KRONICHER. Die Infobroschüre für Stadt und Landkreis Kronach

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www.kronicher.de Ausgabe 49 Juli 2015

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Berichte Abi – und dann? Historie: Als alles in Scherben lag Ludwigsstädter Vogelschießen 2015 Drei Jubiläen in Sankt Wolfgang Geschichte Burg Lauenstein HolzART XIX Veranstaltungskalender KC August

rubriken Ihr gutes Recht Auf den zweiten Blick

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KRONICHER. | Ausgabe Juli 2015

Liebe Leserinnen und Leser, liebe »Kronicher«!

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er bei fast 40 Grad Außentem­ peratur mit seinem Auto im Stau auf der Autobahn feststeckt, der mag die eupho­ rische Freude der net­ ten Radiomode­ratorin bisweilen nicht wirklich teilen. Wer bei einer Kunden­ präsentation im nicht klimatisierten Be­ sprechungsraum plötzlich merkt, dass sich das hellblaue Hemd nach und nach schweißgetränkt dunkel verfärbt, dessen Laune wird sich auch abends nicht bessern, wenn der Wetterfrosch im Fernsehen auch für den nächsten Tag subtropische Temperaturen ver­ meldet. Für Eltern auf der anderen Seite kann in vielen Fällen das heiße Wetter gar nicht lange genug dauern. Ist die tägliche Nachmittags­planung somit doch ziemlich einfach: Pack die Badehose ein und dann nichts wie ab ins Schwimmbad! Heiße Tage mit Tem­ peraturen über 30 Grad gehören nun auch in unseren Breitengraden einmal dazu. Wenn die Meteorologen aller­ dings eine Hitzewelle oder wochen­ langes schwül-warmes Wetter prog­ nostizieren, gibt es Menschen, die sich darüber freuen, aber auch diejenigen, denen das weniger gefällt. Da sind die einen, die Freude spen­ den, weil sie ein Freibad zur Verfügung stellen, in dem das kühle Nass und die schönen Liegeflächen zum Faulenzen oder wilden Wasserspielen einladen.

Auch Getränkemärkte und Eisdielen können dem schönen Wetter sicher­ lich viel mehr Positives als Negatives abgewinnen. Und wenn es in den Klassenräumen oder hier und da mittlerweile auch in den Schulcontainern einfach zu heiß wird, dann dürfen sich Schüler auch schon mal über eine geschenkte sechste Stunde freuen – hitzefrei! Aber es gibt nicht wenige, die sicher nichts gegen ein paar sonnige Tage haben, denen subtropische Hitze und schwü­ les Wetter dauerhaft aber nur wenig Freude ins Gesicht zaubern können. Der eine oder andere Hobbygärtner, der von Tag zu Tag mehr um seinen schönen saftigen Rasen bangt, mag erahnen, was längere Hitzeperioden für Auswirkungen in der Landwirtschaft haben können. Auch für ältere und gesundheitlich angeschlagene Men­ schen ist es dann oftmals besser,

sich nur auf das Notwendigste zu be­schränken und ein schattiges Plätzchen mit angenehmen Tempera­ turen zu finden. Es ist wie bei vielen Din­ gen des Lebens eben des einen Freud und des anderen Leid, aber die Radio­ moderatorin oder den Wetterfrosch im Fernsehen, die uns schönes Wetter mit düsterer Miene verkünden und dazu vielleicht auch noch die Stimme sen­ ken – nein, das wollen wir dann alle doch nicht! Bei der Lektüre unserer neuen Kronicher.-Ausgabe wünsche ich Ihnen nun sommerlich gute Unterhal­ tung. Mit besten Grüßen

Carlo Fehn

IMPRESSUM KRONICHER. Die Infobroschüre für Stadt und Landkreis Kronach Herausgeber: Verlag Carlo Fehn Matthias-Kaiser-Str. 1 96317 Kronach

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Telefon: 09261-9100148 Telefax: 09261-9100149 E-Mail: redaktion@kronicher.de Internet: www.kronicher.de Redaktion/Texte in dieser Ausgabe: Carlo Fehn (V.i.S.d.P.) Kanzlei Wittmann, Gerd Fleischmann, Siegfried Scheidig, Benjamin Baier, Ingo Cesaro Satz/ Layout: Carlo Fehn Anzeigen: Carlo Fehn, Rainer Renk Fotos: Carlo Fehn, Gerd Fleischmann, Johannes Kestel, Ratomir Radomirovic, Ingo Cesaro Erscheinungsweise: Monatliche Verteilung in Auslagestellen in Stadt und Landkreis Kronach Druckauflage: 5.000 Stück

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SCHULE & BILDUNG

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Abi – und dann? Mit dem Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife haben viele junge Menschen auch 2015 wieder einen wichtigen Lebensab­ schnitt gemeistert. Wie geht es nun weiter?

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s ist eine der »Eintrittskarten« ins (Erwachsenen­)Leben, ein nächs­ ter großer Schritt nach dem Kapitel Schule, das für die einen mehr oder weniger fordernd, fördernd, langweilig, aufregend, stressig oder bereichernd war. Alle Abiturienten – mindestens die Mehrheit, die nun die Allgemeine Hochschulreife erlangt hat – werden sich jetzt erst einmal befreit fühlen. Ein bedeutender Abschnitt ist geschafft, nun gilt es, die berufliche Karriere zu planen. Aber Abi ist dann doch nicht gleich Abi. Sicher, die erste schriftliche Prüfung ist in gewisser Hinsicht etwas ganz Span­ nendes, etwas, von dem man nicht weiß, was einen tatsächlich erwartet – ganz egal, wie gut man sich auch vor­ bereitet fühlt. Da sind sich Eva, Nico, Lisa und Tobias, allesamt Abiturienten der Kronacher Gymnasien 2015, einig. »Vor der ersten Prüfung in Deutsch war

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ich sehr aufgeregt«, erzählt Lisa Gei­ ger, »und ich hatte auch Angst, weil ich keine Ahnung hatte, wie so eine Abiturprüfung abläuft. Die anderen schriftlichen Prüfungen verliefen dann, Gott sei Dank, etwas ruhiger. Aber ich denke, dass eine Grundaufregung auch ganz gut ist.« Der Unterrodacher Nico Gehring sagt im Nachhinein, dass eine gute Vor­ bereitung und damit auch die Sicher­ heit, die man sich damit gibt, bereits die halbe Miete sei. Die Aufregung, die auch er natürlich gespürt hat, sinke dann doch erheblich. Mit ihren Ergebnissen zeigen sich die Vier durchaus zufrieden. Hier spielen auch die persönlichen Ambitionen eine Rolle. Eva Geiger sagt zum Beispiel, dass sie bereits in der zehnten Klasse wusste, dass sie später mit hoher Wahrschein­ lichkeit einmal Ärztin werden wollte. »Medizin oder Psychologie möchte ich gerne studieren, nach Möglichkeit in Würzburg oder Ulm.« Mit dem No­ tenschnitt, den sie in ihrem Abitur er­ reicht hat, stünden ihr nun eigentlich fast alle Optionen offen. Anders liegt der Fall bei Lisa. Auch sie hatte schon ein festes Berufsziel im Visier, der Druck eines Numerus Clausus war bei ihr aber nicht gegeben, weshalb bei ihr die Prüfungsvorbereitungen weniger stressig waren, wie sie sagt. Mit ihrer Abinote sei sie aber dennoch ganz glücklich. »Seit einigen Jahren träume ich davon, Polizistin zu werden. Du­ rch meine Cousine, die selbst bei der Polizei arbeitet, ist dieser Plan gereift. Im Herbst letzten Jahres habe ich dann Foto links: Tobias Stumpf findet,alleine schon die Möglichkeit, dass einem mit dem bestandenen Abitur »alle Türen offen stehen, einfach großartig«.

