Holz 201309 first02 issuu

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RekordverdĂ€chtig: ARCTIC SUISSE, die Hochisolations-Aufzugstreppe fĂŒr den Schweizer Profi.

Bauen und leben mit Holz

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Das Aufzugstreppenmodell ARCTIC SUISSE ist genau das Richtige fĂŒr jeden, der energiebewusst bauen oder umbauen will. ARCTIC SUISSE ist mit einem Ă€usserst stabilen, pulverbeschichteten Treppenpaket bestĂŒckt, welches mit «Antirutsch-Rillen» versehen ist. Die umlaufende Metallzarge, die einen perfekten Übergang zur Decke bildet, wird vom Design-Deckel komplett ĂŒberdeckt. ARCTIC SUISSE bietet dem Schweizer Profi die Möglichkeit, seiner Kundschaft eine Aufzugstreppe anbieten zu können, die heutigen und zukĂŒnftigen Standards entspricht. RekordverdĂ€chtig! Kontaktieren Sie uns. Wir liefern Ihnen gerne weitere Informationen ĂŒber das beschriebene Modell oder unser weiteres, vielfĂ€ltiges Treppenangebot!

160

mm

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...und viele w

Vorteile  Extreme DeckelisolationsstĂ€rke von 160 mm  Dreifach-Dichtungssystem  Luftdichtheitsklasse 4  Fugenlose Untersicht durch neuen Design-Unterdeckel  Thermische Trennung von Stahlzarge und Futterkasten  Futterkasten aus hochwertigem MDF  Futterkasten mit bis zu 45 cm Höhe  Stahltreppenpaket pulverbeschichtet  Stahlsicherheitshandlauf serienmĂ€ssig  Treppenschuhe serienmĂ€ssig  Belastbarkeit 150 kg

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Rohbaumasse  130 x 70 cm bis Raumhöhe 2.75 m  140 x 70 cm bis Raumhöhe 2.75 m  120 x 60 cm bis Raumhöhe 2.75 m  120 x 70 cm bis Raumhöhe 2.75 m

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Minka-Schweiz – Ihr Spezialist fĂŒr ï‚ą Aufzugstreppen ï‚ą Aufzugstreppen brandhemmend ï‚ą Aussentreppen ï‚ą Speziallösungen ï‚ą System-Spindeltreppen ï‚ą Optionen und Zubehör Minka-Schweiz Ideanorm ï‚ą Jurastrasse 2, 2544 Bettlach ï‚ą Telefon 032 614 18 18 ï‚ą Fax 032 614 18 01 ï‚ą info@minkaschweiz.ch ï‚ą www.minkaschweiz.ch

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Metamorphosen Architektur des Bewahrens und Erneuerns www.magazin-first.ch 01.11.13 15:39


So sieht heute die Sonnenseite von umweltbewusstem Leben aus. Die Zukunft gehört klima- und energieeffizienten GebĂ€uden – Holz ist der ideale Baustoff dafĂŒr. Im Vergleich zu anderen Baustoffen ist Holz CO2-reduzierend und eine natĂŒrlich nachwachsende Ressource. So können Bauten aus Holz in Kombination mit Solar- und Photovoltaikanlagen oder mit Haustechnik nach neuesten Standards selber soviel Energie erzeugen, dass sie völlig unabhĂ€ngig von externer Energieversorgung sind. Bauen auch Sie mit Holz, Ihnen und einer gesunden Umwelt zuliebe. www.holzbau-schweiz.ch

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inHalT / ediTorial

spÀne

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Liebhaberobjekte aus Holz – klein oder gross, energiegeladen, auf Zack oder beruhigend – ein kunterbuntes Potpourri an schönen Dingen.

MarkTfokus

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Die Forschung der Berner Fachhochschule BFH wertet im Bereich Bau- und Marktmonitoring regelmĂ€ssig Marktdaten zum Schweizer Baumarkt aus. Ein Überblick.

bauwerk

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Der Pionier der Branche beweist: Auch kleinere Architekturprojekte haben ihren Reiz. Unterwegs mit Sonnenkönig Beat KÀmpfen.

