TRAUM STADT WIR / SOGNO CITTÀ NOI

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14.02.2008

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SOGNO CITTÀ NOI

Alessandro Banda Francesco Careri Carl Fingerhuth Andreas Flora IMPEXunlimited Francesco Jodice ma0 Martin Mutschlechner ogi:no knauss Peanutz Architekten Arno Ritter Joseph Rykwert Saul Saguatti Ferdinand Schmatz Boris Sieverts Benjamin Tomasi wang inc. Heimo Zobernig C

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ISBN 978–3–7065–4408–5

ANGELIKA BURTSCHER MANUELA DEMATTIO ROBERTO GIGLIOTTI

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GALERIE LUNGOMARE

TRAUM STADT WIR

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Stadtlabor Osservatorio Urbano 2005

EXPEDITIONEN SOPRALLUOGHI 1 –– 7

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TRAUM STADT WIR MÖGLICHKEITEN URBANER WAHRNEHMUNG

SOGNO CITTÀ NOI ESERCIZI DI PERCEZIONE URBANA

Angelika Burtscher Manuela Demattio Roberto Gigliotti

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EINFÜHRUNG

Im Sommer 2005 initiierte die Galerie Lungomare das Projekt OU_Stadtlabor Bozen. Lungomare setzt sich seit seiner Gründung 2003 damit auseinande, Themen der Gestaltung in grenzübergreifenden Projekten und unter Einbindung diverser kreativer Disziplinen zu thematisieren, ein Ort für den Austausch und für die Konfrontation zu sein, und den Begriff der Kultur und der Gestaltung umfassend auszulegen und zu untersuchen. Die Kuratoren der Galerie verlegen diesen Diskurs vorwiegend auf eine praxisnahe Ebene, agieren im Innen- und Außenraum, versuchen mit ihren Projekten die Besucher aktiv miteinzubeziehen, und greifen oft Thematiken mit einem starken Bezug zum Alltag auf. So ist auch das Projekt OU_Stadtlabor Bozen entstanden, welches sich 2005 in seinem ersten dreimonatigen Labor dem Thema „Stadt“ alternativ genähert hat, und sich abseits gängiger Fachdiskurse und den sonst üblichen Instrumenten der Stadtplanung mit der Stadt und seinen ungeplanten, emotionalen und unvorhersehbaren Faktoren auseinandergesetzt hat. Das Projekt distanzierte sich von den objektiven Daten und Fakten der Stadtplaner, um so Bilder und Stimmungen zu erforschen, die einen subjektiven und emotionalen Ursprung haben, und die Stadtbewohner in die Stadtgespräche miteinbezieht. Das Stadtlabor ist ein längerfristig angelegtes Projekt, das mit einem gestalterischen Ansatz immer wieder in Disziplin und Themen übergreifender Weise den urbanen Raum intuitiv betrachtet und Lesestrategien für die Wahrnehmung dessen entwickelt – so der Anfang des Stadtlabors vom Jahr 2005, wie auch die hier vorliegende Publikation. Das OU_Stadtlabor Bozen hat seinen Sitz in der Galerie Lungomare und seinen Aktions- und Forschungsraum in der Stadt Bozen. In diesen parallelen Räumen konfrontieren Künstler, Architekten und Stadtplaner ihre Praktiken, Bilder und Vorstellungen, mit jenen der Stadtbewohner. 2005 haben die eingeladenen Künstler- und Architektenkollektive in drei- bis 4

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ANGELIKA BURTSCHER, MANUELA DEMATTIO, ROBERTO GIGLIOTTI

fünftägigen Workshops die Stadt Bozen beobachtet, und – wie wir im Text zum Stadtlabor bereits beschreiben – „Bilder der Stadt Bozen gesammelt, und Lesestrategien der Stadt entwickelt, die als strategische Analyse der strategischen Stadtplanung vorhergehen müssen.“ Das temporäre Stadtlabor im Jahr 2005 hat in uns viele Fragen geweckt und auch unbeantwortet gelassen – Fragen und Thesen, die wir weiter vertiefen möchten. Mit dieser Publikation haben wir dafür als ersten Schritt einen verbalen, schriftlichen und grafischen Raum geschaffen. Traum Stadt Wir will also erneut Stadt betrachten und beschreiben, dies aber nicht nur mithilfe von praktischen Anwendungen in einer Stadt – in unserem Fall am Beispiel Bozen – beschreiben, sondern auch die Praxis mit der Theorie verbinden. Die Publikation analysiert nicht nach vordefinierten Parametern die Stadt, gibt keine definierte Technik der Stadtbetrachtung vor, sondern spielt mit freien Gedankengängen und Assoziationen und lässt die Beiträge dieses Buches zu Stadtgeschichten werden. Was sind diese Stadtgeschichten? Wer schreibt sie? Wer hört sie? Und, wie können sie gesammelt werden? Die Publikation führt Quergedanken zusammen – Kunstinterventionen im urbanen Raum, Streifzüge durch die Stadt anhand der Praxis des Umherschweifens, konfrontiert Theorien für den urbanen Raum, wie die der Idee der Raumerweiterung durch Selbstgestaltung und Besetzung, beschreibt die Stadtwahrnehmung mithilfe der Sinne und sammelt nicht zuletzt eine Vielzahl an Bildern, die den urbanen Raum beschreiben und Perspektiven für eine Stadtanalyse geben. Kommunikation, Emotion, Situation, Provisorisch, Strategie und Kontrolle sind sechs Ausgangsbegriffe, die unsere Reflexionen und Themen zusammenfassen, als Ausgangsmaterial für die Autoren diente, und nicht zuletzt das Buch auch gliedern.

die Beschreibung der sieben Expeditionen in den Stadtraum von Bozen und das dabei produzierte Material fügt sich als Praxis für die Stadtanalyse in die einzelnen Kapitel ein, und zeigt gemeinsam mit den Stadtgeschichten, die für die Publikation entstanden sind, mögliche Lese- und Planungsstrategien. Traum Stadt Wir beschreibt ein multidisziplinäres Labor, welches kreative und gestalterische Perspektiven für die Stadtplanung, mit theoretischen und politischen Ansätzen konfrontiert. Eine horizontale Linie, die durch das gesamte Buch führt, zeigt die Orte auf, die wir mit unseren Beiträgen durchstreiften – die Beiträge selbst reichen von literarischen Texten, über Dialoge und Tagebücher, Fotografien und Hörstücke, zu Schnappschüsse des urbanen Raumes, und versuchen eine Vielzahl von Städten zu beobachten. Die Publikation hält sich in Zwischenbereichen auf – zwischen unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Grenzen, zwischen Süden und Norden, zwischen der Urbanistik und der Kunst, zwischen der Stadt und ihren Bewohnern, und versucht diese Aspekte miteinander zu konfrontieren, um gemeinsam mit den geladenen Autoren Möglichkeiten zur urbanen Wahrnehmung zu entwickeln. Den Titel der Publikation Traum Stadt Wir haben wir dem Textbeitrag von Ferdinand Schmatz entliehen, denn diese drei Worte beschreiben vielleicht am allerbesten die Intention dieser Publikation: Unser Bedürfnis über Stadt zu sprechen, dabei zu träumen, und Visionen für jene zu entwickeln, die sich mit der Stadt in Beziehung setzen, und dort Raum für sich gewinnen möchten.

Der Text zum OU_Stadtlabor Bozen befindet sich als Ausgangspunkt im Mittelteil der Publikation, 5

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INTRODUZIONE

Nell’estate del 2005 abbiamo organizzato a Bolzano il progetto OU_Osservatorio Urbano promosso dalla Galleria Lungomare. Con le sue iniziative la galleria si propone di essere luogo di incontro e di scambio di opinioni sulla cultura del progetto e sulle discipline creative. Quello che caratterizza queste discussioni è la volontà dei curatori di non rivolgersi esclusivamente agli esperti, ma di coinvolgere un pubblico vasto. La sfida raccolta da OU_Osservatorio Urbano era quella di affrontare il tema della città evitando di parlare direttamente degli strumenti dell’urbanistica tradizionale, troppo legati alla rappresentazione obiettiva dei dati e troppo lontani dalla comprensione comune. Abbiamo definito un approccio trasversale e parlato di aspetti diversi da quelli di cui tradizionalmente si occupano l’analisi e la progettazione urbanistica. Inoltre, per ampliare il nostro punto di vista, abbiamo passato la parola ad altre discipline e ad altri sguardi. OU_Osservatorio Urbano è stato costruito come laboratorio temporaneo all’interno del quale confrontarsi con le immagini e con le impressioni che gli abitanti hanno della città nella quale vivono. Aspiravamo ad un approccio interdisciplinare e abbiamo coinvolto nel progetto sei gruppi di artisti, architetti ed urbanisti. I gruppi sono venuti a Bolzano, hanno osservato la città ed hanno realizzato i loro interventi che per noi sono presupposti per nuove forme di pianificazione urbana poiché, come affermiamo nel testo, “alla pianificazione strategica si deve far precedere un’analisi strategica”. Il progetto OU_Osservatorio Urbano ha aperto molte domande e ha generato in noi il desiderio di continuare, di definire uno spazio verbale, testuale e grafico all’interno del quale approfondire le tematiche abbozzate dalle azioni dei vari gruppi invitati a Bolzano. In questo libro non si analizza la città, ma si lascia che i pensieri su di essa si avvicendino liberi e diventino storie di città indipendenti da una tecnica di osservazione codificata. Che cosa sono le storie di città? Chi le scrive? Chi le ascolta? E, soprattutto, come si 6

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ANGELIKA BURTSCHER, MANUELA DEMATTIO, ROBERTO GIGLIOTTI

possono raccogliere? La riflessione su questi temi rappresenta il punto di partenza di questo libro che presenta pratiche artistiche nei territori urbani, si occupa delle modalità del vedere e dell’osservare lentamente, affronta la lettura corale da parte degli abitanti, invita alla percezione della città attraverso i sensi e raccoglie immagini che descrivono il contesto urbano. Comunicazione, emozione, situazione, provvisorio, strategia e controllo sono le sei parole chiave con le quali abbiamo riassunto il contenuto delle nostre discussioni e che abbiamo fornito come input a storici, scrittori, artisti, architetti e urbanisti.

Per quanto riguarda la scelta del nome della pubblicazione – Sogno Città Noi – abbiamo deciso di prendere in prestito il titolo del racconto di Ferdinand Schmatz che compare nel libro stesso. È una scelta non casuale che rispecchia la volontà di riassumere i tre aspetti principali sia del libro che del progetto OU_Osservatorio Urbano: la voglia di parlare di città, l’aspetto sognatore e visionario di chi vuole trasformarla ed il ruolo attivo di chi la abita.

Abbiamo inserito la documentazione dell’esperienza di OU_Osservatorio Urbano 2005 come appendice al centro del libro – in una posizione di rilievo in questo ‘scorrere’ di storie poiché si tratta dell’iniziativa che ha generato i presupposti per gli approfondimenti contenuti nella pubblicazione. Per le azioni organizzate durante il progetto del 2005 sono stati inoltre redatti brevi contributi descrittivi che sono distribuiti nel testo e si aggiungono alle posizioni degli autori invitati a partecipare al progetto. La struttura del libro riflette l’approccio del lavoro sul campo: questa pubblicazione è un laboratorio multidisciplinare che cerca di combinare prospettive creative e progettuali con aspetti teorici e politici. Si è dato spazio ad interventi sulla comunicazione urbana, alla letteratura che descrive la città, alla fotografia scattata, a quella raccontata e a strategie innovative basate su un approccio artistico. Una sequenza di nomi di luoghi lungo una linea che attraversa le pagine del libro indica gli spazi esplorati durante la stesura e collega tra loro i vari contributi. Questa pubblicazione non si accontenta di porsi a metà strada fra mondi culturali e linguistici, tra un sud ed un nord, tra l’urbanistica e l’arte, tra la città ed i suoi abitanti, ma intende metterli a confronto diventando sistema di immagini di città differenti - le città delle quali hanno voluto parlare gli autori inventandosi così degli esercizi di percezione urbana. 7

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Peanutz Architekten 14, 15, 26, 27, 28, 29

Saul Saguatti & wang inc. 64, 65 IMPEXunlimited 84, 101, 102, 103

Manuela Demattio, Roberto Gigliotti, Carlotta Polo 66, 67, 114, 115 ma0 16, 17, 120, 121, 122, 123

ogi:no knauss 128, 129, 130, 131 Andreas Flora, Martin Mutschlechner 144, 145, 146, 147

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Angelika Burtscher / Arno Ritter Urbane Grammatik Grammatica Urbana

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Carl Fingerhuth Erzählungen von der Stadt jenseits der Moderne Racconti urbani al di là del Moderno

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46 / 60

68 / 104

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Ferdinand Schmatz / Heimo Zobernig Wörter brauchen keine Seiten Le parole non hanno bisogno di pagine Ferdinand Schmatz Traum Stadt Wir Sogno Città Noi Angelika Burtscher / Benjamin Tomasi Napoli Parking Alessandro Banda Forma Urbis Francesco Careri Autodialogo su Stalker e “i nomadi” Selbstgespräch über Stalker und „die Nomaden“

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Roberto Gigliotti La struttura del progetto Die Struktur des Projektes

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Manuela Demattio Un Osservatorio Urbano a Bolzano Ein Stadtlabor in Bozen

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132 148

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Francesco Jodice L’insostenibile esistenza della città: Fotografia ed immaginario collettivo Die unerträgliche Existenz der Städte: Fotografie und kollektive Imagination Angelika Burtscher / Manuela Demattio Sinfonien einer Landschaft Mit Boris Sieverts durch den Süden Luxemburgs Sinfonie di un paesaggio Con Boris Sieverts attraverso il sud del Lussemburgo Roberto Gigliotti / Joseph Rykwert Divagazioni Ausschweifungen 9

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FUSSBALLSPIEL IM ÖFFENTLICHEN RAUM 1 17.06.06 – 16.00 Uhr Mazziniplatz, Bozen Lungomare organisiert ein Fußballspiel im öffentlichen Raum der Stadt Bozen. Es werden zwei Mannschaften gebildet, die auf einem improvisierten Spielfeld am Mazziniplatz gegeneinander spielen. Bänke und Brunnen definieren die Tore, Markierungen werden nicht festgelegt, die Spielregel lautet: Der Ball darf nicht auf die Straße rollen… Anmeldung bis 12. Juni 2006

PARTITA DI CALCIO NELLO SPAZIO PUBBLICO 1 17.06.06 – ore 16.00 Piazza Mazzini, Bolzano Lungomare organizza una partita di calcetto a cinque nello spazio pubblico della città di Bolzano. Due squadre si affrontano in un campo di calcio improvvisato in Piazza Mazzini. Le porte si trovano tra panchine e fontane, non ci sono linee di delimitazione ed è compito dei giocatori stessi evitare che la palla finisca sulla strada… Iscrizioni fino al 12 giugno 2006

1 E-Mail Einladung anlässlich der Fussball Weltmeisterschaft 2006

Invito via mail durante i Campionati Mondiali di Calcio 2006 10

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Bolzano Piazza Mazzini

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KOMMUNIKATION

Die Räume der Stadt sind Orte der Begegnung und können als Werkzeuge der Beziehungen zwischen ihren Bewohnern interpretiert werden. Die Stadt „besteht nicht aus ihren Denkmälern und Monumenten, sondern aus den alltäglichen Lebensäußerungen der Menschen. In Wirklichkeit wird eine Stadt nicht geplant, sie plant sich selbst.“ 1 Vor diesem Hintergrund werden urbanistische Pläne marginal und die Vorgehensweisen, mit deren Hilfe die Bewohner die städtischen Räume leben und verändern, zu den eigentlichen Determinanten. Die Bevölkerung übernimmt eine aktive, kreative Rolle und wirkt mit an dem Prozess der „Verlebendigung der Stadt“. Die urbanistische Bürgerbeteiligung sieht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Einwohnern und der Planung ihrer Räume vor und definiert die Beziehung zwischen Kommunikation und Raum neu. Der Raum wird zu einem Produkt der Gesellschaft und zugleich zum Ort der Produktion und Reproduktion derselben. „Der öffentliche Raum ist ein playground, auf dem sich neue Praktiken der Aneignung, des Miteinander-Teilens, der Privatisierung und Selbstorganisation entfachen.“ 2 Die Aneignung und das Miteinander-Teilen verstärken den Prozess der Identifizierung der Einwohner mit dem Raum und somit das kollektive Gedächtnis.

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FRIEDMAN, Y., Technische Hilfestellung für maximale Freiheit, in: Fezer, J., Heyden, M., Hier Entsteht – Strategien partizipativer Architektur und räumlicher Aneignung, b-books, Berlin 2004 IACOVONI, A., Game Zone. Between Virtual Sceneries and Reality, Birkhäuser, Basel 2004 12

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COMUNICAZIONE

Gli spazi della città sono luoghi di incontro e possono essere interpretati come strumenti di relazione tra abitanti. A sua volta la città è “un insieme non di architetture e monumenti ma di espressioni di vita quotidiana. In realtà essa non è pianificata ma si autopianifica.” 1 In questo contesto i piani urbanisitici diventano marginali, determinanti sono invece le modalità con cui gli abitanti vivono e trasformano gli spazi urbani. La popolazione assume un ruolo attivamente creativo e contribuisce al processo che “rende vitale la città”. L’urbanistica partecipata prevede una collaborazione stretta fra gli abitanti e chi pianifica i loro spazi, e ridefinisce il rapporto fra comunicazione e spazio. Lo spazio viene prodotto socialmente ed allo stesso tempo è il luogo della produzione e riproduzione della società. “Lo spazio pubblico è un playground dove si innescano nuove pratiche di appropriazione, condivisione, privatizzazione ed autorganizzazione.” 2 L’appropriazione e la condivisione rafforzano il processo di identificazione degli abitanti e conseguentemente la memoria collettiva.

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FRIEDMAN, Y., Technische Hilfestellung für maximale Freiheit, in: Fezer, J., Heyden, M., Hier Entsteht – Strategien partizipativer Architektur und räumlicher Aneignung, b-books, Berlin 2004 IACOVONI, A., Game Zone. Between Virtual Sceneries and Reality, Birkhäuser, Basel 2004 13

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Peanutz Architekten BOZENCOMIX

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Bozen MontecassinostraĂ&#x;e Kornplatz

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ma0 AP PROPRIO IM PROPRIO

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Bolzano via Museo

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URBANE GRAMMATIK

ein Interview mit Arno Ritter von Angelika Burtscher

HERR RITTER, SIE LEITEN SEIT 1995 DAS „AUT. ARCHITEKTUR UND TIROL“ (EHEMALS ARCHITEKTURFORUM TIROL) IN INNSBRUCK – EIN AUSSTELLUNGSRAUM UND EIN ORT DER VERMITTLUNG, DER DISKUSSION UND DER FÖRDERUNG VON ARCHITEKTUR. AUCH „STADT“ UND IHRE GEGENWARTSTHEMEN, ENTWICKLUNGEN UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN SIND BESTANDTEILE IHRES AUSSTELLUNGSPROGRAMMS. IN WELCHEM VERHÄLTNIS STEHEN FÜR SIE STADT UND ARCHITEKTUR? WELCHE THEMEN ERSCHEINEN IHNEN WICHTIG, UM NEUE SICHTWEISEN AUF „STADT“ ZU ÖFFNEN UND ZU VERMITTELN?

Stadt definiert sich für mich unter anderem über Architektur und Bauten, die als Hintergrund und als gestalteter Raum urbanes Leben ermöglichen. Ein wichtiges und prägendes Moment von Urbanität ist eigentlich der Raum zwischen den Gebäuden – Straßen, Plätze und öffentliche wie private Räume –, der viel zu wenig beachtet und diskutiert wird. Denn wenn man sich an gewisse Städte erinnert, dann kommen einem weniger einzelne Bauten als ihre Zwischenräume, ihre Stimmungen und teilweise ins Unbewusste abgespeicherte Atmosphären in den Sinn. Man könnte auch vom „genius loci“ – einer nur schwer zu beschreibenden spezifischen Aura oder Textur einer Stadt – oder von einer urbanen Grammatik sprechen. Denn bevor eine Stadt auf globale Allerweltszeichen setzt, lohnt es sich, ihre spezifischen Potenziale für den urbanen Alltag zu überdenken. Egal ob eine Stadt groß oder klein ist – Urbanität kann sie weder erfinden noch herstellen; nicht mal darstellen: Urbanität ist unsichtbar. Man kann auch von einer Selbsttransparenz des Urbanen sprechen. Urbanität muss als gesellschaftliches Moment eigentlich von selbst funktionieren, gleich einer „Reibungswärme“, die es braucht, damit die Städte und ihre Bewohner nicht erfrieren. Zu den Abkühlungen gehören Leitbilder im Allgemeinen und eindeutige Lösungen im Besonderen. Zuviel Planung, Architektur, aber auch Geschichte – damit meine ich jene rein konservatorischen und konservativen Haltungen, die in der Vergangenheit die Zukunft sehen – können Urbanität zerstören. Urbanität folgt weder einem bestimmten Bild noch einer bestimmten Form, so wenig wie die ldentität einer Stadt definierbar ist. Urbanität ist ihre Interpretation und Interpretieren ist ein Prozess, ein offener, unberechenbarer, steter und vager Prozess. Das Verhältnis von Urbanität und Architektur kann in diesem Sinn als ein dialektisches beschrieben werden. Das heißt, dass alle urbanen und architektonischen Vorstellungen historisch entstanden und damit veränderbar sind. Architektur entformt sich ständig und löst ihre Bedeutung auf: lhr Gebrauchswert, ihre Deutung bleibt objektiv unbestimmt, sodass das Nicht-Planbare reale Architektur ist. Insofern ist die Vermittlung dieses komplexen Themas an eine interessierte Öffentlichkeit kein einfaches Unterfangen und man muss, meiner Meinung nach, differenziert damit umgehen. Einerseits geht es um die sukzessive Sensibilisierung für urbane Bedingungen – auch ihrer Geschichte – und damit um komplexe Prozesse, 18

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andererseits um das Sichtbarmachen von möglichen Strategien. Das kann aber nicht ausschließlich über Ausstellungen, Vorträge oder Führungen gelingen, sondern man muss darüber hinaus auch mit Politikern, Beamten, anderen Entscheidungsträgern und der Presse in einem ständigen Kontakt stehen und diesen Personenkreis ebenfalls für das Thema sensibilisieren. „STADTVERMITTLUNG“ HEISST NICHT DIE VERMITTLUNG EINER NORMIERTEN ÄSTHETIK, SONDERN MÜNDIGKEIT ZUR VIELFALT; MENSCHEN SEHFÄHIG, SPRACHFÄHIG UND DAMIT ENTSCHEIDUNGSFÄHIG ZU MACHEN. SIE HABEN MIT IHREM AUSSTELLUNGS- UND VERMITTLUNGSPROGRAMM DIE MÖGLICHKEIT IHREN BESUCHERN GEWISSE INSTRUMENTE BZW. HILFSMITTEL ZU GEBEN, DIE VIELFALT ZU BETRACHTEN, ANZUERKENNEN UND DAMIT UMZUGEHEN. WELCHE INSTRUMENTE KÖNNEN DAS IHRER MEINUNG NACH SEIN? WIE KÖNNEN STADTBEWOHNER DIE PROZESSE DER SICH IMMER WANDELNDEN STADT VERSTÄRKT WAHRNEHMEN UND DAMIT UMGEHEN?

Bevor man urteilen kann, muss man – wie Sie richtig andeuten – sehfähig, sprachfähig und damit entscheidungsfähig sein. Das ist einer zerstreuten urbanen Öffentlichkeit natürlich nicht so leicht zu vermitteln. Das ist ein langer und oft auch frustrierender Prozess. Selbst die Architekten und Stadtplaner sind teilweise eher ratlos, wie man mit den realen Bedingungen umgehen und vor allem planen soll. Ganz allgemein stellt sich mir die Frage, was Urbanität und ihre Gestaltbarkeit bedeuten. Denn unabhängig von der Größe hat in den letzten Jahrzehnten auch ein Bedeutungswandel der europäischen Städte stattgefunden, zu dem das Umland wesentlich beigetragen hat. Der Wandel besteht zunächst in einem bedeutenden Machtverlust der europäischen Stadt: Der politische Wille allein genügt nicht mehr, um aus einer Stadt etwas anderes oder Besseres zu machen. Die Stadtregierungen haben nicht mehr das Geld und die Mittel, die Stadtentwicklungen mit eigenen Projekten zu lenken – was nicht nur Nachteile hat. Fatal ist, dass mit dem politischen Machtverlust auch die sozialen Integrationsfunktionen schwinden und so die urbane Kultur sich zunehmend ausdünnt. Diese Entwicklung hat zweifellos der neoliberale Schub der 1990er-Jahre verschärft, aber nicht verursacht. Es gibt andere, nachhaltigere Gründe: Allen voran ist es die wirtschaftliche Konkurrenz, die die europäischen Städte erhalten hat. Die mitteleuropäischen Agglomerationen, in denen heute über 70% der Menschen leben, haben ihre eigene lnfrastruktur den historisch gewachsenen Kernstädten angeglichen, sodass die Suburbanisierung in eine Urbanisierung übergegangen ist. Dazu gehören telekommunikative Vernetzungen, die viele Arbeitsformen standortunabhängig gemacht haben. Es hat sich eine instabile, großräumliche Stadtkonstellation gebildet, die den globalen, oft kurzlebigen Märkten weit mehr entspricht als die alten Kernstädte. Die Dynamik dieser ,,Hot Spots“ bedeutet, dass Urbanität überall entstehen und verschwinden kann. Diese Entwicklung, die zumindest in ihrer Grundstruktur irreversibel ist, wirft die Frage 19

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URBANE GRAMMATIK ARNO RITTER

auf, welchen Stellenwert die Kernstädte in Zukunft noch haben können und welche Rolle der Bürger wie der Politiker darin spielen werden. Diese Fragen stellen sich für europäische Städte natürlich ganz konkret, auch wenn die Voraussetzungen und Handlungsmöglichkeiten unterschiedlich sind. Ein gemeinsames Kernproblem besteht darin, dass die Stadtbürger eine Minderheit geworden sind und sich das kollektive Interesse – und zwar der Kern der Urbanität, d.h. eine kollektive Vereinbarung – zunehmend individualisiert. Die Stadtkunden, die vom Umland oder von anderen Orten kommen, sind oft eine Mehrheit, sodass ihre Bedürfnisse und ihr Konsum gewissermaßen die „Macht“ übernommen haben. Dabei entstehen Gegensätze zwischen den Ansprüchen an eine sogenannte Event-City und den Bedürfnissen an ein urbanes Alltagsleben. Was für Stadtkunden ein Erlebnisraum ist, kann für den Stadtbürger zum „erlittenen“ Raum werden. Die Interessenskonflikte erzwingen die Frage, wem die Stadt gehört, ob es eine Koexistenz zwischen den unterschiedlichen Vorstellungen von Urbanität geben kann oder nicht. Ein Rückblick auf die letzten zehn Jahre ergibt eine relativ eindeutige Antwort. Nicht nur die Urbanität, sondern auch ihre Architektur hat sich in Europa weitgehend den Präferenzen der vorwiegend mittelständischen Stadtkunden mit ihren Konsumgewohnheiten angepasst. Sie konkretisieren sich in der sozialen Homogenisierung der Stadträume und in der Marginalisierung urbaner, sozial differenzierter Alltagskultur. Ein Transformationsprozess, der auch mit architektonischen Mitteln nachvollzogen wurde. Sie sind Bestandteil der Bilderpolitik der Event-City, die im Sog der New Economy entstanden ist und im Wesentlichen zwischen europäischen Retro-Kulissen und globalen Allerweltszeichen oszilliert. Dazu gehört die ideologische Dimension in Form der Ablösung paternalistischer Stadtplanung zugunsten einer marktreligiösen Bilderstrategie, die nicht minder bevormundend ist – die atmosphärische Inszenierung frisst den urbanen Raum oder kürzer Architektur frisst Stadt. Nun haben Städte, die sich nur an Stadtkunden und der Event-lndustrie orientieren keineswegs eine gesicherte Perspektive, auch nicht in ökonomischer Hinsicht. Zudem sind urbane Machtverhältnisse ohnehin instabil. Jedenfalls bleiben die Stadtbürger ein unberechenbarer Faktor, da soziale Umschichtungen oder Rückwanderungen in die Kernstädte nicht auszuschließen sind. So kann sich möglicherweise die aktuelle und zukünftige Urbanität sowie ihr Verhältnis zur Architektur durchaus auf eine Episode beschränken. Würde es so bleiben, wie es ist, müsste sich alles verändern – was auf jeden Fall unwahrscheinlicher ist. Ein anderes Szenario besteht darin, dass sich die urbane Machtverschiebung zugunsten der Agglomerationen noch verstärken wird. Diese Möglichkeit begründet – abgesehen von der ausgebauten Infrastruktur und Vernetzung – ein Angebot an großen Freiflächen, die dem Planungszugriff noch weitgehend entzogen sind, wo Provisorisches, Ungeplantes, Temporäres entstehen kann. Diese räumlich ambivalente Konstellation entspricht den globalen, oft kurzlebigen Märkten und der Dynamik der „Hot Spots“ weit mehr als die alten Kernstädte. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Dieses Themenfeld sollte man auf 20

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URBANE GRAMMATIK ARNO RITTER

unterschiedlichen Ebenen vermitteln, man muss den Menschen das komplexe Netzwerk von Stadt als sozial, ökonomisch, politisch, ethisch etc. geschichtetes „Wesen“ vor Augen führen, und das ist nicht so einfach. DER WUNSCH NEUE FREIHEITSSPIELRÄUME DURCH ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU ZU ÖFFNEN, WIRD IMMER STÄRKER. DIE BEMÜHUNGEN UM BEGRIFFE WIE „AS FOUND“, „NON-PLAN“ VON CEDRIC PRICE ODER PETER UND ALLISON SMITHSON SIND AKTUELLER DENN JE. UNGEPLANTE ORTE DER STADT, DIE RE-DEFINITIONEN, VISIONEN UND „GESCHICHTEN“ NOCH RAUM LASSEN, WERDEN ZU POTENZIELLEN FREI-, BZW. DENK- UND AKTIONSRÄUMEN. SIE SIND UNVERZICHTBARE PARAMETER FÜR DIE ZEITGENÖSSISCHE STADTPLANUNG. DAS SITUATIVE VERSTÄNDNIS VON URBANISMUS UND DIE AKTIVE BETEILIGUNG DER STADTBEWOHNER ZUR SCHAFFUNG VON RÄUMLICHEM MEHRWERT WERDEN DABEI ZU WICHTIGEN HANDLUNGSSTRATEGIEN. WIE KANN EINE KONKRETE BETEILIGUNG DER STADTBEWOHNER AN DER PLANUNG GESCHAFFEN WERDEN? KANN SICH DIESE ART VON STADTPLANUNG DURCHSETZEN – JENSEITS VOM MASTERPLAN UND ANHAND DER ORIENTIERUNG AN DER SITUATION?

Ich glaube, dass wir mit den herkömmlichen Strategien und überkommenen Begriffen von Stadt nicht mehr handlungsfähig sind. Denn in die europäischen Städte ist gewaltig Bewegung geraten. Mit der Liberalisierung der Märkte, der Globalisierung und dem damit verbundenen, stark beschleunigten wirtschaftlichen Strukturwandel einerseits bzw. mit der Neubewertung der europäischen Städtelandschaft andererseits sind gewisse Themen wieder in den Mittelpunkt gerückt: überregionale Stadtentwicklung, Partizipation und ein Diskurs zum Thema Identität – oder wie ich es bezeichnen würde: zur Kontextualität. In gewissem Sinne wird es in Zukunft in der Entwicklung der europäischen „Stadtregionen“ vor allem um das qualitative und strategische Zusammenspiel von urbanen Ungleichzeitigkeiten gehen, um die Anerkennung und produktive Gestaltung von gelebten und nicht mehr rückgängig zu machenden Fragmentierungen gesellschaftlicher Prozesse und räumlicher Entwicklungen sowie um die aktive und moderierende Gestaltung von urbanen und gleichzeitig auch landschaftlichen Differenzen. Besonders aber wird es um das sinnvolle und nachhaltige Vernetzen der historisch gewachsenen Kernstädte mit den entstandenen Zwischenstädten bzw. den urbanen Regionen zu einem neuen städtischen Gefüge gehen. „Stadtplanung“ wird in diesem Sinne zu einer die politischen Grenzen der Städte übergreifenden neuen Art der „Raumplanung“ werden und verstärkt eine prozesshafte und mediative Rolle in dieser neuen regionalen Entwicklung einnehmen müssen. In diesem Zusammenhang wird es vermehrt um fachübergreifende, politische und kollektive Prozesse gehen, die viel Zeit und Engagement bedürfen und vor allem das traditionell vorhandene „Kirchturmdenken“ aufzulösen haben. Ein sehr interessantes Beispiel hierfür ist das Projekt „vis!on rheintal – Raum kommunizieren planen“. Das Land Vorarlberg und die 29 Gemeinden im Rheintal 21

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URBANE GRAMMATIK ARNO RITTER

haben im Jahr 2004 einen Beteiligungsprozess zur räumlichen Entwicklung und regionalen Kooperation in dieser urbanisierten Landschaft gestartet. Über 1000 Menschen und viele Institutionen haben sich aktiv in diesen Prozess eingebracht – in Fachgremien, öffentlichen Foren, Think-Tanks und Ausstellungen, beim Aufzeichnen der mentalen Landkarten, beim Entwerfen visionärer Zukunftsbilder oder in der Diskussion konkreter Leitsätze. Das Bewusstsein für das Rheintal als gemeinsamen Lebensraum sollte in einer ersten Phase geweckt und ein kollektives Verständnis für die Entwicklungsmöglichkeiten und Absichten formuliert werden. Es ging und geht darum, das Rheintal als Planungs- und Handlungsraum zu verstehen, zu gestalten und zu leben. Von diesem Beispiel kann und sollte man viel lernen, denn darin liegt die Zukunft von Planungsstrategien. DIFFERENZIERTE EINFLÜSSE – WIRTSCHAFTLICHE, POLITISCHE UND SOZIALE – CHARAKTERISIEREN UND BEEINFLUSSEN DIE STADTENTWICKLUNG UND WEICHEN OFT STARK VON EINANDER AB. DIE STADTPLANUNG HAT IDEALERWEISE DIE AUFGABE DIESE DREI BEREICHE MITEINANDER ZU VERKNÜPFEN. „DIE ÖFFENTLICHKEIT BESCHÄFTIGT SICH NICHT ALS ÖFFENTLICHKEIT MIT DER STADT, OBWOHL DAS STADTBILD EINE DER ÖFFENTLICHSTEN ÄUSSERUNG UNSERES LEBENS IST“, SO LUCIUS BURCKHARDT. DIE ÖFFENTLICHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DER STADTPLANUNG SOLLTE GELEGENHEIT SEIN, DIESE NICHT NUR ALS „VERKEHRSTECHNISCHES RECHENEXEMPEL“ (L. BURCKHARDT) WAHRZUNEHMEN. WIE KANN DIE STADTPLANUNG MEHR AUF DIE BEDÜRFNISSE IHRER BEWOHNER EINGEHEN? WIE MÜSSEN IHRER MEINUNG NACH DIE POLITISCHEN, WIRTSCHAFTLICHEN UND SOZIALEN VORAUSSETZUNGEN DAFÜR AUSSEHEN?

Wie oben bereits angedeutet, verändert sich die Rolle der Stadtplanung und sie muss mit neuen planerischen und mediativen Strategien auf die geänderten Verhältnisse reagieren. Dabei spielen natürlich partizipative Prozesse eine wichtige Rolle. Wobei in Ihrer Frage ein wichtiger Aspekt nicht angesprochen wird, und zwar das heikle Thema der Eigentumsbildung in den urbanen Strukturen. Das beginnt bei den Eigentumswohnungen für den Stadtbewohner und endet bei den privaten Investoren. Dadurch, dass die öffentliche Hand oft nicht mehr die finanziellen Mittel hat, um Grund und Boden im Sinne des öffentlichen Auftrages zu gestalten und zu erhalten, wird immer mehr urbaner Raum privatisiert und damit in letzter Konsequenz individualisiert. Diese Tendenz führt zu einer Veränderung von Urbanität im europäischen Sinn, da immer mehr private Ansprüche den Raum definieren, sowohl was die Forderungen der einzelnen Stadtbewohner betrifft wie auch die der Investoren. Ich bemerke in den letzten Jahren eine zunehmende „Thujenhecken“-Mentalität in unserer Gesellschaft, die durch die Interessen von Ich-Aktionäre bestimmt wird. Reale oder mentale Zäune werden gebaut, der Raum wird kommerzialisiert und eine gewisse urbane Übereinkunft aufgelöst, die besagt dass der Einzelne oder Kapitalträger der Allgemeinheit auch etwas zurück geben oder im Sinne einer urbanen 22

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Konvention zur Verfügung stellen soll. Ich empfinde diese Entwicklung als problematisch, da sie das urbane Lebensprinzip von geschichteten Räumen – vom Privaten zum Öffentlichen – ad absurdum führt. Diese Tendenz kann man im kleinsten Dorf ebenso erkennen wie in den Metropolen. Dagegen kann man nur politisch bzw. gesellschaftlich vorgehen, wobei wir dann wieder beim Einzelnen sind, der als Eigentümer oft diese schleichende Entwicklung im eigenen Umfeld unterstützt und mitträgt, denn „wie komme ich dazu...“. Aber gerade bei diesem Thema beginnt oder endet Stadtentwicklung und diese Problematik zieht sich bis in die Gesetze und den Rechtsschutz hinein. Denn meiner Meinung nach müssten manchmal nur Paragraphen in den unterschiedlichen Gesetzbüchern geändert werden, damit sich Stadt im positiven und öffentlichen Interesse entwickeln kann. Nur sind diese Maßnahmen in den meisten Fällen gegen ein sogenanntes Gewohnheitsrecht und gegen gewisse Einzelinteressen gerichtet, sie lösen damit Widerstand aus und werden daher politisch nicht aufgegriffen bzw. umgesetzt. STADT ALS EMOTIONALES WESEN, STADT ALS AUSDRUCK VON KULTURELLEN UND SOZIALEN BEFINDLICHKEITEN, STADT ALS SPIEGELBILD UNSERER GESELLSCHAFT. DIE ENTWICKLUNG DER STADT IST GRÖSSTENTEILS GEPLANT, JEDER QUADRATMETER NACH POLITISCHEN UND WIRTSCHAFTLICHEN PARAMETERN BEURTEILT UND IN FOLGE VERPLANT. STADTRÄUME, DIE AUSSERHALB DIESER INTERESSEN LIEGEN, TEMPORÄR NICHT GENUTZT WERDEN UND BRACHLIEGEN SIND RÄUME FÜR DIE STADTBEWOHNER, DIE SIE NACH IHREN BEFINDLICHKEITEN CHARAKTERISIEREN UND ANEIGNEN KÖNNEN. DIESE STADTRÄUME WERDEN ZUM KOMMUNIKATIONSRAUM UND SOMIT ZU EINEM WICHTIGEN SOZIALEN BEZUGSPUNKT. WIE VERPLANT IST EIGENTLICH DIE STADT UND WIE VIEL SPONTANEITÄT LÄSST SIE NOCH ZU?

Die Stadt als gesellschaftliches Phänomen war stets Ort der Zivilisation und hatte damit auch etwas mit Kontrolle und Triebunterdrückung zu tun. Insofern steckt in der Urbanität für mich jene spannende Ambivalenz zwischen Kontrolle und Anarchie, zwischen Planung und Spontaneität. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass die Stadt nicht zu Tode geplant werden kann und die heute spürbaren Tendenzen, die oben genannt wurden, wieder zu Gegenbewegungen führen werden. Diese historisch immer wieder sichtbaren Pendelbewegungen lassen sich eigentlich sehr gut in den Stadtstrukturen nachlesen, denn diese haben ein langes Gedächtnis. Und trotz der Internationalisierung von Lebensbedingungen und der Globalisierung der Ökonomie deutet einiges darauf hin, dass diese beiden Prozesse nicht von selbst zu einer Ähnlichkeit oder Verwechselbarkeit von Städten und urbanen Kulturen führen, sondern im Gegenteil neue Formen der Besonderheit, der spezifischen Identität oder Kontextualität, der Differenz und der Kommunikation hervorrufen werden. Die Stadt wie wir sie kennen und leben, ist ein räumlich außerordentlich verdichtetes und funktional komplexes Sozialgebilde, in dem ununterbrochen Differenzen gelebt 23

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werden, seien es soziale, ökonomische, räumliche, kulturelle, geschlechtsspezifische, architektonische und herrschaftliche Differenzen oder solche der ethnischen Herkunft. Diese komplexen Prozesse der Differenzbildung erzeugen unterschiedliche regionale oder lokale Identitäten, die sich im Stadtorganismus abbilden und diesen prägen. Denn lokale Identitäten und Kommunikationsstrategien sind nicht einfach vorhanden, sondern werden beständig vom Kollektiv oder von Einzelpersönlichkeiten erzeugt, gepflegt oder manchmal auch verworfen. Im Idealfall sind diese Identitätskonstruktionen und Kommunikationsarten offen für das „Andere“ und „Neue“, wollen Geschichte weiter schreiben und nicht nur eine überlieferte Stadtgeschichte oder ein Stadtbild defensiv erhalten. Jede Stadt war und ist ein gewachsener Organismus, der immer auf die jeweiligen Erfordernisse der Zeit – unter anderem architektonisch und stadtgestalterisch – reagiert hat und deshalb mehrschichtig und ambivalent aufgebaut ist. Die Stadt ist kein homogenes Gebilde, eine in einer Epoche entstandene Baustruktur, sondern ein „Spannungsraum“ von aus unterschiedlichen Zeiten stammenden Gebäuden und urbanen Interventionen, die bis in die Gegenwart reichen. GUY DEBORD BEZEICHNET IN „URBANISME UNITAIRE“ DIE STADT ALS GEFÜGE AUS „UMWELTZONEN, IN DENEN DIE INDIVIDUEN, DIE SIE DURCHSTREIFEN, ‚VIVEURS‘ (NICHT LÄNGER PASSIVE ZUSCHAUER) SEIN KÖNNEN“. DAS „AUT. ARCHITEKTUR UND TIROL“ SCHLÄGT EINE BRÜCKE ZWISCHEN GESTALTERN, DIE DIE STADT PLANEN UND BEEINFLUSSEN UND IHREN BEWOHNERN ALS NUTZER; ES WIRD SOMIT ZU EINEM ORT DES DIALOGS. INWIEWEIT SIND IHRER MEINUNG NACH DIE STADTBEWOHNER AN IHRER EIGENEN STADT INTERESSIERT? SIND FREIRÄUME, IM SINNE VON RÄUME ALS „GESTALTBARES NIEMANDSLAND“, TATSÄCHLICH EIN BEDÜRFNIS DER BEWOHNER ODER SIND SIE NUR EIN WUNSCH DER GESTALTER UND THEORETIKER?

Ich bin fast davon überzeugt, dass das „anarchische“ Bedürfnis der Stadtbewohner, Freiräume zu besetzen oder einfach zu benutzen, älter ist als die „Theorien“ der Planer oder Wissenschaftler. Sie haben eher aus der Beobachtung oder Analyse dieser vorhandenen Praxis gelernt und daraus ein Thema gemacht. Wie man überhaupt sagen kann, dass urbanes Leben in situ meist innovativer und spannender ist als die Theorie darüber, die oft erst „verspätet“ formuliert wird. Ich persönlich beobachte lieber die Menschen und ihr Leben in den Städten als wissenschaftliche Bücher über ihr Verhalten zu lesen, wobei ich literarische Bücher und Filme als ergänzende und erkenntnisreiche Wahrnehmungshilfen für einen Einblick in die urbane Praxis und ihre Subsysteme schätze. Gerade in diesen beiden Medien werden sehr viele Aspekte des urbanen Lebens vermittelt, die schwer „wissenschaftlich“ zu beschreiben sind, da sie aus atmosphärischen und nonverbalen Quellen gespeist werden. Deshalb haben wir in den letzten Jahren eine Mediathek mit derzeit über 900 Filmen aufgebaut, die einen Einblick in die unterschiedlichen Bereiche unseres Lebensraumes 24

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ermöglicht – von der Stadt über das Alltagsdesign bis hin zur Architektur. Das fasziniert die Menschen, wie wir überhaupt feststellen können, dass mittlerweile ein großes Interesse für das Thema Stadt und Architektur vorhanden ist. Und das Einmalige ist ja, dass man Architektur und Stadt körperlich erfahren, vor Ort anschauen, riechen, schmecken, angreifen, also mit allen Sinnen erleben kann. > PAGINA 30

> Arno Ritter – Kurator und Kulturpublizist (Innsbruck) 1965 in Wien geboren; Studium der Publizistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Wien; seit 1995 Leiter des Architekturforums Tirol in Innsbruck (seit 2005 aut. architektur und tirol); seit 2003 Lehrauftrag „Architekturkritik“ an der Architekturfakultät der Universität Innsbruck; seit 2005 Mitglied des Beirats „Kunst und Bau“ des Landes Vorarlberg; Veröffentlichungen im Bereich Fotografie, Kunst und Architektur in diversen Katalogen, Büchern und Zeitschriften 25

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OU 2005 Expedition 7 Datum / Data 12.07. – 15.07.05 Dauer / Durata 3 Stunden täglich / 3 ore al giorno Konzept / Ideazione Peanutz Architekten – Wolfgang Grillitsch, Elke Knöss Teilnehmer / Partecipanti Manuela Demattio, Christian Grillitsch, Wolfgang Grillitsch, Daniele Lupo, August Knöss, Elke Knöss, Comicverein „Nebula 7“ / Associazione del Fumetto “Nebula 7” 28

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Ausgerüstet mit Klapptischen und -stühlen, mit Papier und Bleistift machte sich das BozenComix Team auf, um sich an vier strategisch gewählten Orten der Stadt Bozen zu positionieren und Geschichten ihrer Einwohner zu sammeln und als Comics aufzuzeichnen. Die entstandenen Bozen Comix wurden mit Wäscheklammern an einer Schnur befestigt und an Ort und Stelle ausgestellt. Ziel der Aktion war es, die Passanten neugierig zu machen und mit den Leuten in Kontakt zu treten. Die Wanderausstellung von BozenComix versteht sich als Anreger für den Austausch von erlebten Stadtgeschichten, Beschreibungen von geliebten und ungeliebten Orten und Räumen sowie anderen, an die subjektive Wahrnehmung gebundenen Aspekten der Stadt. Die meisten Passanten reagierten misstrauisch und gingen rasch weiter, wenn sie vom BozenComix Team aufgeforder wurden, Geschichten der Stadt zu erzählen. Am ersten Tag des Bozner Aufenthalts wurde das BozenComix Team auch Zeuge eines Unfalls auf einem Fahrradweg, dem ein heftiger Wortwechsel folgte. Dieser seltsame Zwischenfall hatte die Auseinandersetzung mit den zahlreichen Schildern in der Stadt Bozen zur Folge. Das Ergebnis wurde in der Galerie Lungomare in Form eines 3-D Comic präsentiert, der als Pantomime vor einem Schilderwald als Bühnenbild vorgestellt wurde.

Nach zwei Tagen im öffentlichen Raum, in denen man immer versucht hatte, den Personenfluss nicht zu stören bzw. den privaten Raum nicht irrtümlich zu besetzen, waren die Teilnehmer von BozenComix über die geringe Anzahl gesammelter Geschichten enttäuscht und fragten sich, ob das Projekt gescheitert sei. Da nur wenige Stadtbewohner teilgenommen haben und das Projekt vor allem bei den Touristen auf Interesse stieß, denkt die Gruppe darüber nach, wie eine Beteiligung am öffentlichen Raum stattfinden kann, welche Fragen gestellt werden müssen und wie die Stadtbewohner in das Lesen ihrer Stadt eingebunden werden können.

Armati di tavoli e sedie pieghevoli, carta e matita il BozenComix Team parte per posizionarsi in quattro luoghi strategici della città di Bolzano per raccogliere storie tra gli abitanti documentandole attraverso fumetti. I Bozen Comix così prodotti vengono esposti sul luogo stesso attraverso un semplice sistema espositivo costituito da filo per stendere e mollette. L’azione ha l’obiettivo di incuriosire i passanti e di entrare in contatto con la gente. La mostra itinerante vuole fungere da stimolo allo scambio di storie vissute nella città e alla descrizione di spazi e luoghi preferiti, di spazi non amati e di altri aspetti legati alla percezione soggettiva della città. Di fronte alla richiesta di raccontare al BozenComix Team storie della loro città, la maggior parte dei passanti si dimostra diffidente e prosegue veloce il proprio cammino. Durante la prima giornata di permanenza a Bolzano, il BozenComix Team è anche testimone di un incidente su una pista ciclabile seguito da un acceso scambio di opinioni. Questo fatto assai curioso porta il gruppo a confrontarsi con i numerosi cartelli che regolano e sembrano rendere sicuri il traffico e gli usi della città. La presentazione in galleria è un fumetto 3-D nel quale si rappresenta in forma di pantomima l’aneddoto in una scenografia fatta di cartelli di divieto.

Alla fine di due giornate passate nello spazio pubblico, soprattutto a capire dove posizionarsi per non intralciare il flusso di persone e per non occupare erroneamente lo spazio privato, i membri del BozenComix Team sono delusi di aver raccolto poche storie e si chiedono se il progetto è veramente fallito. Di fronte alla scarsa partecipazioni degli abitanti di Bolzano e al forte interesse da parte dei turisti il gruppo si interroga su come si possa fare partecipazione nello spazio pubblico, quali domande bisogna porre e come coinvolgere gli abitanti nella lettura della loro città.

