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ecolife

bewusst schön leben

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2 /09 www.eco-life.info

CHF 9.60

Velos zum Falten Clever unterwegs

Fit in den Frühling So macht Lauftraining Freude

Grüne Computer Was bitte ist Green IT?

Selber auslöffeln! Das sind die besten Muntermacher der Natur



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2/09 ECOLIFE EDITORIAL

Nicht bloss oberflächliches Geschwätz Auch wenn die Finanzkrise manchen Angst macht: Da draussen gibt es immer noch eine ­Menge Menschen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren. Wahrscheinlich benutzen sie dieses Wort nicht. Aber sie kaufen biologische Produkte, recyceln ihre Abfälle, bauen sich Solarzellen aufs Hausdach, benutzen Moorbirken-Spray gegen Pollen, geniessen sportliche Aktivitäten in unberührter Natur oder bevorzugen Unternehmen, die sich für Fair Trade oder ganz allgemein für soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit engagieren. Wirtschaftliches Schlamassel hin oder her: Viele dieser Menschen sind nicht bereit, in Sachen Nach­haltigkeit irgendwelche Kompromisse einzugehen. Trotzdem tragen sie ein Lächeln auf den Lippen. Weil sie mit Freude durchs Leben gehen und es geniessen, Gutes zu tun und Spass daran zu haben. Für diese Menschen machen wir sechsmal im Jahr ecoLife – das Schweizer Magazin für Nach­haltig­keit. Statt ständig mit dem Mahnfinger darauf hinzuweisen, dass die Welt in manchen Teilen einen gehörigen Dachschaden hat, demonstieren wir lieber Optimismus und Lebensfreude. Aber wir tun es mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Es gibt genug Unternehmen – nicht zuletzt im Medienbereich – die gerade dabei sind, sich ein bisschen grünzuwaschen («Greenwashing»), um auf der Trendwelle mitzusurfen. Wir aber wollen unser Augenmerk auf echte Produkte, echte Dienst­leistungen, echtes Engagement legen – und nicht bloss oberflächliches Geschwätz bieten über irgend­welche Werte und ein bisschen CO2-Kompensation. Wir freuen uns, wenn Sie uns mit einem Abo, einer Anzeige oder einer Empfehlung unterstützen.

Reto Wüthrich, Chefredaktor ecoLife


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ECOLIFE 2/09 ECOTHEMEN

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ecoThemen 3 Editorial Nicht bloss oberflächliches Geschwätz 8 Naturheilkunde Die Nachfrage nach pflanzlichen Arzneimitteln steigt. Wie setzt man sie sinnvoll ein? 12 Schönheit: Haare Wer seine Haare färben möchte, braucht nicht mehr zur Chemie zu greifen. Es gibt inzwischen natürliche Alternativen. 14 Schönheit: Lifting Geglättete Falten oder grösserer Busen – wer sich verjüngen und verschönern lassen will, findet Alternativen zu Botox und Implantaten.

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16 Ernährung Frühmorgens mag der Mensch nicht schon ökologisch sensibilisiert durch die Wohnung taumeln. Das ideale Frühstück ist darum einfach, lecker – und dennoch nachhaltig.


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2/09 ECOLIFE ECOTHEMEN

16 Ernährung: «Einfach daliegen und lächeln.» So gelinge der perfekte Start in den Tag, sagt der Experte. Was er zum Frühstück empfiehlt, ist auch nicht ohne. 20 Fitness: Hochroter Kopf und durchgeschwitztes Shirt sind beim Aus­ dauersport nicht zwingend. Die ersten Trainings nach der Winterpause sollen vor allem Freude bereiten. 36 Green IT: Spannende Themen rund um dieses Schlagwort bilden einen Schwerpunkt in dieser ecoLifeAusgabe.

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16 23 19 Wellness Spas gibt es viele. Eines sticht heraus. Nicht zuletzt dank natürlichen Produkten.

32 Homoöpathie Die kleinen Kügelchen mit der grossen Energie sind auch ein gutes Geschäft.

20 Fitness Der ehemalige Spitzentriathlet Olivier Bernhard erklärt, wie Lauftraining Spass macht.

36 Green IT (1) Immer mehr Hersteller bringen energieeffi­ziente Computer, Monitore oder Drucker auf den Markt.

24 Persönlich Sven Thali, Geschäftsleiter Alternative Bank Schweiz 25 Mobilität Das Faltvelo erobert die Städte. 28 Sozial Die Organisation «Tischlein deck dich» verteilt überschüssige Lebensmittel an Menschen, denen das Geld fürs Nötigste fehlt.

40 Green IT (2) «Die grüne Bewegung hat die Computerin­ dustrie erreicht», sagt Tobias Heimpel von ClimatePartner im grossen ecoLife-Interview. 44 Green IT (3) Fürs Recycling wird in der Schweiz schon beim Einkauf bezahlt. Gelöst ist das Elektroschrott-Problem damit aber nicht.


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Zurück zu

Wurzeln & Co Die Mehrheit der Weltbevölkerung vertraut auf pflanzliche Arzneimittel. Auch hier zu Lande steigt die Nachfrage. Werden pflanzliche Medikamente sinnvoll und richtig eingesetzt, erübrigen sich häufig der Einsatz synthetischer Mittel und der Gang zum Arzt. Isolde Burtscher