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Im Wallis wagte sich das junge ArchitekturbĂŒro cb-arch an die Umnutzung einer alten Doppelstallscheune. Das Resultat: ein wahres Raumwunder.

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Angenehmes Raumklima und Material, das ein GefĂŒhl von Geborgenheit und WĂ€rme ausstrahlt. Neu in Engelberg im öffentlichen Skirestaurant Ox.

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Ein baufĂ€lliger Strickbau aus dem Jahr 1590, sĂŒdlich von Flums. Wo dank Denkmalpflege und energetischer Sanierung heute ein wahres Bijou steht.

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Der Zimmermann und Innenarchitekt JĂŒrg Frehner zeichnet heute noch viele PlĂ€ne von Hand. Ein Besuch bei einem, der dem UrsprĂŒnglichen noch seinen Raum lĂ€sst.

Liebe Leserinnen und Leser Um mit den EnergievorrĂ€ten der Erde nachhaltig umzugehen, dĂŒrfen wir pro Kopf nur 17 500 Kilowattstunden pro Jahr beanspruchen, was einer kontinuierlichen Leistung von 2000 Watt entspricht. So viel betrug der Verbrauch pro Person in der Schweiz zuletzt Anfang der 1960er-Jahre, heute liegt er bei 6300 Watt. Damit die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft erreicht werden, mĂŒssen bis 2050 neben anderen Massnahmen rund 90 Prozent des Schweizer GebĂ€udebestands energetisch saniert werden. Schon jetzt rĂŒsten viele EigentĂŒmer ihre HĂ€user auf, indem sie etwa die Fassade dĂ€mmen oder alte Fenster ersetzen. Das reicht aber noch nicht aus. Daher ist es fĂŒr die Bauwirtschaft Verpflichtung wie auch Chance, zur Erhöhung der Klima- und Energieeffizienz des Bauwerks Schweiz beizutragen. Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie die Architektur des Bewahrens und Erneuerns aussehen kann und welche Menschen dahinterstehen.

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Hans Rupli, Verband Holzbau Schweiz

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Tradition trifft auf Moderne AushĂ€ngeschild des New Yorker Hi-Fi-GerĂ€teherstellers SYMBOL ist ganz klar die «Modern Record Console». Konzipiert als Hommage an die Anlagen der 1950er-Jahre, sind die individuell aus Walnussholz gefertigten MöbelstĂŒcke echte Alleskönner. Denn nicht nur Schalplattenliebhaber kommen auf ihre Kosten: Ganz im Zeichen des digitalen Zeitalters kann ĂŒber den eingebauten Wireless-Router Musik von verschiedensten EndgerĂ€ten abgespielt werden. symbolaudio.com

Angefangen hat alles mit einer experimentellen Material- und Prozessstudie zum Thema Wachstum an der Kunsthochschule in Halle. Max Böhme mischte SĂ€gemehl mit Tapetenkleister und generierte damit einen kĂŒnstlichen Wachstumsprozess, in dem er verschiedene Naturmaterialien wie Jutegewebe oder Äste in die Masse tauchte und trocknen liess. Schicht um Schicht entstanden so bisweilen acht Tischchen und drei Hocker. Jedes Produkt ein Unikat, jedes Produkt auf seine Art und Weise einzigartig gewachsen. maxbohme.de

Grossmaul Massiv, dominant, spannend – das Duo Gisler und Damerau hantiert mit einer MotorsĂ€ge und kreiert so qualitativ hochwertiges Design. «Butler Grossmaul» ist Dreh- und Angel­punkt, wenn es darum geht, auf die kleinen wichtigen Dinge aufzupassen. Das ­archaische Schnittbild macht jeden einzelnen Butler Grossmaul zu einem charaktervollen Unikat. gislerdamerau.ch

