PONY #04 2012

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72 April 2012

Poliรงa Der Implex Felicitas Hoppe Dramamine Chester Brown


72 April 4

2012

Zukunftsvertrag Dornige Aussichten

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Paul Armfield

Der Hüne mit dem Bariton 6

Anna Bittersohl Wanderin im Nebelmeer

7

Dramamine

Im Bett mit Sonic Youth 8

Chester Brown Auf Freiersfüßen

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Der Implex

Revolutionäre Hoffnungen 16

Felicitas Hoppe Künstlich glückselig 18

Filme

20

Digitales

21

Spiele

22

Tonträger

24

Bücher

26

Theater

27

Kolumne

28

Sterne

30

Terminkalender

40

StadtKarte

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Impressum

42

PONYhof

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S pa r p o l i t i k

S o u l - F o l k

Gegen die Wand

Konkurrenzlos intensiv

Die Stadt Göttingen steht finanziell am Abgrund, doch mit dem Zukunftsvertrag wird wohl bald ein großer Schritt nach vorn gemacht.

Paul Armfield, der Hüne von der kleinen Insel, erfreut mit nuanciertem Bariton.

Manuel Schaper

Dass Paul Armfield 2004 bei Lambchop im Vorprogramm spielte, ist ob der gemeinsamen Vorliebe für Songwriter-Persönlichkeiten wie Jacques Brel, Tim Hardin und John Martyn mehr als plausibel. Dass es bei der einmaligen Einladung blieb, allerdings auch: Nach den besagten Konzerten des heute 44jährigen Hünen von der britischen Isle of Wight dürften sich einige Zuschauer gefragt haben, wie solch eine intensive Darbietung noch übertroffen werden könne. Entsprechend schwer hatte es die Hauptband, deren Sänger es zwar im Vertuschen vokaler Einschränkungen zu unbestrittener Meisterschaft gebracht hat, im direkten Vergleich zu Paul Armfields nuancierter Baritonstimme jedoch eher armselig abschnitt. Was die kontinuierliche Verfeinerung des Songwritings und das Gespür für variantenreiche Arrangements anbelangt, ist Kurt Wagner indes sehr wohl konkurrenzfähig. Und während für Wagner der Tod seines Freundes Vic Chestnutt Anlass des jüngsten Lambchop-Konzeptalbums „Mr. M“ war, hat sich der passionierte Buchhändler Armfield auf seinem letztjährigen Werk „Tennyson“ aufs glatte Eis der Lyrik-Vertonung begeben. Keine Frage, er hat diese Herausforderung bravourös gemeistert. Hatte sich der Bartmann mit dem Jon-Mark-Timbre (wir lassen auch Kenny Rodgers gelten!) zuvor als einfühlsamer Interpret von Brel/Shuman ( „Why Should It Be That a Man Gets Bored?“) und Hardins „Misty Roses“ erwiesen, hat er sich hier, als singender Literat, die Gedichte des berühmten Hofdichters Alfred Lord Tennyson (1809-1892) auf sanfte Art zu eigen gemacht und sie in gewohnt folk-jazziger Manier umgesetzt. Dass der transparente Sound seiner Studioplatten mitunter verblüffend demjenigen des derzeitigen Retro-Soul-Wunders Michael Kiwanuka ähnelt, überrascht weniger. War es doch Paul Armfield, der bei Kiwanukas erster Erfolgsballade „I‘m Getting Ready“ in die Kontrabass-Saiten gegriffen hatte. Bei seinem Göttinger Gastspiel wird er voraussichtlich „nur“ seine Westerngitarre dabei haben.

Markus von Schwerin

Wie ein Geier kreist der Rotstift dieser Tage über den sozialen und kulturellen Einrichtungen der Stadt. Es soll gespart werden, koste es was es wolle. Doch genug der Späße, die Sache ist ernst. Wir erinnern uns: Der noch nicht unterzeichnete „Zukunftsvertrag“ der Stadt mit dem Land Niedersachsen verpflichtet Göttingen zu massiven Einschnitten im städtischen Haushalt. Im Gegenzug übernimmt das Land dann zukünftig einen erheblichen Anteil der kommunalen Verschuldung. Nun droht Kahlschlag bei Pro Familia, Frauennotruf und Co. Pleite ist die Stadt nicht zuletzt deshalb, weil das Land in der Vergangenheit immer mehr Kosten an die Kommunen durchgereicht hat. Den „Zukunftsvertrag“ geht die Stadt zwar freiwillig ein, doch die Verantwortlichen wiederholen gebetsmühlenartig, es sei eben nichts zu machen, die Kürzungen alternativlos. Letztlich geben die Damen und Herren damit aber nichts zur Sache bekannt, sondern nur wie sie dazu stehen, nämlich befürwortend. Weshalb es gut sein soll, den Karren aus Angst, ihn zukünftig vor die Wand zu setzen, schon heute an die Wand zu fahren, bleibt ihr Geheimnis. Zwischen illustren Vorschlägen, wie dem Gänselieselverkauf und der zukünftigen Nichtbegrünung städtischer Flächen, durfte das Volk sich derweil im Netz ereifern, die Sparziele konstruktiv voranzubringen. Meinung erwünscht, sofern produktiv im Sinne der Zielvorgabe einsetzbar: Sparen! Sparen! Sparen! Unnötig zu erwähnen, dass der Sparvorschlag, doch einfach den Zukunftsvertrag nicht zu unterzeichnen, quasi als regelwidrig abqualifiziert wurde. Überhaupt ist offenbar beim „Bürgerdialog“ jede Infragestellung des Zukunftsvertrags unerwünscht, und die Kritikerinnen und Kritiker geißeln den gesamten Beteiligungsprozess als scheindemokratische Luftnummer. Dabei entgeht ihnen, dass demokratische Meinungsfreiheit genau das bedeutet. Ein Recht auf folgenloses Jammern, und das Sagen haben die Gewählten. So ein Mist aber auch. Vielleicht schenkt man sich künftig solch falsche Kritik und macht sich auf die Suche nach der Herkunft der Sachzwänge und Alternativlosigkeiten.

Paul Armfield spielt am 11.4. um 20:00 Uhr im Blue Note. Sein aktuelles Album „Tennyson“ ist bei Artfull/Cargo erschienen.

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M a l e r e i

P o s t - P u n k

Mangrovengrund und Rotorblätter

Flüssiges Metall Gravitationskräfte wie ein schwarzes Loch – Dramamine aus Münster.

Die trügerische Ruhe in den Landschaftsbildern von Anna Bittersohl.

Michael Saager

Tina Lüers

Metallisch und grau liegt ein phantastisches Ding auf einem See. Symmetrisch breiten sich zwei der grauen Blätter auf dem Wasser aus. Zwei weitere Blätter sind hinter dem runden Zentrum abgeknickt, ragen ebenfalls herab bis zur Wasseroberfläche. Organisch wie eine Pflanze, ein Tier oder ein Flugobjekt aus ferner Zukunft wächst sich der Propeller eines abgestürzten Flugzeugs in die Seenlandschaft ein. Mit fremdkörperartigen Schwämmen, Korallen oder Pilzen greift die Natur an einigen unauffälligen Stellen mit grellen Farben auf das Objekt über. Ringsumher versammeln sich schönste Pflanzen zur idyllischen, aber doch unwirklichen Landschaftsdarstellung. Die Ränder des Sees sind undurchdringlich umwachsen, seine Oberfläche spiegelt hier und da in großartiger malerischer Manier die unterschiedlichen Grüntöne. Anna Bittersohl zeigt großformatige Bilder in der Ausstellung „Ich bin der Wanderer, das ist mein Nebelmeer“. Im Rückbezug auf Caspar David Friedrichs Selbstportrait „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ von 1818 setzt sich die 1982 in Dachau geborene Malerin nicht als Rückenfigur in den Landschaftsraum hinein, sondern stellt das Naturereignis als vermeintlich unvermitteltes dar. Wie bei Friedrich handelt es sich in den Bildern nicht um eine topografisch der Realität „nachgeäffte“ Landschaft. Vielmehr zeigt die Assistentin Ralph Flecks ein Zitat des deutschen Walds als Metapher und Sehnsuchtsort der Romantik. In trügerischer Ruhe dehnen sich hellgrüne Flächen zwischen den Bäumen aus, ragen abgebrochene Äste morbide aus dem weichen Untergrund hervor, treffen Ostseeküstenwälder auf Mangrovengrund. Die organische Fläche verschwimmt zur Farbfläche. Bei all der Präzision und der zugleich möglichen Verunsicherung und Subtilität lotet Anna Bittersohl die Möglichkeiten der Malerei aus. Wären die Sujets nicht von kraftvoller Inbesitznahme geprägt, könnte man von ihnen absehen, die farbigen und formalen Stärken der Malerei als Malerei allein im Blick, denn um nichts Geringeres geht es in diesen Bildern, die im großen Format am stärksten sind: um die Malerei.

„Ich bin der Wanderer, das ist mein Nebelmeer“; bis zum 21.4. in der Galerie Ahlers (Düstere Straße 21)

Dramamine spielen am 21.4. um 21:00 Uhr zusammen mit Painted Wolves (aus Göteborg, Schweden) im T-Keller. Dramamines Album „Green Horse“ ist bei This Charming Man/Cargo erschienen.

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Nun, nachdem die Auflösung von Sonic Youth offiziell, das Ende einer der inspirierendsten Noise-Rock-Bands des Planeten also kein Gerücht mehr ist, darf man zumindest gespannt sein, was für Projekte die ehemaligen Bandmitglieder zusätzlich auf die Beine stellen werden. Nebenbei gemacht haben sie ja alle immer schon eine Menge. Junge Bands entdeckt, zum Beispiel. Ob Dramamine aus Münster noch entdeckt werden müssen? Der Abend als Support der kanadischen Knüppel-aus-dem-Sack-Punkband Fucked Up war jedenfalls ein satter Erfolg. Joachim Hiller, Chefredakteur und Herausgeber des „Ox-Fanzines“ schrieb: „Unfassbar mitreißend und ganz eigen war das Gebotene, es war einer der raren Momente, in denen einen eine Band anzieht wie ein schwarzes Loch.“ Holla, mehr Lob für einen Live-Auftritt geht wirklich nicht! Dramamines zweites Album „Green Horse“ (2011) ist das Studio-Pendant zum Live-Spektakel. Das Energieniveau ist halt ein anderes, klar. Indes gelingt Malle (Gesang), Stebbe (Drums), Julius (Gitarre), Pogo (Bass) und Torben (Gitarre) nach einem durchschnittlich guten PostHardcore-Debüt mit sehr typischem Schreigesang eine bemerkenswerte Verwandlung, von der die Band selbst ein wenig überrascht scheint. So ist das, wenn man herumexperimentiert, wenn ein neuer Gitarrist (Torben) mit dem ersten (Julius) dialogisiert und Flächensounds aus flüssigem Metall erzeugt, so dass man an die ShoegazerBand der späten 80er, an My Bloody Valentine denken muss. Namentlich inspiriert wurde die Gruppe von „Drama Mine“, einem Song der tollen Lo-Fi-Band Sebadoh. Über selbstgenannte Einflüsse wie SST-Records, Dinosaur Jr., Amphetamine Reptile Records freut man sich sowieso. Malles Gesang hebt die düstere Theatralik des Wipers-Sängers Greg Sage in die Gegenwart. Dass die neuen Songs mit ihren epischen, eigensinnig gestimmten Gitarren Joachim Hiller an Sonic Youth‘ Alben „Evol“, „Sister“ und „Daydream Nation“ erinnern, schmeichelt Dramamine. Letztes Jahr waren sie Vorgruppe von Disappears (siehe März-Pony), bei denen Steve Shelley von Sonic Youth an den Drums sitzt. Eine wahnsinnige Erfahrung soll‘s gewesen sein. Man glaubt es glatt.


C o mic - A u t o bi o g r aphi e

Sven Jachmann

Welt aus Widersprüchen

In den frühen 90er Jahren bezeichnete das amerikanische Comicfachmagazin „Comics Journal“ das damals vermehrt auftretende Phänomen autobiographischer Introspektion im nordamerikanischen Independent-Comic als New Comics. Erzählerisch fokussierte dieses Label den quantitativ wie qualitativ breit gefächerten Nachklapp zu den ebenfalls thematisch äußerst variablen 60er- und 70er-Jahre-Pionieren Robert Crumb, Art Spiegelman oder Harvey Pekar, zu dem heute weitgehend arrivierte Zeichnerinnen und Zeichner wie Julie Doucet, Mary Fleener, Adrian Tomine, Seth, Joe Matt und Chester Brown zählen. In eigenen, meist selbstverlegten Heftserien lotete man das narrative Potenzial des eigenen Alltags und der eigenen Biographie redlich aus. Mittlerweile ist der Zugriff auf autobiographische Elemente sogar in deutschen Werken so weit fortgeschritten, dass im Feuilleton vereinzelte Stimmen bereits ihren Überdruss und narrative Stagnation beklagen. Gegen solcherlei pauschale Urteile ließe sich vieles einwenden, in einem Punkt jedoch kann man sie deutlich spezifizieren: Der augenscheinlichste Unterschied zu dem, was sich von den Erzählkonzepten der New Comics hierzulande im gegenwärtigen Comicbetrieb, mehr aber noch im Internet als Echo wiederfindet, liegt in der weitaus größeren, geradezu intimen Härte, mit der die Protagonisten der New Comics mit sich selbst ins Gericht gingen. Faszination und Abscheu ob der kompromisslosen Detailversessenheit geben sich die Klinke in die Hand, wenn Joe Matt in der Reihe „Peepshow“ (eine Auswahl erschien auf Deutsch bei Edition 52) akribisch seine Porno-Obsessionen dokumentiert und dank seiner Akkuratesse sogar Freundschaften aufs Spiel setzt. Chester Brown schildert bereits 1990 in „Die Playboy Stories“ seine frühreife Konfrontation mit dem weltweit wohl populärsten Erotikmagazin, gedeckelt von einem streng katholischen Elternhaus, das unwissentlich den jungen Chester zu allerlei heimlichen, mitunter recht bizarren Wichsritualen nötigt. Schon hier erwiesen sich das Begehren und die Institution Familie als fatale Komplizen und dieser Befund setzt sich indirekt bis in sein jüngst veröffentlichtes Werk fort.

