KRONICHER. Das Magazin für den Landkreis Kronach

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www.kronicher.de Ausgabe 01 Juni 2011

- Zu� Mitne��en -

DAS MAGAZIN FÜR DEN LANDKREIS KRONACH

Fas�ination

K�deltals�erre • Porträt Thomas Teuchgrä�er

• Schule & Bildung Erstes G8-A�itur in Kronach

• Interview Hans Piet�


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Partner des Kronacher Landkreismagazins


Inhalt Titelthema Faszination Ködeltalsperre: Bauwerk für die Ewigkeit 6 Sieben Fragen - sieben Antworten 8 Porträt Der Kronacher Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber: »Ich sehe mich als Dienstleister Gottes für die Menschen!«

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Schule & Bildung Erstes G8-Abitur in Kronach

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Sport TSV Windheim stellt Weichen für die Zukunft Die Fußball-Meister aus dem Landkreis

Titelthema

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Unternehmen & Unternehmer

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Von nichts kommt was! 24 Die Erfolgsgeschichte eines Ludwigsstädter »Jungunternehmers«

Menschen & Geschichten Rutschgefahr am Haßlacherberg »Es sah aus, wie nach einem Erdbeben!«

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Chevy Nova II von Gerhard Moser aus Oberlangenstadt

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Serie: Mein Oldtimer Natur & Umwelt Susanne Meier ist die Frau hinter der »Stadtoase«

Porträt

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Editorial Nachgefragt bei... Daten & Fakten Impressionen aus dem Landkreis Bilderrätsel: Auf den zweiten Blick Das allerletze Interview

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Schule & Bildung |16 Rubriken

Menschen & Geschichten

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Interview

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IMPRESSUM KRONICHER. Das Magazin für den Landkreis Kronach Herausgeber: Verlag Carlo Fehn Rodacher Str. 26d 96317 Kronach Telefon: 09261-9100148 Telefax: 09261-9100149 E-Mail: redaktion@kronicher.de Internet: www.kronicher.de Redaktion: Carlo Fehn (V.i.S.d.P.) Satz/ Layout: Carlo Fehn Anzeigen: Carlo Fehn Fotos: Carlo Fehn, anpfiff.info, fotolia.de Druck: Druckerei Jagusch GmbH, Wallenfels Erscheinungsweise: Monatlich in ausgewählten Vertriebsstellen im Landkreis Kronach Druckauflage: 5.000 Stück

KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, liebe “Kronicher”!

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as ist Ihnen doch bestimmt auch schon mal passiert: Sie liegen im Urlaub am Strand und plötz­ lich fühlen Sie sich wieder wie zuhause, als Sie zufällig das Gespräch vier Liegestühle weiter rechts belauschen und haarscharf kombinieren: »Fraa, do gessdn - Kronicher!« Sie sitzen in Wimbledon auf der Tribüne und glauben es nicht, als sich ein Tennis-Fan in bestem Fränkisch über den Netzroller ärgert. »Fraa, hinder unners - a Kronicher!« Seien Sie ehrlich, so etwas haben Sie weit außerhalb der Landkreisgrenzen doch auch schon erlebt, oder? Bei der Namensfindung für das erste monatliche Magazin für den Land­kreis Kronach war ich mir zunächst nicht sicher,

ob KRONICHER. allen Lesern in allen Gemeinden gerecht werden würde. Schließlich ist der Name ja sehr eng mit der Kreisstadt und deren Einwohnern verbunden und das wäre somit für manchen Zeitgenossen außerhalb der historischen Stadtmauern nur schwer akzeptabel. Allerdings sind wir spätestens dann alle »Kronicher«, wenn uns im Kolosseum in Rom, auf den Champs-Elysées in Paris oder vor dem Big Ben in London »Aaner ausm Landkreis Kronich« über den Weg läuft. In diesem Sinne soll auch das neue, einzigartige Magazin ein Nachschlagewerk für alle Leser im Landkreis sein - interessant, kurzweilig und in ansprechendem Layout. Mit Geschichten aus dem Landkreis, für den Landkreis. Monatlich liegen 5.000 Exemplare des neuen Magazins in allen Gemeinden in unseren Vertriebsstellen bereit - gratis natürlich. KRONICHER. berichtet im handlichen Format hintergrün-

dig und in verschiedenen Themenbereichen und Rubriken. Wer sich für das Leben im Landkreis Kronach interessiert, liest KRONICHER. Ob Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport, Informationen aus den Gemeinden oder Rezeptideen „made in KC“ - KRONICHER. bringt den Lesern ihren Landkreis mit jeder Ausgabe ein Stückchen näher. Überzeugen Sie sich selbst! Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen! Mit besten Grüßen

Carlo Fehn

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KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


Nachgefragt bei...

Egon Grünbeck Nach dem Ende der Amtszeit von Norbert Schülein kam der 53jährige Egon Grünbeck zu Beginn der Saison 2010/11 nach eigenem Bekunden »eher zufällig« zum Posten des obersten Ansprechpartners für die Fußballvereine im Spielkreis Kronach. Im Gespräch mit KRONICHER. resümiert er sein erstes Jahr.

Herr Grünbeck, Ihr erstes Jahr als Gruppenspielleiter ist vorbei. Wurden Ihre Erwartungen an diesen Posten erfüllt? Ehrlich gesagt, hatte ich keine großartigen Erwartungen an diese Aufgabe. Als man mich gefragt hat, ob ich den Job übernehmen würde, habe ich auch deshalb zugesagt, weil ich glaube, dass ich dadurch für meine Zeit, die ich selbst aktiv im Kreis gespielt habe und in der ich sehr viel Positives erlebt habe, ein bisschen was zurückgeben kann. Es macht auf jeden Fall auch sehr viel Spaß. Würden Sie sagen, die Fußstapfen, die Ihr Vorgänger, Norbert Schülein, hinterlassen hat, passen auch für Ihre Schuhgröße? Das wäre vermessen. Es ist so, dass Norbert Schülein und seine Vorgänger allesamt über viele Jahre hinweg eine tolle Arbeit geleistet haben. Ich bin auch sehr dankbar dafür, Unterstützung zu bekommen, wo es nötig ist. In diese Aufgabe muss man reinwachsen, gerade, wenn man vorher im Funktionärsbereich noch keine großen Erfahrungen gesammelt hat. Ich sehe mich da noch am Anfang. Das heißt, diese Erfahrung möchten Sie in den nächsten drei Jahren noch sammeln? Auf jeden Fall. Ich habe mich bereit erklärt, die Aufgabe zu übernehmen, also werde ich sie auch entsprechend erfüllen.

Rückwechselrecht, Zweitspielrecht, Schiri-Gespanne in der Kreisliga und das immer noch warme Thema B-Klassen. Sind all diese Maßnahmen aus Ihrer Sicht notwendig? Was macht Sinn? Das Rückwechselrecht macht nicht nur Sinn, ich finde das eine wirklich gute Sache, auch wenn da die Meinungen gerade am Anfang doch ziemlich kontrovers waren. Und vor allem geht es ja eh nur bis zur Kreisliga. Beim Thema »B-Klassen« muss ich sagen, ich sehe das im Gegensatz zu vielen Vereinen als sinnvolle Neuerung an. Was passiert denn mit den ganzen Reserveteams, die pro Saison etliche Spiele nicht bestreiten können, weil der Gegner nicht antritt? Also hier bin ich ganz klar für die Einführung und ein deutlicher Befürworter. Wann die allerdings kommt, kann ich noch nicht sagen. Nur soviel: im nächsten Jahr noch nicht. Schiedsrichtergespanne für die Kreisliga halte ich nicht für sinnvoll. Das, was dadurch erreicht werden soll, nämlich jungen

Der gebürtige Buchbacher stand als Aktiver in den Diensten seines Heimatvereins SV Buchbach, des SV Rothenkirchen, des FC Stockheim und des FC Adler Weidhausen. Als Trainer war er in Buchbach, Stockheim, Reitsch, Fischbach und Burggrub tätig.

und Nachwuchsschiedsrichtern eine Chance zu geben und sie dadurch auszubilden, wird aus meiner Erfahrung nicht umgesetzt. Im Endeffekt hat man dort an den Linien dann erfahrene Kreisklassen-Schiris, die anderswo somit fehlen. Welche Hauptziele möchten Sie in Ihrer Amtszeit erreichen? Meine Vorgänger haben in dieser Funktion dafür gesorgt, dass andere Spielkreise teilweise schon ein bisschen neidisch schauen, wie es bei uns läuft. Das möchte ich fortführen und in diesem Zuge auch ein freundschaftliches und konstruktives Miteinander mit den Vereinen pflegen. Vielen Dank für das Gespräch. Interview: Carlo Fehn

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(*Aber wer sieht Sie hier schon?) KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

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Titelthema

Faszination Ködeltalsperre

Ein Bauwerk für die Ewigkeit Fast schon etwas schüchtern versteckt, thront die Trinkwassertalsperre Mauthaus - so der offizielle Name - im Tal der Nurner Ködel. Kein anderes Bauwerk im Landkreis Kronach kann ähnlich imposante Daten aufweisen und vermittelt gleichzeitig ein Gefühl unbelassener Natur, wie es die Ködeltalsperre tut. Neueste Gutachten stellen dem verborgenen Riesen ein nahezu tadelloses Zeugnis aus. Im Gespräch mit KRONICHER. steht der zuständige Abteilungsleiter im Wasserwirtschaftsamt, Dr. Matthias Schrepfermann, Rede und Antwort.

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s war eine Geburt mit Hindernissen, als letztendlich im Jahr 1975 die Trinkwassertalsperre Mauthaus im Tal der Nurner Ködel in Betrieb genommen wurde. Bereits zur vorletzten Jahrhundertwende - anno 1905 - gab es die ersten Pläne für den Bau eines Stausees, mit dem Ziel der Wasserkraftgewinnung. Damals war dies der zuständigen Königlichen Kammer des Inneren zu teuer. Nach dem ersten Weltkrieg kam der Plan nochmals auf den Tisch und es wurde sogar überlegt, die Rodach umzuleiten, um neben den Ködel-Zuflüssen aus Nordhalben und Tschirn noch mehr Wasser zusätzlich einfließen lassen zu können. Nach der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg wurde dann Mitte der 1950er Jahre die heutige Talsperre konzipiert und 1968 mit dem Bau begonnen, der sich über insgesamt fünf Jahre erstreckte. Heute versorgt die Trinkwassertalsperre 6

Mauthaus in Oberfranken knapp 400.000 Einwohner mit Trinkwasser, das nach der Bereitstellung für die Fernwasserversorgung Oberfranken in der Anlage in Rieblich aufbereitet und dann verteilt wird.

