Headliner #320

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Freitag, 24. Oktober 2014 – Nr. 209

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Foto: Shanti Powa

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Open Some Doors, Shanti Powa! Das Debut-Album „The Orchestra” von Reinhold Giovanett

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as erste Durchhören der CD „The Orchestra” hatte eine gewisse Begeisterung zur Folge. Obwohl über 14 Musiker an diesem Album beteiligt waren – neben den 14 offiziellen Bandmitgliedern halfen noch Willy Malojer an der Posaune, so wie „No Logo”-StudioBetreiber Carmelo Giacchino und Average-Gitarrist Lorenzo Scrinzi an den Keyboards aus –, obwohl sich die Aufnahmen über Monate hingezogen haben und obwohl die Songs aus einem fast vierjährigen Zeitraum stammen, überzeugt das Ergebnis. „The Orchestra” ist organischer und vielfältiger als etwa das ebenfalls heuer erschienene Debüt von Myztic Lion & The Juggernaut Nation, aber die Kompaktheit und gleichzeitige Tiefe der Songs von Sisyphos erreichen Shanti Powa noch nicht. Na gut, das ist zugegebenermaßen jetzt unfair, Sisyphos haben lange Jahre an ihrem Sound getüftelt, während Shanti Powa

Ist für 10 Euro bei „Disco New” bzw. „Base Shop” in Bozen zu haben: „The Orchestra”, das erstaunlich abwechslungsreiche Debüt-Album von Shanti Powa.

erst seit etwa einem Jahr „zu sich” gefunden haben. Das Debüt-Album „The Orchestra” mag das erste Beweisstück dafür sein. Das Intro mit Didgeridoo und Band führt hervorragend in das Album ein, wer sich aber einen ethnisch-psychedelischen ersten Song erwartet, wird enttäuscht: „All Shall Fall” ist ein Reggae-Song,

der eigentlich alle Karten zückt, die Shanti Powa im Laufe des Albums ausspielen werden: Bläser, die an Ska-Arrangements erinnern, das Verbinden verschiedener Sprachen und verschiedener Gesangstechniken (Reggae und Rap) innerhalb eines Songs, Solis und Licks aus einer Rockgitarre und, last but not least, die Turntables, die Plattenspieler, die nicht nur als nettes Gimmick eingesetzt werden, sondern immer wieder hörbar zum Zuge kommen. Und dann ist da noch der Popgehalt, der sich bei „Run Run” oder „Make A Move” vielleicht am besten zeigt. Shanti Powa haben einen beneidenswert konzertreichen Sommer hinter sich, und im Laufe dieser Zeit hat die Band mit Sicherheit zu einem inneren Gleichgewicht gefunden, das zu neuen Songs, zu neuer Musik führen wird, die den bereits bestehenden klanglichen Abwechslungsreichtum feinkörniger über die Songs streuen und die eigene Originalität noch deutlicher zur Schau stellen wird. Shanti

Powa haben gerade durch ihre hohe Zahl an Mitgliedern keinen leichten Weg eingeschlagen, was aber nicht heißt, dass sie den nicht packen würden. Im Gegenteil: „The Orchestra” ist ein sehr gelungenes Debüt, das einige neue Türen aufschlägt (HipHop mit Liveband beispielsweise, oder, wie bereits erwähnt, das relativ intensive Scratching). Wir gehen davon aus, dass die Band diese Türen offen hält und weiterhin nutzt. Das Album kann man sich als freien und legalen Download über die Soundcloud-Seite der Band (Link siehe Textende) holen, oder aber als CD, im grafisch schön aufgemachten Karton-Cover. Und diese CD bekommt man entweder über eines der Bandmitglieder oder in Bozen bei „Disco New” in der Spitalgasse und im „Base Shop” in der Dr.-Streiter-Gasse. Preis: gut investierte 10 Euro. Info: www.facebook.com/ShantiPowa http://tribaljunction.org/artists/shanti-powa https://soundcloud.com/shanti-powa

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Können zufrieden sein mit dem was sie geschafft haben: Unantastbar werden am Samstag, 1. November im Hafen in Innsbruck auf der Bühne stehen und ihren 10. Geburtstag feiern.