Kontrovers diskutiert – Chester Browns komplexes Werk „Ich bezahle für Sex“.

Augen hinter weißen Brillengläsern „Ich bezahle für Sex – Aufzeichnungen eines Freiers“ lautet die reißerische Übersetzung des ungleich ambivalenteren Originaltitels „Paying For It – a comic-strip memoir of being a john“. Womöglich scheute man im Zuge der Graphic-Novelisierung des Comics die Bezeichnung „Comicstrip“ im Untertitel und entschied sich deswegen für eine „Bild“-konformere Variante. In Kanada und den USA jedenfalls waren weder Boulevard-Komplizenschaft noch Hochkulturambitionen vonnöten, um für kontroverse Diskussionen zu sorgen. Alles beginnt im Jahr 1996 mit einem eher leidlichen Versuch dessen, was zuletzt als Polyamory versuchsweise in die Theorie überführt wurde. Chesters Freundin Sook-Yin unterbreitet ihm, dass sie sich in einen anderen verliebt hat, obwohl ihre Gefühle gegenüber Chester unverändert seien. Brown konzipiert sich selbst als nüchternen Rationalisten, der sich von diesen unerwarteten neuen Umständen relativ unbeeindruckt zeigt. Dies gilt ebenfalls für den strengen Formalismus der Zeichnungen und des Seitenaufbaus, der die Programmatik von Hergés „ligne claire“ für ein, darin liegt der gewaltige Unterschied, ganz und gar erwachsenes Thema adaptiert: keine Schatten, keine elaborierten Hintergründe, reduziertes Minenspiel (Browns Augen bleiben ausnahmslos hinter weißen Brillengläsern verborgen) und eine einheitliche Seitenarchitektur, bestehend aus acht jeweils gleichgroßen Panels. Hier soll nichts vom Thema ablenken. 9


Fortan versucht man sich zu dritt zu arrangieren, letztlich läuft jedoch alles auf einen Abspaltungsprozess von Brown hinaus. Den überzeugen seine Beobachtungen der Beziehungsrituale Sook-Yins immer mehr in der bislang diffusen Ansicht, dass die Idee der romantischen Liebe suspendiert werden muss, zumindest sofern sie mit monogamem Besitzdenken einhergeht. Gleichzeitig will er nicht auf Sex verzichten müssen. Also geht er zum ersten Mal zu einer Prostituierten.

Sachlichkeit und Entmystifizierung Man muss sich die Geschichte als Protokoll von Browns Erfahrungen bis ins Jahr 2010 vorstellen, seriell angeordnet in 33 Kapiteln, die in der Regel lediglich die (gefälschten) Namen der jeweiligen Prostituierten tragen. Um ihre Anonymität zu wahren, sucht Brown zudem immer wieder nach Perspektiven, die ihre Gesichter verdecken. Flankiert werden seine Besuche von Gesprächen mit den befreundeten Comiczeichnern Seth und Joe Matt. Sachlichkeit und Entmystifizierung gelten dabei als oberste Prämisse, sowohl das Gewerbe als auch die Freier betreffend. Dass Brown ein Plädoyer für einen seiner Ansicht nach zeitgemäßes Beziehungsmodell entwirft, daran lässt auch der rund 100-seitige Appendix keinen Zweifel aufkommen, in dem er Fußnoten zum Plot und Gegendarstellungen von Seth versammelt sowie die gängigen Argumente gegen Prostitution mit teilweise aberwitzigen Thesen diskutiert. Widersprüche sind dabei vorprogrammiert und werden von Brown keineswegs ignoriert. Sei es, dass er sich früh „als Kind“ des flexibilisierten Zeitalters entpuppt, wenn er die geplanten dreiwöchigen Besuche mit den finanziellen Investitionen in eine Beziehung abgleicht. Dann sind da die widerwärtigen Momente der Verdinglichung, wenn er im gerade einmal drei Panels fassenden Kapitel „Yvette“ während des Akts resümiert: „Unfreundlich, nicht sehr hübsch, kein Blowjob … kein Trinkgeld für sie.“ Ambivalent wird es auch, wenn er sich auf einschlägigen Websites tummelt und Prostituierte mit vernichtenden Kritiken versieht, um sich zu rächen. Nachdem Brown der Institution Ehe den Totenschein ausgestellt hat, verfällt er doch binnen kürzester Zeit selbst bei den Prostituierten althergebrachten Beziehungsmustern, kriegt er etwa Gewissensbisse, wenn er sich für eine andere entscheidet. Das erscheint ein bisschen absurd, denn gerade die Abwesenheit eherner Beziehungsrituale ließen ihn das Modell Prostitution lobpreisen. Halten kommt von Haltung: Man mag von Chester Browns Verhalten als Freier halten, was man will. Einen Comic, der seinen Lesern so viel Haltung abverlangt, dessen Autor seine Erzählhaltung derart unorthodox präsentiert, wird es so schnell nicht noch einmal geben. Chester Brown: „Ich bezahle für Sex. Aufzeichnungen eines Freiers“ (Walde + Graf, 2012, 322 Seiten, 22,95 Euro) 10


Ulf Ayes Th e o r i e

&

P r a x is

Überflussgesellschaft Dietmar Dath und Barbara Kirchner begeben sich mit „Der Implex“ auf eine größenwahnsinnige Fahrt ins Reich der revolutionären Hoffnungen.

„Naseweise Checkerpose“, „Protokoll eines Lesekreises“, „Farce“, „Tortur“, „Kitsch und Kraftmeierei“ – „Die Zeit“ rechnet ab. Offensichtlich haben sich hier zwei, nicht gerade bescheidenen Anlauf nehmend, weit vorgewagt. „Der Implex“, die von Dietmar Dath und Barbara Kirchner vorgelegte Mammutstudie über Geschichte und Idee des sozialen Fortschritts, verleitete einige Bescheidwisser dazu, die Autoren auf ihre Plätze zu verweisen. Denn eigentlich ist Barbara Kirchner ja Professorin für theoretische Chemie am Wilhelm-Oswald-Institut der Universität Leipzig. Und eigentlich brillierte Dietmar Dath bisher doch gerade mit seinem schriftstellerischen Talent. Wir erinnern uns an „Die Abschaffung der Arten“ von 2008 – originell, geistreich, ästhetisch interessant. Dath entfaltet in diesem Science-Fiction-Roman eine Gesellschaftsutopie, welche die Kategorien von Tier, Mensch, Raum und Technik hinter sich lässt. Alles zum Zweck der Selbstbehauptung, zur Sprengung der Zwänge von Natur und Gesellschaft. Der Roman landete in der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Als Fiktion lässt man sich Gesellschaftskritik gern gefallen, doch wehe, es wird sachlich begründet, belesen und dazu noch akrobatisch offenbart, wes Geistes Kind man ist. Marx, Engels, Lenin, Luxemburg, Bloch (um nur einige zu nennen) – „ein Symptom für die Krise des antikapitalistischen Denkens“, urteilt „Die Zeit“ und ergeht sich in platter Polemik. Aber warum wird erst jetzt mit solcher Empörung reagiert? Die wichtigsten Schlussfolgerungen, die in „Der Implex“ gezogen werden, waren bereits, wenn nicht ausformuliert, so zumindest ansatzweise in Daths vorangegangenen Büchern zu finden. Der Grund für die Entrüstung liegt wohl darin, dass man sich – es führt kein Weg daran vorbei – an „Der Implex“ die Finger klemmt. Über allem steht die Frage: Wie soll dieser Riegel nur anzupacken sein? Als Sach- oder gar Fachbuch über den sozialen Fortschritt? Zu literarisch. Als Versuch sozialistischer Traditionspflege? Zu eigen. Die Autoren schlagen vor, ihr Gedankengebirge einen „Roman in Begriffen“ zu nennen, der die Schicksale von Versuchen nachzeichne, „die Welt besser einzurichten, als die neuzeitlichen Menschen sie vorfanden, als sie anfingen, neuzeitliche Menschen zu sein“.

Kippfiguraldialektik Wie sich solch ein „Roman in Begriffen“ lesen lässt, erfahren wir auf einem reichlich verschlenkerten Ritt durch die neuzeitliche Politik-, Philosophie-, Kunst- und Kulturgeschichte. Ja, es geht ums Ganze: Wir starten „Wie soll dieser Riegel mit der Relektüre der Ursprungsdebatten über Aufklärung, ihre nur anzupacken sein?“ Widersprüche und ihr Potential, es geht um Kritische Theorie, Regenwaldabholzung und Fukushima, Liebe, Fernsehen, Queer Theory, Polyamorie, Lohnarbeitskritik, l’art pour l’art – die Fülle des zusammengetragenen Materials ist so überbordend wie der sprachliche Ausdruck virtuos; es wird wüst, oftmals liebevoll überdreht formuliert. Historische Persönlichkeiten stehen neben Außenseitern, Begriffe wie „Kippfiguraldialektik“ oder „Sonolumineszenz“ werden in endlos verschachtelte Sätze eingestreut, die uns Rousseau als Vater des Fantasy vorstellen („aber als Theaterseele“) und uns auseinandersetzen, weshalb Bakterien manchmal mehr von Solidarität verstehen als Selbständige. Als Illustration ihrer These vom gelungenen und zugleich blockierten sozialen Fortschritt kommt für die beiden Autoren geradezu die ganze Welt in Betracht. Der Schriftsteller William T. Vollmann neben „Buffy, the Vampire Slayer“, Tim und Struppi, Judith Butler, Karl Marx, H. P. Lovecraft, Thomas Hobbes, außerdem unzählige deutlich weniger bekannte Autoren und Künstler; „Welttatsachen“ stehen neben phantastischer Literatur: „Was die USA seit 1980 waren, steht klarer als bei irgendwem bei Stephen King, der aber von Wirklichkeit nicht viel hält.“ 13


Dath und Kirchner zitieren herbei, was ihnen lieb ist, allem voran die marxistische Denktradition, und verteilen – obwohl es ihnen lästig ist, einzelne Schulen zu diskreditieren – auch zahlreiche Backpfeifen: „Instrumentelle Vernunft“ sei eigentlich kein so vernünftiger Begriff, Foucault „einer der intelligentesten Idioten des 20. Jahrhunderts“, Hardt und Negri werden immer wieder gescholten, die soziologischen Modelle von Schicht und Habitus zugunsten des Klassenbegriffs im Vorübergehen verworfen. All das mal nüchtern referierend, oft aber ebenso lust- wie hoffnungsvoll zugespitzt. Denn Dath und Kirchner wissen, „dass noch die falscheste naive Vorstellung vom gewollten Richtigen im emphatischen Sinne fortschrittlicher ist als die allerrichtigste zynische vom bestehenden Falschen“.

