DarkVibe September 2011

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September 2011

DarkVibe

|Doro | Tanzwut | Blutengel | 18 Summers | | Blind Guardian | Grausame Töchter | | Carsten Klatte | A Life Divided | Stagewar |

Außerdem:

Modelcontest Hupen Clubcheck Festivals

Essen Originell Programmheft Gruftorakel

und jede Menge mehr

KOSTENLOS

Dunkel * Anders * Respektlos* Kostenlos* Verschärft * Informativ * Böse * Einzig nicht artig



Die Festivalsaison geht ihrem Ende entgegen. Einige kleine Festivals versüßen uns noch den Herbst. Die Redakteure des DarkVibe Magazins waren für euch im In- und Ausland bei der Castle Party im polnischen Bolków, beim Wacken Open Air und auf dem M’era Luna und haben mit den Bands vor Ort gesprochen um mal nachzuhören, was es an Neuigkeiten für die Fans herauszufinden gibt. Ab diesem Heft erfreut euch übrigens Michael Kämpfer mit seinen Comics. Mit „Kämpfers schwarze Welt“ piekst er immer mit dem Finger in offene Wunden. Einige von euch werden sich an seine legendären Comichefte „Immer wenn es dunkel wird“ aus den 90ern erinnern – das findet jetzt im 21. Jahrhundert eine Fortsetzung. Nehmt ‘ne Strickjacke mit, es wird Herbst! Eure DarkVibes

KW 34 – Top 10 Alben 01 Dance Or Die - Nostradamnation 02 Mesh - An Alternative Solution 03 Amnistia - Egotrap 04 Dismantled - The War Inside Me 05 Depeche Mode - Remixes 2: 81-11 06 Solar Fake - Frontiers 07 Noyce™ - Past:ique 08 Various Artists - Nacht der Maschinen Vol. 3 09 Head-less - Imperfect: (Mensch) 10 Felix Marc - Parallel Worlds

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Die Hupen des Monats

Inhalt

Editorial 3 Reviews 4 Clubcheck 6 Goth United 7 DORO 8 VIBE OF THE MOMENT 12 TANZWUT 16 BLUTENGEL 19 GRAUSAME TÖCHTER 20 Historisches 23 Covermodel-Finalistinnen 24 Kein Kacken auf Wacken 26 Kämpfers schwarze Welt 28 BLIND GUARDIAN 29 ESSEN ORIGINELL PROGRAMM 32 18 SUMMERS 34 WACKEN – Metalhauptstadt 40 Wacken hupt 41 Mark Benecke 42 Bodymodification 46 StarFocus 47 In & Out 47 Essen Originell 48 A LIFE DIVIDED 50 CARSTEN KLATTE 51 GOTHIC-EROTIK-PARTY 55 M’era Luna 56 STAGEWAR 59 Frl. Venus 60 Gruftorakel 61 Impressum 62


Powerwolf

Wolfpakk

Blood of the Saints

Wolfpakk (AFM Records)

Die deutschen Power-Metaller von Powerwolf legen mit ihrem neuen Langspieler Blood of the Saints ein ordentliches Brett feinstes Metal in die Verkaufstheken. Schon das Intro Agnus Dei gibt die Richtung klar vor. Die Kritik an der Kirche und die Kraft des roten Lebenssafts ziehen sich wie ein Faden durch das neue Machwerk. Die Gitarren und das Schlagzeug kommen satt rüber, der Gesang ist ausgefeilt und die Melodien bestechen durch ein außergewöhnliches Arrangement. Natürlich dürfen auch die ChorPassagen nicht fehlen, die mittlerweile zu einem Markenzeichen von Powerwolf geworden sind. Als Anspieltipps seien die Single-Auskopplung We drink your blood, sowie Dead boys don’t cry stellvertretend genannt, denn das Album muss man einfach komplett gehört haben. Ohne Wenn und Aber: Mit diesem Album steigen Powerwolf auf den Olymp des Power-Metals auf. Amen. Fabian Bernhardt

Wolfpakk ist ein neues Projekt der bekannten Musiker, Songwriter und Produzenten Michael Voss (Ex-Casanova, Mad Max) und Mark Sweeney (Ex-Crystal Ball), die sich 2009 durch die Arbeit an Sweeney’s zweitem Solo-Album kennengerlernt haben. Mit Wolfpakk vereinen die beiden eine illustre Riege an bekannten Gastmusikern, so z.B. Paul Di’anno (Iron Maiden), Tim Ripper Owens (Judas Priest) und Tony Martin (Black Sabbath) an den Vocals oder Neil Murray (Whitesnake) und Igor Gionola (U.D.O.) an den Instrumenten, um nur einige zu nennen. Und das Ergebnis ist echt klasse! Eingängige, vielschichtige und hymnische Songs wie Sirens, Dark Horizon oder The Crow prägen sich schnell ein. Der Oberhammer für mich persönlich aber ist das an Metal-Gott Ronnie James Dio erinnernde, epische Meisterwerk Let Me Die! Die 6:48 Minuten kann man sich immer und immer wieder geben! Hitverdächtig! Ein sehr gelungenes und abwechslungsreiches Album, das Lust auf mehr macht, weil man bei jedem Stück eine andere Stimme hört. Von Wolfpakk kommt in Zukunft hoffentlich noch mehr!

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Epysode

Tanzwut

Obsessions (AFM Records)

Weiße Nächte (Teufel Records)

Epysode ist ein Projekt von Samuel Arkan (Virus IV) und beim vorliegenden Album „Obsessions“ handelt es sich um eine sehr komplexe KonzeptGeschichte, voll von übersinnlichen FantasyElementen und philosophischen Überlegungen über Leben und Tod.

Ein Loblied auf durchzechte Nächte, die man zum Tage macht, fand man schon immer auf TanzwutAlben. Diesmal widmen Tanzwut dieser Thematik mit „Weiße Nächte“ gar ein mit ganzes Album. Der Franzose nennt solche Nächte „les nuits blanches“, der Italiener „le notti bianche“. Dass diese Thematik durchaus ernst gemeint ist, zeigt sich durchgehend durch mitreißende Songs, die zum Tanzen und Feiern auffordern und den geneigten Mittelalter-Rock-Fan sicher nicht auf den Stühlen halten können. Nach dem erst kürzlich erschienenem reinen Mittelalteralbum „Morus et Diabolus“ legt Tanzwut sehr arbeitswütig mit neuem Lineup ein Album hin, das sicher jeden Tanzwut-Fan die zuvor sehr lang empfundene Pause vergessen und nun ausgiebig feiern lässt. In gewohnter Manier, mit mittelalterlichen aber auch rockigen und sogar elektronischen Elementen verbindet Tanzwut handwerklich sehr geschickt die Genres Mittealter, Rock und selbst Industrial. – Das Warten hat sich gelohnt!

Musikalisch überzeugt das Album durch sein starkes Songwriting, viele Klassik-Elemente, Balladen und progressive Momente, die an die großartigen Symphony X erinnern. Samuel Arkan hat mehrere starke Sänger für das Projekt gewinnen können, um die einzelnen Figuren der Geschichte charismatisch in Szene zu setzen. So geben sich Communic-Frontmann Oddleif Stensland, die Sängerinnen Magali Luyten (Beautiful Sin, Virus IV), Liselotte Hegt (Dial) und Kelly Carpenter (ex-Beyond Twilight, Ex-Outworld) sowie Rick Altzi (At Vance, Thunderstone) die Ehre. Das macht das Album sehr abwechslungsreich und spannend. Alles in allem überzeigt mich die Veröffentlichung durch ihren kraftvollen Sound. Für Fans von Ayreonn und Avantasia gehört das Werk zum Pflichtprogramm!

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VÖ 16.09.2011 http://www.tanzwut.com/

astrid


Clubcheck

Der Check: Ambiente: Gruftiges Kathedralen-Ambiente, sehr gemütlich: Totenköpfe, Särge überall und MassakerBlutgespritze in den Waschräumen. Separater VIPBereich, wo auch schon Rammstein und Marilyn Manson gefeiert haben. Performances auf dem Tresen à la Coyote Ugly; die Tanzfläche ist leider sehr klein. Last Cathedral ist aber auch in erster Linie eine Kneipe! 9 von 10

Last Cathedral Die Kneipe Last Cathedral liegt zwischen BerlinMitte und dem Prenzlauer Berg neben der SzeneLocation „White Trash Fast Food“ und ist seit Jahrzehnten eine Institution. Anschrift: Schönhauser Allee 5, 10119 Berlin

Eintrittspreis: 4€ bis 5€ am Wochenende Während der Woche freier Eintritt 9 von 10 Getränkepreise: Gutes Mittelfeld, macht keinen arm. 8 von 10 Musikvielfalt: Gothic, Electro, Metal, Rock Night of Vampires freitags Monday Nitro: Rock, Alternative Monatliche Parties: Blood Night, Mittelalterparty, Back to the roots 8 von 10 Erreichbarkeit: Wenige Meter von der U-Bahn-Station RosaLuxemburg-Platz (U2, Tram M 8) entfernt. 10 von 10 Fazit: Ungewöhnliche Location, gut erreichbar

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag ab 20.00 Sonntags ab 21.00

44 von 50 Punkten

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Goth United Das neue Projekt zur Vernetzung in der Gothic-Szene

Networking ist das Zauberwort. Und das haben sich auch die Macher um Goth United gedacht, als sie sich überlegten, dass die Szene doch ein bisschen zusammenrücken könnte. Man ist zwar vernetzt, meist aber nur innerhalb einer Stadt oder schließt sich zusammen um bestimmte Clubs zu besuchen. Online- oder Festivalbekanntschaften bleiben dabei oft auf der Strecke. Aber auch Veranstalter und Unternehmen haben Streuverluste, weil sie mit ihren Angeboten einfach viele nicht erreichen. Und genau da setzt die Idee von Goth United an. Goth United hat eine Vorteilskarte entwickelt, die Szenekennern die Möglichkeit gibt, so viele Informationen wie möglich auf nur einer Plattform zu finden, einer Plattform, die exklusive Angebote für Veranstaltungen und Clubs macht, die günstige Einkäufe bietet und die Möglichkeit Freunde zu besuchen oder andere Städte und Festivals neu zu entdecken. Das sichert Vorteile für Endverbraucher, aber auch für Unternehmen und Veranstalter, die sich in diese Vernetzungsprozesse integrieren und so ihren Gäste- und Kundenkreis erweitern können. Auf der Homepage sowie allen Social-MediaPlattformen findet man eine umfangreiche Auflistung aller Partner die im Rahmen der „Goth United Vorteilskarte“ Rabatte auf ihre Produkte gewähren. Ob Party, Klamotten oder ein zentral gelegenes Hotelzimmer, eine gemeinsame Bustour oder einen Blick hinter die Kulissen bekannter Kulturstätten, hier ist für jeden etwas dabei!

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Natürlich kann man sich schon im Voraus ein Bild von allen Partnern machen, denn Fotos, Erfahrungsberichte und der persönliche Kontakt zu Goth United sind hier immer gern gesehen. Die Karte gilt ein ganzes Jahr und berechtigt zur Nutzung ALLER Vorteile. Ein Projekt von Gothics für Gothics bedeutet auch die Unterstützung anderer Unternehmungen in der Szene. So ist es für Veranstalter, DJs, Bands oder Künstler einfach sich an Goth United zu beteiligen. Einfach einen exklusiven Vorteil für Kartenbesitzer bieten und Goth United übernimmt die Bewerbung und Vermittlung. So wird ein breiteres Publikum und durch die Städteund Clubtouren sogar Gäste von Außerhalb erreicht. Das Team von Goth United ist gern behilflich eine Tour zusammenzustellen und nach Wunsch und nach jeweiligem Kooperationsvertrag die passenden Rahmenbedingungen zu Übernachtungsmöglichkeiten zu koordinieren. Das größte Anliegen von Goth United ist die Vernetzung und Mobilisierung der Szene, neue Möglichkeiten zu schaffen ein stärkeres WIR-Gefühl zu empfinden. Doch auch die Umwelt wird nicht vergessen, Goth United ist grün, wenn auch eher dunkelgrün. Die Vorteilskarten, ähnlich einer Bankkarte werden aus PET hergestellt und sind damit recyclebar. Alle Druckprodukte, wie Flyer, Plakate, T-Shirts oder Anderes sind CO²-neutral und fallen unter die Fair Trade-Regelungen. Damit möchte Goth United ein Zeichen setzen, indem es die Umwelt schont und soziale Ungerechtigkeiten wie Kinderarbeit und Ähnliches nicht unterstützt. Selbstverständlich fördert es dabei auch andere Unternehmungen, die sich dem anschließen wollen und bevorzugt Partner, die sich bereits aktiv mit diesem Thema auseinander gesetzt haben und/oder bereits nach diesem Ideal handeln. www.gothunited.de oder www.facebook.com/gothunited


150% Metal-Queen Bekannt geworden ist Doro in den 80er Jahren als Sängerin von Warlock. Und seit sich Warlock 1988 aufgelöst hat ist Doro als Solokünstlerin auf den Bühnen der Welt zuhause. Hierbei war es sicher ein entscheidender Wendepunkt, dass sie 1990 nach New York zog und mit Gene Simmons (Kiss) als Produzent ihr erstes Soloalbum aufnahm. 2008 feierte Doro ihr 25jähriges Bühnenjubiläum und ist Garant für spektakuläre Jubiläen. Auf dem Wacken Open Air hatte die DarkVibe-Redaktion Gelegenheit zu einem längeren Gespräch mit Doro. Du hast schon über zweitausendfünfhundert Konzert gespielt - wie wirkt so eine Zahl auf dich? Das ist ja schon wieder ein paar Monate her, jetzt sind‘s wahrscheinlich schon mehr als 2.560. Wir haben das ganz groß in Düsseldorf gefeiert, natürlich mit einer ganz langen Show. Größer war nur das 25jährige Jubiläum, das 2.500. Konzert war dafür länger. Also Wacken mit 3½ Stunden ist schon beinahe Schongang. Irgendwann haben Fans zu mir gesagt: „Du, langsam sind‘s so 2.500 Konzerte.“ und dann haben wir versucht alles nachzuzählen. Das war natürlich nicht einfach, gerade in den 80er Jahren jeden Gig zu checken, weil es das Internet ja noch nicht gab. Mit was für einem Gefühl blickt man auf so viele Konzerte zurück? Also ich muss sagen, ich liebe die Musik jedes Jahr mehr. Am Anfang wussten als Band wir ja gar nicht, wo es hingehen würde – und das ist jetzt schon 27 Jahre her. Ja, es ist ein hartes Leben, das muss ich schon sagen. Es ist jetzt nicht nur Fun, es ist heftig, aber ich liebe es. Ich glaub, was anderes würde ich nicht machen wollen. Ich war nie verheiratet, hab keine Kids. Für mich ist die Musik meine Familie und meine Heimat zusammen mit den Fans und den Musikern. Aber du lebst das schon wirklich, das ist jetzt nicht nur ein Job, wo man sagt, da muss ich jetzt mal wieder auf die Bühne? Ich lebe das wirklich 24 Stunden, bin viel im Tourbus und das macht mich auch glücklich,

wenn ich dann weiß, dass alle sind da sind und wir wieder ein Konzert vor uns haben. Die Shows sind natürlich das Highlight und man möchte jeden Tag die beste Show seines Lebens bieten. Ich verausgabe mich manchmal so, als ob es kein Morgen gibt. Und dann ist die nächste Show schon wieder ein paar Stunden später. Es zehrt – ist aber gleichzeitig auch Lebenselexir. Ich hab damals nach der zweiten Platte schon gedacht, dass ich das nicht durchhalte. Es war alles stressig und ich fühlte mich, als hätte ich einen Burnout. Das war nach der Hellbound-Platte, und heute, sechzehn Platten später, wo wir grad die siebzehnte machen, und auch noch ganz viele DVDs, da merke ich, dass man sich an diesen Stress wirklich gewöhnen kann. Gibt es ein Patentrezept, um das durchzuhalten? Man muss sich sicher von Drogen fernhalten, oder? Ich kam sowieso nicht in Versuchung, ich muss immer die Band nach Hause fahren und die anderen haben gut gefeiert. Und irgendwie hat sich das so eingebürgert. Für mich ist Musik die Droge überhaupt, und dann noch das Feedback der

