Augenblicke Ausgabe 4

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INFOBLATT DER 4. AUSGABE

AUGE/UG OBERÖSTERREICH

BLICKE

Alternative und Grüne GewerkschafterInnen, Unabhängige GewerkschafterInnen Eine Fraktion in der Arbeiterkammer und anerkannte Fraktion im ÖGB

Alles flexi, oder was? Zehn Stunden Normalarbeitstag, 12 Stunden tägliche, 60 Stunden wöchentliche Höchstarbeitszeit, zwei Jahre Durchrechnung. So schaut die Zukunft aus, wenn‘s nach der Wirtschaft geht.

F

aktum ist: Österreichs ArbeitnehmerInnen sind bereits sehr flexibel. Eine aktuelle WIFO-Studie belegt: von 34 Paragrafen im Arbeitszeitgesetz beziehen sich alleine 27 auf Ausnahmen! Allerdings ist die Mitwirkung der Gewerkschaften und Betriebsräte dabei fix im Gesetz verankert. IN ALTER FABRIKSHERREN-ART

WIR HÄTTEN AUCH IDEEN! Die WIFO-Studie liefert uns Gewerkschaften wichtige Argumente. Kampflos wird es allerdings nichts geben. Gewerkschaften und AK werden Härte zeigen müssen. Wir sind schon flexibel genug! Jetzt liegt‘s an der Wirtschaft, sich zu be­wegen …  Markus Koza, Bundessekretär der AUGE/UG

Und genau das ist der Wirtschaftskammer ein Dorn im Auge. Diese Mitbestimmung wollen sie weg haben. Ebenso die laut Arbeiterkammer rund 1,5 Milliarden Euro Überstundenzuschläge. Darum geht es den Herren! Eine einzige Provokation, wie im Frühkapitalismus!

AK-Präsident Johann Kalliauer über die Bedeutung der Arbeiterkammer. Seite 3

FOTO: ISTOCK

Es gibt allerdings tatsächlich Flexibilisierungsbedarf. Nämlich dort, wo es um Arbeit­ nehmerInnen-Interessen geht. Längst überfällig – so das WIFO – wären Maßnahmen, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch Weiter­bildung erleichtern würden. Zum Beispiel das Recht auf eine 30-Stunden-Woche oder auf berufliche Auszeiten. Forderungen, wie wir sie seitens der AUGE/UG schon lange erheben.

Die Grüne Arbeitsmarktsprecherin Ulli Schwarz im Interview. Seite 4

Wir mischen uns ein! auge-ooe.at


SATIRE

Die grüne Fee Neulich gegen Mitternacht. Fritz schlief schlecht. Sonst erschien die grüne Fee als Absinth; und jetzt war alles anders. Eine Grusel-Satire von Julia Nusko.

E

r erwachte und entdeckte plötzlich grüne Seiten an sich! Nicht, dass es eine plausible Erklärung dafür gäbe, die er den Kameraden in Bude und Bierzelt hätte präsentieren können. Er verließ verwirrt seine Wohnung und stieß auf der Straße auf einen Obdachlosen. War Fritz früher erbost über das „arbeitsscheue G’sindl“, das man samt und sonders bei Wasser und Brot in die Steinbrüche hätte schicken sollen, so rührte dieser Gestrandete sein Herz. Gibt es denn in ÖsterREICH keine Möglichkeit, ihn menschenwürdig zu versorgen? Da muss man doch was tun! Was natürlich nicht heißt, dass man den verlausten Roma im Park helfen sollte. Das arbeitsscheue G’sindl soll samt und sonders in den Steinbrüchen verschwinden! Lang konnte Fritz nicht mitfühlen, denn er vernahm ein lautes Quiet-

schen. Er sah in einem Hinterhof ein Lamm, das von dunkelhaarigen Männern umstellt mit offener Kehle um Luft rang. Mein Gott, wie konnte man nur so grausam sein?! Wo bleibt der Tierschutz?! Was natürlich nicht heißt, dass der tägliche Schnitzelkonsum zum Niedrigstpreis hinterfragt werden sollte! Das ist schließlich Folklore. Angeekelt betrat Fritz einen Bus und stieß prompt auf einen dunkelhäutigen Mann, der einer blonden Frau zweideutige Blicke zuwarf. Eine Frechheit, was sich Frauen heutzutage immer noch gefallen lassen müssen! Wieso kümmert sich denn niemand um die Frauenrechte?! Was natürlich nicht heißt, dass man der blonden Zuckerpupp’n nicht mal kräftig auf den Hintern tatschen könnt’ und die Resi beim Ausschank, eh klar, vom Chef eine draufkriegen muss, wenn das Dirndl von dem kleinen Luder wieder mal zu lang ist! Fritz startete sein Tablet und entdeckte, dass in seiner Gruppe „Selbsternannte Heimatschützer und Neo-Feministen“ andere gleich fühlten wie er! Ein schönes Gefühl zu wissen, dass man mit Umweltschutz, Feminismus und Mitgefühl für Randgruppen nicht allein ist!