Holz so weit das Auge reicht Im neu eröffneten Showroom der Atlas Holz AG in TrĂŒbbach kommen Holzliebhaber ganz auf ihre Kosten: Auf ĂŒber 400 m2 AusstellungsflĂ€che können mehr als 100 Holzarten fĂŒr Parkett und Schlossdielen genauestens auf ihre optischen und haptischen Eigenschaften geprĂŒft werden. Das besondere Flair des Altholzsortimentes kann im eigens dafĂŒr eingerichteten Altholzchalet erlebt werden. atlasholz.ch

18. bis 21. Februar 2014

Wachsendes Holz

Treffpunkt Köln Vom 18. bis 21. Februar 2014 können sich Dachdecker- und Zimmerhandwerker zu den neusten Themen in ihrer Branche austauschen. Denn im kommenden Jahr findet die «Dach+Holz International» in Köln statt. Sie ist die in Europa einmalige und ausschliesslich auf den Dach- und Holzbereich zugeschnittene Fachmesse. Der Donnerstag scheint insbesondere fĂŒr Architekten interessant: Neben spannenden GesprĂ€chsforen stellen namhafte Refe­ renten ihre internationalen Projekte vor. dach-holz.de

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Hoch hinaus Dem Leben ĂŒber den Dingen einen Platz geben – das ist die Idee von OJO concepts aus dem sauerlĂ€ndischen Schmallenberg. Der renommierte Architekt Andrea Wennig hat zusammen mit seinem Kollegen Bernhard Pilgram ein modernes Baumhaus geschaffen. Die frei stehenden Raummodule OJO lassen sich dank der soliden StĂŒtzen nahezu ĂŒberall platzieren. Ganze Siedlungen lassen sich so nach dem Baukastenprinzip arrangieren. Sogar WC und Bad sowie Terrassen können in die Ausstattung der Module integriert werden. ojoconcepts.de

Selbst gezapft Das flexible Solarmodul Maroshi wiegt nur wenig mehr als 100 Gramm und erzeugt bis zu vier Watt Peakenergie. Optimal zur Sonne ausgerichtet, kann es den Solarakku Kalhuohfummi in vier Stunden vollstÀndig laden. Es ist wetterfest und kann nahezu an jedem Fenster oder jeder glatten OberflÀche befestigt werden. Mit dem Solarpanel und dem intelligenten LadegerÀt kann man eine Vielzahl mobiler GerÀte mit Strom versorgen. changers.com

Es werde Licht Die transluzenten Schirme der Leuchten von «dreizehngrad» sind aus verschiedenen Furnieren gefertigt und liegen mit ihrer NatĂŒrlichkeit voll im Trend. Die Leuchtkraft der Objekte ist warm und atmosphĂ€risch. In ihren unkonventionellen EinzelstĂŒcken fangen die Designer jene Magie ein, die einen Baum so einzigartig macht: Durch die Jahresringe und die natĂŒrliche FĂ€rbung des Furniers erzĂ€hlt jede der Leuchten eine eigene Geschichte. dreizehngrad.de

Auf dem Holzschuh Rachel Jui Chi Chang, Absolventin des Royal College of Art in London, kreiert einzigartige Holzschuhe, inspiriert durch Möbel- und Architekturdesign. Diese Schuhe lassen jedes Frauenherz höher schlagen. racheljchang.com

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Materialanteile von Holz bei Baubewilligungen

MARKTFOKUS

6,5 % 30,2 % 6,0 % 26,1 % 5,4 % 25,6 % 4,8 % 22,5 % 4,5 % 15,3 % 3,9 % 16,2 % MehrfamilienhĂ€user

