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Es steht in den Sternen. CHANCEN, GRENZEN UND ZUKUNFT IN DER KRISE. EIN EUROPAHEFT.



Alles außer gewöhnlich. Liebe Leserin, lieber Leser, es ist Krise in Europa. So gut wie jeden Tag steht etwas darüber in der Zeitung, in den Fernsehnachrichten protestieren Menschen gegen Sparmaßnahmen und den Rettungsschirm, Politiker streiten sich über Banken, die man retten oder zügeln müsse, sie debattieren über Staatsanleihen und Zeitpläne. Immer wieder wird dann auch die Frage gestellt, wie es weitergeht mit Europa, mit dieser großen Idee, diesem Versprechen von Einheit, das doch so kompliziert in der Umsetzung ist. In den jetzt-Magazinen geht es oft um Menschen, die sich ganz ähnliche Fragen stellen: wie es weitergeht mit ihnen, mit ihrem Studium, ihrem Beruf, ihrem Leben. In diesem Heft haben wir beides verknüpft: die vermeintlich große Frage nach der Zukunft Europas und die vielen vermeintlich kleinen Fragen nach Chancen und Grenzen, die sich jeder Einzelne stellt. Wir waren bei Praktikanten in Brüssel (Seite 6) und der zukünftigen Manager-Elite der EU (Seite 26). Wir haben die Liebe gesucht (Seite 20) und junge Chinesen ihren Blick auf Europa schildern lassen (Seite 14). Und wir haben uns gefragt, was es eigentlich bedeutet, seine Heimat verlassen zu müssen, weil es dort kaum noch Jobs gibt (Seite 4). Das Beruhigende: Die meisten Menschen denken wesentlich positiver über die Zukunft Europas, als die Nachrichten es vielleicht vermuten lassen.

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Deine jetzt-Redaktion wünscht dir viel Spaß beim Lesen!

INHALT 4 Abenteuer Das Ausland kann Verheißung sein. Oder Angst machen. 6 Parallelwelt Zu Besuch in Brüssels Praktikantenblase. 14 Unterschiede Was junge Chinesen über Europa denken. 16 Eintrittskarte Unis verlangen teure Tests von Masterbewerbern. 20 Zusammensein Studenten finden im Ausland die große Liebe. 26 Retter In Brügge werden die Topmanager der EU ausgebildet. 30 Wörterbuch Ein Crashkurs in Business-Kauderwelsch. 32 Transit Beraterjobs sind Zwischenstationen auf der Karrierereise.

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36 Zu Hause Was in Kinderzimmern nach dem Auszug bleibt. 42 Kuchenfrage Muss man am Praktikumsende Gebäck spendieren?

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44 Rätsel Studenten aus Europa zeichnen ihr Heimatland. 45 Einkaufswagen Schöne Sachen mit Sternen. 46 Kolumne Der jüngste deutsche EU-Abgeordnete über Hartnäckigkeit.

Lidl lohnt sich.


VON MICHALIS PANTELOURIS / TEXT

Abenteuerland. Ins Ausland – das klingt nach neuen Erfahrungen, Spaß, Spannung, und es steht auf der Wunschliste vieler Studenten. Gerade gibt es aber viele junge Europäer, für die das Weggehen vor allem eines bedeutet: eine beängstigende Flucht ins Ungewisse.

Das Abenteuer begann schon mit dem Namen: Gloucestershire. Niemand kann das aussprechen, wenn er es nur gelesen hat: „Glossterschöhr“. So wie das Worcester aus der Worcestersauce auch nur „Wuhsster“ gesprochen wird, heißt Gloucester „Glosster“. Ich bin als Schüler ein Jahr lang dort gewesen, im Südwesten von England, an der Grenze zu Wales. Für mich war das ein riesiges Abenteuer. Prägend. Toll. Ich konnte mir seitdem immer vorstellen, in England zu leben. Ich liebe es. Aber natürlich ist das mit dem Auswandern irgendwie immer nur ein halb garer Traum, der hochkommt, wenn mich irgendetwas nervt, das ich dann auf Deutschland schieben kann. Ich habe noch mal ein Jahr in Zürich gelebt, ansonsten war ich immer hier. Ich bin deutsch. Besonders angesichts der Tatsache, dass ich nicht nur Deutscher, sondern auch Grieche bin, muss man sagen: sehr deutsch. Wenn ich plötzlich auswandern müsste, dann hätte ich ein Problem. So wie meine Cousine Zoe. „Zoe“ heißt auf Griechisch „Leben“, und der Name steht ihr. Sie ist Leben, halleluja, das war sie immer schon, und wir kennen uns seit ihrer Geburt. Sie ist zwei Jahre jünger als ich, und wir sind quasi zusammen aufgewachsen, weil all unsere Familien jeden Sommer in dasselbe griechische Dorf fahren. Ihre Familie aus Athen, meine aus Hamburg. Und ihre in Zukunft aus Chartres, rund 100 Kilometer von Paris, weil ihr Mann dort einen Job bekommen hat. Er ist schon seit einem halben Jahr dort. Zoe und ihre Tochter Stella ziehen jetzt hinterher. Zoe hat begonnen, Französisch zu lernen, Stella wird anfangen, wenn sie dort in den Kindergarten kommt. Es wird alles fremd sein. Ein Abenteuer. Aber es wird ein anderes

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Abenteuer als mein Jahr in England. Weil sie nicht wissen, ob sie in einem Jahr zurückkommen oder in zehn. Oder nie. Und natürlich vor allem, weil sie es sich nicht ausgesucht haben. Sie sprechen die Sprache nicht. Sie waren vorher noch nie in Frankreich. Es geht nur darum, dass Zoes Mann Panagiotis dort einen guten Job bekommen hat. Er ist Ingenieur. In Griechenland musste der Konzern, für den er arbeitet, die meisten Mitarbeiter entlassen. Aber weil er so gut ist, haben sie weltweit in allen Filialen gefragt, ob jemand einen Job für ihn hat. Chartres hat sich gemeldet, und er ist sofort gegangen. Man muss ja Geld verdienen. Zoe hat ihren Job schon letztes Jahr verloren, und das lächerlich niedrige Arbeitslosengeld bekommt man in Griechenland nur zwölf Monate lang, danach gar nichts mehr. Die Rezession tötet alles Leben in Griechenland. Fünf Jahre nun schon. Zweieinhalb Jahre Sparprogramme. Es gibt kein Geld mehr und auch keine Hoffnung, weil die Wirtschaft gar nicht wachsen kann angesichts immer neuer, noch härterer Auflagen. In den Straßen von Athen stehen längst die ganz normalen Leute aus der ehemaligen Mittelschicht bei den Suppenküchen an. Also nach Chartres. Eine neue Sprache. Natürlich wird es einsam sein, allein zu Hause, ohne jemanden, dessen Sprache man spricht. Aber irgendwas muss man ja tun. Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa hat längst katastrophale Größenordnungen erreicht. In Spanien und Griechenland ist jeder Zweite unter 26 ohne bezahlte Arbeit, in vielen anderen Ländern etwa jeder Dritte – in Italien, Portugal, Litauen, Bulgarien und der Slowakei zum Beispiel. Die Zahlen sind irrwitzig. Nur in Deutschland, Österreich


Alles

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und den Niederlanden sind es weniger als 10 Prozent, in den meisten schichte. Meine Generation, die Generation der erst im neuen Grieeher 20. Wir leben hier zumindest noch auf einer Insel der Glückseli- chenland nach 1974 Geborenen, ist die erste seit Menschengedenken, gen. Alle anderen sind entweder schon ziemlich verbittert – oder sie in der es bisher keine politische Gewalt gab, keine Vertreibungen und tragen sich mit dem Gedanken zu gehen. Auszuwandern. Woanders keinen Grund, ins Exil zu gehen. Georgios Papandreou, der ehemalizu arbeiten. „Dann gehe ich nach Australien“, ist in Griechenland ein ge Premierminister, unter dessen Regierung die wahren Defizitzahstehender Begriff geworden. Eine Art Running Gag, obwohl er in- len endlich veröffentlicht wurden, war nach seinem Großvater und zwischen nur noch wenig mit Gag und umso mehr mit Running zu tun seinem Vater schon der dritte Staatschef aus derselben Familie – aber hat: Wer nicht auswandern will, hat zumindest das Gefühl, er müsste. der erste, der nicht wegen seiner politischen Überzeugungen gefoltert Zigtausende verlassen das Land, und in der Regel sind es diejenigen, wurde. So nah ist Geschichte in Griechenland. Und jetzt plötzlich ist die das Land am dringendsten gebrauchen könnte – wenn irgendwann sie wieder da. Für viele junge Griechen fühlt sich die Notwendigkeit, mal wieder irgendetwas ginge. im Ausland nach einer Arbeit zu suchen, an wie für ihre Väter und Zu gehen ist ungeheuer schwer, wenn man muss. Aber die Griechen Großväter die Flucht vor Besetzung, Bürgerkrieg oder Junta: Sie könmüssen. Die Spanier müssen. Die Portugiesen müssen. Besonders die nen nichts für das, was Politik verbricht. Sie leiden nur darunter, samt Absolventen technischer Studiengänge zieht es aus Südeuropa weg – ihren Familien, ihren Kindern, ihrer Zukunft. Und plötzlich wird der gern auch nach Deutschland. größte Luxus unserer Zeit – dass wir reisen und innerhalb der EU Griechen sind keine großen Touristen. Urlaub machen Griechen in sogar frei überall leben können – zu einer echten Belastung: wenn Griechenland. Es gibt viele Auslandsgriechen aus mehreren Wellen man gehen muss. Auswanderung und große griechische Gemeinden zum Beispiel in Ich musste lernen, den Namen des Ortes auszusprechen, in dem ich Australien, den USA und Großbritannien. Griechenland war schließ- lebte. Das ist nichts. Ein Abenteuer, wie man eine Sommeraffäre ein lich immer arm und oft in politische Verwerfungen ver- Michalis Pantelouris ist Abenteuer nennt. Meine Cousine wird alles lernen müswickelt, seit der Besetzung im Zweiten Weltkrieg auch Journalist und Autor mit sen. Ganz neu. So ist Europa 2012. So ist das Leben: noch durch einen blutigen Bürgerkrieg und eine MilitärZoe. griechischen Wurzeln. diktatur in den Siebzigerjahren. Geschichte ist etwas, Die Krise in Griechenland das den Griechen näher ist, als man es in Deutschland beschäftigt ihn deshalb gewöhnt ist. Vielleicht liegt es daran, dass das Land so schon länger. Im April ist klein ist und regelmäßig eher Spielball als Akteur der Ge- sein Buch „Hände weg von Griechenland“ erschienen.

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DAS EINZIGE, WAS HIER BELGISCH IST, IST DAS BIER: DER PLACE DU LUXEMBOURG IM BRÜSSELER EU-VIERTEL IST JEDEN DONNERSTAG TREFFPUNKT FÜR PRAKTIKANTEN.


VON RUTH REICHSTEIN / TEXT & TANJA KERNWEISS / FOTOS

In der Blase. Keine Stadt ist stärker von der EU geprägt als Brüssel. Schon die vielen jungen Menschen, die im Zentrum Europas Praktikum machen und sich Chancen auf begehrte EU-Jobs erhoffen, leben in einer Parallelwelt.

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GEFANGEN IN DER BRÜSSELER BLASE: TOMAS KNIUKSTA (OBEN) AUS LITAUEN HAT NACH SEINEM PRAKTIKUM EIN JOBANGEBOT BEI DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION (RECHTS) BEKOMMEN. IM BRÜSSELER EU-VIERTEL SIEHT MAN VOR ALLEM VIEL GLAS UND ANZÜGE (UNTEN).

Opernsänger. Das war der Traumberuf von

Tomas Kniuksta aus der litauischen Kleinstadt Klaipeda. Deshalb fing er an, Musik zu studieren. Dann kam ihm 2005 ein ErasmusSemester in Spanien dazwischen – und plötzlich wollte er viel lieber dieses europäische Projekt voranbringen, als auf der Bühne Verdi singen. Der schlaksige 27-Jährige sitzt in der Kantine der Europäischen Kommission in Brüssel und isst Fleischbällchen mit Tomatensoße. „Ich bin ein totaler Fan von Erasmus und der europäischen Idee geworden. Als ich zurück an meine Uni kam, wurde ich dort bald Koordinator des Programms. Da habe ich die letzten Jahre gearbeitet, und deshalb war klar: In meinem Praktikum will ich genau hierher.“ „Hierher“, das ist die Abteilung B1 in der Generaldirektion „Bildung“ der Europäischen Kommission in Brüssel. Tomas’ Abteilung koordiniert verschiedene Bildungsprogramme der Europäischen Union. Hier war er von März bis Ende Juli Praktikant. Nach einem Monat Sommerferien ist er jetzt wieder zurückgekehrt. Er hat einen Vertrag bekom-

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Erasmus mit Krawatte – man bleibt unter sich.


