curt Magazin München #90 // Die haarige Ausgabe

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SPIELZEITERÖFFNUNG

curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 90 // SOMMER 2018

UNHEIMLICHES TAL / UNCANNY VALLEY VON RIMINI PROTOKOLL (STEFAN KAEGI) UND THOMAS MELLE URAUFFÜHRUNG 04. OKTOBER 2018 KAMMER 3

MORNING IN BYZANTIUM

DIONYSOS STADT INSZENIERUNG CHRISTOPHER RÜPING PREMIERE 06. OKTOBER 2018 KAMMER 1

SPIELZEIT 2018/19

VORVERKAUF ONLINE AB 01. AUGUST 2018 THEATERKASSE AB 13. SEPTEMBER 2018 WWW.KAMMERSPIELE.DE

curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 90 // SOMMER 2018

INSZENIERUNG UND CHOREOGRAFIE TRAJAL HARRELL URAUFFÜHRUNG 05. OKTOBER 2018 KAMMER 2

DIE HAARIGE AUSGABE


KINO, MOND & STERNE

30.05. – 02.09.2018 auf der Seebühne/Westpark

JULI & AUGUST Mo. 06.08. Mi. 25.07. SURF FILM NACHT. Rail Do. 26.07. Fr. 27.07. Sa. 28.07. So. 29.07. Mo. 30.07. Di. 31.07. Mi. 01.08. Do. 02.08.

Road + Endless Winter (OV) Arthur & Claire Downsizing La La Land Dieses bescheuerte Herz European Outdoor Film Tour 17/18 (OmU) Hereditary - Das Vermächtnis LIVE VOR ORT. Weit. Love, Simon

Fr. 03.08. DIE FILMNACHT DER STADTSPAR-

Di. 07.08. Mi. 08.08. Do. 09.08. Fr. 10.08. Sa. 11.08. So. 12.08. Mo. 13.08. Di. 14.08. Mi. 15.08. Do. 16.08.

KASSE MÜNCHEN. Ocean‘s 8 Sa. 04.08. Paddington 2 So. 05.08. SURF FILM NACHT.

Fr. 17.08.

Andy Irons - Kissed by God (OV) Wind River International Ocean Film Tour Vol.5 (OmU) Kino, Mond & Sterne Kurzfilmnacht. Ocean‘s 8 Die Nacht des noch unbekannten Films. Greatest Showman (OmU) Das Leben ist ein Fest Banff Tour 2018 (OmU) The Florida Project The Rocky Horror Picture Show (OV) Die Nacht des noch unbekannten Films. DIE ABBA NACHT. Mamma Mia! + Mamma Mia! Here We Go Again

EINTRITT: € 7,- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühr. EINLASS: Im Juli 20.00 Uhr und im August 19.30 Uhr. START: Im Juli 21.15 Uhr und im August 21.00 Uhr. Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. KARTEN und alle INFOS im Internet. Kino, Mond & Sterne. Die besten Nächte des Jahres.

www.kino-mond-sterne.de

Sa. 18.08. Mamma Mia! Here We Go Again So. 19.08. Das Leuchten der Erinnerung Mo. 20.08. Lady Bird (OmU) Di. 21.08. European Outdoor Film

PRINT IST UNSERE PASSION ROYAL DRUCK

Tour 17/18 (OmU) Mi. 22.08. Cine Mar Surf Movie Night. (OV) Do. 23.08. Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit Fr. 24.08. Mamma Mia! Here We Go Again Sa. 25.08. 303 So. 26.08. Körper und Seele Mo. 27.08. Green Screen Tour 2018 Di. 28.08. PROJEKT ZUKUNFT. Tomorrow -

Die Welt ist voller Lösungen Mi. 29.08. Maudie Do. 30.08. Mission: Impossible - Fallout Ab 31.08. WEITERE TERMINE

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VORWORT

Als ich mal von meinem Job die Schnauze voll hatte, wollte ich mal was ganz anderes machen. Etwas Kreatives und Selbstbestimmtes, wo ich montags frei haben würde. Ich wollte Friseur werden. Als ich zur Anmeldung meines zukünftigen Ladens im Kreisverwaltungsreferat vorsprach, fragte mich der zuständige Sachbearbeiter, welchen Namen das Geschäft denn haben solle. Ich hatte mir das tatsächlich noch gar nicht genau überlegt und meinte: „Na ja, Salon Thomas oder so etwas in der Art?“ Der Beamte blickte mich ernst an und fragte: „Kennen Sie denn die Namensgebungssatzung für Kleinbetriebe, insbesondere Anhang 7 ‚Friseure- und haarmodellierende Einrichtungen‘ nicht?“ Ich stutzte. „Diese Satzung, respektive der Anhang, besagt, dass für Friseurläden stets Namen mit Wortspielen im Zusammenhang mit Haaren oder haarbezogenen Worten gewählt werden müssen. Ist Ihnen das noch nie aufgefallen?“ Ich überlegte kurz. „Also jetzt, wo Sie das sagen, fällt mir das auch auf. Und da gibt es keine Ausnahmen?“ Er sah mich an: „Es muss ein Wortspiel im Namen sein, das sagt die Satzung eindeutig aus, keine Ausnahmen.“ „Also, ich weiß jetzt auch nicht …“ „Wir müssen da jetzt was eintragen, sonst wird das nichts mit Ihrem Laden“, beharrte der Beamte. „Ich gebe Ihnen mal ein paar Beispiele. Da hätten wir zum Beispiel Hairjemine. Wurde gestern angemeldet.“ „Aha.“ „Oder Die Haarspalterei. Auch gestern. Oder eher etwas Peppiges wie Schnipp-schnapp Haare ab.“ Ich überlegte. „Ja ja, ich verstehe. Sie meinen also so etwas wie Haarlekin?“ „Na ja, zu Fasching geht das vielleicht ganz gut …“, murmelte er. „Okay. Dann so etwas wie Hairibert Faßbender? Das geht doch bestimmt bei Hipstern ganz gut. Oder hier: Haarakiri!“ Jetzt runzelte mein Sachbearbeiter die Stirn. „Oder Haare gut, alles gut? Haar, aber herzlich? You’re my Haar, you’re my soul? Alle Haare wieder?“ Er schüttelte den Kopf: „Also ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich denke, vielleicht sollten Sie sich das mit dem Friseurladen noch einmal überlegen.“ „Oder Haarabella? Um ein Haar? Hair im Himmel‚ Hairschaftszeiten? Nein? Okay, jetzt habe ich es: Haare Krishna, so mit Ayurveda kombiniert!“ „Nein, nein, ich denke wirklich, Sie sollten die Finger von dem Ganzen lassen.“ „Na ja“, sagte ich, „vielleicht ist das ja wirklich nichts für mich.“ „Eben, das meine ich auch“, sagte der Beamte. „Sie haben irgendwie nicht den richtigen Humor dafür, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Aber haargenau. Euer Thomas


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DIE HAARIGE AUSGABE

COVERMOTIV: Konstantin Kárpáty, Mitbegründer von Trveheim e. V. – siehe Interview zum Trveheim Festival auf Seite 74 ff. Foto: Lara Freiburger ► larafreiburger.com

06 Faktencheck rund ums Haar 08 Haarlos in der Pinakothek Eine Studie über Scham und Macht 14 Du hast die Haare schön Fotostrecke von Lara Freiburger 26 Hairy History Geschichtliches zum Thema Haare 34 Rotkäppchen lügt! Wie wir mit dem Wolf tanzen 40 Tierschutz auf Reisen 42 Porträt: Gorilla Bar 48 DIY: Selbstgemachtes fürs Haar 50 Haare spenden 54 Sie haben da ein Haar im Nachnamen Redakteurin Julia Fell auf Namensursprungssuche 58 Spiel mir das Lied vom Haar Songs über Körperbehaarung 60 #curtpräsentiert Konzerte 68 Im Gespräch: Christian Kiesler und Michi Bremmer vom Sound of Munich Now 74 Im Gespräch: Lennart Hammerer vom Trveheim Festival 82 Bilderrätsel: Haarige Redewendungen 86 Schön sein und schön sein lassen Eine Freundschaft in Bildern und Frisuren 92 curt geht aus in Haar 94 MunichMagCurt-Party! 96 Impressum 98 Hintenraus: Antipelz



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Rund

5 Mio. Haare hat jeder Erwachsene auf dem Körper, davon aber nur bis zu

TEXT: MIRJAM KARASEK, PETRA KIRZENBERGER

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ILLUSTRATION & ARTWORK: SIMONE REITMEIER

D ein er Lo em ndo Ha ner P ar sc romi fris hn eur i tt Stu vo nb ar t Ph is illip zu s is 40 tm .00 it 0E ur o

150.000 auf dem Kopf.

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er t. el W Ein gesundes und dickes Haar ist stärker als ein Kupferdraht mit demselben Durchmesser. das Es kann eine Last von 250 g tragen, obwohl es ragt öhn: t, bef a h Max H n selbst etwa 1/1.000 g wiegt. e s r d u n e u gef i-Fris Prom n. nicht h des zeiche noch c u e l B y Stern s t a s s e d r d t a für je r lies n Ha p ode Frisur seine fekte r Wer -Horosko e p ren ur. Die Frisu r Astrofrise De Unter dem Hashtag #dyedpits machte sich Hollywood 2015 für gefärbte Achselhaare stark – ohne durchSchon die Vorahnung von Sex lässt das Haar schneller wachsen. schlagenden Erfolg! 250 g

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Haar zelnes Ein ein Lennon hn von Jo 04 auf einer 20 na für wurde in Gero n io t k Au

Das sil bergra ue T des Po p-Art-K oupet ünstler Andy W s arhol b rachte 2006 b es eim US -Auktio ns haus C hristie’s auf

Euro 3.4te6ig0ert.

10.800

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Viagra fürs Haar versprach 2015 ein Londoner Trend-Friseur und bot seiner Kundschaft für

130 Euro

Dollar.

Haarwachstum in Millimeter pro Woche: 2,8

2,5

2,1

1,5

1,4

1,1

Bart

Kopf

Achsel

Arm

Oberschenkel

Augenbraue

eine Bullensperma-Haarkur.

Weltrekorde: Menschen mit dem Rapunzel-Syndrom – fachsprachlich: Trichophagie – essen ihre eigenen Haare, und können sogar daran sterben.

Kopfhaare: 5,70 m [inoffiziell 6,30 m] Dreadlocks: 16,8 m Haarverlängerung: 820,29 m Bart: Mann 5,33 m, Frau 25,5 cm Ohrenhaare: 13,2 cm Zahnstocher im Bart: 2.747


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HAARLOS IN DER PINAKOTHEK EINE STUDIE ÜBER SCHAM UND MACHT TEXT: REGINE HADER // ILLUS: KATHARINA KONTE

Die hohen hölzernen Türen öffnen sich. Der Blick bleibt an der sanften Linie hängen, die von einem schweren weiblichen Brustkorb über die Taille zur Hüfte führt. Sie erinnert an die geschwungene Silhouette eines Streichinstruments. Auf der linken Seite gleitet eine elfengleiche Gestalt mit gestreckter Fußspitze ins Wasser. Ein paar Schritte entfernt geht eine junge Frau anmutig die Treppen hinunter – nackt, versteht sich. Vielleicht sogar noch etwas „nackter“, als wir es von Natur aus sind. Dieses Kaleidoskop der archetypischen Schönheit findet sich in fast jedem kunsthistorischen Museum. Die Spielregeln sind dabei klar: Frauen bitte untenrum immer enthaart! Untenrum beginnt hier übrigens bei den Augenbrauen und endet frühestens im Sammlungsteil Moderne. Wörtlich genommen versteckt die Intimbehaarung die Scham. Heutzutage schämen wir uns jedoch für die Haare selbst. Bei einem Rundgang durch die Alte Pinakothek wird deutlich, dass es nicht einfach bei nackter, glatter Haut bleibt. Die meist männlichen Künstler sind durchaus einfallsreich, wenn es darum geht, einen Ersatz für das Schamhaar zu finden: vom Feigenblatt über Vorhänge bis hin zum endlos langen Kopfhaar. Frauen hielten sich durch die Epochen hindurch allerlei Kuriositäten vor die selbstredend haarfreien Geschlechtsteile. Was bringen diese Substitute, die teils schon verdächtig nach Toupet aussehen? ►


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DAS SCHAMHAARTOUPET Das Gemälde Mädchen mit Hund von Honoré Fragonard (1770) ist ein aberwitziges Beispiel für das „Schamhaartoupet“. Eine junge Dame liegt auf dem Rücken im Bett, während sie auf den Knien einen Hund balanciert. Sein Schweif spielt zwischen ihren Beinen. In einer psychoanalytischen Lesart ist schnell klar: Die Rasur dient dazu, einen Mangel zu erzeugen. In Gemälden wie Die Geburt der Venus von Botticelli (1485/1486) wird dieser Mangel provisorisch durch das lange Kopfhaar behoben, das vor den Intimbereich gehalten wird. Fragonard gleicht den künstlich erzeugten Mangel aber nicht nur aus. Stattdessen ist der bauschig wedelnde Hundeschwanz zwischen den Beinen des Modells unverkennbar erotisch aufgeladen. Das fremde Haar wird zum potenten Gegenspieler des kindlich verspielten Mädchens. Der sexuelle Unterton dieser Szene ist so deutlich, dass sie ursprünglich nur in Privaträumen gezeigt werden durfte. Das illustre Treiben findet übrigens auf einem Himmelbett statt. Es wird von fallenden gelben Stoffen gerahmt. Durch den borstigen, pastosen Pinselstrich sehen sie aus wie eine überdimensionierte Perücke. Sie rahmt die Szene ein und schafft Intimität.


