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Wer erzählt ? Fotografie und Macht

iz3w t informationszentrum 3. welt

Außerdem: t Südafrika nach der Wahl t 100 Jahre Erster Weltkrieg t Postkoloniales Namibia t Maidan ist überall ! …

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Juli /Aug. 2014 Ausgabe q 343 Einzelheft 6 5,30 Abo 6 31,80


I n d ieser A u sga b e

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Schwerpunkt: Fotografie

Titelmotiv: Miss D’vine II, 2007 Foto: Zanele Muholi

16 Editorial 17

Wir Versehrten Zur Fotografie des Leids und der Gewalt von Aida Bosch

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3 Editorial

Politik und Ökonomie 4

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Ukraine und die russische Konterrevolution von Viktoria Balon

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Flucht : Ohne Aussicht auf ein Ende

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Käuflich und konsumierbar Fair Trade-Werbefotos von Sebastian Lemme

Südafrika: Nicht ohne Bauchschmerzen

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Imperiale Romantik oder postmoderne Frustration? Die Bilderwelt der Travelblogs von Greta Lina Keiner

Indien: Verteilung ohne Gerechtigkeit

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Ist das Recht auf Nahrung nur ein Wahlkampfthema? von Uwe Hoering

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»Visionen für eine gesellschaftliche Diskussion« Interview mit dem Fotografen Ralf Maro

Soziale Bewegungen und die Wiederwahl des ANC von Melanie Müller

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Im Feld: FotografInnen als Augenzeugen von Felix Koltermann

Protest: Maidan ist überall!

Der Krieg in Syrien überfordert die Nachbarländer von Vera Jeschke

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Verschobene Bedeutungslinien Stereotypes Bildrepertoire im israelischpalästinensischen Konflikt von Felix Koltermann

»Give children cameras not candies« Interview mit der Fotografin Zanele Muholi über Homophobie und visuellen Aktivismus

Postkolonialismus: »Von unserer Regierung entwürdigt« Warum in Namibia über postkoloniale Vergangenheitspolitik gestritten wird von Reinhart Kößler

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Lampedusa in Hamburg Professions Erster Fototermin von Marily Stroux

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Konsum der Andersartigkeit Koloniale Fotografie schafft Wissen und Reklame von Pia Florence Masurczak

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»We felt on top of the world« Die Dekolonisation Nigerias in den Campusfotografien von J.D. ’Okhai Ojeikere von Kerstin Meincke

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Kultur und Debatte 41

Was ist eine gute Fotografie? Zehn vorläufig skizzierte Antworten von Georg Seeßlen

Erster Weltkrieg: Die Folgen sind bis heute spürbar Das koloniale Ostafrika im Ersten Weltkrieg von Oliver Schulten

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Kolonialismus: Deutsche Sichtweisen Eine Münchner Ausstellung über koloniale Südseeträume von Peter Bräunlein

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47 Rezensionen 50 Szene / Tagungen

Impressum

Literatur: Wo ist das gute Leben? In »Americanah« schreibt Chimamanda Ngozi Adichie über MigrantInnen und ihre Träume von Katharina Forster

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Edi t o r ia l

Oury Jalloh: Das war Mord! Die folgende Geschichte ist ungeheuerlich und kaum zu glauben. Einige jüngst ans Tageslicht gekommene Indizien lassen mehr denn je befürchten, dass sie wahr ist. Am Morgen des 7. Januar 2005 wird der stark betrunkene Oury Jalloh in Dessau festgenommen. Drei Frauen hatten sich von dem 36-jährigen Asylsuchenden aus Sierra Leone belästigt gefühlt. Auf dem Polizeirevier wird Jalloh, der heftig gegen seine Festnahme protestiert, in eine der Gewahrsamszellen im Keller gesteckt. Der Dienststellenleiter ruft einen Arzt an. Es entspinnt sich folgender, auf Band aufgezeichneter Dialog: »Wir bräuchten dich mal.« Arzt: »Was haste denn?« Polizei: »Na, eine Blutabnahme.« Arzt: »Na, dann mach ich das.« Polizei: »Ja, pikste mal ’nen Schwarzafrikaner.« Arzt: »Ach du Scheiße.« Polizei: Lachen. Arzt: »Da finde ich immer keine Vene bei den Dunkelhäutigen.« Polizei: »Na, bring doch ’ne Spezialkanüle mit.« Arzt: »Mach ich.« Die Blutprobe ergibt einen Wert von fast drei Promille. Bei einer Durchsuchung von Jalloh werden Münzen, ein Handy und Papiertaschentücher gefunden, jedoch kein Feuerzeug. Jalloh wird in Zelle fünf getragen und auf einen Betonsockel mit einer Sicherheitsmatratze gelegt. Sie hat einen schwer entflammbaren Kunstlederbezug. Die gesamte Zelle ist weiß gefliest. Jallohs Hände und Füße werden mit Handschellen an vier Metallgriffe gefesselt.

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as dann geschieht, ist noch nicht vor Gericht bewiesen. Aber aufgrund der vorliegenden Informationen aus Aussagen, Untersuchungen und Gutachten ist folgender Hergang sehr wahrscheinlich: Jalloh wird von bislang unbekannten Polizisten so schwer misshandelt, dass er einen Nasenbeinbruch und andere schwere knöcherne Verletzungen am Kopf aufweist. Er wird mit fünf Litern Brandbeschleuniger überschüttet und bei lebendigem Leibe angezündet. Jalloh muss unvorstellbare Schmerzen erleiden. In Lunge und Magen werden später Rußpartikel gefunden, außerdem so viel Adrenalin im Blut, wie es nur bei höchster Erregung in Todesangst auftritt. Jalloh stirbt laut Autopsie an einem »Hitzeschock«. Seine Leiche ist stark verkohlt. Ab dem Moment, in dem Jalloh brennt, ist es die Strategie der Dessauer PolizistInnen, jegliche Hilfeleistung zu unterlassen und nach dem Tod die Tat zu vertuschen. Als der Brandmelder in der Zelle anschlägt, wird er ignoriert. Über die Gegensprechanlage zur Zelle sind die ganze Zeit laute Geräusche zu vernehmen; sie wird leise gedreht. Der zuständige Beamte sagt später, er habe nur einen »Wasserrohrbruch« gehört. Es dauert elf Minuten nach dem ersten Alarm, bis die Zellentür geöffnet wird. Da ist es für Löschversuche viel zu spät. Drei Tage später taucht plötzlich ein Feuerzeug auf, mit dem Jalloh sich angeblich selbst angezündet haben soll. Die Staatsanwaltschaft lässt von der Leiche eine Röntgenuntersuchung machen, bei der die Kopfverletzungen angeblich nicht auffallen. Erst bei einer späteren MRT-Untersuchung, die von Jallohs Hinterbliebenen auf eigene Kosten beauftragt wird, werden die Verletzungen festgestellt. Überwachungskamera-Videos von der Tatzeit weisen keine Bildspur mehr auf. Ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter Gutachter soll herausfinden, ob es sein könnte, dass Jalloh sich selbst angezündet hat. Der Gutachter kommt zu dem von ihm

erwarteten Ergebnis. Später wird er sein Gutachten selbst relativieren: Ob Jalloh eventuell angezündet worden sei, habe er aufgrund der Vorgaben der Staatsanwaltschaft gar nicht herausfinden können. Im ersten von zwei langen Prozessen werden der Dienstgruppenleiter und ein weiterer Polizist wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Der Richter beklagt, er habe nicht anders entscheiden können, trotz »offensichtlicher Falschaussagen« mehrerer Polizisten. Gegen den Korpsgeist der Dessauer Polizei und die irreführenden ‚Ermittlungen’ der Staatsanwaltschaft kommt er nicht an – oder er will es nicht. Erst nach Revision wird der Dienstgruppenleiter wegen »fahrlässiger Tötung« zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt, weil er nichts unternommen habe, um Jalloh zu retten.

