliedern. Die meisten Entscheidungen wurden einstimmig gefällt, die übrigen mit grosser Mehrheit. Von der Pflege des Körpers zur Pflege des Geistes. Welche Rolle spielen da die Veränderungen in der Gesellschaft, die dazu geführt haben, dass junge Frauen nicht mehr Diakonissen werden? Jorns: Ich bin überzeugt: Wir würden dasselbe tun und die gleichen Entscheidungen getroffen haben, wenn wir heute noch ein paar Dutzend berufstätige Diakonissen hätten. Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Gesellschaft. Die Spitallandschaft ist inzwischen so stark institutionalisiert, dass es da für uns nichts mehr zu tun gibt. Falls wir mit der Altersbetreuung an diesen Punkt gelangen sollten, wären wir in Zukunft auch da offen für eine Neuorientierung. Aber


Zahlstelle

Wie wichtig ist der Kontakt zur Quartierbevölkerung und wie gestaltet sich dieser? Jorns: Letzten November sind wir nach dreijähriger Bauzeit eingezogen. Noch sind wir dabei uns einzuleben. Unser Ziel ist nicht, einfach eine Firma mehr zu sein. Deshalb haben wir die Bevölkerung zu Baustellenführungen und zweimal zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Kröner: Von den Bratwürsten, die wir dabei gratis abgegeben haben, wissen wir, dass beim letzten Anlass etwa 700 Personen gekommen sind. Unser guter Name hat uns viele Türen geöffnet und tut das noch immer. Entsprechenden Anklang finden unsere kulturellen Veranstaltungen «Die Kunst zu leben», die wir zweimal im Jahr durchführen. Jorns: Altstetten hat einen aktiven Gewerbeverein, zu dem wir bereits guten Kontakt haben. Und unser Restaurant Buckhuser ist am Mittag jeweils voll, am Abend haben wir da noch Kapazität.

Ihr kümmert euch vom Kleinkind bis zur hochbetagten Rentnerin um alle Altersgruppen. Warum spezialisiert ihr euch nicht auf eine Altersgruppe oder ein bestimmtes Problem? Jorns: Wir können nicht jede Not lindern, dessen sind wir uns bewusst. Dennoch haben wir die Gesellschaft als Ganzes im Blick. Die Kompetenzen in den unterschiedlichen Bereichen sind über Jahre oder sogar Jahrzehnte gewachsen. So haben zum Beispiel die Diakonissen vor rund 80 Jahren schon Krippen geführt. Besonders in der Kinder- und Altersbetreuung erhalten wir immer wieder Anfragen, Betriebe zu übernehmen. Das 4-Stern-Hotel Placid und das Sterbehospiz Pallivita befinden sich im selben Gebäude. Wie gehen Abschied nehmende, trauernde Menschen mit der räumlichen Nähe um, wie die Hotelgäste? Jorns: Beim Bau haben wir auf eine sinnvolle Trennung geachtet. Placid und Pallivita haben separate Eingänge und Lifte. Dennoch kam es am Anfang gelegentlich zu Verwechslungen. So stand einmal eine Gruppe von zehn Hotelgästen zum Einchecken an der Rezeption, als eine Ambulanz vorfuhr und die Sanitäter mit der Bahre samt Patient hereinmarschierten, um nach dem Weg zum Pallivita zu fragen. Das war natürlich für alle Beteiligten eine schwierige Situation. Ich habe aber nie gehört, dass es Probleme oder Bedenken von irgendeiner Seite gegeben

In Altstetten ist die Diakonie Bethanien wieder nahe bei den Menschen.

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

derzeit ist das natürlich kein Thema. Kröner: Neben dem psychischen Wohl der Menschen kümmern wir uns nach wie vor um ihren Körper. Beispiele dafür sind das Sterbehospiz Pallivita und das Power2be, unsere Station für Frauen mit Essstörungen, oder die KiEl-Betriebe, die Kindern und Eltern in schwierigen Lebenslagen ein Daheim bieten und bei denen wir eng mit der Kesb (Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde) zusammenarbeiten.

www.zahlstelle.ch


ZAHLSTELLE

Fredy Jorns, Direktor

Nadja Kröner, Marketingleiterin

hätte. Übrigens treffen sich die beiden Gruppen ganz natürlich im Restaurant, und sie nehmen einander gar nicht als unterschiedlich wahr.

Welche Rolle spielt Geld in eurer tive Zweig (Bsp. Sterbehospiz Pallivita). Planung? Jorns: Wir sind ein privatwirtschaftli- Offiziell seid ihr schon lange kein ches Unternehmen, das nur marginal EMK-Werk mehr. Besteht noch eine Spenden erhält und nach betriebswirt- Beziehung zur EMK? Spielt der Glaube noch eine Rolle in schaftlichen Kriterien funktionieren Jorns: Alle drei Jahre schreibe ich eider Betriebskultur? muss. Deshalb ist Geld für uns extrem nen Bericht für die Jährliche Konferenz. Im Leitbild steht, dass wir der Jorns: Unser Leitbild basiert auf christ- wichtig. lichen Werten, und diese Werte haben Wir haben vier Säulen: 1. eine EMK nahestehen. Wir fühlen uns uns an den Punkt gebracht, an dem wir gesunde Trägerschaft, 2. Cash Cows schon sehr methodistisch – vielleicht heute stehen, was die (Bereiche, die Ge- mehr als die eine oder andere EMKFachkompetenz und Unsere Frömmigkeit winn abwerfen): Gemeinde. Denn unsere Frömmigkeit Hauptsächlich die ist in erster Linie praktisch ausgerichdas Vertrauen anist praktisch geht, das die GesellImmobilien, 3. Be- tet, weniger verbal, wie das am Anausgerichtet schaft in unsere triebe, die sich fang für den Methodismus typisch Tätigkeit setzt. Von selbst tragen (Bsp. war. unseren Vorstandsmitgliedern erwar- Kitas, Pflegeheime) und 4. der karitaten wir ein klares Glaubensbekenntnis und die Verankerung in einer Kirche, MITEINANDER ZUKUNFT GESTALTEN und unsere Kadermitarbeiter sollten Als EMK wollen wir eine «Kultur der Ermöglichung» leben. Das bedeutet: zum Glauben zumindest keine BerühKirche anders denken als bisher. Deshalb hat die Zahlstelle das Motto rungsängste haben. Wir haben einen gewählt «miteinander Zukunft gestalten». Jeden Monat stellen wir eine/n festangestellten Seelsorger, der übriPionier/in oder eine Pioniertat vor. gens EMK-Pfarrer ist, und arbeiten lokal mit katholischen und reformierten www.zahlstelle.ch Pfarrpersonen zusammen.

DIAKONIE BETHANIEN Gegründet wurde das Diakoniewerk Bethanien 1874 an einer Jährlichen Konferenz in Schaffhausen, Hauptsitz war Frankfurt. 1885 kamen die ersten Diakonissen für Hauskrankenpflege nach Zürich. Sie wohnten am Zeltweg. Nach dem Verkauf der Privatklinik Bethanien und des zugehörigen Areals 2010 resp. 2011 wurde der Hauptsitz in den zwölfstöckigen Neubau an die Buckhauserstrasse in Altstetten verlegt und der Name des Vereins zu «Diakonie Bethanien» modernisiert. Die 15 Diakonissen, einst das Markenzeichen der Organisation, verbringen ihren Ruhestand im angestammten Quartier am Zürichberg. Heute

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hat Diakonie Bethanien 450 Angestellte in ca. 320 Vollzeitstellen (darunter 55 Lernende und Praktikanten) in über 20 Berufsfeldern im Sozial- und Gesundheitsbereich, 14 Betriebe in den Kantonen Zürich, Bern, Aargau, St. Gallen und Thurgau sowie zwei Tochterfirmen mit weiteren rund 400 Angestellten. Diakonie Bethanien betreibt Alters- und Pflegeheime, Kindertagesstätten, ein Haus für Frauen mit Essstörungen, geschütztes Wohnen für Kinder und Eltern, ein Sterbehospiz, drei Restaurants sowie ein Hotel. www.bethanien.ch


BISCHOFSBÜRO

Wie soziale Medien einen problematischen Grundzug verstärken

«Das könnte Ihnen auch gefallen!»  VON BISCHOF PATRICK STREIFF

Aus ganz unterschiedlichen europäischen Ländern waren wir Mitte September nach London angereist. Beim Treffen des Europäischen Methodistischen Rates tauschten wir aus über Entwicklungen in der Gesellschaft. Eine Diskussionsrunde war dem Erstarken extremer politischer Parteien in vielen europäischen Ländern gewidmet.

