Grüne Stadt Mödling 4. Ausgabe 2015

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GRÜNE GABE 4/2015 S U A STA DT h Ing. Köck OG Zugestellt durc

TT ER GRÜNE BLA DAS MÖDLING

Interkulturelle Wanderung zur Burg Mödling

INHALT ......................................................................

MÖDLING HILFT

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EDITORIAL

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CONNECT MÖDLING

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FLÜCHTLINGSNETZWERK P-DORF

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GELUNGENE INTEGRATION

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SCHÖN, DASS IHR DA SEID! MÖDLING HILFT Zigtausende Menschen kommen auf ihrer Flucht vor Krieg und Terrorismus nach Österreich. Schreckliche Bilder aus Traiskirchen lassen die Überzeugung wachsen, dass auch die Stadt Mödling ihren Beitrag zur Unterbringung und Integration der Flüchtlinge leisten muss. Anfängliche Ratlosigkeit entwickelt sich letztlich zu einer eindrucksvollen Hilfsbewegung: Eine von den Grünen initiierte Auftaktveranstaltung für das Flüchtlingshilfsnetzwerk „CONNECT Mödling“ findet breites Interesse. Mehrere Initiativen bündeln ihre Tätigkeit unter einem gemeinsamen Dach.

SEITEN DES VIZE

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NEUSIEDLERVIERTEL

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GRIN BARBARA HARRAMACH

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EUROPA

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ENERGIESPARTIPPS

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DIE VERANSTALTUNG

DAS MÖDLINGER WASSER

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GRÜNER AUSFLUG SÜDHEIDE

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WINTERLEKTÜRE

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OFFENER BÜCHERSCHRANK

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WIENER WAHLEN / WALD

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KINO / BENEFIZKONZERT

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Der Aufruf zu einer Auftaktveranstaltung mit dem Titel „Mödling hilft“ im Schöffel-Haus am 14. September findet ein überwältigendes Echo: Rund 200 MödlingerInnen füllen den Saal, sodass für einige nur mehr Stehplätze zur Verfügung stehen.

THEATERSAISON

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CULT-UHR

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IM PR E SS U M

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Nachdem Vizebürgermeister Gerhard Wannenmacher in seiner Begrüßung deutlich macht, dass das Ziel der Veran-

staltung die Schaffung eines überparteilichen Flüchtlingshilfe-Netzwerks ist, erzählt Alev Korun von ihren Erfahrungen beim Besuch eines ungarischen Flüchtlingslagers, am Grenzübergang Nickelsdorf und auf dem Wiener Westbahnhof. Sie berichtet auch von ähnlichen Initiativen in Wien, stellt verschiedene Möglichkeiten der Flüchtlingshilfe vor und nennt Quellen, aus denen sich Hilfswillige Informationen besorgen können. Weiter auf Seite 2


FLÜCHTLINGE LIEBE MÖDLINGERINNEN UND MÖDLINGER! Am 30. 9. 1995 – also vor 20 Jahren – fand die Gründungsversammlung der Grünen Mödling statt. Schon seit 1990 waren Grüne im Mödlinger Gemeinderat vertreten. Waren die Grünen damals eine kleine Gruppe hauptsächlich aus Wien Zugezogener, die sich in ihrer neuen Heimat zu verankern suchten, sind sie heute in der Mitte der Mödlinger Gesellschaft angekommen. Viele in Mödling Geborene sind dazugestoßen. Grüne sind in Vereinen und Initiativen in Mödling aktiv und zeigen sich bei Veranstaltungen: von Fahrrad-, Sport- und Kulturinitiativen über Gedenkveranstaltungen und Feuerwehrfeste bis zum Fasching. Die Angst, bei den Grünen „anzustreifen“, ist weitgehend verschwunden. Wer hätte gedacht, dass eine von Grünen GemeinderätInnen gestartete private Initiative zur Gründung eines überparteilichen Flüchtlingshilfsnetzwerks einen derart überwältigenden Zulauf erhält, wie dies gerade jetzt der Fall ist. (Übrigens passiert Ähnliches wie in Mödling überall, wohin man blickt.)

Ulla Binder, Gerhard Wannenmacher, Alev Korun, Barbara Ferraris (v. l.)

Anschließend erklärt eine Asylrechtsspezialistin des Diakonie-Flüchtlingsdiensts die Abläufe beim Asylverfahren in Österreich. Ulla Binder, Leiterin des „tralalobeHauses“ für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der Diakonie in Mödling, berichtet über spezielle Regelungen für jugendliche Flüchtlinge und über die Möglichkeit, Patenschaften zu übernehmen. Da die Ausbildungskurse für Flüchtlingspaten

Es gibt offenbar sehr viele Menschen, die ähnlich „ticken“, denen Nachhaltigkeit, Anstand und Menschlichkeit wichtig sind, wenn sie auch nicht alle bei der Wahl das Kreuzerl bei den Grünen machen.

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Schließlich berichtet Barbara Ferraris vom Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf über diese Organisation, die ja Vorbild für die Mödlinger Initiative ist. (Das Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf stellt sich in dieser Zeitung auf Seite 6 selbst vor.) Die nachfolgenden Wortmeldungen aus dem Publikum zeigen die große Bereitschaft, konkret etwas für die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen in Mödling zu tun, aber auch Unzufriedenheit mit dem unentschlossenen Vorgehen der österreichischen Regierung bei der Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen.

Die Wahlergebnisse in Oberösterreich und Wien zeigen allerdings, dass diese „Koalition der Menschlichkeit“ noch wachsen muss. Wir müssen Vorbilder in Sachen Humanität und Nachhaltigkeit sein. Wir müssen überzeugen, dass auf Hass und „Wurschtigkeit“ keine lebenswerte Zukunft aufzubauen ist. Alfred Trötzmüller

derzeit ausgebucht sind, bietet die Diakonie nun zusätzliche Workshops für Personen an, die an einer Patenschaft interessiert sind. Ulla Binder verweist auch auf die Homepage des Diakonie-Flüchtlingsdiensts https:// fluechtlingsdienst.diakonie.at, auf der laufend mitgeteilt wird, welche Sachspenden gerade benötigt und welche Freiwilligen-Hilfsleistungen gesucht werden.

KONKRETE ERGEBNISSE

Alev Korun

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Hervorzuheben ist das Angebot von ASKÖ-Mödling-Obmann Stephan Schimanowa, ab sofort Gratis-Plätze


FLÜCHTLINGE

in den Bewegungs- und Turneinheiten für Flüchtlingskinder zwischen 4 und 10 Jahren zur Verfügung zu stellen und jeden Mittwochnachmittag eine ganze Bewegungseinheit für jugendliche Flüchtlinge zu organisieren. Auch ande-

re Vereine seien bereit, Flüchtlingen die Teilnahme an ihrem Sportangebot zu ermöglichen.

WIE GEHT’S WEITER?

Es wird auch bekanntgegeben, dass die Mödlinger Feuerwehr, die kürzlich vorbildlich eine Sammlung von Sachspenden für Flüchtlinge organisiert hat, auch ein Fest für Flüchtlinge veranstalten wird.

Leider gelingt es aufgrund der fortgeschrittenen Stunde unmittelbar nach der Veranstaltung am 14. September nicht mehr, dass sich eine Kerngruppe für „CONNECT Mödling“ bildet, die die weitere Organisation übernimmt. Dies bleibt dem Folgetermin am 21. 9. vorbehalten, über dessen Ergebnisse in dieser Zeitung getrennt berichtet wird (Seite 4).

Dach von „CONNECT Mödling“ weiterzuführen und zu bündeln.

ALLE GEMEINSAM

 Alfred Trötzmüller

Und das erfreulichste Ergebnis an diesem Abend: Die Organisatorinnen von „Nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ und „Willkommen in Mödling“ erklären sich bereit, ihre Initiativen unter dem

Eine gute Zusammenstellung vieler Möglichkeiten, Flüchtlinge zu unterstützen, ist zu finden auf www.gruene.at/helfen.

DIE VORGESCHICHTE Als sich im Frühsommer die katastrophale Situation der Flüchtlinge im überfüllten Erstaufnahmelager Traiskirchen immer mehr zuspitzt, die meisten Bundesländer und Gemeinden keine echte Bereitschaft zeigen, ihren angemessenen Beitrag bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu leisten, und auch aus der traditionell für Flüchtlinge offenen Stadt Mödling nur die hilflose Meldung kommt, dass die Gemeinde keine Möglichkeiten habe, zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen, erscheint es den Grünen immer dringlicher, sich der Sache anzunehmen: Eine Diskussionsveranstaltung wird für den 14. 9. 2015 organisiert und die Grüne Migrationssprecherin im Nationalrat Alev Korun wird dazu als Referentin eingeladen. Dann ergibt sich für die Grünen GemeinderätInnen kurzfristig die Möglichkeit, mit dem bereits erfolgreich tätigen Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf Kontakt aufzunehmen, das schließlich bei einer Grünen Klubsitzung über seine Aktivitäten berichtet. Dabei wird klar, dass auch Mödling ein Netzwerk Freiwilliger braucht, die bereit sind, ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung mitzuarbeiten und vor allem auch Wohnraum für Flüchtlinge zu organisieren. Und man/frau erkennt auch, dass das nur funktionieren kann, wenn diese Organisation über das Umfeld einer einzelnen politischen Partei hinausgeht und – im Sinne von Parteipolitik – „unpolitisch“ agiert. Aber irgendwer muss den Anstoß dazu geben!

DER START Die Grünen rufen also eine „private Initiative“ ins Leben, deren Ziel es sein soll, Flüchtlinge freundlich zu empfangen, sie mit Notwendigem zu unterstützen und vor allem auch ein nachbarschaftliches Verhältnis zwischen MödlingerInnen und den in Mödling untergebrachten Flüchtlingen aufzubauen. In Anlehnung an ähnliche Initiativen in anderen Orten wird der Name „CONNECT Mödling“ geboren. Die schon vorher geplante Veranstaltung am 14. 9. soll nun als Auftakt für dieses überparteiliche Hilfsnetzwerk genutzt werden. Der Mödlinger Webdesigner Gernot Puschner und Grün-Gemeinderätin Anna Teichgräber gestalten und betreuen unentgeltlich eine Website und entwerfen einen Schriftzug für „CONNECT Mödling“. Mit einem Werbeflyer, dessen Druck die Grünen finanzieren und der auch vorwiegend von den Grünen unters Volk gebracht wird, wird zur Auftaktveranstaltung am 14. 9. und zu einem Vernetzungstreffen eine Woche darauf eingeladen.

ANDERE INITIATIVEN Parallel zur Grünen Initiative startet auch die Mödlinger Gastronomin Doris Pikisch unter dem Titel „Nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ einen Aufruf zu koordinierter Flüchtlingshilfe und bietet selbst eine Wohnung für Flüchtlinge an. Als Reaktion auf „CONNECT Mödling“ ruft SPÖ-Stadträtin Karin Wessely gemeinsam mit dem Jugendrotkreuz ebenfalls eine Initiative mit dem Namen „Willkommen in Mödling“ ins Leben. Beide Initiativen werden schließlich mit „CONNECT Mödling“ vereinigt.

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FLÜCHTLINGE

CONNECT MÖDLING MÖDLINGER FLÜCHTLINGSHILFE VERNETZT SICH Viele Menschen haben die Einladung von Anna Teichgräber und Veronika Haschka zur Auftaktveranstaltung von CONNECT Mödling angenommen, um sich gemeinsam für ein besseres Miteinander einzusetzen. Ein lokales, überparteiliches und stetig wachsendes Netzwerk, getragen von vielen Freiwilligen, ist in Mödling entstanden. HELFEN VERBINDET – DURCH RESPEKTVOLLE KOMMUNIKATION CONNECT Mödling bietet die Möglichkeit, sich einzubringen, Menschen kennenzulernen und die Erfahrung zu machen, dass Heimat auch dadurch entsteht, indem man sein Umfeld aktiv mitgestaltet und neue Kontakte knüpft. „Ich bin froh dass CONNECT Mödling gegründet wurde und dort alle Fäden zusammenlaufen. Es gibt so viele Menschen, die helfen wollen. Gemeinsam werden wir es schaffen, den Flüchtlingen in Mödling das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.“ Heidi Naumann, (Initiatorin und Aktionsleiterin des Malnachmittags)

war ein spannender und konstruktiver Abend. Über 150 MödlingerInnen und Menschen aus der unmittelbaren Umgebung haben sich am Abend des 21. September 2015 in der Bühne Mayer versammelt. Der sich in kurzer Zeit immer stärker füllende Bühnenkeller hat deutlich gezeigt, dass die Bereitschaft zu helfen und sich einzubringen groß ist.

DEN STEIN INS ROLLEN BRINGEN Der Plan war, ausgehend von der virtuellen Vernetzung im Internet (www. connectmoedling.at) ein lokales Netzwerk ins Leben zu rufen. Die für die Kick-off-Veranstaltung gewählte Open-Space-Technik erlaubte es, dass alle Anwesenden sich einbringen

INTEGRATION IST KEINE EINBAHNSTRASSE

In den Gruppen wurden grundlegende Pläne für unsere nächsten Schritte geschmiedet. Für jeden Arbeitsbereich haben ein bis zwei besonders engagierte Personen die Gruppenleitung und die Rolle der Ansprechperson für Anfragen übernommen. Am Ende des Abends wurden die Gruppenergebnisse zusammengefasst und für alle Besucher der Veranstaltung präsentiert.

DAS ERGEBNIS DER AUFTAKTVERANSTALTUNG „Super, dass Sie alle dieses Netzwerk aufgebaut haben und dass es auch so lebendig ist! Das ist ein schönes Beispiel für internationale Solidarität im Alltag.“ Elisabeth Klatzer

Für das Gelingen der Integration ist die Bereitschaft der MödlingerInnen ein ebenso entscheidender Faktor wie das umsichtige Vorgehen der vielen, stark belasteten Menschen, die einen weiten Weg hinter sich gebracht haben, um vor Krieg und Terror zu fliehen, um hier wieder von Null anzufangen.

Veronika Haschka

Anna Teichgräber

CONNECT Mödling zeigt, dass hier beide Seiten gefragt sind. Nur aus respektvollen, persönlichen Begegnungen kann gute Nachbarschaft entstehen.

Gemeinsam wurden sechs grundlegend wichtige Aktionsbereiche von CONNECT Mödling definiert. Hier zum Kennenlernen eine Auswahl der in den Gruppen stattfindenden Aktivitäten:  Organisation, Strukturentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen Gruppenleitung: Anna Teichgräber, Kontakt: organisation@connectmoedling.at Diese Gruppe steht in engem Kontakt mit allen anderen Arbeitsgruppen, unterstützt die Administration, Vernetzung und PR. Die in dieser Gruppe beschlossene Vereins-

DIE AUFTAKTVERANSTALTUNG Die von Anna Teichgräber (Initiatorin) und Veronika Haschka (Moderation und Prozessbegleitung) geführte Auftaktveranstaltung von CONNECT Mödling

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konnten. Mit konstruktiven Beiträgen kann nun das von vielen Einzelpersonen getragene Netzwerk weiter geknüpft werden.

