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UNIVERSITÄTSSTADT WIEN

Kulturmagazin 2015 Verein der geprüften Wiener Fremdenführer



Editorial

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen!

© Fotostudio Semrad

»Wien, Wien, nur du allein sollst stets die Stadt meiner Träume sein« – so heißt es schon im berühmten Wienerlied von Rudolf Sieczyński aus dem Jahre 1912. Wiens guter Ruf als Reiseziel wurde bereits im 18. Jahrhundert mehrfach dokumentiert. Der Engländer John Morritt besuchte Wien 1794 und fand die Stadt unwiderstehlich: »Wien ist wohl unter all den großen Städten, die ich besucht habe, die bei weitem angenehmste.« Er meinte sogar, dass Wien »die einzige Hauptstadt wäre, in der ein Gentleman leben kann.« Auch heute noch zieht es viele Gäste nach Wien: wegen der beeindruckenden Bauten der Ringstraße, deren feierliche Eröffnung sich heuer zum 150. Mal jährt; wegen der vielen kulturellen Einrichtungen, der gemütlichen Kaffeehäuser und nicht zuletzt wegen der sprichwörtlichen Wiener Gemütlichkeit. Wien galt auch immer als Stadt der geistigen Bildung, und dieses Jahr feiern wir das 650-jährige Jubiläum der Wiener Universität, der wir aus diesem Grund das heurige Kulturmagazin widmen. Wien ist für uns Fremdenführer ein wunderbarer Arbeitsplatz, dank seiner Geschichte und der vielfältigen Kunst und Kultur. Man kann hier tatsächlich aus dem Vollen schöpfen, es gibt keine Hausecke, an der es nichts zu erzählen gäbe! Und dass wir das können, stellen wir jeden Tag unter Beweis.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen, herzlichst Christa Bauer

Präsidentin des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer – Vienna Guide Service

Besuchen Sie uns am »Welttag der Fremdenführer« 20. Februar 2015 Gratisführungen für blinde und sehschwache Menschen in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums 22. Februar 2015 Gratisführungen und -vorträge in der Universität Wien, Universitätsring 1 Informationen unter: www.guides-in-vienna.at

Impressum: Herausgeber: Verein der geprüften Wiener Fremdenführer – Vienna Guide Service 1010 Wien, Eschenbachgasse 11, Telefon: 01/587 36 33-66, E-Mail: office@guides-in-vienna.at Für den Inhalt verantwortlich: Christa Bauer Die in den Artikeln vertretenen Ansichten sind jene der Autorin oder des Autors und müssen nicht unbedingt mit den Ansichten des Vereinsvorstandes oder der Redaktion übereinstimmen. Medieninhaber (Verleger): Verlag Wirl & Winter OG, 1150 Wien, Tautenhayngasse 21/3 www.verlagwirl.com, E-Mail: office@verlagwirl.com, Telefon: 01/786 37 81, Fax: DW 19 Druck: Bernsteiner Print Company, 1220 Wien, Rautenweg 10 Cover: Universität Wien, Frontalansicht mit der Votivkirche im Hintergrund, © Universität Wien

www.guides-in-vienna.at

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DEGAS CEZANNE MONET BIS SEURAT aus dem

Musée d’Orsay

30. 1. – 3. 5. 2015

PICASSO

DIE SAMMLUNG BATLINER

ALBERTINAPLATZ 1, 1010 WIEN TÄGLICH 10 BIS 18 UHR, MITTWOCH BIS 21 UHR WWW.ALBERTINA.AT

Claude Monet, „Jezírko s lekníny“ (detail), kolem roku 1917–1919; Albertina, Vídeň – sbírka Batliner

Edgar Degas, Nach dem Bad, 1895 –1898; Musée d’Orsay, Paris © RMN-Grand Palais

SCHAUSAMMLUNG


Inhaltsverzeichnis

Inhalt Großer Festsaal der Universität Wien

Grußworte ..................................................................... 9 Die Autoren dieses Magazins .................................... 12

Audimax der Universität Wien Archiv der Universität Wien, © Fotostudio Franz Pfluegl

