Kirche und Welt 05/2013

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Die Fachtagung für Seniorenarbeit zu einem brennenden Thema

Alte Eltern – erwachsene Kinder Seite 8/9

Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei

Fest der Begegnung in neuen Räumen

Wo wir jetzt stehen und was wir brauchen

Von der Tagung der Zentralkonferenz in Winterthur Seite 4/5

Dem Leben Raum geben in Bern Seite 16/17

Die REVEAL-Studie im Bezirk Oberaargau Seite 22/23

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Editorial 3

Von der Tagung der Zentralkonferenz in Winterthur

Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei Jährliche Konferenz in Bern

Würde – von Gott verliehen Wo knüpfen Sie mit am Netzwerk der Beziehungen?

Den Faden nicht abreissen lassen

Die Fachtagung für Seniorenarbeit zu einem brennenden Thema

Alte Eltern – erwachsene Kinder

Alte Eltern und erwachsene Kinder – biblische Aspekte

Ehre, wem Ehre gebührt

Genossenschaft für Familienherbergen sucht Zusammenarbeit

Weshalb Connexio mit Ferienwohnungen zu tun hat

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Der erste EMK-Kongress fand vom 4.–7. April in Reutlingen (D) statt

Veränderungsprozesse zuversichtlich mitgestalten 14 Dem Leben Raum geben in der Gemeinde Bern Altstadt

Fest der Begegnung in neuen Räumen

Der Deutsch-Integrationskurs der EMK-Gemeinde Rothrist

Türen und Herzen öffnen sich Die REVEAL-Studie im Bezirk Oberaargau

Wo wir jetzt stehen und was wir brauchen Wenn das Mitgefühl die Demokratie bestimmt

Gut gewählt

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser «Ehre Vater und Mutter!» Kurz. Klar. Eindeutig? In meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass das Gebot sich an erwachsene Menschen im Umgang mit ihren alten Eltern richtet. Dass die Anwendung auf das Verhältnis von kleineren Kindern zu ihren Eltern problematisch ist. Dass erst recht problematisch ist, wenn Luther in seinem «Kleinen Katechismus» sagt, das bedeute «dass wir unsere Eltern und Herren(!) nicht verachten noch erzürnen» sollen. An der Fachtagung für Seniorenarbeit war es keine Frage, dass alte Eltern und erwachsene Kinder miteinander achtsam umgehen wollen. Wie schwierig das aber manchmal ist! Und was dahinter für Gründe stecken! Und was helfen könnte!   Nur einen kleinen Einblick in die Aktualität des Themas und die hilfreichen Impulse dazu in Aarau kann diese Ausgabe von Kirche und Welt geben. Vielleicht dennoch ein Anstoss, sich intensiver diesen Fragen zu stellen.   Kleine Einblicke erhalten Sie auch in das, was an der Tagung der Zentralkonferenz verhandelt wurde, was der EMK-Kongress an Impulsen vermittelte, wie der Bezirk Oberaargau die REVEAL-Studie einsetzt...   Wenn Sie von der Jährlichen Konferenz mehr als nur kleine Einblicke wollen, sollten Sie sich den 6.-9. Juni vormerken!

Ihr

Sigmar Friedrich Redaktor

Ein-Wurf Von Heiner Studer

Als wir als Familie in den oberen Teil meines Elternhauses zogen, konnten unsere Töchter auch mit Grosseltern aufwachsen. Dies war eine Bereicherung für alle. Meiner Frau und mir war bewusst, dass die Zeit kommen kann, in der wir für meine Eltern mehr Mitverantwortung zu tragen haben.   Eines Tages lasen meine Eltern nach dem Frühstück miteinander den Tagestext des Abreisskalenders der EMK. Anschliessend auf dem Weg an eine Beerdigung starb mein Vater unvermittelt und ohne Schmerzen. Er starb so, wie er es wünschte: plötzlich und niemandem zur Last fallen zu müssen.   Meine Mutter erkrankte an Alzheimer. Schwierig war die längere Zeit des Übergangs von der Vergesslichkeit bis zum Tag, an dem sie in ein Pflegeheim eintreten musste. Wir besuchten sie jeden Sonntagnachmittag. Diese Besuche waren kein Muss, sondern es geschah aus Dankbarkeit.   Die Beziehung über die Generationen hinweg ist ein Geben und Nehmen. Je nach Situation kann dies entlastend oder auch belastend sein. Dabei ist immer wieder die Frage zu bedenken, wieviel die ältere Generation von der jüngeren und wieviel die jüngere Generation von der älteren erwarten darf. Wesentlich darf für uns Christen sein, dass auch diese Beziehungen aus der Freiheit heraus geschehen dürfen und keine Pflichtübung sein sollen.

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Zentralkonferenz

Vielfalt: Die Delegierten und Gäste der Zentralkonferenz kamen aus 20 Ländern.

Von der Tagung der Zentralkonferenz in Winterthur

Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei Von Urs Schweizer / Sigmar Friedrich

Aus rund 20 Ländern kamen vom 13. bis 17. März in Winterthur 110 Delegierte und Gäste zur 17. Tagung der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa zusammen.

Rigels Kasmollari, ein junger Mann aus Albanien, sagte am Tag seiner Anreise: «Ich hoffe, dass es uns an der Zentralkonferenz gelingen wird, Brücken zwischen Gemeinden und einzelnen Menschen zu bauen, damit wir einander durch den Austausch bereichern, besser verstehen und gegenseitig helfen können.»

Bibelvers in 20 Sprachen

Tragfähiges Fundament In Winterthur wurde einmal mehr deutlich, dass die unterschiedlichen Menschen aus vielen Ländern nicht nur auf dem Papier zusammengehören. Das Miteinander wurde lebendig im konkreten Austausch von Alltagsund Glaubenserfahrungen, in geteilten Hoffnungen, in gegenseitiger Ermutigung und tragfähiger Gemein-

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schaft. Und als in einer Abendveranstaltung der letzte Vers aus 1.Kor 13 in 20 Sprachen vorgelesen wurde – von Arabisch über Berndeutsch bis zu Türkisch und Ungarisch – zeigte sich symbolhaft das gemeinsame Fundament dieser Vielfalt.

Diskussion des heutigen Missionsverständnisses in den verschiedenen Ländern und den Blick über die eigenen Kirchengrenzen hinaus einschliessen.

Treffpunkt Serbien Um das Bewusstsein für die grossen Chancen dieses Zusammengehörens Jährlich ein Thementag auch bei einer neuen Generation zu wecken, wird im August dieses Jahres in Serbien das YouMe 2013 stattfinden, ein Treffen für junge ErwachMission heute Die Zentralkonferenz beschloss, sene aus Mittel- und Südeuropa im künftig in neuer Weise zu arbeiten. Alter von 16 bis 23 Jahren. Dieses Zwischen den jeweils alle vier Jahre Treffen wird auch Schulungseinheistattfindenden Tagungen sollen nicht ten für Leitungsaufgaben in der Arnur in international zusammenge- beit mit Jugendlichen enthalten. setzten Arbeitsgruppen Themen aus verschiedenen Bereichen (Theologie, Entscheidung in Polen Kirche und Gesellschaft usw.) aufge- Die Zugehörigkeit zur Zentralkonfenommen werden. Vielmehr soll es renz wird nicht immer nur als Bereikünftig auch jährlich einen Themen- cherung erlebt, sondern manchmal tag geben, an dem grenzüberschrei- auch als Einschränkung der Freiheit tend relevante Anliegen diskutiert und der Gestaltung der Eigenständigund von den anwesenden Multiplika- keit. Dies liessen zumindest intensive toren in die einzelnen Länder getra- Gespräche über die gegenwärtige Sigen werden. Als Oberthema für die tuation und den künftigen Weg der nächsten drei Jahre wurde «Mission EMK in Polen erahnen. Den Delegierin der neuen Zeit» gewählt. Die kon- ten an die Zentralkonferenz lag als krete Arbeit soll eine Auseinanderset- Folge verschiedener Diskussionen zung mit der eigenen Tradition, die und Beschlüsse in der Vergangenheit


Zentralkonferenz

Begegnung: An einem Abend waren Gruppen von Delegierten in umliegenden Gemeindebezirken zu Gast, wie hier in Eschlikon.

ein Bericht vor, der aufzeigte, wie in formaler und zeitlicher Hinsicht der Prozess der Bildung einer autonomen Methodistenkirche in Polen aussehen könnte. Der Bischof wurde vom Exekutivkomitee der Zentralkonferenz beauftragt, dafür besorgt zu sein, dass anlässlich der Jährlichen Konferenz 2013 in Polen vorgängig zur Wahl des Generalsuperintendenten eine Abstimmung durchgeführt wird. Diese soll zeigen, ob die EMK in Polen Teil der weltweiten United Methodist Church bleiben oder eine autonome Methodistenkirche werden will. Die Delegierten an die Zentralkonferenz brachten in einer Abstimmung einstimmig und mit Applaus zum Ausdruck, dass sie sich den Verbleib der EMK in Polen in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa wünschten.

Bleiben – oder autonom werden? Begegnung vor Ort Nicht nur untereinander suchten die Gäste und Delegierten die Begegnung. An einem der Abende machten sich die Teilnehmenden in kleinen Grup-

pen in umliegende EMK-Bezirke auf. Dort wurde gemeinsam gegessen – und es wurde erzählt: von der Arbeit der Bezirke in der Schweiz und von den Erfahrungen der Konferenzteilnehmer/innen an ihren Orten. Ein ermutigender Austausch, bei dem von Sorgen und Hoffnungen gesprochen werden konnte. Was über alle Grenzen hin verbindet sind eben wirklich Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei.

Bischofsbotschaft Die Bischofsbotschaft von Patrick Streiff an die Zentralkonferenz kann beim Bischofssekretariat bestellt werden (Unkostenbeitrag: CHF 5.–). Sie ist auch unter www.emk-schweiz.ch als Download verfügbar.

