kinki magazin - #45

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Unsere Nati A

Wir denken, Hobbys und sportliche Vorlieben sagen mindestens so viel über einen Menschen aus wie seine politische Gesinnung. Und wir haben sogar Beweise dafür! Text: Natalie Gyöngyösi, Illustration: Sean Morris

Der Schwimmer

Philipp Hildebrand, ehemaliger Präsident Schweizer Nationalbank Der SNB-Präsident hat Fehler begangen und darum ist er jetzt weg vom Fenster. Seine Devisentransaktionen, die durch eine Verletzung des Bankgeheimnisses bekannt geworden sind, sind in der Öffentlichkeit nicht so gut angekommen. Er wies jedoch darauf hin, dass die Dollarkäufe (für 1,1 Mio. und 500 000 Franken) keine Verletzung des internen SNB-Reglements darstellten. Dies sorgte für heisse Diskussionen über Bänkler-Recht und -Unrecht, worauf eine Art Ethik-Term geschaffen wurde, von dem zwar niemand genau weiss, was er bedeutet, aber Hildebrand ist jetzt weg und alle wieder ruhig. Wie dem auch sei: So steil Hildebrands Aufstieg war, so unerwartet kam auch sein Köpfler. Untermauert wurde das Spektakel von seiner imposanten Grösse von 1,94 Metern und seiner athletischen Figur. Diese kommt nicht von ungefähr. Der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler war in den 80er-Jahren zweifacher Schweizer Schwimmmeister und drehte, um fit zu bleiben, bis vor kurzem noch täglich ein paar Runden im SNB-Geldspeicher.

Die OL-Läuferin

Ruth Humbel, CVP-Nationalrätin, Aargau Frau Humbel ist Juristin und Direktionsmitglied des Krankenkassenverbandes Santésuisse. Und fünffache Schweizermeisterin im Orientierungslauf! Die christliche Sportskanone mit der neckischen Ponyfrisur wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden schlanken, sportlichen und weissbesockten Kindern im Aargau und ist stolz darauf. Mit roten, gelben und grünen Punkten auf Lebensmitteln wollte sie – entgegen der kompromisslos destruktiven Politik der SVP und SP – gegen die unser Land zu überrollen drohende Übergewichts-Epidemie ankämpfen. Doch man liess sie nicht. Auch ihre Idee, Raucher und Dicke mit höheren Krankenkassenprämien zu belasten, kam vor allem bei Rauchern und Dicken leider bisher nicht gut an. kinki report

Schweizer Politiker stemmen nicht nur ihre verantwortungsvollen Ämter, sondern auch gerne mal Gewichte.

Der Skifahrer

Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden im Auftrag der UNO: Adolf ‹Dölf› Ogi, Alt-SVP-Bundesrat, Bern Herr Ogi war von 1987 bis 2000 Mitglied im Bundesrat. Kofi Annan ernannte ihn 2001 zum Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden im Auftrag der UNO. Bis 2007 bekleidete Adolf Ogi dieses Amt und wollte mithilfe des Sports etwas Licht in die verlassensten Orte der Welt bringen, Hunger, Armut und Konflikte verringern. Sein erster Einsatz als Sonderberater führte Ogi 2001 nach Alaska, wo er eine Langlauf-Veranstaltung für Menschen mit geistiger Behinderung besuchte. In Flüchtlingslagern hat er mit der Stiftung ‹Right to play› Sport eingeführt. Beim Strassenfussball im kolumbischen Medellín wurden gleichzeitig die Mädchen gefördert: In einer siebenköpfigen Mannschaft mussten mindestens zwei Mädchen mitspielen und das erste Tor zählte nur, wenn es von einem Mädchen erzielt wurde. Den Konflikt zwischen Indien und Pakistan hätte er nicht mit politischen Massnahmen entschärfen können, sondern mit seiner ‹Cricket-Diplomatie›, bei der sich die Staatschefs anlässlich von Länderspielen beim Nationalsport Cricket begegneten 52

und wieder ins Gespräch kamen. Der fröhliche Friedensbotschafter konnte allerdings früher, als er Direktor der Schweizer Ski-Nati war, auch weniger sympathisch: Die Ski-Jugend trimmte er damals auf Erfolg, indem er die Nachwuchstalente drillte und sie ‹unter Druck, quasi auf Befehl› Leistung erbringen liess. Zugegebenermassen erfolgreich.

Der Bobfahrer

Hansjörg Trachsel, BDP-Regierungsrat, Graubünden Hansjörg Trachsel war von 1974 bis 1980 Mitglied der Bob-Nationalmannschaft und wurde Vizeweltmeister 1977 und Bronzemedaillengewinner an der WM im Jahre 1979. Seit 2005 ist Hansjörg Trachsel Ehrenmitglied des Internationalen Bobverbands (FIBT). Als die Bündner SVP im Juni letzten Jahres aus der Mutterpartei SVP Schweiz ausgeschlossen wurde, benannte man die Waisenpartei um in BDP. Seither sitzt Trachsel noch enger angegurtet hinter Frau Eveline Widmer-Gollum-Schlumpf und zusammen hängen sie sich in die eisigen Kurven der Schweizer Politarena, um sich an den Diskursbanden nicht zu fest den Näggel anzutätschen.


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