To�-Zustand Stolz klingt mit, wenn Dr. Matthias Schrepfermann über das Bauwerk spricht und davon berichtet, dass beim letzten großen »TÜV« festgestellt wurde, dass sich die Ködeltalsperre in einer ausgezeichneten Verfassung befindet. »Vor drei Jahren begann die vertiefte Überprüfung der Talsperre, die alle 20 bis 30 Jahre einmal gemacht wird. Und die wesentlichen Einzelgutachten belegen, dass die Talsperre in einem sehr guten Gesamtzustand ist.« Aufgrund der weitblickenden Planung und robusten Bauweise könnte man fast meinen, dass es sich hier um ein Bauwerk handelt, das für die Ewigkeit gemacht wurde.

Die Trinkwassertalsperre Mauthaus war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme die erste ihrer Art in ganz Bayern. Zehn Jahre später folgte die Trinkwassertalsperre Frauenau im Bayerischen Wald. Aus einem Einzugsgebiet von 38,8 Quadratkilometern fließen jährlich im Mittel ca. 21 Millionen Kubikmeter Wasser in die Ködeltalsperre. Das bedeutet, dass es, wie beim Probestau 1972/73, ein Jahr dauern würde, bis ein »trockengelegter« Stausee wieder bis zum Stauziel von 447 Metern über Normalnull vollgelaufen wäre. Jeder im Regelbetrieb abgegebene Kubikmeter Rohwasser wird energetisch genutzt, womit die ursprüngliche Idee des Wasserkraftwerks von 1905 ebenfalls Berücksichtigung findet. Das mittlere Jahresarbeitsvermögen von 1,8 Gigawatt-Stunden wird sowohl für den Eigenverbrauch genutzt als auch an die Energiewirtschaft abgegeben. KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


Titelthema

Herausfordernde Aufgabe Als Betriebsbeauftragter für die Trinkwassertalsperre Mauthaus ist Dr. Schrepfermann der Hauptverantwortliche für den technischen Betrieb. Der Betriebsleiter und sein Team vor Ort sind mit vielschichtigen Mess-, Kontroll-, Wartungs- und Überwachungsfunktionen betraut. So sehr das faszinierende Bauwerk mit der umgebenden Natur auch den Eindruck eines sanft schlafenden Riesen vermitteln mag, ist die tägliche Arbeit jedoch ein immer wieder aufs Neue spannender Prozess. »Man muss mit Weitblick und Erfahrung versuchen, mögliche Entwicklungen vorab zu steuern«, weiß der 47-Jährige nur all zu gut, wovon er spricht. »Wir messen zum Beispiel im Winter im Einzugsgebiet regelmäßig die ungefähr vorhandene Schneemenge, da wir bei stärkeren Temperaturanstiegen mit Dauerregen von einer raschen Schmelze ausgehen müssen. KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

Im abgelaufenen Winter hatten wir in der Spitze um die fünf Millionen Kubikmeter liegen. Wenn dieses Wasser relativ schnell zufließt, könnte das ein richtiges Problem werden. Hier müssen wir dann im Rahmen der

Hochwasserentlastung tätig werden, sofern es die aktuelle Hochwasserlage an der Rodach zulässt.« Mehr Informationen zum Thema »Hochwasserentlastung« und anderen Fragen lesen Sie auf den folgenden Seiten → ANZEIGE

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Titelthema

7 Fragen - 7 Antworten Warum war es überhaupt notwendig, die Trinkwassertalsperre Mauthaus zu bauen?

aus eigenen Brunnen versorgt, Steinwiesen dagegen komplett von der Fernwasserversorgung Oberfranken.

Aufgrund der naturgegebenen Niederschlagsverteilung ist die Region Oberfranken im Vergleich zu weiter südlich gelegenen Gebieten - speziell Oberbayern - deutlich benachteiligt. Erschwerend kommt hinzu, dass in Nordbayern, mit Ausnahme einer schmalen Linie mit Sandstein, keine Gesteine vorhanden sind, die Wasser in großen Mengen speichern kön-

Wie kam es zur Standortentscheidung für die Trinkwassertalsperre Mauthaus? Zum einen aufgrund der bereits vorhandenen Pläne von 1905, aber auch, weil es in den Kammlagen des Frankenwaldes - übers Jahr gesehen - einen etwas höheren Niederschlag gibt, als an anderen Orten in Franken.

Was sind neben der Trinkwasserbereitstellung und der Energiegewinnung weitere Aufgaben der TWT Mauthaus? Aus der Talsperre müssen pro Sekunde 70 Liter Minimum über die Nurner Ködel in die Rodach abgegeben werden. Damit imitiert man sozusagen den Zustand, als würde es die Talsperre nicht geben und das wäre der natürliche Zufluss aus Tschirner und Nordhalbener Ködel. Gleichzeitig muss aber am Pegel Rieblich ein Abfluss

»

Die Faszination an Mau man befände sich irgen Fjordlandschaft.

nen. Aufgrund dieser Kombination musste man in den Fünfziger Jahren versuchen, eine nachhaltige Lösung für die Trinkwasserversorgung zu konzipieren, die zum einen mit dem Bevölkerungs- aber auch dem Industriewachstum einhergehen würde.

Woher kam vorher eigentlich das Trinkwasser? Aus Brunnen und Quellen von zum Teil geringer Schüttung und teils auch minderer Qualität. In der Vergangenheit hat man daher etliche dieser Wassergewinnungsanlagen stillgelegt. Viele Einwohner des Versorgungsgebietes erhalten nicht ausschließlich Wasser aus der TWT Mauthaus. Die Stadt Kronach wird zum Beispiel nur 8

Außerdem wird das aufgrund der Untergrundverhältnisse geeignete Tal an der Sperrstelle sehr eng. Das bedeutete letztendlich ein nicht so breites und somit kostengünstigeres Absperrbauwerk. Weiterhin ist das Einzugsgebiet zu 80 Prozent bewaldet und Wald wird extensiv bewirtschaftet, ohne Düngung und Spritzung. Die restliche Fläche besteht aus weitestgehend extensiv genutzten Wiesen und Äckern und einzelnen Anwesen, aber keinen Siedlungen. Das Gelände - würde man das Wasser ablassen - ist nahezu identisch mit dem Ursprungstal der Nurner Ködel. Zwei Mühlen mussten damals weichen, der Wald an den Hängen wurde teilweise gerodet und Baumstümpfe im Stauraum entfernt.

von 225 Litern pro Sekunde aufrecht erhalten werden. Es gibt meist im Sommer einige Tage, an denen dies nicht mehr geschafft wird und somit mehr als 70 Liter aus der Talsperre abgegeben werden müssen, um die Niedrigwasseraufhöhung der Rodach zu gewährleisten. Das Thema Hochwasserschutz beschränkt sich nur auf das Tal der Nurner Ködel und ist eine häufig überschätzte Funktion, da sie nur im Seitental der Nurner Ködel und damit nur an einem der vielen Nebenflüssen der Rodach wirkt. Es gibt die Möglichkeit, in begrenztem Maße Hochwasser abzufedern, wie zum Beispiel zu Jahresbeginn 2011. Im November 2010 wurde der Stausee schon langsam abgesenkt (Vorentlastung), sogar bis in den für die Trinkwasserbereitstellung reservierten Betriebsraum, der zwischen 422 und 447 Meter über Normalnull liegt, um noch einen zusätzlichen Puffer zu bekommen. Somit konnten KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


Titelthema die beiden Hochwasserwellen, die in die Talsperre eingelaufen sind, komplett aufgefangen werden.

Wie viele »Trockentage« wären unbedenklich für die Wasserversorgung? Ein theoretisch bereits berechnetes Szenario kommt zu folgendem Ergebnis: Angenommen, aufgrund von Sanierungsmaßnahmen am Entnahmeturm müsste der Wasserspiegel um neun Meter abgesenkt werden und gleichzeitig würden im Anschluss wegen eines meteorologischen Zufalls zwei Trockenjahre aufeinanderfolgen, wobei ein Trockenjahr je aus einem trockenen Winter- und Sommerhalbjahr besteht, dann wäre in

67 Meter ist der Entnahmeturm der Talsperre Mauthaus vom Sockel bis zur Krone hoch. Auf mehreren Etagen kann über jeweils zwei Leitungen Rohwasser abgegeben werden. Somit ist auch bei Wartungsoder Reparaturarbeiten an einer der Leitungen die Entnahme gesichert.

uthaus ist, dass man meint, ndwo in der norwegischen (Dr. Matthias Schrepfermann) der Talsperre immer noch genügend Wasser, um in dieser Zeit die abzugebende Wassermenge zur Verfügung stellen zu können.

Was ist die Hauptfunktion des Entnahmeturmes? Die Entnahme des Rohwassers. Die Entnahmeeinrichtungen sind doppelt angelegt, um eine möglichst große Betriebssicherheit zu gewährleisten. Der Turm ist vom Fundament bis zur verglasten Krone 67 Meter hoch und es ist möglich, Wasser auf verschiedenen Stockwerken zu entnehmen. Die Wassersäule bei Normalstau ist ca. 50 Meter hoch. In so einem großen See bilden sich aufgrund der sogenannten Dichteanomalie des Wassers, das bei vier Grad Celsius am schwersten KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

Die Vorsperre sitzt genau dort, wo Tschirner und Nordhalbener Ködel früher zur Nurner Ködel zusammenflossen. Die Vorsperre hat unter anderem die Funktion, Verunreinigungen, zum Beispiel durch Öl, durch Ölsperren zurückzuhalten.

ist, im Frühjahr und im Herbst automatische Zirkulationen, die dann diesen ganzen Wasserkörper umwälzen. Und je nachdem, in welchem Stockwerk das qualitativ beste Wasser vorzufinden ist, wird dieses an die Fernwasserversorgung Oberfranken abgegeben. Somit wird auch der Aufbereitungsaufwand reduziert.