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> PAGINA 18 GRAMMATICA URBANA UNA INTERVISTA CON ARNO RITTER DI ANGELIKA BURTSCHER

Arno Ritter, Lei dirige dal 1995 “aut. architektur und Tirol” (prima Architekturforum Tirol) di Innsbruck, uno spazio espositivo e un luogo di comunicazione, di discussione e di promozione dell‘architettura. Anche la “città” e le problematiche contemporanee ad essa connesse, gli sviluppi e le prospettive future sono elementi del suo programma espositivo. Qual è secondo Lei il rapporto tra città e architettura? Quali temi Le sembrano importanti per aprire e comunicare nuove prospettive sulla “città”? Secondo me la città si definisce anche attraverso l’architettura e gli edifici che, fungendo da sfondo e da spazio progettato, rendono possibile la vita urbana. Infatti, un importante elemento che caratterizza la dimensione urbana è lo spazio tra gli edifici – le strade, le piazze e gli spazi pubblici e privati. Quando pensiamo ad una città, non ricordiamo i singoli edifici, ma gli spazi tra di essi (Zwischenräume), la loro atmosfera, che rimanda anche ad altre atmosfere in parte impresse nell’inconscio. Si potrebbe anche parlare di “genius loci”, di aura o di tessuto di una città, pressoché indefinibili, o di una grammatica urbana. Una città, grande o piccola che sia, non può inventare o produrre la dimensione urbana, né tanto meno rappresentarla, in quanto l’urbano è invisibile. Si potrebbe anche parlare di un’autotrasparenza dell’urbano. In effetti, l’urbano come momento sociale deve funzionare da sé, come un “calore d’attrito”, necessario affinché le città e i loro abitanti non congelino. Fattori di raffreddamento sono in generale le immagini guida e in particolare le soluzioni univoche. Troppa progettazione, troppa architettura, ma anche troppa storia – e con ciò intendo quegli atteggiamenti meramente conservatori e conservativi, che nel passato leggono il futuro – possono distruggere l’urbano. L’urbano non segue né un’immagine determinata né una forma determinata, così come l’identità di una città non può essere definita. L’urbano ne è l’interpretazione e l’interpretare è un processo, aperto, imprevedibile, continuo e vago. In questo senso si può affermare che tra forma urbana e forma architettonica vi è un rapporto dialettico. L’architettura perde costantemente forma e dissolve il suo significato: il suo valore d’uso, la sua interpretazione rimane oggettivamente indefinita, cosicché il Non-pianificabile diviene architettura reale. Per questo motivo non è un’impresa semplice

riuscire a comunicare un tema così complesso ad al pubblico e secondo me è necessario procedere in modo differenziato. Da un lato bisognerebbe sensibilizzare progressivamente il pubblico alle questioni urbane, e alla loro storia, facendo comprendere i complessi processi che ne sono alla base, dall’altra bisognerebbe far sì che le possibili strategie d’intervento risultino visibili. È un obiettivo che non si raggiunge solo organizzando mostre, conferenze o visite guidate, ma è necessario, sullo sfondo, curare i rapporti con i politici, i funzionari, i poteri decisionali e la stampa, sensibilizzando al tema anche questi circuiti. “Comunicare la città” non significa comunicare un’estetica normativa, ma promuovere la capacità di scegliere in maniera autonoma e consapevole la molteplicità, far sì che le persone siano in grado di vedere, di parlare e dunque di saper decidere. Con il Suo programma di mostre e di mediazione culturale Lei ha la possibilità di fornire ai visitatori degli strumenti o ausili per osservare e accettare la molteplicità e imparare a conviverci. Di quali strumenti si tratta secondo Lei? Come è possibile per gli abitanti percepire con maggior consapevolezza i processi di una città in continuo cambiamento per poterli poi gestire? Prima di esprimere un giudizio bisogna, come Lei giustamente sottolinea, essere in grado di vedere, di parlare e dunque di saper decidere. Naturalmente non è semplice comunicare tutto ciò in una dimensione urbana dispersa e soprattutto diffusa; è un processo lungo e spesso frustrante. Anche gli architetti e gli urbanisti spesso sono indecisi sul modo di affrontare le condizioni reali e soprattutto su come progettare. In termini generali secondo me si pone il problema di che cosa significhi dimensione urbana e di come progettarla. Infatti, negli ultimi decenni le città europee, indipendentemente dalle loro dimensioni, sono state investite da un mutamento di significato determinato soprattutto dall’area suburbana (Umland). Il mutamento consiste innanzitutto nella significativa perdita di potere da parte della città europea. Oggi la volontà politica non è più sufficiente a trasformare o migliorare una città. Le amministrazioni non hanno più né la disponibilità finanziaria né gli strumenti per indirizzare lo sviluppo della città attraverso progetti pubblici, anche se ciò non presenta solo svantaggi. È fatale invece che con la perdita del potere politico venga meno anche la funzione di integrazione sociale e che di conseguenza la cultura urbana si disgreghi progressivamente. Questo 30

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sviluppo è stato sicuramente accentuato, ma non causato, dall’accelerazione neoliberista degli anni Novanta. Ci sono altri motivi, più duraturi: è in primo luogo la concorrenza economica ad avere assicurato la sopravvivenza delle città europee. Gli agglomerati dell’Europa centrale, dove oggi vive più del 70% degli abitanti, hanno adattato la loro infrastruttura all’espansione storica dei nuclei urbani, di modo che la suburbanizzazione è diventata un’urbanizzazione. Il potenziamento delle reti di telecomunicazione, per esempio, ha favorito molte forme di lavoro mobile. Si è creato un cluster urbano instabile e molto esteso che, rispetto ai vecchi nuclei storici, risponde meglio alle esigenze dei mercati globali, spesso fluttuanti. La dinamica di questi “hot spots” dimostra che l’urbano può nascere e sparire dappertutto. Questo sviluppo, che almeno per quanto riguarda la sua struttura di base è irreversibile, porta a chiedersi quale valore potranno avere ancora i nuclei storici in futuro e quale potrà essere il ruolo dei cittadini e dei politici. Un problema centrale comune è dato dal fatto che gli abitanti delle città sono diventati una minoranza e che, d’altra parte, l’interesse collettivo – e con esso anche il fondamento della dimensione urbana, ossia il patto collettivo – si individualizza sempre di più. I consumatori “urbani” provenienti da aree urbane limitrofe o da altre località costituiscono spesso la maggioranza, cosicché le loro esigenze e il loro consumo hanno preso per così dire il potere. In questo modo si crea un conflitto tra le aspettative rivolte ad una cosiddetta Event-City e le necessità della vita quotidiana cittadina. Quello che per i consumatori “urbani” provenienti dalle realtà limitrofe è uno spazio di incontri ed esperienze, per i cittadini può diventare uno spazio “sofferto”. Questo contrasto di interessi impone di chiedersi a chi appartenga la città e se sia possibile una coesistenza tra le diverse concezioni dello spazio urbano. Se si dà uno sguardo agli ultimi dieci anni, la risposta è piuttosto univoca. In Europa, non solo la dimensione urbana ma anche la sua architettura si sono adeguate ai gusti della clientela esterna, appartenente in prevalenza al ceto medio, e alle sue abitudini al consumo. Nel concreto, si è verificato un processo di omogeneizzazione sociale degli spazi urbani e di marginalizzazione della cultura quotidiana urbana, socialmente più diversificata. Questo processo di trasformazione è stato accompagnato anche da interventi architettonici. Essi fanno parte della politica dell’immagine della Event-City, sorta sulla scia della New Economy, che in sostanza oscilla tra costruzione di una quinta di gusto retrò della città europea e l’uniformazione con insegne e marchi globali. La dimensione ideologica che la

sostiene porta alla dissoluzione della progettazione urbana paternalistica a favore di una strategia dell’immagine, non meno prevaricante, al servizio del dogma del mercato. La messinscena di atmosfere corrode lo spazio urbano o, per dirla con una formula: l’architettura corrode la città. Tuttavia, le città che si orientano solo alla clientela esterna e all’industria dell’evento non hanno la garanzia di una prospettiva, neppure in senso economico, in quanto i rapporti di potere urbano sono sempre instabili. La clientela esterna costituisce comunque un fattore imprevedibile, dal momento che non si possono escludere futuri rivolgimenti sociali o fenomeni di reimmigrazione dei nuclei urbani. Un altro scenario possibile è che lo spostamento del potere urbano a favore degli agglomerati periferici si intensifichi. Questa possibilità è giustificata, oltre che dal potenziamento dell’infrastruttura e della rete telematica, soprattutto dalla disponibilità di grandi aree libere, in gran parte ancora sottratte agli interventi progettuali, dove può sorgere il Provvisorio, il Non-pianificato, il Temporaneo. Questa costellazione di spazi ambivalenti corrisponde, meglio dei tradizionali nuclei urbani, ai mercati globali, spesso fluttuanti, e alla dinamica degli “hot spots”. Ma torniamo alla Sua domanda. Bisognerebbe proporre al pubblicho queste tematiche su diversi livelli, rendendo visivamente esplicito il complesso intreccio della città come “essere” dai molteplici strati, sociali, economici, politici, etici ecc. E non è facile. Il desiderio di aprire nuovi spazi di libertà attraverso l’architettura e la progettazione urbana è sempre più pressante. Gli sforzi per definire concetti come “as found” e “ non-plan” da parte di Cedric Price o Peter e Allison Smithson sono di grande attualità. Le aree non progettate della città – che lasciano spazio a ri-definizioni, visioni e “storie” – diventano spazi potenzialmente liberi, e quindi liberi per il pensiero e l’azione, e sono parametri indispensabili per la progettazione urbanistica contemporanea. Il concetto situativo di urbanistica e la partecipazione attiva dei cittadini alla creazione di un spazio come valore aggiunto diventano in questo contesto delle importanti strategie d’intervento. Come è possibile favorire una concreta partecipazione dei cittadini alla progettazione? Questa forma di progettazione urbanistica è in grado di affermarsi – non tanto al di là della realizzazione di un “masterplan”, ma orientandosi invece alla situazione reale? Sono dell’opinione che non siamo più in grado di operare basandoci su strategie tradizionali e su 31

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concetti di città obsoleti. Le città europee sono in fase di radicale cambiamento. Con la liberalizzazione dei mercati, la globalizzazione e i fenomeni ad essa connessi, la trasformazione fortemente accelerata delle strutture economiche da un lato, e dall’altro con la nuova rivalutazione del paesaggio urbano europeo, si ripropongono in primo piano alcuni temi: lo sviluppo urbano sovraregionale, la partecipazione e il discorso sull’identità, o come lo definirei io, sulla contestualità. In un certo senso in futuro, per quanto riguarda lo sviluppo delle “regioni urbane” europee, acquisteranno importanza diverse strategie attea creare un collegamento razionale e sostenibile tra i nuclei storici e le “città intermedie” (Zwischenstädten) o le “regioni urbane” per formare una nuova struttura urbana. In questo senso la “progettazione urbana” diventerà una nuova forma di pianificazione territoriale che avrà il compito di superare i confini politici delle città e assumerà un ruolo esplicito di mediazione e di trasformazione progressiva di questo nuovo sviluppo regionale. A questo scopo sarà necessario avviare processi interdisciplinari, politici e collettivi, che richiedono molto tempo e impegno e che soprattutto dovranno sradicare il tradizionale campanilismo. Un esempio molto interessante a questo proposito è il progetto “vis!on rheintal – Raum kommunizieren planen” (vis!one valle del reno – Comunicare progettare territorio). Nel 2004 la regione del Voralberg e i 29 comuni della Valle del Reno hanno avviato un processo di partecipazione allo sviluppo del territorio e alla cooperazione regionale all’interno di questo paesaggio urbanizzato. Il progetto ha coinvolto attivamente più di 1000 persone e molte istituzioni che hanno partecipato a commissioni speciali, dibattiti pubblici, Think-Tanks ed esposizioni, rilevato carte mentali del territorio, abbozzato visioni del futuro o discusso direttive concrete. In una prima fase si è cercato di far comprendere che la Valle del Reno è uno spazio vitale comune e di formulare un progetto collettivo riguardante le possibilità di sviluppo e di destinazione. Si tratta di comprendere, di progettare e di vivere la Valle del Reno come uno spazio di progettazione e di azione. Dovremmo imparare molto da questo esempio, perché rappresenta un possibile futuro per le strategie di progettazione. Diversi fattori – economici, politici e sociali – caratterizzano e influenzano lo sviluppo urbano, e spesso si differenziano molto l’uno dall’altro. La progettazione urbana dovrebbe assumere il compito di collegare questi tre ambiti tra di loro. “Alla collettività non interessa la città in quanto dimensione pubblica, anche

se l’immagine della città è una delle espressioni più altamente collettive della nostra vita” scrive Lucius Burckhardt. Il dibattito pubblico sulla progettazione urbana dovrebbe offrire la possibilità di non considerarla solo come un “esempio di calcolo tecnico sulla viabilità” (L. Burckhardt). Come può la progettazione urbanistica avvicinarsi alle esigenze dei cittadini? Secondo Lei, quali dovrebbero essere a questo scopo i presupposti politici, economici e sociali? Come già accennato in precedenza, il ruolo della progettazione urbanistica sta cambiando e deve reagire al mutamento dei rapporti con nuove strategie di pianificazione e di mediazione. Ed è in questo senso che i processi di partecipazione giocano un ruolo importante. A questo proposito nella Sua domanda non è presente un elemento molto importante ovvero il delicato tema della distribuzione della proprietà nelle strutture urbane, cominciando dalle case di proprietà destinate ai cittadini per finire con gli investitori privati. Poiché la pubblica amministrazione spesso non possiede più i mezzi finanziari per progettare e per mantenere i terreni appartenenti al demanio con incarichi pubblici, il territorio urbano viene sempre più privatizzato e di conseguenza individualizzato. Questa tendenza porta a un mutamento della dimensione urbana in Europa, perché sono sempre di più le esigenze private, sia quelle dei singoli cittadini che quelle degli investitori, a definire lo spazio. Negli ultimi tempi osservo il crescente affermarsi nella nostra società di una “mentalità legata al proprio orticello”, determinata dagli interessi dei singoli azionisti. Si costruiscono recinzioni reali o mentali, il territorio viene commercializzato e viene meno un certo consenso urbano che prevede che il singolo o il proprietario di capitale restituisca parte della ricchezza alla collettività o la metta a disposizione, come sarebbe auspicabile per la coesione urbana. E’ una tendenza che oggi si riscontra dappertutto, dal paesino alla metropoli. Contro di essa si può reagire solo sul piano politico o sociale, anche se in questo modo ritorniamo al singolo, il quale spesso, come proprietario, sostiene e favorisce anche attivamente questo evolversi con l’atteggiamento diffuso del “perché dovrei?…”. Ma è proprio qui che interviene o fallisce la progettazione urbana in quanto essa coinvolge anche la legislazione e la tutela giuridica. Secondo la mia opinione, infatti, a volte basterebbe modificare qualche paragrafo nei diversi codici giuridici per far sì che la città si possa sviluppare in positivo e nell’interesse pubblico. Ma poiché queste misure nella maggior parte dei casi intaccano il cosiddetto diritto consuetudinario e 32

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contrastano con gli interessi di alcuni singoli, esse suscitano reazioni di opposizione e perciò non vengono discusse né attuate a livello politico. La città come “essere” emotivo, la città come espressione dei rapporti sociali e culturali, la città come specchio della nostra società. Lo sviluppo della città è in gran parte già definito, ogni metro quadro viene valutato secondo parametri politici ed economici e di conseguenza pianificato fino all’ultimo centimetro. Gli spazi urbani che non rientrano in questi ambiti di interesse e che rimangono temporaneamente liberi o inutilizzati sono gli spazi che gli abitanti possono gestire e occupare secondo le loro esigenze. Questi spazi urbani diventano spazi di comunicazione e quindi un importante punto di riferimento sociale. Fino a che punto bisogna progettare la città e quale margine di spontaneità è ancora possibile? La città come fenomeno sociale ha sempre rappresentato un luogo di civiltà e perciò ha sempre avuto a che fare con il controllo e la repressione degli istinti. In questo senso la dimensione urbana, secondo me, contiene implicita anche un’interessante ambivalenza tra controllo e anarchia, tra progettazione e spontaneità. Per questo sono fermamente convinto che la città non possa essere soffocata dalla progettazione. Oggi si avvertono già le prime avvisaglie di un’inversione di tendenza. Queste oscillazioni, storicamente costanti, sono chiaramente leggibili nelle strutture urbane che hanno una lunga memoria. E nonostante l’internazionalizzazione delle condizioni di vita e la globalizzazione economica, ci sono segnali che indicano che questi processi non condurranno automaticamente a una somiglianza o a un’interscambiabilità di città e culture urbane ma, al contrario, faranno emergere nuove forme di particolatrità, di identità o contestualità specifica, di differenza e di comunicazione. Infatti, la città come siamo abituati a viverla è un costrutto sociale estremamente denso in termini di spazio e complesso dal punto di vista funzionale. In essa si vivono le differenze: differenze sociali, economiche, di territorio, culturali, di sesso, architettoniche o di dominio, e infine etniche. Questo complesso processo di costituzione delle differenze genera diverse identità regionali o locali, che si riflettono nell’organismo urbano e lo caratterizzano. Queste costruzioni identitarie e forme di comunicazione sono in genere aperte all’“Altro” e al “Nuovo”, vogliono continuare a scrivere la storia urbana e non solo a mantenere in un gesto difensivo un’immagine o una storia della città tradizionali. Ogni città è stata ed è un organismo che

cresce, che ha sempre reagito alle sfide delle diverse epoche anche dal punto di vista architettonico e urbanistico e perciò presenta una struttura ambivalente e stratificata. La città non è una creazione omogenea, una costruzione eretta in una determinata epoca, ma uno “spazio di tensione” costituito da edifici sorti in epoche diverse e da interventi urbani che influenzano anche il presente. L‘“Urbanisme Unitaire” di Guy Debord definisce la città come un insieme costituito da “zone ambientali all’interno delle quali gli individui che le attraversano potrebbero essere definiti dei “viveurs” (ossia non più spettatori passivi)”. “aut. architektur und tirol” intende gettare un ponte tra le istanze che progettano e agiscono sulla città e i cittadini come utenti, per diventare in questo modo un luogo di dialogo. Secondo Lei, fino a che punto gli abitanti si interessano della loro città? Le aree libere, intese come “terra di nessuno da trasformare creativamente”, sono un’esigenza reale degli abitanti, o corrispondono solo alle aspirazioni di progettisti e teorici? Sono quasi convinto che il desiderio anarchico degli abitanti di occupare aree libere o semplicemente di utilizzarle si sia affermato molto prima che i progettisti e i teorici formulassero le loro teorie. Partendo piuttosto dall’osservazione o dall’analisi di questa pratica esistente essi ne hanno tratto un argomento di riflessione. Infatti la vita urbana in situ di solito è più innovativa e interessante della teoria che ci viene costruita sopra e che spesso arriva “in ritardo”. Personalmente preferisco osservare direttamente la gente e la vita che si svolge nelle città che leggere saggi scientifici sul comportamento urbano, anche se apprezzo la letteratura e i film come valido complemento e fonte di informazione per osservare la prassi urbana e i suoi sottosistemi. Proprio questi media comunicano molti aspetti della vita nelle città altrimenti difficilmente descrivibili con strumenti “scientifici”, in quanto attingono all’atmosfera e alla dimensione non verbale dei luoghi. E la cosa straordinaria è che architettura e città si possono vivere fisicamente, osservare sul luogo, odorare, gustare, toccare, insomma esperire con tutti i sensi. > Arno Ritter – Curatore e pubblicista culturale (Innsbruck) Nato nel 1965 a Vienna. Studia giornalismo, storia e filosofia a Vienna. Dal 1995 è direttore dell’Architekturforum Tirol (dal 2005 aut. architektur und tirol), dal 2003 è docente di “Critica dell’Architettura” presso la Facoltà di Architettura dell’Università di Innsbruck. Pubblicazioni: numerosi testi su fotografia, arte e architettura in cataloghi, libri e riviste. 33

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EMOTION

Ein hypothetisches urbanes Wörterbuch könnte die vielen Definitionen der zeitgenössischen Stadt von A bis Z wie folgt zusammenfassen: „anxious city, city of bits, compact or cyber city, dual or dead city or città disfatta;…; fantasy city, generic, global or green city; cité locale or lettered city;…; Manga or mortal city;…; ville panique, partitioned city or città pulpa; survival city;…; unknown city; virtual city; wounded city.“ 1 Diese Adjektive zeigen eine emotionale Annäherung an die Definition von Stadt auf. Sie sind visuell, narrativ, poetisch, visionär, medial und in der Lage, urbane Bilder hervorzurufen, die scheinbar etwas gemeinsam haben: Die Wiederentdeckung der sozialen und umweltbezogenen Bedürfnisse einer Gemeinschaft. Eine Stadt durch den Einsatz der Sinne zu entdecken, sie in Zeitlupe zu erforschen, ihren Grad an Poetik zu definieren, setzt den Stadtbewohner, seine Sensibilität und seinen Tätigkeitsradius in den Mittelpunkt einer andersartigen Analysepraxis und urbanen Leseweise. Diese eröffnet neue Blickweisen und erlaubt es, ein Licht auf oft vernachlässigte Aspekte des Charakters einer Stadt zu werfen.

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EMOZIONE

Un ipotetico dizionario urbano potrebbe sintetizzare le molte definizioni della città contemporanea dalla A alla Z: “anxious city; city of bits; compact or cyber city; dual or dead city or città disfatta;...; fantasy city; generic, global or green city; cité locale or lettered city;...; Manga or mortal city;...; ville panique, partitioned city or città pulpa; survival city;...; unknown city; virtual city; wounded city.” 1 Questi aggettivi mostrano un approccio emozionale alla definizione di città. Essi sono visivi, narrativi, poetici, visionari e mediatici e sono in grado di evocare immagini urbane che sembrano avere una cosa in comune: la riscoperta dei bisogni sociali ed ambientali di una comunità. Scoprire la città attraverso i sensi, esplorarla al rallentatore, definirne il grado poetico pongono l’abitante della città, la sua sensibilità e il suo raggio di azione al centro di una diversa pratica di analisi e di lettura urbana. Essa apre nuovi sguardi e permette di fare luce su elementi del carattere urbano troppo spesso trascurati.

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ERZÄHLUNGEN VON DER STADT JENSEITS DER MODERNE

Carl Fingerhuth

Die Zeit der Moderne war eine Expedition in die Tiefe des mentalen Potenzials des Menschen. Es war eine Zeit der Erforschung, des Erkennens und des Beschreibens der physischen Welt. Dabei war der Raum eines der zentralen Forschungsprojekte – in der Astronomie, der Physik oder der Architektur und der Stadtplanung. Im Übergang von der mythischen Bewusstseinsstruktur in die mentale Bewusstseinsstruktur der Moderne wurde die dreidimensionale Gestalt des Raumes erkannt und interpretiert. Künstler zeichneten die ersten perspektivischen Bilder, mit einem definierten Standpunkt des Betrachters und einem Fluchtpunkt, der vom Standpunkt bestimmt war. Häuser und Städte wurden nach Plänen gebaut, in denen die ideale Gestalt über das Denken der Menschen festgehalten wurde. Heute scheint sich eine neue Bewusstseinsstruktur zu zeigen. Die „allgemeine und technisch-wissenschaftliche Beschreibung“ wird als

„lückenhaft“ wahrgenommen. „Alternative Lesestrategien sollen auf Komponenten, wie das ‚Emotionale‘ und das ,Unvorhersehbare‘ eingehen und sie in der Stadtplanung auch zu einem wichtigen Planungsinstrument werden lassen.“ 1 Dieses Anliegen macht auf eine neue Bewusstseinsstruktur aufmerksam. Sie hat noch keinen etablierten Namen. Aber ihre Präsenz ist immer deutlicher erkennbar. Die Physiker, die Philosophen, die Künstler und einige wenige Architekten und Stadtplaner berichten davon. Sie ist von radikal Neuem geprägt. Es beginnt sich ein Bewusstsein zu zeigen, dass die Sinnlichkeit, die Emotionalität und die Spiritualität des Menschen nicht mehr als Störung empfindet. Raum und Zeit werden miteinander verknüpft, sodass sie zu einem vierdimensionalen Kontinuum werden. Die großen Wahrheiten und harten Dogmen lösen sich auf und transformieren sich in eine Toleranz für die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Welt. Wenn wir diese Sicht ernst nehmen, verändert sich das Berufsbild des Architekten und Stadtplaners radikal. Er arbeitet nicht mehr in einem homogenen Raum. So kann es auch kein einheitliches Dogma für die Gestaltung des Raumes mehr geben und der Architekt und Stadtplaner ist nicht mehr der Prophet einer Welttheorie. Der Raum der Stadt wird zur physischen Aus-

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prägung der Bedürfnisse, Werte und Träume der Menschen jedes Ortes. Der Architekt und Stadtplaner hat zur Aufgabe, den neuen noch formlosen Bedürfnissen, Werten und Träumen Gestalt zu geben, sodass die Menschen sich in dieser Gestalt wiederfinden, sich damit identifizieren, es zu ihrer Gestalt machen. Architektur und Stadtplanung wird zu einer Betreuung der ständigen Transformation der Gestalt der Stadt. Es ist ein Spiel von dualen Energien. Kontinuität und Veränderung, wie auch Offenheit und Bestimmtheit, müssen gegeneinander abgewogen werden. Dies gilt ebenso für die Konflikte zwischen kollektiven Interessen und individuellen Anliegen oder die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Diese Aufgabe stellt sich an jedem Ort und in jeder Zeit anders. Über ein neues Bewusstsein und eine neue Analyse hinaus braucht es auch neue Instrumente, Verfahren und Methoden. Sie werden vor allem von einem Respekt für den Menschen geprägt sein müssen. Es geht darum zu erfahren, was gebraucht wird. Es geht darum Gestalt zu finden, die auf das eingeht, was gebraucht wird. Es geht darum, dass diese Gestalt mit Sorgfalt und Kreativität entwickelt wird, sodass sie nicht nur richtig, sondern auch schön ist. Sie soll nicht nur Bedürfnisse, sondern so oft als möglich auch die Träume erfüllen. Und es geht

darum Gestalt zu finden, die im Raum und in der Zeit realisierbar ist. Dieses Buch enthält 17 „Stadterzählungen“. Es sind persönliche Berichte von städtischen Orten in unserer Zeit. Italo Calvino hat in seinem Buch „Die unsichtbaren Städte“ von 55 utopischen Städten erzählt. Im Epilog lässt er Marco Polo zusammenfassen, was der Sinn von Stadterzählungen sein könnte: „Die Hölle der Lebenden ist nicht etwas, was sein wird; gibt es eine, so ist es die, die schon da ist, die Hölle, in der wir tagtäglich wohnen, die wir durch unser Zusammensein bilden. Zwei Arten gibt es, nicht darunter zu leiden. Die eine fällt vielen recht leicht: Die Hölle akzeptieren und so sehr Teil davon werden, dass man sie nicht mehr erkennt. Die andere ist gewagt und erfordert dauernde Vorsicht und Aufmerksamkeit: Suchen und zu erkennen wissen, wer und was inmitten der Hölle nicht Hölle ist, und ihm Bestand und Raum geben.“ Dieses Buch handelt vom ersten Schritt: „suchen und erkennen“ – hier und jetzt. Ein nächstes könnte dem nachgehen, wie man nach dem Suchen und Erkennen dem, was nicht Hölle ist, „Bestand und Raum“ gibt. > PAGINA 56 1

Teil des Konzepttextes für TRAUM STADT WIR

> Carl Fingerhuth – Stadtplaner (Zürich) Carl Fingerhuth beschäftigt sich seit dem Abschluss seines Architekturstudiums mit der Stadt: Zuerst als Archäologe in Ägypten, dann mit einem eigenen Büro für Städtebau und Raumplanung in Zürich, von 1978 – 1992 war er Kantonsbaumeister von Basel, seither arbeitet er wieder selbstständig als Experte. In dieser Rolle hat er Projekte in Europa, Afrika und Asien betreut. An Universitäten in der Schweiz, Amerika, Frankreich und Deutschland hat er Städtebau unterrichtet. Er ist Honorarprofessor der Technischen Universität Darmstadt. 37

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TRAUM STADT WIR

Tagtraum? Die Zeitungsblätter raschelten als sie mir auf den Schoß fielen. Ich las in mir weiter, schloss die Augen und hörte:

Ferdinand Schmatz

Wie steht es mit Ihrem Umgang mit der Stadt, fragte mich die Frau am Tor. Wie Sie die Stadt empfängt, hängt von Ihrer Art der Ankunft ab, setzte sie nach. Sind Ihre Haare blond und Ihr Gesicht schwarz? Kommen Sie aus der Luft, vom Sand oder vom Wasser, trocken oder nass. Wie ist Ihr Anzug, findet er in der Luft, am Wasser oder am Boden statt? Nackt oder im Gewand. Ist er mit Knöpfen versehen. Oder gewandt – als Sturm. Wie bringen Sie sich ein, fallen Sie ein oder uns zu, wollen Sie hoch hinaus, steigen, mehr als ein Mittel des Gedankens sein?

Werk des Zufalls oder Werk des Plans, der Sinne oder des Verstands, was ist uns die Stadt? Mitten in mir liegt ein Wald, er breitet sich aus, die Äste verzweigen sich, treten aus meinem Körper hinaus, treiben in den Asphalt, Sprünge bilden sich aus und Gras beginnt darin zu sprießen. Ich wünschte mir, zu verwachsen mit der Stadt, in die ich reisen wollte, also band ich mich los und in sie ein. Auch mein Kopf öffnete sich und gab eine Landschaft frei. Was sich da zeigte, waren Hügel, Täler, Höhlen, Nischen, aber auch Zeilen aus Bäumen, Alleen, der Grad höchster Ordnung. Ich suchte eine auf und glaubte mich im Bezirk der Vorstadt – oder war es der Bezirk des Verstands. Wie kam ich da raus? Er hatte Verwinkelungen, ich sprang über diese hinweg und lief schnurgerade davon. Ich wollte ein Zentrum betreten, den Kern erreichen – und fand mich an der Schwelle eines Tores wieder. Da stand eine Frau und da stand etwas in Schrift geschrieben: Betreten erlaubt. Lassen sie die Hunde von der Leine, träumte ich und wachte auf. Ein

Ich komme weder aus der Luft, noch von der Wüste oder vom Meer in die Stadt. Ich komme aus dem Wald, antwortete ich. Die Leere, die ich mitbringe ist nicht still, sie ist leer und voll, offen und zu. Sie ist nicht überfüllt. Sie ist kein Platz. Sie findet statt. Mein Anzug ist mit Knöpfen übersät, sagte ich. In einem auf den Leib geschneiderten Gewand ziehe ich ein. Gewandt – mitten im Sturm wie inmitten der Stille. Es rauscht, es wirbelt, die Tore öffnen sich, der Wind reißt sie auf, die Knöpfe halten nichts mehr zusammen. Wir gehen auf und ein. Das wiederholt sich, und wir werden bleiben und im-

38 – 41 Ferdinand Schmatz / Heimo Zobernig WÖRTER BRAUCHEN KEINE SEITEN Plakate im Wiener Stadtraum, 1993 > SEITE PAGINA 57

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mer wieder zu Muttersöhnen der Naht werden. Diese zieht sich durch den ganzen Leib. Vaterland, Mutterstadt. Von meiner Stirn und den gläsernen Kuppeln bis hinunter in die Sohlen und stählernen Schächte der Stadt, wo Honig und Kloake in den Kanälen rasen, wo wir daraus schöpfen oder erschöpft mit versickern. Da eine Hand, da eine Ratte, noch eine, noch eine, dort eine Flasche, mit Post oder mit Coke, unser Nikestiefel oder der des Kanalräumers, hinter ihm die Öffnung, vor uns die Öffnung ins Freie, alles fließt, so und anders auch. Das ist der Treffpunkt. Oben wie unten. Überall umfängt mich der Sturm, er ist Wind aus Winden, die stille Masse aus lauten Lauten. Geräusche, die sich verfangen in den Plätzen des Körpers und in denen des Raums aus Räumen. An ihrer statt möchte ich, wenn wir es schaffen, sie zu betreten, platzen und Platz machen nicht nur für mich. Dann knistert es im Oberholz des Gedankens und des Wollens. Im Wald der Wörter oder der Zitate ist der Leib nur eine Schneise der zugefallenen Zeichen. Zugeschnittenes Sprachholz als Tafel oder Leinwand seiner selbst. Für den Spaziergänger, Flaneur und Herumtreiber Mittel der Beschaulichkeit, Sehen mit dem Ohr, der Gesang der Vögelchen und jener des Lichts, der Schriften, das war nicht einmal, das gibt es immer noch und wieder anders. Öffne dein Ohr, halte die Hand daran, in ihrem Trichter singt es.

Aber das Mal des Mangels ist durch Zwitschern und Scheinen allein nicht zu beebnen. Etwas fehlt immer. Das ist die Stadt. Ich spiele derart mit, bringe mich ein, falle zu, falle auf, will steigen, hoch – aber nicht nur ein Gedanke sein, nicht nur das Denken sein! Ja, die Stadt nicht nur denken, sagte ich, das bedeutete, sie zu spüren, sie zu sein. Ein gemeinsamer Zustand, eine Energie, die aus dem großen Speicher aus Wasser, Luft und Erde stammt – aus uns beiden. Aus diesem Becken der Vereinigung, aus meinem und ihrem Leib steigen soeben die Laute auf, es sind die Elemente, draußen wie drinnen, sie und unsere bauen die Stadt, eines hier, A, das andere dort, O. Ich verspüre den Drang, mit ihnen zu schweben oder zu rauschen, Weiß wie Schwarz, Lettern des Lichts, Y und Wortgebilde des Gemunkels, Z, stille Post in den Zeichen, das hören wir und geben es nicht bloß in uns weiter. Die flüsternden Posaunen, die Lärmtrompeten des Nichts, das Versprechen der Stadt ist kein stilles Prost. Auch der Platz der Stadt findet ständig statt. Er platzt ununterbrochen. Die leere Stadt ist über alle Maße voll. Eine Untermasse auch. Da setzt die Erinnerung aus. Unsere Erinnerung an sie, die wir nicht haben, die sich ergibt. Sie lebt auf, sie wünscht. Was lebt, das wünscht: weiter. Das Verlangen war groß, die Schritte klein. Ein Beben ist es, etwas zu betreten, das in sich ist und außer sich sein wird.

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So braust es mit uns durch die Stadt, die immer da ist und nie. Bin ich nicht in ihr, fehlt mir was, bin ich in ihr, fehlt mir noch mehr. Oder weniger. Der Körper, der sich über die Nähte hinausbewegt, kopffrei gemacht trägt er unbehütet seinen einzigen Wunsch der Berührung so vor sich hin. Licht, Kupfer, Haut, Poren, Stau, Flut – alles verschmolz.

und diese prasselte in mir, ohne zu zerbröseln. Aber in der Luft draußen, der Himmel, der war dunkelblau, wurde schwarz, da hinten, dann auf einmal ein Grau, wie dünner, feinster Sand, eine Wand trieb die Straße herauf auf mich zu. Ich ahnte, diese Wand zu kennen, ein Teil von ihr zu sein, ich trieb mit ihr auf mich und die Stadt zu. Was tun?

Dann donnerte es und der Platzregen ging nieder. Aber noch blieb es trocken, nur das Treiben der Luftteilchen – oder waren es die Zeichen von den Aufschriften – wurde stärker. Ich hielt mir die Hand vor die Augen und drehte mich zum Schaufenster, ein Jagdgeschäft. Waffen, Mäntel, Jacken, Schuhe – alles Grün, Braun oder Metall. Daneben der Obststand. Nichts als Farben, alles voll.

Ich kaufte mir Äpfel. Am Markt dahinter. Das Wort Super schoss vorbei. Als ich in den Apfel biss, gab unter mir der Beton Laute von sich. Wie kam das? Da war kein Sand, kein Holz. Auf welchem Grund befand ich mich. Hatte ich einen Grund, hier, da zu stehen, etwas zu kaufen und es zu essen? Alles auf einmal, wie konnte das gut gehen, dachte ich mir, und mir wurde heiß. Die Sonne heizte den Ort und mich auf. Welchen Ort? Den Markt. Aber er war kein Platz, er war eine sich drehende Scheibe, auf der verschieden Stände und Waren an mir vorbei flogen. Nicht der Boden knirschte, sondern die Achse der Drehscheibe. War das die Welt? Oder der Einkaufswagen aus dem Supermarkt. Sie wuchs sich sofort zur Kugel aus, als ich das fragte, und rollte mir als Ball vor die Füße. Ich hob den Apfel auf und grüßte den Verkäufer.

JETZT erfuhr ich die Stadt als Wald. Als Holz, als Blatt, als Moos – weich der Asphalt, morsch der Beton, vom Wind getrieben die Blätter des Screens, seine Seiten nichts als ein Treiben, ein Wenden, ein Fortsausen. Ich setze den Fuß auf, ich hatte die Adressen, ich winkte ein Taxi, ich vertiefte mich im Stadtplan, ich ließ mich führen vom Leitsystem am Mobiltelefon, ich hatte die Hände frei wie die Gedanken, glaubte ich. Aber sie blieben nicht zollfrei. Ich spürte, diese Stadt ist ein Wald und kein Wald zugleich, es knirschte nicht im Unter-, sondern im Oberholz, es waren die Zeichen, die rauschten zwar frei, ohne Sirren durch den Äther, aber ich spürte ihre Energie,

Als ich dir den Apfel geben wollte, sagtest du, nein, danke, nur einen Biss. Ja. Die Kinder spielen im Käfig, im Park, gabst du mir zur Antwort mit vollem Mund, als ich wissen wollte, ob sie sich mit ihren Freunden getroffen hatten. Sie

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haben den Hartplatz mit Sand überzogen, aus der Kiste einfach hineingeschüttet mit ihren Kübeln und Schaufeln. Ich blickte auf meine Schuhe und gab dem Ball, den ein Mädchen mir entgegenrollte, einen Schubs mit dem rechten Bein. Die Hitze wurde stärker, wir wollten einen Tee trinken gehen. Wir betraten das Café, es hatte einen Holzboden, aber ich hörte kein Geräusch als die Kinder hereingestürmt kamen und las in der Zeitung weiter. Betreten verboten. Nehmen sie die Hunde von der Leine, träumte ich und wachte nicht mehr auf. Kein Tagtraum. Die Zeitungsblätter gaben kein Rascheln von sich. Ich drehte mich um, wollte zurück in den Wald. Ich fand aber das Tor nicht mehr, auch die Frau nicht, die Türsteherin. Aber eine Tafel war da, ich trat vor sie hin, zückte einen Stift und schrieb darauf: Ich verlasse gerne die Stadt, aber nur um wieder zurückkommen zu können. Die Einfahrten sind wie die Heimkunft in den Leib. Ich fahre dann wieder in den Wald aus Zeichen ein, sie – die Stämme, die Lichter die Blätter. Der Fahrtwind fährt ihnen in die Bedeutung, das Plakat reißt in der Mitte durch. Der Riss öffnet den Blick in den dahinterliegenden Park, tiefe Wiesen und vier Birken stehen da, ein Herz ist in eine hineingeschnitten. Wörter brauchen keine Seiten. Die Rettungssirene heult, jemand ist zusammengebrochen und wieder auferstanden. Die Stadt ist voller Wunder und Wunden.

Die Kinder spüren das mit, sie spüren sich ständig auf und erfinden sich neu. Sie gehen mit dem Treiben der Stadt, die Hand im Fuß, sie lieben den Sonntag des ruhenden und den Montag des anlaufenden, sich in Gang setzenden Betriebs. Auf der Anhöhe über der Stadt treiben sie sich rum, und sie lauschen von dort aus dem immer stärker werdenden Brausen von unten, wo sie liegt, die Stadt – die Spinne? Nein, sie öffnet ja ständig ihren Körper zum Spiel-Platz der Kinder, verteidigt ihr Territorium nicht wirklich, in das sie eindringen werden nach dem Sonntag, der so ruhig war wie auf der ländlichen Wiese hinter der Kirchenmauer und wo die Tätigkeiten alles bestimmten und nicht die Dinge oder die rasenden Bilder. Die mögen sie aber auch. Sie stehen vor den Schirmen und schauen sich an. Sie erkennen sich als Abbilder im Bild und zwicken sich in den Arm. Als ich vorbeifahre winken sie mir zu, reißen Grimassen, laufen ein Stück in der Allee aus Bäumen und Raunen und Schriftgesaumtem mit. Dann machen wir kehrt, es regnet, ich spanne den Schirm auf und wir kommen gemeinsam an und wachen auf. > PAGINA 57

> Ferdinand Schmatz – Schriftsteller (Wien) 1953 in Wien geboren; schreibt Dichtung, Prosa, Essays und Hörspiele, lebt in Wien; Studium der Germanistik und Philosophie; 1983 – 1985 Lektor in Tokyo; Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien; Herausgeber des Nachlasses von Reinhard Priessnitz; 1995 –1996 Juror beim Bachmann-Wettbewerb. Preise 1999 Christine Lavant Lyrik-Preis, 2004 Georg Trakl Preis, 2006 H.C. Artmann-Preis; Veröffentlichungen (Auswahl) tokyo, echo oder wir bauen den schacht zu babel, weiter. Gedicht, (Haymon Verlag 2004); Felicitas Leitner und das Gasthaus zur Grenze. Hörspiel, (ORF/Bayerischer Rundfunk 2006); Durchleuchtung. Ein wilder Roman aus Danja und Franz (Haymon Verlag 2007) 45

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NAPOLI PARKING 1 un progetto di Benjamin Tomasi e Angelika Burtscher

VI INVITIAMO ...

... a prendere parte ad un coro che celebra il vostro amore. Vi invitiamo a partecipare ad un ritratto corale, a cantare “alla karaoke” la vostra canzone d’amore preferita dall’abitacolo della vostra macchina. La canzone può essere una di quelle che avete in macchina oppure ne potete scegliere una dal CD che abbiamo preparato per voi. A voi la scelta di farvi vedere o di rimanere anonimi. L’azione corale sarà documentata con una registrazione acustica e con alcune fotografie che non riprendono alcun dettaglio che vi possa identificare. L’azione documenta l’occupazione temporanea di questo spazio emozionale della vostra città. Vi regaliamo un ritratto in forma di una polaroid di ricordo come ringraziamento. A metà di agosto sarà possibile scaricare dal blog in internet i documenti audio e le foto anonime dell’azione. (http://napoliparking.blogspot.com/) Vi ringraziamo tantissimo per la vostra partecipazione. Angelika e Benjamin > SEITE 60

48 – 53 Benjamin Tomasi NAPOLI PARKING, Napoli, 2007

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Invito distribuito in via Petrarca per l’azione NAPOLI PARKING 46

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NAPOLI PARKING

eine Intervention von Benjamin Tomasi kuratiert von Angelika Burtscher

Vom Stadtzentrum aus erreicht man die Via Manzoni, die von den Stadtbewohnern Neapels Via Petrarca genannt wird, mit dem Auto in circa 20 Minuten. Mehrere Wege führen zu diesem Villenviertel oberhalb des Golfo di Pozzuoli. Über die Via Posillipo, eine Straße die das wohlhabende Neapel für sich besetzt hat und am Wochenende von den Stadtbewohnern als Lungomare genutzt wird, fährt man über die Via Orazio, am Sitz der Staatspolizei vorbei, über die Via Petrarca in die Via Manzoni. Die zweite Möglichkeit, die Via Petrarca zu erreichen, ist über das Hügelland des Vomero, nahe dem Stadtzentrum Neapels. Eine Pinienallee, die im Sommer faszinierend gelb und rot im Abendlicht leuchtet, die ange-

nehme Ruhe abseits des chaotischen Stadtzentrums und die verträumte Aussicht auf den Golfo di Pozzuoli locken Familien, Jogger der angrenzenden Villen und Paare, die sich unter den Pinienbäumen in ihren Autos lieben, in die knapp einen Kilometer lange Straße. Kinder essen am Rande der geparkten Autos, die sich mithilfe alter Zeitungen ihre Privatsphäre schaffen, ihr abendliches Eis, Erwachsene trinken im lauen Abendwind eine Aranciata. Sie kaufen es von einer jungen Familie, die ab 19 Uhr die Läden ihres illegalen Kioskstandes öffnet und die Via Petrarca so gleichzeitig zu ihrem Besitz erklärt. Die Bewohner von Neapel erzählen oft mit Sehnsucht vom Parco delle Rimembranza, der eigentliche Parco Virgiliano, der bis in die Mitte der 90er-Jahre für die liebenden Paare und ihre Autos offenstand. Der Platz soll romantischer gewesen sein, er war Sportplatz, Spazierweg, ein Ort für öffentliche Konzerte und gleichzeitig ein Ort der Liebe. Fast jeder Bewohner Neapels hat eine Erinnerung an ihn. Der gesamte kleine Hügel des Parks wurde aber bereits vor mehr als zehn Jahren für die Autos gesperrt und ist heute eine Naherholungszone für die Stadtbewohner.

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Die Liebenden haben sich einen anderen Ort nahe dem verträumten Golf gesucht. Die Via Petrarca wurde die Alternative zu dem gleich angrenzenden und einst so bekannten Parco delle Rimembranza. Sie wird heute sowohl von der nachkommenden Generation als auch von den einstigen Besuchern des Parks frequentiert. In der Straße findet vom Sonnenuntergang bis spät in die Nacht hinein ein reges Kommen und Gehen statt. Am Wochenende warten die Autos und ihre Liebenden in der zweiten Reihe oft länger auf einen Platz auf dem Gehsteig unter den Pinienbäumen. Morgens, wenn man nach einer langen Nacht die Straße erneut entlangfährt, findet man die eine oder andere zerknüllte Zeitung auf dem Gehsteig und der Straße, Liebesbotschaften auf den Mauern neben der Straße verraten Sehnsucht und auch Verzweiflung der sich dort Treffenden. Für die Bewohner der angrenzenden Villen ist es längst Alltag, dass ihre Straße auch den unzähligen Verliebten der Stadt Neapel gehört. Angelika Burtscher > PAGINA 60

> Benjamin Tomasi – Künstler (Wien) 1978 in Bozen geboren; lebt und arbeitet in Wien; seit 2000 Studium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, Fotografie/Bildende Kunst bei Prof. Rothemann und an der Listaháskóli Íslands (Akademie der bildenden Künste) in Reykjavik, Island; Ausstellungen in Berlin, Bozen, Graz, Münster, Rekjavik, Venedig, Wien; seit 2001 Mitglied des Postrockkollektivs „Thalija“; Mitbegründer der „Plattform Quelle“ – Plattform für Kunst und Kultur, Wien 55

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> PAGINA 36 RACCONTI URBANI AL DI LÀ DEL MODERNO CARL FINGERHUTH

L’epoca del Moderno è stata una spedizione nelle profondità del potenziale mentale dell’uomo. E’ stata un’epoca dominata dall’indagine, dalla comprensione e dalla descrizione del mondo fisico. In particolare, lo spazio ha costituito uno degli ambiti centrali della ricerca tanto nell’astronomia e nella fisica quanto nell’architettura e nell’urbanistica. Nel passaggio dalla struttura mitica alla struttura mentale della coscienza, caratteristica del Moderno, è stata riconosciuta e analizzata la forma tridimensionale dello spazio. Gli artisti hanno creato le viste prospettiche fissando la posizione dell’osservatore e facendo dipendere da questa la posizione del punto di fuga. Gli edifici e le città sono stati costruiti sulla base di progetti la cui la forma ideale è stata generata dal pensiero dell’uomo. Oggi sembra che stia emergendo una nuova struttura della coscienza. La “descrizione generale e tecnico-scientifica” viene percepita come “insufficiente”. “Strategie di lettura alternative devono confrontarsi con fattori come ‘l’emozionale’ e ‘l’imprevedibile’ e trasformarli in uno dei principali strumenti di progettazione in urbanistica.”1 Questo pone l’attenzione su una nuova struttura della coscienza, per la quale non esiste ancora una definizione consolidata. Tuttavia, la sua presenza è sempre più evidente. I fisici, i filosofi, gli artisti e un numero ristretto di architetti e urbanisti la tematizzano. Essa è segnata dal radicalmente “nuovo”. Comincia a delinearsi una forma di coscienza per la quale la sensibilità, l’emozionalità e la spiritualità dell’uomo non sono più percepite come un elemento di disturbo. Lo spazio e il tempo vengono connessi insieme in modo da diventare un continuum a quattro dimensioni. Le grandi verità e i grandi dogmi si dissolvono e si tramutano in tolleranza di fronte alla complessità e alle contraddizioni del mondo. Se consideriamo seriamente questo punto di vista la professione dell’architetto e urbanista si modifica radicalmente. Egli non opera più in uno spazio omogeneo. Di conseguenza, non può esistere nemmeno un dogma unitario per la progettazione dello spazio e l’architetto e urbanista non è più il profeta di una teoria del mondo. Lo spazio urbano è espressione fisica delle esigenze, dei valori e dei sogni di persone provenienti da ogni luogo. All’architetto e urbanista spetta il compito di dare forma a esigenze, valori e sogni senza forma, in modo che le persone in questa forma si riconoscano e possano identificarsi in essa,

farla loro. L’architettura e l’urbanistica assumono così la funzione di assistere e guidare la continua trasformazione della forma della città. È un gioco di energie binarie. La continuità e il cambiamento da un lato, l’apertura e la determinazione dall’altro sono fattori che vanno reciprocamente soppesati. Ciò vale anche per i conflitti che sorgono tra gli interessi collettivi e le esigenze individuali o per i confini tra la dimensione pubblica e quella privata. Questo compito si configura diversamente a seconda del luogo e del momento. Oltre a una nuova coscienza e a una nuova capacità d’analisi sono necessari anche nuovi strumenti, procedure e metodi, la cui caratteristica sarà soprattutto il rispetto per l’uomo. Si tratta di capire ciò di cui la gente ha bisogno e poi di trovare una forma creativa che tenga conto di questo. È importante che questa forma venga sviluppata con precisione e inventiva, in modo da non essere solo corretta ma anche bella. Essa dovrebbe realizzare non solo le esigenze ma, quanto più possibile, anche i sogni. E poi bisogna trovare una forma che sia realizzabile nello spazio e nel tempo. Questo libro contiene 17 “racconti di città”. Sono resoconti personali su luoghi urbani del nostro tempo. Nel suo libro “Le città invisibili” Italo Calvino descrive cinquantacinque città utopiche. Nell’epilogo fa riassumere a Marco Polo quale potrebbe essere il senso del raccontare la città: “L’inferno dei viventi non è qualcosa che sarà; se ce n’è uno, è quello che è già qui, l’inferno che abitiamo tutti i giorni, che formiamo stando insieme. Due modi ci sono per non soffrire. Il primo riesce facile a molti: accettare l’inferno e diventarne parte fino al punto di non vederlo più. Il secondo è rischioso ed esige attenzione e apprendimento continui: cercare e saper riconoscere chi e cosa, in mezzo all’inferno, non è inferno, e farlo durare, e dargli spazio.” Questo libro ha per oggetto il primo passo, “cercare e riconoscere” – qui ed ora. Il prossimo potrebbe indagare come, dopo il cercare e il riconoscere, dare “consistenza e spazio” a tutto ciò che non è inferno. 1

Dal concetto iniziale di SOGNO CITTÀ NOI.

> Carl Fingerhuth – Urbanista (Zurigo) Dopo la laurea in Architettura si è sempre occupato di città: come archeologo in Egitto, e con il suo studio di progettazione e urbanistica. Dal 1978 al 1992 è Kantonsbaumeister della città di Basilea, dal 1992 lavora come libero professionista a numerose consulenze in Europa, Africa e Asia. È professore onorario della Technische Universität di Darmstadt. 56

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> SEITE / PAGINA 38 –41

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WÖRTER BRAUCHEN KEINE SEITEN

SOGNO CITTÀ NOI

LE PAROLE NON HANNO BISOGNO DI PAGINE

FERDINAND SCHMATZ

FERDINAND SCHMATZ / HEIMO ZOBERNIG dal tedesco di Consuelo Galvani

Wörter brauchen keine Seiten ≥ Literatur und Medien, Plakate im Wiener Stadtraum ≥ 16.4. – 7.5.1993 ≥ Veranstalter: Verein Literatur und Medien (Christine Böhler, Bernhard Fetz) In Form von Plakaten, Transparenten und Leuchtwandtexten nützt die Veranstaltung den öffentlichen städtischen sowie, über Computer und Datennetze, auch den elektronischen Raum als Träger und Multiplikator von Literatur. Ferdinand Schmatz verfasst für dieses Projekt unter anderem ein Akrostichon / Akronym. Es ist dies eine häufig in der Barocklyrik anzutreffende Gedichtform, bei der die Anfangsbuchstaben der Zeilen aneinandergereiht wieder einen Satz ergeben, in diesem Fall das Motto der Veranstaltung „Wörter brauchen keine Seiten“. Schmatz’ Gedicht wird auf vier bündig nebeneinander gehängten A1– Plakaten affichiert, die Zobernig gestaltet. Aus dem Katalog: Heimo Zobernig. Austelung. Katerlog ≥ Verlag der Buchhandlung Walter König, Köln 2003 ≥ S. 125 ≥ Eva Badura-Triska

Wörter brauchen keine Seiten (Le parole non hanno bisogno di pagine) ≥ Literatur und Medien (Letteratura e media), affissione nello spazio pubblico della città di Vienna ≥ 16.4. – 7.5.1993 ≥ Organizzazione: Verein Literatur und Medien (Christine Böhler, Bernhard Fetz) Durante questo evento lo spazio pubblico della città e quello digitale del computer e delle reti di informazioni vengono utilizzati come supporto e amplificatore della letteratura servendosi di manifesti, striscioni e pareti luminose. Per questo progetto Ferdinand Schmatz ha redatto un acrostico / acronimo, una forma frequente nella poesia barocca, nella quale la sequenza delle lettere iniziali di ogni riga forma una nuova frase, in questo caso il motto della manifestazione “Wörter brauchen keine Seiten” (Le parole non hanno bisogno di pagine). La poesia di Schmatz viene presentata in quattro manifesti su progetto grafico di Heimo Zobernig affissi uno accanto all’altro. Dal catalogo: Heimo Zobernig. Austelung. Katerlog ≥ Editore Walter König, Köln (D) 2003 ≥ pag. 125 ≥ Eva Badura-Triska

Opera del caso o del progetto, dei sensi o della ragione: la città, per noi? In mezzo a me c’è un bosco, si espande, i rami si moltiplicano, spuntano dal mio corpo, si avvitano nell’asfalto, si formano delle crepe e spunta l’erba. Desideravo radicarmi nella città in cui mi recavo, e così mi sciolsi da me stesso e mi avvolsi in lei. Anche il mio capo si aprì mostrando un paesaggio. Si vedevano colli e valli, caverne e nicchie, ma anche file di alberi, viali, allineati con gran precisione. Ne imboccai uno fino a trovarmi, così credevo, in un quartiere di periferia – o non era piuttosto la periferia della ragione? Come avrei fatto a uscirne? Era un groviglio di vicoli e viuzze, lo superai con un balzo e corsi via in linea retta. Volevo andare al centro, al nucleo, ma mi ritrovai sulla soglia della porta della città. Lì stava una donna, lì si leggeva una scritta: È consentito calpestare l’erba. Lasciate i cani liberi, senza guinzaglio. Era un sogno e mi svegliai. Avevo sognato ad occhi aperti? I fogli del giornale mi caddero in grembo frusciando. Continuai a leggere dentro di me, chiusi gli occhi e rimasi in ascolto: Che rapporto ha con la città? – mi chiese la donna che stava sulla porta. Il modo in cui la città l’accoglie dipende dal suo modo di presentarsi. – aggiunse. Ha i capelli biondi e il viso nero? Giunge dall’aria, dal deserto o dall’acqua, è bagnato o asciutto? Come arriva? per via d’aria, d’acqua o di terra? Come è vestito? Nudo o avvolto nelle vesti. Vesti chiuse da bottoni. O fluenti e disciolte – come la tempesta. Come si introduce nella città, irrompe all’improvviso o ci piomba addosso, vuole salire, elevarsi, essere più che una forma di pensiero? Non dall’aria, né dal deserto né dall’acqua giungo in città. Vengo dal bosco. – rispondo. Lo spazio vuoto che porto non è silenzioso, ma è vuoto e pieno, aperto e chiuso. Non è gremito. Non è un luogo. Esso accade. Il mio vestito è cosparso di bottoni, – risposi. Faccio il mio ingresso con un vestito cucito addosso su misura. 57

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Avvolto nelle vesti – tanto nella tempesta quanto nella quiete. Un fruscio, un turbinio, le porte si aprono, il vento le spalanca, i bottoni non tengono più. Andiamo su e giù. Ancora, di continuo, finché resteremo attaccati alla cucitura come alla sottana della mamma. La cucitura traccia una linea su tutto il corpo. Padrepatria, cittàmadre. Scende dalla mia fronte e dalle cupole trasparenti giù fino alle piante dei piedi e alle volte d’acciaio sotterranee della città, dove il miele e la cloaca si riversano nei canali, da cui attingiamo o in cui esausti ci disperdiamo. Ecco qui una mano, lì un ratto, e poi un altro, un altro ancora, ecco lì una bottiglia con dentro un messaggio o con la scritta Coca-Cola, il nostro stivale Nike o quello del fognaiolo, dietro di lui l’apertura, davanti a noi l’apertura verso la libertà, tutto scorre così ma anche diversamente. Questo è il punto d’incontro. Tra l’alto e il basso. Dappertutto la tempesta mi avvolge, è un vento fatto di venti, massa silenziosa di suoni sonori. Rumori che si impigliano nei luoghi del corpo e in quelli dello spazio fatto di spazi. Al loro posto vorrei, se riuscissimo ad entrare, irrompere e fare spazio non solo per me. Poi si sente uno scricchiolio nella parte alta del bosco, nella sommità dei pensieri e del volere. Nel bosco di parole o di citazioni il corpo non è che una linea di passaggio per i segni caduti dal cielo. Linguaggio-legno tagliato su misura come la lavagna o la tela su cui proietta se stesso. Per il viandante, il flaneur e il vagabondo è invece uno strumento per contemplare, vedere con l’udito: il canto degli uccellini e quello della luce, delle scritte, tutto ciò non accadeva solo un tempo, ma ancora oggi e sempre diversamente. Tendi l’orecchio, appoggiavi la mano ad imbuto e in esso sentirai risuonare un canto. Ma il canto degli uccelli e lo splendore della luce da soli non bastano a spianare il marchio della manchevolezza. C’è sempre qualcosa che manca. La città. In questo modo io partecipo al gioco, mi presento, capito all’improvviso, attiro l’attenzione, cerco di elevarmi, ma non per essere solo un pensiero, solo il pensare! Ecco, mi dissi, non solo pensare la città significa sentirla con i sensi, essere la città. È una condizione comune, un’energia che proviene dalla grande riserva di acqua, aria e terra, da noi due, me e la città insieme. Da questo bacino in cui si uniscono il mio e il suo corpo si innalzano ora dei suoni, sono gli elementi

che costruiscono, lì fuori e qui dentro, lei e noi la città: uno qui, la A, uno lì. La O. Sento l’impulso di librarmi e di stormire con essi: nero e bianco, lettere della luce, Y e l’artificio della chiacchiera, Z, messaggio segreto racchiuso nei segni. Tutto ciò udiamo e non lasciamo che semplicemente ci attraversi. I tromboni sommessi, lo strombazzare del nulla, le promesse della città non sono un segreto auspicio. Anche la piazza della città accade di continuo, tutta la città è sempre piazza. La città vuota è piena oltre misura. E anche la massa subordinata. Qui si interrompe il ricordo. Il nostro ricordo di lei che non possediamo, che semplicemente accade. Riprende vigore e riacquista desiderio. Ciò che vive, desidera: di continuare. Il desiderio è grande, i passi piccoli. È un tremito, entrare in qualcosa che è in sé e che diventerà fuori di sé. Così si attraversa sfrecciando la città, che c’è sempre e non c’è mai. Se non sono in lei mi manca qualcosa, se sono in lei, mi manca ancora di più. O forse di meno. Il corpo che si spinge verso l’uscita seguendo le cuciture, privato della testa, porta con sé indifeso e scoperto un solo e unico desiderio di contatto. Luce, rame, pelle, pori, ristagno e ondata: tutto si fonde insieme. Poi si udì un tuono e scese un acquazzone. Ma tutto rimaneva ancora asciutto, solo il volteggiare del pulviscolo nell’aria – o forse erano le lettere delle insegne – si intensificò. Mi riparai gli occhi con la mano e mi girai verso la vetrina, un negozio di articoli da caccia. Armi, paltò, giacconi, scarpe, tutto di color verde, marrone o metallico. Accanto, il banco del fruttivendolo. Tutto solo colori, pienamente. ADESSO la città divenne per me un bosco. Era legno, foglia, muschio. Morbido l’asfalto, fradicio il cemento. Le pagine dello schermo girate come foglie dal vento, che le spinge, le fa volteggiare, le soffia via. Poggiai il piede, avevo gli indirizzi, chiamai un taxi, studiai a fondo la pianta della città, mi lasciai guidare dalle indicazioni del navigatore installato sul cellulare, le mie mani erano libere come i pensieri, così credevo almeno. Ma non rimasero libere senza tributo. Sentivo che la città era un bosco e non lo era allo stesso tempo, non il sottobosco scricchiolava, ma le sommità degli alberi. Erano i segni che frusciavano liberi, senza ronzare attraverso l’etere, sentivo la loro energia che si riversava in me senza disperdersi. Fuori nell’aria il cielo da blu scuro 58

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divenne plumbeo, laggiù in fondo; poi all’improvviso qualcosa di grigio, come sabbia sottile e finissima, un muro montava dalla strada verso di me. Sentivo di conoscere quel muro, di esserne parte, montavo con esso contro di me e contro la città. Che fare?

che si stende dietro, con ampi prati e quattro betulle, in una c’è inciso un cuore. Le parole non hanno bisogno di pagine. Ulula la sirena dell’ambulanza, qualcuno ha avuto un collasso ma ora si è ripreso. La città è piena di sorprese e di ferite.

Comprai delle mele. Al mercato lì in fondo. La parola “super” mi sfrecciò accanto. Quando morsi la mela, il cemento gemette sotto i miei piedi. Com’era possibile? Non c’era sabbia né legno. Su quale suolo poggiavo? Che motivo avevo per stare qui, comprare e mangiare qualcosa? Tutto insieme, non poteva funzionare, – pensai, e mi sentii montare il caldo alla testa. Il sole cominciava a riscaldare il luogo in cui mi trovavo. Quale luogo. Il mercato. Ma non era una piazza, era un disco rotante su cui c’erano diversi banconi con la merce che mi volavano accanto. Non era il suolo a scricchiolare, bensì l’asse del disco girevole. Era il mondo? O il carrello del supermercato? Quando posi la domanda, si gonfiò trasformandosi subito in un globo, e poi mi rotolò davanti ai piedi. Raccolsi la mela e salutai il fruttivendolo.

I bambini lo sentono, giocano a nascondino e si scoprono sempre diversi. Seguono il viavai della città, passo passo, adorano la domenica, quando l’attività riposa, e il lunedì, quando si riavvia. Giocano e girano sull’altura che sovrasta la città e da lassù ascoltano il rumoreggiare sempre più forte che sale da laggiù, là dove si distende la città. Come una ragnatela? No, perché apre sempre il suo corpo al parco-giochi dei bambini, a dire il vero non difende neppure il proprio territorio, dove essi tornano una volta finita la domenica, che era tranquilla come il prato dietro il muretto della chiesa, e dove le attività definivano la giornata, non le cose o le immagini in corsa. Ma ai bambini piacciono anche le immagini. Stanno davanti agli schermi e si guardano lì riflessi. Si riconoscono come immagine dell’immagine e si danno un pizzicotto sul braccio. Quando passo in macchina mi salutano, fanno le boccacce, mi fiancheggiano correndo per un tratto del viale fatto di alberi, di bisbigli, ornato di scritte.

