Musikdorf Ernen | Konzertprogramme Barockmusikwochen 2020

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MUSIKDORF ERNEN* BAROCK*19. – 30. JULI 2020*


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WIR TEILEN MEHR ALS ENERGIE


Willkommen Verehrtes Publikum Herzlich willkommen zum 16. Erner Barockmusikfestival hier im wunderschönen Kanton Wallis. In diesem Jahr eröffnen wir das Festival erstmals mit einem klassischen Konzert auf historischen Instrumenten. Die Idee, das Programm auf der Zeitachse etwas vorwärtszubewegen, spukte schon längere Zeit in unseren Köpfen herum. Ausschlaggebend war schliesslich das letzte Konzert des Festivals 2019, als wir den langsamen Satz aus einem Concerto grosso von Charles Avison im Streichquartett spielten. Das positive Feedback des Publikums sowie unsere Freude, die Musik im Streichquartett in der hervorragenden Akustik der Dorfkirche erklingen zu lassen, waren ein deutliches Zeichen. Das erste Konzert 2020 eröffnen wir mit einem Werk von Scarlatti, das als eines der ersten Streichquartette gilt, und beenden es mit einem Höhepunkt des Genres, einem frühen Streichquartett von Mozart. Im ersten Konzert ist Ihnen vielleicht der Name Carl August Pesch unter den Komponisten aufgefallen. Ein Verwandter von Ada Pesch? Möglicherweise! Seine Existenz war Ada unbekannt, bis ein Freund von ihr in einer Biographie des Geigers und Komponisten Louis Spohr einen Hinweis auf ihn bemerkte. Carl August Pesch war zu seiner Zeit ein berühmter deutscher Kapellmeister, der am Hof von Braunschweig und auch als Komponist wirkte. Aus seinem Repertoire haben wir eine Triosonate für zwei Violinen und Continuo ausgewählt. Wir freuen uns, Josep Domènech und Laurence Cummings wieder im Ensemble begrüssen zu dürfen, und sind glücklich, dass wir mit Núria Rial und Alex Potter zwei ausgewiesene Experten für alte Musik gewinnen konnten. Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit Nuria, Alex sowie den Musikerinnen und Musikern zusammengestellt und besteht aus einer Auswahl von Werken bekannter und weniger bekannter Komponisten. Mit Spannung warten wir auf den Moment, diese grossartige Musik für Sie spielen zu dürfen, und sind überzeugt, dass Ihr Hörgenuss ebenso gross sein wird wie unsere Begeisterung, mit der wir das Konzert vorbereiten und spielen. Treten Sie ein und wohnen Sie unseren Proben in der Kirche bei! Wir freuen uns ausserordentlich, Sie bei uns im Musikdorf Ernen begrüssen zu dürfen. Ada Pesch und Deirdre Dowling Musikalische Leitung Barock

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ProgrammĂźbersicht Barockkonzert 1 Sonntag, 19. Juli, um 18 Uhr | Kirche Ernen

Barockkonzert 2 Mittwoch, 22. Juli, um 20 Uhr | Kirche Ernen

Barockkonzert 3 Freitag, 24. Juli, um 20 Uhr | Kirche Ernen

Jazzkonzert 1 Sonntag, 26. Juli, um 18 Uhr | Kirche Ernen

Jazzkonzert 2 Montag, 27. Juli, um 20 Uhr | Kirche Ernen

Barockkonzert 4 Dienstag, 28. Juli, um 20 Uhr | Kirche Ernen

Barockkonzert 5 Donnerstag, 30. Juli, um 20 Uhr | Kirche Ernen

KonzerteinfĂźhrungen mit der Musikwissenschafterin Corinne Holtz und Mitgliedern des Barockensembles Ernen, jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn im Tellenhaus Ernen (ohne Jazzkonzerte).

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Unser Dank Der Verein Musikdorf Ernen dankt den nachstehenden Partnern für ihr grosszügiges Engagement: Hauptsponsoren Groupe E SA Privatbank IHAG Zürich AG Touring Club Suisse – Walliser Sektion

Co-Sponsoren Gebr. Bachmann Tasteninstrumente AG, Matterhorn Gotthard Bahn, Migros Wallis, Raiffeisenbank Aletsch-Goms, Stadler Rail AG

Stiftungen Art Mentor Foundation Lucerne, Boner Stiftung für Kunst und Kultur, Ernst von Siemens Musikstiftung, Fondation Fern Moffat de la Société Académique Vaudoise, Fondation Les mûrons, Kiefer Hablitzel | Göhner Musikpreis, Landis & Gyr Stiftung, PLFA The Patrick and Lina Drahi Foundation, RHL Foundation, Sandoz Fondation de Famille, Stanley Thomas Johnson Stiftung, Stiftung für Radio und Kultur Schweiz

Öffentliche Beiträge Gemeinde Ernen, Kanton Wallis, Kulturkommission der Stadtgemeinde Brig-Glis, Landschaftspark Binntal, Loterie Romande

Medienpartner Radio SRF 2 Kultur, Radio Suisse Romande Espace 2 Der Verein Musikdorf Ernen dankt ebenso den Gönnerinnen und Gönnern, die nicht genannt werden möchten.

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Sturm und Drang Der «grosse Bach» heisst zu Lebzeiten Carl Philipp Emanuel Bach. Er steht für die Zeitenwende von Aufklärung und Bürgertum, während sein Vater Johann Sebastian die zu überwindende Polyphonie und die Ständegesellschaft verkörpert. Musik soll neuerdings «vornehmlich das Herz rühren», also die Affekte im Gemüt eines einzelnen Menschen bewegen. Carl Philipp Emanuel geht als Hofmusiker Friedrichs II. einem Nebenerwerb im bürgerlichen Musikleben Berlins nach, das von Offizieren, Beamten, Ärzten und Bankiers getragen wird. Später, als Leiter des bürgerlich-städtischen Musikbetriebs in Hamburg, wird er als Unternehmer aktiv und gewinnt Verleger für die Verbreitung seiner Werke. Die heute erklingenden Sonaten Wq 135 und Wq 163 sind der Gebrauchsmusik zuzurechnen und spiegeln anstelle des entfesselten Sturm und Drangs eine andere Seite Bachs: das einvernehmliche Gespräch auf Augenhöhe. Zwei Reisen mit dem Herzog, Konzerte in Frankfurt, eine Begegnung mit Leopold Mozart, einige wenige Veröffentlichungen seiner Musik in London und über 30 Jahre im Dienst des Herzogs von Braunschweig: Das Leben und Werk des Geigers und Konzertmeisters Carl August Pesch ist spärlich dokumentiert. Wir verdanken ihm eine frühklassische Solosonate für Geige in der ungewohnten Tonart B-Dur, die an Vorgängerwerke von Johann Paul von Westhoff und Friedrich Wilhelm Rust anknüpft, und wissen, dass er im selben Winter wie Mozart gestorben ist. Bozen, 28. Oktober 1772. «Der Wolfgang komponiert gegen die Langeweile ein Quartett», schreibt Vater Leopold nach Hause. Die beiden sind unterwegs nach Mailand. Dort wird am Jahresende die Uraufführung von Lucio Silla stattfinden und die Chance bestehen, das 16jährige Wunderkind an den grossherzoglichen Hof zu empfehlen. Während die Werbeversuche Leopolds scheitern, beschäftigt sich Wolfgang systematisch mit der ihm noch weitgehend fremden Gattung Streichquartett. Er folgt in seinem als «Mailänder-Quartette» bekannt gewordenen Zyklus streng den Tonarten im absteigenden Quintenzirkel (D-G-C-F-B-Es-Dur), legt die Quartette dreisätzig an und orientiert sich am Sinfonia-Modell schnell-langsamschnell. Im B-Dur-Quartett greift er auf die altmodische Form der Da-chiesa-Sonate zurück und lässt dem langsamen Andante zwei schnelle Sätze folgen. Mozart schlüpft dabei in das Gewand des galanten Stils. Er schmeichelt im Andante mit einem entspannten homophonen Satz, streift im Allegro Sturm und Drang und entlässt uns mit einem launigen Rondo. Surprise: Carlo Besozzi ist der Heinz Holliger des 18. Jahrhunderts. Der Oboist am Dresdner Hof, berühmt für sein ausdrucksstarkes Spiel, bedient sich bereits damals der Zirkularatmung. Diese Blastechnik ermöglicht auch während des Einatmens einen durchgehenden Luftstrom aus dem Mund. Besozzi betört mit seinem «messa di voce», dem langsamen Anund Abschwellen eines Tones, noch mehr als mit seiner Virtuosität. «Er lässt einen Ton an Stärke so sehr und lange wachsen, dass man um seine Lunge fürchten muss», schreibt der Beobachter Charles Burney in seinem «Tagebuch einer musikalischen Reise», einer der erhellendsten Quellen der Musikpraxis des 18. Jahrhunderts. Corinne Holtz