Aus Berichten und Beratungen • Die Arbeitsgruppe «Theologie und Ordinierte Dienste» legte das Dokument «Wahrheit in Beziehung» vor. Dadurch wurde eine methodistische Stimme zur Bedeutung christlicher Wahrheit hörbar. Zugleich entstand eine Arbeitshilfe, um in Gruppen und Gemeinden über Wahrheit in der Bibel, Wahrheit und Gewissheit oder Wahrheit und Pluralität nachzudenken. • Vorbehältlich der Zustimmung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich im Juni 2013 soll diese künftig «Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika» heissen. Dadurch wird die wertvolle Arbeit in Nordafrika ganz bewusst auch im Namen der Konferenz verankert. • Als Nachfolgerin von Regula Stotz (Basel/Schweiz) wurde mit Barbara Bünger (Thun/Schweiz) eine neue Koordinatorin für die Arbeit mit Frauen in Mittel- und Südeuropa gewählt bzw. bestätigt. • Seit der letzten Zentralkonferenz im Jahr 2009 wurden in Mittel- und Südeuropa 16 neue Gemeinden gegründet. Mit Rumänien und Belgien stiessen zudem zwei neue Länder zur Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa hinzu – diese umfasst nun 16 Länder.

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Jährliche Konferenz

Jährliche Konferenz in Bern

Würde – von Gott verliehen Von Gunnar Wichers

Vom 6.–9. Juni findet die Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich in Bern statt. Am Samstag steht der Vormittag ganz im Zeichen des

Jährliche Konferenz drückt Pfarrerinnen und Pfarrern, die ein Dienstjubiläum begehen, ihre Wertschätzung aus und dankt Gott für ihren Dienst. Neue Mitarbeitende in der Kirche werden herzlich begrüsst.

Themas «Würde wäre wenn...».

Würden Sie einem Handlanger ebenso achtungsvoll begegnen wie einem Studierten mit etlichen Titeln? Würden sie der Nachbarin in ihrem Wohnblock, die ihnen Dreck vor ihre Türe gewischt hat, einen Blumenstrauss bringen? (R. Seitz) Diese Fragen bringen ins Nachdenken! Würde wäre wenn... Gemeinsam erleben Die Beratungen und Sitzungen der Jährlichen Konferenz sind fast alle auch für Gäste offen. Besonders herzlich sind Sie während der Konferenzwoche zu zwei besonderen Anlässen in der Nägeligasse 9 im EGW eingeladen:   Am Freitagabend, 7. Juni, um 20 Uhr beginnt die Feierstunde. Die

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Wo liegen unsere Stärken?   Am Samstag, 8. Juni, von 8.30 Uhr bis 12.45 Uhr steht das Thema der Jährlichen Konferenz im Mittelpunkt. Nach einem kreativen Einstieg und Impulsen zu «Scham» und «Würde» durch Dr. Stephan Marks, Freiburg i.B., geht es um folgende Fragen: Würde – achtungsvoller Umgang in der EMK: Wo liegen unsere besonderen Stärken? Was sollten wir bewahren, verstärken? Wo liegen unsere Defizite? Was sollten wir verändern?

Konzert mit Andrew Bond Gemeinsam feiern Und ein kurzer Ausblick auf den Konferenzsonntag, 9. Juni im Kursaal Bern:

10.00 Uhr Konzert zum Konferenzthema mit Andrew Bond für alle Generationen 11.15 Uhr Tanz, Musik, Lieder mit lateinamerikanischen Christen aus Genf 14.00 Uhr Ordinationsgottesdienst mit Predigt von Bischof Patrick Streiff Babys, Kleinkinder und Kinder verbringen ab 13.45 Uhr einen vergnüglichen Nachmittag.   Für Jugendliche stehen ab 12.15 Uhr eine Lounge&Bar und ein Besuch der Ausstellung «Würde - entdecken, leben, denken, fühlen» auf dem Programm. Diese ist in der EMK Nägeligasse 4 für alle Interessierten den ganzen Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.


Bischofsbüro

Bischof Patrick Streiff: «Es gibt viele Möglichkeiten, Beziehungen lebendig zu halten.»

Wo knüpfen Sie mit am Netzwerk der Beziehungen?

Den Faden nicht abreissen lassen Von Bischof Patrick Streiff

Die Begegnungen unter den Delegierten aus den verschiedenen Ländern der Zentralkonferenz Mitte März sind eine grosse Ermutigung gewesen. Gemeinsam mit den farbenfrohen Länderberichten entstand ein anschauliches Bild der Freuden und Schwierigkeiten der kirchlichen Arbeit in so unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Dankbarkeit für Gottes Wirken unter uns prägte die Tagung.

In der abschliessenden Gesprächsrunde zu zukünftigen Aufgaben sagte jemand, dass die Beziehung jetzt nicht abreissen sollte, auch wenn die nächste Zentralkonferenz erst in vier Jahren stattfinden wird. Methodistische Konferenzen ermöglichen, Fäden zu knüpfen. Sie anschliessend nicht abreissen zu lassen, ist die Verantwortung jedes einzelnen.

Der sinnvollere Beitrag Möglichkeiten gibt es viele, um die Beziehung lebendig zu erhalten: • Auf der persönlichen Ebene durch Gebet und, von Zeit zu Zeit, einen Brief oder ein E-Mail an eine Person, mit der ich an einer Tagung oder Konferenz in ein Gespräch gekommen bin. Oder im Weitererzählen in der eigenen Gemeinde, wenn ich an einer methodistischen Konferenz teilnehmen konnte. • Auf der Ebene der Gemeinde, indem wir uns für eine Partnerschaft mit einer anderen Gemeinde in der Zentralkonferenz entscheiden, an der sich mehrere Personen unterschiedlichen Alters regelmässig beteiligen (eine Wegleitung mit hilfreichen Impulsen dazu ist im Bischofssekretariat erhältlich). • Auf finanzieller Ebene, indem ich monatlich eine Gabe an Connexio überweise, womit ich eine viel

sinnvollere Unterstützung leiste, als je eine sogenannte «Patenschaft» für ein einzelnes Kind bringen kann. Die entscheidende Frage Es gibt viele Möglichkeiten, den Faden nicht abreissen zu lassen. Aber die Verantwortung dafür liegt bei jedem einzelnen Methodisten. Das methodistische System der Konferenzen kann nur die Fäden knüpfen, ein Netzwerk der Beziehungen spannen und Entscheidungen über den gemeinsamen Auftrag fällen. Und dies werden wir weiterhin mit Überzeugung tun. Wo helfen Sie mit, dass der Faden nicht abreisst?

Aus dem Reisekalender des Bischofs im Mai: bis 12.5 13.–15. 23.–26. 31.5.–2.6.

Bischofsrat, San Diego USA Pfarrer In Meeting, Oberschan Provisorische Jährliche Konferenz Österreich, Salzburg AT Jährliche Konferenz Tschechien-Slowakei, Prag CZ

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Thema

Dialog: Im Anschluss an ihr Referat beantwortete Bettina Ugolini Fragen aus dem Plenum.

Die Fachtagung für Seniorenarbeit zu einem brennenden Thema

Alte Eltern – erwachsene Kinder Von Sigmar Friedrich

Gut 80 Personen nahmen an der Fachtagung für Seniorenarbeit Ende März in Aarau teil. Das Thema war für viele ansprechend: Wie können erwachsene Kinder und alt gewordene Eltern einander auf Augenhöhe begegnen?

Mit Frau Dr. Bettina Ugolini und Heinrich Bolleter waren kompetente Referenten gewonnen worden. Frau Ugolini leitet die Beratungsstelle «Leben im Alter» am Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich. Sie führte am Vormittag von gerontologischer Seite in die Fragestellung ein. Heinrich Bolleter, Bischof i.R., beleuchtete das Thema am Nachmittag mit einem Referat aus biblischer Perspektive (siehe S. 10–11). 82 statt 48 Die Frage, wie erwachsene Kinder und alte Eltern in gegenseitigem Respekt miteinander verbunden bleiben können, hat an Gewicht gewonnen. Ursache dafür sei eine gesellschaftliche Veränderung, wie Frau Ugolini aufzeigte: Die durchschnittliche Lebenserwartung ist markant gestiegen ist. Vor 100 Jahren wurden Menschen

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durchschnittlich 48 Jahre alt. Heute beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung 82.4 Jahre. «Wir haben in den Familien heute mehr Beziehungen in der ‹Höhe› als in der ‹Breite›», sagte Frau Ugolini und erläuterte mit einem Beispiel: In ihrer Kindheit sei es eine bemerkenswerte Ausnahme gewesen, wenn ein Kind seine Urgrossmutter noch gekannt habe. Heute ist das für viele Kinder normal. Die Zahl der Geschwister, Cousins und Cousinen sei heute dagegen verhältnismässig klein.

Wenn die Tochter die Mutter bemuttert Ideal und Wirklichkeit Als «ausbalancierte Verbundenheit» oder als eine Begegnung «auf Augenhöhe» beschrieb Frau Ugolini die Beziehung zwischen den altgewordenen Eltern und ihren Erwachsenen Kindern im Idealfall. Wie aber wird das möglich – wenn die Mutter ihre Tochter dauernd mit irgendwelchen Kleinigkeiten in Beschlag nimmt? Wie finden Mutter und Tochter zu ausbalancierter Verbundenheit – wenn die Tochter ihre Mutter dauernd

mit Vorschlägen, Angeboten, Kursen «bemuttert»? Diese Beispiele aus der Beratungspraxis von Frau Ugolini zeigten das Spannungsfeld auf. Im Anschluss an das Referat konnten die Teilnehmenden ihre Fragen stellen. Die beiden Beispiele wurden dabei durch die Erfahrungen der Teilnehmenden bestätigt und erweitert. Reife Kinder Frau Ugolini gelang es in ihren kurzen und prägnanten Antworten Wegmarken zu setzen, in welcher Richtung eine Lösung zu suchen sein könnte. Was sie im Vortrag gesagt hatte, wurde dabei in die kleine Münze alltäglicher Lebenssituationen übersetzt: Kinder und Eltern durchlaufen einen Reifungsprozess.   In ihrer Beziehung zu den Eltern gereifte Kinder seien sich der wesentlichen positiven und negativen Prägung durch die Eltern bewusst, sagte Frau Ugolini. Sie könnten sich einfühlen in die schwächer werdenden Eltern. Zugleich seien sie emotional selbständig und gewiss, dass die Beziehung zu ihren Eltern tragfähig ist, auch wenn sie sich hier und da gegenüber den Eltern abgrenzen. Ihren Eltern wendeten sie sich freiwillig zu.