Quando ho fatto per darti la mela hai detto – no grazie, solo un morso. – Già. – I bambini stanno giocando al parco, nella struttura attrezzata a gabbia – è stata la tua risposta a bocca piena quando ti ho chiesto se erano usciti con gli amici. – Hanno ricoperto di sabbia il campo artificiale da gioco rovesciandola tutta dal loro recinto con i secchielli e le palette. – Mi guardai le scarpe e con una spinta del piede destro rimandai la palla che una bambina aveva fatto rotolare verso di me. Il caldo aumentava, decidemmo di andare a bere un tè. Entrammo al caffè, il pavimento era in legno, ma non sentii alcun rumore quando i bambini entrarono con fracasso, e continuai a leggere il giornale.

Poi ritorniamo indietro, piove, apro l’ombrello, rientriamo tutti insieme e ci svegliamo.

> Ferdinand Schmatz – Scrittore (Vienna) Nato nel 1953 a Vienna dove vive e lavora. Scrive poesia, prosa, saggi e audiodrammi. Studia germanistica e filosofia, dal 1983 al 1985 è lettore a Tokio. È docente presso la Hochschule für Angewandte Kunst di Vienna e curatore dell’Eredità di Reinhard Priessnitz. Dal 1995 al 1996 è membro della giuria del Premio Bachmann. Premi e riconoscimenti:

Vietato calpestare l’erba. Sciogliete i cani dal guinzaglio. Stavo sognando e non riuscivo a svegliarmi. Non era un sogno ad occhi aperti. I fogli del giornale non frusciavano più. Mi girai, volevo ritornare nel bosco. Però non riuscii più a trovare la porta della città e neppure la donna che la custodiva. Ma c’era una tavoletta, mi avvicinai, presi una matita dalla tasca e scrissi:

1999 Christine Lavant Lyrik-Preis, 2004 Georg Trakl Preis, 2006 H.C.Artmann-Preis. Pubblicazioni (selezione): tokyo, echo oder wir bauen den schacht zu babel, weiter (poesia, Haymon Verlag 2004); Felicitas Leitner und das Gasthaus zur Grenze (audiodramma, ORF / Bayerischer Rundfunk 2006); Durchleuchtung. Ein wilder Roman aus Danja und Franz (romanzo, Haymon Verlag 2007).

Lascio la città, ma solo per poterci ritornare. Ritornare è come rientrare nel proprio corpo. – Poi con la macchina mi addentro di nuovo nel bosco di segni. Tutto, i tronchi, le luci, le foglie – il vento di corsa si accanisce contro il loro significato, il poster si strappa nel mezzo. Lo squarcio apre la vista sul parco 59

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> SEITE 46 NAPOLI PARKING

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EINE EINLADUNG

NAPOLI PARKING UN’AZIONE DI BENJAMIN TOMASI A CURA DI ANGELIKA BURTSCHER

Wir möchten euch einladen ... ... Wir möchten euch einladen Teil eines Chores zu sein, der eure Liebe zelebriert. Wir laden euch ein, Teil eines musikalischen Gruppenbildes zu sein und euer liebstes Liebeslied als Karaoke zu singen. Das Lied kann dem Fundus eures Autos entstammen oder ihr könnt eines aus der Zusammenstellung wählen, die wir für euch vorbereitet haben. Ihr entscheidet, ob ihr euch zeigen oder anonym bleiben möchtet. Das musikalische Gruppenbild wird akustisch und visuell dokumentiert, allerdings beschränkt sich die visuelle Dokumentation auf Detailaufnahmen, die eine Identifikation eurer Person nicht zulässt. Die Aktion soll die temporäre Besetzung dieses emotionalen Raumes eurer Stadt dokumentieren. Als Erinnerung und Dank für eure Teilnahme möchten wir euch eine Polaroidaufnahme schenken. Ab Mitte August wird es möglich sein, die Dokumention der Aktion in Form von Audio- und Bildmaterial vom folgendem Blog herunterzuladen: http://napoliparking.blogspot.com/ Wir möchten euch für eure Teilnahme ganz herzlich danken. Angelika und Benjamin

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Einladung, die während der Aktion NAPOLI PARKING im Juli 2007 in der via Petrarca verteilt wurde.

Dal centro si raggiunge via Manzoni, che i Napoletani chiamano via Petrarca, in circa 20 minuti con la macchina. Diverse sono le strade che conducono a questo quartiere di ville che si trova sopra il golfo di Pozzuoli. Da via Posillipo, una strada che la Napoli bene reclama per sé e che il fine settimana viene utilizzata dagli abitanti della città come lungomare, si prosegue per via Orazio, passando davanti al presidio della polizia, poi per via Petrarca fino ad arrivare a via Manzoni. Un’altra possibilità di raggiungere via Petrarca è attraverso il colle del Vomero, vicino al centro di Napoli. Il viale di pini, che in estate incanta risplendendo di giallo e rosso nella luce del tramonto, la piacevole quiete lontano dal caotico centro cittadino e la romantica vista sul golfo di Pozzuoli attirano famiglie, jogger, abitanti nelle ville vicine e coppiette che fanno l’amore nelle loro macchine sotto i pini, nella strada lunga quasi un chilometro. I bambini mangiano il gelato serale a fianco delle auto parcheggiate che proteggono la loro sfera privata con l’aiuto di vecchi giornali; gli adulti bevono nella tiepida brezza serale un’aranciata acquistata da una giovane famiglia che dalle diciannove in poi apre illegalmente le imposte del chiosco, dichiarandosi così padrona della via. Gli abitanti di Napoli ricordano spesso con nostalgia il Parco della Rimembranza, originariamente Parco Virgiliano, che fino alla metà degli anni Novanta era aperto per le coppiette in macchina. La piazza, raccontano, era romantica, era una piazza per lo sport, le passeggiate, un luogo per i concerti e allo stesso tempo per l’amore. Quasi tutti i napoletani ne serbano un ricordo. Ma ormai da più di dieci anni tutto il colle del parco è stato chiuso alle macchine e oggi è un luogo fuori porta e meta di svago per gli abitanti del centro. Le coppiette hanno trovato un altro posto dove incontrarsi, vicino all’incantevole golfo. Via Petrarca è diventata così un’alternativa ideale al Parco delle Rimembranze adiacente e un tempo così famoso. Oggi è frequentata tanto dalle nuove generazioni quanto dagli amanti del Parco di un tempo. Dal tramonto fino a notte fonda la via è animata da un vivace va e vieni. Il fine settimana le macchine con le coppiette aspettano a lungo in seconda fila prima di trovare un posto sul marciapiede all’ombra dei pini. 60

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La mattina, percorrendo la strada dopo una lunga notte, qua e là sul marciapiede e sulla strada si trovano giornali stropicciati, i messaggi d’amore sul muro che costeggia la strada raccontano il desiderio ma anche la disperazione di quanti si danno appuntamento qui. Per gli abitanti delle ville vicine è un ormai fatto quotidiano che la loro strada appartenga anche agli innumerevoli amanti della città di Napoli. (Angelika Burtscher)

> Benjamin Tomasi – Artista (Vienna) Nato a Bolzano nel 1978. Vive e lavora a Vienna. Dal 2000 studia fotografia e arte applicata con il Prof. Rothemann presso l’Universität für Angewandte Kunst di Vienna e presso la Listaháskóli Íslands di Reykjavik, Islanda. Mostre a Berlino, Bolzano, Graz, Münster, Reykjavik, Venezia, Vienna. Dal 2001 è membro del Postrockkollektiv “Thalija”, è inoltre membro fondatore della “Plattform Quelle”, Plattform für Kunst und Kultur di Vienna.

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SITUATION

In der urbanistischen Praxis hat der Terminus Situation mehrere Bedeutungen, die alle mit dem Begriff der Zeit verbunden sind. Dieser Aspekt wiederum definiert verschiedene Annäherungen an die Stadtplanung. In der traditionellen Urbanistik kennzeichnet der Aspekt der Zeit große, langfristige Projekte; demzufolge stimmt die Situation in diesem Fall mit dem konstruierten Raum und der Stadt selbst überein. Diese besteht aus gefüllten und ungefüllten Räumen und unterscheidet sich von dem, was nicht Stadt ist, das heißt von der die Stadt umgebenden Landschaft. Die Welt der Stadt definiert sich über ihre Form. „In den Modellen der schwachen Urbanisierung hingegen wird der Begriff der Umnutzung, der ausdruckslosen Manufakte, der Abwesenheit einer globalen Bedeutung der urbanen Form aufgeführt.“ 1 Die Zeit wird negiert oder verkürzt und die Situation entspricht kleinen, vorübergehenden, manchmal ausdrucklosen, doch immer sehr belebten Orten. In einem „situativen“ und „wandernden“ Zusammenhang, wie der im Urbanisme unitaire von Debord beschriebene, wird die Stadt als „Ensemble von Umweltarealen, in denen die Individuen, die sie durchqueren, viveurs und nicht passive Zuschauer sind,“ 2 definiert. In diesem Fall passt sich die Zeit der fließenden Bewegung der Individuen an, die die Stadt bewohnen.

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GRIGAT, S., GRENZFURTHNER, J., FRIESINGER, G., (Hg.), Spektakel, Kunst, Gesellschaft. Guy Debord und die Situationistische Internationale, Verbrecher Verlag 2006 BRANZI, A., BOERI, S., L’urbanistica dell’indeterminatezza, in: Lotus 107, 2000 62

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SITUAZIONE

Nella pratica urbanistica il termine situazione assume più significati che sono legati al concetto di tempo. Questo aspetto, a sua volta, introduce diversi approcci alla pianificazione urbana. Nell’urbanistica tradizionale il tempo caratterizza grandi progetti a lungo termine ed in questo caso la situazione si identifica con lo spazio costruito e con la città. Essa è costituita da spazi pieni e spazi vuoti e si differenzia da quello che città non è, vale a dire dal paesaggio che la circonda. Il mondo urbano si definisce attraverso la sua forma. “Nei modelli di urbanizzazione debole si introduce invece il concetto di reversibilità delle destinazioni d’uso, di inespressività dei manufatti, di assenza di significato globale della forma urbana.” 1 Il tempo viene negato o ridotto e la situazione si identifica con luoghi piccoli, transitori, a volte inespressivi ma allo stesso tempo molto frequentati. In un contesto “situativo” e “deambulante” come quello descritto nell’Urbanismo Unitario di Debord la città è poi definita come “un insieme di aree ambientali in cui gli individui che le attraversano sono viveurs e non spettatori passivi,” 2 e il tempo si adatta al movimento fluido degli individui che abitano la città.

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GRIGAT, S., GRENZFURTHNER, J., FRIESINGER, G., (Hg.), Spektakel, Kunst, Gesellschaft. Guy Debord und die Situationistische Internationale, Verbrecher Verlag 2006 BRANZI, A., BOERI, S., L’urbanistica dell’indeterminatezza, in: Lotus 107, 2000 63

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Saul Saguatti & wang inc. FOTORAMA

Bolzano Castel Flavon Cimitero Gries Ferrovia Fierra di Bolzano Galleria Vintola

OU 2005 Expedition 2 Datum / Data 08.05.– 13.05.05 Dauer / Duratura täglich 24 Stunden / ogni giorno 24 ore Konzept / Ideazione Saul Saguatti, Bartolomeo Sailer alias wang inc. Teilnehmer / Partecipanti Martina Dandolo, Arnold Egger, Paolo Ignelzi, Shabka Mark, Cristina Vignocchi 64

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Fotorama è una performance in cui i videoartisti Bartolomeo Sailer e Saul Saguatti sperimentano insieme ad un gruppo di cittadini e di “non addetti ai lavori” l’animazione di fotografie digitali e le possibilità creative fornite dall’audio in presa diretta. L’obiettivo è un ritratto artistico e documentaristico della città di Bolzano. Il risultato è un’opera video intesa come riproduzione ed interpretazione di 11.250 foto e suoni dal vivo, scattati e ripresi dai partecipanti muovendosi nella città. Il sopralluogo Fotorama inizia con l’apertura “in sordina” della filiale dell’Agenzia di Esplorazione Urbana nel cuore della città. Essa si presenta come un laboratorio aperto al pubblico in cui i “non addetti ai lavori” usano gli “elettrodomestici digitali” (computer, fotocamera, registratore audio) come semplici strumenti creativi.

Fotorama Bolzano è il più complesso dei sei Fotorama realizzati sino ad ora in quanto genera un ponte diretto tra la formazione, il prodotto multimediale e la diffusione culturale. Ciò avviene “accelerando” le aspettative dei partecipanti e realizzando in pochi giorni un percorso che normalmente richiederebbe alcuni mesi. Il successo di Fotorama accresce la convinzione che la produzione multimediale potrebbe servirsi più spesso di materiale prodotto dagli utenti stessi perché gli utenti passano continuamente dal ruolo di studenti a quello di produttori, artisti, per finire ad essere spettatori e critici del proprio lavoro e di quello degli altri partecipanti, accorciando così la distanza tra utente ed autore. Il pubblico coinvolto nell’esperienza del workshop diventa uno specchio della propria realtà. Esso è autore responsabile e critico poiché sopperisce alle sue lacune di natura tecnica con la sua esperienza di territorio e di vita.

Fotorama ist eine Performance, in der die Videokünstler Bartolomeo Sailer und Saul Saguatti – zusammen mit einer Gruppe von Stadtbewohnern und „Laien“ – mit der kreativen Möglichkeit der Animation von digitalen Fotos und mit Aufnahmen von Originaltönen experimentieren. Auf diese Art soll ein künstlerisches und dokumentarisches Porträt der Stadt Bozen erstellt werden. Das Ergebnis war ein „Gesamtvideowerk“, das 11.250 Fotos und Originaltöne interpretierte und reproduzierte, die von den Teilnehmern auf ihren Streifzügen durch die Stadt dokumentiert und aufgenommen wurden. Die Expedition Fotorama begann mit der Eröffnung einer temporären Filiale der Agentur für Stadtforschung im Stadtzentrum. Es handelt sich dabei um eine offene Werkstatt, in der „Laien“ diverse digitale Geräte (Computer, Fotokamera, Aufnahmegerät) als einfache kreative Mittel anwenden können.

Fotorama Bozen spannt einen direkten Bogen zwischen der Gestaltung, dem multimedialen Produkt und der kulturellen Verbreitung. Sie ist das umfangreichste der sechs bis jetzt realisierten Fotoramas. Im Fotorama Bozen wurden die Erwartungen der Teilnehmer „beschleunigt“, es wurde in nur wenigen Tagen ein Ergebnis erzielt, für das normalerweise einige Monate nötig wären. Der Erfolg von Fotorama bekräftigt die Überzeugung, dass sich die multimediale Produktion häufiger an dem Material bedienen sollte, das von den Benutzern produziert wird. Der Abstand zwischen Benutzer und Autor verringert sich, indem der Benutzer ständig zwischen der Rolle des Lernenden und der des Produzenten – des Künstlers – wechselt, um schließlich zum Betrachter und Kritiker der eigenen Arbeit und jener der anderen Teilnehmer zu werden. Das Publikum, das an der Erfahrung des Workshops teilnimmt, wird zu einem Spiegel der eigenen Realität. Es wird zum selbstbewussten und kritischen Autor, der seine technische Unzulänglichkeit durch seine ortsverbundene und lebensnahe Erfahrung wettmacht.

Piazza della mostra Piazza delle Erbe Piazza Domenicani Piazza Tribunale Piazza Walther Ponte Druso via Goethe via Museo via Resia Vicolo delle Erbe

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Manuela Demattio, Roberto Gigliotti, Carlotta Polo LINEE DI CITTĂ€

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Bolzano Ponte S. Antonio via C. Roncolo

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via dei Vanga via Museo Galleria Europa via L. da Vinci Piazza Domenicani via Carducci via Marconi Piazza Verdi Ponte Loreto Bosco del Colle

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FORMA URBIS

Alessandro Banda

Uno o due anni prima di morire (nel modo che tutti sappiamo) Pier Paolo Pasolini partecipò ad una trasmissione televisiva. Si sa che Pasolini detestava la televisione, eppure, per una di quelle numerose contraddizioni che lo caratterizzavano insopprimibilmente, vi partecipò comunque. La trasmissione in oggetto si chiamava Io e … Di che si trattava? Una personalità eminente della letteratura o della politica o dello spettacolo era chiamata a dichiarare le proprie preferenze in campo artistico, e a segnalare, per la precisione, un’opera che le stava particolarmente a cuore: una tela amata più di altre, o un affresco, o un complesso monumentale. Pasolini, che pure aveva competenze non amatoriali in questo settore, essendo stato allievo di un maestro come Roberto Longhi, scelse non un quadro né una cosiddetta “opera d’arte”, bensì una città: anzi la forma di una città. La forma di Orte, dato che

allora, nel 1973 o 1974, quella piccola città nota soprattutto come snodo ferroviario cominciava ad essere minacciata nella sua integrità. Sul piccolo schermo si poteva quindi vedere il poeta che indicava il selciato di un vicoletto di Orte, o un pezzo sbreccato di muro giallastro, sospirando: “anche questo fa parte della forma di Orte, e io vorrei che fosse salvato”. Non credo che la scelta di una cittadina come Orte sia stata casuale. Le dimensioni ridotte di questo borgo dell’alta Valle Tiberina erano in qualche modo garanzia, ancorché vacillante, della conservazione di una forma. Roma, tanto per dire, era a questo proposito già data per spacciata, fin dagli anni Cinquanta. Pasolini infatti, nelle prose di quegli anni, usa per Roma un verbo assai significativo: spalmare. Quante volte non si legge, nei romanzi o nelle sceneggiature pasoliniane dell’epoca, la frase: Roma era spalmata all’orizzonte! Roma quindi non era una forma; era un ammasso slabbrato, incoerente, debordante, gelatinoso, da spalmare appunto, come la nutella. Voglio continuare a parlare di Pasolini, perché questo mi offre l’occasione di riallacciarmi ad un altro grande scrittore.

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Pasolini arrivò a Roma nel gennaio 1950, fuggendo dal Friuli e, in certi testi poetici, amava presentare sé stesso come un barbaro sceso dal Nord, verso la capitale. E’ una situazione analoga a quella descritta mirabilmente da Borges, in un breve racconto dell’Aleph, la Storia del guerriero e della prigioniera. Qui è descritto il profondo stupore che il longobardo Drotculft prova di fronte alla visione di Ravenna. Lasciamo la parola a Borges: veniva (Drotculft)

dalle selve inestricabili del cinghiale e dell’uro […] Le guerre lo portano a Ravenna e là vede qualcosa che non ha mai visto o che non ha mai visto pienamente. Vede il giorno e i cipressi di marmo. Vede un insieme che è molteplice senza disordine; vede una città, un organismo fatto di statue, di templi, di giardini, di case, di gradini, di vasi […] Il barbaro è folgorato dalla rivelazione non di una città, non di Ravenna, ma della Città, dell’idea platonica della città, della forma di una città. E se oggi il barbaro Drotculft venisse dalle sue foreste o ipotetiche steppe, situate in un mitico e immaginario Nord, venisse giù con le sue orde e arrivasse, che so, alle porte di Merano-Meran o Bozen-Bolzano o altro similare

centro dell’Alto Adige o Sudtirolo o Tirolo meridionale o arrivasse da qualche altra parte del vasto mondo, troverebbe ancora ad attenderlo la Forma della Città, incarnata in un organismo molteplice ma non disordinato, in un insieme eterogeneo ma non discorde? O non userebbe piuttosto, per definire ciò che vede, il nostro sbalordito Drotculft, lo stesso verbo usato da Pasolini nei primi anni cinquanta del secolo scorso: spalmare? La domanda è puramente retorica. Agli stupefatti occhi longobardi si presenterebbe un grumo di costruzioni, una concrezione minerale, difformemente spalmata contro un orizzonte di montagne, neanche troppo elevate, o irregolarmente profilata contro un orizzonte d’infinita pianura. Quella che si è perduta, oggi, è infatti, a mio avviso, proprio questa possibilità di forma. Questa armonia segreta che spira tra le parti diverse di un insieme, questa rispondenza, questo enigmatico richiamarsi di edifici inevitabilmente costruiti in epoche differenti ma tutti appartenenti ad un’unica e superiore civiltà. Un po’ come opere letterarie di epoche distanti fra loro, anche di secoli, fanno tuttavia parte di una sola letteratura. Per cui possiamo dire che Dante, Leopardi e Calvino (o Pasolini) fanno tutti parte della

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letteratura italiana. (O Dietmar von Aist, Grimmelshausen e Grass fanno tutti parte della letteratura tedesca). Attualmente, al contrario, pare (almeno a me) che gli edifici delle città (anche delle città o cittadine o borgate o paesi della provincia sopra menzionata e di altre province e regioni, molte altre, forse tutte) non parlino più la stessa lingua. Le varie costruzioni non dialogano più tra loro. Ognuna si esprime in un suo monologo autoreferenziale, incurante di ciò che le sta intorno. Esattamente come le persone, che quelle costruzioni abitano, ignorano e vogliono ignorare i loro vicini. E’ un mondo di idioti che popolano costruzioni idiote. Dove la parola idiota, va intesa nel suo senso etimologico, di idiotes, cioè il privato cittadino, tutto preso dal suo idion, il suo proprio o, alla Guicciardini, il suo particulare, così che dimentica il suo vicino, il suo simile o concittadino. E’ come se si fosse persa la dimensione urbana o politica (da polis, non dimentichiamolo), cioè sovrapersonale, della città che, conseguentemente, è diventata o tende a diventare un agglomerato informe di edifici autistici, assolutamente non comunicanti. Al proposito mi verrebbe da citare, per la sua funzione esemplare, la Lon-

dra vittoriana, nella memorabile definizione di Conan Doyle, nella prima delle avventure di Sherlock Holmes: Londra, quel grande

immondezzaio in cui vengono irresistibilmente risucchiati tutti i fannulloni e perdigiorno dell’Impero (sono le prime battute di A study in scarlet, che è del 1887). Una città buona per essere solo lo sfondo, amorfo, di atroci delitti o imprese criminali, le uniche degne ormai di esser raccontate. Forse è per questo che la letteratura sembra sopravvivere come racconto di genere, e, per la precisione, di genere giallo o horror o splatter e così via, il cui ambiente ideale è la città degradata. Ma forse, sempre, la città, è stata legata al sangue, al delitto. Non solo l’indefinibile e tremolante urbs odierna. Come dimenticare che il primo fondatore di città fu Caino? Caino conobbe quindi

sua moglie, la quale concepì e partorì Enoc. Poi divenne costruttore di una città che chiamò, dal nome di suo figlio, Enoc. (E’ la Genesi, capitolo quarto). La prima città gronda del sangue dell’assassino di suo fratello. Come Roma, del resto, fondata da Romolo, l’assassino di Remo. E, pescando a caso dal repertorio mitologico, si ha solo l’imbarazzo della scelta: Laomedonte, il fondatore di Troia, era uno spergiuro, uno che ingannò gli dei, e

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anche i semidei, Posidone ed Eracle. Antenore, il mitico fondatore di Padova (Dante infatti chiama Antenori i padovani), a sua volta tradì Troia, la sua città di provenienza. Avrà o no un significato che i fondatori di città siano assassini (e della peggior specie) o spergiuri, traditori, poco di buono insomma? Io credo di sì, che lo abbia un suo significato, ma quale di preciso, se formale o informe, lo lascio immaginare o dedurre al lettore di questo pezzo. > SEITE 104

PIER PAOLO PASOLINI Alì dagli occhi azzurri, Garzanti, Milano, 1965 / JORGE LUIS BORGES L‘Aleph, Feltrinelli, Milano, 1980 / FRANCESCO GUICCIARDINI Ricordi politici e civili, Garzanti, Milano, 1975 / ARTHUR CONAN DOYLE Uno studio in rosso, Rosa & Nero, Milano, 1986

> Alessandro Banda – Scrittore (Merano) Nato nel 1963 a Bolzano. Laureato in lettere nel 1987 a Padova, nel 1992 ha conseguito il dottorato di ricerca in filologia italiana. Ha pubblicato saggi e racconti su varie riviste, tra cui “Studi novecenteschi” e “Forum italicum”. Pubblicazioni di tre romanzi e due volumi di racconti, uno per Einaudi, gli altri quattro per Guanda. Il suo ultimo libro è “Scusi, prof, ho sbagliato romanzo” (Guanda 2006). 71

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AUTODIALOGO SU STALKER E "I NOMADI"

Francesco Careri

SUI PRIMI INCONTRI MANCATI

D: So che state conducendo in questi mesi un’azione di ricerca con gli studenti di Roma Tre sulle baraccopoli del Tevere e che state organizzando diverse azioni per contrastare i nuovi Patti della Sicurezza. Vorrei che me ne parlassi, ma prima mi piacerebbe sapere quando avete cominciato a lavorare con i rom e quali sono state le esperienze di Stalker con l’universo nomade. Ti chiederei però di non parlarmi del nomadismo come categoria filosofica o come pratica estetica, ma delle popolazioni “nomadi” che riempiono le pagine della cronaca. Come vi siete avvicinati ai rom? R: Il percorso è stato lento, una conoscenza progressiva durata più di dieci anni. Nessuno di noi aveva mai avuto prima una relazione diretta e questo percorso è stato un’importante crescita comune. Siamo partiti da zero. Nella prima transurbanza fatta a Roma nel 1995 siamo passati di fronte all’ingresso del campo di Quintiliani e non ci siamo entrati. Era tardo pomeriggio, eravamo stanchi e cercavamo un posto dove fare l’accampamento per la notte. Ci siamo fermati in un campetto di calcio che degli albanesi avevano allestito per i propri bambini. Mi ricordo che avevamo parlato con un uomo alto bellissimo, con capelli lunghi, occhi azzurri profondi e un’aria da saggio, sembrava Melquiades, quello zingaro dei Cent’anni di solitudine di García Márquez che portava a Macondo le novità del mondo, e che all’inizio del libro aveva stupito il villaggio mostrando il ghiaccio. Melquiades e gli altri albanesi avevano preso un vecchio casale e lo avevano trasformato in una casa per più famiglie, un ambiente accogliente e ospitale. Alla nostra richiesta di dormire nel campetto avevano risposto che erano felici di avere ospiti, che potevamo montare le tende e nessuno ci avrebbe dato fastidio. D: Così decideste di chiedere ospitalità agli albanesi e non ai rom, anzi magari gli chiedeste di difendervi nel caso aveste avuto problemi da loro. È andata così? R: No, non chiedemmo protezione. Ci rivolgemmo agli albanesi. Il loro casale ci dava sicurezza più di quell’ammasso di tetti di lamiera e di stradine fangose. Ti dico che non avevamo neanche per un momento avuto la curiosità di entrare… anche se in realtà un anno dopo, nel giro che facemmo a Torino, in un campo rom ci entrammo, e ci fermammo un bel po’ a parlare con i bambini... ma in quel primo giro di Roma non successe… non saprei spiegartelo… non è successo. I rom d’altra parte non li avevamo neanche incontrati, mentre gi albanesi sì. L’idea di chiedere ospitalità per la notte ai rom non ci aveva sfiorato. Mentre oggi è proprio questo che stiamo organizzando. D: Ma oggi avresti una spiegazione? Avevate avuto paura? Ma voi non eravate lì a camminare per abitare i vuoti del territorio? Quello non era un “vuoto”? R: Capisco il tuo stupore, oggi un campo nomadi attira subito la nostra attenzione, ci 73

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avviciniamo, cerchiamo di capire chi sono, da quanto tempo sono lì, da dove vengono, abbiamo un’enorme curiosità. Ma a quell’epoca, seppure intrisi di miti sul nomadismo, entrare in un campo nomadi semplicemente non era nel nostro genere di pensieri. Non so spiegartene le ragioni. Sicuramente nella nostra mappa quello era un vuoto. D: Un abisso nei mari di Roma. Un’ “amnesia urbana” delle più intense. E voi non entrandoci stavate cancellando dai vostri territori mentali una delle zone più importanti della “città inconscia”. R: In qualche modo sì. Non so dire se non eravamo ancora pronti o se eravamo ancora vittime della cultura del pregiudizio. È vero, andavamo tutto il giorno scavalcando cancelli, recinzioni e proprietà private, ma lì in quel campo, dove la porta era aperta e non si doveva scavalcare, le nostre barriere mentali ci hanno impedito di accedere. Stavamo eliminando una parte della mappa e questo fatto non fu neanche assunto o analizzato. Lo facemmo senza una riflessione, senza porci un dubbio. Mi fa pensare a chissà quante cose ancora oggi non riusciamo a vedere nei territori che attraversiamo, a quanti lati ci sfuggono perché in fondo non li vogliamo vedere. Anche noi che di questo “andare a testimoniare i fenomeni emergenti del territorio” ne abbiamo fatto un lavoro… D: Beh capisco che a quell’epoca eravate in cerca di paesaggi naturali entropici e ibridi e prestavate meno attenzione agli abitanti. Quando è che quello spazio naturale ha cominciato a trasformarsi per voi in spazio abitato, in reti di relazioni umane? Quando arrivano i rom? SUI ROM DEL CAMPO BOARIO

R: È successo quattro anni più tardi, nell’estate del 1999, quando abbiamo dato vita con i curdi al progetto “Ararat” nel Campo Boario di Testaccio. Lì siamo entrati in contatto per la prima volta con l’universo rom. Mi ricordo molto bene il primo incontro, un’occasione quasi ufficiale. Ci fu una riunione al Villaggio Globale con i capi famiglia per decidere il rientro dei rom nel piazzale. Erano andati via due mesi prima per far posto alla Biennale d’Arte del Mediterraneo, la stessa che aveva portato lì noi e i curdi. Di quella sera ricordo gli uomini rom con facce stanche, chiari nei loro propositi. Era in gioco il loro abitare, il loro vivere, non avevano molte alternative. Ed era sorprendente vedere quanto l’assemblea del Villaggio Globale sapesse trattare con quelle persone. Chiedevano assicurazioni per la scolarizzazione dei figli, per la pulizia del Campo Boario, si accordavano per l’uso dell’elettricità e dell’acqua… insomma abbiamo assistito alla stesura delle regole di buon vicinato tra la comunità rom ed un centro sociale occupato, un patto fondato sulla parola. Quella notte i rom rientrarono nel loro piazzale e vi rimasero fino a poche settimane fa, altri otto anni. 74

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D: E com’è stato il primo vostro ingresso nel campo dei rom? R: Mah il primo ingresso non me lo ricordo. È stata una cosa avvenuta progressivamente. Sai, fino al 2004 non c’erano mai state recinzioni, quindi non era un campo ma una sorta di accampamento, e chi passava entrava praticamente dentro, c’era un confine non stabilito. Non c’era una porta in cui entrare, l’ingresso era libero e filtrato al tempo stesso. Passata una certa soglia ci si sentiva gli occhi addosso. Poi alla domanda “c’è Aldo?” ed a un cenno di assenso la vita ricominciava a scorrere, le donne al lavoro, gli uomini a discutere, i bambini a giocare. Tu potevi camminare. D: Per entrare in un insediamento rom dunque è bene avere un nome da cercare. In fondo è come quando si entra nel cortile di un condominio, l’unico lasciapassare è il dichiarare da chi vai. Ma voi che ci andavate a fare da Aldo? R: Aldo Hudorovich è una sorta di portavoce della comunità, con lui discutevamo i progetti. Poi chi metteva in moto le famiglie erano in realtà i bambini, loro erano i più incuriositi dalla nostra presenza, i più contenti per i dispositivi ludici che costruivamo. Non posso immaginare cosa ricordano oggi del Global Game quando il piazzale era invaso da centinaia di palloni da calcio e tutti continuavano a prenderli a calci, un gioco irresistibile anche per gli adulti. Subito dopo i bambini arrivano i ragazzi più grandi, poi le mamme, infine i capi famiglia. È così che è incominciata la relazione, con i giochi. Dopo alcuni mesi le donne hanno smesso di volerci leggere la mano e hanno cominciato ad offrirci un caffè, i ragazzi hanno smesso di far la parte dei bulli, gli uomini hanno smesso di osservarci in modo sospettoso. Alla fine tutti si sono stufati di portare la maschera da “nomadi” e si sono rivelati per ottime persone. Con Aldo e con tutti continuiamo a lavorarci anche oggi sul progetto del Tevere. D: So che tutto questo è anche merito di Matteo Fraterno. È lui l’artista che ha cominciato a lavorare in stretto contatto con loro? R: Matteo è stato importante, è napoletano ed ha un’incredibile capacità di costruire relazioni e di entrare in profondità nella realtà. Noi avevamo già lavorato con loro in varie occasioni. Per il Pranzo Boario, Lorenzo era riuscito a coinvolgere la moglie di Aldo per cucinare un ottimo gulasch da mangiare nel piazzale in una grande tavolata rom-curdo-giapponese. Poi c’è stato il workshop “Rom(a)” e abbiamo cominciato a frequentarci sempre di più. Poi è arrivato Matteo con “Serenate” e ha portato una banda di musicisti, artisti, un sacco di gente tra i camper per fare un finto matrimonio zingaro. Un’idea sensazionale insomma. E in effetti è stata la prima volta che abbiamo invaso in tanti l’interno del loro piazzale, un’azione direttamente in casa loro. Da quel momento Matteo è diventato un personaggio importante, si è conquistato la fiducia di Tomo e Milka, i due anziani che erano stati deportati nel campo di concentramento di 75

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Agnone nel ’41, per fare un lavoro con loro. È stato nel gennaio del 2004, quando abbiamo organizzato il progetto “Samudaripen” (in romanès: “olocausto”, “tutti morti”) in occasione della giornata della memoria per la Shoah. Con Matteo abbiamo riaccompagnato Milka al campo di concentramento per un’azione pubblica in cui i due rom hanno ottenuto dal sindaco la cittadinanza onoraria. Un vero lavoro di arte civica. D: Per voi l’accampamento di Testaccio era un habitat ideale? Perché tanto interesse per questo mondo? Voi vorreste vivere cosi? R: Testaccio era sicuramente un caso positivo, forse per il loro relativo benessere economico. Un accampamento di roulotte che non aveva nulla del degrado in cui versano altri campi della capitale. Era sempre pulito, c’erano sette laboratori per i metalli e il lavoro non mancava. Tra le persone sedute in veranda sembrava di stare in un campeggio. Oggi dopo aver visitato tanti altri campi mi sembra una grande eccezione. Per il resto qui a Roma la maggior parte dei campi è un inferno non invidiabile da nessun essere umano. Su cosa ci attirasse, oltre al desiderio di conoscenza, direi lo stile di vita. È un altro modo di stare al mondo, per certi tratti invidiabile, anche se non credo potrà mai essere il mio. Non è la mia cultura, siamo molto diversi, non riuscirei a vivere con le loro regole comunitarie. Ma quel mondo non è poi cosi lontano, è qualcosa che in qualche modo ci appartiene, che abbiamo dentro e che dovremmo frequentare per ritrovarlo in noi da qualche parte. Per conoscerlo dobbiamo riconoscerlo. Per questo è importante invitare i cittadini a conoscerlo. D: Ora tutto questo non c’è più. Sono stati sgomberati per fare posto alla Città dell’Arte e dell’Altra Economia. Sono stati ricacciati via un’altra volta dall’arte e questa volta definitivamente. Sembra quasi un paradosso, il Comune ha ripulito tutto come se l’arte non dovesse occuparsi della realtà e se i rom non fossero esattamente l’altra economia. Eppure i rom calderasha di Testaccio erano noti per la loro grande integrazione con il quartiere. Ma una soluzione non si sarebbe potuta trovare? Loro cosa avrebbero voluto, come vorrebbero abitare? R: Il Sindaco avrebbe potuto risolvere la situazione egregiamente e ottenere facilmente un risultato da portare come un fiore all’occhiello: una risposta civile a chi invoca più sicurezza, e anche un traguardo possibile per le altre comunità cittadine. In fondo chiedevano un terreno dotato di luce e acqua e avrebbero pagato regolarmente le bollette. Siamo andati insieme a loro a cercare dei terreni possibili, ma poi il tutto è passato direttamente alla prefettura. D: È incredibile che l’abitare di queste persone non sia di competenza dell’urbanistica ma sia solo un problema di pubblica sicurezza. Sono più di ventimila persone da sistemare a Roma, com’è possibile che urbanisti e architetti non se ne occupino? 76

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R: Ma guarda, in realtà, a parte le associazioni che offrono assistenza, di tutto questo non se ne occupa nessuno. In molti campi non entra veramente mai nessuno, solo la polizia. Anche i giornalisti hanno paura di entrare in un campo, ci vanno quando succede qualcosa di grave, magari scortati. Portare gli studenti a conoscere queste realtà serve anche a cominciare a scalfire i pregiudizi, ad assottigliare i muri di difesa, reciprocamente, sia per gli studenti che per i rom. SUI LETTI DEL TEVERE

D: Siamo finalmente a quello che state facendo oggi, all’azione di ricerca “Sui letti del fiume” e all’“Atlante dell’abitare sul Tevere”. Da dove nasce il progetto e in cosa consiste? R: Nasce da una proposta di Kristin Jones di fare un lavoro per la “Piazza Tevere” inaugurata da lei tre anni fa con delle bellissime lupe tiberine disegnate sugli argini. Noi da tempo pensavamo di lavorare sulle relazioni tra Rom, Rumeni e Romani. Le abbiamo proposto di camminare tutto il Tevere, e di raccontarlo in un Atlante in collaborazione con il corso di Arti Civiche della Facoltà di Architettura di Roma Tre. La camminata è diventata il programma del corso e a marzo sono cominciate le esplorazioni. Un corso peripatetico, interamente svolto in città e fuori dalle aule della facoltà, in cui a camminare sono gli studenti, gli stalker e diversi ospiti. D: E come si svolgono le camminate? Chi avete incontrato? R: Si cammina tra i canneti, su un sentiero che spesso evapora tra i rovi e le ortiche. A volte dal sentiero principale si stacca un sentiero secondario che scende sul greto, si cominciano a vedere dei panni stesi, si sentono delle voci e noi cominciamo a chiedere “c’è nessuno? è permesso?”. Ci presentiamo dicendo di non essere né la polizia né dei giornalisti e spiegando quello che stiamo facendo. Ne nascono delle normali conversazioni di solito a partire dalle loro storie personali, perché abitano lì, da dove vengono, che lavoro fanno, come vivono, se vogliono restare lì per tanto tempo o è una soluzione temporanea, se hanno desideri abitativi particolari, se hanno costruito loro la baracca o l’hanno trovata, se hanno acqua e luce. Il tutto si svolge in un’atmosfera molto conviviale, malgrado le macchine fotografiche e le telecamere. D: E chi sono? Quanti sono? Sono tutti nomadi? R: No, non sono tutti “nomadi” e questa parola è già sbagliata. L’altra sera eravamo a cena con Aldo e lui ci ha chiarito molte cose che avevamo solo intuito, informazioni utilissime per comprendere il “problema nomadi”. Il Comune chiama “nomadi” a Roma circa ventimila persone, di culture e realtà differenti, che in realtà di nomade 77

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non hanno niente. Aldo dice che di famiglie “transitanti” come loro a Roma ce ne sono una ottantina, e che secondo lui A ROMA I NOMADI NON SONO PIÙ DI QUATTROCENTO PERSONE! Ti rendi conto? Se il problema nomadi fosse questo sarebbe già risolto. Queste quattrocento persone chiedono solo di potersi spostare e di fermarsi con i loro camper dove vogliono, come hanno fatto fino al ’95, quando il campeggio è stato vietato in tutto il territorio comunale. D: Ma scusa, se solo 400 sono nomadi, gli altri 19600 chi sono? R: È questo il punto: SONO PROFUGHI. Profughi di etnia rom. I primi ad arrivare in Italia negli anni ‘90 sono quelli che fuggivano dalla ex Jugoslavia, sono serbi, bosniaci, kosovari, macedoni… Oggi molti vengono dalla Romania e a questi si sono mescolate molte persone non rom che spesso vivono accanto o dentro ai campi affittando le baracche rimaste vuote. Ma la cosa più importante è che loro prima di venire in Italia non erano nomadi, non transitavano da secoli, erano oramai sedentarizzati ed abitavano in “case”, a volte anche al quinto piano di una casa popolare. Non hanno una cultura abitativa dell’abitare “nel campo”, è che qui in Italia sono stati chiamati “nomadi” e quindi mandati ad abitare nelle baracche! Insomma non si può parlare di “campi nomadi”, cominciamo a chiamarli CAMPI PROFUGHI come ce ne sono oggi in tutto il mondo, luoghi dove ogni diritto viene sospeso e dove il concetto di legalità diventa sempre più ambiguo. Persone private dei diritti fondamentali e ridotte a vivere in condizioni agghiaccianti… D: È incredibile. Ma di che cosa vivono? Come fanno a campare? R: Non c’è una risposta univoca ed è molto diverso per i rom e per i non rom. I rom transitanti hanno ancora abbastanza lavoro, lavorano i metalli, lucidano oggetti sacri delle chiese, pentole e posate di caserme e ristoranti. Viaggiano per procacciarsi il lavoro in tutta Italia, e forse oggi potrebbero lavorare anche solo nell’area metropolitana di Roma, tanto è cresciuta la città. Per gli altri rom è un problema, nessuno gli dà un lavoro, i pregiudizi sono enormi. Fanno lavori alla giornata, suonano nelle metropolitane, lavano i vetri ai semafori, molti vivono di sola elemosina, altri raccolgono materiali usati e li riciclano e altri hanno attività illegali, è innegabile. Non lo condivido, ma mi rendo conto che quando hai dei figli e la sera gli devi portare qualcosa da mangiare alla fine sei anche costretto a farlo. E comunque per la maggior parte sono solo piccoli furti di sostentamento, non sono malavita organizzata, anche se recentemente nei campi sono entrati lo sfruttamento della prostituzione e lo spaccio di cocaina, e questo molto preoccupante. È un po’ la vita che si faceva nelle baraccopoli degli anni ‘50, in certi momenti sembra di essere in un film neorealista come “ladri di biciclette”, qualcosa che la nostra cultura conosce molto bene insomma.

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D: E gli altri, quelli che dicevi non essere rom, ma che vivono nelle baracche? R: Sono soprattutto rumeni, ma ci sono anche moldavi, polacchi… loro hanno un accesso molto più facile al lavoro. Molti hanno lavori di fortuna, fanno gli operai a giornata, lavorano sottopagati e in nero nei cantieri edili, alcuni hanno anche la partita iva, molte donne che abbiamo incontrato fanno le badanti, altre le colf… insomma sono persone che vivono quotidianamente tra noi. Solo che con quello che gli diamo non riescono a pagarsi un affitto, sarebbero espulsi da questa città se non si fossero costruiti le baracche. A Roma un letto su cui dormire a turno di giorno e di notte costa anche 200 euro, una camera più di 400 euro, lo stesso prezzo di una baracca scassata, senza ruote, intorno a cui ci si può costruire una veranda, altre stanze, la cucina, un bagno nel canneto, insomma un habitat completo, spesso anche dignitoso e con vista sul fiume. Abbiamo visto anche delle situazioni accettabili, insomma, comunque meglio di un appartamento iperaffollato con un letto su cui turnarsi. D: Prima parlavi degli anni ‘50. So che avete incontrato anche Giovanni Berlinguer, oggi parlamentare europeo, ma in quegli anni autore insieme a Piero della Seta del famoso libro Borgate di Roma. Cosa vi ha raccontato? R: Ci ha raccontato di quando al posto dei rumeni e dei moldavi c’erano siciliani e calabresi. Stavano negli stessi posti, nel libro c’è una descrizione delle baracche dell’Aniene che sembra la stessa di oggi. Ci ha detto che il libro era nato da una nevicata di tre giorni nella primavera del 1956. Roma era bloccata e allora un gruppo di intellettuali del PCI erano andati a portare i primi aiuti alle baraccopoli. Erano una ventina e andavano a piedi, tra gli altri c’erano Pasolini, Moravia, Pontecorvo, Lizzani. Ma a quel tempo la povertà la conoscevano tutti, era appena finita la guerra, c’erano comitati di lotta, gruppi organizzati, il partito, i sindacati, i preti baraccati. È da lì che sono nate le lotte per la casa e le leggi per l’edilizia economica e popolare. Oggi gli intellettuali sono assenti e i rom non portano voti, occuparsi di loro ne fa anche perdere di voti. A destra e a sinistra si fa la gara a chi chiede più sicurezza, se la prendono con queste persone solo perché vivono nelle baracche. Prima c’erano gare di solidarietà, oggi il comune di sinistra gli chiude le fontanelle e le fermate delle metropolitane, li lascia vivere nell’immondizia senza portargli un cassonetto, gli demolisce senza preavviso le baracche con tutte le loro cose dentro, un incubo. Li stanno cacciando rendendogli la vita impossibile. Abbiamo incontrato persone che seppure nate per la terza generazione in Italia, ancora non hanno la cittadinanza italiana. Non si capisce come si fa a chiedergli di rispettare le regole se i primi a non rispettare i diritti umani siamo noi, non si capisce come chiedere doveri se non gli diamo i diritti che gli spettano. SUI PATTI DELLA SICUREZZA

D: Pochi giorni fa sono stati firmati i Patti della Sicurezza proposti dal Ministro degli 80

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Interni Amato. So che a Roma è stato deciso di allontanare i “nomadi” dalla città e di costruire per loro quattro grandi campi da mille persone, fuori dal Grande Raccordo Anulare. Li chiamano Villaggi della Solidarietà. Mi sembra incredibile, voi che ne pensate? R: È una cosa gravissima, che non è mai successa nella nostra storia democratica, una vera svolta autoritaria, pericolosa perché demagogica e razzista. Hanno trovato il capro espiatorio nel “nomade” e adesso lo mettono alla gogna. Come dice Padre Sardelli nella sua lettera al sindaco, “si vuole colpire i poveri invece di colpire la povertà”. Ci sono migliaia di persone, uomini, donne e bambini, che dovranno pagare per le malefatte di alcuni. Si colpisce l’etnia e non il singolo. I primi a contestare i patti sono stati gli “ebrei per la pace”, loro la conoscono molto bene questa storia, hanno detto che si tratta senza mezzi termini di deportazione etnica e di campi di concentramento. In questi quattro campi andrebbero a vivere l’uno accanto all’altro popoli che scappano dalle stesse guerre, i bosniaci insieme con serbi e i kosovari… sarebbe una vera miscela esplosiva. E li vogliono mettere lontano dalle aree abitate e dai collegamenti per non farli più ritornare in città, per renderli invisibili in favelas di container, recintate, con guardiani all’ingresso. Dentro, come nei CPT, ci sarà una ambigua sospensione della legalità e nessuno potrà sapere cosa vi accade. Ce li dimenticheremo. D: Effettivamente è agghiacciante. A che alternative avete pensate e cosa proponete? R: Che il problema è complesso e che deve essere affrontato in modo complesso, non si può semplificare il tutto con quattro campi. Si vogliono eliminare i 23 campi “legali” riducendoli a quattro, e allontanare con la forza i campi “illegali”. Noi crediamo invece che con i quindici milioni di euro stanziati per i nuovi campi, si dovrebbero riprogettare quei luoghi con tipologie diversificate, in alcuni casi anche a più piani e in autocostruzione con evidenti risparmi e maggiori garanzie sulla manutenzione. Ma qui a Roma autocostruzione è sinonimo di abusivismo e come soluzione alla baracca si ipotizzano solo case popolari, il che fa diventare la soluzione impossibile, dato che non se ne fanno più da anni. Noi diciamo che va superata la logica del campo, estranea alle culture rom, e che tra la baracca e la casa popolare c’è un ventaglio enorme di possibilità abitative inesplorate che potrebbero essere buone soluzioni anche per chi non è rom. Che insomma tutto ciò potrebbe positivamente influenzare anche la nostra maniera di vivere. D: Ma queste 23 aree esistenti in che senso sono legali? Da quanto esistono? Dove sono? R: Sulla legalità dei campi si apre un enorme buco legislativo. Sono lì a volte per una semplice ordinanza del sindaco e sono restati “campi provvisori” per venti anni. Sono nati con i profughi dei Balcani, prima non esistevano. Oggi nessun rom li vuole. Chiedono piccoli insediamenti di poche famiglie, sparse in tutta la città. Ma il problema è anche di tipo speculativo. È chiaro che quando i nomadi se ne saranno andati 81

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i prezzi saliranno e si libereranno delle aree dentro la città. Come è chiaro anche che si utilizzeranno i quattro nuovi campi, posizionandoli qui e là fuori dal GRA per rendere edificabili porzioni di campagna romana e far abbassare i prezzi delle aree. In questo modo i costruttori potranno comprare e quando poi si deciderà che l’area non è idonea per il megacampo, potranno cominciare a costruire quartieri abominevoli su quei suoli comprati a prezzi stracciati, sfruttando i rumeni, senza sicurezza nei cantieri… i problemi sono tutti collegati e come al solito fanno capo alla rendita fondiaria. Quei 23 campi devono rimanere dei “nomadi”, se li sono guadagnati abitandoci per venti anni con enormi sacrifici. Non devono diventare né nuove palazzine né parchi pubblici. Devono rimanere destinati ai rom. D: Di tutto questo nessuno ne parla, voi pensate che si può costruire un’opinione pubblica in favore dei rom e dei baraccati. Non vi sembra un po’ utopico? R: Sì, questa posizione è decisamente minoritaria, proprio perché il problema non lo si conosce, la stampa sia di destra che di sinistra non fa altro che etnicizzare ogni fatto di cronaca e questo peggiora le cose. Secondo me tra venti anni ci vergogneremo di quello che stiamo facendo ai nuovi paria. I “nomadi” sono invisi a tutti e i pregiudizi sono radicatissimi anche tra le persone più vicine a noi. È per questo che bisogna trovare il modo con cui costruire un consenso a partire dalla conoscenza diretta del problema. Due settimane fa abbiamo fatto un appello alla cittadinanza di venire a dormire sotto Ponte Garibaldi, in pieno centro. Uno sleep-out di solidarietà e per contestare i patti di sicurezza. Ha funzionato, sono venute un migliaio di persone e un centinaio ha dormito in tenda. Adesso stiamo lavorando a una visita pubblica al campo di Castelromano, dove ci sono i rom sgomberati dal centro e che ora si ritrovano lungo un’autostrada a venti chilometri da Roma. Sono senza acqua potabile, in filari di container. Per l’amministrazione è un “campo attrezzato”, ed è spesso stato citato come il modello per i nuovi quattro campi. È importante portare i cittadini a vedere che cosa si vuole fare in loro nome. > SEITE 106

> Francesco Careri – Architetto (Roma) Francesco Careri è ricercatore universitario presso il Dipartimento di Studi Urbani dell’Università di Roma Tre. Pubblicazioni Constant. New Babylon, una città nomade (Testo & Immagine, Torino 2001); Walkscapes. El andar como pràctica estética / Walking as an aesthetic practice (Editorial Gustavo Gili, Barcellona 2002; Einaudi, Torino 2006). Dal 1995 è membro fondatore di Stalker e di Osservatorio Nomade, due laboratori interdisciplinari con cui sperimenta pratiche di intervento nello spazio pubblico esponendone i risultati in numerose mostre e riviste nazionali ed internazionali. 82

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Roma Rive del Tevere

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IMPEXunlimited DETOURISMO II

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LA STRUTTURA DEL PROGETTO

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Roberto Gigliotti

OU_Osservatorio Urbano viene inaugurato nel maggio del 2005 a Bolzano come laboratorio temporaneo di indagine delle immagini e dell‘immaginario non solo della città in senso lato, ma anche della città intesa come Zwischenstadt secondo l’accezione di Thomas Sieverts. Che il termine “città europea compatta” non sia più attuale è un dato di fatto. “La città europea si è disintegrata ed è necessario definire metodi per confrontarsi con una nuova forma urbana che si diffonde nel territorio: il paesaggio diventa città, la città diventa paesaggio. Zwischenstadt è un termine che cerca di descrivere in maniera semplice questo fenomeno: è la città che si trova tra i nuclei storici ed il paesaggio aperto, tra i luoghi abitati ed i non luoghi nei quali lo spazio è superato, tra i piccoli centri produttivi e la dipendenza dal mercato mondiale.” 1 La prima tappa del progetto prevede la sperimentazione di più metodi di indagine sulla città di Bolzano con l’obiettivo di aprire sguardi inattesi sul contesto urbano: un mondo che dovrebbe essere noto, ma che rivela ad uno sguardo attento lati sconosciuti e in grado di fornire importanti indicazioni sull’identità di una città. Il progetto OU_Osservatorio Urbano vuole funzionare come una “lente di ingrandimento” capace di restituire i frammenti che compongono l’immagine della città e in grado di rendere giustizia alla crescente complessità del suo insieme. L’urbanistica è per sua natura chiamata a generare modelli “esatti” che siano in grado di rappresentare la città in maniera precisa ed esaustiva. Questo avviene attraverso tecniche che sono spesso attente al singolo dettaglio, aspetto o parte della realtà urbana, ma che, proprio per l’esattezza richiesta alla disciplina, generano immagini “parziali” e che solo difficilmente possono essere ricomposte. Troppo spesso i “filtri” utilizzati dall’urbanista che si confronta con il contesto della città sono precisi, ma non tengono conto delle relazioni reciproche tra i fenomeni che lo caratterizzano. Come iniziatori di questo progetto siamo convinti che l’“ingenuità” degli approcci di altre discipline e la libertà ad esse concessa possano fornire spunti necessari alla generazione di un’urbanistica alternativa capace di rispondere alla sfida della città contemporanea. Tra maggio e luglio del 2005 gli spazi della Galleria Lungomare di Bolzano sono diventati sede del laboratorio. La galleria, attrezzata con tavoli da lavoro, cartografie, testi sulla città ed una grande cartina di Bolzano su una parete, è diventata così un’Agenzia di Esplorazione Urbana nella quale sono stati organizzati una serie di eventi aperti al pubblico. Un contenitore –– Il progetto OU_Osservatorio Urbano può essere definito come generazione di uno strumento di lettura ed archiviazione di informazioni e fatti sulla città in progress. Si tratta di un contenitore nel quale sono chiamati ad inserire dati ed informazioni sulla città attori differenti: gli organizzatori del progetto, gli abitanti della città, i coordinatori dei progetti organizzati dall’osservatorio. I dati che durante lo svolgimento del progetto vengono raccolti e confluiscono nel contenitore non sono 1

SIEVERTS, T., Zwischenstadt, Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land, Birkhäuser, Basel 2001 85

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organizzati secondo una struttura gerarchica. È definito a priori che i dati forniti all’inizio del progetto, quelli inviati dagli abitanti della città e le informazioni raccolte durante i sopralluoghi si intersechino ed interagiscano tra di loro in maniera spontanea e non controllata. L’agenzia e quello che in essa accade o si può trovare rappresentano l’“archivio senza struttura” dell’osservatorio urbano. Esso è aperto al pubblico per tutta la durata del progetto ed offre ai visitatori la possibilità sia di fornire nuove immagini della città che di generare nuovi intrecci tra i dati in esso già contenuti. L’Agenzia di Esplorazione Urbana –– Per stabilire un contatto diretto con la popolazione della città l’osservatorio è dotato di un’interfaccia che fornisce informazioni sui progetti svolti, conserva il materiale prodotto e lo rende accessibile a tutti coloro che intendono partecipare al lavoro di OU_Osservatorio Urbano. Durante il progetto si raccolgono e diffondono dati attraverso un’Agenzia di Esplorazione Urbana temporanea. Nell’agenzia viene ospitata un piccola mediateca che contiene testi di riferimento e testi specifici sul contesto osservato, una cartografia di base e le carte elaborate durante i sopralluoghi, a cui si aggiungono video, immagini e suoni. Oltre a presentare gli elaborati del progetto l’Agenzia di Esplorazione Urbana è luogo di incontro e di discussione. Qui infatti si progetta l’attività di OU_Osservatorio Urbano, qui hanno luogo le presentazioni dei risultati dei sopralluoghi. Per tre mesi l’Agenzia di Esplorazione Urbana catalizza l’attenzione della città sulla città e su alcune possibili forme di lettura urbana e di approccio alle problematiche emerse dall’osservazione. Vengono inoltre organizzate azioni estemporanee legate a pratiche urbane di matrice situativa: talvolta l’agenzia abbandona la sua sede fisica e si trasferisce temporaneamente nel tessuto della città per avvicinarsi ai luoghi presi in esame. Dati oggettivi –– I dati oggettivi del contenitore forniti dagli organizzatori del progetto sono informazioni quantitative e tecniche come cartografie, estratti di piani urbanistici, statistiche, testi e pubblicazioni sulla città, link ecc. Essi rappresentano il materiale sul quale si fonda ogni studio della città e rientrano nelle matrici descrittive dell’urbanistica tradizionale. Rappresentano “gli sforzi degli urbanisti (…) diretti verso l’unificazione terminologica e grammaticale; verso la codificazione dei simboli e dei temi delle diverse tavole, verso l’elenco, l’ordinamento e la sequenza di queste ultime”, 2 hanno il fine di “aggiungere ciò che sinora è sfuggito all’attenzione; di rendere più chiaro, distinguere ciò che appare oscuro e confuso”. 3 Per noi si tratta di materiale grezzo e forniscono una prima, forse obiettiva, immagine della città. I dati oggettivi sono messi a disposizione di tutti gli attori coinvolti nel progetto la cui struttura aperta però non prevede che essi necessariamente se ne servano nell’elaborazione del loro intervento. Dati soggettivi –– ”Per uscire dalla sterile situazione di isolamento in cui si trova l’architettura, è importante che la gente partecipi ai processi di trasformazione delle città e dei territori, ma è anche importante che la cultura architettonica si interroghi su come 2 3

