RAUS! 12

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Das OutdoorMagazin mit

Zeitgeist und Visionen für urbane Abenteurer

Fels mal anders: Klettern an Wiener Wänden

Alles neu: Revolutionäre Umweltschutzgedanken

Lieb gewonnen: Einmal Cornwall,immer Cornwall

Lokale Berge: 16 grüne Erhebungen Deutschlands

Auf den Gipfel: Stephan Siegrist im Interview

Drachenpower: Kitesurfen

AUSGABE 03 / 2013 | Ausgabe 12 | D 4 € | A 4 € | Benelux/E/I 6 € | CH 12 SFR



Foto Oliver Bartelds

herein

aus zu kommen, hat viele Aspekte. Die Gedanken einer verrückten Idee wirklich in die Tat umzusetzen, weckt die Lebensgeister, auch über das Projekt hinaus. Macht frei, lässt Neues an einen heran, den eigenen Körper wieder spüren. Dabei liegt das Gute bekanntlich nah. Ran an den Speck! Die vorliegende Ausgabe liefert eine Mixtur an Optionen, um selbst den trübsten Herbst zu einem besonderen zu machen. Den eigenen Reset-Button drückten zwei Ostfriesen mit ihren Wochenendreisen auf Deutschlands „16 Summits“. Ihr Vorhaben, die höchsten Gipfel aller Bundesländer in einem Jahr zu erklimmen, sorgt für die genannten Effekte der Seelenpflege. Ihre Erlebnisse auf den Erhebungen der Republik liefern den Beweis, dass auch ein Achthunderter anspruchsvoll und atemraubend sein kann. Und dass das Abenteuer vor der eigenen Haustür für Begegnungen mit Mensch und Natur sorgen kann, die es in sich haben.

Noch ein wenig dichter an den eigenen vier Wänden liegen Risse, Vorsprünge, Kanten und Ecken an Mauern und Gebäuden der eigenen Stadt, für die Kletterer aus Wien einen ausgeprägten Spürsinn haben. Ihr Urban Waters Cup an den Granitpfeilern einer Donaubrücke ist Beispiel einer Kultur, die das städtische Leben versüßt, ohne dabei einzurosten. Ausreichend ambitioniert und keineswegs wetterfühlig sind die extremen Gipfelexkursionen von Stephan Siegrist. Der Schweizer liebt den Winter Patagoniens. Wir haben mit ihm über seine Erfolge in der Höhe der Cerro-Torre-Gruppe gesprochen. Viel Spaß mit der Herbstausgabe des RAUS!-Magazins, Benjamin Hellwig

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Foto VAUDE/Ralf Gantzhorn, www.vaudevisions.com

übersicht

Covershot Sebastian Wahlhütter

i n h a lt

03 WILLKOMMEN IM HERBST Herein bei RAUS! | 08 BILDERWELT AUFBRUCH

Produktion. Eine Werkspionage beim Erfinder des Fleece. | 56 VISIONÄR PROF. DR. MICHAEL BRAUNGART IM INTERVIEW Er ist Wissenschaftler, Querdenker und Kämpfer

Ein kurzer Moment spricht Bände, lässt dich die Atmosphäre eines Ortes spüren, Gerüche und Geräusche nachempfinden, ein Stück mitreisen. Die RAUS!-Bilderwelt der Herbstausgabe. | 14 NACHGEFRAGT FOTOGRAF MANUEL GRAFENAUER Er ist mit Herz und Seele

für einen neuen Umweltschutzgedanken. Und sagt, weniger schlecht ist nicht gut. Nur eben weni-

Fotograf und Filmemacher. Und drückte wahrscheinlich über 100.000 Mal auf den Auslöser, um

werden kann. Eine erfrischende Begegnung mit einem Menschen, dessen Sichtweise und Handeln

etwa ein Dutzend Aufnahmen unglaublich schön zu finden. Wir unterhielten uns mit Manuel

über visionäre Gedanken hinausgehen. |

Grafenauer – hinter der Linse. |

ger schlecht. Alles Produzierte müsse so gestaltet sein, dass es kompostiert oder wiederverwertet

18 FRISCHE LUFT OUTDOOR-HIGHLIGHTS Ob Beklei-

dung oder Equipment – die OutDoor-Messe in Friedrichshafen gibt die kommenden Trends vor. RAUS! präsentiert die Highlights der Ausstellung. |

26 POST VON ANGELIKA RAINER

60 NACHGEFRAGT WANDI KNACKT DEN

Christof Wandratsch hat es geschafft. Der Lehrer aus Haiming durchschwimmt

den Bodensee. Seine härteste und längste Querung kostet Kraft und Ausdauer. Und jede Menge |

62 ANGESAGT VIEL SPASS DA DRAUSSEN Elemente spüren, auspowern, Freunde treffen. Wer Drachen und Brett erst mal

Silikonfett. Als der Puls sich legt, fragen wir nach. |

28 RAUS! MIT KEEN Zwei Stunden, ein Tag, ein Wochenende, eine Woche: Inspirierendes für Aktivitäten im Freien | 30 SUPPORT AUTORALLYE ALTERNATIV Man nehme seine alte

beherrscht, wird das Kitesurfen lieben. Und merken: Nach dem ersten Schritt ist der Bann gebro-

Karre und verabschiede sich schon mal von ihr. Dann ab damit nach Gambia, auf rollenden Reifen

chen. Profikiter Mario Rodwald gibt Tipps zum Einstieg. |

durch Wüstensand. Die Rallye von Dresden ins westafrikanische Land verspricht Abenteuergeist

Altweibersommer, Erntezeit: Der Herbst kommt stürmisch! Für die nötigen Farbtupfer im Einheits-

und einen krönenden Abschluss. Und in Banjul werden die Boliden zugunsten von Hilfsprojekten

grau sorgen die frischen Styles des RAUS!-Modeshootings. |

versteigert. Abgefahren!

STEPHAN SIEGRIST

32 URBAN URBAN WATERS CUP WIEN Die Stadt erobern.

64 ANZIEHEND HERBSTMODE 74 EXTREM PROFIALPINIST

Stephan Siegrist ist 40 und gehört mit seinen extremen Gipfelerfolgen

Brückenpfeiler werden zu Kletterwänden, die Wasseroberfläche der Donau zum Sprungtuch.

bereits zu den alten Hasen. Bei aller Konzentration auf seinen alpinen Abenteuern spürt er inten-

Klettergurt? Nicht notwendig, beim Urban Waters Cup in Wien. RAUS! zeigt Bilder, die Lust auf

siv das Umfeld, in dem er sich bewegt. Ein Gespräch über Balance in kritischen Entscheidungen,

Nachahmung versprechen. Auch im Herbst. |

38 NATURNAH 16 GRÜNE GIPFEL

Zwei

Langenberg bis Großer Beerberg – die 16 höchsten Gipfel der einzelnen Bundesländer erklimmen sie innerhalb eines Jahres. Ein Appell an das naturnahe Abenteuer vor der eigenen Haustür. |

auf der Highline und beim Wechsel zwischen Tour und Alltag. |

CORNWALL, IMMER CORNWALL

Ostfriesen erforschen die Bergwelt. Deutschlands Bergwelt. Von Bungsberg bis Zugspitze, von

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84 INSPIRIEREND EINMAL

Sehnsuchtsort. Klippenumrankt. Surfer-Hotspot. Cornwall

bringt Pilcher-Romantik und Boardmasters unter einen Hut und beweist dabei Sinn für das Schöne und Gute. Immer gern mit regionalem Einschlag. |

90 EIGENLEISTUNG FOTOWETTBE-

auf spurensuche FLEECE VOM ERFINDER Das Portfolio ist groß, mehr als 400

WERB

verschiedene Styles stellt Polartec inzwischen her. Die Entwicklungen von Neoshell und Alpha

und stellen die neue Runde vor. Raus mit deiner Knipse und mitgemacht! Es lohnt sich! | 92 Abonnement | 94 quERBEET adidas ROCKSTARS Stuttgarter Problembewältigung 96 UND NUN RAUS! | 98 AUSBLICK UND IMPRESSUM

schlossen die letzten großen Lücken des Schichtenprinzips. Das Unternehmen in Lawrence/Massachusetts sucht nach Lösungen – mit seinen Produkten und für eine ressourcenschonende

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BODENSEE

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Das Thema des letzten RAUS!-Fotocontests: an der Wand. Wir präsentieren die Gewinner |


DER NEUE RANGE ROVER SPORT

VON 0 AUF GRENZENLOSE BEGEISTERUNG. Als dynamischster Land Rover aller Zeiten bietet der neue Range Rover Sport ein einzigartiges Fahrerlebnis. Ob auf oder abseits der Straße: Erleben Sie Fahren auf völlig neuem Niveau. landrover.de

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QR-Code scannen und Film ansehen.




bilderwelt

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bilderwelt

aufbruch! „Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.“ Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

I

ch entfloh mit ein paar Freunden dem österreichischen Winter, um im spanischen Tarifa surfen zu gehen. An diesem Tag

suchten wir vergeblich nach Wellen und schnappten uns unsere Skateboards, um wenigstens irgendwie aufs Brett zu kommen. Es entwickelte sich eine kleine Session direkt an der Strandpromenade und alle packten ihre besten Tricks aus. Völlig verschwitzt griff ich irgendwann zur Kamera, stellte mich auf die Hafenmauer und sagte nur: „Fahr da mal an mir vorbei.“ Dann löste ich aus. Manchmal

Foto Manuel Grafenauer

kann es wirklich so einfach sein.

Kamera Canon EOS 7D Objektiv 17-50 Millimeter Blende f 13 Zeit 1/320 Sekunde

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bilderwelt

M

eine erste Reise in eine andere Welt: Marokko. Ich war eigentlich zum Filmen unterwegs, hatte aber eine

kleine Spiegelreflex für ein paar Schnappschüsse dabei. Ganz allein unterwegs, versuchte ich, etwas abseits dem Trubel auf dem zentralen Marktplatz Djemaa el-Fna in der Stadt Marrakesh zu entkommen. An diesem Abend sind wundervolle Filmaufnahmen entstanden. Marokko duftet und stinkt, ist laut und lautlos, man fühlt sich fremd, aber dennoch am richtigen Platz – wenn man sich darauf einlässt. Mein bestes Rezept für gute Aufnahmen ist einfach. Sobald ich merke, dass ich nicht willkommen bin oder Zeit brauche, um die Möglichkeiten der Bildgestaltung eines Ortes zu verstehen, gehe ich zum nächsten Essensstand, egal was es ist, kaufe mir eine Portion und esse (oft zum Staunen der Köche) einfach alles auf. Das bricht meistens das Eis und Menschen begegnen dir ganz anders, lächeln plötzlich. Das ungute Gefühl, nicht zu wissen, was man da gerade zu sich genommen

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Kamera Canon EOS 550D Objektiv 17-50 Millimeter Blende f 2,8 Zeit 1/60 Sekunde

Foto Manuel Grafenauer

hat, ist es allemal wert. Meistens jedenfalls.


bilderwelt

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bilderwelt

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bilderwelt

J

eder, der schon einmal eine Welle gesurft hat, kennt das Gefühl. Voll bis obenhin mit Adrenalin paddelt man zu

seinen Freunden zurück ins Line-up und kann es nicht erwarten, sich die nächste Welle zu schnappen. Ich habe keine Ahnung, wer der junge Surfer auf dem Bild ist, er kam auf mich zugepaddelt mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Und schon lange vor dem Shot wusste ich, dass das ein schönes Foto werden würde. Ich hatte eine neue Kamera, die eigentlich nicht in mein in Kalifornien angefertigtes Surfgehäuse passte, probierte sie zum ersten Mal aus. Beim Set-up gab es noch ein paar Probleme. Der Hebel für den Auslöser war um einen Millimeter zu kurz, nicht jedes Drücken am Gehäuse führte also tatsächlich zu einem Foto. Den Shot zu bekommen, war eine 50:50-Chance ... Ich

Foto Manuel Grafenauer

erwischte sie glücklicherweise.

Kamera Canon EOS 5D Mark II Objektiv 16-35 Millimeter Blende f 9,0 Zeit 1/4.000 Sekunde

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Hinter der Linse I n t ervi e w m i t F oto g raf u n d F i l m e m a c h e r M an u e l G raf e n au e r

K

ind sein können, sich bewusst Zeit nehmen, Sekunden des Glücks spüren: Manuel Grafenauer ist mit Herz und Seele Fotograf und Filmemacher. Und verbindet seine Leidenschaft für Ozeane mit seinem Beruf. RAUS! fragte nach beim 28-jährigen Österreicher.

Interview Benjamin Hellwig Fotos Manuel Grafenauer

Hallo Manuel, eigentlich wolltest du

nehme. Zeit, die Kamera wegzulegen und einfach

dass es ein besonderes Bild wird. Das klingt viel-

Sport- und Informatiklehrer werden.

nachzudenken, was ich eigentlich mit diesem

leicht romantisch, aber noch bevor ich den Knopf

Wie konnte die Fotografie dich dazu

Foto sagen will. Ich reise ja meistens mit einigen

drücke, habe ich dann ein großes Lächeln auf den

bringen, deinen Lebensplan derart um-

der besten Surfer durch die Welt und auch hier

Lippen und schaue danach meistens nicht mal aufs

zukrempeln? Das stimmt, ich habe tatsächlich

braucht es Zeit, bis sie sich öffnen und vielleicht

Display. Danach schwenkt die Mischung aus Auf-

viele Semester damit verbracht, diese Fächerkombi

sogar Freunde werden. Um diesen Moment geht

regung und Glück in eine Art innere Befriedigung

auf Lehramt zu studieren. Ich mag die Arbeit mit

es, wenn Menschen, mit denen man auf Reisen ist

um. Eigentlich genau das gleiche Gefühl, das ich

Kindern. Sehr sogar. Weil sie so unglaublich ehrlich

oder die man auf seinen Pfaden trifft, vergessen,

habe, wenn ich eine gute Welle gesurft bin. Schon

sind und im Hier und Jetzt leben können. Das

dass du eigentlich da bist. Ich bin einfach gern nah

verrückt, dass ein paar Sekunden dich so glücklich

verlernen die meisten von uns leider irgendwie. Da

dran, ich mag Details. Und eigentlich dreht sich

machen können und dieses Gefühl tagelang anhält

nehme ich mich nicht aus. Wann exakt das passiert,

alles um den Ozean. Ich habe ganz sicher meine

und man sich auch Jahre später an diesen Moment

weiß ich auch nicht so genau, leider. Dennoch war

Techniken darauf ausgerichtet, Menschen, Orte und

erinnert, als wäre es gestern gewesen.

irgendwann meine Liebe zur Fotografie größer. Viel-

Momente im und ums Meer herum festzuhalten.

leicht gerade deshalb, weil sie mir neben nur ganz

Ich liebe es, mit meinem Wassergehäuse in große

Neben der klassischen Fotografie ist

wenigen anderen Dingen dabei hilft, Kind zu sein.

Wellen zu schwimmen. Ich surfe, seit ich ein

das Bewegtbild dein zweiter Schwer-

Und in nur diesem einen Moment zu leben. Bereits

kleines Kind bin, und was gibt es Schöneres, als

punkt. Eine Wiener Wohnzimmerpro-

als Kind kam ich mit der Fotografie in Berührung,

diese Leidenschaften zu verbinden. Ein schönes

duktion, dein Film „Gaining Grounds“,

weil meine Eltern extrem viel gereist sind und alles

Bild, einen Sekundenbruchteil, bevor dir ein ganzes

hat dir einige Türen geöffnet. Was

auf Foto und Film festgehalten haben. Ich glaube,

Schwimmbad auf den Kopf bricht und du dich am

bedeutet dir das Filmen? Das Filmen ist

das hat mich schon früh geprägt. Also wurde ich

Riff festhalten musst, um nicht auf die Felsen zu

eigentlich aus einer Not heraus entstanden. Plötz-

während des Studiums Assistent bei einem be-

gehen. Das mag ich.

lich wurde mehr und mehr Bewegtbild gefordert,

kannten Wiener Mode- und Musikfotografen, Stefan

zusätzlich zu Fotos einer Reise ans Ende der Welt

Csáky, der heute zu meinen besten Freunden gehört.

Was muss eine Aufnahme bei dir aus-

wollten Auftraggeber plötzlich einen kurzen Film.

Kind sein dürfen und irgendwie damit die Rech-

lösen, damit du sie im Nachhinein als

Damals war die Canon 5D MKII in aller Munde,

nungen bezahlen. Mehr wollte ich damals nicht.

perfekt bezeichnest? Unzählig oft habe ich

denn mit ihr konnte als erste Spiegelreflex gefilmt

schon auf den Auslöser gedrückt. Wahrscheinlich

werden. Ich hatte wenig Ahnung davon, aber wollte

Welche Techniken setzt du ein, um

über 100.000 Mal. Aber es gibt tatsächlich etwa ein

es probieren, also fing ich zusammen mit Stefan

deinen Bildern einen eigenen Stem-

Dutzend Aufnahmen, die unglaublich schön sind.

Csáky an, einen Windsurffilm zu drehen. Mit 5.000

pel aufzudrücken? Ich weiß es ehrlich

Für mich zumindest. Bei jeder einzelnen wusste

Euro Budget setzten wir das Projekt um. Es wurde

gesagt nicht. Ich glaube, dass ich mir viel Zeit

ich schon, bevor ich den Auslöser gedrückt hatte,

ein großer Erfolg und damit fing alles an. Ich fing an, mehr und mehr zu filmen, las Dutzende Bücher, probierte jeden Tag neue Dinge aus. Gleichzeitig kamen die besten Wind- und Kitesurfer auf mich zu und wollten mit mir arbeiten und ehe ich mich versah, reiste ich um die Welt. In dieser Zeit habe ich mich im Zeitraffer weiterentwickelt, auch weil ich damals mit dem Filmen kein großes Geld verdienen musste. Jetzt ist Filmen mein Einkommen und Fotos sind mein liebstes Hobby. Das ist traumhaft, weil ich kein einziges Mal den Auslöser drücken muss, wenn ich es nicht will.

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www.porsche.de

Absolute Stille. Nur das Prinzip Leistung spricht Bände. Der neue 911 Turbo.

50 Jahre Porsche 911 – Tradition Zukunft

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) innerorts 13,2 · außerorts 7,7 · kombiniert 9,7; CO2-Emissionen 227 g/km


nachgefragt

Du hast noch vor ein paar Jahren selbst Luft im professionellen Windsurfen geschnuppert, dich aber bald wieder davon abgewendet. Was fehlte dir, um dranzubleiben? Schwer zu sagen. Ich komme aus einer sportverrückten Familie, meine Eltern sind über 60 und surfen immer noch. Windsurfen war für mich immer Spaß. Ich hatte eigentlich kein Bedürfnis, mich mit anderen zu messen. Ich hatte damals ein paar Sponsoren und das war zu der Zeit der einzige Weg, um seinen Namen bekannt zu machen. Aber nach einigen Jahren merkte ich,

Mum bekocht werden. Besser geht es nicht. Sonst

„Below the Surface“ soll im Herbst

dass es mich einfach nicht erfüllt, „nur“ windsurfen

ist es tatsächlich schwierig, Ausgleich zu finden.

in die Kinos. Was ist notwendig,

zu gehen. Das soll nicht überheblich klingen, aber ich

Die letzten beiden Jahre hatte ich kein eigenes

um den Film in Andrés Sinne zum

wollte auch den Puls der Städte kennenlernen, reisen,

Bett, weil ich einfach nur zwei bis drei Tage pro

Abschluss zu bringen? André war

in Ausstellungen gehen, Menschen außerhalb der

Monat in Österreich war. Da war es schwer, Ruhe

Perfektionist und extremes Organisationstalent.

Windsurfblase kennenlernen und eben fotografieren

zu finden. Heute ist es besser. Ich habe einige

Er hat seiner Freundin Carolina in den letzten

und mich anderweitig weiterentwickeln. Ehrgeizig bin

Menschen um mich und hier an der Ostsee gibt

zehn Monaten alles über seine großen Film-

ich in anderen Dingen. Ich gehe immer noch so oft

es viele Orte, die mich beruhigen. Ich kann nicht

produktionen beigebracht. Dazu hat sie noch

es geht windsurfen, jeden Winter verbringe ich mo-

Nein sagen und habe deshalb meistens mehrere

Talent und kann gut mit Menschen reden. Sie

natelang in Kapstadt, nur um jeden Tag aufs Wasser

Projekte gleichzeitig, deswegen ist es mit der Aus-

weiß wahrscheinlich mehr von Musikrechten,

zu kommen. Nach einem Tag auf dem Wasser bin

geglichenheit so eine Sache. Aber ich arbeite daran

Budgets und Zeitplänen als wir alle zusam-

ich genauso ausgeglichen wie nach einem guten Tag

und ich glaube, schon langsam einen guten Weg

men. Ich werde den letzten Part in Norwegen

hinter der Kamera.

gefunden zu haben. Wenn ich zu viel auf dem Zettel

drehen und Sebastian Dörr, mit dem André

habe und den Kopf freibekommen muss, gehe ich

schon seit Jahren zusammenarbeitet, filmt

Deine Heimat ist in der Nähe von Wien,

raus in die Natur, surfen, skateboardfahren oder

auch und cuttet alles. Wir sind gut in der Zeit

dein neues Zuhause seit ein paar Mo-

einfach nur laufen. Wenn es dann auch noch regnet,

und wissen genau, was André mag, und haben

naten die deutsche Ostseeküste. Peru,

hilft nur noch gutes Essen. Oder guter Sex.

auch sein Storyboard, an das wir uns halten.

Kanaren, Hawaii, durch deine Projekte

Er hat alles organisiert. Alles läuft weiter, als

kommst du viel rum. Wo und worin

Aktuell arbeitest du an „Below the

wäre er noch bei uns. Mit diesem Film wird er

findest du Ruhe und Ausgeglichenheit?

Surface“, einem Film von André Pas-

das auch bleiben.

Ich bin auf dem Land zwei Autostunden von Wien

kowski. Es sind gerade mal ein paar

aufgewachsen. Dieses Dorf mitten im Nichts gibt

Wochen vergangen, seit der Windsur-

Wohin bringt dich dein nächstes

mir Ausgeglichenheit. Ich war schon zu lange nicht

fer und Filmemacher nach langer,

Projekt und was sind deine weite-

mehr da, aber bald besuche ich meine Familie wie-

schwerer Krankheit verstorben ist.

ren Ziele? Ich will Geschichten erzählen.

der. Im Gras liegen und den ganzen Tag von meiner

Du hast ihn an seinen letzten Ta-

Wenn ich mal alt und grau bin, werde ich mir

gen begleiten können. Was zeichnete

nicht denken: „Oh Mann, ich hätte noch ein

eure Verbindung zueinander aus? Im

paar Produktfotos machen sollen!“ Klar muss

letzten Jahr haben wir relativ intensiv miteinander

ich auch meine Miete bezahlen, aber solange

gearbeitet. Wir kennen uns schon lange, er war auch

das alles gut läuft und ich zufrieden bin, mache

Windsurfprofi und das Gegenteil von mir. Erfolgs­

ich so weiter wie bisher. Im Oktober geht es

orientiert und total zielstrebig. Deswegen auch einer

nach Island, um den wohl einsamsten Wellen-

der Besten der Welt zu seiner Zeit. Die Krankheit hat

reiter der Welt zu treffen, und dann im Winter

ihn verändert, wir hatten plötzlich ähnliche Ideale und

nach Kapstadt, wo ich mit einem jungen,

mit kaum jemand anderem konnte ich bis zuletzt

schwarzen südafrikanischen Wellenreiter-Cham-

stundenlang über das perfekte Licht und die – wie

pion arbeiten will, der seinen Bruder bei einer

er es nannte – „Magic Moments“ vor oder hinter der

Haiattacke verloren hat. Auch sonst habe ich

Kamera, genauso wie im privaten Leben sprechen.

