kinki magazin - #44

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nr. 44 märz / april 2012 chf  6,00  (schweiz) eur 4,00 (deutschland) eur 4,50  (österreich) eur 8,00  (nederland)


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auftakt Kinder, Kinder. Eine infantile Ausgabe über die schönste Zeit des Lebens.

Lieber Leser. Schon möglich, dass das, was lange Zeit vor uns war, das Bild unserer Welt und nicht weniger als uns selbst mindestens nachweisbar beeinflusst, wenn nicht sogar massgeblich geprägt hat. Auch möglich, dass die bedeutendsten Weichen in unserer menschlichen Entwicklung bereits in den ersten drei Lebensjahren gestellt wurden. Auch das ist denkbar: Dass wir ein reines Produkt unserer Erfahrungen und Erlebnisse während der Kindheit sind. Eine perfekte Ausrede für alle Schwächen, Verfehlungen und Dispositionen unseres Lebens? Rechtfertigung für Misserfolg und Müssiggang? Mitnichten! Schliesslich nehmen wir unser Leben selbst in die Hand und übernehmen Verantwortung für das, was ist und was werden soll. Zumindest wird dies weltweit und lautstark proklamiert, von ‹Empört Euch!› über Piratenpartei bis Occupy. Natürlich wollen wir uns keinen neuen Mainstream diktieren lassen. Aber es scheint dennoch einleuchtend: Bestimme selbst die Spielregeln oder keiner spielt mit dir. Und ein infantil spielerischer Umgang mit dem ganzen globalen Wahnsinn muss sein. Zumindest ein bisschen Kind wollen wir ja bleiben, so lange es geht. Toys "R" Us wir kommen! Deine kindskopfige kinki Redaktion

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Hello! This season’s highlights features Crayola hues in plexi, semi-precious stones and enameled charms. Have fun mixing and matching our necklaces and bracelets to perk up your outfit. Visit us at www.mintsweden.com


Anker– feat. My Heart Belongs To Cecilia Winter

Strasse

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kinki braucht deine Stimme! Denn wir möchten uns mit unserem Videobeitrag zur ‹Swatch from the Streets› Competition gegen unsere internationale Konkurrenz behaupten. Besuche einfach kinkimag.ch und erkunde im Kurzfilm von Jan Gassmann zusammen mit der Band My Heart Belongs to Cecilia Winter die Zürcher Ankerstrasse. Wir sehen uns dort!

kinki

competition

I heart Ankerstrasse

magazin


inhalt

standard

Auftakt 03 Inhalt 10 Neuzeit 12 kinkimag.ch 18 Klagemauer 20 Kopfkino 76 Blattmacher 78 Maske 86 Int. Beziehungen 94 Abo / Impressum 112 Ghettofaust 114

88 28 Generation BB+

Herabgestuft von AAA auf BB+ ... Der Hipster hat als Hoffnungsträger ausgedient.

report

Generation BB+ 28 Wortlaut: Armin Maiwald 30 Flowers, Tennis and Swimmingpools 32 Querschläger: Alain Memmishofer 44 Nachts auf den Strassen von Osu 46

musik

Vorspiel: Mercury 66 Interview: Clock Opera 68 Verhör 70 Interview: Atmosphere 72

Highlights and Shadows Melanie Authier

mode

‹The Pastels› von Hayley Louisa Brown 38 Bolivianisches Heilkraut 50 ‹Mature ?!› von Alex Kahan 52 Aus und Vorbei 60 Frühlingserwachen 64 ‹Pech und Schwefel› von Valeria Mitelman 80 I heart Ankerstrasse 96

kunst

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‹Süsse Träume› von Daniel Guerrero Fernández 22 ‹Highlights and Shadows› von Melanie Authier 88 ‹La Boum› von Todd Fisher 104 Schauplatz: RE-SEARCHER Gallery & Bookstore 110 The pastels Hayley Louisa Brown kooabaisiert [ Ergänzungsmaterial auf kooaba.com ] kinki inhalt

10

80 Pech und Schwefel Valeria Mitelman


96 I heart Ankerstrasse

kinki und Jan Gassmann haben für den grossen ‹Swatch from the Streets› Wettbewerb zusammen einen Film gedreht. Einen kleinen Vorgeschmack auf das Video und den Voting-Contest bieten wir euch in diesem Heft, den Film findet ihr auf unserer Website.

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Interview: Atmosphere

Slug, Rapper der US-Band Atmosphere, gibt unserem Musikredakteur Antonio Haefeli Erziehungstipps: Gemüse selber anbauen und Winnie Pooh vorlesen, zum Beispiel ...

zugabe

Hayley L. Brown

Daniel G. Fernández

Für ihre wunderschönen Modestrecken lässt sich die 22-jährige Fotografin Hayley Louisa Brown gerne von verschiedensten Jugendkulturen inspirieren. Kein Wunder, schliesslich war ihr Opa in den 50ern ein waschechter Ted und Onkel Colin in den 70ern ein Punk! Für ihre Strecke ‹The pastels› in diesem Heft orientierte sie sich am Style der Londoner Vorortkids und verband diese mit den Farben der Sommersaison. Wenn sie nicht gerade für Magazine wie i-D, CLASH oder 1983 fotografiert, findet man Hailey wahrscheinlich in ihrer Dunkelkammer, wo sie zu laut dröhnendem R’n’B und Hip-Hop ihre – stets analogen! – Fotografien entwickelt. – S. 38

Wie der Name vermuten lässt, verlebte Daniel seine Kindheit in sonnigen Gefilden – im schönen Costa Rica. Die Helden seiner Kindheit dienten ihm auch während und nach seinem GrafikdesignStudium als Inspiration: ‹Cartoons, Videospiele und Action-Figuren haben mich schon immer beeindruckt! Ich denke, dass meine Zeichnungen so kindlich wirken, liegt daran, dass mir heute noch immer sehr viele Dinge gefallen, die mich bereits als Kind begeisterten. Wenn es um süsse Sachen oder Farben geht, habe ich schon einen recht mädchenhaften Geschmack: herzige Figürchen, magische Schlösser, Wasserfälle …› – S. 22

Audrey S. Djouadi

Daniel R. Pérez

Ein ziemlich hässliches Kind mit übergrossen Füssen sei sie gewesen, behauptet Autorin Audrey Djouadi. Diese dürften ihr allerdings bei der Arbeit für diese Ausgabe dienlich gewesen sein, denn Audrey rannte von Musiker- zu Künstlerinterview und schrieb ganz nebenbei noch eine Reportage über das Leben im Schweizer Eliteinternat Pré Fleuri – da braucht man robuste Füsse. Wenn die 19-Jährige nicht gerade schreibt, Musiker dazu nötigt, ihr das Gitarrespielen beizubringen oder im Piratenkostüm ‹Alalalalalong› zum besten gibt, macht sie gerne ihrem Unmut über die Evolution Luft: ‹Meine Lieblingstiere waren schon immer und werden’s auch bleiben, die Dinosaurier, und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht wütend bin über ihr Aussterben. Ernsthaft, Quallen gibt's en masse und die sind einfach nur eklig, aber keinen einzigen Dino?› Think about it  ... – S. 32

Der Illustrator und Art Direktor Daniel Ramírez Pérez fertigte für uns die Illustrationen zu unserer ‹Kindheits-Trends›-Reportage. Dabei erinnerte Daniel sich an seine ersten modischen Gehversuche zurück: ‹Die Illustration der Baby-G ging mir emotional am nächsten. Auch ich dachte damals, die Anschaffung eines solchen Prachtstücks würde mir ein für den Rest meines Lebens anhaltendes Glücksgefühl bescheren. Leider stellte sich aber heraus, dass es nicht das letzte Fashion-Desire sein sollte, das ich mir durch monatelanges Betteln erarbeiten musste. Es folgte wildes Herumexperimentieren mit Schweissbändern, multipel signierten Eastpaks, Neon Farben, Truckercaps und Ghetto-Jogginganzügen.› Ein abgeschlossenes Modestudium später ist inzwischen das Schlimmste ausgestanden und Daniel lebt als relativ stilsicherer Art Director und Illustrator in Berlin. Weitere Info zu Daniel findet ihr unter danielramirezperez.com. – S. 60

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neuzeit

zeitgeist im gesicht

agenda

03 03.03. – 28.05. diane arbus Fotomuseum Winterthur 24.03. – 01.04. fumetto – internationales comixfestival Luzern

Gewinne eine von drei ‹Zeitgeist›-Brillen von Lunettes.

Gestartet hat die Berliner Brillenagentur Lunettes bereits vor sechs Jahren – mittlerweile gilt der Store von Uta Geyer als Institution für Vintage- und Avantgarde-Accessoires. Inspiriert von der neuen Berliner Bohème machte sich Fräulein Geyer damals auf die Suche nach Schätzen zeitloser und bis zu 100-jähriger Leseglas-Kunst. Heute schmückt sich die Agentur mit Originalen verschiedenster Façon, alle traditionell von Hand gefertigt und dem Zeitgefühl der jeweiligen Epoche entsprechend. Beflügelt vom regen Anklang, den die einzigartigen Cateyes- und Nerd-Gestelle fanden, entstand vor einem Jahr die erste eigene Lunettes-Kollektion und soeben das wunderschöne, von David Fischer inszenierte, Look-

book. Nach dem gleichen Prinzip – Handwerk, Stil und ein Schuss Ironie – gibt’s die 23 Modelle aus der Erstlingsserie in den Berliner Flagship-Stores, online und weltweit in ausgesuchten Concept-Stores zu kaufen. Auch in der Schweiz, bei Acuitis Genève. Und für den fleissigen kinki Leser gibt’s das Lebensgefühl nonchalanter Freiheitsliebe mit etwas Glück for free! Um eines von drei Exemplaren des Unisex Modells ‹Zeitgeist› im Wert von 259 Euro aufs Avantgarde-Näschen zu zaubern, schreibt uns eine Mail mit dem Betreff ‹Lunettes› und eurer Adresse an wettbewerb@kinkimag.ch (mb) lunettes-brillenagentur.de lunettes-kollektion.com

noize-pop mit engelsstimme

26.03. boy Kaserne, Basel 27.03. dillon Mascotte, Zürich 31.03. boys on pills Reitschule, Bern 31.03. elternabend – mike müller migriert an die schule Theater Neumarkt, Zürich

04 01.04. call me kat Café Mokka, Thun

Aufgewachsen im ländlichen USamerikanischen Wisconsin tritt die frühere Opernsängerin Nika Roza Danilova heute mit ihrer Band unter dem Namen Zola Jesus in Erscheinung und spannt derzeit den mystischen Schleier ihrer Musik über den ganzen Globus. Über den elektronischen Beats, unterkühlten Synthies und getrommelten Albträumen brilliert die klare und eindringliche Stimme Danilovas, die dunkle, mächtige Gefühle und eigene Ängste besingt. Die Sängerin überzeugt aber nicht nur mit ihrem aussergewöhnlichen musikalischen Talent. Zola Jesus’ leicht irritierende, aber auch unheimlich kunstfertigen Outfits und Auftritte brachten ihr nebenbei den Titel als neue Galionsfigur des Goth ein. Auch Zola Jekinki neuzeit

24.03. – 12.05. remo keller: this is the rest, f*** the best Gallery Daeppen, Basel

01.04. the civil wars Abart, Zürich 01.04. – 27.05. aleksandra domanovic – from yu to me Kunsthalle, Basel 08.04. action bronson Stall 6, Zürich Grosse Gefühle für die Innerschweiz: Zola Jesus kommt nach Luzern!

sus’ Live-Performances garantieren Gänsehaut. Am 4. April 2012 bringt die elfenhafte Amerikanerin ihren Düsterpop in den Luzerner Südpol. Tickets können bei Starticket im Vorverkauf erworben werden. (mb) sudpol.ch zolajesus.com

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08.04. shearwater Palace, St. Gallen 12.04. handsome furs Kiff, Aarau 15.04. my brightest diamond Bad Bonn, Düdingen 18.04. – 22.04. art cologne Köln


sprechblasen über luzern Über die Innerschweizer Vorzeigestadt bricht einmal mehr der Charme fast vergessener ComicTage herein. Vom 24. März bis zum 1. April verwandelt sich das Schweizer Aushängeschild für Fondue und Schmuck-Tourismus zum 21. Mal in eine Sprechblasen-versetzte Wundertüte. Gezeichnete Geschichten aus dem Untergrund werden an über 50 Standorten ausgestellt, inszeniert und zu ausgewählten Zeiten gerne auch diskutiert. Wie gewohnt zeigt die malerische Stadt am Vierwaldstättersee klassische Comix-Kunst etablierter Novelisten neben experimentierfreudigen Branchen-Neulingen. Dieses Jahr beweisen unter anderem Raymond Pettibon oder der Belgier François Olislaeger, dass Comix mehr sein kann als grafische Erzählung. Ergänzt wird das Festivalprogramm von den etablierten Satelliten-Ausstellungen, die in den schönsten Ecken der Stadt erblühen und dem Wettbewerb der neuen Talenten Aufmerksamkeit verschafft. Soviel Kunst gehört gewürdigt. Und deshalb wird zum Ende des Festivals nochmal standesgemäss gefeiert. In Kooperation mit kinki lädt Fumetto am 31. März zur Abschlusssause in den Südpol. Ab 21 Uhr geben sich das Basler Electronica-Duo LaFayette, die selbsternannten ElementarRocker Peter Kernel und der Hamburger Soundtüftler incite die Ehre und erwarten nichts weniger als getanztes Feuerwerk und beat-getunte Euphorie von euch. (mb) fumetto.ch

Auch Bilder von ‹Panorama Kolumbien› gibt’s am Fumetto Comix Festival zu sehen.

Der Fotograf Julian Salinas wagt sich in seinem neuen Bildband bis zu den Grundpfeilern der amerikanischen Kultur vor.

freigebot

Zeit konstitutionell verankert wurden, zurechtkommt. Anhand der namensgebenden Zehn Gebote erforscht Salinas in zehn Kapiteln, wie sich der religiöse Vertrag mit dem staatlichen Freiheitsversprechen in der Praxis verträgt – und was davon überhaupt geblieben ist. Auf seiner sechsmonatigen Reise durch den Südwesten der USA fand Salinas diverse Situationen, Personen und Lebensentwürfe vor, welche die kopflastige Thematik zugänglich und visuell spannend veranschau-

‹Von Freiheiten und anderen Verträgen› handelt die soeben erschienene Publikation ‹TEN – Photographs from the Southwest› des Schweizer Fotografen Julian Salinas. Im Zentrum der visuellen Reise durch ‹die Seitenstrassen der amerikanischen Kultur› steht die Frage, wie das amerikanische Volk mit den beiden Grundsätzen Religion und Freiheit, die vor langer

lichen. Während jedes Kapitel auch für sich alleine stehen könnte, regen sie im thematischen Gesamtzusammenhang zum Denken an. Aufklärung – zumindest zu einem gewissen Masse – findet der Leser, der sich erst nur mit den Geboten und Fotoserien konfrontiert sieht, am Ende des Buches, wo die einzelnen Szenen erläutert werden. Salinas Blick für ungewöhnliche Geschichten sowie seine farbenfrohe dokumentarische und zuweilen surrealistisch anmutende Bildsprache überzeugen mit Nachtaufnahmen stark belichteter Parkplätze und Supermalls, Porträts von Soldaten und ihren Errungenschaften aus dem Ice Cream Truck, Freikirchen im kalifornischen Niemandsland und vielem mehr. Ein schönes Buch, das uns so gefällt, dass wir zehn Stück davon verlosen. Schreibt einfach eine Mail mit Betreff ‹TEN› und eurer Adresse an wettbewerb@kinkimag.ch. Das Buch ist im Christoph Merian Verlag erschienen, die Ausstellung zum Buch findet noch bis zum 5. April im Oslo 8 in Basel statt. (fr) juliansalinas.ch oslo8.ch

kaffee und kuchen Dass das Leben ohne Kaffee nicht lebenswert ist, wusste schon der deutsche Dichter Christian Friedrich Henrici, der zusammen mit Bach im 18. Jahrhundert die ‹Kaffeetante› komponierte. Und dass dies heute noch genauso zutrifft, ist auch den Gründern des Kaffeehauses Henrici im Zürcher Niederdorf bewusst. Diese haben sich nämlich zur Aufgabe gemacht, dem Kaffee die innersten Aromen zu entlocken und ein Sortiment verschiedenster Kaffeekreationen anzubieten. Nicht nur Swiss Gastro wurde aufs Henrici aufmerksam, auch wir sind dem tollen Kaffee, dem Flammkuchen und der herrlich erfrischenden Limonade verfallen. Abseits der Menu-Karte hat’s das Henrici aber ebenso drauf: An den ‹Tuesday Nights Live› verwandelt sich die Kaffeestube nämlich jeden Dienstagabend in eine kleine Konzerthalle mit Live-Musik aus aller Welt, begleitet von Drinks aller Art. Ja, ein Besuch im Henrici an der Niederdorfstrasse 1, lohnt sich allemal. (sk)

Neu in Zürich: Kaffee und Kuchen UND Livemusik im Café Henrici.

cafe-henrici.ch

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fashy dash Im Zeitalter von Digitalmüll und Ökodiktat fragt man sich, wie Printmagazine den Überlebenskampf meistern. Nun ja, es gibt genügend Beispiele, die belegen, weshalb das gedruckte Medium nicht immer die erwünschte Würdigung erfährt. Aber einige von ihnen überstrahlen jedes DigiPaper und zerschmettern Kindle &  Konsorten gnadenlos zu partikellosem Elektro-Feinstaub. So geschehen am 15. Februar in einer Gallery im Osten Londons. Zum Auftakt der Fashion Week feierte die Schweizerin Noémie Schwaller mit einer Horde hipper Menschen aus aller Welt die erste Ausgabe ihres Londonder Magazins DASH – ein Heft, das sich

Ein Londoner Fashion Magazin mit Schweizer Wurzeln: DASH Magazine.

schaumschläger Der Winter hinterlässt seine Spuren, davor bleibt auch unser Körper nicht verschont. Besonders die sensible Haut im Antlitz leidet. Dabei ist das Gesicht unsere Werbeplattform, der Spiegel unserer Seele. Also tendieren wir dazu, die Schatten, die die letzten frostigen Tage auf unser Haupt werfen, mit etwas Retusche abzufedern: Make-up. Wie schön, dass der Dream-Nude-Schaum von Maybelline genau das schafft, was man sich für seine Fassade wünscht: transparente Korrektur. Die neue Zusammensetzung aus Wasser, ultra-feinen Partikeln und Luft lassen die Farbschicht im Gesicht mit der Haut verschmelzen, anstatt sie aufs Neue zu malträtieren. Deswegen ist der Dream-NudeSchaum für uns keineswegs ein Schaumschläger im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr Retter in der Not. Wir sind also gewappnet – der Frühling darf kommen. Und wir werben mit unserer Visage allein für das Eine: uns selbst. (mb) maybelline.com

kinki neuzeit

voll und ganz der Schönheit der modischen Bricolage widmet. Neben dem Fokus Illustration finden im DASH Magazine auch Fotografie, Kunst und das geschriebene Wort ihren Platz. Unter den Contributors sammeln sich daher Leute wie François Berthoud, Ashley Palmer, Sarah Maurer und Patric Sandri. Das wunderhübsche Printprodukt beherbergt eben nicht nur auf Partys schöne, talentverwöhnte Freigeister, sondern auch auf Pergament. Das DASH Magazine erscheint zweimal jährlich und wird in über 70 Ländern weltweit vertrieben. Qualitätspapier fürs anspruchsvolle und modebewusste Publikum –  kinki applaudiert! (mb) dashmagazine.net

kinki präsentiert: september leaves September Leaves ist das musikalische Projekt von Komponist und Texter Gerd M. Böttler, der einsame Vagabund mit der Gitarre, der sich diesen Frühling mit seinem Album ‹Friendship Manifesto› auf die Reise macht, um – mal laut, mal leise – vom Kreislauf der Zeit zu erzählen. Ein wildes Sammelsurium aus Plektren, Klaviernoten, Banjo, Trompete und einem Kontrabass bildet das Fundament für September Leaves. So schön und berührend, dass man sich auch angesichts des eilig nahenden Frühlings fast wünschen würde, es wäre bereits wieder September und man dürfte mit den Füssen durchs raschelnde, bunte Herbstlaub der fallenden Blätter streifen, im Ohr die melancholischen Klänge des Karlsruher SingerSongwriters. Das Album ‹Friendship Manifesto› ist vergangenes Jahr bei Petite:Unique Records erschienen und erfreute den Musikliebhaber nicht nur akustisch, sondern auch optisch mit einem ausgefeilten und handgemachten Coverartwork, das in einer streng limitierten Auflage von 200 Stück erhältlich war. Faszinierend zu sehen, ist auch wie Gerd M. Böttler seine Songs live zum Bes-

September Leaves – ein musikalischer Leckerbissen aus dem Nachbarland.

ten gibt. Umgeben von allerlei Gerätschaften erzählt er die kleinen, feinen Geschichten in Liedform, die sich ebenso als LoFi-Soundtrack zum sehnsüchtigen Schwelgen in vergangenen Zeiten –  den guten und den schlechten –  wie auch fürs gemächliche Schunkeln in einer heruntergekommenen Hafenkneipe irgendwo auf dieser Welt eignen. Herbstmusik zum Frühlingserwachen oder ‹slow, fast, near, far music› eben. (mm) septemberleaves.com

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10. 04. 11. 04. 12. 04. 13. 04. 14. 04. 15. 04. 17. 04. 19. 04. 20. 04. 22. 04.

Speakeasy, Stuttgart Café Tagtraum, Ingolstadt Die Luke, Ludwigsburg 13eins, Ansbach Teilchen, Münster Brause, Düsseldorf Whitetrash, Berlin Riff, Magdeburg Hasenschaukel, Hamburg Prinz Willy, Kiel


entweder – oder? beides!

Das Künstlertrio la belle et les beaux verbindet Mode und Kunst. Passt perfekt!