SECCHI, B., Disegnare il piano, in Urbanistica n.89, novembre 1987 Ibid. 86

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rendere l’architettura intrinsecamente partecipabile; o, in altre parole, come cambiare le concezioni, i metodi e gli strumenti dell’architettura perché diventi limpida, comprensibile, assimilabile: e cioè flessibile, adattabile, significante in ogni sfaccettatura.” 4 Il progetto OU_Osservatorio Urbano non si rivolge solo agli specialisti e vuole integrarsi nella quotidianità e generare una rete attiva di comunicazione urbana. Non è sufficiente raccogliere immagini precodificate e coinvolgere esperti che ne producano di nuove. La città è fatta anche, e forse principalmente, dell’opinione che di essa hanno le persone che la vivono quotidianamente, delle voci che nello spazio urbano circolano, del “si dice in giro”... Per questo nella la definizione della struttura di questo strumento di lettura dinamico si è cercato di raccogliere in maniera puntuale sul territorio opinioni personali degli abitanti a proposito del luogo in cui vivono. OU_Osservatorio Urbano, attraverso la sua agenzia, si rivolge non a chi la città la governa, ma a chi la abita chiedendogli di fornire informazioni personali sul contesto che lo circonda. Ognuno può descrivere quello che a suo avviso è più significativo nella sua immagine della città. Alcuni raccolgono l’invito dell’osservatorio ed inviano brevi storie, aneddoti e fotografie. Il materiale inviato all’agenzia viene stampato e attaccato sulla mappa della città visibile nell’agenzia – allo sguardo obiettivo del cartografo si sovrappone quello personale ed emotivo dell’abitante della città. I dati soggettivi forniscono uno spaccato della realtà locale in cui è possibile “sentire” la voce di chi abita in città. Sopralluoghi –– I sopralluoghi sono escursioni nella città organizzate dall’osservatorio progettate e coordinate dai gruppi internazionali invitati a partecipare al progetto. Ad alcune delle escursioni è invitata a partecipare la popolazione della città, mentre altre vengono svolte dal gruppo invitato e presentate durante un incontro pubblico al termine dello svolgimento. Durante le escursioni, organizzate come brevi workshop con raccolta di dati sul campo e successiva elaborazione, vengono sperimentate alcune strategie alternative di lettura urbana. I sopralluoghi organizzati sono sette: Linee di città, Fotorama, Paesaggio urbano, Detourismo II, Dal testo al contesto, AP proprio IM proprio e BozenComix. Si tratta di sette azioni transitorie legate tra loro da un approccio comune che fa riferimento all’esplorazione lenta del contesto urbano, fatta camminando, ma caratterizzate da prodotti tutti differenti che vanno dalla raccolta di immagini e testimonianze spontanee all’occupazione temporanea dello spazio pubblico. Sono pratiche di “urbanistica temporanea” intesa come “alternativa all’urbanistica del piano, strumento di pianificazione dell’amministrazione che oggi può essere adottato solo in maniera limitata.” 5 In queste forme di intervento tutti gli “attori, devono procedere in maniera tattica piuttosto che strategica, reagendo alle situazioni contingenti e cercando di trovare proprio in queste situazioni la leva attraverso cui ottenere i maggiori risultati con i minimi mezzi.” 6 4 5 6

DE CARLO, G., La progettazione partecipata, postfazione, a: Sclavi, M., Avventure Urbane, Progettare la città con gli abitanti, Eleuthera, Milano 2002 TEMEL, R., Das temporäre in der Stadt, in: Haydn, F., Temel, R., Temporäre Räume, Konzepte zur Stadtnutzung, Birkhäuser, Basel 2006 Ibid. 87

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Esploratori –– L’obiettivo del progetto è leggere e descrivere secondo un approccio talvolta condiviso, talvolta preso in prestito dal mondo dell’arte. Tutti i partecipanti al progetto – gli abitanti della città, i gruppi invitati ad organizzare workshop, azioni, mostre e dibattiti, i partecipanti ai progetti dei gruppi invitati – sono gli esploratori di OU_Osservatorio Urbano. Una mappa –– “Ogni cittadino ha avuto lunghe associazioni con qualche parte della sua città e la sua immagine è imbevuta di memorie e di significati. Gli elementi mobili, e particolarmente la gente e le sue attività, sono in una città altrettanto importanti che gli elementi fisici fissi. Noi non siamo soltanto testimoni di questo spettacolo, ma siamo noi medesimi interpreti di esso, siamo sulla scena con gli altri attori.” 7 Attraverso la mappa dell’agenzia e una carta interattiva in rete si è cercato di dotare l’osservatorio di una base dinamica che rendesse visibili le associazioni tra i luoghi di una città e le emozioni dei suoi abitanti di cui parla Kevin Lynch. Quello che viene rappresentato sulla parete dell’agenzia all’inizio del progetto è un semplice esercizio cartografico. Attraverso la raccolta di contributi ed il successivo inserimento delle informazioni raccolte nella mappa si cerca di aggiungere la componente personale alla rappresentazione degli elementi fisici fissi che caratterizzano un luogo. L’obiettivo, forse solo in parte raggiunto, è quello di generare una mappa cognitiva “collettiva”: la rappresentazione di una città così come la vedono i suoi abitanti e i gruppi che hanno partecipato al progetto. > SEITE 94

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LYNCH, K., L‘immagine della città, Marsilio Editori, Venezia, 1964 88

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UN OSSERVATORIO URBANO

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Manuela Demattio

Bolzano è una città alpina di ca. 100.000 abitanti dal carattere speciale ed inconsueto per via della convivenza a partire dagli anni venti di due popolazioni, quella di lingua tedesca e quella di lingua italiana. Ogni porzione di popolazione si identifica, in parte, anche con uno dei pezzi della città che a loro volta hanno caratteristiche diverse tra di loro: la città gotica o storica e quella rurale, la città razionalista, la città industriale e quella operaia ed infine tutti gli insediamenti abitativi frutto di piani regolatori e relativi zoning. A grandi aree urbanizzate si alternano estese superfici intensivamente coltivate ed altre di notevole interesse paesaggistico. Pendici boscose, la macchia mediterranea, i vigneti delle colline, i frutteti della piana in cui sono immersi diffusamente agglomerati rurali penetrano fin dentro la città e forniscono uno sfondo molteplice e pittoresco alla scenografia urbana. Nella direzione in cui la conca si apre e offre territorio pianeggiante si concentrano le nuove espansioni del boom edilizio – le architetture del piano. La geomorfologia rappresenta uno degli elementi principali che hanno determinato lo sviluppo fisico, economico e sociale della città affermandone la sua oggettiva scarsità di suolo. “Bolzano non è in fase di crescita demografica, ma la sua oggettiva ricchezza economica, la sua articolazione sociale e la mescolanza culturale che la caratterizzano propongono modelli di vita, di lavoro, di mobilità e di consumo che si trasformano in continua domanda di suolo.”1 Questo aspetto di costante richiesta di edificabilità in una condizione di scarsità di suolo rappresenta il grande dilemma della pianificazione urbanistica locale il quale, tuttavia, lascia incontaminata l’immagine idilliaca e perfetta che la città continua a dare di sé. Ci sono almeno due ragioni oggettive per fare un osservatorio urbano in una città, e sono la necessità di ampliare e modificare le tecniche di analisi urbana, i suoi temi e soggetti, e il coinvolgimento di altri saperi e discipline nella lettura della città. A queste ragioni se ne aggiunge una soggettiva ed emotiva legata alla misura del grado di vitalità di una città. Wim Wenders in un’intervista dice di amare “le ferite delle città” e con questo fornisce una chiave di lettura della città legata al concetto di non perfezione: “Odio la perfezione. Non ha nulla di interessante. Le città che soffrono di eccesso di pianificazione, sono rifinite, splendenti, ma perdono la loro identità. Le cicatrici di una città nascondono secoli di storia, raccontano vita, sentimenti e dolori.” 2 L’immagine “perfetta” di Bolzano città di provincia ha fornito il pretesto per rivedere i modi nei quali l’urbanista e l’architetto, “nella loro creativa solitudine, si erano abituati a vedere la città e il territorio, a dire ciò che nella città avevano visto.” 3 A questo proposito si è cercato di “valutare l’adeguatezza di altri modi di raccontare la città senza trascurare approcci volutamente giocosi ed interrogandosi sul campo di osservazione dell’urbanistica moderna. Essa è fondamentalmente ispirata da un determinismo riduttivo per il quale tutti gli oggetti e i fenomeni pertinenti alla città sono spiegati solo da ciò che sta all’esterno di essa, principalmente dalle dimensioni

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METROGRAMMA, TISCHER, S., HOELZL, H., 4 città, Ipotesi di densificazione urbana a Bolzano, 2001 DI PASQUALE, C., Il cielo sopra Palermo, in: La Repubblica delle Donne, 14 luglio 2007 SECCHI, B., Un progetto per l’urbanistica, Einaudi, Torino 1989 89

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economiche e politiche dell’interazione sociale.” 4 Ciò si riflette nell’abitudine di descrivere e trascrivere la città tramite “storie esterne”, a volte tabellarie, statistiche, tecniche e cartografiche nelle quali ogni mutamento è deciso a priori e fatto risalire a modifiche delle forme dell’interazione sociale ed economica. Lasciando sullo sfondo questi aspetti dell’urbanistica tradizionale il progetto OU_Osservatorio Urbano ha l’obiettivo di osservare e riflettere sulla città in maniera più disinvolta e sensuale partendo da ciò che in essa avviene ed introducendovi interrogativi e suggestioni. Per mettere in movimento sguardi non consueti e costruire occasioni di scambio e di discussione è stato necessario costruire un osservatorio urbano al quale poter fare riferimento e nel quale svolgere alcune pratiche di lettura urbana. Così nasce l’idea di chiamare a raccolta artisti, architetti ed urbanisti e di mandarli in giro per la città con la raccomandazione di “muoversi nella città, di appostarsi in qualche angolo, di alzare lo sguardo verso le architetture, di sentire sotto i loro piedi, di ascoltare racconti ed emozioni degli abitanti, di assorbire le sensazioni e di immagazzinare le informazioni.” 5 L’obiettivo è cosi quello di andare oltre l’analisi urbanistica tradizionale e lasciare spazio alla creatività e alla libera interpretazione della città, delle sue situazioni e dei suoi spazi forse anche sollecitando la riflessione sulle possibilità di modificare la città dal basso e di pianificarla in maniera diversa. Sintesi dell’esperienza –– Il progetto OU_Osservatorio Urbano si è proposto di affrontare attraverso un approccio artistico il tema della lettura e descrizione del territorio attraverso una riflessione sugli strumenti del guardare (strategie nomadi ed informali), sulla modalità lenta del guardare “camminando”, sulla lettura corale tramite la partecipazione degli abitanti e 0sulla percezione della città attraverso i sensi. A questo proposito in OU_Osservatorio Urbano si incontrano diverse discipline, fra le quali arte, architettura, urbanistica, video e fotografia che sono chiamate ad inventare forme di approccio alla città libere dai vincoli dettati dalla pratica urbanistica corrente. Da queste forme di approccio nascono sette sopralluoghi, sette escursioni urbane coordinate da sette gruppi internazionali di artisti, architetti ed urbanisti e organizzate dall’Agenzia di Esplorazione Urbana. Parallelamente l’agenzia è stata aperta al pubblico, ha raccolto ed archiviato informazioni sulla città da parte di chi ha voluto lasciare una personale testimonianza (testo o immagine). La pratica del sopralluogo artistico/narrativo in forma di workshop breve ed itinerante ha permesso di sperimentare la lettura del territorio tramite l’esplorazione psicogeografica della città di matrice situazionista. In questo modo è stato verificato se la “pratica dell’andare a zonzo” 6 fosse adeguata a rilevare informazioni concrete sulle strutture urbane, sulle loro funzioni e gerarchie, sulla percezione degli spazi attraversati e sulle loro atmosfere. La ricerca di una spazialità inedita nei luoghi “istituzionalizzati” richiede un ruolo attivo degli utenti. Lo spazio urbano può diventare così evento, spazio di scambi. I materiali prodotti, le domande e le riflessioni che ne sono scaturite costituiscono la base del libro “Sogno, Città, Noi.” 4 5 6

Ibid. FABBRI, D., Psicogeografie, in: La Repubblica delle Donne, 12 maggio 2007 CARERI, F., Walkscapes, Walking as an aesthetic praxis, Gustavo Gili, Barcelona 2002 90

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OU_Osservatorio Urbano è un work in progress che continua in modo puntuale ad operare nella città e di cui questa pubblicazione rappresenta una tappa. Sette sopralluoghi, sette esplorazioni, sette itinerari, sette letture –– Osservare, percepire e raccontare Bolzano costituiscono le operazioni nelle quali sono stati coinvolti sette gruppi. Impressioni, immagini, cliché, problemi, idee sono emerse dai workshop: le diverse città, la montagna e la campagna, la produzione agricola e il paesaggio industriale, i divieti, le intolleranze sociali, le aggressioni, il controllo, le superfetazioni storiche. I workshop sono diventati l’occasione di confrontare e di porre in relazione i diversi sguardi. Essi hanno assunto la forma del sopralluogo e sono stati caratterizzati dal tema del camminare e della passeggiata come strumento estetico e cognitivo atto ad esplorare la città e a trasformarla in uno spazio continuo e penetrabile. A questo proposito si pensi a Stendhal che amava passeggiare cercando ispirazione per i suoi romanzi. Il romanzo rappresentava per lui “lo specchio che ci portiamo dietro lungo la strada e che riflette indifferentemente il brutto e il bello della realtà.” 7 Con questo spirito durante i sopralluoghi abbiamo fotografato, filmato, registrato rumori e parole, intervistato e disegnato storie. I sopralluoghi sono stati condotti con modalità diverse: alcune strutturate secondo una linea immaginaria che attraversa la città, altre perdendosi nella città, altre ancora appostandosi ciclicamente in luoghi prefissati e strategici. La poetica del sopralluogo si distingue per l’accurata scelta dei luoghi della narrazione, che spesso poi si rivelano fonte di ispirazione anche di progetti. Il sopralluogo mobile –– La rete dei percorsi compiuti dagli esploratori dell’OU_Osservatorio Urbano segue quasi sempre la strategia dell’arte del camminare che ha radici nei movimenti culturali del secolo scorso quali il dadaismo, il surrealismo, il situazionismo, la minimal art e la land art. Essi hanno individuato le categorie base per interpretare il paesaggio urbano camminandoci dentro e attraverso. “Andare, orientarsi, perdersi, errare, immergersi, girovagare, penetrare, andare avanti sono i capisaldi di un vocabolario tecnico-nomadico che fornisce le istruzioni d’uso di come “attraversare un territorio, riconoscere un luogo, percepire dei suoni, costruire delle relazioni.” 8 Per esempio nel 1921 Dada organizza una serie di “visite-escursioni” nei luoghi più ovvi di Parigi. In quel caso si trattava di un primo tentativo di riscattare, rigenerare alcune parti di città. Nel 1924 Dada si sposta in campagna per scoprire l’aspetto surreale ed onirico del camminare. Alla fine degli anni 50 Guy Debord e Asger Jorn, esponenti dell’Internazionale Situazionista progettano “The naked city”, idea di una città basata sul principio della deriva psicogeografica.” Per fare una deriva, andate in giro a piedi senza meta od orario. Scegliete man mano il percorso non in base a ciò che sapete ma in base a ciò che vedete intorno. Dovete essere straniati e guardare ogni cosa come se fosse la prima volta. Un modo per agevolarlo è camminare con passo cadenzato e sguardo leggermente inclinato verso l’alto, in modo da portare al centro del campo visivo l’architettura e lasciare il piano stradale al margine 7 8

CASTAGNACCI, S., La concezione della bellezza in Stendhal, 4 luglio 2006 in: www.miserabili.com CARERI, F., Walkscapes, Walking as an aesthetic praxis, Gustavo Gili, Barcelona 2002 91

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inferiore della vista. Dovete percepire lo spazio come un insieme unitario e lasciarvi attrarre dai particolari.” 9 Il tempo del sopralluogo –– Debord nella sua opera definisce la modalità di come muoversi nello spazio urbano: con passo cadenzato. Anche nei sette sopralluoghi di OU_Osservatorio Urbano gli esploratori urbani hanno camminato nella città e ogni sopralluogo aveva un ritmo e una durata diversa. Il tempo del sopralluogo è stato a volte lineare, ciclico, dilatato e a volte anche frammentario a seconda del tipo di indagine. La linearità, la ciclicità, la dilatazione e la frammentazione hanno influenzato le forme del racconto urbano. Si tratta di “un tempo narrativo e il racconto è un’operazione sulla durata, un incantesimo che agisce sullo scorrere del tempo, contraendolo o dilatandolo.” 10 Il sopralluogo ha un’efficacia narrativa perché è una successione di avvenimenti. Nel racconto la successione degli avvenimenti può essere scambiata, ripetuta e trasformata. Il tempo del sopralluogo e l’arte del camminare sono collegati e rappresentano la condizione ideale per esplorare la città. Oggi, in un un’epoca in cui i media e la mobilità sono veloci e diffusi, la funzione di una “lenta” e “puntuale” percezione e lettura del territorio diventa la comunicazione fra ciò che è diverso ed ovvio, fra ciò che è sconosciuto e ciò che è conosciuto. Il sopralluogo artistico –– Considerare la complessità della città contemporanea significa essere coscienti dei limiti degli strumenti urbanistici. La città sembra svilupparsi sempre di più al di là della pianificazione e del controllo legislativo. Nuove definizioni, nuovi parametri e nuovi strumenti sono così necessari per leggere, analizzare e progettarla. Si tratta di definire strategie in grado di considerare anche l’imprevedibilità dei fenomeni urbani e di percepire gli aspetti irrazionali quali l’emozionale, lo spontaneo, il provvisorio e il non-pianificato. L’attenzione alle “pratiche quotidiane” alle manifestazioni del sentire individuale e collettivo sembra sfuggire ad uno sguardo disciplinare. È dal mondo dell’arte che proviene uno sguardo alternativo, una lettura fenomenologica delle nostre maniere di vivere. Gli artisti coinvolti nel progetto vanno nelle periferie, nei quartieri popolati, negli spazi interstiziali e in quelli più ovvi, comunicano e realizzano interventi di quella che definiscono arte pubblica che spesso incrocia l’architettura e la sociologia. In questo caso “gli artisti diventano degli sperimentatori perché sono in grado di spostare le loro azioni poetiche e le loro strategie intese come soluzioni a problemi – inventare, falsificare, esagerare, ridurre etc. – dall’ambito reale (vita, lavoro, politica) a quello dell’arte, delle proposizioni e della poesia.” 11 I sopralluoghi hanno così sviluppato un’attitudine all’intervento nel sociale, all’attivismo popolare e al nomadismo. Essi hanno svolto delle azioni performative nello spazio pubblico alla ricerca anche di un’interazione con le persone.

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DEBORD, G., La societé du spectacle, Buchet/Chastelm, Paris 1967 CALVINO, I., Lezioni americane, Mondadori, Milano 1993 DIEDERICHSEN, D., Kunst! Besser als Utopien?, in: LKW lebenskunstwerke kunst in der Stadt 4, Bregenzer Kunstverein 2000 92

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Il sopralluogo partecipato –– Il coinvolgimento delle persone in OU_Osservatorio Urbano rappresenta un aspetto importante nell’idea di sopralluogo condiviso in quanto vuole generare senso di appartenenza ed approfondire la conoscenza della città. Partecipare come cittadino e non come artista, architetto o urbanista ad OU_Osservatorio urbano significa dare un contributo critico e diverso ad una non convenzionale lettura della città. Questo contributo consiste nello sguardo personale e fotografico in grado di fornire connotazioni estetiche ed emozionali. Le partecipazioni dei cittadini ai sopralluoghi si differenziano e possono essere creative, didattiche, provocatorie e poetiche. Varia anche il mezzo di comunicazione con cui si invita il pubblico a partecipare (mail, inserzioni nei giornali, cartoline, manifesti). I partecipanti al sopralluogo da un lato scattano e raccolgono foto di Bolzano, dall’altra inventano e progettano delle “guides vagues” e raccontano storie. Le osservazioni raccolte dall’OU_Osservatorio Urbano sono inoltre arricchite da materiale fotografico e testuale, contributi di spontanei esploratori urbani che lasciano pervenire in maniera puntuale e caotica impressioni e commenti sulla loro città. Conclusioni –– Le escursioni urbane, le foto, i video, i testi, i fumetti, gli schizzi e i suoni prodotti da OU_Osservatorio Urbano durante i suoi primi tre mesi di attività nel 2005 rappresentano i pezzi flessibili di un grande puzzle urbano componibili in immagini sempre diverse: a svariate combinazioni corrispondono ritratti diversi della città. Imparzialità e completezza non sono l’obiettivo di questo progetto. Esso aspira piuttosto a fornire scorci molteplici su una realtà multiforme insieme allo spunto per incrociare informazioni allo scopo di generarne ulteriori. L’obiettivo è indagare il territorio di una città alla ricerca di codici individuali e locali che legano di volta in volta l’osservatore ed i fenomeni osservati: la città fisica, i suoi abitanti e la città “interna” di chi la osserva. A questo proposito l’idea della camminata effettuata sotto forma di sopralluogo rappresenta una pratica condivisa e un momento fondamentale di un approccio partecipativo all’“ascolto attivo” del territorio. “Alla base di questa modalità di presa di visione della città c’è l’idea che è indispensabile riconoscere e valorizzare la competenza degli abitanti riguardo al proprio ambiente di vita: conoscenza ordinaria, non tecnica e non professionale. La camminata presuppone, e afferma nella pratica, un rapporto di reciprocità fra i partecipanti, fra i creativi/professionisti e gli abitanti.”12 Questi aspetti evidenziano che “la partecipazione è complessa: si chiede, si dialoga, ma si legge anche quello che la vita quotidiana e il tempo hanno trascritto nello spazio fisico della città, si progetta in modo tentativo per svelare le situazioni e aprire nuove vie alla loro trasformazione.”13 L’esperienza di OU_Osservatorio urbano ha mostrato come la partecipazione imponga di superare diffidenze reciproche e come sia difficile che il dialogo si apra immediatamente ad un interesse comune e ad una fluente ed efficace comunicazione. > SEITE 97

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SCLAVI M., Avventure urbane, progettare la città con gli abitanti, Milano 2002 DE CARLO G., La progettazione partecipata, in: Sclavi, M., Avventure urbane, progettare la città con gli abitanti, Milano 2002 93

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> SEITE 85 DIE STRUKTUR DES PROJEKTS ROBERTO GIGLIOTTI

OU_Stadtlabor Bozen wird im Mai des Jahres 2005 in Bozen als temporäre Werkstatt zur Untersuchung der Bilder und Vorstellungen der Stadt eröffnet. Stadt wird dabei sowohl im übertragenen Sinne, als auch unter dem von Thomas Sievert eingeführten Begriff der Zwischenstadt verstanden, nachdem die Auffassung der „geschlossenen europäischen Stadt“ als überholt anerkannt ist. Es handelt um die „Auflösung der kompakten historischen europäischen Stadt und um den Umgang mit einer ganz anderen, weltweit sich ausbreitenden neuen Stadtform: Der verstädterten Landschaft oder der verlandschafteteten Stadt. Ich nenne diese Form zur Vereinfachung Zwischenstadt: Es ist die Stadt zwischen den alten historischen Stadtkernen und der offenen Landschaft, zwischen dem Ort als Lebensraum und den Nicht-Orten der Raumüberwindung, zwischen den kleinen örtlichen Wirtschaftskreisläufen und der Abhängigkeit vom Weltmarkt.“1 Die erste Etappe des Projekts beinhaltet die Erkundung unterschiedlicher Untersuchungsmethoden der Stadt Bozen, mit dem Ziel der Entdeckung unerwarteter Ansichten des Stadtraums – einer an sich bekannten Welt, die aber bei näherer Betrachtung unbekannte Seiten ans Licht bringt und so wichtige Hinweise über die Identität der Stadt geben kann. OU_Stadtlabor Bozen will als „Vergrößerungsglas“ die einzelnen Bereiche, die das Bild der Stadt konstituieren, hervorheben, um der wachsenden Komplexität ihres Ensembles gerecht zu werden. Die Urbanistik ist zwar als solche aufgerufen, „exakte“ Modelle für die genaue und ausführliche Beschreibung der Stadt zu entwickeln, doch da dies anhand von Methoden geschieht, die auf einen singulären Ausschnitt oder Teilbereich der urbanen Wirklichkeit zielen, werden dabei, gerade wegen der von dieser Wissenschaft geforderten Genauigkeit, nur „Teil“-Ansichten angeboten, die sich nur schwer zu einem Ganzen zusammenfügen lassen. Viel zu oft sind die von der Urbanistik für den Stadtraum angewandten „Filter“ zwar exakt, berücksichtigen aber nicht die jeweiligen Wechselbeziehungen der städtischen Phänomene. Als Initiatoren dieses Projektes sind wir überzeugt, dass der 1

SIEVERTS, T., Zwischenstadt, Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land, Birkhäuser – Verlag für Architektur, 2001 Basel

„naive“ Zugang anderer Disziplinen und die ihnen eingeräumte Freiheit einen notwendigen Ansporn zur Entwicklung einer alternativen Urbanistik liefern kann, die den Herausforderungen der zeitgenössischen Stadt gewachsen ist. Zwischen Mai und Juli 2005 wurden die Räumlichkeiten der Galerie Lungomare zur Agentur für Stadtforschung umgestaltet – ausgestattet mit Arbeitstischen, Bildschirmen, Karten, Texten zur Stadt und einem großen Stadtplan von Bozen an der Wand wurde die Agentur zum Sitz des Labors und einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen. Eine Sammelstelle Das Projekt OU_Stadtlabor Bozen kann als Entwicklung eines Instruments zur Lektüre und Archivierung von Informationen und Fakten der „Stadt in progress“ definiert werden. Es handelt sich dabei um eine Sammelstelle, die sich mit Daten und Informationen zur Stadt, im Austausch mit unterschiedlichen Akteuren wie den Organisatoren des Projekts, den Bewohnern der Stadt und den Koordinatoren der vom Labor organisierten Aktionen (Expeditionen), kontinuierlich vergrößert. Das in der Sammelstelle zusammengetragene Material wird nicht nach einer hierarchischen Struktur organisiert. Es wurde vorher beschlossen, dass sowohl das zu Anfang des Projekts vorhandene, als auch das von den Stadtbewohnern zugesandte bzw. die während der Expeditionen gesammelten Informationen in spontaner und unkontrollierter Weise ineinandergreifen und miteinander agieren sollten. Was sich in der Agentur für Stadtforschung ereignet und was hier an Ort und Stelle zu finden ist, stellt das „strukturlose Archiv“ des Stadtlabors dar. Es ist für die gesamte Dauer des Projektes öffentlich zugänglich und bietet den Besuchern Gelegenheit, neue Bilder der Stadt einzubringen und neue Querverbindungen zwischen dem bereits vorhandenen Material herzustellen. Die Agentur für Stadtforschung Um einen direkten Austausch mit der Stadtbevölkerung zu gewährleisten, hat das Labor eine Homepage, die Informationen zu den abgewickelten Projekten bietet und das produzierte Material archiviert bzw. all jenen zugänglich macht, die an der Arbeit vom OU_Stadtlabor Bozen teilnehmen wollen. In der Agentur befindet sich auch eine kleine Mediathek mit spezifischer und weiterführender Literatur zu den behandelten Kontexten, einer allgemeinen 94

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Kartographie und den während der Expeditionen erarbeiteten Stadtplänen, denen Videos, Bilder und Töne beigefügt sind. Darüber hinaus ist die Agentur für Stadtforschung ein Treffpunkt für Gespräche und Diskussionen. Hier wird die gesamte Tätigkeit vom OU_Stadtlabor Bozen entworfen, hier finden die Präsentationen der Ergebnisse der Expeditionen sowie zu den behandelten Themenbereichen statt. Drei Monate lang fokussiert die Agentur für Stadtforschung die Aufmerksamkeit der Stadt auf die Stadt und auf einige mögliche Lesearten der Stadt und auf die Annäherung an die Themen, die mit der Beobachtung einhergehen. Es gibt darüber hinaus extemporäre Veranstaltungen, die an eine urbane Praxis situativer Natur gebunden sind: Bei einigen Expeditionen verlässt die Agentur ihren konkreten Sitz und verlagert sich vorübergehend in das städtische Netzwerk, um sich den untersuchten Orten anzunähern. Das objektive Material Das von den Veranstaltern des Projekts für die Sammelstelle bestimmte objektive Material sind quantitative und zweckdienliche Informationen wie Karten, Auszüge aus Bauplänen, Statistiken, Texte und Bücher über die Stadt, Links etc. Sie sind das Basismaterial für jegliche Untersuchung der Stadt und entsprechen den Beschreibungsparametern der traditionellen Urbanistik. Sie entsprechen „den Bemühungen der Urbanisten [...] zu einer Vereinheitlichung der Terminologie und Grammatik, zu einer Kodifizierung der Symbole und der Themen der verschiedenen Ansichten, zu ihrer Erfassung in Verzeichnissen, Ordnungen und Reihenfolgen.“2 Sie haben das Ziel, „bisher vernachlässigte Bereiche beizufügen und die noch undeutlichen und verschwommenen Bereiche zu klären und deutlich zu unterscheiden.“3 Es handelt sich für uns um das Rohmaterial, das ein erstes, vielleicht objektives Bild der Stadt liefern kann. Das objektive Material wird allen am Projekt teilnehmenden Akteuren zur freien Verfügung gestellt, muss aber nicht zwingend für die Ausarbeitung der Beiträge benutzt werden.

Menschen in die Transformationsprozesse der Städte und ihrer Umgebungen einbinden, andererseits muss sich die Kultur der Architektur über die eigentlichen Möglichkeiten einer Teilnahme an der Architektur befragen; oder, anders gefragt, wie können die Begriffe, die Methoden und die Mittel der Architektur verändert werden, damit diese transparent, verständlich sowie aneigenbar und von daher in allen ihren Facetten flexibel, veränderbar und aussagekräftig werden.” 4 Das Projekt OU_Stadtlabor Bozen richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern möchte sich in den Alltag einbringen und ein aktives Netz urbaner Kommunikation schaffen. Es reicht nicht, bereits kodifizierte Vorstellungen zu sammeln und Experten einzubinden, damit diese neue produzieren. Die Stadt konstituiert sich auch, wenn nicht sogar in erster Linie, durch die Meinung der Leute, die sie täglich erleben, durch die Stimmen, die den urbanen Raum bevölkern, durch das „Weitersagen“... Daher wurde zur Bestimmung der Struktur dieses Instruments dynamischer Lektüre versucht, im öffentlichen Raum punktuell die persönlichen Ansichten der Bevölkerung zu ihrem Lebensraum zu sammeln. OU_Stadtlabor Bozen richtet sich mit seiner Agentur nicht an die, die die Stadt regieren, sondern an die, die sie bewohnen. Jeder kann beschreiben, was seiner Ansicht nach in seiner Vorstellung der Stadt am bedeutsamsten ist. Einige nehmen die Einladung des Stadtlabors an und schicken kurze Geschichten, Anekdoten oder Fotos. Das an die Agentur geschickte Material wird ausgedruckt und auf den in der Agentur einsehbaren Stadtplan geheftet – den objektiven Blick des Kartographen überlagert der persönliche und emotionale des Stadtbewohners. Das subjektive Material gibt Einblick in die lokale Realität, sodass die Stimme dessen, der die Stadt bewohnt, „vernehmbar“ ist.

Das subjektive Material „Um der sterilen Lage einer Isolierung der Architektur zu entkommen, müssen sich einerseits die

Die Expeditionen Die Expeditionen sind Stadtexkursionen, die das Stadtlabor organisiert und die von den internationalen Gruppen, die zur Teilnahme am Projekt eingeladen wurden, gestaltet und koordiniert werden. Zu manchen Exkursionen wird die Bevölkerung zur Teilnahme eingeladen, andere werden von der eingeladenen Gruppe durchgeführt und zum Abschluss des Projekts auf einer öffentlichen

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SECCHI, B., Disegnare il piano, in: Urbanistica, n. 89, novembre 1987 Ebd.

DE CARLO, G., La progettazione partecipata, postfazione, in: Sclavi, M., Avventure Urbane, Eleuthera, Milano 2002 95

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Veranstaltung präsentiert. Die Exkursionen, die als Workshops organisiert sind, verstehen sich als Experimentierfeld alternativer Lesestrategien der Stadt. Es wurden sieben Expeditionen veranstaltet: Liniee di città, Fotorama, Stadtlandschaft, Detourismus II, Vom Text zum Kontext, Ungeeignete Aneignung und Bozen Comics. Es handelt sich um sieben flüchtige, aber intensive Aktionen, denen zwar allen die langsame, im Gehen gemachte Erkundung gemeinsam ist, deren ausgearbeitete Produkte sich aber grundlegend unterscheiden und von einer Sammlung von Bildern und spontanen Äußerungen bis zur vorübergehenden Besetzung des öffentlichen Raumes reichen. Es sind Anwendungen einer „Temporärurbanistik“, verstanden als eine „Alternative zur konventionellen Urbanistik, die zur Planung der Regelsysteme heute nur mehr beschränkt angewandt werden können.“ 5 Bei einer solchen Aktionsweise sind „die Akteure gefordert, mehr taktisch als strategisch vorzugehen, um auf zufällige Situationen reagieren zu können und gerade in diesen Situationen die Instrumente zu finden, durch die mit den geringsten Mitteln die meisten Ergebnisse erzielt werden können.“ 6

desselben, wir stehen mit allen Akteuren auf derselben Bühne.” 7 Der Stadtplan der Agentur und die interaktive Karte im Netz sollten dem Stadtlabor eine dynamische Grundlage bieten, die die Assoziationen zwischen den Orten einer Stadt und den Gefühlen ihrer Bewohner, von denen Kevin Lynch spricht, sichtbar machen kann. Was zu Anfang des Projekts an der Wand der Agentur dargestellt wird, ist eine einfache kartographische Ausführung. Durch die Sammlung von Beiträgen und das anschließende einfügen der gesammelten Informationen in den Plan will man der Darstellung der unbeweglichen gegenständlichen Elemente, die einen Ort konstituieren, die persönliche Komponente hinzufügen. Das Ziel, das vielleicht nur teilweise erfüllt wurde, ist eine „gemeinsame“ kognitive Karte: Die Darstellung einer Stadt, wie sie von ihren Bewohnern und den am Projekt beteiligten Gruppen gesehen wird.

Die Stadtforscher Ziel des Projektes ist das Lesen und Beschreiben nach einer teilweise konventionellen, teilweise unkonventionellen, der Kunstwelt entliehenen Vorgehensweise. Alle Teilnehmer am Projekt: die Stadtbewohner, die zur Organisation der Workshops, Aktionen, Ausstellungen und Diskussionen eingeladenen Gruppen und die zu den Projekten der Gruppen eingeladenen Teilnehmer sind die Stadtforscher vom OU_Stadtlabor Bozen. Ein Stadtplan „Jeder Stadtbewohner teilt eine lange Geschichte mit bestimmten Orten seiner Stadt und sein Bild ist von Erinnerungen und Bedeutungen geprägt. Die beweglichen Elemente, insbesondere die Menschen und ihre Aktivitäten, sind in einer Stadt genauso wichtig wie die unbeweglichen, gegenständlichen Elemente. Wir sind nicht nur Zeugen dieses Schauspiels, sondern selbst Protagonisten 5

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TEMEL, R., Das temporäre in der Stadt, in: Haydn, F., Temel, R., Temporäre Räume, Konzepte zur Stadtnutzung, Birkhäuser, Basel 2006 Ebd.

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LYNCH, K., L’immagine della città, Marsilio Editori, Venezia 1964 96

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> PAGINA 89 EIN STADTLABOR IN BOZEN MANUELA DEMATTIO

Bozen ist ein Stadt in den Alpen mit ca. 100.000 Einwohnern. Ihren eigentümlichen und ungewöhnlichen Charakter verdankt sie der Tatsache, dass hier seit den Zwanzigerjahren zwei Bevölkerungsgruppen, deutscher und italienischer Sprache, zusammenleben. Jeder Bevölkerungsteil identifiziert sich zum Teil auch mit anderen Teilen der Stadt, die ihrerseits unterschiedliche Eigenschaften aufweisen: die gotische, die historische und die ländliche Stadt, die rationelle, die industrielle Stadt, die Arbeiterstadt und schließlich jede einzelne Wohnsiedlung, der aus dem Flächennutzungsplan und des zonings hervorgegangen ist. Trotz ihrer unterschiedlichen Teile ist das Erscheinungsbild der Stadt kompakt und monozentrisch, ihre Ränder wirken nur wenig zerfranst. Große Siedlungsgebiete wechseln sich mit ausgedehnten landwirtschaftlich genutzten Flächen ab oder mit solchen von außerordentlicher landschaftlicher Schönheit. Bewaldete Hänge, mediterrane Macchia, Weinreben auf den Hügeln, Obstgärten in der Ebene, da und dort durchsetzt von Gehöften, dringen bis ins Innere der Stadt und bieten ihrer Inszenierung einen vielfältigen und pittoresken Hintergrund. Die Stadt scheint für Brachliegendes oder Baufälliges und für urbane Freiräume keinen Platz zu haben, weil jedes Grundstück intensiv zur Bebauung oder für die Landwirtschaft genutzt wird. Wo sich der Kessel landschaftlich öffnet und in die Ebene übergeht, konzentrieren sich die neuen Auswüchse des Baubooms – eine Architektur, die streng dem Bauleitplan entspricht. Die Voraussetzungen für die physische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt wurden hauptsächlich durch ihre spezifische Geomorphologie, also ihre objektive Bodenknappheit geprägt. „Bozen wächst demografisch gesehen zwar nicht, aber sein offenkundiger wirtschaftlicher Reichtum, sein soziales Gepräge und die kulturelle Durchmischung, die es charakterisiert, bieten ein Lebens-, Arbeits-, Mobilitäts- und Konsummodell, das eine kontinuierliche Nachfrage an Boden zur Folge hat.“ 1 Dieser Aspekt der anhaltenden Nachfrage nacg Baugrund unter den Bedingungen der eigentlichen Bodenknappheit stellt das große Dilemma der örtlichen Stadtplanung dar, das die Vorstellung von Idylle und Ideal, die Bozen unaufhörlich pflegt, unangetastet lässt. 1

METROGRAMMA, TISCHER, S., HOELZL, H., 4 città, Ipotesi di densificazione urbana a Bolzano, Bolzano 2001

Es gibt zumindest zwei objektive Gründe für eine Stadt, ein Stadtlabor einzurichten: Einerseits um die Techniken der Stadtanalyse, ihre Themen und Gegenstände zu erweitern und zu verändern, und andererseits um andere Wissenschaften und Disziplinen in die Lektüre der Stadt einzubeziehen. Zu diesen Gründen gesellt sich ein subjektiver und emotionaler, der an das Ausmaß des Lebendigkeitsgrades einer Stadt geknüpft ist. Wim Wenders sagt in einem Interview, dass er die „Wunden der Städte“ liebe und liefert damit einen Schlüssel zu einer Lesart der Stadt vor dem Hintergrund ihrer Imperfektion: „Ich hasse die Perfektion. Sie ist uninteressant. Die Städte, in denen die Stadtplanung derart überhand nimmt, mögen sie auch herausgeputzt und vollendet sein, verlieren ihre Identität. Die Narben einer Stadt verbergen Jahrhunderte von Geschichte, sie erzählen das Leben, Gefühle und Schmerzen.“ 2 Das Bild der „perfekten“ Provinzstadt Bozen bot nun die Gelegenheit und den Grund, die Art und Weise zu überdenken, wie die Urbanisten und Architekten bis jetzt „in ihrer kreativen Einsamkeit und Gewöhnung, die Stadt und das Land gesehen und auch folglich darüber gesprochen haben.“ 3 Deshalb hat man versucht, „andere geeignete Formen der Stadterzählung zu überprüfen, ohne auf bewusst verspielte Annäherungen zu verzichten und das Beobachtungsgebiet der modernen Urbanistik ins Visier genommen. Diese ist von Grund auf durch einen reduktionistischen Determinismus bestimmt, demzufolge alle der Stadt zugehörigen Objekte und Phänomene ausschließlich von außerhalb und in erster Linie von den wirtschaftlichen und politischen Dimensionen der sozialen Interaktion erklärt werden.”4 Man kann dies sowohl an der Praxis ablesen, die Stadt mithilfe „äußerlicher Geschichten“ zu beschreiben und zu übersetzen, als auch an den technischen und kartografischen Tabellen oder Statistiken, in denen jede Veränderung a priori festgelegt ist und anhand den sozialen und wirtschaftlichen Interaktionsparametern überprüft wird. Vor dem Hintergrund dieser Aspekte der traditionellen Urbanistik setzt sich das Projekt OU_Stadtlabor Bozen das Ziel, die Stadt auf eine unbefangenere und sinnlichere Weise zu beobachten und über sie nachzudenken, immer ausgehend von den inneren Ereignissen der Stadt und mit Fragen und Eindrücken auf diese einwirkend. Um einen ungewohnten Blick und Gelegenheiten für den Austausch und 2 3 4

DI PASQUALE, C., Il cielo sopra Palermo, in: La Repubblica delle Donne, 14 luglio 2007 SECCHI, B., Un progetto per l‘urbanistica, Einaudi 1989 Ebd. 97

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die Diskussion zu schaffen, war es notwendig, ein Stadtlabor zu errichten, auf das man sich beziehen konnte und in dem Praktiken des urbanen Lesens durchgeführt werden konnten. Es entstand die Idee, Künstler, Architekten und Stadtplaner nach Bozen einzuladen und sie mit einem Auftrag in die Stadt zu schicken: „Man bewege sich durch die Stadt, stelle sich an irgendeine Ecke, hebe den Blick zu den Bauwerken, fühle unter den Füßen, höre den Geschichten und Gefühlen der Einwohner zu, nehme die Eindrücke in sich auf und speichere die Informationen.” 5 Unser Ziel ist es, alternative Analyse- und Untersuchungsverfahren zu testen und dadurch eine Sammelstelle persönlicher Geschichten und emotionaler und mnemonischer Darstellungen zu schaffen, die in der Lage sind, ein unbekanntes Bild oder mehrere unbekannte Bilder der Stadt zu erzeugen. Damit wollen wir die traditionelle urbanistische Analyse überwinden und Raum schaffen für die Kreativität und die freie Interpretation der Stadt, ihrer Situationen und Räume, vielleicht auch ein Nachdenken anregen über die Möglichkeiten, die Stadt von ihrer Basis aus zu verändern und sie in anderer Weise zu planen. Zusammenfassung der Erfahrungen Das Projekt OU_Stadtlabor Bozen hat sich die Lektüre und Beschreibung des öffentlichen Raumes, mithilfe einer künstlerischen Annäherungsweise zum Ziel gesetzt. Dafür verwendet es die Werkzeuge des Sehens, die wir die nomadenhaften und informellen Strategien genannt haben, reflektiert über die langsame Modalität des „flanierenden“ Betrachtens und „die Lektüre im Chor“ durch die Teilnahme der Einwohner, und bedient sich nicht zuletzt dem Instrument der Wahrnehmung der Stadt über die Sinne. Im OU_Stadtlabor Bozen begegnen sich unterschiedliche Disziplinen wie Kunst, Architektur, Urbanistik, Video und Fotografie. Alle sind dazu aufgefordert, Annäherungsweisen an die Stadt zu finden, die sich über die Verbindlichkeiten der gängigen Stadtplanungspraxis hinwegsetzen. Aus diesen Annäherungen entstanden sieben Expeditionen, sieben Stadtexkursionen, die von sieben internationalen Gruppen von Künstlern, Architekten und Stadtplanern koordiniert und von der Agentur für Stadtforschung organisiert wurden. Parallel dazu wurde die Agentur für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sammelte bzw. archivierte Informationen über die Stadt von Personen, die ein persönliches Statement (als Text oder Bild) hinterlassen 5

FABBRI, D., Psicogeografie, in: La Repubblica delle Donne, 12 maggio 2007

wollten. Die Handhabung der künstlerisch/erzählerischen Expeditionen in Form kurzer und mobiler Workshops ermöglichte es, die Lesbarkeit des öffentlichen Raumes mithilfe einer den konkreten Situationen verpflichteten psychogeografischen Erforschung der Stadt zu erfahren. Auf diese Weise wurde untersucht, ob die „Praxis des Flanierens“ 6 geeignet ist, konkrete Informationen über die städtischen Strukturen, ihre Funktionen und Hierarchien, über die Wahrnehmungen der durchquerten Räume und ihre Atmosphären herzustellen. Die Erforschung neuer möglicher Nutzungen des urbanen Raumes beinhaltet hingegen die Erforschung noch nicht klar definierter Bereiche der Stadt, wie auch eine Wiederentdeckung konventioneller öffentlicher Räume. Die Erkundung unbekannter Räumlichkeiten innerhalb von „institutionalisierten“ Orten erfordert die aktive Rolle ihrer Benutzer. Der öffentliche Raum kann solcherart zum Ereignis, zu einem Ort des Austauschs werden. Das Untersuchen und Zuhören hat im OU_Stadtlabor Bozen in Form von Workshops, Aktionen, Diskussionen und Ausstellungen stattgefunden. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Lesepraktiken, unterschiedliche Beschreibungen der Stadt und verschiedene Sprachen (urbanistische, künstlerische, literarische und persönliche) verglichen. Grundlage des Buches „Traum Stadt Wir“ ist das Material, das vom OU_Stadtlabor Bozen produziert wurde und die Fragen und Überlegungen, die daraus hervorgingen. OU_Stadtlabor Bozen ist ein „work in progress“, das punktuell in der Stadt in Aktion tritt. Dieses Buch ist eine seiner Etappen. Sieben Expeditionen, sieben Erkundungen, sieben Wege, sieben Lektüren Die Beobachtungen, Wahrnehmungen und Erzählungen der beteiligten sieben Gruppen bilden das Projekt. Aus den Workshops der einzelnen Gruppen gingen Eindrücke, Bilder, Klischees, Probleme und Ideen hervor: die verschiedenen Städte in einer Stadt, die Berge und das Land, die Landwirtschaft und die Industrielandschaft, die Verbote, die sozialen Intoleranzen, die Aggressionen, die Kontrolle, die historischen Überlagerungen. Die Workshops boten Gelegenheit, die verschiedenen Blickpunkte zu vergleichen und in Beziehung zu setzen. Sie gestalteten sich als Expedition, die durch das Gehen und Spazieren als ästhetisches und gedankliches Mittel zum Zweck der Erforschung der Stadt und ihrer Veränderung in einen permanenten und durchlässigen Raum geprägt war. In diesem 6

CARERI, F., Walkscapes, Walking as an aesthetic praxis, Gustavo Gili, Barcelona 2002 98

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Zusammenhang sei an Stendhal erinnert, der auf der Suche nach Inspiration für seine Romane, zu gehen pflegte. Der Roman entsprach für ihn „einem Spiegel, der uns auf unseren Wegen begleitet und die Wirklichkeit, egal ob sie schön oder hässlich ist, wiedergibt.“ 7 In diesem Bewusstsein haben wir während der Expeditionen fotografiert, gefilmt, Geräusche und Wörter aufgenommen, Geschichten erfragt und aufgezeichnet. Die Expeditionen wurden auf unterschiedliche Weise durchgeführt: Einige orientierten sich an einer imaginären Linie durch die Stadt, andere verloren sich in der Stadt und wieder andere kehrten immer an festgelegte strategische Orte zurück. Die Poetik der Expedition wird an der sorgfältigen Auswahl der Erzählorte erkennbar, die sich häufig auch als Inspirationsquellen für weiterführende Projekte erwiesen. Die mobile Expedition Das Netz der von den Forschern des Stadtlabors durchlaufenen Wege folgt vorrangig den Strategien der Kunst des Gehens, deren Wurzeln in den Kunstrichtungen des letzten Jahrhunderts zu finden sind: den Dadaismus, Surrealismus, Situationismus, minimal art und land art. Hier wurden die Grundlagen für die Interpretation der urbanen Landschaft entwickelt, indem man in diese und durch diese wanderte. „Gehen, sich orientieren, sich verirren, irren, eintauchen, flanieren, eindringen, weitergehen sind die festen Größen eines technisch-nomadischen Vokabulars, die Gebrauchsanleitung, um: ein Gebiet zu durchqueren, einen Ort anzuerkennen, Töne wahrzunehmen, Beziehungen aufzubauen.” 8 Dada hat zum Beispiel im Jahr 1921 eine Reihe von „Besuchs-Exkursionen“ zu den bekanntesten Plätzen in Paris organisiert. Es handelte sich dabei um einen ersten Versuch, bestimmte Gegenden der Stadt zu rehabilitieren und zu beleben. 1924 organisierte Dada eine Landpartie, um den surrealen und onirischen Aspekt des Gehens zu erkunden. Ende der Fünfzigerjahre konzipierten Guy Debord und Asger John, Wortführer der Situationistischen Internationale, „The naked city“, das Bild einer Stadt, die auf dem Prinzip des psychogeographischen Einflusses gründet. „Eine dérive (Aktion des Umherschweifens) macht ihr am besten zu Fuß, ohne Ziel und ohne zeitliche Einschränkung. Wählt Stück für Stück euren Weg, nicht nach dem, was ihr wisst, sondern nach dem, was ihr um euch seht. Ihr solltet 7 8

CASTAGNACCI, S., La concezione della bellezza in Stendhal 04 luglio 2006, in: www.miserabili.com CARERI, F., Walkscapes, Walking as an aesthetic praxis, Gustavo Gili, Barcelona 2002

euch fremd fühlen und die Dinge betrachten, als sähet ihr sie zum ersten Mal. Ihr könnt das herbeiführen, indem ihr euch einen gleichmäßigen Gang und einen leicht nach oben gewendeten Blick zulegt, sodass die Gebäude ins Zentrum und die Ebene der Straße an den unteren Rand eures Blickfeldes rückt. Ihr solltet den Raum als eine Einheit wahrnehmen und eure Aufmerksamkeit den einzelnen Details schenken.“ 9 Der Zeitraum der Expedition Debord definiert in seinem Werk die Gangart der Bewegung im urbanen Raum als gleichmäßigen Gang. Auch in den sieben Expeditionen vom OU_Stadtlabor Bozen sind wir durch die Stadt gegangen und jede Expedition hatte ihren eigenen Rhythmus und ihre eigene Dauer. Der Zeitraum der Expeditionen war manchmal linear, zyklisch und ausgedehnt, manchmal unterbrochen und hat so die Form der Stadterzählung beeinflusst. „Man spricht im Zusammenhang von Erzählzeit, wobei die Erzählung die Abfolge einer Dauer darstellt, einen Zauber, der das Vergehen der Zeit beeinflusst, indem er sie verkürzt oder verlängert.“ 10 Die Expeditionen funktionieren nach der Zeitlichkeit der Erzählung, weil es sich dabei um eine Abfolge von Ereignissen handelt. In der Erzählung kann die Abfolge der Ereignisse vertauscht, wiederholt und verändert werden. Der Zeitraum der Expedition und die Kunst des Gehens überlagern sich und bilden die ideale Bedingung zur Erforschung der Stadt. In der heutigen Zeit der schnellen und vernetzten Medien und Mobilitäten, öffnet die „langsame“ und „punktuelle“ Wahrnehmung und Lektüre des Raumes einen Kommunikationsraum zwischen dem Neuen und dem Offensichtlichen sowie zwischen dem Unbekannten und dem Bekannten. Die künstlerische Expedition Ein Bewusstsein der Komplexität der zeitgenössischen Stadt erfordert es anzuerkennen, dass die Mittel der Stadtplanung begrenzt sind. Die Stadt scheint sich immer mehr außerhalb von Planung und gesetzlicher Kontrolle zu entwickeln. Es bedarf daher neuer Definitionen, neuer Parameter und neuer Mittel, um die Stadt zu lesen, zu analysieren und zu planen. Alternative Strategien müssen definiert werden, um auch der Unvorhersehbarkeit urbaner Phänomene gerecht zu werden und ihre irrationalen Bereiche, wie das Emotionale, das 9

DEBORD, G., La societé du spectacle, Buchet/ Chastelm, Paris 1967 10 CALVINO, I., Lezioni americane, Mondadori, Milano 1993 99

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Spontane, das Vorläufige und das Ungeplante, wahrnehmen zu können. Die Aufmerksamkeit für die „Alltagspraktiken“, für die Äußerungen individueller und kollektiver Gefühle, scheint dem Auge der Disziplinierung zu entgehen. Ein alternatives Auge, eine phänomenologische Lesart unserer Lebensweisen kommt hingegen von der Kunst. Die in das Projekt einbezogenen Künstler begeben sich in die Peripherie, in die stark bevölkerten Wohnbezirke, in die Rand- und Innenbezirke und sie äußern sich über ihre Vorstellungen von öffentlicher Kunst, in der es häufig zu Überschneidungen mit der Architektur und der Soziologie kommt. „Der Künstler als Experimentator ist eine Figur, die ihre Handlungsmaximen und Problemlösungsstrategien – Erfinden, Fälschen, Überhöhen, Reduzieren etc. – stets von dem einen Bereich (Leben, Arbeit, Politik) in den anderen (Kunst, Behauptungen, Poesie) hinüberschaffen kann und muss.“ 11 Die Expeditionen von OU_Stadtlabor Bozen haben sich zum Ziel gesetzt, sich mit der Gesellschaft auseinander zu setzten, die Bevölkerung miteinzubeziehen und nomadisch zu „erkunden“. Die Expedition und die Beteiligung Die Einbeziehung der Menschen in das OU_Stadtlabor Bozen soll ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln und ein Kennenlernen der Stadt vertiefen. Am OU_Stadtlabor Bozen als Einwohner von Bozen und nicht als Künstler, Architekt oder Urbanist teilzunehmen, bedeutet, sich mit seiner kritischen und anderen Stimme am Projekt einer unkonventionellen Lektüre der Stadt zu beteiligen. Diese Beteiligung findet unter einem persönlichen und fotografischen Blickwinkel statt, der zu ästhetischen und emotionalen Zusammenhängen anregt. Die Beteiligungen der Einwohner an den Expeditionen ist unterschiedlich, kann kreativer, didaktischer, provokativer oder poetischer Natur sein. Die Teilnehmer an den Expeditionen machen und sammeln zum einen Fotos von Bozen, zum anderen erfinden und gestalten sie „guides vagues“ und erzählen Geschichten. Angereichert werden die vom OU_Stadtlabor Bozen gesammelten Beobachtungen darüber hinaus durch spontane Fotos und Texte von Stadtforschern, die uns ihre Eindrücke und Kommentare der Stadt immer wieder und unaufgefordert zukommen ließen. Schlussbemerkung Die vom OU_Stadtlabor Bozen während der ersten drei Monate des Jahres 2005 produzierten Stadt11 DIEDERICHSEN, D., Kunst! Besser als Utopien? In LKW lebenskunstwerke kunst in der Stadt 4, Bregenz 2000

touren, Fotos, Videos, Texte, Comics, Skizzen und Töne stellen die austauschbaren Teile eines riesigen Stadt-Puzzles dar, die sich zu immer neuen Bildern zusammenfügen lassen: Den vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten entsprechen die verschiedenen Porträts der Stadt. Objektivität und Vollständigkeit sind nicht das Ziel dieses Projekts. Vielmehr will es vielfältige Optiken auf eine vielfältige Wirklichkeit bieten, auch mit der Absicht Informationen auszutauschen und zu neuen Informationen weiterzuentwickeln. Das Stadtlabor strebt eine Darstellung der Stadt anhand mehreren Layern an, nicht mit der Absicht, erschöpfende Antworten zu liefern, sondern Ausblicke auf Themenbereiche zu geben, die in der Kartographie und in der Literatur fehlen. Diese Darstellungen können zu einem übergreifenden Beitrag für gängige Methoden der Stadtplanung werden. Ziel ist die Erkundung des Stadtraumes auf der Suche nach den individuellen und lokalen Ordnungen, die den Betrachter von Mal zu Mal an die beobachteten Phänomene binden; an die physische Stadt, ihre Einwohner und die „verinnerlichte“ Stadt, desjenigen, der sie beobachtet. Der Spaziergang als Expedition wird zu einer gemeinsamen Handlung und Annäherung für ein „aktives Hören“ des urbanen Raumes. „Grundlegend für diese visionäre Haltung der Stadt gegenüber ist es, die Kompetenz ihrer Bewohner bezüglich ihrer alltäglichen Umgebung – die gewöhnliche, nicht technische und nicht professionelle Kenntnis – anzuerkennen und zu schätzen. Der Spaziergang setzt eine gegenseitige Beziehung zwischen den Teilnehmern, den Künstlern und den Bewohnern voraus, und bestätigt diese in der Praxis.“ 12 Diese Aspekte machen deutlich, „wie komplex eine Beteiligung ist: Man stellt Fragen, führt Dialoge, „liest“ was der Alltag und die Zeit in den physischen Raum der Stadt eingeschrieben haben, „testet“ Projekte, um Situationen zu entschlüsseln und um neue Wege zu ihrer Veränderung zu eröffnen.“ 13 Die Erfahrung des OU_Stadtlabors Bozen hat gezeigt, wie notwendig es für die Beteiligung ist, das gegenseitige Misstrauen zu überwinden und wie schwierig es ist, dass sich der Dialog unmittelbar einem gemeinsamen Interesse und einer regen und wirkungsvollen Kommunikation öffnet.