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2/09 ECOLIFE NATURHEILKUNDE

Ohne Pflanzen gäbe es den Menschen nicht. Dabei geht es nicht um den Verzehr von Salat und Gemü­ se und auch nicht um die heilenden Eigenschaften der Pflanzen. Sondern um Elementareres. Pflanzen sind die Voraussetzung für tierisches und somit menschliches Leben. Sie ernähren Mensch und Tier und erzeugen in einem komplizierten chemischen Prozess die Luft, die wir atmen. Und sie liefern die Vorlage für moderne Arzneimittel, die durch Isolie­ ren und Synthetisieren einzelner Substanzen aus traditionell verwendeten Kräutern entstanden sind. Nach diesen Betrachtungen wird die Frage, ob Pflan­ zen heilen können, obsolet. Wesentlich interessan­ ter ist das Warum. Durch ihre ältere Entwicklungs­ geschichte sind Pflanzen länger und besser an die Erde und ständig wechselnde Gegebenheiten ange­ passt. Sie empfangen Informationen aus der Erde, aus Steinen und sogar aus dem Kosmos und wan­ deln sie um. Sonnenlicht, Luft, Wasser, Mineralien und Spurenelemente werden aufgenommen und in organische Materialien wie Zucker, Fette, Proteine oder Vitamine verwandelt, die wiederum Grundla­ ge unseres Lebens sind. Wir sprechen Eiweiss    Anders als Mensch und Tier kann die Pflanze weder flüchten noch beissen, sondern nur still stehend darauf warten, gepflückt oder gefressen zu werden. Das heisst aber nicht, dass sie wehrlos ist. Ausser mit Dornen und Stacheln weh­­ren sich Pflanzen mit chemischen Kampfstof­ fen. Sie scheiden Gifte und ätherische Öle aus, um zu vermeiden, dass andere Pflanzen zu nahe wur­ zeln oder Insekten sie belästigen. Mit dieser raffi­ nierten Strategie hält sich beispielsweise der wilde Thymian auf der Bergwiese selbst Kühe vom Leib. Tatsächlich wirkt Thymianöl stark bakterizid, an­ tiparasitär und fungizid. So betrachtet wundert es nicht, dass, was bei der Kuh wirkt, auch auf kleinere Organismen wie Würmer, Viren und Bakterien an­ wendbar ist. Und auf den Menschen. Dessen Ge­ nom, so weiss man nun, ist dem der Pflanze wesent­ lich ähnlicher als bis anhin angenommen. Beide Or­ ganismen – der menschliche und der pflanzliche – reden die Eiweisssprache. Und beide sind nicht nur aus vielen verschiedenen Stoffen bestehende Kör­ per, sondern verfügen über Lebenskraft, deren In­ formation in jeder Zelle gespeichert ist. Dieses ganze Wesen des Menschen und der Pflanze stehen im Mittelpunkt aller traditionellen Heilmethoden. Sei

es die traditionelle indische Heilkunst Ayurveda, die Traditionelle Chinesische Medizin TCM oder die Traditionelle Europäische Medizin, die TEM ge­ nannt wird. Sie alle sehen Krankheit nicht als sicht­ bares Symptom, sondern als verlorenes seelischkörperliches Gleichgewicht. Die Behandlung er­ folgt dementsprechend mit der ganzen Pflanze oder ihren Teilen, wie Blüten, Blättern, Rinden oder Wurzeln, und nicht mit einer Substanz daraus. Wirkung und Irrtum    Basis der Pflanzenheilkun­

de in der traditionellen Medizin sind Erfahrung und überliefertes Wissen. Viele Wirkungen von Heil­ pflan­zen sind nicht wissenschaftlich belegt, einige haben sich sogar als Irrtümer mit langer Tradition erwiesen. Viele aber sind so hochwirksam, dass ihre Substanzen oder deren synthetische Nachbildun­ gen inzwischen zu modernen, chemischen Medi­ kamenten verarbeitet werden. Ein Beispiel ist die Weidenbaum­rinde. Schon im antiken Griechenland wurde ihr Saft gegen Fieber und Schmerzen einge­ setzt. Später gewann man aus ihr die Substanz Ace­ tylsalicylsäure, kurz ASS, den Wirkstoff des Aspi­ rins. Der hochgiftige rote Fingerhut wurde in der alten Volksmedizin bei Herzinsuffizienz angewandt und lieferte später den Herzwirkstoff Digitalis. Di­ gitalis senkt die Herzschlagfrequenz und führt dazu, dass mit jedem Herzschlag mehr Blut ausgeworfen wird. Wie aber kamen unsere Vorväter darauf, hoch­ giftige Pflan­zen zum Kurieren von Krankheiten zu benutzen? Bestimmt ist die menschliche Experi­ mentierfreude nicht unschuldig an der Karriere der Pflanzen von der reinen Nahrungsquelle zum Heil­


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mittel. Und ganz sicher brachte die gebräuchliche Versuch-und-Irrtum-Methode neben neuen Erkennt­ nissen auch schwere Vergiftungen hervor. Walnuss fürs Hirn    Der Übergang von der Giftzur Heilpflanze ist fliessend. «Alle Dinge sind Gift und nichts ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.» Diese Worte stammen von Paracelsus, einem der wichtigsten Heilkundigen in der Geschichte der Traditionellen Europäischen Me­ di­zin. Der als Theophrastus Bombastus von Hohen­ heim 1493 in Einsiedeln geborene Arzt, Naturfor­

ecoLife-Tipps: Heilen mit Pflanzen Ingwer lindert Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen und beugt Reise- oder Seekrankheit vor. Für einen Tee ein Stück Ingwerwurzel in Scheiben schneiden, mit kochendem Wasser überbrühen und ziehen lassen. Pfefferminzöl (im Verhältnis 1:9 mit Alkohol verdünnt) auf Schlä­ fen, Stirn und Nacken gestrichen, wirkt bei Kopfschmerzen ähnlich gut wie chemische Präparate. Gewürznelken enthalten eine betäubend und antibakteriell wir­kende Substanz, die bei Zahnschmerzen und Zahnfleischentzündungen hilft. Einfach eine getrocknete Knospe leicht zerbeissen und in der Backentasche neben der betroffenen Stelle halten. Hopfen wirkt beruhigend, schlaffördernd und antidepressiv. Durch seinen hohen Gehalt an pflanzlichen Östrogenen kann er Wechseljahrbeschwerden lindern und stimmungsaufhellend wirken. Für einen Tee zwei Teelöffel Hopfendolden mit kochendem Wasser übergiessen und abgedeckt ziehen lassen. Zwiebeln wirken durch ihre heilenden Schwefelöle lindernd und entzündungshemmend bei Insektenstichen. Eine Scheibe auf die betroffene Stelle legen. Kartoffeln haben einen hohen Basengehalt, wirken entsäuernd und helfen gegen Sodbrennen. Über längere Zeit täglich den frisch gepressten Saft einer rohen Kartoffel trinken.