Wie hoch ist in etwa der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser im Landkreis Kronach? Einschließlich Kleingewerbetreibende etwa 140 bis 150 Liter. von Carlo Fehn

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Porträt

Th�ma� Teuch�r�be�

»Ich sehe mich als Dienstleister Gottes für die Menschen!« 10

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Porträt

Als Regionaldekan und Stadtpfarrer in Kronach ist Thomas Teuchgräber seit 1. September 2009 Seelsorger und Ansprechpartner für die Katholiken in seinen Gemeinden. Die Berufung zurück nach Oberfranken war für den gebürtigen Lichtenfelser zunächst eine Zäsur, die damit verbundene Aufgabe bezeichnet er als kurzweilige und täglich aufs Neue interessante Herausforderung.

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ediglich das Kollar, das sich vom sportlich eleganten Outfit kaum abhebt, lässt die Vermutung zu, der Zwei-Meter-Hüne mit vereinnahmendem Lächeln und kräftigem Händedruck, sei nicht der Trainer eines Basketballteams, sondern tatsächlich der Kronacher Stadtpfarrer. Die lässig cool wäre übertrieben - anmutenden Freizeitschuhe mit den drei Streifen vervollständigen nach einer kurzen Musterung den ersten Eindruck, der nicht so recht zu einem teilweise immer noch vorherrschenden Konservativ-Image der katholischen Kirche passen mag.

Pfarrer �it Leib und Seele Thomas Teuchgräber erzählt kurz von seinem bisherigen Vormittag an diesem vorösterlichen Freitag. Er berichtet von der Laudes, dem allmorgendlichen Psalmengebet der Geistlichen, zusammen mit dem Kaplan und einem Praktikanten um sieben Uhr, dem gemeinsamen Frühstück bis dreiviertel acht und einem Vortrag über eine Senegal-Reise in der Realschule, wo er auch zwei Stunden pro Woche Religionslehre unterrichtet. Wenn nichts Unvorhergesehenes, wie zum Beispiel ein Trauerfall oder ein Einsatz in seiner Funktion als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr

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dazwischen kommen sollte, würden sich ab dem frühen Nachmittag bis in den späten Abend Gottesdienste und andere terminliche Verpflichtungen aneinanderreihen. »Wenn ich dann nach Hause komme, bleibt mir noch Zeit, mich um die Post zu kümmern und noch einiges am Computer zu erledigen«, schließt der 44-Jährige seine Tagesplanung mit einer lockeren Handbewegung ab. Er gehe in seinem Beruf auf und mache das gerne, zudem sei er früher immer einer gewesen, der auch schon mal mit relativ wenig Schlaf ausgekommen sei. Allerdings wisse er, dass mit zunehmendem Alter Dinge sich ändern könnten und würden. »Das ist schon ein bisschen anders geworden, aber im Moment fühle ich mich so vital, dass es mir nichts ausmacht, wenn ich sehr spät noch mit meinen Freunden in der ganzen Welt skype oder E-Mails schreibe. Mit den Zeitverschiebungen muss man eben schauen, wie man den Kontakt am besten aufrecht erhalten kann«, sagt der im Bekanntenkreis auch als Workaholic geltende Geistliche. Freunde in der ganzen Welt, das bedeutet vor allem auch Südamerika. Dort, genauer gesagt in Chile, reifte auch maßgeblich der Wille des in Staffelstein Aufgewachsenen, als

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Porträt

»

Ich weiß, dass manche Leute nicht zu meinen Gottesdiensten gehen, weil ihnen das zu lebendig ist. Aber viel mehr kommen gerade deswegen. (Thomas Teuchgräber) Pfarrer in der katholischen Kirche arbeiten zu wollen. Eine Entscheidung, die Thomas Teuchgräber nicht nur als wohl überlegt bezeichnet, sondern für die er im Vorfeld Erfahrungen in verschiedener Weise gemacht hatte, die ihn zu diesem Entschluss kommen ließen.

Wi��tige Ents��eidung Als einer von drei Jungs, aufgewachsen in einem Elternhaus mit landwirtschaftlichem Betrieb, zog es den passionierten Pfadfinder im Alter von 16 Jahren nach dem Realschulabschluss und bestandenem Beamtentest ein bisschen nolens doch viel mehr volens in die bayerische Landeshauptstadt. Ein Schritt, der groß gewesen zu sein scheint, den Teuchgräber aber als notwendig und auch eher alternativlos einstuft. Heute wie damals sieht er sich in der Entscheidung bestätigt: »Zunächst mal bin ich meinen Eltern immer noch dankbar, dass sie mich

schon so früh losgelassen haben. Die Jobsituation am Obermain war damals nicht gut und eine Arbeit beim Staat ja generell nicht das Schlechteste«, erinnert sich Teuchgräber. Allerdings war das nur ein Aufgalopp zur späteren Berufung. Die Laufbahn in der Justizverwaltung in München war schneller beendet, als er das wohl selbst gedacht hatte. Er will den Beruf an sich nicht schlecht reden nein, er ist nur auch heute noch, wie damals, der Meinung, dass es Menschen gibt, die dafür gemacht sind er war es einfach nicht. Punkt! Er verspürte den Drang, seinen Horizont noch zu erweitern und Erfahrungen vor allem im Umgang mit Menschen sammeln zu wollen. Das Abitur am Abend-Gymnasium war hierzu die Eintrittskarte, das folgende Theologie-Studium in Bamberg eine spannende Zeit, mit der möglichen, aber nicht zwingenden Option, Pfarrer zu werden. »Ich habe es auch vor dem Hintergrund gemacht, dass die Psychologie Teil des Studiums ist und ich mir schon sicher war, damit arbeiten zu wollen.« Und dann, nach dem Vordiplom im zweiten Jahr, stand 1993 das sogenannte Freijahr an, in dem die Theologie-Studenten ein Jahr lang an einer Universität ihrer Wahl und komplett selbst organisiert, Erfahrungen sammeln sollen.

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Die Kronacher sind mit offenen Armen auf mich zugegangen. Dafür bin ich sehr dankbar. (Thomas Teuchgräber)

Weg�eiser C�ile »Lateinamerika war für mich schon immer interessant«, sagt Teuchgräber, dessen Patenonkel mit einer Südamerikanerin verheiratet ist. »Chile kam aber doch eher durch zufällige Kontakte zustande. Im

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Nachhinein würde ich die Zeit dort als mein wichtigstes Studienjahr bezeichnen, in dem ich sehr viel gelernt und wichtige persönliche Erfahrungen gemacht habe.« Man kann schon erahnen, dass der Kronacher Stadtpfarrer keiner ist, dem sein Beruf in die Wiege gelegt wurde oder der sein ganzes Leben lang bis dahin nichts anderes im Sinn gehabt hätte. »Ich hatte während meiner Justizzeit auch eine Freundin, kenne also ebenso diese Seite und weiß auch, dass das wichtig war, als ich mich dann im Entscheidungsprozess befand.« Er hat sich intensiv geprüft, hatte auch Beispiele anderer Pfarrer vor Augen, die diese Prüfung dauerhaft nicht bestehen konnten und er war sich aufgrund der Chile-Zeit und des weiteren Studiums sicher, als Priester in der Seelsorge arbeiten zu wollen. Und wenn er heute in einer Art Zwischenfazit zurückblickt, sieht er eigentlich keine Stellschraube, an der er anders gedreht haben wollte. Auch außerberuflich hat er das Dazulernen nie beenden wollen. Ein paar Fremdsprachen, Fischerei- und Jägerprüfung, ab und zu Fleisch- und Hausmacher-Wurst-Spezialitäten herstellen, sowie fränkische und internationale Küche sind für ihn Hobbys zum Ausgleich.

S���eren �er�ens Menschen, die ihn gut kennen, würden von ihm behaupten, dass er, wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, das auch konsequent verfolgt und durchsetzt. »Das ging«, schildert Teuchgräber, »eigentlich auch immer gut. Ich konnte immer machen, was ich wollte und was ich wollte, habe ich auch immer gemacht. Ob es München war, Chile, das Studium - alles ging immer so, wie ich es mir gedacht habe.« Nur einmal wurde er - sozusagen von oben - fremdbestimmt. Befehligt wäre wohl treffender, ließe das durchaus mögliche Veto des damaligen Pfarrers der Gemeinden Bubenreuth und Möhrendorf aber außer Acht. KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


Porträt

Stec��rie� • • • • • • • •

Geburtstag: 10. Mai 1967 Geburtsort: Lichtenfels Heimat: Bad Staffelstein Priesterweihe: Juni 1997 1997 Kaplan in Hof 1999 Kaplan in Nürnberg 2002 Pfarrer in Bubenreuth und Möhrendorf Seit 1. September 2009: Stadtparrer in Kronach und Regionaldekan

»Hätte ich mich mit Händen und Füßen gewehrt - aber gut, das habe ich ja nicht -, hätte ich auch bleiben können. Wenn man allerdings vom Erzbischof zu dessen Vertreter als Regionaldekan für Kronach, Coburg und Lichtenfels berufen wird, ist das, in einem dafür relativ jungen Alter, schon eine besondere Auszeichnung.« In seiner damaligen Gemeinde hatte er sich fest eingewurzelt und erst, als ihm ein Kollege den Rat gab, sich in einer Art Selbstrevision die Frage zu beantworten, was es gäbe, das er dort nur alleine tun könne und was ein Anderer nicht auch tun könnte, musste er zum ersten Mal akzeptieren, eine neue Straße in seinem Lebensweg nicht selbst ausgesucht zu haben, sondern auf diesen Weg geschickt worden zu sein. »Ich habe es die Kronacher nicht spüren lassen wollen, dass der Abschied von der ersten Pfarrstelle doch ein bisschen an mir genagt hat. Sie haben es mir mit ihrer herzlichen Art allerdings leicht gemacht. Ich fühle mich hier sehr wohl und erfülle die Aufgaben, die mich jeden Tag aufs Neue kurzweilig herausfordern, unheimlich gerne.«