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SCHAMHAAR ODER MACHTHAAR? Aber nicht nur Hunde haben schöne Haare: Die Pinakothek besitzt gleich fünf Darstellungen des Mythos von Omphale und Herkules. Herkules wird der Legende nach im Rahmen einer Bestrafung zu Omphales Sklaven. Als sie von seiner heroischen Herkunft erfährt, heiratet sie ihn. Geblendet von seiner Liebe zu Omphale trägt er Frauenkleidung und spinnt Wolle für sie. Sie hingegen trägt ein Löwenfell und eine Keule. Die mythologische Vorlage zeigt nicht nur, wie deutlich Behaarung mit Männlichkeit verknüpft ist, sondern legt offen, dass sie immer auch Macht bedeutet. Besonders schön stellte das Charles-Antoine Coypel im Jahre 1731 dar. Omphale sitzt in seiner Interpretation mit einem lässig über die Schultern geschwungenen Löwenpelz auf einem Thron. Zu ihren Füßen sitzt ihr kaum behaarter Mann mit seiner Spindel. Ein braunes Tuch über seinem Schoß greift die Farbe ihres Fells auf und betont durch eine diagonale Achse den Höhenunterschied zwischen den beiden. Auch Federico Bencovich nutzt Omphales Aneignung des Löwenfells, um die Hierarchie zwischen ihr und Herkules zu unterstreichen. In seinem Bild umspannt Herkules von unten Omphales Hüften mit Wolle. Haare sind also auch hier Attribute der Macht. Ihre Aneignung kann das Machtverhältnis der Geschlechter umkehren. ►


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Die Gleichung „Haare gleich (männliche) Macht“ wird im biblischen Fall Samson noch deutlicher. Als die heimtückische Delila ihm das Haar abschneidet, verliert er nicht nur seine unendliche Stärke, sondern muss fortan Frauenarbeit verrichten. Auf dem Gemälde Jacob betrügt Esau (1640er-Jahre) von Giovacchino Assereto zieht sich Jakob tatsächlich ein Tierfell über, um vom blinden Vater mit dem behaarten Bruder Esau verwechselt zu werden. Durch die vorgegaukelte Körperbehaarung erschleicht er sich Gottes Segen. BEHAART EUCH! Das goldene Zeitalter von Lucas Cranach d. Ä. (1530) zeigt seine Vorstellung von einem vorgesellschaftlichen Ideal. In dieser Welt, in der alle fröhlich in der Natur tanzen, stand tägliche Rasur scheinbar auch schon auf dem Programm. Besonders die haarfreie und entmachtete Frau ist so präsent, dass sie uns natürlich vorkommt. Zumindest bei der Darstellung des Intimbereichs scheint es jedoch noch Spielraum zu geben. Immerhin sind die fehlenden Haare hier nicht vollkommen normal. Blätter, Hundeschwänze oder andere absurde Gegenstände ersetzen sie, während sonstige Körperbehaarung einfach wegfällt. Die Kunst bricht mittlerweile mit dieser Tradition der durch Enthaarung entmachteten Frau. Aktuelle Werbeplakate in der ganzen Stadt zeigen jedoch, dass im Alltag das Problem ungelöst bleibt. Diese Unklarheit ist eine Chance zur Selbstermächtigung: Behaart euch! Und wenn es nicht fürs Löwenfell reicht, dann doch wenigstens für etwas politischen Flaum zwischen den Beinen! ▪


ICH GEHE LIEBER INS VOLKSTHEATER

www.muenchner-volkstheater.de


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DU HAST DIE HAARE SCHÖN FOTOSTRECKE: LARA FREIBURGER VIELEN DANK AN SALVATORE AKKAYA, NINA KÖSTLMEIER, MAXIMILIAN FISCHER, JULIA FELL, CHRISTIAN ANZENBERGER, MARINA SPRENGER UND PATRICK SISKOV


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HAIRY HISTORY


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TEXT: PETRA KIRZENBERGER // FOTO: LARA FREIBURGER // ILLUS: YAEL CURI

Wir haben davon jede Menge: Kopfhaare, Augenbrauen, Wimpern, Barthaare, Ohrenund Nasenhaare, Brusthaare, Achselhaare, Schamhaare sowie Haare an Armen und Beinen. Sie schützen uns vor UV-Strahlen und Kälte und tragen dazu bei, Schmutz und Staub von den Organen fernzuhalten. Biologisch gesehen nichts weiter als tote Hornfäden (sog. „Hautanhangsgebilde“), sind Haare für uns weit mehr als nur Kopfbedeckung: Haare nehmen aktiv an unserem Hormonhaushalt teil, geben Auskunft über unsere Gesundheit und repräsentieren Lebenskraft und Libido. Haar kann sich bei Begeisterung oder Angst von der Wurzel her aufrichten und ist somit eine ganz besondere Art der Körpersprache. Haare sind zudem Ausdruck unserer Persönlichkeit, mitunter auch unserer ethnischen Zugehörigkeit. Sie spiegeln die aktuelle Mode wider, sind aber wahlweise auch politisches Statement oder Symbol von Macht, Askese oder Rebellion. Quer durch die Zeitalter haben Herrscher, Heilige und Promis ihre Haarpracht als Ausdrucksform genutzt und manche haben ihr Bart- und Haupthaar regelrecht zum Markenzeichen gemacht. Man denke an Cleopatra, Karl Marx, Salvador Dalí, Charly Chaplin, ZZ Top oder Amy Winehouse. curt hat für euch die Perlen im Haarhaufen gesucht, haarsträubende Fakten recherchiert und interessante Geschichten rund um Haar & History zusammengetragen. ►


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HIPPIE AND HAIRY Im 19. Jahrhundert wurden wehendes Haar, Bart und Koteletten zum Erkennungszeichen von Intellektuellen, Außenseitern, aber auch Anführern. Lenin, Marx und Engels wussten ebenso wie später Che Guevara und Fidel Castro die Symbolkraft der Kopfbehaarung für ihre Zwecke zu nutzen. Bis in die 1930er-Jahre waren hierzulande die Frisuren eher brav – Ein Herrenschnitt musste kurz und ordentlich sein, bei den Damen waren lange Haare gern gesehen – geflochten, hochgesteckt oder praktisch unter Kopftüchern verborgen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings wurden die Haare bei den Damen höher, bei Herren erstmals länger: Frauenköpfe umwölkten Dauerwelle und Toupierfrisuren, Männer pomadierten ihre Mähne zu Elvis-Tolle und Entenschwanzfrisuren. In den 60er-Jahren reichten die Haare bei den Jungs dann erstmals bis über die Ohren – ein Affront gegen den brav frisierten Spießbürger! Doch erst im Zuge der Hippie-Bewegung der 1970er wurden lange Haare endgültig zum politischen Statement: Junge Leute protestierten auf diese Weise gegen alles Militärische und Unnatürliche. Das Musical „Hair“ besingt sogar die haarigen Ausschweifungen jener Zeit – die wahrlich äußerst vielfältig waren: Die ersten Punks schockten zu jener Zeit das Establishment mit ihren bunten Irokesenschnitten und stärkten die Haarskulpturen mit reichlich Spray und Zuckerwasser, Bob Marley erschien auf der Bildfläche – und mit ihm die politisch-religiöse RastafariBewegung samt ihren Dreadlocks.

Charakteristisch für die 70s ist auch der Afro, der auf die Rechte der Schwarzen hinwies und bis heute ein Symbol gegen Rassendiskriminierung und Ausgrenzung ist. Hierzu eine happy little Anekdote: Nachdem Bob Ross der 80er-Jahre seinen Dienst als Air-Force-Soldat in Alaska quittierte, hatte er nach eigenen Angaben keine Lust mehr, Menschen zu drillen und anzuschreien. So tauschte er Puffe gegen Pinsel, Drill-Gebrüll gegen hypnotisch-sanftes Gurren, wechselte von Stahlhelm zu Afrolocke und avancierte damit zur Kult-Figur für Menschen mit künstlerischer Ader und Schlafstörungen.


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In der Neuzeit der westlichen Welt also eher Symbol für Rebellen und Intellektuelle, waren lange Haare über Jahrhunderte ein Zeichen für Außenseitertum. Wer sein Haar lang trug, zeigte an, dass er entweder am Rande der Gesellschaft lebte oder aus diversen Gründen nicht – oder nicht so stark – der sozialen Kontrolle unterlag. Deshalb trugen viele Einsiedler, Propheten, Krieger und Könige ihr Haar ungeschnitten. Dem Glauben der orthodoxen Juden zufolge ist das Haar Zentrum von Macht und Kraft und so lassen sie sich das Haar zu Zöpfen geflochten oder als Stirnlocken wachsen. Ähnlich verhält es sich bei den Sikhs: Bei dieser religiösen Bruderschaft aus dem Norden Indiens, die sich aus einer Gruppe von bewaffneten Glaubenskämpfern entwickelt hat, stehen die Haare, die zeitlebens nicht geschnitten und bei den Männern unter einem Turban versteckt werden, für Mut und Willenskraft, der Bart als Symbol für Stärke und Manneskraft und auch teilweise als militärisches Erkennungszeichen. In der Mythologie verschiedener Kulturen werden lange Haare mit der animalischen Natur des Menschen und auch mit dämonischen oder unkontrollierbaren Kräften in Verbindung gebracht. Das Haupt der Medusa beispielsweise, deren wildes und wehendes Haar von Verhextsein, einem Verzicht auf soziale Ordnung und der Abkehr vom gewöhnlichen Leben zeugt. Auch haben übernatürliche und halbmenschliche Wesen meist langes Kopfhaar: Elfen, Riesen, Zwerge, Waldgeister und Wassermänner werden gern mit langem Haar und oft starker Körperbehaarung dargestellt. Der Name des weisen Zauberers Merlin, ein im Wald lebender langhaariger, bärtiger und magischer Wilder, leitet sich von dem Wort „merlinus“ ab, was übersetzt Tierfell bedeutet. ►


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ALLE, DIE MIT UNS AUF KAPERFAHRT FAHREN, MÜSSEN MÄNNER MIT BÄRTEN SEIN ... Der Bart gilt seit jeher als Männlichkeitssymbol und Sinnbild für Macht. Bei uns zum Markenzeichen von Mate schlürfenden Hipsterbrüdern verkommen, trugen in alten Zeiten die Könige von Persien, Assyrien und Babylon stolze Bärte und selbst die ansonsten glatt rasierten ägyptischen Könige – und auch ein paar Königinnen – schmückten sich zu besonderen Anlässen mit künstlichen Bärten. Es ist deshalb nicht weiter verwunderlich, dass die Menschen ihre Götter mit reichlich Kopfbehaarung in Form von wallenden Haaren und langen Bärten darstellten. So hatte sowohl Zeus als auch Thor, der mächtigste Gott der Nordmänner, lange Locken und einen dichten Bart. Letzterer konnte sogar einen Sturm erzeugen, indem er durch sein rotes Barthaar blies. Überhaupt hatte das Haar bei den Wikingern große Bedeutung, was solch lautmalerische Namen wie Harald Schönhaar, Sigtrygg Silberbart oder Thorolf Läusebart vermuten lassen.

Der Bart des christlichen Gottvaters ist ein bildhafter Ausdruck von Weisheit und ehrwürdigem Status, das hebräische Wort für alt (= weise) wird von dem Wort Bart abgeleitet. Auch später blieb der Bart ein Zeichen von Weisheit und das Merkmal von Philosophen und Gelehrten. So auch zu Zeiten des russischen Zars Peter des Großen. Ein Bote aus dem Westen kam wohl einmal glatt rasiert an dessen Hof und beleidigte den Herrscher dadurch zutiefst. Auf den Protest des Zaren reagierte der Gesandte folgendermaßen: „Wenn der königliche Herr gedachte, die Weisheit an der Menge des Bartes zu messen, hätte er auch eine Ziege schicken können.“ Das machte wohl Eindruck auf den Zaren, denn ein paar Jahre später erließ er eine Steuer auf Bärte, um seine Untertanen auf diese Weise zu zwingen, sich zu rasieren. Dem langen schwarzen Bart Rasputins, einem Mönch und Magier am Zarenhof um 1907, wurde gar übernatürliche und gar teuflische Macht zugesprochen: Die Frauen verfielen ihm reihenweise und das wurde wechselweise seinem Bart und seinem Penis zugeschrieben. Ähem. Vielerorts war und ist die Gesichtsbehaarung hingegen geradezu heilig. So ist es für gläubige Moslems ein wichtiger Eid, beim Barte des Propheten zu schwören; in einer Stadt in Kaschmir wird sogar noch eines der Barthaare Mohammeds als Reliquie aufbewahrt.


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DU KANNST GEHEN, ABER DEINE KOPFHAUT BLEIBT HIER Der Glaube an die Macht mancher Führer und Propheten ging für deren Anhänger weit über deren Tod hinaus. Dies gipfelte in einem merkwürdigen Kult: der Aufbewahrung und Verehrung einzelner Haarsträhnen. Die bereits erwähnten Barthaare Mohammeds beispielsweise, um deretwillen 1963 ein großer Aufstand gemacht wurde, als sie aus einer Moschee in Kaschmir gestohlen wurden. Beeindruckend auch die Sammlung der Graubrüderkirche in Roskilde, in deren Verzeichnis über 500 Reliquien aufgeführt werden, darunter Locken der Jungfrau Maria, Büschel vom Bart des Apostels Petrus sowie Haar von Maria Magdalena. Doch wer denkt, das sei eine mittelalterliche Passion, der irrt: Mitte der 90er wurde eine Locke von Karl dem Großen für 500, ein Zipfel vom Bart Heinrich IV. für 1.265 und eine Locke von Napoleon Bonaparte für 345 Pfund versteigert. Eine etwas abgeschwächtere Form von Haar-Fetisch war im 19. Jahrhundert weit verbreitet: Das Haar des oder der Liebsten in einem Medaillon um den Hals oder gar geflochten als Arm- oder Uhrenband zu tragen. Weltweit gibt es unzählige Bräuche und Rituale der weißen und schwarzen Magie und viele, viele Zauber, die in der einen oder anderen Weise mit Haaren in Verbindung stehen.

Einen besonders blutigen Brauch hatten sowohl die Skyten – ein Reiternomadenvolk, das ab dem 8. Jhdt. v. Chr. in den eurasischen Steppen unterwegs war – wie auch die Indianer Nordamerikas in der Mitte des letzten Jahrhunderts: Sie skalpierten den besiegten Feind, indem sie die Kopfschwarte mitsamt Haaren abschnitten und als Siegestrophäe mitnahmen. Man sah das Haar als Sitz von Seele und Kraft an und glaubte, dass der Besitz eines Skalps die eigene magische Kraft vergrößerte. Zudem sollte so verhindert werden, dass die Feinde fliehen und sich später rächen. ►


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DER TREND GEHT ZUR ZWEITFRISUR

Setz dir Perücken auf von Millionen Locken, setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken, du bleibst doch immer, was du bist.“

Sich mit fremden Haaren zu schmücken, war quer durch die Jahrhunderte immer wieder beliebt und vor allem als Statussymbol hoch im Kurs. Heutzutage meist zum Kaschieren von Kahlköpfigkeit durch hormonelle oder gesundheitliche Imbalancen und als Verkleidung in der Schauspielbranche und für Travestiekunst verwendet, war die Perücke historisch gesehen stets das Kennzeichen der Elite. Eine Perücke signalisierte Macht und einen hohen gesellschaftlichen Rang. Vom alten Ägypten bis zum Hof des Sonnenkönigs galt: Nur mit Perücke bist du jemand! Ihren schrägen „Durchbruch“ hatte die Zweitfrisur jedoch im Frankreich des 18. Jahrhunderts, als Perücken zusehends voluminöser und prachtvoller wurden. Bei feinen Damen jener Zeit galt es als überaus chic, ein fantastisches Gebilde aus gepudertem Haar, Draht, Perlen und Federn auf dem Kopf zu tragen, manchmal wurden sogar Wasserflaschen im Haar versteckt, in denen echte Blumen frisch gehalten wurden. So manche Hofdame vermochte kaum, mit ihrer gefakten Haartracht durch eine Tür zu gehen, und in Kutschen wurden gar Sitzbänke entfernt, damit sich die Ladys am Boden der Kutsche zusammenkauern und ihre Perücken Platz finden konnten.