Wann ist etwas Kunst und/oder Mode? Und was entsteht, wenn ein Künstler ein kommerzielles Produkt entwirft oder ein Modedesigner Kunst erschafft? Diese Fragen

stellte sich das Künstler- und Designer-Trio ‹la belle et les beaux› und liefert mit dem Projekt ‹et / ou› gleich selbst die Antwort. Mode und Kunst werden aus den be-

kannten Zusammenhängen gelöst und daraus entsteht etwas Neues. ‹et/ou› beleuchtet beide Seiten von Mode und Kunst, nämlich mit einer Kunstausstellung sowie

mit der Kleider- und AccessoireGestaltung im Shop. Hier steuern Kunst- und Modeschaffende, die vom vierköpfigen Kuratorenteam, bestehend aus Roman Lew (Kurator, Starkart), Nicole Billi (Buyer Menswear, Globus), Adrian Reber (Head of Design Knitwear, Hugo Boss) und Michael Koritschan (Künstler und Fotograf, Studio Koritschan) ausgewählt wurden, ihre Werke sowohl für die Ausstelung als auch für den Shop bei. Das Thema der diesjährigen ‹et / ou› lautet ‹Fortuna›. Wir wünschen den Dreien also dem Motto gemäss viel Glück und gutes Gelingen! Stattfinden wird das Ganze übrigens am 5. und 6. Mai 2012 im Umfeld des Zürcher Design- und Modewochenendes Kreislauf 4 + 5, das man als Freund der Kunst und Mode sowieso auf keinen Fall verpassen sollte! (sk) labelleetlesbeaux.com

Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. Fumer nuit gravement à votre santé et à celle de votre entourage. Il fumo danneggia gravemente te e chi ti sta intorno. 8407_203x129_Kinki.indd 1

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frühlingsgefühle Lange müssen wir nicht mehr ausharren, bis wir uns wieder in schmissige Frühlingskleidchen werfen und barfuss durch taufrisches Gras streifen können. Bis es soweit ist, halten wir uns an die herzerwärmende SS12 Collection des Zürcher Modelabels Ikou Tschüss, und lassen uns von den sanften bis knalligen Pastellfarben schon mal aus dem Winterschlaf kitzeln. Seit 2006 versorgen Guya Marini und Carmen D'Apollonio Fashionistas von Zürich bis New York mit ihren Designs, die oft umrahmt sind von den typischen Häkelreihen aus kunterbunten Schnüren. Die Frühjahrskollektion blüht voller Türkis, Pastellrosa, Beige, Lachs und starkem Orange, auch die farbliche Liaison mit Neon scheuen sie nicht. Ein weiterer Hingucker sind die Motive: Leggins mit Apfelstückchen oder einem Esel, der sehr fashionable aus der Wäsche, pardon, dem Foulard guckt. Zur eisgekühlten Limo werden T-Shirts mit Herz, grafischen Prints oder Badabum-Sprüchen serviert und für die Siesta gibt’s ein fesches Kissen unters Ohr. Wir träumen dann mal vom Frühling! (fr) ikoutschuss.com

Frische Mode aus dem Hause Ikou Tschüss.

kinki neuzeit

the dø in deutschland Nachdem The Dø uns Schweizern bereits im Februar mit ihren Auftritten ein paar Schweissperlen entlockten, treiben die frankophilen Finnen im April auch in Deutschland ihr Unwesen. Nach fünf Jahren Bühnenpräsenz hat sich Dan Levys und Olivia Merilahtis künstlerische Space-Odysee aber noch keineswegs erschöpft. Im Gegenteil: Das Zweier-Gespann neigt nach wie vor zu rauschhafter Performance und entführt das Publikum in ungeahnte Soundwelten. Da Grenzerfahrung und Tanzwut ganz in unserem Sinne sind, präsentieren wir nur zu gerne den ‹Pit-Stop› der Kreativitäts-fördernden Klang-Granaten im Nachbarland. Gemeinsam mit Intro, ByteFM, U_Mag und Bedroomdisco lädt kinki am 14.04. im Heidelberger Karlstorbahnhof, am 16.04. im Zakk in Düsseldorf und am 18.04.

zum Finale im hauptstädtischen Festsaal Kreuzberg zur TanzChallange, initiiert von The Dø. Deutsche kinki Leser oder Fan-Touristen dürfen sich ausserdem über zweimal zwei Tickets pro Auftritt freuen: Schreibt uns einfach eine Mail mit dem Betreff ‹The Dø›, der gewünschten Stadt und eurer Adresse an wettbewerb@kinkimag.ch und mit etwas Glück steht ihr für lau in der vordersten Reihe. (mb) thedomusic.com

14.04. Karlstorbahnhof, Heidelberg 16.04. Zakk, Düsseldorf 18.04. Festsaal Kreuzberg, Berlin

Gehört auf jede To-do-Liste: die Deutschlandtournee von The Dø.

mode machen –  mode schreiben Noch vor wenigen Tagen demonstrierte uns die Talentschmiede am Basler Rheinufer, was Mode aus der Schweiz alles hergibt. 17 Absolventen des Studiengangs ‹Doing Fashion› der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW lieferten mit ihren Ideen Anlass zu Freudentänzen. Seit der Neuausrichtung des Instituts liegt der Fokus der jungen Designer nämlich auf dem Experiment. Instinktive Gestaltung trifft auf Leidenschaft und ungeahnte Kraftreserven. So viele, dass neben der aufwändigen Show dieses Jahr erstmals das institutseigene ‹Doing Fashion Paper› herausgegeben wurde. Auf 178 Seiten reflektieren Kreativdirektorin Priska Morger und die Chefredakteure Andrea Sommer und Lionel Büttner die modische Leistung ihrer Zöglinge. Nebst der analogen und von lila Samt umhüllten A5-Papierausführung gibt es das Heft übrigens auch online zu geniessen. Charisma und Patina gehören seit jeher zum Repertoire des Basler Mode-Instituts – und überzeugende, kritisch gefilterte Kreativkonzepte sowieso. Zum ‹Mode-Machen› gehört eben auch eine Menge ‹Mode-Wissen›. Und Wissen ist bekanntlich was? Macht, genau. (mb) Modemachen im Magazinformat: das Doing Fashion Paper aus Basel.

doingfashion.ch

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move, move, move! g’nuss in St. Gallen

(mb)

Was ist schon ein Tag, der ohne einen guten, starken Kaffee zur ungestörten Zeitungslektüre beginnt? Nichts, finden auch wir und haben deshalb für euch ein neues Café im Herzen von St.Gallen aufgestöbert. g’nuss oder auch ‹Gastronuss› heisst das Lokal, das seinen Gästen seit Anfang 2012 Genuss serviert. Für die positiven Sinneseindrücke sorgen die Gastgeber Claudia und Stefan Bischof. Das von Mittwoch bis Sonntag geöffnete Café lädt ab 8 Uhr morgens zu hausgemachtem Brot und biologischer Patisserie ein, bietet aber auch die passende Atmosphäre zum Spielen, Debattieren oder simplen Verweilen. Die Gastgeber (übrigens alte Bekannte der kinki Redaktion) verwöhnen mit kulinarischen Genüssen und lassen die traditionelle, gesellschaftliche Bedeutung eines Cafés neu aufleben. g’nuss liegt im Herzen von St. Gallen an der Lämmlisbrunnenstrasse 4 in Spazierdistanz zur bekannten Stiftskirche oder des Bahnhofs und freut sich auf euren Besuch. Uns brummt beim Gedanken an Zuckerbäcker Stefans Leckereien schon der Magen! (sw)

movecity.ch

gnuss.info

Ein Muss für Freestyle-Fans: das Zürcher MoveCity-Festival.

Bei ‹MoveCity› handelt es sich weder um gedankliches Städterücken, noch um ein ambitioniertes TrashDance-Meeting. Massen werden trotzdem bewegt. Der Sport-, Modeund Lifestyle-Event sorgt für Endorphin-Absatz fernab allen 90erJahre Nosens'. Viel eher warten die Initiatoren der städtischen Entertainment-Insel neben X-Gamesaffinen Showeinlagen und der Festival-Atmosphäre 2012 erstmals auch mit Live-Musik aus dem geliebten Heimatland auf. In Zusammenarbeit mit ausgewählten Shops verwandeln sie das Zürcher Sihlcity-Areal

vom 13. bis 14. April in einen einzigen grossen Funpark, FreestyleGrössen, die sich wie gewohnt um Kopf und Kragen batteln, ein schnelles Auto und Modefreunde in synchroner Gruppenformation. Aber davon überzeugt ihr euch am besten selbst. Und nach zwei Tagen voller Kieferstarre und Stielaugen dürft ihr das Gesehene an der Samstagabend-Abschlussfete verarbeiten, während ihr euch selbst in körperlicher Verausgabung übt. We know you like to move it.

mitten ins herz Den neuesten Schweizer Ührchen von Swatch sieht man direkt in ihr Herz. Die ‹New Gent Lacquered› Kollektion umfasst klassische Swatch-Modelle, poppig, schlicht und zeitlos stylish. Das vollständig sichtbare Uhrwerk wurde in schönen Kontrastfarben lackiert und stellt das pumpende Herz dar, das

Vote for kinki! Beim ‹Swatch from the Streets›-Wettbewerb auf kinkimag.ch.

für den nötigen Puls sorgt. Die Uhrwerke der Yellow-, Orange-, Red-, Green- und Blue-Lacquered punkten ausserdem mit ihrer zufälligen Farbzusammensetzung bei der Produktion. So wird jede dieser Uhren zum bunten Design-Unikat. Insgesamt kommt die Kollektion mit zehn coolen Eyecatchern in unterschiedlichen Trendfarben daher. Übrigens: Im Rahmen des internationalen Wettbewerbs ‹Swatch From The Streets› hat kinki diese Schmuckstücke filmisch und fotografisch in Szene gesetzt: Zusammen mit Regisseur Jan Gassmann entstand ein Kurzfilm in den Strassen unserer Heimatstadt Zürich. Mehr über dieses Projekt und den Wettbewerb erfahrt ihr im Editorial auf Seite 96 in dieser Ausgabe! (ah)

Vier Tage Bummbumm vom Feinsten gibt’s am Electron Festival in Genf.

beats up! Im April lohnt sich der Gang über den Röstigraben nach Genf noch mehr als sonst. In der französisch anmutenden Stadt findet dann nämlich jeweils das Electron Festival statt. In verschiedenen Locations vereinen die Macher auch dieses Jahr an vier Tagen auserlesene elektronische Musik, Kunst, Lichtinstallationen, Tanz, Workshops und Podiumsdiskussionen zu einem grossen Stück elektronischer Musik-Kultur. Insbesondere bei der Auswahl der DJs und Bands überzeugt das Festival jeweils mit seinem stilsicheren Händchen. Dieses Jahr beehren uns Grössen

swatch.com

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wie Mouse On Mars, Carl Craig, Steve Bug, Radio Slave, Trevor Jackson oder Plaid. Aber auch aktuelle Szenestars wie Brandt Brauer Frick und Gold Panda (im Duett mit Rap-Lady Miss Dynamite!) hauen in die Tasten, drehen Regler und schrauben an ihren Instrumenten. kinki präsentiert dieses wunderschöne Festival und verlost deshalb 4 x 2 Festivalpässe! Wenn ihr also ins umtriebige Genf reisen wollt, dann schreibt schnell eine Mail mit eurer Adresse und dem Betreff ‹Electron› an wettbewerb@kinkimag.ch (ah) electronfestival.ch


a-n-n-a

kinkimag.ch

Der Wahlberliner René Fietzek hat erst über Umwege durch die Welt der Theater- und Medienwissenschaften zum Fotodesign gefunden. Aus Ostfriesland stammend, gilt er als der Naturbursche unter den Modefotografen. Denn der Dramaturg Fietzek inszeniert seine Bilder mit Vorliebe bei natürlichem Licht und achtet darauf, dass Gestik und Mimik seiner Models echt wirken – ein wohltuender Gegensatz zu den halboffenen Mündern und unnatürlichen Posen,

die in der Modefotografie en masse zu finden sind. Auch retouchiert wird mit Bedacht, so bleiben Makel wie Muttermale, Sommersprossen und kleine Narben erhalten. In der Fotostrecke ‹Anna› zeigt René Fietzek klassische Damenmode: lange Jupes, dünne Blusen und Schleifen aus fliessenden Stoffen harmonieren mit den Licht- und Schatteneffekten der Umgebung und zeichnen ein sehr weibliches, ungekünsteltes und dennoch modernes Bild.

we still like lana Diese Frau ist in aller Ohren, Munde und Augen. Elizabeth Grant alias Lana Del Rey hat ein Wahnsinnsjahr hinter sich: Youtube-Hype, Plattenvertrag, Shootingstar der Stunde und auch ein komplettes Album ist schon im Kasten. Aber wem sa-

gen wir das, ihr habt’s ja mitbekommen. Auch wenn wir mittlerweile nicht mehr so ganz überzeugt sind vom musikalischen Talent der angeblichen ‹Gangster-Nancy-Sinatra›, fanden wir das Interview mit der zurückhaltenden New Yorke-

rin enorm spannend. Das möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten und darum gibt es das Gespräch über Kindheitserinnerungen, dunkle Sehnsüchte und das eigene Image auf unserer Website in voller Länge zu lesen.

blank canvas Das unbeschriebene Papier wird im Projekt ‹Blank Canvas› zum weissen Stück Stoff, das erst durch das Model in Form gebracht und zum Leben erweckt wird. Im Zentrum des Projekts von Fotografin Agnieszka Maksimik und Stylistin Maite Catti stehen junge Models, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. In kurzen Interviews wurden sie zu ihren Model-Erfahrungen, ihren Wünschen und Aspirationen befragt. Die sieben Young Faces wurden allesamt in Kleidung von Jungdesignern porträtiert: ‹a blank canvas waiting to be moulded into artworks›. Zu entdecken gibt es die Fotoserie und Interviews auf kinkimag.ch/magazines.

wett nomeh … Chromatics erinnert sich an seine Jugend. Die für so träumerische Musik verantwortliche Gruppe JJ hingegen zeigt sich kurz angebunden und arrogant. Zu sehen gibt es die wunderschöne Modestrecke ‹Rebel, Rebel› der Fotografin Kirs-

Ihr braucht nicht mit den Füssen zu stämpfeln, natürlich gibt es auf unserer Website noch mehr auf die Augen und Ohren. Die Stepkids plaudern offenkundig über ihre Kindheit aus dem Nähkästchen und auch Johnny Jewel von der Band kinki kinkimag.ch

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ten Becken. Zudem haben wir uns an der Brafa noch mit einer VintageTapetenfachfrau unterhalten und es uns nicht nehmen lassen, auch jüngere bis kindliche Kunstformen für euch zu versammeln. Da häsch!



klagemauer Hat Mutti deinen Ex-Freund geheiratet? Sind dir auf dem Klo mal wieder die Füsse eingeschlafen? Oder bist du allergisch gegen Wasser und Mehl? Egal was dich gerade stresst oder nervt: Auf kinkimag.ch unter ‹Klagemauer› kannst du Dampf ablassen. Die besten Einträge werden hier veröffentlicht.

völlig verpeilt. oder näb de schue | ‹für dich gibt es auch jemanden›, ich BRAUCHE kein solche mitleidigen sprüche!!! let the show begin | Hautprobleme, oberschenkeldurchmesser, nichtverliebtheit, unproduktivität le me | ach du scheisse le me, bin ich das? bei mir ist auch noch eine tonne glacé im bauch ... da nützt alles joggen nicht mehr morn gits es neus mich | einen kommentar sagen / schreiben, den man eine sekunde später bereut! coco | Was hab ich denn das gefühl wenn ich nie aus der komfortzone herausgehe und in meiner eigenen kleinen schönen sicheren bubble lebe, jemand kommt, entdeckt mich, irgendetwas ändert sich? Nö bitzli selberschuld | oxygene 7 – 13 auf vinyl ist vergriffen Anonymous | Ich habe ein ‹Win for life› – Los gekauft und NICHT gewonnen! Um nicht zu gewinnen, hab ich es nicht gekauft. ausnahmsweis | ich hab die besten freunde der welt, einen ganzen haufen davon. sie sind nur nicht hier bei mir. im going through this alone | alle guten dinge sind drei. also beklag ich mich jetzt auch noch über meine 24 unnötigen püggeli. so. Lola | noch eine woche bis zur grossen enttäuschung. – ein bisschen realität wird auch mir gut tun! countdown | ÜBERALL DIESE LIEBE blablabla | wunderbar sonniges wetter verschlafen – und jetzt hellwach -.- daysleeper | Haarspray mit Deo verwechselt ... BaDay | dass mein bester freund mir schon wieder absagt für ein super wochenende. naa toll! und jetzt? luluhono | also echt. sagt doch einfach mal einem direkt ins gesicht, ja ich will mehr! und nicht erst nach zwei scheiss jahren, wenn die affäre vorbei ist und ihr mit eurem freund zusammenzieht. gopf. glaubt mir, wüssten die typen das ihr sie mögt, sie würden euch auch mögen. ihr habt einen mund, benutzt ihn auch und versteckt euch nicht hinter euren scheiss iphones, smartphones und headphones, ... frescofresco | aufstehen.zug fahren. arbeiten. zug fahren. schlafen. war ein toller tag. naathiii | Ich bin zu nett. muss damit aufhören | tropenarztbammel es ist nur eine nadel | wenns drum geht wer macht die Arbeit bin ich plötzlich sooo wichtig! Resturlaub ade, ich muß dich verfallen lassen! Leo | habe kinki neu abnonniert und bin unheimlich ungeduldig. wann erscheint denn das neue kinki? ungeduldige neu abonniererin | angetrunken aus dem Fenster geschaut, da hab ich Schweinchen, Geister & Hexen gesehen und gedacht wow sogar mit Alkohol ist die Fasnacht nicht lustig sondern beängstigend. Danke das ich mich während den ‹dryy scheenschde dääg› nur einmal kurz aus dem Haus wagen konnte … lomo | die steuererklärung as simple as that | eine neue Liebe ist wie ein neues Leben … sickantired | kinki klagemauer

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fashion for original girls adidas Originals Store, Marktgasse 3–5, 8001 Zßrich www.adidas.com/originals

Š 2012 adidas AG. adidas, the Trefoil logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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Daniel Guerrero Fernández

Süsse Träume

‹Hi, my name is Daniel Guerrero Fernández. I’m a graphic artist from Costa Rica.› kinki kunst

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‚I mainly get my inspiration from video games, action figures, weapons. And from my boyfriend too.› kinki kunst

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‚I tend to have a girlie taste when it comes to colors and cute things: soft, silly pastel colors and cute, silly looking characters with magic castles, swords, waterfalls, made up computer graphics and silly mystical symbolism.›

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Nicht mehr kreditwürdig: die Generation Hipster hat ausgedient.

Generation BB+

Zuerst Griechenland, dann Portugal – jetzt der Hipster: Herabgestuft auf Ramsch-Niveau. Apolitisch, uninspiriert, stilfixiert und antiquiert. Für nichts mehr zu gebrauchen. Ein neues Buch lässt kein gutes Haar am Hipster und seiner sorgfältig zerzausten Frisur. Text: Tin Fischer, Illustration: I LIKE BIRDS kinki report

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I

m Rating der Subkulturen hatte der Hipster stets die Bestnote: AAA. Irgendwie gelang ihm alles. Er wusste, welche Bands morgen auf SoundCloud angesagt sein werden; und er wusste, welche Retro-Platten für immer grossartig bleiben. Dass die Welt auf seine Ideen nur wartet, daran liess er nie Zweifel, egal, womit er selbst sein Geld verdiente. Sogar die politischen Schnapsideen, dass man mit ‹strategischem Konsum› das Klima retten und mit Mikrokrediten Entwicklungsländern aus der Patsche helfen kann, klangen aus seinem Mund überzeugend. Am Ende gelang dem Hipster das Kunststück, von der Werbebranche genauso geliebt zu werden wie von seinen Grosseltern und den Linken genauso zu schmeicheln wie den Libera-

‹Sogar politische Schnapsideen klangen aus seinem Mund überzeugend.› len. Und natürlich genoss er die höchste aller Anerkennungen: Hass aus Neid. Im Magazin des Tages-Anzeigers schrieb Anuschka Roshani vergangenes Jahr in einer Mischung aus Respekt und Verachtung: ‹... jetzt sind sie auf einmal überall. Die Blender. Die Hipster. All jene, die ihre Leben zu kuratieren meinen. Die sich als Künstler verstehen, auch ohne Œuvre.› Besoffen von sich selbst glaube das Mitglied der Generation Me, die Welt erobern zu können.

Lasche Elite

Doch jetzt ist bei edition suhrkamp – für den Kulturbetrieb in etwa das, was Ratingagenturen für die Finanzindustrie sind – das Buch ‹Hipster› erschienen, eine Sammlung aus Essays und Diskussionen, die im Rahmen einer Tagung des Magazins n+1 an der New Yorker New School entstanden sind, ergänzt um Texte zur Lage in Deutschland. Es ist eine substantielle Auseinandersetzung mit dem Hipster. Gut kommt er dabei nicht weg. ‹Der Hipster zeigt uns, was mit Eliten im Allgemeinen und der weissen Mittelschicht im Speziellen passieren kann, wenn sie ihre ach so kontroverse und mutige Rebellion nur noch in Bereichen austragen, die ihr eigenes Vergnügen und ihren Komfort betreffen›, schreibt Herausgeber Mark Greif im Vorwort. Anstatt sich grundsätzlich zu fragen, warum ausgerechnet die eigene Schicht einen Anspruch auf diese Privilegien besitzen soll, versuche sich der Hipster mit Hilfe kleiner Unterschiede abzugrenzen und narzisstisch zu überhöhen.

nicht zu trauen. Er adaptiert lediglich, was an der politischen Ideenbörse (oder auf dem politischen Ideenflohmarkt) gerade an Idealen zur Verfügung steht. Ernst zu nehmende Ratingagenturen würden in solchen Fällen die Note BB+ vergeben, mangels Innovationskraft: RamschNiveau. Greif formulierte es so: ‹Es besteht die Gefahr, dass die Avantgarden der Zukunft einfach nur Gemeinschaften von early adopters und Trendsettern sein werden›.

Schimpfwort und Gütesiegel

‹Hipster› bleibt ein vager Begriff, der sich weder über Tätigkeiten noch über sozialen Status oder eine Musikrichtung definieren lässt. ‹Das Wort scheint so etwas wie ein semantischer Joker zu sein, den man ausspielen kann, wenn es irgendwie um junge, modebewusste Menschen in Grossstädten geht›, schreibt Greif. Zum ersten Mal taucht der Hipster in den vierziger Jahren in der schwarzen amerikanischen Subkultur auf. In den Fünfzigern meinte die Bezeichnung dann weisse Bohèmes, die das ‹coole Wissen› und die ‹exotische Energie› der Afroamerikaner erlangen wollten. ‹White Negros› nannte sie Norman Mailer 1957. Doch in den späten Neunzigern taucht der Hipster in neuer Form wieder auf, vor allem im New Yorker Biotop der Indie-Kultur und der ‹Neo-Bohèmes›, der Werbegrafiker und Café-Betreiber. Sein Ideenpool war nicht mehr die schwarze Subkultur, sondern die amerikanische Unterschicht und Arbeiterklasse. Er trug Trucker-Kappen, Feinripp-Unterhemden, PornoSchnauzer oder bedruckte T-Shirts. Er interessierte sich für Kunst, die ironisch, infantil oder trashig ist. Und er schwappte bald auf Städte wie Paris, Berlin, Lima und, die Ergänzung sei erlaubt, Zürich über. Sich selbst als Hipster bezeichnen würde natürlich niemand. Als Greif in Berlin-Mitte sein Buch präsentierte und sein Publikum voller Hornbrillen- in Skinny-Jeans-Träger fragte, wer denn hier ein Hipster sei, hob gerade mal einer die Hand. In der Schweiz würde ein Aussenstehender vielleicht dieses Magazin als Zentralorgan der hiesigen Hipster-Kultur ausmachen.

Fähnchen im Wind

Der Punk bot Planungssicherheit, weil man wusste, dass er die Parole ‹Wer mit zwanzig kein Kommunist ist, hat kein Herz, aber wer mit dreissig noch einer ist, keinen Verstand!› schon in der Pubertät verinnerlicht hatte. Vom Nerd darf man vermuten, dass er sein Leben lang alle sozialen Probleme mit seinem Computer zu lösen versuchen wird. Dem Hipster ist hingegen

Die Redaktion würde das aber ‹so nicht sagen›. Die Krux des Begriffes ist, dass er sowohl Schimpfwort als auch Gütesiegel ist, vergleichbar mit Intellektueller. Bei Kritik ist das ein willkommener Notausgang. Fragen wir also nicht nach dem Hipster da draussen, sondern nach dem Hipster in uns.

‹Keine Wut, keine Kanten, kein Ego›

Dummerweise bleibt der Sammelband ausgerechnet in der Frage vage, warum sich der Hipster nie wirklich politisiert hat. Warum er den prägenden politischen Grossereignissen seiner Zeit – den globalisierungskritischen Protesten und jenen gegen den Irak-Krieg – mit einer Mischung aus Affirmation und Abscheu gegenüber stehe und am Ende zu jenem Narziss geworden sein soll, der seine Rebellion nur in der eigenen Comfort-Zone austrägt. Einer Antwort am nächsten kommt vielleicht das (kontroverse) Essay ‹Generation Sell› von William Deresiewicz, das neulich in der New York Times erschienen ist. Deresiewicz wundert sich darin, dass die Generation derer, die zwischen 1970 und 1990 geboren wurden und in deren Zentrum der Hipster steht, so anständig und freundlich ist. ‹Keine Wut, keine Kanten, kein Ego› seien da. Stattdessen verstehe sich jeder als Unternehmer seiner selbst und verehre das Kleinunternehmen als die ideale soziale Organisationsform. Die Gründe dafür vermutet Deresiewicz in der Symbiose zwischen der HipsterKultur und der kreativen Klasse der 90er-Jahre, als – beschleunigt durch die Dotcom-Blase – Kreativität lukrativ und Geld und Unternehmertum cool wurden. Diese Erfahrung prägt die Hipster-Kultur bis heute. Was das eigentliche Problem mit dem Hipster ist, entlarvt aber ausgerechnet ein Beitrag des Sammelbandes, der sich eigentlich mit der Frage auseinandersetzt, warum der Hipster mit seiner ‹fleissigen Gegenwartszugewandtheit und seiner detailversessenen Lebensausstattung› so verhasst ist. Den Grund vermutet Autor JensChristian Rabe in der ‹extrem zeitgemässen Existenzform› des Hipsters, die neidisch mache: ‹Wie kein anderer verkörpert er die Grundbedingung des Daseins im Angesicht der digitalen Revolution: die Notwendigkeit permanenter persönlicher Veränderung bei der Synchronisation mit den Zeitläufen, die immer stärker und schneller das Internet prägt.› Das klingt einleuchtend. Nur: Wird eine Kultur, die perfekt an jenes Jahrzehnt angepasst ist, das uns mit seiner ‹Synchronisation der Zeitläufe› in eine der grössten Wirtschaftskrisen gestürzt hat, wirklich nur aus Neid verachtet? ‹Glaub an dich, damit andere an dich glauben!›, nennt Roshani eine Losung des Hipsters, der aus Nichts eine Aura von Erfolg generiert, der der eigentliche Erfolg erst folgen soll. Das bringt es auf den Punkt – und klingt beängstigend, ähnlich wie die Verkaufstaktiken beim Handel mit Ramsch-Anleihen. Nehmen wir die Herabstufung des Hipsters also besser ernst. Mark Greif (Hg.): ‹Hipster – Eine transatlantische Diskussion›, ist bei Edition Suhrkamp erschienen und kostet CHF 25.90.

