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Februar/März

DAS SCHWEIZER HANDBALL-MAGAZIN

1/2014

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Stefan Freivogel ABWEHRSPEZIALIST DEr NATIONALMANNSCHAFT

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EDITORIAL

HEUTE ZÄHLT DIe MARKE Liebe Leserin, lieber Leser Die Europameisterschaften in Dänemark haben wieder einmal gezeigt, wie attraktiv unser Spiel ist. Natürlich, das war die Spitze – und wenn die Besten am Werk sind, kommt meistens etwas Gutes raus. Aber es war ja nicht nur der Sport allein, der dieses Turnier so einzigartig machte. Es war auch die Ambiance, die Stimmung in den Hallen. Ganz Dänemark stand hinter seiner Mannschaft. Die Enttäuschung war gross, als sie im Finale – man muss es sagen – wieder von der «dänischen Krankheit» gepackt wurde. Vorne wollte der Ball einfach nicht rein und hinten bekam der eigene Goalie nichts zu fassen. Schrecklich. 60 Minuten Leiden. Aber selbst dadurch liessen die dänischen Fans sich das Fest nicht völlig vermiesen. Mehr als nur artig spendete man dem verdienten Sieger Beifall. Wir waren nicht dabei. (Die Deutschen übrigens auch nicht.) Sie wurden vermisst. Denn auch Deutschland versteht es, den Handball zu zelebrieren. Die Deutschen leiden übrigens unter einer ähnlichen Krankheit wie wir Schweizer. Sie drohten in ihren Strukturen zu ersticken. Ihr Handballverband ist ähnlich gewachsen wie unser auch. Auch bei ihnen wurde viel in den Regionen gemacht. Das war früher eindeutig sinnvoll. Aber es verhindert den Anschluss an die heutige Zeit. Handball hat viele Facetten, viele Akteure. Die Heimhalle ist eine Festung, der Verein eine Heimat. Aber was heu-

te zählt, ist die Marke. Marken kämpfen um die Aufmerksamkeit und die Gunst des Publikums. Nur die Marke schafft Präsenz. Eine Marke ist etwas aus einem Guss. Eine Marke ist in bisschen mehr als nur die prickelnde braune Brause. Aber nicht zuviel mehr. Die prickelnde braune Brause haben wir. Aber unser Handball ist keine Marke. Unser Handball soll zu einer Marke «gemacht» werden. Und das funktioniert nur, wenn man auch die Möglichkeit hat, etwas daraus zu machen. Etwas Grosses, nicht etwas, was nur die Leute vom Verein kennen. Oder die, die immer schon da sind. Unser Raum, wo wir Präsenz schaffen wollen, ist die Schweiz. Die erreichen wir mit dem Verein nicht. Das kann nur der Schweizerische Handball-Verband. Er kann es aber auch nur, wenn er etwas mehr ist als nur das Dach über den Regionen und den Vereinen. Und jetzt sind wir wieder bei der Struktur. Unsere jetzige Struktur erlaubt es dem Verband nicht, die Marke zu schaffen. Er muss zu viele Ebenen konsultieren, zu viele Leute fragen. Deshalb müssen wir dem Verband die Möglichkeit geben, schweizweit etwas in Bewegung zu bringen. Wir müssen unsere Strukturen ändern. An einigen Orten arbeiten wir viel, an anderen weniger. An einigen Orten arbeiten wir sogar sehr gut. Es gibt Vereine, die eine gute Nachwuchsarbeit machen. Es gibt SHL-Klubs, die international auftreten. Aber das sind lokale Aktivitäten, die dem betreffenden Ver-

Christoph Bopp, Redaktor handballworld.

ein viel bringen. Und man kann schon sagen, dass ein guter Verein für den Schweizer Handball auch etwas wert ist. Sehr viel sogar. Aber er kann eben das nicht leisten, dass es den ganzen Raum ergreift. Die neue Struktur, über die die DV im März abstimmt, macht das möglich. Koordinierter, effizienter, mächtiger. Vielleicht kriegen wir dann auch das «Danish Dynamite» oder etwas ähnliches. Oder mindestens einen Bundesrat an den Cupfinal. Rot und Weiss haben wir ja schon.

Herzlichst Christoph Bopp, Redaktor

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info@freizeit-soelden.com

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INHALT

03 EDITORIAL

IMPRESSUM

05 INHALT

Ausgabe 1 | Februar / März 2014 |

06 tribüne

27. Jahrgang | ISSN: 1663-6937

10  Interview mit Nick Christen Der Krienser Geschäftsführer will mehr

Verlag, Redaktion handballworld | c/o Makoli AG | Bahnhofstrasse 88 | CH-

14  15 Fragen

5430 Wettingen | Telefon +41 56 437

Benjamin Geisser, neu bei Kadetten

03 13 | Telefax +41 56 437 03 15 | verlag@handballworld.com | www.hand-

16  Nationalmannschaft

ballworld.com Verlagsleiter Daniel Zob-

Die getrübte Aufbruchstimmung

rist Marketing/Kommunikation Katja Bopp | Anna-Lena Stach Lesermarkt

20  Swiss Handball Cup

Dominik Kull | Alessandra Zehnder | Iwan Ursic Redaktionelle Mitarbeiter Fritz Bischoff (FB) | Christoph Bopp (CB)

Das neue Spitzenturnier in Lausanne 24  Porträt Stefan Freivogel

ler (FH)| Werner Reimann (WR) | Stephan Santschi (SS) | Erik Eggers (EE) |

28  SHV-Verbandsmitteilungen

Wagner (AWA)| Lukas Wernli (LW)| Fo-

Wagner | Adrian Ehrbar | Erschei-

Ein Handballer am Steuer von Elipslife 33  Nationalliga B TV Endingen im Hoch

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nungsdaten 2014 2/14 23.04.2014 | 3/14 25.06.2014 | 4/14 29.08.2014 | 5/14 22.10.2014 | 6/14 10.12.2014. © Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «aus dem handballworld – www.handballworld.com»

Februar/März

DAS SCHWEIZER HANDBALL-MAGAZIN

U17 Nationalmannschaft

30  Porträt Reto Toscan

tografen Michael Heuberger | René Jäger | Martin Deuring | Alexander

Marco Giovanelli

Vor der a.o. Delegiertenversammlung

Björn Pazen (BP) | Ernesto Piazza (EP) | (Meinrad Stöcklin (MS) | Alexander

9

Ein Versprechen für die Zukunft

| Marco Ellenberger (ME) | Fabian Häg-

Samba in Belgrad 44 LESERREISE

Champions League Final4 in Köln

46  Schlusspfiff Martin Suter, HSC Suhr Aarau

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Alexandra Nascimento Weltmeisterin mit Brasilien

1/2014

CHF 7.50

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STEFAN FREIVOGEL ABWEHRSPEZIALIST DER NATIONALMANNSCHAFT

LES BLEUS ÜBERRAGENDER EUROPAMEISTER

NICK CHRISTEN Potenzial, Emotionen und Innovationen bei Kriens-Luzern

HANDBALL SAMBA

Brasilien feiert WM-Titel der Frauen

Stefan Freivogel, Pfadi Winterthur Titelbild: Adrian Ehrbar

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Cédric Sorhaindo Europameister mit Frankreich 1/14 handballworld

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tribüne

Christian Müller:

neuer SHV-Ausbildungskoordinator Der 33-jährige Christian Müller ist seit dem 1. Februar 2014 neuer Ausbildungskoordinator des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV). Er trat damit die Nachfolge von Elisabeth Riechsteiner an, die den SHV per Ende November 2013 auf eigenen Wunsch verlassen hat. Christian Müller, derzeitiger Trainer der 1.-Liga-Männer des HV Olten und J+S-Experte, schliesst in Kürze die Berufstrainer-Ausbildung ab. Er wird neuer Ansprechpartner für sämtliche Fragen und Anliegen zur Trainerausbildung innerhalb des Schweizerischen Handball-Verbands. Dies zunächst während einer Übergangsphase bis am 1. April allerdings nur auf reduzierter Basis und zwar jeweils freitags zu den Bürozeiten, danach im Rahmen eines 80-Prozent-Pensums.

Tim Aufdenblatten (HSC Suhr Aarau).

Schweizer

U18-Junioren

wieder qualifiziert Die Schweizer Junioren der Jahrgänge 1996 und jünger (U18) haben sich für die EM-Endrunde in Polen qualifiziert. Damit nimmt nach den 1992er-Junioren (2010 in Montenegro) und den 1994er-Junioren (2012 in Österreich) bereits zum dritten Mal hintereinander eine Schweizer Nationalmannschaft an der U18-EM-Endrunde teil. Den Grundstein zur Qualifikation – bereits die insgesamt sechste einer Schweizer Nachwuchs-Auswahl für eine EM- oder WM-Endrunde seit dem Jahr 2010 – legte die SHV-Auswahl unter der Leitung von Michel Suter im Startspiel mit dem 31:27Sieg gegen Gastgeber Österreich. Die erAnzeige

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staunlichen Schweizer liessen darauf ein 29:29-Remis gegen den Favoriten Russland folgen und besiegten zum Schluss Israel mit 33:23. Schlussrangliste: 1. Russland 3/5. 2. Schweiz 3/5. 3. Österreich 3/2. 4. Israel 3/0. – Die Schweiz und Russland sind für die EM-Endrunde vom 14. bis 24. August 2014 in Polen qualifiziert. Nachwuchs EM- und WM-Qualifikationsturniere Der Schweizerische Handball-Verband hat sowohl für die EM-Qualifikation der U20Junioren als auch für die WM-Qualifikation der U20-Juniorinnen, die im kommenden

April beide in Turnierform ausgetragen werden, das Organisationsrecht zugelost erhalten. Somit können sich die Fans folgende Termine vormerken: U20-Junioren (Jahrgänge 1994 und jünger), EM-Qualifikation: Schweiz, Kroatien, Litauen, Ungarn. 4. – 6. April 2014, Spielort: Sporthalle, Birsfelden. Es qualifizieren sich die beiden besten Mannschaften für die Endrunde (Österreich). U20-Juniorinnen (Jahrgänge 1994 und jünger), WM-Qualifikation: Schweiz, Portugal, Frankreich, Litauen. 18. – 20. April 2014, Spielort: Sporthalle, Zug. Es qualifiziert sich das bestklassierte Team für die Endrunde (Kroatien).


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SCHWEIZ...

gegen die besten Teams der Welt

Fanreise, Unterkunft, Tickets PROGRAMM Sa. 5. APRIL 2014

SPANIEN Weltmeister 2013 2-mal Weltmeister 3-mal Vize-Weltmeister 3-mal Olympia-Bronze

9h-15h: Handball-Schnuppertag 16.00 Uhr: SCHWEDEN-KROATIEN 18.25 Uhr: SCHWEIZ-SPANIEN

SPANIEN

So. 6 APRIL 2014

Weltmeister 2013 2-mal Weltmeister 3-mal Vize-Weltmeister 3-mal Olympia-Bronze

12.00 Uhr: kleines Finale 14.00 Uhr: Rollstuhl-Handballspiel 16.00 Uhr: Finale

Sa. 5. APRIL 2014

9h-15h: Handball-Schnuppertag 16.00 Uhr: SCHWEDEN-KROATIEN 18.25 Uhr: SCHWEIZ-SPANIEN

So. 6 APRIL 2014

12.00 Uhr: kleines Finale 14.00 Uhr: Rollstuhl-Handballspiel 16.00 Uhr: Finale

KROATIEN WM-/EM-/Olympia-Dritter Weltmeister 2003 2-mal Vize-Europameister 2-mal Olympiasieger

PROGRAMM

KROATIEN WM-/EM-/Olympia-Dritter Weltmeister 2003 2-mal Vize-Europameister 2-mal Olympiasieger

SCHWEDEN 4-mal Weltmeister 4-mal Europameister 4-mal Olympia-Silber

SCHWEDEN 4-mal Weltmeister

4-mal Europameister Abfahrt mit dem Bus (1- oder 2-Tages-Pass) von: Baden, Basel, Bern, Luzern, Schaffhausen, 4-mal Olympia-Silber

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tribüne

Master Cup Zum 15. Mal gelangte mitte Januar der Master Cup, das Turnier für die Schweizer Nachwuchs Nationalmannschaften zur Austragung. Von den insgesamt 13 Ländervergleichen holte der Schweizer Nachwuchs 5 Siege und ein Unentschieden. Sämtliche Spiele aus der Sporthalle Zug wurden zudem als Live-Stream auf der Plattform handballTV.ch übertragen und von rund 7‘700 Zuschauern verfolgt.

Die Resultate Männer U17 – Ungarn U17: 1. Spiel: 31:25, 2. Spiel: 27:27, 3. Spiel: 21:27. Männer U21 – Katar U21: 27:24, 27:32. Frauen U16 – Württemberg U16: 20:34, 16:35. Frauen U18 – Slowenien U18: 32:24, 25:28, 21:27. Frauen U20 – 4-Länderturnier: Schweiz – Slowenien 22:31, Schweiz – Slowakei 35:29, Schweiz - Tunesien 31:26. Schlussrangliste: 1. Slowenien, 2. Schweiz, 3. Slowakei, 4. Tunesien. Bilder von oben links im Uhrzeigersinn: Adrian Blättler (U21), Philip Novak (U17), Dimitrj Küttel (U21), Michael Kusio (U17), Kristian Bozin (U17), Tatjana Emeri (U20), Zerin Özcelik (U18). Bilder: René Jäger

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ICH LEBE FÜR DEN GROSSEN WURF. JEDEN TAG. #BETTER YOUR BEST


Interview Nick Christen

«Zu uns sollen

nicht nur

Freaks kommen» Nick Christen, Kriens-Luzern steht nach der NLA-Qualifikation auf Rang drei. Wie beurteilen Sie die erste Saisonhälfte? Nick Christen: Wir haben zwar zu Hause viermal Unentschieden gespielt und könnten daher noch den einen oder anderen Punkt mehr auf dem Konto haben. Grundsätzlich ist das Auftreten der Mannschaft aber sehr erfreulich. Dass wir so erfolgreich spielen, war nicht vorauszusehen, schliesslich hatten wir im Sommer einen grossen Umbruch. Mit Heiko Grimm holten wir einen neuen Trainer, mit Hofstetter, Spengler, Schramm, Stojanovic und Blättler haben wir neue Spieler integriert. Die Mannschaft ist jung und hat sehr viel Potenzial.

athletischen Fähigkeiten massiv ausbauen. Das ist eine grosse Herausforderung für ihn. Vielleicht tut ihm dieser Wechsel deshalb gut. Wir sehen die Situation entspannt, weil wir auf der rechten Seite mit Delhees, Vögtli und Mühlebach über weitere, sehr talentierte Spieler verfügen.