scher und Philosoph war unter anderem ein grosser Anhänger der Volksmedizin, aus der höchstwahr­ scheinlich seine Signaturenlehre hervorgegangen ist. Dieser so gar nicht wissenschaftlich scheinende Ansatz schliesst von Form, Farbe, Konsistenz, Ge­ ruch, Geschmack, Verhalten, Lebensdauer und Standort einer Pflanze auf deren Wirkung. Ähnli­ ches soll mit Ähnlichen geheilt werden – ein Prinzip, das auch in der ayurvedischen und chinesischen Medizin angewandt wird und eine der Grundlagen der modernen Homöopathie bildet. Einige dieser Analogien haben sich bestätigt. So wirkt Bambus laut dem Teufener Alternativmediziner Bruno Von­ arburg tatsächlich stabilisierend auf Wirbelsäule und Knochen und kräftigt den Stützapparat. Und die in der Walnuss enthaltenen Fettsäuren sind wirklich gut fürs Hirn. Heute muss glücklicherweise niemand mehr Leben und Gesundheit riskieren, weil ein Kraut aufgrund seiner Anatomie Heilung verspricht. Wir können auf einen grossen Schatz an überliefertem und erprobtem Pflanzenheilwissen zurückgreifen. Das Haupteinsatzgebiet pflanzlicher Mittel sind Befindlichkeitsstörungen wie Nervosität, Einschlaf­ probleme, Erkältungen, Magen- und Verdauungs­ probleme und leichte Herz-Kreislauf-Störungen. Doch auch bei Allergien, Menstruations- und Wech­ seljahrproblemen und zur Stärkung des Immunsys­ tems kommen sie zum Einsatz. Damit decken sie bereits einen Grossteil der Beschwerden ab, welche die Menschen zum Arzt führen. Vorsicht Nebenwirkungen    Aber Achtung! Bei

der Medikation mit pflanzlichen Präparaten han­ delt es sich nicht um eine sanfte Therapie, die kei­ nen Schaden anrichten kann. Auch hier kann es zu Nebenwirkungen kommen oder zu Wechselwirkun­ gen mit anderen Substanzen, was zu unerwün­sch­ten Reaktionen führt oder den Effekt zunichte macht. So hilft Johanniskraut beispielsweise nicht nur gegen Depression, sondern lässt die Haut stark auf UVStrahlen reagieren. Und bei der Einnahme von Gin­ seng sollte auf gleichzeitigen Koffeinkonsum ver­ zichtet werden. Statt ausgeglichenem Blutdruck und erhöhter Konzentrationsfähigkeit stellen sich sonst Herzrasen und Schlaflosigkeit ein. Auch schein­bar harmlose Tees können im Langzeitgebrauch und bei zu hoher Dosierung unerwünschte Wirkungen


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zeigen. Hier gilt: Fragen Sie Ihren Apo­theker! Denn der lernt während seines Studiums eine Menge über Heilpflanzen. Er weiss, welches Kraut wie ange­ wandt wird und was für Schwangere oder Kinder unbedenklich ist. Apotheken sind der ideale Ein­ kaufsort für Heilpflanzen und pflanzliche Präpara­ te. Aufgrund der Bestimmungen des Schweizer Arzneibuches ist eine gleichbleibende Qualität und Wirkung der Heilpflanzen gewährt. Die stammen aus möglichst kontrolliertem Anbau oder kontrol­ lierter Wildsammlung. Durch die hohe Nachfrage nach Heilpflanzen sind einige Spezies inzwischen stark gefährdet. Andere werden in minderer Quali­ tät zu Wucherpreisen angeboten. Deshalb ist vom vermeintlichen Schnäppchen aus dem Internet dringend abzuraten. Ohne Überdosis    Gut ausgebildete Spezialisten

wie Andreas Lenherr von der Berg-Apotheke in Zü­ rich helfen auch bei der Auswahl der richtigen Zu­ bereitung. Soll es ein Tee aus getrockneten Pflanzen sein, eine Bachblütenessenz, homöopathische Glo­ buli oder ein spagyrisches Präparat? Denn Pflan­­ze ist nicht gleich Pflanze, wenn es um die Darreich­ ungs­form und die Philosophie dahinter geht. Phytopharmaka könnte man als natürliches Pen­ dant zu synthetischen Medikamenten bezeichnen. Ihr Wirkstoffgehalt ist klar messbar und stammt aus einer Substanz der Pflanze. Dadurch haben sie kaum Nebenwirkungen. Es gibt sie oft als Tee, Sirup oder Balsam, was ihre Anwendung sehr kinder­ freundlich macht. Das Wirkprinzip der Homöopa­ thie ist ein völlig anderes. Die potenzierten Verdün­ nungen pflanzlicher Substanzen werden meist in Form von kleinen Zuckerkügelchen, den sogenann­ ten Globuli, angeboten. Hier wirkt die Pflanzenin­ formation, nicht die Menge des Wirkstoffs. Eine hö­ here Verdünnung soll die Wirkung steigern. Je sub­ tiler also die Information, desto durchdringender. Um die Energie der Pflanze geht es bei den Bach­ blütenessenzen. Die Blüten werden in einer wasser­ gefüllten Schale während mehrerer Stunden der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Das so energetisch

angereicherte Wasser wird dann mit Alkohol kon­ serviert. Bachblüten wirken auf die Psyche und sol­ len dadurch körperliche Symptome verbessern. Eine Überdosierung gibt es nicht. Die Wirksamkeit erhöht sich mit häufigerer Einnahme, nicht aber mit höheren Mengen. Am bekanntesten sind die Not­ falltropfen, eine Kombination aus fünf Bachblüten, deren Einsatzgebiet sämtliche Notfälle umfasst; von der kleinen Unpässlichkeit über das Ende einer Be­ ziehung bis zum schweren Unfall. Wahl ist Glaubenssache    Auf Paracelsus und sein

Heilwissen gehen spagyrische Heilmittel zurück. Spagyrik ist ein uraltes Herstellungsverfahren, das eine Heilpflanze durch Veraschung, Fermentation und Destillation in Einzelsubstanzen zerlegt und diese anschliessend zu einer Tinktur zusammenfügt. So soll die ganze Lebenskraft der Pflanze eingefan­ gen werden und beim Erkrankten die Selbstheilung aktivieren. Spagyrische Heilmittel sind grösstenteils frei von Nebenwirkungen wie beispielsweise der er­ höhten Lichtempfindlichkeit der Haut beim Johan­ niskraut. Obwohl Naturärzte, Apotheker oder Bü­ cher bei der Auswahl der passenden Heilpflanzen helfen können, bleibt die Wahl der Methode eine Glaubenssache und sehr individuell. Was der eine als esoterischen Quatsch abtut, bringt für den ande­ ren den ersehnten Behandlungserfolg. Tatsache ist, dass es deutlich mehr unzufriedene schulmedizi­ nisch als komplementärmedizinisch behandelte Pa­ tienten gibt. Seien Sie also experimentierfreudig und nehmen Sie nach dem nächsten opulenten Mahl eine Tasse Anis-Fenchel-Kümmel-Tee statt der Magen­ tablette. www.naturaerzte.ch; www.berg-apotheke.ch; www.chrueter-drogerie.ch; www.bvonarburg.ch; www.hytotherapie-seminare.ch


