Headliner #164

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Freitag, 14. Oktober 2011 – Nr. 203

HEADL I N E R Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – redaktion.headliner@gmx.com

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Zurück auf dem Thron

Schnappschuss mit Fans: Graveworm in der aktuellen Formation beim diesjährigen „Metalfest” Anfang Juni in Budapest, Ungarn.

von Reinhold Giovanett

1992 aus der Taufe gehoben, 1997 den ersten Plattenvertrag. Es folgten Touren und Konzerte auf etlichen Kontinenten (u.a. USA, Mexiko, Südkorea) und immer größere Festivals (Wacken, Summerbreeze, Metalfest). Die Brunecker Graveworm haben trotz einiger Besetzungswechsel durchgehalten und werden nächstes Jahr auf stolze 20 Jahre Bandgeschichte zurückblicken. In einer Woche erscheint mit „Fragments of Death” ihr bisher achtes Album. Nach zwei Alben bei Massacre Records, wird „Fragments of Death” wieder über Europas vielleicht größtes Metal-Label Nuclear Blast Records erscheinen. Das spricht für das Album und bringt der Band mit Sicherheit einiges mehr an Promotion. Nach ihren Anfängen als Gothic/Blackmetalband, haben sie im Verlauf der Jahre immer wieder kleine Stiländerungen versucht, die auch

Release-Konzert am nächsten Freitag, 21. Oktober im UFO in Bruneck: Graveworm stellen ihr achtes Album live vor.

und vor allem auch auf die erwähnten Besetzungswechsel und die damit zusammenhängenden songschreiberischen Aktivitäten innerhalb der Band zurückzuführen sind. Die Songs für „Fragments of Death” stammen in allererster Linie aus der Feder des Gitarristen Eric Righi, der seit 2001 mit an Bord ist und sich die Gitarrenarbeit seit 2005 mit dem Bozner Gitarrenbauer Thomas Orgler teilt. Und Eric hat guten Stoff geliefert. Wie bereits bei den letzten Alben auch, fehlt auch diesmal der Über-Song, aber die Qualität ist durchgehend hoch. Das Album ist nach dem klassischen GravewormEinstand („Insomnia”) durchaus abwechslungsreich und bisweilen überraschend („Living Nightmare”, „The World Will Die In Flames”). Zwar basiert das gesamte Album vor allem auf den Gitarren, aber die Graveworm-typischen Keyboards von Sabine Mair sind dennoch präsent. Mächtig die Stimme von Stefano Fiori, ein weiteres Markenzeichen der Band.

Am meisten überrascht jedoch der Gesamtsound der CD, der transparent, warm und trotzdem hart daherkommt. Das mehrmalige Hören ist mitnichten ermüdend und angesichts der erwähnten Abwechslung ein Vergnügen. Und wer hinhört, hört nicht nur den Bass von Neuzugang Florian Reiner, sondern kann auch die technischen Qualitäten von Schlagzeuger Martin Innerbichler mitverfolgen. Wenn sie das metallische Rad auch nicht neu erfinden, so haben Graveworm mit „Fragments of Death” definitiv Qualität abgeliefert. Cover ist diesmal keines enthalten, dafür eine Neueinspielung des Songs „Awake” aus dem Debut-Album „When Daylight's Gone” von 1997. Seit drei Tagen ist der erste Videoclip zum Album, „See No Future” online, wie übrigens auch der Gratis-Download des Songs (www.nuclearblast.de). Produziert wurde er in Holland, von Maurice Swinkels, Sänger der holländischen Deathmetal-Band Legion of

the Damned. Das Album selbst erscheint nächste Woche, am Freitag, 21. Oktober über Nuclear Blast Records. Graveworm werden am Releasetermin im UFO in Bruneck einige der neuen Songs innerhalb ihres Releasekonzertes ins Programm nehmen. Um den Vorkauf anzukurbeln geben Graveworm den ersten 110 Ticketkäufern ein T-Shirt dazu, das nur für diesen Anlass produziert wurde. Wer sich beeilt, hat noch eine Chance für 12 Euro nicht nur Graveworm und drei weitere Bands (Indyus, Black Inhale und Thunderkids) live zu sehen, sondern eben auch ein streng limitiertes Shirt zu bekommen. Nächsten Donnerstag, 20. Oktober, ca. 20.20 Uhr, sind sechs Songs aus dem Album „Fragments of Death” und ein Interview mit GravewormFrontmann Stefano Fiori bei Radio Freier Fall (RAI Sender Bozen) zu hören, als Appetizer für Fans und Zweifler. Info: www.ufobruneck.it www.facebook.com/gravewormofficial

Grafik: Achetype|Design

Graveworm’s Achte


Gilt als einer der besten E-Bassisten der Gegenwart: Victor Bailey gastiert live innerhalb des Festivals „Steinegg live”.