den Einstellungstest bei der Polizei mitgemacht und auch bestanden. Studieren kam für mich eigentlich nie in Frage, da ich gleich arbeiten wollte und eher ein praktischer Mensch bin. Den Beruf als Polizistin kann man schon als Kindheitstraum bezeichnen.« Ähnlich sieht es beim Weißenbrunner Tobias Stumpf aus. Nachdem er, wie er sagt, »sozusagen mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium das kom­ plette bayerische Bildungssystem durchlaufen« hat, möchte er auch sein großes Ziel erst mit Praxisgrundlagen untermauern. »Ich habe vor, Zahnme­ dizin zu studieren. Davor möchte ich aber erst noch eine Ausbildung zum Zahntechniker machen.« HEIMATNÄHE ODER WELTENBUMMELN? Egal, ob im Falle von Nico, Lisa, Eva oder Tobias – die Möglichkeiten, die sich auch den anderen Abiturienten nun bieten, sind sehr groß. Entscheidet man sich wie eine Mehrzahl für ein Studium, ist gewiss auch immer ein Spagat zwischen Heimat verlassen und Welt entdecken zu meistern. To­ bias Stumpf findet alleine schon die Möglichkeit, dass einem mit dem be­ standenen Abitur »alle Türen offen ste­ hen, einfach großartig«. Für Eva Geiger war trotzdem aber wichtig, die Nähe zur Heimat nicht zu verlieren – bei al­ len Ambitionen. »Anfänglich war ich ganz begeistert von der Idee, so weit weg wie möglich studieren zu können, um ganz selbstständig zu sein und ein ganz eigenes Leben zu führen. Als ich dann allerdings mit den Abi­Prüfungen angefangen hatte und man merkte, dass es jetzt wirklich ernst wird und man Entscheidungen treffen muss, ist mir klar geworden, wie schwer das wäre, alles was man in Kronach erlebt hat, alle Freunde und Familienmitglie­ der zurückzulassen. Deshalb kam dann auch meine Entscheidung, nicht ganz so weit wegzugehen, sondern vor­ zugsweise in Würzburg, Halle an der Saale oder Ulm zu studieren, die noch erträgliche Entfernungen zur Heimat besitzen.« Es ist mit der Zeit nach dem Abi also so wie während der Prüfungen mit den verschiedenen Fächern. Der eine so, die andere so. Während hier im Studium auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen soll, steht dort mit der beginnenden Berufsausbildung »der Ernst des Lebens« unmittelbar bevor. In einem Punkt sind sich Eva, Tobias, Lisa und Nico aber doch ähnlich und einig: Die Schulzeit mit allen Höhen und Tie­ fen möchten sie nicht missen.

Text: Carlo Fehn Fotos: Johannes Kestel, fotolia.de


Kultur im Landkreis Kronach – Veranstaltungen August 2015

Montag, 3. August, bis Freitag, 28. August:

Bis Mittwoch, 5. August:

Internationale Kunstaktion der Ianza-Art-Stiftung

Ausstellung »Extra Lieb«, Malerei und Objekte von

(Marktrodach, Kleinvichtach 17, Näheres siehe

Andrea Lieb, Kronach, Eröffnung: Montag, 3. Au­

Tagesmedien)

gust, 17 Uhr (Kronach, Galerie im Landratsamt)

Bis Sonntag, 30. August:

Mittwoch, 5. August, 18 Uhr:

Ausstellung »Die Bambergers – eine jüdische

Internationale Kunstaktion der Ianza-Art-Stiftung,

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Einkaufen in der freundlichen Rosenau in Kronach ANZEIGE

Familie aus Kronach« (Kronach, ehemalige Syna­

Präsentation der Workshop-Resultate (Marktro­

goge)

dach, Kleinvichtach 17, Näheres siehe Tagesme­ dien)

Bis Montag, 26. Oktober: Ausstellung »Malerei und Grafik« von Bärbel und

Donnerstag, 6. August, und Freitag, 7. Au-

Horst Kießling, Marktredwitz (Kronach, Finanzamt,

gust, jeweils 20.30 Uhr:

Galerie EINblicke)

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele Kro­ nach, »Der Florentinerhut« von Eugène Labiche

Bis Samstag, 31. Oktober: Ausstellung »Fes­

(Kronach, Festung Rosenberg)

tungen – Frankens Bollwerke« (Kronach, Festung Samstag, 8. August, 20.30 Uhr:

Rosenberg)

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele Kro­ Bis Samstag, 31. Oktober:

nach, »Faust I« von Johann Wolfgang von Goethe

Cranach-Jahr 2015, Ausstellung »Fränkische Meis­

(Kronach, Festung Rosenberg)

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ter der Spätgotik und der Weg zu Cranachs Kunst – Ein neuer Weg durch die Sammlung in der Frän­

Sonntag, 9. August, 16 Uhr:

kischen Galerie« (Kronach, Festung Rosenberg,

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele

Fränkische Galerie)

Kronach, »Der zerbrochne Krug« von Heinrich von Kleist (Kronach, Festung Rosenberg)

Bis Samstag, 31. Oktober: Cranach-Jahr 2015, Ergebnisausstellung »Cra­

Donnerstag, 13. August, und Freitag, 14. Au-

nach 2.0 – Internationaler Lucas-Cranach-Preis

gust, jeweils 20.30 Uhr:

2015« der Stadt Kronach, der Lutherstadt Witten­

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele Kro­

berg und der Stiftung Christliche Kunst (Kronach,

nach, »Der Florentinerhut« von Eugène Labiche

Festung Rosenberg)

(Kronach, Festung Rosenberg)

Bis Samstag, 31. Oktober:

Samstag, 15. August, 14.30 Uhr:

Cranach-Jahr 2015, Ausstellung »Lucas-Cranach-

BIG BONN SPECIAL – Jazz, Swing, Latin (Kronach,

Porträt-Variationen«, Schaufenster-Aktionen in Kro­

Pavillon auf dem Schützenfestplatz)

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nacher Geschäften anlässlich des internationa­len Lucas-Cranach-Preises 2015 (Kronach, Stadtge­

Samstag, 15. August, 20.30 Uhr:

biet)

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele Kro­ nach, »Der Florentinerhut« von Eugène Labiche

Bis Samstag, 31. Oktober:

(Kronach, Festung Rosenberg)

Ergebnisausstellung »HolzART XIX« (Kronach, Auf­ Sonntag, 16. August, 11 Uhr:

gang Festung Rosenberg)

BIG BONN SPECIAL – Jazz, Swing, Latin (Steinwie­ Samstag, 1. August:

sen, Gasthof «Goldener Anker«, Biergarten; bei

»The Night of Musical« mit der Neuen Tettauer Thea­tergruppe

(Tettau,

Park

oder

schlechtem Wetter im Zelt)

Festhalle,

Näheres siehe Tagesmedien)

Sonntag, 16. August, 16 Uhr: Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele

Samstag, 1. August, ab 17 Uhr:

Kronach, »Der zerbrochne Krug« von Heinrich von

Musikalische Unterhaltung mit der Band »Akustik

Kleist (Kronach, Festung Rosenberg) Kronach, »Der zerbrochne Krug« von Heinrich von

Duo 2.0« (Kronach, Landesgartenschaupark, See­ bühne)

Sonntag, 16. August, 18.30 Uhr:

Kleist (Kronach, Festung Rosenberg)

Mitwitzer Schlosskonzert »Orient Express«, Sonntag, 23. August, 18 Uhr:

Samstag, 1. August, 20.30 Uhr und Sonntag,

Werke

2. August, 16 Uhr:

Khatchaturian u.a. mit dem Gitarrenquartett

»Best of Classics« – Pop-Klassiker und Klassisches

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele

»Take Four« (Mitwitz, Wasserschloss)

mit den »Jungen Tenören« (Kronach, Festung

von

Liszt,

Dvořák,

Schostakowitsch,

Rosenberg)