SCHARF Tatsächlich! Schmarotzer unter uns! SERVIERT

KR Martin Gstöttner, Landessprecher AUGE/UG, Vorstandsmitglied der AK

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Sie „verdienen“ bis zum 100-fachen einer/s Facharbeiter/in. Ein Blick auf 500.000 Arbeitslose „erlaubt“ ihnen das Streichen von sozialen Errungenschaften, massiven Druck auf die Belegschaft auszuüben – bis hin zu vorschnellen Kündigungsmotiven. Forderungen, den ersten Krankenstandstag als Urlaub konsumieren zu müssen, und aktuell das In-Frage-Stellen von bestehenden Arbeitszeitgesetzen, sind nur die Spitze der Unverschämtheiten. € 1.500.- Mindestlohn gefährden deren Ansicht nach den Wirtschaftsstandort. Auch dass Frauen bei gleicher Arbeit nach wie

vor 1/3 weniger als das „starke“ Geschlecht verdienen, scheint kein moralisches Problem darzustellen. Selbst bei der viel gelobten „Sozial­ partnerschaft“ (KV-Verhandlungen) wirft die Stimmungslage bei Betrachtung der prozentuellen „Lohnerhöhungen“ ihren Schatten voraus. Dass aber 2016 die Gewinne der heimischen Industrie gegenüber 2015 um 18 % zugelegt haben, nährt jedoch massiv den Eindruck, dass es die von der Wirtschaftskammer oft zitierten Schmarotzer („Krankfeiern“ usw.) tatsächlich gibt! Doch sind die Schmarotzer nicht unter, sondern über uns … 


Alles, was Recht ist

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WANN BEKOMME ICH PFLEGEFREISTELLUNG FÜR EIN KRANKES KIND? Wenn ein Kind erkrankt, das sonst außer Haus betreut wird … und du entweder ein leiblicher Elternteil dieses Kindes bist; oder du mit einem der leiblichen Elternteile und dem Kind in einem gemeinsamen Haushalt lebst. Als leiblicher Elternteil hast du auch dann Anspruch auf Pflegefreistellung, wenn du weder im gemeinsamen Haushalt noch im selben Ort wie das Kind lebst. Rechtlich handelt es sich um eine „Dienstverhinderung aus wichtigen persönlichen Gründen“, die du dem Arbeitgeber sofort mitteilen musst. WAS IST MIT BETREUUNGSFREISTELLUNG GEMEINT? Pflegefreistellung gibt es auch dann, wenn du für ein Kind pflegefreistellungs-berechtigt bist, aber es erkrankt nicht das Kind, sondern jene Person, die das Kind üblicherweise betreut, und du deshalb einspringen musst. WIE HOCH IST MEIN ANSPRUCH? Jeder, der/die anspruchsberechtigt ist, hat insgesamt Anspruch auf 1 Woche Pflegefreistellung pro Jahr. Die Pflegefreistellung kann tage- aber auch stundenweise verbraucht werden. Bei einer neuerlichen Erkrankung eines Kindes unter 12 Jahren kann nochmals bis zu einer Woche erweiterte Pflegefreistellung beansprucht werden. Danach müsste auf „einseitigen Urlaubsantritt“ ausgewichen werden, soferne du noch Urlaub offen hast.

Festival-Stimmung beim Sommerfest 2016 im Volksgarten in Linz. Die Newcomerband The Tapeworms traf auf Austropop-Urgestein und Publikumsliebling Robinson. Höhepunkt war die gemeinsame Cover-Version des Klassikers „Hollywood“ aus den 1970er-Jahren. Ein voller Erfolg!

Mehr und mehr Musik Immer mehr Musik und ein rasch wachsender Publikumszuspruch haben das AUGE-Sommerfest innerhalb weniger Jahre zu einem fixen Bestandteil des Sommers in Linz gemacht. Jeweils am letzten Freitag im August wird der Volksgarten zum Zentrum für alle Menschen, die im Zusammenleben zuerst das Verbindende sehen. Musik ist die beste Sprache, um dieses Anliegen zu transportieren. Am Freitag, den 25. August 2017 ist es wieder soweit: Bühne frei für noch mehr Bands! 