Hunderte Ideen, aber ich möchte nicht mehr so

Hier (https://vimeo.com/50317352) hatten wir einen

langfristig planen. Vieles kommt, gerade wenn

kleinen Film darüber gemacht. Ich glaube, wir haben

man so viel unterwegs ist wie ich, anders, als

uns bei Projekten gut ergänzt. Ich vermisse ihn. Nun

man denkt. Eine Tür zu, zwei Türen auf. Ich

verbringe ich viel Zeit mit seiner Freundin Carolina

mache mir keine Sorgen und werde mal ein

Butrich Schwartzmann. Sie hat ihm das schönste

bisschen mehr im Hier und Jetzt leben. The

Jahr seines Lebens geschenkt. Das letzte Mal schrieb

Future is bright.

sie: „Don’t cry because it’s over, smile because it happened.“ Ich glaube, das hätte er auch so gewollt.

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Weitere Infos unter

www.facebook.com/enjoythesoup


erdmannpeisker / Robert Bösch

Motion Control. Wer auf anspruchsvollen, alpinen Wegen läuft, braucht Schritt für Schritt maximale Kontrolle. Darum hat Mammut eine Trail Running Kollektion massgeschneidert. Dynamisch, atmungsaktiv, leicht, robust und sicher – für maximale Performance. Überzeuge dich selbst. So wie die ausgewählten Athleten beim Testevent auf der Pers Moräne. www.mammut.ch

MTR 201 Micro Jacket

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MTR 201


frische luft

NEWS

Die OutDoor-Messe in Friedrichshafen war in diesem Jahr wieder Präsentationsfläche für so einige Neuheiten im Outdoorbereich. Auf den folgenden Seiten stellen wir dir ausgewählte Highlights vor.

Träumerisch: PrimaLoft-Partner

Variabel:

im Schlafsackbereich

Bergans Rondane

Ab Frühjahr/Sommer 2014 integrieren drei langjährige Partner im Bekleidungsbereich PrimaLoft nun auch in ihre Schlafsäcke. Der weiche Schlafsack Prism PrimaLoft von Montane verwendet das umweltfreundliche, wasser-

Zum Sommer 2014 erneuert der norwegische Outdoorspezialist

abweisende, warme und schnell trocknende PrimaLoft ECO. Mountain Equipment setzt beim Matrix auf eine

Bergans sein erfolgreiches Flaggschiff Rondane und präsentiert

Kombination aus wasserabweisender Daune und bewährter

gleich eine ganze Rucksackfamilie. Diese umfasst neun Modelle

wasserunempfindlicher PrimaLoft-SYNERGY-Kunstfaser­

zwischen sechs und 65 Liter, die viele Einsatzbereiche abdecken,

isolierung. Und Salewa bringt gleich acht Modelle mit der

sich nun aber nicht mehr nur an die klassischen Trekkingsport-

PrimaLoft-SPORT-Isolation auf den Markt, die unterschied-

ler wenden, sondern mit den kleineren Modellen auch an Biker,

liche Einsatz- und Temperaturbereiche abdecken. Montane

Multisportler oder Trailrunner. Speziell die beiden kleinsten Größen

Prism 235 Euro, Mountain Equipment Matrix zwischen 249

sechs und zwölf Liter überzeugen mit dem neu entwickelten

Euro und 369,90 Euro, Salewa zwischen 64,95 Euro und

Fixierungssystem Bergans Rock Steady Stability System, das die

229,95 Euro. www.primaloft.com

auf den Rondane wirkenden Kräfte und damit die Auf- und AbBewegungen beim Laufen deutlich reduziert und so dem Läufer die nötige Freiheit lässt. Ein komfortabler Rucksack für jede

Wärmend: adidas Women’s

Terrex Loftig Vest

Gerade bei anstrengenden Bergbesteigungen leiden viele Frauen an kalten Schultern und kalten Nieren. Die Terrex Loftig Vest ist designt, um speziell diese Körperstellen mithilfe von PrimaLoft-Einsätzen im vorderen Bereich, den Schultern und im Bereich des verlängerten Rückens zu wärmen. Stretchmaterial am Rücken und den Seiten garantiert hervorragende Bewegungsfreiheit und bietet ein sehr gutes Feuchtigkeitsmanagement. Die Weste hat zwei handwärmende Taschen, eine Innentasche und wiegt in Größe 36 gerade einmal 205 Gramm. Sie ist in leuchtendem Bahia Coral und Vista Green erhältlich. 119,95 Euro. www.adidas.com

Kuschelig:

woolpower Tube LITE

Das schwedische Traditionsunternehmen Woolpower erweitert mit dem multifunktionalen Neck Warmer Tube LITE seine erfolgreiche LITE-Serie. Der Tube kann als dünner Schal oder als Kopfbedeckung ideal an kälteren Sommertagen getragen werden. Er kombiniert hochwertiges Merinofrottee mit Funktionsfasern, um ein perfektes Wärmemanagement und einen angenehmen Tragekomfort zu gewährleisten. Die sportlich-dynamische Schnittführung wird durch farblich abgesetzte Nähte unterstrichen. 27,90 Euro. www.scandic.de

Gelegenheit. Ab 80 Euro. www.bergans.de

Alpin:

Meindl Courtes GTX Der Alpinbereich ist eines der Aushängeschilder des Familienunternehmens Meindl aus Kirchanschöring. Eine Neuheit in diesem Segment ist der Courtes GTX. Dank der innovativen Alpin-Rigid-Sohle von Vibram hat man in anspruchsvollem Gelände immer den benötigten Griff und Trittsicherheit. Ein durchgehender PU-Keil in Verbindung mit einem parallel verlaufenden Shockabsorber macht das Gehen absolut komfortabel. Den Meindl Courtes GTX gibt es als Männer- und Frauenvariante. 239 Euro. www.meindl.de

Bewährt:

Mammut MTR 201 Rainspeed Jacket

Der Laufsport im alpinen Bereich verlangt den Läuferinnen und Läufern, aber auch ihrer Ausrüstung einiges ab. Deshalb setzt Mammut bei seiner Kollektionsentwicklung auf neueste sowie bewährte und patentierte Technologien, auf echte Funktionalität bei der Anwendung am Berg ebenso wie auf Komfort und Sicherheit sowie ultraleichte und hoch funktionale Materialien. Neu in der Mountain-TrailrunningKollektion (MTR) 2014 unter dem Begriff „Alpine Performance“ ist das mit 180 Gramm extrem leichte MTR 201 Rainspeed Jacket, welches durch die sehr hohe Dampfdurchlässigkeit des 2,5-LagenDRYtech-Stoffes außergewöhnlich hohen Komfort, Schutz und Sicherheit garantiert. 180 Euro. www.mammut.ch

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frische luft

Ergonomisch:

The North Face Banchee Der technische Mehrtagesrucksack aus dem Hause The North Face kombiniert mit dem neuartigen Optifit-System beste Lastenkontrolle mit einer optimalen Passform und maximaler Ventilation. Eine noch bessere Lastenkontrolle wird zudem durch den ergonomischen T6-Aluminiumrahmen erreicht, so sitzt der Banchee noch näher am Träger. Neben einem atmungsaktiven Netzrücken verfügt der Rucksack zusätzlich über individuell an den Träger anpassbare Hüftflossen sowie einen Brustgurt, dadurch bietet er einen optimalen Sitz und Komfort. Den Banchee gibt es in den Größen 35 und 50 Liter. 130 Euro beziehungsweise 150 Euro. www.thenorthface.com

Passgenau: Eider Target Knit Jacket

Der französische Hersteller Eider hat 2014 einige Highlights zu bieten. Eines davon ist das Target Knit Jacket. Es überzeugt durch sein urbanes Design und beste Materialtechnologien. Das passgenaue Hardshell aus dreilagigem Gore-Tex Active ist unglaublich dehnfähig sowie atmungsaktiv und bringt gerade mal 270 Gramm auf die Waage – ein exklusives Material, das im Sommer 2014 neben Eider nur adidas verwendet. Die verschweißten Nähte aus 13-Millimeter-Microtape sind nicht nur wasserdicht, sie passen sich jeder Bewegung ideal an. Daumenschlaufen und ein elastischer Jackensaum vollenden den dynamischen Look des Jackets. Die mit Lycra eingefasste Kapuze ist fest und lässt sich über einen Kordelzug verstellen. 199,95 Euro. www.eider.com/en

Abenteuerlich:

Teva Barracuda Sport

Wenn kleine Outdoorabenteurer über Stock und Stein trippeln, ist es besonders wichtig, dass die Kinderfüße vor Verletzungen geschützt sind und sicheren Halt haben. Teva hat mit dem Barracuda Sport eine farbenfrohe Sportsandale mit Zehenschutz neu in der Kollektion. Die robuste, abriebfeste Durabrasion-Laufsohle lässt die Kleinen unermüdlich die Welt erkunden. Durch individuell verstellbare Klettverschlüsse und Schnürungen kann der Schuh auf den Fuß eingestellt werden. Praktisch: Der Raubfisch lässt sich zusammenrollen und findet so auch im kleinsten Koffer Platz für die nächste Abenteuerreise. Ab 45 Euro. www.teva.com

Leistungsfähig:

Nordisk Telemark 1 Die Ambitionen von Nordisk bei der Entwicklung des Telemark 1 lagen darin, jedes Detail auf maximales Leichtgewicht zu trimmen, ohne Abstriche bei Leistungsfähigkeit und Funktion hinnehmen zu müssen. Innenliegende Gestängekanäle, die vierte Generation von über Kreuz verarbeitetem Karbon und das ultrafeine, silikonbeschichtete und reißfeste 10-D-Nylon machen dieses Zelt einzigartig! Die Eckgestänge können zu einer Aufstellstange für den Eingang umfunktioniert werden. Telemark 1 wiegt nur 770 Gramm und kann mit den Titanheringen und den Dyneema-Abspannleinen im integrierten Packsack extrem klein verpackt werden. 389 Euro (Light Weight) beziehungsweise 519 Euro (Ultra Light Weight mit Karbonstangen und Titanhaken). www.nordisk.de

Leicht:

Berghaus VapourLight Hyper Therm FZ Mit dem VapourLight Hyper Therm Jacket aus der „Fast Alpine“-Linie präsentiert der englische Outdoorhersteller Berghaus den laut eigenen Angaben leichtesten synthetischen Midlayer der Welt. Mit einem Gewicht von gerade einmal 167 Gramm und kleinstem Packmaß ist dieses Modell nicht nur ein Highlight für Spitzenathleten, sondern auch für jeden ambitionierten Bergsportler. Das wendbare Hyper Therm Jacket lässt den Träger mühelos zwischen einer windabweisenden, wärmenden und einer luftdurchlässigen, kühlenden Seite wählen, sodass man je nach Wetterlage und Intensität der Aktivität richtig geschützt ist. Das synthetische HydroLoft-Isolationssystem sorgt für überragende Atmungsaktivität, verbesserten Komfort und unglaubliche Wärmeleistung in Relation zum Gewicht. 159,95 Euro. de.berghaus.com

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Unkompliziert: Ortlieb

Back-Roller High Visibility Der geräumige Back-Roller (40 Liter) für den hinteren Gepäckträger besteht aus einem PU-beschichteten Corduragewebe, das mit Reflexgarn durchzogen ist – dadurch leuchtet der komplette Taschenkörper. So wirst du garantiert nicht übersehen! Eine fest montierte Innentasche, bestehend aus Hauptfach und Netztasche mit Reißverschluss, sorgt im Inneren der Tasche für Ordnung. Der Back-Roller ist unkompliziert zu befestigen und zu lösen und kann mit dem Schultergurt leicht in eine Tragetasche umfunktioniert werden. 199,95 Euro (Paar). www.ortlieb.com

Funktional: Millet

Trilogy Limited Edition

Die Trilogy Limited Edition von Millet entstand in Anlehnung an die erste Solo-Winterbesteigung der drei Nordwände von Eiger, Matterhorn und Grand Jorasses. Dazu gehören das hoch funktionelle, superleichte Trilogy SS Zip aus Polartec Power Dry High Efficiency, das aus Polartec Thermal Pro Highloft bestehende Trilogy X Loft Jacket mit einem exzellenten Wärme-Gewicht-Verhältnis sowie das Trilogy Gtx Pro Jacket aus Gore Tex Pro für den extremen, alpinen Einsatz. Trilogy SS Zip 59 Euro, Trilogy X Loft Jacket 199,90 Euro (Damenversion 189,90 Euro), Trilogy Gtx Pro Jacket 529,90 Euro (Damenversion 459,90 Euro). www.millet.fr

Zuverlässig:

Salewa Escape Ein Schuh für (Berg-)Abenteuerreisen und relaxte Momente zwischen alpinen Herausforderun-

gen. Gemeinsam mit Gore-Tex ist ein vollkommen neuer Standard der Surround-Technologie entstanden, der Komfort auf das höchste Level bringt. Optimaler Klimakomfort für die Füße und zuverlässiger Schutz vor Feuchtigkeit. In Kombination mit der offenen Sohlenkonstruktion entsteht ein absolut wasserdichter und rundum atmungsaktiver Schuh. Präzision bis ins Detail und feinstes italienisches Leder machen den Escape zum Hingucker – von der Bergwiese bis in die First-Class-Lounge. Salewa hat mit dem Escape auch den OutDoor Industry Award gewonnen. 179,95 Euro. www.salewa.de


frische luft

Unbedenklich: Maier

Sports Andalo Jacket

Mit dieser Jacke gehört Imprägnieren der Vergangenheit an. Maier Sports geht im Frühjahr/Sommer 2014 als einer der ersten Bekleidungshersteller den ökologisch unbedenklichen Weg: Purtex ist ein beständiger, nicht auswaschbarer Wetterschutz mit tollem Komfort und idealer Funktionalität – und verzichtet dabei vollständig auf PFC und andere kritische Chemikalien. Die Herrenjacke Andalo und die Damenjacke Patria verfügen bereits über diese einzigartige Purtex-Veredelung. 199,95 Euro. www.maiersports.de

Sportlich: Tatonka Audax 22 Natürlich:

Merrell Allout Fuse

Sportliche Bikeaction bringt der neue Daypack Audax 22. Er überzeugt mit ausgetüftelten Details wie separaten Taschen für das Fahrradwerkzeug oder das Bügelschloss.

Merrell präsentiert für den Sommer 2014 die neue Linie Allout: Ein Highlight ist der

Um im Straßenverkehr besser wahrgenommen zu werden,

Allout Fuse, der eine ideale Balance zwischen natürlichem Laufgefühl und Füh-

ist der Tatonka-Daypack mit einem integrierten Reflektor-

rung hält. Dank der Uni-Fly-Mittelsohle umschließt der Schuh flexibel die natürliche

band ausgestattet, das quer über die Front gespannt wer-

Fußwölbung und geht so mit dem Fuß eine direkte Verbindung ein, welche dessen

den kann. Neben der Trinksystemvorbereitung bietet das

Anatomie optimal unterstützt. Verstärkte

Hauptfach eine Fixierung für eine Flasche mit Schlauch-

Bereiche für Ferse und Vorfuß sorgen für eine

aufsatz. Selbstverständlich verfügt der Audax auch über

weiche Landung. Das verwendete EVA-Material

clevere Helm- und Lichthalterungen. Der Bike-Daypack

gibt 30 Prozent mehr Energie zurück als andere

überzeugt farblich in knalligem Bright Blue und Red sowie

Materialien. Der Allout Fuse ist dadurch ein All-

Black. 100 Euro. www.tatonka.com

roundmodell für Trail sowie die Straße, auch für längere Distanzen. 110 Euro. www.merrell.com

Beweglich:

Lundhags Mylta Jacket

Gewebt: Icebreaker

Departure Shirt

Das Mylta Jacket von Lundhags ist eine technische,

Die neuseeländische Marke Icebreaker, Pionier des Layering-Systems aus

hoch moderne Hybridjacke, deren Passform für

Merinowolle, erfreut ihre Fans im Sommer 2014 mit gewebten Hemden.

maximale Bewegungsfreiheit optimiert ist. Die Jacke

Die neuen Oberteile Departure SS Shirt und Departure LS Shirt für Männer

für Männer und Frauen hat mechanischen LPC-

bestehen zu 100 Prozent aus reiner Merinowolle. Beide Neuheiten sind

Stretch an strategischen Stellen, eine wasserabwei-

leichtgewichtig, atmungsaktiv und verhindern so Überhitzen und halten

sende Kapuze und Passe aus Drei-Lagen-Zethar.

unangenehme Gerüche tagelang – manchmal sogar wochenlang – ab. Die

Mylt beziehungsweise Mylta werden im schwedi-

Hemden in karierter Holzfälleroptik besitzen eine durchgehende Knopfleis-

schen Jämtland Moltebeeren in allen ihren Erschei-

te, eine Brusttasche mit Knopf und eine kleine Tasche hinten. Geeignet

nungsformen – von der Blüte bis hin zur reifen

sind sie sowohl für Outdoorerlebnisse als auch für urbane Abenteuer.

Beere – genannt. 220 Euro. www.lundhags.de

99,95 Euro (Kurzarm), 119,95 Euro (Langarm). www.icebreaker.com

Robust: Vaude Centauri Komfortabel: Absolutes Highlight bei Vaude im Sommer 2014 ist der Centauri. Mit diesem Trekking­

Marmot Artemis Jacket

rucksack beweist das Unternehmen aus

Mit der NanoPro-Technologie definiert Marmot Komfort und Performance

Tettnang wieder einmal seine Kernkompe-

im technischen Shell-Bereich von Grund auf neu. Das brandneue 2,5-La-

tenz für technische Rucksäcke. Er besteht

gen-Laminat des Artemis Jacket überzeugt mit einem extremen Wasser-

aus besonders robusten Materialien, bietet

dampfdurchlass von 47.000 Gramm pro 24 Stunden und bleibt mit einer

zahlreiche praktische Funktionen und dank

Wassersäule von 10.000 Millimetern dabei äußerst wasserdicht, sodass

des neuartigen Tergolight-Tragesystems einen

auch bei intensiven Einheiten im Gelände kein unangenehmes Innenklima

hohen Tragekomfort, selbst mit schwerem Ge-

entsteht. Die Porenstruktur erzeugt eine verbesserte Atmungsaktivität und

päck. Zu haben ist der Centauri in 65 oder 75

sorgt gleichzeitig dafür, dass das Gewebe wasserdicht bleibt. Es entsteht

Liter und in verschiedenen Rückenlängen. 240

ein dynamischer Luftaustausch zwischen Haut und Gewebeaußenseite. Die

beziehungsweise 250 Euro. www.vaude.com

Stretchverarbeitung des Artemis verschafft zusätzlichen Tragekomfort und sorgt für volle Bewegungsfreiheit. 230 Euro. www.marmot.de

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Griffig: Keen Marshall Für alle, die Laufschuhpassform und -komfort suchen, ist dieser leichtgewichtige und robuste Hiker ein idealer Gefährte für Abenteuer, ohne dabei auf den für KEEN-Schuhe typischen Schutz und hohen Qualitätsstandard verzichten zu müssen. Der Marshall besitzt keine Membran und überzeugt durch hohe Atmungsaktivität, eine flexible Passform und ausreichend Halt auch bei schnelleren Hikes. Zu haben als Mid- oder Lowcut-Version für Männer und Frauen. 99,95 Euro (Lowcut), 119,95 Euro (Midcut). www.keenfootwear.com

Strapazierfähig:

Eagle Creek System Go Duffel Packs Ob Trekking durch den Torres del Paine National Park, Klettern in Krabi oder die Erkundung der Maya-Ruinen. Eagle Creek entwirft robuste Ausrüstung für jedes aktivitätsorientierte Abenteuer, das den Anforderungen anspruchsvoller Umgebungen standhält. Eagle Creek deckt den Bedarf an vielseitigem, strapazierfähigem und unzerstörbarem Reisegepäck. Ein Highlight für 2014 sind die System Go Duffel Packs. Diese neuen, leichten, wasserabweisenden Bi-Tech-Duffels lassen sich in Travel-Packs umwandeln, die von vorn beladen werden. Das Hauptfach ist Pack-it-kompatibel und wurde so konzipiert, dass sich die Ausrüstung problemlos je nach Größe in fünf Pack-it Half Cubes oder fünf Pack-it Cubes organisieren lässt, um den Platz zu maximieren. 130 Euro (35 Liter), 150 Euro (60 Liter). www.eaglecreek.com

Luftig: Odlo Air Jacket Im Sommer 2014 wird das Thema Lightweight in der Outdoorkollektion von Odlo groß geschrieben. Teil dieser Leichtigkeit ist im wahrsten Sinne des Wortes das Air Jacket aus 2,5-lagigem Gore-Tex-Material mit Paclite-Technologie. Die gerade einmal 305 Gramm (Damen, Größe S) schwere Hightechjacke fühlt sich angenehm weich an, ist wasserdicht und absolut sauber verarbeitet. Zu den zahlreichen Features zählen zum Beispiel lasergeschnittene Eingriffstaschen mit Auto-Lock-Reißverschluss, eine praktische, mehrfach verstellbare Kapuze sowie ein effektiver Kinnschutz. 239,95 Euro. www.odlo.de

Durstlöschend: Source Ultimate Hydration Kit Bei jeder sportlichen Aktivität braucht der Körper ausreichend Flüssigkeit. Um dies zu gewährleisten, hat Source das Ultimate Hydration Kit entwickelt. Das Set steht für einfaches Trinken, schnelles Befüllen und ist dauerhaft hygienisch. Es ist erhältlich mit einer ZweiLiter- oder Drei-Liter-Widepac-Trinkblase, die dank der Glass-Like-Technologie absolut geschmacksneutral und antibakteriell ist. Zu den Eigenschaften des Ultimate Hydration Kit gehören ein Helix-Beißventil, ein praktischer QMT-Schnellverschluss sowie ein magnetischer Clip, mit dem man den Schlauch am Rucksack befestigen kann. Neues Feature ist die schicke Ummantelung, die den Trinkschlauch ideal vor UV-Strahlen und Schmutz schützt. 39,95 Euro (zwei Liter), 41,95 Euro (drei Liter). www.sourceoutdoor.com


Aktiv: Norrøna /29 Bag

frische luft

Sie ist eins der Highlights von Norrøna im nächsten Frühjahr: die /29 Bag aus der überarbeiteten Activewear-Linie /29. Egal ob für den Wochenendtrip oder einen Campingurlaub – die robuste Tasche gibt es in drei unterschiedlichen Größen mit 60, 80 oder 120 Litern, also für jede Gelegenheit das Richtige. Sie verfügt über ein großes Hauptfach mit zwei kleineren Mesh-Taschen an den Außenseiten sowie eine weitere im inneren Deckel. Dank der variablen und einstellbaren Gurte kann die /29 Bag als Rucksack oder Tragetasche benutzt werden. Das robuste Oxford-PolyesterAußenmaterial lässt Regen, Schmutz und Sand einfach abperlen – der Inhalt bleibt also immer sauber und trocken. Die Bags sind in Cool Black, Magma, Norrøna Green oder Electric Blue erhältlich. Ab 99 Euro. www.norrona.com

Feminin:

Stylish: 66° North

Osprey Tempest

Grandi Parka

Das Erfolgsmodell Talon bekommt ab sofort ein weibEin Highlight der Kollektion Sommer 2014 von 66°

liches Pendant: Der Tempest besteht aus weichen und

North ist der dreilagige, wasserdichte und atmungs-

leichten Materialien, ist äußerst strapazierfähig und dank

aktive Grandi Parka. Ein stylisher und funktionaler

der Bio-Stretch-Hüft- und Schultergurte speziell an die

Parka, der besonders gut für regnerische Tage in der

weibliche Anatomie angepasst. Er besticht durch volle

Stadt geeignet ist. Features sind neben der funktio-

Stabilität und tollen Tragekomfort auch bei schnellen

nalen Kapuze ein Kordelzug auf Hüfthöhe und an der

Bewegungen, das Rückensystem bietet eine verbesserte

Kapuze sowie zwei tiefe Brusttaschen. Alle Nähte sind

Luftzirkulation. Es gibt den Tempest in fünf Ausprägun-

verschweißt und garantieren somit absolute Wasser-

gen (neun, 16, 20, 30 und 40 Liter) in drei leuchtenden

dichte. 249 Euro. www.66north.de

Farben. Ab 80 Euro. www.ospreyeurope.com

Laufstark: Löffler Running Zip-Shirt & Funktions-TightS Ob auf der Straße oder dem Trail, das österreichische Unternehmen Löffler stellt seine Produkte aus besten, vielfach bewährten Materialien mit modernsten Technologien her. Highlights im Sommer 2014 sind das Running Zip-Shirt mit Stehkragen und die Funktions-Tights ¾. Beide Teile sind hoch elastisch, atmungsaktiv und schnell trocknend, haben Reflektoren und Dekorelemente. Die

Klassisch: Haglöfs

L.I.M Flex Hood

Das wohl klassischste Produktkonzept von Haglöfs, die L.I.M-Serie, erstrahlt in neuem Design. Die Idee dahinter ist es, ein Produkt nur mit den Funktionen auszustatten, die es wirklich benötigt. Dabei konzentriert sich das schwedische Unternehmen auf einen der stärksten Trends im Bergsport: das Speedhiken. Teil der Serie ist das bluesign-zertifizierte Flex Hood – Haglöfs leichteste, komprimierbare und flexibelste Softshell-Jacke mit PFOA-freien, DWR-behandelten Oberflächen, einer elastischen Kapuze und keinen Nähten an Schulter, den Seiten und Ärmeln, um einen Abrieb zu vermeiden und Langlebigkeit zu gewährleisten. 180 Euro. www.haglofs.com

Tights überzeugt zudem unter anderem mit einem soften Beinabschluss, einer Netzventilation im Kniebereich und einer Schlüsseltasche. Shirt 69,95 Euro, Tights 69,95 Euro. www.loeffler.at

Klar: adidas eyeweaR Hydrophobic

Jeder Outdoorsportler kennt das: Plötzlich fängt es an zu regnen, der Boden wird rutschig, die Sicht wird getrübt. Mit der Hydrophobic-Filtertechnologie bei den Modellen Terrex Pro, Terrex Fast und Swift Solo, erhältlich seit September 2013, setzt adidas eyewear genau dort an. Durch die LST-Filter perlen Wassertropfen schnell ab, ohne lästige Schlieren zu hinterlassen. Schnelle Licht-Schatten-Wechsel werden ausgeglichen und Kontraste verstärkt, so wird die Sicherheit im Gelände erhöht. Neben den Filtern glänzen die drei Modelle in neuen Farben unter anderem durch eine Antifog-Beschichtung, ein ClimaCool-Ventilationssystem sowie den Schaumstoffrahmen, der feuchte oder kalte Luft sowie seitliche Sonneneinstrahlung in großen Höhen vom Auge fernhält. Terrex Fast ab 239 Euro, Terrex Pro ab 299 Euro, Swift Solo ab 109 Euro. www.adidas.com/eyewear

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post von ...

