Augenblicke Ausgabe 1

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INFOBLATT DER AUGE/UG OBERÖSTERREICH

BLICKE

Alternative und Grüne GewerkschafterInnen, Unabhängige GewerkschafterInnen Eine Fraktion in der Arbeiterkammer und anerkannte Fraktion im ÖGB

Kursänderung – oder es kommt zum Crash! Wenn wir uns nicht von Wachstum und Konkurrenz­ denken verabschieden, fährt „der Karren“ unweigerlich an die Wand …

WER DENKT AN WEN? Im Starren auf den eigenen Vorteil geht der Blick für das Ganze verloren. Sogar im Steuermodell des ÖGB war das zu sehen! Besserverdiener wurden bevorzugt – wohl wegen der vielen Mitglieder in den großen und gut organisierten Betrieben aus den gewinn­ trächtigsten Branchen. Stephan Schulmeister, scharfer Kritiker des ÖGB-Modells, hat außerdem eingemahnt, dass bei einer Steuerreform endlich auch das Arbeitslosengeld erhöht werden muss.

Freitag 29. Mai 2015, 14 – 19 Uhr BetriebsrätInnen-Konferenz der Unabhängigen GewerkschafterInnen Oberösterreichs / Ort, Programm und Anmeldung: www.auge-ooe.at

WENIGER IST MEHR! Solidarisches Wirtschaften orientiert sich daran, welche Güter und Dienstleistungen und welches Lebensumfeld die Menschen brauchen – hier und anderswo, heute und in Zukunft. Dieser Wechsel im Denken und Handeln ist keine Utopie. Und er würde ganz konkret unsere Arbeitsbedingungen verändern – weg von der Hetzte und dem ständigen Anziehen der „Daumenschraube“. Gut für unseren Planeten, gut für unser Leben!  Christian Krall

FOTO: ISTOCK

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om Schriftsteller Philipp Weiss stammt die Frage „Kann es sich die Wirtschaft leisten, die Menschheit nicht zu vernichten?“ Wenn man sich umschaut, lautet die Antwort offenbar: Nein. Egal, ob es um Schritte gegen den Klimakollaps, das Bienensterben oder die Armutsgefährdung der unteren Einkommensschichten und von Langzeitarbeitslosen geht, sofort heißt es: „Das gefährdet unseren Wirtschaftsstandort!“

Freitag 28. August 2015, 17 – 22 Uhr Sommerfest der AUGE/UG Live-Band, Würstel, Getränke, gute Stimmung / Ort: Volksgarten gegenüber Musiktheater, Linz

Wir mischen uns ein! auge-ooe.at


Der Beweis: So geht es auch

Der Masseur kommt in den Betrieb, die Betriebsküche kocht regional. Bei INNOTECH wird vorgelebt, was anderswo utopisch klingt.

H

elle, saubere Produktionshallen, und zwischen den Maschinen sorgen Pflanzen für frisches Grün! In diesem Umfeld werden in Kirchham bei Vorchdorf Absturzsicherungen ent­w ickelt und produziert. Gesundheit hat hier absolut Vorrang.

mehr Freizeit haben. Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, Lösungen anzubieten, mit denen sich die familiäre Situation möglichst reibungsfrei mit der Arbeit vereinbaren lässt. Eines der Ergebnisse einer im ganzen Betrieb durchgeführten Stressstudie war die Verbesserung der Pausenkultur. Regelmäßige Pausen können nicht verordnet werden: Die Selbstverständlichkeit, sich die nötigen Freiräume innerhalb der bezahlten Arbeitszeit wirklich zu nehmen, muss von oben her vorgelebt werden. Und so wird es hier ganz bewusst praktiziert.

„Wir wollen, dass sich die Menschen wohlfühlen“, heißt es in der Leitung des familiengeführten Unternehmens. Denn nur so lässt sich die Qualität erbringen, die für den Erfolg in dieser Branche unerlässlich ist. So bemüht man sich bevorzugt um MitarbeiterInnen aus der Region, die kürzere Anfahrtswege und damit weniger Stress und

GESUNDHEIT IN VIELEN FACETTEN

FOTO: INNOTECH

Das zeigt sich etwa beim Mittagessen, zu dem alle Führungskräfte und MitarbeiterInnen in einem Betriebs-Restaurant zusammentreffen, das sich diesen Namen verdient. Gekocht wird täglich frisch, direkt im Haus, und mit Produkten aus der Region. Das Restaurant kann nicht nur im Ambiente mit den elegantesten Partykellern mithalten – es steht tatsächlich als solcher zur Verfügung, für Firmenfeiern genauso wie privat!

Sieht aus wie ein Restaurant und ist bei INNOTECH, was anderswo „Kantine“ heißt

Regelmäßig kommt ein Heilmasseur in den Betrieb und die Behandlung wird von der Firma finanziell unterstützt. Jeden Dienstag treffen sich Interessierte zum angeleiteten, kostenlosen Pilates-Training. Außerdem gibt es Zuschüsse für Fitness-Trainings, Raucherentwöhnung und Ernährungsprogramme. 