Konse�uent �odern Aufgaben, zu denen er auch die Pflicht zählt, sein »Unternehmen Kirche« kritisch zu beleuchten und den für ihn maßgeblichen und eingeschlagenen Weg konsequent zu verfolgen und zu leben. Als »wertkonservativ, aber in KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

den Formen offen« bezeichnet sich Teuchgräber selbst und bringt damit zum Ausdruck, dass es für ihn einige unumstößliche Werte gibt, die es zu verteidigen gilt, auch in einer von Globalisierung getriebenen Welt. Dass er in seinen Gottesdiensten auch schon mal mit dem Mikrofon in die Sitzreihen marschiert, um Meinungen einzuholen, nachdem er vorher ein Thema zur Diskussion gestellt hat, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit und entspricht seinem Verständnis moderner Glaubensverbreitung, in dem er sich ganz klar auch als Dienstleister mit Bodenhaftung sieht. Und dabei handelt er sehr stringent, auch was den Nachwuchs in den eigenen Reihen betrifft. »Als Ausbildungspfarrer stelle ich fest, dass es unter den jungen Geistlichen und Studenten nicht wenige gibt, die nur mit gefalteten Händen und schwarz gekleidet durch die Gegend laufen. Die schauen auch nicht rechts oder links. Das möchte ich nicht haben und da gibt es auch, wenn die Gemeindepraktikas machen, entsprechendes Feedback.« Teuchgräber weiß allerdings, dass in einem Unternehmen wie der Kirche neben der modernen Ausrichtung auch Platz für Konservatives und Tradition sein muss, da zwischen beiden Polen vielfältige Möglichkeiten bestehen, den Glauben zu praktizieren. Er selbst möchte seiner weitherzigen Linie treu bleiben und hierbei ist es ihm auch immer wieder wichtig, aus seinem vielschichtigen Freundeskreis in interessanten Gesprächen einerseits seine Kompetenzen gefragt zu wissen, andererseits aber auch seine Ideen und Meinungen auf den Prüfstand zu stellen. Nach mittlerweile fast zwei Jahren in der Cranach-Stadt freut er sich auf die weitere Zeit in Kronach. Auf Nachfrage formuliert er ein Ziel für die Zukunft: »Die Auslandsseelsorge im spanisch-sprechenden Ausland, z.B in Südamerika, wäre eine Option, die ich mir nach längerer Zeit hier durchaus vorstellen kann.«

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von Carlo Fehn

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Daten & Fakten

IN

ZAHLEN

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Beanstandungen wegen Alkohols am Steuer im Landkreis Kronach 2010

1.703

Verkehrsunf채lle im Landkreis Kronach 2010

519

Neugeborene in der Frankenwaldklinik 2010

2.153 ca. 140

(Quellen: Polizeiinspektion Kronach, Landratsamt Kronach, Wasserwirtschaftsamt Kronach, Frankenwaldklinik Kronach)

DER

IS LANDKRE

Neuzulassungen von PKWs in 2010 Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser in Litern pro Tag

KRONICHER. finden Sie auch im Internet

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Auch nach dem Umzug gilt: Topauswahl, Topberatung & Topservice

»TRAGWELT«-Neueröffnung in der Bahnhofstraße 1 in Kronach Wer aus einem Sortiment von Portemonnaies und Handtaschen über Rei­ segepäck bis hin zu Businessartikeln und Accessoires in bester Qualität zu günstigen Preisen auswählen möchte, der findet in der »TRAGWELT« in Kronach ganz sicher das passende Produkt. Im neuen Fachgeschäft der Warenhandels-GmbH »bags for living«­in der Bahnhofstraße 1 finden die Kunden auf 120 Quadratmetern nicht nur eine noch größere Auswahl an hochwertig verarbeitetem Leder verschiedener Marken, sondern können sich auch auf die fachkompetente Beratung des »TRAGWELT«-Teams mit Anna-Maria Denzler, Irene Seidel und Marion Stuchlik verlassen. In angenehm hell eingerichteten Verkaufsräumen mit WohlfühlAtmosphäre finden Kunden ganz sicher die passende Antwort auf ihren persönlichen Bedarf in Sachen Leder. Eine exklusive Auswahl an TopMarken wie Fossil, Esprit, S.Oliver, Fiorelli, Reisenthel sowie Guess und Greenburry, die im Landkreis Kronach nur in der »Tragwelt« erhältlich sind, wird ergänzt durch ein großes Angebot an Schulrucksäcken von Burton, Deuter und Dakine. Einen

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Schwerpunkt legt die »Tragwelt« auf hochwertiges Reisegepäck und hier vor allem auf Produkte der beiden in Deutschland führenden Hersteller Titan und Travelite. Mit der Neueröffnung, zu der neben Angehörigen, Freunden, Geschäftspartnern und langjährigen Kunden auch der Kronacher Bürger­ meister, Wolfgang Beiergrößlein, erschienen war, hat der Fach- und Einzelhandel in der Cranach-Stadt eine attraktive Adresse in exponierter Lage von Carlo Fehn dazu gewonnen.

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Schule & Bildung

Erstes Turbo-Abi

UnGenügend durchd8? Die Verantwortlichen im Kultusministerium dürften sehr froh sein, wenn im Abiturjahrgang 2011 die Ergebnisse der Schulabgänger aus den bayerischen Gymnasien im Mittel nicht signifikant von den bisherigen Resultaten früherer Prüflinge abweichen. Das besondere Augenmerk gilt dabei den Schülerinnen und Schülern, die zum ersten Mal in Bayern die Allgemeine Hochschulreife nach bereits acht Jahren Gymnasium erlangen. Was unter dem Titel G8 oder Turbo-Abitur als bildungstechnische Innovation angedacht war, erweist sich momentan noch als unflexible Zwangsjacke für die Beteiligten.

Hintergrund: Wie unterscheidet sich das G8-Abitur vom bisherigen Abitur? Die verbindliche Wahl von zu belegenden Leistungs- und Grundkursfächern war das Hauptmerkmal des bisherigen Abiturs, das Schüler an bayerischen Gymnasien nach einer Regelzeit von neun Schuljahren absolviert hatten. Ein wesentliches Kriterium hierbei war, dass die angehenden Abiturienten in der elften Klasse in einem persönlichen Entscheidungsprozess und unter Berücksichtigung von möglichen Kombinationen aus verschiedenen Bereichen, grundsätzlich die freie Wahl hatten, in welchen Fächern sie abschließend die Abiturprüfungen ablegen wollten und welche Fächer darüberhinaus in der 12. und 13. Klasse als sogenannte Grundkurse mit den in Klausuren erbrachten Leistungen 16

in die Abiturnote eingehen sollten. Die Abi-Prüfung setzte sich aus zwei schriftlichen Prüfungen in den Leistungskursfächern (Hauptfächer), einer schriftlichen dritten Prüfung in einem der Grundkursfächer sowie einem mündlichen Examen, dem Kolloquium - ebenfalls in einem Nebenfach - zusammen. Der gravierende Unterschied im G8Abitur ist - neben der um ein Jahr verkürzten Schulzeit - die Tatsache,

dass es eine für die schriftliche Abitur-Prüfung vorgeschriebene Kernfachbindung an Mathematik und Deutsch gibt, ergänzt durch ein drittes schriftliches Fach aus anderen Bereichen. Durch die Kernfachbindung soll die Spezialisierungsmöglichkeit des G9-Abiturs einer besseren Allgemeinbildung der Schüler weichen. Dies ist jedoch ein Hauptkritikpunkt von Schülern und Lehrern.

 Ein Jahr verkürzte Schulzeit  Keine Leistungs- und Grundkurse mehr  Pflicht-Prüfungsfächer Deutsch und Mathematik  Fünf anstatt bisher vier Abitur-Prüfungsfächer

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er Abitur-Doppeljahrgang und somit das erste bayerische Abitur von Schülern, die das Gymnasium nach acht Jahren Schulzeit verlassen, ist Geschichte. Die letzten Prüfungen wurden absolviert - nun weiß man mehr. Ungewissheit und Angst vor dem, was da auf sie zukommen würde, herrschten bei den Abgängern vor. Aber auch auf Seiten der Lehrer war man sich nicht sicher, was man bei dieser wichtigen Premiere zu erwarten hatte. Wenige Wochen vor den bis dahin wichtigsten Tagen im Leben der jungen Prüflinge war die Stimmung angespannt. Nicht nur der obligatorische Lern- und Prüfungsstress machte den Kandidaten

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vor allen Dingen die Abschaffung der Wahlmöglichkeit für die AbiturPrüfungsfächer als großer Nachteil empfunden. Obwohl die Schüler Verständnis dafür aufbringen, dass mit Mathematik und Deutsch zwei elementar wichtige Fächer Teil der Allgemeinen Hochschulreife sein sollen, finden sie die letztendliche Umsetzung mehr als kritikwürdig. »Dadurch, dass wir Deusch und Mathe als schriftliches Abiturfach machen müssen, wird man in gewisser Weise auch gegen seine Stärken und eigentlichen Begabungen gezwungen, in einem der beiden Fächer die Prüfung abzulegen. Bei den G9ern war das eben noch anders«, führt Anna-Lena

Es geht einfach alles viel schneller und im Endeffekt fehlt ein Jahr in der persönlichen Entwicklung.

zu schaffen. In gleichem Maße nagte auch immer noch die permanente Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn oder Unsinn des neuen Abiturs an ihnen.