Einleitung: Die ersten Universitäten ......................... 14 Die Prager Karls-Universität ..................................... 16 Gründung der Alma Mater Rudolfina ...................... 18 Der Einfluss der monastischen Orden ..................... 22 Die alte Universität ..................................................... 24 Die neue Alma Mater Rudolfina ............................... 28 Der Arkadenhof der Wiener Universität .................. 30 Weitere Standorte der Universität ............................. 34 Botanischer Garten der Universität Wien ................ 36 Die Wiener Universitätsbibliothek ........................... 38 Die Kostümsammlung des Theatermuseums .......... 40 Das Alte AKH .............................................................. 40 Die Organisation der Universität .............................. 42 Studentenleben ............................................................ 44 Die Studentenverbindungen ...................................... 46 Frauen an der Universität Wien ................................ 48 Die Universität Wien und die Juden ......................... 50 Die Nobelpreisträger der Universität Wien .............. 52 Von der Lateinschule zum Gymnasium ................... 54 Die Wiener Salons ....................................................... 58 Wien – Hauptstadt der Spitzenmedizin ................... 60 Neue Universitäten: Technik bis Wirtschaft ............. 62 Ludwig Boltzmann Gesellschaft ................................ 66

© Universität Wien

Universität Wien

Nobelpreisträger Erwin Schrödinger

600. Geburtstag: Friedrich III. .................................... 68 550. Geburtstag: Erzherzogin Kunigunde ................. 69 500 Jahre: Wiener Doppelhochzeit ........................... 70 450 Jahre: Hernalser Quellwasserleitung .................. 71 400 Jahre: Kaiserliche Favorita auf der Wieden ....... 72 300 Jahre: Hofkapellmeister Fux und Wagenseil ..... 73 250. Todestag: Kaiser Franz I. Stephan ..................... 74 250. Geburtstag: Johann Wilhelm Klein ................... 75 200 Jahre: Ende des Wiener Kongresses ................... 76 200 Jahre: Patentierung des Metronoms ................... 77

© Universität Wien

Anniversarium

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Inhaltsverzeichnis

© ÖNB / Stauda

Blick über die jung bepflanzte Ringstraße, um 1870

© Belvedere, Wien

Georg Ferdinand Waldmüller, Selbstporträt

Theatermuseum Wien, © KHM

Curd Jürgens als Jedermann

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Anniversarium

150 Jahre: Wiener Ringstraße .................................... 78 150 Jahre: Eröffnung der Rudolfstiftung .................. 80 150 Jahre: Pferdestraßenbahn in Wien ..................... 81 150. Todestag: Carl Rahl ............................................. 82 150. Todestag: Georg Ferdinand Waldmüller .......... 83 150. Geburtstag: Fabiani und Auchentaller .............. 84 150. Todestag: Schuh und Semmelweis .................... 86 150. Geburtstag: Erzherzog Otto ............................... 88 150. Geburtstag: Elise Richter .................................... 89 150 Jahre: Uraufführung – Die Unvollendete .......... 90 100 Jahre: Uraufführung – Die Csárdásfürstin ........ 91 100. Todestag: Julius Payer ......................................... 92 100. Todestag: Caspar von Zumbusch ...................... 93 100. Geburtstag: Rudolf Kirchschläger ..................... 94 100. Geburtstag: Carl Szokoll .................................... 95 100. Geburtstag: O.W. Fischer ................................... 96 100. Geburtstag: Curd Jürgens .................................. 97 100 Jahre: Wienflussregulierung ............................... 98 50 Jahre: Die OPEC in Wien ...................................... 99 50. Todestag: Leopold Figl ....................................... 100 50. Todestag: Adolf Schärf ....................................... 101 50. Todestag: Martin Buber ...................................... 102 10. Todestag: Wolfgang Bauer ................................... 103

Rundschau

Albertina .................................................................... 104 Dorotheum ................................................................. 106 Sigmund Freud Museum .......................................... 108 Wien Museum ............................................................ 109 Heeresgeschichtliches Museum ............................... 110 Kunsthistorisches Museum ...................................... 111 Zu Gast bei Esterházy ................................................ 112 Gemäldegalerie ......................................................... 113 Burg Liechtenstein .................................................... 113 Haus der Musik ......................................................... 114 Universität Wien ....................................................... 114

Internes

Mitgliederliste ........................................................... 115 Redaktionelles Team ................................................. 122

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015



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Grußworte

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer!