Neubauten

An-/Umbauten

Trends im Wohnungsbau: Umbauen und sanieren Der Schweizer Baumarkt ist in den letzten Jahren weiter deutlich gewachsen. Die Entwicklung wird dabei von einer starken Zunahme des Wohnungsbaus gekennzeichnet. Rund die HĂ€lfte aller Bauinvestitionen fliesst gegenwĂ€rtig in diesen Sektor, davon rund ein Viertel in Umbauten und Erweiterungen von bestehenden WohngebĂ€uden und ein hoher Anteil von drei Viertel in Neubauten. Ein MarktĂŒberblick. Text Birgit Neubauer-Letsch Neben einer Betrachtung der Investitionsvolumen ist auch die Anzahl der Projekte eine weitere wichtige Kennzahl. JĂ€hrlich werden in der ganzen Schweiz rund 16 000 Baugesuche fĂŒr Neubauten bewilligt, davon 12 000 Projekte im Wohnungsbau. Die Anzahl der bewilligten Projekte fĂŒr Umbauten und Erweiterungen liegt mit insgesamt rund 17 000 Bewilligungen leicht höher. Zwei Drittel dieser Projekte betreffen dabei den Wohnbau. Neben energetischen Sanierungen spielen bei vielen Projekten auch die Vergrösserung der Wohn- und Fenster­ flĂ€chen sowie eine neue Raumaufteilung eine

wichtige Rolle. Durch die rege BautĂ€tigkeit hat die Zahl der GebĂ€ude im WohngebĂ€udepark weiter zugenommen. Die rund 1,7 Millionen WohngebĂ€ude bieten 4,2 Millionen Wohnungen in Ein- und MehrfamilienhĂ€usern. Allein im Jahr 2011 kamen 47 174 Wohnungen in 14 993 neuen WohngebĂ€uden dazu, inklusive Wohnun­ gen in 9 338 neuen EinfamilienhĂ€usern. Im Jahr 2012 wurden weitere 43 980 neue Wohnungen fertiggestellt. Die genaue Anzahl Ein- und MehrfamilienhĂ€user wurde vom Bundesamt fĂŒr Statistik noch nicht veröffentlicht. Ein aktueller Trend bei den Wohnungen ist aber schon

erkennbar: eine deutliche Zunahme von Zweiund Dreizimmerwohnungen und ein leichter RĂŒckgang von neuen Wohnungen mit fĂŒnf und mehr Zimmern. Eine Ursache hierfĂŒr kann die höhere Leerstandquote von grossen Wohnungen sein, wie die Credit Suisse in einer aktuel­len Studie (Immobilienmonitor 3. Q. 2013) argumentiert. Daneben spielen auch grosszĂŒgigere Grundrisse mit einer offenen Raumgestaltung eine Rolle. Im Durchschnitt bieten die Wohnungen im Bestand eine FlĂ€che von 99 Quadratmetern pro Wohnung, die von 2,3 Bewohnern genutzt wird.

CHANCEN FÜR DEN HOLZBAU Bei An- und Umbauten vieler GebĂ€udekategorien – vom Wohnbau bis zu Gewerbebauten – ist ein Anstieg von Holz im Tragwerk und bei den Fassaden zu erkennen. Betrachtet man die Daten fĂŒr MehrfamilienhĂ€user, erkennt man einen deutlichen Anstieg des Anteils von Holz als Material fĂŒr die Tragkonstruktion: Bei 30,2 Prozent der tragwerksrelevanten An- und Umbauten wird inzwischen Holz eingeplant. Im Vergleich zu den Jahren 2007 und 2008 ist dies fast eine Verdoppelung. Die Vorteile von Holz fĂŒr An- und Umbauten werden also von

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2007 2008 2009 2010 2011 2012

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14,2 % 31,4 % 12,6 % 26,1 % 12,5 % 22,5 % 12,9 % 26,0 % 12,2 % 23,7 % 12,8 % 22,4 % EinfamilienhĂ€user

Neubauten

An-/Umbauten

den Bauherren wahrgenommen. Besonderen Einfluss auf die Wahl von Holz bei Aufstockungen hat beispielsweise sein niedriges spezifisches Gewicht. Zudem bietet es gute thermische Leistungen auch bei geringem Raumbedarf. Die Möglichkeiten der Vorfertigung und die schnelle Bauzeit werden von Planern und Bauherren ebenfalls hĂ€ufig genannt. Aber auch im Neubau von MehrfamilienhĂ€usern nimmt der Einsatz von Holz zu. Die absolute Anzahl der bewilligten MehrfamilienhĂ€user mit Tragwerk Holz ist stark gestiegen, von 290 GebĂ€uden im Jahr 2008 auf 500 GebĂ€ude im Jahr 2011 und 630 GebĂ€ude im Jahr 2012. Der Anteil an den Baubewilligungen hat inzwischen 6,5 Prozent erreicht. Dieser Zuwachs ist umso beachtlicher, als der starke Anstieg in dem deutlich wachsenden Markt fĂŒr neue MehrfamilienhĂ€user realisiert werden konnte. Weitere von der BFH bei Planern von mehrgeschossigen GebĂ€uden durchgefĂŒhrte Interviews zeigen, dass es auch einen klaren Zusammenhang gibt zwischen der Wahl von Holz in der Konstruktion, Holz in der Fassade und Holz fĂŒr BodenbelĂ€ge. Kein Zusammenhang konnte fĂŒr die Materialwahl in der Innengestaltung