12 SCLAVI, M., Avventure urbane, progettare la città con gli abitanti, Eleuthera, Milano 2002 13 DE CARLO, G., La progettazione partecipata, in: Sclavi, M., Avventure urbane, progettare la città con gli abitanti, Eleuthera, Milano 2002 100

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Bozen Eisackuferstraße Galvanistraße Rafensteinweg Schlachthofstrasse

OU 2005 Expedition 4 Datum / Data 23.05.– 27.05.05 Dauer / Dauer täglich, ogni giorno 10 – 18 Uhr / ore Konzept / Ideazione IMPEX unlimited – Diana Artus, Daniel Prawdzik, Christian Rudolph Teilnehmer / Partecipanti Diana Artus, Arnold Egger, Nurith Mörsberger, Daniel Prawdzik, Christian Rudolph 102

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Die Gruppe IMPEXunlimited stellt in Bozen ihr Projekt Detourismo II vor, das sich aus der ersten Erfahrung von Detourismo in Leipzig entwickelt hat. In einem Workshop in der Agentur für Stadtforschung erarbeiten die Teilnehmer, auf der Suche nach unbekannten Orten innerhalb der Stadtgeografie von Bozen individuelle Stadttouren, oder solche, bei denen man sich in der Stadt „verlieren“ kann. Anschließend wird in kleinen Gruppen ein „Guide Vague“ entworfen, ein Stadtführer für die zukünftigen „Detouristen“, die sich während der Initiative OU_Stadtlabor 2005 an die Agentur für Stadtforschung wenden können. Es werden zwei Stadttouren – „Bozen Süd“ und „In der Ebene“ entwickelt, beide führen in begrenzte Stadtgebiete, die von Industriebetrieben beherrscht werden. Der „Guide“ der ersten Tour ist eine Schachtel, die kurze Texte und Fotos der Gegend enthält. Der Inhalt ist so angeordnet, dass er als roter Faden einer möglichen Geschichte dienen kann. Der Stadtführer entspricht den Vorstellungen, die sich die Teilnehmer gemacht haben und beschreiben Fragmente eines „urbanen Unterbewussten“. In der zweiten Tour erkunden die Teilnehmer eine Zone, die nur über zwei Zugänge erreichbar ist. Diese Tour führt in ein abgelegenes, ausgedehntes Gebiet, durch das eine Autobahn, eine Umfahrungsstraße und kleineren Straßen den Zugang zum Gelände ermöglichen. Dieser „Guide“ ist ein beidseitig bedruckter Stadtführer mit Texten, Fotos und einer Stadtkarte. Die weiteren Teilnehmer des Detourismo, die die Touren mit den beiden „Guides“ machen, verfassen während ihrer Expeditionen Texte, die digitalisiert und nach der Methode der Cluster-Analyse statistisch bewertet werden. Diese Analyse filtert und gruppiert Begriffe aus den Texten und liefert sowohl Informationen über die Wahrnehmung der Stadt durch die Guide-Redakteure, als auch über die der „Detouristen“.

Der Workshop von IMPEXunlimited hat die Vermutung bestätigt, dass die besten „Dérives“ nicht in Gruppen, sondern alleine stattfinden. Die Praxis des Workshops in Bozen war eine positive Erfahrung, ausführliche Gespräche dienten dazu die „Guides vagues“ gedanklich zu vertiefen und die Eindrücke in schriftlicher Form festzuhalten. Diese wurden für die geplante Cluster-Analyse benutzt. Leider wurden wegen der fehlenden Beteiligung der Stadtbewohner keine weiteren Texte für diese Analyse gesammelt.

A Bolzano IMPEXunlimited presenta un nuovo Detourismo sviluppato sulla base della prima esperienza di Detourismo a Lipsia. Durante un workshop nell’Agenzia di Esplorazione Urbana i partecipanti elaborano itinerari personali per scoprire luoghi insoliti nella geografia urbana della città di Bolzano o addirittura per “perdersi”. In seguito, in piccoli gruppi, sviluppano una “Guide Vague” (una piccola brochure come guida turistica) da fornire a futuri “Detouristi” che si possono rivolgere all’Agenzia di Esplorazione Urbana per effettuare dei tour. Sono realizzati due itinerari: “Bolzano Sud” e “Sul Piano”. Entrambi conducono in zone di Bolzano circoscritte e dedicate ad attività produttive – all’interno di entrambe è frequente la presenza di aree dimesse. Una delle due “guide” è una scatola contenente fogli di carta sui quali sono stampati brevi testi e foto dell’area ordinate in modo da fungere da filo rosso per una storia possibile. Questa guida corrisponde all’idea che i partecipanti si sono fatti dell’area: una sorta di subconscio urbano. Nel secondo itinerario i partecipanti esplorano un’area che, venendo dal centro, ha solo due accessi. Il tour conduce ad una zona estesa attraversata da un’autostrada, da una circonvallazione e dalle strade che vi si immettono. In questo caso la “Guide” è una mappa stampata su due lati contenente testi, fotografie e frammenti di una carta. Nel progetto i successivi “Detouristi” che si servono delle “Guides” per svolgere un tour redigono testi che vengono digitalizzati ed analizzati in forma statistica secondo il metodo dell’”analisi cluster“. Attraverso questa forma di analisi i termini contenuti nei testi vengono raggruppati e forniscono informazioni sulla percezione della città sia dei redattori delle guide che dei “Detouristi”.

Il workshop di IMPEXunlimited ha confermato la supposizione che le “Dérives” migliori non vengono realizzate da un gruppo, ma da soli. La pratica del workshop risulta però positiva perché durante lo svolgimento hanno avuto luogo importanti discussioni che hanno permesso di approfondire le tematiche di ogni tour. Queste discussioni sono state trascritte ed utilizzate per l’”analisi cluster”. Purtroppo la scarsa partecipazione della popolazione non ha permesso di raccogliere ulteriori testi da analizzare. Se in futuro le “Guides” saranno carte schizzate da riprodurre facilmente, una pagina web potrebbe essere un utile strumento per raccogliere il materiale fotografico, cartografico e testuale prodotto durante i tour. Sarebbe inoltre possibile il download dei contenuti della pagina.

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> SEITE 68 FORMA URBIS ALESSANDRO BANDA aus dem Italienischen von Christine Vescoli

Ein oder zwei Jahre bevor Pier Paolo Pasolini starb (und wir wissen alle, auf welche Art und Weise), nahm er an einer Fernsehsendung teil. Man weiß, wie sehr Pasolini das Fernsehen verabscheute; doch so schier widersprüchlich, wie er war und davon durch und durch gekennzeichnet war, nahm er dennoch daran teil. Die Fernsehsendung hieß Io e ... Worum ging es? Eine namhafte Person aus der Literatur, der Politik oder vom Theater war aufgefordert, ihre Vorlieben im Bereich der Kunst anzugeben und – genau genommen – ein Werk zu benennen, das ihr in besonderer Weise nahestand: Ein Bild, das sie mehr als andere liebte, ein Fresko oder ein Gebäude. Pasolini, Schüler von keinem Geringeren als Roberto Longhi, war auf diesem Gebiet kein Laie. Er wählte weder ein Bild noch ein sogenanntes Kunstwerk, sondern eine Stadt, genauer: die Form der Stadt. Nämlich die Form der kleinen Stadt „Orte“, die damals, 1973 oder 1974, vor allem als Bahnknotenpunkt bekannt und gerade in ihrer Unversehrtheit sehr gefährdet war. Auf dem kleinen Bildschirm konnte man also den Dichter sehen, wie er auf einen Pflasterstein einer Gasse in „Orte“ hindeutete oder auf ein ausgebrochenes, gelbliches Mauerstück und klagend meinte: „Auch das da ist Teil der Form von ,Orte‘, und ich möchte, dass es gerettet wird.“ Ich glaube nicht, dass die Wahl auf ein Städtchen wie „Orte“ zufällig fiel. Die reduzierten Dimensionen dieses kleinen Ortes im Hohen Tibertal stellten auf ihre Weise eine – wenn auch sehr unsichere – Gewähr für die Bewahrung einer Form dar. Im Vergleich dazu war etwa Rom – um es gleich zu sagen – bereits verloren, und das seit Anfang der 50er-Jahre. Tatsächlich ruft Pasolini in der Prosa jener Zeit Rom wiederholt mit einem bezeichnenden Verb auf: beschmieren. Wie viele Male stößt man in seinen Romanen und Drehbüchern aus jener Zeit auf einen Satz wie diesen: Rom war an den Horizont geschmiert. Rom war also keine Form; es war ein aufgebrochener, überlaufender Haufen, ohne Zusammenhang und Grenze, wie eine Gallertmasse und Creme zum Verschmieren. Ich möchte weiterhin über Pasolini sprechen, um so nämlich die Verbindung zu einem anderen großen Dichter aufnehmen zu können. Friaul den Rücken kehrend, kam Pasolini im Januar 1950 nach Rom; er liebt es, sich in manchen Gedichten selbst als Barbaren zu schildern, der vom Norden her in die

Hauptstadt gelangt. Und das ist eine ähnliche Situation sie Borges so wunderbar in der Kurzerzählung „Die Geschichte vom Krieger und der Gefangenen“ im Band „Das Aleph“ beschreibt. Dort heißt es: Er (Drotcluft) kam aus den undurchdringlichen Wäldern von Eber und Ur; [...] Die Kriege führten in nach Ravenna und hier erblickt er etwas, das er noch nie erblickt oder nie in Fülle erblickt hat. Er sieht den Tag, die Zypressen, den Marmor. Er sieht ein Gefüge, das vielfach, aber ohne Verworrenheit ist; er sieht eine Stadt, einen Organsimus aus Standbildern, Tempeln, Gärten, Wohnhäusern, Steigen, Steinvasen [...] Wie geblendet ist der Barbar von den Geheimnissen, die jedoch nicht eine bestimmte Stadt, auch nicht Ravenna, meinen; vielmehr ist er getroffen von den Geheimnissen und Offenbarungen der Stadt an sich, von der platonischen Idee der Stadt, von der Form der Stadt. Und was, wenn der Barbar Drotculft heute aus hypothetisch angenommenen Wald- und Sumpflandschaften eines mythischen und imaginären Nordens käme. Wenn er mit seinen Horden käme und an den Toren von Meran oder Bozen oder vielleicht sonst einem ähnlichen Ort in Südtirol oder im Tirol südlich des Brenners einträfe oder an irgendeinem anderen Teil der weiten Welt – sähe er sich dann noch bemüht, auf die Form der Stadt besonders zu achten? Sähe er sich bemüht, die Form zu schützen, die in einem vielfachen Gefüge, aber ohne Verworrenheit wäre, in einer heterogenen Gesamtheit, aber ohne Uneinigkeit? Oder müsste dieser verblüffte Drotculft, wollre er das, was er vorfände, bezeichnen, nicht vielmehr zu jenem Wort greifen, das Pasolini in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verwendete: beschmieren? Die Frage stelle ich hier rein rhetorisch. Dem Anblick des verdutzten Langobarden würde sich ein wilder Klumpen von Konstruktionen bieten, ein klotziger Gesteinskörper, in völlig abweichender Form vor den Hintergrund eines Mittelgebirges geschmiert oder auf gänzlich unregelmäßige Weise vor dem Hintergrund einer unendlichen Ebene geformt. Was uns heute abhanden gekommen ist, ist, wie ich meine, gerade diese Möglichkeit einer Form: Die verborgene Harmonie, die durch die verschiedenen Teile eines Gesamten atmet, deren Übereinstimmung der rätselhaft subtile Bezug der Gebäude aufeinander ist, die wohl in unterschiedlichsten Epochen entstanden sind, aber unwiderruflich einer einzigen und übergeordneten Kultur angehören. Das verhält sich nicht wesentlich anders als literarische 104

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Werke, die zeitlich weit oder gar Jahrhunderte auseinander liegen, aber dennoch Teil einer einzigen großen Literatur sind. Daher können wir sehr wohl sagen, dass Dante, Leopardi, Calvino und auch Pasolini Teil der italienischen Literatur sind. (Genauso wie Dietmar von Aist, Grimmelshausen und Grass Teil der deutschen Literatur sind.) Gegenwärtig scheint es jedoch (zumindest mir), als sprächen die Gebäude der Städte (auch all der Städte, Kleinstädte, Vororte und Dörfer in dem bereits genannten Land, genauso wie all die Städte in anderen, in vielen anderen und vielleicht sogar in allen Regionen und Provinzen) nicht mehr dieselbe Sprache. Die verschiedenen Gebäude führen keinen Dialog mehr untereinander. Jedes einzelne von ihnen redet nur noch in einem auf sich selbst bezogenen Monolog, völlig unbekümmert um all das, was um es herum passiert. Genauso wie die Menschen, die diese Gebäude bewohnen, ihre Nachbarn ignorieren und gar nichts anderes wollen, als sie zu ignorieren. Es ist eine Welt von Idioten, die idiotische Gebäude bewohnen; eine Welt, in der das Wort „Idiot“ in seiner etymologischen Bedeutung greift – als „idiotes“ und damit den privaten Bürger meint, der sich auf sein „Idiom“, also auf sein ganz und gar „Eigenes“ beruft oder – um es mit Francesco Guicciardini zu sagen – auf sein „Besonderes“ („Außergewöhnliches“) und darin seinen Nachbarn, seinen Nächsten oder Mitbürger vergisst. Es ist, als hätte man die Dimension des Urbanen oder Politischen (und das geht – vergessen wir das nicht – auf die Bedeutung der Polis zurück) verloren, also eine überindividuelle Dimension der Stadt, die folglich ein unförmiges Agglomerat von autistischen, absolut kommunikationslosen Gebäuden geworden ist oder im Begriff ist, ein solches zu werden.

eigene Erzählgattung oder – besser gesagt – als Gattung des Krimis oder der Horrorgeschichte oder Splatter hervorzugehen scheint, wo immer die heruntergekommene Stadt das ideale Ambiente bietet. Aber vielleicht ist es auch so, dass die Stadt immer schon an Blut und Verbrechen gebunden war. Und zwar nicht allein die heutige urbs, jene unerklärliche und flimmernd bebende. Wie könnten wir vergessen, dass der erste Gründer einer Stadt Kain war? Kain erkannte seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Henoch. Kain wurde Gründer einer Stadt und benannte sie nach seinem Sohn Henoch. (Genesis, Kap. 4) Das war die erste Stadt und sie tropfte vom Blut des Bruders. Nicht anders im Übrigen als Rom, gegründet und aufgebaut von Romulus, dem Mörder des Remus. Und wenn man versuchsweise in den tiefen Fundus der Mythologie greift, findet man weitere zahllose Beispiele, so wird man auch dort nur vor die Qual der Wahl gestellt: Laomedes, der Gründer Trojas, war ein Eidbrecher, der Götter, Halbgötter, Poseidon und Herakles hinters Licht führte. Und Antenor wiederum, der sagenhafte Gründer Pataviums (Paduas) – (Dante übrigens nannte die Padaner die Antenori) – hinterging seinerseits Troja, die Stadt seiner Herkunft. Kann es sein, dass ein Sinn darin verborgen ist, wenn die Stadtgründer Mörder, und zwar der allerübelsten, wenn sie Eidbrecher, Betrüger und Verbrecher waren? Oder ergibt das keinen Sinn? Ich glaube schon. Ich glaube, dass ein Sinn dahinter steckt. Welcher genau, ob ein zwangsläufiger oder ungebundener, das will ich dem Leser dieses Textes überlassen, seiner Fantasie und seinen Schlussfolgerungen.

PIER PAOLO PASOLINI, Ali dagli occhi azzurri (Garzanti,

Dazu muss ich das viktorianische London in seiner beispielhaften Funktion zitieren, wie es in einer erwähnenswerten Definition von Conan Doyle im ersten Abenteuer von Sherlock Holmes geschildert wird: „Unter diesen Umständen zog es mich natürlich nach London, der großen Senkgrube, wo alle Faulenzer und Müßiggeher des Empires unweigerlich abgelagert werden.“ (So heißt es auf den ersten Seiten von A study in scarlet, Eine Studie in Scharlachrot aus dem Jahr 1887). Geschildert wird hier eine Stadt, die allein als amorpher Boden für Verbrechen, Gräuel und kriminelle Taten gute Voraussetzungen liefert, die einzigen allerdings, die es wert sind, erzählt zu werden. Vielleicht ist das auch schon der Grund, weshalb diese Literatur als

Milano 1965) / JORGE LUIS BORGES, L’Aleph (Feltrinelli, Milano 1980) / FRANCESCO GUICCIARDINI, Ricordi politici e civili (Garzanti, Milano 1975) / ARTHUR CONAN DOYLE, A Study in Scarlet (Eine Studie in Scharlachrot. Neu übersetzt von Gisbert Haefs, 2005)

> Alessandro Banda – Schriftsteller (Merano) 1963 in Bozen geboren; 1987 Abschluss des Studiums der Literatur in Padua; 1992 Promotion in Italienischer Philologie; Veröffentlichungen Essays und Erzählungen in zahlreichen Zeitschriften, u.a. „Studi novecenteschi“ und „Forum italicum“; für Einaudi und Guanda drei Romane und zwei Erzählbände; sein letztes Buch ist „Scusi, prof, ho sbagliato“ (romanzo, Guanda 2006). 105

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> SEITE 73 SELBSTGESPRÄCH ÜBER STALKER UND „DIE NOMADEN“ FRANCESCO CARERI

ÜBER DIE ERSTEN MISSGLÜCKTEN BEGEGNUNGEN

D: Ihr führt in diesen Monaten mit den Studenten der Universität Roma Tre eine Forschungsaktion über die Barackensiedlungen am Tiber durch und arbeitet an diversen Aktionen, um den neuen Sicherheitsbestimmungen entgegen zu wirken. Ich möchte von euch mehr darüber erfahren, aber zu allererst möchte ich wissen, wann ihr die Arbeit mit den Roma begonnen und welche Stalker-Erfahrungen ihr mit der Welt der Nomaden gemacht habt. Meine Frage bezieht sich nicht auf das Nomadentum als philosophische Kategorie oder ästhetische Praxis, sondern auf die Erfahrung mit „nomadischen“ Völkern, die die Seiten des Tagesgeschehens füllen. Auf welche Weise erfolgte eure Annäherung an die Roma? R: Sie verlief langsam und das langsame Kennenlernen dauerte zehn Jahre. Niemand von uns hatte vorher einen direkten Bezug zu den Roma, die Reise war also ein wichtiges gemeinsames Wachsen. Wir sind bei Null gestartet. Als wir 1995 zum ersten Mal die Stadt Rom durchforsteten, gingen wir am Eingang des Quintilian-Lagers vorbei und betraten es nicht. Es war später Nachmittag, wir waren müde und suchten einen Ort für ein Nachtlager. Auf einer Wiese, die die Albaner für ihre Kinder zum Fußballspielen hergerichtet hatten, ließen wir uns nieder. Ich erinnere mich daran, dass wir mit einem Mann gesprochen haben, der großgewachsen und schön war, mit tiefblauen Augen und einer weisen Ausstrahlung. Er erinnerte mich an Melquiades, an jenen Zigeuner aus „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Garcia Marquez. Melquiades und die anderen Albaner hatten ein altes Gehöft besetzt und es in ein Haus für mehrere Familien mit einem gastfreundlichen Ambiente verwandelt. Auf unsere Frage, ob wir in jenem Feld schlafen dürften, antworteten sie, wie glücklich sie wären, Gäste zu haben und dass wir unsere Zelte gerne aufschlagen könnten. D: So habt ihr euch entschieden, die Albaner und nicht die Roma um gastliche Aufnahme zu bitten. Oder habt ihr sie um Schutz gebeten für den Fall, dass ihr mit Ihnen Schwierigkeiten bekommt? R: Nein, wir haben nicht um Schutz gebeten. Wir wandten uns an die Albaner. Ihr Haus bot uns mehr

Sicherheit als die Wellblechhütten und schlammigen Straßen im Roma-Lager. Ich kann dir versichern, dass wir keinen einzigen Augenblick darauf neugierig waren, es zu betreten, auch nicht ein Jahr später, als wir durch Turin zogen und tatsächlich in ein Roma-Lager gingen, uns dort aufhielten, und kurz mit den Kindern sprachen. Aber bei diesem ersten Gang durch Rom geschah dies nicht, ich könnte dir nicht einmal erklären warum. Andererseits hatten wir damals die Roma gar nicht gesehen und die Albaner schon. So kamen wir nicht auf die Idee, die Roma für eine Nacht um Gastfreundschaft zu bitten. Und mittlerweile ist gerade das unser Projekt, das wir organisieren. D: Hast du heute eine Erklärung dafür? War es vielleicht Angst? Wart ihr nicht dort, um die Leerstellen des Territoriums zu betreten und zu bewohnen? War jenes keine solche „Leere“? R: Heute zieht ein Nomadenlager sofort unsere Aufmerksamkeit auf sich, wir nähern uns ihm an, und versuchen zu verstehen, wer die Leute sind, die da leben und woher sie kommen. Aber zu jener Zeit lag es schlichtweg außerhalb unseres Vorstellungsvermögens, ein Nomadenlager zu betreten, selbst wenn wir von den Mythen des Nomadentums ganz und gar eingenommen waren. Ich kann dir die Gründe dafür nicht nennen. Sicherlich war das ein blinder Fleck auf unserer Karte. D: Eine Unendlichkeit in den Tiefen Roms, eine der dichtesten „urbanen Amnesien.“ Wenn ihr sie nicht betreten habt, so habt ihr auf diese Weise eine der wichtigsten Zonen der „Stadt des Unbewussten“ aus euren mentalen Territorien gestrichen. R: Auf eine gewisse Weise sicher. Ich könnte nicht sagen, ob wir noch nicht bereit waren oder Opfer von Vorurteilen. Es stimmt: Wir waren den ganzen Tag über durch Privatbesitz gestreift und über dessen Gitter und Zäune gestiegen, aber in diesem Lager, in dem jedes Tor offen stand und wir nicht klettern mussten, hielten uns unsere mentalen Schranken davon ab, einzutreten. Wir löschten einen Teil der Stadtkarte und waren uns dessen nicht einmal bewusst; wir hatten das weder reflektiert noch angezweifelt. Das erinnert mich an weiß Gott wie viele Dinge, die wir auch heute in den Territorien, die wir durchstreifen, nicht erkennen können und die uns entwischen, weil wir sie im Grunde nicht erkennen wollen. Das passiert selbst uns, die wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, „für die zu 106

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Tage tretenden Phänomene unseres Territoriums zu sprechen und einzutreten“. D: Gut, ich verstehe, dass ihr zu jener Zeit auf der Suche nach den natürlichen, den „entropen“ und hybriden Landschaftsformen wart und weniger Aufmerksamkeit auf die Bewohner gelenkt habt. Wann aber hat sich jener natürliche Raum für euch in einen belebten und bewohnten verwandelt, in ein Netz von menschlichen Beziehungen? Wann traten die Roma in euer Blickfeld? ÜBER DIE ROMA AUF DEM CAMPO BOARIO

R: Das geschah vier Jahre später, im Sommer 1999, als wir mit den Kurden das Projekt „Ararat“ auf dem Campo Boario von Testaccio ins Leben riefen. Damals kamen wir zum ersten Mal mit dem Universum der Roma in Berührung. Ich kann mich noch sehr gut an die erste Begegnung erinnern, es war beinahe eine offizielle Angelegenheit. Es gab eine Versammlung mit den Familienoberhäuptern beim „Global Village“, um über die Rückkehr der Roma auf den Platz zu entscheiden. Sie waren zwei Monate zuvor gegangen, um der Biennale d’arte del mediterraneo, die gleiche, die auch uns und die Kurden dort zusammengeführt hatte, Platz zu machen. Ich errinnere mich noch an die Männer der Roma, müde in ihrem Gesichtsausdruck, aber klar in den Vorschlägen und Meinungen. Ihr Wohnen stand auf dem Spiel, ihr Leben, und sie hatten nicht viele Alternativen. Es war erstaunlich zu sehen, wie das Plenum des Villaggio Globale mit jenen Menschen umging. Sie fragten nach der Sicherheit der Einschulung der Kinder und der Sauberhaltung des Campo Boario und sie einigten sich über die Nutzung von Strom und Wasser. So waren wir beim Beschluss der Regeln dabei, die eine gute Nachbarschaft der Roma-Gemeinde und des besetzten Hauses besiegelten – ein Pakt aufs Wort. In jener Nacht kehrten die Roma auf den Platz zurück, sie blieben dort einige Wochen lang und weitere acht Jahre. D: Und wie war das, als ihr zum ersten Mal das Roma-Lager betreten habt? R: Nun, an ein erstes Betreten kann ich mich gar nicht erinnern. Es erfolgte vielmehr nach und nach. Du musst dir vorstellen, dass es bis 2004 keine Einzäunungen oder Einfriedungen gab, folglich war es eigentlich gar kein organisiertes Lager, sondern eine spontanes Feldlager, in das jeder, der dort vorbei-

ging, auch schon eintrat; es war somit ein offenes Gelände ohne festgelegten Grenzen. Es gab keine Tür, durch die man treten konnte. Der Eintritt war frei und zugleich ein Filter. Kaum überschritt man eine gewisse Schwelle, fühlte man schon alle Blicke auf sich gerichtet. Und auf die Frage „ Ist Aldo da?“ und des darauffolgende Nicken hin, setzte sich das Leben wieder in Gang; die Frauen nahmen ihre Arbeit auf, die Männer ihre Diskussionen und die Kinder ihr Spiel. Und du konntest weitergehen. Aldo Hudorovich ist eine Art Sprachrohr der Gemeinde, mit ihm besprachen wir die Projekte. Wer dann die Familien in Bewegung setzte, waren die Kinder, sie waren am neugierigsten auf unsere Präsenz und am glücklichsten mit den glänzenden Apparaturen, die wir bauten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, woran sie sich heute erinnern, wenn sie an das „Global Game“ denken, als der Platz mit Hunderten von Fußbällen gefüllt war und alle damit zu spielen begannen. Es war ein Spiel, dem keiner, auch kein Erwachsener, widerstehen konnte. Gleich nach den Kindern stiegen die Jungendlichen ein, dann die Mütter und schließlich die Familienoberhäupter. Und auf diese Weise, also über das Spiel, begann unsere Beziehung. Nach einigen Monaten hörten die Frauen damit auf, uns aus der Hand lesen zu wollen und boten uns Kaffee an, die Kinder ließen von ihrer Rowdyrolle ab und die Männer verfolgten uns nicht mehr mit ihren argwöhnischen Blicken. Schließlich hörten alle auf das Theater der „Nomaden“ zu spielen und zeigten sich als hervorragende Menschen. Mit Aldo und allen anderen arbeiten wir bis heute an dem Projekt des Tibers. D: Das alles ist, wie ich weiß, auch Verdienst von Matteo Fraterno. Ist er der Künstler, der begonnen hat, intensiv mit den Roma zu arbeiten? R: Matteo war sehr wichtig; er ist aus Neapel und hat eine unglaubliche Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen und in die Tiefe der Realität einzudringen. Wir haben mit ihm und seinen Leuten zu vielen Anlässen zusammengearbeitet. Lorenzo zum Beispiel ist es gelungen, Aldos Frau beim Mittagessen von Boario einzubinden: Sie kochte ein ausgezeichnetes Gulasch. Gemeinsam mit den Roma, Kurden und Japaner wurde eine große Tafel veranstaltet. Dann fand der Workshop „Rom(a)“ statt, später organisierte Matteo verschiedene „Serenate“ und eine Band von Musikern, Künstlern und allen möglichen Leuten, die zwischen den Wohnwagen eine Zigeunerhochzeit spielten. Das war eine sensationelle Idee. Und 107

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tatsächlich war dies das erste Mal, dass wir in so großer Zahl ihren Platz bis ins Innerste besetzten und eine Aktion direkt bei ihnen zu Hause machten. Von da an wurde Matteo eine wichtige Person. Es gelang ihm auch, das Vertrauen von Tomo und Milka zu gewinnen, die 1941 ins Konzentrationslager von Agnone verschleppt worden waren, und sie für eine gemeinsame Arbeit zu begeistern. Im Januar 2004 realisierten wir als Erinnerung an die Schoa das Projekt „Samudaripen“, das übersetzt „Holocaust“ oder „alle tot“ heißt. Mit Matteo begleiteten wir Milka beim Besuch des Konzentrationslagers. Der Besuch wurde zur öffentlichen Angelegenheit und die beiden Roma erhielten vom Bürgermeister die Ehrenbürgschaft. Ein wahrhaft ziviles Kunstwerk. D: Stellte das Lager von Testaccio für euch denn ein ideales Habitat dar? Weshalb so viel Interesse für eine solche Welt? Möchtet ihr so leben? R: Testaccio ist sicherlich ein besonderer Fall, vielleicht auch wegen seines relativen wirtschaftlichen Wohlstands. Es ist ein Wohnwagenlager, das weder heruntergekommen oder schmutzig wirkt, im Gegensatz zu anderen Lagern in Rom. Es war immer sauber, es gab sieben Metallwerkstätten und so genügend Arbeit. Wenn man bei den Leuten auf der Veranda saß, fühlte man sich wie auf einem Campingplatz. Heute, nachdem ich viele andere Lager besucht und gesehen habe, scheint es mir wirklich eine Ausnahme zu sein. Der größte Teil der anderen Lager in Rom ist die Hölle und für keinen Menschen beneidenswert. Nun, ich würde sagen, dass uns nicht nur der Wunsch, das Leben dieser Leute kennenzulernen anzog, sondern ihr Lebensstil. Es ist eine ganz andere Art, in der Welt zu stehen, und selbst wenn ich weiß, dass sie nie und nimmer meine sein könnte, so beneide ich diese Menschen in mancher Hinsicht. Das ist nicht meine Kultur, wir sind ja ganz anders und ich könnte nie mit ihren sozialen Regeln leben. Aber so weit entfernt ist diese Welt gar nicht; etwas davon ist auch in uns und wir müssen diesen Teil aufspüren, um ihn auf irgendeine Weise wiederzufinden. Um ihn zu verstehen, müssen wir ihn wiederentdecken. D: Nun gibt es das alles nicht mehr. Die Roma-Lager sind entfernt worden, um der Città dell’arte und der Altra Economia Platz zu machen. Die Roma sind ein weiteres Mal durch die Kunst vertrieben worden und diesmal endgültig. Das erscheint ja fast schon paradox: Die Stadtgemeinde reinigte alles säuberlich, als dürfte sich die Kunst nicht mit der Realität

auseinandersetzen und als würden die Roma nicht genau die andere Seite der Wirtschaft darstellen. Dabei waren nämlich gerade die Roma Calderasha von Testaccio für die gelungene Integration im Viertel bekannt. Konnte man dafür keine Lösung finden? R: Der Bürgermeister hätte die Situation ehrenvoll anpacken und eine Lösung dafür finden können, die er sich wie eine Blume ans Revers hätte heften können. Es wäre eine zivile Antwort auf die Forderung nach mehr Sicherheit gewesen und sogar ein erreichbares Ziel für andere Viertel der Stadt. Im Grunde forderten die Roma ein Stück Land mit Licht und Wasser, für das sie auch regelmäßig bezahlt hätten. Wir begleiteten sie bei der Suche nach einem möglichen Territorium, aber dann endete alles direkt bei der Präfektur. D: Unglaublich, dass das Wohnrecht für diese Menschen keine Angelegenheit der Stadtplanung ist, sondern ein einziges Problem der öffentlichen Sicherheit. Wie ist es möglich, dass Stadtplaner und Architekten es nicht schaffen, in Rom eine Lösung für das Wohnproblem von mehr als 20.000 Menschen zu finden? R: In Wirklichkeit kümmert sich neben den Hilfsvereinen niemand um dieses Problem. Viele Roma-Lager betritt überhaupt niemand, außer der Polizei. Auch die Journalisten haben Angst und gehen höchstens hin, wenn etwas wirklich Gravierendes passiert, und dann womöglich nur unter Geleitschutz. Wenn wir den Studenten diese Realität näherbringen wollen, so bedeutet das auch, damit zu beginnen, Vorurteile abzubauen und Verteidigungswalle niederzureißen, und zwar auf beiden Seiten – sowohl für die Studenten als auch für die Roma. ÜBER DAS FLUSSBETT DES TIBERS

D: Kommen wir also zu dem, was ihr heute macht, nämlich zur Forschungsaktion „Auf den Betten des Flusses“ und „Atlas des Wohnens auf dem Tiber“. Woher stammt das Projekt und worin besteht es? R: Es geht auf die Idee von Kristin Jones zurück, die eine Arbeit für den „Tiberplatz “ plante, den sie vor drei Jahren mit wunderschönen, an die Ufer gezeichneten kapitolinischen Wölfinnen eingeweiht hatte. Wir hatten schon seit Jahren daran gedacht, über die Beziehungen zwischen den Romas, den Rumänen, und den Römern zu arbeiten. Wir schlugen ihr vor, den ganzen Tiber entlang zu gehen und darüber 108

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in einem Atlas zu berichten, der in Zusammenarbeit mit dem Kurs der Arti Civiche der Fakultät für Architektur an der Roma Tre entstehen könnte. Dieser Spaziergang wurde zum Programm des Kurses und im März starteten bereits die Exkursionen. Es war ein Kurs des Wanderns, der nur in der Stadt und außerhalb der universitären Mauern erfolgte und die Studenten, Stalker und unterschiedlichsten Besucher zum Gehen einlud. D: Wie verlaufen diese Spaziergänge? Wem seid ihr begegnet? R: Nun, man geht durch das Schilf auf einem Weg, der sich häufig zwischen Brombeersträuchern und Brennnesseln verliert. Manchmal zweigt vom Weg auch ein Nebenpfad ab, der hinunter zum Kiesbett führt; man sieht dann Wäsche an der Leine und hört Stimmen. „Ist da jemand? Dürfen wir?“ Wir stellen uns vor und machen klar, dass wir weder von der Polizei noch von der Presse kommen und erklären unser Vorhaben. Dabei führen wir zunächst nur ganz normale Gespräche, fragen nach persönlichen Geschichten und warum sie dort wohnen, woher sie kommen und was sie arbeiten, wie sie leben und ob sie dort lange bleiben wollen oder nur eine Zeit lang, ob sie besondere Wünsche des Wohnens haben und ob sie diese Baracken gebaut oder ob sie sie gefunden haben, ob sie Wasser und Strom haben. Das alles spielt sich in einer sehr geselligen Atmosphäre ab, ungeachtet der Fotoapparate und Filmkameras. D: Und wer sind diese Leute? Wie viele sind es? Sind alles Nomaden? R: Nein, es sind nicht alles Nomaden, allein dieser Begriff ist falsch. Einmal waren wir bei Aldo und er hat uns viele Dinge, die wir vorher nur intuitiv erfasst haben, klarer gemacht. Er gab uns wichtige Informationen, um das Problem der Nomaden zu verstehen. Die Stadtgemeinde bezeichnet mit dem Begriff „Nomaden“ cirka 20.000 Menschen unterschiedlichster Kulturen und Realitäten, die in Wirklichkeit nichts mit dem Nomadentum zu tun haben. Aldo meint, dass es in Rom allerhöchstens 80 Familien gibt, die zum „fahrenden“ Volk gerechnet werden können und nie mehr als 400 Nomaden. Verstehst du nun? Wenn das also das Problem wäre, dann wäre es auch schon gelöst. Diese 400 Menschen wollen nur herum ziehen und das Recht haben, dort ihren Wohnwagen aufzustellen, wo sie wollen,so wie sie das bis 1995 durften, ehe

das Kampieren für das gesamte Gemeindegebiet verboten wurde. D: Aber wenn es nur 400 Nomaden gibt, wer sind dann die anderen 19.600? R: Das ist genau der Punkt: Es sind Flüchtlinge vom Volk der Roma. Die ersten, die in den 90er-Jahren nach Italien kamen, waren Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien: Serben, Bosnier, Kosovaren, Mazedonier. Heute kommen viele von ihnen aus Rumänien, die sich mit Nicht-Romas vermischt haben und häufig neben oder in den leeren Baracken der Lager wohnen. Bemerkenswert aber ist, dass sie, ehe sie nach Italien kamen, gar keine Nomaden waren, sondern sie waren schon lange sesshaft geworden und wohnten in „Häusern“, manchmal auch im fünften Stock eines Arbeiterhauses. Sie gehören also keiner Wohnkultur des „Lagers“ an; nur hier in Italien werden sie „Nomaden“ genannt und folglich in die Baracken geschickt. Also man kann wirklich nicht von „Nomadenlagern“ sprechen. Vielmehr sollten wir beginnen, von „Flüchtlingslagern“ zu reden, wie es sie heute ja überall auf der Welt gibt – Orte, wo jedes Recht aufgehoben ist und der Begriff der Rechtsgültigkeit immer zwiespältiger wird. Hier handelt es sich um zivile Personen mit Grundrechten, die auf grauenvolle Lebensverhältnisse zurückverwiesen werden. D: Unglaublich. Wovon leben denn diese Personen? R: Darauf gibt es nicht nur eine Antwort. Zwischen den Roma und den Nicht-Roma gibt es große Unterschiede. Die wandernden Roma haben noch genügend Arbeit, sie bearbeiten Metalle, putzen geweihte Objekte in den Kirchen, Pfannen und Besteck in den Kasernen und Restaurants. Sie reisen umher, um in ganz Italien Arbeit zu suchen. Für die anderen Roma ist es schwierig geworden; niemand gibt ihnen Arbeit und die Vorurteile sind immens. Sie sind Tagelöhner, spielen in den U-Bahnen, putzen an den Ampeln Autoscheiben, leben von Almosen oder sammeln Gebrauchtwaren und recyceln sie. Andere wiederum gehen illegalen Geschäften nach. Ich heiße das bestimmt nicht gut, aber wenn du Kinder hast und sie versorgen musst, dann – und das ist mir durchaus bewusst – bist du dazu gezwungen. Die meisten begehen also nur kleine Diebstähle zum Lebensunterhalt und kein organisiertes Verbrechen, wenngleich in jüngster Zeit die Prostitution und der Kokainhandel in die Lager gedrungen und zu einer besorgniserregenden Angelegenheit geworden 109

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sind. Es ist ein bisschen das Leben, das man in den 50er-Jahren in den Barackensiedlungen geführt hat. In manchen Momenten scheint es tatsächlich so wie ein Ausschnitt aus einem neorealistischen Film wie „Ladri di biciclette“. Das heißt, dass es etwas ist, was unsere Kultur schon bestens kennt. D: Und wie leben denn die anderen, von denen du gesagt hast, dass sie keine Roma sind, aber in den Baracken leben? R: Das sind in erster Linie Rumänen, Moldawier, Polen usw. Sie haben einen viel leichteren Zugang zur Arbeit. Manche machen Hilfsarbeiten oder sind Tageslöhner, sie arbeiten unterbezahlt und schwarz auf dem Bau, manche haben sogar eine Steuernummer, und viele Frauen sind Altenpflegerinnen oder Hausgehilfen. Das sind also Personen, die im Alltag mitten unter uns leben. Nur sind sie mit dem, was sie von uns erhalten, nicht in der Lage, Miete zu bezahlen und wären lange schon aus der Stadt vertrieben worden, wenn sie sich nicht diese Baracken hergerichtet hätten. In Rom kostet ein Bett, auf dem man abwechselnd nachts oder tagsüber schlafen kann, 200 Euro, und ein Zimmer über 400 Euro, das entspricht dem Preis für eine kaputte Baracke ohne Räder, um die herum man sich eine Veranda, Zimmer und eine Küche bauen kann sowie ein Bad im Schilfgras. Das ist immerhin eine komplette Wohnung, oft gar nicht unwürdig und mit Blick auf den Fluss. D: Du hast du von den 50er-Jahren gesprochen. Ich weiß, dass ihr Giovanni Berlinguer begegnet seid, dem heutigen Europaparlamentarier, der in dieser Zeit mit Piero della Seta das bekannte Buch „Borgate di Roma“ („Vorstädte von Rom“) geschrieben hat. Was hat er euch erzählt? R: Er hat uns von der Zeit erzählt, als statt Rumänen und Moldawier Sizilianer und Kalabresen in der Stadt waren. Sie besiedelten dieselben Plätze und bei der Beschreibung einer Baracke von Aniene aus dem Buch glaubt man, es sei dieselbe wie heute. Berlinguer hat uns erzählt, dass das Buch nach drei Tagen Schneefall im Frühjahr 1956 entstanden ist. Rom war blockiert und da machte sich eine Gruppe Intellektueller der PCI auf den Weg, den Barackenlagern Hilfe zu leisten. Es waren etwa zwanzig Leute, unter ihnen Pasolini, Moravia, Pontecorvo und Lizzani. Zu jener Zeit wusste man, was es heißt, arm zu sein, das Kriegsende lag nicht weit zurück. Es gab Komitees, die gegen die Armut kämpften,

organisierte Gruppen, die Partei, die Gewerkschaften und die Barackenpriester. Genau dort entstand der Kampf für das Recht auf ein Dach über dem Kopf und um die Gesetze zum sozialen und geregelten Wohnungsbau. Heute fehlen die Intellektuellen und die Roma bringen keine Stimmen, sondern vertreiben denen die Wähler, die sich um sie kümmern. Sowohl die Rechten als auch die Linken ereifern sich darüber, wer mehr Sicherheit bietet. Wenn sie sich dieser Menschen annehmen, dann nur, weil sie in den Baracken leben. Früher gab es noch Solidarität, heute lässt die linke Stadtverwaltung die Brunnen versiegeln und die Stationen der U-Bahnen schließen. Sie lässt die Roma in den Abfällen leben, ohne ihnen auch nur einen Mülleimer zu geben und zerstört ohne Ankündigung ihre Baracken mit all ihren Habseligkeiten darin. Es ist unverständlich, dass man von ihnen verlangt, sich an die Gesetze und Regeln zu halten, wenn wir die Ersten sind, die die Menschenrechte missachten. Es ist unverständlich, dass man von ihnen Pflichten einfordern kann, wenn man ihnen keine Rechte und keinen Respekt zollt. ÜBER DIE SICHERHEITSBESTIMMUNGEN

D: Vor wenigen Tagen sind die von Innenminister Amato vorgetragenen Sicherheitsbestimmungen unterzeichnet worden. In Rom hat man beschlossen, alle „Nomaden“ aus der Stadt zu entfernen und für sie außerhalb der großen Umfahrungsstraße und der Autobahn A 90, dem Grande Raccordo Anulare, vier große Lager zu bauen, die tausend Menschen fassen. Man nennt sie „Dörfer der Solidarität“. Für mich ist das unglaublich. Was denkt ihr darüber? R: Das ist eine sehr schlimme Sache, die noch nie in der Geschichte unserer Demokratie stattfand, eine wirklich autoritäre Wende, gefährlich in ihrer demagogischen und rassistischen Art. Mit dem „Nomaden“ hat man den Sündenbock gefunden und jetzt stellt man ihn an den Pranger. Es gibt unzählige Menschen, Männer, Frauen und Kinder, die für die üblen Taten einiger weniger büßen müssen. Es trifft das Volk und nicht den Einzelnen. Die Ersten, die die Vereinbarungen beanstandet hatten, war die Gemeinde der „Juden für den Frieden“. Sie kennen diese Geschichte sehr genau. Für sie handelte es sich um Völkerdeportationen und Konzentrationslager. In diesen vier Lagern sollte ein Volk neben dem anderen leben, allesamt Flüchtlinge derselben Kriege, die Bosnier neben den Serben und Kosovaren – das wäre eine unglaublich explosive 110

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Mischung. Man will diese Leute von den Wohngebieten und allen Anschlüssen fernhalten, damit sie nicht in die Stadt zurückkehren und hinter Umzäunungen in ihren Slums aus Containern unsichtbar bleiben. In ihrem Inneren aber wird wie in den CPT (Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge) allmählich jegliche Legalität schwinden und keiner wird mehr verstehen, was dort geschieht. Die Bewohner würden langsam in Vergessenheit geraten. D: Es ist tatsächlich grauenvoll. Aber an welche Alternativen habt ihr gedacht? Was schlagt ihr vor? R: Das Problem muss auf eine komplexe Weise angegangen werden. Man kann es nicht einfach auf vier Lager reduzieren, die 23 „legalen“ Lager auflösen und die „illegalen“ Lager mit aller Gewalt möglichst weit wegrücken. Wir meinen vielmehr, dass man mit den 15 Millionen Euro, die für die neuen Lager zur Verfügung gestellt werden, diese Orte auf unterschiedliche Weise neu gestalten müsste, in einigen Fällen sogar durch mehrgeschossige Strukturen und in Selbstbauweise. Wir glauben an die Form der Selbstbauweise, die kostengünstiger ist und leichter selbstständig instand gehalten werden kann. Hier in Rom setzt man die Selbstbauweise mit Machtmissbrauch gleich und schlägt als Lösung für die Baracken einzig Sozialwohnbauten vor. Eine unmögliche Lösung, wo doch seit Jahren keine mehr gebaut wurden. Ein Sozialwohnbau ist der inneren Logik der Lager, der Kultur der Roma völlig fremd. Unserer Meinung nach gibt es neben den Baracken und dem Sozialwohnbau eine weit gefächerte Palette an noch unerforschten Wohnmöglichkeiten, die auch für Nicht-Romas eine gute Lösung sein könnten. Und durch die letztendlich für uns alle positive Anstöße einer Lebensweise entstehen könnten. D: Wie legal sind denn diese 23 Areale? Seit wann gibt es sie und wo sind sie?

und 20 Jahre unter großen Opfern darin gewohnt haben. Hier dürfen keine neuen Wohnhäuser entstehen und auch keine öffentlichen Parkanlagen. Sie müssen weiterhin für die Romas allein bestimmt sein. D: Über all das redet keiner. Meint ihr dennoch, dass man die öffentliche Meinung zugunsten der Romas und der Baracken beeinflussen kann. Erscheint euch das nicht utopisch? R: Dies ist zweifelsohne die Meinung einer Minderheit, gerade weil man das Problem nicht kennt. Die rechte und die linke Presse tun nichts anderes als jedes Tagesereignis als ethnische Angelegenheit zu schildern, was die Sache nur noch weiter verschlimmert. Ich glaube, dass wir uns in 20 Jahren für das, was wir den neuen Parias antun, schämen müssen. Die Nomaden sind bei allen unbeliebt und verhasst. Die Vorurteile ihnen gegenüber sind auch unter unseren nächsten Freunden tief verwurzelt. Vor zwei Wochen haben wir die Stadtbewohner für ein „sleep-out zur Solidarität“ eingeladen, um so die Verordnungen zur Sicherheit auf den Kopf zu stellen. Über tausend Menschen sind gekommen und Hunderte haben in einem Zelt übernachtet. Im Moment arbeiten wir am Projekt eines öffentlichen Besuches im Lager von Castelromano, wo vertriebene Roma leben, die sich nun entlang der Autobahn, 20 Kilometer von Rom entfernt, niedergelassen haben. Sie leben ohne Wasser und in langen Containerreihen. Für die Verwaltung ist dies ein „ausgestattetes Lager“ und wird sogar häufig als Modell für die neuen vier Lager herangezogen. Wichtig ist nun, dass man die Bevölkerung dort hinführt und ihr zeigt, welche Vorhaben man in ihrem Namen plant.

> Francesco Careri – Architekt (Rom) Forscher am Dipartimento di Studi Urbani der Università di Roma Tre; Publikationen Constant. New Babylon, una

R: Manchmal stehen die Lager dort nur aufgrund einer Gemeindeverordnung und sind dann 20 Jahre „provisorische“ Lager. Sie sind zur Zeit der Flüchtlingsströme aus dem Balkan entstanden, vorher existierten sie gar nicht. Heute will sie kein Roma mehr. Sie bitten um kleine Niederlassungen für ihre Familien, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Aber das Problem ist auch der Immbolienmarkt. Denn es ist klar, dass die Preise in die Höhe schnellen, wenn die Nomaden die Areale in der Stadt verlassen. Die 23 Lager müssen aber in den Händen der „Nomaden“ bleiben, die sie sich redlich verdient haben

città nomade (Testo & Immagine, Torino 2001); Walkscapes. Walking as an aesthetic practice (Editorial Gustavo Gili, Barcellona 2002; Einaudi, Torino 2006); 1995 Mitgründer der Künstlerkollektive Stalker und Osservatorio Nomade, die mit Eingriffspraxen in den öffentlichen Raum experimentieren. Die Ergebnisse wurden in zahlreichen internationalen und nationalen Ausstellungen und Zeitschriften veröffentlicht.

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PROVISORISCH

Das Bedürfnis an Provisorischem, Flexibilität und gleichzeitig an temporären Räumen wird in zahlreichen Aspekten sichtbar: der Kultur (Nomadentum), der Notwendigkeit (Besetzung von Gebäuden, Obdachlosigkeit), der Fluktuation (Mobilität, Entwicklung/Transformation der Familienstrukturen, soziale Ausgrenzung, Diskriminierung) und der Nachfrage nach Sicherheit und Kontrolle (unterschiedliche Nutzungen des öffentlichen Raums bis zu dessen Privatisierung). Jeder Raum der Stadt, ob bebaut oder geplant, ist dabei sich zu transformieren und zu mutieren. Häufig sind die Räume, die Teil eines Flächennutzungsplanes sind und somit Entwicklungsregeln unterliegen, temporär leer, nicht genutzt oder brachliegend. Sie befinden sich am Rande des Planungsaktes und entziehen sich diesem aufgrund vielfältiger Motive, häufig wirtschaftlicher oder politischer Natur. Die Tatsache, dass sie nicht für eine bestimmte Funktion und determinierte Zeit geplant sind, könnte es den Stadtbewohnern erlauben, sich jene Räume anzueignen, sie neu zu interpretieren und in unendlicher Weise zu nutzen. Als Antriebskraft der provisorischen und transitorischen Stadttransformationen könnten die Stadtbewohner auch zu Indikatoren für urbane Lösungen und Visionen werden.

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PROVVISORIO

Il bisogno di provvisorietà, flessibilità ed allo stesso tempo di spazi temporanei è visibile in molti aspetti, quali la cultura (nomadismo), la costrizione (occupazione di case, senzatetto), la fluttuazione (mobilità, evoluzione/trasformazione delle strutture familiari, allontanamento sociale, discriminazione) e nella richiesta di sicurezza e controllo (usi diversi dello spazio pubblico fino alla sua privatizzazione). Ogni spazio della città, sia costruito che pianificato, è in procinto di trasformarsi e di mutare. Spesso gli spazi che sono inseriti in un piano regolatore, e dunque soggetti a delle regole di trasformazione, sono temporaneamente vuoti, inutilizzati o privi di una precisa destinazione. Essi si pongono al margine dell‘atto pianificatorio, al quale si sottraggono per svariate ragioni, spesso di tipo economico o politico. Il non essere progettati per una specifica funzione ed essere terra di nessuno potrebbe consentire ai cittadini di appropriarsene, di re-interpretarli e di usarli in infiniti modi. Motori di trasformazioni urbane provvisorie e transitorie, gli abitanti della città diventerebbero così anche indicatori di soluzioni e visioni urbanistiche.

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Manuela Demattio, Roberto Gigliotti, Carlotta Polo LINEE DI CITTÀ

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Bolzano Bosco del Colle Piazza Domenicani

OU 2005 Expedition 1 Datum / Data 08.04.05 Dauer / Duratura 9 – 19 Uhr / ore Konzept / Ideazione Manuela Demattio, Roberto Gigliotti, Carlotta Polo Teilnehmer / Partecipanti Angelika Burtscher, Manuela Demattio, Roberto Gigliotti, Daniele Lupo, Markus Kiniger, Valeria Merlini, Brita Köhler, Vincenzo Mancuso, Carlotta Polo 114

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Una passeggiata da Lungomare al bosco del Colle rappresenta il primo dei sopralluoghi svolti nell’ambito del progetto OU_Osservatorio Urbano, organizzati dall’Agenzia di Esplorazione Urbana. Un gruppo di esploratori fa una passeggiata e si muove lungo una linea retta immaginaria tracciata da nord a sud, leggendo e raccontando la città di Bolzano. Attraverso una videocamera, una macchina fotografica e un registratore gli esploratori raccolgono e documentano immagini, suoni ed incontri casuali. La passeggiata viene tracciata sul suolo attraverso bolli colorati che marcano la linea percorsa ed i punti di osservazione. L‘azione viene a sua volta anticipata da un’”affissione illegale”. Le informazioni non esaustive e forse enigmatiche dei manifesti e la loro presenza costante nello spazio pubblico hanno l’obiettivo di creare un senso di curiosità e di attesa.

Il sopralluogo Linee di città opera un cambio di punto di vista nell’osservazione della città e verifica l’applicabilità dell’idea astratta del muoversi in modo rettilineo al tessuto urbano. La città è diversa da come la si pensa. Dalla passeggiata emerge un quadro che si differenzia da quello che gli esploratori si erano immaginati: in realtà non ci sono ostacoli che non possano essere aggirati e il movimento nel tessuto urbano è fluido. Il procedimento usato non distingue superfici con caratteri o destinazioni d’uso differenti ma genera lungo una linea fittizia situazioni spaziali ed umane. Le reazioni dei passanti variano dalla curiosità all’occasione per raccontare „storie“ fino all’aggressività di fronte all’intervento tangibile in quello che è considerato territorio pubblico. Dall’azione sono sorte alcune domande: c‘è una relazione tra lo spazio, l’azione e la reazione degli abitanti? È possibile definire in maniera precisa il rapporto che vige tra la forma del tessuto urbano e l’identificazione dei suoi abitanti?

Ponte Loreto via della Roggia via Marconi via Rafenstein Virgolo

Ein Spaziergang von Lungomare bis zur gesetzlichen Stadtgrenze Bozens, dem Wald von Kohlern, ist die erste Expedition im Rahmen vom OU_Stadtlabor Bozen, die von der Agentur für Stadtforschung organisiert wird. Eine Gruppe von Stadtforschern wandert auf einer gedachten geraden Linie von Norden nach Süden und liest und erzählt dabei die Stadt Bozen akustisch und mit Bildern. Mit einer Videokamera, einem Fotoapparat und einem Tonband sammeln und dokumentieren die Stadtforscher die materielle Beschaffenheit der Stadt und zufällige Begegnungen. Entlang des Weges kennzeichnen farbige Markierungen auf dem Boden den zurückgelegten Verlauf und die Beobachtungspunkte. Der Aktion geht eine „illegale Plakatierung“ voraus. Die nicht ausführlichen und rätselhaften Informationen auf den Plakaten, in Verbindung mit ihrem permanenten Vorhandensein im öffentlichen Raum, erzeugen Neugierde und Erwartung.

Die Expedition Linee di città verändert den Blickpunkt in der Beobachtung der Stadt und prüft die Anwendbarkeit der abstrakten Vorstellung, dass ein geradliniges sich Fortbewegen im urbanen Raum möglich sei. Die Stadt verändert sich, je nachdem, wie man über sie nachdenkt. Dem Spaziergang ist ein Rahmen vorgegeben, der sich von den Vorstellungen der Forscher unterscheidet: In Wirklichkeit gibt es keine Hindernisse, die nicht umgangen werden können; die Bewegung im urbanen Raum ist fließend. Es ist keine Absicht der angewandten Vorgangsweise, Oberflächen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten zu unterscheiden, sondern entlang einer gedachten Linie räumliche und menschliche Situationen anzuordnen. Die Reaktionen der Passanten schwanken zwischen Neugierde und dem bereitwilligen Einbringen eigener Geschichten und gehen bis zur Aggressivität gegenüber dem vermeintlichen Eingreifen der Aktion in das, was als öffentlicher Raum angesehen wird. Es haben sich daraus eine Reihe von Fragen ergeben: Gibt es eine Beziehung zwischen dem Raum, der Aktion und der Reaktion der Bewohner? Lässt sich das Verhältnis, das zwischen der Form des urbanen Raumes und der Identifikation seiner Bewohner existiert, exakt definieren?