Zick-Zack-Theorien Es geht also nicht nur um diese Welt. Es geht auch darum, was nach ihr kommt, bereits in ihr steckt, was aus ihr gezogen, wie sie weitergedacht werden kann. Pointiert gesagt, bezeichnet der Implex – der Begriff stammt von Paul Valéry – die möglichen Vorstellungen, die dem Gegebenen immanent sind. Um diese sichtbar zu machen, müssen Denkschemata überwunden, aber auch bestimmte Handlungen ausgeführt werden. Sagen wir mal: Revolutionen. Dath und Kirchner greifen Rosa Luxemburgs Fortschrittsbegriff auf („zunehmende Verfügung über die immer reicher ausgestaltete Produktion durch alle; abnehmende Bedeutung mehr und mehr gelöster Konsumfragen“) und betrachten ihn als Mittel zur Herstellung von Glück und Freiheit. Wie die Welt verfasst sein könnte? „Von Verwaltung weiß die neue Erde nur das Nötigste“, schreiben Kirchner und Dath am Ende des Buches. Südafrika werde sich, „wenn die Sache so weitergeht“, als Nationalstaat auflösen und sich der „modularen Internationale“ anschließen. „‚Governance’ ist kein sozioökonomisches Problem mehr, sondern eine Software“, Gedenkveranstaltungen für das Internet werden abgehalten, „das sich vor kurzem endgültig in ein erheblich beweglicheres Netz auf der Basis drahtlos miteinander verbundener Winzmaschinen verwandelt hat“. Alles werde im Überfluss vorhanden sein, denn Überfluss sei schließlich nichts anderes als „so viel Mehrprodukt, dass man seine Verwandlung in Mehrwert und andere auf Ausbeutung und mit dieser korrelierte Unterdrückung angewiesene abstrakte Zugewinnformen nicht mehr braucht, um das Gemeinwesen in Betrieb und zusammenzuhalten“. Halleluja, Dath und Kirchner haben noch einiges vor! Dass sie dabei die Balance zwischen einschüchternder Belesenheit, eigenwilligen Zick-Zack-Theorien und rhetorischer Dringlichkeit halten, ist das literarische Kunststück des Buches. Sicherlich ließe sich trefflich darüber streiten, welche Überschneidungen zwischen dem Begriff des Implex und Ernst Blochs „Das Prinzip Hoffnung“ bestehen. Und sicherlich sind für die Meister des philosophischen Fachs, die den „Roman in Begriffen“ als reines Sachbuch verstehen mögen, Schwachstellen des Textes offensichtlich. All das ändert jedoch nichts an dem verlockenden Angebot, sich mit den Freestylern Dath und Kirchner weit vorzuwagen, auf diese größenwahnsinnige Abfahrt. Und das ist positiv gemeint. 14

Dietmar Dath/ Barbara Kirchner: „Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee“ (Suhrkamp, 2012, 880 Seiten, 29,90 Euro)


D ich t k u n s t

Reden und Singen wie Wasserfälle Felicitas Hoppe malt sich in ihrer Pseudo-Autobiographie „Hoppe“ aus, wie ihr Leben in Kanada, den USA und Australien verlaufen wäre. Ihre Heldin findet dabei nicht das Glück, aber immerhin Las Vegas. Kerstin Cornils

Dass das Glück so enervierend sein kann! Im Mittelpunkt von „Hoppe“, dem neuen Roman der 1960 in Hameln geborenen Felicitas Hoppe, steht eine auf Dauerquirligkeit abonnierte Frau, die pfeilschnell wie der Puck im Eishockeyspiel von Ort zu Ort durch den Text schwirrt. Dabei kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass „Felicitas“, der bedeutungsvolle Vorname der Autorin, auf die Gefühlslage der Hauptfigur abgefärbt und einen Zustand permanenter Glückseligkeit in die Zeilen gezaubert hat. Egal, ob die Hoppe im Text gerade im feschen Dirndl in einem südaustralischen Winzerdorf deutsche Touristen bedient oder als „kleines gedrungenes Mädchen mit dicken Beinen“ im kanadischen Ontario mit dem Hockeyschläger über die Eisfläche jagt, stets stolpert sie mit clownesker Lebendigkeit durch die Welt, um auf Schritt und Tritt mit polnischen Matrosen, erblindeten Jungen und arrivierten Winzersöhnen Freundschaften, wenn nicht gar Ehen zu schließen. Hoppe, die nicht umsonst von Preisverleihern und Germanisten hochverehrte Autorin, ist bewandert im Terrain deutscher Mythen und weiß aus längst verstaubt geglaubten Figuren wie dem kleinen Hänschen, das dem Liedgut zufolge mit sonnigem Gemüt Abschied von seiner Mutter nimmt, Funken zu schlagen. Ihre Romanfigur ist selten am selben Ort wie ihre in Trennung lebenden Eltern anzutreffen, hat aber keinerlei Schwierigkeiten, jederzeit liebevolle Ersatzeltern zu finden, sei es nun im eisigen Toronto oder im vor Hitze flirrenden Adelaide. Alle zerbrechen sich immerfort den Kopf über das begabte Kind, das voller Talente und Kaprizen steckt, mit Bravour Klavier, Orgel und Eishockey spielt, geschickt zu dirigieren versteht und mit schöner Regelmäßigkeit kluge Briefe und Aufsätze verfasst. In dieser hochgepitchten Glückskind-Prosa darf auch die berühmte Grinse-Katze aus „Alice im Wunderland“ nicht fehlen. So hat man als Leser schnell das Gefühl, sich in einem Gebirge aus undurchdringlichen Lachfalten verirrt zu haben – oder in einem Gemälde Fang Lijuns. Doch anders als der chinesische Maler, dessen gackernde Glatzköpfe als zynischer Kommentar zur Niederschlagung der Tian’anmen-Revolte gelesen werden können, weist die Hamelnerin politische Implikationen weit von sich. Eine im Text fingierte Kritikerstimme stellt fest: „Wie ihr Werk (...) war die Autorin weder an Orten noch an Politik interessiert, sondern einzig auf Stimulanz aus.“ Dazu passend bekennt die Roman-Hoppe: „Ich habe von Verhältnissen keine Ahnung, (...) weshalb ich mich bis heute schuldig fühle, sobald irgendwer von mir wissen will, wo was liegt und was wie wo wirklich ist.“

Deutsche Brote in Südaustralien Was wie wo wirklich ist, ist in dieser vor literarischen Zitaten nur so strotzenden Pseudo-Autobiographie prinzipiell unter Verdacht gestellt. Mit dem Leben der Hamelner Hoppe scheint die in Kanada aufgewachsene Roman-Hoppe

nicht das Geringste zu tun zu haben – der Text folgt nicht der Wirklichkeit, sondern einer kühn erdichteten Traumlogik. Warum realistisch, wenn es auch artifiziell geht? Zwar wird die Existenz der Orte, zu denen das Hoppe-Ich hoppelt, auf den Landkarten dieser Welt einwandfrei verbürgt, doch selbst dieser Tribut an realistisches Erzählen erweist sich als tückisch. Ausgerechnet nach Hahndorf führt die Autorin ihre Leser, in jenes Mitte des 19. Jahrhunderts von deutschen Lutheranern gegründete Einwandererkaff, in dem man noch heute, mitten in südaustralischen Weinbergen, deutsche Brote, Käse und Schürzen kaufen kann. Ein künstlicherer Ort als Hahndorf ist kaum zu denken. Hoppe freilich fällt einer ein: Las Vegas. Wird die wie eine Fata Morgana aus der Wüste von Nevada ragende Stadt von bildungsbeflissenen Studiosus-Reisenden gern als unauthentisches Sündenbabel der Spiel- und Vergnügungssüchtigen gebrandmarkt, weckt Las Vegas bei Hoppe grenzenlose Emphase: „Ja, was für eine Stadt, die weit mehr ist als eine Stadt, weil sie ein ganzes Land sein will, um nicht zu sagen, die ganze Welt, mit allem, was die Welt so zu bieten hat: eine Explosion in der Wüste, lauter Atome aus Schönheit und Glück (...).“ Las Vegas, der klassische Ort des Glücksspiels – keine Stadt passt Hoppe besser ins literarische Programm als diese US-amerikanische Verschränkung von grellem Glück und postmodernem Spiel. Ist hier überhaupt irgendetwas echt statt bloß vorgespielt? Zum Glück nicht.

Plastikwelt des Frohsinns Je radikaler die Autorin ihren Text ins Artifizielle schraubt, desto mehr kommt sie dem Wunsch nahe, „die Realität als Kategorie förmlich auszulöschen“. Der im Text erfundene Kulturwissenschaftler Kai Rost macht sich angesichts der Hoppeschen Wirklichkeitsflucht durchaus Sorgen: „Was haben wir, ihre Leser, davon? Das Unterwegssein in Hoppes Privatkosmos mag unterhaltsam sein, auf Dauer hinterlässt es aber, im günstigsten Fall, nicht mehr als Ratlosigkeit.“ Ratlos stimmt auch die zutiefst narzisstische Überzeugung der Heldin, jedes auf dem Küchentisch hinterlassene Zettelchen werde von ihren Mitmenschen nicht nur aufgelesen, sondern auch sinnreich interpretiert und für die Ewigkeit aufbewahrt. Nachts, so bekennt die Heldin, liege sie im Bett und denke an ihre Eltern: „(S)eit es mich gibt, lebe ich unerschütterlich fest in dem Glauben, (...) dass es kein anderes und größeres Glück geben kann, als mich zu haben.“ Vor lauter Glück möchte man schreien. Wie erfrischend mutet es da an, wenn in Hoppes Ozean künstlicher Glückseligkeit unverhofft Wermutstropfen perlen. „Ich bin nicht glücklich und habe nicht die Absicht, es zu werden“ – ein trotziger Satz, der aufhorchen lässt. Und dann stapft auf einmal Glenn Gould an den Lesern vorbei, eingepackt in Mantel und Schal „an einem Strand auf den Bahamas“. Manchmal liegt der von Sommerangst geplagte Pianist auch nur lang ausgestreckt auf seinem Teppich, „umzingelt vom Chaos der Stimmungen“. Hoppe glaubt zu ahnen, was ihn niedergeworfen hat: „Nur hier, auf dem Teppich am Telefon, sind wir kurzfristig frei und in Sicherheit, reden und singen wie Wasserfälle, egal, wer wen anruft, wer mit wem spricht, denn in Wahrheit sprechen wir nur mit uns selbst.“ Mit dieser Einsicht in die Mechanik der Einsamkeit legt sich auf die Plastikwelt des konstruierten Frohsinns eine Stille, die dem Text gut tut. Immer wieder hat sich die Heldin dank einer skurrilen Marotte geweigert, ihren karierten Rucksack abzulegen. Wirklich eine skurrile Marotte – oder ein Ballast, der gar nicht abzulegen war? Ohne das schwere Gepäck, das nie ausgepackt wird, wäre Hoppes Roman hysterischer Fröhlichkeit wohl nicht auszuhalten. 17

Felicitas Hoppe liest am 20.4. um 20:00 Uhr im Lit. Zetrum aus „Hoppe“ (S. Fischer, 2012, 331 Seiten, 19,99 Euro). Den Abend moderiert der Literaturwissenschaftler Steffen Martus.


M a r t ha

M a r c y

M a y

M a r l e n e

Sich auflösen, eins werden

D as

ab

12.4.

L e b e n

g e h ö r t

u n s

Krieg dem Melodram

Andreas Busche

Carsten Happe

Was zunächst wie ein Kinderreim aussieht, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Albtraum. In Sean Durkins Regiedebüt „Martha Marcy May Marlene“ verschränken sich traumatische Erfahrung und Realität zu einer paranoiden Wahnvorstellung. Martha ist verloren. Wie ein Gespenst wandelt sie durch das mondäne Ferienhaus ihrer Schwester Lucy. In ihrer verschlossenen Körperhaltung ist noch ein anderer Mensch gegenwärtig. Lucy ahnt davon nichts, sie zeigt sich nur erleichtert über Marthas Rückkehr. Wo sie war, darüber schweigt das Mädchen. In fließenden Rückblenden rekonstruiert Durkin die drei Jahre, in denen Martha in der ländlichen Kommune ihres Anführers Patrick gelebt hat. Patrick, ein hagerer Charles-Manson-Verschnitt, spricht mit verständnisvoller Stimme und gibt dem Mädchen einen neuen Namen: Marcy May. Nachts dringt er in ihr Zimmer ein und vergewaltigt sie. Ein Aufnahmeritus. Lucy erzählt sie davon nichts; sie ist noch nicht in der Lage, die Erinnerung in Worte zu fassen.

Valérie Donzelli erklärt dem Melodram den Krieg. Die Regisseurin, Autorin und Hauptdarstellerin von „Das Leben gehört uns“, Frankreichs Oscar-Beitrag des vergangenen Jahres, schnappt sich die denkbar tragischste Geschichte – dem kleinen Sohn eines jungen Paares wird ein Gehirntumor diagnostiziert – und wendet sie komplett auf links. Mit Hilfe von drei Off-Kommentatoren, eklektischer musikalischer Unterstützung von Vivaldi, Morricone über Chansons bis zu Techno, mit visuellen wie akustischen Schrullen und überbordender Leidenschaft kämpft sie gegen den unbedingten Runterzieher ihres Themas an. Und verdeutlicht auf schönste Weise, dass es letztlich nicht so sehr darauf ankommt, was man erzählt, sondern in erster Linie auf das Wie. Die Geschichte hat sich Valérie Donzelli und Jérémie Elkaim, ihrem Co-Star und Co-Autor, vom realen Leben aus buchstäblich aufgedrängt; und wenn „Das Leben gehört uns“ möglicherweise als therapeutische Aufarbeitung gedacht war, gleicht das Endergebnis eher einem Exorzismus. Mit vereinten Kräften und der im Angesicht der Tragödie freigesetzten Energie eines kleinen Wirbelsturms erobern sich die beiden – und mit ihnen der Film – die Gestaltungsmacht über das Schicksal zurück. „La guerre est déclarée“ – selten war ein Filmtitel treffender.

Die Nachbilder der Gewalt lässt Durkin langsam in die Ritzen von Lucys scheinbar perfektem Leben sickern: das Landhaus am See, Proteingetränke, luftige Sommerkleidchen, angehendes Familienglück. „Stimmt es, dass verheiratete Leute nicht mehr ficken?“ fragt Martha einmal arglos. Ihre Anwesenheit erweist sich zunehmend als Störfaktor im geordneten Alltag von Lucy und ihrem Mann Ted. Martha verweigert sich der übertriebenen Zuneigung ihrer Schwester, ihr Verhalten ist erratisch. Elizabeth Olson spielt Marthas Befremdung mit flachem Ausdruck und einer Körpersprache, die stets auf Abwehr bedacht ist. „Martha Marcy May Marlene“ ist so beunruhigend, weil er mit einigen altbekannten Gewissheiten bricht. Die Rückblenden lösen das Zeitgefüge allmählich auf, so wie Martha und Marcy May auch im Titel eins werden. Das Anwesen am See wirkt wie eine sicheres Refugium, doch Durkin zeigt die Durchlässigkeit dieser Idylle, wenn er elegant zwischen den Zeitebenen wechselt, so dass sich auch der Zuschauer immer öfter neu orientieren muss. Ob sie sich manchmal fragt, will Martha von ihrer Schwester wissen, welche Erinnerungen real und welche ein Traum seien, und legt damit nah, dass Durkin wenig Interesse an eindeutigen Zuschreibungen hat. Das abrupte Ende kommt wie ein Schock. Doch da hat er den Zuschauer längst in die Wahnwelt von Martha Marcy May Marlene herübergezogen. 18

Regie: Sean Durkin; USA 2011; 102 Minuten; mit John Hawkes, Elisabeth Olson, Sarah Paulson u. a.