Foto: © Stadt Wien/PID, Fotograf Hubert Dimko

Wien ist eine Stadt der Vielfalt und Kultur. Die Wiener Fremdenführerinnen und Fremdenführer verstehen es bestens, den ausländischen Gästen die Besonderheiten und das Flair unserer Stadt zu vermitteln. Von ihrem Wissen, ihrer Vermittlungsgabe und ihrer Überzeugungskraft, aber natürlich auch von ihrem Engagement und persönlichem Auftreten hängt es entscheidend ab, welches Bild von Wien die Besucherinnen und Besucher mitnehmen, wenn sie diese Stadt wieder verlassen. Dabei ist es auch sehr wichtig, wie die Informationen an die Gäste unserer Stadt weitergegeben werden: Hintergrundgeschichten und spezielle Tipps für besondere Wünsche und Anfragen sind genauso bedeutend wie das Erklären der klassischen Sehenswürdigkeiten. Freundlichkeit, Kompetenz, Kreativität und Spaß am Beruf sind nur einige jener Eigenschaften, die eine gute Fremdenführerin und einen guten Fremdenführer auszeichnen. Oft wird ein Gast dadurch zu einem erneuten Wien-Besuch angeregt. Es freut mich, dass die Wiener Fremdenführerinnen und Fremdenführer für 2015 das Schwerpunktthema »Universitätsstadt Wien« anlässlich des 650-jährigen Bestehens der Alma Mater Rudolphina gewählt haben. Denn für mich bedeutet Bildung, vom Alltagswissen bis hin zum Universitätsstudium, eines der höchsten Güter, über die wir verfügen. Ich möchte mich gerne im Namen aller Wienerinnen und Wiener dafür bedanken, dass Sie das ganze Jahr über und bei jedem Wetter mit Fachwissen und Freude unseren Gästen aus aller Welt die Schönheiten und Kulturschätze, aber auch die facettenreiche Vielfalt der Stadt Wien näher bringen. Herzlichen Dank für Ihr Engagement!

Dr. Michael Häupl Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien

www.guides-in-vienna.at

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Grußworte

Liebe Wienerinnen und Wiener, verehrte Gäste!

Es bedarf aber auch der nötigen Kompetenz, die ganze Schönheit unserer Stadt feinfühlig zu vermitteln. Die Wiener Fremdenführer punkten mit einem umfassenden Wissen über Geschichte und Geschichten der Stadt, über Wiens Architektur und Wiener Künstler sowie über Stile und Epochen. Tag für Tag sind sie im Einsatz, um unseren Gästen aus aller Welt mit Charme und Esprit die Faszination Wiens zu vermitteln. Als bestens qualifizierte und hoch spezialisierte Unternehmerinnen und Unternehmer sind die geprüften Wiener Fremdenführer eng mit den großen Erfolgen der Tourismusdestination Wien verbunden. Ich danke den geprüften Wiener Fremdenführern für ihr Engagement um unsere Stadt und wünsche allen Gästen interessante und zugleich erholsame Urlaubstage in Wien! DI Walter Ruck Präsident der Wirtschaftskammer Wien

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer, ich freue mich sehr, Sie auch in diesem Jahr zu Ihrem Welttag und Ihrem Kulturjournal beglückwünschen zu dürfen. Das Thema »Universitätsstadt Wien« passt nicht nur zum Programm des Welttages, sondern ist auch programmatisch für Ihren Berufsstand selbst. Es gibt kaum eine andere Berufsgruppe, in der die Aus- und Weiterbildung derartig groß geschrieben wird. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Sie mit sozialer und fachlicher Kompetenz bei unseren Gästen aus dem In- und Ausland punkten und somit ein wesentlicher Teil des touristischen Erfolges unserer Stadt auf Sie zurückzuführen ist. In diesem Sinne VIELEN DANK für Ihr Engagement und alles Gute für die Saison 2015! Herzlichst, Ihr Markus Grießler

Obmann Fachgruppe Freizeitbetriebe/Wirtschaftskammer Wien

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Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015

© Fotostudio Weinwurm

Wien zählt unbestritten zu den beliebtesten Metropolen dieser Welt. Mit knapp dreizehn Millionen Nächtigungen heuer, was einer Steigerung von über sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, zeigt unsere Stadt, dass sie nichts von ihrem Glanz verloren hat. Ganz im Gegenteil: Die Mischung aus habsburgischer Tradition und moderner Metropole, aus klassischer Museenstadt sowie experimenteller Kunst und Architektur ist attraktiver denn je. Und Wien versteht es auch seine Jubiläen zu zelebrieren, so wie aktuell die Feierlichkeiten zum 650-jährigen Bestehen der Wiener Universität, der ältesten Universität im deutschsprachigen Raum.


