Saison (Dezember 2015)

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TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 06/15 | WINTER 2015/16

DIE ZUKUNFT DES WINTERSPORTS Eine Ann채herung in neun Thesen.



3 STICHWORT SAISON

DIE ZUKUNFT

DES WINTERSPORTS SKURRILE EINKEHRSCHWÜNGE Vier Pfoten auf einem Brett Hund auf Snowboard: Der Trend kommt – wie könnte es anders sein – aus den USA. Besonders Bulldoggen machen hier eine gute Figur im Schnee. Dekadente Bretter Mit 42.000 Euro gilt das Modell Ultime von Lacroix als eines der teuersten Paar Ski der Welt. Drin stecken 100 Arbeitsstunden, Edelhölzer, Weißgold und Diamanten. Skifahren auf Sand Sandskifahren kann man z. B. in der Wüste in Namibia testen. Mit Sandmangel ist hier wohl nicht zu rechnen.

ZITIERT „In Wahrheit sprechen wir jetzt schon vom Spielplatz Schnee, die Heavy User auf den Skipisten nehmen tendenziell ab.“ Michael Brandl, Prokurist Tirol Werbung

„In den Tallagen ist Schneefall an Heiligabend meteorologisch eigentlich eine Ausnahmeerscheinung.“ Andrea Fischer, Klimaforscherin

„Darin, den Winter als Gesamtprodukt zu entwickeln, liegt die große Herausforderung.“ Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus

„Es ist schon etwas erstaunlich, dass Alpinunfälle im Allgemeinen auf so großes mediales Echo stoßen, was das Gesamtbild beziehungsweise den Gesamteindruck deutlich verzerrt.“ Andreas Würtele, Kuratorium für alpine Sicherheit

ZAHLEN, BITTE! der • 24,5 Mio. Skier Days wurden in hlt. gezä l Tiro in /15 Saison 2014 • 25,9 Mio. Nächtigungen und 5,6 Mio. Ankünfte gab es in der Wintersaison 2014/15 in Tirol.

„Der Skisport entwickelt sich sehr dynamisch. Das gibt es in der Form in keiner anderen Branche.“ Reinhard Klier, Vorstand Wintersport Tirol AG


4 EDITORIAL SAISON

© TIROL WERBUNG/MALLAUN JOSEF

Die Tatsache, dass – gemessen an den Ankünften – noch nie so viele Menschen in Tirol ihre Wintertage genießen wollten, beweist, wie sehr diese Sehnsucht nach Rückzug, nach heiler Welt, nach aktiver Erholung und Genuss im Winter lebt.

Pointiert und zugespitzt könnte man meinen: Bevor uns der Schnee in den Bergen ausgeht, kommen uns die Skifahrer und Schneebegeisterten abhanden. Die Perspektiven des Wintertourismus deshalb aber schlecht zu reden, ist ein Bärendienst.

Viele Wege können zu uns in den Tiroler Winter führen. Dazu braucht es sicher auch den Schulterschluss mit Fachleuten und Querdenkern unterschiedlichster Branchen. Denn schlussendlich lebt der Wintersport auch von seinen neuen Mythen und aktuellen Helden.


EDITORIAL

Winter verzaubert

I

n den Lebenserinnerungen alpiner Menschen gibt es Bilder, die einander ähneln. Es sind Momentaufnahmen aus der Kindheit, ganz im Augenblick verhaftet. Der erste Schnee, das Glück der ersten gelungenen Bögen und Sprünge, die hauchende Kälte der Wintertage und die aufgrund des Kontrastes noch intensiver wahrgenommene Wärme am Abend zuhause. Und auch dem Zauber des Schneefalls, wenn sich alles beruhigt, leiser wird, die Landschaft weiß und weich wird, kann sich derjenige, der es je erlebt hat, Zeit seines Lebens nicht mehr entziehen. Die Tatsache, dass – gemessen an den Ankünften – noch nie so viele Menschen in Tirol ihre Wintertage genießen wollten, beweist, wie sehr diese Sehnsucht nach Rückzug, nach heiler Welt, nach aktiver Erholung und Genuss im Winter lebt. Menschen, die in ihrem Alltag an digitalem Stress und einhergehender Bewegungsarmut zunehmend leiden und das permanente Erlebnis von Gleichzeitigkeit längst auch als Unglück betrachten, suchen nach Kraftquellen. Unsere Berge, die Bewegung in der Natur, der Spaß bei Winterevents, aber auch die Ruhe einer winterlichen Landschaft können die steigende Lust auf Achtsamkeit, wie sie etwa der Philosoph Rüdiger Safranski beschreibt, speisen. Und auch sein Kollege, der Philosoph Alain de Botton, beschreibt in seinem Buch „The News – A Users Manual“ einen stark anwachsenden Wunsch innerhalb unserer Gesellschaft: „Wir brauchen wieder lange Zugreisen, bei denen wir kein Wifi-Signal haben und nichts zu lesen, während unser Abteil meistens leer ist, mit Sicht auf Hügel und Horizonte, und wo das einzige Geräusch das rhythmische Klicken und Rasseln der Räder ist.“ Gerade in dieser Hinsicht wird der Zauber alpiner Wintertage – zumindest bei all jenen, die das in ihrem Leben bereits kennen gelernt haben – mehr und mehr Kraft entwickeln.

Prägendes Schneeerlebnis. Und genau damit ist auch die Kehrseite dieser Überlegungen angesprochen. Denn ein Großteil der Menschen kann in ihrer Lebenskultur auf kein derart positiv prägendes Schneeerlebnis zurückgreifen. Sie kennen den beschriebenen Zauber nicht, ahnen nicht, wie gut ihnen das tun könnte. Das gilt auch für unseren Nahraum – denn der überwiegende Teil der Europäer kennt den Winter nicht vom Skifahren in den Bergen, sondern nur von seiner bedrohlichen Seite, der Kälte, den eisigen Straßen und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten.

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG

Der digital geprägte Freizeitkonsum unserer Jugend, der urban geprägte Lifestyle der allermeisten Menschen, der mangelnde Nachwuchs auf unseren Pisten – das alles sind in der Tat große Herausforderungen in der Gegenwart. Pointiert und zugespitzt könnte man meinen: Bevor uns der Schnee in den Bergen ausgeht, kommen uns die Skifahrer und Schneebegeisterten abhanden. Die Perspektiven des Wintertourismus deshalb aber schlecht zu reden, ist ein Bärendienst. Ganz im Gegenteil müssen wir mit noch viel mehr Innovationsgeist neue Zielgruppen erreichen und dort die Lust auf Winter entfachen. An Ideen dazu mangelt es nicht: Wie wäre es mit neuen Schneespielplätzen, wie wir sie zuletzt bei einer Reise in China hundertfach angetroffen haben? Freilich sind diese neuen Attraktionsplätze deutlich besser gestaltbar, aber dort tummeln sich (noch) keine Wintersportler, sondern Menschen, die Schnee als faszinierendes Element, als begeisterndes Naturerlebnis meist zum ersten Mal kennen lernen. Könnte sich der Erfolg von Wasserspielplätzen – wie beim „Hexenwasser“ im Sommer – nicht auch mit neuen Konzepten in den Winter verlängern?

Neue Wege in den Schnee. Es ist keine Frage: Abseits der wichtigen Bemühungen, den Wintersport weiterhin attraktiv zu gestalten und Wiedereinsteiger, Jugend und Familien am Skiberg zu fördern, müssen wir vor allem auch neue Wege in den Schnee finden. Egal ob das mit Konzertereignissen in den Wintersportregionen geschieht, mit ausgelassenen Feiern etwa beim „Snowbombing“, mit musikalisch-chilligen oder kulinarisch-verfeinerten Atmosphären oder mit der Verbindung von perfektem Skierlebnis und Hochkultur wie es im Arlberg1800 in St. Christoph ganz neu angeboten werden kann. Viele Wege können zu uns in den Tiroler Winter führen. Dazu braucht es sicher auch den Schulterschluss mit Fachleuten und Querdenkern unterschiedlichster Branchen. Denn schlussendlich lebt der Wintersport auch von seinen neuen Mythen und aktuellen Helden. Diese zu kreieren, modern und zeitgemäß zu kommunizieren und diese im Wettbewerb der Aufmerksamkeitsökonomie auch in die Herzen der Menschen zu vermitteln, ist für uns alle wichtig. Je mehr Menschen den Zauber des Winters – auf individuelle und ganz unterschiedliche Weise – erleben, desto länger wird auch seine Anziehungskraft erhalten bleiben. ×


111 Jahre für Tirol

VerantwortungsVoll inVestieren:

© Markus Bstieler

Tourismusbetriebe arbeiten stetig an ihrem Dienstleistungsangebot. in ihrem Tun und handeln steht der Gast, dessen Bedürfnisse sich im laufe der Jahre ändern, im Mittelpunkt. Das heißt für den heimischen Tourismus: kontinuierlich investieren – in das Know-how der Mitarbeiter, in die Weiterentwicklung und damit in die region. auch die Bank für Tirol und Vorarlberg tut das. Seit 1904 arbeitet die BTV an finanzlösungen für etwa 1.800 Tourismusbetriebe und ist ein sicherer Partner für verantwortungsvolle

investitionen in die Tourismusregion Tirol. Jahrzehntelange erfahrung hat der BTV ein breites Wissen in der TourismusBranche und ein dichtes Netzwerk gebracht. als unabhängiger Bankpartner berät und betreut die Bank für Tirol und Vorarlberg exportorientierte, eigentümergeführte Unternehmen sowie anspruchsvolle Privatkunden in Österreich, Deutschland, der Schweiz und aus Südtirol. www.btv.at


7 INHALT SAISON

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8 30

EIN NEUER GAST EROBERT DIE BERGWELT

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FIT WIE EIN SKISCHUH

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TRAUMFABRIK SÖLDEN

THEMA: DIE ZUKUNFT DES WINTERSPORTS 8

Wintertourismus im Wandel These 1: Der Wintersport hat Zukunft.

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Eine Frage des Angebots These 2: Skifahren wird zum Elitesport.

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Spielplatz Schnee These 3: Immer weniger Menschen fahren Ski und es fehlt der Skinachwuchs.

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Winterurlaub im Wandel These 4: Immer weniger Menschen fahren auf Skiurlaub.

22

Ein neuer Gast erobert die Bergwelt These 5: Skitouren-Gäste bringen kein Geld.

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Die Größe macht’s – nicht allein These 6: Die Größe des Skigebiets ist das wichtigste Kriterium für die Destinationsentscheidung.

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Skifahren quo vadis? These 7: Seit dem Carver hat sich der Skisport nicht mehr weiterentwickelt.

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Schnee von gestern Gastkommentar von Andreas Braun

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Das Warten auf den Schnee These 8: Der Winter beginnt immer später.

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Online auf der Piste Warum viele Skigebiete mittlerweile WLAN anbieten.

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Fit wie ein Skischuh These 9: Skifahren ist gesund.

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Klein, aber findig Wie Tirols kleinste TVBs am Markt auftreten.

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Beehren Sie uns bald wieder! Gibt es den Stammgast noch?

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„Eine perfekte Location“ Über die im Jänner startende Ausstellung „Traumfabrik Sölden“

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Kommentare

50

Nachgefragt

MAGAZIN 34

Schüler an den Start Nachhaltigkeit wird bei den International Childrens Games groß geschrieben.

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Bergwelt miteinander erleben Mit einer sanften Lenkung der Tourengeher sollen Tiere ihre Rückzugsgebiete behalten.

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 06/2015 (67. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER, MEDIENINHABER UND VERLEGER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MIT DER PRODUKTION BEAUFTRAGT: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf REDAKTION: Steffen Arora, Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Mag. Jane Kathrein, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Ernst Spreng, BA • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Doris Pfifferling, Tom Binder TITELFOTO: Ötztal Tourismus/Rudi Wyhlidal • ILLUSTRATIONEN: Monika Cichoń ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, w.mair@target-group.at • ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

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EINE FRAGE DES ANGEBOTS

DER WINTERSPORT HAT ZUKUNFT


SAISON

DIE ZUKUNFT

8 DES SKIFAHRENS THESE 1 Der Wintersport hat Zukunft.

Wintertourismus im Wandel Der Wintersport-Kongress „Dein Winter. Dein Sport“ versammelte im November Experten zahlreicher Alpenländer zum Gedankenaustausch. Deren Beiträge zeigten, dass der stabilen Entwicklung und massiven wirtschaftlichen Bedeutung des Wintertourismus auch einige Problemfelder gegenüberstehen. V O N S T E FA N K R Ö L L U N D F LO R I A N N E U N E R

W

er die Zukunft des Wintersports kritisch hinterfragt, der sägt am stärksten Ast des alpinen Tourismus. „Denn“, so erklärte Ralf Roth von der deutschen Sporthochschule in Köln bereits in seinem Eingangsreferat beim Kongress „Dein Winter. Dein Sport“ am Tegernsee, „es gibt keine Alternative für den Wintersport, wenn man allein den wirtschaftlichen Aspekt betrachtet.“ Und allen Unkenrufen zum Trotz ließ Roth auch keinen Zweifel an der Zukunft: „Es gibt keine Anzeichen, dass der Markt abfallend ist oder gar zusammenbricht.“ Den zunehmend schick werdenden Abgesängen auf den Wintersport wurde anhand konkreter Fakten begegnet: In rund 80 Ländern würde heute Wintersport betrieben, 27.000 Liftanlagen und 20 Millionen Skifahrer gibt es weltweit, ein Viertel aller Skier Days fänden im Alpenraum statt und diese würden im Gegensatz zur oftmals veröffentlichten Meinung auch nicht sinken. In Europa gibt es aktuell 15 Millionen Menschen mit Skierfahrung, aber ein Drittel seien mittlerweile über 60 Jahre. Der Markt verschiebe sich, so Roth. Er betonte die Bedeutung des Anpassungsvermögens von Anbietern, die die Zukunft des Wintersports entscheidend mitbestimme. Mit Innovationen und neuen Inszenierungen um den Markt zu buhlen sei nach wie vor mehr als lohnend. Denn Deutsche geben für Wintersport rund 16 Milliarden Euro

aus, dieser liege noch vor Fußball auf Platz eins im Ranking. Wer am Tegernsee genau zuhörte, dem vermittelten sich aber auch die zum Teil ungelösten Problemfelder der Branche. » Der Mangel an Nachwuchs: Laut aktuellen Erhebungen haben 70 Prozent der aktiven Skifahrer keine Kinder. Im Umkehrschluss liegt die Erkenntnis nahe: Wer Kinder hat, weicht tendenziell auf andere Freizeitbeschäftigungen aus. Und im Gegensatz zum Fußball, der gerade auch im urbanen Umfeld und bei Familien mit Migrationshintergrund weiter an Bedeutung gewinnt, verliert der Wintersport hier deutlich an Anziehungskraft. » Verschärfte Preisproblematik: Auch wenn die Tourismusbranche reflexartig betont, dass das Angebot und nicht der Preis die Urlaubsentscheidungen weitgehend beeinflusst, so zeigen Studien dennoch deutlich auf, dass die Preissensibilität bei der Bevölkerung – und hier vor allem bei Familien – steigt. Der Wintersport nehme eine kritische Kostenentwicklung, warnten daher die Experten. Der Erhalt preiswerter und siedlungsnaher Angebote sei von zentraler Bedeutung. Höher, weiter, mehr – dieses Credo sei zu hinterfragen, so wie auch die Potenziale der „Sharing Economy“ (siehe Skiverleih) unter dem Motto „Zahle nur das, was Du wirklich brauchst“ noch nicht ausgereizt seien. » Wintersport als Gesundheitsvorsorge: Auch wenn mittlerweile eindeutig be-

legt sei, dass aktive Erholung in den Bergen nachhaltiger wirke als „Sun & Beach“-Urlaube, ist dieser Mehrwert in der öffentlichen Meinung bisher kaum verankert. Der Beitrag des Wintersports zur individuellen Gesundheitsvorsorge müsse unter dem Aspekt „Der Winter ist nicht eine Jahreszeit, sondern ein Erlebnis“ betont werden. » Wintersport plus: „Kampfskifahren“ war gestern und gehört angesichts zahl-


SAISON

ZUKUNFT DES 99 DIE WINTERSPORTS

Nachwuchspflege. Kommen dem Wintertourismus ohne verstärkte Anstrengungen die Skifahrer abhanden?

reicher Investitionen und Komfortverbesserungen der Vergangenheit an. In wenigen Stunden könne ein Skifahrer heute mehr Pistenkilometer abspulen als früher an einem Tag. Folgerichtig haben Themen abseits des Wedelspaßes wie Kulinarik, Genuss, Wellness, Winterwandern und das gesamthafte Erleben der Natur Konjunktur. Skiurlaub hieß früher: Skifahren von früh bis spät. Wer heute in die Alpen fährt, will Winterurlaub

© KSC JÜRGEN KLECHA, KITZBÜHEL TOURISMUS, TIROL WERBUNG/ ROBERT PUPETER

Mythos Streif. Wie können die nächsten Generationen für den Skisport begeistert werden? Mit dem Mythos „Streif“ in Kitzbühel scheint dies zu gelingen.

machen – so bringt es Michael Hegenauer in einem aktuellen Beitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ auf den Punkt.

In allen Facetten. Tatsächlich gleicht das Motto „Wintersport plus“ heute fast einer Zauberformel für neue Wertschöpfungsquellen durch frisch gestylte Inszenierungen. Das Motto lautet, den Winter in all seinen Facetten zu erleben. Das reicht vom neuen Hedonismus im Schnee

über ausgelassene Partykultur bis hin zu naturnahem Rückzug aus der „Alwayson-Welt“. Anbieter, die verstanden haben, dass Einheitswintertourismus Schnee von gestern ist und Angebote schaffen, die die Sehnsucht nach Unverwechselbarkeit und speziellen Bedürfnissen stillen, profitieren vom neuen Trend. Fakt bleibt aber auch, dass die Tourismusbranche allzu oft noch im eigenen Saft schmort und der Blick über den Tellerrand hin zu Exzellenzen in anderen Branchen schwerfällt. Warum sonst engagiert der Wintersport nicht schon längst begnadete „Storyteller à la Hollywood“. Stattdessen enden viele sich ähnelnde Tourismusdiskussionen seit geraumer Zeit im anhaltenden Wehklagen über fehlende Mythen und nationale Stimmungshochs, wie sie einst Toni Sailer oder Franz Klammer in ihrer Zeit schufen. Es mag schon sein, dass sich – angesichts harter Konkurrenz durch Spielkonsolen und Smartphones – die Jugend nicht mehr kollektiv zur analogen Übertragung von Skirennen vor dem TV versammelt. Aber irgendwie muss es gelingen, neue Wintersporthelden, neue Idole für die nächste Generation zukunftsgerecht zu kreieren, so wie es auf ganz eigene Art und Weise mit dem Mythos „Streif“ in Kitzbühel gelungen zu sein scheint. Jörg Krebs monierte dieses Tatsache beim Wintergipfel am Tegernsee somit völlig zu Recht: „Wir müssen im Wintertourismus wieder Ideale generieren und es braucht auch wieder Großereignisse wie Olympische Spiele an den alpinen Wiegen des Skisports. Wenn wir mit Unterhaltungselektronik konkurrieren, müssen wir eben selbst Silicon Valley spielen, um den Nachwuchs zu erreichen.“ ×

FAZIT Der Wintersport generell und der alpine Skisport im Speziellen hat Zukunft. Mit Blick auf die Wertschöpfung gibt es – auch langfristig betrachtet – keinen Ersatz dafür, so der einhellige Tenor der Fachleute. Allerdings ist es ein dringliches Gebot der Stunde, das „Jahrhundertglück“ Wintersport aufgrund neuer Kundenbedürfnisse, Klima- und Gesellschaftsveränderungen noch vielfältiger zu inszenieren und zu emotionalisieren.


SSAAIISSO ONN

DIE DIE ZUKUNFT ZUKUNFT DES

© PRIVAT

WINTERSPORTS SKIFAHRENS 10 DES

„Vielfalt ist eine Chance für den Wintertourismus “ Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule in Köln beschäftigt sich seit langem mit der Angebotsentwicklung im Alpenraum. Der Wintersport habe Zukunft, aber über den Kamm scheren lasse sich nichts, sagt er im Interview. D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E N S T E FA N K R Ö L L U N D F LO R I A N N E U N E R .