HEADL I N E R Freitag, 14. Oktober 2011 – Nr. 203

Victor Bailey bei Steinegg live

Bass-Master W

enn der Bassist Victor Bailey am Donnerstag, 27. Oktober mit seiner Band auf die Bühne in Steinegg steigen wird, wird er bereits Konzerte in Deutschland, Tschechien und Polen absolviert haben, und

wird seine Tour in der Folge mit Auftritten in der Schweiz, in den Niederlanden, in Rumänien und Großbritannien fortsetzen. Victor Bailey stammt aus Philadelphia und ist ein 360°-Musiker, das heißt, er veröffentlicht eigenes Ma-

terial aus eigener Feder, arbeitet aber auch als Studio- und Livemusiker mit anderen Künstlern zusammen und war und ist Teil eigenständiger Bands. Bailey, dessen Spiel sich durch Präzision und Geschwindigkeit auszeichnet, war u.a mit Ma-

donna und Sting im Studio und live auf Tour, und für jene, die etwas Kenntnis vom Jazz haben, seien einige der Namen genannt, mit denen Victor Bailey bisher zusammengearbeitet hat: Joe Zawinul Syndicate, Mike Stern, Dave Sanborn, Quincy Jones, Bill Evans, Michael Brecker und Rapper LL Cool J. Aussagekräftig ist zudem die Tatsache, dass er 1982, als knapp 22jähriger Bassist die E-Bass-Legende Jaco Pastorius bei Wheather Report ersetzt hatte. Victor Bailey kommt mit seiner eigenen Band nach Steinegg, mit der er vor allem Funk spielen wird, eine Musik, die im besten Sinne des Wortes für Unterhaltung steht, wobei das musikalische Können von Bailey und seinen Mitmusikern für ein paar staunende Augen und Ohren sorgen wird. Der Vorverkauf für das Konzert bei „Steinegg live” ist bereits angelaufen. Die Tickets gibt es bei www.steiegglive.com. (rhd) Info: www.victorbailey.com

Nolunta’s

Fröhliche Traurigkeit I

ndie-Folk greift nun auch spürbar bei uns in Südtirol, denn es steht schon wieder eine neue Band in den Startlöchern: Die Nolunta’s haben gerade erste Songs eingespielt und gesellen sich somit zu den (inzwischen gut eine handvoll umfassenden) neuen, jungen Indie-Folkern unseres Landes. Wir haben uns mit Andreas Kondrak über die Band und das Genre IndieFolk unterhalten.

Foto: Simon Perathoner

Headliner: Andreas, du bist Sänger und Gitarrist bei den Nolunta’s aus Ortisei. Kannst du uns deine Band kurz vorstellen? Andreas Kondrak: Die Band Nolunta’s gibt es seit Anfang März dieses Jahres. Die Grundvorstellung war eigentlich ein akustisches Konzept mit zwei Gitarren zu errichten. Letztendlich hat es sich so entwickelt dass wir jetzt zu sechst auf den Bühnen stehen: Am Schlagzeug Leo Großrubatscher, an der Leadgitarre Luigi Romanelli, am Kontrabass Stephan Canins, an der steirischen Ziehorgel und Mundharmonika Simon Paur und an der Djembé und Rassel Hannes Senoner. Wir sind alle aus St. Ulrich und durch die Gründung nicht nur zu einer Band, sondern auch zu richtig guten Freunden geworden. Wir feiern, musizieren und haben Spaß miteinander. Mit Wiarm, The Artificial Harbor, Fallacy Lens oder Mainfelt sind bei uns in letzter Zeit eine Reihe von jungen Indie-Folk-Musikern aufgekommen. Auch ihr spielt Indie-Folk und orientiert euch an Bands wie Mumford & Sons. Was glaubst du, ist das Faszinierende an dieser Musikrichtung?

Kombiniert in ihrer Musik Alt und Neu: Die Indie-Folk-Band Nolunta’s aus St. Ulrich.