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ECOLIFE 2/09 SCHÖNHEIT

Silikonkissen für grössere Brüste oder einen knacki­ gen Po. Falten auffüllen durch unter die Haut gezo­ gene Fäden. Das Gesicht aufhübschen mittels Fa­ denlifting oder Botulinumtoxin, eines der stärksten Gifte, besser bekannt unter dem Handelsnamen Botox. Das sind nur einige der zahlreichen Metho­ den, sein Aussehen zu verändern. Bei den meisten müssen tage- oder wochenlange Schmerzen in Kauf genommen werden, bei einigen ist man eine ganze Weile nicht öffentlichkeitstauglich. Und es kostet richtig Geld: Von ein paar Hundert Franken für eine Botox-Behandlung über einige Tausend für einfa­ che Eingriffe bis zu einigen zehntausend Franken. Auch Risiken oder Nebenwirkungen sind bekannt: Geht etwas daneben, kann man nach der Verjün­ gungskur ganz schön alt aussehen. Stammzellen, die verjüngen    Wer sich keine

Fremdkörper implantieren lassen will, kann es mit Eigenfett versuchen: Mittels Kanülen wird Körper­ fett abgesaugt an den Stellen, wo sich zu viel ange­ sammelt hat, und dort eingespritzt, wo mehr Volumen gewünscht ist – für vollere Lippen etwa oder mehr Busen. Auch grössere Falten können unterspritzt und so geglättet werden. Die Nebenwirkungen sind nach Angaben der Anbieter gering, weil keine Fremdsub­

Giftfreie

Schönheit Geglättete Falten oder grösserer Busen – wer sich verjüngen und verschönern lassen will, findet Alternativen zu Botox und Implantaten. Doch eine Erfolgsgarantie gibt es nicht bei allen sanften Methoden. Vera Sohmer


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stanzen in den Körper gelangen. Doch beim Absau­ gen können kleine Nervenzellen verletzt werden, was zu vorübergehender Taubheit oder Missempfin­ den führe. Kritisch hingegen wirds, wenn der Ope­ rateur mit der Kanüle versehentlich die Bauchdecke durchstösst. Das sei aber bei Lokalanästhesie un­ wahrscheinlich, weil die Muskulatur nicht betäubt werde und der Patient sofort reagieren würde: Einer der Gründe, warum viele Ärzte die Teil- oder Voll­ narkose bei Fettabsaugung ablehnen. Der Nachteil: Nur ein Teil der Fettzellen etab­ liert sich dauerhaft am neuen Standort – etwa 40 Prozent bauen sich innerhalb weniger Monate ab. Man muss also zur Nachbehandlung nochmals hin oder man lässt sich 40 Prozent mehr Volumen sprit­ zen, als man am Ende haben möchte – was allerdings oft nicht möglich ist. Um dies zu vermeiden, reichert die Wiener Clinic DDr. Heinrich das Eigenfett mit Stammzellen an. Das führe zu einer grösseren Men­ ge an reifen Fettzellen und somit zu einem besseren und länger anhaltenden Ergebnis. Die Methode wer­ de in Japan seit 2003 mit Erfolg angewendet, Wirk­ samkeit und Unbedenklichkeit seien durch etliche Studien nachgewiesen. Und woher kommen sie, die Stammzellen? KarlGeorg Heinrich: «Es sind keine embryonalen Stamm­ zellen, sondern sogenannte adulte Stammzellen, die wir aus dem Fettgewebe in ausreichender Menge ge­ winnen können.» Mit Stammzellen angereichertes Eigenfett habe zudem eine verjüngende Wirkung auf das Gewebe. Deswegen verwende man die Me­ thode auch zur Behandlung alternder Haut. Und man beginne gerade, den therapeutischen Nutzen zu erkennen – ernsthafte Krankheiten wie Herzinfarkt oder Bandscheibenschäden würden schon mit adul­ ten Stammzellen behandelt. Rind, Schwein oder Getreide    Sie wollen auch

von Saugen und Spritzen nichts wissen, aber die Falten sollen trotzdem weg? Edgar Ilg vom Hautund Schmerzzentrum Speicher (AR) schleust eine regenerative, biomolekulare Lösung aus Organlysa­ ten in die Haut ein – mit hochfrequentem Strom. «Organlysate sind speziell aufbereitete und nach homöopathischen Grundsätzen potenzierte Organ­ präparate von Rindern oder Schweinen», erklärt Ilg. Das habe aber nichts mit der sogenannten Frisch­ zellentherapie zu tun; es handle sich um eine «Infor­