European Outdoor Filmtour bewegt Wer wissen will, warum Inge Wegge und Jørn Nyseth in einer selbst gebauten Treibholzhütte neun Monate norwegische Einöde auf sich nehmen, ein amerikanischer Alpinist einen Roadtrip durch verlassene Straßen und Geisterstädte Kirgisiens unternimmt und wie sich die beiden Briten Tom Randall und Pete Whittaker in der brutalsten Form des Risskletterns versuchen, nimmt Platz im gemütlichen Polstersessel. Die EOFT tourt bereits zum 13.

Duisburg 29.10. 20 Uhr Rheinhausenhalle Hamburg 04.11. 20 Uhr CinemaxX Dammtor 05.11. 20 Uhr CinemaxX Dammtor 06.11. 20 Uhr CinemaxX Dammtor

Auswahl der besten Outdoor- und Abenteuerfilme des Jahres. Auf dem Tourplan stehen über 200 Events in neun Ländern.

Weitere Tourtermine und Programm unter www.eoft.eu

läuft ab 12. Oktober auf Deutschlands Leinwänden. Die sieben verschiedenen Kurzfilme und Dokumentationen bilden dabei die

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Düsseldorf 26.10. 17 Uhr, 20.30 Uhr Savoy Theater 27.10. 17 Uhr, 20.30 Uhr Savoy Theater

München 05.12. 20 Uhr Alte Kongresshalle 06.12. 20 Uhr Alte Kongresshalle 07.12. 13 Uhr, 17 Uhr, 20.30 Uhr Alte Kongresshalle 08.12. 13 Uhr, 17 Uhr, 20.30 Uhr Alte Kongresshalle

Mal durch Europa. Das zweistündige Filmprogramm der Filmtour

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Berlin 19.10. 17 Uhr, 20.30 Uhr Urania 20.10. 17 Uhr, 20.30 Uhr Urania Foto Jørn Nyseth Ranum / Inge Wegge

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SYSTEM DUAL PROTECTION® Ein perfektes Klima drinnen – für alle Wetterlagen draußen.


Du willst raus, aber dir fehlen ideen, was du machen könntest? Dann lass dich hier inspirieren! wir geben dir anregungen für aktivitäten im freien.

Raus! mit

2 Stunden

Segway-Offroadtour Segways – wer kennt sie nicht?! In den großen Metropolen unseres Landes fahren hippe Trendsetter und gestylte Manager in ihrer Mittagspause zum In-Italiener um die Ecke und genießen die bewundernden Blicke der Umherstehenden … Um eine gänzlich andere Art der Segway-Nutzung geht es bei diesem Erlebnis. Der Segway, ausgestattet mit einem dicken Stollenprofil, und der Fahrer, ausgestattet mit Helm, robuster und funktionaler Outdoorkleidung, finden sich in diesem Szenario in der grünen Natur wieder und erkunden abgelegene Winkel. Es geht über Stock und Stein und man ist der Natur ganz nah!

Foto www.murgtal-arena.de

1 ta g

Ort Bodenmais, südöstlich von Nürnberg an der tschechischen Grenze Kosten 49 bis 69 Euro, je nach Tour und Länge Weitere Infos unter zum Beispiel www.funpark-geisskopf.de

2 std.

1 Tag

Flussbettwandern

Foto Matthias Heymann

Das Murgtal, 20 Kilometer südöstlich von Baden-Baden gelegen, bietet im Sommer nach den Frühjahrshochwassern eine unvergleichliche Kulisse für eine Wanderung der etwas anderen Art. Bei dieser Wanderung zeigt dir ein Führer den Weg durch das nun nur noch mäßig mit Wasser gefüllte Flussbett der Murg. Du hüpfst von Stein zu Stein und erklimmst die größeren Felsen, wo sonst ein rauschender Fluss sich seinen Weg sucht.

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Ort Murgtal, Region Forbach Kosten 20 Euro Weitere Infos unter zum Beispiel www.murgtal-arena.de


1 Wochenende

1 W+

Strandsegeln

Foto KS Elberadweg Nord

Du fährst hart am Wind, spürst den Rausch der Geschwindigkeit im Gesicht und fühlst dich frei. Wohl jeder Segler kennt diese Glücksmomente, aber bei der hier vorgestellten Art des Segelns kommen auch wasserscheue Landratten in den Genuss. Beim Strandsegeln nimmt man in einem dreirädrigen Gefährt mit einem Segel Platz und gleitet mit hohem Tempo über den Sand. In St. Peter-Ording steht dafür einer der größten Strände Europas zur Verfügung. Gelegen im Nationalpark Wattenmeer, bietet er mit seiner Ausdehnung von zwei Kilometern Breite und zwölf Kilometern Länge beste Voraussetzungen dafür. So gut wie jeder kann diese faszinierende Sportart das ganze Jahr über in einem Wochenendkurs in ihren Grundzügen erlernen.

Ort St. Peter-Ording Kosten 199 Euro für einen Zwei-Tage-Kurs Voraussetzungen in der Regel ab 12 Jahren Weitere Infos unter www.nordwind-wassersport.de

1 WOCHE

1 We

Foto Andrea Koch

Elberadweg

Bestimmt sind dir noch die schrecklichen Bilder des Elbehochwassers aus dem Juni dieses Jahres im Gedächtnis. Viel Natur und die Existenzen zahlreicher Menschen wurden dadurch zerstört. Auch der Elberadweg, auf dem du diesen traumhaften Fluss von Bad Schandau, durch das Elbsandsteingebirge, vorbei an der Porzellanstadt Meißen und Lutherstadt Wittenberg, durch die niedersächsischen Elbtalauen und die Hansestadt Hamburg bis nach Cuxhaven erkunden kannst, wurde in Mitleidenschaft gezogen. Inzwischen sind alle Abschnitte wieder befahrbar und der Erkundung mit dem Fahrrad steht nichts mehr im Weg.

Ort Quer durch Deutschland Kosten variabel Weitere Infos unter www.elberadweg.de

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support

One Way

durch

Alternative Autorallye mit wohltätigem Zweck Wenn in der Morgensonne von Banjul rund 50 staubige Boliden auf einen Schlag einparken, wächst die Anspannung. Kaufinteressierte Einheimische schlendern um die Fahrzeuge herum, begutachten kritisch Wagentyp, Motortauglichkeit, Dellendichte. Die halbjährliche Versteigerungsaktion der Autos in Gambias Hauptstadt ist der feierliche Abschluss einer ungewöhnlichen Rallye. Durch sieben Länder und über 7.800 Kilometer fahren die Teams gemeinsam und ohne abschließendes Siegertreppchen von Dresden bis in das westafrikanische Land. Und genau darin liegt der Unterschied zu Rallyes mit sportlich-ehrgeizigem Ansatz, Materialschlacht und hohem finanziellen Aufwand. Mitfahren kann jeder. Es gibt nur geringe Anforderungen an die Fahrzeuge, die Kosten sind moderat. „Du kannst mit jedem Pkw, den es gibt, teilnehmen“, sagt Organisator Torsten Schulze. „Trabant, Wartburg, Lada, Käfer oder Achtzylinder-Amischlitten – hatten wir alles schon. Und es ist eine Herausforderung, mit solchen Kisten da runterzufahren.“ Der 48-jährige Magdeburger ist bei allen Rallyes seit 2006 mitgefahren, unterstützt, repariert und organisiert auf der Strecke und fährt „mit dem Besenfahrzeug hinterher, um die Leute einzusammeln, die liegen geblieben sind.“

Wüstensand Text Benjamin Hellwig Fotos www.rallye-dresden-dakar-banjul.com

Der Geist des Abenteuers ist für viele der zum ersten Mal mitfahrenden Teilnehmer spätestens auf dem exotischen Routenverlauf zu spüren. „Du kommst aus Europa und erfährst in Marokko auf einmal einen dramatisch anderen Straßenverkehr. Siehst Eselkarren auf den Straßen, Menschen, die von Hand ihr Feld beackern“, beschreibt Torsten die Eindrücke. „Nächster Schritt ist dann Mauretanien, wo Menschen scheinbar untätig im Wüstensand sitzen und ins Nirgendwo blicken. Und du fragst dich, wo kommen die her, wo leben die, was machen die hier? Dann Schwarzafrika, die Grenze zum Senegal, dieses wuselige, bunte Treiben ...“ Torsten klingt vor der 16. Rallye nicht danach, als habe er genug davon, Rallyeteilnehmer aus dem Tiefsand zu buddeln.

„Trabant, Wartburg, Lada, Käfer oder AchtzylinderAmischlitten – hatten wir alles schon. Und es ist eine Herausforderung, mit solchen Kisten da runterzufahren.“ Torsten Schulze

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Neben allem Abenteuercharakter lockt die Tour jedoch auch mit einem gemeinnützigen Aspekt vor Ort. Der Erlös aus der Versteigerung in Gambia kommt Hilfsprojekten zugute, die die Dresden-Banjul-Organisation (DBO) koordiniert. Heinz Bormann, Gründer und Leiter der Organisation, lebt bereits seit Mitte der 1980er-Jahre in Gambia. 2006 wurde die DBO ausschließlich zur Verwaltung und sinnvollen Verwendung der Versteigerungsgelder gegründet. „Und wir beobachten einen stetigen Anstieg der Erlöse. Die letzte Auktion war der bisherige Rekord: Über 80.000 Euro kamen zusammen“, sagt Heinz. Mit Exporten von Fahrzeugen kam er nach Gambia, gründete später eine Spedition, die ihn „nach wie vor ernährt“. In dieser Zeit habe er viel Hilfe durch Einheimische erfahren. Durch die DBO habe er nun die Möglichkeit, etwas zurückzugeben. „Durch die Gründung der DBO können wir den Ärmsten der Armen helfen, das bedeutet mir persönlich sehr viel“, sagt er.


Die Versteigerungsgelder sowie mitgeführte Sachspenden unterstützen verschiedene gambische Hilfsorganisationen und bedürftige Schulen, Krankenhäuser und andere Hilfsprojekte wie die Krankenstation Kundembo in Gunjur. „Das Gesundheitssystem in Gambia funktioniert nur, wenn du ein bisschen Geld hast. Bei uns können die Patienten mit einem Anmeldebeitrag von zehn Dalasi, das sind 20 Cent, behandelt werden. Und sie bekommen auch noch die nötigen Medikamente dazu. Dies ermöglicht uns, auch sehr arme Menschen behandeln zu lassen. Wir haben in der Regenzeit, also Malariazeit, bis zu 100 Patienten am Tag“, sagt Heinz. Seine Erfahrungen vor Ort helfen, die Gelder dort einzusetzen, wo sie hingehören: „Die größte Herausforderung unserer Arbeit besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Spendengelder wirklich zum größten Teil an Bedürftige gehen und nicht von völlig unnötigen Verwaltungsapparaten oder einzelnen ,wichtigen’ Leuten aufgefressen werden. Da haben es wohl alle Hilfsorganisationen, vor allem in Entwicklungsländern, schwer, sich vor Korruption zu schützen“, sagt der 56-Jährige.

support

„Das Gesundheitssystem in Gambia funktioniert nur, wenn du ein bisschen Geld hast. Bei uns können die Patienten mit einem Anmeldebeitrag von zehn Dalasi, das sind 20 Cent, behandelt werden. Und sie bekommen auch noch die nötigen Medikamente dazu. Dies ermöglicht uns, auch sehr arme Menschen behandeln zu lassen.“ Heinz Bormann

Der Verein Breitengrad e.V. organisiert die Challenge bereits seit 2006. Jeweils im Frühjahr und Herbst startet die Rallye, führt quer durch Deutschland, Frankreich, Spanien, Marokko, die Westsahara, Mauretanien, den Senegal bis in Gambias Hauptstadt. Nach 19 Tagen erreichen die meisten Fahrzeuge Banjul. „Nur ein alter Renault-Hundefänger schaffte es in den sieben Jahren nicht. Aufwand und Nutzen für die Reparatur standen einfach in keinem Verhältnis. Wir waren in Mauretanien, fuhren an die Grenze zurück und schenkten das Auto den Zöllnern und Grenzbeamten“, sagt Torsten. Wer sein ausrangiertes Fahrzeug für einen guten Zweck nach Gambia lenken möchte, muss Spaß

am Autofahren haben – und mancherorts ein wenig Geduld. Tagesetappen von bis zu 800 Kilometern, 600 Kilometer Offroadpiste, eine Konvoifahrt durch den Senegal mit mehr als 50 Fahrzeugen über 500 Kilometer sowie Wartezeiten an Grenzübergängen von bis zu zehn Stunden müssen wie ein Zuckerschlecken klingen, willst du dich in das Abenteuer stürzen. Für die im November 2013 und Februar 2014 stattfindenden Rallyes sind noch Startplätze frei. Für Heinz bleibt Gambia Ort seines Engagements. „Es gibt noch genügend zu tun! Wir wollen das, was wir in den letzten Jahren erarbeitet haben, weiterführen, wollen angefangene Bauprojekte zu Ende bringen und neue Aufgaben finden, die wir heute noch gar nicht kennen. Und eins steht fest: Ohne die Rallyes hätten wir niemals die Chance gehabt, das alles aufzubauen. Das ist der Mitverdienst aller Teilnehmer!“ Weitere Infos unter www.rallye-dresden-dakar-banjul.com

Dresden

Madrid

Rabat

Dakhla

Banjul Dakar

Nouakchott

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urban

Ăœber dem Wasser der Stadt RAUS! zeigt die Bilder des Urban Waters Cup in Wien Text Benjamin Hellwig Fotos Sebastian WahlhĂźtter

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urban Klettern in der Stadt

Granitpfeiler ersetzt Felswand

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urban

W

irklich gute Ideen kommen dem, der sich frei fühlt. Während der Dreharbeiten zum ambitionierten Filmprojekt „Vienna Walls“ durchkämmen einige urbane Kletterer gedanklich potenzielle frische Locations ihrer Stadt. Und bleiben an den Brückenpfeilern der Wiener Reichsbrücke hängen. Die Geburtsstunde des Urban Waters Cups. „Es gab in der Vergangenheit bereits zwei Urban Boulder Cups in Wien. Donaukanal, Handelskai – bis heute waren es immer Steinwände auf trockenem Gelände“, sagt Philipp Stromer. Der 31-Jährige, der sowohl Filmprojekt als auch Klettercups mit Freunden aus dem Boden stampfte, beschreibt den Geist des Tages im Sommer 2013 unter der bedeutenden Wiener Brücke: „Beim Reichsbrückenpfeiler ist es vor allem die Einfachheit des Kletterns, die den Charme ausmacht: Tretboot checken, in die Route einsteigen, losklettern. Dann abspringen und zurückschwimmen. Alles total unkompliziert und ohne Sicherung.“ Die Tretboottour über die Neue Donau dient als Aufwärmprogramm und Einstimmung, danach warten acht von der Crew mit Tape geklebte Routen für die 31 Teilnehmer, darunter fünf Frauen. Zwischen 18 und 36 sind die Kletterer. Ist die Route zu schwer, geht es runter ins Donauwasser. „Bei 36 Grad im Schatten war das eine willkommene Erfrischung“, sagt Philipp. Das Highlight bildet das Finale: Im Osterinsel-Style müssen die Teilnehmer in einem Kopf-an-Kopf-Rennen rohe Eier vom oberen Ende der zwölf Meter hohen Granitpfeiler herunterholen. Und heil ans Ufer bringen. Wer am schnellsten ist, hat den Cup gewonnen. „Das zeigt, dass der Spaßfaktor bei den Urban Boulder Cups eine wichtige Rolle spielt“, sagt Philipp. Auch im nächsten Jahr wird es wieder einen Urban Waters Cup in Wien geben. Bis dahin bleibt viel Zeit zum Ausprobieren, Trainieren, Entdecken. „Die Möglichkeiten, in der Stadt zu klettern, sind sehr vielfältig. Und auf der Suche nach neuen Boulderspots hilft uns die Community von urban-boulder.com.“

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urban

Beim Reichsbrückenpfeiler ist es vor " allem die Einfachheit des Kletterns, die den Charme ausmacht: Tretboot checken, in die Route einsteigen, losklettern." Philipp Stromer

Fingerspitzengefühl auf ungewöhnlichen Routen

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Philipp Stromers Top 10 der Urban-Boulder-Spots in Wien: 01. | U6-Brücke am Handelskai 02. | Flexwand, am Donaukanal gegenüber vom Musikclub Flex 03. | Die drei kleinen Schweinchen aus Hernals, an der Station Hernals, gegenüber dem Kongressbad 04. | Spittelau, Park&Ride-Anlage 05. | Kanalriss, bei der Salztorbrücke, Seite vom zweiten Bezirk 06. | Reichsbrückenpfeiler, bei U1-Station Donauinsel 07. | Selbstverständlich, Plattform beim Strandbeisl Selbstverständlich, Alte Donau 08. | Kletterwand im zweiten Bezirk, Trainingswand 09. | Strukturfassade, Beton-Strukturfassade in Hütteldorferstraße gegenüber Stadthalle 10. | Cruxes, hohe Eisenbahnbrücke in Hauptallee, aufpassen bei Zügen

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Philipp Stromers Top 5 der Tricks und Tipps zum Einstieg ins urbane Bouldern 01. | Nichts überstürzen 02. | Von erfahrenen Boulderern lernen 03. | Einen Blick für gute Routen, aber auch für Risiken entwickeln 04. | Nie allein bouldern – der Spaß und die Sicherheit stehen im Vordergrund 05. | Rücksichtsvoller Umgang mit anderen Stadtbewohnern Weitere Infos unter www.urban-boulder.com und www.facebook.com/urbanbouldering



16 naturnah

grüne Gipfel

Zwei Ostfriesen auf Deutschlands Erhebungen

Text Oliver Bartelds Fotos Thomas Carls & Oliver Bartelds

Im Frühjahr letzten Jahres machten sich Thomas Carls und Oliver Bartelds auf, um zu FuSS und per Bahn innerhalb eines Jahres die höchsten natürlichen Punkte aller 16 deutschen Bundesländer zu erklimmen. Ihr Projekt „16 Grüne Gipfel“ ist ein Appell an das naturnahe Abenteuer vor der eigenen Haustür. Und liefert Anekdoten, die auf einem 8.000er so nicht passiert wären.

Großer Müggelberg

Großer Beerberg

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Gipfelfreuden auf 2962 Meter: Zugspitze


NaturnaH Auf den Bergen nebenan

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ir sollten auch einmal ein Abenteuerbuch herausbringen“, sage ich zu Thomas während unseres obligatorischen Spaziergangs um die Alster. „Abenteuerbuch? Worüber sollen WIR denn schreiben?“, entgegnet er in seiner unnachahmlich realistischen Art. Eigentlich handelt es sich allerdings um eine berechtigte Frage – so aufregend sind unsere Lebensentwürfe jetzt nicht gerade! Was machen wir bei der Kälte überhaupt hier draußen? Ach ja! Wie beinahe jeden Mittwoch lustwandeln Thomas und ich entlang der Außenalster. Es ist Januar, ziemlich kalt und längst dunkel, weshalb man ab und zu an einer Baumwurzel ins Stolpern gerät.

lungen anderer. Um es auf den Punkt zu bringen: Neben uns Traumtypen wirkt Markus Lanz wie ein verwegener Abenteurer – Markus Lanz! Wir sind Bürohengste, arbeiten meist sitzend. Immer drinnen. Gefahren? Der Straßenverkehr und vielleicht die fehlende Berufsunfähigkeitsversicherung! Dann sollte ich an dieser Stelle eventuell auch noch erwähnen, wir stammen aus Ostfriesland. Das Klischee von den Ureinwohnern der Nordseeküste ist ja durch die einschlägigen Witze hinlänglich bekannt – kleine Kostprobe gefällig? Warum streuen die Ostfriesen Pfeffer auf den Fernseher? – Damit das Bild schärfer wird (Hahaha!). Kalorien! Jetzt!

Beim Gehen unterhalten wir uns über Gott, die Welt und ihre Insassen. Und über Bergsteigen, genauer gesagt über eine Lichtgestalt wie Reinhold Messner, einen Maurice Wilson in der Rolle des tragischen Helden oder den hartnäckigen Joe Simpson, der sich, längst abgeschrieben und wegen seines gebrochenen Beines auf allen Vieren kriechend, doch noch zurück ins Leben kämpfte. Auch Ernest Shackleton, Rüdiger Nehberg und andere große Männer, deren Geschichten uns beide von klein auf faszinieren, stehen regelmäßig auf der Agenda. Und wir zwei? Sind bloße Theoretiker! Kein 8.000er steht bisher auf unserer Liste, keine Urwaldexpedition, weder Würmer, Schnecken noch andere Leckereien fanden bisher den Weg über die Ekelgrenze in den Magen. Auch schroffes Packeis kennen wir bisher nur aus den Erzäh-

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Hiermit möchte ich nachdrücklich darauf hinweisen: Das durch derartige Witze hergestellte Bild der Ostfriesen ist nur ein Zerrbild der Wirklichkeit! Wir sind ganz normale Menschen, nur anders! Außerdem wohnen wir beide seit zehn Jahren in Hamburg! Aber zurück zum Thema. Es geht darum, Abenteuerliches auf die Beine zu stellen, um zumindest zeitweise dem Alltag entfliehen zu können. Unser schönes Ostfriesland ist jetzt allerdings nicht gerade als Geburtsstätte alpinistischer Ikonen bekannt. „Dennoch“, so verkünde ich feierlich in der Dunkelheit irgendwo zwischen Schwanenwik und Kennedybrücke, „werden wir uns eines Tages einreihen in die ruhmreiche Liste berühmter Ostfriesen: Otto Walkes, H.P. Baxxter oder Hermann Kümmerlehn (mehrfacher Vizeweltmeister im Pfahlsitzen) – das sind unsere Brüder im Geiste.“


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Bekanntlich ist in Deutschland die Welt nämlich noch einigermaßen in Ordnung – es gibt zahllose Gesetze und alles wird ordentlich vermessen, gewogen und kartografiert. Jedes Bundesland verfügt darum natürlich über einen offiziellen höchsten natürlichen Punkt – kann man alles auf einen Blick bei Wikipedia nachlesen. Von den meisten Erhebungen hatten wir allerdings noch nichts gehört – Helpter Berge, die Rhön oder Thüringer Wald klingen beinahe genauso exotisch und fern wie Dolomiten, Patagonien oder Karakorum.