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men und vertritt eine Kollegin in Elternzeit. „Wenn man einmal drin ist in der Brüsseler Blase, dann kommt man da so schnell nicht mehr raus“, sagt Tomas und lächelt. Ganz schön groß ist diese Blase mittlerweile: Allein bei der Europäischen Kommission arbeiten bis auf die Sommermonate durchgehend rund 700 Praktikanten. In der Verwaltung des Europäischen Parlaments sind es noch einmal 400. Dazu kommen unzählige junge Menschen, die in den Büros der Abgeordneten oder bei Lobbyverbänden arbeiten. Offizielle Zahlen dazu gibt es nicht. Aber in manchem der mehr als 700 Parlamentsbüros sitzen gleich mehrere Praktikanten neben den Assistenten der Abgeordneten. Die billigen Arbeitskräfte sind mittlerweile unersetzlich für das System Brüssel. Im Büro des deutschen EU-Abgeordneten Thomas Mann arbeiten immer mindestens zwei oder drei Praktikanten. „Manchmal sind es auch fünf“, sagt Mann. Manuel Rohnke ist einer von ihnen. Der 19-Jährige aus dem hessischen Schlüchtern ist Wiederholungstäter, er ist schon zum dritten Mal als Praktikant in Brüssel. Dafür hat er sich extra drei Anzüge gekauft und eine Krawattennadel mit seinen Initialen: MR. Heute trägt er den grauen Anzug. Er sitzt in der Bar „Beer Factory“ am Place du Luxembourg direkt vor dem Europäischen Parlament und trinkt sein Feierabendbier. Der Platz, auf dem normalerweise Taxis und Busse Abgeordnete und Parlamentsangestellte ein- und ausladen, sieht aus wie das Gelände eines Sommerfestivals: Die Terrassen der Bars sind überfüllt. Die Gäste stehen bis auf die Straße mit Bier- oder Weingläsern in der Hand. Man begrüßt sich mit Küsschen auf die Wange. Die Kellner fragen auf Englisch nach den Wünschen der Gäste, die Bars heißen „London“ und „Fat Boy“. Drinnen läuft englischer Fußball auf riesigen Bildschirmen. Es fühlt sich an wie irgendwo in London oder Dublin. Das Einzige, was hier belgisch ist, ist das Bier. An der Kopfseite des Platzes steht der riesige Glasbau des Europäischen Parlaments. Bis in die Achtzigerjahre gab es hier eine kleine Brauerei und ein paar Künstlerateliers, aber für die EU-Bauten wurde alles abgerissen. Heute sind nur noch ein paar versprengte kleine Klinkerhäuschen zwischen den Glaspalästen übrig. Darin wohnen EUBeamte und Abgeordnete. Die Mieten sind doppelt so hoch wie üblich auf dem Brüsseler Wohnungsmarkt. Einheimische verirren sich nur selten hierher. „Selbst diejenigen Eurokraten, die hier wohnen, gehen in ihre Woh-

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MANUEL ROHNKE (GANZ RECHTS) HAT AUS SEINEM WG-ZIMMER EINE GUTE FERNSICHT (OBEN). DIE STADT MAG ER TROTZDEM NICHT, ER FINDET SIE DRECKIG UND LAUT.


Auf 700 Praktikumsplätze kommen 10 000 Bewerber.

MEHRERE SPRACHEN ZU SPRECHEN IST EINE DER VORAUSSETZUNGEN FÜR EIN PRAKTIKUM IN BRÜSSEL.

DER EXOT UNTER DEN PRAKTIKANTEN – ERNESTO (OBEN) IST MEXIKANER UND WILL DAS IMAGE DER EU-PRAKTIKANTEN VERBESSERN. ZU FÜSSEN DES ATOMIUMS (LINKS) FINDEN TOURISTEN GANZ EUROPA AUF ENGSTEM RAUM – ÄHNLICH WIE DIE PRAKTIKANTEN DONNERSTAGS AUF DEM PLACE DU LUXEMBOURG.

nungen, als wären es Büros“, beschwert sich Paul Jamoulle, einer der wenigen belgischen Bewohner des Viertels. „Man weiß nie so recht, ob sie da sind. Sie leben zurückgezogen, beteiligen sich nicht am Leben im Viertel. Und weil es hier kaum noch Geschäfte gibt, ändert sich das auch nicht.“ Auf der Rasenfläche in der Mitte des Platzes haben sich mindestens 150 Anzug- und Kostümträger niedergelassen. Auch sie trinken Bier – aus Flaschen – und haben sich Chips und Oliven mitgebracht. Aperitif mitten im EU-Viertel. „Es ist jeden Donnerstag so, wenn das Wetter schön ist. Hier treffen sich alle Praktikanten, aber auch ein paar Abgeordnete und andere Leute, die in den Institutionen arbeiten“, sagt Manuel und nippt an seinem Bier. Es ist eine riesige Kontaktbörse und ein sicherer Ort in der unbekannten Stadt. Hier am Place du Luxembourg fühlt er sich wohl – unter seinesgleichen. Die Stadt Brüssel mag Manuel sonst nicht so recht. „Es ist dreckig, laut und unorganisiert.“ Er wohnt mit neun anderen Deutschen in einer WG am Nordbahnhof, mitten im Rotlichtviertel. Gleich will er noch seine Bürokollegen suchen. „Ich bleibe in deutschen Kreisen. Manchmal ist ein Österreicher dabei. Aber Belgier habe ich nicht kennengelernt. Ich weiß auch nicht, wo die sich verstecken.“ Am Wochenende ist er meistens mit anderen Praktikanten unterwegs. „Wir sind alle neu in der Stadt und kennen niemanden. Wir haben das gleiche Schicksal – das schweißt zusammen.“ So wie Manuel geht es den meisten, die auf Zeit in die belgische Hauptstadt kommen: Sie bleiben unter sich. „Es ist wie Erasmus mit Krawatte“, sagt Tomas, der mittlerweile auch zum Treffpunkt gekommen ist. Er steht auf der Rasenfläche und unterhält sich mit zwei blonden Britinnen. Neben Tomas auf dem Boden sitzt Ernesto Izquierdo und trinkt Rotwein aus einem Plastikbecher. Er ist ein Exot unter den Praktikanten, sagt er von sich selbst. Das liegt an seiner Nationalität: Ernesto ist als Mexikaner einer der ganz wenigen Praktikanten in der EU-Kommission, die nicht aus einem EUMitgliedstaat kommen. Aber auch sonst passt er nicht so recht zu den geschniegelten Kollegen mit seinem knallblauen Shirt und den Jeans. Ernesto will das Image der Kommissionspraktikanten verbessern, das Bild der trinkenden Meute auf dem Place du Luxembourg soll sich nicht zu tief einprägen: „Die Leute denken, wir machen die ganze Zeit Party. Dabei sind die meisten hoch qualifi-

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zierte Leute, die oftmals mehrere Masterabschlüsse haben und bis zu sieben Sprachen sprechen.“ Im Frühjahr hat Ernesto deshalb das Projekt „668“ gegründet. So viele Praktikanten waren es im vergangenen halben Jahr in der Europäischen Kommission. Er hat gemeinsam mit seinem Team Unternehmen, Verbände und Institutionen angeschrieben und ihnen seine Statistik zur Verfügung gestellt: 93 Prozent der Praktikanten haben mindestens einen Masterabschluss, 94 Prozent können bereits Berufserfahrung nachweisen, und 98 Prozent sprechen drei Sprachen oder mehr. Dazu gab es die Lebensläufe einiger Praktikanten. Knapp 50 Jobs konnte er so vermitteln. Die Praktika in Brüssel sind begehrt. Für das zweite Halbjahr 2012 haben sich bei der EU-Kommission über 10 000 junge Menschen für knapp 700 Plätze beworben. Die Praktika

DA IST DER EURO NOCH GANZ OBEN. DAS DENKMAL „EUROPE“ VOR DEM EU-PARLAMENT.

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sind mit 1000 Euro im Monat recht gut bezahlt, und die meisten Bewerber erhoffen sich davon bessere Chancen, in den EU-Institutionen einen Job zu finden. Aber das ist nicht so einfach. Tomas hatte Glück mit seiner Schwangerschaftsvertretung, aber Ende des Jahres läuft sein Vertrag aus. Ob er danach bleiben kann, ist mehr als fraglich. Feste Verträge bekommt nämlich nur, wer den „Concours“ besteht, eine Art Aufnahmeprüfung der Institutionen. Den gibt es nur alle paar Jahre, und die Kandidaten müssen sich nicht nur in ihrem Arbeitsfeld bestens auskennen, sondern auch ihre Sprach- und EU-Kenntnisse unter Beweis stellen. Eines haben wohl alle Praktikanten in Brüssel gemeinsam: Sie sind nach wie vor von der Europäischen Union überzeugt, Krise hin oder her. Tomas hält nichts davon, dass auch in seinem Land viele die EU schlechtreden. Manche, erzählt er, vergleichen sie sogar mit der früheren Sowjetunion. „Wir sehen doch den Unterschied, seit wir der EU beigetreten sind. Ohne die EU hätten wir nichts. Dank dieser Gelder haben wir eine ordentliche Infrastruktur, Schulen, Straßen.“ Tomas macht sich auf den Heimweg. Er wohnt im selben Haus wie schon während seines Praktikums, zusammen mit einer Italienerin und einem Dänen, beides Praktikanten. Das Haus liegt in Matongé, dem afrikanischen Viertel Brüssels. Hier sind die Straßen dominiert von afrikanischen Frisörsalons und Lebensmittelgeschäften, die Süßkartoffeln und gesalzene Fische aus dem Senegal verkaufen. Tomas ist einer der wenigen Anzugträger hier. Mit seinen Mitbewohnern habe er nicht viel zu tun. Jeder arbeite viel und sei eigentlich nur zum Schlafen zu Hause – und zum Frühstücken. Das ist Tomas’ kleiner Luxus: In seiner Miete ist Frühstück inklusive. Zubereitet wird es von Marie-Luise, der Hausherrin. Die ältere Dame mit grauem Haar vermietet die ehemaligen Zimmer ihrer Kinder an Praktikanten: „Ich mag es, dass sie aus allen Ländern der EU kommen. Sie sind alle verschieden. Aber alle stehen an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben: zwischen Studium und Beruf. Dabei möchte ich sie ein Stück begleiten.“ Also verwöhnt sie sie ein bisschen. Zum Frühstück gibt es frisch gepressten Orangensaft, Brötchen und mehrere Marmeladesorten. Ihre Mieter sollen sie nicht Marie-Luise nennen, sondern „Mamies“, was wie eine Mischung aus ihrem Namen und „Mami“ klingt. Sie gibt ihnen das, was sie in ihrem Praktikantenleben sonst vergeblich suchen: ein Stück Heimat in Brüssel.


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VON XIFAN YANG / PROTOKOLLE & ALGIRDAS BAKAS / FOTOS

„Wenn ich an Europa denke, denke ich an Schönheit.“ ZHANG JIEQIAN, 23, ÜBERSETZERIN Ich habe Anglistik an einer Fremdsprachenuni in Shanghai studiert. Viele meiner Kommilitonen sind ins Ausland gegangen, nach England, Spanien, Frankreich oder Deutschland. Aber nur für ein oder zwei Jahre, das unterscheidet uns von der Generation unserer Eltern. Früher haben Austauschstudenten davon geträumt, für ihr ganzes Leben in den Westen auszuwandern. Doch heute wollen die meisten wieder nach China zurückkommen. Hier gibt es inzwischen viele Karrierechancen, und in Großstädten wie Shanghai kann man ein gutes Leben führen. Europa finde ich vor allem wegen seiner Kultur interessant: Ich denke an gutes Handwerk, an italienische Mode und Schweizer Uhren. Europäer pflegen die Liebe zum Detail und achten ihre Traditionen – davon können wir in China viel lernen. Jetzt, da der Eurokurs so niedrig ist, überlege ich mir, bald mal hinzufahren.

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XIE HOUMING, 26, SEGELLEHRER Als Kind hatte ich kein gutes Bild von Europa. In China lernt man im Geschichtsunterricht viel über den Opiumkrieg. Von England und Frankreich wusste ich daher nur, dass sie im 19. Jahrhundert in China eingefallen sind. Auch in chinesischen Fernseh- und Kinofilmen, die ich früher geschaut habe, ging es immer wieder um die bösen Imperialmächte aus dem Westen. Heute habe ich viele Freunde aus Europa. Die meisten kenne ich durch den Segelclub, in dem ich arbeite. Europäer wirken auf mich sehr offen und wagemutig, wir Chinesen sind in vielen Dingen Angsthasen. Und die Europäer sind in Familienfragen weniger traditionell als wir. In Europa muss man weder heiraten noch Kinder bekommen. Das würden chinesische Eltern und Großeltern niemals akzeptieren.