Kronach »Der zerbrochne Krug« von Heinrich von Kleist (Kronach, Festung Rosenberg)

Freitag, 21. August, 19.30 Uhr: »Sommermusik in der Synagoge«, Konzert mit Mi­

Freitag, 28. August, und Samstag, 29. August,

Montag, 3. August, bis Freitag, 14. August:

chéle Rödel, Sopran (Kronach, ehemalige Syna­

jeweils 20.30 Uhr:

Cranach-Jahr 2015, Von den Cranach-Werkstät­

goge)

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele Kronach, »Der zerbrochne Krug« von Heinrich von

ten zur Sandsteinwerkstatt – Kursstaffel 2, 20 Jahre Sommerkurse mit Bildhauer Heinrich Schreiber

Freitag, 21. August, und Samstag, 22. August,

(Kronach, Festung Rosenberg, Nähere Infos unter

jeweils 20.30 Uhr:

Tel. 09261-604113)

Cranach-Jahr 2015 / 20 Jahre Faust-Festspiele

Kleist (Kronach, Festung Rosenberg) Alle Angaben ohne Gewähr – Kein Anspruch auf Vollständigkeit

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KRONICHER. | Ausgabe Juli 2015

HISTORISCHES

von der Außenwelt regelrecht abge­ schnitten. Doch es sollte noch dra­ matischer kommen: Am 28. Mai 1952 endete abrupt der Zugverkehr zwi­ schen Pressig­Rothenkirchen und Tet­ tau. Die Streckenstilllegung traf die Fir­ men der Rennsteigregion bis ins Mark. Der Straßenrollerverkehr brachte dann doch noch eine unverhoffte Lösung. Bereits am 1. Juli 1952 traf der erste, noch vierachsige »Culemeyer«, in Ale­ xanderhütte ein.

ALs ALLes in scherBen LAg nach Kriegsende Flüchtlingselend und wohnungsnot

N

ach der totalen Kapitulation am 8. Mai 1945 glich Deutschland einem unbeschreiblichen Scherbenhaufen. Das »tausendjährige Reich« von Adolf Hitler ist nach nur zwölf Jahren in Tod und Trümmern untergegangen. Für die Überlebenden begann nun eine Zeit des Hungers, der Hoffnungs­ losigkeit, der Entnazifizierung und letztendlich des schwierigen Neubeginns. Und doch haben es Arbeitgeber und Arbeitnehmer und schließlich auch die Gewerkschaften mit Unterstützung der Alliierten durch eine beispiellose Kraft­ anstrengung geschafft, die heimische Region für die Zukunft wieder fit zu machen. Blicken wir zurück. Nach dem 8. Mai 1945 normalisiert sich nur mühsam das Leben im Frankenwald, das vor allem in den Apriltagen des Jahres 1945 nochmals arg gebeutelt wurde und die schrecklichen Auswirkungen des Krieges durch Tod und Zerstörung deutlich zu spüren bekam. Nach dem Kriegsende hatten die Menschen ­ auch in unserer Region ­ nichts zu lachen. Die Infrastruktur war miserabel, die Kaufkraft bis 1948 zur

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Währungsreform auf ein Minimum be­ schränkt. Hunger, Kälte, Schwarzmarkt, Wohnungselend kennzeichneten diese triste Zeit. Und für die Firmen war es außerordentlich schwierig, über­ haupt etwas zu produzieren. In jenen Tagen waren vor allem Kreativität, Einfallsreichtum und Improvisation ge­ fragt. Nach der Stunde Null berichten die Geschichtsbücher von zwei deutschen Teilen nebeneinander und lange Zeit gegeneinander, bis 1989. Der Landkreis Kronach war davon besonders hart betroffen, die Trennung mit deutscher Gründlichkeit und riesigem Finanzauf­ wand durch die DDR­Machthaber perfekt organisiert. Auf 102 Kilometern sorgten Stacheldraht, Minenfelder, Wachtürme für eine hermetische Abrie­ gelung. Jahrhundertealte Verbind­ ungen wurden unterbrochen und für die Unternehmer gingen traditionelle Absatzmärkte verloren. Besonders hart traf es den Tettauer Winkel. Die alteingesessene Glas­ und Porzellan­ industrie bangte um ihre Spezialisten aus Thüringen; die Produktionsstätten mit rund 4000 Arbeitsplätzen waren

WOHNUNGSSITUATION VERHEEREND In den ersten Nachkriegsjahren häuften sich die Probleme. Nach den eiskalten Wintern 1946 und 1947 fehlte es an al­ lem – Kartoffeln und Brot, Brennholz und Schuhwerk. Lebensmittelmarken und Bezugsscheine regelten die Un­ terversorgung. Und Flüchtlingsströme verschärften das Elend: Millionen von Vertriebenen aus dem Osten, denen kaum mehr geblieben war als das nackte Leben. Plötzlich war man wie­ der froh, dass in Stockheim Steinkohle gefördert wurde. Die schon oft totge­ sagte Katharinazeche erlebte einen regelrechten Boom. Trotz aller positi­ ven Ansätze: Die Landräte Dr. Gott­ fried Witzgall, später Carl Pfretzschner, Hans Pabstmann und Emil Sieg können nur mit allergrößter Mühe den Alltag organisieren. Nicht zu beneiden war auch der von der Militärregierung – sie residierte im Brandversicherungsamt in der Fes­ tungsstraße ­ 1945 eingesetzte Kro­ nacher Bürgermeister Baptist Thron. Ihm wurde eine äußerst undankbare Aufgabe aufgebürdet, das hinterlas­ sene Chaos der Nazis zu entschärfen. Die Richtlinien und Anordnungen der Militärregierung mussten stets beachtet werden. Schon alleine die Tatsache, dass rund 2000 Flüchtlinge und Evaku­ ierte in Kronach untergebracht werden sollten, lässt ermessen, was sich hier auf

Foto links: Halbautomaten bestimmten den Arbeitsrhythmus bei Tettau-Glas./ Foto rechts: Nach 1945 waren immer noch mehrere Gemeinden des Landkreises Kronach bei der Wasserversorgung von den Brunnen abhängig.


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dem Gebiet des Wohnungswesens in der Kreisstadt abgespielt hatte. Nicht selten mussten mit Polizeieinsatz die Wohnungseinweisungen vorgenom­ men werden. Und es war durchaus nicht ungewöhnlich, dass der Hausbe­ sitzer mit dem Beil hinter der Tür stand und allen, die hier eintreten wollten, »kurzen Prozess« androhte. Vielfach wurden die Neubürger in Wohnungen eingewiesen, die auch für diese eine Zumutung waren. Dazu Zeitzeuge Friedrich Schedel aus Kronach (Jahrgang 1928): »Gerade die Jahre von 1945 bis 1948 waren für die Kommunalpolitiker, die die größte Last des totalen Zusammenbruches zu tragen hatten, die unbestreitbar schwers­te Zeit. Sie mussten für die ih­ nen anvertrauten Bürger, die herein strömenden Flüchtlinge und die heim­ kehrenden Soldaten nicht nur Wohn­ raum bereitstellen, sondern auch für die einfachsten Dinge des Lebens, wie Nahrung und Kleidung sorgen.« Aus heutiger Sicht ist das Elend der Flüchtlinge kaum mehr nachvollzieh­ bar. Im Dezember 1945 befanden sich bereits 6631 Vertriebene im Landkreis Kronach, deren Zahl bis Oktober 1946 rapide auf 14167 anwuchs. Hinzu ka­ men noch an die 3000 Evakuierte und Ausländer. Die Bevölkerung nahm also beträchtlich zu. Lebten 1939 noch 61649 Personen im Kreis, so waren es 1946 bereits 77 647, die bis 1950 auf 80 590 anwuchsen. Eine Verbesserung der Wohnungssitu­ ation im Kreis Kronach trat erst nach 1950 ein, als das erste Wohnungsbau­ gesetz verabschiedet wurde, das den Einsatz öffentlicher Mittel im großen Umfang ermöglichte. Trotz der regen Wohnungsbautätigkeit hielt die Wohn­ raumknappheit bis weit in die 60er

