Lampedusa Professions

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Lampedusa Professions Photos by Marily Stroux t Ein Fotoprojekt gegen das Arbeitsverbot f端r Fl端chtlinge in Europa

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LAMPEDUSA

PROFE


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ESSIONS


D

ie Gruppe »Lampedusas in Hamburg« besteht aus 300 Menschen, die aus verschiedenen afrikanischen Ländern nach Libyen kamen, um dort zu arbeiten. Damit wollten sie ihre Familien zuhause unterstützen. Bis 2011 der NATO-Krieg begann. Als die Grenzen zu ihren Heimatländern dicht gemacht wurden, gab es für sie nur noch die Flucht aus Libyen mit Booten über das Mittelmeer Richtung Europa. Die ArbeitsmigrantInnen wurden durch den Krieg zu Flüchtlingen. Jedoch kamen tragischerweise nicht alle lebend in Lampedusa an. Mit der »Emergenza Nordafrica« (Notstand Nordafrika) antwortete die italienische Regierung auf die Ankünfte von Geflüchteten aus Libyen im Februar 2011. Knapp eine Milliarde Euro hat der zweijährige Notstand gekostet – ohne nachhaltige Ergebnisse für die Betroffenen. Sie wurden lediglich in Italien registriert, anerkannt und bekamen Aufenthaltspapiere. Nach Beendigung des Notprogramms wurde den Geflüchteten von den italienischen Behörden jeweils ein Betrag um die 500 Euro ausbezahlt oder direkt Fahrkarten ausgehändigt. So verteilten sich die aus Libyen kommenden Geflüchtete auf mehrere europäische Länder. Einige von ihnen landeten in Hamburg. Die meisten von ihnen mussten zuerst ins Winternotprogramm der Stadt, endeten dann aber auf der Straße. Im Frühling 2013 beschlossen die 300 sich zu organisieren und für ihre Rechte zu kämpfen: für das Recht zu bleiben, zu arbeiten und zu leben. »We are here to stay!« Mit ständig wachsender Solidarität kämpfen sie seitdem selbstorganisiert für das, was selbstverständlich sein sollte. Ihr Protest war die konsequente Reaktion auf das Hin- und Herschieben innerhalb Europas


Das Fotoprojekt »Lampedusa Professions« versteht sich als Teil der Unterstützung des selbstbestimmten Kampfes der Gruppe. Wichtig dabei war, kein Projekt über die Gruppe zu machen, auch keines für die Gruppe, sondern mit der Gruppe zusammen. Im Vordergrund stehen das Berufsleben und die Qualifikationen der »Lampedusa in Hamburg«. Indem die Menschen in ihren Berufen abgebildet werden, werden sie jenseits der Kategorie »Flüchtling« oder »Refugee« sichtbar.

42 Menschen sind schon Teil des Projekts und die Zahl wächst. Bislang sind die Interviews und die Bilder auf dem Blog http://Lampedusa-in-hamburgprofessions.blogspot.com zu finden. Schlussendlich soll daraus eine Wanderausstellung entstehen, die in öffentlichen Räumen gezeigt werden wird, sowie eine transportable Version, welche die »Lampedusa in Hamburg« für ihre wöchentlichen Auftritte in Schulen und Unis nutzen können. Ein Begleitheft mit Texten zu Flucht und Arbeit sowie zum Arbeitsverbot als Mittel der EU-Asyl­ politik soll hinzukommen. Marily Stroux | http://Lampedusa-in-hamburg-professions.blogspot.com

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Das Konzept ist denkbar einfach: Ein offener Brief an alle HamburgerInnen mit einer Liste der Berufe, die die Geflüchteten in ihrer Heimat innehatten. Darin die Aufforderung: Wer denselben Beruf ausübt, solle sich doch bitte melden und seinen oder ihren Arbeitsplatz für eine Fotosession zur Verfügung zu stellen. Somit sollen die Qualifikationen jedes einzelnen »Lampedusa in Hamburg« visualisiert werden. Beim Sammeln der Berufe wurde schnell klar, dass neben den Fotos auch das Reden über die unterschiedlichen Berufe enorm wichtig ist. Denn in Libyen waren andere Berufe gesucht als in den Heimatländern der Geflüchteten. Deshalb haben viele im Laufe ihres Lebens zwei Berufe erlernt und ausgeübt – und somit eigentlich doppelte Chancen Arbeit zu finden.



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Ihre Klingelanlage ist kaputt? Ich würde die Anlage gerne für Sie reparieren … Aber ich darf nicht! Ich habe keine Arbeitserlaubnis!

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Yacouba K., Elektriker, Elfenbeinküste



Zur Gast bei Sonia D端rr, Deutschland Elektroinstallateurin & Boxerin

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Yacouba K., Elfenbeink端ste Elektriker & Boxer



Sie haben Lust auf leckeres Essen? Ich würde gerne für Sie kochen … Aber ich darf nicht! Ich habe keine Arbeitserlaubnis!

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Christina, Köchin, Nigeria



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Ihre Kleidung passt Ihnen nicht mehr? Ich würde sie gerne für Sie ändern … Aber ich darf nicht! Ich habe keine Arbeitserlaubnis!

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John, Schneider, Nigeria


»You ask if it would be important to work here? What means important? If I don’t work, nobody is going to give me anything. If I don’t work, I don’t have money, how can I help my wife and my boy to go to school? In Libya I worked from 1985 until 2011. It had become my home there. I could support my family, so nobody made charity with me. Also for my family it is difficult that I am not allowed to work in Europe. I pray that things will change. I am getting old and wasting time. I am now 52 years. The important thing in life is that you carry John, Schneider, Nigeria yourself.«


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Ihr Auto ist kaputt? Ich würde den Motor gerne für Sie reparieren … Aber ich darf nicht! Ich habe keine Arbeitserlaubnis! Friday, KFZ-Mechaniker, Nigeria


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