oead.news 98

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Jahrgang 24 | Nummer 1/98 | Oktober 2015

Bildung, Forschung und Entwicklung

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INHALT Hubert Dürrstein

Editorial

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oead.news im Gespräch mit

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Bundesminister Sebastian Kurz

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Josef Leidenfrost

Zur Situation internationaler Studierender in Österreich Paul T. Yillia

From MDGs to SDGs – Education for Sustainable Development

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Andreas Obrecht

17 Ziele für eine bessere Zukunft

Margarete Kernegger | Erich Thöni

Österreichische Hochschulen und globale Entwicklungsziele Petra C. Braun

Transdisziplinäres Forschungsprojekt: Essbare Gärten in Uganda

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Ralph Grossmann

Kooperation als Überlebensprinzip

18 APPEAR-Publikationen 20 22 24

Johannes Novak | Aline Lamien-Meda

Traditionelles Heilwissen gegen Malaria Eva Klawatsch-Treitl

Reflexionen aus einer Sozialarbeitskooperation Wossen Argaw Tegegn

A PhD research to advance gender equality at Ethiopian universities

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Kalkidan Obse

Of PhD, beer and Redbull: My student life Matthias Weissgram

Open Access: APPEAR und KEF fördern freien Zugang zu Wissen

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Maiada Gassan Hadaia

Das »Unsichtbare« hörbar machen

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Nikoleta Nikisianli

»Städte im Wandel«

oead.news im Gespräch mit

Valentina Bodrug-Lungu

Volz 36 Internationale Entwicklungszusammenarbeit undGerhard Erasmus+

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Martin Prinz

Integration im OeAD-Haus

Heidi Esca-Scheuringer | Margarete Kernegger | Nadine Shovakar

Engagement bringt MORE

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Thomas G. Lang

Gesetzliche Grundlagen zu Flüchtlingen und Studium Ursula Panuschka | Martin Gradl

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»eTwinnen« mit der Ukraine Michaela Jonach

45 Die Vermessung von Qualität 46 48

Michael Dippelreiter

Historisch betrachtet

Peter Hietz | Svenja Kleinschmidt

Ein neuer Regenwald

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Rafaela Mazal

Der Citizen Science-Award Izeta Dzidic

51 Änderungen im Fremdenrecht

52 25. OeAD-Hochschultagung | Impressum


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Hubert Dürrstein

© OeAD | APA-Fotoservice, Teresa Zötl

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, auf Vorschlag der Europäischen Kommission haben das Europäische Parlament und der Europäische Rat am 16. April 2014 den Beschluss gefasst, 2015 als das »Europäische Jahr für Entwicklung« auszurufen. Die Kommission nutzt das Europäische Jahr für Entwicklung, um ihre Leistungen und die der Mitgliedsstaaten in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und -politik einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Wir nehmen dies zum Anlass, nicht nur die vorliegenden oead.news diesem Schwerpunkt zu widmen, sondern auch die heurige OeAD-Hochschultagung, die am 23. und 24. November an der Universität Wien stattfindet. Ich darf Sie dazu ganz herzlich einladen. Neu und hoffentlich in Zukunft eine bestimmende Vorgabe sind die im September in New York von den UN-Mitgliedsstaaten verabschiedeten nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals), die die bislang geltenden Millenniumsziele ablösen. Die 17 Ziele für ein sozial, ökologisch und ökonomisch verträglicheres Zusammenleben auf unserem Planeten werden uns die nächsten 15 Jahre als globaler Referenzrahmen zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien begleiten. Was diese Ziele für Bildung, Forschung und Entwicklung bedeuten, ist Thema dieser Ausgabe. In einem einleitenden Gespräch mit Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Bundesminister Sebastian Kurz stellen beide Wissenschaft und Forschung als zentrale Treiber für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung dar (Seiten 4/5). Andreas Obrecht, der Leiter des OeAD-Bereichs Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit, und Paul T. Yillia vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) widmen sich in ihren Beiträgen der neuen Architektur zur Umsetzung globaler Nachhaltigkeitsziele (Seiten 6/7 und 10/11). Welche Verantwortung den österreichischen Hochschulen bei der Erreichung globaler Entwicklungsziele zukommt, thematisieren Margarete Kernegger und Erich Thöni in ihrem Beitrag auf den Seiten 12/13. Einblicke in Projekte des Hochschulkooperationsprogramms APPEAR (Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development) und jene der Kommission für Entwick-

lungsforschung (KEF) haben wir ebenfalls in dieser Ausgabe für Sie zusammengetragen: Sie reichen von Sozialer Arbeit in El Salvador (zu APPEAR: Seiten 22/23) über essbare Gärten in Uganda bis hin zum Aufbau strategischer Allianzen in der Mongolei (beides KEF: Seiten 14/15 und 16/17). Ich möchte an dieser Stelle auch ganz herzlich zum fünfjährigen Jubiläum der Sendereihe »Welt im Ohr« gratulieren, die unser Team für Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit in Kooperation mit dem ORF Ö1 Campusradio alle zwei Wochen ausstrahlt (Seiten 30/31). Wie wichtig globale Nachhaltigkeitsziele sind, verdeutlicht eine in diesem Ausmaß nicht erwartete Flüchtlingsbewegung. Was uns dieser Tage wohl alle beschäftigt, ist, wie wir sinnvoll helfen können und was Hochschulen oder auch wir als OeAD beitragen können? Diese Fragen werden uns noch länger begleiten, die ersten Aktivitäten laufen aber schon an: uniko und Universitäten engagieren sich im Projekt MORE, Fachhochschulen und der Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten bieten Deutschkurse an und die OeAD-Wohnraumverwaltung hat einer Flüchtlingsfamilie eine Wohnung zur Verfügung gestellt (Seiten 40/41). Ich bedanke mich bei allen, die hier mithelfen. Die vorliegende Ausgabe der oead.news ist auch die letzte Ausgabe, die ich als Geschäftsführer der OeAD-GmbH einleiten darf. Mein Dank geht an alle, die uns in den vergangenen sieben Jahren beim Start und der Entwicklung der OeAD-GmbH unterstützt und begleitet haben. Nur mit dieser konstruktiven Zusammenarbeit war es möglich, eine Institution zu schaffen, die ich mit gutem Gewissen an meinen Nachfolger übergeben kann. Die symbolische Übergabe an den neuen Geschäftsführer Stefan Zotti findet im Rahmen unserer Hochschultagung am Abend des 23. Novembers statt. Es wäre mir eine Freude, wenn Sie diesen Anlass mit uns feiern würden. Ihr Hubert Dürrstein


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oead.news im Gespräch mit

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Bundesminister Sebastian Kurz Für die Minister Mitterlehner und Kurz stellen Wissenschaft und Forschung zentrale Treiber für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung dar.

oead.news: Welchen Stellenwert haben Bildung, Wissenschaft und Forschung im globalen Kontext, was erwarten Sie sich von den handelnden Akteuren? Reinhold Mitterlehner: Wissenschaft und Forschung sind zentrale Treiber für Innovation, wirtschaftliche Entwicklung, soziale Stabilität und Wohlstand. Eine offene, kritische Wissensgesellschaft stärkt zudem die Demokratie. In Zukunft werden sich die Hochschulen auch stärker um die so genannten »Grand Challenges«, also die großen Themen unserer Zeit, kümmern müssen. So wird etwa der demografische Wandel unsere Gesellschaftsstruktur ändern und Ressourcenknappheit und Klimawandel werden uns in Zukunft immer stärker berühren. Vor diesem Hintergrund hat jüngst der US-Ökonom Jeffrey Sachs gefordert, dass die Universitäten sich stärker bei der Lösung dieser globalen Fragen engagieren sollen und ich sehe das auch so. Das gilt etwa in der aktuellen Flüchtlingssituation, wo sich die Hochschulen stärker einbringen könnten, nicht zuletzt weil dort seit Jahrhunderten Internationalisierung gelebt und als Chance verstanden wird. Sebastian Kurz: Ich sehe es auch so, dass Bildung und Forschung ein Schlüssel für eine selbstbestimmte Entwicklung von Menschen und Gesellschaften sind. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) hat deshalb einen Schwerpunkt auf Hochschulbildung gelegt – in den letzten Jahren vor allem durch das Hochschulkooperationsprogramm APPEAR, das der OeAD durchführt. Durch die Stärkung der Hochschulen in unseren Partnerländern in Lehre und Forschung tragen wir zum Entstehen qualitativ hochwertiger Angebote – zum Beispiel

moderner Masterprogramme – direkt vor Ort bei. Allein an der Universität Addis Abeba konnten rund 150 sehbehinderte und 60 gehörlose Studierende beim Studium unterstützt werden. Das Programm fördert auch andere Maßnahmen an Universitäten, die Verbesserungen für zehntausende Studierende gebracht haben. Wir engagieren uns weiters schon seit langem in der arbeitsmarktorientierten Berufsbildung, wie zum Beispiel mit praxis- und bedarfsorientierten Bildungsangeboten sowie im Bereich Wissenschaft und Forschung. oead.news: Wie hängen Bildung bzw. Forschung mit Armutsbekämpfung und Sicherung der Grundbedürfnisse zusammen? Sebastian Kurz: Gut ausgebildete Menschen haben generell bessere berufliche Chancen, finden leichter einen Job und können somit leichter ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben führen. Bildung leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und Armutsbekämpfung. Im nächsten Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit wird Bildung daher als ein Schwerpunkt definiert, dabei werden Hochschulbildung und Wissenschaft ausdrücklich genannt.

oead.news: Welche Rolle spielen Kooperationen im Hochschulbereich für Menschenrechte und Demokratie bzw. die Stärkung der Zivilgesellschaft in den Partnerländern? Sebastian Kurz: Durch Bildung werden Menschen befähigt, sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden und sich daher auch konstruktiv in die Politik einzubringen. Bildung spielt daher auch eine Schlüsselrolle für Stabilität, Demokratie und Frieden. oead.news: Wie hat sich die Entwicklungsforschung in Österreich entwickelt? Reinhold Mitterlehner: Forschung für Entwicklung ist ein kleiner, aber wesentlicher Teilbereich der österreichischen Forschungspolitik, den mein Ressort seit mehr als dreißig Jahren aktiv fördert. Dies geschieht in erster Linie im Wege der Kommission für Entwicklungsforschung bei der OeADGmbH, die aus Mitteln des BMWFW dotiert wird, und die österreichische Forscherinnen und Forscher berät. Zudem vergeben wir heuer zum zweiten Mal den Österreichischen Preis für Entwicklungsforschung, um besondere Initiativen und Leuchtturmprojekte vor den Vorhang zu holen. Darüber hinaus werden anwendungsorientierte Forschungspartnerschaften an den einzelnen Institutionen gefördert.


© oevp-wien.at

© Hans Ringhofer

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Reinhold Mitterlehner: »Eine offene, kritische Wissensgesellschaft stärkt die Demokratie.«

Durch diese langjährigen und intensiven Kooperationen haben sich starke Netzwerke mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den Zielländern entwickelt und diese pflegen wir, etwa durch spezielle Stipendien. oead.news: Wie wichtig sind Forschungs- und Hochschulkooperationen mit Entwicklungsländern für den Wissenschaftsstandort Österreich? Reinhold Mitterlehner: Gerade in der Wissenschaft greift der Begriff »Entwicklungsland« zu kurz. In vielen Ländern, die unter diesem Schlagwort subsumiert sind, wird ausgezeichnete Forschung betrieben. In internationalen Hochschulrankings liegen etwa chinesische Universitäten auf Spitzenplätzen, obwohl das Land laut OECD-Einstufung ein Entwicklungsland ist. Es geht daher nicht um systematische Zuordnungen zu Gruppen, sondern um konkrete Kooperationen und den internationalen Austausch. Eine Erfolgsgeschichte ist das 1994 in Österreich gegründete europäisch-südostasiatische ASEAUNINET. Neben sämtlichen heimischen Universitäten sind auch sieben südostasiatische und Hochschulen aus zehn europäischen Ländern darin vertreten. Solche Forschungs- und Hochschulkooperationen forcieren einerseits den wissenschaftlichen Austausch, andererseits können dadurch spezifische Projekte durchgeführt werden, die auch dem Kapazitätsaufbau in den Partnerländern dienen – etwa in der Wasserwirtschaft, in der Umwelt- und Lebensmitteltechnik oder im Bereich Klimawandel. oead.news: Was können österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studierende von

Sebastian Kurz: »Bildung leistet einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und Armutsbekämpfung.«

Bildungs- und Forschungskooperationen mit Ländern des globalen Südens lernen? Reinhold Mitterlehner: Auch wenn die materiellen Bedingungen im Vergleich zu Österreich andere sein mögen, sind in solchen Kooperationen erstaunliche Ergebnisse zu erzielen. Das relativiert dann auch den in Österreich mitunter reflexartigen Ruf nach mehr Geld. Die finanziellen Mittel alleine sind nicht entscheidend. Zudem sind unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen spannende Aspekte für die gemeinsame Arbeit. Die Kommission für Entwicklungsforschung hat im Lauf der Jahre viele erfolgreiche Kooperationen dieser Art unterstützt. Welche Bedeutung haben Studierende aus diesen Ländern für die Internationalisierungsstrategien der österreichischen Hochschulen? Reinhold Mitterlehner: Studierendenmobilität, aber auch der Austausch von Lehrenden und Forschenden sind zentrale Elemente der universitären Internationalisierungsstrategien. Diese grenzenlose Mobilität ist nicht nur eine Erweiterung der fachlichen Kompetenzen, sondern stärkt auch die sozialen und interkulturellen Fähigkeiten. Studierende können dabei den Horizont erweitern und

globale Perspektiven einbringen. Damit leisten sie einen Beitrag, um Internationalisierung umfassender in Lehre und Forschung zu leben. Zudem entstehen durch den regen Austausch auch langfristige Netzwerke zum gegenseitigen wissenschaftlichen Nutzen. oead.news: Welche Veränderungen sind im Bereich Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit von den Nachhaltigkeitszielen zu erwarten? Sebastian Kurz: Die MillenniumsEntwicklungsziele haben im Bereich Bildung hauptsächlich den Ausbau der Grundschulbildung forciert. Das war ein erster wichtiger Schritt – das Erlernen der sogenannten »Basics« wie Schreiben und Lesen. In den neuen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) soll der Bildungsbegriff nun aber erweitert werden um Hochschulbildung und Berufsbildung. Österreich wird dazu natürlich auch einen Beitrag leisten. Danke für das Gespräch, Andreas Obrecht


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Andreas Obrecht

17 Ziele für eine bessere Zukunft Mit den Sustainable Development Goals, die Ende September in New York beschlossen wurden, baut die UNO die Pfeiler für eine nachhaltige Entwicklungsarchitektur der kommenden 15 Jahre.

»We, the Heads of State and Government and High Representatives, meeting at the United Nations Headquarters in New York from 25-27 September 2015 as the Organisation celebrates its seventieth anniversary, have decided today on new global Sustainable Development Goals.« So lautet Absatz 1 der »Post 2015-Agenda«, die von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Die Agenda versteht sich als »universeller Aufruf zum Handeln, um unsere Welt zu transformieren« – wie es in der Präambel des Dokuments eindringlich heißt. Somit treten die »Sustainable Development Goals« (SDGs) die Nachfolge der »Millennium Development Goals« (MDGs) an, die seit dem Jahr 2000 maßgeblich den entwicklungspolitischen Diskurs bestimmt haben. Obgleich einige wesentliche Ziele der MDGs erreicht werden konnten – etwa Reduktion der Kinder- und Müttersterblichkeit, signifikante Verbesserung des Zugangs zu Trinkwasser, signifikante Erhöhung der Einschulungsquoten etc. – liegt diesen ein fundamental anderes Weltverständnis zugrunde als der aktuellen Agenda, die ebenfalls 15 Jahre verbindliche Gültigkeit beansprucht. Den MDGs liegt die Trennung in »arme« und »reiche« Länder, in »unterentwickelte« und »entwickelte« bzw. »industrialisierte« Länder zugrunde, wohingegen die SDGs dem internationalen Trend einer holistischen Betrachtung von globalen Ungleichheitsverteilungen und ökonomischen Krisen folgen. Die Interdependenz der Nationen und Regionen der Welt wird paradigmatisch in das Zentrum dieser neuen Architektur zur Umsetzung globaler Nachhaltigkeitsstrategien gestellt. Weltweite Armutsbekämpfung und Reduktion der CO2-Emmissionen etwa lassen sich voneinander nicht getrennt denken, geschweige denn lösen – sie sind zwei Seiten derselben Medaille. Denn es geht nicht nur um einen ökologischen, sondern auch um einen ökonomischen Interessensausgleich zwischen den so unterschiedlichen, extrem fragmentierten Ländern und Regionen unserer Welt. Der sich darin abzeichnende Paradigmenwechsel wird auch weitreichende Folgen für die Entwicklungspolitik und die Entwicklungszusammenarbeit haben.

Die nach der UN-Konferenz Rio+20 (2012) entstandene Stagnation an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Entwicklung könnte durch die SDGs überwunden werden. Es geht um raschen und entschlossenen Handlungsbedarf als zentrale Herausforderung – um das menschliche Habitat nicht weiter zu gefährden. Das »Sustainable Development Solutions Network – A Global Initiative for the United Nations« ist ein Netzwerk hochgradig ausgewiesener Wissenschaftler/innen und Wissenschaftsinstitutionen, das den Bericht »An Action Agenda for Sustainable Development – Report for the UN Secretary-General« am 6. Juni 2013 UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon überreicht hat. Die auf Basis dieses Dokuments nun vorliegenden SDGs beschreiben in komprimierter Form die wichtigsten Faktoren und Herausforderungen, die eine globale Transformation unverzichtbar machen. Die SDGs sind anhand ökonomischer, sozialer, ökologischer und regierungsspezifischer Dimensionen entwickelt worden, wobei letztere insbesondere auch die Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit unter demokratischen Bedingungen berücksichtigt. Betont wird das zugrundeliegende normative Konzept, dass alle Staaten der Welt das gleiche Recht haben, sich nachhaltig zu entwickeln und aus den neuen Zielen nicht neue »Gewinner/innen« oder »Verlierer/innen« ableitbar sein dürfen; dass die Menschenrechte und die soziale Inklusion der Verwirklichung der Ziele inhärent sind; dass ein Konvergenzprinzip dazu führen soll, dass die Anhebung des Lebensstandards

in »armen Ländern« explizit erwünscht ist, wohingegen »reichere Länder« vergleichsweise weniger ökonomisch wachsen werden, was mittelfristig zu einer tendenziellen Annäherung globaler Lebensstandards führt; und dass es zu einer Teilung globaler Verantwortlichkeiten und Möglich keiten kommt: Damit ist insbesondere gemeint, dass die »ärmsten Länder« verstärkt bilaterale Entwicklungsgelder (ODA) erhalten, um nachhaltige Entwicklungen zu initiieren und Länder, die der Armutsspirale entkommen sind, ihrerseits einen Beitrag für die marginalisierten Regionen leisten. Mit dem nunmehr eingeleiteten Paradigmenwechsel finden grundsätzliche politische Weichenstellungen, aber auch global wirksame Diskurse über den Umgang mit Wissen und Problemlösungskompetenzen statt. Regionale, nationale Forschung ist in der globalisierten Welt per se in ein weltweites Netz zur Generierung problemlösungsorientierter wissenschaftlicher Ergebnisse eingebunden, wobei auch das zivilgesellschaftliche Engagement zur Nutzung und Umsetzung derselben ein wichtiger Teil dieses Erkenntnis- und Handlungsfeldes ist. Mit den entwicklungspolitischen Implikationen der SDGs befinden sich auch die Entwicklungsforschung in Österreich und die Aktivitäten des Bereichs »Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit« in der OeADGmbH inmitten eines globalen Diskurses, dessen Ziel letztlich eine ökologisch, sozial, ökonomisch, kulturell und vor allem auch geopolitisch verträglichere Welt ist. Bei diesem Ringen um nachhaltige Modelle für eine Zukunft, die hinkünftig Geborenen nicht weniger Lebensverwirklichungschancen lässt, als wir sie jetzt vorfinden, spielt die Entwicklungsforschung eine herausragende Rolle. Denn das Bemühen, menschenadäquate Lebensräume in Zukunft zu verwirklichen, kann nur auf evidenzbasierter, letztlich wissenschaftlich fundierter Grundlage erfolgen. Bei der schrittweisen Verwirklichung der SDGs wird es nicht nur um die Interdependenz der sozialen, ökologischen, ökonomischen, politischen etc. Realitäten, sondern auch verstärkt um die Interdependenz der


© www.globalgoals.org

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Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung im globalen Kontext gehen: Im transnationalen Diskurs über die Generierung und Verwertung von wissenschaftlichem Wissen setzt sich immer stärker die Erkenntnis durch, dass der Vernetzung wissenschaftlicher Ergebnisse in Zukunft mehr Priorität eingeräumt werden wird als der Generierung einzelwissenschaftlicher Daten. Und dass für diese Vernetzung und für die damit verbundenen Metaanalysen wissenschaftliche Kooperation jedenfalls wichtiger als wissenschaftliche Konkurrenz sein wird. So sind auch die organisatorische – Partizipation, Kooperation etc. – und die inhaltliche Ausrichtung der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) und des Austrian Partnership Programme of Higher Education and Research for Development (APPEAR) in einem weltweiten Diskurs eingebettet, der die Idee einer umfassenden Wissensgesellschaft – als Voraussetzung für die Realisierung nachhaltiger Formen menschlichen Zusammenlebens – auf nationaler und transnationaler Ebene fortschreibt. Wissenschafts- und Lehrkooperationen mit »Less« und »Least Developed Countries« adressieren heute Probleme, die einerseits regional in den jeweiligen Gesellschaften lokalisierbar sind, andererseits – aufgrund eines zunehmenden globalen Problembewusstseins bezüglich der Begrenzung unserer Ressourcen und damit Lebensmöglichkeiten – keine isolierten

Forschungsfragestellungen mehr darstellen, sondern weltweit Beachtung finden und als lösungsrelevant identifiziert werden. Auch aufgrund dieser neuen Perspektive sind tertiäre Bildung und wissenschaftliche Forschung »auf gleicher Augenhöhe« mit Partnern aus dem globalen Süden – insbesondere auch in Hinblick auf die SDGs – in das Zentrum weltweiter Wissens- und Entwicklungsdiskurse gerückt. Kooperationen im Bereich der Entwicklungsforschung stärken Kapazitäten und Forschungsinfrastrukturen und leisten gleichermaßen einen Beitrag zur Lösung lokaler wie globaler Probleme. Zusätzlich werden dadurch südliche Partnerinstitutionen in den neuen globalen Wissensdiskurs eingebunden, der nationalstaatliche Grenzen transzendiert und auch die Rolle der beteiligten Akteure verändert. Nicht einseitiges »Geben« und »Nehmen« steht im Zentrum, sondern partizipatives Identifizieren neuer Wissensräume, die gemeinsam durchschritten werden. Auch die partnerschaftliche Dissemination der Ergebnisse in internationalen

und transnationalen Kontexten trägt zu der Verwirklichung dieses partizipativen Forschungsansatzes bei. Denn neben der Generierung empirischer, entwicklungsrelevanter Ergebnisse geht es auch vermehrt darum, an neuen globalen Wissens- und Problemlösungsdiskursen gestaltend mitzuwirken. Aufgrund der spezifischen sozialen, ökonomischen, politischen etc. Probleme in den Ländern des globalen Südens, liegt der Fokus der Wissenschaftskooperationen auf der praxisorientierten Forschung. Die weltweite Vernetzung – vor allem auch aufgrund der digitalen Möglichkeiten – erlaubt es, »lokale« Problemlösungsstrategien, die darauf abzielen, Entwicklung zu befördern und menschenadäquates Leben zu ermöglichen, tendenziell zu »globalisieren«. Der zielgruppenspezifische Einsatz von Forschung zur Erreichung entwicklungspolitischer Ziele wird zur tendenziellen Verwirklichung der SDGs jedenfalls einen bedeutenden Beitrag leisten können – und dies unter analytischer Einbeziehung der Wechselwirkungen bislang kognitiv oftmals getrennter Sphären: Denn auch wir, in den sogenannten Industrieländern, sind dadurch aufgerufen, Modi der Interaktion, des Einsatzes von Ressourcen, der Mobilität, des Wirtschaftens etc. nicht nur grundlegend zu überdenken, sondern Schritt für Schritt in Richtung nachhaltiger Lebensweisen zu verändern.


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Sustainable Development Goals

Goal 1. End poverty in all its forms everywhere Goal 2. End hunger, achieve food security and improved nutrition and promote sustain­able agriculture

© Eva Müllner | OeAD

(Draft outcome document of the United Nations summit for the adoption of the post-2015 development agenda, August 2015)

Goal 3. Ensure healthy lives and promote well-being for all at all ages Goal 4. Ensure inclusive and equitable quality education and promote lifelong learning opportunities for all Goal 5. Achieve gender equality and empower all women and girls

Goal 7. Ensure access to affordable, reliable, sustainable and modern energy for all Goal 8. Promote sustained, inclusive and sustainable economic growth, full and productive employment and decent work for all Goal 9. Build resilient infrastructure, promote inclusive and sustainable industrialisation and foster innovation

© Albrecht E. Arnold | Pixelio

Goal 6. Ensure availability and sustainable management of water and sanitation for all

Goal 10. Reduce inequality within and among countries Goal 11. Make cities and human settlements inclusive, safe, resilient and sustainable Goal 12. Ensure sustainable consumption and production patterns

Goal 14. Conserve and sustainably use the oceans, seas and marine resources for sustain­able development Goal 15. Protect, restore and promote sustainable use of terrestrial ecosystems, sustain­ ably manage forests, combat desertification, and halt and reverse land degradation and halt biodiversity loss

© Eva Müllner | OeAD

Goal 13. Take urgent action to combat climate change and its impacts*

Goal 16. Promote peaceful and inclusive societies for sustainable development, provide access to justice for all and build effective, accountable and inclusive institutions at all levels

* Acknowledging that the United Nations Framework Convention on Climate Change is the primary international, intergovernmental forum for negotiating the global response to climate change.

© Paul T. Yillia

Goal 17. Strengthen the means of implementation and revitalise the Global Partnership for Sustainable Development


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Josef Leidenfrost

Zur Situation internationaler Studierender in Österreich Bei der gleichlautenden Tagung in Linz ging es auch um Diskrepanzen zwischen Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Am 27. April 2015 fand an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz eine Arbeitstagung »Zur Situation internationaler Studierender in Österreich« statt, veranstaltet von der Österreichischen Hochschülerinnenund Hochschülerschaft, dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, der OeADGmbH sowie der Ombudsstelle für Studierende (OS). Expertinnen und Experten, darunter auch aus dem Bundesministerium für Inneres sowie aus dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, informierten über Themen wie Studieninformation vor der Einreise, Zulassung, Einreise, Sprache, Kultur, Studium, Arbeit und Niederlassung. Erleichterungs-, Verbesserungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in Österreich wurden diskutiert, Erfahrungen aus dem Alltag präsentiert.

Zur Einführung in das Tagungsthema Eindeutig umriss gleich zu Beginn der Tagung der Vizerektor für Internationales der Johannes Kepler Universität, Friedrich Roithmayr, die Alltagsumsetzung der internationalen Beziehungen heimischer Hochschulen mit dem Phänomen »Knowing-Doing Gap«, die Diskrepanz zwischen den Notwendigkeiten im Umgang mit und der Betreuung internationaler Studierender und den eingeschränkten institutionellen Möglichkeiten im Alltag. In Grundsatzreferaten wurden klare Ziele in den Kooperationen gefordert, warum man mit welchen Weltregionen kooperieren will, dass bei Kooperationen nicht nur Programm-Studierende favorisiert, sondern auch Freemover berücksichtigt werden und Drittstaaten nicht marginalisiert werden sollten.

