MAG 05: Rigoletto

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Du musst es bringen Der polnische Sopranstar Aleksandra Kurzak debütiert als Gilda am Opernhaus Zürich. An ihrer Seite gibt der Tenor Saimir Pirgu den Herzog von Mantua. Ein Probenbesuch

Bild Danielle Liniger

K

üsschen soll Gilda dem Vater zur Begrüssung aufs Haupt geben. Auf einen Stuhl ist sie im Übermut geklettert, damit sie ihn besser umarmen kann, nun soll sie ihn küssen. Aber wie? In die Haare? «Nimm die Finger und lass die Küsse fliegen», sagt die Regisseurin. Und schon schwirren geküsste Fingerkuppen wie aufgekratzte Bienen um Rigolettos Kopf und setzen blitzschnell zur Landung an. Einmal erklärt und sofort verstanden – von nun an spielt Aleksandra Kurzak das in allen Proben so, mit einer natürlich bombigen Teenagerlaune, von der man nicht weiss, wo eine erwachsene Frau die hernimmt. Die pubertäre Überdrehtheit ist deshalb wichtig, weil sie später umschlägt. Dann hält es Gilda neben ihrem alleinerziehenden Vater nicht mehr aus, weil er sie wegsperrt und ihr alles

verbietet. Rigoletto schmiert ihr Nutellabrote, als sei sie noch ein kleines Kind. Und Gilda kriegt Platzangst, denn sie sehnt sich nach Leben und Liebe anstatt nach Nougatcreme. Auch diese existenzielle Not einer Heranwachsenden spielt Aleksandra Kurzak ganz selbstverständlich. Sie ist eine Sängerdarstellerin, wie sie sich moderne Regisseure wünschen – flexibel, klug und offen für mutige Inszenierungskonzepte. Kurzak war von 2004–2007 im Ensemble der Hamburger Staatsoper, als Ingo Metzmacher das Haus künstlerisch prägte, und hat nicht zuletzt dort wertvolle Theatererfahrung mit grossen Regisseuren wie Peter Konwitschny, Hans Neuenfels oder Christof Loy gesammelt. Was für Aleksandra Kurzak gilt, trifft auch auf die anderen Sänger der neuen Rigoletto-Produktion zu: Quinn Kelsey


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