GE PEIQI, 24, MODEL 2007 bin ich für zwei Jahre nach Paris gezogen, damals habe ich mit dem Modeln gerade angefangen. Wie anders das Leben in Frankreich doch war! Chinesen sind in erster Linie auf Arbeit und Karriere konzentriert. Bei uns denken die meisten: In jungen Jahren soll man viel Geld verdienen. Aber das scheint vielen Europäern gar nicht wichtig zu sein. Wenn kein Geld mehr da ist, wird eben ein Kredit aufgenommen. Von den Franzosen habe ich viel in Sachen Savoir-vivre gelernt. Ich habe es geliebt, im Café zu frühstücken, am Wochenende mit Freunden im Park zu picknicken und abends auf dem Balkon Rotwein zu trinken. An eines konnte ich mich allerdings nicht gewöhnen: an die ständigen Streiks. Dass die U-Bahn alle paar Tage wieder nicht fuhr, schien das Normalste der Welt zu sein. Das würde in China nie passieren.


In China essen sie Hunde lautet ein Filmtitel. Unsere Vorstellungen von dem riesigen Land in Asien sind von vielen Klischees geprägt. Aber was denken eigentlich junge Chinesen über unseren Kontinent? Was bedeutet Europa für sie?

ZHENG YANG, 26, FOTOGRAF Wenn ich an Europa denke, denke ich an Schönheit: an die Kunst der Antike und der Renaissance, an Gemälde von Gauguin, van Gogh und Klimt. Als ich das Fotografieren lernte, habe ich alte Bildbände studiert und versucht, mir in Sachen Bildaufbau so viel wie möglich von den alten Meistern abzuschauen. Ich war noch nie dort, aber ich habe viele Dinge, die ich mit Europa verbinde: eine alte Kaffeemühle aus Italien, die ich täglich benutze, einen Schallplattenspieler aus den Dreißigern, auf dem ich abends John Lennon höre. Ich könnte mir vorstellen, dass ich dafür selbst in Europa als altmodisch gelten würde. Meine chinesischen Freunde finden meine Liebe zu diesen alten Dingen jedenfalls ziemlich ulkig.

YANG GUANG, 23, INFORMATIKSTUDENT In Europa, erzählen alle, die schon dort waren, sei abends ab acht auf den Straßen nichts mehr los, nur noch Bars haben offen. Dafür sind die Städte sauber, und die Natur auf dem Land ist schön. Insgesamt scheint es mir, als sei Europa zurzeit sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber auch wenn dort gerade Krise ist und in China alle Medien darüber berichten: So schlimm kann das doch alles gar nicht sein. Wenn in China eine Firma mit hundert Angestellten bankrottgeht, verlieren alle ihre Arbeitsplätze und wissen am nächsten Tag nicht mehr, wovon sie leben sollen. Insolvenz in Europa bedeutet meist, dass die Jobs teilweise erhalten bleiben, die Leute bekommen eine Abfindung oder Arbeitslosengeld. Einen Existenzdruck wie in China kennt man dort nicht. Dass es Sozialsysteme gibt wie in Skandinavien oder Deutschland, können wir fast nicht glauben.

ZHOU XU’ER, 20, CAFÉBESITZERIN Ich habe eine nostalgische Vorstellung von Europa. Ich liebe Schwarz-Weiß-Filme, die Beatles und Vintage-Mode. Davon habe ich mich inspirieren lassen, als ich mit zwei Freunden gemeinsam unser Café eröffnet habe. Wir Chinesen wissen das Alte nicht zu schätzen, Historisches wird abgerissen, weggeschmissen und vergessen. Immer muss alles neu sein und schnell gehen. Zu viel Hektik, kaum Platz für Romantik, so ist der Alltag in China. Europa stelle ich mir als das Gegenteil vor – dort ist das Leben ruhig, Häuser und Dinge haben ihre eigene Geschichte. Die Menschen sind freigeistig und wissen zu genießen. So wie in Die fabelhafte Welt der Amélie. Wenn ich später mal die Gelegenheit haben sollte, nach Europa zu reisen, werde ich dort als Erstes in Secondhandläden und auf Flohmärkte gehen.

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VON EVA-MARIA HOMMEL / TEXT

Teurer Eintritt. Die Bologna-Reform sollte Bachelorabschlüsse europaweit vergleichbar machen. Das Gegenteil ist der Fall: Bei der Auswahl ihrer Masterstudenten verlangen viele Unis weitere Tests. Und die sind ziemlich teuer.

Früher war alles ganz einfach: Abiturzeug-

nis abgeben, Formulare ausfüllen, unterschreiben – und fertig war meine Bewerbung an der Uni Köln. Kosten: etwa 3,50 Euro für die Zeugnisbeglaubigung. Zeitaufwand: eine halbe Stunde. Heute sitze ich am Schreibtisch, um mich herum stapelweise Unterlagen von Unis, Bücher, Formulare. In meinem Browser sind etwa 20 Fenster geöffnet: Master-Bewerbungsportale von fünf Hochschulen, Mitfahrgelegenheit, Zugverbindungen nach Köln und Prag. Eigentlich habe ich mein VWL-Diplom schon in der Tasche. Aber ich will wissen, wie eine Masterbewerbung in Zeiten von Bologna abläuft. Denn der Kampf um einen Studienplatz ist aufwendiger geworden – entgegen den Versprechungen der Bologna-Reform, die Abschlüsse vergleichbarer und das europäische Unisystem durchlässiger machen sollte. Nehmen wir also mal an, ich habe einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften mit Note 1,4 und suche einen Masterplatz in BWL an einer deutschsprachigen Uni. Ein Drittel der Studenten wechselt für den Master die Hochschule, das zeigt eine Untersuchung des HIS Hochschul-InformationsSystems aus dem Jahr 2009. Und viele Masterstudenten kommen aus aller Welt nach Deutschland. Besonders groß ist der Andrang in den Wirtschaftswissenschaften: Auf einen Platz kommen bis zu 22 Bewerber, hat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultätentag errechnet. Für die Unis wird es immer schwieriger, die unterschiedlichen Abschlüsse zu vergleichen und zu bewerten. Deshalb behelfen sich viele mit internationalen, standardisierten Tests. Und daher ist mein Schreibtisch voller Papier. Auf den Uniseiten tauchen immer wieder Abkürzungen auf:

GMAT steht für Graduate Management Admission Test, eine BWL-Prüfung, der TOEFL (Test of English as a Foreign Language) ist ein gängiges Englischzertifikat. Die Tests kosten je um die 200 Euro – der Kampf um einen Studienplatz ist auch teurer geworden. Mein Favorit ist der Master in Management an der Universität Mannheim. Die liegt in mehreren Rankings weit vorn. Wer dort studieren will, braucht einen GMAT. Den englischsprachigen BWL-Test vermarkten diverse Wirtschaftsunis gemeinsam, die meisten sitzen in den USA. Am Computer soll ich einen Aufsatz schreiben, Fragen beantworten, Matheaufgaben rechnen. Ich klicke mich durch den Test. Fragen kommen auf. Warum dieser Aufwand? Warum muss ich mich hier quälen? Ist mein Bachelor denn überhaupt nichts wert? Ich frage die Sprecherin der Mannheimer Wirtschaftsfakultät, Liane Weitert, warum die Uni den teuren Test verlangt. Sie sagt: „Unterschiedliche Bildungseinrichtungen bilden in unterschiedlicher Qualität aus. Externe Tests bieten einen Anhaltspunkt.“ Ich habe keine Wahl, ich muss mich auf den GMAT vorbereiten. Zum Üben könnte ich Bücher und Fragensammlungen bestellen, das Komplettpaket für 210 Euro. Immerhin gibt es ein kostenloses Lernprogramm. Als Ergänzung reichen mir drei Bücher für insgesamt 35 Euro. Auf der GMAT-Seite gebe ich meinen Wohnort ein, Dresden. Es stellt sich heraus: Das nächstgelegene Testcenter ist in Prag. Ich könnte auch zum Testcenter der US-Armee fahren, in eine Kaserne in der Oberpfalz. Dann doch lieber Prag. Ich melde mich also an und zahle die Testgebühr von 240 Euro. Die Zugfahrt kostet weitere 50 Euro. Immer-

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hin läuft der Test ganz gut. Ich gönne mir einen Lendenbraten mit Preiselbeeren und böhmischen Knödeln – dafür hat sich die Reise gelohnt. Ob mir der GMAT zu dem ersehnten Platz in Mannheim verhilft, weiß ich noch nicht. Irgendwie ein blödes Gefühl. Als Nächstes versuche ich es bei der Uni Köln. Das internationale Programm CEMS ist bei BWLern beliebt: Man verbringt ein Semester und Praktika im Ausland, gestaltet eigene Projekte. Um reinzukommen, muss man sich zunächst für den normalen Master of Business Administration bewerben. Die Unterlagen habe ich schnell beisammen. Für den CEMS muss ich allerdings noch ein Motivationsschreiben und einen Lebenslauf auf Englisch verfassen und zwei Testergebnisse vorlegen: den GMAT, den ich ja zum Glück schon habe, und ein Englischzertifikat. Ich bereite mich also auf den TOEFL-Test vor. Dafür kaufe ich ein Buch für 30 Euro, das der private Testanbieter empfiehlt. Für die Prüfung fahre ich nach Leipzig: 36 Euro. Doch mit dem bestandenen Test in der Tasche ist es nicht getan, die Uni lädt mich noch zum Auswahlgespräch ein. Darüber sollte ich mich eigentlich freuen. Aber die Zugfahrt dauert sieben Stunden. Ich übernachte in einer Jugendherberge und fahre mit der Mitfahrgelegenheit zurück, nicht gerade luxuriös. Trotzdem kostet die CEMS-Bewerbung insgesamt mehr als 400 Euro. Ich frage die Kölner Fakultät, warum sie so viel von den Kandidaten verlangt. „Die Anzahl der Bewerbungen liegt bis zu 8-fach höher als die Kapazität“, erklärt mir Sprecherin Kerstin Griesemann. Übrigens hätte ich statt des GMAT auch den Test TM-WISO direkt an der Uni ablegen können. Der kostet „nur“ 97 Euro. Allerdings erkennen ihn nur drei Hochschulen an. Mit dem internationalen

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Test dagegen kann ich es noch an der Universität Zürich versuchen. Ich überlege lange, ob ich mir die Bewerbungsgebühr von 83 Euro jetzt auch noch leisten soll. Zum Schluss schicke ich meine Unterlagen noch an die Humboldt-Uni in Berlin. Die Stadt reizt mich, und von Dresden ist es auch nicht weit. Die Fakultät verlangt, dass ich im Bachelor mindestens 24 Leistungspunkte in Mathe, Statistik, Ökonometrie und Mikroökonomik gesammelt habe. Alexander Karmann, stellvertretender Vorsitzender des WISO-Fakultätentags, hält dieses Verfahren für sinnvoller als externe Tests: „So können die Hochschulen sicherstellen, dass die Studenten eine passende Ausbildung haben. Für viele Fakultäten ist es kein angenehmer Gedanke, dass man ein Monopol mit einem externen Testanbieter aufbaut.“ Trotzdem verlangen viele beides: Tests und bestimmte Leistungspunkte. Hat man uns nicht versprochen, dank Bologna werde es einfacher, sich an Hochschulen in ganz Europa zu bewerben? Haben wir nicht für dieses Versprechen das ganze Umstellungschaos ertragen? Das Gegenteil ist wohl der Fall: Selbst eine Bewerbung nur im deutschsprachigen Raum wird zur Vollzeitbeschäftigung. Für fünf Bewerbungen habe ich insgesamt fast 840 Euro gezahlt und mehr als 130 Stunden gebraucht. Die Kosten verringern auch die soziale Durchlässigkeit unseres Bildungssystems. Sie machen es Studenten aus einkommensschwachen Familien noch schwerer, ihren Wunschplatz zu bekommen. Apropos Wunschplatz. Nach meiner 800-Euro-Investition ist längst noch nicht klar, ob ich überhaupt einen Platz bekomme.


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VON FIONA WEBER-STEINHAUS / PROTOKOLLE & JOANNA SWISTOWSKI / ILLUSTRATION

Internationale Beziehungen. Erasmus-Studenten feiern ständig, und jeder schläft mit jedem. Mag sein. Aber manche finden während ihres Auslandssemesters viel mehr: die Liebe ihres Lebens. Mit jeder dieser Beziehungen wächst Europa ein Stückchen mehr zusammen.

ALESSANDRO, 29, aus Bologna, Mediziner, und VIOLA, 31, aus Berlin, Kulturwissenschaftlerin, haben sich 2008 in Bologna kennengelernt. Seit dreieinhalb Jahren sind die beiden verlobt. Viola: Vor dem Erasmus-Semester habe ich mit einer Freundin gewettet, dass ich in Bologna keine Beziehung anfangen werde. Der Wetteinsatz: eine Pizza. Dann kam Alessandro. Alessandro: Im Uni-Chor ist mir Viola sofort aufgefallen, sie ist oft zu spät zur Probe gekommen. Nach dem Weihnachtskonzert habe ich sie angesprochen, und ein paar Wochen später haben wir uns das erste Mal allein getroffen. Viola: Dann sind wir zusammengekommen – drei Wochen vor Ende meiner ErasmusZeit. Danach hatte ich ein Praktikum in München geplant. Alessandro ist mitgekommen.