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AISON: Herr Roth, hat der Wintersport Zukunft? RALF ROTH: Der Wintersport hat natürlich eine Zukunft. Er bietet mit Skifahren, Snowboarden, Tourengehen, Langlaufen, Rodeln und Winterwandern nicht austauschbare Erlebnisse und Erholung für die ganze Lebensspanne. Dafür brauchen wir geeignete Bergregionen mit Schnee und eine angepasste Infrastruktur von Wanderwegen bis zu Pisten. Dort, wo wir dieses einzigartige Erlebnisgut „Schnee“ in den Bergen haben, wird der Wintersport ohne Probleme weiterhin funktionieren. Was bedeutet das konkret für Tirol? Es gibt auch in Tirol sehr unterschiedliche Standortseignungen. Allgemein werden die Seilbahnbetreiber und andere wintersporttouristische Dienstleistungsunternehmen ihre Produkte und Investitionen dem veränderten Freizeitverhalten und den klimatischen Rahmenbedingungen weiter anpassen müssen. Dabei wird es auch in Tirol Gewinner und Verlierer geben. Die Seilbahnwirtschaft ist sehr zuversichtlich, was das Klima betrifft und präsentiert Messdaten einiger Alpenregionen, in denen die Temperatur offensichtlich nach unten geht. Teilen Sie hier

den Optimismus? Diesen grundsätzlichen Optimismus für die Zukunft ausschließlich auf der Basis der rückwirkenden Auswertung des langjährigen Temperatursignals von Wetterstationen kann ich so pauschal nicht teilen. Aus diesem Phänomen kann definitiv kein Trend für die Zukunft abgeleitet werden und es stellt die globale Erwärmung nicht in Frage. Ein wichtiger Beleg ist doch die Praxis. Weshalb wurden in den vergangenen zehn Jahren in der Seilbahnwirtschaft viele Millionen in Beschneiungsanlagen investiert? Ein Großteil der Pistenflächen wird bereits beschneit. Alleine für die kommende Saison haben die österreichischen Seilbahnen 154 Millionen Euro in die Beschneiung investiert. Wir haben klimatische Herausforderungen und hier insbesondere die Witterungsvariabilitäten zu bewältigen. Wir sollten Anpassungen bei Infrastruktur, Produkt und Angeboten vornehmen und auch elementare Beiträge zum Klimaschutz leisten. Schnee kann zwar technisch hergestellt, aber nicht substituiert werden. Was heißt das für die Zukunft? Ich bin davon überzeugt, dass insbesondere in Tirol vielerorts über ein entsprechendes Schneemanagement und Veränderungen im Angebotsportfolio die Zukunft erfolgreich gestaltet werden kann. Die höher gelegenen Gebiete werden auch

langfristig im Winter erfolgreich sein. Für Investitionsplanungen werden vermehrt Kosten-Nutzen-Analysen unter Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Dimensionen notwendig sein. Aber ich teile auch nicht den Pessimismus der Studien aus dem anderen Lager, die meinen, wir sollten im voreiligen Gehorsam der Klimawandel-Debatte uns frühzeitig vom Wintersport verabschieden. Letztendlich geht es um eine Entwicklung mit Augenmaß. Dabei muss immer regional und vor dem Hintergrund standortbezogener Faktoren individuell vor Ort beurteilt werden. Die Wissenschaft kann hier nur begleiten. Die Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung liegt beim Betreiber und den Kommunen. Pauschale Aussagen sind also unsinnig? Ein einfaches Ampelsystem – Grün, Rot, Gelb – auf der Basis von Klimaszenarien kann erste Hinweise für eine mögliche Entwicklung liefern, aber niemals die Entscheidungsgrundlage sein. Es sind eben Szenarien und keine Prognosen. Wir haben viel zu große Unsicherheiten – Schnee und Wintersport sind komplexe Systeme. Im Übrigen weisen seriöse Forschungsgruppen in der Regel auf die eingeschränkte Aussagekraft ihrer Ergebnisse hin. Ein Beispiel für zukunftsfähige Entwicklungen sehen wir derzeit beispielsweise in klei-


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ZUR PERSON Univ.-Prof. Dr. Ralf Roth leitet das Institut für Natursport und Ökologie an der Deutschen Sporthochschule Köln und den Masterstudiengang „M. Sc. Sporttourismus“. Er ist Vorsitzender des Innovations- und Technologiezentrums für Nachhaltige Sportentwicklung (CENA). Forschungsschwerpunkte sind unter anderem innovative Angebots- und Produktentwicklungen im Sporttourismus, umweltbezogene Wirkungsanalysen und Risikomanagement, Sportgroßveranstaltungen und nachhaltige Sportraumentwicklung.

nen siedlungsnahen Wintersportgebieten, obwohl sie weniger Schneetage zu bieten haben. Der notwendige Wandel erfordert eine Kultur und Politik, die wieder unternehmerische Initiativen beflügelt, einen innovativen Spirit auslöst, um die Zukunft des Wintersports erfolgreich zu gestalten. Aber auch stärkere Differenzierung, um unterschiedliche Bedürfnisse und finanzielle Rahmenbedingungen der Kunden abzubilden. Ganz richtig. Skigebiete sollen

sich unterschiedlich profilieren. Es wird mehr Gebiete geben, die wieder stärker die aktive Erholung in der Winternatur in den Mittelpunkt stellen. Das entspricht auch geänderten Kundenbedürfnissen. Die Bewegung im Schnee ist wertvoll für Menschen aller Altersgruppen und leistet einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt physischer und psychischer Gesundheit. Wir müssen uns davon verabschieden, dass alle Gebiete die gleiche Musik spielen. Wintersport muss vielfältig, werthaltig und für ein breites Publikum bezahlbar bleiben. Wo sehen Sie die Hebel, um den Nachwuchs wieder zum Wintersport zu bringen? Kinder und Jugendliche für den Wintersport zu begeistern, ist unsere gemeinsame Aufgabe. Damit wir dies erreichen, ist ein breitgefächertes und cooles Angebotsspektrum notwendig. Neben bewährten und traditionellen Konzepten gilt es in den kommenden Jahren neue Modelle und Angebote für Kinder und insbesondere Jugendliche zu entwickeln. Es braucht eine flächendeckende emotionale Bindung für Bewegung im Winter und die Zugänge. Wir müssen auch die Familie wieder reaktivie-

ren: Generationenübergreifende Konzepte, um Oma, Opa mit Enkeln wieder stärker mit dieser Tradition und Kultur zu verbinden. Und was extrem wichtig ist: Wintersport darf keine Frage des Alters, der Herkunft oder des Könnens sein. Welche Möglichkeiten sehen Sie konkret, um auch Menschen mit Migrationshintergrund für den Wintersport zu gewinnen? Es wird darauf ankommen, den Zugang zu ermöglichen und die Faszination zu vermitteln. Wintersport darf nicht noch exklusiver und teurer werden Eine Schlüsselfunktion kommt dabei den Schulen zu, die über Wintersportwochen und Schulskilager nicht nur die Faszination Wintersport und Naturerlebnis erlebbar machen, sondern gleichzeitig in der Mitverantwortung stehen, ihren Schülern die notwendigen sportlichen Bewegungskompetenzen zu vermitteln. Die neue Vielfalt insbesondere in den großen Städten bieten Chancen für den Wintertourismus. Wer neue Märkte erschließen will, wird sich hier engagieren. Wintersport kann uns Menschen in den Bergen und Städten verbinden. Vielen Dank für das Gespräch.

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SAISON

DIE ZUKUNFT DES

12 WINTERSPORTS

Freeriden wird immer populärer. Mit entsprechenden Kursen, reagieren die heimischen Skischulen darauf.

THESE 2 Skifahren wird zum Elitesport.

Eine Frage des Angebots Die Diskussion wird mittlerweile regelmäßig geführt: Verliert Skifahren angesichts von Tageskarten jenseits der 50 Euro seinen Status als Volkssport? V O N R E B EC C A M Ü L L E R

© TIROL WERBUNG / SOMER PHIL

D

er Tiroler kann Skifahren, bevor er laufen kann, behauptet das Klischee. Auf den ersten Blick scheint es daher schier unmöglich, dass eine Sportart, die in Tirol so allgegenwärtig ist wie die Berge zu einem Sport der Eliten werden soll. Franz Hörl, Hotelier in Gerlos, WK-Obmann für die Sparte Tourismusund Freizeitwirtschaft und Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich, hat denn auch eine klare Antwort auf die Frage, ob Skifahren zum elitären Vergnügen wird: „Nein, wir sind kein Sport der Eliten. Die schieren Zahlen sprechen dagegen.“ Steigende Liftkartenpreise – heuer wurde erstmals die 50-Euro-Grenze für eine Tageskarte überschritten – setzen vor allem einheimische Familien unter Druck. Demgegenüber stehen freilich Kombitickets wie die Snowcard Tirol, die Tirol Regio Card oder das Freizeitticket, die jede Saison Zuwächse verzeichnen. Diverse Rabatte und spezielle Aktionen sollen Einheimischen den Stockeinsatz auf der Piste zusätzlich erleichtern. Nicht zuletzt aufgrund leicht steigender Ersteintritte glaubt Hörl: „Unser Produkt kommt am Markt an, es ist Weltklasse und unsere Preise sind marktkonform.“

Nötige Weiterentwicklung. In einer Vielfalt der Angebote am heimischen Skisport-Markt sieht auch Richard Walter, Präsident des Tiroler Skilehrerverbands, die Chance für den Wintersport. In den heimischen Skischulen werden längst nicht mehr nur Skikurse angeboten. Sie haben sich weiterentwickelt und wollen heute die „ganze Erlebniswelt des Wintersports“ abbilden, wie es Walter formuliert. Zu diesem breiten Spektrum gehören nicht nur Snowboard- oder Langlaufkurse: „Heute muss man von der Kinderbetreuung über geführte Touren für Free-


© WK TIROL

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„Nein, wir sind kein Sport der Eliten. Die schieren Zahlen sprechen dagegen.“ FRANZ HÖRL, OBMANN DER SPARTE TOURISMUS- UND FREIZEITWIRTSCHAFT IN DER WK TIROL UND FACHVERBANDS-OBMANN DER ÖSTERREICHISCHEN SEILBAHNEN

Urlauber wollen mehr. Mehrere Studien aus dem touristischen Umfeld zeigen: Nur rund fünf Prozent der Europäer machen Winterurlaub im Schnee und jene, die sich zum Beispiel dafür entscheiden, diesen in Tirol zu verbringen, kommen schon lange nicht mehr

nur zum Skifahren. Weniger werden die Skitouristen deswegen aber nicht, die Anzahl bleibt. Das weiß auch Franz Hörl, der aber auch glaubt: „Die Seilbahnwirtschaft und die Hotellerie runden schon seit Jahren die Angebote immer weiter ab. Treiber bleibt aber der Wintersport.“ Trotzdem sind touristische Unternehmen flexibler geworden und betreiben zum Beispiel auch Rodelbahnen, Funparks oder Langlaufloipen. „Der Berg und das Bergerlebnis stehen aber immer im Mit-

Nachwuchs immer mehr Anhänger. Und auch das moderne, breit angelegte Angebot der Tiroler Skischulen triff t auf entsprechende Nachfrage: „Am Arlberg haben wir zu Spitzenzeiten in der Saison 1.200 bis 1.500 Kinder pro Tag – aufgeteilt von der Kinderbetreuungs- bis zur Snowboardgruppe“, erzählt Richard Walter. Der Entwicklung des Skifahrens sieht Walter daher positiv entgegen. Wintersport sei nach wie vor populär, glaubt er – die Vielfalt müsse allerdings gelingen so-

„Skifahren hatte in der Vergangenheit ein leicht verstaubtes Image. Heute ist es aber definitiv wieder cool.“ RICHARD WALTER, PRÄSIDENT DES TIROLER SKILEHRERVERBANDS

telpunkt unseres Tuns“, hält Hörl fest. Um den Stellenwert des Skifahrens macht sich Franz Hörl derweil keine Sorgen. Schätzt er ihn doch als nach wie vor sehr hoch ein – auch bei den Einheimischen, wie er meint: „Das zeigen ja auch die Zahlen der verkauften Verbundtickets an Einheimische und auch die Zahlen der Teilnehmer an den Schulskiveranstaltungen.“ Im vergangenen Jahr nahmen 40.000 Tiroler Schülerinnen und Schüler an solchen Veranstaltungen teil.

Der Coolness-Faktor.

Dieses Bild zeichnet auch Richard Walter: „Skifahren hatte in der Vergangenheit ein leicht verstaubtes Image. Heute ist es aber definitiv wieder cool“, glaubt der Präsident des Tiroler Skiverbands. Ein Umstand, der auch den neuen Spielarten des Wintersports zu verdanken ist. Freeriden und TrickSkifahren finden vor allem beim Skisport-

wie der Allround-Service, den Urlauber heute schlicht erwarten. Dieser Meinung ist auch Franz Hörl. Er appelliert aber auch: „Wir und die verantwortungsvolle Politik sind allerdings aufgefordert, den Nachwuchs zu fördern und auch jene gesellschaftlichen Schichten, die weniger wintersportaffin sind, anzusprechen.“ ×

FAZIT Rund fünf Prozent der Europäer machen überhaupt Winterurlaub im Schnee – damit war Skifahren touristisch betrachtet nie wirklich ein Sport der Massen. Aufgrund seiner Weiterentwicklung und seines Aufschwungs ist Skifahren aber auch weit davon entfernt, ein Elitesport zu werden. Das unterstützen auch die Versuche einer moderaten Preisgestaltung und deren Erfolg bei den Abnehmern.

© SNOWSPORT TIROL

rider bis hin zu Schneeschuhwanderungen alles bieten können.“ Gerade bei Touren im freien Gelände steht die Sicherheit der Gäste in den Skischulen an erster Stelle. Seitens der Schulen werden in diesem Zusammenhang das eigene Personal, aber auch die Gäste entsprechend sensibilisiert. Insgesamt ist Sicherheit beim Skifahren aber ein Thema, bei dem sich in den vergangenen Jahren viel getan hat, betont Walter. Die angesprochene Vielfalt müsse ebenso für die Skigebiete und vor allem deren Größe gelten. Solange Urlauber zwischen Riesen-Skigebieten und kleineren familienorientierten die Wahl haben, sieht auch der oberste Skilehrer den Skisport noch nicht im Aussterben begriffen. Zielgruppen seien auf beiden Seiten vorhanden. Zudem empfiehlt Richard Walter den Regionen, sich auf ein Angebot zu spezialisieren und nennt dazu zwei erfolgreiche Beispiele aus der Praxis: „Serfaus-Fiss-Ladis hat sich seit jeher auf Familien eingestellt und am Arlberg sind es eher die richtig guten Skifahrer, die auf mehr Action aus sind – beide Regionen sind sehr erfolgreich.“ In puncto Kosten gilt also für Einheimische wie Urlauber: Solange das Angebot und die entsprechende Preisspanne breit sind, darf der Markt als fair bezeichnet werden. Dieser wird aber bekanntlich nicht nur vom Preis, sondern auch vom Angebot bestimmt. Bleibt also die Frage zu klären: Abgesehen davon, dass sich viele Menschen das Skifahren leisten können – wollen sie es sich auch leisten?


© TIROL WERBUNG / PUPETER

THESE 3 Immer weniger Menschen fahren Ski und es fehlt der Skinachwuchs.

Spielplatz Schnee Winterurlaub heißt in Zukunft nicht mehr automatisch, dass der Gast jeden Tag auf der Piste zu finden ist. Auch der demografische Wandel in Europa wird in Zukunft das Potenzial an Skifahrern beeinflussen. VON ERNS T SPRENG

E

s ist ein seit Jahrzehnten bekanntes Bild. Die Woche Skiurlaub hatte bisher für viele Menschen einen klaren Rhythmus. Nach dem Frühstück ging es auf die Piste, wo man den ganzen Tag auf Skiern verbrachte. Ein wenig AprèsSki und abends war man dann wieder in seinem Hotel. Das war der tägliche Ablauf. Skifahren hat seinen Reiz nicht verloren und die Zahlen der österreichischen Seilbahnwirtschaft zeigen, dass man sich in den vergangenen fünf Jahren konstant

auf hohem Niveau befindet. In der Wintersaison 2014/15 verzeichneten die Bergbahnen in Österreich sogar einen Anstieg von 4,7 Prozent bei den Skier Days in nur einer Saison. Dennoch herrscht mitunter das Gefühl vor, dass immer weniger Menschen Ski fahren. Woher kommt es?

Vom Ski- zum Winterurlauber. Ein Trend ist klar erkennbar. Der Wintergast steht nicht mehr zwangsweise jeden Tag auf den Skiern. Skifahren wird mit Rodeln oder Winterwandern kombiniert. Kulinarik

oder Wellnessen gewinnen immer mehr an Bedeutung. „In Wahrheit sprechen wir jetzt schon vom Spielplatz Schnee, die Heavy User auf den Skipisten nehmen tendenziell ab“, so Michael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung. Bereits heute geben bei der TMona-Umfrage Urlaubsgäste an, dass sie ein- oder mehrmals Winterwandern (17 %) oder Rodeln (15 %). Ebenfalls 15 Prozent nutzen im Winter explizit Schönheits- und Wellnessprogramme, 19 Prozent der Skifahrer gehen auch gerne schwimmen.“ Heute bezeichnen fünf von zehn Gästen


SAISON

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DIE ZUKUNFT DES WINTERSPORTS

Potenzial in bekannten Märkten Michael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung, plädiert dafür, vermehrt Familien für den Winterurlaub in Tirol zu begeistern.

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AISON: Herr Brandl, wie hat sich der klassische Skiurlaub verändert? MICHAEL BRANDL: Wir erkennen, dass der Winterurlauber von heute nicht mehr unbedingt jeden Tag Ski fährt. Das belegen auch internationale Studien. Es geht immer mehr um den Spielplatz Schnee, um Abwechslung und die Verknüpfung mit Kulinarik oder Wellness.

Viele haben den Eindruck, dass immer weniger Menschen Skifahren. Wie sehen Sie das? Wie gesagt: Der Winterurlauber ist vielleicht nicht mehr jeden Tag auf der Piste. Es ist aber meiner Meinung nach tatsächlich so, dass der Winterurlaub einem Wandel unterzogen ist. Vor allem der demografische Wandel wird hier in Zukunft eine große Rolle spielen. Es wird immer weniger junge Menschen geben, damit gibt es auch einen verstärkten Wettbewerb um diese Zielgruppe. Es braucht also ein Gegensteuern, um das Thema Winter weiter attraktiv zu gestalten. Wir müssen in den kommenden Jahren sehr aktiv sein, denn die Trends spielen uns

Tirols ihren Aufenthalt auch als Winterurlaub im Schnee und nicht mehr nur als Skiurlaub. Wir fühlen also eher eine Veränderung im Urlaubsverhalten als einen Rückgang der Skifahrer.

Skifahrer werden älter. Ebenfalls bekannt ist, dass die Urlaubsgäste, die zum Skifahren kommen, älter werden. Laut einer T-Mona-Studie ist der durchschnittliche Skiurlauber in Tirol 42 Jahre alt. „Gleichzeitig wissen wir von österreichischen Studien, dass der Prozentsatz jener Tirol-Urlauber,

nicht mehr so in die Hände wie in den Jahrzehnten der Babyboomer. Wie kann dieses Gegensteuern ausschauen? Wir brauchen noch mehr als jetzt ein Netzwerk für den Winter – aus Touristikern, Bergbahnen, Schneesportlehrern, dem Sporthandel und anderen Dienstleistern. Gemeinsam kommunizieren wir die Faszination Schnee. Es braucht aber auch ein Netzwerk der Mitbewerber, also der Alpenregionen, die gemeinsam Lust auf Schnee machen müssen. Darum ist der Winter auch 2016 das Generalthema von theALPS. Und wie könnte das Gegensteuern auf Angebotsseite funktionieren? Tirol hat ein sportliches Image, bei den Heavy Usern sind wir sehr beliebt. In Zukunft müssen wir uns sicherlich noch mehr um Familienangebote im Winter kümmern. Hier ist die Tirol Werbung derzeit sehr aktiv in der Planung neuer Kommunikationswege. Begeistern wir Familien, dann begeistern wir auch den Urlauber der Zukunft für das Thema Winter.

die Ski fahren, bei den unter 29-jährigen von allen Altersgruppen am stärksten abgenommen hat. Das muss uns nachdenklich machen“, meint Michael Brandl. „Wir kennen die demografische Entwicklung in Europa. Wenn wir keine jungen Menschen mehr für Skiurlaub begeistern können, dann ist das spätestens ab 2030 ein Problem.“ Denn die Babyboomer werden spätestens 2030 rein statistisch die Skier in den Keller stellen. „Die Manova-Skipotenzialstudie zeigt, dass der durchschnittliche Deutsche ab 54 Jahren mit dem Skifahren altersbedingt aufhört“,

In welchen Märkten sehen Sie Potenzial, mehr Menschen fürs Skifahren zu gewinnen? Wir haben unsere Kernmärkte analysiert. Alleine hier gibt es ein Potenzial von rund 40 Millionen Menschen, die nicht Ski fahren, sich aber vorstellen können, damit anzufangen. Hinzu kommen weitere acht Millionen momentan inaktive Skifahrer, die aus familiären oder zeitlichen Gründen pausieren, den Sport danach aber auf jeden Fall wieder ausüben möchten. Vielen Dank für das Gespräch.

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so Brandl. Das würde bedeuten, dass der Wettbewerb um junge Menschen auf der Skipiste bereits jetzt begonnen werden muss.

Die eigene Identität.

Aber nicht nur der Wandel bei den Urlaubern schürt das Gefühl, dass weniger Menschen zu den Skiern greifen. Auch der Rückgang der Schulskikurse und dass immer mehr Menschen in den Alpen selbst weniger Bezug zum Skifahren haben, lässt diese Sorge aufkommen. „Sportliche Betätigung


„Begeistern wir Familien, dann begeistern wir auch den Urlauber der Zukunft für das Thema Winter.“ MICHAEL BRANDL, PROKURIST DER TIROL WERBUNG

Umfragen des Instituts für Tourismusund Freizeitforschung. „Einziger Trost ist dabei derzeit, dass Haushalte mit Kindern derzeit immer noch häufiger Skifahren als Haushalte ohne Kinder“, so Institutsleiter Peter Zellmann.

Am Zauberteppich. In Tirol gehört für viele das Skifahrenlernen noch dazu.

