DarkVibe Magazin November 2011

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Welle: Erdball

Musikzentrum Hannover, 21.10.2011

Die Zeit der Sommerfestivals ist zu Ende und es ist wieder Club-Saison. Das hat verschiedene Vorteile, zum Beispiel die Ausstattung der Veranstaltungsorte mit soliden Sanitäranlagen anstelle der blauen Plastikschränke aus dem Hause Dixie. Allerdings ist man auch in der Keramik-Abteilung nicht immer vor unangenehmen Überraschungen sicher. Örtlichkeit unseres kleinen Ausflugs in die Welt der römischen Götting Cloacina ist das Musikzentrum in Hannover, in das Welle:Erdball zum Auftakt ihrer diesjährigen Tournee geladen haben. Schon vor Betreten der Toilettenräume künden Wasserpfützen auf dem Boden vom Unheil, das sich einige Meter weiter abspielt. Kurz vor Konzertbeginn betritt Welle: Erdball-Mitsängerin Fräulein Plastique die Bühne und macht eine klare Ansage zu diesem Thema (Zitat): „Die Scheißhäuser sind voll!“

Zum Glück gibt es Ausweichmöglichkeiten. Es folgt eine kurze Navigationsanleitung zum ErsatzHäuserl, womit der weitere Getränke-Konsum an diesem Abend in sichere Fahrwasser geleitet wird.

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Aber zunächst einmal ein kurzer zeitlicher Sprung zurück, denn eigentlich sollte es hier um das gehen, was sich auf der Bühne abspielt und nicht um den Sanitärbereich. Also zu Wichtigerem: Pünktlich um 21.00 Uhr eröffnet die Vorgruppe Hertzinfarkt das Abendprogramm. Dargeboten wird sympathischer Synthie-Pop mit deutschen Texten, der stilistisch und qualitativ gut zum Main Act passt. Parallel können die Zuschauer an einem Pac-ManWettkampf teilnehmen. Die Macht des Abends heißt dabei nicht Playstation oder X-Box sondern stilecht Commodore C64. Kurz nach 22:00 Uhr gehen schließlich Welle: Erdball auf Sendung. Sänger Honey und Klangspezialist A.L.F. betreten die Bühne wie gewohnt im Anzug. Die Bühnenoutfits der Damen passen zum Konzept des neuen Albums „Der kalte Krieg“: Plastique trägt ein rotes Kleid mit Hammer und Sichel, Frl. Venus kommt im Sternenbanner auf die Bühne.

Das Publikum in Hannover ist nicht gerade bekannt dafür, besonders enthusiastisch zu sein. So dauert es dann auch ein bisschen, bis die Party in Gang kommt, was der hohen Qualität der musikalischen Darbietung allerdings keinen Abbruch tut. Nach etwa der Hälfte des Sets erfolgt dann eine längere Pause, in der die Band in den Backstage-Bereich verschwindet. In dieser Zeit werden die Stimmzettel aus einer Wahlurne vor der Bühne ausgezählt, auf denen Musikwünsche geäußert werden konnten. Eine sehr demokratische Einrichtung, die ziemlich einmalig bei Konzerten sein dürfte. Der Band zufolge wurden dabei 350 Stimmen abgegeben. Bei 500 Zuschauern entspricht das einer Wahlbeteiligung von beeindruckenden 70%. Zum Vergleich: bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern ging gerade mal die Hälfte


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