Fans. Für mich ist das das Schönste, was es gibt! Muss man im Musikbusiness mehr auf sich Acht geben als in einem normalen Nine-to-Five-Job? Am Anfang meiner Bühnenlaufbahn, da konnte ich das auch noch nicht so richtig. Da hab ich mich oft auf der Bühne so verausgabt, dass man mich von der Bühne tragen musste. Hatte einen knallroten Kopf und der Manager

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bei einem späteren Festival sind wir auch mal aus dem Schlamm gezogen worden, weil es in Strömen geregnet hat. Ich glaube, das war 1998 oder 2000. Aber bereits 1993 hat man gemerkt, dass dieses Festival mal etwas ganz Großes werden kann und nun ist es das größte Festival weltweit. Und es gibt Fans ins Südamerika zum Beispiel, die sparen darauf, einmal im Leben nach Wacken zu kommen. Als Künstlerin bin ich bereits zum neunten Mal hier.

war oft in Sorge, of ich das wohl überlebe. Nach einem Konzert musste ich mich immer erstmal eine Stunde hinlegen. Im Laufe der Jahre habe ich das dann aber hinbekommen, meine Kräfte besser einzuschätzen und einzuteilen. Und man bekommt so viel an Energie von den Fans zurück, das ist überwältigend. Rückblickend kann ich sagen, dass es bestimmt keine gute Idee ist, wenn man ausgepowert nach einem Konzert dann auch noch viel trinkt oder Drogen nimmt. Mir fallen da schon einige Künstler ein. Ozzy Osbourne ist ja gestern auch aufgetreten. Wobei der eine Frau hat, die auf ihn aufpasst. Mit Ozzy habe ich schon 1986 und dann wieder 1989 zusammengespielt und habe mich gefragt, ob der das noch lange machen kann. Und er macht immer noch Musik und das ist der Wahnsinn. 1993 warst du eine der ersten international bekannten Künstlerinnen, die zum Wacken Open Air zugesagt haben. Was bedeutet Wacken für dich? 1993 war das Festival ja noch da, wo heute dieser Backstage-Bereich ist und das Festival war noch recht übersichtlich. Aber man merkte damals schon, dass viel Herzblut drin steckte, und dass hier Metalfans etwas für Metalfans machen wollen. Und das spürt man auch als Band. Und beim ersten Festival, bei dem wir spielen sollten, haben wir Wacken auch gar nicht gleich gefunden. Ein Bauer hat uns dann mit einem Traktor dort hingeleitet und

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Du bist ein Star in der Metal-Szene. Gibt es eigentlich Kollegen, die sagen: Was will denn die Frau hier auf der Bühne?“ Das hab ich zum Glück nie erlebt. Ich habe als Support angefangen und meine erste Tour war 1986 zusammen mit Judas Priest. Die waren großartig drauf. Wir wurden selbst als Vorband wie gleichwertige Kollegen behandelt, vom Soundcheck bis zum Catering. Ich hatte nie das Gefühl diskriminiert zu werden. Du musstest also nicht 150 % geben um anerkannt zu werden? Ich weiß nicht, ob es als Mann einfacher ist. Aber selbst, wenn ich männlich geboren worden wäre, würde ich genau dasselbe machen wollen wie jetzt. Ich weiß nicht, ob es schwerer war. Ich hab‘s einfach gemacht. Es ist sowieso schwer als Musiker zu überleben und sich durchzubeißen. Dieser tägliche Kampf als Künstler - aber es ist trotzdem schön.


Gibt es jemanden, mit dem du unbedingt nochmal spielen wollen würdest, mit dem du noch nie gemeinsam gespielt hast? Ja, ich bin riesiger Rammstein-Fan. Ich liebe Rammstein. Wir haben uns 1995 bei einer kleinen Promotion-Tour kennengelernt, als noch nicht mal die erste Platte von Rammstein draußen war. Ich bin nach wie vor ein großer Fan, es hat sich aber noch nie ergeben. Als Duettpartner hätte ich immer gern Ronnie James Dio gehabt. Aber dieser Wunsch wird nicht mehr in Erfüllung gehen, er lebt ja leider nicht mehr.

Du hast dieses Jahr in Wacken diverse Gastauftritte. Wie kam‘s beispielsweise zu einer Zusammenarbeit mit Saltatio Mortis? Womit haben sie dich bestochen? Es war ganz einfach – ohne jegliche Bestechung. Sie hab mir ein Demo zugeschickt, Salomé, und dazu einen sehr netten Brief. Mit hat das Demo gefallen und ich habe meinen Gesangspart dazu aufgenommen. Und anlässlich des Saltatio MortisJubiläums ist das jetzt mit auf ihrer DVD. Ich bin ein großer Saltatio Mortis-Fan geworden und freue mich über die Verbindung zwischen uns. Ich mag ja auch andere Musikrichtungen außer Metal. Es ist ja nicht so, dass ich ausschließlich traditionelle Metallerin bin und nur Slayer höre. Ich mag auch Pink Floyd, höre gern Death Metal und mag Gothic Rock. Mittlerweile bist du Headliner und nimmst andere mit. Ja, und ich hör mich sagen „Weil ich so gut behandelt wurde“. Und ich möchte das weitergeben, und es ist mir auch wichtig, dass auch unsere Support-Bands immer super gut behandelt werden. Wir nehmen auch manchmal Leute mit, die noch gar keinen Plattenvertrag haben, einfach weil ich überzeugt bin: „Die machen gute Musik, und das müssen die Leute sehen!“ Als Musiker ist man darauf angewiesen, dass man Leute hat, die sich um einen kümmern und einen unterstützen.

Wie schlimm ist es für dich, „Für immer“ spielen zu müssen? Sagst du da schon mal „Oh ne, nicht schon wieder“? Nein, „Für immer“ ist schön! Ich freu mich drauf, wenn ich das auf der Setliste sehe. Weil ich weiß, die Leute lieben den Song. Ich hab noch kein einziges Mal gedacht „Och, jetzt ist der schon wieder an der Reihe“, ich freu mich immer wahnsinnig, „Für Immer“ und „All We Are“ zu spielen, das ist für mich die größte Freude. Und ich weiß, es bedeutet den Leuten nach wie vor so viel. Viele haben dazu geheiratet oder Babies gemacht, auch auf Beerdigungen wird das oft gespielt, ich hab‘s schon oft gesungen, auf Hochzeiten, manchmal auf ganz kuriosen Sachen. So BikerHochzeiten, Festivals, für eine Hochzeit in einer Kathedrale, also es war alles dabei. Also wenn mir mal etwas einmal gefällt, dann gefällt‘s mir immer. http://www.doropesch.com Fotos: Dirk Jacobs, Rolfes

Spike LaCross Stefan Helwig

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Vibe Of the Moment

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Beda betreibt seit über zwei Jahren sein Fotoprojekt „bedagrafie – the art of dark pictures“ und ist auch selbst der Gothic-Szene zugewandt. Er bietet Fotoshootings und Nachbearbeitung mit Photoshop an und befasst sich sowohl mit Outdoor- als auch mit Studiofotografie. Beda ist spontan und hat immer neue Ideen für Shootings, er geht aber auch gern auf Ideen, Wünsche und Vorstellungen der Models ein und setzt mit ihnen gemeinsam Vorstellungen um.


Model: Alter: Wohnort: Fotograf: Visagistin:

jaZZ (http://www.model-kartei.de/sedcard/modell/282096) 26 Huttwil (Schweiz) TheArtOfDarkPictures (www.bedagrafie.ch) Ramona Epprecht (www.ramona-epprecht.ch)

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Tanzwut

Es brodelt in Teufels Küche

als auch als Mittelalterband unterwegs sein wollten. So kam es auch zu den zwei musikalisch unterschiedlichen Veröffentlichungen in diesem Jahr. Nach den ersten gemeinsamen Konzerten im vergangenen Jahr sprühten wir vor Energie und Kreativität und nahmen uns am Jahresanfang viel Zeit für die Produktion der Rock-CD „Weiße Nächte“, die uns sehr gut von der Hand ging. So kam es, dass wir im Anschluss noch viel Elan für eine zweite blieb, die Mittelalter-Akustik-CD. Auf dieser haben wir Songs aus unserem - zum Teil mehr als 25jährigen - Spielmannsleben wiederbelebt. Wie kam es überhaupt zu einer so langen Schaffenspause? Die Prioritäten lagen in den letzten Jahren stark auf den anderen Projekten, bei denen wir beteiligt waren. Ich war beispielsweise einer der Komponisten eines Orchesterwerk, einer Neuvertonung der mittelalterlichen Liedhandschrift Carmina Burana. So blieb kaum Zeit für Tanzwut, vor allem keine Zeit für eigene Veröffentlichungen.

Eine lange Pause hatte Tanzwut eingelegt, nun unter neuem Lineup stürzen sie sich in die Arbeit. Ihre Kreativität und Produktivität scheint schier unendlich. Nach dem Erscheinen des reinen Mittelalteralbums “Morus et Diabolus” legen Tanzwut gleich mit einem für die Band typischen Mittelalterrock einen weiteren Longplayer nach: „Weiße Nächte“, ein Loblied auf durchfeierte Nächte, der Franzose nennt solche Nächte „les nuits blanches“, der Italiener „le notti bianche“. Aber nicht nur im Studio ist das Septett unglaublich produktiv. Tanzwut geht auch mit beiden Alben auf Tour – und dennoch hatten sie Zeit für ein Interview mit dem DarkVibe Magazin!

Nachdem „Morus et Diabolus“ ein reines Mittelalteralbum war und man eigentlich dachte, damit hätte Tanzwut eine ganz neue Ära in ihrer Musikgeschichte geschrieben, soll „Weiße Nächte“ an das alte Tanzwut-Konzept aus Mittelalter und Rock anknüpfen. Wie kam es zu diesem Mittelalteralbum? Tanzwut wird ab diesem Jahr, parallel zur gewohnten Rockband, auch als Mittelalterband unterwegs sein. Mit „Morus et Diabolus“ erweitern wir eigentlich nur das Repertoire der Band und kehren mit der Mittelaltermusik zu unseren Spielmannswurzeln zurück. Ich gehöre mit zu den Urgesteinen der Szene und habe sie auch mitentwickelt und möchte es auch zukünftig nicht

Nach fünf Jahren Pause nun gleich zwei Alben, zuerst die im Juli veröffentlichte „Morus et Diabolus“ und nun im September gleich das nächste Album „Weiße Nächte“. Wie kommt es bei Tanzwut zu dieser Arbeitswut? Teufel: Tanzwut hatte vergangenes Jahr aufgrund der Loslösung vom alten Bandgefüge einen Neuanfang. Neue Musiker bereicherten die Arbeit und es kam dazu, dass alle sowohl als Rockband,

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missen auf Burgen und Schlössern zu spielen. Das gehört zu mir und meinem Leben und ich bin Spielmann mit Leib und Seele. Und die Fans, die uns als Spielleute hören, möchten uns auch als „Silberling“ mit nach Hause nehmen. Da wir so eine gute Rock-Produktion hatten, blieb einfach die Zeit, um in Ruhe auch eine Mittelalter-CD aufzunehmen. Durch die Nähe zu Corvus Corax unterlag „Morus et Diabolus“ dem Vergleich Tanzwut – Corvus Corax. Wie seht ihr das selbst? Da ich über 15 Jahre die Musik von Corvus Corax mit geprägt, bearbeitet und komponiert habe, ist es normal, dass Parallelen auftreten. Mein Wunsch ist, und das haben wir mit diesem Album versucht, wieder näher an die Wurzeln der Musik zu kommen. Sich an das zu erinnern was gut war, als wir noch ausschließlich auf den Märkten und der Straße gespielt haben.

der ganz am Anfang schon mal Mitglied bei Tanzwut war. Ergänzt werden wir durch Shumon am Schlagzeug und Thrymr am Dudelsack. Allesamt sind sehr gute Musiker, die frischen Wind und neuen Input in die Band brachten und die ihr Handwerk wirklich verstehen. Das macht die Zusammenarbeit sehr einfach und interessant. Dazu kommen Ideenreichtum und ein großes Maß an Kreativität. Wichtig innerhalb des Bandgefüges ist, dass man die Facetten jedes einzelnen herausstellt und niemanden von vorn herein ausbremst, sondern dass die Musiker sich auf der Bühne und im Studio ergänzen und ausleben können. Für mich war das letzte Jahr die kreativste Zeit in meinem Leben. Zusammen mit meinem SoloAlbum „Absinth“ bin ich schon bei drei Alben und zusätzlich dann noch mein kleiner Gedichtband „Des Teufels Phantasien“. Diese Zeit möchte ich auf keinen Fall missen. Irgendwie alles neu und dennoch altbewährt bei Tanzwut, so könnte man es sich denken, wenn man sich den Pressetext zu dem in Bälde erscheinenden Album „Weiße Nächte“ durchliest. Was ist daran für euch selbst ganz neu, wo greift ihr auf das Altbewährte zurück?