Abendidylle zwischen Brocken und Wurmberg

Helpter Berge, die Rhön oder Thüringer Wald klingen beinahe genauso exotisch und fern wie Dolomiten, Patagonien oder Karakorum. Ein „Abenteuerprojekt light“ muss also her. Es sollte unsere Fähigkeiten zwar beanspruchen, diese aber nicht überstrapazieren sowie zeitlich in den Berufsalltag einbettbar und nicht zu teuer sein. Ach ja, und wenn das Ganze dann auch noch Spaß macht, ist das mehr als die halbe Miete. Nach einigen wirklichen Schnapsideen fällt dann der entscheidende Satz: „Man könnte doch mal alle höchsten Punkte der 16 deutschen Bundesländer besteigen …“

Glücklicherweise landeten unsere Gedanken nicht wie so manch anderer guter Ansatz auf dem durch das Vertagen verursachten Ideenfriedhof – sondern in einer ansprechenden Präsentation. Mit dieser im Gepäck saßen wir einige Wochen später bei den Mitarbeitern der Marketing­ abteilung der Deutschen Bahn und konnten auf diese Weise für unser Vorhaben tatsächlich einen Sponsor gewinnen. Das Unternehmen stellte uns, nachdem wir die zwei Damen bei einem Ortstermin in Frankfurt von unserer Glaubwürdigkeit und Entschlossenheit überzeugen konnten, jeweils eine BahnCard 100 zur Verfügung. Dieses kleine Stück Plastik sollte es uns von nun an ermöglichen, ein Jahr lang beinahe sämtliche Zugverbindungen in Deutschland kostenlos zu nutzen. Die Finanzierung war damit geklärt und schon ging es los! raus-magazin drei 2013

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Losgehen ist natürlich wörtlich gemeint, Ziel des Unternehmens war es schließlich, auf relativ klimafreundliche Weise zu den entsprechenden Punkten zu gelangen. Wir orientierten uns hier an dem von Reinhold Messner geprägten „By fair Means“-Gedanken. Dieser besagt ja im Endeffekt nichts anderes, als mit dem geringstmöglichen Einsatz von Mensch und Material an sein Ziel zu gelangen. Der Verzicht auf Hochträgerkolonnen, vorher verlegte Fixseile und vor allem künstlichen Sauerstoff macht bis heute die Besteigung eines Gipfels in der Todeszone zu einem Grenzgang. Unsere größte alpine Herausforderung war die knapp 3.000 Meter hohe Zugspitze. Aber selbst für dieses Unterfangen

Und wir zwei? Sind bloße Theoretiker! Kein 8.000er steht bisher auf unserer Liste, keine Urwaldexpedition, weder Würmer, Schnecken noch andere Leckereien fanden bisher den Weg über die Ekelgrenze in den Magen. Märchenstimmung: nachts recht dunkel und auch ziemlich kalt

benötigt man keinesfalls künstlichen Sauerstoff – auch wenn uns dieser auf den letzten Metern durchaus hätte nützlich sein können. Aber erstens sähe das seltsam aus und macht Kindern Angst und zweitens, und das ist der entscheidende Punkt, bedeutete für uns „By fair Means“, dass wir so klimafreundlich wie möglich unterwegs waren. Aus diesem Grund fand unsere Tour unter der Prämisse „Ausschließlich zu Fuß und mit der Bahn“ statt. Auch auf die Annehmlichkeit eines mehrsternigen Hotels wurde verzichtet – unsere Unterkünfte hatten mehrere Millionen Sterne, denn wir schliefen, wenn nötig, unter freiem Himmel. Im März fiel dann der Startschuss, auf der ersten Etappe standen die Hanseaten unter den Gipfeln auf dem Programm. Am Hamburger Hasselbrack konnten wir sozusagen einen Heimsieg erringen, noch am gleichen Tag wurde

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es dann gleichzeitig abenteuerlich wie absurd: Die höchste natürliche Erhebung des Bundeslandes Bremen ist eine namenlose Bodenwelle im Friedehorstpark – sie unterscheidet sich nicht im Geringsten vom Rest des Geländes. Wir hatten kein GPS-Gerät dabei und konnten den gut 30 Meter Meter hohen „Gipfel“ nur mithilfe eines Bildabgleichs per Smartphone-Recherche ausmachen. Gerade anhand dieser Anekdote am niedrigsten unserer 16 Gipfel lässt sich besonders deutlich erkennen, dass es sich beim Bergsteigen eigentlich immer um die Eroberung des Nutzlosen handelt. Das Erklimmen von Bergen, ob im Hobby- oder Grenzbereich, hat keinen Sinn: Der Weg zum Gipfel ist beschwerlich bis lebensgefährlich. Oben angekommen wartet weder der Erlöser noch ein Posaunenchor oder das Fernsehen – und reich werden damit auch nur die allerwenigsten. Es gilt vielmehr, dem nutzlosen Tun einen Sinn zu stiften.

1 | Frischluftquartier 2 | Asphaltmeilen 3 | Experimentierfreudig vor dem Kutschenberg 4 | Eloquenz auf dem Langenberg in NRW 5 | Auf Gleisen zum Helpter Berg 6 | Equipment diskussionswürdig


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Was auf unseren Etappen also zählte, waren und sind die kleinen Anekdoten, die sich rundherum ereigneten – der Weg ist das Ziel! Unvergesslich bleibt zum Beispiel Helmut, der rüstige Rentner aus Jena, den wir auf der Tour zu Thüringens höchstem Punkt, dem Großen Beerberg, trafen und mit dem wir noch ungelöste Probleme zum Prozess der deutschen Wiedervereinigung erörterten. Oder wie wir auf dem Helpter Berg in Mecklenburg-Vorpommern dieser vierköpfigen Familie begegneten: Am 179 Meter hohen Gipfel war eine Art Zettelbox verbuddelt und in dieser befanden sich neben den obligatorischen Grüßen und Notizen auch einige Texte mit sehr nationalem Einschlag. Als wir uns diese gemeinsam ansahen, bedauerte der Vater den Fund sehr, weil wir auf unserem Blog sicher auch Fotos hierzu zeigen würden und so mal wieder das bekannte Bild von den fremdenfeindlichen neuen Bundesländern bedient würde. Das war sehr rührend und hat uns dazu bewogen, die Fotos nicht zu verwenden. Die neuen Bundesländer waren für uns auch insofern interessant, als wir unser Heimatland noch einmal ganz neu entdecken konnten. Viele Orte hätten wir ohne diesen besonderen Anlass vermutlich nie besucht. Dann hatten wir auf einer Tour prominente Unterstützung von MC Rene. Er hat uns mit dem Dollberg im Saarland und dem Erbeskopf, als höchstem Punkt von

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Rheinland Pfalz, gleich auf zwei Berge begleitet. Die Story hierzu sorgt bis heute auf jeder Party für beste Laune, denn die Tatsache, dass der Comedian, Bestsellerautor und Rapper in Personalunion aufgrund seiner geschundenen Füße einfach nicht mehr weiterkonnte und sich frühmorgens ausgerechnet direkt vor einem Swingerclub mit einem Taxi abholen lassen musste, ist mehr als unterhaltsam. Wir schliefen im Wald oder auch mal direkt auf der Aussichtsplattform am Gipfel und durften mehrere spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge bestaunen. Wir haben den Wandel der Jahreszeiten vom Frühjahr bis zum ersten Schnee hautnah miterlebt. Die vielen unterschiedlichen Gerüche und das Spiel des Lichtes auf den Blättern entlang der zahllosen Bäume auf unseren Wegen brannten sich unauslöschlich in unsere Erinnerung ein – Gleiches gilt übrigens erst recht für die beinahe kafkaeske Nacht im Freien vor dem Sturm auf die Wasserkuppe. Dort wachte einer von uns nachts gleich dreimal auf, weil in seinem Gesicht lilabraune Nacktschnecken (lateinisch: Arion subfuscus) ihre schleimigen Bahnen zogen – unangenehm!

Speedklettern zum Großen Beerberg, Thüringen, 972 Meter

Die vielen unterschiedlichen Gerüche und das Spiel des Lichtes auf den Blättern entlang der zahllosen Bäume brannten sich unauslöschlich in unsere Erinnerung ein.


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Nachtdialog mit Nacktschnecke

Ein besonderes Erlebnis hatten wir auch in NordrheinWestfalen, als wir in Willingen ausstiegen, um den 843 Meter hohen Langenberg zu erklimmen. Hier ging es am Bahnhof ziemlich turbulent zu. Der Ort weist nämlich die höchste Kneipendichte Deutschlands auf. Zahllose Gruppen von Junggesellen- und -gesellinnenabschieden machen aus dem beschaulichen Nest am Wochenende eine Art El Arenal des Sauerlandes. Die Anwohner waren dann auch nicht wirklich überrascht, als nachmittags um drei ein splitterfasernackter Mann singend durch den Kreisverkehr gegenüber rannte. Bemerkenswert ist übrigens noch, dass wir einige ganz alltägliche Dinge wieder mehr zu schätzen lernten, zum Beispiel das Thema Essen: Wenn man nämlich seit dem Morgengrauen zu Fuß unterwegs ist, schmeckt am Ende des Tages nichts besser als eine banale Dose Ravioli, die wir uns ganz genüsslich zu Gemüte führten, nachdem das Lager bezogen war und die müden Krieger schon in den Schlafsäcken lagen. Dazu noch eine gute Tasse Ostfriesentee, das ist echter Luxus! Was neben diesen unvergesslichen Erlebnissen bleibt, ist das gute Gefühl, unser Jahr zu einem besonderen gemacht zu haben. Wir sind ja tatsächlich nur Hobby­ abenteurer. Im richtigen Leben sitzen wir uns meistens den Hintern vor dem Rechner platt. Unsere Touren stellten hierzu immer eine willkommene Abwechslung dar. raus-magazin drei 2013

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Hessens Gipfel greifbar: Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe

Die Wochenenden waren zwar manchmal ein wenig anstrengend, dafür fühlten sie sich dann auch fast immer wie kleine Urlaube an und man saß montags entspannter am Schreibtisch. Wir erfuhren viele positive Reaktionen auf die Tour und zeigten, dass die Höher-Schneller-WeiterMentalität unserer Kultur überwunden werden kann! Im modernen Bergsteigen ist diese Einstellung ja leider mittlerweile recht ausgeprägt. Bestes Beispiel ist hier der Abenteuer­tourismus rund um den Mount Everest, wo man sich für eine nicht unerhebliche Summe in eine Expedition einkaufen kann. Mit unserer Interpretation von „By fair Means“ konnten wir hoffentlich darstellen, dass es nicht notwendig ist, hohen finanziellen Aufwand zu betreiben, das eigene Leben oder, noch schlimmer, das von anderen zu riskieren, um etwas Besonderes zu erleben. Nicht schlecht für ein paar Flachlandtiroler! Im Grenzbereich befanden wir uns höchstens mal, wenn es um die Transferfahrten ging: Freitagnachmittags ab Hamburg-Hauptbahnhof mit zwei großen Wanderrucksäcken im prallgefüllten ICE zu starten, war häufig doch recht strapaziös – manchmal auch für unsere Mitreisenden. Was am Ende zählt, ist die gute Idee – und der Mut, diese umsetzen. Bewusster Verzicht ist Nährboden für Innovation. Bequemlichkeit kann eine Krankheit sein – und günstige Umstände fördern nicht die Kreativität.

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Hasselbrack in Hamburg, 116,2 Meter Mittlerweile ist das Abenteuerbuch von Thomas und Oliver natürlich auch fertig – und über ihre Website www.16gruenegipfel.de bestellbar. Es enthält neben großformatigen Fotos und Geschichten zu den Touren viele Informationen rund um die 16 grünen Gipfel – denn Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht!



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Text & Fotos Benjamin Hellwig

Werkspionage bei Polartec® in Lawrence / Massachusetts

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Polartec® steht für Innovationen. Mehr als 400 verschiedene Styles hat das Unternehmen aus Lawrence/Massachusetts mittlerweile im Portfolio. Die Entwicklungen von Neoshell und Alpha schlossen die letzten großen Lücken des Schichtenprinzips. Das Unternehmen sucht nach Lösungen – mit seinen Produkten und für eine ressourcenschonende Produktion. Eine Werkspionage beim Erfinder des Fleece.

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eostick, Waschpulver, Zahnpasta. Mein knapper Einkaufszettel liest sich wie der für einen gewöhnlichen Gang zum nächsten Discounter. Dieser Auftrag aber ist anderer Natur, mein Freund Peter ist geradezu süchtig nach Alltagsprodukten „made in USA“. Der Flug nach Boston/Massa­chusetts: sanft bis holprig. Stewardessen und Stewards: schläfrig und unmotiviert. Tomato Juice: not possible. Als ich mir nach der Landung wenig später im Hotel noch einmal die 1998er-Sonderausgabe des Time Magazine vorknöpfe, in der die 100 einflussreichsten Erfindungen des letzten Jahrhunderts vorgestellt werden, kollidieren vor meinen Augen großer und kleiner Grund meiner Reise: Direkt neben dem Fleece-Erfinder von 1983, Malden Mills, heute Polartec, erinnern mich Text und Bild zur Erfindung von Waschpulvern der Marken Dreft und Tide an den kleinen Zettel in meiner Hosentasche. Am nächsten Morgen brennt auf dem Weg nach Lawrence bereits die Luft. Mit der Hitzewelle düse ich über den Highway, rechts neben mir überholt ein DeLorean. Marty McFly lässt grüßen. Nur eine gute halbe Stunde Fahrt ist es bis zum Headquarter von Polartec. Der Eingang ist majestätisch. Ein alter, steinerner Mittelturm bildet das Zentrum einer großen Glasbaufront. Drinnen kühlt der Körper runter, die Klimaanlagen laufen im Dauerbetrieb. Am Empfang vorbei geht es links direkt ins Werk der Textilprofis. Ich hänge mich dagegen erst einmal an Greg Bousquets Fersen und nehme den Fahrstuhl zur Turmspitze. Greg, Direktor der Qualitätssicherung des Werks, ist in Lawrence geboren und aufgewachsen. Er erzählt beim Blick über die Gebäude aktueller und vergangener Industrieepochen vom historischen Brand im Dezember 1995. Der Turm hier sei letztes Überbleibsel eines vernichtenden Feuers. „Die Ehefrau des damaligen Firmenchefs Aaron Feuerstein hat sich danach mit ausgebreiteten Armen vor die anrollenden Bulldozer gestellt, um wenigstens einen kleinen Teil des Komplexes zu retten. Zum Glück mit Erfolg“, sagt der 54-Jährige. Stolz steht er in dem zum Konferenzraum umgebauten Turmzimmer. Bei den Gedanken an das Feuer erinnert er sich an Hunderte Feuerwehrfahrzeuge. 700 Menschen hätten sich zu dem Zeitpunkt im Gebäude befunden. An den Moment, als ihm sein Vater erst spät nach dessen Schicht berichten konnte, dass er wohlauf sei. Und an die Zeit des Umbruchs und Wiederaufbaus, in der Aaron seinen Mitarbeitern das Gehalt weitergezahlt habe. Mein nächster Ausblick richtet sich dann direkt auf das Herzstück der Produktionsstätte. Von einem stählernen Treppenaufgang aus rattern unter mir unzählige riesige Rundstricknadel-Maschinen. Bei näherer Betrachtung sind die 74 feinen Garne einer jeden Maschine zu erkennen, die über

„Die Ehefrau des damaligen Firmenchefs Aaron Feuerstein hat sich danach mit ausgebreiteten Armen vor die anrollenden Bulldozer gestellt, um wenigstens einen kleinen Teil des Komplexes zu retten.“ Greg Bousquet

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Foto Benjamin Hellwig

außen liegende große Spindeln in ihr Zentrum führen. Je nach Einstellung der Nadeln entstehen automatisiert Hunderte unterschiedliche Gewirke in Form langer Schläuche. Habe eine der 2.200 Nadeln einer Maschine einen Aussetzer, gehe die Suche los, sprichwörtlich nach der Nadel im Heuhaufen. „Das kann fünf Minuten dauern, aber auch eine Stunde“, sagt Greg und wischt sich die Schweißperlen von der Stirn. Er schnappt sich zu Demonstrationszwecken einen Stift, malt auf zwei Garne einen blauen Strich und zeigt wenig später auf die sich einfärbende Stelle im Gewirk. 100 dieser monströsen Maschinen stehen hier in Lawrence, 40 in einer weiteren Produktionsstätte in Hudson/New Hampshire. „Wir müssen sie regelmäßig umrüsten, um die Hunderten Styles stricken zu können“, sagt Greg. Sechs Stunden bis sechs Tage werkeln die Techniker an einem einzigen Vorgang. Die Fehlersuche in den Gewirken koordiniert Tom Bricklmyer. Er beugt sich über den riesigen Tisch seines 30-Quadratmeter-Zimmers, hinter ihm stecken in Klarsichtbeuteln bereits analysierte Teststoffe. Tom knipst die Deckenlampe aus, schaltet Schwarzlicht ein. An ein paar Stoffen zeigt der 63-Jährige mögliche Fehler, beispielsweise falsch eingefärbtes Garn oder nicht korrekte Maschen. „Ich mag meinen Job, aber ich bekomme richtige Kopfschmerzen, wenn ich den Fehler erkenne, die Ursache aber nicht finde. Ich will herausfinden, wie diese


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vermeintlich unsichtbaren Dinge sichtbar gemacht werden können“, sagt Tom. Satte 215.000 Rollen Garn seines Lieferanten Unify setzt Polartec jedes Jahr ein, um seine Gewirke auf Herz und Nieren zu testen.

With a smile: Greg Bousquet Foto Benjamin Hellwig

Ich folge Greg hinunter in das Erdgeschoss. Hier ist es noch ein bisschen heißer, noch ein bisschen lauter. Ich habe Mühe, seinem Schritt zu folgen. Er sei der einzige der rund 550 Mitarbeiter in Lawrence in dritter Generation, sagt er, während wir zwischen dampfenden Kesseln und um die Ecke schnellenden Gabelstaplern durch die Halle hetzen. „Mein Großvater war damals Vizepräsident der Gewerkschaft, mein Vater Direktor der Färbeabteilung. Da war er mein Boss, unter ihm lernte ich, wie man Stoffe färbt. Heute bin ich sein Boss“, sagt er und wirkt dabei selbst etwas verwundert über die ungewöhnliche Konstellation. „Leider kommt da keiner nach“, fügt er an. Im Stakkatoschritt geht es weiter. Als Greg die Tür seiner Schaltzentrale schließt, ist er plötzlich gelassener, die Luft kühler. Der Raum besteht aus Bildschirmen und Tastaturen, darunter stehen Schränke voller Farbmuster, die sie ein Jahr lang aufbewahren, um die Konsistenz überprüfen zu können. Von hier

aus koordiniere er alle Prozesse, sämtliche Abläufe ließen sich von hier überwachen. „98 Prozent unserer Order kommen pünktlich beim Kunden an“, sagt Greg. Er zeigt auf seinen Tagesplan. „Bis heute, 15 Uhr, haben wir 560 Bestellungen zu erledigen. Wir betrachten sie jeden Tag aufs Neue als einen großen Geburtstagskuchen, bei dem wir immer wissen müssen, auf welchem aktuellen Stand die Abläufe gerade sind“, sagt er. Genug Pause, weiter geht es. Wir stehen nach wenigen Schritten im Farblabor. Hier werden in Tanks die Farben gemischt – normalerweise. Gerade passiert hier nichts. Also weiter. Dan Riordan hängt sich an uns ran, 49 Jahre alt und seit 28 Jahren in den unterschiedlichsten Positionen bei Polartec tätig. Während wir uns wieder nach unten zu den Färbekesseln arbeiten, erzählt er im Schnelldurchlauf seine Geschichte. Wieder kommt die Sprache auf das Feuer von 1995, darauf, dass sie so vieles verloren hatten, sie aber gestärkt daraus hervorgingen. „Hier heute zu arbeiten, fühlt sich an, als wärst du in einer riesigen Familie. Ich erlebe meine Kollegen, als wären sie meine Cousinen, Tanten, Onkel“, sagt Dan. Plötzlich bleibt Greg vor einem der Kessel stehen. Ein Mitarbeiter stopft einen endlos langen rundgestrickten Schlauch in die stählerne Öffnung. Sechs bis 18 Stunden dauere ein solcher Färbevorgang. Gegenüber ist gerade zu sehen, wie der Schlauch – jetzt orangerot – an einer riesigen Maschine zu einer Stoffbahn aufgeschnitten wird. Anschließend wird die Bahn in einer Trocknungsmaschine behandelt. „Das sorgt für eine hohe Farb- und Formstabilität“, sagt Greg.