Wir haben uns nach den Gründen gefragt: Nach den Ängsten, die geschürt werden; nach den «schwarzen Schafen», die an allem Schlechten schuld sein sollen; nach dem erlebten Verlust von nationaler Identität in einer immer bunter werdenden Gesellschaft. Dabei sind wir auch auf die moderne Medienlandschaft zu reden gekommen: Auf politische Führer, die so reich sind, dass sie TV-Sender aufkaufen können, um Meinungs- oder oft zumindest Stimmungsmacher zu sein; auf die zu kurzen Tweets geschrumpften Statements über komplexe Zusammenhänge; und natürlich auch auf den Einfluss neuer sozialer Medien.

Parallelwelten Ein Methodist unter uns, der selber für ein Parlamentsmandat kandidiert hat, erzählte, wie er auch die sozialen Medien nutzte, viele «Likes» erhielt und den Eindruck bekam, seine Kampagne laufe gut. Erst als er nicht gewählt wurde, entdeckte er in der Analyse des Wahlkampfs, dass es auf den sozialen Medien parallel einen ganzen «Shitstorm» gegen ihn und seine zu sozialen und ausländerfreundlichen Positionen gab. Aber diese Gegenkampagne lief in anderen, ihm unbekannten Zirkeln ab. Mehr Gleiches Auch Verkaufsplattformen im Internet leben schon längst davon, dass sie unsere Vorlieben analysieren und dann vorschlagen: «Das könnte Ihnen auch gefallen». Mehr vom Gleichen!

Keine direkte Begegnung mit einem andersdenkenden Menschen! Schuld daran sind nicht die sozialen Medien. Sie verstärken und beschleunigen nur eine Tendenz, die in uns angelegt ist, vor allem wenn man sich verunsichert fühlt. Schöpferische Vielfalt Ähnliche Phänomene spielen sich auch in unseren christlichen Kreisen ab: Wann haben Sie zum letzten Mal ein Buch gelesen, das eine ganz andere Überzeugung vertrat als die Ihre? Wann haben Sie sich zum letzten Mal die Frage gestellt, welche Argumente in einer gegnerischen Position wertvoll sind? Gott hat diese Welt mit grosser Vielfalt geschaffen, und es wäre eine Verarmung, wenn sein Geist uns nur einflüstern würde: «Das könnte Ihnen auch gefallen».

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM NOVEMBER 30.10.–12.11. 13.–16.11. ab 28.11.

Bischofsrat und Sitzungen, Lake Junaluska NC, USA Retraite mit den Bischöfen aus Kongo, in der Schweiz Kommission für theologische Ausbildung in Zentralkonferenzen, Nashville TN, USA

Patrick Streiff: «Wann haben Sie sich zum letzten Mal die Frage gestellt, welche Argumente in einer gegnerischen Position wertvoll sind?»

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THEMA

Die «Digitale Revolution» verändert die gesamte Gesellschaft

Wenn intelligente Maschinen die Arbeit übernehmen  VON RETO GUBELMANN

Unsere Maschinen werden mit rasanter Geschwindigkeit präziser und flexibler. Das verspricht viele neue Anwendungen, bringt aber auch ganz neue Probleme mit sich.

Am 24. Mai 2017 hat ein Computerprogramm mit dem Namen «AlphaGo», das dem Google-Konzern Alphabet gehört, den aktuell besten menschlichen Spieler im chinesischen Strategiespiel «Go» geschlagen. Diese Leistung hat weit über die Domäne der Fachleute hinaus für Wirbel gesorgt. Weshalb? Selbstlernende Programme Der Grund für den Wirbel liegt in den Eigenheiten von «Go» und in der Art, wie «AlphaGo» sozusagen trainiert und gewonnen hat. «Go» ist ein enorm komplexes Strategiespiel, es gibt mehr mögliche Spielsituationen als Atome im derzeit bekannten Universum(!). Das bedeutet, dass auch der schnellste heutige Computer unmöglich in der Lage ist, auszurechnen, welches der beste Spielzug ist: Es ist viel zu aufwändig, benötigt viel zu

viele Rechnungen, um von einer bestimmten Spielsituation auszugehen, alle Alternativen durchzugehen und sich dann für den besten Zug zu entscheiden. Die «künstliche Intelligenz» war bis dahin jedoch grösstenteils auf solche Berechnungen beschränkt: Wie ein Taschenrechner, einfach viel schneller. «AlphaGo» allerdings ist da schon ein anderes Kaliber. Das Programm beruht auf sogenannten neuronalen Netzen. Die zentrale Innovation an dieser neuen Art von Programm-Architekturen ist, dass sie in einem gewissen Sinne selbst lernen können. Das Programm erhält eine Aufgabe, die es zu lösen gilt, also hier, im «Go» zu gewinnen. Weiter erhält es eine grosse Menge an Spielen, so genannte Daten, die es untersuchen kann. Daraus hat «AlphaGo» erste Strategien extrahiert. Um ein sehr vereinfachtes Beispiel zu geben: Wenn Spieler, die Spielzug A gemacht haben, danach meistens gewonnen haben, dann hat sich «AlphaGo» gemerkt: «Spielzug A ist gut. Mache ihn, wenn sich Gelegenheit ergibt». Danach, und das hat am Ende den Unterschied gemacht,

Wird die «künstliche Intelligenz» die Gesellschaft zum Guten verändern helfen?

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hat «AlphaGo» zahllose Male sozusagen gegen sich selbst gespielt und daraus neue solcher Merkregeln extrahiert. Mit diesen Merkregeln hat «AlphaGo» seine menschliche Konkurrenz in Grund und Boden gespielt. Viele Anwendungsmöglichkeiten Diese neue Kategorie von Computerprogrammen ist mittlerweile für viele verschiedene Anwendungen im Einsatz, beispielsweise für Gesichtserkennung auf Bildern, für Sprachanalyse oder für die Erkennung von Handschriften. Dass Roboter in Zukunft viele der geistig eher eintönigen und einfachen Arbeiten übernehmen werden – beispielsweise das Zusammenschrauben von Fahrzeugen in einer Fabrik – dürfte keinen mehr überraschen. Dass eine der grössten Depeschenagentur der Welt eine Computerfirma damit beauftragt hat, Sportberichterstattung zu übernehmen, schon eher. Die besagte Firma, «Automated Insights», ist stolz darauf, mit den entsprechenden Daten 2000 Artikel pro Sekunde(!) produzieren zu können – inklusive Begleitfotos und Legenden.


THEMA

Mehr Spielsituationen als Atome im Universum gibt es bei «Go».