Neben dieser Neuerung, ein reines Mittelalteralbum auf den Markt zu bringen, ist Tanzwut nun auch neu aufgestellt. Bringt die neue Zusammensetzung gleich auch frischen Wind in die Formation? Die Band hat sich neu formiert aus langjährigen, aber auch neuen Mitgliedern. Martin Ukrasvan ist schon drei Jahre mit Tanzwut unterwegs und Der Zwilling mittlerweile auch schon zwei Jahre. Mit Ardor bin ich schon, mit einer kleinen Unterbrechung, seit neun Jahren unterwegs. Jagbird ist ein Musiker,

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Wir spielen natürlich die altbewährten Instrumente, wie Sackpfeife und Trommel in der Mittelalterformation, und die Instrumente einer Rockband bei der Rockshow. Neu ist dieses Mal bei der Rock-CD, dass wir die Elektronik sparsamer eingesetzt haben. Ähnlich einem Gewürz, das den Geschmack verfeinert. Noch nie lag eine so große Pause zwischen den Alben, noch nie gab es zwei Alben innerhalb eines Jahres. Mit eben diesen beiden Veröffentlichungen habt ihr nun auch einen vollen


Eure Kreativität scheint derzeit überzuschäumen. Brodelt es noch immer in Teufels Küche, habt ihr schon weitere Ideen für Songs oder gar Alben? Es brodelt immer in Teufels Küche. Aber da muss ich mich noch bedeckt halten. Die Ideen gehen mir nicht aus und es warten noch einige Pläne auf Umsetzung. Ich weiß noch nicht, ob ich alles umsetzen kann, was ich noch vorhabe.

Terminplan und seit auf vielen Festivals und Konzerten live zu sehen. Wie schafft ihr ein solch hohes Pensum, was ist das Geheimnis, woher kommt dieser unglaubliche Energieschub? Ein Leben als Spielmann, Künstler und Musiker zu führen ist für uns das, was wir wollen. Auf der Bühne stehen und mit Leuten zusammen zu feiern und Musik zusammen zu erleben ist Energiespender pur. Auch ist die Produktion das, was uns weiter bringt, denn ein Werk in den Händen zu halten treibt uns voran, weil neue Songs auch gespielt werden wollen. Irgendwann werden auch wir wieder eine - nicht zu lange Pause einlegen, aber derzeit sind wir noch im Schwung des Neuanfangs und freuen uns auf die Veröffentlichung der CD und die anschließende Tour. Für letztere beginnen derzeit die Proben und die Umsetzung der Ideen zur Bühnenshow. Habt ihr derzeit überhaupt noch Freizeit? Derzeit weniger. Aber es macht Spaß all die Ideen umzusetzen und daher ist dies nicht so schlimm.

Durch die Veröffentlichung zwei ganz verschiedener Alben werdet ihr sowohl den treuen alten Fans gerecht, ebenso werdet ihr sicher neue hinzugewinnen. Auch habt ihr eure Liveauftritte in Rockshow und Mittelaltershow unterteilt. Dennoch ist und bleibt Tanzwut EINE Band. Wo seht ihr selbst die Schnittmenge, wie schafft ihr es, euch selbst treu zu bleiben? Wir werden unserem Gefühl und unserem Herzen folgen. Das ist, glaube ich, ein gutes Rezept und so werden wir uns auch treu bleiben. Nur alles vom Kopf her zu entscheiden, funktioniert nicht. Welche Wünsche und Hoffnungen habt ihr selbst für die Zukunft? Wir hoffen noch lange gesund und munter unterwegs zu sein, viele gute Konzerte zu erleben und zu spielen, auf der ganzen Welt Menschen und Freunde zu finden, die mit uns Musik und gutgelaunt feiern und Spaß haben. Wichtig ist in erster Linie Mensch zu bleiben und seine eigene Freiheit zu wahren. http://www.tanzwut.com/ Astrid

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Blutengel Master of Puppets

Beim diesjährigen Line-up des M‘era Luna durften sich die Fans auch über Chris Pohl und Blutengel freuen. Wir trafen auf Chris im Backstage und er hatte vor seinem Auftritt noch Zeit für ein Pläuschchen mit dem DarkVibe Magazin. Blutengel hat eine neue Besetzung, wie hat sich das ergeben? Chris: Ganz so neu ist die Besetzung ist mehr. Ulli ist immer noch die alte und Anja ist auch schon länger dabei. Mittlerweile hat Anja die Position am Mikro - neu dabei seit dieser Tour ist Vicky. Man muss sich als weiterentwickeln und ab und an kommt es auch zu ganz natürlichen Fluktuationen und dann haben wir auch noch einige Positionen haben wir uns mal erlaubt auszutauschen. Blutengel erarbeitet gerade eine DVD – wie weit seid ihr damit? Vom ersten Teil der Tour im März und April haben wir schon einiges mitgeschnitten und geplant ist, die DVD im November vor dem zweiten Teil der Tour zu veröffentlichen. Wir haben allerdings sehr viel neues Material und überlegen, die DVD als Bonus mit dazu zu packen mit ca. 15 Songs. Wird es auch Outtakes von Gastauftritten geben, wie beispielsweise vom Dark Kasperle in Berlin? Hat man dich damals eigentlich gefragt, als die Figur der Popo-Prinzessin von Pohlen entwickelt wurde. Es wird lustiges Material geben, aber das dann eher nicht. Ich wurde natürlich nicht gefragt. Aber ich kenne Goldmann und seinen Humor und ich finde es auch lustig. Popo-Prinzessin hin oder her: Es ist viel wichtiger, als Künstler dabei zu sein, denn es ist wirklich eine coole Sache. Und die Künstler, die nicht dabei sind, die sind auch unwichtig. Ich weiß nicht, wie er auf Popo-Prinzessin kommt - das ist aber auch gleichgültig: Ich war bei der Premiere ganz vorn dabei.

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Wir hatten schon Anfragen, ob wir dich fragen können, ob du die Hosen mal runterlassen könntest, weil alle sagten: Gott, hat der Eier. Die Hose bleibt oben, ich denke, das sieht man auch so. Ich habe Eier, ich bin einer der wenigen Leute, die noch Eier haben. Und alle, die sich über Dark Kasperle aufgeregt haben, haben halt keine Eier. Sind bei zukünftigen Blutengel-Konzerten jetzt Gastauftritte mit Goldmann geplant? Grundsätzlich geplant ist es nicht, aber man weiß ja nie, was so alles passiert. Wir werden in diesem Jahr im November und Dezember die Tour weiter fortsetzen. Terminal Choice und MissConstruction wollen auch versorgt werden. Mit MissConstruction gibt es Anfang 2012 ein Album, Terminal Choice wird frühestens Ende 2012 etwas. Hast Du eigentlich Sklaven her, die deine Zeit verwalten? Leider nein – aber man muss halt viel Zeit investieren. Aber ich hab ja die Zeit, soweit kommt immer was rum. Ich mach ja sonst nichts anderes, ich kann ja auch nichts anderes. Das ist das Problem. Hast Du schonmal überlegt, etwas mit Puppen zu machen? Ich hab Goldmann schon mal angefragt, ob er noch einen Puppenspieler braucht, aber ich bin wohl nicht fingerfertig genug. Es gibt Leute, die können das besser und Puppen Hände in den Popo stecken ist nicht so meins. Noch eine ganz wichtige Frage: trittst du heute mit oder ohne Diadem auf? Heute oben ohne! Spike LaCross Foto: Alana Abendroth


Grausame Töchter

auf der Suche nach des Pudels Kern

Wie kam es eigentlich zum Bandnamen Grausame Töchter? Der Bandname entstand, als ich mit einer Freundin in Hamburg abends über den Kiez schlenderte, um irgendetwas irgendwo trinken zu gehen. Ein Bekannter kam uns entgegen, betrachtete unser Abendstyling und sagte: „Na ihr grausamen Töchter“. So stellten wir uns nach ein paar Bieren dann auch selbst vor und sprachen über ein Musikprojekt, das dann auch gleich so getauft wurde. Die Band besteht seit 2009. Hast du dir damit einen Traum verwirklicht?

Was kommt denn da aus dem hohen Norden, und zwar genauer: aus Hamburg? Die „grausamen Töchter“! Wie - noch nie gehört? Das sollte jetzt aber schnell geändert werden, denn per Tonträger haben sie in diesem Jahr ein Zeichen gesetzt. Im April 2011 erschien mit „Mein eigentliches Element“ ein musikalisch-emotionaler Angriff auf unsere Gehörwindungen. Und dabei nehmen die Töchter rund um Frontfrau Aranea Peel keinesfalls ein Blatt vor den Mund. Die Musik untermalt mit elektronischer Präzision die frechen Texte, die auch mal unter die Gürtellinie gehen können. Auch für das Auge hat die Band einiges zu bieten. Aus ihrer engen Verbundenheit zur Fetisch- und BDSM-Szene machen die Protagonisten keinen Hehl. Und wie weit so was führt, kann man sich im Internet oder aber am besten bei einem Live- Konzert der Band selbst überzeugen.

Es war ein Muss! Über Jahre hinweg hatte ich neben meinem Gesang- und Tanzstudium schon die Vision zu einem ganz eigenen Musikprojekt, mit dem ich mich selbst hemmungslos ausleben kann. Als ich den genialen Hamburger Mixer Gregor mit seinem Tonstudio Le Chatelet kennenlernte, wurden alle Visionen sukzessive umgesetzt.

Wie würdet ihr euren Musikstil beschreiben? Ich kann keine Schublade aufmachen, dazu ist der Stil zu sehr gemixt und auch in sich verschieden. Es gibt wohl Anteile von EBM, Industrial, Noize, Punk, aber auch viele versteckte Komponenten von Tango über Marsch bis Klassik und Soundtrack. Ich suche sehr akribisch nach Musik, die mir gefällt und bin nicht festgelegt auf einen Musikstil. Ich glaube eher, dass es zu Musik ein Gefühl gibt, das man teilen oder eben nicht teilen kann.

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Beim ersten Hören des Albums denkt man unwillkürlich an die böse unartige große Schwester von LaFee. In deinen Texten wird kein Blatt vor den Mund genommen. Arbeitest du eigene Lebenserfahrung in deine Texte ein?

Euer erstes Album wurde am 01. April 2011 veröffentlicht. Das war doch nicht etwa ein Aprilscherz? Bist du mit dem Ergebnis zufrieden? Ich bin sehr zufrieden, schließlich sind meine Gefühle in Töne gebannt. Einige Lieder mag ich extrem gerne, z.B. Wie eine Schlange und Untergang; andere performe ich extrem gerne wie z.B. Mein Messer. Trotzdem weiß ich, dass ich mich mit meinem nächsten Album noch steigern werde.

Hinter jedem Lied steckt mehr, als man ahnen kann. Die Grundessenz jedes Liedes habe ich persönlich erlebt oder bei Menschen beobachtet. Ich nehme kein Blatt vor den Mund, aber es sind dann doch weniger Lieder mit „schlimmen“ Worten, als so allgemein verbreitet wird. In den ersten vier Liedern des Albums hört man als schlimmstes Wort das Wort „nackt“, das erscheint mir doch vergleichsweise harmlos zu sein. Mit „Freundin“ haue ich nur einmal so richtig auf die Kacke.

Das Album heißt „Mein eigentliches Element“. Das lässt mich an Faust denken. Gehört es zu deinen Lieblingsbüchern? Oder ist es einfach ein Themenalbum? Faust I von Goethe ist tatsächlich mein Lieblingsbuch. Ich kann den Faust auswendig. Eigentlich identifiziert man sich mit Faust, der Mensch neigt dazu, sich immer mit dem Guten zu identifizieren. Aber wir alle sind auch böse wie Mephisto. Ein neues Album, mit dem der Gutmensch spricht ist mir aber zu öde. Das macht jeder in der Popbranche mehr oder weniger aufrichtig. Ich wollte von Anfang an meine bösen Anteile verkünden, das war für mich immer aufregender und spannender. Also Mephisto. Und: das heißt nicht, dass ich im Privatleben immer ausschließlich böse bin.

Die Texte scheinen ja ziemlich männerverachtend zu sein. Insgesamt scheinst du mit deiner Musik viel Hass zu verarbeiten, daher auch dein Bezug zum SM? Du sprichst auf „Bis das Blut fließt“ an. Manchmal hasse ich technokratisches, besserwisserisches, chauvinistisches Verhalten. Da sehnt man sich nach Frauen. Allerdings: Devote Männer mit Emotionalität mag ich. Dass ich Hass verarbeiten muss, geht aber viel zu weit, ich bin immer noch recht entspannt.

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Man konnte die Grausamen Töchter ja nun schon einige Male live sehen. Was ist in der nächsten Zeit von euch zu erwarten? Es werden noch viele Konzerte kommen, auch im Ausland ist schon einiges geplant. Dann erscheint noch ein neues Video zu dem Lied „Beleidigte Engel“ und ganz allmählich nehme ich auch die Planungen für das nächste Album in Angriff. www.grausame-toechter.de

Wenn man sich Videos von euch bei YouTube anschaut, zeigt sich ja auch der Hang zum Fetisch und BDSM. Wie wichtig ist es dir mit der Musik deine Neigung zu demonstrieren? BDSM ist bei mir eine ausgeprägte Neigung. Diese Neigung ist stark, tabuisiert und sehr spannend und aufregend. Da ist es für mich klar, dass ich mich damit beschäftige. Übrigens sehen das sehr, sehr viele Menschen so, wie ich aus zahlreichen Mails erfahre; die meisten trauen sich nur nicht, dazu zu stehen.

Heiko Nolting aka DJ.No

Bei einem Live-Auftritt muss und darf man kein Kind von Traurigkeit bzw. keinesfalls prüde sein. Was kann denn auf einem Grausame TöchterKonzert so alles passieren? Es gibt Musik, Drummer, Backgroundsängerinnen und ich als Frontfrau lebe mich mit Gesang und Tanz gern expressiv aus. Da ich keine Hemmungen habe, kann alles passieren.

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Es geschah … im September 1991 Tätowierte Leiche in Sandalen in Tirol gefunden! Der ungewöhnlich heiße Sommer 1991 legt in den Ötztaler Alpen die durch natürliche Gefriertrocknung konservierte Leiche eines Jungsteinzeitlers frei. Die Leiche ist 1,58 groß und da ein Körper beim Gefrieren schrumpft ist davon auszugehen, dass er zu Lebzeiten von größerer Statur war und es wird geschätzt, dass er zum Todeszeitpunkt Mitte 40 war. Der so genannte „Ötzi“ ist ein Geschenk für die Wissenschaft. Seit zwanzig Jahren ist er Forschungsgegenstand für die unterschiedlichsten Disziplinen. Ernährungswissenschaftler konnten herausfinden, dass er sich hauptsächlich von Getreide ernährte, Zahnmediziner stellten fest, dass dadurch seine Zähne stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Botaniker stellten fest, dass der Pollen in seinem Darm darauf schließen lässt, dass er sich vor seinem Tod in verschiedenen Vegetationszonen aufgehalten hat. Und Pathologen konnten mit großer Sicherheit die letzten Stunden des Gletschermanns und seine Todesumstände klären - wir wissen nun, dass er auf der Flucht war und einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Soziologen sahen sich bestätigt, dass seine Tätowierungen - 15 blauschwarze Gruppen, bei denen Kohlenstaub in punktförmige Wunden eingerieben wurde - zu therapeutischen Zwecken auf klassischen Akupunkturpunkten angebracht wurden.