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FLÜCHTLINGE Alltagsorganisation, Deutschkursen, Schule/Kindergarten persönlich zu unterstützen und Freizeitbeschäftigungen anzubieten, bei denen sie die Möglichkeit haben mit Menschen aus Mödling regelmäßig und unkompliziert in Kontakt zu kommen.

gründung gibt CONNECT Mödling als gemeinnützige Koordinationsplattform eine geeignete Rechtsform. Der Vorstand steht als Ansprechpartner für die Stadtgemeinde und Institutionen zur Flüchtlingsbetreuung zur Verfügung.

KONTAKTIERE UNS!  Bildung & Sprache Gruppenleitung: Ingrid Kuhn Sprachkurse: Ana Kumposcht Produkt des Spielevormittags in St. Michael Kontakt: bildung&sprache@ werden, um zusammenzufinden, Tee connectmoedling.at zu trinken, Gespräche zu führen. Die Diese Gruppe arbeitet derzeit, mit regelmäßig stattfindenden ASKÖUnterstützung des BACH-BildungsSportangebote werden von vielen zentrums und mit dem LernQuaKindern und Jugendlichen mit viel drat, an der Implementierung von Freude genutzt. Deutschkursen für verschiedene Sprachniveaus. Die Sprachkurse sind für Anfang November geplant und die Termine sollten Ende Oktober über die Webseite abrufbar sein.  Wohnen Gruppenleitung: Ingrid Mückstein, Kontakt: wohnen@connectmoedling.at Sowohl für Quartiergeber als auch für Wohnungssuchende bietet der eigens gegründete Verein „CONNECT Mödling WOHNEN“ Beratung bei der Erstellung von Miet- oder Prekariumsverträgen. An Initiativen zur Bereitstellung von finanzieller Hilfe und Orientierung am Wohnungsmarkt wird gearbeitet.  Freizeit &Treffpunkt Gruppenleitung: Susanne Uhlirtz, Kontakt: freizeit&treffpunkt@ connectmoedling.at Eine sonniges Bild der multikulturellen Herbstwanderung mit den Jungs aus der Jägerhausgasse, zu der Susanne Bauer-Rupprecht eingeladen hat, ist auf der Titelseite dieser Ausgabe der Grünen Stadt zu sehen. Der wöchentliche Treffpunkt am Samstag im evangelischen Gemeindehaus kann von Interessierten schon als gute Gelegenheit genutzt

Eine große Jamsession im Haus der Jugend nutzt die Kraft der Musik, um die Sorgen für eine Weile hinter sich zu lassen.  UMF – unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge Gruppenleitung: Barbara Kreuzer Kontakt: umf@connectmoedling.at Diese Gruppe kümmert sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Mödling, die derzeit die größte Gruppe der in Mödling lebenden Flüchtlinge bilden. Sie vernetzt sich mit den Betreuungseinrichtungen, unterstützt beim Deutschlernen, begleitet zu Arztterminen, vermittelt Patenschaften und organisiert Freizeitaktivitäten.

Interessierte, die nicht bei der Auftakt-Veranstaltung waren, sind herzlich eingeladenen sich bei einer Arbeitsgruppe nach Wahl einzubringen.

EIN POTPOURRI AN CONNECT-MÖDLINGAKTIONEN Ausflüge, Arztbegleitung, Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien und Wörterbüchern, Deutschunterricht und Konversationskurse, Wohnungssuche, Spielevormittage, Malnachmittage, sich ohne Konsumzwang nachmittags zu treffen, Tee zu trinken und sich kennenzulernen, Musik machen, gemeinsam kochen, mit Kindern spielen, Gespräche führen, Charity-Veranstaltungen bewerben, durch die Stadt spazieren, ein Radreparaturworkshop, Beratung für Patenschaften u. v. m. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle! Mehr Infos gibt es auf der Webseite von CONNECT Mödling. Der Online-Terminkalender liefert eine Übersicht über unsere Events. Wir möchten dich einladen zu überlegen, mit welchen Aktionen du dich gerne einbringen möchtest.

 Anna Teichgräber und  Familie Gruppenleitung: Elfriede Jeglitsch Kontakt: familie@connectmoedling.at Diese Gruppe aus dzt. 10 engagierten Frauen, hat sich zur Aufgabe gemacht, ein Buddysystem und Netzwerk für Flüchtlingsfamilien in privaten Unterkünften zu etablieren. Das Ziel ist, die Familien hinsichtlich Wohnsituation, Behördenwegen,

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Theresa Wendt (Mitglieder des Vorstands von CONNECT Mödling.)

Info & Kontakt: www.connectmoedling.at www.facebook.com/connectmoedling hilfe@connectmoedling.at Spendenkonto: IBAN AT47 2011 1286 4627 5707 BIC GIBAATWWXXX

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FLÜCHTLINGE

FLÜCHTLINGSNETZWERK PERCHTOLDSDORF Wie eine Idee das Leben vieler zum Positiven verändert hat. Nicht nur das der Flüchtlinge. Und wie sie Vorbild und Anstoß für ähnliche Initiativen in vielen Gemeinden wurde. GEMEINSAME ANSTRENGUNG, WACHSENDE GEMEINSCHAFT Den Namen hätte man sicher einfacher wählen können. Selbst heute, rund 10 Monate nach Entstehen, kommen nicht einmal den fleißigsten Deutschlernern aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan die Worte „Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf“ fehlerfrei über die Lippen. Aber alle 81 wissen: Deswegen bin ich hier. Die initiativen PerchtoldsdorferInnen wollten genau mir in meiner Notsituation helfen. Am Anfang stand eine vage Idee. Die Hoffnung, jenen Menschen, die ihre Heimat aufgrund von Krieg, Verfolgung, Hunger oder Armut verlassen mussten, gemeinsam besser helfen zu können. Wenige Stunden später stand die Idee auf zahlreichen Flyern und die wurden zu den Weihnachtsfeiertagen bei jeder Messe der katholischen und evangelischen Kirche verteilt. Weitere 14 Tage später dann das erste Treffen derer, die angeregt durch Flugzettel und Mundpropaganda aktiv werden wollten, aber oft noch nicht wussten wie. Der Kreis aus 20 Sesseln wuchs an diesem Abend auf alle verfügbaren Sessel an. Der Rest, der rund 120 Interessierten diskutierte im Stehen darüber, wie Perchtoldsdorf zu einem Ort werden könnte, der geflüchteten Menschen eine neue Heimat sein will. Gegen Ende des Abends war nicht nur die herumgereichte Liste voll mit Namen und einigen Hilfsangeboten. Es gab auch zwei ganz konkrete Wohnraumangebote – DER entscheidende erste Schritt, damit das Netzwerk seine Arbeit aufnehmen konnte.

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EIN KLEINBUS, EINE GROSSE BEWEGUNG Vier Wochen später fuhr in Perchtoldsdorf ein Kleinbus aus Traiskirchen vor, Familie Al Abd kam als erste an. Wie die jungen Syrer hat heute jede der 14 Familien und haben auch die Frauen und Männer in den Wohngemeinschaften ein, zwei oder mehrere FamilienbetreuerInnen. Sie sind die wichtigsten AnsprechpartnerInnen für die Flüchtlinge, aber auch für die VermieterInnen. Die FamilienbetreuerInnen helfen gemeinsam mit Diakonie und Caritas bei der Vertragsgestaltung, begleiten bei Behördenwegen, sind Zuhörer, Berater, vielfach auch Freund. Außerdem geben sie Angebote aus dem Flüchtlingsnetzwerk an die Familien weiter. Und das sind mittlerweile ganz schön viele. Täglich lädt die Initiative zum Deutschkurs ins Pfarrheim. Auf sechs unterschiedlichen Niveaus wird dort, angeleitet von mehr als 20 DeutschlehrerInnen, gemeinsam gelernt. Ziel ist es, die SchülerInnen auf die notwendigen Deutschprüfungen vorzubereiten. Nebenher ist der Deutschkurs ein geselliger Ort, schafft in seiner Regelmäßigkeit eine Tagesstruktur, die viele in ihrer Ausnahmesituation schätzen. Seit kurzem können offene Fragen aus dem Deutschkurs zwei Mal pro Woche auch nachmit-

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tags besprochen werden. Das Lerncafé Treffpunkt, das ebenfalls in den Räumlichkeiten der katholischen Kirche eröffnet hat, versteht sich aber auch als Ort des lockeren Austauschs bei Kaffee und Jause. Kinder können im Treffpunkt ihre Hausaufgaben machen sowie Nachhilfe bekommen, Kleinkinder können spielerisch Deutsch lernen. Unter den mehr als 150 Personen, die das Flüchtlingsnetzwerk regelmäßig oder punktuell unterstützen, gibt es aber auch einige, die als persönliche LernbetreuerInnen nach Hause kommen. Ein anderes Team an Freiwilligen hat die anfangs recht chaotisch gesammelten Spenden, die in einem Lagerraum der Gemeinde auf dem Wirtschaftshof untergebracht werden konnten, sortiert und beschriftet und so hergerichtet, dass es jetzt Freude macht, dort nach Dingen des Alltags zu suchen. In Kürze wird das Spendenlager an einen zentraleren Ort übersiedeln und auch


FLÜCHTLINGE VORBILD FÜR MÖDLING Das Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf hat in der Praxis gezeigt, wie es möglich ist, Flüchtlinge in der Gemeinde willkommen zu heißen und Wohnraum für sie zu organisieren. Verbunden mit der Vermittlung notwendiger Gebrauchsgüter, dem Angebot von Deutschkursen, Begegnungsmöglichkeiten mit der ansässigen Bevölkerung, Freizeitaktivitäten, Unterstützung bei Behördenwegen und Bemühungen um Arbeitsmöglichkeiten für die Flüchtlinge werden damit auch die Voraussetzungen für ein gedeihliches Miteinander geschaffen. PerchtoldsdorferInnen, die sich nicht selbstverständlich bei Bedarf etwas Neues leisten können, offen stehen.

VON FLÜCHTLINGEN FÜR FLÜCHTLINGE Drei PerchtoldsdorferInnen und ein junger Syrer bilden ein Projektteam, das sich um legale Beschäftigungsmöglichkeiten für AsylwerberInnen kümmert. Eine erste Aufgabe ist bereits gefunden: Einige der neuen PerchtoldsdorferInnen lernen im ortsansässigen Radgeschäft, wie man Fahrräder repariert und stellen jene 10 Räder, die derzeit zwar vorhanden, aber nicht einsatzbereit sind, dann anderen Flüchtlingen zur Verfügung. Oder, ein letztes Beispiel: Gesponserte Computer werden mit Flüchtlingen für Flüchtlinge hergerichtet. Auch ein Computerkurs ist in Vorbereitung. Besonders schön bei all dem, weil ein ungeplantes Nebenprodukt der gemeinsamen Anstrengungen: Auch die PerchtoldsdorferInnen wachsen zusammen. Durch das gemeinsame Projekt entsteht Gemeinschaft. Fazit heute, ein Willkommensfest (über 200 BesucherInnen, gemeinsames Kochen mit und Eröffnungsreden von den neuen MitbürgerInnen), mehrere Freizeitaktivitäten (Wanderung, Gartenfest, Lesung, etc.) und eine Auszeichnung (Integrationsgemeinde 2015) später: Es gibt immer mehr Ressourcen als man glaubt! Es muss nur einer den ersten Schritt machen. Dann bekommen die

Zahlen aus der Zeitung ein Gesicht, viele Ängste relativieren sich.

REDEN, INFORMIEREN, AKTIVIEREN Das Flüchtlingsnetzwerk ist seit seiner Gründung kontinuierlich gewachsen, hat heute ein organisatorisches Kernteam, bestehend aus acht Personen, viele bereits realisierte Ideen, viele, die erst in Planung sind. Demnächst bezieht man einen Arbeitsraum im Gemeindeamt, um nicht ständig im Gehen, im Kaffeehaus oder vom Fahrrad aus organisieren zu müssen. Um über Perchtoldsdorf hinaus zu wachsen, lud man die Bürgermeister der 20 Bezirksnachbarn zu einem Treffen. Fast jede Gemeinde hat daraufhin zu einem ersten Vernetzungstreffen geladen, die PerchtoldsdorferInnen waren als gern gesehene Berater dabei. In Kürze findet ein Folgetermin statt. Aber auch im Ort wissen noch nicht alle, dass es das Flüchtlingsnetzwerk gibt oder wie sie zusammen mit anderen aktiv werden können. Also lädt man jeden ersten Dienstag im Monat zum Perchtoldsdorfer Flüchtlingsgespräch.

 Inge Schedler (Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf)

Fragen und Angebote bitte an: www.fluechtlingsnetzwerk.at, mitmachen@fluechtlingsnetzwerk.at, Telefon 0664 8412823.

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Das Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf war und ist Vorbild für CONNECT Mödling. Wenngleich die Situation in Mödling durch die vorhandenen Betreuungseinrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge grundlegend anders ist, muss es doch auch hier das Ziel sein, Wohnraum für Erwachsene und Familien anzubieten.

WOHNRAUM GESUCHT Das Mietrecht, das dabei natürlich anzuwenden ist (außer wenn die Wohnung kostenlos zur Verfügung gestellt wird), erschwert dies. Die Aktionsgruppe Wohnraum von CONNECT Mödling entwickelt gerade ein Modell, das es ermöglichen soll, Wohnungen an Flüchtlinge auch ohne die gesetzliche 3-jährige Mindestbindung zu vermieten. Ein Problem stellen auch die im Verhältnis zu den ortsüblichen Mieten sehr niedrigen Mietzuschüsse für Flüchtlinge dar, sodass die Wohnungsvermietung an Flüchtlinge beileibe kein Geschäft ist, sondern eines gewissen Idealismus bedarf. Wenn Sie Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollen, wenden Sie sich bitte an Ingrid Mückstein, E-Mail: wohnen@connectmoedling.at.