MEPHISTOTELES (GOETHE)

Von der Kirche wurde das freilich als Teufelswerk betrachtet: Es galt als wenig gottgefällig und eitel, sich derart herauszuputzen, um auf diese Weise seinen Rang zu heben. Mit dem Lauf der Geschichte wurden immer mehr Tadel und Spott vernehmbar. So ließ der junge Goethe – wenngleich er ebenfalls eine Perücke trug – seine Figur Mephistoteles Folgendes sagen: „Setz dir Perücken auf von Millionen Locken, setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken, du bleibst doch immer, was du bist.“


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ENTZÜCKEND, BABY! Kojak alias Telly Savalas prägte in den 70er-Jahren diesen Ausspruch und er war nicht der einzige populäre Glatzkopf: Neben ihm und Yul Brunner war Meister Propper DER Star für die Werbebranche, für Hausfrauen und Pantoffelhelden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch war ein besonderer Mann und markanter Glatzkopf zum Kämpfer gegen Rassentrennung und zum Symbol einer gerechteren Welt und des gewaltlosen Widerstands geworden: (Mahatma) Mohandas Karamchand Ghandi. Bei pilgernden Hindus werden die Haare als Opfer für Gott dargebracht und auch für Buddhisten hat der Kahlschlag Symbolwert: Mit ihrem glatt rasierten Kopf zeigen buddhistische Mönche und Nonnen, dass sie keinen Sinn mehr haben für Eitelkeit, der Welt den Rücken kehren und ganz für ihren Glauben leben möchten. Auch im christlichen Glauben wurde die Tonsur lange Zeit als Zeichen der Hingabe an Gott getragen. Je nach Hoheit des Amtes fiel dieser haarlose Kranz kleiner oder größer aus. Die Anhänger der Hare Krishna Devotees drehen das Ganze um und lassen eine kleine Strähne Haar am kahl geschorenen Hinterkopf übrig – als einen Ort, in den die Seele sich zurückziehen kann. In vielen Gefängnissen, zu Zeiten der Sklaverei oder auch während der NS-Zeit wurde das Scheren der Haupthaare zur Demütigung der Menschen eingesetzt, um sie ihrer Identität zu berauben. Ihnen wurde so sinnbildlich die Autorität und (Widerstands-)Kraft genommen.

Sinead O’Connor wiederum nutzte eine Rasur einst als Mittel des Protests: Sie wollte nicht von ihrer Plattenfirma als süße Kleine mit Miniröcken und langen Haaren inszeniert, sondern als Künstlerin wahrgenommen werden. Deshalb ging die Irin kurz vor Veröffentlichung ihres Welthits „Nothing compares 2 u“ zum nächsten Barbershop, um sich eine Glatze schneiden zu lassen. In. Your. Face. Von solch einem Impact kann man jedoch heutzutage nur noch träumen. Längst dürfen die Haare wachsen, wo und wie sie wollen – getragen wird, was gefällt. Achselkatzen sind abwechselnd modisch und dann wieder out, der Iro wurde vor langer Zeit von David Beckham und Co. entweiht, 10-jährige Wohlstandssprösslinge tragen Undercuts, junge Frauen färben sich die Haare grau und Glatze kaschiert meist nur Glatze. Und spätestens seit Harald Glööckler und Conchita Wurst ist auch der Bart nicht mehr nur den männlichsten Männern vorbehalten. Im Grunde ist es also ganz egal, ob oder wie oder wo ihr eure Haare tragt: Der Sommertrend ist bunte Vielfalt – nicht nur in haarigen Dingen. ▪


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Rotkäppchen lügt!


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WIE WIR MIT DEM WOLF TANZEN

TEXT UND ILLUS: TIM BRÜGMANN

Einst vom Menschen geschätzt, verehrt und als ausdauernder Jäger bewundert, ranken sich um den Wolf viele Mythen. Ganze Märchen sind ihm gewidmet und sein Antlitz ziert Wappen, Tattoos geschmackloser Malle-Urlauber und nicht zuletzt quietschbunte T-Shirts aus den 90ern. Auch Vornamen wie Wolfgang, Wolfhart und Adolf (oh je) spiegeln diese Wertschätzung wider. Doch angesichts der zunehmenden Besiedlung und der Ausweitung von Agrarflächen nebst Weidewirtschaft spitzte sich die Lage zu. Der Lebensraum „der Grauen“ wurde kleiner und schon bald landeten neben Schafen auch andere Nutztiere auf ihrem Speiseplan. Der Wolf wurde kurzerhand zum ernsten Nahrungskonkurrenten bis hin zum gefürchteten „Isegrim“, den es zu vernichten galt. Am Ende mutierte der Liebling der Kelten und Germanen zum Dämon des christlichen Mittelalters. Und tief im deutschen Gemüt bohrt seit jeher das Rotkäppchen-Syndrom. ►


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Seit 2016 sind auch erstmals standorttreue Wölfe in Bayern nachgewiesen. Wolfspaare tummeln sich beispielsweise am Truppenübungsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz oder im Bayerischen Wald. Ein drittes Pärchen wurde im Veldensteiner Forst im Grenzgebiet zwischen der Oberpfalz, Ober- und Mittelfranken gesichtet. Dabei gelten die Tiere im Bayerischen Wald als erster Nachweis für Jungwölfe bei frei lebenden Tieren in Bayern seit rund 150 Jahren. Weitere Wölfe vor Münchens Haustür wurden in Erding und Rosenheim (2014), Ebersberg und Miesbach (2015) sowie, wie soll es auch anders sein, in Wolfratshausen (2017) gesichtet. Doch seit sich in Deutschland wieder Wölfe ansiedeln, kommt es zu Konflikten, etwa weil Nutztiere gerissen werden oder der Wolf nach Auffassung der Menschen bedrohlich nahe kommt. So gibt es erneut Vorschläge, den allgemein sehr scheuen Wolf dem Jagdrecht zu unterstellen. Bund und Länder haben indes unter dem Begriff „Wolfsmanagement“ den Auftrag zu definieren, wie man mit Lupus umgehen soll und wann er überhaupt erst eine echte Bedrohung darstellt. Hier in Bayern will Umweltminister Marcel Huber die Almwirtschaft vor allem durch Prävention schützen, denn ein Abschuss sei weiterhin das letzte Mittel. Einerseits steht dieser anmutige Räuber für eine gesunde Artenvielfalt und genieße daher höchsten Schutzstatus, doch die Sicherheit der Menschen, so ist man sich einig, habe oberste Priorität. Für durch Wölfe entstandene Nutztierverluste sind bereits staatlich zugesicherte Entschädigungsprogramme eingerichtet – was die Wut der Halter darüber selbstverständlich nur bedingt lindert. ►


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Präventionsmaßnahmen wie Zäune oder Herdenschutzhunde sollen von Experten analysiert werden. Ferner wird ein Förderprogramm für Herdenschutz erarbeitet. Aber auch wolfsfreie Zonen – Gebiete, aus denen Wölfe ferngehalten werden – sind ein zentrales Thema der Almbauern. Und doch sind Risse von Nutztieren die absolute Ausnahme. Bei rund einem Drittel der gemeldeten Wolfsrisse war am Ende doch ein Hund der Übeltäter. Außerdem ist in Deutschland bislang kein Fall bekannt, in dem der sonst so bequeme Wolf mit einem Mensch aneinandergeraten wäre. Fakten, mit denen besonders der NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) unter dem Motto „Rotkäppchen lügt!“ für ein respektvolles und distanziertes Miteinander sorgen will. Denn die einzig denkbare Gefahr geht von besonders habituierten, sprich an den Menschen gewöhnten Wölfen aus. Erst wenn der Wolf seine natürliche Scheu und das Desinteresse an uns verliert, kann es eventuell gefährlich werden. Bei derzeit rund 1.000 in Deutschland lebenden Wölfen sind Begegnungen in freier Wildbahn aber immer noch Glückssache und ein ganz besonderer Moment Natur.

Die Rückkehr des Wolfs zu seinen ehemaligen Jagdgründen ist weiterhin in vollem Gange, es stellen sich ihr jedoch schlechte Recherche, Fehlinformationen und Eigeninteressen in den Weg. Dass es sich bei Canis Lupus um ein Raubtier handelt, steht außer Frage. Fakt ist aber auch, dass wir Menschen diesen Konflikt mit dem edlen Wanderer unvermeidbar gemacht haben. Nur zeichnet sich eine umweltbewusste und moderne Zivilisation nicht gerade durch ein respektvolles Miteinander fernab von verklärter Waldromantik, politischer Vernebelungssprache und dem verstaubten Rotkäppchen-Syndrom aus? Selbstverständlich erfordert das Wolfs-Comeback auch die Bereitschaft umzudenken. Seit dem 17. Jahrhundert werden in Deutschland Wolfssteine im Gedenken an besondere Ereignisse mit Wölfen aufgestellt. In neuerer Zeit werden auch Steine anlässlich ihrer Rückkehr gesetzt. Davon berichtet seit 2005 unter anderem der Wolfstein in der Rochauer Heide bei Brandenburg. Auf dass wir uns in Bayern bald selbst mit einem ähnlich schönen Stein schmücken dürfen – der Wolf gehört zu Bayern! ▪

► nabu.de ► bund-naturschutz.de


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TIERSCHUTZ AUF REISEN FINGER WEG VON WILDTIEREN Auf einem Elefanten reiten, ein Foto mit einem Äffchen am Strand oder ein Besuch einer Delfinshow: Hunderttausende Wildtiere werden weltweit im Tourismus eingesetzt. Vielen Urlaubern ist nicht bewusst, welches Leid sich hinter den vermeintlich spaßigen Begegnungen mit Wildtieren verbirgt. Wir haben bei der Münchner Artenschutzorganisation PRO WILDLIFE nachgefragt, was wir im Urlaub beachten können, um Tierleid zu vermeiden.

ELEFANTENREITEN In vielen asiatischen Ländern sowie im südlichen Afrika ist das Reiten, Baden und Füttern von Elefanten fester Bestandteil vieler Angebote. Was aber die meisten Urlauber nicht wissen: Elefanten werden zuvor brutal eingebrochen, um Menschen in ihrer Nähe zu akzeptieren. Der Alltag der Tiere ist von Gewalt und Isolation bestimmt. Noch immer werden Elefantenbabys für den Einsatz im Tourismus aus der Wildnis gestohlen. EXOTISCHES ESSEN Die lokale Küche im Urlaubsland zu probieren, steht für viele Touristen ganz oben auf der To-doListe. Exotische Speisen wie z. B. Haifischflossen, Walfleisch, Froschschenkel oder Skorpione sollten dennoch nicht auf dem Speiseplan stehen. Viele Tiere werden extra für die Touristen aus der Wildnis gefangen. SOUVENIRS Ein Mitbringsel aus dem Urlaubsland ist was Schönes. Allerdings nicht, wenn das Andenken zur Ausrottung ganzer Arten beiträgt. Urlauber sollten generell keine Souvenirs tierischen Ursprungs kaufen, da viele dieser Tiere extra für den Verkauf an Touristen getötet werden. Deshalb: Finger weg von Seepferdchen, Korallen, Zähnen, Schlangenwein, Schnitzereien aus Elfenbein, Leder oder Muscheln.


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TIERSHOWS, ZOOS & DELFINARIEN Direkte Interaktionen mit Wildtieren wie z. B. Elefantenreiten, Tigerstreicheln oder Delfinschwimmen sollten Urlauber von ihrem Reiseplan streichen. Das gilt auch für Tiershows. Für Wildtiere bedeutet der Kontakt mit Menschen fast immer enormen Stress. Dressur- undHaltungsbedingungen sind in vielen Ländern schlichtweg Tierquälerei. Zudem handelt es sich bei vielen der zur Schau gestellten Tiere um Wildfänge. Vor allem in Asien boomen Wasserparks, für die noch immer wilde Delfine, Haie und Robben eingefangen werden. WILDTIERAUFFANGSTATIONEN Viele Touristen wollen etwas Gutes tun und Auffangstationen besuchen, in denen misshandelte Tiere aufgepäppelt und versorgt werden. Leider sprießen zwielichtige Einrichtungen aus dem Boden, die keineswegs das Ziel haben, einen Beitrag zum Tier- und Artenschutz zu leisten. Diese drei Voraussetzungen sollten gegeben sein, wenn es sich um eine seriöse Einrichtung handelt: 1. Es gibt keinen direkten Kontakt zwischen Wildtier und Besuchern. 2. Es werden keine Tiere gezüchtet. 3. Die Auswilderung der Tiere hat höchste Priorität.

FOTOS MIT WILDTIEREN In zahlreichen Ländern werden Wildtiere als Modelle für Urlaubsfotos angeboten. Egal ob Äffchen, Tiger, Schlange oder Kakadu: Für Wildtiere ist das Herumreichen purer Stress. Häufig werden die Tiere aus der Wildnis gefangen oder sehr früh von der Mutter getrennt. Gefährliche Tiere wie Tiger oder Löwen werden mithilfe von Medikamenten ruhiggestellt, damit sie die Menschen nicht angreifen.

PRO WILDLIFE RÄT: Beobachtet Wildtiere dort, wo sie hingehören: in freier Natur. Besucht keine Delfinarien oder sonstige Tiershows. Achtet bei Safaris, Whale Watching und ähnlichen Angeboten auf verantwortungsvolle Führungen. Haltet immer gebührenden Abstand. Achtet bei Auffangstationen und Waisenhäusern auf Etikettenschwindel. Besucht nur seriöse Einrichtungen, die hohe Tierschutzstandards erfüllen.

DANKE AN SANDRA & TEAM VON PRO WILDLIFE!