Die Depeschenagentur kann dadurch über Baseballspiele berichten, für die es sich finanziell nicht lohnen würde, einen menschlichen Reporter einzusetzen. Mehr Freizeit? Eigentlich könnten wir uns freuen: Wenn die Maschinen immer mehr von unserer Arbeit übernehmen, dann könnten wir mehr Freizeit, mehr Zeit, das zu tun, was uns gefällt, erwarten. Die Maschinen brauchen ja keinen Lohn, also bleibt mehr für uns. Die wirtschaftliche Realität ist jedoch eine andere – aus zwei Gründen: Einerseits gelingt es der Marktwirtschaft, ohne Unterbruch neue Bedürfnisse in uns zu wecken. Wir haben jetzt alle ein Auto? Na dann brauchen wir sicher zwei, oder? Und grössere. Andererseits werden die Gewinne, die diese neuen Maschinen erwirtschaften, eben nicht mehr an die vielen Menschen verteilt, die früher in einer Autofabrik gearbeitet haben. Jetzt sind es die Besitzer/innen der Maschinen, die den Löwenanteil der Gewinne einstreichen. Die Konsequenz davon ist, dass sich viele Arbeitnehmer/innen wohl eher auf schlechtere Zeiten werden einstel-

nen verbringen. Leider ist es so, dass jede Stunde, die vor allem Mädchen auf den sozialen Medien verbringen – und dort mit Inhalten und Strukturen interagieren, die fast vollständig von sogenannter künstlicher Intelligenz kontrolliert werden – nachweislich ihre Gefährdung für psychische Krankheiten bis hin zur Selbsttötung steigert. Glücklicherweise gibt es dafür eine einfache Medizin: Jede Stunde nämlich, die diese Jugendlichen in direktem Kontakt mit echten Menschen verbringen, senkt diese Gefahr wieder. Es lohnt sich also, neben den Segnungen, die die «Digitale Revolution» zweifelsohne mit sich bringt und noch bringen wird, auch ein kritisches Auge auf problematische Entwicklungen zu behalten.

len müssen – und nicht auf ein technologisches Utopia, wo die Maschinen arbeiten und die Menschen am Strand liegen. Ausser wir als Gesellschaft entscheiden uns dafür, die Verteilung von Gewinn und Ertrag ganz neu zu denken. Nicht ohne Grund halten viele Fachleute eine Art von Grundeinkommen für notwendig, wenn die «Digita le Revolution» erst einmal voll durchschlägt. Besorgniserregend? Populärer sind natürlich momentan andere Schreckensszenarien: Böse Roboter, die die Weltherrschaft an sich reissen und die Menschen versklaven. Eine solche Entwicklung ist aber noch nicht absehbar. Wirklich besorgniserregend hingegen sind die psychischen Auswirkungen auf diejenigen, die einen grossen Teil ihres Alltagslebens mit und mit Hilfe von diesen intelligenten Maschi-

ZUR PERSON Reto Gubelmann hat Philosophie und Multilinguale Textanalyse, eine Teildisziplin der Computerlinguistik, studiert. Danach hat er in «Theoretischer Philosophie» promoviert, nun ist er Pfarrpraktikant auf dem Bezirk BülachOberglatt. Er lebt mit seiner Familie in Zürich und läuft gerne.

WEITERLESEN Alphago: deepmind.com/research/alphago Sportberichterstattung: automatedinsights.com Grundeinkommen: is.gd/hoettges negative Folgen: is.gd/auswirkungen

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THEMA

Kirche und die neue «social-network»-Welt

Reich Gottes 2.0 «eifachWiit» schafft Möglichkeiten, diese Gemeinschaft sowohl im virtuellen Raum wie auch im realen Raum zu leben: Austauschen, lernen, Impulse geben und Inspirationen bekommen. Der reale und der virtuelle Raum werden zu einer sich ergänzenden Art des Miteinanders. An unseren Treffen bei «eifachWiit» gibt es die ebenbürtige Möglichkeit, sich real zu treffen oder per Videokonferenz dazuzukommen. Der Hintergrund ist pragmatisch. Die Beteiligten kommen aus der ganzen Schweiz. Aber sie haben ein gemeinsames Interesse: Reich Gottes zu leben und zu fördern. Die Welt verändern War nun zuerst die Entwicklung der Gesellschaft, die das Internet inspirierte, oder war es umgekehrt? Diese Frage bleibt offen. Ist das eine gute oder eine schlechte Entwicklung? Ich Reto Nägelin lotet die Möglichkeiten der vernetzten Welt für die Kirche aus. halte mich an Jesus (Matthäus 7,1): «Richten» hat keinerlei Veränderungskraft. Wenn wir als Bürger/innen des  VON RETO NÄGELIN Informationen. Das Internet ist nicht Himmelreichs ganz in dieser Welt länger nur Auskunftsstelle. Nun kön- sind, wird das dagegen die Welt verän«eifachWiit – eine himmlische Com- nen alle selbst Inhalte generieren und dern. Wir sind es also, die in unserem munity» (Gemeinschaft, Gemeinde, publizieren. Umfeld, in unseren Netzwerken Reich Gottes spürbar machen können. Reich Kommunität) verbindet und fördert Gottes 2.0 heisst nun: Die VerkündiMenschen, die die Welt verbessern Virtuell und real gung, der Weg mit Jesus ist nicht länwollen. Um dies zu ermöglichen, ist es Dadurch wird das Internet zu einer für mich und mein Team elementar zu sich entwickelnden und wachsenden ger mehr Information, sondern Komerkennen, wie soziale Netzwerke Umgebung der Kommunikation und munikation. Es ist aktive Beteiligung heute funktionieren. der Zusammenardaran, die Welt zu Realer und beit. Es bilden sich verändern, das Reich virtueller Raum Klar, das Reich Gottes bleibt inhaltlich soziale Netzwerke Gottes sichtbar zu gleich, da gibt es keine Versionen. mit eigenen Remachen. ergänzen sich «Reich Gottes 2.0» steht daher für eine geln und nicht liwesentliche Veränderung darin, wie nearen Entwicklungen: Die beteilig- Die Welt «durchsäuern» die Inhalte entstehen und sich verbrei- ten Menschen lassen diese Netzwerke In der Tat ist dies nichts Neues. Geten – parallel zu dem, wie sich das In- wachsen und leben. Das revolutio- nauso erlebe ich Jesus im Umgang mit ternet verändert hat: Im Internet 1.0 niert nicht nur das Internet, sondern Menschen und verstehe ich seine Botwar die Vermittlung weitgehend einsei- die Gesellschaft und mit ihr alle an schaft. «Was kann ich für dich tun», tig. Webseiten stellten Informationen ihr beteiligten Organismen, wie Fa- ein Frage leitet die Kommunikation zur Verfügung, deren Betreiber ver- milien, Firmen, Vereine, Kirchen. ein. (Sie erinnern sich an die JK17?) kündeten ihre Botschaft. Im Internet Im Aufbau von «eifachWiit» ist es Der Dialog ist wichtig. In ihm wird 2.0 verschwindet die Trennung zwi- eine meiner zentralen Aufgaben, diese Reich Gottes spürbar. Durch ihn wird schen lokalem Verteiler und zentralen Form des Miteinanders zu fördern. Beziehung hergestellt. Deine Meinung

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THEMA

ist wichtig für mich, für uns. Du bist ein wichtiger Bestandteil des Netzwerkes. Du hast eine ganz besondere Rolle in dem Ganzen. Jesus hat mit seinen Jüngern die Welt «durchsäuert» (Lukas 13,21). Ebendies ist auch heute möglich, weltweit – wie es noch nie zuvor möglich war. Klar, mit den Menschen vor Ort verbindet mich ein Thema: Der gemeinsame Wohnort. Viele andere Themen sind jedoch regional, national oder wohl eher global. Den grossen Herausforderungen dieser Welt zu begegnen, dazu braucht es Menschen aus der ganzen Welt.

ben, weil sie Hilfe, Hoffnung und Heilung erfahren haben. Wir haben die Chance, Menschen zu sammeln und auf Unternehmen Einfluss zu nehmen, wie es die Politik längst nicht mehr kann (ein Beispiel dafür ist avaaz.org). Wir können über alle künstlichen Grenzen hinweg austauschen, ermutigen, gemeinsame Ressourcen aktivieren und durch unser gemeinsames Wirken unsere Welt mir der Liebe Gottes durchdringen.