Ausgerechnet Roméo und Juliette heißt das junge Paar, und Roméo schwant, als sie sich das erste Mal begegnen, bereits Böses. Doch die Liebe ist zu stark für einen kosmischen Witz und der Film zu exaltiert, es bei subtilen Anspielungen zu belassen. Stattdessen fährt er volles Risiko, mit Musical-Einsprengseln, wechselnden Erzählperspektiven und einer erfrischenden Respektlosigkeit gegenüber Obrigkeiten ebenso wie Konventionen. Damit schlingert er oftmals am Rande des Peinlichen, Kitschigen oder Unangebrachten entlang. „Das Leben gehört uns“ ist weitgehend unstimmig und findet nie zu einer einheitlichen Linie. Und genau dafür darf man ihn liebgewinnen – und dankbar sein, dass er die Spielfreude und Experimentierlust der Nouvelle Vague entstaubt und updatet. Dass er dem Betroffenheits- und Gefühlsduselkino den Mittelfinger entgegenstreckt und leicht Verdauliches wie „Ziemlich beste Freunde“ mit einer gehörigen Portion Exzentrik konterkariert. Ich ziehe meinen Hut und strecke alle Waffen vor Valérie Donzelli und ihrem mutigen Film.

ab

26.4.

Regie: Valérie Donzelli; Frankreich 2011; 100 Minuten; mit Valérie Donzelli, Jérémie Elkaim, Brigitte Sy u. a.

19 Filme


D I N - N o r m

f ü r

s o zia l e

N e t z e

Am deutschen Wesen soll das Netz genesen

J o u r n e y

Ein unbestimmtes Wesen Florian Brauer

Heureka! Das Deutsche Institut für Normung, besser bekannt unter seiner Abkürzung DIN, hat sich endlich das Internet, insbesondere soziale Netzwerke, vorgenommen. Wo soll das denn auch enden, wenn bei Facebook, Twitter und Co. jeder machen kann, was er will? Und so wurde wahrscheinlich erstmal ein Arbeitskreis (nebst Fachausschuss, Unterausschuss, Obmann und Stellvertreter) installiert, der dann unter Beratung diverser universitärer Experten und Spezialisten aus Fachagenturen die langerwartete Spezifikation für den Einsatz von Social-Media-Diensten bei Mittelständlern entwickelte: die heilbringende DIN SPEC 91253. Wir Deutschen machen das, was wir wirklich gut beherrschen – wir regulieren die Welt. Blöd nur, dass wir schon so ziemlich alles normiert haben, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Das Flachglas im Bauwesen (DIN 1249), nahtlose Stahlrohre für öl- und wasserhydraulische Anlagen, Berechnungsgrundlage für Rohre und Rohrbögen bei schwellender Beanspruchung (DIN 2413), Skistöcke für den alpinen Skilauf (DIN ISO 7331). Nun gut, das Institut für Normung will Gutes bewirken. Die Spezifikation DIN SPEC 91253 soll kleinen und mittleren Unternehmen einen Standard bei der Einführung und Benutzung von Web 2.0 und sozialen Netzwerken aufzeigen. Man spricht von einer „praxisnahen Entscheidungshilfe“, habe aber „kein Patentrezept“, dafür sei der Bereich Internet zu schnelllebig. Eine Norm, die keine ist!? Das klingt ein wenig zu provisorisch, ja fast schon subversiv. Gerade das Internet, der sogenannte rechtsfreie Raum, bedarf doch fester Regeln. Wir haben haben ja gesehen, wo Zügellosigkeit uns hingeführt hat: Bilder, Texte etc. werden frech in sozialen Netzwerken zitiert und dergestalt krebsgeschwürartig verbreitet. Blogger nutzen die Informationen aus Online-Zeitungen und stellen deren Inhalte obendrein dreist in Frage. Das Schlimmste scheint jedoch überstanden, schließlich arbeiten ACTA, GEMA und diverse andere Verbände und Interessenvertretungen Hand in Hand, um das Internet-Lego nach Farben zu sortieren. Damit endlich wieder nach Anleitung gebaut werden kann. Nicht auszudenken, jedes Unternehmen, jedes Startup würde seinen Auftritt gestalten, wie es ihm gefällt. Wo ließen sich denn da Vergleichsmaßstäbe ansetzen? Vielfalt und Andersartigkeit stören des Deutschen Rezipientenauge. Kneifen Sie mal Ihr Gehirn zusammen und stellen Sie sich vor, der Unternehmer müsste sich Gedanken machen, wie im Dschungel der digitalen Netzwerke und Kommunikationsdienste zu kommunizieren sei. Womöglich käme er zu dem Schluss, über Inhalte sprechen zu wollen. Oder er würde lernen, wie digitale Kommunikation funktioniert. Oder verstehen, dass er die Menschen ernst nehmen, mit Ihnen auf Augenhöhe kommunizieren muss. Gut, dass ihm das dumme Lernen erspart bleibt, er sich zurücklehnen darf und die neuste DIN-Schablone aus dem Schreibtisch kramen kann, um zu tun, was dieses Land neben der Normierung im Netz am besten kann: Nachmachen.

Es gibt eine Diskussion um die Frage, ob Videogames Kunst sind. Titel, die in diesem Zusammenhang genannt werden, sind „Shadow of the Colossus“, „REZ“ oder das gerade erschienene „Journey“. Obwohl diese Spiele teilweise sehr künstlerisch anmuten, geht es in der Diskussion nicht in erster Linie um die grafische Repräsentation, sondern um das Erweitern der Möglichkeiten digitaler Medien. Ähnlich wie in den 50er und 60er Jahren, als durch Künstler der klassischen Moderne die Möglichkeiten von Farbe, Raum und Material ausgelotet wurden, stellt heute das Videospiel die experimentelle Plattform dar für das relativ junge Medium des Computers. Ziel der Diskussion ist aber keinesfalls eine Gleichsetzung von Videospielen mit zeitgenössischer Hochkunst, vielmehr wird mit einer historischen Entwicklung argumentiert, in der vor allem verwiesen wird auf die ehemals populären Ausdrucksformen von Jazz, Comic oder Film, die inzwischen als Kunst anerkannt sind. Mit diesem Vergleich landet man allerdings auch direkt auf dem harten Boden des Diskurses: Dort werden nämlich auch die Fragen gestellt nach dem Unterschied zwischen Kitsch und Kunst und nach den Institutionen, in denen Kunst stattfindet. Eine museale Aufarbeitung von Videospielen findet bereits seit einigen Jahren statt, und auch juristisch werden interaktive Medien als urheberrechtlich zu schützende Werke anerkannt. Neben den objektiven Kriterien verweisen die Videospiel-als-Kunst-Vertreter aber auch darauf, dass es heute im Videospiel-Design nicht mehr um Probleme der grafischen Darstellung geht, sondern darum, Emotionen beim Spieler zu erzeugen. Diese Arbeit setzt ohnehin eine ständige Beschäftigung mit der Technik und dem Zusammenspiel von Farbe und Ton und Interaktivität voraus. Die Akzeptanz von Videospielen als Kunst würde auch die Diskussion um die Bedingungen von Kunst allgemein bereichern. Die Gegner dieser Thesen argumentieren, dass nicht einmal Spiele wie Schach oder Go als Kunst angesehen werden und dass Spiele einen Gebrauchswert haben, während Kunst erhaben ist und sich selbst genügt. Genau um diesen Punkt geht es aber auch – auf theoretischer Ebene ist Kunst schwerer zu fassen als auf der praktischen. Ein Spiel wie „Journey“ muss gespielt und interaktiv erlebt werden. Eben weil „Journey“ experimentell ist, ist es auch schwerer zu beschreiben, als Renn-, Baller- und Partyspiele. Teilweise ist man sich nicht sicher, was man auf dem Bildschirm sieht. Man weiß erstmal nur, dass man ein in einen Umhang gehülltes Wesen ist, das sich durch eine Wüstenlandschaft bewegt. Am Horizont gibt ein mächtiger Berg die Richtung vor. Nur langsam erfährt man, welche Möglichkeiten man hat, und da es keine klar definierten Aufgaben gibt, ist es hauptsächlich ein Gefühl, das einen leitet. Nur langsam fügen sich die Teile zusammen und verdichten sich zu einem sehr emotionalen Erlebnis. Ob das dann einem Erlebnis nahe kommt, das man mit Kunst haben kann, möge der Spieler selbst entscheiden. In erster Linie liegt Kunst immer noch im Auge des Betrachters.

20 Digitales

21 Spiele

Henning Lisson

Kunst-Adventure; Thatgamecompany/SCEE; PS 3 (Playsation Network)


Die Platte

am Anfang Poliça

Give You the Ghost

Memphis Industries/Indigo

Michael Saager

Das Popgeschäft, na klar, es lebt von Superlativen. Ohne Sensationen wäre es so blass wie seine Wirklichkeit. Wirklich überhaupt nicht blass ist „der Sound der Stunde“. Er kommt, wie die „Süddeutsche Zeitung“ Mitte März, einen guten Monat vor der Zeit, zu berichten wusste, von der aus Minneapolis stammenden Band Poliça. HipsterRapper Jay-Z und Edel-Folker Bon Iver halten Poliça für die „beste Band der Welt“, ungefähr. Jay-Z sieht in „Give You the Ghost“, einem Album „for the lovers and the lonely“ (welches Popalbum mit Tiefgang wäre je etwas anderes gewesen?) die Bestätigung dafür, dass endlich zeitgemäß zusammenwächst, was seiner Meinung nach längst öfter zusammen gehört hätte werden sollen. Vielleicht kennt er James Blake nicht? Oder Grimes, No Kids und Active Child. Oder wie sie alle heißen, die Stimmenakrobatik, Elektronika und diverse andere Stile bis hinauf zum R&B mit einem letzten Rest Indiepop-Anmutung gekonnt zu verschnüren wissen. Der elf Stücke fassende Patchwork-Park Poliças, den Bandprojektgründer Ryan Olson und Sängerin Channy Leaneagh hier so organisch-anorganisch, gewissermaßen digitalanalog, blumenbunt und monochrom zugleich und zweifellos mit einem Händchen für Überwältigungszauber so süffig-schwermütig „bepflanzt“ haben, lebt mehr noch als von seinen dichten Mitten, den wuchtig-verspielten Schlagzeug-(Off-)Beats, den hellgrellen oder darken Synthie-Dramen oder den pointierten Killer-Bläsersätzen von der Stimmen-Modulationssoftware Auto-Tune. Lebst du noch oder auto-tunest du schon? Diese Frage ist, was den „Gesang“ Leaneaghs anbelangt, ausnahmsweise einmal die falsche. Denn Leaneagh dient das Tonhöhenkorrekturprogramm als elektronischer Abenteuerspielplatz zur Inszenierung attraktiv fremd erscheinender Innerlichkeit. Ihre Stimme flattert, steigt hoch und fällt, sie franst nuanciert aus, verdoppelt sich, bricht jäh auseinander, zerstreut sich in der Unendlichkeit von Echolandschaften. Sie klingt wie ein sehr trauriges Robotermädchen vom Mars und verliert doch nie ihre Menschlichkeit, wenn sie verwirrt umherirrt, endlich lieben möchte und doch immer weiter suchen muss. Und ja, der Song „Dark Star“ hat all das und noch vieles mehr – so wundervoll, dass man tatsächlich fünf Minuten lang meint, Poliça seien die beste Band der Welt.

Palminger & 440 Hz Trio Jzz & Lyrk Staatsakt/Indigo Markus von Schwerin

Jacques Palminger, das musikalisch vielseitigste StudioBraun-Mitglied, erweist mit seiner neusten KlappcoverPlatte (CD liegt gratis bei) einmal mehr einer Spielart erinnerungswürdiger DDR-Unterhaltungskunst Referenz. Wäh-

rend die mit Erobique und diversen Gelegenheitsdichtern entstandenen „Songs for Joy“ nahtlos an die Glanzmomente von Brüning, Krug und dem Günther-Fischer-Quintett anknüpften, bietet jetzt die in den 1960er Jahren entstandene – und mit vielen altgedienten Kabarett-Größen noch regelmäßig gebotene – Konzertreihe „Jazz, Lyrik & Prosa“ den Bezugspunkt für die vorliegenden neun Lieder. Wie bei seinen Kings of Dub überlässt Palminger auch hier das Singen (der Refrains) weiblichen Kehlen. Doch hat er als Rezitator den Dreh, Kaskaden wie „Ich schwöre, dass ich ein gelungener Abend werde, ich schwöre, dass ich jetzt schon ein gelungener Abend bin …“ so versiert-penetrant auf den Punkt zu bringen, dass keinerlei Rap-Anleihen vonnöten sind. Vielmehr besteht auch Verwandtschaft zu westdeutschen Beispielen verjazzter Lyrik wie bei Rühmkorff und Jandl oder Gert Westphals Heine-goes-Bebop-Ausflug. Dafür gab Palminger sogar seine Trommelstöcke an Olve Strelow ab und engagierte mit Pianist Richard von der Schulenburg (Ex-Die Sterne) und Bassist Raphael Burgess (Noch-JaKönigJa) weitere Jazz-erfahrene Hamburger-Szene-Größen. Den Palminger-Originalen, als auch den genial eingedeutschten Adaptionen von Charles Trenet („Que reste-t-il“), Bruno Martino („E la chiamano estate“ alias „Verkaufen“) und Dr. Alban („Es ist mein Leben“) bekam diese Sorgfalt gut.