Bearbeitung, dessen Ausstellung sowie die hohen Kosten, vor allem bei Ländern ohne österreichische Vertretungsbehörde vor Ort.

möglichkeiten können im letzten Augenblick Zuständigkeitsänderungen bei der Niederlassungsbehörde und damit neue Herausforderungen entstehen.

Studierfähigkeit: Nicht nur auf Dokumente achten

Recruiting und Alltagssprache

Ein Verbesserungswunsch kam bei der Tagung in Linz zur sogenannten »besonderen Universitätsreife« an öffentlichen Universitäten. Derzeit steht dabei die Dokumentenprüfung im Vordergrund. Zukünftig sollte im Auswahlverfahren vermehrt auf die Persönlichkeit und die Fähigkeiten der studierenden Personen geachtet werden als auf reine Dokumentenprüfung.

Alltagsherausforderungen ergeben sich auch in anderen Arbeitsbereichen: Das Recruiting zählt dazu. Manche Institutionen bevorzugen eher PostgraduateStudierende, andere wiederum nur PhD-Studierende. »Anfänger/innen« sind an manchen Institutionen überhaupt nicht prioritär.

Vorzeigebeispiel IMC Fachhochschule Krems

In der Kommunikation mit internationalen Studierenden ist im Verwaltungsalltag die österreichische Amtssprache mitunter ein Nachteil. Legistische Inhalte sind unverständlich formuliert. »Amtssprachliche Hürden« gibt es etwa bei Status und Inhalt von Dokumenten (was ist ein Bescheid, was ist rechtlich verbindlich?). Sprachliche Hürden ergeben sich auch »extern«. Bei Full Degree-Programmen in Englisch verläuft der Alltag außerhalb des Studiums natürlich auf Deutsch, was abseits der gewohnten Studienumgebung Probleme bringen kann. Und bei Wohn-

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Vor-Ort-Betreuung und Integration internationaler Studierender präsentierte Rektorin Eva Werner der IMC Fachhochschule Krems. Dort arbeiten alle Studierenden sowie Lehrenden bei der Betreuung internationaler Studierender optimal zusammen. Dr. Josef Leidenfrost, MA (Mediation) ist Leiter der Ombudsstelle für Studierende im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft.

Grundsätzliches und Praxiserfahrungen Verständnisprobleme aufgrund (amts-)sprachlicher Hürden sind oft ein Problem für internationale Studierende.

© Christopher Futcher | iStock

In zwei Arbeitskreisen wurden Anregungen zu Verbesserungen gegeben und wiederholt auf bestehende aktuelle Herausforderungen hingewiesen. Eine Beobachtung besteht u. a. darin, dass Erstinformationen bei der Bewerbung des Hochschulstandorts Österreich sehr unterschiedlich gewichtet werden, also Bevorzugung großer Universitäten und das Weglassen kleinerer Institutionen. Bei Aufenthaltstiteln für Studierende aus Drittstaaten sind derzeit offenkundig die größten Probleme die lange Dauer der

infopoint www.hochschulombudsmann.at


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Paul T. Yillia

From MDGs to SDGs – Education for Sustainable Development As the world moves into a new development period we need to emphasise that education has the ability to change society or to induce transformation in society.

© Elke Stinnig

Paul T. Yillia together with Stella Asiimwe and Elisabeth Huber at the KEF Research for Development Roundtable, March 23rd, 2015

This year, 2015, is a very exceptional year for sustainable development. It is the target year for achieving the Mil­ lennium Development Goals (MDGs). It is also the year during which the international community has already committed to a new set of Sustainable Development Goals (SDGs) in the framework of the Post-2015 Development Agenda to pursue economic growth, end poverty and tackle climate change. The result is that eight MDGs are replaced by seventeen SDGs at the United Nations Summit to adopt the Post-2015 Development Agenda in September 2015. This crucial transition period – a new era of setting and aiming to achieve a new set of development goals and targets in the next 15 years – is seen as the time when education can (and must) play a central role in providing the knowledge, skills and values needed to discover lasting solutions to the problems of today and tomorrow. A glimpse at the pro­posed SDGs shows that their implementation will require substantial inputs from education institutions at all levels. Education has the ability to change and to induce change and pro-

gress in society. This must be recognised by relevant development partners, in particular UN agencies and development banks, as well as governments and by institutions of learning themselves as the world moves into a new development period. It is this recognition – that education, at all levels, can be a powerful tool in promoting sustainable development – which led to the concept of Education for Sustainable Development (ESD). In December 2002 the United Nations General Assembly, through its Resolution 57/254, declared a Decade of Education for Sustain­able Development (2005-2014). It also designated the United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO) as the lead agency for the promotion of the Decade. The Decade focused primarily on building public understanding and aware­ ness, promoting and improving quality education, providing practical training and reorienting educational programmes to include a clear focus on the development of knowledge, skills, perspectives and values related to sustainable development. ESD spread across all levels and areas of education, in all regions of the world and is widely considered as being strategic in supporting sustainable development. It is thought to have advanced the quality education through more innovative ways of teaching and learning and the engagement of all stakeholders, and provided a solid base for scaling up efforts in preparing people to respond to the challenges of today.

Presently, strategies dealing with the economic, social and environmental dimensions of sustainable development reflect ESD to tackle challenges such as poverty, environmental degradation, ecosystem loss and climate change. Nevertheless, many challenges still remain. Even the global MDG target on universal access to primary education will be missed. Almost everywhere education institutions are facing serious challenges and difficulties related to financing, especially in developing countries where the challenges are huge. These are also the countries where the targets to achieve improved access to certain basic services will not be met by the end of 2015. Close to one billion people will still lack access to safe water and more than two billion will lack access to basic sanitation. More than one billion people will still be without electricity, while close to three billion will be lacking access to clean cooking fuel and nearly one billion will go to bed hungry. These are largely the same set of underprivileged people – the so-called bottom billion. Furthermore, deep economic and social inequalities remain pervasive and environmental degradation, biodiversity loss, as well as disruptions caused by climate change and natural disasters are on the increase in those countries. Given that these challenges will persist beyond 2015, leaders all around the world will be required to navigate through a complex landscape of problems that require appropriate human and institutional capacity to respond adequately and education will remain crucial. In its final ESD report the UNESCO provided valuable directions for policy-makers, educators, experts and other stakeholders in their efforts to advance understanding and action on ESD. Perhaps one of the most significant lessons learned during the Decade is that strong political leadership is instrumental to advancing education programmes that aim at responding to sustainable development. Leadership is essential for moving from policy commitments and demonst-


Paul T. Yillia, PhD is programme manager for the Water-Energy Nexus workstream at Sustainable Energy for All (SE4All), a global initiative of the UN Secretary General on universal access to energy, renewable energy and energy efficiency. He is also guest research scholar with the Water Programme at the International Institute for Applied Systems Analysis, Laxenburg, Austria.

© globalgoals.org © Enric Sala | globalgoals.org

Stimulating and reinforcing interdisciplinary education and research at the tertiary level to link science and technology with socio-economic development is also crucial. In this respect, higher education and research institutions (HE&RIs) can contribute to sustainable development as a place for specialised education and training – by generating and providing information and developing the skills required to propel “green economies” – and as a place for research and innovation – by developing the knowledge, technologies and services required for sustain­ able development. In addition, HE&RIs provide expert services (e.g. through consultancy, assessments, reviews, counselling, etc.) on development issues to public or private clients. These services have become increasingly important and they play a very important role in strengthening the external links of HE&RIs and, in particular, improving third-party funding for applied research and development. Third party funding is necessary given that core funding, especially for higher education institutions is principally meant for education and training.

The ESD Decade may have ended in 2014 and it is clear that there will not be another one anytime soon. But it is worth noting that the end of the Decade in 2014 is very timely because on the eve of a new global development agenda there is certainly an increased awareness of the importance of education for sustainable development. Leaders should learn from the experiences gained so far and build on the achieve­ ments of the Decade. The Post-2015 Development Agenda will be shaped by key drivers such as population growth, urbanisation, a growing middle class with increased income levels that will demand more resources, in addition to conflicts and post-conflict challenges, and accelerating impacts of climate change. These drivers will present additional challenges that require strong human and institutional capacity that will create an unprecedented demand for education at all levels. Leaders need to be adequately prepared to respond appropriately with the right systems of education to provide the critical mass of educated and skilled people required, especially in developing countries.

© Nicki Priem | globalgoals.org

ration projects to full implementation across the curriculum, teaching and operations, be it in formal systems or in non-formal learning environments and campaigns for raising public awareness. Additionally, it is very important to engage and empower women and youth to accelerate the implementation of solutions at the local community level.

© Ashish Sood | globalgoals.org

Photos from top to bottom: WFP officer Nimdoma Sherpa, raised a flag to represent Goal 2, Zero Hunger. Malala Yousafzai picks Goal 4 Quality Education. Free diving world champion Umberto Pelizzari, raised a flag to represent Goal 14. Mafikizolo raised a flag to represent Goal 8, Decent Work and Economic Growth. Shachi Somani, the only Indian female cyclist participating in the HERO MTB Challenge 2015 and cyclist Gurman Reen raised a flag to represent Goal 4, Quality Education.

© WFPSamir Jung Thapa | globalgoals.org

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Margarete Kernegger | Erich Thöni

Österreichische Hochschulen und globale Entwicklungsziele Den österreichischen Hochschulen fehlt eine Gesamtstrategie, um ihre Verantwortung in der Entwicklungszusammenarbeit wahrnehmen zu können.

Es ist ein Allgemeinplatz, dass die Internationalisierung in den letzten Jahren an Wichtigkeit gewonnen hat und in gewisser Weise eine hochschulpolitische Selbstverständlichkeit geworden ist. Doch wenn man sich die Websites der österreichischen Hochschulen genauer ansieht und erfahren will, was unter Internationalisierung an den Hochschulen eigentlich verstanden wird und ob sie auch entwicklungspolitische Ausrichtungen beinhalten, bietet sich ein inhomogenes, meist einseitiges Bild, das v. a. auf den globalen Norden hin orientiert ist. Von einigen Ausnahmen abgesehen, tritt der globale Süden nach wie vor kaum in Erscheinung, Aktivitäten mit entwicklungspolitischer Relevanz finden sich nur in wenigen Fällen auf der Agenda.1 Auch die Stipendienlandschaft spiegelt diese Situation wider.2 Dabei ist unbestritten, dass gerade Hochschulen eine Schlüsselrolle für die globale Entwicklung und die Lösung der drängenden Fragen der Menschheit zukommt. Die neuen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (UN-Gipfel zur Nachhaltigkeit, September 2015) sollten Anlass sein, die damit verbundene Verantwortlichkeit, auch Österreichs, neu zu überdenken und diese als gesamtgesellschaftlichen, im Besonderen aber hochschulpolitischen Auftrag in die Hochschulen zu integrieren.3 1 So bereits das Ergebnis einer Umfrage unter Universitäten und Fachhochschulen, dokumentiert in: Bildungszusammenarbeit – Positionspapier 2012. Die entwicklungspolitische Relevanz der Internationalisierung an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen. Leistungsbericht / Positionen / Empfehlungen. Runder Tisch Bildungszusammenarbeit (BZA). www.kef-research.at/fileadmin/media/stories/netzwerke/bza/ bza_positionspapier2012.pdf 2 www.oead.at/willkommen_in_oesterreich/stipendien_ foerderungen/internationale_kooperation_mobilitaet_ stipendien 3 Siehe dazu auch Thöni, Erich (2015): Ausländerstudium in der österreichischen Hochschulpolitik – zwischen internationaler Verantwortung und nationaler Finanzenge, Konferenzdokumentation, Tagung: »Zur Situation internationaler Studierender in Österreich«, Linz 27. April 2015, http://www.hochschul

»Neue«Entwicklungsziele und Paradigmenwechsel 2015 laufen die bisherigen acht UN-Entwicklungsziele, die Millennium Development Goals (MDGs) mit dem Hauptziel Armutsbekämpfung, aus und werden für die nächsten 15 Jahre von 17 Sustainable Development Goals (SDGs)4 abgelöst. Der Kampf gegen Armut ist damit nicht obsolet, bei weitem nicht, ebenso wenig wie die Entwicklungszusammenarbeit (EZA). Der umfassend neue Ansatz der SDGs besteht jedoch darin, dass die Hierarchie zwischen Geber- und Nehmerländern aufgebrochen wird, indem die (negativen) Auswirkungen der Lebensweise des globalen Nordens (wie z. B. Ressourcenverschwendung) auf die Entwicklungsmöglichkeiten des globalen Südens in den Blick genommen werden, indem die globalen Zusammenhänge und Interdependenzen mitgedacht werden, indem auch die »reichen« Länder dazu verpflichtet werden, ihr Leben und Wirtschaften zukunftstauglich zu gestalten. Es geht nicht mehr nur darum, den globalen Süden mittels EZA in seiner Entwicklung zu unterstützen, sondern auch darum, dem globalen Süden die Entwicklungschancen nicht zu nehmen. Keinesfalls bedeutet dies, dass keine EZA mehr nötig wäre – im Gegenteil. Sie ist nötiger denn je, sind doch die großen Ungleichheiten noch lange nicht beseitigt. Aber EZA wird nur dann wirklich wirksam sein, wenn sich gleichzeitig auch der globale Norden im Sinne der Nachhaltigkeitsziele weiterentwickelt und eine große Wende einleitet. Die SDGs gelten für alle Länder. Nicht wenige Expert/innen sprechen von einer notwendigen Transformation und in diesem Zusammenhang auch von einer neuen Aufgabe für Bildung und Wissenschaft.5 ombudsmann.at/konferenzdokumentation_27-4-_linz/ 4 https://sustainabledevelopment.un.org/topics/sustainabledevelopmentgoals; Übersetzung zumeist: »Nachhaltige Entwicklungsziele der UNO (UN-Entwicklungsziele) – siehe Seite 6« 5 Als Beispiele seien hier genannt: WBGU (Wissenschaftlicher

Genau das macht den Paradigmenwechsel von den MDGs zu den SDGs aus: Alle Länder sind für sich selbst verantwortlich, aber in dem was sie tun oder unterlassen sind sie auch verantwortlich für das große Ganze, die Weltgemeinschaft. Globale Zusammenarbeit wird mehr und mehr zu einer Überlebensfrage der Menschheit. Alle Länder müssen daran Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung [Deutschland]). 2011. Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Österreichische Entwicklungspolitik 2014. Die Post-2015 Agenda. Reform oder Transformation? ÖFSE (Hrsg.) Wien, 2014. Klaus Seitz: Transformation als Bildungsaufgabe – Herausforderungen für die Post2015-Agenda. in: World University Service (WUS) Rundbrief März 2014: Schneidewind, Uwe/Singer-Brodowski, Mandy (2013): Transformative Wissenschaft. Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem. Metropolis-Verlag, Marburg 2013.


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Globale Zusammenarbeit wird mehr und mehr zu einer Überlebensfrage der Menschheit.

arbeiten, den umfassenden Nachhaltigkeitsvorgaben gerecht zu werden, die in den SDGs erstmals Ökologie, Ökonomie und soziale Werte zusammenführen. Ein menschenwürdiges Leben für alle wird nur in einer neuen, weltweiten Partnerschaft erreicht werden können, wie es auch in der jüngsten päpstlichen Enzyklika6 heißt.

mer. Fehlende Gesamtstrategie jedoch bedeutet fehlende Kohärenz mit anderen Maßnahmen (die der eigenen Institution, die aller Hochschulen, die der österreichischen EZA), wodurch sich die Wirkung oft nicht maximal entfalten kann.

Konsequenzen für die österreichischen Hochschulen

Strategiediskussion und Leitlinien

Um den oben beschriebenen Paradigmenwechsel vollziehen zu können und ein neues Denken zu etablieren, müssen die SDGs als Querschnittsmaterie in alle Bereiche und auf allen Ebenen, auch der Hochschulen, Eingang finden: in Forschung und Lehre, die internationalen Hochschul-Partnerschaften (Kooperationen und Projekte), die Incoming- und OutgoingMobilität der Studierenden und Lehrenden und nicht zuletzt in den gesamten strategischen, steuernden Bereich der Hochschulleitungen.

Es ist also dringend notwendig, dass in Österreich eine gesamthafte und umfassende Internationalisierungsstrategiediskussion geführt wird, ganz besonders, was die UN-Entwicklungsziele und ihre Umsetzung im Rahmen der Hochschulpolitik betrifft.

So leicht es fällt, diese allgemeinen Feststellungen zu treffen und den Entwicklungszielen (seien es die MDGs oder die neuen SDGs) in der Theorie zuzustimmen, so schwierig wird es, wenn es ans Umsetzen in die Praxis geht, wenn die Ziele heruntergebrochen werden müssen, um im Hochschulalltag wirksam werden zu können. Auch das war/ist eine Erkenntnis aus der eingangs zitierten Umfrage7. Dort werden allerdings auch positive, entwicklungspolitisch relevante Aktivitäten dargestellt, einschlägige Bemühungen, Erfolge, Good Practice-Beispiele, die ermutigend sind. Doch all diese positiven Ansätze, meist handelte es sich um Bottom-up-Initiativen, die auf dem Engagement Einzelner beruhen, waren in keine Gesamtstrategie eingebunden – und dies gilt wohl noch im6 Papst Franziskus »Laudato si«, Rom 24. Mai 2015. 7 Siehe Fußnote 1.

In den Leistungsvereinbarungen werden die Universitäten zwar dazu angehalten, Internationalität, Mobilität und Kooperationen explizit auszuweisen und solche Aktivitäten zu bündeln, doch ersetzt das nicht die Auseinandersetzung mit den Grundprinzipien der Internationalisierung, insbesondere der EZA, ebenso wenig wie die Erarbeitung von Internationalisierungsleitlinien mit den UN-Entwicklungszielen als integralem Bestandteil. Eine breite Diskussion unter Beteiligung der Politik, der Hochschulakteure (uniko Forum Internationales, FHK), der Agenturen OeAD und ADA (Austrian Development Agency), der Expertinnen und Experten von zivilgesellschaftlichen Einrichtungen (z. B. der Österreichischen Forschungsstiftung für internationale Entwick-

lung, ÖFSE) und vor allem innerhalb der Scientific Community ist unerlässlich. Es muss ein gemeinsames Grundverständnis hergestellt werden, dass die internationalen Entwicklungsziele auch und gerade für den Hochschulbereich prioritäre Zielvorgaben sind. Und es muss daran gearbeitet werden, diese Ziele auf einzelne Teilbereiche (Gesamtstrategie, Forschung und Lehre, Incomingund Outgoing-Mobilität, Kapazitätsbildung, Daten und Fakten-Erhebung) herunterzubrechen, um sie schließlich auf der Basis der Verankerung in den Leistungsvereinbarungen bzw. den Entwicklungs- und Finanzierungsplanungen umsetzen zu können.

Dir.in Mag.a Margarete Kernegger studierte Germanistik und Anglistik in Wien. Sie ist seit 1994 Leiterin des Vorstudienlehrgangs der Wiener Universitäten (www.vwu.at). Kernegger beschäftigt sich mit dem Thema internationale Studierende im entwicklungspolitischen Kontext und koordiniert seit 2005 den Runden Tisch Hochschulbildung Global. Univ.-Prof. Mag. Dr. Erich Thöni studierte Volkswirtschaft an der Universität Innsbruck, an der London School of Economics (LSE) und der University of York (GB). Er habilitierte sich 1982, war 1985 Fulbright-Professor an der University of New Orleans (USA) und von 1987 bis 2012 Professor an der Universität Innsbruck. Thöni forschte und lehrte in den Fachbereichen »Kommunale und regionale Finanzpolitik, Finanzausgleich« und »Sportökonomik«. Bis zur Neubegründung der OeADGmbH war er zudem 13 Jahre Vizepräsident des Vereins ÖAD. Weiters ist Thöni ist Vorsitzender des Kuratoriums der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) bei der OeAD-GmbH, Wien, sowie Vorsitzender des »Runden Tisches – Hochschulbildung Global«, Wien (früher BZA in der EZA).


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Petra C. Braun

Transdisziplinäres Forschungsprojekt: Essbare Gärten in Uganda Eine Slow Food-Inititative trägt zur Ernährungssicherung und Selbstbestimmung bei. Zwei Drittel der 75 guten, sauberen und fairen Gärten in Uganda sind Schulgärten.

In Uganda, einem Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, leben 84 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Gebieten; 23,5 Prozent auf schwer oder sehr schwer degradiertem Land. Funktionierende Ökosystemleistungen und natürliche Ressourcen bieten für knapp drei Viertel der wirtschaftlich aktiven Ugander/innen die Lebensgrundlage. Da Uganda zu den am wenigsten klimaresilienten Ländern der Welt zählt, ist von einer weiteren Verschärfung bereits bestehender ökologischer Probleme und damit der Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Produktion und Ernährungssituation auszugehen. Auch wenn Uganda große Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielen konnte, leben knapp 70 Prozent der Bevölkerung in multidimensionaler Armut. Die Ausgaben für Nahrungsmittel machen 45 Prozent des Haushaltseinkommens aus. Etwas mehr als 30 Prozent der Ugander/innen sind unterernährt. 69 von tausend Kindern sterben in Uganda noch bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben. Ein Viertel der Bevölkerung verfügt über keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und etwa 65 Prozent haben keinen Zugang zu adäquaten Sanitäreinrichtungen, was sich wiederum negativ auf die Ernährungs- und Gesundheitssituation der Menschen auswirkt. In vielen Gebieten geht das Wissen um nachhaltige Anbaumethoden und traditionelle Lebensmittel zunehmend verloren. Vielfach wurde und wird auf industrielle Landwirtschaft und – in Afrika nicht heimische

© Petra C. Braun

10.000 Schul- und Gemeinschaftsgärten sollen in Afrika entstehen, initiiert von der internationalen Slow Food-Bewegung, finanziert über Spenden. Das Interdisziplinäre Forschungsinstitut für Entwicklungszusammenarbeit der Johannes Kepler Universität (IEZ) erforschte in Zusammenarbeit mit dem Agricultural Research Institute der Makarere University und Slow Food Uganda, ob die Gärten die intendierten Ziele erreichen. Die Ergebnisse dieses Begleitprojekts bestätigen die Annahmen zu Projektbeginn: Die Gärten sind ein wichtiges Bildungsinstrument, sie verbessern die Ernährungssituation der Menschen und können zu nachhaltigerem Ressourcenmanagement und mehr Ernährungssouveränität beitragen.

Essbare Gärten haben in Afrika eine lange Tradition.

– Hochleistungspflanzen gesetzt, die zumeist für den Export gedacht sind. Das hat häufig negative Umweltauswirkungen und zieht die Zerstörung der Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung und Ernährungsunsicherheit nach sich. Hinzu kommt, dass Kinder in Uganda oft als Strafmaßnahme aufs Feld geschickt werden und so keinen positiven Bezug zur landwirtschaftlichen Arbeit herstellen können.

insbesondere auf ein besseres Verständnis, warum es wichtig ist, eigenes Saatgut zu verwenden, lokale, nahr- und schmackhafte Varietäten mit ökologisch nachhaltigen Methoden anzubauen, die biologische Vielfalt zu fördern, Lebensmittel nach traditionellen Rezepten zuzubereiten und bewusst zu essen ab – und damit (indigenes) Wissen und Fähigkeiten zu erhalten bzw. aufzubauen, das Selbstvertrauen und die Selbstbestimmung der Menschen zu fördern und nicht zuletzt einen Beitrag zur Gemeinschaftsentwicklung und zum sozialen Zusammenhalt zu leisten.

Durch die Slow Food-Initiative soll hier entgegengewirkt werden. Allein in Uganda sind bereits 75 »gute, saubere und faire« Gärten entstanden, zwei Drittel davon sind Schulgärten. Essbare Gärten haben in Afrika eine lange Tradition. Ihr Hauptnutzen besteht darin, die Verfügbarkeit von und den Zugang zu Lebensmitteln zu verbessern, Kaufkraft zu schaffen und die Menschen in Krisenzeiten mit Nahrung und Einkommen zu versorgen. Slow Food-Gärten zielen

Als Manko von Slow Food-Gärten hat sich in der Untersuchung die mangelnde Beachtung von Ernährungssicherung/-souveränität im Zusammenhang mit der Gesundheitssituation herauskristallisiert. Zudem sind die Gärten für eine Einkommensgenerierung und Krisenversorgung meist zu klein angelegt. Die geringe Anzahl und Sichtbarkeit/Lage der Gärten, eine stärkere Involvierung der ansässigen Bevölkerung, politische Unterstützung, ein geringes Ernährungsbewusstsein und Verständnis von Ökosystemen und nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken sind weitere in der Umfrage genannte An-


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© Petra C. Braun

Das Wissen um nachhaltige Anbaumethoden und traditionelle Lebensmittel wird mit dem Projekt unterstützt.

Essbare Gärten sind jedenfalls eine mögliche Intervention, die im Kontext einer möglichst ganzheitlichen, (inter-)nationalen Ernährungssicherungs-, Ernährungssouveränitäts- und Ökosystemgesundheitsstrategie sowie entsprechenden förderlichen politischinstitutionellen, sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bzw. hinderlichen Triebkräften betrachtet werden sollte. Die Vielschichtigkeit des realen Ausgangsproblems »verlangt(e)« nach einem transdisziplinären Team aus Wissenschaftler/innen, das mit Akteur/innen aus der Praxis auf Augenhöhe in einem wechselseitigen und rekursiven Austausch- und Lernprozess zusammenarbeitet. Initiiert wurde das von der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) finanzierte Forschungsprojekt 2012 von der IEZInstitutsvorständin, die zudem Slow

Food-Aktivistin ist, im Rahmen des seit 2004 alle zwei Jahre in Turin stattfindenden Netzwerk-Treffens der internationalen Slow Food-Bewegung: der Terra Madre. Projektpartner aus Praxis und Wissenschaft waren rasch gefunden. Ein gemeinsames Problemverständnis und die wissenschaftliche und gesamtgesellschaftlich ambitionierte Zielsetzung wurden im Zuge der Antragstellung formuliert, die Methoden vereinbart. Geplante Projektergebnisse waren neben einem besseren Verständnis der sozial-ökologischen Zusammenhänge, gestärkten Kapazitäten und Ermächtigung die Entwicklung eines Monitoring-Tools, um die Ziele, Aktivitäten, erforderlichen Ressourcen, Auswirkungen sowie die Nachhaltigkeit der Gärten zu überprüfen und damit zu einem effektiveren Management beizutragen. Beim ersten Workshop zeichnete sich vorerst ab, dass die Projektrealisierung schwierig werden könnte, weil beide leitenden Kollegen aus Uganda vielfältige (inter-)nationale Aufgaben wahrnahmen und wenig Ressourcen für dieses Projekt abstellen konnten. Erst mit Veränderung der ugandischen Teamzusammensetzung verlief der gemeinsame Lern- und Austauschprozess zunehmend für alle Beteiligten erfreulich. Mehr Zeit und Ressourcen für die Zusammensetzung des Teams sowie die Klärung unterschiedlicher Werthaltungen, Interessen und Erwartungen, Rollen, Kapazitäten und Aufgaben, aber

auch die Einhaltung von Verantwortlichkeiten und nicht zuletzt die Prozessgestaltung an sich einzukalkulieren, ist jedenfalls eine zentrale »Lesson learnt«. Inwieweit dies für Drittmittelinstitute mit ambitionierten Projekten und gleichzeitig geringen Fördermitteln auch umsetzbar ist, ist eine andere Frage. Dr.in Petra C. Braun (Gruber) ist Leiterin des Interdisziplinären Forschungsinstituts für Entwicklungszusammenarbeit der Johannes Kepler Universität Linz und Lektorin für Internationale Entwicklung an der Universität Wien. Sie ist im Vorstand des Österreichischen Instituts für Nachhaltigkeit (ÖIN) und Slow Food in Oberösterreich sowie Mitglied des Beirats für Entwicklungspolitik des BMEIA. Ihr gegenwärtiger Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich nachhaltiger Ernährungssicherung und Ernährungssouveränität. Mit dem Selbstanbau traditioneller Pflanzen wird auch die Ernährungsvielfalt gewährleistet.