Jahre hinein an. Die Notwohnungen und Elendsquartiere, von denen 1952 noch 600 auf Kreisebene existieren, verschwanden zwar bis 1958, doch gab es zu diesem Zeitpunkt noch 11980 Familien, die auf Zuteilung angemesse­ ner Wohnungen warteten. Bereits 1946 ist der Aufbauwille un­ übersehbar. Zu Jahresbeginn 1946 war das Straßen- und Flussbauamt damit beschäftigt, die 15 in den letz­ ten Kriegstagen gesprengten Brücken notdürftig instand zusetzen oder wie­ deraufzubauen. Ein weiterer Hoff­ nungsschimmer: Im April öffnete die Oberrealschule Kronach wieder ihre Pforten. Schulleiter ist Dr. Gottfried Witz­gall. Und gewählt wurde auch. Die Kreistagswahlen im Landkreis Kro­ nach hatten am 28. April 1946 folgen­ des Ergebnis: CSU 13 994 Stimmen (24 Sitze), SPD 10 424 (18), KPD 2056 (3). Am 7. Juni wählte der Kreistag in seiner ersten Sitzung Hans Pabstmann (CSU) zum neuen Landrat, die 21 Stimmen von SPD und KPD entfallen auf Emil Sieg (SPD). Als Landtagsabgeordnete stellten sich in der Nachkriegszeit Hans Pabstmann (CSU), Christian Müller (SPD), Baptist Hempfling (CSU) Louis Welsch (SPD) und Rudi Daum (CSU) zur Verfügung. Nach 1945 standen auch die heimi­ schen Geldinstitute vor einem Berg von Problemen. Die Reichsmark ver­ lor immer schneller an Wert, Zwangs­ bewirtschaftung aller Waren, Bezugs­ scheine, Kompensation und schwarzer Markt bestimmen die an den Kriegsfol­

gen leidende Wirtschaft. Einen neuen Anfang markiert die Währungsreform vom 20. Juni 1948. Jeder Bürger er­ hielt ein Kopfgeld von 40 Mark, später noch einmal 20 Mark dazu. Wie durch ein Wunder füllten sich plötzlich die bis dato leeren Regale in den Ge­ schäften. Eine schier unglaubliche Aufbauleis­ tung vollzog sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Während 1949 lediglich 9100 Wohnungsgebäude im Kreisgebiet­ vorhanden waren, sind es 1993 über 20000 Häuser. 1949 hatten noch 2800 Familien lediglich einen Wohnraum zur Verfügung. Insbesondere in Tettau, Ludwigsstadt, Unterrodach, Oberro­ dach, Küps, Stockheim, Weißenbrunn, Johannisthal, Pressig, Nordhalben, Steinwiesen, Wallenfels und schließlich in Kronach setzte ein beachtlicher Bauboom ein. Die Kreisstadt verdrei­ fachte gar ihr Wohnangebot. Doch dürfen wir die Strapazen der »Häusle­ bauer« in den Nachkriegsjahren nicht vergessen. Selbst das Ausheben der Baugrube geschah in Kräfte zehrender Handarbeit. Eine beachtliche Entwicklung ist vor allem im Kraftfahrzeugbereich feststell­ bar. So lag der Kfz-Bestand im Jahre 1947 bei lediglich 2417 Fahrzeugen. Auf den Hauptstraßen konnten die Buben in jener Zeit noch problemlos Fußball spielen. Wenn man die heu­ tigen Verkehrsströme bedenkt, so ist der wirtschaftliche Aufstieg aus der düsteren Nachkriegszeit, die auch von Entnazifizierung, von Bettler- und Ham­ sterkolonnen geprägt war, mehr als deutlich erkennbar.

Historisches

Foto links: Dr. Gottfried Witzgall war vom 2. Mai 1945 bis 19. November 1945 erster Landrat im Kreis Kronach. Vom 28. Januar 1950 bis 30. April 1952 übernahm er nochmals dieses Amt. Dazwischen standen an der Spitze der Landkreisverwaltung Carl Pfretschner, Hans Pabstmann und Emil Sieg.

Text und Repros: Gerd Fleischmann

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VERANSTALTUNGEN

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Ludwigsstädter Vogelschießen 2015

as Ludwigsstädter Vogelschießen lockt am kommen­ den Wochenende mit einem Top­Programm die Be­ sucher auf den Schützenplatz des kleinen Städtchens. Im Festzelt stehen unter anderem die Isartaler Hexen, die Original Reichenbacher und die Rocktruppe SWAGGER auf der Bühne. Zum Festauftakt am Freitag wird wieder ein Brillantfeuerwerk den Nachthimmel über Ludwigsstadt zum Glühen bringen. Drei Salutschüsse aus der vereinseigenen Kanone signalisieren akkustisch den Beginn der Festtage. BriLLAntFeuerwerK zuM FestAuFtAKt Am Freitagabend haben die Ludwigsstädter Schützen die Original Reichenbacher Blasmusik bestellt. Bei zünftigem Bierzelt­Sound schmeckt die erste Maß Schützenbier nach Anstich durch Bürgermeister Timo Ehrhardt besonders gut. Dazu ein paar Bratwürste, ein Schaschlik oder ein Steak aus dem Bratwurstglöckle und das Fest kann beginnen. Zu den musikalischen und kulinarischen Genüssen kommt am Freitag um 22.30 Uhr auch noch ein Sinnesgenuss für die Augen. Das Feuerwerksteam der Privilegierten Schützengesell­ schaft 1612 Ludwigsstadt wird auch dieses Jahr das tradi­ tionsgemäß spektakuläre Hochfeuerwerk in Ludwigsstadt durchführen. Gezündet wird elektrisch, zum einen wegen der hohen Sicherheit, zum anderen wegen der besseren Übersichtlichkeit. Insgesamt werden am Freitagabend cir­ ca 250 Kugel­ und Zylinderbomben der Kaliber 65 bis 200 mm mit circa 1.000 Effekten den Himmel über Ludwigsstadt in farbiges Licht tauchen. Neueste Entwicklungen hoher Qualität aus Italien, Portugal, China und Deutschland kom­ men dabei zum Einsatz. nAcht der trAcht Am Samstag gibt es eine Neuauflage der Nacht der Tracht. In diesem Jahr sind die Isartaler Hexen zurück auf der Büh­ ne. In ihrem Jubiläumsjahr »15 Jahre Isartaler Hexen« wollen sie das Festzelt in Feierstimmung bringen Die Nacht der Tracht lebt von den vielen Mädchen und Frauen in Dirndl und Burschen in Lederhose. Auch in diesem Jahr wird der Trachten­Look deshalb wieder belohnt. Wer nämlich bis 20 Uhr in Dirndl oder Lederhose ins Festzelt kommt, erhält einen Getränkegutschein in Höhe von 2 Euro.

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Festzug AM sonntAg Fesche Trachten sind auch am Sonntag um 13.30 Uhr in Ludwigsstadt zu sehen. Beim Festumzug durch die Stadt haben sich unter die dominanten Grün­ und Grautöne der Schützenuniformen in den letzten Jahren immer mehr Dirndlträgerinnen gemischt. Gerade bei der Fahnenabho­ lung auf dem historischen Marktplatz ergibt dies ein prächti­ ges Bild, wenn die Ludwigsstädter Schützen im Beisein von Abordnungen befreundeter Vereine ihre Traditionsfahnen


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Veranstaltungen ANZEIGE

aus den Händen von Bürgermeister Timo Ehrhardt entge­ gennehmen. Im Mittelpunkt stehen an diesem Tag Schüt­ zenkönigin Annika Welsch und Jungschützenkönig Jakob Bergmann. Auch die Königin des Jedermannschießens, Dominique Berndt, wird an dem Festzug durch die herrlich geschmückte Stadt teilnehmen.

