Gesund in Tirol (Sommer 2024)

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HIITTraining

Viel Erfolg in kurzer Zeit?

Endometriose

Das Chamäleon der Gynäkologie

Zungenschrittmacher

Der Taktgeber für erholsamen Schlaf

In Kooperation mit AUSGABE #29 SOMMER 2024 Österreichische Post AG / FZ22Z043057F | target group publishing gmbh, Brunecker Straße 3, 6020 IBK
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Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Frühling steht vor der Tür. Alles beginnt zu blühen und zu sprießen. Man will raus an die frische Luft, sich bewegen und ist voller Tatendrang. Doch trotz aller Aufbruchstimmung kämpft so manche:r mit der Frühjahrsmüdigkeit, einem Phänomen, das wir in dieser Ausgabe genauer unter die Lupe nehmen.

In der Fitnessszene erfreut sich derzeit das High-Intervall-Intensity-Training immer größerer Beliebtheit. Es verspricht viel Erfolg in kurzer Zeit. Diese Trainingsform ist vielversprechend, aber mit Vorsicht zu genießen, wie wir feststellen konnten.

Anlässlich des Endometriose-Awareness-Monats März haben wir uns auch mit einer häufigen, aber immer noch wenig bekannten Frauenkrankheit beschäftigt. Jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter ist davon betroffen und doch dauert es oft mehrere Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen und das Thema stärker in die Öffentlichkeit rücken.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine spannende Lektüre.

Bleiben Sie gesund!

Redaktionsteam

Impressum

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck · Redaktion: Barbara Kluibenschädl (Ltg.), Daniel Feichtner, Lisa Schwarzenauer, Haris Kovacevic, Johanna Knoll, Markus Wechner, Wiebke Kühlbauch · Grafik und Produktion: Katharina Angerer · Fotos: Falls nicht anders gekennzeichnet: Archiv/TARGET GROUP Publishing GmbH, shutterstock.com, tirol kliniken · Geschäftsführung: Michael Steinlechner, Tel. 0512/586020-0, E-Mail Redaktion: redaktion@target-group.at · Anzeigenverkauf: Carmen Larch, carmen.larch@target-group.at · Druck: Intergraphik GmbH, Innsbruck

GESUND IN TIROL 3
Das
EDITORIAL
KURZ & BÜNDIG Selen. Spurenelement mit großer Wirkung 4 HIIT-Training. Trainingsmethode im Test 6 Frühjahrsmüdigkeit. Wenn die Energie fehlt 10 Im Verborgenen. Endometriose 12 Zungenschrittmacher. Der Taktgeber für erholsamen Schlaf 18 Inkontinenz. Enttabuisierung eines stillen Leidens 22 RATGEBER Notfallaufnahme. Wann ist sie die richtige Anlaufstelle? 26 Kinderpsychologie. Smartphone-Sucht 30 INTERVIEW Arbeitsplatz OP-Saal. Isabell-Susanna Niederl im Gespräch 34 Ernährung. Macht Zucker süchtig? 40 SERIE Hormone. Testosteron 44

Zwischen Paranüssen und Haarshampoo

Das Spurenelement Selen ist für viele Stoffwechselvorgänge im Körper lebensnotwendig und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Darüber hinaus spielt es auch bei der äußerlichen Anwendung eine Rolle, insbesondere in der Hautpflege.

DAS BEAUTY-ELEMENT

Da Selen am Schutz aller Zellen vor oxidativem Stress beteiligt ist, gilt das natürlich auch für die Zellen der Haut und der Kopfhaut. Die antioxidativen Eigenschaften des Spurenelements können dazu beitragen, Haarausfall vorzubeugen, die Haargesundheit zu fördern und gesunde Nägel zu erhalten. Zudem wird Selen in vielen Anti-SchuppenShampoos eingesetzt, da es hilft, Hefepilze zu bekämpfen, die häufig für die Schuppenbildung verantwortlich sind. Auch in Cremes und Lotions findet der Mineralstoff bei Hautproblemen wie Trockenheit, Rötungen und Irritationen Anwendung.

TRAGENDE ROLLE

Da Selen Bestandteil vieler Enzyme ist, ist das Spurenelement indirekt an vielen Reaktionen im Körper beteiligt, zum Beispiel an der Regulation der Schilddrüsenhormone oder am Schutz vor freien Radikalen.

Mit anderen Worten: Der Mineralstoff hilft, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen, der unter anderem durch Nikotin, Alkohol oder intensive Sonneneinstrahlung ausgelöst werden kann. Bei Männern unterstützt Selen zudem die Spermienproduktion und -funktion

4 GESUND IN TIROL KURZ & BÜNDIG

DAS MITTELMASS

Der genaue Bedarf an Selen ist nicht klar definiert. Schätzungen für Erwachsene liegen bei etwa 70 Mikrogramm pro Tag für Männer und 60 Mikrogramm für Frauen. Für stillende Mütter werden 75 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Werden mehr als 300 Mikrogramm Selen pro Tag aufgenommen, kann es zu einer akuten Selenvergiftung kommen, die zu Herzversagen, Kammerflimmern und sogar zum Tod führen kann.

AUF DEN BODEN KOMMT’S AN

Pflanzen nehmen das Spurenelement aus dem Boden auf. Vor allem in Europa sind die Böden sehr selenarm, sodass auch die darauf wachsenden Lebensmittel nur wenig Selen enthalten. Hier sollte man eher auf tierische Produkte zurückgreifen, um ausreichend Selen zu sich zu nehmen.

Paranüsse sind mit rund 103 Mikrogramm Selen pro 100 Gramm die größten Selenlieferanten. Zum Vergleich: Linsen enthalten nur etwa 9,9 Mikrogramm Selen pro 100 Gramm. Darüber hinaus ist Selen in geringen Mengen in vielen Lebensmitteln enthalten: vor allem in Fleisch, Fisch oder Eiern. Bei vegetarischer oder veganer Ernährung eignen sich Pilze, Spargel und Nüsse.

DEFIZIT MIT FOLGEN

Ein Mangel an Selen im Körper ist nicht nur auf das Ernährungsverhalten zurückzuführen. Es gibt auch Erbkrankheiten, die die Bildung von Selenproteinen beeinträchtigen. Ist zu wenig Selen im Körper vorhanden, kann dies zu einer Schwächung des Immunsystems, der Muskelfunktion oder der Spermienbildung führen. Da Selen auch ein BeautyHeld ist, äußert sich ein Mangel unter anderem durch dünnes oder brüchiges Haar, Haarausfall oder weißen Flecken auf den Fingernägeln

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KURZ & BÜNDIG
F D I E NUSSGE KOMM
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© Karin.Ratschiller-Edburg.Edlinger

Training am Limit

4-x-4-Methode

Nach dem Aufwärmen folgen auf 4 Minuten Aktivität im anaeroben Bereich 3 Minuten lockere Bewegung. Nach insgesamt 4 Wiederholungen wird das Training mit einer Cooldown-Phase beendet.

SPORT

HIIT, hochintensives Intervalltraining, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Was es mit dieser Trainingsmethode auf sich hat, haben wir mit dem Sportmediziner Wolfgang Schobersberger und Sportwissenschaftler Hans-Peter Platzer besprochen.

text : Haris Kovacevic

Allen Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO 150 bis 300 Minuten Bewegung moderater bis hoher Intensität pro Woche, um „substanzielle gesundheitliche Vorteile“ daraus zu ziehen.

Die Empirie zeigt aber, dass sehr viele Menschen dieser Empfehlung nicht folgen. „Sei es, weil sie es sich kaum leisten können, mehrere Stunden wöchentlich für Sport zu reservieren, sei es, weil es ihnen irgendwann zu fad wird“, erklärt Sportmediziner Wolfgang Schobersberger. Einen möglichen Ausweg sieht der Experte in einem Trend, der unter dem Namen HIIT bekannt ist und in immer breiteren Bevölkerungskreisen an Popularität gewinnt. Doch was ist unter diesem Namen überhaupt zu verstehen?

Und ist die Trainingsmethode womöglich nur Spitzensportler:innen zu empfehlen und Freizeitsportler:innen eher nicht?

Beratung vor dem Training

„Keineswegs“, entwarnt Sportwissenschaftler Hans-Peter Platzer vom ISAG (Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus). „HIIT ist prinzipiell für jeden gesunden Menschen geeignet.“ Hinter der Abkürzung ist der Begriff Hochintensives Intervalltraining verborgen. Intervalltraining an sich bezeichnet eine Trainingsmethode, in der sich Übungs- und Ruhephasen von wenigen Minuten abwechseln. „Bei hochintensivem Intervalltraining bewegt man sich zeitweise über der anaeroben Schwelle“, erklärt Platzer – das heißt

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schobersberger

Sportmediziner und Institutsleiter des ISAG an den Tirol Kliniken und der Privatuniversität

UMIT TIROL, Hall

Dr.rer.nat. Hans-Peter Platzer ist Sportwissenschaftler am ISAG mit langjähriger Erfahrung in der Betreuung von Spitzensportler:innen.

knapp unter dem maximal erreichbaren Herzfrequenzbereich. Wie aber weiß man, wo sich dieser Bereich befindet?