Raemy sieht sich als Rückraumspieler, kam in Kriens aber vornehmlich am rechten Flügel zum Einsatz. Bewog ihn dies zum Wechsel? Das kann eine Rolle gespielt haben, ja. Wacker stellt ihm in Aussicht, im Rückraum zu spielen. Nicolas hat aber auch bei uns nicht nur am Flügel gespielt. Wenn er für den Rückraum die körperlichen Voraussetzungen mit«Im Sport sind Titel das Ziel, bringen würde, käme das ist auch bei uns nicht anders» er dort auch bei uns mehr zum Einsatz. Eines der Toptalente hat Wir möchten Spieler so weit bringen, dass kürzlich entschieden, Kriens- sie international bestehen können. Wenn Luzern zu verlassen. Der bald ich sehe, was an der Europameisterschaft im 22-jährige Nationalspieler Ni- Rückraum alles aufeinandergeprallt ist, stelle colas Raemy wechselt Ende ich fest, dass Nicolas und noch viele andere Saison zu Wacker Thun. Das Schweizer Nationalspieler weit von diesem dürfte richtig weh tun. Sicher Level entfernt sind. ist Nicolas sehr talentiert. Er hat uns in den letzten vier Jahren viel Freude gemacht, wo- Wie macht sich Heiko Grimm bei man auch sehen muss, dass er in dieser an seiner ersten TrainerstaZeit lange verletzt war. Wenn er interna- tion? Er ist hoch motiviert, er lebt den tional den Durchbruch schaffen will, und Handball und hat eine unheimlich positive das traue ich ihm auch zu, muss er seinen Ausstrahlung. Mit ihm ist ein super Drive Körper in den Griff bekommen und seine reingekommen, die Mannschaft hat Spass

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Kriens-Luzern ist hinter Winterthur und Schaffhausen als dritte Kraft in die NLA-Finalrunde gestartet. Geschäftsführer Nick Christen will aber viel mehr. Der 43-jährige Luzerner spricht über Titel, die neue Halle und eine Rückkehr von BundesligaStar Andy Schmid. Text: Stephan Santschi Fotos: Martin Deuring / zVg.

am Handball. Dank seiner Laufbahn als Spieler bringt er eine Menge Erfahrung mit. Da Heiko ein sehr emotionaler Trainer ist, muss er aber aufpassen, dass er an der Seitenlinie nicht zu viel Energie verbraucht und wie ein Komet verglüht. Unter Grimms Vorgänger Torben Winther belegte KriensLuzern in drei Jahren die Ränge 3, 5 und 5. War das zu wenig für eure Ansprüche? Im ersten Jahr spielten wir über unseren Erwartungen. In der zweiten Saison, als wir Bojan Beljanski (serbischer Kreisläufer, Anm. d. Red.) verpflichteten, wollten wir einen weiteren Schritt nach vorne machen. Den Druck, den wir auf uns selber ausübten, war aber zu gross. Deshalb beschlossen wir anschliessend, unsere Strategie zu ändern und nicht mehr so schnell vorwärts gehen zu wollen. Was heisst das konkret? Im Sport sind Titel das Ziel, das ist auch bei uns nicht anders. Doch wir müssen den Erfolg verarbeiten können. Sehen Sie sich Wacker Thun an: Dort muss man wegen des Erfolgs der letzten Saison nun sportlich und wirtschaftlich kämpfen. Es geht nicht darum, einmal Meister zu werden und dann vielleicht in 15 Jahren wieder. Es geht darum, die wirtschaftlichen und personellen Rahmenbedingungen zu schaffen, die nachhaltigen Erfolg ermöglichen. Das ist letztlich eine Belastungsfrage. Mittlerweile bewegen wir uns finanziell und infrastrukturell am Li-


Kriens-Luzern Geschäftsführer Nick Christen (links) und Trainer Heiko Grimm im Gespräch mit Nicolas Raemy.

mit. Wir haben 1,2 Millionen Franken für die 1. Mannschaft und 250‘000 Franken für unsere Nachwuchsorganisation SG Pilatus zur Verfügung. Die Möglichkeiten im Sponsoring sind damit nahezu ausgeschöpft, weil wir mit dem FC Luzern und dem EV Zug nicht Schritt halten können. Mehr geht ohne eine neue Halle nicht. Seit Jahren kämpfen Sie für eine neue Halle im Raum Luzern. Wie ist der Stand der Dinge? Im nächsten halben Jahr sollte sich entscheiden, ob wir sie in die Tat umsetzen können oder nicht. Der nächste Schritt ist die Unterzeichnung eines Kaufrechtsvertrag für ein 14‘000 Quadratmeter grosses Grundstück, das der Stadt Luzern gehört. Im Mattenhof-Areal soll eine Halle mit 4000 Plätzen für bis zu 25 Millionen Franken entstehen. Daneben sind zwei Nebengebäude, 80-Meter und 40-Meter hoch, geplant – für Wohnungen, Hotellerie und Büros beispielsweise. Die Gesamtkosten für das Grossprojekt werden mit 140 Millionen Franken veranschlagt. Zudem möchten wir mit dem benachbarten FC Luzern den Nachwuchsakademie-Gedanken mit Kooperationen weiter ausbauen. Kommt das Kaufgeschäft im Parlament durch, wäre das für uns ein riesiger Schritt. Mit unserem Investor, der Eberli Generalunternehmung aus Sarnen, die bereits als Bauherrin beim Stadion des FC Luzern aufgetreten ist, möchten wir die neue Halle bis ins Jahr 2017 realisieren. Ich träume von 1500 bis 2000 Zuschauern pro Spiel.

Mit dem Luzerner Andy Schmid als Bundesliga-Rückkehrer und Zugfigur? Warum nicht? Er wäre ein Star, der die Leute begeistern könnte. Doch er wird nicht um Platz drei bis sechs spielen wollen. Er hat andere Ansprüche. Wenn wir in der Zwischenzeit weiterkommen sollten, könnte eine Rückkehr von Schmid vielleicht zu einem Thema werden. Schaffen wir das nicht, dann geht er nach seiner Zeit in der Bundesliga wohl zu den Kadetten Schaffhausen.

neue Halle wäre multifunktional, wir wären einer von vielen Mietern. Der Bund hat uns die Unterstützung über sein nationales Sportanlagenkonzept zugesichert. Auch den Support von diversen Indoorsportverbänden, die in Luzern Länderspiele austragen könnten, haben wir auf sicher. Der Tennisverband könnte mit dem Fedcup hierherkommen. Daneben würde die Halle dem Schulsport, Konzerten, Messeveranstaltungen oder Generalversammlungen dienen.

Und was passiert, wenn die Sind Ihre grossen Ziele in ei- Stadt Luzern dem Verkauf des nem Land, in dem Handball Landes nicht zustimmt? Dann kaum öffentliche Beachtung war dies der letzte Versuch für mindestens findet, realistisch? Natürlich kann 20 Jahre, um in der Zentralschweiz eine es schief gehen. Es braucht dazu eine span- multifunktionale Infrastruktur zu realisienende Liga mit ambitionierten Vereinen und ren. Man würde eine grosse Chance verpasnatürlich eine erfolgreiche Nationalmann- sen, weil es mit Ausnahme von Zürich und schaft. Die Kadetten Schaffhausen können Genf in der Schweiz keine solchen Hallen den Handball nicht alleine weiter bringen. mit einer Kapazität von mehr als 4000 PlätGrundsätzlich müssen wir viel innovativer zen gibt. Die Zukunft von Kriens-Luzern auftreten und den Mut haben, neue Wege ist nicht auf dieses Projekt abgestützt, die zu begehen. Zentralschweizer lassen «FÜR Grosse ZIele braucht Es eine sich für den Sport spannende Liga mit ambitionierten begeistern. Zu uns Vereinen und natürlich eine sollen dereinst nicht nur die Freaks, sonerfolgreiche Nationalmannschaft» dern generell sportaffine Menschen kommen. Wir möchten AG würde weiter existieren. Meine Position einen Ort schaffen, wo sich die Leute wohl müsste ich aber in Frage stellen. Ich bin kein fühlen, wo sie etwas essen und ihre Kinder Mensch, der gerne verwaltet. Ich würde dem bedenkenlos springen lassen können und wo Handball erhalten bleiben, dann aber wohl o sie guten Sport zu sehen bekommen. Die in ehrenamtlicher Funktion. 1/14 handballworld

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SHL

Spitzenduo

baut Führung aus Die beiden Topteams der SHL Pfadi Winterthur und Kadetten Schaffhausen starteten mit einem Sieg in die Finalrunde und bauten so ihre Führung weiter aus. Dazu siegte auch der Tabellendritte Kriens-Luzern auswärts in Bern und festigte seinen 3. Tabellenrang. Bereits sind wohl somit drei der vier Playoff-Plätze vergeben, einzig der BSV Bern und Wacker Thun duellieren sich noch um den letzten Halbfinalplatz. Text: Dominik Kull Fotos: zVg.

Pfadi Winterthur reagierte auf die Achillessehnen-Teilriss Verletzung und das damit verbundene vorzeitige Saisonende von Goran Cvetkovic und verpflichtete per sofort den 33-jährigen Robert Konečnik (36 Länderspiele für Slowenien) von RK Cimos Koper bis Ende Saison 2013/14. Der routinierte, abwehrstarke, 185 cm grosse und 93 kg schwere rechte Flügel- und Rückraumspieler wurde bereits im Auswärtsspiel in St. Gallen eingesetzt, wo ihm allerdings noch kein Treffer gelang. Ebenfalls noch kein Treffer gelang Benjamin Geisser in seinem ersten Spiel mit Kadetten Schaffhausen in Bern. Der 23-jährige Kreisläufer und Topskorer von Fortitudo Gossau transferierte zum Jahreswechsel zu den Kadetten und erhielt einen 2 ½ Jahresvertrag. Er ergänzt Thomas Heer, dessen Heilungsverlauf nach seiner Verletzung ungewiss ist.

Transferkarussell dreht sich Der 27-jährige Schweizer Nationaltorhüter Aurel Bringolf (29 Länderspiele) wechselt auf die kommende Saison von GC Amicitia Zürich zu Pfadi Winterthur. Der 26-jährige unterzeichnete einen Zwei-Jahres-Vertrag. Martin Pramuk (37), Stammtorhüter des aktuellen NLA-Tabellenführers Pfadi Winterthur, wechselt auf die kommende Saison zum aktuellen NLB Leader HSC Suhr Aarau, wo er einen 3-Jahresvertrg erhielt. Er bildet

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zusammen mit Nachwuchs- und U21 Nationalmannschafts-Torhüter Flavio Wick (18) ab der kommenden Saison das SHL-Torhütergespann. Neben seinem Engagement als SHL-Torhüter wird Pramuk auch als Torhütertrainer im Nachwuchsbereich des HSC Suhr Aarau tätig sein. Die auslaufenden Verträge mit den aktuellen beiden Torhütern André Willimann und Marco Wyss werden nicht verlängert. Nachdem klar wurde, dass Severin Ramseier den BSV im Sommer Richtung Zürich zu GC Amicitia verlassen wird, waren die Verantwortlichen bemüht, rasch einen qualitativ guten Ersatz zu finden. Dies ist mit der Verpflichtung des erst 24-jährigen Simon Getzmann mehr als gelungen. Der gebürtige Thuner wechselte im Sommer 2012 von Wacker Thun zu den Lakers aus Stäfa, wo er In der laufenden Saison mit 75 Toren aus 17 Partien zweitbester Torschütze ist. Getzmann spielte zuvor in der U21Nationalmannschaft und gehört mittlerweile auch der kürzlich gegründeten Perspektivauswahl des Schweizerischen Handballverbandes an. Der pfeilschnelle Rechtsaussen war für den BSV Bern der Wunschkandidat, da er bestens in die Clubphilosophie «ächt bärn» passt. Die beiden Parteien haben einen Zweijahresvertrag unterzeichnet.

Schweizer Cup Halbfinals Das FINAL4 im Schweizer Cup der Männer und Frauen wird am 3. und 4. Mai 2014 in der Stadthalle Sursee durchgeführt. Dabei kommt es zu den folgenden Halbfinals: Männer Wacker Thun – Pfadi Winterthur und Kadetten Schaffhausen – BSV Bern Muri. Frauen LK Zug – Spono Nottwil und TV Zofingen – Yellow Winterthur. o

Bevor Martin Pramuk zu Suhr Aarau wechselt, will er mit Pfadi das Double gewinnnen.

Rangliste Finalrunde Stand: 10.02.2014

Die Mobiliar topscorer

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Julian Krieg Rares Jurca Boris Stankovic Uros Mitrovic Borna Franic Tomas Babak

124 98 114 92 97 93

Roman Sidorowicz Aliaksei Usik Pascal Vernier Philipp Reuter

101 93 85 110

Pfadi Winterthur Kadetten Schaffhausen HC Kriens-Luzern BSV Bern Muri Wacker Thun TSV St. Otmar St. Gallen

19/33 19/32 19/26 19/21 19/19 19/16

Rangliste Abstiegsrunde Stand: 10.02.2014 1. 2. 3. 4.

GC Amicitia Zürich TSV Fortitudo Gossau Lakers Stäfa HC KTV Altdorf

19/17 19/14 19/10 19/2


Andy Schmid Nationalspieler

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15 fragen Benjamin Geisser

«Ich bin kein Fan von langen

Wartezeiten» Benjamin Geisser hat turbulente Wochen hinter sich. Im Winter wechselte er von Gossau zu den Kadetten Schaffhausen und er debütierte im Nationalteam. Der 23-jährige Kreisläufer spricht über seinen Aufwärtstrend, seinen liebsten Platz in St. Gallen und er verrät, was er mit einem Millionengewinn machen würde. Text: Stephan Santschi Fotos: zVg.

Vor zwei Jahren spielten Sie noch mit Arbon in der NLB, Aktuell SIND SIe Mit 117 Toren der zweitbeste Torschütze der NLA Qualifikation. Wie ist dieser Leistungssprung zu erklären? An Neujahr 2013, also vor einem Jahr, kam es in meinem privaten Umfeld zu einer starken Veränderung. Dadurch habe ich mehr Zeit erhalten und den Fokus stärker auf den Sport setzen können. Nur schon ein, zwei zusätzliche Trainings pro Woche im Kraftraum können grosse Auswirkungen haben. In Arbon und Gossau kam ich zu sehr viel Einsatzzeit. Das bringt einen Handballer am meisten vorwärts. In Gossau war mir das Spielsystem zudem wie auf den Leib geschnitten und Angriffe wurden oft über den Kreis abgeschlossen. Da ich nicht der Schwerste bin, geht bei mir nicht alles über die Kraft, sondern über die Laufbereitschaft und das Timing.

Benjamin Geisser debütierte kürzlich in der Nationalmannschaft, hier geniesst er seinen Wohnort St. Gallen.

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Sie gaben Ende Dezember am Yellow-Cup das Debüt im Schweizer Nationalteam. Wie waren die ersten Eindrücke? Für mich war das absolut überragend, ich hatte wahnsinnig Freude dabei zu sein. Für die Nationalmannschaft zu spielen, war immer mein Traum. Gerne wäre ich noch etwas länger dabeigeblieben, für die WM-Qualifikationsspiele im Januar fiel ich leider aus dem Kader. Ich möchte mich nun bei


So oder so? den Kadetten Schaffhausen weiterentwickeln und irgendwann für die Schweiz eine tragende Rolle übernehmen.

dieses Openairs für mich und mein Umfeld zu einer Tradition geworden, den wir jährlich zelebrieren.

Sie sprechen es an. Ihre starken Leistungen in Gossau weckten das Interesse der Schaffhauser, wohin Sie nun bereits in der Winterpause wechselten. Wie kam es dazu? Eigentlich war der Wechsel erst Ende Saison geplant, doch die Verletzungen von Thomas Heer und Julius Emrich bei den Kadetten sorgten dafür, dass ich bereits im Winter wechselte. Gossau hat mir keine Steine in den Weg gelegt. Dieser Verein ist ein tolles Sprungbrett, dort wird grossartige Arbeit geleistet, ich habe von der Mannschaft stark profitiert. Meine Stelle als Bankkaufmann habe ich auf Ende Februar gekündigt. Der Wechsel nach Schaffhausen ist gleichbedeutend mit dem Entscheid für das Handball-Profitum. Bisher stand der Sport stets hintenan, auch zu meinen Zeiten als Junioren-Nationalspieler war die Ausbildung wichtiger. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung habe ich nun aber keine Angst mehr, den Anschluss später nicht mehr zu finden, falls es mit dem Handball nicht klappen sollte.

Welches ist Ihr Lieblingsort? Drei Weihern in St. Gallen. Das ist Natur in der Stadt. Dort kann man baden oder spazieren. Für mich als Stadtkind, das in St. Gallen gross geworden ist, war der Besuch dieses Naherholungsgebiets stets mit Freizeit verbunden.

Ich bin kein Fan von …? …langen Wartezeiten. Sei es im Stau oder wenn sich jemand verspätet. Was würden Sie als Erstes nach einem Millionengewinn im Lotto tun? (lacht). Da drückt wohl der Banker durch. Ich würde das Geld auf ein Sparkonto einzahlen und festverzinslich anlegen. Und dann würde ich bis zu drei Jahren gar nichts damit tun, sondern mir überlegen, wie ich es am sinnvollsten einsetzen könnte. In der ersten Euphorie läuft man Gefahr, viel vom Geld zu verprassen.

  Aut o

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Nationalmanschaft Männer

Die getrübte

Aufbruchsstimmung Die Schweizer Nationalmannschaft startete mit viel Esprit in die Ära ihres neuen Trainers Rolf Brack. Doch in den letzten Wochen folgte ein Rückschlag auf den anderen. Nun stemmt sich die Schweiz vor den wegweisenden Estland-Spielen im April gegen einen weiteren Absturz. Text: Stephan Santschi Fotos: Foto Wagner

Die WM 2015 in Katar findet ohne die Schweiz statt. Die Qualifikation im Januar begann zwar mit dem Highlight in der Ukraine, wo die Schweiz nach einem zeitweiligen Fünftore-Rückstand ein beachtliches 34:34-Remis errang. Nur drei Tage später war die Hoffnung auf die erste Teilnahme an einem grossen Turnier seit der Heim-EM im Jahr 2006 aber bereits dahin. Im Rückspiel in Schaffhausen unterlag die Schweiz der Ukraine mit 31:32,

obwohl sie das Spiel über weite Strecken im Griff hatte und mit bis zu vier Toren in Front lag. «Das schmerzt extrem», konstatierte der neue Nationaltrainer Rolf Brack. Das darauffolgende Heimspiel gegen Slowenien, das eigentlich zum Endspiel um die Teilnahme an den WM-Playoffs hätte avancieren sollen, entglitt damit in die Bedeutungslosigkeit. Slowenien, das in Schaffhausen souverän mit 31:23 gewann, wäre aber auch bei intakter Qualifikati-

onschance kaum zu schlagen gewesen. Zu stark war der WM-Vierte, der wegen eines Fehltritts gegen Weissrussland durch die WM-Vorqualifikation musste. Es war denn auch nicht das Ausscheiden, das schwer wog – der Gruppensieg durfte angesichts der starken Konkurrenz nicht erwartet werden. Es waren vielmehr andere Dinge, welche die Aufbruchsstimmung der Ära Rolf Brack trübten. Da war zunächst Brack selber, der eigentlich Bundesligist Balingen-Weilstetten bis zum Saisonende weitercoachen wollte, kurz vor Jahresende allerdings entlassen worden war. «Psychisch ging das an die Substanz, die erste Nacht war ganz schlecht. Das war meine erste Entlassung in 30 Jahren als Trainer», sagte Brack, der sich in der Folge aber sofort mit grossen Engagement um das Schweizer Nationalteam kümmerte. Für Misstöne sorgte Andy Schmid, der AGENDA EM 2016. Vorqualifikation Estland Schweiz (Mi 2. April in Tallinn). Schweiz Estland (Fr 4. April, 20 Uhr, Kreuzbleiche St. Gallen). – Der Sieger bestreitet die eigentliche EM-Qualifikation. Resultate WM 2015. Qualifikation im Januar. Gruppe 3 Ukraine - Schweiz 34:34. Schweiz - Ukraine 31:32. Schweiz - Slowenien 23:31. Luxemburg - Schweiz 23:28. – Schlussrangliste 1. Slowenien 10. 2. Ukraine 9. 3. Schweiz 5. 4. Luxemburg 0. – Slowenien für WM-Playoff qualifiziert.

