jetzt Uni&Job 2/2012

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VON FIONA WEBER-STEINHAUS / PROTOKOLLE & JOANNA SWISTOWSKI / ILLUSTRATION

Internationale Beziehungen. Erasmus-Studenten feiern ständig, und jeder schläft mit jedem. Mag sein. Aber manche finden während ihres Auslandssemesters viel mehr: die Liebe ihres Lebens. Mit jeder dieser Beziehungen wächst Europa ein Stückchen mehr zusammen.

ALESSANDRO, 29, aus Bologna, Mediziner, und VIOLA, 31, aus Berlin, Kulturwissenschaftlerin, haben sich 2008 in Bologna kennengelernt. Seit dreieinhalb Jahren sind die beiden verlobt. Viola: Vor dem Erasmus-Semester habe ich mit einer Freundin gewettet, dass ich in Bologna keine Beziehung anfangen werde. Der Wetteinsatz: eine Pizza. Dann kam Alessandro. Alessandro: Im Uni-Chor ist mir Viola sofort aufgefallen, sie ist oft zu spät zur Probe gekommen. Nach dem Weihnachtskonzert habe ich sie angesprochen, und ein paar Wochen später haben wir uns das erste Mal allein getroffen. Viola: Dann sind wir zusammengekommen – drei Wochen vor Ende meiner ErasmusZeit. Danach hatte ich ein Praktikum in München geplant. Alessandro ist mitgekommen.

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Alessandro: Eigentlich hatte ich bei einem nuklearmedizinischen Projekt in Turku, Finnland, forschen wollen. Ich habe dann meinen Professor überzeugt, dass ich das auch in München machen kann. Viola: Dass Ale mich wirklich nach München begleitet hat, hat mir gezeigt: Er meint es ernst. Ein Jahr später sind wir zu unserem Jahrestag nach Stockholm gefahren. Ale hat im Hostel Pasta mit Lachs gekocht – das hatten wir auch bei unserem ersten Date gegessen. Wir hatten abgemacht, dass wir uns nichts schenken. Ale überreichte mir eine kleine Box. Ich war überfordert, dachte: Vielleicht sind da nur Ohrringe drinnen, oder er will mich ärgern. Doch es war ein Ring – und Ale schwieg. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich sagte irgendwann: Oh, das ist aber ein schöner Freundschaftsring.

Alessandro: Ihr Deutschen seid doch verrückt. Wofür braucht man einen Freundschaftsring? Viola: Ich habe dann Ja gesagt. Ein unbeholfener Heiratsantrag – dafür aber umso schöner. Ale und ich, wir haben jetzt beide unser Studium beendet. Die Heirat eilt nicht, der nächste Schritt ist jetzt zusammenzuziehen, in eine Stadt. Ich bewerbe mich gerade, und je nachdem, wo ich etwas kriege, bewirbt sich Ale dort dann auch. Alessandro: Ich habe durch Viola und auch durch das Zusammentreffen mit den anderen Erasmus-Leuten gelernt, entspannter zu sein und andere Meinungen zu akzeptieren. Viola: Übrigens, die Pizza hat meine Freundin dann doch bekommen. Ale hat sie zubereitet – er ist ja dafür verantwortlich, dass ich die Wette verloren habe.


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