Solides Dach, das die Beschäftigten schützt

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ngerechtfertigte Entlassung, Unterentlohnung, gesetzwidrige Klauseln in Miet- oder Kaufverträgen sowie Diskriminierung: Dies sind nur einige Ungerechtigkeiten, denen Beschäftigte tagtäglich ausgesetzt sind. Die Beratungszahlen der AK OÖ zeigen, dass einige Unternehmen die Rechte der ArbeitnehmerInnen immer noch mit Füßen treten: 300.000 Menschen wandten sich 2016 an die AK OÖ, weil sie Rat und Hilfe brauchten – und sie bekamen diese, wenn nötig auch vor Gericht.

Die AK vertritt die Beschäftigten auch auf politischer Ebene. Erfolge wie die Lohnsteuerreform 2016 oder Verbesserungen bei All-Inclusive-Verträgen, in denen jetzt das Grundgehalt ausgewiesen werden muss, zeigen, dass sich ein hartnäckiger Einsatz auszahlt. In Zeiten, in denen der Einfluss von Großindustriellen und Superreichen auf politische Entscheidungen wächst, brauchen die Beschäftigten ein solides Dach, das sie vor arbeitnehmerfeindlichen Entwicklungen schützt. Der Ungleichverteilung von Vermögen, der Ausbeutung der Beschäftigten und dem Abbau des Sozialstaats werden wir entschieden entgegentreten! 

Dr. Johann Kalliauer, AK-Präsident

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ÖBB Betriebsratswahlen Demokratie stärken! Anfang Mai finden im Großteil der ÖBB Gesellschaften Betriebsratswahlen statt.

Besonders am Herzen liegen unseren BetriebsrätInnen u. AktivistInnen die Erhöhung des Anteils weiblicher MitarbeiterInnen, familienfreundliche Dienstzeiten, sowie gesundheitsgerechte/ fördernde Arbeitsbedingungen.

Wir suchen mutige und engagierte MitarbeiterInnen, die sich mit uns für soziale Gerechtigkeit am Arbeitsplatz und für die Weiterentwicklung einer menschenfreundlichen Arbeitskultur einsetzen wollen. Ganz wichtig sind uns dabei die Förderung der Demokratie und die Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg.

Du hast Mut und möchtest mitgestalten – Melde dich! Kontakt: Hans Ahamer ahalok1@gmx.net

www.gug.gruene.at

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Die GUG (Grüne u. Unabhängige GewerkschafterInnen bei der ÖBB) sind derzeit in den Hauptgesellschaften Personenverkehrs AG und Produktion GmbH als Betriebsräte für die Kolleginnen und Kollegen im Einsatz. Sie setzen sich für die gerechte Arbeitsver­ teilung, die Einhaltung und Kontrolle von gesetzlichen Normen sowie für die ständige Verbesserung der zunehmend unter Druck geratenden Arbeitsbedingungen ein.

© MUCH

AUGE/UG Oberösterreich Landgutstraße 17, 4040 Linz Tel: 0732 / 739 840 Web: auge-ooe.at E-Mail: office@auge-ooe.at Impressum: Themen der Arbeitswelt aus grünalternativer Sicht. Inhaberin, Hg: AUGE/UG OÖ. 4040 Linz, ZVR 706630453. Offenlegung: auge-ooe.at. Layout: gplus.at. Fotos: AUGE, istock. Druck: Gaisbauer Druck-Service, auf CO2-neutralem Papier. Auflage: 27.000 Stück; März 2017

3 FRAGEN Viele Verbesserungen erkämpft AN ...

1.

LAbg. Ulrike Schwarz, Arbeitsmarktsprecherin, Grüne OÖ

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Was sind die grünen Stichworte in der Arbeitsmarktpolitik? Chancengleicher Zugang für alle zur Erwerbsarbeit, Arbeitszeitverkürzung, gerechte Löhne, gute Arbeitsbedingungen, Mitgestaltung im Betrieb, qualifizierte Aus- und Weiterbildung. Das alles ist verbrieftes Recht und kein Gnadenakt!

2.

Du warst Arzthelferin, was ist deine Erkenntnis aus dieser Zeit? Es gab in OÖ noch keinen Kollektivvertrag. Berufsbild und die Ausbildung entsprachen nicht der täglichen Arbeit. Ich habe mit Kolleginnen einen österreichweiten Berufsverband gegründet und viele Verbesserungen erkämpft.

3.

Wie würdest du Grüne motivieren, Betriebsrat/rätin zu werden? Nur schimpfen – das ist zu wenig! Es lohnt sich sehr, sich gerade mit Grünen Argumenten für gute Arbeitsbedingungen im eigenen Betrieb einzusetzen und mit der Unternehmensleitung auf Augenhöhe in Verhandlungen zu gehen. 


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