1999 gründeten Biologen, Tierärzte und Naturschutzinteressierte die Tierund Artenschutzorganisation PRO WILDLIFE. Das gemeinsame Ziel: weltweit den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume zu verbessern. Bei Bevölkerung, Politikern und Unternehmen möchte die Organisation einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur erreichen. Mehr als 23.000 Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht – durch Wilderei, Lebensraumzerstörung und Wildtierhandel. Die Mission ist es, die einzigartige Artenvielfalt auf unserer Erde zu bewahren. Dabei ist das Überleben der Art in ihrem Lebensraum, aber auch der Schutz des einzelnen Tieres wichtig. ► prowildlife.de


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GORILLA BAR NEUHAUSEN

WENN ICH HALT BRAUCHE, DANN NEHME ICH MIR EIN BIER! TEXT: DAVID EISERT // FOTOS: ACHIM SCHMIDT

Neuhausen gilt unter hippen Szenegängern ja eher als ein Stadtteil zum Verdursten! Mitnichten – willkommen in der Gorilla Bar. Gut 180 Meter von der Donnersbergerstraße entfernt, dort wo sich das Straßenbild zwischen würdigen Altbauten und funktionaler 60er-Jahre-Architektur ausfranst, eröffnete vor vier Jahren Ahmet Özkan die Gorilla Bar. Eingerahmt von der Hirschberg Garage und der in die Jahre gekommenen Gastwirtschaft Hirschenwirt hat sich Wirt Ahmet damit seinen Traum von einer eigenen Bar erfüllt und sorgt seitdem für wohltuende Abwechslung im Nachtleben von Neuhausen, das eher von Restaurants und Kneipen dominiert wird. ►


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Um die Frage nach der Herkunft des Namens gleich zu Beginn zu beantworten und um etwaige blöde Wortspielereien den Wind aus den Segeln zu nehmen: „Der Gorilla ist für mich ein imposantes und würdevolles Tier. Also ein idealer Patron für meine Bar. Meine ersten Erfahrungen in der Gastro habe ich vor Jahren in der Guerilla Bar auch hier in Neuhausen gesammelt. Da habe ich Blut geleckt und wollte irgendwann auch mal hinter meinem eigenen Tresen stehen. Als es dann so weit war und wir uns auf die Namenssuche begeben haben, wurde aus Guerilla der Gorilla. Als ich dann den ersten Entwurf für unser Logo gesehen habe, wusste ich sofort, das ist es. Der Grafiker hat mit dem Gorilla kein Schindluder getrieben, also keinen Comic-Quatsch oder den Versuch, dem Tier zu viele menschliche Züge zu verpassen. Das Ergebnis passt perfekt“, fasst Ahmet die Geschichte hinter dem Namen seiner Bar zusammen. Bevor allerdings das erste Bier gezapft werden konnte, hieß es für Ahmet, die Ärmel hochkrempeln und richtig anpacken. Als das Lokal in der Hirschbergstraße 23 zur Übernahme frei wurde, musste aus einer runtergekommenen Boazn voller Spielautomaten Stück für Stück der gute Kern einer gemütlichen Bar mit Wohlfühlpotenzial herausgeschält werden. „Zusammen mit meinen Helfern haben wir den Umbau komplett in Eigenarbeit durchgezogen. Mit Fahrrad und Anhänger bin ich zigmal zum Baumarkt gestrampelt, um das Material für die Theke zu besorgen, inklusive dem Schlenker zum Wertstoffhof, um den alten Schrott zu entsorgen.“ So viel Einsatz schweißt Mensch und Raum zusammen und hilft dabei, realistische Entscheidungen zu treffen. „Ich wollte keine finanzielle Risikopartie spielen und mir einen durchgestylten Laden hinstellen lassen. Ein wenig vom alten Charme durfte schon erhalten bleiben.“ ►


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Tritt man durch den schweren Vorhang, der verhindern soll, dass zu viel Lärm auf die Straße dringt, wird man sofort von einer gemütlichen Schummrigkeit in Empfang genommen, die sich wie ein Schutzschild zwischen Bar und Alltag schiebt. Die Wände sind dekoriert mit Konzertplakaten, Stickern, Bildern und Collagen, die gerne mal von Gästen als Geschenk überreicht werden. Das gut bestückte Bücherregal fällt sofort ins Auge. Dass Charles Bukowski auf zwei Bildern in der Gorilla Bar zu Ehren kommt, darauf ist Ahmet besonders stolz. Gehört der alte Buk nicht nur wegen seiner großen Leistungen am Glas zu den persönlichen Lieblingen des literaturbegeisterten Besitzers. Wer sich hier an ein gemütliches Wohnzimmer erinnert fühlt, der liegt nicht falsch. Wie schon erwähnt, ist der Mann ein Quereinsteiger in die Gastronomie. Seine ersten Stunden hinterm Tresen waren ein reiner Freundschaftsdienst. Daraus wurden dann regelmäßige Abende und es steigerte sein Interesse zu verstehen, wie eine Bar funktioniert und auf was es hinter den Kulissen ankommt. „Ich habe viel lernen können seit dem Tag der Eröffnung. Wir wollen uns auch immer ein bisschen verbessern und die Abläufe so verändern, dass wir mit dem beschränkten Platz hinter der Bar ideal auskommen. Wenn eine Idee dann wirklich greift, gibt das ein gutes Gefühl. Und den Gästen kommt es letztlich auch zugute.“ Das Mobiliar besteht aus ein paar Tischen mit Bänken und Barhockern. Im hinteren Raum der Gorilla Bar laden zwei Sofas zum Chillen ein. Durch das großes Panoramafenster kann man dem Treiben auf der Hirschbergstraße folgen. Viel Aufregendes sollte man vor der Tür allerdings nicht erwarten. Hier gibt es kein aufgescheuchtes Kommen und Gehen von Leuten, die bunte Unterhaltung suchen. Die Gorilla Bar ist ein Ort, an den man kommt, um für den Rest des Abends zu bleiben.

Zufällig schneit hier keiner vorbei. „Die meisten Gäste kamen und kommen immer noch aus der Nachbarschaft, aber wir ziehen immer weitere Kreise. So hat die Zahl der Taxis merklich zugenommen, die gegen später Stunde neue Gäste in die Bar spülen“, schätzt der gebürtige Siegerländer die Entwicklung ein. Kleinere Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Kabarettabende boten in den vergangenen Monaten Abwechslung zum reinen Barbetrieb. Aufgrund von Beschwerden aus der Nachbarschaft, die Sorge um das allgemeine Ruhebedürfnis hatten, beschränkt sich das Kulturprogramm derzeit allerdings auf Musik aus der Konserve. „Lärm vor der Tür ist hin und wieder mal Thema. Dazu bin ich im guten Austausch mit den Leuten aus der Straße, denn ich möchte die Sache mit den Veranstaltungen nicht aus den Augen verlieren.“ Gespielt wird Musik mit Groove und Seele. Ahmet ist ein Soulman und seine Thekencrew sind seine Soulmates. Dass sich jeder in der Gorilla Bar wohlfühlen kann, darauf legt das Team großen Wert. Zu trinken gibt es Bier, Longdrinks und Cocktails. Das Angebot ist sehr geschmackssicher zusammengestellt und folgt einer klaren und reduzierten Linie. Auf die Qualität der ausgeschenkten Spirituosen legt Ahmet genauso viel Wert wie auf die immer weiter verfeinerten Rezepturen seiner Drinks. „Was ich im Angebot habe, ist auch das, was die Gäste trinken. Es bringt nichts, wenn ich mir teure Flaschen ins Regal stelle, die ich dann nur zum Abstauben in die Hand nehme.“ Wer für einen gelungenen Abend Schirmchengetränke zu Happy-HourPreisen und XXL-Cocktails braucht, geht besser woandershin.


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Auf der Karte sticht die Auswahl an Gin und Rum besonders ins Auge. Als Empfehlung nennt Ahmet dennoch den Whiskey Sour. Ein echter Barklassiker, der auf Wunsch mit frischem Eiweiß serviert wird. Mit der Zubereitung von Heißgetränken oder kleinen Speisen hält man sich nicht auf. Dazu sind die Möglichkeiten an der kleinen Theke zu eingeschränkt. In Sachen Essen gilt aber die Devise: Bring your own – Selbstorganisation. Entweder rufen die Gäste einen der Lieferdienste aus der Umgebung an oder sie bringen einfach selber etwas mit. Davon machen die Leute, die ihren Geburtstag oder Ähnliches in der Bar feiern wollen, gerne Gebrauch. Dazu kann man sich ein oder zwei der Tische reservieren und sich in den normalen Abendbetrieb integrieren. Dass auf der ehemaligen Reeperbahn Neuhausens unter der Woche nicht ausnahmslos der Bär tobt, spiegelt sich auch in der Gorilla Bar wider. Geht es Wochentags ruhig und gelassen zu, zieht das Ausgehverhalten der Leute am Donnerstag merklich an. Dann wird es richtig voll und am Wochenende wollen viele den Weg nach Hause überhaupt nicht mehr finden. Auf einen bestimmten Typ Gast möchte sich die Gorilla Bar nicht festlegen lassen. Ahmet steht für Vielfalt und Offenheit und so führt er auch seine Bar, die für ihn jeden Abend neben der vielen Arbeit auch ein kleines Stück persönliches Glück bedeutet. Im September feiert die Gorilla Bar ihren vierten Geburtstag. Ob im Stillen oder mit viel Tamtam steht noch nicht fest. Fest dagegen steht, dass man sich die Hirschbergstraße 23 ohne das Schild mit dem Gorilla über der Tür nicht mehr vorstellen möchte. ▪

►gorilla-bar.com


TEXT: LEA HERMANN // ILLUS: LENI BURGER

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DIY RUND UMS HAAR


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HAARSPÜLUNG AUS LEINSAMEN

Der Klassiker unter den Haarpflege-DIYs ist wohl die saure Rinse. Du brauchst:

Klar, Chia-Samen sind der heiße Shit, aber die heimischen Leinsamen haben – abgesehen von der besseren Öko-Bilanz – einen entscheidenden Vorteil: Sie lassen sich ratzfatz zu einer super Haarspülung verarbeiten. Dafür brauchst du:

• 2 EL Apfelessig • 1 l kaltes Wasser

• 2–3 EL Leinsamen • 1 l Wasser

Gib Wasser und Apfelessig in eine große Flasche und verteile die Mischung nach der Haarwäsche auf deinem Kopf. Die saure Rinse wird nicht ausgespült. Der Gedanke, Essig in den Haaren zu haben, klingt erstmal nicht so verlockend, aber sind die Haare trocken, duften sie kaum noch danach. Versprochen!

Gib die Leinsamen in ein großes Gefäß, übergieße sie mit einem Liter kochendem Wasser und lasse sie über Nacht ziehen. Relativ schnell bildet sich eine ziemlich glibberige Konsistenz, die an Kleister erinnert. Am nächsten Tag gibst du die Mischung durch ein Sieb, um die Leinsamen aufzusammeln. Da das Ganze etwas zähflüssig sein kann, hilft es, die Flüssigkeit mithilfe eines Löffels durch das Sieb zu pressen. Tunke nach dem Haarewaschen zunächst deine Spitzen hinein, bevor du die Haarspülung auf dem restlichen Haar verteilst. Die Spülung wird nicht ausgewaschen. Danach kannst du deine Haare wie gewohnt stylen. Auch wenn alles zunächst etwas glibberig wirkt, in trockenem Zustand merkst du davon nichts mehr. Im Gegenteil: Die Spülung macht dein Haar voller, glänzender und spendet Feuchtigkeit.

SAURE RINSE

MEERSALZ-KUR GEGEN FETTIGES HAAR

Die saure Rinse sorgt dafür, dass die natürliche Struktur deiner Haare wiederhergestellt wird. Denn hartes Wasser und herkömmliches Shampoo schädigen das Haar deutlich. Durch die Essig-Rinse glänzt dein Haar wieder mehr und lässt sich leichter kämmen. Wenn du deine Haare mit Haarseife wäschst, ist die saure Rinse ideal, da sie mögliche Seifenreste mit ausspült.

Haare so schön wie beim letzten Beach-Urlaub? Kein Problem! Das liegt vor allem an den im Meersalz enthaltenen Vitaminen und Mineralien. Bei Problem-Haar saugt es überschüssiges Fett auf und hilft gegen unschöne Schuppen. Einen Urlaub musst du dafür nicht buchen, die Meersalz-Kur ist schnell in der heimischen Nasszelle angerührt. Du brauchst: • 1 EL Meersalz (aus der Drogerie) • 250 ml Wasser Vermische die Zutaten und massiere sie ins feuchte Haar ein. Nach zehn Minuten spülst du die Kur wieder aus. Fertig. So einfach wie genial.


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TEXT UND FOTO: LEA HERMANN

HAARE SPENDEN Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter – und lass sie zu einer Perücke verarbeiten, denn es gibt immer mehr Menschen, die auf sogenanntes Zweithaar angewiesen sind.

Wunderschönes langes blondes Haar. Weich, glatt, fließend. Kein Spliss, die Spitzen ein Traum: Bei diesem Haar wird jede Frau neidisch. Doch die Haarpracht sitzt nicht auf dem Kopf der Studentin gegenüber in der U-Bahn, sondern liegt auf dem dunklen Holztisch des PerückenStudios FOLLEA in Schwabing. Das Unternehmen vertreibt international Zweithaar-Produkte. In der Münchner Feilitzschstraße befindet sich die europäische Zentrale. „Hauptsächlich haben wir Dauerträgerinnen als Kunden“, erzählt Office Managerin Silvia Borowski. Dauerträgerinnen, das sind Frauen, die unter der „Alopecia areata“, kreisrundem Haarausfall, leiden. Bei dieser Autoimmunkrankheit stößt der Körper die eigenen Haare ab. Aber auch Chemotherapie-Patientinnen lassen sich beraten. „Wenn man krank ist, muss man sich wohlfühlen und noch im Spiegel erkennen können. So kann man sich viel besser auf das Gesundwerden konzentrieren“, findet die Zweithaar-Spezialistin, die schon Kundinnen hatte, die aus Angst, Haare zu verlieren, keine Chemo wollten oder diese so lang wie möglich hinauszögerten: „Für viele Frauen ist es fast das Schlimmste, wenn sie ihre Haare verlieren. Das ist schon sehr bedenklich.“ ►


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FOLLEA nimmt sich Zeit für diese Betroffenen. Bis zu zwei Stunden dauern die Beratungsgespräche. Die Kundinnen wählen zwischen verschiedenen Modellen: dunkelbraun, rot oder blond. Kurz, lang oder gelockt. Höchstens sechs Wochen dauert es, bis sie ihre Perücken bekommen. Wenn man krank ist, muss es schnell gehen. „Unsere Produkte sind aus europäischen Echthaar. Das ist keine geografische Bezeichnung, sondern beschreibt die Qualität. ,Europäisches Haar‘ ist das feinste, das es auf dem Markt gibt. ,Indisches‘ und ,chinesisches‘ Haar sind viel dicker“, erklärt Borowski. Die Haare stammen aus Osteuropa. Dort verkaufen viele Frauen ihre Mähnen für Geld an Händler. Für eine Perücke reicht es aber nie, die Haare von nur einer Person herzunehmen. Sortiert man die kürzeren aus, bleibt nur noch ein Drittel übrig. Für eine Perücke benötigt man ungefähr die Haare von drei bis vier Personen. Für die Einheitlichkeit werden sie leicht umgefärbt, die Natürlichkeit bleibt aber erhalten. Damit das auch bei der Trägerin so bleibt, müssen die Perücken regelmäßig gewaschen werden – und zwar genauso häufig wie eigenes Haar. Zwar sind Echthaarperücken viel teurer als Kunsthaarperücken, aber sie haben den entscheidenden Vorteil, dass sie angenehmer zu tragen sind und nicht auffallen. Denn es gibt viel mehr Menschen, die auf eine Perücke angewiesen sind, als gedacht. Laut Borowski ist die Nachfrage an Zweithaar-Produkten gestiegen: „Man merkt schon, dass es

immer mehr Chemo-Patientinnen gibt, die auch immer jünger werden.“ Vielleicht schafft es daher das Thema „Haare spenden“ immer öfter in die Öffentlichkeit. Sogar die britische Herzogin Kate, Ehefrau von Queen-Enkel Prinz William, hat einen Teil ihres Zopfes gespendet. „Solche Aktionen sind toll, da das Bewusstsein bei der Bevölkerung für Zweithaar geweckt wird“, freut sich Borowski. „Über dieses Thema wird sonst nicht viel gesprochen, weil es eben mit Krankheit zu tun hat.“ Mittlerweile gibt es viele Organisationen, wie die Internetseite haarespenden.de, an die Frauen ihren abgeschnittenen Zopf weitergeben können. „Wir bekommen zwischen 20 bis 400 Spenden in der Woche“, erklärt Perückenmacher Max Rieswick, der die Seite betreibt. Je nach Qualität der Haare springen fünf bis 130 Euro für den Spender heraus. Und jeder kann helfen – vorausgesetzt die Haare sind ungefärbt, gesund und lang genug: Mindestens 25, am besten aber 40 Zentimeter oder länger sollten sie sein. Denn die Perücken werden mühsam geknüpft, bei der Verarbeitung geht ein Teil der Mähne drauf. Die Haare können selbst abgeschnitten oder nach dem Friseurbesuch per Post eingeschickt werden. „Wichtig ist, dass der Zopf gut abgebunden ist, damit die Haare nicht durcheinandergeraten“, sagt Rieswick. Klar, 30 Zentimeter weniger von der mühsam gezüchteten RapunzelPracht – das ist ein gewagter Schnitt und Schritt. Aber wenn man gesund ist, hat man das Glück, dass die Haare wieder nachwachsen. ▪

