kinki magazin - #45

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wortlaut das 10 minuten interview

Patrick O’Dell: ‹Im Skateboarding sind viele schräge Vögel unterwegs.› Interview kinki magazin: Hallo Patrick, hoffentlich geht es dir wieder besser. Erzähl uns mal, wie es dazu kam, einen Foto-Blog mit sehr persönlichen Aufnahmen von dir und deinen Freunden ins Leben zu rufen. Muss man denn eine exhibitionistische Ader haben, um so etwas zu tun? Patrick O'Dell : Vermutlich schon. Ich hatte eben einfach so viele Fotos, die ich nicht verwerten konnte, dass ich mir dann dieses Format überlegt habe. Das heisst, ich habe die Fotos immer nach bestimmten Themen sortiert und jeder BlogEintrag ergibt eine abgeschlossene Serie. Man hat sonst nirgendwo die Möglichkeit, seine Bilder so zu zeigen. Zu Beginn habe ich jeden Tag einen neuen Eintrag hochgeladen, weil ich auch jeden Abend unterwegs war und neue Bilder mitgebracht habe. Heute gehe ich höchstens zweimal die Woche in Bars oder auf Partys, alleine deswegen kann ich den Blog nicht mehr ständig aktualisieren. Ich habe auch nicht mehr so viel Zeit, seitdem ich Epicly Later’d als TV-Format mache.

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er New Yorker Skateboardfotograf Patrick O’Dell ist in seinem 36jährigen Leben schon ziemlich herumgekommen: Patrick wurde in St. Louis geboren und zog wegen des Berufes seiner Eltern alle zwei Jahre in eine andere Stadt. Unter anderem hat es ihn auch nach Hongkong verschlagen, wo er als 13-Jähriger das Skaten für sich entdeckte. An der amerikanischen Schule in Hongkong lernte Patrick ein paar Jungs kennen, die ihm die ersten Tricks beibrachten. Als er kurze Zeit später nach Columbus, Ohio, zog und dort in die Highschool gehen sollte, beschloss er, sich eine eigene Ramp hinter das Haus seiner Eltern zu bauen. Das war der Beginn einer langen kinki wortlaut

Du hast ja auch viele deiner Freunde in ziemlich privaten oder unangenehmen Situationen fotografiert, wie zum Beispiel den übel zugerichteten Ed Templeton. Waren die dann nie sauer darüber? Eigentlich nie. Ed bat mich sogar, in diesem Moment Fotos zu machen. Und sonst frage ich die Leute immer vorher. Sie wissen, was auf sie zukommt, wenn sie mit mir rumhängen. Es soll ja allen Spass machen. Ausserdem bekommt man durch den Blog oft einen falschen Eindruck von meinem Leben. Ich lebe ja auch zwischen den Partys. Natürlich trifft man in New York einen Haufen interessanter Leute, wie Schauspieler und Künstler und ich wurde auch schon zu Partys mit der Limousine abgeholt und wir haben Champagner getrunken. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt meines Lebens.

Reise vom Skateboarding zur Fotografie und letztlich zur eigenen Fernsehsendung. 1996 zog Patrick nach San Francisco, wo er das Art Institute besuchte und alles zu fotografieren begann, was ihm vor die Linse kam. Neben seiner Arbeit fürs Thrasher Magazine nahm er mit der Zeit auch kommerzielle Aufträge an. Nicht zuletzt durch seinen Fotound Videoblog Epicly Later’d und diverse Aufträge für namhafte Magazine wie Vice oder Self Service machte sich Pat auch ausserhalb des Skate-Business’ bald einen Namen. Trotz vollem Terminkalender und einer überstandenen zweiwöchigen Krankheit fand Patrick Zeit, mit uns über seine Arbeit zu sprechen. 30

Während der Fotoblog Epicly Later’d im Internet sehr viele Aspekte aus deinem Leben zeigt, ist die gleichnamige Sendung als Online-TV ganz stark Skateboardlastig. Was denkst du, warum auch Leute, die nicht skaten, sich die Sendung so gerne ansehen? Ich glaube, weil sie so nerdy ist. Ich stelle mir vor, dass mein typischer Zuschauer ein 28-jähriger Skater ist. Für den mache ich die Sendung. Und weil im Skateboarding auch viele schräge Vögel unterwegs sind, schauen sich das auch NichtSkater gerne an. Wenn ich mir zum Beispiel eine Sendung über die Hell’s Angels und ihre Motorräder angucke, ist das ja auch interessant, obwohl ich keine Harley habe. Das liegt an unserer voyeuristischen Ader. Wenn man sich aber im Fernsehen etwas über Skateboarding anguckt, wird dort über die Klamotten und Tattoos der Skater oder den Hip-Hop-Trend diskutiert. Die versuchen einen SkateboardLifestyle zu verkaufen und das ist dann eher langweilig und unglaubwürdig. Unsere Show ist ehrlich, wir zeigen Skateboarding für Skater. Welche Personen würdest du ausserhalb des Skateboardings gerne mal fotografieren? Den Musiker Will Oldman aka Bonnie ‹Prince› Billy, den ich mal in einer Bar getroffen habe und so sprachlos war, dass mir die Knie zitterten und ich meinen Mund nicht aufbekam. Und natürlich Morissey, den ich schon so oft bei Konzerten fotografiert habe, aber noch kein Porträt mit ihm machen konnte. Und natürlich Elvis Presley, wenn das möglich wäre ... Text und Interview: Matthias Straub Foto: Matt Draper / The Holloweyed


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