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19. JULI* Barockkonzert 1 Sonntag, 19. Juli 2020, um 18 Uhr, Kirche Ernen Konzerteinführung um 17 Uhr im Tellenhaus Ernen

Alessandro Scarlatti 1660–1725 Sonata a quattro Nr. 4 d-Moll Largo – Grave – Allegro – Minuet Carl Philipp Emanuel Bach 1714–1788 Sonate g-Moll für Oboe und Basso continuo Wq 135 Adagio – Allegro – Vivace Luigi Boccherini 1743–1805 Sonate A-Dur für Violoncello und Basso continuo G 4 Largo – Allegro – Affettuoso Carlo Besozzi 1738–1791 Sonate C-Dur für Oboe und Fagott (ca. 1770) Allegro – Adagio – Allegro Carl August Pesch 1735–1791 Triosonate Nr. 2 B-Dur für zwei Violinen Andante – Allegro – Tempo di menuetto Carl Philipp Emanuel Bach 1714–1788 Sonate F-Dur für Viola, Fagott und Basso continuo Wq 163 Un poco andante – Allegretto – Allegro Wolfgang Amadeus Mozart 1756–1791 Streichquartett Nr. 6 B-Dur Andante – Allegro – Rondo. Allegro grazioso Keine Pause

«Aernen Barock» Ada Pesch, Violine | Monika Baer, Violine | Deirdre Dowling, Viola | Catherine Jones, Violoncello | Josep Domènech, Oboe | Benny Aghassi, Fagott | Luca Quintavalle, Cembalo

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Von Adlern, Schwänen, Nachtigallen und Schwalben Giovanni Benedetto Platti bestellt mit anderen italienischen Musikern die Hofkapelle des Fürstbischofs von Schönborn in Würzburg. Dort weiss man den Universalmusiker zu schätzen, tritt er doch als Oboist und Geiger auf und schreibt für den Hof unkonventionelle Instrumentalmusik. Dabei vermählt er gerne italienische Spielfreude mit kontrapunktischem Raffinement. Dass Handschriften ganzer 28 Cellokonzerte überliefert sind, ist dem Bruder des Fürstbischofs zu verdanken. Rudolf Franz Erwein von Schönborn ist ein begnadeter Amateurcellist und legt auf Schloss Wiesentheid eine der umfangreichsten Sammlungen von Instrumentalmusik des 18. Jahrhunderts an. Die Laute ist Familiensache. Zusammen mit seinen Brüdern Filippo und Girolamo erhält Alessandro Piccinini früh Unterricht beim Vater. Vater und Söhne arbeiten zunächst unter Herzog II. Este in Ferrara und entfalten bemerkenswerte Karrieren. Alessandro gehört bald zu den bestbezahlten Musikern und empfiehlt sich als Lautenist und Komponist, der auch im Instrumentenbau experimentiert. Sein Lebenswerk dokumentiert er 1623 in Intavolatura di liuto et di chitarrone. Statt als Feilscher um Geld und Wein wie in der Korrespondenz mit Kardinal Bentivoglio aufzutreten, stellt sich Piccinini als Pionier und Lehrender dar. Er macht neue Techniken auf dem Chitarrone zugänglich: wie etwa gebundene Tonleitern und Akkordbrechungen zu spielen sind, was die Kreuzbesaitung mit sich bringt. Diesen Anmerkungen lässt er feinsinnig virtuose Stücke folgen. Die Laute hingegen bedenkt Piccinini mit vergleichsweise konservativer Musik. Der Kontrapunkt ist noch der Renaissance verpflichtet, die Toccaten folgen der kleinteiligen Reihenform und gewinnen durch den Kontrast zwischen den Abschnitten. Akkordik und Imitation werden durch Formteile mit Tonleitern und Melodik unterbrochen, bevorzugt in dreizeitigen Metren. Der Vogel ist ein Sinnbild der Freiheit und Grenzüberwindung und befeuert als Motiv die Künste. Antike Darstellungen zeigen die Seele für gewöhnlich in Gestalt eines kleinen Vogels oder Schmetterlings. Auch der Volksglaube schreibt dem Erscheinen der flüchtigen Wesen Bedeutung zu. Pickt ein Vogel ans Fenster oder fliegt sogar ins Haus, so ist ein Sterbefall zu befürchten. Fliegt ein Vogel zur Rechten, so ist dies ein Glückszeichen. Fettet ein Vogel sein Gefieder, so soll es Regen geben. Spätestens seit der Neuzeit wird der Vogel zum Inbegriff erotischer Aktivität. Die zwei schnäbelnden Tauben sind wohl das berühmteste Symbol für Liebende. Deutlicher wird die Darstellung eines Jünglings, der seiner Angebeteten ein Vogelbauer mit einem eingesperrten Vogel schenkt. Er oder sie ist aufgefordert, den Käfig zu öffnen und den Vogel freizulassen. Auch die Arien der italienischen Barockmusik sind dicht bevölkert von Adlern, Schwänen, Nachtigallen und Schwalben. Sie gesellen sich bevorzugt in Form der Blockflöte zur Singstimme und führen einen Dialog über Freud und Leid der Liebe.

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Andrea Stefano Fiorè kürt in Usignolo, che col volo die Nachtigall zur Botin der Qualen. Engelbertas Nachtigall soll zum Geliebten fliegen und ihm von der Treue künden, die «stärker ist als jeder Stamm in diesem Grün». Engelbertas Schmerz schreitet im Dreiertakt voran, getanzt von Singstimme und Blockflöte. Violinen und Bass gehen dabei eigene Wege. Der Bass verfolgt scheinbar ungerührt seine ostinatohafte Formel in die Tiefe, während sich die hohen Streicher im Unisono entfernen. Fiorè ist heute zu Unrecht vergessen: als Erforscher der Instrumentalfarben, als Entdecker von Cello und Blockflöte als Konzertinstrument, als szenisch denkender Komponist für die Theater in Turin und Mailand. Leonardo Vinci, der bedeutendste neapolitanische Opernkomponist, schreckt in Rondinella che dal nido eine kleine Schwalbe aus dem Nest. Sie trägt ihren traurigen Gesang «über Hügel und Täler» und seufzt unter einem «goldenen Dach». Vinci packt die Arie in melancholisches g-Moll, bringt die Bratschen und zweiten Violinen mit gewagten Arpeggien zum Fliegen und stellt das Herzklopfen der Prinzessin Ifigenia mittels gewürzter Chromatik dar. Francesco Gasparini bemüht in Bell’augeletto che vai scherzando ein «anmutiges Vöglein». Es springt beherzt von Zweig zu Zweig und ruft «mich». Das ist Liebe, die den «Tagesanbruch» begrüsst. Das vergnügte Spiel zwischen Singstimme und Flautino findet in der Höhe zwischen Zweigen statt: ohne Basso continuo. Er schweigt szenisch stimmig unten am Erdboden. Surprise: Eine Landpartie ist angesagt. Marquis Francesco Ruspoli unterhält nebst seinem Palast in Rom zwei Landgüter. Auf Vignanello erklingt am Pfingstsonntag 1707 eine Uraufführung Georg Friedrich Händels. Die Kirchenmotette O qualis de coelo ist eines von über 100 Werken, die Händel während seiner stilbildenden Italienjahre schreibt. Für sein Wirken bei Ruspoli winkt kein festes Gehalt, jedoch die Verpflichtung, jede Woche eine weltliche Kantate für die sonntäglichen Konzerte zu erstellen und auf Zuruf auch Kirchenmusik. Corinne Holtz