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on Beginn an vermuten Angehörige und Freunde, dass Jalloh nicht durch Suizid ums Leben gekommen ist. Ihre Initiative »Break the Silence« versucht, die Wahrheit herauszufinden und die Täter verurteilen zu lassen. Bei mehreren Demonstrationen werden die AktivistInnen von der Dessauer Polizei geschlagen. Wegen Parolen wie »Oury Jalloh – das war Mord!« werden sie mit Verfahren überzogen. Trotz ihres beharrlichen Kampfes droht Gras über die Sache zu wachsen. Im November 2013 veröffentlicht »Break the Silence« das Gutachten eines unabhängigen irischen Experten, das die AktivistInnen nach Spendensammlungen selbst in Auftrag gegeben haben. Nach Versuchen an Schweinekadavern, die menschlichen Körpern vergleichbar seien, kommt der Sachverständige zu dem Ergebnis, dass die enorme Schwere der Brandverletzungen nur durch den Einsatz von fünf Litern Brandbeschleuniger zu erklären ist. Die Schutzbehauptung, Jalloh habe sich selbst angezündet, ist widerlegt. Die von den AktivistInnen daraufhin angerufene Ge­ neralbundesanwaltschaft in Karlsruhe weigert sich, ein ­Verfahren einzuleiten. Aus den bisherigen Erkenntnissen ergäben sich nicht genügend Anhaltspunkte für ein vorsätzliches Tötungsdelikt. Die Dessauer Staatsanwaltschaft kündigt im April 2014 an, die Ermittlungen wieder aufzunehmen. Es ist dieselbe Staatsanwaltschaft, die bislang jede Aufklärung verhindert hat.

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er Fall Oury Jalloh ist neben den NSU-Morden der größte Polizei- und Justizskandal, den es seit Jahrzehnten in Deutschland gibt. Viele Medien berichten zwar über ihn, doch statt die grausame Tötung Jallohs angemessen zu skandalisieren, sprechen sie von »ungeklärten Fragen«. Derweil werden die Leute von »Break the Silence« weiter vom Staat verfolgt – als ob sie die Kriminellen seien und nicht die feigen Mörder von Dessau. Das Mindeste, was in dieser Situation zu tun ist, sind angemessene Spenden für »Break the Silence«, findet die redaktion Break the silence. Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e.V., Bank für Sozialwirtschaft, Konto 1233 600, BLZ 100 205 00 http://initiativeouryjalloh.wordpress.com

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Flucht

Ohne Aussicht auf ein Ende Der Krieg in Syrien überfordert die Nachbarländer immer stärker

Der blutige Konflikt in Syrien hat die größte humanitäre Katastrophe der ­vergangenen zehn Jahre verursacht: Etwa neun Millionen Menschen sind auf der Flucht, mehr als 160.000 Menschen sind bisher ums Leben gekommen. Hunderttausende sind verletzt, verstümmelt, traumatisiert, heimatlos. All das wirkt auch auf die soziale Realität in den Nachbarländern Jordanien und Libanon.

fanden, mit Wasser, Nahrung, Haushaltsutensilien und Hygieneartikeln versorgt wurden und Zugang zu medizinischer und therapeutischer Behandlung erhielten. Dennoch klafft eine gigantische Lücke zwischen der unvorstellbar hohen Zahl an Hilfebedürftigen und den geleisteten Hilfen.

von Vera Jeschke Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat bis dato rund 2,77 Millionen Flüchtlinge aus Syrien in den Nachbarländern registriert, täglich werden es mehr. Der Libanon hat mit 1,09 Millionen Flücht­ lingen die meisten Menschen aufgenommen, gefolgt von der Türkei mit rund 770.000, Jordanien mit knapp 600.000 und dem Irak mit 225.000 Personen. Die meisten dieser geflüchteten Personen leben außerhalb der bekannten, offiziellen Lager, in gemietetem Wohnraum, Garagen, Baracken, Bauruinen, in Sammelunterkünften, Moscheen, kirchlichen Einrichtungen, in informellen Zeltlagern auf gepachtetem Grund ohne jegliche Infrastruktur oder gar auf der Straße. Die Wohlhabenden unter ihnen sind längst in westliche Drittstaaten weitergezogen. Die überwältigende Mehrheit derer, die zurückbleiben, verfügt jedoch über keinerlei Rücklagen mehr. Im Libanon sollen die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten für eine Flüchtlingsfamilie bei etwa 775 Dollar pro Monat liegen. Sie sind daher auf Hilfsorganisationen oder Philanthropen angewiesen, versuchen, sich auf einem vor dem Überangebot an billigen Arbeitskräften zusammengebrochenen Arbeitsmarkt wenigstens als TagelöhnerInnen zu verdingen, nehmen jeden noch so würdelosen Job an, verkaufen ihre Kinder oder ihren Körper. Mädchen werden früh verheiratet, nur um eine Esserin weniger durchfüttern zu müssen; schon die kleinen Kinder betteln, verkaufen Taschentücher an Passanten oder wischen Autoscheiben in den von Abgasen verpesteten endlosen Staus zur Rush Hour in Beirut. tt

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Überlastete Schulsysteme Nur ein kleiner Teil der Flüchtlingskinder in den Nachbarländern Syriens hat das Glück, eine Schule zu besuchen. Das öffentliche ­Bildungssystem im Libanon und in Jordanien ist ­doppelt belastet: Vormittags werden die einheimischen Kinder unterrichtet, in Nachtt

