Brixner 304 - Mai 2015

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Kunst & Kultur Foto: Jona Salcher

FÜNF JAHRE LANDESJUGENDCHOR

Stimmt so!

Der Landesjugendchor Südtirol feiert sein fünftes Jubiläumsjahr. Wer ihn hören will, muss nicht unbedingt ins Konzert – manchmal reicht schon ein Spaziergang durch Brixen.

M

anchmal ist der beste Blick auf einen Chor der, den man in seinen Arbeitspausen erhaschen kann. Seltene Minuten, in denen Wasserflaschen gefüllt und Stimmbänder entlastet werden, bevor es wieder von neuem losgeht. Takt für Takt, Note für Note. Oft sind es diese Momente, die entscheiden, ob aus produktiver Arbeit Singfreude entsteht – oder ob am Ende außer Frust und rauen Stimmen wenig übrigbleibt. Beim Landesjugendchor Südtirol entsteht in diesen Momenten mitunter auf dem Rasen des Brixner Priesterseminars eine Menschenpyramide aus Sopranen, Tenören, Bässen und Alten. Übereinander, kreuz und quer, mit Gras in den Händen und Knien in den Rippen – wohl zur Entspannung, aber auch als Signal

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gedacht: Hier ist noch Energie zu haben. Was haben Sie eigentlich letztes Wochenende getan?

Frisch gesät … Es ist ein kleines

Spektakel, das die Bischofsstadt einmal im Monat zu sehen bekommt. Genau 40 junge Sängerinnen und Sänger pilgern aus allen Landesteilen, mit Zug und Bus, Auto und Fahrrad in die Brixner Innenstadt. Das Ziel: Proben, proben, proben – und dabei mitunter bei Bachdamm-Spaziergängern für verwunderte Blicke sorgen. Woher kommt diese Musik? Die Antwort: Aus dem Priesterseminar, wo der Landesjugendchor Südtirol nun schon seit mehreren Jahren seinen „Stützpunkt“ hat. Im Monat ein Wochenende lang quartiert sich der junge Chor in diesen Räumen ein – obwohl er auf den ersten Blick so gar nichts

mit ihnen gemeinsam hat. Während die Priesterweihe eigentlich als Bund fürs Leben gilt, beginnt im Landesjugendchor schon die erste Probe mit einem Countdown: Die Jüngsten beginnen mit 16 Jahren ihre Karriere im LJC, wie er von seinen Mitgliedern genannt wird, seine ältesten Mitglieder dürfen allerdings maximal 28 Jahre alt sein. Eine Mitgliedschaft mit Ablaufdatum. Für den Chor selbst hat das Stündlein immerhin noch nicht geschlagen: Heuer feiert er seinen fünften Geburtstag. Ein Küken mit Luft nach oben? Stimmt, aber schon jetzt hat der Chor eine bewegte Geschichte hinter sich.

… und gut gegossen ... Ende

2010 wurde der Chor auf Initiative der damaligen Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur ins Leben

gerufen. Es war das Schließen einer Lücke – zwischen Jugendsinfonieorchester und Jugendblasorchester fehlte im Amt für deutsche Kultur das Puzzlestück Chormusik –, ein Ensemble, das Kasslatter Mur damals als „ihr drittes Kind“ bezeichnete. Das Kind wuchs schnell: Mit Chorleiter Stefan Kaltenböck am Notenpult und Ursula Stampfer am Handy (sprich: Organisation) absolvierte das junge Ensemble nach österreichischem Vorbild schon bald seine ersten Konzerte – für die geprobt werden musste. Der Arbeitsrhythmus konnte sich dabei schon damals sehen lassen. Anspruchsvolle Arrangements wie „It’s my life“ von Bon Jovi oder „Radio“ von den Wise Guys brauchten Schwung und Schweiß – letzteres manchmal mehr. Mehr als 20 Stunden Arbeit


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