Und Historiker hatten Spaß daran, die persönlichen Ausrüstungsgegenstände und Kleidungsstücke des Gletschermanns in ihren geschichtlichen Kontext einzusortieren und herauszufinden, dass die Leggings denen der nordamerikanischen Indianer ähnelten. Das mitgeführte Kupferbeil weist ihn als wohlhabenden Mann aus, weil Kupfer zu Lebzeiten des Ötzi sehr wertvoll war. Auch die Sprachwissenschaftler konnten sich der Forschung anschließen und herausfinden, dass der Name für den Gletscherfund eine Eigendynamik entwickelte und dass diese ausgetrocknete Leiche irgendeine geschmeidige Bezeichnung braucht, damit sie ein wenig lieblicher wird und zu einer guten Story wird. Auch Juristen konnten sich in diesen Fall einbringen und herausfinden, ob er in Italien oder Österreich gefunden wurde. Der Finderlohn musste schlussendlich von italienischer Seite von der Südtiroler Landesregierung in Bozen ausgezahlt werden. Wer 5.300 Jahre alte tätowierte Leichen in den Bergen findet bekommt übrigens EUR 175.000 Finderlohn. Alana Abendroth

Dein Shop führt als erster europaweit blutrotes Erdbeer-Patchouli Duschgel Schade, dass das niemand weiß…

Das machst du im nächsten Monat besser! Und zwar mit einer Anzeige im DarkVibe-Magazin, denn hier funktioniert Werbung auch offline! Anzeigenschluss für die Oktober-Ausgabe: 10. September 2011 und für die November-Ausgabe: 10. Oktober 2011 Mail an: anzeigen@darkvibe.de Oder per Telefon: 0157-85950672

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Das DarkVibe-Covermodel! Die Finalistinnen für das Oktober-Cover

Wir nähern uns mit großen Schritten dem spannenden Moment und präsentieren euch heute die vier Finalistinnen, aus denen eine Jury das Cover-Model für Oktober auswählen wird. Es bleibt also weiterhin spannend!

Name:

Sarah-j

Name:

Lady Macabre

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Name:

Tamara Markus

Name: SanguisDRaconis

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Der Veranstalter Holger Hübner brachte es in der Pressekonferenz am 5. August auf den Punkt: „Wir machen die Veranstaltung ja auch nicht für die VIPs.“ Womit in diesem Fall die Presse gemeint ist.

Kein Kacken auf Wacken! Eine nüchterne Betrachtung

22 Jahre Wacken Open Air und 85.870 Teilnehmer im Jahr 2011 lassen ahnen, dass die Logistik an ihre Grenzen stößt. Im Presse-VIP-Bereich, der tausenden Pressevertretern Raum für ihre Zelte gibt, ließen sich ganze vier WC-Kabinen für die Herren und sechs für die Damen zählen sowie Duschen, aus denen ab dem frühen Nachmittag nur noch kaltes Wasser tröpfelt. Bis auf wenige Stunden im Morgengrauen waren lange Schlangen vor den WCs die Regel. Sicher, so etwas hatte vermieden werden können, wenn noch einige Dixies angemietet und auf dem Presse-Zeltplatz verteilt worden wären.

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Bei einer Veranstaltung, die Kult geworden ist und die von den Fans bedingungslos geliebt wird egal, ob man von seinem Zelt bis zum Infield 4 km laufen muss ist es sicher auch nicht mehr wichtig, ob es der Presse gefällt. Zumal das eine oder andere Medium den Sinn einer Akkreditierung auch nicht verstanden hat und sich während der Pressekonferenz artig bei den Veranstaltern bedankt, dass sie „Feiern“ kommen dürfen. Es besteht auch kein Anlass, sich dafür zu rühmen, dass ein Becher Wasser EUR 3,00 und die gleiche Menge Bier EUR 3,50 kostet. Zumal diese Getränke auch noch von einem Sponsor kommen. Burger aus Fertigfrikadellen mit Industriebrötchen drumherum für EUR 5,00 stellen auch keinen kulinarischen Höhepunkt dar. Vielleicht sollte bei der Vergabe von Cateringlizenzen auch mal ein Blick auf die Ware geworfen werden, die das Unternehmen verkaufen will. Klar, dafür braucht man noch mehr Personal, das kostet Geld und sowas schmälert den Gewinn. Wir brauchen uns alle nichts vormachen: das Wacken Open Air ist ein Wirtschaftsunternehmen, das Gewinn macht. Es bringt Geld in eine strukturschwache Gegend, das ist in jedem Fall positiv. Dass das größte Metalfest der Welt sich zu einer überteuerten Kirmesveranstaltung entwickelt, hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Fotos. Jörg Gerke, Alana Abendroth

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Alana Abendroth


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über Zwerge, Buddhismus und die Fußball-WM Das diesjährige Wacken Open Air bot den passenden Rahmen, um mit Blind Guardian über neue Projekte, Idole und Einblicke in den Backstage-Bereich zu reden. Die Band, die in ihren Alben die Thematik der Bücher von Tolkin, Steven King und weiteren Autoren verarbeitet ist mittlerweile die bedeutendste Band im Speed-/ Fantasymetalbereich. Da sich Blind Guardian nie als Spaßkapelle verstand, werden auch ernste Aspekte in ihren Texten behandelt, so

beispielsweise gesellschaftliche Strömungen und religiöse Ansichten oder auch abstrakte Themen wie die Wichtigkeit von Veränderungen oder der nicht zu unterschätzende Aspekt des Träumens. Nicht zuletzt mit dem Album „Nightfall in MiddleEarth“, das als Zusammenfassung des Buches „Das Silmarillion“ von J. R. R. Tolkien gesehen werden kann, gewannen Blind Guardian eine Menge Fans, die sich eher dem dunkel-romantischen Spektrum zuordnen ließen. Aber genau diese Vielseitigkeit der Band vereint die verschieden Vorlieben der Metal-und Gothicfans und erschafft ein Universum, das genug Freiräume für eigene Interpretationen lässt. Diese ganze Welt, die sich Blind Guardian im Laufe der Jahre erschuf, findet sich auch in den Artworks der CDs oder in den Motiven der Shirts wieder. Mit der Rückkehr zu den musikalischen Wurzeln in Form der aktuellen CD „At the Edge of Time“ verknüpfen die Krefelder Jungs gekonnt Metal- und Gothic-Einflüsse

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miteinander, so dass alle Fans der härteren und dunklen Musik auf ihre Kosten kommen und ihre Freude an dem Silberling haben. Einen Tag nach einem fulminanten Auftritt als Headliner auf dem Wacken Open Air stellten sich Hansi Kürsch und Marcus Siepen unseren Fragen. Wie gefällt es euch bisher auf dem Wacken? Blind Guardian: Gestern sind wir angekommen und haben eine sehr gute Show gespielt und haben uns noch andere Bands angesehen. Welche Bands habt ihr live miterlebt? Marcus: Ozzy haben wir gesehen Hansi: Helloween hätte ich mir gern angesehen, aber zu diesem Zeitpunkt mussten wir uns warmmachen. Frei.Wild habe ich mir angesehen.

Das Konzert war fein, hat mir gut gefallen. Was ist das Besondere an Wacken? Wie erlebt ihr diesen Mythos? Hansi: Ich habe das in den vergangenen Wochen ein paar Mal gesagt und es hört sich in gewisser Weise etwas blöd an, aber Wacken ist in gewisser Weise ein Mythos wie Woodstock. Es war ein Wald-und Wiesenfestival, das ist es auch in einem gewissen Maße immer noch, jedoch mit einer riesigen Maschinerie im Hintergrund. Es ist wirklich beeindruckend, diese vielen ausgelassenen Menschen, die fünf Tage Party machen und jede Band frenetisch abfeiern, die Bock auf diese Musik haben, die Bock auf dieses Festival haben und einfach Bock darauf haben, Teil dieses ganzen Events zu werden und wir sind auch ein Teil, hoffentlich kein unwichtiger Teil dieses Festivals


aufgenommen. Der Plan ist: es wird Blind Guardian Musik sein, die aber nicht von der Band, sondern vom Orchester gespielt wird. Die Melodien bleiben erhalten, nur die Arrangements werden anders sein, dadurch klingt es anders. Hansi wird singen. Textlich haben wir Unterstützung von Markus Heitz bekommen, aber dazu kann Hansi mehr zu sagen.

und es macht uns wirklich Spaß. Marcus: Ich finde es beeindruckend, dass es mittlerweile zu einem weltweiten Festival geworden ist. Du hast Leute aus allen Ecken der Welt hier, die darauf sparen, um diese Tage in Wacken miterleben zu können und das macht das Festival zu etwas ganz Besonderem. Blind Guardian gehören schon lange zum Stamminventar der Metalszene. Für euch geht es immer weiter - wohin geht der Weg? Seht ihr ein Ende oder macht ihr Musik bis zum Umfallen? Hansi: Wir planen das nicht wirklich, was wir machen. Du merkst, dass wir immer etwas mit dem Zeitgeist gehen. Wir haben uns irgendwann mal selbst definiert als Menschen und auch als Musiker, haben dabei aber nie vergessen, wie es sich anfühlt Mensch und Metalfan zu sein. Von daher lassen wir es immer auf uns zukommen und machen uns nicht allzu viele Gedanken darum. Wir haben einige Sachen in Planung, wir sind an einem Orchester-Album dran und da gibt es schon Sachen , die stehen, aber wenn ich jetzt irgendwas zum Nachfolger von „At the Edge of Time“ sagen sollte, kann ich nur sagen, dass da etwas kommt und es auch zur nächsten Fußball-WM spruchreif sein wird, aber wir haben da noch keinen Marschplan, so dass wir uns festlegen könnten, dass das nächste Album eher modern oder klassisch wird. So wie es kommt, so kommt’s. Nochmal zum Orchester-Album. Was erwartet uns genau? Marcus: Wir haben schon einige Sachen

Hansi: Markus Heitz gehört zu meinen favorisierten Autoren. Ich bin großer Fan des Zwergen-Imperiums, aber fast noch mehr von den Albae. Das hat mich dazu bewogen mit Markus Kontakt aufzunehmen, da wir ein Story-Board für das Album brauchten. Die Musik ist thematisch so eng beieinander, es wäre halt gut eine individuelle, losgelöste Geschichte zu bekommen, die aber in einer Pseudo-Tolkin Welt spielt und Markus hat mit dem Zwergen-Universum schon etwas erschaffen, das bereits in diese Richtung geht, aber genug Freiraum lässt. Wir erarbeiten jetzt gemeinsam ein Konzept, das sowohl seiner Story als auch unser Musik gerecht wird, dazu entwerfe ich dann die Texte. Das ist die grobe Idee. Der Anfang ist zwar schon gemacht, aber wir rechnen doch noch gut eineinhalb Jahre bis das Projekt abgeschlossen ist. Es wird immer gern ein Mythos Musiker beschworen. Für uns da draußen: Ist es ein Traumberuf oder harte Arbeit? Hansi: Sowohl als auch. Es gibt Leute, die sagen nach wie vor, dass es besser ist, als ein „echter“ Job. Es ist halt oft so, dass wir an irgendwelchen Flughäfen hängen, dann 16 Stunden fliegen und irgendwo ankommen und dann eine Scheiß-Show spielen - das ist sicher nicht der Traum eines jeden Musikers, so wie man sich das vorgestellt hat. Wenn man plötzlich in Ost-Russland landet und


dann in der Pampa spielt; das ist jedoch nicht die Regel. Normalerweise bekommst du genau das, was du erwartet hast: Nämlich Rock ‘n‘ Roll, gute Musik, eine gute Show. Man kann davon leben, also ich kann mich jetzt nicht direkt beschweren. Marcus: Ja, es gibt Schlimmeres. Stellt euch vor, ihr kämt in den Rockhimmel. Wen würdet ihr da gern treffen? Hansi: Wenn du mich so fragst: Freddie Mercury. Marcus: Ja, das wär ein potenzieller Kandidat, aber ich würde Dio nehmen. Gibt es eigentlich ein Ritual vor euren Auftritten? Hansi: Wir sind Atheisten könnte man sagen. Es gibt wenig Talismane und Dinge, die uns in die Show Was macht ihr nach euren Gigs um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten? Hansi: Da kommen dann die Rituale. Da wird dann erst mal irgendjemand geopfert. Nein, das war ein Scherz. Wir sitzen zusammen und trinken dann Wein. Marcus: Wir reden noch ein bisschen und entspannen.

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Gibt es Helden, die ihr gern noch treffen würdet oder schon getroffen habt? Hansi: Steven King würde ich gern mal treffen und ihm sagen, dass ich ein Fan von ihm bin. Marcus: ich würde George Lucas nehmen. Hansi: Stimmt, George Lucas wäre auch ganz reizvoll Marcus: Ich würde ihm sagen, dass die alten drei Filme doch besser sind, als die neuen. Hansi: Würde ich so nicht unterschreiben Habt ihr noch eine Message an eure Fans? Hansi: Vielen Dank an die Leute, die Wacken zu so einem riesigen Event gemacht haben. Natürlich insbesondere ein Dank, an die Leute, die uns über die ganzen Jahre unterstützt haben und auf unserer letzten Tour gewesen sind und auf den kommenden Touren dabei sein werden. Marcus: Ihr seid die Größten!

Fabian Bernhardt


die dark electro b端hne beim essen.original.2011

running order

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autogramme & djs

CYBER-CULTURE.DE - ESSENORIGINELL.DE - RUHRSCHALL.COM BLACK-DEMON-RADIO.NET - LEO-VERSAND.DE - CAGECLUB.DE

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18 SUMMERS und sie tanzen länger als nur einen Sommer

Es ist still geworden um die Veteranen von 18 Summers. Grund genug um doch mal zu schauen, was die zwei in der ruhigen Zeit so getrieben haben. Deshalb haben wir mal angeklopft und nachgefragt. Felix, der geniale Kopf der Band und ein Vorreiter der Szene in Sachen Fotografie nimmt sich gern Zeit für seine treuen Fans und die, die es noch werden wollen. Da ließ sich sogar die Frage nach dem schlimmen Bild bei Facebook lösen, das ein bisschen an einen Amish-Farmer aus „Kinder des Zorns“ oder „Der einzige Zeuge“ erinnert. Und eine wichtige Information wird vor allem die Fans freuen: Das neue Album „The Magic Circus“ wird noch in diesem Jahr erscheinen. Ihr habt früher als „Silke Bischoff“ Musik gemacht und wart beinahe festes Inventar der schwarzen Szene, nun seid ihr „18 Summers“. Klärt doch bitte mal unsere jüngeren Leser auf, wer ihr seid und was ihr so für Musik macht. 18 Summers sind Frank Schwer und Felix Flaucher und schon unter dem Namen Silke Bischoff waren wir eher auf der dunklen Seite unterwegs. Wir machen akustische Songs, arbeiten aber auch mit Synthies und es ist ja immer so eine Sache mit den Schubladen-Etiketten; es macht sicher mehr Sinn, sich ein paar Songs auf YouTube anzuhören, als zu lesen, was ich darüber berichten könnte. Das letzte Studioalbum „Phoenix From The Flames“ liegt jetzt knapp 10 Jahre zurück. Warum diese lange Schaffenspause und wann wird es etwas Neues geben?