Unsicherheit bleibt mittagsschichten soll es regulären Unterricht für hunderttausende syrische Kinder und Jutt Im Libanon stammt bereits mindestens gendliche anbieten, dazu Nachhilfekurse für jeder vierte Mensch aus Syrien, in absehbarer diejenigen, die kriegsbedingt noch nie eine Zeit wird es jeder Dritte sein. Zur einen MilSchule besucht oder Jahre ihrer Schulbildung lion dort offiziell registrierter Flüchtlinge komversäumt haben. Gleichzeitig fallen immer men saisonale ArbeitsmigrantInnen hinzu, die mehr einheimische Familien durch steigende bereits in der Vergangenheit in Landwirtschaft, Preise, hohe Inflation, sinkende Löhne und die Bauwesen und Tourismus tätig waren und das Verdrängung aus dem ersten Arbeitsmarkt in erwirtschaftete Geld nach Syrien schickten. Armut. In manchen Arbeitsbereichen im LibaSie haben mehrheitlich ihre Familien nachgenon sind die Löhne für einfache Tätigkeiten holt, können den im Vergleich zu Syrien hohen seit Beginn der Syrienkrise Lebenshaltungskosten im um 30 bis 50 Prozent geLibanon und den wegbresunken. Folglich können es chenden Einkünften jedoch Viele haben bereits sich viele nicht mehr leisten, nicht standhalten und gleimehrfach ihren Aufentihre Kinder in die privaten ten in die Armut ab. haltsort gewechselt und halbstaatlichen kostenAndere Gruppen wie die pflichtigen Bildungseinrichsogenannten »afraid minotungen zu schicken, die in rities« lehnen eine offizielle den arabischen Ländern die Voraussetzung für Registrierung beim UNHCR ab. Im Gegensatz eine gute Ausbildung und gesellschaftlichen zu vielen anderen arabischen Ländern konnten beispielsweise ChristInnen in Syrien ihre Aufstieg sind. Auch sie drängen also ins Religion in relativer Freiheit ausüben, gesell­öffentliche Schulsystem. Ähnlich ist es um das Gesundheitswesen schaftlich, wirtschaftlich und politisch aufsteibestellt: Die staatlichen Systeme sind in vielen gen und höchste Positionen bekleiden. Viele Bereichen nicht mehr in der Lage, die Grundvon ihnen gehörten zur Mittelschicht und versorgung sicherzustellen. Selbst einfache verfügten über eine überdurchschnittliche Behandlungen und Routineeingriffe wie KaiBildung. Das Regime des Assad-Clans ge­ serschnitte oder eine regelmäßige Dialyse sind währte ihnen Stabilität und Sicherheit, sie im nur bei kostspieligen privaten Einrichtungen Gegenzug öffentliche Regimetreue. Als zu erhalten. Medikamente, Verbandsmaterial, ­Flüchtlinge in den Nachbarländern befürchten Prothesen, Gehhilfen und Rollstühle werden sie nun, als Kollaborateure, Profiteure oder zum Luxus. Auch wenn der UNHCR im Liba­wenigstens als Steigbügelhalter des Assadnon entlang definierter Kriterien anteilige Regimes zu gelten und von AnhängerInnen Behandlungskosten für syrische Flüchtlinge der Opposition angegriffen zu werden. Wieder übernimmt, bleiben doch die meisten Hilfeandere lassen sich nicht registrieren, da sie als bedürftigen auf ihren Kosten sitzen. Oder sie Oppositionelle den langen Arm des syrischen können sich eine Therapie eben nicht leisten. Geheimdienstes fürchten, Angehörige schütViele inkontinente und pflegebedürftige Menzen wollen, die nach wie vor in Syrien ausharschen leben unter katastrophalen hygieniren oder selbst zurückkehren wollen, sobald sich die Lage beruhigt. schen Bedingungen, schon harmlose Erkrankungen können zum Tod führen. In Jordanien erscheint die Lage weniger Die internationalen Hilfswerke tun viel, um prekär: Das Zahlenverhältnis zwischen der das Leid zu lindern und haben im vergangeeinheimischen Bevölkerung und den syrischen nen Jahr dazu beigetragen, dass ZehntausenFlüchtlingen ist nicht ganz so eklatant wie im de syrische Flüchtlinge Schutz und Aufnahme Libanon. Jordanien erfreut sich einer relativ

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Leben im Provisorium

guten Infrastruktur, eines im Großen und Ganzen funktionierenden Staatswesens mit Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, guten Straßen, modernen Supermärkten und hippen Cafés. Selbst IKEA hat dort mittlerweile eine erste Filiale eröffnet. Die relative Ordnung und Sicherheit fordert jedoch ihren Preis: Militär, Polizei und Geheimdienste überwachen den Staat und seine BewohnerInnen. Kontinuität wird durch das haschemitische Königshaus, nicht durch die jederzeit austauschbaren Regierungen gewährleistet. Und: Jordanien ist eines der wasserärmsten Länder der Welt, die Bevölkerung siedelt vor allem im fruchtbaren Jordantal, im Großraum Amman und den nördlichen, da wasserreicheren Landesteilen. Etwa die Hälfte der Bevölkerung bestand vor Ausbruch der Syrienkrise aus palästinensischen Flüchtlingen. Nach wie vor halten sich auch Hunderttausende IrakerInnen in Jordanien auf. Im Grenzgebiet zu Syrien und dem Irak treibt seit einiger Zeit die ISIS – Islamischer Staat im Irak und in der Levante – ihr Unwesen, eine als extremistischterroristisch einzustufende O ­ rganisation, die ein islamisches Kalifat errichten will, das die Länder des so genannten »Fruchtbaren Halbmondes« vom Irak über Syrien, den Libanon, Jordanien und wohl auch Israel und Palästina umfassen soll. Seine Kämpfer rekrutiert ISIS primär in den Regionen, die sie dominiert, nimmt aber auch »Legionäre« aus allen möglichen Ländern auf. Die Grenzen zwischen Jordanien, Syrien und dem Irak verlaufen über Hunderte von Kilometern durch unbewohntes,

Foto: Caritas international

nicht zu kontrollierendes G ­ ebiet. Auch dies bedroht die Stabilität von Jordanien.

Ohne angemessene Worte Im Libanon und in Jordanien, den beiden Ländern, die den schnellsten Zuwachs an Geflüchteten zu verzeichnen haben, mehren sich die Stimmen, die eine Rückkehr der SyrerInnen in sichere Gebiete in ihrem Heimatland fordern. Die gastgebenden Länder verausgaben sich: Subventionierte Leistungen wie Grundnahrungsmittel, Treibstoff, Strom, Wasser und die wenn auch unzureichende Versorgung mit Bildungs- und Basisgesundheitseinrichtungen treiben die Staatsverschuldung in die Höhe. Die Infrastruktur leidet in einer Weltregion, wo die adäquate Versorgung mit Waren und Dienstleistungen ohnehin eine Frage des Geldbeutels ist. Gelder für Investitionen fehlen, seit Jahren schon herrscht Wirtschaftsflaute in der Region. Die Umwelt wird schwer belastet und verschmutzt: Abwässer aus prekären und informellen Siedlungen versickern ungeklärt in der Landschaft, der Müll türmt sich am Straßenrand. Dennoch: Enorm sind die Geduld, die im Libanon und in Jordanien bislang im Umgang mit den syrischen Flüchtlingen aufgebracht wurde, die Gastfreundschaft und Freigebigkeit, mit der viele, die selbst nur wenig haben, ihr Haus und ihre Familien öffnen. Manchmal nehmen sie Verwandte auf oder Bekannte, manchmal aber auch fremde Großfamilien, die sich mit einer ungewissen Zukunft vieltt