HIIT ist keineswegs etwas, das man einfach mal so ausprobieren sollte, ohne sich abchecken und beraten zu lassen, sind sich beide Experten einig. Möchte man den Trend also mitmachen und damit größere Fortschritte im Training erzielen, etwas Zeit sparen oder einfach mehr Spaß an der Bewegung haben, sollte der erste Schritt zum Arzt bzw. zur Ärztin führen.

Training der Gegensätze „Wir klären ab, welche Sportart man überhaupt ausführen möchte, und stellen fest, ob man dafür geeignet ist“, erläutert Schobersberger – ähnlich verfahre er mit Leistungssportler:innen Jahr für Jahr bei der grundlegenden Sporttauglichkeitsprüfung, die alle Profis absolvieren müssen. Ist diese prinzipiell gegeben und sind keine Auffälligkeiten im orthopädischen oder kardiovaskulären Bereich feststellbar, spreche nichts gegen HIIT. Wenn aber beispielsweise Bluthochdruck oder sogenannte Extraschläge beim Elektrokardiodiagramm (EKG) festgestellt werden, „verweisen wir an eine:n Expert:in“, erklärt Wolfgang Schobersberger. Wenn die Sporttauglichkeit gegeben ist, stellt man zwei Herzfrequenzbereiche fest: die niederintensive aerobe Schwelle, auch Dauerleistungsschwelle genannt, und die sogenannte anaerobe Schwelle. Letztere ist definiert als die höchste durchschnittliche Wattleistung, die man etwa eine Stunde lang erbringen kann. „Richtiges und effektives Trai-

© shutterstock.com, ISAG GESUND IN TIROL 7 SPORT

Intermittierende

Sprints 10 x 10

für Fortgeschrittene

10 x 10 sec Sprints mit jeweils 20 sec Pause nach jedem Sprint. Das ganze 3 x wiederholen mit je 3-5 Minuten Serienpause.

ning bewegt sich stets um diese beiden Bereiche herum, wobei der Trainingsumfang im jeweiligen Bereich von den Zielen abhängt“, erklärt Experte Platzer. Steht zum Beispiel die Verbesserung der Grundlagenausdauer im Vordergrund, sollten 80 Prozent des Trainings an der Dauerleistungsschwelle stattfinden – lediglich ein Fünftel im anaeroben Bereich.

Kurz und intensiv

Wendet man HIIT richtig an, kann die maximale Leistungsfähigkeit in kurzer Zeit verbessert werden. Auf regelmäßige Entlastungs- und Regenerationsphasen darf jedoch nicht vergessen werden. „Viele meinen, dass ein Maximum an intensivem Training auch ein Maximum an Leistungssteigerung mit sich bringt“, erklärt Platzer, „dem ist aber nicht so.“

In einer Form des HIIT bewegt man sich z. B. vier Minuten lang im anaeroben Bereich, gefolgt von einer dreiminütigen lockeren Pausengestaltung. „Dies wiederholt man normalerweise viermal“, erklärt Platzer. Aufwärm- und Cool-

downphase vorausgesetzt, dauert ein hochintensives Intervalltraining also etwa 45 Minuten.

Gerade in der Zeit an der anaeroben Schwelle, die insgesamt 16 Minuten dauert, passiert im Körper ziemlich viel: Der anaerobe Stoffwechsel wird aktiviert, da die muskuläre Sauerstoffverfügbarkeit zu gering ist, um die Energiebereitstellung vorwiegend über zum Beispiel Fettverbrennung abzudecken. Zucker wird über Wege abgebaut, die nicht notwendigerweise Sauerstoff benötigen – und dabei entsteht unter anderem das sogenannte Laktat. Der Säure-Base-Haushalt schwenkt außerdem kurzfristig in Richtung Säure über und der Volksmund sagt: „Der Muskel wird sauer.“ Der Körper entwickelt außerdem eine Toleranz gegenüber diesen kurzen, aber massiven Anstrengungen. „In diesem Ausmaß finden die Prozesse bei einem herkömmlichen niederintensiven Ausdauertraining nicht statt“, weiß Hans-Peter Platzer.

Das vielseitige Training

Die Ursprünge des hochintensiven In-

© shutterstock.com
8 GESUND IN TIROL

TabataMethode 8 x 20

fürs Kraft- und Ausdauertraining geeignet

20 Sekunden anaerob mit 10 Sekunden Pause8 Wiederholungen

tervalltrainings finden sich vermutlich in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Sportmediziner Wildor Hollmann und Theodor Hettinger publizierten als erste Wissenschaftler zu diesem Thema in den 1950er- und 1960er-Jahren. Weiterentwickelt und popularisiert hat die Methode dann der japanische Sport- und Gesundheitswissenschaftler Izumi Tabata. Aufgegriffen und neu entdeckt wurden sie in den 2000erJahren von norwegischen Sportverbänden, die herausfinden konnten, dass mit gezieltem Training im Dauerleistungsund Anaerobbereich schnellere Leistungsverbesserungen zu erreichen sind. Zudem werden Körperbereiche aktiviert, die man mit herkömmlichen Ausdauerbelastungen, wie zum Beispiel Laufen, im stets gleich niedrigen Intensitätsbereich kaum trainiert.

„Grundsätzlich ist HIIT im besten Fall einem Training in anderen Intensitätsbereichen ebenbürtig“, erklärt Schobersberger – es spare allerdings einiges an Zeit und habe eine wesentlich geringere Drop-out-Quote. Das heißt, dass Menschen, die mit diesem Training anfangen, es weniger wahrscheinlich sein lassen, weil die Bewegungsformen vielseitiger sind und der positive Effekt leichter festzustellen ist. Außerdem weist es auch Vorteile im muskuloskelettalen Bereich auf, wenn es ins Krafttraining integriert wird.

HIIT sei daher allen empfehlenswert, die Sport machen und die Drop-out-Gefahr möglichst klein halten wollen. „Vor allem engagierten Hobbysportler:innen sei das Training ans Herz gelegt“, meint Sportwissenschaftler Hans-Peter Platzer. „Wenn man einen Marathon, Iron-Man oder den ‚Ötztaler‘ macht, wird man dankbar sein, den Körper auch an den anaeroben Bereich gewöhnt zu haben“, ist sich der Experte sicher.

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SPORT

Zu müde für Frühlingsgefühle

Während die Welt nach dem Winter wieder zum Leben erwacht, würden viele am liebsten einfach im Bett bleiben: Für sie bringt der Frühling keinen Energieschub,

ALLGEMEINE GESUNDHEIT

Im Frühling sind alle energiegeladen, fröhlich und aktiv? Mitnichten: Pünktlich zum Jahreszeitenwechsel tritt bei schätzungsweise einem Drittel der Bevölkerung eine Phase der konstanten Erschöpfung ein – die Frühjahrsmüdigkeit. Verlässliche Zahlen dazu, wie viele Menschen wirklich betroffen sind, gebe es keine, erzählt die Schlafforscherin Elisabeth Brandauer vom Schlaflabor der Klinik Innsbruck. „Man beobachtet und versucht zu erklären, aber es gibt noch keine konkreten wissenschaftlichen Studien und definitiven Antworten dazu“, so Brandauer. Was man jedoch fix sagen könne, sei, dass die Frühjahrsmüdigkeit im März und April über einen Zeitraum von knapp zwei bis vier Wochen auftrete –teils auch zusammen mit Symptomen wie Schwindelgefühlen, verminderter Leistungsfähigkeit und Kopfschmerzen. „Aber im Vordergrund steht immer die Müdigkeit.“

Saisonales Rätsel

Woher genau das Phänomen kommt, ist nicht geklärt, es gebe aber verschiedene Erklärungsansätze. Für Brandauer am wahrscheinlichsten ist der hormonelle Ansatz: „Am Ende des Winters sinkt der Melatoninspiegel, während der Serotoninspiegel erst langsam wieder steigt. Es wird vermutet, dass dieses Ungleichgewicht die Ursache für die Müdigkeit ist und diese andauert, bis das hormonelle System wieder in Balance ist“, erklärt die Schlafforscherin. Auch eine Erschöpfung des Vitamin-D-Spiegels nach dem Winter könne hier Einfluss haben. Eine weitere Theorie sieht die Ursache

in den im Frühjahr aufgrund der wärmeren Temperaturen etwas erweiterten Blutgefäße, was zu einem niedrigeren Blutdruck führe. Skeptischer sieht sie die These, dass die Frühjahrsmüdigkeit eine Folge der häufig erhöhten Aktivität in den ersten Frühlingswochen, mit der sich einige einfach übernähmen, sei. Warum manche Menschen zu Frühjahrsmüdigkeit neigen und andere nicht, ist noch nicht erforscht, aber laut Brandauer betreffe das Phänomen tendenziell eher Menschen, die generell zu einem niedrigen Blutdruck neigen oder wetterfühlig sind. Sollte die Phase der Müdigkeit länger als ein paar Wochen dauern oder mit zusätzlichen Symptomen auftreten, sollte man allerdings auf jeden Fall abklären, ob es eine andere Ursache wie beispielsweise einen Eisenmangel, eine Schlafstörung oder auch eine Depression geben könnte.