Foto Benjamin Hellwig raus-magazin drei 2013

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Wie entsteht daraus jetzt ein Fleece, frage ich mich. Sehen kann man den Vorgang in Lawrence nicht, die riesigen Maschinen im oberen Stockwerk verbergen diesen Abschnitt. Gerade läuft die Denali-Produktion des Herstellers The North Face und Greg und Dan erklären es mir. Die unzähligen Schlingen des gestrickten Stoffes werden in den Monstern aus Metall aufgeschnitten. Der nächste Schnitt sorgt wie beim Mähen eines englischen Rasens für Akkuratesse. Dan beugt sich herüber, reibt mit seinen Fingern auf der gerade erstmals geschnittenen Bahn. Pilling. Erst die vielen Schervorgänge lassen ein robustes Fleece entstehen. „Und je nach Einstellung der Maschine entstehen die verschiedenen Styles“, sagt Dan. Das Finishing, eine Spezialbehandlung der Oberfläche, die das Fleece auch nach vielen Waschvorgängen erhält, bleibt Polartecs Geheimnis. Mein Nachbohren wird mit einem allgemeinen breiten Grinsen kommentiert. Aufwickeln, eine letzte Endkontrolle, Entnahme der Proben für die Testreihen – fertig. Schicht auf Schicht für perfekte Wetteranpassung

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„Die Fähigkeiten auf allen Ebenen, mit denen die Bandbreite der Produktion von Next-to-Skin bis Weather Protection angegangen wird, haben mich positiv überrascht.“ Gary Smith CEO Gary Smith Foto Polartec


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Meilensteine 1906 1956 1968 1979 1980er 1994 1998 1999 2000 2007 2011 2012 2013

Gründung in Malden/Massachusetts unter dem Namen Malden Knitting Umzug nach Lawrence unter dem Namen Malden Mills Entwicklung von Möbelstoffen und neuen Stricktechniken Entwicklung von Polarfleece, erster synthetischer Markenstoff, von Patagonia unter dem Namen Synchilla eingeführt Weiterentwicklung der Linie und verschiedener Feinverarbeitungen wie Shearling und Velours, Entwicklung von Lösungen für Pilling bei Fleeceprodukten Polartec Power Dry und Polartec Power Stretch werden eingeführt Polartec Power Shield prägt die Softshell-Kategorie Ausstatter des US-Militärs Zertifizierung des Werkes in China durch bluesign Zuwachs recycelter Garne, Polartec LLC ersetzt den Namen Malden Mills Polartec Power Shield Pro, die neue Generation der Softshells, kommt auf den Markt Polartec NeoShell kommt auf den Markt, 600 Millionen Plastikflaschen wurden zu Garn recycelt Polartec Alpha kommt auf den Markt, mehr als 400 verschiedene Styles, 200 Patente

Weitere Infos unter

www.polartec.com

Greg ist wieder in seiner Schaltzentrale verschwunden. Der Schnelldurchlauf hat bei mir eine Frage aufgeworfen: Wie werden hinter diesem riesigen Apparat die Fäden gezogen? Gary Smith sitzt beim Lunch, als ich ihn in einem Konferenzraum nahe des Haupteingangs treffe. Der neue CEO des Unternehmens, seit sieben Monaten im Amt, teilt mit mir seine ersten Eindrücke. „Die Fähigkeiten auf allen Ebenen, mit der die Bandbreite der Produktion von Next-to-Skin bis Weather Protection angegangen wird, haben mich positiv überrascht. Dazu unsere beiden letzten großen Entwicklungen, die beide sehr innovativ waren, NeoShell und Alpha“, sagt er. Sein erster Kontakt zu Polartec sei durch einen der ersten Synchilla-Fleecepullover des Herstellers Patagonia entstanden. „Polartec war immer innovativ, wir lösen Probleme mit Textilien. Als Patagonia auf uns zukam und wir Synchilla für sie kreierten, war es genau das. Der Kunde wollte Wärme ohne Gewicht mit einem synthetischen Sweater“, sagt der 49-Jährige. Seinen historischen Pullover hat er noch immer. Und ihn bereits gegen einige Übernahmeofferten verteidigen müssen. Patagonia habe damals auch gefragt, ob Polartec etwas produzieren könne, das recycelt ist. Das erste aus recycelten Fasern hergestellte Garn führt zu einem noch rauen Fleece mit plastikhafter Oberfläche. Patagonia kauft es dennoch, „weil sie das sind, wofür sie stehen“. Über den größten Garnlieferanten Unify entsteht 2006 nach

Steilwandlektüre Foto Polartec

gewachsener Kundennachfrage ein Fleeceprodukt mit Abfallresten aus der Produktion, die wieder neu eingeschmolzen werden. Zur gleichen Zeit macht Unify Versuche mit durchsichtigen Plastikwasserflaschen, die sie einschmelzen. Ein Jahr später ist das sogenannte Repreve Yarn in Lawrence im Einsatz: 20 Prozent Wasserflaschen, 80 Prozent Abfallprodukte aus der Produktion. Seit 2010 gibt es Repreve 100, das zu 100 Prozent aus recycelten PET-Flaschen besteht. „Unser Ziel war dann, ein Garn zu entwickeln, das zu einem Fleece aus 100 Prozent recycelten Wasserflaschen führt“, sagt Chuck Haryslack, Senior Product Development Engineer, beim Dazusetzen. Das wachsende Knowhow der Ingenieure, bessere Maschinen und innovative Lösungen kommen. Prozent für Prozent wächst der Anteil an Plastikflaschen, die nach dem Sammeln sortiert, gereinigt, geschreddert und geschmolzen werden. „Es war ein langer Weg, um auf 600 Millionen Wasserflaschen zu kommen“, sagt Chuck. Die Zahl der bis Ende 2012 zu Garn und Fleece verarbeiteten Plastikflaschen beeindruckt. Inzwischen sind 60 Prozent der Produktion in Lawrence aus recycelten Garnen hergestellt. „Das Gute an dem recycelten raus-magazin drei 2013

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Tom Bricklmyer Foto Benjamin Hellwig

Garn ist heute, dass es sich nicht mehr von herkömmlichem Garn unterscheiden lässt. Und eine klassische Fleecejacke hat inzwischen 40 bis 50 Plastikflaschen in sich“, betont Chuck. Auch im Werk selbst werde das Thema Nachhaltigkeit gelebt, berichtet Jihad Hajjar, Environmental Health and Safety Director, der wie Chuck mittlerweile auch am Lunchtisch sitzt. „Das Besondere an diesem Standort ist, dass wir fast keinen Müll produzieren. Paletten und Pakete sind wiederverwendbar, das Wasser, was wir hier in der Fabrik verwenden, kommt aus dem Fluss hinter unserem Parkplatz. Es wird durch unsere eigene Wasseraufbereitung geleitet, da es zu schmutzig ist für unsere Färbeprozesse. Und wenn es hier wieder herausgeht, ist es sauberer als zuvor. Unsere Produktion ist sehr energieintensiv, daher arbeiten wir momentan an einem Plan für eine Kraft-Wärme-Kopplung, um unsere eigene Energie zu produzieren“, sagt Jihad. Er ist seit 30 Jahren im Unternehmen und erzählt, als würde er für das Thema brennen wie am ersten Tag. Ich frage ihn nach Risiken. „Wenn etwas vom Verbraucher gewünscht ist, ist es der wichtige, richtige Schritt, den du gehst. All diese Programme werden sich einmal auszahlen. Du musst langfristig auf die Dinge schauen, dann rechnen sich deine Anstrengungen. Das ganze Thema ist sehr aufregend. Es gibt uns eine Richtung vor, der wir mit Nachdruck folgen wollen“, antwortet er.

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Auch beim Thema DWR und Fluorcarbone ist das Unternehmen aus Lawrence auf der Suche nach Alternativen und Lösungsansätzen. „Das Thema C6 und das Abwenden von PFOA haben eine hohe Transparenz bekommen. Und aktuell sind wir im intensiven Austausch mit der Industrie, sind stark involviert. Wir arbeiten mit daran, das Level bestehender Technologien zu erreichen. Und das ist der nächste Schritt“, sagt Chuck. „Vielleicht gibt es bald die Alternative, die uns hilft, komplett auf Fluorchemikalien verzichten zu können. Wir arbeiten bereits an Technologien, können einige gute Testergebnisse ausmachen. Aber es ist noch zu früh, um es in Stein zu meißeln. Es ist ein ständiger Lernprozess. Ich hoffe, dass wir diesen Weg einschlagen, um nachhaltig zu agieren – und nicht, um eine Reaktion damit herbeizuführen zu müssen. Es ist mehr der Weg zu einer Lösung als das finale Ergebnis. Besser ist, darauf zu schauen, wie du auf die Ergebnisse gekommen bist, als nur die reine Zahl zu sehen. Und wir wollen aus den Prozessen lernen, wollen wissen, was wir daraus machen, statt uns über eine Zahl zu freuen“, sagt Chuck, der seit 18 Jahren für Polartec arbeitet. Als ich Jihad auf seine drei Polartec-Jahrzehnte anspreche, wird der 55-Jährige für einen Augenblick nachdenklich. Dann antwortet er: „Das 1995er-Feuer machte mich


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demütig. Es ist einfach unglaublich, hier durchzulaufen und zu sehen, wie eine Textilie entsteht. Und jetzt gerade in diesem Gebäude zu sitzen, das nach einem vernichtenden Brand wieder aufgebaut wurde, zu erleben, wie engagiert wir sind und wie verpflichtet wir uns fühlen, ist etwas Wunderbares für mich. Zu erleben, dass das moralisch Richtige vor dem Geschäftlichen kommt. Textilherstellung in Lawrence/Massachusetts aufrechtzuerhalten, wie grandios ist das? An seinem Sterbebett hat mir mein Vater gesagt, jemand hat etwas gepflanzt, damit wir es essen können – es ist unsere Verpflichtung, etwas zu pflanzen, damit die nächste Generation etwas zu essen hat. Und einen Ort wie diesen der nächsten Generation zu überlassen – wie gigantisch wäre es, wenn wir es wären, die dafür sorgten?“

Von da aus wird es sicher in viele Bereiche hineingehen. In den nächsten Jahren werden wir zusätzliche Werte zu den existierenden Produkten aufbauen. Und niemand hat es bisher geschafft, bei einem Next-to-Skin-Produkt Wolle innen und Polyester außen zu einem hervorragenden Material zu vereinen. Das wollen wir pushen“, sagt Gary zum Abschluss.

Mit NeoShell und Alpha hat Polartec zwei Lücken des Layering-Systems geschlossen. Was kommt als Nächstes? „Eine gute Frage“, sagt Geschäftsführer Gary. „Ein großer Bereich ist für uns nach wie vor Power Stretch. Gute Stretching-Eigenschaften, eine robuste Außenseite.

Am Abend laufe ich im riesigen Bostoner Supermarkt durch den Waschpulvergang zum Zahnpastagang. Und packe Peter anschließend noch ein Päckchen frisch gerösteten Kaffee ein. Cinnamon flavoured. Wird ihm sicher gefallen. Ist ja made in USA.

Chuck Haryslack & Jihad Hajjar Foto Benjamin Hellwig

„Ich mag meinen Job, aber ich bekomme richtige Kopfschmerzen, wenn ich den Fehler erkenne, die Ursache aber nicht finde.“ Tom Bricklmyer

Farbtupfer: Fleece für die Denali-Produktion von The North Face

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Interview Benjamin Hellwig

visionär

Nützlich, nicht weniger schädlich

Umweltschutz revolutionär

Foto Edith Stenhuys

Interview mit Wissenschaftler und Querdenker Prof. Dr. Michael Braungart

Schützen wir die Umwelt, wenn wir sie weniger belasten? Prof. Dr. Michael Braungart sagt, weniger schlecht ist nicht gut. Nur eben weniger schlecht. Stattdessen möchte er, dass Produkte und Produktionsprozesse so gestaltet sind, dass wir sie kompostieren oder wiederverwerten können. Und dass wir mit dem, was wir tun, nützlich sind für andere Stoffkreisläufe. Eine erfrischende Begegnung mit einem Menschen, dessen Sichtweise und Handeln über visionäre Ziele hinausgehen.

Durch den Umweltschutz wird in Deutschland die Zerstörung verringert. „Fahr weniger Auto, produzier weniger Müll.“ – Was ist daran so schlecht? Die Menschen meinen, sie schützen die Umwelt, wenn sie weniger zerstören. Aber das bedeutet nur, dass die Zerstörung lokal etwas langsamer abläuft. Und man schützt damit auch nicht. Es ist so, als würde ich sagen, schütz dein Kind, schlag es nur fünfmal anstatt zehnmal. Das ist bloß weniger Zerstörung. Und in diesem traditionellen Umweltschutzgedanken hat die DDR die Umwelt ironischerweise besser geschützt als der Westen – einfach durch Ineffizienz. Sie konnten es sich nicht leisten, die Feuchtgebiete zu zerstören, sie hatten kein Geld für den Kunstdünger, der hoch belastet ist mit Schwermetallen. Wenn das System effizient wird, ist es nur so, dass wir das Falsche perfekt machen. Und das dann perfekt falsch ist.

Ein Fahrradöl, das eingesetzt wird " und sich später nicht abbaut, sich in Muttermilch wiederfindet, ist einfach lausige, schlechte Qualität."

Herr Professor Braungart, wir haben Sie in unsere Rubrik „Visionär“ eingeordnet. Liegen wir da richtig? Eigentlich geht es um mehr als nur um eine Vision. Warum machen wir diese vielen Hundert Produkte? Damit man sieht, es ist keine Vision. Diese essbaren Bezugsstoffe sind hier und jetzt (reibt mit der Hand über die Sitzfläche eines Schreibtischstuhls). Und die Zuschnitte können danach als Torfersatz in Gärtnereien gehen. Die sind JETZT auf dem Markt.

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Zum Beispiel? Hamburg möchte klimaneutral sein. Hört sich zunächst mal gut an. Aber wenn man wirklich nachdenkt, wird man tieftraurig darüber. Schon mal einen klimaneutralen Baum gesehen? Jeder Baum ist nützlich und mit all unserer Intelligenz wollen wir dümmer sein als Bäume. Die Bäume sind klimapositiv. Und für „weniger schädlich“ sind wir einfach viel zu viele Menschen auf der Welt. Aber für „nützlich“ könnten wir ohne Weiteres auch 20 Milliarden Menschen auf der Erde sein. Weil dann die anderen Lebewesen etwas von uns hätten. Und darum ist weniger schlecht nicht gut.


visionär

Das klingt nach grundlegendem Querdenken. Was läuft bisher schief? Wir haben massive Qualitätsprobleme. Bis vor sechs Jahren gab es kein Schwarz, das man auf der Haut tragen konnte, ohne dabei krank zu werden. BHs, Unterwäsche – es gab kein Schwarz für Hautkontakt. Ein Produkt, das in die Umwelt kommt und sich nicht abbaut, ist einfach nur ein qualitativ schlechtes Produkt. Einfache Dinge wie beispielsweise Bremsbeläge von Fahrrädern, Motorrädern oder Autos sind nie für Abrieb gemacht. Nie. Da steht dann auf den Bremsbelägen „Frei von Asbest“. Und jeder denkt, oh, toll, original Bremsbeläge frei von Asbest. Aber der Ersatz ist Antimonsulfid, das ist viel stärker krebserregend. Oder nehmen Sie Autoreifen. Die halten heute doppelt so lange und man denkt, man ist ein bisschen weniger schädlich, man schützt ja die Umwelt. Aber der Reifenabrieb ist nie dafür gemacht worden, dass man ihn einatmen kann. Jetzt halten sie länger, dafür wird der Abrieb viel feiner. Ich schätze, dass etwa 20 Prozent der Menschen im mittleren Ring in München eine chronische Lungenreizung haben – durch den Reifenabrieb. Von den 650 Chemikalien, die für die Autoreifenherstellung verwendet werden, sind 500 die absolute Schweinerei für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Dabei sind ökologische Bestrebungen in vielen Bereichen wiederzufinden. Es entsteht gerade eine Art Ökologismus. So wie der Sozialismus in der DDR nie sozial war, so ist es heute ein Ökologismus, der der Ökologie gar nicht dient, aber die Menschen beschäftigt hält. Beispiel Biodiesel: 20 Prozent unserer landwirtschaftlichen Flächen werden für Mais oder Raps verwendet. Das ist absurd! Wenn Sie ein Hektar Mais anbauen, verlieren Sie zwischen elf und 30 Tonnen Boden pro Hektar und Jahr. Der Kohlenstoff ist zu 60 Prozent im Boden und der Vegetation, nicht im Öl. Das ist der Hauptkohlenstoffträger. Wenn Sie den Boden abbauen, vergessen Sie das bisschen Biogas, was Sie da machen. Wie lässt sich dieser Stein umstoßen? Es wird Zeit, jetzt umzuschalten. Nicht versuchen, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, denn aus schlechtem Gewissen macht man die Dinge eher noch gründlicher falsch. Wenn man den Menschen ein schlechtes Gewissen macht, sind sie nur umso feindseliger. Ich schaue mir Menschen an und merke, wenn sie sich gemocht fühlen, wenn sie sich sicher fühlen. Wenn sie geschätzt werden. Sie sind dann immer großzügig und freundlich. Wenn sie Angst haben, sind sie raffgierig und kleinlich. Darum ist das Umweltthema kein Moralthema, es ist ein Qualitätsthema. Mir geht es darum, die Dinge noch mal neu zu betrachten. Dass sie nicht weniger schädlich sind, sondern nützlich. Es braucht heute neue Antworten. Es geht um Innovation, um Qualität, um Schönheit. Ein Fahrradöl, das eingesetzt wird und sich später nicht abbaut, sich in Muttermilch wiederfindet, ist einfach lausige, schlechte Qualität. Ein Sattelbezug oder eine Fahrradtasche, deren PVC-Weichmacher mich unfruchtbar machen, ist doch einfach krank.

Welt und bin schon kompostierbar. Das ist doch gerade das Minimum! Die Nachhaltigkeit ist ein interessantes Konzept gewesen – vor 300 Jahren. Die hatten wirklich die ganzen Wälder in Mitteleuropa abgeholzt, es gab außer dem bayerischen Wald kein zusammenhängendes Waldgebiet mehr – kein Schwarzwald, kein Harz, alles war weg. Man brauchte Holz für Bergbau, Schiffsbau, Porzellan, für allen Dreck. Dann gab es jemanden, 1713, der gesagt hat, wir sollten nur so viel Holz aus dem Wald nehmen wie nachwächst. Das war eine tolle Leistung. Zu der damaligen Zeit hatten schon zwei Generationen danach nichts von dem Wald. Und er hat gesagt, ich mache etwas, das erst der dritten Generation wirklich etwas bringt. Sensationell. Aber für heute ist das nicht ausreichend – das ist gerade das Minimum.

Ihr Konzept nennt sich „Cradle to Cradle“. Wofür steht es? Es ist zunächst mal ein Designgrundkonzept, das inzwischen in vielen Bereichen umgesetzt wird. Die Leute sagen immer, es ginge dabei um eine Welt ohne Abfall. Aber das ist Quatsch. Eine Welt ohne Abfall denkt immer noch an Abfall. Als würde ich sagen, denk nicht an den rosaroten Elefanten, dann denkst du an den rosaroten Elefanten. Ich denke an Nährstoffe. Dinge, die verschleißen, die sich abreiben, Schuhsohlen, Bremsbeläge, Autoreifen, Textilien, sie müssen so gestaltet sein, dass sie nach der Verwendung für die Biosphäre geeignet sind. Sie essen heute keine Auster mehr, ohne ein T-Shirt mitzuessen. Weil die Chemikalien im Abrieb, im Waschprozess, nie dafür gemacht worden sind, dass sie in biologische Kreisläufe gehen – obwohl sie sich verschleißen. Sie schlürfen Hunderte von Kleinstteilchen sozusagen mit. Ähnliches in Fischen. Wir fressen unseren Abfall letztlich schon selbst. Die Griffe von Citybikes enthalten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die etwa 50.000 Zigaretten entsprechen. Einfach nur als Weichmacher. Das ist ein massives Qualitätsproblem, im eigentlichen Sinne, nicht weil es wenig kostet. Sondern weil es missachtend und menschenignorierend ist. Deshalb sage ich: Lasst uns die Dinge noch mal neu machen. Dinge, die kaputtgehen, gehen in biologische Kreisläufe. Dinge, die nur genutzt werden, wie Waschmaschinen, DVD-Recorder, Autos, gehen in technische Kreisläufe. Ich verschleiße sie ja nicht. Ich nutze sie ja nur. Es heißt immer „der Verbraucher“. Aber ich verbrauche keinen Computer, ich nutze ihn nur. Und darum können sie für die Technosphäre gemacht werden.

Von den 650 Chemikalien, die für die " Autoreifenherstellung verwendet werden, sind 500 die absolute Schweinerei für die menschliche Gesundheit und die Umwelt."

Dabei ist Nachhaltigkeit in aller Munde. Wie ordnen Sie den Begriff ein? Es geht nicht um Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit ist total langweilig. Wenn ich Sie frage „Wie geht es Ihnen so mit Ihrer Lebensgefährtin?“ und Sie sagen „Nachhaltig“, na dann herzliches Beileid. Das ist so wie kompostierbar. Ich komme auf die

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Foto Philipp Löpfe

Ein Rucksack, der 30 Jahre hält, hört sich zunächst mal gut an. Aber es ist ein großer Albtraum, weil die Innovation nicht auf den Markt kommt. Und in den alten Dingen ist noch viel mehr Dreck, den ich nie rauskriege. Da wurde in Haushaltsgeräten Asbest verwendet. Dann habe ich einen Toaster, der 30 Jahre hält, der liefert mir 30 Jahre lang Asbestfasern. Wunderbar. Eine Innovation bei Waschmaschinen findet alle sieben Jahre statt. So kann ich doch viel schonender waschen, viel weniger Wasser verbrauchen. Es geht mir also nicht um Langlebigkeit, auch eine weitere Illusion im Rahmen dieser Ökobewegung. Sondern um definierte Nutzungszeiten. Ich miete meine Waschmaschine? Das kann eine Vermietung sein, das kann eine Garantie sein für eine bestimmte Zeit. Mietkauf, Pfand, je nachdem, wie ich den Kunden zurückbekomme. Es kann aber auch ein Verfallsdatum sein. Wir werden Schuhe machen, auf denen beispielsweise steht „Best before 2017“. Dann kommt der Kunde zurück, bekommt den Pfand erstattet. Im Moment muss doch der Schuh hässlich sein, damit der Kunde wiederkommt. Und es geht auch nicht darum, aus denselben Dingen wieder dieselben zu machen. Heute ist es für eine Waschmaschine, morgen ein Computerteil, übermorgen ein Autoteil. Das ist Technosphärenmanagement. Ich muss also genau bestimmen, was drin ist, das dann positiv definieren und nicht nach dem Motto „Frei von ...“. Kupfer ist beispielsweise extrem giftig in biologischen Systemen, in technischen Systemen kann es endlos ohne Probleme eingesetzt werden. Wie sind Sie für sich selbst darauf gekommen, etwas ändern zu wollen? Ich habe als Jugendlicher bei Wettbewerben mitgemacht, die das Thema Umwelt behandelten. Habe Blei im Blut von Kindern untersucht. Und bin aus dem Staunen nicht herausgekommen. Zu sehen, wie ein Kind, das einen höheren Wert aufwies, einfach dümmer ist. Wie Blei die Intelligenz massiv zerstört. Mich hat immer empört, wie dumm diese Dinge sind. Einfach als Chemiker. Wenn ich zweieinhalbtausend Chemikalien in Muttermilch finde, ist das einfach nur dumme Chemie. Wenn sechs Millionen Tonnen Plastik in den Ozean gehen, ist das nur schlechte Qualität. Und durch die ganzen Umweltkatastrophen haben wir eine ganze Generation an guten Wissenschaftlern verloren. Wir haben tolle Betriebswirte, wunderbare Juristen, tolle Leute in den Behörden. Aber viel zu wenige sind in die Industrie gegangen. Darum halten sich so alte Dinge wie PVC oder Teflon so ewig lange. Die wurden damals entwickelt, völlig naiv, bevor man irgendwie an Umwelt dachte. Und nachher fehlten die Leute für die echten Innovationen. Es geht nicht um zehn Prozent weniger schlecht, es geht um 100 Prozent gut. Es geht nicht um Effizienz, ein Kirschbaum im Frühling ist nicht effizient. Aber er ist nützlich. Mich motiviert, stolz auf meine Arbeit sein zu können. Sie teilen die Ansicht, jeder von uns sei fähig, sich selbst, die Gesellschaft und unser Verhältnis zur Biosphäre zu verändern. Womit kann man selbst sofort aktiv werden? Oh, ganz einfach. Fragen, ob ich es kompostieren oder verbrennen kann? Oder ob es zurückgenommen wird. Ganz einfach. Und dann sich auf ein paar Dinge konzentrieren. Sagen, wir wollen mal Toilettenpapier haben, das wirklich für

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biologische Kreisläufe geeignet ist. Nicht versuchen, alles zu machen, suchen Sie sich jeweils den Bereich heraus, in dem sie etwas ändern können. Sonst sitzt man zu lange daran, etwas vorzubereiten. Und seien Sie freundlich zu sich selbst, versuchen Sie nicht, perfekt zu sein. Mein Lebensmotto ist, entschieden, aber nicht konsequent zu sein. „Das Glas ist halb voll“: Kann eine positivere Lebenseinstellung Upcycling-Prozesse verstärken? Natürlich, klar. Ich sehe die Menschen nicht als Mitbewerber um Nahrung an, sondern ich sage, was für eine Chance, dass du da bist. Nicht den Fußabdruck zu minimieren, sondern einen großen Fußabdruck zu haben, der zu einem Feuchtgebiet wird. Bei dem die anderen Lebewesen sich freuen, dass es mich gibt. Wenn man die Existenz von Menschen infrage stellt, so wie es die Ökobewegung tut, die sagt, wir haben ein Überbevölkerungsproblem, dann haben wir es auch. Weil die Menschen dann raffgierig und feindselig werden. Wenn sie gemocht und geschätzt sind, sind sie immer großzügig und freundlich. In jeder Kultur. Selbst die Ärmsten der Armen teilen ihre Dinge mit anderen, weil sie sich freuen, wenn es jemand anderem auch gut geht. Werden Ihre Vorschläge denn in Deutschland gehört? Es geht immer schneller. Ich bin überrascht. Wesentliche Änderungen brauchen eigentlich viel mehr Zeit. Weit über 1.000 Produkte sind mittlerweile auf dem Markt. Wichtige und prominente Leute unterstützen Cradle to Cradle inzwischen. Ich glaube, wir kriegen das schon hin. Welche mittelfristigen Ziele haben Sie sich gesetzt? Wir werden als Institut 2020 global präsent sein. Mit mindestens 600 Beschäftigten. Wir werden mit unseren Büros in Taiwan, Shanghai, Delhi, Mumbai, São Paulo ein weltweites Netzwerk schaffen. Auch in Eindhoven, Paris und Zürich gibt es schon Büros. Es setzt sich immer schneller um und alle Leute können mitmachen. Damit das so ist, machen wir Franchising. Wir sichern die Qualität, die Leute können selbst ihr Geschäft entwickeln. Und die Designer sind der Schlüssel dabei.