»Z�angs-Abitur« Allerdings kann man feststellen, dass es unter dem Strich einige wenige Hauptkritikpunkte gibt, die in ihrer negativen Beurteilung auch vom Vergleich mit dem bisherigen Abitur getrieben sind. »Es geht einfach rasant schnell«, weiß Anna-Lena Tautz. Die Teuschnitzerin beklagt vor allem das abrupte Umlegen des Schalters mit Beginn der Qualifizierungsphase in der elften Klasse. »Bisher - so habe ich das immer mitbekommen - war die elfte Klasse noch mal so ein Jahr, in dem man sich relativ entspannt auf seine Leistungs- und Grundkurse festlegen, ja das Abitur in gewisser Weise planen konnte. Jetzt geht es ruckzuck und man findet sich im Dauerstress mit wöchentlichen Klausuren und Wochenstundenzahlen wieder, die nicht mehr viel Zeit für andere Dinge lassen.« Neben der zeitlichen Belastung wird KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

(Julius Hubbert, G8-Abiturient 2011 am Frankenwald-Gymnasium)

Tautz weiter aus. Da auch bei den restlichen drei Prüfungsfächern die individuellen Neigungen und Wünsche nicht ausreichend berücksichtigt werden können, sieht sie unter dem Strich die Problematik, dass man am Ende ein Abitur macht, das so eigentlich nicht gewollt war.

»Sorgen�inder« Se�inare Einen weiteren Hauptkritikpunkt stellen die Seminare dar, die im neuen G8-Abitur die Leistungskurse des alten Abis ersetzen sollen. Während im Wissenschaftspropädeutischen Seminar (W-Seminar) vor allem dem Erstellen einer Seminararbeit - vergleichbar der Facharbeit im bisherigen Abitur - die Aufmerksamkeit gilt, ist das Projekt-Seminar (P-Seminar) in seinem Kern eine Art Unterstützung der Schule bei der Studien- oder Berufswahl. Gerade hier scheint es aber vor allem bei der grundsätzlich

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Schule & Bildung

Wir Lehrer müssen uns die Kritikpunkte der Schüler anhören und versuchen, das in Zukunft zu verbessern.

(StD Alfred Merkel, Beratungslehrer/ Fachlehrer für Wirtschaft und Sport am FrankenwaldGymnasium)

sehr flexibel angelegten Durchführung der Projektarbeit noch Abstimmungsbedarf zu geben. »Hat man zum Beispiel ein P-Seminar gewählt, das dahingehend ungünstig ist, dass man bis in den Abend hinein dafür in der Schule ist und erst spät nach Hause kommt, kann es schon mal sein, dass am nächsten Tag andere Lehrer kein Verständnis dafür aufbringen, dass man sich vielleicht auf ihren Unterricht nicht mehr so gut vorbereiten konnte.« Was Katharina Nowak aus der Praxis erzählt, ist für Alfred Merkel ein wichtiger Punkt, den er auch im Nachgang und für die Zukunft intern entsprechend diskutieren möchte. »Es ist wichtig, so etwas auch mal aufzugreifen und mit den Kollegen, die in der Problematik vielleicht noch nicht so drinstecken, zu besprechen.« Unter dem Strich, da sind sich alle einig, wird es schon bald wie mit vielen neuen Dingen sein, die eine gewisse Zeit brauchen. Julius Hubbert versucht, es auf den Punkt zu bringen: »Wenn das Studium erst mal losgeht, wird es egal sein, ob man G8- oder G9-Abi gemacht hat. Dann beginnen alle wieder bei Null.« von Carlo Fehn

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Die grundsätzliche Idee ist nicht schlecht, die Umsetzung aber noch ausbaufähig.

(Katharina Nowak, G8-Abiturientin 2011 am Frankenwald-Gymnasium)

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Ziegelerden テ僕schnitzsee bei Windheim

Gelテ、nde Landesgartenschau

Radspitze


KRONICHER. i�p�essi��en Fotos: Carlo Fehn

Se�belsd�r�

Aussichts���m Bi��ba�m

W�l�ers���n B�r� La�ens�ein


Wirtschaft

Schaffe, schaffe, Halle baue! Beim TSV Windheim ist man in Lauerstellung. Mit anderen Worten: Sobald die Bewilligung des BLSV vorliegt, beginnt der Bau einer neuen Mehrzweckhalle als Anschluss an das jetzige Sportheim. Ein ehrgeiziges Projekt, für das die Verantwortlichen gute Gründe haben.

A

ls bekannt wurde, dass der TSV Windheim den Bau einer Mehrzweckhalle plant, mag bei dem Einen oder Anderen die Erinnerung an die Jahre 1988-1990 hochgekommen sein. Damals wurde unter großem finanziellen, aber noch größerem bautechnischen Aufwand die heutige Sportanlage am Steinbachsberg im wahrsten Sinne des Wortes in den Hang gesprengt. Nicht Wenige hielten dieses Projekt für eine Nummer zu groß, allerdings eher, was die Finanzierung betraf. Im Jahr 2011 nun schaut der junge Vorsitzende des TSV, Andreas Fehn, zufrieden von der Sonnenterrasse des Sportheims hinunter auf den Fußballplatz. »Der Neubau

hier mit Platz und Sportheim ist längst in trockenen Tüchern. Die alte Finanzierung ist bis auf eine kleine Restschuld aus einem BLSV-Darlehen getilgt.«

Situation unbefriedigend Das muss wohl auch so sein. Anders wäre es nämlich kaum zu erklären, dass der Verein aus dem oberen Frankenwald nun das nächste, womöglich letzte große Bauvorhaben starten will. Die Fußballer sind optimal versorgt und müssen ihrerseits eigentlich nur noch den Weg zumindest in die Kreisklasse zurückfinden. Die Rahmenbedingungen dafür sind bestens. Mit der neuen Mehrzweckhalle soll

in erster Linie ein Kapazitätsproblem behoben werden, das vor allem die Sparte Tischtennis des Turn- und Sportvereins betrifft. Zum Hintergrund: Etwa 500 Meter Luftlinie vis-a-vis des TSV-Sportheims gen Westen befindet sich die Hauptschule Windheim mit der dazugehörigen Schulturnhalle - aktu-

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Gerade, was die Trainingsarbeit im Jugendbereich angeht, ist effizientes und erfolgreiches Training aktuell nur schwer möglich.

(Matthias Trebes, Abteilungsleiter Tischtennis TSV Windheim)

ell Heimspielarena der TischtennisHerren in der Oberfrankenliga sowie aller anderen Teams bei den Damen und Herren. Der Abteilungsleiter, Matthias Trebes, beschreibt die momentane Situation als für die Zukunft nicht mehr praktikabel und sowohl sportlich als auch wirtschaftlich unbefriedigend. »Vor allem im Winter ist die Kapazität der Turnhalle völlig ausgelastet. Wir vom TSV belegen mit 40 Prozent schon die meiste Zeit aller Vereine 20

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Sport in der Großgemeinde Steinbach am Wald. Aber das reicht uns hinten und vorne nicht. Gerade, was die Trainingsarbeit im Jugendbereich angeht, ist effizientes und erfolgreiches Training aktuell nur schwer möglich. Ich muss zum Beispiel schauen, wie ich mit den zur Verfügung stehenden Zeiten möglichst viele Nachwuchstalente überhaupt am Training teilhaben lassen kann. Das führt dann dazu, dass ich 25 oder 30 Jungs und Mädchen verschiedener Altersgruppen gleichzeitig in der Halle habe. Das bringt nichts.« Aber auch die wirtschaftlich-gesellige Komponente, die bei den Künstlern mit dem Zelluloid-Ball eine ebenso wichtige Rolle spielt, kann mit dem Status Quo nicht befriedigt werden.

Grosse C�an�e Andreas Fehn sieht es durch die Vereinsbrille, wenn er von einer großen Chance für die Zukunft spricht: »Jetzt ist es so, dass die Herren teilweise bis halb elf oder elf abends trainieren, dann wird geduscht und danach hat man einfach keine Lust mehr, noch hier hoch zu fahren, aufzusperren und was zu trinken. Da ist dann einfach ein Bruch drin. Von der neuen Halle verspreche ich mir auch, dass die Abteilungen im Verein wieder näher zusammenwachsen und das Vereinsleben noch einmal deutlich gefördert wird. Durch die bisherige räumliche Trennung war das nicht optimal möglich.« Und auch für die anderen Abteilungen

KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

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Ohne Hilfe von Sponsoren geht es nicht. Aber es ist vor allem auch eine Investition in die Jugendarbeit und dafür lohnt es sich.

(Andreas Fehn, Vorsitzender TSV Windheim)

des TSV, also Aerobic, Damengymnastik und die Wintersportler, bietet die neue Halle, die L-förmig direkt an das bestehende Sportheim angebaut wird, neue Perspektiven, was Trainingsmöglichkeiten und Geselligkeit danach angeht. Alleine schon dadurch, dass die Sportler nun alle im direkten Anschluss an die körperliche Betätigung gemeinsam im Gastraum zusammensitzen können, wird der Bau als positiv gesehen. Sobald der Bewilligungsbescheid des BLSV eintrifft, werden wieder Bagger am Steinbachsberg anrollen. Das Ausmaß scheint geringer zu sein als vor 20 Jahren, dennoch wissen die Verantwortlichen natürlich, dass trotz der dahinterstehenden Vision und der sorgfältigen Planungen, nicht nur für den Bau einiges an Schotter gebraucht wird.

Unterst�t�ung not�endig Der TSV-Vorsitzende unterstreicht deshalb noch einmal die immense Bedeutung privater Gönner und ansässiger Unternehmen für die Umsetzung des Projekts Mehrzweckhalle. »Wie bei anderen Vereinen auch, sind wir neben der Finanzierung durch die Banken auf Spenden und die Unter-

stützung von Sponsoren angewiesen. Ich denke, gerade die einheimische Industrie findet hier eine hervorragende Möglichkeit zur Vereins- und Jugendförderung auf der einen Seite. Andererseits strahlen die positiven Effekte, die wir erzeugen, sicherlich auch auf die Unternehmen zurück.« Natürlich werden auch andere Gruppen oder Vereine freie Kapazitäten in der neuen Halle nutzen können, Zeiten während des Vormittags, die aktuell wegen des Schulbetriebs überhaupt nicht möglich sind, wären hier eine Option. Fazit: Der TSV Windheim hat die Zeichen der Zeit erkannt. Mit einer neuen Mehrzweckhalle sollen in Zukunft das Vereinsleben intensiviert und die Förderung der Jugendlichen sowie die Trainingsmöglichkeiten optimiert werden. Ein herausforderndes Projekt mit Pilotcharakter und zur Nachahmung empfohlen. von Carlo Fehn

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KRONICHER. gratuliert den frischgebacken Glückwunsch! Der SV Wolfers-/ Neuengrün hat als Meister der Kreisliga Kronach den sofortigen Wiederaufstieg in die Bezirksliga geschafft. Das Team von Trainer Karlheinz Michel konnte mit durchschnittlich vier Treffern pro Partie vor allem nach der Winterpause den Rückstand auf den SV Friesen II wettmachen, bei dem man in 2011 die einzige Niederlage einstecken musste.