 Alfred Trötzmüller

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FLÜCHTLINGE

EIN GELUNGENES BEISPIEL VON INTEGRATION IN (NIEDER)ÖSTERREICH Elias Khodadad kam 2004 als 12-jähriger nach einer endlos langen, gefährlichen Flucht aus Afghanistan nach Österreich. Er musste fliehen, da seine Familie schutzlos war, seit sein Vater, als er 9 Jahre alt war, ermordet worden war. Seine Fluchtroute führte ihn über den Iran, die Türkei, Griechenland und Italien nach Österreich. Als er hier ankam, wusste er weder, wo er war, noch konnte er sich in irgendeiner Weise verbal verständigen. Heute ist er 23 Jahre alt, österreichischer Staatsbürger und voll integriert. Am 9. 9. 2015 war Elias so freundlich und nahm sich Zeit, der „Grünen Stadt“ ein Interview zu geben. Am Ende des Gesprächs verlangte Elias ausdrücklich, dass die Menschen, die ihm zur Seite standen, im Interview namentlich erwähnt werden! Grüne Stadt: Elias, für mich ist deine Geschichte in Österreich, zumindest im Vergleich mit vielen anderen, ein Best-Practice-Beispiel. Heute, nach ziemlich genau 11 Jahren in Österreich, bist du österreichischer Staatsbürger, sprichst fließend deutsch, hast einen abgeschlossenen Lehrberuf als Maschinenbauer und betreust zur Zeit selbst afghanische Flüchtlinge im Heilpädagogischen Zentrum Hinterbrühl. Wie hast du die vergangenen 11 Jahre erlebt? Was ist deiner Meinung nach gut, was schlecht gelaufen? Wo gab es und gibt es Verbesserungspotenzial? Elias: Ich hatte Glück. Als wir 2004 in Kärnten die österreichische Grenze passierten, setzte mich der Schlepper in ein Taxi nach Wien und der Taxifahrer brachte mich zum Bundeskriminalamt. Als dort nach Stunden eine Frau auf mich aufmerksam wurde, wurde ich registriert, im Spital behandelt – ich hatte einen Ausschlag am gesamten Körper – und nach Traiskirchen gebracht. Auch damals war dort zu wenig Platz, ich musste am Gang schlafen und fürchtete mich sehr. Ich wurde dann aber relativ bald ins HPZ Hinterbrühl gebracht und in einer Wohngruppe aufgenommen.

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Wusstest du, dass du in ein „Kinderheim“ gebracht worden warst? Nein! Ich wusste gar nichts! Bis ich ins HPZ Hinterbrühl kam, habe ich gar nicht erfahren, was mit mir als Nächstes geschehen würde. Und im Heim war anfangs die Sprachbarriere zu groß, es gab keinen Dolmetscher. Ich glaubte lange Zeit, in einer Gemeinschaft mehrerer Familien zu leben, die ihre Kinder selbst beschulen. Es war mir nicht klar, dass ich in einem Landesjugendheim lebte und in eine öffentliche Schule mit Kleinklassen ging. Erst nach und nach begann ich die Zusammenhänge und Strukturen zu begreifen. Das heißt, du hättest dir gewünscht, dass dich jemand in deiner Sprache über alles informiert? So, wie du es jetzt für die neu angekommenen Jugendlichen tust? Genau! Das hätte vieles leichter gemacht. Überhaupt ist schnelle und ausreichende Information neben einer Grundversorgung zu Beginn das Allerwichtigste! Es nimmt einem die Angst und gibt einem Orientierung! Nur wenn ich informiert bin, kann ich selbst aktiv werden und mich um mein Leben und meine Zukunft in dem fremden Land kümmern. Besonders wichtig ist das bei jungen Menschen. Sie müssen schnell und gut informiert werden, um noch rechtzeitig

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in das österreichische Bildungssystem integriert werden zu können, bevor sie zu alt dafür sind! Bist du aus dem schulpflichtigen Alter heraus, wird es viel, viel schwieriger noch zu einer vernünftigen Ausbildung zu kommen! Bei dir hat das mit Hilfe der Betreuer im HPZ gut geklappt, soviel ich weiß. Ja, nach der Schule habe ich mich entschieden, eine Lehre zu machen. Ich konnte bei der Fa. Stipschitz schnuppern und danach begann ich eine Lehre bei der KBA. Das war nicht ganz einfach, denn ich stand unter „subsidiärem Schutz“, dieser Status musste jedes Jahr verlängert werden. Afghanistan galt damals ja als sicheres Land! Aber bei der KBA war man sehr interessiert an mir und ich wurde gut unterstützt. Dann hast du 2012 die Lehre abgeschlossen und wurdest bei der KBA angestellt. Und konntest in eine eigene Wohnung ziehen? Ja, mit anderen Jugendlichen zusammen. 2014 musste die KBA dann Mitarbeiter abbauen und ich wurde mit Februar 2015 gekündigt. Mein ehemaliger Betreuer vom HPZ, Christian Geldmacher, informierte mich dann, dass das HPZ mich als Dolmetsch und Betreuer für afghanische minderjähri-


FLÜCHTLINGE ge Flüchtlinge brauchen würde. Nach 3-monatigem ehrenamtlichem Einsatz wurde ich zuerst geringfügig angestellt. Später bekam ich einen Vollzeit-Vertrag beim Verein „Jugend und Arbeit“. Gleichzeitig mache ich jetzt einen Kurs für die Berufsreifeprüfung, der von der KBA-Stiftung gezahlt wird. Wenn ich die geschafft habe, möchte ich gerne eine Ausbildung im Sozialbereich machen. Im Oktober mache ich schon einmal die Gruppenhelferausbildung in St. Pölten.

einerseits aus mangelndem Sprachverständnis, andererseits auch aus kulturellen Gründen. Und ich konnte nicht über meine Vergangenheit und die Flucht sprechen, weniger, weil ich mich nicht erinnern wollte, sondern weil ich Angst hatte, etwas, was ich sage, könnte sich auf mein Asylverfahren negativ auswirken. Selbst in der Therapie im HPZ traute ich mich nicht, darüber zu sprechen. Das hat mich sehr belastet, aber natürlich auch meine Beziehungen.

Beeindruckend, was du da alles zustande bringst. Wie geht es dir in der Arbeit mit deinen jungen Landsleuten?

Erst als ich die Staatsbürgerschaft erhalten habe, habe ich endlich alles Christian erzählt, da ist eine große Last von mir abgefallen, ich hatte ein schlechtes Gewissen ihm und Gundi gegenüber.

Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß und die Jugendlichen sind auch sehr froh, dass sie jemanden haben, der vertraut ist mit ihrer Situation. Wir haben schnell Vertrauen zueinander aufgebaut, erzählen einander von unseren Erlebnissen und ich motiviere sie, mache ihnen Mut. Im Vordergrund steht, sie auf die Zukunft vorbereiten, und lernen, lernen, lernen… Wie waren deine Beziehungen zu deinen Betreuern, als du noch in der Wohngruppe gelebt hast? Wirklich gut, sie haben sich alle sehr um mich gekümmert. Besonders aber Christian, der war wie ein Vater für mich, er war jederzeit für mich da, beim Arztbesuch, das Asylverfahren hat er mit mir gemacht, … Wohnungssuche nehme ich an … Nein, da war ich schon selbständig genug, das habe ich mir selbst organisiert. Sie haben immer darauf geschaut, dass ich selbständig werde. Ja, und am Wochenende war ich meist bei meiner Patenfamilie. Gundi Burgstaller war wie eine Mutter zu mir. Wir haben viel unternommen, ich habe Ski fahren gelernt, ich war bei ihr „zu Hause“. Es war aber nicht immer einfach, sie wollte mir immer Gutes tun, ich habe sie oft nicht verstanden,

Mir ist daher jetzt auch ganz wichtig, dass die Jugendlichen, die ich betreue, wissen, dass sie ihren Betreuern und in der Therapie alles erzählen können, ohne Gefahr zu laufen, dadurch Nachteile zu haben. Sie wissen, dass sie hier sicher sind. Hast du noch Verwandte? Hast du noch Kontakt zu jemandem aus der Familie? Ja, meine Mutter und meine zwei Geschwister. Sie leben jetzt, wie ich, in Wien. Sie sind im Zuge der Familienzusammenführung nach Österreich nachgezogen. Das freut mich sehr für dich. Also: Ende gut, alles gut? Oder muss aus deiner Sicht am Flüchtlingsaufnahmesystem in Österreich etwas geändert bzw. verbessert werden? Was auf jeden Fall verbessert werden muss, ist die Information für die Flüchtlinge. Sie müssen so schnell wie möglich wissen, wie das System funktioniert, damit sie Einfluss haben darauf, wie es weitergeht. Damit sie aktiv werden können. Die Unsicherheit macht einen fertig, sie bremst einen, dabei muss es gerade am Anfang schnell gehen, gerade bei den Jugendlichen. Es wird so viel Zeit vergeudet,

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die dann später nicht aufzuholen ist. Das Wichtigste ist Information und Sicherheit! Man sollte jemanden zur Seite haben, mit dem man reden kann und der einem die Infos gibt, die man so braucht im Leben. Und natürlich müssen die Asylverfahren schneller abgewickelt werden! Vor fünf Jahren haben Freunde und ich in Wien einen afghanischen Jugend-Verein gegründet, weil viele Jugendliche mit 15 Jahren nach Österreich kamen. Sie konnten nicht in die Schule gehen, weil sie zu alt waren und durften keine Deutschkurse besuchen, weil sie nur die „weiße Karte“ hatten. Die weiße Karte heißt: „Warte auf deinen Bescheid.“ Ein Freund von mir hatte dann mit 18 Jahren immer noch keinen Bescheid und wurde in eine Unterbringung für Erwachsene überstellt, wo er außer € 40,- im Monat nichts bekommen hat. Wir mussten ihm, als Verein, in Zusammenarbeit mit der Caritas einen Deutschkurs finanzieren und die Bahntickets. Er hat dann sogar die Hauptschule nachgemacht, aber eine Lehre konnte er nicht machen, er hatte nur die „weiße Karte“. Wenn du eine Lehre machst, dann stehst du auf eigenen Füßen, zahlst Steuern und liegst dem Staat nicht auf der Tasche. Aber das wurde damals bei den Jungs versäumt. In diese Jugendlichen muss man investieren. Denn ob die gleich den Asylbescheid bekommen oder in drei, in fünf Jahren, die bleiben da. Die haben in ihrer Heimat keine Zukunft, die können nicht zurück. Sie wollen hier Arbeit finden und sich ein Leben aufbauen. Je früher sie gefördert werden, desto eher werden sie von Unterstützungsempfängern zu Steuerzahlern! Elias, danke für dein Engagement und für dieses ausführliche Gespräch!

 Das Interview wurde geführt von Peter Mally (Peter Mally arbeitet zusammen mit Elias Khodadad am HPZ Hinterbrühl und ist auch Grün-Gemeinderat in Mödling.)

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SEITEN DES VIZE

SEITEN DES VIZE(BÜRGERMEISTERS)S STAPELLAUF DER NEUEN ENZERSDORFER STRASSE Die Arbeiten an der Enzersdorfer Straße sind zu Ende. Und sogar ein bisschen früher, als ursprünglich geplant. Das freut mich und wird auch ein Aufatmen für die AnrainerInnen entlang der Umleitungsstrecke gebracht haben. Wir haben mehr Platz für FußgängerInnen, aber auch für die Bäume geschaffen: Die Aufenthaltsqualität in dieser wichtigen Verkehrsverbindung konnte deutlich verbessert werden. Und auch die Wartebereiche bei den Bushaltestellen sind nun so gestaltet, dass man deutlich den Stellenwert des Öffentlichen Verkehrs in unserer Region sieht. Ehrlicherweise muss man aber auch auf die Aspekte schauen, die nicht ganz so gut gelaufen sind: Bei der Kommunikation der Auswirkungen gerade einer so großen Baustelle haben wir uns zumindest anfangs keine Lorbeeren verdient. Aber wir haben die Kritik verstanden und sind dabei, aus den Erfahrungen zu lernen und für ähnliche Fälle in der Zukunft einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten. Insgesamt soll an dieser Stelle deutlich für das Verständnis aller gedankt werden, die von den Baumaßnahmen betroffen waren.

LÜCKENSCHLUSS BEI RADWEGEN Am Beginn der Enzersdorfer Straße konnten wir im Zug der Neugestaltung eine Lücke im Radwegenetz der Stadt schließen, die mir bisher Sorgen bereitet hatte: Zwischen der FuZo und der anschließenden Route in Richtung Norden – nach Ma. Enzersdorf und Brunn – gab es de facto keine Radverbindung. Denn die Durchfahrt durch das Farbengeschäft zwischen der Klostergasse und dem Parkplatz Lerchengasse war keine Radverbindung (obwohl sie von

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manchen in ihrer Not als solche genutzt wurde). Das Haus ist aber nun verkauft, und ob dieser Durchgang überhaupt weiter bestehen bleibt, steht noch nicht fest. So bin ich froh, dass wir entlang der ersten Meter der Enzersdorfer Straße an beiden Seiten einen Mehrzweckstreifen anbringen konnten, der auch durch die Einfärbung deutlich zeigt, dass hier Platz für die RadfahrerInnen ist. In dieser Weise werden wir bei der Verkehrsplanung weiter machen: Wo immer sich Möglichkeiten ergeben, werden wir die Voraussetzungen für eine umweltgerechte Mobilität verbessern. Das heißt – wie auch jetzt gerade in der Enzersdorfer Straße – mehr Platz für Fußgänger- und RadfahrerInnen. (Und für Bäume!)

kommen, dann gar kein eigenes Auto mehr zu benötigen. Wir werden das Mödlinger Carsharing gleich möglichst umweltfreundlich mit Elektroautos beginnen. Ich hoffe, dass schon im nächsten Jahr der eine oder andere „Shared Car“ in Mödling zu sehen und zu nutzen sein wird.

AUTOS SIND ZUM TEILEN DA

GEMEINSAM IN EINE FRIEDLICHE ZUKUNFT

Ein spezielles Anliegen für viele Menschen in der Stadt ist auch der Aufbau eines Carsharing-Netzes. In den vergangenen Wochen haben wir bei einigen passenden Anlässen das Interesse erhoben und die Nachfrage ist größer, als ich gedacht hatte. Wir werden also eine geeignete Form finden, die gewährleistet, dass in der Stadt an unterschiedlichen Plätzen Autos zur Verfügung stehen, die (fast) ohne Formalitäten genutzt werden können, wenn man sie grade braucht, und auch nur für die Zeit zu bezahlen sind, in der sie verwendet werden. In erster Linie wird dadurch wohl vor allem das eine oder andere Zweitauto obsolet – aber vielleicht gibt es Leute, die zum Schluss

Es gibt viel zu tun in unserer Stadt und wir versuchen, den Erwartungen (und den Notwendigkeiten) zu entsprechen. Es gibt aber neben der Lösung von Verkehrsproblemen, der Suche nach Wegen für geordnetes Bauen und ewigen „Sorgekindern“, wie Stadtbad und Eislaufplatz Themen, die über unsere Stadt und unseren Bezirk hinaus dringend und drängend sind: Die Flucht von Menschen vor Kriegen und Not ist uns unmittelbar ins Bewusstsein gerückt und lässt niemand kalt. Für uns hier scheint es sich um eine plötzliche und unerwartete Entwicklung zu handeln, aber in Wahrheit ist diese Migrationsbewegung schon lange „überfällig“ und für alle, die

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SEITEN DES VIZE halbwegs offen die Entwicklungen beobachten, nur logisch und klar: Der große Unterschied in der Art und den Möglichkeiten zu leben, ist nicht mehr zu übersehen und sucht einen Ausgleich. Europa ist reich, die Menschen haben Zugang zu einem humanen Gesundheitswesen und zur Bildung, es gibt (beinahe) lückenlose Sozialsysteme und die Freiheit zu denken und zu reden ist gewährleistet. Während in anderen Gebieten Not und Verzweiflung herrschen, die Menschen keine Hoffnung auf ein „anständiges“ Leben und vielfach einfach Angst um das nackte Überleben haben. Diese schreiende Ungleichheit ist Motor einer Fluchtbewegung, von der wir – sagen ExpertInnen – erst am Anfang stehen. Viele Ansatzpunkte werden diskutiert: Unmittelbare Hilfe für Flüchtlinge in der Region vor Ort mit einer menschenwürdigen Unterbringung ist sicher ein sinnvoller Weg (und auch der kostet Geld). Für Gegenden, in denen nicht gerade Krieg herrscht, wird es nötig sein, gerechtere Wirtschaftsbeziehungen zu finden: Die Menschen in den armen Regionen der Erde müssen eine echte Möglichkeit haben, ein halbwegs geordnetes und für sie befriedigendes Leben

zu führen. Dazu gehört auch, zu arbeiten (in welcher Weise immer). Wenn die EU überschüssiges Obst und Gemüse oder bei uns nicht nachgefragte Hühnerteile (!) zu Schleuderpreisen in Afrika verschenkt, verlieren die lokalen Bauern ihre Existenzgrundlage. Und – ja, auch daran müssen wir denken – wenn die Industrieländer inkl. Russland Milliarden mit dem Verkauf von Waffen verdienen (und hier Arbeitsplätze schaffen), dann sollte man sich nicht wundern, wenn die Waffen verwendet werden und wiederum Millionen in die Flucht schlagen. Es wird uns in den reichen Ländern der Erde nichts anderes übrig bleiben, als unsere unmittelbaren – materiellen – Interessen ein Stück weit zurückzuschrauben und bereit zu sein, zu teilen. Das kann bedeuten, Vermögen zu teilen, Wissen zu teilen und in letzter Konsequenz – jedenfalls mit einem kleinen Teil von Menschen aus den ärmeren Teilen der Welt – auch Europa zu teilen. Wir können uns nicht weiter immer nur an unserem Vorteil orientieren und die Festung Europa abriegeln – und hoffen, dass das funktioniert. Es wird aber nicht funktionieren. Und vor allem: So eine Perspektive will ich nicht!

