Umweltdirekt 02/2015

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Urban Gardening – Eine grüne Revolution Rudolpho Duba / pixelio.de Hack Museumsgarten

Immer mehr Stadtbewohner wünschen sich einen Garten. Doch dafür aufs Land zu ziehen, kommt für die Meisten nicht in Frage. Wer sich nicht dem strengen Regelkorsett eines Kleingärtnervereins unterwerfen möchte und auch der Balkon keine echte Alternative ist, der engagiert sich in zahlreichen Urban Gardening-Projekten. So entstehen essbare Oasen in den immer anonymer werdenden Städten – auch hier im Delta. Wir haben uns in der Metropolregion umgesehen und einige Urban Gardening-Projekte besucht.

Essbares Heidelberg Viel ist los an der Zähringerstraße in der Weststadt. Auf dem kleinen Platz haben sich Urban Gärtner ein kleines Reich geschaffen. Jeder, der vorbeikommt und Lust hat seine Hände in die warme Frühlingserde zu stecken, ist willkommen. So springen Kinder eifrig herum,

Kräuterspirale

Tina Gajdics

Doch diese Art zu Gärtnern ist nicht neu. Sie hat ihre Wurzeln in den Community Gardens im New York der Siebziger Jahre. Das sind grüne Inseln auf innerstädtischen Brachen mit Blumenbeeten und Gemüseanbau zur Selbstversorgung. Auf Dächern, an Mauern, in Hinterhöfen, neben Straßen grünt es und mit jeden neuen Projekt kommt ein Stück Natur in die Stadt zurück. Aktiv sind Menschen, die auf Ernährungskrisen, Umweltprobleme, Isolation oder mangelnde Freiräume reagieren. „Natur und Umweltschutzgedanken stehen im Vordergrund. Man begreift den Garten als Chance die Natur zu schützen“, weiß Andrea Hutwagner, Gartenarchitektin für ganzheitliche Gartengestaltung aus Wilhelmsfeld. Wer allerdings im Stadtgefüge Platz für Gärten finden möchte, muss schon kreativ werden.

denn sie dürfen dafür sorgen, dass der Zaun „grün“ wird, indem sie Bohnen pflanzen. Unter dem Motto „Gemüsegärten für dich und mich“ bewirtschaften rund 15 Menschen aus Heidelberg vier öffentliche Flächen in der Stadt, in Neuenheim, Rohrbach und zwei Beete in der Weststadt. Die fünfte Fläche soll in Leimen entstehen. Bei „essbares Heidelberg“ geht es nicht um die große Ernte, vielmehr um ein Gemeinschaftserlebnis und ein Austausch von Wissen. Seit gut einem Jahr gibt es dieses Beet in der Weststadt. Hier wachsen Artischocken, schon im zweiten Jahr, Wildtomaten oder Staudenfrüchte nach dem Konzept der Permakultur. Dabei geht es um die Schaffung von dauerhaft funktionierenden und naturnahen Kreisläufen: „Man besinnt sich wieder auf seine Wurzeln,

Die Gerätekiste: Ein Geschenk der Nachbarn

will wieder zurück zur Natur. Man denkt wieder in Kreisläufen“, weiß Andrea Hutwagner. Neu ist das frisch angelegte Kraterbeet. Dort sollen Auberginen wachsen. Die Steine darin dienen als Wärmespeicher. Nebenan, im Hügelbeet, wachsen Radieschen und Möhren als Mischkultur. Das Wissen um Pflanzen erlangen die Urban Gärtner autodidaktisch aus Büchern und in Gesprächen mit Biogärtnern rund um Heidelberg. Auch die Nachbarschaft wird mit einbezogen: So haben


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