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wortlaut das 10 minuten interview

Armin Maiwald: ‹Man fängt jedes Mal wieder bei Null an.› Interview kinki magazin: Nachträglich herzliche Gratulation zu Ihrem Geburtstag. Denken Sie mit Ihren stolzen 72 Jahren noch gar nicht ans Aufhören? Armin Maiwald: Nönö, ich bin noch richtig am Arbeiten. Gut, sagen wir 95 Prozent, denn man wird ja doch älter im Alter. Aber ich stecke noch voll in der Arbeit. So wird es mir nie langweilig, denn das ganze Spektrum an Fragen von A wie Aal bis Z wie Zylinder und alles dazwischen kommt bei uns zusammen. Seit 41 Jahren und unzähligen Folgen sind Sie bei der ‹Sendung mit der Maus› dabei. Sie müssen unglaublich gescheit sein. Stimmt eigentlich, doch die beste Fähigkeit des Gehirns ist das Vergessen. Wenn ich alles im Kopf speichern müsste, hätte ich jetzt einen Wasserkopf und wahrscheinlich immer Kopfschmerzen.

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chon unseren Eltern erklärte Armin Maiwald, warum der Himmel blau oder die Milch weiss ist. Und selbst unsere eigenen Kinder werden noch von ihm lernen, wie ein Staubsauger funktioniert oder warum das Brot Löcher hat. Es ist 11 Uhr morgens, als ich den ‹Mann hinter der Maus› anrufe. Maiwald ist seit der Geburtsstunde der ‹Sendung mit der Maus› – damals noch ‹Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger› – als treibende Kraft mit von der Partie, recherchiert, schreibt neue Geschichten oder ist bei Dreharbeiten dabei. Und das seit 1971! Ein freundlicher Mann am anderen Ende der Leitung kinki wortlaut

Hat Sie denn jemals eine Kinderfrage zur Verzweiflung gebracht? Ja natürlich. Wir kriegen jede Woche zwischen 1000 und 2000 Fragen. Viele wiederholen sich, aber es gibt auch Fragen, an denen wir gescheitert sind. Da gab es beispielsweise Carl von Linné, einen schwedischen Wissenschaftler. Er hat rausgefunden, dass bestimmte Blumen zu einer bestimmten Tageszeit ihre Blüten öffnen und zu einer bestimmten Uhrzeit schliessen. Das hat uns fasziniert und wir probierten es aus. Ein Auszubildender hatte die erste Schicht und als er mich um vier Uhr morgens weckte, sagte er verzweifelt, dass nichts passiert sei. ‹Keine Panik›, sagte ich ihm, ‹das wird schon noch kommen.› Bei meiner Schicht passierte auch nichts. ‹Vielleicht ein schlechter Tag›, dachte ich. Doch auch nach 24 Stunden hatte sich überhaupt nichts getan. Wir sind nach Hause gefahren und haben zur Redaktion gesagt: ‹Ausser Spesen nichts gewesen.› Die totale Katastrophe, doch der damalige Redaktor sagte, wir sollten die Geschichte unseres Scheiterns erzäh-

in Köln will mich wie gewünscht verbinden. Musik erklingt, und dann plötzlich: ‹Maiwald›. Seine vertraute Stimme verhallt, Erinnerungen kommen auf, Erinnerungen an wunderbare ‹Aha-Momente› vor dem Fernseher. Ich habe Armin Maiwald am Telefon. Heute hat er sich also Zeit genommen für unsere Fragen. Meine Fragen! Seine markante Stimme fasziniert mich, ich fühle mich zurückgeworfen in meine Kindheit, trotzdem versuche ich mich, auf das Interview zu konzentrieren.

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len. Wir riefen dazu auf, dass unsere klugen Zuschauer uns nicht dumm sterben lassen, sollte jemand den Fehler wissen. Natürlich kamen verschiedene Anrufe: Wir seien auch doof, denn die Pflanzen müssten sich an ihr Umfeld gewöhnen. Wir haben sie also einpflanzen lassen und ein Jahr gewartet, doch wieder nichts! Auch im dritten Jahr wurden wir enttäuscht. Wir haben die Universität in Uppsala angerufen und gesagt: ‹Hört mal, wir haben alles ausprobiert, aber es hat nicht geklappt.› Sie meinten nur: ‹Tröstet euch, bei uns hat es auch nicht geklappt.› Was für eine schöne Geschichte. Gibt es denn ein Thema, das Sie niemals in einer Sendung erklären würden? Kann ich gar nicht so sagen, weil jede neue Frage eine neue Herausforderung birgt. Man fängt jedes Mal wieder bei Null an und muss alle grauen Zellen im Gehirn ausquetschen, um zu einer Lösung zu kommen. Aber das Durchschnittsalter Ihrer Zuschauer liegt nicht annähernd bei der Zielgruppe, sondern bei etwa 40 Jahren. Ja, das stimmt. Wir machen es so einfach, dass auch Erwachsene zugeben, dass sie endlich begriffen haben, was sie nie verstehen konnten. Das ist wahrscheinlich unser Erfolgsrezept. Wir recherchieren bis es wehtut. Als Beispiel hatten wir einmal die Frage: ‹Woher weiss die Kopfwehtablette, dass sie in den Kopf muss, da ich sie doch in den Magen schlucke?› Das ist so eine Frage, da kommt nur ein Kind drauf. Um diese zu beantworten habe ich beinahe ein halbes Medizinstudium über mich ergehen lassen müssen. Viele Dokumentarfilme könnten sich bei Ihnen eine Scheibe abschneiden. Das tun auch so manche ... Text und Interview: Selma Wick Foto: WDR


Frame: MYKITA NO2 Neo & NO2 SUN Rio | Photography: Mark Borthwick

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Flowers, Tennis and Swimmingpools

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Man weiss nur wenig über das Leben im Internat, denn häufig wird externen Personen ein ehrlicher Einblick ins Innere verwehrt. Und Unbekanntes lädt ein zur Spekulation, so kursieren zum Thema Internate die wildesten Gerüchte. Die Gesellschaft drückt den Zöglingen der oberen 10 000, die ihren Eltern zu anstrengend geworden sind, ein klares Bild auf: Verwöhnt und sozial inkompetent. kinki begab sich auf eine Reise durch Terra incognita, um rauszufinden: Jöö, sind die herzig. Trotzdem! Text: Audrey Djouadi, Fotos: Rico Scagliola und Michael Meier

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ie Fahrt ins Wallis dauerte gut drei Stunden, aus den Boxen dröhnte die neueste Platte von Britney Spears. Als wir schliesslich am Ende der Welt angekommen waren, entdeckte einer der Fotografen endlich ein Schild, das unserer langen Autoreise ein Ende setzen sollte. Auf dem Schild stand Pré Fleuri Home. Von allen anderen Eliteinternaten, die wir angeschrieben hatten, kamen nur Absagen. Dicker Nebel verschleierte die Aussenwände des Pré Fleuris, das von aussen wie ein völlig gewöhnliches Ferienchalet in den Bergen aussah. Wir meldeten uns bei der Rezeption an, Frau Sylvie Ducas erwartete uns bereits, und man schickte uns in ein Wartezimmer. Wir waren nicht allein da, die Internatsschildkröte, deren Name leider unbekannt blieb,

‹Wir versuchen, den Kindern ein gutes Selbstwertgefühl zu vermitteln.› Im Pré Fleuri sind die Zimmer kleiner als zu Hause. Und die Regeln strenger. Trotzdem fühlen sich die Kinder scheinbar wohl.

beobachtete uns. Wenige Augenblicke später betrat dann Frau Ducas den Warteraum, empfing uns herzlich und führte uns sogleich durch das Gebäude. Was von aussen so unscheinbar aussah, entpuppte sich ziemlich schnell als ein wirres Labyrinth. Im untersten Stock sind die Waschräume der Kinder, im Erdgeschoss die ersten Klassenräume, die Küche, das Speisezimmer, die Rezeption und das Wartezimmer mit der Schildkröte. Während der Führung erklärte uns Sylvie, dass ihr grundlegende Sitten wie Toleranz, Hilfsbereitschaft und Selbstständigkeit sehr wichtig seien und sie versuche, den Kindern 33

diese Werte zu vermitteln. Insbesondere halte sie nicht viel von materiellen Belohnungen. ‹Die Kinder kommen alle aus sehr gutem Haus, und dort werden sie häufig mit teuren Geschenken ruhig gestellt. Deshalb werden sie bei uns für gutes Verhalten nicht mit irgendeinem Geschenk belohnt. Wir versuchen vielmehr, den Kindern ein gutes Selbstwertgefühl zu vermitteln.› Im ersten Stock befindet sich ein Teil der Kinderzimmer. Insgesamt 85 Kinder im Alter zwischen drei und dreizehn Jahren besuchen das Pré Fleuri, pro Zimmer werden drei bis vier Kinder untergebracht. Die Schüler dürfen ihre Zimmer selbst dekorieren, so kommt es, dass an der einen Wand ein Nirvana-Poster hängt, während an der gegenüberliegenden Wand rosa Hello Kitty Bilder kleben. Im selben Stock befindet sich auch das Büro von Sylvie, die selbst Schülerin im Pré Fleuri war, und die Schule dann vor 15 Jahren übernahm. ‹In meinem Büro herrscht leider ein riesen Chaos›, entschuldigte sich die Walliserin, als ich durch den Türspalt zu spähen versuchte. Wir betraten ein weiteres Klassenzimmer, die Kinder standen im Akkord auf und grüssten uns. Sylvie stellte uns in jedem Zimmer die Kinder einzeln vor: This is ‹Name› from ‹Land›, he/she has been here for ‹Zahl› years. Ihr Umgang mit den Kindern ist bewundernswert, sie scheint für die Kinder ein wenig in die Mutterrolle geschlüpft zu sein. Wir begegnen einem Jungen, der aus Zürich stammt. Doch Schweizerdeutsch spricht er keines mehr, obwohl er jedes Wochenende nach Hause fährt. Nach der Führung bekam ich die Gelegenheit, mich mit den Kindern alleine zu unterhalten. Über Heimweh, Swimmingpools und das Leben nach dem Internat.


‹Ich vermisse meine Eltern schon, aber ich bin dieses Gefühl schon gewohnt, deshalb ist es nicht so schlimm.› ‹Mein Zimmer zu Hause ist viel komfortabler und grösser.›

Mateo Inna

Inna stammt aus St. Petersburg und lebt seit zwei Jahren im Pré Fleuri. Aber dieses wird ihr letztes Jahr in diesem Internat sein, erzählt mir die 12-Jährige, weil sie dann die obere Altersgrenze erreicht hat. Danach geht sie vermutlich ins Aiglon, ein Internat in der Nähe. Auf die Frage, was sie mit ihrem Zuhause verbindet, antwortet das Mädchen: ‹Meine Katzen und meine Eltern.› In dieser Reihenfolge. Trotzdem hake ich nach, ob sie ihre Eltern vermisse. ‹Ja, ich vermisse sie schon, aber ich bin dieses Gefühl schon gewohnt, deshalb ist es nicht so schlimm.› Das Mädchen, das mir in tadellosem Englisch antwortet und auf mich sehr besonnen wirkt, erzählt mir ausserdem, dass sie es geniesst, mit so vielen anderen Kindern zusammen zu sein. ‹Ich habe keine Geschwister, aber hier gibt es immer jemanden, mit dem ich spielen kann.› kinki report

Mateo ist elf Jahre alt und stammt aus Panama City. Im Vorfeld hat mich Sylvie gewarnt, die Gruppe der Panama-Kinder sei sehr verwöhnt. Der Junge erzählt mir, dass sein Aufenthalt im Pré Fleuri am 27. Februar zu Ende sei. Zuhause angekommen, wird er als erstes seine Eltern umarmen und in sein Bett fallen. ‹Mein Zimmer zu Hause ist viel komfortabler und grösser›, lässt mich Mateo wissen. Sein Vater arbeitet als erfolgreicher Anwalt, seine Mutter ist Hausfrau. Als was er später arbeiten will, weiss er schon genau: Anwalt oder ‹Business Man›. Mateo erklärt mir ausserdem, wie ein typischer Schultag bei ihm Zuhause aussieht: Um 7:20 beginnt die Schule, da isst er einen Snack und um 14.00 Uhr geht er wieder nach Hause, um zu Mittag zu essen. Manchmal bleibt er auch in der Schule, um von dem hiesigen Sportprogramm zu profitieren. Der Junge spielt Golf, Tennis, Basketball und Fussball. Am Abend macht er seine Hausaufgaben und dann ist es schon wieder Nacht und er geht schlafen. Er sei jedoch glücklich im Pré Fleuri, obwohl er sich mehr kontrolliert fühle als Zuhause. 34

Maria

Kurz darauf unterhalte ich mich mit Maria, ebenfalls aus Panama City, die mit ihrem Zwillingsbruder Adrián einen Sprachaufenthalt in der Schweiz macht. ‹Ich bin hier, weil meine Eltern dafür bezahlen›, klärt mich das Mädchen auf. Sie und ihr Bruder sind nur einen Monat während ihrer Schulferien hier. Zuhause freue sie sich am meisten darauf, dass sie wieder Ballett tanzen kann. Doch sie vermisse nicht nur das Tanzen, sie vermisse auch ihre Eltern. Ich frage sie, was sie in solchen Momenten tut. ‹Ich denke dann an sie, und daran, dass sie bezahlen, damit ich hier etwas lerne und nicht damit ich rumheule. Und dann hör ich auf zu weinen.› Maria ist elf Jahre alt, morgen werden sie und ihr Bruder zwölf. Zu diesem Anlass kommt die Mutter der beiden und besucht sie. Sylvie erzählt mir später, dass das für sie ein sehr stressiger Tag wird. ‹Adrián hat eigentlich nur ein Hobby – und das ist shoppen. Aber das kann er hier halt nicht machen und deshalb hoffen wir, dass wir ihn trotzdem zufrieden stellen können an seinem Geburtstag.›


‹Hier bin ich nie allein und hab immer jemanden, mit dem ich spielen kann.›

Yuuto

Das Gespräch mit dem sechsjährigen Yuuto aus Japan, der bereits drei Jahre am Pré Fleuri zur Schule geht, trägt wenig Früchte. Der kleine Junge ist sehr schüchtern und versteht kaum Englisch, was für einen Sechsjährigen ja nicht aussergewöhnlich ist. Am meisten vermisse er das japanische Essen. Erst als ich ihn frage, wie es ist mit so vielen anderen Kindern aufzuwachsen, wird er etwas gesprächiger: ‹Das gefällt mir gut. Ich bin nie allein und hab immer jemanden, mit dem ich spielen kann.› Und auf die Frage, ob er seine Eltern vermisse, antwortet er mit einem knappen ‹nein›. Mit der letzten Frage, die ich ihm stelle, will ich herausfinden, als was der Junge später einmal arbeiten möchte. Nach einer sehr langen Denkpause antwortet er: ‹Als Mann, der die Bäume pflanzt.› Mateo, der noch immer mit uns im Wartezimmer sitzt, um Yuuto etwas Sicherheit zu vermitteln, verdreht die Augen. 35


Clara

Javier

Javier stammt ebenfalls aus Panama City und ist elf Jahre alt. Er ist hier, um zu lernen wie man Ski fährt und Französisch spricht, und um mit Kindern aus aller Welt zusammenzutreffen. Früh übt sich, wer Kosmopolit werden will. Mit Zuhause verbindet er Fröhlichkeit, Familie, Wärme, Spielen mit seinen vier Geschwistern. Das Pré Fleuri dagegen verbindet er mit Lernen, Skifahren, dem Zusammensein mit anderen Leuten und mehr Freunde haben. Javier beschreibt mir dann auch noch detailliert, wie sein Schulalltag in Panama City aussieht, bevor ich ihn frage, wo es ihm besser gefällt. Sehr diplomatisch erklärt er mir, dass man die zwei Schulen nicht vergleichen könne. Hier lerne er schliesslich Französisch, während er in Panama Spanisch und Englisch lerne. Inzwischen ist Sylvie ins Zimmer gekommen und fordert Javier auf, mir zu erzählen wie sehr er sich in Sachen Ordnung verbessert hat. ‹Ja, ich räume meine Sachen hier alleine auf, das brauche ich zu Hause nicht zu machen. Ich bin hier selbstständiger geworden, weil ich hier weniger Freiheiten habe als in Panama.› kinki report

Als letztes stellt mir Sylvie die Amerikanerin Clara vor. Bevor sie jedoch das Kind reinbittet, warnt sie mich: ‹Clara kommt aus Amerika, vielleicht musst du ihren Namen ändern oder so.› Das achtjährige Mädchen ist ‹all american›, sie erzählt mir von ihrem Lieblingsspielzeug, einem pinken Laptop. Das kleine Mädchen sitzt auf dem Schoss von Sylvie und erzählt mir, was sie mit New York, ihrer Heimat, assoziiert: Blumen, Tennis und Swimmingpools. Sie erzählt mir auch von ihrem Zimmer, das offenbar ganz in Pink gehalten ist. Clara erzählt mir, dass ihr Vater im Büro im Untergeschoss arbeitet, während sie im Obergeschoss spielt. Spielen heisst für sie meistens, dass sie sich ihren Lieblingsfilm auf Rumänisch ansieht, um die Sprache besser zu lernen. Ich frage sie, wie ein normaler Schultag in New York abläuft. ‹Also, zum Mittagessen trinken wir entweder normale Milch oder Schokoladenmilch.› Clara möchte später einmal Künstlerin werden. Doch ihr Vater ist davon nicht so begeistert, erzählt sie mir. ‹Er möchte lieber, dass ich so wie er Medizin studiere.›

Sylvie erzählt mir, bevor wir uns von ihr verabschieden, dass sie vor meiner Ankunft die Kinder schon mit einigen meiner Fragen konfrontierte. ‹Ich habe gefragt, was sie hier haben, was sie Zuhause nicht haben und eines der Kinder sagte «Love And Hugs». Das hat mich schon sehr schockiert und bei sowas dreht sich bei mir als Mutter natürlich der Magen um.› Allgemein zeigt sich Sylvie sehr fürsorglich, und bittet mich, doch auch noch kurz mit einem Mädchen aus Japan zu sprechen, da sie sehr wenig Selbstvertrauen hat und ihr meine Aufmerksamkeit gut tun würde. Die Fotografen und ich, wir sind uns einig: Den Kindern geht es in diesem Internat gut. 36

‹Ich will Künstlerin werden. Aber mein Vater möchte lieber, dass ich Medizin studiere.›



Hayley Louisa Brown

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Valeria Mitelman

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Bridget Suit & Shirt: Just Cavalli Shoes: Maarten van der Horst Rings: Annie Haak Patrycja Coat: Mackintosh Shirt: Roberto Cavalli Jeans: True Religion Gloves: Beyond Retro Shoes: Charlotte Olympia for Clements Ribeiro Tights: Aristoc at mytights.com

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Bridget Top: Rachel Gilbert Bra: DKNY Underwear: Calvin Klein Shorts: True Religion Skirt: Simone Rocha Bag: Calvin Klein Shoes: Donna Karan Rings: Annie Haak Patrycja Dress: Simone Rocha Jeans: True Religion Shoes: Terry De Havilland Sunglasses: Miu Miu

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Bridget Jacket: G Star Top: Nike 6.0 Skirt: Simone Rocha Shoes: Kinder Aggugini Bracelet: Claire's Rings: Annie Haak Patrycja Jacket: Hobbs Tights: Aristoc at mytights.com Bag: Roberto Cavalli Shoes: Leutton Postle

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Bridget Glasses: Prada Earrings: Claire's Jacket: G Star Vest: Nike 6.0 Patrycja Jacket: Hobbs

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Patrycja Suit, Shirt and Cummerbund: Maarten van der Horst Bag and Shoes: Roberto Cavalli Tights: mytights.com Bridget Dress, Belt and Shoes: Beyond Retro Jacket and Jeans: Ksubi Earrings and bracelet: Claire's Rings: Annie Haak

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Patrycja Hat: Etro Shirt: Just Cavalli T-Shirt: Nike Earrings: Delphine-Charlotte Parmentier Photography Hayley Louisa Brown Styling Aaron Francis Walker Styling Assistant Farah Lakoues Make-up Claudine Blythman using Shu Uemura Hair Noriko Takayama using Bumble and Bumble Manicure Lola Mussa Models Bridget Jakes @ Elite Model London, Patrycja Marciniak @  Premier Model Management

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Seit 20 Jahren verkauft Alain Memmishofer in seinem Zürcher Fachgeschäft Ballons und Partyartikel. Wir setzten uns mit ihm neben die Heliumflasche und sprachen über Freuden- und Trauerfeste. Text: Rainer Brenner, Foto: Daniel Tischler

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lain hat eine lustige Stimme. Wenn er in seinem bunten Laden das Telefon abnimmt und mit seiner Kundschaft über Ballonformen und -farben diskutiert, klingt er, als lache er übers ganze Gesicht. Als ich seinen Laden betrete, erzählt er mir vom ‹Spisä› in seinem Finger. Und vom Verschwinden Snoopys und dem Comeback der Barbapapas und Garfields. Und von der Ballonreise eines südamerikanischen Pfarrers, die leider im Meer endete. Seit 20 Jahren führt der gelernte ‹Bänkler› den Ballon Express an der Zürcher Friesenbergstrasse. Hier findet man nebst Feuerwerk, Grusskarten, Tischbomben und Kerzen für jeden Anlass das perfekte Ballon-Arrangement. ‹Zum Beruf kam ich eigentlich eher zufällig, über eine Kollegin. Ihr Bruder bot mir die Stelle als Geschäftsführer an, nach eineinhalb Jahren übernahm ich schliesslich den Laden.› Fast auf den Tag genau 20 Jahre ist das her. Im Kalender rot angestrichen hat sich Alain den Tag nicht ‹aber einen Ballon werde ich wohl schon steigen lassen.› Im kleinen Raum hinter dem Ladenlokal setzen wir uns an einen Tisch. Nebenan stehen Heliumflaschen in verschiedenen Grössen, an den Wänden hängen Erinnerungen, Selbstgebasteltes und eine Urkunde vom European Balloon Symposium 1996, auf der Alains Name steht. Immer wieder klingelt das Telefon oder die Tür: Eine Künstlerin sucht passende Ballons für ihre Performance, eine Frau mit russischem Akzent kauft Wunderkerzen, und Felix – scheinbar ein alter Bekannter von Alain – holt ein Geschenk für ein Neugeborenes. Alain unterhält sich mit allen und lacht dabei wirklich übers ganze Gesicht. ‹Die meiste Zeit über sitze ich hier ja alleine rum›, erklärt er, ‹und die Sachen hier geben keine Antwort›. ‹Defür händ’s au kei dummi Schnurä!›, meint Felix. Und lacht. kinki querschläger

Interview

auf Beerdigungen immer öfter Ballons gefragt – vor allem bei Beerdigungen von Kindern. Anfangs war das ziemlich schwierig für mich, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

kinki magazin: Alain, ist an all diesen Geschichten von Ballons, die hier losgelassen werden und irgendwo auf Mauritius aus einem Haimagen gefischt werden, was dran oder nicht? Wahrscheinlich nicht, so weit kommt ein Ballon mit Sicherheit nicht. Wie weit ein Ballon fliegt, hat mit dem Material und der Beschaffenheit zu tun und wie hoch ein Ballon steigt. Je nachdem kann er natürlich von einem Jetstream erfasst werden und wirklich weit reisen. Hier hat zum Beispiel vor Jahren mal ein Mann aus Polen angerufen, der anscheinend einen Ballon mit einer Ballon Express Etikett dran gefunden hatte.

Der Ballon ist ja auch eine romantische Metapher auf unser Leben. Bist du selbst ein romantischer Typ? Überhaupt nicht, ich bin ein eher nüchterner Typ. Aber ich habe viele romantische Kunden, denke ich. Ich stelle dir zum Schluss trotzdem eine romantische Frage: Wenn du ein Ballon wärst, wie würdest du wohl aussehen? Ich? Keine Ahnung, wahrscheinlich wäre ich aber gelb. Gummi oder Folie? Gummi wahrscheinlich, da könnte man einen gelben Smiley draus machen. Ausserdem steigen sie schneller auf als Folienballons.

Macht die Heliumstimme eigentlich nach 20 Jahren Ballons aufblasen noch Spass? Nein, das war am Anfang lustig, aber mittlerweile nicht mehr. An den Festen ist das aber natürlich noch immer der Renner. Allerdings sollte man wirklich aufpassen mit dem Helium, zu viel kann tödlich sein.

Alain Memmishofer, 58, lebt mit seiner Familie im Kanton Zürich. Ob er an seiner eigenen Beerdigung Ballons steigen lässt, weiss er noch nicht. Ein Tipp von Alain: Wer mit einem Ballon in die Berge reist, der sollte ihn nicht ganz aufblasen, da sich Helium ab 1000 Höhenmetern ausdehnt.