SCHARF Fakten, Zahlen & keine Einsicht SERVIERT

KR Martin Gstöttner, Landessprecher AUGE/UG, Vorstandsmitglied der AK

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Während in Oberösterreich die Zahl der Arbeits-

oder weniger gut gemeinte AK/ÖGB Lohnsteuer­

suchenden auf 50.680 explodierte (Linz: 11.545

reform, die „nun doch nicht“-SP-Millionärssteuer,

- davon 2.179 Jugendliche!) und die Betroffenen

eine Realitätsverweigerungspolitik der VP, aber

sich zu Recht in ihrer Existenz massiv bedroht

auch die „neu“ entdeckte „Grüne Wirtschafts-

fühlen, stehen dem, quasi der öffentlichen Wahr-

kompetenz“, werden nicht ausreichen, um der

nehmung verborgen, 12.500 MultimillionärInnen

Dramatik des sozialen Auseinanderdriftens

gegenüber. Bundesweit nennen 83.000 Reiche

entgegen zu wirken. Nur eine GERECHTE Steuer­

unfassbare 270 Milliarden € steuerschonend ihr

reform, quer über alle Partei- und Interessen-

eigen. Dies entspricht dem Schuldenstand der

vertretungen hinweg, vor allem die Einsicht der

Republik und nährt die legitime Frage, warum in

Vermögenden, auch ihren Beitrag für sozialen

Österreich die Steuer auf ARBEIT europaweit eine

Frieden und Gerechtigkeit leisten zu dürfen, kann

der höchsten ist? Bemühungen wie etwa die mehr

die Rahmenbedingungen nachhaltig ändern!


Gleichheit initiieren Sogar in Vollzeit beschäftigte Frauen verdienen nach wie vor rund ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Der Equal Pay Day im Oktober markiert jährlich jenen Tag, ab dem Frauen im Vergleich zu Männern bis Jahresende zwar nicht umsonst, aber „gratis“ arbeiten. Zahlreiche konkrete Initiativen und Maßnahmenvorschläge zur Reduzierung der gravierenden Einkommensunterschiede sind nun Teil des Linzer Frauenprogramms, das anlässlich des Internationalen Frauentags 2015 im Gemeinderat beschlossen wurde.  Mag. a Eva Schobesberger, Frauenstadträtin

Standort erhalten Die Voestalpine findet hier in Oberösterreich ein ideales Umfeld. Im Rahmen der VerstaatlichtenKrise 1986/87 hat der damalige Betriebsratsvorsitzende Franz Ruhaltinger Umweltschutzmaßnahmen in der Höhe von 3 Milliarden Schilling eingefordert. Eine unabdingbare Voraussetzung für die weitere Erfolgsgeschichte der Voestalpine, heute eines der drei besten Stahlwerke der Welt. Wirtschaftlich ist das Management überaus kompetent. Entbehrlich sind aber die Drohungen mit „Abwanderung“ – samt dem dahinter stehenden ausschließlichen Augenmerk auf Gewinnmaximierung. Das reicht bis zum Generaldirektorengehalt, das sich in 20 Jahren versiebenfacht hat (auf 2,2 Millionen EUR pro Jahr). 

Benefiz-Vernissage des Malers Heinke Aussenegg im Kepler-Salon. Veranstaltet von der AUGE/UG zu Gunsten der Flüchtlingsarbeit des Vereins SOS-Menschenrechte. Sein Bild „Die Vertreibung aus dem Paradies“ brachte über 1400 Euro Erlös. Im Bild der Künstler und Sylvia Riegler vom Life Radio.

Guter Zweck Bereits zum zweiten Mal lud die AUGE/UG im vergangenen Dezember zu einem „kunstvollen“ Abend für einen guten Zweck. Der Maler Heinke Aussenegg stellte eines seiner Gemälde zur Verfügung, Studenten der PÄDAK der Diözese Linz beteiligten sich mit einem kleinen Weihnachtsbasar. Zum kulinarischen Genuss gab es ein Müli-Buffet. Die Arbeit von SOS-Menschenrechte wurde durch Vorstandsvorsitzenden Gunther Trübswasser und Sarah Kotopulos präsentiert.  Roswitha Linsmaier

Wandel der Arbeit, zum Argen

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ine Neuerung jagt die andere. Wer Veränderungsideen hat, macht Karriere und muss seinen Aufstieg mit neuen Veränderungsideen rechtfertigen. Zeitaufwändige Dokumentations- und Evaluationspflichten brauchen oft mehr Zeit als die verrichtete Tätigkeit selbst. Die Arbeitsaufgaben werden diffuser, die einst getrennten Sphären von Arbeit und Leben verschwimmen. ArbeitnehmerInnen müssen sich selbst organisieren, wirtschaftliche Verantwortung tragen und sich selbst vermarkten. Für eine „normale“ solide Arbeitsleistung, gibt es längst keine Wertschätzung mehr.