Marcel Hess, gegen Weissrussland, wird nach dem Rücktritt von Alen Milosevic vermehrt als Kreisläufer agieren.

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Yellow-Cup Schweiz - Weissrussland 31:25. Schweiz - Russland 31:35. Schweiz - Ägypten 27:28. – Schlussrangliste 1. Weissrussland 4. 2. Russland 3. 3. Ägypten 3. 4. Schweiz 2.


«Wir wollen mit Erfolgshunger und Professionalität in die Zukunft gehen» sich aufgrund der Strapazen bei Bundesligist Rhein-Neckar Löwen eine Auszeit nahm und auf NationalmannschaftsEinsätze am Yellow-Cup und in der WMQualifikation verzichtete (siehe Interview auf Seite 19). Ingo Meckes, der Geschäftsführer Leistungssport des Schweizerischen Handballverbands, sprach von einem schlechten Zeichen, wenn der Kopf der Mannschaft beim Neustart fehle.

Rücktritt von Milosevic

wird wieder Regie führen, auf Fellmann wartet im Mittelblock eine wichtige Rolle, zudem soll er im Angriff gemeinsam mit Marcel Hess die Lücke am Kreis schliessen. Zum Stamm zählen zudem Liniger, Graubner, Svajlen, Raemy, Dähler, Bringolf und Portner. Gute Karten für weitere Einsätze haben auch von Deschwanden, Freivogel und Vernier. Die restlichen fünf Plätze gehen in den offenen Konkurrenzkampf, wobei in den nächsten Wochen jeder Spieler weiterhin beobachtet werde, o wie Ingo Meckes betont. Anzeige

Rückkehr von Schmid und Fellmann

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Taktikfuchs Rolf Brack will sich angesichts dieser Affiche etwas zurücknehmen und auf weitere Experimente verzichten. «Ich will die Spieler nicht mit Variabilität überladen», sagt er. Konkret heisst das: Sein bevorzugtes Abwehrsystem, das 3:2:1, wird zurückgestellt, die 6:0-Defensive rückt wieder in den Fokus. «Wir möchten, wie an der EM oft gesehen, aggressiv verteidigen und den Gegner in jeder Linie attackieren. Zudem wünsche ich mir mehr Qualität im Konterspiel», so Brack. Grosse Hoffnung legt er auf die Rückkehr der Führungsspieler Andy Schmid und Daniel Fellmann. Schmid

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Für die Schweizer Nationalmannschaft ist der Rücktritt von Milosevic eine herbe Schwächung. In ihn sind auf der Kreisläufer-Position im Zusammenspiel mit Weltklasse-Passgeber Schmid grosse Hoffnungen gesetzt worden. «Wir wollen mit Erfolgshunger und Professionalität in die Zukunft gehen. Deshalb ist dieser Vorfall natürlich ein Tiefschlag. Ich bin aber kein Zweckpessimist. Ich hoffe jetzt auf eine Jetzt-erst-recht-Stimmung», sagt

Nationaltrainer Brack. Der mittlerweile 60-jährige Handballlehrer, der für den Job in der Schweiz die Trainerstelle bei Frisch Auf Göppingen ausschlug, hat nun den Fokus auf das Duell mit Estland von Anfang April gerichtet. Dann will sich die Schweiz in Hin- und Rückspiel die Teilnahme an der eigentlichen Qualifikation zur EM 2016 sichern. Gelänge dies nicht, verbliebe die Schweiz in der Drittklassigkeit. Dann müsste sie nämlich bereits die Vorqualifikation für die EM 2018 bestreiten. «Die Estland-Spiele haben für uns eine immense Bedeutung. Wir hoffen, dass im Heimspiel in St. Gallen die Handball-Schweiz für eine volle Halle und eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen wird», so Meckes.

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Immenser Druck gegen Estland

Engagierter Coach: Nationaltrainer Rolf Brack.

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Der eigentliche Tiefpunkt folgte aber erst Mitte Januar, als der «Blick» dem Handball für einmal grosszügige Aufmerksamkeit schenkte. Kreisläufer Alen Milosevic war im Boulevardblatt auf Leserfotos in angetrunkenem Zustand und mit heruntergelassener Hose auf der Strasse in Schaffhausen zu sehen. Passiert war das Malheur während eines bewilligten Ausgangs der Nationalspieler vor dem letzten Spiel in der WM-Qualifikation gegen Luxemburg. Der SHV reagierte umgehend. «Wir verurteilen das ungebührliche, unmoralische Verhalten von Alen Milosevic. In dieser Situation sehen wir keine andere Möglichkeit, als ihn als Nationalspieler bis auf weiteres zu suspendieren», sagte Meckes. Aus der Suspension ist mittlerweile ein Rücktritt geworden. Der 24-jährige Berner zog damit die Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten. Über seinen Anwalt liess er ausrichten, dass er den Vorfall bedaure und sich entschuldige. Auswirkungen auf seinen Vertrag bei Zweitbundesligist Leipzig hatte die Disziplinlosigkeit nicht. «Wir blicken nach vorne und wollen mit ihm eine erfolgreiche Rückrunde spielen», sagte Leipzigs Geschäftsführer Karsten Günther.

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Interview Andy Schmid

Andy Schmid: «Ich hätte Milosevic nicht suspendiert»

Andy Schmid hat in der zweiten Hälfte der WMQualifikation pausiert. Das trug dem 30-jährigen Spielmacher Kritik ein. Im Interview nimmt Schmid Stellung. Und er erklärt, was er von der Aktion von Alen Milosevic hält. Andy Schmid stösst im April wieder zur Nationalmannschaft.

Andy Schmid, weshalb haben Sie auf die Einsätze mit der Schweiz am Yellow-Cup im Dezember und in der WM-Qualifikation im Januar verzichtet? Der Gedanke reifte bereits im letzten Sommer in mir, als am Ende der EM-Qualifikation Kehrausstimmung herrschte. Der Tiefpunkt war das Heimspiel gegen Mazedonien, als knapp 300 Schweizer in der Halle waren und unsere Hymne von den gegnerischen Fans ausgepfiffen wurde. Ich hatte überhaupt keinen Bock mehr, ich war nach einer langen Saison platt. Da zog ich auch einen Rücktritt aus dem Nationalteam in Erwägung. Ich entschied mich schliesslich für eine Auszeit, weil ich weiterhin den Schweizer Handball nach vorne bringen möchte. Ich habe einen gewissen Nationalstolz in mir, mir macht es Spass, vor dem eigenen Publikum Handball zu spielen. Der Zeitpunkt, den Sie für Ihre Auszeit wählten, schien ungünstig. Immerhin herrschte unter dem neuen Nationaltrainer Rolf Brack Aufbruchsstimmung, der Start in die WM-Qualifikation im Oktober und November war verheissungsvoll. Der Zeitpunkt, um eine Pause einzulegen, ist im Sport nie günstig. Ich hatte diese zweieinhalb Wochen ohne Handball einfach nötig. In der Rückrunde der letzten BundesligaSaison spürte ich nämlich, dass sich mein Tank immer schneller leerte. Aktuell stehen wir mit den Rhein-Neckar Löwen noch in drei Wettbewerben. Ich muss zu meinem Körper Sorge tragen, schliesslich will ich noch vier, fünf Jahre Handball spielen können. Gab es negative Reaktionen, die Sie verletzt haben? Mir war bewusst, dass ich keinen Applaus ernten würde. Über die Kritiken mache ich mir aber keinen grossen Kopf. Klar gab es Leute, die anmerkten, dass viele Spieler aus der Bundesliga jährlich eine WM oder EM spielen. Das mag sein. Wenn ein Filip Jicha keine Pause braucht, ist das okay. Ich muss aber für mich schauen. Man hat mir auch vorgeworfen, dass ich den Schwerpunkt nicht auf die Schweiz, sondern auf die Bundesliga lege. Natürlich tue ich das,

Interview: Stephan Santschi Foto: Foto Wagner

der Klub ist mein Arbeitgeber. Ich habe in den letzten zehn Jahren trotzdem kaum einen Zusammenzug und Spiele der Schweizer Nationalmannschaft verpasst. Was entgegnen Sie Kritikern, die darauf hinweisen, dass einige Schweizer Spieler, die neben dem Handball noch arbeiten, trotzdem in der WM-Qualifikation spielten? Ich analysiere meine Situation und nicht die von anderen Spielern. Daher ist diese Kritik für mich schlicht nicht relevant. Wie beurteilen Sie die Auftritte der Schweizer ohne Ihr Mittun? Ich habe die Spiele im TV gesehen. Mich freut der Geist im Team, der ist extrem positiv. Wir müssen aber auf dem Boden bleiben und nicht meinen, wir könnten zwei Schritte auf einmal machen. Wir haben im Team eine gewisse Qualität, wir können vereinzelte Überraschungen schaffen. Wenn ich aber sehe, was an der EM im Januar so herumgelaufen ist, stelle ich fest, dass das schon noch mal eine Stufe höher ist. Bitter ist, dass wir uns mit der Aktion von Alen Milosevic nun selber schwächen. Sie sprechen den Aussetzer von Alen Milosevic an, der im Ausgang zwischen zwei Länderspielen mit heruntergelassener Hose auf der Strasse fotografiert worden war. Das Bild erschien im Blick. Milosevic wurde daraufhin vom Verband suspendiert. Keine Frage, diese Aktion war schlecht. Alen ist eine Person der Öffentlichkeit, deshalb trägt er eine Verantwortung gegenüber dem Verband, den Fans und den Junioren. Als Spieler bin ich aber in einer anderen Situation und sage deshalb: Ich hätte ihn nicht suspendiert. Mich interessiert letztlich nur, was ein Spieler auf dem Platz leistet. Ich traf in meiner Karriere auf Teamkollegen, die waren vor Spielen im Ausgang in einem noch schlimmeren Zustand, haben dann aber zehn Tore geschossen. Dann habe ich damit kein Problem. Der Rücktritt von Milosevic ist für uns o ein sportlicher Nackenschlag und eine riesige Schwächung. 1/14 handballworld

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Swiss Handball Cup

Schweiz empfängt die

Weltelite

In Lausanne Eine Non-Profit-Organisation aus der Romandie hat den Swiss Handball Cup gegründet. Die erste Austragung findet am 5. und 6. April in Lausanne statt. Die Schweiz misst sich an diesem Vierländerturnier mit der Weltelite aus Spanien (EM-Bronze), Kroatien (EM-Vierter) und Schweden. Der Erlös kommt dem Behindertensport zu Gute. OK-Präsident Eric Bertin möchte ein Turnier mit Weltruf entwickeln. Text: Stephan Santschi Fotos: Foto Wagner

Unser Handball-Kalender ist um ein Highlight reicher. Just zu seinem 40-Jahr-Jubiläum erhält der Schweizerische Handballverband neben dem Yellow-Cup ein zweites Vierländerturnier. Und was für eines: Anfang April kommt die Schweiz in den Genuss von Duellen mit internationaler Topkonkurrenz. Am Samstag, 5. April, empfängt sie in Lausanne Weltmeister Spanien. Am Sonntag, 6. April, trifft sie entweder auf Schweden oder Kroatien (siehe Kasten). Initiant des Swiss

«Obwohl die Schweiz ein reiches und weit entwickeltes Land ist, gibt es einen grossen Mangel an geregeltent Sportmöglichkeiten für behinderte Menschen.»

Lukas von Deschwanden konnte auch mit seinen 16 Toren das Aus gegen die Ukraine nicht verhindern.

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Handball Cups, so nennt sich das neue Turnier, ist der Jeune Chambre Internationale de Lausanne (JCI). Das ist eine NonProfit-Organisation mit Unternehmern aus der Romandie. «Wir möchten mit unseren kulturellen, sozialen und wohltä-


Programm

TICKET / HOTEL

Samstag, 5. April. 9 bis 14 Uhr: Erlebnistag für Kinder und Jugendliche. 16 Uhr: Schweden - 1 Kroatien. 18.25 Uhr: Schweiz Tag, 2 Spiele - Spanien. Sonntag, 6. April. 12 Uhr: Spiel Ermässigt abum 35.-Platz 3. 14 Uhr: Showmatch in Rollstühlen. – 16 Uhr: Final. ab 45.Erwachsene Austragungsort Odyssée-Halle des Malley-Komplexes in Lausanne (2800 Sitzplätze) Handball Lovers Rabatt bis 30. November Rabatt von 30% auf Preise alle Tickets 1 Tag: Erwachsene: 55.-/45.- (Kat. 1/2), bis 16 J., Studenten, Rabattcode : ilovehandball AHV: 40.-/35.-, Kinder bis 2 Jahre: kostenlos 2 Tage: Erwachsene: 100.-/80.-, Übernachtungsangebote bis 16 J., Studenten, AHV: 70./60.-, Kinder bis 2 Jahre: ab kostenlos 30.-/Person, verfügbar über das Ticketing-System Vorverkauf www.swisshandballcup.ch/tickets TV Alle vier internationalen Spiele werden live auf SRF übertragen.

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tigen Projekten lokale und nationale Probleme angehen», sagt Eric Bertin. Der 30-jährige Franzose ist der OK-Präsident des Swiss Handball Cups. Bertin betont, dass der Erlös des Vierländerturniers vollumfänglich dem Behindertensport zu Gute komme. Namentlich dem Verein Rafroball, der Gründer einer Sportart für Behinderte, welche Bertin als den kleinen Bruder des Handballs bezeichnet (siehe Kasten). «Obwohl die Schweiz ein reiches und weit entwickeltes Land ist, gibt es einen grossen Mangel an geregelten Sportmöglichkeiten für behinderte Menschen. Besonders im Bereich Handball», erklärt Bertin, der als Goalie beim Waadtländer Zweitligisten Sullens/Boussens im Einsatz steht.

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«Wir wären wirklich sehr dankbar, wenn wir auch Zuschauer aus der Deutschschweiz bei uns begrüssen könnten.» Keine Preisgelder für Topteams

Doch wie kommt es, dass eine Gruppe von 29 Geschäftsleuten aus der Romandie gleich die Weltelite des Handballs verpflichten kann? Die Antwort: Dank der Hilfe des Schweizerischen Handballverbands, dank Zentralpräsident Ulrich Rubeli. Er organisierte Treffen mit Vertretern Spaniens, Kroatiens und Schwedens am EHF-Kongress im Juni 2012. «Ohne Herrn Rubeli hätten wir diese Teams nie von unserem Anlass überzeugen können. Er hat ausgezeichnete Beziehungen zu diesen Verbänden», sagt Bertin. Und er hält fest: «Wir zahlen die Hotelübernachtungen. Aber wir können keine Preisgelder oder Ähnliches aufbringen. Das ist für die teilnehmenden Verbände auch nicht das Wichtigste. Ich glaube, sie sind in erster Linie daran interessiert, sich miteinander zu messen und mit der Schweiz den 40-jährigen Geburtstag zu feiern.» Der Swiss Handball Cup, der über ein Budget von rund einer halben Million Franken verfügt, wollte ursprünglich Frankreich als

Nicolas Raemy traf das Tor im Heimspiel gegen die Ukraine 5 Mal.

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Swiss Handball Cup

«hier in Lausanne soll das anspruchsvollste Handballturnier der Welt entstehen.» erste Nation verpflichten. Doch das Engagement scheiterte an den finanziellen Forderungen der Franzosen.

Hoffnung auf ausverkauftes Haus

Wieviel Geld letztlich Rafroball überwiesen werden kann, hängt vom Publikumsinteresse ab. Bertin wünscht sich zweimal ein ausverkauftes Haus, also total rund 6000 Zuschauer. Da im französisch-sprachigen Teil der Schweiz eine HandballHalle mit der benötigten Kapazität fehlt, wird ein Eisstadion im Malley-Komplex in Lausanne umfunktioniert. Das ist sehr kostspielig. So stellt sich die Frage, weshalb sich die Organisatoren nicht für einen Austragungsort in der Deutschschweiz entschieden haben, wo der Handball ohnehin populärer ist als in der Romandie. «Weil mein Deutsch zu schlecht ist, vielleicht auch, weil wir verrückt sind», sagt Bertin, lacht und fügt mit etwas mehr Ernsthaftigkeit an: «Ich denke nicht, dass wir über die Location debattieren müssen. Die Schweiz ist so klein. Die einzige Grenze ist jene, die sich der Mensch selber setzt. Wir wären wirklich sehr dankbar, wenn wir auch Zuschauer aus der Deutschschweiz bei uns begrüssen könnten.» Für Besucher aus der Deutschschweiz biete man auf www.swisshandballcup.ch spezielle Offerten für Anreise und Hotel an. Die Website ist

zwar vornehmlich in französischer Sprache gehalten, die Abteilungen Fanreise, Unterkunft und Tickets sind aber auch auf Deutsch abrufbar. «Ich wünschte mir Website-Versionen auf deutsch, englisch, kroatisch, schwedisch und spanisch. Aber das übersteigt unsere Möglichkeiten. Wir sind alles Freiwillige und hier handelt es sich um ein Wohltätigkeitsprojekt mit wenig Budget», bittet Bertin um Verständnis.

