Headliner #307

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Freitag, 18. Juli 2014 – Nr. 140

HEADL I N E R

Fotos: rhd

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Puschtra Beauty Adrian Kirchler und seine exklusiven Trommeln

Die schweren Messing-Kessel links gehen – wenn sie fertige Trommeln sind – zu den Philharmonikern nach New York: Adrian Kirchler geht auf die Wünsche der Schlagzeuger ein und passt seine Grund-Modelle darauf an.

von Reinhold Giovanett

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s ist die perfekte Nische, die der Olanger Schlagzeuger Adrian Kirchler „besetzt”: Es gibt die Nachfrage, aber es gibt niemanden sonst, der dieser nachkommt. Kirchler baut Trommeln, die den Snares namens „Black Beauty” aus den 20er-Jahren nachempfunden sind: im Ausschauen, in der Herstellung und im Klang, denn die „Black Beauty” galt und gilt als hochwertige Trommel für Studioaufnahmen. „AK-Drums”, so das eingravierte Signet auf den Trommeln, die die Werkstatt von Adrian Krichler in Niederolang verlassen, ist mittlerweile selbst zur Marke geworden, und Musiker, die eine Snare mit diesem Signet möchten, müssen mittlerweile fünf oder sechs Monate warten, bis ihr Wunsch erfüllt

wird. Die Krise spürt er also nicht und dank Internet kommen die Aufträge von überall her herein, wobei er betont, dass er so gut wie keine Werbung macht für seine Trommeln. Eine Homepage und

eine Facebook-Seite sind seine Visitenkarte. Den Rest machen die Musiker unter sich, und die wenigen, handsortierten SchlagzeugGeschäfte, in denen es seine Trommeln zu kaufen gibt.

Es ist die Quersumme aus Ästhetik, Qualität, Handarbeit und dem „Hype” um das (personalisierte) Einzelstück, die die AK-Drums auszeichnen. Dass sie gut aussehen, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Kirchler, der früher das Handwerk des Goldschmiedes gelernt hat, sich dann, als Schlagzeuger eine eigene, der von der Schlagzeugfirma „Ludwig” in den 20er Jahren produzierte, und mittlerweile längst legendäre Trommel namens „Black Beauty” nachbauen wollte, hat sich nicht nur eine solide Existenz aufgebaut, er hat sich auch einen ausgezeichnet klingenden Namen in der Fortsetzung >

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Freitag, 18. Juli 2014 – Nr. 140

Kann man sich als freien Download oder als klassische Audio-CD holen: „Grazie”, das aktuelle Album des jungen Bozner Rappers Ganja.

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iner der wesentlichen Unterschiede zwischen den hiesigen deutschen Rappern und jenen der italienischen Szene, liegt ganz sicher darin, dass die Italiener ihre verbalen Messer um ein vielfaches schärfer gewetzt haben. Ein gutes Beispiel ist der aktuelle Release des 23jährigen Rappers Ganja aus Bozen. Ganja, sein bürgerlicher Name ist Nicola Gangemi, schlägt nicht wild um sich, er zeigt, dass er Kultur hat, dass er über die Gegenwart nachdenkt und zollt seinen Freunden und Unterstützern Respekt. Aber in der Formulierung zeigt er genau jene Zuspitzung, die einen zornigen Rapper auszeichnet und einem zornigen Zuhörer genau jene Identifikationsfläche bietet, die gerade textbasierter Rap bietet. Respekt ja, politische Korrektheit auf Teufel komm heraus, nein. Super! Ganja, der zurzeit mit der Crew W.T.R. unterwegs ist und im Moment nach „Allo show non c'è limite” und „Natural Born Killers” an seinem dritten Videorelease zum Album arbeitet, hat als Rapper bereits sieben relativ aktive Jahre hinter sich. Das „Grazie” im Titel ist für seine Freunde gedacht, die ihn

Ganja am Rande des diesjährigen „Playground-Festivals” auf dem Gerichtsplatz in Bozen mit seiner aktuellen Crew W.T.R. (v.l.n.r.): Maicol Dardano (technisches Knowhow im Hintergrund), Crad, Ganja, der Brixner Rapper Mr. Planta (teilt hin und wieder die Bühne mit W.T.R.), Donny und Zelda.