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uallererst einmal: Glückwunsch an die Band! In den zehn Jahren ihres Bestehens haben die Sterzinger Unantastbar mehr erreicht, als die allermeisten Bands hierzulande: Fünf Alben mit eigenem Material, zahllose Konzerte, zwei Chart-Einstiege und, was vielleicht das Wichtigste, bzw. das eigentlich Erfreuliche ist: Da ist noch Luft nach oben. Man kann das auch Potential nennen. Unantastbar, die erst zu Beginn des Jahres ihr Album „Fluch & Segen” veröffentlicht haben, spielen in Südtirol zwar eher selten, da sich der größte Teil ihrer Fangemeinde aber nördlich des Brenners befindet, haben sie für ihr Geburtstagskonzert mit dem Hafen in Innsbruck einen denkbar guten Kompromiss gefunden.

Foto: Unantastbar

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Die Sterzinger Band feiert am 1. November im Hafen in Innsbruck ihr 10jähriges Jubiläum

Nach wie vor Unantastbar Aufdrehen/Ausdrehen

Am Samstag, 1. November 2014, wird dort die Party steigen. Für das Vorprogramm wurden drei Bands gebucht: Die Metal-Coverband F.U.C.K. aus Würzburg, die deutschen Punkrocker Roughnecks und, direkt aus Schweden und ebenfalls Punk, The Headlines. Unantastbar werden ihren Auftritt auskosten und den Fans einiges bieten, wobei auch ein akustischer Set Teil der Geburtstagsfete sein. Das Konzert wird den Fans und der Band selbst einiges abverlangen. Richtig ausruhen können sich Unantastbar nach dem Geburts-

tagskonzert nicht. Am 27. November beginnt nämlich der zweite Teil ihrer „Fluch & Segen”-Tour, die die Band kreuz und quer durch den deutschen Sprachraum führen wird, sprich vom Schweizer Aarburg nach Bremen, Berlin, Leipzig und andere Städte mehr. Im Interview für „Freier Fall” – nachzuhören via Podcast über http://www.raibz.rai.it/podcast/deu /freier_fall/freier_fall.xml – haben Unantastbar erstmals auch über die Pläne für 2015 gesprochen und dabei ein Livealbum angekündigt, das die Geschichte der Band in

etwa zusammenfassen soll. Wer etwas über Unantastbar wissen möchte, weil er vielleicht erst kürzlich zur Band gestoßen ist oder die Band „nur” durch ihre Songs kennt, beim Konzert am 1. November in Innsbruck, wird es auch einen gut 20minütigen Film zu sehen geben, der einen Blick hinter die Kulissen der Sterzinger Band werfen soll. Die Tickets gibt es direkt bei der Band (tickets@unantastbar.net) oder bei den gewohnten Vorverkaufsstellen. (rhd) Info: www.unantastbar.net

Das Indie-Festival im Pippo-Stage Bozen

„Circuito Sonoro” Indecent Excision – „Icons Of Perversity“ (Song, Album-Preview, Oktober 2014)

Sechs Bands an zwei Abenden: Das „Circuito Sonoro Festival” findet an diesem Wochenende im Pippo-Stage in Bozen statt.