► haare-spenden.de ► follea.de



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SIE HABEN DA EIN HAAR IM NACHNAMEN UNSERE REDAKTEURIN JULIA FELL AUF NAMENSURSPRUNGSSUCHE

TEXT UND FOTO: JULIA FELL


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Mit 14 war ich zum ersten Mal eislaufen. In England, wo ich damals gewohnt habe, mitsamt einer Horde Freundinnen. Als Schlittschuh-Rookie bin ich natürlich gleich auf die Schnauze geflogen, was sofort zum Running Gag wurde. Jedes Mal, wenn wir wieder an der Stelle vorbeischlitterten, an der ich die unfreiwillige Judo-Rolle gemacht hatte, plärrte irgendwer: „Watch out where Julia fell! Muhaha!“ Und die ganze Bande brach in gackerndes Teenie-Gelächter aus. Das war deshalb lustig, weil Fell mein Nachname ist (und 14-Jährige eh über jeden Quatsch lachen). Ansonsten habe ich über meinen Familiennamen nie groß nachgedacht, warum auch? Er war halt einfach immer schon da. Und ist im Grunde ganz passabel. Kurz, leicht zu buchstabieren und im Zweifelsfall sag ich einfach: Fell wie Pelz. Dann nahm meine Mutter nach ihrer Scheidung (ohne Vorwarnung) wieder ihren Mädchennamen an, was ich damals schräg fand. Aber nachvollziehbar – denn Namen haben viel mit Entscheidungen zu tun, die man trifft oder revidiert, mit Außenwirkung und Zugehörigkeit. Und natürlich mit Identität. Und da es nie schadet, sich über die eigene Identität Gedanken zu machen, begebe ich mich auf Namensspurensuche. Konkret will ich wissen: Woher kommt mein haariger Nachname und wie viele Verwandte habe ich auf der Welt? Und: An welche Infos komme ich gratis und ohne mich irgendwo registrieren zu müssen heran? ►


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DAS SAGT DIE WISSENSCHAFT

DAS SAGT DIE NAMENAUSKUNFTSHOTLINE

Es gibt zwei einschlägige Wissenschaften hierzu. Zum einen die Genealogie, auch Familiengeschichts- oder Ahnenforschung genannt. Die lasse ich außen vor, denn so genau will ich es nicht wissen (am Ende habe ich noch einen Diktator im Stammbaum oder bin aus Versehen mit Markus Söder verwandt). Zum anderen die Onomastik, auch Namenkunde genannt. Die dreht sich um Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Eigennamen. Dazu gehört die Unterdisziplin Anthroponymie, die speziell Personennamen unter die Lupe nimmt.

Na gut, ein paar Euro bin ich bereit auszugeben. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache bietet einen Telefonservice an, über den man Infos zu Vor- und Nachnamen erfragen kann (Tel.: 09001 888128, Kosten: 1,99 €/Min., erreichbar Mo–Do von 9–16 Uhr, Fr 9–12.30 Uhr). Die nette Dame am anderen Ende der Leitung recherchiert und findet heraus: Mein Name stammt wahrscheinlich von der Berufsbezeichnung „Fellhändler“ ab. Wurzel ist das mittelhochdeutsche Wort Vël = Haut, Fell. Außerdem gibt es einen gleichnamigen Ort in der (recht unspektakulären) Ecke Deutschlands, aus der ich komme. Dort wohnen in Deutschland heute noch die meisten Leute mit diesem Namen. Ich zum Glück nicht mehr.

Die kann wahrscheinlich die präzisesten Infos liefern, aber das kostet: Am Namenkundlichen Zentrum der Universität Leizpzig ruft man satte 80 Euro für ein Kurzgutachten auf (2 Seiten, ungebunden), für die De-luxe-Variante sogar 195 Euro (20 Seiten im Geschenkbuch-Format). Eine Alternative sind DNA-Tests, die verschiedene Websites anbieten (ab 80 Euro, z. B. von MyHeritage). Dafür schickt man eine Speichelprobe ein und bekommt nach 4–8 Wochen sein Ergebnis. Wirft natürlich die Frage auf, was mit den ganzen Proben passiert, zu denen keine Infos gefunden werden. Ob man in diesem Fall eine Art One-fits-all-Stammbaum-Lösung kriegt, vergleichbar mit Horoskopen in Frauenzeitschriften? Egal, ich will ja eh kein Geld in die Hand nehmen.

DAS SAGT DAS INTERNET Keine schlechte Anlaufstelle ist der GenWiki (http://wiki-de.genealogy. net), eine Art Disneyland für Hobbyanthropologen. Die Auswahl an Quellen ist überwältigend, darum entscheide ich mich für das Gießkannenprinzip und hacke mich in die Meta-Suchmaschine des Vereins für Computergenealogie ein. Die durchsucht 15 Archive gleichzeitig, unter anderem die „Deutsche Verlustlisten 1. Weltkrieg“, „Grabsteine Ostfriesland“ und „Auswanderer aus dem Großherzogtum Oldenburg“ und spuckt Hunderte von Fells aus, tot wie lebendig (wobei tot überwiegt), mit Vornamen, Wohnort und Geburtsdatum. Beeindruckender Datensatz, aber etwas verwirrend.


Knackiger und visuell gut aufbereitet sind Zahlen und Fakten zur Nachnamensverbreitung auf http://geogen.stoepel.net (deutschlandweit) und http://forebears.io/surnames (weltweit). Da erfahre ich, dass mein Nachname weltweit am häufigsten auf Guernsey vorkommt, einer Insel im Ärmelkanal. Das Eiland machte im 17. Jhd. vor allem wegen brutaler Hexenverfolgungsprozesse auf sich aufmerksam, war kurzzeitig Heimat von Victor Hugo und ist heute Kronbesitz der Briten. Die Bilder sehen ganz nett aus – vielleicht mache ich bei Gelegenheit mal eine kleine Recherchereise dorthin. Ein Blick auf www.behindthename.com lohnt sich, um alternative (englischsprachige) Quellen zu befragen. Hier erfahre ich, dass Fell möglicherweise aus dem Skandinavischen kommt (von fjall = Hügel). www.houseofnames.com punktet mit netter Trivia: Die ersten dort gelisteten Fells waren schottische Metzger (was vielleicht meine Liebe zu Fleisch erklärt) und eine Miss Fell aus Toronto war an Bord des Passagierschiffs Empress of Canada, das im Jahr 1914 sank (daher womöglich meine diffuse Angst vor Kreuzfahrtreisen). Alles in allem war meine kleine Reise in die Welt der Namensforschung also ganz interessant – wenn auch nicht unbedingt weltbewegend Neues dabei herausgekommen ist. Wer sich für seine eigene Namensgeschichte interessiert, findet auch ohne teure Gutachten spannende Infos und Zahlen. Und: Ein bisschen Fantasie, verrührt mit ungefährlichem Halbwissen, ergibt bestimmt die tollsten Familiengeschichten, mit denen man auf der nächsten Party punkten kann. ▪

RADIO


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SPIEL MIR DAS LIED VOM HAAR TEXT: STEPHIE SCHERR // ILLU: YAEL CURI


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Liebeslieder? Gibt es wie Sand am Meer. Lieder über Freundschaft? Auch. Essen? Check. Und was ist mit Haaren? Wer singt über das, was unsere Köpfe und Körper bedeckt? Welche Songs befassen sich (fast) ausschließlich mit Haaren? Hier sind ein paar Beispiele, wie man sich an das Thema herantasten kann … oder es auch manchmal sein lassen sollte.

The Vamps – „Hair Too Long“ Netter Versuch, aber die Haare stehen hier leider gar nicht so sehr im Vordergrund. Warum der Song so heißt? „I’ll go out, grow my hair too long“ ist die namensgebende Textzeile. Im Grunde geht es also um einen Kerl mit schlechter Frisur … Haarigkeitslevel: 5 % The Lumineers – „Flowers In Your Hair“ Hier sind die Haare nur Mittel zum Zweck: Sie dienen dazu, die Blumen zu halten und einen gewissen Hippie-Vibe zu kreieren. Im Refrain sind dann doch wieder Augen und Herz wichtiger als die Haarpracht. Schade. Haarigkeitslevel: 10 % Alma – „Dye My Hair“ Almas neongelbe Haarpracht hat schon vorab einen Bonuspunkt verdient. Schade, dass ihr Song dann aber davon handelt, dass sie ihre Haare für jemanden blond färben würde („I will dye my hair blonde for you“). Tu es nicht! Haarigkeitslevel: 20 %

The Cowsills – „Hair“ Haarige Männer? Kann ja ganz sexy sein. Finden The Cowsills auch. Sie wünschen sich allerlei verschiedenes schönes Haar: „Darlin’, give me a head with hair, long beautiful hair. Shining, gleaming, steaming, flaxen, waxen.“ Alle Eigenschaften, die Haar haben kann, werden hier erwähnt. Sollte man also jemals Komplimente für Haare suchen: Hier wird man fündig! Haarigkeitslevel: 100 % The Beards – „Bearded Nation“ Auch Bart ist Haar. The Beards kennen tatsächlich kein anderes Thema und in jedem ihrer Songs geht es um Bärte. „Bearded Nation“ handelt von einem ganz besonderen Wunsch: „Someday we’ll all be there – in the land of facial hair.“ Die Freiheit des Bartes ist das zentrale Thema des Songs. Mehr Haarliebe geht gar nicht! Haarigkeitslevel: 100 % Special Track: Hair Dryer – „Non Stationary“ Es soll ja Leute geben, die das Rauschen des Föhns entspannend finden. Für die ist dieser „Song“ mit knapp einer Minute Länge sicher ein wahrer Segen. Und falls das noch nicht reicht: Es gibt auch die Geräusche eines kompletten Haarsalons mit mehreren Föhnen …


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#curtpräsentiert

KONZERTE

Wir verlosen Freikarten für jedes der aufgeführten Konzerte und Events. Die Gewinnspiele findet ihr ca. vier Wochen davor auf ► curt.de/muenchen

TEXTE: MIRJAM KARASEK & REDAKTION


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10 JAHRE SOUND OF MUNICH NOW 20 Bands in 5 Stunden, Bühne und Genre wechseln im Viertelstunden-Takt. Das geniale Konzept wird 10 Jahre alt. Das Beste von Münchens Besten tagsüber als Open Air auf dem Alten Messeplatz und ab 22.30 Uhr im Feierwerk. Eintritt frei! Siehe auch S. 68 CHELSEA WOLFE | FEIERWERK Die grazile Singer/Songwriterin aus Sacramento zieht es zur dunklen Seite des Mondes: Schmerz, Leid, Düsternis und Vergänglichkeit verwebt sie zu akustischen Erlebnissen zwischen Doom und Gothik-Folk. Dramatisch schön! JOAN AS POLICE WOMAN | AMPERE Auf ihrem 5. Album „Damned Devotion“ zeigt sich Frontfrau Joan Wasser mehr denn je als außergewöhnliche Soulsängerin und Songwriterin. Amerikanische Soulmusik nennt sie ihren Stil: eindringlich, tiefgründig und einen Ticken melancholisch. THE CHEMICAL BROTHERS | ZENITH Big Beats vom Electronica-Duo aus Manchester – und das seit den 90er-Jahren. Ihre Live-Auftritte sind spektakulär und rar. Umso besser: Ihre einzige Deutschlandshow spielen Ed Simons und Tom Rowlands in München. The Brothers gonna work it out!

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DEATH FROM ABOVE | TECHNIKUM Das kanadische Duo hat zwar den Zusatz „1979“ auf den Müll geschmissen, nicht aber seinen wilden Hardcore-Dance-Punk. Im Tour-Gepäck: das 2. Studioalbum seit ihrer Wiedervereinigung: „Outrage! Is Now“. Als Support: The Picturebooks.

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I HEART SHARKS | STROM Aus und vorbei! Nach 10 Jahren, 3 StudioAlben und unzähligen Konzerten verabschieden sich die Indie-Helden aus Berlin und gehen getrennte Wege. Vorher nehmen sie auf 4 letzten Konzerten Abschied – eines davon im Münchner Strom.

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THE WOOD BROTHERS | STROM Die Wood-Brüder plus Jano Rix starten ihre Tour zum 6. Studioalbum „One Drop of Truth“. Musikalisch setzen sie dabei weiterhin auf viele Wahrheiten: Blues & Bluegrass, Mountain Folk & Country, Soul & Songwriting aus Nashville, Tennessee.

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S. CAREY | AMPERE Der Ex-Drummer von Bon Iver fühlt sich solo hörbar wohl: 3 Alben hat er mittlerweile am Start, zuletzt „Hundred Acres“. Sanfte GitarrenPop-Musik, die ein wohlig warmes Lager bereitet, zum Träumen, Sich-Wohlfühlen und Einander-Liebhaben.


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DARWIN DEEZ | KRANHALLE Mit wild wippenden Korkenzieherlocken, originell und immer spitzbübisch wirbelt Darwin Deez wie ein Derwisch durch die Indie-PopSzene. Spätestens seit „Radar Detector“ kommen Tanzwillige an der Band aus South Carolina nicht vorbei. ALCEST | STROM Von Black Metal zu esoterischen, ätherischen und nostalgischen Klängen: Das nennt man 180-Grad-Wende. Auch auf ihrer Kodama-Tour suchen die französischen Blackgaze-Pioniere Neige und Winterhalter nach neuen Klängen und Ideen. THE BRIAN JONESTOWN MASSACRE Seit ihrer Gründung in den 90er-Jahren spielten die Bandmitglieder fröhlich Bäumchen wechsel dich. Damals, in der Anfangszeit, bekam man noch fiebrigen, einem veritablen Drogentrip gleichenden Shoegaze serviert. Verzerrte, halluzinogene Gitarren, Mundharmonika aus dem Off, Gesang mit einer Überdosis Hall-Effekt. „Musique de film imagnié“ war dann hingegen eine Art Konzeptalbum zu einem fiktiven Film. Anton Newcombe ist weiterhin dabei, wenn BJM mit ihrem neuen Player „Something Else“ im Technikum in München aufmischen.

