kinki magazin - #45

Page 93

unter anderem von der Übersetzerlegende Carl Weissner. Gleichsam wäre es wünschenswert gewesen, die englischen Originale auch im Buch mit abzudrucken.

Gordon-Lewitt (‹300 Days of Summer›) gespielt, was die Tragik für alle weiblichen Zuschauer noch mal grösser werden lässt. Die Diagnose ist eine Sache, es der Familie und den Freunden zu sagen, noch mal eine andere. Und da wäre dann noch die eigentliche Behandlung. Die zweite Hauptrolle und der Fels in der Brandung ist sein bester Freund Kyle (Seth Rogen). Aufgrund des Themas erwartet man einen traurigen Film, wird aber von Jonathan Levine überrascht. Eine Menge Witz, liebevolle Momente und ein flotter Soundtrack sorgen für das lachende Auge, während das weinende mitschaut. Der Autor Will Reiser hat das Werk übrigens basierend auf selbst erlebten Begebenheiten geschrieben.

Kino ängstlich

Erschienen bei Rowohlt Taschenbuch Verlag, CHF 13.50

fotografisch

Mark Borthwick: Not in Fashion In den 90ern gehörte der aus London stammende und in Brooklyn lebende Mark Borthwick zu den Fotografen, die mit den Konventionen der Modefotografie brachen. Den polierten Editorials setzte er seine vor Natürlichkeit, Liebe und warmem Licht strotzenden Bilder entgegen. Er bezog Kunst, Design und Architektur in seine Modestrecken ein, die in den coolsten Magazinen wie Purple, Self Service, I-D und AnOther publiziert wurden. Heute nimmt Mark Borthwick nur noch selten Aufträge von Mags entgegen – zu viele Vorgaben. Und auch die Freiheit, Kontrolle abzugeben, hat er sich als Verfechter der Analogfotografie bewahrt. Dieses Quäntchen Schicksal beim Fotografieren oder Überbelichten bringt Borthwicks Haltung und Kunst auf den Punkt. In seiner Retrospektive mit 200 Fotografien seiner besten Fashion Editorials, Celebrity-Porträts und Werbungen ist sein Einfluss auf die Modefotografie augenscheinlich. Erschienen bei Rizzoli, ca. CHF 52.–

Joshua Trank: Chronicle Ganz übernatürlich sportlich geht es im ersten Kinostreifen von Joshua Trank zur Sache. Warum nicht einmal einer Gruppe normalsterblicher Teenager eine gute Portion Superkräfte unterjubeln und dann das unumstössliche Drama der richtigen Handhabung mit den neuen Gaben in einem gehörigen Höhepunkt mit tonnenweise Special Effects gipfeln lassen? Der Anfang des Films erinnert an den Weird Fiction Klassiker ‹The Challenge From Beyond›, finden die drei Jungen doch einen blau leuchtenden Stein, der ihnen Nasenbluten und einige Tage darauf die Superkräfte verleiht. Die neuen Fähigkeiten, die primär telekinetischer Art sind, filmen sie – wie es sich schon in anderen Gruselfilmen jüngerer Zeit bewährt hat – mit der Handkamera. Der grosse Unterschied zu Blair Witch Project: Andrew, der die Kamera hält, kann auch filmen. Was heisst: der Film driftet nicht in anstrengendes Dauergewackel ab, das anderen Filmen schon jede Ernsthaftigkeit raubte. Diese postmoderne Version der Anti-Superhelden ist sicherlich keine Bildungslücke, die gefüllt werden sollte, aber amüsant, und für jeden Liebhaber des Actiongenres ein Muss.

Ab 3. Mai im Kino.

sinnlich

David MacKenzie: Perfect Sense Wer seine Sinne für Filme schulen möchte, darf sich diesen auf keinen Fall entgehen lassen. Allerdings darf man sich dabei nicht gleich von der zugegebenermassen etwas speziellen Handlung abschrecken lassen: Eine Epidemiologin (Eva Green) trifft auf einen Koch (Ewan Mc Gregor), beide verlieben sich, als plötzlich eine Epidemie ausbricht, die die Sinne der Menschen abtötet. Soweit die simplen Ingredienzien, die zunächst nicht zum Gourmet-Filmabend einladen. Aber wer zu kochen weiss, versteht auch, dass in der Einfachheit des Gerichts oft sein Geheimrezept verborgen liegt. Die Epidemie lässt kurz vor dem Erlöschen des jeweiligen Sinnes ihn wie bei einer Nahtot-Erfahrung aufleben, in grausamen und schönen Aufnahmen, dann ist er weg. Während der Suche nach den Sinnen und dem Sinn des Lebens verstrickt sich die Liebesgeschichte in ein verzwicktes, dramatisches und moralisches Konstrukt, das – mit der Musik von Max Richter unterlegt –  ein wahrlich sinn-volles Filmerlebnis ergibt, das man David MacKenzie so nicht zugetraut hätte. Definitiv sehenswert!

Bereits im Kino.

In ihren Meisterdisziplinen Ping-Pong und Snowboarden können William S. Blake und Florence Ritter leider nicht gegeneinander antreten. Messen tun sich unsere Rezensenten dafür in den Kategorien Running, Squash und Speed-Lesen. And the winner is … none of your business.

ehrlich

Jonathan Levine: 50/50 Auf der Sonnenseite des Lebens wandelt der 27-jährige Adam erstmal nicht, als er erfährt, dass er Krebs hat. Dieser wird von Joseph

Seit 18. März auf DVD.

93

DVD peinlich?

Roland Emmerich: Anonymous Ob Shakespeare wirklich Shakespeare war oder Edward de Vere oder doch jemand anderes, darüber streitet sich die Wissenschaft. Interessant ist, dass das Werk von Roland Emmerich, dem wir bis jetzt nur Weltuntergangsszenarien zugetraut haben, als ernstzunehmende Interpretation von den grössten Shakespeare-Kennern aus Oxford und Co. anerkannt wurde. Das bedeutet vielleicht einen nicht zu unterschätzenden Sieg des Unterhaltungsfilmes über die Literatur: Man darf schliesslich nicht vergessen, dass Emmerich Shakespeare wieder zu einem aktuellen Thema für die breite Masse gemacht hat. Liebhaber des englischen Klassikers werden trotzdem mit den Zähne knirschen, aber das Kostümaufgebot lässt die meisten anderen historischen Filme in den Schatten treten und ganz ehrlich: Emmerich weiss, wie man Filme macht. Ein Film für die Massen? Ja, und zwar einer, den wirklich jeder gesehen haben sollte. Ab 16. Mai auf DVD.

Um all ihre Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen und danach auch noch genügend Energie für Kinobesuche und DVD-Nächte zu haben, hat sich unsere Filmexpertin Franziska auch diesen Monat wieder ordentlich ins Zeug gelegt. Und Ausdauer und Kondition bewiesen!


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.