Ich glaube, das Geniale an dieser Musikrichtung ist die Kombination zwischen Alt und Neu. Einfach, mit traditionellen Instrumenten neue Melodien zu kreieren. Mich selbst ziehen meist die Texte noch tiefer in den jeweiligen Liedern hinein. Ein Mix zwischen Traurigkeit und Fröhlichkeit, die Vielfältigkeit der Instrumente und ein auf Musik aufgebauter Lebensstil, finde ich sehr interessant und inspirierend um etwas neues zu erfinden. Ich denke,

wir sind an der Zeit wo die Musikszene einen großen Schritt vorwärts machen wird. Internationale Bands wie Mumford & Sons, Edward Sharp & The Magnetic Zeros, Fleet Foxes, aber auch unsere einheimischen Künstler sind dafür ein riesengroßer Faktor. Von sarkastischironischen bis hin zu lustigen Lebensgeschichten werden unsere Texte geprägt, „what we write is true“. Die jeweilige Interpretation ist der Künstler selber. Man kann

sich freien Lauf lassen und somit alles kombinieren. So sollte die Kunst der Musik sein. Ihr habt kürzlich euer erstes Demo veröffentlicht. Erzähl uns ein bisschen davon… ist die Demo-CD ein Vorbote für ein erstes Album? Unsere erste DemoCD ist ein Projekt, das wir zusammen mit unseren Freunden Simon und Fabio Perathoner entwickelt haben. Der berufliche Fotograf und Designer Simon hat das Design und das Booklet entworfen. Fabio war hingegen für die Aufnahme und das Mixen zuständig. Die fünf Lieder sind natürlich von uns Nolunta's geschrieben. Durch das gemeinsame Projekt sehen wir uns als eine Künstlergruppe. Wir sind natürlich schon dabei das erste Album zu entwerfen. Auch in diesem Projekt wird Simon Perathoner unsere Musik fotografisch interpretieren. Dies ist ein riesiger Aufwand, aber trotzdem möchten wir das Album noch Anfang 2012 vorstellen. Info: www.reverbnation.com/noluntas

(Interview: eva)


Neue Bands

HEADL I N E R

PetraLust

Freitag, 14. Oktober 2011 – Nr. 203

NEWS Club Miró

30 Jahre Fotos: Harald Wisthaler

Der Club Miró am Domenkianerplatz 3/B in Bozen, feiert heute Abend sein 30jähriges Bestehen. Bis 1989 trug der Club den Namen Markee und später,

D

er Bandname PetraLust kam uns im Juni/Juli erstmals zu Ohren, als die drei Musiker Simon Bergmann (Akustische Gitarre, Leadsänger), Stefan Strobl (Bass, Gesang) und Daniel Weitlaner (Percussions/Cajon) aus Toblach/Innichen im LineUp beim diesjährigen Gartenfest des Jugendzentrums Unda Toblach auftauchten und anschließend ihre erste Studioaufnahme, gemischt und gemastert von Thomas Winkler im Studio On The Rocks, ins Netz stellten. PetraLust bezeichnen sich als experimentelle Akustikband und spielen akustische Alternative-

Rock-Covers, wie beispielsweise den Song „Cherub Rock“ von den Smashing Pumpkins, der in der Version von PetraLust auch auf YouTube angeklickt werden kann. Die drei Musiker aus dem Hochpustertal nennen Bands wie Dire Straits, Pink Floyd, Rage Against The Machine, Pantera, Dave Matthews, Metallica, Oasis, Blur, Stereophonics oder Kings Of Leon als Einflüsse und haben bereits in PrePetraLust-Zeiten in den Formationen Mellowmood und Ecetera Bühnenerfahrung gesammelt. Unterstützt werden Simon, Stefan und Daniel inzwischen von der Welsber-

Spielen Alternative-Rock-Covers im Akustik-Gewand: PetraLust aus dem Hochpustertal.

gerin Silvia Karbacher am Mikro und gemeinsam haben PetraLust feat. Silvia im vergangenen Monat beim österreichischen Bandwettbewerb „Dolomitenmania“ in Lienz den dritten Platz belegt. Und wer wissen möchte, was es mit dem Bandnamen auf sich hat, schreibt am besten einfach alle Buchstaben des Wortes Pustertal auf kleine Papierschnipsel und schiebt sie so lang hin und her, bis daraus das Anagramm Petralust entsteht. (eva) Info: www.facebook.com/PetraLust

bis 1993, Phönix. Das Lokal, das drei Floors bietet, wurde in den vergangenen fünf Jahren unter dem Management von Effectric und der gleichnamigen Eventserie von vielen internationalen DJs beschallt. Heute, am Freitag 14.10.2011 gastieren bei der Geburtstagsfeier im Club Miró ab 22.30 h mehr als 10 DJs: Red Robin (Berlin), Effect, Christian Rot, Mr. Alex, Alex Maisti, ein special guest und mehrere local guests. Info: www.facebook.com/miroclub