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Alessandro: Eigentlich hatte ich bei einem nuklearmedizinischen Projekt in Turku, Finnland, forschen wollen. Ich habe dann meinen Professor überzeugt, dass ich das auch in München machen kann. Viola: Dass Ale mich wirklich nach München begleitet hat, hat mir gezeigt: Er meint es ernst. Ein Jahr später sind wir zu unserem Jahrestag nach Stockholm gefahren. Ale hat im Hostel Pasta mit Lachs gekocht – das hatten wir auch bei unserem ersten Date gegessen. Wir hatten abgemacht, dass wir uns nichts schenken. Ale überreichte mir eine kleine Box. Ich war überfordert, dachte: Vielleicht sind da nur Ohrringe drinnen, oder er will mich ärgern. Doch es war ein Ring – und Ale schwieg. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich sagte irgendwann: Oh, das ist aber ein schöner Freundschaftsring.

Alessandro: Ihr Deutschen seid doch verrückt. Wofür braucht man einen Freundschaftsring? Viola: Ich habe dann Ja gesagt. Ein unbeholfener Heiratsantrag – dafür aber umso schöner. Ale und ich, wir haben jetzt beide unser Studium beendet. Die Heirat eilt nicht, der nächste Schritt ist jetzt zusammenzuziehen, in eine Stadt. Ich bewerbe mich gerade, und je nachdem, wo ich etwas kriege, bewirbt sich Ale dort dann auch. Alessandro: Ich habe durch Viola und auch durch das Zusammentreffen mit den anderen Erasmus-Leuten gelernt, entspannter zu sein und andere Meinungen zu akzeptieren. Viola: Übrigens, die Pizza hat meine Freundin dann doch bekommen. Ale hat sie zubereitet – er ist ja dafür verantwortlich, dass ich die Wette verloren habe.


PEGGY, 28, aus Paris, hat Philosophie studiert, und RICCARDO, 38, aus Bologna, ist Mathematiker. Sie haben sich 2005 in Berlin kennengelernt, im März ist ihre Tochter Paula auf die Welt gekommen. Peggy: In Berlin gab es mal wieder eine Erasmus-Party: Ich war müde und wollte nicht mit, eine Freundin überredete mich. Dort traf ich Riccardo, der gerade in Mathematik promovierte. Ich hatte ihn einmal vorher in der Berliner Philharmonie gesehen und fand ihn ein wenig langweilig. Eine Fehleinschätzung. Auf der Party verstanden wir uns sofort. Wir konnten nicht aufhören zu reden, haben uns geküsst und die Nacht zusammen verbracht. Am nächs-

ten Tag gab es keine komische Situation, wir gingen brunchen – kurze Zeit später waren wir ein Paar. Eine deutsche Freundin von mir sagte im Spaß: „Eine Französin und ein Italiener auf Erasmus – klare Sache, da geht’s nur um Sex.“ Aber es war gleich mehr: Vier Monate später sind wir zusammengezogen, nach dem Erasmus habe ich ein DAAD-Stipendium bekommen und meinen Master in Berlin angefangen. Dann hat Riccardo einen Job in Paris bekommen, und wir führten ein halbes Jahr eine Fernbeziehung zwischen Berlin und Paris. Das fand ich aber nicht schlimm: Ich hatte in der Zeit so viel in der Uni zu tun und Riccardo in seinem Job. Während der Zeit habe ich Italienisch gelernt.

Jeden Tag haben wir eine halbe Stunde auf Italienisch telefoniert, Riccardo hat mich verbessert. Jetzt merke ich gar nicht mehr, wann ich Italienisch, Französisch oder Deutsch spreche. Streiten und Schreien geht aber besser auf Italienisch. Inzwischen bezeichne ich mich als Europäerin. Das hätte ich vor der Beziehung mit Riccardo und der Zeit in Berlin nicht so gesagt. Wir wollen wieder zurück nach Berlin: Es ist schwer für Riccardo, in einer großen hektischen Stadt wie Paris neue Freunde zu finden; unsere Freunde sind meist meine Freunde von früher. Wenn wir nach Deutschland ziehen, müssen wir den Berlinern nur noch beibringen, dass Paula französisch ausgesprochen wird.

PHILIPP, 23, aus Stuttgart studiert Wirtschaftswissenschaften, und JUDIT, 25, aus Budapest studiert Internationale Beziehungen. Sie haben sich 2010 in Budapest kennengelernt, seit einem Jahr wohnen sie dort gemeinsam. Philipp: Meine Entscheidung für Budapest traf ich aus dem Bauch, über die Stadt wusste ich wenig. Im Februar 2010 ging es los – und gleich in der ersten Woche lernte ich Judit kennen. Sie war die Mentorin meiner niederländischen Nachbarin. Unser Anfang passt wirklich ins Erasmus-Klischee: Wir haben uns abends bei Partys getroffen, haben im Club getanzt, dann geknutscht. Von Anfang an war klar, dass ich Mitte Juni wieder zurück nach Stuttgart fliege. Während der ersten Monate haben wir nie

über unsere Zukunft geredet, wir haben unsere Zeit genossen. Einen Monat vor meiner Abreise stritten wir uns heftig. Ich sagte, dass ich in Fernbeziehungen keine Perspektive sehe. Im dualen Studium ist man einfach nicht so flexibel wie ein normaler Student. Ich hatte keine Semesterferien, immer Anwesenheitspflicht und 30 Tage Urlaub im Jahr. Nach langem Hin und Her haben wir gesagt: Wir probieren es – und es hat viel besser geklappt, als ich erwartet hatte. Etwas mehr als ein Jahr hatten wir eine Fernbeziehung, mit Skype, Flügen und Telefonieren. Nach dem Bachelor habe ich mich dann für den Master der Wirtschaftswissenschaft in Budapest beworben. Jetzt lerne ich Ungarisch, doch meist unterhalten Judit und ich uns auf Englisch – eine Herausforderung, weil es ja weder

meine noch ihre Muttersprache ist und man manchmal nicht so präzise sein kann. Meine Beziehung mit Judit hat meinen Blick auf Europa nicht unbedingt verändert, ich merke aber, welche Vorteile wir als Europäer haben: Wir brauchen kein Visum, können zusammen in Deutschland leben oder in Budapest arbeiten. Wenn Judit Russin wäre, ginge das alles nicht so leicht. Was ich fürs Leben gelernt habe? Ich bin gelassener geworden: Die Ungarn feiern zum Beispiel den Geburtstag häufig vor dem eigentlichen Datum. Ich habe am 30. November Geburtstag, letztes Jahr hat Judit einfach ein paar Tage vorher eine Feier organisiert. Für sie war es unverständlich, dass das Unglück bringen soll. Inzwischen feiere ich bei den verfrühten Partys einfach mit.

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SOFIA, 24, aus Helsinki arbeitet im Onlinemarketing, STEFAN, 25, aus München studiert Betriebswirtschaftslehre. Sie sind seit zweieinhalb Jahren zusammen und wohnen in München. Sofia: Hätte mir vor meinem Austauschsemester jemand gesagt, dass ich mit einem Deutschen zusammenkomme und dann nach München ziehe – ich hätte lachend den Kopf geschüttelt. Deutschland war nie auf der Liste der Länder, die ich besuchen wollte. Aber Ende August bin ich aus Helsinki zu Stefan nach München gezogen. Inzwischen schmecken mir sogar die Weißwürste. Stefan und ich haben uns 2010 in Lund in Schweden kennengelernt. Wir

haben beide BWL studiert. Erasmus-Studenten sind alle auf der Suche nach neuen Freunden, da lernt man sich viel schneller kennen: Stefan und ich haben uns das erste Mal auf einer Stadttour durch Stockholm getroffen. Wir haben uns immer wieder bei Partys gesehen, bei Facebook geschrieben, dann Nummern ausgetauscht und sind zusammen Formulare ausfüllen gegangen. Es war ziemlich schnell klar, dass wir uns sehr mögen. Beziehungen, in denen beide sofort wissen, dass es in einem halben Jahr wieder vorbei ist, sind nichts für mich. Ich habe Stefan schon früh gefragt, ob unsere Beziehung für ihn nur ein Erasmus-Flirt ist. Er verneinte. Und so kam ich zu meiner allerersten

Fernbeziehung. Anderthalb Jahre haben wir sehr viel Geld in Flüge gesteckt. Meinen Freund nur alle drei Monate sehen – das geht nicht. Letztes Jahr habe ich einen Sprachkurs in München gemacht und mich in die Stadt verliebt. Hier sind die Leute so viel offener als in Helsinki. Stefan hat mir wirklich eine neue Welt erschlossen, ohne ihn hätte ich viele Aspekte des Lebens nicht kennengelernt. Mit ihm zusammen bin ich das erste Mal wandern gegangen und habe das Skifahren ausprobiert – Sportarten, die ich niemals allein ausprobiert hätte. Für den nächsten deutschen Winter muss ich allerdings meine Schwünge noch etwas üben.

FELIX, 26, arbeitet in einer PR-Agentur in Stuttgart, MARINA, 25, studiert Kunstgeschichte in Barcelona. Sie haben sich 2010 in Amsterdam kennengelernt. Felix: Als ich 2010 anfing, Kommunikationswissenschaft in Amsterdam zu studieren, habe ich bewusst im Wohnheim für Niederländer gewohnt, um Niederländisch zu lernen. Aber Amsterdam ist so international, dass man zwangsläufig mit Menschen aus aller Welt zusammenkommt. Marina habe ich über Bekannte getroffen. Sie war Teil einer riesigen Erasmus-Clique. Wir haben immer zusammen gekocht und gefeiert, bestimmt zwei- oder dreimal die Woche. Sie ist mir sofort aufgefallen – und ich ihr wohl auch: Marina kannte mich be-

reits von Facebook-Fotos ihrer spanischen Freundin, die ein Semester zuvor in Amsterdam studiert hatte. Irgendwann, abends in einer Kneipe, haben wir uns geküsst. So verliebt war ich noch nie. Ich habe das Gefühl, Marina und ich haben uns gefunden. Auch wenn es unglaublich kitschig klingt: Selbst über den Namen unseres zukünftigen Kindes waren wir uns einig. Matilda soll’s sein. Für Marina und mich ist die Fernbeziehung eine Zwischenlösung – und deshalb auch nicht so schlimm. Wir sehen uns alle paar Wochen, für ein paar Monate haben wir gemeinsam in Stuttgart gelebt, vorher war ich für einen Monat in Barcelona. Langfristig wollen wir zusammenwohnen; Marina kommt wahrscheinlich nach Deutschland, hier

findet man leichter einen Job als in Spanien. Dass wir überall arbeiten und leben können, ist ja Fluch und Segen unserer Generation. Ich war schon vor dem Erasmus begeisterter Europäer, gerade die europäischen Großstädte gefallen mir: Menschen von überall her kommen zusammen, Beziehungen bilden sich über Ländergrenzen hinweg, es gibt dieses europäische Lebensgefühl. Wirkliche kulturelle Unterschiede fallen mir bei uns nicht auf. Obwohl, inzwischen schmiere ich manchmal Öl aufs Brot statt Butter – das hätte ich vor Marina nie gemacht.

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Hier erzählt Christian Kabusch von seinem morgendlichen Gang zum Kaffeeautomaten und dem Unterschied zwischen Karriere und einem Rezept für Schokokuchen. Kabusch ist verantwortlich für das Recruiting in zwei der vier Sektoren von Siemens. Herr Kabusch, was machen Sie als Erstes, wenn Sie morgens ins Büro kommen? Mein Weg beginnt bei meiner Kaffeetasse, führt zum Kaffeeautomaten und dann zurück zu meinem Team. Da frage ich die Stimmung ab, kümmere mich um Probleme, tausche mich mit den Mitarbeitern aus – der erste von vielen Kontakten pro Tag.

Was steckt darüber hinaus hinter Ihrer Bezeichnung als Head of Recruiting-Center? Mein Team und ich sind Teil des Fachcenters Talent Acquisition. Dort werden alle bundesweiten Recruiting-Aktivitäten von Siemens gesteuert und gebündelt. Innerhalb dieses Fachcenters leite ich die Aktivitäten für die Sektoren Industry und Infrastructure & Cities. Unser Job ist das bewerberorientierte Managen aller Stellenbesetzungen, aber auch die professionelle Darstellung von Siemens als Arbeitgeber auf Events.

Anhand all dieser Begriffe wird deutlich, dass Siemens in diversen Branchen und international tätig ist. Für welche Bewerber ist das Unternehmen dadurch interessant? Ich drehe das mal um: Siemens ist für niemanden uninteressant, weil das Unternehmen einfach so vielfältig ist. Wir haben natürlich klassische Jobs in den Bereichen Elektrotechnik, IT oder im Maschinenbau, auf denen ja der Schwerpunkt in einem Technologiekonzern liegt. Aber auch für Juristen, Betriebswirte bis hin zu Medizinern ist Siemens interessant.