ZAHLEN UND FAKTEN Die Zahlen der österreichischen Seilbahnwirtschaft widerlegen, dass immer weniger Menschen Skifahren. Gemessen wird in den sogenannten Skier Days. Und die sind in der vergangenen Saison wieder gestiegen. Skier Days in Österreich im Vergleich: • Winter 14/15: 51,6 Mio. Skier Days • Winter 13/14: 49,3 Mio. Skier Days • Winter 12/13: 54,4 Mio. Skier Days • Winter 11/12: 50,5 Mio. Skier Days • Winter 10/11: 50,4 Mio. Skier Days In Tirol wurden in der Wintersaison 2014/15 24,5 Mio. Skier Days gezählt. Das sind über 47 Prozent der österreichweiten Skier Days. Quelle: Wirtschaftskammer

© TIROL WERBUNG / HERBIG HANS

Es gibt Potenzial. In der Veränderung

– insbesondere an der frischen Luft – tut nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geist gut. Wer in jungen Jahren mit dem ‚Sporteln’ beginnt, stellt die Weichen für ein aktives Leben“, ist das Credo von Landeshauptmann Günther Platter, der sich sehr dafür einsetzt, dass Skifahren wichtiger Teil der Tiroler Identität bleibt. Aktuell sind die Tiroler Schulwinterspiele eine wichtige Initiative des Landes in diese Richtung (siehe auch Beitrag auf Seite 34). Auch die Bergbahnen setzen hier Akzente. Pro Jahr werden bis zu 120.000 Kinder bzw. Schüler durch Initiativen der Seilbahnen größtenteils gratis zum Wintersport gebracht. Dennoch zeigen die Zahlen, dass die Österreicher selbst immer weniger Affinität zum Skifahren haben. Während 1987 noch 13 Prozent der Österreicher angaben, regelmäßig Ski zu fahren, sind es aktuell nur mehr vier Prozent (Tirol: 15 Prozent). Das ergaben

des Urlaubsverhaltens liegt auch das große Potenzial des Winters. Ein Skiurlaub mit Abwechslung und in Kombination mit Fun, Kulinarik oder Wellnessangeboten reizt vielleicht gerade jene, die mit dem Skifahren aufgehört haben, noch nie auf Skiern standen oder jene, die der Statistik einen Strich durch die Rechnung machen und nicht mit 65 Jahren mit sportlichen Aktivitäten aufhören wollen. Und dieses Potenzial ist groß. In den zwölf Kernmärkten Tirols schätzt man, dass zwischen 55 und 70 Millionen Menschen neu oder wieder in den Wintersport einsteigen wollen und Interesse zeigen. Nur einige Beispiele: Vier Millionen Briten planen in den nächsten drei Jahren eine Wintersportreise, in den Niederlanden liegt dieses Potenzial bei 3,7 Millionen Interessierten. Auch die deutsche Reiseanalyse 2012 zeigt ein interessantes Bild: Zwischen 2009 und 2011 haben sich 1,7 Millionen Deutsche für einen Winterurlaub entschieden, der mehrere Sportarten kombiniert. Im Zeitraum 2012 bis 2014 zeigten jedoch zehn Millionen Deutsche Interesse an solch einem Urlaub. ×

FAZIT Die Zahl der Skier Days ist seit Jahren konstant hoch. Es ist derzeit nicht erkennbar, dass die Zahl der Skifahrer international einbricht. Dennoch gibt es einen Wandel im Urlaubsverhalten: Skifahren alleine ist dem Urlauber inzwischen oft zu wenig.


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SAISON

DIE ZUKUNFT DES

18 WINTERSPORTS

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Immer weniger Menschen fahren auf Skiurlaub.

D © OLYMPIAREGION SEEFELD

as Skifahren war einst Betätigungsfeld schlechthin für Tiroler Wintergäste und die Königsklasse des Wintersports. Inzwischen machen jedoch eine Vielzahl anderer Sportarten und Freizeitangebote in der kalten Jahreszeit dem Wedelvergnügen Konkurrenz. Tourengehen oder sanftere Varianten wie das Winter- und Schnesschuhwandern erfreuen sich steigender Beliebtheit. Und auch das Thema Wellness steht zunehmend höher im Kurs.

Winterurlaub im Wandel Immer öfter werden Stimmen laut, die im Skiurlaub per se ein Auslaufmodell sehen. Was ist dran an diesen Abgesängen? VON DANIEL FEICHTNER

Stetiges Wachstum. Doch eine wirkliche Bedrohung für den Skitourismus stellt diese Entwicklung der vergangenen Jahre keineswegs dar. Das belegt nicht zuletzt die regelmäßige Gästebefragung T-Mona aus der Saison 2013/14. Dort zeigt sich, dass das Skifahren auch heute noch das Angebot Nummer eins ist. Mit 74 Prozent gaben fast drei Viertel der Befragten an, mehrmals während ihres Aufenthalts in Tirol dem Skivergnügen zu frönen und weitere sieben Prozent, das zumindest einmal zu tun. Verwandte Sportarten hinken im Vergleich dazu weit hinterher. Am ehesten kann sich noch das Snowboard behaupten, das von 19 Prozent der Gäste einoder mehrfach benutzt wird, 15 Prozent begeben sich auf Rodeltouren und 17 Prozent erkunden den Tiroler Winter auf Wanderungen. „Der Skiurlaub hat weiterhin Konjunktur“, bestätigt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Ankünfte und Nächtigungen haben im langjährigen Vergleich zugenommen.“ Tirolweit konnte während der vergan-


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© OLYMPIAREGION SEEFELD

Abwechslung ist gefragt. Auch wenn das Skifahren sich weiterhin großer Beliebtheit erfreut, suchen viele Gäste kurzweilige Alternativen.

Am Gipfel. „Im regelmäßigen Abstand ist vom ‚Abgesang’ des Skisports und nicht zuletzt auch des Skiurlaubs die Rede“, meint Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus in Innsbruck. „In diesem Sinne stimmt das aber bei Weitem nicht. Wir haben es mit einem generellen Wandel zu tun. Was immer weniger zutriff t, ist höchstens das Motto ‚Alles ist Ski’.“ Denn der Skiurlaub wird zunehmend zum Winterurlaub, der mehrere Aktivitäten in sich vereint. Der Attraktivität des Skifahrens selbst tut das aber keinen Abbruch. Das zeigt sich auch anhand der jährlich verbuchten Skifahrtage. Diese verhalten sich hierzulande seit langem auf hohem Niveau relativ stabil – so wie nahezu weltweit. Laut aktuellen Statistiken verzeichnen nur zwei Länder auffallend rückläufige Zahlen bei den auf der Piste verbrachten Tagen. Das ist zum einen Japan, das noch immer mit den Ausläufern seiner letzten Wirtschaftskrise und einer Verlagerung der Interessen der jüngeren Generation zu kämpfen hat, und zum anderen die Schweiz. Dort ist es vor allem der starke Franken, der zu hohen Preisen führt und nicht nur Urlauber fernhält, sondern auch die Einheimischen ins Ausland treibt. Tirol ist von diesem Schicksal weit entfernt, meint Siller – im Gegenteil. „Unser ‚Problem’ im weitesten Sinne ist nicht schwindendes Interesse“,

diagnostiziert der Experte. „Die Stagnation der Skiurlauberzahlen ist darauf zurückzuführen, dass wir letztlich bereits ein hohes Niveau erreicht haben, und es in diesem Segment kaum noch Raum nach oben gibt.“

Skifahren Plus.

In den Wintersportgebieten ist die Erkenntnis, dass es zunehmend schwierig wird, mit reinem Skitourismus Wachstum zu erzeugen, ebenfalls angekommen. Nicht zuletzt deswegen bauen Regionen immer mehr auf laterale Entwicklung. So wandelt sich der Ski- zum generellen Winterurlaub – und triff t damit den Zeitgeist. Denn auch die Gäste erwarten sich inzwischen mehr

in den Vordergrund.“ Damit kommen auf Tourismusregionen zwar regelmäßig neue Herausforderungen zu, um ein möglichst breit gefächertes Angebot zu entwickeln. Allerdings birgt diese Entwicklung auch die Chance in sich, jeweils individuelle Stärken auszuspielen und sich von anderen Anbietern abzuheben.

Attraktive Abwechslung.

So wird in Seefeld zum Beispiel der Langlauf groß geschrieben. Zum einen spricht das körperbewusste Wintersportler an, die Wert auf besonders gesunde Bewegung an der frischen Luft legen. Zum anderen wird so auch eine kostengünstigere Variante zum regulären Skifahren geboten, die von vie-

„Wenn es uns gelingt, heute die Gäste von morgen auf die Skier zu stellen, ist auch die Zukunft des Winterurlaubs gesichert.“ HUBERT SILLER, LEITER DES MCI TOURISMUS © MCI

genen zehn Wintersaisonen ein Zuwachs von 850.000 Übernachtungen auf 25,9 Millionen und damit eine Steigerung von 3,3 Prozent erzielt werden. Die Ankünfte haben um 830.000 auf 5,6 Millionen zugenommen. Das entspricht einem Plus von 15 Prozent.

von ihrem Aufenthalt, als „nur“ die Möglichkeit, Ski zu fahren. Das weiß auch Markus Tschoner, Tourismusdirektor der Region Seefeld, aus Erfahrung: „Menschen wollen mehr. Heute gibt sich kaum jemand mehr damit zufrieden, im Urlaub nur einer Sportart oder einem Hobby nachzugehen“, so Tschoner. „Abwechslung wird immer gefragter. Und auch Themen wie Gesundheit, Körperbewusstsein und Genuss treten zunehmend

len genutzt wird, die nicht jeden Tag auf der Piste verbringen. „Gerade für Paare und Familien ist eine breit gefächerte Auswahl ein nicht zu unterschätzender Faktor“, meint Tschoner. „Für Partner, die unterschiedliche Interessen haben, wird eine Region mit schmalem Fokus relativ schnell uninteressant.“ Finden Gäste hingegen ausreichend Abwechslung, sodass beide auch getrennt etwas unternehmen können, bleibt die Destination für sie


SAISON

DIE ZUKUNFT DES

© OLYMPIAREGION SEEFELD (2), TIROL WERBUNG / KRANEBITTER

20 WINTERSPORTS

Der Winter als Produkt. Mit den sich verändernden Erwartungen der Gäste ist auch der Tiroler Tourismus gefragt, seine Angebotspalette breiter aufzustellen. Skifahren bleibt als Zugpferd bestehen. Aber auch sanftere sowie trendorientierte Sportarten rücken in den Fokus.

© OLYMPIAREGION SEEFELD

attraktiv. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn zusätzlich auch kindgerechte Aktivitäten angeboten werden. Das Bedürfnis nach Abwechslung beschränkt sich dabei nicht nur auf den Bereich des Sports. Auch Wellness wird

zum Beispiel kulinarische Angebote, bei denen Tirol mit Regionalität punkten kann. Dementsprechend gilt es für Wintersportgebiete auf Ski- und auf Nicht-Skifahrer gleichermaßen einzugehen – nicht zuletzt, weil Gäste, die Abwechslung suchen, auch

„Heute gibt sich kaum jemand mehr damit zufrieden, im Urlaub nur einer Sportart nachzugehen. Abwechslung wird immer gefragter.“ MARKUS TSCHONER, DIREKTOR DER OLYMPIAREGION SEEFELD

zunehmend zu einem wichtigen Thema, gerade bei weiblichen Gästen, die oft die Entscheiderinnen bei der Wahl des Urlaubsorts sind. Dazu zählen sowohl der klassische Spa- und Sauna-Bereich als auch

gerne Neues probieren. So ist es durchaus möglich, Besucher, die wegen eines Angebots gekommen sind, während ihres Aufenthalts für ein anderes zu begeistern. Gäste werden älter. Ein weiterer

Faktor, der zum veränderten Verhalten der Gäste beiträgt, ist der demografische Wandel, der sich auch im Tourismus immer stärker bemerkbar macht. „Die Menschen haben eine immer höhere Lebenserwartung und sind auch im Alter noch aktiv“, sagt Josef Margreiter. „Gleichzeitig können und wollen sie allerdings nicht mehr so viel Zeit auf der Piste verbringen.“ Daher suchen viele Winterurlauber der Generation 50-plus nach Alternativen, um vital zu bleiben und sich zu erholen. Auch hier ist der Bereich Wellness, ebenso wie das genussbetontere Erleben des Winters, gefragt. Sanftere Formen des Wintersports wie Winterwanderungen oder das Schneeschuhwandern sind für sie oft willkommene Angebote. Das bedeutet aber bei Weitem nicht, dass sie den Skiurlaub ersetzen werden. „Tirol verfügt im Ski-Bereich über eine Infrastruktur auf weltweitem Top-Niveau“, gibt Hubert Siller zu bedenken. „Skifahren ist mittler-


weile so komfortabel geworden, dass das Erreichen eines bestimmten Alters dem Wintersport kein automatisches Ende mehr setzt. Aber auch hier gilt: Es lockt nicht der Ski allein.“

Produkt Winter.

All diese Entwicklungen machen es nötig, die Vielfalt des Winters selbst in den Fokus zu rücken. Während die Jugend Sportlichkeit sucht, sind im älteren Segment vor allem das Naturerlebnis und die Tiroler Winterlandschaft wichtige Faktoren. „In der Entwicklung des Winters als Gesamtprodukt, liegt die große Herausforderung“, glaubt Siller. Daran, dass der Winterurlaub ebenso sportlich wie aktuell bleiben wird, gebe es aber keinen Zweifel. Eine quantitative Steigerung werde allerdings immer schwieriger. Potenzial sieht der Experte im Bereich der Qualität. Während Tirol über eine der weltweit besten Infrastrukturen verfügt, erwarten sich die zuneh-

mend reiseerfahrenen Gäste gerade bei Dienstleistungen und Service immer mehr. Vorbild dabei könnten Kreuzfahrten oder Airlines sein, schlägt Siller vor. Damit lässt sich gesteigerter Komfort für ältere Generationen mit der sportlichen Coolness, die die Jugend sucht, kombinieren. Und das sichert auch die Zukunft des Skifahrens im Winterurlaub. „Denn der Skisport ist ein Generationenphänomen“, meint Siller. „Wenn es uns gelingt, heute die Gäste von morgen auf die Skier zu stellen, ist auch die Zukunft des Winterurlaubs inklusive des Skifahrens gesichert.“ ×

FAZIT Der Skiurlaub ist noch lange nicht abgesagt. Mit den neuen Bedürfnissen der Gäste verändert er nur sein Gesicht, weg vom Fokus auf nur einen Sport hin zum allumfassenden Wintererlebnis in Tirol.

© TIROL WERBUNG

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„Die Menschen haben eine immer höhere Lebenserwartung und sind auch im Alter noch aktiv. Gleichzeitig können und wollen sie nicht mehr so viel Zeit auf der Piste verbringen.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

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SAISON

DIE ZUKUNFT

© TIROL WERBUNG/ RUPERT ROBERT

22 DES SKIFAHRENS

Bergerlebnis. Immer mehr Tourengeher entdecken die Tiroler Bergwelt (im Bild Osttirol). Mit einem passenden Angebot kann sich eine Destination einen neuen Markt erschließen.

Ein neuer Gast erobert die Bergwelt Das Skitourengehen hat sich zum Trendsport entwickelt. Der neue Gast sucht Ruhe und das gute Leben. Ist er auch bereit, sich das etwas kosten zu lassen? V O N J A N E K AT H R E I N

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asse, Ebene, Dorf. So lauten die Adressen in Innervillgraten. Das Land ist karg, die Hänge sind steil. Hier auf 1.500 Metern im Villgratental liegt der Gannerhof. Ein Familienbetrieb, der seit mehr als dreißig Jahren Gäste beherbergt. Allen voran Skitourengeher. Wer nicht weggezogen ist aus dem Seitental des Pustertals, hat sich spezialisiert – so wie Alois Mühlmann und seine Frau Monika, die 1980 mit dem Umbau ihres Bauernhofs begannen. Der Stall wurde zum Gasthaus, im Stadel fanden weitere Zimmer Platz. Not macht erfinderisch, sagt Alois Mühlmann. „Die Ersten, die nach Innervillgraten reisten, waren Anwälte und Richter. Sie suchten abseits von Innsbruck Ruhe und

Ursprüngliches.“ Alois Mühlmann, seit vielen Jahren Tourismusobmann, hat das Paradies für Skitourengeher frühzeitig erkannt. Ruhig ist es in der 570-SeelenGemeinde. Die großen Skigebiete sind weit entfernt. Das Tal ist erst seit 1956 ganzjährig erreichbar. Schneesicherheit garantiert die Lage auf über 1.500 Metern, der erste Schnee bleibe meist liegen, freut sich der Gastronom. Wer in einem der 48 Betten übernachtet, atmet Geschichte. Die Täfelung stammt aus alten Bauernhäusern, das Eisen und die Lampen von einem befreundeten Schmied aus der Gegend. Als Alois Mühlmann zum ersten Mal Produkte aus der Region servierte, wurde er belächelt. Heute haben die Villgrater Regionalität als Wert definiert.

Das Lammfleisch von Schafzüchter Josef Schett essen die Gannerhof Gäste gern, die Preiselbeeren dazu kommen aus dem nahegelegenen Wald. Damit triff t Josef Mühlmann, Alois‘ Sohn und verantwortlich für die Küche, den Geschmack des variantenreichen Gastes, der nicht nur die Natur abseits der Skigebiete sucht, sondern auch jene Freuden, die durch Magen und Seele gehen. Selbstgebackenes Brot etwa zum Frühstück, eine kräftigende Jause nach dem Gipfelsturm und bevor es zum Entspannen in die Sauna geht Kaffee und Kuchen.

Profil des Skitourengehers.

Ein neuer Gast entdeckt die Tiroler Bergwelt. Er bewegt sich in freier Natur und achtet grundsätzlich auf seine Gesundheit. Ruhe


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5 TYPEN DES SKITOURENGEHERS

THESE 5 Skitouren-Gäste bringen kein Geld.

BEDÜRFNISSE DER TOURENGEHER • Zeiteffiziente Nutzung der Urlaubszeit • Bequemlichkeit – einfach zugängliche Touren und Parkplätze, Verleih von Ausrüstung und entsprechende Ausstattung von Unterkünften • Ausreichende Information zu Routen, Beschilderung, Beratung zu Themen wie Ernährung • Sicherheit – Lawinenkurse, Kontrollpunkte usw. QUELLE: MCI-MASTERARBEIT „PRODUKTENTWICKLUNG FÜR ALPINE WINTERSPORTDESTINATIONEN AM BEISPIEL DER SKITOURENGEHER“, DANIELA PLATTNER, MAI 2013

sucht er abseits der Ballungszentren. 40 Prozent der Skitourengeher sind Akademiker, weiß Stefan Astl vom Tourismusverband Kitzbühler Alpen. Trotz einer wachsenden Zahl weiblicher Tourengeher sind mehr als zwei Drittel davon Männer. Sie suchen das gute Leben und sind auch bereit, dafür mehr Geld auszugeben. Seine Energiespeicher füllt der Tourengeher nach der Tour in einer der Hütten oder Gastronomiebetriebe auf. In Skigebieten, die nahe der Ballungszentren liegen, wächst ein weiterer Typ des Tourengehers heran: der Pistengeher. Für ihn sind die Touren im präparierten Gelände ein idealer Ausgleich zum Alltagsstress und auch

abends beziehungsweise nachts möglich. Stefan Astl, selbst begeisterter Tourengeher, sieht hier noch viel ungenutztes Potenzial. Wenn eine Destination die passende Infrastruktur biete, „würden die Tourengeher quasi von selber kommen“. Das Brixental und seine Seitentäler sowie die Wildschönau sind bei Tourengehern aus Bayern und Österreich beliebt. Die kurze Anfahrtszeit nutzen viele für einen Tagesausflug. Die Touren sind zumeist einfach und die Hänge gelten selbst bei allgemein höherer Lawinengefahr als sicher. Interessant sei dieser Gast für Vermieter und Gastronomen, sagt Stefan Astl. Wer mit den Betreibern von Schwimmbädern und Thermen zusammenarbeite, könne attraktive Angebote schnüren. Die Tourengeher kehren gerne in den Hütten und Restaurants ein, tragen also zur Wertschöpfung bei, und würden sicher auch länger in der Region bleiben, wenn sie ein passendes Angebot dafür fänden.

Authentizität. Kann der Tourengeher auch für andere Destinationen ein interessanter Gast sein? Eine Frage, die sich auch Daniela Plattner, Autorin einer am Management Center Innsbruck verfassten Masterarbeit stellt. Wer auf die Bedürfnisse des Gastes eingehe, habe gute Chancen sich als Destination bei den Tourengehern zu profilieren (siehe Infobox).