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Quelle: Berner Fachhochschule, Departement Architektur, Holz und Bau

von WĂ€nden und Decken festgestellt werden. Hier erfolgt die Planung und Ausstattung sehr individuell fĂŒr jeden Kunden – oft sogar mit grossen Unterschieden zwischen einzelnen Wohnungen innerhalb eines GebĂ€udes. Bei EinfamilienhĂ€usern werden interessanterweise ebenfalls drei von zehn Umbauten in Holzbauweise geplant. Seit LĂ€ngerem lag der Anteil hier zwischen 22 und 26 Prozent. Bei den Bewilligungen im Jahr 2012 ist ein Zuwachs des Anteils auf 31,4 Prozent erfolgt, noch deutlicher als bei MehrfamilienhĂ€usern mit einem Anstieg von 26,1 auf 30,2 Prozent. Der Einsatz von Holz fĂŒr die Konstruktion von An- und Umbauten wird damit von den Bauherren und Planern von Ein- und MehrfamilienhĂ€usern sehr

Ă€hnlich entschieden. Der Markt fĂŒr neue EinfamilienhĂ€user ist der einzige Teilmarkt im Wohnungsbau, der in den letzten Jahren zurĂŒckgegangen ist. Nachdem bis zum Jahr 2008 jĂ€hrlich ĂŒber 11 000 neue EinfamilienhĂ€user fertiggestellt wurden, ist die Anzahl seither deutlich tiefer und scheint sich auf einem ­Niveau von rund 9300 Einheiten einzupendeln. Dabei war in den letzten Jahren – bis 2011 recht konstant – jede achte Baubewilligung in Holz. Im Jahr 2012 ist dieser Anteil nun markant angestiegen auf 14,2 Prozent. Bezogen auf die einzelnen EinfamilienhausgebĂ€ude liegt der Anteil sogar bei 20 Prozent. Die zahlreichen Projekte, die von den Bauherren und Planern geplant und realisiert werden, sind ein sichtbares Zeichen fĂŒr den Erfolg der Branche.

Bau- und Marktmonitoring der Berner Fachhochschule BFH Die Forschung der Berner Fachhochschule BFH wertet in jeder FIRST-Ausgabe Marktdaten zum Schweizer Baumarkt aus. Im Fokus stehen die grundlegenden Trends sowie die Tendenzen in einzelnen Markt­sektoren. Die GebĂ€udedatenbank der BFH mit ĂŒber 400  0 00 Projekten aus allen Schweizer Baubewilligungen ab dem Jahr 2000 liefert hierzu zusammen mit weiteren Quellen wichtige Informationen. ahb.bfh.ch/fe

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Die Suche nach dem Perpetuum Mobile

Architektenkollegen rĂŒmpfen die Nase. Öko-HĂ€user sind nicht sexy, sagen sie. Wer will schon ein Kupfer-Wolle-Bast-Image? Beat KĂ€mpfen sieht das anders. Er beweist tagtĂ€glich das Gegenteil. Und heimst dabei einen Preis nach dem andern ein. Beispielhafte Sanierungsprojekte wie 