Sonne, Luft und Bewegung Betroffenen empfiehlt die Schlafforscherin, regelmäßig an die frische Luft zu gehen und sich dem Sonnenlicht auszusetzen. Auch eine gesunde, ausgewogene Ernährung sei wie bei vielen anderen Aspekten hilfreich. Am wichtigsten sei es jedoch, aktiv zu bleiben: „Man darf nicht anfangen, sich zurückzuziehen und sich der Müdigkeit hinzugeben, sondern sollte bewusst Aktivitäten einplanen“, so Brandauer. Kurz spazierengehen, Freund:innen treffen, eine Veranstaltung besuchen – das alles könne helfen, auch wenn man sich vielleicht ein wenig dazu aufraffen muss. Um den Kreislauf anzuregen, könne man auch Wechselbäder oder -duschen ausprobieren.

Dr. Elisabeth Brandauer

Oberärztin in der Abteilung für Neurologische Schlafmedizin an der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck und dort im Schlaflabor tätig

© Monika Cich oń, Tirol Kliniken GESUND IN TIROL 11 ALLGEMEINE GESUNDHEIT

Im Verborgenen

Jede zehnte Frau in Tirol ist von Endometriose betroffen. Bis die Diagnose gestellt wird, vergehen aber oft acht bis zehn Jahredabei kann ein frühzeitiges Erkennen der Unterleibserkrankung viele Komplikationen und Schmerzen verhindern.

text : Barbara Kluibenschädl

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FRAUENGESUNDHEIT
GESUND IN TIROL 13 © Shutterstock.com

PRIMAR UNIV.-PROF. DDR. Peter

Gynäkologe mit den Schwerpunkten Endometriose und gynäkologische Onkologie am Krankenhaus Hall

Endometriose tritt vor allem bei Frauen im gebärfähigen Alter auf. Gewebe, ähnlich dem der Gebärmutterschleimhaut, wächst außerhalb des Uterus und kann Entzündungen, Schmerzen und Verwachsungen verursachen. Typischerweise findet man dieses Gewebe in der Bauchhöhle, meist an den Eierstöcken, den Eileitern, dem Darm oder anderen Organen im Beckenbereich.

Das Erscheinungsbild der Erkrankung ist vielfältig – nicht umsonst wird sie auch als Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet. Zudem erlebt nicht jede Frau die Krankheit gleich. Das Spektrum reicht von starken unerträglichen Schmerzzuständen bis hin zu geringen oder gar keinen Beschwerden. „Auch die Diagnose ist nicht einfach und kann oft nur von Spezialist:innen gestellt werden. Das verzögert in vielen Fällen eine gezielte Behandlung“, erklärt Peter Widschwendter, Primar für Gynäkologie am Krankenhaus in Hall und Experte für Endometriose, der gemeinsam

„Vielen Frauen wird von ihrem Umfeld suggeriert, dass, Schmerzen während der Menstruation etwas Natürliches sind.“
Peter Widschwendter

mit seinem Team jährlich rund 300 Patientinnen mit dieser Erkrankung betreut und begleitet.

Regelschmerzen als Warnsignal „Die Hauptbeschwerden sind immer Schmerzen“, beschreibt Peter Widschwendter das typische Beschwerdebild von Endometriose-Betroffenen. „Das reicht von den klassischen Periodenschmerzen bis hin zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen“, so der Experte. Nicht selten würden Frauen aber auch aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches in die Klinik kommen – eine der möglichen Begleiterscheinungen der Endometriose.

FRAUENGESUNDHEIT
Shutterstock.com
© Melanie Waroschitz,
14 GESUND IN TIROL

Bis die Patientinnen jedoch mit den diagnostisch manchmal schwer einzuordnenden Beschwerden einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, vergeht oft viel Zeit. Ein Grund dafür ist die Normalisierung der Schmerzen während der Periode. Häufig würden Betroffene ihre starken Regelschmerzen als normal empfinden, so der Gynäkologe. „Vielen Frauen wird von ihrem Umfeld suggeriert, dass Schmerzen während der Menstruation etwas Natürliches sind“, weiß Widschwendter und betont: „Das ist paradox – Schmerzen sind nicht normal.“

Diese können in weiterer Folge zu einer Manifestation der chronischen Schmerzen, die das Risiko für Folgeerscheinungen zunehmend erhöht, führen. „Das können depressive Verstimmungen und Müdigkeit bis hin zum Erschöpfungssyndrom sein“, erklärt der Experte.

Erfahrung erforderlich Festgestellt wird die Erkrankung durch ein ausführliches Anamnesegespräch, eine manuelle Tastuntersuchung des Beckens und eine gründliche Ultraschalluntersuchung. „Früher war der Goldstandard die Laparoskopie, also eine chirurgische Gewebeentnahme durch die Bauchdecke“, erklärt Peter Widschwendter. Seit Kurzem gibt es

aber neue europäische Richtlinien, die davon absehen.

Wesentlich sei auch, dass die Untersuchung von Spezialist:innen durchgeführt wird. „Eine Untersuchung bei einer Frau mit Verdacht auf Endometriose ist eine große Herausforderung und erfordert viel Erfahrung“, weiß der Mediziner. Besonders wichtig sei es, genau hinzuschauen, denn es gibt Organe, wie Blase, Darm oder Harnleiter, die durch die Endometrioseherde komprimiert werden können. Das kann im schlimmsten Fall zum Organversagen führen. Findet man keine größeren Gewebsherde, reichen die Hinweise auf eine Endometriose oft aus, um eine Therapie zu beginnen. „Schlägt diese an, kann man im Umkehrschluss davon ausgehen, dass es sich um Endometriose handeln muss“, erklärt Widschwendter.

Nicht heilbar, aber behandelbar Eine Heilung der Endometriose ist bisher nicht möglich. Sie lässt sich aber gut behandeln, oft bis hin zur Beschwerde-

FRAGE –ANTWORT

WIE VIEL SCHMERZ IST WÄHREND DER PERIODE NORMAL?

Peter Widschwendter: „Es ist schwierig, eine Grenze zu ziehen, denn jede Frau hat ein anderes Schmerzempfinden. Aber wenn der Schmerz während der Menstruation auf einer Skala von 0 bis 10 über 5 liegt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt. Auch wenn regelmäßig Schmerztabletten eingenommen werden müssen oder die Beschwerden zunehmend schlimmer werden, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Ebenso ausschlaggebend ist, wenn Frauen während ihrer Tage nicht am täglichen Leben teilnehmen können.“

GESUND IN TIROL 15 FRAUENGESUNDHEIT

Ernährungsmedizin

Physikalische Medizin ENDO-8

Operative Partner:innen

Radiologie

MULTIMODALER THERAPIEANSATZ

BEI

ENDOMETRIOSE

In Hall in Tirol wird für Endometriose-Patientinnen ab Diagnosestellung ein interdisziplinäres Programm (ENDO-8) angeboten. Alle Fachrichtungen sind auf das Krankheitsbild Endometriose geschult und decken einen bestimmten Therapiebereich ab.

Gynäkologie

Schmerztherapie

Klinische Psychologie

Sozialdienst und Rehabilitation

freiheit. „Die Standardtherapie ist eine Hormontherapie mit der Pille“, so der Gynäkologe. Auch eine Operation, bei der Gewebestrukturen entfernt werden, ist eine Option. „Eine solche ist aber nur dann notwendig, wenn die Beschwerden mit der konventionellen Therapie nicht mehr in den Griff zu bekommen sind oder ein Organ zu versagen droht. Manchmal auch, wenn eine hormonelle Therapie abgelehnt wird“, erklärt Peter Widschwendter. Zudem wird immer häufiger ein multimodaler Therapieansatz verfolgt. Dazu gehören physikalische Therapien, spezielle Schmerzbehandlungen, Ernährungsberatung und psychologische Betreuung.