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Wir müssen das hervorkehren, was das eigentlich Menschliche ist: Menschlichkeit zeigen – lokal und global! Die Flüchtlinge, die es bis hierher geschafft haben (und die werden kommen, so lange die reichen Länder nicht vertretbare Lebensbedingungen vor Ort schaffen bzw. zulassen), heißen wir zu Recht willkommen, versuchen ihnen so gut es geht zu helfen, hier Fuß zu fassen, sich zu integrieren und Teil unserer Gesellschaft zu werden. Ganz viele – junge – Menschen haben während der letzten Wochen Beeindruckendes geleistet und den Regierenden gezeigt, was alles praktisch möglich ist, wenn man das Nächstliegende praktisch angeht – und eine gute Einstellung hat. Die globalen Entscheidungen können aber nicht von der Zivilgesellschaft getroffen werden. Dazu wurden die Regierungen, dazu wurde die EUKommission – zumindest indirekt – gewählt. Ich will nicht, dass vor lauter nicht getroffenen oder falschen Entscheidungen bei den hier lebenden Menschen Angst erzeugt wird, die in eine repressive politische Entwicklung mündet und alle Errungenschaften unserer offenen, demokratischen Kultur in Frage stellt. Die Wahlen nicht nur in Österreich deuten in eine ganz ungute Richtung… Hier in Mödling ist ein Netzwerk zur Hilfe für Flüchtlinge im Entstehen und das macht mich stolz. So weit es möglich ist, sollte und wird die Stadt diese Initiativen unterstützen. Ich hoffe, dass wir hier unseren Beitrag leisten, Menschen, die aus schlimmen Verhältnissen fliehen mussten, ein menschenwürdiges Auskommen zu ermöglichen – wie wir es in der Vergangenheit immer wieder gezeigt haben. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen! Im Übrigen bin ich sicher, dass die Erfahrungen und die Begegnungen auch für uns selbst etwas Bereicherndes haben werden.

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 Gerhard Wannenmacher (Vizebürgermeister)

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STADTENTWICKLUNG

NEUES IM NEUSIEDLERVIERTEL GZS-STADTTEILENTWICKLUNG IM DIALOG Mödling wächst und damit auch der Bedarf an neuen Wohnungen. Das Gelände der ehemaligen Gendarmerie-Zentral-Schule (GZS) im Herzen des Neusiedlerviertels steht schon lange leer und soll in den kommenden Jahren als Wohngebiet inklusive geförderter Mietwohnungen mit neuem öffentlichen Grünraum sowie einem Bürogebäude mit Nahversorger entwickelt werden. Die ehemalige Gendarmerie-ZentralSchule ist das letzte große bebaubare Areal in Mödling. Die städtebauliche Entwicklung dieses Areals stellt eine bedeutende Entwicklung für Mödling dar und wurde deshalb für die heutigen und künftigen BewohnerInnen mit entsprechender Sorgfalt und Bedacht auf Qualität entwickelt. Um bestmöglich auf die Gegebenheiten sowie Wünsche von AnrainerInnen vor Ort einzugehen, wurden die Pläne mehrmals überarbeitet. Nachdem der Start des Projektes schon mehr als 10 Jahre zurückliegt, war es mir bei meinem Antritt als Stadtrat ein großes Anliegen, bei diesem Vorhaben zu einem Abschluss zu kommen. Nun liegt der weitgehend beschlussreife Umsetzungsplan vor.

NEUSIEDLERVIERTEL Heute leben im gesamten Neusiedlerviertel rund 4.400 Personen in etwa 2.000 Haushalten. Das Neusiedlerviertel ist großteils mit Einfamilienhäusern, Reihenhausgruppen und vereinzelten Geschoßwohnanlagen bebaut. Die Bereiche Weißes-Kreuz-Gasse/Guntramsdorfer Straße sowie Technikerstraße und Anningerstraße weisen dabei eine höhere Wohndichte auf. Das Angebot an Nahversorgung und weiterer städtischer Infrastruktur ist eher dünn gesät. Nur wenige Unternehmen sind im Gebiet angesiedelt. Die Grünen Mödling haben vorgeschlagen ein „Quartiersmanagement“ zu installieren. Um die Veränderungen in dem Gebiet zu begleiten, wurde schließlich das Projekt „Stadtteilentwicklung im Dialog“ von der Stadtgemeinde Mödling in Kooperation mit der Grundeigentümerin, der ARE Development

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ein sehr wichtiges Thema. Die Stadtgemeinde Mödling startete deshalb 2014 mit interessierten AnrainerInnen einen Mobilitätsdialog. Die Ergebnisse aus diesem Dialogprozess wurden in ein Mobilitätsleitbild integriert. Auf der Website www.neusiedlerviertel.at kann man sehen, welche Ziele und Maßnahmen geplant, welche von der Stadtgemeinde schon begonnen und zum Teil umgesetzt wurden und welche bei den zukünftigen Planungen noch berücksichtigt werden sollen.

NEUE VERKEHRSLÖSUNG FÜR DEN FLIEGENSPITZ GmbH, gestartet. Der Dialogprozess hat zwei Hauptziele: gute Information zum Baugeschehen bereitstellen und das Miteinander im Stadtteil mit einem Stadtteilnetzwerk stärken. Das Stadtteilnetzwerk Neusiedlerviertel ist eine Informationsdrehscheibe, die vom Büro „Plansinn“ moderiert wird und allen BewohnerInnen, Geschäftstreibenden, VertreterInnen von Vereinen und Initiativen aus dem Neusiedlerviertel sowie VertreterInnen der Stadt Mödling für Information, aber auch zur Beteiligung zur Verfügung steht. Themenschwerpunkte werden gemeinsam erarbeitet, wie zum Beispiel: nachbarschaftliches Zusammenleben, öffentlicher Raum, nachhaltige Mobilität, Urban Gardening, Interkultureller Dialog, usf. Das Stadtteilnetzwerk erhält dazu laufend Informationen über den Fortschritt der Stadtteilentwicklung.

VERKEHRSENTLASTUNG Eine Verkehrsentlastung im Neusiedlerviertel ist für die BewohnerInnen

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Das Verkehrsaufkommen im Neusiedlerviertel ist bereits heute relativ hoch. Verkehrszählungen im Jahr 2014 haben gezeigt, dass die Hälfte des Verkehrs im Neusiedlerviertel durch den Durchzugsverkehr verursacht wird. Der zusätzliche Verkehr, der durch die neuen Wohneinheiten entstehen wird, wird laut Verkehrsstromanalyse bei ca. plus 3 bis 4 % liegen. Die Kreuzung am Fliegenspitz ist schon seit langem ein neuralgischer Knotenpunkt. Daher hat die Stadtgemeinde Mödling beschlossen, diesen Kreuzungsbereich insbesondere für FußgängerInnen sicherer zu gestalten. Die Guntramsdorferstraße wird etwa 60 m vor dem Fliegenspitz in die Grutschgasse abgeleitet, wo eine neue T-Kreuzung entsteht. Die neue und die alte Kreuzung am Fliegenspitz erhalten separate Abbiegespuren und gekennzeichnete, sichere Fußgänger-Übergänge mit Verkehrsinseln. Für RadfahrerInnen werden rechts und links der Fahrbahn eigene Mehrzweckstreifen markiert.


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Der durch die Stilllegung des letzten Teils der Guntramsdorferstraße frei werdende Raum soll gemeinsam mit den AnrainerInnen im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprojekts als öffentlicher Platz gestaltet werden.

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Nach Abbruch der bestehenden Gebäude wird voraussichtlich im Frühjahr 2017 mit dem Bau begonnen werden. Die Bebauung des gesamten Areals wird in Etappen erfolgen. Je nach Bauobjekt ist mit einer Bauzeit von 1½ bis 2 Jahren zu rechnen. Insgesamt geht man von einer Bauzeit von rund 4 Jahren aus.

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Durch die Verschwenkung und Neugestaltung der Straßenführung am Fliegenspitz wird die Verkehrssicherheit für alle VerkehrsteilnehmerInnen erhöht. Für FußgeherInnen und RadfahrerInnen wird es dann einfacher und sicherer, die Fahrbahn im Kreuzungsbereich zu queren, zum Beispiel für Kinder aus dem Viertel auf dem Weg in die Volksschule.

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Um das rund 4,5 Hektar große Areal der ehemaligen Gendarmerie-Zentral-Schule städtebaulich zu entwickeln, muss die Stadtgemeinde Mödling den derzeit gültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ändern.

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FLÄCHENWIDMUNG Der Flächenwidmungsplan ist das wichtigste Instrument der Raumordnung. Er schreibt vor, welche Nutzung auf jedem Grundstück möglich ist. Das Gelände der ehemaligen GZS war bisher als Bauland Sondergebiet (BS) gewidmet. Dies soll jetzt auf Bauland Wohngebiet (BW), auf Bauland Kerngebiet (BK) und für Nahversorger und Dienstleistungen auf Bauland-Sondergebiet (BS) geändert werden. Im neuen Flächenwidmungsplan sind auch die öffentlichen Verkehrsflächen (Vö) und die GrünlandParkanlage (Gp) im Zentrum festgelegt.

BEBAUUNGSPLAN Ausgehend vom Flächenwidmungsplan wird in einem zweiten Schritt der Bebauungsplan verordnet. Dieser legt Bebauungsweise, Bebauungsdichte und Bebauungshöhe sowie Bauflucht-

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linien für die Grundstücke fest. Laut dem alten Bebauungsplan durfte auf dem Grundstück der ehemaligen Gendarmerie-Zentral-Schule in offener Bebauungsweise mit einer Bebauungsdichte von 50 % und Bauklasse III, IV (bis 14 Meter Höhe) gebaut werden. Der neue Bebauungsplan sieht nun weitgehend geringere Bebauungsdichten und Bauhöhen vor. Die Pläne mit allen Details zu Baufluchtlinien, Gebäudehöhen und Bebauungsdichten findet man auch auf der Website des Neusiedlerviertels (siehe unten). Nach Beschluss des Flächenwidmungsund Bebauungsplanes werden die konkreten Planungen für die architektonische Gestaltung von der ARE als Grundeigentümer und Projektentwickler beauftragt. Voraussichtlich im Frühjahr 2016 werden die ersten Detailentwürfe vorliegen.

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Im Stadtentwicklungsgebiet werden rund 250 Wohnungen in Stadtvillen, Reihenhäusern und Geschoßwohnbauten errichtet (die Bruttogeschoßfläche ist vorgegeben, die genaue Anzahl der Wohnungen hängt von den Wohnungsgrößen ab), 80 werden als geförderte Mietwohnungen errichtet. Für alle neuen Wohnungen werden entsprechende PKW-Stellplätze in Sammeltiefgaragen geschaffen. Für jede der 5 Bauzonen wird es eine zentrale Einfahrt geben.

Im Zentrum des neuen Stadtteils wird ein öffentlicher Park mit einer Fläche von rund 1.350 m2 errichtet. Die Gestaltung dieser Parkanlage soll in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit dem Stadtteilnetzwerk geschehen. Am Fliegenspitz wird die – dann verkehrsfreie – Guntramdorferstraße ebenfalls als begrünte öffentliche Fläche gemeinsam mit den AnrainerInnen gestaltet. Auf dem Parkplatz des Nahversorgers, der auch außerhalb der Öffnungszeiten beparkt werden kann, wird es eine Stromtankstelle geben. In der Quellenstraße wird vis-à-vis vom Wasserwerk ein zweigruppiger Kindergarten errichtet. Der Spielplatz soll dabei weitgehend erhalten bleiben.