39 Clocks

Subnarcotic

Bureau B/Indigo

Ulrich Kriest

Nachdem 2009 eine Kompilation („Zoned“) und das Re-Issue des Debütalbums „Pain It Dark“ an das fast vergessene Hannoveraner Duo erinnerte, folgt nun mit „Subnarcotic“ das zweite und mit Abstand schönste Album jener Band, der es gelang, wirklich alles zur Unzeit zu tun. Sunglasses after Dark! Die 39 Clocks spielten eine schräge, repetitive Mischung aus Velvet Underground und Suicide, die sie „Psycho Beat“ nannten. Dazu sangen bzw. sprachen sie englische Texte with a heavy german accent. Ausgerechnet zur Hochzeit der NDW, als einfach alle deutsch sangen. Auch die leicht psychedelischen Momente ihrer Noise-Songs kamen zu früh. 1983/84 wären die 39 Clocks hip gewesen, doch 1981/82 galten sie als Spaßbremsen. „Subnarcotic“ schlug dabei ein paar differenzierte und ruhigere Töne an als das Debüt. Live indes waren die 39 Clocks eine, hm, zuverlässig polarisierende Band, die jeden Club binnen kürzester Zeit leer zu spielen wusste. Wenn man die beiden hier enthaltenen Versionen von „Past Tense Hopes & Instant Fears On 42nd Street“ hört, ahnt man jedenfalls, weshalb der Noise einmal als „artsy“ galt. 1987 folgte dann noch ein schwächeres Album mit dem Titel „13 More Protest Songs“. Just im selben Jahr veröffentlichte Jürgen Gleue mit Teilen der Band Exit Out und dem Göttinger Vibraphonisten Gunter Hampel als The Cocoon das legendäre Meisterwerk „While the Recording Engineer Sleeps“, das durchaus an „Subnarcotic“ heranreicht.

Grimes

Visions 4AD/Beggars/Indigo Christoph Braun

Pitcht Kate Bush ihre Stimme? Ja, aber nicht so krass! Grimes und die aparte Lady aus der Grafschaft Kent teilen sich so einige Presets. Ist Grimes, die 24-jährige Kanadierin Claire Boucher, etwa ein Update der Softrockerin? Beginnen wir beim Offensichtlichen. Kate Bush hatte rote Schuhe und tanzte wie ein orangenes Tuch. In ihren Videos stiegen schnurrbärtige Männer auf Hügel und machten Regen mithilfe altmodischer Maschinenmechanik. Grimes hat Stirnbänder und einen stechenden Blick. Kate Bush ist Engländerin. Grimes Kanadierin, also Engländerin der Zehnerjahre. In der Musik der beiden macht sich das Übersensible breit. In Form von „O-ho-ho-ho“-Kaskaden und Tonspitzenwerten beim mehrfach gestrichenen C führt es zur Hibbeligkeit auch von „Visions“, dem Album von Grimes, das jetzt erschienen ist. Es ist ein fantastisches Album. So gut produziert wie die alten Bush-Aufnahmen, obwohl doch heute eigentlich nicht mehr so viel Wert auf Klang gelegt wird. Grimes macht es anders. Sie legt Wert auf Klang und reüssiert. Denn natürlich ist die junge Frau aus Montreal nicht einfach eine Aktualisierung von irgendwas oder irgendwem. Um als Bush-Update zu überzeugen, muss sie 20, 30 Jahre nach „Wuthering Heights“ völlig neuartig klingen. Zum Beispiel pitcht sie nicht einfach ihre Stimme, sie zieht die Notenwerte hoch in völlig inhumane Regionen. Zum Teil in Mickey Mouse-Regionen. Außerdem ist Grimes nie eine einzige, wie noch das Subjekt Kate Bush. Grimes ist immer viele. Das macht ihren Sound, vor allem ihren jüngsten hier auf „Visions“, so modern. Viele, die sich selbst verstärken, unterstützen, in Frage stellen, bezweifeln. Es singt die menschliche Stimme aus dem Maschinenpark, die es längst gewohnt ist, mit und über Computer zu kommunizieren, oder mit Comedians, die bekannten Navigationssoftwares ihre Stimme verkaufen. Elektronische Musik, Party und Booty, Subbässe und Synthiepop. Hexen sucht man hier vergebens. „Visions“ ist ein einziger großer TUNE.

Nina Kraviz

Nina Kraviz Rekids/Word and Sound Michael Saager

Nina Kraviz weiß um den kühlen Zauber ihrer Erscheinung. Distanziert glamourös, ein bisschen verträumt bringt sie sich ins Bild. Die aus Sibirien stammende Produzentin, DJ und Sängerin hat jetzt, nach einigen bemerkenswerten Maxis, ein Album aufgenommen, das ihre professionelle, sexy Eitelkeit kontrastiert und verstärkt: „Nina Kraviz“ setzt auf eine HouseÄsthetik des statischen Grooves, pflegt einen leicht kantigen Reduktionismus. Dass sie ein Fan des altehrwürdigen Chicagoer House-Labels Dance Mania ist, hört man deutlich. Kraviz flüstert verführerisch und zickt abweisend. Sie spielt das fatale Komm-her-geh-weg-Spiel der Liebe. Tanzen ist Sex, sagt diese Platte. Aber pass auf dein Herz auf.

22 tonträger


R o ma n

R o ma n

R o ma n

Gutgeschriebene Verluste

Apokalypse Baby

Die Tigerfrau

Bernd Cailloux

Virginie Despentes

Téa Obreht

Ulrich Kriest

Carola Ebeling

Kerstin Cornils

Das 68er-Virus. Im Falle des gealterten Hippies Bernd Cailloux darf man diese Bezeichnung sogar wortwörtlich nehmen, denn der (kurze) Flirt mit dem Heroin damals hat ihm auf die alten Tage noch eine chronische Hepatitis C mit Verdacht auf Mottenfraßnekrose eingebracht. Aber Cailloux, dem wir bereits das „Geschäftsjahr 68/69“ verdanken, bedauert das „Spiel mit allen Feuern“, das er damals als Aktivist des Underground gespielt hat, keine Sekunde. „Schön war die Zeit, Frau Doktor!“, sagt er zur behandelnden Ärztin, die aus der DDR stammt. „Der Underground war kein Kindergeburtstag.“ Cailloux hatte das unerhörte Glück, gleich zweimal zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein: in Berlin, 1968/69 zur APOZeit, und 1979/80 zur New-WaveZeit. Rückblickend (von 2005 aus) bietet dieser Roman mémoire eigenwillig verschränkte Erinnerungsschübe voller ironischer Aperçus: Denn Cailloux gehörte immer zur hedonistischen Linken, zu den Hippies, was seine sehr distanzierte Haltung gegenüber den Polit-Alpha-Tieren seiner Generation erklärt. Hier knabbert kein Altkader heroisch „Erinnerungsplätzchen“ oder winkt mit der Mao-Bibel. Verfällt so ein antibürgerlicher Bohémien mit Anfang 60 dann noch einmal der Liebe, wird es allerdings kompliziert: „Eine neue Freundin musste sich entscheiden, ob sie in mir einen austrainierten, hochmotivierten Konsumverzichtler sehen wollte, den inneren, analogen Bohèmien also, dessen Zeitfenster sich überdies langsam schloss – oder einen sich selbst zum Geistesmenschen erhebenden Geringverdiener mit undeutlich bleibendem Potential, der unter umständen noch zum gemeinsamen Nestbau überredet werden konnte.“ Die Beziehungsgeschichte zur über 20 Jahre jüngeren Ella, die Cailloux hier über viele Seiten aufs Distanzierteste schildert, gehört jedenfalls zum Komischsten, was seit vielen Jahren zu lesen war. Wobei ein Gran melancholischer Selbstparodie stets mitschwingt, was wir dem Autor gerne gut schreiben.

Von der skandalösen Außenseiterin in den Literaturkanon? Mit dem Roman „Baise-moi“ löste Virginie Despentes 1994 in Frankreich große Empörung aus. Die Verfilmung unter dem Titel „Fick mich“ machte sie auch in Deutschland bekannt. Zwei vergewaltigte Frauen holen darin zur Gegenwehr aus. Für ihr neues Buch „Apokalypse Baby“ erhielt sie nun den Prix Renaudot. Erfreulicherweise ist Despentes nicht handzahm geworden. Der Roman ist eine schräge, doch genau komponierte Mischung aus Krimi, Roadmovie und Sozialkritik. Zwei Detektivinnen machen sich auf die Suche nach der 15jährigen Valentine. Ein ungleiches Duo: Die „Hyäne“, eine Lesbe mit schillerndem Charakter, eine schwarze Seele, abgebrüht und doch nicht kalt. Und Lucie, die mit 35 Jahren das Gefühl hat, die beste Zeit hinter sich zu haben. Dass sie Hetera ist, ist bei Despentes erwähnenswert. Die sagte in einem Interview, sie habe es „witzig (gefunden), Heterosexualität mal so darzustellen, dass man keinen Bock mehr hat, sich damit zu identifizieren“. Es ätzt, wenn sie die Selbstlügen der Frauen bezüglich der Liebe oder die pfauenhaften jungen und alten Männer beschreibt. Diese genaue Beobachtungsgabe betrifft verschiedenste Milieus und Figuren – und der Aufbau des Romans ermöglicht ihr, davon sehr viele aufzurufen. All den Menschen, die in Valentines Umfeld gehören, widmet die Autorin eigene Kapitel, ebenso den Ermittlerinnen. Das sind tolle, sehr lebendige Charakter- und Milieuzeichnungen. So ergibt sich über Valentines Vater – ein alternder Schriftsteller – ein treffender, auch komischer Blick auf den Literaturbetrieb. Über Valentines Familie mütterlicherseits wird von Migration in Frankreich erzählt. Die Suche nach dem Mädchen und die Figur Lucies halten diese Geschichten in der großen Geschichte zusammen – die am Ende auf einen überraschenden Schlusspunkt zurast. Despentes ist eine tolle Erzählerin, die ironischen Witz, Klugheit und Empathie vereint. Und, ja, eine romantische Liebesgeschichte gibt es auch. Eine lesbische.

Wenn der Krieg aus ist und der Lärm der Bomben verklungen, sind fast immer auch Tiere unter den Opfern. Ein Londoner Denkmal erinnert an die Vierbeiner, die im Namen der Krone ums Leben gekommen sind, und die Documenta 12 machte Brownie zum Star, eine ausgestopfte Giraffe, die an das Tier erinnerte, das bei einem Angriff auf das Westjordanland zum „Kollateralschaden“ wurde. Nun erzählt die 1985 in Belgrad geborene Autorin Téa Obreht in ihrem Roman „Die Tigerfrau“ die Geschichte der Jugoslawienkriege, indem sie ihre Leser in Wälder voller Bären führt und ihre Heldin Natalia mit ihrem Großvater in den Zoo gehen lässt. Zunächst kommt der Krieg auf Samtpfoten daher. Viele Kilometer entfernt wird eine alte Brücke zerstört, doch in der Hauptstadt fühlt sich der bewaffnete Konflikt fast wie Ferien an. Da schließt ein Zahnarzt einfach seine Praxis und setzt sich mit einer Weinflasche vor die Tür. Da brettern junge Leute mit 120 Sachen über den Boulevard der Revolution und entschuldigen ihre Raserei mit der Behauptung, dass sie bald sterben werden. Auch Natalia lässt sich anstecken von der neuen Unbotmäßigkeit, treibt sich mit Schwarzhändlern herum und verweigert dem Großvater das alte Ritual gemeinsamer Zoobesuche. Doch dann führt der Opa sie eines Nachts in die Stille der Stadt, wo sie beide einen Schatten entdecken – einen im Mondlicht glänzenden Elefanten mit weichen Haaren, dem das Kriegschaos die Freiheit geschenkt hat. Natalias Großvater erklärt: „Die Geschichte dieses Krieges (...) gehört allen (...), auch denen (...), die Tausende von Kilometern entfernt leben (...). Aber so etwas wie dieser Moment – das ist deins.“ Viele Augenblicke in diesem etwas überambitionierten Debüt hallen nach wie klingendes Glas. Die Szene, in der sich der Großvater mit dem Neffen des Todes in einem fast leeren Hotel kurz vor der Zerstörung Sorobors den letzten Petersfisch teilt, ist so gelungen, dass man den eigenen Finger geben möchte, um den Untergang der Stadt aufzuhalten.