leicht auf Jahre bei ihnen niederlassen. Die Miete wird über Monate gestundet, in der Gewissheit, dass wahrscheinlich nur ein kleiner Teil jemals beglichen werden wird. Für die humanitäre Situation innerhalb von Syrien selbst gibt es kaum noch angemessene Worte: Jeder Zweite ist zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen, die viele Regionen jedoch nicht erreichen kann. 6,5 Millionen Menschen gelten als Binnenvertriebene. Viele von ihnen haben bereits mehrfach ihren Aufenthaltsort gewechselt – weil die eigene Bleibe zerstört oder unbewohnbar wurde, weil die Front näher kam, kein Wasser, kein Strom, kein Heizmaterial im Winter mehr vorhanden waren, weil die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln zusammengebrochen war, weil Gruppierungen die Vorherrschaft in einer Region übernommen haben, die der eigenen Identität keinen Raum lassen. Die großen Zahlen lenken ab vom Einzelschicksal. Wer es noch erträgt, kann sich rund um die Uhr mit unmenschlichen Nachrichten von Verstümmelung, Folter, Grausamkeit, Hinrichtungen, Vergewaltigung, Hunger, Krankheit und Tod in Syrien konfrontieren. In vielen Flüchtlingshaushalten flimmern unablässig Berichte aus Syrien über überdimensionierte Bildschirme. Als ob der Krieg seine Opfer auch dann nicht entlässt, wenn sie ihm entronnen scheinen.

Vera Jeschke ist Islamwissenschaftlerin und arbeitet als Referentin bei Caritas international. tt

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Fotogr afie

Am Auslöser Eine Zeitschrift verbreitet Inhalte – in Wort und Bild. Zum Beispiel die iz3w . Viel Aufmerksamkeit erfordern dabei die Texte. Wörter, Begriffe, Grammatik, die Sprachwahl, die Dramaturgie; sie erzeugen Gehalt und Aussage des Textes. Wissen und Inhalt werden im Geschriebenen in einer gewissen Linearität vermittelt. Dagegen hat ein Foto eine schicksalhafte Unmittelbarkeit: Oft langweilt oder berührt es auf den ersten Blick. Es entzieht sich dem L­ inearen. Wenngleich nichts dagegen spricht, ein Bild lange zu betrachten, Nuancen zu entdecken, Ästhetik zu entziffern, Hinter- und Vordergründiges zu trennen und einen ersten Eindruck vielleicht auch zu revidieren, so kann kaum bezweifelt werden: Einem Foto ist das Potenzial inne, unmittelbar Wirkung zu erzielen, und damit entfaltet es Macht. Wir fragen – als nord-süd-politische Zeitschrift – wie Macht und Fotografie zusammenhängen. Wie gestaltet sich die Beziehung der Akteure vor und hinter der Linse? Wie verändert die Rahmung einer Fotografie seine Wirkung? Wann wird mit Fotografie Macht ausgeübt, wann können Fotos sie in Frage stellen oder gar brechen? Die Geschichte der Fotografie ist eng mit der Geschichte des Kolonialismus verbunden – und somit auch mit dem Schaffen von Wissen (über uns und die anderen). Insbesondere auch deshalb, weil sie zur Zeit ihrer Entstehung als Dokument der Wirklichkeit und Abbild des Realen ernstgenommen wurde. Doch schon Möglichkeiten der Retusche und digitalen Bildbearbeitung legen nahe, dass ein Foto nie die eine Wirklichkeit dokumentiert. Es zeigt die Perspektive der FotografIn. Das Objektiv garantiert keine Objektivität. Je nach Winkel, Zoom oder Fokus und der Lage der (Un-) Schärfe wird Vorhandenes ins Licht gestellt und damit anderes ausgeblendet. Die Wahl dessen, was abgelichtet und als fotografische Reproduktion in Umlauf gebracht wird, ist immer auch ein Verwerfen anderer Momente oder Ausschnitte, die es stattdessen hätten sein können. Der Moment des Auslösens entrückt eine Person oder den Gegenstand dem Prozess der Veränderung. Er friert etwas ein, das es ohne das Vorher und Nachher nicht gibt, und doch gewinnt die Momentaufnahme an Präsenz und Bedeutung gegenüber diesem Vorher und Nachher. Oder, wie Helmut Lethen schreibt: »Die Fotografie reißt in ihrem Schweigen den Gegenstand aus dem dröhnenden Kontext der realen Welt.«

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ährend vor über hundert Jahren die »Abgelichteten« vor der Kamera still sitzen mussten, während damals Produktion und Verbreitung der Fotografien eine vergleichsweise langsame Angelegenheit war und damit vielleicht eine eher wählerische, ist die Welt der digitalen Abbildung eine eher flüchtige geworden: Fast gleichzeitig mit dem Auslösen steht der Abzug bereit, zunehmend verliert sich

:::F OTOGALERIE::: t www.iz3w.org

die Kontrolle über die Vervielfältigung der Momentaufnahmen, über den Rahmen der Wiedergabe (S.22). Im Kontext einer nord-süd-politisch relevanten Information interessiert besonders die Frage der Repräsentation, der Klischeebildung, der Ermächtigung. Ein Foto kann empathisch aufmerksam machen oder zur Schau stellen, aber auch Nähe erzeugen, berühren. Nicht immer folgt auf eine gute Absicht eine gute Praxis. Entwürdigende Fotografie ist, wenn Menschen stilisiert oder als Platzhalter eingesetzt werden. Das kommt in der Fair-Trade-Werbung vor (S.25). Oder wenn sie – wie häufig in der Spenden­ werbefotografie von Hilfswerken – viktimisiert werden. Das Foto einer Person kann etwas sehr Privates weltweit und öffentlich kundtun. So zum Beispiel das Foto eines Mädchens ohne Kleider, das – mit Entsetzen im Gesicht – vor dem Napalmangriff südvietnamesischer Flieger wegund einem Pressefotografen entgegenläuft. Und damit den Augen von Millionen BetrachterInnen in der westlichen Welt, nachdem das Bild mit der Vergabe des World Press Photo Awards 1972 schließlich zum Symbol für die Grausamkeit des Vietnamkrieges wurde. Ein Foto kann Gewalt sichtbar machen. So vermag ein Bild von Gefangenen die Willkür ihrer Peiniger ausdrücken. Der Blick in eine Fabrikhalle mit einem Nähmaschinenpark kann den vernichtenden Charakter eines Systems darstellen. Ein Foto kann vom unmenschlichen Grauen erzählen. Oder es kann Verstoßene rehabilitieren; etwa wenn Personen ihre Versehrungen zeigen (S.17) und dabei Momente des Vertrauens und des Glücks zum Ausdruck bringen. Ein Foto kann Zuversicht schaffen. Der abgelichtete Moment eines Handschlages – wie zwischen Nelson Mandela und F. W. De Klerk – hat ein Zeitalter der Hoffnung auf das Ende der Apartheid eingeläutet. Ein Foto kann ermächtigen. Die Porträts von Trans-Personen der Aktivistin Zanele Muholi sind wie eine Ausstellung der Existenz des Schönen, der Liebe und des Menschseins gegen eine homophobe Stimmung (S.30). Die Kraft eines Fotos im emanzipatorischen Sinn – liegt oft in der Irritation. Ein kleiner Zweifel, ein kurzer Knacks im herrschenden Diskurs. Fotografie kann – das klingt schlicht – Sichtbarkeit schaffen. Die Fotos der Gruppe Lampedusa in Hamburg Professions (S.31), erinnern daran, dass hierzulande viele Menschen eine Vorliebe dafür hegen, sich über ihren Beruf in Wert zu setzten, anderen diese Repräsentation aber gerne aberkennen. Fotografie verhandelt gesellschaftliche Ideen, das zeigt die fotografische Praxis des 2014 verstorbenen nigerianischen Fotografen Okhai Ojeikere (S.36). Die Bedeutung eines Fotos ist allerdings nicht im Foto selbst festgelegt. Denn der Inhalt eines Fotos ist kaum ohne Diskurs lesbar. Das Betrachten und Deuten bleibt ein eigensinniger Akt der LeserInnen (S.38), oft jenseits der Absicht der FotografIn (was übrigens für das geschriebene Wort ebenso gilt wie für das Bild). die redaktion