Thema

Reife Eltern Auch Eltern können in der Beziehung zu ihren erwachsenen Kindern reifen. Für Frau Ugolini gehört dazu, dass sie ihre eigene Situation akzeptieren. Das beinhalte auch, dass sie lernen, die Verantwortung der Kinder anzunehmen. Während lange Zeit das Verhältnis zwischen Eltern und herangewachsenen Kindern ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist, sei im Alter zu lernen, dass das Verhältnis ungleich geworden ist. Andere Formen des Austauschs müssten gefunden werden. «Ich brauche keine Oma, die mir etwas gibt», sagte Frau Ugolini, um das zu illustrieren. «Ich brauche eine Oma, die da ist.»

«Eine Oma, die da ist!»

Miteinander reden Wichtig auf dem Weg zu einer ausbalancierten Verbundenheit sei, dass Eltern und Kinder miteinander über ihre Erwartungen und Wünsche reden. Dabei gelte es Grenzen einzuhalten, also sich selbst nicht zu überfordern – und das Gegenüber nicht zu überfahren. Und immer und immer

wieder gelte es das zu entdecken und zu respektieren, was möglich ist. Treffend gewählt In ihren Antworten auf die Fragen der Teilnehmenden hob Frau Ugolini immer wieder wertschätzend das hervor, was schon da ist, gelebt wird – an Beziehung, Begegnung. Die Vielzahl der unterschiedlichen Lebenssituationen, die in der kurzen Fragerunde angesprochen wurden, zeigte, dass das Thema von der Seniorenbeauftragten Susanne Vögeli und ihrem Team sehr nahe an brennenden Fragen gewählt worden ist.

Das nehme ich mit Frau Ugolini hat wissenschaftlich fundiert und kompetent das Thema von beiden Seiten – aus Sicht der Eltern und der Kinder – beleuchtet. Das hat mir sehr gefallen. Als persönlichen Impuls nehme ich mit, dass ich der Tochter gegenüber meine Bedürfnisse klar formuliere. Hans Peter Pfeffer Ich nehme mit, dass wir in unseren Beziehungen den Wunsch nach Harmonie nicht so hoch ansetzen – und

dennoch bewusst aufeinander zugehen. Ruth Matter Respekt bedeutet, die alten Eltern in ihren Anliegen ernst zu nehmen. Wenn sie aber Bedürfnisse oder Entscheidungen äussern, die ich so nicht mittragen kann/will, so kann ich das ansprechen. Das geht auch, ohne sie zu bevormunden. Stefan Moll

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Thema

Praxisnah: Heinrich Bolleter verknüpfte biblische Beobachtungen mit aktuellen Fragen.

Alte Eltern und erwachsene Kinder – biblische Aspekte

Ehre, wem Ehre gebührt Von Heinrich Bolleter, Bischof i.R.

Die Herausforderung im Spannungsfeld von alten Eltern und erwachsenen Kindern, hat in Kulturen mit jüdisch-christlichen Wurzeln einen unmittelbaren Bezug zum fünften Gebot: «Ehre Vater und Mutter, auf dass du lange lebst im dem Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt.»

Lange wurde das Elterngebot in unserer Kultur als Disziplinierungsmittel für Kinder eingesetzt. Viele ältere Menschen kennen es daher als Anspruch, der von den Müttern und Vätern ausgeht. Dieser Anspruch kann für die Kinder zu einer Belastung werden, die das alltägliche Leben ständig überschattet. Wenn wir die Wirkungsgeschichte des Gebotes betrachten, stellen wir fest, dass es schon im Alten Testament in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Auswirkungen gezeitigt hat. Das Ziel erreichen Das Gebot wurde dem Volk Israel während der Wüstenwanderung gegeben (2.Mo 20,12). Es war ein Auftrag an die Israeliten, die in der Mitte des Lebens stehen. Sie sollen ihren Eltern

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helfen, die Tage und Jahre der beschwerlichen Wanderung zu bestehen und das Ziel des verheissenen Landes zu erreichen. Das Deuteronomium (5.Mo 5,16) führt uns in die Zeit des Exils in Babylon. Im Exil musste das Bundesvolk darum ringen, seine eigene Identität zu bewahren. Dabei ging es im neuen Kontext um drei Motive: Erstens um Respekt und Würde, weil die Eltern die Vermittler des Glaubens und der göttlichen Verheissungen waren. Es ging zweitens darum, im Exil die Autorität der Eltern zu stärken. Drittens ging es erneut um praktische Hilfeleistung für die Hochbetagten im fremden Land.

Respekt, Autorität und praktische Hilfe In Würde leben Zusammenfassend ist über das Elterngebot im Alten Testament zu sagen, dass ein erwachsenes Mitglied des Bundesvolkes seinen alt werdenden oder alt gewordenen Eltern mit Respekt und fürsorglicher Liebe begegnen soll. Damals geschah dies in erster Linie durch die materielle Versorgung. Jedoch wird auch Rück-

sichtnahme auf die Abnahme ihrer Schaffenskraft und Geisteskraft gefordert. Sie haben ein Recht auf ein würdiges Leben und auf ein ehrenvolles Begräbnis. Eine Relativierung Im Neuen Testament finden wir Bezüge zum Elterngebot vorwiegend im Zusammenhang der «Familie». Allerdings suchen wir diesen lateinischen Begriff in der Bibel vergebens. Er ist erst im späten 16. Jahrhundert in die deutsche Sprache eingeflossen. In biblischer Zeit sprach man vom «Haus». Zu diesem gehörten die lebenden Generationen einer Familie, aber ebenso die Knechte und Mägde. In dieser Lebens-, Wohn- und Arbeitsgemeinschaft gab es Geborgenheit und fand man sein Recht.   Mit der Ankündigung des Reiches Gottes durch Jesus wurde die Familienbindung relativiert. In verschiedenen Worten über die Nachfolge hatte Jesus die Ansprüche der Familie zurückgesetzt (Matth 10,37, Luk 9,59ff). Der Anspruch des Reiches Gottes macht aus den Ansprüchen der Familie eine vorletzte Grösse (Mk 3,31ff).


Thema

Auf Augenhöhe: Klarheit und Reife in den Beziehungen ermöglichen eine Partnerschaft der Generationen.

Auf Augenhöhe So verstanden sich die ersten Gemeinden wie eine «Familie» von Schwestern und Brüdern und als «Kinder Gottes». Vielleicht ist hier die Anmerkung erlaubt, dass Eltern und Kinder im christlichen Glauben einander eher auf Augenhöhe in gegenseitiger Wertschätzung begegnen sollen, weil sie sich gegenseitig als Kinder Gottes sehen.

Die Eltern nicht fürsorglich belagern Wegmarken finden Das Familienbild in biblischen Zeiten und die Schweizer Familienrealität heute sind nicht deckungsgleich. Was sind nun aber die biblischen Wegmarken für unseren Weg in die Zukunft? 1. Im Alten Testament stossen wir auf einen pragmatischen Ansatz der Auslegung des Elterngebots. Die Wirkungsgeschichte, die wir ansatzweise aufgezeigt haben, weist auf eine Flexibilität, die den Sitz im Leben mit einbezieht. Der cantus firmus ist die Aufforderung «Ehre Vater und Mutter» als fürsorgliche Wertschätzung durch die

erwachsenen Söhne, als Respekt, motiviert durch Liebe und Vertrauen.   Im Neuen Testament entdecken wir die Relativierung der patriarchalischen Vorstellungen von Unterordnung und eine moderate Anpassung an ein neues christliches Familienbild. 2. Die persönliche Sorge um die alt gewordenen Eltern wird vom 5. Gebot her im jüdisch-christlichen Umfeld klar erwartet. Jedoch soll sie auf Augenhöhe und in gegenseitiger Wertschätzung geschehen. Erwartungen von Seiten der Eltern müssen realitätsbezogen sein, und die erwachsenen Kinder dürfen die Sorge um die Eltern nicht zur fürsorglichen Belagerung ausgestalten. 3. Der moderne Generationenvertrag ersetzt weitgehend die direkte materielle Hilfe durch die Kinder. Ein erfülltes Dasein im Alter lebt aber nicht nur von der materiellen Sicherung, sondern von Wertschätzung, Respekt, Vertrauen und einem bewusst gemeinsamen Gestalten der familiären Beziehungen. 4. Das Liebesgebot und die Goldene Regel in der Bergpredigt sind weg-

leitend in der Frage, wie wir die Eltern «ehren» sollen. 5. Das Rollenbewusstsein der erwachsenen Söhnen und Töchtern, die für ihre alt gewordenen Eltern Sorge tragen, ist oft nicht durch Klarheit und Reife geprägt. Das neutestamentliche Verständnis, dass wir alle Kinder Gottes sind und unterwegs in sein Reich, kann uns helfen einander auf Augenhöhe mit Respekt und Liebe zu begegnen. So pflegen wir eine Partnerschaft der Generationen. Im Judentum sagten die weisen Chassidim: «Betrachte drei Dinge. Wisse, woher du kamst und wohin du gehst und vor wem du dich zu verantworten hast.» (M.Buber)

Kurzfassung Der abgedruckte Text ist die stark gekürzte Fassung des Referats von Bischof Heinrich Bolleter.

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Connexio

Umnutzung: Liegenschaften wie diese in Guarda will Connexio zu zahlbaren Preisen vermieten.

Genossenschaft für Familienherbergen sucht Zusammenarbeit

Weshalb Connexio mit Ferienwohnungen zu tun hat Von Carla Holmes

Die Genossenschaft für Familienherbergen hat im letzten Jahr die Zusammenarbeit mit Connexio gesucht, um die Verantwortung für ihre Tätigkeit an eine stabile Organisation mit ähnlichen sozialen Zielen zu übergeben.