 Rainer Praschak (Stadtrat für Stadtentwicklung, Raumordnung und Stadterneuerung)

Infos: www.neusiedlerviertel.at

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GEMEINDERAT

GEMEINDERÄTIN BARBARA HARRAMACH Wir wollen Ihnen jene Grünen Gemeinderätinnen (es sind drei Frauen) genauer vorstellen, die seit Februar neue Mitglieder des Stadtparlaments sind. Diesmal bringen wir ein Interview mit Barbara Harramach. Grüne Stadt: Barbara, du bist mit der Gemeinderatswahl am 25. 1. 2015 neu in den Mödlinger Gemeinderat eingezogen, engagierst dich aber schon seit 2013 politisch. Was gefällt dir an den „Mödlinger Grünen“ besonders gut? Barbara Harramach: Bei den Mödlinger Grünen hatte ich von Anfang an das Gefühl, mitreden zu können. Jede Meinung wird gehört und Vorschläge besprochen. Ich empfinde es als positiven Ausgleich zum beruflichen Alltag. Es ist schön sich mit Leuten auszutauschen, die gleiche Werte haben, sich gemeinsam Gedanken zu machen über unser aller Leben hier in der Stadt und darüber hinaus. Ich habe sehr viel gelernt, über vieles gegrübelt und angefangen manches anders zu sehen. Für mich ist meine politische Teilhabe eine Bereicherung – wenn auch oft wirklich schwierig mit Familie und Beruf vereinbar. An welchen Aktionen bist du konkret beteiligt, wie sieht deine „grüne Arbeit“ abgesehen von Gemeinderatssitzungen aus? Ich bin sehr gerne bei unseren „Grünen Montagen“, Vernetzungstreffen im Bezirk oder Landeskongressen und

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bei unseren Aktivitäten auf der Straße dabei, weil man so mit den Leuten ins Gespräch kommt. Fahrradbörse zum Beispiel. Aber auch manche Veranstaltungen, zu denen wir als GemeinderätInnen eingeladen werden – wir bekommen wirklich viele Einladungen – sind nicht nur sehr interessant, sondern wichtig für die Stadt und da gehe ich sehr gerne hin. Was meine Rolle als Gemeinderätin betrifft, sehe ich das erste Jahr als Möglichkeit, mit den ganzen Abläufen vertraut zu werden. Das politische Mandat ist neu für mich und vieles

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durchschaue ich so nach und nach. Manches gefällt mir auch gar nicht, wie es abläuft, wie manches entschieden wird oder wie Informationen zugänglich gemacht werden oder eben nicht. Bissl ist es auch desillusionierend. Als Gemeinderat könnte man das beratende Gremium für die Stadträte sein – de facto wird einfach abgestimmt und das in einem Eiltempo, sodass man schon das Gefühl hat, alles aufzuhalten, wenn man simple Nachfragen stellen möchte. Dann erfährt man die Tagesordnungspunkte ja auch nicht sehr viele Werktage zuvor, und wenn man – so wie ich – berufstätig in Wien ist, bleibt mir oft keine Zeit, mir Sachverhalte tiefgehend anzusehen. Das ist schon manchmal frustrierend. Da bin ich dann immer sehr froh, dass wir mehrere Grüne in den Ausschüssen sind und sich GRKollegInnen, die schon länger dabei sind, bereits gut auskennen. Da könnte ich mir schon andere Strukturen vorstellen. Ich glaub, es ist wichtig sich ein bestimmtes Thema zu suchen, für das man sich kontinuierlich einsetzen möchte, das einem am Herzen liegt und wo man auch das Gefühl hat, etwas bewirken zu können. Da gibt’s schon


GEMEINDERAT einiges, wo ich gerne mitgestalten möchte und wo es aus meiner Sicht Änderungsbedarf gibt. Welche Punkte des Koalitionsabkommens möchtest du in den kommenden 4,5 Jahren auf jeden Fall verwirklicht wissen? Ganz wichtig ist mir, dass es gut möglich ist, den Alltag zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen, auch mit Kindern. Das heißt auch, dass die Kinder alleine sicher mit dem Rad und zu Fuß in die Schule und zu Freizeitaktivitäten gelangen können. Das ist für mich extrem wichtig und notwendig, weil es erwerbstätige Eltern entlastet. Wichtig ist mir auch, dass das Betreuungsangebot für unsere Kleinsten verbessert und adaptiert wird (endlich Bioessen für alle – auch Senioren). Als notwendig sehe ich auch, dass Wohnraum geschaffen wird für soziale Härtefälle und junge Familien. Und natürlich ist die weitere Modernisierung der Stadtverwaltung angebracht. Nenne bitte drei Punkte, die zeigen, wie du „Grün“ in deinen Lebensstil einfließen lässt. Für mich ist ein „grüner Lebensstil“ eine Lebenseinstellung, eine Haltung. Ich kaufe z. B. seit vielen Jahren bewusst saisonale und regionale Lebensmittel. Bewusst zu leben ist nicht immer der einfachste Weg – macht nix. Unseren Alltag organisieren wir z. B. bewusst unmotorisiert – seit neuestem hab ich sogar ein Einkaufswagerl. Vor allem merke ich meine „grünen Werte“ aber in Bildungsfragen und wenn es um Chancengleichheit oder Potential geht, und in der Art und Weise, wie ich meine Beratungen mache. Ein Thema geht seit Wochen durch alle Medien: Flüchtlinge. Da du beruflich seit Jahren mit Flüchtlingen zu tun hast, bist du auf diesem Gebiet eine Expertin. Welchen Beitrag leistest du/ leisten die Mödlinger Grünen zu einem positiven Umgang mit der ganzen Situation?

Ich arbeite als Beraterin für Menschen, die über das AMS einen Deutschkurs besuchen. Das sind ganz unterschiedliche Menschen, von EU-BürgerInnen bis hin zu Flüchtlingen, AsylwerberInnen, aber auch Personen, die vor langer Zeit zugewandert sind, also bereits österreichische StaatsbürgerInnen sind, jedoch nie richtig Deutsch gelernt haben und z. B. nach mehreren Jahrzehnten der Erwerbstätigkeit oder Haushaltsführung nun keine Arbeit finden. Die Menschen, die jetzt akut Hilfe brauchen, können viele Sozialleistungen noch gar nicht in Anspruch nehmen oder haben keine Arbeitserlaubnis. Dass sich die Lage in den letzten Monaten sehr verändert hat, merken wir deutlich bei den TeilnehmerInnen der Deutschkurse. Es haben die Fälle extrem zugenommen, wo Menschen zu uns kommen, die keine Wohnung und kein Geld für Lebensmittel haben. Freilich erzählen sie uns auch viel über ihre Geschichte und über Menschen, die noch auf der Flucht sind oder die sie verloren haben, sowie ihr eigentliches Leben. Die Beratungstätigkeit ist psychisch belastender geworden, weil wir zunehmend nicht viel helfen können, z. B. keine Wohnungen vermitteln können. Oder wenn jemand seine Existenz nicht sichern kann oder für seine Kinder sorgen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass es den Menschen auch hilft, dass jemand sich Zeit nimmt und zuhört, versteht. Schöner ist es aber trotzdem, wenn man helfen kann! Wichtig war mir an der Demo am 30. 8. 2015 teilzunehmen und ein Zeichen zu setzen. Seitdem habe ich wieder Hoffnung, dass unsere Kinder doch in einer guten Zeit aufwachsen und die Zukunft eine des Friedens sein kann, denn wir waren viele. Ich finde es großartig, wie viele Menschen sich engagieren, sich einsetzen. Eine großartige Initiative einiger Grüner KollegInnen ist Connect Mödling, die Vernetzung von Menschen, die helfen wollen. Ich glaub aber auch, dass es ganz wichtig ist, dass jede/r sehr bewusst

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darauf achtet, wie viel er/sie sich wirklich langfristig einbringen kann. Denn die Schicksale der einzelnen Menschen sind wirklich unglaublich traurig und man muss darauf achten, dass man sich die Zeit nimmt, das zu verarbeiten. Wir sollten nicht vergessen unser Leben zu genießen, sich bewusst zu machen in was für einer schönen Stadt wir leben und auf diese sowie den Frieden in unserem Land zu achten. Hast du eine Anregung, einen Änderungsvorschlag oder gar einen Wunsch an die Mödlinger Bevölkerung hinsichtlich der politischen Arbeit, die es zu bewältigen gibt? Von den MödlingerInnen wünsch ich mir, dass sie weiter aktiv mitreden, einfach ihre Ideen sagen und sich einbringen.

 Das Interview wurde geführt von Teresa Voboril

BARBARA HARRAMACH barbara.harramach@gruene.at Barbara Harramach, Bakk.phil. ist 40 Jahre alt, in Wien geboren und in Niederösterreich aufgewachsen. Mit 12 Jahren ist sie nach Mödling gezogen, wo sie ihre Jugendjahre verbracht hat. Nach ein paar Jahren in Wien und Paris ist sie wieder zurückgekehrt. Sie hat eine Tochter und arbeitet als Beraterin für Arbeitslose, die Deutschkurse besuchen. Sie ist Mitglied der Gemeinderatsausschüsse für Schule, Kindergarten, Spielplätze, Familie und Soziales, für Personal, Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, für Kultur sowie für Verwaltungsinnovation, Verwaltungsreform, Bürgerservice und gemeindeübergreifende Kooperationen und sie ist Mitglied der Disziplinarkommission.

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EUROPA

„SELBST ORGANISIERTE“ BÜRGERINITIATIVE: 3 MILLIONEN FÜR „STOP TTIP“ Kürzlich hat die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative „Stop TTIP“ die DreiMillionen-Marke an gesammelten Unterschriften überschritten. Sie ist damit die erfolgreichste Bürgerinitiative in der Geschichte dieses Instruments der Europäischen Demokratie. Diese Erfolgsmeldung kommentiert Sven Giegold, Sprecher der deutschen Grünen im Europäischen Parlament: „3 Millionen EU-Bürger wollen fairen Handel statt TTIP. Die EU-Staats- und Regierungschefs können das nicht weiter ignorieren. Das vom Rat der Mitgliedstaaten beschlossene Mandat ist durchgefallen. Die Bürger in ganz Europa wollen keine Paralleljustiz und keinen Kontrollverlust über unsere Standards. Sie trauen dem Abkommen auch wegen der Geheimhaltung wesentlicher Verhandlungsdokumente nicht. Die EBI ,Stop TTIP‘ hat nicht nur das Dreifache der nötigen Gesamtzahl an Unterschriften erreicht, in Deutschland allein 1,4 Millionen. Sie ist auch tatsäch-

lich europäisch, weil sie inzwischen in 22 Ländern das Quorum oft um ein Mehrfaches überschritten hat. Das ist weit mehr als die nötigen 7 Länder.“

„SELBST ORGANISIERT“? Die EU-Kommission hatte der EBI „Stop TTIP“ die formale Zulassung verweigert. Deshalb bezeichnen sie die NGOs und Parteien dahinter als „selbst organisiert“ obwohl sie die gleichen Qualitätsstandards einhält wie anerkannte EBIs. Die Kommission darf bisher selbst entscheiden, wozu sie aufgefordert werden darf. Sie kann Initiativen ablehnen, weil sie außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs liegen, obwohl diese Grenzen auch unter Juristen sehr umstritten sind.

GRÜNER ERFOLG Der Verfassungsausschuss des Europaparlaments hat einstimmig für eine Reform der Europäischen Bürgerinitiative gestimmt. Dabei ist ein zentraler Grüner Erfolg die Forderung nach fairen Entscheidungen über die Zulassung von EBIs.

 Klaus Hochkogler, Europa-Gemeinderat (Quelle: www.sven-giegold.de/ 2015/3-millionen-buergerfordern-stop-ttip/)

Wenn Sie „Stop TTIP“ noch nicht unterschrieben haben: https://stop-ttip.org

JUNCKER-REDE MÜSSEN TATEN DER MITGLIEDSSTAATEN FOLGEN Grüne Delegation im Europaparlament teilt Juncker-Resümee: „In EU fehlt es an Europa und es fehlt an Union“. Kommissionspräsident Juncker hat seine Rede damit angefangen, dass die „Zeit der Ehrlichkeit“ gekommen und die „Stunde hohler Reden“ vorbei ist – einverstanden! Juncker hat den Regierungen in den Mitgliedsstaaten vorgehalten, dass sie die Schuld nach EU-Brüssel schieben, wenn sie selbst nicht bereit sind, ihre Aufgaben zu erfüllen – einverstanden! Juncker hat von sicheren Flüchtlingsrouten gesprochen, von legaler Migration, von einem solidarischen Verteilungsschlüssel … – wieder einverstanden! Alle diese Punkte und Vorschläge haben wir Grüne schon lange und schon oft eingefordert. Jetzt müssen aber dieser

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Rede zur Lage der EU Taten zur Verbesserung der Lage für Flüchtlinge in der EU folgen. Das wird nur gelingen, wenn der Druck auf die Staats- und RegierungschefInnen massiv erhöht wird, die sich nach wie vor gegen ein solidarisches Europa querlegen. Vor allem Ratspräsident Tusk gehört dabei stärker in die Pflicht genommen. Wir brauchen keinen Ratspräsidenten, der den Bremser-Regierungen die Mauer macht, sondern einen Ratspräsidenten, der ein solidarisches Europa vorantreibt. Um ein Zeichen der konkreten Hilfe auch seitens des Europaparlaments zu

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setzen, fordern wir Grüne die Öffnung des Parlamentsgebäudes in Straßburg zur Unterbringung von Flüchtlingen. Es geht nicht an, dass hier den Großteil des Jahres ein modern ausgestattetes Haus ungenützt steht, während Flüchtlinge in Zelten untergebracht werden – auch hier braucht es Taten und Zeichen der Solidarität.

 Ulrike Lunacek, (Vizepräsidentin des Europaparlaments und Delegationsleiterin der österreichischen Grünen im EP)


ENERGIE

EIN GEWINN FÜR DIE UMWELT UND FÜR SIE Letztes Thema dieser Artikelserie „Energiespartipps“ ist die „Haustechnik“. Das Nutzungsverhalten hat sowohl bei Beleuchtung, Raumwärme als auch bei Warmwasser großen Einfluss auf den Energiebedarf. BELEUCHTUNG  Grundsätzlich gilt: Nicht benötigte Lichtquellen abschalten. Natürlich soll aber die Sparsamkeit weder auf Kosten der Augen noch zu Lasten der Sicherheit gehen!  Tageslicht nutzen, wann immer es geht. Licht ausschalten, wenn es nicht benötigt wird!  Helle Innenwände (also auch Fußböden und Decken) reflektieren das Licht besser und helfen somit den Raum auszuleuchten, ohne unnötig viel Energie zu verbrauchen.  Ersetzen Sie Altleuchten durch moderne energiesparende Lampentypen: Glühlampe raus, LED oder Energiesparlampe rein!

HEIZUNG  Individuelle Wärme für jeden Raum! Nicht jeder Raum benötigt die gleiche Temperatur. Zum Schlafen benötigen wir weniger Wärme als im Wohnzimmer oder im Bad. Eine solche zimmerweise Regelung wird durch Thermostatventile an den Heizungsradiatoren oder getrennte Thermostate möglich.  Heizung nie ganz abstellen! Lassen Sie warme Räume nicht auskühlen, sobald sie einmal aufgeheizt sind. Auch Nachtabsenkung bringt wenig, bei gut isolierten Häusern gar nichts.  Radiatoren nicht durch Vorhänge oder Möbelstücke abdecken verstellen.  Querlüftung (mit Durchzug) max. 4 bis 8 min, Stoßlüften max. 6 bis 12 min.  Heizkessel bzw. Gastherme wirklich regelmäßig warten lassen und daran denken, dass ältere Heizungsanlagen (über 10 Jahre) in ihrer Effizienz

um ungefähr soviel mehr Energie in Prozent benötigen, wie das Alter ist.  Auch die Technik der Pumpen hat sich wesentlich geändert. Neue Pumpen müssen eine Energie-Kennzeichnung haben, wie andere Haushaltsgeräte. Tauschen sie die Pumpen, wenn schon nicht die Heizung, und lassen sie diese in der Übergangszeit nicht rund um die Uhr laufen.