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 die Mehrgenerationenvilla am ZĂŒrichberg, die durch klug eingesetzte Kontraste ­besticht. Oder das GebĂ€ude in ZĂŒrich Wiedikon, das zu den seltenen Beispielen innerstĂ€dtischer Erneuerung mit tiefstem Energie­ verbrauch zĂ€hlt. Beat KĂ€mpfen steht fĂŒr moderne Solararchitektur und trĂ€umt dabei vom autarken Haus. Text Marlies Keck

Er ist gerne mit seinem E-Bike unterwegs – auf Besichtigungstour zu seinen eigenwilligen Bauten. Das kĂŒhle Wetter und eine anbahnende ErkĂ€ltung liessen ihn dann aber doch das GeschĂ€ftsauto wĂ€hlen. «Ist effizienter», sagt er – und da ist es schon – das Stichwort Effizienz. Es zieht sich durch seinen Alltag und prĂ€gt sein ganzes Berufsleben bis zum heutigen Tag. Er, das ist Beat KĂ€mpfen, der Solararchitekt aus ZĂŒrich und Inhaber der KĂ€mpfen fĂŒr Architektur AG, die durch eine Reihe innovativer Pionierprojekte im Bereich des energieeffizienten Bauens ĂŒber die Schweiz hinaus bekannt

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wurde. Er gelte zwar als Pionier – aber die Geschichte des Bauwesens zeige, dass sĂ€mtliche traditionelle Architektur klimatisch angepasst und nachhaltig war. KĂ€mpfen erklĂ€rt: «In der Romantik bauten die Baumeister mit lokalen Materialien. Sie waren formal gesehen stark eingeschrĂ€nkt.» TatsĂ€chlich findet man aus dieser Zeit Bauten mit dicken Mauern und kleinen Öffnungen, dazu Decken aus massiven Holzbalken und wenige Verzierungen aus geschnitztem Holz­ werk. «Im 12. und 13. Jahrhundert wurden in Mitteleuropa riesige Kathedralen aus Stein erbaut. In Norwegen dagegen entstanden wunderschöne Stabkirchen ganz aus Holz,» sagt KĂ€mpfen. «Diese Kirchen stehen seit ĂŒber 800 Jahren, sind also enorm nachhaltig und auch energetisch akzeptabel.» Im 20. Jahrhundert konnte sich erstmals eine Architektur entwickeln, in der es viel mehr Wahlmöglichkeiten gab als jemals zuvor. Formen und GebĂ€ude wurden nicht mehr von den bautechnischen Möglichkeiten bestimmt, sondern vom Gestaltungswillen des Architekten. Das persönliche Ă€sthetische Empfinden des Architekten ersetzte die vormalige Baukonstruktion des Kollektivs. Licht, offene Grundrisse, luftige RĂ€ume wurden die Themen des 20. Jahrhunderts. KĂ€mpfen sagt: «Zum ersten Mal in der Geschichte war nachhaltiges Bauen sekundĂ€r, da die Energie immer und ĂŒberall verfĂŒgbar geworden war.» Heute wissen wir, dass erneuerbare Energien endlich sind und Erdöl zu wertvoll ist, um GebĂ€ude zu beheizen. Die Architekten des 21. Jahrhunderts mĂŒssen deshalb aber nicht auf die gestalterischen Freiheiten und Errungenschaften des 20. Jahrhunderts verzichten, meint KĂ€mpfen. «Aber wir mĂŒssen sie mit den Prinzipien von Energieeffizienz, Ökologie und Nachhaltigkeit ergĂ€nzen.» Warum tun dies so wenige? «Energie­ effiziente und gleichzeitig gute Architektur zu bauen, ist nicht schwierig», sagt KĂ€mpfen. «FĂŒr mich ist unerklĂ€rlich, weshalb es so wenige Architekten gibt, die beides machen. Auch Sicherheitsvorschriften beim Bau Ă€ndern stĂ€ndig und greifen in die Arbeit des Architekten

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ein. Das nehmen meine Berufskollegen einfach hin. Beim Thema Energie aber wehren sie sich.» Die Vermutung, dass die ökologischen Vorgaben die KreativitĂ€t hemmen, lĂ€sst Beat KĂ€mpfen nicht gelten: «Vielleicht fĂŒhlen sich dadurch gewisse Architekten irgendwie bedroht. Aber die KreativitĂ€t wird ganz sicher nicht eingeschrĂ€nkt. Im Gegenteil. Man muss kreativ sein, wenn man den Designanspruch nicht vernachlĂ€ssigen will.» Dass dies keine Floskeln sind, zeigt sich, als wir uns dem neuen Drei­familienhaus an der KĂŒrbergstrasse in ZĂŒrich-Höngg nĂ€hern.