Was ist Kirche? Mit «eifachWiit» stehen wir am Anfang. Doch schon jetzt ist klar: Diese Community wird anders sein als die Mit Gottes Liebe durchdringen einer lokalen Gemeinde: Punktueller, Seit einem knappen Jahr bin ich nun in thematischer, nicht territorial oriendieser Aufgabe unterwegs. Immer tiert. Gemeinschaften in der oben mehr entdecke ich, dass beschriebenen veres überall auf der Welt Diese Community netzen Welt sehen anders aus, finden Menschen gibt, die wird anders den Ruf spüren, einen anders statt und hasein als eine Bereich der Gesellben andere Regeln: lokale Gemeinde Dennoch sind sie schaft besser zu machen. Einige Beispiele: Gemeinde. Auch das Shared economy (wirtschaftliches Tei- ist nicht neu. Im Disput über die Relen), social innovators (soziale Innova- geln für die Heidenchristen (Apg 15 toren), Mikrokredite, Fairtrade (fairer und Gal 2) zeigt sich die gleiche DeHandel), um nur einige wenige zu batte, wie wir sie auch heute oft erwähnen. Viele tun das aus ihrem führen. Wichtig ist es, in all den VerGlauben, einige beweisen durch ihr änderungen immer wieder zu klären: Wirken, dass sie Gott im Herzen tragen Was ist Zweck, Existenzgrund und (Römer 2,14–15). Auftrag der Kirche? (Ich schreibe hier Heute haben wir die (technischen) bewusst keine Antwort, sondern erVoraussetzungen, um mit Menschen mutige Sie, darüber nachzudenken aus aller Welt am gleichen dran zu und in Ihrem sozialen Netzwerk darsein, uns miteinander für eine Welt über in einen Dialog zu kommen.) einzusetzen, in der Menschen Gott loTeamsitzung bei «eifachWiit»: Per Stream oder real dabei sein.

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag. Ursula Hofer Bern am 25. Juni Bénédicte Elonga Biel am 30. Juli Nico Bircher Frutigen–Adelboden am 26. August Rebecca Künzli Koni Künzli Rüti–Wald–Hombrechtikon am 10. September

Verstorben Anton Fercher (82) Lyss–Aarberg am 30.7.2017 Erwin Mollet (77) Spiez–Oey am 21.8.2017 Lucie Müller (86) Bern am 6.9.2017 Rösli Keller (91) Flaach am 27.9.2017 Heinrich Thommen (92) Windisch–Brugg am 2.10.2017

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CONNEXIO

Connexio fördert die Selbständigkeit der Partner mit einer klaren Strategie

Konsequente Hilfe zur Selbsthilfe  VON ANDREAS STÄMPFLI

Ein Sprichwort sagt, dass es nachhaltiger sei, Hungrige das Fischen zu lehren, anstatt ihnen Fische zu geben. Diese Weisheit anzuwenden, ist die beständige Herausforderung für alle, die Gutes tun möchten.

In der Zusammenarbeit versucht Connexio konsequent, Partner zu befähigen, sich selber für Notfälle zu wappnen und Projekte so zu planen, dass sie langfristig wirkungsvoll sind. Dies ist in der Regel viel komplizierter, als kurzfristig Nothilfe zu leisten oder Mitarbeitende zu entsenden, die irgendwelche Aufgaben rasch und kompetent erledigen. Partner stärken Connexio unterstützt Partnerorganisationen durch «Capacity Development»: Führungskräfte werden gefördert und die Orga nisationsentwicklung beratend begleitet. Beispielsweise bezahlt Connexio Stipendien für kirchliche Mitarbeitende, die später eine Leitungsfunktion übernehmen sollen. Während früher

vor allem Doktoratsstudien in Theo- coachen lokale Mitarbeitende bei delogie finanziert wurden, werden ren täglicher Arbeit, insbesondere heute auch Masterstudien in Busi- bei der Projektplanung und beim Erness Administration, Public Health stellen von Gesuchen und Berichten. oder Informatik finanziert. Kirchen Eine Hilfe für die praktische Arbeit benötigen nicht nur Theologieprofes- von Pfarrpersonen sind zudem die soren, sondern auch gute Administ- Kurse, die Peter Siegfried und Stefan ratoren, Leitungspersonen für Spitä- Pfister zwei Mal pro Jahr für Diakone ler oder Mitarbeitende in einer und «Pfarrpersonen auf Probe» in Informatik-Fakultät. Kambodscha durchführen. Damit Kirchen und ihre Werke wirkungsvoll und nachhaltig arbei- Netzwerke gestalten ten können, sollten sie gut organi- Gute Beziehungen zu mehreren Partsiert sein und ihre Arbeit auch auf nern gibt Stabilität und stärkt die strategischer Ebene planen. Conne- Selbständigkeit einer Organisation. xio finanziert deshalb Workshops für Connexio fördert deshalb die weltFührungspersonen in strategischer weite Vernetzung von PartnerorgaPlanung und bezahlt Mandate von lo- nisationen. Ein gutes Mittel dazu kalen Beratungspersonen für Orga- sind «Round Tables»: Treffen, bei nisationsentwicklung. denen eine gastgebende Kirche ihre Zur Stärkung der Partnerorgani- Situation und ihre Bedürfnisse mehsationen dient auch der Einsatz der reren Partnerorganisationen gleichConnexio-Koordinazeitig präsentiert tionspersonen in BoDie Kirche braucht und danach gemeinlivien, in der Demosam nach Lösungen auch gute kratischen Republik gesucht wird. Im Administratoren Oktober 2017 fanKongo und neuerden solche Round dings in Kambodscha. Diese Connexio-Mitarbeiten- Tables in Argentinien, Bolivien und den unterstützen, beraten und Chile statt. Teilnehmende Partner

An einem Strategieworkshop werden Führungskräfte geschult.

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CONNEXIO

«Round Tables» wie hier in Chile fördern die Vernetzung und ermöglichen neue Partnerschaften.

waren die Missionsorganisationen ten. Diese werden unterstützt bei der Methodistenkirchen in England, der Planung, beim ErfahrungsausKanada, den USA, das UMCOR tausch mit andern Organisationen (Hilfswerk der weltweiten EMK) so- oder bei der Suche nach verschiedewie Connexio. nen Geberorganisationen. Connexio Solche Treffen mit mehreren Or- sammelt weiterhin Spenden für solganisationen sind oft der Anfang für che Projekte. Die finanzielle Beiträge die Zusammenarbeit mehrerer Part- sind dabei eine Starthilfe. Dauerner. So unterstützt der Connexio- hafte Abhängigkeiten sollen dadurch Koordinator in Lubumbashi nun nicht entstehen. Mittelfristig sollen auch Aufgaben für eine Jährliche die Projekte selbsttragend, bezieKonferenz in den USA. hungsweise unabhängig von ConneAuch Gemeindepartnerschaften xio sein. oder Beziehungen, die auf Reisen Entwicklungs- und Sozialprojekte oder bei Begegnungstreffen entste- unserer Partnerkirchen, die der gehen, helfen mit, Netzsamten Bevölkerung werke aufzubauen und eines Landes zuguDie finanziellen zu stärken: Junge Ertekommen, können wachsene aus verauch mit Beiträgen Beiträge sind schiedenen Ländern, der DEZA, der Direkeine Starthilfe die vor mehr als einem tion für Entwicklung Jahr am Schweizerund Zusammenartreffen der Jungscharen teilgenom- beit der Schweizerischen Eidgenosmen haben, pflegen noch heute Kon- senschaft, finanziert werden. Vortakt miteinander und organisieren ausgesetzt wird dabei, dass Planung, gegenseitige Besuche an Jugendla- Ausführung und Berichtswesen gern ihrer jeweiligen Kirchen. den hohen Anforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit geEngagement unterstützen nügen. Dafür sind Beratung und Hauptaufgaben von Missionsorgani- Coaching der verantwortlichen Fühsationen war während Jahren die rungspersonen unerlässlich. Realisierung von Entwicklungs- und Sozialprojekten wie beispielsweise Ständig selber lernen der Betrieb von Spitälern, Schulen Damit die Arbeit von Connexio imoder Landwirtschaftsberatung. mer zeitgemäss bleibt, müssen sich Heute verzichtet Connexio darauf, die Angestellten und die Freiwillieigene Projekte zu realisieren, son- gen in den Ressorts laufend weiterdern unterstützt ausschliesslich bilden und die eigenen Strategien Initiativen von lokalen Trägerschaf- weiterentwickeln. Auch dies ge-

schieht vernetzt mit andern Organisationen: Connexio ist Mitglied der Kooperation «Brot für alle», in der zehn Schweizerische Missions- und Entwicklungsorganisationen zusammengeschlossen sind. Die Verantwortlichen tauschen hier Erkenntnisse und Erfahrungen aus, lernen gemeinsam und entwickeln Massnahmen, die allen Organisationen zugutekommen. Mitarbeitende von Connexio sorgen für den Wissenstransfer zwischen den ConnexioRessorts und den Arbeitsgruppen der Kooperationsgemeinschaft. Der Connexio-Vorstand, die Länderressorts und die Fachgruppe Entwicklungszusammenarbeit profitieren von diesem Wissenstransfer und berücksichtigen die Erkenntnisse bei der Planung der Aufgaben von Connexio.