Selbstmord mit Helium wäre also möglich? Ja. Sowas ist zwar sehr tragisch, möglich ist es aber durchaus. Was fasziniert die Leute denn so sehr an Ballons? Keine Ahnung. Aber irgendwie begleiten uns Ballons seit unserer Kindheit durchs ganze Leben – auf Betriebsfesten, an Geburtstagen, Hochzeiten und sonstigen Events. Das klingt, als ob man dich häufig auf Festen antrifft. Natürlich. Im Sommer bin ich mit meinem Team manchmal von sechs Uhr morgens bis Mitternacht unterwegs. Aufgeblasene Gummiballons halten nicht lange, die müssen deshalb ‹frisch› vorbeigebracht werden. Übrigens sind auch 44


‹Ich bin ein eher nüchterner Typ.›

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Nachts auf den Strassen von Osu

Wenn die Sonne untergeht und es dunkel wird, dann beginnt der Tag für Benjamin und seine Freunde. Wie 30 000 andere Kinder in Accra, der Hauptstadt Ghanas, leben sie auf der Strasse. Unser Autor Björn Stephan hat sie eine Nacht lang begleitet. Fotos: Björn Stephan kinki report

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as erste, was einem an Benjamin auffällt, ist die zehn Zentimeter lange Narbe auf seinem Bauch. ‹Kommt von ‘ner Messerstecherei, lange Geschichte›, murmelt Benjamin, während er sich eine karierte Dreiviertelhose anzieht. Mehr will er nicht verraten. Schweigend streift er sich ein Poloshirt über, schnürt sich seine Puma-Sneakers und bindet sich ein Armbändchen ums Handgelenk. Es ist fünf Uhr nachmittags. Zeit, sich schick zu machen. Schon in einer Stunde wird es dunkel und Benjamins Nachtschicht beginnt. Wie ein kleiner Aufreisser sieht er aus in seinem Ausgehdress, mit dem Kettchen um den Hals und den Bartflusen am Kinn, die er sich zu einem kleinen Streifen getrimmt hat. Irgendwie stellt man sich ihn verwahrloster vor - den Jungen, der schon seit vier Jahren auf den Strassen von Osu lebt. Osu ist einer der reicheren Stadtteile von Accra, der Hauptstadt Ghanas. Bricht die Nacht dort ein, dann ist es so, als würde das ganze Viertel einen Stossseufzer von sich geben. Die drückende Hitze weicht, ein lauwarmes Lüftchen weht, alles atmet auf. In der Abenddämmerung sieht man zuerst riesige Schwärme von Fledermäusen zu den Mangofeldern im Norden flattern. Dann strömen die Menschen nach draussen auf die Strassen. Sie haben Feierabend. Die Pendler wollen nach Hause, die Hungrigen zu den Chop Bars, wo sie Reis oder Hühnchen essen, die Touristen verziehen sich in ihre Hotels. Für Benjamin und seine Freunde Michael, Godwin und George hingegen fängt der Tag erst an. Sie sind Nachtarbeiter und wie jeden Abend streifen sie durch die OxfordStreet, die Vergnügungsmeile von Osu. In der Oxford-Street gibt es den total überteuerten Koala-Supermarkt, in dem nur Weisse und die ghanaische Oberschicht einkaufen. Es gibt mehrere grosse Banken, bei denen man sogar mit VISA-Karte Geld abheben kann, ein paar FastFood-Imbisse, Nightclubs, ein Kasino – und es gibt das Frankie’s, ein vierstöckiges Restaurant, das einem Italiener gehört, und vor dem die vier Jungs die meiste Zeit herumlungern. Ausgerüstet mit grüner Leuchtweste und Taschenlampe helfen sie hier fast jeden Abend die Autos der Gäste einzuparken. Von dem Trinkgeld leben sie. Wenn es gut läuft bekommt jeder von ihnen zwischen ein und zwei Ghana Cedi. Wenn es schlecht läuft, verdienen Benjamin und seine Kumpels auf anderem Wege etwas dazu: Sie reparieren Flip-Flops, betteln um Essen, verticken Gras oder stehlen Portemonnaies.

scheint nicht zu versiegen. Vom Land kommen die Bauern, aus der Elfenbeinküste oder Burkina Faso die Flüchtlinge und von überallher kommen die Kinder. Für sie alle bedeutet Accra Verheissung. Als Benjamin in Accra ankam, besass er nicht mehr als das, was er auf dem Leib trug. Heute ist es nicht viel mehr. Einzig Michael hat einen Rucksack auf dem Rücken, in dem er sein ganzes Hab und Gut verstaut hat: Ein Deospray, ein Paar kurze Hosen, ein Handy und eine Badekappe. Dienstags ist wenig Betrieb im Frankie’s. Deshalb haben sich die vier heute freigenommen. Sie wollen an den Strand zum Arts Centre, wo die Rastas trommeln, Fetischfiguren oder Ketten für die Touristen in Handarbeit herstellen. ‹Dort stört uns keiner, wenn

‹Dass sie noch Kinder sind merkt man, wenn sie von ihren Träumen erzählen.› wir einen rauchen wollen›, sagt Benjamin. Godwin, ein 1,90 Meter grosser Schlaks, den alle nur Taller nennen, nickt: ‹Yeah Man!› Es ist ein einstündiger Fussmarsch von der Oxford Street bis zum Arts Centre. Für die Jungs kein Problem, sie sind das gewohnt. Zwischendrin albern sie herum, laufen um die Wette, machen Liegestütze, rauchen eine Zigarette oder spielen Fussball mit einer faulen Orange. Auch wenn sie schneller erwachsen werden mussten als andere - dass sie noch Kinder sind, merkt man, wenn sie von ihren Träumen erzählen. Er möchte einmal Fussballer werden, sagt Benjamin. Eines Tages werde er in Europa spielen und für die Black Stars, die ghanaische Nationalmannschaft, auflaufen. Davon träumt er, genauso wie jeder andere Junge in Ghana auch.

Der ewige Traum vom Fussball

Zwischen 15 und 18 Jahre sind die vier Jungs alt. Sie sehen viel älter aus. Ursprünglich kommen sie aus Kumasi, aus der Volta-Region oder kleinen Dörfern im Umkreis von Accra. In der Hoffnung hier Arbeit und Abenteuer zu finden, hat es sie in die Hauptstadt verschlagen, wie so viele. 1,6 Millionen Menschen leben in Accra, die Hälfte davon ist jünger als 24. Und die Stadt wächst. Der Strom an Neuankömmlingen 47

Linke Seite: Die Oxford Street ist die Amüsiermeile von Osu. Bricht die Nacht herein, strömen die Hungrigen zu den Chop Bars, die Touristen verziehen sich in ihre Hotels. Diese Seite oben: Überall ein Nachtlager, selbst an der Bushaltestelle. Benjamin und seine Freunde schlafen entweder im Staub oder auf dem nackten Beton. Diese Seite unten: Kein fliessendes Wasser, aber trotzdem was zu lachen – zum Wachwerden gibt’s eine kalte Dusche aus dem Plastikeimer.


Kein Bock auf beten

Wenn man sie fragt, warum sie von zu Hause weggelaufen sind, werden die Jungs wortkarg. Ihre Geschichten kann man nur aus wenigen Wortfetzen erahnen: Den Vater nie kennen gelernt, zu wenig Geld, um zur Schule zu gehen, Stress mit den Stiefeltern, Schläge, Misshandlungen. Deshalb sind sie abgehauen. Mindestens 30 000 Kinder sollen Kinderschutzorganisationen zufolge auf den Strassen von Accra leben. Wahrscheinlich sind es mehr. Sie streunen auf den Märkten herum, betteln, stehlen, versuchen sich als Tagelöhner über Wasser zu halten oder verkaufen ihre Körper auf dem Strassenstrich. Benjamin und seine Kumpels haben Glück gehabt: Tagsüber können sie sich in einem Zentrum für Strassenkinder aufhalten. Hier sind sie sicher, hier bekommen sie zwei warme Mahlzeiten, können schlafen, ihre Klamotten waschen und sich mit kaltem Wasser aus Plastikeimern duschen. Einige ihrer Freunde haben es von dem Strassenzentrum sogar in ein Waisenheim geschafft, wo sie zur Schule gehen können, lesen und schreiben lernen. Für Benjamin ist das nichts. ‹Früh aufstehen, beten, still sitzen – da habe ich keinen Bock darauf›, sagt er. Er hat verlernt, sich an Regeln zu halten. Das einzige, was für ihn zählt, sind seine Freunde – ohne sie hat er auf der Strasse keine Chance. Das Arts Centre liegt ein wenig versteckt hinter einer hohen Backsteinmauer. Betritt man das riesige Gelände, sticht einem zuerst die Markthalle ins Auge, in der die Rastas tagsüber ihren Kunstkrempel verkaufen und nachts schlafen. Zwischen den Holzstreben, die die einzelnen Räume voneinander trennen, hängen Bettlaken und Leinentücher. Jetzt aber tobt das Nachtleben. Benjamin und seine Freunde kennen hier jeden Winkel, überall bekannte Gesichter. Sie trinken Whisky und Gin aus Plastikbeuteln, schäkern mit den Mädchen. Es fällt schwer zu sagen, ob es Prostituierte sind oder nicht. George, der bei den Mädchen am besten ankommt, sagt: ‹Meistens machen sie’s umsonst, manchmal müssen wir aber auch bezahlen.›

Warten auf die Dunkelheit

Dann geht’s weiter in Richtung Strand, zielsicher steuern die Jungs über stockfinstere Pfade. Von der benachbarten Müllkippe weht ein unsäglicher Gestank herüber; funzelige Öllampen glimmen auf den Essensständen und aus Lautsprechern ertönt Reggae in voller Lautstärke. Vorsichtig kraxeln die vier die steilen Stufen einer Treppe herunter, die durch eine schmale Häusergasse führt. Als sie das Ende erreicht haben, stehen sie plötzlich mitten auf dem Strand, vor ihnen das dunkel grollende Meer. In einer Ecke sitzen ein paar Rastas, Schweine und Hunde laufen herum und über allem liegt eine süssliche Graswolke. Benjamin, George und Godwin schaffen Plastikstühle heran, auf die sie sich erschöpft fallen lassen, während Michael einen Joint baut. Hinter seinem Rücken kleben Hütten so windschief an einem Abhang wie ein Kartenhaus kurz vor dem Einsturz; auf den Dächern wuchert ein Wald aus Antennen, das Licht ist schummrig. kinki report

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Dann wandert der Joint durch die Runde. Und zum ersten Mal am Abend wirken die vier völlig entspannt. Um halb drei Uhr sind sie zurück in der Oxford-Street. Fast alle Buden haben geschlossen, nur noch einige Huren und Taxifahrer sind unterwegs. Die Jungs sind stoned und müde. Von ihrem letzen Geld teilen sie sich eine Portion Reis, bevor sie sich schlafen legen. Die letzte Mahlzeit haben sie um 12 Uhr mittags gegessen. Früher hätten sie immer auf der Eingangsstufe vor einem Getränkeladen geschlafen, erzählt Benjamin. Bis einmal die Polizisten kamen und sie mit Knüppeln vertrieben. Ihr neuer Schlafplatz liegt genau gegenüber vom Frankie's, hinter einem unscheinbaren Wellblechzaun. Quietschend öffnet Benjamin die Pforte zu einem grossen Platz, auf dem bestimmt 200 Menschen liegen - einige im Staub, andere auf dem nackten Beton. ‹Der Besitzer ist verstorben, seitdem steht das Grundstück leer›, sagt Benjamin und schnappt sich ein Stück Pappe, sein Kopfkissen. Zwar schwirren unzählige Moskitos durch die Luft, aber dafür ist der Platz sicher. ‹Die Bullen schauen hier nur selten vorbei.› Wenn die Sonne gegen sechs Uhr aufgeht und der Tag anbricht, dann stehen Benjamin, Michael, Godwin und George wieder auf. Zwei Stunden müssen sie dann überbrücken, ehe das Zentrum für Strassenkinder öffnet. Dort werden sie sich erst einmal schlafen legen, später eine Schale Reis und ein Stückchen frittierten Fisch verschlingen. Dann ein bisschen Pingpong spielen, die Zeit totschlagen - und warten bis es wieder dunkel wird.


‹Wenn man sie fragt, warum sie von zu Hause weggelaufen sind, werden die Jungs wortkarg.›

Linke Seite: Noch schnell das T-Shirt gewaschen, bis es abends wieder auf die Strasse geht. Im Zentrum für Strassenkinder können die Jungs ihre Wäsche waschen. Mitte: Irgendwie stellt man sie sich verwahrloster vor: Taller und Benjamin schlagen sich seit Jahren auf den Strassen von Osu durch. Warum sie von zu Hause abgehauen sind, verraten sie nicht. Diese Seite rechts: ‹Meistens machen sie’s umsonst, manchmal müssen wir aber auch dafür bezahlen.› George kommt am besten bei den Mädchen an.

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Bolivianisches Heilkraut Zwei Däninnen möchten der skrupellosen Welt der Mode etwas Gewissen einflössen. Sie gründeten das Label Aiayu und brauten so den Balsam für die malträtierte Fashion-Seele. Text und Interview: Melanie Biedermann, Fotos: Aiayu

Einmal Inhouse La Paz, bitte

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m Jahr 2004, als Mode noch herzlich wenig mit dem Begriff Nachhaltigkeit zu tun hatte, stiessen zwei junge Frauen auf eine sprudelnde Quelle modischer Sittenlehre. In La Paz, Bolivien, entdeckten sie CashlamaTM – exklusive Lama-Wolle, die ausschliesslich in den Höhen des bolivianischen Berglands gefertigt wird. Das seltene Garn sollte für Designerin Maria Heilmann und die ehemalige Brand-Agentin Marie Worsaae zum ‹besten Fleisch auf dem Markt› werden, um die selbst gewählte Analogie der Däninnen aufzugreifen. Cashlama, sozusagen das Kobe Rind unter den Wolltieren, und Aiayu, die gewissenhaften Sterneköche der Mode-Industrie – eine delikate Verbindung.

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Ein Jahr nach der Entdeckung der CashlamaProduktion in Bolivien enterte das neue und durchaus andere Stricklabel Aiayu den Markt. Mit ihrer flauschigen Kollektion verschrieben sich Maria und Marie voll und ganz der ethischkorrekten Produktion von Mode. Die Einführung des exklusiven Cashlama-Garns in die Geschehnisse auf dem Catwalk bedeutete einen Wandel für den eisigen Fashion-Zirkus. Aiayu stellt nämlich etwas ganz Wesentliches sicher, was so manchem Branchengiganten oft beiläufig durch die ‹Iron-Fist›-Finger gleitet: Transparenz. Die Däninnen gewähren unerschrocken Einsicht, besonders hinsichtlich der oft im Dunkeln bleibenden Produktionsprozesse. Die Gewinnung der Rohstoffe geschieht nach ethischen Grundsätzen, gerecht den Kriterien des UN Global Compacts. So produziert der Hauptlieferant in La Paz, Bolivien, 95% aller Aiayu-Artikel. Und bis zur Verpackung der fertigen Kleidungsstücke vollzieht sich der ganze Produktionsprozess vor Ort, inmitten des bolivianischen Hochlandes. Bei Aiayu geht es offenkundig um Qualität, um traditionelles Handwerk und um Beständigkeit gemäss den Grundsätzen Ästhetik, Bewusstsein und Authentizität. Kobe-Qualität, gewissenhaft aufbereitet für den Catwalk.

Dänisches Hochland Das Label lebt aber natürlich nicht vom Umweltethos allein. Die Kleidung, die so vorbildlich hergestellt wird, schimpft sich nämlich Mode. Designt wird in Dänemark, inspiriert von allem Möglichen, aber vor allem von der Seele Boliviens, wie uns Marie versichert. Am Ende steht reizende Kleidung. Die Designs zeigen sich skandinavisch reduziert, nicht trendfixiert, sondern auf Nachhaltigkeit setzend. Langatmigkeit im Kleiderschrank gewissermassen. Ein Aiayu-Teil soll getragen werden. Nicht nur einmal, sondern wann 50

immer man möchte, so lange man möchte. Zudem ist das luxuriöse Material super soft, hält warm und zeigt sich sehr resistent. Aiayus Cashlama-Mode beruhigt nicht nur das Gemüt, es sorgt für ganzheitliches Wohlbefinden. Aiayu war das erste Label, das mit dem Wundergarn aus Südamerika den Modeolymp erklomm. Bis heute blieben sich die beiden Pole treu. Die Dänen und das südamerikanische Hochland. Eine Liaison, die ein Leben halten möchte. Und gerne auch soll.

Weitere Info findest du unter aiayu.com



Alex Kahan

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Hose: H&M Pullover: American Apparel Kette: H&M Schuhe: Zara Armband: Stylist's own

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Kleid: American Apparel Weste: H&M Headband: Stylist's own Ring: H&M Armband: Stylist's own

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Longsleeve: Fiona Tretau Strumpfhose: Schiesser Schuhe: Zara Hut: Vintage Jeansjacke: Vintage Levi's

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Jumpsuit : H&M Longblazer: Zara Schuhe: H&M Ohrringe: Vintage Headband : Fiona Tretau

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Jacke: Vintage Kleid: Cos Kette: H&M

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Pullover: Monkis Kette: H&M Headband: Stylist's own

Fotograf Alex Kahan Styling Fiona Tretau Hair & Make-up Manuela Schwozer @ Ballsaal verwendet Produkte von Kevin Murphy & M.A.C Hair & Make-up Assistenz Nina Eckhardt Model Tsagana @ PMA Models Location Studio28 by Katja Memminger 59


Aus und vorbei

Der Nike Air Jordan

Vistram

Matthias Straub, geb. 1975 Was sich anhört wie ein indischer Vorname aus der Kaste der Unberührbaren, war der Fluch der späten Siebzigerjahre: Eine - nennen wir es mal - Textilie von der äusserlichen Beschaffenheit einer Frischhaltefolie, die mit Kunststofffasern innen den Hautkontakt angenehmer gestalten sollte. Diese Rechnung ging nicht auf. Durch die absolute Luftundurchlässigkeit stauten sich Luft und Schweiss und sorgten für einen permanenten Feuchtfilm auf der Haut. Die leicht glänzende Oberfläche versprach einen leichten Lederlook, der schnell eine Latex-Konnotation bekam – vor allem bei Kindern keine vorteilhafte Assoziation. Da halfen auch die knalligen Farbvarianten nichts: Kotzgelb, froschgrün oder giftrot waren in der Vollplastikversion nahezu für jede dritte Bindehautentzündung verantwortlich. Eltern, die ihren Kindern Vistram-Kleider anzogen, wollten ein modisches Statement abgeben, aber vor allem die Grasflecken vom Spielplatz mühelos von den Klamotten abwischen. Tatsächlich hatten die Eltern aber mit der Vistrambekleidung ihrer Sprösslinge eine neue Form der Kindesmisshandlung entwickelt. Schon Anfang der Achtzigerjahre war Vistram wieder von der Bildfläche verschwunden. Die Entrüstung hielt sich in Grenzen. kinki mode

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Mathias Bartsch, geb. 1977 Anfang der 90er-Jahre war die Welt so wenig in Ordnung wie heute. Mit einer Ausnahme: Auf MTV sah man noch den ganzen Tag Videos und in den Werbepausen hatte man nicht wie heute Lust mit den Sneakers den Bildschirm einzutreten, weil ständig Klingeltöne vertickt werden – stattdessen ging die Show einfach weiter. Dort liefen auf Heavy Rotation die coolen Spots für die noch cooleren Nike Air Jordans. ‹Is it the shoes?› fragte in den schwarz-weissen und mit HipHop-Beats unterlegten Clips niemand geringeres als Regiegott Spike Lee in Gestalt seines Alter Egos Mars Blackmon immer und immer wieder den genervten Michael Jordan. Die Antwort für uns stand dabei längst fest. Klar waren es auch die Schuhe, die Jordan auf dem Weg zum Korb so unnachahmlich vom Boden abheben liessen. Doch neben all dem Marketing-Zauber von Nike war der eigentliche Grund, warum jeder die Air Jordans tragen wollte recht einfach. Die halbhohen Turnschuhe waren komplett schwarz! OK, nicht ganz, immerhin waren der Jumpman und ein paar Nähte um den Swoosh rot eingestickt. Aber ansonsten, einfach nur schwarz. Heute lächelt man müde darüber, doch damals war es eine Revolution. So wie Michael Jordan, genauer natürlich Nike, in den Anfangstagen noch 5 000 Dollar Strafe bei jedem NBA-Spiel freiwillig und sicher angesichts der zusätzlichen Publicity laut lachend zahlte, weil das Design nicht regelkonform war, rückten wir deshalb in diesen Tagen genauso strahlend jeden Preis für die Schuhe raus.


Kindheitserinnerungen halten uns jung – oder machen uns erst recht alt. Zum Beispiel wenn wir unsere Memoiren nach modischen Trends aus der Primarschule durchforsten. Da sind wir ganz froh, diesen Lebensabschnitt präpubertärer Modesünden schon hinter uns zu haben. Die kinki Redaktion erinnert sich an die It-Produkte ihrer Schulzeit. Redaktion: Florence Ritter, Illustration: Daniel Ramírez Pérez

Me and my Baby G

Melanie Biedermann, geb. 1985 Es war 1997 als mich Amors Pfeil mitten ins Fashion-Herz traf. Ein Traum in Weiss aus der Casio-Sippe: Das erste Accessoire, das meine Kinderaugen zu fesseln vermochte. Zutiefst betrübt über den Umstand, dass mein zwölfjähriges Handgelenk nackt und ohne das wundersame Band durch die Welt schritt, startete ich die Offensive: Quengeln bis zum Anschlag und mit den unschuldigen Wimpern klimpern bis ‹mes chères parents› zur unheilsamen Verbindung einwilligten. Das Resultat kann sich sehen lassen. Die Liaison zwischen meinem Baby – genannt ‹G› – und mir hielt geschlagene drei Jahre. Solange, bis die Zeichen einer ersten Rebellion Schatten über das liebevolle Weiss warfen. Der einst strahlende Ritter hatte sich zu modriger Altlast gewandelt und musste dem Prince of Darkness weichen, der in Gestalt des schwarzen Casio-Bruders von nun an mein jugendliches Gelenk zierte. Doch ‹G› war kein Kind von Traurigkeit. Der Verflossene wurde – wie man das unter guten Freunden in der geschlechtlichen Reifephase nunmal so macht – an die nächste Vetraute weitergereicht. Mein Baby erstrahlte in neuem Glanz und verliess meine kleine Welt für immer. Was es heute wohl so treibt? Farewell, my Love!

Die Techno-Nuggis Die Cordhose

Antonio Haefeli, geb. 1984 Was haben wir uns nicht gewehrt, wenn uns Mami in die doofe Cordhose steckte. Wir Anfang der 80er Geborenen befanden uns damals nämlich in einer Art Cord-Zwischenuniversum. Die Manchesterhose, wie das gerippte Beinkleid im deutschsprachigen Raum oft genannt wird, ist seit den 70er-Jahren einem regelrecht ambivalenten Modeverständnis ausgesetzt: Erst verlieh sie Woody Allen und Robert Redford einen intellektuellen Touch, einige Jahre später verdeckte sie die nicht gerade sonneverwöhnten Beine von Pädagogen und Bibliothekaren um dann in den 90ern – und da kommen wir wieder ins Spiel – perfekt zur modischen Kombination aus Retro-Trainerjacken und Adidas Sneakers unserer Helden von Tocotronic zu passen. So kann man sagen, dass unsere Mütter eben doch meistens wussten, was gut für uns ist. Und mal abgesehen von ästhetischen Argumenten ist Cord eben auch ein Stoff, der dem wilden Kinderleben in Sandkästen und Seifenkisten gewachsen ist. 61

Florence Ritter, geb. 1984 Es gibt diese Trends, an die man sich mit einem Lächeln auf den Lippen zurückerinnert, ganz im Wissen, dass man damals – trotz totaler Unverträglichkeit mit dem heutigen Stilbewusstsein – einfach cool war und ‹showen› durfte. Demgegenüber stehen Moden, die man geschickt verdrängt hatte, weil sie eigentlich zu keinem erdenklichen Zeitpunkt und durch keine Entwicklungsphase gerechtfertigt, irgendwie akzeptabel oder ‹in› hätten sein dürfen. Ein Paradebeispiel dafür sind die kunterbunten Nuggis (also Schnuller) von denen wir Mädchen gar nicht genug bekommen konnten. Im Sammelwahn hängten wir sie wie Trophäen des schlechten Geschmacks um unseren Hals, in allen Grössen und Farben, transparent und aus hartem Plastik. Wann sich diese fragwürdige Mode zugetragen hat, kann ich nicht mehr genau bestimmen, es muss aber Anfang der Primarschule gewesen sein. Somit lässt sich die Schuld auch dem Beginn der ‹stilsicheren› 90er zuschreiben, als Nuggis noch das Must-Have jedes Ravers, und die Street Parade eine riesige Fasnacht für Erwachsene war. Ohne Drogeneinwirkung macht die Techno-Nähe diesen Trend aus heutiger Sicht aber nicht erträglicher.