Die Geigerin und promovierte Musikwissenschafterin ist Autorin für Radio SRF 2 Kultur, schreibt u. a. für NZZ, Du, Hochparterre und ist freiberuflich als Texterin, Moderatorin und Dozentin tätig. Text&Ton www.corinneholtz.ch

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22. JULI* Barockkonzert 2 Mittwoch, 22. Juli 2020, um 20 Uhr, Kirche Ernen Konzerteinführung um 19 Uhr im Tellenhaus Ernen

Giovanni Benedetto Platti 1697–1763 Concerto con violoncello obbligato D-Dur (VIII) Allegro Adagio Allegro Giuseppe Sammartini 1693–1751 Sonate G-Dur op. 8 Nr. 4 für Oboe und Basso continuo Andante Allegro Adagio Minuet Andrea Stefano Fiorè 1686–1732 «Usignolo che col volo» Arie der Engelberta aus der Oper «Engelberta» Alessandro Piccinini 1566–1638 Toccata VI g-Moll Leonardo Vinci 1690–1730 «Rondinella che dal nido» Arie der Ifigenia aus der Oper «Ifigenia in Tauride» ILV 14 Francesco Gasparini 1661–1727 «Bell’augelletto che vai scherzando» Arie der Aurora aus der Oper «L’oracolo del fato» Pause

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Georg Philipp Telemann 1681–1767 Fantasie Nr. 7 E-Dur für Blockflöte TWV 40:8 Alla francese Presto Johann Sebastian Bach 1685–1750 Sonate Nr. 4 e-Moll BWV 528 Bearbeitung für Viola, Oboe d’amore und Continuo Adagio Andante Un poco allegro Georg Friedrich Händel 1685–1759 «O qualis de coelo sonus» HWV 239 Motette für Sopran, zwei Violinen und Continuo

«Aernen Barock» Núria Rial, Sopran | Ada Pesch, Violine | Monika Baer, Violine | Deirdre Dowling, Viola | Catherine Jones, Violoncello | Miriam Shalinsky, Kontrabass | Josep Domènech, Oboe | Benny Aghassi, Blockflöte und Fagott | Luca Quintavalle, Cembalo und Orgel | Mike Fentross, Theorbe und Barockgitarre | Siobhán Armstrong, Harfe

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Ein wildes Treiben bahnt sich an Der Mythos des «ungeliebten» Komponisten verfolgt ihn. Das mag an den vergeblichen Versuchen liegen, Hofkapellmeister am Hof August des Starken in Dresden zu werden. Jan Dismas Zelenka bleibt vielleicht unversöhnt Leiter und Komponist der höfischen Kirchenmusik. Selbstzeugnisse fehlen, dafür spricht Zelenka durch originelle Musik zu uns. Der Böhme führt die Stilpraktiken Italiens, Frankreichs und Deutschlands zusammen und tut dies in Kenntnis dichter Satztechnik und überlegenen Kontrapunkts. Zelenka besetzt seine sechs Triosonaten mit zwei Oboen und Fagott und verweist mit den drei konzertierenden Instrumenten auf die Praxis der französischen Oper. Aernen Barock lässt die Oberstimmen der Sonate Nr. 3 stattdessen von Violine und Oboe spielen. Zelenka wetteifert zwischen den Gattungen Sonata da chiesa und Concerto. Ausserdem fallen lange und fremd anmutende Themen in den schnellen Sätzen auf, und in den langsamen Sätzen regieren ungewöhnliche harmonische Fortschreitungen. Die Lücke zwischen Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach hat einen Namen: Philipp Heinrich Erlebach, der die Residenzstadt Rudolstadt zu einem Zentrum thüringischer Musikpflege macht und in Mitteldeutschland hohes Ansehen geniesst. 1681 wird er «Capelldirector» des Grafen Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt und hinterlässt ein eindrückliches Lebenswerk. Darunter sind 120 Instrumentalmusikkompositionen, mehrere Opern und neben Hunderten Einzelstücken für das Kirchenjahr sechs vollständige Kantatenjahrgänge. Erlebach nutzt dafür auch lokale Quellen. Gräfin Juliane, die Ehefrau seines Brotherrn, macht sich zusammen mit ihrer Schwägerin als Dichterin geistlicher Lieder einen Namen. Für den «Epistel-Jahrgang» 1707 steuert Juliane den Text für die Aria-Kantaten bei. Erlebach knüpft bei Schütz an und entwickelt die Neuschöpfung der «oratorischen Kirchen-Cantata». Er ist der erste mitteldeutsche Komponist nach Johann Philipp Krieger, der nach 1700 opernhafte Gestaltungsmittel in der zyklischen geistlichen Vokalmusik verwendet. Erlebach wird heute gerne mit seiner beliebten Ariensammlung Harmonische Freude musicalischer Freunde (1697) gleichgesetzt und als letzter bedeutender Liedkomponist des 17. Jahrhunderts bezeichnet. Die Verkürzung ist dem verheerenden Feuer auf der Rudolstädter Heidecksburg geschuldet. 1735 brennt auch die Kapellbibliothek und mit ihr der Grossteil von Erlebachs musikalischem Nachlass. Die Musik von Meine Seufzer, meine Klagen und Schweiget ihr Seufzer stammt aus verschollenen Opern, der Text ist neu und Teil der Sammlung für gehobene Hausmusik. Die strophischen Lieder queren frech alle geläufigen National- und Gattungsstile, darunter sind opernhafte Lieder von dramatischer Wucht. So das «con affetto» überschriebene wie Meine Seufzer, meine Klagen, das einem Lamento gleicht. Johann Sebastian Bach kennt die Fülle musikalischer Kultur, die sich im Flickenteppich der Herrschaftsgebiete Mitteldeutschlands entfaltet. Im Entlassungsgesuch an den Kirchenrat in Mühlhausen lobt er den Glanz der Kirchenmusik auf «fast allen Dorfschaften». Ob er auch Rudolstadt einschliesst, ist nicht bezeugt. Später, in Weimar oder in Köthen, entsteht die Kantate Weichet nur, betrübte Schatten. Sie ist für eine Hochzeit 12