PS: Ergänzend zum Thema Fotografie zeigen wir auf iz3w.org kleine Fotogalerien und danken dafür dem Büro MAGENTA. Für den Farbdruck danken wir der Druckerei schwarz auf weiss.

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Fotos: R.Maro/version-foto.de

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Einzelheft: € 5,30 Heft 310 bis 321: € 4,– / ältere Hefte: € 3,–

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342: Türkei 341: Asyl & Politik 340: Eigentor Brasilien 339: Faschimus international 338: Fairer Handel 337: Arabische Frauenbewegungen 336: Armut 335: Wissenschaft global 334: Antiziganismus 333: Krise & Kapitalismus 332: Stadt für alle 331: Restitution geraubter Gebeine 330: Arabischer Frühling 2.0

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Fo t o g r a f i e

Im Fotojournalismus – insbesondere in Krisengebieten – ist die Diskrepanz von Entstehungsund Verwendungskontext enorm. Felix Koltermann plädiert in den folgenden zwei Artikeln dafür, dass beide Seiten der Medaille, also Pro-

duktion und Präsentation, genau analysiert werden müssen. Denn ansonsten laufe die Verwendung von Fotografien vor allem von politischen Konflikten Gefahr, aus dem Zusammenhang gerissen und instrumentalisiert zu werden

– je nachdem, welche Aussage die Medien gerade in den Vordergrund stellen wollen. Die FotografInnen selbst haben dabei je nach Berufsrolle nur wenig Macht über die von ihnen aufgenommenen Bilder.

Verschobene Bedeutungslinien Stereotypes Bildrepertoire im israelisch-palästinensischen Konflikt von Felix Koltermann Am 27. September 2012 erschien auf Seite 8 der Süddeutschen Zeitung (SZ) unter dem Titel »Ganz unten auf der Agenda« ein Artikel des Nahost-Korrespondenten Peter Münch. Gemeint war damit der so genannte Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern, der zu diesem Zeitpunkt wieder einmal am Boden lag. Beide Seiten standen sich auf der gerade stattfindenden Vollversammlung der UN in New York recht unversöhnlich gegenüber. Interessant war vor allem die Bebilderung des Artikels. Auf dem am unteren Textrand platzierten, querformatigen Bild sind vier junge Männer im Abendlicht und unter Rauchschwaden zu sehen, die Steine werfen. Es ist ein klassisches Motiv aus dem stereotypisierten Bildrepertoire des israelisch-palästinensischen Konflikts. Stutzig machte vor allem die Bildunterschrift »Vom Ziel eines eigenen Staates weit entfernt: Palästinenser werfen Steine auf israelische Sicherheitskräfte«. Ließe sich aus dem kurzen Text noch vermuten, der im Bild dargestellte Protest habe sich vielleicht auf das im Text beschriebene Ereignis bezogen, so ergab eine Recherche der Bildquelle, dass dem nicht so war. tt

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Aus dem Kontext gerissen Das von der SZ publizierte Bild stammt vom katalanischen Fotografen Bernat Armangué 1, der dieses im Auftrag der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) produzierte. In der Bilddatenbank von AP ist es leicht nachzurecherchieren, inklusive der von Fotograf und Agentur erstellten, digital hinterlegten Bildunterschrift. Das Bild war bereits neun Tage vor dem Erscheinen des Artikels entstanden, also am 18. September 2012. Es zeigt tatsächlich palästinensische Jugendliche in einer Auseinandersetzung mit israelischen Sicherheitskräften, und zwar im Ost-Jerusalemer Flüchtlingslager Shuafat. Auslöser der tt