Ganja mit seinem ersten Album „Grazie”

Natural Born Rapper in diesen sieben Jahren unterstützt haben, und einige davon, wie der junge Meraner Rapper Crad oder Maicol Dardano, der sich um die aufnahmetechnische Seite des Albums gekümmert hat, sind eben auch in das Album direkt verwikkelt. „Grazie” bietet elf Songs, die von der Ballade („Sempre tu”) bis zum leicht experimentellen Storytelling inkl. Filmschnipseln („Natural Born Killers”) reichen. Textlich macht Ganja einen sehr guten Eindruck, und wenn andere Rapper gerade auf der Bananenschale na-

mens Eigenlob allzu gerne ausrutschen, kriegt Ganja die Kurve („G.A.N.J.A.” und „Grazie”). Auffallend gut auch die Basistracks, die nach Aussage von Ganja zum größten Teil „hausintern” produziert werden. „G.A.N.J.A.” klingt ziemlich groovig. Groovig und angemessen hart klingt auch die Basis zu „Natural Born Killers”, ein Tribut des Filmfreaks Ganja an den gleichnamigen Thriller von 1994. Vor zwei Jahren hat Ganja mit „Seven” bereits einmal einen Film zum Ausgangspunkt für seine Musik ge-

Info: www.facebook.com/NicolaGanjaa

Bilder, die an einen der absoluten Höhepunkte in der Instrumenten-Bauer-Karriere erinnern: Für die streng limitierte 100-Jahres-Jubiläums-Edition der Ludwig-Snares lieferte Adrian Kirchler die handgemachten Kessel. Im Foto ganz oben ist Cheap Trick-Schlagzeuger Bun E. Carlos zu sehen, der nicht nur eine AK-Snare besitzt, sondern sich auch das eine oder andere rare Stück aus seiner Sammlung von Adrian restaurieren ließ.

Foto: rhd

> Fortsetzung

Szene gemacht: Bereits vor sieben Jahren entstand die erste Zusammenarbeit mit der kalifornischen Schlagzeugfirma „Craviotto Drums”. Etwa in dieser Zeit entstand auch der erste Kontakt mit der Schlagzeugfirma „Ludwig”, die für ihr 100jähriges Jubiläum eine ganz besondere Edition produzieren wollten und 2009 dann auch eine Variation der „Black Beauty” auf den Markt brachte, die nicht nur von Adrian handgefertigt, sondern auch wesentlich mitentwickelt wurde. Die damalige Wirtschaftskrise war dann dafür verantwortlich, dass die auf 100 Stück geplante Sonderedition auf 43 Stück reduziert wurde. Sowohl „Craviotto” als auch „Ludwig” haben die Zusammenarbeit mit AK-Drums wiederholt gesucht und erst vor kurzem ist für das deutsche Musikhaus „Thomann” eine „limitierte Edition” entstanden, für die es bereits Nachbestellungen gibt. Aber natürlich wird Kirchler auch direkt von den Schlagzeugern selbst kontaktiert, die ihm seine Sonderwünsche vortragen, die dieser nach Möglichkeit auch erfüllt und die von der Gravur des Namens bis hin zum Durchmesser des für den Kessel verwendeten Materials reichen. Eine AK-Drum kostet als Standard-Model zwischen 1000 und 1200 Euro, wobei Kirchler für ein Modell an die vier Arbeitstage investieren

nommen. Damals war es der Film von David Fincher (1995), der ihn zu sieben Songs über die sieben Todsünden inspirierte. „Seven” erschien 2012 als Download-EP, genauso wie „Grazie”. Aber Ganja hat das aktuelle Album auch als klassische CD vorliegen. Wer sie haben möchte kontaktiert den Bozner Rapper via Facebook, oder holt sich die Scheibe im „BaseShop” in der Bozner Dr. Streiter-Gasse, DEM Treffpunkt der (italienischen) HipHop-Szene in Bozen. (rhd)