CONNEXIO … stärkt Partner in der Zusammenarbeit, gestaltet weltweite Netzwerke und unterstützt missionarisches und soziales Engagement weltweit. www.connexio.ch EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN: CH52 0900 0000 8753 7056 9 BIC: PPFICHBEXXX

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ZENTRALKONFERENZ

Bence Vigh kennt nicht nur (s)ein Ungarn

Grenzen überwinden, ohne sein Land zu verlassen  VON URS SCHWEIZER / BENCE VIGH

Mit seinen 31 Jahren gehört Bence Vigh zu den jungen Pastoren der EMK in Ungarn. Als Verantwortlicher für die Jugendarbeit seiner Kirche kennt er die Digitalisierung, die auch in Ungarn die Menschen zunehmend prägt. Als Pastor auf dem Bezirk Kaposvar weiss er aber auch um ein ganz anderes Ungarn. Denn zu diesem Bezirk gehört auch die Roma-Gemeinde in Kürtöspuszta.

«Manchmal frage ich mich: Wie viele ‹Ungarn› gibt es», sagt Bence Vigh. «Wie viele Personen, Lebensstandards, Realitäten? Ich kenne ein Ungarn, das so anders ist als das ‹meinige›. Es ist ein Kulturschock, dort anzukommen, obwohl dieses andere Ungarn nur zehn Kilometer entfernt ist.» Holz sammeln verboten In diesem anderen Ungarn können die

Menschen im Winter nur einen Raum heizen, und die ganze Familie lebt dort. Es gibt kein Geschäft. Da ist nur das ‹Lebensmittel-Auto›, das regelmäswsig vorbeikommt und Waren zu überhöhten Preisen verkauft. In diesem anderen Ungarn hat niemand Arbeit, und nicht einmal im Papierkorb findet man etwas zu essen. Dafür riskiert man, inhaftiert zu werden, wenn man für seine Familie Brennholz sammelt. Das nächste Krankenhaus ist 30 Kilometer entfernt, und der Bus fährt lediglich zweimal täglich dorthin und wieder zurück. In diesem anderen Ungarn leben 20 Menschen in einem kleinen Haus, weil das Leben auf diese Weise billiger ist. Mehrfach benachteiligt Bence Vigh ist oft in Kürtöspuszta – am Sonntag zum Gottesdienst und auch ein- bis zweimal unter der Woche. Dann erzählt er Kindern aus der Bibel, erteilt ihnen Gitarren-Unterricht und spricht

In den Lagern der EMK basteln, lachen und singen die Kinder.

mit ihnen über die christlichen Aussagen in den Liedern, die er sie lehrt. Nachdenklich sagt er: «In diesem anderen Ungarn gibt es Kinder, die bellen können, bevor sie sprechen lernen.» Zwar ist die Mehrheit der Bevölkerung jünger als 14 Jahre – aber es gibt keinen Kindergarten, keine Schule, keinen Arzt. In diesem anderen Ungarn ist jedes Kind mehrfach benachteiligt. Es gibt keine Schreibtische, Bücher oder Farbstifte. Pflanzen im Gegenwind Die EMK führt jeden Sommer Lager durch, in denen die Kinder spielen, basteln, lachen, singen und Geschichten hören. In diesen Lagern erfahren die Kinder auf besondere Weise Wertschätzung und Liebe, und sie lernen auch viele Dinge, die für ihre persönliche Entwicklung und für das soziale Zusammenleben wichtig sind. Da ist die Hoffnung, dass diese kleinen Pflanzen im Gegenwind des Lebens gedeihen


ZENTRALKONFERENZ

Die Kinder sollen eine echte Chance erhalten.

werden. Der Gegenwind ist jedoch gross: In diesem anderen Ungarn sind Diebstähle an der Tagesordnung, und es gibt keinen Grund, Geflügel aufzuziehen, einen Gemüsegarten anzupflanzen oder Blumen zu säen. In diesem anderen Ungarn wird das Geld jedes neuen Monats zuerst einmal dazu verwendet, um Schulden zu verzinsen oder abzuzahlen. Es gibt in vielen Häusern weder Wasser noch Strom. Benzin ist überhaupt nirgends zu finden. In diesem anderen Ungarn resignieren Teenager, weil sie keine Hoffnung mehr haben. «Wie viele Menschen wohl hier leben mögen?», fragt sich Bence Vigh. «Von wie vielen schrecklichen Erfahrungen, die sie machen, wird nie jemand etwas erfahren? Wer weiss, was hier getan werden soll? Wer will überhaupt noch irgendetwas tun?» Zukunft ermöglichen Regelmässig bringen Menschen der EMK Kleider, Lebensmittel, Schreibmaterial und andere Dinge nach Kürtöspuszta. Ihr Ziel besteht aber nicht nur darin, unmittelbare Notsituationen abzuwenden, sondern echte Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Bence Vigh meint dazu: «Ein anderes Ungarn. Ich bin dort gewesen. Ich kehre immer wieder zurück. Mit einem gewissen Unbehagen und einer Unruhe im Herzen. Vielleicht kommt dies auch von Gott, der mich ruft, über mein Leben und meine Möglichkeiten nachzudenken, zurückzukehren, etwas zu tun. Und der mich erkennen lässt: Ich finde Christus auch in diesem anderen Ungarn!»

Gedanken aus Kirche und Gesellschaft

Segen oder Fluch?

ZUR PERSON Bence Vigh (31), verheiratet, ist Pastor des EMK-Bezirks Kaposvar, zu dem drei Gemeinden gehören. Ausserdem ist er Verantwortlicher der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen der EMK in Ungarn. Die EMK in Ungarn hat 29 Gemeinden mit rund 450 Bekennenden Gliedern. Durch eine vielseitige Arbeit mit Kindern, Teenagern und jungen Erwachsenen, durch eine umfassende Medienarbeit, durch ihr Engagement in zahlreichen Schulen (darunter auch an der zur Kirche gehörenden Forrai-Privatschule in Budapest) und durch andere Formen diakonischen Handelns erreicht die Kirche jedoch ein Vielfaches an Menschen – und hinterlässt weit über die Gemeinden hinaus Segensspuren.

Dank Facebook, WhatsApp und Twitter ist die Welt zusammengerückt. Wir sind zum globalen Dorf geworden. Doch sind wir dadurch weltoffener geworden? Die Wahlen in vielen Ländern zeichnen ein ganz anderes Bild. Wir sind bestens informiert, im Sekundentakt treffen die News ein. Nur wer mit noch schrilleren Tönen operiert, wird gehört, egal ob es wahr ist oder sogenannte «FakeNews». Diese moderne Welt schafft für Christ/innen neue Möglichkeiten: Zeitgleich und hautnah sind wir bei einer Missionsstation dabei, Geld wird nun online per Crowdfunding gesammelt. Wir leben in einem Spannungsfeld von Moderne und Antike. Auf dem Handy lesen wir von den biblischen Geschichten. Sie handeln von Personen aus einer ganz anderen Zeit, die ihre Erzählungen mündlich weitergaben oder auf Tontafeln. Es braucht Menschen, die diesen Gottesglauben in die heutige Zeit übertragen. Einer, der mich immer wieder inspiriert, ist Pierre Stutz, Autor von unzähligen Büchern zum Thema «Spiritualität im Alltag». Für ihn ist zum Beispiel ein Computer ein «spiritueller Begleiter»: Beim Einschalten sammelt sich der zuerst, holt alle nötigen Programme, bis er zu arbeiten anfängt …

MIT IHRER HILFE! Spenden an: EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN: CH52 0900 0000 8753 7056 9

André Töngi

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UMSCHAU

Die Pauluskirche in Davos war während zwei Monaten Wirkungsfeld von Sarah Bach.