WARMWASSERBEREITUNG  Idealerweise wird Warmwasser im Winter mit der Heizanlage und im Sommer mit der Solaranlage erwärmt. Bei elektrischer Warmwasserbereitung (Durchlauferhitzer oder Speichergeräte) lohnt es sich besonders, Einsparpotenziale zu suchen.  Wenn nach dem Warmwassergebrauch kein weiterer Bedarf besteht, kann der Speicher ausgeschaltet werden. Andernfalls wird nachfließendes Kaltwasser umgehend wieder aufgeheizt. Bei kleinen Speichergeräten (unter dem Waschbecken) kann stattdessen die Anschaffung eines Vorschaltgerätes oder einer Zeitschaltuhr sinnvoller sein.  Grundsätzlich gilt: Duschen anstatt Baden.  Einhebel- oder thermostatgesteuerte Mischarmaturen können die Zeit

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für die Temperaturregelung (damit Energieverluste) verringern. Bei Zweihebel-Duscharmaturen und der Erwärmung des Wassers über Speichergeräte kann zwischen Armatur und Duschschlauch ein Absperrventil installiert werden, um langwieriges Einstellen der gewünschten Wassertemperatur zu vermeiden.  Temperatur nicht zu hoch einstellen, 60° C sind zumeist völlig ausreichend.  Ein tropfender Wasserhahn (10 Tropfen pro Minute) vergeudet im Monat rund 170 Liter Wasser, das sind mehr als 2.000 Liter pro Jahr! Das kostet Geld für die Warmwasserbereitung.

 Gerhard Metz

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WASSER

DAS MÖDLINGER WASSER Zwei Störungen der sonst reibungslos funktionierenden Wasserversorgung haben letztes Jahr vielen MödlingerInnen bewusst gemacht, dass jederzeit ausreichend und sicheres Trinkwasser in der Leitung zu haben auch bei uns keine Selbstverständlichkeit ist. Grund genug für einen Ausflug zu den Brunnen, Pumpen und Hochbehältern von Mödling, und um der Frage nachzugehen, was alles für eine sichere Versorgung der Mödlinger Haushalte mit Trinkwasser erforderlich ist. HERKUNFT, AUFBEREITUNG UND TRANSPORT Mödling braucht im Jahresschnitt jeden Tag etwa 6.500 m3 Trinkwasser. Der größte Teil davon (ca. 2/3) stammt aus Moosbrunn in der Mitterndorfer Senke, wo die Stadt Mödling bereits seit 1904 einen Brunnen und ein Pumpwerk betreibt. Über eine knapp 18 km lange Transportleitung wird das Wasser Brunnen Moosbrunn in 2 Hochbehälter im Prießnitztal gepumpt. Aufgrund einer Verschmutzung des Mitterndorfer Grundwasserkörpers durch unsachgemäß betriebene Mülldeponien Ende der 1980er Jahre, muss dieses Wasser seit 1990 in der Aufbereitungsanlage Moosbrunn in einem 2-stufigen Verfahren durch Strippung und Aktivkohlefilter von chemischen Verunreinigungen (FCKW) befreit werden, bevor es mit einer Schutzchlorung (< 0,1 mg/l) auf den Weg nach Mödling Trinkwasseraufbereitungsanlage Moosbrunn geschickt wird. Diese verhindert eine Verkeimung der langen Transportleitung. Da freies Chlor mit der Zeit abgebaut wird und das Wasser zumindest einige Stunden bis zum Verbraucher unterwegs ist, ist normalerweise im Haushalt am Wasserhahn kein Chlor mehr nachweisbar. Das verbleibende Drittel des Mödlinger Wasserbedarfs wird aus dem 1997 in Betrieb genommenen Tiefbrunnen (260 m) an der Meiereiwiese gedeckt. Seit 2001

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Hochbehälter Eichkogel

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wird es durch eine neu errichtete Transportleitung über den Anninger direkt in den Hochbehälter am Eichkogel gepumpt bzw. speist zusätzlich die beiden Hochbehälter im Prießnitztal. Dieses Wasser muss weder aufbereitet noch chloriert werden. Geringe Wassermengen werden weiters aus 2 Brunnen beim Wasserwerk in der Quellenstraße entnommen, vorbeugend mit einer UV-Anlage behandelt und ebenfalls in die Behälter gepumpt.

SPEICHERUNG UND VERTEILUNG In den insgesamt drei Hochbehältern können über 8.000 m3 Wasser gespeichert werden, was somit einen durchschnittlichen Tagesbedarf abdeckt und gleichzeitig zum Ausgleich der Verbrauchsspitzen dient. Von dort gelangt das Wasser über eine Drucksteigerungsanlage am Eichkogel bzw. vom Prießnitztal im freien Gefälle über das Versorgungsnetz zu den Haushalten. Diese Verteilung zu den Haushalten funktioniert also zum größten Teil ohne Pumpen und ist daher wenig störungsanfällig.

STÖRUNGEN, VERSORGUNGSSICHERHEIT UND WASSERQUALITÄT Überwacht werden alle Gebäude, Behälterstände und Pumpen über ein neues Leitsystem. Als es im Sommer 2014 am Wochenende zu einem Stromausfall im Pumpwerk Moosbrunn kam, musste leider


WASSER festgestellt werden, dass die redundante Alarmübertragung auf Mobiltelefone der Wasserwerksmitarbeiter nicht immer einwandfrei funktionierte, weshalb die Hochbehälter leer fielen und viele Mödlinger Haushalte ein paar Stunden ohne Wasser auskommen mussten. Dieser Fehler ist von der ausführenden Fachfirma inzwischen selbstverständlich behoben. Dennoch hat man sich aufgrund immer häufiger werdender Unterbrechungen der Stromversorgung entschieden, das Pumpwerk Moosbrunn in naher Zukunft mit einem Notstromaggregat auszustatten, um die Versorgungssicherheit von Mödling zu erhöhen. Außerdem gibt es Übergabestationen (sprich Verbindungsleitungen) zu allen umliegenden Wasserversorgern (wie z. B. Stadt Wien, Wasserleitungsverband Triestingtal) zur gegenseitigen Absicherung im Falle eines Gebrechens. Die Qualität des Trinkwassers wird vierteljährlich von der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) an einer Vielzahl von Probenahmestellen im gesamten Wasserleitungsnetz überprüft und die Ergebnisse werden auszugsweise auf der Internetseite der Stadt Mödling veröffentlicht. Die gesamten Analyseergebnisse liegen zur Einsichtnahme beim Wasserwerk auf. Eine Verunreinigung des Trinkwassernetzes durch einen unverantwortlichen Verbraucher, wie sie ebenfalls letztes Jahr geschah, kann leider weder durch solche stichprobenartigen Kontrollen noch durch Online-Messungen festgestellt oder gar verhindert werden. Davor schützt nur die penible Einhaltung und Überprüfung von Bauvorschriften für Trinkwasserinstallationen und ein Appell an das Verantwortungsbewusstsein aller Wasserabnehmer.

HITZEWELLEN UND WASSERVERBRAUCH Kann die Wasserversorgung auch bei lang anhaltenden Hitzewellen und Trockenperioden ohne Einschränkung gewährleistet werden? Prinzipiell ja. Mödling ist in der glücklichen Lage, dass die genutzten Grundwasserkörper auch auf längere Trockenperioden kaum mit einem Absinken des Grundwasserspiegels in relevanter Größenordnung reagieren. Das heißt, auch bei einer zeitweisen Tagesentnahme von bis zu 11.000 m3 kommt es zu keiner Übernutzung der Grundwasservorkommen. Was jedoch eine Herausforderung für jeden Wasserversorger darstellt, sind die morgendliche und besonders die abendliche Verbrauchsspitze. Wenn an einem heißen Sommertag zwischen 19 und 22 Uhr alle Haushalte gleichzeitig duschen, Wäsche und Geschirr waschen und außerdem Garten gießen, dann stößt das Wasserleitungsnetz doch einmal an seine Kapazitätsgrenze was die physikalisch mögliche Durchflussmenge betrifft. Der Verbraucher merkt diese Überlastung des Versorgungsnetzes am sinkenden Wasserdruck und der daraus resultierenden geringeren Ergiebigkeit der Hauswasserleitung.

Früh) programmiert wird, kann dies eine merkbare Entlastung des Leitungsnetzes bewirken. Eine Dimensionierung des Leitungsnetzes für diese Spitzenverbräuche wäre einerseits wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen und würde andererseits in Zeiten geringer Abnahme eine ungewollt lange Verweilzeit des Wassers in den Leitungen bewirken. Also bleibt die Verantwortung jedes Einzelnen für eine vernünftige Nutzung der Wasserversorgung, auch mit Hilfe moderner Technik wie Bewässerungscomputer oder Zeitschaltuhr. Dann brauchen wir uns in Mödling auch in Zukunft nicht einmal vor kurzfristiger Wasserknappheit zu fürchten.

 Elmar Göbl (Elmar Göbl ist technischer Berater einer international tätigen Non-ProfitOrganisation für den Bereich Wasserversorgung und Siedlungshygiene in Entwicklungsländern.)

Danke an Helmut Bauer, langjähriger Mitarbeiter und Wassermeister des Wasserwerks Mödling, für seine ausführliche Führung und detaillierte Erklärungen zur Mödlinger Wasserversorgung. Weitere Quelle: www.wasserwerk.at/ home/wasserwerke/moedling

WASSERVERSORGUNG MÖDLING versorgte Bewohner

25.000

Hausanschlüsse

3.000

durchschn. Tagesverbrauch 7.000 m3 Tagesverbrauch/Person Anzahl Hochbehälter

Wenn zu diesen Zeiten alle nicht dringend erforderlichen Verbraucher abgedreht bleiben und z. B. die Gartenbewässerung auf einen auch für die Pflanzen günstigeren Zeitpunkt am zeitigen Morgen (etwa zw. 3 und 5 Uhr

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Speichervolumen

8.200 m3

Netzlänge Wasserhärte

130 l

102 km 17,9 - 18,5 °dH

Mitarbeiter Wasserwerk

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GRÜNE AKTIVITÄTEN

IN DIE LANDSCHAFT EINFÜHLEN EXKURSION DURCH DIE SÜDHEIDE „Stellen Sie sich vor: Sie befinden sich eine halbe Stunde Autofahrt vom Wiener Stadtzentrum entfernt, etwa süd-östlich davon. Gegen Sonnenuntergang erscheint der Wienerwald geradezu als mächtiges Gebirge, in der entgegen-gesetzten Richtung bildet die Donau eine sehr spürbare Begrenzung. Wie heißt das Land dazwischen, zwischen Donau und Wienerwald? Was hat es auf sich mit diesem Landstrich, dass er gar keinen eigenen Namen hat?“ Diese Fragen haben uns am 4. Oktober Hans Bednar und Kim Meyer-Cech, die Autoren des Buchs „Südheide“ beantwortet. Sie haben uns im Autobus und zu Fuß durch eine Auswahl von interessanten, sehenswerten, oft nicht bekannten Highlights in unserer Südheide begleitet.

Gestartet sind wir in Mödling und haben in Gumpoldskirchen einen ersten Überblick über das Gebiet bekommen. Im Grunde entspricht die „Südheide“ dem Gebiet des Wiener Beckens bis nach Baden. Die Geologie, kriegerische Konflikte, Siedlungsentwicklungen,

Industrieansiedlungen, die landwirtschaftliche Nutzung und auch die Raum- und Verkehrsplanung mit Straßen- und Zugverbindungen haben unsere Gegend geprägt. Neben allerneuesten Logistik-Zentren finden wir alte Kellergassen. Neben eindrucksvollen Industriemuseen gibt es Grundwasserquellen und Niedermoore, Ziegelteiche und Weingärten. Innovative Betriebe nutzen Nischen, klassische Heurige setzen auf Tradition. Die Südheide ist relativ flach, aber nur wenn man nicht genau schaut. Ansonsten sieht und spürt man Erhöhungen, wie die Rauchenwarther Platte und die sanften Hügel, die in Richtung Leithagebirge Weinanbau ermöglichen. Alte Mühlen sind teilweise noch immer in Betrieb, Schlösser und Burgen gibt es viele, weil die Gegend auch die Grenzsicherung wahrnehmen musste. Die Erde Richtung Schwechat ist fruchtbar, das Steinfeld wiederum gar nicht. Deshalb wurden dort auch die Föhren gepflanzt, die heute so typisch für diese Gegend sind. Für die Siedlungsentwicklung waren auch die Flüsse in diesem Gebiet entscheidend: Fischa, Schwechat, Triesting. In einer alten Walzengravieranstalt in Guntramsdorf erahnen wir Produktionsmethoden und Arbeitsbedingungen vor 100 Jahren. Auf dem Weg zum Ursprung des Mödlinger Trinkwassers in Moosbrunn sehen wir neue Photovoltaikanlagen und hören von alten Kreisgrabenanlagen. Im Museum Marienthal lernen wir im Rahmen einer Führung über die Lebenssituation von Arbeitern vor und nach der Wirtschaftskrise 1929, die im Rahmen der berühmten Studie untersucht worden ist.

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GRÜNE AKTIVITÄTEN

Most und Sturm werden verkostet, während wir hören, dass es nur mehr wenige Zeisige gibt, aber dafür viel mehr Falken. Die Zeit bleibt ein bisschen stehen und geht dann doch wieder viel zu schnell weiter, als wir uns vom Damwild und den Schafen in einem Betrieb in Hennersdorf losreißen müssen.

Auf der Heimfahrt dominiert das Gefühl, ein bisschen mehr Wurzeln geschlagen zu haben. Diese unsere Südheide ist sehr vielfältig, geschichtsträchtig und auch sinnlich. Man kann sie erlesen, besichtigen, begehen, riechen und schmecken. Vielen Dank an Hans Bednar und Kim Meyer-Cech für diesen unvergesslichen Tag.

 Ingrid Kammerer

SÜDHEIDE – DER BILDBAND von Hans Bednar und Kim Meyer-Cech www.suedheide.at Mehr als 250 eindrucksvolle Farbfotos fangen den Zauber des Landes im Süden von Wien ein, zeigen Schräges und Schönes auf.

Mag. Hans Bednar Jahrgang 1948, Maria Lanzendorf; Zeichner und Geograf, Studium in Wien und Frankreich, AHS-Lehrer, periodenweise als Kartograf in Ostafrika, als Lehrer in Thailand und als Projektleiter bei internationalen Berufsbildungsprojekten eingesetzt. Mit dieser vielfältigen Erfahrung führt Hans Bednar seine Neugier nach Ländern und seine Liebe zu Bildern zu einer außergewöhnlichen Synthese zusammen.

Dipl.-Ing. Dr. Kim Meyer-Cech Jahrgang 1970, Gumpoldskirchen; Raumplanerin, als Assistentin an der Universität für Bodenkultur Wien und Spezialistin für Wein- und sonstige Themenstraßen eine profunde Kennerin der Region und der Materie der Regionalentwicklung. Sie gibt dem Buch das wissenschaftliche Fundament. Als Interviewerin steuert sie bei den Recherchen die unverzichtbare weibliche Komponente bei.

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LITERATUR

WINTERLEKTÜRE VORSCHLÄGE AUS MEINEM BÜCHERSCHRANK 1022 Seiten und es kommt keine Langeweile auf. Donna Tartt gelingt es sehr gut, die Spannung aufrechtzuerhalten – auf jeder Seite. Ihr Schreibstil ist wunderschön, teilweise poetisch und macht einen süchtig immer weiterzulesen.

