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AUTOMATEN MÜSSEN WARTEN

Wir können uns online einen Tisch reservieren. Wir könnten uns von Robotern bekochen lassen, sie könnten auch immer perfekte Getränke mixen. Man bräuchte nicht einmal einen Kellner, alles ließe sich ohne Menschen automatisieren. Zum Abschied fragt dann noch eine App um eine Sternebewertung. Das wollen wir aber nicht!

Wir wollen es bunt treiben, wir wollen uns dem Rausch des Lebens mit anderen Menschen hingeben. Wir wollen nicht immer gleiche Gedanken denken. Wir wollen ein Gegenüber, um gegenseitig herauszufinden, ob unsere Idee für da draußen noch funktioniert. Woher sollen wir selbst das denn wissen? Aus Medien wie diesem hier – als ob ich wüsste, was Sie umtreibt – nein, Sie müssen schon selbst raus in die Welt und sich Ihr eigenes Bild machen. Ich schreib hier nur

Gedanken auf, die Sie anregen sollen, nicht alles zu glauben, was Sie sich denken.

Die Zeit der nützlichen Idioten ist vorbei.

Haben Sie auch Nachwuchsprobleme? Sorry, aber die Ansprüche der Jungen bestehen zu Recht. Sie haben gelernt, sich auf die Hinterbeine zu stellen, sie haben ein Selbstver- ständnis, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Eine Mischung aus Neid und Hochachtung durchzieht einen. Neid, weil man selbst in dem Alter nicht so weit war. Hochachtung, weil man Menschen schätzt, die Paroli bieten. Aus denen wird was – und das ist der Plan.

Den Jungen gehört die Zukunft, auch wenn sie noch nicht viel wissen. Aber deshalb stehen sie ja vor uns mit dem Angebot, zusammenzuarbeiten. Es gibt keinen Ausweg, die alten Zeiten sind vorbei. Wir müssen lernen, zu vertrauen – uns, und denen, mit denen wir arbeiten. Das geht nicht von heut' auf morgen, das ist ein Prozess wie beim Sport: Da kommt man vom Training und sieht – nichts. Viele Male trainiert man und – nichts. Erst mit der Zeit merkt man ein wenig Veränderung, aber nur die, die drangeblieben sind.

AUF GASTRONOMIE VERTRAUEN

Auch wenn sich in der Gastro vieles ändern wird, man kann auf eines vertrauen: Menschen werden bleiben. Vielleicht bekommt die Branche sogar einen höheren Wert als bisher. Vielleicht wird dieser Mehrwert in Zukunft ein Anziehungspunkt für neue Mitarbeiter. Denn Gastronomie ist vor allem Kultur, Erlebnis, Kommunikation – es geht um Begegnung, um Austausch, um Verständnis und um Beziehung. Das hat man lange (fast) ignoriert.

Das alles hat mit Wertschätzung zu tun, und zwar beginnend mit dem Wert, den man sich selbst gibt. Wenn man gelernt hat, seinen Wert zu schätzen, dann tut man sich auch leicht, andere Menschen zu schätzen. Der Umgang ist dann ein völlig anderer, weil man sich auf Augenhöhe begegnet. Ob die jeweilige Rolle Gast oder Kellner ist, ist da nicht so wichtig, weil ja die gegenseitige Wertschätzung vieles selbstverständlich macht. Man kennt das – bei manchen Menschen glaubt man, man muss ihnen jeden Handsgriff erklären und dann holpert es immer noch und man denkt, die lernen es nie. Dabei würde es reichen, ihren Wert zu schätzen und ihnen zu vertrauen. Dann klärt sich das mit den unsicheren Handgriffen elegant von allein. Und dann merkt man auch, dass das Problem nicht beim Nachwuchs liegt.

Das Nachwuchsproblem ist wie das Hundeproblem.

Das Problem beim Hund liegt am anderen Ende der Leine und genauso ist es mit dem Nachwuchs. Der ist am allerwenigsten für fehlende Werte verantwortlich. Da muss sich der gestandene Gastronom schon selbst an der Nase nehmen. Anstatt alle anderen dafür verantwortlich zu machen, dass die heutige Jugend nix mehr wert ist. Das ist Jammern auf niedrigem Niveau.

Es gibt aber noch einen nützlichen Idioten, von ihm sollte man sich nicht verabschieden. Er ist der, der uns davon abhält, Dinge zu ändern, die geändert werden müssen. Er ist vergangenheitsverklärt und denkt tatsächlich, dass früher alles besser war. Er hat zu wenig Selbstwert, um sich Fehler einzugestehen und er ist fi xer Bestandteil jeder Persönlichkeit. Man ist also kein Idiot im Ganzen, sondern lässt ihn hin und wieder teilweise in sich hochkommen und das ist gut so. Er hat die „zweite Meinung“ auf die man schon allein deswegen hören sollte, um seine Geistesblitze im Zwiegespräch mit sich selbst abzuklären.

Nabelschau oder Selbstreflexion kann was, auch wenn es manchmal weh tut. Wenn man sich da mal durchgedacht hat, geht man am besten als Gastgeber oder auch Gast auf den Nächsten zu und sucht das Gespräch – man wird eine Beziehung finden!

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