Headliner #005

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DIE NEUE SÜDTIROLER

Freitag, 19. September 2008 – Nr. 188/16. Jg.

Tageszeitung

Foto: Andrea Maurer & Monika Leimegger

> Redaktion Tageszeitung Headliner: headliner@tageszeitung.it – Tel. 329/5913560

Hunting for Witches Die Band „The Witch“ und ihr erstes Album „Lilly Rose“ von Eva Reichegger

ine Hexe muss nicht zwangsläufig Unheil und Böses mit sich bringen. Das zeigt sich auch am Beispiel der Band „The Witch“ aus dem Hochpustertal, die seit gut drei Jahren unter diesem verhexten Namen in Südtirol ihr Unwesen treibt. Warum das Bandlogo ein Hexengesicht zeigt und wie es zur Namensgebung kam, ist schnell erklärt: Nach einer ausgedehnten Pizzaorgie im Proberaum „erschien“ Wäg, Mirk, Patti und Simon eine Hexe in Form eines Ölflecks auf einem Pizzakarton. Dies deuteten die humorvollen Pustertaler als Zeichen des Schicksals und tauften sich kurzerhand auf den Namen „The Witch“. In Südtirol sind „The Witch“ vor allem wegen der theatralischen und gleichzeitig lockeren Livedarbietung ihres Sängers Mirk be-

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Ein wahrer Blickfang: Das „Lilly Rose“-Cover und Hexenlogo von Archetype|Design

kannt, über die man im vergangenen Jahr auch beim „Italian Live Award Finale“ und beim „Metal Champ Semifinale“ beeindruckt schmunzeln konnte. Doch das könnte sich nun ändern, denn nach der Veröffentlichung der ersten Demo-CD im Herbst 2006 und der Produktion des Videoclips zum Song „Free With Disguise“ erscheint jetzt der lang er-

sehnte erste Longplayer. Und der geht nicht nur so leicht ins Ohr wie sein Titel „Lilly Rose“, sondern wurde von der ersten Phantomspur bis hin zum fertigen Master komplett in Eigenregie umgesetzt. Es schien fast so, als wollten die Rocker ihre „Rose“ nicht in fremde Hände geben und sie behüten wie die Rose, die auf dem CD-Cover abgebildet ist. Das Artwork des

vierseitigen Booklets zeigt einen Rosenkopf, der von zwei porzellanfarbenen Händen vorsichtig gehalten wird. Die Blütenblätter sind weder schwarz noch weiß; bei der graphischen Gestaltung deutet rein gar nichts auf Dunkelheit, Verwundung oder Blutspuren hin, die sonst auf Metalcovers keine Seltenheiten sind. Schon die äußere Erscheinung der Scheibe bewirkt, dass man sie nicht zu den MetalCDs ins Regal einreihen möchte. Dieser Eindruck wird bestätigt, wenn die Platte im Player läuft. So richtig als Metal bezeichnen kann man diese Musik nun wirklich nicht. Die 14 Albumtracks enthalten zwar viele Metal-Elemente, aber im Großen und Ganzen muss man „The Witch“ eher dem metalbeeinflussten Rock zuordnen. Und der entsteht, weil ein fanatischer „Red Hot Chili Peppers“ Verehrer, Fortsetzung >


Songwriter

Tageszeitung Freitag, 19. September 2008 Nr. 188

Kurt J. Moser und seine neue Demo-C

urt J. Moser ist Deutschnonsberger, verbrachte einige Zeit seines Lebens im deutschen Ausland und hatte mit der hierzulande völlig unbekannten Band „The Shapes“ Songs und CDs produziert . Nach seiner Rückkehr nach Südtirol (und dem Ende von „The Shapes“) ist Moser in musikalischer Hinsicht nicht lange untätig geblieben. Im Frühjahr 08 ist er in das relativ neue Naturnser Aufnahmestudio von Michele De Girolamo gezogen und hat einige seiner Songs an einem Wochenende eingespielt. Vier Songs aus dieser Session sind nun als CD erschienen. Auch wenn die Zeiten für akustische Songs scheinbar nicht die besten sind, so ist Moser zu wünschen, dass er von der Öffentlichkeit angemessene Aufmerksam-