DONNA TARTT: „DER DISTELFINK“

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Autorin und ihre tollen Krimis erst jetzt entdeckt habe. Petra Hartlieb hat trotz Amazon und Internetbestellungen den Mut, eine Buchhandlung in der äußeren Währingerstraße zu übernehmen. Daher sollte man, wenn nicht gleich zuerst, auch ihr autobiografisches Buch über eine Frau, eine Familie und einen gelebten Traum „Meine wundervolle Buchhandlung“ lesen.

Ich gebe zu, das Buch ist so frisch, dass ich es noch nicht gelesen habe. Der Text unten ist von der Rückseite des Buches, aber wenn Eva Rossmann ihr neues Buch herausbringt, muss ich das einfach ankündigen. Mit ein Grund ist, dass ihr Mann, Ernest Hauer, langjähriger Moderator der täglichen kritischen Sendung Panorama in Ö1, einer meiner lieben Schulkollegen ist (Maturajahrgang 1970, Keimkasse).

PETRA HARTLIEB & CLAUS ULRICH BIELEFELD: „NACH DEM APPLAUS“

EVA ROSSMANN: „FADENKREUZ“

Goldmann Für den kleinen Theodore Decker fängt das Unglück mit einem Museumsbesuch an. Jemand zündet eine Bombe wobei viele Menschen ums Leben kommen. Theo verliert seine Mutter, den Mittelpunkt in seinem jungen Leben. Doch bevor es ihm gelingt das Museum zu verlassen, rettet er das von Carel Fabritius entworfene Gemälde „Der Distelfink“… Eine Odyssee, von der Angst begleitet entdeckt und bestraft zu werden, beginnt für den Jungen Theodore. Aufgenommen in der Familie eines Freundes versucht man ihm Familie zu sein. Doch nur in der West 10th Street bei dem stillen Kunsthändler James Hobart, in dem kleinen unaufgeräumten „Laden hinter dem Laden“ findet er Geborgenheit. Ein wunderbares aber auch trauriges Buch. Und was für eine Rolle spielt Pippa in der Geschichte? Donna Tartt hat mit diesem Weltbestseller einen Pulitzer-Preis gewonnen. Unbedingt lesen, sagt Bärbl meine Frau.

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Diogenes Sie war ein Star am Wiener Burgtheater, nun wollte sie auch in Berlin Beifall ernten – doch der letzte Akt kommt für Sophie Lechner schneller als gedacht: Die junge Frau wird in ihrer Wohnung am Berliner Lietzensee erstochen, durch die Wohnung dröhnt noch Stunden nach ihrem Tod laute Opernmusik. Ob sie wollen oder nicht, der Berliner Hauptkommissar Thomas Bernhardt und die Wiener Chefinspektorin Anna Habel müssen wieder gemeinsam ermitteln. Ist einer von Sophies zahlreichen Liebhabern durchgedreht, oder hat sich die exzentrische Schauspielerin im Theatermilieu Feinde gemacht? Als weitere Personen aus Sophies Umfeld zu Tode kommen, geraten die beiden Kommissare trotz arktischer Temperaturen ganz schön ins Schwitzen.

GRÜNE STADT 04/2015 02/2015

Folio Verlag In der Textilindustrie zählt das gute Image. Das kann das Leben kosten. Das vietnamesische Restaurant in Wien heißt „Langes Leben“. Doch dann wird die Besitzerin Hanh auf offener Straße erschossen. Boulevardzeitungen spekulieren über „Ausländerfehden“ und Schutzgeld. Rechtsradikale sind über die Veränderung ihres ehemaligen Stammlokals wütend. Oder hat der Mord mit der jungen Näherin Vui zu tun, die nach Österreich geflohen ist, weil sie illegale Streiks organisiert und brisantes Material über ihre Textilfabrik gesammelt hat? „ALLES GUT!“ steht auf den T-Shirts eines Markenkonzerns: Zwischen Wien, Hanoi und der ehemaligen Baumwollspinnerei in Leipzig erfahren die Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krajner, dass dem nicht so ist..


LITERATUR Der neue Roman von Henning Mankell steht nicht einmal in meinem Bücherschrank, aber zirka fünfzehn andere von ihm. Meine Lieblingsbücher sind „Die italienischen Schuhe“, „Der Chinese“ aber auch seine Bücher, die in Afrika spielen, wie „Erinnerung an einen schmutzigen Engel“. Jetzt wird er leider nicht mehr schreiben und wir können nur mehr lesen, was Henning Mankell kurz vor seinem Tod geschrieben hat.

EIN OFFENER BÜCHERSCHRANK FÜR MÖDLING Für jemanden, der das erste Mal an dem Bücherschrank Ecke Pfarrgasse / Rathausgasse in Mödling vorbeikommt, kann das wie ein kleines Wunder sein, nichts bezahlen und keine Formalitäten erfüllen zu müssen und sich etwas, nämlich Bücher nehmen zu dürfen. Nach einer beinahe zwei Jahre andauernden Probephase mit einem mobilen Bücherschrank im Eingangsbereich des GEA konnte nun ein fixes Modell etabliert werden.

HENNING MANKELL: „TREIBSAND: WAS ES HEISST, EIN MENSCH ZU SEIN“ Verlag Zsolnay Die Diagnose Krebs hat Henning Mankell an einen alten Albtraum erinnert: im Treibsand zu versinken, der einen unerbittlich verschlingt. Im Nachdenken über wichtige Fragen des Lebens fand er ein Mittel, die Krise zu überwinden. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Welche Art der Gesellschaft will ich mitgestalten? Er beschreibt seine Begegnungen mit den kulturgeschichtlichen Anfängen der Menschheit, er reflektiert über Zukunftsfragen und erzählt, was Literatur, Kunst und Musik in verzweifelten Momenten bedeuten können. Henning Mankell blickt zurück auf Schlüsselszenen seines eigenen Lebens und beschreibt Fähigkeiten und Strategien, ein sinnvolles Leben zu führen.

 Für Sie ausgewählt von Gerhard Metz

Die Enthüllung Das Besondere an diesem Schrank: Ein Funktionsmöbel steht im öffentlichen Raum. Wolfgang Pichler, selbst Mitarbeiter bei GEA, ist für das Design dieses Mödlinger Bücherschrankes verantwortlich. Es geht um Gestaltung von öffentlichem Raum und Bereitstellung von Infrastruktur ohne großen technischen Aufwand. Der Schrank, in dem die Bücher vor Sonne, Regen und Schnee geschützt stehen, soll Gemeinbesitz sein. Nach Belieben können 365 Tage im Jahr Bücher hineingestellt und herausgenommen werden. Sind die Kapazitäten des Schrankes überschritten, wird dieser Bücherüberschuss von den „PatInnen“ reguliert. Die Idee des Bücherschrankes ist nicht neu. In Wien und auch in anderen Orten Niederösterreichs gibt es welche. An

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diesen Orten gibt es Menschen, die regelmäßig Bücher hineinstellen und herausnehmen und sich um die Bücher kümmern. Der Inhalt des Schranks ist in gewisser Weise ein Abbild der Bevölkerung. So ein Schrank funktioniert an Orten mit Frequenz, d. h. nur dort wo BürgerInnen vorbeikommen und Bücher tauschen. Wir haben uns daher sehr genau überlegt wo wir diesen Container aufstellen. Ich bin überzeugt, dass wir im „Eckerl“ den idealen Standort gefunden haben, einerseits weil die Menschen, die hier arbeiten, als PatInnen dieses Schrankes aktiv sind, andererseits weil hier täglich zahlreiche Menschen vorüberkommen. Ich hoffe, dass interessierte Menschen möglichst viel interessante Lektüre an dieser Stelle finden!

 Susanne Bauer-Rupprecht

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POLITIK / GRÜNE AKTIVITÄTEN

MAN WÄHLT NUR MIT DEM HERZEN GUT Der 11. Oktober 2015 war kein ganz normaler Sonntag. Am 11. Oktober hat Wien – laut Grünem Wahlprogramm – „über Zukunft oder Stillstand, über Zuversicht oder Angst“ entschieden. Etwas anders sieht die Situation in den Bezirksvertretungen aus. Zwar gibt es auch dort leichte Verluste der Grünen, aber im 7. Bezirk konnte der Grüne Spitzenplatz gehalten werden und im 18. Bezirk gibt es sogar eine neue Grüne Bezirksvorsteherin: Silvia Nossek. Sie ist für die Mödlinger Grünen keine Unbekannte, hat sie doch als Unternehmensberaterin schon mehrere Klausuren der Mödlinger Grünen moderiert und war auch im Grünen Verhandlungsteam, als im Jahr 2010 in Mödling die erste Schwarz-Grüne Koalition geschmiedet wurde.

Angst machte vielen auch das von den Meinungsforschern vorhergesagte Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und FPÖ, das letztlich aber doch nicht stattfand. Anscheinend haben aber einige frühere Grün-WählerInnen die Gefahr eines ersten Platzes für die FPÖ ernst genommen und „ausnahmsweise,

zum allerletzten Mal“ SPÖ gewählt. Die Grünen, die bis vor wenigen Monaten laut Meinungsumfragen mit deutlichen Zugewinnen rechnen konnten, mussten nun leichte Verluste einstecken und verloren einen Sitz im Wiener Gemeinderat und Landtag.

WALDARBEIT Im Rahmen des Projekts „Entbuschung am Kalenderberg“, das in Kooperation der Stadtgemeinde Mödling mit MMag. Peter Hauschild und unter wissenschaftlicher Beratung von Univ.-Prof. Dr. Karl Mazzucco durchgeführt wird, fand – auf Initiative von Grün-Gemeinderätin Susanne Bauer-Rupprecht – ein Nachmittag der gemeinsamen Waldarbeit mit Jugendlichen aus dem TralalobeHaus der Diakonie statt. Eines der erreichten Ziele dieser Aktivität war es, den jungen Menschen, neben positiven Naturerfahrungen, eine sinnvolle ehrenamtliche Beschäftigung zu ermöglichen. Als kleines Dankeschön für die aktive Mitarbeit gab es Eis im Eissalon Zanoni.

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In Wien sieht es so aus, als ob die RotGrüne Koalition ihre Arbeit auch in den nächsten fünf Jahren fortsetzten wird. Zu Redaktionsschluss dieser Zeitung waren die Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und Grünen bereits im Gange.

 Ingrid Kammerer und Alfred Trötzmüller


KULTUR

DAS WAR DAS GRÜNE GRÜNE WANDERKINO 2015 Schöner geht‘s fast nicht mehr, kühler wäre möglich gewesen ;-) Wir haben unser heuriges Wanderkino zum zweiten Mal im Museumspark veranstaltet – nach 10 Spieljahren in der FußgängerInnenzone. Und wie auch im Vorjahr war unser Kino der kühle Abschluss eines sehr heißen Sommertages. Die großen Bäume haben schon während des Aufbaus rettenden Schatten gespendet und auch die ideale Kulisse für die Aufführung des MÖP-Puppentheaters geboten. Der Weltladen war wie auch die Buchhandlung skybooks wieder mit einem Stand vertreten. Die Recycling-Taschen von ab.ag und die Klettermöglichkeiten am Mammutbaum von hamari waren ebenfalls einen Besuch wert. Mit Essen und Trinken versorgten uns der Saftladen mit seinen Smoothies und der Heurige Pferschy-Seper.

Das Parklife-Fest hatte aber auch Kultur zu bieten: Bernhard Eder sorgte am Freitag und Floran Katz am Samstag für feinste Live-Musik. Stimmungsvolle DJ-Musik und grüne Liegestühle haben zum Ausruhen eingeladen und unsere Gäste aus dem Integrationshaus Jägerhausgasse besiegten den einen oder die andere MödlingerIn beim Mühleoder Boccia-Spiel. Nach Einbruch der Dunkelheit konnten die Filmvorführungen beginnen: Wir zeigten „Zusammen ist man weniger allein“ und „Amor Fou“, und viele Menschen haben die Gelegenheit genutzt, den wunderschönen Abend im Park mit uns gemeinsam zu genießen.

 Ingrid Kammerer

BENEFIZ-KONZERT GOLDFISCH #29 MIT DEN „STROTTERN“ Beim von den Mödlinger Grünen gesponserten Benefiz-Goldfisch-Konzert, dessen Eintrittserlös traditionell für einen sozialen Zweck gespendet wird, sind auch heuer wieder Top-Stars der Wiener Musikszene in Mödling zu Gast: „Die Strottern“. Buenos Aires hat den Tango, Lissabon den Fado, Paris die Chansons. Wien hat das Wienerlied – als unverwechselbaren Ausdruck des Lebensgefühls dieser Stadt. Die Strottern entstauben das Wienerlied musikalisch und inhaltlich so gründlich, dass aus einer traditionellen lokalen Liedtradition eine Musik wird, die auf der ganzen Welt verstanden wird. Davon zeugen auch die zahlreichen Auszeichnungen für die Herzblutmusikanten. Das Duo wird am 5. Dezember das Publikum in der Bühne Mayer im Mautwirtshaus begeistern. Der Sänger und Geiger Klemens Lendl und der Sänger und Gitarrist David Müller suchen seit vielen Jahren nach

immer wieder neuen und heute gültigen Ausdrucksmitteln und Themen für das Wienerlied. Sowohl musikalisch als auch textlich werden die sich ewig wiederholenden Klischees des Wienerlieds zurückgelassen, an Stelle von Larmoyanz und Weinseligkeit treten Poesie und urbaner Alltag. Ein Strottern-Konzert ist eine Hochschaubahn der Gefühle: Zarter Seelentrost, morbide Melancholie, drastischer Schmäh und verliebte Poesie wechseln einander unvermittelt ab. Charmante Moderationen führen zu spontanen und humorvollen Interaktionen mit dem Publikum, die größten Konzertsäle verwandeln sich in Wohnzimmer.

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SA. 5. 12. 2015, 20 UHR

DIE STROTTERN BÜHNE MAYER Mödling, Kaiserin-ElisabethStraße 22 Kartenreservierung: 02236 24481

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KULTUR

STADTTHEATERSAISON 2015/16 ZEIT FÜR EINEN MUT-AUSBRUCH! Das Motto der neuen Saison hat damit zu tun, in Zeiten wie diesen auch im künstlerischen Schaffen Standpunkte einzunehmen und die Menschen in ihrer Haltung zu bestätigen, die noch an etwas anderes glauben als an Ego und Konsum. Den Beginn machte Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“. Aktuell wird „Tannöd“ gegeben, ein ungeheuer packender Bühnenkrimi des Roman-Bestsellers von Andrea Maria Schenkel. Er erzählt die Geschichte eines sechsfachen Mordes auf einem Einödhof Mitte der 1950er Jahre in Bayern, wo eines Tages eine ganze Familie erschlagen aufgefunden wird. Vom Mörder fehlt jede Spur. Nur der Zuschauer nimmt ihn wahr: Ohne seine Identität ausmachen zu können, durchwandert er gemeinsam mit ihm das Stück, sieht ihm bei seinen alltäglichen Verrichtungen zu, beobachtet, wie sich das Verbrechen seinen Weg bahnt, und schaudert vor der Gewöhnlichkeit, die das Leben des Täters vor und nach dem Mord annimmt. Der Mord aber fungiert als Katalysator, um ein viel tiefer liegendes, verschüttetes Geheimnis an die Oberfläche zu holen. Die Familiengeschichte der Danners endet nicht nur mit dem tragischen Tod aller ihrer Mitglieder, sondern enthüllt tabuisierte, grausame Ereignisse der Vergangenheit, die von den Dorfbewohnern zwar nicht akzeptiert, aber geduldet worden sind.