Grußworte

2015 feiert Wien das 150-Jahre-Jubiläum der Wiener Ringstraße und damit auch das pulsierende Leben, die imposante Architektur und die vielen Institutionen von Weltrang, die entlang des Prachtboulevards ihr Zuhause haben. Ein beeindruckendes halbes Jahrtausend älter als die Ringstraße ist eine dieser Institutionen: die Universität Wien. Auch wenn das von Heinrich von Ferstel erbaute Gebäude an der Ringstraße gerade mal etwas älter als 130 Jahre alt ist, so feiert die Uni Wien 2015 bereits ihren 650. Geburtstag. Nicht umsonst ist dieses Jubiläum Thema im vorliegenden Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer und die Universität Schauplatz Ihres diesjährigen Welttags – denn Parallelen zu Ihrem Metier sind nicht von der Hand zu weisen: Sprachliches Know-how, ein hoher Grad an Bildung und die Fähigkeit, dieses Wissen auf einprägsame Weise zu vermitteln, zählen auch zu den Fertigkeiten, die die Wiener FremdenführerInnen tagtäglich mitbringen müssen. Mit guter Ausbildung, aber auch viel Leidenschaft und sozialer Kompetenz schaffen Sie es, unseren Gästen die historischen wie kontemporären Aspekte Wiens zu vermitteln und prägen den Eindruck, den Gäste in unserer Stadt erhalten, nachhaltig. Für Ihre Leistungen möchte ich mich auch heuer herzlich bei Ihnen bedanken – und Sie ersuchen, auch weiterhin professionell ein authentisches Bild unserer Stadt zu zeichnen.

© Peter Rigaud

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer!

Herzliche Grüße Norbert Kettner

Direktor WienTourismus

Liebe Leserinnen und Leser! Die Wiener Universität hatte zu Beginn der Gründung noch keine theologische Fakultät – eigentlich das Wesentlichste im damaligen Verständnis. Langsam entwickelte sich diese Institution, und heute erscheint uns jede negative Meldung als Sakrileg: Aber wie viele Versuche, Überredungskünste, Beweise mussten gefunden werden, um eine bewusste Position zu erarbeiten! Der Beruf des Fremdenführers entwickelte sich dementsprechend: Zunächst als Platzanweiser im Theater und Kino der 1920er-Jahre, später als Leiter einer Gruppe – »Folgen Sie dem Schirm« – durch unbekanntes Gelände, heute angesehen als ein Spezialist für besondere und allgemeine Themen. Wir bieten Verborgenes, Unbekanntes und Neues; wir recherchieren für unsere Gäste und beantworten Fragen; wir geben Informationen zu verschiedensten Themen und freuen uns über reges Interesse und Mitkommen. Der Fremdenführer erweist sich als der Interpret einer neuen Sicht: Nicht »Fremde« werden geführt, sondern Personen, die Interesse an einer neuen Ansicht haben – fremd zum Objekt, einen neuen Blick- und Standpunkt erwarten und Freude am Unerwarteten haben. Die lange Debatte, ob »Fremden«, ob »Führer« erscheint doch recht einseitig: Denn der Fremdenführer zeigt Besonderes, welches Ihnen vielleicht noch nicht auf diese Weise bewusst war, er führt Ihren Blick zu etwas, das einer neuen Sicht bedarf. Fremd zum Objekt? Geführt oder hingewiesen? Egal, nehmen Sie die Gelegenheit wahr und lassen Sie sich – wieder – verführen … Felicitas Wressnig Präsidentin des Weltverbandes der Fremdenführervereine mit Sitz in Wien

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Autoren Mag. Martina Autengruber

Herta Hawelka

Mag. Carles Batlle i Enrich

Mag. G. Maria Husa

Christa Bauer

Walter Juraschek

Elisabeth Beranek

Patrizia Kindl

Kristina Burger

Brigitte Klima

Christine Colella

Mag. Brigitte Lindinger

DDr. Anna Ehrlich

Regina Macho

Mag. Dr. Hedy Fohringer

Bettina Mandl

Mag. Elsi Graf

Uta Minnich

Studium der Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Wien und seit 1994 geprüfte Fremdenführerin. Langjährige Tätigkeit in der Kunstversicherungsbranche und in der Erwachsenenbildung.