Proteste war jedoch ein völlig anderes Ereigtung zugeschrieben. Diese hängt unter andenis: Sie entzündeten sich an der Veröffentlirem von der Kontextualisierung des Fotos ab, chung des anti-islamischen Films »Innocence also ob das Bild in einem journalistischen, of Muslims« in den USA. Dies wird in der werblichen oder künstlerischen Kontext verBildunterschrift von AP ausführlich kontextuöffentlicht wurde. Alle AkteurInnen in diesem alisiert.2 Insgesamt veröffentModell – Subjekt, Fotolichte AP 13 Bilder des FotogragrafIn und BetrachterIn Die Bildunterschrift fen zu diesem Ereignis. – sind geprägt von ihren An dem hier skizzierten Beiindividuellen Erfahrungibt in der Regel spiel aus der Praxis der SZ-Bildgen sowie kulturellen Antwort auf die fünf redaktion werden Probleme und und sozialen HintergrünSchwierigkeiten deutlich – und den, welche die Arbeit W’s des Journalismus darüber hinaus handwerkliche selbst sowie die RezeptiFehler –, die aus der Kontextuon beeinflussen. Mendelalisierung von Fotografie entstehen können. sons Modell ist insofern dankbar, als dass es ermöglicht, zwischen der Fotografie als ProDarüber hinaus zeigt sich hier exemplarisch dukt einer sozialen Interaktion und dem Proein Funktionswandel der journalistischen Fotografie von der Produktion über die Distribuduktions- und Präsentationskontext zu untertion bis zur Publikation. In diesen Bereichen scheiden und damit unterschiedliche Ebenen werden der Fotografie jeweils andere Funk­ herauszuarbeiten, auf denen der Fotografie tionen zugeschrieben und es wird deutlich, jeweils andere Bedeutungen zugeschrieben dass unterschiedliche AkteurInnen in den Prowerden. zess der Bildkommunikation involviert sind. Was heißt dies nun für das Beispiel aus der SZ? Betrachten wir zunächst den Kontext der Produktion: Konstitutiv für die Entstehung des Bild und Text Bildes ist die Anwesenheit des Fotografen bei tt Um diesen Prozess genauer zu betrachten, den Protesten im Flüchtlingslager Shuafat. ist der Rückgriff auf ein einfaches Modell zur Armangué wurde dorthin in Absprache mit Analyse von Fotografien hilfreich. Der ameriseiner Bildredaktion mit dem Auftrag entsandt, kanische Kunsthistoriker Andrew Mendelson dieses Ereignis in Bildern festzuhalten. Oft hat es entwickelt und »socio-historical model entstehen bei solchen Aufträgen mehrere of photographic meaning« genannt.3 Primär Dutzend Bilder. In der Regel speisen die Fotografen danach sechs bis zehn Bilder in die unterscheidet er dabei zwischen dem Kontext der Produktion und dem Kontext der PräsenAgenturdatenbank ein, die ein Ereignis aus tation. Im Kontext der Produktion findet der verschiedenen Perspektiven wiedergeben. fotografische Akt statt, in dem sich Fotograf Neben der Fotografie als visuellem Dokument sind die Bildunterschrift sowie die dem und Subjekt begegnen. Aus dieser Begegnung entsteht eine Fotografie als ein statisches AbBild zugeordneten Schlagwörter zentral. Sie bild einer spezifischen Situation. Die Fotograermöglichen die Zuordnung des Bildes zu eifie steht an der Schnittstelle zwischen dem nem geografischen Ort und einem spezifischen Produktions- und dem Präsentationskontext Ereignis. Die Bildunterschrift gibt in der Regel und ist in beiden Feldern verortet. Antwort auf die fünf W’s des Journalismus: Wer, Im Kontext der Präsentation wird der FoWas, Wo, Wann und Wie? Damit werden klassische journalistische Kriterien der Kontextuatografie von den BetrachterInnen eine Bedeu-

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SZ vom 27.9.2012

lisierung und der Information erfüllt. Mit diesen Informationen ist es beispielsweise möglich, den Kontext des Ereignisses nachzurecherchieren und zu überprüfen. Für die FotografInnen und die Agentur ist die Arbeit in der Regel mit dem Hochladen der Fotografie in die Bilddatenbank abgeschlossen.

In Szene gesetzt tt Weltweit haben nun Medien wie die SZ Zugriff auf dieses Bild und können es verwerten. Die Bilderdienste der Nachrichtenagenturen wie AP funktionieren als Aboservice: Einmal abonniert, können die Nutzer beliebig viele Bilder aus dem Archiv publizieren. Der Fotografie sind zu diesem Zeitpunkt bereits verschiedene Bedeutungen zugeschrieben. Während die Bildunterschrift der Agentur es nahelegt, das Bild in Beziehung zu einem konkreten Ereignis zu zeigen, ist eine andere Variante, die Fotografie als generisches Konfliktbild zu publizieren. Das war vermutlich auch die Intention der Bildredaktion der SZ. Nun kommen die BildredakteurInnen ins Spiel. Sie bekommen den Auftrag, einen ­bereits existierenden Text zu bebildern. Die Textautoren sind in diesem Prozess meist außen vor. So greift die Bildredaktion auf die Schlagwortsuche der verschiedenen Bilddatenbanken zurück. Die Bilderflut, also der Pool der Bilder, aus dem Bildredaktionen Fotos auswählen können und müssen, ist immens groß und ständig im Wachstum begriffen. Dies erschwert die Auswahl und fördert den Rückgriff auf bekanntes Bildrepertoire. Als gedrucktes Medium mit einem klar definierten Format lebt die Zeitung vom Zusammenspiel von Foto und Text. Bilder übernehmen je nach Kontext die Funktion der Information oder der Visualisierung. Die Informationsfunktion ist dann gegeben, wenn Bilder eine visuelle Botschaft vermitteln, die ergänzend zum Text funktioniert. Diese kann

beispielsweise darin liegen, im Text erwähnte »David gegen Goliath« und ein Zeichen des zivilen Widerstands sehen, steht dies für die Orte zu zeigen oder Personen im Bild vorzustellen. Bei der Visualisierungsfunktion hingeanderen für ein Symbol der Aggressivität der gen ist der Bild-Text-Bezug weniger stark und Palästinenser und für ihren Friedensunwillen. es geht vor allem um den Akt der Bebilderung. Der Vorteil von Bildstereotypen ist, dass damit Diese folgt meist ästhetischen Kriterien und an das visuelle Gedächtnis der LeserInnen soll die Aufmerksamkeit der LeserInnen lenken. appelliert wird. Journalistisch hingegen haben Im Fall des von der SZ veröffentlichten sie meist kaum einen Wert. Im hier beschriebenen Fall befindet sich Bildes gibt es zwischen Text und Bild nur eine die Fotografie sowohl bei der Produktion als minimale Übereinstimmung, die darin besteht, dass sich beide auf die politische Situation in auch bei der Publikation in einem journa­ Israel/Palästina und den Konflikt beziehen. listischen Kontext. Die Probleme der KontexNicht mehr und nicht weniger. Problematisch tualisierung und der Funktionswandel von ist, dass sich Artikel und einer Bildnachricht zu Bild jeweils auf konkrete einer Illustration mit symbolischem Inhalt Ereignisse beziehen, die Bildstereotype appellieren geschehen innerhalb inhaltlich nichts mitei­n­ an das visuelle Gedächtnis ander zu tun haben. Das der Sphäre des Journaeigent­lich Perfide jedoch lismus. Eine andere Verist die von der SZ hinzugewendung außerhalb fügte Bildunterschrift. Hier wird deutlich, wo des Journalismus ist in diesem Fall auch von aus Sicht der Redaktion die Verbindung zwiAP als Inhaberin der Bildrechte durch den schen Bild und Text liegt und es wird eine Zusatz »for editorial use only – nur für den journalistischen Gebrauch« ausgeschlossen. klare Deutung sowohl des Bildes als auch der Oft machen Fotografien jedoch multiple Ereignisse vorgegeben. Die Botschaft lautet: Palästinenser werfen Steine auf israelische Transformationen und Funktionswandel Sicherheitskräfte, wenn der Friedensprozess durch. So finden sich Fotografien aus der ins Stocken gerät. journalistischen Produktion in Museen und damit in einem Kunstkontext oder als Teil von Werbekampagnen wieder.4 Je nach Art und Klischees zum Konflikt Weise des vollzogenen Funktionswandels tt Die Bildredaktion der SZ hat mit den Stei­haben das publizierte Bild und dessen Konnewerfern einen Eye-Catcher gesetzt, um die textualisierung nur noch wenig mit dem Aufmerksamkeit der LeserInnen zu wecken. Produktionskontext und der Intention der Gleichzeitig werden damit einfache Bild­ FotografInnen zu tun. Trotz allem finden sich klischees über den Konflikt bedient. Das Bild in den Bildern fast immer Spuren, die auf den Steine werfender Palästinenser gehört zur seit ursprünglichen Entstehungskontext eines der Ersten Intifada gepflegten Ikonografie des Bildes verweisen. Selbst dann, wenn die darKonflikts und hat eine simplifizierende Botgestellten Situationen inszeniert oder das Bild schaft: Palästinenser antworten mit Steinen, technisch manipuliert sein sollten, gibt es wenn es nicht läuft wie sie wollen. Dabei ist immer noch indexikalische – also auf die Redie Bedeutung dieser Bildklischees inhaltlich alität verweisende – Elemente, die verfolgt hochgradig umstritten. Während die einen werden können, um damit den Bildinhalt hinter den Steinewerfern die Formation des lesbar und interpretierbar zu machen. t iz3w • Juli / August 2014 q 343