Prof. Dr. Michael Braungart Geboren 1958 in Schwäbisch Gmünd. Studierte Chemie und Verfahrenstechnik, unter anderem in Konstanz, Darmstadt, Hannover und Zürich. Engagierte sich in den 1980er-Jahren bei der Umweltorganisation Greenpeace und half mit, dort ab 1982 den Bereich Chemie mit aufzubauen. Übernahm dessen Leitung 1985. Promovierte 1985 an der Universität Hannover im Fachbereich Chemie. Gründer und wissenschaftlicher Geschäftsführer von EPEA, internationales Umweltforschungs- und Beratungsinstitut mit Hauptsitz in Hamburg. Mitbegründer und wissenschaftlicher Leiter von McDonough Braungart Design Chemistry (MBDC) in Charlottesville, Virginia (USA). Mitbegründer und wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts e.V. (HUI). Entwickelte mit dem US-amerikanischen Architekten William McDonough das Cradle-to-Cradle-Konzept. Literatur: Michael Braungart, William McDonough: „The Upcycle: Beyond Sustainability – Designing for Abundance“ (2013). Michael Braungart, William McDonough (Hrsg.): „Die nächste industrielle Revolution. Die Cradle-to-Cradle-Community“ (2011). Michael Braungart, William McDonough: „Einfach intelligent produzieren“ (2008). Weitere Infos unter www.braungart.com, www.epea.com und www.c2c-verein.de



nachgefragt

Mit Silikonfett durchs Seewasser Interview Dorothee Gödeke Fotos Aqualung

Rekordschwimmer Christof Wandratsch durchquert den Bodensee

Hallo Christof, der Bodensee ist vielen ein Ort der Erholung und Entspannung. Deine 20 Stunden in dem Gewässer klingen, als bräuchtest du danach Urlaub. Wie bist du auf die Idee gekommen, den See zu durchschwimmen? Ich hab es schon mal versucht, das Ganze in den letzten Jahren dann ein bisschen weiter verfolgt. Es sind ja einige beim Versuch gescheitert. Nachdem es dann im Frühjahr mit einem Versuch in Neuseeland vom Wetter her nicht geklappt hat, wollten wir stattdessen irgendwas anderes machen. Und dann war sie da, die Chance, den Bodensee als Erster zu durchschwimmen! Wenn es in Deutschland irgendwas gibt, das noch keiner geschafft hat, das dann auch noch der größte See ist ... Ich dachte: Das wär doch a Ding! Wir haben uns dann darauf konzentriert, die Durchquerung ernsthaft anzugehen. Ein Neoprenanzug gibt gerade bei solchen Vorhaben doch einiges an Sicherheit, da er nicht nur besser gegen die einen permanent umgebende Kälte schützt, sondern dank des Auftriebs das Vorankommen etwas einfacher macht. Warum hast du da bewusst drauf verzichtet? Das sind die internationalen Regeln. Egal ob Ärmelkanal oder all die anderen Orte, man macht so etwas ohne Neoprenanzug. Und daher, habe ich mir ebenfalls gesagt, mach ich das auch ohne. Ähnlich, wie wenn du auf das Sauerstoffgerät am Berg verzichtest.

Er durchschwimmt den Bodensee, als Erster überhaupt, in Rekordzeit. Von Bodman nach Bregenz legt Christof Wandratsch, 46, schwimmend 64 Kilometer zurück, braucht dafür gute 20 Stunden. Als sich sein Puls legt, fragen wir nach beim Haiminger Lehrer.

Woraus bestand stattdessen deine Ausrüstung? Ganz normale Badehose, Bademütze, Ohrenstöpsel und Schwimmbrille. Und als Schutz schmierst du dich noch mit Vaseline, Lanolin ein. Ich habe Silikonfett hergenommen. Das ist erlaubt. Silikonfett ist wofür? Damit man leichter durchs Wasser kommt? Nein, einfach als Kälteschutz. Und dass man sich nicht so aufscheuert. Im Vergleich zu anderen Seen, in denen du geschwommen bist: Was macht den Bodensee aus deiner Perspektive aus? Wo liegen seine Tücken, wo ist er möglicherweise angenehmer? Puh, einmal die Länge – das sind ja 64 Kilometer, hab ich zuvor auch noch nie gehabt. Das Längste waren bis jetzt 42 Kilometer in einem stehenden Gewässer, einem See. Und was die Zeit betrifft, waren es bis dahin 16 Stunden, die ich geschwommen bin. Die Schwierigkeiten während des Schwimmens kamen so nach und nach durch unterschiedliche Gegenströmungen. Von außen siehst du die gar nicht richtig.

Dein Trainer kann dich ja nicht 20 " Stunden am Stück motivieren. Das musst du selbst auf die Reihe kriegen."

Abgesehen von offensichtlichen Differenzen wie Seegang oder Schifffahrtsverkehr, wo liegen für einen Langstreckenschwimmer die entscheidenden Unterschiede zwischen Meer und See?

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nachgefragt

Wer ist der größere Gegner? Der Kopf oder der Körper? Puh, beides. Vom Körper her kann ja alles Mögliche passieren: Gelenkschmerzen, Magenprobleme. Und vom Kopf her kannst du auch mal einen Hänger haben. Da kann man nicht sagen, welches der größere Gegner ist. Wie sahen die ersten Tage danach für dich aus? Konntest du dich noch bewegen oder hast sogar weiter trainiert? Ich hatte vier Tage später eigentlich gar keinen Muskelkater mehr. Es geht dann relativ schnell wieder vorbei, das ist einfach mein Rhythmus. Das war früher auch so, nach drei, vier Tagen hörte der Muskelkater auf. Und dann ist das auch okay. In der Wasserqualität. Im Meer hab ich Salzwasser, auf der einen Seite trägt das natürlich auch und du liegst besser drin. Auf der anderen Seite scheuerst du dich auf, der Mund entzündet sich, weil alles offen ist nach einer gewissen Zeit. Im Süßwasser hast du das nicht, aber dafür musst du mehr Arbeit verrichten. Weil du einfach tiefer im Wasser liegst. Wo würdest du die Durchquerung im Vergleich zu anderen deiner zurückgelegten Strecken, wie die durch den Ärmelkanal, vom Schwierigkeitsgrad her ansiedeln? Mit Abstand war es die längste und schwierigste Strecke bisher! Um offiziell anerkannt zu werden, musste die Durchquerung nach strikten Regeln ablaufen, die direkten Kontakt mit dem Beiboot verhindern. Wie genau funktioniert dann überhaupt die reibungslose Versorgung mit Flüssigkeit und Nahrung? Das sind die ganz normalen Regeln. International gilt: Du bist ja immer neben einem Boot und der Trainer oder Betreuer reicht dir ein Getränk oder etwas zu essen. Einige treten dabei im Wasser, andere legen sich auf den Rücken, da macht jeder sein eigenes Ding. Das ist ganz üblich und nichts Besonderes. Das klingt immer so, aber das haben die von der Bodenseedurchquerung nicht erfunden. Ich denke, die ältesten Organisationen sind die vom Ärmelkanal und da sind die Regeln alle festgehalten. Was geht einem nach Stunde zehn durch den Kopf? Denkt man überhaupt noch oder konzentriert man sich nur noch auf die Bewegungsabläufe? Na ja, die ersten zehn Stunden gingen eigentlich ganz gut. Und wir hatten ausgemacht, dass die ohne große Probleme ablaufen müssen. Dein Trainer kann dich ja nicht 20 Stunden am Stück motivieren. Das musst du selbst auf die Reihe kriegen. Und es lief gut, zwischendurch schrieb er Informationen von Wettkämpfen auf ein Whiteboard, die ich erfolgreich absolviert hatte. Dazu rufe ich mir dann die Bilder ab. Das ist meine Motivation.

… und da war die Durchquerung des Bodensees auch keine Ausnahme? Das war gar nichts anderes, muss ich sagen.

Und dann war sie da, die Chance, den " Bodensee als Erster zu durchschwimmen! Wenn es in Deutschland irgendwas gibt, das noch keiner geschafft hat, das dann auch noch der größte See ist ... Ich dachte: Das wär doch a Ding!"

Würdest du so eine lange Strecke noch einmal am Stück zurücklegen? So ist das jetzt nicht, dass ich nun eine totale Abneigung dagegen habe. Jetzt im Moment natürlich noch nicht, weil ich auch noch gar nicht wüsste, welche Strecke.

Aber irgendwelche Pläne schmiedest du doch bestimmt schon? Konkret weiß ich es noch nicht. Da sind einige Sachen in Planung. Verraten möchte ich noch nichts. Aber irgendetwas werde ich schon noch machen ... Und da ist sicherlich auch noch kein Ende in Sicht bei dir? Na, nee (entschlossen)!

Wandis Equipment für den Erfolg:

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1 | Aqua Sphere Energize Compression Training Suit Stabilisiert die Rumpfmuskulatur und unterstützt dabei die aktive Regeneration. Wandi-Sonderanfertigung als Herrenschnitt. Anzug darf im Open-WaterBereich nach den FINA-Regularien genutzt werden. 2 | Aqua Sphere Seal 2.0. Maske Mit hervorragender Wasserdichtheit und Hydrodynamik. Je größer die Kontaktfläche auf dem Gesicht, desto besser die Dichtung. 180-GradPanoramasichtfeld. 3 | Aqua Sphere Aqua Stop Earplugs Sehr hochwertige und komfortable Ohrstöpsel aus antiallergischem und medizinischem Silikon.

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4 | Aqua Sphere Silikonhaube Hochwertige, anatomische Silikonhaube mit hervorragender Passform und sehr guten Dichteigenschaften.

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advertorial

Wasser, Sonne, Strand und vor allem SpaSS: Das alles bietet eine Sportart, die in den letzten Jahren gröSSte Beliebtheit erlangt hat – das Kitesurfen. Mario Rodwald ist trotz seiner noch jungen 22 Jahre längst ein „alter Hase“ im Kitesurfbusiness und das Aushängeschild der deutschen Kiteszene, wenn es um nationale oder internationale Wett­ kämpfe geht. Zusammen mit ihm erklären wir dir, was den Sport so faszinierend macht und wie einfach es ist, zusammen mit Freunden SpaSS dabei zu haben.

Hintergrund

Grundgedanke des Kitesurfens ist, dass sich ein Pilot (Kitesurfer) hinter einem großen Lenkdrachen (Kite) auf dem Wasser ziehen lässt. Dabei steht der Kiter auf einem Board, das optisch an Snowoder Wakeboards erinnert. Die Idee, sich oder einen Gegenstand durch die Windkraft über das Wasser ziehen zu lassen, ist nicht neu, die aktuellen Sportgeräte sind mittlerweile aber so ausgereift, dass Jung und Alt, ob sportlich oder unsportlich, innerhalb weniger Tage gro­ ßen Spaß auf dem Wasser haben können.

Der Start Kaum ein anderer Funsport ist so schnell zu erlernen wie das Kitesurfen. Zunächst sollten an einer Kitesurfschule mit Unterstützung eines ausgebildeten Lehrers die wichtigsten Grundelemente erlernt werden. Wie baue ich einen Kite auf, wo kann ich überhaupt kitesurfen, wie startet man den Kite? All diese Fragen werden bereits am ersten Tag eines Grundkurses beantwortet. Neben den sportlichen Aspekten werden in der Schulung auch Themen wie Wetterkunde, physikalische Kräfte oder Sicherheitstechniken behandelt, die für die Ausübung des Sports sehr wichtig sind. Direkt nach dem Theorieblock geht es dann zügig mit den ersten Flugübungen weiter. Sicheres Steuern, Starten und Landen sind die ersten Elemente, die einem Schüler vermittelt werden.

Die ersten Meter

Gleiten, Wenden, Springen: Das sind die Ziele, die jeder angehende Kiter erreichen möchte. Mit ein wenig Übung und Geschick können schnelle Fortschritte erreicht werden und bereits nach dem ersten Tag sind die meisten Schüler dem Sport verfallen. Vergleichbar mit dem Wakeboarden lässt man sich von der

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Kraft des Kites auf das Board ziehen und durch dosierte Kantenbelastung auf der Fersenseite wird der Kurs reguliert. Wird das Zusammenspiel aus Schirmsteuerung und Kantenbelastung beherrscht, führt der eingeschlagene Kurs auch zum gewünschten Zielpunkt.

Materialschlacht ade Die Flut an verfügbaren Kites und Boards kann zunächst etwas verwirrend wirken. Daher sollte man sich anfangs vom Kitelehrer eine Empfehlung für das individuell passende Material geben lassen. Er sucht ein Board und einen Schirm heraus, der zum Level und den vorherrschenden Bedingungen passt. Im Laufe der Kitekarriere wird die Orientierung auf dem Markt und die Definition der individuellen Vorlieben dazu führen, dass die Suche nach dem richtigen Kitematerial auch allein bewerkstelligt werden kann. Such deine Nische Im Laufe der Jahre hat sich der Kitesport ähnlich wie andere Segelklassen in verschiedene Richtungen entwickelt. Wer die Geschwindigkeit liebt, findet spezielles Racematerial, wer Höhenflüge bevorzugt, Hangtimekites – und auch für Wellenhungrige ist das passende Equipment vorhanden.

Foto hochzwei

Drachenflieger aufs Wasser!


advertorial

Fünf Fragen an den amtierenden Europameister Mario Rodwald Mario, wie hast du mit dem Kitesurfen angefangen und wie waren deine ersten Startversuche? Bei mir hat alles recht früh angefangen, mit fünf Jahren stand ich zum ersten Mal auf dem Wellenreiter. Ein paar Jahre später habe ich dann die ersten Kitesurfer in Europa gesehen, das hat mich so begeistert, dass ich sofort anfangen musste! Die Jungs sind einfach viel höher gesprungen und haben alles so schnell gelernt ... Mit zehn Jahren durfte ich dann endlich an den Drachen.

Was ist für dich das Faszinierende an der Sportart Kitesurfen? Zum einen natürlich das Reisen und die Suche nach dem perfektem Spot, wobei du Menschen, Kultur und die Natur kennenlernst. Am meisten fasziniert es mich jedoch, wenn ich einfach mit meinen Freunden draußen bin und wir uns gegenseitig pushen. Bis ans Limit und ab und zu ein bisschen weiter.

Foto hochzwei

Welche Tricks und Tipps kannst du einem Anfänger mitgeben, um das Kiten so leicht wie möglich zu erlernen? Auf jeden Fall einen Kitekurs machen, den kannst du fast an jedem Strand in Deutschland anfangen und bist immer auf der sicheren Seite. Hier bekommst du das Wichtigste über Wetter, Vorfahrt und Material erklärt und nach einem windigen Wochenende kannst du meist schon allein loslegen. Bevor du dir nicht sicher bist, frag am besten ein paar Kiter am Strand – die Szene ist sehr hilfsbereit und jeder schaut auf jeden.

Ist Kitesurfen eine kontaktfreudige Sportart? Auf jeden Fall. Du lernst gleich am ersten Tag Menschen aus allen Bereichen des Lebens kennen – egal ob Azubi oder Vorstandsvorsitzender, in Boardshorts sind alle entspannt.

Gibt es Möglichkeiten, wo man mit Profis wie dir persönlich ein paar Stunden auf dem Wasser verbringen kann? Klar, wir verbringen ja so viel Zeit wie möglich auf dem Wasser! Spektakulär wird es natürlich jedes Jahr beim Kitesurf World Cup in St. Peter-Ording, dem größten Kiteevent der Welt. Hier gibt es Beachlife, Party, das neueste Material und vor allem die neuesten Moves.

angesagt draussen abheben: Kiten

Viel SpaSS da drauSSen mit Jever Fun! Zu so viel Spaß und Action gehört natürlich auch immer die richtige Erfrischung. Mario greift daher gern zum Jever Fun, dem friesisch-herben Alkoholfreien. Übrigens spielt er auch im TV-Spot der Marke mit und zeigt vor der Kamera sein Können. „Mir schmeckts und ich finde es klasse, dass Jever Fun schon seit so vielen Jahren unseren Sport unterstützt“, sagt Mario. „Deshalb war ich beim TV-Spot gern mit von der Partie und der Dreh hat echt Spaß gemacht!“ Doch nicht nur beim Kitesurfen, auch bei anderen Fun- und Trendsportarten, die für Spaß und Action, zugleich aber für einen entspannten Lebensstil stehen, ist Jever Fun mit dabei. Vom Slacklining im Park, einer Runde Crossgolf oder auch einer Partie Bossaball. Jede Menge Infor-

mationen rund um das Thema Fun- und Trendsport gibt es vom Jever-Fun-Team unter www.jeverfun.de und auf Facebook unter www.facebook.com/Jever.Fun. Hier findet man alles, was interessant ist und Spaß macht: spannende Veranstaltungen, neue (Fun-)Sportarten, Aktionen und vieles mehr.

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Herbstmode Produktion Vera Kannegießer Fotos Lars Wehrmann

Die Tage werden kürzer und auch die fallenden Temperaturen sind ein Zeichen, dass der Herbst vor der Tür steht. Zeit, sich wieder wärmer einzupacken. Farbenfrohe Inspiration gibt es in unserem Modeshooting auf den folgenden Seiten.

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Bergans Tatonka

Patricia (Bergans)

Nils (Tatonka)

M端tze // Jiri Hat (Firma: Sherpa) // 35 Euro Jacke // Bergfrue Lady Coat // 260 Euro Hose // Geita Lady Pant // 240 Euro Schuhe // De La Vina Low (Firma: Teva) // 140 Euro Tasche // ORV Trunk (Firma: Eagle Creek) // 300 Euro

M端tze // Renzing Hat (Firma: Sherpa) // 30 Euro Shirt // Walter (Firma: Maier Sports) // 24,95 Euro Jacke // Timpie M's 3in1 Jacket // 300 Euro Tasche // Mora Bag // 60 Euro Schuhe // Joyride Mid (Firma: Teva) // 120 Euro

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The North Face

Jacke // Imbabura Hoodie // 220 Euro Hose // Diablo Pant // 120 Euro Schuhe // Base Camp High WP // 120 Euro Rucksack // Women’s Sabrina Rucksack // 80 Euro

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OUTDOOR RESEARCH Patricia M端tze // Pinball Hat // 32 Euro Handschuhe // Biosensor Liners // 25 Euro Shirt // Radiant LT Zip Top // 70 Euro Jacke // Helium II Jacket // 160 Euro Hose // Voodoo Pant // 90 Euro Schuhe // Marshall WP (Firma: Keen) // 129,95 Euro Nils M端tze // Gradient Hat // 50 Euro Hemd // Clamor Flannel Shirt // 70 Euro Jacke // Maximus Jacket // 475 Euro Hose // Deadpoint Pants // 80 Euro Schuhe // Joyride Mid (Firma: Teva) // 120 Euro

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Salewa Mammut

Patricia (Salewa) Top // New Balance Co AM W Top // 39,95 Euro Shirt // Chalk up Co W L/S Tee // 49,95 Euro Hose // Skyhook Co W Pnt // 89,95 Euro Schuhe // Verdi II WP (Firma: Keen) // 119,95 Euro Nils (Mammut) Shirt // Rockart Longsleeve // 60 Euro Jacke // Kain Jacket // 160 Euro Hose // Pordoi Pants // 140 Euro Schuhe // Depart WP CNX (Firma: Keen) // 129,95 Euro

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Patricia (Eider) Polartec-Kapuzen-Fleecejacket // Suru Jacket // 69,95 Euro Daunenweste // Shibuya Down Vest // 299,95 Euro Softshell-Rock // Balmaz Skirt // 69,95 Euro Schuhe // De La Vina Low (Firma: Teva) // 140 Euro Nils (Millet) Sleeve // Fortez Hoody Men’s (Firma: Arc’teryx) // 220 Euro Jacke // Iceland Jacket // 129,90 Euro Softshell-Hose // Rise Pant (Firma: Eider) // 199,95 Euro Schuhe // Rock Hopper // 129,90 Euro

Eider Millet

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Kl채ttermusen/ Maier Sports

Patricia (Sherpa) Jacke // Lithang Jacket // 280 Euro Hose // Naulo Pant // 90 Euro Schuhe // Siren Sport GTX (Firma: Merrell) // 120 Euro Nils (Odlo) Jacke // PrimaLoft packable Celsius // 199,95 Euro Hose // Elevation Pants // 119,95 Euro Schuhe // Proterra Sport GTX (Firma: Merrell) // 130 Euro

Patricia (Kl채ttermusen) Jacke // Vidbl책in Jacket // 341 Euro Hose // Mitril 2.0 Pants // 241 Euro Tasche // Fenja Shoulderbag // 201 Euro Schuhe // Siren Sport GTX (Firma: Merrell) // 120 Euro Nils (Maier Sports) Jacke // Hudson // 199,95 Euro Hose // Nil // 79,95 Euro Schuhe // Depart WP CNX (Firma: Keen) // 129,95 Euro

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Sherpa Odlo raus-magazin drei 2013

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anziehend

Herstellernachweis

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Arc’teryx

Eider

Maier Sports

Millet

Polartec

Tatonka

+49 911 93392040

+49 40 41353681

+49 7024 80000

+33 4 50695959

+1 800 2526688

+49 8205 96020

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ahennig@lafuma.fr

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www.eider.com.en

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Bergans

Keen

Mammut

Odlo

Salewa

Teva

+49 40 325964450

+49 0800 22555336

+41 627698181

+49 2153 95300

+49 89 909930

+49 8205 96020

bergans@bergans.de

cs.europe@keenfootwear.com

info@mammut.ch

info@odlo.com

info@salewa.de

info@tatonka.com

www.bergans.de

www.keenfootwear.com

www.mammut.ch

www.odlo.com

www.salewa.de

www.teva.tatonka.com

Eagle Creek

Klättermusen

Merrell

Outdoor Research–Europe Inc. Sherpa Adventure Gear

The North Face

+353 21 4621473

+46 647 618618

+49 800 6648468

+41 52 2081070

+49 151 23526072

+49 89 411194414

info@eaglecreek.ie

info@klattermusen.se

teresa.ranft@wwwinc.com

eu.info@outdoorresearch.ch

wolfgang.jahn@bradshawtaylor.com

jennifer.hartl@krauts.de

www.eaglecreek.com

www.klattermusen.se

www.merrell.de

www.outdoorresearch.com

www.sherpaadventuregear.com

www.thenorthface.com

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extrem Nachgefragt beim Gipfelprofi

Matterhorn: sockfuß auf der Highline

Stephan Siegrist ist aus dem winterlichen Patagonien zurückgekehrt. Im Gepäck: Ein erneuter Gipfelerfolg am Cerro Torre. Der 40-jährige Bergsteiger liebt die extremen Herausforderungen. Und hat bei aller Fokussierung auch Gespür und faszinierte Blicke für das Umfeld, in dem seine Expeditionen stattfinden. Ein Gespräch über Balance in kritischen Entscheidungen, auf der Highline und beim Wechsel zwischen Tour und Alltag. 74

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Aufgestiegen

extrem

Profialpinist Stephan Siegrist

Foto visualimpact.ch/Thomas Senf Interview Benjamin Hellwig

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Seilarbeit am Cerro Standhardt Foto visualimpact.ch/Thomas Senf

Hallo Stephan, du bist vor wenigen Tagen aus dem patagonischen Winter zurückgekommen, hast den Cerro Torre über die Ferrari-Route bestiegen. Und sitzt bereits wieder am Schreibtisch deines Büros. Was liegt an für jemanden, der gerade aus einer extremen Ecke des Planeten nach Hause kommt? Diese Woche jetzt ein bisschen viel Office, muss ich sagen (lacht). Das Texten der Eindrücke aus Patagonien, ich werde einen Vortrag vorbereiten, also eher Programmierarbeit. Die Buchhaltung steht an. All so ein kleiner Mist. Und dann habe ich sicher Zeit, mal einen Samstag oder Sonntag mit meiner Frau einen Berg zu besteigen. Oftmals kommt das nämlich etwas zu kurz. In welchem Verhältnis stehen nach einer Tour diese Art von Glücksgefühl und die Erschöpfung? Nach einer Tour bin ich meistens noch voller Adrenalin und Endorphin, schlafe schlecht, spüre den Jetlag. Erst mit den Tagen kommt dann langsam die Müdigkeit. Es dauert schon ein, zwei Wochen, bis ich mich wieder komplett eingelebt habe.