© Petra C. Braun

satzpunkte. Als Hauptherausforderungen für die Garten-Koordinator/innen stellen sich logistische, technische und organisatorische Schwierigkeiten, der mangelnde Zugang zu Land (auch im Hinblick auf eine Erweiterung), Bewässerung, lokalem Saatgut, Werkzeug, Zäunen und Lagermöglichkeiten. Die Beteiligten wünschen sich eine stärkere, vor allem finanzielle Unterstützung seitens Slow Food, insbesondere mehr Workshops/Trainings und gegenseitige Feldbesuche zum Austausch von Wissen und Erfahrungen sowie ein regelmäßiges Monitoring.


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Ralph Grossmann

Kooperation als Überlebensprinzip

Leadership und Organisationsentwicklung – Durch den Aufbau strategischer Allianzen wird eine selbstbestimmte Beteiligung am Wirtschaftsleben ermöglicht.

In der Mongolei, einem an Bodenschätzen sehr reichen Land, gibt es eine demokratische Kooperativenbewegung erst seit 1995. Die aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung ist davon geprägt, dass die Bodenschätze von einem internationalen Konsortium und wenigen mongolischen Unternehmen abgebaut werden und die mongolische Bevölkerung davon in weiten Teilen nicht profitiert. Technologie und der Großteil der Arbeitskräfte werden importiert, die Rohstoffe exportiert. Zurück bleiben ökologische Schäden. Staatliche Beteiligungen an den Profiten müssen erst eingebracht und entsprechend eingesetzt werden. Kooperativen sind eine Organisationsform des Wirtschaftens, die das Potenzial hat, auf breiter Basis der Bevölkerung in selbstbestimmter Form eine Beteiligung am Wirtschaftsleben zu ermöglichen und die Existenz zu sichern. Das gilt in der Mongolei insbesondere auch für die nomadisierenden Familien, die immer noch zwischen einem Viertel und einem Drittel der Bevölkerung ausmachen. Aber es gilt auch für Leute in den Provinzen und Bezirksstädten sowie in der rasch wachsenden Haupstadt Ulaanbaatar. Kooperativen werden von Viehzüchter/innen betrieben, sind aber heute vor allem auch im Klein- und Mittelunternehmensbereich tätig. In der Kultur der Nomaden und damit in der Kultur der Mongolei hat Kooperation eine lange Tradition. Zwischen Mann und Frau, auf der Ebene der Familie, ist es ist ein uraltes Überlebensprinzip. Wenn es darum geht z. B. die Kooperation von 15o Viehzüchter/innen, 1 Fredrick O. Wanyama: Cooperatives and the Sustainable Development Goals. Geneva 2014

© Ralph Grossmann

Nach UN-Dokumenten sind weltweit eine Mrd. Menschen Mitglieder von Kooperativen, die wiederum weitere zwei Milliarden ernähren. Insgesamt wird also nahezu die Hälfte der Weltbevölkerung durch Kooperativen ernährt.1

Lokale Jurtenbauerinnen und -bauern mit Projektleiter Ralph Grossmann

die mit ihren Herden über eine riesige Fläche verteilt sind und pro Jahr drei- bis viermal ihre Weidegründe wechseln, in einem demokratischen Prozess zu organisieren, dann ist das eine sehr anspruchsvolle Organisationsleistung. Die Kooperation auf der Ebene der Organisation war der Schwerpunkt des Forschungsprojekts »Leadership and Organisational Development. Building Strategic Alliances«, welches von der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) finanziert wurde. Es ging um die Kooperation zwischen den Haushalten, zwischen einzelnen Kooperativen, aber auch zwischen den Branchenverbänden oder mit der Verwaltung.

© Ralph Grossmann

Der Theorie und Praxis der Organisationsentwicklung (OE) folgend2 wurden 2 vgl. Grossmann, Ralph; Bauer, Günther; Scala, Klaus: Einführung in die systemische Organisationsentwicklung. Carl Auer Verlag, Heidelberg 2015

Eine traditionelle mongolische Jurte

in einem Prozess der Interventionsforschung Informationen gewonnen, indem mit den Vertreter/innen der Kooperativen (auch) an konkreten Vorhaben der Entwicklung ihrer Kooperation gearbeitet wurde, z. B. durch die Planung eines von mehreren Verbänden gemeinsam getragenen Informationsund Beratungszentrums auf der Ebene der Provinzen und Bezirke. Oder durch die kooperative Planung eines geeigneten Evaluationsverfahrens für Kooperativen (mit Auswirkung auf die finanzielle Unterstützung des Staates) zwischen Vertreter/innen der Kooperativen und des zuständigen Ministeriums. Der sichtbarste Ausdruck des Interventionsforschungsprojekts war die Etablierung eines »strategischen Vernetzungstreffens«, das im Herbst 2014 über hundert Vertreter/innen aller organisatorischen Ebenen der Kooperativenbewegung und aller Provinzen sowie der Verbände und Expert/innen des Sozialministeriums zusammenführte. In einem lebendigen, partizipativ gestalteten Arbeitsprozess wurden die angesproche-


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nen Projekte diskutiert, wurden wichtige neue Informationen und Beispiele präsentiert und diskutiert. Anschließend wurden die Ergebnisse als strategische Leitlinien in die alle zwei Jahre stattfindende Generalversammlung der mongolischen Kooperativen eingebracht und verabschiedet. Dieses Vernetzungstreffen soll nun regelmäßig vor der Generalversammlung stattfinden. Hier einige aus der praktischen Entwicklungsarbeit und den Expert/innenInterviews gewonnene Informationen: Sie benennen Ressourcen und Widersprüche, die in der Arbeit der Kooperativen, aber auch der mongolischen Gesellschaft wirksam sind. Ein Reichtum an Erfahrungen mit und Freude an der direkten Kooperation in kleinen Gruppen kontrastiert mit einem – ebenso – traditionellen, hierarchischen Organisationsverständnis in größeren Zusammenhängen. In diesem Kontext wurde das interaktive Vernetzungstreffen von den Teilnehmer/innen im Rahmen der durchgeführten Evaluation der Tagung sehr positiv vermerkt. Die Kooperativen sind nach dem deutschen Genossenschaftsgesetz verfasst, staatlich anerkannt, aber auch überreguliert und durch Gesetze eingeschränkt, z. B. in der Beschaffung von Finanzmitteln – Kooperativen als Organisation sind gesetzlich nicht kreditfähig – oder indem die Kooperativen als NGOs nicht in den Genuss der KMUFörderung kommen. Vom Staat wird viel an Unterstützung erwartet und eingemahnt, was einerseits konkrete Gründe hat, aber andererseits die dezentrale und horizontale Kooperation in ihrer Entwicklung bremst. Auch die Beziehung zu den staatlichen Organen könnte auf de-

© Ralph Grossmann

Das Innere einer Jurte. Die mongolische Jurte ist hervorragend an die klimatischen Verhältnisse des Landes mit den extremen Temperaturunterschieden angepasst.

Die Weite der mongolischen Steppe. Mit etwa drei Mio. Einwohner/innen ist die Mongolei einer der am dünnsten besiedelten unabhängigen Staaten der Welt.

zentraler Ebene – der Provinzen und Bezirke – in Netzwerken kooperativer gestaltet werden. Das organisierte Netzwerk und die unbürokratisch organisierte direkte Kooperation zwischen einzelnen Genossenschaften und ihren Verbänden könnten wirksame Alternativen hervorbringen – Alternativen zu zentralen Initiativen der Verbandsspitzen oder den sehr schwerfälligen Formen der Sekundärkooperativen (mehrere Genossenschaften kooperieren, wobei die Kooperation selbst wieder als Genossenschaft verfasst ist). Zwei Drittel aller höheren Bildungsabschlüsse werden in der Mongolei von Frauen gehalten. Die Bildungskluft zwischen Frauen und Männern wird rasch größer. Die Frauen sind im Durchschnitt offener und lernfreudiger und auch in der Kooperation organisatorisch flexibler. Die Männer sind demgegenüber und in Bezug auf die Organisation stärker an hierarchischen Denk- und Handlungsmustern orientiert. Auf der Ebene des nomadischen Haushalts kooperieren Mann und Frau auf Augenhöhe. Die Vorsitzenden der Kooperativen sind in aller Regel Männer. Dort, wo es in größeren Kooperativen Managementfunktionen gibt, werden diese überwiegend von Frauen wahrgenommen – einem traditionellen Erfolgsmodell der nomadischen Arbeitsteilung von »Innen« und »Außen« folgend. Was Spitzenfunktionen in den Verbänden betrifft, sind Kooperativen in der Mongolei ebenfalls an der Spitze der Entwicklung. Die Positionen sind zwischen Männern und Frauen gleich verteilt. Ganz anders in den Systemen, mit denen sie es in der politisch-administrativen Arena zu tun haben. In der mongolischen Kultur wird Verbindlichkeit im direkten persönlichen Kontakt hergestellt. Daher waren auch schon in der Anbahnung des Forschungsprojekts persönliche Besuche und Gespräche die Basis der Zusammenarbeit. Die Kommunikation über E-Mails oder per Skype blieb demgegenüber – bis heute – von sehr begrenzter Wirkung – selbst mit den Wissenschaftler/innen. Um eine durchaus anspruchsvolle Kooperation ging es auch in der Konzeption des Projekts selbst. Die Academy of Governance

(NAOG) in Ulaanbaatar, der Dachverband der Kooperativen (MNCA), das Informations- und Beratungszentrum der Kooperativen (MCTIC) und ein Forscherteam des Instituts für Organisationsentwicklung und Gruppendynamik (OEGD) der Fakultät IFF an der Universität Klagenfurt waren die institutionellen Partner. Auch für die Kooperation der Wissenschaftler/innen galt, dass alle wichtigen Klärungen, Entscheidungen und die zentralen inhaltlichen Diskurse nur in den persönlichen Treffen erfolgreich realisiert werden konnten. Dies war einerseits der mongolischen Tradition geschuldet, nach unseren Erfahrungen und Erkenntnissen aber auch ein Erfolgsmerkmal nachhaltiger Kooperation. em. Univ.-Prof. Dr. Ralph Grossmann leitete bis September 2014 das Institut Organisationsentwicklung und Gruppendynamik der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der Universität Klagenfurt. In seiner Funktion als Sozialwissenschaftler und Organisationsberater führte er in Kooperation mit der Mongolian National Academy of Governance von 2013 bis 2014 oben beschriebenes Projekt durch.


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APPEAR – Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development Das Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development – APPEAR ist ein Programm der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) und wird von der OeAD-GmbH implementiert. Seit dem Start des Programms 2010 wurden vom APPEAR-Team, das Teil des Bereichs »Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit« ist, 21 Hochschulkooperationsprojekte in Forschung, Lehre und Management in insgesamt zwölf Ländern des globalen Südens – mit Schwer-

punkt subsaharisches Afrika – betreut und 17 davon schon erfolgreich abgewickelt. Insgesamt 44 Anbahnungsfinanzierungen haben die Antragsstellung erleichtert. Zudem konnten 19 Master- und 41 PhD-Stipendien für Kolleg/innen aus den Partnerländern finanziert werden, wobei 68 Stipendien aus dem auslaufenden Nord-SüdDialog-Stipendienprogramm von APPEAR übernommen wurden. Derzeit befinden sich 63 Anträge des 5. Calls in internationaler Begutachtung.

Die Publikation »APPEAR – Participative knowledge production through transnational and transcultural academic cooperation« ermöglicht durch Beiträge seitens des Programm-Managements, der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, der Projektpartner/innen und Stipendiat/innen einen umfassenden Überblick über die Programmlaufzeit 2010 bis 2014. Ergänzend dazu, stellt das Booklet »APPEAR Facts and Figures 2010-2014« einige interessante Details der Programmphase 2010 bis 2014 mit einem besonderen Fokus auf quantitative Ergebnisse dar. Es wird Einblick in die regionale Verteilung von eingereichten und bewilligten Anbahnungsfinanzierungen und Projekten geboten. Zudem gibt es Aufschluss über die Verteilung der Projektkoordination zwischen österreichischen Institutionen und jenen in den Partnerländern. Ausführlich werden auch Daten zu den Stipendien, die im Rahmen von APPEAR abgewickelt wurden, wiedergegeben, wie etwa die regionale Verteilung, die Teilnahme von ehemaligen und aktuellen Stipendiat/innen an APPEAR-Projektanträgen. Eine geschlechtsspezifische Analyse wird in den Bereichen Projektkoordination und Verteilung der Stipendien vorgenommen. Ebenso werden allgemeine Daten aus der Programmphase bis 2014 veröffentlicht, wie die Bewilligungsquoten – ausgedrückt in Anzahl an Einreichungen und Fördersumme – und Daten zum Gutachterprozess. Das Booklet liegt beim OeAD auf und steht als Download unter www.appear.at zur Verfügung.


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New Publication

APPEAR Participative knowledge production through transnational and transcultural academic cooperation

Five years have passed since APPEAR – the »Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development« financed by the Austrian Development Cooperation – first saw the academic light of day. Five years in which we have written, researched, designed, thought and taught together, all whilst generating knowledge relevant to development policy that has altered social realities and strengthened the individual, institutional and scientific capacities of all partners. Five labour-intensive, stimulating and fast-paced years in which 17 cooperative projects between Austrian higher education institutions and scientific institutions in partner countries have been successfully implemented across national, cultural and linguistic borders. The forthcoming APPEAR book presents these projects and their results. On the one hand the book is a summary of the projects’ differing research areas, with their distinct methodologies and results; on the other hand it is a self-reflexive analysis of the different participatory and communicative processes that have led to the generation of transnational and transcultural spaces of knowledge. In each project presentation two contributions can be found – one each from the perspectives of the southern and the Austrian partners – which deal with cross-sectional topics and, so to speak, address the »inner logics« of the academic partnership. It has been essential to the editor to allow the authors ample freedom. Authors were also encoured to discuss those aspects of cooperative research projects usually neglected by purely scientific reports. Student mobility, a crucial capacity development component in APPEAR, is presented to round off the collection. The result is a series of 17 remarkable portraits of unconventional higher education projects which all derive from a common understanding: Scientific inquiry, participatory knowledge generation and capacity development in the development policy context must focus upon effecting sustainable change and improving the quality of social realities. Those who dwell in the countries studied count above all else. The scientific findings presented here open to them new and constructive vistas on life. With this in mind, the editor would like to thank first and foremost the book’s

80 authors – 32 of whom are female and 48 male – and the many committed people who have contributed operationally to making these APPEAR projects a reality. Andreas J. Obrecht (ed.) (2015): APPEAR – Participative knowledge production through transnational and transcultural academic cooperation. Böhlau Verlag Wien Weimar Köln. ISBN 978-3-205-79690-9, 330 Seiten mit 150 farbigen Abbildungen (E-book bei Verlag de Gruyter Online Academic Publishing) The contributions on pages 24-27 have been abridged by the authors and released for publication in the oead.news by the publishing house. Both authors received a PhD scholarship financed by APPEAR.


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Johannes Novak | Aline Lamien-Meda

Traditionelles Heilwissen gegen Malaria

Für zwei Drittel der Weltbevölkerung ist der Zugang zu Medikamenten, wie wir sie kennen, nicht möglich. So gibt es etwa für Malaria bereits sehr gute Medikamente, mit denen sich Reisende gut vorbereiten können. Was macht aber jemand in Burkina Faso, der keinen Zugang zu diesen Medikamenten hat, weil sie entweder zu teuer oder einfach nicht flächendeckend verfügbar sind? Er kauft Kräuter, die gegen Malaria helfen: bei den kräuterkundigen Personen in den Dörfern, »verschrieben« von traditionellen Heiler/innen, oder in den Städten auf Heilpflanzenmärkten. Auch in den Apotheken gibt es diese Kräuter als pflanzliche Arzneimittel (Phytomedizin oder Phytotherapeutikum). Gegen Malaria ist also ein Kraut gewachsen. Den Ergebnissen unseres Projekts nach könnte man zu Recht auch sagen: Gegen Malaria sind viele Kräuter gewachsen. Das Projekt MEAMP, das im Rahmen des Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development – APPEAR gefördert wurde, hat sich mit solchen Heilpflanzen aus West-Burkina Faso und ihrer Wirkung, Qualität und nachhaltigen Verfügbarkeit auseinandergesetzt. Das Projekt lief zwei Jahre in einer Zusammenarbeit zwischen LABIOCA (Laboratoire de Biochimie et de Chimie Appliquées) der Universität Ouagadougou, Burkina Faso, und der Arbeitsgruppe »Funktionelle Pflanzenstoffe« der Veterinärmedizinischen Universität Wien, wobei mehr als 50 Prozent der eingesetzten Mittel in Burkina Faso verwendet worden sind. Ein weiterer sehr wichtiger Partner war Zephirin Dakyo, der eine Apotheke in Banfora (West-Burkina Faso) besitzt und Inhaber der Firma Phytofla ist, die pflanzliche Arzneimittel erzeugt und vertreibt. Aus einer früheren Studie in Burkina Faso waren bereits viele Heilpflanzen gegen Malaria bekannt. Von diesen wurden getrocknete Pflanzen (als Herbarbelege) hundert Heiler/innen in West-Burkina Faso gezeigt und sie gefragt, ob sie die Pflanzen erkennen und welche für sie die bedeutendsten gegen Malaria wären. Außerdem wurde noch erhoben, wie gut die Rohstoffversorgung der wichtigsten Pflanzen sei. Aus dieser Befragung wurden fünf Arten abgeleitet, die am häufigsten gegen Malaria verwendet werden und deren nachhaltige Versorgung gefährdet ist, weil sie entweder nicht das ganze Jahr verfügbar oder die Bestände möglicherweise bereits übersammelt sind.

© Merlin Willcox

Die Kombination traditioneller Heilmedizin und Wissenschaft führt zu einer verbesserten Malariabehandlung in Burkina Faso.

Die Projektleiterin Aline Lamien-Meda beim Durchführen eines Anti-Malariatests

Oftmals wirken Pflanzen gegen Malaria nicht gegen den Erreger, sondern nur symptomatisch, zum Beispiel fiebersenkend. Daher wurden die fünf Arten auf ihre Aktivität gegen den Erreger der Malaria untersucht, wobei sich herausstellte, dass alle fünf Arten sehr gute bis ausgezeichnete Aktivität gegen den Erreger aufwiesen. Die Zubereitung der Medizin erfolgt durch einfaches Abkochen des Pflanzenmaterials mit Wasser. Mit anderen Zubereitungsformen, der Extraktion mit verschiedenen Lösungsmitteln, konnte die Aktivität noch deutlich gesteigert werden. Daher könnte man in Zukunft gegen Malaria noch wirksamere pflanzliche Arzneimittel auf Basis dieser fünf Arten verwenden, die einfach im Land selbst erzeugt und über Apotheken vertrieben werden könnten. Aus einer ähnlichen Tradition sind z. B. in Europa pflanzliche Arzneimittel wie Kamillosan, Prospan, Iberogast oder Sinupret entstanden. Die Qualität des verwendeten Pflanzenmaterials ist oft sehr unterschiedlich, weil sie von vielen Faktoren wie z. B. der genetischen Ausstattung, den Umweltbedingungen, unter denen die Pflanze gewachsen ist oder den Trocknungs- und Lagerungsbedingungen abhängig ist. Um die vorhandene Variabilität festzustellen, wurde von jeder Art selbst Material gesammelt (Referenzmaterial) und dieses chemisch mit bis zu 50 Handelsproben pro Art, die auf Heilpflanzenmärkten in zwei Städten (Ouagadougou und Bobo-Dioulasso)


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© LABIOCA

Wildsammlung der Wurzel von »Cochlospermum planchonii« für die Medikamente N’Dribala und Saye

Im getrockneten und geschnittenen Zustand sind die Heilpflanzen oft nicht eindeutig unterscheidbar. In den Dörfern, in denen die Heilpflanzen meist noch selbst gesammelt werden, ist die korrekte Identität des verwendeten Materials sichergestellt, vor allem wenn es sich um erfahrene Sammler/innen handelt. Im Handel und auf Märkten ist die rein visuelle Identifizierung schon deutlich schwieriger. In diesen Fällen kann man durch einfache chemische Verfahren Substanzen nachweisen, die die erwünschte Heilpflanze von allen anderen Arten unterscheidet und sie dadurch identifizieren. Derartige Verfahren können aufgrund ihrer einfachen Vorgangsweise ohne großen apparativen Aufwand auch in Apotheken in Ländern wie Burkina Faso durchgeführt werden. Für die fünf Arten konnten im Rahmen des Projekts charakteristische Substanzen identifiziert und einfache Analyseverfahren entwickelt werden. Zwei wichtige Produkte aus der Apotheke Zephirin Dakyo's sind N’Dribala und Saye, beide gegen Malaria wirksam, und beide auf Basis von Cochlospermum planchonii, einer Art der Schneckensamenbäume, die nur in Westafrika vorkommt. Dass Dakyo diese Art gewählt hat, basiert auf dem Erfahrungsschatz der Volksmedizin in Burkina Faso und sie war auch in der Tat in unserer Umfrage unter den traditionellen Heiler/innen die häufigste Art, die gegen Malaria eingesetzt wird. Beim Einkauf der Wurzel dieser Pflanze hatte Dakyo allerdings das Problem der Identifizierung, das er nun mit der chemischen Identifizierung von zwei Apocarotinoiden, die nur in den Schneckensamenbäumen vorkommen, in Griff bekommen hat.

Mittlerweile sind mit Saye auch schon klinische Prüfungen mit positivem Ausgang durchgeführt worden. Beide Präparate haben nun bereits die offizielle Registrierung des Gesundheitsministeriums von Burkina Faso für die Behandlung der unkomplizierten Malaria.

Ao. Univ.-Prof. DI Dr.nat.techn. Johannes Novak und Aline Lamien-Meda, PhD sind am Institut für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätig. Die Koordination der von APPEAR geförderten akademischen Partnerschaft zwischen der Universität Quagadougou, Burkina Faso, und der Veterinärmedizinischen Universität Wien lag bei Dr. Lamien-Meda, die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch Dr. Novak.

Versammlung traditioneller Heiler/innen in Burkina Faso (Projektmitarbeiter Roland Meda, kniend erste Reihe, und Patrice Zerbo, dritte Reihe, vierter von rechts)

© LABIOCA

gekauft wurden, verglichen. Die festgestellte Variabilität war sehr hoch und zeigt den Bedarf, bei Herkunft und Produktionsbedingungen Verbesserungen anzustreben, um in der Wirksamkeit homogenere Qualitäten zu erreichen.


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Eva Klawatsch-Treitl

Reflexionen aus einer Sozialarbeitskooperation Die Erfahrungen aus einer Hochschulkooperation zwischen Österreich und El Salvador zeigen die Ausbildung in Soziale Arbeit und ihren Beitrag zu sozialem Wandel.

Seit vielen Jahren gehört es zum Selbstverständnis des Departments Soziale Arbeit der FH Campus Wien1, über den österreichischen Tellerrand zu schauen. Internationale Soziale Arbeit sowie Entwicklungspolitik sind seit langem wichtige Bestandteile des Studienangebots. Die Kooperation mit der Universidad Luterana Salvadoreña (ULS) – El Salvador – war daher eine interessante, aber auch neue Möglichkeit des Fachdiskurses über Soziale Arbeit und die Ausbildung zur/zum Sozialarbeiter/in mit einer Universität des globalen Südens. Seit Jahren können Studierende ihr Langzeitpraktikum u. a. in El Salvador absolvieren.2 Einige unserer Absolventinnen und Absolventen haben auch bereits ein Auslandssemester an der ULS studiert. Die Förderung des Projekts TECS durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit über das APPEAR-Programm machte jedoch diesen zielgerichteten Fachaustausch erst möglich. Im Fokus dieses Austausches standen Themen wie Gewalt und Gewaltprävention im Zusammenhang mit familiärer Gewalt, gemeinwesenorientierte Ansätze Sozialer Arbeit sowie Handlungsfelder wie beispielsweise Obdachlosigkeit/Materielle Sicherung und Jugendarbeit (z. B.: WorkshopAngebote für Mädchen zum Thema Leadership). Für beide Partner war von Beginn an klar, dass Soziale Arbeit im Kontext sozialen Wandels zu sehen sei – daher auch der Projekttitel: Trabajo 1 Dies galt auch in Zeiten, als die Institution noch »Sozialakademie« war. 2 Kontakte zu Praktikumsplätzen werden meist von INTERSOL vermittelt.

