Kitelife 25

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[Ratgeber] material

Ein Speed III hat 39 Kammern und über 100 Waageleinen. Ein Meisterwerk der aerodynamischen Entwicklung und des Feintrimms.

Schnee ausgelegt. Durch die offenen Kammern würden sie bei einer Wasserlandung umgehend mit Wasser volllaufen und damit nicht wiederstartfähig sein. Bei einem Closed-Cell-Kite besteht diese Problematik hingegen nicht. Durch die Ventile bleibt der Schirm auch bei einem Aufprall auf der Wasseroberfläche startfähig, da die Luft im Schirm verbleibt. Theoretisch kann er zwar volllaufen, doch passiert dies in der Praxis nur selten, da moderne Schirme Lenzöffnungen besitzen und so konstruiert sind, dass sie kaum Wasser schlucken. Wer nun vermutet, dass es beim Landeinsatz keinen Unterschied macht, ob man einen offenen oder geschlossenen Softkite benutzt, der irrt. Denn die Ventile ermöglichen auch eine bessere Stabilität des Profils bei geringerem Anstellwinkel,­ sprich beim Depowern. Deshalb bieten die modernen geschlossenen Kites schlicht und einfach mehr Depower als die offenen. Als Wermutstropfen bringen

sie jedoch auch ein höheres Gewicht auf die Waage, da die geschlossene Struktur bei Einschlägen auf den Boden oder das Wasser mehr Verstärkungen, also mehr Material, verlangt, weil die Luft nicht so ohne Weiteres aus dem Kite entweichen kann. Dieses sogenannte Stauluftprinzip führt zu einigen Vorteilen gegenüber einem Tubekite. Da sich bei einem Softkite die Luft selbstständig zwischen dem Unter- und Obersegel anstaut und der Schirm sozusagen durch den Wind befüllt wird, benötigt man keine Pumpe, um dem Schirm sein Profil zu geben. Das spart nicht nur Zeit, die auf dem Wasser genutzt werden kann, sondern auch Kraft und Nerven, insbesondere an Leichtwindtagen, wenn hohe Quadratmeterzahlen gefordert sind. Ein Softkite wird also einfach nur ausgelegt und mit der Anströmkante voraus in den Wind gehalten, um ihn vorzufüllen. Dann kann es nach dem Überprüfen der Leinen bereits aufs Wasser gehen. Der Aufbaukomfort und die Aufbaugeschwindigkeit sind bei einem Softkite nicht zu schlagen und Softkitepiloten dadurch immer schneller auf dem Wasser. Die Bauweise ist darüber hinaus leichter als bei einem Tubekite und trumpft zusätzlich durch ein geringeres Packmaß auf. Das niedrige Gewicht und die durch die geringe Wölbung hohe projizierte Fläche sind auch entscheidende Gründe dafür, dass der König der Softkites, der Flysurfer Speed3 in 21 Quadratmetern, auch gleichzeitig der König der Leichtwindkites ist. Die große verwendete Tuchmenge und die aufwendige Verarbeitung spiegeln sich allerdings auch im Preis wider. So sind geschlossene Softkites in der Regel immer etwas teurer als Tubekites gleicher Größe.

An Land werden Softkites häufig vorgezogen, da sie durch die Flexibilität weniger anfällig gegen Eiskristalle oder andere Fremdkörper sind, die das Tuch bei einem Aufprall beschädigen können. Foto © Ramon Schoenemaker

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