Geboren 1963 in Barcelona, seit 1983 in Österreich. Studium der romanischen Philologie. Sprachlehrer für Katalanisch und Spanisch in der Erwachsenenbildung an mehreren Instituten. Lektor an der Universität Wien seit 1992. Fremdenführer seit 2001.

Geboren und aufgewachsen in der Nähe von Wien. Nach langjähriger Tätigkeit in der Touristik und als Seminartrainerin seit 2002 als begeisterte Fremdenführerin tätig. Seit 2008 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Geboren in St. Pölten. Kaufmännische Ausbildung, geprüfte Bilanzbuchhalterin. Hauptberuflich als Leiterin der Buchhaltung in einem international agierenden Handelsunternehmen in Wien tätig. Seit 2009 staatlich geprüfte Fremdenführerin.

Geboren und aufgewachsen in Wien. Zunächst kaufmännische Ausbildung, nach längerem England-Aufenthalt Karriere in der Werbe- und Mediabranche, unterbrochen durch die Mutterrolle. Begeisterte Fremdenführerin seit 2004 – keine Minute den Berufswechsel bereut!

Geboren in Mödling. Kaufmännische Ausbildung, Auslandsaufenthalte in Italien und England. Bürotätigkeit bei den Vereinten Nationen (UNIDO). Seit 1999 Ausübung des Fremdenführergewerbes.

Promovierte Historikerin und Juristin, ist seit 1967 als Fremdenführerin tätig. Ehrenmedaille der Stadt Wien in Bronze. Sie bietet unter dem Namen »Wien für kluge Leute – Wienführung DDr. Anna Ehrlich« sowohl spannende Stadtspaziergänge als auch Bücher über Österreichs Vergangenheit an.

Geboren in Wien, aufgewachsen in NÖ, abgeschlossenes Romanistik- und Geschichtestudium an der Universität Wien. Trainerin am Wifi St. Pölten des Fremdenführerlehrgangs; seit 1992 als staatlich geprüfte Fremdenführerin tätig.

Kunsthistorikerin, staatl. gepr. Sporttrainerin und Fremdenführerin. Geboren in Salzburg, aufgewachsen in Mozambique. Nach vielen Jahren im Ausland jetzt wohnhaft in Wien und Salzburg. Schwerpunkt der Tätigkeit als Fremdenführerin: »Kunst – Kultur – Bewegung«.

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Geboren in Wien, aufgewachsen im Kaffeehaus. Langjährige Tätigkeit an der Brasilianischen Botschaft in Wien. Sechs Jahre im Einsatz als Kaffeesiederin. Fremdenführerin mit folgenden Schwerpunkten: Kaffeehaus, Süßes Wien, Musik und historische Persönlichkeiten.

Studium mehrerer Fachrichtungen an der Universität Wien. Seit über 30 Jahren im Tourismus tätig, zunächst bei namhaften Studienreiseveranstaltern (Marketing, Reisekonzeption und Reiseleiterin). Seit 20 Jahren begeisterte selbstständige Fremdenführerin. Kursleiterin (Reiseleiterkurs) und Trainerin in diversen Fremdenführerkursen.

Geboren in Hannover, Studium der Volkskunde, Völkerkunde, Kunstgeschichte und Geschichte. Langjährige Erfahrungen in der Europäischen Jugendarbeit und im interkulturellen Bereich. Freizeitpädagoge und im jüdischen Emigrationssektor tätig. Seit 2007 »Austria Guide«.

Studium Germanistik und Kunstgeschichte an der Uni Wien; Deutschpädagogin und Bildungsberaterin an einer amerikanischen Schule; seit vielen Jahren Mitarbeiterin von Schloss Schönbrunn; geprüfte Fremdenführerin seit 2004.