muss, um eines dieser Standardmodelle fertig zu stellen. Kirchler macht dabei bis auf das Fell und die Schnarrseiten alles selbst und schafft dadurch – und veredelt durch die personalisierte Gravur – stets ein Einzelstück. Und hin und wieder und auf speziellen Wunsch – Kirchler arbeitet praktische ausschließlich auf Vorbestellung – baut er auch ganze Schlagzeug-Sets, wie etwa für Matt Chamberlain, einem Studioschlagzeuger, der für Leute wie Tori Amos oder Bruce Springsteen arbeitet. Ein Einzelstück bleibt auch Kirchler selbst, der ganz bewusst seinen Betrieb klein hält. Als Grund dafür

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führt er die Tatsache an, dass ihm gerade die Arbeit am Stück, die Arbeit in der Werkstatt gefällt, etwas, was er nicht mehr tun könnte, wenn er als „Chef ” etwa auf Messen die … ähm … Werbetrommel rühren müsste. So bleibt er aus Überzeugung in Niederolang, in seiner kleinen Werkstatt, ganz nah an seinem Zuhause. Hin und wieder zieht es ihn als Schlagzeuger hinaus in ein Wochenende zu unkomplizierten Gigs. Musik-Messen oder ähnliches besucht Kirchler kaum. In nächster Zukunft findet sich denn auch kein derartiger Besuch in seinem Terminkalender. Erst nächstes Jahr wird er die Ein-

ladung einer Messe für Schlagzeugbauer in Chicago annehmen und als geladener (!) Gast ein wenig über seine Arbeit zu sprechen. Ein ausführliches Interview mit Adrian Kirchler gibt es übrigens am nächsten Donnerstag, 24. Juli, ab 21 Uhr, bei Radio Freier Fall (RAI Südtirol) zu hören. Neben dem Interview gibt es natürlich auch Songs zu hören, die nachweislich mit einer AKDrum eingespielt wurden, darunter Paul McCartney, Neil Young und Robert Plant. In Südtirol setzen die Schlagzeuger Roland Egger, Rino Cavalli, Stefan Koler und Christian Miglioranza die AKDrum ein. Und natürlich Kirchler selbst, der bei seinen sporadischen Auftritten mit Who Else?! oder Queen Laurin sehr gerne seine jeweils neu entwickelten Prototypen mitnimmt und ausprobiert. Info: www.ak-drums.com www.facebook.com/pages/ AK-Drums/663712290353977


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Trotz abruptem Ende, ein gelungenes Konzert: Ferbegy? während ihrer Releaseparty am 05. Juli beim „Alten Bahnhof” in Auer.

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NEWS Glurns Art Point

Doku + Elektroakustik

Foto: Paolo Crazy Carnevale

Das Team des offenen Atelierhauses Glurns Art Point „GAP” veranstaltet im Juli zwei Events. Heute Abend wird im GAP um 20 Uhr die Doku „Insiders-Outsiders“ von Sarah Trevisiol und Matteo Vegetti vorgestellt, die aufzeigt

La musica vince comunque al release party di Ora

La pioggia ferma i Ferbegy? A

vevano organizzato tutto con passione e attenzione: non voleva essere un concerto qualunque, ma una festa vera e propria quella che i Ferbegy? hanno organizzato alla vecchia stazione di Ora. Una serata con cui festeggiare l’uscita del loro secondo disco, quello della conferma di quanto di buono si era arguito dallo sforzo discografico precedente. “Soul Echoes”, questo il titolo del disco di cui vi abbiamo già parlato due settimane fa, è davvero un prodotto maturo e convincente, e la conferma arriva ascolto dopo ascolto. Dario Mongelli, sua sorella Anna, Mirko Giocondo e Thiago Accarrino hanno però avuto contro il meteo che fin dal pomeriggio ha fatto capito di avere intenzione di dar