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Fo t o g r a f i e Bezeichnend für die diskutierte Publikations­ praxis der SZ ist, dass sowohl die Agentur AP als Bildverwerterin wie auch Bernard Armangué als Bildproduzent an den hier kritisierten Prozessen nicht beteiligt waren. In der Nachrichtenfotografie stellt dies den Normalfall dar. Damit wird deutlich, wie sehr die veröffentlichte Bild-Text-Kombination ein Medienprodukt ist, das von AkteurInnen zusammengestellt wird, die den Produktionskontext meist nicht kennen. Problematisch ist dies deswegen, weil von den KonsumentInnen das über Tageszeitungen medial vermittelte Bild

über den israelisch-palästinensischen Konflikt meist mit der Intention des Fotografen sowie mit der (Konflikt-) Realität vor Ort gleichsetzt wird. Dies ist eine gefährliche Verkürzung.

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Felix Koltermann lebt in Berlin und ist

F­ otograf und Medienwissenschaftler. Er publiziert über Fotografie und promoviert an der Universität Erfurt über die fotojournalistische Produktion im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts. Unter www.fotografieundkonflikt.blogspot.com bloggt er zum Thema.

Anmerkungen 1 siehe http://bernatarmangue.com 2 Das Originalbild ist unter www.apimages.com mit den Stichworten »Mideast Israel Palestinians Prophet Film Free Speech« zu finden. 3 Andrew L. Mendelson (2008): The construction of photographic meaning, in: Handbook of Research on Teaching Literacy through the Communicative and Visual Arts – Volume II, Flood, James u.a., New York/London: Lawrence Earlbaum Associates, S. 28. 4 Im Jahr 2012 nutzte z.B. der Waffenhersteller Lockheed Martin ein aus Afghanistan stammendes Bild des amerikanischen Fotografen Ron Haviv für eine Werbekampagne.

Im Feld: FotografInnen als Augenzeugen nisses abhängig ist und in dem Macht- und Die politische Auswirkung des israelischpalästinensischen Konflikts auf Israel aufzuzeiHerrschaftsverhältnisse jedes Mal neu verhangen ist ein zentrales Anliegen des Fotografendelt werden. kollektivs Activestills, zu dem auch der Israeli FotografInnen, die bei internationalen Oren Ziv gehört. In seiner Serie »Al Araqib« Nachrichtenagenturen wie Reuters oder AP aus dem Jahr 2012 dokumentierte er die Zerangestellt sind, haben kaum Möglichkeiten, störung des gleichnamigen Beduinendorfes eigene Akzente zu setzen, und folgen der in der Negev durch den israelischen Staat, um Nachrichtenfaktorenroutine. Diese bestimmt, Platz für den vom jüdischen Nationalfonds wie Ereignissen über bestimmte Faktoren wie geplanten Ambassador-Forest zu schaffen. An Neuigkeit, Nähe oder Dramatik ein Wert zudieser Arbeit zeigt sich, geschrieben und damit festdass die fotografische Progelegt wird, wie berichtensIm fotografischen Akt duktion in der Region viel wert einzelne Ereignisse sind. werden Herrschafts­ mehr zu bieten hat als Frei arbeitende FotografInnen ­stereotype Bildklischees. hingegen können stärker perverhältnisse jedes Mal Kaum eine Konfliktregion sönlichen Vorlieben folgen. neu verhandelt verfügt über eine so hohe Doch auch sie stoßen in einem Dichte an FotojournalistInKrisengebiet wie in Israel/Panen und FotografInnen wie Israel/Palästina. lästina an ihre Grenzen. Denn herrschende Nicht nur alle internationalen Nachrichtenpolitische Systeme und die Konfliktdynamiken agenturen sind dort präsent, auch viele freihaben neben der Position der FotografInnen schaffende FotografInnen arbeiten in der im Mediensystem einen zentralen Einfluss auf Region. Im Feld treffen dabei sowohl internaderen Handlungsspielräume. Beispielsweise tionale als auch lokale israelische und paläsin punkto Bewegungsfreiheit: Während sich internationale FotoreporterInnen mit Pressetinensische FotografInnen aufeinander. Das Spektrum der fotografischen Ansätze reicht ausweis mehr oder weniger frei in der Region von der Nachrichten- über die Dokumentarbewegen können, haben ihre israelischen fotografie bis hin zum Fotoaktivismus. KollegInnen keinen Zugang zum Gazastreifen Die Nachrichtenfotografie wie im Fall von und nur eingeschränkt in die Westbank. PaAP ist dabei eher an tagesaktuellen Ereignissen lästinenserInnen bleibt die journalistische interessiert und auf Einzelbilder ausgerichtet, Arbeit in Israel vollständig verwehrt. während die Dokumentarfotografie an Themen orientiert ist und stärker erzählerisch in Bilder des Scheiterns Form von Serien arbeitet. Der Fotoaktivismus dagegen ist in beiden Feldern zu Hause und tt Ein deutscher Fotograf, der seit vielen Jahvor allem durch die dezidiert politische Halren zum israelisch-palästinensischen Konflikt tung der FotografInnen geprägt. Ebenso wie ar­beitet, ist Kai Wiedenhöfer. Er ist in den die fotografischen Ansätze unterscheiden sich 1990er Jahren zum ersten Mal in die Region auch die Themen der FotojournalistInnen. gefahren und dokumentierte in ausdrucksstarZentrale Qualitätsmerkmale sind die Augenken Schwarz-Weiß-Bildern die Situation in den zeugenschaft der FotografInnen und die damit palästinensischen Gebieten und das Scheitern verbundene Authentizität der Fotografien. des Osloer Friedensprozesses. Die Bilder wurden FotografIn und Subjekt begegnen sich im unter anderem im Steidl Verlag unter dem fotografischen Akt, der vor allem vom ZeitTitel »Perfect Peace: The Palestinians from raum der Begegnung und der Art des Ereig­Intifada to Intifada« publiziert. Gestartet als tt