Was leistet Siemens, um die Mitarbeiter langfristig zu binden? Ganz viele verschiedene Dinge: vielfältige internationale und interdisziplinäre Entwicklungsmöglichkeiten, Weiterbildungsmaßnahmen und Förderprogramme. Nehmen Sie meinen eigenen Lebenslauf: Ich selbst bin erst vor einem knappen Jahr aus dem Sektor Industry aus der Technik zu Corporate Human Resources gewechselt, also kein klassischer Personaler. Neben meiner jetzigen Tätigkeit studiere ich berufsbegleitend Betriebswirtschaft, wobei mich das Unternehmen unterstützt. Darüber hinaus gibt es soziale Einrichtungen wie etwa SiemensKindergärten. Es gibt diverse Gesundheitsmaßnahmen – von Fitnessstudios über Seminare bis hin zu Fachvorträgen –, aber auch Sportgruppen an den einzelnen Standorten, bei denen sich Siemens-Mitarbeiter zusammenschließen können. Nicht zu vergessen flexible Arbeitszeiten, Telearbeitsplätze, Home Office – also eine große Bandbreite.

Aber einen Kickertisch haben Sie bestimmt nicht im Büro stehen. Na klar! An einzelnen Standorten können Sie Kicker spielen. Bei uns in Erlangen gibt es in der Kommunikationsecke auch eine Wii als Bestandteil unserer modernen Arbeitsumgebung.

Was erwartet einen Berufseinsteiger bei Siemens? Siemens besticht mit einer unheimlichen Vielfalt von technikbegeisterten Mitarbeitern, bei denen die Augen funkeln und die in den verschiedensten Branchen Pioniere sind. Wir haben hier eine Atmosphäre des Miteinanders und der Offenheit. Andererseits merkt man natürlich auch, dass Siemens ein Großkonzern ist und dass bei einzelnen Projekten gleich mehrere Entscheidungsträger involviert sind. Ich empfinde das als absolut positiv, weil so Entscheidungen sehr fundiert getroffen werden – was manchmal aber auch etwas länger dauern kann.

Auch in Sachen Karriere läuft es bei Ihnen ja rund. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsrezept? Es gibt für die Karriere kein Rezept wie für einen Schokokuchen, das ist das Gute an ihr. Sonst wär’s ja zu einfach. Tatsächlich kommt es immer auf die Aufgabe an, die man hat. Man braucht eine Herausforderung, bei der man Leistung erbringen kann. Mein Tipp dazu wäre: Über den Tellerrand hinausschauen, sich in unterschiedliche Themen einbringen und das Ganze proaktiv angehen, um einfach auch sichtbar zu werden.


IULIA COZACENCO AUS MOLDAWIEN. MARINE MONTEJO AUS FRANKREICH.

TEODORA ROGOZEA AUS RUMÄNIEN.

EMANUELE MANIGRASSI AUS ITALIEN. MARION ZOSI AUS FRANKREICH.

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MICHÈLE KIERMEIER AUS DEUTSCHLAND.


BENJAMIN DÜRR / TEXT & EUDES DE SANTANA / FOTOS

Die Retter. Die Krise versetzt Europa in Angst, die Zukunft der Staatengemeinschaft ist ungewiss. Wo geht es hin mit Europa? Am drängendsten ist diese Frage für die Studenten des College of Europe. An dieser kleinen Elite-Universität in Brügge werden die zukünftigen Topbeamten, Diplomaten und Politiker der EU ausgebildet.

Die ersten Senioren schlurfen über das

Pflaster, noch fällt die Sonne flach und nur auf die höchsten Häuser und Türmchen. Der Straßenzug liegt im Schatten, die Bänke am Ufer des Kanals sind kalt. Gegenüber ein goldglänzendes Türschild auf rein-weißer Fassade, hohe Fenster, ein Balkon über dem Eingang, zwei Säulen rahmen die Glastüren ein: Dijver 11 – der Eingang zur Kaderschmiede der Europäischen Union. Europas beste Studenten und Dozenten kommen hierher. Das College of Europe in Brügge, eine Stunde mit dem Zug von Brüssel entfernt, bildet Europas Manager von morgen aus, Topbeamte, die in ein paar Jahren die EU führen und gestalten wollen. Die Glastüren schieben sich auf, im Foyer des Europacolleges lassen sich sieben Studenten in Ledersessel fallen. Vor ein paar Wochen haben sie hier mit dem Studium begonnen, es gibt viel zu besprechen. Sie tauschen sich über das Essen in der Mensa und die Einführungswoche aus – und darüber, wie es sich anfühlt, in einer der schwersten Krisen an Europas Zukunft zu denken. Die Frage ist, welche Perspektiven die künftigen Politiker, Manager und Diplomaten für die EU sehen – und für sich selbst. Und wie es ist, für ein Projekt zu arbeiten, das immer mehr Leute infrage stellen – und dessen Zukunft so ungewiss ist wie nie zuvor. Es ist ein Sonntagmorgen im September, kurz nach neun. Emanuele Manigrassi, 25,

aus Genua hat bis um vier Uhr früh gefeiert. Man denkt nicht immer an die Krise. Und natürlich bleibt trotz der vielen Kurse Zeit für Partys. Emanuele belegt Verhandlungsführung und Verfassungsrecht auf Französisch, Umweltpolitik und EU-Erweiterung auf Englisch, dazu Seminare über Interessenvertretung in Brüssel und Wirtschaftsbeziehungen mit der Welt. Er macht den Master in Politik und Verwaltung. Er ist erst seit Kurzem am College in Belgien – wie die meisten hat er im September angefangen. In zehn Monaten werden die Studenten einen Abschluss in Europäischem Recht, Wirtschaft, in Politik und Verwaltung oder Diplomatie machen. Das Studium ist zweisprachig, auf Englisch und Französisch, die Kurse finden regelmäßig samstags statt, manchmal auch sonntags. Weil das College of Europe kaum eigene Professoren beschäftigt, kommen die 160 Dozenten für die Vorlesungen aus ganz Europa eingeflogen. „Flying Faculty“, nannten das die Väter des Europacolleges. Es wurde 1949 von einem spanischen Staatsmann gegründet, gleich nachdem die ersten Ideen von einem vereinigten Europa entstanden waren. Finanziert wird die Schule in großen Teilen von der EU, mehreren Mitgliedsländern und der Stadt Brügge. Der Gedanke war, eine Schule zu schaffen, an der Professoren und Studenten aus ganz Europa zusammen arbeiten, lernen und leben.

Emanuele Manigrassi wohnt in einer von sieben Residenzen; die Uni serviert dort Frühstück, Mittag- und Abendessen, stellt Handtücher und Bettwäsche und beschäftigt Mitarbeiter für den Haushalt. Manchmal kreuzen sich ihre Wege nach ein paar Jahren wieder, in Brüssel, in Straßburg, vielleicht in Washington. Eine Jobgarantie gibt es zwar nicht, aber wer das College of Europe verlässt, hat sehr gute Chancen, bei der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank oder dem Gerichtshof unterzukommen. Helle Thorning-Schmidt, die Premierministerin Dänemarks, hat hier studiert, ebenso der Vizepremier Großbritanniens, Nick Clegg, der Präsident des Europäischen Gerichtshofs, der polnische und der luxemburgische Außenminister, ein Vizepräsident der Weltbank. Auf neun Seiten listet das Europacollege die Namen berühmter Absolventen auf. In Deutschland kennen diese Uni nur wenige, sagt Michèle Kiermeier aus Süddeutschland. In anderen Ländern hingegen habe das College einen Ruf wie Oxford und Cambridge. Emanueles Freunde reagierten mit drei Fragen, als sie hörten, dass er dort studieren werde: was es koste, ob er jetzt zur Elite gehöre, warum er Bürokrat werde. Er antwortete: 22 000 Euro Studiengebühr. Und versuchte dann, das Klischee des steifen Beamten zurechtzurücken, die Vorstellung von Brüssel als Hauptstadt von Bürokratie, Kra-

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watten, Absätzen und Akten auszubügeln, in der über der maximalen Länge von Schnullerketten, der Beschaffenheit von Traktorsitzen oder der Mindestgröße von Äpfeln gebrütet wird. Gegen solche Vorurteile kämpfen hier alle. Teodora Rogozea aus Rumänien sagt: „Es ist ziemlich schwierig, den Leuten zu erklären, was die EU jeden Tag macht. Die EU ist nicht besonders gut im Marketing.“ Im Nebenraum des Foyers rattert die Kühlung des Getränkeautomaten. Dahinter, um zwei Ecken herum, beginnt der Flur mit den Pressspantüren zu den Klassenzimmern, Neonlicht spiegelt sich in den auf Hochglanz polierten Platten des Fußbodens. Hingen nicht die Porträts großer Europapolitiker an der Wand, könnte der Flur auch zu einem Krankenhaus oder einem Landratsamt gehören. Das College of Europe in Brügge ist kein Prunkbau, die Studenten hier streiten ab, zur Elite gehören. Natürlich sei die Aufnahmeprüfung anspruchsvoll, sagt Iulia Cozacenco aus Moldawien. „Aber jeder hat die gleichen Chancen.“ Damit jedes Land gerecht vertreten ist, gibt es eine Quotenregelung. Deutschland etwa schickt nur etwa dreißig Studenten. Ausgewählt werden sie von nationalen Komitees, meist vom Außenministerium, fast alle Studenten bekommen ein Stipendium. Voraussetzung sind aber oft Auslandserfahrung und Mehrsprachigkeit. Nicht jeder könne sich das leisten, räumt Iulia ein. Viele Mitarbeiter, die auf den Bürofluren der EU unterwegs sind, kommen von Eliteschulen. Das lasse sich nicht vermeiden, sagen die Studenten. Der Wettbewerb treibt die Anforderungen nach oben. Damit wird gewöhnlichen Studenten der Zugang erschwert, die EU von einer kleinen Gruppe geführt. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu sehr in unserer eigenen Welt leben“, sagt deshalb Emanuele. Wenn ihre Großeltern sagen, sie hätten für dreißig Mark eingekauft, dann würde Michèle Kiermeier am liebsten rufen: „Nicht Mark! Euro!“ Nur zwei Generationen liegen zwischen ihr und ihren Großeltern, doch in dieser Zeit hat sich die Welt geöffnet. Distanzen schrumpfen, Grenzen verwischen. Michèle und die meisten anderen Studenten am College of Europe kennen nur den Euro, sie rechnen nicht im Kopf in die alte Währung um. Sie kennen keine Staus an Grenzübergängen. Und keinen Krieg auf dem Kontinent.

Dieser Gedanke der unbegrenzten Möglichkeiten treibt sie an. Viele sind hier, weil sie an die europäische Idee glauben. Inzwischen gibt es auch Palästinenser und Chinesen, die sich dafür interessieren – der Traum strahlt über die Grenzen der EU-Mitgliedstaaten hinaus. Was aber, wenn diese Idee zerbricht? Die Studenten am College of Europe sagen, es brauche zwei Dinge: mehr Zusammenarbeit und mehr Zeit. Marion Zosi aus Frankreich macht ihren Master in Wirtschaft und erklärt: „Zuerst brauchen wir eine Bankenunion, danach eine gemeinsame Wirtschaftspolitik, irgendwann eine politische Union.“ Für die Studenten am Europacollege hat die EU nur als starke Gemeinschaft eine Zukunft. Das aber braucht Zeit, und aus diesem Konflikt entsteht die Krise. Irgendwann aber

„Die Einheit wird die Aufgabe unserer Generation.“

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werde es so weit sein, glaubt auch Marine Montejo aus Frankreich. „Dass wir das in unserer Karriere noch erleben, ist unwahrscheinlich“, sagt sie. „Aber wir arbeiten dran, die Einheit wird die Aufgabe unserer Generation.“ Bis es so weit ist, müsse man überlegt einen Schritt nach dem anderen machen. „Wir können zurzeit nicht das Beste tun, sondern nur das am wenigsten Schmerzvolle“, meint Marion. Das müsse man den Bürgern erklären. Wenn sie verstehen, was passiert, werde das Vertrauen wieder wachsen. Wenn die Studenten in einigen Jahren das Sagen haben, werden sie hier gebraucht, als Erklärer. Richtig konkret klingt all das nicht. Angst, der Traum könnte zerplatzen und die Europäische Union auseinanderbrechen, hat aber keiner der Elitestudenten in Brügge. Da herrscht Einstimmigkeit. Marion Zosi meint, Europa sei ein so großes Projekt – wie ein Tanker, behäbig, aber unsinkbar. Sie sagt bloß: „Too big to fail.“

DIE TREPPE NACH OBEN: WER AM COLLEGE OF EUROPE IN BRÜGGE STUDIERT, BEFINDET SICH AUF DEM WEG IN RICHTUNG SPITZENPOSITIONEN DER EUROPÄISCHEN UNION. WO ALLERDINGS DIE EU STEHT, WENN DIE STUDENTEN DORT ANKOMMEN, KANN HEUTE KEINER SO GENAU SAGEN.



VON ALF FROMMER / TEXT

In der Businessklasse.