Social – Educación y Cambio Social. Das gesellschaftspolitische Interesse beider Departments wurde im Austausch deutlich und ebenso die menschenrechtsorientierte Ausrichtung der Ausbildungen. Gleichzeitig ist es angebracht, Soziale Arbeit immer im Kontext der Entwicklung des Kapitalismus, der Industrialisierung und der sogenannten sozialen Frage zu analysieren. So kann Soziale Arbeit einerseits niemals nur im Kontext von Wandel gesehen werden, sondern immer auch als Produkt (wohlfahrts-) staatlich intendierter Normalisierung. Sie kann andererseits aber auch nie unabhängig von politischen Prozessen verstanden werden. Im Kontext von El Salvador zeigt sich, dass seit Abschluss der ersten Kooperationsphase im August 2014 die Gewalt (Jugendbanden/Drogen) neuerlich enorm zunahm. Der Austausch über das politische Mandat von Sozialer Arbeit war deshalb auch ein wichtiges Lernfeld in unserem Austausch. Neben dieser, für beide Partner, herausfordernden Thematik – Gesellschaftspolitik im Blick zu haben und gleichzeitig nicht von Machbarkeitsideen verleitet zu werden – gibt es viele Erfahrungen, die über die Projekt-

ziele hinaus bedeutsam sind. Nach »Lessons learnt« zu fragen, ist eine wohl passende Variante, solche Lernerfahrungen zu reflektieren und gerade im Kontext von Bildung, Lernen und Lehren geeignet. Von Beginn an war klar, dass Genderthemen zentral zur Sozialen Arbeit gehören. Dies wurde z. B.: in Bezug auf das Praktikumsprojekt der ULS (Arbeit mit Obdachlosen im Zentrum San Salvadors) deutlich – ein Handlungsfeld, das in El Salvador bislang noch nicht etabliert ist. Männer und Frauen haben ganz unterschiedliche Biografien der Obdachlosigkeit, Angebote müssten deshalb sehr spezifisch auf Erfahrungen und Bedürfnisse abgestimmt werden, gemischtgeschlechtliches Unterbringen in der gleichen Einrichtung bedarf einer professionellen Begleitung etc. Die Etablierung von Handlungsfeldern in Nord und Süd kann nur ausgehend von geschlechtssensiblen Zugängen wirklich professionell geschehen. Gleichwohl hat Soziale Arbeit als professionelle Tätigkeit per se schon einen Gender-Bias. Als Care-Tätigkeit ist diese im 19. Jahrhundert als ein Frauenberuf entstanden – für die Professionalisierung ist daher die Reflexion dieser Tradition wesentlich. Meine Projektpartnerin Eneyda Arteaga und ich hatten ein Workshop-Konzept speziell für Sozialarbeiterinnen entwickelt, das schlussendlich in El Salvador auf Wunsch auch für gemischtgeschlechtliche Gruppen angeboten wurde und auf unerwartet große Resonanz stieß. Die eigenen Erfahrungen und das professionelle Selbstverständnis zum Gegenstand von Reflexion zu machen, wurde


© Eva Klawatsch-Treitl

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Workshop an der FH – Austausch über Soziale Arbeit und relevante gesellschaftspolitische Hintergründe

angenommen. Der didaktische Ansatz, mit Psychodrama-Methoden zu arbeiten, erlaubte Erfahrungsaustausch und gemeinsames Generieren von Wissen. Trotz des reichen didaktischen Wissens in Lateinamerika überwiegen im akademischen Kontext oft frontale Vorträge. Unsere interaktive Art der Arbeit wurde interessiert aufgenommen und als Bereicherung der Wissensproduktion erfahren – der weiterführende Nutzen des lateinamerikanischen Erfahrungsschatzes partizipativer Wissensproduktion für die Sozialarbeitsausbildung und den Praxisdialog liegt auf der Hand. Eine andere wichtige Erfahrung liegt auf der Ebene der Beziehungen. Nach einer detaillierten Planung war uns Koordinatorinnen viel Freiheit in der Umsetzung gestattet worden. Die Anbahnungsfinanzierung machte es möglich, dass sich ein kleines Team persönlich in Wien traf, um zu planen – doch dann war die Distanz doch sehr groß! Über diese große Distanz und die Zeitzonen hinweg konstruktiv zu arbeiten, war eine Lernerfahrung. Die Sicherheit, dass das inhaltliche Interesse im Vordergrund stand (nicht Prestige oder persönliche Vorteile) hat die Arbeit interessant, dynamisch und unvergesslich gemacht. Die Sinnhaftigkeit, für das Kennenlernen Zeit und damit auch Geld zu investieren, um so eine tragfähige Arbeitsbeziehung möglich zu machen, wurde sehr deutlich. Hilfreich waren hierfür auch die Angebote von APPEAR, Austausch zwischen den Projektkoordinatorinnen und -koordinatoren zu

Eneyda Arteaga im Wahllokal – Präsidentenwahl 2014, erster Wahldurchgang

pflegen und im inhaltlichen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Partnerhochschulen zu sein. Hier liegt aber auch eine der großen Fragen: Die Notwendigkeit von Projektgeldern prägt den Alltag akademischer Einrichtungen sowie NGOs seit gut 25 Jahren. Nicht selten gibt es in Nord und Süd eine Hidden Agenda – eigentlich etwas anderes, etwas dringend zu Finanzierendes mit Projektgeld zu bezahlen und die Aktivitäten auf »Sparflamme« zu fahren. Wie wäre diese Kooperation in einem solchen Falle ausgegangen? Erst im Laufe der Aktivitäten habe ich als Projektkoordinatorin gemerkt, wie glücklich ich mich schätzen konnte, in Anbetracht des großen inhaltlichen Interesses, das meine (Team-)Kolleginnen und Kollegen am Studiengang der Sache entgegenbrachten und der Tatsache, dass ich von meiner Studiengangsleiterin unterstützt, ermutigt und wertschätzt wurde, niemals aber gedrängt, Geld »an Land zu ziehen«. Das Jahr 2015 steht in der Europäischen Union offiziell im Zeichen von Entwicklung und soll die Außenbeziehungen zum Thema machen. Es stellt auch das Fristende für die Zielerreichung der Millennium Development Goals (MDGs) dar.3 Auch wenn noch oft die Rede von »Entwicklungshilfe« ist, kann aber gleichzeitig festgestellt werden, dass Programme wie APPEAR einer Idee anhängen, gemeinsam Wissen zu ge3 https://europa.eu/eyd2015/de/content/ eu-development-aid, 1. September 2015

nerieren, gegenseitig zu lernen und wertschätzenden Austausch zu pflegen – nicht Hilfe, sondern Entwicklungschancen in Nord und Süd sind hier der Fokus. Gerade im Bereich von Hochschulfinanzierung könnte eine wichtige Überlegung sein, neben Projekten explizit auch Hochschulstrukturen in Nord und Süd zu finanzieren, damit konkrete Projekterfahrungen so positiv ausfallen können, wie in unserem Fall. Fachlichkeit konnte durch den Diskurs profitieren. Parallelitäten (z. B.: hinsichtlich international verwendeter Sozialarbeitsliteratur) waren ebenso interessant, wie über spezielle Zugänge im lateinamerikanischen Kontext zu lernen. Besonders zu betonen sind hier sicherlich Aspekte partizipativen Forschens und gemeinwesenorientierte Ansätze Sozialer Arbeit. Bildung stellt ein wertvolles öffentliches Gut dar. Bildungskooperationen und Fokussierung auf den Bereich akademische Einrichtungen stellen daher sicherlich einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaften dar. Mag.a Dr.in Eva Klawatsch-Treitl ist Ökonomin und Wirtschaftspädagogin mit einem Forschungsschwerpunkt in den Bereichen heterodoxe Ökonomie und Care-Ökonomie. Sie ist für Forschung und Lehre an der Fakultät für Soziale Arbeit an der FH Campus Wien tätig. Seit vielen Jahren ist Klawatsch-Treitl in den Gebieten der Entwicklungspolitik und Anwaltschaft aktiv. Sie ist Koordinatorin des Vereins Joan Robinson und Vorsitzende bei WIDE. Zwischen 2012 und 2014 hat sie das APPEARgeförderte Projekt TECS, eine Hochschulkooperation zwischen Österreich und El Salvador, koordiniert.


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Wossen Argaw Tegegn

A PhD research to advance gender equality at Ethiopian universities How the day-to-day encounter with female students and their experiences with discrimination led to a PhD research on institutional gender inequality and female strategies.

When I look back to the time I spent doing my PhD in Vienna, I find it to have been hugely fulfilling. During my stay there I enjoyed exposure to the international academic environment. Beyond my academic experiences in the regular PhD programme at University of Vienna I had the pleasure of occasionally attending public lectures and seminars on a wide range of topics and of having the chance to travel internationally to participate in seminars and workshops. I am particularly grateful to the openmindedness and flexibility shown by my academic supervisor and the OeAD in supporting me to undertake a rewarding academic experience as a resident scholar in the USA from September 2011 to February 2012. This experience has certainly boosted my potential as a woman in academia to give back my knowledge and skills to the society from which I came and to the world at large. Beyond the academic gains, I should mention the worthy rewards I enjoyed socially and spiritually. My stay abroad enabled me to meet wonderful, spiritually nourishing people from various cultures. I have always loved meeting new people and having fulfilling conversations about real-life issues and personal human experiences, about families and dreams. In short, my stay abroad has had a hugely positive impact upon my professional and personal life.

Š Elke Stinnig | OeAD

Experiences and achievements

Pamela Ngugi and Wossen Argaw Tegegn during their PhD stay in Austria

The PhD research The impetus for doing PhD research on a gender topic came from my years of experience as the first woman hired in the university where the case study was undertaken. I was the founding head of the Gender Equity Office in 2003 and also served in other administrative positions. I took part in task forces and committees. My day-to-day encounters with female students and administrative colleagues gave me the opportunity to hear about the overt and covert practices that undermine and disempower women. Discrimination, prejudice and harassment were some of the problems the Gender Equity Office grappled with. There were many administrative and cultural challenges that impeded the ethical handling of gender problems. Our dayto-day interactional and administrative challenges were tremendous. Along with other (volunteer) staff

members I invested long hours in helping female students and staff resolve their troubles. Such problems indicated the pressing need for a sound intellectual analysis of the possible solutions. My experience has helped me to perceive the gendered nature of behaviours, norms and practices within the academy. These insights led me to initiate an advocacy-oriented research project that investigated gender from the perspective of institutional culture. Studying gender from this perspective enabled the explication of the often unspoken or hidden forms of inequality that exist between what people say and what they do. The research specifically looked


Rege Diksussionen bei der Auftaktveranstaltung der Plattform »Bürger schaffen Wissen« im Herbst 2014.

© Elke Stinnig | OeAD

© Florian Pappert

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Wossen Argaw Tegegn representing the female scholarship holders during the APPEAR gender workshop in Vienna.

The research mainly employed a qualitative approach; however, some quantitative data was also used to demonstrate obvious institutional gender disparities as well as to illustrate the importance of exploring the stories that lie behind numerical descriptions. The results show some societallygendered assumptions, expectations and stereotypes that stay unchallenged at the technological university. My research demonstrates the ways in which women in technological subjects are consistently marginalised by dominant gendered norms, assumptions, expectations and habitual, seemingly natural practices and interactions. The study also show how women in universities negotiate domination within the often-unaccommodating »university culture« and actively create strategies for survival. By way of addressing the major problem, the study looks at the institutional gender equality initiatives being exercised in Ethiopian univer-

sities and suggested new perspectives based upon a democratic pedagogy which could introduce transformational change to advance gender equality, social justice and democracy at institutions of higher learning in Ethiopia.

The way forward for scholarship holders From anecdotal evidence I believe other scholarship holders had similarly rewarding experiences while in Austria. APPEAR has been encouraging scholarship holders to initiate cooperative projects and build professional networks. Cooperative projects and professional networks are important in bringing about richer, more comprehensive and innovative research results. Scholarship holders can also serve as ambassadors for

Wossen Argaw Tegegn among other scholarship holders during the workshop »Conflicts: Causes-DynamicsSolutions« in Salzburg.

such wonderful initiatives and need to be proactive contact persons and initiators for future collaboration projects.

Wossen Argaw Tegegn was the founder of the Gender Equity Office at Adama University in Ethiopia. She has long experience in gender issues in the higher education system and pursued her PhD, financed by APPEAR, on »Gendered Exclusion in a Technology University, Ethiopia: Institutional Culture as a Barrier for Participation« under the supervision of Marie-France Chevron at the University of Vienna.

© Elke Stinnig | OeAD

at the extent to which Ethiopian universities of technology are different from or mirror the gender assumptions, expectations and stereotypes that exist in the broader society. It investigated gendered institutional norms, roles, and expectations, with attention to both micro- and macro-cultural processes.


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Kalkidan Obse

Of PhD, beer and Red Bull: My student life Experiences of an APPEAR scholarship holder at the University of Graz.

Together with a colleague from the Centre for Human Rights, I arrived I in Austria in April 2012 to commence doctoral studies at the University of Graz. We were both enrolled in the doctoral programme in international law and both had Professor Benedek as principal supervisor. Although we were to undertake our studies in English, it became quickly apparent that we needed to understand some German to »survive« in Graz. I initially attempted to learn the language, but later abandoned it after I found it to be an onerous undertaking. I quickly developed the necessary »survival« mechanisms to live without the language as I found myself a small network of Austrian and international students with whom I could readily communicate in English. Of course, I knew how to order »one big beer« (ein großes Bier, bitte!) and say »prost!« at parties. Nevertheless, that did not help me avoid the embarrassment I sometimes felt having to admit that I didn’t speak the language in spite of living in Austria for quite some time. The list of excuses I used over time included: »You know I am doing my studies in English. My Austrian friends talk to me in English. I am not

staying here all the time.« And: »Who said every African wants to learn your language and take your job?« (I didn’t actually use this one, but I felt like it when I met some annoying people who took offence at my inability to speak their language). However, I certainly liked Austria and its people. In my estimation Austrians may not be particularly keen to befriend strangers at first, but they turn out great friends once they are introduced to foreigners in a proper contexts. I was impressed by the genuine effort Austrians made to pronounce people’s names properly and understand how they are spelled. One of the first culture shocks I experienced was to realise how perfectly normal it is for Austrians to enquire how old you are upon your first introduction to them. I also found it interesting that an Austrian could explicitly say »I wanna buy you a drink because you bought me one last time« in stark contrast to the culture in Ethiopia where reciprocation operates in more subtle forms. Many Austrians know Ethiopia as a country of runners, so they might ask you to run with them sometimes when they know that you are from Ethiopia. I must say Austrian cities are particularly suited for running and cycling. I did develop a particular fondness for cycling and (occasionally) hiking, although my aversion to the cold climate didn’t permit me to take part in the nationally popular winter sports of skiing and ice skating. As a doctoral student at the University of Graz I am working on a research project entitled: »The Emerging Regional Regulation of Domestic Constitutional Law in Africa: The Quest for A Theory

© multikulti.at

I hardly knew anything about Austria a few years ago, and much less did I imagine I would end up studying here. It was while working as a lecturer at the Centre for Human Rights at Addis Ababa University, which I had helped establish as its first acting director, that I had the initial opportunity to meet my current supervisor Wolfgang Benedek in July 2011. Professor Benedek happened to be in Addis Ababa for a consultation on a proposed project partnership in the context of the APPEAR programme. The project brought together three partner institutions, namely the Institute of International Law at the University of Graz, our Centre for Human Rights and the Institute of Federalism and Legal Studies of the Ethiopian Civil Service University. The tripartite project sought to support the rule of law and human rights education in Ethiopia through joint teaching and research programmes involving Austrian and Ethiopian academic staff associated with the partner institutions. The partnership also envisaged the possibility for staff from the Centre to pursue postgraduate education at the University of Graz.

Kalkidan Obse: »I partly attribute my success to the opportunity I had to undertake my studies in the country which gave the world the energy drink Red Bull.«

of International Constitutional Law.« The project studies the emerging normative standards of the African Union (AU) which purport to regulate key aspects of domestic constitutional law and analyses the implications thereof, in theory and practice. The dissertation investigates the topic in light of the discourse on global constitutionalism (international constitutional law) and a myriad of contemporary developments in the field of international law. While the research findings emphasise the progressive nature of the recent normative initiatives of the African Union, the research also identifies key conceptual limitations of the existing normative framework as well as the institutional and practical challenges to the promotion of constitutionalism in Africa. The dissertation con­cludes by providing appropriate recommendations and proposals aimed at linking AU’s recent adventurism in constitutionalism with a corresponding emphasis on institutional legitimacy and accountability of the regio­nal organisation. My stay in Austria has provided me ample opportunities to learn about the country, its people and political culture. I was struck by the parallels that I observed between Austria and Ethiopia as much as by the stark


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© Wolfgang Benedek

APPEAR project partners at the inception meeting

differences that exist between the two countries. Both Austrians and Ethiopians particularly pride themselves on their respective country’s great historical past, a fact which, together with the mountainous terrains of the countries, might explain why the countries tend to be generally shut off from the outside world. Both countries are former coastal states that became land-locked as they experienced break-up at different points in their history. Perhaps it is fitting that the countries at one point used the Maria Theresa thaler (referred to as »Marteresa« in Ethiopia) as their common currency. At the political level, both Austria and Ethiopia currently practise a federal parliamentary system, in both cases composed of nine states. What sets Austria apart from Ethiopia is its rich democratic culture. I was particularly impressed by the politically

active student clubs at Austrian universities, several of which are organised along existing party-political lines. The course of my doctoral studies has not been an easy undertaking, to say the least. It is an understatement to de­scribe the PhD process as a daunting task as it can quite literally make the life of the researcher miserable. Success in undergraduate and master’s programmes is generally an easy feat for the perceptive mind. The worst procrastinator endowed with the necessary intellectual acumen can achieve great results in these programmes by simply devoting a portion of his time to prepare for exams or to write short papers within short deadlines. In comparison, the PhD requires the production of a book-length original research work over a long period of time. The absence of

an immediate incentive of success or threat of failure creates a fertile environment for procrastination during which the researcher can entertain himself into failure through immersion in endless theoretical speculation and frequent conference participations. By the time the necessary threat begins to materialise with the approach of the final deadline, it can be too late to produce a book-length of original research work. Ideally, success in doctoral studies requires a mix of genius and perseverance, two character traits that don’t generally go together (except for amongst a lucky few). As for me, I partly attribute my success to the opportunity I had to undertake my studies in the country which gave the world the energy drink Red Bull, a potent source of vigour and persever­ance, if not genius. Kalkidan Negash Obse is a lecturer of African Union Law and Human Rights at Addis Ababa University (AAU). He is pursuing his PhD, financed by APPEAR, within the »Academic Partnership on Legal and Human Rights Education, APLHRE« at the University of Graz in Austria. He re­ceived his LLB (distinction) from Addis Ababa University and LLM (valedictorian, summa cum laude) from St. Thomas University in Florida, USA. Before starting his doctoral study in Austria, Kalkidan served as Acting Director of the Centre for Human Rights at Addis Ababa University and as legal advisor to the University.

© Sam Effron | Wikipedia

City life in Addis Ababa


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Matthias Weissgram

Open Access: APPEAR und KEF fördern freien Zugang zu Wissen Aus öffentlichen Mitteln finanzierte Forschungsergebnisse werden der interessierten Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. »Aus öffentlichen Mitteln finanzierte Forschung und daraus resultierende Ergebnisse und Publikationen der interessierten Öffentlichkeit auch frei zur Verfügung zu stellen, ist jedenfalls auch für die KEF1 ein diskutierenswertes Zukunftsthema.«2 Dieser Abschlusssatz zum Thema »Open for Development« aus dem KEF-Jahresbericht 2012 hat die Entwicklung einer Open-Access-Strategie der KEF bereits angedeutet und so wurde am 10. Juli 2014 nach einem beinahe zweijährigen Diskussionsprozess die KEF-Open Access Policy3 auf der Webseite der KEF veröffentlicht und der »KEF-Fonds für Open Publication« ins Leben gerufen. In etwa zur gleichen Zeit hat das EZA-Team im Antrag an die ADA4 für die zweite Programmperiode von APPEAR5 eine Open-Access-Strategie vorgeschlagen. Mit der Ausschreibung des ersten Calls in der Fortsetzung von APPEAR, gesamt bereits der fünfte Call im Rahmen von APPEAR, wurde am 31. März 2015 auch die Open Access Policy6 von APPEAR auf der Webseite von APPEAR veröffentlicht.

Was ist Open Access?

nen (Open Publication). Es gibt zwei übliche Grundmodelle bzw. Wege für das Publizieren im Rahmen von Open Access: Gold Open Access bezieht sich auf Primärveröffentlichungen und Green Open Access auf Selbstarchivierung und Parallelveröffentlichungen. Verbreitet ist auch ein Hybridmodell für Primärveröffentlichungen von Artikeln, parallel in Subskriptionszeitschriften und im Open-Access-Format. Mit der stetig steigenden Akzeptanz und Verbreitung von Open Access und besonders durch die Verpflichtung zu Open Access im Rahmen von Forschungsförderung, gewinnt Gold Open Access immer stärker an Bedeutung und ist im Begriff, sich besonders in Hinblick auf öffentlich finanzierte Forschung als verbreitetes Zukunftsmodell durchzusetzen.

Hintergrund Im Umfeld der Entwicklungsforschung und als Förderinstitution für transnationale, partnerschaftliche Forschungsprojekte fließen die Themen Open Access, Open Science, offene Wissensräume, freie Weitergabe

von Wissen und die Territorialität von Wissen in die tägliche Arbeit des EZATeams ein. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene geht der Trend in die Richtung, Ergebnisse und Publikationen aus Forschung, die aus öffentlichen Mitteln finanziert wurde, der interessierten Öffentlichkeit frei zur Verfügung zu stellen und die Forscher/innen dazu anzuhalten oder zu verpflichten, Forschungsergebnisse und Publikationen frei zugänglich zu machen. Auf nationaler Ebene verlangt der größte österreichische Fonds zur Förderung der Grundlagenforschung, der FWF8, maximale Transparenz und verpflichtet alle Fördernehmer/innen im Rahmen seiner Open Access Policy, freien und 8 Der Wissenschaftsfonds: www.fwf.ac.at (abgerufen 4. September 2015)

1 Kommission für Entwicklungsforschung: www.kef-research.at (abgerufen 24. Juli 2015) 2 Weissgram, M. (2013): »Open for Development« – EADI IMWG-Konferenz 2012. In: KEF Jahresbericht 2012, S. 54. 3 Open Access Policy der KEF: www.kef-research.at/ open-access (abgerufen 24. Juli 2015) 4 Austrian Development Agency, www.entwicklung.at (abgerufen 24. Juli 2015) 5 Austrian Partnership Programme in Higher Education & Research for Development: www.appear.at (abgerufen 24. Juli 2015) 6 Open Access Policy von APPEAR www.appear.at/appear_ infos/open_access_policy/ (abgerufen 24. Juli 2015) 7 http://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung (abgerufen 7. August 2015)

The iceberg of publishing

© Eve Gray

»Open Access« meint freien, unentgeltlichen Zugang zu digitalen wissenschaftlichen Inhalten und Informationen im Internet, also auch zu wissenschaftlicher Literatur und Daten. Die KEF und APPEAR orientieren sich bei der Begriffsdefinition von Open Access an der »Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen«7 aus dem Jahr 2003 mit Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Publikatio-


© Sasi Group (University of Sheffield) and Mark Newman (University of Michigan)

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World Research Publication: Territory size shows the proportion of all scientific papers published in 2001 written by authors living there.

nachhaltigen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und Forschungsdaten zu gewährleisten. Auch die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko)9 hat bereits im Jahr 2010 Empfehlungen zu einer OpenAccess-Politik der Universitäten veröffentlicht und das Open Access Netzwerk Austria (OANA)10, das 2012 als »Joint Activity« unter dem organisatorischen Dach von FWF und uniko eingerichtet wurde, widmet sich vor allem in organisationsübergreifenden Arbeitsgruppen dem Thema. Im internationalen Kontext gibt es unzählige Initiativen zu Open Access. Bereits im 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union starteten Initiativen wie OpenAIRE11, um Forschungsdaten zu öffnen und unter Open-Access-Lizenzen zu veröffentlichen. Im Rahmen von Horizon 2020, dem laufenden EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (2014-2020), beschloss die Union den freien Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen als allgemeinen Grundsatz. So müssen alle Publikationen, die im Zuge der Förderung durch Horizon 202012 zustande gekommen sind, innerhalb von sechs bzw. zwölf Monaten frei zugänglich sein. Forscher/innen sind hinsichtlich ihrer Karriereentwicklung auf das Publizieren in anerkannten akademischen Fachzeitschriften angewiesen. Die klassischen Subskriptionszeitschriften sind in den Rankings bezüglich hoher wissenschaftlicher Qualitätsstandards bzw. Impact Factor13 nach wie vor im Vorteil gegenüber Open Access Journals. Jedoch ist die Entwicklung von Open Access Journals rasant und zwar sowohl in Bezug auf deren Anzahl als auch hinsichtlich hoch eingestufter Open Access Journals. Seit 2008 werden im 9 uniko: http://uniko.ac.at/ (abgerufen 7. August 2015) 10 OANA: www.oana.at/ (abgerufen 7. August 2015) 11 OpenAire: www.openaire.eu/ (abgerufen 21. August 2015) 12 Open Access in Horizont 2020: http://openaccess. univie.ac.at/news/news-einzelansicht/article/openaccess-in-horizont-2020/?tx_ttnews[backPid]= 121001&cHash=cf7225e372d28aaf6611f96054b758d7 (abgerufen 21. August 2015) 13 Impact Factor: http://bibliometrie.univie.ac.at/indikatoren/ impact-factor/ (abgerufen 21. August 2015)

DOA14 (Directory of Open Access Journals) jährlich mehr als tausend neue Journals registriert und bereits 2004 fanden sich Open Access Journals im Spitzenfeld von Impact Rankings15 – mit steigender Tendenz in den letzten Jahren16. Auch in der Tagesberichterstattung ist Open Access immer stärker vertreten, manchmal sogar mit schlagzeilenwürdigen Inhalten. So war vor kurzem in ORF Science17 von Boykottdrohungen der niederländischen Universitäten gegen den weltgrößten Wissenschaftsverlag Elsevier zu lesen, die eine Senkung der hohen Zusatzkosten für Open Publication zum Ziel haben sollten.

Eine Chance für den globalen Süden Klassische Subskriptionszeitschriften verursachen hohe Kosten18 und für Hochschulen ist es eine große Herausforderung, den freien Zugang zu allen relevanten Fachzeitschriften zur Verfügung zu stellen. Besonders im globalen Süden ist es in Bezug auf die Kosten schwierig, für Universitäten, Forscher/innen und Studierende, Zugang zu Subskriptionszeitschriften herzustellen 14 Directory of Open Access Journals: http://doaj.org/ (abgerufen 21. August 2015) 15 Studie: http://ip-science.thomsonreuters. com/m/pdfs/openaccesscitations2.pdf (abgerufen 21. August 2015) 16 High-impact open-access journals: http://labs.biblioteca.uoc.edu/blog/?p=3827 (abgerufen 21. August 2015) 17 Artikel in ORF Science: http://science.orf. at/stories/1760557/ (abgerufen 4. September 2015) 18 Über Open Access: http://openaccess. univie.ac.at/ueber-open-access/

oder zu erhalten. Mit Augenmerk auf gleichmäßige Verteilung von Wissen und fairem Zugang zu Wissensquellen ist Open Access nicht nur für die Forschung im Allgemeinen eine große Chance, sondern besonders für die Forscher/innen und Studierenden des globalen Südens. Initiativen wie Research4Life19 erleichtern und ermöglichen Hochschulen im globalen Süden zwar den Zugriff auf wissenschaftliche Inhalte und können Defizite im Zugang zur globalen Wissensökonomie lindern. Aber sie können nicht mit offenem und freiem Zugang gleichgestellt werden. Auch in Hinblick auf nachhaltige Entwicklung und faire Chancenverteilung kann Open Access einen wichtigen und zentralen Beitrag zur Optimierung der Forschungsförderung leisten und den OeAD als Dachorganisation von KEF und APPEAR als moderne und zukunftsweisende Förderorganisation sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene positionieren. Open Access, Open Data, Open Publication – drei Begriffe die mittlerweile in den Alltag aller Forscherinnen und Forscher eingegangen sind. Open Science und Open Notebook Science erweitern dieses Spektrum, »indem sie Einblicke in die Entstehung wissenschaftlicher Ergebnisse gewähren oder gar Möglichkeiten eröffnen, selbst daran teilzuhaben«20.

19 Research4Life vereint die 4 Programme HINARI, AGORA, OARE und ARDI und stellt ausgewählten Ländern des globalen Südens freien oder kostengünstigen Zugang zu akademischem und begutachtetem Inhalt online zur Verfügung. http://www.research4life.org (abgerufen 4. September 2015) 20 Zitat: https://de.wikipedia.org/wiki/Offene_Wissenschaft (abgerufen 4. September 2015)

infopoint www.kef-research.at/


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Maiada Gassan Hadaia

Das »Unsichtbare« hörbar machen

Wenn freitagabends im Funkhaus das rote Licht angeht, dann ist die Sendereihe »Welt im Ohr« live on Air und weltweit zu hören. Zu Gast im Campusradio ist dann beispielsweise eine Parasitologin der Medizinischen Universität Wien, die unsichtbare Lebensformen erforscht. Sie arbeitet an einem wissenschaftlichen Projekt, in dem unter Beteiligung europäischer und afrikanischer Staaten ein transnationales Forschungsnetzwerk aufgebaut wird. Von Nervosität hinter dem Mikrofon ist nichts zu spüren und das einstündige Gespräch im Studio ist wieder einmal viel zu schnell vergangen.

WELT IM

OHR

© Lilo Moser

Die Sendereihe »Welt im Ohr« feiert ihr fünftes Jubiläum. 97 Sendungen wurden bislang in Kooperation mit ORF Ö1 Campusradio ausgestrahlt.