Zünftiger Frühschoppen Der Montag beginnt dann wieder ganz zünftig mit einem Frühschoppen. Zu Bier, Weißwurst und Brezeln spielen tra­ ditionell die Original Reichenbacher. Dank kostenlosem Shutt­le-Service darf es dann auch eine Maß mehr sein. Am Nachmittag stehen dann die Kinder im Mittelpunkt. Nach dem Kinderfestumzug durch die geschmückte Stadt laden die Schausteller mit verbilligten Preisen zur Fahrt im Rundfahrgeschäft, auf dem Kinderkarussell oder im AutoScooter ein. Los gehts in diesem Jahr 30 Minuten später als gewohnt, um 14:30 Uhr. So soll auch den Schülern weiter­ führender Schulen die Möglichkeit der Teilnahme gegeben werden.

Spannend wird es am Dienstag gegen 22.30 Uhr, wenn erster Schützenmeister Johannes Haase die neuen Schüt­ zenkönige proklamiert. Die Zeremonie bei der Privile­gierten Schützengesellschaft 1612 Ludwigsstadt sucht dabei ihresgleichen. Der Stellenwert der Königswürde ist in Lud­ wigsstadt ein ganz besonderer. Wir können gespannt sein, wer es in diesem Jahr geschafft hat. Davor werden die Pokale des Preisschießens verliehen und die Gewinner verkündet. Zum Festausklang spielt die Stadt­ kapelle Ludwigsstadt. Foto: Florian Bauer

Rocknacht mit swagger Eine feste Einrichtung zum Ludwigsstädter Vogelschießen ist inzwischen die Rocknacht am Montag, die in diesem Jahr von der Band »swagger« gepowered wird. Der Eintritt zur Rocknacht ist frei.

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Ludwigsstädter Vogelschießen 2015

Jedermannkönig wird im Festzelt ermittelt Am Sonntagabend kommt in diesem Jahr Partypower aus Teuschnitz. Die Stadtkapelle Teuschnitz hat in den letzten Jahren viele Fans dazugewonnen. Im Zentrum steht aber am Sonntagabend das Finalschießen um den Jedermann­ königstitel. Der wird in diesem Jahr erstmals direkt im Fest­ zelt ermittelt. Die zehn besten Schützen im Vorwettkampf haben die Chance mit dem Lichtpunktgewehr den besten Königsschuss abzuliefern und die Jedermannkönigswürde zu erringen. Die Moderation hierzu übernimmt Konstantin Hirsch von RadioEINS.

Montag, 20. Juli Rocknacht mit ei! -

- Eintritt fr

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JUBILÄUM

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gleich drei jubiläen in sankt wolfgang zu stockheim

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leich drei Jubiläen können in diesem Jahr in der Stockheimer Kirchengemeinde St. Wolfgang be­ gangen werden: 1715, also vor 300 Jahren, erfolgte die Weihe der St. Wolf­ gangskapelle, vor 100 Jahren wurde Stockheim zur Kuratie ernannt und im Jahre 1935 wurde der kirchliche Er­ weiterungsbau zur Kapelle feierlich konsekriert. Der Jubiläumskirchweih­ gottesdienst findet am Sonntag, 26. Juli, statt, und zwar um 8.45 Uhr. Zuvor erfolgt die Kirchenparade ab Dorfplatz mit den Vereinen und Honoratioren. Den Gottesdienst zelebriert Pfarrer Hans­Michael Dinkel zusammen mit Diakon Wolfgang Fehn. Die musika­ lische Umrahmung obliegt der Berg­ mannskapelle Stockheim. Das Gotteshaus in seiner jetzigen Größe wurde zwischen 1933 und 1935 unter großen Opfern der Bevölkerung in einer politisch sehr schwierigen Zeit erbaut. Der Erweiterungsbau entstand nach den Plänen von Professor Fritz Fuchsenberger, der das Gotteshaus im rechten Winkel an die Südseite der alten Kapelle anfügte. Selbst die Steine der ehemaligen Kohlenwäsche auf der Zeche St. Katharina, und zwar 90.000 an der Zahl, fanden bei dem Vorhaben Verwendung. Das Reinigen der Steine besorgten vor allem die Frauen. Und die arbeitslosen Männer leisteten zahlreiche Arbeitseinsätze zur Ehre Gottes. Auch trugen die Bauern aus Neukenroth und Posseck durch Holzspenden und Spanndienste zum »glücklichen Ende« bei. Bei einer 75­ prozentigen Arbeitslosigkeit muss die Realisierung des Kirchenbaues unter der Rubrik »bemerkenswert« abgehan­ delt werden. Umso mehr war die Einweihung vor 80 Jahren, und zwar am 16. Mai 1935, durch Erzbischof Dr. Jakobus Ritter

von Hauck ein großartiger Tag für die Stockheimer, die nun voller Stolz auf ihr Werk schauen konnten. Der Erzbi­ schof sprach seinen besonderen Dank Kuratus Johannes Heckel aus, der im baulichen Finale die Hauptlast trug. Die seinerzeitige Pontifikalmesse wurde vom katholischen Kirchenchor un­ ter der Stabführung von Fritz Weißerth sowie durch den Schülerchor mit Hauptlehrer Max Fischer umrahmt. SO MANCHE RÄTSEL Man dachte schon nach der Grün­ dung der Kuratie, sie erfolgte vor 100 Jahren am 19. Dezember 1915, an eine Erweiterung der Kapelle, denn seit 1877 verdoppelte sich die Bevölkerung von 500 auf über 1000 Bürger. Der Grund: Die einst mächtige Glasindustrie sorgte für einen beachtlichen wirtschaftli­ chen Aufschwung. Die Superinflation von 1923 machte allerdings alle Pläne zunichte. Unter Kuratus Johannes Ne­ der wurde 1928 eine Sakristei an die Kapelle angebaut, um dadurch ein wenig mehr Platz für die Gläubigen zu bekommen. Kuratus Robert Grieb, der nach dem frühen Tod von Kuratus Karl Limpert im März 1933 die Leitung der Stockheimer Kuratie übernommen hatte, brachte neuen Schwung in den angepeilten Kirchenbau. Ein wichtiges Datum in der Stock­ heimer Kirchengeschichte ist der 25. Juli 1715. Die St. Wolfgangs­Kapelle ist durch den damaligen Weihbischof Dr. Joh. Werner Schnatz von Bamberg konsekriert worden. In der damaligen Weiheurkunde wurde der erste Sonn­ tag nach Maria Magdalena als Kirch­ weihtag festgelegt, der in diesem Jahr auf den 26. Juli fällt. Wer sich heute die ehemalige Wolf­ Foto rechts: Die Stockheimer St. Wolfgangskapelle im Jahre 1920 vor dem Erweiterungsbau.

gangskapelle, die ja in den Jahren 1933 bis 1935 zu einer stattlichen Kirche erweitert wurde, betrachtet, dem werden ob der verschiedenen Jah­ reszahlen am Eingang und der Empo­ re so manche Rätsel aufgegeben. So findet sich auf einem volutenartigen barocken Kragstein über dem Haupt­ eingang die Jahreszahl 1707. Diese Jahreszahl, so Manfred Ziereis, der sich intensiv mit der kirchlichen Entwicklung befasst hatte, ist das Jahr des Baube­ ginns. Vorher tat eine Schlosskapelle, vermutlich im 15. Jahrhundert errich­ tet, ihre Dienste. Das mit der Jahreszahl 1710 versehene Wappen des damaligen Fürstbischofs Franz Lothar von Schönborn, der Ober­ hirte des Bamberger Sprengels war und zugleich Kurfürst von Mainz, hat die irrige Ansicht genährt, dass die Wolfgangskapelle auch von diesem geweiht worden war. Das Wappen der Stadt Kronach, das an der Empore in der Kapelle angebracht ist, zeigt auf die Jahreszahl 1710 und weist auf die damaligen Besitzverhält­ nisse hin. 1639 erhielten die Kronacher aufgrund ihrer Tapferkeit während der schwedischen Attacken 1632 bis 1634 die Rittergüter Haßlach und Stock­ heim als Dank zugesprochen. Als die Kapelle 1915 von der Kirchenstiftung Stockheim erworben wurde, mussten sich die Käufer notariell verpflichten, dass dieses Wappen ohne Zustimmung der Stadt Kronach nicht aus der Kirche entfernt werden darf. Zu erwähnen sei noch das Wappen des Erzbischofs Dr. Jakobus Ritter von Hauck mit der Jah­ reszahl 1934. Es befindet sich links neben dem Seiteneingang und soll do­ kumentieren, dass die Kirche während seiner Amtszeit entstanden ist, denn die Wolfgangskirche war schließlich nach der Erweiterung von ihm einge­ weiht worden. Text und Fotos: Gerd Fleischmann


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AN EINEM ABEND MEHR ALS 10 MUSICALS ERLEBEN!