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WILLIAM FITZSIMMONS & JOSHUA RADIN | TECHNIKUM Jeder Topf findet seinen Deckel. Deshalb verwundert es nicht, dass die beiden begnadeten Storyteller Radin und Fitzsimmons gemeinsam auf Deutschland-Tour gehen und einen Halt im Technikum machen! Ein Muss für alle Fans zurückhaltender und tiefgründiger Folk-Songs!

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DUB FX | MUFFATHALLE Auf die Mischung kommt es an – und die stimmt bei Benjamin Stanford haargenau. Nur mit seiner Stimme, einem FX-Pedal und der Loop Machine kreiert Dub FX ein wildes Soundsystem aus Jazz, Reggae, HipHop, Samba, Drum ’n’ Bass und Dubstep.

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WE STOOD LIKE KINGS | TAUFKIRCHEN Die Postrocker aus Brüssel lieben alte Kinofilme – und drücken ihnen ihren Sound auf. Nach 2 Stummfilmen ist in „USA 1982“ der bildgewaltige Klassiker „Koyaanisqatsi“ an der Reihe. „Chopin meets Pink Floyd meets Explosions In The Sky.“ @Kinocafé Taufkirchen

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THE LAFONTAINES | MILLA HipHop, Elektro und Rock: Die Schotten vermengen alles in einem Topf, und das bereitete Mahl mundet köstlich. On top wurden sie vom Scottish Alternative Music Award zur besten Live-Band Schottlands gekürt. Wohl bekomm’s! PIERCE BROTHERS | MILLA Sie sind zurück: Mit Gitarren, Didgeridoo, Mundharmonika, Percussion und allem, was man bespielen kann, versprühen die Zwillinge Jack und Pat pure Lebensfreude. Kraftvoller Indie-Folk Duo, der im Milla Club die australische Sonne aufgehen lässt. BLOSSOMS | STROM Das selbstbetitelte Debüt war ihr Urknall: Top 1 der britischen Charts, Breakthrough Act des Jahres der Brit Awards. Mit „Cool Like You“ geht das nordenglische Quintett unbeirrbar weiter: ein unverwechselbarer Mix aus Psychedelic-Rock, Synth-Pop und Indie-Rock. DANIEL BRANDT | BLITZ Eigentlich sollte sein Solo-Debüt ein Album nur für Becken werden: Es wurde ein „Eternal Something“, ein ewiges Etwas. Songs, die „sich wie Dance-Tracks aufbauen und dennoch nicht wie Clubmusik anfühlen“. Experimentell, rasant, mit vielen Kursänderungen.

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JACK WHITE | ZENITH Er gehört zu den 100 Greatest Guitarists of All Time, ist Ausnahmetalent, jetzt schon Legende. Und er macht keine halben Sachen: Auf seiner „No Phone Show“ gibt es 100 % Jack White, 100 % persönliches Erleben – ohne jegliche technische Ablenkung.

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KILLING JOKE | NEUE THEATERFABRIK 1979 gegründet, 1996 aufgelöst, 2008 Wiedervereinigung in Originalbesetzung: Killing Joke ist und bleibt die Lieblingsband aller Lieblingsbands. Zum 40. Jubiläum kommen große Hits wie „Love Like Blood“, obskure Songs und jüngste Knaller zu Gehör.

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ADY SULEIMANN | ZEHNER Im Ernst? Das Bürschchen soll Mitte Zwanzig sein? No way! Und doch hat der Brite eine Stimme zum Niederknien, dazu Soul im Blut und seit Anfang 2018 auch sein Debüt in der Tasche. Wir wagen die Prognose: Der Junge wird mal ganz groß!

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KURT VILE & THE VIOLATORS | MUFFAT Das Ex-The-War-On-Drugs-Mitglied Vile hat sich solo alle Ehren verdient: mit einem überzeugenden Mix aus Lo-Fi-Recording und Folk Rock. Live sind wie gewohnt The Violators an seiner Seite – nicht nur lautmalerisch ein Spitzenteam.


HOCH 3 . MĂźnchen Fotos: fotolia.de, Heinz Gebhardt, Kerstin Groh

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Sommer in der Stadt. Das Rad der Stadt.

mvg.de/rad


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EMMA RUTH RUNDLE | MILLA Das Leben ist sinnlos und endet tödlich. So viel Pessimismus klingt bei Emma Ruth Rundles Ambient Folk zwar düster, gleichzeitig leidenschaftlich, sehr persönlich und melancholisch schön. Passenderweise reitet die Singer/Songwriterin dazu „On Dark Horses“.

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JESPER MUNK | MUFFATHALLE Mit seiner großartigen Stimme hat sich der Münchner in den Blues-Himmel gesungen. Auf „Favourite Stranger“ schlägt Jesper Munk neue Töne an und wandelt elegant in Smoking und Zylinder auf melancholischen Soul-Pfaden.

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AURORA | MUFFATHALLE Verträumte Melodien und feengleicher Tanz: Die norwegische Sängerin und Songwriterin Aurora Aksnes scheint einer zarten Elfe gleich direkt der norwegischen Sagenwelt entsprungen. Musik mit mystischen Zauberkräften.

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DRANGSAL | AMPERE Drangsal stammt aus der pfälzischen Kleinstadt Herxheim, lokal „Harieschaim“. Und so nennt er auch sein Debüt, das ihn über Nacht bekannt macht. Mit seinem Nachfolger „Zores“, pfälzisch für Ärger, geht es auf Tour: intensiver Brachial-Pop à la 80s.

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ST. PAUL & THE BROKEN BONES | TECHNIKUM Kammerflimmern für alle Soul-Herzen garantiert: Mit weit ausgebreiteten Armen empfängt St. Paul seine Schäfchen in der Soul-Gemeinde, singt herzerweichend schön, lebt seinen Traum mit jedem Ton, jedem einzelnen Hüftschwung. Halleluja!

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STU LARSEN & NATSUKI | STROM Der australische Gitarrist Stu Larsen und der japanische Mundharmonikaspieler Natsuki Kurai haben sich in Tokio gefunden – und nie mehr verlassen. Die Sprache des anderen können sie nicht, sie kommunizieren über die Musik. Extravagant und hörenswert.

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FALL OF MEN | BACKSTAGE Der „Sündenfall 2018“ im Backstage mit The Great Old Ones (Post Black Metal, FR), Auðn (Atmospheric Black Metal, ISL), Morast (Doom/ Death, DE), Sacroscum (Black/Crust, DE), Atomic Trip (Doom, FR) und Domkraft (Psychodelic Sludge, SWE).

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ISRAEL NASH & BAND | STROM Idyllisch und friedliebend – auch das ist Amerika. Im selbst gebauten Studio auf seiner texanischen Ranch besinnt sich Israel Nash auf eben diese Werte. Der neue Player „Silver Seasons“ bringt uns altvertraute psychedelische Klänge. Special guest: Matthew Logan Vasquez

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MÜNCHNER DOM MIT FRISE IDEE & ILLU: YAEL CURI


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MICHI & KIESI


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TEXT: TIM BRÜGMANN // FOTOS: MICHAEL WENIGER

#curtpräsentiert

10 JAHRE SOUND OF MUNICH NOW O München, kann es eine langweiligere Stadt geben? Während die einen nach Subkultur schreien und sich unter der Woche nicht aus dem Haus trauen und die anderen das Weggehen an sich verlernt haben, rumort es dennoch gewaltig in der Szene. Im Spannungsfeld aus „Pop-Plan“ der Stadt München und dem Aufbegehren von Meinungsführern wie Stereokultur und denen, die es gerne wären, scheint es um die Landeshauptstadt in Sachen Kultur und vor allem Musik geradezu dystopisch bestellt. Doch was sich musikalisch auf der großen Farbpalette Münchens tut, zeigt seit nunmehr 10 Jahren recht eindrucksvoll das Sound Of Munich Now. 10 Jahre, die es nun zu feiern gilt, und zwar erstmals mit einem großen Open Air auf dem Alten Messeplatz. Aber auch im Feierwerk wird aufgetischt, wenn im Hansa 39 beim Sound Of Bayern Now vier Bands aus Augsburg, Erlangen, Regensburg und Traunstein gastieren. In der Kranhalle flimmert darüber hinaus der Sound Of Munich Now Electronica seinem fünften Geburtstag entgegen. All das getreu dem Motto: 10 Jahre Sound Of Munich Now – das Beste, was Münchens Szene zu bieten hat. Bevor das große Jubiläum abgefeiert wird, treffen wir uns mit den beiden Veranstaltern CHRISTIAN „KIESI“ KIESLER, seines Zeichens BookerMaestro im Feierwerk, und MICHAEL „MICHI“ BREMMER von der SZ. ►


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Ihr versteht euch als Showcase bzw. Präsentationsveranstaltung für die Münchner Musikszene. Was hat sich in den letzten 10 Jahren verändert? MICHI: Ich finde, dass München als Musikstadt in diesen 10 Jahren auf jeden Fall gewachsen ist. Die Bands sind besser untereinander vernetzt und das Selbstbewusstsein ist gewachsen. Ganz am Anfang gab es so viele Vorurteile, München als Hobbybandstadt, jeder kochte sein eigenes Süppchen. Zum Teil stimmt das immer noch, die Musiker sind aber ein Stück weit zusammengewachsen. KIESI: Es ist definitiv eine andere Stadt. Als wir angefangen haben, gab es das Atomic Café noch. Mittlerweile gibt es eine andere LiveSzene und es ist einfacher geworden, in Clubs zu spielen. Es sind viele neue dazu gekommen und tragischerweise auch einige verschwunden. Es gibt das Strom, es gibt das Milla, du kannst sogar in der Roten Sonne spielen. Es gibt viel mehr Möglichkeiten, als Band Auftritte zu kriegen. Das war auch der Ursprung unseres Festivals. Der Aufschrei war ja, dass die Bands keine Orte finden, an denen sie spielen können. Das wollten wir öffnen! Bühnen aufkriegen, die für Münchner Bands geschlossen sind, und all das über Aufmerksamkeit. MICHI: Es bedingt sich ja auch alles. Das Festival hat eine Tür aufgemacht, die Bands haben sich weiterentwickelt und es haben sich dadurch wieder neue Türen geöffnet. Wir sind in erster Linie Mutmacher und wir schenken Bands große Aufmerksamkeit. Die kriegen sie zwar auch so, aber das Festival ist eine Art Flash. Und das hilft den Bands hoffentlich. KIESI: Das soll jetzt nicht größenwahnsinnig klingen. Es gibt ganz viele Mutmacher oder Akteure, die daran gearbeitet haben, dass diese Stadt für Münchner Bands und Kultur offener ist. MICHI: Beim ersten Festival wurden wir natürlich belächelt.


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„Nur Münchner Bands?!“ Aber als die Kritiker gesehen haben, dass es funktioniert, hat die Münchner Musikszene ein Stück weit gewonnen. Ihr sprecht von Mutmachern. Wie geht es denn den Bands stimmungsmäßig? Die Debatte, dass München imageschädigend sei, ist zwar nicht mehr so prominent, aber auch nicht vorbei. MICHI: Das Schöne daran ist ja: Diskutiert darüber! Hauptsache, es wird diskutiert. Macht Rummel und macht Lärm! KIESI: Das war ja eine Provokation. Ich fand die super und habe sehr gelacht. Aber hey, es muss doch möglich sein, in dieser Stadt Kunst zu machen, auch abwegigere jenseits von großen Theatern. Darum ging es uns. Ich finde München nicht langweiliger oder besser als andere deutsche Städte. Je lebendiger so eine Szene ist, gibt es auch mehr Möglichkeiten zu spielen und zu proben – das war immer auch das Ziel vom Feierwerk oder von Michi mit der Junge-Leute-Seite. MICHI: Je größer das Festival geworden ist, desto lauter wurde die Diskussion. Aber das sind nicht wir allein. Es ist eine Art Schneeball und es hat eine Dynamik bekommen. Gut so! Wie wollt ihr Sound Of Munich Now verstanden wissen? KIESI: Es ist ein irrsinniges Konzept. Wir schicken da im Viertelstundentakt einen ganzen Abend lang Bands über zwei Bühnen. Es ist eine klare Reizüberflutung, aber man bekommt in kürzester Zeit einen guten Überblick über die Szene und möglichst viel Input. Die Idee war, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf die Bands zu kriegen, und das geht am besten mit einem herausfordernden Konzept. Diese Geschwindigkeit ist neu, im Grunde wie ein Musik-Speed-Date. Das kombiniert mit einer Medienpower, die man in der Popkultur vorher nicht kannte ... alles außergewöhnlich und alles ein bisschen verrückt. ►


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MICHI: Das ist schon der Abend, an dem der Musik-Münchner da sein muss! (lacht) Es kommen Menschen zusammen, die was entdecken wollen, die sind offen. Die gehen mit was nach Hause. Was sich dann daraus entwickelt, ist nebensächlich. Wir bieten lediglich den Rahmen und wollen möglichst viele Menschen locken, die gerne Musik hören oder mit Musik arbeiten. Wenn wir da was verbinden können, ist das umso schöner. Social Media ist in den letzten Jahren noch einmal unheimlich gewachsen. Helfen euch diese Tools? KIESI: Für mich sind es wahnsinnig gute Tools, aber ich baue nach wie vor auf mein Netzwerk. Man kennt Leute, man unterhält sich und diese persönliche Empfehlung ist mir mehr wert als jedes Like. Wenn mir Leute von einem Mega-Abriss von Band XY erzählen, interessiert mich das mehr. MICHI: Diese Tools sind erstmal für die Bands interessant. Heute gibt es viel mehr technische Möglichkeiten, um auf sich aufmerksam zu machen – und auf das Festival. Natürlich merken wir auch anhand von Facebook-Zahlen, mit welchem Rummel wir rechnen können. Aber auch so war Sound Of Munich Now bisher immer erfolgreich. Aber klar, man soll auch dort über uns reden. Ich hätte nur Bauchschmerzen, wenn wir so ein High-Tech-Social-Media-Ding werden. Da müsste ich erst den Drohnen-Führerschein machen. (lacht) KIESI: Diese Kanäle nicht zu bespielen, ist auf jeden Fall ein Fehler, aber ob sie die wichtigsten sind? Der wichtigste Kanal ist, glaube ich, immer noch gute Kunst zu machen. Das beste Marketing sind spannende Dinge. Sei innovativ, kreativ und kick die Leute, auch emotional! Das ist das Geheimnis.