Kein Widerspruch: Energieeffizienz und Design Das relativ kleine Wohnhaus ist ein ideales Beispiel fĂŒr ein hocheffizientes GebĂ€ude, das mit Ă€sthetischen Designelementen aufwartet. Das Haus hat nahezu die Form eines WĂŒrfels und damit ein optimales VerhĂ€ltnis von Volumen und OberflĂ€che. Konstruktiv handelt es sich um einen reinen Holzbau aus Wand- und Deckenelementen in Holz, die aber innen und aussen verkleidet sind. Ohne die Verkleidungen der WĂ€nde und Decken wĂ€ren die Anforderungen des Schallschutzes nicht lösbar gewesen. Im Innern sind drei komplex ineinander verschachtelte Wohnungen angeordnet, die sich ĂŒber je zwei Geschosse erstrecken. Zwei Wohnungen haben einen kleinen Garten vor dem Schlafzimmer und einen Wohnraum mit grosser Loggia. Die dritte Wohnung verfĂŒgt ĂŒber eine Dachterrasse. Ein solches DesignstĂŒck lĂ€sst weder gestalterische noch haustechnische SĂŒnden zu. Das technische System kombiniert verschiedene Komponenten. Die WĂ€rmepumpe bezieht ĂŒber eine Erdsonde Energie aus dem Erdreich. Die eleganten Sonnenkollektorfelder an der SĂŒdund Westfassade bestechen durch ihre Form und Funktion: Die Glasröhren laden den Wasserspeicher direkt mit thermischer Solar­ energie. Über ein «Free-Cooling» können die Wohnungen im Sommer auch gekĂŒhlt und das Erdreich kann regeneriert werden. Die vollflĂ€chig in die DachflĂ€che integrierte Fotovoltaikanlage produziert mehr als die fĂŒr die GebĂ€ude-

1  Reizvoller architektonischer Kontrast von Material, Farbe, Volumetrie und Perspektive. 2  Die behutsame Sanierung lĂ€sst den Altbau so aussehen wie im Originalzustand von 1924. 3  Die Fassade des Neubaus besteht aus einer vertikalen vorvergrauten Red-Cedar-Schalung.

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Beat KĂ€mpfen Beat KĂ€mpfen ist Inhaber der KĂ€mpfen fĂŒr Architektur AG, ein ArchitekturbĂŒro in ZĂŒrich-Altstetten, das durch eine Reihe innovativer Pionierprojekte im Bereich des energieeffizienten Bauens ĂŒber die Schweiz hinaus bekannt wurde. Beat KĂ€mpfen diplomierte 1980 als Architekt ETH, 1982 als Master oft Architecture an der University oft California, Berkeley, mit der Vertiefung in Solararchitektur und Ökologie. Seit 1996 setzt er konsequent auf Solararchitektur und ökologisches Bauen, was ihm einen Pionierstatus verleiht. Weiter engagiert sich Beat KĂ€mpfen als PrĂ€sident des Forum Energie ZĂŒrich und in den Gremien von Swissolar. kaempfen.com

technik nötige ElektrizitÀt. Bei haushÀlterischem Umgang der Bewohner mit Strom kann das GebÀude die Nullenergiebilanz erreichen.