Sarkastondon – „The Clock“ (Song, Lyrics-Video, September 2014)

Beim Untertitel „9. Ausgabe” staunt man ein wenig. Das „Circuito Sonoro Festival” war einige Jahre lange nicht auf unserem Radar. Nun denn, wir wollen das Versäum-

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te nachholen und auf die aktuelle Ausgabe hinweisen, die an diesem Wochenende im Pippo-Stage in Bozen stattfindet. Heute, Freitag, 24. Oktober werden die Meraner Punkcakes (Punk-Kabarett) das Festival eröffnen. Sie, die sie ja recht geizig waren mit akustischem Material, arbeiten grad am ersten offiziellen Release und wir freuen uns demnach darauf. Es folgen die Mailänder JudA, die ihr aktuelles Album „Quel brevissimo istante in cui ti manchi” bei dieser Gelegenheit präsentieren werden. Das Album ist übrigens über das Bozner Label „Riff Records” erschienen. Zum Abschluss gibt es psychedelischen Pop von Lume, einer Band, die von Anna Carazzai angeführt wird, der Frontfrau von Love in Elevator. Einen lokalen Opener gibt es auch am morgigen Samstag, 25. Oktober: Die neu reformierten Meddycrayed halten die Flagge des Grun-

ge hoch. Dass sie es ernst meinen – oder aber die Hausaufgaben gemacht haben –, das ersieht man aus der Bio, die bei den „Einflüssen” Nicht-Grunge-Bands wie Black Sabbath, Doors, Led Zeppelin oder Jesus And The Mary Chain anführt. Band Nummer 2 sind die Post-Rocker von Zen, aus dem kroatischen Zagreb, die die audiovisuelle Karte spielen werden. Headliner sind hingegen Tapso II aus Catania, die ebenfalls über „Riff Records” releasen und dieses Album auch bei dieser Gelegenheit präsentieren werden. Fans von Indie, Alternative, PostRock, Post-Punk und ähnlichen Klangwelten, dürfen sich auf ein sattes Wochenende freuen. Die Abende beginnen jeweils um 20.30 Uhr und kosten jeweils 5 Euro. Beide Abende hingegen: 8 Euro. (rhd) Info: www.bzup.it/2014/festival-indie


The Fish & Chips Bluesband

Roots deswegen, weil Pernter sich selbst schon lange mit dieser Musik beschäftigt, die, wie ja hinlänglich bekannt ist, all dem zugrunde liegt, was wir Rock, Pop etc. nennen. Pernter und Franzelin wagen sich also an die Wurzeln, an die Roots, wobei „wagen” das falsche Wort ist, denn Pernter hatte ja auch mit seiner Band Hungerstrike keine Angst, Kiss ins Programm zu nehmen, oder T.Rex. Trend? Wen kümmert das! Flexibel und abgespeckt: Oliver Pernter (links) und David Franzelin (rechts) sind The Fish & Chips Blues Band.

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as tun, wenn man gerne live spielen würde, die Umstände aber gegenläufig sind. Eine Option: Abspecken, in jeder Hinsicht. Oliver Pernter und David Franzelin haben das gemacht. Hatte sich ihre gestandene Rockband namens Hungerstrike aus unterschiedlichen, durchaus nachvollziehbaren Gründen festgefahren, erklärten sich Pertner und Franzelin für unabhängig. Als Duo ist man flexibel, in jeder Hinsicht. Was die Instrumente betrifft tauschte Pernter seine E-Gitarre mit einer akustischen Gitarre aus, Franzelin sein Schlagzeug mit einem Cajon, da spart man sich sogar den Hocker. Und was die Musik betrifft? Da hat man durchaus auch Wahlmöglichkeiten: Kuschelrock, der trendige alternative Folk oder akustischer Blues. Pernter und Franzelin haben sich für Option 3 entschieden, auch

Fünf Songs, davon einer von Muddy Waters: The Fish & Chips Bluesband präsentieren ihre Mini-CD heute bei „Steinegg Live”.