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keit erhält. Die vier Songs der CD „How has life been treaten you?“ stehen in der Tradition britischer, amerikanischer Singer/Songwriter, erzeugen dank Melodie und zurückhaltendem Gesang eine Athmosphäre angenehmer Beiläufigkeit entstehen und wirken wie ein Spiegel für die Befindlichkeit des Hörers. Dass Moser Wert auf den Inhalt seiner Tex-

te legt, darauf weist der Umstand hin, dass er bei zwei seiner Songs auf zwei große Lyriker zurückgreift: E.E. Cummings („Up into the silence“) und James Joyce („Now“). Die poetische Umsetzung dieser (und seiner eigenen) Texte bescheinigt Moser eine Sensibilität, die sich für Balladen hervorragend eignet, wobei es ihm gelingt, Klischees aus dem Weg zu

gehen. Wenn Moser dann, wie in einem Interview angekündigt, über ein Album nachdenkt, das in Richtung „Kammer-Pop“ gehen soll, dann könnte das eine sehr spannende, für unsere Breiten völlig neue Sache werden. Kurt J. Moser ist heute Abend ab 20 Uhr zu Gast bei Radio „Freier Fall“ (Sender Bozen). Er wird dabei über seine CD sprechen und

Balladen in amerikanischer Tradition: Kurt J. Moser live bei Radio „Freier Fall“

seinen unverkrampften Zugang zur Musik belegen, wenn er seine akustischen Versionen von „Behind the crooked cross“ von „Slayer“ und „War Pigs“ von „Black Sabbath“ vorstellt. (rhd) Info: http://kurtjmoser.blogspot.com

Foto: rhd

ein nostalgischer „Nirvana“ Hörer, ein ehemaliger Power Metall Bewunderer und ein besessener Emo-Pop-Punk Americano ihre Vorlieben in die eigene Musik einfließen lassen. So kombiniert die Band in Songs wie „The Pilgrim“ und „Boytoy“ kraftvolle Metalattacken mit eingängigen Melodien. Die Drumparts vom Simon, der früher in der Punkband „For Daily Use“ die Drumsticks schwang, erinnern beim Titel „Ear Of Night“ stellenweise sogar an die Band „Disturbed“ und auch Mirk weiß seine Stimme vielseitig einzusetzen. Zwar erscheint sie beim ersten Hördurchgang etwas monoton, wirkt aber schon bald abwechslungsreicher als zunächst angenommen. So brüllt der Sänger bei „Gorilla Reggae“ ins Mikro, erinnert beim Refrain von „I Will Not Carve Gods“ an Gerard Way und schlägt bei „Somebody Loves“ sanfte Töne an. Der ruhige, melancholische Song ist wohl neben „Free With Disguise“ das

Foto: Andrea Maurer & Monika Leimegger

Fortsetzung >

Der Probraum wurde kurzerhand zum Studio umstrukturiert: Gitarrist Wäg beim Aufnehmen der ersten Phantomspuren

Kernstück der Platte, bei dem sich die Band selbst übertroffen hat. Gesang, Saxophoneinlage und Gitarrensolo harmonieren hier so gut, ohne die gefährliche Grenze zum Kitsch zu überschreiten. Den Abschluss bildet ein so genannter Hidden Track: das ruhige Akustiklied „Lilly Rose“, das dem Longplayer den Titel gegeben hat und gleichzei-

tig den Wunsch aufkommen lässt, dass „The Witch“ auch die ein oder andere Akustiknummer in ihr zukünftiges Programm packt. Wer sich selbst von „Lilly Rose“ überzeugen und nebenbei jede Phase der CD (vom dezenten Headbangen bis hin zum romantischen Kerzenanzünden) durchleben möchte, sollte in den nächsten Wochen Südtirols Plattenläden aufsuchen oder ein Exemplar ab sofort direkt unter der bandeigenen Email-Adresse

Da schaut man gerne zu: „The Witch“ in voller Action beim „Italian Live Award“ 2007

info@thewitch.it bestellen. Dass sich der Kauf zum Preis von nur 10 Euro lohnt, ist garantiert - denn dieses Album sollte man um einiges ernster nehmen als den Hexen-Flugbesen, der auf www.myspace.com/thewitchesspace zu sehen ist. Spätestens bei diesem Anblick weiß man: Lilly ist mit Sicherheit eine gute Hexe.


Tageszeitung

Drummer

NEWS

Freitag, 19. September 2008 Nr. 188

Feline Melinda

Song auf CD-Sampler

Ein Workshop für die Wahnsinnigen hinter den Schießbuden.

Simon Plaickner, Schlagzeuger bei „The Witch“ konnte das Erlernte für die Produktion der Debüt-CD seiner Band bereits nutzen und stellt dem Workshop gute Noten aus.