Die Genossenschaft für Familienherbergen war ein typisches Methodistenprojekt mit dem Ziel, sich in der Gesellschaft nützlich zu machen. Vom Methodisten Hugo Berger 1948 gegründet, vermietete die Genossenschaft einfach eingerichtete Ferienwohnungen zu günstigen Preisen. Viele Methodisten in der Schweiz erinnern sich daran, Ferien in den Wohnungen der Familienherbergen verbracht zu haben. Bessere Lösung Im Laufe der Jahre haben sich die Ansprüche geändert. Das einfache Angebot der Familienherbergen ist heute nicht mehr genügend gefragt. Unter der Leitung ihres Präsidenten Peter Kopp, der seit 36 Jahren die Arbeit der

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Familienherbergen mitgeprägt hat, suchte der Vorstand schliesslich nach «Ausstiegsmöglichkeiten» aus dem Ferienwohnungsgeschäft. Bei Verhandlungen mit Connexio zeigte sich, dass die Genossenschaft nicht sofort liquidiert werden muss, sondern die schrittweise Umnutzung der Häuser eine bessere Lösung darstellt. Neue Nutzung Connexio sieht in diesen Liegenschaften eine Möglichkeit, in der Schweiz sozial tätig zu sein und dadurch der Gesellschaft zu dienen. Die Liegenschaften liegen in Feriengebieten, wo Einheimische nur schwer an bezahlbaren Wohnraum kommen. Zurzeit ist geplant, drei Häuser möglichst rasch zu verkaufen und den Erlös für die Renovation und den Umbau der übrigen Liegenschaften zu verwenden. Diese sollen anschliessend zu zahlbaren Preisen einheimischen Mietern zur Verfügung gestellt werden. Ein Gewinn könnte dann für weitere Sozialprojekte verwendet werden. Die Verwaltung der Häuser soll nicht durch Connexio wahrgenommen, sondern ausgelagert werden.

Hilfe für die Menschen in Syrien

Schwierig & gefährlich In Syrien zwingt der Krieg Männer, Frauen und Kinder innerhalb des Landes und über die Grenze hinweg in benachbarten Ländern Zuflucht zu suchen: im Libanon, in der Türkei, in Jordanien. Jeder sechste Syrer musste sein Heim verlassen. Die Flüchtlingslager sind kaum in der Lage, den täglichen Zustrom zu bewältigen. Die Konditionen sind prekär. Am schwersten betroffen sind die vielen Kinder.   Hier hilft das United Methodist Committee on Relief (UMCOR), die weltweite Hilfsorganisation der EMK. Das UMCOR arbeitet mit lokalen Partnern zusammen, um dringend benötigte Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, Decken, Heizöl und Medikamente zu den Betroffenen zu bringen. Aufgrund der instabilen Lage in der Region ist das schwierig und oft mit Gefahren verbunden.   Auch Sie können helfen: Spenden für Syrien werden von Connexio an das UMCOR weitergeleitet. PC-Konto 87-537056-9, EMK in der Schweiz, Connexio, 8004 Zürich, Vermerk «Syrien». Carla Holmes


THR aktuell Ausgabe 7

Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser 1 Aktuell 1

April 2013

Newsletter der Theologischen Hochschule Reutlingen

Staatl. anerkannte Fachhochschule der

Evangelisch-methodistischen Kirche

Rückblick 2 Druckfrisch 4 Nachrichten 4 Einladung 4 Kontakt/Impressum/Spendenkonto 4

Liebe Leserin, lieber Leser des Newsletters der Theologischen Hochschule Reutlingen, diese siebte Ausgabe des Newsletters ist zu Beginn des Sommersemesters entstanden: Die Lehrveranstaltungen laufen an, Lesepläne werden vereinbart, Referate verteilt. Neue Studierende wurden zum gemeinsamen Lernen und Leben auf dem Campus willkommen geheißen. Wie immer ist manches Routine, das meiste aber will neu erfahren und entworfen werden. Stets neu und im Mittelpunkt ist die Begegnung mit Menschen, die im gemeinsamen Entdecken theologischer Inhalte eine Erweiterung und Vertiefung ihres Glaubens erfahren dürfen. Der Betrieb des Semesterbeginns steht in diesem Jahr unter dem Eindruck des EmK-Kongresses, der Anfang April in Reutlingen stattgefunden hat und wesentlich von der THR durchgeführt und gestaltet worden ist. Die „Theologische Woche“ war ein Teil dieses Kongresses. Berichte darüber und einige weitere Informationen und Einladungen finden Sie in diesem Newsletter. Die Theologische Hochschule Reutlingen dankt herzlich für jede Art von Verbundenheit, Ihr Christof Voigt

Eine Studentin von den Philippinen am Stand der THR beim EmK-Kongress

AKTUELL

Die „Theologische Woche“ als Teil des EmK-Kongresses Die Theologische Hochschule Reutlingen hatte zusammen mit dem Bildungswerk in Stuttgart die Federführung bei der Vorbereitung und Durchführung des EmK-Kongresses von 4. bis 7. April in der jüngst eröffneten Stadthalle Reutlingen. Von Anfang an war die THR bereit, ihre bewährte „Theologische Woche“ zu einem Bestandteil des EmK-Kongresses zu machen. Lehrende und Studierende haben die inhaltliche Gestaltung der etwa 100 Einzelveranstaltungen mit deutlich über 1000 Teilnehmern wesentlich mitgetragen. Die Hauptvorträge an zwei Vormit­ tagen hielten der Soziologe und katholische Theologe Prof. Dr. Dr. Michael Ebertz und der evangelische Tübinger Systematiker Prof. Dr. Christoph Schwöbel. Am Eröffnungsabend hatten Bischof Ivan Abrahams, Generalsekretär des Welt­ rates methodistischer Kirchen, die evangelische Benediktinerin Schwester Katharina Schridde und der Schriftsteller Christoph Dieckmann das Thema „Wer glaubt, bleibt anders“ aus biographischer Sicht mit persönlichen Worten beleuchtet. Aus den insgesamt 20 Bibelarbeiten am Morgen konnten die Kongressteilnehmer nach ihren Vorlieben auswählen: Da gab es streng exegetische Arbeiten, auch Ökumenisches und Jüdisches, da gab es Literatur, Poesie und Dialog, da wurde Bibliodrama, Musik und Tanz und anderes mehr geboten - und früh am Morgen brachten Menschen auf dem Weg zu ihrem Bibelarbeitsort Leben in die Stadt Reutlingen.

Dieser Newsletter kann auch auf der homepage www.th-reutlingen.de gelesen werden.

Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz Prof. Dr. Christoph Schwöbel

Ausgabe 7

April 2013

Bischof Ivan Abrahams

Schwester Katharina Schridde

Christoph Dieckmann

Theologische Hochschule Reutlingen

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RÜCKBLICK

Das Podium am Freitag in der Aula der THR (von links nach rechts): Christine LienemannPerrin, Christian Rose, Gwen Purushotham, Rosemarie Wenner, Claudia Jahnel.

V.l.n.r.: Prof. Dr. Christine LienemannPerrin, Prälat Prof. Dr. Christian Rose, Gwen Purushotham, Bischöfin Rosemarie Wenner, Dr. Claudia Jahnel

RÜCKBLICK AUF DEN EMK-KONGRESS Im Rahmen des Kongresses fand an zwei Nachmittagen ein jeweils dreistündiges „Forum Theologie“ statt. In einem einleitenden Vortrag, einem hochkarätig besetzten Podiumsgespräch und einer Publikumsdiskussion wurden am Freitag Fragen der innerkirchlichen Vielfalt und am Samstag die Herausforderungen durch andere Religionen debattiert.

» Über das Forum unter dem Thema „Was hält uns zusammen?“ berichtet Pastor Stefan Herb (Reutlingen-Betzingen):

In ihrem Referat stellte Frau Prof. Lienemann die Vielgestaltigkeit des Weltchristentums dar. Diese werde durch ein zentrales Merkmal des christlichen Glaubens ermöglicht, nämlich durch seine Fähigkeit zur grenzüberschreitenden Kommunikation (going beyond). Diese offene Art der Kommunikation berge andererseits die Gefahr der Spaltung und Trennung. Bereits die entstehende Christenheit war mit solchen Problemen konfrontiert und bildete laut Lienemann zwei Missions-Modelle aus: das der Anpassung und das der Transformation. Das An­ passungsmodell verlangt von den Neubekehrten Angleichung an die missionierende Gemeinschaft,

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Theologische Hochschule Reutlingen

d­ as Transformationsmodell dagegen mutet nicht nur den Neubekehrten Veränderung zu, sondern auch der missionierenden Gemeinschaft. Diese gewährt den neu Hinzugekommenen Raum, den Glauben in der eigenen Sprache und Kultur auszudrücken, und lässt zu, dass sich mit jedem Menschen, der neu dazu stößt, die Gestalt des Glaubens der eigenen Gemeinschaft verändert. Eben diesem Transformationsmodell verdanke sich die Vielgestaltigkeit des heutigen Weltchristentums. Diese sei anzuerkennen, „ohne die im Glauben bezeugte Einheit und Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi aufs Spiel zu setzen.“ Nur im ökumenischen Dialog könne Vielgestaltigkeit und Einheit zugleich bewahrt werden. Dabei müsse der Dialog von einer Hermeneutik des Vertrauens getragen sein, die mit dem christus praesens, dem gegenwärtigen Christus, rechnet. Verschiedene Statements im Anschluss an das Referat betonten die Notwendigkeit einer Spiritualität der Gastfreundschaft, verwiesen aber auch auf Schwierigkeiten und Grenzen des Miteinanders. ­Das Gebet – so ein Votum aus dem Publikum – sei wegen seines intimen Charakters doch meist nur in der eigenen Muttersprache möglich. Am Ende wurde die Frage aufgeworfen, wie wir von einer Hermeneutik des Verdachts zu einer Hermeneutik des Vertrauens kommen können. Begegnung schafft Vertrauen, meinte Frau Lienemann. Bleibt zu hoffen, dass Sätze wie: „Wir stimmen nicht mit allen überein, aber wir lieben alle“, mehr sind als fromme Wunschträume. Judith Trüssel, Schweizer Studentin an der THR, nimmt von dem sie ansprechenden und anregenden Forum mit, dass Gastfreundschaft alleine nicht ausreicht, dass es vielmehr um das Ziel geht, dass alle zusammen als Brüder und Schwestern im Glauben unterwegs sind, und dass alle miteinander lernen, im jeweils anderen Christus zu erkennen. Allein im Vertrauen auf ihn könne der Weg gelingen. Pastor Thomas Mozer (Leinfelden-Echterdingen) fühlt sich nicht zuletzt durch das sich auf der Südhalbkugel ausbreitende Christentum ermutigt, in Migrantinnen und Migranten vor allem Schwestern und Brüder in Christus zu sehen und im Vertrauen auf den gegenwärtigen Christus guter Gastgeber für diese Geschwister zu sein.