Forschung läuft

Die Ursache der Erkrankung ist nach wie vor unbekannt. „Relativ gesichert ist, dass eine retrograde Blutung stattfindet. Das heißt, das Blut, das eigentlich über die Scheide abfließen sollte, gelangt zum Teil auch über die Eileiter in die Bauchhöhle“, so Peter Widschwend-

ter. Auch eine embryonale Entwicklungsstörung des Müller ’schen Organs (Eileiter und Gebärmutter) könnte infrage kommen. Ebenso gebe es die Theorie der Metastasierung, das heißt, dass Gewebezellen über die Blutbahn an verschiedene Orte im Körper gelangen. Grund für diese Annahme ist das seltene Auftreten der Krankheit auch in der Lunge und im Gehirn.

„Gesichert ist aber noch keine der Theorien, hier muss noch deutlich mehr geforscht werden“, so Peter Widschwendter. „Leider stehen dafür oft zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung – obwohl es sich mit einer Prävalenz von 10 Prozent um eine Volkskrankheit handelt“, so der Mediziner. Besonders wichtig seien auch Aufklärungsarbeit und eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit aller, die sich mit dem Thema beschäftigen – nur so könne man die komplexe Erkrankung noch besser verstehen lernen und den betroffenen Frauen kürzere Diagnosewege und passende Therapien anbieten.

FRAUENGESUNDHEIT
© Shutterstock.com 16 GESUND IN TIROL

Eine ausführliche Anamnese ist für die Diagnose der Endometriose besonders wichtig.

EIN OFFENES OHR

„Wer anhaltende Beschwerden im Rahmen der Periode hat, sollte im Zweifelsfall nicht zu lange abwarten und sich gegebenenfalls auch eine Zweitmeinung einholen“, empfiehlt Peter Widschwendter. Hilfreiche Tools, wie der Chatbot der Gynäkologie des Landeskrankenhauses Hall, können vorab erste fundierte medizinische Informationen geben.

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Der Taktgeber für erholsamen Schlaf

Stimulationselektrode

Atemsensor Generator (stimmt die Stimulation auf die Atmung ab)

eine bedeutende Erfindung. Das Forschungsteam rund um Benedikt Hofauer, Direktor der HNO-Klinik Innsbruck, ist österreichweit führend in der Implantation und Weiterentwicklung dieser Geräte.

text : Barbara Kluibenschädl

18 GESUND IN TIROL
GESUND DURCH FORSCHUNG

Jeder fünfte Tiroler und jede zehnte Tirolerin sind von Schlafapnoe – pathologisch gehäuften Atemaussetzern im Schlaf – betroffen. Die Ursachen können struktureller oder funktioneller Natur sein, wie zum Beispiel anatomisch verengte Atemwege oder ein zu geringer nächtlicher Muskeltonus. Auch Übergewicht kann eine Rolle spielen. „Darunter leidet nicht nur die Schlaf- und Lebensqualität, sondern langfristig kann auch das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt deutlich ansteigen“, erklärt Benedikt Hofauer.

„Wir wollen, dass mehr Patient:innen wissen, dass es auch nach dem Abbruch der Schlafmaskentherapie noch eine Therapiemöglichkeit gibt.“

Benedikt Hofauer

Der Goldstandard in der Therapie ist bisher der Einsatz einer Schlafmaske. „Diese wird aber von einigen Patient:innen nicht gut angenommen, sei es aus Schamgefühlen gegenüber dem Bettpartner oder auch wegen der als unbequem empfundenen Handhabung“, erklärt der Mediziner. Nach einem Jahr

UNIV.-PROF. DR. Benedikt Hofauer, MHBA

Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Hals-, Nasenund Ohrenheilkunde

bricht etwa ein Drittel der Patient:innen diese Therapieform wieder ab. Gerade für jene sei die Therapie mit einem Zungenschrittmacher eine gute Alternative.

Signalschwäche

Erfunden wurde der Zungenschrittmacher von einer Firma, die Herzschrittmacher herstellt. In Innsbruck habe man die Erfindung dann 2015 erstmalig in Österreich einem Patienten implantiert und verstärkt daran geforscht, so Hofauer. Die Funktionsweise sei der eines Herzschrittmachers nicht unähnlich. „Bei Personen mit Schlafapnoe kommt es zu einer Verlegung der oberen Atemwege, wobei gerade das Zurückfallen der Zunge eine große Bedeutung hat“, erklärt der Experte. Genau hier setzt die Erfindung des Zungenschrittmachers an: Er misst über einen Drucksensor im Zwischenrippenraum die Atemfrequenz und sendet auf Basis dessen einen elektrischen Reiz an den

GESUND IN TIROL 19 GESUND DURCH FORSCHUNG © Monika Cich oń, privat
„Neben dem vollimplantierten Zungenschrittmacher gibt es seit Kurzem auch ein teilimplantiertes System.“
Benedikt Hofauer

ANTWORT

WIE MERKE ICH, DASS ICH NACHTS ATEMAUSSETZER HABE?

Benedikt Hofauer: „Ein Warnzeichen könnte eine erhöhte Schläfrigkeit tagsüber sein. Diese äußert sich typischerweise durch eine erhöhte Einschlafneigung in monotonen Situationen wie Besprechungen oder beim Fernsehen. Auch starkes Schnarchen oder Atemaussetzer, die dem Bettpartner auffallen, können ein Hinweis auf die Erkrankung geben. Zudem können auffällige Aufzeichnungen moderner Smartwatches auf eine Schlafstörung hinweisen.“

Zungennerv, der die Zunge nach vorne bewegt und so die Atemwege freimacht.

Vom OP ins Schlafzimmer „Das Implantat ist in etwa einer Stunde eingesetzt“, beschreibt der Mediziner. Nach wenigen Tagen können die Patient:innen das Krankenhaus auch wieder verlassen. Bis zur ersten Anwendung lässt man den Schrittmacher dann etwa einen Monat einheilen. „Der Zungenschrittmacher wird nachts mit einer Fernbedienung aktiviert“, erklärt Hofauer. „Es gibt eine Startverzögerung bis zur Stimulation, damit der Patient zuerst einschlafen kann und die elektrischen Impulse nicht wahrnimmt.“ Unangenehm seien diese nicht, aber gerade zu Beginn der Therapie spürbar.

„Neben dem vollimplantierten Zungenschrittmacher gibt es seit Kurzem auch ein teilimplantiertes System“, so Hofauer. Dabei wird nachts ein kleines Kästchen unter das Kinn geklebt, das Impulse an die implantierten Stimulationssonden am Zungennerv abgibt. Die Operation ist weniger invasiv und ein weiterer Eingriff nicht mehr notwendig. „Beim vollständig implantierten Zungenschrittmacher muss die Batterie nach etwa zehn Jahren operativ ausgetauscht werden. Der teilimplantier-

© Shutterstock.com 20
FRAGE –

te hingegen wird über eine Ladestation tagsüber aufgeladen“, erklärt Benedikt Hofauer. Welches der beiden Systeme angewandt wird, hängt vor allem vom Beschwerdebild der Patient:innen ab und muss individuell in einem Beratungsgespräch entschieden werden.

Luft nach oben „Bisher haben wir in Innsbruck rund 25 Zungenschrittmacher implantiert“, so Hofauer. Gemessen an der Zahl der Betroffenen sei das nicht viel, weiß der Mediziner, der Bedarf sei sicher höher. In anderen Ländern sei diese Therapieform schon viel stärker etabliert. Das Team der HNO-Klinik will zukünftig verstärkt daran arbeiten, das Wissen um diese neue Therapieform in der Tiroler Bevölkerung zu verbreiten. „Wir wollen, dass mehr Patient:innen wissen, dass es auch nach dem Abbruch der Schlafmaskentherapie noch eine Therapiemöglichkeit gibt.“

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Enttabuisierung eines stillen Leidens

22 GESUND IN TIROL
ALLGEMEINE GESUNDHEIT

Inkontinenz ist oft mit großer Scham verbunden und eine Erkrankung, über die Betroffene häufig lange schweigen. Dabei ist jede achte Person in Tirol davon betroffen.

text : Barbara Kluibenschädl

Von Harn- oder Stuhlinkontinenz sind nicht nur ältere Menschen betroffen, wissen Alexandra Fürruther, Kontinenz- und Stomaberaterin und Leiterin der neurourologischen Ambulanz an der Klinik Innsbruck, und Karin Mayr-Hörtnagl, Stomaberaterin an der chirurgischen Ambulanz Innsbruck. „Wer an Inkontinenz leidet, verliert unfreiwillig Harn oder Stuhl“, definiert Fürruther die Erkrankung. Der Körper der Betroffenen ist nicht oder nur unzureichend in der Lage, diese Körperausscheidungen zu halten und kontrolliert abzugeben. Solche Symptome können temporär – bedingt durch Unfälle oder Operationen –, aber auch chronisch auftreten.