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klassischer Dokumentarfotograf, hat sich die Arbeit von Wiedenhöfer jedoch immer stärker in Richtung eines konzeptionellen Ansatzes entwickelt. Seine Arbeiten haben einen seriellen Charakter und sind nur zu verstehen, wenn man die Bilderfolge betrachtet. Dies ist sehr gut an den beiden Buchprojekten »Wall« (2008) und »Book of Destruction« (2010) zu sehen. Im Jahr 2013 schloss Wiedenhöfer ein mehrjähriges Projekt zum Thema Grenzen ab. In Berlin plakatierte er dazu auf den Mauerresten an der Eastside-Gallery Fotografien der wichtigsten Grenzanlagen des 21. Jahrhunderts, von der US-amerikanischen Grenze zu Mexiko über die Waffenstillstandslinie in Zypern bis hin zur Sperranlage zwischen Israel und der Westbank. Wiedenhöfer steht exemplarisch für den frei schaffenden Dokumentarfotografen. Er wechselt zwischen Auftragsproduktionen und freien Projekten und kommt bis heute ohne eine eigene Webseite und die Vertretung durch eine Fotoagentur aus. In Israel und den palästinensischen Gebieten erlaubt ihm sein deutscher Pass, sich relativ frei zu bewegen.

Eye-Catcher und Alltagsbilder Anders stellt sich dagegen die Situation für den jungen palästinensischen Fotografen Fadi Arouri dar, der Bilder für die tagesaktuelle Nachrichtenfotografie der internationalen Agenturen produziert. Sein Wirkungskreis ­beschränkt sich gezwungenermaßen auf die Westbank; der Zugang nach Israel und zum Gazastreifen wird ihm von Israel verwehrt. Angefangen hat Arouri als Freelancer für ­internationale Nachrichtenagenturen. Seit 2010 ist er der Repräsentant der chinesischen ­Nachrichtenagentur Xinhua in der Westbank. Kaum ein Termin im Politikzirkus in Ramallah, kaum eine Demonstration in der Westbank, wo Arouri nicht präsent ist. Das Geschäft von Nachrichtenfotografen wie Arouri ist das tägliche Kleinklein der Berichterstattung und damit das Bespielen der tt


Foto: Oren Ziv

:::FOT OGAL ERIE::: t www.iz3w.org

Vertrieben: Kinder aus Al Araqib

Archive der Nachrichtenagenturen. Es geht um aussagekräftige Einzelbilder und um EyeCatcher, die das Zeug haben, auf den Titelseiten internationaler Zeitungen abgebildet zu werden. So finden sich in seinem Archiv viele Bilder des politischen Protests, welche die klassische Ikonografie des Konflikts mit Bildern Steine werfender Demonstranten oder palästinensischer Märtyrer bedienen, wie es auf seiner Facebookseite sichtbar wird. Aber er versucht auch den Bildklischees mit Fotos entgegenzusteuern, die den Alltag in der Westbank zeigen. Arouri gehört zu den ersten Absolventen eines Kurses in Fotojournalismus, der an der palästinensischen Birzeit Universität angeboten und von der Ost-Jerusalemer Fotografin Rula Halawani geleitet wird. Bis in die 1990er Jahre hinein gab es kaum palästinensische FotografInnen auf dem Markt, das Geschäft war fest in der Hand internationaler und israelischer FotografInnen.

Politische Fotografie Zur gleichen Generation wie Arouri gehört der israelische Fotograf Oren Ziv. Während er sich als Brotjob bei einer israelischen Tageszeitung als Fotograf verdingt, gehört er als Gründungsmitglied des Fotografenkollektivs Activestills zu den politischsten Fotografen Israels. Activestills stammt aus der anarchistischen Szene in Israel und dokumentiert vor allem politische Proteste im eigenen Land sowie in der Westbank. In akribischer Kleintt

arbeit haben sie in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Archiv des zivilen Ungehorsams und des gewaltfreien Protests kreiert. Durch ihre beharrliche Dokumentation konnten sie Schlaglichter auf Themen wie die Zwangsumsiedlung von Beduinen in der Negevwüste, die Proteste afrikanischer Flüchtlinge oder die Problematik der Hauszerstörungen in Ost-Jerusalem werfen. Die Bilder von Activestills werden in der Regel nicht kommerziell verwertet und stehen zivilge­ sellschaftlichen Organisationen in Israel und Palästina zur Nutzung zur Verfügung. Teil der politischen Arbeit von Activestills war und ist das Plakatieren von Bilderserien aus der paläs­ tinensischen Westbank im Stadtraum von Tel Aviv. Waren die Arbeiten von Ziv und seinen Kollegen aufgrund ihrer kritischen Haltung gegenüber der israelischen Regierungspolitik und dem offenen Widerstand gegen deren Besatzungspolitik für lange Zeit Tabu für den israelischen Mainstreamjournalismus, so bekam Ziv im Jahr 2011 mit einer Auszeichnung beim israelischen Pressefotografiepreis »Local Testimony« eine offizielle Anerkennung für seine fotografische Arbeit. Die Arbeit der drei hier vorgestellten Fotografen zeigt, dass der Vielfalt der fotogra­ fischen Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts (fast) keine Grenzen gesetzt sind. Obwohl der Konflikt auf eine gewisse Art und Weise überfotografiert ist, gelingt es FotoreporterInnen immer wieder, ungewöhnliche Formen des visuellen Erzählens zu finden

und neue, bisher nicht bearbeitete Themen aufzutun. Dass Bilder wie die von Activestills es meist nicht in die Massenmedien schaffen, liegt vor allem an der Komplexität der von ihnen angesprochenen Themen. Vieles, was sie produzieren, braucht eine ausführliche Kontextualisierung. Diese ist im Tageszeitungsjournalismus in der Regel nicht erwünscht. Dort wird einfachen, binär kodierten visuellen Botschaften immer noch der Vorzug gegeben. So sagt die Vielfalt der fotografischen Ansätze im Feld erst einmal nichts darüber aus, welche Bilder gedruckt werden und ob und wie mit diesen visuelle Stereotype bedient werden. Was ein aufmerksamer und forschender Blick auf die Produktion ermöglichen kann, ist das Potenzial und die Vielfalt fotografischer Darstellung von Konflikten aufzuzeigen und damit die massenmediale Publikationspraxis zu hinterfragen. Und damit ist schon viel gewonnen, wirkt es doch einer eindimensionalen Konfliktdarstellung entgegen. fk

Internetlinks –– Kai Wiedenhöfer: www.wallonwall.org –– Fadi Arouri: https://de-de.facebook.com/Arouri.Fadi –– Oren Ziv: http://cargocollective.com/orenziv –– Activestills: www.activestills.org –– Israelischer Pressefotografiepreis »Local Testimony«: www.edutmekomit.co.il/en/home.aspx

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ISSN 1614-0095

Europa zwischen Weltmacht und Zerfall

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Foto: Sabrina Iovino

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