B

Wenn Uni-Absolventen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, ist die größte Hürde für sie unsere Sprache. Die Bürofloskeln lernen sie auch in Deutsch-Crashkursen nicht. Wenn wir ehrlich sind, verstehen selbst wir dieses Kauderwelsch und seine verborgenen Bedeutungen manchmal nicht. Eine Vokabel-Nachhilfe.

BENCHMARK Damit ist eine unternehmerische Messlatte gemeint, die überwiegend von der Konkurrenz gesetzt wurde. Tipp: Am besten unbemerkt drunter durchlaufen. Dann reißt man die Latte nicht und sorgt nicht für unnötiges Aufsehen. PROAKTIV Noch aktiver als aktiv ist „proaktiv“. Dann macht man sogar etwas ungefragt in Eigeninitiative: zum Beispiel seine Meinung offen sagen (Nein!!) oder Überstunden machen (Ja!!).

P

A

AM ENDE DES TAGES Häufig verwendete Formulierung von Chefs, die damit innovative Vorschläge in den Papierkorb schmeißen. Credo: Ihr habt Illusionen, wir die Wahrheit. In Wahrheit aber auch eine ziemlich sinnlose Denglisch-Interpretation von „at the end of the day“. Zum Glück ist am Ende des Tages auch: Feierabend.

D

DA BIN ICH FEIN MIT Ausdruck höchster Zufriedenheit. Wird sogar von den gröbsten Klötzen verwendet, die ungefähr so fein sind wie eine Dampframme und mit blöden wörtlichen Übersetzungen von „I’m fine with it“ kein Problem haben.

A

AUF DER TONSPUR Erste Regel: In der Powerpoint-Präsentation steht alles. Fast alles. Denn, zweite Regel: Was nicht in der Powerpoint-Präsentation steht, erzählt der Chef „auf der Tonspur“. Zum Beispiel: „In der Pause gibt es Schnittchen.“

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P

PERFORMANCE-ORIENTIERT Wird oft im Zusammenhang mit dem Gehalt benutzt. Bedeutet, dass man doppelt so viel arbeiten muss für die Hälfte des Lohns.

E

E RG E B N I S O R I E N T I E R T Stundenlange Meetings, in denen dieses Wort fällt, sind vor allem eins nicht: ergebnisorientiert. Andererseits: Dass man in endlosen Besprechungen nicht zu einem Ergebnis kommt, ist genau deren Sinn. Und darum: ergebnisorientiert (sic!).

E

ERGEBNISOFFEN Das Gegenteil von > ergebnisorientiert, obwohl ergebnisoffene Gespräche immer im gewünschten Ergebnis enden (zum Beispiel: keine Gehaltserhöhung). Daher ist „ergebnisoffen“ das wahre „ergebnisorientiert“.

W

WIN-WIN-SITUATION Beschreibt ein Projekt, von dem beide Seiten profitieren. Kommt verbal ständig vor, in Wirklichkeit so gut wie nie. Sagt jemand „Win-win“, könnte er auch „Grimms Märchen“ sagen.

S

SYNERGIEEFFEKT Der kleine Bruder der > Win-win-Situation. Wird ständig drüber geredet, tritt fast niemals ein. Sagt jemand „Synergieeffekt“, könnte er auch „Ich glaube an Einhörner“ sagen.

B

BEST PRACTICE Neudeutsch für: Das haben wir immer schon so gemacht, also machen wir es auch weiterhin so.

C

CUSTOMIZING Bedeutet im Idealfall: Ein Angebot wird genau auf die Bedürfnisse des Kunden angepasst. Heißt im Regelfall: Wir nehmen unsere Standardlösung und verkaufen die für teuer Geld.

S

SICH COMMITTEN Sich zu etwas bekennen: meistens zur Verantwortung für den Erfolg oder den Misserfolg eines Projekts. Daher tunlichst vermeiden oder die Formulierung „sich noch committen“ nutzen, die lässt alle Türen offen.

I

ICH GEBE DIR EIN UPDATE Halt! Bitte nicht drauf freuen, dass der Kollege dir lächelnd eine neue Version von Angry Birds schenkt. Der Satz bedeutet nur: Ich sage dir, was es Neues gibt – meistens nichts. INS BOOT HOLEN Wenn man bei einem Projekt nicht weiterkommt, holt man einfach noch jemanden dazu. Dann kann man diesen Kollegen später für das Scheitern verantwortlich machen.

Z

I

ZEITNAH Soll „bald“ bedeuten, macht aber in Wirklichkeit einen riesigen Zeitkorridor auf zwischen „jetzt sofort“ und „irgendwann in ferner Zukunft, wenn Menschen auf dem Mars siedeln“. ASAP „As soon as possible“ – so schnell wie möglich. Also, wenn möglich, nach dem Facebook-Chat, der Mittagspause oder anderen viel wichtigeren Dingen. > Zeitnah.

A


International, praxisorientiert, persönlich und kompakt

Wer von beiden wird international Karriere machen? Beide.

D

DA IST NOCH LUFT NACH OBEN Ausdruck der Unzufriedenheit. Immer in Bezug auf die Leistung anderer verwenden, niemals auf die eigene. Obwohl da oft auch noch jede Menge Luft nach oben ist.

W

WIR SIND SAFE Es gibt Kollegen, die so verschlossen sind wie ein Tresor. Die sind hier jedoch nicht gemeint. Die Phrase meint: HURRA! Wir haben unseren Arsch gerettet und die anderen sind schuld. > Ins Boot holen.

B

BACK ON TRACK Etwas ist bei einem Projekt furchtbar schiefgegangen und lässt sich auch nicht mehr geradebiegen. Derjenige, der „back on track“ sagt, darf sich bald > neue Herausforderungen suchen. NEUE HERAUSFORDERUNGEN SUCHEN Ab einer gewissen Position wird man offiziell nicht mehr entlassen. Nein, solche Erfolgsmenschen suchen sich neue Herausforderungen – und wenn es nur der Antrag auf Arbeitslosengeld ist.

I

N

ICH WAR NICHT IM VERTEILER Gerade in Großunternehmen kommt eigentlich jeder auf den Verteiler einer E-Mail, der bei drei keinen Account hat. Nicht im Verteiler zu sein heißt, dass man total abgemeldet ist. > Back on track und > Neue Herausforderungen suchen.

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UMSTRUKTURIERUNG Alarmstufe Rot! Heißt im Klartext: Massenentlassungen stehen vor der Tür, ganze Abteilungen werden aufgelöst. > Optimierungen.

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OPTIMIERUNGEN Unternehmen wollen sich immer verbessern, damit sie auf dem Markt bestehen. Leider bedeuten Optimierungen meistens Verschlechterungen – weniger Gehalt und mehr Arbeit.

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21.09.12 04.10.12 14:44 17:03


VON PETER WAGNER / TEXT

In der Zwischenzeit. Unternehmensberater sind viel unterwegs und verdienen gut. Was diesen Beruf aber wirklich ausmacht, ist die Tatsache, dass er nur eine Transitstation auf der großen Karrierereise ist – und man noch mal darüber nachdenken kann, wohin das Leben gehen soll.

Am Ende seiner beruflichen Laufbahn war Herbert Henzler Europachef der Unternehmensberatung McKinsey. Am Anfang seiner beruflichen Laufbahn war er der König der Welt. „Als ich mit 27 Jahren bei McKinsey einstieg“, erzählte Henzler im Frühjahr der Wochenzeitung Die Zeit, „war mein erster Kunde ein großes Pharmaunternehmen. Mein Kollege und ich arbeiteten direkt mit dem Vorstand zusammen. Wir fühlten uns bärenstark. Hätte man uns gesagt, wir sollen helfen, ein Krebsmittel zu erfinden – wir hätten geantwortet: Das schaffen wir. Das war natürlich Unfug.“ Mit dem letzten Satz kassiert Henzler, 71, noch schnell die Hybris, die er in jungen Jahren spürte. Die großen Unternehmensberatungen sind auch heute noch gut darin, ihren Angestellten ein Gefühl der Stärke zu vermitteln. Sie füllen die Trolleys ihrer jungen Mitarbeiter mit Selbstbewusstsein und schicken sie in fremde Unternehmen. Dort suchen die Berater die Welt nach neuen Märkten ab und entwickeln, tatsächlich, komplette Geschäftsstrategien. Dort sollen sie nachsehen, ob das vorhandene Personal sinnvoll eingesetzt wird oder nicht wenigstens zu zahlreich ist. Das Personal selbst rollt mit den Augen, wenn Unternehmensberater an die Bürotür klopfen. Immer wieder fördern die Berater in ihren Projekten Erkenntnisse zutage, die im jeweiligen Haus durchaus schon vorhanden sind, die man in der Chefetage aber lieber aus dem beredten Mund der bezahlten Gäste hört. Viele Chefs sind gierig nach der Arbeit der Berater. Der Bundesverband der Deutschen Unternehmensberater hat notiert, dass der Branchenumsatz im Jahr 2012 wohl um die 22 Milliarden Euro betragen könnte. Vor zehn Jahren waren es nur gut 12 Milliarden Euro. Und die Arbeit wird nicht weniger.

Gerade ist wieder von einem „Boom“ die Rede. Die Nachfrage nach neuen Beratern ist so groß, dass wieder einmal die superkapitalistische Formulierung vom „war for talents“ zur Anwendung kommt. Die Unternehmensberatungen führen angeblich einen „Krieg“ um die besten Absolventen der Natur-, Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften. So kommt es, dass sich mindestens unter den Absolventen der BWL-nahen Studiengänge Neid regt, wenn Kommilitonen bei einer der großen Beratungen unterkommen. Manchmal betragen die Einstiegsgehälter 4 000 Euro im Monat oder sogar mehr. Dafür müssen die Neulinge sehr viel arbeiten, werden aber – das hat sich seit Herbert Henzlers Berufseinstieg nicht verändert – mit direkten Kontakten zu den Chefs jener Unternehmen belohnt, die sie in ihren Projekten betreuen. Jeder Berater lernt in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Unternehmen kennen. Er lernt, auch wenn das keiner so ausdrücklich zugeben darf, potenzielle Arbeitgeber kennen. Einer ungefähren Rechnung zufolge kündigen drei von vier Beratern nach spätestens fünf Jahren. Herbert Henzler sagt, dass bei McKinsey die meisten Mitarbeiter schon nach drei oder vier Jahren wieder verschwinden – weil ihnen der Austritt nahegelegt wird oder weil eben ein Angebot auf den Tisch flattert. Unternehmensberatungen sind Transitorte. Von dort hat man eine wunderbar klare Sicht in die Jobwelt. Dort kann man noch ein letztes Mal darüber nachdenken, wohin das Leben eigentlich gehen soll. Manchmal lässt allein die Gestaltung der Büros den Schluss zu, dass Berater sich im Niemandsland bewegen. Die Boston Consulting Group etwa hat die Arbeitsräume an ihrem Münchner Sitz in 13 Dörfer aufgeteilt. Jeder, der freitags für seinen Office-Tag ins Haus zurückkehrt, geht in sein Dorf und

Drei von vier Beratern kündigen nach fünf Jahren.

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setzt sich dort an einen freien Platz seiner Wahl. Er tippt einen Code in eines der Telefone, und schon ist das Telefon sein Telefon. Der Platz ist, ganz bewusst, ein Platz auf Zeit. Diese Organisation hat in erster Linie wahrscheinlich praktische Gründe – man hält nun mal keine Büros mit Namensschildern vor, wenn an vier von fünf Tagen gar niemand drinhockt. Aber sie übermittelt, wenn auch sehr leise, doch auch eine Nachricht: „Du bist noch nicht angekommen. Du bist im Transit.“ Die Reisetätigkeit von Beratern ist immens, manche verbringen mehr als 200 Tage und Nächte im Jahr außerhalb Deutschlands. Diese Reisen sind für manche wie eine Bestätigung der Tatsache, dass sie etwas erreicht haben. Wer ohne Unterlass von seinem Arbeitgeber durch die Welt geschickt wird, der muss, so geht noch immer die Erzählung, gut sein. Das Leben im Transit ist ein herber, durchaus reizvoller Kontrast zum Leben zwischen Mensa oder Wohngemeinschaft. Und der Flughafen ist sowieso eine wunderbare Heimat für jene, die noch nicht entschieden haben, wohin sie wollen. Dort steht die Welt ganz namentlich auf der Abflugtafel, und wer Fantasie genug hat, sieht hinter jeder Ortsangabe eine andere Zukunft. Vielleicht bezieht mancher Jungberater sein Selbstbewusstsein gar nicht aus dem schieren Umworbensein und aus dem Blick auf sein Konto. Vielleicht freut er sich, zumindest in den ruhigeren Momenten, an einem Berufsleben, in dem noch nichts festgelegt ist. Denn erst am Ende des Transits, wenn er sich für eine Biografie entschieden hat, da beginnt das echte Leben.

Ein Beraterplatz ist – ganz bewusst – ein Platz auf Zeit.