Die Ferrari-Route des Cerro Torre ist im Winter eine besondere. Warum? Die erste Winterbegehung haben wir vor 14 Jahren gemacht. In der Zwischenzeit wurde sie x-mal im Winter versucht. Es zu wiederholen, hat raus-magazin drei 2013

Wie verliefen der Aufstieg und deine Zeit in Patagonien? Wir kamen in der Nacht an und am nächsten Morgen ging es gleich früh los, weil das Wetter gut ausschaute. Es ging sieben Stunden hinauf in ein Camp, wo wir die Nacht im Zelt verbrachten. Am nächsten Morgen in der Früh ging es wieder weiter, einen Pass zwischen Cerro Standhardt und einem anderen kleineren Berg hinauf. Weiter oben bezogen wir auf einem kleinen Felsband wieder Lager, nur noch im Schlafsack. Am nächsten Morgen um fünf stiegen wir die Wand bis auf den Gipfel auf, erreichten ihn gegen 18 Uhr und seilten uns bis 23 Uhr bis zu unserem Biwakplatz ab. Am nächsten Morgen gings bis aufs Kontinentaleis hinunter. Wir marschierten den ganzen Tag über diese größte zusammenhängende Eisfläche neben der Antarktis, dann über den Paso Marconi. Am Ende des Gletschers bezogen wir noch mal unsere Biwakschlafsäcke und kamen dann am letzten, fünften Tag zwei Täler weiter als beim Einstieg heraus. Die Bedingungen waren absolut perfekt, außer am Kontinentaleis. Es gab dort sehr viel Neuschnee, und wir hatten natürlich keine Schneeschuhe oder Skier dabei. Aber für Winter war es absolut genial.

Ich habe gelernt, die Gebirge " schätzen und respektieren zu können. Der Berg sagt, wie es läuft. Nicht du."

Welche Dinge und Momente haben für dich die größte Bedeutung, wenn du zurück aus der Wildnis nach Hause kommst? Meine Familie zu sehen. Mein Kleinster ist jetzt zweieinhalb. So eine Rückkehr ist spannend!

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nie funktioniert und jetzt konnten wir es zum zweiten Mal schaffen! Zum einen war es für mich eine interessante Bestätigung, auch leistungsmäßig. Und zum anderen ist es einfach eine wahnsinnig geniale Tour, es geht durch Eiszelte hindurch, wie in einer Märchenlandschaft. Einfach superschön! Ich habe in 20 Jahren Bergsteigen schon viel gesehen, aber das ist wirklich einzigartig und extrem speziell.


Stephan in der Headwall der Route Titanic" am Torre Egger, Patagonien. " Foto visualimpact.ch/Thomas Senf

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Beim Abstieg kamen Freunde mit Brot, Salami und Bier. Könnte es einen besseren Ort und Moment für eine Brotzeit geben? Ganz am Schluss, da bist du schon fast wieder im Grünen, kamen uns die beiden argentinischen Freunde auf dem Wanderweg entgegen und wir haben dann dort am Ende der Tour eine Zeit zusammengesessen. Wir kennen sie schon seit Jahren, sie unterstützen uns bei Touren und wir helfen ihnen bei schlechtem Wetter bei ihren Arbeiten. Eine tolle Freundschaft! Manche Menschen dort kenne ich schon seit 22 Jahren, das ist wie nach Hause zu kommen. Die Cerro-Torre-Gruppe hat es dir angetan, letztes Jahr hast du zusammen mit Ralf Weber und Thomas Senf den Cerro Standhardt bestiegen. Damit gelang dir als erstem Alpinisten die Besteigung aller drei Hauptgipfel der Cerro-Torre-Gruppe im Winter. Warum zieht es dich immer wieder dorthin? Zum einen ist es die Faszination der Natur dort, zum anderen sind es aber auch die Menschen. Das macht es zu einer besonderen Region. In Nepal oder Indien beispielsweise hast du immer wieder andere Träger, während es am Cerro Torre die gleichen sind. So lernst du die Menschen intensiver kennen und es entsteht eine tolle Gemeinschaft. Worin liegt der Unterschied dieser Gruppe zu Gipfeln in anderen Breiten? Die Erreichbarkeit ist in Patagonien heutzutage einfacher, das hat sich sehr stark verändert. Du bist schnell am Ausgangsort. Das verleitet natürlich. Zudem sind die Berge niedriger als beispielsweise im Himalaja. Aber es gibt vor Ort keine Luftrettung, wogegen sie im Himalaja mit dem Helikopter schon bis auf knapp 8.000 Meter retten. Es gibt angenehme Unterschiede, aber auch solche, die du nicht erwarten würdest. Und das macht es abenteuerlicher. Und im Winter gibt es nur wenige andere Menschen, die dort sind, und auch keine anderen Bergsteiger. Worin liegt für dich der Reiz einer Erstbesteigung? Es ist ein bisschen der Pioniergeist, sich in unbekanntes Gelände zu wagen. Das macht es spannend und interessant. Ich mag das, deshalb versuche ich es oft, suche das, was man nicht kennt. Und daneben gibt es eben zwei, drei andere Berge wie den Cerro Torre, zu denen mich eine andere Faszination hinzieht.

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Bei der Cerro-Torre-Gruppe gibt es angenehme Unter" schiede zu anderen Gipfeln, aber auch solche, die du nicht erwarten würdest. Und das macht es abenteuerlicher. Und im Winter gibt es nur wenige andere Menschen, die dort sind, und auch keine anderen Bergsteiger."

Im Mai am Makalu musstest du beim Versuch, den 8.463 Meter hohen Gipfel zu erreichen, wegen starker Kopfschmerzen abbrechen. Wie gehst du mit Enttäuschungen um? Ich hatte vor Jahren einen Schädelbruch und an der Stelle drückt das Hirn heute ein Stück nach innen. Eigentlich ist es kein Problem, nur wenn es in die Höhe geht. Das Hirn dehnt sich etwas aus und da, wo der Sehnerv entlangläuft, gab es diesen Druck. Ich habe in Graz demnächst eine Untersuchung in einer Unterdruckkammer, um mehr Gewissheit zu bekommen. Ich denke, für viele Leute ist es nicht nachvollziehbar, aber in solch einem Moment ist das wirklich eine Enttäuschung. Wenn Expeditionen wie diese so total entspannt sind – wir hatten ein super Team, kamen gut am Berg vorwärts – überwiegen allerdings die positiven Eindrücke und Erinnerungen. Die Expedition ist dadurch nicht mit einem negativen Touch belastet. Wenn du ein großes Ziel ansteuerst, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass du es nicht erreichst, bei 50 Prozent. So etwas gehört zum Bergsteigen wie

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Mit David Fasel und Gregory Crouch beim Abendessen in der Biwakschachtel der Glaziologen | Foto visualimpact.ch/Thomas Ulrich


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Ralf Weber klettert, gesichert von Stephan Siegrist, die letzte Seillänge der Route Exocet" vor dem Gipfeleisfeld. " Foto visualimpact.ch/Thomas Senf

der Moment, auf dem Gipfel zu stehen. Und das sehe ich heute viel realistischer als früher. Ich habe gelernt, mit sogenannten Misserfolgen umzugehen. Ich kann heute das Positive besser mitnehmen, anstatt auf dem Negativen sitzen zu bleiben. Und ich habe gelernt, die Gebirge schätzen und respektieren zu können. Der Berg sagt, wie es läuft. Nicht du. Big-Wall-, Fels-, Eis- oder Mixed-Klettern, Bouldern, Sportklettern – du fühlst dich in vielen Kletterstilen wohl. Was, glaubst du, hat dich zum Allrounder gemacht? Ich war immer an sportlichen Dingen interessiert, gehe surfen, biken etc. Ich mag die Herausforderung, etwas Neues zu lernen und auszuprobieren. Und im Bergsport war es genauso. Ich wollte neue Disziplinen kennenlernen und wollte sie auch beherrschen, soweit es geht. Ich habe viel Zeit investiert. Heute ist das für mich von großem Wert, weil ich verschiedene Sachen kenne und sie auch betreibe, das gibt mir am Berg die Möglichkeit, mehrere Mittel einzusetzen.

Was, glaubst du, hat deinen Lebensweg dorthin gesteuert, wo du heute stehst? Wie hast du herausgefunden, wie du leben möchtest? Gute Frage. Mein Vater hatte eine Zimmerei und hätte gern gesehen, dass ich als sein einziger Sohn seine Nachfolge antrete. Ich habe den Beruf auch erlernt, war auf der Technikerschule. Gleichzeitig aber habe ich eine Ausbildung als Bergführer gemacht, war auch sehr stark selbst aktiv. Auf einmal hatte ich Kontakte mit einem Sponsor und es kam die erste Anfrage. Das war für mich der Punkt, den Versuch machen zu können, davon zu leben. Für die damalige Zeit ein absolutes Novum. Es gab in der Schweiz noch keine Profialpinisten. Auf einer Tour mit einem guten Freund habe ich gesagt, ich weiß genau, was ich möchte. Er aber sagte, das kannst du vergessen, hat mir davon abgeraten. Im guten Sinne, er hat sich Sorgen gemacht. Alles sprach dagegen, außer mein Herz (lacht). Und so habe ich nach meinem Herzen entschieden und nicht nach Vernunft. Und das hat sich wahrscheinlich als richtig herausgestellt. Was bedeutet dir die Zusammenarbeit mit deinen Freunden am Berg? Welche Probleme können auftauchen, was schätzt du an deinen Teams? Ich bin fast ausschließlich in Teams unterwegs, vor allem in den letzten Jahren. Heutzutage ist für mich die Zusammenstellung des Teams extrem wichtig. raus-magazin drei 2013

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Gab es für dich den Moment, in dem du dein Tun mehr als nur hinterfragt hast? Ja, 2006. Da habe ich zum ersten Mal eine richtige Niederlage erlebt. Die Expedition war für mein Empfinden zu lawinengefährdet. Ich habe entschieden, das Risiko nicht einzugehen. Und kam nach Hause, erklärte meinem Sponsor, ich habe aus dem Bauch heraus den Entschluss gefasst. Für mich war es eine bedeutende Frage, ob dieses Bauchgefühl noch etwas zählt. Ich habe mir selbst großen Stress gemacht, dachte mir, scheiße, was willst du da noch. Die brauchen jemanden, der geht, bis es knallt. Da hatte ich einen ziemlichen Hänger. Bis ich zu Hause war, vergingen drei Wochen. Ich hatte viel Zeit, die Dinge zu hinterfragen,

Was ist für dich Risiko und inwieweit sind riskante Momente auch tagesformabhängig? Gute Frage. Es gibt Tage, an denen du mental stärker, ausgeglichen bist. Und an anderen gehen Respekt und auch ein bissl die Angst mit dir. Du bist nicht entspannt, und das sind eigentlich die Tage, an denen du es bei größeren Unternehmungen gleich sein lassen kannst. Du bist nicht frei, kannst nicht ans Limit gehen. Beim Thema Risiko gilt es immer abzuwägen. Wie sind die Chancen, welche Gefahren gibt es? Eigentlich musst du immer schauen, dass die Chancen bei über 50 Prozent liegen (lacht).

habe mir viel aufgeschrieben. Der damalige und jetzige Chef von Mammut hat mich zum Mittagessen eingeladen und gesagt: „Du nützt uns nur etwas, wenn du lebst.“ Er hat meine Entscheidung total unterstützt. Das war für mich ein gutes Zeichen, auch für kritische Überlegungen am Berg, die noch anstehen. Das war der Wendepunkt. Ich habe gespürt, dass ich immer noch als Mensch angeschaut werde, nicht als irgendeine Nummer.

Foto visualimpact.ch/Thomas Ulrich

Foto visualimpact.ch/Thomas Senf

Wenn ich von einer Expedition zurückkehre, war nicht nur der Berg entscheidend, sondern auch, wie gut wir miteinander funktioniert haben. Ich hatte bisher immer sehr viel Glück mit meinen Partnern, hatte noch nie größeren Stress oder eine verfeindete Stimmung auf einer Reise, was ja relativ oft vorkommt auf Expeditionen. Wir sind immer wieder als Kollegen nach Hause gekommen. Es gibt natürlich immer Situationen, in denen man diskutieren muss, die nicht einfach sind. Die Bedingungen am Berg beispielsweise sind schlecht, zwei wollen gehen, einer nicht. Da muss man den anderen anhören und eine Lösung finden. Wenn du erschöpft und müde bist, die Nerven ein bissl blank liegen, reagierst du manchmal nicht so wie in der Stadt. Aber wir kennen einander inzwischen so gut, dass jeder weiß, wie jeder am Berg reagiert, auch man selbst. Und ein gutes Team ist das Wichtigste da oben.

Ist es in kritischen Situationen wirklich eine simple Rechenaufgabe? Gut, da oben lebst du natürlich von deinen Erfahrungen. Erfahrungen in taktischen oder technischen Fragen oder beim Risikomanagement, die du nur am Berg machen kannst. Diese Jahre musst du hinter dir haben, bis du die Reife hast. Wenn du dann die Maximalkraft nicht mehr bringst, kannst du mit anderen Stärken das Gleiche erreichen.

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Deine Projekte bringen dich an entlegene Orte und zu außergewöhnlichen Kulturen. Inwieweit spürst du das, bei aller Konzentration auf den Aufstieg? Das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt. Eigentlich ist das der Grund, warum ich mir Orte aussuche, die weniger bekannt sind, an denen du möglichst allein sein kannst, wie vor einem Jahr im Kaschmir beispielsweise. Seit 18


Meilensteine am Berg

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Winterbegehung des Cerro Standhardt, 2012 (erste Winter- besteigung der bekannten drei Torres Cerro Torre, Torre Egger und Cerro Standhardt in der Cerro-Torre-Gruppe) Erstbegehung des Cerro Kishtwar, Indien, 2011 Winter-Erstbegehung des Torre Egger, Patagonien, 2010 Asan, Pik Slesova, Kirgistan, 2009 Route „Magic Mushroom“, Eiger-Nordwand; erste freie Begehung der Route mit der Kombination Basejump, 2009 Expedition Queen – Maudland (Holtanna/Ulvetanna), Antarktis, 2008 Neue Route in der Eiger-Nordwand: „La Paciencia“, 2008 Besteigung aller vier Torres in Patagonien, 2008 (Cerro Torre, Torre Egger, Punta Herron, Cerro Standhardt) Erstbegehung der Arwa-Tower-Nordwand, Indien, Himalaja, 2007 Erstbegehung des Nordwestgrates am Thalay Sagar, Indien, 2006 Erstbegehung am El Chorro: Muchachito Bombo Infierno, Spanien, 2006 Neue Route „Golden Eagle“ an der Südwand der Aguja Desmochada, Patagonien, 2005 Trilogie Berner Oberland: Nordwände von Eiger, Mönch und Jungfrau in 25 Stunden, 2004 Erstbegehung in der Eiger-Nordwand „La Vida es Silbar“, 2003

"Wenn du erschöpft und müde bist, die Nerven ein bissl blank liegen, reagierst du manchmal nicht so wie in der Stadt."

„Retro“-Begehung der Eiger-Nordwand mit Nagelschuhen und Hanfseil, 2002 Neue Route am Eiger: „Young Spider“ über die Weiße Spinne, 2001 Erstmals alle sechs Tower der Castleton-Gruppe im Arches National Park (Utah) an einem Tag, 2001 Erste Winterbegehung der Westwand des Cerro Torre, Patagonien, 1999

wird es etwas anders betrachtet. Beim Basejumping ging es mir darum, noch einmal ein neues Element kennenzulernen, ich wollte Luft und Erde miteinander verbinden. Es hat mich gereizt und ich habe mir die Freiheit genommen, das auch noch zu lernen.

Aufwärts im Nationalpark Los Glaciares, Argentinien Foto visualimpact.ch/Thomas Senf

Jahren sind dort aus politischen Gründen keine Leute mehr gewesen. Die Kinder, die damals zwei oder drei waren, sind heute rund 20 Jahre alt. Sie haben noch nie Touristen gesehen. Ihre Reaktionen, wie sie auf uns zugekommen sind, das war für mich das Großartigste. Und es gehört genauso zu einer Expedition wie das Bergsteigen. Wenn du im Basislager bist, klar, ist es wichtig, dass du dich auf das Projekt fokussieren kannst. Da bist du sehr für dich und konzentriert und nur so gelingt es auch. Nach dem Abstieg nehme ich mir gern ein paar Tage Zeit. Um zu schauen, wie die Leute arbeiten, wie ihr Lebensalltag ausschaut. Sehr spannend! Und dass ich mir diese Zeit nehmen kann, empfinde ich als ein Privileg. Mit dem Bergsteigen verknüpfst du seit einiger Zeit auch Slacklinen und Basejumping. Wurde es dir zu einseitig in den Bergen? Das sind wieder Disziplinen, die mich reizen. Auf einer Highline zu balancieren, kann man vielleicht noch als Bergsport nehmen, weil es einfach sehr viele Facetten hat. Zuerst wurde es als komische Zirkusnummer abgetan, heute

Auf der Dufourspitze (höchster Gipfel der Schweiz, Anm. d. Red.) bist du vor zwei Monaten die höchste Highline Europas gegangen, 4.620 Meter hoch. Wie konzentriert man sich auf wackeligen 21 Metern nach ambitioniertem Aufstieg und Skitour? Ja, da war ich sehr gespannt. Ich war zuvor im Himalaja, kam danach nach Hause und war gute viereinhalb Wochen nicht am Berg. Da bist du nicht mehr akklimatisiert. Dann gleich auf 4.600 Meter hoch, 2.000 Höhenmeter Aufstieg, dann das Einrichten der Highline. Ich habe mich gefragt, ob ich da noch die Power und Konzentrationsfähigkeit haben würde, um auf die Line aufzusteigen. Es hat zum Glück funktioniert, es hätte auch gut schiefgehen können. Zusammen mit Michal Pitelka hast du mit dem Material der Erstbegeher von 1938 die Eigerwand durchstiegen. Welche Schlüsse hast du aus dieser Erfahrung für dich gezogen? Ich hatte schon früher einen riesigen Respekt vor der Leistung. Danach, als ich selbst die Ausrüstung am Berg hatte, ist der Respekt noch mal gestiegen.

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Das waren wirklich wilde Hunde, auch wenn sie damals dachten, es wäre das beste Material, was es sicherlich auch für die damalige Zeit war. Wir haben einige Zeit gebraucht, bis wir uns zurechtfanden. Die Schuhe beispielsweise waren mit einer Ledersohle beschlagen und auf die Sohle waren kleine Eisenteile geschlagen, die die Ledersohle schützen sollten. Mit diesen Eisenbeschlägen mussten wir in den Fels treten, das ist im Vergleich zu heutigen Gummisohlen eine Herausforderung. Du kannst nirgends auf Reibung anstehen, rutscht einfach wie auf einer Eisbahn weg. Zu merken, wo und wie du diese Nägel zu deinem Vorteil nutzen kannst, auf kleinen Ecken und Kanten zu stehen, wo sie perfekt funktionieren, das war spannend. Zudem waren die Schuhe extrem schwer, die Ermüdung ist wesentlich größer, die Schmerzen grausamer (lacht). Dann die Pickel: Heute hast du Ankergeräte, die Zacken haben und dich im Eis halten, damals waren es ganz normale Hauen zum Eissprengen. Es war ein ständiges Anpassen an das alte Material. Du warst 29-mal an der Eiger-Nordwand – der Ort muss dir etwas bedeuten, richtig? Ja, er bedeutet mir auch heute noch sehr viel (lacht). Es ist ein schöner Berg, sehr ästhetisch. Er bietet eine technische Herausforderung und ist sehr gut erreichbar. Du steigst aus und bist schon mitten in der Wand. Wir haben dort ein paar Erstbegehungen gemacht, entsprechend viele Tage und Nächte, selbst Wochen verbracht. Und das ergibt ein besonderes Gefühl, das mich mit der Wand verbindet. Zudem

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ist der Berg sehr bekannt. Du musst eigentlich nur umfallen und schon kommt das in die Presse. Aber ich denke, du solltest eine gewisse Leistung bringen, wenn du es verwerten willst. Was sind deine Ziele, was möchtest du in Zukunft erreichen? Die nächsten zwei Jahre sind eigentlich schon ziemlich fest geplant. Nächstes Jahr geht es nach Pakistan, übernächstes, falls wir es finanzieren können, nach Südgeorgien. Und dazwischen kommen noch einige kleinere Projekte in Europa. Darüber hinaus möchte ich natürlich gesund bleiben, mit meiner Familie. Das ist das Wichtigste. Auf das Bergsteigen bezogen habe ich schon noch ein paar Ideen, da kommen mir weltweite Ziele in den Kopf. Es gibt so viele Inseln, die Antarktis reizt mich. Und und und ... www.stephan-siegrist.ch Foto visualimpact.ch/Thomas Senf

"Ich habe mir selbst großen Stress gemacht, dachte mir, scheiße, was willst du da noch. Die brauchen jemanden, der geht, bis es knallt."



inspirierend Eintauchen in Englands Süden

Eine Liebe fürs Leben

Einmal Cornwall, immer Cornwall

Text & Fotos Katharina Maria Zimmermann

Sehnsuchtsort. Klippenumrankt. Surfer-Hotspot. Cornwall bringt Pilcher-Romantik und Boardmasters unter einen Hut und beweist dabei Sinn für das Schöne und Gute. Immer gern mit regionalem Einschlag.

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Überflieger im Dünenmeer


inspirierend

Die Kornen sind – mittlerweile – stolz auf ihr Land. Immerhin schwärmt ihnen jeder Besucher von den schieferfarbenen Klippen, den unendlichen Sandstränden und den wild umrankten Wanderwegen vor. Irgendwann muss das selbst der sturste Korne glauben: Cornwall ist das Paradies – oder zumindest nah dran. Auf den Isles of Scilly, einer dem englischen Festland südwestlich vorgelagerten Inselgruppe, wähnt man sich mit türkisblauem Wasser und tropischer Vegetation in der Karibik. Und doch: Wind und Wetter bringen einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Dieser besteht für viele Surfer aus einem handlichen Surfbrett. Surfen in Cornwall An belebten Tagen ist der Gwithian Beach nahe Hayle gesäumt von Neoprenanzugträgern. Die einen erfreuen sich an den Wellen, teils mit Bodyboard bewaffnet, teils nur mit der Freude am Schwimmen. Dann sieht man, etwas abseits des Badebereichs, die Kitesurfer durch den Himmel schneiden. Da entstehen Geschwindigkeiten, die richtig Spaß beim Zusehen machen. Neben den vereinzelten Windsurfern sieht man auch noch rudelweise Wellenreiter, stets wartend auf die nächste Welle. Wer an einem Ort mit Möglichkeit zum Skifahren aufgewachsen ist, der kennt die Regel: Wer stehen kann, lernt skifahren. Ähnlich verhält es sich in Cornwall mit dem Surfen. Wenn Mama und Papa die Surfbretter auf den VW-Bus schnallen, dann kommt auch ein kleines Brett für Sohnemann oder Töchterlein mit. Unter Aufsicht lernen die Cornish-Kids dann surfen, bevor sie das Wort richtig aussprechen können. Dafür sind sie dann aber auch mit einem zarten Alter von zehn Jahren so gut darin, dass die Landratten aus Mitteleuropa gar nicht mehr aus dem Staunen herauskommen. Die schönsten Surfstrände Welche Plätze der Surfer gut findet, hängt auch oft vom eigenen Können ab. Wilder und aufregender sind die Strände an der Nordküste oder direkt in der Nähe von Land’s End. Dort findet man etwa Sennen Cove oder Gwenver Beach. Ersterer ist eher Touristenstrand, Letzterer zieht auch viele Einheimische an. Gute Strände für Einsteiger sind Porthmeor Beach, der Surfstrand direkt in St. Ives, und Fistral Beach, das Pendant in Newquay. Beide eignen sich bei Ebbe extrem gut zum Beginnen, da die Wellen verlässlich hereintröpfeln und an den richtigen Stellen brechen. Fortgeschrittenen wird an diesen Stränden dafür womöglich schnell langweilig. Trotzdem gilt: Hier kann man sich Surfsachen bei der örtlichen Surfschule ausborgen oder am besten gleich einen Surfkurs buchen.