Suhrkamp, 2012, 273 Seiten, 21,95 Euro

Berlin, 2012, 383 Seiten, 19,90 Euro

Rowohlt, 2012, 416 Seiten, 19,95 Euro

24 Bücher


N e u e

G u t e

S t ü c k e

Sprechende Bilder Tina Fibiger

Mutig, frech und maßlos ist dieser „Peer Gynt“, der sich das Leben erobern will. So voller Energie, dass im Jungen Theater gleich vier Schauspieler dieser stürmischen Gestalt auf den Grund gehen. Ihn treiben so viel Lust und Leidenschaft an mit all den Spekulationen um Macht, Erfolg und Besitz, wenn Dirk Böther, Agnes Giese, Jan Reinartz und Verena Saake aus Henrik Ibsens Welteneroberer einen Träumer und Fantasten formen. Mit einem Chor der Stimmen, die sich immer wieder in Dualitäten aufspalten, um dabei auch Freunde, Vertraute und Widersacher dieses Peer Gynt zu spiegeln, erkundet Regisseur Tim Egloff die Stationen einer Odyssee. Launige Ausbrüche beflügeln den großmäuligen Landjungen, der keine Verhaltensnormen gelten lässt. Die Vorstellung, Grenzen aushebeln zu können, ermutigt auch den geschäftstüchtigen Selbstdarsteller, der die Braut eines anderen verführt, seine Liebste verlässt und als erfolgreicher Waffenhändler generöse Opferhilfe leistet. Später beherrscht der gefeierte Prophet dieses lustvolle Verstellungsspiel und dann auch der Weltenwanderer, der sich im Irrenhaus zum Kaiser berufen fühlt, bevor ihn eine Schiffskatastrophe wieder an die heimatliche Küste spült. Auf einer hellen Schräge vor dem Hintergrund tobt ein Kampf der Stimmen, die sich für jedes Abenteuer mit Körpern, Gesten und Posen neu erfinden, bis sich der Sinnsucher an seinem Trugbildleben restlos erschöpft. Zu den aufrührerischen Visionen dieses Peer Gynt bietet Ray Bradburys Zukunftsportrait „Fahrenheit 451“ am Deutschen Theater einen extremen Kontrast. In dieser wunschlos befriedigenden Konsumwelt, die alle Bedürfnisse unterhaltsam absorbiert, hat sich die Idee des selbstbestimmten Individuums schon lange verflüchtigt. Das Gemeinwesen wurde mit Leseverbot belegt und als wachsame Garde sorgt nun die Feuerwehr dafür, dass literarische Gedankenwelten brennen und keine Erinnerungen mehr anmahnen, dass das Leben auch anders sein könnte als nur automatisch konsumierbar. Mit dem Feuerwehrmann Guy Montag hat Regisseur Jasper Brandis in seiner dramatischen Fassung des Romans das aufgelöste Individuum im Blick, das von den vergessenen Bruchstücken eines früheren Daseins berührt wird. Sie ist kaum greifbar, diese Sehnsucht nach Wissen und Erkenntnis, nach einem Gefühl von Geborgenheit in der Verständigung mit Dichtern und Denkern, aus denen Brandis einen Abend sprechender Bilder komponiert. Spürbar wird sie in dieser Schattengestalt, die Michael Meichßner durch die verbotenen Sehnsuchtsorte irrlichtern lässt, wie um sich an etwas Verborgenes heranzutasten. Aus einem Metallrohr schneien rote Flocken herab und bilden einen blutigen See der Emotionen, während die Brandgarde genüsslich die Vernichtung von heimlichen Bucharchiven betreibt und auch die Besitzer in den Flammen lodern lässt. Der Argwohn gegen den Außenseiter wächst, sowie die Kontrolle über die Bewegungen eines einsamen Glückssuchers, dem in der Illusionswelt seiner Frau nicht mehr zu helfen ist und auch nicht in den heimlichen Reservaten der bibliophilen Underdogs.

Fahrenheit 451 Deutsches Theater; Regie: Jasper Brandis

& Peer Gynt * Junges Theater; Regie: Tim Egloff

* Agnes Giese, Verena Saake, Dirk Böther, Jan Reinartz (Foto: Clemens Eulig)

26 Theater

W e r k e

P u t i n s

„Ich will’s tun“ Thomas Schaefer

Zur Abwechslung an dieser Stelle ausnahmsweise mal ein politischer Kommentar. Während die Deutschen seit geraumer Zeit eine „Vaterfigur“ (sagen Zeitungen) gesucht und endlich gefunden haben (Gauck), suchen die Russen die ihre offensichtlich loszuwerden. Denn obwohl Väterchen Putin sowohl beim Urnengang zur Duma als auch bei der Wahl zum Präsidenten, Ministerpräsidenten o.s.ä. locker absolute Mehrheiten erklomm, ertönt in Russlands oppositioneller Bevölkerung nicht abreißendes Gemäkel. Eine Folge „schnelllebiger Zeiten“? Zumindest scheint sich im weiten Russenland niemand der großen Werke und guten Fähigkeiten Putins zu erinnern. Beispiele: Putin springt kopfüber in ein Gewässer – und entdeckt dort eine seit langem vermisst gemeldete wertvolle Amphore, nach der die anderen ewig gesucht haben. Putin hockt sich mit einer eigenhändig erbauten Angel an einen See – und schon ist sein Eimerchen voll der prächtigsten Fische. Putin schießt mit seinem Schießgewehr mutig in ein dichtgewirktes Birkenwäldchen hinein – und schon ist der letzte sibirische Tiger erledigt. Putin hat es überhaupt nicht gern, wenn um seine Taten mediales Trara gemacht wird, weshalb man von diesen so gut wie nichts erfährt. Hier aber schon: Als Wladimir Wladimirowitsch Putin eines Tages ein Kribbeln in seiner Nase verspürte, griff er beherzt in seine Hosentasche, entnahm ihr umgehend ein Stofftaschentuch, welches er entschlossen entfaltete, um sodann kraftvoll hineinzuschneuzen. Und die Folge? Kein Kribbeln mehr! Nase frei! Sagenhaft! Als Wladimir Putin eines Wintermorgens den Kreml betrat, fand er sein Büro in tiefster Finsternis vor. Putin fackelte nicht lange, betätigte den Lichtschalter – und schon war es hell! Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen. Und es jammerte ihn, und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will‘s tun; sei rein! Und sogleich wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein. Und Putin drohte ihm und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst. (Da haben wir wieder die Putin’sche Bescheidenheit!) Er aber ging fort und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, so dass Putin hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten, doch sie kamen zu ihm von allen Enden. (Medwedew 1, 40-45) Eins Tages rutschte Putin auf dem Bürgersteig auf einer Bananenschale aus und fiel hin. So etwas kann nun mal jedem passieren. Kommt halt vor. Einfach nur menschlich. Und so geht es weiter: Wladimir Wladimirowitsch P. holt bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi sämtliche Medaillen, für die er sich interessiert. Putin wird mit dem Nationalpreis des nationalen Schriftstellerverbandes für sein literarisches Lebenswerk ausgezeichnet und setzt sich gleich anderntags auf den Hosenboden und beginnt emsig etwas aufzuschreiben. Putin erfindet das U-Boot und adoptiert seinen Famulus Medwedew. Und so weiter. Wir bleiben dran.

fehmi-baumbach.de

27 Kolumne


A P R I L

Sterne Ella Jaspers

Wassermann  Vom Ostgiebel des Parthenons herabgenommen und auf dem Boden hart aufgekommen. Die Ellenbogen angeeckt. Deine Haltung fordert ihren Tribut. An anderen Tagen erwärmst du eine Dosensuppe mit der rechten Kniebeuge. Fische  Das Pferd der Selene lässt die Mundwinkel hängen, außer Puste verbiegt sich die Zunge zu einem Brückenbogen. Kleine Blumen. Eine Einladung an deine Sinne, den Frühling längst im Sinn. Widder  Verwitterungseffekte geben deinen Bereitwilligkeiten Halt. Du kraxelst von Vorsprung zu Vorsprung, manche Kante führt harsch hinab, doch die nächste Ecke muss noch klappen. Die Tyrannenmördergruppe zu deiner Beruhigung. Stier  Du hast deinen Speer über die Wasseroberfläche geworfen, er fliegt in idealem Bogen und landet im Fluss. Das Wasser spritzt herauf, platsch. Dein Gesicht hat die Weiche und die Härte, in idealem Bogen. Zwillinge  Draußen willst du sein, drinnen wird es dir eng, du willst das Herz frei haben. Läufst deinen eigenen Vorstellungen nach, trägst ein kleines Schaf wie der gute Hirte. Jeder Tag ein frisch geschlüpfter Schmetterling. Krebs  Apfel und Mandelkern liegen da. Froh zu hoffen bedarf es doch nun. Das Herz baut seine Verbindungen auf, vernetzt sich Zelle um Zelle. Dein Drehund Angelpunkt bekommt eine breitere Basis. Löwe  Der Nil ist aus Marmor. Seine Kinder strömen um ihn gegossen herum, Getreidehalme brechen an der Schulter, Trauben schmecken am Kopf. Dein Kinn neigt sich herunter. Dein Blick fällt in die schönen Kaleidoskope. Jungfrau  Du kennst die quälenden Gedanken. Die Chimäre von Arezzo ist ein Löwe, dessen Schwanz sich zu einem Schlangenkopf auswächst. Sie beißt den Widder, der dem Rücken entsprosst. Beides kann abgeschüttelt werden. Waage  Im Königsgarten der Prager Burg erschlägt Herkules mit seiner Keule den dreiköpfigen Höllenhund Zerberus. Die drei größten Ängste sind fortan Vergangenheit. Geh dorthin und schmeiß deine in ihren Rachen, unter seinen Hammer. Für die Zukunft alles Schöne. Skorpion  Du bist noch ganz am Anfang, zart und fein und doch sicher unmerklich gewachsen. Geschützt werden sollst du und keinen Anstrengungen ausgesetzt, Platz für deine Performance. Wie wunderbar. Gut hoffen auf Dich. Schütze  Der Waffentanz an der Zimmertür ist keine Alltäglichkeit mehr. Schreien und Stampfen haben nachgelassen. Dein Augenmerk liegt auf deinem persönlichen Frieden, umtriebig und entwicklungsfähig. Steinbock  Dein zögerliches Experimentieren wird noch in einer Stiergestalt enden, wütend die Hörner gerade nach vorn gerichtet, das Ziel im Blick. Doch die Tiermotive ordnen sich der Geometrie unter, das ist charakteristisch und birgt Verlässlichkeit. 28 Horoskope

SavE the last Dance

Mai Fly E i n s B

ecom Wel ink Dr e r f e for

30.4. ab 23.00 Uhr

Freihafen: Aftershow-Party „10 Jahre Tora Bora Allstars“

F r e i h a f e n


21.4. 00

21

Dramamine

Endless Night DJ Jay-P 23.00

Astronaughty

t.b.c.

23.00

23.00

60er- & 70er-Party 23.00

The Spirit of Outpost Kultrock 23.00

t.b.c.

t.b.c.

23.00

23.00

JT-Keller

Voodoo Bee Ragga & Dancehall 23.00

Black Shampoo Funk & Soul 23.00

Musa

30+ Party DJ Albi,Ringo & Roy 21.00

Nörgelbuff

Albert Lee & Hogans Heroes 21.00

Café Schroeder Der angeblich sichere Meister (B. München) bewirbt sich als ewiger Zweiter, der letzte Unabsteigbare (HSV) kämpft gegen den Abstieg bzw. fürchtet gar ein Relegationsspiel gegen den Stadtfeind (FC St. Pauli), und der Kindergarten der Liga (BVB) darf zwar immer noch nicht Auto fahren, könnte aber schon wieder Meister werden. Viel zu aufreibend das, um zuhause zu bleiben. Besser man sitzt im Schröder, wo psychologisch geschulte Thekenkräfte den Nervenzusammenbruch ebenso zu verhindern wissen wie die Dehydrierung. 30 30

11.4. 00

20

Bass? Überschätzt. Zweite Gitarre? Überflüssig. Violine? Hahaha. Aller guten Dinge sind zwei. In diesem Fall sind‘s zwei junge Typen aus einer schwedischen Kleinstadt namens Vänersborg, von denen der eine wie blöde auf die Felle drischt, während der andere in etwa so beherzt in die Saiten greift, wie sich ein hungriger Wolf auf ein von seiner Herde verlassenes Lämmchen stürzen würde. Punkige Spielfreude, Trash-Wahnsinn. Erinnert an die frühen Meat Puppets oder Phantom Tollbooth. Wer kennt die noch? PONY Express

Tango-Salon 20.00

Friday Rhymes

Breakfast & Friends

Winter-Tales

10.00

10.00

10.00

6 Millionen Dollar Club

Bicki Bash´s Beat Bomb 21.00

Kinetic Club Acoustic by Steve Austin 21.00

Tangente

Ärzte vs. Hosen-Party

Only 80s

23.00

23.00

Thanners

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

13.00

13.00

14.00

Diverse

Pools

18.00

pools

T-Keller (T) Kabale (K)

Moffarammes

1.4. Frühstücksbuffet & Tatort 10.30 / 20.15

Freihafen

Fußball im Wohnzimmer

31.3. Frühstücksbuffet & Bundesliga 10.00 / 15.30

Exil

0

30.3. Paulaner-Tag

EinsB

3 15

So

Mount Washington Konzert 20.30

Diva Lounge

7.4.

Sa

Ulli Bögershausen Kabarett 20.15

Apex

T-Keller

Fr

Breakfast-Club 10.00 (K)


Mo

Di

Mi

Do

Fr

Sa

So

2.4.

3.4.

4.4.

5.4.

6.4.

7.4.

8.4.