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Wer persönlich wächst, wächst auch beruflich. McKinsey sucht inspirierende Führungspersönlichkeiten – Menschen, die nicht nur ihre Arbeit, sondern auch persönliche Ziele mit Leidenschaft verfolgen. Das fordern wir nicht nur, wir fördern es auch: Unsere Berater entscheiden jedes Jahr aufs Neue, wie viel sie arbeiten. Jährlich stehen ihnen bis zu drei Monate zur Verfügung, um neben der Klientenarbeit eigene Ziele zu verwirklichen. Sei es, ein soziales Projekt zu realisieren, die Welt zu umsegeln, ein Buch zu schreiben oder ausgedehnt Zeit mit der Familie zu verbringen – wir geben ihnen den Freiraum.

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Building Global Leaders


VON MERCEDES LAUENSTEIN / PROTOKOLLE & JURI GOTTSCHALL / FOTOS

Alles bleibt anders. Wenn man zum Studieren das Elternhaus verlässt, verliert das Kinderzimmer plötzlich seinen Bewohner. Eigentlich könnten die Eltern dort jetzt rigoros umräumen, doch oft bleibt vieles, wie es war. Wir haben fünf Studenten in ihrem früheren Reich besucht.

ANNIKA, 24, IST 20

Als ich ausgezogen bin, wollte ich in meinem WG-Zimmer nicht alles neu machen, da hätte ich mich irgendwie entwurzelt gefühlt. Ich habe Stück für Stück immer ein paar Sachen mitgenommen. Die meisten Möbel hier sind allerdings Einbaumöbel, daher sind sie geblieben. Ansonsten habe ich hier nur noch so eine kleine Ecke, in der Wegschmeißverbot herrscht, da stehen mein Saxofon, meine Bilder aus dem Kunst-LK, Töpferarbeiten und ein Karton mit Fotos. Ich liebe es, mir diese Dinge in gewissen Zeitabständen noch einmal anzusehen. Schon merkwürdig, wie sich die Vorstellung von dem, was man ge-

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macht hat, über die Jahre verändert. Wenn ich ungefähr alle drei Monate mal zu Hause bin, ist mein Kinderzimmer zwar immer noch mein Zimmer, es wird durchgeputzt, ich kriege mein Bettchen gemacht, es steht eine kleine Blume neben dem Bett und eine Flasche Wasser, aber sonst wird eigentlich keine Rücksicht darauf genommen, dass alles so bleibt, wie es ist. Ich freue mich, wenn sich hier etwas verändert, wenn meine Mutter meinen Kleiderschrank vollhängt oder sich hier eine Sofaecke einrichtet. Ich finde es viel trauriger, wenn Eltern das Kinderzimmer so heilig behandeln, als wäre das Kind gestorben.


008 AUSGEZOGEN.

Außerdem glaube ich, dass man manchmal auch einfach zum Wegschmeißen getrieben werden muss. Zu dem Didgeridoo, das hier steht, habe ich keine tiefe Beziehung. Ich habe es von meiner Gastmutter in Australien geschenkt bekommen, aber wenn ich es spiele, kommt nur ein längerer, trauriger Pups raus. Wenn ich hier bin, fühle ich mich immer sehr beschützt und behütet, ich schlafe auch viel tiefer und besser, weil es nur ein paar Vögelchen gibt morgens, keine Tram und kein Kindergeschrei wie in Berlin. Außerdem liebe ich meinen alten Bettalkoven mit dem Bullauge. Als ich zum ersten Mal in einer

richtigen Wohnung wohnte und mein Bett da einfach so offen reinstellen musste, war das ganz schön gewöhnungsbedürftig. Immer so mitten im Zimmer aufzuwachen, keinen Schutz, kein Giebeldach über dem Kopf. Dieses Bett ist mir schon heilig – wenn das nicht mehr da wäre, wäre ich traurig. Aber wenn meine Mutter hier auf einmal ihren Schreibtisch reinstellen würde, würde ich trotzdem versuchen, mich damit abzufinden. Ich will mir hier überhaupt keine Rechte mehr einräumen. Das ist das Haus meiner Eltern, ich bin ausgezogen, die können und sollen daraus machen, was sie wollen.

jetzt U N I & J O B N o 0 5 / 1 2 37


JAKOB, 25, IST 2007 AUSGEZOGEN.

Nach meinem Auszug habe ich das möblierte WG-Zimmer meines Bruders übernommen, deshalb ist hier alles so geblieben, wie es damals war. Meine Eltern haben genug Platz und finden es schön, uns unsere alten Zimmer zu bewahren. Außerdem sind wir auch alle ein bisschen zu faul, hier alles neu zu machen. Einmal hatten wir mein Zimmer sogar für ein paar Monate an jemanden aus der Nachbarschaft als Arbeitszimmer vermietet, den hat mein Kinder- und Jugendkram hier wohl nicht weiter gestört. Das meiste hier ist eigentlich Schrott, pure Staubfänger: alte Indie-Anstecker, leere Batterien, alte Kabel, Schulbücher, kaputte DVDs und alte CDs. Meine Jahrbücher und Hausaufgabenhefte aus der Schule sind auch noch hier, eine kleine Kiste mit Dingen von meiner Südamerika-Reise, außerdem eine Flasche Berliner Bier, das ich von einer Klassenfahrt mitgenommen habe

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und das seit 2005 abgelaufen ist. Es gibt noch einen Schuhkarton mit Liebesbriefen und das Blindentelefon meiner Großeltern. Vieles kann und sollte bestimmt weg, aber irgendwie hänge ich an allen Dingen ein bisschen, weil es lustige Erinnerungen sind. Wichtig ist der Totenkopf. Der ist echt, noch aus dem Ersten Weltkrieg. Oben in der Schädeldecke sieht man den Einstich eines Bajonetts. Er stand immer in der Arztpraxis meines Opas, dann wanderte er in den Keller, und irgendwann habe ich ihn mir ins Zimmer geholt. Ich bin ungefähr einmal die Woche hier draußen auf dem Land, wir wohnen am See, und ich genieße die Luft und die Aussicht. Wenn ich hier bin, bin ich auch immer wieder ein bisschen in Kinderstimmung zwischen den ganzen alten Sachen und habe Angst, dass gleich meine Mutter hereinkommt und mich wie früher beim Kiffen erwischt.


REBECCA, 26, IST 2007 AUSGEZOGEN.

Mein Zimmer war früher orangefarben, sonst hat sich seit meinem Auszug nicht viel verändert. Manchmal schlafen Freunde meines Bruders hier, aber jedes Mal, wenn ich komme, sieht es aus, als wäre ich die Letzte gewesen, die hier drin war. Als ich zum Studieren nach Maastricht zog, habe ich mich dort ganz neu eingerichtet. Die Möbel hier sind noch meine Kindermöbel. Mein Bett war früher mal ein Hochbett, das haben wir einfach abgesägt, als ich Hochbetten nicht mehr cool fand. Ich weiß gar nicht, wann ich die ganzen Dinge hier zum letzten Mal wirklich berührt habe. Vieles weiß ich trotzdem noch ganz genau, zum Beispiel, dass in der linken Schublade meiner Kommode alle meine Erich-Kästner- und Drei-Fragezeichen-Kassetten liegen. Die alten Kuscheltiere lagen schon in meiner Krippe, den Sand und die Muscheln auf der Fensterbank habe ich vom Segeln und von

Reisen in der Kindheit, und an den Afri-Cola-Flaschen auf der Fensterbank oder den Jack-Johnson-Postern an der Wand erkennt man die Phase, in der mein Zimmer cooler werden sollte. Wichtig sind mir besonders die alten Fotos – von meinem Bruder, von meiner ersten Jugendliebe, von Leuten, die ich aus der Kindheit kenne und die immer noch große Rollen in meinem Leben spielen. Das sind Heiligtümer. Ich bin ungefähr zwei-, dreimal im Jahr zu Hause. Ich genieße die Vertrautheit, aber ich komme mir immer auch ein bisschen zu groß darin vor, irgendwie herausgewachsen. Meine Mutter hat mich kürzlich vorsichtig gefragt, ob sie vielleicht allmählich ein nettes Zimmer für sich daraus machen könnte. Klar, habe ich gesagt, solange nichts weggeschmissen wird und ihr alles in Kisten packt, ist das kein Problem. An dem Zimmer an sich hänge ich nicht.

jetzt U N I & J O B N o 0 5 / 1 2 39


ANNE, 24, IST 2008 AUSGEZOGEN.

Meine Eltern haben beide geräumige Arbeitszimmer und ein großes Wohn- und Esszimmer, die haben keinen Bedarf, hier etwas zu ändern. Außerdem ist es ihnen, glaube ich, wichtig, mir hier noch einen Wohlfühlort zu bieten. Der Punkt, an dem sie es wirklich mal räumen, kommt wahrscheinlich erst, wenn ich mich irgendwo richtig langfristig niederlasse, mit Familie und so. Gerade mache ich hier in der Nähe ein Praktikum, deshalb wohne ich wieder ein paar Wochen zu Hause. Insgesamt bin ich höchstens zwei Wochen im Jahr hier. Ich habe bei meinem Auszug nur einen Ikea-Sessel mitgenommen, sonst nichts. Ich fand es toll, in meinem WG-Zimmer in Bremen neu zu beginnen und mich ein Stück weit neu zu erfinden. Es ist schon etwas skurril,

dass hier noch alles so ist, wie es früher war. Aber ich fände es doch auch komisch, wenn es nicht mehr so wäre. Wenn das plötzlich die Rumpelkammer meiner Eltern wäre, könnte ich damit erst einmal nicht so gut umgehen. Ich bin so ein Aufbewahrkind, ich habe unglaublich viele komische alte Sachen irgendwo liegen, Erinnerungen von Schüleraustauschen, Fotos, Zeichnungen von Freundinnen und Briefchen, ich sitze manchmal wirklich ganze Nachmittage vor meinen Schränken und entdecke das alles wieder neu. Das Wichtigste in diesem Zimmer sind meine Fotoalben und eine Urkunde von meinem Opa, auf der steht, dass er 20 Mark für jedes gezüchtete Fohlen bekommen hat.

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FLO, 24, IST VOR NEUN MONATEN AUSGEZOGEN.

Ich habe nach dem Abi relativ lang zu Hause gewohnt. Ich bin kein Stadttyp, ich mag die Ruhe im Vorort. Irgendwann war es doch Zeit, selbstständig zu werden und in eine WG umzusiedeln. Aus meinem alten Zimmer habe ich meine Gitarren mitgenommen, den Computer, zwei Bilder, die meine kleine Schwester mir gemalt hat, und mein Bett. Das hatte ich gerade erst zum Geburtstag bekommen. Ursprünglich habe ich im Zimmer nebenan gewohnt, meine Schwester hat kürzlich einfach mein Zeug in ihr Zimmer geräumt und ihres in meines. Die Fototapete im Hintergrund ist noch von ihr, ein kitschiger Kontrast zu meinem alten Zimmer. Ich bin ungefähr ein- oder zweimal die Woche hier. Obwohl ich mich in meiner WG langsam echt

heimisch fühle und auch „zu Hause“ dazu sage, fühle ich mich hier immer noch am wohlsten. Der Stress und die Anspannung aus der Uni verflüchtigen sich, wenn ich hier im Wald joggen gehen kann. Meiner Familie ist es wichtig, dass ich hier ein eigenes Zimmer behalte und mich immer willkommen fühle. Mir ist es egal, wenn Freunde meiner Schwester in meinem Bett schlafen oder sie mein Zimmer als Abstellkammer nutzt – sie hängt zum Beispiel ihre Dirndl hier herein oder schiebt alte Kartons rüber. An all den Dingen, die hier herumstehen, hängen Erinnerungen. Die Modellautos im Regal habe ich als Kind gesammelt. Meine Taufkerze steht hier. Außerdem habe ich noch einen Tennisball, den ich mal in Wimbledon gefangen habe.

Uns reizt das Besondere. An Aufgaben und Mitarbeitern. Einfach gut können viele. Exzellent nur die wenigsten. Bei Deloitte erwarten Sie nicht nur anspruchsvolle Kunden und Projekte, sondern auch Kollegen, die Sie fachlich fordern und menschlich begeistern werden. Wir streben nach exzellenten Leistungen für unsere Kunden und arbeiten nach höchsten Qualitätsstandards. Wenn dies auch auf Sie zutrifft, freuen wir uns, Sie kennen zu lernen. Ganz egal, ob Sie heute noch mitten im Studium stehen, sich kurz vor dem Abschluss befinden oder

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Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited, eine „private company limited by guarantee“ (Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht), und/oder ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen. Jedes dieser Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig. Eine detaillierte Beschreibung der rechtlichen Struktur von Deloitte Touche Tohmatsu Limited und ihrer Mitgliedsunternehmen finden Sie auf www.deloitte.com/de/UeberUns. © 2012 Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft


VON JULIANE FRISSE / TEXT & FILIPEK / ILLUSTRATION

Die Kuchenfrage. Am letzten Praktikumstag willst du einen besonders guten Eindruck hinterlassen. Also einen Kuchen backen? Lass es bleiben, rät unsere Autorin. Das Praktikantendasein ist sowieso schon devot genug.