Glückwunsch! Der SV Fischbach sicherte sich am vorletzten Spieltag der Kreisklasse durch einen 2:1-Auswärtssieg beim Absteiger SV Buchbach den Titel. Das Team von Spielertrainer Jürgen Simon darf sich somit in der nächsten Saison wieder Kreisligist nennen, nachdem man nun zwölf Jahre am Stück in der zweithöchsten Landkreisliga Mitglied war.

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nen Fußball-Meistern im Landkreis Kronach. Glückwunsch! Der FC Seibelsdorf hat es geschafft und kehrt als Meister der A-Klasse 1 nach dem Abstieg 2006/07 wieder in die Kreisklasse Kronach zurück. Die Mannschaft von Spielertrainer Rene Wolf konnte als einziges Team der A1 ohne Niederlage bleiben und stand ab dem fünften Spieltag ohne Unterbrechung an der Tabellenspitze.

A-Klasse 2

Der FC Pressig vergab am letzten Spieltag kurz vor Redaktionsschluss unseres Magazins den Matchball und musste durch ein torloses Remis gegen den FC Welitsch in ein Entscheidungsspiel um den Titel gegen den SSV Lahm/Hesselbach. Bei Drucklegung stand somit noch kein Meister fest. Glückwunsch! Der TSV Gundelsdorf stand bereits fünf Spieltage vor Ende der Saison als Meister der A-Klasse 3 fest. Die Truppe von Spielertrainer Tobias Gebhardt brachte dabei das Kunststück fertig, alle Punktspiele zu gewinnen, auch wenn die eigentlich verlorene Partie beim SV Friesen III erst durch Entscheidung am grünen Tisch als Erfolg verbucht werden konnte.

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Unternehmen & Unternehmer

Im besten Alter, das neue Eigenheim gerade fertiggestellt und die Kinder »aus dem Gröbsten heraus«, steht der Ludwigsstädter Carlo Müller plötzlich vor einer ungewissen Zukunft. Sein Arbeitgeber muss Insolvenz anmelden, der Abteilungsleiter für den Werkzeugbau sieht sich mit einer schwierigen Situation konfrontiert. Das war vor sieben Jahren. Heute leitet der 48-Jährige bereits genau so lange sein eigenes Unternehmen und erfährt nun täglich, was es heißt, selbst und ständig für den Erfolg der Firma und das Wohl der Mitarbeiter zu sorgen.

»Als wir angefangen haben, hatte ich nicht einmal einen Schraubenzieher!« (Carlo Müller, Unternehmer, Ludwigsstadt)

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etztendlich sei die Entscheidung, die Selbstständigkeit anzupacken, eher eine emotionale als eine rationale gewesen, sagt Carlo Müller. Ein halbes Jahr, nachdem die Firma, bei der er seit 1989 angestellt und zuletzt als Leiter der Abteilung Werkzeugbau tätig gewesen war, in die Insolvenz gehen musste, gründete er im Herbst 2004 eine GmbH unter seinem Namen. »Es hatte sich schon Ende des Jahres 2003 angedeutet, dass es mit meiner alten Firma wohl nicht mehr lange gut gehen würde«, erinnert sich der dreifache Familienvater.

Eins��nitt »Im März des Folgejahres war es dann soweit. Das war zunächst einmal eine ziemlich bedrückende Situation.« Der Bau des Eigenheims war pünktlich zu Weihnachten fertig geworden und somit eine bevorstehende Arbeitslosigkeit finanziell nicht akzeptabel. Allerdings waren Erfahrung und 24

Kompetenz des gebürtigen Ebersdorfers zu gut, als dass es sich um eine aussichtslose Angelegenheit gehandelt hätte. Er hatte relativ schnell ein Angebot einer Firma aus der Umgebung bekommen, bei der man seine Fähigkeiten kannte und schätzte. »Da hätte ich eigentlich sofort wieder anfangen können«, sagt Carlo Müller und lässt die Frage, warum er es denn nicht getan hat, nicht offen: »Ich hatte ja schon überlegt, in meiner alten Firma den Werkzeugbau zu übernehmen und dabei auch bereits mit einigen meiner ehemaligen Kollegen gesprochen. Das wurde aber von Seiten der Insolvenzverwaltung irgendwie nicht richtig ernst genommen. Ich würde sagen, das wurde sogar ein bisschen blockiert. Die Sache war dann auch relativ schnell vom Tisch. Dennoch war mir da schon klar, dass ich etwas Eigenes machen wollte. Es war auch sicherlich der Reiz dabei, etwas Neues anzupacken.“

Seine guten Kontakte zu anderen Firmen aus der Angestelltenzeit führten schließlich dazu, dass er in Lauenstein eine Produktionsstätte fand und dort nun im siebten Jahr nicht mehr nur Werkzeuge für Maschinen im Spritzgießverfahren herstellt, sondern mittlerweile auch z.B. Kunststoff-Verschlusskappen für Kosmetikoder Körperpflegeverpackungen abmustert und im eigenen Technikum Null- oder Kleinserien produziert.

St�ndige Herausforderung Seine GmbH, in der Gattin Anja halbtags alle anfallenden Bürotätigkeiten erledigt, beschäftigt mittlerweile 35 fest angestellte Werkzeugmacher sowie weitere 15 Teilzeitbeschäftigte. Für Müller ein Spiegelbild der rasanten Entwicklung, die ihn zwar froh macht, deren Schattenseiten er aber nicht ignoriert, aufmerksam beobachtet und angeht. »Als ich angefangen habe, hatte ich noch nicht KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


Unternehmen & Unternehmer

einmal einen eigenen Schraubenzieher. Aber wir haben dann zu Beginn auch viel improvisiert und uns nach und nach - auch mit Erstaufträgen für den einen oder anderen Kunden, den ich noch von früher kannte - sehr schnell vergrößert. Mittlerweile ist es manchmal eine schwierige Gratwanderung, notwendige Investitionen oder Erweiterungen für die Zukunft wirtschaftlich richtig einzuschätzen. Der Druck wird täglich nicht weniger. Es ist eine ständige Herausforderung, die aber auch sehr viel Spaß macht.« Ein Umstand, dessen er sich im Vorfeld bewusst war. Genauso wie der Tatsache, dass er von einem »relativ ruhigen 8-, 9- oder manchmal auch 10-Stunden-Tag« zukünftig nur würde träumen können. Er würde trotzdem - nun im siebten Geschäftsjahr - alles noch einmal genau so machen, auch wenn Frau Anja ergänzt, dass die An-

fangszeit mit der Ungewissheit über die ersten Kundenaufträge und die Nachhaltigkeit des Geschäfts doch nicht einfach war. Auch - und das bestätigen Beide - seien die selbstständigen Eheleute Müller anders als die davor. Anja Müller weiß um den Faktor Zeit, der doch irgendwie beeinträchtigt und einschränkend ist. »Das Familienleben ist uns immer schon sehr wichtig gewesen. Diesbezüglich müssen wir natürlich Abstriche machen.« Daran ändert auch nichts, dass sie ihren Mann, den sie als »gutmütigen« Chef bezeichnet, jetzt öfter zu Gesicht bekommt, als früher.

Erfolgsfa�tor »Identifi�ation« Ein Rundgang durch die Firma zeigt, wie sich Carlo Müller seinen Traum von der Selbstständigkeit erfüllt hat. Menschen, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen, gibt er folgen-

Un»Am Anfang gab es natürlich auch Undes ng icklu Entw die über gewissheit ternehmens. (Anja Müller)

den Tipp mit auf den Weg: »Man muss mehr als hundertprozentig vom Produkt oder der Dienstleistung überzeugt sein, sich damit identifizieren und - das ist wohl das Wichtigste sich von dem Gedanken verabschieden, dass der Arbeitstag um sieben in der Früh beginnt und um fünf Uhr nachmittags beendet ist.« von Carlo Fehn

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Menschen & Geschichten

Rutschgefahr am Haßlacherberg! Die Familien Büttner und Kessel trauten ihren Augen nicht, als sie im Januar von einem Erdrutsch überrascht wurden und seitdem mit der Ungewissheit leben müssen, was in Zukunft am Hang passieren könnte. »Am Hang sieht es aus wie nach einem Erdbeben! (Helga Kessel, Kronach)

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er regelmäßig mit dem Auto auf der B85 in Kronach Richtung Südbrücke unterwegs ist, der kennt möglicherweise eine Gefahr, die dort lauert. Gerade zu Schützenfest-Zeiten stehen in diesem Bereich immer wieder fleißige Ordnungshüter am Straßenrand, um die Tauglichkeit der Fahrzeugführer nach dem Festplatz-Besuch zu überprüfen. Mittlerweile sollte man sich am Fuße des Haßlacherberges aber auch vor anderen Dingen in Acht nehmen. Es war später Nachmittag am verregneten 13. Januar dieses Jahres, als die Kessels Einkäufe gemacht hatten und in ihr Haus in der Bamberger Straße nahe dem Mineralölwerk zurückkehrten. Max Kessel erinnert sich: »Ich sah, dass bei unseren Nachbarn helle Aufregung herrschte und alle auf der Straße standen. Als ich genauer hinschaute, sah ich das ganze Übel.« Bei Familie Büttner, nur wenige Meter weiter südlich im angrenzenden Grundstück war die untere der beiden Stützmauern des am Hang gelegenen Anwesens eingestürzt und 26

hatte dem dahinterliegenden Erdreich freien Lauf gelassen. Bis fast auf die B 85 hatten sich die Geröllmassen vorgeschoben.