Im Falle der Harninkontinenz unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten, wie der Drang-, Belastungs- und

Überlaufinkontinenz. „Bei der Dranginkontinenz spürt der Patient bzw. die Patientin den Harndrang, schafft es aber nicht mehr bis zur Toilette“, erklärt Fürruther. Die Belastungsinkontinenz trete hingegen nur bei körperlicher Aktivität auf. „Es kommt zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Lachen zum Urinverlust.“ Auch Mischformen sind möglich. Die Überlaufinkontinenz – eine seltenere Form der Erkrankung – führt zu einem tröpfchenweisen unfreiwilligen Harnabgang bei übervoller Blase. Betroffene nehmen die Inkontinenz zwar wahr, merken aber nicht, dass sich die Harnblase nicht restharnfrei entleert und quasi übervoll ist.

Vielfältige

Ursachen

Die Ursachen für Harn- und Stuhlinkontinenz sind vielfältig: „Eine Rolle spielen können Wirbelsäulen- und

Karin MayrHörtnagl

BSCN, MSCN

DGKP, Stomaberaterin an der Universitätsklinik Innsbruck

Alexandra Fürruther

Leitende Diplompflegerin, DKKP, DGKP, Stomaund Kontinenzberaterin und zertifizierte Wundmanagerin an der Universitätsklinik Innsbruck

GESUND IN TIROL 23
ALLGEMEINE GESUNDHEIT © Shutterstock.com, privat

Physiotherapie ist eine Therapiemöglichkeit bei Inkontinenz.

WOHIN BEI VERDACHT?

Die erste Anlaufstelle sind die Hausärztin oder der Hausarzt beziehungsweise auch Gynäkolog:innen, Urolog:innen und Proktolog:innen. Diese leiten dann an die zuständigen Stellen weiter.

Bandscheibenverletzungen, Querschnittslähmungen, Beckenboden- und Blasenmuskelschwäche, Medikamenteneinnahme, chronische Darm- und Tumorerkrankungen sowie Geburtsverletzungen oder auch angeborene Defekte“, wissen die Diplompflegerinnen. Einen psychischen Zusammenhang gebe es nur selten: „Ich sehe eher die Gefahr, dass gerne einmal das Thema als psychisches Problem abgetan wird“, sagt Fürruther.

Gute Zusammenarbeit

Entscheidend für die Behandlung und den Therapieerfolg sei die zugrunde liegende Ursache. „Es geht nicht immer um Heilung, sondern um eine Verbesserung der Beschwerden“, beschreibt Mayr-Hörtnagl. „Wir finden aber fast immer eine Lösung, damit die Betroffenen ihren Alltag wieder freier gestalten können.“ Bei Harninkontinenz gibt es nach einer gründlichen Ursachenforschung viele verschiedene Möglichkeiten. „Es gibt Medikamente, Stromthe-

rapien, Physiotherapie, aber auch die Beratung für geeignete Hilfsmittel wie Einlagen“, schildert Fürruther.

Bei Stuhlinkontinenz gibt es, wenn konservative Therapien nicht mehr greifen, auch die Möglichkeit eines Stomas – eines künstlichen Darmausgangs. „Das ist ein massiver Eingriff, aber oft lebensnotwendig und gibt vielen Patient:innen ein großes Stück Lebensqualität zurück“, erklärt Mayr-Hörtnagl. Oft sei der Eingriff auch nur vorübergehend. „Man denkt dann oft, dass das für Patient:innen besonders schlimm sei – aber im Gegensatz zu 30 Toilettenbesuchen am Tag und keiner Teilhabe am öffentlichen Leben nehmen das viele gerne in Kauf“, weiß die Diplompflegerin. Wenn ein Stoma dann gut versorgt ist, könne man mit guter Planung trotz Handicap den Alltag wieder bewältigen –von der Arbeit über Sport bis hin zu sozialen Events. Wichtig sei zudem bei allen Therapieformen eine gute Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen, Pflege und Patient:innen. „Dazu gehört Mitarbeit und

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ALLGEMEINE GESUNDHEIT
24 GESUND IN TIROL

auch Geduld. Manchmal muss man mehrere Behandlungswege ausprobieren. Die eine Wunderpille gibt es bei Inkontinenz leider nicht“, erklärt Mayr-Hörtnagl.

Kein Tabu mehr

Die Erkrankung ist psychisch sehr belastend. „Bei vielen Betroffenen dauert es lange, bis sie offen darüber reden können“, weiß Fürruther. Das Thema wird bei vielen als „eklig“ konnotiert. Dabei sei das Unsinn, man spreche über eine Krankheit wie jede andere auch. Außerdem verhindere das eine recht-

„Ein großes Ziel ist es, über Inkontinenz zu sprechen wie über jede andere Erkrankung auch.“

zeitige Behandlung. Beide Diplompflegerinnen plädieren daher stark für eine Enttabuisierung: „Ein großes Ziel ist es, über Inkontinenz zu sprechen wie über jede andere Erkrankung auch.“

Das würde den sozialen Druck von Erkrankten nehmen und ihnen wahrscheinlich schneller zu einer passenden Therapie verhelfen.

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GESUND IN TIROL 25
ISD
ISD – Innsbrucker Soziale Dienste

Wann muss ich in die Notaufnahme?

Gerade zu Hause ist ein Unfall schnell passiert. Völlig überstürzt ist dann meist die Notaufnahme die erste Anlaufstelle. Dabei ist diese gar nicht immer die richtige Adresse. Lukas Lanthaler, stellvertretender leitender Ambulanzpfleger der Notfallambulanz für Orthopädie und Traumatologie im Landeskrankenhaus Innsbruck, gibt Hilfestellung.

text : Wiebke Kühlbauch

Für Medizinische Notfälle: 144

Im Europäischen Ausland: 112

Feuerwehr: 122

Polizei: 133

CHECKLISTE FÜR DIE NOTAUFNAHME

• Muss ich ins Krankenhaus? Wenn ja, wohin?

• E-Card oder Lichtbildausweis mitnehmen

• Medikamentenliste bei Dauermedikation

• Medizinische Vorbefunde, wenn vorhanden

• Bei Wunden Impfpass einpacken

• Nach einem Unfall nach Möglichkeit nichts mehr essen, trinken oder rauchen

WAS TUN IM ZWEIFELSFALL?

Für alle kleineren und weniger akuten Fälle ist der Hausarzt beziehungsweise die Hausärztin die erste Ansprechperson. Wenn man sich unsicher ist, hilft auch die Gesundheitshotline (1450) in jedem Fall weiter.

RATGEBER
ITHCIW G E NOTRUFN UMMERN 26 GESUND IN TIROL

WAS SOLLTE ICH ÄRZTLICH ABKLÄREN LASSEN?

• Klaffende Wunden

• Stark blutende Wunden, die sich nicht durch Kompression und Hochlagerung der betroffenen Körperstelle stillen lassen

• Kopfverletzungen bei Personen mit Blutverdünnung, Bewusstseinseinschränkung oder Erbrechen

• Wunden im Gelenkbereich

• Wunden mit Fremdkörpereinschluss

• Bissverletzungen

• Stichverletzungen

• Wunden an Hand- und Fußrücken sowie Handinnenflächen

• Großflächige Defekte an der Haut

• Wunden mit Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung und Schmerzen

• Verbrennungen, die sich rund um die gesamte Gliedmaße zieht

• Jede Fehlstellung von Körperteilen, Finger- oder Zehennägeln nach einer Verletzung

• Wenn kein Tetanusschutz vorhanden ist

„Der Unfallhergang ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium in der Abklärung. Kleine Wunden, die durch einen Unfall mit hoher Krafteinwirkung entstanden sind, sollten auch ärztlich gesehen und versorgt werden“, ergänzt Lukas Lanthaler.

DIE RICHTIGE ANLAUFSTELLE FÜR NOTFÄLLE

Wer sich unnötige Wartezeiten und lange Wege sparen will, geht bei einem Notfall am besten direkt zur zuständigen Stelle. Am Landeskrankenhaus Innsbruck ist die OrthoTrauma-Akutambulanz für orthopädische und unfallchirurgische Notfälle zuständig. Die Notaufnahme im Medizinzentrum Anichstraße kümmert sich um alle Fälle der Fachrichtungen Innere Medizin und Neurologie. An Wochenenden, Feiertagen und außerhalb der regulären Klinikzeiten sind hier auch Fälle der Fachrichtungen Gynäkologie, Augen, Haut und Psychiatrie richtig.

„Wer sich unsicher ist, bekommt von der Gesundheitshotline (1450) die Info, welche Stelle zuständig ist. Bei einem akuten Notfall empfehlen wir aber, die Leitstelle Tirol (144) anzurufen. Denn die schickt direkt das geeignete Rettungsmittel zum Notfallort“, so Lukas Lanthaler.

