3 minute read

Onkologische Kosmetik APEO

Schutzengel für die Haut

APEO: Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen moderner Tumortherapien Pilotprojekt Bozen – Interview mit APEO-Präsidentin, Dr. Carolina Redaelli

Advertisement

Die Arme vor der Brust verschränkt, die Hände versteckt in den Achselhöhlen. Elena schämt sich, ihre Hände zu zeigen. Mit Beginn ihrer Chemotherapie haben sich die Fingernägel braun verfärbt, die Oberfläche ist spröde und aufgesprungen. Anneliese hingegen verlässt das Haus nur noch für Arzttermine. Ihre Fußnägel sind seit Beginn der Therapie so dünn geworden, dass die Reibung mit Strümpfen und Schuhen zu schmerzhaften, eitrigen Entzündungen geführt hat. Nebenwirkungen der modernen TargetTumortherapien. Seit 2014 bildet APEO in Mailand Kosmetikerinnen aus, die in diesen Fällen spezifisch Hilfe leisten können. Und mehr noch: vorbeugend eingreifen können.

Dr. Carolina Redaelli, Fachärztin für Chirurgie und ästhetische Medizin, ist Präsidentin der Vereinigung für onkologische Kosmetik, APEO. Seit 2014 bildet APEO Kosmetikerinnen aus, die spezifische Behandlungen für Krebskranke anbieten. Die neuen Therapien gegen Krebs greifen immer besser, aber sie können auch Veränderungen der Nägel, Hautausschläge u. a. m. zur Folge haben, Nebenwirkungen, die sehr belastend sein können.

In der Krebsbehandlung ist neben der Therapie auch die Lebensqualität ein wichtiger Faktor. Die Therapien werden immer zielgerichteter, individuell auf die Patienten eingestellt und wirken immer besser, aber sie haben auch Nebenwirkungen...

Dr. Carolina Redaelli: Ja, und hier greift unsere Initiative, entwickelt 2014 in Zusammenarbeit mit Dr. Umberto Veronesi und dem Europäischen Tumorinstitut in Mailand. Krebspatienten sind sehr delikat und auch eine kosmetische Behandlung muss entsprechend auf sie zugeschnitten werden. Es handelt sich hier nicht um reine Kosmetik. Die therapiebedingten Hautveränderungen können so beeinträchtigend sein, dass eine Unterbrechung der Therapie erforderlich ist. Dem kann man vorbeugen!

Diese Nebenwirkungen der Behandlungen betreffen Hände, Füße und das Gesicht der Patienten?

Dr. Carolina Redaelli: Hauptsächlich. Die Hände und das Gesicht sind jene Körperteile, mit denen wir kommunizieren und in Kontakt treten mit unserer Umwelt. Ein Ausschlag im Gesicht, verfärbte Nägel, die zudem schmerzen, werden als entstellend empfunden. Die Patienten schämen sich, fühlen sich unsicher und ziehen sich noch mehr von ihrer Umwelt zurück. Der Leidensdruck kann aber wie gesagt auch so stark werden, dass die Therapie unterbrochen werden muss. Im Tumorinstitut in Mailand werden die Patienten und ich sage bewusst Patienten und nicht Patientinnen, weil natürlich auch Männer unter diesen Nebenwirkungen leiden, bereits zu Therapiebeginn nach APEO-Kriterien behandelt. Die Schwierigkeit besteht dann darin, am Heimatort eine solche Behandlung zu finden.

Ihre Kurse richten sich an bereits ausgebildete Kosmetikerinnen mit Berufserfahrung.

Dr. Carolina Redaelli: Das Profil der Kandidaten und ihre Professionalität sind uns sehr wichtig. Der Kurs dauert sechs Monate und umfasst 120 Stunden, aufgeteilt auf 15 Kurstage. Die Teilnehmerinnen werden in die Welt der Onkologie eingeführt und lernen besondere Verfahren, die es im Umgang mit diesen Läsionen braucht. Aber auch nach erfolgter Prüfung unterliegen sie einem strengen Protokoll und müssen pro Jahr an einer Weiterbildungsveranstaltung und einem wissenschaftlichen Kongress teilnehmen, um der Zertifizierung CEPAS zu entsprechen. CEPAS ist eine unabhängige Institution, die Jahr für Jahr den Standard der APEO Kosmetikerinnen prüft.

Wie viele Kosmetikerinnen sind von APEO seit 2014 bereits ausgebildet worden?

Dr. Carolina Redaelli: Mehr als 500 in ganz Italien, und tätig in mehr als dreißig Krankenhäusern.

Geht es mehr um die Anwendung bestimmter Produkte oder um bestimmte Verfahren?

Dr. Carolina Redaelli: APEO Kosmetikerinnen wenden vor allen Dingen besondere Verfahren an. Das heißt zum Beispiel, ein besonderer Schnitt der Fingernägel, ein besonderes Verfahren des Peelings der Gesichtshaut etc. Natürlich ist auch besondere Vorsicht bei der Verwendung von Produkten angesagt. Die neuen Target-Therapien beeinflussen in besonderem Maße das Hautwachstum. Es geht bei unseren Therapien nicht um Schminke oder Perücke, sondern darum, dass sich der Patient buchstäblich in seiner Haut wohl fühlen kann und seine Therapie fortsetzen kann. Unsere Kosmetikerinnen sind eine Art Schutzengel, der den Patienten in dieser schwierigen Lebensphase zur Seite steht. Und dementsprechend arbeiten APEO-Kosmetikerinnen mit einer besonderen Motivation und Einfühlungsgabe. •

Im Bezirk Bozen startet im Frühjahr ein Pilotprojekt mit einer ausgebildeten APEO-Kosmetikerin. Informationen gibt es im Bezirksbüro, 0471 283719