Swiss Handball Cup soll wachsen

Der Swiss Handball Cup soll aber keine einmalige Sache bleiben. Bertin hat grosse Pläne mit dem Turnier, das bis 2020 alle zwei Jahre und danach jährlich ausgetragen werden soll. Bertin schwebt dereinst ein Turnier mit sechs bis acht Teams vor. «Wenn wir weiter existieren wollen, dürfen wir uns in der ersten Phase keine Fehler erlauben.» Inspirieren lässt sich Bertin vom Winter Classic, der jüngst im Fussballstadion von Genf ausgetragen wurde. Dort spielten die Eishockeyklubs von Servette und Lausanne vor 30’000 Zuschauern gegeneinander. «Natürlich brauchen wir noch 100 Jahre Arbeit, um so etwas umzusetzen. Doch hier in Lausanne, einer olympischen Stadt, einer Wegscheide Europas, soll das anspruchsvollste Handballturnier der Welt entstehen.» o

Was ist Rafroball? Rafroball ist vor knapp 20 Jahren von den vier Wallisern Thierry Rapillard, Lionel und Jonas Frossard, sowie Prince Ballestraz gegründet worden. Die Bezeichnung setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Gründer zusammen. Bei Rafroball handelt es sich um eine Sportart, die neben gesunden Menschen auch körperlich oder geistig Behinderte ausüben können. Die vier Schlagworte heissen Fairplay, Toleranz, Respekt und Integration.

Handball in Rollstühlen Gespielt wird in Fünferteams und vornehmlich in Rollstühlen. Rollstuhlfahrer mit schwerer Behinderung können von einem Helfer gestossen werden. Die Regeln stammen aus dem Basketball, dem Handball und dem Fussball. Am meisten Ähnlichkeit hat Rafroball mit Handball. Gespielt wird auf dem Basketballfeld mit einem Softhandball, die Grösse des Tors wird der Beweglichkeit des Goalies angepasst. Im Jahr 2006 ist der Verein Rafroball gegründet worden. Ihm kommen sämtliche Einnahmen des Swiss Handball Cups zu Gute. «Wir können uns keine besseren Rahmen vorstellen, um zu zeigen, dass Sport allen offensteht. Es ist nicht einfach, den Blick auf die Welt der Behinderten zu verändern. Unser Ziel ist es, Rafroball in der ganzen Schweiz voranzubringen», sagt Laurent Tschanz, Präsident des Vereins Rafroball. Aktuell üben in der Romandie 80 Behinderte und 70 gesunde Menschen diese Sportart in 12 Teams aus. Es gibt auch eine Meisterschaft. Der neue Nationaltrainer Rolf Brack spricht während einer Auszeit zu seinen Spielern.

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Porträt Stefan Freivogel

Ein Kämp macht auf sich aufmerksam

Die Schweizer Nationalmannschaft hat im Januar die Teilnahme an der WM 2015 in Katar verspielt. Trotzdem gab es Akteure, die als Gewinner auf die Qualifikationsphase zurückblicken können. Stefan Freivogel beispielsweise. Der 24-jährige Zürcher ist in der Abwehr ein Versprechen für die Zukunft. Text: Stephan Santschi Fotos: Adrian Ehrbar

Er war in einer Nebenrolle Meister und Cupsieger mit Amicitia Zürich (2008 und 2009), er war eine feste Grösse in der U19- und in der U21-Nationalmannschaft und er war zuletzt Stammspieler bei GC Amicitia. Und doch ist er im Schweizer Spitzenhandball nicht richtig wahrgenommen worden. Die Rede ist von Stefan Freivogel. «Es gab immer wieder Spieler, die hatten mehr Talent als ich», erklärt der Zürcher, um mit Nachdruck anzufügen: «Nun zahlt es sich aber aus, dass ich immer drangeblieben bin und Vollgas gegeben habe.»

Der Pfadi-Block im Nationalteam

Tatsächlich: Die Tage der Unscheinbarkeit sind in Freivogels Karriere im Alter von 24 Jahren gezählt. Dafür sorgte das letzte halbe Jahr, während dem er gleich zwei Meilensteine passierte. Im Sommer 2013 verliess Freivogel Abstiegsrunden-Teilnehmer GC Amicitia nach acht Jahren, wechselte zu Spitzenklub Pfadi Winterthur und avancierte dort auf Anhieb zu einem Schlüsselspieler in der Defensive. Und im Winter 2013/14 machte er sogar in den Reihen des Schweizer Nationalteams auf sich aufmerksam. Am Yellow-Cup im Dezember und in den

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WM-Qualifikationsspielen im Januar nahm Freivogel in der 3:2:1-Abwehr eine wichtige Rolle ein. «Ich hatte viele positive Feedbacks. Mir hat es sehr geholfen, dass ich die Abläufe und Automatismen schon kannte», sagt Freivogel und spricht damit die Tatsache an, dass er an der Seite von drei Winterthurern verteidigte. Mit Abfangjäger Marcel Hess, Michal Svajlen auf der anderen Zweier-Position und Konterspezialist Kevin Jud bildet er nämlich auch bei NLA-Spitzenteam Winterthur ein Abwehrbollwerk im 3:2:1-Verbund.

Für Spektakel sorgen andere

Freivogel profitiert also von der Tatsache, dass Nationaltrainer Brack neben dem Standard-Abwehrsystem 6:0 eine zweite Alternative einüben will und dabei auf das 3:2:1 setzt, welches in den letzten Jahren nirgends so effektiv ausgeübt wurde wie in Winterthur. Freivogels Stärken liegen in der Muskelkraft, in der Einsatzbereitschaft und in der Zweikampfhärte. Das war schon in den Nachwuchs-Nationalteams so und auch bei GC Amicitia nicht anders. «Nach dem Kreuzbandriss vor zwei Jahren arbeitete ich mit einem persönlichen Trainer zusammen. In Sachen Kraft und Koordination habe ich


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PORTRÄT Stefan Freivogel

daher grosse Fortschritte erzielt», erzählt Freivogel. Ein Blender ist Freivogel allerdings nicht. Das Spektakel überlässt er anderen oder er steht mitten in der Nacht auf, um es am Fernseher mitzuverfolgen. Dann nämlich, wenn sein Lieblingsteam im Basketball, Miami Heat mit Superstar LeBron James, ein wichtiges Spiel in der NBA austrägt. Freivogels spielerisches Talent ist derweil überschaubar. Deshalb fasste der ehemalige Nachwuchs-Internationale auch nicht sofort Fuss im A-Nationalteam. Das heisst aber nicht, dass Freivogel im Angriff ohne Wert ist. Ganz im Gegenteil. Die fehlende Spezialisierung macht Freivogel zu einem geschätzten Allrounder. Bei Pfadi Winterthur vertritt der 188 Zentimeter grosse und 92 Kilo schwere Freivogel zuweilen den Linkshänder Julian Krieg im Rückraum – bei GC Amicitia war der Rechtshänder sogar die Stammkraft im rechten Aufbau. Oder Freivogel schlüpft in die Rolle des unangenehmen Kreisläufers, wie zuletzt für die Schweiz. «Diese Wechsel haben Vor- und Nachteile. Mittlerweile komme ich aber gut damit zurecht», sagt er.

«Nun zahlt es sich aus, dass ich immer Vollgas gegeben habe»

Lernen mit Michal Svajlen

Parallel zu seinem Engagement bei Pfadi Winterthur hat Stefan Freivogel im letzten Sommer das Studium der Betriebsökonomie aufgenommen. In der gleichen Klasse wie er sitzt auch Teamkollege und Verteidigungspartner Michal Svajlen. So kann es schon mal vorkommen, dass während eines Zusammenzugs mit der Nationalmannschaft im Anschluss an ein Training noch gelernt wird. So, wie zum Jahreswechsel, als sich beide auf die ersten Prüfungen vorbereiteten. «Wir helfen uns gegenseitig aus. Michal ist besser in Mathematik, ich verstehe die Betriebswirtschaftslehre ziemlich gut», erläutert Freivogel das Zusammenspiel der Studenten neben dem Handballplatz.

Zusammenzug mit Freundin Laura Oberli

Der Fokus aber, der liegt mehr denn je in seiner Karriere auf dem Handball. Deshalb hat der gelernte Kaufmann seine 50-Prozent-Stelle bei GC-Sponsor PricewaterhouseCoopers im RiskManagement der Rechtsabteilung gekündigt. Mit dem Schritt aus der Unscheinbarkeit begnügt er sich nicht, Freivogel hat Lust auf mehr. Mit Pfadi Winterthur hat er intakte Chancen, Meister zu werden. Mit der Schweiz bestreitet er Anfang April die wegweisenden Spiele gegen Estland in der Vorqualifikation zur EM 2016. Und auch im privaten Bereich steht ein besonderer Moment an. Der 24-Jährige, der derzeit noch bei seinen Eltern in Niederhasli wohnt, denkt an die Gründung eines eigenen Haushalts – gemeinsam mit seiner Freundin Laura Oberli, die beim LK Zug in der SPL 1 spielt. o

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Zur person Name Freivogel Vorname Stefan Geburtsdatum 6. Februar 1990 Wohnort Niederhasli ZH Zivilstand ledig, Freundin Laura Oberli (LK Zug) Beruf Handballer, Student (Betriebsökonomie) Position Rückraum rechts, Kreis Grösse/Gewicht 1,88 m/92 kg Verein Pfadi Winterthur Vorherige Stationen Schwamendingen, GAN Foxes Zürich, Amicitia Zürich, GC Amicitia Zürich Grösste Erfolge Schweizer Meister 2008 und 2009, Cupsieg 2009 mit Amicitia Länderspiele 13


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Nur ein 1. Ligist drängt

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Absteiger Biel will die Mission sofortiger Wiederaufstieg «sanft» angehen. Während die Pfader Neuhausen weiter überraschen hat Birsfelden ein klares Ziel: Nationalliga B. Text: Ernesto Piazza Foto: Christoph Wesp

«Das Ziel ist klar: Wir wollen aufsteigen», sagt Birsfelden-Trainer Tom Reichmuth. Das Team war bereits in der vergangenen Saison in den Aufstiegspielen, schaffte letztlich den Sprung aber nicht. Die bisherigen vier Verlustpunkte kassierte die Truppe beim Aufsteiger Einsiedeln und gegen Pratteln. Dies unterstreicht auch die Aussage von Reichmuth:

«Wir sind mit der Tabellenführung mehr als im Soll»

Simon Szczucki, Trainer Pfader Neuhausen

«Gegen gute Gegner spielen wir stark. Gegen schwächere Mannschaften haben wir noch Mühe.» Dem Teamverantwortlichen ist daher bewusst: An der Einstellung und an der Konzentration gegen vermeintlich schwächere Gegner müssen sie noch arbeiten. Die grosse Stärke des Teams ortet Tom Reichmuth in der Ausgeglichenheit. Birsfelden wirft von allen Positionen Tore. Zudem bricht er eine Lanze für die gute Defense. Und daher richten die Basler ihre Blicke nur nach vorne. Tom Reich-

Bejubeln die Spieler des TV Birsfelden zum Saisonende auch den NLBAufstieg so enthusiastisch wie hier einen Treffer ihrer Kollegen?

muth sagt: «Im Prinzip sind wir NLB-fähig und auch NLB-würdig.» Mit dem Aushängeschild 1. Mannschaft zieht auch der Unterbau mit einer funktionierenden Juniorenabteilung mit. Zudem steht die Infrastruktur und der Vorstand arbeite top, so Reichmuth. Er ist auch sicher, mit dieser Mannschaft in der NLB bestehen zu können. Trotzdem sagt er: «Vielleicht nehmen wir nochmals das Engagement eines Ausländers in Angriff.» Es würde aber sicherlich kein Vollprofi sein – viel eher eine Mischung aus Arbeit, Mithilfe bei den Junioren und Spieler.

Zufriedene Neuhausener

«Wir leben von der Struktur, dem System und der Geduld», sagt Simon Szczucki. Der frühere Kadetten-Profi und jetzige Trainer von Pfader Neuhausen weiss zudem: «Wir sind mit der Tabellenführung mehr als im Soll.» Die Zielsetzung der Pfader lautet nämlich: Den dritten Rang aus dem Vorjahr zu wiederholen. Die aktuelle Platzierung zeigt aber, dass das Team an Reife gewonnen hat. «Unser Angriffsspiel ist variabler und auf die Abwehr ist Verlass», so Szczucki. Die Rangierung an der Tabellenspitze ist umso höher einzustufen, da auf diese Saison hin das Kader infolge diverser Rücktritte - bei nur einem Zuzug - schrumpfte. Zudem sagt der Pfader Trainer: «Zwei Drittel der Mannschaft spielte vor dem Aufstieg, der auf die vergangene Saison hin erreicht wurde, höchstens auf 2.-Liga-Niveau. Jeder Spieler hat also eine enorme Entwicklung gemacht.» Er sieht aber durchaus noch Potenzial, speziell im technischen Bereich. Zudem ist Simon Szczucki ein klarer Verfechter des Kollektivs. Als ehrgeiziger Trainer habe er nur immer ein Ziel vor Augen: Das nächste Spiel zu gewinnen. «Und wenn man am Schluss vorne liegt, steigt man automatisch auf», so der Pfader-Trainer augenzwinkernd. «Wir verbieten der Mannschaft nicht, aufzusteigen», betont Präsident Ernst Schläpfer, der ehemalige Schwinger. «Wenn sie es schafft, dann nehmen wir die Herausforderung NLB selbstverständlich auch an.» Obwohl der Aufstieg das Budget mit einigen Tausend Franken zusätzlich belasten würde. Denn die ehemalige Schwingergrösse weiss nur zu gut, was es im (Spitzen)sport braucht, um vorne mitzumischen. «Wir werden aber auch bei einem Aufstieg unseren eigenen, unabhängigen Weg gehen und dazu gehört eine starke Juniorenabteilung», so Schläpfer.

Biel will Aufstieg nicht erzwingen

NLB-Absteiger Biel will die Mission sofortiger Wiederaufstieg nachhaltig angehen. Weil die Mannschaft sich zu Saisonbeginn mit der Situation neuer Trainer und diverse Spielerwechsel konfrontiert sah. Der neue Teamverantwortliche Christoph Kauer will «in den nächsten zwei Jahren» wieder in die NLB zurück». Weil aber die Situation bei den Spielern in Biel nicht klar ist – viele Studenten werden dieses oder nächstes Jahr mit dem Studium fertig und beenden dann vielleicht ihre Karriere – wird das ein sehr ehrgeiziges Unterfangen», weiss der BielTrainer. Beim eigentlichen Dreikampf der in dieser Gruppe herrscht, schätzt Kauer Steffisburg als eigentlichen Kronfavoriten ein. «Das Team ist jung und breit besetzt und aufgrund der Zusammenarbeit mit Wacker Thun muss die Mannschaft spätestens nächstes Jahr in die NLB. Der noch übrig bleibende Platz werden Biel und West ausmachen. «Dieses Duell ist sehr offen, da entscheiden kleine Details», weiss Kauer. Die Stärken seines Teams sieht der Biel-Trainer «sicher bei den Torhütern und der guten Abwehr». Diese scheine mit Abstand die effizienteste aller Erstligagruppen zu sein, sagt Kauer. Im Weiteren hebt er Flexibilität und athletische Voraussetzungen hervor. Defizite sieht er in der Breite des Kaders und auch in der Tatsache, dass wegen vielen Prüfungsterminen in der Januar-Vorbereitung nie Mannschaftstaktik trainiert werden konnte. «Dazu kommt, dass meistens die selben sieben, acht Spieler belastet werden müssen, was auf die Dauer einer gesamten Meisterschaft zu Leistungseinbrüchen führen könnte», so Kauer. o 1/14 handballworld

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Unterwegs zur

Struktur 2020 Strukturen ändert man nicht einfach so aus Spass. Strukturen sind meistens gewachsen oder man hat sie sich gegeben und sich dabei – meist – auch etwas gedacht. Die SHV-Strukturen haben eine lange und durchaus auch erfolgreiche Geschichte. SHV-Zentralpräsident Ulrich Rubeli präsentiert den Delegierten am 15. März die Struktur 2020.