Welt im Ohr sendet Beiträge in unterschiedlichen Formaten und über entwicklungsrelevante Forschungsprojekte in Ländern des globalen Südens mit österreichischer Beteiligung, die sowohl für ein Fachpublikum als auch für eine interessierte Öffentlichkeit aufbereitet werden. So verwundert es nicht, dass eine Vielzahl von Themen im Studio diskursiv behandelt wird. Wir vom Team für »Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit« bei der OeAD-GmbH hören genau hin und bereiten für die Radiosendungen Themen aus Bildung, Forschung und Entwicklung, insbesondere hinsichtlich Transdisziplinarität, Mobilität, Transkulturalität und Internationalisierung, spannend und »niederschwellig« auf. Die Themen, die wir dafür heranziehen, basieren auf durch APPEAR (Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development) und die KEF (Kommission für Entwicklungsforschung) finanzierten Forschungsprojekten und Hochschulkooperationen. Fachvokabular wird bewusst vermieden, die Forscher/innen selbst stehen Rede und Antwort, wobei kontroverse Meinungen gewünscht sind und kritische Fragen nicht gescheut werden. Es werden Einblicke in die transkulturelle, transnationale und disziplinübergreifende wissenschaftliche Arbeit hörbar gemacht, wodurch wir Informationen über Lebensrealitäten von Menschen bieten, die oft nur eingeschränkten Zugang zu Ressourcen wie Wasser, Elektrizität, Gesundheit, Wohnen oder Bildung haben. Von zentraler Bedeutung in der Zusammenarbeit zwischen österreichischen Forscher/innen und ihren Kolleg/innen in den Partnerländern ist die Begegnung auf Augenhöhe, aber auch das Hinterfragen klassischer Konzepte, wie etwa jenem des Rollenverhältnisses zwischen Geber und Nehmer.

Die in den Radiosendungen vorgestellten Forschungsthemen und -projekte decken ein breites Spektrum ab, das die Bedürfnisse von Menschen und ihrer Umwelt im jeweiligen Land widerspiegelt. So verhält es sich auch mit den Forschungsansätzen, Methoden und Herangehensweisen der Wissenschaftler/innen, die in den Projekten mitarbeiten. Natur- und technische Wissenschaften sind ebenso vertreten wie Geistes-, Kultur-, Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften. Von Mikroorganismen, die den Stoffkreislauf retten, Heilpflanzen für Malaria, Klimawandel, dem kostbaren Rohstoff Wasser und nachhaltiger Fischerei über Informations- und Kommunikationstechnologien für Entwicklung bis hin zu Menschenrechten und Ressourcenknappheit in Afrika spannt sich der breite Bogen unserer zweiwöchigen Berichterstattung. Alle Forschungsergebnisse werden auf lebendige Weise in eine einstündige

Radiosendung verpackt. Zu hören sind Projektpartner/innen, Wissenschaftler/innen sowie Personen aus Wirtschaft, Politik, NGOs und Zivilgesellschaft, die ihren jeweiligen Ansatz, ihre Perspektive und ihre Erfahrungen mit entwicklungsrelevanten Themen und Projekten vorstellen. Die Radiosendungen der Sendereihe Welt im Ohr sind einerseits für Fördergeber/innen interessant, weil Projektmitarbeiter/innen und -partner/innen offen über Erfahrungen und die an sie gestellten Herausforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit oder im Rahmen der Entwicklungsforschung sprechen, Aspekte die oftmals in keinem Bericht enthalten sind. Projektpartner/innen wird andererseits die Möglichkeit geboten, sich im Diskurs mit anderen Stakeholdern in ihre thematischen und geografischen Schwerpunkte zu vertiefen, denn sie erhalten Einblick in die Arbeit der anderen Gäste.


© Doris Bauer | OeAD

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Radioturm: Installation in Salzburg

Letztendlich dienen die Radiosendungen der gesamten deutschsprachigen EZA-Szene als Informationsquelle über Entwicklungsforschung und andere entwicklungsrelevante Themen. Die Dialektik zwischen Praxis und Theorie kommt besonders dann sehr schön zum Vorschein, wenn zusätzlich zu Forscher/innen auch Vertreter/innen von NGOs zu Gast im Studio sind und die Gäste die Gelegenheit haben, ihre jeweiligen Erfahrungen und Sichtweisen zu erläutern, wodurch oft spannende Diskussionen entstehen. Die lebendig aufbereiteten Radiosendungen bieten nicht zuletzt auch eine gute Gelegenheit, die internationale Arbeit, die Programme und Veranstaltungen der OeAD-GmbH zu begleiten, zu dokumentieren und mittels Radio hörbar zu machen. So gab es schon Sendungen zu Sparkling Science, Erasmus, Hochschultagungen, 50 Jahre OeAD, KEF- und APPEAR-Veranstaltungen, den entwicklungspolitischen Filmtagen und dem Österreichische Nachwuchspreis für Entwicklungsforschung.

© Elke Stinnig | OeAD

Maiada Hadaia mit Kalpana Devkota und Basana Sapkota, zwei Teilnehmerinnen des Radio-Workshops »Women Empowerment«

Querschnittsthemen abseits konkreter KEF- und APPEAR-Projekte werden ebenso behandelt, wenn sie die entwicklungsrelevanten Dimensionen in Politik, Kultur und Gesellschaft im Fokus behalten. Ein Beispiel dafür ist die Sendung »Homosexualität ist (k)ein Tabu: Menschenrechte in Afrika«: In einem Skype-Interview mit einem Menschenrechtsexperten aus Äthiopien erhielten die Hörer/innen Informationen über den Erlass drakonischer Strafen gegen Lesben und Schwule in einigen Ländern Afrikas. Anschließend berichtete ein Aktivist von Amnesty International über das gefährliche Leben verfolgter homosexueller Menschen in einigen Ländern weltweit sowie deren riskantes Engagement im Kampf um Gleichberechtigung. Auch die Sendung »Eine Sprache – viele Welten, viele Sprachen – eine Welt?« ist auf großes Interesse gestoßen: Ein Studiogespräch über Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt mit Beispielen aus Regionen wie Westafrika, das im Zuge der Kolonialisierung ab dem 19. Jahrhundert einen weitreichenden Sprachwandel erlebte. Dort haben Begriffe wie »Muttersprache« oder »Erstsprache« eine andere Bedeutung als die vordergründig bekannte. Aber auch über Österreich und dessen latente Identitätskrise, welche mit der stetig wiederkehrenden Diskussion über die

Anerkennung des Österreichischen als gleichwertige Varietät gegenüber der in Deutschland gesprochenen Variante einhergeht. Auch hier ist Sprache und vor allem Mehrsprachigkeit ein wichtiges und vieldiskutiertes Thema. Die Gäste schilderten u. a. ihre Erlebnisse mit Sprache(n), die bekannte und fremde Welten öffnen. Welt im Ohr bietet aber auch eine Möglichkeit der akustischen Reise in andere Länder. So gab es Länderporträts, unter anderem zu Bhutan, Surinam, Sansibar und Äthiopien. Im Europäischen Jahr für Entwicklung 2015 feiert das radioaffine Team für »Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit« das fünfjährige Jubiläum mit mehr als 97 Sendungen, die bislang in Kooperation mit dem ORF Ö1 Campusradio ausgestrahlt wurden. Die Beiträge sind für alle Interessierten nachträglich auf unserem Weblog www.kef.podspot.de abrufbar. Wir freuen uns über das große Interesse und versprechen, in Zukunft kein bisschen leiser zu sein.

infopoint www.kef.podspot.de


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Nikoleta Nikisianli

»Städte im Wandel« Entwicklung und Nachhaltigkeit der Städte im globalen Süden. Ein Beitrag zum Themenschwerpunkt des Nachwuchspreises für Entwicklungsforschung 2015. Facts & Figures ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ ÆÆ

Seit 2007 gibt es weltweit mehr städtische als ländliche Bevölkerung. 54 Prozent der Weltbevölkerung leben in städtischen Ballungsräumen – bis 2015 Anstieg auf 66 Prozent zu erwarten. Täglich kommen 180.000 Stadtbewohner/innen hinzu. In Indien, China und Nigeria werden 37 Prozent des städtischen Bevölkerungsanstiegs zwischen 2014 und 2050 erwartet. Megacities sind Städte mit mehr als zehn Mio. Einwohner/innen. Bis 2030 wird es weltweit 41 Megacities geben. Primäre Ursache für urbanes Wachstum sind nicht mehr Landflucht und industrielle Entwicklung, sondern natürliches Wachstum der in den Städten lebenden Bevölkerung. 80 Prozent aller Abfälle werden in Städten erzeugt. Allein im Jahr 2011 verursachten Katastrophen in Städten Schäden von zirka 380 Mio. US-Dollar.

»Am Anfang dieses Buches steht die Stadt als Symbol einer Welt. Es endet bei einer Welt, die in vieler Hinsicht eine Stadt geworden ist.« (Lewis Mumford, The City in History, 1961) Diese Metapher von Lewis Mumford aus dem Jahr 1961 hat seit dem Jahr 2007, an dem die Urbanisierungsprozesse erstmals soweit fortgeschritten waren, dass der Anteil der städtischen Weltbevölkerung jenen der ländlichen überholt hat, enorm an Aktualität gewonnen. Die Verstädterung der Welt wird allen Prognosen nach wohl stetig zunehmen. Waren es in früheren Jahrhunderten noch ländliche Gebiete, sind es mittlerweile die Städte, die einen natürlichen Bevölkerungsanstieg verzeichnen. Bis 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in städtischen Regionen leben, heute schon ist jeder zweite Mensch ein/e Stadtbewohner/in. Dieser Trend zeichnet sich jedoch unterschiedlich in Industrie- und Entwicklungsländern ab. Während städtisches Wachstum vor allem in Entwicklungsländern – also in Ländern des sogenannten globalen Südens – stattfindet, ist in den städtischen Ballungsräumen der Indus-

trieländer eine Stagnation oder auch ein Rückgang des Bevölkerungswachstums zu verzeichnen. Es sind vor allem Afrika und Asien, in denen Urbanisierung am schnellsten voranschreitet. Städte – vor allem jene im globalen Süden – müssen sich daher beträchtlichen demografischen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und räumlichen Herausforderungen stellen. Urbanisierung birgt Chancen wie Risiken. Obwohl Urbanisierung bessere Arbeitsmöglichkeiten, besseren Zugang

Stiftung Weltbevölkerung (Quelle: Vereinte Nationen, World Urbanisation Prospects 2014)

zu Dienstleistungen, Ausbildungsmöglichkeiten und auch vermehrt Potenzial zur kulturellen und politischen Teilhabe mit sich bringt, bedroht ein schnelles und ungeplantes Städtewachstum die nachhaltige Entwicklung vor allem dann, wenn notwendige physische, sozialpolitische und ökonomische Infrastrukturen nicht berücksichtigt und adäquate Policys nicht umgesetzt werden, um dadurch die Vorteile der Stadt einigermaßen gerecht umzuverteilen. Risiken und Auswirkungen rasanter und ungeplanter Verstädterung spiegeln sich in der räumlichen Segregation wider, die sich einerseits über informelle Siedlungen – auch als Slums bekannt – und andererseits über »Reichenviertel« oder »Gated Communities« manifestiert, aber auch in der Übernutzung der Umwelt, der Entstehung eines informellen Sektors mit prekären Arbeitsbedingungen und letzten Endes in der Zunahme städtischer Armut.


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© Krista Guenin | Flickr

Bild oben: Stadtteil Bolosse, Teil von Port-au-Prince auf Haiti Bild Mitte: Die Morro do Alemão Favela in Rio de Janeiro Bild unten: Der Siedlungsplatz Catmon Barangay in der Hauptstadtregion Manila

Heute schon sind diese extremen Schichtunterschiede für hunderte Mio. Städtebewohner/innen weltweit Realität, denn sie leben in unwürdigen und unzumutbaren Bedingungen – in informellen Siedlungen – und sind somit auch weitaus mehr durch Naturkatastrophen gefährdet.

Letztendlich sind es aber nicht nur städtebauliche Maßnahmen und die Einbindung ökogerechter Politiken, die von Relevanz sind, denn gebauter und sozialer Raum stehen im Wechselspiel zueinander. Soziale, gesamtgesellschaftliche Auswirkungen des Städtewachstums rücken stärker in den Fokus globaler Diskurse und Analysen. Suburbanisierungsprozesse, Erfahrungen und Konflikte im städtischen Lebenskontext und alternative Lebensraumgestaltung sind nur einige der vielen Möglichkeiten, sich mit den rasanten Entwicklungen problemlösend auseinander zu setzen. Wenn die Stadt als Ort der Verdichtung verstanden wird, an dem soziale und kulturelle Entwicklungen stattfinden, dann muss auch der Einfluss des Menschen

© Raimond Duijsens | Flickr: Climate Centre

Neue Methoden und Ansätze zur Resilienz – also der Widerstandsfähigkeit und der Toleranz gegenüber Störungen und Krisen – von Städten verfolgen nicht nur die Risikoreduktion von Naturkatastrophen, sondern auch die Befähigung von Individuen, Systemen und lokaler Administrationen, sich nach etwaigen Katastrophen schnell wieder zu erholen. Der Resilienzansatz adressiert nicht nur die Folgen des Klimawandels und der Wetterextreme, sondern auch demografische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und geopolitische Trends und Auswirkungen. Es kann mehr als zehn Jahren dauern, bis Städte wiederaufgebaut und die Standards von vor der Katastrophe wiedererlangt sind. Daher hat der Ansatz der Resilienz, vor allem in Ländern des globalen Südens, in denen Siedlungen improvisiert, ohne Infrastruktur, extrem dicht und auf ungünstigen Flächen wie Sümpfen oder Hanglagen gebaut werden, das Leitbild der nachhaltigen Stadtentwicklung ergänzt.

© annaspies | Flickr

Der Zusammenhang zwischen zunehmender globaler Urbanisierung und klimabedingten Naturkatastrophen sowie das sich daraus ergebende Gefährdungspotenzial für Menschen und Ökosysteme sind weitestgehend anerkannt. Städte machen nur zwei Prozent der gesamten Erdoberfläche aus, verbrauchen aber 78 Prozent der gesamten Energie und sind verantwortlich für 60 Prozent der Kohlendioxid- und Treibhausgasemissionen. Der Ruf nach klima- und energieeffizienten Strukturen in urbanen Ballungsräumen, durch die eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet werden kann, wird immer lauter. Um eine holistische und nachhaltige Stadtentwicklung zu ermöglichen, müssen die Schlüsselthemen städtischer Ballungsräume wie etwa Stadtplanung, Verkehr, Wohnraum, Umweltmanagement, Abfallwirtschaft, Energieversorgung und urbane Landwirtschaft transdisziplinär analysiert und beforscht werden. Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sind gefragt, sich dieser globalen Herausforderung gemeinsam zu stellen.

auf die Stadt und umgekehrt auch der Einfluss der Stadt auf den Menschen und die konkreten Lebenswelten der Stadtbevölkerung bzw. Akteure in der Stadt, betrachtet und erforscht werden. Neue Formen von Polarisierung und Segregation, das Entstehen neuer Bedürfnisse und Ordnungsräume, die Ungleichheit zwischen den sozialen Klassen, die Verantwortung der Stadtregierungen und die lokalen Auswirkungen der gegenwärtigen Globalisierungsprozesse verlangen nach einer Überschneidung diverser wissenschaftlicher Disziplinen und nach einem transdisziplinären Ansatz in der Stadtentwicklungsforschung. Städte und städtische Ballungszentren leiden unter Problemen, die sie selbst verursachen. Sie können aber ebenso

als Raum gesehen werden, dem besondere Lösungskompetenz zugeschrieben wird, weil sich hier Wissen, Innovation, Kreativität und Bildungschancen verdichten und Potenziale für Flexibilität, Anpassung und Wirtschaftswachstum gegeben sind. Mit der Verleihung des Österreichischen Nachwuchspreises für Entwicklungsforschung – aus Mitteln des BMWFW – zum Thema »Entwicklung und Nachhaltigkeit der Städte im globalen Süden« will die Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) insbesondere junge Forscherinnen und Forscher dazu anregen, sich mit diesen globalen Fragen und Trends intensiv auseinanderzusetzen.


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oead.news im Gespräch mit

Valentina Bodrug-Lungu

Mit der Verlängerung des Hochschulkooperationsprogramms APPEAR bis Ende 2020 sind drei neue Schwerpunktländer hinzugekommen, mit denen im Rahmen von Lehr- und Forschungspartnerschaften kooperiert wird. Die Republik Moldau, im östlichen Winkel Europas gelegen, ist – neben Armenien und Georgien – eines davon. Als ehemalige Sowjetrepublik seit 1991 unabhängig, versucht das Land heute den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu meistern und seinem Status als eines der ärmsten Länder Europas zu entkommen. Doris Bauer von der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) sprach mit Valentina Bodrug-Lungu, Hochschulprofessorin an der staatlichen Universität Kischinau und Expertin für Gender-Fragen, über Moldaus Verhältnis zur EU, die nationalen Entwicklungspotenziale und die Rolle der Frau in einem traditionell orientierten Land auf dem Weg in die Moderne. oead.news: Wie ist das Verhältnis zwischen Moldau als europäischem Land und der EU? Valentina Bodrug-Lungu: Die Republik Moldau ist ein Land, das zwischen Tradition und Moderne steht. Wichtig ist es daher, dass zwischen Moldau und der EU ein Austausch erfolgt – ein Werteaustausch, ein Austausch von Wissen – und auch von gegenseitigen Erfahrungen. Eine Übertragung der Werte aus der EU nach Moldau in Bezug auf z. B. WorkLife-Balance, Recht und Mitbestimmung von Frauen ist sehr wichtig. Auf der anderen Seite kann aber auch Moldau der EU als Beispiel dienen, z. B. damit was Familie bedeutet. oead.news: Moldau hat im April 2014 mit der EU im Rahmen der Europäischen Nachbarschaft ein Assoziierungsabkommen abgeschlossen. Was hat sich seit

Abschluss dieses Abkommens geändert und in welcher Form? Valentina Bodrug-Lungu: Wir spüren einen wesentlichen Einfluss auf das Leben und die Lebensart, aber auch auf die Menschen und hier besonders auf die Frauen. Noch vor einem Jahr hat man, um nach Österreich bzw. Europa zu kommen, mehrere Visa gebraucht. Diese Visapflicht fällt jetzt weg und diese Öffnung ermöglicht z. B. den vermehrten Austausch von Studierenden, Professor/innen, Vertreter/innen von NGOs und anderen Menschen in ganz Europa. Das wiederum führt zu einem Erfahrungsaustausch, zu einer Ansammlung von Wissen und »guten Praktiken« aus dem Ausland. Außerdem interessieren sich nun auch vermehrt Menschen aus anderen Ländern für die Republik Moldau. Nicht nur auf Hochschulniveau, auch die Durchschnittsbevölkerung ist interessiert, was in unserem Land passiert. Das ermöglicht wiederum, dass die Menschen aus Europa und der Welt Moldau nicht mehr nur als ein Land ansehen, wo Menschen mittels Menschenhandel nach Europa kommen oder wo starke Korruption herrscht, sondern als ein Land, dessen Menschen über ein unglaublich großes Potenzial verfügen. oead.news: Moldau steht nach wie vor auf der DAC-Liste der OECD. Das Land ist also Empfänger öffentlicher Entwicklungsgelder. Wo liegt das Potenzial der Republik Moldau, sich selbst zu entwickeln, unabhängig von Hilfszahlungen? Valentina Bodrug-Lungu: Das größte Potenzial liegt in der Jugend. Seit vielen Jahren gibt es den Teil der Bevölkerung, der zwischen Traditionalismus und Moderne festhängt, der darauf wartet, dass der Staat ihm hilft. Man muss aber den Jugendlichen einen modernen und neuen Ansatz beibringen und ihnen zeigen,

Valentina Bodrug-Lungu, PhD ist außerordentliche Professorin für Pädagogik und Psychologie an der staatlichen Universität Moldau in Kischinau. Darüber hinaus ist sie Leiterin der NGO Gender Centru und in mehreren staatlichen Gremien als Gender-Expertin vertreten. Sie war maßgeblich an der Erstellung mehrerer nationaler Strategien/Gesetze zu Geschlechtergleichstellung, häuslicher Gewalt, Fortpflanzungsmedizin etc. beteiligt.

dass sie auf ihre eigenen Fähigkeiten und ihr eigenes Wissen achten, dass sie selbst tätig und aktiv werden und verstehen, dass sie der Staat sind, dass sie das Land sind und sie selbst etwas machen können. Dafür müssen sie aber auch ihre Rechte kennen und diese einfordern, müssen nach den Regeln arbeiten, also nicht korrupt sein, dürfen keinen informellen Arbeiten nachgehen, also inoffiziellen, und eben keine informelle, inoffizielle Bezahlung annehmen. Gleichzeitig ist es die Verantwortung des Staates, seiner Jugend Wissen zur Verfügung zu stellen, Möglichkeiten zu bieten zu studieren. Auch das Schaffen menschenwürdiger Arbeitsplätze gehört dazu. Erst wenn das erreicht ist, schafft es dieses Land wirklich, sein eigenes Potenzial zu nutzen. oead.news: Was müsste sich am System bzw. am Arbeitsmarkt ändern? Valentina Bodrug-Lungu: Die Arbeitslosenrate hat sich in den letzten Jahren verringert, das eigentliche Problem ist aber, dass sehr viele erwerbsfähige Menschen im Ausland arbeiten. Diese Idee der Arbeitsmigration muss geändert werden. Man soll den Menschen schon die Möglichkeit geben, im Ausland zu arbeiten, aber auch, dass sie dann zurück in ihr Land kommen und das Geld dort investieren. Es ist die Verantwortung des Staates, für menschenwürdige Arbeitsplätze im eigenen Land zu sorgen. Das Land Moldau sollte ein Denkzettel für alle Länder sein, denn dieser Migrationsfluss und die Politik, die hier passiert sind, haben das Land stark negativ beeinflusst. Natürlich hat man einen wirtschaftlichen Vorteil durch die Menschen, die im Ausland

© Privat

Moldau ist ein Land zwischen Tradition und Moderne. Das größte Potenzial habe die Jugend, meint die GenderExpertin. Dazu müsse sie eines: Selbst aktiv werden.


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Die Republik Moldau ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. In ihrer russischen Rückübersetzung wird sie auch gerne Moldawien genannt – dies rührt wohl aus ihrer sowjetischen Vergangenheit her – und ist nicht zu verwechseln mit der namensgleichen Teilrepublik im östlichen Rumänien. Zwischen Rumänien und Ukraine gelegen, ist Moldau bis heute einer der ärmsten Staaten Europas, obwohl das Land zu Sowjetzeiten zu den wohlhabendsten Sowjetrepubliken gehörte. Die politisch schwierige Lage an der Grenze zur Ukraine und der nach wie vor ungelöste Konflikt um Transnistrien (einem abtrünnigen Staat im Osten der Republik Moldau) erschweren u. a. einen wirtschaftlichen Aufschwung des knapp 3,2 Mio. Einwohnerstaates (ohne Transnistrien). Die Amtssprache ist Rumänisch (mit moldauischer Färbung), die russische Sprache hat allerdings aufgrund der langjährigen gemeinsamen Geschichte eine Sonderrolle. In Transnistrien ist sie, gemeinsam mit Ukrainisch, auch Amtssprache und im Alltag dominant. In dem anerkannten autonomen Gebiet Gagausien im Süden spricht man zusätzlich auch Gagausisch. Traditionell hat die französische Sprache im Bildungssystem Moldawiens einen hohen Stellenwert. Die Sprache wird bereits ab dem Alter von acht Jahren in der Grundschule gelehrt. Die Anzahl der Schüler/innen, die Französisch lernen, ist doppelt so hoch wie die Anzahl derer, die Englisch lernen. © goruma.de

Im September 2015 war die Republik Moldau vor allem aufgrund der in der Hauptstadt Kischinau stattfindenden Massenproteste von Regierungsgegner/innen in den westlichen Medien.

arbeiten, weil sie Geld in ihr Land schicken. Auf der anderen Seite aber werden Familien zerstört, ältere Menschen ohne Pflege und Unterstützung zurückgelassen. Dieses Problem der sozialen Waisen ist in Moldau sehr präsent. Manchmal sind die menschlichen Kosten höher als die wirtschaftlichen. oead.news: Was sind die größten Herausforderungen in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen? Valentina Bodrug-Lungu: Rechtlich gibt es einen guten Rahmen, der die Geschlechtergleichstellung auf nationaler Ebene sehr deutlich reguliert. Expert/innen auf internationalem Level bewerten diesen Rahmen als sehr positiv. Das Problem liegt in der fehlenden Umsetzung dieser Gesetze und Rechte. Einkommen ist nach wie vor ungerecht verteilt, die Einkommensunterschiede sind hoch, ebenso wie die Verteilung von Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt und in bestimmten Fachbereichen. Im Bildungsbereich z. B. arbeiten 80 Prozent Frauen, aber die 20 Prozent Männer sind genau jene, die die Entscheidungspositionen innehaben. Auch spricht man z. B. von einer Überrepräsentation der Frauen im öffentlichen Bereich. Sieht man sich aber das Parlament an, gibt es von 16 Minister/innen nur vier Frauen. Oder von 101 Abgeordneten nur ungefähr 20 Frauen. Unter den Bürgermeistern bzw. Bürgermeisterinnen sind nur 18 Prozent Frauen. Und auch in Unternehmensführungen sind nur 28 Prozent Frauen vertreten, hier aber nur im Sektor Klein- und Mittelunternehmen. In großen Unternehmen ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen viel kleiner.

Leider halten sich Stereotypen bezüglich Frauen sehr stark. Trotz der Idee, dass die Frau unterstützt werden muss und dass der Frauenanteil in der Arbeitswelt steigen soll, gibt es die Einstellung, dass die Frau zuhause bei der Familie und den Kindern bleiben muss. Ein anderes Problem, das damit einhergeht, ist häusliche Gewalt in Familien. oead.news: Gibt es ein soziales Netz, das es vereinbar macht, dass Frauen, die Familie haben, trotzdem in Unternehmen aufsteigen können? Valentina Bodrug-Lungu: Es gibt schon ein gut entwickeltes soziales Netz, es gibt Kindergärten. Im städtischen Raum sind diese aber überfüllt, in vielen Dörfern fehlen sie, weil die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind. Die Idee, dass eine Frau arbeiten geht und zugleich eine Familie führen kann, ist noch sehr schlecht entwickelt in Moldau. Einrichtungen wie Hort oder Tagesstätten fehlen, so dass Mütter ihre Kinder um zwölf oder eins sofort abholen und nachhause bringen müssen. Gesetzlich können Mütter oder Väter von staatlicher Hilfe in Bezug auf Kinderbetreuung profitieren, wie z. B. Vaterschaftsurlaub. Statistisch sind allerdings 97 Prozent der Begünstigten

Frauen. Da Kinderbetreuung nach wie vor den Frauen zugeschrieben wird, schämen sich Väter oft, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen. oead.news: Wo sehen Sie Moldau in zehn Jahren? Valentina Bodrug-Lungu: Ich möchte, dass Moldau, das ja geografisch wie eine Weinrebe aussieht, auch wirklich fruchtbar wird und diesen Wohlstand auch vermittelt. Es soll ein Land sein, das menschenwürdiges Leben anbieten kann. Das Interview führte Doris Bauer, OeAD-GmbH, mithilfe einer Dolmetscherin auf Deutsch/Rumänisch. Herzlichen Dank für das Gepräch.


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Gerhard Volz

Internationale Entwicklungszusammenarbeit und Erasmus+ Die Weiterentwicklung von Bildungsinstitutionen und -systemen in Drittstaaten ist Teil der Programmarchitektur.