Sarah Bach übernahm eine Vertretung in der EMK Davos

Zwischenhalt in der Praxis  VON SARAH BACH

noch ein bisschen in den USA umher, bevor es zurück nach Europa ging.

In diesem Sommer war bei mir erneut ein Wechsel angesagt: Ich tauschte die Wolkenkratzer von New York gegen die Alpen der Schweiz. Die Studienbücher legte ich zur Seite und konnte das bisher Gelernte in der Praxis anwenden.

Bereits Mitte Mai schloss ich mein viertes Jahr des Theologiestudiums ab, wobei ich das letzte Jahr eben nicht an der Theologischen Hochschule Reutlingen verbracht habe, sondern an der Drew University in Madison ausserhalb von New York. Ich durfte hier meinen Master-Studiengang beginnen und mit einem Schwerpunkt in Systematischer Theologie und Ethik studieren. Das war sehr herausfordernd, aber auch unglaublich interessant und gewinnbringend. Nach einem Abschluss vom Campus dort packte ich meine sieben Sachen in einen Koffer und reiste

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Praktische Herausforderung Dort wartete bereits die nächste Herausforderung auf mich, auch wenn diese ein bisschen anderer Art war: Ich durfte für zwei Monaten in der EMK Davos arbeiten, während Stefan Pfister, der dort Pfarrer ist, in seinem Sabbatical weilte. Ich freute mich sehr auf diese praktische Herausforderung, ist doch gerade manchmal der Praxisbezug – trotz Sozial- und Gemeindepraktikum während des Studiums und immer wieder Predigtdiensten – während der letzten vier Jahre eher kurz gekommen. So freute ich mich darauf, das Gelernte nun in Predigten, im Hauskreis, in Gesprächen, usw. einbringen zu dürfen und mit der EMK in Davos auf einem Stück ihres Weges unterwegs sein zu können. In Davos wurde ich herzlich empfangen. Die Gemeinde war froh, jemanden zu haben, der sie in ihrer Arbeit wäh-

rend der Monate ohne Pfarrer unterstützt. Diese Dankbarkeit habe ich sofort gespürt. Wieder einmal wurde mir bewusst, wieviel Motivation eine Pfarrperson daraus schöpfen kann, dass sie offen und dankbar empfangen und unterstützt wird. Obwohl mich die Gemeinde wenig bis gar nicht kannte, liess sie mir viel Freiraum darin, wie ich die mir anvertrauten Aufgaben erledige und mich selbst einbringe. Dies hat mir sehr geholfen, mich auch in dieser kurzen Zeit angemessen engagieren zu können. Beziehungen leben In Davos standen jene Aufgaben an, die traditionellerweise von einer Pfarrperson in der Gemeinde ausgeführt werden. So habe ich Gottesdienste geleitet und gepredigt, den offenen Hauskreis vorbereitet und durchgeführt, und beispielsweise auch den kirchlichen Unterricht mit den Teenies zusammen gestaltet. Der Pfarrberuf spielt sich eben nicht nur


UMSCHAU

Agenda

am Sonntagmorgen ab, sondern wird durch die Beziehungen geprägt, die die ganze Woche hindurch geführt werden. Von diesen Beziehungen durfte ich in Davos unglaublich profitieren, sind es doch genau diese Beziehungen, die mir erneut Kraft für mein weiteres Studium geben. Besser ausgerüstet Ich realisierte in dieser Zeit auch besonders intensiv, wie sehr ich mich im Studium verändert habe. Ich predige anders, habe mehr Werkzeuge für den Gemeindealltag an die Hand bekommen und bin selbstsicherer in meinem Umgang mit anderen Menschen und den an mich herangetragenen Herausforderungen geworden. Und gerade in jenen Bereichen, in denen mir diese Selbstsicherheit beispielsweise noch gefehlt hat, will ich mich in meinem weiteren Studium umso mehr einbringen, um noch mehr lernen zu können. Gemeinsame dran Dennoch konnte längst nicht alles von mir erledigt werden, was während einer längeren Auszeit eines Pfarrers eben so ansteht. So musste auch die Gemeinde in vielen Dingen tatkräftig anpacken, sei es bei Umbauarbeiten oder in jenen Gottesdiensten, in denen ich nicht anwesend sein konnte. Ich glaube, dass eine solche Auszeit der Pfarrperson (sei dies für ein Sabbatical, ein Urlaub, eine Weiterbildung, etc.) auch Gutes für eine Gemeinde bringen kann: Gemeindeglieder werden herausgefordert, auch jene Aufgaben zu übernehmen, die sie sich sonst vielleicht nicht unbedingt zugetraut hätten und sie realisieren, welche Aufgaben allgemein von einer Pfarrperson erledigt werden, vor allem eben jene «hinter den Kulissen».

Nächste Aufgaben Wie geht es nun weiter? – Ich bin Anfang Oktober zurück nach Reutlingen gereist – mit viel Vorfreude: Die Hochschule und vor allem meine Mitstudierenden sind auch zu einem Stück Heimat für mich geworden. Nun stehen zwei weitere Jahre Masterstudium an, ehe es dann zurück in die Schweiz in den Gemeindedienst geht. Ich freue mich jetzt schon auf meinen Gemeindedienst. Die Zeit in Davos hat mir einmal mehr Lust gemacht auf den Pfarrberuf. Doch jetzt gilt es zuerst noch diese zwei Jahre Studium, inklusive Master-Arbeit, zu meistern … und natürlich auch zu geniessen.

FR.–SO., 3.–5. NOVEMBER reformaction – das Jugendfestival Genf Infos: Takano Fachstelle, 062 205 70 00, www.takano-online.ch SAMSTAG, 11. NOVEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Seelsorge 9.00–17.00 Uhr Burgdorf, Bahnhofstr. 12 Infos/Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch MO.–MI., 13.–15. NOVEMBER Begegnungstage – Leben 55 plus Tonarten des Lebens Hotel Artos, Interlaken Kosten: Ab CHF 300.– Infos: www.emk-bildungundberatung.ch/303 Anmeldung: Annemarie Roser, 061 601 63 86, annemarie.roser@emk-schweiz.ch FR.–SO., 17.–19. NOVEMBER Bauernwochenende Zentrum Artos, Interlaken Infos/Anmeldung: Walter Gfeller, ambauengfeller@bluewin.ch, 079 369 01 35 SAMSTAG, 18. NOVEMBER Connexio-Konferenz 10.30–17.00 Uhr Bern Infos: Connexio, 044 299 30 70, www.connexio.ch

ZUR PERSON Sarah Bach (24) hat im Sommer 2016 ihren Bachelor an der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR) abgeschlossen Nach zwei Semestern an der DREW University in der USA kehrt sie nun zum Abschluss ihres Studiums wieder nach Reutlingen zurück. Sie studiert im Auftrag der EMK Schweiz und berichtet in unregelmässigen Abständen von ihren Erfahrungen, zuletzt in Kirche und Welt 1/2017.

FREITAG, 24. NOVEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Rhetorikkurs 17.30–21.30 Uhr Zürich, Badenerstrasse 69 Infos/Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 25. NOVEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Methodistische Theologie 9.00–17.00 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos/Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

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ZENTRALE DIENSTE

Probephase für ein neues Modell der Kommunikation in der EMK

Inspirierende Informationen miteinander teilen Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich

 VON SIGMAR FRIEDRICH

Haben Sie schon einmal vom «Flickca-

Redaktor: Sigmar Friedrich

fé» in Muhen gehört? Was geschieht

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

che» zu tun? Besuchen Sie gerne Kon-

da genau? Und was hat das mit «Kirzerte? Würde es Sie interessieren, was der «Kulturplatz Strengelbach»

Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch

in dieser Hinsicht bietet? Fragen Sie sich, wie auf Ihrem Gemeindebezirk eine neue Dynamik entstehen kann?

Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8021 Zürich 1 IBAN CH15 0900 0000 8002 3018 5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Bruno Jordi Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 12/2017: 14.11.2017 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.psw.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,8 geralt, pixabay.com S.2 Mester, gemeindebrief.de S.3,12 KuW S.4–6,9–11,13–17, 22–23 zVg S.7 Üllas Tankler S.9 I. Rasche, pixelio.de S.18–19 Screenshot S.21 AGCK,UMC,SEK

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Interessieren Sie sich dafür, was «SLI» ist – und vor allem, was durch diesen Prozess in einer Gemeinde in Bewegung kommt?

Mit dem neuen Konzept sollen Vernetzung und Aus

In den Bezirken und Gemeinden der buntes Bild von der EMK entstünde, EMK geschieht sehr viel Gutes. In- das Gemeinsamkeiten und Unterspirierende Ideen werden durch den schiede erkennbar werden lässt: mutigen Einsatz von einzelnen zu Menschen in der EMK leben ihren kreativen Projekten. An unterschied- Glauben unterschiedlich – und sind lichen Orten arbeidoch miteinander als ten Bezirke an ähnKirche mit Christus Ideen und liche Aufgaben und unterwegs. Inspiration allen haben vergleichbare zugänglich Neu organisieren Herausforderungen. machen Im Auftrag des VorWäre es nicht gut, stands der EMK hat Ideen und Informationen so miteinander zu teilen, dass eine Arbeitsgruppe ein Konzept daNetzwerke entstehen, Erfahrungen für ausgearbeitet, wie künftig die ausgetauscht werden können, viel- Kommunikation der EMK neu strukleicht sogar Zusammenarbeit möglich turiert und organisiert werden soll. wird? Was wäre dazu notwendig? Informationen und inspirierende Beiträge aus den Bezirken und von den Gegenseitig inspirieren Zentralen Diensten werden künftig Vor allem müssten die Ideen, Be- an einem gemeinsamen Ort bereit gerichte, Informationen aus den Ge- stellt. Alle Kommunikationskanäle meinden und den Zentralen Diensten (Gemeindebriefe, Newsletter, Webseian einem einzigen Ort «gesammelt» ten, soziale Medien usw.) werden aus und dort allen zugänglich gemacht diesem Pool ihre Beiträge erhalten. werden, die sich dafür interessieren. Verbreitet werden die Inhalte wesentWas heute zum Beispiel in Gemeinde- lich in den Medien, die in den Bezirken briefen nur einer kleinen Gruppe genutzt werden. Der neu organisierte zugänglich ist, könnten dann auch Bereich «Kommunikation» in den andere mit ähnlichen Herausforde- Zentralen Diensten unterstützt und rungen oder Interessen lesen. Ein schult die Verantwortlichen in den


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ustausch zwischen den Gemeindebezirken gefördert werden.

Gemeindebezirken. Monatlich erstellt der Bereich Kommunikation zudem ein «Paket» mit Beiträgen für unterschiedliche Medien und stellt sie den Gemeindebezirken auf der Plattform zur Verfügung. Weil auch die Redaktionen der Bezirke dort ihre Beiträge hinterlegen, können diese auch von anderen Bezirken für ihre Veröffentlichungen genutzt werden.

dern des bisherigen Medienausschusses, wird den Bereich Kommunikation bei der Umsetzung des Konzeptes begleiten. Verantwortlich für den Bereich Kommunikation ist seit Oktober 2017 Sigmar Friedrich.

Erfahrungen sammeln Eine Testphase für das neue Modell wird 2018 mit mindestens vier Gemeindebezirken starten, darunter ein Bezirk aus dem französischsprachigen Teil der Jährlichen Konferenz. Aufgrund dieser Probephase wird das Konzept optimiert und voraussichtlich ab 2019 für alle Bezirke zur Verfügung stehen. Ein «Beirat Kommunikation», bestehend aus Mitglie-

KORRIGENDUM In der Oktoberausgabe war auf S.16 beim Beitrag über das Jubiläum der EMK in Lausanne bedauerlicherweise eine falsche Verfasserangabe stehen geblieben. Verfasst haben den Beitrag Ursula und Willi Bachmann von der Gemeinde Lausanne.

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Hotel Artos Interlaken Bibel-Ferienwoche Begegnung mit dem uns zugewandten Jesus – Wir betrachten das Leben von Jesus und staunen, wie er sich einzelnen Menschen zuwendet. Aus einer flüchtigen Bekanntschaft mit Jesus als Lehrer oder historischer Figur soll eine lebensverändernde Begegnung mit ihm als Erlöser und Retter werden… 29. Juli bis 5. August 2017 mit Bernard und Elisabeth Lehmann Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 1099.–; Doppelzimmer CHF 1820.–

Bibelwoche Gott braucht keine Helden! – In unserer Leistungsgesellschaft zählen messbare Ergebnisse und Erfolge. Bei Gott ist das anders. Er sieht und liebt uns in unserem Sein! Die Ferien-Bibelwoche bietet eine gute Gelegenheit, Gott näher zu kommen. 30. September bis 7. Oktober 2017 mit Jakob Sturzenegger Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 966.–; Doppelzimmer CHF 1652.– Infos und Anmeldung: Hotel Artos, Alpenstrasse 45, 3800 Interlaken Telefon 033 828 88 44, www.hotel-artos.ch, mail@artos-hotel.ch

12. und 19. November 2017

SONNTAG DER VERFOLGTEN KIRCHE Wir solidarisieren uns mit den Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Machen Sie mit!

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KURZ NOTIERT

Hoffnung im Leben und im Sterben? Was hilft Menschen heute, im Wissen um den Tod das Leben zu gestalten? – Das Christentum kennt verschiedene Traditionen und theologische Grundlagen für den Umgang mit Tod und Sterben, die Hoffnung über den Tod hinaus und für das ewige Leben. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AGCK) nimmt diese Themen an einem Studientag auf. Am Vormittag werden fünf Referent/innen in Vorträgen ihre Sicht der Fragen darstellen. Am Nachmittag werden zehn verschiedene Workshops angeboten. Als Vertreterin der Evangelisch-methodistische Kirche hat Claudia Haslebacher den Studientag mitgestaltet. Die Veranstaltung richtet sich an Personen, die im kirchlichen Umfeld tätig sind sowie an ein ökumenisch interessiertes Publikum. Donnerstag, 2. November 2017, 9.30–18.00 Uhr, Universität Freiburg i.Ü. Quelle: www.agck.ch

«Migrationssonntag» am 1. Advent Die United Methodist Church, zu der die EMK Schweiz gehört, hat auf 3. Dezember 2017 den weltweiten Migrationssonntag ausgerufen. Die weltweite Migration rüttelt auch Gemeindmitglieder und Freunde der EMK auf. Am 1. Advent soll in den EMK-Gemeinden besonders für die 65 Millionen Migranten gebetet werden. Zudem ist es eine Gelegenheit, sich über die Fakten der Migration zu informieren. Eine besondere Kollekte ist für die Menschen bestimmt, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder fliehen mussten. Maumcmigration.org zu finden. terialien in englischer Spache sind unter Connexio hat die Migration in den letzten drei Jahren (2015–2017) zu einem Schwerpunktthema gemacht. In dieser Zeit sind verschiedene Materialien für Gemeinden entstanden. Auskunft dazu erteilt die Geschäftsstelle in Zürich (044 299 30 70, connexio@emk-schweiz.ch) Quelle: EMK News

Reformationsgeschichte als Lichtspektakel RESET heisst die künstlerische Inszenierung der facettenreichen Geschichte der Reformation in der siebten Ausgabe des Licht- und Tonspektakels Rendezvous Bundesplatz in Bern. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK, die Kirchen der Kantone Aargau, Bern, Freiburg, St. Gallen, Zug und Zürich sowie die Schweizerische Reformationsstiftung engagieren sich anlässlich des Reformationsjubiläums gemeinsam als Inhaltspartner bei Rendez-vous Bundesplatz. Unter der Leitung von Starlight Events, Zürich mit dem technischen Partner Auviso, Kriens erzählen die Künstler von Casa Magica die Reformationsgeschichte ohne deren Schatten auszublenden. Rendez-vous Bundesplatz 2017: «RESET», 13. Oktober bis 25. November Quelle: www.ref-500.ch

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Jörg Niederer erzählt über die Erfahrung seiner Wanderung

«Einfach irgendwo aufgenommen zu werden …»

Jörg Niederer machte sich von Frauenfeld aus auf den Weg.