Ältere Semester werden sich noch erinnern, dass der Schweizer Handball aus dem Turnbetrieb hervorgewachsen ist. Die erste Schweizer Handball-Institution war der sogenannte HBA – der Handball-Ausschuss. Es dauerte eine Weile, bis sich der Schweizer Handball aus der Turnerbewegung emanzipierte und seinen eigenen Verband, den Schweizer Handball-Verband (SHV), gründete. Der SHV arbeitete sehr erfolgreich und verhalf dem Schweizer Handball mit und nach der Organisation der Weltmeisterschaft 1986 zu einem Boom. Die Lizenzen erreichten Rekordhöhen, Mannschaften und Vereine gab es zuhauf. Dann ging das Interesse kontinuierlich zurück. Die Ursachen dafür waren vielfältig: Neue Sportarten (Unihockey), die zunehmende Individualisierung (man geht ins Fitness-Studio und nicht in den Verein), das Fernsehen brachte den Jungen den attraktiven US-Profisport (NBA-Basketball) etc etc. Auf jeden Fall tat sich der Schweizer Handball in der Folge immer schwerer. Die Lizenzen sanken, die TV-Präsenz ebenfalls und das Nationalteam hatte Mühe, sich für internationale Turniere zu qualifizieren. Nicht alles ist allerdings schwarz zu malen: Immer wieder machen SHL-Klubs international Furore und unsere Nachwuchs-Nationalmannschaften platzieren sich regelmässig in den vorderen Rängen. Fazit: Es wird gut gearbeitet. Allerdings zeigt es sich – und hier tritt das Problem der Struktur auf den Plan –, dass der Verband nicht optimal aufgestellt ist, um sich gegen den Lizenzverlust und all die anderen Probleme angemessen zu wehren. Die operative Führung wird von 10 Führungsgremien wahrgenommen: Der Verband macht etwas, die Regionen machen etwas, die Spitzen-Ligen machen etwas; die Meisterschaften werden durch elf Wettspielbehörden organisiert. Das macht das Ganze nicht gerade übersichtlich. Und es erschwert nicht nur den Durchblick, sondern auch eine zielgerichtete Arbeit

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www.handball.ch

text: christoph bopp

und – ganz erheblich – die Vermarktung der Sportart. Wer dem Schweizer Handball helfen will, weiss weder genau, wo noch wie er das tun kann. Oder wie es SHV-Präsident Ueli Rubeli formuliert: «Ein einheitliches Marketing ist eines unserer Hauptbedürfnisse. Und es wäre nicht nur schön, so etwas zu haben, sondern es ist unsere einzige Chance, auch wahrgenommen zu werden.» Eine Vereinheitlichung In Bezug auf die Strategie, operativ und organisatorisch, ist nötig

Die Kernidee ist: Ein Gesamtverband, in den alle integriert sind. Die Träger sind die Vereine. Der Zentralvorstand hat die Gesamtführung. Unterstützt wird er durch fünf strategische Ausschüsse in den Fachbereichen Spielbetrieb und Schiedsrichter, Leistungssport und Ausbildung, Marketing und Events, Finanzen inkl. IT und Personal und Handballförderung mit Breitensport, Innovation und nationalen Projekten (siehe Grafik). Operativ wird der Schweizer Handball durch einen Geschäftsleiter geführt, dem die Leiter der fünf Ressorts unterstehen. Die Ressorts entsprechen den Ausschüssen. In der operativen Führung wirken Profis. Organisatorisch ändert sich nicht viel. Die neue Struktur bedeutet nicht Zentralismus statt Föderalismus. Gearbeitet wird weiterhin dezentral, aber unter einer einheitlichen Geschäftsleitung. Die Regionen werden zu regionalen Sektionen. Sie erhalten Aufträge von den Ausschüssen oder vom ZV. Auch die Spitze bleibt: SHL und SPL werden aber Abteilungen des SHV, deren Aufgaben definiert sind. Eine Struktur besteht nicht nur aus Kästchen auf dem Papier, die mit Linien verbunden sind. Sie lebt von den Menschen, die in ihr arbeiten. Strukturen dienen dazu, den Menschen, die in ihnen arbeiten, einen vernünftigen Rahmen zu geben und Pflichten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu definieren und zuzuordnen. Schwierig ist immer das Zu-


Organigramm – Neustrukturierung 2020 zentralvorstand

präsident

Leiter Fachbereich

Leiter Fachbereich

Leiter Fachbereich

Leiter Fachbereich

Leiter Fachbereich

Spielbetrieb&Schiedsrichter

Leistungssport & Ausbildung

Marketing & Event

Finanzen

Handballförderung

Ausschuss strategisch

Ausschuss strategisch

Ausschuss strategisch

Ausschuss strategisch

geschäftsleitung Leiter ressort Spielbetrieb & Schiedsrichter

ressort operativ

Leiter ressort Leistungssport & Ausbildung

ressort operativ

Ausschuss strategisch

geschäftsleiter

Leiter ressort

Leiter ressort

Leiter ressort

ressort operativ

ressort operativ

ressort operativ

Marketing & Event

Finanzen

Handballförderung

SPL shl Regionale Sektionen Kantonale Sektionen Befassen sich mit zugewiesenen Geschäften

sammenspiel von Ehrenamtlichen und Angestellten. Die neue Struktur soll das klarer definieren: Ehrenamtliche denken darüber nach und bestimmen, was und wohin wir mit dem Handball wollen. Sie tun das in den Ausschüssen, das heisst: schweizweit, aber nach Fachgebieten. Umgesetzt werden die Ideen durch die Profis (wo nötig ergänzt durch Ehrenamtliche) in den Ressorts. Profitieren werden alle Handballer. Die Vereine, weil es einfacher wird und weil sie vom Gesamtverband mehr Leistungen bekommen fürs gleiche Geld. Sie werden aber auch dadurch profitieren, dass sich der Verband mehr ins Zeug legt, den Handball besser vermarktet und dadurch mehr Geld und mehr Lizenzen generieren kann. Die Vorteile für den Gesamtverband liegen auf der Hand: Es gibt mehr Koordination, dadurch werden die Ressourcen effizienter eingesetzt. Der Spielbetrieb wird einfacher, die Professionalisierung der Führung wird Pannen und Probleme vermindern. Und die – berechtigte – Hoffnung ist natürlich, dass der neue aufgestellte Verband unseren Sport besser vermarkten kann. Marketing und Kommunikation aus einer Hand – der Handball soll wieder wahrgenommen werden. Und natürlich auch gefördert. Wie sieht es politisch aus? Mitglieder des SHV sind die 240 Vereine (momentan). Jeder Verein hat eine Stimme, ab 50 Lizenzen kommt im 50er-Abstand eine Stimme dazu. Gezählt werden sollen die Lizenzen ab U15. Ein Verein mit 101 lizenzierten Handballern hat also 3

Stimmen an der DV. Die DV hat die gleichen Kompetenzen wie jetzt schon: Wahlen, Statutenänderungen, Budget etc. Über diese Dinge soll an der ausserordentlichen DV am 15 März abgestimmt werden. Findet der Vorschlag des ZV Zustimmung, wird ein Gremium eingesetzt, das einen konkreten Zeit- und Massnahmenplan erarbeiten soll. Dieser wird an ordentlichen DV im Juni 2014 präsentiert. Dann sollten auch die Mitglieder der Ausschüsse gewählt werden können. Die operative Struktur wird dann auf die Saison 2015/2016 angepasst. Ob es wirklich bis 2020 geht, bis die Struktur 2020 komplett umgesetzt sein wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht geht’s auch schon früher. Was passiert mit den bestehenden Einrichtungen der Regionen? «Wir wollen ja nicht abbauen», sagt Ueli Rubeli, «sondern mehr herausholen.» Die bisherigen Angestellten der Regionalverbände werden neu vom SHV angestellt. Sie erhalten die Aufträge von der Geschäftsleitung. Ob es die regionalen Büros noch braucht oder ob die anfallenden Arbeiten im Zentralsekretariat oder allenfalls im Homeoffice erledigt werden könnten, wird sich zeigen. Fazit: Es wird keineswegs alles von oben nach unten oder vom Zentrum an die Peripherie entschieden. Und es gibt weiterhin viel zu tun. Aber es soll besser koordiniert und effizienter getan werden. Packen wir’s an.

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Porträt

Mit Te zu einzigartiger

Topleist ung Reto Toscan war ein talentierter Rückraumspieler, verpasste den Sprung in die NLA aber wegen eines Fehlentscheids. Karriere machte der 41-jährige Zürcher anschliessend auf andere Weise. Heute ist er CEO der erfolgreichen Lebensversicherungsgesellschaft elipsLife. Text: Stephan Santschi Fotos: Adrian Ehrbar

Der Start war, gelinde gesagt, harzig. Im Jahr 2008 ist die Elips Life AG gegründet worden. Drei Jahre später stand die Lebensversicherungsgesellschaft mit acht Mitarbeitern und einem Prämienvolu-

schaft Swiss Re, eines der Gründungsmitglieder von elipsLife. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Liechtenstein und Niederlassungen in der Schweiz expandierte daraufhin nach Luxemburg, Belgien und Holland. Erstmals bot elipsLife die neuen Produkte Krankentaggeld und Unfallversicherung an. Hinzu kam auch ein Krankenkassengeschäft in Irland. 2012 schrieb das Unternehmen bereits schwarze Zahlen. Mittlerweile hat sich elipsLife zu einem KMU mit rund 130 Angestellten entwickelt. Das Erfolgsrezept sei einzigartig, sagt Toscan. «Bei uns kommen sämtliche Dienstleistungen im Versicherungsbereich aus einer Hand. Das gibt es in Europa sonst nicht.» Das heisst: Die Firma bietet nicht nur Lebensversicherungen (2. und 3. Säule) an, sondern deckt auch den Non-LifeBereich, also Berufsunfall und Kranken-

«Der Handball hat in der Wirtschaft ein starkes Netzwerk. Dieses gilt es zu nutzen» men von lediglich 10 Millionen Franken bereits kurz vor dem Konkurs. Doch dem Unternehmen blieb das frühe Ende erspart. Mittlerweile beläuft sich die Summe der Versicherungsprämien auf rund 700 Millionen Franken. Eine erstaunliche Wende, die eng mit einem Namen verknüpft ist: Reto Toscan. Toscan ist seit 2011 Geschäftsführer von elipsLife. Am Ursprung der Konsolidierung stand die Übernahme sämtlicher Aktien durch die Schweizer Rückversicherungs-Gesell-

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taggeld ab. «Wir sind deshalb auch daran interessiert, arbeitsunfähige Personen wieder in den Berufsalltag zu integrieren», erklärt Toscan. Zu den Kunden zählen Unternehmen, Pensionskassen, Sammelstiftungen und Privatpersonen.

Abruptes Ende im Spitzensport

Toscan hat sich mit seinem Unternehmen damit erfolgreich in einer Nische platziert. Es scheint sogar so, als hätten viele Leute auf dieses einheitliche Angebot gewartet. Die Führungsqualitäten haben sich beim heute 41-jährigen Zürcher bereits früh bemerkbar gemacht. Allerdings in einem anderen Bereich, dem Handball. Anfang der 90er Jahre schaffte er als 18-jähriger Rückraumspieler den Sprung von seinem Stammklub, dem HC Kloten, zu den Kadetten Schaffhausen. «Ich war 1,86 Meter gross und 70 Kilo schwer. Das heisst: Eigentlich zu klein und zu fein, ich war ein schlechter Verteidiger. Im Angriff habe ich aber mit meiner Schnelligkeit und ei-


Reto Toscan

mpo «ICH lernte im Handball, wie man sich durchbeisst und mit Fehlentscheiden umGEHT» ner Sprungkraft von 79 Zentimetern aus dem Stand auch gegen 1,95-Meter grosse Abwehrspieler etwas ausrichten können», erinnert sich Toscan schmunzelnd. Das NLA-Debüt, so schien es, stand kurz bevor. Doch dann verliess sein Trainer und Förderer Matjaz Tominec die Kadetten. Bei seinem Nachfolger Pal Kocsis rechnete sich Toscan weniger gute Chancen aus und wechselte deshalb zu den U19-Junioren von Amicitia Zürich. «Das war ein Fehlentscheid. In Zürich hätte ich mich in eine fixfertige Mannschaft reinspielen sollen. Mit einer NLA-Mannschaft konnte ich auch nicht mehr trainieren. Da hat es mir abgelöscht», so Toscan. Er setzte seinen sportlichen Ambitionen, die er einst an der Seite der heutigen Nachwuchs-Nationaltrainer Michael Suter und Thomas Umbricht hegte, ein abruptes Ende und frönte dem Handball bis ins Jahr 2006 als Hobbyspieler in der 1. und 2. Liga beim HC Kloten. Geprägt hat ihn der Handballsport trotzdem. «Man muss seine individuelle Stärke fördern und sich gleichzeitig in ein ➡


Porträt reto toscan

«Man muss seine individuelle Stärke fördern und sich gleichzeitig in ein Teamgefüge einordnen» Teamgefüge einordnen. Diese Dualität ist in kaum einer Sportart so ausgeprägt», findet Toscan. Auch im Geschäftsleben gelte es die Entwicklung und den Einfluss der eigenen Persönlichkeit mit dem Teamgedanken zu vereinen. «Im Weiteren lernte ich im Handball, wie man sich durchbeisst und mit Fehlentscheiden umzugehen. Ich habe nicht manche Zweiminutenstrafe wegen Reklamierens gegenüber dem Schiedsrichter erhalten.»

Familie zieht (noch) den Kürzeren

Im Rückblick bemerkt Toscan, dass sich seine natürlichen Führungsqualitäten schon in seiner Jugend herauskristallisiert haben. Er sei im Sport oft der Captain, in der Schule der Verhandler mit den Lehrern oder in Gruppen der Alleinunterhalter gewesen. «Gesucht habe ich die Führungsrolle im Job aber nicht», hält er fest. Seinen Führungsstil bezeichnet er als direkt, ehrlich und motivierend. «Ich sehe mich als Vorbild, als Visionär, der auch bei einer Niederlage hinsteht. Ich habe viel von Patrons alter Schule lernen können», sagt der diplomierte Betriebsökonom und bezieht sich damit auf seine Chefs in der Landert-Motoren AG (Heinrich Landert) und der Siemens Schweiz AG (Peter Schmocker). «Deshalb steckt auch in mir etwas von einem Patron.» Einer, der ein Grossteil seiner Energie in den Beruf investiert. «Dieser Balanceakt ist daher meist zu Ungunsten von Beziehungen ausgefallen. Ich hatte nie einen ausgeprägten Wunsch nach Familie. Solange meine Freundin das akzeptiert, passt es. Wenn sie das nicht mehr tut, werde ich über Kinder nachdenken. Doch das hat ja noch etwas Zeit», sagt er und lächelt. Schneller als in der Familienplanung ist Toscan auf der Strasse unterwegs. Nicht im Strassenverkehr wohlbemerkt, diese Sünden aus der Jugend habe er mittlerweile abgestreift. Nein, heute misst sich der Geschwindigkeits-Liebhaber mit seinem Porsche hin und wieder in Bergrennen. «Dann geht es beispielsweise in fünf Minuten von Langwies nach Arosa. Auf dieser Strecke wäre man normalerweise rund dreimal länger unterwegs. Das macht Spass.» In seiner 700 Quadratme-

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ter grossen Garage bastelt er daneben mit Hingabe an seinen Oldtimern.

Ein möglicher Sponsor, wenn …

Seine Hingabe für den Handballsport ist derweil in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gerückt. Doch das könnte sich durchaus wieder ändern. Nicht in Form eines Comebacks als Spieler, sondern als Geldgeber. Engagieren wird er sich am internationalen Nachwuchsturnier in Kloten, der Airport-Trophy. Auch der Schweizerische Handballverband könnte dereinst in den Genuss eines Sponsorings kommen. Allerdings nicht in Form von A-fonds-perdu-Beiträgen, also Überweisungen ohne Gegenleistungen oder Rückzahlungen. «Diese Zeiten sind vorbei», betont Toscan. Der SHV müsse deshalb seine Strukturen verändern. «Es muss von oben nach unten entschieden werden können. Auf diese Weise könnte der Verband viel mehr Geld generieren. Für einen Verkäufer von Lebensversicherungen wäre der SHV mit seinen 20 000 Lizenznehmern eine interessante Kundengruppe, die unsere Produkte zu vergünstigten Bedingungen erhalten könnte», erläutert Toscan eine mögliche Zusammenarbeit. Aktuell ist diese Art der Vermarktung nicht möglich, weil die SHL, die SPL und die sieben Regionalverbände autonom handeln. Ein übergeordnetes Gremium fehlt. An der ausserordentlichen Delegiertenversammlung vom 15. März in Baden soll sich dies ändern, dann erhofft man sich beim SHV den Vollzug der richtungsweisenden Statutenänderungen. «Der Handball hat in der Wirtschaft ein starkes Netzwerk. Dieses gilt es zu nutzen», betont Toscan. o

Zur person Name Toscan Vorname Reto Alter 41 Wohnort Zürcher Unterland Zivilstand ledig, in einer Beziehung Beruf CEO elipsLife Hobbys Oldtimer, Autorennsport, Handball Handball-Laufbahn Kloten (Junioren), Kadetten Schaffhausen (Junioren), Amicitia Zürich (Junioren), Kloten (1. Liga/2. Liga). Lieblingsessen Raclette Lieblingsgetränk Rotwein Lieblingslektüre Fachzeitschriften über alte Autos.