Apex Lounge & Champions League 15.00

Diva Lounge

Lounge & Champions League 15.00

Rocky Votolato Konzert 20.30

Geschlossen

Whiskey-Probier-Tag

Paulaner-Tag

20.00

18.00

EinsB Wild‘n Weiz‘n

Exil

23.00

Rock Jukebox DJ Wishmaster 23.00

Frühstücksbuffet & Bundesliga 10.00 / 15.30

Geschlossen

Interessengemeinschaft Elektr. Tanzmusik 23.00

Geschlossen

The Spirit of Outpost Kultrock 23.00

Frühstücksbuffet & Tatort 10.30 / 20.15

Ich will Spaß 80er & NDW 23.00

Freihafen

Geschlossen

t.b.c.

JT-Keller

Geschlossen

Cry Baby Club Dj Bionique 23.00

Geschlossen

Power Dance DJ Martin 21.00

Tango-Salon

Musa Nörgelbuff pools

Salsa-Kneipe 20.30

NB-Houseband Funk, Soul & Blues 21.30 Honig Konzert 20.00

6 Millionen Dollar Club

T-Keller (T) Kabale (K) Diverse

20.00

Salsa en Sótano Salsa & Latin 22.00

Deep in the Groove Jam-Session 21.00

Geschlossen

Gypsi Juice Balkan Beats 22.00

Geschlossen

Tannenzäpfle-Dienstag

Starlights & Musik

Manic Thursday

Friday Rhymes

Breakfast & Friends

Winter-Tales

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

Jack Out ... Jack Daniels-Special 21.00

Jäger & Sammler Astra -Special 21.00

Break the Funk by Slicktec 21.00

Nuzzlefunk by Elnite 21.00

Grand Slam by Coin Op 21.00

Pascua Lounge

Geschlossen

Hot Spot

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

13.00

13.00

14.00

Zwei Tage: Ohne Schnupftabak 21.00 (T)

Breakfast-Club 10.00 (K)

Wishes

Tangente Thanners

23.00

23.00

Tag- & Nachtschänke Warsteiner-Stunde 14.00

Tag- & Nachtschänke Kölsch-Stunde 14.00

Pasta-Tag 16.00 (K)

Frauenlesbentrans-* Kneipe 20.30 (K) Student‘s Night 20.00 IRISH PUB

Weizen-Tag 14.00

Tag- & Nachtschänke Jever-Stunde 14.00 Fass-Tag 18.00 (K)

Nacht d. Studenten 21.00 ALPENMAX

21.00

23.00

9. Internationales Impro-Festival .4. Lumière 11.-15 15

20

Wenn die Kuscheltiere um die interessanteste Theaterperformance battlen, wenn internationale Teams um den Goodwill des Publikums buhlen, wenn OrkAlarm herrscht und Trolle und Feen um die Wette slammen, kann das nur am Impro-TheaterFestival liegen. Wie immer vom Lumière aus zieht es diesmal seine Kreise von Northeim nach Uslar und bis ins Deutsche Theater zurück nach Göttingen. Spontaneität ist gefragt und das Publikum Teil des Ganzen – beteiligt und meist recht wehrlos mit hineingezogen.

RSV Göttingen 05 vs. Lünerburger Sport-Klub Hansa

Poetry Slam Special 19.30 STILBRVCH

7.4. 15 Uhr Jahnstadion

ab

12.4. 15

20

Versicherungsvertreter Lumière

„Willst du ein Leben lang mit mir dein Blut, dein Herz, deine Seele teilen – für diese Firma?“ Und wie sie wollten, nein, nicht die „Wichser“, die dem heiligen Umsatz zu wenig Liebe entgegenbrachten. Self-Made-Millionärsarschgeige Mehmet E. Göker ging vor seinen geldgierigen Vasallen auf die Knie – und sie riefen also „Ja!“. Das realsatirische DokuRequiem „Versicherungsvertreter“ von Regisseur Klaus Stern hat hohen Unterhaltungswert; und Versicherungsmakler Göker hatte seine devote Gefolgschaft hervorragend im Griff – bis die Pleite vor der Tür stand.

13.4.

Im verflixten siebten Jahr geht, wie man weiß, so einiges den Bach runter – vor allen Dingen Ehen. Eine Glückszahl ist die Sieben daher nicht. Wie schön also, wenn man ohne große Sorgen (oder sogar in bester Verfassung) seinen siebten Geburtstag erreicht hat und mit dem achten Jahr beginnen kann. So wie das EinsB, das sich zur Feier des Tages von Sexy Sander, Bionique, M.A.A.M und Toxico die Teller rotieren lässt. Ehrengast ist die JägermeisterBlaskapelle: Wir gratulieren trotzdem.

7 Jahre EinsB

33

EinsB & Freihafen

00

23


Mo

Di

Mi

Do

Fr

Sa

So

9.4.

10.4.

11.4.

12.4.

13.4.

14.4.

15.4.

Herr Faust will ... Stille Hunde 10.00

Apex Diva Lounge

9 Film 20.15

Rotkäppchenvariationen Stille Hunde 20.15

Lounge

Lounge

Whiskey-Probier-Tag

Paulaner-Tag

15.00

15.00

20.00

18.00

Frühstücksbuffet & Bundesliga 10.00 / 15.30

MedizinerO-Phasen-Party 23.00

JuraO-Phasen-Party 23.00

7 Jahre EinsB Sexy & Bionique 23.00

Rumble in the Jungle Rock 6 ska 23.00

Wild‘n Weiz‘n

Rock Jukebox DJ Wishmaster 23.00

Nacht der Schatten

23.00

The Spirit of Outpost Kultrock 23.00

Mediziner O-Phasen-Party 23.00

JuraO-Phasen-Party 23.00

7 Jahre EinsB Toxico & M.A.A.M. 23.00

t.b.c.

Vollmondparty Extremtanzbar 23.00

Cry Baby Club Dj Bionique 23.00

EinsB Exil Freihafen

23.00

JT-Keller Musa Nörgelbuff pools

20.30

T-Keller (T) Kabale (K) Diverse

Tango-Salon 20.00

Sweet Craze & Filippa Gojo 21.00

Johanna Zeul Konzert 21.00

The Loop Konzert 21.00

Grenzwerte Musik-Impro 20.00

Moffarammes Konzert 20.00

Manic Thursday

Friday Rhymes

Breakfast & Friends

Winter-Tales

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

Jack Out ... Jack Daniels-Special 21.00

Jäger & Sammler Astra-Special 21.00

Sekt and the City Sekt-Special 21.00

It´s like that by D3f 21.00

Break the Funk by Slicktec 21.00

Zartbitter-Party Indie & Emo 23.00

Strickly 90ies Eurodance & Pop 23.00

Tag- & Nachtschänke Jever-Stunde 14.00

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

13.00

13.00

14.00

Fass-Tag 18.00 (K)

Milonga Tango Argentino 21.00 (K)

Die Radio-Aktiv-Show

21.30

20.30

Kallelujah

Tannenzäpfle-Dienstag

10.00

Wishes

Tangente Thanners

JuzI

Salsa en Sótano Salsa & Latin 22.00

Querbeat Bandsession

6 Millionen Dollar Club

Support Your Local Juz

23.00

Rock gegen Rheuma DJ Albi 21.00

Salsa-Kneipe

Frühstücksbuffet & Tatort 10.30 / 20.15

23.00

Tag- & Nachtschänke Warsteiner-Stunde 14.00

Tag- & Nachtschänke Kölsch-Stunde 14.00

Pasta-Tag 16.00 (K)

Frauenlesbentrans-* Kneipe 20.30 (K) Student´s Night 20.00 IRISH PUB

Weizen-Tag 14.00

Arsenic and Old Lace 20.15 THOP

Support Your Local Juz 23.00 JUZI

Sausa Ritmo 22.00 SAUSALITOS

00

23

JT-Keller

„Die Korn“ ist ein unabhängiges Jugendzentrum in Hannover, das politisch und inhaltlich vergleichbar ist mit dem JuzI in Göttingen. Weil die Korn dieses Jahr 40 wird und sich außerdem erweitern will, lädt das JuzI zur Soliparty. Als DJs sorgen Claas Working und Ninor Threat von Agitpop für Hannoveraner Lokalkolorit – d. h. sie legen Tanzbares aus allen Richtungen auf. Und wer wissen will, mit wem er solidarisch ist, kann sich im JuzI-Café bereits ab 20:00 Uhr über Situation und Geschichte des UJZ Kornstraße informieren. RSV Göttingen 05 vs. TSV Ottersberg

CD-Release M.Gillespie 20.00 JUNGES THEATER

9.4. 15 Uhr Jahnstadion

Na also, es geht doch: Endlich mal wieder jemand, der sich für ein Göttinger Club-Event auch an Bookings von außerhalb herantraut, statt wie ein Ochsenschwanz im eigenen Saft zu schmoren. Zelebritäten wie DJ Cesar, DJ Kid Cut, DJ Slick Tec und DJ Dynamic Cut werden sich im JT-Keller auf der Block-Party tummeln. Der letztgenannte Herr, der sich „genreübergreifende Scratches“ und „ungemein gefährliche Mixes“ auf die Fahnen geschrieben hat, ist kein Geringerer als der Hannoveraner Gott des Rap. Lang lebe der Sonnenkönig.

Interessant: Phillip Boa trägt auf seinem „wegweisenden Album“ „Helios“ die gleiche Frisur wie Javier Bardem in „No Country For Old Men“. Der Unterschied: Der New-Wave-Indie-Pfau aus Dortmund tat es freiwillig, damals, im Jahr 1991, Bardem, weil seine Rolle als psychopathischer Killer eine unmögliche Frisur nahelegte. Auch sonst gibt’s kaum Gemeinsamkeiten zwischen den beiden. Boa hat seine beiden „Kultalben“ „Helios“ und „Bophenia“ re-mastert und tingelt damit durch die Clubs, Bardem dreht weiter großartige Filme. 35

00

23

Breakfast-Club 10.00 (K)

20.4. Block-Party feat. DJ Cesar

13.4.

20.4. 30

20

Phillip Boa Musa


Mo

Di

Mi

Do

Fr

Sa

So

16.4.

17.4.

18.4.

19.4.

20.4.

21.4.

22.4.

Apex Diva Lounge EinsB

Der Fall Vanunu Stille Hunde 20.15

Deodatt Persaud Konzert 20.15

Händel-Talk III Podiumsgespräch 20.00

Glenn Walbaum Musikkabarett 20.15

Lounge & Champions League 15.00

Lounge & Champions League 15.00

Whiskey-Probier-Tag

Klub Karracho Soul, 60´s, Indie 22.00

Frühstücksbuffet & Bundesliga 10.00 / 15.30

ZahnmedizinerO-Phasen-Party 23.00

Med-Lounge

King Kong Kicks Guitar Pop 23.00

Kill your Idols 90s Trash 23.00

Ski´s Country Trash Konzert 20.00

Blues´n Boogie Küche Konzert 21.00

Classic Rocknacht

The Spirit of Outpost Kultrock 23.00

Examensparty

Sabor Latino

23.00

23.00

Kill your Idols 90s Trash 23.00

MedizinerExamensparty 23.00

Block-Party Slicktec 23.00

Jukebox Explosion Indie & Bastard 23.00

Auslosung Uni-Liga 20.00

Exil Freihafen JT-Keller Musa Nörgelbuff pools

20.30

Diverse

23.00

Phillip Boa & The Voodooclub 21.00

Frühstücksbuffet & Tatort 10.30 / 20.15

Gary Apex

Tango-Salon 20.00

Acrobat Readers off. Lesebühne 20.00

Salsa en Sótano Salsa & Latin 22.00

Improsant Improtheater 20.30

Alex Conti Konzert 21.00

Die Söhne Göttinx Konzert 20.00

Ukulelen-Spielkries

Kallelujah

Tannenzäpfle-Dienstag

Starlights & Musik

Manic Thursday

Friday Rhymes

Breakfast & Friends

Winter-Tales

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

Jack Out ... Jack Daniels-Special 21.00

Jäger & Sammler Astra -Special 21.00

Sekt and the City Sekt-Special 21.00

Monstersounds by Mr. Mean 21.00

Beatgrade by EdScientific 21.00

Ballroom Blitz 80s and more 23.00

Ü-40 Party

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

13.00

13.00

14.00

Dramamine & Painted Wolves 21.00 (T)

Breakfast-Club 10.00 (K)

Wishes 23.00

Tag- & Nachtschänke Warsteiner-Stunde 14.00

Tag- & Nachtschänke Kölsch-Stunde 14.00

Pasta-Tag 16.00 (K)

Frauenlesbentrans-* Kneipe 20.30 (K) Student´s Night 20.00 IRISH PUB

Weizen-Tag 14.00

Tag- & Nachtschänke Jever-Stunde 14.00 Fass-Tag 18.00 (K)

Nacht d. Studenten 21.00 ALPENMAX

Lit. Zentrum

Bekannt ist der österreichische Schauspieler Robert Stadlober für seine Auftritte in Filmen wie HansChristian Schmids „Crazy“ und Leander Haußmanns „Sonnenallee“. Ein Geheimtipp ist hingegen seine sympathische Band Gary, in der er zusammen mit Astrid Noventa, Daniel Moheit und Rasmus Engler musiziert – mit Referenzen an Alex Chilton und Steven Malkmus. Garys Album “Hey Turtle, Stop Running” ist soeben beim Label Siluh Records erschienen. Als Vorgruppe legt sich Tobias Siebert alias “And the Golden Choir” ins Zeug.