• Der Genussskitourengeher – sieht den Sport als Ausgleich zum Alltag. Er unternimmt meist einmal wöchentlich eine Skitour und genießt diese dann in vollen Zügen. Aus Sicht des Tourismus ist diese Gruppe der „gemütlichen Leute“ besonders interessant. • Der hochalpine Tourensportler bewegt sich auch abseits der Piste, führt jedoch spezialisierte Ausrüstung wie Seile und Steigeisen mit sich. Der traditionelle Skitourengeher ist für den Touristiker weniger interessant. • Der Tourenrennsportler bewegt sich zumeist aus sportlichen Gründen auf präparierten Pisten. Er achtet auf seine Ernährung. Im Hinblick auf Veranstaltungen, mit denen Nächtigungen verbunden sind, kann dieser Gast auch für den Tourismus interessant sein. Viele Alpenländer rufen inzwischen Wettkämpfen für Tourenrennsportler aus. • Dem Pistentouren- und Fitnessgeher fehlt es zumeist an Erfahrung und daher bewegt er sich nicht im freien Gelände. Die Anzahl der Pistengeher ist stark im Steigen. Die Wertschöpfungskette ist bei den Anfängern am längsten, denn sie brauchen Bergführer, Verleih, eventuell auch Kombiangebote mit einem Liftpass. • Der Freerider und Variantenfahrer ist abfahrtsorientiert und immer auf der Suche nach Pulverschnee. QUELLE: MCI-MASTERARBEIT „PRODUKTENTWICKLUNG FÜR ALPINE WINTERSPORTDESTINATIONEN AM BEISPIEL DER SKITOURENGEHER“, DANIELA PLATTNER, MAI 2013

Von einer Vereinheitlichung des Angebots halten Alois Mühlmann und Stefan Astl allerdings wenig. Passt es jedoch zur Region, kommen die Leute ohnehin von selber. Verbündete können natürlich dabei helfen. Die Innervillgrater haben sich dafür schon früh den Österreichischen und den Deutschen Alpenverein ins Boot geholt, sie tragen die positiven Werte der Region auch nördlich von München weiter. „Wir haben nichts Neues erfunden, sondern die Schwäche der Region zu einer Stärke gemacht“, resümiert Alois Mühlmann nach mehr als 30 Jahren den Weg, der das Villgratental aus dem Dornröschenschlaf erweckt hat. ×

FAZIT 40 Prozent der Skitourengeher sind Akademiker. Sie sind gemütliche Leute und suchen Komfort, dafür sind sie auch bereit, mehr Geld auszugeben. Das Angebot muss jedoch zu den Voraussetzungen, die eine Region mitbringt, passen. In Tirol gibt es dafür noch Potenzial.


SAISON

DIE ZUKUNFT DES

24 WINTERSPORTS THESE 6 Die Größe des Skigebiets ist das wichtigste Kriterium für die Destinationsentscheidung.

Die Größe macht’s – nicht allein Studien zeigen: Zentrales Kriterium bei der Destinationswahl ist die Größe des Skigebiets, dicht gefolgt von Schneesicherheit und Pistenverhältnissen. Doch in den Entscheidungsgründen für die Großen liegen auch die Chancen für die Kleinen. VON SUSANNE GURSCHLER

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© ROL-ART-IMAGES, EHRWALDER ALMBAHN

Zielgruppenorientiert agieren ist zentral bei großen wie bei kleinen Skigebieten.

as Skigebiet Fieberbrunn ist ein Paradies für Freerider. Vor Jahren haben sich die Bergbahnen Fieberbrunn auf diese Zielgruppe eingeschworen. Mit Erfolg: Die Destination ist in diesem Segment hervorragend positioniert. Trotzdem, oder gerade deshalb – je nachdem von welcher Warte aus man es betrachtet – strebte das Unternehmen einen Zusammenschluss mit dem Skigebiet Saalbach Hinterglemm an und entsprach damit den Wünschen der Wintersportler. Die Größe des Skigebiets ist nämlich das wichtigste Kriterium bei der Wahl der Urlaubsdestination. Das alles entscheidende wird sie längerfristig aber nicht sein. Kleinere Skigebiete brauchen andere Schwerpunkte und Perspektiven. Die Idee, das Skigebiet Fieberbrunn in Tirol mit dem von Saalbach-Hinterglemm in Salzburg zu verbinden, ist nicht neu. Schon in den 1980er-Jahren wurden entsprechende Pläne gewälzt. Naheliegend waren sie allemal: die beiden Regionen liegen sozusagen Tal an Tal, sind wirtschaftlich gut vernetzt und für den Zusammenschluss der beiden Skigebiete brauchte es nur eine Bahn zum Andocken.

260 Prozent.

„Wesentlich war, dass Fieberbrunn sehr gut aufgestellt ist. Fieberbrunn bringt ein hervorragend etab-


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Schneereichtum.

Die Größe allein sei langfristig nicht entscheidend, das Angebot müsse passen. „Für ein Skigebiet wie Fieberbrunn ist es so einfach leichter zu investieren, die Qualität zu heben und zu halten. Am Ende entscheidet der Markt. Die Konkurrenz liegt nicht im Alpenraum, sondern in den Städte- und Fernreisen“, sagt Phleps auch mit Blick auf die beiden anderen Skigebiete im Pillersee Tal. Im Gegensatz zu einigen anderen ist er überzeugt davon, dass der Zusammenschluss Fieberbrunns mit Saalbach-Hinterglemm keine negativen Auswirkungen auf die Steinplatte und die Buchensteinwand hat. Mit ihren 20 beziehungsweise 40 Pistenkilometern gehören die beiden zu den kleineren Skigebieten in Tirol. Phleps sieht sie hervorragend positioniert und keineswegs im Schatten des nun großen Nachbarn. „Die Buchensteinwand ist ein Familienskigebiet mit einem attraktiven Genussangebot und dem Jakobskreuz als Kraftplatz, die Steinplatte ein schneesicheres Höhenskigebiet mit höchstem Komfort und bester Pistenqualität, speziell positioniert für Tagesskifahrer“, so Phleps. Die drei Skigebiete liegen zudem in der „schneereichsten Region Tirols“, womit eine zentrale Forderung seitens der Gäste erfüllt ist. Denn fast gleichauf mit der Größe des Skigebietes steht bei der Destinationswahl die Schneesicher-

heit, gefolgt von der Qualität der Skipisten und den Schneeverhältnissen – wie in der Manova-Grundlagenstudie „Die Zukunft der Bergbahnen in Österreich“ aus dem Jahr 2013 zu lesen ist.

Gustostückerl. Keine Zukunftsängste plagen die Verantwortlichen der Ehrwalder Almbahn. „Die Ehrwalder Almbahn hat zur richtigen Zeit investiert, wir bieten hohen Komfort, haben uns als Familiendestination klar positioniert und die Auslastung ist sehr gut“, so Geschäftsführer Franz Dengg. Die Liftanlagen seien top, ebenso die Schneelage und das neue Restaurant spiele alle Gustostückerln. Spezialisierung, Besonderheiten, leichte Erreichbarkeit, attraktive Preise und Nähe zu urbanen Zentren sind die Kriterien, die Gäste in ein kleineres Skigebiet

Leiter der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Tirol. Viele Skigebiete gehen daher schon dazu über, anstelle der Pistenkilometer die präparierten Flächen anzugeben. Ölhafen ist überzeugt: Für den Gast ist es weitaus informativer zu wissen, mit wie vielen Menschen er sich den Skiraum teilt, als zu wissen, wie viele Pistenkilometer ihm (theoretisch) zur Verfügung stehen. „Für den Qualitätsurlaub macht es einen großen Unterschied, ob ich mit 200 oder 2.000 Personen auf der Piste stehe“, so Ölhafen. Und ein weiteres Phänomen weist in Richtung Qualität statt Quantität: Zwar geben Schwierigkeitsgrade zentrale Informationen, ob ein Hang für Anfänger, Fortgeschrittene oder Spitzensportler geeignet ist, in einigen Skigebieten ist man allerdings bereits dazu übergegan-

„Am Ende entscheidet der Markt. Die Konkurrenz liegt nicht im Alpenraum, sondern in den Städte- und Fernreisen.“ © TVB PILLERSEE

liertes Freeridegebiet ein, Saalbach-Hinterglemm ein großes, attraktives Skigebiet und einen international bekannten Namen“, so Florian Phleps, Geschäftsführer des Tourismusverbandes PillerseeTal. Es sei eine Kooperation auf Augenhöhe: um rund 20 Prozent vergrößert Fieberbrunn den „Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn“, der im Dezember 2015 startet. Der Zusammenschluss zeigt exorbitante Wirkung. „Mit Stichtag 16. November haben wir allein bei den Buchungen über den TVB eine Steigerung von 260 Prozent, die Umsätze sind um 300 Prozent gestiegen“, erläutert Phleps. Und er strahlt auf die gesamte Region aus; auch in Hochfilzen, St. Jakob, St. Ulrich und Waidring seien die Zahlen in die Höhe geschossen. „Zum ersten Mal konnte der TVB PillerseeTal heuer alle Wintersportbegeisterten als Zielgruppen ansprechen: mit dem nun größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs, mit dem Familien- und Genussskigebiet Buchensteinwand und dem Drei-Länder-Höhenskigebiet Steinplatte“, freut sich der TVB-Chef.

FLORIAN PHLEPS, TVB PILLERSEETAL

locken. 60 Prozent der Gäste der Ehrwalder Almbahn nächtigen in den Orten der Umgebung, 40 Prozent sind Tagesgäste. Das Unternehmen profitiert davon, dass das Skigebiet von Städten wie Ulm und Stuttgart aus in 1,5 Stunden, von München aus in einer Stunde zu erreichen ist. Dazu kommt der Service. „Wir haben gut geschultes, sehr freundliches Personal, eine hervorragende Gastronomie mit Selfservice und Bedienrestaurant, exzellent präparierte Pisten“, zählt Dengg auf. Es sei wie in der Sterne-Hotellerie, das Gesamtpaket müsse passen, dann kämen die Gäste gerne wieder. Probleme bekämen jene kleinen Skigebiete, die nicht zeitgerecht investieren und sich nicht positionieren, ist Dengg überzeugt.

Genussfahren.

Nur auf Größe zu setzen, wäre auch für Josef Ölhafen der falsche Zugang. „Die meisten Menschen fahren nicht mehr als drei Stunden Ski am Tag. Man kann sich also ausrechnen, wie viele Kilometer sie nutzen. Die Gefahr ist groß, dass diese Fixierung allein auf die Größe zu einem Marketinginstrument verkommt, das rasch verpuff t“, sagt der

gen, zielgruppendefinierte Informationen zu geben. „Der Begriff Genussstrecke zum Beispiel signalisiert allen, dass hier langsamer, genussvoll gefahren wird. Wer auf Geschwindigkeit steht, nutzt entsprechend andere Pisten“, erläutert Ölhafen. Eine klare Definition der Zielgruppen ist also sowohl bei großen als auch bei kleinen Skigebieten wichtig. Dabei ist durchaus Kreativität gefragt. Ölhafen verweist hier auf einige Skigebiete in der Nähe von Ballungszentren, die gezielt Infrastruktur für Profifahrer und Skiclubs geschaffen haben mit eigenen Pisten samt Starthaus und Zeitnehmung. „Damit spricht man nicht die große Masse an, aber bietet einer bestimmten Zielgruppe optimale Bedingungen.“ ×

FAZIT Insgesamt kann gesagt werden, die Größe des Skigebiets spielt bei der Destinationswahl zwar eine sehr wichtige Rolle. Allerdings: Sie ist nicht das alles Entscheidende. Schneesicherheit und Qualität der Pisten sind ebenso gefragt. Kleinere Skigebiete wiederum punkten durch Spezialisierung.


THESE 7 Seit dem Carver hat sich der Skisport nicht mehr weiter entwickelt.

Skifahren quo vadis? Hat es seit der Entwicklung des Carving-Ski im alpinen Skisport keine Innovationen mehr gegeben? Die SAISON konfrontierte Branchenexperten mit dieser provokanten These. VON S TEFFEN AROR A

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arving-Ski waren der große Skisport-Trend der Nullerjahre. Viele sprachen gar von der Rettung des stagnierenden Skibusiness. Doch der Trend vom Eigen- hin zum Verleihski hat die Begeisterung drastisch gedämpft. Hat sich die Branche davon die Lust an der Innovation nehmen lassen? Mitnichten, sagen Experten, die es wissen müssen. Allen voran Reinhard Klier, Vorstandsmitglied bei der Wintersport Tirol AG, zu der neben dem Stubaier Gletscher auch die Wintersport Tirol Handels GmbH, der größte Sporthandelsbetrieb Westösterreichs, zählt. Er kennt sowohl die Seite der Seilbahnbetreiber als auch die des Einzelhandels. Und Klier widerspricht der These, dem alpinen Skisport mangle es an Innovationen, vehement: „Der Skisport entwickelt sich sogar sehr dynamisch.“ Klier verweist auf zahlreiche Trends, die der Branche laufend Innovationsschübe bescheren: „Das gibt es in der Form in keiner anderen Branche. Es beginnt beim Freeriden mit den breiten Powderlatten oder den drehfreudigen Rocker-Ski, geht über die Tourenski und Splitboards, und reicht bis zu den Twintips, die vor allem für Einsätze im Funpark designt sind.“ Das Tourengehen bezeichnet Klier als besonders zukunftsträchtigen Trend: „Die Bevölkerung wird immer sportlicher und Tourengehen setzt eine gewisse Grund-

kondition voraus. Auch Alpin-Skifahrer wechseln heute immer öfter zum Tourengehen.“ Zwar sei der Skimarkt nicht mehr der boomende Wachstumsmarkt mit zweistelligen Zuwachsraten der er in den 1980ern und 1990ern gewesen ist, aber schlechtreden lasse er sich den Markt auch nicht: „Wir verzeichnen heute ein normales Wachstum.“ Die enormen Zuwächse von einst hätten sich heute verlagert. Klier nennt in dem Zusammenhang den OutdoorSportartikel-Bereich als Hoffnungsmarkt. Hinsichtlich des alpinen Skisports sei aber kein Grund zur Sorge gegeben. Der Markt

„Die Segmentierung in der Skiindustrie ist mittlerweile enorm und nimmt weiter zu.“ RUDI LAPPER, TIROLER SKILEHRERVERBAND

entwickle sich normal, wachse weiterhin und sei beständig und zudem, so Klier: „Skisport ist heute viel breiter aufgestellt, als er es früher war. Es gibt zahlreiche Spielarten und der Gast entscheidet selbst, was er will.“ Ins selbe Horn stößt

Rudi Lapper vom Tiroler Skilehrerverband: „Die Segmentierung in der Skiindustrie ist mittlerweile enorm und nimmt weiter zu.“ Lapper verweist in diesem Zusammenhang ebenfalls auf Trends wie Twintips und Tiefschnee-Ski. „Dieser Markt wird weiter wachsen, das ist keineswegs nur eine Nische“, so der Experte. Auf die eingangs aufgestellte These, dass es dem alpinen Skisport seit Erfindung der Carving-Ski an Innovation mangle, antwortet er jedoch eher unerwartet: „Nun ja, richtige Innovationen gab es seitdem wirklich nicht mehr.“ Lapper verortet sogar eher einen Trend zurück in Richtung „Skifahr-Technik und Eleganz“. Eben erst vom Interski-Kongress in Argentinien zurückgekehrt, berichtet der erfahrene Skilehrer, „dass es international gesehen eher wieder zurück zum natürlichen Skilauf geht“. Das heißt weniger taillierte Ski und weniger hohe Kurvengeschwindigkeiten. Denn: „Das ist gerade für die Einsteiger auch einfacher zu lernen als mit den extremen Carvern.“


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DIE ZUKUNFT DES WINTERSPORTS

Abseits der Piste. Freeriden ist ein Innovationstreiber der Skiindustrie.

© TIROLWERBUNG/JOSEF MALLAUN

© WINTERSPORT TIROL AG

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„Das gibt es in der Form in keiner anderen Branche. Es beginnt beim Freeriden mit den breiten Powderlatten oder den drehfreudigen RockerSki, geht über die Tourenski und Splitboards, und reicht bis zu den Twintips, die vor allem für Einsätze im Funpark designt sind.“ REINHARD KLIER, WINTERSPORT TIROL AG

Im internationalen Vergleich, so Lapper, punkten die Tiroler mit ihrer perfekten Skitechnik und der ihr innewohnenden Eleganz. „Das kommt besser an als das extreme Kurvenfahren.“ Im alltäglichen SkiUnterricht seien die Carving-Ski deshalb nicht mehr wirklich gefragt. „Hier geht die Entwicklung zurück zum Allround-Ski mit weniger starker Taillierung. Ein Ski, den man für verschiedene Zwecke einsetzen kann – vom sportlichen Pistenfahren bis hin zum leichten Tiefschnee.“

Innovation bei Skimodellen. Widerspruch zur These, es mangle dem alpinen Skisport an Innovationen, kommt vom Leiter der Ski Austria Academy am Arlberg, Herbert Mandl. Der ehemalige ÖSV-Spitzentrainer sieht durchaus positive Neuentwicklungen: „Diese Aussage kann ich so nicht stehen lassen. Denn es hat sich vor allem bei der Qualität der Ski in den vergangenen Jahren sehr viel getan.“ Zudem, so Mandl, sei die Produktpalette der großen Hersteller enorm

erweitert worden. „Es gibt heute schon fast zu viele unterschiedliche Modelle, die an Schneelage und Gelände angepasst sind.“ Mandl sieht die Innovation einerseits beim Material: „Heute kann ich für jeden Einsatzzweck einen eigens dafür entwickelten Ski nutzen.“ Zudem gibt es seiner Meinung nach Innovationen, die sich auf bestimmte Zielgruppen beziehen, allen voran die jungen Skifahrer bis 30 Jahre. „Twintips, die in erster Linie in Funparks zum Einsatz kommen, sind ein großer Trend. Allerdings ist für Skifahrer über 30 Jahre dieser Trend schnell zu Ende.“ Dennoch sei die jugendliche Zielgruppe mit der Vorliebe für Sprünge und Tricks eine sehr lohnenswerte, sowohl für die Skiindustrie, die die Twintips herstellt, als auch für die Skigebiete. „Zwar bedeutet ein Funpark eine Menge Arbeit für die Pistenpräparierung, aber man sieht, dass diese Angebote gerne angenommen werden.“ Letztlich würden die jungen Park-Fahrer später dem Skisport treu bleiben. Die größte Innovation verortet Mandl aber weder in

der Skiindustrie noch im Pistenbau: „Am nachhaltigsten ist sicherlich, dass Skifahren immer mehr als Naturerlebnis und Herausforderung wahrgenommen wird.“ Besonders das Freeriden im freien Skiraum sei eine Form der Innovation, die den alpinen Skisport beflügelt. Das findet mit den speziell für diesen Zweck entwickelten Tiefschnee-Ski auch in der Industrie seinen Niederschlag. „Mit diesem Trend zur Spezialisierung wird sich Skifahren auch in den kommenden Jahren weiterentwickeln und für Innovationen sorgen.“ ×

FAZIT Der alpine Wintersport hat sich seit Erfindung des Carving-Ski weiterentwickelt. Motor dieser Entwicklung ist die Segmentierung – für jede Spielart des alpinen Skisports werden eigens dafür gebaute Produkte angeboten. Der größte Trend, so sind sich die Experten einig, ist das Freeriden im freien Skiraum, sprich: Tiefschneefahren.


THESE 8

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Der Winter beginnt immer später.

er Winter beginnt immer später? „Um diese Aussage überprüfen zu können, müssen wir zuerst klären, was mit dem ‚Beginn des Winters’ überhaupt gemeint ist“, gibt Andrea Fischer zu bedenken. Sie arbeitet als Klimaforscherin am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und befasst sich unter anderem mit klimatischen Veränderungen im Alpenraum. Meteorologisch ist der Winterbeginn nämlich fix am 1. Dezember verankert. „Und auch astronomisch lässt sich das Datum vorausberechnen und fällt bei uns immer auf den 21. oder 22. Dezember. 2015 ist es übrigens am 22. Dezember um 5 Uhr 48 so weit“, meint die Expertin. So bleibt also nur der „gefühlte“ Winterbeginn, der in der Wahrnehmung der Menschen variieren kann. Fischer schätzt, dass dieser zum einen mit dem Faktor Kälte zusammenhängt – also einem spürbaren Temperatursturz. Dieses Wetterphänomen ist mit unterschiedlicher Ausprägung jedes Jahr im Herbst zu beobachten, meistens im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember. Natürlich gibt es dabei Variationen, sagt Fischer, aber am generellen Zeitrahmen hat sich nichts verändert. Von da an sinken die Temperaturen stetig weiter, bis sie Mitte Februar ihren Tiefpunkt erreichen. Der Klimawandel hat darauf noch relativ wenig Auswirkung. Denn die globale Erwärmung tritt nicht regelmäßig über alle Jahreszeiten verteilt auf. „Ihr Effekt ist im Sommer am stärksten spürbar und im Frühling und Herbst liegt der Temperaturanstieg im Mittelfeld“, erklärt Fischer. „Im Winter ist er dagegen am schwächsten.“

Flocken als Faktor. Zum anderen ist es der erste Schneefall, der zur gefühlten Definition des Winterbeginns

Weiße Weihnachten: Das stereotype Idealbild von Schnee zu Heiligabend entspricht in den Tallagen nur selten der Realität.