Aufgrund der in den Vorläuferprogrammen bereits existierenden Projektarten in den Bereichen Jugend und Hochschulbildung liegen hier auch die klaren Schwerpunkte. Auf letzteren wird an dieser Stelle das Augenmerk gerichtet. Im Beschluss zu Erasmus+ heißt es: »Das Programm sollte insbesondere im Hochschulbereich eine ausgeprägte internationale Dimension umfassen, […] auch um das gegenseitige Verständnis unter den Menschen zu verbessern und zur nachhaltigen Entwicklung der Hochschulbildung in Partnerländern sowie zu ihrer umfassenderen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen […].«1 Geschehen soll dies »mittels Förderung der Mobilität und Zusammenarbeit zwischen Hochschuleinrichtungen in der Union und Partnerländern und gezieltem Aufbau von Kapazitäten in Partnerländern«. Damit kann einerseits auf erfolgreiche Maßnahmen wie etwa die bisherigen EU-Drittstaatenprogramme Tempus und Alfa aufgebaut werden. Zugleich werden neue Akzente gesetzt, etwa mit der Einführung einer eigenen Aktionslinie zur internationalen Hochschulmobilität, die weltweiten Austausch von Studierenden und Hochschulangehörigen ermöglicht – auch hier wiederum mit einem starken Schwerpunkt auf Regionen der Entwicklungs- und Nachbarschaftskooperation.

Gerhard Volz, Nationalagentur Erasmus+: »Vorrangig geht es uns um Partnerschaften zwischen Hochschuleinrichtungen in Programmländern und Partnerländern mit dem Ziel der Stärkung institutioneller Kapazitäten.« © Privat

Mit der 2014 erfolgten Schaffung des EU-Programms für Bildung, Jugend und Sport Erasmus+ und durch die Integration der bisherigen EU-Drittstaatenprogramme in diesen Rahmen stellt die Förderung der Bildungs- und Entwicklungszusammenarbeit eine wesentliche inhaltliche Säule der Programmarchitektur dar. Signifikantes politisches Gewicht und damit auch substanzielle finanzielle Unterstützung wird auf Aktionen gelegt, die zum Ziel haben, Bildungsinstitutionen bzw. Bildungssysteme in Partnerländern (Drittstaaten) weiterzuentwickeln oder zu reformieren.

zusammenarbeit (DCI) für den Raum Asien, Lateinamerika und Südafrika, der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENI) oder der Heranführung an die Europäische Union (IPA). Mit dem Aufruf für das Jahr 2016 werden nach zweijähriger Verzögerung auch die AKP-Staaten (Afrika, Karibik, Pazifik) ins Programm eingegliedert, womit Kooperationen zur Stärkung institutioneller und systemrelevanter Kapazitäten weltweit nichts mehr im Wege steht. Regionale, oftmals auch nationale Prioritäten müssen jedoch strikt berücksichtigt werden, um den Intentionen der unterschiedlichen Politikbereiche zu entsprechen.

Insgesamt ist eine Zusammenarbeit mit rund 150 Ländern möglich. Die Finanzmittel kommen aus unterschiedlichen Quellen, etwa aus der Entwicklungs-

Der wissenschaftlichen Community werden damit Möglichkeiten geboten, gezielt und aktiv mit Partnerhochschulen jenseits der bisherigen Programmländer zu kooperieren. Die Entwicklung des Hochschulwesens in den Zielländern steht zwar im Vordergrund. Da offener Wissensaustausch jedoch immer in beide Richtungen wirkt, werden am Ende eines Projekts oder der erfolgreich wahrgenommenen Mobilitätsaktivitäten Lerngewinne für beide Seiten entstanden sein.

1 Aus der EU-Verordnung Nr. 1288/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2013 zur Einrichtung von Erasmus+, dem Programm der Union für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport

Welche Möglichkeiten bestehen nun, Projekte und Aktivitäten zur Bildungsund Entwicklungszusammenarbeit

zu initiieren? An erster Stelle steht die Aktionslinie »Capacity Building« in Higher Education. Sie folgt klar den Intentionen des Namens und be-inhaltet zwei Projektarten: ÆÆ Im Rahmen von Joint Projects können Projekte eingereicht werden, die die Entwicklung und Modernisierung von Curricula in den Partnerländern, gemeinsame Abschlüsse, neue Lernund Lehrformen, Beschäftigungsfähigkeit der Absolvent/innen, Vernetzung mit Unternehmen sowie Aspekte der Personalentwicklung, der Qualitätssicherung oder Themen aus dem europäischen Hochschulraum zum Inhalt haben. ÆÆ Structural Projects (ebenfalls unter Capacity Building in Higher Education) zielen hingegen auf Reformen der Hochschulsysteme in den Partnerländern ab. Dabei müssen neben den hochschulischen Einrichtungen auch nationale Behörden eingebunden sein, etwa die zuständigen Ministerien. Inhaltlich kann es um die Modernisierung von Strukturen, die Stärkung des Wissensdreiecks sowie die Vernetzung mit dem Arbeitsmarkt, um Good Governance oder Managementsysteme im Hochschulsektor gehen. 2015 wurden von der Europäischen Kommission 140 Projekte unter Capacity Building in Higher Education zur Förderung ausgewählt, die in insgesamt 38 Ländern koordiniert werden. Besonders erfreulich für Österreich: Insgesamt neun dieser Projekte werden von heimischen Hochschulen geleitet, womit Österreich unter den 38 Ländern an fünfter Stelle liegt.


© Gerhard Volz | OeAD

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Jinja, Uganda: Brücke über den Nil an der Hauptstraße nach Kenia

Hochschulische Reformen nachhaltig unterstützen – Projektbeispiele aus dem Bereich Capacity Building in Higher Education Implementing a Central Asian Centre for Teaching, Learning and Entrepreneurship mit Einrichtungen aus Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Spanien und Deutschland, koordiniert von der Wirtschaftsuniversität Wien »Currently universities in Kazakhstan, Kyrgyzstan and Uzbekistan have to demonstrate that they are reliable providers of good quality higher education by providing graduates with competencies required to evolve their professionalism and to develop capacity for the labor market, to contribute to the […] knowledge exchange between universities and enterprises in innovative settings and to develop their students’ competencies and attitudes to enable them to act as innovative and responsible members of the society. In this joint project ›Teaching Competencies in Economics and Business‹ will serve universities of economics and business as catalyser to master these challenges. To support the development of excellence in this field a ›Central Asian Center for Teaching, Learning and Entrepreneurship – CACTLE‹ will be implemented in the innovative form of an internationally acting virtual expert network with a sustainable perspective. The CACTLE will be dedicated ÆÆ To qualify and certify HEI teachers in modern Teaching Competencies in Economics and Business for the target groups: students, employees of private companies/public institutions and entrepreneurs. ÆÆ To offer a course program and in-class and long-distance training materials for further training courses for enterprises/institutions to link the universities to business and industry, using specific modalities of teaching and learning patterns. ÆÆ To develop a core curriculum and teaching and learning materials for an accredited elective ›Entrepreneurship and Business development‹ at all participating universities. In the long run the CACTLE will have a sustainable impact on human capacity building of Central Asian countries and will act as an international service network to foster the knowledge triangle.« (Aus der Projektzusammenfassung, gekürzt durch den Autor) Building Inclusive Urban Communities mit Einrichtungen aus Indien, den Niederlanden und Schweden, koordiniert von der Donau-Universität Krems »Rapid urbanisation is expected to lead to a housing shortage in Indian cities of about 30 million by 2022, which creates appalling conditions for the urban poor. The government of India has addressed this problem by defining ›Housing for All‹ by 2022 as its goal. This situation creates a huge demand for architects and urban planners who can deal with the complex challenges of sustainable social housing and the development of inclusive urban communities. To complement the vertical policy making in India with a horizontal exchange of good practices, the project aims at fostering the collaboration between Indian HEIs in Ahmedabad, Coimbatore, Mumbai and Vijayawada. Coordinated by the Universität für Weiterbildung Krems and with the support of universities in Twente and Lund, the project will: ÆÆ Support the production of Open Educational Resources by jointly developing 4 city résumés, 16 indigenous case studies and 16 course descriptions, following MIT’s OpenCourseWare model. ÆÆ Increase the relevance of architecture and planning studies by introducing multidisciplinary topics like social inclusion, sustainable housing, participatory mapping and environmental risk assessment. ÆÆ Strengthen the relations between HEIs in India and their wider socio-economic environment by arranging information, consultation and feedback mechanisms with different social actors during case studies, by providing external trainings to stakeholders in each of the cities, by organising local dissemination workshops and by sharing Open Educational Resources and complementary materials via the website. These results will sharpen the profile of HEIs and their responsiveness to societal needs, improve the employability of graduates and the networking between local stakeholders and intensify contacts between India and Europe.« (Aus der Projektzusammenfassung, gekürzt durch den Autor)


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Projektbeispiel für internationale Mobilität © Eva Müllner | OeAD

Internationale Mobilität am Beispiel der Universität Havanna, Kuba (Universität Innsbruck)

Seit 2015 ist es möglich, im Rahmen der internationalen Hochschulmobilität (International Credit Mobility), Studierende und Hochschulpersonal an Hochschulen in Partnerländer zu entsenden bzw. von dort zu empfangen. Diese neue Aktion kann somit bei der Befassung mit Entwicklungs- und Bildungszusammenarbeit im Hochschulsektor eine wesentliche Rolle spielen. Folgende Aktivitäten sind möglich: ÆÆ Studienaufenthalte österreichischer Studierender in Partnerländern sowie Studierender aus Partnerländern an österreichischen Hochschulen (keine Praktika) ÆÆ Lehrtätigkeit und Fortbildungsaufenthalte in Partnerländern sowie Aufenthalte von Hochschulpersonal aus Partnerländern in Österreich (jeweils nur an Hochschulen) Bei einem Antrag ist es erforderlich zu argumentieren, warum dieser Austausch als notwendig erachtet wird und auf welchen Erfahrungen die Kooperation aufbaut. Die Einbettung in eine Gesamtstrategie der Hochschule bzw. einzelner Fachbereiche in Bezug auf Internationalisierungs- oder Modernisierungsbestrebungen ist gewünscht. Ebenso soll Bezug auf die strategischen Entwicklungen der gewählten Partnerhochschulen genommen werden, wobei hier der Aspekt der Entwicklung und des Ausbaus von Kapazitäten eine ganz entscheidende Rolle bei der Bewertung spielen kann. In der ersten Antragsrunde 2015 wurden zur internationalen Hochschulmobilität in Österreich insgesamt 26 Projekte bewilligt, die zwischen einige wenige und 130 Mobilitäten umfassen. Unter den Partnerländern finden sich dabei neben einem starken Schwerpunkt am Westbalkan auch zahlreiche Entwicklungsländer wie etwa Bhutan, die Mongolei, El Salvador oder Marokko.

»Das Erasmus+ Programm ist als Schlüsselelement der institutionellen Strategie im zukünftigen Entwicklungsplan der Universität ebenso ausdrücklich vorgesehen wie die internationale Zusammenarbeit im Bereich interamerikanische Studien. Wegen der wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Wichtigkeit von ›the Americas‹ unterhält die Universität Innsbruck ein eigenes Zentrum für interamerikanische Studien. Mit ihrer Teilnahme an Erasmus+ verfolgen die University of Havanna und die Universität Innsbruck die Absicht, das Instrument DCI Lateinamerika zu fördern. Es ist vorgesehen, im Rahmen von Erasmus+ sowohl Studierende als auch Lehrende auszutauschen. Es besteht die Absicht, vorrangig PhD-Studierende in beiden Richtungen auszutauschen. […] Durch die Ausstattung mit den Qualitätsanforderungen des Programms und die dabei gewonnenen Erkenntnisse können beide Universitäten ihre Governance verbessern. Die Teilnahme der Universität Havanna und der Universität Innsbruck am Programm unterstützt beide Universitäten nachhaltig bei der Wahrnehmung ihrer Internationalisierungsagenda. Die Zusammenarbeit der Universität Havanna und der Universität Innsbruck soll auch das Ziel fördern, die Wettbewerbsfähigkeit Kubas und Europas im globalen Kontext zu fördern.« (Aus dem Antrag, bearbeitet durch den Autor)

Last but not least werden im Rahmen der Erasmus Mundus Joint Master Degrees qualitativ hochwertige Curricula auf Masterniveau angeboten, die in der Folge die besten Studierenden mit gut dotierten Stipendien unterstützen. Die Einbindung von Hochschulen in Partnerländern ist erwünscht und 2015 wurde ein von der Universität Salzburg koordinierter Master-Studiengang zur Förderung genehmigt, der auch assoziierte Partner aus Brasilien, China und Ghana umfasst. Bewerbungen sind für die Studiengänge weltweit möglich.

Wo unterstützt die Nationalagentur in diesem Feld? Durch die unmittelbare Einbindung in den Austausch mit der Europäischen Kommission sowie den nationalen Geldgebern in Hinblick auf die Gestal-

tung der Programmaktivitäten steht die Nationalagentur für Erasmus+ in der OeAD-GmbH Hochschulen mit Expertise aus erster Hand zur Seite. Es werden regelmäßig Seminare und Informationstage zu allen Aspekten von Erasmus+ veranstaltet und gezielte Beratungen in Bezug auf Projektvorhaben oder erste Ideen der Hochschulen angeboten. Durch diesen Ansatz ist es in den ersten beiden Programmjahren bereits gelungen, den hochschulischen Bereich in Österreich im europäischen Vergleich hervorragend zu platzieren und auch zahlreiche für die Bildungszusammenarbeit relevante Vorhaben zu unterstützen.

infopoint www.bildung.erasmusplus.at


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Martin Prinz

Integration im OeAD-Haus

»Wir arbeiten mit der EU zusammen. Wir gehören irgendwie dem Ministerium. Von Erasmus hast du vielleicht schon etwas gehört. Wir fördern Bildung auf der ganzen Welt. Wir bauen sogar Häuser. Wir haben Büros in China und der Ukraine, und auch in der Steiermark. Und mit Entwicklungszusammenarbeit haben wir auch etwas zu tun.« Wahrscheinlich haben schon viele OeAD-Mitarbeiter/innen einen oder mehrere dieser Sätze verwendet, wenn sie auf Familienfeiern und Klassentreffen gefragt wurden: »Was arbeitest du denn?« Oder: »Was macht deine Firma eigentlich?« Die kurze, prägnante und für Außenstehende befriedigende Antwort hat wahrscheinlich noch niemand gefunden, und das soll auch an dieser Stelle nicht versucht werden. Glücklich die Mitarbeiter/innen anderer Unternehmen, welche die Neugierde ihrer Omas, Großonkel und ehemaligen Schulkolleg/innen mit einfachen Sätzen stillen können: »Wir verkaufen italienische Sportwägen.« Oder: »Ich bin Zahnärztin.« Wir sehen das anders: Vielfalt macht das (Arbeits-) Leben spannend. Vielfalt ist in der OeAD-GmbH kein leeres Schlagwort, sie wird gelebt. Das trifft auf die unterschiedlichen Betätigungsfelder des OeAD zu, aber mindestens genauso stark auf seine Mitarbeiter/innen. Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Kontinenten arbeiten hier zusammen: Sie kommen aus Afghanistan, Iran, Frankreich, dem Kosovo, Russland, Deutschland, Ungarn, Norwegen, Spanien, Portugal, Polen, Serbien, Bosnien und den Philippinen – um nur einige zu nennen. Viele dieser OeAD-Mitarbeiter/innen sind schon lange oder auch schon seit ihrer Geburt in Österreich. Für einige bot der OeAD einen Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt, andere haben im OeAD ihre Ausbildung gemacht. Einer davon ist Imal Amiri, der 2012 eine Lehre mit Matura als Bürokaufmann in der Nationalagentur im OeAD begonnen hat. Im Sommer 2015 hat er die Lehre erfolgreich abgeschlossen und alle bisher möglichen Teilprüfungen für die Erlangung der Berufsreifeprüfung erfolgreich bestanden. Daneben

© Franz Salchenegger | OeAD

Imal Amiri kam als Zehnjähriger aus Afghanistan nach Österreich. In der OeAD-GmbH arbeitet er im Bereich Erasmus+ Schulbildung. Gleichzeitig lernt er für die Berufsreifeprüfung. Ein positives Arbeitsumfeld macht's möglich.

Die OeAD-Mitarbeiter Lucas Petri, Imal Amiri und Adrian Ivad beim Business Run 2015.

hat Imal Amiri auch ein Auslandspraktikum in Italien absolviert sowie die PeerTrainer-Ausbildung »Mut zur Vielfalt! – Anti-Diskriminierung in der Berufsschule« gemacht. Er arbeitet nach Abschluss seiner dualen Ausbildung weiterhin für den OeAD im Bereich Erasmus+ Schulbildung der Nationalagentur. Imal Amiri musste gemeinsam mit seiner Familie als Zehnjähriger seine Heimat Afghanistan verlassen und hat in Österreich eine neue Heimat gefunden. Ohne zu Beginn ein Wort Deutsch zu sprechen und ohne vorher eine Schule besucht zu haben, hat er es sehr schnell geschafft, sich ins österreichische Schulsystem erfolgreich zu integrieren. Die Lehre beim OeAD war für ihn nicht nur eine Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, durch die zusätzliche

Möglichkeit, die Matura zu erlangen, kann er beruflich noch viele Schritte weiter gehen. »Eine Lehre beim OeAD bietet viele Möglichkeiten. Durch die Lehre mit Matura stehen mir für meine weitere Zukunft alle Türen offen«, sagt Imal Amiri. »Ich schätze es sehr, dass mich mein Arbeitgeber bei meiner Ausbildung so unterstützt hat, sodass ich diese Doppelbelastung sehr gut bewältigen konnte.« Er habe selbst Migrationshintergrund, daher sei es für ihn umso interessanter, in einem internationalen und multikulturellen Umfeld zu arbeiten, betont Amiri. Integration beginnt im eigenen Haus, Bildung unterstützt dabei. Es profitieren davon letztendlich alle, auch das Unternehmen. Die OeAD-GmbH ist der Beweis dafür. Was macht der OeAD gleich noch mal?


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Heidi Esca-Scheuringer | Margarete Kernegger | Nadine Shovakar

Engagement bringt MORE Die uniko und 18 Universitäten engagieren sich im Projekt MORE für Flüchtlinge. Der Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten, Fachhochschulen, Fachhochschul-Konferenz und die OeAD-GmbH unterstützen mit weiteren Initiativen.

Die spontane Hilfsbereitschaft und Solidarität, die sich in der Zivilgesellschaft in den letzten Wochen allein bei der existenziellen Versorgung der Flüchtlinge gezeigt hat, ist in besonderer Weise auch an den Hochschulen ausgeprägt. Hochschulangehörige waren und sind an vielen zivilgesellschaftlichen Aktionen beteiligt oder mit eigenen Projekten tätig. Zusätzlich zu diesem Engagement haben sich weitere Initiativen und Aktivitäten entwickelt: Allem voran entstehen konkrete Bildungsangebote, die Flüchtlingen mit entsprechendem Bildungshintergrund den Studieneinstieg oder die Fortsetzung eines im Heimatland begonnenen Studiums erleichtern sollen. Schließlich sind die Potenziale dieser Menschen, ihr Wissen und ihre Begabungen auch ein Mehrwert für die Hochschulen und für die Gesellschaft, die diese Menschen aufnimmt.

Das Projekt MORE der uniko Damit Flüchtlinge eine Zukunftsperspektive entwickeln können, braucht es »mehr« als die existenzielle Grundversorgung. Von dieser Überlegung ausgehend, hat die uniko das Projekt MORE gestartet. MORE bietet Flüchtlingen eine Orientierung für ein mögliches Studium sowie die Verbesserung der Sprachkenntnisse, bevor sie eventuell ein ordentliches Studium aufnehmen oder fortsetzen können. Die MORE-Studierenden haben den Status »außerordentliche Studierende«. MORE-Lehrveranstaltungen (in unterschiedlichen Fachrichtungen) und MOREDeutschkurse gibt es an allen Universitätsstandorten. Die Unterrichtssprache ist Deutsch oder Englisch. Derzeit stehen mehrere hundert Kursplätze für Deutsch, Englisch und Sport sowie mehr als hundert verschiedene Lehrveranstaltungen österreichweit zur Verfügung. Das Angebot wird ständig aktualisiert und erweitert. Die Universitäten nehmen MORE-Studierende in ausgewählte Lehrveranstaltungen auf oder ermöglichen die Teilnahme an Kursen und Veranstaltungen, die speziell von der Universität angeboten werden. Nach

Möglichkeit erfolgt ein unbürokratisches Verfahren zur Feststellung der Qualifikation für die jeweilige Lehrveranstaltung. Sofern keine Prüfung absolviert werden kann, erhalten die Personen Teilnahmezertifikate. MORE-Studierende zahlen keinen Studien- und ÖH-Beitrag, haben Zugang zur Bibliothek und erhalten zusätzliche Unterstützungen. Sie werden durch ein Buddy-System begleitet: Vor Ort unterstützen engagierte Studierende und Freiwillige die MORE-Studierenden beim maßgeschneiderten Spracherwerb in kleinen Gruppen und bei der Orientierung im Uni-Alltag. MORE startet im Wintersemester 2015/16 als Pilotphase mit 18 Universitäten an den Standorten Wien, Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Innsbruck. Die teilnehmenden Universitäten stellen eine bestimmte Zahl an Plätzen in ausgewählten Lehrveranstaltungen und Kursen zur Verfügung. Unterstützung bzw. Sponsoring kommt von der ÖH, der Caritas und der Diakonie, der Industriellenvereinigung, dem Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten, der Österreichischen Orient-Gesellschaft und dem Wiener Ball der Wissenschaften 2016. Im Entstehen ist weiters eine »No Border Academy«, in der Asylwerber/innen und Asylberechtigte ihr Wissen weitergeben: Es soll eine Plattform zum Austausch von Wissen aufgebaut werden. Gemeinsam mit Asylsuchenden, die einen akademischen Abschluss haben, können dort Veranstaltungen konzipiert und Seminarangebote entwickelt werden, in denen diese als Vortragende ihre Kenntnisse weitergeben

können. Weitere Informationen finden sich auf www. more-uni.at bzw. den Webseiten der teilnehmenden Universitäten.

Der Beitrag des Wiener Vorstudienlehrgangs und der OeAD-GmbH Am Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten, welcher von der OeAD-GmbH durchgeführt wird, gibt es gratis Deutschkurse. Studierende des MOREProjekts, die noch keinen Zulassungsbescheid für ein ordentliches Studium bekommen haben, aber ein Studium anstreben bzw. weiterführen möchten, können bereits im Vorfeld und außerhalb der Regelkurse des Vorstudienlehrgangs der Wiener Universitäten (VWU) gezielt Deutsch lernen. Lehrkräfte des VWU haben dieses Angebot initiiert und werden die Studierenden ehrenamtlich unterrichten. Personelle Unterstützung kommt von einer Gruppe freiwilliger Mitarbeiter/innen der OeAD-GmbH. Räume und Infrastruktur stellt der VWU zur Verfügung. Für die kostenpflichtigen Regelkurse am VWU hat die Universität Wien für Asylwerber/innen und Asylberechtigte mit Zulassungsbescheid ein Stipendienprogramm ins Leben gerufen (http://studienpraeses.univie.ac.at/stipendien/). Konkrete Hilfe für eine Flüchtlingsfamilie aus der Russischen Föderation bietet die OeAD-Wohnraumverwaltung an: Seit 2. September 2015 und bis 31. August 2016 wohnt die vierköpfige Familie in einer Dreizimmerwohnung des OeAD in der Oberen Donaustraße. Die Flüchtlingsfamilie wurde von der Diakonie Wien vermittelt. Mitarbeiter/innen der OeAD-Wohnraumverwaltung haben Sachspenden gesammelt und der Familie ein Willkommenspaket inklusive Supermarktgutscheinen bereitgestellt. Auch eine Spendensammlung für Flüchtlinge in Traiskirchen fand statt.

Initiativen der Fachhochschulen und der Fachhochschul-Konferenz Den österreichischen Fachhochschulen ist viel daran gelegen, sich so zu organisieren, dass ihre Hilfe unmittelbar den Betroffenen zukommt. Durch die regi-


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Den Einrichtungen, die Flüchtlingen helfen, geht es vor allem darum, unbürokratisch zu helfen und nachhaltige Lösungen zu finden.

onale Einbettung der Fachhochschulen funktioniert die Kommunikation mit den NGOs und der Gesellschaft seit jeher sehr gut. Ebenso ist die Internationalisierung an Fachhochschulen sehr stark ausgeprägt. So werden etwa zwölf Prozent ihrer Studiengänge rein englischsprachig angeboten. Fünf Fachhochschulen bieten außerdem eigene Vorstudienlehrgänge an (zwei in Wien, jeweils einen in Villach, Linz und Graz – in Kooperation mit der OeAD-GmbH), die u. a. dem Erwerb von Deutschkenntnissen dienen. Mit diesen Angeboten kommen die Fachhochschulen dem Bedarf der Flüchtlinge nach Bildung und Spracherwerb nach. Darüber hinaus werden in Abstimmung mit dem AMS sowie anderen Organisationen und sozialen Einrichtungen Sprachkurse organisiert. Dabei wird das Qualifikationsprofil der Migrant/innen erhoben und darauf aufbauend angeboten, sie in bestehende Studiengänge zu integrieren. Flüchtlinge können an den Welcome Weeks für internationale Studierende teilnehmen und es werden gemeinsame Freizeitaktivitäten organisiert. Über den Sommer haben Fachhochschulen Campus, Mensa, Hörsäle und Infrastruktur für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Flüchtlinge wurden vorübergehend in Student/innenwohnheimen untergebracht. Neben der unmittelbaren Hilfe ist die wissenschaftliche Reflexion und Begleitung des Themas für eine Hochschule unerlässlich. Je nach Studienbereich und Studiengang fließt dieses Thema in die inhaltlichen Auseinandersetzungen mit ein. Der Studienbereich Gesundheit & Soziales beschäftigt sich etwa mit unterschiedlichen Zielgruppen in

prekären Lebenslagen. Die Situation von Flüchtlingen und Asylwerber/innen wird dadurch umfangreich in den Blick genommen (Traumatisierung, Betreuungs- und Unterbringungskonzepte etc.) und im Rahmen von Pflichtlehrveranstaltungen behandelt. Regional wird derzeit vielerorts mit den Ländern und Gemeinden an Integrationsleitfäden gearbeitet. Aus Sicht der Fachhochschul-Konferenz (FHK) ist es wichtig, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird und vor allem, dass sie nachhaltig ist. Die Administration und Verwaltung sollte dabei möglichst wenige Kapazitäten binden. Die FHK sieht sich in diesem Zusammenhang als eine Plattform, auf der sich die Fachhochschulen zu diesem Thema untereinander austauschen können. Sie bietet ein einschlägiges Serviceangebot im Bereich der Rechtsberatung und der juristischen Weiterbildung an und kooperiert hier eng mit der Rechtsabteilung der OeAD-GmbH unter der Leitung von Peter Gaunerstorfer. Es geht hierbei vor allem um studien- und fremdenrechtliche Fragestellungen (z. B. Erleichterungen für Flüchtlinge beim Zugang zum Studium), die einer nachhaltigen Lösung bedürfen. Letztlich kommt die Klärung dieser Fragen nicht nur den Flüchtlingen, sondern allen internationalen Studierenden zugute.