NLB TV Endingen

«Ich habe mich in den

TV Endingen verliebt»

Der TV Endingen hat in der Nationalliga B eine hervorragende Hinrunde hingelegt. Ein wichtiger Baustein in der jungen Truppe aus dem Aargau ist der serbische Routinier Nemanja Sudzum. Text & Fotos: Alexander Wagner Letzte Saison lief es dem TV Endingen zu Beginn der Saison gar nicht rund. Mit ein Grund dafür war, dass phasenweise bis zu sieben Spieler angeschlagen und verletzt waren. Auf diese Spielzeit hin hat mit Stefan Huwyler der Abwehrchef den Verein Richtung Thun verlassen und der einzige externe Zuzug war Jan Burkhard. Der Hüne hat jedoch in der Zwischenzeit seinen Rücktritt vom Spitzensport erklärt. Endingen ist also faktisch schlechter besetzt als vor einem Jahr. «Damit haben wir Potenzial verloren. Ich habe damit spekuliert, dass er uns verstärkt. Aber leider kam es anders», konstatiert auch Trainer Zoltan Cordas. Und trotzdem läuft es viel besser und die Surbtaler stehen punktgleich hinter dem Leader HSC Suhr Aarau auf dem zweiten Rang.

Gesunde Spieler

«Da sieht man was es heisst, ein gesundes Team zu haben», freut sich der Österreicher mit ungarisch-serbischen Wurzeln. «Wenn wir komplett sind, dann sind wir auch im Stande gute Leistungen zu bringen», stapelt Cordas etwas gar tief. Vor allem im Angriff will er seine Mannschaft noch verbessern. Denn damit wirft man logischerweise nicht nur mehr Tore, sondern der Gegner kann auch weniger in den Gegenstoss. «Heute wird der Angriff immer wichtiger. Denn damit kann man leichte Gegentore verhindern», ist Cordas überzeugt und wiederspricht damit der früher geltenden Meinung, dass man Spiele und insbesondere Meisterschaften nur in der Abwehr gewinnen kann.

Endingen bleibt ruhig

Nemanja Sudzum im Derby gegen den HSC Suhr Aarau.

Auf die Ziele angesprochen bleiben die Surbtaler ruhig und zurückhaltend – wie immer. Seit über zwei Jahrzehnten kann sich der Verein aus der kleinen Aargauer Gemeinde in der Nationalliga halten. Mal reicht es für das Oberhaus, dann folgt auch wieder ein Taucher in die NLB. Doch sowohl die Mannschaft als auch die Zuschauer und Sponsoren halten treu zu ihrem Verein, egal in welcher Liga. «Ich möchte einfach jedes Spiel gewinnen», erklärt Cordas lapidar und zwinkert mit dem Auge. Das würde dann den direkten Aufstieg bedeuten – oder die Barrage. Je nachdem was Suhr und die Verfolger machen. Und die Endinger haben noch einen wichtigen Trumpf im Ärmel: Von den verbleibenden 12 Partien können die Surbaler nicht weniger als acht zu Hause austragen. 1/14 handballworld

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NLB TV Endingen

Gesucht: Rechtshänder

So laufen die Planungen bei Endingen zweigleisig – wie fast immer in den letzten Jahren. «Auf jeden Fall suchen wir noch einen Rechtshänder für den Rückraum auf die nächste Saison», erklärt Christian Villiger, die gute Seele des Vereins der vom Präsidentenamt bis hin zum Geschäftsführer der GmbH schon zahlreiche Schlüsselpositionen inne hatte. Und diese Verstärkung soll kommen, egal in welcher Liga.

Linkshänder Sudzum als Glücksfall

Die junge Mannschaft kann immer wieder von der Erfahrung von Nemanja Sudzum profitieren. Der 31-jährige Serbe spielt die zweite Saison beim TV Endingen und hat kurz nach dem Jahreswechsel seinen Vertrag um weitere drei Jahre verlängert. Erst mit 14 kam er zum Handball. Vorher kämpfte er auf der Matte als Judoka. Danach ging es dafür sehr schnell, bereits mit 15 Jahren konnte er in Novi Sad in der ersten Mannschaft mittrainieren. Nach zahlreichen Stationen im ehemaligen Jugoslawien landete er im beschaulichen Endingen. Wieso gerade das Surbtal? «Es ist sehr schwierig gute Vereine zu finden, die auch das halten, was sie versprechen», erklärt der 1,88 Meter grosse Shooter. Und nach den Erfahrungen die er bei mehreren Klubs gemacht hat, war das für ihn sehr wichtig. So kam er für zwei Probetrainings in den Aargau und traf dabei auch Leo Pejkovic. Der slowenische Kreisläufer und der serbische Rückraumspieler verstanden sich auf Anhieb. So unternehmen sie auch ausserhalb der Halle viel zusammen. Und Pejkovic, der bereits hervorragend Deutsch spricht, hilft manchmal auch beim übersetzen. «Leo half mir viel bei der Integration. Das war wichtig für mich», gibt Sudzum zu, dass die Umstellung für ihn zu Beginn doch sehr gross war.

ihn: «Er ist das Puzzle im Angriff, wenn es bei uns mal stottert, denn er kann uns auch einmal ein paar leichte Tore erzielen.» Dafür wird er vom Trainer auch in der Abwehr etwas geschont und er muss «nur» auf dem Flügel verteidigen. «Auch weil Lukas Schubnell hier einen Superjob macht», analysiert der Trainerfuchs. Im Moment läuft es nicht nur bei Sudzum, sondern beim gesamten Fanionteam des TV Endingen rund. Zwar zog er sich in der Cuppartie gegen die Kadetten nach einem harten Rencontre eine leichte Hirnerschütterung und eine Schulterverletzung zu, doch für den Rückrundenstart sollte er wieder bereit sein. Man darf gespannt sein, wohin die Reise diesmal führt. Für den routinierten Serben, der auch für die U19 seines Landes auflief, ist klar: «Wir wollen aufsteigen und dann in der NLA bleiben.» o

Privates und sportliches Glück

Doch jetzt läuft es in allen Belangen rund. In 14 Partien hat Nemo, wie Nemanja Sudzum alle im Surbtal rufen, bereits 89 Treffer erzielt und das mit nur vier Penalties. Damit ist er nach Feldtoren hinter Dimitrij Küttel (Kadetten Espoirs) der zweiterfolgreichste Akteur der Liga. Und auch privat hat er sein Glück gefunden: Im Dezember brachte seine Frau Jovana die Tochter Sara zur Welt. Und der Stolz ist dem frischgebackenen Vater richtig anzusehen, wenn er von seinem kleinen Sonnenschein erzählt. Im gefällt es gut im Aargau: «Ich habe mich in den ganzen Verein verliebt», erklärt er freudestrahlend. Deshalb hat er seinen Kontrakt auch für weitere drei Jahre verlängert. Der 90 Kilo schwere Rückraumstratege und sein Kumpel Leo geben ihre Erfahrung auch bereits an die Junioren des TV Endingen weiter. So freut sich denn auch Sportchef Christian Villiger und meint: «Ich kann mir gut vorstellen, dass er seine Karriere bei uns beendet». Lobend äussert sich auch Trainer Zoltan Cordas über Rangliste Männer NLB Stand: 10.02.2014 1. HSC Suhr Aarau 2. TV Endingen 3. Yellow Winterthur 4. HSG Siggenthal/Vom Stein 5. STV Baden 6. SG GS/Kadetten Espoirs SH 7. RTV 1879 Basel 8. TV Möhlin 9. CS Chênois Genève 10. TV Zofingen 11. HSC Kreuzlingen 12. BSV Stans 13. SG GC Amicitia/RWZ 14. TV Solothurn

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Jubeln die Endinger auch Ende Saison? Trainer Zoltan Cordas gibt Anweisungen und Nemaja Sudzum im Gegenstoss.


Fit for future

«Wir müssen bei den Kids wieder zum Thema werden» Vor einem Jahr haben der Schweizerische Handball-Verband (SHV) und fit4future ihre Zusammenarbeit neu konzipiert und intensiviert. Der LK Zug hat sich seither als Veranstalter mehrerer Anlässe mit zahlreichen Kindern (Primarschule, 1. bis 6. Klasse) zur Verfügung gestellt. Christoph Sahli, der Verantwortliche des Vereins, erzählt im Interview von den positiven Erfahrungen, leuchtenden Kinderaugen und neuen Handballerinnen.

Christoph Sahli führt mit dem LK Zug Fit4Future Anlässe durch (links). Die Kinder sind begeistert und mit vollem Einsatz dabei (rechts).

SIe HABEN mit dem LK Zug schon mehrere Anlässe mit fit4future durchgeführt und erlebt. Was ist IHNEN besonders in Erinnerung geblieben? Vor allem die Freude, die wir den Kindern vermitteln konnten. Alle Teilnehmer, die an diesen Anlässen mitgemacht haben, sind mit vollem Einsatz dabei und sehr begeisterungsfähig für den Sport. Und nicht zuletzt ist natürlich auch die volle Halle in Erinnerung geblieben: In einer Woche haben wir einmal rund 900 Kinder bei uns gehabt. WIe WARen DIe Feedbacks von Lehrern und Schulkindern? Durchwegs positiv. Vor allem die Lehrer haben zu Beginn jeweils etwas Angst vor dem Handball gehabt, weil sie die Härte und die komplizierten Regeln scheuten. Wir haben das aber herunter gebrochen und ganz einfach erklärt. Die Lehrer waren immer wieder erstaunt, wie einfach sie Handball in den Schulsport integrieren können. Da mussten wir wirklich etwas Entwicklungsarbeit leisten. Umso schöner war das Feedback der Kinder, die jeweils sagten, dass ihnen Handball von allen Sportarten am meisten Spass gemacht hätte. Wie gross war der organisatorische Aufwand? Stefan Oberholzer (der Verantwortliche im SHV, Red.) hat alles organisiert und wir mussten lediglich die Leiter stellen. Uns

wurde ein eigentliches Storyboard für den ganzen Ablauf zur Verfügung gestellt. Wir mussten nur noch ein Trainingsprogramm schreiben. Für die Durchführung haben wir drei, vier Leiter pro Tag benötigt, und das ist beim LK Zug kein Problem, weil wir ja auch viele Studentinnen im Verein haben. Besonders viel Freude hatten die Kids übrigens, wenn die Lektionen von Spielerinnen des Fanionteams geleitet wurden. Da gab es dann am Ende immer richtige Gerangel um Autogramme. Wie hast du die Zusammenarbeit vor Ort mit fit4future erlebt? Sehr angenehm und unkompliziert. Die Anlässe waren sehr gut organisiert, und Fit-4-Future regelt ja das komplette Rahmenprogramm von der Begrüssung über die Verpflegung in den Pausen bis hin zu einem Warm-UpProgramm für die Kinder, bevor es losgeht. Von uns waren wirklich nur die Leiter für die eigentlich Lektionen nötig. WürdeN SIe anderen Vereinen empfehlen, sich auch in diesem Projekt zu engagieren? Auf jeden Fall. Es gibt einen direkten Draht zu sehr vielen Kindern, die sportbegeistert sind. Normalerweise sind ja nur Kids dabei, die unbedingt Sport machen wollen. Und wir Handballer müssen dafür sorgen, dass wir bei dieser Generation und ihren Lehrern wieder zum Thema werden. fit4future ist ein grossartiges Projekt, um Werbung für unsere Sportart zu machen. 1/14 handballworld

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Europameisterschaft Männer

Jubelnde Franzosen nach dem gewonnen EM-FInal gegen Gastgeber Dänemark. MVP-Spieler der Europameisterschaft: Nikola Karabatic im Abschluss (rechts).

«Frankreich stürzt Dänen in ihr zweites Waterloo» Der dritte EM-Titel für «Les Bleus» sorgte für kollektives Entsetzen beim EM-Gastgeber Dänemark, denn eigentlich war Gold für die Dänen «reserviert». Bronze holte sich Weltmeister Spanien gegen HalbfinalDauerteilnehmer Kroatien. Positiv überraschte unser Nachbar Österreich, umgekehrt wird die Euro für Serbien, das schon nach der Vorrunde nach Hause musste, in negativer Erinnerung bleiben. Text: Björn Pazen Fotos: Michael Heuberger / EHF

Es war sein letzter Arbeitstag als Handballtrainer. Es hätte sein finaler Triumph vor einer grandiosen Heim-Kulisse werden sollen. Doch es wurde ein Debakel, ein Déjà-vu seines Arbeitstages 364 Tage zuvor. Ulrik Wilbek ist einer der erfolgreichsten Nationaltrainer der Geschichte, führte die dänischen Frauen zum Triple aus Olympiasieg, EM- und WM-Titel, führte die dänischen Männer aus dem Nichts zu zwei EM-Titeln (2008 und 2012) und in zwei WM-Finals (2011 und 2013). Und exakt eine Kopie des 2013er WM-Finales gegen Spanien wurde sein letzter Arbeitstag als Trainer, bevor er zum Sportdirektor des dänischen Verbands wurde. Gemeinsam mit 14‘000 Fans in der Halle in Herning und 75 Prozent aller

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Dänen vor den Fernsehschirmen erlebte Wilbek sein zweites Final-Waterloo. Das 32:41 (16:23) im Endspiel der Heim-Europameisterschaft war mehr als eine Demontage des Titelverteidigers, während die Franzosen ein mehr als perfektes Spiel ablieferten. Mit zehn Treffern aus elf Versuchen avancierte Michael Guigou zum besten Torschützen, überragend – wie immer in wichtigen Spielen – war Torwart Thierry Omeyer, der in der vorentscheidenden Anfangsphase den Dänen früh den Zahn zog und 15 Würfe abwehrte. Die Dänen spielten hingegen komplett ohne Defensive, auch der als beste Turniertorwart ausgezeichnete Niklas Landin hatte einen rabenschwarzen Tag. Im Endeffekt war die Partie nach 17

Minuten und dem sensationellen Zwischenstand von 13:4 entschieden. Frankreich mit einem herausragenden Nikola Karabatic, der auch zurecht zum besten Turnierspieler gewählt wurde, und Daniel Narcisse spielte Expresshandball wie von einem anderen Stern, die Dänen brachen völlig auseinander. Wie schon im deutlich knapperen Halbfinale gegen Kroatien (30:27) zeigte der französische Jungstar Valentin Porte eine sensationelle Partie und traf neunmal. Selbst Frankreichs sonst eher zurückhaltender Trainer Claude Onesta war baff: «Das war höchstwahrscheinlich das beste Spiel aller Zeiten einer französischen Mannschaft, zumindest das beste Finale aller Zeiten.» Dem hatte Wilbek nur hinzuzufü-


All-Star Team Torwart Niklas Landin (Dänemark) Rechtsaussen Krzysztof Lijewski (Polen) Rückraum Mitte Domagoj Duvnjak (Kroatien) Rückraum links Mikkel Hansen (Dänemark) Linksaussen Gudjon Valur Sigurdsson (Island) Kreis Julen Aguinagalde (Spanien) Most Valuable Player Nikola Karabatic (Frankreich) Bester Abwehrspieler Tobias Karlsson (Schweden) Torschützenkönig Joan Canellas (Spanien /50 Tore).

Resultate des Finalwochenendes Halbfinals: Frankreich – Spanien 30:27 (12:14), Dänemark – Kroatien 29:27 (13:15) Spiel um Platz 5: Island - Polen 28:27 (13:16), Spiel um Platz 3: Kroatien - Spanien 28:29 (13:16), Finale: Frankreich - Dänemark 41:32 (23:16).

Schlussrangliste Jungstar Porte erzielte im Final 9 Tore für «Les Bleus» (rechts). Mikkel Hansen ins All-Star Team gewählt (oben).

gen: «Das war die beste Mannschaft, gegen die ich je gespielt habe – und ich war zwei Jahrzehnte Nationaltrainer.» Und Onesta hatte sogar noch Mitleid für sein dänisches Pendant: «Schade für Ulrik, das ihm das in seinem letzten Spiel passieren musste.»

Frankreich steigerte sich kontinuierlich

Frankreich hatte ein überragendes Turnier mit dem Titel abgeschlossen, der eigentlich für die Dänen reserviert war. Die Franzosen waren die überragende Turniermannschaft, hatten sich kontinuierlich gesteigert. «Ich bin so stolz, das war einer der grössten Momente meiner Karriere», war auch Nikola Karabatic, der Dreh- und Angelpunkt bei seinem dritten EM-Titel nach 2006 und 2010, sichtlich gerührt. «Das war der beste Niko, den es je gab», meinte auch der spanische EM-Torschützenkönig Joan Canellas (50 Tore). Genial war Karabatics Zusammenspiel mit seinem Bruder Luka in der Defensive, im Angriff war er der

Shooter, aber auch der Ballverteiler, vor allem seine Zusammenspiele mit seinem Vereinskameraden und Kreisläufer Cedric Sorhaindo waren überragend. Aber Onesta hatte auch das glückliche Händchen, um seine verletzungsbedingten Ausfälle perfekt zu kompensieren. So ging in Dänemark der Stern von Jungstar Porte auf, der als Ersatz von Xavier Barachet im rechten Rückraum vor allem im Halbfinale und im Endspiel sensationell aufspielte. Da war Luc Abalo, der Spezialist für die spektakulären Tore und Gegenstosstreffer, der als bester Rechtsaussen im All-Star-Team stand. Da war Sorhaindo, der Brecher am Kreis, da war Torwart Cyril Dumoulin, der in der Abwesenheit von Thierry Omeyer (der wegen einer Verletzung erst ab der Hauptrunde auflief ) sehr gute Spiele zeigte. Aber als der Boss zurückkam, trat Dumoulin zurück ins Glied. Es waren Omeyers Paraden, die im Finale die frühe Entscheidung herbeiführten, es waren Dumoulins Paraden, die den Finaleinzug gegen Spanien erst möglich

«Das war die beste Mannschaft, gegen die ich je gespielt habe – und ich war zwei Jahrzehnte Nationaltrainer» Ulrik Wilbek, Trainer Dänemark

1. Frankreich, 2. Dänemark, 3. Spanien, 4. Kroatien, 5. Island, 6. Polen, 7. Schweden, 8. Ungarn, 9. Russland, 10. Mazedonien, 11. Österreich, 12. Weissrussland, 13. Serbien, 14. Norwegen, 15. Tschechien, 16. Montenegro.