Das Warten auf den Schnee In der allgemeinen Wahrnehmung scheint sich der Winteranfang immer weiter nach hinten zu verschieben. Ob dem wirklich so ist, erklären eine Klimatologin und ein Tourismus-Experte. VON DANIEL FEICHTNER

beiträgt. Wohl nicht zuletzt, weil er auch für Wintersportler den Startschuss in die Saison markiert. Und hier sieht Fischer den Hauptgrund für die Einschätzung: „Der erste Schnee fällt mit großen Unterschieden von Jahr zu Jahr. Je nach Location und Höhe geschieht das irgendwann zwischen August und Dezember

„Der erste Schnee fällt mit großen Unterschieden von Jahr zu Jahr.“ © PRIVAT

ANDREA FISCHER, KLIMAFORSCHERIN

und ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig.“ Somit kann es von einem Jahr zum anderen zu großen Schwankungen kommen. Zu der Thematik gibt es eine Vielzahl von Studien, die in verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Methoden durchgeführt wurden. All diese Daten zu verschränken, um ein Bild der Gesamtsituation zu erzeugen, wäre sehr schwierig und ist derzeit Gegenstand der Forschung, meint die Klimatologin. Allgemein lasse sich sagen, dass die 1920er sehr schneereich waren, in den 1940ern dagegen wenig Schnee gefallen ist. Die Lawinenwinter von 1950 brachten wieder viele Schneefälle. „Seit den 1970ern kommen in der Meteorologie auch Satellitenaufnahmen zum Einsatz. Diese zeigen,


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DIE ZUKUNFT DES

dass es in den 1980ern viel Schnee gab, in den 1990ern herrschte wieder Schneearmut, sagt Fischer. „So kommt es zu einer schwer vorhersagbaren Oszillation, die kaum Rückschlüsse auf ein Gesamtbild zulässt.“

© TIROL WERBUNG / MOSER LAURIN

Verschobene Wahrnehmung. Schneearme Winter an sich sind also kein neues Phänomen, wie auch eine Untersuchung aus der Schweiz belegt. Sie beruht auf Aufzeichnungen von Schneefällen während der Kleinen Eiszeit, einer Klimaperiode, bei der die Temperaturen in Mitteleuropa mehrfach merklich sanken. Aber selbst in dieser im Vergleich zu heute sehr kühlen Phase gab es um die 1620erJahre einige schneearme, föhnige Winter. Als Gegenpol dazu liefert der Schneereichtum der im Vergleich zur Kleinen Eiszeit warmen 1980er eine weitere Erklärung für die Auffassung eines sich zunehmend verspätenden Winters. Denn der Durchschnittsösterreicher, meint Fischer, habe klare Erinnerungen an diese Zeit. „Und Extreme bleiben uns immer viel deutlicher in Erinnerung.“ Ein ideales Beispiel dafür sei die Vorstellung weißer Weihnachten. „In den Tallagen ist Schneefall an Heiligabend meteorologisch aber eigentlich eine Ausnahmeerscheinung“, sagt Fischer. „Umso einprägsamer ist es, wenn das einmal passiert. So entsteht ein Idealbild, das nicht der Realität entspricht. Deswegen sollte man sich gerade in der Meteorologie nicht auf persönliche

„Wir stellen gerade in der Ski-affinen Gruppe unserer Kunden fest, dass der Wunsch nach einem frühzeitigen Saisonstart zunimmt.“ JOSEF BURGER, VORSTAND BERGBAHN AG KITZBÜHEL

Erinnerungen verlassen, sondern auf faktische Daten.“

Wunschdenken. Aber es ist nicht nur die Erinnerung, die unseren Eindruck, der Winter beginne später, zu prägen scheint. Die verschiedensten Formen des Wintersports sind mittlerweile deutlich weiter verbreitete Hobbys als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten. Damit haben sich auch die Bedürfnisse der „Winter-Konsumenten“ in den vergangenen Jahren zunehmend verändert, wie der Vorstand der Bergbahn AG Kitzbühel Josef Burger bestätigt: „Wir stellen gerade in der Skiaffinen Gruppe unserer Kunden fest, dass der Wunsch nach einem frühzeitigen Saisonstart zunimmt.“ Viele Gäste in der Region würden bereits im Herbst nach Möglichkeiten suchen, ihren WintersportHobbys nachzugehen. Auf diese Weise wird der Winterbeginn zu einem Ereignis, dem nicht nur mehr Aufmerksamkeit, sondern auch eine positivere Haltung entgegengebracht wird – eine Entwick-

EDELWEISS DUNKEL So viel Geschmack findet man nur in unseren Alpen.

lung, die die Anbieter in den Skigebieten durchaus wahrnehmen und unterstützen. Was den Winterbeginn aus der Sicht der Bergbahn AG Kitzbühel betrifft, muss Josef Burger der allgemeinen Auffassung zudem widersprechen: „Die klimatologische Situation kann ich gesamtheitlich zwar nicht beurteilen“, meint Burger, „wir in Kitzbühel haben aber in den vergangenen Jahren jeweils als eines der ersten Nicht-GletscherSkigebiete in Tirol verlässlich Ende Oktober beziehungsweise Anfang November geöffnet. Damit waren wir jeweils früher dran, als noch vor einigen Jahren.“ ×

FAZIT Auch wenn der erste Schnee schwer vorhersagbar ist, kommt der Winter noch immer pünktlich. Es sind wohl weniger Fakten, als die Hoffnung, möglichst früh auf die Piste zu kommen, verbunden mit schneeweißen Kindheitserinnerungen, die uns daran zweifeln lassen.

© FLORIAN LECHNER

29 WINTERSPORTS


THESE 9 Skifahren ist gesund.

Fit wie ein Skischuh Beiträge über Skiunfälle in den Nachrichten suggerieren: Skifahren ist gefährlich. Dabei hat sich die Zahl der Unfälle in den letzten zehn Jahren halbiert. Wissenschaftliche Studien beweisen: Die Verletzungsgefahr ist nicht nur niedrig, Skifahren gehört auch zu den gesündesten Sportarten. VON SUSANNE GURSCHLER

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as Bild ist verzerrt. Im Sommer suggerieren Berichte über Wanderunfälle, Bewegung im alpinen Raum sei lebensgefährlich, im Winter sind es die über Skiunfälle. Meist geht es um folgenschwere Kollisionen, um Pistenrowdys und dramatische Ereignisse im freien Skiraum. In der öffentlichen Wahrnehmung hat sich so die Meinung verfestigt, auf den Pisten gehe es zu wie dereinst im Wilden Westen. Doch das Bild stimmt nicht. Die Unfallstatistiken und -analysen zeigen: Skifahren ist eine der sichersten Sportarten, die Verletzungsgefahr ist niedrig. Zudem ist Skifahren eine der gesündesten Sportarten. Wer Wintersport betreibt, lebt gesünder, auch das ist wissenschaftlich nachgewiesen. „Es ist

schon etwas erstaunlich, dass Alpinunfälle im Allgemeinen auf so großes mediales Echo stoßen, was das Gesamtbild beziehungsweise den Gesamteindruck deutlich verzerrt“, meint Andreas Würtele. Der Geschäftsführer des Kuratoriums für alpine Sicherheit hat einige Statistiken parat, die unterstreichen, dass Skisport keineswegs so gefährlich ist, wie viele meinen. „Gemessen an den Skifahrertagen und den Beförderungszahlen liegt die Gefahr, beim Skilauf tödlich zu verunglücken, bei eins zu 14,7 Millionen“, sagt Würtele; es sei weitaus wahrscheinlicher, im Lotto zu gewinnen, als am Skihang sein Leben zu lassen. Um noch deutlicher zu machen, in welchem Risikobereich der Skisportler sich bewegt, führt er weitere Vergleiche an.

Risiken und Nebenwirkungen. Die Aussicht, durch die „sehr seltenen“ Nebenwirkungen eines Schmerzmittels wie Proxen einen lebensbedrohlichen Schock oder Atemstillstand zu erleiden, liegt im Vergleich bei eins zu 10.000, die durchschnittliche Mortalitätsrate eines 60-Jährigen in Österreich bei eins zu 100. Für Würtele ist es angesichts solcher Vergleichszahlen irrational, von einem besonders gefährlichen Sport zu sprechen. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Ursachen für tödliche Unfälle: Es sind nicht Kollisionen, Stürze oder der Aufprall gegen Hindernisse, sondern schlicht Herz-Kreislauf-Störungen nicht die sportliche Betätigung, sondern der Lebenswandel – die allgemeine körperliche Konstitution also. Die statistischen Erhe-


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DIE ZUKUNFT DES WINTERSPORTS

© BURTSCHER

„Die Studie hat gezeigt, dass Leute, die langfristig und regelmäßig Skifahren, günstigere Werte des Fett- und Zuckerstoffwechsels aufweisen.“

© SHUTTERSTOCK

MARTIN BURTSCHER, INSTITUT FÜR SPORTWISSENSCHAFT UNI INNSBRUCK

bungen der letzten Jahre zeigen zudem deutlich, dass die Zahl der Verletzungen stetig sinkt. In den letzten zehn Jahren hat sie sich sogar halbiert. Das ist zunächst auf die immer hochwertigere Ausrüstung der Skisportler zurückzuführen. Insbesondere die Einführung der Carving-Ski führte zu signifikanten Verbesserungen. „Sie sind bedeutend kürzer als herkömmliche Ski und leichter steuerbar“, so Würtele. Auch eine immer bessere Pistenpräparierung trägt zur positiven Entwicklung bei. Die Vollbeschneiung minimiert das Risiko starker Verletzungen erheblich: Schnee dämpft Stürze – auf der Piste und im freien Gelände. Würtele gibt zudem zu bedenken, dass in den Statistiken auch Bagatellverletzung erfasst werden. Das Observatorium Sport und Bewegung Schweiz verglich 2013 verschiedene Sportarten auf ihr Verletzungsrisiko hin. Es stellte sich heraus, dass die Gefahr, sich beim Fußballspielen eine Verletzung zuzuziehen, dreimal höher ist als beim Skilaufen. Doch kein Mensch käme auf die Idee, Fußball, Basketball, Squash oder Handball als gefährlich einzustufen, dabei ist laut dieser Statistik das Verletzungsrisiko bei all diesen Aktivitäten höher als beim Skifahren.

und die Auswirkungen auf altersbedingte Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Cholesterin aber auch Vergesslichkeit. Dabei stellte der Wissenschaftler fest, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand und der Häufigkeit des Skifahrens gab. „In jener Gruppe, die ein bis zehn Mal im Jahr Ski fuhr, litten 30 Prozent unter hohem Blutdruck, bei denen, die elf bis 20 Mal fuhren, waren es 24 Prozent, und bei denen, die mehr als 20 Mal fuhren nur 21 Prozent“, erläutert Burtscher. Auch das Risiko einer Hypercholesterinanämie reduzierte sich signifikant mit der Häufigkeit des Skifahrens. Gedächt-

„Gemessen an den Skifahrertagen und den Beförderungszahlen liegt die Gefahr, beim Skilauf tödlich zu verunglücken, bei eins zu 14,7 Millionen.“ ANDREAS WÜRTELE, KURATORIUM FÜR ALPINE SICHERHEIT

Skifahren und Auswirkungen. Dass es zwar viele Studien über Unfallursachen beim Skisport gibt, aber wenig Untersuchungen über dessen positive Einflüsse, war für Martin Burtscher der Grund, sich diesen Wintersport und seine Effekte auf Körper und Geist einmal genauer anzuschauen. Der Bereichsleiter für Sportmedizin und Prävention am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck führte eine Beobachtungsstudie bei älteren Skifahrern durch und analysierte deren körperliche sowie geistige Fitness. Im Durchschnitt fuhren die Teilnehmer rund 30 bis 40 Jahre Ski. Dem Wissenschaftler ging es um die Langzeitwirkung dieses Wintersports

nisdefizite gaben in der ersten Gruppe zwölf, in der zweiten acht und in der dritten fünf Prozent an. Diese Ergebnisse haben zwar nur für diese ganz spezielle Bevölkerungsgruppe Gültigkeit und sind in Zusammenhang mit dem allgemein gesünderen Lebensstil der untersuchten Personen verbunden, Burtscher betont aber: „Die positiven Effekte auf Körper und Seele sind unbestritten. Menschen, die regelmäßig Ski fahren, sind körperlich und geistig agiler, stressresistenter und weniger vergesslich.“ Die Gefahren lauern nicht im Sport, sondern woanders. Hochrisikofahrer machen zwar nur einen Bruchteil der Wintersportler

aus, aber riskante Manöver provozieren höhere Verletzungsrisiken. Zudem weisen jüngere Skifahrer eine höhere Risikobereitschaft aus als ältere, und sie fahren im Schnitt schneller. Um Verletzungen vorzubeugen, ist empfohlen, sich körperlich fit zu halten, eine adäquate Skiausrüstung zu verwenden und sich auf der Skipiste verantwortungsbewusst zu verhalten.

Alle Muskelgruppen. „Skifahren fordert grundsätzlich den gesamten Körper, es gibt natürlich Hauptbelastungszonen wie die Kniegelenke oder die Oberschenkelmuskulatur“, so Burtscher. Insgesamt konstatiert er einen positiven Effekt auf die Fitness: Beinahe alle Muskelgruppen sind einbezogen, die Beinmuskulatur wird besonders gestärkt und der Gleichgewichtssinn geschult, was sich positiv auf den Bewegungsapparat und das Sturzrisiko allgemein auswirkt. Die spezifische Kräftigung der Muskulatur regt die Stoff wechselprozesse an, wie zum Beispiel den Zucker- und Fettabbau, hier gibt es nachweisbare Effekte. „Die Studie hat gezeigt, dass Leute, die langfristig und regelmäßig Ski fahren, günstigere Werte des Fett- und Zuckerstoff wechsels aufweisen“, resümiert Burtscher. Angedacht ist, eine ähnliche Beobachtungsstudie bei jüngeren Skifahrern durchzuführen, um herauszufinden, ob ähnliche Effekte auf den gesundheitlichen Zustand nachweisbar sind. ×

FAZIT Skifahren ist, entgegen der landläufigen Meinung, eine der sichersten Sportarten, die Gefahr beim Skifahren tödlich zu verunglücken steht eins zu 14,7 Millionen. Regelmäßig durchgeführt, hat Skilaufen nachweislich positive Auswirkungen auf das Herz-KreislaufSystem, den Stoff wechsel und die kognitiven Leistungen. Es hält Körper und Seele fit. Die These also, dass Skifahren gesund ist, kann mit einem kräftigen Ja beantwortet werden.


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MAGAZIN

Das 9. Internationale Gipfeltreffen der Wetterfrösche fand heuer erstmals in Ischgl statt.

PROFILE

© PRO.MEDIA/JOCHUM

KARIN SEILER-LALL

Wetterfrösche in Ischgl Vom 3. bis zum 5. Dezember fand, dieses Mal in Ischgl, der mittlerweile 9. Internationale Wettergipfel statt. Erstmals war heuer auch ein russischer Fernsehsender dabei.

D

er Internationale Wettergipfel in Tirol ist längst eine Institution beziehungsweise ein Fixtermin im Kalender der bekanntesten TV-Wetterfrösche- und -feen Europas!“, betont Thomas Weninger, Initiator des Branchenmeetings. Ischgl war zum ersten Mal Gastgeber des Wettergipfels, für den die wichtigsten europäischen Wet-

termoderatoren und TV-Meteorologen aus ganz Europa nach Tirol pilgern. Im Rahmen des Treffens wurden mehr als 40-LiveSchaltungen in Millionen Haushalte weltweit übertragen und zahlreiche Aufzeichnungen produziert. Erstmals war heuer auch das russische Staatsfernsehen dabei. Infos und Bilder unter: www.wettergipfel.at ×

FRANZ HÖRL Hörl, WK-Spartenobmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, ist als Nachfolger von Harald Ultsch nunmehr auch im Tirol Tourism Board vertreten.

MICHAEL KÜCHL Beim TVB Kitzbüheler Alpen – Brixental ist Michael Küchl als Aufsichtsratsvorsitzender Paul Steindl nachgefolgt.

© ANDREAS KOLARIK

© EFF

Die besten Hotelkonzepte der Zukunft wurden Anfang November von der Österreichischen Wirtschaftskammer (WKO) ausgezeichnet – unter den Preisträgern: zwei Tiroler Betriebe.

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DIETER JÖCHLER Der Obmann des TVB Kitzbüheler Alpen St. Johann hat seine Funktion nach 16 Jahren an Seppi Grander übergeben.

Die Gewinner des Sterne Awards 2015 mit WKOHotellerie-Obmann Sigi Egger (re.)

Sterne Award 2015

ereits zum dritten Mal wurde der Sterne Award verliehen. Die Preise werden gemeinsam von WKO und der Österreichischen Gastronomie Zeitung (ÖGZ) vergeben. Das Thema des

Mit 1. Dezember hat Karin SeilerLall, die bislang den Bereich Tourismusmarketing in der Tirol Werbung leitete, die Nachfolge von Fritz Kraft als Geschäftsführerin beim TVB Innsbruck und seine Feriendörfer angetreten. Kraft bleibt Innsbruck Tourismus als selbstständiger Berater erhalten.

Wettbewerbs 2015 lautete: „Schlafen ist nicht alles – was sind die Geschäftsmodelle der Zukunft?“ Insgesamt 70 Betriebe aus ganz Österreich nahmen teil. In der Region West (Salzburg, Tirol, Vorarlberg) gingen

beide Preise nach Tirol. In der Kategorie „1 bis 3 Sterne“ wurde die Pension Dorfplatzl (2-Stern Superior) und in der Kategorie „4 bis 5 Sterne“ das Best Western Premier Kaiserhof (4-Stern Superior) ausgezeichnet. ×


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KULTURTIPPS

© ELECTRIC MOUNTAIN FESTIVAL

© KITZBÜHEL TOURISMUS/ROLAND MÜHLANGER

VON ES THER PIRCHNER

AUF DEM EISIGEN GLETSCHER

Josef Margreiter (Tirol Werbung), Signe Reisch (Präsidentin Kitzbühel Tourismus), Maria Höfl-Riesch, Gerhard Walter und Manfred Hofer (beide Kitzbühel Tourismus, v. l.).

Beim Electric Mountain Festival frönt Sölden mitsamt seinen Gästen dem Hang zur Elektronik. Der erste der Superstars auf dem Gletscher ist der Deutsche Felix Jaehn, der mit „Ain’t Nobody (Loves Me Better)“ 2014 die Charts stürmte. 30.12.2015 bis 9.4.2016, Giggijoch, Sölden

Die Besten der Welt

ten sich im Rahmen der Veranstaltung unter anderem „bei allen Mitarbeitern und allen, die zu dieser Verleihung beigetragen haben“. Michael Huber, Präsident des Kitzbüheler Skiclub durfte den Legendenpreis für das „Kitzbüheler Wunderteam“ entgegennehmen. Garmisch-Patenkirchen wurde zum besten Skigebiet in Deutschland und Laax abermals als Spitzenreiter in der Schweiz gekürt. Vergeben werden die „World Ski Awards“ von einer Fachjury, zusammengesetzt aus Führungskräften des Wintersports, Reiseveranstaltern, Agenturen, Pressevertretern sowie Wintersporttouristen. ×

AUS DEM HOHEN NORDEN Zu „Peer Gynt“, dem von Edvard Grieg vertonten Stück von Henrik Ibsen, hat Tanztheaterchef Enrique Gasa Valga eine aufregende Choreografie entworfen. Die Kostüme stammen von der deutschen Designerin Dorothee Schumacher. bis 23.1.2016, Tiroler Landestheater, Innsbruck

© DANIEL LIEBL

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ber 200 Gäste aus aller Welt waren bei der Verleihung der „World Ski Awards“ am 21. November im Kitzbüheler 5-Sterne-Hotel A-ROSA anwesend. Die Auszeichnungen für das beste Skigebiet Österreichs und der Welt 2015 gingen beide an die Gamsstadt, die damit die Resultate vom letzten Jahr noch übertrumpfen konnte. Die Bergbahnen AG Kitzbühel wurde als „World’s Best Ski Resort Company“ und das A-ROSA Kitzbühel als bestes österreichisches Ski-Resort ausgezeichnet. Signe Reisch, Präsidentin des Kitzbühel Tourismus, und Gerhard Walter, Direktor des Kitzbühel Tourismus, bedank-

© RUPERT LARL

Bereits zum dritten Mal gingen die „World Ski Awards“ über die Bühne. Über die renommiertesten Auszeichnungen durften sich die Gastgeber selbst freuen.

Neue Herausforderungen ZUM ENDE DES WINTERS

Mit einem neuen Lehrplan stellen sich die heimischen Skischulen dem sich verändernden Gästeverhalten und der Entwicklung vom Ski-Sport hin zum Schnee-Sport.

Der Januar ist die Zeit der Fastnachten, diesmal finden unter anderem in Imst das Schemenlaufen und in Nassereith das Schellerlaufen (Bild) statt. Dann ziehen Scheller, Roller, Kehrer, Spritzer, Kübelemaje und Bären wieder durch die Orte. 24.1.2016, 12 Uhr, Nassereith, 31.1.2016, 12 Uhr, Imst

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WEITERE VERANSTALTUNGEN

© ÖSSV

er neue österreichische Schneesport-Lehrplan, „Snowsport Austria – Die Österreichische Skischule – Vom Einstieg zur Perfektion in vier Stufen“, soll garantieren, dass multifunktional ausgebildete Schneesportlehrer in den österreichischen Skischulen für eine marktgerechte Betreuung der Gäste in den verschiedensten Schneesportarten zur Verfügung stehen. Die Bandbreite reicht von Ski alpin über Snowboard, Kinderund Jugendskilauf, Freestyle, Freeriden, Tourenskilauf bis hin zum Behindertenskilauf. Alle Infos zum neuen Lehrplan unter: www.snowsportaustria.com ×

Tiroler Festspiele Erl Winter: Gioacchino Rossini: Il barbiere di Siviglia, Giuseppe Verdi: Nabucco u. a. 20.12.2015 bis 6.1.2016, Festspielhaus Erl, www.tiroler-festspiele.at Jeunesse Piccolo (6+): (K)eine Alpensage 15.1.2016, Treibhaus, Innsbruck, www.jeunesse.at David Rych: Border Act, Ausstellung zum Film 15. bis 30.1.2016, Mi–Sa, Tiroler Kunstpavillon, Innsbruck, www.kuenstlerschaft.at Jacob Stainer und die Musik seiner Zeit 23.2.2016, 20 Uhr, Collegium Canisianum, Innsbruck, www.innsbrucker-abendmusik.at


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© INNSBRUCK-TIROL SPORTS GMBH

SAISON

Gemeinsam aktiv: Sowohl die Innsbruck 2016 International Childrens Games als auch die 1. Tiroler Schulwinterspiele stellen das sportliche Miteinander in den Vordergrund. Zugleich wird aber auch der Umweltgedanke groß geschrieben.