TIPPS BEI KLEINEREN VERLETZUNGEN

„Kleinere Wunden kann man selbstständig reinigen, desinfizieren und anschließend mit einem Pflaster oder Wundverband versorgen“, erklärt Lukas Lanthaler. „Wenn man sich am Arm oder Bein verletzt hat, aber alles noch normal bewegen und belasten kann, empfehle ich, erst einmal die entsprechende Stelle zu kühlen, hochzulagern und gegebenenfalls ein Schmerzmittel einzunehmen.“ Halten die Beschwerden einige Tage an, solle ein Hausarzt konsultiert werden. Wichtig bei Hand- und Armverletzungen: Ringe direkt abnehmen. Denn falls die Finger anschwellen, kann die Blutversorgung durch zu enge Ringe beeinträchtigt werden.

LUKAS LANTHALER

ist Diplompfleger Stellvertretender leitender Ambulanzpfleger der Orthopädie- und Traumatologie-Ambulanzen im Landeskrankenhaus Innsbruck

GESUND IN TIROL 27 © Schutterstock.com, Univ.-Klinik ü r Orthop ä die & Traumatologie Innsbruck, Clemens Unterwurzacher

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Die Sucht in der Hosentasche

Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran, auf unser Smartphone sind wir längst angewiesen. Teilweise messen wir diesem alltäglichen Helfer aber mehr Bedeutung zu, als wir eigentlich sollten, was zu Problemen führen kann.

text : Markus Wechner

Wie Martin Fuchs, leitender Oberarzt der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall, berichtet, komme es immer häufiger vor, dass der Umgang von Jugendlichen mit ihrem Smartphone zum Problem wird und sogar zu psychischen Belastungen führen kann. Zur Smartphone-Sucht gibt es zwar noch keine einheitliche Definition in der Wissenschaft, dennoch lässt sie sich

grob darstellen. „Ein Kernthema bei der suchtartigen Nutzung von Smartphones ist, dass das Gerät ständig in Reichweite behalten werden muss“, so Fuchs. Betroffene würden zudem ein Angewiesensein auf bestimmte technische Lösungen angeben, wodurch es zu Angstzuständen kommen kann, wenn das Smartphone nicht funktioniert. Auch der Begriff des „Fear of missing out“ ploppt immer wieder auf und beschreibt die Angst, etwas zu versäumen, wenn man nicht ständig online

30 GESUND IN TIROL
PSYCHOLOGIE

Leitender Oberarzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Landeskrankenhaus Hall. In dieser Funktion ist er unter anderem für eine therapeutische Jugendstation mit Schwerpunkt Sucht verantwortlich.

anderen Aktivitäten einräumt. Fuchs sieht vor allem ein Problem in den toxischen technischen Lösungen und Applikationen. So beschreibt er auch das Phänomen des „Infinite Scrolling“, also das unendliche Scrollen, um die Nutzer:innen möglichst lange online zu halten.

PODCASTTIPP

Für alle, die mehr zum Thema SmartphoneSucht hören möchten, empfiehlt Martin Fuchs den Podcast „Smartphone – Die ultimative Superdroge“ des ARDFormats „Süchtig nach Alles“.

„Ein Kernthema bei der suchtartigen Nutzung von Smartphones ist, dass das Gerät ständig in Reichweite behalten werden muss.“

Martin Fuchs ist. Dies alles kann mit Symptomen des Unruhigwerdens oder des Angespanntseins einhergehen.

Kontrollverlust als Warnsignal

Zu den typischen Suchtkriterien gehört etwa der Kontrollverlust. „Wenn man sich dabei ertappt, dass man eigentlich nur kurz auf YouTube gehen wollte und schon wieder zwei Stunden vergangen sind, dann sollte man sich Sorgen machen“, wie Martin Fuchs anmerkt. Problematisch sei zudem, wenn man dem Smartphone den Vorrang gegenüber

Auch bei der Smartphone-Sucht kann das Suchtdreieck aus „Droge“, „Person“ und „Umgebung“ angewandt werden. So gebe es einerseits bestimmte Charakteristika technischer Natur, die dafür sorgen, dass man abhängig wird. Andererseits bringe jeder Mensch individuelle Risikofaktoren mit. Hinzu kämen die soziale Umgebung und damit auch die Frage, ob in der Familie Regeln wie Technikpausen umgesetzt werden.

Jagd nach Dopamin „Zunächst muss man wissen, dass bestimmte Tätigkeiten am Smartphone zum Ausstoß von Dopamin führen“, so Fuchs, der anmerkt, dass dies von Konzernen häufig ausgenutzt wird, um ihre Kundschaft möglichst lange an sich zu

GESUND IN TIROL 31 PSYCHOLOGIE © Shutterstock.com, privat
„Zunächst muss man wissen, dass bestimmte Tätigkeiten am Smartphone zum Ausstoß von Dopamin führen.“
Martin Fuchs

binden. Gerade bei kleinen Kindern sei es deshalb enorm wichtig, das reale Erleben im Hier und Jetzt und vor allem das Haptische zu erfahren, um eine gesunde Gehirnentwicklung gewährleisten zu können. „Es gibt eine Reihe von Studien, die uns Hinweise geben, dass das alles zu kurz kommt, wenn die Bildschirmzeit zu hoch ist“, wie Fuchs erklärt.

Hinzu kommt auch, dass erlernte Fähigkeiten wieder verloren gehen, wenn vorhandene Ressourcen nicht genutzt werden. „Wir dürfen nicht dem Irrglauben aufsitzen, dass das Nachschauen oder das Recherchieren von bestimmten Informationen schon ein Wissensgewinn ist. Das würde zwar dazu führen, dass wir gut googeln können, aber die Hintergründe dieser Inhalte nicht mehr intellektuell verknüpfen“, so Fuchs. Gerade in der Phase der jugendlichen Gehirnentwicklung muss die Verknüpfung von funktionellen Netzwerken trainiert werden. Wenn diese Verbindungen nicht mehr benutzt werden, verkümmern sie – ganz nach dem Prinzip: „use it or lose it“.

Selbsteinschätzung und Pausen

Bei der Behandlung von SmartphoneSucht gehe es darum, dem Gerätege-

brauch wieder einen geordneten Rahmen zu geben und auch Handypausen einzuführen. Darüber hinaus sei es essenziell, zu erfahren, ob es eine „Geschichte hinter der Geschichte“ gibt, also zu erkunden, wofür die Sucht steht. Mentale oder auch soziale Hintergrundprobleme müssen freigelegt und behandelt werden. Präventiv empfiehlt Fuchs Handypausen abhängig vom Alter: „Wir empfehlen keine Bildschirmzeit vor dem Alter von drei Jahren, später Bildschirmzeit über gemeinsam genutzte Geräte, wie etwa einem Familien-Tablet mit gemeinsam ausgesuchten Apps und Anwendungen.“ Insofern wird geraten, auch in der Volksschule noch kein eigenes Smartphone zu ha-

PSYCHOLOGIE © Shutterstock.com
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ben. Ab dem Alter von zehn Jahren und einem Schulwechsel sei es letztlich ohnehin nicht mehr zu verhindern. Daher rät Fuchs, gemeinsam und schrittweise Social-Media-Applikationen zu nutzen: „Wenn man das verbieten würde, würde das zu einem sozialen Ausschluss führen.“ Eine wichtige Institution sei darüber hinaus die digitale Grundbildung in der Schule, die seit 2022 umgesetzt wird und von Expert:innen längst dringend eingefordert wurde. Aber auch Erwachsenen empfiehlt Fuchs Handypausen, speziell vor dem Schlafen und nach dem Aufstehen, sowie eine reflektierte Selbsteinschätzung über den eigenen Konsum.

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Hand in Hand

Im Operationssaal ist multidisziplinäre Zusammenarbeit das Um und Auf. Während eines Eingriffs sind in der Regel fünf Fachbereiche involviert. Sie müssen jeweils selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten. Doch ihre Aufgaben im Saal können sie nur erfüllen, wenn sie sich gegenseitig ergänzen.

34 GESUND IN TIROL
: Daniel Feichtner
© Gerhard Berger

Die Ärzt:innen, Pfleger:innen, Therapeut:innen und viele mehr an der Universitätsklinik Innsbruck gehen im klinischen Alltag einer Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben nach und haben verschiedenste Verantwortlichkeiten, um die bestmögliche Versorgung der Patient:innen sicherzustellen. Speziell im Operationssaal sind die Tätigkeitsbereiche klar in Teams unterteilt:

OPERATEUR:IN

Aufgaben: Operateur:innen und Chirurg:innen planen vor der Operation den Eingriff und entscheiden darüber, welche Methode zum Einsatz kommt. Im OP-Saal sind sie diejenigen, die den eigentlichen Eingriff vornehmen. Das beinhaltet verschiedenste minimalinvasive, endoskopische, aber auch invasive Techniken, bei denen Körperhöhlen eröffnet werden, sowie Nahttechniken und mehr.