WM-Qualifikation Play-off-Partien bekannt Mindestens zwei grosse europäische Handballnationen werden im Rennen um die Tickets für die Weltmeisterschaft 2015 im Wüstenstaat Katar auf der Strecke bleiben. Denn in den Qualifikations-Playoffs am 7./8. und 14./15. Juni kommt es zu den Duellen Deutschland gegen Polen und Slowenien gegen Ungarn. Dies ergab die Auslosung am letzten EM-Tag in Herning. Deutsche und Slowenen hatten sich selbst in die Bredouille gebracht, durch das Scheitern in der Qualifikation zur EM 2014. «Härter geht es nicht mehr», kommentierte Deutschlands Verbandsvizepräsident Bob Hanning das Los Polen. «Bitter für die WM, dass einer von uns nicht dabei ist», sagte Polens Verbands-Generalsekretär Marek Goralczyk. Die Schweiz hatte die Play-offs durch den dritten Platz in ihrer Vorqualifikationsgruppe hinter Slowenien und Ukraine verpasst. Neben den beiden Top-Duellen kommt es in der WM-Qualifikation zu folgenden Spielen: Rumänien – Schweden, Griechenland – Mazedonien, Serbien – Tschechien, Russland – Litauen, Bosnien-Herzegowina – Island, Österreich – Norwegen und Montenegro – Weissrussland. Weltmeister Spanien, Europameister Frankreich sowie Dänemark und Kroatien sind direkt für die WM 2015 in Katar qualifiziert, wie bislang neben Gastgeber Katar auch die afrikanischen Teams Algerien, Tunesien und Ägypten.

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Von links oben im Uhrzeigersinn: Östereich überraschte, hier mit Fabian Posch. Polens Krzysztof Lijewski wurde für seine Leistungen ins All-Star Team gewählt. Kroatiens Domagoj Duvnjak wurde als Welthandballer des Jahres 2013 geehrt. Für Serbien war schon nach der Vorrunde Schluss, hier mit Darko Stanic. Dänemarks Top-Torhüter Niklas Landin wurde zum besten Torhüter des Turniers geählt.

«Das war ein Meilenstein des Handballs, die künftigen Gastgeber werden sich an Dänemark messen müssen» Jean Brihault, EHF-Präsident machten. Frankreich hat nur ein EM-Spiel verloren, die letzte unbedeutende Hauptrundenpartie gegen Schweden, als sie schon als Gruppensieger feststanden. Sie haben Dänemark, Kroatien und Spanien besiegt – würdiger kann man nicht Europameister werden.

Perfekte Organisation

«Wir sind noch nicht fertig», meinte Mannschaftskapitän Jerome Fernandez (37) grinsend, gefragt nach seinem Karriere-Ende. Das war wahrlich eine Drohung in Richtung der Konkurrenz. In Katar will Frankreich wieder das gleichzeitige Titel-Triple (Olympia, EM, WM) komplettieren. Spielen sie so wie in Dänemark, führt an WM-Gold kein Weg an Frankreich vorbei. Und dabei hatten viele Experten die «goldene Generation» nach dem verlorenen WM-Viertelfinale 2013 schon als Teil der Handballgeschichte abgeschrieben. Die Dänen präsentierten sich zudem als perfekte Gastgeber. Mit 316‘000 Besuchern kamen so viele Fans wie nie bei einem EM-Turnier in die Hallen von Aalborg, Kopenhagen, Aarhus – und natürlich Herning. Die Messehalle war an jedem (dänischen) Spieltag mit 14‘000 Fans ausverkauft. Und die sorgten für eine Gänsehaut-Atmosphäre, nicht nur wenn

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sie vor dem Spiel die Hymne sangen. Die gesamte Organisation war perfekt. «Das war ein Meilenstein des Handballs, die künftigen Gastgeber werden sich an Dänemark messen müssen», sagte EHF-Präsident Jean Brihault. Und angesichts dieser Organisation war der Kommentar des kroatischen Trainers Slavko Goluza nach dem mit 27:29 verlorenen Halbfinale gegen die Gastgeber nur peinlich: «Wir sind wie Tiere behandelt worden, bekamen schlechtes Essen und kleine Hotelzimmer.»

Domagoj Duvnjak als Welthandballer geehrt

Goluzas Mannschaft hatte zwar zum sechsten Mal in Folge (Rekord!) ein EM-Halbfinale erreicht, verpasste dann aber nach EM 2012, Olympia 2012 und WM 2013 die vierte Bronzemedaille in Folge durch ein 28:29 gegen Weltmeister Spanien, der eine bessere Platzierung einzig und allein der Tatsache schuldete, dass nach der verletzungsbedingten EM-Absage von Arpad Sterbik kein adäquater Torwart zwischen den Pfosten stand. Die im Bronzefinale unterlegenen Kroaten durften sich zumindest mit Spielmacher Domagoj Duvnjak freuen, der nicht nur ins EM-All-Star-Team gewählt, sondern vor dem

Finale auch noch von IHF-Präsident Hassan Moustafa als Welthandballer des Jahres 2013 ausgezeichnet wurde. Die vier Halbfinalisten, die allesamt nun direkt für die WM 2013 in Katar qualifiziert sind, hatten das gesamte Turnier dominiert. Am nächsten kamen noch die Polen, die im finalen Hauptrundenspiel mit einem Sieg die Kroaten noch aus dem Halbfinale hätten schiessen können – die dann aber auch das Spiel um Platz 5 hauchdünn gegen Island mit 28:27 verloren. Die junge polnische Mannschaft, die von Trainer Michael Biegler schon auf die Heim-EM 2016 vorbereitet wird, war eine der positiven Überraschungen, die zweite war Österreich, das unter anderem Spanien am Rande einer Niederlage hatte. Auf der anderen Seite war Serbien, immerhin als EM-Zweiter von 2012 nach Dänemark gereist, die Negativüberraschung und schied (wie Tschechien und Montenegro, die den Deutschen das EM-Ticket entrissen hatten) schon nach der Vorrunde aus. Auch Ungarn und Mazedonien blieben eher hinter den Erwartungen zurück. Dänemark wird ab Juli von Gudmundur Gudmundsson von den Rhein-Neckar Löwen, wo er aktuell auch Andy Schmid trainiert, geführt. Und Wilbek als sein künftiger Chef hofft auf ein Ende der Finaldesaster: «Ich hoffe, dass Gudmundur Gudmundsson 2015 WM-Gold einfahren wird. Er ist ein Super-Trainer, und die Mannschaft wird in dieser Besetzung in den nächsten zehn Jahren konstant unter den besten Vier der Welt platziert sein.» o


SPL1 Rotweiss THun

Peter Bachmann Rotweiss Thun beendet die Hauptrunde überraschend auf Rang 4. Damit sind die Berner Oberländerinnen bereits alle Sorgen um den Klassenerhalt los. Der neue Trainer Peter Bachmann spricht über dieses Novum, die Entwicklung im Team und seine Kontakte ins Ausland. Text: Ernesto Piazza Fotos: René Jäger

Die Fakten reden eine deutliche Sprache: Während Rotweiss Thun in der letzten Saison nach der Hauptrunde mit lediglich vier Punkten dastand, schaffte das Team mit dem neuen Trainer Peter Bachmann auf Anhieb und vor allem problemlos die Finalrunde. Eine erstaunliche Heimstärke trug entscheidend zu diesem Schritt bei. Unter anderem mussten die Europacup-Teilnehmer Brühl, Spono Nottwil oder auch Yellow Winterthur die Gotthelf-Halle als Verlierer verlassen. Selbst Meister Zug tat sich sehr schwer und kam nur mit Mühe um eine Niederlage herum. «Wir habe eine gute erste Meisterschaftshälfte gespielt», sagt Peter Bachmann. Aus seinen Worten ist zwar eine gewisse innere Genugtuung zu spüren. Ohne allerdings über das Erreichte in pure Freude auszubrechen. Das ist sowieso nicht seine Art. Er sagt vielmehr: «Ich habe gewusst, dass in der Truppe Potenzial steckt.» Damals, im Frühling, als er die Mannschaft übernahm. Wenn es da nicht ein Problem gegeben hätte: Die Auf-/Abstiegsrunde SPL/SPL2 einmal ausgenommen, hatte Thun in der Vergangenheit nicht allzu viel gewonnen. Deshalb sah sich Bachmann in einer seiner ersten Aufgaben damit konfrontiert, den Spielerinnen wieder vermehrt die Winnermentalität einzuimpfen. Und weil der Aufschwung bekanntlich im Kopf beginnt, waren der Glaube an sich selbst und

auch bei den

Frauen

erfolgreich

«Nach oben setzen wir uns keine Grenzen, Die Spitze ist nicht weit weg» Peter Bachmann, Trainer Rotweiss Thun das Vertrauen in die eigene Leistung wichtige Aspekte bei seinen ersten Trainingseinheiten. Bereits im Frühling begann er mit dem Team an neuen Angriffsauslösungen zu arbeiten. Und in der Deckung wurde immer wieder an der 6-0-Variante gefeilt. «Ich lege grossen Wert auf viel Bewegung», so Bachmann. Ganz in Anlehnung an die Abwehrarbeit von Handballnationen wie Spanien oder Frankreich. An der Anzahl der Trainingseinheiten schraubte Peter Bachmann nicht. Und auch das Kader erfuhr personell keine grossen Änderungen. Umso mehr mag die Entwicklung des Teams erstaunen. Die Mannschaft hat zudem an Ausgeglichenheit gewonnen. «Die Last verteilt sich mittlerweile auf mehr Schultern»,

Oben: Peter Bachmann instruiert seine Spielerinnen während eines Time-Outs. Die Kreisläuferin Sabrina Balzli im Abschluss (unten).

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SPL Rotweiss THun

sagt Bachmann. Einige Spielerinnen betraute er mit neuen Rollen. Beispielsweise brauchte er eine Abwehrchefin. «Fabienne Plüer hat diesen Job übernommen und sie macht das hervorragend», so der Sekundarlehrer. Dazu käme, dass sie zu Saisonbeginn zu viele Siebenmeter verworfen hätten. Hier hat Peter Bachmann ebenfalls nach einer Lösung gesucht – und sie in der Person von Helen Moser gefunden. Und der neue Thun-Trainer ist ein grosser Verfechter des Teamworks. Von einem einzigen Shooter abhängig sein, ist seine Sache nicht. «Zudem wollten wir einen HeimNimbus aufbauen.» In einem nächsten Schritt versuchen die Oberländer sich jetzt auswärts genauso positiv in Szene zu setzen. Hier sei zum Ende der Hauptrunde das Erfolgserlebnis in Uster sehr wichtig gewesen, weiss Bachmann. Obwohl das Final-FourTurnier – der Einzug ins Cuphalbfinale – mit der Niederlage bei

«Ich habe gewusst, dass in der Truppe PotenZial steckt» Peter Bachmann, Trainer Rotweiss Thun

Yellow verpasst wurde, der Auftakt zur Finalrunde zuhause gegen Zofingen glückte. «Nach oben setzen wir uns keine Grenzen», sagt der Handballfachmann. «Die Spitze ist nicht weit weg», glaubt er. Deshalb sind bei Thun weitere Prozesse eingeläutet. So wird akribisch an der Athletik und den spielerischen Qualitäten weitergearbeitet. Zudem laufen momentan auch Gespräche bezüglich der kommenden Saison. Hier hofft Bachmann, «dass die bewährten Kräfte bleiben.» Und selbstverständlich halten die Thuner Ausschau nach optimalen Kaderergänzungen, «denn wir möchten uns in der Breite verbessern.» Und wie beurteilt Peter Bachmann seine persönliche handballerische Zukunft? «Ich sehe keinen Grund hier weg zu gehen», sagt er. Der profunde Kenner der Materie hat den Umstieg vom Männer- zum Frauenhandball ohne Anlaufproble-

me geschafft. «Frauen haben eine hohe Trainingsdisziplin», betont er. «Es ist dankbar mit ihnen zu arbeiten.» Den Frontenwechsel bezeichnet er «als eine sehr gute Entscheidung.» Umso mehr, da Bachmann viele Inhalte, die sich bei den Männern bewährten, auch in den Trainingsbetrieb der Frauen einfliessen lässt.

Zu Besuch bei Kiel Trainer Gislason

Nicht zuletzt, weil der ehemalige Teamverantwortliche bei Steffisburg, Wacker Thun und dem BSV Bern zu Alfred Gislason, dem Trainer des THW Kiel, einen sehr guten Kontakt pflegt. Er war bereits mehrere Wochen bei ihm im Norden Deutschlands zu Gast und durfte bei der europäischen Spitzenmannschaft reinschnuppern. «Ich kann da eigentlich an allen Trainings und Videobesprechungen und natürlich auch an den Spielen dabei sein», sagt Bachmann. Daneben pflegt der Thun-Trainer ebenfalls regen Kontakt zum Spanier Manolo Cadenas. Der Spanier trainierte von 2007 bis 2009 den grossen FC Barcelona und ist aktueller spanischer Nationalcoach. Und wie sieht Bachmann den Schweizer Frauen-Handball im internationalen Vergleich? «Das ist für mich schwierig zu beantworten, weil ich den internationalen Frauenhandball noch zu wenig gut kenne.» Was er aber klar sagt: «Wir müssen besser verteidigen. Das heisst: Korrekter, schneller, variabler, athletischer und natürlich auch taktisch und technisch besser.» Im Moment bildet sich Bachmann zum EHF Master Coach weiter. Die erste Woche dieser Ausbildung fand im dänischen Silkeborg im Rahmen der Männer Europameisterschaft statt. Die zweite Woche wird er im Juni in Ungarn und die Dritte dann im Dezember an der Frauen EM in Ungarn/Kroatien absolvieren. Vorerst richtet der Sekundarlehrer seinen Fokus allerdings auf den nationalen Betrieb. Nach dem Cup-Out in ist die unmittelbare Revanche gegen Yellow auswärts in der Meisterschaft geglückt. Und dadurch hat sich Rotweiss Thun in eine gute Position für eine erstmalige Europacup-Qualifikation gebracht. o Aufsteiger Zofingen schaffte Finalrunde ebenfalls Der TV Zofingen schaffte den Sprung in die Finalrunde ebenfalls auf Anhieb. Als (Wieder)aufsteiger ist dies keine Selbstverständlichkeit. «Wir haben den kurzen Weg zum Ligaerhalt genommen», sagt Samir Sarac. Er habe aber immer daran geglaubt, dass dies möglich sei. Selbst im Moment, als es gegen Regio Basel in der eigenen Halle zur «Finalissima» kam. Der neue Trainer des TVZ betrat – genauso wie der Thuner Peter Bachmann – bei den Frauen Neuland. «Doch ehrlich gesagt: Der Unterschied war gar nicht so gross.» Er hätte zu Beginn vielleicht zu viel Respekt gehabt. «Vor allem aber», sagt Sarac, «es ist es eine äusserst dankbare Aufgabe. Die Frauen arbeiten sehr seriös.»

Auch Cup Halbfinal erreicht

Abwehrchefin Fabienne Plüer freut sich über ein gewonnenes Spiel mit der Teamkollegin Sarina Strahm.

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Mit dem Erreichen des Final Fours hat Zofingen, wie der Teamverantwortliche sagt, ein weiteres Ziel erreicht. Jetzt gilt für ihn: Das Gefüge weiter zu stabilisieren und an der individuellen Ausbildung zu arbeiten. Samir Sarac will das Team so weiter entwickeln, dass es mit einer möglichst hohen Konstanz über 60 Minuten spielen kann. Und wo sieht sich der TVZ-Trainer in der nächsten Saison? «Wenn ich bei den Frauen bleibe, dann in Zofingen», sagt Sarac. Er hat einen Einjahresvertrag und noch ist nicht entschieden, wie es weiter geht. Zudem sind die Gespräche mit den Spielerinnen am Laufen. Und hier möchte er auf jeden Fall Daria Keiser, die zum Ende der Hauptrunde von Herzogenbuchsee nach Zofingen wechselte, behalten.


In Gelb: Jubelnde Weltmeisterinnen, Däninnen (in weiss) sichern sich die Bronze-Medaille gegen Polen mit 30:26.