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L'INSOSTENIBILE ESISTENZA DELLA CITTÀ

Fotografia ed immaginario collettivo Francesco Jodice

Il 22 Novembre del 1963 l’imprenditore texano Abraham Zapruder, ebreo-russo nato nella città di Kovel in Ucraina ed emigrato a Brooklyn ancora bambino, filma più o meno accidentalmente con la sua Bell & Howell 8mm l’omicidio di J.F. Kennnedy a Dallas. Attraverso la suddivisione del breve filmato in singoli frame fotografici, il procuratore distrettuale Garrison farà cadere il castello di menzogne protetto dalla commissione Warren e rivelerà la partecipazione al complotto di servizi segreti, militari e membri del parlamento cambiando per sempre la percezione che gli americani avevano della loro storia. Il filmato di Zapruder dà inizio ad una nuova era di testimonianze e consapevolezze sul nostro presente e sul paesaggio socio-urbano che lo contiene. A partire dalla pellicola 8mm del ’63 fino ai filmati in miniDV dell’undici Settembre 2001 o ai file mpeg da cellulare dell’esecuzione di Saddam Hussein del 2007, la nostra storia è percepita come reale quando un formato fotografico o ancora meglio audio-visivo ne accerta il

reale accadimento e quindi l’esistenza. In questo modo si vincono guerre “virtuali” come la prima guerra del golfo perchè se ne ri-produce una visione manipolata e telegenica (le epifanie verdefluorescente della visione ad infrarossi dei bombardamenti “intelligenti” di Baghdad nel 1993) e se ne perdono altre (la vera sconfitta americana nella seconda guerra del golfo in Iraq è l’assenza dell’evidenza, l’impossibilità di mostrare “l’immagine” ovvero le fotografie delle armi di distruzione di massa). Fin dalle sue origini, e per oltre un secolo della sua storia, la fotografia ha avuto un rapporto semplice ed autistico con il paesaggio sociale che era invocata a rappresentare/documentare. In questo rapporto esistevano regole semplici quanto precise, da un lato la fotografia viene letteralmente “inventata” per documentare in modo scientifico ed oggettivo (i frame dell’omicido Kennedy del filmato Zapruder sono prova probante in tribunale, il disegno dell’omicidio del Kaiser Francesco Ferdinando a Sarajevo no!) la consistenza o il mutamento del reale, dall’altro la trasformazione del reale è salutata dall’intervento fotografico che, registrando con fedeltà oggettiva il prima e il dopo, certifica l’esistenza e soprattutto la relazione tra i due paesaggi susseguenti. La fotografia è stata per oltre un secolo il certificato di nascita o di morte di un fenomeno, gli Atlanti sistematici delle genti tedesche di August Sander e delle edilizie parigine pre-Haussmaniane di Atget sono la vera carta d’identità di un popolo e di una città.

118 – 119 Francesco Jodice WHAT WE WANT, Bangkok, 2003 WHAT WE WANT, San Paolo, 2005

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Qualcosa però ha iniziato a cambiare con l’avvento delle tecnologie mediatiche per le masse. Dalle reflex per la generazione “all photographers” alle 8mm, dalle miniDV ai video-cellulari è sopraggiunto un nuovo e sinuoso fattore-x. Zapruder ci ha dimostrato che il cambiamento del nostro paesaggio sociale non passerà mai più inosservato, tutto è costantemente sorvegliato e registrato da occhi solo apparentemente innocenti ed inconsapevoli eppure capaci di provocare veri e propri moti insurrezionali (vedi il filmato notturno ed amatoriale del pestaggio di Rodney King da parte di membri del L.A.P.D. e la conseguente “urban Riot” il giorno dello scandaloso verdetto di assoluzione per tutti i poliziotti. Come sopra, se c’è l’immagine registrata del fatto, allora il fatto esiste incontrovertibilmente e nessun tribunale può non tener conto di tale “immagine”!). Il cambiamento consiste nel fatto che non produciamo più immagini per testimoniare che un fatto, un luogo, un evento sono realmente accaduti in quel tempo e in quella forma, produciamo invece immagini perchè il fatto esista semplicemente. Ad esempio i recenti filmati auto-emulativi che su vari portali mostrano compiacenze tra giovani maestrine procaci e branchi di studenti liceali non provano che il fatto è accaduto ma piuttosto è la volontà di registrare che dà senso e forma all’atto. Più importante dell’atto trasgressivo in sé è l’esistenza del filmato che lo registra e lo diffonde. L’atto avviene per produrre un “ciak” della realtà e perchè venga diffuso e condiviso. Gli “spazi” come YouTube e MySpace sono Agorà

di un presente modificato, dove la certificazione del proprio io avviene attraverso l’auto-ripresa e diffusione di sé attraverso lo spazio immateriale della rete. La galassia infinita ed asistematica di autoritratti microfilmati e condivisi attraverso lo spazio della rete suggeriscono la percezione di una nuova geografia del vivibile dove il rapporto tra fotografia e luogo è definitivamente mutato. Non più fotografie di luoghi per confermarne la forma, ma filmati di corpi per rivelarne la pura e semplice esistenza. Se sono le immagini a dimostrare l’esistenza del paesaggio, non possiamo che desiderare una presenza alternativa in questo mondo creato ad immagine e somiglianza dell’immagine, un mondo reale proprio perchè all’immagine assomiglia molto. Le community di Avatar, i videogiochi per alter-ego on line, e vere e proprie città virtuali come Second Life ne sono la nuova apparenza e quindi consistenza. Nel 1981 l’urbanista e storico della fotografia di paesaggio Paolo Costantini aveva scritto a proposito del logoro rapporto tra fotografia e scena urbana che era giunto il “tempo di disinteressarsi alla modificazione del paesaggio e di dedicarci con rinnovato stupore ad un nuovo paesaggio delle modificazioni.” > SEITE 124

> Francesco Jodice – Artista (Milano) Nato nel 1967 a Napoli, vive e lavora a Milano. Nel 1995 inizia a lavorare con la fotografia, il video, la scrittura e la creazione di mappe, nel 1996 si laurea in architettura. Nel 2000 è uno dei membri fondatori di Multiplicity, network internazionale di architetti ed artisti. Dal 2004 è docente di Teoria e Pratica dell’immagine tecnologica presso la facoltà di Design e Arte, Università di Bolzano. Dal 2005 è docente di Fotografia presso la Nuova Accademia di Belle Arti a Milano. 117

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ma0 AP PROPRIO IM PROPRIO

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Bolzano Piazza delle Erbe

Piazza Matteotti via Museo via Ortles

OU 2005 Expedition 6 Datum / Data 28.06 – 01.07.05 Dauer / Durata täglich, ogni giorno 9 –19 Uhr / ore Konzept / Ideazione ma0 – Alberto Iacovoni Teilnehmer / Partecipanti ma0 – Alberto Iacovoni, Emanuela Cappellini, Laura di Stefano, studentesse dello IUAV di Venezia, Studenten des IUAV Venedig: Stella Bellini, Chiara dalla Serra, Alice de Cesaro, Marialuisa Palumbo, Francesca Rizzetto 120

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Lo spazio pubblico è per antonomasia luogo del disordine e dell‘imprevisto, di applicazione ed infrazione delle regole, campo aperto di forze, spazio conflittuale e instabile, display urbano che evidenzia i cambiamenti delle condizioni sociali e la mescolanza delle culture, playground dove si innescano nuove pratiche di appropriazione, condivisione e privatizzazione dello spazio. L’appropriazione dello spazio pubblico è quindi un’attività attraverso la quale è possibile monitorare il grado di vitalità e di crescita di un ecosistema urbano, la sua capacità di reagire dinamicamente, di metabolizzare i limiti spaziali e sociali che ne costituiscono l’ambiente fisico, culturale ed economico. Con questa roboante dichiarazione di intenti il gruppo di esploratori parte alla volta di Bolzano, ma arrivati in città non trova tracce di appropriazioni improprie. Segni dei conflitti che, come si racconta, permeano la vita politica di Bolzano non ce ne sono, non lasciano tracce su questi spazi urbani così ben amministrati. Gli esploratori si dividono in tre gruppi, distribuiti in tre spazi pubblici specifici della città. Il progetto è di osservare per una giornata i movimenti e gli usi dello spazio pubblico, e di inventare piccole azioni di appropriazione creativa dello spazio pubblico. Con le centinaia di fotografie scattate dallo stesso punto di vista in ciascuno di questi luoghi si cerca di ricostruire una geografia umana dei luoghi, cancellando dallo spazio ogni cosa eccetto le azioni dei suoi abitanti, di raccontare un pezzo di città a partire dalla sua parte vitale, imprevedibile, mutevole. Infine, come azione impropria conclusiva, un angolo di spazio pubblico viene trasformato in una sorta di salotto collettivo, per attrarre come in una piacevole trappola chi passa di lì per caso. Sul muro della via viene proiettato un video in cui si restituiscono le presenze registrate i giorni precedenti nelle tre piazze della città.

Diversamente dalle città dove si prevengono il conflitto e il disordine disegnando sul territorio limiti e barriere, dove l’affermazione della proprietà sullo spazio si materializza in confini che esplicitano fisicamente le regole di convivenza urbana, Bolzano è invece una città dove alle recinzioni si sostituiscono cartelli di divieto ovunque. L’osservazione di Bolzano, ha potuto comunque verificare che l’architettura della città rappresenta il contrappunto al sistema di regole del vivere collettivo, come campo da gioco dove, prima ancora di costruirne le regole, è fondamentale capire chi sono i giocatori.

Öffentlicher Raum heißt auch Ort der Unruhe und des Unvorhersehbaren, der Einhaltung der Gesetze und deren Widersetzung, offenes Kräftefeld, konfliktgeladener und instabiler Raum, urbanes Display, das die Veränderungen der sozialen Bedingungen und die Durchmischung der Kulturen sichtbar macht und Playground, in dem neue Praktiken der Aneignung, der Aufteilung und der Privatisierung des Raumes entfacht werden. Anhand der Aneignungspraktiken des öffentlichen Raumes kann der Grad an Vitalität und das Wachstum eines urbanen Ökosystems, seine Fähigkeit dynamisch zu reagieren, überprüft werden und die räumlichen und sozialen Grenzen, die dessen physisches, kulturelles und ökonomisches Umfeld konstituieren, verändert werden. So die Absichtserklärung, mit der die Stadtforschergruppe nach Bozen aufgebrochen ist. Hier angekommen, findet sie keinerlei Spuren einer ungeeigneten Aneignung. Das soziale und gesellschaftlich vielbeschworene Konfliktpotenzial scheint unsichtbar und hinterlässt vordergründig in diesen bestens verwalteten Stadträumen keinerlei Spuren. Die Stadtforscher teilen sich in drei Gruppen auf und konzentrieren sich jeweils auf einen stadttypischen Freiraum. Aufgabe ist es, einen Tag lang die Abläufe und Gewohnheiten des öffentlichen Raumes zu beobachten und in kleinen Aktionen kreative Aneignungen für ihn zu erfinden. Von jedem dieser Räume entstehen, immer vom gleichen Blickpunkt aus, eine Vielzahl von Fotos. Indem der Faktor nur auf die Handlungen ihrer Bewohner gerichtet ist, soll eine menschliche Geografie der Orte rekonstruiert und ein Stück Stadtgeschichte aus der Sicht ihres lebendigen, unvorsehbaren und veränderbaren Teils erzählt werden. Als abschließende „ungeeignete“ Aktion wird ein öffentlicher Raum der Stadt Bozen in ein kollektives Wohnzimmer verwandelt und Passanten werden zum Verweilen eingeladen.

Anders als in Städten, in denen das Setzen von Grenzen und Barrieren den Konflikt und die Unordnung vermeidet und physische Begrenzungen das städtische Zusammenleben regeln und über das räumliche Eigentum behaupten, ersetzen in Bozen Verbotsschilder diese Begrenzungen. Diese Analyse der Stadt Bozen hat gezeigt, dass die Architektur der Stadt einen Kontrapunkt zum Regelsystem des Zusammenlebens darstellt; vergleichbar mit einem Spielfeld, auf dem es wichtig ist, zuerst die Spieler kennenzulernen ehe man die Spielregeln festlegt.

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Bolzano via Ortles 30.06.2005

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Bolzano Piazza delle Erbe 30.06.2005

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Bolzano via Ortles 30.06.2005 APPROPRIAZIONE IMPROPRIA

Bolzano Piazza delle Erbe 30.06.2005 APPROPRIAZIONE IMPROPRIA

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> SEITE 116 DIE UNERTRÄGLICHE EXISTENZ DER STÄDTE: FOTOGRAFIE UND KOLLEKTIVE IMAGINATION FRANCESCO JODICE

Am 22. November 1963 filmte der texanische Unternehmer Abraham Zapruder, der in Kovel in der Ukraine geboren wurde und als jüdischer Russe noch als Kind nach Brooklyn auswanderte, mit seiner Bell & Howell 8-mm-Kamera mehr oder weniger zufällig den Mord an J. F. Kennedy in Dallas. Durch die Zerlegung des kurzen Filmstreifens in einzelne Fotostills brachte der damalige Staatsanwalt Jim Garrison das Lügengebäude der WarrenKommission zum Einsturz und wies die Beteiligung von Geheimdiensten, Militär und Parlamentsabgeordneten am Mordkomplott nach. Damit veränderte Garrison ein für allemal die Auffassung, die die Amerikaner von der eigenen Geschichte hatten. Der Filmstreifen von Zapruder leitete gleichsam eine neue Ära von Zeugnis und Geschichtsbewusstsein ein, das sowohl unsere Gegenwart als auch ihren soziourbanen Raum betrifft. Ob der 8mm-Streifen von 1963 oder die MiniDV-Filme vom 11. September 2001 oder die Mpeg-files von Handys, die 2007 die Exekution von Saddam Hussein festhalten, unsere Geschichte wird damit so real wahrgenommen wie ein fotografisches oder – noch besser – ein audio-visuelles Medium reale Ereignisse festhält und deren Existenz sichert. Auf diese Weise werden einerseits „virtuelle“ Kriege wie der Erste Golfkrieg gewonnen: Man stellt einen manipulierten und telegenen Blick nach (die grün fluoreszierenden Erscheinungen einer Infrarot-Ansicht der „intelligenten“ Anschläge von Bagdad im Jahr 1993). Andererseits werden Kriege so verloren (die wahre Niederlage der Amerikaner im Zweiten Golfkrieg im Irak war gerade das Fehlen dieser Evidenz und die Unmöglichkeit, das „Bild“, also tatsächlich Fotografien von Massenvernichtungswaffen zu zeigen). Die Fotografie stand seit ihren Anfängen und mehr als ein Jahrhundert lang in einem sehr einfachen und nahezu autistischen Verhältnis zum sozialen Raum, den sie verkörpern oder dokumentarisch festhalten sollte. Innerhalb dieses Verhältnisses herrschten Regeln, die so einfach wie präzise waren: Zum einen wurde die Fotografie buchstäblich „erfunden“, um auf wissenschaftliche und objektive Weise die Form und den Wandel der Realität zu dokumentieren. (Die Fotostills von Zapruders Film zum Kennedy-Mord waren stichfeste Beweistücke im Gerichtssaal, nicht

aber die Zeichnungen vom Mord an Kaiser Franz Ferdinand in Sarajevo!) Zum anderen wurde die Transformation der Realität durch den Eingriff der Fotografie begrüßt, die wirklichkeitsgetreu ein Vorher und Nachher festhält und damit die Existenz und vor allem die Relation zwischen zwei aufeinander folgenden Momenten der räumlichen Gegebenheit bestätigt. Über hundert Jahre lang ist die Fotografie der Beweis für die Geburt oder den Tod eines Phänomens gewesen. So sind zum Beispiel die gesammelten Aufnahmen der „Deutschen Menschen“ von August Sander genauso wie Eugene Atgets Aufnahmen der Bauten der Vor-Haussmannschen Pariser Ära die wahren Identitätskarten eines Volkes und einer Stadt. Etwas jedoch hat sich mit dem Anbruch der technologischen Massenmedien verändert: Von der Reflexkamera für die Generation der „all photographers“ bis hin zum 8-mm-Streifen, von der MiniDV bis hin zum Handyvideo ist ein neuer und stark ausschlagender Faktor X dazugekommen. Durch Zapruder ist uns klar geworden, dass unser sozialer Raum und seine Veränderung nie mehr unbeobachtet sein wird; alles wird jederzeit bewacht und von Augen registriert, die nur zum Teil unschuldig oder unwissend sind und sehr wohl Aufruhr und Unruhe verursachen können (man denke etwa an den nächtlichen Amateurstreifen des Los Angeles Police Departement von der Rodney-King-Schlägerei und an die Folgen der Urban Riot am selben Tag noch, als alle Polizisten in einem skandalösen Urteilsspruch frei gesprochen wurden. Wie bereits im oben genannten Beispiel existiert durch das registrierte, stillstehende Bild des Faktums, das Faktum selbst unwiderlegbar und kein Gericht der Welt kann ein solches „Bild“ außer Acht lassen!) Der Wandel aber besteht in der Tatsache, dass wir nicht mehr Bilder erzeugen, um zu beweisen, dass sich etwas, ein Ort oder ein Ereignis, tatsächlich zu jener Zeit und auf jene Art und Weise zugetragen hat. Vielmehr produzieren wir Bilder, damit das Ereignis schlichtweg eine Existenz bekommt. Die Filmstreifen, die zum Beispiel in allen möglichen Internet-Portalen für ein allgemeines Interesse an provozierenden Lehrerinnen sorgen, die mit ihren Reizen Jugendliche um sich scharen, liefern nicht den Beweis für ein bestimmtes Ereignis; vielmehr ist es der Wille, etwas zu registrieren und festzuhalten, der dem Akt an sich Sinn und Form gibt. Wichtiger als der an sich kühne und gesetzeswidrige Akt ist die Existenz des Filmstreifens, der festhält und 124

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verbreitet. Der Akt selbst geschieht, um eine kurze Klappenaufnahme der Realität zu produzieren, die verteilt und mit anderen geteilt werden soll. Räume wie YouTube oder MySpace sind die Agorà einer veränderten Gegenwart, in der die Vergewisserung des eigenen Ichs mithilfe der medialen Selbstaufnahme und deren Verteilung über den immateriellen Raum des Internets geschieht. Die unendliche und systemlose Galaxie der Selbstporträts auf Mikrofilmen, verteilt über den weiten Raum des Internets, suggeriert die Auffassung und neue Geografie einer Lebenswelt, in der sich der Bezug zwischen Fotografie und Ort endgültig verändert hat: Es gibt keine Fotografie eines Ortes mehr, um dessen Form festzuhalten, sondern Filmstreifen, die Körper zeigen, um schlicht und einfach deren Existenz zu beweisen. Wenn es die Bilder sind, die die Existenz des Raumes aufzeigen sollen, können wir nicht anders, als uns in dieser Welt, die zur Abbildung eines Abbildes geschaffen ist, eine alternative Gegenwart zu wünschen. Das ist, gerade weil so vieles dem Bild und der Abbildung nahe ist, eine reale Welt. Die „Avatar communities“, die Videospiele für ein „Alter Ego“ online, die vielen virtuellen Städte als „Second Live“ sind heute die neuen Erscheinungen und demzufolge die neuen Formen dieser Abbildung. 1981 bezog Paolo Costantini, Stadtplaner und Historiker der Landschaftsfotografie, zum zerrütteten Verhältnis zwischen Fotografie und urbaner Szenerie Stellung und schrieb, dass es an der Zeit sei, „sich nicht mehr für die Veränderungen des Raumes zu interessieren, sondern sich mit erneutem Staunen vielmehr einem neuen Raum der Veränderungen zuzuwenden.“

> Francesco Jodice – Künstler (Mailand) 1967 in Neapel geboren; lebt und arbeitet in Mailand; 1995 beginnt er mit Fotografie, Video, Schrift und der Herstellung von Karten zu arbeiten. 1996 Abschluss des Architekturstudiums; 2000 Mitbegründer von Multiplicity, internationales Künstler- und Architekten-Network. Seit 2004 lehrt er Theorie und Praxis des technologischen Bildes an der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen sowie Fotografie an der Nuova Accademia di Belle Arti in Mailand.

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STRATEGIE

„Die urbanistische Disziplin, die sich traditionell auf die Ausarbeitung analytischer Daten und deren grafischer Visualisierung auf gesetzliche Richtlinien bezieht, stößt an ihre Grenzen indem sie die Aspekte der Möglichkeiten der Raumaneignung und des Sich-Zuhause-Fühlens, der Betrachtung des Unvollendeten, Wechselhaften als Element, das eine Stadt urbaner werden ließe, missachtet“. 1 Die Stadt benötigt nicht nur Entwicklungsprogramme und -szenarien, sondern auch Visionen und Geschichten. Die Analyse und Lesart der Stadt muss in einem offenen Prozess neu organisiert werden, und zwar so, dass er in der Lage ist, auf Unvorhergesehenes zu reagieren und seine Planung den sich ständig ändernden urbanen Situationen anzupassen. Ein solcher nicht linearer und interaktiver Prozess kann als strategische Planung definiert werden. Der strategischen Planung sollte eine strategische Analyse vorausgehen, die sowohl eine sozioanthropologischer Feldforschung, als auch die sich in einem narrativen Erkenntnisprozess befindliche Kunst mit einbezieht und alternative Mittel benutzt, wie die urbanistische Bürgerbeteiligung, die situative Urbanistik, Kunst im öffentlichen Raum, die Fotografie und die Literatur. Diese Mittel sind dazu in der Lage, erlebte Geschichten zu sammeln, die Stadt punktuell zu „erzählen“, in subjektiver Betrachtungsweise zu beschreiben und in praktischer Weise zu erforschen.

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STRATEGIA

“La disciplina urbanistica che tradizionalmente si basa sull’elaborazione di dati analitici e sulla loro visualizzazione grafica in strumenti giuridici raggiunge il suo limite in quanto non contempla i concetti della possibilità di appropriazione e del sentirsi a casa propria, del considerare il non definitivo, il variabile come elementi per rendere la città più urbana.” 1 La città ha bisogno sì di programmi e scenari di sviluppo, ma anche di visioni e di storie. Analisi e lettura urbana devono essere riorganizzate in un processo aperto che sia in grado di reagire agli imprevisti e di potere adattare la pianificazione a situazioni urbane in continua trasformazione. Un simile processo non lineare ed interattivo può essere definito pianificazione strategica. La pianificazione strategica dovrebbe essere preceduta da un’analisi strategica in grado di coinvolgere sia la ricerca sul campo di tipo socio-antropologico che l’arte come processo conoscitivo e narrativo e di avvalersi di strumenti alternativi quali l’urbanistica partecipata, l’urbanistica situativa, l’arte pubblica, la fotografia, la scrittura. Questi strumenti sono in grado di raccogliere storie vissute, di raccontare la città in maniera più capillare, di descriverla in maniera soggettiva e di esplorarla in maniera pratica.

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ogi:no knauss DAL TESTO AL CONTESTO

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Bolzano Corso Italia Piazza Adriano Piazza Stazione Svincolo Autostrada

OU 2005 Expedition 5 Datum / Data 15.06.– 17.06.05 Dauer / Durata täglich / ogni giorno 9 –19 Uhr / ore Konzept und Durchführung / Ideazione e realizzazione ogi:no knauss –Lorenzo Tripodi, Manuela Conti, Michele Lancuba 128

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Dal testo al contesto è un sopralluogo che rileva la polifonia di messaggi testuali della città e ne confronta la natura, dispiegando provocatoriamente sullo stesso piano enunciati e codici apparentemente incongrui, appartenenti a sistemi e logiche diverse. Una linea di testo racconta il contesto della città attraversandone i molteplici livelli di significato e conservando la natura di percorso nel raccontare una successione di spazi. La deriva dentro Bolzano è concepita come un processo di scanning pedissequo, meccanico, quantitativo del testo scritto, stampato, inciso o graffiato, che cattura cartelli, targhe, insegne, manifesti, graffiti, volantini, adesivi, rintraccia una concatenazione caotica di istruzioni, norme, statuti, proprietà, specifiche tecniche, messaggi promozionali, appelli, annunci, denunce, firme, indirizzi, affermazioni, provocazioni, notizie... Metodicamente, ogni segno costituito da lettere, loghi, carattere tipografico o calligrafico, è stato rilevato fotograficamente ed in seguito trascritto in una concatenazione neutra, una catena di informazioni estrapolata dal contesto, un “cut-up” urbano. L’esperienza è stata restituita venendo tradotta in tre differenti modi: lo stesso percorso diventa prima una linea tracciata su una mappa, traslazione di coordinate, sezione territoriale; quindi sequenza fotografica, ed infine viene tradotta in testo, lista di parole senza coerenza interna, che aspirano a diventare discorso senza sintassi, il cacofonico e contraddittorio discorso della città.

via Milano

Esistono molte chiavi per esplorare una città, molti modi per indagarne la forma. La città si può leggere metaforicamente, come stratificazione di oggetti significanti, architetture, manufatti, impianti, superfici che ne raccontano la storia. Qui, letteralmente, gli esploratori hanno voluto leggere la città come successione di elementi testuali. La città può essere letta come supporto materiale della scrittura. Nello sviluppo di questo testo attraverso i tre layer sovrapposti si possono leggere localizzazione, stile e contenuto; l’evolversi dei luoghi, il loro carattere, il loro ruolo all‘interno della struttura urbana; che racconta anche la successione storica, di mode e di modi di comunicare, considerare e utilizzare lo spazio urbano; l’addensarsi o il dilatarsi delle presenze nella città, la loro ricchezza o povertà in termini semantici; il manifestarsi della vita quotidiana, di avvenimenti, usi, conflitti.

Eine Expedition, die sich der Polyphonie der Textnachrichten in der Stadt annimmt und deren Aussagen und Regeln, die scheinbar nicht zusammenpassen und anderen Systemen und logischen Gesetzmäßigkeiten angehören, werden provozierend auf derselben Ebene entfaltet. Eine Textzeile erzählt den Kontext der Stadt, indem sie deren vielfältige Bedeutungsebenen durchquert und durch das Erzählen einer Abfolge von Räumen dessen Verlaufscharakter bewahrt. Die Stadt wird durch den Prozess eines wortwörtlichen, mechanischen, kumulativen Scannens von geschriebenem, gedrucktem, eingraviertem oder geritzem Text dokumentiert, der Verkehrszeichen, Plakate, Graffiti, Aufkleber etc. erfasst und eine chaotische Verkettung von Anweisungen, Regeln, Statuten, Zugehörigkeiten, technischen Anweisungen, Werbetexten, Aufrufen, Strafmandaten, Adressen, Behauptungen, Provokationen, Nachrichten ... offenlegt. Jedes Zeichen, das sich aus Buchstaben, Logos, typographischen und kalligrafischen Eigenschaften zusammensetzt, wurde fotografiert und daraufhin in eine neutrale Reihenfolge transkribiert – eine Reihe von Informationen, die aus ihrem Kontext gelöst wurden, ein „cut-up“ der Stadt. Erfahrbar gemacht wurde der Prozess als dreifache Übertragung: Ein und derselbe Verlauf wird zunächst als Linie in eine Karte eingetragen. Dann folgt die fotografische Erfassung und schließlich die Übersetzung in den Text, eine Liste von Wörtern ohne Zusammenhang, ohne Syntax und dennoch bestrebt, Diskurs zu sein, der widersprüchliche und kakofonische Diskurs der Stadt.

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Stadt zu erkunden, viele Wege ihre Form zu ergründen. Man kann die Stadt metaphorisch lesen, als Überlagerung von bedeutsamen Objekten, von Architekturen, Manufakten, Gebäuden, Oberflächen, die ihre Geschichte erzählen. Die Stadtforscher analysierten die Stadt in dieser Expedition als einen Fluss aus Textelementen, und versuchten sie als materiellen Träger der Schrift zu lesen. In der Ausarbeitung dieses Textes mithilfe drei übereinandergelagerten Ebenen lassen sich Aussagen über Ort, Stil und Inhalt der Stadt erkennen: die Entwicklung der Orte, ihr Charakter, ihre Rolle innerhalb der städtischen Struktur; historische Etappen, Tendenzen, Arten der Kommunikation und Wahrnehmung des urbanen Raums; welche Personen der Stadt zurückgedrängt werden oder sich ausbreiten, deren Reichtum oder Armut in semantischer Hinsicht sowie die Ausformungen des Alltags, der Ereignisse, der Bräuche und der Konflikte. 129

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eum_AltsadtCentroStoricoOldCity_SüdtirolerArchaeologiemuseumMuseoArcheologi zano_AcciaiSpecialiEdelstahlwerk_TouristBus_PBZ_CentroMitte_2Min.Min_4Km_AE chütztSTOPAreaControllataDaDispositivoDiAllarme_FratelliSantiniRecuperoRott ogi:no knauss, Bologna Dal testo al contesto ⁄ Vom Text zum Kontext tonP_Res.LeonhardP_ExMagnesio_4Emme_Baucenter_ErreGi_StahlbauPichler_Gasser ocucineFalegnameriaArtist_Bautechnik_ViaE.TorricelliE.TorricelliStrasse_Acc tr.S.GenesioJenesienBrenneroBrennerValSerantinoSarntalValD’EgeEggentalRano o(bo)MadeInItaly_Ispezione500En124C250Velo_Leggi_20_ComuneDiBolzanoStadtgem mmeLibereEFumareVietatoL’AccessoAllePersoneNonAutorizzateUsareIDispositiviD uoFarmacistaPossonoAiutartiASmettereDiFumare_Gr.AlpiniAcciaierie_LaSedeRima oUniEn124C250_AttenzionePremereIlPulsanteAttendereIlVerdePedonaleAttraversa ùBassiSempreGepresstePreiseImmerDieNiederstenAlimarketRisparmiogarantitoHi efindenSichHier_Sasa6V.PerathonerV.DrusoV.ResiaZonaInd.V.GrandiPerathonerStr aRifiutiVerdiSammelstelleFürGartenabfälleSiAccettanoRestiDiPotaturaErbaFogli ewerbezoneBOLZANOSudBozenSud_Q8_Gasnr1MP100_A22AutostradaAutobahnSS12Trento ln.12AutostradaDelBrennero_Fiat_VotaRifondazioneVotaComunista_Siemens_Verk acchettoperIRifiutidiCucinaVerWendetSackenFurDenHausHaltsmullDepositateLaCar nwoodSonyHiFiResia_AristonIndesit_Kg250PortataMassimaMarciapiedeVetrocement daMaceroPapiersammlungNonIntrodurreCartaCartoneVetroPlasticaRifiutiEStracciN meNeVanto_Cavo_DienstapothekeSalusMailandstr.35/37FarmaciaComunaleGemeindeA areQuiSpritzentauschScambioSiringheNeueSpritzeSiringaNuovaGeldeinwurfMonete aSyncrosatalaCouganMatrixRitcheyfestaDell’Amicizia_Attenzione!CancelloMoto oAiNonAddettiAiLavoriUnbefugtenIstDerZutrittVerbotenNormeGeneraliPrevenzion Stadtviertel”DonBosco”CentroCivicoBürgerzentrum_ReginaMartiri1Maggio1955De ModelloRST/RSUNormaUNI10571/7MassaMaxKg1000_ViaBarlettaBarlettaStrasse_Racc wasserBozenValduraD490BolzanoOnormB5110_RielloRiello_AusEin_TermoserviceSn oE’VietatoParcheggiareMotoEBicicletteImLaubendurchgangIstDasAbstellenVonMot ationLuckyCharmPortaFortunaPorteBonheurAmuletoDeLaSuerteGlucksbringerFrogSt chulzoneNeiGiorniScolasticiAnSchultagen30EccettoAusserAurorizzatiGenehmigun ercoTrovoLaBachecaprendigratisLaTuaCopia_BarSanGiorgio_ComponentiElettronic aCamiceriaTaglieForti_SaloneNaif_NewFashion_Adriana_LavorazioniSpecialiPel riaPasticceria_CartoleriaProfumeriaGiocattoli_PlastificazioneRilegaturaFotoc prietàPrivata_TuttiFruttiGoldenVenostaEuro1.90kg_RibDallamanoDesignCancelli reAlpiQuotidianoIndipendenteDelMattino_AltoAdigeInfermieriInScioperoOspedal PerTutteLeAltreDestinazioniStadtAnderebestimmungsor_ViaAlessandriaAlessandr WacheHierBetretenAussEigeneGefahrEntrateAVostroRischioIoSonoDiGuardiaQui_Co xDinKlF_ContatoreGasZahlerStiegeScala4_GemüseObstFruttaEVerdura_UlmusPumila TheWorldOnTheBeach4Ever_ProprietàPrivataRiservataEsclusivamenteAgliInquilin 6-38-40-42-44-46-48-50-52_Tekno_Terence_IGhetto_E’VietatoSostareSottoIPort _RosticceriaDaGigiEdda_DaYServizioBuoniPastoTicketRestaurantRistomatCityTi ntoEuro250AltreVincite!_SudtirolerWochenmagazinGuruHelliger_Enalotto_Publis oPancheriPaneLatteSalumiFormaggiPaniniImbottiti_TePiasceLaCoca?TePiasceLaCu giaAmbienteBolzanoEnergieUmweltBetriebeBozen_SchedaParcheggioZeitwertkarten oCasePopolariDellaProvinciaDiBolzanoCostruzioneRealizzataNel958ColContribut Rinascita_L’UnitàUnioneE’AllarmeRosso_PagamentiRatealiSenzaInteressi_EosLuc ciolimaInTestaIoQuiPossoEntrare_BarRosa_PonticelloEMontresorArtigiani_Stop2 aDivietoDiPassaggioAgliEstraneiPrivatbesitzDurchgangFurNichtbewohnerVerbote anitarioSozialUndGesundheitsprengel_AziendaServiziSocialiDiBolzanoBetriebF rischeDirektVomMeer!DaNoiLaFreschezzaE’APortataDiMare!_CaffèDolceIdea_Casse partamentoBiOTriLocale_CartoToysLeSoTutte!MegablastSpiderMan_ViaDalmaziaDal atiFonderieLegnano_BancaNazionaleDelLavoro_AvvisoAgliUtentiDelleAreeRegolat 130 on_BarN’attimaMeinlCaffè_VialeDrusoDrususAlleeDalN.VonN.117AlBisN.129_HPBus etteRiservatoCondominioCorsoItalia67AbstellplatzFürFahrräderReserviertKond endlayout_2.indd 130

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ogicoDelSudTiroloSudTirolMuseumOfArcheology_Metanodotto_SnamCentroDiManuten _AEC_EW_N._Iveco_SnamMetano_Samstagden11JuniOffNetEuroBricoMach’sEinfachGro ottamiECartaDaMacero_StahlbauPichlerTel0039/0471/347895Www.StahlbauPichler. serIveco_ArcadiaKeramik_VietatoL’ingressoAiNonAddettiAiLavori_UnbefugtenIst AcciaieriaValbruna_ComuneDiBolzanoStadtgemeindeBozenEinUndAusfahrtPassoCarr anonRittenTrentoViaA.VoltaA.VoltaStr.P_Nexis_Klemmerfix:93_GemeindeBozenComu gemeindeBozenEinUndAusfahrtPassoCarrabileKonzNo.Conc.N.699/1995_ viDiProtezionePrevistiMetanodotto_Conchiglia_Atzwanger_024_EccettoAusserS.I imaneChiusaPerFerieDal12.06.2005Al08.09.2005_Ass.NazionaleAlpini.Sez.AltoAd rsareAchtung_LamaBolzano_TelecomItaliaG2/36VRBZ[50F.o.D]Sirti_ oHilftBeimSparen_IspezioneFognatura_BusTaxi_F.O._SAcquaWasser4,0_Saracinesc Str.DrususStr.ReschenStrIndZoneGrandiStr._EuroBLars05_ glieFioriGesammeltWerdenBaumUndStrauschnittGrasBlatterBlumen_Eurobeton_Sapa nto56MeranoMeran30AziendaEnergeticaSpaEtschwerkeAGViaVoltaVoltaStrViaResiaR erkehrfunkInformazioniDiTrafficoDieNeueAntenneFrequenzFrequenza98.7mhz_TS_Ca CartaNelleCampaneGialleWerftDasPapierInDieDafürVorgesehenenGelbenSammelgloc entoPerMq_PrivatoUffici_Privat_SistemaTrasportiintegratoTraspostVerbundsyste ciNoNeinKeinGlasKartonAbfaelleUndTextilienEinwerfenMeco_DivietoDiScaricoPer deApothekeViaresia97_L’IpertensioneE’InAgguatoDimagretRitrovareLaLineaInMod ete_LaboratorioOdontotecnicoDentalStarRiparazioniImmediateSuProtesi_9104_ otorizzatoComandatoADistanzaGIBAchtung!MotorbetriebenesGaragentorMitFernbed ioneInfortuniAllgemeineVorschriftenFürVerhaltenVonUnfällen_ViaBariBariStras 5DecennaleDellaLiberazioneSopportammoL’OdioEL’IngiustiziaAffinchèL’UmanitàSe accoltaIndumentiUsatiScarpeEBorseConLaSuaAttivitàLeiAiutaLeVarieAttivitàDel eSncCaffèGnagno_CosterControlliTemperaturaEnergia_QuiSiGiocaAFreccettecaffè MotorUndFahrrädernVerboten_BomboniereSuOrdinazione_ gStyleCollection4_XidecoAirForLifeCentroAssistenzaTecnicaAutorizzato_ gungsinhaber_Dai,GratuitamenteDai,SilenziosamenteAnna!UnCuorePiùE’VuotoEPiù niciLaboratorioAssistenzaElettronicaDieci_CaffèPellini_SecurpoolSistemiDiSi PelliScamosciatiPiuminiTrapunteTappeti_NovaLavaseccoLavatiEStiratiGolf3.00P tocopieFax_L’AcquarioMondoNatura_AquariERettilariSuMisuraPagamentiDilaziona lliAutomaticiZoppè_DolomitenBozenNeuwahlenImmerWahrscheinlicher_CorriereDel daliARischioBloccoLitigaConLaNonnaADodiciAnniFuggeDiCasa_ViaBariBaristr.32a ndriaStr_TraslochiSpimpoloUmzuge_Mery6Figa_ _ContatoriGasViaBari1b_MassimoT.A.T_ManuelHellTiAmoETiVorreiConMe_GasUdComu ilaOlmoSiberianoUlme029_AlbertoERaffaellaOggiSposiSabato11Giugno2005_4_CH17 liniDiViaCagliari16-18-20-22-24-26-28-30-32-34-36-38-40-42-44-46-48-52-52Pr orticatiEVicinoAll’EntrataEsIstVerbotenSichUnterDenDurchgängenUndNebenDenEi yTimePasslunchSodexPassBuonChefLunchBuoniPastoLunchTimeLunchtronicDailyCard listile_CondominioMarconiViaMilanoMailandStr112/114_MisurureMorbide_Elsamec aCuscinaDeTuMamma!_MottaNestlè_SucchiamiLaMinchiaElvisSeiMitico_RitirareLoS ten_Tirare_MndorleTostateIngr.MandorleTostateDaCons.PreferibilmenteEntroIl3 butoDelloStatoAiSensiDellaLegge2.7.1949N.408_HerviaBike_MeleMarceIrriducibi Luce_www.newviver.it_FonderiaAldoBellutaTrento_PaneTradizionaleMeinBackerMe op205_Thaler_CameraZimmerHofer_AbbiateCuraDelVerdeSchontDieGrunanlagen_Seri otenHoferAlbergoRestaurant_Interruzione_4_gas_V.Palermo60/62/64PalermoR54a/ ebFurSozialdiensteBozen_NotAusElektrischeAnlagePulsanteD’EmergenzaImpiantoE ssettaDiServizio48_MaglierieFilati_MeisterarbetriebImpresaDiMaestroArtigian DalmatienstrasseViaPalermoPalermoStrasse_63/5_AbbonierterWachdienstAbbonato lateConParcometro_Api_CartaDaMaceroAltpapier_FarmaciaEuropaApotheke_ElmarFü 131 BusineePartner_FuocoAlleBalere_DivietoDiAffissione_TotocalcioTotogol_ ondominiumItalienAllee67_TemporarySocietàDiFornituraDiLavoroTemporaneoSpa_C endlayout_2.indd 131

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Luxemburg Tal der Alzette Niederkorn

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VON RAUM ZU RAUM

Das Büro für Städtereisen von Boris Sieverts Angelika Burtscher

Finden Sie Ortsteile, die im kollektiven Bewusstsein der Stadt nicht vorhanden sind, suchen Sie diese Orte auf und halten Sie sich über längere Zeiträume dort auf, lassen Sie Langeweile einfach vorübergehen. Bringen Sie viel Zeit mit, knüpfen Sie Kontakte, führen Sie Gespräche, trinken Sie einen Kaffee in den unscheinbarsten Lokalen, trinken Sie ein Dosenbier mit Jugendlichen, lesen Sie nicht die lokale Tageszeitung – die Oberflächlichkeit ihrer Betrachtungen widerspricht ihrem Gewicht als Gedrucktem, besuchen Sie statt dessen Archive von Stadtverwaltungen, Antiquariate, Plankammern und Heimatvereine, betrinken Sie sich am helllichten Tag und schlafen Sie Ihren Rausch an einem unpassenden Ort aus. Das sind einige Tipps, die Boris Sieverts und sein „Büro für Städtereisen“ für das Bereisen von Städten geben – es sind Anleitungen unentdeckte „Kontinente“ zu entdecken. Sie verweisen auf das Potenzial, die Terra incognita hat, identitätsbildende Elemente neu zu entdecken, sie wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen. Boris Sieverts spricht von wunderschönen bis krassen Raumfolgen, wenn er die Orte seiner Reisen in ungeplante Vorstädte oder Ballungsräume beschreibt. „Die Gebiete, in die ich meine Reisen anbiete, müssen einen hohen Anteil an nicht geplanten Qualitäten aufweisen. Häufig finden sich hier die sogenannten ‚Schandflecken‘ der Städte, also verwahrloste und ‚vermüllte‘ Orte. Dabei reizt mich aber nicht die Verwahrlosung an sich, sondern der Strukturreichtum solcher Szenarien“, so Boris Sieverts. Er beschreibt dabei Orte, die keiner gestalterischen Intention unterliegen und oft ausschließlich zweckgebunden sind – z. B. Müll- und Kieshalden, Parkplätze, Autobahnen und Flugplätze – und versucht, die Blicke auf diese Ort so zu lenken, dass sie gemeinsam als komplexe Landschaft lesbar werden. Er versucht, die Fragmente dieser zersplitterten Räume in Lebens-

zusammenhängen zu setzen. Es sind Orte, die das Gegenteil von durchgeplant, kontrolliert und statisch sind; Orte, die auch oft vom Betrachtungs-Maßstab abhängen, z. B. Shoppingmalls, die sehr wohl durchgeplant und statisch sind, aber im Zusammenhang mit den angrenzenden, oft großen brachliegenden Entwicklungsflächen neue Blicke öffnen. Seine Mitreisenden, die anfangs aus den Bereichen der Architektur, der Stadt- und Landschaftsplanung, der Kunst und des Films kamen, und mittlerweile aus allen gesellschaftlichen Gruppen, werden auf einund mehrtägigen Touren durch Stadtlandschaften und Ballungsräumen in Deutschland, Frankreich, Holland und Luxemburg geführt. Boris Sieverts beschreibt seine Reisen und Recherchen dazu als urbanistische Projekte und als Grundlagenforschung, auf die Architekten und Stadtplaner „reagieren“ können. Er sieht seine Herangehensweise auch als avancierte Landschaftsmalerei: Sieverts versucht seine Raumfolgen – Brachflächen, Siedlungen, Parkplätze, Baggerseen, Wälder, Wiesen, Autobahnen, Häfen, Asylantenheime, Gewerbegebiete, Tiefgaragen, Trampelpfade und Mülldeponien – in Bilder und Worte zu fassen. Fotos und Berichte betrachtet er dabei aber bloß als Skizzen: Die eigentlichen Gemälde sind diese, die den Betrachter in seinem Bildraum aufnehmen, sie Teil des Raums werden lassen, also die Touren selbst – die dabei entstehenden inneren Bilder sind wichtiger als die Fotos. Das Ergebnis der Mitreisenden ist ein Staunen über die Landschaft und über die Prozesse der eigenen Wahrnehmungsveränderung. Und wenn dann abends Blasen an den Füßen spürbar sind, das Hinterteil von den langen Fahrradstrecken durch das hohe Gras und über steinerne Abhänge schmerzt, wenn der Mitreisende seinen Alltag vergisst und nur mehr die Landschaft, die Reise selbst wahrnimmt, werden plötzlich die Zwischenräume und Stadtlandschaften mit ihren Siedlungsrändern, Brachflächen und sogenannten Nicht-Orten zu einem potenziellen Raum. Man hat das Gefühl dort Freiraum zu erlangen, ein Stück von sich selbst dort zu lassen und selbst definieren zu können, sich im Sichtschatten unserer kontrollierten Welt zu befinden, Raum für soziale und gestalterische Experimente nutzen zu können und Lebensräume zu erfahren, die durch

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Gebrauch und nicht durch Gesetz definiert sind. Boris Sieverts definiert die Vorzüge der ungestalteten Stadtlandschaften so: „Sie haben eine weit über die individuellen Bedürfnisse und alltäglichen Lebensnotwendigkeiten einzelner Gesellschaftsgruppen hinausgehende Bedeutung, insofern, als sich hier, an den ungestalteten Rändern unserer Metropolen, eine ungeheure Chance zur Überprüfung und Erweiterung des gesellschaftlich akzeptieren ästhetischen Wertekanons bietet.“ Das Büro für Städtereisen führt an Orte, die den Betrachter auffordern, auseinander fallende Dinge geistig zusammenzufügen, die zwingen, fremd sein auszuhalten und zu genießen, die die Möglichkeit bieten, kulturelle Differenzen und Konvergenzen nicht nur nach Herkunft, räumlicher Entfernung, Bildungs- und Besitzstand zu beurteilen, sondern neue und andere Ebenen einzuführen und die vor allem zeigen, dass es sinnvoll ist, vom Territorium aus zu lesen. > PAGINA 148

SAUL

Wege zu einer anderen Planungskultur Manuela Demattio

„In der Ebene am Fuße der Doggerstufe lösen sich die dichten Nachbarschaften des Minette auf und die Elemente beginnen, scheinbar beliebig im Raum zu flottieren. Halden, freistehende Einfamilienhäuser, Zementwerk und Shoppingcenter sind einige Darsteller dieses neuen Stadttyps, der die Autobahn in seine Mitte genommen hat.“ So beschreibt Boris Sieverts einen Ausschnitt aus den Stadtlandschaften des Luxemburger Südens. Die Südregion Luxemburgs ist eine dicht besiedelte Region mit einer Vielzahl von Siedlungs- und Industrieflächen und einzigartigen Grünräumen. Sie ist in einer Umbruchssituation, auf dem Weg zu einer postindustriellen Gesellschaft, charakterisiert durch ihre vielen Spuren der Geschichte und der Zukunft. Sie bringt als Stadtlandschaft alte und neue Elemente

in alternative Zusammenhänge, es entsteht ein sich ständig wandelndes Mosaik aus Freiräumen und Siedlungsteilen, die neue Nutzungen ermöglichen. Stadtlandschaft wird in diesem Fall zum regionalen Thema erklärt und vom Ministerium für Inneres und Landesplanung in Luxemburg im Rahmen des EU-Projektes SAUL (Sustainable and Accessible urban Landscapes) thematisch breit gefächert. Von Mitte 2004 bis Ende 2006 hat sich das Ministerium gemeinsam mit mehreren Partnern auf eine innovative Planungsstrategie mit einer Vielzahl von Ansätzen diverser Fachbereiche eingelassen. Stadtlandschaft wird dabei als Potenzial begriffen. Stadt und Land werden mit ihrer Vielfalt von Verflechtungen als Chance für eine zukünftige Gestaltung und Entwicklung gesehen. SAUL verfolgt das Ziel, die Region räumlich kohärent zu entwickeln und ihre regionale Identität zu stärken. Menschen aus der Südregion, die sich beruflich in Gemeinden oder anderen Institutionen, ehrenamtlich in Vereinen oder als interessierte Bürger für den Wandel ihres Lebensraums interessieren und Einfluss nehmen wollen, haben sich in unterschiedlichsten Herangehensweisen auf ihre Region als Stadtlandschaft eingelassen: auf geführte Reisen und Fahrradtouren durch die Region, auf sinnliche Erfahrungen und ausführliche Diskussionen und auf punktuelle Gestaltungsexperimente, realisiert von Studierenden der Universität Hannover. Die Touren von Boris Sieverts im Rahmen des Projektes ermöglichten neue Blicke auf Verbindungen, Besonderheiten und Raumkompositionen der Stadtlandschaft. Die Auswahl und Beschreibung besonders markanter Orte und deren Wegenetz führten zur Gestaltung der Karte „Reisen durch die Stadtlandschaften“, die allen Beteiligten zur Verfügung gestellt und gleichzeitig getestet wurde. Die Ergebnisse von SAUL werden für die Regionalplanung aufgearbeitet. Jetzt können die kommunalen Akteure durch Projekte beteiligt und die Chancen von Veränderungen sichtbar und Ergebnisse greifbar gemacht werden. Die lokalen Projekte werden punktuell in den zukünftigen Prozess eingebettet und Teil dieser längerfristig angelegten Planung sein. > PAGINA 149

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SINFONIEN EINER LANDSCHAFT

mit Boris Sieverts durch den Süden Luxemburgs

Der Künstler und Gründer des Büros für Städtereisen Boris Sieverts führte am 30. und 31. Juni 2007 im Rahmen des Projektes „SAUL – Sustainable and Accessible Urban Landscape“ durch den Süden Luxemburgs. Angelika Burtscher und Manuela Demattio dokumentierten die zweitägige Tour und durchquerten gemeinsam mit den 13 Teilnehmern das Dreiländereck Luxemburg, Belgien und Frankreich. Persönliche Eindrücke und Tonaufnahmen gemeinsamer Gespräche zwischen den Teilnehmern wechseln sich in der folgenden Dokumentation ab und erzählen die zweitägige Reise nach.

Vom Bahnhof Luxemburg-Stadt fahren wir am Samstagmorgen zum Treffpunkt der Reisegruppe in dieKleinstadt Athus nach Belgien. Alle erwarten mit Spannung die Tour, die uns zwei Tage zu Fuß und mit dem Fahrrad durch die raue Stadtlandschaft dieses Dreiländerecks führen wird. Nach unserer Ankunft am Bahnhof und Startpunkt in Athus durchqueren wir

einen Streichelzoo in der angrenzenden Grünanlage und erreichen über einen verlassenen Weg entlang einem Fluss eine dörfliche Wohnsiedlung, in der bis vor einigen Jahren die Arbeiter des heute abgerissenen Stahlwerkes wohnten. Über eine Industriebrache nähern wir uns durch Gestrüpp und hohes Gras einer Containerlandschaft, die etwas plötzlich vor unseren Augen auftaucht und eine imposante Kulisse in der Landschaft bildet. Die Container sind eindeutig als Zaun eingesetzt worden. Vielleicht kann man sich einmieten ... Wahrscheinlich nicht ... Wenn sie Fenster hätten, könnten sie zu Wohnungen werden.

Belgien

Athus

Wir gehen weiter und gelangen an die Bahngleise der Bahnstrecke Luxemburg–Belgien. Gegenüber sehen wir ein riesiges, ausgeräumtes und mit Rasen eingesätes Industrieplateau liegen. Es war das größte Industriegebiet Frankreichs. In den 136

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80-Jahren fanden dort in Longwy wichtige Arbeitskämpfe statt. Heute ist diese große Fläche extrem bizarr und teilweise auch schön. Auf dem Plateau liegen riesige Rasenflächen neben Gewerbegebieten. Zusammen mit Luxemburg und der belgischen Seite bildet es das „Pol european de dévelopment“. Es gibt drei Varianten, wie hier mit der Großindustrie umgegangen wird: Die Franzosen lassen sie spurlos verschwinden, die Belgier brachfallen, wie hier, und die Luxemburger – denen es wirtschaftlich gut geht – planen und konvertieren die Flächen. Die Luxemburger sind schnell und realisieren die Pläne, sie sind imstande die Industriegesellschaft in eine Dienstleistungsgesellschaft zu transformieren. Die Tour führt uns an den Bahngleisen entlang weiter. Unsere Schritte werden schneller, denn trotz der Warnwesten fühlen wir uns auf diesem Weg etwas unsicher. Wir seilen uns vom Bahndamm ab und betreten das leerstehende Stahlwerk der Gemeinde Rodange, einer der ältesten Standorte der Stahlproduktion der Gegend – eine faszinierende, verfallene Brache. Unter unseren Füßen knirscht es, alte Produktionsteile sind mit wucherndem Grün bewachsen. Wir sind jetzt im Tal der Korn, es liegt im Zentrum des Luxemburger Erzbeckens. Die gegenüberliegende Straße verläuft auf der Grenze zwischen Luxemburg und Frankreich, hinter dem Gebäude, inmitten des Pappelwaldes, ist die Grenze zu Belgien – wir befinden uns fast auf dem Dreiländerpunkt. Die Grenzen verlaufen in dieser Gegend nicht sehr klar, manchmal hat man das Gefühl, im Kreis zu gehen. Der Weg über den Bahndamm ist einer der wenigen Zugänge zum Gelände ...

Wir verlassen das Werk, klettern über einen Zaun, überqueren die Bahngleise und erreichen eine Arbeitersiedlung, deren Hausfassaden in diversen Rot- Violett- und Rosatönen leuchten. Die Gruppe diskutiert über die typische Bauweise der Siedlung mit ihren kleinen, bürgerlichen und liebevoll gestalteten Vorgärten. Das Haus, das an die Bahngleise angrenzt, hat einen kunterbunten und verwahrlosten Garten. Ein Mann aus dem Nachbarhaus wird unruhig und drängt uns verbal zum Weitergehen, zu viele Gesichter stören seine Privatsphäre. Jenseits des Hügels liegt das französische Arbeiterstädtchen Saulnes. Es ist vollständig nach der Theorie von einer Gartenstadt gebaut worden. Die Gärten sind großteils terrassiert und als Nutzgärten bewirtschaftet. Die ganze Stadt ist eine unglaublich geschlossene Anlage, in der man das Gefühl hat, die Zeit sei vor 35 Jahren stehen geblieben. Ganz anders hier in dieser Straße, wo wir es ja auch mit Arbeiterhäuschen zu tun haben. Sie wurden aber durch den unglaublichen

Luxemburg Rodange

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Immobilienboom in Luxemburg überformt. In Saulnes zeigte mir ein französischer Jugendlicher vor einigen Tagen seinen Geheimweg durch den Wald zu einer Tankstelle. Er geht ihn gelegentlich zu Fuß mit seinem Kanister, um auf der anderen Seite der Grenze billigen Sprit für sein Moped zu holen. Ich folgte ihm und kam mir dabei wie ein kleiner Schmuggler im Wald vor. Im Ortskern von Rodange machen wir in einer portugiesischen Kneipe unsere erste Pause und trinken gemeinsam einen Kaffee. Wir sind schon ziemlich müde und auch hungrig. Wir haben keine Ahnung, wie viele Kilometer wir bis jetzt gelaufen sind. Anschließend führt uns die Tour vorbei an der Kirche, in das Tal „der sich kreuzenden Linien“ zwischen Rodange und Lamadeleine. Auf schmalen, mit Gehwegplatten ausgelegten Wegen zwischen großen Weiden erreichen wir eine dichte Baumallee, die ganz verloren inmitten der großen Felder steht. Unter dem dichten Blätterdach der Allee wurde eine große Mittagstafel für uns vorbereitet. Ziemlich geschafft und hungrig essen wir gemeinsam zu Mittag. Die Organisatoren erzählen uns mehr über die Touren mit Boris Sieverts durch die Südregion. Wir haben die Touren mit Postkarten beworben, auch die Zeitung hat viel darüber berichtet. Wir haben Boris Sieverts eingeladen, weil wir dachten, es sei eine gute Möglichkeit, Menschen dieses „andere“ Sehen nahe zu bringen. Wir sind mit vielen Teilnehmern der Reisen heute in regem Austausch. Sie zeigen nach den gemeinsamen Touren nun ein aktives Interesse an der Raumplanung. Die Touren wurden zu einem Modell für die luxemburgische Raumplanung, klarerweise ein etwas „anderes“ Modell als die konventionelle Regionalplanung, die nur ordnungspolitisch handelt und sagt, wo was sein soll. Dieses Modell soll ein ganzheitliches Bild der Region entwerfen: Welche Funktionen haben einzelne Teile, wo sind besondere Begabungen des Raumes, wo können Gemeinden besondere Beiträge zur Entwicklung der Region leisten. Nach dem Mittagessen nähern wir uns einem dichten Wald und gehen auf der Trasse einer alten Schmalspurbahn auf den „Giele Botter“, einen ehemaligen Erztagebau. Die Vegetation wirkt sehr mediterran. Das ehemalige Tagebaugebiet liegt zwischen Fond-de-Gras, Niederkorn und Petingen rund um den „Galgebierg“. Ein großer Teil, rund 255 ha dieser Kulturlandschaft, wurde Anfang der 90-er-Jahre zum Naturschutzgebiet umgewidmet. Wir durchqueren den Tagebau. Von einem Aussichtspunkt blicken wir in die Weite des Tales und auf das unter uns liegende Dorf Niederkorn. Es gibt eine ziemliche starke Besiedlung entlang der Straße von Differdange, die Dörfer sind in den letzten 20–30 Jahren stark angewachsen. Parallel zur Straße fährt eine wunderschöne Bahn, die geschwungene Linien in die Landschaft zeichnet. Für den Ackerbau war die Sandschicht dieses Tales anfangs zu steil, so haben sich in der Steigung die Dörfer angesiedelt, auf dem schmalen Stück davor wurde Ackerbau betrieben. Die Dörfer sind dadurch extrem verdichtet und wechseln sich mit angrenzenden Wiesen, Stadien, Friedhöfen ab – für diese Region ein sehr typisches Landschaftsbild.