‹Dass die Masse seltsam roch und das Haar steif wurde, war natürlich total egal.›

Das Kitchener-Säckli Das Schweissband

Rainer Brenner, geb. 1981 Eigentlich kein Wunder, dass gerade das unhygienischste Accessoire aus dem Tennissport seinen Weg in die Jugendkultur fand. Die Rede ist vom Schweissbändeli. Da richtige Jungs schliesslich keine Ketten am Arm trugen (das gab aufs Maul) und schon gar keine blöden Flik-Flak-Uhren (das gab noch mehr aufs Maul), man sich an den (in meinem Fall sehr dünnen) Handgelenken aber dennoch so unglaublich nackt vorkam, schaffte das Schweissband Abhilfe: Erhältlich in den verschiedensten Farben, welche mit der Zeit um einen schnieken gelben Schweissrand ergänzt wurden (wer das Band wusch, zog nämlich anschliessend einen Haargummi aus der Waschmaschine), bald schon auch von coolen Streetwear- und Skate-Labels gebrandet. Und das Beste daran: Wer von HipHop zu Punk und später zu Emo wechselte, brauchte lediglich die Farbe des Schweissbands zu ändern, es um ein paar Pins zu ergänzen, et voilà. Übrigens: Nicht mal Roger Federer scheint vom eigentlichen Sinn des Schweissbändelis Gebrauch zu machen: er greift lieber aufs Handtuch vom Balljungen zurück. Alles andere wäre schliesslich unhygienisch … kinki mode

Martina Messerli, geb. 1982 Etwas Nylon, Faden, zwei Nieten und zwei schwarze Kordeln – mehr braucht’s nicht für den Minirucksack, der seit 1984 als Dankeschön an den zahlenden Kunden der Boutique Kitchener abgegeben wird. Und doch war und ist das ‹Kitchener-Säckli› mit dem Indianer drauf viel mehr als ein reines Werbegeschenk. Nämlich ein Kultobjekt, ein Stück Berner Identität, das weit über die Kantonsgrenze hinaus Freunde gefunden hat, und nicht zuletzt die Verpackung von Kindheitserinnerungen einer ganzen Generation. Das Turnsäckli diente in den 90ern – als Baumwoll-Totes noch ausschliesslich den Bioläden vorbehalten waren – gleichermassen als schmuckes Accessoire und Ausdruck der jugendlichen Coolness, als Hand- oder Schultasche. Der stabile NylonBag widersprach zwar allen ergonomischen Empfehlungen und war spätestens ab dem Gymnasium auch viel zu klein für das schwere Schulmaterial; lieber aber liess man ein paar Bücher oder das Mittagessen zu Hause, als auf den verhassten Eastpak Rucksack zurückzugreifen. Noch immer erfreut sich der KitchenerSack übrigens grosser Beliebtheit, weshalb sich – abgesehen von neuen Farben und Sujets – so schnell nichts dran ändern wird. 62

Die Haarmascara

Rosita Holenstein, geb. 1989 Es muss irgendwann zwischen Ende der 90er und Millennium gewesen sein. Es war die Zeit der Plastikblumen am Rucksack, der bauchfreien Tops, der eng anliegenden Halsketten – und nicht zu vergessen: der ausgefallenen Frisuren. Das Spektrum reichte von tausend kleinen Zöpfchen auf dem Kopf über gezwirbelte Haarschnecken bis hin zu asymmetrischen Haarschnitten, bei welchen das Haar hinten kurz und vorne lang war. Der letzte Schrei war dazumal allerdings eine auswaschbare Haarmascara, mit der man sich einzelne Haarsträhnen in den trendigsten Farbtönen einfärben konnte. Meine Haarmascara war metallic-orange, die meiner Schwester blau. Dann gab es sie auch noch in Grün, Violett oder Rot. Dass die Masse seltsam roch und das Haar steif wurde, war natürlich total egal. Sie war das Must-have der halbwüchsigen Mädchen, die niemals die elterliche Erlaubnis zum Haarefärben bekommen hätten, aber trotzdem cool sein wollten.


Die Tattoo-Halskette

Das Shirt über dem Shirt

Sascha Komenda, geb. 1989 Wie Rockstars fühlten wir uns, als wir ein T-Shirt mit kurzen Ärmeln über eines mit langen Ärmeln anzogen. Den belächelnden Blicken und überflüssigen elterlichen Kommentaren wie ‹die kurzen Ärmel gehören doch drunter und nicht drüber› hielten wir beharrlich stand, denn wir wussten es besser: Der umgekehrte Zwiebellook hiess Freiheit und Rebellion gegen das (damals noch von Mutti bestimmte) Kleidersystem. Wer schon als Kind die T-Shirt-Initiative ergriff und das kurze Shirt über dem langen trug, war cool und hatte Charakter. Dieser Trend hielt uns bis zu dem Zeitpunkt im Banne, an dem Manor diesen mit der Teenie-Marke ‹Yes Or No› aufnahm. Zu kaufen gab’s da nämlich T-Shirts mit angenähten langen Ärmeln. Dem ungeschulten Betrachter, beziehungsweise einem Erwachsenen, mochte dies wie ein und dasselbe erscheinen, doch die wahren T-Shirt-Partisanen wussten es besser: Das ist Mainstream, das machen wir nicht mit!

Selma Wick, geb. 1991 Damals war die Welt noch gut – mein Umfeld beschäftigte sich hauptsächlich mit dem neuen Harry Potter Buch, dem alles entscheidenden Kreuzchen auf dem Zettel ‹Willst du mit mir gehen?› oder der Frage wer den Matheplan als erster schaffte. Bis wir uns eines Tages mit dem bescheidenen Taschengeld das TeenieHeft der Teenie-Hefte kauften. Heimlich natürlich, da wir noch nicht einmal Teenager waren. Die Beilage war das Beste am ganzen Heft: Eine Tattoo-Halskette! Aber nicht etwa irgendeine, sondern die, die man unbedingt haben musste. Alle coolen Mädchen in der Klasse schmückten sich mit diesem schwarzen, elastischen Kunststoff-Kränzchen, das enganliegend am Hals lag. Kombiniert mit einem asymmetrischen Schulter-Top und Buffalo-Schuhen glaubten wir, die Welt zu erobern. Eine Woche später lag dem umschwärmten Heft ein Tattoo-Armband und ein Tattoo-Ring bei. Besass man das Trio, war man top. Irgendwann fanden wir eine Anleitung und opferten unsere ganze Freizeit, um die Ketten selbst anzufertigen, neue Farben zu entdecken oder sie mit Perlen zu verfeinern. Jede meiner Freundinnen trug mehrere Exemplare gleich-zeitig, doch plötzlich waren sie wieder out. Und das war auch gut so. Endlich hatten wir wieder Zeit für Kreuzchen auf Liebesbriefen oder Mathepläne. 63

Die Adidas Trainerhose

Paula Kohlmann, geb. 1987 Der Adonis der 90er, Peter Andrew, machte den Trend vor: Die Adidas-Trainingshose, an beiden Beinseiten aussen zum Aufknöpfen. Kombiniert mit Buffalo-Plateaus, MittelscheitelGel-Frisuren und einem kleinen Ring im Ohr (links ist cool, rechts ist schwul) schmückte sie die wirklich coolen Jungs. Ich bin ein Kind der 90er. Und obwohl ich nie in Nick Carter oder in Justin – als er noch in blondgefärbten Löckchen und Rollkragenpullover ‹I want you back› sang – verknallt war, wollte ich auch so eine Hose. Sie stand damals für alles, was ich nicht war. Die Aufsässigen trugen sie, Jungs und Mädchen, die heimlich im Klo rauchten, deren große Brüder mit Gras dealten und die am Ende des Jahres die Klasse wiederholen mussten. Ich schrieb gute Noten und trug eine feste Zahnspange. In der dritten Klasse bekam ich dann eine Adidashose zu Weihnachten, aber ohne die Druckknöpfe an der Seite. Und sowieso sah sie zusammen mit meiner braunen Mädchenwinterjacke nicht annähernd so cool aus wie mit einer Helly-Hanson-Jacke kombiniert. Manche Trends sollte man eben da lassen, wo sie herkommen.


frühlingserwachen Im Frühjahr stehen leichte Stoffe, Pastellfarben und kräftige Farbtöne hoch im modischen Kurs. Mit diesen belebenden und schönen Produkten fällt es uns nicht schwer, aus dem düsteren Modewinterschlaf zu erwachen und in die Sonne lachen.

1 it’s time

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Die Tage werden länger und wir verweilen solange wie möglich bei Tageslicht draussen, ohne jedes Zeitgefühl. Wäre da nicht das Kollaborationsmodell von Casio und dem Künstler Parra, das mit knalligen Farben, Retrodesign und natürlich der Uhrzeit besticht. Erhältlich für ca. CHF 179.– fortima.ch

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2 schön gerahmt 3

Drei Modelle, mehrere Farben, so einfach ist das Konzept von Owl Optics. Das Modell Zwei in der Farbe Nude ruft dieselben Glücksgefühle hervor wie die rosarote Brille, garantiert aber Klarsicht. Erhältlich für ca. CHF 180.– owloptics.com

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3 alles blüht Auch auf dem Torso der Männer sollen Rosen blühen. Diese Aufgabe meistert das dänische Label Soulland mit der Kollektion ‹Postmodern – Roses for Democracy› und entgeht schick dem Blumenprint- und Kitsch-Overkill. Über Goodhood Store für ca. CHF 181.– erhältlich. soulland.eu, goodhoodstore.com

4 dip and dye Dip Dyeing und rosa Farbverläufe machen sich nicht nur auf den Haaren gut, sondern tauchen auch jedes Kleidungsstück in Sommerlaune. Das Vokuhila-Kleid vereint Kalifornien, Strand und Festival in einem. Erhältlich für CHF 29.90. hm.com

5 retro renner

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Beim Adistar Racer schwingt und springt etwas Nostalgie mit. Und wer bekommt bei den knackigen Farben Weinrot und Hellblau nicht Lust auf den ersten Frühjahrs-Run – oder eben auf einen gemütlichen Spaziergang am See? Erhältlich für CHF 130.– adidas.com

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6 scott's hot Ziemlich übersättigt scheint die Schweizer Medienlandschaft vom bekannten Promitätowierer Scott Campell, der kürzlich in Zürich seine Kunst ausstellte. Doch es ist wie mit den Tattoos, man kann davon einfach nicht genug kriegen. Das Buch wurde von Rizzoli und Oh Wow herausgegeben und ist für ca. CHF 36.– erhältlich. oh-wow.com, rizzoliusa.com

7 oben mit Caps sind soo angesagt. Wer hat noch keins und will noch eins? Das französische Label ‹Hixsept – L’oiseau gris› hat ein besonders frühlingshaftes Exemplar aus hellem Jeansstoff und Wildleder designt. Erhältlich für ca. CHF 78.– hixsept.com

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8 grün an den ohren Eine ganze Palette an bunten und pastellfarbenen Headphones gibt es beim schwedischen Label Urban Ears. Da legt man zugunsten der Musik auch mal das Käppi oder den Blumenkranz beiseite. Erhältlich für ca. CHF 48.– urbanears.com

9 muntermacher

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Während die Fauna von Sonnenstrahlen geweckt wird, übernimmt diese Funktion bei uns die erste Tasse Kaffee. Dieser fliesst aus der Kaffeemaschine UNO von Delizio schon nach 15 Sekunden Aufwärmzeit wie belebendes Quellwasser aus dem Berg. Erhältlich für CHF 149.– in jeder grösseren Migros-Filiale. delizio.ch

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10 high und top Ebenso plötzlich wie die Maiglöckchen im Frühling spriessen, verbreitet sich auch der Nike Blazer Mid an den Füssen der Szenegänger. Der High-Top-Schuh aus Rauleder ist für ca. CHF 124.– bei frontlineshop erhältlich. frontlineshop.com, nike.com

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Na so was, war da sogar der Bikerjacke nach Sommer zumute? Statt in Schwarz erstrahlt diese Weste mit Rockerrevers in unschuldigem Weiss. Erhältlich für CHF 249.– hm.com

12 cherry blossom Die aparte Mode der dänischen Designerin Stine Goya gefällt uns eigentlich zu jeder Jahreszeit. In Pastell und mit harmonischen, grafischen Prints schmeicheln sie dem Frühling allerdings wie blühende Kirschblüten. Erhältlich für CHF 340.– bei Waldraud in Zürich. stinegoya.com, waldraud.com

13 batik-füsse Während sich die Frauenwelt die kitschigsten Farben an die Fussnägel knallt, ist Mann in diesen Batik-Socken von Perks &  Mini von Kopf bis Fuss auf Frühling eingestellt. Erhältlich für ca. CHF 32.– über Goodhood Store. perksandmini.com, goodhoodstore.com

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Wenn die Frühlingsgefühle zum Abheben verleiten, hilft die schmucke Ankerkette aus dem Atelier Coquet aus Zürich, am Boden zu bleiben. Glückselig schweben ist erlaubt! Erhältlich für CHF 79.– ateliercoquet.ch

15 ring thing 16

Die Amerikanerin Caitlin Mociun fängt mit ihren Designs die Sonne und Leichtigkeit Kaliforniens ein. Beim Anblick der Ringe mit türkisfarbenen Steinen kribbelt es in unseren Fingern. Erhältlich ab CHF 380.– mociun.com

16 cool aber warm Auch wenn viele Flip-Flops und Shorts beim ersten Sonnenschein spazieren führen, wird's abends dennoch frisch. Deshalb soll der Parka ‹Shelter› von Ontour des Mannes ständiger Begleiter werden. Erhältlich für CHF 169.– bei Street-Files. ontour.nl, street-files.com

17 allez-hop Das Schöne an der warmen Jahreszeit ist ja, dass ‹leicht bekleidet das neue Angezogen ist›. Statt den Zwiebellook zu schichten, schlüpfen wir einmal in diese blühende Combishort von Quiksilver und fertig ist das Outfit. Erhältlich für CHF 109.– quiksilver-women.com

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vorspiel das album des monats

Mercury: Candlelight EP 01 ‹Candlelight› feat. Robert Owens

Eine eher langsame, aber – wie sich herausgestellt hat – dennoch wirksame ClubNummer. Und das beste: Auch die Radios können sie spielen. Das Demo zum Song hatten wir bereits vor zwei Jahren produziert. Als wir dann den Vertrag mit Gomma unterschrieben, meinten die, sie hätten einen Draht zu Robert Owens, und ob wir Interesse hätten, mit ihm einen Song zu machen. Ein glücklicher Zufall irgendwie. Denn eine Woche zuvor hatten wir nämlich darüber gesprochen, mit welchen Sängern wir arbeiten möchten. Owens war unsere Nummer eins. Seine Stimme steht für die House-Musik wie keine andere, seine Lyrics sind immer sehr emotional, manchmal schon fast melancholisch. ‹Candlelight› handelt von der Sehnsucht eines Liebenden – das Ganze hat Tiefe, ohne dass es einen herunterzieht. Der Toningenieur, der in London mit Robert die Vocals aufgenommen hat und normalerweise für kommerzielle House-Produktionen à la Ministry of Sound engagiert ist, fand den Titel trotzdem total dämlich. Und er glaubt, wir hätten uns mit diesem Titel beziehungsweise mit dieser ‹untypischen› Hookline die Chance auf einen Hit verspielt. Vielleicht sind wir naiv, aber wir glauben, dass die Leute auch mal was anderes hören wollen, als immer bloss, dass das Leben eine einzige Party sei.

02 ‹Running Back To You› feat. Chris McCray

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lanet Mercury funkt seit Anfang des Jahres wieder unwiderstehlich gute Beats und Vibes durchs Universum. Mit der dritten EP besinnt sich das Berner DJ-Duo auf die Anfänge des House', die vom positiven Groove schwarzer Musik geprägt waren, und löst damit wahre Begeisterungsstürme aus. ‹These guys know how to make house music for the heart and soul. Nostalgic and infectious, one listen, and you’ll be hugging the nearest stranger›, vermeldet England und auch wir schliessen uns dieser Meinung an – spätestens seit Mercury im vergangenen Jahr eine kinki edition Party zum Kochen brachte. Mit ihren Remixes für andere haben Mercury immer wieder ihr Gespür für frischen und ehrlichen Sound bewiesen. Dieses Potential blieb auch kinki vorspiel

Wir wollten uns mit diesem Track dem Klischee der kommerziellen French TouchProduktionen der späten 90er-Jahre annähern. Damals haben unter anderem Cassius, Daft Punk und Superfunk alte Soul- und Funk-Klassiker beziehungsweise Samples davon durch den Filterwolf geschickt, Dancefloor-tauglich arrangiert und von Leuten wie Ron Carroll oder Joceyln Brown neu besingen lassen. Das Original von ‹Running Back To You› hat 1981 die New Yorker PostDisco-Band Kleeer produziert und veröffentlicht. Zuerst wollten wir den Song mit Woody Cunningham, dem Songwriter und Sänger von Kleeer als House-Version neu aufnehmen. Leider ist Cunningham 2010 verstorben. Also suchten wir nach einer ebenbürtigen, kräftigen ‹schwarzen› Stimme und stiessen schliesslich auf Chris McCray. Chris ist ein Gospel-Sänger und Songarrangeur aus Atlanta, der zuvor mit Kerri Chandler Songs aufgenommen hat. Wir haben ihn über Facebook angeschrieben und ihm unser Vorhaben erklärt, worauf er uns bat, ihn anzurufen. Nach einem zehnminütigen Ferngespräch war die Sache geritzt – die Chemie schien zu stimmen. Obwohl ‹Candlelight› die Lead-Single der EP ist, werden wir viel Zeit und eigentlich nicht vorhandenes Geld investieren, um ‹Running Back To You› wie einen typischen 90er-Vocal-House-Blockbuster zu inszenieren. Wir wollen das einfach einmal gemacht haben. Für uns. Wenn wir damit kommerziell floppen, tut uns das weder leid noch weh.

dem legendären Münchener Label Gomma Records nicht verborgen, das Mercury kürzlich langfristig unter Vertrag nahm. Für den Titeltrack der neuen EP ‹Candlelight› konnten Mel und Simon Mercury die House-Legende Robert Owens gewinnen. Owens, auch ‹die Stimme des House› genannt, ist seit den Gründerjahren des Genres dabei und hat mit Pionieren wie Larry Heard, David Morales, Satoshi Tomiie und Coldcut zusammengearbeitet. Mercury machen in dieser Hinsicht einen Schritt zurück zum Sound ihrer Kindheit, recyceln die alten Muster und mischen sie mit modernen Samples. Dadurch sind die Tracks sehr beatorientiert und von tanzbaren Bässen getrieben, trotzdem aber von einer charmanten Vintage-Aura umgeben. House Music fürs Herz und die Seele. 66

03 ‹NY Feeling›

‹NY Feeling› basiert auf vielen verschiedenen Samples, die Songs aus dem New York der 70er- und 80er-Jahre entstammen. Damals war die DJ-Kultur gerade am Entstehen und House emanzipierte sich von Disco. ‹NY Feeling› ist als musikalisches Sinnbild für diese Zeit gedacht, die wir zwar nicht selbst miterlebt haben, deren Mythos uns aber durch die Popkultur immer noch überliefert wird. Wegen dieser Nummer hatten wir auch unseren ersten echten Streit im Studio. Wir kamen nicht mehr weiter, jeder hatte andere Ansprüche an ‹NY Feeling›. Am Schluss war die Motivation verflogen. Also legten wir den Track beiseite – ohne feste Absicht, die Arbeit an ihm je wieder aufzunehmen. Kurz vor der Abgabe der EP waren wir immer noch mit dem Mischen von ‹Candlelight› und ‹Running Back To You› beschäftigt –  das Arbeiten mit Vocals brachte eine neue, unterschätzte Dimension mit sich. Der Vertrag verlangte jedoch, dass wir drei Tracks pro EP abliefern. In dieser Situation kam uns ‹NY Feeling› wieder in den Sinn. Als wir das Stück nach so langer Zeit wieder hörten, fühlten wir es wieder – und diesmal fühlten wir beide dasselbe. Es ging nur noch darum, der Sache den letzten Schliff zu geben. Die EP ‹Candlelight› (Gomma Dance Tracks) ist bereits erschienen. Weitere Info zur Künstlerin findest du unter soundcloud.com/worldofmercury Text: Martina Messerli / Mercury Foto: Philippe Cuendet Zu allen mit Dreieck gekennzeichneten Artikeln liefert euch kooaba Paperboy zusätzliche Info in Sekundenschnelle auf euer Handy. Einfach die kostenlose kooaba Paperboy App downloaden und die entsprechende Heftseite knipsen.



Sean Conelly (2.v.l.) von Clock Opera sucht nach vergessenen Kindheitserinnerungen. Leider oftmals vergebens.

A Freudian Phonecall

Telefon-Interviews sind immer so eine Sache: Man weiss nie genau, ob und wobei man seinen Partner am anderen Ende der Leitung momentan stört. Guy Conelly von der britischen ElectropopBand Clock Opera kündigt gerade das neue Album an, das Mitte April erscheinen wird, als das Telefon klingelt. Also geben wir ihm nochmal eine Stunde, bevor wir ihn zu seiner Kindheit ‹verhören›. Interview: Audrey Djouadi, Fotos: Promo

kinki musik

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Interview kinki: Hallo Guy, hast du jetzt Zeit? Guy Conelly: Ja, entschuldige bitte, dass ich vorher nicht konnte! Wir hatten ja einen Termin, aber ich war gerade so mitten drin ... Kein Problem. Ich weiss nicht, wie viel dir euer Manager über das kinki erzählt hat, aber wir haben für jedes Heft ein Überthema. Und dieses Interview erscheint in der Kindheits-Ausgabe. Wirklich? Das ist ja perfekt für uns, denn unser Album handelt hauptsächlich von Erinnerungen … … und heisst ‹Ways To Forget›. Erinnerst du dich daran, wann und wo du ‹Once And For All› geschrieben hast? Hm, das war, nachdem ich eine Theatervorstellung von Kindern gesehen habe. Es ging ums Erwachsenwerden und es erinnerte mich wirklich lebhaft daran, wie es war, ein Kind zu sein. Als Kind weisst du gewisse Dinge, die du als Erwachsener nicht mehr weisst, weil man einfach nicht anders kann, als diese Dinge zu vergessen. Das war so ein mächtiges Gefühl. Ich hatte in diesem Moment wirklich die Sorge, dass ich als Erwachsener diese Dinge vergessen könnte, und deshalb hab ich ‹Once And For All› geschrieben. Ich habe sogar Listen angefertigt, auf denen Dinge stehen, an die ich mich später erinnern will und hab die immer wieder durchgelesen. Was stand denn so auf diesen Listen? Ich erinnere mich nicht, ich hab’s vergessen. Was ist denn deine frühste Kindheitserinnerung? Wie ich die Treppe runterfalle und mit dem Kopf aufschlage. Die frühsten Erinnerungen von vielen Leuten basieren irgendwie auf Schock oder Schmerz, an diese Gefühle erinnert man sich

einfach am meisten. Das ist eigentlich seltsam. Ich hab mal ein Buch über die frühsten Erinnerungen von Menschen gelesen, es versuchte eine Verbindung zwischen diversen frühsten Erinnerungen und der Entwicklung der Persönlichkeit des Menschen herzustellen. Ich weiss aber nicht, wie mich diese Erinnerung an den Sturz beeinflusst hat.

Erwachsener bin. Aber das will ich auch nicht. Man kann älter werden, aber ich finde man sollte das Kind in sich selbst so lange wie möglich leben lassen. Als Kind wirst du immer von dieser unglaublichen Neugier und Faszination für das Leben getrieben, du lernst jeden Tag etwas Neues – ich will dieses Gefühl nicht verlieren.

Extreme Gefühle wie Schock und Schmerz, oder einfach seltsame Dinge – wieso erinnern sich Kinder nicht an essentielle Dinge? Was veranlasst unser Hirn dazu, gewisse Dinge zu speichern und andere nicht? Vor allem bei den ersten Erinnerungen … Ich glaube, dass wir in so einem jungen Alter einfach noch nicht fähig sind zu differenzieren, was wichtig ist und was nicht. Das finde ich sehr interessant, was ist denn deine frühste Erinnerung?

Das Älterwerden hat aber auch seine Vorteile. Man darf beispielsweise in Clubs rein. Ich hab gesehen, dass ihr auch viele Remixes macht, legt ihr ab und zu auch selbst in Clubs auf? Ja, und ich liebe es. Auch wenn wir momentan noch nicht so häufig auflegen, es ist etwas, das wir mehr und mehr machen wollen. Wir konzentrieren uns natürlich schon hauptsächlich aufs Schreiben von Musik. Vor allem jetzt, wo das Album rauskommt.

Eine eher seltsame: Ein Freund meiner Mutter nannte mich immer Grashüpfer und das hat mich damals irgendwie ziemlich belastet. Hast du eine Erklärung dafür? Hmm, ich weiss nicht. Und das hat dich so aufgewühlt? Wieso nannte er dich so? Hast du dich vor Insekten gefürchtet?