ABGESCHRIEBEN National Orchestra Of The United Kingdom Of Goats: „The Three Walls Of Kolepta” (2011) Ich gebe zu, so ganz bin ich bei der verqueren Logik aus dem Vereinigten Ziegenkönigreich noch nicht durchgestiegen. Da werden im Alice-im-Wunderland-Stil offenbar mythologische Figuren, Gegenstände und Geschichten aufgegriffen und neu arrangiert. Wer oder was sind beispielsweise die „Three Walls Of Kolepta“? Sind sie ein Gleichnis auf die Drei Schutzwälle der römischen Katholiken nach Martin Luther? Um wen oder was genau es sich auch handeln mag: Es liegt hier das zweite Minialbum des National Orchestra Of The United Kingdom Of Goats vor. Das erste bestach durch ungemeinen Facettenreichtum in der Interpretation nur eines musikalischen Motivs, ausgestreckt auf gerade mal drei Songs und 13 Minuten. Die Begeisterung für Strukturen, die einem Triptychon ähnlich sind, scheint man sich beibehalten zu wollen; wiederum folgen drei Stücke, jetzt immerhin zusammen rund 20 Minuten lang, die in enger Wechselwirkung zueinander stehen. Diesmal geht der Zusammenhalt jedoch nicht so weit, dass wieder nur eine Melodie im Zentrum steht. Wenn die „Three Walls Of Kolepta“ besungen werden, ge-

währt man sich mehr Freiheiten als bei den „Chronicles Of Sillyphus“. Der Neunminüter am Anfang erlaubt sich sogar diverse Breaks und eine interne Aufteilung in drei Akte, denen Floyd’sche Sternschweife den Zusammenhalt verleihen. Anfangs verströmt eine hallende Riverside-Leadgitarre Neoprog-Flair, der Mittelteil bringt mathematische Präzision ein und dann bereitet orchestraler Minimalismus, der klingt wie Guns `n Roses pathostrunkenes Epos „November Rain“, das finale Crescendo ein, das mit einem schmerzhaft schönen Refrain an die Höhepunkte diverser Oceansize-Alben erinnert. Der zweite Mauerwall ist betont heavy und effektbeladen, doch weder seine Härte noch die Stilevolution des Vorgängerstücks verhindern griffige, memorable Momente. Im Gegenteil, der Refrain auf „The Second Wall“ ist ein solcher Moment in ganzer Pracht. Im Schlussteil werden noch mal eben Marillon und Gazpacho angeschnitten. Selbst hier schließt der elegische Gleitflug durch ein Feld aus Akustikgitarren und hellen Chören nicht aus, dass man das Stück unheimlich schnell verinnerlicht hat und jederzeit sofort wieder erkennen würde, ohne dass es nach mehreren Durchläufen auch nur einen Hauch an Reiz verlöre. Fazit: Fast noch mehr als beim auch nicht gerade schwachen Vor-

Shape SP

Download Die Ameise krabbelt weiter … denn auch, wenn die CD-Exemplare des Albums „The Week Of The Ant“ von der Alternative/Indie-Rock-Band Shape SP bereits alle eine/n Besitzer/in ge-

gänger schießt mir die Begeisterung aus den Tasten. Das Minialbumformat, das The National Orchestra Of The United Kingdom Of Goats im Drei-Song-Takt zum Prinzip gemacht haben, bleibt zwar Geschmackssache; man wird schließlich nur ungern nach bloß 15 bis 20 Minuten wieder aus allen Träumen gerissen. Das aber funktioniert immerhin auf „The Three Walls Of Kolepta“ schon mal besser als auf dem prologähnlichen „The Chronicles Of Sillyphus“. Und unter uns: Wenn man uns von nun an permanent alle drei Monate mit solchen Perlen bedient, lasse ich mir das doch gerne gefallen. (Sascha Ganser) (aus: Musikreviews, August 2011, wwww.musikreviews.de)

funden haben, ist das komplette Album nun wieder erhältlich – und zwar als kostenloser Download. Zu finden ist der 2010er Release „The Week Of The Ant“ auf www.lastfm.de/music/SHAPE+ SP oder auf der Website des Shape SP-Sängers Kurt J. Moser http://kurtjmoser.blogspot.com.

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Grafik: Markus Prieth, Jux Lana


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