Herausforderungen und Perspektiven Eine spezielle Herausforderung liegt darin, diverse Angebote und Initiativen, wenn sie sich bewähren, in eine Art Regelangebot überzuführen bzw. ins bestehende System zu

integrieren. Da sie z. T. auf ehrenamtlichem Engagement beruhen, müsste längerfristig auch über die Finanzierung nachgedacht werden. So schwierig die Flüchtlingssituation insgesamt ist, sie hat auch positive Aspekte. Wie sonst wäre die immer schon prekäre Lage der Flüchtlingsstudierenden in den Fokus der Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit geraten? Dass man sich mit dieser Gruppe explizit auseinandersetzt, macht bisher kaum bekannte bürokratische und rechtliche Unwägbarkeiten in all ihrer Komplexität sichtbar – und bringt sie vielleicht sogar einer Lösung näher. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Kooperation von Einrichtungen, die normalerweise nicht viel miteinander zu tun haben: Dass Hochschulen mit Hilfsorganisationen wie Caritas und Diakonie zusammenarbeiten, ist einfach ein großer Gewinn. Und das alles würde natürlich nicht funktionieren ohne die Hilfsbereitschaft, Kreativität, Geduld und das Engagement so vieler Einzelpersonen, die an unterschiedlichen Einrichtungen in unterschiedlichen Positionen und Funktionen auf ganz unterschiedlichen Gebieten ihren Beitrag dazu geleistet haben und weiter leisten! Mag.a Heidi Esca-Scheuringer, MBL studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Seit 2004 ist sie bei der Österreichischen Fachhochschul-Konferenz (FHK) als Referentin tätig und in dieser Funktion für rechtliche Fragen zuständig. www.fhk.ac.at Dir.in Mag.a Margarete Kernegger studierte Germanistik und Anglistik in Wien. Sie ist seit 1994 Leiterin des Vorstudienlehrgangs der Wiener Universitäten. www.vwu.at MMag.ae Nadine Shovakar studierte Betriebswirtschaft und Spanische Literaturwissenschaft an der KarlFranzens-Universität Graz. Seit 2008 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Österreichischen Universitätenkonferenz. www.more-uni.at


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Thomas G. Lang

Gesetzliche Grundlagen zu Flüchtlingen und Studium Gutgemeinte Angebote treffen auf die Tücken der österreichischen Gesetzeslage. »Refugees Welcome« und »Initiative for Refugees« – diese Slogans, welche auf den Websites mancher Wiener Universitäten im Rahmen der Initiative MORE der Österreichischen Universitätenkonferenz zu lesen sind, klingen auf den ersten Blick für viele Flüchtlinge einladend, um sich auf den Weg an die Universität begeben zu können. Auch uniko-Präsident Heinrich Schmidinger öffnet in einem Interview mit dem ORF die Pforten der Universitäten, indem er bekennt: »Jene, die in ihrem Heimatland ein Studium begonnen haben, sollen dieses in Österreich fertig machen können. Und jene, die erst hier mit Kursen beginnen wollen, sollen das auch tun können.« Doch wie steht es bei all den gut gemeinten Angeboten um die Möglichkeit der Umsetzung in der Realität bzw. um deren Nachhaltigkeit? Flüchtlingen unbürokratisch als außerordentliche Studierende die Möglichkeit zu geben, ohne Studiengebühren an ausgewählten Lehrveranstaltungen teilzunehmen, ist das eine. Ihnen auch zukünftig die Chance auf tatsächliche Partizipation im Rahmen eines ordentlichen Studiums zu geben – mit Perspektive auf einen Studienabschluss – ist das andere. Dabei muss erwähnt werden, dass die Gruppe der Flüchtlinge (Asylwerber/innen, subsidiär Schutzberechtigte und Asylberechtigte) bei einem ordentlichen Studium aufgrund der Zuordnung zur Personengruppenverordnung schon jetzt von der Bezahlung des Studienbeitrages befreit sind. Wenn die jeweilige Universität jedoch aufgrund der nicht vorhandenen Deutschkenntnisse oder anderer mangelnder Gleichwertigkeit Ergänzungsprüfungen vorschreibt, sind diese im Rahmen des Vorstudienlehrganges zu absolvieren. Dieser ist allerdings ungeachtet der Personengruppenverordnung, weil es sich um ein außerordentliches Studium handelt, kostenpflichtig mit derzeit 461 Euro pro Semester in Wien.1 Damit klar wird, wie unterschiedlich bzw. schwierig sich die Teilnahme am Studium für die Flüchtlinge darstellt, 1 Anm. d. Red.: Die Universität Wien hat hierfür eine eigene Förderaktion ins Leben gerufen: http://studienpraeses.univie. ac.at/stipendien/stipendien-fuer-asylwerberinnen-undasylberechtigte/ Sowohl während des Besuchs der Vorstudienlehrgänge als auch während der Durchführung der Nostrifizierung besteht die Möglichkeit, eine monatliche Förderung durch das Liese ProkopStipendium des Österreichischen Integrationsfonds in Höhe von 300 Euro zu beantragen. www.integrationsfonds.at/themen/ stipendium/liese-prokop-stipendium/

werden zwei Beispiele gebracht, die sich auf Wien beziehen.

Beispiele aus Wien Frau D., 21 Jahre, asylberechtigt, aus dem Irak. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und besucht den Vorstudienlehrgang für das Studium der Humanmedizin. Sie bekommt weder die Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) noch die Familienbeihilfe ausbezahlt und ist ganz auf die finanzielle Unterstützung der nicht berufstätigen Eltern angewiesen. Studierende mit Arbeitsmarktzugang (egal ob Vorstudienlehrgang oder ordentliches Studium) haben keinen Anspruch auf BMS.2 Seitens des AMS in Zusammenarbeit mit der MA40 als zuständige auszahlende Stelle knüpfen diese an die Bedingung, dem Arbeitsmarkt voll und ganz zur Verfügung zu stehen, was bei einem Studium, zumindest tagsüber, nicht der Fall ist. Außerdem wird die BMS (bei einer Einzelperson wären es beispielsweise 827 Euro pro Monat) nur dann gewährt, wenn eine Ausbildung bis maximal zum Maturaniveau gemacht wird und nicht darüber hinaus. Würde Frau D. ihr Studium gegenüber dem AMS oder der MA40 nicht erwähnen und sie somit die BMS gewährt bekommen, würde üblicherweise im Falle der nachträglichen Bekanntmachung des Sachverhalts eine Zurückzahlung von zu Unrecht erhaltenen Leistungen verlangt werden (können). Studienbeihilfe (in der Höhe von zumeist 475 Euro pro Monat) kann erst bei einem ordentlichen Studium beantragt werden. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass dies bei Flüchtlingen fast nur den Asylberechtigten ermöglicht wird, in seltensten Ausnahmefällen auch den subsidiär 2 Anm. d. Red.: Die nachfolgenden Regelungen für BMS, Studienbeihilfe und Familienbeihilfe gelten auch für Österreicher/innen.

Schutzberechtigten (obwohl diese auch Arbeitsmarktzugang haben), und schon gar nicht den Asylwerber/innen. Anspruch auf Familienbeihilfe haben bei einem Studium nur Asylberechtigte (unter 24 Jahren). Bei Besuch des Vorstudienlehrgangs wird die Familienbeihilfe für Asylberechtigte seitens des Finanzamts aufgrund einer entsprechenden Regelung nur für die Dauer von maximal zwei Semestern gewährt.

Fragen zur Nostrifizierung Herr H., 25 Jahre, alleinstehend, asylberechtigt, ist ein Arzt aus Syrien. Das Universitätsgesetz 2002, § 90 (1) besagt, »[…] dass die Nostrifizierung zwingend für die Berufsausübung oder die Fortsetzung der Ausbildung […] in Österreich erforderlich ist.« Demzufolge ist bei einem Arzt die Nostrifizierung für die Berufsausübung auch absolut notwendig. Erfahrungsgemäß wird dies aber nicht bei allen Ärztinnen und Ärzten vom AMS insofern bewilligt, dass während des Nostrifizierungsprozesses weiterhin die BMS bezogen werden kann. Sollte Herr H., der sich noch überlegt, wann er mit der Nostrifizierung beginnen möchte, keine BMS erhalten, hätte er nicht einmal die Möglichkeit, Studienbeihilfe zu erhalten, weil die Nostrifizierung ein außerordentliches Studium darstellt, für welches zusätzlich noch der einfache Studienbeitrag zu entrichten ist. De facto hätte er dann überhaupt keine finanzielle Absicherung, was sicherlich nicht die Basis für einen zu gelingenden Nostrifizierungsprozess als Arzt ist. Es bleibt abschließend zu hoffen, dass diese Problematik durch eine Änderung der Gesetzeslage geregelt wird, damit qualifizierte Flüchtlinge in Zukunft einem Studium oder einer notwendigen Nostrifizierung nachgehen können. Ohne dass diesen von vornherein die finanzielle Absicherung des Lebensunterhalts gestrichen wird. Mag. (FH) Thomas G. Lang ist Leiter des Teams Bildungsberatung im Caritas Bildungszentrum (CarBiz) in Wien. Er studierte an der FH Campus Wien Sozialarbeit und ist Mag. (FH) für sozialwissenschaftliche Berufe sowie Diplomierter Erwachsenenbildner (wba).

infopoint www.caritas-wien.at


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OeAD-Events

Veranstaltungskalender Der OeAD bietet Plattformen zur öffentlichen Diskussion rund um Mobilität und Internationalisierung. Alle Veranstaltungen im Detail unter www.oead.at/events. November 2015 | Wien OeAD-Veranstaltungsreihe »Studieren und Forschen im Ausland« Ort: OeAD-GmbH, Ebendorferstraße 7, 1010 Wien Dienstag, 3. November 2015, 18:00 Uhr Studieren und Forschen in Kanada, Mag. Jolanda Kampa, Botschaft von Kanada, Wien Dienstag, 17. November 2015, 19:00 Uhr Studienaufenthalt oder Forschungsvorhaben im Ausland? – Die Erwartungen internationaler Admissions Offices, Prof. Bruce Murray, University of Illinois Dienstag, 24. November 2015, 18:00 Uhr Studieren in den USA – Fulbright-Stipendien und andere Optionen, Mag. Martina Laffer & Molly Roza, BA, Fulbright Commission

3. November 2015 | Wien Euroguidance-Fachtagung 2015 Ort: Kardinal König Haus | Kardinal-König-Platz 3 | 1130 Wien Who fails? – What works? Der »andere« Blick auf Bildungsbenachteiligung und Schulabbruch sowie Ansätze von Guidance Ziel der Euroguidance-Fachtagung 2015 ist es, die strukturellen Ursachen von Bildungsbenachteiligung und frühem Schulabbruch sowie Herausforderungen am Übergang Schule-Beruf zu beleuchten.

November, Dezember, Jänner | Klagenfurt INTERNATIONAL LECTURES – Internationalisierung an österreichischen Universitäten Veranstaltungsort: Universität Klagenfurt, Stiftungssaal, Universitätsstraße 65‐67, A‐9020 Klagenfurt am Wörthersee Mittwoch, 4. November 2015, 16:00 bis 17:30 Uhr Lecture: »Gedächtnis‐ und Erinnerungsdiskurse im Alpen‐Adria Raum. Internationalisierung als Chance?« Mittwoch, 2. Dezember 2015, 16:00 bis 17:30 Uhr Lecture: »Die Internationalisierung der Universitäten in der globalen Geopolitik des Wissens« Mittwoch, 20. Jänner 2016, 16:30 bis 18:00 Uhr Lecture und Podiumsdiskussion: »Gender Studies in der neoliberalen Universität«

12. bis 13. November | Slowenien Kontaktseminar »Developing Competences through Work and International Mobility« Die slowenische Nationalagentur veranstaltet von 12. bis 13. November in Bled, Slowenien, ein Kontaktseminar für interessierte Personen aus den Bereichen Berufsberatung und internationale Mobilitätskoordination. Thema ist »Developing Competences through Work and International Mobility«.

16. November | Wien 2. Nationale ECVET-Konferenz« Veranstaltungsort: Modul, Peter-Jordan-Straße 78, 1190 Wien Die Nationalagentur in der OeAD-GmbH und das Bundesministerium für Bildung und Frauen laden zum nationalen Forum für Praktiker/innen der Berufsbildung. ECVET ist ein System des Transfers von Lernergebnissen der beruflichen Aus- und Weiterbildung auf Basis strukturierter Beschreibung und Dokumentation.


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Ursula Panuschka | Martin Gradl

»eTwinnen« mit der Ukraine Rund 300 ukrainische Pädagoginnen und Pädagogen sind bereits auf www.etwinning.net registriert und warten darauf, mit österreichischen Partnerschulen in Kontakt zu treten.

Im Rahmen mehrerer Veranstaltungen für Pädagoginnen und Pädagogen aus den Donauraumländern, die vom Erasmus+ Schulbildungsteam regelmäßig organisiert werden, entstanden seither auch zahlreiche Kontakte zu Lehrerinnen und Lehrern aus der Ukraine. Grund genug für die oead.news, einige Stimmen von ukrainischen Lehrer/innen zum Schulsystem in ihrer Heimat und zur Bedeutung von internationalen Projekten für ihre Schüler/innen einzuholen. Lesen Sie mehr darüber in den nachfolgenden Statements: Maia Seliatina, English teacher, Odessa Secondary School №10 »There are private and state schools in Ukraine. There are also schools that specialise in sports, law or arts, but most schools are comprehensive. Children go to primary school at the age of 6. They attend p rimary school from the 1st class to the 4th class, for 4 years. Then they go to secondary school and attend it from the 5th class to the 9th class. At the end of the 9th class all the students take leaving exams and get leaving certificates. After that, some of them go to colleges or other specialised schools, and some of them go to high school and study there for 2 years. In the 11th class, at the age of seventeen, all the students take high school leaving exams to get the General Certificate of Secondary Education and A-levels and enter universities or other institutes to get higher education.

Nowadays, all schoolchildren in Ukraine start learning English from the 1st class. Then, from the 2nd or, in some schools, from the 5th class, they start learning the second foreign language. In most Ukrainian schools students learn up to three foreign languages. […] Ukrainian students are becoming more and more interested in life abroad, in other countries, they tend to communicate with their foreign friends. In connection with this, eTwinning experiences of Ukrainian students help them to become more confident in communicating with their peers from other countries, learn how to cooperate with other people, improve their language skills and just find new friends.« Kozlovska Ganna, teacher of Ukrainian language and literature, English language school №48 Kiev »Our school is working with gifted children; projects include students’ participation in subject-specific contests, the ›Small Academy of Sciences‹, and work with subject teachers and social and psychological service professionals. For the last two years our gymnasium has been actively involved in international projects through eTwinning-Plus. Today we have nine projects: 2 completed ones and 7 active ones. The advantage of participation in these projects for the students is that they improve their teamwork skills, learn to manage their time, to be responsible, to be orators and journalists, and, as there is a large amount of the information available as part of the project, to sift through and evaluate sources to pick the correct ones. Last but not least, the project leads to improvement of foreign language skills and skills in information and communication technologies. I am very happy to be part of a big eTwinning family.« Neugierig geworden? Möchten Sie das ukrainische Schulsystem näher kennenlernen und haben Sie Interesse an Partnerschaften mit ukrainischen Schulen?

© Maia Seliatina

Am 4. März 2013 startete eTwinningPlus. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung der Online-Aktion eTwinning um Länder in der europäischen Nachbarschaft. Konkret ist es seither auch Schulen und Kindergärten aus Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, der Ukraine und Tunesien möglich, auf der eTwinning-Plattform Projekte mit Partnereinrichtungen in anderen europäischen Ländern durchzuführen.

eTwinning in ukrainischen Schulen

Die Erasmus+ Aktion eTwinning-Plus macht es möglich. Rund 300 ukrainische Pädagoginnen und Pädagogen mit Interesse an europäischer Projektarbeit sind bereits auf www.etwinning.net registriert und warten darauf, mit Ihnen in Kontakt zu treten! Die Kolleginnen und Kollegen der ukrainischen eTwinning-Koordinierungsstelle halten jedenfalls fest: »Ukrainian school students and their teachers face the precious opportunity to discover history, culture and modern life in partner countries. We believe that experience resulting from this cooperation is equally beneficial for our partner countries and look forward to get engaged in new projects, accumulate new impressions and make new discoveries in the framework of eTwinning-Plus!«


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Michaela Jonach

Die Vermessung von Qualität ARQA-VET koordiniert die Arbeit von sechs Projektpartnern, um ein Diagnoseinstrument für berufsbildende Schulen zu entwickeln.

Folgende Fragestellungen wurden vor diesem Hintergrund als besonders relevant identifiziert: ÆÆ Gibt es förderliche und hinderliche Aspekte einer Schul- bzw. Qualitätskultur und wie wirken sie sich auf die Implementierung und Verstetigung von QM-Systemen aus? ÆÆ Können wir ein Instrumentarium (Tool) entwickeln, mit dem es möglich ist, Aspekte der schulischen Qualitätskultur zu erfassen? ÆÆ Können wir mit den Ergebnissen, die mit diesem Tool generiert werden, unterstützende Maßnahmen bzw. Empfehlungen für die erfolgreiche Implementierung von QM-Systemen in berufsbildenden Schulen und auf der Ebene der Berufsbildungssysteme ableiten? Im Zentrum des Projekts steht die Entwicklung eines Diagnoseinstruments zur Erhebung schulischer Qualitätskultur, das im Rahmen des Projekts auch getestet werden soll. Nach umfangreichen Literaturstudien (siehe: www.q-kult.eu/produkte/inhaltliche-arbeit/) haben sich die Projektpartner dazu entschieden, drei verschiedene Instrumente für Schulen entsprechend

© ROC Gilde Opleidingen

Q-KULT ist ein von ARQA-VET koordiniertes EU-Projekt, das sich mit Fragestellungen rund um das Thema Qualitätskultur von berufsbildenden Schulen beschäftigt. Sechs Projektpartner aus fünf Ländern (neben Österreich auch die Schweiz, Deutschland, Dänemark und die Niederlande, siehe: http://www.q-kult.eu/ partner) haben es sich zum Ziel gesetzt, Qualitätskultur als entscheidenden Faktor bei der Implementierung und Verstetigung von Qualitätsmanagement (QM)-Systemen in berufsbildenden Schulen sichtbar zu machen. Konkret geht es darum herauszufinden, welchen Einfluss (schul- oder qualitäts-)kulturelle Aspekte auf die Implementierung und Verstetigung von QM-Systemen haben.

Die Q-KULT-Projektpartner/innen beim 5. Workshop am 29. und 30. Juni 2015 in Holland

anzupassen und in mehreren Ländern zu testen sowie Feedback zu den Testinstrumenten einzuholen. Als eines der zentralen Produkte von Q-KULT wird demnächst ein Diagnoseinstrument zur Erhebung schulischer Qualitätskultur zur Verfügung stehen: Entschieden hat sich das Projektteam (auch vor dem Hintergrund des Feedbacks der Testschulen) für eine adaptierte Version von OCAI (Organisational Culture Assessment Instrument). Bei diesem ursprünglich aus dem Bereich Organisationskultur stammenden Instrument handelt es sich um ein Typen-

modell, das speziell auf die Bedürfnisse von Schulen, die ihre Qualitätskultur im Rahmen einer Selbstevaluation erheben möchten, ausgerichtet wurde. Das Instrument wird, zusammen mit unterstützenden Handreichungen und Leitfäden zur Einsetzbarkeit, ab Anfang kommenden Jahres auf der Q-KULTWebsite zur Verfügung stehen. Die Q-KULT-Abschlusskonferenz wird am 2. und 3. März 2016 in Bremen stattfinden. Alle weiteren Informationen sowie die Q-KULT Newsletter finden Sie auf der Projekt-Website www.q-kult.eu.


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Michael Dippelreiter

Historisch betrachtet 1977 startete das erste Entwicklungshilfeprojekt. Im März 2010 fand der erste Call im Rahmen des Hochschulkooperationsprogramms APPEAR statt. Heute ist Entwicklungszusammenarbeit fixer Bestandteil des OeAD-Profils. Ziel der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) ist es, einen substanziellen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung eines Landes zu leisten. Stand ursprünglich die (paternalistische) Hilfe im Vordergrund, legt man heute den Schwerpunkt auf Kooperation, um die Mitverantwortung der lokalen Partner zu unterstreichen. Mangels kolonialer Vergangenheit hat Österreich keine lange Tradition in der EZA. Nach dem 2. Weltkrieg war man mit sich selbst und dem Wiederaufbau beschäftigt; erst nach der Erlangung der vollen Souveränität Mitte der 1950er Jahre und dem Beitritt Österreichs zu den Vereinten Nationen begannen Nichtregierungsorganisationen (NGOs), darunter vor allem die Kirchen und ihre Vorfeldorganisationen, hier speziell die Katholische Landjugend, sich mit dem Thema näher zu befassen. Neu gegründete Organisationen, wie die »Österreichische Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall« (1958), das als Treffpunkt für Menschen aus aller Welt gegründete »Afro-Asiatische Institut« (1959) und das »Lateinamerika-Institut« (1965) vermittelten Wissen und erzeugten Interesse für Staaten außerhalb Europas. Auf staatlicher Seite versuchte der damalige Außenminister Bruno Kreisky der österreichischen Außenpolitik eine globale Dimension zu geben; er begann mit der Aufnahme von Beziehungen zu den Entwicklungsländern durch Botschaften und Kulturinstitute. 1964 kam es zur Gründung des »Wiener Instituts für Entwicklungsfragen« und in der Zeit der ÖVP-Alleinregierung wurde 1967 die »Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE)« gegründet; da war der OeAD bereits führend dabei. Die konstituierende Sitzung am 3. Februar 1967 wurde vom Geschäftsführer des OeAD, Ludwig Koller, vorbereitet; ebenso wurde durch den OeAD ein erstes, vorläufiges Budget erstellt. Zum ersten Mal findet sich ein Entwicklungshilfeprojekt unter der Obhut des OeAD im Jahr 1977. In der Zeit vom 1. März bis 31. Dezember 1977 wurde das EH (Entwicklungshilfe)-Projekt 307/77 für Tierzucht und Tierproduktion an der Veterinärmedizinischen Universität Wien abgehalten. Dabei handelte es sich um einen Aufbaukurs für (letztlich) sechs Kandidat/innen aus Indien, Tansania, Nepal, Mexiko, Kolumbien und Pakistan, welche in die Gegebenheiten zur »verbesserten Tierpro-

duktion, Tierernährung sowie die Erkennung und Verhütung von Infektionskrankheiten« eingeführt wurden. Den erfolgreichen Absolvent/innen dieses Grundkurses wurde in der Folge die Möglichkeit geboten, in einem ebenfalls zehnmonatigen Erweiterungskurs ein Doktorat zu erwerben. In den folgenden Jahren wurden Kurse dieser Art an der Veterinärmedizinischen Universität weitergeführt, allerdings mit zahlreichen Adaptierungen. Es zeigte sich allerdings, dass die Betreuungsintensität für die Absolvent/innen durch die Professor/innen sehr hoch war, sodass sich immer mehr Professor/innen davon zurückzogen, was wiederum Kritik unter den Stipendiat/innen hervorrief. Das damals zuständige Bundeskanzleramt initiierte schließlich eine gründliche Überprüfung und Neuausrichtung der Kurse, vor allem deshalb, weil sie doch als effiziente Form der Entwicklungshilfe angesehen wurde. Erstmals scheinen 1982 Hinweise über neue Aufgaben des OeAD auf, nämlich »Stipendienaktion des Bundeskanzleramtes, Gruppe Entwicklungshilfe«. Dabei handelte es sich um Gewährung von Stipendien und Studienzuschüssen für Angehörige aus Entwicklungsländern, besonders der ärmsten Länder, zur Finanzierung eines Studiums in Österreich, welches der sozioökonomischen Entwicklung des Heimatlandes dienen könnte. Die Motivation lag in dem Willen, einen Beitrag zur Selbstbestimmung und zur Verringerung der Abhängigkeit der Entwicklungsländer zu leisten, wobei auch besonders der Rückkehr der Stipendiat/innen in ihr Heimatland und der Erleichterung der Reintegrationsmöglichkeit Augenmerk geschenkt werden sollte. Unterschiedliche Angebote seitens Österreich wurden angekündigt, kurze Fortbildungen ebenso wie längerfristige Spezialausbildungen. Aber auch die Teilnahme an Seminaren und Tagungen wurde durch Übernahme von Reise- und Aufenthaltskosten ermöglicht. Studierende, welche durch politische Begebenheiten in ihren Heimatländern Schwierigkeiten bei der Überweisung zusätzlicher finanzieller Mittel ihrer Angehörigen hatten, konnte aus den Töpfen der Entwicklungshilfe (EH) ebenfalls zwischenzeitlich geholfen werden. Im Jahr 1983 trat der OeAD aus der ÖFSE aus. Grund waren mangelnde finanzielle Möglichkeiten des OeAD. Versuche vom Wissenschaftsministerium bzw. dem

Bundeskanzleramt, zusätzliche Mittel zu erhalten, waren ergebnislos geblieben; dazu kam, dass der OeAD überhaupt keinen Einfluss auf die Geschäftsführung der ÖFSE nehmen konnte. Daher kamen die zuständigen Gremien des Österreichischen Austauschdienstes, nämlich das Präsidium und die Generalversammlung, zu dem Schluss, sich aus der Stiftung zurückzuziehen, vor allem weil die vorhandenen Mittel für die ureigenen Aufgaben des OEAD zu verwenden waren. Die Kooperation mit der ÖFSE wurde jedoch auf anderen Ebenen, wie dem Kontakt-Komitee Studienförderung, fortgeführt. Bildungskooperationen mit Entwicklungsländern erhielten seitens der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit eine größere Bedeutung und so wurde 1984 das Nord-Süd-DialogStipendienprogramm als Instrument der Postgraduiertenförderung eingerichtet. Der OeAD wurde vom Bundeskanzleramt mit der Durchführung dieses Programms beauftragt. Als Ergänzung wurden weitere Stipendienprogramme mit unterschiedlichen Schwerpunkten, wie das Eine-Welt-Stipendienprogramm, geschaffen. Da sich die vorhandenen Mittel und damit die Aufgaben im Rahmen der EH erhöht hatten, wurde im März 1986 beim OeAD eine Vergabekommission eingerichtet, in welcher Vertreter/innen des Außenministeriums und des OeAD gemeinsam die Stipendien zuerkennen. In der Aufbauphase dieser Kommission wurde sie vom Geschäftsführer Ludwig Koller geleitet, später übernahm dessen Stellvertreter Eduard Galler die Hauptarbeit. Im Mai 1986 fand in Salzburg eine Sitzung mit Teilnehmer/innen der OeADGeschäftsstelle Salzburg und den Referent/innen für das Ausländerstudium


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der Salzburger Universitäten statt. Dabei berichtete Hermann Spirik von der zuständigen Sektion, die inzwischen vom BKA zum Außenministerium gewandert war, über mögliche künftige Wege der Entwicklungshilfestipendien. Dabei ersuchte er um einen verstärkten Kooperationswillen der österreichischen Universitätslehrer/innen, sei es durch Gastvorträge an ausländischen Universitäten, sei es durch gemeinsame Veranstaltungen oder Forschungsprojekte, sei es aber auch durch verstärkte Betreuung von Studierenden aus Entwicklungsländern. Die Reaktionen auf die engagierten Vorschläge waren aber eher zurückhaltend; Verweise auf fehlende Studienangebote (keine Montanistik oder Bodenkultur), keine Kapazitäten und vor allem fehlende finanzielle Mittel würden die Wünsche unmöglich machen. Die Zahl der EH-Stipendiat/innen stieg in den Jahren 1986 bis 1989 kontinuierlich, von 248 auf 390. Die Abwicklung der Anträge, die Auszahlung und Betreuung der Stipendiat/innen war aber mit dem normalen Personalstand des OeAD unmöglich geworden. Die Zusammenarbeit mit der Bürokratie des Außenministeriums erschwer-

© OeAD

Der OeAD organisierte für internationale Studierende (auch aus den Bundesländern) einen Besuch im Österreichischen Parlament.