Schüler an den Start Bei zwei miteinander verschränkten Events will Innsbruck beweisen, dass „grünes“ Handeln nicht im Widerspruch zu großen Wintersportveranstaltungen stehen muss. VON DANIEL FEICHTNER

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iesen Jänner erwartet Tirol internationalen Besuch. 40 Jahre nachdem die Landeshauptstadt zuletzt Austragungsort der Olympischen Winterspiele war, ist sie vom 12. bis zum 15. Jänner Gastgeber der Innsbruck 2016 International Children’s Games. An dem sportlichen Wettstreit nehmen insgesamt 792 Athleten im Alter zwischen 12 und 15 Jahren und deren Betreuer teil. Sie kommen aus 54 Städten, 22 Ländern und von vier Kontinenten nach Tirol, um sich hier in verschiedensten Wintersportdisziplinen zu messen. Zugleich, sozusagen Huckepack zum inter-

„Mit dem volunteer team tirol haben wir einen sehr großen Pool an potenziellen Mitarbeitern zur Verfügung, die wir ohne großen Aufwand und Werbemittel direkt ansprechen können.“ GEORG SPAZIER, GESCHÄFTSFÜHRER VON INNSBRUCK-TIROL SPORTS

nationalen Wettbewerb, finden außerdem die 1. Tiroler Schulwinterspiele statt. Für die Stadt Innsbruck und die Sportstätten in ihrer Umgebung bedeuten diese Großveranstaltungen nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, veranstalterisches Können zu beweisen.

Olympischer Gedanke. „Auch wenn sich Schüler aus aller Welt in Innsbruck im Wettkampf begegnen, steht bei den International Children’s Games die Gemeinschaft im Vordergrund“, bringt Georg Spazier, Geschäftsführer von innsbruck-tirol sports, den Geist der Spiele auf den Punkt. Zwar ist Innsbruck „erst“ der siebte Gastgeber der Winter-Ausgabe der Children’s Games. Die Spiele im Sommer und die darauf begründete Bewegung existieren aber bereits seit 1968. „Damals wie heute finden die International Children’s Games statt, um ein freundschaftliches Zusammenkommen, ein grenzübergreifendes Kennenlernen und den gegenseitigen Respekt zu fördern.“ Dasselbe gilt natürlich auch für die 1. Tiroler Schulwinterspiele, die in Zukunft als jährliche Veranstaltung geplant sind. Sie sollen auch innerhalb von Tirol die Freude am gemeinsamen Sport, der Bewegung an der frischen Luft, der Natur und nicht zuletzt am Tiroler Winter fördern.

Grüne Winterspiele.

Zum Konzept beider Veranstaltungen gehört nicht nur das respektvolle Miteinander, sondern auch ein angemessener Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen, der gerade für die Jugend immer wichtiger wird. Dementsprechend sind die Innsbruck 2016 International Children’s Games und die 1. Tiroler Schulwinterspiele die erste Sportgroßveranstaltung Österreichs, die als Green Event durchgeführt werden. Der Umwelt-Gedanke zieht sich dabei wie ein roter Faden durch beide Wettbewerbe. „Schon allein durch die


Zeitgleichheit können wir sowohl in der Organisation als auch in der Umsetzung sehr nachhaltig arbeiten“, erklärt Spazier. „Die insgesamt sieben Sportstätten in Innsbruck, der Axamer Lizum, Seefeld, Mutters, Telfs und Götzens können wir parallel nutzen. Dank einer Kooperation mit der IVB soll der CO2-Fußabdruck so klein wie möglich gehalten werden. Bei der Verpflegung kommt nur Mehrweggeschirr zum Einsatz. Und selbst an die Getränkeversorgung wurde gedacht: Jeder der insgesamt rund 2.000 ICG-Teilnehmer, -Betreuer, freiwilligen Helfer und VIPs erhält eine eigene Trinkflasche, die sich an eigenen Stationen wieder befüllen lässt. So kann auf Einweg-Flaschen und Dosen komplett verzichtet werden.

Freiwillige vor. Ebenso nachhaltig wie die Veranstaltungen selbst wird auch ihre Organisation abgewickelt. Um Mitarbeiter zu rekrutieren, greift die innsbruck-tirol sports GmbH auf die von ihr ins Leben gerufene volunteer-teamtirol-Plattform zurück. „Aktuell sind dort in etwa 2.500 freiwillige Helfer registriert“, erklärt Spazier das Prinzip. „Wir haben also einen sehr großen Pool an potenziellen Mitarbeitern zur Verfügung, die wir ohne großen Aufwand und Werbemittel direkt ansprechen können.“ So war es den Veranstaltern möglich, in kurzer Zeit ein großes Team auf die Beine zu stellen, die die Events gerne tatkräftig unterstützen – zwar kostenfrei aber nicht umsonst: Als Dankeschön erhalten sie neben Verpflegung und Transport zu den Sportstätten auch Outdoor-Arbeitskleidung, die sie nach den International Children’s Games und den 1. Tiroler Schulwinterspielen behalten können. „So haben unsere Helfer nicht nur ein nützliches Andenken, sondern auch etwas mit ein wenig Wiedererkennungswert“, meint Spazier. „Und unser Freiwilligen-Pool wächst und bleibt auch für zukünftige Großevents in der Region erhalten. Auf diese Weise können wir auch in kommenden Jahren zum Beispiel neben der Bob- und Skeleton-WM auch bei den nächsten Tiroler Schulwinterspielen motivierte Mitarbeiter direkt ansprechen.“

Kompetenz beweisen.

Für Innsbruck stellt die Austragung eine große Chance dar. Die International Children’s Games werden vier Jahre nach den Youth Olympic Games Innsbruck nicht nur wieder ins internationale Rampenlicht rücken. Sie bieten auch eine Vorbildfunktion für zukünftige Veranstaltungen und sollen zeigen, dass Green Events auch auf einer großen Ebene umsetzbar sind. „Zum einen besitzen wir in Tirol eine hervorragende Infrastruktur“, meint Spazier. „Zum anderen haben wir auch das Know-how, das zur Umsetzung einer großen Veranstaltung nötig ist.“ So dient die Olympiastadt als hervorragendes Beispiel für andere Großsportevents, das bereits im Vorfeld weltweit wahrgenommen wird. Nicht zuletzt eine Delegation aus Peking hat bei einem Besuch die Vorbereitungsphase der ICG genutzt, um sich einen Eindruck zu verschaffen und vom Tiroler Know-how zu profitieren. Damit schaffen die beiden Events im kommenden Jänner auch eine Bühne, um die Kompetenz Innsbrucks und Tirols auf allen Ebenen unter Beweis zu stellen. ×

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36 MAGAZIN SAISON

Im Sellrain werden heuer an den wichtigsten Ausgangspunkten für Skitouren individuelle Panoramen aufgestellt, die die Skitouren und die Wald- und Wildschutzzonen zeigen.

Bergwelt miteinander erleben Wie viel „Zurück zur Natur“ verträgt die Natur? Mit einer sanften Lenkung der Tourengeher sollen Tiere ihre Rückzugsgebiete behalten und der Jungwald weiter wachsen können. V O N J A N E K AT H R E I N

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as Wort Lenkung sei ihm zu restriktiv, stellt Dieter Stöhr fest, schließlich sei er selber seit 40 Jahren als Skitourengeher unterwegs und möchte sich nicht lenken lassen. Viel leichter geht ihm „Ski- und Snowboard-TourenKonzept“ über die Lippen. Gemeint ist damit dasselbe: eine sanfte Lenkung des Besucher-Stromes in der Natur. Das Skitouren-Gehen boomt, wachsende Verkaufszahlen der Sportartikelindustrie bestätigen den Eindruck, den verschiedene Studien belegen: das Skitourengehen ist der Wintertrendsport. Je mehr Menschen jedoch am Berg unterwegs sind, desto mehr Spuren hinterlassen sie – das sehen nicht nur Lobbyisten wie der Österreichische Alpenverein sondern auch Touristiker und Seilbahnbetreiber. Gerade in Gebieten, in denen das Tourengehen aus Sicht des Tourismus besonders gefördert und beworben werden soll, ist eine sanfte Steuerung des Stroms inzwischen notwendig. Im Projekt „Bergwelt Miteinander erleben“ suchen Experten und Ortskundige

nun gemeinsam nach Lösungen. Nutzungskonflikte in der Natur können nicht durch einheitliche Regelungen gelöst werden, das haben die Erfahrungen gezeigt. Das Wissen der Ortskundigen ist dafür sehr wertvoll. Andernfalls kann es auch zu unerwünschten Effekten kommen. So sollen Tourengeher laut Stöhr durch die Lenkung auf die Schöntalspitze schon in einen Lawinenhang geschickt worden sein. „Durchs Reden kommen die Leute zusammen“, ist Dieter Stöhr überzeugt. Anregungen dazu holen sie sich aus einem Erfolgsprojekt aus dem Unterland.

Vorzeigeprojekt Woipertouringer. Der Woipertouringer trat im Brixental zum ersten Mal vor drei Jahren in Erscheinung. Das Fabelwesen zwischen Gams und Reh wacht über die Natur und erscheint mit seinen Ratschlägen auf Wandertafeln, Hinweisschildern, in Broschüren und Zeitungen. TVB-Obmann Paul Sieberer erklärt, dass in den vergangenen drei Jahren alle geplanten Maßnahmen umgesetzt wurden. Die Idee dahinter: den Lebensraum der Tiere respektieren und

ihn vor allem im Winter beschützen. Die ersten Projekte wurden in Kirchberg, Westendorf und Hopfgarten realisiert. Der Woipertouringer geht nach der geförderten Phase nun in die nächste Runde und sucht Gleichgesinnte im Projekt „Bergwelt Miteinander erleben“. „Die Skitourenlenkung hat das Land Tirol einige Jahre verschlafen. Wir haben die Idee des Woipertouringers übernommen“, sagt Dieter Stöhr von der Abteilung Forstorganisation des Landes Tirol. Nicht verbieten, sondern das Verhalten ändern – nach diesem Ansatz arbeiten Experten seit Mai 2014 in lokalen Kreisen. Umgesetzt werden die Ideen bereits im Sellraintal und im Villgraten-Tal.

Verbissschäden.

Sellrain, Gries im Sellrain und St. Sigmund sind beliebte Ausgangspunkte für Skitourengeher. An sonnigen Winterwochenenden steigen hunderte Skitourengeher auf den Zischgeles oder die Lampsenspitze, vorbei an Wildeinstandsgebieten und Fütterungen. Wildökologen, Jäger und Naturschutzexperten berichteten von verschrecktem


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TIPPS Touristiker können ihren Gästen folgende Tipps mit auf die nächste Tour geben: • Beachte bei allen Freizeitaktivitäten bei der Tourenauswahl die bestehenden Regelungen (z. B. Wildschutzgebiete, jagdliche Sperrflächen, Aufforstungsflächen, Informationstafeln usw.) • Respektiere Ruhezonen für Wildtiere und meide Fütterungsstellen sowie übermäßigen Lärm (z. B. Silvesterraketen in abgelegenen Gegenden) • Waldgebiete im Winter möglichst nur auf freigegebenen Wegen und Routen durchqueren (nicht absolut leise durch den Wald gehen, die Tiere reagieren auf eine für sie lokalisierbare Gefahr weniger panisch) • Erkenne die Lebensräume der Wildtiere, weiche den Tieren nach Möglichkeit aus. Wildtiere nur aus der Distanz beobachten. Mitgeführte Hunde bitte unbedingt an der Leine halten, es ist absolut unverantwortlich, Hunde in der winterlichen Notzeit im Wald frei umherlaufen zu lassen. • Richtige Zeitplanung: Aufenthalt in der Natur nicht vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang. Außerhalb von genehmigten Routen und Wegen keine sportlichen Aktivitäten im freien Naturraum durchführen. • Fahre niemals durch Aufforstungen und Jungwuchsflächen.

© BERGWELT MITEINANDER ERLEBEN

Lenken nicht verbieten, nach diesem Ansatz arbeitet das Projekt „Bergwelt miteinander erleben“ an der Bewusstseinsbildung für einen umweltschonenden Aufenthalt am Berg.

Rotwild, Gämsen, Birkhühnern und Auerhähnen. Das Wild traute sich nicht mehr zu den Fütterungen und es häuften sich Verbissschäden im Wald. Dort, wo Abfahrten von Jungwald überwuchert waren, wurden neue Wege gesucht. Allerdings hat man dafür keine neue Schneisen geschlagen, sondern bestehende Windwürfe genutzt – das war den Naturschutzexperten wichtig. Wegweiser und Markierungen lenken die Ski- und Snowboard-Tourengeher sanft durch das Gelände. Initiiert wurde das Ganze vom St. Sigmunder Bürgermeister Karl Kapferer. Er wollte den schwelenden Konflikt um die Nutzung des Naturraums lösen und brachte Gemeindevertreter, Jäger, Tourismustreibende, Grundbesitzer und Alpenverein an einen Tisch. Welche Schäden verursachen Skifahrer und Snowboarder im freien Gelände? Naturschützer und Sportler diskutieren diese Frage immer wieder heiß. Experten haben darauf interessante Antworten: Solange die jungen Bäume unter der Schneedecke verborgen sind oder noch so klein sind, dass sie nicht als Hindernis wahrgenommen werden, können Tourengeher schwere Schäden anrichten. Die dünne Rinde wird durch die scharfen Kanten der Skier beinahe abgeschält, die offenen Wunden

sind dann Eintrittspforten für Pilze, die den Holzkörper schädigen. Der Baum kann dann zwar noch einige Jahre unauffällig weiter wachsen, bis er eines Tages plötzlich zusammenbricht. Auch im Villgratental in Osttirol, das schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich auf den Skitourengeher als Gast baut, hat man heuer mit der Ausweisung von eigenen Schutzzonen begonnen.

Positive Wahrnehmung. Und was sagen die Wintersportler dazu? Die Steuerung wird durchwegs positiv wahrgenommen, wie die Evaluierung des Projekts Woipertouringer zeigt. 90 Prozent der Befragten befanden das Projekt als sehr positiv. Nur drei Prozent fühlten sich durch den Woipertouringer bei ihren Planungen eingeschränkt. Ein Drittel der Befragten gab an, ihr Verhalten habe sich langfristig verändert. Das Tourengehen kann eine interessante Nische für Tourismustreibende sein, ist Dieter Stöhr überzeugt. Wer jedoch für diese Sportart wirbt, muss sich auch kritisch mit den Auswirkungen auf den Naturraum auseinandersetzen. Beratungen dazu gibt das Projekt „Bergwelt miteinander erleben“, Dieter Stöhr, Abteilung Forstorganisation, Land Tirol, Tel. 0512/508/4602. www.bergwelt-miteinander.at ×


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GASTKOMMENTAR

SAISON

Schnee von gestern Die Ohnmacht im Umgang mit Asyl und der Bildungsstillstand stehen stellvertretend für eine Reihe offener Baustellen. Der vollständig austauschbare Bürobleichling, der sein Denk- und Lebensrisiko maximal minimiert, gibt den Ton an.

© D. SWAROVSKI TOURISM SERVICES

VON ANDRE A S BR AUN

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as weihnachtliche Märchen von armen Eltern, die pragmatisch für sich und ihr neugeborenes Jesuskind Geborgenheit und Wärme organisieren, lehrt uns angesichts von weltweiten Flüchtlingsströmen, Hunger und Hass eindrücklich, dass wir durch beherztes und kluges Handeln die Welt ein Stück weit retten können. Von der ganzen Welt nun zurück nach Tirol, unserer heimatlichen Welt: Retten auch wir dieselbe ein Stück weit durch kluges und beherztes Handeln? Zunächst und aus aktuellem Anlass einen Blick auf den paradoxen „Fluchtraum Tirol“ im Dezember 2015: Da streben wir einerseits mit großem Marketinggetöse (siehe WLAN auf der Piste!) neue touristische Millionenrekorde an, andererseits köchelt unser Hausverstand etwa bei der Aufnahme von politischen Flüchtlingen (derzeit 65.000 österreichweit) auf niedrigster Flamme. Wir stecken den Kopf in den Sand und hoffen, dass der Kelch an uns vorbeigehen oder von anderen ausgelöffelt werden mag: Flucht wird als zeitlich beschränktes Phänomen wahrgenommen, eine strategische Mitteloder Langfristplanung für unser Asylsystem existiert nicht. Exemplarisch lässt sich diese Haltung am Wohnbau festmachen. Aus Angst vor dem Stammtisch werden laut der im Oktober von der Bundesregierung vorgestellten Wohnbau-Offensive 2016 billige Provisorien mit möglichst großen Kapazitäten (80 bis 200 Köpfe) geschaffen. Dass solche Bauten neue Barrieren schaffen, Integration verhindern und hohe soziale Folgekosten bewirken, liegt auf der Hand. Es ginge jedoch auch anders, wie die Initiative „Transfer Wohnraum Vorarlberg“ der Architekten Postner, Duelli und Kaufmann zeigt. Das

Modell sieht kleine, von lokalen Holzbauunternehmern errichtete Einheiten für maximal 25 Personen vor, die auch einheimischen Wohnungswerbern angeboten werden. Bauplätze für geplante Pilotprojekte wurden bereits von der Kirche auf Baurechtsbasis angeboten. In zehn Jahren werden – leicht absehbar – die Vorarlberger Initiative als gelungene Investition, die WohnbauOffensive des Bundes jedoch als verschwendetes Kapital bilanziert. Dann gibt es wie gewohnt politische Entrüstungsrituale à la Hypo-Untersuchungsausschuss mit null Konsequenzen!

Politische Kurzsichtigkeit.

Dass der Flüchtlingszustrom im Interesse einer Redimensionierung des Tiroler Beherbergungsangebots tourismuspolitisch den einmaligen Anlass böte, Marktaustritte für betriebswirtschaftlich hoffnungslose Unternehmen durch kluge Förderungs- und Wohnbausanierungsmodelle zu belohnen, darf auch nicht unerwähnt bleiben. Bisher fehlte zwar nicht die sachliche Fantasie, wohl aber der politische Mut zur konkreten Umsetzung. Wer etwa meint, politische Kurzsichtigkeit, wie oben beschrieben, sei nicht überbietbar, dem sei die am 17. November erfolgte Frotzelei aller mündigen ÖsterreicherInnen in Erinnerung gerufen, als sich politische Würdenträger erfrechten, eine absolute Gestaltungsimpotenz mit dem Begriff „Bildungsreform“ zu kaschieren. „Auf halben Wegen und zu halber Tat mit halben Mitteln zauderhaft zu streben“, sei frei nach Franz Grillparzer das Los der Habsburger gewesen. Thomas Bernhard müsste von den Toten auferstehen, um den Schaden, der durch den bildungspolitischen Stillstand


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Dass der Flüchtlingszustrom tourismuspolitisch den einmaligen Anlass böte, Marktaustritte für betriebswirtschaftlich hoffnungslose Unternehmen durch kluge Förderungs- und Wohnbausanierungsmodelle zu belohnen, darf auch nicht unerwähnt bleiben.

für die Kinder, Lehrer und Eltern angerichtet wurde, in einem Dramolett auf die Bühne zu zaubern! Eine kleine inhaltliche Kostprobe gefällig: Es soll bekanntlich ein obligatorisches zweites Kindergartenjahr – mit Ausstiegsoption – kommen, was als einziger epochaler Fortschritt gefeiert wurde. Heute höre ich im Radio, dass kein Personal vorhanden ist und die katastrophale Bezahlung der VorschulpädagogInnen die Frau Bundesminister nicht tangiere, da dies Ländersache sei. Wer ein Haus ohne Fundamente baut und dieses einstürzt, landet vor dem Richter. Die Frau Bundesminister und die Herren Landeshauptmänner landen nirgendwo, nicht einmal vor dem oben erwähnten Untersuchungsausschuss. Bildung bleibt somit mindestens bis zum Jahre 2025, nachdem weitere zehn Jahre lang halbherzige Gesamtschulmodelle mit hohen Kosten und marginalem Erkenntnisgewinn „evaluiert“ werden, in Österreich schlichtweg nicht reformierbar, basta.

Heimat und Fremde.