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Generalsekretär Bischof Ivan Abrahams

Prof. Dr. Reinhold Bernhardt

» Über das Forum unter dem Thema „Ist Wahrheit veränderlich?“ berichtet Pastor Olav Schmidt (Pirmasens):

„Ist Wahrheit veränderlich?“ Alleine der Titel des Forums regt auf, regt an. Die Frage ist nicht etwa: Gibt es mehr als eine Wahrheit? Oder: Ist Jesus die Wahrheit? Die Frage nach der Veränderlichkeit der Wahrheit ist ja im Lichte des johanneischen „ich bin die Wahrheit“ die Frage nach der Veränderlichkeit Jesu Christi und damit Gottes selbst. Natürlich ist Gott derselbe, heute, gestern und in Ewigkeit. Aber hat sich nicht seine Wahrnehmung im Lauf seiner Geschichte (his-story) verändert? Ist nicht gerade die Inkarnation Christi eine von Gott geoffenbarte neue Wahrnehmung des Wesens Gottes? Ob diese Wahrnehmung nur eine optionale oder eine absolute Wahrnehmung ist - diese Frage zu klären waren wohl die Experten aus Lehre und Praxis, aus Christentum und Islam, aus Deutschland und aus der Schweiz angetreten. Als Un-Wesen der Religion bezeichnete Prof. Bernhardt den Anspruch, das ihr Eigene zu verabsolutieren. Dem konnte der islamische Gesprächspartner Abdallah nur zustimmen: Der Koran zeige, dass Allah die Vielfalt der Religionen beabsichtigt habe! Wahrheit, so führte Bernhardt weiter aus, sei immer Beziehungswahrheit, stehe für die Tragfähigkeit einer Beziehung. Und hinter einer Beziehung stehe immer mehr, als wahrnehmbar sei. Wie wahr. Kein Wunder, dass man dann in der Podiums- und Publikumsdiskussion schnell auf die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen zu sprechen kam. Hier muss sich die Wahrheit bewähren, wenn sie Beziehungswahrheit ist. Dass es denn auch nachvollziehbare, kritische Einwürfe gab, ob etwa

Jesus Christus nicht derjenige sei, in dem und um den herum sich diese Beziehungen auch im inter­ religiösen Dialog ein-zu-ordnen hätten, überraschte nicht. Es braucht diese „Hüter der Wahrheit“, gerade wenn das Publikum ausschließlich „christlich“ ist. Aber man spürte auch, dass sich (zumindest das Verständnis über) die Wahrheit nicht unter einen Hut bringen lässt. Soll sie ja auch nicht, das Licht gehört eben auf den Scheffel. Dass es z.B. in der Asylarbeit wohl noch keine Zusammenarbeit zwischen Kirche und Islam gibt, überrascht. Denn schon bei John Wesley gilt, dass die Güte des Herzens wichtiger ist als die Schärfe des Denkens - daran erinnerte Prof. Bernhardt. ­Damit zeigte er die Grenzen eines solchen Forums, das ja dem Denken zugewandt ist - über den interreligiösen Dialog in diesem Fall. Die Güte des Herzens zeigt sich wohl eher im Handeln. Dieses Handeln könnte gemeinsames Handeln von Muslimen und Christen, Menschen verschiedenen Glaubens sein, in der Gesellschaft und aus dieser heraus und wieder in sie hinein. Interreligiöse Kooperation zieht interreligiösen Dialog nach sich, nicht anders herum.

Dr. Mahmoud Abdallah

Dr. Gabriele Mayer

Pfarrerin Susanne Haag

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» KONTAKT

DRUCKFRISCH

NACHRICHTEN

» John Wesley: Was wirklich zählt. Die Kennzei-

» Im Februar waren Kim Cape und Dr. Amos

chen eines Methodisten sind von Studierenden der Theologischen Hochschule Reutlingen unter Regie von Prof. Schuler und Pastor Ruof vom Medienwerk der EmK in eine jugendgerechte Sprache gebracht worden. ISBN 978-3-940463-24-1 - Euro 5,90 (Mengenrabatt ist möglich!).

Nascimento vom GBHEM, der methodistischen Weltbehörde für höhere Ausbildung und Dienst in Nashville, ´Tennessee an der THR zu Gast. Kim Cape mit Rektor Prof. Dr. Jörg Barthel

» Christoph Klaiber: Geist verändert. John Wesley,

der Heilige Geist und wir. In den Reutlinger Theologischen Studien (RTS, Edition Ruprecht, Göttingen), der Buchreihe der Theologischen Hochschule Reutlingen, wird demnächst diese Studie zu Herkunft und Wirkung methodistischer Pneumatologie erscheinen.

» Die Theologische Hochschule Reutlingen begrüßt auch im Sommersemester 2013 neue Studierende: Sabrina Heinrich, Sebastian Joos, Ramona Schließer und Anna Seifullina, eine Austauschstudentin aus Tallinn. Herzlich willkommen!

HERZLICHE EINLADUNG

» Die Ringvorlesung des studium generale der

drei Reutlinger Hochschulen unter dem Thema: „Medien+Macht+Menschen #ZuschauenWarGestern“ wird im Sommersemester 2013 fortgesetzt. Am 10. April hat Ruprecht Eser (einst Moderator und Leiter des „heute journal“) über hysterische Medien gesprochen. Am 15. Mai wird Prof. Dr. Michael Nausner von der THR theologische Reflexionen über Teilhabe in Gesellschaft und Kirche vortragen. Am 19. Juni spricht Dipl.-Päd. Jan-René Schluchter über Medienbildung als Perspektive für Inklusion und schließlich am 10. Juli Peter Boudgoust,

Intendant des Südwestrundfunks, über klassische Medien und die digitale Herausforderung. Die Vorlesungen finden jeweils um 18.15 Uhr in einem Hörsaal der Hochschule Reutlingen statt.

»

Am 29. April um 20.00 Uhr wird die Studentin Yvonne Waxenegger in der Aula der THR eine Ausstellung von Fotos aus Uganda eröffnen.

» Anfang Juni wird zu einer öffentlichen Ver-

anstaltung mit der bekannten methodistischen Theologin Prof. Catherine Keller aus den USA ein­geladen. Genauere Informationen werden im Vorfeld bekanntgegeben.

»

Am Dienstag, 11. Juni, lädt die THR um 19.30 Uhr zu einer Abendveranstaltung zum Thema ­Antidiskriminierung mit Prof. Claus Melter ein.

» Am 26. Juni wird der orthodoxe Erzpriester

Alexej Wassin aus Weißrussland, derzeit im Dienste der Württembergischen Landesirche in Deutschland unterwegs, im Mittwochsgottesdienst an der THR predigen.

Kontakt mit der Theologischen Hochschule nehmen Sie ganz einfach auf: Per Post (Theologische Hochschule Reutlingen, FriedrichEbert-Str. 31, 72762 Reutlingen), per Mail sekretariat@th-reutlingen.de oder per Telefon (das Sekretariat 07121 9259-0 leitet Sie weiter). Stets zugänglich und aktuell ist die Homepage www.th-reutlingen.de. Dort finden Sie auch diesen Newsletter. Kontaktpersonen für den Freundeskreis sind: In Deutschland: Prof. Dr. Roland Gebauer, Ganghoferstr. 40, 72764 Reutlingen, Telefon: 07121 2672678, E-Mail: roland.gebauer@emk.de In der Schweiz: Pfarrer Serge Frutiger, Rosengasse 9, 3250 Lyss, Telefon: 032 3841194, E-Mail: frutiger@emk-schweiz.ch In Österreich: Superintendent Lothar Pöll, Sechshauserstr. 56, 1150 Wien, Telefon: 01 6045347, E-Mail: lothar.poell@emk.at

» IMPRESSUM Christof Voigt Friedrich-Ebert-Straße 31 72762 Reutlingen. Fotos: THR, EmK, privat. Gestaltung: www.mees-zacke.de

» SPENDENKONTO Für Spenden, mit denen Sie uns unterstützen wollen, danken wir herzlich. Es stehen Ihnen folgende Konten zur Verfügung: Kreissparkasse Reutlingen (BLZ 640 500 00), Konto: 2 097-0 IBAN: DE10 6405 0000 0000 0209 70 SWIFT-BIC: SOLADES1REU Postscheck Zürich: 80-9 904-3

EmK-Kongress, Abschlussgottesdienst: Bischöfin Rosemarie Wenner dankt Prof. Dr. Jörg Barthel und der THR sowie ­ Dr. Lothar Elsner und dem Bildungswerk für die Durchführung des Kongresses. 4

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Kurz notiert

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Walter Wilhelm beim «Wort zum Sonntag» Ab April 2013 geht beim «Wort zum Sonntag» von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ein neues Sprecherteam auf Sendung. Mit dabei ist auch Walter Wilhelm, Pfarrer der EMK aus Birsfelden. Im Jahr 2013 wird er am 4. Mai, 29. Juni, 31. August, 12. Oktober und 9. November das «Wort zum Sonntag» am Samstagabend sprechen.   Die EMK kann seit mindestens 15 Jahren das erste Mal wieder eine Person für das «Wort zum Sonntag» stellen. Diese Möglichkeit steht ihr dank ihrer Mitgliedschaft im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) offen. Frühere Sprecher der EMK waren die heute pensionierten Pfarrer Robert Seitz, Bernhard Krebs und Jürg Eschbach.

Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Roland Rösti Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 6/13: 14.05.13 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Quelle: SRF / EMK News

Bethesda Spital ohne Zusatzversicherung

Bildnachweise: XXXX

Das Bethesda Spital Basel verzeichnete im letzten Jahr 18 Prozent mehr Patienten. Spitaldirektor Thomas Rudin zeigt sich erfreut: «Grundsätzlich haben seit dem 1. Januar 2012 alle Versicherten freie Spitalwahl», erklärt er. «Patienten mit Wohnkanton BL, SO, AG, JU und BE können in sechs verschiedenen Bereichen unserer Kerndisziplinen Bewegungsapparat und Frauenmedizin ohne Zusatzversicherung behandelt werden.» Ausserdem baut das Bethesda zurzeit eine topmoderne Geburtsklinik. Feierliche Eröffnung für Interessierte ist am 31. August 2013. Quelle: Stiftung Diakonat Bethesda,

bethesda.ch

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Feiern: Zum vielfältigen Programm am Kongress gehörten auch Gottesdienste wie dieser in der Marienkirche.

Der erste EMK-Kongress fand vom 4.–7. April in Reutlingen (D) statt

Veränderungsprozesse zuversichtlich mitgestalten Von Klaus-Ulrich Ruof, Volker Kiemle, Sigmar Friedrich

Rund 1000 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen vom 4.–7. April am EMKKongress in Reutlingen teil. Ermutigende und inspirierende Impulse wurden ihnen vermittelt, wie der Glaube gelebt werden kann in einer sich rasch verändernden Gesellschaft.

Wie einzelne Veränderung erlebt haben und erleben, wie die Gesellschaft sich verändert und wie die Kirche sich verändern wird und muss, waren die thematischen Schwerpunkte des Kongresses. In Gesprächsgruppen wurde das, was in den Referaten zu hören war, persönlich vertieft. Persönliche Erfahrungen Sehr persönliche Einblicke gaben Bischof Ivan Abrahams, Schwester Katharina Schridde und Christoph Dieckmann in die Veränderungen, die sie selbst erlebt haben. Der in Südafrika aufgewachsene farbige Bishof

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Ivan Abrahams hatte in seinem Heimatland die Ausgrenzung der Farbigen während der Zeit der Apartheid erlebt. Er betonte daher, dass Kirche «ein Platz des Willkommens für alle sein muss». Die evangelische Benediktinerin Schwester Katharina Schridde erzählte, wie ihr bei ihrer Suche nach Orientierung und Halt im Leben bewusst wurde, dass es nicht einfach um ein «Machen» geht, sondern um ein tiefes Loslassen und Beschenktwerden. Auch der Journalist Christoph Dieckmann zog das Publikum mit seiner Geschichte in den Bann. «Wer sich erinnern kann, weiss mehr von der Gnade», war eine seiner Schlussfolgerungen aus seinen Kindheits- und Jugenderfahrungen im Osten Deutschlands und seinen journalistischen Erfahrungen im vereinigten Deutschland. Gesellschaftlicher Wandel Wie die Gesellschaft sich verändert, beschrieb der katholische Theologe und Soziologe Michael Ebertz. Die Dienstleistungsgesellschaft bringe gesteigerte Ansprüche an Wissen und

fachliches Können mit sich. Dem könne sich auch die Kirche nicht verschliessen. Eine weitere Herausforderung sei, dass Menschen heute in mehreren «Gesellschaften» gleichzeitig leben. Eine Kirche in der «Erlebnisgesellschaft» müsse anders sein als etwa eine Kirche in der «Bürgergesellschaft».   Ein wesentlicher Wandel hat sich, wie Ebertz weiter aufzeigte, im Bereich der Kommunikation vollzogen: Ort und Raum der Kommunikation trennen sich zunehmend. Ein Ausdruck dafür seien die sozialen Netzwerke im Internet. Kommunikation aber sei ein unverzichtbarer Bestandteil der Religionen. «Nur als Kommunikation hat Religion eine gesellschaftliche Existenz», betonte Ebertz. Es sei deshalb nicht gleichgültig, welche religiösen Kommunikationsmittel – also Ritus, Amt oder auch ein Kirchenbau – die Kirche verwende. Die Frage sei, ob es die Kirchengemeinde noch als Begegnungsraum von realen Personen brauche.


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Teilnehmende: Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kamen rund 1000 Personen zum Kongress nach Reutlingen.

Kirchliche Alternative Damit die christlichen Kirchen in dieser Gesellschaft eine interessante Alternative sind, dürften sie sich nicht als Anbieter auf dem Markt des Religiösen verstehen. Das erklärte der evangelische Theologe Christoph Schwöbel. Damit würden sie sich dem Gesetz der Ökonomie unterwerfen, sagte er. Das bringe auch den Zwang zum Wachstum mit sich. «Wachstum ist aber kein Kriterium des Evangeliums», betonte Schwöbel. Vielmehr widerspreche die Forderung nach ständigem Wachstum dem christlichen Menschenbild.   Angesichts der Finanzkrise wachse auch in der Gesellschaft die Einsicht, dass die Ideologie des dauernden Wachstums nicht zukunftsfähig sei. Hier könnten die Kirchen nach Schwöbels Überzeugung ihre Stimme erheben und eine Alternative aufzeigen. Zwar ziele der Missionsbefehl, den Jesus seinen Jüngern mitgegeben habe, auch auf quantitatives Wachstum. Dabei dürfe das qualitative Wachstum aber nicht aus dem Blick geraten.

Ermutigendes Zeichen Lothar Elsner, Leiter des Bildungswerks der EmK in Deutschland, und Jörg Barthel, Rektor der Theologischen Hochschule Reutlingen, waren die Hauptorganisatoren des Anlasses. Sie zogen ein positives Fazit aus den vier Kongresstagen mit über 100 Einzelveranstaltungen. «Dass 1000 Menschen diesen Kongress besuchten, ist ein ermutigendes Zeichen für die Kirche», sagte Elsner. «Wenn diese 1000 Menschen nach Hause zurückkehren, werden sie in ihrer Umgebung Veränderungsprozesse zuversichtlich und ermutigend mitgestalten».   Der EmK-Kongress fand in dieser Form erstmalig statt. Über eine Folgeveranstaltung in regelmäßigen Abständen haben die Veranstalter noch keine Entscheidung getroffen.

Bleibende Eindrücke Michael Breiter, Jugendpfarrer in Ausbildung auf dem Bezirk UzwilFlawil, war am EMK-Kongress und sagt in drei kurzen Sätzen, was ihn beeindruckt hat. Dein persönliches Highlight... ... war am Freitagabend die «Thomasmesse». Für mich war das eine neue, sehr spannende und eindrückliche Gottesdienstform. Von den Referaten bleibt Dir... ... das vom Samstag, mit dem Thema, wie Kirche sich verändern wird: Gut ist es, wenn man sich verändert, neue Dinge ausprobiert, aber dabei nicht vergisst, woher man kommt. In Deinen Alltag begleiten Dich... ... ganz viele Inputs. Ein Beispiel wäre, wie die EMK in Deutschland sehr bewusst mit der Umwelt umgeht, etwa welche Standards sie für den Einkauf von Lebensmitteln haben. (vgl. http://is.gd/b7r9cQ)

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Jugendpfarrer CHF 81 000.–

Konzert: Die Zürcher Band «ashes of beauty» begeisterte am Samstagabend.

Dem Leben Raum geben in der Gemeinde Bern Altstadt

Fest der Begegnung in neuen Räumen Gere Luder

An der Nägeligasse 4, in der EMK

ausserdem durch Spenden von Mitgliedern und Beiträge von Organisationen.

Bern Altstadt, wurde in den letzten Monaten rege gebaut. Einladende Räume mit mehr Durchblick waren das Ziel der umfassenden Renova-

Durchblick möglich machen

tion. Am 23./24. März wurden die Räume mit einem Fest der Begegnung eingeweiht.

Seit über 130 Jahren besitzt die EMK das Gebäude an der Nägeligasse 4 in Bern. Dem Holzboden im Saal war das Alter zunehmend anzusehen. Weil die Räume im Erdgeschoss für die Gemeinde nicht mehr zweckmässig waren, wurde dieses komplett und im Saal der Boden erneuert. Die Gemeinde in Bern versteht sich als offene Gemeinschaft und will dies mit den Räumen sichtbar machen. Das Ziel war, mehr Weite zu schaffen und beispielsweise den Durchblick durch das Gebäude, von der Nägeligasse an die Schüttestrasse, zu ermöglichen. Dank gezielter Farbakzente und einer optimalen Beleuchtung wirken die Räume freundlich und einladend. Die Kosten von rund 1.8 Mio. Franken wurden zum grösseren Teil durch den Verkauf der Lukaskapelle gedeckt,

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Ein Fest für jung und alt Am Wochenende vom 23./24. März hatten die neuen Räume ihre Bewährungsprobe zu bestehen: Ein buntes Fest für jung und alt war angesagt! Am Nachmittag sorgten die Jungscharen Arcus und Terra Nova für Action bei Kindern und Jugendlichen, daneben bot die Kaffeestube in der neuen Bar und Lounge Gelegenheit zu Begegnung und Austausch. Die ganz Kleinen begeisterte vor allem das grosse Kletterschiff aus Holz, das den neuen Raum fürs Kinderhüten prägt. Unter fachkundiger Anleitung wurde es selber konstruiert und bietet viele Spielmöglichkeiten, inklusive Rutschbahn.   Für den Abend wurde der Saal mit Bühne und Bars bestückt, wobei der neue Boden wohlweislich teilweise abgedeckt wurde. Das Konzert mit der Zürcher Band «ashes to beauty» begeisterte alle, und für kulinarische

Höhenflüge sorgten Crépes in verschiedenen Varianten und die (alkoholfreien) Drinks der Blue Cocktail Bar. Mit Leben füllen Dank fleissiger Heinzelmännchen war der Saal am Sonntag wieder bereit für den Festgottesdienst. Zu diesem versammelten sich gegen 200 Mitglieder, Freunde und Gäste. Auch hier fand die Vielfalt des Lebens Ausdruck: Im ersten Teil leitete eine Band in die Anbetung, die Predigt wurde von einer Flötengruppe umrahmt und schliesslich wurden die Lieder im Schlussteil von der Orgel begleitet.

Leben hinterlässt Spuren

In seiner Predigt betonte Pfarrer Gunnar Wichers, dass es nun an der Gemeinde liege, Leben in die Räume zu bringen und dabei zu bedenken, dass dieses Leben Spuren hinterlassen und nicht immer den eigenen Vorstellungen entsprechen wird. Für das Mittagessen mit 130 Personen mussten auch die neuen Kinder-


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Würde denken Gunnar Wichers: «Nun liegt es an uns, Leben in die Räume zu bringen.»

räume belegt werden, damit alle das feine Risotto mit Fleischspiessen geniessen konnten.