DAS RECHT SIEHT ANDERES VOR Erwartet wird vielmehr, jederzeit an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit und Gesundheit zu gehen. Dabei wird nicht gefragt, wie viel Personalkapazitäten für eine gewisse Leistung benötigt werden. Den vorhanden MitarbeiterInnen wird einfach ihr Ziel vorgegeben. Gesetzlich ist es hingegen so, dass ArbeitnehmerInnen nicht einen bestimmten Erfolg erbringen müssen – sie schulden dem Arbeitgeber lediglich „ein Bemühen“. 

MEHR DAZU: Seit 2005 hält Christian Aichmayr Vorträge und Workshops zum Thema Burn-out: BURNOUT-BERATER.COM

Damit die Arbeit nicht das Leben frisst! auge-ooe.at

Christian Aichmayr, Mediator, akademischer Supervisor und Coach

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Warum sich Frauen …

WEITER SAGEN

FOTO: WOLFRAM PERTL

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Ingrid Pertl MAS, Betriebsratsvorsitzende, pro mente plus

ber warum muss man das extra betonen, dass sich Frauen im Betriebsrat engagieren sollen?! Warum sollten sie nicht? Nun ja, Männer haben halt anscheinend ein Gen, das sie schneller, forscher, fordernder, selbstüberzeugter sein lässt. Und Frauen überlegen ein wenig zu lange, kann ich das wirklich? Dränge ich mich womöglich zu sehr in den Vordergrund? Und so fort …

Viele Frauen vor uns haben unter sehr schwierigen Bedingungen für die Rechte von Frauen und Menschen allgemein gekämpft. Für mich heißt das:

Wenn Frauen dann doch in den Betriebsrat gehen, profitieren letztlich auch Männer davon. Das Schlagwort von der work-life-balance ist ein Thema, das alle Menschen im Arbeitsleben betrifft, zumindest alle, die ein Familienleben haben wollen, das diese Bezeichnung auch verdient.

Natürlich kann frau sich nicht um alles kümmern, auch nicht als Betriebsrätin. Aber zwei oder drei Themen, die mir ein Anliegen sind, versuche ich konsequent zu verfolgen … mich mit anderen zusammen zu schließen, uns gegenseitig zu stärken, um nicht vollkommen ausgeliefert zu sein, sondern

AUF SCHULTERN VON RIESINNEN STEHEN Und das würdige ich, indem ich mit meinem Engagement diese Werte nicht in Vergessenheit geraten lasse. Betriebsrätin zu sein, ist eine Möglichkeit, an mehreren Schauplätzen Präsenz und Haltung zu zeigen, für Frauen, für KollegInnen, für Arbeit­ nehmerInnen allgemein.

dem Wahnsinn etwas entgegen zu setzen!

© MUCH

AUGE/UG Oberösterreich Landgutstraße 17, 4040 Linz Tel: 0732 / 739 840 Web: auge-ooe.at E-Mail: office@auge-ooe.at Impressum: Themen der Arbeitswelt aus grünalternativer Sicht. Inhaberin, Hg: AUGE/UG OÖ. 4040 Linz, ZVR 706630453. Offenlegung: auge-ooe.at. Layout: gplus.at. Fotos: AUGE, Die Grünen, privat. Druck: Gaisbauer Druck-Service, auf CO2-neutralem Papier. Auflage: 27.000 Stück. März 2015

3 FRAGEN „Die Lage hat sich verändert“ AN ...

1.

Eva Glawischnig, Bundessprecherin der Grünen

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Am letzten Bundes­ kongress gab es einen Leitantrag zur Sozialpolitik … Unser Sozialsystem wurde in den 1950er Jahren geschaffen, für die damalige Zeit. Heute gibt es kurzzeitige Projektarbeit, prekäre Jobs, Ein-Personen-Unternehmen, AlleinerzieherInnen usw. Wir brauchen neue Antworten.

2.

In welche Richtung soll es gehen? Oft wird Sozial­politik als Gnadenakt verstanden. In vielen Bereichen gibt es keinen Rechtsanspruch. Wir dagegen wollen einen Rechtsanspruch – und Wahlfreiheit. Die Menschen sollen auswählen können, in welchem Bereich sie welche Hilfe in Anspruch nehmen.

3.

Was sind eure Vorschläge? Gesetzlicher Mindestlohn und existenzsichernde Grundpension. Ein transparentes Mietrecht mit mehr Rechten für die MieterIn­ nen, günstigere Öffi-Tickets, Kinderbetreuungsplätze ab vollendetem 1. Lebensjahr und echte Grundsicherung für Men­schen in Problemlagen. 


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