MAG 03: SALE

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Die Zusammensetzung des Ensembles stellt für ihn ja sicherlich eine besondere Herausforderung dar… In gewisser Weise sicherlich. Aber es ist wunderbar, wie er sich darauf einlässt, mit professionellen Sängern und Schau­spielern zu arbeiten und sie zu einem Chor zu formen. Und wenn er einmal finden sollte, dass irgend etwas wirklich nicht mehr geht, weil die Musik beschädigt werden könnte, dann wird er das sagen, und wir werden im gemeinsamen Gespräch eine Lösung finden. Da bin ich ganz sicher. Das wusste ich schon nach unserem ersten Zusammentreffen und dem ganz wunderbaren Gespräch, das wir da gehabt haben. Kommen wir noch einmal auf den Anfang zurück: Sie haben alte Musik studiert. Warum hat es ein Projekt, das auf Musik des 18. Jahrhunderts basiert, nicht schon früher gegeben? Ja, das ist so eine Frage… Vermutlich liegt es gerade daran, dass ich nach diesem Studium zunächst einmal ganz andere Interessen hatte. Händel ist ein grosser Komponist, seine Musik ein riesiges Universum, aber die Musikgeschichte ist ein noch viel grösseres, das zu erforschen mich sehr interessiert. Alles hat eben seine Zeit, und nun ist anscheinend die Zeit gekommen, dass ich mich mit Händel befasse. So sehr ich diese Musik mag – ich möchte nicht ausschliesslich mit Barock-Musik leben. Aber wie auch immer: Für mich ist in erster Linie die Musik wichtig, darum mache ich als Musiker Theater und nicht nur als Regisseur. Wird es dabei bleiben, dass nur Händel gespielt und gesungen wird? Laurence Cummings’ Agent hat ihm erzählt, dass in meinen Projekten immer Wagner vorkommt. Das hat ihn ein wenig erschreckt, weil er nun mal kein Wagner-Spezialist ist. Also haben wir uns in langen zähen Verhandlungen darauf geeinigt, dass der Wagner-Anteil nicht höher als 8% sein wird. – Aber im Ernst: Es liegt in der Natur eines solchen Projekts, dass man nie sicher sein kann, was sich im Laufe der Arbeit ergibt. Vielleicht kommen wir irgendwann an den Punkt, wo wir merken, dass noch andere Musik gebraucht wird, um einen Kontrast zu schaffen. Wenn das der Sache nützt, werden wir uns sicherlich nicht dogmatisch an unseren Vorsatz, nur Händel zu spielen, halten. Ich finde es grundsätzlich gut, so einen Rahmen zu haben, so eine Festlegung zu treffen, aber man muss auch merken, wenn der Punkt erreicht ist, sie aufzugeben. Ich denke, wenn so etwas geschieht, wird es vielleicht nicht Wagner sein. Eher vielleicht etwas aus dem Bereich der populären Musik, ein

Schlager vielleicht oder ein Stück aus einem Musical. Wenn das dann auf historischen Instrumenten gespielt wird, kann das eine schöne Verfremdung ergeben. Aber wie gesagt: Bisher ist da nichts geplant, warten wir mal ab, was noch so kommt. Der Titel des Abends kündigt einen Ausverkauf, eigentlich eine Totalliquidation an. Soll auch Händel der Liqui­dation zugeführt werden? Ganz sicher nicht, das wäre ein absurder Gedanke. Mich inspiriert die Musik, ich lasse mich von ihr berühren, und daraus entstehen dann die Bilder. Und die zeigen, wie die Figuren auf der Bühne sich an diese wunderbar menschliche Musik klammern und aus ihr Kraft zum Überleben schöpfen. Das ist das einzige, was ihnen bleibt, aber es ist auch das, was ihnen durch keinen Ausverkauf genommen werden kann. Das Gespräch führten Malte Ubenauf und Werner Hintze

Sale Ein Projekt von Christoph Marthaler mit Musik von Georg Friedrich Händel

Musikalische Leitung Inszenierung Regie Mitarbeit Ausstattung Lichtgestaltung Dramaturgie

Laurence Cummings Christoph Marthaler Marie-Eve Signeyrole Anna Viebrock Martin Gebhardt Malte Ubenauf, Werner Hintze Orchestra La Scintilla

Mit

Tora Augestad Catriona Guggenbühl Malin Hartelius Anne Sofie von Otter Marc Bodnar Raphael Clamer Christophe Dumaux Ueli Jäggi Jürg Kienberger Bernhard Landau Graham F. Valentine

Unterstützt von

Premiere Weitere Vorstellungen Werkeinführungen

4 November 2012 7, 9, 11, 14, 18, 20, 22, 25, 27 November 2012 jeweils 45 Min. vor der Vorstellung


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