Habt ihr eigentlich auch so väterliche Gefühle eurem Album gegenüber? Das soll beim DebutAlbum vorkommen. Ja. Vor allem das Ankündigen vorhin war was ganz besonderes. Es ist irgendwie so, als ob man die Geburt des eigenen Kindes festlegen würde – ein Luxus, der einem bei einem Menschen nicht vergönnt ist. Unser Album hatte ein sehr schwierige Geburt, wir arbeiten jetzt schon seit drei Jahren daran. Ich glaube wir alle werden uns nie vollständig von dieser Geburt erholen, aber auf eine gute Art und Weise natürlich. Es ist ein sehr spezielles Gefühl, etwas, was am Anfang dir gehört, wird plötzlich zum Allgemeingut. Mit der Veröffentlichung des Albums teilen wir ja die Songs mit dem Rest der Menschheit, sie verlassen unseren Mikrokosmos und sind für alle zugänglich.

Keine Ahnung, ich hatte nie Angst vor Insekten. Vielleicht ist das ein unterbewusster Wunsch von dir, ein Insekt zu sein. Wolltest du denn ein Grashüpfer sein? Und weil du wusstest, dass du nie einer werden kannst, hat dich dieser Spitzname so belastet! Eher nicht, nein. Aber ich stelle hier die Fragen. Stimmt, tut mir Leid. Ich wollte da jetzt auch keine alten Wunden aufreissen. Wann hast du dich zum ersten Mal erwachsen gefühlt? Oh, ich glaube überhaupt nicht, dass ich ein 69

Clock Opera: ‹Ways to forget› erscheint am 9. April. Weitere Info findest du unter clockopera.com.


verhör essentielle alben für jede lebenslage

Manche Ohrwürmer verfolgen unseren ‹Reviewnator› Mathias Bartsch bereits seit frühester Kindheit. Um sie endlich aus seinem Stammhirn zu verbannen, hört er sich jede Woche hunderte aktuelle Songs an. Neue Ohrwürmer landen monatlich in dieser Rubrik.

mousse au électronique

Mouse on Mars – Parastrophics Fuck, fünf Jahre können ganz schön lang sein. Vor allem, wenn man sie ohne neue Platte der Jungs von Mouse on Mars verbringen muss. Doch ab sofort ist diese Prüfung überstanden, denn mit ‹Parastrophics› erscheint nun endlich eine neue Scheibe. Wer jetzt glaubt, dass hier schnöde vom Pressetext der Plattenfirma abgeschrieben wurde, irrt. Mouse on Mars, in Gestalt von Andi Toma und Jan St. Werner, haben seit ihrer Gründung 1993 die elektronische Szene geprägt wie kaum eine zweite Band. Ihr innovativer Elektro-Sound schert sich nicht um Konventionen und überrascht stattdessen mit so vielen Stileinflüssen, dass sich die Musikpresse immer wieder mit hektischen Genrebezeichnungen überschlägt. Von ‹Kraut-Dub›, über ‹Future Grind› bis hin zum ‹Post-Techno› reicht mittlerweile die Geschichte der Labels, die den beiden Musikern hastig angeheftet wurden. Stimmt zwar alles, doch reicht als Beschreibung nicht für einen Song aus. Auf ‹Parastrophics› werden die Soundkarten nun nicht vollkommen neu gemischt. Stattdessen bleibt kinki verhör

man vor allem der Tradition der Clicks & Cuts treu. So wie im Stück ‹Chordblocker, Cinnamon Toasted›, in dem Gastmusiker Steven Jo auf eine zerstückelte Beatlandschaft rappt, die zwischendurch aber durch sphärische Flächen in helles Licht getaucht wird. Noch immer zeichnet die Band dabei die traumwandlerische Fähigkeit aus, dass all die zufälligen Klänge, die Störgeräusche, die zahllosen Samples sich immer wieder zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Verzerrte Töne, schwer-definierbare Filtersounds, bei denen man bei anderen Bands die CD nach Kratzern absucht, sind hier kleine Versatzstücke, die den Track erst vervollständigen. Keine Ahnung, was da noch alles so auf der Platte oszilliert, doch das Klicken und Knistern von Mouse on Mars klingt und macht soviel Spass wie das Zerdrücken einer ganzen Lage Knallfolie!

de ist der griechische Musiker und Produzent Lefteris Kalabakas, der unter dem Künstlernamen Lee Burton auftritt. Seine warmen und sich Raum und Zeit gebenden Tracks kommen gelassen und doch abwechslungsreich aus den Speakern. Zwischen elektronischer Mystik und chilliger LoungeAtmosphäre bewegen sich die elf Tracks der neuen Platte ‹Busy Days for Fools›. Über ein Jahr dauerte die Produktion, an deren Ende ein organischer Elektro-Mix mit Anleihen aus Blues und Jazz entstanden ist. Auch soulige Elemente finden ihren Platz auf der Platte, wie beispielsweise in dem Track ‹The Fool’s Open Up›. Keiner der Stile dominiert oder will partout die Führung übernehmen, weshalb die LP zu jeder Minute ausbalanciert wirkt. Der Musiker ist im Business längst kein Unbekannter mehr. So veröffentlichte er schon vor sechs Jahren, damals noch unter seinem früheren Pseudonym Liberto das Debütalbum ‹Lullaby›, zahlreiche weitere Veröffentlichungen unter anderem auf Trapez oder Playmobil folgten. Viele Sequenzen auf der nun erscheinenden Platte kümmern sich aber nicht mehr um die BPM-Anzahl wie früher. Stattdessen sind sie vielmehr wie dafür geschaffen, um musikalisch in einem David Lynch-Film für die dunkle und tiefgründige Untermalung zu sorgen. Langgezogene Loops und experimentierfreudige Samples verleihen der Platte einen zeitlosen Charakter. Nicht nur Freunde softer Elektronikausflüge werden sich von der deepen Scheibe in den Bann gezogen fühlen!

rosen für den club

Lee Burton – Busy Days For Fools Okay, noch nicht unbedingt gleich ein neuer Trend, aber mit Künstlern wie Pantha du Prince oder auch Nicolas Jaar wird schon seit einiger Zeit die Romantik wieder stärker in die elektronische Musik geholt. Ein weiterer Vertreter dieser entschleunigten Musiker-Gar70

danish dynamite

WhoMadeWho – Brighter Benannt nach einem Album von AC / DC aus den 80ern sind die drei Jungs von WhoMadeWho seit Jahren überpünktliche Lieferanten von leidenschaftlichen Disco-Hymnen. Songs wie ‹Two Feet Off Ground› oder ‹Keep Me In My Plane› sind in den Clubs stets die Songs, bei denen sich der Dancefloor schneller füllt als die U-Bahnen in Tokio. Das dänische Trio aus Kopenhagen versteht es Disco mit Rock bis Punk so galant zu fusionieren, dass die Sneakers oft schon unruhig zucken, fällt nur der Name WhoMadeWho. Auf der neuen Platte ‹Brighter› vereint die Band nun Songs, die wie eine Kombination der letzten beiden Veröffentlichungen wirken. Angesiedelt irgendwo zwischen dem spielerischen Elektro-Sound des letzten Albums ‹Plot› und dem in weiten Strecken introvertierten Klang von ‹Knee Deep›, der Vorläufer-EP aus dem vergangenen Jahr. So kann man zwar mit Songs wie ‹The Sun› die nächsten mitreissenden Filler für die Clubs finden, gleichzeitig aber auch Stücke wie ‹Below The Cherry Moon›, die subtiler und behutsamer im Aufbau sind. Am stärksten sind die Songs immer dann, wenn sie von der


weichen Falsettstimme des Sängers Tomas Hoffding lässig geführt werden. Der erinnert dabei stark an die sirenenhaften Gesangseinlagen eines Antony Hegarty bei Hercules and Love Affair. Alles in allem passt ‹Brighter› als Titel für die LP also wunderbar, gelingt den Dänen mit der Scheibe doch ein weiterer funkelnder Mosaikstein für ihr jetzt schon formidables Gesamtwerk.

mit einer Ausstrahlung voller rauer Schönheit, die in guten Momenten sogar an Ian Curtis erinnert, dem ehemaligen Frontmann von Joy Division. Mehr Kompliment geht dann wirklich nicht!

strictly dub

hymnen an die nacht

Les Yeux Sans Visage – Tomorrow Is A Million Years Statt auf das nächste Album von Interpol zu warten, kann man sich auch einfach die Debüt-Scheibe der Schweizer von Les Yeux Sans Visage zulegen. Die stehen den Amerikanern in Sachen ausgefeilte Kompositionen und leidenschaftlicher Liebe zum Post-Punk nämlich in nichts nach. Das Luzerner Trio veröffentlicht nach zwei EPs nun mit ‹Tomorrow Is A Million Years› auf Little Jig Records ein Album, das von treibenden Bässen und unerschütterlichen Drumbeats bis hin zu vereisten Gitarrenriffs alles mit sich bringt, was man an diesem Genre schätzt. Bei der Namenswahl der Band steht ziemlich sicher fest, dass es sich wohl eher um eine Hommage an den bekannten französisch-italienischen Kunst-HorrorThriller aus den 60er-Jahren handelt, statt um eine Referenz an den Titel des Pop-Überhits von Billy Idol zwanzig Jahre später. So skrupellos wie der durchgeknallte Chirurg in den Film, der das Gesicht seiner durch einen Unfall entstellten Tochter mit der Haut anderer junger Mädchen wieder herzustellen versucht, gehen die Musiker der Band zwar nicht vor, doch auch sie versuchen, den originalen Sound der beginnenden Dark-Wave-Ära von vor dreissig Jahren möglichst nah an der Vorlage wieder herzustellen. So ist die Platte gespickt mit Tracks, bei denen die Vorbilder in Gestalt von Bands wie The Chameleons oder Bauhaus juvenil wieder auferstehen. Lieder, deren extrem hymnische Refrains wie in dem Stück ‹Oblivion› sofort begeistern. Sänger Remo Helfenstein singt zudem

Sly & Robbie – Blackwood Dub Das Duo Sly &  Robbie hat im Reggaebusiness einfach schon jeden produziert, der sich nicht bei drei im Sand Jamaikas vergraben hat. Drummer Sly Dunbar und Bassist und Keyboarder Robbie Shakespeare sind einer der erfolgreichsten musikalischen Exportschlager der Insel. Geschätzte 40 000 produzierte Songs sollen die beiden Haudegen im Laufe ihrer Karriere abgeliefert haben. Bei so unfassbar vielen Stücken und Zusammenarbeiten blieb aber irgendwann auch die Qualität auf Kosten des Erfolgs auf der Strecke. Mit der neuen Scheibe haben sie endlich wieder ein waschechtes Dub-Album aufgenommen. Produziert wurde ‹Blackwood Dub› im legendären Harry J Studio, ein heiliger Ort auf Jamaika, entstanden doch dort auch viele Scheiben von Bob Marley & The Wailers. Kraftvoll, dynamisch und facettenreich wird dem Dub in zehn Tracks gehuldigt. Skip. Skip. Ja, das Leben des gemeinen Musikjournalisten ist schon hart. Doch als pflichtbewusster Protokollant der aktuellen Musikszene kennt unser ‹Reviewnator› Mathias Bartsch keinen Schmerz. Was rund ist und silbern blitzt, kommt in die mit Blattgold ausgeschmückte Anlage zum monatlichen Verhör. Basta! Wer von den vielen Verdächtigen des laufenden Monats dabei etwas zu erzählen hatte, lest Ihr besser gleich einmal nach! Zu allen mit Dreieck gekennzeichneten Artikeln liefert euch kooaba Paperboy zusätzliche Info in Sekundenschnelle auf euer Handy. Einfach die kostenlose kooaba Paperboy App downloaden und die entsprechende Heftseite knipsen.

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Grow Your Own!

Rapper Slug hat auch nach 17 Jahren im Business noch den Durchblick.

Minneapolis war lange ausschliesslich für glasklare Seen, kaltes Wetter und Prince bekannt. Bis Sean ‹Slug› Daley und Anthony ‹Ant› Davis zusammen mit Derek ‹Spawn› Turner Atmosphere gründeten und mit intelligentem Rap Aufsehen erregten. Wir haben Slug vor seinem Auftritt in Zürich über seine Kindheit in Minneapolis, Erziehungstipps und Winnie Pooh ausgefragt. Text und Interview: Antonio Haefeli, Fotos: Yves Suter

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Interview kinki magazin: Atmosphere gibt es nun schon seit 17 Jahren. Wenn die Band eine Person wäre, dann wäre sie jetzt ein Teenager. Fühlt es sich auch so an für dich? Slug: Ja, ich glaube, das wäre eine passende Bezeichnung. Weisst du, wir haben den Punkt erreicht, an dem wir denken, dass wir alles besser wissen, auch wenn das natürlich nicht der Fall ist. Wir haben so viele Sachen zusammen gemacht, dass sich mittlerweile alles richtig familiär anfühlt. So gesehen ist Atmosphere definitiv ein Teenager. Als ihr Anfang der 90er mit Atmosphere angefangen habt, war die Rap-Szene in Minneapolis ziemlich klein. Welche Geschichten sind dir geblieben aus dieser Zeit? Atmosphere bestand ja damals eigentlich aus zwei Solo-Rappern, Spawn und mir. Wir waren einfach Freunde und sind zusammen in derselben Gegend aufgewachsen. Ich war damals aber vor allem der DJ von Spawn, weil ich nun mal Platten hatte und auch sonst aufgelegt habe und scratchen konnte. Das war aber schon vor 1993, bevor ich und Ant mit Atmosphere wirklich anfingen. Ein Jahr danach kam dann auch schon mein ältester Sohn zur Welt. Ja, du wurdest sehr früh Vater. Wie erziehst du deine Kinder? Das ist eine komplizierte Frage. Man kann sich einfach nicht darauf vorbereiten. Klar, es gibt Bücher und andere Ratgeber, aber eine wirkliche Ahnung davon hat man erst, wenn man selber Kinder hat. Es gibt sehr viele Leute hinter grossen Schreibtischen, die sich über Erziehung auslassen, selbst aber nie ein Kind erzogen haben. Das sind oft Idealisten. Auch ich selber dachte früher, dass ich meinen Kindern ganz viele gescheite Sachen beibringen will; wie man Gut und Böse unterscheidet und sie zum richtigen Zeitpunkt über Sex oder Drogen aufzuklären. Aber wenn es dann so weit ist, ist man plötzlich nicht mehr der coole Typ, der man zu sein glaubte und man verhält sich plötzlich wie der eigene Vater – obwohl man nie so sein wollte. Aber unsere Väter haben ja auch schon gedacht, dass sie uns super erziehen … so geht das immer weiter. Als Rapper erzählst du ja gern Geschichten. Welche Märchen hast du deinen Kindern vorgelesen? Nun, das mach ich ja immer noch, mein jüngster Sohn ist erst eineinhalb. Mit ihm lese ich zurzeit ganz simple Sachen, diese mit acht Wörtern pro Seite, er ist ja auch wirklich noch sehr jung. Wenn ich da an meinen älteren Sohn denke, dann kann ich sagen, dass er als Kind extrem gerne Winnie Pooh mochte. Er hatte zwar auch viele andere Bücher, die ich ihm alle vorgelesen habe, aber Winnie Pooh war glaube ich wirklich sein liebstes. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er diese Geschichten wirklich analysiert hat und die verschiedenen Charaktere darin miteinander verglich – da war er erst vier!

Von wegen arschcooler Rapper: Slug baut statt Gras Gemüse an und liest abends Winnie the Pooh.

Man behauptet ja auch, dass aus Minneapolis eher intellektuelle Rapper stammen … Kann schon sein, dass wir uns etwas mehr Gedanken machen als anderswo. Trotzdem war es aber eine sehr lebendige Szene voller unterschiedlicher Künstler, mit viel kreativer Energie, damals wie heute. Aber eigentlich weiss ich nicht wirklich, welchen Ruf wir ausserhalb haben, denn wenn ich einen Raum betrete, dann redet niemand mehr über Minneapolis (lacht). Du sprichst in deinen Texten immer wieder soziale Themen an. Was sollte man deiner Meinung nach Kindern und Jugendlichen mit auf den Weg geben? Nun ja, ich stehe ja auch immer mal wieder vor vielen Kids auf der Bühne oder auch sonst wo. Wenn man mit Jugendlichen spricht, sollte man sich sehr stark bewusst sein, dass die wirklich zuhören. Sie saugen eigentlich alles auf, was man ihnen vorlebt, auch wenn es manchmal nicht danach aussieht. Und ganz ehrlich, es ist nicht immer gut, deren bester Freund zu sein, das verwirrt sie meistens nur. Ich will nicht sagen, dass man sich wie ein Polizist verhalten und total autoritär auftreten soll, sondern sich einfach wie eine erwachsene Person benehmen, die wirklich weiss, wovon sie spricht. Es geht bis zu einem gewissen Grad tatsächlich um Führung und um Ratschläge, wie man gewisse Dinge angehen könnte. 73

‹Man verhält sich plötzlich wie der eigene Vater –  obwohl man nie so sein wollte.›


In der heutigen Zeit gibt es für junge Menschen sehr viel Ablenkung … Nun ja, Kinder hören nun mal sehr gerne der Entertainment-Industrie zu. Sie hören Musik, lesen Bücher, sehen Filme und das beeinflusst sie wahrscheinlich mehr als die Ratschläge ihrer Eltern. Sie formen ihre Identität durch die Kunst, die sie konsumieren und das ist eigentlich auch total okay so und war bei uns nicht anders. So gesehen ist es die Aufgabe der Erwachsenen, dafür zu sorgen, dass genügend unterschiedliche Kunstformen zur Verfügung stehen. Umso abwechslungsreicher die Auswahl an Filmen, Bildern und Musik, desto offener werden Kinder. Denn konsumieren wollen sie so oder so, dann sollen sie auch die ganz Bandbreite der Kunst kennenlernen, von Trash bis ‹Hochkultur›. Woran hast du dich denn als Kind orientiert? Ich war nicht so offen wie ich es heute hätte sein wollen. Es ging nur um Hip-Hop, das war alles. Absolut nichts anderes hat mich interessiert. Ich wünschte, ich hätte die Chance gehabt, auch andere Subkulturen und Kunstformen kennenzulernen, aber die waren damals oft einfach nicht

‹Das beste, was clevere, engagierte Leute machen können sind clevere Babys!› verfügbar. Ich staune immer wieder, wie viele Dinge man heutzutage im Internet konsumieren kann. Mein Sohn ist jetzt 17 Jahre und zeigt mir Sachen, die ich wirklich toll finde. Das Internet ist nicht nur gefährlich, es bietet gerade auch für junge Leute die Möglichkeit ihren Horizont zu erweitern. Okay, vielen Dank, das war ein sehr interessantes Gespräch! Fand ich auch. Aber lass mich noch etwas hinzufügen, an alle, die dieses fucking Interview lesen: Baut euer eigenes Gemüse an macht viele Babys! Wir reden immer davon, dass viele Dinge schief laufen und wir dies und das tun sollten. Doch das beste, was clevere, engagierte Leute machen können, sind clevere Babys! Nur das hilft, die ganzen Idioten auszugleichen, denen unsere Welt anscheinend nichts bedeutet. Weitere Info zu Slug und Atmosphere findest du unter rhymesayers.com

Nicht immer ein gutes Vorbild, aber oft: Slug von Atmosphere.

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DAS KALENDER-GIRL-CASTING mit Clifford Lilley

WIR WOLLEN DICH ALS MODEL FÜR DEN 105-KALENDER! ES ERWARTET DICH EIN PROFESSIONELLES FOTOSHOOTING MIT CLIFFORD LILLEY, MAKE-UP UND HAIR-STYLING MIT «HAIR TO GO» BY VALENTINO! JETZT AUF 105 FACEBOOK DEIN BILD UPLOADEN UND VOTEN LASSEN. WWW.FACEBOOK.COM/RADIO105SWISS

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kopfkino vom umschlag bis zum abspann

Früher war es so einfach die Lieblingslektüre und den Lieblingsfilm zu benennen. Heute fällt die Wahl nicht mehr so leicht – viel zu viel haben wir gelesen und gesehen. Deshalb sollen euch unsere selektierten Lieblinge die Auswahl erleichtern.

Buch

verwoben

auf Papier zu bannen ist nämlich keine leichte Aufgabe, denn zumindest mich berührt jede Snowboard-Filmaufnahme stärker als ein noch so schöner Shot. Und doch nimmt Benedek diese Hürde mit Leichtigkeit und überwindet gleichzeitig die relativ einheitliche Ästhetik von Snowboardmags, indem er alle Register der zeitgenössischen Print Art zieht: unterschiedliche Papiere (Farbe, SchwarzWeiss, Matt und Glanz), Kartoneinband mit Prägung, und die Lesbarkeit von beiden Seiten. Dahinter verbirgt sich aber noch ein viel grösserer Trumpf, die physisch verbundenen Bände lassen sich nämlich aufklappen, wodurch man über alle Seiten Gesamtbilder oder -kompositionen aus zwei Büchern erhält. Was das Buch neben der Gestaltung ausmacht, ist die ungewöhnliche Herangehensweise ans Thema. Es werden 23 Individuen vorgestellt, die in den vergangenen drei Jahrzehnten die Snowboardkultur auf kreative Weise beeinflusst und vorangetrieben haben. In ausführlichen Interviews wird unter anderem der Frage nachgegangen, was geblieben ist von der einst so gefeierten und hart erkämpften Subkultur, die heute als Massensport jeden Willigen einschliesst? Zu den originellen Persönlichkeiten aus der Snowboardwelt gehören Labelgründer wie Jake Burton oder Richard Woolcott (Volcom) sowie Snowboarder wie Travis Rice, Jeremy Jones und der Schweizer Nicolas Müller. Die Bildwelt ist eine wunderbare Mischung aus klassischer Snowboardfotografie, alten Snowboardwerbungen und –magazinen, Porträts sowie zahllosen visuellen Erinnerungen von den Befragten

Soth wurde indes mit einer Landkarte Kaliforniens – der grössten Inspirationsquelle der MulleavySchwestern – mit eingezeichneten Routen, Orten und Stichworten ausgestattet, um den Geist von Rodarte einzufangen. Eine Mischung aus zwei Bildwelten, die unzählige Facetten und Visionen aufzeigen, so eigensinnig, wie die DesignKompositionen aus feingliedrigem Strick, Leder, Chiffon, Spitze und Wolle von Rodarte. Dem praktisch textfreien Band liegt ein 16-seitiges Essayheft von John Kelsey bei. Erschienen bei JRP Ringier, CHF 70.–

Rodarte, Catherine Opie, Alec Soth: Mondo Rodarte Zum ersten Mal widmet sich ein Buch der Welt von Kate und Laura Mulleavy, den Designerinnen des seit fünf Jahren umjubelten amerikanischen Labels Rodarte. Ganz in weissem Hardcover erschien es vergangenen Sommer in einer limitierten Auflage von 2 000 Stück, und es brauchte eine Weile, bis ich das edle Kunstbuch in den Händen hielt. Umso mehr lohnt sich das Stöbern durch die dicken, ungestrichenen und eierschalenfarbenen Seiten, denn das Buch ist mit keiner Modedesign-Monografie vergleichbar, die bereits an dieser Stelle vorgestellt wurde. Es liest sich wie ein poetisches Tagebuch ohne Worte, das Inspiration, Moods und Design vereint. Für die fotografische Umsetzung wurden die angesagten amerikanischen Fotografen Catherine Opie und Alec Soth verpflichtet. Opie, bekannt für ihre Porträts von Transgender, Homosexuellen und Tätowierten, inszenierte das Rodarte-Design an genauso besonderen Models, darunter ihre Lieblinge Jenny Shimizu, Frankie Rayder und Idexa. Alec kinki kopfkino

vergangen

Current State: Snowboarding Nach Yves Suters ‹Strawberry Snow› erscheint ein weiteres (lang ersehntes) Buch, das den Snowboardsport in den Kunstbereich rückt. ‹Current State: Snowboarding› besteht aus zwei Bänden im Schuber, die beweisen, dass sich der ehemalige deutsche ProfiSnowboarder David Benedek in der Kreation, Art Direktion und Edition gleichermassen agil bewegt wie im tief verschneiten Berghang. Meine Begeisterung für diese sehr limitierte Edition lässt sich hierbei nicht nur durch meine innige Liebe zum Schneesport erklären. Die Faszination fürs Snowboarden 76

selbst, die das Bild einer Kultur und Ära zeichneten, die heute in einer anderen Form weiterlebt. Erschienen bei Almost Anything, ca. CHF 108.–

verletzt

Tomer Hanuka: Overkill – ‹The Art of Tomer Hanuka› Auf Tomer Hanuka wurde ich zum ersten Mal 2003 aufmerksam, als ich das Cover für ‹Bazooka Tooth›, ein Album des Untergrundrappers Aesop Rock, sah. Ende 2011 erschien bei Gingko Press nun das erste Buch ‹Overkill – The Art of Tomer Hanuka›, welches sich ausschliesslich mit den Illustrationen des in New York lebenden Künstlers auseinandersetzt. Auf 104 Seiten werden 85 Werke von Hanuka aus den Jahren 2000-2011 präsentiert, die ursprünglich in verschiedensten Medien wie dem Rolling Stone oder als Buchcover veröffentlicht wurden. Tomer Hanuka besitzt die Fähigkeit, Bilder zu erschaffen, die ganze Geschichten erzählen oder beim Betrachter starke Assoziationen auslösen können. Bilder, die erscheinen wie farbige Träume und dabei nicht selten von Gewalt und Krieg handeln. Sein Stil, den der Künstler selber als magischen Realismus bezeichnet, wurde stark beeinflusst von amerikanischen


Comics. Overkill gibt einen ausgezeichneten Überblick über die Arbeiten Tomer Hanukas und kann vor allem Freunden von nicht ganz gewaltfreien Comics empfohlen werden.