mationstherapie». Deren Ziel sei das Anregen von Stoffwechselvorgängen zur Regeneration von Or­ ganen oder Organfunktionen. Einfach ausgedrückt: Verjüngung – beispielsweise der Haut. Hintergrund sei die Erkenntnis, dass die Zellen alternder Haut nicht mehr in der Lage sind, den Stoffwechsel opti­ mal anzupassen. Auf- und Abbau geraten aus dem Gleichgewicht, zugunsten des Abbaus: der Prozess des Alterns. «Dem wirkt man durch das Einschleu­ sen von Organlysaten entgegen», sagt Edgar Ilg. Die Behandlung sei kurz, schmerzfrei und ohne Neben­ wirkungen. Denn: «Wir vergiften keine Nerven und bringen keine Implantate in den Körper.» Für eine grössere oder straffere Brust gibts beim Haut- und Schmerzzentrum die Pille: pflanzliches Extrakt und Fasern aus Hopfen, Weizen, Gerste, Roggen, Malz, Mais und Pfeffer – ohne Zusatzstof­ fe. «Pflanzenhormone täuschen die Zufuhr mensch­ licher Oestrogene vor», erklärt Edgar Ilg. Der Orga­ nismus reagiere wie bei einer Schwangerschaft: er baut das Drüsengewebe der Brust auf – sie wird vol­ ler und straffer. Nebenwirkungen wie bei der Anti­ babypille seien keine bekannt. Die mehrere Monate dauernde Kur dürfe aber nicht unter 18 Jahren und während einer Schwangerschaft gemacht werden. Zudem könne es zu Unpässlichkeiten kommen beim Konsum von Wein und Trauben. Und: Die Pillen sind nahrhaft – wer zu Übergewicht neige, müsse beim Essen auf die Kalorien achten. Es klappt – oder auch nicht    Ein schöner Busen ohne Messer, Spritzen oder Chemie – und ohne Ri­ siken? Nicht ganz: Das Mittel wirkt nur bei jeder zweiten Frau. Edgar Ilg: «Weshalb das so ist, haben wir noch nicht herausgefunden.» Und man könne auch nicht vorhersagen, bei welcher Frau es funkti­ oniere. Ilg: «Man kann es nur versuchen oder blei­ ben lassen.» Zwei Monate und rund 400 Franken müsse man investieren, dann zeigten sich erste Er­ gebnisse – oder eben nicht. Dann höre man einfach auf. Andernfalls mache man weiter, bis der Busen die gewünschte Grösse hat, jedoch höchstens sieben Monate pro Jahr.


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FITNESS

«Der gera präd Tipps fürs Lauftraining • Erste Trainings nach einer längeren Pause spielerisch und langsam angehen. • Laufen Sie so, dass Sie mit einem Trainingskollegen stets noch kommunizieren könnten oder kontrollieren Sie Ihren Rhythmus mit einer Pulsuhr. • Achten Sie darauf, dass der gesamte Körper gestärkt wird, bevor Sie ihn mit regelmässigen Aus­dauereinheiten trimmen. • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. • Ein sportliches Ziel hilft Motivationstiefs zu überwinden. • Um die erarbeitete Form zu konservieren, eignen sich längere Dauerläufe. Gegen Ende solcher Trainings mit drei bis fünf Sprints über 20 bis 30 Sekunden «auffrischen». • Achten Sie darauf, dass Sie auf allen Arten von Untergrund laufen. www.olivierbernhard.com


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Mensch ist dezu für das Laufen estiniert» Der Winter war lang und heftig. Umso schwerer ist es, jetzt wieder die Turnschuhe zu schnüren und sich zu einem ersten zaghaften Waldlauf aufzuraffen. Der ehemalige Spitzentriathlet und heutige Coach Olivier Bernhard erklärt im ecoLife-Interview, wie Lauftraining Spass machen kann und warum gesunder Sportsgeist für Körper und Seele so wertvoll ist. Interview: Reto Wüthrich

ecoLife: Nehmen wir an, wir haben den Winter ausführlich in der warmen Stube genossen, ein paar gute Bücher gelesen, leckere heisse Schokolade getrunken und waren vielleicht zwei, drei Mal auf den Skis. Zum Frühlings­ beginn wollen wir nun wieder ernst­ hafter an Fitness und Ausdauer arbei­ ten. Wie soll man vorgehen, damit der Körper nicht geschockt wird? Olivier Bernhard: Damit sich der Spass an der Bewegung nicht schon mit dem ersten Training wieder in den Winterschlaf versetzt, ist es wichtig, das Training spielerisch und langsam anzugehen. Erst die Re­ gelmässigkeit wird aber den Hunger nach mehr auslösen und so die ersten positiven Resultate ermöglichen. Welche Sportarten sind ideal, um Kraft und Ausdauer ausgewogen zu trainie­ren? Aufgrund der Hebel- und Muskelverteilung ist der Mensch geradezu für das Laufen prädestiniert. Um Kraft und Ausdauer im Laufen zu trainieren, reichen Laufschuhe, angemessene Sportbekleidung und einige Hügel oder Berge. Lassen Sie

Ihr Lauftempo nicht durch Ihren am Arbeitsplatz in neue Rekordhöhen getriebenen Hormonspiegel bestimmen. Laufen Sie so, dass Sie mit einem Trainingskollegen stets noch kommunizieren könnten. Verfügen Sie über keinen Trainingspartner, ist es ratsam, sich durch eine Pulsuhr den effizienten Trainingsrhythmus vorgeben zu lassen. Wir haben die ersten sanften Trainings hinter uns. Wie könnte ein sinnvoller Aufbau nun aus­sehen? Das Motto lautet: Kraft vor Ausdauer. Oft sind die Muskelgruppen, welche die Gelenke ummanteln, durch längere Bewegungspausen abgeschwächt. So kommt es nicht selten vor, dass viele nach dem ersten Dauerlauf in der frühlingshaften Natur ihre Lauf­schuhe wieder in die Ecke stellen und erst für die Gartenarbeit im Som­mer wieder hervornehmen. Es ist wich­­­­tig, dass der gesamte Körper gestärkt wird, bevor wir diesen wieder mit regelmäs­sigen Ausdauereinheiten auf Vordermann trimmen. Mit der sportlichen Aktivität ist es nicht getan. Es geht auch um eine gute Ernährung. Was sind hier die wichtigs­

ten Punkte, die es zu beachten gilt? Es gibt keine Regel, welche auf alle Personen zutrifft. Ernährung ist sehr individuell. Am Morgen stehen Eiweiss und Fett im Vor­dergrund, am Mittag ist fast alles erlaubt und am Abend sollte gedünstetes Gemüse mit leichten Kohlenhydraten die Regeneration von Körper und Geist im Schlaf begünstigen. Ist es definitiv vorbei mit Schokolade, einem Steak oder einem Bier? Zum Frühstück ganz bestimmt (lacht)! Aber im Ernst: Zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosis in den Tagesverlauf eingebunden, machen beinahe alle Le­bensmittel Sinn. Bei Spitzensportlerinnen und -sport­ lern ist Regeneration ein zentraler Be­ standteil des Trainings. Wie steht es mit der Erholung im Breitensport? Regeneration findet nicht nur auf physischer Ebene statt. Für den Breitensportler sollte der Sport auch Regeneration vom Alltagsstress sein. Somit sollte der Sport an­fangs nicht allzu intensiv betrieben wer­ den. Sind die Einheiten extensiv und nicht allzu lange, verkürzt sich automatisch die