Nach „Phoenix From The Flames“ erschien 2003 „Virgin Mary“ und ich hoffe, dieses großartige Werk ist nicht ungehört an den Fans vorüber gezogen. Aber du hast natürlich recht. Wir sind nicht gerade von der schnellen Truppe. Wir haben beide Jobs und das allein macht es schon schwierig, jedes Jahr ein neues Album herauszubringen. Außerdem führen wir auch ein Leben neben der Musik. Das neue Album „The Magic Circus“ wird im Herbst oder Winter 2011 erscheinen. Eure melancholischen Songs „ On the other side“ oder „I Don‘t Love You Anymore“ haben viele Fans inspiriert und zum Träumen gebracht. War es eine schwere Bürde für euch diese Szene-Hits direkt am Anfang eurer Karriere gelandet zu haben? Ach was, nicht die Bohne. Sicher gibt es auch alte Fans, die nur in der Vergangenheit leben. Aber ich kenne inzwischen auch Leute, die nur die Songs der letzten beiden Alben kennen und ganz überrascht sind, dass es noch mehr zu entdecken gibt. Ich fand es schon immer reizvoller, nicht nur unsere größten Erfolge in einem Bauchladen vor mir her zu tragen, sondern nach vorne zu schauen. Abgesehen davon sind die alten Silke Bischoff-Alben schon seit Jahren nicht mehr erhältlich und vielleicht werden wir den einen oder anderen Titel einfach neu aufnehmen, so wie es auch schon bei einigen Songs notwendig war, die wir auf dem WGT gespielt haben. Euer ursprünglicher Name Silke Bischoff war als Huldigung an das 18jährige Opfer des Gladbecker Geiseldramas von 1988 gewählt worden. Denkst du noch an das damalige Geschehen? Denn der Grundidee seid ihr ja auch durch die notwendig gewordene Änderung des Namens in 18 Summers treu geblieben. Ich wollte schon eine Brücke schlagen zwischen dem alten und dem neuen Namen. Und Silke Bischoff ist inzwischen tatsächlich eines der wenigen Opfer, das in der Erinnerung mindestens so lebendig geblieben ist wie die Täter; aber inzwischen bin ich auch ganz froh darüber, nicht für den Rest meines Lebens mit einer einzigen Geschichte unterwegs sein zu müssen. Es ist ganz entspannend, in Interviews auf die Frage nach dem Bandnamen antworten zu können, dass es sich um eine Hommage an die Jugend handelt, an die Begeisterungsfähigkeit, mit

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der man glaubt, die Welt verändern zu können, an das Funkeln in den Augen, das oftmals in späteren Jahren erlischt und einer gewissen Abgeklärtheit, ja Resignation weicht. Viele unserer alten Fans sind inzwischen verheiratet, haben Kinder und Verantwortung und ritzen sich nicht mehr die Arme auf. Und trotzdem sehnen sie sich manchmal nach ihrem alten, wilden Leben. Natürlich erinnere ich mich also an das damalige Geschehen und auch daran, wie mein eigenes Leben zu jener Zeit aussah. Aber ich hänge auch nicht an einem alten Namen. 2002 gab es einen kleinen Aufschrei in der Szene als du in der Talkshow „Arabella“ aufgetreten bist. Der Graf von Unheilig hatte ja einen ähnlichen Auftritt bei Pro 7 und letztendlich war es sein großer Mainstream-Durchbruch. Falscher Zeitpunkt für euch oder eher froh drum? Das klingt ja, als hätte ich bei RTL2 Heizdecken verkauft. In der Arabella-Sendung ging es um das Thema Satanismus, nachdem Manuela und Daniel Ruda den 33jährigen Frank Hackert mit 66 Hammer- und Machetenhieben in ihrer Wittener Wohnung getötet hatten, um in die Armee Satans aufgenommen zu werden. Und in jenen Tagen haben die Leute ohnehin geglaubt, dass alle Grufties den Teufel anbeten und auf Friedhöfen Katzen töten. Da konnte man seine Eltern noch mit umgedrehten Kreuzen um den Hals und weißer Schminke im Gesicht schockieren. Heutzutage ist die Gothic-Szene längst im Mainstream angekommen. Jahr für Jahr berichten die Medien wohlwollend über die Szene und alle freuen sich über die Fotos von fröhlichen, schwarzbunten Menschen auf dem Wave-Gotik-Treffen. Wenn es also eine UNHEILIG-Golf-Sonderedition gibt, dann hat das Management des Grafen einen guten Job gemacht - selbst wenn es natürlich ziemlich peinlich ist, dass die Eltern inzwischen die Musik der Kids hören. Früher war Musik oftmals ein Ausdruck von Rebellion, ein Aufbegehren gegen das Establishment. Heute verbindet Musik Generationen. Du bist ja ein begnadeter Fotograf und man kann sagen, dass du durch dein Artwork für eure Cover und auch in deinem Buch einen Grundstein für die jetzige Szene- und Fetischfotografie gelegt hast. Wie siehst du das und wie verfolgst du die Entwicklung der Szene?

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Ich muss schon schmunzeln, wenn ich in vielen Magazinen verfolge, dass Foto-Wettbewerbe veranstaltet werden. Da war ich damals mit Silke Bischoff oder auch mit dem Gothic-Magazin tatsächlich ziemlich weit vorne. Aber so ist das, wenn man zur Avantgarde gehört. Meist werden die Früchte nicht von dem Bauern geerntet, der auch den Baum gepflanzt hat. Es gibt inzwischen eine Menge großartiger und sehr professioneller Fotografen, die im Gothic- und im Fetisch-Bereich unterwegs sind, wobei immer auch die Gefahr besteht, dass Fotos ein bisschen seelenlos und kalt wirken, wenn sich jemand seine Cyber-Goth und Steampunk-Models aus dem Katalog bestellt. Viel Licht, viel Schatten. Was habt ihr denn während der Schaffenspause sonst noch so gemacht? Nachdem ich 2007 als Komparse in einer MiniRolle bei den Dreharbeiten zu dem Film „Der Blaue Affe“ unterwegs war, einem Film von Carsten Unger mit Esther Zimmering und Matthias Schweighöfer, habe ich mich vor drei Jahren einer Theatergruppe hier im Ort angeschlossen. Und nachdem ich im letzten Jahr einen Nazi-Prokuristen gespielt habe, war ich jetzt im Juli als Barde in dem Stück „Herz - so kalt“ mit einer Akustik-Gitarre unterwegs und habe das Publikum von Szene zu Szene geführt. Das Theater-Ensemble ist inzwischen dafür bekannt, seine Stücke nicht an einem Ort, sondern im Rahmen eines Theaterspaziergangs aufzuführen. Auf Wunsch der Bühnenbildnerin habe ich mir für meine Rolle sogar extra einen Bart wachsen lassen. Ihr hattet dieses Jahr mal wieder einen Auftritt vor großem Publikum auf dem WGT in Leipzig. Wie war das für euch? Habt ihr wieder Blut geleckt? Ich habe höchstens an Bruno Kramm und Mozart geleckt, die mir Backstage über den Weg liefen, aber wir überlegen tatsächlich, ob wir nicht im Herbst oder im Frühjahr ein paar weitere Auftritte oder sogar eine kleine Tour machen sollten. Leipzig war klasse und es war nur schade, dass ich gar keine die Zeit hatte, durch die Stadt zu schlendern und ein paar Freunde zu treffen. Heiko Nolting aka DJ. No (NoD)


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Independant Classix, 80´s, Wave, Batcave, NDT, Mittelalter, Goth-Rock, Electro, EBM, Industrial, uvm...

Hans-Jürgen-Klinker Str. 2 (Gewerbegebiet St. Jürgen) 24837 Schleswig

Einlass: 22 h Eintritt: 5 E

Fotograf: Mathias Bannick - http://www.imago-fotogalaxy.de.vu Model: Jennifer Krecht - http://angelicmoth.deviantart.com/

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Wacken

die Metalwelthauptstadt! Die Redaktion des DarkVibe Magazins ist für euch zum Wacken Open Air gefahren und hat sich dort ein wenig umgeschaut. Der Veranstalter Thomas Jensen hatte gerade einen Moment Zeit und wir konnten ihm einige Fragen stellen. Kannst du am Freitag für das 22. Wacken Open Air bereits ein Resümee ziehen? Noch ist das Festival ja nicht zu Ende. Wir sind sehr zufrieden, organisatorisch müsste eigentlich alles geklappt haben. Wir kriegen sicherlich später noch Resonanzen, wo‘s ein bisschen gehakt hat. Aber soweit ich weiß, war alles super. Das Wetter hält noch, obwohl Regen vorhergesagt war. Petrus scheint Metaller zu sein. 22 Jahre Festivalvorbereitung – passieren da eigentlich noch Katastrophen, auf die man so gar nicht vorbereitet ist? Wenn mal was mit dem Catering oder mit den Künstlern nicht so abläuft wie geplant, ist das noch keine Katastrophe. In diesem Jahr hat es bei der Anreise einen Unfall mit einem Todesopfer gegeben. Das nimmt uns natürlich sehr mit, weil wir wussten, dass die Beteiligten ja zu uns aufs Festival wollten. Hat sich eigentlich die Tragödie bei der Loveparade in der Planung zum W:O.A. bemerkbar gemacht? Müsst ihr höhere Sicherheitsauflagen erfüllen musstet? Sicherheit war bei uns schon immer ein großes Thema, nicht erst seit Duisburg. Wir haben hier den engen Dialog zu den Ordnungsbehörden Polizei, Feuerwehr, DRK - gesucht. So brauchten wir unser Sicherheitskonzept nicht weiter anpassen. Natürlich können wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, wir müssen weiter schauen, dass das Sicherheitskonzept auch weiterentwickelt wird.

Wie viele Besucher waren oder sind es dieses Jahr? Ja 75.000 zahlende Besucher - der Presse-VIPBereich wird natürlich immer größer. Hinzu kommen noch Sicherheitskräfte und Mitarbeiter. In diesem Jahr haben wir 85.870 Teilnehmer gezählt. Kalkuliert ihr steigende Besucherzahlen mit ein? Wir verkaufen seit drei Jahren annähernd dasselbe Kontingent. Im Grunde glauben wir, dass 75.000 zahlende Gäste schon die Obergrenze sind. Damit können wir ein unschlagbares Line-up buchen, genügend Sicherheit gewährleisten und das Fest nach unseren Vorstellungen umsetzen. Also ich glaub‘ nicht, dass wir hier noch viel mehr Leute unterbringen können. Was kannst du uns über die Wacken Foundation erzählen? Bei der Wacken Foundation geht es um Nachwuchsförderung. Es ist eine Non-ProfitStiftung, der Leute beigetreten sind, die um die Bedeutung des Festivals wissen. Der Wackener Bürgermeister ist dabei, auch Musikproduzenten und auch Musiker, wie beispielsweise Doro. Wir hoffen auf noch mehr Unterstützung. Die Musikszene ändert sich grade so rapide, dass wir gedacht haben, dass wir mit Nachwuchsförderung den besten Ansatzpunkt bieten. An welche Highlights aus den letzten 22 Jahren denkst du gern zurück? In erster Linie an die Bands, bei denen ich selber Fan war. Iron Maiden waren top und Motörhead, als sie 1997 das erste Mal hier gespielt haben und auch, dass wir die Scorpions nach Wacken holen konnten. An dem Auftritt haben wir so lange rumgetüftelt, gestrickt und gefeilt. Sowas bleibt natürlich hängen. Spike LaCross/ Alana Abendroth/ Stefan Helwig

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Wacken hupt!

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Castle Party 2011 (Bolków, 22.-24. Juli 2011)

Mark Benecke berichtet von einem Festival, bei dem alles möglich ist, aber keiner weiß, was das sein könnte.

„We are very adept in playing in diverse environments, and we feel confident that we will deliver a special and entertaining show“, hatten FIXMER/McCARTHY sich allzu voreilig auf Bolków gefreut. Vielleicht haben die beiden ja im Bus nach Hause den Fliegen eine getragene Melodei auf der Mundharmonika dargeboten?

Wie ein fernes Gerücht wehen Geschichten von der schwarzen Castle Party in Bolków - einem Kaff im allertiefsten Polen - nach Deutschland. Man muss aber öfter dort gewesen sein, um den Wahnsinn ganz begreifen zu können. Grund genug für den vegetarischen DarkVibe-Reporter, sich auch 2011 wieder in die Welt der Riesen-Würste sowie der im vergangenen Winter eingemachten Salatkas zu stürzen. (Kurz-URL des Berichts 2010 http://trimr.de/YVS)

Cool And The Gang. Besonders in einer regnerischen Nacht dürfte dieses Team Eindruck machen!

Im Schatten der Burg: Die Castle-Party. Freitag (R.I.P.) Bereits öfter hatten Stürme und Regenfälle, die diesen Namen übrigens auch wirklich verdienen, das Bolkówer Festival bedroht. Dieses Jahr fiel ein ganzer Tag, und zwar gleich der erste, wegen nachvollziehbarer Bühnen-Wegflieg-Gefahr aus. Schade für ATARI TEENAGE RIOT, FIXMER/ McCARTHY, CLOSTERKELLER und SANTA HATES YOU, die ohne Diskussion wieder abreisen durften. Nur wer weiß, welche Hölle bereits die Anreise nach Bolków bedeutet - Busse fahren nur nach unergründlichen Launen, englisch oder erst recht deutsch spricht absolut niemand, das Essen besteht aus Wurst an Wurst auf einem WurstSpiegel -, der kann erahnen, wie schlimm es sein muss, gleich wieder abreisen zu müssen.

Aus allem Schlechten erwächst Gutes (Lebensweisheit meiner polnischen Schwiegermutter). Den eben genannten ErsttagsBands konnte nämlich immerhin in der Kürze der Zeit bis zu ihrer Abreise nichts geklaut werden. Das ist kein fieser Stereotyp, sondern polnische Wirklichkeit. Mir kam beispielsweise trotz Security-Männern in fetten schwarzen Schutzwesten mein nobles Trinkhorn (angeblich eine „Waffe“, da hätte ich schon stutzig werden sollen) aus deren Hochsicherheits-Lager abhanden. „Trinkhorn?“, fragte der Ex-Soldat, der damit nun sein Wohnzimmer schmückt, am Ende des Festival-

Clever: Die Dorfjugend verkauft eine Kanne schwarzen Kaffee an die schwarzen Seelen.

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Der Autor berichtet euphorisiert und direkt von der Burgwiese.

Tages ganz trocken und konnte sich das Lachen über den überlisteten Deutschen kaum verkneifen, „was soll denn ein Trinkhorn sein? Nie gehört.“* (siehe Box Seite 45)

Das war ein Act, der einem spinnwebige Schauder durch die eiskalten Klapperknochen jagte. Außer Sänger Louis DeWray zuckte keiner der Nosferaten auf der Bühne mit der Wimper. Wirklich - nicht ein einziges Mal. So hat Goth Rock der ersten Stunde ausgesehen, und so sieht er auch fast fünfundzwanzig Jahre später noch aus. Extrem abgefahrene Scheiße. ZERAPHINE rockten in deutscher Güte, und MOZART lieferte eine unwirklich gigantomanische Show mit wilden Kostüm- und sogar HaarWechseln, die allerdings wider Erwarten ganz unsexuell war und stattdessen ausführlich die Liebe besang: „I wrote this song for my wife. Listen, take your darling in your arm, you will have Gänsehaut!“ Und in der Tat, die Menge war bewegt.