Die Metal-Band „Feline Melinda“, die im Frühjahr ihr neues Album „Morning Dew“ veröffentlich hat, ist mit einem Song

er noch nie hinter einem Schlagzeug gesessen ist, der hat keine wirkliche Vorstellung davon, welcher „Geräuschpegel“ da so entsteht und wie komplex die ganze Sache eigentlich ist, wenn zwei Beine und zwei Arme mitunter unabhängig voneinander das erzeugen, was gemeinhin als Rythmus bezeichnet wird. Ein guter Schlagzeuger ist das Kugellager einer Band und wenn das nicht wie geschmiert läuft, kommt auch ein LKW nicht wirklich vom Fleck, geschweige denn ein F1-Wagen. Um dieses Kugellager zu schmieren bedarf es des Talentes, aber auch Wissen über die wesentlichen Details, die so ein Schlagzeug auszeichnen. Kurt Oberhollenzer, u.a. Schlagzeuger „R.O.T.“ und Absolvent der Münchner Tontechnikerschule S.A.E. und seit fünf Jahren Student am Drummers Focus in München, leitet den dritten Workshop für Schlagzeuger in den „Newport Studios“ in St. Lorenzen. Interessant ist dieser Workshop vor allem für Schlagzeuger, die sich ihre Schlagzeugspuren selbst aufnehmen wollen. Die Teilnehmer erfahren etwas über die richtige Mikrofonierung, das Triggering, den Einsatz von Effektgeräten, das Spielen mit einem Klick-Track und anderes mehr. Zu den Schlagzeugern, die diesen Workshop bereits besucht haben gehören Petz von „The Boots“, Simon von „The Witch“ und Manuel von „Stanton“. Das wären eigentlich sehr gute Referenzen. Anmeldungen und Infos per Email: kthewall@hotmail.com oder info@newport-studios.com. (rhd)

Foto: imi

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aus diesem Album auf dem Sampler des italienischen „Rock Hard“ vertreten. Der Sampler liegt der aktuellen September-Ausgabe bei.

Good Jokers

„Corner“ Brixen

Nach vier Jahren wieder auf der Bühne: Das Konzert der „Bad Jokers“ letzten Samstag in Weißenbach.

airbagpromo reloaded Eigentlich war diese „sereata“ für das Brixner Altstadtfest geplant gewesen, das aus den bekannten Gründen abgesagt wurde. airbagpromo.com holen ihr „Electro-Fest“ am Samstag, 20. September im „Corner Music Club“ nach. Djs sind Boma und Foxy Girl.

Leicht angespannt, aber souverän wie immer: Georg Kichler, die Stimme der „Jokers“

Fit auf den sechs Saiten: Kirchler und Markus Seeber

Ambient-Metal

„A Storm of Light“ Als wäre er immer schon in der Band gewesen: Walter Mutshclechner, der Neue am Bass

Verlässlich und (wie immer) gut gelaunt: Schlagzeuger Klaus Innerbichler

Fotos: Andea Lüpke + rhd

Die aus New York stammende Band „A Storm of Light” ist eine Art Supergroup des des düster bis finsteren Untergrunds, vereint sich in ihr doch die Kreativität von Musikern, die zuvor mit Band wie „Swans”, „Unsane” und „Neurosis” gearbeitet haben. Für die Anhänger depressiver, schwerer und trancehafter Musik ist ihr Auftritt im „Papperla” in Bozen heute Abend schlichtweg Pflicht.

Textfestes und tanzfreudiges Publikum: Die Ahrntaler wussten „ihre“ Band zu feiern

Nicht fix in der Band aber fix mit der Band: Keyboarder Robert Niedermair

er Saal war voll und das Publikum glücklich. Obwohl die Band 2004 das letzte Mal live zu sehen war und sich die „Bad Jokers“ mit Walter Mutschlechner einen neuen Bassisten und mit Robert Niedermair einen neuen Keyboarder in die Band geholt hatten, war alles „so wie es früher war“. Die eigenen Songs waren dem mitsingenden Fans noch sehr gut in Erinnerung und den Coversongs wurde wie angekündigt, der „Jokers“Stempel aufgedrückt. Der Test-Gig für das große Konzert am Samstag, 4. Oktober in Sand in Taufers darf als bestanden angesehen werden. Nur etwas lauter hätte es schon sein dürfen. (rhd)

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Programm Radio „Freier Fall“ Freitag, 19.45 bis 23.00 Uhr RAI Sender Bozen DAS PROGRAMM FÜR HEUTE: CD der Woche: „Death Magnetic“ von Metallica Kurt J. Moser und die neue Demo-CD „The Loords”: 100% Live im Auditorium „Solide Alm" und ihre Live-DVD

Nähere Infos: http://radiofreierfall.blogspot.com Diskussion: www.stmb.net (South-Tyrolean Music Board)


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