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inspirierend

Weiter geht es in St. Agnes oder am Perranporth Beach. Ganz Mutige schmeißen sich auch in die Wellen bei den Bedruthan Steps – einem Naturschauspiel mit riesigen freistehenden Klippen zwischen Newquay und Padstow. Doch auch Bude ist bei Surfern sehr beliebt. Am englischen Strand sind übrigens nicht nur die Surfer aktiv, es gibt zahlreiche Strandaktivitäten und jeder scheint in Bewegung zu sein. Ob das wohl an den teilweise frösteligen Temperaturen liegt, die wir an dieser Stelle lieber unerwähnt lassen? Auch auf die Wassertemperaturen von höchstens 17 Grad im September gehen wir besser nicht ein. Beachtennis, Rugby, Football, Skimboarding und Frisbee sind nur einige wenige Möglichkeiten, am kornischen Strand aktiv zu sein. Im Süden ist es die Whitsand Bay, die mit ziemlicher Sicherheit genügend Swell zum Surfen zu bieten hat. Gut gekleidet Dass man in Cornwall als Surfer und Strandbesucher ein anderes Equipment braucht als auf Bali oder in Kalifornien, liegt auf der Hand. Darüber haben sich Ernest Capbert und Gregor Matthews von Finisterre den Kopf zerbrochen. Mittlerweile bieten sie Surfkluft in ihrem Shop nahe St. Agnes an, die so gar nicht nach herkömmlichem Billabong, Quiksilver oder Rip Curl aussieht. „Wir wollten die Bedürfnisse von Kaltwassersurfern erfüllen und haben uns eine komplett neue Linie ausgedacht”, erzählt der sympathische Ameri-

kaner Ernest. Blickt man sich im Shop um, sieht man nicht nur die Grundfarben Rot, Blau und Gelb, sondern auch ganz viel Wolle. „Die stammt von britischen Schafen – wir nennen sie Bowmont”, sagt Ernest. Produziert wird in Portugal, denn Finisterre achtet darauf, dass die Waren möglichst wenige Transportwege zurücklegen. Das, was ausgelagert wird, ist in der sogenannten „iSpy”-Karte auf der Webseite zu sehen. So können die Produktionswege nachvollzogen werden. Zwischen den Flaggen Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten in ganz Cornwall ist sicherlich Bilbo. Bilbo ist ein riesengroßer Labrador-Rüde und wohnt zurzeit auf der Penwith-Halbinsel in der Nähe von Penzance. Einige Jahre war er in Sennen Cove als Rettungsschwimmer tätig und hat dort – mit einer Spezialvorrichtung – auch drei Menschenleben gerettet. „Bilbo hat mir sehr geholfen, eine Brücke zwischen den Rettungsschwimmern und den Strandbesuchern aufzubauen. Hunde können zwar nicht sprechen, sind aber doch sehr kommunikativ, da sie Aufmerksamkeit erregen”, sagt Herrchen Steve. Die Zahlen sprechen für sich, nicht nur, dass Bilbo auf Facebook die maximale Freundeanzahl erreicht hat, während seiner Zeit in Sennen Cove gingen auch die Einsätze deutlich zurück. Seine bloße Anwesenheit hat die Einsätze von etwa 100 auf drei pro Jahr verringert. Seine wichtigste Botschaft ist es, nur „between

Cornwall Cornwall liegt im Südwesten Englands und ist vom Atlantik, der Keltischen See und dem Ärmelkanal umspült. Da dort das ganze Jahr über milde Temperaturen herrschen, eignet sich die Grafschaft besonders gut zum Wandern. Beliebt sind vor allem der South West Coast Path, der Saints’ Way und der St. Michael’s Way. Zur Zerstreuung dienen zum Beispiel die Hauptstadt Truro, das Feinschmecker-Mekka Padstow, die Seglerstadt Fowey oder die Künstlerstadt St. Ives. Zur Unterkunft nimmt man sich am besten ein B&B oder fährt gleich mit dem Campingwagen oder dem Zelt hin. Denn in Cornwall ist gut Campen. www.visitcornwall.com/de/willkommen-in-cornwall www.urlaubcornwall.de/ www.eatsurflive.net

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the Flags”, also zwischen den gelb-roten Flaggen, die von den Rettungsschwimmern bewacht werden, schwimmen zu gehen. Der schwimmfreudige Hund ist mittlerweile nicht mehr in der Sennen Cove, sondern tourt durch Schulen, wo er gemeinsam mit Herrchen Steve über das sichere Verhalten am Strand informiert.

Auf Wanderschaft dank Tidenhub

Ein Rahmen mit Inhalt Böse Zungen behaupten, Cornwall sei ein Rahmen ohne Inhalt. Schöne Klippen umranken ein uninteressantes Landesinnere. Wer allerdings mit offenen Augen und wanderlustigen Beinen durch das Land geht, merkt schnell, dass diese Meinung ausgemachter Blödsinn ist. Nicht nur der Camel Trail, der das Fischerdorf und Gourmetmekka Padstow mit dem Bodmin Moor verbindet, ist ein Beweis für die schönen inneren Werte von Cornwall, sondern auch der St. Michael’s Way, der von St. Ives zum mystischen St. Michael’s Mount bei Marazion führt. Ein bisschen weiter weg von Land’s End erstreckt sich dann der Saints’ Way von Fowey nach Padstow auf 41 Kilometern. Diese beiden Routen sind eng mit den frühen Pilgerwegen der irischen Christen verbunden, wirken beim Wandern wild umwuchert und sind zum Träumen schön. Orte wie die ehemalige kornische Hauptstadt Lostwithiel haben sich einen Namen in der Antiquitätenszene gemacht und in Truro lässt es sich herrlich shoppen. Außerdem gibt es eine Reihe von Bauernhöfen, die ihre lieblichen Zimmer oft als Bed and Breakfast anbieten und den Reisenden damit Einblick in ihre Welt geben.

Irgendwann muss das selbst der sturste Korne glauben: Cornwall ist das Paradies – oder zumindest nah dran. Im Zeichen der Nachhaltigkeit Irgendwo im Nirgendwo, wo sich Kuh und Schaf „Gute Nacht” sagen, haben die Tamblyns ihre Farm. Sie heißt Botelet. Wer einmal dort war und die von historischen Straßenlaternen gesäumte Einfahrt zum Haus entlanggekommen ist, weiß, dass Botelet mit „wunderschöner Platz” gleichzusetzen ist. Ein Ort, an dem die Zeit still steht, der aber trotzdem den Zeitgeist trifft. Mit Solarpanelen und Windrädern haben sich die Tamblyns Energieautarkie gesichert. Ihren Gästen bieten sie nicht nur B&B-Zimmer mit knarrenden Türen und wildromantisch-winselnden Fenstern an, sondern auch original mongolische Yurten und eine große Wiese, die sich perfekt zum Campen eignet. Dazu serviert Tia frühmorgens selbst gemachtes Granola mit Nüssen, auf der Farm gesammelten Beeren und vielen anderen Biofreuden. Alles mit Suchtfaktor. Am Ende des Tages wandert man zum historischen Steinkreis, der einst Treffpunkt der Menschen war, die sich vor 3.000 Jahren in dieser Region angesiedelt hatten, und wundert sich, wie Cornwall es schafft, das Licht so golden und warm hinzubekommen. Und immer noch steht die Zeit still, denn alles fügt sich wundervoll zu einem großen Ganzen zusammen, während von draußen der Regen leise ans Fenster klopft, man in der Wohnküche bei stets warmem Ofen sitzt und französischen Wein trinkt.

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inspirierend

Nahe Land's End eröff­ net sich ein wahres Farben­meer, wenn man ins Landesinnere blickt. Oft kann man sich gar nicht entscheiden, wo man zuerst hinsehen soll.

Küstennah, weltfern Wanderer lieben ihn. Den South West Coast Path. Einen Wanderpfad, dem man rund um den südwestlichen Zipfel Englands folgen kann. Über Stock und Stein, durch Matsch und Kuhfladen wandert man mit stetem Blick auf die See und erlebt dabei einen der seltenen Momente, in denen man sich einfach einmal nirgendwo anders hinsehnt. Denn wer den Coast Path beschreitet, der lebt im Hier und Jetzt, dabei sind jeder Moment und jeder Atemzug kostbar. Hinter jeder Klippe wartet ein neuer, atemberaubender Blick, der entweder kilometerweit in die Ferne schweift oder meterlang in die Tiefe. Gesäumt ist der Coast Path – je nachdem, an welcher Ecke man ihn geht – von Ginster, Heidekraut, Blaubeeren, Brombeeren, knorrigen Apfelbäumen oder dem Wind ergebenen

RAUS! verlost drei Exemplare des Cornwall-Reisebuches „Eat Surf Live“. „Eat Surf Live“ ist ein frischer Blick auf den Südwesten Englands, fern der ausgelatschten Pfade der Rosamunde-Pilcher-Jünger. Das Buch von Vera Bachernegg und Katharina Maria Zimmermann ist eine locker-flockige Mischung aus herkömmlichen Reisetipps, spannender Kulinarik, echten Hinguckerfotos und den packenden Geschichten der Menschen, die an diesem tollen Ort leben. Schreib einfach eine Mail an verlosung@t-o-v.de und sag uns, warum du unbedingt nach Cornwall reisen musst. Einsendeschluss ist der 30. November 2013.

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Heidebäumen. Nahe Land’s End eröffnet sich ein wahres Farbenmeer, wenn man ins Landesinnere blickt. Oft kann man sich gar nicht entscheiden: Betrachtet man die mit ganzer Kraft des Meeres umspülten Klippen oder doch lieber das bunt bewachsene, fröhliche Hinterland? Hin und wieder passiert man einen Sandstrand. Wenn man Glück hat, sieht man dann sogar Seelöwen in den Fluten. Und ist man übermütig, dann schmeißt man sich selbst zur Abkühlung hinein. Wie ein Schwamm saugt man am kornischen Coast Path Erinnerungen auf, die man dann im Pub des nächsten Fischerortes beim Cream Tea, der obligatorisch mit zwei weich gebackenen Scones, Clotted Cream und Erdbeermarmelade eingenommen wird, Revue passieren lässt. Ein gelungener Abschluss für eine wanderbare Zeit. Und am nächsten Tag beginnt das Abenteuer Cornwall von Neuem.


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Auf dem Trek

RAUS!-Fotowettbewerb Entlang mäandrierender Flachlandpfade, durch spröde Ge­ röllwüsten, auf ambitionierter Gebirgstour: Begib dich raus auf den Trail und lös aus. Zum neuen RAUS!-Fotocontest suchen wir deine schönste Trekkingaufnahme. Die fünf bes­ ten Einsendungen belohnen wir zusammen mit dem norwe­ gischen Outdoorprofi Bergans. Sende uns dein Lieblingsbild an verlosung@t-o-v.de (Auflösung: 300dpi). Einsendeschluss ist der 01. November 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

105 Jahre und kein bisschen müde: So könnte man den norwegischen Outdoorausrüster Bergans beschreiben. Vor einigen Jahren starteten die Norweger in den zentraleuropäischen Exportmärkten richtig durch, seitdem hat sich die Marke in der Ski- und Outdoorszene etabliert. Bergans ist in Norwegen unangefochtener Marktführer und für die traditionell outdoorbegeisterten Norweger so etwas wie eine Institution. Ob Schul- oder Wanderrucksack, Daunenmantel oder Skihose – fast jeder Norweger besitzt irgendein Produkt von Bergans. Als Rucksackhersteller vor über 100 Jahren mit den ersten anatomischen Tragegestellen gestartet, stellt Bergans heute auch Schlafsäcke, Kindertragen, Zelte, Ally-Faltkanadier und vor allem eine wachsende Kollektion an funktioneller wie modischer Outdoorbekleidung her.

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Die trageangenehme Bergjacke besteht aus weichem, dreilagigem Dermizax-Stretch, das nicht nur wasser- und winddicht ist, sondern auch atmungsaktiv. Das Luster Jacket besitzt lange Belüftungsreißverschlüsse unter den Achseln sowie Fronttaschen, eine Ärmel- und Brusttasche (bei der Herrenversion), die aus Mesh gearbeitet sind und für ein gutes Trageklima sorgen. Die Kapuze kann abgenommen werden.

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Die Gewinnerbilder

aus RAUS! 3/2013 1. Platz

2. Platz

3. Platz

4. Platz

5. Platz

Das Motto des Fotocontests der letzten Ausgabe war „An der Wand“. Das Gewinnerbild kommt von Ingo Röger aus Chemnitz: „Im heimischen Erzgebirgsvorland kletterte Fabian Rehberg die schicke Kante der Anaconda (7-). An den Kriebethaler Wänden unmittelbar am Ufer der Zschopau habe ich ihn in einem Moment höchster Konzentration erwischt, während am Boden Uwe Erkelenz sichert. In letzter Zeit hat sich im Erzgebirge viel getan in Sachen Klettern und auch Klettersteige. Und auch spannende Ziele zum Wandern und Biken gibt es zuhauf.“ Herzlichen Glückwunsch, Ingo!

Platz 1 „Fokussiert“ von Ingo Röger, Erzgebirgsvorland, Deutschland Preis Klettersteigset Salewa Ergo-Zip Foto Ingo Röger Platz 2 „Aufschauend“ von Kerrin Pöhlmann, Tonsai Bay, Thailand Preis Rucksack Salewa Ascent 26 Foto Kerrin Pöhlmann Platz 3 „Klar und eisern“ von Folkert Lenz, Königsjodler, Österreich Preis Kletterhelm Salewa Helium 2.0 Foto Folkert Lenz Platz 4 „Meerblickend“ von Saskia Niemeyer, Bucht von Orosei, Sardinien, Italien Preis Klettersteiggurt Salewa Via Ferrata Lite Foto Saskia Niemeyer Platz 5 „Kontaktfreudig“ von Sebastian Fröbel, Raubritter, Fränkische Schweiz, Deutschland Preis: Edelstahlflasche Salewa Hiker Foto: Sebastian Fröbel raus-magazin drei 2013

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im abonnement

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Stuttgarter Problembewältigung Internationale Boulderszene duelliert sich bei Adidas Rockstars

adidas Rockstars – der etwas andere Kletterevent. Ich durfte mich auf den Weg machen nach Stuttgart. In die Porsche-Arena lud adidas zum dritten Mal die Boulder-Elite ein, um den adidas Rockstar zu ermitteln.

Text Simon Schumacher

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er Freitag ist Qualifying-Tag für die rund 70 Athleten. Die 20 besten Frauen und Männer setzen sich durch. Um dann im Halbfinale gegeneinander anzutreten. Sechs Frauen und sechs Männer stehen sich darauf im Finale gegenüber. So viel zum Prozedere. Bis hierhin waren einige Vorbereitungen notwendig, allein vier Tage und Nächte, um die Boulder zu bauen. Es gibt neun verschiedene Routen. Ein fünfköpfiges internationales Routenbauerteam schraubte, probierte und tüftelte an insgesamt 40 verschiedenen Variationen für die einzelnen Runden. Insgesamt arbeiten vor Ort 180 fleißige Helfer im Hintergrund für einen reibungslosen Ablauf. Ich nehme Platz und fühle mich gleich mittendrin. Um mich herum fachkundige Fans, aber auch jede Menge potenzielle Nachahmer. Beim Anblick der Athleten wird mir schwindelig – teilweise hängen sie horizontal in der Luft, nur an wenigen Fingern oder Zehenspitzen. Dabei

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sehe ich überwiegend sehr athletische Körper, weniger muskelbepackt, als ich vermutet hatte. Es ist, als würde man Spiderman dabei zuschauen, wie er Häuserwände erklimmt. Ich bin sofort angefixt. Auch wenn ich beim direkten Vergleich wohl eher wie ein schlaffer Jutebeutel am Haken hängen würde. Rhythmisches Klatschen und jubelnder Applaus des Publikums, die Stuttgarter Punkrockband Badasstics, der amtierende Beatbox-Europameister Robeat und die beiden Extreme-Sports-DJs Chainsaw und Sungod sorgen für die richtige Atmosphäre. Beim Finale sind die Zuschauerränge der Halle bis unter die Decke voll. 2.500 Kletterfans feiern die Stars der Boulderszene in Stuttgart. Die Sportler gehen einzeln an den Start, je ein Mann und eine Frau. Wie im Semifinale zählt bei den jeweiligen Durchgängen, wie viele Versuche die Boulderer brauchen und ob sie die Route in der vorgegebenen Zeit von vier Minuten schaffen.

Ich bin sofort angefixt. Auch wenn ich beim direkten Vergleich wohl eher wie ein schlaffer Jutebeutel am Haken hängen würde.

Foto adidas Outdoor / birdyfoto.de

querbeet


querbeet

Foto adidas Outdoor / birdyfoto.de

„Wenn ich da rauskomme, bin ich sehr konzentriert. Aber sobald ich dann im Boulder stecke, es sehr knackig ist, pusht mich die Lautstärke des Publikums enorm.“ Juliane Wurm Bei einer Route der Frauen benötigt die Japanerin Akiyo Noguchi 15 Versuche – als sie im letzten Versuch endlich das Top erreicht, kann sich das Publikum kaum halten. Von meinem Stuhl bin ich schon lange aufgestanden. Leider reicht es für sie am Ende nicht. Bei den Männern scheitern in einem Durchgang gar alle Teilnehmer, was zeigt, wie schwer die Routen gesteckt sind.

Ich bin tatsächlich schweißgebadet, als hätte ich selbst aktiv mitgewirkt. Und habe mich gleich zwei Tage später in der Kletterhalle meiner Stadt zum Schnupperkurs angemeldet! Vielleicht habe ich ja im nächsten Jahr eine Chance beim adidas Rockstars.

Finales Duell

Foto adidas Outdoor / Elias Holzknecht

Die Frauen benötigen zwei Finaldurchläufe, die Route im ersten Durchgang ist zunächst zu schwierig. Juliane Wurm, einzige Deutsche im Finale und mehrfache deutsche Meisterin im Bouldern, gewinnt gegen ihre Freundin Shauna Coxsey aus England. Es ist ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich erst auf den letzten zwei Metern entscheidet. In kniffligen Situationen habe das Publikum einen wichtigen Anteil, sagt die 23-Jährige, als ich ihr vor dem Finale begegne: „Wenn ich da rauskomme, bin ich sehr konzentriert. Aber sobald ich dann im Boulder stecke, es sehr knackig ist, pusht mich die Lautstärke des Publikums enorm.“

Bei den Männern scheint der Russe Rustam Gelmanov Widerhaken an seinen Fingern zu haben, so schnell wie er den Boulder erklimmt. Doch der Slowene Jernej Kruder ist schneller und gewinnt! Voller Adrenalin drückt der 23-Jährige den Buzzer mit der Stirn herunter und schreit seinen Jubel heraus. Ballt die Fäuste. Zum ersten Mal krallt sich der slowenische Wettkampfkletterer einen internationalen Wettbewerb und lässt die Besten der Welt hinter sich. Bereits mehrfach stand er in WorldCup-Finals, hatte auch schon vierte Plätze erreicht. Doch er hat noch nie gewonnen. Bis heute. Und das vor dieser Kulisse.

Foto adidas Outdoor / Elias Holzknecht

Am Ende müssen je die zwei besten Frauen und Männer im direkten Eins gegen Eins antreten. Sie klettern beide die gleiche Route, sehen sich dabei nicht und gewonnen hat, wer zuerst den „Buzzer“ am Top des Boulders drückt.

Siegerschrei raus-magazin drei 2013

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Foto Lorenz Holder/Red Bull Illume

und nun raus!

Kamera Canon EOS 5D Mark II Objektiv Zeiss Distagon T* 3.5/18 ZE Empfindlichkeit 1.000 ISO Blende f 3,5 Zeit 4 SekundeN


event images © Red Bull Content Pool / Markus Berger

And the Winner is...

event images © Red Bull Content Pool / Markus Berger

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er Fotowettbewerb Red Bull Illume 2013 ist beendet. Und auf der spektakulären Zeremonie in Hongkong kürte die Jury Lorenz Holder zum Gewinner des weltgrößten Wettbewerbs für Actionsportfotografie. Der deutsche Fotograf ist direkt im Anschluss erst einmal baff. „Die Qualität der Top-50-Bilder ist wirklich außergewöhnlich, deswegen ist es eine große Ehre für mich, zum Sieger gewählt worden zu sein. Es fühlt sich noch komplett unwirklich an – ich glaube, ich brauche noch einige Tage, bis ich es wirklich begriffen habe!“ Sein Shot der Symbiose aus Snowboarder und Parabolantenne in der Nähe des oberbayerischen Raisting katapultiert in auf Platz eins. Auch Athlet Xaver Hoffmann war in der Planungsphase bereits fasziniert vom Spot. Die Idee, im Schneetreiben auszulösen, wird zum Glücksmoment: „Es schneite in der letzten Saison nur einmal an diesem Ort. Was für ein ausgesprochenes Glück wir hatten“, sagt Lorenz. Und fügt an: „Ich war schon immer fasziniert von Bildern, die eine komplette Situation beschreiben können oder gar eine ganze Story oder einen ganzen Tag – in nur einem kleinen eingefangenen Moment.“

Red Bull Illume Red Bull Illume ist der weltweit wichtigste Fotowettbewerb für Action- und Adventuresport. Ziel des Image Quest ist es, die Kunst kreativer Actionsportfotografie einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Nach 2007 und 2010 ging der Red Bull Image Quest 2013 bereits in die dritte Runde. Für den Wettbewerb 2013 wurden 28.257 Bilder von 6.417 Fotografen aus 124 Ländern eingereicht. Die Top-50-Bilder werden in einer einzigartigen Nachtausstellung auf der ganzen Welt präsentiert. Weitere Infos unter www.redbullillume.com

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impressum

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Alexander Lehmann

VERLAG Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG Klausdorfer Weg 167 24148 Kiel info@rausmagazin.de Phone +49 431 9969977 Fax +49 431 9969986 CHEFREDAKTEUR Benjamin Hellwig bh@terraoceanisverlag.de Phone +49 431 9969977 GESTALTUNG & Outline-Graphix | Phone +49 431 6473173 KONZEPTION Jan Weisner, Matthias Falk, Tim Wesuls ANZEIGENLEITUNG Eliane Lehmann e.lehmann@terraoceanisverlag.de Phone +49 431 9909658 MITARBEITER DIESER Oliver Bartelds, Dorothee Gödeke, Katharina Maria Zimmermann, Simon Schumacher, Christian Sewening AUSGABE LEKTORAT Kirsa Stoltenburg, Vera Kannegießer MODESTRECKE/ORGA Vera Kannegießer FOTOGRAFEN

Oliver Bartelds, Sebastian Wahlhütter, Vaude/Ralf Gantzhorn, Manuel Grafenauer, Lars Wehrmann, Jørn Nyseth Ranum, Inge Wegge, Thomas Carls, Oliver Bartelds, Edith Stenhuys, Philipp Löpfe, Aqua Lung, hochzwei, 360°PSE, Polartec, visualimpact.ch/Thomas Senf, visualimpact.ch/Thomas Ulrich, Katharina Maria Zimmermann, adidas Rockstars, Red Bull Illume/ Lorenz Holder Red Bull Content Pool/Markus Berger

ERSCHEINUNGSWEISE alle drei Monate ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG Klausdorfer Weg 167 24148 Kiel info@rausmagazin.de Phone +49 431 9969977 Fax +49 431 9969986

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aus in den Schneesturm, gegen den Wind. Winterregen? Egal. Wir lassen ein Kraut wachsen gegen die Lethargie in den kalten Monaten. Das nächste RAUS!-Magazin erscheint im Dezember 2013.

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Foto Benjamin Hellwig

ISSN

2192-0206

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