Samstag Selbstverständlich ließen wir den Mut nicht sinken, reinigten unsere Stiefel nicht vom Schlamm, und wurden so schon am zweiten -vulgo ersten -- Festival-Tag, mit einer exzellenten Einlage von FREAKANGEL überrascht, die als

Mürrischer als die Großen: Die Kleinen

Day One: Keine Party. musikalischen Boten Estlands durchaus die Wurst vom elektronischen Brötchen zogen. Auch der zunehmend zahnlose (!) Sänger von NOSFERATU zeigte mit seinen Mannen (bei Drummer „Belle“ ist die Gender-Zuordnung unklar), was „untot“ bedeutet.

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Um sich der örtlichen Bevölkerung anzuschmeicheln, lernte MOZART zudem gemeinsam mit dem Publikum zwei polnische Worte: „Czecz, dupa!“ -- „Guten Tag, Arsch!“. Es gab dabei einige Verwirrung, da „dupa“ eigentlich eher den anatomischen Arsch bezeichnet, nicht aber das eigentlich gemeinte Schimpfwort „huju“ (Schwanz). Es ist nicht ganz leicht, auf Polnisch korrekt zu fluchen. Wie gut, dass „der“ Papst in Überlebensgröße die Szenerie überschaute (Info: in Polen gilt nur Johannes Paul II als echter Papst, alle anderen nicht). Kostümtechnisch gab es auch beim Publikum einiges zu staunen. Was genau beispielsweise ein roter Regenumhang mit Fell-Amulett oder eine dem Horror-Film „Halloween“ entliehene


bringen. Eines der Band-Mitglieder fehlte, was der bandeigene Schrauber-Boy (siehe Foto) mit Lachen und südlicher Selbstverständlichkeit von der Bühne her so erklärte: „We arrre a rrrock band -- we have prrrrroblems! Thank you!“ Insgesamt sind die DOPE STARS eine Kapelle, die so cool ist, wie die Rolling Stones in der Erinnerung alter Menschen angeblich mal gewesen sein sollen.

Ohne Ohrenschutz, dafür mit coolen Ohren: Die nächste Grufti-Generation.

Gesichts-Maske mit nunmehr gelbem Regenschutz Gruftiges bedeutet, blieb mir verschlossen. Kapitalismus-Kritik? Mangel an gruftigen Ausstattungsgegenständen? Hauptsache, ich hab‘ - wie die gefühlten achttausend Fotografen - genug Fotos. Beispielsweise auch vom Nachwuchs, der mit nichts weniger als einem schwarzen „Exploited / Fuck The System“-T-Shirt, Gothic-LolitaBeinkleidern oder Hasen-Ohren über die Wiese tobte und grimmig natürlich neben die verhassten Kameras blickte. Man ist ja wegen der Musik hier, nicht zum Faxen machen!

Ach ja, zuvor hatte noch die in Deutschland unbekannte, in Polen aber umso bekanntere Band CONTROLLED COLLAPSE eine ganz saubere EBMPerformance mit hübschen Synthesizer-Plingplongs hingelegt. Vor dem Sänger hatte ich aber ein bisschen Angst, weniger wegen seiner schwarzen Sturm-Stiefel, mehr davor, dass er (stets neben das Mikrofon) heftigst fluchte und überhaupt jede Menge lebenslangen anger in sich zu tragen scheint. Sehr schön und jute Mucke!

Halloween-the-Movie meets Gothic 2.0: Kapitalismuskritik, Humor oder polnische Sonderregelung?

Ausländer sind in Bolków gern gesehen. Sonntag Der Abschluss-Tag wurde de facto eröffnet (hust, es war schon 17:30 Uhr) von den DOPE STARS INC., die in italienischer Sympathischkeit (soeben neu erfundenes Wort) frank und frei rockten und denen es sichtlich Spaß machte, auch bei Tageslicht Schwung auf die Burgwiese zu

Den Hauptgewinn zog, zumindest was TextKenntnisse des Publikums und TanzbeinSchwingungen anging, SUICIDE COMMANDO. Besonders Festbinden, Foltern und Töten schien einen großen Reiz auf ekstatisierte Menge auszuüben. Meiner Frau fiel bei diesem Lied lediglich auf, das auf dem eingeblendeten Video dazu kurz Dennis Rader, der echte BTK-Killer, zu sehen war. „Als das Lied geschrieben wurde, war der aber noch gar nicht ermittelt!“, so meine Frau. Eine schöne und richtige Beobachtung. Sogar bei der Rückreise in einem Bus, der

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Kurzum: Wem die deutschen Festivals zu voll oder zu gut organisiert sind, wer estländische EBM-Bands und SUICIDE COMMANDO mal aus der allerersten Reihe sehen möchte, wer dabei Chaos und Stürme nicht fürchtet, ländliche Gastfreundschaft schätzt, wer sich einfach mal im

Heimliches Treffen in Polen: Darth Vader und Prinzessin Leia.

ca. 1985 in Deutschland ausgemustert worden war, hier in Polen aber noch tapfer seinen Dienst versieht, verstand ich als einzigen Satzfetzen der heimkehrenden Gruftis: „Bind, Torture, Kill, hahaha!“ Das Programm war natürlich noch wesentlich umfangreicher, beispielsweise gab es tonnenweise Parties, Modenschauen, DIORAMA und PITCHFORK spielten zur erkennbar großen Freude des Publico, und selbstverständlich fand ich noch was Vegetarisches: Einen Apfel-Karotte-Himbeer-Saft der Marke „Kinderbärchen“ (Kubuś). Wer den Bizarr-Shoppings nicht abgeneigt ist, kann gleich weiter machen und in der nächst größeren Stadt (mit dem Bus „nur“ zwei Stunden entfernt) auch Bijouterie-Waren (Biżuteria) erwerben, wozu auch ein Nudelholz gehört, in dessen Betriebsanleitung die ermahnende Wirkung auf Gatten aller Art ausdrücklich verzeichnet ist (kein Witz).

Der will nur spielen. Überleben in einem der entspanntesten Länder Europas mit wahlweise lauwarmem oder mit Sirup versetztem Bier, überfüllten Zügen, Toiletten in SAW-Optik und einer Zug-Bar, die „Wars“ heißt und in der im Maggi Menschen-Haare schwimmen, üben will -- dem sei die „Castle Party“ von Herzen und von mir sehr empfohlen. Man sieht sich! Text: Mark Benecke, mark@benecke.com Fotos: Mark & Lydia Benecke

Nützliche polnische Redewendungen von Lydia Benecke: „Wo ist mein (hier verschwundenen Gegenstand einsetzen, z.B. „Trinkhorn“).“ = „Gdzie jest mój (... „róg do picia“).“ „Ihr habt äußerst geile Klamotten an, darf ich Euch fotografieren?“ = „Wasze ubranie jest fantastyczne, mogę wam zrobić zdjęcie?“ „Haben Sie eine Speise ohne Fleisch und ohne Fisch, nein, auch keine Wurst, nein, auch kein Kotelett, selbst wenn die keine Augen haben.“ = „Czy mogę kupić tu jedzenie bez mięsa i bez ryby, nie, żadna kiełbasa, nie, żaden kotlet, nawet jeżeli nie mają oczy.“


Bodymodification Tattootrends 2011

Was geht und was dann gar nicht mehr abgeht! Das DarkVibe Magazin hat ganz unrepräsentativ viele Tätowierer bundesweit kontaktiert und ihnen Fragen zu den Trends 2011 gestellt. Die Fragen lauteten: Welche Motive wurden 2011 häufiger nachgefragt als noch im Vorjahr? Welche kamen bei Dir nicht mehr vor bzw. wurden deutlich weniger? Welche musstest Du ablehnen und warum? Was hängt Dir schon zum Hals raus? Und welchen Trend würdest Du Dir wünschen? Einige Tätowierer, die wir hier stellvertretend für die anderen zitieren, legten für uns kurz die Maschine aus der Hand um auch mal zur Feder zu greifen. Crazy Greg aus Heidelberg: Slogans werden mit steigender Tendenz gewünscht. Blümchen, Elfen und Fantasy-Motive kamen gar nicht mehr vor und Old School wird mittlerweile auch von Frauen gewünscht. Tattoos am Handrücken oder Hals von Minderjährigen geht gar nicht. So etwas lehne ich generell ab. Ganz besonders nervt, wenn Kunden meinen sie hätten eine ganz genaue Vorstellung von dem, was sie gern hätten, dann aber die Vorlage zuhause vergessen haben. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass der Stilmix weitergeht. The Big Mix ist die Lösung für alle. Ansonsten kann ich nur raten, sich vorher gut zu informieren und sich den passenden Tattooer für seinen Style herauszusuchen. Und immer aufpassen, es gibt viele Blender! Bojan vom Tattoo-Studio Bojan in Mainz: 2011 habe ich mehr realistische Horrormotive gestochen und Schwarz-Weiß-Arbeiten coloriert. Ich lehne beispielsweise Motive ab, die nicht zur gewünschten Stelle passen. Bei jungen Leuten lehne ich auch Hand-, Hals- und Gesichtstattoos ab, in manchen Bereichen kann einem das schon die Zukunft verbauen. Sterne und Schriften gehen übrigens gar nicht mehr. Ich würde mir wünschen, dass Kunden keinem Trend folgen, sondern nach einem Fachmann für ihr Wunschtattoo suchen. Da hilft auch schon mal ein Fachmagazin! Kucki von El Dolorado Tattoo & Piercing in Wiesbaden: Bei mir wurden mehr asiatische Großmotive,

realistische Farbtattoos, Comic- und New SchoolMotive gewünscht. Sterne und Tribals wurden weniger. Auch, weil wir es den Leuten ausreden. Mit den Motiven laufen schon zu viele herum. Sterne kann ich wirklich schon nicht mehr sehen. Wenn sich jemand gar nicht überzeugen lässt, dann muss der Nachwuchs ran und diesen Wunsch stechen. Mit der Gesamtentwicklung bin ich zufrieden, würde aber gern noch mehr Comic und realistische Farbsachen stechen. Der Nachwuchs arbeitet verstärkt an Old School mit Grafiktouch. Bepo vom Tattoo-Atelier De Luca, Waldkirch: Schriftzüge, japanische Motive und bei Frauen wurden Blumen 2011 mehr nachgefragt. Tribals, Celtics und Ornamentics kamen nicht mehr so häufig vor. Miniaturen, die kleiner als ein 2-EuroStück sind, lehne ich auch schon mal ab. Da ist es technisch oft nicht umsetzbar ein sauberes und schönes Bild für lange Zeit zu erhalten. Schriften und Schriftzüge werden mir langsam langweilig. Ich würde mir wünschen, dass der Trend mehr zu Kunstwerken im Stil der alten Meister geht. Foto: Wikimedia Commons

Alana Abendroth

Mehr zum Tätowieren in der nächsten Ausgabe Mehr zum Thema Körpermodifikation: Alana Abendroth Bodymodification ISBN 978-3-86608-112-3

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STARFOCUS

Name: Mirjam Dreer Buch: Begraben unter Gänseblümchen Alter: 24 Wohnort: Weilheim

Was ist dir das Wichtigste im Leben? Ausreichend viel Schlaf Welchen Beruf hattest du eigentlich, bevor du Autor wurdest? Ich bin nach wie vor Buchhändlerin. Deine drei besten Eigenschaften? Ich bin selten schlecht drauf, meistens zuverlässig und nie lange auf jemanden böse. Deine drei schlechtesten Eigenschaften? Ich bin faul, schwer zu motivieren und hab null Disziplin. Wovor hast du Angst? Was die Schwerkraft mal mit meinen Brüsten macht. Das kann echt böse enden.

Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen? Ich will nie den Spaß an meiner Arbeit verlieren, ADS-freie Kinder und endlich wieder ohne Brille scharf sehen. Dein Lieblingsbuch und deine Lieblingsmusik? Buch: „Glückstage in der Hölle“ von Marc Oliver Everett, Musik: momentan hauptsächlich Eels und Fleet Foxes. Was für ein Auto fährst du? Ich geh zu Fuß. Welche Personen würdest du gerne mal treffen? Aktuell wahlweise Patrick Petitjean oder Josh T. Pearson. Die haben so tolle Bärte. Was war dein wichtigstes Erlebnis als Künstler? Als sich mein großes Autorenvorbild Sebastian Lühn bei mir bedankt hat, nachdem ich in meinem ersten Interview auf die Frage, mit wem ich denn gerne mal einen Kaffee trinken würde, geantwortet habe, „Sebastian Lühn, weil ich gern so schreiben könnte wie er“.

IN:

Eier zu haben wie Chris Pohl Smartphone-Apps für Festivals mit Zeltplatzfinder Es als Musiker wirklich geschafft zu haben

OUT:

Knicklichtkindergeburtstag Ein Veranstaltungsmagazin ankündigen und eine Flyersammlung drucken Zu wenig Toiletten auf Festivals


Deutschland größte Dark Electro Party

Essen Originell ist das Subkulturen Festival beim Essen Original. Im Sommer 2010 war es endlich soweit. Das Kulturbündnis Essen Originell hatte sich mit viel Engagement und Kampfeswillen die Teilhabe am Essen Original 2010 erstritten. Der Weg war nicht leicht, so der Initiator des Bündnisses Dirk Bussler. Nachdem sich bei der zentralen Demonstration jedoch mehrere Tausend Teilnehmer für eine Beteiligung subkultureller Inhalte beim Essen Original ausgesprochen hatten war es der Essen Marketing (EMG) als Veranstalter des Stadtfestivals nicht mehr möglich an ihrem starren Kurs festzuhalten. Im Kulturhauptstadt Jahr sollte nun alles anders werden. Das Bündnis Essen Originell organisierte gemeinsam mit Marcus Gloria dem Veranstalter von Bochum Total und dem Leo Store Essen eine Händlermeile und ein dreitägiges Bühnenprogramm. Als Hommage an die Stadt Istanbul, die 2010 ebenfalls Kulturhauptstadt Europas war, hatte das Bündnis die Istanbuler Mädchen MetalBand The Pigskins eingeflogen.