Mehr Platz für Gäste

Glaube auf den Strassen Im Zusammenhang mit den neuen Räumen hat sich die Gemeinde ein neues Motto gegeben: «Dem Leben Raum geben». In den Veranstaltungen soll die Liebe Gottes für die Menschen erfahrbar werden. Dabei ist das soziale Engagement der Gemeinde wichtig: Regelmässig sind am Sonntag vor dem Gottesdienst Mitglieder auf Berns Strassen unterwegs und vertei-

len Kaffee und Zopf. Alle zwei Wochen wird ein feines Pastazmittag für alle angeboten, meist werden zwischen 40 und 60 Portionen serviert. Mit der neuen Küche wird dies für die Crew deutlich einfacher, und die Gäste bekommen mehr Platz. Die Menschen in der EMK Bern Altstadt sind überzeugt, dass der Glaube nur dann Sinn macht, wenn er sich im Verhalten gegenüber den Mitmenschen zeigt, wenn er dem Leben in seinen vielfältigen Ausprägungen Raum gibt.

Vielfältige Nutzung und Vermietung Die attraktiven, neuen Räume können auch gemietet werden. Nicht nur für kirchliche Veranstaltungen, auch für private Anlässe oder für Organisationen bieten sich viele Möglichkeiten der Nutzung an: Konzerte und Gottesdienste, Seminare und Weiterbildungen, Bankette und Geburtstagsessen und vieles mehr. In

Würde und Macht macht macht würdig und würde macht mächtig manchmal aber würdigt macht sich selbst entwürdigt macht andere macht andere ohnmächtig macht sich würdelos dann müsste man macht entmachten Vom 2. bis 23. Juni findet in den EMK-Räumen an der Nägeligasse 4 in Bern die Ausstellung «Würde entdecken – leben – denken – fühlen» statt, Schlussveranstaltung und Höhepunkt eines Langzeitprojekts der EMK Bern. «Würde und Macht» ist eines der Themen im Ausstellungsbereich «Würde – denken». Marcel Reber

der Küche kann problemlos für bis zu 100 Personen gekocht werden, die Bar mit Lounge lädt zum Verweilen ein, es gibt Räume für kleine und grosse Kinder zum Spielen, Malen und Basteln, und natürlich ist auch die nötige Technik wie Beamer und Mikrofonanlage vorhanden.

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umschau

Lernerfolg: Die entspannte Atmosphäre beflügelt Teilnehmende und Lehrpersonen.

Der Deutsch-Integrationskurs der EMK-Gemeinde Rothrist

Türen und Herzen öffnen sich Von Erich Hofer und das Leitungsteam

Vor einem Jahr hat die EMK Rothrist mit dem ersten Deutschkurs für Ausländer begonnen. Ende April beginnt der vierte Kurs für Anfänger. Die EMK-Gemeinde versteht diese Arbeit als Teil ihres Dienstes.

Alle reden von Integration. Politiker von Bund, Kantone und Gemeinden fordern seit Jahren, die Schweiz sollte mehr für die Integration der hier wohnhaften Ausländer tun. Einiges wird schon getan. Grosse Gemeinden haben diese wichtige Aufgabe erkannt und bieten Integrationskurse auf verschiedenen Stufen an.

Sie sind unsere Nächsten

Sprachbarrieren überwinden Doch viele Menschen aus dem Ausland leben und arbeiten seit Jahren unter uns, haben kaum Kontakte mit Einheimischen und wissen vielfach wenig über Kultur und Alltag in der Schweiz. Der Hauptgrund ist, dass sie unsere Sprache nicht verstehen und nicht sprechen.

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Diese Überlegungen haben die EMKGemeinde in Rothrist bewogen, einen Beitrag zu einer besseren Eingliederung der Ausländer zu leisten und einen Deutschkurs für ausländische Erwachsene anzubieten. Sie sind unsere Nächsten und sind auf unsere Hilfe angewiesen. Die Kurse werden im Gemeindezentrum Zehntenhaus der EMK Rothrist angeboten.

Die Kursleiter arbeiten ehrenamtlich Den Menschen zugewandt Die EMK Rothrist ist Trägerin der Deutsch-Integrationskurse. Die Kirche versteht die Kurse nicht als Missionsprojekt, sondern als Dienst an unserer ausländischen Bevölkerung und an der politischen Gemeinde. Teilnehmende sind Frauen und Männer im Alter von 19 bis 60 Jahren aus über 14 Ländern. Wir legen grossen Wert auf individuellen Unterricht. Alle Kursleiter arbeiten ehrenamtlich, auch diejenigen, die nicht der EMK angehören.   Für den ersten Anfängerkurs vor einem Jahr gingen die Anmeldungen nur zögerlich ein. Nun melden sich

genügend Interessierte ohne viel Werbung. Ende April haben der vierte Anfängerkurs und zwei Fortsetzungskurse begonnen. Sie dauern bis anfang Juli 2013. Stimmen von Teilnehmenden Ich gehe in den Deutschkurs, weil ich mich hier integrieren will. Es gefällt mir sehr. Die Lehrer machen das gut. Fatlind Ich möchte hier Deutsch lernen, weil ich es bei meiner Arbeit brauche. Sergio Ich lebe in der Schweiz, also will ich die Menschen hier auch verstehen und mit ihnen sprechen können. Ani Ich bin zufrieden mit dem Deutschkurs, weil ich viel gelernt habe. Bakiu Ich habe Lesen und Schreiben gelernt und schätze das gute Verhältnis untereinander. Teodora


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Agenda Do.–Sa., 9.–11. Mai Payern nach Lausanne Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg in der Romandie Kosten: Fr. 320.­– Infos / Anmeldung: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, walter.wilhelm@emk-schweiz.ch Samstag, 11. Mai Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Seelsorge 3 9.00-17.00 Uhr EMK «Zelthof», Zürich Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch Fr.– Mo., 17.–20. Mai

Ich besuche den Deutschkurs gerne. Ich lese gerne und schreibe schon gut Deutsch. Bukurje Im Kurs habe ich schon viele Kolleginnen und Kollegen gefunden. André

Wir lachen oft

Was sagen die Lehrerinnen zu ihrer Aufgabe? Ich gebe sehr gerne Deutschunterricht. Es ist sehr spannend, so viele verschiedene Menschen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Wir lachen oft und können damit das manchmal mühsame Lernen etwas auflockern. Die Teilnehmer/innen kommen gerne. Sie fühlen sich angenommen und freuen sich, einander helfen zu können. Maja Es ist schön, so viele verschiedene Menschen in einer Klasse zu haben. Nicht alle haben die gleiche Auffassungsgabe; das macht den Unterricht spannend. Gaby

Ich freue mich für und mit den Teilnehmer/innen über die Lernerfolge. Mit den erworbenen Sprachkenntnissen öffnen sich ihnen im Alltag nicht nur Türen, sondern auch Herzen! Es ist schön, mitzuerleben, wie im Kurs nicht nur Deutsch gelernt wird, sondern auch internationale Freundschaften geschlossen werden. Die entspannte Atmosphäre beflügelt die Kursteilnehmer/innen und Lehrpersonen. Lucienne

Der Deutschkurs Kursziel: Sich in Alltagssituationen zurechtfinden und einfache Gespräche führen können. Gruppengrösse: 6 ­­­–10 Personen Kursverlauf: dreimal pro Jahr 10 Abende à 2 Lektionen in drei verschiedenen Niveau-Klassen Kurskosten: pro Kurs CHF 150.­–, inkl. Lehrmittel und Zwischenverpflegung Bei regelmässigem Besuch wird eine Kursbestätigung ausgestellt. Weitere Informationen: www.emk-rothrist.ch

Fotokurs – besser Fotografieren mit René Wethli Hotel Artos, Interlaken Kosten: ab Fr. 740.– Infos / Anmeldung: Hotel Artos, 033 828 88 44, mail@artos.ch Samstag, 25. Mai Motivationstag für Eltern Glaube zuhause leben 9.45 –16.15 Uhr EMK Aarau Kosten: ab Fr. 30.– Infos / Anmeldung: Takano-Fachstelle EMK, 062 205 70 00, info@takano-online.ch, www.takano-online.ch Samstag, 25. Mai Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Lernpsychologie I 9.00 –12.30 Uhr EMK «Zelthof», Zürich Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch Do.– So., 6.– 9. Juni Würde wäre wenn ... Jährliche Konferenz 2013 Bern

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INSERATE

2013 – Israel-Herbstreisen Interessante Rundreise mit vielseitigem Programm vom Golan bis nach Eilat 21. Oktober – 4. November

Betreute Seniorenferien

Badewoche im sonnigen Eilat 3. – 11. November mit Andachten von Henri Vaucher, Jerusalem Prospekt: VEREINIGUNG PRO ISRAEL Postfach, 3607 Thun / Tel. 033 335 41 84 / info@proisrael.ch / www.vereinigungproisrael.ch

Telefon +41 {0)81 307 54 00 info@scesaplana.ch www.scesaplana.ch

SCESAPL ANA

Hotel Artos Interlaken Bibel-Ferienwoche

Wir suchen einen «berufenen» Pastor/Prediger

Hoffung – Wir wollen gemeinsam überlegen, wie Menschen ihr Alltagsdasein bewältigen, trotz ihrem so oft angefochtenen Glauben. «Hoffnung» soll kein blosses Wort bleiben, sondern Kraft werden im Alltag der Menschen. 3. bis 10. August 2013 mit Bernard Lehmann Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 1008.–; im Doppelzimmer CHF 1694.–

Bibelwoche

Mut für morgen – Vertrauen schöpfen in ungewisser Zeit. Die Ferien-Bibelwoche möchte Mut machen zum Vertrauen, zum Vertrauen in Gott und sein Wort. Verschiedene Bibeltexte möchten Anleitung geben, dieses Vertrauen im Alltag zu wagen, es zu «praktizieren» und zu erleben, wie es prägt. 28. September bis 5. Oktober 2013 mit Jakob Sturzenegger Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 903.–; im Doppelzimmer CHF 1554.– Infos und Anmeldung: Hotel Artos, Alpenstrasse 45, 3800 Interlaken Telefon 033 828 88 44, www.hotel-artos.ch, mail@artos-hotel.ch

Bist du Early Bird oder Nachtvogel? Einen Hinweis findest du auf heilsarmee-bildungszentrum.ch Bachelor-Studiengang für Christliche Leiterschaft

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für unsere Gemeinde mit einer Anstellung zwischen 50 – 80 %.