(Thomas Horn) seinen Vater verliert. Niemand hätte erwartet, dass dieser von Tom Hanks gespielt wird, noch weniger, dass Sandra Bullock seine Ehefrau mimt. Wer über diesen Zwiespalt mit der eigenen literarischen Fantasie hinwegkommt, bekommt den Roman in klassischer Hollywoodmanier aufbereitet: Oskar geht nach dem Tod seines Vaters auf die Suche mit seinen Fragen und findet Antworten in New York. Hiermit knüpft die Geschichte an die typische Odyssee-Dramaturgie an und kann gar nicht anders, als uns auf die Reise mitzunehmen. Genügend Werke über den 11. September gibt es vielleicht bereits. Doch in diesem geht es vor allem darum, wie junge Menschen mit solchen Schicksalen umgehen. Thematisch macht hier die Filmadaption keine Abstriche.

Kino wie anstrengend

Erschienen bei Gingko Press, ca. CHF 28.–

verträumt

Ryan McGinley – You and I Der Fotograf Ryan McGinley ist jedem ein Begriff, der sich für zeitgenössische Fotografie interessiert. Bekannt geworden durch seine Dokumentation der East Village Skateboard-, Graffiti- und Musiksubkultur, zog er später mit seinen Freunden in die Natur und führte sie beim nächtlichen Spasstreiben im Adamsgewand vor. Damit antizipierte er auf kunstvolle Weise die darstellungswütige und spassorientierte Generation, wie sie heute auf Facebook zu finden ist. Ende 2011 erschien mit ‹You and I› seine erste retrospektive Monografie, was alle freuen dürfte, die keine seiner früheren Publikationen ergattern konnten. Darin hat McGinley die besten Fotografien seines ersten Schaffensjahrzehnts zusammengestellt, in denen sich zahlreiche nackte Popöchen durch surrealistische und traumhafte Bildwelten schwingen. Abgerundet wird die Monografie durch Essays von Sylvia Wolf und Vince Aletti. Erschienen bei Twin Palms, ca. CHF 70.–

Für die vorliegende Ausgabe wurde zeitverschoben gelesen und geschrieben. Unser Rezensent William S. Blake reiste Anfang Februar per Interrail durch Spanien und Florence Ritter nahm Ende des Monats Vorlieb mit den weiss verschneiten Bergen.

Lynne Ramsay: We have to talk about Kevin Wer über Kinder nachdenkt, aber einen Grund haben möchte, keine haben zu wollen, der schaue sich das neue Werk von Lynne Ramsay an. Der beschreibt mit Tilda Swinton, der unangefochtenen Verwandlungsmeisterin, wie schlimm es sein kann, seine Brut grosszuziehen. Frau Swinton spielt die Mutter von Kevin. Ezra Miller, der bisher in der amerikanischen Arztserie ‹Royal Pains› den niedlichen Jungen von nebenan markierte, spielt Kevin. Kevin ist Autist und treibt seine bemitleidenswerte Mutter mit seiner Eigenheit in den Wahnsinn. So sehr, dass der Zuschauer an Boshaftigkeit glauben möchte. Das Dilemma gipfelt in einem Schulattentat, das Kevin verübt. Im Rückblick an traumatische Ereignisse führt der Film mit ruhigen und verstörenden Aufnahmen durch eine Familientragödie, die – weil sie von so ‹normalen› Krankheiten wie Autismus und postnataler Depression geprägt ist –  derart realistisch wirkt, dass man gleich zweimal leer schlucken muss. Moral der Geschichte: Nenne dein Kind nie Kevin.

Bereits im Kino.

wie früher

Stéphane Robelin: Et si on vivait tous ensemble? Daniel Brühl und Jane Fonda – wenn das mal nicht ein Grund für sich sein sollte, 90 Minuten gebannt auf den Bildschirm zu starren. Zwei Ehepaare und ein alter Frauenheld (Jane Fonda, Pierre Richard, Geraldine Chaplin, Guy Bedos und Claude Rich) beschliessen, aus Gründen der Senilität, eine Wohngemeinschaft zu gründen. Der EthnologieStudent Dirk (Daniel Brühl) begleitet die WG, weil er für seine Doktorarbeit an den älteren Damen und Herren Feldforschung betreibt. Der Film behandelt auf ganz hinreisende französische Art mit Humor und Wehmut das Thema Alter. Was macht man mit den letzten Jahren, die man hat? Am besten diese mit seinen Freunden verbringen und der Jugend etwas auf den Weg geben. Der Film wurde kritisiert, weil Liebe, Sex und Selbstzweifel nach wie vor eine so grosse Rolle spielen und das nicht altersgerecht wäre. Aber sind wir mal ehrlich – in ein paar Jahren oder mehr wird sich daran nicht so viel bei uns geändert haben, es menschelt überall und immer –  nach wie vor.

Bereits im Kino.

wie vermutet

Stephen Daldry: Extremely Loud and Incredibly Close Jeder kennt das gleichnamige Buch von Jonathan Safran Foer, zumindest das Cover, und die Erwartungen an diesen Film waren hoch. Das Buch handelt von einem der grössten Unglückstage der Vereinigten Staaten, dem 11. September, an dem der zehnjährige Oskar

Bereits im Kino.

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DVD wie komisch

Shinji Imako: Underwater Love – A Pink Musical Empfehlenswert ist dieser Film nach durchzechter Nacht, am besten um sieben Uhr morgens, halb in der Traumwelt versunken. Denn genau in diesem Zustand holt einen ‹Underwater Love› ab. Er ist farbenfroh, skurril und anders. Kurz zur Erklärung: Pink Movies sind Softsexfilme aus Japan. Und ‹Underwater Love› ist genau so einer – einfach als Musical inszeniert (mit niemand Geringerem als dem deutsch-französischen Duo Stereo Total im Repertoire, ich sagte ja bereits: skurril). Die Handlung: Die Fabrikarbeiterin Asuka (Sawa Masaki) trifft Aoki (Yoshiro Umezawa). Aoki war ihr Jugendschwarm aus der Schule, der in einem See ertrank und nun als Kappa (ein japanisches Fabelwesen), wieder aus dem See steigt und bei Asuka bleibt. Nur blöd, dass diese bald heiraten soll. Den Rest der Geschichte kann sich jeder ausmalen. Ursprünglich hatten Pink Movies seit den 60ern revolutionäre Freidenker-Ansprüche im Filmbusiness. ‹Underwater Love› geht einen Schritt weiter. Kritiker zerfleischten sich, ob der Film gut oder schlecht ist, die Filmemacher werben selber mit ‹Yeah, there is actually porn and it’s brilliant›. Als Zuschauer kann man sich einfach gut gelaunt und lachend einen Trash-Movie anschauen, der eben genau das auch sein möchte. Bereits auf DVD erschienen.

Da unsere Filmrezensentin Franzi gerade ein Praktikum als Lektorin in einem Kinderbuchverlag absolviert und sich vor allem auf Narratologie konzentriert, liest sie Bücher nicht mehr nur von vorne nach hinten, sondern auch umgekehrt. Bei den Filmen belässt sie’s allerdings lieber beim klassischen Ablauf.


blattmacher die weite welt des prints

Früh übt sich, wer dereinst in die Indie-Mag-Branche einsteigen möchte. Das Londoner Kindermagazin ANORAK setzt bei seinen Texten und Illustrationen deshalb voll auf den Nachwuchs – und auf ein paar erwachsene Kindsköpfe! Interview kinki magazin: Cathy, du nennst ANORAK das ‹happy mag for kids.› Was macht Kinder denn glücklich? Cathy Olmedillas: Das Magazin soll zeigen, dass Kinder einen optimistischen Blick aufs Leben haben. Klar gibt es auch knatschige Kids, aber die Mehrheit ist fröhlich! Und meiner Erfahrung nach sind sie am glücklichsten, wenn sie frei sind – frei zu erkunden, zu entdecken und zu kreieren.

Name: ANORAK Herausgeber / Ort: The Anorak Press, London Auflage: 7 500 (UK) / 2 500 (USA) Erscheinen: vierteljährlich Gründungsjahr: 2006 Thema: illustrierte Glückseligkeit für Kids (7+), angereichert mit Poesie und Unterhaltungsangeboten Vertrieb: weltweit

E

in Magazin für Kinder muss aussehen wie collagierte Fasnacht auf Trashpapier? Die Macher des in London ansässigen ANORAK-Magazins finden: Nein. Statt buntem Plastik in rauen Mengen verspricht das ‹happy mag for kids› Spiel, Spass und Spannung für den wissbegierigen Nachwuchs mit Ästhetikanspruch. So liest sich die Sozialisationsgemeinschaft 7+ durch Dichtkunst und Buchkritiken aus den eigenen Reihen, während die Eltern sich freuen, dass die Stilbildung ihrer Sprösslinge quasi von allein in die richtigen Bahnen gelenkt wird. Viele bunte Smarties und ein Schuss intellektuelle Berieselung, für deren Existenz uns Magazin-Gründerin Cathy einige überzeugende Argumente liefert. Übrigens: Weil es Cathy nicht nur ums Medium sondern um die Magie des Lesens geht, gibt die Britin neben ANORAK auch noch das Heft PLOC heraus. PLOC ist für Kinder bis Acht, vollumfänglich vom französischen 60er-Jahre-Illustrator Alain Gree bebildert und erscheint ab März 2012 erstmals auch auf dem deutschen Markt.

kinki blattmacher

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Wie trägt ANORAK denn zur Glückseligkeit der Kleinen bei? ANORAK ist kein traditionelles Kindermagazin – es gibt weder Plastikspielzeug auf dem Cover, noch ist es kommerziell. Unsere Künstler zeichnen sonst nicht unbedingt für Kinder. Wir wollen zeigen, dass Kreativität nichts damit zu tun hat, irgendwie besonders zu sein. Es geht darum, Fragen zu stellen, Fantasie zu haben und Regeln zu brechen. Normalerweise werden alle halbwegs ansehnlichen Magazine für Kinder von Erwachsenen produziert. Wer sind deine Mitarbeiter? Wir sind stolz darauf, dass unsere ‹kleinen Redakteure› selbst Kids sind. Sie schreiben Buch-Reviews und Geschichten oder malen für uns. Und die Illustrationen kommen von Erwachsenen, die aber eigentlich keine sind. Glaubst du, es ist wichtig, dass die Inhalte für Kinder von Kindern kommen? Definitiv! Es bekräftigt sie, gibt ihnen Anerkennung – und um ehrlich zu sein, ich glaube ihre Meinungen sind oft interessanter als die langweiliger Erwachsener! Sollten wir alle ANORAK lesen, um unser inneres Kind am Leben zu erhalten? Unbedingt! Ich kann dir garantieren, dass du das Leben viel glücklicher sehen wirst. Ich tue es auf jeden Fall seit ich ANORAK mache. Und ich glaube – in aller Bescheidenheit – dass Ärzte das Magazin als Alternativmedizin verschreiben sollten! Weitere Info findet ihr auf anorak-magazine.co.uk Text und Interview: Melanie Biedermann


05. APRIL 2012

KILLER D ON NNE RSTAG

BLOK

REAL

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SMASH FX RYAN RIOT MOTHERS OF CHARLESTON BLOK/SCHIFFBAUSTR. 5 8005 ZÜRICH

22.30 – 06 UHR KILLERPARTY.CH

LIGHT YEAR

BANG GANG, SYDNEY VVK: 20.- AK: 28.VVK: STARTICKET.CH

STREET-FILES (STREET-FILES.COM)

HOT PASTA 1 + 2 (HOTPASTA.CH)

blok-club.ch


Valeria Mitelman

pech und schwefel

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Mandy Body and Skirt: Weekday Shoes: Monki Bracelet: Bjorg Matei Knitted Sweater: Weekday Pants: Kilian Kerner Shoes: Cheap Monday Bracelet: Bjorg

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Mandy Body: American Apparel Belt: Vintage Jacket: Stine Goya Shoes: Monki Matei Knitted Sweater: Kilian Kerner Shorts: WoodWood Shoes: Cheap Monday

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Mandy Blouse and Skirt: Weekday Matei Knitted Sweater: Stine Goya

Page 82/83

Mandy Black Knitted Dress and JerseyDress: WoodWood Shoes: Monki Matei Shirt and Shorts: Hien Le Shoes: Lika Mimika

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Mandy Dress and Top: American Apparel Skirt: Vintage Knitted Sweater: Stine Goya Belt: COS Socks: Falke Shoes: Dr. Martens Matei Denim Shirt: Weekday Shorts: Kilian Kerner Shoes: Cheap Monday

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Mandy Knitted Sweater: Weekday Shorts: Kilian Kerner Shoes: Monki Matei Knitted Sweater and Shorts: Weekday Shoes: Cheap Monday Fotography Valeria Mitelman Styling Aude Jamier Hair & Make-up Patricia Makosch Models Mandy @ M4 Models & Matei @ the special

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maske art must be beautiful

kinki maske

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Jeden Monat setzen an dieser Stelle Schweizer Künstler Beauty-Produkte in Szene. Der Modefotograf Chris Tribelhorn drehte einen Film in unschuldigem Weiss, die Filmstills lassen ein natürlich schönes Make-up erahnen. Klorane: Trockenshampoo Ist der Pony etwas fettig oder wär’s mal wieder an der Zeit für den Haarwaschtag? Keine Zeit –  kein Problem! Mit dem Trockenshampoo von Klorane kann man den ‹Wäschetag› locker auf morgen verschieben. Das Produkt gibt es als Rotopuder, 50g für CHF 13.90 und als Ökospray Hafer, 150ml für CHF 13.90.

Giorgio Armani: Eyes to Kill Der ‹Eyes to Kill›-Lidschatten besticht durch viele wunderschöne Farben. Durch seine Konsistenz ist er einfach aufzutragen und dazu sehr ergiebig. Egal ob als Highlighter oder als Lidschatten verwendet, ‹Eyes to Kill› lässt Augen leuchten! Das Model trägt den leicht schimmernden Farbton ‹Rock Sand›. CHF 48.–

MAC: Face and Body Foundation Diese flüssige Foundation von MAC ist auch unter den Profis heiss begehrt. Sie sorgt für einen schönen und ebenmässigen Glanz auf der Haut, fühlt sich nicht nach schwerem Make-up an und sieht auch nicht so aus. Für CHF 50.–

Chris Tribelhorn Der Schweizer Fotograf Chris Tribelhorn studierte an der Academy of Art im sonnigen San Francisco und begann 1996 seine Tätigkeit als freischaffender Fotograf in New York. Heute lebt er in Stockholm und Zürich, fotografiert auf dem ganzen Globus, und überzeugte Kunden wie Estée Lauder, Nike, BMW, Omega, Coca-Cola und viele mehr. Besonders verführerisch wirkt seine sehr cleane und geradezu makellose Bildsprache in zahlreichen Modestrecken und Beauty Editorials. Ein klarer Fall für die kinki Maske. Für kinki inszenierte Tribelhorn die von der Make-up Artistin Nicola Fischer empfohlenen Produkte für einen natürlich schönen Look in einem stimmigen Kurzfilm. tribelhorn.ch Auf kinkimag.ch/articles/chris-tribelhorn findet ihr die bewegten Bilder zu den gezeigten Filmstills, alle Produkte sind im Fachhandel erhältlich.

Filmstills: Chris Tribelhorn Make-up, Realisation und Text: Nicola Fischer Hair: Tanya Koch Model: Katja @ Visage

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Melanie Authier

Highlights and Shadows

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Melanie Authier

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Die kanadische Künstlerin Melanie Authier vereint Gegensätze. Und zwar oft so weit, bis die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt. Wir sprachen mit ihr über künstlerische Blockaden, ihre violette Phase, Ecken und Kanten. Interview: Audrey Djouadi

1 ‹Augury›, acrylic on canvas, 60" x 72", 2010 2 ‹Shelterbelt›, acrylic on canvas, 43" x 36", 2011 3 ‹Anchor›, acrylic on canvas, 72" x 84", 2010 4 ‹Cloak›, acrylic on canvas, 24" x 30", 2011 5 ‹Hounds Socket›, acrylic on canvas, 60" x 72", 2011

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Interview kinki magazin: Mit was für Instrumenten arbeitest du, Melanie? Mit Pinseln? Melanie Authier: Ja, ich benutze Pinsel. Was ich auch häufig verwende, ist Malerklebeband, mit dem ich die Leinwand abklebe, um kristallklare Linien zu produzieren. Das hilft mir dabei, die Illusion von Raum zu erschaffen. Ich benutze Acrylfarben auf Leinwand, also brauche ich Acrylmittel, so wie Liquid Retarder, weil das bewirkt, dass die Acrylfarbe Ölfarben-typische Züge annehmen kann. Ich habe Spass daran, meine Bilder so wirken zu lassen, als ob sie mit Ölfarbe gemalt wurden, und das nur aufgrund der verschiedenen Mittel, die ich benutze. Ausserdem arbeite ich auch mit gelartigen Substanzen, matt und glänzend. All diese Zutaten mische ich unter die Acrylfarbe. Ich liebe es, diese Grenze zwischen Ölfarbe und Acrylfarbe anzutasten. Wie lange brauchst du durchschnittlich, um ein Kunstwerk zu schaffen? Oh, das kommt wirklich darauf an, woran ich gerade arbeite. Es gibt so viele Variablen, die bei der Fertigstellung eines Bildes eine Rolle spielen. Manchmal gehe ich ins Studio und kann vier, fünf Stunden am Stück arbeiten, und dann, an richtig guten Tagen, arbeite ich zehn Stunden durch. Es ist wirklich schwer, dafür eine Zeitspanne festzulegen, irgendwo zwischen einer Woche und einem Monat. Natürlich spielt auch die Grösse des Bildes eine Rolle. Wie merkst du, wenn ein Bild fertig ist? Ich glaube, das kommt mit der Erfahrung. Man hat unzählige Bilder gemalt, man lernt es wirklich aus der Praxis. Aber ich glaube, es ist mit Gemälden nicht anders als mit guten Gesprächen. Man weiss, dass es fertig ist, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat. Hast du manchmal Blockaden? Ich glaube weniger, dass das Blockaden sind, sondern es gibt einfach Tage, an denen ich weniger Energie habe. Oder ich habe etwas auf die Leinwand gebracht und bin mir dann nicht ganz sicher, wie ich darauf als nächstes antworten soll, weil ich versuche, jedem Bild seine individuelle Persönlichkeit zu verleihen. Aber schlussendlich macht man dann einfach weiter, du hältst kurz inne und betrachtest das Bild, aber du gibst nicht auf. Du gehst weiterhin ins Studio. An Tagen, an denen ich müde bin oder wenig Energie habe, schnapp ich mir einfach einen Pinsel und male trotzdem weiter. Es ist eine Wechselwirkung: Hast du dann einmal angefangen zu malen und bist völlig ins Gemälde vertieft, dann ist es schwierig wieder aufzuhören. Als ich mir deine Arbeiten angesehen habe, hatte ich den Eindruck, dass die jüngsten Werke sehr an Tiefe gewonnen haben, mehr Ecken und Kanten haben. Wie kam diese Entwicklung? Ähm… (denkt lange nach) Weil ich mit diesen Gegensätzen arbeite, positioniert sich jedes meiner Bilder an verschiedenen Ecken kinki kunst

dieser Pole. Und kürzlich sind einfach immer mehr dieser Bilder an die geometrischen Pole gerutscht. Und so glaube ich einfach, dass die Arbeit sich entwickelt und durch verschiedene Phasen geht. Aber immer mit denselben Ideen im Hintergrund. Bei den ganz jungen Arbeiten, also denjenigen von 2010 und 2011, ist das Element des Kontrastes viel stärker geworden – ‹more highlights vs. shadows›. Deshalb ist da wahrscheinlich tatsächlich mehr Dramatik und Dunkelheit im Bild. Während ich denke, dass die Arbeiten von 2008 und 2009 viel mehr geometrisch-natürliche Elemente aufweisen.

Weshalb Violett? Es war einfach meine Lieblingsfarbe als Kind, und es gibt wirklich keinen anderen Grund.

Also hat das nichts mit einer persönlichen Veränderung in deinem Leben zu tun gehabt? Nein ... Ich versuche immer, alles im Kopfraum des Bildes zu behalten.

Und was war dein Berufswunsch als Kind? Wolltest du schon immer Künstlerin werden? Ich denke schon, ja. Ich erinnere mich jedenfalls nicht, irgendwann glücklicher gewesen zu sein als beim Malen und beim Zeichnen. Klar hatte ich andere Hobbys nebenbei, aber Kunst war einfach immer das liebste und wichtigste von allen. Ich glaube, der Wendepunkt für mich war das kanadische Schulsystem, dass dich nach der 11. Klasse in eine Art Vor-Universität von zwei Jahren schickt. Und bevor man diese zwei Vor-Universitätsjahre antritt, muss man sich entscheiden, ob man Kunst oder Wissenschaft als Schwerpunkt haben will. Das heisst also, dass man gewisse Türen unwiderruflich schliesst, oder andere öffnet, das kommt darauf an, ob man Optimist oder Pessimist ist. Aber wenn man sich für Kunst entscheidet, hat man später nicht mehr die Möglichkeit, ein wissenschaftliches Studium anzutreten. In der Highschool entschied ich mich also für die Kunst und von da an war der Gedanke daran, professionelle Künstlerin zu werden omnipräsent.

Warst du eigentlich schon immer so kreativ? Wie hast du als Kind gemalt? Ich war immer sehr kreativ, ja. Meine frühste Erinnerung daran, etwas geschaffen zu haben, ist, als ich so drei oder vier Jahre alt war. Da geschah immer wieder etwas sehr Interessantes beim Malen. Und zwar liebte ich die Farbe Violett

‹Mit Gemälden ist es nicht anders als mit Gesprächen. Man weiss, dass es fertig ist, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat.› – so sehr, dass ich manchmal ausschliesslich mit Violett malte. Ich fing an, wie die meisten Kinder anfangen würden. Ich malte ein Haus, dann einen Garten, dann Bäume, Blumen. Vielleicht noch eine Familie, Mutter, Vater, Kinder. Wolken im Himmel und diese M-Vögel, die alle Kinder malen. Das ganze Paket also. Aber ich war nie zufrieden damit, also malte ich immer weiter und veränderte Dinge am Bild und dann stellte ich fest, dass ich das komplette Blatt mit violetter Farbe bedeckt hatte. Das ganze Bild verschwand einfach. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, finde ich das wahnsinnig faszinierend. Was als ‹additives› Malen begann, endete fast jedes Mal in einem ‹subtraktiven› Prozess. Und obwohl ich mir sicher bin, dass ich mit vier Jahren rein gar nichts von Abstraktion verstand, war ich irgendwie schon immer prädestiniert, das zu machen, was ich heute tue. Ich wette, diese Bilder sehen sehr interessant aus! Das tun sie wirklich! Meine Mutter hat sie alle in einer Box aufbewahrt, und auf manchen kann man tatsächlich noch etwas erkennen, während auf anderen es schon sehr abstrakt ist, und dann gibt es welche, die sind wahrhaftig einfach komplett mit violetter Farbe bedeckt. Man erahnt noch ganz vage was, aber das war's dann. 92

Und hast du jetzt eine Lieblingsfarbe? Oh, die wechselt ständig. Meine Beziehung zu Farben hat sich sehr verändert und weiterentwickelt, besonders seit ich als professionelle Künstlerin arbeite. Sie sind alle gleich wichtig und ich brauche sie alle. Ich hab also nicht wirklich eine Lieblingsfarbe, es geht eher darum, welche in dem Moment für mich von grösstem Nutzen ist.

Wenn du könntest, würdest du zu der Melanie in der Vergangenheit reisen und ihr irgendwas anraten? Ich glaube nicht. Also doch, wenn ich könnte, würde ich zurückreisen und ihr sagen, sie soll genau das weitermachen was sie tut und ihrem Herz folgen. Meine Eltern waren immer eine grosse Unterstützung und eigentlich haben sie mir das alles in meiner Kindheit gesagt. Also müsste ich gar nicht zurückreisen. Ich freue mich darüber, wo ich und meine Karriere sich gerade befinden, die National Gallery of Canada hat kürzlich ein Bild von mir gekauft, und ich glaube ich bin genau hier auf Grund all dessen, was ich gemacht habe. Ob das nun Fehler waren oder nicht. Wenn etwas anders gelaufen wäre ... Man sollte nicht an der Vergangenheit rumschrauben, das hat nämlich immer Auswirkungen auf die Gegenwart. Alles was geschah, führte schlussendlich dahin, wo ich jetzt bin und ich möchte nirgendwo anders lieber sein. Weitere Infos zu Melanie Authier findest du unter melanieauthier.com


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internationale beziehungen städter sind netter

Der beste Städtetrip ist nur halb so spannend ohne die wertvollen Tipps der Einheimischen oder Hängengebliebenen. Der slowenische Fotograf Primož Korošec nimmt uns deshalb mit auf einen Rundgang durch seine Heimatstadt Ljubljana. Fotos: Primož Korošec, Portraitfoto: Klemen Skubic

Bikofe

Im Bikofe fühlt man sich wie in Omas Wohnzimmer – wenn sie nicht zu Hause ist. Schönes Personal, guter Kaffee, sonnige Plätzchen … ein Ort, wo man Tag und Nacht abchillen kann. Und der berühmte Treffpunkt der hippsten Jugend Ljubljanas. Mustache, low cut Vests, Sailor Tats, Fixies und WiFi … alles klar! Bier kostet 2,90 €. Feigenschnaps 2 €.