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gedacht und neben der Jagdkantate das älteste erhaltene Dokument für Bachs weltliches Kantatenwerk. Hochzeit feiert sich am besten im Wonnemonat Mai, jedenfalls im Frühling, wenn Blumen und Gefühle spriessen. Bach überlässt der Blumengöttin Flora die Eröffnung (im Kanon mit der Oboe). Dann spannt der Sonnengott Phoebus die Pferde an (Bassarie, quasi ostinato) und übergibt an Amor (zweiteilige, violinbegleitete Arie). Zeit, das hohe Paar anzusprechen, die «zwei Seelen», denen Glück zu wünschen ist (Rezitativ), sich künftig in der Liebe zu üben (üppig ausgestaltete Da-capo-Arie mit obligater Oboe). Die keusche Liebe wird vielleicht mittels Gavotte überwunden. Diese Deutung stützt sich auf die Geschichte der Gavotte als ehemals nicht jugendfreien Reihenoder Kreistanzes. Der tanzbesessene Kanoniker Thoineau Arbeau beschreibt die «Gavotes» in seiner berühmten Orchésographie (1589). Kleine Sprünge in der Manier des Haut Barrois, ein Tänzer, der den Kussreigen zwischen Herren und Damen und Damen und Herren eröffnet. Ein wildes Treiben bahnt sich an. Das Vorrecht zu küssen gebührt jedoch nur dem Chef des Festes und nur derjenigen, die er führt. Surprise: Flüchtling, dann Lakai, schliesslich adeliger Truchsess am Hof des Fürsterzbischofs in Salzburg. Heinrich Ignaz Franz Biber steht für eine erfolgreiche Migrationsgeschichte. Nebst Experimentellem (etwa den Rosenkranzsonaten) hinterlässt er auch gefällige Musik. Mensa sonora (1680) ist als Tafelmusik gedacht. «Frisch lautender Geigenklang» regt den Appetit an für ein Menu mit stilübergreifenden Tanzsätzen. In Pars III geben sich im Geiste Bibers die kompositorischen Grossmächte Italien und Frankreich die Hand. Corinne Holtz

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24. JULI* Barockkonzert 3 Freitag, 24. Juli 2020, um 20 Uhr, Kirche Ernen Konzerteinführung um 19 Uhr im Tellenhaus Ernen

Antonín Reichenauer 1694–1730 Konzert B-Dur für Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo Allegro Adagio Allegro Heinrich Ignaz Franz Biber 1644–1704 Pars III aus der «Mensa sonora» Gagliarda (Allegro) Sarabanda Aria Ciacona Sonata (Adagio) Jan Dismas Zelenka 1679–1745 Sonate Nr. 3 für Violine, Oboe, Fagott und Basso continuo B-Dur ZWV 181 Adagio Allegro Largo Tempo giusto Philipp Heinrich Erlebach 1657–1714 «Meine Seufzer, meine Klagen» «Schweiget ihr Seufzer» aus «Harmonische Freude musicalischer Freunde» Pause

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Georg Philipp Telemann 1681–1767 Sonate für Fagott d-Moll TW 41:a6 ursprünglich für Viola da gamba und Basso continuo Largo Allegro Soave Allegro Johann Sebastian Bach 1685–1750 Kantate «Weichet nur, betrübte Schatten» BWV 202 Arie: Weichet nur, betrübte Schatten Rezitativ: Die Welt wird wieder neu Arie: Phoebus eilt mit schnellen Pferden Rezitativ: Drum sucht auch Amor sein Vergnügen Arie: Wenn die Frühlingslüfte streichen Rezitativ: Und dieses ist das Glücke Arie: Sich üben im Lieben Rezitativ: So sei das Bund der keuschen Liebe Gavotte: Sehet in Zufriedenheit

«Aernen Barock» Núria Rial, Sopran | Ada Pesch, Violine | Monika Baer, Violine | Deirdre Dowling, Viola | Catherine Jones, Violoncello | Miriam Shalinsky, Kontrabass | Josep Domènech, Oboe | Benny Aghassi, Fagott | Luca Quintavalle, Cembalo und Orgel | Mike Fentross, Theorbe und Barockgitarre | Siobhán Armstrong, Harfe

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Bankett- und Tafelmusik Latein und Katechismus pauken, dann in der Kurrende singen, um das Schulgeld abzustottern: Diesen Alltag teilen, mit 200 Jahren Unterschied, Martin Luther und Johann Sebastian Bach in der St.-Georgen-Schule in Eisenach. Martin Luther spielt angeblich behende Laute und Flöte und singt mit wohlklingendem Tenor. «Hätte ich Kinder, müssten sie nebst Sprachen und Geschichte auch die Musik mit der ganzen Mathematik lernen», heisst es in Luthers Flugschrift von 1524 an die Ratsherren in ganz Deutschland. Luther fordert nicht weniger, als Musik in der Schulbildung zu verankern und allen Ständen zugänglich zu machen. Bach ist mit Luthers Kirchenliedern aufgewachsen und auch mit derben Studentenliedern, wie sie Luther in Erfurt geschmettert hat. Bach ist auch ein Leser Luthers und verfügt über eine wissenschaftlich-theologische Bibliothek. Luthers Schriften sind mit über 80 Bänden prominent vertreten und tragen Spuren von regem Gebrauch. Luther dichtet gegen 40 eigene Kirchenlieder und benutzt dafür auch bereits geläufige Melodien. Einzig zwei Melodien stammen nachweisbar von Luther: das SanctusLied und der Erstentwurf zu seinem Vaterunserlied. Um 1707, 22 Jahre alt, verdichtet Bach das siebenstrophige Luther-Lied Christ lag in Todesbanden zur Osterkantate BWV 4. Es ist der Auftakt zu erzählerischer Musik. Luthers Lieder und ihre frühaufklärerische Botschaft bleiben dringlich. Sie inspirieren unterschiedliche Gattungen wie etwa die Choralkantaten von 1724/25, das Orgelbüchlein, das Weihnachtsoratorium und die berühmte Kantate zum Reformationsfest Ein feste Burg ist unser Gott. Im Jahrhundert Luthers dominiert die einsätzige Evangelien- oder Choralmotette mit deutschem Text. Dann setzt sich das geistliche Konzert durch, das ebenfalls Bibeltexte und Kirchenlieder enthält. Die Gemeinde soll in einen lebendigen Dialog mit der göttlichen Botschaft treten und nicht mehr in festgefügten Formeln Glaubensbekenntnis oder Choral beantworten. Bach greift in den Arnstädter und Mühlhauser Jahren die noch junge Gattung der mehrteiligen Kantate auf und führt sie in über 200 Werken zum Gipfelpunkt. Bach gesteht der Kunst und der Kirchlichkeit ihre jeweilige Autonomie zu und schafft dadurch Musik höchster Universalität. Aernen Barock lädt mit dem vierten Barockkonzert auf eine Reise durch das Kirchenjahr. Der Reformator Martin Luther und sein emphatischer Interpret Johann Sebastian Bach geben sich die Ehre. Sie verbindet die Überzeugung, dass Musik eine Schöpfungsgabe ist. In den Jahren 1725/26 dürfte Bach einen fähigen Altisten zur Hand gehabt haben. Ganze drei Solokantaten sowie die Arie Wo zwei und drei versammlet sind entstehen in diesem Zeitraum für die weniger bedachte Stimmlage. Eine Woche nach Ostern, zu Quasimodogeniti 1725, findet die Uraufführung der Kantate Am Abend aber desselbigen Sabbats in der Thomaskirche in Leipzig statt. Die Sinfonia ist auffallend aufwendig angelegt und ein Forschungsgegenstand der Bachforschung. Geht das Stück auf ein verschollenes Instrumentalkonzert zurück? Jedenfalls legt es Bach als Gruppenkonzert an, ähnlich den Brandenburgischen Konzerten. Der 16