Wir sind eine kleinere Gemeinde in Gelterkinden mit 20 – 30 Gottesdienstbesuchern und ebenso vielen Kindern und Jugendlichen. Fordere den Bewerbungsbogen an bei: Vereinigung Freier Missionsgemeinden Worbstrasse 36 3113 Rubigen E-Mail: sekretariat@vfmg.ch EMK_Zahlstelle_Inserat_2011_x1a.pdf

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Quelle: Quelle: evangelical evangelical alliancealliance UK, UK, www.eauk.org www.eauk.org

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Schwere Schwere Überschwemmungen Überschwemmungen in Argentinien in Argentinien AnfangAnfang April verursachten April verursachten anhaltende anhaltende Regenfälle Regenfälle in Bu- in Buenos Aires enos und AiresLaund Plata Laschwere Plata schwere Überschwemmungen, Überschwemmungen, bei denen bei denen 57 Menschen 57 Menschen getötetgetötet wurden. wurden. Mehr als Mehr eine als eine halbe Million halbe Million Menschen Menschen waren waren ohne Strom. ohne Strom. «Die materi«Die materiellen Schäden ellen Schäden sind immens», sind immens», sagte Juan sagteGattinoni, Juan Gattinoni, der in der in BuenosBuenos Aires lebt, Aires«aber lebt,der «aber Verlust der Verlust von Menschenleben von Menschenleben ist noch istviel noch grösser.» viel grösser.» Er ist dankbar Er ist dankbar für diefür Solidarität die Solidarität der argentinischen der argentinischen Methodistenkirche Methodistenkirche und anderer und anderer Ak- Akteure, teure, die dendieOpfern den Opfern der Überschwemmungen der Überschwemmungen helfen.helfen. Spenden Spenden für die für Flutopfer die Flutopfer nimmtnimmt Connexio Connexio entgegen entgegen und und leitet diese leitet an diese dieanargentinische die argentinische Methodistenkirche Methodistenkirche weiter. weiter. emk-schweiz.ch emk-schweiz.ch Quelle: Quelle: EMK-News, EMK-News,

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Gefragt: Die REVEAL-Studie hilft, nicht nur Zahlen, sondern die geistliche Entwicklung der einzelnen zu beschreiben.

Die REVEAL-Studie im Bezirk Oberaargau

Wo wir jetzt stehen und was wir brauchen Von Daniel Etter

Frühjahr 2012. Ich wollte gerade das

und mit welchem Auftrag bewegen wir uns – in einer Stadt mit sieben Freikirchen und zwei Landeskirchen?

Postgebäude von Zofingen verlassen, als sich mein Weg mit dem eines jungen Mannes kreuzte. Zwischen Taxi und Kiosk berichtete er mir von einem Programm zur Gemeindeentwicklung mit dem Namen «REVEAL».

Spätsommer 2012. Eben waren wir auf dem neuen Bezirk Oberaargau angekommen. Ich erlebte meine erste Retraite des Leiterkreises der EMK Langenthal. Die Gemeinde hat mit gezielten Predigthemen und Kursen in den letzten Jahren geistliche und theologische Fortschritte gesucht und dabei eine sichtbare Entwicklung erlebt.

Eine sichtbare Entwicklung erlebt Fragen, die mich als neuen Pfarrer und den Leiterkreis an der Retraite beschäftigten: Wo stehen wir aktuell im Blick auf das geistliche Unterwegssein? Auf welche konkreten Ziele hin

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Klarer sehen können Unsere Erwartung war, mit einer REVEAL Studie – als Angebot von Bildung+Beratung – vertiefte Erkenntnisse auf diese Fragen zu erhalten. Im nächsten Schritt benötigten wir die Mithilfe der ganzen Gemeinde beim Ausfüllen der Fragebogen. Dass gegen achtzig Personen sich motivieren liessen und die Umfrage ausfüllten, war für uns ein grosser Erfolg.   Ein paar Wochen später traf sich der Leiterkreis mit Andreas Benz und Stefan Pfister von Bildung+Beratung. Sie stellten uns die Auswertung der Gemeindeumfrage vor. Aufschlussreich war für uns als Leiterkreis, klarer zu sehen und zu verstehen, wie eine grosse Mehrheit der Gemeinde sich in ihrem geistlichen Unterwegssein beurteilt. Die Auswertung lieferte uns Hinweise, wie und mit welchen Schritten eine gesunde Förderung und Weiterentwicklung unserer Gemeinde möglich wird.

Hier kommen wir weiter Die Studie, unser Reden, Beten und Diskutieren darüber, zeigte Bereiche auf, die uns als Evangelisch-methodistische Gemeinde vor Ort weiterbringen können: gabenorientierte Mitarbeit, Fördern von geistlichen Freundschaften, ganzheitliche Jüngerschaft, Diakonie, Mission, Glaube im Alltag leben und Dienst am Menschen in Not.

Geistliche Freundschaften fördern Konkrete Schritte planen Mir persönlich hat die REVEAL Studie und die sich anschliessende Auswertung, das Nachdenken und Austauschen darüber geholfen, Qualitäten genauso wie Mangelpunkte der für mich noch neuen Gemeinde zu erkennen.   Als Leiterkreis haben wir das Resultat an einem eigens dafür einberufenen Abend im März diesen Jahres der Gemeinde vorgestellt. Ziel des Abends war, die ganze Gemeinde über


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die Resultate der Umfrage zu informieren und sie von Anfang an mitzunehmen ins Nachdenken, Prüfen und Entscheiden im Blick auf konkrete Schritte und die Anpassung der inhaltlichen Ausrichtung unserer Gemeinde.   Die aktuelle Herausforderung ist, das theoretisch Verstandene in konkreten Schritten und Projekten praxistauglich zu gestalten.

Aus dem Leitungsteam

Geistliches Wachstum fördern REVEAL ist eine von Willow Creek entwickelte Gemeindeanalyse, die modernste wissenschaftliche Analyse-Techniken einsetzt. So entsteht eine lebendige Momentaufnahme, wo Mitglieder und Freunde in ihrem Glauben stehen, welche Bedürfnisse sie haben und wie zufrieden sie mit der aktuellen Situation sind.   REVEAL legt den Fokus auf die Förderung geistlichen Wachstums. Ziel ist es Menschen zu helfen, Veränderung zu erleben. Dazu wirft REVEAL einen ernsthaften, ehrlichen Blick auf die geistliche Entwicklung

und gibt sich nicht mit Zahlen zufrieden.   Mitglieder und Freunde einer Gemeinde beantworten rund 70 Fragen. Die Gemeindeleitung erhält so ein Bild, wo sich diese Menschen selber orten. Aufgrund dieser Momentaufnahme der Gemeindesituation werden, begleitet durch den Berater, weitere Schritte geplant. Weitere Informationen: Bildung+Beratung, Andreas Benz , 079 822 80 00 , andreas.benz@emkschweiz.ch

Ich bin kein Freund von Umfragen und doch wusste ich, dass wir da durch müssen, um aussagekräftige Meinungen zu erhalten, je mehr desto besser. Gespannt warteten wir auf die Auswertung. Sehr hilfreich war die Unterstützung, die Aufschlüsselung und die Erklärungen zur REVEAL-Studie durch Stefan Pfister und Andreas Benz. Das hat unsere Sicht auf die Resultate etwas entlastet.   Für uns als Leiterkreis ergaben sich einige Schwerpunkte, die man näher betrachten wird. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwierig und sicher auch noch nicht an der Zeit konkrete weitere Schritte zu definieren. Da brauchen wir viel Gebet und Weisheit. Conny

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Wenn das Mitgefühl die Demokratie bestimmt

Gut gewählt Von Urs Schweizer

Es ist fast so wie immer. Die Zähne sind geputzt, die Hände und das Gesicht sind gewaschen, das Pyjama ist montiert. Wir versammeln uns im Zimmer der beiden Buben, um das zu tun, was wir nach Möglichkeit jeden Abend tun: als ganze Familie ein Lied zu singen und zu beten. Dieser gemeinsame Tagesabschluss ist uns wichtig. Auch wenn es meistens kein Moment ungestörter Besinnung ist. Denn immer wieder gibt die Frage, wer nun wem auf dem Schoss sitzen darf, zu Reibereien Anlass. Oder da wollen noch Dinge erzählt oder diskutiert sein, die manchmal wohl nur deshalb in die Runde geworfen werden, um das gemeinsame Singen und Beten noch etwas hinauszuzögern...   Damit wir nicht immer dasselbe Lied singen und auch nicht jemand ständig seinen Favoriten aus unserem Gute-Nacht-Liederpool wählt, ist immer jemand anders für die Wahl zuständig. Schön der Reihe nach vom Jüngsten zum Ältesten. Schliesslich

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legt uns allein schon unser Familienname ein demokratisches Vorgehen nahe...   Es ist also fast so wie immer. Aber eben nur fast. Denn der Jüngste ist krank und liegt im Elternzimmer nebenan. Den ganzen Tag schon. Wir setzen uns nicht zu ihm, sondern gewähren ihm die Ruhe, die er braucht. Und hören kann er uns ja trotzdem.   Sein älterer Bruder ist für die Wahl des Gute-Nacht-Liedes zuständig. Er überlegt für einen Moment. Und dann wählt er zu unserem Erstaunen ein Lied, das er sonst nie wählen würde, weil er es nicht so mag. Aber heute tut er es – weil es das Lieblingslied seines kranken Bruders ist.   Es kann nicht immer so sein. Und im Falle unserer Familie wird es auch nicht immer so sein. In unseren Beziehungen aber zumindest ab und zu das Leben auch mit den Augen des Gegenübers zu betrachten, kann ein berührender Ausdruck grosser Wertschätzung und echter Liebe sein.


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