Diese hatten am Sonntagabend einen vielbeachteten Auftritt. Allerdings waren die türkischen Metalgören nicht das einzige Highlight an dem Wochenende. Mit der englischen Band V2A und der Deutsch-Französischen Band Extize feierten zwei erstklassige Dark Electro-Kapellen ihre gelungenen Premieren in Essen. Sound und Show überzeugten nicht nur die klassischen Fans. Stolz erzählt uns Dirk Bussler, dass die Hälfte des begeisterten Publikums aus ganz normalen Besuchern bestand. Dieses positive Erlebnis hat dem Essen Originell-Team gezeigt dass sie mit ihrem Ansatz des kulturellen Austausches auf dem richtigen Weg sind. Trotz des künstlerischen Erfolges und Tausender zufriedener Besucher war die Veranstaltung finanziell ein Fiasko. Die schrecklichen Ereignisse der Loveparade veranlassten die zuständigen Sicherheitskräfte im Vorfeld von Essen Original 2010 die ohnehin schon

umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen nochmal zu verstärken. Da das Kulturbündnis neben den anderen Infrastrukturkosten wie Toiletten, Strom, Wasser, Bühne und Gagen auch einen erheblichen Anteil an den Sicherheitskosten tragen musste, konnte ein entsprechender Verlust nicht vermieden werden. Dank der großzügigen Unterstützung durch den Leo Store Essen, der als Hauptsponsor die Veranstaltung überhaupt erst ermöglich hatte, konnte jedoch das vorzeitige Aus von Essen Originell als Veranstaltungsformat abgewendet werden. Am Ende fehlten ca. € 5.000 in der Kasse, die der Leo Store Essen übernahm. Nachdem die Finanzplanung für 2011 einen ähnlich hohen Fehlbetrag ergab, war für das Bündnis klar, dass

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nun nach neuen Wegen gesucht werden musste. Dirk Bussler wandte sich an Reinhard Wiesemann, den Gründer des Unperfekthauses und SelfmadeMillionär und schilderte ihm die prekäre Situation des Bündnisses. Ohne lange zu zögern machte Wiesemann das Angebot sich mit € 5.000 zu beteiligen. Somit war die subkulturelle Bühne am Pferdemarkt gesichert. Die beteiligten Organisationen EMG, Essen Originell und Herr Wiesemann einigten sich auf eine anteilige Nutzung der Bühne. Darum wird in diesem Jahr nur am Freitag des Programms vom Leo Store organisiert. Am Samstag von der EMG und am Sonntag vom Unperfekthaus. Dankeswerter Weise war Herr Wiesemann bereit dem Bündnis noch drei Spielzeiten zur Verfügung zu stellen. Daher kann Essen Originell auch am Sonntag den German Industrial Dance Battle 2011, einen Auftritt der Punk-Band Omas Zwerge und einen Auftritt der Gothic Rockband Jesus on Extasy präsentieren. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle an Herrn Wiesemann.

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Realistische Maßstäbe A Life Divided sind kein unbeschriebenes Blatt. So existiert die Elektro-Rock-Formation aus Geretsried bereits seit 2003, konnte aber erst mit ihrem aktuellen und bereits dritten Album „Passenger“ ein Label finden, das die Band unter Vertrag genommen hat. Als Tour-Support für Oomph, Apocalyptica oder auch Eisbrecher standen sie auf der Bühne. Bei Letzteren ist dies auch nicht weiter verwunderlich, denn so zupft Sänger Jürgen Plangger seit 2006 die Gitarrensaiten für den Eisbrecher. Und auch der A Life Divided-Gitrarrist Tony Berger ist nebenbei bei der Dark-Rockband Lacrimas Profundere beschäftigt.

Probleme, alles unter einen Hut zu bringen, gibt es allerdings nicht, wie mir Jürgen versichert: „Grundsätzlich hat das bisher immer ganz gut funktioniert. Auf dem Blackfield habe ich eine Doppelschicht gefahren, aber das passt schon alles, wenn es terminlich gut abgesprochen ist.“ Ebenso hat er sich mit seiner Rolle als Frontmann in der Zwischenzeit gut angefreundet: „Ich mach eigentlich beides gerne. Aber es ist natürlich als Sänger eine ganz andere Rolle als an der Gitarre. Man singt nicht nur und spielt, sondern man ist der Frontmann und kommuniziert mit den Leuten, was mir sehr viel Spaß macht! Und ich bin im Laufe der Jahre immer mehr in die Rolle reingewachsen. Was früher noch Angst und Nervosität war, ist heute Spaß und Freude.“ Die sympathischen A Life Divided hatten dieses Jahr auf dem M‘era Luna das Vergnügen, sonntags zu früher Stunde den Hangar zu rocken, was ihnen sehr gut gefallen hat: „Es war echt super. Bei der Uhrzeit denkt man sich, wie es wohl wird, aber die Halle war sehr gut gefüllt.

Wir waren total überrascht.“ Auf die provokative Frage, ob das eventuell am Regen gelegen haben könnte, reagiert man gelassen: „Über die Hälfte der Anwesenden kannten uns und waren auch unseretwegen da. Die andere Hälfte? Keine Ahnung, wir nehmen gern auch Wetterflüchtlinge in unseren Fan-Kreis auf.“ Unbekannt ist Jürgen und auch Tony das Festivalgelände nicht, so standen sie dort bereits mit ihren anderen Bands auf der Bühne. Allerdings war es für Tony dieses Jahr anders, da er zum ersten Mal Hangarluft schnuppern durfte. Was ihm besser gefällt, erklärt er so: „Bei dem Wetter ist Hangar schöner. Aber wenn du die Möglichkeit hast, in deinem Leben auf der Hauptbühne vor so vielen Leuten zu spielen, dann nimmst du natürlich das. Das wünsche ich mir auch mal für A Life Divided.“ Daher ist das erklärte Ziel bald mal als Co-Headliner auf dem M‘era Luna auf der Hauptbühne zu stehen, was Jürgen mit einem verschmitzten Lächeln bestätigt: „Natürlich, das ist das Ziel. Man sollte sich realistische Maßstäbe setzen und das machen wir ja. Und für die Fans gibt es noch folgende Info, wie es bei A Life Divided weiter geht: „Ende September kommt die neue Single mit zwei Bonustracks heraus. Dann stehen noch ein paar Konzerte dieses Jahr an, und wir sind schon wieder dabei, an neuem Material zu arbeiten, was wir hoffentlich Ende nächsten Jahres veröffentlichen können.“ Daniela Schuster


Carsten Klatte Von Musikern und musikalischen Dienstleistern

DV: Das ist aber eine Entwicklung, die ich persönlich sehr stark in den letzten zwei Jahren wahrgenommen habe. CK: Ja, das ist wirklich schlimm, weil der Druck auf die Bands, die früher ideologisch gewesen sind, einfach zu groß ist. Das sehe ich auch bei den Bands, bei denen ich mitspiele. Da besteht der Trend, in die Dienstleisterschiene zu gehen und Musik zu machen, wie man sie vor zehn Jahren veröffentlicht hat. Wir haben aber 2011 und sollten nach vorne sehen. Und was mir fehlt, ist das Selbstbewusstsein der Künstler, damit sie das eben nicht mitmachen. Aber diese Art von Idealismus ist heutzutage schon gefährlich. DV: Und wie versuchst du als Künstler, dem Ganzen entgegenzuwirken?

Der aus Norddeutschland stammende Carsten Klatte ist ein Künstler, der sein Handwerk beherrscht -ob als Gastmusiker bei Konzerten von Heppner und Project Pitchfork oder auch als Solist. Er weiß, was er kann und woher er kommt. Zornig, provokativ und auch sehr trotzig spricht er mit uns über seine Erfahrungen innerhalb der Musikszene, sein neues Projekt „Widukind“ und seinen täglichen Überlebenskampf. DarkVibe: Carsten, wir haben uns 2001 hier auf dem Mera Luna kennen gelernt. Damals warst du mit Care Company auf der Bühne. Was hat sich für dich in den letzten zehn Jahren im Hinblick auf das Festival geändert? Carsten Klatte: Also, das Catering ist immer noch gut. Aber die Politik hier ist absolut mies. Ich finde es schade, dass sich die Alternativ-Szene „ underground overground“ nennen will und nach oben hin andockt. Das siehst du daran: Wo haben wir hier noch anständige Gitarrenbands bis auf Tiamat? Sonst hast du nur dieses Elektro-Geballer mit stupiden deutschen Texten. Es gibt großartige deutsche Lyriker wie z. B. Blixa Bargeld, der mit der deutschen Sprache wirklich etwas anzufangen wusste. Das ganze Niveau dieser Musik ist auf Dienstleistung herabgesunken. Daher kann man auch nicht mehr von Szene sprechen. Das ist in den letzten zehn Jahren meiner Meinung nach extrem geworden.

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CK: Meine Musik ist so existenzialistisch geworden für mich, dass ich unter meinem eigenen Namen Anfang des Jahres eine eigene Platte herausgebracht habe. Nun habe ich noch ein neues Projekt namens „Widukind“ am Start, was meiner Meinung nach ein post-neo-folkloristisches Werk ist. Und zwar eine CD mit einem Buch. Im November kommt die CD heraus und vorab kann man sich unter www.reverbnation.com/widukind mal ein Ohr nehmen, wie das alles am Ende zu klingen hat. Das ist mein persönliches Fazit, das ich als Künstler unter einem subjektiven Aspekt heraus ziehe, was eigentlich so los ist mit der Kultur. Man sollte neue Strukturen angehen und sehen, wer man in dem ganzen Wirrwarr geblieben ist. Und ich hoffe, bei mir ist eine Menge übrig geblieben. Das macht mich sperrig und ich denke, dass 5% der Leute es verstehen werden. Und wer dazu gehört, der kann sich selbst auf die Schulter klopfen! Für mich ist Kulturpolitik angesagt! DV: Ist das Projekt „Widukind“ aufgrund des Zornes entstanden, den du in dir trägst? CK: Die Sache ist mir während einer Zugfahrt bewusst geworden. Zu dem Zeitpunkt war ich wieder etwas mehr im Bereich des Neo-Folk unterwegs und wurde oft gefragt, ob ich mal etwas in deutscher Sprache machen kann. Und wenn ich so etwas mache, dann brauche ich auch einen kulturellen Hintergrund. Und dafür bietet sich das Thema Neo-Folk halt an, weil du dann gleich an


lungen oder Theatern stattfinden. Das Thema an sich ist ja auch recht flexibel, weil du ein Buch hast und über die Literatur gehst, was ja immer noch etwas alternativer ist. Dort ist es man nicht so auf Kommerz und Verkaufszahlen fixiert und das gefällt mir im Augenblick ganz gut. Ebenso mag ich den Brückenschlag zwischen Musik und Literatur. DV: Bist du gespannt, was es für eine Resonanz sowohl von Fans als auch von Musikern geben wird?

die Tabus kommst. Und ich hab das Ganze etwas anders aufgezogen. „Widukind“ bezieht sich primär auf den Grundgedanken von Josef Beuys auf die soziale Plastik und den erweiterten Kunstbegriff, der bedeutet: Jeder Mensch ist ein Künstler. Wenn sich der Einzelne entwickelt und die Arbeit eines Künstlers leistet, also die Natur studiert und sich selbst mit den Naturbetrachtungen synchronisiert, dann entwickelt der Mensch eine gewisse Moral, Ethik und eine gewisse Selbstkenntnis, die grundlegend für das Thema Demokratie ist. Demokratie funktioniert nämlich nur, wenn jeder Mensch weiß, wer er ist und welche Position er besitzt. Was draußen passiert, geschieht ja auch innerhalb der Szene. Es wird einem vorgegaukelt, man hat eine gewisse Freiheit. Und genau dadurch ist man beherrschbar geworden, weil die Leute nicht mehr nachdenken! DV: Wirst du mit „Widukind“ auch auf die Reise gehen? CK: Es wird Konzerte geben und ich hoffe, dass wir das Ganze auf dem WGT 2012 platzieren können. Und es wird mindestens zwei Outputs geben. Das bedeutet, es wird mit großer Sicherheit eine Fortsetzung folgen. Ich werde auf jeden Fall damit auf Tour gehen. Es gibt im November in Berlin eine große Record-Release-Party und dann folgen diverse Konzerte, bei denen das alles dann groß inszeniert werden wird. Aber die meisten Sachen werde ich natürlich mit meiner Akustik-Gitarre machen, eher im Sinne von Lesung halten und mich dabei selbst musikalisch begleiten. Ich denke, dass das Thema sehr viel Diskussionsfläche bieten wird bzgl. der Kulturpolitik, die dahinter steht, und das kann man am besten von Angesicht zu Angesicht besprechen. Da muss man nicht in große Konzertsäle gehen, sondern das wird eher in Buchhand-

CK: Auf jeden Fall. Aber ich lasse mir nur von Musikern und nicht von musikalischen Dienstleistern etwas sagen. DV: Du bist Gastmusiker bei Bands, hast Anfang des Jahres ein eigenes Album heraus gebracht und hast nun „Widukind“ am Start. Woher nimmst du deine Energie? CK: Das ist mein purer Existenzkampf. Ich lebe Musik zu 100%. Ich lebe ohne doppelten Boden und die Luft ist mittlerweile sehr, sehr dünn geworden. Aber du bleibst trotzdem noch am Ball. Ich mache ja auch gerne die Dienstleistungsschiene in dem Sinne, dass ich meine Miete bezahlen kann. Ich suche mir dabei aber Bands aus, die meinen musikalischen Horizont respektieren und bei denen ich meine Freiräume habe. Neulich hatte ich ein Angebot von dem Drummer von James Last, das musste ich dann leider absagen. Das wird mir dann doch zu viel. Es wäre zwar ein gutes Einkommen gewesen, aber das bekommst du dann mit deinem Kopf nicht auf die Reihe. Ich bin ja noch keine 60 Jahre alt!

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interessiert. Oder du versuchst halt irgendwie zu polarisieren, was genug Arbeit ist. Ich hole aus meinem Existenzialismus meine Aggression und das ist der Antrieb in meiner Arbeit. DV: Polarisieren und provozieren ist generell ja auch keine schlechte Sache! CK: Eigentlich schon, wenn es denn klappt! Sinn der Kunst ist es, als Individuum die Massen zu reflektieren. Genau das ist der Auftrag. Und deshalb unterscheide ich auch genau zwischen Dienstleistern und Künstlern, weil kaum noch einer diesen Auftrag erfüllt. Wie soll sich eine Gesellschaft, eine Kultur entwickeln und wie sollen wir politisch fähig sein, wenn wir in dem Sinne keine Kultur mehr haben, weil wir alle nur noch auf den Mammon schauen, der im nächsten Jahr sowieso gegessen ist?!