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Satzbeginn täuscht die Erwartung: Das Streicherritornell endet bereits wieder beim Einsatz von Oboen und Fagott, dann führt Bach die beiden Chöre (Streicher und Holzbläser) konzertierend nebeneinander. Daraus lösen sich schliesslich Einzelstimmen. Zuletzt, als sechstes Instrument, tritt die Viola auf und führt zum ausdrucksstarken Adagio-Schluss. Der Textvortrag beginnt mit einem Tenorrezitativ, dann übernimmt der Alt mit dem Jesus-Wort aus dem Matthäusevangelium. Die Arie Wo zwei und drei versammlet sind ist Adagio überschrieben, mit einem instrumentalen Orgelpunkt-Abschnitt einsetzend. Die Solostimme feiert Jesus’ Anwesenheit in der Versammlung mit einem figurenreichen Part. Die Kantate Geist und Seele wird verwirret BWV 35 ist auch ein Orgelkonzert. Bach setzt das Instrument durchgehend solistisch ein und schafft damit eine einzigartige Situation. Die Orgel spielt in der Regel unbegleitet, während für das konzertierende Spiel das Cembalo zum Einsatz kommt. Für die Wahl der Orgel spricht hier die Nähe zur Klangfarbe der Oboen und die Verbindung zur dunklen Stimme eines Alts. Die einleitenden Sinfonias der zweiteiligen Kantate sind in der Partitur als Reinschrift überliefert. Denkbar ist, dass die Musik eine Vorgeschichte als Solokonzert hat und auf eine abgebrochene Bearbeitung als Cembalokonzert BWV 1059 zurückgeht. Surprise: Er führt die «drei grossen Sch» der Musikgeschichte an: Johann Hermann Schein (Leipzig), neben Samuel Scheidt (Halle) und Heinrich Schütz (Dresden), mit dem er lebenslang befreundet ist. Als Thomaskantor wie Bach schreibt Schein auch weltliche Musik. So finden seine Suiten für Instrumentalensemble 1617 Eingang in die Sammlung Banchetto musicale. Der Komponist wagt sich auch als Dichter aus der Deckung und veröffentlicht Liedersammlungen mit verheissungsvollen Titeln wie Venus-Kräntzlein und Studenten-Schmaus. Corinne Holtz

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28. JULI* Barockkonzert 4 Dienstag, 28. Juli 2020, um 20 Uhr, Kirche Ernen Konzerteinführung um 19 Uhr im Tellenhaus Ernen

Choral «Komm, heiliger Geist, Herre Gott» – Pfingsten Text und Melodie von Martin Luther 1483–1546 Heinrich Ignaz Franz Biber 1644–1704 Balletti lamentabili a 4 d-Moll Sonata – Allemanda Choral «Nun komm, der Heiden Heiland» – Advent Text und Melodie von Martin Luther Johann Hermann Schein 1586–1630 Padouana und Allemande F-Dur aus dem «Banchetto musicale Suite XIX» Choral «Vom Himmel hoch, da komm ich her» – Weihnachten Text und Melodie von Martin Luther 1483–1546 Heinrich Ignaz Franz Biber Balletti lamentabili a 4 d-Moll Sarabande – Gavotte – Lamenti (Adagio) Choral «Mit Fried und Freud ich fahr dahin» – Mariä Reinigung Text und Melodie von Martin Luther Johann Sebastian Bach 1685–1750 Sarabande aus der Suite d-Moll für Violoncello BWV 1008 Bearbeitung für Theorbe von Mike Fentross Choral «Christ lag in Todesbanden» – Ostern Text und Melodie von Martin Luther Johann Sebastian Bach Sinfonie und Arie «Wo zwei und drei versammlet sind» aus der Kantate «Am Abend aber desselbigen Sabbats» BWV 42 Pause

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Johann Sebastian Bach Kantate «Geist und Seele wird verwirret» BWV 35 Sinfonia Arie: «Geist und Seele wird verwirret» Rezitativ: «Ich wundre mich» Arie: «Gott hat alles wohlgemacht» Sinfonia Rezitativ: «Ach, starker Gott» Arie: «Ich wünsche nur bei Gott zu leben»

«Aernen Barock» Alex Potter, Countertenor | Ada Pesch, Violine | Monika Baer, Violine | Deirdre Dowling, Viola | Catherine Jones, Violoncello | Miriam Shalinsky, Kontrabass | Josep Domènech, Oboe | Georg Fritz, Oboe | Janine Jonker, Oboe | Benny Aghassi, Blockflöte und Fagott | Laurence Cummings, Cembalo und Orgel | Mike Fentross, Theorbe und Barockgitarre

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Opernwettstreit in London Für gute Anekdoten sind wir empfänglich. Georg Friedrich Händel soll als siebzehnjähriger in Berlin eine chromatisch gespickte Kantate von Giovanni Bononcini ab Blatt gespielt und damit die Eifersucht des berühmten Italieners geweckt haben. Mit Arcangelo Corelli, dem furiosen Geiger und Orchesterleiter, soll sich in Rom der Streit an einer französischen Ouvertüre entzündet haben, vielleicht an der Einleitung der Oratorien Il Trionfo del Tempo oder La Resurrezione. Händel entreisst Corelli die Geige und spielt dem Italiener vielleicht französisch gepfefferte Punktierungen vor. Urheber dieser Räubergeschichten ist der Theologe John Mainwaring in seiner Händel-Monographie von 1760. Die Informationen über Händels Leben vor seiner Ankunft in England stammen vermutlich von Händel selbst und werden anschliessend vom schreibgewandten Mainwaring in Szene gesetzt. Händel lernt den eine Generation älteren Corelli während seines ersten Aufenthalts in Rom (1706–1708) kennen. Corelli zieht als Konzertmeister mit seinem glänzenden Orchester durch die Paläste und Kirchen der heiligen Stadt. Mit Händel an der Spitze bringt er fast alle seiner Kantaten und Oratorien zur Uraufführung. Corellis Rang als Virtuose im Dienst des Kardinals Ottoboni ist einmalig. Er bezieht ohne Auflagen ein stattliches Monatsgehalt und verfügt über eine grosszügige Wohnung im Palazzo seines Mäzens. Die Kantate Splenda l’alba in Oriente entsteht in der bewegten Zeit zwischen 1711 und 1713. Händel ist Hofkapellmeister in Hannover, als er 1711 seinen Ruhm in London mit der Premiere von Rinaldo im Queen’s Theatre begründet. Händel konzipiert seine italienischen Kantaten mit sicherem Gespür für die spätere Verwendung im Musiktheater. Splenda l’alba in Oriente ist Oper ohne Bühnenbild. Das lyrische Ich, eine Altstimme, feiert im Einverständnis mit Flöte und Oboe die Tugend. Sie geht über Himmel und Sterne hinaus. 20 Jahre später greift Händel auf diesen Stoff zurück und entfaltet ihn zum Stimmenfest in der Kantate Cecilia, volgi un sguardo für Sopran und Tenor. Das Schaufenster für eine der berühmtesten Sängerinnen um Händel, die Primadonna Anna Maria Strada del Pò, erleben wir mit Aernen Barock in seiner Urgestalt. Opus 5 von Corelli ist ein Paukenschlag der Musikgeschichte. 1700 veröffentlicht der in England kultisch verehrte Komponist 12 Sonate a violino e violone o cimbalo. Corelli bezeichnet die Musik ausdrücklich als Duosonaten für Violine und Violone, wobei das Violone auch durch das Cembalo ersetzt werden kann. Sofort lassen geschäftstüchtige Verleger Bearbeitungen mit Verzierungen und Ausgaben für andere Melodieinstrumente, darunter sogar für Orchester, anfertigen. 1710 gibt der Herausgeber der zwölf langsamen verzierten Sätze damit an, die «Fantasien» stammten von Corelli selber. Opus 5 weist in die Zukunft. Corelli legt die Sammlung zyklisch an, verschmilzt die Gattungen Kirchen- und Kammersonate, verankert das moderne Violinspiel etwa in Passagen mit Doppelgriffen und beschliesst die Sammlung wie schon in 20