Zun���st an Unfall geda��t Christian Büttner erzählt von den dramatischen Minuten, als er sich alleine im Wohnzimmer seines Hau-

ses befand. »Ich hörte plötzlich ein Geräusch, von dem ich zuerst dachte, es wäre vielleicht ein Unfall passiert, ich habe sogar spontan an ein Erdbeben gedacht. Es dauerte nicht lange, bis ich mir vorstellen konnte, was es tatsächlich gewesen war. Und als ich dann aus dem Fenster schaute, war ich schockiert.« Nur schemenhaft

Die vordere Stützmauer des Grundstücks der Familie Büttner stürzte möglicherweise durch die Bewegungen, die im Hang ausgelöst wurden, ein und gab dem Geröll freien Lauf.

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Menschen & Geschichten hatte er aufgrund der einsetzenden Dunkelheit zunächst das Ausmaß erahnen können und danach sofort die Feuerwehr verständigt, um die Unfallstelle ausleuchten zu lassen. Als diese immer noch mit Absperrung und Aufräumarbeiten beschäftigt war, waren Max Kessel und Ehefrau Helga längst dabei, die Schäden im eigenen Grundstück zu begutachten.

Gan�er Hang in Be�egung Die oberhalb des Hauses befindliche Stützmauer war komplett nach vorne gedrückt und zerstört, konnte aber noch verhindern, dass große Erdmengen auf das Haus geschoben wurden. Fast noch Besorgnis erregender zeigte sich die Situation im Hang selbst, weiter oben. Helga Kessel schildert die Beobachtungen: »Es gab so was hier ja schon einmal, in den 1980er Jahren. Weiter oben, knapp unterhalb des Röhrenwegs stand ein kleines Landhaus. Nach dem Erdrutsch damals musste das verlassen werden, weil sich das Gebäude verzogen hatte und keine Türen mehr zu öffnen waren. Diesmal jedoch ziehen sich große Risse im Erdreich wie nach einem Erdbeben von ganz oben bis nahe an unser Haus. Das alte Landhaus von damals wurde jetzt durch den Erdrutsch völlig zerstört.«

Gl��� i� Ungl��� Und die ganze Sache hätte noch viel schlimmer ausgehen können. Nur vier Tage nach besagtem Vorfall, stürzte ein in Mitleidenschaft gezogener Baum in unmittelbarer Nähe des Kessel-Hauses auf die darunter liegende Bundesstraße 85 und legte sich quer über die komplette Fahrbahn. Max Kessel weiß, dass man hier nur mit Glück einem schweren Unfall entgangen war. »Das war eine richtig große Esche. Wenn da ein Auto zufällig vorbeigefahren wäre...!« Seine Frau ergänzt, dass eine weitere Nachbarin nur kurze Zeit vorher die Stelle mit dem Fahrrad passiert hatte. Wie kommt es aber nun dazu, dass - anscheinend auf einem schmalen StreiKRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

Durch den Erdrutsch wurde die komplette Stützmauer der Kessels zerstört und musste erneuert werden (1). Im ganzen Hang oberhalb des Anwesens finden sich tiefe Risse im Boden (2+3), sind Bäume umgestürzt und entwurzelt (4+5). Ein altes Landhaus unterhalb des Röhrenwegs wurde nun komplett zerstört (6), im Nachbargrundstück bei Familie Büttner haben die Bewegungen im Hang zum Einsturz einer Stützmauer geführt (7). fen oberhalb der Grundstücke Kessel und Büttner - der Haßlacherberg instabil und somit rutschgefährdet zu sein scheint?

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Ursa��enfors��ung Beide Familien haben eine relativ plausible Erklärung, Max Kessel erläutert: »Oben am Röhrenweg, gibt es einen Sammelschacht für das Wasser, das in einem Rohrsystem über den ganzen Hang nach unten führt. Dieser Schacht war voll mit Laub und somit verstopft. Das Wasser hat sich dann seinen Weg gesucht und ist im Berg versickert. Ich schätze, dass das die Ursache für den Erdrutsch war.« Der Schacht sei seitdem immer sauber, erzählt Max Kessel weiter, was den Zeitaufwand und die Kosten für Behebung der Schäden sowie Abwicklung über Gutachter und Rechtsanwälte nicht mindert. Sein Unmut ist spürbar: »Für Sauberkeit am Schacht am Röhrenweg müsste das Stadtbauamt sorgen, und die Leitung vom Schacht zur Straße ist auch in Mitleidenschaft gezogen und auseinander gerissen worden.« Zudem sind sich die Kessels und die Büttners sicher: Das kann jederzeit wieder passieren! Und schaut man sich einmal die tiefen Risse im Boden, sowie die vielen teilweise entwurzelten und schräg stehenden Bäume im Hang an, kann man sicherlich das Unbehagen der Bewohner verstehen. Es besteht Rutschgefahr am Haßlacherberg! von Carlo Fehn

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Serie: Mein Oldtimer

Serie: Mein Oldtimer

ÂťEinmal noch einen roten

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Serie: Mein Oldtimer

Mustang!«

Name: Moser Vorname: Gerhard Alter: 69 Beruf: Pensionär Wohnort: Oberlangenstadt Hobby: Oldtimer Fahrzeug: Chevrolet Nova II

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erhard Moser hat ein faszinierendes Hobby. Der pensionierte Kfz-Kaufmann aus Oberlangenstadt ist passionierter Fan alter Autos - könnte man platt und abgedroschen sagen und würde damit sachlich daneben liegen. Denn genauer gesagt - und das trifft es inhaltlich korrekt - ist der 69-Jährige leidenschaftlicher Oldtimerfahrer und nennt natürlich auch entsprechende Fahrzeuge sein Eigen.

Oldti�er glei�� Oldti�er? Zwischen »alten Autos« und »Oldtimern« weiß er sehr gut zu differenzieren und macht gleichzeitig die Bedeutung für ihn klar. »Oldtimer sind grundsätzlich mindestens 30 Jahre alt«, sagt Moser und weist mit einem vielsagenden Lächeln darauf hin, dass man den Begriff in KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

Zukunft wohl etwas wird überdenken müssen. »Ein Auto der heutigen Generation wird für mich auch in 100 Jahren kein Oldtimer sein«, fährt er fort und fügt die Begründung gleich hinzu. »Denn was einen Oldtimer in erster Linie auszeichnet, ist, dass das Fahrzeug keine Elektronik an Bord hat. Da muss alles noch mechanisch funktionieren und ich brauche die Gewissheit, dass ich theoretisch, wenn mal was kaputt ist, das auch selbst reparieren kann, weil ich weiß, wie das Auto funktioniert. Heutzutage steckt da so viel Elektronik drin, da kann man in den meisten Fällen selbst gar nichts machen.« Neben einem 300er Mercedes Diesel aus dem Jahr 1977 hat Moser auch einen 62er Chevrolet II Nova in seiner Garage stehen - »oben ohne«, wie es sich für einen ausgewiesenen Cabriolet-Fan eben gehört. Der Vorsitzende des Oldtimer Clubs Kronach sucht auf 29


Serie: Mein Oldtimer

»Man erntet viel Bewund

der ganzen Welt nach interessanten Fahrzeugen. Nicht unbedingt für sich selbst, sondern immer wieder einmal auch für Mitglieder des Vereins. Seinen »alten« Mercedes hat er sich zum Beispiel 2010 über das Internet in den USA gekauft. Reibungslos sei das grundsätzlich verlaufen, berichtet Gerhard Moser, schränkt allerdings ein, dass man in so einem Fall auch immer ein bisschen die Katze im Sack kaufen würde. »Ich habe in Los Angeles einen Spediteur gefunden, der mir auch Bilder geschickt und eine Sichtprüfung

durchgeführt hat. Soweit alles in Ordnung. Allerdings hat sich dann doch herausgestellt, dass der Wagen technisch ziemlich runtergekommen war. Da musste ich noch mal einiges reinstecken.« Gut, wenn man dann im Club auch einige exzellente »Schrauber« kennt, die einem da behilflich sein können.

Ge�flegte Be�underung Seinen himmelblauen Chevrolet fuhr vorher ein Arzt aus Frankreich. Der US-Schlitten ist auch das bevorzugte Vehikel, wenn Moser an den Sommer-

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Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich den Mustang zurück haben wollte!

(Gerhard Moser, Vorsitzender des Oldtimer Clubs Kronach)

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wochenenden mit seiner Frau Ausflüge unternimmt oder die alljährliche Vier-Tages-Tour mit dem Verein ansteht. Sein Hobby ist übrigens ein geteiltes Hobby, denn auch seine Gattin setzt sich sogar manchmal selbst ans Steuer des puristisch wirkenden Cruisers, bei dem die fehlenden Gurte, Airbags oder sonstigen Sicherheitskomponenten moderner Autos den Fahr- und Mitfahrspaß nicht beeinträchtigen können, sondern im Gegenteil noch verstärken. Dass er mit seinem Fahrzeug immer nur Bewunderung erntet, ist für Moser irgendwo logisch, allerdings nicht selbstverständlich. »Das sind irgendwie ja auch Zeitzeugnisse. Dennoch haben die nur dann eine Faszination, wenn man sie pflegt und sauber hält. Kommt man mit einem verdreckten Oldtimer um die Ecke, ist es in der Wahrnehmung der Beobachter einfach nur eine alte Karre.« Auf einem Ausflug mit seinem Club in die Kronacher Partnerstadt Rhodt unter Rietburg in der Pfalz hat er mit seinen Begleitern von dieser Faszination sogar derart profitiert, dass man von zwei Polizeiautos mit Blaulicht ans Ziel eskortiert wurde. Moser erinnert sich: »Ich plane die Routen KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


Serie: Mein Oldtimer

derung für solche Autos!«

normalerweise immer selbst und suche auch die Unterkünfte aus. Da es sich um eine Einladung der Bürgermeisterin der Partnerstadt handelte, war auch ein Abgesandter der Stadt Kronach dabei, der in diesem Fall nach dem Empfang am Nachmittag unsere Gruppe zum Hotel geleiten wollte. Der war dann aber plötzlich auf und davon und so stand ich mit 15 anderen Fahrzeugen mitten in Landau und wusste nicht mehr vor und zurück.« Dass man vorher die eine oder andere regionaltypisch gemischte Weinschorle getrunken hatte, schien die zu Hilfe gerufenen Ordnungshüter weniger zu interessieren, als der Anblick des fränkischen Konvois bereifter Raritäten. »Als der eine Polizist meinte, wir müssten alle erst einmal mit zum Präsi­dium fahren, wurde mir schon etwas mulmig«, erzählt Moser. Als sich dann aber herausstellte, dass man den ebenso interessierten Kollegen einfach auch nur den Anblick gönnen wollte, löste sich alles in Erleich­terung auf und das anschließende Geleit durch­ die wunderbare Weinbauge­ gend ist seitdem eines der schönsten Kapitel. KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011