Samba in Belgrad Es war eine Weltmeisterschaft der Überraschungen, mit einem eher unerwarteten Sieger und zahlreichen Favoritenstürzen. In der serbischen Hauptstadt Belgrad feierte Brasilien vor der neuen Weltrekordkulisse für Frauen-Handballspiele von fast 20‘000 Zuschauern, nach einem dramatischen Finalsieg über Gastgeber Serbien, erstmals den WM-Titel. Dänemark holte sich Bronze und Polen beendete das Turnier als Vierte. Text: Björn Pazen Fotos: Michael Heuberger

Das Medaillenpodium in der KombankArena in Belgrad war riesig, aber fast zu klein, um als Tanzfläche für den nicht enden wollenden Samba zu dienen, den die Brasilianerinnen nach dem Final zelebrierten. Als «We are the champions» für den Panamerika-Meister gespielt wurde, klatschten selbst die Serbinnen, zeigten sich als faire Verlierer. Denn Brasilien war ein absolut verdienter Weltmeister geworden, hatte alle neun Turnierspiele gewonnen, dabei zweimal den Gastgeber (25:23 in der Vorrunde, 22:20 im Finale geschlagen), stellte in Barbara Arenhart die beste Torfrau und in Eduarda Amorim die «wertvollste Spielerin» des Turniers. «Diese zwei Wochen haben den Handball in Brasilien, in Amerika, in der Welt ver-

ändert. Wir sind jetzt Teil der Handballgeschichte. Das ist unglaublich.» Arenhart hatte Tränen der Freude in den Augen, als sie das Feld verliess, um den neun (!) brasilianischen Fans zu danken, die sich stimmlich wacker gegen die 20‘000 Serben im Finale zu behaupten. «Wir kamen mit dem Ziel Medaille nach Serbien. Das es am Ende Gold wurde, ist ein Traum, das ist unbeschreiblich. Es wird dauern, bis wir das realisieren», sagte ein sichtlich gerührter Trainer Morten Soubak. Der zweite WM-Titel einer nicht-europäischen Mannschat nach Korea 1995 beruht auf vielen Faktoren. Früher war das Team vom Zuckerhut bekannt für seine überragenden Angreiferinnen, in Serbien stellten sie auch die mit Abstand beste Abwehr

des Turniers inklusive den Torhüterinnen Arenhart und Mayssa Pessoa. Brasilien spielt heute viel disziplinierter als früher – dank der Erfahrung aus Europa. Sechs Weltmeisterinnen spielen alleine für Hypo Niederösterreich und werden dort seit Saisonbeginn von Soubak trainiert, ein äußerst cleverer Schachzug des Verbandes. Nur vier Brasilianerinnen spielen noch in der Heimat, der Rest im alten Kontinent. Mit dem Triumpf von Belgrad beendete Brasilien eine tränenreiche Serie: Bei der Heim-WM 2011 wurden sie im Viertelfinale unglücklich mit einem Tor Differenz von Spanien geschlagen, bei Olympia in London verspielten sie einen Sechs-ToreVorsprung im Viertelfinale gegen den späteren Olympiasieger Norwegen. «Genau 1/14 handballworld

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Weltmeisterschaft Frauen

WM-Splitter All-Star-Team: Schon häufiger bei Weltund Europameisterschaften wurde über das All-Star-Team gestritten, das von Experten der jeweiligen Verbände nominiert wird – aber selten so laut wie in Serbien. Zu recht: Denn in der Serbin Andrea Lekic und der brasilianischen Welthandballerin Alexandra Nascimento fehlten die beiden besten Spielerinnen der WM.

All-Star-Team Tor Barbara Arenhart (Brasilien) Linksaussen Maria Fisker (Dänemark) Rückraum links Sanja Damnjanovic (Serbien) Rückraum Mitte Anita Görbicz (Ungarn) Rückraum rechts Susann Müller (Deutschland) Rechtsaussen Sun Hee Woo (Südkorea) Kreis Dragana Cvijic (Serbien) Most Valuable Player Eduarda Amorim (Brasilien) Beste Torschützin Susann Müller (Deutschland/62 Tore).

Neuer TV-Vertrag Am Finaltag gab die IHF bekannt, dass ein neuer Fernsehrechte-Vertrag ausgehandelt wurde. Nach vier Jahren mit der Hamburger Agentur UFA Sport werden die TV-Rechte für die Weltmeisterschaften (Männer und Frauen) 2015 und 2017 nun von Al Jazeera vertrieben. Laut Medienberichten zahlt der katarische Sender 100 Millionen Schweizer Franken dafür, die IHF äusserte sich zu dieser Zahl nicht.

Athletenkommission Mit Spannung war am WM-Finaltag das Ergebnis der Wahl zur neuen IHF-Athletenkommission erwartet worden – doch es gab kein Ergebnis. Weil weniger als 50 Prozent der stimmberechtigten Spielerinnen und Spieler an der Wahl teilgenommen hatten, muss die Wahl nun wiederholt werden. Der Kandidat mit den meisten Stimmen erhält Sitz und Stimme im IHF-Rat.

WM-Schlussrangliste 1. Brasilien, 2. Serbien, 3. Dänemark, 4. Polen, 5. Norwegen, 6. Frankreich, 7. Deutschland, 8. Ungarn, 9. Spanien, 10. Rumänien, 11. Montenegro, 12. Südkorea, 13. Niederlande, 14. Japan, 15. Tschechien, 16. Angola, 17. Tunesien, 18. China, 19. Argentinien, 20. Demokratische Republik Kongo, 21. Paraguay, 22. Algerien, 23. Dominikanische Republik, 24. Australien.

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Die 32-jährige Welthandballerin Alexandra Nascimento schoss 54 Tore für Brasilien. Silber Medaillen Gewinnerinnen

aus diesen Spielen haben wir gelernt», sagt Amorim: «Und genau diese Niederlagen waren unsere Motivation in Serbien. Wir wussten, was wir können, und dieses Mal haben wir es auch bis zum Ende durchgezogen.»

Erfolg sorgte für HandballEuphorie am Zuckerhut Das Viertel- und das Halbfinale sahen jeweils zehn Millionen Fernsehzuschauer, das Finale wurden von 14 Millionen Fans verfolgt, eine nie dagewesen Quote für Frauenhandball in einem Land, das zuvor vorrangig über WMGoldmedaillen im Beachhandball jubeln durfte. «Etwas Besseres hätte uns im Hinblick auf Olympia 2016 in Rio nicht passieren können, mehr Werbung für das Olympische Handballturnier geht nicht», sagte Verbandspräsident Manoel Oliveira, der nun darauf hofft, was das eigentliche Ziel des Vier-JahresPlans war: «Gold zuhause» in Rio.

Die Silber-Serbinnen

Sie hatten Geschichte geschrieben, hatten zu drei Spielen 44‘000 Zuschauer in die Kombank-Arena gelockt, haben die erste WMMedaille überhaupt nach der Absplitterung von Montenegro gewonnen, haben die Massen

begeistert, sind Volksheldinnen geworden. Und dass es am Ende nichts mit dem erhofften WMTitel wurde, 40 Jahre und sieben Tage nach Gold für Jugoslawien in Belgrad, konnten die Serbinnen irgendwie verschmerzen. «Ich habe gemischte Gefühle», sagte die während der ganzen WM überragende Torfrau Katarina Tomasevic: «Einerseits bin ich natürlich enttäuscht, aber andererseits freuen wir uns riesig, dass wir eine Medaille gewonnen haben und die Fans für uns begeistern konnten. In einigen Tagen werden wir uns auch richtig über Silber freuen können.» Serbien hatte das wohl grösste Spiel der gesamten WM hingelegt, als sie Olympiasieger und WM-Titelverteidiger Norwegen nach einem Sieben-Tore-Rückstand im Viertelfinale aus dem Turnier warfen. «Nach dieser Partie wussten wir, dass wir etwas ganz Großes erreichen können», meinte Teamkapitänin Andrea Lekic. Vor einem Jahr, bei der Heim-EM, hatten sie das Halbfinale erreicht, dann aber zweimal verloren und die Medaille verpasst. «Die haben wir uns jetzt zurückgeholt, auch wenn es mit dem obersten Platz auf dem Podium nicht geklappt hat. Wir können stolz sein, auf die Mannschaft, auf die WM, auf unsere Fans. Serbien ist spätestens jetzt wieder auf der Weltkarte des Handballs vertreten», meinte Lekic.


Serbien (oben). Die serbische Torhüterin Katarina Tomasevic freut sich über den Finaleinzug (Mitte). Die Brasilianerin Barbara Arenhart wurde als beste Torhüterin des Turniers gewählt.

«Wir kamen mit dem Ziel Medaille nach Serbien. DaSs es am Ende Gold wurde, ist ein Traum, das ist Morten Soubak, Trainer Brasilien unbeschreiblich» Die komplette serbische Regierung war beim Finale in der Halle, per Videobotschaft grüsste sogar der derzeit grösste serbische Sportler, Tennislegende Novak Djokovic.

Die gefallenen Favoriten

Europameister Montenegro konnte nie an die Form der EM 2012 und Olympia 2012 anknüpfen. Was sie vor einem Jahr stark machte, war diesmal das Problem, die Abhängigkeit von den Top-Torjägern Katarina Bulatovic und Milena Knezevic, die anno 2013 fernab ihrer Normalform waren. So verwunderte nicht, dass – wie schon bei der EM 2011 – das Aus im Viertelfinale kam, nach einer lethargischen Leistung gegen die Däninnen, die am Ende mit Bronze ihr erstes WM-Edelmetall nach dem Titel 1997 gewannen. Mehr Gedanken als um Montenegro muss man sich um Olympiasie-

ger Norwegen machen, die goldenen Jahre scheinen vorbei. Trainer Thorir Hergeirsson leistete sich viele taktische Fehler, zum Beispiel sass die zuvor überragende Linn Sulland beim Viertelfinalaus gegen den Gastgeber meist auf der Bank. Insgesamt liessen die Skandinavier Spritzigkeit und Tempospiel vermissen. Der zweimalige Vizeweltmeister Frankreich befindet sich im Umbruch, spätestens bei der EM 2014 muss mit dem Team des Neutrainers Alain Portes zu rechnen sein. Im Viertelfinale scheiterten sie an Polen, was allerdings eine grosse Enttäuschung war.

Das Leistungsgefälle

Immer mehr Experten und auch Trainer fordern die Wiedereinführung der B-Weltmeisterschaft bei den Frauen. Die Diskrepanz war einfach zu gross. Die Gegner werden jetzt ins Felde führen, dass mit Brasilien eine nicht-

europäische Mannschaft Weltmeister wurde – aber um das Team vom Zuckerhut oder Mannschaften wie Japan, Korea oder Angola geht es nicht, sondern um jene Teams, die sich als Dritt- oder Viertplatzierte ihres Kontinents qualifizierten. Apropos Qualifikation: Brasilien hat durch den Titelgewinn dafür gesorgt, dass 2015 zwei europäische Teams weniger dabei sind, als wenn Serbien Gold gewonnen hätte. Erstens qualifiziert sich der Weltmeister direkt, zweitens sichert er durch Gold einen zusätzlichen Platz für seinen Kontinent. Somit gehen 2015 fünf Mannschaften aus Panamerika an den Start.

Zuschauer-Weltrekorde

Gleich dreimal wurde während der WM der Zuschauer-Weltrekord für Frauenhandballspiele gebrochen. Das Viertelfinale Serbien – Norwegen sahen 15‘923 Zuschauer, das Halbfinale des Gastgebers gegen Polen 18‘236 Fans – und die Krönung war das Endspiel gegen Brasilien, als die KombankArena in Belgrad mit 19‘467 Zuschauern ausverkauft war. Diese Zahl dürfte fast ein Rekord für die Ewigkeit werden. Der serbische Handballverband hatte 40‘000 Ticketanfragen für das Endspiel. o 1/14 handballworld

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Bahnreise Samstag – Montag 2 Übernachtungen Fünfsternhotel Hyatt Regency, Bahnreise, Tickets VELUX EHF Final4 (4 Spiele, zweitbeste Kat.) CHF 840*/*** 2 Übernachtungen Dreisternhotel Burns fair and more, Bahnreise, Tickets VELUX EHF Final4 (4 Sp. zweitbeste Kat.) CHF 670**/*** * Zuschlag Doppelzimmer zur Alleinbenützung CHF 140/Nacht ** Zuschlag Einzelzimmer CHF 60/Nacht *** Richtpreis 2013. Exakte Bahnpreise 2014 noch nicht bekannt.

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Schlusspfiff

«Wir wollen mittelfristig in die

Finalrunde» Suhr Aarau will in die NLA und sich als Nummer eins im Kanton Aargau etablieren. Sportchef Martin Suter (52) spricht über Qualität, den Konkurrenzkampf mit Endingen und den Zuzug von Martin Pramuk. Text: Stephan Santschi Foto: zVg.

Martin Suter, Suhr Aarau führt die NLB-Tabelle an. Was ist für den Erfolg ausschlaggebend? Wir haben eine gute Breite im Team, dadurch können wir 60 Minuten auf einem sehr hohen Niveau spielen. Physisch sind wir parat. Im Weiteren ist die Altersstruktur in unserem Team viel besser geworden, nachdem wir im letzten Sommer mit Misha Kaufmann, Mathias Kasapidis und Ljubomir Josic erfahrene Spieler verpflichtet haben. Wie sieht euer Spielstil aus? Wir pflegen eine aggressive 3:2:1-Deckung und setzen auf Gegenstösse. Im Angriff spielen wir mit Tempo und Druck. Dabei bauen wir auf unsere gut ausgebildeten und vielseitigen Spieler. Eine Stärke ist die Zusammenarbeit von Rückraumspieler Kaufmann und Kreisläufer Kasapidis. Grundsätzlich müssen wir uns die Tore herausspielen, weil wir keine Spieler mit grossen Shooterqualitäten haben. Im letzten Jahr hat der ehemalige Jugendkoordinator Patrik Fend das Traineramt übernommen. Ein richtiger Entscheid? Der Entscheid war die Folge der sehr guten Arbeit, die Patrik mit den U19-Elite-Junioren geleistet hat. Patrik ist ein junger, engagierter und gut ausgebildeter Trainer. Seine Stärken liegen in der weiteren Ausbildung der jungen Spieler, sei das im Spielverhalten, in der Athletik und Analyse des Spiels. Natürlich hat er nicht die Erfahrung eines ehemaligen Bundesliga-Profis, doch dafür bringen sich die routinierten Spieler Kaufmann und Kasapidis ein und können so die jungen Nachwuchsspieler in ihren Spielabläufen und ihrer Technik weiter bringen. Welche Ziele setzt sich Suhr Aarau? Wir wollen aufsteigen, ganz klar. Die Ausgangslage ist sehr spannend. Endingen und wir liegen nahe beieinander. Für Endingen sprechen das gute Publikum, sowie die Tatsache, dass Mannschaft und Trainer schon lange zusammen sind. Trotzdem sehe ich leichte Vorteile bei uns, weil wir die grössere Dichte und mehr gestandene NLA-Spieler im Kader haben. Gelingt uns der Aufstieg, wollen wir in der NLA bleiben und mittelfristig in die Finalrunde. Deshalb haben wir für die nächste Saison Martin Pramuk verpflichtet. Sie sprechen den bemerkenswerten Wechsel des Keepers von Pfadi Winterthur an. Welche Rolle soll der ehemalige slowakische Natio-

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nalgoalie übernehmen? Wir setzen auf seine Erfahrung, er kennt alle NLA-Spieler. Im Handball macht ein Goalie 25 bis 30 Prozent des Erfolgs aus. Zudem wird er unsere jungen Torhüter ausbilden, unsere Nachwuchs-Nationalgoalies sollen von ihm profitieren. Er ist bei uns aber kein Vollprofi. Hat Suhr Aarau Vollprofis im Team? Josic ist Profi. Kaufmann hat ein Teilpensum, er ist unser U17-Elite-Trainer und Organisator des Handballcamps. Kasapidis ist Halbprofi. Der Rest sind hauptsächlich Studenten, Sport-Kantischüler und Spieler in einer Sportler-Lehre. Wie gross ist das Budget für die 1. Mannschaft? Ich möchte keine Zahl nennen, wir haben aber sicher das höchste Budget der NLB. Um dereinst die Finalrunde der NLA erreichen zu können, brauchen wir zusätzliche 200‘000 Franken. Wir haben zwar dank unseren vielen Titeln im Nachwuchs und zahlreichen Nachwuchs-Nationalspielern wieder ein gutes Image. Die Mittelbeschaffung gestaltet sich aber sehr schwierig. Sechs Aargauer Teams spielen in der NLB, keines in der NLA. Die Zusammenarbeit ist mangelhaft. Tut sich in dieser Hinsicht etwas? Wir sehen uns als führenden Ausbildungsverein im Kanton Aargau. In dieser Rolle streben wir eine Zusammenarbeit an. Mit vereinzelten NLBKlubs aus dem Aargau haben wir Gespräche aufgenommen. Sollte uns der NLA-Aufstieg gelingen, möchten wir bestimmte Spieler in der NLB zum Einsatz kommen lassen. Ganz im Sinn der stufengerechten Ausbildung. Noch kann ich nicht mehr verraten. Doch es gibt Vereinsführungen, die sich kooperativ zeigen. o


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