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Opus 2 mit einem Variationensatz: hier über die populäre Aria della Foglia di Spagna. Nr. 4 F-Dur ist eine virtuose Interpretation der Kirchensonate: fünfsätzig, mit einem auf Imitation und Doppelgriffen bauenden zweiten Satz (Allegro) und besonders ausdrucksstarker Stimmführung der Bassstimme im vierten Satz (Adagio). Nicola Antonio Porpora, als Gesangslehrer und Opernkomponist gerühmt, kommt 1733 nach London und wird Bononcini ähnlich zum Gegenspieler Händels aufgebaut. Bononcini arbeitet an der Royal Academy of Music als Komponist und Cellist, während Händel ihr musikalischer Direktor ist. Ihre jeweiligen Parteigänger fachen ein Feuer der Konkurrenz an, das 1721 in der glücklosen Gemeinschaftsoper Muzio Scevola gipfelt. Porpora wirkt knappe vier Jahre als Direktor an der Opera of the Nobility und damit als Repräsentant des Adels. Händel hingegen führt mit der Akademie ein als Aktiengesellschaft organisiertes Unternehmen. Auf Porporas Sensation Arianna in Nasso lässt Händel drei Wochen später seine Arianna in Creta folgen. Porpora seinerseits greift Händels Serenata Aci, Galatea e Polifemo auf und plaziert den Stoff 1735 in der Oper Polifemo. Die Partie des Hirten Aci schreibt Porpora seinem glitzerndsten Schüler in die Kehle: dem Kastraten Farinelli. In der traumversunkenen Arie Alto Giove dankt Aci Zeus für die Gabe der Unsterblichkeit. Als Flussgott wird er die geliebte Galatea auf immer umarmen können. Surprise: Preussische Grausamkeit schreckt ab. Um 1697 quittiert der Hofmusiker Johann Christoph Pepusch den Dienst unter Kurfürst Friedrich III. Grund dafür sei die Exekution eines ungehorsamen Offiziers, die Pepusch mitverfolgen musste. In London heiratet der Komponist der Beggar’s Opera die führende englische Sängerin, die der italienischen Musik zum Durchbruch verhilft: Francesca Margherita de L’Epine. Händel schätzt ihren Mezzosopran und besetzt mit ihr Rollen wie Goffredo (Rinaldo), Eurilla (Il pastor fido), Agilea (Teseo) und zuletzt Polissena (Radamisto). Corinne Holtz

Barock

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30. JULI* Barockkonzert 5 Donnerstag, 30. Juli 2020, um 20 Uhr, Kirche Ernen Konzerteinführung um 19 Uhr im Tellenhaus Ernen Händel: Freunde und Feinde Georg Friedrich Händel 1685–1759 Kantate «Splenda l’alba in Oriente» HWV 166 Arcangelo Corelli 1653–1713 Sonate für Violine op. 5 Nr. 4 F-Dur Adagio – Allegro Vivace Adagio Allegro Georg Friedrich Händel «O Lord, whose mercies numberless o’er all thy works prevail» Arie aus dem Oratorium «Saul» HWV 53 Georg Philipp Telemann 1681–1767 Triosonate e-Moll für Oboe, Blockflöte und Basso continuo TWV 42:e6 Affettuoso Allegro Grave Allegro Nicola Antonio Porpora 1686–1768 «Alto Giove» Arie des Aci aus dem musikalischen Melodram «Polifemo» Pause

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Barock


Johann Christoph Pepusch 1667–1752 Concerto a 5 für Oboe, Streicher und Basso continuo Adagio Allegro Adagio Allegro Giovanni Bononcini 1670–1747 Kantate «Già la stagion d’amore» für Alt und Basso continuo B-Dur Francesco Geminiani 1687–1762 Concerto grosso e-Moll op. 3 Nr. 3 Andante Adagio Allegro Adagio Allegro Georg Friedrich Händel «Venti, turbini, prestate» Arie des Rinaldo aus der Oper «Rinaldo» HWV 7

«Aernen Barock» Alex Potter, Countertenor | Ada Pesch, Violine | Monika Baer, Violine | Deirdre Dowling, Viola | Catherine Jones, Violoncello | Miriam Shalinsky, Kontrabass | Josep Domènech, Oboe | Benny Aghassi, Blockflöte und Fagott | Laurence Cummings, Cembalo und Orgel | Mike Fentross, Theorbe und Barockgitarre | Siobhán Armstrong, Harfe

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Benny Aghassi Blockflöte und Fagott

Siobhán Armstrong Harfe

Benny Aghassi, 1978 in Israel geboren,

Siobhán Armstrong spielt mit nachge-

begann seine Ausbildung an der Blockflöte bei Bracha Kol. Bereits während

bauten Harfen aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock. Sie musi-

seiner Ausbildung an der Rubin Academy of Music in Jerusalem gewann

ziert mit einigen der renommiertesten Ensembles für alte Musik Europas, u. a.

er mehrere Preise, u. a. am Woodwind Concerto Competition und Wettbewerb

Les Arts Florissants, Early Opera Company sowie der Akademie für Alte Musik

für alte Musik. Seinen Bachelor schloss er am Königlichen Konservatorium in

Berlin, mit der sie viele CD-Aufnahmen eingespielt hat. Sie tritt auch mit einigen

Den Haag ab, wo er bei Sébastian Marq Blockflöte und bei Donna Agrell Barockund klassisches Fagott studierte. Seinen Masterabschluss machte er bei Heiko ter Schegget am Konservatorium in Ut-

der interessantesten Musiker in ihrer Heimat Irland auf. Sie begleitet mit Vorliebe Singstimmen, und zwar von gregorianischen Choralgesängen über mehrstimmige Gesangswerke bis hin zu irischen Sean-

recht. 2005 gewann er zwei erste Preise beim Aviv-Wettbewerb in Tel Aviv. Benny

nós-Gesängen und barocken Opern und Kammermusik. Sie ist Begründerin und

Aghassi lebt in Den Haag und unterrichtet am Amsterdamer Konservatorium sowie

Leiterin der Historical Harp Society of Ireland, einer Gesellschaft, die die interna-

an der Musikhochschule in Bremen historische Aufführungspraxis für Fagott.

tionale Wiederentdeckung der altirischen Harfe leitet. Siobhán Armstrong gibt Vor-

Er spielt regelmässig mit verschiedenen Orchestern zusammen, u. a. mit dem Frei-

lesungen und unterrichtet Instrumentalistinnen, Sänger und Kammermusike-

burger Barockorchester, mit dem Orchestra of the 18th Century, mit der Academy of Ancient Music, mit der Netherlands Bach

rinnen in verschiedenen Hochschulen für Musik und Universitäten. Zurzeit ist sie an einer Dissertation über die historische

Society, mit den B’Rock und mit Les Musiciens du Prince. Gemeinsam mit diesen

Aufführungspraxis der altirischen Harfe an der Middlesex University, London. Die

Ensembles hat er zahlreiche erfolgreiche CDs veröffentlicht.

neueste CD ihres Ensembles The Irish Consort «Music, Ireland and the Sixteenth Century» ist im März 2018 erschienen und ist der allererste Versuch, die Klangwelt Irlands vor 1600 zu präsentieren.

Barock

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Monika Baer Violine

Monika Baer stammt aus Zürich und

Der Dirigent und Cembalist Laurence

studierte an der Musikhochschule Genf (Lehr- und Solistendiplom für Violine) so-

Cummings stammt aus Grossbritannien und zählt zu den interessantesten

wie Kammermusik in Basel. Es folgten Jahre intensiver Auseinandersetzung

und vielseitigsten Protagonisten der historischen Aufführungspraxis. Sein

mit alter Musik, die sie unter anderem an die Hochschule für Musik in Dres-

Studium an der Universität Oxford, an der er Organ Scholar am Christ Church

den zu John Holloway führte. Von 1999 bis 2004 arbeitete sie als Konzertmeis-

College war, schloss er mit Auszeichnung ab. Cummings wurde 1996 zum Leiter für

terin des Kammerorchesters Basel im engen Austausch mit Dirigenten wie

historische Aufführungspraxis an der Royal Academy of Music ernannt und

Christopher Hogwood, Philippe Herreweghe und Giovanni Antonini. Seit 1995 spielt Monika Baer als Zuzügerin in der

ist Kurator des Londoner Handel House. Seit 1999 ist Laurence Cummings musikalischer Leiter des London Händel

Philharmonia Zürich an der Oper und ist Gründungsmitglied sowie seit 2014

Festival und seit 2012 künstlerischer Leiter der Händel-Festspiele Göttingen.