Alte Liebe »Mustang« Allerdings gibt es auch ein nicht so schönes - wenn auch kurioses - Kapitel, das mit seiner eigentlichen »Liebe« verbunden ist. »Ich hatte acht Jahre einen roten Ford Mustang. Den wollte ich schon immer haben. Bei einem Unfall auf der Autobahn in der Nähe von München habe ich mir die rechte Seite beschädigt.« Dass ihm an der Tankstelle, die er kurz danach anfuhr, ein junger Mann mit langen blonden Haaren das Auto vom Fleck weg abgekauft hat und Moser danach mit dem Zug nach Hause gefahren ist, beschäftigt ihn noch heute. »Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und am nächsten Tag sofort den jungen Mann angerufen, weil ich mein Auto wieder haben wollte, doch der hatte schon längst damit begonnen, den Mustang auseinanderzulegen.«

Für Moser eine ziemlich schmerzliche Erfahrung, wegen der er auch immer einen großen Wunsch mit sich herum­tragen wird. »Einmal noch einen roten Mustang. Das wäre schon ein Tra­um!« von Carlo Fehn ANZEIGE

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Kultur

»Auch bei den Erwachsenen steigt das Interesse wieder, wissen zu wollen, wie Dinge in der Natur passieren!« (Susanne Meier, zertifizierte Umweltbildungsmanagerin und Projektleiterin der »Stadtoase«)

Klar - wie könnte es anders sein - ist auch ihr Hobby mit der Natur verbunden. Weil sie eben naturverbunden ist, geht sie, wenn die Zeit es mal erlaubt, gerne zum Joggen. Und dabei wird sie viel in die Umwelt sehen, denn das ist auch der Name ihres Projektes, für das die 46-jährige Susanne Meier kürzlich vom bayerischen Umweltministerium mit dem Qualitätssiegel »Umweltbildung Bayern« ausgezeichnet wurde.

M

it »Umweltsehen - Umweltbildung« befindet sich die gebürtige Dresdnerin in bester Gesellschaft weiterer insgesamt 119 Akteure, die ein hochwertiges Umweltbildungsangebot für alle Altersgruppen zur Verfügung stellen und sich mit dieser Zertifizierung dazu verpflichten, die Qualität ihres Angebots zu erhalten und zu verbessern sowie für Umweltbildung in Bayern zu werben. Wer hat sich nicht schon einmal ge32

fragt, was der bunt angemalte Bauwagen am Kaulanger-Parkplatz in Kronach denn wohl zu bedeuten hat? Er ist sozusagen die Basis- und Forschungsstation der »Stadtoase«, einem umfangreichen Umweltbildungsprogramm. Es lädt alle ein, Natur vor der Haustür in der Stadt zu erleben, dabei kleine und große Zusammenhänge der Umwelt zu begreifen und neue Erfahrungen in den Alltag mitzunehmen. Regelmäßig tummeln

sich auf der alten Streuobstwiese am Kronach-Ufer Kinder, Jugendliche und Erwachsene, um sich von der zertifizierten Umweltmanagerin einen Einblick geben zu lassen, wie auch vor allem innerhalb einer Stadt Natur erlebt und erhalten werden kann.

Einstieg �ber E�rena�t Susanne Meier ist eigentlich gelernte Erzieherin. Mit ihrem Mann, der einer beruflichen Herausforderung folgte, KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


Natur & Umwelt zog sie 1991 von der Elbe nach Kronach, wo sie, nachdem die Kinder im Schulalter waren, zunächst ihren alten Job halbtags wieder aufnahm. »Es war eine Nachmittagsstelle und insofern war das dann ein bisschen ungünstig, dass ich von meinen eigenen Kindern nicht mehr so viel hatte. Ich war schon von klein auf sehr naturverbunden. Ich habe mir dann überlegt, eine ehrenamtliche Stelle beim Bund Naturschutz anzunehmen«, sagt die zweifache Mutter. Das war auch der Zeitpunkt, zu dem die Entscheidung zugunsten der Landesgartenschau in Kronach gefallen war. Der Bund Naturschutz plante hierzu ein Veranstaltungsprogramm mit dem Schwerpunkt Erde und Boden, in dem sich Meier einbringen konnte. »Das war mehr oder weniger der Anfang des Umweltbildungsprogramms in Kronach, das bei der Landesgartenschau ›Reise ins Erdreich‹ hieß und aus dem später die ›Stadtoase‹ am heutigen Standort wurde«, erzählt Susanne Meier. Mittlerweile ist sie als freiberufliche Umweltpädagogin für den Bund Naturschutz die Hauptverantwortliche für die »Stadtoase« und bietet in diesem Zusammenhang auch Lehrplan unterstützende Programme in der Zusammenarbeit mit Schulen an und veranstaltet Ferienprogramme an insgesamt zehn verschiedenen Orten im Landkreis.

Julia, Lara, Amelie, Maxima und Lavinia von der Bund Naturschutz Kindergruppe “Große Mausohren” machen ein buntes, gesundes Picknick im Grünen.

Stadtoasen se�r �i��tig »Ich stelle fest«, sagt Susanne Meier, »dass nicht nur bei den Kindern Neugierde vorhanden ist, sondern auch die Erwachsenen in zunehmendem Maße wieder wissen wollen, wie gewisse Dinge in der Natur zusammenhängen und was da eigentlich passiert.« Und auf die Frage, ob das Thema »Natur« sich mit der »Stadt« nicht irgendwo beiße, hat sie eine überraschende Antwort parat: »Ich glaube, dass in der Stadt zukünftig viel mehr Natur überleben wird, da es dort einfach noch viele kleine Nischen gibt, wie zum Beispiel unsere Stadtoase, in denen sich die Natur in allen Varianten besser entwickeln und somit überleben kann. Auf dem

offenen Land ist dies durch Eingriffe der Menschen teilweise so nicht möglich.« Für ihre weitere Arbeit hofft Susanne Meier, dass sie ihre Begeisterung für die Natur an alle Altersgruppen weitergeben kann und ihr die Ideen für Umweltsehen und Umweltbildung erhalten bleiben. Nicht zuletzt mit dem Qualitätssiegel »Umweltbildung Bayern« hat sie sich als kompetente Ansprechpartnerin für alle Interessierten bewiesen und freut sich über regen Besuch in ihrer »Stadtoase«. von Carlo Fehn

 Weitere Informationen zur »Stadtoase« finden Sie unter www.bn-kronach.de

Blumenideen aus Ihrem Landkreis

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Das allerletzte Interview

Mal ehrlich, Herr Pietz! Hans Pietz (Freie Wähler) ist seit 2008 Bürgermeister des Marktes Pressig. Der 53-Jährige ist verheiratet und hat drei Söhne. Vor seiner Amtszeit arbeitete er als Key Account Manager bei Stinnes Logistics. und liebenswert zu erhalten und - wo nötig - Verbesserungen umzusetzen. Ihre Lieblingsfarbe? Rot. Was steht auf Ihrem Frühstückstisch? An Wochentagen meist Joghurt, am Wochenende frische Semmeln mit Wurst und Käse, Kaffee immer. Ein Tag beginnt für Sie richtig gut, wenn... … die Sonne und die Gesichter in der Familie lachen. Wann waren Sie das letzte Mal im Kino? Das dürfte Ende 2008 gewesen sein. Welcher Film? Der James-Bond-Film »Ein Quantum Trost«. Welches politische Projekt möchten Sie umgesetzt wissen? Für den Markt Pressig gibt es einige Projekte, an deren Umsetzung ich intensiv arbeite. Ein einzelnes möchte ich da nicht herausgreifen. Mein Ziel ist es, alle unsere Ortsteile lebens-

Die beeindruckendste Leistung, die ein Mensch vollbracht hat? Jesus hat der Menschheit einen weltumspannenden Glauben gegeben. Welchen Traum würden Sie sich gerne erfüllen? Einen persönlichen Wunschtraum habe ich derzeit nicht. Seit meiner Jugend habe ich aber den Traum von einer Welt, in der nicht Neid, Konkurrenz, Streit und Krieg herrschen, sondern Verständnis und Miteinander unter den Menschen. Wen würden Sie gerne einmal für einen ausführlichen Meinungsaustausch treffen und warum? Seit mein Vater verstorben ist, passiert es mir hin und wieder, dass ich daran denke, wie gerne ich jetzt seine Meinung zu dem hören würde, was mich gerade bewegt. Früher konnte ich daraus wertvolle »Rückkoppelungen« und hilfreiche Denkanstöße gewinnen.

Wie würden Sie in einer Pilsbar in Hamburg einem Nordlicht die »Kronicher« beschreiben! Manchmol a bissla rau, in Wirklichkeit aber heznsgut. Sollte der wackere Hanseat das so nicht verstehen, würde ich es eben auf Hochdeutsch wiederholen. Ein Grund, warum die Bürger Ihrer Gemeinde mit ihrem Bürgermeister zufrieden sind? Ich denke, die Bürgernähe spielt da eine recht große Rolle. Das letzte Buch, das Sie gelesen haben? Der Frankenkrimi »Blutfeuer« von Helmut Vorndran. Sie dürften einen Werbeprospekt für den Landkreis Kronach mitgestalten. Welcher Slogan würde die Titelseite zieren? Herzlichkeit und Natur find’st Du im Frankenwald pur. Was wäre Ihre Henkersmahlzeit? Rehbraten mit Klöß’ und Blaukraut und gaaanz viel Soße. Vielen Dank für das Gespräch. Interview: Carlo Fehn

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KRONICHER. | Ausgabe Juni 2011


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