OP-PFLEGE

Aufgaben: Die OP-Pflege ist verantwortlich dafür, dass der Saal vor OP-Beginn ordnungsgemäß vorbereitet ist und alle benötigten Materialien wie Instrumente, sterile Verbrauchsmaterialien und mehr zur Verfügung stehen. Während der Operation garantiert die OP-Pflege die Einhaltung der hygienischen und aseptischen Richtlinien, sie bereitet Instrumente vor und reicht sie dem Operateur bzw. der Operateurin situationsgerecht weiter. Das hohe technische Verständnis der OP-P flege ermöglicht es, die medizinischen Geräte auf der sterilen OP-Seite sicher zu bedienen und den Chirurg:innen eine adäquate Assistenz zu bieten. Vor und nach dem Eingriff führt sie Zählkontrollen durch, um zu garantieren, dass keine Materialien übersehen wurden.

ANÄSTHESIST:IN

Aufgaben: Vor der Operation leiten Anästhesist:innen sowohl Lokalanästhesien als auch Vollnarkosen ein. Sie sind auch während des gesamten Eingriffs zugegen, um die Vitalzeichen der Patient:innen zu überwachen und die Anästhesie aufrechtzuerhalten sowie sie nach der erfolgten Operation auszuleiten.

ANÄSTHESIEPFLEGE

Aufgaben: Die Anästhesiepflege ist im Operationssaal für die Assistenz bei der Einleitung, Aufrechterhaltung und Ausleitung von Narkosen zuständig. Dazu kommen die Beobachtung, Betreuung, Überwachung und Pflege von Patient:innen während der Anästhesie sowie auf der Intensivüberwachungseinheit.

KARDIOTECHNIKER:IN

Aufgaben: Während eines herzchirurgischen Eingriffs sind Kardiotechniker:innen für die eigenverantwortliche Durchführung der Herz-Kreislaufunterstützung zuständig. Darunter versteht man die Überwachung des Blutkreislaufs, der außerhalb des Körpers durch eine Herz-Lungen-Maschine geführt wird.

36 GESUND IN TIROL ARBEITEN IM OP ARBEITEN IM OP

Arbeitsplatz OP-Saal

WDie Arbeit im Operationssaal ist ebenso interessant wie fordernd. Was man dafür mitbringen muss, welche Rolle sie bei Eingriffen einnimmt und was sich mit einer neuen Ausbildungsform ändern wird, erzählt OP-Pflegerin und Instrumentarin Isabell-Susanna Niederl im Interview.

as macht den Operationssaal als Arbeitsplatz aus? Isabell-Susanna

Niederl: Im OP treffen zwei eigentlich gegenläufige Aspekte aufeinander: Zum einen muss man sehr selbstständig und vor allem selbstverantwortlich arbeiten. Zum anderen ist Teamwork alles. Wir arbeiten als interdisziplinäre Teams Hand in Hand und müssen uns dabei aufeinander verlassen können. Der Berufsalltag ist extrem facettenreich, aber auch fordernd. Und man muss immer am Ball bleiben. Ich kenne eigentlich keinen anderen Tätig-

keitsbereich, in dem Technik, Medizin und Menschliches so eng miteinander verflochten sind.

Was ist Ihre Aufgabe im OP-Saal?

Meine Arbeit beginnt lange, bevor ich den Operationssaal betrete. Zu Beginn meiner Schicht sehe ich mir den Operationsplan an, bestelle die Tassen mit den für die Eingriffe nötigen Instrumenten und bereite sie vor. Außerdem sorge ich dafür, dass vor der Operation das richtige Naht- und Verbrauchsmaterial vorhanden ist, und überprüfe es auf Sterilität. Das ist sozusagen die Organisationsarbeit.

Damit es mit der Zusammenarbeit klappt, bespreche ich mich mit meiner Operationsassistenz für den Tag und direkt vor dem Eingriff auch mit dem Chirurgen oder der Chirurgin, ob sich an der geplanten Vorgehensweise etwas geändert hat. Im Saal geht es dann vor allem um das technische und medizinische Wissen: Als Instrumentarin bereite ich die Instrumente vor und reiche sie an das OP-Team weiter. Dafür muss ich den Eingriff selbst gut kennen, damit ich vor-

GESUND IN TIROL 37
INTERVIEW © Gerhard Berger

ausschauend arbeiten kann. Im Idealfall gibt eine Instrumentarin das benötigte Werkzeug weiter, bevor danach gefragt werden muss.

Also muss man vor allem Organisationstalent und Konzentration mitbringen?

Strukturiert zu sein ist sicher eine Grundvoraussetzung. Aber mindestens ebenso wichtig ist selbstverantwortliches Arbeiten. Das gilt sowohl während der Operation als auch davor. Bei uns wird vorausgesetzt, sich das nötige Spezialwissen selbst anzueignen, um dem Eingriff zu folgen und Schritt halten zu können. Das erfordert viel Engagement. Hinzu kommen absolute Verlässlichkeit und Team- sowie Kritikfähigkeit. Aber auch die empathische und menschliche Komponente darf gerade in der OP-Pflege nicht zu kurz kommen. Wir betreuen Patient:innen auch im wachen Zustand, entweder vor der Vollnarkose oder wenn der Eingriff unter Lokalanästhesie erfolgt. Da braucht es viel Sozialkompetenz und Fürsorglichkeit.

Seit 2022 wird die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistenz angeboten. Was bedeutet das für die OP-Pflege? Die OTA-Ausbildung ist dreijährig, gleich wie die zur Diplompflege. Allerdings werden OTAs nur für den Operationsbereich ausgebildet. Das ist ein zweischneidiges Schwert: Die Ausbildung ist sehr detailliert, was dieses Gebiet angeht. Im Ge-

„Um die Pflege attraktiver zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden und sie muss mehr Wertschätzung und Respekt erfahren.“

gensatz dazu lernt man in der Diplompflege ein deutlich breiteres Spektrum kennen, sieht verschiedene Krankheitsbilder, interagiert mehr mit Patient:innen und ist in den Praktika auf den unterschiedlichsten Stationen tätig. Die ersten OTAs sind noch in Ausbildung und werden im kommenden Jahr den Dienst antreten. Dann wird sich zeigen, wie sich das neue Berufsbild in das OPTeam einfügen wird.

Gleich wie alle Pflegeberufe hat auch die OP-Pflege mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Könnte die OTA-Ausbildung da helfen?

Nachwuchs brauchen wir natürlich dringend, wie alle Bereiche der Pflege. Und der OP ist ein forderndes Arbeitsumfeld, in dem man viele und vor allem unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen muss. Das macht es vielleicht zusätzlich

schwierig, Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Die OTA-Ausbildung öffnet einen neuen Weg für berufliche Karrieren in der OP-Pflege und das ist auch gut so.

Und was wird da nötig sein? Da sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einfach viele Dinge übersehen worden. Auf uns rollt gerade eine Pensionswelle zu. Zugleich steigt mit dem demografischen Wandel der Pflegebedarf in allen Bereichen. Meiner Meinung nach ist da vor allem die Politik, aber auch die Gesellschaft gefordert. Um die Pflege, egal in welchem Bereich, attraktiver zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert werden und die Pflege an sich muss mehr Wertschätzung und Respekt erfahren. Dann wird sich auch die nächste Generation wieder für unseren eigentlich sehr tollen Beruf interessieren.

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38 GESUND IN TIROL

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Brauchen wir Zucker?

Zucker ist in den letzten Jahren ziemlich in Verruf geraten: Er schadet vermeintlich nicht nur den Zähnen, sondern auch der Gesundheit, macht dick und krank. Doch was ist dran an den Gerüchten? Alexander Höller, Leiter der Diätologie am Landeskrankenhaus Innsbruck, bringt Licht ins Dunkel und gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Zucker.

text : Wiebke Kühlbauch

40 GESUND IN TIROL

BSC, MSC

Alexander Höller

Leiter der Diätologie am Landeskrankenhaus Innsbruck

Kohlenhydrate bilden den Hauptbestandteil unserer Ernährung. „Das macht sie für uns zum wichtigsten Energielieferanten. Die WHO empfiehlt, 55 bis 60 Prozent unseres täglichen Energiebedarfs mit überwiegend komplexen Kohlenhydraten zu decken, die unter anderem aus Zuckermolekülen bestehen“, erklärt Höller. Grundsätzlich ist Zucker für den Körper also ein Energielieferant. Und Energie brauchen wir nicht nur für sportliche Aktivitäten, sondern auch für alle anderen Körperfunktionen wie etwa den Stoffwechsel oder die Atmung. „Allerdings muss man zwischen dem Zucker unterscheiden, der natürlich in Lebensmitteln vorkommt, und dem, der zusätzlich zugefügt wird“,

ZUCKERARTEN

Aus den Einfachzuckern Glukose, Fruktose und Galaktose setzen sich die Zweifachzucker Laktose (Milchzucker) und Saccharose – unser Haushaltszucker – zusammen.

Laktose = Glukose + Galaktose

Saccharose = Glukose + Fruktose

warnt der Diätologe. Denn nicht jede Zuckerform ist per se gut oder schlecht.