Luxemburg Niederkorn

Nachdem wir den Tagebau verlassen haben, erreichen wir das Dorf Niederkorn. Über ein Feld gelangen wir durch einen versteckten Zugang zum Friedhof und auf den sich anschließenden Dorfplatz. Wegen dieser vielen Ecken auf dem Weg vom Tagebau nach Niederkorn sehen 138

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wir nicht genau, worauf wir zugehen. Plötzlich gelangt man von der Weite des Tagebaus in diese komplett andere, dichte und hochkomplexe Geometrie eines fränkischen Dorfkerns am Steilhang. Der Dorfplatz von Niederkorn hat eine ganz eigene Charakteristik, die Wand am Ende dieses Platzes wirkt fast monumental, denn nicht nur die Wand, sondern auch der Platz steigt leicht an. Niederkorn gehört zur Gemeinde Differdingen. Dort befindet sich das größte heute noch intakte Stahlwerk der Region. Über einen Schleichweg betreten wir das Betriebsgelände. In den beiden Klärteichen, in die das gesamte Wasser der Korn fließt, nachdem es den heißen Stahl gekühlt hat, mischt eine Maschine auf einer schwimmenden Plattform unaufhörlich Sauerstoff unters Wasser. Wir kommen auf dem „Crassier“, auf der Schlackenhalde, an und Boris Sieverts erklärt die Unterteilung des Betriebsgeländes. Ein Viertel der Fläche nimmt das Stahlwerk ein, ein Viertel der Wasserbereich und eine Hälfte die Schlackenhalde – alles zusammen ist ca. 170 ha groß, ungefähr so groß wie das Fürstenturm Monaco. Der Stahlproduzent heißt Mittal Steel Company N.V. und hat sich vor kurzem mit Arcelor zusammengeschlossen. Das Werk produziert die größten Stahldoppel-T-Träger der Welt. Wir gehen mit einem Angestellten der hier arbeitenden Abbaufirma durch „die verbotene Landschaft der Schlackenberge“ und beobachten die Ausschüttung der glühenden Elektroschlacke aus riesigen Bottichen, bis das

Differdingen

Sicherheitspersonal des Stahlwerks uns auffordert, das Gelände zu verlassen. Jenseits des Werkstores beginnt das Quartier Fussbann. Die Landschaft wirkt sehr brüchig; Wiesen, Brachflächen und randproduzierende Wohnstrukturen wechseln sich ab. Häuser werden zu Mauern und Grenzen, Kornfelder grenzen an türkische Gemüsegärten und das Stahlwerk überragt den Kirchturm. Auf dem Weg durch eine Wohnsiedlung und über große, gelbe Wiesen gelangen wir auf den Place des Aliées: Hier spielen Kinder, Mütter treffen sich, alte Menschen diskutieren und Autos parken – der Platz, auf den ersten Blick ein lieblos behandelter, mangels anderweitiger Nutzung als Parkplatz deklarierter Asphaltflecken, wird als öffentlicher Platz genutzt. Die räumliche Konstellation scheint lapidar zu sein: Parkplatz, Weide, Schule, Kirche und Stahlwerk – die Wohnhäuser reichen erstaunlich nah an das Werk –, dennoch entfaltet dieser Platz eine Aura, die so manchem architektonisch deutlich gefassten Stadtplatz abgeht. Unsere Tagesreise geht nach mehr als 15 km Fußmarsch zu Ende und wir erreichen ziemlich müde den Sitz der Firma Arcelor, ein Hochhaus im internationalen Stil. Wir steigen auf das Dach des Hochhauses und sehen 139

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uns alles noch einmal von oben an. Anhand von Büchern und Bildern erläutert uns Boris Sieverts weitere Details zu Differdange. Anschließend gehen wir zum gemeinsamen Abendessen ins Hotel Petit Casino am Marktplatz. Am nächsten Tag setzen wir unsere Reise mit dem Fahrrad fort. Wir fahren auf einem Radweg, auf einer alten Erzbahntrasse und über eine Lastwagenpiste durch ein ehemaliges Tagebaugelände Richtung Belval. Auf dem Zeugenberg vor Soleuvre haben wir einen tollen Panoramablick auf Belval und sehen aus der Ferne das stillgelegte und teilweise bereits neu genutzte Stahlwerk – den Park Belval. Der Park erstreckt sich über knapp 2 km und funktioniert als eigenständige Einheit. Er verbindet die angrenzenden Quartiere des Standortes und bietet, so der Beschreibungstext zum Park Belval „Raum für Entspannung, Freizeit und Kommunikation, der allen Bewohnern von Belval zur Verfügung steht.“ Auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände wird darüberhinaus die Luxemburger Universität angesiedelt, das Hauptgebäude einer großen Bank sowie eine Halle für Rockkonzerte.

Das ehemalige Werk wird durch diese zwei fantastischen Schornsteine gekennzeichnet – sie werden zu interessanten Skulpturen und „Landmarks“. Ursprünglich sollten sie abgerissen werden, aber zurzeit überlegt die Region, wie man sie sichern kann, denn sie werden als wichtiger Teil dieses Parks betrachtet. Der Aussichtspunkt, auf dem wir stehen, bietet einen vollkommenen Bildaufbau. Vor uns ein Vorhang aus Strommasten, gleich dahinter eine Wand aus Hochöfen. Spannende Blickpunkte orientieren sich oft an den Überlandleitungen; sie gliedern nochmals den Luftraum. Ganz hinten sehen wir den Fernsehturm, dort ist ungefähr das Ende der Südregion. Durch die aus Wiesen und Siedlungsclustern bestehende Struktur der Gemeinde Sanem fahren wir nach Belval hinab. Dort sehen wir erneut einen „Schlackenberg“ (französisch „Crassier“), eine aufgeschüttete und teilweise grün überwucherte Halde. Als in den 70/80er-Jahren die Stahlbetriebe stillgelegt wurden, versuchte der Staat diese Halden teilweise zu nationalen Gewerbegebieten umzunutzen, also wieder mit produzierender Industrie zu belegen. Das hat nur teilweise funktioniert. Stattdessen haben sich hier mancherorts ganz neuartige Cluster aus Industrie, Einzelhandel und Handwerk gebildet.

Luxemburg

Soleuvre

Über Baustellen, Wiesen, alte Bahntrassen und Betonplateaus des aufgegebenen Stahlwerks fahren wir nun direkt auf den alten Hochofen zu. Das 140

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riesige Gelände wird in den nächsten Jahren zu einem eigenen Stadtteil entwickelt. Neben dem Park, der bereits erwähnten Universität, dem Bankhochhaus und der Konzerthalle sind ein Staatsarchiv, ein Hotel, ein Gründerzentrum und ein staatliches Verwaltungsgebäude geplant. Einige Bereiche wurden schon umgesetzt, aber das gesamte Gelände steht heute aktiv im Umbau. Über die Stahlwerksarbeiterbrücke gelangen wir auf französischen Boden. Es ist ein seltsames und gleichzeitig faszinierendes Gefühl, kontinuierlich Grenzen zu überqueren und ständig Kulturen und Sprachen zu wechseln. Irgendwie scheint alles eins zu sein und doch zeigen sich, z. B. in der äußeren Erscheinung der Wohnhäuser, kleine Unterschiede. Während dieser zwei Tage ist es nicht möglich, die französische Seite des Dreiländerecks näher kennen zu lernen, aber Boris Sieverts erläutert in seinen kurzen Erzählungen immer wieder die diversen Eigenarten der drei Kulturen. Nachdem wir eine Zeit lang über Felder gefahren sind, treffen wir auf ein faszinierendes Bauwerk – ein Bahnviadukt –, das diese komplexe Landschaft stark dominiert. Es handelt sich dabei um eines der zahlreichen

Transportbauwerke, die den Industrieverbund zwischen den französischen Erzabbauplätzen und den luxemburgischen Stahlwerken herstellten. Die französischen Städtchen – wie zum Beispiel Russange, in dem wir uns jetzt befinden – haben im Gegensatz zu den Städten auf der luxemburgischen Seite ein viel stärkeres Selbstbewusstsein als Arbeiterstädte – im Sinne einer gesellschaftlichen Klasse. Das drückt sich auch baulich in der Einheitlichkeit der sehr bescheidenen Bebauung aus.

Belval

Anschließend fahren wir in das Tal der Alzette und gelangen auf einem verlassenen Gleisfeld zwischen Esch und Audin und über das Gelände des verlassenes Stahlwerks nach Esch. Fast zwei Kilometer tragen wir unsere Räder über große Wasserlachen, Schlamm bzw. Zäunen, und schieben sie durch hohes Gras vorbei an zugewachsenen Gleisen der ehemaligen Bahn des Stahlwerkes. Im Zentrum von Esch essen wir gemeinsam zu Mittag, eine italienische Familie hat in ihrem Restaurant eine große Pastavariation vorbereitet. Wir verlassen die Reisegruppe und fahren am späten Nachmittag zurück nach Italien, die anderen Teilnehmer reisen nach dem Mittagessen mit Boris auf ihren Fahrrädern weiter. > PAGINA 150

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Andreas Flora, Martin Mutschlechner STADTLANDSCHAFT

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Bozen Drususallee Hadriansplatz

OU 2005 Expedition 3 Datum / Data 17.05.– 20.05.05 Dauer / Durata täglich, ogni giorno 9 –19 Uhr / ore Konzept / Ideazione Andreas Flora, Martin Mutschlechner Teilnehmer / Partecipanti Studenten des Instituts für Entwerfen. Studio1, Universität Innsbruck / Studenti dell’Institut für Entwerfen. Studio1, Università Innsbruck 144

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Lange Zeit wurde der urbane Zwischenraum als „Leerraum“ zwischen bebauten Flächen oder einfach als (eigenschaftsloser) öffentlicher Raum wahrgenommen. Dieses Forschungsprojekt geht davon aus, dass der urbane Zwischenraum als ein Instrument zur Raumplanung genutzt werden kann, um der isolierten Welt der Architektur Bedeutung und Zusammenhang zu liefern. Für diese Expedition war es die Aufgabe der Studenten des Instituts für Entwerfen. Studio 1 der Universität Innsbruck, Bilder einer möglichen neuen Stadtlandschaft zu entwerfen. Es wurden dafür Bezirke definiert und fotografisch analysiert, bei denen absichtlich die bestehenden Grenzen und die Modelle der städtischen Struktur außer Kraft gesetzt wurden. Ergebnis des Workshops, dem ein visuelles Brainstorming vorausging, sind visionäre und bewusst provokante Projekte, wie der Abriss historischer Stätten oder neue Strukturen oberhalb des Bahnhofsareals. Das provokante Potenzial der Projekte hat während der abschließenden Präsentation in der Agentur für Stadtforschung zu einer lebhafte Diskussion angeregt.

Deutlich wird in diesem Projekt die Rolle des Bildes, nicht nur als ein zur Irritation geeignetes Kommunikationsmittel, sondern auch als eine solide Grundlage für den konstruktiven Dialog. Der Begriff „Stadtlandschaft“ verweist auf eine Subkategorie der Landschaftsmalerei, die Landschaft nicht als unberührte Natur begreift, sondern als künstlichen Hintergrund der Stadt. Dieser Begriff wird neu interpretiert, um die Wahrnehmung neuer Beziehungslinien und neuer Entwicklungswege im urbanen Raum anzuregen. Architektur braucht zur Repräsentation Formen und Zeichen. Sie neigt dazu, die Beziehungen zwischen seinen Komponenten nach formalen und funktionellen Kriterien zu bestimmen und festzulegen. Der Begriff „Stadtlandschaft“ sträubt sich gegen solche Zuordnungen und eröffnet ein Feld für mögliche Interpretationen. Die Herangehensweise zur Entwicklung dieser Stadtlandschaft ist keinem fortschrittsgläubigen und zielorientierten linearen Vorgehen nach Plan verpflichtet, sondern versucht, neue Wege und Ziele für die Entwicklung der Stadt Bozen zu profilieren.

Per lungo tempo l’interstizio urbano è stato inteso come “vuoto” tra masse edificate o semplicemente come spazio pubblico (senza qualità). Questa ricerca parte dal presupposto che l’interstizio urbano possa essere utilizzato come strumento attraverso il quale strutturare lo spazio e fornire al mondo isolato dell’architettura significato e contesto. Per questo sopralluogo è stato richiesto agli studenti dell’Institut für Entwerfen.Studio1 dell’Università di Innsbruck di generare immagini di un possibile nuovo Paesaggio urbano. La tecnica adottata si basa sull’analisi fotografica di settori prestabiliti che rifiutano volutamente i confini esistenti ed i modelli della struttura urbana. Il risultato del workshop, introdotto da un brainstorming visivo, sono progetti visionari e volutamente provocatori come l’abbattimento di infrastrutture storiche o nuove strutture al di sopra dell’areale della stazione ferroviaria. Le provocazioni dei progetti hanno generato una discussione molto animata durante la presentazione finale nell’Agenzia di Esplorazione Urbana.

In questo progetto emerge il ruolo delle immagini non solo come mezzo di comunicazione in grado di generare irritazione ma anche come solida base per un dialogo costruttivo. Con il termine “Paesaggio urbano” ci si riferisce ad una sottocategoria della pittura di paesaggio che non intende il paesaggio come natura incontaminata, ma come artificio che fa da sfondo alla città. Questo concetto viene reinterpretato per stimolare la percezione di nuove relazioni urbane e nuove vie per lo sviluppo della città. L’architettura necessita di forme e segni per la sua rappresentazione e tende a definire o addirittura a imporre relazioni di tipo formale e funzionale tra le sue componenti. Il termine “Paesaggio urbano”, invece, tende a liberarsi di questi costrutti e genera spazio per interpretazioni possibili. Il metodo proposto per la generazione di questo Paesaggio urbano non è inteso in senso modernista come azione pianificante lineare volta al raggiungimento di un obiettivo, esso cerca, invece, di mettere in luce nuovi percorsi ed obiettivi per l’evoluzione della città di Bolzano. Italienstraße

Loretobroücke Neustiftstraße Rafensteinweg Romstraße

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Bozen Drususallee Hadriansplatz Rafensteinweg RomstraĂ&#x;e

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> PAGINA 134 DI SPAZIO IN SPAZIO ANGELIKA BURTSCHER

Cercate dei luoghi urbani che non siano impressi nella coscienza collettiva della città, visitateli e rimaneteci per periodi lunghi, aspettate semplicemente che la noia se ne vada. Lasciatevi molto tempo a disposizione, cercate contatti, fate conversazione, prendete un caffè in uno dei locali meno interessanti, bevete una birra in lattina con dei ragazzi, non leggete mai il giornale locale: la leggerezza di queste osservazioni contrasta con il peso della carta stampata. Andate piuttosto negli archivi dell’amministrazione locale, nei negozi di antiquariato, negli uffici cartografici e nelle associazioni regionali, ubriacatevi in pieno giorno e smaltite la sbornia in un luogo inopportuno. Questi sono alcuni dei consigli che Boris Sieverts e la sua “Agenzia per i viaggi urbani” (Büro für Städtereisen) danno a chi visita le città. Sono istruzioni per scoprire “continenti” sconosciuti. Mettono in luce il potenziale insito di una Terra Incognita, invitano a riscoprire gli elementi che costituiscono un’identità, a percepirli e a comprenderli. Sono descritti come in una sequenza, da magnifici a stridenti, i luoghi che Boris Sieverts ha visto durante i suoi viaggi nelle periferie incolte o negli agglomerati urbani. “I luoghi in cui organizzo i miei viaggi urbani devono essere caratterizzati da un’alta percentuale di superfici non pianificate, devono presentare spazi scandalosamente abbandonati al degrado, ossia luoghi dimenticati e “coperti di rifiuti”. Ciò che però mi interessa non è il loro stato di abbandono, ma la ricchezza di strutture di questi scenari”, afferma Boris Sieverts. L’artista descrive luoghi non riconducibili ad un progetto chiaro e preciso, ma che spesso nascono per necessità, come le discariche e i ghiaioni, i parcheggi, le autostrade e le rampe di atterraggio; cerca di attirarvi lo sguardo e di rendere leggibili questi paesaggi complessi, di porre in un contesto vivente e significativo i frammenti di questi spazi disgregati. Essi sono l’esatto contrario dei luoghi pianificati, controllati, statici. Sono luoghi che spesso dipendono anche dalla misura dell’osservatore, come per esempio i centri commerciali che, pur essendo pianificati e statici, se visti nel contesto delle superfici da utilizzo adiacenti, spesso estese e incolte, inducono a sviluppare un nuovo sguardo. I partecipanti ai viaggi urbani, che all’inizio provenivano dagli ambiti dell’architettura, della progettazione urbana e del paesaggio, dell’arte e del cinema, e a cui nel frattempo si sono aggiunti interessati alla

storia locale e abitanti del luogo, vengono condotti in escursioni di uno o più giorni attraverso paesaggi e agglomerati urbani posti tra Germania, Francia, Olanda e Lussemburgo. Boris Sieverts descrive i suoi viaggi e la sua ricerca artistica come dei progetti urbanistici a cui gli architetti e gli urbanisti sono invitati a “reagire”. Egli considera il suo approccio anche come una forma innovativa di pittura di paesaggio. Sieverts cerca di riassumere in immagini e parole le sequenze di luoghi: terre incolte, complessi residenziali, parcheggi, laghi artificiali, boschi, prati, autostrade, porti, centri di accoglienza per rifugiati, zone commerciali, autostrade, garage sotterranei, sentieri battuti e discariche. L’artista però può tracciarne solo uno schizzo: i quadri veri e propri sono quelli che pongono l’osservatore nel loro spazio pittorico, che lo fanno diventare parte di esso, ossia le escursioni stesse; le immagini che sorgono interiormente sono più importanti delle fotografie. Il risultato per i visitatori è una continua sorpresa nei confronti del paesaggio e per i dei processi che modificano la nostra percezione. E quando alla sera i piedi sono doloranti per le vesciche, il sedere duole a causa dei lunghi percorsi in bicicletta attraverso l’erba alta e i pendii sassosi, quando il viaggiatore dimentica il quotidiano e si dispone a recepire il rincorrersi degli spazi e il viaggio stesso, allora come all’improvviso i luoghi di passaggio e gli agglomerati urbani con le loro periferie, le superfici incolte e gli indefiniti non-luoghi diventano uno spazio denso di significati, vale a dire il “paesaggio”. Si ha la sensazione di raggiungere uno spazio aperto, di lasciare lì una parte di sé e di poterla definire, di trovarsi all’ombra del nostro mondo controllato, di poter utilizzare lo spazio per esperimenti sociali e progettuali e di poter esperire spazi vitali, definiti attraverso l’uso e non per legge. Boris Sieverts definisce così i vantaggi offerti dai paesaggi urbani non pianificati: “Essi hanno un significato che va ben al di là dei bisogni individuali e delle quotidiane necessità vitali dei singoli gruppi sociali. Qui infatti, nelle periferie incolte delle nostre metropoli, si presenta l’inaudita possibilità di verificare ed ampliare il canone dei valori estetici socialmente accettati.” L’”Agenzia per i viaggi urbani” conduce in luoghi che invitano l’osservatore a ricomporre mentalmente le cose disperse, costringono a sopportare e a godere la condizione di estraneità, permettono di riconoscere le differenze e le similarità culturali non solo in base alla nascita, alla distanza spaziale, alla posizione culturale o materiale, ma soprattutto mostrano quanto sia importante saper leggere il territorio dentro il territorio. 148

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> PAGINA 135 SAUL: PERCORSI PER UNA NUOVA CULTURA DEL PROGETTO MANUELA DEMATTIO

“Nella valle ai piedi della Doggerstufe gli agglomerati della Minette si diradano e gli elementi cominciano a fluttuare nello spazio in modo apparentemente casuale. Discariche, villette unifamiliari isolate, cementifici e centri commerciali sono i protagonisti di questo nuovo tipo di città, che ha al centro l’autostrada.” Con queste parole Boris Sievert descrive un frammento del paesaggio urbano nel sud del Lussemburgo. La regione meridionale del Lussemburgo è una regione ad alta densità abitativa con molti spazi occupati da complessi residenziali, zone industriali e straordinarie aree verdi. È una regione in via di trasformazione verso una società post-industriale, caratterizzata da molte tracce della storia e del futuro. In quanto paesaggio urbano essa pone elementi vecchi e nuovi in costellazioni alternative da cui emerge un mosaico in continuo cambiamento fatto di spazi aperti e parti di insediamenti che si offrono a nuovi utilizzi. A questo proposito, il paesaggio urbano viene allora dichiarato tema di interesse regionale ed esaminato sulla base di una gamma diversificata di criteri da parte del Ministero per gli Interni e la progettazione del territorio del Lussemburgo nel quadro del progetto europeo SAUL (Sustainable and Accessible Urban Landscapes).

interventi progettuali realizzati dagli studenti dell’Università di Hannover. Le escursioni organizzate da Boris Sievert nell’ambito del progetto hanno aperto nuove prospettive sulle connessioni, le particolarità e la composizione spaziale del paesaggio urbano. La scelta e la descrizione di luoghi particolarmente significativi e della loro rete di percorsi sono state raccolte nel progetto della cartina “Percorsi attraverso il paesaggio urbano”, che è stata messa a disposizione di tutti i partecipanti e in questo modo sottoposta a verifica. I risultati del progetto SAUL verranno elaborati per la progettazione regionale. Ora gli interessati possono partecipare mediante progetti, in modo da rendere visibili le possibilità di intervento e concretamente raggiungibili i risultati ottenuti. I progetti locali verranno inseriti in modo puntuale nel futuro processo di trasformazione e diverranno parte di questa progettazione pensata a lungo termine.

Dalla metà del 2004 alla fine del 2006 il Ministero ha partecipato insieme a vari partner ad una strategia di pianificazione innovativa tenendo conto di molteplici approcci provenienti da discipline diverse. Il paesaggio urbano viene così inteso come potenziale e la città e il territorio con i loro molteplici intrecci appaiono come opportunità per la progettazione e lo sviluppo futuri. Il progetto SAUL ha lo scopo di sviluppare la regione in modo coerente al territorio e di rafforzare la sua identità regionale. Gli abitanti di questa regione, attivi professionalmente nei comuni o in altre istituzioni, volontari nelle associazioni, o semplici cittadini che desiderano esercitare il loro influsso diretto sulla trasformazione del loro spazio abitativo, si sono impegnati con gli approcci più diversi per lo sviluppo della loro regione come paesaggio urbano. Ad esempio, partecipando a viaggi guidati e a escursioni in bicicletta nella regione, facendo esperienze dirette dal vivo seguite da approfondite discussioni, o seguendo i puntuali 149

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> PAGINA 136 SINFONIE DI UN PAESAGGIO CON BORIS SIEVERTS ATTRAVERSO IL SUD DEL LUSSEMBURGO

Nellʼambito del progetto “SAUL – Sustainable and Accessible Urban Landscape” Boris Sieverts, artista e fondatore dellʼ”Agenzia per viaggi urbani” (Büro für Städtereisen) ha organizzato il 30 e 31 giugno 2007 una visita guidata attraverso la regione meridionale del Lussemburgo. Angelika Burtscher e Manuela Demattio hanno documentato lʼescursione e hanno attraversato insieme ad altri 13 partecipanti la regione compresa tra Lussemburgo, Belgio e Francia. Nella seguente documentazione si susseguono le registrazioni delle conversazioni fra i partecipanti, le quali ripetono a parole il viaggio intrapreso.

La mattina del sabato partiamo dalla stazione di Città di Lussemburgo per incontrarci con il gruppo dei partecipanti nella cittadina di Athus in Belgio. Tutti attendono con emozione che cominci il viaggio che ci porterà per due giorni a piedi e in bicicletta ad esplorare il selvaggio paesaggio urbano di questa regione dei tre Paesi. Arrivati alla stazione di Athus e al punto di partenza stabilito, attraversiamo un piccolo zoo per bambini nello spazio verde adiacente e, seguendo una stradina dimenticata, arriviamo a un insediamento rurale dove fino a pochi anni fa abitavano gli operai dell’acciaieria ormai smantellata. Attraverso una zona industriale inutilizzata, facendoci strada attraverso steppa ed erbacce, raggiungiamo un paesaggio di container che all’improvviso si staglia imponente sullo sfondo del panorama. I container sono stati collocati con evidente scopo di recinzione. Forse si possono prendere in affitto… probabilmente no… se avessero le finestre potrebbero diventare delle abitazioni. Andiamo avanti e arriviamo ai binari della ferrovia Lussemburgo – Belgio. Di fronte a noi si stende un immenso plateau industriale dismesso su cui è stata seminata l’erba. Era la più grande zona industriale della Francia. Negli anni Ottanta Longwy è stata protagonista di importanti lotte operaie. Per chi vi giunge oggi

questa superficie offre uno spettacolo stravagante, ma in un certo senso quasi bello. Sul plateau troviamo immense distese verdi e subito accanto zone produttive. Insieme al Lussemburgo e alla regione belga esso costituisce il “Pol european de dévelopment”. A questo proposito si delineano tre diverse strategie per intervenire sui grandi insediamenti industriali: i Francesi li fanno sparire senza traccia, vi seminano sopra un prato e poi passano con il tosaerba. I Belgi li lasciano cadere in disuso, come in questo caso. I Lussemburghesi, che hanno una solida economia, pianificano e convertono le superfici, reagiscono con prontezza e realizzano in fretta i progetti. Loro sono stati in grado di trasformare una società industriale in una società di servizi. Il viaggio prosegue lungo i binari della ferrovia, i nostri passi si affrettano perché nonostante i giubbotti di sicurezza non ci sentiamo al sicuro sulla tratta del percorso. Ci caliamo con una corda dal terrapieno della ferrovia e ci avviamo verso l’acciaieria dismessa del comune di Rodange. Il terreno sotto i nostri piedi scricchiola, residui della produzione sono ricoperti di erbacce. Arriviamo ad una delle più vecchie acciaierie di tutta la regione meridionale, una superficie imponente e affascinante nel suo degrado. Siamo nella Piana del Korn che si trova al centro del bacino metallifero del Lussemburgo. La strada di fronte corre esattamente lungo il confine tra il Lussemburgo e la Francia, dietro lo stabilimento in mezzo al bosco di pioppi passa il confine con il Belgio. Ci troviamo sul punto in cui si incontrano i tre Paesi. In questa regione i confini si sviluppano in modo così strano che abbiamo a volte l’impressione di girare continuamente in tondo. Il cavalcavia della ferrovia che abbiamo attraversato costituisce uno dei pochi accessi che conducono in quest’area. Abbandoniamo la ex fabbrica e scavalchiamo una recinzione, attraversiamo i binari della ferrovia e arriviamo in un quartiere operaio, le diverse tonalità delle facciate che vanno dal rosso al viola ai toni del rosa dominano in modo incontrastato. Il gruppo discute sul tipico stile delle abitazioni, ognuna con davanti il suo giardinetto ordinato e coltivato con cura. La casa adiacente ai binari ha invece un giardino variopinto e disordinato, quasi incolto. Un signore anziano che abita nella casa vicina si innervosisce e ci sollecita a parole a proseguire, sembra che troppe facce disturbino la sua sfera privata. Al di là della collina si trova la cittadina operaia che si chiama Saulnes, la quale è stata interamente costruita secondo la teoria delle città-giardino. La gran 150

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parte dei giardini sono terrazzati e coltivati ad orto. L’intera città sembra una struttura chiusa in cui si ha la sensazione che il tempo si sia fermato 35 anni fa. Da questa parte della colina invece abbiamo a che fare con un altro tipo di insediamento operaio, caratterizzato e stravolto dall’incredibile boom immobiliare del Lussemburgo. A Saulnes qualche giorno fa un ragazzo francese mi ha mostrato la via segreta attraverso il bosco fino alla pompa di benzina laggiù. Qualche volta il ragazzo percorre questa strada a piedi con una tanica per andare dall’altra parte del confine a prendere benzina meno cara per il suo motorino. L’ho seguito e mi sono sentito come un piccolo contrabbandiere nel bosco. Nel centro di Rodange facciamo la prima sosta in un locale portoghese. Siamo piuttosto stanchi ed affamati, e abbiamo perso il conto di quanti chilometri abbiamo percorso fino adesso. Successivamente passiamo la chiesa e il viaggio ci porta nella valle “delle linee che si incrociano”, che si trova fra Rodange e Lamadeleine. Ci muoviamo in mezzo a grandi prati lungo sentieri stretti coperti di lastre in pietra e arriviamo in uno splendido viale alberato che sembra perdersi in mezzo ai vasti campi. Lì è stata allestita per noi una grande tavola da pranzo sotto il fitto fogliame del viale, mangiamo insieme contenti e affamati mentre gli organizzatori ci raccontano ulteriori dettagli sulle escursioni fatte insieme a Boris Sieverts nella regione meridionale. Abbiamo pubblicizzato le escursioni con cartoline, anche il giornale vi ha dedicato molti articoli. Abbiamo invitato Boris Sieverts perché pensiamo che sia una buona occasione per mostrare alle persone questo sguardo “altro” sul territorio. L’esperienza che ne abbiamo ricavato è un scambio, ancora vivo, con molti di coloro che hanno partecipato alle escursioni e che ora segnalano anche interesse per la pianificazione del territorio. Le escursioni sono diventate un modello per la pianificazione territoriale nel Lussemburgo, ovviamente “alternativo” rispetto alla pianificazione convenzionale da parte della regione, che decide solo in base a criteri di ordine politico e sancisce che cosa e dove debba essere fatto. Questo modello intende invece fornire un’immagine complessiva della regione: che funzione hanno i singoli componenti, quali sono le particolari potenzialità dello spazio, come possono i comuni fornire un contributo speciale per lo sviluppo della regione. Dopo il pranzo prendiamo un sentiero che, attraverso un fitto bosco e seguendo una vecchia ferrovia a

scartamento ridotto, conduce al Giele Botter, una ex cava metallifera. La vegetazione ha un aspetto molto mediterraneo. L’area della vecchia cava metallifera si trova tra Fond-de-Gras, Niederkorn e Petingen intorno a “Galgebierg”. A partire dall’inizio degli anni Novanta gran parte di questo paesaggio culturale, circa 255 ettari, è stata convertita in una riserva naturale protetta. Attraversiamo la cava. Da un punto panoramico contempliamo l’ampia distesa della vallata e, sotto di noi, il paese Niederkorn e la struttura che definisce il paesaggio in cui è immerso. Lungo la strada di Differdange c’è una densità di popolazione piuttosto elevata, negli ultimi 20-30 anni i paesi hanno subito un forte aumento di abitanti. Parallelo alla strada corre un bellissimo tracciato ferroviario che disegna delle serpentine nel paesaggio. In origine lo strato sabbioso della vallata era troppo ripido per la coltivazione agricola e così i paesi si sono insediati sul pendio e hanno praticato l’agricoltura sulla sottile striscia di terra antistante. Per questa ragione i paesi sono fortemente addensati e si alternano con i prati, gli stadi e i cimiteri adiacenti, formando il paesaggio tipico di questa regione. Dopo aver lasciato la cava arriviamo al paese di Niederkorn. Attraversando un campo giungiamo ad un accesso nascosto del cimitero e da lì sbuchiamo nell’adiacente piazzetta di Niederkorn. Poiché la strada che dalla cava metallifera conduce a Niederkorn è disseminata di curve e angoli non vediamo bene dove ci stiamo dirigendo e così all’improvviso passiamo dall’esteso spazio della cava ad un mondo del tutto diverso, denso e geometricamente complesso, quello di un centro a ridosso di un ripido pendio. La piazzetta di Niederkorn è interessante perché il muro che si trova sullo sfondo della piazza sembra assumere dimensioni quasi monumentali, forse perché non solo il muro ma anche la piazza stessa sono in lieve pendenza. Niederkorn fa parte del comune di Differdingen in cui si trova lo stabilimento siderurgico più grande della regione e a tutt’oggi ancora in funzione. Attraverso una scorciatoia arriviamo all’area che appartiene all‘ azienda Arcelor/Mittal. Nei due laghetti di depurazione in cui scorre il fiume Korn dopo aver raffreddato l’acciaio, vi è una macchina posizionata su una piattaforma galleggiante che mescola ininterrottamente l’ossigeno dentro l’acqua. Arriviamo al “crassier”, la discarica delle scorie, e Boris Sieverts ci spiega come è suddiviso lo stabilimento. Un quarto dell’area è costituito dall’acciaie151

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ria, un quarto dalle superfici d’acqua e l’altra metà è destinata al “crassier” – tutto il complesso occupa una superficie di ca. 170 ettari, corrispondente pressappoco a quella del Principato di Monaco. L’azienda di produzione dell’acciaio è la Mittal Steel Company N.V. che recentemente si è fusa con la ditta Arcelor. Lo stabilimento produce le travi a doppia T d’acciaio più grandi e qualitativamente migliori su scala mondiale. Visitiamo il paesaggio proibito delle montagne di scorie assieme ad un impiegato dell’impresa di estrazione e osserviamo la fuoriuscita dell’acciaio incandescente da tinozze gigantesche fino al momento in cui il personale di sicurezza dello stabilimento ci invita ad abbandonare l‘area. Al di là del portone dello stabilimento inizia il quartiere Fussbann. Il paesaggio ha un aspetto molto discontinuo: si alternano prati, superfici incolte e insediamenti in linea che definiscono una sorta di bordo. Le case diventano mura e limiti, i campi di grano confinano con l’orto del turco e l’acciaieria con il campanile. Passando attraverso un insediamento residenziale e gli estesi campi gialli coltivati giungiamo alla Piazza degli Alleati: qui i bambini giocano, le mamme si incontrano, gli anziani discutono e le auto parcheggiano. La piazza che al primo sguardo appare come una chiazza di asfalto bistrattata e adibita solo a parcheggio diventa uno spazio pubblico. La costellazione spaziale sembra lapidaria: il parcheggio, il pascolo, la scuola, la chiesa e l’acciaieria. È sorprendente quanto le abitazioni si spingano a ridosso allo stabilimento – eppure la piazza emette un’aura speciale che manca a molte piazze progettate architettonicamente.

e offre, secondo il testo descrittivo sul Parco Belval, “uno spazio pubblico condiviso per le attività ricreative, il tempo libero e la comunicazione, a disposizione di tutti gli utenti e gli abitanti di Belval.” Sull‘area dell’acciaieria verranno inoltre insediate la nuova università del Lussemburgo, l’edificio principale di un’importante banca e un padiglione per concerti rock. La vecchia acciaieria è contrassegnata da due splendide ciminiere che nel paesaggio diventano sculture e landmark. In un primo momento dovevano essere abbattute, ma recentemente la regione sta pensando a come consolidarne la struttura perché sono considerate un importante elemento del Parco. Dal punto in cui noi ci troviamo abbiamo una perfetta composizione di immagini. Davanti a noi si stende una cortina di piloni dell’elettricità, e subito dietro di essi un muro di altiforni: insieme essi generano una straordinaria sequenza di scorci. I punti di vista più interessanti spesso si orientano lungo gli elettrodotti: i piloni infatti suddividono e strutturano a loro volta il cielo. Sullo sfondo vediamo la torre della televisione che segna pressappoco la linea dove termina la regione meridionale.

La nostra prima giornata di viaggio finisce dopo più di quindici chilometri a piedi. Arriviamo piuttosto stanchi alla sede dell’azienda Arcelor, un grattacielo in stile internazionale. Saliamo sul tetto del grattacielo e guardiamo il tutto ancora una volta dall’alto. Boris Sieverts ci illustra altri dettagli su Differdange tramite libri e foto. Successivamente ceniamo insieme all’Hotel Petit Casino sulla Piazza del Mercato.

Ci muoviamo attraverso i prati e le “isole insediative” del comune di Sanem e lungo i pendii orientali dello Zeugenberg e scendiamo verso Belval. Dall’altra parte si presenta di nuovo lo splendido “Schlackenberg” – montagna di scorie, in francese Crassier, una discarica ammassata su cui prolifera incontrollata la vegetazione. Lo stabilimento ha realizzato queste montagne tramite l’ammassamento delle scorie provenienti dagli altiforni. Quando negli anni ‘70 e ‘80 gli impianti siderurgici sono stati chiusi, lo Stato ha deciso di trasformare queste discariche in una zona industriale di interesse nazionale, quindi di occuparle nuovamente con un’industria produttiva. Questa strategia ha funzionato solo in parte e invece in alcuni luoghi si sono formati interessanti raggruppamenti di attività produttive, commercio al minuto ed artigianato.

Il giorno seguente proseguiamo il nostro viaggio in bicicletta. Seguiamo la pista ciclabile attraverso il vecchio tracciato ferroviario e la pista dei camion della vecchia cava metallifera in direzione di Belval. Dallo Zeugenberg di Soleuvre abbiamo una vista eccezionale su Belval e da lontano vediamo l’acciaieria dismessa e in parte convertita a nuovi usi: il Parco Belval. Il Parco è lungo quasi 2 km e costituisce un‘ unità autonoma, collega tra di loro i quartieri limitrofi

Ci dirigiamo verso i vecchi altiforni attraversando i cantieri, i prati, i vecchi tracciati ferroviari e le piattaforme in cemento dell’acciaieria dismessa. Il grande areale di fronte a noi si svilupperà nei prossimi anni in un quartiere a sé stante. Accanto al parco, alla già menzionata università, al grattacielo della banca e al padiglione per concerti rock sono previsti anche un archivio di stato, un albergo, un centro servizi per giovani imprese e un edificio per l’amministrazione statale. Alcuni settori sono già stati realizzati, ma 152

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tutta l’area si trova oggi in fase di attiva ristrutturazione complessiva. Attraverso il ponte interno dell’acciaieria arriviamo sul suolo francese. È una sensazione strana e allo stesso tempo affascinante poter attraversare di continuo i confini e cambiare continuamente lingua e cultura. Tutto sembra essere in qualche modo uguale anche se, per esempio, nell’aspetto esterno delle abitazioni si notano delle piccole differenze. Nei due giorni del sopralluogo non è possibile esplorare la parte francese della regione dei tre Paesi, ma nei suoi brevi racconti Boris Sieverts accenna ripetutamente alle particolarità che contraddistinguono le tre culture. Giungiamo ad un affascinante fabbricato, un viadotto ferroviario, che domina questo complesso paesaggio. È una delle numerose costruzioni usate per il trasporto dei minerali che collegavano le cave di estrazione francesi e le acciaierie nel Lussemburgo. A differenza del Lussemburgo le cittadine francesi, come per esempio Russange, dove ci troviamo, si identificano meglio come città operaie. La classe sociale rappresentata si rispecchia nell’architettura e nello stile unitario e semplice delle costruzioni. In seguito scendiamo nella valle della Alzette e attraversiamo vecchi binari tra Esch e Audin e passando per un’acciaieria abbandonata arriviamo a Esch. Per quasi due chilometri trasportiamo le nostre biciclette attraverso grandi acquitrini, fango e recinzioni, le spingiamo attraverso l’erba alta e i binari abbandonati e coperti di erbacce del vecchio tracciato ferroviario dell’acciaieria. Al centro di Esch pranziamo insieme, una famiglia italiana ha preparato nel suo ristorante una grande variazione di pasta. Ci congediamo dal gruppo, partiamo con il treno e nel tardo pomeriggio prendiamo l’aereo per l’Italia, mentre gli altri partecipanti dopo il pranzo proseguono con Boris Sieverts il viaggio in bicicletta.

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KONTROLLE

Das Phänomen der temporären Transformation und Aneignung des öffentlichen Raums stellt ein kreatives Mittel dar, den Grad der Vitalität, der Flexibilität und der Nutzbarkeit des öffentlichen Raumes unabhängig von den rechtlichen Aspekten, die die Dynamiken innerhalb der Stadt regeln, zu prüfen. „Die gängige Kultur und die sozialen Konventionen definieren die Grenzen dessen, was ausdrücklich erlaubt und dessen, was nicht verboten ist und entweichen somit unbemerkt sowohl den realen als auch den imaginären Konflikten.“ 1 Der Begriff des Regelverstoßes und seine Toleranz variiert geografisch und auch kulturell. Sowohl in Bezug auf den anarchischen als auch den kontrollierten und institutionalisierten Nutzen des urbanen Raumes soll dieser sich den Menschen, die darin wohnen, und ihren Bedürfnissen anpassen. Die „westliche“ Stadt ist charakterisiert durch die Kontrolle des öffentlichen Raumes, der aufgrund der zahlreichen Regeln und Verhaltensverbote, die ihn definieren, langsam ausstirbt. Der gemeinschaftliche Raum friert ein und verliert all das, was spontan ist. Seinen Bewohnern wird auf diese Weise die Freiheit genommen, die eigene Stadt zu leben.

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CONTROLLO

Il fenomeno della trasformazione temporanea e dell’appropriazione dello spazio pubblico rappresenta uno strumento creativo capace di verificare il grado di vitalità, di flessibilità e di fruibilità dello spazio urbano indipendentemente dagli aspetti legislativi che regolano le dinamiche nella città. “La cultura corrente e le convenzioni sociali definiscono i confini di cosa è esplicitamente permesso e di cosa non è vietato schivando così tacitamente sia i conflitti reali che quelli immaginari.” 1 Il concetto di infrazione della regola e la sua tolleranza variano sia geograficamente che culturalmente. Passando dall’uso anarchico a quello controllato ed istituzionalizzato che ne viene fatto, lo spazio urbano deve adattarsi alle persone che lo vivono e alle loro esigenze. La città “occidentale” è caratterizzata dal controllo dello spazio pubblico il quale “deperisce” dentro le numerose regole e divieti comportamentali che lo definiscono. Lo spazio comune si immobilizza e perde tutto ciò che è spontaneo nel momento in cui, alle persone viene tolto un grande margine di libertà, quello di vivere la propria città.

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Stadtlabor Osservatorio Urbano 2005 STADTFORSCHER ESPLORATORI URBANI

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via Weggenstein via Roncolo via

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DIVAGAZIONI

una conversazione con Joseph Rykwert di Roberto Gigliotti

QUANDO CI SEDIAMO A UN CAFFÈ SULLA RIVA DI SAN GIOBBE, POCO DISTANTE DALL’ABITAZIONE VENEZIANA DI JOSEPH RYKWERT, LUI CI FA NOTARE UN’ISCRIZIONE INCISA NELLA PIETRA SOPRA UNA PORTA VICINO AL NOSTRO TAVOLO, HOSPITALE S. IOB MDXXVII, E CI RACCONTA CHE NEL 1527 QUELLA CASA DOVEVA ESSERE SEDE DI UN OSTELLO.

Proprio qui alle nostre spalle c‘è l’ex macello, che oggi è diventato Facoltà di Economia. Tutto questo quartiere è legato al macello. Credo che nel Settecento, prima che intorno al 1830 Jappelli costruisse questo edificio, il macello ci fosse già, e c’erano anche i piccoli laboratori nei quali si lavorava il pellame o si fabbricavano candele: tutti mestieri legati all’attività del macello. Io abito al primo piano di questo edificio e quando mi chiedono se abito al piano nobile dico di no, che il piano dove abito io è “ignobile” perché questa è un’abitazione borghese: era un laboratorio, un posto dove si lavorava. Quindi anche se ora è stato adattato e trasformato in un luogo abbastanza ameno rimane esplicitamente un laboratorio. Dietro la casa c‘è un giardino con un melograno che avrà forse trenta o quarant’anni, e ci sono delle piccole case intorno al giardino. Anche queste case erano legate alle attività del macello, alla lavorazione delle carni e dei resti della produzione. Inoltre questo quartiere è il sito dell’ospedale che Le Corbusier aveva progettato per Venezia... LA SUA DESCRIZIONE CI FA PENSARE ALLA VOCAZIONE TURISTICA DI VENEZIA, CHE DECIDE DI INVESTIRE SUL TURISMO E RIFIUTA LE SUE CARATTERISTICHE DI CITTÀ DELLA PICCOLA INDUSTRIA E DELL’ARTIGIANATO. LE MUTAZIONI DI UNA CITTÀ SONO SINTOMO DELLA SUA VITALITÀ, MA INTEGRARE IL TURISMO IN UNA STRUTTURA URBANA È UN’OPERAZIONE CHE RISCHIA DI STRAVOLGERNE LE CARATTERISTICHE.

Dal mio punto di vista il turismo è una funzione civile e sociale essenzialmente distruttiva, anche perché il turismo è stagionale e quindi durante la stagione turistica una città si riempie, ma poi si svuota. Si potrebbe dire lo stesso dell’università, durante il semestre ci sono gli studenti. Questo avviene in tutte le città universitarie: Cambridge, Oxford, Cambridge Massachussets, New Haven, Alcalà o Padova. Ma tutto intorno a un’università si sviluppa una vita che non è stagionale – per esempio tutta l’infrastruttura universitaria e il corpo docente sono insediati in città in maniera permanente. Anche in questo caffè, in questo ristorante nel quale siamo seduti e in quello poco più avanti si fermano gli studenti. Siamo in una zona popolata dagli studenti, c’è passaggio. Però ci sono anche dei lavoratori, e questi hanno orari diversi, cominciano ad arrivare verso mezzogiorno. Ci sono anche i turisti, che arrivano solo molto più tardi. In questo locale c’è un flusso continuo di clienti e questo lo rende vivo. La sera ci sono soprattutto i turisti, ma ci vengono anche i Veneziani. 158

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QUALI SONO I SUOI RIFERIMENTI LETTERARI PER QUANTO RIGUARDA LA CITTÀ E LA SUA DESCRIZIONE?

Nella letteratura moderna o antica? (ride) Ovviamente Italo Calvino, anche perché ho avuto la fortuna di lavorare con lui quando era redattore da Einaudi. È un legame che risale a molti anni fa e al mio libro sulla città romana. Un libro che mi piacque enormemente e parla di città è un libro un po’ dimenticato, che in francese si chiamava “La modification”, di Michel Butor, ed è molto legato a due città, Parigi e Roma. Il direttore di una ditta di Parigi che vende macchine da scrivere italiane ed è concorrente della Olivetti si mette in treno per andare a Roma, dove ha un’amante, per dirle che lascerà la sua famiglia di Parigi per vivere con lei a Roma. Tutto il racconto è un dialogo tra le due città. Durante il viaggio, e questo è il senso del titolo, il protagonista si rende conto che non solo non abbandonerà la sua famiglia, ma non vedrà nemmeno l’amante alla fine di questo viaggio verso Roma. È un viaggio in terza classe durante il quale egli affronta il passaggio da una città all’altra, da una vita a un’altra... È un libro bellissimo dal quale fu ricavato anche un film, e il caso vuole che l’amante abitasse in una casa in via Monte della Farina allo stesso indirizzo di mia figlia, ma questo è del tutto casuale. ALESSANDRO BANDA, CITANDO PIERPAOLO PASOLINI, SI RIFERISCE A ROMA E ALLA CITTÀ CONTEMPORANEA COME A UNA CITTÀ “SPALMATA”. LE CITTÀ CONTEMPORANEE SONO VERAMENTE INCOERENTI E “SPALMATE”? È LECITO METTERLE A CONFRONTO CON LA CITTÀ STORICA O SI DOVREBBE PENSARE A NUOVI MODI DI OSSERVARLE? STIAMO VERAMENTE ASSISTENDO ALLA DEGENERAZIONE DEL TESSUTO URBANO?

Vorrei spostare la mia attenzione altrove e sottolineare che il centro dell’edilizia moderna, cioè quella del primo XXI Secolo, si è trasferito dalle coste americane – centro dello sviluppo edilizio del XX Secolo – a Dubai e a quei paesi del Golfo Persico che vivono di petrolio e di finanza. Ci sono resti del loro passato mussulmano, ma si tratta di città che prima del Settecento erano inesistenti. Erano paesi di tende e di colpo sono diventati ammassi di grattacieli. Gli abitanti di queste città hanno costruito i grattacieli più alti del mondo e sono legati a un’idea della città imperniata sulla finanza e sul denaro. Le metafore che propongono sono il guadagno illimitato e il lusso, e questi vengono proposti come concetto utopico. Vendono case su isole appartate ai grandi del calcio e ai ricchi finanziatori. C’è un gruppo di isole a forma di mappa del mondo e ce ne sono due a forma di palma, ogni tanto c’è anche una moschea. Il denaro viene proposto come ideale. Il costruito è sempre metaforico, e questo per me è un concetto fondamentale. La metafora non è solo rappresentazione dello stato attuale, ma anche della speranza. Nel costruito c‘è sempre stato un pensiero utopico che risale all’Atlantide di Platone e a certi concetti del Paradiso biblico e della Gerusalemme Celeste di San Giovanni. Questa carica utopica in questi paesi del Golfo Persico si è trasformata in pensiero sul lusso senza confine e quindi, a mio avviso, è questa la 159

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Venezia San Giobbe

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DIVAGAZIONI JOSEPH RYKWERT

città “spalmata”. La città dell’Antichità invece, la città del Rinascimento e anche quella successiva erano sempre città limitate e i confini rappresentavano un elemento importante. Si pensa sempre alle città romane e alle città etrusche come a delle città murate, anche se poi esiste un insediamento etrusco molto curioso fuori Bologna che fu abbandonato nel V secolo perché il piccolo fiume che passa di lì – e che stranamente si chiama Reno – era straripato dal suo letto e aveva devastato i bordi della città. Le rovine sono ancora lì. La città si chiama Marzabotto ed è tristemente nota per la strage nazista del ’44. I suoi resti testimoniano di un luogo molto interessante, perché era una città che aveva porte, ma non aveva mura: una città dal limite astratto. A PROPOSITO DI METAFORE, FRANCESCO CARERI DESCRIVE LA CITTÀ COME UN ARCIPELAGO, COME UN GRUPPO DI ISOLE TRA LE QUALI SI TROVA IL VUOTO, UN MARE CON DIVERSE PROFONDITÀ. LEI INVECE PARLA DI TESTA, DI CUORE E DI POLMONI, DEGLI ORGANI VITALI DI UNA CITTÀ.

Provo una certa irritazione di fronte al riferimento a fatti naturali nella descrizione di una città perché ogni paragone tra la città, che è un manufatto voluto, e un fatto naturale fa pensare a una cosa che cresce autonomamente, che ha una legge interna di crescita che si può modificare, ma che fatalmente non si può cambiare. Invece io insisto sul fatto che la città è come la vogliamo noi, che è un’espressione del desiderio. Il mare non ha desideri, fa quello che vuole. La città non è una cosa a sé stante, non ha una sua volontà interna, siamo noi a imporle la nostra volontà. LA FORMA URBANA, CHE PUÒ ESSERE RAPPRESENTATA ATTRAVERSO METAFORE, LEI DICE, VA ANCHE SPIEGATA, E CITA L’ACCAMPAMENTO ROMANO CHE PRENDEVA ISPIRAZIONE DALLA CITTÀ E NON VICEVERSA E CHE VENIVA SPIEGATO A QUELLI CHE VI AVREBBERO SOGGIORNATO. COSA VUOL DIRE SPIEGARE LA CITTÀ A CHI LA USA?

Ovviamente non c’era un augure che si metteva a fare un discorso. Tutto avveniva attraverso l’azione. Fondare una città romana era un processo molto complesso. Anche l’accampamento veniva fondato secondo un rito analogo. In un mio scritto sostengo che lo sbaglio fondamentale nell’interpretazione della città romana sta nel pensare che essa sia un accampamento militare costruito in maniera permanente. Non è vero. L’accampamento romano era un modello di Roma che i Romani portavano con sé attraverso il mondo, e ogni volta che costruivano un accampamento costruivano una piccola Roma. Per questo la citazione di Pasolini di Roma città “spalmata” mi lascia perplesso. Il centro di Roma si capisce molto bene, e chi cammina da Piazza Navona al Campidoglio attraversa un tessuto molto articolato, nient’affatto omogeneo, come sarebbe il burro spalmato. Roma è molto articolata, molto strutturata e lo sono anche i suoi sobborghi, alcuni di essi sono molto chiari. 161

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Venezia

Trattoria „da‘ a Marisa“

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DIVAGAZIONI JOSEPH RYKWERT LEI CITA JANE JACOBS CHE CONTRAPPONE LA CITTÀ DELLA DIVERSITÀ, SPONTANEA E VITALE, A UNA CITTÀ PIÙ STERILE COME QUELLA DELLA PIANIFICAZIONE, E RACCONTA DI COME LA COMUNICAZIONE ALL’INTERNO DELLA CITTÀ POSSA ANIMARE FORME DI AUTORESPONSABILIZZAZIONE NEI CONFRONTI DELL‘AMBIENTE COSTRUITO. QUALI CARATTERISTICHE DEVE AVERE SECONDO LEI QUESTA COMUNICAZIONE?

Un aspetto determinante di queste discussioni e un fatto ignorato da molti avvocati della partecipazione è che la gente non sa leggere le piante. Quando in un raduno popolare si presentano delle piante la maggior parte della gente è assolutamente ignara e non sa come affrontare questi strumenti. È come quando un architetto che deve costruire una casa parla con il suo committente. Lui insiste che vuole una casa del tutto originale o inusuale e invece ha la testa piena di immagini raccolte da varie riviste, non quelle di architettura, ma piuttosto di moda o dai supplementi illustrati dei giornali. Sono cose viste di qua o di là combinate casualmente in un progetto. Parlare di una pianta a una persona che non è del mestiere è difficile. La gente riesce a confrontarsi con una pianta solamente attraverso una visione più articolata e più tridimensionale e questo diventa già progetto, mentre gli urbanisti non vogliono fare progetti. C’è un momento di inconciliabilità tra la pianta immaginata dall’urbanista, i concetti più benevoli che ci si possa immaginare e quello che vuole realmente il pubblico, perché non abbiamo più quel linguaggio comune che avevano i Romani. La loro città era una forma esplicita, legata a concetti religiosi che erano comuni sia al popolo sia agli urbanisti. L’urbanista deve improvvisare per fare sì che la gente capisca quello che vuole e questo processo ogni volta è diverso, perché ogni volta l’urbanista si trova davanti a una popolazione diversa, a gente che ha ambizioni diverse, e c’è sempre il pericolo che la gente voglia che le cose non cambino, che rimangano tali e quali. Questo mi è diventato molto chiaro recentemente. Quando ero più giovane e avevo uno studio di architettura realizzai un gruppo di case a Londra, nel quartiere di Chelsea. Ora un finanziatore ha comprato le mie case e una scuola che sorge accanto a queste con l’intenzione di costruire su questo sito un gruppo di appartamenti molto lussuosi. La gente del luogo si è ribellata, non vuole i grandi lavori. È stato detto loro che il modo più efficace per evitare l’intervento è quello di dichiarare le mie case “monumento”, e così sono stato coinvolto in questo affare e la cosa è diventata una causa pubblica. Hanno vinto i locali e per il momento il progetto non è stato realizzato. Per ora il quartiere si è salvato, ma questo modo di salvare un quartiere è anche un modo di ostacolare il nuovo e quindi non è del tutto condivisibile perché, come ci siamo già detti, se è viva la città deve cambiare. LEI DESCRIVE UN CONFLITTO TRA CATEGORIE DIFFERENTI. CI SONO TECNICHE SPERIMENTATE, TECNICHE DI PARTECIPAZIONE, CON LE QUALI SI CERCA DI PREVENIRE O ADDIRITTURA DI SIMULARE A PRIORI UN CONFLITTO. LEI HA FIDUCIA NEI PROCESSI PARTECIPATIVI?