Das Duo Fish & Chips, das seinen Namen anlassbedingt auf „The Fish & Chips Bluesband” erweitert hat, wird HEUTE, Freitag, 24. Oktober, 19.45 Uhr, innerhalb des Festivals „Steinegg Live” auf der Bühne stehen. Bei dieser Gelegenheit werden Pernter und Franzelin ihre erste Mini-CD auch mit im Gitar-

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NEWS

renkoffer haben, eine CD, die erst vor kurzem in einer kleinen Auflage erschienen ist und fünf Songs enthält, wobei vier davon aus der Feder von Pernter stammen. Es ist gut gemachter Blues, der manchmal zu sehr mit den Klischees spielt („You Can’t Lose What You Never Had” von Muddy Waters). Packend wird Pernter dann, wenn er der Härte der Stahlsaiten auf seiner Resonator-Gitarre seine hohe, nicht immer ganz treffsichere Stimme entgegenstellt („Country Stomp” und ganz besonders „Hard Rain On The Land”). Es kommt dann der neurotische Sound der White Stripes in den Sinn, der dem Blues auch mehr schuldet, also sonst einer Musik. Die restlichen Songs sind solide und unauffällig, „Leaving Town Blues” und „Whiskey Prisoner”, lässig hingegen und mit unverkennbarer Chris-Kaufmann-Gitarre geschmückt, „Country Stomp”. Wenn wir das richtig erkennen, was Pernter möchte, dann sind diese ersten fünf Song ein guter Vorbote für etwas was sich in die entgegengesetzte Richtung entwickelt, wie das was Marc Giungi anzustreben scheint: Wenn es draußen blitzt und donnert und wütet, liefert Giugni die Musik für Wohnzimmer und Whiskey, Pernter hingegen für die Fete der Arbeiter, die in der Scheune auf das Ende des Unwetters warten. Waren das jetzt eben auch Klischees? Hmm … (rhd)

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Einschreibungen offen! Seit Montag, 20. Oktober, kann man sich als Band oder Musiker/Musikerin wieder beim Wettbewerb „Uploadsounds” anmelden. Die Anmeldung erfolgt wie bereits in den letzten Jahren auch, über die Homepage des Contests, der das Ziel hat, die Musiker/Musikerinnen der Euregio – also Südtirol, Tirol und Trentino – konkret zu unterstützen. Die gewohnte Konzertreihe mit den jungen Bands wird sich von Dezember bis April in den erwähnten drei Regionen abspielen. Die mit den Bandinfos hochzuladenden Songs der Bewerber werden von einer Jury angehört. Die zwölf besten Bands und Projekte haben dann das Vergnügen, am Livefinale teilnehmen zu können. Alle Infos: www.uploadsounds.eu.

Info: www.facebook.com/pages/The-FishChips-Blues-Band/215526348585084

Moriah wird zu ...

Silent Moriah

Wer bin ich?

Des Rätsels Lösung von letzter Woche:

Die Bozner Thrashmetal-Band Moriah wird (momentan) zum Trio und ändert ihren Namen in Silent Moriah. Gitarrist Intro und Schlagzeuger Sam haben die Band verlassen und betreiben mit Bad Like Monkeys ein neues Projekt, an dem sie intensiv arbeiten. Silent Moriah, die momentan also ohne Drummer dastehen, beruhigen ihre Anhängerschaft, denn sie sind damit beschäftigt, ihre Single „Black Sun” einzuspielen und Anfang 2015 mit begleitendem Videoclip zu veröffentlichen. Infos: http://moriah.oneminutesite.it

The Zanzis

Darf’s auch virtuell sein?

Foto: rhd

Foto: rhd

Unsere Fotostrecke „Wer bin ich?“ geht in die nächste Runde! Klingt wie ein Selbstfindungs-Esoterik-Krempel, ist aber ein lustiges Bandrätsel zur Südtiroler Musikszene. Wir haben wieder mehrere Bands geknipst bzw. ihre Bandnamen auf einem Foto dargestellt; nun gilt es zu erraten, wer auf dem jeweiligen Bild zu sehen ist. Die Auflösung von heute findet ihr zusammen mit einem neuen Rätselfoto in der kommenden „Headliner“-Ausgabe.

(Pop-Rock, Gröden)

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Somewhere in Trentino (1) oder: Wo ist Dodo?

Foto: Bruce Banner

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