Konzertmeisterin des dortigen Barockorchesters La Scintilla, das regelmässig mit

An bedeutenden Spielstätten wie der English National Opera, den Opernhäu-

Persönlichkeiten wie Marc Minkowski, William Christie und Cecilia Bartoli zu-

sern Göteborg und Garsington und auch dem Glyndebourne Festival übernahm er

sammenarbeitet. Als Kammermusikerin setzt sie sich ebenso für barocke Raritä-

die musikalische Leitung von Opernproduktionen. Laurence Cummings steht

ten wie für moderne Musik ein und hat diverse Studio- und Liveaufnahmen unter anderem für das Label ECM gemacht.

regelmässig am Pult von The English Concert und The Orchestra of the Age of Enlightenment und dirigiert verschie-

2018 übernahm sie zusammen mit Renate Steinmann die Leitung des Zürcher Barockorchesters. Monika Baer ist Dozentin für Barockvioline und Kammermusik

dene Orchester in ganz Europa und den USA. Zu seinen zahlreichen Einspielungen zählen CDs mit Musik für Cembalo solo, darunter Kompositionen von Louis

an der Zürcher Hochschule der Künste sowie geschätzte Gesprächspartnerin in

und François Couperin.

der Radiosendung «Diskothek» von Radio SRF 2 Kultur.

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Laurence Cummings Cembalo und Orgel

Barock


Josep Domènech Lafont Oboe

Deirdre Dowling Theorbe und Barockgitarre

Josep Domènech Lafont absolvierte seine

Die gebürtige Australierin Deirdre Dow-

Grundausbildung in seiner katalanischen Heimatstadt Amposta und zog dann nach

ling lebt seit 2001 in Europa, wo sie nach einem Masterstudium mit Spezialisie-

Barcelona, um sein Studium bei Josep Julià am Conservatori Superior de Barcelo-

rung in barocker und klassischer Viola am Königlichen Konservatorium Den

na fortzusetzen. Josep Domènech Lafont ist Absolvent der Musikakademie Basel

Haag als gefragte Kammer- und Orchestermusikerin arbeitet. Sie ist Stimmfüh-

und studierte auch am Conservatorium van Amsterdam, wo er sein Studium bei

rerin des Amsterdam Baroque Orchestra unter der Leitung von Ton Koopman und

Alfredo Bernardini abschloss. Er trat mit den bedeutendsten historischen Orchestern auf, so mit Les Talens Lyriques, mit dem Bach Collegium Japan, mit Il Giardino Armonico, dem Balthasar Neumann

des Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe. Als Gast tritt sie regelmässig als Stimmführerin der Bratschen mit dem Orchester La Scintilla der Oper Zürich und bei Il Complesso Barocco auf.

Ensemble, mit Europa Galante, dem Orchestre révolutionnaire et romantique

Des weiteren spielt sie mit Les Arts Florissants unter der Leitung von William

und dem Concert des Nations. 2008 wurde er erster Oboist des Concerto Köln. Der

Christie, bei Concerto Köln, mit den Musiciens du Louvre-Grenoble unter

Künstler arbeitet mit vielen bedeutenden Musikern zusammen, darunter Masaaki

der Leitung von Marc Minkowski sowie im Orchester des 18. Jahrhunderts. Deir-

Suzuki, Sir John Eliot Gardiner, Fabio Biondi, Giovanni Antonini und Jordi Sa-

dre Dowling ist auch eine passionierte Kammermusikerin. Mit ihrem Streich-

vall. Am Conservatoire à rayonnement régional de Toulouse unterrichtet er historische Oboe und bietet regelmässig

quartett Edding, das auf historischen Instrumenten musiziert, tritt sie regelmässig in allen Ländern Europas auf. Ein

an Festivals und Konservatorien in ganz Europa Meisterkurse und Seminare an.

exklusiver Plattenvertrag mit Fuga Libera widmet sich der Erforschung des Streichquartettrepertoires der Frühromantik. Als Kammermusikerin ist sie den Ensembles Ausonia, Harmonie Universelle sowie Il Gardellino fest verbunden.

Barock

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Mike Fentross Theorbe und Barockgitarre

Catherine Jones Violoncello

Der Dirigent und Lautenist Mike Fen-

Catherine Jones machte ihr Barockcel-

tross hat sich als Spezialist für alte Musik einen Namen gemacht. Er wirkt in ganz

lodiplom in Den Haag bei Jaap ter Linden. Sie arbeitet oft mit international

Europa als Dirigent, Solist und Bassocontinuo-Spieler und ist Professor für

bekannten Ensembles zusammen, so dem Amsterdam Baroque Orchestra,

Laute und Basso continuo am Königlichen Konservatorium Den Haag. 1988

der Academy of Ancient Music und dem Concerto Copenhagen. Als Solocellistin

schloss Mike Fentross sein Studium am Königlichen Konservatorium Den Haag

spielte sie mit Il Complesso Barocco unter der Leitung von Alan Curtis für die

ab, wo er beim Lautenpionier Toyohiko Satoh studierte. 1994 gewann er den Van Wassenaer Concours in Amsterdam, und 1999 spielte er seine erste CD, «Chitarrone Virtuosi», mit Sololaute ein. Er spielte

Deutsche Grammophon ein erfolgreiches Album ein und trat als Solistin mit Franz Brüggen und The Orchestra of the 18th Century am Utrecht Early Music Festival auf. Weiter trat sie als Solistin am Festi-

Kammermusik mit renommierten Musikern wie Yo-Yo Ma, Ton Koopman, Janine

val of Cremona mit Il Complesso Barocco auf und nahm für die deutsche Harmonia

Jansen, Marion Verbruggen, Sonia Prina, Maria Bajo, Wilbert Hazelzet, Bruce Di-

Mundi mit der gleichen Gruppe das Cellokonzert von Leonardo Leo auf. Ihre erste

ckey, Lucy van Dael, Andrew Lawrence King, Marta Almajano, Eduardo López

Solo-CD mit Cellosonaten von Boccherini wurde 2014 von Sony DHM herausgege-

Banzo, Skip Sempe und Gerard Lesne. Mike Fentross machte über 75 CD-Auf-

ben und erhielt 5-Sterne-Bewertungen. 2017 spielte sie Fiorenzas Cellokonzert

nahmen. Als Dirigent debütierte er 1999 mit «La Dafne» von Marco da Gagliano in einer Produktion der Nieuwe Opera

für ABC Classics in Australien ein. Regelmässig arbeitet Catherine Jones mit den bedeutenden internationalen Künst-

Academie in Amsterdam. 2009 dirigierte er erstmals im grossen Saal des Amsterdam Concertgebouw, zudem war er im gleichen Jahr musikalischer Leiter der

lern William Carter und Enrico Baiano zusammen. Sie ist Gastprofessorin am Königlichen Konservatorium Den Haag und unterrichtet Meisterklassen an der

Granida-Produktion, die in Anwesenheit von Königin Beatrix aufgeführt wurde.

Novia University in Finnland, der Austria Barock Akademie, am Forum Alte Musik und an den Corsi di Musica Antica ILMA in Italien. Zudem ist sie Professorin für Barockvioloncello am «Felice Dall’Abaco»-Konservatorium in Verona

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Barock

und der Civica Scuola di Musica Claudio Abbado in Mailand.