Seid ihr bereit für die nächsten 10 Jahre Sound Of Munich Now? MICHI: Da ja jede Band nur einmal spielen darf, kamen immer wieder Leute, die meinten, dass wir schon in unserem ersten Jahr das beste Line-up gehabt hätten. Dass die aber Jahr für Jahr wieder kommen und die Bands loben, ist das Erstaunliche daran. Von Jahr zu Jahr wächst die Szene und wir hatten nie Sorge, wie wir das Line-up vollkriegen. Und so wollen wir auch die Jahre drauf für ein „Wow!“ sorgen. Wohin das alles geht, weiß ich nicht, aber es gibt viele spannende Felder, um das Festival auszubauen. Wenn man uns lässt! KIESI: Wir fragen uns natürlich, was wir tun können, was der Stadt und der Szene auch was bringt. Wir reden jetzt schon über 2019, aber viel wissen wir noch nicht. Die bayernweiten Komponenten oder eben unser Sound Of Electronica Now könnte man ausweiten. Damit werden wir uns in der Zukunft beschäftigen. Aber jetzt müssen wir erstmal dieses Monster-Open-Air bewältigen. (lacht) Was können denn die Leute da draußen selbst tun? KIESI: Selbst wenn es schwierig ist, von der Couch aufzustehen: Geh raus, guck dir Bands an! MICHI: Das versuchen wir ja auch zu transportieren. Schön, dass ihr alle kommt, aber unterstützt die Bands auch hinterher. Kauft euch Shirts oder Platten. Ich fände es schön, wenn sie nach dem Festival auch das reguläre Konzert der Band besuchen. Das ist das, was wir am Anfang machen wollten: Münchner Bands eine Plattform geben und für Aufmerksamkeit sorgen. Liebe Bands, liebe Künstler, das ist euer Platz. Macht was draus. ▪ 10 JAHRE SOUND OF MUNICH NOW Open Air am Alten Messeplatz + Feierwerk Eintritt frei ► soundofmunichnow.de


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HAIR WE GO AGAIN! IM GESPRÄCH MIT LENNART HAMMERER, VERANSTALTER DES TRVEHEIM FESTIVALS

TEXT: DAVID EISERT // FOTOS: LARA FREIBURGER


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Sommerzeit ist Festivalzeit und jedes Jahr steht die Entscheidung an, auf welchem Acker man sich diesmal gepflegt die Kante geben wird. Die gute Nachricht für alle Old-School-Heavy-Metal-Fans: Seit 2016 muss man sich über diese Frage keine grauen Haare mehr wachsen lassen. Die Lösung heißt TRVEHEIM FESTIVAL und liegt nur ein paar S-Bahn-Haltestellen vom Marienplatz entfernt. Vor zwei Jahren wurde das unaufgeregte Undergroundspektakel in der kleinen Gemeinde Otterfing vom Trveheim e. V. aus der Taufe gehoben. Gegründet wurde der Verein von LENNART HAMMERER und KONSTANTIN KÁRPÁTY. Beide kommen aus der Gegend um Miesbach, beide sind Anfang Zwanzig, stehen kurz vorm Abschluss ihres Studiums und sind seit dem Abitur beste Freunde. Die zwei haben sich mit Haut und Haaren dem traditionellen Heavy Metal verschrieben und wenn sie nicht auf Konzerte gehen oder ihre Plattensammlung erweitern, spielen sie gemeinsam bei der „New Wave of Traditional Heavy Metal“-Band Skullwinx. Mit dem Festival haben sie ihrer lauten Liebe eine neue Bühne und ihren Kumpels und allen anderen Fans einen Platz zum hemmungslosen Abfeiern geschaffen. Wahrscheinlich war es reiner Zufall, dass sich curt am 06.06. um 6 Uhr abends mit Lennart zu einem Gespräch über die Faszination des Heavy Metal im Allgemeinen und das Festivalmachen im Besonderen traf. ►


Lass uns zunächst ein wenig in die Vergangenheit blicken. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein eigenes Festival aus der Taufe zu heben? Konsty und ich haben uns immer wieder fürchterlich darüber aufgeregt, dass hier in Oberbayern nichts Anständiges geboten wird, was den traditionellen Heavy Metal angeht. Wenn wir Konzerte von bestimmten „New Wave of British Heavy Metal“Bands besuchen wollen, müssen wir immer ewig weit fahren. Coole Festivals finden auch nicht direkt vor der Haustür statt. Und dann sind wir wie die totalen Grünschnäbel an die Sache rangegangen. Getreu dem Motto: Wir holen uns eine coole Band, in unserem Fall Steelwing aus Schweden, und der Rest wird schon werden. Unsere Faves aus Nyköping haben uns prompt eine Absage erteilt. Wir waren zu der Zeit aber schon voll drinnen im Kalkulieren und Spekulieren und so habe ich als Nächstes frech bei Demon angefragt. Einfach um zu erfahren, in welchen Dimensionen ich rechnen muss, wenn wir eine Band mit diesem Status als Headliner verpflichten. Auf dem Papier ist die Rechnung aufgegangen und plötzlich kam die Nachricht von Steelwing, dass sie doch Lust haben. Unsere Hysterie ist von Tag zu Tag gestiegen und auf einmal stand das erste Line-up.

Mit der Rock-City Otterfing als Veranstaltungsort habt ihr direkt einen dicken Haken an das Thema Bavarian Underground machen können. Unser Glück war, dass der Bürgermeister von Otterfing großer Heavy-Metal-Fan ist und uns von Anfang an supported hat. Organisiert haben wir natürlich alles selber, aber wir hatten die volle Rückendeckung von der Gemeinde. Im Nachhinein war der größte Fehler, dass uns regelmäßig das Bier ausgegangen ist – das Lager vom Wirt war schlicht und ergreifend nicht groß genug. Wir haben um 18 Uhr den lokalen Getränkemarkt rausgeklingelt und später dann die Tankstellen in der Umgebung abgeklappert. Trotz dieses haarsträubenden Fauxpas mit dem flüssigen Elixier aller Headbanger: Hattet ihr vor, in eine weitere Runde zu gehen? Der Zulauf, die Stimmung, die ganze Atmosphäre – alles lief sensationell gut. Wir waren nach diesem Wochenende zwar total erschöpft und ausgepowert, aber allen war klar, dass es eine weitere Ausgabe des Trveheim Festivals geben wird. Und wir wollten zweitägig werden. Viele Leute haben uns rückgemeldet, dass sie gerne gekommen wären, ihnen die Anreise für nur einen Tag und ohne Campingmöglichkeit aber zu weit gewesen ist. War das dann auch der Grund für eine andere Location? Wie schon gesagt, der Gemeinderat hatte einstimmig zu unseren Gunsten gestimmt und die Halle hatten wir auch wieder am Start. Aber das Problem mit dem Camping konnten wir nicht lösen. An Wiesen mangelt es in Otterfing mit Sicherheit nicht. Dafür an metalfreundlichen Landwirten. „Des langhaarerte Gsocks kimmt mir ned auf mei Wiesn“, war der störrische und einhellige Tenor auf unsere Anfragen. ►


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Mein absoluter Traum wären Blue Öyster Cult, danach könnte ich den Löffel abgeben.“


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Wir vermuten, dass einer von den Anliegern sogar von Hof zu Hof gefahren ist und bei den Kollegen kein gutes Haar an uns Metal Heads gelassen hat. Dann war da der Plan, in eine Nachbargemeinde auszuweichen. Wir hatten einen kleinen Flugplatz im Auge, der wäre ideal gewesen. Am Telefon wurde uns deutlich mitgeteilt, dass man mit uns als Otterfinger Verein lieber nichts zu tun haben wolle. Na ja, so ist das halt auf’m Dorf. Eine Freundin hat uns schließlich den Tipp mit dem Hausler Hof in Hallbergmoos gegeben. Die Leute dort sind echt griabig und wir freuen uns, dort eine neue Heimat gefunden zu haben. Wie viel Do it yourself steckt im Festival und wie viel Zeit bringt ihr für die Organisation auf? Es ist schon irre viel Aufwand nötig. Im ersten Jahr hatten wir die komplette Organisation zu zweit gestemmt und zu wenige Helfer eingeplant. Schnell haben wir gelernt, die Aufgaben klar zu definieren, damit sich die Last auf mehreren Schultern verteilt. Letztlich hat sich ein kleiner Planungsstab und ein Stamm an Helfern herauskristallisiert, die alle Bock haben, auch richtig viel zu tun. Habt ihr euch mit dem Festival einen persönlichen Heavy Metal Heaven geschaffen und welche Band könnte als Headliner alles toppen? Irgendwie schon. Ich hätte nie geglaubt, dass wir so schnell so viel auf die Beine stellen. Wenn ich unsere Anfangsvorstellung von 2016 mit dem vergleiche, was wir heute für Bands buchen können, da stockt mir regelmäßig der Atem. Mein absoluter Traum wären Blue Öyster Cult, danach könnte ich den Löffel abgeben. Klasse wäre auch Samson, das geht aber nach dem Tod diverser Gründungsmitglieder nicht mehr.

Und schon wieder bekommst du leuchtende Augen bei dem Gedanken an Gruppen, die weit vor deiner Geburt gegründet wurden. Woher kommt diese glühende Liebe zum Heavy Metal der 70erund 80er-Jahre? Meine ersten beiden CDs waren von Nazareth und Saxon. Da ist mein Vater, der null Ahnung von dieser Musik hat, schuld. Eines Tages sind wir beide in einen CD-Laden gegangen und in der Metal-Abteilung zieht er eine CD von den Schotten aus dem Regal, weil er „This Flight Tonight“ kannte. Warum er die Saxon-Scheibe auch noch gekauft hat, ist bis heute ungeklärt. Um mich war es aber ab diesem Zeitpunkt geschehen. Da war ich so zehn oder elf Jahre alt. Seitdem habe ich weiter gegraben und immer obskurere Sachen für mich entdeckt. Dank YouTube und Co. gibt es heute so viele Kanäle, auf denen man auch die entlegenen Winkel des Undergrounds durchforsten kann. Im diesjährigen Line-up taucht mit Pokolgep eine sehr exotische Band aus Ungarn als Headliner auf. Wie sind hier die Kontakte zustande gekommen? Die Jungs sind von der Popularität in Ungarn so was wie die Scorpions hier bei uns. Die hängen aber nur in Ungarn ab. In anderen Ländern spielen sie so gut wie nie. Es hat mich gereizt rauszufinden, ob es möglich ist, die Jungs ins Ausland zu locken. Auf meine Anfrage über Facebook kam prompt eine Antwort und letztlich wurden wir uns einig. Was macht den Unterschied zwischen dem Trveheim und anderen Festivals aus? Obwohl wir uns als Old-School-Heavy-Metal-Festival sehen, wollen wir auch junge Bands fördern. Zum Beispiel findest du bei uns kleine Bands aus Frankreich, Polen oder auch Deutschland,


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die erst eine oder zwei Platten veröffentlicht haben. Meine Affinität zum deutschen Heavy Metal der 80er konnte ich mit Trance, Talon und Mass ausleben. Dieses Jahr hat es aber leider in diese Richtung nicht geklappt. Zum anderen legen wir viel Wert darauf, dass sich die Bands auf dem Trveheim wohlfühlen. In diesem Jahr sind die beiden Headlinerpositionen sehr gegensätzlich besetzt. Am Freitagabend zocken Satan, auf die immer Verlass ist, und am zweiten Abend entern als besonderes Schmankerl die obskuren Ungarn, die man als Fan höchstens während eines Osteuropaurlaubs gesehen haben könnte, die Bühne. Wir sind international und haben Tickets nach Amerika, Mexiko, Brasilien, Spanien, Schweden und nach Asien verkauft. Aber auch jeder andere Münchner Metal Head ist herzlich willkommen. Wie „langhaarig“ ist München deiner Einschätzung nach zurzeit? Metal findet statt. Viele Tourneen kommen in die Stadt, die Konzerte werden gut besucht. Besonders die Death- und Black-Metal-Szene wirkt stark. Die Leute sind vielleicht etwas träge, was das Abchecken von jungen, nicht so bekannten Bands angeht. Im Gegensatz zu Hamburg oder dem Ruhrgebiet hat München in den 80er-Jahren nie eine ganz große Band hervorgebracht. Railway waren klasse, aber so richtig durchgestartet sind die nicht. Als unsere Aufgaben sehen wir, die Münchner Szene zu re-metalizieren! Zum Abschluss möchten wir Lennys Metal-Kenntnisse auf Herz und Nieren prüfen und spielen ihm ein paar Songs mit der Bitte um Kommentar vor. Was davon geht mit nach Trveheim oder was muss direkt ins Altenheim?

Ozzy Osbourne: „Bark At The Moon“. Das ist Ozzy, definitiv true. Ich bin nicht so bewandert in Ozzy solo, aber das ist noch mit Randy Rhoads? Riot: „Sword And Tequilla“. (Nach ungelogen einer Sekunde) Riot! Ich liebe dieses Album. Guy Sperenza ist so ein geiler Sänger. Ganz klar true. High Spirits: „Demons At The Door“. So halb true. Live haben sie mich letztens eher aufgeregt, da sie mit einer merklich nachlässigen Attitüde an die Sache rangegangen sind. Auf Platte hör ich das aber gerne. Holocaust: „Heavy Metal Mania“. Die Sirene im Intro ist unverkennbar. Dank YouTube muss man solche Perlen nicht mehr mühsam auf Plattenbörsen suchen. Night Demon: „Heavy Metal Heat“. Das ist voll geil, aber mir fällt die Band nicht ein. Aha, Night Demon, da bin ich allerdings nicht so der große Fan und daher mit dem Material nur oberflächlich vertraut. Omen: „Death Rider“. (Mit dem ersten Takt) Klar, Omen mit „Battle Cry“ … Äh, nein, mit „Death Rider“. US-Metal-Legende. In das Material muss man sich reinbeißen und alles durchpowern. Death Angel: „Kill As One“. Da bin ich mal gespannt auf den Gesang, das klingt nach Musik, die mir zu hart ist. Obwohl, der Sänger geht schon noch klar. Wenn ich‘s mal härter brauch, dann könnte das gehen. Erinnert mich an eine Mischung aus Helstar und Flotsam & Jetsam. ▪ Respekt! Der Mann hat seine Hausaufgaben gemacht und 50 Jahre Heavy-Metal-Historie voll im Blick. Das Trveheim Festival findet am 24. und 25. August in Hallbergmoos statt. Auftreten werden u. a. Satan, Pokolgep, Q5, Withfynde, Praying Mantis, Portrait, Crystal Eyes, Roadhog, Reverend Hound. Wer das verpasst, ist selber schuld. Will it rain, will it snow, will it shine, we don't know … and the bands played on!


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â–ş trveheim.com


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BILDERRÄTSEL Spätestens hier gilt: haarscharf nachdenken! curt-Illustratorin Ronnit Wolf hat fünf haarige Redewendungen in bunte Bilder verwandelt. Graue Haare werden euch bei der Lösungssuche sicherlich nicht wachsen: Wer mit Haut und vor allen Dingen Haaren dabei ist, liegt goldrichtig.