Waschechte Wienerin, war Flugbegleiterin und Wirtin eines SzeneLokals mit klassischer Musik. Seit 1997 begeisterte Fremdenführerin mit Schwerpunkt Musik in Wien, Jüdisches Wien und Wien 1900.

Studium der Pharmazie in Wien, Tätigkeit an der Universität und in der Apotheke. Ab 1997 geprüfte Fremdenführerin, Spezialisierung auf Kunstvermittlung, derzeit tätig in den Museen Leopold und Liechtenstein.

Wohnhaft in Klosterneuburg, seit 1999 als Fremdenführerin tätig. Beweggründe sind die Freude an der Begegnung mit Menschen und die Möglichkeit, die Schönheiten von Wien und Umgebung mit aktuellen und historischen Bezügen zu vermitteln. Seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Geboren 1969 in Wien, Universitätslehrgang für Touristik / WU Wien. Nach mehr als zehn Jahren als Reiseleiterin und bei namhaften Reiseveranstaltern im Verkauf und Marketing, entschloss sie sich für die Tätigkeit als Fremdenführerin. Seit 2007 staatlich geprüfte Fremdenführerin.

»Ich liebe meine Heimatstadt Wien, in der ich zwar nicht aufgewachsen bin, mich aber jedes Mal freue, sie meinen Gästen zeigen zu können! Die Fremdenführer-Gewerbeprüfung war wie der Abschluss meines Geschichtsstudiums, das ich wegen meiner 3 Kinder ›unterbrochen‹ habe.« Seit 1994 Fremdenführerin.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015


Autoren Mag. Marius Pasetti

Julia Strobl

Franziska Pfister

Komm.Rat Johann Szegő

Renate Piffl

Dr. Christine Triebnig-Löffler

Mag. Dr. George Purdea

Mag. Katharina Trost

Dr. Elisabeth Scherhak

Mag. Magdalena Vit

Studium Theaterwissenschaft und Geschichte, Befähigungsprüfung Fremdenführer. Lebt und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Fremdenführer in Wien.

Geboren 1965 in Wien, Schule für Industriedesign in Brasilien, Architektur-Studium an der TU Wien, Studium der Archäologie und Kunstgeschichte seit 2008.

Geboren in Würzburg, Auslandsaufenthalte in Schweden, Großbritannien, Ägypten. Studium an der Journalistenhochschule in Göteborg. Seit 20 Jahren als Studienreiseleiterin in der ganzen Welt unterwegs. Seit 1993 Wohnsitz in Österreich. Staatlich geprüfte Fremdenführerin seit 1997. Referententätigkeit (WIFI), Reiseleiterausbildung.

Geboren 1936 in Budapest, seit 1956 in Österreich, seit 1967 Fremdenführer, von 1975 bis 2007 Präsident des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer (seit 2007 Ehrenpräsident), seit mehr als 30 Jahren in der Fremdenführerausbildung tätig. 1986: Silbernes Ehrenzeichen der Stadt Wien; zahlreiche Publikationen.

Geboren in Wien, kaufmännische Ausbildung, über 30 Jahre im Verlagswesen tätig, bis 2002 Leiterin eines der ältesten wissenschaftlichen Verlage im deutschsprachigen Raum mit Sitz in Wien. Danach Ausbildung zur Fremdenführerin, um nunmehr in diesem Beruf tätig zu sein.

Geboren 1960, Studium der Geographie und Geophysik an der Universität Graz. Befähigungsprüfung zur Fremdenführerin 2004, seither mit Freude Brückenbauerin zwischen Gast und kultureller Vielfalt vor Ort.

Geboren in Wien, Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien, langjährige Tätigkeit in der Erwachsenenbildung. Staatlich geprüfte Fremdenführerin.

geboren 1975 in Wien, Studium an der Hauptuniversität Wien (Geschichte und Theaterwissenschaft), seit 2001 staatlich geprüfte Fremdenführerin, außerdem als PR Consultant bei PR Plus (auf Tourismus spezialisierte PR- und Eventagentur) tätig.

© F.X. Lahmer

1953 in Rumänien geboren, unterrichtet am Institut für Philosophie der Univerität Wien, hat mehrere Übersetzungen und Bücher veröffentlicht, hält sowohl Führungen als auch Vorträge.