loro filo da torcere, seminando sguazzi pomeridiani sparsi qua e là a mo’ di avviso. La cosa non ha comunque spaventato i quattro ragazzi bolzanini, che hanno deciso di suonare comunque all’aperto. Nessun fronzolo, una festa tra amici nel puro senso della definizione, con i genitori Agostino Accarrino e Gigi Mongelli a fare da “gruppo spalla” ai loro pargoli, un’abbondante grigliata e, finalmente la musica del nuovo disco, senza effetti e giochi di luce, come a voler dire: vogliamo stupirvi con la nostra musica. Anche se la pioggia ha costretto il gruppo il gruppo ad interrompere la presentazione dopo sei brani, degli otto che compongono il CD, “Soul Echoes” si conferma dal vivo tanto buono quanto su dischetto: il

quartetto si è fatto aiutare qua e là da qualche amico per poter ricreare sul palco le atmosfere allestite in studio, alcune coriste in “You”, le chitarre di Michele Baldo e Julian Cerino a spalleggiare Dario. La sezione ritmica ha dato gran prova di coesione, Giocondo col suo basso è un autentico carro armato che riesce a tratti a richiamare il grande Jack Casady, la Mongelli oltre che al canto si è esibita al mandolino e alle tastiere, rifinendo le trame tessute dal fratello. Tra i brani hanno brillato particolarmente “Horizon”, in apertura, “You” e soprattutto la centrale “Swan”, che col suo crescendo e i suoi cambi di andatura si conferma una delle pietre miliari del disco. (Paolo Crazy Carnevale)

ob und auf welche Weise sich junge Migrantenkinder, die in Südtirol aufgewachsen oder geboren sind, unserem Land zugehörig fühlen. Am Sonntag, 27. Juli 2014 lädt das GAP hingegen zur elektroakustischen Improvisation mit Simon und Thomas Öggl (im Bild). Die beiden Musikstudenten geben dem Publikum einen Einblick in ihre Arbeitsweise bei der Entstehung von Klang, Ton und (Computer-)Musik. 20. Jubiläum

Volxfest/A Die Volxfest/A wird heuer kurzerhand zur VolXXfest/A, denn das interkulturelle Festival findet heute und morgen bereits zum 20. Mal in Folge statt. Auch diesmal treffen auf dem ad hoc eingerichteten Alexan-

Info: www.facebook.com/ferbegy

Nicho Debie & Peter Cloud feat. Karol

Unter Palmen Unter Regenschirmen haben wir heuer im Sommer oft genug gesteckt, jetzt legen wir uns unter Palmen. Dies geschieht zumindest in Gedanken, wenn wir den neuen Sommer-Track „Palm Trees” von den Electro House-Youngsters Nicho Debie & Peter Cloud hören. Hierfür haben die beiden Grödner mit dem Producer Karol Chorazy aus Mühlbach zusammengearbeitet und einen eingängigen Beachparty-Track gebastelt, der mit einer geschickt eingefügten Gitar-

renspur überrascht und auch auf Whistle Synths nicht verzichtet. Im Netz gab’s bereits Erfolge zu verbuchen, denn das Producer-Gespann schaffte es in den „Talent Pool”-Voting-Charts des renommierten Labels Spinnin' Records auf Platz 1. Im „Talent Pool” haben Producer die Möglichkeit, ihre Demos hochzuladen und sich dem Publikumsvoting zu stellen. Wer Nicho Debie & Peter Cloud und Karol auch weiterhin unterstützen möchte, findet die Voting-App auf

Über 6.000 Soundcloud-Plays in einer Woche: Das Publikum wählte „Palm Trees“ im „Talent Pool“ von Spinnin' Records auf die Eins.

www.facebook.com/SpinninRecords. Die Headliner-Redaktion gratuliert zum 1. Platz! (eva)

der Langer Platz auf den Talferwiesen in Bozen zwei Tage lang verschiedene Kulturen bei Musik, Speiss und Trank aufeinander. Für den heutigen Freitag sind das TandemSoundsystem, das Jemm Music Project und das Babbutzi Orchestar angekündigt; morgen geht’s dann mit dem Shanti Powa Orchestra, mit Quilombo Sonoro und mit dem Dubioza Kolektiv weiter. Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr.

Info: www.facebook.com/NDPCofficial ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl


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