ILLUS: RONIT WOLF


1 Lösungen: 1. Achselkatzen 2. Haare auf den Zähnen 3. Haar in der Suppe 4. Alte Zöpfe abschneiden 5. Zum Haareraufen

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SCHÖN SEIN UND SCHÖN SEIN LASSEN EINE FREUNDSCHAFT IN HAARZEHNTEN

TEXT UND FOTOS: SONJA PAWLOWA HERZLICHEN DANK, COCO!


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Meine Freundin Coco hat mir viele Male das Leben gerettet. Immer wenn ich heulend und schlaflos bei ihr anrief und vor lauter Liebeskummer aus dem Fenster springen wollte, nahm Coco ihre Schere und schnitt mir die Depression einfach ab. Sie gab mir eine neue Frisur und ein neues Gefühl. Oft sogar um 3 Uhr nachts. Ganz so dramatisch war es natürlich nicht immer. Dennoch galt und gilt für mich und andere Kunden gleichermaßen: Es geht nicht nur um die Haare. Die Haare wachsen aus dem Kopf. Ihre Wurzeln gehen unter die Haut. Und Coco auch. Gespräche mit ihr drehen sich nicht ums Wetter, sondern beeindrucken und überraschen immer wieder neu. Die Chemie ist wichtig. Nicht nur die Chemie des Haarefärbens. Coco erspürt den Menschen. Das ist ein Talent, zugleich Fluch und Segen. Sie erkennt die Schönheit des einzelnen Menschen und holt sie ans Tageslicht. Coco sieht den Kunden, wie er sich selbst sieht, denn jeder will schön sein. Sie vereint das Gesehene mit ihrem ästhetischen Empfinden und handwerklichen Können. Was dabei herauskommt ist schön. Es ist ein Geben und Nehmen. Ein Leben lang sind wir befreundet. Fast alle Phasen haben wir gemeinsam durchschritten. Coco ist der „Drei Wetter Taft“ meines Lebens.


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1970s Pop Club, Theatron DIE FRISUR MUSS NICHT HALTEN Als wir uns in der 6. Klasse kennenlernten, hatten wir beide lange Haare. Naturbelassen wie Jutebeutel. Wir nähten uns Röcke und wanden Kränze aus Gänseblümchen. In der Pubertät hatten wir beide keine Lust mehr auf Latein und Physik. Coco begann ihre Friseur-Ausbildung. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte, und ging entgegen aller Überzeugung weiter zur Schule. Samstags tanzten wir im Pop Club in der Lilienstraße. In den 1970er-Jahren waren der Pop Club, das Thomas und das Between im Lehel Umschlagplätze für softe Drogen. Passend zu Jethro Tull und Pink Floyd. Bis halb zehn am Abend durften wir im Pop Club bleiben. Oft flogen uns die vollgeschwitzten Matten der Headbanger um die Ohren. 1980s Lipstick, Größenwahn, New Wave DIE FRISUR IST BUNT UND HÄLT In dieser Zeit musste wöchentlich die Haarfarbe wechseln. Coco bevorzugte crazy Colors in Pink und Blau, ich experimentierte noch mit Rotzgrün und rostigem Schwarz. Die Haare waren damals das wichtigste Ausdrucksmittel unserer Individualität und Uniformität zugleich. Unser Bekenntnis zu Anarchie und Kreativität beeinflusste unsere berufliche Laufbahn. Coco wollte so schnell wie möglich selbstständig werden und fand schließlich eine Atelierwohnung, in der sie wohnen und arbeiten konnte.


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1990s Babyblues und Häuslebau DIE FRISUR BETONIERT UND HÄLT So einzigartig wie wir im vorhergehenden Jahrzehnt dachten, waren wir wohl doch nicht. Zeitgleich traten wir in den neuen Lebensabschnitt ein: Familie und Nestbau. Coco eröffnete ihren Laden in der Baaderstraße. Ich schob den Buggy aus der Au über die Brücke in die Isarvorstadt. Loveparade und Extasy zogen quasi an uns vorbei. Wir waren froh, wenn wir uns mal abends im Cord treffen konnten. Bauchfrei und plateausohlig, mal mit Seitenscheitel oder Affenschaukeln. Jedoch hauptsächlich, um Sand in Förmchen zu schaufeln. 2000er Die perfekte Welle? NICHT MAL DIE FRISUR HÄLT Vergessen wir mal die 2000er. Bis auf Mützen war nichts interessant am Kopf. Auch nicht im Kopf. Jedenfalls nicht bei mir. Coco arbeitete doppelbelastet und alleinerziehend. Die Musik der 2000er riss uns nicht aus der Agonie. 2010er Aufwind DIE FRISUR GEBÄNDIGT Unordnung gibt es kaum noch. Auch der Kopf ist aufgeräumt. Buns und Beards und gut geschminkt kennt jeder seine Schublade. Coco hat sich längst dem Tango verschrieben. Tanz und Style erfordern Selbstbeherrschung. Unsere Freundschaft wird wieder enger, weil die Kinder schon groß sind.


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#selbstversuch curt geht aus in Haar

BIER IN HAAR (GASTHOF ZUR POST)

SUPPE IN HAAR


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DANKE FÃœR DIE RISIKOBEREITSCHAFT: DAVID EISERT, PETRA KIRZENBERGER, SONJA PAWLOWA, MELANIE CASTILLO, CHRISTINA RISINGER UND OTTO

FESTIVAL IN HAAR

GEWITTERSTIMMUNG IN HAAR

COCKTAILS IN HAAR (SECOND STREET)

RAUCHEN IN HAAR (BISTRO SCHAUGN MA MOI)

DARTEN IN HAAR (DART 180 PUB)

LOST IN HAAR (LETZTE S-BAHN VERPASST)



Von Bussis wird uns schlecht.

Und das, bis der Letzte von euch das Handtuch wirft.

! PARTY G MO I

Bühne, sondern an den Turntables. It’s Xavier Darcy als DJ in da House.

teilen in Eskalation endet. Danach steht XAVIER DARCY nicht auf der

FANCY FREE – bekannt für Elektrorockpop, der bei sämtlichen Körper-

gen! Aus den curt-Reihen präsentieren wir stolz die Girls von BANANA

klassische Old-School-Hits spielen. Und euch 100 % zum Tanzen brin-

die sich in ihren Live-Sets durch zeitgemäßen HipHop & Rap sowie

Jungs von BEAT THE DANCEFLOOR (DJ & Drums) am Start sein,

Menschen, die Schönheit in Erotik verwandeln. Außerdem werden die

te digitale Disco-Dunkel, erhellt von Lichtbrechungen an Spiegeln und

angeflogen: BIRD BERLIN. Er ist wie ein Gefühlsrausch durchs dich-

Ausmaßes verleiten. Aus Nürnberg kommt der Master of Bauchfreiheit

Es erwarten euch vier Acts, die eure Beine zu Verrenkungen höchsten

einladen?

das also aus, wenn zwei Stadt- & Veranstaltungsmagazine zu einer Party

sam im Import Export ein Fest. Anti-Schickeria, versteht sich. Wie sieht

München tun sich zusammen und schmeißen am 26. Oktober gemein-

Das Münchner Online-Magazin MunichMag und das Stadtmagazin curt

WIR TUN UNS ZUM FEIERN ZAM!

TEXT: ANNIKA WAGNER // PARTY-VISUAL: NURIN KHALIL (EDITIERT VON MARINA VISSING


96 curt

FOTO: LARA FREIBURGER HAAR-MODEL: NINA KÖSTLMEIER STYLING: MARINA SPRENGER


curt / Impressum 97

CvD MÜNCHEN & ART DIREKTION

MITARBEITER DIESER AUSGABE:

Melanie Castillo. ► mel@curt.de

Mirjam Karasek, Melanie Castillo, Tim Brügmann, Lara Freiburger, David Eisert, Petra Kirzenberger, Yael Curi, Simone Reitmeier, Stephie Scherr, Sonja Pawlowa, Regine Hader, Nurin Khalil, Michael Weniger, Lea Hermann, Julia Fell, Katharina

SCHLUSSREDAKTION & LEKTORAT

Konte, Leni Burger, Ronit Wolf, Achim Schmidt und Vorwort-König Thomas Karpati. Danke an alle Haar-Models und

Mirjam Karasek. ► mirjam@curt.de

Christian Anzenberger in Sachen Bildbearbeitung.

CURT MEDIA GMBH

Du willst auch bei curt mitmachen? Meld dich gerne bei uns! ► muenchen@curt.de

Geschäftsführung: Reinhard Lamprecht (ViSdP) und Gerald Gömmel

DIE NÄCHSTE AUSGABE # 91 ERSCHEINT IM HERBST/WINTER 2018. DRUCK

Bis dahin sind wir online auf curt.de/muenchen für euch da und lassen nichts anbrennen. Das ist unsere Plattform

Royal Druck GmbH

für Termine, Konzertempfehlungen, Albenrezensionen, Filme, Kultur, Theater, massenhaft Verlosungen und Pipapo. ► facebook.com/curt.muenchen

► twitter.com/curtmuenchen

► instagram.com/curtmuenchen

► pinterest.de/curtmuenchen

CURT MAGAZIN MÜNCHEN

ÜBER UNS

CvD: Melanie Castillo

curt München erscheint 3 x im Jahr als monothematisches Magazin in einer Auflage von 6.000–10.000 Stück (je nach

Widenmayerstr. 38, 80538 München

Finanzierungslage) und liegt kostenlos in der Stadt (siehe curt-Dealer weiter unten) aus.

Fax: 089 520 306 15 E-Mail: muenchen@curt.de

Das idealistische Projekt ist der Zusammenarbeit vieler kreativer Köpfe zu verdanken – Redakteure, Fotografen, Illustratoren, Grafiker und Künstler toben sich auf der unkonventionellen Plattform aus. 100 % DIY. Non-profit. Romantik pur! Der Druck der Ausgabe wird durch Anzeigen und Förderer finanziert. Danke an dieser Stelle an alle, die uns unterstützen!

CURT MAGAZIN NÜRNBERG

Wir fahren die Ausgaben in der Stadt selber aus – falls also mal unser Magazin-Aufsteller leer sein sollte, freuen wir uns über

Chefredaktion: Reinhard Lamprecht

eine kurze Ansage, dann bemühen wir uns um Nachschlag. Das jeweils aktuelle Magazin könnt ihr auch bequem nach Hause

Bogenstr. 43, 90441 Nürnberg

bestellen. ► curt.de/muenchen/curt-bestellen

Tel.: 0911 940 58 33 // Fax: 0911 80 15 317 E-Mail: info@curt.de

DIE CURT-DEALER DER STADT Feierwerk, Backstage, City Kino, Café Kosmos, Bergwolf, Trachtenvogl, Substanz, Münchner Volkstheater, Muffatwerk, Ein Nachdruck der Texte oder Fotos in curt – auch

Glockenbachwerkstatt, Corleone, Valentin Stüberl, Vinty’s München, deinkiosk.de, Münchner Kammerspiele, Südstadt,

im Internet – ist nur mit schriftlicher Genehmigung

Zum Laden, Literatur Moths ... und wo wir sonst noch so auf unserer Tour vorbeikommen. Wir erweitern die Liste gerne.

gestattet. Sonst: Beule!

Schreibt uns, wenn ihr curt bei euch auslegen wollt ► muenchen@curt.de


98 curt > Hintenraus

IDEE UND UMSETZUNG: SIMONE REITMEIER


KINO, MOND & STERNE

30.05. – 02.09.2018 auf der Seebühne/Westpark

JULI & AUGUST Mo. 06.08. Mi. 25.07. SURF FILM NACHT. Rail Do. 26.07. Fr. 27.07. Sa. 28.07. So. 29.07. Mo. 30.07. Di. 31.07. Mi. 01.08. Do. 02.08.

Road + Endless Winter (OV) Arthur & Claire Downsizing La La Land Dieses bescheuerte Herz European Outdoor Film Tour 17/18 (OmU) Hereditary - Das Vermächtnis LIVE VOR ORT. Weit. Love, Simon

Fr. 03.08. DIE FILMNACHT DER STADTSPAR-

Di. 07.08. Mi. 08.08. Do. 09.08. Fr. 10.08. Sa. 11.08. So. 12.08. Mo. 13.08. Di. 14.08. Mi. 15.08. Do. 16.08.

KASSE MÜNCHEN. Ocean‘s 8 Sa. 04.08. Paddington 2 So. 05.08. SURF FILM NACHT.

Fr. 17.08.

Andy Irons - Kissed by God (OV) Wind River International Ocean Film Tour Vol.5 (OmU) Kino, Mond & Sterne Kurzfilmnacht. Ocean‘s 8 Die Nacht des noch unbekannten Films. Greatest Showman (OmU) Das Leben ist ein Fest Banff Tour 2018 (OmU) The Florida Project The Rocky Horror Picture Show (OV) Die Nacht des noch unbekannten Films. DIE ABBA NACHT. Mamma Mia! + Mamma Mia! Here We Go Again

EINTRITT: € 7,- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühr. EINLASS: Im Juli 20.00 Uhr und im August 19.30 Uhr. START: Im Juli 21.15 Uhr und im August 21.00 Uhr. Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. KARTEN und alle INFOS im Internet. Kino, Mond & Sterne. Die besten Nächte des Jahres.

www.kino-mond-sterne.de

Sa. 18.08. Mamma Mia! Here We Go Again So. 19.08. Das Leuchten der Erinnerung Mo. 20.08. Lady Bird (OmU) Di. 21.08. European Outdoor Film

PRINT IST UNSERE PASSION ROYAL DRUCK

Tour 17/18 (OmU) Mi. 22.08. Cine Mar Surf Movie Night. (OV) Do. 23.08. Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit Fr. 24.08. Mamma Mia! Here We Go Again Sa. 25.08. 303 So. 26.08. Körper und Seele Mo. 27.08. Green Screen Tour 2018 Di. 28.08. PROJEKT ZUKUNFT. Tomorrow -

Die Welt ist voller Lösungen Mi. 29.08. Maudie Do. 30.08. Mission: Impossible - Fallout Ab 31.08. WEITERE TERMINE

ROYAL DRUCK GmbH | 87437 Kempten, Porschestraße 9 | 0831-7436 | www.royaldruck.de


SPIELZEITERÖFFNUNG

curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 90 // SOMMER 2018

UNHEIMLICHES TAL / UNCANNY VALLEY VON RIMINI PROTOKOLL (STEFAN KAEGI) UND THOMAS MELLE URAUFFÜHRUNG 04. OKTOBER 2018 KAMMER 3

MORNING IN BYZANTIUM

DIONYSOS STADT INSZENIERUNG CHRISTOPHER RÜPING PREMIERE 06. OKTOBER 2018 KAMMER 1

SPIELZEIT 2018/19

VORVERKAUF ONLINE AB 01. AUGUST 2018 THEATERKASSE AB 13. SEPTEMBER 2018 WWW.KAMMERSPIELE.DE

curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 90 // SOMMER 2018

INSZENIERUNG UND CHOREOGRAFIE TRAJAL HARRELL URAUFFÜHRUNG 05. OKTOBER 2018 KAMMER 2

DIE HAARIGE AUSGABE


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