Ada Pesch Violine

Alex Potter Countertenor

Ada Pesch ist seit 1990 erste Konzert-

Alex Potter ist ein gefragter Interpret für

meisterin der Philharmonia Zürich (vormals Orchester der Oper Zürich).

die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, seine Engagements führen ihn auf die

Im Alter von sechs Jahren begann sie mit dem Violinunterricht. Sie studierte

Bühnen in ganz Europa. Er arbeitet mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Tho-

u. a. bei Josef Gingold an der University of Indiana und nahm an Meisterklassen

mas Hengelbrock, Lars Ulrik Mortensen, Frieder Bernius, Jordi Savall, Roland Wil-

von Arthur Grumiaux und György Seb k teil. Mit 22 Jahren kam Ada Pesch nach

son, Rudolf Lutz und Jos van Veldhoven. Neben zahlreichen Aufführungen von

Deutschland und wurde erste Konzertmeisterin bei den Hofer Symphonikern. Mit Mitgliedern der Philharmonia Zürich hat Ada Pesch 1996 das Orchestra La Scintilla gegründet, das sich ganz auf

Werken bekannter Komponisten wie Bach und Händel gilt sein besonderes

historische Instrumente spezialisiert hat und zusammen mit Pionieren wie Niko-

als Chorknabe an der Southwark Cathedral in London. Er war Choral Scholar am

laus Harnoncourt, William Christie und Marc Minkowski die historische Auffüh-

New College der Universität Oxford und absolvierte zeitgleich ein Studium der

rungspraxis pflegt. Unter der Leitung von Ada Pesch begleitete das Orchestra

Musikwissenschaft. Im Anschluss daran ergänzte er seine Ausbildung im Bereich

La Scintilla Cecilia Bartoli auf Nordamerika- und Europatourneen. Ihre CD und

alter Musik bei Gerd Türk an der Schola Cantorum in Basel. Bemerkenswerte

DVD «Maria» hat Cecilia Bartoli mit La Scintilla unter der Leitung von Ada Pesch eingespielt. 2016 hat sie Cecilia Bartoli

Engagements in letzter Zeit waren Bachs h-Moll-Messe mit dem Concertgebouw Orchestra in Amsterdam unter Philippe

bei der Gründung des Barockorchesters Les Musiciens du Prince künstlerisch

Herreweghe, ein Solokonzert am Musikfest Bremen mit Werken von Telemann, ein Auftritt mit Monodien von Caccini und Cavalieri beim Eröffnungsfestival

unterstützt. Seit 2004 leitet sie das von ihr gegründete Barockfestival in Ernen.

Interesse dem Aufspüren des weniger bekannten Repertoires. Die musikalische Laufbahn Potters begann bereits

der Elbphilharmonie in Hamburg und «Abraham and Isaac» von Benjamin Britten, zusammen mit dem Tenor Thomas Hobbs in Vancouver, Kanada. Er ist auf zahlreichen CD-Einspielungen zu hören. Eine neue Soloaufnahme mit Werken von Telemann ist bei CPO erschienen. 29


Núria Rial Sopran

Núria Rial studierte Gesang und Klavier in

hat sich so einen Namen gemacht. Núria

ihrem Heimatland Katalonien. Sie wechselte nach Basel in die Klasse von Kurt

Rial hat zahlreiche CDs für verschiedene Labels aufgenommen. Seit Januar 2009 ist

Widmer, machte 2003 ihren Abschluss und gewann den Helvetia Patria Jeunesse

sie Exklusivkünstlerin bei Sony Classical/ BMG Masterworks. Ihre jüngsten Aufnah-

in Luzern für ihre herausragenden Fähigkeiten als Sängerin. Ihre feine, klare Stim-

men sind die Duett-CD Sacred Duets mit Valer Sabadus und dem Kammerorches-

me, das weich schwingende Timbre, Musikalität und Ausdrucksstärke öffneten

ter Basel sowie Baroque Twitter, eine Aufnahme mit Maurice Steger.

ihr auf internationaler Ebene rasch die Türen. Als Konzertsängerin arbeitet sie mit Dirigenten wie Iván Fischer, Sir John Eliot Gardiner, Paul Goodwin, Trevor Pinnock, Howard Griffiths, Teodor Currentzis, Gustav Leonhardt, René Jacobs, Neville Marriner, Thomas Hengelbrock und Laurence Cummings. Dabei wird sie von Spitzenensembles wie Concerto Köln, The English Concert, Kammerorchester Basel, Collegium 1704, Il Giardino armonico, Les Musiciens du Louvre, Elbipolis Barockorchester, Festival Lucerne Strings, La Cetra Basel und L’Arpeggiata begleitet. Neben ihrer Konzerttätigkeit ist Núria Rial auch immer wieder auf der Opernbühne zu erleben, u. a. an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin sowie am Grand Théâtre in Genf. Núria Rial hat sich viel mit Barockmusik und historischer Aufführungspraxis beschäftigt und

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Barock


Luca Quintavalle Cembalo und Orgel

Miriam Shalinsky Kontrabass

Luca Quintavalle spielt mit verschiede-

Die gebürtige Kanadierin Miriam Shalin-

nen Orchestern zusammen, u. a. mit Les Musiciens du Prince, Concerto Köln, Les

sky lebt seit 1985 in Deutschland. Ihr Plan, sich der phantastischen Welt der Opern-

Talens Lyriques, Balthasar Neumann Ensemble, Harmonie Universelle, En-

musik zu widmen, änderte sich, als sie sich in die besondere Musiksprache und

semble Resonanz. Er trat in einigen der grössten deutschen Konzertsäle Euro-

-farbe der historischen Instrumente verliebte. Immer noch fasziniert von den

pas sowie in Israel, in Istanbul, in den USA, in Japan und in Russland auf. Seit

neuen Klängen, die in der zeitgenössischen Musik zu entdecken sind, hat sie

Februar 2017 spielt er regelmässig mit Cecilia Bartoli (Rossinis «La Ceneren-

mit ihrer freiberuflichen Tätigkeit viele

tola» und Vivaldi-Europatour 2017 und 2018 sowie Rossinis «L’Italiana in Algeri» bei den Salzburger Festspielen 2018)

Gelegenheiten, die Fülle der verschiedenen Musikwelten zu erleben. Im In- und Ausland musiziert sie mit renommierten Ensembles, darunter das Collegium Voca-

zusammen. Er nimmt für Labels wie die Deutsche Harmonia Mundi, Deutsche

le Gent, Thürmchen Ensemble Köln, das Freiburger Barockorchester, das Ricercar

Grammophon, Hyperion, Capriccio, Onyx, Pan Classics, Brilliant Classic,

Consort, das Orchestre des Champs-Elysées, die Akademie für Alte Musik Berlin

Hänssler Classics und Hyperion auf. Er war Dozent an der Hochschule für Musik

und das Collegium 1704 Prag. Von 2008 bis 2010 war Miriam Shalinsky Dozentin

und Tanz Köln, und seit dem Sommersemester 2017 ist er Dozent an der Essener

für historische Bassinstrumente an der Königlichen Hochschule für Musik in

Folkwang-Universität der Künste. Luca Quintavalle studierte Klavier bei Ernesto Esposito und Cembalo bei Giovanni

Kopenhagen, Dänemark. Sie geniesst es, mit grossartigen Kollegen wie Dorothee Mields, Kristian Bezuidenhout, Philippe

Togni in Como und Christian Rieger an der Essener Folkwang Musikhochschule. 2007 gewann er beim Basso-ContinuoWettbewerb «G. Gambi» in Pesaro den

Herreweghe, Václav Luks, Hans-Christoph Rademann, Philippe Pierlot, Simon Rattle und dem Salagon Quartett zu arbeiten.

ersten Preis.

Barock

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