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FITNESS

man eine gewisse Systematik und auch eine Motivation ins Training bringt? Ohne klare Zielsetzung ist es enorm schwie­rig, die Motivation für eine längere

Regenerationszeit. Werden die Trainingseinheiten kurz und intensiv, sollte dem mit einem oder zwei Ruhetagen Rechnung getragen werden. Der Körper mag Pausen und signali­ siert schnell einmal: So gefällt es mir viel besser. Wie kann man sich nach Erholungspausen motivieren? Das stimmt, der Mensch mutiert ab dem 20. Lebensjahr mehr und mehr zum Phlegmatiker. Woran das genau liegt, wissen nicht einmal die Medizin oder die Wissenschaft. Alleine ein herausforderndes sportliches Ziel zu setzen, hilft in der Regel, den Sprung über solche Motivationstiefs zu wagen. Muss also wenn immer möglich ein Wettkampf als Fernziel locken, damit

Zeit aufrechtzuerhalten. Ausreden sind da vorprogrammiert. Ausreden sind immer zahlreicher und stärker als die Grundmotivation, sich oder etwas zu bewegen. Spitzen­sportler sind da anders. Ein Spitzensportler, der für die Olympischen Spiele 2012 in London trainiert, kennt kein schlech­ tes Wetter oder Motivationsprobleme. Ihn interessiert einzig und alleine das «Wie?» und nicht das «Warum?». Er denkt somit sehr lösungsorientiert. Das ist vorbildhaft. Die Form steigt nun langsam, die Trai­ nings werden etwas länger, der Kör­ per wird leistungsfähiger. Wie kann ich die Form langfristig konservieren? Um die erarbeitete Form zu konservieren, eignen sich Grundlagentrainings. Das sind Trainings im extensiven Bereich. Um den Muskeltonus positiv zu beeinflussen, ist es ratsam, solche längeren Dauerläufe gegen Ende des Trainings mit drei bis fünf Sprints über 20 bis 30 Sekunden aufzufrischen. Achten Sie darauf, dass Sie auf allen Arten von Untergrund laufen gehen, das stärkt ihre Fuss- und Haltemuskulatur.

Als Coach schreiben Sie Ihren Schütz­lin­ gen Trainingspläne. Brauchen auch Brei­ tensportler einen Trainingsplan? Der Spitzensportler macht Gebrauch von einem Coach, damit er nicht allzu viel Ener­gie in die Planung der Trainingsstruktur investieren muss. Somit kann er sich voll und ganz auf die Umsetzung dieser Planung und seiner Vision fokussieren. Beim Breitensportler sind es oft Familie, Beruf und Sport, welche dank einem persönlichen Coaching in perfekte Balance gebracht und gehalten werden sollen. Es gibt Athleten, die gebremst werden müssen, und andere, die mit der Peitsche angetrieben werden wollen, damit sie ihre sportlichen Ziele erreichen können. Ein gutes Coach­ing zeichnet sich durch eine hervorragende Kommunikation beider Seiten aus. Wichtig ist in der Zusammenarbeit, dass ein Coaching individuell auf den Athleten und sein Umfeld einzugehen vermag, damit die spärlich zu Verfügung stehende Zeit effizient genutzt werden kann. Als Coach wollen Sie bei Ihren Athletin­ nen und Athleten auch die soziale Ver­ antwortung stärken – so steht es auf Ih­ rer Internetseite. Worum geht es? Jeder, der den Sport leidenschaftlich betreibt, übt auch eine gewisse Vorbildfunktion auf seine Mitmenschen aus. Sportler sind nicht bessere Menschen – Sportler leben in der Regel einfach bewusster. Wer Sport treibt, weiss aus Erfahrung, was ihm in Sachen Ernährung gut tut und was dem Körper Energie entzieht. Er lernt den Körper über die regelmässige Ertüchtigung bes­ser kennen und kann so Signale wie Müdigkeit oder Schmerz besser zuordnen. Zudem pflegt der Sport die Rassen- und Religionsfreiheit. Sportlicher Wettbewerb und der Fairplay-Gedanke stehen im Vordergrund. Wie nimmt «Olivier Bernhard Coaching» selbst die soziale Verantwortung wahr? Wir tragen diese Ideologie in Firmen und Schulen und veranstalten regelmässig Anlässe mit Kindern und Jugendlichen. So laufen zum Beispiel die Vorbereitungen für den «Henry-Dunant-Friedenslauf 2010» in Heiden für Kinder auf Hochtouren. Ich für mich finde zurzeit im Sport den willkommenen Ausgleich zum Berufsalltag als Unternehmer.



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ECOLIFE 2/09 GREEN IT

Öfters mal den Stecker raus Manche Hersteller bringen Computer, Monitore oder Drucker auf den Markt, deren Stromverbrauch immer geringer ausfällt. Noch mehr Energie könnte eingespart werden, wenn man wüsste, welche Geräte sparsam sind und wie deren Energieverbrauch gesteuert wird. Lukas Kistler

Der Bildschirm zu Hause oder im Büro braucht nicht besonders viel Strom. Würde man meinen – mitun­ ter durchaus zu Recht: Der Scenicview P22W-5 Eco von Fujitsu-Siemens beispielsweise ver­braucht nach Herstellerangaben im Betrieb bloss 0,035 kWh (sie­ he Kasten). Rechnet man allerdings den Verbrauch aller in der Schweiz erfassten 3,8 Millionen Bild­ schirme hoch, kommt man mit geschätzten 325 Mil­ lionen Kilowattstunden auf denselben Strombedarf wie die 90 000 Haushalte der Stadt Basel. Und das sind lediglich die Bildschirme. Hinzu kommen noch Computer, Drucker oder Modems. Immerhin: Erfreulich ist, dass immer mehr Her­ steller Bürogeräte auf den Markt bringen, die weni­ ger Leistung aufnehmen und folglich weniger Strom brauchen. Weniger erfreulich hingegen ist, dass trotz erhöhter Energieeffizienz solcher Geräte der Strom­ verbrauch steigt. Das Bundesamt für Energie hat be­ rechnet, dass 2006 die privaten Haushalte 1,3 Pro­ zent mehr Energie für Fernseher, Computer, Telefo­ ne oder Stereoanlagen benötigten als im Jahr 2000. Unter anderem leistungsstärkere Komponenten sind