Wieso thematisiere ich gerade die Ohnmacht im Umgang mit Asyl und den Bildungsstillstand – stellvertretend für andere offene Baustellen wie geistige Pragmatisierung, Steuerwahnsinn, Pensionslöcher, Vernichtung unserer Kulturlandschaft durch Naturschutzbürokratie, versagende Raumordnung etc. – im Kontext des Tiroler Tourismus? Der Film „Prozession“ der Tirol Werbung aus 1993, der mit Bildern aus Hongkong, Ägypten und Tirol dem Phänomen „Reisen“ im Spannungsfeld von Heimat und Fremde nachspürte, enthielt eine kurze, verstörende Sequenz aus den bereits zwei Jahre in unserer direkten Nachbarschaft tobenden Jugoslawienkriegen. Wir fühlten uns damals als diskursführende Tourismusdestination verpflichtet, die vielfältigen Dimensionen menschlicher Migration und Mobilität zu beleuchten und hierbei auch die Verschattungen nicht auszublenden. Daher sollte der Tiroler Tourismus im Jahre 2015 die aktuellen Probleme nicht verdrängen sondern sich – wie oben am Beispiel der denkbaren Unterbringung von Asylanten vorgeschlagen – seiner großen Kompetenz, Eigenes und Fremdes sowie Altes und Neues erfolgreich zu integrieren, besinnen. Was den bildungspolitischen Aspekt anlangt, darf ich an meine Aktivitäten in der Tirol Werbung erinnern: Nachdem eine diskrete Befragung Tiroler Bildungsbürger und Meinungsmacher deren geballte Vorurteile gegenüber dem „Kulturmodell Tourismus“ offenbarte, setzten wir auf landesinterne Versöhnungsstrategien,

von der künstlerischen Bildsprache bis zum „Bauen für Gäste“ und digitaler Avantgarde in Form von TIS. Die Adressaten meiner Botschaften waren nicht die potenziellen Gäste, sondern die jungen TirolerInnen, die sich stolz mit einem zeitgeistigen und intelligenten Ganzjahrestourismus in all seinen innovativen Nuancen identifizieren sollten. Der Tourismus sollte quantitativ schrumpfen, jedoch qualitativ sich auf Augenhöhe mit Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Landwirtschaft in einem hybriden Gesamtkunstwerk „Starkes Land“ im „Herzen der Alpen“ verschränken. Dass ich ab dem Jahre 1995 durch 17 Jahre hindurch zu einer erfolgreichen Horizontverschmelzung von Industrie und Tourismus in den Swarovski Kristallwelten beitragen durfte, war einerseits persönliches Glück, andererseits die logische Konsequenz meiner in der Tirol Werbung entwickelten Strategie. Dass eine konsistente „Standortexzellenz Tirol“ fundamental auf der Ressource einer ambitionierten Bildungspolitik beruht, wurde leider, wie oben dargestellt, noch zu wenig verstanden.

„Schnee von morgen“.

Anfang der 90er-Jahre prägte ich den Begriff „Schnee von morgen“, 25 Jahre später betitle ich meinen Kommentar ironisch mit „Schnee von gestern“. Mit „Schnee von morgen“ meinte ich damals das kluge und beherzte Handeln und Unternehmen, mit „Schnee von gestern“ meine ich heute das Nicht-Handeln und das Nicht-Unternehmen! Als Kompensation für dieses Handlungsdefizit wird geredet, wiewohl nichts mehr gesagt wird. Unter der Chiffre der „political correctness“ gibt der vollständig austauschbare Bürobleichling, der sein Denk- und Lebensrisiko maximal minimiert, auf allen sozialen Bühnen mit seinem vorgestanzten Zustimmungsgelaber den Ton an! Möge doch die Frühlingssonne 2016 diesen „Schnee von gestern“ hinwegbrennen! Das wäre mein Wunsch an das Christkind! ×

ZUR PERSON Dr. Andreas Braun war von 1981 bis 1994 Geschäftsführer der Tirol Werbung bzw. Leiter ihrer Vorgängerorganisation, der Tiroler Fremdenverkehrswerbung. Mitte der 90er-Jahre wechselte er zu Swarovski und baute dort die Kristallwelten auf. Dem Konzern ist Braun als Geschäftsführer der Destination Wattens Regionalentwicklung GmbH noch heute verbunden.


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Online auf der Piste Immer und überall online sein – dieses Bedürfnis macht auch vor der Skipiste nicht Halt. Viele Skigebiete bieten den Service mittlerweile an. Vorreiter war Sölden. V O N R E B EC C A M Ü L L E R

S © LOOP21 MOBILE NET GMBH

eit November 2011 gibt es in Sölden das öffentliche WLAN „soelden free“, das seither sukzessive ausgebaut wurde. Im Skigebiet wurden dazu acht Hotspots eingerichtet. Insgesamt 40 technische Einheiten, sogenannte Access Points, sorgen an diesen Stellen für garantierten WLAN-Empfang. Die Hotspots finden sich an den jeweiligen Tal-, Mittel- und

Standorten in Wien, Innsbruck, Düsseldorf und Palo Alto, Kalifornien. Mittlerweile verwaltet der WLAN-Spezialist 3,7 Millionen Hotspot-User in 18 verschiedenen Ländern – darunter mehrere Skigebiete in Österreich. „Bereits viele im Skitourismus vertrauen auf unsere Services“, betont Melanie Tassev, Leiterin der Marketing-Abteilung bei LOOP21. In Westösterreich zählen dazu unter anderem Silvretta-Montafon,

„Gäste wollen Informationen immer und überall.“ MELANIE TASSEV, LOOP21

Bergstationen der Gaislachkogel- und der Giggijochbahn und den großen Restaurantbetrieben. Seit dem vergangenen Jahr wurde das WLAN-Netz auch auf das Ortsgebiet ausgeweitet. Umgesetzt wurde das Projekt von der Firma LOOP21 Mobile Net mit Hauptsitz in Wien und insgesamt 50 Mitarbeitern an

Gargellen, das Ötztal, Serfaus-Fiss-Ladis, Fieberbrunn, Ellmau, Mayrhofen und auch das Kitzsteinhorn in Salzburg. „Sölden war Vorreiter in der Branche“, erklärt Tassev und ergänzt: „Auch war Sölden aktiv am ersten flächendeckenden, kooperativen WLAN in einem ganzen Tal, nämlich im Ötztal, beteiligt.“

Zugriffszahlen verdoppelt. Extra für Skigebiete hat LOOP21 in Zusammenarbeit mit einem weiteren Partner ein spezielles Produkt entwickelt: Mountainment®. „Weltweit einzigartig wird der Skigast über WLAN geortet und erhält in Echtzeit Infos zum aktuellen Standort, Unterhaltungsangebote, Wetter, aber auch aktuelle Infos wie zum Beispiel Pistensperren“, erklärt Melanie Tassev. Der Betreiber auf der anderen Seite profitiert von umfangreichen Statistiken und Bewegungsanalysen der User, die in seinem Skigebiet unterwegs sind. „Seit letztem Jahr haben sich die Zugriffszahlen etwa in Sölden verdoppelt. Allein 90.000 Zugriffe waren es in der Wiener Semesterferienwoche 2015“, kann Tassev aus diesen Zahlen ablesen. In Sölden hat man dem offensichtlich bestehenden Bedürfnis, auch auf der Piste online sein zu können, bereits 2011 entsprochen: „Der Grund, weshalb man sich für die Installation des WLAN-Netzes entschieden hat, war sicherlich der vermehrte Wunsch der Kunden nach einem flächendeckenden Gratis-Zugang ins Internet”, erklärt Jakob Falkner, Chef der Bergbahnen Sölden. Von dem Angebot für die Gäste erwarten sich die meisten


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DAS KANN DAS WLAN AUF DER PISTE Für die Gäste • Infos zum Standort und Echtzeit-Kommunikation • Abfrage von aktuellen Infos wie Wetter oder Pistensperren Für die Betreiber • Statistiken und Bewegungsmodell der Kunden • Potenzielle usergenerierte Werbung vor Ort über soziale Medien • Möglichkeit der Steuerung der Seilbahn via WLAN

Skigebiete aber auch einen gewissen Mehrwert, vor allem in puncto der sogenannten usergenerierten Werbung. „Der Gast nutzt das WIFI ja, neben der klassischen Informationsbeschaffung im Internet, hauptsächlich für die Pflege der Sozialen Medien“, weiß auch Falkner und ergänzt: „Also für Postings in Form von Bilder- und Video-Uploads“. Bei LOOP21 unterstreicht man den Vorteil, dass die Gäste über Social Media wie Facebook, Twitter oder Instagram digital vernetzt sind. Außerdem ist der Großteil mit Smartphones oder Tablets ausgerüstet und, so glaubt auch Melanie Tassev: „Die Gäste wollen Informationen immer und überall.“

Nachrüstung notwendig. LOOP21 bietet Kunden im Skigebiet aber mehr an, als nur freien Internetzugang auf der Piste. Auf Wunsch werden Industrieanwendungen ins WLAN mit eingebunden, wie die Bedienung einer Seilbahn. „Gesteuert werden können damit zum Beispiel Licht, Einsprechsysteme oder Überwachungskameras“, erklärt Tassev. Auch in Sachen Umsetzung liefert das Unternehmen ein Rundum-Paket in allen technischen und mobilen Fragen. Voraussetzungen muss

das Skigebiet also nicht mitbringen. Funkvermessungen, Planung, Hardwareauswahl und -lieferung, Konfiguration und Montage, Projektmanagement, Herstellung der Internetleitung sowie die komplette Softwarelösung inklusive Benutzermanagement und rechtlicher Absicherung und weiterführend auch die Beratung bei der Entwicklung der mobilen Kommunikationsstrategie gehören

Redaktion, bestehen“, erklärt sie. Der kleinste Paketpreis für die Software liegt bei 5.990 Euro. Jakob Falkner scheint mit seiner Investition zufrieden, auch wenn es wohl nicht die letzte in diese Richtung war: „Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Nutzung jedes Jahr steigt und man mit der Infrastruktur jedes Jahr nachziehen muss.“ Klar ist für Falkner aber: „Das WLAN ist sicherlich ein positiver Mehrwert für unsere Kunden im Skigebiet.“ Wie groß dieser Mehrwert ist, hängt vom jeweiligen Skigebiet und dem dazugehörigen Publikum ab. Je jünger die Gäste, desto größer die digitale Zielgruppe. Melanie Tassev ergänzt: „Grundsätzlich kann

„Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Nutzungen jedes Jahr steigen und man mit der Infrastruktur jedes Jahr nachziehen muss.“ JAKOB FALKNER, GESCHÄFTSFÜHRER BERGBAHNEN SÖLDEN

zum Portfolio der WLAN-Experten. Je nach Bedarf fallen naturgemäß auch die Kosten aus. „Pauschal ist das wirklich sehr schwer zu sagen, weil sich die Angebote meist aus Hardware und /oder Software und eventuellen Services, wie Installationen, Vermessungen, Aufbereitung des Systems, Schulungen oder laufende

man davon ausgehen, dass 65 Prozent aller Smartphone-Besitzer unterwegs Informationen abfragen.“ Im Kernmarkt Deutschland besitzen laut einer Studie des Bundesverbands für Digitale Wirtschaft aus dem Jahr 2014 rund 50 Prozent ein Smartphone, 63 Prozent davon sind damit täglich online unterwegs. ×

© BERND RITSCHEL

© SHUTTERSTOCK

Potenzial • Ca. 65 % der Smartphone Besitzer fragen unterwegs Informationen ab • Ca. 50 % Smartphone-Besitzer z. B. im Kernmarkt Deutschland


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© TVB HALL-WATTENS, SILBERREGION KARWENDEL

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Neuer Standort. Auch wenn der TVB HallWattens eine der kleinen Regionen Tirols ist, das neue TVB-Büro direkt neben der Münze Hall kann sich sehen lassen.

Klein, aber findig Mancher wird sich erinnern: In Tirol gab es Anfang des Jahrtausends 250 einzelne Tourismusverbände, heute sind es 34. Es sind in Tirol aber nicht nur die Großen, die um ihre Stärken wissen. Auch die kleinen TVBs zeigen, was sie können. VON ERNS T SPRENG

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m Tourismusverband Hall-Wattens ist man derzeit ziemlich stolz auf den neuen Standort in Hall. Ein altes Gebäude zwischen Saline und Münze Hall wurde zur Anlaufstelle für Gäste umgebaut. Anfang November ist man umgezogen. Hall-Wattens gehört zu den kleinsten Tourismusverbänden in Tirol, wenn man auf die Nächtigungen schaut. Dennoch weiß man um seine Stärken und schaut keineswegs mit Neid auf den großen Nachbarn Innsbruck. „Als größten Vorteil sehe ich, dass sich ein kleiner Tourismusverband viel mehr auf seine eigentlichen Kernthemen konzentrieren kann und muss. Einen Bauchladen können wir uns gar nicht leisten. Ich glaube auch, dass die Struktur ein wenig flexibler ist“, erklärt Martin Friede, der seit sieben

Jahren beim TVB Hall-Wattens ist und seit drei Jahren dort auch als Geschäftsführer fungiert. Und diese Kernthemen sind in der Region rund um die Salinenstadt die Kultur und das Erlebnis Natur, eingebettet in gewisse Besonderheiten wie einem starken Wallfahrtstourismus oder der landwirtschaftlichen Ausprägung in Richtung Gemüsegarten Tirols.

Ein kleiner Vergleich sagt viel über die Größenverhältnisse in Tirol aus. Der Ort Sölden allein wies im Tourismusjahr 2014/15 rund 2,5 Millionen Nächtigungen auf. Hall-Wattens hatte im gleichen Zeitraum insgesamt 267.000 Nächtigungen – also rund zehn Prozent von Sölden. Dennoch sind die Aufgaben eines hochwertigen Destinationsmanagements gleich, schil-

VERGLEICH MIT BAYERN Bayern mit 2056 Gemeinden hat das gesamte Landesgebiet in 39 Tourismusregionen aufgeteilt. Obwohl hier die Regionen noch größer sind, gibt es auch bei den Bayern große und kleine Tourismusregionen, die teilweise weit weniger Nächtigungen verzeichnen als die kleinsten Tiroler TVBs. So sind zum Beispiel die Region Frankenwald (235.858 Nächtigungen 2014), die Region Inn-Salzach (193.073 Nächtigungen 2014) oder auch die Region Tegernsee-Schliersee (169.161 Nächtigungen 2014) kleiner strukturiert als die kleinsten Tiroler Regionen.


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ein kostenloser Skikurs für Kinder eingeführt. Familien mit Kindern oder Alleinerziehende, die eine Woche Winterurlaub in der Silberregion Karwendel buchen, können Kinder im Alter von vier bis 12 Jahren sechs Tage kostenlos in einen Skikurs schicken. Leihski und Liftkarte sind ebenfalls gratis. Wie es überhaupt scheint, dass kleinere Tourismusverbände stark auf das Thema Familie abzielen. In der Region „Tirol West“ – also die Region rund um Landeck – gibt es ein ähnliches Angebot wie rund um

dern Hubert Siller und Christof Schalber in ihrer Studie „Tourismusorganisationen und das Management von Destinationen im Wandel“. Für das Management bestehe eine doppelte Herausforderung, da es neben der Existenzsicherung der Organisation auch das Überleben der Destination am Markt sicherstellen müsse. Vereinfacht könnte man festhalten, dass es die Destination wie ein Produkt zu managen gilt, wobei der Tourismusverband selbst gleichzeitig wie eine Unternehmung zu führen ist.

Findige Ideen. Oft sind es dann sehr findige Ideen, mit denen kleine Tourismusverbände ihr geringeres Budget kompensieren. So wurde in der Silberregion Karwendel (417.000 Nächtigungen im Tourismusjahr 2014/15) beispielsweise

Marke Tirol.

Auch wenn es bisher noch nie im Detail untersucht wurde – gerade die kleineren Tiroler Tourismusverbände scheinen in hohem Maße von

„Kleine Tourismusverbände müssen vor allem im Onlinebereich sehr gut aufgestellt sein.“ MARTIN FRIEDE, GESCHÄFTSFÜHRER TVB HALL-WATTENS

Schwaz. Auch hier ist das Skivergnügen im Winterurlaub für Kinder von drei bis sechs Jahren kostenlos. Gerade bei kleinen Tourismusverbänden haben besondere Aktionen eine größere Bedeutung, um Gäste anzulocken. Gästekarten spielen hier eine große Rolle. So zum Beispiel in der Naturparkregion Reutte (407.000 Nächtigungen im Tourismusjahr 2014/15), wo man mit der „Aktiv Card Sommer“ sehr gute Erfolge verzeichnet. Diese Gästekarten bieten dem Gast die Möglichkeit, kostengünstig und bequem die Region zu erkunden und sind oft ein Alleinstellungsmerkmal, das sich mit wenig Geld gut kommunizieren lässt.

Online stark sein.

Gerade jetzt, zu Beginn der Wintersaison, sind die starken touristischen Marken mit sehr hohen Budgets im Radio und Fernsehen unterwegs, um Gäste für den Winter zu begeistern. Von Radiospots oder Fernsehkampagnen können kleinere Tourismusverbände nur träumen. Aber vor allem der Online-Boom spielt ihnen in die Hände. Wer online gut aufgestellt ist, der kann auch gegen die Großen punkten. „Bei uns geht sehr viel

der Marke Tirol und der Tirol Werbung als Serviceanbieter zu profitieren. Eine Kommunikation über die Marke Tirol ist hier tägliches Brot. „Ich kann nicht für die großen Tourismusregionen sprechen, vielleicht sehen die das anders“, so Martin Friede. „Für uns ist die Marke Tirol aber schon sehr wichtig und wir fühlen uns unter dem Dach dieser Marke auch sehr gut aufgehoben.“ ×

DIE FÜNF STARKEN KLEINEN Von den 34 Tiroler Tourismusregionen wiesen im Tourismusjahr 2014/15 folgende die geringsten Nächtigungszahlen auf: • Silberregion Karwendel: 417.000 Übernachtungen • Naturparkregion Reutte: 407.000 Übernachtungen • Wipptal: 290.000 Übernachtungen • Tirol West: 289.000 Übernachtungen • Hall-Wattens: 267.000 Übernachtungen

© SPRENG

Familie. Viele kleinere Tiroler Tourismusregionen fokussieren sich auf Familienangebote, wie zum Beispiel die Silberregion Karwendel mit Gratis-Kinderskikursen für Urlaubsgäste.

über modernes touristisches Handwerk“, erklärt Martin Friede. „Das bedeutet, wir versuchen online immer auf dem neuesten Stand und sehr flexibel zu sein. Es sind aber auch Dinge, wie der direkte Kontakt zu Reiseredaktionen, die für uns immens wichtig sind. Es geht also viel um persönlichen Einsatz der Mitarbeiter.“


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Beehren Sie uns bald wieder Gibt es ihn noch, den Stammgast, der einem Urlaubsort über Jahrzehnte die Treue hält? Mehrere Beispiele in Tirol beweisen: Ja, aber man muss sich um ihn bemühen und seine Definition neu denken. V O N R E B EC C A M Ü L L E R

© HANS RIMML

Françoise und ihr Ehemann Francis Chintinne-Jallay mit ArzlerhofChef Franz Staggl bei der Feier anlässlich ihres 100. Besuchs.

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amilie Chintinne-Jallay aus dem französischen Teil Belgiens feierte heuer ein außergewöhnliches Jubiläum. Nicht weniger als runde 100 Mal waren sie bis 2015 zu Gast im Arzlerhof der Familie Staggl in Arzl im Pitztal. Seit 1983 machen die Chintinne-Jallays mehrmals pro Jahr Urlaub im Pitztal und wohnen dabei jedes Mal im Arzlerhof. Der nächste Besuch steht Weihnachten an, dann im Jänner, dann spätestens zu Ostern – drei bis fünf Mal pro Jahr kommen sie mindestens. Bei ihrem ersten Besuch 1983 war Frau Chintinne-Jallays schwanger mit ihrer jüngsten Tochter. Heute kommt die Familie samt Enkelkindern. „Ich habe ihre Kinder aufwachsen gesehen wie meine eigenen“, erzählt Franz Staggl, der den Arzlerhof 1994 von seinen Eltern

übernommen hat. Als „außergewöhnliche Gäste“ beschreibt er die belgische Familie, die nicht selten mit bis zu acht Personen anreist. Trotz der jahrelangen Treue sind die Chintinne-Jallays aber auch unkomplizierte Gäste geblieben. „Sie sind ein-

ausgerechnet nach Arzl verschlagen hat, weiß der Hotelier auch nicht so genau. Er schätzt, es war Zufall. „Und weil es ihnen so gut gefallen hat, kommen sie eben bis heute wieder.“ Für die jahrelange Treue macht Staggl die Basics verantwortlich. Die Belgier

„Gäste und speziell Familien kommen dann wieder, wenn alles gepasst hat und sie auch alles bekommen haben, was sie brauchen.” HERMANN KIRSCHNER, TVB-ORTSAUSSCHUSSOBMANN FISS

fach sehr nette Leute, bestehen nicht einmal darauf immer dieselben Zimmer zu bekommen oder ähnliches“, betont Staggl. Warum es die belgische Familie

würden es wohl wie die Franzosen halten, glaubt er und erklärt: „Das Essen muss ausgezeichnet schmecken, und für unsere gute Küche sind wir bekannt.“


© HANS RIMML

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„Ich erlebe immer wieder Gäste, die vor 30 Jahren öfter da waren, sich dann die Welt angeschaut haben und nun zurückkommen.” FRANZ STAGGL, HOTELIER ARZL I. PITZTAL

Ein zweites Zuhause. Auch anderorts bekommt man auf die Frage, ob es ihn denn überhaupt noch gibt – den Stammgast – eine klare Antwort: „Ja, aber sicher gibt es ihn noch!“ Das sagt etwa Hermann Kirschner, TVB-Ortsausschussobmann in Fiss. Auch er kennt Urlauber, die bereits seit 30, 40 oder 50 Jahren regelmäßig ihren Urlaub in Fiss oder anderen Orten der Region buchen. Aber man müsse sich eben um sie bemühen, vielleicht auch mehr als früher, glaubt Kirschner. In Fiss werden daher seit knapp drei Jahren Stammgäste-Wochen, jeweils im Frühjahr und im Herbst, veranstaltet. Ein buntes Programm vom Kirchtag über Konzerte bis hin zu geführten Wanderungen wird dafür zusammengestellt. Langjährige Gäste werden auch geehrt. „In einem öffentlichen Rahmen wie bei einem Platzkonzert oder auch privat – ganz wie es ihnen lieber ist“, erklärt Kirschner. Ähnliche Veranstaltungen gibt es auch in anderen Orten. Zum Beispiel in Kitzbühel, Längenfeld oder im Stubaital. In der Region Wilden Kaiser nutzt man auch die Bergdoktorwochen, die traditionell im Frühjahr und im Herbst stattfinden, um mit dem speziellen Programm rund um die beliebte Fernsehserie gezielt langjährige Gäste anzusprechen. „Es ist eine Möglichkeit, die Saisonen einzuläuten“, sagt Kirschner, der aber auch betont: „Um die Gäste bemühen muss man sich aber das ganze Jahr.“ Vor allem muss man ihnen etwas bieten. Fiss versucht daher in den letzten Jahren

verstärkt, ein umfangreiches Rahmenprogramm zu bieten.