Versteckte Süße „Unverarbeitete Lebensmittel wie Obst und Gemüse, in denen Zucker natürlich vorkommt, sind generell unbedenklich. Erst der Zucker, den wir selbst etwa beim Süßen von Getränken oder die Lebensmittelproduktion in der Verarbeitung zusetzen, kann bei übermäßigem Konsum problematisch werden“, erklärt Höller. Dieser sei es auch, der klassische Zivilisationskrankheiten

GESUND IN TIROL 41 ERNÄHRUNG © Shutterstock.com, Tirol Kliniken

MYTHEN

ENTTARNT

„Brauner Zucker ist gesünder als weißer Zucker.“

Nein, denn brauner Haushaltszucker wird häufig gefärbt und Rohrzucker hat so geringe zusätzliche Nährstoffe, dass sie kaum ins Gewicht fallen.

„Honig statt Zucker verwenden.“

Nein, denn auch hier sind die zusätzlichen Nährstoffe sehr gering. Wem es rein ums Süßen geht, sollte versuchen, generell die Menge zu reduzieren.

wie Übergewicht, Diabetes oder Fettleber begünstigt.

Dass Süßigkeiten und Süßspeisen Zucker enthalten, ist offensichtlich. Der Experte macht deshalb insbesondere auf verarbeitete Lebensmittel aufmerksam, bei denen man Zucker nicht zwingend erwartet: „Häufig werden Fertigsuppen, Ketchup und verarbeiteten Fleischprodukten Zucker zugefügt. Es lohnt sich deshalb, immer einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen.“

Übrigens: Je weiter vorne Zucker aufgeführt ist, desto höher ist die Menge.

Zucker ist nicht gleich Zucker

Es macht einen Unterschied, in welcher Form wir Zucker zu uns nehmen. „Der natürlich enthaltene Zucker liegt eigent-

lich immer in Kombination mit Vitaminen, Ballast- und Mineralstoffen vor. Dadurch wird er anders verstoffwechselt“, weiß Höller. Der natürlich vorkommende Zucker wird langsam aufgespalten, geht deshalb auch langsam ins Blut über, sorgt für einen langsamen Anstieg des Blutzuckers und wird so kontinuierlich zur Energiegewinnung herangezogen. Zugesetzter Zucker kommt hingegen isoliert vor. „Wenn wir zum Beispiel ein Glas Limonade trinken, konsumieren wir in kurzer Zeit große Mengen Zucker“, erklärt der Experte. Das führe zu einem schnellen Anstieg des Blutzuckers und des Insulins – des Hormons, das für die Verwertung von Zucker zuständig ist. „Insulin hemmt aber auch den Fettabbau. Das ist insofern problematisch, weil unser Körper ein Überan-

EINFACHE

KOHLENHYDRATE

Weißbrot Nudeln Gebäck

KOMPLEXE KOHLENHYDRATE

Vollkornbrot Gemüse Hülsenfrüchte

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ERNÄHRUNG
Zucker kommt in zahlreichen Lebensmitteln natürlich vor.
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Unsere Nahrung besteht aus Makro- und Mikronährstoffen. Zu den Makronährstoffen zählen unter anderem die Kohlenhydrate, die im Verdauungstrakt in ihre einzelnen Bestandteile aufgespalten und über die Blutbahn zu den Zellen transportiert werden. Grundbausteine der Kohlenhydrate sind die Einfachzucker Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Galaktose (Schleimzucker). In diese werden Kohlenhydrate aus der Nahrung im Körper aufgespalten.

gebot von Zucker nicht direkt verwerten kann und ihn stattdessen als Fett speichert.“

Einschränkung, nicht Verzicht

Darum sei es wichtig, ein Bewusstsein für Zucker zu entwickeln. „Es geht nicht darum, gar keine Süßigkeiten mehr zu essen, und schon gar nicht, auf Obst zu verzichten. Aber gerade bei verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken können wir anfangen, Zucker zu reduzieren“, empfiehlt der Diätologe. Je weniger verarbeitete Lebensmittel wir zu uns nähmen, desto besser. „Erwachsene sollten täglich nicht mehr als 50 Gramm zusätzlichen Zucker konsumieren. Und bei Kindern sollte man im ersten Lebensjahr gänzlich auf zugesetzten Zucker verzichten.“

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Testosteron – ein Zeichen von Weiblichkeit?

Meist wird das Hormon Testosteron nur mit dem männlichen Geschlecht in Verbindung gebracht, dabei spielt es auch im weiblichen Körper eine entscheidende Rolle - besonders in puncto sexueller Lust.

text : Johanna Knoll

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HORMONE: TESTOSTERON SERIE

Die Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in Innsbruck sucht noch Studienteilnehmerinnen. Bei Interesse direkt dort melden.

Fachärztin an der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck

Östrogen gilt stereotyp als weibliches Hormon, während Testosteron dem männlichen Geschlecht zugeordnet wird. Tatsächlich hat Testosteron aber nicht nur großen Einfluss auf die Entwicklung des Mannes, sondern ist geschlechtsunspezifisch für wichtige Funktionen im Körper verantwortlich. Bei Frauen wirkt sich das Hormon vor allem auf das sexuelle Lustverhalten aus. Eine verminderte Testosteronproduktion kann deswegen das sexuelle Verlangen der Frau negativ beeinflussen, weiß Anna Lena Zippl, Gynäkologin und Sexualmedizinerin an der Universitätsklinik Innsbruck.

Ein feiner Unterschied Grundsätzlich haben Männer mehr Testosteron im Körper als Frauen. Vor

der Pubertät ist der Hormonspiegel im männlichen und weiblichen Körper jedoch gleich hoch. Erst mit Einsetzen der Adoleszenz steigt der Testosteronspiegel im männlichen Körper. Nach der Pubertät ist schlussendlich die Testosteronkonzentration bei Frauen im Blut etwa 15-mal niedriger als beim Mann.

Ein männliches Hormon Bereits im Mutterleib wirkt Testosteron auf den Embryo. Zu Beginn des zweiten Trimesters ist das Hormon für die Geschlechtsdifferenzierung verantwortlich. Während der Pubertät steigt der Testosteronspiegel dann an und führt beim Mann unter anderem zur Vergrößerung von Hoden und Penis. Außerdem fördert Testosteron in dieser Zeit die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale, wie das verstärkte Wachstum des Kehlkopfs, die vermehrte Körperbehaarung und den Bartwuchs. Im Erwachsenenalter reguliert Testosteron dann die Spermienproduktion. Darüber hinaus hat das Geschlechtshormon einen starken Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Es führt zum Aufbau von Muskelmasse und Hämoglobin und macht Männer körperlich leistungsfähiger.

Deshalb ist das Hormon auch oft in Dopingpräparaten vorzufinden, was jedoch zu gesundheitlichen Problemen führen kann, warnt Zippl.

HORMONE: TESTOSTERON
© shutterstock.com, Tirol Kliniken
GESUND IN TIROL 45

Eine haarige Angelegenheit

Bei Frauen kann es zu einem Überschuss des Geschlechtshormons im Körper kommen. Auswirkungen können vermehrte Akne und Körperbehaarung mit einem deutlich männlichen Muster sein. Eine Ursache dafür bei Frauen ist das Syndrom der polyzystischen Eierstöcke (PCO-Syndrom). Diese Erkrankung äußert sich neben dem hormonellen Ungleichgewicht häufig auch in Zyklusstörungen.

Weibliches Lustempfinden

Testosteron scheint einen positiven Effekt auf die Psyche der Frau zu haben, weiß Zippl. Vor allem das sexuelle Ver-

langen werde durch das Geschlechtshormon beeinflusst. Genau diese Eigenschaft macht sich eine Studie zunutze, die noch in diesem Jahr an der Innsbrucker Klinik startet. In einem neuen Präparat wird Testosteron zusammen mit Sildenafil verabreicht, das beim Mann als erektionsförderndes und gefäßerweiterndes Medikament eingesetzt wird. Damit soll Frauen geholfen werden, die vor den Wechseljahren Probleme mit ihrer sexuellen Lust haben. „Medikamente können hier sicher nicht alle Probleme lösen“, ist sich Zippl bewusst. Lust sei ein sehr komplexes Thema. Trotzdem biete die Studie einen interessanten Ansatz. HORMONE:

Bei Männern liegt die tägliche Testosteronproduktion im Durchschnitt bei 7 Milligramm. Der Normbereich des Gesamttestosterons liegt bei Erwachsenen meist zwischen 12 und 35 Nanomol pro Liter

Der weibliche Körper produziert täglich etwa 0,7 Milligramm Testosteron. Im Labor der Innsbrucker Klinik wird für die Frau der Referenzbereich von 0,00 bis 0,40 Mikrogramm pro Liter Gesamttestosteron verwendet.

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