© Votava

Ende der 1960-er Jahre führte der OeAD eine Zimmerwerbekampagne für internationale Studierende durch.

te sich zunehmend. Angesichts dieser Tatsache waren vom BMaA Mittel bewilligt worden, die den Aufbau eines eigenen EH-Referats ermöglichten. Dieses sollte in den ehemaligen Räumlichkeiten der Geschäftsstelle Wien eingerichtet werden, welche wiederum in ein neu angemietetes Büro am Rooseveltplatz übersiedeln sollte. Die Sachmittel für einen modernen und effizienten Bürobetrieb wurden ebenso bewilligt wie die erforderliche personelle Ausstattung. Vorläufig wurde ein Vertrag auf fünf Jahre angestrebt, welcher eine längerfristige Planung und eine effiziente Bearbeitung der Anträge garantieren sollte; der Abschluss eines derartigen Vertrages konnte aber vorläufig nicht erreicht werden. Mit Jahresbeginn 1990 nahm das EHReferat seinen vollen Betrieb auf. Die Leitung übernahm Ulrich Hörmann, welcher alle Agenden mit zwei Mitarbeiterinnen erledigte. Die Aufgaben beschränkten sich aber nicht nur auf die Zuerkennung und Auszahlung von Stipendien, vielmehr wurde den Stipendiat/innen jegliche Hilfe bei den bürokratischen Hürden, aber auch im täglichen Leben gewährt. Als großes Problem erwies sich bereits damals das geringe Kontingent an Heimplätzen oder Wohnungen, welche den internationalen Studierenden zur Verfügung standen,

ein Problem, welches immer gravierender wurde und schlussendlich einige Jahre später in die Einrichtung eines eigenen Wohnraumreferats mündete. Die Tätigkeit des EH-Referats entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte, welche sich bis heute – wenn auch in veränderter Form – fortsetzt. Internationalen Trends in der Entwicklungszusammenarbeit folgend verabschiedete 2009 die OEZA die Strategie »Hochschulbildung und Wissenschaftskooperation«. Im gleichen Jahr gab es erstmalig eine Ausschreibung für ein neues Hochschulkooperationsprogramm. Das Konsortium OeAD und LAI ging als Bestbieter hervor und wurde im Dezember 2009 mit der Durchführung des neuen Programms beauftragt, wobei die noch laufenden Nord-Süd-Dialog-Stipendien in das neue Programm integriert wurden. Nach einer intensiven Vorbereitungsphase fand am 31. März 2010 der erste Call im Rahmen von APPEAR für Anbahnungsfinanzierungen, Partnerschaften und Stipendien statt.1 1 Verwendete Quellen: Protokolle des Präsidiums und des Kuratoriums des OeAD 1970 bis 1990; Jahresberichte des OeAD. Cede, Franz/Prosl, Christian: Anspruch und Wirklichkeit. Österreichs Außenpolitik seit 1945. Innsbruck 2015.


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Peter Hietz | Svenja Kleinschmidt

Ein neuer Regenwald In einem Sparkling Science-Projekt erforschen Schülerinnen und Schüler aus Wien die Wiederbewaldung eines Regenwaldes in Costa Rica. Wirtschaftliche Entwicklung geht meist mit einer zunehmenden Inanspruchnahme von Ressourcen, Energie und Landfläche einher, und damit auch mit steigenden CO2-Emissionen. Einige Länder haben jedoch gezeigt, dass das nicht so sein muss, die Entwaldungsraten stark reduziert oder sogar eine Zunahme der Waldflächen erreicht. Da die Abholzung tropischer Wälder einerseits einen substanziellen Anteil an den globalen CO2-Emissionen hat und andererseits nachwachsende Wälder relativ kostengünstig CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen, werden zunehmend Anstrengungen unternommen, die Waldverluste zu reduzieren oder bereits abgeholzte Flächen wieder zu bewalden. Viele dieser Initiativen in Schwellen- und Entwicklungsländern werden als REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation)-Projekte verstanden. Mit dem Waldschutz werden neben einer Reduktion von CO2-Emissionen meist auch andere Ökosystemleistungen wie der Schutz der Biodiversität erreicht. Um Waldschutz und nachhaltige Waldnutzung zu ermöglichen, geht mit vielen REDD-Projekten auch die Förderung lokaler ländlicher Entwicklung einher.

© Sparkling Science

Die österreichische NGO »Regenwald der Österreicher« hat vor mehr als 20 Jahren begonnen, Waldflächen in der Umgebung des Dorfes La Gamba im Südwesten Costa Ricas aufzukaufen. Diese Flächen wurden zunächst in den entstehenden Nationalpark Piedras

Blancas integriert. Nachdem dessen Schutzstatus mittlerweile sichergestellt ist, werden nun ausgewählte Flächen außerhalb des Nationalparks wiederbewaldet, um einen biologischen Korridor zwischen dem Tielflandregenwald und dem Montanwald zu schaffen. Da der Fokus dabei auf dem Naturschutz liegt, ist es das Ziel, einen möglichst artenreichen Wald zu pflanzen, der dem Schutz der Biodiversität dient. Holznutzung steht, so überhaupt möglich, im Hintergrund.

pflanzt, wobei den Grundbesitzern Sämlinge verschiedener Nutzhölzer und technische Beratung zur Verfügung gestellt wurden. Auf diesen Flächen ist später auch eine Holznutzung möglich. In den vergangenen Jahren wurden zwei größere Flächen von der NGO erworben, mit einer großen Artenzahl bepflanzt und permanent unter Schutz gestellt. Die bisherigen Aktivitäten haben neben vielen gepflanzten Bäumen eine kleine Baumschule, ein Handbuch zur Vermehrung und Kultivierung lokaler Bäume, geschulte lokale Mitarbeiter/innen und ein wachsendes Verständnis für den Natur- und Umweltschutz im Ort hervorgebracht.

Die Wiederbewaldung wird bislang vom Verein »Regenwald der Österreicher« finanziert und von dieser NGO und der Tropenstation La Gamba organisiert und koordiniert. Die Tropenstation hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten zum Standbein der österreichischen Tropenforschung entwickelt, auch internationale Partner sind beteiligt. Sie zeichnet sich durch eine ideale Lage für Arbeiten sowohl im Primärwald als auch in der angrenzenden Kulturlandschaft, in der die Wiederbewaldungsflächen liegen, aus. Ein Teil der Bäume wurde auf kleineren Flächen im Besitz von Landwirten ge-

Von Seiten der Universität für Bodenkultur ist Peter Hietz in die wissenschaftliche Betreuung und Auswertung der Wiederbewaldungsprojekte eingebunden. Gemeinsam mit Kollegen der Universität Wien wurde auf einer der Wiederbewaldungsflächen eine Bepflanzung geplant, die einem wissenschaftlichen Design folgt. Dieses Pflanzschema soll langfristig einen experimentellen Ansatz bieten, um den Zusammenhang zwischen funktioneller Diversität von Bäumen und Ökosystemfunktionen zu untersuchen. Der ökologische Wert des Waldes wird dadurch aber nicht beeinträchtigt. Bevor allerdings in diesem Wald ökologische Grundlagenforschung betrieben werden kann, sind viele praktische Fragen zu klären. Kann man überhaupt einen Wald pflanzen, der nach einiger Zeit wie ein echter tropischer Regenwald aussieht und funktioniert? Was muss dabei beachtet werden? Wie viele Baumarten müssen gepflanzt werden und wie schnell wachsen die verschiedenen Arten? Müssen manche Arten vielleicht gar nicht gepflanzt werden, weil sie von selbst aufkommen? Und sind Klimaschutz, Biodiversität und Entwicklung einer Gemeinde wirklich so widerspruchsfrei zu verbinden? Wenn etwa nur schnell wachsende Arten gesetzt werden, würde das zumindest kurzfristig die CO2-Senkung maximieren, aber der Wald, der daraus entsteht, hätte eine geringere Biodiversität und würde länger benötigen, um sich zu einem naturnahen Wald zu entwickeln.

»Tree hugger« – Im Rahmen des Projekts können Schüler/innen bei der Wiederbewaldung vor Ort helfen und Wachstum, Gesundheit und Überleben der gepflanzten Bäume verfolgen.


© Sparkling Science

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Für die Schülerinnen und Schüler gab es viel zu bestaunen im Regenwald und der Weg zur Forschungsarbeit war nicht immer leicht.

Feldstudien in La Gamba Zwei Dutzend Schüler/innen der 6. und 7. Klassen reisten zu Ostern 2015 nach La Gamba. Im Vorfeld der Exkursion fanden Treffen an den beteiligten Universitäten und Schulen statt. Die Themen und Daten werden an den Schulen im Rahmen von Spezialmodulen erarbeitet, einige Jugendliche vertiefen sich im Rahmen ihrer vorwissenschaftlichen Arbeiten in spezielle Fragestellungen. Zudem werden einige Diplomarbeiten erstellt, im Rahmen derer die Studierenden intensiv in die Betreuung der Schülerinnen und Schüler eingebunden sind. 2016 sollen die gleichen Bäume mit einer neuen Gruppe von Schüler/innen vermessen werden. Für die Beteiligung der Jugendlichen bei der Datenerfassung im Feld erschien die

Aufgabenstellung ideal, denn den Baumumfang mit einem Maßband zu messen ist eine wissenschaftliche Tätigkeit, die denkbar einfach durchzuführen ist – zumindest nach der Theorie des Projektantrags. Vor Ort waren Hitze, Schwüle und zur Mittagszeit die direkte Sonneneinstrahlung auf den jungen Wiederbewaldungsflächen jedoch eine Herausforderung. Die Jungforscherinnen und -forscher waren daher bald bereit, um fünf Uhr früh mit der Feldarbeit zu beginnen, um die heißesten Mittagsstunden in der Forschungsstation verbringen zu können. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Messung waren die Daten dann verlässlich und reproduzierbar, als die Schülerinnen und Schüler die potenziellen Fehlerquellen verstanden und sich vor allem auch mit dem Projekt und dem wissenschaftlichen Arbeiten im Allgemeinen soweit identifiziert hatten, dass ihnen gute Ergebnisse ein Anliegen waren.

tung der Tropen auch für unser Klima zu vermitteln, und vielleicht den Einen oder die Andere für Wissenschaft begeistern zu können. Univ.-Prof. Dr. Peter Hietz arbeitet am Institut für Botanik der Universität für Bodenkultur Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Botanik, Ökologie der Pflanzen, Ökosystemforschung und Pflanzenphysiologie. Svenja Kleinschmidt studiert Landschaftsplanung (Universität für Bodenkultur Wien) sowie Naturschutz und Biodiversitätsmanagement (Universität Wien). Ihr Hauptinteresse gilt den Themen Klimawandel, Wiederbewaldung und Schutzgebietsmanagement in den Ländern Lateinamerikas.

Neben den Wachstums- und Überlebensraten, sollen die wichtigeren Arten auch über ihre funktionellen Eigenschaften charakterisiert werden. Dabei handelt es sich meist um relativ leicht zu messende Größen, die etwas über die Funktion der verschiedenen Arten aussagen. Beispielsweise hängen die Strukturen von Blatt und Holz mit der Photosynthese- bzw. der Wachstumsrate der Bäume zusammen. Dies soll dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen dem Bau und der biologischen Funktion verschiedener Baumarten und die unterschiedlichen Strategien der erfolgreichen Anpassung an ihren Lebensraum zu verstehen und somit auch biologische Grundlagen zu vermitteln. Zusätzlich konnten interessierte Schülerinnen und Schüler vor Ort forschenden Diplomandinnen und Diplomanden helfen und in Primär- und Sekundärwäldern oder zu tropischen Böden arbeiten. Viele betonten die wertvolle Erfahrung, Studierende bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten begleiten zu können. Neben der Projektarbeit lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch verschiedene tropische Ökosysteme und die Kultur Costa Ricas kennen. Trotz der hohen Anforderungen an die Jugendlichen war die Begeisterung spürbar. Was Arbeitseifer sowie Wissensdurst betrifft, standen sie anderen jungen Forscher/innen in keiner Hinsicht nach. Die Ergebnisse des Projekts sollen helfen, die Strategien der Wiederbewaldung im Hinblick auf Natur- und Klimaschutz zu optimieren. Daneben hoffen wir, den Schülerinnen und Schülern die Bedeu-

© Sparkling Science

Im Rahmen des Sparkling Science-Projekts »Ein neuer Regenwald« soll der Erfolg einer laufenden Wiederbewaldung gemessen werden, indem Wachstum, Mortalität und wichtige Charakteristika der gepflanzten Bäumen untersucht werden. Sparkling Science ist ein Förderprogramm des BMWFW, das im OeAD angesiedelt ist und bei dem Schulen mit Universitäten kooperieren, um Schülerinnen und Schülern neues Wissen zu vermitteln und einen Einblick in wissenschaftliche Arbeitsweisen und aktuelle Forschungsprojekte zu ermöglichen. Am Projekt »Ein neuer Regenwald« sind die Universität für Bodenkultur, die Universität Wien mit der Tropenstation La Gamba, das Wiedner Gymnasium und das BRG19 beteiligt. Inhaltlich sollen die Themen Klima- und Biodiversitätsschutz, Ökologie der Tropen und Ökologie und Funktion von Bäumen vermittelt werden. Vor allem aber geht es bei Sparkling Science darum, wissenschaftliches Arbeiten zu vermitteln und Lust auf Wissenschaft zu wecken.

Die Finca Amable 2012 (vor der Bepflanzung) und 2015 mit neuem Baumbestand

infopoint www.sparklingscience.at/


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Rafaela Mazal

Der Citizen Science-Award Young Science, das Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule im OeAD, lädt im Oktober österreichweit Kinder und Jugendliche zum Mitforschen ein.

Für die Teilnahme braucht es nicht viel: Ein Smartphone oder ein Computer mit Internetanschluss reichen, um die eigenen Beobachtungen an ein Forschungsteam zu schicken und so Teil der Forschungscommunity zu werden. Drei Forschungsprojekte sind für Jugendliche der Oberstufen, das vierte Projekt ist sowohl für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen als auch der Unterstufen und Volksschulen geeignet (gesonderte Einreichkategorien). Jedes Projekt hat eine Open-Participation-Zone eingerichtet, in der sich Schulklassen registrieren können. Der Zugang zu den Projektseiten ist über www.youngscience. at/award möglich.

Der Oktober wird zum Young ScienceForschungsmonat Von 1. bis 31. Oktober 2015 können Schülerinnen und Schüler dann über einen bestimmten Zeitraum so viele Daten wie möglich sammeln und über Apps, E-Mails, Fragebögen oder Online-Formulare an das jeweilige Forschungsteam schicken. Jene Schulen oder Schulklassen, die für ein Projekt die meisten Daten liefern, gewinnen. Bewertet werden dabei immer die Leistungen der gesamten Klasse bzw. bei einem Projekt jene der gesamten Schule.

Die Awards Bei jedem Projekt gibt es einen Hauptpreis, der mit je 1.500 Euro dotiert ist, einen zweiten Platz zu je 1.000 Euro und einen dritten Platz mit je 500 Euro für die Klassenkassa. Bei jenem Forschungsvorhaben, an dem sich auch Schülerinnen und Schüler der Unterstufe und der Volksschulen beteiligen können, werden die Awards jeweils in beiden Einreichkategorien vergeben. Zusätzlich wird ein Sonderpreis von 3.000 Euro vergeben. Dieser geht an jene Klasse bzw. Schule, die durch besonders einfallsreiche Strategien einen breiten Personenkreis für die Mitwirkung am Projekt

© Sparkling Science, NaturVerrückt

Im Herbst gibt es erstmals für ALLE Schülerinnen und Schüler Österreichs die Möglichkeit, an aktuellen Forschungsprojekten teilzunehmen. Schulklassen können dabei österreichweit Beiträge zur heimischen Forschung leisten und ganz nebenbei bis zu 3.000 Euro für die Klassenkassa gewinnen.

Schüler/innen erforschen die Blattverfärbung heimischer Pflanzen im Herbst und schicken ihre Beobachtungen über eine App an die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik).

gewinnt. Der vom BMWFW initiierte und finanzierte Award wird im Rahmen einer Festveranstaltung vergeben, die am 15. Dezember im Museumsquartier in Wien stattfindet.

© Syda Productions | Fotolia

Der Citizen Science-Award gibt Kindern und Jugendlichen in Österreich die Chance, sich aktiv an aktuellen Forschungsprojekten zu beteiligen und so spannende Einblicke in die Welt der Forschung zu bekommen.

Jugendliche dokumentieren, wie sie Politik wahrnehmen, und schicken ihre Eindrücke sowie persönliche Lösungsvorschläge für politische Probleme an das Forschungsteam der Universität Wien.

infopoint www.youngscience.at/award


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Izeta Dzidic

Änderungen im Fremdenrecht Das Fremdenrechtsänderungsgesetz 2015 bringt kleine Verbesserungen für Studierende und Forschende aus dem Ausland. Durch das Fremdenrechtsänderungsgesetz 2015, welches am 20. Juli 2015 in Kraft getreten ist, kam es unter anderem zu Änderungen im Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz im Bereich Studium – Lehre – Forschung. Die wesentlichen Änderungen sind: ÆÆ Erweiterung der Inlandsantragstellung Drittstaatsangehörige, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit in der Forschung und Lehre oder im Rahmen ihrer Ausbildung vom Geltungsbereich des Ausländerbeschäftigungsgesetzes ausgenommen sind oder die ein Stipendium aus Mitteln einer österreichischen Gebietskörperschaft erhalten, sind während ihres rechtmäßigen Aufenthalts nunmehr zur Inlandsantragstellung berechtigt. Die Auslandsantragstellung ist selbstverständlich auch weiterhin möglich. ÆÆ Zustellung zu eigenen Handen Mit dieser Regelung soll ermöglicht werden, dass der Antragsteller nach positivem Verfahrensabschluss nicht zwingend ein weiteres Mal bei der Niederlassungsbehörde erscheinen muss, um dort persönlich den Aufenthaltstitel abzuholen. Anstatt einer persönlichen Abholung des Aufenthaltstitels, kann dieser nun zu eigenen Handen im Inland, sofern die Person im Inland rechtmäßig aufhältig ist und über eine Zustelladresse im Inland verfügt, zugestellt werden. Es darf nicht an eine Ersatzempfänger/in zugestellt werden.

ÆÆ Entfall der Haftungserklärung in der Aufnahmevereinbarung Die Übernahme einer Haftung gegenüber allen Gebietskörperschaften für Aufenthalts- und Rückführungskosten wurde in der Aufnahmevereinbarung gestrichen. Anstelle der Haftungserklärung muss jedoch künftig ein Einkommen nachgewiesen werden. Zum Einkommen zählt dabei natürlich nicht nur das Bruttoentgelt aus der Aufnahmevereinbarung, sondern es ist auch jedes andere Einkommen (z. B. aus Stipendien oder Drittmittelfinanzierungen) zu berücksichtigen. Aufgrund des Wegfalls der Haftungserklärung hat die Antragsteller/in nunmehr Nachweise über ortsübliche Unterkunft, gesicherten Lebensunterhalt und Krankenversicherungsschutz (sofern keine gesetzliche Pflichtversicherung bestehen wird oder besteht) zu erbringen. ÆÆ Antragstellung Rot-Weiß-Rot-Karte Eine Studienabsolvent/in muss nicht mehr zwingend eine Rot-Weiß-Rot-Karte als Studienabsolvent/in anstreben, um eine Bestätigung zur Arbeitssuche erhalten zu können. Es kann nun jede Art von Rot-Weiß-Rot-Karte beantragt werden, sofern die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind.

Informationen zu Einreise und Aufenthalt in Österreich finden Sie auch auf unser Website: www.oead.at/einreise.

Förderung für Citizen Science-Zusatzmodule zu laufenden Projekten Voraussichtlich noch 2015 startet eine neue Förderinitiative, die laufende FWF- und Sparkling Science-Projekte einlädt, Projekterweiterungen im Sinne der Citizen Science-Zielsetzungen einzureichen. Damit soll unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Personen mit spezialisierter Expertise – den sogenannten Knowledge Communities – exzellente Forschung betrieben werden. Projekte werden bis maximal 50.000 Euro pro Antrag gefördert, wobei jeweils 250.000 Euro für FWF- und 250.000 Euro für Sparkling Science-Projekte zur Verfügung stehen. Eine erste Infoveranstaltung zur neuen Initiative findet am Montag, den 9. November 2015, von 14 bis 17 Uhr, im Palais Harrach in Wien statt. Nähere Informationen und Anmeldung unter: www.youngscience.at/veranstaltungen/ Nähere Informationen zur geplanten Förderinitiative finden Sie ab 9. November auf den Seiten des FWF (www.fwf.ac.at), des BMWFW (www.bmwfw.gv.at) der OeAD-GmbH (www.oead.at) und des Forschungsprogramms Sparkling Science (www.sparklingscience.at).


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OeAD-Events

25. OeAD-Hochschultagung Im Rahmen der Tagung wird der Österreichische Preis für Entwicklungsforschung vergeben. Anschließend starten die diesjährigen Filmtage zum Thema »Stadt.Land.Wandel.«

25. OeAD-Hochschultagung Europäisches Jahr für Entwicklung: Hochschulen und globale Entwicklung 23. bis 24. November 2015, Wien | Ort: Universität Wien, Großer Festsaal, Universitätsring, 1010 Wien Die Förderung von Forschungspartnerschaften, Lehre, Hochschulmanagement und Studierendenmobilität im Kontext der internationalen Entwicklungsforschung ist ein zentraler Geschäftsbereich der OeAD-GmbH. Diese, die heimischen Hochschulen besonders bereichernden, internationalen Kooperationen sind eingebettet in einen weltweiten Diskurs über »Entwicklung«, der den Übergang von den »Millennium Development Goals« zu den »Sustainable Development Goals« begleitet, die seit September 2015 die globalen Entwicklungsstrategien bestimmen. Welche Bedeutung die nachhaltigen Entwicklungsziele für die Hochschullandschaft in Österreich haben, warum der entwicklungspolitische Diskurs vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen für österreichische Hochschulen besonders wichtig ist und warum heimische Hochschulen und Partnerinstitutionen im nicht-europäischen Ausland von transnationalen und transdisziplinären Forschungs- und Lehrkooperationen in entwicklungspolitischen Kontexten besonders profitieren können – diese Fragen bilden die Themenschwerpunkte der diesjährigen Hochschultagung. Die Thematik wird anhand von Good Practice-Beispielen aus den Schwerpunktregionen des gobalen Südens sowie Südostasiens aufgerollt. Im Rahmen der Hochschultagung wird der Österreichische Preis für Entwicklungsforschung verliehen. Jens Martens vom Global Policy Forum wird in seiner Keynote die wichtigsten Ergebnisse der UNO-Konferenz zu den nachhaltigen Entwicklungszielen aus New York (in Deutsch) präsentieren, im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema »Welche Chancen und Potenziale ergeben sich aus den nachhaltigen Entwicklungszielen für die österreichischen Hochschulen?« Anmeldung und Programm finden Sie unter: www.oead.at/hochschultagung

Verleihung des Österreichischen Preises für Entwicklungsforschung Der Österreichische Preis für Entwicklungsforschung wird von der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) bei der OeAD-GmbH aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) verliehen. 2015 geht dieser Preis, bestehend aus einem Hauptpreis (nur auf Nominierung möglich) und einem Nachwuchspreis (wurde öffentlich ausgeschrieben), in die zweite Runde. Motto und Thema des diesjährigen Nachwuchspreises lautet »Städte im Wandel. Entwicklung und Nachhaltigkeit der Städte im globalen Süden«. Eingebettet ist die Verleihung des diesjährigen Preises in die 25. OeAD-Hochschultagung, welche in diesem gewichtigen Jahr 2015 (dem Europäischen Jahr für Entwicklung) ebenfalls unter dem Motto Entwicklung steht. Anmeldung und nähere Informationen: http://preis.kef-research.at

Wissen.Schafft.Entwicklung – Filmtage 2015: Stadt.Land.Wandel. Ziel der Filmtage »Wissen.Schafft.Entwicklung.« ist die Vermittlung entwicklungsrelevanter Themen, die von wachsender globaler Bedeutung sind – nämlich für Menschen in Industrienationen genauso wie für Menschen in ärmeren Regionen. Veranstaltet werden die Filmtage 2015 vom Hochschulkooperationsprogramm der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit APPEAR – Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development und der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) bei der OeAD-GmbH, die entwicklungsrelevante wissenschaftliche Projekte und Projekte für die Kapazitätsentwicklung an Hochschulen – insbesondere in Ländern des globalen Südens – fördern. Die vierten Filmtage mit dem Thema »Stadt.Land.Wandel.« richten ihr Augenmerk auf Urbanisierung, Entschleunigung, sozialökologischen Wandel. Die Filmtage finden von 24. bis 26. November (Dienstag bis Donnerstag) im De France Kino, in 1010 Wien, Schottenring 5, statt. Das Thema »Stadt.Land.Wandel.« wird mittels Filmen (Spielfilme, Dokumentarfilme), Projektpräsentationen und Diskussionen vorgestellt. Infopoint: www.kef-research.at/filmtage

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: OeAD (Österreichische Austauschdienst)-Gesellschaft mit beschränkter Haftung | Austrian Agency for International Cooperation in Education and Research (OeAD-GmbH) | 1010 Wien, Ebendorferstraße 7 | Sitz: Wien | FN 320219 k | Handelsgericht Wien | Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Eva Müllner, KIM – Kommunikation, Information, Marketing | Schlussredaktion: Rita Michlits | Mitarbeiter/ innen dieser Ausgabe: Doris Bauer, Petra C. Braun, Michael Dippelreiter, Hubert Dürrstein, Izeta Dzidic, Michaela Jonach, Heidi Esca-Scheuringer, Martin Gradl, Ralph Grossmann, Maiada Gassan Hadaia, Peter Hietz, Margarete Kernegger, Eva Klawatsch-Treitl, Svenja Kleinschmidt, Josef Leidenfrost, Aline Lamien-Meda, Thomas G. Lang, Rafaela Mazal, Nikoleta Nikisianli, Johannes Novak, Andreas Obrecht, Kalkidanse Obse, Ursula Panuschka, Martin Prinz, Nadine Shovakar, Elke Stinnig, Wossen Argaw Tegegn, Erich Thöni, Gerhard Volz, Matthias Weissgram, Paul T. Yillia | 1010 Wien | Ebendorferstraße 7 | T +43 1 534 08-0 | F +43 1 535 08-999 | info@oead.at | www.oead.at | Grafisches Konzept: Fineline, graphic-design & typography, 1040 Wien | Layout: Eva Müllner | Fotos: Wenn nicht gesondert vermerkt, im Eigentum der OeAD-GmbH, Coverfoto: © Andreas Melcher | Druck: one2print/DI Hans A. Gruber KG | Finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft | Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider und müssen sich nicht mit der des Herausgebers decken | P.b.b. | Erscheinungsort Wien | Verlagspostamt 1010 Wien | GZ: 02Z032 994M | Wien, Oktober 2015 Offenlegung gemäSS § 25 Mediengesetz: Unternehmensgegenstand: Unternehmensgegenstand ist die Durchführung von Maßnahmen der europäischen und internationalen Kooperation im Bereich der Wissenschaft und Forschung sowie der Erschließung der Künste, der Hochschulbildung, der Bildung und der Ausbildung (§3. (2) OeAD-Gesetz) | Geschäftsführer: Hubert Dürrstein | Prokurist: Stefan Zotti | Mitglieder des Aufsichtsrates: Elmar Pichl, Hanspeter Huber, Wolfgang Waldner, Gottfried Schellmann, Heinz Fassmann, Kurt Koleznik, Malies Krainz-Dürr, Barbara Sporn, Franz Salchenegger, Florian Gerhardus, Bernhard Muzik, Alexandra Wagner | Die OeAD-GmbH steht zu einhundert Prozent im Eigentum des Bundes (§1.(2) OeAD-Gesetz) | Grundlegende Richtung: Information zu Bildungsmobilität & Bildungskooperation – national und international.


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