Mehr anbieten.

Dazu gehören zum Beispiel regelmäßige Abendveranstaltungen oder Markttage, die auch mit den Nachbarorten Serfaus und Ladis koordiniert werden. „Bei größeren Veranstaltungen organisieren wir auch Shuttlebusse in die anderen Orte“, erklärt Kirschner. Vor allem im Sommer bemüht man sich so vermehrt um Belebung. Der neu geschaffene Bikepark Serfaus-FissLadis ist ein Beispiel dafür, das Angebot einer ganztägigen Kinderbetreuung ein anderes. „Gäste und speziell Familien kommen dann wieder, wenn alles gepasst hat und sie auch alles bekommen haben, was sie brauchen“, ist Hermann Kirschner überzeugt. Dass Stammgäste heute keine Selbstverständlichkeit mehr sind, glaubt Hermann Kirschner schon, er ist sich aber auch sicher, dass es dennoch immer Menschen geben wird, die in einem Urlaubsort so etwas wie ein zweites Zuhause finden und gerne immer wieder an diesen Ort zurückkehren.

Wir sehen uns in 30 Jahren. Franz Staggl ist der Meinung, dass man die Definition des Stammgastes neu denken beziehungsweise weiterfassen muss. Noch bis in die 1980er-Jahre hat man unter dem Begriff Stammgast Urlauber verstanden, die jedes Jahr, auch mehrmals, aber immer zur selben Zeit, im selben Ort und im selben Haus ihren Urlaub buchten. Heute

triff t diese Idee am ehesten noch auf Familien zu. „Jeder, der mit Kind und Kegel reist, weiß, dass es stressig sein kann. Hat man einen Ort und ein Hotel gefunden, das passt, bleibt man gerne dabei“, erklärt Franz Staggl. Für den Hotelier kann aber auch ein Unternehmen ein Stammgast sein: „Wir haben viele Busse im Laufe einer Saison und manche Veranstalter kommen auch schon seit Jahren zu uns“, so Staggl. Dasselbe gelte für Firmen, die ihre Weihnachtsfeier über Jahrzehnte immer im selben Hotel feiern. Die Belegschaft mag wechseln, aber die Firma bleibt dieselbe. Anderen Gästen wiederum ist das Hotel oder die Gastgeberfamilie weniger wichtig, glaubt Staggl und ergänzt: „Nach Ischgl kommen die Leute zum Skifahren. Wenn sie im Jahr darauf ein besseres Angebot von einem anderen Hotel finden, steigen sie dort ab – aber sie bleiben Stammgäste der Region.“ Franz Staggl und Hermann Kirschner sind beide davon überzeugt, dass sie sich in der einen oder anderen Form auch in Zukunft über Stammgäste werden freuen dürfen. Tirols Natur und Bergwelt sowie gelebte Gastfreundschaft, die man im Tourismus nach wie vor hochhält, werden die Menschen weiterhin nach Tirol locken. „Ich erlebe immer wieder auch Gäste, die vor 30 Jahren öfter da waren, sich dann die Welt angeschaut haben und nun zurückkommen“, erzählt Staggl. Er persönlich kann sich einer Sache aber wohl in jedem Fall sicher sein: Die Familie Chintinne-Jallay, die kommt wieder. ×


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© BERGBAHNEN SÖLDEN

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Refugium am Berg. Das Ice Q fungiert im aktuellen Bond-Abenteuer „Spectre“ als Hoffler-Klinik.

„Eine perfekte Location“ Eine rund 90-jährige Geschichte verbindet das Hintere Ötztal mit dem internationalen Spielfilm. Sie reicht von „The Mountain Eagle“ des damals noch wenig bekannten Alfred Hitchcock bis zu „Spectre“, dem aktuellen James Bond. Den vielen Aspekten der „Traumfabrik Sölden“ widmet sich ab 11. Januar 2016 eine Ausstellung im erbe kulturraum sölden. VON ESTHER PIRCHNER

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ie Berge von Kentucky waren weit und die Aufnahmen teuer. Also drehte Alfred Hitchcock seinen zweiten (Stumm-)Film „The Mountain Eagle“ 1925/26 nicht in den USA, wo die Geschichte spielte, sondern suchte nach einer passenden Location in Europa. Zwölf Jahre später sollte der Regisseur in einem Artikel für den „News Chronicle“ berichten, dass er nach langer vergeblicher Suche auf einer Postkarte Obergurgl entdeckt habe und das Dorf so zur Filmkulisse wurde. Heute gilt „The Mountain Eagle“ als einer der meistgesuchten verschollenen Filme weltweit, lediglich rund 40 Standfotos und Bilder von den Aufnahmen existieren noch, dazu einige Zitate von Alfred Hitchcock, in denen er von Film und Dreharbeiten erzählt.

Bergadler auf der Hörbank. Wenn am 11. Januar 2016 der erbe kulturraum sölden seine Ausstellung „Traumfabrik Sölden – von Hitchcock über die Geier-

wally zu James Bond“ eröffnet, wird es also keine Filmausschnitte aus dem ersten bedeutenden Spielfilm, der im Hinteren Ötztal gedreht wurde, zu sehen geben. Dafür kann man die Fotos betrachten, die einen Einblick in das wilde Eifersuchtsdrama und in die vom Schnee stark beein-

Titel „Der Bergadler“ der Geschichte des Films nachging – einschließlich fingierter Tagebuchaufzeichnungen des Regisseurs.

Dörfliche Kulisse. The Mountain Eagle“ ist nur einer von drei im Ötztal entstandenen Spielfilmen, auf die sich das

„Im Vorübergehen warf ich einen Blick in die Auslage eines Fotogeschäfts. Ich sah eine Postkarte von einer perfekten Location. Ich ging hinein und fragte, welcher Ort das war. ‚Obergurgl‘ sagten sie.“ ALFRED HITCHCOCK, FILMREGISSEUR (1937)

trächtigten Dreharbeiten geben. Und man hört auf der Hörbank des Ausstellungsraumes die Originalzitate von Alfred Hitchcock über den Film sowie ein Hörbild des Tiroler Filmjournalisten Peter Angerer aus den 1980er-Jahren, in dem er unter dem

Kuratorenteam Marian Wilhelm und Niko Hofinger bei der Gestaltung der Ausstellung konzentrieren die anderen beiden sind „Die Geierwally“, die 1940 im Hinteren Ötztal gedreht wurde, und selbstverständlich der aktuelle James Bond „Spectre“.


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SAISON

MAGAZIN

Ötztal bleibt Ötztal: In „Die Geierwally“ (1940) mit Heidemarie Hatheyer diente die Region nicht nur als Filmkulisse, sondern wird auch namentlich als Ort der Handlung genannt.

Alfred Hitchcock mit seiner späteren Frau Alma Reville am Filmset von „The Mountain Eagle“, der 1925/26 in Obergurgl und Umhausen gedreht wurde.

Anhand jedes dieser Filme lässt sich ein anderer Aspekt des Genres Film besonders gut erzählen – auch wenn die Ausstellung immer wieder Querverbindungen zu den anderen beiden herstellt. „The Mountain Eagle“ steht für „Das Dorf als Filmkulisse“, dargestellt anhand mobiler Kulissen im erbe kulturraum sölden. Bot Obergurgl in den 1920er-Jahren das Bild eines malerischen Bauerndorfs auf einem anderen Kontinent, so war „Die Geierwally“ schon von der Autorin der Romanvorlage, Wilhelmine von Hillern, in die wilde Bergwelt der Ötztaler Alpen verlegt worden. James Bond agiert in „Spectre“ in der sogenannten HofflerKlinik – das digital vergrößerte Restaurant Ice Q – auf einem namenlosen Berg. Allen drei Filmen ist gleich, dass – mit unterschiedlichem Aufwand – im Freien gedreht wurde und dass die Kulisse der Berge nicht von ungefähr gewählt wurde. Sie scheint sich für emotional aufgeladene Geschichten besonders gut zu eignen.

Heimat im Film.

In den 1940erJahren ging es der großdeutschen Filmindustrie vor allem darum, Heimat und Heimatverbundenheit eindrucksvoll ins Bild zu setzen. „Die Heimat als Bühne“, der zweite Schwerpunkt der Ausstellung in Sölden, rückt das Genre des Heimatfilms ins Blickfeld, das während des Kriegs eine Flucht aus dem bedrohlichen Alltag ermöglichte. Auch über das Kriegsende hinaus waren Heimatfilme, etwa „Der Meineidbauer“ nach einem Stück von

© NIKO HOFINGER (1), COURTESY OF THE ACADEMY OF MOTION PICTURE ARTS AND SCIENCES (1), TOBIS FILMKUNST (1)

Nachwirkungen von „Spectre“: Eine Modebloggerin hält auf der Terrasse des Ice Q einen Martini in die Sonne und wird dabei von Sky gefilmt.

Ludwig Anzengruber, beliebt, dienten sie doch im wiedererstandenen Österreich der Identitätsfindung. Dass in der „Geierwally“ die Bevölkerung aus dem Hinteren Ötztal auch als Statisterie tätig war und manche kleine Rolle von einem Sölder gespielt wurde, lässt sich aus der Besetzungsliste leicht ablesen. Auf hier finden sich unter anderem die Kneisl und Grüner als Darsteller von Knechten und Hüterjungen verzeichnet, und im Ötztal erinnern sich noch viele an die Erzählungen der Eltern und Großeltern von den Dreharbeiten. In der Ausstellung erhalten sie zudem die Gelegenheit, auf Fotos und in Filmausschnitten nach ihren Verwandten und Bekannten aus dem Dorf zu suchen oder Vergleiche mit anderen Heimatfilmen aus der Zeit zu ziehen.

Bilderflut.

Bei der Vorbereitung zur Ausstellung haben sich Niko Hofinger und Marian Wilhelm auch auf die Suche nach Bildmaterial gemacht, das die Ötztaler selbst von den Dreharbeiten in ihrer Region aufgenommen haben, und wurden bei der „Geierwally“ auch fündig. Den wenigen Schwarz-Weiß-Fotografien aus der Zeit steht bei „Spectre“ eine ganze Flut von Bildern und privaten Filmaufnahmen gegenüber. Überhaupt sind die Ausstellungsmacher vor allem an den Dreharbeiten, den Nachwirkungen des Films und der filmischen Veränderung der Realität interessiert. „Uns ist auch wichtig, wie die echte Kulisse zum Filmbild umgebaut wird.

„Die ‚Geierwally‘ sticht insofern heraus, als schon die Romanfassung im Ötztal spielt und die Geschichte an den Handlungsort zurückgeht. Das Ötztal ist – anders als in ‚Spectre‘ und ‚The Mountain Eagle‘ – wirklich das Ötztal.“ MARIAN WILHELM, AUSSTELLUNGSKURATOR

Zum Beispiel ist die ‚Hoffler‘-Klinik [durch digitale Bearbeitung, Anm.] auf dem Berg ungleich größer als der Ice Q“, erklärt Marian Wilhelm. Im dritten Ausstellungsbereich zum Thema „Die Industrie der Bilder“ werden alle diese Aspekte der Entstehung eines Films genauer beleuchtet – von den (Stillhalte-)Verträgen, die die Beteiligten vor Ort unterschreiben mussten, über das Verhältnis zwischen Drehtagen und Filmsekunden, die Anstrengungen von Tourismusverband und Hoteliers, das Thema James Bond wirtschaftlich zu nutzen, bis hin zu den Goofs – beabsichtigten oder unabsichtlichen „Fehlern“ im Film. Nicht zuletzt soll es im erbe kulturraum einen Greenscreen geben, vor dem sich Besucher als Filmstars ablichten lassen können. Die Hintergrundbilder werden eigens für die Schau im erbe kulturraum sölden erstellt, die Bond-Requisiten liegen bereit. Dann braucht es nur noch die Laien-Darsteller, die sich wie die Weltstars in Szene setzen wollen. ×

DIE AUSSTELLUNG Traumfabrik Sölden. Von Hitchcock über die Geierwally zu James Bond ab 11. Jänner 2016 Montag bis Freitag, 8 bis 12 und 14.30 bis 17 Uhr erbe kulturraum sölden Dorfstraße 88 www.erbe-kulturraum.at


© WELLWASSER (3)

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49 KOMMENTARE SAISON

Zimmer mit Warmwasser

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ie kürzeste Erfolgsgeschichte des Tiroler Tourismus könnte aus einer Serie jener heute nur noch skurrilen Schilder am Straßenrand oder an Häusern bestehen, die den Fremden dereinst einen besonderen Komfort versprachen. Das begann in der Nachkriegszeit mit der Feststellung, dass ein „Waschbecken im Zimmer“ vorhanden sei, ein Vorzug, der in den Folgejahren bald um den Zusatz „fließend Kalt- und Warmwasser“ erweitert wurde. Heute kann die Gegend, in die es einen verschlägt, kaum noch gottverlassen genug sein, um

Wellness wird am ehesten dort überleben, wo sie sich naturwissenschaftlich abgesichert in die Nähe von Präventivmedizin und Diagnostik begibt. in der Realität auf ein solches Relikt der touristischen Anfänge zu stoßen. Schon eher begegnet man, wenn man Glück hat, Ankündigungen wie „Dusche am Gang“ oder „Badmitbenutzung“. Oft hat der Blick in die Vergangenheit einen tröstlichen Effekt und relativiert Ereignisse, die ohne ihn dem zeitgeistigen Alarmismus zum Opfer fielen. Vor diesem Hintergrund ist auch die Warnung der österreichischen Hoteliervereinigung zu sehen, weiterhin in Wellnesseinrichtungen zu investieren, da aufgrund niedriger Preise, schwächelnder Wirtschaft und der Steuerreform, welche die Hotellerie besonders triff t, die Investitionen nur bei ei-

Dreihundert Teufel

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VO N A LO I S S C H Ö P F

nem Zuwachs von sechs Prozent eingespielt würden. Und das sei unrealistisch. Was die Hoteliervereinigung nicht hinzufügt, ist die Tatsache, dass es wohl auch unrealistisch ist, sich von Wellness eine weitere Belebung des Tourismus zu erwarten. Und zwar ganz einfach aus historischen Gründen: Wenn Wellness nicht mehr ist als – ins Deutsche übersetzt – Wohlfühlen oder Wohlbefinden, dann gehört es als Fortsetzung zur Serie der eingangs erwähnten Straßenschilder und ist, durch den steigenden Wohlstand bedingt, längst keine Attraktion mehr, sondern lediglich die Basis dessen, was sich der Gast in Tirol erwartet: eben nicht nur Warmwasser am Zimmer, sondern Saunalandschaft, Swimmingpool und Garten davor. Zu meinen, man könne daran mit Heubädern aus Sicht heimischer und mit Ayurveda aus Sicht indischer Esoterik etwas ändern, könnte sich als gefährlicher Irrtum erweisen. Wellness wird am ehesten dort überleben, wo sie sich naturwissenschaftlich abgesichert in die Nähe von Präventivmedizin und Diagnostik begibt. Wobei sich die Frage erhebt, ob ein so schwammiger Begriff, der gerade dabei ist, von der Wohlstandsgeschichte als irrelevant verdaut zu werden, einem auf Wissenschaft aufbauenden Gesundheitstourismus, der bei hohen Preisen auch nachvollziehbare Ergebnisse vorweisen sollte, nicht mehr schadet als nützt. × Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

VON ERNS T MOLDEN

m Tag nach den Anschlägen von Paris fühlte es sich seltsam an, mit Liedern durch kleine österreichische Städte zu fahren. Aber so ist die Hacke: Am sogenannten Schwarzen Freitag, dem 13. November 2015, spielten ein Mitmusikant und ich in Oberwart im Südburgenland, am nächsten Tag fuhren wir weiter ins steirische Mürzzuschlag. Über uns und den frühlingshaften Wiesen dieses milden Novembers spannte sich ein jadefarbener Himmel, wir nahmen kleine Straßen über die südliche Flanke des Wechsels, wir blieben in Rettenegg stehen, aßen Fische, fuhren weiter, erklommen den Pfaffensattel. Auf den Novemberwiesen ballerten Jäger auf Hasen und Fasane. Im Radio hörten wir grauenhafte Nachrichten aus Paris, wo der Terror zugeschlagen hatte, abwechselnd mit schlechten Nachrichten aus Österreich, wo die Flüchtlinge vor demselben Terror keine Herberge fanden. Die Welt will stehenbleiben, aber irgendwie darf sie nicht, so ist das an solchen Tagen. Auf der anderen Seite des Pfaffensattels schraubten wir uns ins Mürztal hinunter und erreichten die Stadt Mürzzuschlag, fanden unseren Club und gingen vor dem Konzert noch in der schönen Stadt spazieren. Dort wurlte es in der hereinbrechenden Vorwinternacht, denn es herrschte der Mürzzuschlager Perchtenlauf. Eine Art Pfad, durch Metallgitter abgetrennt, führte über Hauptplatz und Fußgängerzone, hunderte und aberhunderte Menschen mit Punschen und Glühweinen und Bieren drängten sich an die Absperrung. Man erklärte uns, dass die lokale Gang der Ganzstoa-Teufel alle zwei Jahre Krampusse, Perchten und Habergeißen aus dem ganzen Land nach Mürzzuschlag lud. Da werde nun zusammen durch die Stadt getobt, und eine Jury die

fescheste Teufelgruppe küren. Der Kollege und ich kamen nicht einmal dazu, zu besprechen, ob wir Lust auf diese Hölle hätten, da brach sie schon über uns herein. Jemand zündete bengalische Feuer. Jemand anderer legte „Hell’s Bells“ von AC/DC auf. Und dann kamen die Teufel. Manche waren teuflisch schön, trugen schwere hölzerne Schnitzgesichter und beeindruckende räudige Felle. Andere zeigten zeitgenössische Hässlichkeit, Zombiemasken aus Weichplastik, Glühbirnderln in den Hörnern. Wie immer mischten sich so Schichten aus einer

Der Kollege und ich kamen nicht einmal dazu, zu besprechen, ob wir Lust auf diese Hölle hätten, da brach sie schon über uns herein. früheren Wildnis mit Neu-Details, hier eben aus dem SplatterHalloween-Geisterbahn-Kosmos. Ein paar Hunde bellten, ein paar Kinder weinten. Ein Polizist aß einen Bratapfel. Aber etwas machte diese wilde Jagd mit uns. Als wir nämlich eine halbe Stunde später ziemlich durchgerüttelt in unseren Club zurückkamen, waren unsere Köpfe eine kurze Zeit lang wohltuend leer. Böse Geister dieses Winters, wenn schon nicht ausgetrieben, dann doch kurz verscheucht. × Ernst Molden, 48, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Mit dem Nino aus Wien veröffentlichte er zuletzt das Album UNSER ÖSTERREICH (monkeymusic).


50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Florian Werner DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Die Halbinsel Howth Head im Norden von Dublin – speziell das Baily Lighthouse; der kanadische Teil der Niagara Fälle, auch Horseshoe genannt; Hitachi Seaside Park, Provinz Ibaraki, Japan LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Campingurlaub im Mai 2015 in Jesolo mit dem Airstream DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS SIND: Das Zusammentreffen von Menschen DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS SIND: Billigtourismus DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Natur, Berge, Gastfreundschaft DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Die jahrzehntelange Konzentration auf die Wintermonate DIE BESTE IDEE IM TOURISMUS DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Arlberg 1800 – *Grins* FÜR EINEN BERUF IM TOURISMUS HABE ICH MICH ENTSCHIEDEN, WEIL: Ich hineingeboren wurde – dann aber aus Liebe und Leidenschaft ICH BIN GERNE GASTGEBER, WEIL: es einer der schönsten Berufe der Welt ist und ich so viele interessante Menschen kennenlernen darf DIE DREI WICHTIGSTEN ASPEKTE UM EIN 5-STERNE-NIVEAU HALTEN ZU KÖNNEN SIND: Ich bin kein Fan von der Hotel-Klassifizierung. Es gibt so viele Aspekte, die von der Klassifizierung nicht berücksichtigt werden. Früher – vor 30 Jahren – machte die Klassifizierung Sinn, heute meiner Meinung nach nicht mehr wirklich UM SICH WEITERENTWICKELN ZU KÖNNEN, BRAUCHT MAN: Eine Vision, Durchhaltevermögen, Glück, Gottessegen und ein tolles Team ICH HABE DIE KUNST AUF DEN ARLBERG GEHOLT, WEIL: Durch Zufall KUNST UND MUSIK BEDEUTEN MIR: Sehr viel und es ist eine wunderbare Alternative zum täglichen Geschäftsleben. Ich brauche von meinem Schreibtisch drei Minuten in den Konzertsaal MEIN LIEBLINGSPLATZ IN MEINEM ARLBERG HOSPIZ HOTEL: Der Konzertsaal mit einem klassischen Konzert MEIN LIEBLINGSPLATZ IN ST. CHRISTOPH: Der Maiensee

Florian Werner, Jahrgang 1966, ist seit 1993 im elterlichen Betrieb tätig, seit 2000 geschäftsführender Gesellschafter des Arlberg Hospiz Hotel und Initiator der Kunsthalle arlberg1800.


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