für den steigenden Stromverbrauch verantwortlich – etwa Spiel-Konsolen, deren Grafikkarten den Verbrauch eines Computers verdoppeln können. Gut informiert einkaufen    So oder so ist es für An­

wenderinnen und Anwender sinnvoll, sich vor dem Kauf eines neuen Geräts über dessen Energiebedarf zu informieren. Nicht nur aus ökologischen Moti­ ven, sondern auch wegen der Kosten. Kennzahlen, die man dabei beachten sollte, sind die in Watt an­ gegebenen elektrischen Leistungen der Geräte, die den Stromverbrauch bestimmen. Hat ein Bildschirm im Stand-by-Modus beispielsweise eine Leistung von vier Watt, ist sein Energieverbrauch nach einer Stunde 0,004 kWh. Stand-by ist ein Zustand, in dem sich das Gerät für den aktiven Betrieb bereit­ hält. Ebenso sollte man die Leistungsaufnahme im aktiven Betrieb, im Sleep- bzw. Ruhezustand sowie im ausgeschalteten Zustand zu Rate ziehen. Bei Multifunktionsgeräten, die drucken, kopie­ ren, scannen und faxen, bei Druckern und Kopierern sollte man insbesondere den Stand-by-Zustand im


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2/09 ECOLIFE GREEN IT

Preise für ökologische Technologie

Auge behalten, weil diese Geräte zwar häufig ange­ stellt sind, aber nicht drucken oder kopie­ren. Ent­ sprechend fällt der Strombedarf zum grössten Teil in diesem Bereitschaftsmodus an: Eine Studie des Bundesamts für Energie hat ergeben, dass bloss acht Prozent der von Druckern in der Schweiz benötig­ ten Energie im aktiven Zustand verbraucht wird. Fast die Hälfte des verbrauchten Stroms fliesst im Stand-by-Modus und der grosse Rest (43 Prozent) geht auf Kosten des Aus-Zustandes.

An der Orbit, der Messe für Informationstechnologie (12. bis 15. Mai 2009 in Zürich), werden neue ökologische Produkte und Verfahren ausgezeichnet. Orbit, WWF, 4C business campaigning und öbu, das Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, richten den «Green IT Inno­vation Award» in drei Kategorien aus: Green IT-Lösungen für IT-Anwendungen; Green IT-Lösungen für Konsumenten; Lösungen für eine ­kohlenstoffarme Wirtschaft. Ziel des Preises ist es, neue Technologien zu bündeln, die dazu beitragen, den Energieverbrauch zu vermindern und damit den Ausstoss an Kohlenstoffdioxid zu verringern und die Umwelt zu schonen. Die eingereichten Produkte sollen über Marktpotenzial verfügen. Teilnehmen können in der Schweiz tätige Unter­ nehmen und Einzelpersonen. www.orbit.ch

Gute Websites, zweifelhafte Daten    Denn wer

meint, ein abgeschaltetes Gerät brauche keinen Strom, der irrt. Häufig hängt es weiterhin am Stromnetz, womit unbemerkt Energie nutzlos ver­ puffen kann. Der hohe Stand-by-Verbrauch hinge­ gen komme auch daher, so Eric Bush, Physiker und Redaktor bei der Beratungswebsite topten.ch, dass Kopiergeräte oder Drucker in Büros häufig in Netz­ werke eingebunden seien, weshalb sie regelmässig Signale an angeschlossene Computer schickten. So könnten die Geräte nicht in den sparsamen Ruhe­

modus wechseln. Doch wie kom­men User zu Infor­ mationen über die Energiewerte von Bürogeräten? Und wie erfahren sie, was ein hoher und was ein niedriger Verbrauch ist? Hier bieten sich vorder­ gründig zwei Websites an: topten.ch und eu-ener­ gystar.org. Energy Star ist ein aus den USA über­ nommenes Energiesparprogramm in der EU. Her­ steller können ihre Bürogeräte mit dem Energy-StarGütezeichen kennzeichnen, sofern sie bestimmte


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Green IT: Hier fliesst wenig Die Palette energieeffizienter IT-Geräte wird gross ausgewählt. Mit folgenden Geräten können Sie Ener- (die Daten beruhen auf Angaben der Hersteller; die

Grenzwerte einhalten. Seit 1. Januar dieses Jahres gilt dies auch in der Schweiz. In den Online-Daten­ banken von Energy Star können Bürogeräte unter anderem nach Leistung in verschiedenen Zustän­ den (Stand-by etc.) recherchiert werden. Allerdings muss man Übersetzungsprobleme gewärtigen, da die Datenbanken in Englisch sind. Man sollte sich zudem klar darüber sein, dass die Grenzwerte nicht enorm streng sind. Energy Star legt sie so fest, dass rund ein Viertel der Geräte diesen genügt. Doch die Grenzwerte werden laufend angepasst. Sobald vie­ le Produkte sie erreichen, verschärft Energy Star die Werte. Die technischen Daten der Geräte, die Energy Star angibt, stammen laut Topten-Redaktor Eric Bush von den Herstellern. Auch Topten übernimmt die Herstellerangaben, macht aber auch eigene Messun­gen, etwa bei den Tintenstrahldruckern. Top­ten führt Listen mit den sparsamsten Bürogerä­ ten, ausgenommen Computer. Der Aufwand sei zu gross, sagt Eric Bush, um die ständig neuen und ver­ schieden ausgestatteten Modelle zu beurteilen. Die Recherche in der Energy-Star-Datenbank gibt ihm Recht: Sie führt den Zonbu Mini 1 als den spar­ samsten Desktop auf. Dieser ist aber laut Hersteller nicht mehr im Verkauf. Dasselbe gilt für die Deskund Laptops von Apple und Dell. Angesichts dieses Mangels stellt sich die Frage, ob das Energy-Star-Label und dessen Datenbank tatsächlich Instrumente sind, die Usern beim Kauf

IMPRESSUM ecoLife Das Schweizer Magazin für Nachhaltigkeit www.eco-life.info Verlag ProfilePublishing GmbH Pfadacher 5, 8623 Wetzikon Telefon 043 488 18 44 Fax 043 488 18 43 info@profilepublishing.ch Verlagsleiterin Karin Stich stich@profilepublishing.ch