DV: Naja, bevor du so ein Angebot annimmst, könntest du ja immer wieder auf der Straße spielen, so wie du es früher gemacht hast, oder? CK: Genau, die Straße ist immer die Option und sie ist es zwischendrin immer gewesen. Das anstrengendste Konzert spielst du vor fünf Personen und nicht vor 6.000 Menschen, weil du jeden Einzelnen sehen kannst und genau das ist meine Herausforderung. Dieser stelle ich mich auch heute noch und von daher pflege ich den Kontakt zur Straße. Ich lebe ja sehr gerne und bewusst in Berlin auf dem Kiez und gebe mir das echt regelmäßig, weil ich ein großes Interesse daran habe, wie die Leute wirklich leben und nicht, welche Scheinwelt wir uns aufbauen. Das interessiert keinen Menschen mehr. Wir werden z. B. angelogen, dass wir genügend Kohle haben. Dem ist aber nicht so. Das Geldsystem ist am Ende und das merkt man auch an den Vertriebsstrukturen. Als Künstler brauchst du heute keinen Vertrieb oder Label mehr. Du kannst deine Musik direkt übers Internet vertreiben, was aber auch nicht richtig läuft. Also, was will man machen? Das einzige, was du unternehmen kannst, ist dich mit deiner Meinung und deiner Musik auf die Straße stellen und die Leute zu fragen, was sie darüber denken. Das geht am besten, wenn du provozierst, was heutzutage superschwierig ist, weil alle satt sind. Und indem du dich verweigerst, was allerdings auch keinen mehr

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DV: Zum Abschluss nun noch die Frage, was du dir für die Zukunft wünschst? CK: Mehr Kreativität von den Leuten und mehr Kompetenz von den Fans. Man soll nicht alles gut finden, was die DAC-Charts einem präsentieren, und sich nicht vom Mainstream dirigieren lassen! Rock ‘n‘ Roll! Daniela Schuster


Raubkopien waren gestern, lieber legal erwerben und damit Künstler unterstützen!

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Gothic-Erotik-Party im Fetisch X Studio, Dortmund

Nach einer kreativen Pause findet am 17.9.2011 (ab 21.00h) wieder eine Gothic Erotik Party statt. Die Nachtschwester und ihr Team haben für die Party eine neue Location gesucht und das DarkVibe Magazin hatte da noch die eine oder andere Fragen. Die Gothic-Erotik-Party hat für einige Zeit pausiert. Warum eigentlich? Nachtschwester: Ja, das stimmt, aber wir haben sehr lange nach einer wirklich geeigneten Location gesucht. Das Fetisch-X-Studio in Dortmund ist einfach ideal und lässt keine Wünsche offen. Es gibt sogar Übernachtungsmöglichkeiten in der Location. Fetisch-X-Studio klingt eher nach einer FetischParty Nein, die GEP ist weder eine reine Fetisch-, noch eine SM-Party. Wir bezeichnen die GEP als erotisches Tanz- und Spiel-Event für die Anhänger der schwarzen Szene. Wie entstand die Idee der GEP? Viele Parties sind SM- oder Fetisch-Parties und das ist nicht unser Ding und auch meistens zu speziell. Wir wollten allerdings mit schwarzen Leuten in einem geschützten Bereich feiern. Also haben wir 2009 die GEP ins Leben gerufen und die Party war nach kurzer Zeit ausverkauft. Obwohl wir als Veranstalter leider nicht mitfeiern können, haben wir uns im Grunde genommen den Wunsch nach so einer Party selbst erfüllt. Was hat man sich genau unter der GEP vorzustellen? Wir bieten den Anhängern der schwarzen Szene eine facettenreiche Location, eine erotische Atmosphäre und schwarze Musik aller Stilrichtungen. Die Party ist natürlich immer das, was unsere Gäste daraus machen. Man kann auch nur die erotische Atmosphäre genießen, tanzen, spielen und auch selbst aktiv werden. Es gibt diverse Spielzimmer und viele Liegeflächen.

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Wird Partnertausch erwartet bzw. was ist, wenn man keinen Kontakt zu anderen möchte? Das Bändchensystem eignet sich nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Paare. Es gibt halt Paare, die sich gerne mit anderen vergnügen wollen und andere wiederum bleiben lieber unter sich. Aber das kann sich im Laufe des Abends auch alles ändern. Oft werden die Bändchen nach einiger Zeit ganz abgelegt, da die Gäste im Allgemeinen sehr respektvoll miteinander umgehen. Das ist ja das Schöne an der schwarzen Szene, dass man sich freizügig geben und kleiden kann, und trotzdem nicht als Freiwild betrachtet wird. Ist die GEP geeignet, um einen Partner zu finden oder gehen dort nur Paare hin? Die Gothic Erotik Party ist keine explizite SingleParty und wir achten auf ein ausgeglichenes Männlein/Weiblein-Verhältnis. Singles sind auch gerne gesehene Gäste, aber die Mehrheit der Besucher sind halt Pärchen. www.gothic-erotik-party.de www.fetisch-x-studio.com info@gothic-erotik-party.de


Impressionen vom M‘era Luna

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Im nächsten Heft: Interview mit Folkert Koopmans, dem Veranstalter des M‘era Luna. Fotos: Markus Konetzka, Dunkelfoto.de

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Kalter Krieg aus Neu-Anspach Die Musik von Stagewar fühlt sich an, als sei die Zeit stehengeblieben - und zwar genau im richtigen Moment. Mit Stagewar bekommt der Rock‘n Roll Flügel und wird ins neue Jahrhundert getragen. Und sie machen ihrem Namen alle Ehre: Sie lassen es auf der Bühne so richtig krachen. Bei mehr als 80 Liveauftritten haben sie bereits ihre Fans mitgerissen. Und nun legen sie ihr Debütalbum vor.

Stagewar das sind Limbo am Bass, Gitarrist Kimon und Josef an den Drums. Sie alle gruppieren sich um den Frontman und Gitarristen Dezius. Zu viert machen sie höchst eingängigen-melodischen Thrash und Fachblätter wie das Legacy haben ihnen für ihr neues Album „Living on Trash“ 13 von 15 möglichen Punkten zuerkannt. Gute und kreative Gitarrenarbeit mit Einflüssen von Annihilator und Megadeth und einen Sound, der authentisch in Szene gesetzt wird, bescheinigt Rock Hard.

Seit 2003, dem Gründungsjahr von Stagewar, hat die Band einige Demos in Eigenregie veröffentlicht. Den eigentlichen Schwerpunkt legen sie seit einiger Zeit auf ihre Liveauftritte, denen man die Spielfreude der Combo anmerkt. Ihre musikalische Heimat haben sie seit Kurzem beim Indie-Label VinterSon, wo im September 2011 ihr Album erscheint. Die Inspiration zu ihrer Musik beziehen sie aus ihrem täglichen Leben, wobei das Augenzwinkern nicht vergessen wird. Kirchen-Gebashe, Satansanbetungen oder sonstige spirituelle Themen sucht man bei Stagewar vergebens. Sie leben im Hier und Jetzt und das reflektiert ihre Musik. Für Stagewar ist der Weg das Ziel, sie haben Spaß an ihrer Musik und ihren Auftritten. Live erleben könnt ihr die Vier in den nächsten Monaten am 17. September im Café Bohne in Ilmenau, am 23. September im JUZ Alt-Anspach als Support für Acephalix, am 29. Oktober im Zauberkessel in Wehrheim zusammen mit Thrashtanica und Diemantic, am 30. Oktober in der Frankfurter Batschkapp und am 12. November im Mixtape in Neubrandenburg. Weitere Termine findet ihr auf den Band-Websites www.stagewar.com www.myspace.com/stagewar Alana Abendroth


Frl. Venus und die Waschmaschine „Beauty queen in green!“ ….. oder der Zauber, der von grüner Haut ausgeht. Also ich mag die verstörenden und faszinierenden Darstellungen von Zombie-Pin-up-Mädchen, weil die satten Farben der wundervollen Kleider fabelhaft kontrastiert werden durch grünliche Hautönungen. Natürlich sind die zu Grunde liegenden Annahmen dieser Motive alles andere als alltäglich. Welches untote Mädchen auf der Suche nach Nahrung würde ein phantastisches Cocktailkleid mit Stickereien tragen? Es sei denn, das Mädchen hätte sich direkt in besagtem Kleid zum Zombie umgewandelt, allerdings sind das laut den Schilderungen in Kino und TV eher blutige Vorgänge. Dabei wären dann das Kleid und das gesamte Styling ruiniert. Oder aber es handelt sich um eine völlig neue Jagdtaktik. Der Zombie täuscht vor etwas zu sein, um seine Beute in die Falle zu locken, eine hinterhältige Art der Mimikry. Aber auch nach so einem Angriff ist die Klamotte hin. Und ich habe bisher auch in keinem Zombiefilm jemals gesehen, dass ein Vertreter dieser Spezies geduscht nach dem Essen hat. Duschszenen sind sonst in Filmen doch oft überrepräsentiert. Aber man kann auch nur vermuten, was täglicher Wasserkontakt aus dem schönen untoten Körper machen würde. Also jeder weiß doch, dass vergammelndes Fleisch zu stinken beginnt um sich dann früher oder später aufzulösen. Die Zersetzungsprozesse organischen Materials durch die heimische Fauna lassen wir dabei mal außer Acht. Wahrscheinlich gibt es gute Insektenschutzmittel, die unsere sechsbeinigen Freunde mehr als tausend Jahre von dem Ding oder Lebewesen fernhalten können, das mit der Substanz behandelt wurde.

Je höher die Konzentration von DEET im Mückenfernhaltemittel, desto länger hält der Schutz an. Der eine oder andere routinierte Tropenreisende weiß aber bestimmt auch, dass DEET-haltige Mittel Kunststoffe auflösen und man dies unbedingt beim Tragen von Plastikuhren, Sonnenbrillen und Polyesterkleidung beachten sollte. Aber die hübschen Fliegen sind nicht die einzigen, die nach Fleisch verlangen, sie stehen mit anderen Biomasseumwandlern wie beispielsweise Pilzen in einem immerwährenden Konkurrenzkampf. Bei fortschreitendem Verfall lösen sich die Haare vom Körper, deswegen sind beispielsweise Hunde in besagten Filmen auch meist nackt. Unser niedliches Zombie-Girl müsste wohl eine Perücke tragen, allenfalls die flauschigen Fruchtstände der Pilze deuten bei ihr eine Behaarung an. Gärung und Fäulnis sind Zersetzungsprozesse mit denen viele Menschen einfach gar nichts zu tun haben wollen, ätsch! Das geht leider nicht. In jedem Augenblick geht genau das in all unseren Körpern vor sich. Die reservierte Haltung gegenüber unserem Verdauungsorgan, das unappetitliche Dinge wie Stuhl produziert kann man gut übertragen auf die Erscheinung des Zombies. Deswegen ist die Geruchsvorstellung einfach nicht mit dem Ideal des Pin-up in Einklang zu bringen. Die Verkörperung und Darstellung von Perfektion und Anmut stehen im Gegensatz zu dem Körper der Konsistenz eines vergammelten Koteletts. Wie die Vorstellung, dass der Papst eine glückliche Ehe mit Dolly Buster führen könnte. Also Zombies besser trocken und kühl lagern, dann halten sie länger! Von Sauerstoff und UVLicht ebenfalls fernhalten. Die Schönheiten und Möglichkeiten dieses Fachgebiets habe ich gerade erst entdeckt, ich werde daher die Feldforschung in nächster Zeit intensivieren. Photos by S. Friedrich, BrainDrain-Photography

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Gruft-Orakel Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof sitzt eine Kröte am Brunnen, die den ganzen Tag herum orakelt und sich so verschiedene Dinge in den Krötenbart murmelt, weil sie so ein komisches Zeug vom Brunnenrand frisst. Wir haben ihr zugehört, was sie uns für den Monat September mit ihrer heiseren Stimme zugeraunt hat. Werwolf 20./21.3. -19./20.4. Auf keinen Fall in fremde Angelegenheiten einmischen. Rede lieber deiner Freundin rein. Wichtige Jobangelegenheit besser noch eine Woche liegen lassen. Gesundheit: Nicht so viel bewegen, sonst ist der isolierende Bauch schon vor dem Winter weg. Grableuchte 19./20. 4. - 20./21.5. Beim Tanzen, Malen und Musizieren große Hochgefühle – aber auch Klatschen und Singen macht viel Spaß. Hättest du vorher schon gewusst, dass die Städtische Psychiatrie so ein schöner Ort ist, du hättest längst mal vorher Pudding vom Kirchturm geworfen.

Sarg 22./23.8. - 22./23.9. Einer von euch beiden verliert schon wieder den Blick für die Realität. Es dauert den gesamten September bis ihr merkt, wer von euch beiden das war. Aber dann könnt ihr herzlich darüber lachen. Beruf: Lust auf Flirts. Dämon 22./23.9 - 23.10. Wer verzeihen kann, lebt seelisch und körperlich gesünder. Die anderen haben im September wieder viel Spaß beim kreativen Umsetzen ihrer Rachefeldzüge. Gesundheit: Bei kleinen Zipperlein unbedingt hysterisch und hypochondrisch reagieren. Knoblauchzopf 23.10. - 22.11. Großer Kraftschub: Um ein Ziel zu erreichen, reißt du dir die Beine aus. Das ist doof, denn jetzt geht dir das viele Sitzen auf die Eier und in der Liebe bekommst du auch kein Bein mehr auf die Erde. Das machst du nächsten Monat mal anders. Fangzahn 22.11. - 21./22.12. Jetzt die Haut vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Das geht treffsicher mit Mütze und Jacke! Bei Regen hilft dann übrigens der Schirm, der dir schon im Sommer ein lieber Freund war. Liebe: 2013 wieder.

Vampir 20./21.5. - 20./21.6. Sehr klug und ausdauernd drängst du anderen deinen Willen auf. Große Vorteile, wenn du dabei auch noch logisch denkst. Mehr Arbeit auf Kollegen abwälzen. Liebe: Ist diesen Monat nicht so wichtig. Gesundheit: mehr rauchen.

Sukkubus 21./22.12. – 20.1. Im Job können dich nur noch deine Selbstzweifel bremsen. Intrigen prallen an dir ab! Wenn du dich jetzt neu verliebst hast du ein Problem. Rückt jemand zu nah an dich ran, fühlst du dich eingeengt. Rückt er weg, ist dir kalt. Gesundheit: Tee, Fußbäder und Wärmflasche!

Pflock 20./21.6. - 22./23.7. Du suchst nach Erkenntnissen und Lebenszielen. Schau noch einmal genau im Keller nach. Gesundheit: Wähle ein Bewegungsprogramm, das Spaß macht. Zappen und Flaschen öffnen.

Ghoul 20. 1. - 18./19. 2. Mit Rechthaberei und Wankelmut beginnt ab Mitte August eine neue stürmische Liebes-Phase, bevor wieder alles ganz flott zur Flaute wird. Lass los, was dich belastet. Das schafft Ordnung – besonders, wenn du die Sachen aus dem Fenster hältst.

Wiedergänger 22./23.7. - 22./23.8. Viele schlagen einen neuen Lebensweg ein. Achtung: Verletzungsgefahr! Probleme lassen sich nur mit äußerster Disziplin lösen. Wenn es dich allerdings mehr als eine Woche beschäftigt, dann ist es auch egal. Dann lass es einfach laufen wie immer.

Fledermaus 19.2. - 20./21.3. Erfolgreich blockierst du die Pläne deiner Neider. Und immer klarer erkennst du, wie du sie emotional unter Druck setzten kannst. Tipp: Flüstere beim Abschied leise-lächelnd Beleidigungen und gib vor, du hättest dich mit Tourette angesteckt. Alana Abendroth


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September 2011

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