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Ballett X Schwerin – mit Spitze an die Spitze

“NACHT OHNE MORGEN” – CHOR.: XENIA WIEST © ADMILL KUYLER

Mit einer klaren Vision, Leidenschaft, Disziplin und Teamwork will sie mit ihrer noch jungen Kompanie an die Spitze der Ballettwelt rücken: Xenia Wiest. Seit 2021 leitet sie ambitioniert das 14-köpfige Ensemble, das am Mecklenburgischen Staatstheater sein Zuhause hat und den Namen Ballett X Schwerin trägt. Das “X” symbolisiert, dass Xenia Wiest sich mit den Menschen hinter der Bühne, auf der Bühne und im Zuschauerraum verbinden möchte. Zugänglichkeit ist ihr wichtig, um auch Menschen zu erreichen, die bislang keine Berührung mit Ballett hatten. Das “X” symbolisiert außerdem eine große Offenheit und Neugier: Das Ballett X soll unter ihrer Leitung nicht nur künstlerisches Neuland betreten, sondern insbesondere auch von einem neuen Führungsstil geprägt werden.

Xenia Wiest will Tanz für das 21. Jahrhundert machen. Dazu gehört auch der Spitzenschuh. Spitzentanz sei vor allem eine Technik, Teil des Handwerks, sagt die gebürtige Russin, die in den 90er Jahren mit ihrer Familie aus Moskau nach Deutschland gekommen ist. Die Klassische Schule hat die Ballettdirektorin geprägt und geformt, aber die zierliche, strahlende Frau ist ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. In ihren Choreographien verbindet sie Klassisches Ballett mit Zeitgenössischem Tanz: Spitze und Arabesque treffen auf Bodenarbeit und Kontaktimprovisation. Das ist aber nicht das Einzige, was die 38-Jährige künftig anders machen will. Als Tänzerin hatte sie oft den Eindruck, ein Körper ohne eigene Stimme zu sein. Sie möchte die oft als hierarchisch und veraltet wahrgenommene Ballettwelt verbessern und Erkenntnisse aus Wirtschaft und Wissenschaft nutzen. Ziel ist, eine Unternehmenskultur zu etablieren, zu der regelmäßige Feedback-Gespräche und Weiterbildungen gehören. “Es geht darum, gemeinsam zu wachsen und sich zu entwickeln. Die Tänzerinnen und Tänzer sind nicht allein das Medium von meinen Choreographien, sondern eigenständige KünstlerInnen, die in den Kreationsprozess eingebracht werden, mit eigenen Gedanken und kreativen Impulsen. Gleichzeitig bedeutet Tanz auch Höchstleistung. Die TänzerInnen sind nicht nur Kunstschaffende, sondern auch AthletInnen.” Dass Ballett ein Knochenjob ist, weiß die ehemalige Tänzerin, die viele Jahre lang beim Staatsballett Berlin und zuletzt in Hannover bei Marco Goecke engagiert war, aus eigener Erfahrung. Deshalb liegt ihr die ganzheitliche Gesundheit ihrer Kompanie besonders am Herzen. Es ist ein absolutes Novum in der Ballettwelt, dass das Ballett X Schwerin mit einem eigenen, festangestellten Experten aus der Sport- und Physiowissenschaft zusammenarbeitet. Er begleitet die TänzerInnen bei Training und Proben und soll berufsbedingten Verletzungen vorbeugen. Dieses individuell erarbeitete Programm wird in den Stundenplan der TänzerInnen fest etabliert. Damit ist das Ballett X Schwerin die erste und bis jetzt einzige Ballettkompanie mit einem solchen Arbeitsmodell. Xenia Wiests Wunsch ist, dass ein solches Modell irgendwann als normal wahrgenommen wird und zum TänzerInnenalltag zählt. Gerade für ein kleines Ensemble sind Verletzungen eine große Gefahr, sie können den Spielbetrieb und die Qualität der Vorstellungen gefährden. Diese besitzen für Xenia Wiest und ihren Ballettmeister Jonathan dos Santos absolute Priorität. Das Ergebnis der ersten Saison kann sich sehen lassen – keiner ist verletzungsbedingt ausgefallen und gerade mal ein Jahr nach der Gründung folgt das Ballett X Schwerin der Einladung von Thierry Malandain und präsentiert Xenia Wiests erste Kreation für das Ballett X Schwerin “Nacht ohne Morgen” beim “Festival Le Temps d’Aimer La Danse” in Biarritz.

Die Reise des Ballett X Schwerin soll weitergehen. Schwerin soll an die Spitze der Ballettwelt rücken. Nach einer ersten erfolgreichen Spielzeit, die Pandemie-bedingt auch mit großen Einschränkungen verbunden war, freut sich die Ballettdirektorin nun auf die neue Saison, in der sich das Ballett X Schwerin weiter mit Leidenschaft, voller Energie und Hingabe nach vorn tanzt. www.mecklenburgisches-staatstheater.de