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arzan, König der Löwen, Les Mis­ érables, Rock of Ages, Mamma Mia, Elisabeth, Das Phantom der Oper, Cats und die Päpstin Ein Mix, der polarisiert, so könnte man »The Night of Musical« beschreiben. The Night of Musical ist ein Tourprojekt des Theater & Musicalensembles Tet­ tau und lockt die Fans und Zuschauer mit einer abwechslungsreichen Show in Veranstaltungsstätten in der Re­ gion. Tourstart ist das große Open Air im Schlosspark von Tettau am 8. Au­ gust. Eine weitere Aufführung des Pro­ gramms findet in Ebersdorf bei Coburg in der dortigen Mehrzweckhalle am 10. Oktober dieses Jahres statt. Die bekanntesten Lieder aus den er­

folgreichsten Musicals werden zusam­ mengefasst. Weit über 1000 Besucher kamen bereits in diesen musikalischen Genuss. Von gefühlvollen Balladen bis hin zu klangvollen Rhythmen ist bei diesem Projekt alles vertreten. Die perfekt aufeinander abgestimmten Darsteller lassen den Abend durch ihre Stimmgewalt sowie durch schau­ spielerisches Talent zu einem kurzweili­ gen Erlebnis werden. Gerade im Schlosspark Tettau, wo die Inszienierung auf einer Naturbühne – den alten Schloßmauern – stattfindet, wird diese einzigartige Musicalsensa­ tion die Zuschauer begeistern und die Atmosphäre des New Yorker Broad­ ways und des Londoner West Ends auf­

leben lassen. Diese Musicalgala ga­ rantiert einen unvergesslichen Abend. Alle Darstellerinnen und Darsteller sind berufstätig und bringen professionelle Lesitung auf der Bühne. Der Kartenvorverkauf hat bereits be­ gonnen. Aufgrund der Lokalitäten sind die Karten in Tettau auf 300 und in Ebersdorf bei Coburg auf 500 be­ schränkt. Reservierungen nimmt die Rathausverwaltung Tettau unter der Rufnummer 09269­98721 entgegen. Bereits ab 19 Uhr bewirtet das Team des »Anno Domini« die Gäste. Bei schlech­ tem Wetter findet die Veranstaltung in der Tettauer Festhalle statt. Text: Benjamin Baier Fotos: Ratomir Radomirovic

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BAUWERKE

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Eine jahrhundertealte, spannende Geschichte

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ie Gründung von Ort und Burg Lauenstein fällt in die Zeit des aus­ gehenden 11. und des beginnenden 12. Jahrhunderts. Im Zuge der von Saalfeld ausgehen­ den Rodung und Besiedlung unserer Heimat entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts die erste Anlage der Burg Lauenstein. Ein Heinrich von Lauenstein (Henrici de Lewensteine) aus dem Ge­ schlecht der Herren von Könitz tritt als erster Besitzer von Burg und Herrschaft Lauenstein 1222 erstmals aus dem Dun­ kel der Geschichte. Nach den Herren von Könitz kamen die thüringischen Grafen von Orla­ münde im Zuge der meranischen Erb­ streitigkeiten um 1250 wohl gewaltsam in den Besitz der Burg. 1337 nennt sich Graf Friedrich von Orlamünde erstmals »Herr von Lewenstein«, die Burg wurde Herrschaftsitz Nach einer Erbteilung 1414 geht es mit der Macht des einst mächtigen Grafengeschlechts der Orlamünder schnell zu Ende. 1427 muss Graf Wilhelm von Orlamünde Burg und Herrschaft an den Markgrafen von Brandenburg verkaufen und empfängt sie wieder

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als Lehen. Ab 1430 wechselten die Besitzer der Burg und Herrschaft in ra­ scher Folge. 1506 wurde sie an Hein­ rich Thun verkauft. Das Geschlecht der Ritter von Thüna wurde zu einem der bedeutendsten in der Geschichte Lauensteins. Sie stifteten 1514 die Pfar­ rei Lauenstein, führten 1525 die Refor­ mation ein und errichteten 1551 bis 1554 den schönsten Teil der Burg im Stil der mitteldeutschen Renaissance. Friedrich von Thüna war als kursäch­ sischer Rat auf dem Reichstag von Worms 1521 »heimlicher Beschützer« des Reformators Martin Luther. Er war Mitorganisator der fingierten »Entführung« Luthers auf die Wartburg. Die Thünas verkauften die Herrschaft Lauenstein 1622 an den Markgrafen Christian von Kulmbach/Bayreuth. Die Burg wurde Sitz eines markgräflichen Amtes. Im Dreißigjährigen Krieg diente sie der Bevölkerung der umliegenden Dörfer als Zufluchtsstätte. Als 1792 die Fürstentümer Ansbach – Bayreuth an das Königreich Preußen fielen, zog auf Burg Lauenstein das »Königlich preußische Justiz­ und Cam­ meramt« ein. Doch schon im Jahre

1803 kam das Amt Lauenstein an das Kurfürstentum Bayern. Die Burg wurde Sitz des »Königl. bayerischen Landge­ richts und Rentamtes Lauenstein«. 1815 wurde die Burg vom Staat ver­ steigert und kam in den Besitz des Hammermeisters Heinrich Schreider vom Falkenstein. Später wurde das alte Gemäuer an arme Schiefertafel­ macher, Holzmacher und Porzellanar­ beiter vermietet. Die Burg wurde zum Armenhaus Lauensteins. 1896 kaufte sie Dr. Erhard Messmer, ein Burgenfreund aus Halle an der Saale und setzte die verwahrloste Anlage in den folgenden Jahren wieder instand und rettete sie vor dem sicheren Ver­ fall. Die romantische Mantelburg zog sehr schnell unzählige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur an. Dies führte 1898 zur Gründung des Burgho­ tels. Die bekannten Lauensteiner Tagungen 1917 leiteten eine anderthalb Jahr­ zehnte währende kulturelle Blütezeit auf Burg Lauenstein ein. Die Machter­ greifung der Nazis 1933 und der Zweite Weltkrieg setzten dieser positiven Ent­ wicklung ein jähes Ende. Die Burg wurde 1943 beschlagnahmt und dien­ te bis zum Kriegsende Dienststellen des Geheimdienstes als Unterschlupf. 1962 kaufte der Freistaat Bayern die Burganlage und sanierte sie von 1963 bis 1976 von Grund auf. Das Schicksal des Dorfes Lauenstein war über Jahrhunderte aufs engste mit der über dem Ort thronenden Burg verknüpft, die, als eine der schönsten Burgen unseres Landes das Wahrzei­ chen Lauensteins und der herrlichen Landschaft des Thüringisch­Fränki­ schen Schiefergebirges ist. An eine Jahrhunderte alte spannende Ge­ schichte will nicht zuletzt das Lauen­ steiner Burgfest erinnern, dass am er­ sten Juli­Wochenende wieder viele Besucher anlockte. Text: Siegfried Scheidig Fotos: Carlo Fehn