Museum of Modern Art

Die moderne Galerie des Museum of Modern Art (MSUM) öffnete letztes Jahr ihre Pforten. Am meisten bin ich von der Architektur und der Bibliothek fasziniert. Die Kunst drin ist auch ganz ok. Adresse: MSUM – Museum of Modern Art Metelkova: Metelkova 22, 1000 Ljubljana

Adresse: Židovska steza 2, 1000 Ljubljana

Kneipentour

Beim Spaziergang durch Ljubljanas Altstadt mit gefühlten 1 000 Kneipen pro Kopf (in denen die Ljubljaner ihre Zeit am liebsten verbringen) wird klar, dass du meistens später nach Hause kommst als geplant. Die besten Sachen passieren hier auf jeden Fall spontan! Adresse: Altstadt von Ljubljana ‹Ljubljana ist einer der schönsten Orte, an dem man leben kann. Man ist eine Stunde vom Meer entfernt oder eine halbe vom nächsten Skigebiet. Doch bei nur 400 000 Einwohnern weiss jeder alles über den anderen. Das macht die Stadt fast (aber nur fast) ein bisschen zu klein›, meint Primož, der in Ljubljana geboren und aufgewachsen ist. Mit 15 Jahren entdeckte der heute 30-jährige Primož Korošec seine Leidenschaft für die Fotografie. Heute hat er am meisten Spass an interessanten Aufträgen oder tagelangen Portrait-Sessions mit faszinierenden Persönlichkeiten. 2010 machte er seinen Abschluss an der Kunstakademie Ljubljana. Er arbeitet als freischaffender Fotograf für verschiedene Klienten und Werbeagenturen in den Bereichen kommerzielle Fotografie und Portrait und unterrichtet Modefotografie an der Schule für Design.

kinki internationale beziehungen

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BA S EL I HA M B U RG I KopE nHAG En I STUTTG ART I WI En I ZÜRI CH

23 | 24 | 25 MÄRZ 2012 www.blickfang.com

ar t work: ma x wettach.com | visua l: sa s kia diez , münche n

BASEL E-HALLE


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Ankerstrasse

‹Swatch from the Streets› nennt sich der internationale Wettbewerb, der Zeitschriften aus aller Welt dazu aufruft, ihr Lieblingsquartier vorstellen. kinki schnappte sich dafür den Regisseur Jan Gassmann und machte sich zusammen mit der Band My Heart Belongs To Cecilia Winter auf eine Velofahrt durch die Zürcher Ankerstrasse. Text: Rainer Brenner, Fotos: Fabian Unternährer

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Schaut euch das Video an und gebt uns eure Stimme!

edes Stadtquartier hat sein eigenes Herz – einen Ort, wo man sich begegnet und austauscht. Für Zürichs kreativen und aufstrebenden Kreis 4 trifft das zweifellos auf die Umgebung rund um die Ankerstrasse zu. Hier hat sich in den vergangenen Jahren dank Galerien, Modedesigner, Vintageshops und Cafés ein interessanter Melting Pot unterschiedlicher Kreativer gebildet. Im Rahmen der Lancierung des neuen Swatch Modells New Gent Lacquered, welches uns mit seinem durchsichtigen Zifferblatt den Blick auf sein Herz – das bunte Uhrwerk – offenlegt, schickte der Schweizer Uhrenhersteller verschiedenste Magazine in ihrer Heimatstadt los, um ihre Leser auf eine kleine Reise durch ihr jeweiliges Lieblingsquartier mitzunehmen. ‹Swatch from the Streets› nennt sich diese Sammlung unterschiedlicher Kurzfilme. Und da jedes Quartier so spannend ist wie die Leute, die dort wohnen und arbeiten, stellen wir euch in unserem Kurzfilm einige kreative Köpfe der Ankerstrasse vor.

Auf dem Velo mit Cecilia Winter

Tourguide auf unserer dreiminütigen Velofahrt durch die Ankerstrasse ist Thom Luz – seines Zeichens Regisseur und Sänger der Zürcher Band My Heart Belongs To Cecilia Winter. In Slow Motion und mit goldenem Gesicht passiert Thom verschiedene Szenen, die sich rund um kinki mode

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die Shops abspielen, um schliesslich im Club Plaza zusammen mit seinen Kollegen die Bühne zu rocken. Begleitet werden Thom und die anderen Darsteller dabei natürlich stets von der farbenfrohen ‹New Gent Lacquered›. Könnt ihr euch nicht vorstellen? Dann schaut’s euch an! Denn Jan Gassmanns Kurzfilm bringt nicht nur die Herzen von Lokalpatrioten und Uhrenfreunden zum Schmelzen, sondern hoffentlich auch die aller Kurzfilmfans!

Gebt uns eure Stimme

Da es sich beim ‹Swatch from the Streets› um einen internationalen Wettbewerb handelt, brauchen wir eure Stimme. Schliesslich lechzen wir nach dem Siegertreppchen. Damit wir im Sommer auch dort landen, besucht einfach unsere Website kinkimag.ch, schaut euch den Film an und gebt uns eure Stimme! Und damit ihr nicht leer ausgeht, verlost Swatch unter allen Voting-Teilnehmern drei Reisen zur grossen ‹Swatch from the Streets›-Party und diverse farbenfrohe Uhren. Auf den kommenden Seiten folgt schon mal ein kleiner Vorgeschmack: Zusammen mit dem Fotograf Fabian Unternährer haben wir am Tag nach dem grossen Dreh einige der Künstler, Designer und Shopbesitzer nochmals besucht und ihnen ein paar Fragen gestellt.

Weitere Info zu Swatch from the Streets findet ihr unter kinkimag.ch und auf swatch.com


Urban Bliss

Urban Bliss sei ein ‹Shops-in-Shop-Konzept› lassen uns die Besitzer Roland Wey und Robert Lenz wissen, als wir uns neben sie auf einen Stuhl aus den 50ern setzen. ‹Dieser Laden hier ist so etwas wie unser gemeinsames Kind, das hätten wir nirgendwo anders aufziehen wollen, als in diesem Quartier›, lacht Roland. Robert ist Mitinhaber von ‹BLISS modern antiques› und verkauft bei Urban Bliss Möbel, Lampen und Wohnaccessoires aus den 50ern und 60ern. Im Sortiment finden sich nur Originale – keine Reproduktionen und alles sorgfältig restauriert. Der Optiker Roland bietet unter dem Namen ‹Urban Eyewear› die passenden Brillengestelle aus den 50er- bis 80er-Jahren. Ziel für das kommende Jahr sei es, einen dritten Partner-Shop zu finden, der das Sortiment ergänzt.

Wie würdet ihr euren Stil beschreiben? Robert: Authentisch. Roland: Wir passen zu unserem Sortiment (lacht). Wir führen unsere Jobs nicht des Geldes wegen, sondern aus Leidenschaft aus, deshalb kann man das wohl schon authentisch nennen. Wir machen das nicht, um im Mad Men Fahrwasser mitzuschwimmen. Wie wichtig ist dieses Quartier für euch? Robert: Die Ankerstrasse verstehe ich als Hauptschlagader des aufstrebenden Kreis’ 4. Roland: Hier pulsiert das Quartier am meisten, hier findet man viel Leidenschaft – sei es im Café Si o No nebenan oder beim Hum Records. Robert: Mittlerweile boomt das Quartier natürlich, aber anders als im Seefeld oder rund um den Escher-Wyss-Platz herrscht hier eine 97

organische Wärme. Dieses Quartier hier ist weniger konstruiert als andere trendige Quartiere, kommt es mir vor. Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr an Swatch denkt? Roland: 80er-Jahre – ich war ein riesiger Fan und sogar ‹Swatch Club›-Member. Ich habe noch tonnenweise Sondereditionen zuhause. Lifestyle kommt mir auch noch in den Sinn, MTV … Robert: Ich habe im Genfer See meine Pop Swatch verloren. Hayek kommt mir natürlich auch in den Sinn, Swatch war ja massgeblich an der Rettung der Schweizer Uhrenindustrie beteiligt. urbanbliss.ch


Eric Andersen

Eric Andersen wohnt nicht an der Ankerstrasse. Und auch sein Atelier liegt rund zwei Kilometer entfernt. Doch die Fassade neben dem Café Si o No zog jahrelang die Blicke der Passanten auf sich, was sie den Plakaten des Zürcher Gestalters verdankte. Lange Zeit kleisterte Eric seine Werke an Zürcher Hauswände und Mauern, handgefertigte Kunstwerke, die der Zürcher mit skandinavischen Wurzeln in Handarbeit gestaltete und druckte. Und auch wenn die Plakate in letzter Zeit seltener zu sehen sind, ist Eric trotzdem aktiver denn je. Den letzten Sommer verbrachte er in New York, wo er seine Bildserie ‹Préparation pour un Miracle› druckte und am Swiss Institute ausstellte. Die dadaistischen Plakate beschäftigen sich mit ‹der Vorfreude auf diese tolle Reise› und entstanden im Rahmen einer Ausstellung mit dem Cabaret Voltaire. Eine Auswahl von Erics Holzschnitten und Siebdrucken kann übrigens bis zum 3. Juni an der Ausstellung ‹100 Jahre Schweizer Grafik› im Museum für Gestaltung bewundert werden. Gehst du noch oft plakatieren, Eric? Nein, eigentlich nicht. Im Moment bin ich nicht mehr unterwegs, jetzt in der kalten Jahreszeit ist’s auch nicht so angenehm. Das Plakatieren muss zum jeweiligen Projekt passen. Bei den Konzertplakaten hat’s zum Beispiel Sinn gemacht und politische Statements würde ich auch immer noch selbst aufhängen.

habe ich in der Roten Fabrik einen Raum gefunden, wo wir eine Druckmaschine aufstellen können, die Weltformat druckt: 1,8 Meter mal 1,2 Meter. Wir werden die Maschine in den nächsten Tagen total auseinander bauen und dann wieder zusammenbauen müssen, um sie an ihren Bestimmungsort zu transportieren. Die Druckmaschine gehört dann zur Hälfte uns und zur Hälfte der Roten Fabrik. Es werden auch Workshops angeboten und Projekte mit anderen Künstlern realisiert. Wenn die Maschine steht, werde ich mich neuen eigenen Arbeiten widmen und irgendwann sicher auch wieder ausstellen.

Die Wand an der Ankerstrasse ‹gehörte› lange Zeit dir, oder? Ja, ich habe sie einfach für mich beansprucht (lacht). Ich habe ja auch gekleistert, dadurch fielen die Plakate auch nicht einfach runter wie andere. Was verbindest du denn mit diesem Quartier? Es ist ein lebendiges Quartier, die Strasse ist lebendig und entwickelt sich in einem angenehmen Rahmen.

ericandersen.ch

Was steht in nächster Zeit bei dir an? Zusammen mit dem Künstler Sören Berner kinki mode

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Nieves / Pipifax

Wer kennt sie nicht, die liebevoll gestalteten Kunstbücher und Zines der Zürcher Verlage Pipifax und Nieves? Seit eineinhalb Jahren teilen sich Benjamin von Nieves und Nadine von Pipifax aber nicht nur ihren guten Ruf, sondern auch ihre Büroräumlichkeiten und einen kleinen Shop, der jeweils samstags zum Schmökern und Staunen einlädt. Die ‹WG› funktioniert vielleicht deshalb so gut, weil sich die Herangehensweise der Verlage ähnelt. Verlegt wird bei Nieves nämlich alles, was gefällt: Illustration, Fotografie nationaler und internationaler Künstler. Pipifax verfolgt dieselbe Philosophie, beschränkt sich bei der Auswahl aber vor allem auf Illustration, Zeichnungen und den Vertrieb kleiner Editionen aus anderen Verlagen – und das seit 15 Jahren! Benjamin, was bewegte dich, hier bei Pipifax einzuziehen? Benjamin: Ich kannte und schätzte Pipifax schon lange und freute mich, als hier ein Platz frei wurde. Vorher war ich ja im Perla Moda an der Langstrasse, im Vergleich dazu ist es hier natürlich einiges ruhiger, die Atmosphäre hier ist angenehm. Findet im Quartier ein reger Austausch statt? Nadine: Ja, ich finde schon. Man kennt sich und tauscht sich aus. Man ist nicht auf weiter Flur alleine sozusagen, das war früher anders. In den letzten 10 Jahren hat sich diese Strasse sehr verändert.

‹In den letzten zehn Jahren hat sich die Strasse sehr verändert.›

Was steht diesen Frühling bei euch an? Benjamin: Nieves veröffentlicht alle zwei bis drei Wochen ein Buch oder Zine, das sind etwa 30 Publikationen pro Jahr. Vieles geschieht recht kurzfristig, daher könnte ich dir noch nicht sagen, welche Sachen wann genau erscheinen. Nadine: Bei uns steht diesen Frühling noch die Ausstellung über Kunst und Kulturschaffen im Kreis 4 an, die im Helmhaus stattfindet und an welcher Pipifax Teil sein wird. Eine kleine Werkschau der letzten Jahre. Ausserdem feiern wir ja unseren fünfzehnten Geburtstag. Wie genau, ist aber noch nicht klar (lacht). nieves.ch / pipifax.ch

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Hum Records

‹Eine Vinyl-Renaissance findet statt. Der Download-Hype ist ein bisschen abgeflaut. Viele Leute setzen sich lieber wieder mit einem Medium wie Vinyl auseinander, anstatt 5 000 Titel auf dem Rechner anzusammeln›, erklärt Oli, seines Zeichens Mitbesitzer des Plattenladens Hum Records, Vinyl-Junkie und DJ. Und tatsächlich stehen bei Hum immer Leute vor den Plattentellern, hören sich Musik an, stöbern durchs Sortiment oder unterhalten sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand mit Oli an der Theke. Seit 2004 finden Fans von Black Music hier alles, was das Herz begehrt: Sei es Funk, Soul oder moderne Beat-Spielereien – Oli und Michel aka. DJ Reezm und J. Sayne wissen Bescheid. Auch der Mailorder erfreut sich grosser Beliebtheit, doch am liebsten kommt man bei Hum immer noch persönlich vorbei. Das taten auch wir. Und stellten Oli bei einer Tasse Kaffee ein paar Fragen. Wie würdest du dieses Quartier hier beschreiben? Man ist hier mitten in der Stadt und trotzdem ein bisschen abgeschottet, fast ein bisschen wie ein kleines Dorf. Das Quartier wurde extrem aufgewertet in den letzten Jahren. Es lebt. Wenn du der Ankerstrasse einen Soundtrack verpassen müsstest, wie würde der klingen? Hm, vielleicht eine Mischung aus Folk und modernem Beat-Gebastel à la Flying Lotus. Gemütlich und trotzdem modern. kinki mode

Mit was assoziierst du Swatch? Früher waren Schweizer Uhren ja eher eine bünzlige Angelegenheit, Swatch hat das Ganze recht aufgefrischt. Swatch steht für Innovation, finde ich. Wer war denn dein prominentester Kunde bisher? Da gab es einige. Am meisten verwundert hat mich sicherlich Henry Rollins, als er vor zwei Jahren hier reinkam, hätte ich ihn nicht erwartet. Aber er ist ein leidenschaftlicher Jazz-Fan und damals hatten wir im Keller eine grosse Auswahl an Jazz-Platten. humrecords.ch

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Ikou Tschüss

Die beiden Gründerinnen von Ikou Tschüss brachten mit ihren Strickwaren ein lange verloren geglaubtes Handwerk zurück in die Modebranche – das Stricken. Seit ihrer ersten Kollektion 2006 ist einiges passiert: die Kollektionen von Guya Marini und Carmen D’Apollino sind mittlerweile in namhaften Läden auf der ganzen Welt erhältlich, unter anderem in ihren zwei Flagstores an der Zürcher Ankerstrasse und in New York. Guya, wie unterscheidet sich eure Zürcher von der New Yorker Kundschaft? Hm, die Kundschaft ist überall recht gemischt: vom jungen Fashionaddict, der sich das Geld zusammenspart bis zu den reichen Damen, die mit dem grossen Auto vorfahren oder Leute, die einfach das Handwerk lieben oder selber viel stricken … Unsere Kundschaft ist sowohl hier als auch in New York recht bunt. Dadurch, dass Urs Fischer den New Yorker Laden designt hat, kommen dort aber schon auch recht viele Leute aus der Kunstszene vorbei.

sehr gut. Für meine dünnen Handgelenke dürfte sie allerdings einen Ticken kleiner sein. Wie ist der Zusammenhalt zwischen den Leuten hier in der Strasse? Wir haben angefangen, uns regelmässig zu treffen um uns ein bisschen auszutauschen und das Quartierleben ein wenig ‹aufzuputschen›. Wir holen ein paar Bier und setzen uns rüber zum Freitag-Shop. Da diskutieren wir dann zum Beispiel darüber, was wir an Ostern machen sollen und dergleichen. Allerdings finden diese Treffen noch nicht lange statt.

Was ist denn das Ziel, das ihr mit Ikou Tschüss verfolgt? Wir würden gerne irgendwann mal eine Schule eröffnen, in der die Leute ältere Formen des Modehandwerks erlernen können.

ikoutschuss.ch

Was hältst du als Designer von der New Gent Lacquered? Ich finde sie schön! Die weisse gefällt mir 101


‹Ich finde das Quartier spannend, ausserdem wohne ich gleich um die Ecke.›

Lux Plus

Seine Leidenschaft für ausgesuchte und exklusive Vintage-Klamotten bemerkte der gelernte Journalist Beat Krenger schon früh. Vor acht Jahren eröffnete er unter dem Namen Lux im Kreis 5 sein erstes Geschäft, ein knappes Jahr später folgte der Lux Plus an der Ankerstrasse, das mittlerweile zum fixen Anlaufpunkt für modebewusste Zürcher geworden ist. Dort findet sich nicht nur Zürichs beliebteste Vintage-Stiefelauswahl, sondern ein breites Sortiment an Vintage-Kleidern, Accessoires und auch Neuware kleiner Labels. Trotz seines breiten VintageAngebots wirkt der stylishe Laden alles andere als verstaubt: Die liebevolle Einrichtung, das ausgewählte Sortiment und die sympathische Beratung von Verkäuferin Isabelle Müller machen den Lux Plus definitiv zu mehr als ‹nur› einem Secondhand-Shop. Beat, wie wichtig ist dieses Quartier für Lux Plus? Angefangen haben wir ja mit einem kleinen Laden im Kreis 5. Als diese Location hier vor acht Jahren frei wurde, wusste ich aber, dass ich unbedingt hier hin will. Ich finde das Quartier spannend, ausserdem wohne ich gleich um die Ecke. Innerhalb der letzten acht Jahre hat sich hier vieles verändert – zum Positiven. Auch der Kontakt zu den Leuten hier ist super, Ikou Tschüss und Making Things zum Beispiel sind gute Freunde.

Was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an Swatch denkst? Swatch ist eine Ikone der Schweizer Uhren-History. Das Gute daran ist, man kann sich eine modische Botschaft für wenig Geld um das Handgelenk binden. Und man kann ehrlich gesagt stolz sein auf die Erfolgsgeschichte der Swatch. Da kommen cleveres Marketing, der letzte Schrei, aber auch Schweizer Handwerk zusammen - und das ist gut so.

Diesen Frühling wagt ihr euch ja mit eurem Magazin und dem Lux Plus Festival auch auf neues Terrain vor. Ja, wir probieren immer wieder mal was Neues. Wir möchten den Leuten zeigen, dass es in der Schweiz gute Musik gibt, die so individuell und vielfältig ist wie unser Angebot. Das zeigen wir mit diesem wöchentlichen Event und der Zeitung, die wir zusammen mit der Fotografin Helve Leal und der Make-up Artistin Nicola Fischer realisiert haben. kinki mode

luxplus.ch

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Todd Fisher

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La Boum

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Todd Fisher is a New York based photographer. His new book ‚Someone Cuts My Hair While I Sleep› is available at pogobooks.de

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Da waren wir doch schon einmal … Richtig: Vor einiger Zeit hatte Lissabon uns bereits wegen seines brodelnden Viertels Bairro Alto in seinen Bann gezogen. Und wir haben noch mehr entdeckt! Ein Besuch bei RE-SEARCHER Gallery & Bookstore. Text: Franziska von Stieglitz

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llustrationen sind heutzutage omnipräsent und vielfältig, diverse Stilformen der einst belächelten Kunstform haben sich in den letzten Jahren herauskristallisiert. Kein Wunder also, dass im Bairro Alto sogar eine Galerie entstand, die sich nur dieser Kunstform widmet. Unterhalb des Alfama Viertels, an der Grenze zum Innenstadtzentrum Baixa, befindet sich ‹RESEARCHER Gallery & Bookstore›. Zehn Jahre lang arbeitete Paula Balreira am gleichnamigen Illustrationsprojekt und eröffnete erst letzten November als Ergebnis jahrelanger Arbeit dieses Kleinod an Originalarbeiten nationaler und internationaler Illustratoren. ‹Es ist uns wichtig, den nationalen Illustratoren eine Plattform zu bieten. Hier soll man ihre Werke sehen,

aber auch jene von internationalen Künstlern›, erklärt Paula. Wer den Laden besucht, wird erst durch den Galerieraum geführt, in dem jeden Monat neue Arbeiten der Künstler, Gäste, sowie Illustratoren, die in der RE-SEARCHER-Liste aufgenommen sind, ausgestellt werden. Auf erhobener Ebene befindet sich im Hinterraum ‹der zweite Teil des Konzepts›. Joao lächelt über die Kasse hinweg und erzählt bereitwillig zu jeder Postkarte, jeder Tasse und jeder Radierung, von wem sie hergestellt wurde und welche Geschichten ihm dazu einfallen. Dass der Galerie ein Buchladen angeschlossen ist, scheint einleuchtend. Auf den Regalen stapeln sich neben Büchern lokale Skizzen von Eduardo Salavisa (empfehlenswerte Reiseillustrationen), Streetart kinki schauplatz

und Drucke, kleine Broschen, selbstbedruckte Taschen und auch eine neu aufgelegte Keramikreihe des portugiesischen Klassikers von Bordalo Pinheiro. Siebdrucke, Ätzungen, Aquarellmalereien, alle signiert und nummeriert, liegen in den Präsentationskisten aus.

Come in, find out

Die nächste Ausstellung im frühen Sommer wird die Arbeiten der Illustratorin und Designerin Benedicta Feijó vorstellen, die mit weiblich verspielten Motiven und Collagen arbeitet. Das ganze Jahr über werden weitere Illustratoren, Designer, Maler und Videokünstler ausgestellt, die sich die Wände und Auslageflächen bisweilen teilen. So kann man bei seinen Ausflug zu RE-SEARCHER (den ich wirklich jedem ans Herz lege) im Vorhinein 110

vielleicht nicht planen, wen man zu sehen bekommt, man lernt allerdings bei jedem Besuch eine Menge weiterer Namen kennen, die es sich lohnt, im Auge zu behalten. Denn der Illustrationsmarkt in Portugal mag zwar in zwei Räume passen, allerdings entstand hier eine Präsentationsfläche der nationalen Kunstrichtung, die viele andere (grössere) Länder nicht aufweisen können. Oben: Aussenansicht der RE-SEARCHER Gallery & Bookshop Links: ‹Beactriz Costa› von Luis Miguel Castro und ‹O Gatuno› von Susa Monteiro. RE-SEARCHER GALLERY & BOOKSTORE Rua da Conceição n.35 — 2º Esq 1100 — 151 Lisboa Portugal Montag bis Samstag, 11 — 19 Uhr Weitere Info findest du unter re-searcher.com



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Fotografie Hayley Louisa Brown, Philippe Cuendet, Todd Fisher, Alex Kahan, Michael Meier, Valeria Mitelman, Rico Scagliola, Björn Stephan, Yves Suter, Daniel Tischler, Chris Tribelhorn, Fabian Unternährer

Vorname, Nachname

Illustration Melanie Authier, I LIKE BIRDS, Daniel Ramírez Pérez

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Chefredaktion Online florence.ritter@kinkimag.ch

Vertrieb International stella distribution GmbH Frankenstrasse 7 20097 Hamburg

Onlineredaktion martina.messerli@kinkimag.ch antonio.haefeli@kinkimag.ch rita.greulich@kinkimag.ch daniel.lassak@kinkimag.ch

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