ZWISCHEN ORGELBOCK UND DIRIGENTENPULT

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Ich registriere alles im Stegreif und kämpfe mich durch noch immer fehlende Töne und Überraschungen klanglicher Natur. Trotzdem wird mir begeisterter Applaus gezollt nach der Improvisation über ein polnisches Kirchenlied. Im Pfarrhaus gibt es noch Abendbrot und Getränke, der Herr Kulturbeamte empfiehlt sich auf halbem Weg mit den Worten: „Sehr gut haben Sie gespielt, sehr gut, also dann bis morgen..!“ Schwupps, und ich war im Pfarrhof mit Pfarrer, Kaplänen und Köchin allein. Ich sagte, dass ich sehr müde sein und hab mich bald zu „Bett“ begeben. Aber an Schlafen war nicht zu denken bei dieser „Unterlage“. Also stand ich um 4 Uhr wieder auf, schrieb ein Brieflein, dass ich doch schon früher abgereist bin aus terminlichen Sicherheitsgründen, und schlenderte – meinen Koffer hinter mir herziehend – durch das Zentrum von Gleiwitz und schließlich zum Bahnhof, wo ich den von der Botschaft „programmierten“ Zug um 7Uhr besteige und über Krakow – mit Umsteigen – nach Tarnov weiterfahre, wo ich gerädert um 11.30Uhr ankomme. Ein junges Paar, gut deutsch sprechend, empfängt mich am Bahngleis. Man bringt mich mit einem Auto weg, aber ich stelle fest, die Strasse entfernt sich vom Zentrum. Als ich

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