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Hinter dir liegen anstrengende, nervenzehrende Wochen, vielleicht sogar Monate. Du hast in dieser Zeit immer vollen Einsatz gezeigt. Bist selbstverständlich abends auch mal länger geblieben, wenn es nötig war. Du hast dich von Anfang an bemüht, niemanden mit deinen Fragen zum Intranet zu nerven, und kurze Privattelefonate natürlich immer über dein Handy abgewickelt. Aus dem Flurfunk hast du dich diplomatisch rausgehalten und ansonsten einen anspruchsvollen Sozialslalom um sämtliche Fettnäpfchen absolviert, auch um jene, von denen du nicht wissen konntest, wo sie stehen. Du hast verstanden, dass Kollegen sich deinen Namen auch nach der dritten Wiederholung einfach noch nicht merken konnten. Du warst dir trotzdem nicht zu fein, die besonders dämlichen Aufgaben von diesen Kollegen zu übernehmen, auf die sie nachvollziehbarerweise keine Lust hatten, bist dir auch nie zu schade gewesen, kopieren zu gehen oder Kaffee zu kochen. Eh klar. Und vor allem hast du dich natürlich niemals in irgendeiner Weise über irgendetwas beschwert. Du hast all das auf dich genommen, weil du bei diesem Arbeitgeber ein paar jener wertvollen Arbeitserfahrungen sammeln und mit deiner Nase endlich einmal an dieser wohlriechenden Praxisluft schnuppern durftest, von der die Kommilitonen im Semester über dir so geschwärmt haben. Womöglich konntest du die Geruchsprobe sogar an einer besonders respektablen Stelle nehmen, bei den Vereinten Nationen, im Hauptstadtstudio oder zumindest bei einem Mittelständler, im Fundament unseres Wohlstandes also. Nun gut, für dich im Speziellen gestaltete sich die finanzielle Seite dieser Angelegenheit eher suboptimal, je nach Branche hast du für ’n Appel und ’n Ei oder noch weniger rangeklotzt. Aber es ging hier ja auch nicht ums Geldverdienen, sondern um die Sache. Denn du warst Praktikant beziehungsweise bist es noch – bis einschließlich morgen. Du gehörst also der devotesten aller Lebensformen an, die uns bekannt sind. Völlig zu Recht fragst du dich daher, was für einen Kuchen du zu deinem Ausstand mitbringen sollst und wie du beim Backen auf die Glutenunverträglichkeit der Buchhaltungskollegin Rücksicht nehmen kannst. Wenn du in deinem Leben bereits Grundkenntnisse im Soft Skill Kuchenbacken erworben hast, weißt du aller-

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dings: Mit einem Apfel und einem Ei allein kommst du in der Backstube nicht weit. Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten: Du wurdest vom lieben Gott mit einer großen Freude am Backen und zwei Knethaken als Händen beschenkt. Dann bitte – schreite zur Tat. Falls du allerdings keinen Spaß daran hast, es nicht kannst oder beides, dann bring morgen doch lieber eine Packung Kekse mit. Kuchen wird völlig überbewertet – nicht geschmacklich, sondern als Praktikantengeste. Du glaubst, du demonstrierst mit einem selbst gebackenen Kuchen deine Sozialkompetenz? Wer von dir erwartet, dass du dich, nachdem du dich als billige Arbeitskraft aufgerieben hast, auch noch stundenlang in die Küche stellst, der sollte einmal an seiner Sozialkompetenz feilen. Du hoffst, du kannst mit einem leckeren Kuchen zum Abschluss noch mal einen positiven Eindruck hinterlassen? Falls dein Ziel in diesem Praktikum darin bestand, den Mitarbeitern als begabter Zuckerbäcker in Erinnerung zu bleiben, sicherlich eine gute Idee. Ansonsten aber gilt: Wenn dich dein Chef und die Kollegen für einen Vollpfosten halten, wird sie auch dein fantastischer Schoko-Kirsch-Kuchen nach Omas geheimem Familienrezept nicht vom Gegenteil überzeugen können. Niemand wird dir deiner Backkünste und -mühen wegen einen Job geben. Indem du nichts Selbstgebackenes mitbringst, kannst du dafür ein ziemlich wichtiges Signal aussenden. Nämlich dass du weißt, was du wert bist: wesentlich mehr, als du bisher für deine Anstrengungen bekommen hast. Auch wenn das tollste, weil fairste und lehrreichste Praktikum überhaupt hinter dir liegt, ist es vollkommen ausreichend und außerdem zu empfehlen, wenn du dich lediglich bei deinen Kollegen persönlich für die gute Zeit mit ihnen bedankst (und mit den Keksen demonstrierst, dass du die Abschiedskonventionen nicht vollständig ignorierst). Wenn du den Vorabend nicht kuchengestresst in der Backstube verbringst, kann dein letzter Tag so der erste werden, an dem du die Devotheit des Praktikantendaseins hinter dir lässt. Was du nach dem letzten Praktikumstag dagegen unbedingt tun solltest: ein großes Stück Kuchen essen. Egal ob selbst gebacken oder gekauft. Das hast du dir jetzt nämlich verdient.


Meine erste Vorlesung? Morgens zu Hause!

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Sorry, Europaflagge, aber bei Sternen und Kontinent, da denkt man immer noch an die USA. Und bei Sternen und Schuhen gibt es von jeher nur die All Stars von Converse. Diese Firma kann aber noch etwas anderes, als das Modell Chuck Taylor immer gleich zu produzieren, so zum Beispiel diese neuen Wintersneakers aus der Jack-Purcell-Kollektion. Jack und Chuck, klingt ja ähnlich, vielleicht wird’s ein neuer All Star? Die Stars aus Toronto gehören zum Besten, was die kanadische Popszene zu bieten hat. Für ihr neues Album haben sie sich lange Zeit gelassen, jetzt ist es da und hat wieder genau die richtige Mischung aus Schmelzindie und Avantgarde-Pop. Fünf Sterne dafür! Für die braucht man dann natürlich auch die passende Auflage: Auf einem Sternenkissen liegt es sich nicht bloss wie im Andromedanebel, zum Einschlafen kann man damit statt Schäfchen auch Sternchen zählen oder sich gleich eigene Sternbilder ausdenken (circa 60 Euro, Lexington). Nicht nur für Astro-Geeks eine gute Idee: historische Sternenkarten und Lehrtafeln als Wandschmuck. Botschaft für Besucher: Kopernikus was a friend of mine! Bei Etsy findet man jede Menge dieser alten Himmelsposter (ab etwa 15 Euro). Sterne als Muster sind ja eigentlich seit ein paar Jahren schon wieder out, seit also ungefähr jedes zweite Berlinmädchen sich einen auf den Knöchel tätowieren ließ. Wer jetzt immer noch welche trägt, muss dabei richtig rumknallen: mit Stars-Hosenträgern von Vivienne Westwood, zum Beispiel (circa 125 Euro, gesehen bei Selfridges). Es gibt europäische Sterne, die nichts mit Brüssel oder Autos zu tun haben. Besonders hilfreich zum Beispiel für eine mediterrane Viertelstunde ist von jeher die Aranciata-Limo aus Italien, nur echt mit rotem Stern, dicker Bauchflasche und Strohhalm.

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Dranbleiben!

VON JAN PHILIPP ALBRECHT / TEXT & FELIX KRÜGER / FOTO

Wenn ich wiederkomme, dann nur als Abgeordneter –

scheidenden Personen, das waren meine Worte, als mich während meines Prak- die uns bislang wie lustige tikums im Europäischen Parlament meine Vorgesetzte Hobbits im Auenland befragte, ob ich nach dem Studium zurückkommen wolle. trachtet und ignoriert hatten, Ich konnte es schwer mit ansehen, dass der schnell ausge- in Bedrängnis, mussten sich vor bildete und Anzug tragende Bürokratennachwuchs die der aufgebrachten Menge rechtvermeintliche Elite der Politik sein sollte. Aber ich dach- fertigen. Da wurde mir klar, wie wete, dass ich mit meinem mittelmäßigen Abi, einem Jura- nig Parlamentarier ohne Öffentlichstudium in Bremen und ein paar Zeitungspraktika nicht keit bewirken können und wie wichtig es gegen ihre Hochglanzlebensläufe anstinken könnte. Mein dennoch ist, immer wieder aufs Neue die Ausruf war eher ein trotziger Scherz. Heute weiß ich, dass gleichen Fragen und Forderungen zu steldarin viel Wahrheit steckte. len, bis sich die Verantwortlichen nicht Drei Jahre später wählten mich die Grünen auf einen mehr entziehen können. Das ist mühsam. aussichtsreichen Platz zur Europawahl. Ich nahm mir fest Manchmal kann es Jahre dauern. Und vor, den Menschen in Europa wieder Gehör zu verschaf- manchmal frustriert es. Wenige Monate fen und für ihre Bürgerrechte und für demokratische vor unserem Erfolg gegen Acta saß ich in und rechtsstaatliche Regeln unseres Zusammenlebens Straßburg in der Internet-Arbeitsgezu kämpfen. Ich hatte mir viel vorgenommen. Als ich das meinschaft der grünen Europafraktion erste Mal ehrfürchtig auf einem der klobigen Lederses- und wollte alles hinschmeißen, weil sel im Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Straß- uns der verantwortliche EU-Handelsburg Platz nehmen durfte, fühlte ich mich wie im Konfö- kommissar mit seinen ewig wiederderationsrat bei „Star Wars“. Ich hielt viele Reden, schrieb holten Plattitüden als unbedeutende haufenweise Anträge, informierte die Presse, leistete Minderheit darstellte. Doch dann Überzeugungsarbeit – was ein Politiker eben macht. Bis entstand quasi über Nacht große Aufmir langsam klar wurde, dass die Entscheidungen immer merksamkeit für unser Thema. Viele Menschen noch an mir vorbeigingen. Sie fielen in den großen Frak- schauten hin, brachten sich ein, bewegten etwas. Die Detionen, bei ihren Vorsitzenden, den Kommissaren und mokratie lebte. Regierungen, offenbar ohne dass es jemand wie ich beIch habe diese positive Erfahrung wohl auch deshalb einflussen konnte. machen können, weil ich mich nicht abschrecken ließ von Über Jahre hatte ich mit einigen Gleichgesinnten mit den eingespielten Vorgängen der großen Politik. Denn guten Argumenten gegen das internationale Handelsab- mit den Jahren war mir klar geworden, was zunächst kommen Acta gestritten. Unsere Warnungen hatten nie- platt klingt: Auch dort sitzen nur Menschen. Menschen, manden interessiert. Wir hatten Resolutionen und Pres- die der mühsamen Aufklärung politisch komplexer Vorsemitteilungen geschrieben, Gutachten beantragt, doch gänge oft müde geworden sind und sich mit den verwir wurden nie gehört. Es war wie verhext. Kurz vor den meintlich unumstößlichen Rahmenbedingungen arranentscheidenden Abstimmungen im Juli wurde unsere giert haben. Das aufzubrechen ist mühsame Kleinstarbeit. Kritik plötzlich wahrgenommen. In Polen Bei Acta ist es gelungen – das EuroJan Philipp Albrecht sitzt als gingen Zehntausende Menschen gegen jüngster deutscher Abgeordneter päische Parlament hat das AbkomActa auf die Straße und kämpften für die für die Grünen im EU-Parlament. men abgelehnt. Die Hartnäckigkeit Freiheit im Internet. Es folgten europa- Sein Kampf gegen das Handelshat sich gelohnt! weite Proteste. Auf einmal kamen die ent- abkommen Acta schien lange vergeblich. Er ist froh, trotzdem nicht aufgegeben zu haben.

IMPRESSUM jetzt UNI&JOB Eine Verlagsbeilage der Süddeutschen Zeitung im Oktober 2012 Verlag Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. 0 89 / 21 83 - 0 Chefredakteur Kurt Kister Verantwortlich im Sinne des Presserechts Dirk von Gehlen Redaktion Christian Helten Art Director Joanna Swistowski Schlussredaktion Isolde Durchholz Anzeigen (verantwortlich) Jürgen Maukner Kontakt Tel. 0 89 / 21 83 - 82 73, stellen-anzeigen@sueddeutsche.de Anzeigenpreise unter http://mediadaten.sueddeutsche.de/sonderthemen/jetzt_schulejob_unijob Repro Compumedia GmbH, Elsenheimerstraße 59, 80687 München Druck Firmengruppe APPL, PRINT.Forum Druck GmbH, Neulandstraße 40, 74889 Sinsheim. Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. Das Papier des Magazins jetzt UNI&JOB wird aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt. Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung der auch in elektronischer Form vertriebenen Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Veröffentlichung gemäß Art. 8 Abs. 3 Bayerisches Pressegesetz Alleinige Gesellschafterin der Süddeutsche Zeitung GmbH ist die Süddeutscher Verlag GmbH, München. An dieser sind beteiligt: Südwestdeutsche Medien Holding GmbH, Stuttgart: 81,25 %; SV Friedmann Holding GmbH, Grünwald: 18,75 %.


Sources: Universum Survey & CHE

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