den MakroTrends enTgegenwirken Laut Beat KĂ€mpfen sind 75 Prozent des bestehenden GebĂ€udevolumens der Schweiz vor 1975 erstellt worden, also in einer Zeit, als Energiefragen fĂŒr noch keine Rolle spielten. Der kleinere Teil dieser Bauten, meint der Architekt, mĂŒsse ersetzt werden, da er die heutigen Wohn- und ArbeitsbedĂŒrfnisse nicht mehr erfĂŒllen könne. Das war auch an der KĂŒrbergstrasse in ZĂŒrich-Höngg der Fall. Der grössere Teil des GebĂ€udebestandes kann jedoch erneuert und weiterverwendet werden. KĂ€mpfen sagt: «Die Chance ist vorhanden, diese Sanierungen nicht nur als oberflĂ€chliche Verschönerung mit kurzfristigem Nutzen durchzufĂŒhren, sondern umfassend und nachhaltig. Das Reduktionspotenzial ist fĂŒr die Sanierung deutlich grösser als bei Neubauten.» Beat KĂ€mpfen rechnet vor: «Wenn ein Neubau nach Minergie-P-Standard statt nach Gesetz ausgefĂŒhrt wird, spart das bestenfalls 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Wird hingegen ein Altbau auf den Minergie-P-Standard angehoben, sinkt der Energieverbrauch von 200 auf 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, also um einen Faktor sechs.» Die verschiedenen, heute gebrĂ€uchlichen Energiestandards fokussieren auf die fĂŒr die WĂ€rmeerzeugung benötigte Energie. Bei einer

Sanierung muss jedoch die gesamte Ökobilanz betrachtet werden. Diese Frage ist vor allem beim Grundsatzentscheid Abbruch/Ersatzneubau oder beim Vergleich der Renovationsoptionen mit unterschiedlicher Eingriffstiefe zu diskutieren. Leider wird heute oft vorschnell ein Entscheid zugunsten der Variante Ersatzneubau getroffen. Es zeige sich immer wieder, dass die tief greifende und umfassende Renovation sowohl die ökologischste als auch die ökonomischste Lösung darstellt. Beat KĂ€mpfen sagt: «Die ausufernden Siedlungsgebiete Mitteleuropas drĂ€ngen mit ihren GebĂ€uden und Infrastrukturanlagen die NaturrĂ€ume und LandwirtschaftsflĂ€chen immer weiter zurĂŒck. Anstelle von Neubauten auf der grĂŒnen Wiese wird die Verdichtung nach innen zur vordringlichen Aufgabe unserer Zeit. Die Kernfrage jeder energetischen Renovation lautet: Wo lĂ€sst sich ein Mehrwert finden, ein Zusatznutzen fĂŒr EigentĂŒmer und Mieter?» Tief greifende Erneuerungen verursachen hohe Kosten. Sie sind nur zu rechtfertigen, wenn das Haus danach mehr bietet als davor und wieder auf lange Sicht mit einem Neubau vergleichbar ist. Energieersparnisse alleine haben klarerweise einen zu geringen Mehrwert. Die energetische Wende hĂ€ngt mit der Ausschöpfung des vorhandenen ökonomischen Potenzials zusammen. Die Energiewende ist zwingend an eine MehrausnĂŒtzung geknĂŒpft. Nur so können die bestehenden Wohnungen finanziell entlastet werden und die bisherigen

Mieter im Haus bleiben. Der Mehrwert trĂ€gt nicht nur zur ökonomischen, sondern auch zur sozialen Nachhaltigkeit des Umbaus bei. Laut KĂ€mpfen kann es deshalb nicht nur darum gehen, die bestehende Bausubstanz zu erhalten und energetisch fit zu machen. DarĂŒber hinaus mĂŒssen alle Möglichkeiten umfassend abgeklĂ€rt und bewertet werden.

kĂ€Mpfen aus Überzeugung Diese Grundhaltung zeigt sich auch beim Anblick der von Beat KĂ€mpfen sanierten ZĂŒrichbergvilla, dem zweiten Objekt auf unserer Besichtigungstour. Das reprĂ€sentative Haus aus dem Jahr 1924 sollte abgerissen werden

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4  Sonnenkollektorfelder als Designelement: Die Glasröhren laden den Wasserspeicher direkt mit thermischer Solar­ energie. 5  Die Wand- und De­ ckenelemente aus Holz wurden innen und aussen fĂŒr besseren Schallschutz verkleidet.

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Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe.


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