26.4. 00

20

Ob Michail Schischkins Roman „Venushaar“ nun ein frauenfeindliches Wimmelbild oder einer der wichtigsten Texte der russischen Gegenwartsliteratur ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Fest steht, dass die Geschichte um einen Dolmetscher, der wie am Fließband für eine Schweizer Einwanderungsbehörde das Leid russischer Emigranten in Worte fasst, außerordentliches literarisches Potenzial hat. Schischkin zur Seite steht Andreas Tretner, der den preisgekrönten Text fabelhaft übersetzt und ausgefeilt kommentiert hat.

Nach dem Motto: „Plötzlich fällt mir wieder ein, was ich im Sommer vor 25 Jahren getan habe“, wird der 39jährige Erik an seine Ferien am See Möckeln bei der Kleinstadt Kumla in Schweden erinnert. Damals wurde die attraktive Aushilfslehrerin Ewa ermordet, ihr Mörder aber nie gefunden. Sie sah aus wie der amerikanische Filmstar Kim Novak. Auf dieser Ähnlichkeit basiert der Romantitel „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“ von Håkan Nesser, dessen Text die Grundlage fürs Theaterstück bildet. 37

30

B.Keaton & B.Jentsch 19.00 CINEMAXX

20.00

Michail Schischkin

15.00

21.00

Felicitas Hoppe LIT.ZENTRUM

23.4. 20

NB-Houseband Funk, Soul & Blues 21.30

Tangente

T-Keller (T) Kabale (K)

23.00

Dota & die Stadtpiraten 21.00

Salsa-Kneipe

6 Millionen Dollar Club

Thanners

20.00

Kim Novak badete nie ... Deutsches Theater

27.4. 00

20


Apex

Mo

Di

Mi

Do

Fr

Sa

So

23.4.

24.4.

25.4.

26.4.

27.4.

28.4.

29.4.

Gary Konzert 20.30

Diva Lounge

Sophie Scholl Stille Hunde 20.15

Der Fall Vanunu Stille Hunde 10.00

JazzSession Konzert 20.30

Funk & Wegener Konzert 20.15

Robert Griess Kabarett 20.30

N. Orleans Syncopators Konzert 17.00

Lounge & Champions League 15.00

Lounge & Champions League 15.00

Whiskey-Probier-Tag

Paulaner-Tag

20.00

18.00

Frühstücksbuffet & Bundesliga 10.00 / 15.30

Frühstücksbuffet & Tatort 10.30 / 20.15

Göttingen goes Wild

Sportler-Party 23.00

I Love 00´s DJ Bionique 23.00

Mikkroclubbing

23.00

Wild‘n Weiz‘n

Terry Hoax Konzert 20.00

Klangwelt 23.00

The Spirit of Outpost Kultrock 23.00

Jura-Examensparty

Famous

23.00

23.00

Voodoo Bee Ragga & Dancehall 23.00

Black Shampoo Funk & Soul 23.00

Rock gegen Rheuma DJ Albi 21.00

Monsters of Liedermaching 20.30

Ron Spielman Trio Konzert 21.00

The Electric Fog Konzert 21.30

EinsB Exil

22.00

Freihafen JT-Keller Musa Nörgelbuff pools

Randy Hansen Konzert 20.00

Salsa-Kneipe 20.30

T-Keller (T) Kabale (K) Diverse

Tango-Salon 20.00

Salsa en Sótano Salsa & Latin 22.00

Kallelujah

Tannenzäpfle-Dienstag

Starlights & Musik

Manic Thursday

Friday Rhymes

Breakfast & Friends

Winter-Tales

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

10.00

Dollar-Lounge

Jäger & Sammler Astra -Special 21.00

Sekt and the City Sekt-Special 21.00

Sureshots by Turntable Twins 21.00

Eighties Fusion by Djane Viper M 21.00

Gauss meets Goethe

Fat Belly Konzert 23.00

Hard aber Herzlich

Just 00s

23.00

23.00

Tag- & Nachtschänke Jever-Stunde 14.00

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

Tag- & Nachtschänke

13.00

13.00

14.00

Tangente Thanners

EinsB & Freihafen

Catwalk Konzert 21.00

21.00

23.00

Tag- & Nachtschänke Warsteiner-Stunde 14.00

Tag- & Nachtschänke Kölsch-Stunde 14.00

Pasta-Tag 16.00 (K)

Frauenlesbentrans-* Kneipe 20.30 (K)

Aufstand d. Papageien 20.00 JUNGES THEATER

Student´s Night 20.00 IRISH PUB

Weizen-Tag 14.00

Fass-Tag 18.00 (K) Nacht d. Studenten 21.00 ALPENMAX

M. Schischkin LIT.ZENTRUM

20.00

Breakfast-Club 10.00 (K) Kim Novak badete nie... 20.00 DEU. THEATER

Mai Fly - Save the Last Dance. An den Weltuntergangsideen, die für Ende dieses Jahres prophezeit sind, wollen wir uns lieber nicht beteiligen. Aber „Save the Last Dance“ mit DJ Sexy Sander von der Kill-Your-Idols-Crew und seine heißesten Clubbeats wie auch die Aftershow-Party des Tora-BoraAllstars-Konzerts scheinen uns auf jeden Fall einiges Potential zum Überleben zu bieten. Immerhin ist Sandy sehr gut im Überwinden von Genregrenzen – warum also nicht von Datumsgrenzen? Notfalls kann unter dem EinsB eine Ufogarage aufgetan werden.

Sausa Ritmo SAUSALITOS

22.00

Tora Bora Allstars JubiläumsOpen-Air 30.4. Wochenmarkt

00

23

Mai Fly 2012 Save the Last Dance

23.00

Spielstunde Open-Stage 21.30

6 Millionen Dollar Club

30.4.

00

20

Am 1. Mai feiern Gewerkschaften die Arbeiterbewegung und sich selbst – traditionell mit Funktionären, bei Bratwurst und Bier. Wer es weniger bieder mag, sollte schon am Abend zuvor bei der Gewerkschaftsjugend vorbeischauen, denn dort geht es schwungvoller und politischer zu: Kritik an den Arbeits- und Ausbildungsbedingungen und Protest gegen Notenstress, Leistungsdruck und Überstunden; begleitet vom zehnjährigen Bühnenjubiläum der Tora Bora Allstars. Und danach Party im Freihafen. Geschwister, zur Sonne, zur Freiheit!

Klinkenstecker sind international weit verbreitete elektrische Steckverbinder zur Übertragung von Wechsel- oder Gleichstrom im Kleinspannungsbereich. Dafür sorgt im zwischenmenschlichen Bereich und auf Tanzveranstaltungen die Musik mit den passenden Adaptersteckern. Cinch und Klinke sind die bekanntesten ihrer Art, das DJ-Duo Cinch und Klinke will verbinden, was zusammengehört, und plant, den Tanz in den Mai mit einer Folge der „Seeriösen Elektronik“ zu bespielen. Für Verbindungen von Mensch zu Mensch: Tanzen gehen.

Seeriös in den Mai

39

Blue Note

30.4. 00

23


Apex

Mo

Di

Mi

30.4.

1.5.

2.5.

EinsB

Kontakt Tel.: +49 (0) 551 - 99 51 430 info@readmypony.com

Cyrano v. Bergerac Stille Hunde 20.15

Diva Lounge

Herausgeber pony.medien, Tim Kießling Hospitalstraße 35 / 37073 Göttingen

Lounge

Lounge

15.00

15.00

Geschäftsführung Tim Kießling Chefredaktion Michael Saager (V.i.S.d.P.) saager@readmypony.com

Mai Fly 2012 Sexy Sander 23.00 Wild‘n Weiz‘n

Exil

23.00

Redaktion Kerstin Cornils, Jan Langehein, Henning Lisson, Tina Lüers

Mai Fly 2012 Destination Sounds 23.00

Gestaltung Ronald Weller

JT-Keller

Tanz in den Mai

Musa

Tanz in den Mai

Mitarbeit Ulf Ayes, Florian Brauer, Christoph Braun, Andreas Busche, Carola Ebeling, Tina Fibiger, Carsten Happe, Sven Jachmann, Ella Jaspers, Ulrich Kriest, Thomas Schaefer, Manuel Schaper, Markus von Schwerin

Freihafen

Nörgelbuff

23.00

23.00

21.30

Kallelujah

Tannenzäpfle-Dienstag

Starlights & Musik

10.00

10.00

10.00

Shut the Funk up by Funky G-Had 21.00

Geschlossen

Jäger & Sammler Astra -Special 21.00

pools 6 Millionen Dollar Club Tangente Thanners

Fotos / Illustration  Fehmi Baumbach, Yvonne Boehler, Tobias Bohm, Rebecca Bomberg, Chester Brown, Kristoffer Hedberg, Matthias Frey, Mischa Scherrer, Fox Film, Pro Kino, Real Ficton, Thatgamecompany, Wald + Graf Cover  ©  Polica / Verstärker

Tanz in den Mai

Wishes

23.00

23.00

Anzeigen  Michaela Bang, Frank Stietenroth

Weizen-Tag

Druck  Grafische Werkstatt von 1980 GmbH

Tag- & Nachtschänke Warsteiner-Stunde 14.00

Tag- & Nachtschänke Kölsch-Stunde 14.00

Pasta-Tag 16.00 (K)

Frauenlesbentrans-* Kneipe 20.30 (K)

T-Keller (T) Kabale (K) Diverse

Salsa en Sótano Salsa & Latin 22.00

Spielstunde Spezial

Tora Bora Allstars WOCHENMARKT

20.00

Student’s Night 20.00 IRISH PUB

14.00

Die Meinungen in den veröffentlichten Texten geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

Nacht d. Studenten 21.00 ALPENMAX


PONYHOF Hallo, liebe Leserinnen und Leser! Sicher haben Sie sich die letzten Wochen nach Erscheinen des Ponyhofs unserer Märzaufgabe vor allem eines gefragt: Geht’s ihm gut, dem Autor? Lebt er noch? Indien ist schließlich kein einfaches Pflaster, nein, nein! Im Grunde ist man ein toter Mann, wenn man die hochkomplizierten Kifferrituale der deutschsprachigen Long-Stayer in Goa nicht kapiert. Gefährliche, rücksichtslose Leute mit einer Haut, die von der Sonne so oft gefaltet wurde wie japanischer Samurai-Schwertstahl. Auf ihn gehetzte tollwütige (!) Hunde mit wild wehenden Virusspeichelfahnen verfolgten Ihren geneigten Autor am Ende seines Urlaubs zähnefletschend über 1.000 Kilometer von Agonda bis zum Flughafen nach Mumbai. Und das nur, weil er das Gemüse-Thali bei seiner indischen Gastfamilie nicht aufessen mochte, da er sich zuvor den Magen verdorben hatte. Er hatte gedacht, sie wären seine Freunde … Aber, liebe Leserinnen und Leser, umso glücklicher war der Autor, als er wieder bei seiner Familie im Harz war, wo ihm sein baumlanger Vater (der erste und stärkste unter den Oberharzer Holzfällern) ein „Da bist du ja wieder, kleiner Taugenichts!“ zur Begrüßung ins Gesicht brüllte und ihm den beliebten Klaps mit der Faust verpasste, den der Autor so gut kennt. Danach ging‘s mit dem Bruder, einem Pfundskerl von 40 Jahren mit dem liebenswerten Gemüt eines aufgeschlossenen Dreijährigen, im klaren Bergbach Sieber Forellenfangen. Wie immer mit dem Baseballschläger. Natur ist, so pflegt man hier zu sagen, was du draus machst. Was uns endlich zu folgender Frage führt: Was machen Göttingens Erstsemester (ja, es ist schon wieder April, liebe Leserinnen und Leser) mit ihrer O-Phase und darin eingebundenen neckischen Spielereien wie Kekswichsen, wenn sie vom Blue Flamer erfahren, der in der guten alten Zeit, als es Dis Records noch gab und das Electroosho in seiner Ursprungsform, im Café Schroeder folgende Vorstellung für neugierige Erstis zu inszenieren wusste: Mit nichts bekleidet als einer blauen Wrestlingmaske, weißen Tennissocken in Birkenstocksandalen und zwei Pistolenhalftern, die mit gigantischen Vibratoren armiert waren, bot dieser Blue Flamer seinen nackten Hintern feil, damit ausbeutungswillige Neustudierende Sprühsahne davon lecken konnten. Und es waren viele, die kamen, sahen und taten, wie ihnen geheißen wurde. Und, liebe Leserinnen und Leser, es werden noch mehr sein, wenn die Uni-Liga zum kommenden Saisonauftakt ins Horn des Sports bläst. Sage und schreibe 84 Mannschaften, so trug man uns zu, werden am 18.4. im Freihafen ausgelost, um bald darauf um den Titel zu kämpfen. Ein Fest lupenreinen Qualitätsfußballs wird’s gewiss, und ein turnierener Quell der Fairness unter Freunden, wo professionelle Wutausbrüche à la „Was erlaube Strunz!“ (Trappatoni) nicht zu hören sein werden. Und das, liebe Leserinnen und Leser, macht Ihren Autor sehr glücklich. Denn die Welt kennt Zwistigkeiten genug. Love.

www.k-risma.biz

v o n

DO Donnerstag

grafik+design

U n t e r s t ü t z t

JUMBO NIGHT Jeden Donnerstag gibt es alle Jumbo Cocktails den ganzen Abend zum halben Preis. Einfach GROSSARTIG!

Sausalitos - Hospitalstr. 35 - 37073 Göttingen - Telefon: (05 51) 508 48 27 42



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