 VON SIGMAR FRIEDRICH

Am 1. Juli war Jörg Niederer gestar-

etwas Neues: Für die Arbeit auf einem Bezirk. Fasziniert hat mich natürlich auch das Abenteuerliche daran.

tet zu einer Pilgerreise. Über 1000 km und rund 1,5 Millionen Schritte später war er in London beim Grab von John Wesley. Mit jedem Schritt hat er Geld für Connexio und deren Arbeit mit Migrant/innen gesammelt.

Jörg, was hat hat dich dazu bewogen diese «Pilgerreise» zu Wesley zu machen? Ich hatte bis dahin noch keine Pilgerwanderung gemacht, wandere aber viel und bin gerne zu Fuss unterwegs. Was andere über ihre Erfahrungen beim Pilgern geschrieben haben, hat mich fasziniert. Als sich durch die längere Auszeit die Gelegenheit bot, habe ich beschlossen, das auch einmal zu versuchen. Die Zeit wollte ich bewusst nutzen, um mir zu überlegen, wie meine Frömmigkeit «aufgefrischt» werden kann. Zudem wollte ich auf diese Weise meine Zeit als Distriktsvorsteher ganz bewusst abschliessen und wieder bereit sein für

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Bei einer so langen Route über 1066 km lässt sich nicht alles planen! Nein! Geplant habe ich die Strecke, die ich zurücklege. Dann habe ich mich im Vorfeld umgeschaut nach möglichen Unterkünften im Umkreis der Orte, von denen ich mir dachte, dass ich sie innerhalb eines Tages erreichen würde. Das war das, was ich planen konnte. Schlussendlich bin ich von dieser Planung immer wieder ein wenig abgerückt, weil zum Beispiel Wege sich als ungeeignet erwiesen. Unsicherheit lag darin, dass es Regionen gab, in denen keine Unterkünfte zu finden waren. Was war die allergröste Herausforderung? Das Alleinsein gehört sicher in diese Kategorie. Mit dem Alleinsein musste ich erst einmal klar kommen: Nicht teilen können, was mich beschäftigt, das fällt mir schwer. Da hatte ich, vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben, Heimweh.

Ebenso die Unsicherheit, ob ich am Abend eine Unterkunft habe. Zwar hatte ich ein Zelt dabei, hätte also immer irgendwo übernachten können. Aber eines meiner Ziele war, dass ich möglichst mit Menschen in Kontakt komme. Darum habe ich auch beim Zelten immer geschaut, ob ich irgendwo eine offizielle Möglichkeit zum Zelten finde. Einmal wurde ich von einer Bäuerin, die ich nach dem Weg fragte, gleich eingeladen: «Sie können hier übernachten und ein Zimmer nehmen.» Das war in der Nähe von Metz. Die Bäuerin hat mich dann auch noch mitgenommen an ein Caritas-Treffen mit Flüchtlingen, bei dem sie mitarbeitete. Nach der Reise hat sie mir geschrieben: Meine Familie und ich seien jederzeit bei ihr herzlich willkommen. Das berührt mich sehr: Da kommt man an einen Ort, an dem man nicht weiss, ob man etwas findet. Erfolglos klopft man hier und dort an. Und als Allerletztes laufe ich dieser Bäuerin über den Weg. Nebenbei hast du durch deine Reise Geld gesammelt für Connexio. Welche neuen Einsichten hast du als «Migrant» gewonnen? Ich bin überall mehr oder weniger erwünscht gewesen – dort, wo ich gezahlt habe, ohnehin, dort, wo ich nicht bezahlt habe, hat es sich mehr oder weniger so ergeben aus der Beziehung. Wenn du als Flüchtling in ein Land gehst, in dem du hoffst, dass du erwünscht bist, dass man dich annimmt – und dann erleben musst, dass das nicht so ist, ist das sehr frustrierend. In Frankreich bin ich eingereist ohne Probleme. Ich ging einfach über die grüne Grenze. Da denke ich an die Menschen, die unterwegs sein müssen – und dann irgendwo an einer Grenze nicht mehr weiter kommen. Das ist schon sehr happig.


UMSCHAU

Am meisten fiel es mir in Calais auf: Das Flüchtlingscamp, das sie hatten, haben sie vor einem Jahr ja geräumt. Jetzt sind die Flüchtlinge mehr in der Stadt verteilt. Es sind nicht viele, aber sie sind da. Sie sind gestrandet und kommen nicht mehr weiter. Das hat mich schon sehr beschäftigt. Du hast für die lange Distanz immer wieder bewusst Ruhezeiten eingeplant. Ja, das habe ich zwar, aber ich habe sie oft nicht eingehalten. Denn das führte mich noch tiefer in den Konflikt des Allein-Seins. Ich kam mir mehr alleine vor, wenn ich irgendwo einen Ruhetag einlegte. Es war nicht wirklich erholsam. Für die Muskulatur und die Blasen an den Beinen schon, aber für mich, für mein Denken und Sein, hat das nicht Erholung bedeutet. Ich habe gemerkt: Das fordert mich noch mehr als das Unterwegssein. Dazu kam dann noch: Wenn ich irgendwo war, wo es mir gut gefiel, dann bin ich nicht sehr gerne wieder weiter gegangen. Das ging mir vor allem in Strassburg so. Was war der berührendste Moment auf Deiner Reise? Sehr berührend waren die Momente, wenn ich einfach irgendwo aufgenom-

men worden bin. Ebenfalls sehr berührend war es, als ich am Meer gestanden bin. Was hat das Meer ausgelöst? Einfach zu realisieren: Du bist von Frauenfeld bis ans Meer gewandert. Du stehst an einer natürlichen Grenze, von der aus du zu Fuss nicht mehr weiter kommst. Ich kann das nicht genau in Worte fassen, aber das hat etwas mit mir gemacht. Ich bin zum Ufer gegangen, habe die Schuhe abgezogen, bin mit den Füssen im Wasser gewatet. Ich habe sogar den Finger ins Wasser getaucht, um zu schauen, ob es wirklich salzig ist. Ich wollte diesen Moment einfach spüren und schmecken. Und dann sass ich noch lange auf einer Bank am Ufer des Sandstrands und habe hinaus geschaut. Sehr berührend war auch die Gemeinschaft in der Wesley-Chapel, die Begegnung mit den Menschen dort. Es war gerade der Auftakt zum Kirchenjahr der englischen Methodisten. Daher war die ganze Prominenz der britischen Methodisten dort. Das herzliche Willkommensein dort hat mir gut getan. Und dann, wie sie mit dem Grab Wesleys umgegangen sind: Einfach relativ locker. Sie haben dort auf dem Grab zum Beispiel Picknick gehalten.

Was bleibt? Was prägt dich weiter? Viele Erinnerungen und viele Erfahrungen. Die neue Struktur für die Frömmigkeit hat mir geholfen. Viele sehr gute Begegnungen mit Menschen. Was auch bleibt ist die Lust, das wieder einmal zu machen. Vielleicht laufe ich mal noch von London aus nach Bristol, mache noch eine «methodistische Fortsetzung».

Das alles sollte mit, zusätzlich noch Zelt, Liegematte und Schlafsack.

Am Meer – eine wichige Etappe. Jörg Niederer beim Grab von John Wesley zusammen mit (v.l.n.r.) Lokalpfarrerin Jill Baker, Vizepräsidentin der Methodistenkirche in Grossbritannien; Pfarrerin Loraine N Mellor, Präsidentin der Methodistenkirche in Grossbritannien; und die neue Pfarrerin und Superintendentin des London City Road Distrikts, Dr. Jennifer Smith.

Neue Bekannte, hier der Bürgermeister von Baerendorf.

MEHR ERFAHREN Ein Reisetagebuch mit Erfahrungen, Bildern, Reiseroute finden Sie unter: is.gd/wesley17_berichte

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