In generale sono molto favorevole alla partecipazione e parto dal punto di vista un 163

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Venezia Cannareggio

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po’ anarchico che la popolazione deve assolutamente partecipare, ma anche in questo caso c’è molto da fare. Disraeli diceva che ci sono tre tipi di bugie: la bugia semplice, la grande bugia e la statistica. La statistica si può manovrare in vari modi, non è una cosa neutra, è una scienza che si deve fare ad arte e che richiede una componente umanistica. Non ci si può legare a un metodo assolutamente scientifico e fare come se ci fosse un’equazione che descrive un piano di sviluppo efficace senza problemi nell’avvenire e accettato da tutti. Bisogna sempre fare i conti con l’avvenire come con uno sconosciuto. Bisogna considerarlo come una cosa che porterà sempre l’imprevedibile con sé. NELLA SUA DESCRIZIONE DEI PARCHI TEMATICI, DEL LORO RAPPORTO CON LA CITTÀ E DEL LORO SUCCESSO SI FA RIFERIMENTO ALLA SICUREZZA CHE IL VISITATORE PROVA SAPENDO DI ESSERE CONTROLLATO. TUTTO QUESTO AVVIENE SOLO NEL PARCO TEMATICO? IN CHE MODO IL CONTROLLO VIENE ESERCITATO ANCHE IN ALTRE PARTI DELLA CITTÀ?

Il controllo è un fatto istituzionale al quale non si può sfuggire. Esiste la polizia perché esiste il crimine. Uno dei problemi con i miei amici anarchici è il fatto che loro credono che la gente sia fondamentalmente buona, ma questa è una speranza più che un fatto reale. Purtroppo ci sono i carceri, c’è la polizia, ci sono le punizioni: esiste un apparato istituzionale di controllo. Anche il semaforo è un controllo. In Olanda è stato fatto un esperimento che prevedeva l’abolizione dei semafori. Pare che gli incidenti siano diminuiti perché tutti guidavano molto più cautamente. Secondo me questo si può fare in Olanda, ma difficilmente si potrebbe fare in Cina. OGGI È NELL‘USO CORRENTE FARE RIFERIMENTO A FORME DI URBANISTICA CHE REAGISCONO A UNA SITUAZIONE CONTINGENTE E METTONO IN ATTO UNA TATTICA PUNTUALE RIFIUTANDOSI DI PIANIFICARE. LEI È D‘ACCORDO CON UN SIMILE ATTEGGIAMENTO? OSSERVARE CIÒ CHE È E DARE UNA PRONTA RISPOSTA SPERANDO DI ATTIVARE COSÌ DEI PROCESSI DI SVILUPPO URBANO?

Sì, ma quali processi? Il guaio del Situazionismo come approccio all’ambiente è che questo movimento nasce dal Surrealismo. Si è parlato di architettura del Surrealismo, ma questa non esisteva. L’architetto ideale dei surrealisti era Ferdinand Cheval, il postino di un piccolo paese della Francia che passò tutta la sua vita a costruire un palazzo ideale, una costruzione onirica. Breton ci andava continuamente in pellegrinaggio, anche dopo la morte del postino. Per i surrealisti il costruito è una provocazione al sogno, non esiste e in quanto tale non interessa il cosciente. Esiste solamente come spinta al sogno e non esiste come cosa a sé stante, come cosa usata razionalmente. Invece la città è per forza di cose un costrutto razionale e quindi controllo, comunicazione... Tutte le vostre parole chiave, tutti gli argomenti che stiamo affrontando parlano dell’azione cosciente e non dell’inconscio. Il Situazionismo invece prendeva spunto da 165

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DIVAGAZIONI JOSEPH RYKWERT

questa attività incontrollata. La città è anche sogno, ma deve avere un corrispondente in quanto città come fatto cosciente. COME MAI, SECONDO LEI, NEGLI ULTIMI ANNI SI PARLA SEMPRE DI PIÙ DI “URBANISTICA SITUATIVA”? IL TERMINE RICORRE SEMPRE PIÙ SPESSO. LE TECNICHE DEL SITUAZIONISMO VENGONO PROVATE E APPLICATE. COME SI SPIEGA IL RITORNO A DEBORD, ALLA FLÂNERIE...

È facile! È perchè abbiamo perso il controllo! Perchè la città del denaro non si lascia controllare. Kurt Foster sostiene che ormai si leggono gli andamenti finanziari nei giornali come se fossero le previsioni del tempo. Il tempo non lo possiamo controllare, mentre il mercato è una specie di summa delle nostre scelte. Oggi abbiamo perso il controllo sull’economia e per questo nella finanza avvengono fatti dai quali la legge non riesce a proteggerci. Ci sono gli eventi imprevedibili. Siamo poco lontani dalla Punta della Dogana sul Canal Grande dove la dea Fortuna gira continuamente. La fortuna è sempre lì e ci gioca i suoi scherzi. LA PUNTA DELLA DOGANA È UN PUNTO DI ORIENTAMENTO PER LA CITTÀ DI VENEZIA. LYNCH DEFINISCE I PUNTI DI ORIENTAMENTO COME ELEMENTI INDISPENSABILI PER LA LETTURA DELLA CITTÀ E PER DEFINIRE IL SENSO DI IDENTIFICAZIONE DEI SUOI ABITANTI. UN PUNTO DI ORIENTAMENTO È SOLO UN‘EMERGENZA FISICA O CI SONO LANDMARK DELLA MEMORIA LEGATI A UN “SENTIRE” PIUTTOSTO CHE A UN “VEDERE” COLLETTIVO?

Ci sono anche questi altri punti, ma sono sempre legati a un fatto fisico che può essere anche poco importante, poco vistoso. C’è sempre un elemento fisico al quale sono legati. È interessante che Lynch faccia questo grande tentativo di realizzare un’indagine quasi sociologica sull’immagine della città, una lettura visiva, ma purtroppo questo lavoro non ha avuto seguito. È SENTIMENTO COMUNE CHE LO “ZONING” SIA UNA PRATICA SBAGLIATA. L’URBANISTA È COSCIENTE DI TUTTO QUESTO E FA UNA SORTA DI RITRATTAZIONE. LEI SOSTIENE CHE È TROPPO PRESTO PER VALUTARE I RISULTATI DI QUESTO PENTIMENTO E CHE IN FONDO LA CITTÀ NON È FATTA SOLO DAGLI URBANISTI, MA È FRUTTO DELLA VOLONTÀ, TALVOLTA INCONSCIA, DI UNA CULTURA, DI UNA SOCIETÀ (E, COME PER LA FORMA DI GOVERNO, È QUELLA CHE CI MERITIAMO). QUAL È LA SFIDA PER L‘URBANISTICA CONTENUTA IN TUTTO QUESTO?

In questo momento mi è difficile pensare a tutto ciò in maniera positiva. Io spero in una cessazione dell’impulso incontrollato di costruire. Nelle ultime settimane c’è stato un crollo del mercato e a Londra sono stati ritirati i finanziamenti per la costruzione di vari grattacieli. Può darsi che il mercato si riprenda, ma forse questo non avverrà. Ritorniamo alla lettura degli andamenti del mercato come se fossero le previsioni del 166

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tempo. Abbiamo tutti paura del mercato finanziario e per questo i governi non riescono a imporre una volontà politica: questo aspetto coincide con l’avaria dello spazio pubblico. NEL SUO NUOVO LIBRO, CHE PARLA DI ARTE NELLO SPAZIO PUBBLICO, SI AFFRONTA IL TEMA DELL’ARTE COME POSSIBILE STRUMENTO PER CONTROLLARE O CORREGGERE L’AVARIA DELLO SPAZIO PUBBLICO?

C’è un aspetto singolare ed è il graffito. Qui intorno non ce ne sono molti, ma se osserviamo i treni parcheggiati a Santa Marta tutti i vagoni sono ricoperti di graffiti. Anche a Venezia, come in tutte le città, ci sono graffiti sugli edifici e ci sono anche i manifesti. Il privato entra nello spazio pubblico in due modi. In città come New York la presenza del manifesto è quasi ossessiva, ce ne sono di alti dieci piani con ragazzi seminudi sulle facciate degli edifici che vendono sottovesti o profumi. Si tratta di un‘invasione dello spazio pubblico che di per sé è già avariato. Il graffito, a mio modo di vedere, è frutto di un processo analogo, ma non è redditizio e quindi fa scandalo. Qualcuno ha scritto su un muro di Londra, in una zona molto centrale vicino a Piccadilly: “Noi siamo la scrittura sui vostri muri”, riferendosi al modo di dire “See the writing on the wall”, che significa capire che è vicina una fine infausta (Bibbia, Daniele, libro 5). > SEITE 170

> Joseph Rykwert – Storico dell’architettura Nato nel 1926 a Varsavia, dal 1939 vive in Gran Bretagna. Studia architettura presso la Bartlett School e Architectural Association dove è assistente di Maxwell Fry and Jane Drew e Richard Sheppard. Dal 1952 lavora come libero professsionista. Insegna alla Hochschule für Gestaltung a Ulm, al Royal College of Art a Londra e in molte altre università del mondo. Come cattedratico insegna alle università di Essex, Cambridge e Pennsylvania. Nel 1994 cura la mostra di Leon Battista Alberti al Palazzo Te di Mantova. Pubblicazioni (in italiano) La casa di Adamo in Paradiso (Adelphi, Milano 2005), L’idea di città (Adelphi, Milano 2002), I primi moderni (Mondadori, Milano) Necessità dell’artificio (Mondadori, Milano 1989), di prossima publicazione “The Judicious Eye” (Reaction Books, Chicago 2008). 167

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Venezia Canale della Giudecca

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> SEITE 158 AUSSCHWEIFUNGEN EIN GESPRÄCH MIT JOSEPH RYKWERT VON ROBERTO GIGLIOTTI

Als wir uns in ein Kaffee am Kanal von San Giobbe setzen, das sich unweit von Joseph Rykwerts Venediger Wohnung befindet, weist er uns auf die Inschrift HOSPITALE S. IOB MDXXVII im Stein über der Tür in der Nähe unseres Tisches hin. Er und erzählt uns, dass dieses Haus 1527 offenbar ein Gästehaus gewesen sein muss. Hier befindet sich der ehemalige Schlachthof, heute die Universität für Wirtschaftswissenschaften. Das ganze Viertel ist mit dem Schlachten verbunden. Ich glaube, dass es hier bereits im 18. Jahrhundert, bevor Jappelli ca. 1830 das Gebäude errichten ließ, es schon ein Schlachthaus gegeben hat. Es gab auch schon kleine Werkstätten, in denen Leder verarbeitet wurde oder Kerzen hergestellt wurden: Alles Handwerke, die mit der Schlachterei zu tun haben. Ich wohne im ersten Stock dieses Gebäudes und wenn man mich fragt, ob ich im herrschaftlichen Teil wohne, sage ich nein. Ich wohne im „knechtschaftlichen“ Teil, weil das doch ein bürgerliches Haus ist: Es war eine Werkstatt, ein Ort, an dem gearbeitet wurde. Und wenn es jetzt auch renoviert und in einen ziemlich anständigen Ort verwandelt wurde, bleibt es doch eindeutig eine Werkstatt. Hinter dem Haus ist ein Garten mit einem vielleicht 30 oder 40 Jahre alten Granatapfelbaum. Um den Garten stehen eine Reihe kleiner Häuschen. Diese Häuser waren ebenfalls mit den Arbeiten des Schlachtens verbunden, mit der Verarbeitung des Fleisches und der Abfälle. In diesem Viertel sollte auch das Krankenhaus stehen, das Le Corbusier für Venedig geplant hatte ... Ihre Beschreibung lässt uns an den touristischen Eifer von Venedig denken. Man will in den Tourismus investieren und vergisst die Kleinbetriebe und Handwerksbetriebe der Stadt. Die Veränderungen einer Stadt sind zwar ein Symptom für ihre Vitalität, doch die Integration des Tourismus in eine urbane Struktur beinhaltet das Risiko, ihren typischen Charakter zu verwässern. Aus meiner Sicht ist der Tourismus eine grundlegend destruktive Zivil- und Gesellschaftsfunktion. Vor allem weil der Tourismus saisonal ist, und eine Stadt sich während der touristischen Saison füllt und dann wieder leert. Man könnte das Gleiche

auch über die Universität sagen, denn die Studenten sind während des Semesters da. Das ist in allen Universitätsstädten so: In Cambridge, Oxford, Cambridge Massachussets, New Haven, Alcalà oder Padua. Doch rund um die Universität entwickelt sich ein Leben, das nicht saisonal ist – so ist zum Beispiel die ganze universitäre Infrastruktur und der Lehrkörper dauerhaft in die Stadt integriert. In das Café, das Restaurant, in dem wir sitzen, und in das, ein bisschen weiter vorne, kommen die Studenten. Wir sind in einem Studentenviertel, es herrscht Betriebsamkeit. Aber es kommen auch Arbeiter, allerdings zu einer anderen Zeit, d.h. erst gegen Mittag. Es gibt hier ebenfalls Touristen, die kommen aber erst sehr viel später. In diesem Lokal herrscht ein reges Kommen und Gehen von Besuchern und das macht es lebendig. Abends sieht man vor allem Touristen, aber auch Venezianer. Auf welche literarischen Vorbilder beziehen Sie sich bei der Stadt und ihrer Beschreibung? In der Literatur der Moderne oder der Antike? (lacht) Italo Calvino natürlich, auch weil ich das Glück hatte, mit ihm zusammenzuarbeiten, als er in der Redaktion bei Einaudi gearbeitet hat. Es ist eine Bindung, die sehr weit zurückreicht, und zwar in die Zeit, in der ich an meinem Buch zur römischen Stadt arbeitete. Ein Buch, das von der Stadt handelt und mir sehr gefallen hat, ist ein ziemlich vergessenes Buch. Es heißt auf Französisch „La modification“, und ist von Michel Butor. Es geht darin um zwei Städte, um Paris und Rom. Der Direktor einer Pariser Firma, die italienische Schreibmaschinen verkauft – ein Konkurent von Olivetti –, setzt sich in den Zug nach Rom, um seine römische Geliebte zu treffen und ihr mitzuteilen, dass er seine Pariser Familie verlassen wird, um mit ihr in Rom zu leben. Das ganze Buch ist ein Dialog zwischen den beiden Städten. Aber während der Reise wird dem Protagonisten – ganz im Sinn des Titels – bewusst, dass er nicht nur seine Familie nicht verlassen wird, sondern auch dass er am Ende dieser Reise seine Geliebte in Rom nicht wiedersehen wird. Es ist eine Reise dritter Klasse, auf der er den Übergang von einer Stadt in eine andere, von einem Leben in ein anderes vollzieht ... Es ist ein wunderbares Buch, das auch die Vorlage für ein Film liefert. Der Zufall will, dass die Geliebte in einem Haus in der via Monte della Farina wohnte, in dem just auch meine Tochter wohnt, aber das ist natürlich reiner Zufall. 170

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Alessandro Banda bezieht sich auf Pierpaolo Pasolini, wenn er Rom und die zeitgenössische Stadt als eine “beschmierte” Stadt bezeichnet. Sind die heutigen Städte wirklich so wenig kohärent und „beschmiert“? Ist es angemessen, sie mit den historischen Städten zu vergleichen oder müsste man neue Betrachtungsweisen ins Auge fassen? Erleben wir tatsächlich eine Degeneration des urbanen Gewebes? Ich möchte betonen, dass sich das Zentrum der modernen Architektur, also der Anfang des 21. Jahrhunderts, von den amerikanischen Küsten, dem Zentrum des baulichen Fortschritts des 20. Jahrhunderts, nach Dubai und in die Länder des Persischen Golfes verlagert hat, die vom Öl und vom Finanzwesen leben. Es gibt zwar Reste ihrer muslimischen Vergangenheit, doch handelt es sich um Städte, die es vor dem 18. Jahrhundert nicht gegeben hat. Das waren Dörfer mit Zelten und über Nacht sind sie zu Anhäufungen von Wolkenkratzern geworden. Die Bewohner dieser Städte haben die höchsten Wolkenkratzer der Welt gebaut und sind an eine vom Geld und von der Finanzwelt durchdrungene Vorstellung von der Stadt gebunden. Die angebotenen Metaphern sind der uneingeschränkte Verdienst und der Luxus, die als utopische Ideale vermittelt werden. Häuser auf entlegenen Inseln werden an Fußballstars und an ihre reichen Sponsoren verkauft. Es gibt eine Inselgruppe, deren Insel wie die Weltkarte angeordnet sind, zwei gibt es in Form von Palmen, hie und da stehen auch Moscheen. Das Geld wird als Ideal schlechthin angesehen. Architektur ist immer metaphorisch zu verstehen, das entspricht für mich einer Grundidee. Die Metapher ist dabei nicht nur die Verkörperung des Status quo, sondern auch die der Hoffnung. Der Architektur hat immer ein utopischer Gedanke innegewohnt, das geht auf die Atlantis von Platon zurück, auf gewisse Vorstellungen vom biblischen Paradie oder vom Himmlischen Jerusalem aus dem Evangelium des Johanneses. Dieses utopische Potenzial hat sich in den Ländern des Persischen Golfes zur Idee des uneingeschränkten Luxus verwandelt. Daher sind das meiner Ansicht nach die „beschmierten“ Städte. Dagegen waren die Städte der Antike, die Städte der Renaissance und auch die der darauffolgenden Epochen immer begrenzte Städte und ihre Grenzen stellten ein wichtiges Element dar. Man denke an die römischen oder etruskischen Städte als an Städte innerhalb von

Mauern. Es gibt eine sehr eigentümliche etruskische Ansiedlung außerhalb von Bologna, die im 5. Jahrhundert aufgelassen wurde, weil der kleine Fluss, der hier vorbeifließt und seltsamerweise Reno heißt (Reno ist auch der italienische Name für den Rhein), über die Ufer getreten war und die Ränder der Stadt zerstört hatte. Die Ruinen stehen noch heute. Die Stadt heißt Marzabotto und verdankt ihren Ruf tragischerweise den Nazigräueltaten von 1944. Aus den Ruinen zu schließen, war es ein sehr interessanter Ort, denn es handelte sich um eine Stadt, die zwar Tore, aber keine Mauern besaß: eine Stadt der abstrakten Grenzen. Weil wir von Metaphern sprechen: Francesco Careri beschreibt die Stadt als einen Archipel, eine Gruppe von Inseln zwischen denen die Leere herrscht, ein Meer mit unterschiedlichen Tiefen. Sie hingegen sprechen vom Kopf, einem Herzen, den Lungen, von den Lebensorganen einer Stadt. Ich empfinde es als irritierend, sich bei der Beschreibung der Stadt mit Naturphänomenen zu behelfen. Jeder Vergleich zwischen der Stadt, die ein gewolltes Konstrukt ist, und einem Naturphänomen, evoziert den Gedanken an etwas selbstständig Gewachsenes, das einem inneren Gesetz seines Wachsens gehorcht, das man zwar beeinflussen, aber fatalerweise nicht verändern kann. Ich dagegen behaupte, dass die Stadt ist, wie wir sie wollen, dass sie Ausdruck eines Wunsches ist. Das Meer hat keine Wünsche, es tut, was es will. Die Stadt ist kein eigenständiges Wesen, sie hat keinen inneren Willen, wir sind es, die ihr unseren Willen aufzwingen. Die urbane Form, die durch Metaphern dargestellt werden kann, muss, sagen Sie, auch erklärt werden. Sie sprechen vom römischen Feldlager, das nach dem Modell der Stadt gebaut war und nicht umgekehrt, und das denen, die sich darin aufhalten sollten, erklärt wurde. Was heißt es, die Stadt seinem Benutzer zu erklären? Es gab natürlich keinen Auguren, der sich hinstellte und einen Vortrag hielt. Alles vermittelte sich durch Handlungen. Eine römische Stadt zu gründen, entsprach einem komplizierten Prozess. Das Feldlager wurde nach einem vergleichbaren Ritual gegründet. Ich habe in einem meiner Texte herausgearbeitet, dass es eine Fehlinterpretation der römischen Stadt ist, wenn man behauptet, sie sei ein dauerhaft gemachtes militärisches Feldlager. Das ist falsch. 171

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Das römische Feldlager war ein Modell von Rom, das die Römer mit sich um die Welt trugen. Jedes Mal, wenn sie ein Feldlager errichteten, errichteten sie ein kleines Rom. Deshalb bin ich vom Zitat von Pasolini, dass Rom eine „beschmierte“ Stadt sei, nicht überzeugt. Man versteht das Zentrum von Rom nämlich sehr gut, und wer von der Piazza Navona zum Campidoglio spaziert, durchquert ein sehr gut gegliedertes Gewebe und keineswegs ein gleichförmiges, wie es die aufs Brot geschmierte Butter ist. Rom ist sehr artikuliert, sehr struktuiert angelegt, einige Außenbezirke sind sehr übersichtlich angelegt. Sie zitieren Jane Jacobs, die die vielgestaltige, spontane und lebendige Stadt der sterileren Stadt der Planifizierung gegenüberstellt und bemerkt, wie die Kommunikation im Innern der Stadt Formen der Eigenverantwortlichkeit gegenüber der bebauten Umgebung anregen kann. Welche Eigenschaften muss Ihrer Ansicht nach diese Kommunikation aufweisen? Ein wichtiger Punkt dieser Diskussionen und eine von vielen Beteiligten ignorierte Tatsache ist, dass die Leute keine Karten lesen können. Das sieht man, wenn bei öffentlichen Zusammenkünften Stadtpläne gezeigt werden: Der Großteil der Leute ist völlig unwissend und weiß nicht, wie man mit diesen Dingen umgeht. Es ist wie bei einem Architekten, der ein Haus bauen muss und mit seinem Auftraggeber spricht. Dieser betont, dass er ein ganz und gar einzigartiges und ungewöhnliches Haus haben will, in Wirklichkeit hat er den Kopf voller Bilder aus irgendwelchen Zeitschriften, nicht unbedingt aus solchen für Architektur, sondern aus den Modezeitschriften und aus den illustrierten Beilagen der Tageszeitungen. Es sind zufällig da und dort gefundene Dinge, die dann zu einem Entwurf kombiniert werden. Mit jemanden, der nicht vom Fach ist, über einen Plan zu reden, ist schwierig. Es kann nur gelingen, wenn man die Leute mit detailreicheren oder dreidimensionalen Ansichten konfrontiert, aber das geht dann schon in Richtung eines Projektplans und Stadtplaner machen nicht gern Projektpläne. Zwischen dem Plan, den sich der Stadtplaner vorstellt – mögen seine Konzepte noch so entgegenkommend sein – und dem, was die Öffentlichkeit wirklich will, gibt es einen Moment der Unvereinbarkeit, weil es keine allgemeingültige Sprache, wie sie die Römer noch hatten, mehr gibt. Ihre Stadt hatte eine überschaubare Form, die an religiöse Werte gebunden war. Diese waren für alle

verbindlich, für das Volk und für die Urbanisten. Um sich der Öffentlichkeit mitzuteilen, muss der Stadtplaner improvisieren. Das geschieht immer wieder auf andere Weise, weil der Stadtplaner immer wieder anderen Leuten und anderen Wünschen gegenübersteht. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass die Leute im Grunde wollen, dass sich die Dinge nicht ändern, sondern gleich bleiben. Das ist mir neulich wieder sehr klar geworden. Als ich noch jünger war und ein Architekturbüro besaß, habe ich in London – in Chelsea – eine Wohnsiedlung gebaut. Nun hat ein Spekulant meine Häuser und eine nahegelegene Schule gekauft, um an diesem Ort eine sehr luxuriöse Wohnanlage zu errichten. Die Anrainer waren aufgebracht. Sie wollten keine Baustelle vor ihrer Haustür. Man sagte ihnen, dass sie den Eingriff am erfolgreichsten dadurch verhindern könnten, indem sie meine Häuser zum „Denkmal“ erklären würden. So wurde ich also in diese Sache hineingezogen und das Ganze wurde zu einem Fall für die Öffentlichkeit. Die Anrainer haben gewonnen und das Projekt konnte erst einmal nicht umgesetzt werden. Das Viertel konnte also fürs Erste gerettet werden, allerdings verhindern solche Rettungsaktionen auch, dass etwas Neues entstehen kann. Sie sind deshalb absolut nicht zu befürworten. Damit, wie wir schon sagten, die Stadt lebendig bleibt, muss sie sich verändern. Sie beschreiben da einen Konflikt zwischen verschiedenen Kategorien. Es gibt Versuche, Bürgerbeteiligungsprozesse einzusetzen, mit denen Konflikte „a priori“ vorweggenommen oder sogar vorgetäuscht werden können. Haben Sie Vertrauen in die Ausübungspraxis der Bürgerbeteiligung? Grundsätzlich stehe ich der Bürgerbeteiligung sehr wohlwollend gegenüber und gehe von der etwas anarchischen Annahme aus, dass die Bevölkerung unbedingt beteiligt werden soll. Allerdings ist auch auf diesem Gebiet noch sehr viel zu tun. Disraeli hat gesagt, es gäbe drei Arten von Lügen: die einfache Lüge, die große Lüge und die Statistik. Die Statistik kann auf vielerlei Art verändert werden, sie ist keine neutrale Größe, sondern eine Wissenschaft, die mit List und Tücke gemacht werden muss und die einer humanistischen Komponente bedarf. Man darf sich nicht ausschließlich einer wissenschaftlichen Methode bedienen und so tun, als gäbe es eine Gleichung dafür, dass ein erfolgreicher Entwicklungsplan in der Zukunft problemlos und von allen akzeptiert funktioniert. Die Zukunft muss man wie einen Unbekannten behandeln. Man muss ihr im 172

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Bewusstsein begegnen, dass sie immer etwas Unvorhergesehenes mit sich bringt. In ihrer Beschreibung des Themenparks, ihres Verhältnisses zur Stadt und ihres Erfolges, gibt es einen Hinweis auf das Sicherheitsgefühl, das der Besucher empfindet, weil er weiß, dass er kontrolliert wird. Entsteht dieses ausschließlich im Themenpark? Inwieweit wird Kontrolle auch in anderen Teilen der Stadt ausgeübt? Die Kontrolle ist eine institutionelle Tatsache, der man nicht entkommt. Es gibt die Polizei, weil es das Verbrechen gibt. Ein Problem, das ich mit meinen anarchistischen Freunden habe, ist, dass sie grundsätzlich an das Gute im Menschen glauben, wo dies eher einer Hoffnung als der Wirklichkeit entspricht. Bedauerlicherweise gibt es Gefängnisse, Polizei und Strafe: einen institutionellen Kontrollapparat. Auch die Ampel ist ein Kontrollsystem. In Holland hat man in einem Experiment alle Ampeln ausgeschaltet. Anscheinend haben sich die Unfälle verringert, weil dadurch alle viel vorsichtiger fuhren. Ich glaube, dass man das vielleicht in Holland machen kann, in China wäre das zum Beispiel schon sehr schwierig. Man spricht heute viel von urbanistischen Modellen, die sich an der Flüchtigkeit von Situationen orientieren und eine punktuelle, der Planung entgegengesetze Vorgangsweise einfordern. Stimmen Sie mit solchen Zugangsweisen überein? Also zu beobachten, was vorhanden ist und schnell darauf zu reagieren, in der Hoffnung, so Prozesse der Stadtentwicklung in Gang zu setzen? Ja, aber welche Prozesse? Das Problem des Situationismus als Zugangsweise zum urbanen Raum ist, dass diese Strömung aus dem Surrealismus hervorgeggangen ist. Man hat von der Architektur des Surrealismus gesprochen, die es nie gegeben hat. Der ideale Architekt der Surrealisten war Ferdinand Cheval, ein Postbote aus einem kleinen französischen Dorf, der sein Leben damit verbracht hat, an einem Idealpalast, einem onirischen Gebilde, zu bauen. Breton pilgerte regelmäßig dorthin, auch nach dem Tod des Postboten. Für die Surrealisten ist das Gebaute eine Ohrfeige ins Gesicht des Traumes, es existiert nicht und deshalb interessiert sich das Bewusstsein nicht dafür. Es existiert nur als Auslöser des Traumes und nicht als Ding an sich, als rational benutzbares Ding. Die Stadt hingegen ist zwangsläufig ein rationales Konstrukt

und deshalb Kontrolle, Kommunikation ... Alle eure Schlüsselbegriffe, all jene Themen, die wir angesprochen haben, sprechen von der bewussten Handlung und nicht vom Unbewussten. Der Situationismus hingegen war von dieser unkontrollierten Handlungsweise inspiriert. Die Stadt kann auch Traum sein, aber sie muss mit dem Bewusstsein übereinstimmen. Warum wird Ihrer Ansicht nach in den letzten Jahren denn soviel von „situativer Urbanistik“ gesprochen? Dem Begriff kann man immer öfter begegnen. Die Techniken des Situationismus werden untersucht und angewandt. Wie erklären Sie diese Rückkehr zu Debord, zur Flânerie ... Das ist leicht zu erklären! Es geschieht, weil wir die Kontrolle verloren haben. Weil die Stadt des Geldes sich nicht kontrollieren lässt. Kurt Foster hat bemerkt, dass man heute in der Zeitung die Aktienkurse liest, als wäre es die Wettervorhersage. Das Wetter können wir nicht kontrollieren, dagegen ist die Börse eine Art Summe unserer Wünsche. Wir haben heute in der Wirtschaft die Kontrolle verloren und deshalb geschehen Dinge an der Börse, vor denen uns das Gesetz nicht zu schützen vermag. Es gibt die unvorhersehbaren Ereignisse. Wir sind nicht weit von der Punta della Dogana (Zollstation) auf dem Canal Grande entfernt, wo die Göttin Fortuna unermüdlich ihre Kreise zieht. Das Schicksal ist immer im Spiel und treibt seinen Spaß mit uns. Die „Punta della Dogana“ ist ein Orientierungspunkt für die Stadt Venedig. Lynch definiert die Orientierungspunkte als ein unerlässliches Element bei der Lektüre der Stadt und einer Bestimmung des Identifikationspotenzials ihrer Bewohner. Ist ein Orientierungspunkt nur eine physische Notwendigkeit oder gibt es „Landmarks“ der Erinnerung, die statt an ein kolletives „Sehen“, an ein kollektives „Fühlen“ gebunden sind? Es gibt auch diese anderen Punkte, aber sie bleiben immer an eine physische Tatsache gebunden, sei diese noch so unbedeutend oder wenig sichtbar. Es ist sehr interessant, wie Lynch diesen großen Versuch einer fast schon soziologischen Untersuchung über das Bild der Stadt, einer Lektüre des Sichtbaren, unternimmt, doch leider hat diese Arbeit keine Nachfolger gefunden. Es ist mittlerweile ein allgemeines Gefühl, dass das „zoning“ eine falsche Anwendungsweise ist. Die 173

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Urbanistik ist sich dessen bewusst und begibt sich auf eine Art Rückzug. Sie sagen, dass es zu früh ist, die Ergebnisse dieser Revision zu bewerten, und dass letztlich die Stadt nicht ausschließlich von den Urbanisten gemacht wird, sondern das Ergebnis eines manchmal unbewussten, kulturellen und gesellschaftlichen Willens ist, für den wir, wie für die jeweiligen Regierungen, selber verantwortlich sind. Welche Herausforderungen könnten der Urbanistik daraus erwachsen?

Anspielung auf die Redewendung „See the writing on the wall” und deutet auf den Hinweis, dass ein unglückseliges Ende nahe ist (Bibel, Das Buch Daniel, Kapitel 5).

> Joseph Rykwert – Architekturhistoriker 1926 in Warschau geboren; lebt seit 1939 in Großbritannien; Studium der Architektur an der Bartlett School und an der Architectural Association; Assistent bei Maxwell Fry, Jane Drew sowie Richard Sheppard; Freiberufler seit 1952;

Es fällt mir im Augenblick schwer, positiv über all das zu denken. Ich erhoffe mir ein Ende des unkontrollierten Bauwesens. In den letzten Wochen hat es einen Börsenrutsch gegeben, woraufhin in London die Finanzierung für den Bau einiger Wolkenkratzer zurückgezogen wurde. Kann sein, dass sich die Börse wieder erholt, vielleicht aber auch nicht. Wir müssen die Börsenkurse wieder wie die Wettervorhersagen lesen. Wir fürchten uns alle vor dem Finanzmarkt und deshalb gelingt es den Regierungen nicht, ihren politischen Willen auszuüben: Dieser Aspekt überschneidet sich im Übrigen mit der Unkontrollierbarkeit des öffentlichen Raumes.

Lehre an der Hochschule für Gestaltung, Ulm; Royal College of Art, London; Lehrstuhlinhaber an den Universtitäten Essex, Cambridge, Pennsylvania und Gastprofessor bei zahlreichen Universitäten weltweit; Kurator der Ausstellung über Leon Battista Alberti im Palazzo Te in Mantova 1994; Publikationen (Auswahl in italienischer Sprache): La casa di Adamo in Paradiso (Adelphi, Mailand 2005), L'idea di città (Adelphi, Mailand 2002), I primi moderni (Mondadori, Mailand), Necessità dell'artificio (Mondadori, Mailand 1989); in Vorbereitung „The Judicious Eye“ (Reaction Press, Chicago 2008)

Sprechen Sie in Ihrem neuen Buch, das von der Kunst im öffentlichen Raum handelt, von der Kunst als mögliches Instrument, sich der Unkontrollierbarkeit des öffentlichen Raumes entgegenzustellen? Da gibt es einen seltsamen Bereich, und zwar das Graffiti. In dieser Gegend hier sieht man davon nicht viele, aber wenn man sich die Züge im Bahnhof Santa Maria anschaut, dann sind alle Waggons mit Graffitis übersät. Auch in Venedig, wie in allen Städten, gibt es Graffitis auf den Gebäuden und es gibt auch Plakate. Das Private tritt auf zweierlei Arten in den öffentlichen Raum. In Städten wie New York ist die Fülle an Plakaten fast obsessiv, es gibt welche, die sich über zehn Stockwerke erstrecken, mit halb nackten Jugendlichen, die von den Häuserfassaden herunter Unterwäsche und Parfum verkaufen. Es handelt sich um eine Vereinnahmung des öffentlichen Raumes, der an und für sich schon beschädigt ist. Ich sehe im Graffiti das Ergebnis einer analogen Entwicklung, aber weil es sich nicht zu Geld machen lässt, ist es skandalös. In London hat jemand in einer sehr zentralen Lage nahe Piccadilly auf eine Mauer geschrieben: „Wir sind die Schrift an eurer Wand”. Das ist eine 174

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KURATIERT VON A CURA DI

> Angelika Burtscher – Designerin Studium an der Akademie für Design und an der Freien Universität für Design und Künste in Bozen; seit 2002 freischaffende Gestalterin und Kuratorin; 2003 Gründung der Kulturplattform Lungomare in Bozen gemeinsam mit Daniele Lupo, wo seither Ausstellungen und Aktionen zu Themen der Architektur, des Designs, der Mode und der Stadtplanung vorgestellt werden; 2004 Gründung des Büros Lupo & Burtscher für Kommunikations-, Interieur-, Ausstellungs- und Produktdesign; Herausgeberin (mit Thomas Kager) des Buches „unerhört – Visionen des jungen Südtirol“; Ausstellungsbeteiligungen u. a. in Bozen, Mailand, Turin, Udine, Wien. > Manuela Demattio – Architektin Studium der Architektur an dem Istituto Universitario di Architettura, Venedig; 1993–1995 tätig als freie Mitarbeiterin in Architekturbüros in Berlin; 1995–2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin für Entwerfen und Raumplanung am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt; 2000–2003 tätig als freie Mitarbeiterin in Architekturbüros in Bozen. Seit 2003 Kooperation an unterschiedlichen Projekten der Kulturplattform Lungomare. 2002 Gründung von ulapiù – urbanistik, landschaft, architektur (mit R. Gigliotti, O. Köhler und F. Lang). > Roberto Gigliotti – Architekt Studium der Architektur an dem Istituto Universitario di Architettura, Venedig; Absolvierung des Master of Landscape Architecture (MLA) an dem Edinburgh College of Art; 2002 Gründung von ulapiù – urbanistik, landschaft, architektur (mit M. Demattio, O. Köhler und F. Lang); seit 2003 Kooperation an unterschiedlichen Projekten der Kulturplattform Lungomare. 2003–2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Entwerfen und Freiraumplanung am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt; seit 2005 Forscher und Dozent an der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen.

> Angelika Burtscher – Designer Studi presso l’Accademia di Design e la Facoltà di Arti e Design della Libera Università di Bolzano. Dal 2002 lavora come libera professionista e curatrice. Nel 2003 fonda con Daniele Lupo la Galleria Lungomare di Bolzano che organizza mostre e progetti su architettura, design e moda. Nel 2004 fonda lo studio Lupo & Burtscher che si occupa di design della comunicazione, del prodotto, di allestimenti e progettazione di interni. Con Thomas Kager cura la pubblicazione “Pre visioni del giovane Sudtirolo”. Ha partecipato a mostre a Bolzano, Milano, Torino, Udine e Vienna. > Manuela Demattio – Architetto Studia e si laurea in Architettura presso l‘Istituto Universitario di Architettura di Venezia. Dal 1993 al 1995 lavora come architetto a Berlino. Dal 1995 al 2000 è collaboratrice scientifica nel Dipartimento di Urbanistica e Pianificazione territoriale della Facoltà di Architettura del Politecnico di Darmstadt. Dal 2000 al 2003 lavora come architetto presso alcuni studi a Bolzano. Dal 2003 collabora a diversi progetti della Galleria Lungomare a Bolzano. Nel 2002 fonda assieme a Roberto Gigliotti, Olaf Köhler e Frank Lang il gruppo di progettazione ulapiù che si occupa di architettura, urbanistica ed architettura del paesaggio. > Roberto Gigliotti – Architetto Studia e si laurea in Architettura presso l’Istituto Universitario di Architettura di Venezia. Frequenta e consegue il Master of Landscape Architecture (MLA) presso l’Edinburgh College of Art. Fonda con Manuela Demattio, Frank Lang e Olaf Köhler ulapiù, un gruppo di progettazione che si occupa di architettura, urbanistica ed architettura del paesaggio. Dal 2003 collabora a diversi progetti della Galleria Lungomare a Bolzano. Dal 2003 al 2005 è collaboratore scientifico presso il dipartimento di Architettura del Paesaggio del Politecnico di Darmtadt, dal 2005 è ricercatore e docente presso la Facoltà di Design e Arti della Libera Università di Bolzano.

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BIOGRAFIEN BIOGRAFIE

> Andreas Flora – Architekt / Architetto 1969 in Glurns (Südtirol) geboren; Studium der Architektur an der TU Wien und an der Universität Innsbruck; 1999 –2006 Universitätsassistent am Institut für Entwerfen; seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gestaltung der Universität Innsbruck; 2006 Gastprofessor an der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg; seit 2000 Architekturbüro „sapinski salon“ gemeinsam mit Gilbert Sommer; Preise u.a. 2005 den Innovationspreis der österreichischen Trockenbauwirtschaft und den contractworld.award 2008. Nato nel 1969 a Glorenza. Studia architettura presso il Politecnico di Vienna e l’Università di Innsbruck. Dal 1999 al 2006 è assistente presso l’Institut für Entwerfen dell’Università di Innsbruck e dal 2006 è collaboratore scientifico presso l’Institut für Gestaltung. Nel 2006 è docente a contratto presso la Georg-SimonOhm Hochschule di Norimberga. Nel 2000 fonda con Gilbert Sommer lo studio di architettura “sapinski salon”. Nel 2005 riceve il premio per l’innovazione della Österreichischen Trockenbauwirtschaft e nel 2008 il contractworld.award.

> Alberto Iacovoni – Architekt / Architetto 1966 in Rom geboren; seit 1996 Gründungsmitglied des Architekturbüros ma0 und von 1999 bis 2004 Mitglied des Labors für urbane Kunst Stalker / Osservatorio Nomade. Er kuratiert die Rubrik Playgrounds des Webzines www.architettura.it, eine Plattform für die offene und interaktive Architektur. Neben seiner Forschungstätigkeit, die mit dem Buch „Game Zone, Playgrounds between Virtual Scenarios and Reality“, (Birkhauser, Basel 2004; Edilstampa, Rom 2005) seinen Anfang nimmt, und sich in seiner praktischen und experimentellen Tätigkeit im Bereich Stadtplanung und multimedialen Installationen fortsetzt. Er ist Gastprofessor an verschiedenen Universitäten.

Nato nel 1966 a Roma. Dal 1996 è membro fondatore dello studio di architettura ma0, dal 1999 al 2004 è membro del laboratorio di arte urbana Stalker / Osservatorio Nomade. È curatore della sezione playgrounds dedicata ad una architettura aperta e interattiva per la webzine www.architettura.it. Prosegue un percorso di ricerca iniziato con il libro “Game Zone, playground tra scenari virtuali e realtà” (Birkhauser, Basel 2004; Edilstampa, Roma 2005) e di sperimentazione pratica nell'attività professionale che va dalla progettazione urbana fino alle installazioni multimediali. Affianca all'attività progettuale la docenza in diverse università.

> IMPEXunlimited – Künstler / Artisti IMPEXunlimited wurde 2003 als Plattform gegründet, um sich interdisziplinär mit Themen wie der kritischen Betrachtung städtischer Realitäten, Formen von Kontrolle und Selbstregulation und Fragen nach „intellektuellem Eigentum“ und Urheberrechten auseinanderzusetzen. DETOURISMO II ist ein Projekt von Christian Rudolph, Diana Artus und Integer. Christian Rudolph ist Grafikdesigner, lebt und arbeitet in Berlin. Diana Artus ist Künstlerin und freie Autorin, lebt und arbeitet in Berlin und Leipzig. Integer ist Software-Architekt und Musiker, lebt und arbeitet in Berlin. IMPEXunlimited nasce come collettivo di artisti nel 2003. Si occupa di tematiche inerenti l’osservazione critica di realtà urbane, di forme di controllo e di autoregolazione per confrontarsi con le questioni dei diritti d’autore e della “proprietà intellettuale”. DETOURISMO II è un progetto di Christian Rudolph, Diana Artus e Integer. Christian Rudolph è graphicdesigner, vive e lavora a Berlino. Diana Artus è artista e autrice, vive e lavora fra Berlino e Lipsia. Integer è software-architect e musicista, vive e lavora a Berlino.

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> Martin Mutschlechner – Architekt / Architetto 1969 in Brixen (Südtirol) geboren; Studium der Architektur an der Universität Innsbruck; seit 1997 Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros; 2000 – 2001 Postgraduate Studium am Berlage Institut in Rotterdam; 2001 Gründung seines Architekturbüros; 2002 Gastprofessor und ab 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Architekturfakultät Innsbruck; seither arbeitet er an mehreren Realisierungen und städtebaulichen Projekten. Nato nel 1969 a Bressanone. Studia architettura presso l'Università di Innsbruck. Dopo il conseguimento del diploma nel 1997 collabora per alcuni anni con diversi studi di architettura. Tra il 2000 e il 2001 frequenta un corso post laurea presso il Berlage Institute di Rotterdam. Nel 2001 fonda il suo studio di architettura. Nel 2002 lavora come docente a contratto presso la Facoltà di Architettura dell’Università di Innsbruck dove diventa collaboratore scientifico nel 2003. Lavora a numerosi progetti di architettura ed urbanistica.

> ogi:no knauss – Künstler / Artisti ogi:no knauss ist seit 1995 ein Künstlerkollektiv. Es entstand als „Werkstatt für mutierendes Kino“ und arbeitet heute im Bereich der audiovisuellen Sprache und der Praxis der Kommunikation. Es beobachtet konstant die Entwicklungen in den neuen räumlichen und kreativen Welten, indem sie Aktionen zwischen der Erforschung heterotopischer Räume und der Ausstellung neuer Ausdrucksformen entwickeln. Damit wird eine alternative Praxis von audiovisuellen Interventionen erarbeitet. Die letzten Projekten setzen ihren Schwerpunkt auf die Globalisierung der urbanen Landschaft und auf den Gebrauch der Produktionstechniken von Bildern, als Instrument für die Entwicklung innovativer Lesart und Beschreibung der kulturellen Phänomene in der Stadt.

Un collettivo di artisti attivo dal 1995. Nato come “laboratorio di cinema mutante”, il gruppo è attivo da anni in una deriva tra i linguaggi audiovisivi e le pratiche della comunicazione. Sviluppando le sue azioni tra l’esplorazione degli spazi eterotopi e l’esposizione di nuove forme attraverso cui svelare le pratiche degli interventi audiovisivi, ogi:no knauss conduce una costante esplorazione di nuovi contesti spaziali e creativi. Nei progetti più recenti l’attenzione si concentra sulla globalizzazione dei paesaggi urbani e sull’uso delle tecniche di produzione dell’immagine come strumento per lo sviluppo di forme innovative di lettura e descrizione dei fenomeni culturali urbani.

> PEANUTZ Architekten Wolfgang Grillitsch, 1991 Gründung bei Wolf Prix gemeinsam mit anderen „The Poor Boys Enterprise“ in Wien; 1995 Umzug nach Berlin und gemeinsam mit Elke Knöß Gründung des Büros Peanutz Architekten; Workshops an der TU-Berlin, ABK-Stuttgart, TU-Wien; Professor an der Hochschule für Technik in Stuttgart; Elke Knöß Studium der Architektur an der TU-Darmstadt und an der Architectural Association in London; 1994 Mitarbeit bei William Mc Donough in New York an der Herman Miller Möbelfabrik; 1997gemeinsam mit Wolfgang Grillitsch Gründung des Büros Peanutz Architekten in Berlin; seit 1998 Lehre an der TU-Berlin. Nel 1991, dopo essersi laureato con Wolf Prix, Wolfgang Grillitsch fonda a Vienna “The Poor Boys Enterprise”. Nel 1995 si trasferisce a Berlino e fonda lo studio Peanutz Architekten con Elke Knöß. Wolfgang Grillitsch organizza workshops presso la TU di Berlino, la ABK di Stoccarda ed insegna presso la Hochschule für Technik di Stoccarda. Elke Knöß, studia architettura presso il Politecnico di Darmstadt e presso la Architectural Association di Londra. Nel 1994 lavora per William Mc Donough presso la ditta Herman Miller di New York.

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BIOGRAFIEN BIOGRAFIE

Nel 1997 fonda a Berlino lo studio Peanutz Architekten con Wolfgang Grillitsch. Dal 1998 insegna presso la TU di Berlino.

35 mm-Film Animationen, sowie mit Computer 2Dund Puppenanimationen, und Zeichnungen auf Film; aktuell beschäftigt sich Saul Saguatti mit live-media und Videoperformances, abgespielt in Echtzeit.

> Carlotta Polo – Architektin / Architetto 1974 in Bozen geboren; Studium der Architektur an der TU Wien, TU Delft (NL), La Sapienza in Rom und an der ETSAM Madrid; 1996–2002 Praktikantin in verschiedenen Architektur- und Stadtplanungsbüros u.a. Studio „XII Ville“ Bozen; de Nijl Architects, Rotterdam; Studio Fuksas, Rom; Architekturbüro F2L, Madrid; seit 2003 Mitglied des INU (Nationalinstitut für Urbanistik), Südtirol; seit 2004 tätig als freie Mitarbeiterin in Zusammenarbeit mit dem Arch. Claudio Polo in Bozen; seit 2005 Mitglied des Vorstandes der Architektenkammer Bozen; seit 2007 Architektin bei der Abteilung für Urbanistik der Autonomen Provinz Bozen.

Saul Saguatti si diploma nel 1988 all’Accademia di Belle Arti di Bologna, frequentando contemporaneamente corsi di specializzazione su tecniche di animazione. Inizia l’attività con sperimentazioni di grafica animata, coniugando stili vari, con esperienze in campo pittorico, sul fumetto e l’illustrazione, lavorando anche per la televisione con animazioni tradizionali su pellicola 35mm, animazioni computerizzate 2D, pupazzi animati e disegno diretto su pellicola. Attualmente si occupa anche di live media e performance video in tempo reale.

Nata a Bolzano nel 1974. Si laurea in architettura presso la TU di Vienna dopo aver studiato presso la TU di Delft (NL), La Sapienza di Roma e l’ETSAM di Madrid. Dal 1996 al 2002 collabora presso diversi studi di architettura ed urbanistica quali Studio XII Ville di Bolzano, de Nijl Architects di Rotterdam, Studio Fuksas di Roma, Studio di architettura F2L di Madrid. Dal 2003 è socio aderente della Sezione INU-Alto Adige. Dal 2004 lavora come architetto in collaborazione con l’Arch. Claudio Polo di Bolzano. Dal 2005 è consigliera dell’Ordine degli Architetti della Provincia di Bolzano. Dal 2007 lavora presso l’Ufficio Urbanistica della Provincia Autonoma di Bolzano.

> Saul Saguatti – Künstler / Artista 1988 Abschluss des Kunststudiums an der Accademia delle Belle Arti in Bologna; Spezialisierung in der Experimentation mit der bewegten Grafik, kombiniert mit der Malerei, Comic und Illustration; Kooperationen für Fernsehproduktionen mit traditionellen und auf

> Boris Sieverts – Künstler / Artista 1969 in Köln geboren; studierte Kunst in Düsseldorf und arbeitete anschließend einige Jahre als Schäfer sowie in Architekturbüros in Köln und Bonn. Seit 1997 führt er mit seinem „Büro für Städtereisen“ Einheimische und Touristen durch jene Grauzonen unserer Ballungsräume, die eigentlich ihr eigenes Territorium sein könnten, tatsächlich jedoch häufig so fremd sind wie ferne Kontinente. Dabei stellt er durch ausgefeilte Raumfolgen landschaftliche Zusammenhänge für ansonsten als extrem disparat geltende Umgebungen her und entwickelt Visionen und weiterführende Interpretationen der erforschten Landschaftsund Siedlungsgebilde. Nato a Colonia nel 1969. Dopo avere studiato arte a Düsseldorf ha lavorato alcuni anni come pastore e come collaboratore in vari studi di architettura di Colonia e Bonn. Dal 1997 guida con il suo “Büro für Stadtreisen” nativi e turisti attraverso le zone grigie della “città diffusa” che potrebbero essere territori a loro noti, ma che di fatto sono spesso più sconosciuti di continenti lontani. Per i suoi itinerari compone contesti

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BIOGRAFIEN BIOGRAFIE

di paesaggio attraverso sequenze spaziali e sviluppa visioni e interpretazioni dell’immagine dei territori rurali ed urbanizzati attraversati durante i tour.

> wang inc. – Musiker / Musicista Wang inc. realisiert für das Label Sonig mit 12” der Titel Plastic/Metal. In Folge publiziert Wang inc. zwei Alben mit dem französischen Plattenlabel Bip-Hop und dem amerikanischen Label Context.fm. Parallel zu seinen Techno-Produktionen arbeitet er mit der Rock Band „Ende“ zusammen. Er ist auch in der multimedialen Produktion tätig und realisiert Soundtracks und Sound Effects. Wang inc. appare sulla scena musicale con il 12” su Sonig chiamato Plastic/Metal. In seguito Wang inc. realizza due album: il primo con la label francese Bip-Hop e il secondo con l’etichetta statunitense Context.fm. Ora affianca alle sue produzioni techno la collaborazione con la rock band Ende. Lavora anche per produzioni multimediali creando colonne sonore o sound effects.

Basel und im K21 Kunstsammlung im Ständehaus, Düsseldorf. Nato a Mauthen (Carinzia) nel 1958, vive e lavora a Vienna. Dal 1977 studia presso la Akademie der bildenden Künste di Vienna e dal 1980 presso la Hochschule für angewandte Kunst di Vienna. È professore a contratto presso la Hochschule für bildende Künste di Amburgo, professore di scultura presso la Hochschule für bildende Künste, Städelschule di Francoforte. Dal 2000 è professore di scultura presso la Akademie der bildenden Künste a Vienna. Partecipa a numerose mostre tra cui Secession, Vienna (1995), Renaissance Society, University of Chicago (1996), Portikus, Francoforte (1999).Tra il 1988 ed il 2001 partecipa alla Biennale di Venezia, nel 1992 e nel 1997 alla Dokumenta di Kassel e nel 1997 alla Skulpturenausstellung di Münster; nel 2002/2003 le sue mostre sono presso il MUMOK di Vienna, la Kunsthalle di Basel e K21 Kunstsammlung im Ständehaus, Düsseldorf.

> Heimo Zobernig – Künstler / Artista 1958 in Mauthen (Kärnten) geboren, lebt und arbeitet in Wien. 1977 Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien und ab 1980 an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien. Gastprofessor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg; Professor für Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste, Städelschule, Frankfurt/M; seit 2000 Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste, Wien; Ausstellungen u.a. 1995 in der Secession Wien, 1996 in der Renaissance Society at The University of Chicago und 1999 im Portikus Frankfurt/Main; beteiligt 1988 und 2001 bei der Biennale in Venedig, 1992 und 1997 auf der documenta in Kassel und 1997 auf der Skulpturenausstellung in Münster; 2002/2003 Ausstellung im MUMOK Wien, in der Kunsthalle

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Bildnachweis Referenze fotograďŹ che

Angelika Burtscher 16, 17, 67, 132, 133, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143 Francesco Careri 72, 79, 83 Manuela Demattio 67, 164 Ian Ehrich 10, 11 Roberto Gigliotti 156, 157, 160, 162 IMPEXunlimited 102 Brita KĂśhler 67 Daniele Lupo 27, 67 Vincenzo Mancuso 14, 15, 28, 64, 66, 84, 101, 120, 128, 146, 147 ma0 122, 123 Carlotta Polo 67 wang inc., Saul Saguatti 64 Veronika Wildgruber 157

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IMPRESSUM COLOPHON

OU 2005 13.05. – 22.07.2005

Traum Stadt Wir 2008

ein Projekt von / un progetto di Lungomare

Buchidee, Konzept und Kuratoren der Beiträge Idea, concetto e curatela dei contributi Angelika Burtscher, Manuela Demattio, Roberto Gigliotti

Kuratoren / a cura di Manuela Demattio, Roberto Gigliotti, Carlotta Polo mit Beiträgen von / contributi di Andreas Flora, Martin Mutschlechner IMPEXunlimited ma0 ogi:no knauss Peanutz Architekten Saul Saguatti & wang inc. Video Vincenzo Mancuso

Sogno città noi

Herausgeber / editore Lungomare via Rafensteinweg 12 39100 Bolzano, Bozen (I) www.lungomare.org info@lungomare.org T +39 0471 053636 mit Beiträgen von / contributi di Alessandro Banda Francesco Careri Francesco Jodice Carl Fingerhuth Arno Ritter Joseph Rykwert Ferdinand Schmatz Benjamin Tomasi Heimo Zobernig Übersetzungen ins Italienische / traduzioni dal tedesco Consuelo Galvani Übersetzungen ins Deutsche / traduzioni dall’italiano Christine Vescoli, Alma Vallazza, Brita Köhler Lektorat / revisione del testo Federica Cumer (ital.) , Kathrin Kötz (dt.) designed by Studio Lupo & Burtscher © 2008 AutorInnen, KünstlerInnen, Fotografen / autori, artisti e fotografi Alle Rechte vorbehalten / tutti i diritti sono riservati Studienverlag Innsbruck www.studienverlag.at ISBN 978–3–7065–4408–5

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DANKE GRAZIE

A Carlotta Polo per il contributo nella concezione del progetto OU 2005.

A Consuelo Galvani per la complessa traduzione del testo di Ferdinand Schmatz.

OU 2005 – Sandro Angelucci, Walter Angonese, Silvano Bassetti, Stella Bellini, Patrizia Bertolini, Comicverein Nebula 7, Martina Dandolo, Thomas Demetz, Alice de Cesaro, Arnold Egger, Christian Grillitsch, Paulpeter Hofer, Paolo Ignelzi, Markus Kiniger, Brita Köhler, Olaf Köhler, August Knöss, Daniele Lupo, Shabka Mark, Valeria Merlini, Peter Morello, Nurith Mörsberger, Cristina Orsatti, Marialuisa Palumbo, Francesca Rizzetto, Chiara dalla Serra, Studierende des Institut für Entwerfen Studio 1 der UNI Innsbruck, Cristina Vignocchi, Veronika Wildgruber

A Joseph Rykwert per la piacevole conversazione ai “Canottieri” di Venezia.

A tutti gli esploratori che hanno reagito alla nostra richiesta di fornire “storie” sulla loro città. An alle Stadtforscher, die uns ihre persönlichen Geschichten über ihre Stadt geschickt haben.

A Giovanni Ferrarelli che è stato con noi per 4 giorni in via Petrarca e ci ha aiutato ad avvicinarci alla città di Napoli und an Stefano Bernardi für das Mastern des Liebeschors der via Petrarca.

An Boris Sieverts für die spannende Reise durch den Süden Luxemburg und an Sigrun Langner, Francis Manderschied, Jean Jacques Muller, Philippe Peters, Marco Ploeg, Manon Poeckes, Sabine Rabe, Nicole Schlichtenhorst, Anke Schmidt, Henrik Schultz, Thomas Sieverts, Studio Urbane Landschaften, Hille von Seggern und Ursula Stein für die fruchtbare Diskussion während der Tour.

A Vincenzo Mancuso che con pazienza ha seguito e documentato l’OU 2005. Ai calciatori dell’Associazione Porte Aperte e a Andrea D’Affronto, Nicola Dalla Costa, Phillip Heinlein, Marco Merulla, Lina Morawetz, Peter Torjai.

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MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG CON IL GENTILE SOSTEGNO

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL Abteilung 27 - Raumordnung

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Ripartizione 27 - Urbanistica

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MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG CON IL GENTILE SOSTEGNO

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