Chefredaktor Reto Wüthrich +41 (0)79 414 69 48 reto.wuethrich@eco-life.info Mitarbeit an dieser Ausgabe Bruno Angeli, Mark Baer, Atlant Bieri, Markus Binder, Isolde Butscher, Nadia Fernandez, Lukas Kistler, Beat Matter, Daniela Schwegler, Vera Sohmer, Patrizia Villiger (Lektorat) Foto und Illustration Stephan Jermann, Magi Wechsler Fotolia: Tjall, Foodlovers, Eldin Muratovic, Falko Matte

Getty Images: Nick Dolding, Aaron Graubart, Richard Jung, Digital Vision, Stockbyte , Joe Schmelzer, Foodcollection, Harald Eisenberger iStockphoto: Charles Taylor, Carmen Martínez Banús Inserate ProfileMedia AG Pfadacher 5, 8623 Wetzikon Tel. 043 488 18 55 Fax 043 488 18 43 admin@profilemedia.ch Christian Lüthi, Anzeigenleitung Tel. 043 488 18 50 c.luethi@profilemedia.ch

Bildschirm Marke: Fujitsu Siemens Computers Modell: Scenicview P22W-5 Eco Leistungen: In Betrieb: 35, Stand-by: 0, Aus: 0 Besonderheit: Aussergewöhnlich: im Stand-by-Modus fliesst kein Strom. Ausstattung: Flachbildschirm (TFT): 22 Zoll Kosten: CHF 643.–

Desktop Marke: Apple Modell: Mac Mini (MB 463) Leistungen: Im Leerlauf*: 13, Sleep: 1,7, Aus: 0,9 Besonderheit: Die Leistungen sind geringer als diejenigen der Desktops, die die EnergyStar-Datenbank als sparsamste aufführt. Ausstattung: Festplatte: 120 GB, Prozessor: 2 GHz Intel Core 2 Duo Kosten: CHF 799.– *Betriebsystem geladen, ohne Benutzerinteraktion

eines Geräts den Weg weisen können. Auch die Websites der Hersteller helfen nur fallweise weiter. Dell etwa informiert gar nicht über den Energiever­ brauch seiner Produkte und Apple gut versteckt. Wenn man sie dann aber findet, überzeugen die Um­ weltberichte von Apple durchaus. Sie enthalten bei­ spielsweise den geschätzten Ausstoss von Treib­haus­ gasen während des Lebenszyklus’ ihrer Geräte.

Gestaltung und Produktion Karin Engler k.engler@profilepublishing.ch Druck Ziegler Druck- und Verlags-AG 8401 Winterthur Abonnement ecoLife erscheint sechsmal jährlich Einzelpreis Fr. 9.60 Jahresabonnement Fr. 45.– (Ausland: plus Portokosten) Bestellungen Tel. 043 488 18 42 abo@eco-life.info ISBN-Nr. 3-9075659-66-x

Auflage 136 000 Exemplare ©ProfilePublishing GmbH, 8623 Wetzikon Nachdruck und elektronische Wiedergabe nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. ecoLife übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Datenträger aller Art.

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Strom und grösser. ecoLife hat einige gie und Kosten sparen Leistung ist jeweils in Watt angegeben):

Multifunktionsgerät Marke: Canon Modell: i-Sensys MF 4370dn Leistungen: In Betrieb: 650, Stand by: 9, Sleep: 3 Besonderheit: Gemäss ToptenDatenbank das energieeffizienteste in der Schweiz erhältliche Schwarz-Weiss-LaserMultifunktionsgerät, das weniger als 1000 Franken kostet. Ausstattung: Laserdruck s/w, 22 Seiten pro Minute (A4), druckt doppelseitig Kosten: CHF 799.–

Notebook Marke: Apple Modell: MacBook Air (MB 543) Leistungen: Im Leerlauf*: 7,2 (Bildschirm aus), Sleep: 1,1, Aus: 0,6 Ausstattung: Festplatte: 120 GB, Prozessor: 1,6 GHz Intel Core 2 Duo, Bildschirm: 13,3 Zoll Kosten: CHF 2399.– *Betriebsystem geladen, ohne Benutzerinteraktion

Kleines Gerät – geringer Verbrauch    Weitere

Punkte erleichtern den Kaufentscheid: So braucht zum Beispiel ein Laptop weniger Energie als ein Desktop. Ersterer ist mit Komponenten und auto­ matischer Energieverwaltung bestückt, die es erlau­ ben, möglichst lange – und das heisst: möglichst sparsam – mit dem Akku zu arbeiten. Zudem sind kleine Flachbildschirme um drei Viertel sparsamer

als herkömmliche Kathodenstrahl-Bildschirme. Zu beachten ist allerdings, dass sich der Verbrauch gros­ ser Flachbildschirme dem Energiebedarf herkömm­ licher Monitore wieder annähert. Womit ein weite­ rer Punkt angesprochen wäre: Kleine Bildschirme haben die geringere Leistung als grosse und brau­ chen damit weniger Strom. Zum Dritten benötigen Drucker und Kopierer Energie in Form von Papier und – bei Laserdruckern – Toner. Denn deren Her­ stellung benötigt ungleich mehr Energie als das Ausdrucken. Kriterien für den Kauf eines Druckers oder Kopierers sind deshalb auch die Eigenschaften, doppelseitig und auf Recyclingpapier, dessen Pro­ duktion weniger Energie braucht als die von her­ kömmlichem Papier, drucken zu können. Ratsam ist es zudem, sich über die Energiever­ waltung des Geräts zu informieren. User können bei den entsprechenden Eigenschaften einstellen, wie viel Zeit verstreichen soll, bis das Gerät vom aktiven Betriebszustand in den Stand-by- und den sparsa­ men Ruhezustand wechselt. Geräte seien im Han­ del häufig nicht so kon­figuriert, dass sie in den Stand-by- und Ruhezustand schalten, so ToptenRedaktor Eric Bush. Gerade in der Energieverwal­ tung liegt aber ein Problem, denn für Anwender/ -innen ist es häufig zu kompliziert, den Stromver­ brauch so zu steuern. Den Stromverbrauch ausge­ schalteter Geräte hingegen regelt man nicht mit der Energieverwaltung. Hier hilft beispielsweise eine Steckerleiste mit Schalter oder, etwas weniger ele­ gant, das Netzteil aus der Steckdose zu ziehen.

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