»holzArt XiX« Aus wiederum zahlreichen Bewerbun­ gen und einem vorhandenen Pool wählte Ingo Cesaro acht Bildhauerin­ nen und Bildhauer aus. Bei der »HolzART« handelt es sich um ein AGENDA­21­Projekt, d.h. es dürfen nur heimische Baumstämme zur Verfü­ gung gestellt werden, die nicht extra dafür gefällt werden dürfen und auch lange Anfahrten müssen vermieden werden. einziges internationales Kunstprojekt »holzArt« im Landkreis Kronach Im drittwaldreichsten Landkreis Bayerns könnte dieses Kunstprojekt aus nach­ wachsendem Rohstoff nicht besser passen. 1998 war es für ihn keine Frage, mit der Tradition der Holzwirtschaft im Landkreis Kronach kein Kunstprojekt mit dem Material Stein oder Metall zu organisieren. So entstand dieses erfolg­ reiche Kunstprojekt. Landrat Oswald Marr bezeichnete es immer wieder als einziges internationales Kunstprojekt im Landkreis Kronach. Und dass es keine Eintagsfliege geblieben ist, dafür stehen Kunstprojekte Cesaros. »offene Ateliers« netzartig im Landkreis Kronach Und dass er die »offenen Ateliers«, vorher hier im Landkreis noch nicht eingeführt, und netzartig im gesamten Landkreis verteilt, machen den großen Erfolg bis heute aus. Bei der diesjährigen »HolzART XIX« kom­ men folgende Bildhauerinnen und Bild­ hauer auf Einladung von Ingo Cesaro in den Landkreis Kronach. Klaus Behr (München) wird auf dem Parkplatz des Aparthotels Frankenwald in Steinwiesen sägen. Georg Brinkies aus Schliersee auf dem Gelände der Firma Weiß Software in Marktrodach

(Hirtenwiesen) und Martina Kreitmeier (Altfraunhofen) bei Wintergarten­Bau­ mann in Stockheim die Kettensägen aufheulen lassen. Britta Röll (Bad Cam­ berg) wird in Weißenbrunn vor der Mehrzweckhalle am Rathaus arbeiten und Detlef Rohrbach (Ludwigshöhe) am Kulturzentrum der Stadt Wallenfels. Martijn Smits kommt aus Utrecht in den Niederlanden und wird am Parkplatz am Landratsamt in Kronach sägen. Urban Stark (Belgien) konnte vergan­ genes Jahr aus gesundheitlichen Grün­ den nicht zur »HolzART« kommen, dafür in diesem Jahr nach Mitwitz und sägt im Park des Wasserschlosses. Vor dem Forstbetrieb in Nordhalben wird Volker Ullenboom aus Essen seine Skulptur sä­ gen. Wichtig für Ingo Cesaro, der dieses in­ ternationale Kunstprojekt ehrenamtlich organisiert, ist, dass alle Hauptspon­ soren wieder mit unterstützen. Allen voran die KMW­Stiftung Marktrodach, ohne die es seit Jahren die »HolzART« nicht mehr gäbe. Dazu kann 2015 der 6. »HolzART«­Preis verliehen werden, sozusagen das Sahnehäubchen des Projektes. Weiterhin natürlich der Landkreis Kronach, die Bayerischen Staatsforsten, Hypo­Kulturstiftung, Bay­ ernwerk AG, die Sparkasse Kulmbach­ Kronach, die Raiffeisenbank Kronach­ Ludwigsstadt, die Flussmeisterstelle des Wasserwirtschaftsamtes und viele an­ dere mehr. das internationale Kunstprojekt »holzArt XiX« dauert bis 23. juli 2015, am 24. ist der Aufbau der ergebnisAusstellung und am 26. juli um 14 uhr die eröffnung.


Ihr gutes Recht

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»Kanzlei Wittmann Rechtsanwälte« informiert:

Die Impressumspflicht im E-Commerce Abmahnungen von Wettbewerbern häufen sich Fehler im Impressum auf Webseiten sind aufgrund der Transparenz des Internets einfach auszumachen und werden daher immer häufiger abge­ mahnt. Das erste, was man sich dann fragt, wenn man eine Abmahnung wegen einzelner oder komplett feh­ lender Angaben im Impressum erhält, ist, ob die Abmahnung überhaupt be­ rechtigt ist. Warum brauche ich ein Impressum? Grundsätzlich müssen Webseitenbe­ treiber bei geschäftsmäßigen, in der Regel gegen Entgelt angebotenen Telemedien bestimmte gesetzlich vorgeschriebene Angaben nach § 5 TMG (Telemediengesetz) und § 55 RStV (Rundfunkstaatsvertrag) zum Anbieter der Webseite online stellen. Zu den Pflichtangaben gehören etwa bei juristischen Personen und Personen­ gesellschaften die Firmenbezeich­ nung, die Rechtsformbezeichnung sowie der/ die Vertretungsberechtigte/ n­ aber auch Angaben zur schnellen Kontaktaufnahme wie etwa die Anga­ be einer E-Mail-Adresse. Das Impressum hat dabei den Sinn, dass ein Nutzer der Webseite auf schnel­le Weise dessen Anbieter heraus­ finden kann. Es soll ihm also ermöglicht werden, unkompliziert den Betreiber eines Unternehmens bzw. einer Web­ seite zu ermitteln. Der Impressumspflicht unterfallen da­ bei alle elektronischen Informationsund Kommunikationsdienste. Dazu zählen etwa Webseiten, E-Mail-News­ letter aber auch Auktionsangebote auf Portalen wie eBay. Aufgrund der Möglichkeit, eigene Beiträge auf einer Pinnwand zu veröffentlichen, bejaht die Rechtsprechung auch eine Impres­ sumspflicht für Profile bei Facebook, Google + oder Twitter, soweit das je­

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weilige Profil zumindest auch geschäftlich genutzt wird. Wer darf mich abmahnen? Obliegt dem Unternehmen im E-Commerce eine Im­ pressumspflicht und werden (angeblich) zwingende Angaben nicht oder fehler­ haft gemacht, darf dennoch nicht jeder Internetnutzer eine Abmahnung ausspre­ chen. Überhaupt befugt, ein Impressum abzumahnen, ist zum einen lediglich ein direk­ ter Wettbewerber im Geschäftsfeld des Abgemahnten, der durch die feh­ lerhaften Impressumsangaben einen Wettbewerbsnachteil erleidet. Zum anderen kommen auch bestimmte als abmahnungsberechtigt anerkannte Institutionen wie z.B. der Verbraucher­ schutz in Betracht. Was ist überhaupt eine Abmahnung? Gegen den Abgemahnten können aufgrund der (angeblichen) Verlet­ zung der Impressumspflicht ein Unter­ lassungs- und Schadensersatzanspruch nach dem Gesetz gegen den unlau­ teren Wettbewerb (UWG) geltend gemacht werden. Dabei wird er zur Zahlung eines Geldbetrages und zur Abgabe einer sogenannten Unterlas­ sungserklärung aufgefordert, die einer Wiederholung der Rechtsverletzung vorbeugen soll. Meist ist diese Unterlassungserklärung bereits vorformuliert dem Abmahn­ anschreiben angefügt. Den Vordruck ohne vorherige zumindest juristische Prüfung zu unterzeichnen, kann dabei jedoch weitaus mehr negative Fol­ gen für den Abgemahnten nach sich ziehen, als dies zwingend erforderlich wäre. In einer derartigen Er­ klärung kommt es ganz genau auf jede Formu­ lierung des zu unterlas­ senden Verhaltens an, was bei einer Bindungs­ dauer der Erklärung von 30 Jahren und bei einer Unterwerfung zur Zah­ lung einer angemess­ enen Vertragsstrafe bei einer erneuten Rechts­ verletzung wohl über­ legt sein muss. Im Übrigen ist in jedem