(orig. „Tribes“) der jungen britischen Autorin Nina Raine, die sich mit Kommunikation und Sprache auseinandersetzt. Sie verpackt dies in eine Familienkomödie, in der Eltern, die wir wahrscheinlich als Bobos bezeichnen würden, den jüngsten Sohn, der taubstumm ist, so aufwachsen lassen, als ob er diesen „Makel“ nicht hätte. Sie tun dies in bester Absicht, um ihn nicht gesellschaftlich auszugrenzen. Doch er verliebt sich seinerseits in ein taubstummes Mädchen, erlernt die Gebärdensprache und beginnt, seinen eigenen Weg zu gehen. Herausfordernd für Ensemble und Publikum ist, dass große Teile der Dialoge in Gebärdensprache ablaufen, mit Übertiteln für die Zuseher.

Motiven von Robert Ranke-Graves´ „Ich, Claudius – Kaiser und Gott“ findet das Abschiedsbankett von Kaiser Claudius, kurz vor seinem Tod, statt. Das Publikum darf bei altrömischen Spezialitäten zu Tisch liegen und sich die wahre und irrwitzige Geschichte von Claudius erzählen und vorspielen lassen. Heumarkt-Atmosphäre kommt im April ins Theater, wenn Claire Luckhams Erfolgsstück „Wrestling Rita – Eine Frau ringt sich durch“ in der Form eines Wrestling-Matches über 10 Runden gespielt – nein, ausgekämpft wird. Der Lebensweg eines Mädchens, das sich von Anfang an durchsetzen muss – gegen Eltern, Mitschülerinnen, Kollegen und Ehemann – wird von sechs akrobatisch trainierten SchauspielerInnen mit vollem Körpereinsatz im Ring ausgetragen, unter bissigen Kommentaren des Ringrichters, der auch nicht unbedingt auf Fair Play besteht.

Mit „Othello“ wird die letzte große Tragödie Shakespeares gezeigt, die im Repertoire noch fehlte. Es ist die Ge-schichte zweier Paare, Othello und Desdemona, Iago und Emilia, deren Schicksale auf verschiedenste Weise miteinander verknüpft sind und sie am Ende vernichten. Es ist aber auch die Geschichte eines Fremden, dessen Anderssein bei den Menschen Ängste und Hass entfacht – woran erinnert uns das?

Es geht weiter mit einem Felix-Mitterer-Stück. „In der Löwengrube“ beruht auf einer wahren Begebenheit: Der jüdische Schauspieler Kirsch wird 1938 von Nazifunktionären, die sein Theater übernehmen, gezwungen, das Land zu verlassen. Selbst seine arische Frau findet es besser, und davor noch schnell die Scheidung. Gedemütigt macht er sich auf den Weg. Ein Jahr später taucht aus dem Nichts ein Tiroler Bergbauer auf, blond und bärtig, und fällt sofort durch seine „deutsche Natürlichkeit“ und Begabung fürs Theater auf. Er bekommt die Hauptrolle im Wilhelm Tell und treibt mit seinem Obernazitum die Funktionäre und Theaterlemuren ganz schön vor sich her. Aber irgendetwas stimmt nicht mit diesem VorzeigeArier – an wen erinnert er die Kollegen vom Theater bloß so? Felix Mitterer wird persönlich bei der Premiere dieses kritischen Stücks, das aber auch einfach gute Komödie ist, anwesend sein.

Neil Labutes Stück „Das Maß aller Dinge“ beschäftigt sich mit der Kunst der Manipulation. Ein unauffälliger, nerdiger Student, der als Museumswärter jobbt, erwischt die Kunststudentin Evelyn bei einer Performance: Sie sprayt einer antiken Statue einen Penis an den Leib, um gegen Kunstzensur zu protestieren. Aus dieser Begegnung entwickelt sich eine Liebesbeziehung, unter deren Einfluss der einstige Nerd zum coolen Typen wird und sich von seinen Freunden entfremdet. Die Transformation erlaubt es ihm auch, später einer heimlichen Jugendliebe von ihm mit ganz anderem Auftreten zu begegnen. Ob das alles gut geht, wird man am – unerwarteten – Ende der Geschichte sehen …

Im Jänner gibt es eine österreichische Erstaufführung zu sehen: „Sippschaft“

Das diesjährige Dinnerspektakel wird als römisches Bankett angelegt. Nach

Der Juni bringt mit „Brassed off“ von Paul Allen (nach dem Film von Marc

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KULTUR Herman) ein Highlight in jeder Beziehung: Der wunderbare Film aus 1997, einer der größten britischen Kinoerfolge des Jahres, befasst sich mit Solidarität und Würde in Krisenzeiten, am Beispiel der Betriebsblaskapelle eines nordenglischen Kohlebergwerks in den schweren Zeiten der Minenschließungen. Auch in Paul Allens Bühnenadaptierung bleiben der schräge Humor und die menschliche Wärme des Films erhalten. Das wirklich Spannende wird die Umsetzung als Community-Project mit der Blasmusikkapelle Mödling. Die Handlung wird – auch wegen des Sprachwitzes! – nach Österreich verlegt.

CULTUHR

KUNSTRAUMARCADE Hauptstraße 79, 2340 Mödling Tel. 02236/860457 www.kunstraumarcade.at Öffnungszeiten: Fr. 15–18 Uhr, Sa. 10–15 Uhr Bis Sa., 19. Dezember 2015, Finissage mit Lesungen und Büchertisch: So., 20. Dez. ab 16 Uhr: sculpsit – P.O.S. II Plastik, Objekt, Skulptur mit Arbeiten von Luise Czerwonatis, Helga Cmelka, Babsi Daum, Judith. P. Fischer, Miyuki Kido, Rica Ohya, Heike Schäfer, Gerlinde Thuma, Walter Weer Wie bei der im Oktober beendeten Ausstellung sculpsit – P.O.S. I geht es um unterschiedliche Positionen

Ein Riesenensemble wird ein ganzes Dorf darstellen, man darf sich darauf freuen!

dargebracht. Bilder und Videos der entsprechenden Aufführungen runden das Bild ab.

Zum Abschluss der Saison wird unter dem Titel „Fear no more“ der Theatermusik von zwanzig Jahren Theater zum Fürchten die Ehre erwiesen. Seit so vielen Jahren arbeitet der Komponist und Bühnenmusiker Fritz Rainer mit dem Ensemble zusammen und war in fast allen Produktionen für die Musik hauptverantwortlich. Die interessantesten und schönsten dieser Kompositionen und Arrangements werden in einem Konzert der besonderen Art

Der Theaterball wird diesmal im Frühjahr, am 28. Mai 2016, stattfinden, wobei der Außenbereich des Theaters einbezogen werden soll.

im Bereich des Skulpturalen, der gemeinsame Nenner der präsentierten Arbeiten ist ihr Format – dreidimensionale „kleine“ Arbeiten. Immer wieder haben Kunstschaffende dem kleinen Format ihr Interesse geschenkt und in ihm Ideen verwirklicht, die in einer großen Ausführung zum Beispiel eine inhaltlich falsche Perspektive oder eine vielleicht irritierende Anmutung erhalten hätten. So unterschiedlich wie die Positionen sind auch die gewählten Materialien – von Porzellan über Glas, Metall, Stein, Schaumstoff bis zum Papier. Nach der Winterpause (Renovierung): Vernissage: Sa., 12. März 2016, 18 Uhr Ausstellungsende: 9. April 2016: Linie und Raum – Hilde Seyboth, Stefan Wehmeier, Silvia Ried (KünstlerInnen der Künstlergruppe Fürstenfeldbruck/D)

HAUS DER JUGEND RED BOX Eisentorgasse 5 www.redboxmoedling.at Tickets: www.ntry.at

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Das Programm lässt auf eine weitere Saison der Vielfalt und Kreativität schließen, wir freuen uns darauf.

 Ulla Binder

Sa., 28. November 2015, 20 Uhr: Noiseflash Funkberater – Käsebart – Horny Women – Jupiter Rising

4 junge Bands on stage, Party! Fr., 18. Dezember 2015, 20 Uhr: Drescher

Ihr Album „Erntezeit“ wird wie folgt beschrieben: „Die Quetschn scharf wie eine Motorsäge, die Gitarre spielt der leibhaftige Teufel, der Jodler krawallt durch Mark und Bein. Das ist die härteste Volksmusik, die du je gehört hast.“ Support: Da Broniz Auch nix für Weicheier.

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KULTUR Sa., 13. Februar 2016, 20 Uhr: Sofa Surfers Visuals: Timo Novotny Die international erfolgreichste Band Österreichs, seit 2014 ohne Wolfgang Schlögl, mit wieder neuem Sound, Richtung dunklem RnB. Das grandiose brandneue Album „Scrambles, Anthems and Odysseys“, mit gewohnt starken Texten, featuring die Wiener Rapperin Soulcat E-Phife, bringt „Musik für Zeiten des Umbruchs – dunkle Welten vs. Emotionen“. Die legendäre Live-Präsenz der Band beruht nicht zuletzt auf den Wahnsinns-Visuals von Timo Novotny. Unbedingt ansehen!

RE:FLEX Musik/Kultur Mödling Bühne Mayer, Elisabethstr. 22 Tel. 02236/24481 Do., 19. November 2015, 20 Uhr: Goldfisch#28: live: Leyya

präsentieren ihren mit Spannung erwarteten Debüt-Album-Release „Spanish Disco“ in voller Bandbesetzung! http://www.leyya-music.com/

Österreichische Erstaufführung Inszenierung: Babett Arens Weitere Termine: 14. 1.-16. 1., 19. 1., 21. 1.23. 1., 19:30 Uhr; 17. 1., 17 Uhr

Sa., 5. Dezember 2015, 20 Uhr: Goldfisch#29 Die Strottern Klemens Lendl – Gesang, Geige David Müller – Gesang, Gitarre CharityKonzert mit dem Wiener AkustikDuo Strottern, das, mehrfach ausgezeichnet (u. a. Amadeus Award, Dt. Weltmusikpreis), eine heute gültige Ausdrucksform des Wienerliedes gefunden hat. Musikalisch mit Jazzelementen, inhaltlich weg von der Larmoyanz zu den Fragen, die wir uns heutzutage stellen.

Premiere: Sa., 13. Feb. 2016, 19:30 Uhr: In der Löwengrube von Felix Mitterer Inszenierung: Peter M. Preissler Weitere Termine: 18. 2.-20. 2., 23. 2., 25. 2.-27. 2., 19:30 Uhr; 21. 2., 17 Uhr

STADTTHEATER MÖDLING Babenbergerg. 5 Tel. 02236/42999 www.theaterzumfuerchten.at Noch bis Sa., 21. November 2015: Tannöd Stückfassung von Maya Fanke und Doris Happl Inszenierung: Rüdiger Hentzschel Letzte Termine: 17. 11., 19. 11.-21. 11., 19:30 Uhr

Kunst gegen Pop, filigran vorgetragene Melodien gegen schwere elektronische Beats, Frau gegen Mann, Konzept gegen Chaos, jugendlicher Leichtsinn gegen Routine. Die Shootingstars der Stunde Leyya

Premiere: Sa., 5. Dez. 2015, 19.30 Uhr: Othello Tragödie von William Shakespeare Inszenierung: Bruno Max Weitere Termine: 10.12.-12. 12., 15. 12., 17. 12.-19. 12., 19:30 Uhr; 13. 12., 17 Uhr Premiere: Sa., 9. Jan. 2016, 19:30 Uhr: Sippschaft Von Nina Raine

Premiere: Sa., 5. März 2016, 19:30 Uhr: Cena Claudiana Ein römisches Bankett von Bruno Max nach Motiven aus Robert RankeGraves’ „Ich, Claudius – Kaiser und Gott“ Weitere Termine: 10. 3.-12. 3., 15. 3., 17. 3.-19. 3., 19:30 Uhr; 13. 3., 17 Uhr

FILMCLUB CAPITOLINO Aufführungen im Stadttheater Mödling · www.capitolino.at Di., 24.November 2015, 19:30 Uhr: Verstehen Sie die Béliers? R: Éric Lartigau; F 2014 dt. F. Die Béliers betreiben einen Bauernhof irgendwo in der französischen Provinz. Sie sind ein munterer und verschworener Haufen, und man merkt der Familie auf den ersten Blick gar nicht an, dass Mutter, Vater und Sohn ein kleines Handicap haben: Die drei sind gehörlos. Einzig Tochter Paula kann hören und sprechen, und ganz selbstverständlich bildet sie die Verbindung der Familie zur Außenwelt. „Der besondere Charme und Zauber dieses Films liegt in den Figuren, deren alltägliche Sorgen und Freuden mit viel Humor, ohne billige Effekte und mit großer Empathie gezeigt werden. Louane Emera, die 18-jährige Darstellerin der Paula, überzeugt in ihrem Auftritt in der Rolle eines unsicheren Mädchens zwischen Pflicht und eigenen Wünschen. Regisseur Eric Lartigau erzählt ein Coming-of-Age der etwas anderen Art, und seine visuellen Schilderungen des Lebens der gehörlosen Bauernfamilie balancieren geschickt zwischen Drama und Komödie.“ (FBW)

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: DIE GRÜNEN Mödling, c/o Teichgräber, Badstraße 19/7, 2340 Mödling · DVR: 0879771 · Druck: Donau Forum Druck Ges.m.b.H., 1230 Wien · Erscheinungsort: Mödling, Erscheinungstermin: November 2015 · Layout: Josef Machynka · Foto-Copyrights: C. Bauer (S.1, S.23/Enthüllung, S.24/Wald), G. Mayer (S.2+10), G. Puschner (S.3), dreamstime (S.4/Grafik), A. Trötzmüller (S.4/Haschka, S.4/Bühne Mayer, S.20/Hirsch), T. J. Teskey (S.4/Teichgräber), H. Naumann (S.5), Flüchtlingsnetzwerk (S.6-7), P. Mally (S.8), B&M Architektur (S.13), M. Fritz (S.14), E. Göbl (S.18-19), I. Kammerer (S.20, S.21/Bildleiste, S.24/Wahlparty, S.25/Wanderkino), wien.gv.at (S.24/Grafiken), J. Stix (S.25/Strottern, S.28/Strottern), H. Cmelka bzw. M. Kido (S.27/sculpsit), Käsebart (S.27), Drescher (S.27), MonoscopeProductions (S28/Sofa Surfers), ink music (S.28/Leyya).

Gedruckt nach der Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens „Schadstoffarme Druckerzeugnisse“ Donau Forum Druck Ges.m.b.H. · UWNr. 785


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