Einzelfall stets zu prüfen, ob es sich bei der fehlenden Impressumsangabe überhaupt um eine abmahnfähige Pflichtangabe handelt, sodass die Abmahnung an sich überhaupt recht­ mäßig ausgesprochen wurde. Welche Abmahnkosten dürfen verlangt werden? Das Impressum verfolgt den primären Zweck, dass der jeweilige Anbieter der Internetpräsenz erreichbar ist. Vor diesem Hintergrund setzte die Rechtsprechung die Streitwerte und damit die Kosten einer Abmahnung in diesem Bereich deutlich herab. Nichtsdestotrotz entstehen bei einem geltend gemachten Wettbewerbsver­ stoß aufgrund eines fehlenden Impres­ sums herabgesetzte Streitwerte von immer noch 5000,00 € und darüber. Für eine außergerichtliche Rechtsver­ folgung errechnen sich hieraus Kosten in Höhe von mehreren 100,00 €. Inso­ weit ist jedem im E-Commerce tätigen Unternehmen zu raten, sein Impressum auf seine Pflichtangaben hin zu über­ prüfen und fortlaufend an die aktuellen Anforderungen anzupassen. Hierdurch können gerade in diesem transparen­ ten Bereich des Internets unnötige Ab­ mahnungen vermieden sowie Kosten und Zeit gespart werden. Aber auch bei Erhalt einer Abmahnung sollte nicht vorschnell unter dem Druck des Abmahnenden gehandelt werden, sondern zunächst geklärt werden, ob die gegen den Abgemahnten geltend gemachten Ansprüche überhaupt recht­lich begründet sind.

Die Kanzlei Wittmann Rechtsanwälte unterhält Kanzleistandorte in Kronach und Erfurt. Sie berät und vertritt ihre Mandanten seit über 25 Jahren in allen Bereichen des Zivil- und Wirtschaftsrechts.


KRONICHER. | Ausgabe Juli 2015

Ratgeber

Sommer in der Küche Früchte aus der Region frisch einkaufen und zubereiten (djd/pt). Wer Lust auf frisches Obst hat, kommt jetzt auf seine Kosten: Im Som­ mer haben die meisten Obstsorten Saison und kommen erntefrisch aus der Region. Los geht es im Mai mit Erdbeeren, gefolgt von Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren im Juni. Hochsaison für Obst ist der Juli, dann stammt auch Steinobst wie Aprikosen, Pflaumen, Kirschen und Mirabellen aus dem re­ gionalen Anbau und bringt Süße in die Küche – ob als Marmelade, Kuchen, Drink oder als fruchtige Zutat für Salate und Risottos. Ein leckerer Nachtisch für Sommerpartys sind etwa Obstspieße mit Schokoladenüberzug – das Rezept dazu gibt es unter www.rgz24.de/som­ merparty. Im Supermarkt genau hinsehen Frische Früchte sind nicht nur besonders farbintensiv, sondern sehen auch köstlich aus. Reifes Obst sollte eine glatte Oberfläche und keine Flecken

Wer nicht selbst pflücken will, findet im Supermarkt ernte­ frisches und QS-geprüftes Obst. Foto: djd/qs-live.de

oder Schadstellen haben. Ein Indiz für sorgfältig hergestellte und geprüfte Lebensmittel ist das blaue QS-Prüfzei­ chen auf der Verpackung. Mehr Infor­ mationen dazu gibt es unter QS-live. de, der Website der EU-geförderten Kampagne »QS-live. Initiative Qual­ itätssicherung«. Viele Obstsorten reifen nach und lassen sich nicht lange lagern. Grundsätzlich gilt: Obst möglichst schnell verzehren und dafür öfter einkaufen gehen. Der Kühlschrank kann den Reifungsprozess

zwar verlangsamen, ist aber nicht für jede Frucht geeignet. Für heimische Sorten wie Himbeeren, Brombeeren und Pfirsiche ist die Kälte kein Problem, aber exotischen Früchten wie Bananen ist es im Kühlschrank zu kalt und sie ver­ lieren Geschmack. Importierte Früchte sollte man am besten unter ähnlichen Bedingungen lagern, wie sie es aus ihrem Ursprungsland gewöhnt sind. Obst richtig lagern Damit Obst nicht zu schnell nachreift und matschig wird, sind verschiedene Sorten am besten getrennt vonein­ ander aufzubewahren. Insbesondere bei Äpfeln ist das sinnvoll, denn sie geben das Reifungsgas Ethylen an andere Früchte ab und beschleuni­ gen damit deren Reifungsprozess. Das kann man sich natürlich auch zunutze machen: zum Beispiel bei unreifen Ki­ wis oder Pfirsichen. Gemeinsam mit Äpfeln gelagert, werden sie schneller weich.

Perfektes Sommerflair Rezepttipp: Der Sommercocktail 2015 (djd/pt). Während in den letzten Jah­ ren vor allem Aperol Spritz und Hugo die Sommerdrinks hierzulande do­ minierten, dürfte in diesem Jahr Gin ein heißer Favorit sein. »Ein Grund für die zunehmende Beliebtheit des Wa­ cholderschnapses ist die Vielfalt an regional produzierten, deutschen Gins«, betont Beate Fuchs vom Ver­ braucherportal Ratgeberzentrale. de. Diese würden auf Einzigartigkeit statt auf Massenproduktion setzen. Einen schlichten, klassischen Gin Tonic könnten in diesem Sommer beispiels­ weise die Männer genießen, abgerun­ det durch scharfe Gewürze wie Pfeffer oder Chili oder einfach pur mit Eis. Für die Frauen wird das Ganze mit Prosec­ co oder Champagner aufgefüllt sowie mit einem Hauch Rhabarbersaft, der in dieser Saison den Holunderblütensirup ablösen dürfte. Zum Gin das passende Tonic Water Gin ist nicht gleich Gin. Manche sind eher blumig, manche haben intensive

Kräuternoten. Und auch Tonic Wa­ ter ist nicht gleich Tonic Water. Denis Lönnendonker, Prokurist und Vertriebs­ leiter beim »Windspiel Gin & Tonic«: »Ein dominantes, blumiges Tonic Wa­ ter kann beispielsweise schnell die Aromen eines klassischen, bodenstän­ digen Gins überlagern. Dann kommt der Gin nicht mehr so zur Geltung wie bei einem zurückhaltenden Tonic Wa­ ter.« Die »Windspiel«-Erfinder haben daher direkt das passende Tonic Wa­ ter zu ihrem klassischen London Dry Gin mitentwickelt. Dieser überzeugt neben traditionellen Wacholdernoten vor al­ lem durch eine florale Zitrusnote und bildet die Basis für den Sommercock­ tail des Jahres 2015. Der Sommercocktail des Jahres 2015 Der Cocktail nennt sich treffend »Most Wanted« und wurde von Mario Santoro aus der Vintage-Bar »The Second Row« in Göppingen kreiert. Die Zutaten: 4cl »Windspiel Premium Dry Gin«, 2cl Rhabarbersaft, Prosecco oder Cham­

In den vergangenen Jahren dominierten vor allem Ap­ erol Spritz und Hugo die Sommerdrinks - in der Saison 2015 ist Gin ein heißer Favorit. Foto: djd/windspiel-gin/Thinkstock

pagner, 2 Scheiben Erdbeere, Minze. Zubereitung: In ein Weinglas 4cl Premi­ um Dry Gin hineinfüllen. Anschließend den Rhabarbersaft hinzugeben und das Glas nach Belieben mit Prosecco oder Champagner auffüllen. 2 Schei­ ben Erdbeere und eine Minzkrone am Glasrand sorgen für das perfekte Som­ merflair.

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