Aufgewachsen in NÖ. Nach dem Studium der Kultur- und Sozialanthropologie seit 2008 leidenschaftliche Fremdenführerin. Gästen aus der ganzen Welt die Schätze und Besonderheiten unseres Landes zu zeigen, heißt auch, dabei oft selbst die Lernende und Beschenkte zu sein.

Dr. Klaus-Dieter Schmidt

Heiner Wesemann, MA

Ursula Schwarz

Mag. Maria Zajko

Mag. Christine Stabel

Mag. Lisa Zeiler

Geboren 1942 in Wien, Studium der Rechtswissenschaften in Wien. Ab 1968 35 Jahre als Firmenjurist für eine internationale Computerfirma in Wien und London tätig. Seit 2005 staatlich geprüfter Fremdenführer, seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

»Ich liebe das Leben, den Sinn und das Sinnliche. Ich liebe die Geheimnisse, die hinter den Dingen stehen. Ich liebe das Theater, das das Spiel des Lebens spielt. Und meine Führungen sind eine Inszenierung der Stadt.«

Geb. 1955 in Frankfurt am Main, seit 1977 in Wien, Studium Soziologie/Wirtschaftswissenschaften, seit 1987 Fremdenführerin in Wien, Unternehmensberaterin, Trainerin in der Erwachsenenbildung, zertifizierter Wedding Planer.

Geboren in München, aufgewachsen in Kanada, Abschluss in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Carleton Universität, Ottawa. Als Reiseleiter auf der ganzen Welt unterwegs. »Papua Neu-Guinea« Kunstreiseführer bei DuMont erschienen. Journalistisch tätig, lebt seit 1980 in Wien. Seit einigen Jahren Fremdenführer in vier Sprachen.

Geboren in Bratislava (Slowakei) 1952, seit 1969 in Österreich. Als begeisterte Fremdenführerin seit 2007 bereitet es ihr eine große Freude, ihren Landsleuten aus der »alten« und »neuen« Heimat die gemeinsame Geschichte und Kultur näher zubringen.

Studium der Anglistik und der Kunstgeschichte in Wien und Toronto. Seit 2001 als Fremdenführerin in Wien tätig. Österreichs Vertreterin in der European Federation of Tourist Guide Associations (www.feg-touristguides.org).

Alexandra Stolba

Nach der Matura Fremdenverkehrskolleg Modul Wien, langjährige Tätigkeit im Tourismus und Veranstaltungsbereich, »Hobbystudium« Geschichte/Kunstgeschichte, seit 1997 staatlich geprüfte Fremdenführerin, Mitglied im Vorstand des Vereins der Wiener Spaziergänge.

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Universität

Einleitung

Die ersten Universitäten Im Jahre 1888 wurde das 800-jährige Bestehen der Universität Bologna gefeiert, obwohl ein genaues Gründungsdatum gar nicht bekannt ist. Dennoch gilt diese Universität unbestritten als die älteste Europas.

D

ie willkürliche Festlegung des Gründungsjahres war politisch bedingt: Der damals noch junge italienische Staat wollte mit einer pompösen Feier die Einheit der italienischen Nation hervorheben. Auch andere Städte beanspruchen das Privileg für sich, die erste Universität Europas vorweisen zu können, mitunter recht originell: So soll die Universität von Oxford auf Brutus von Troja zurückgehen, ein Nachfahre des legendären Aeneas; in Paris beruft man sich wiederum auf niemand Geringeren als Kaiser Karl den Großen. Folgt man der gängigen Definition einer Universität, kann man Bologna zu Recht als die älteste Europas bezeichnen: Als »universitas« galt im Mittelalter eine Gemeinschaft von Studenten, der besondere Rechte und Freiheiten zugestanden wurde. In Bologna bildeten sich derartige Studentengruppen bereits Ende des 12. Jahrhunderts. Deshalb bleiben außereuropäische Universitäten wie Gondi-Schapur

Christa Bauer

im Iran (gegründet 271 n. Chr.), die Gupta-Universität in Indien (gegründet im 5. Jh.) oder al-Qarawiyyin in Marokko (gegründet 859 n. Chr.) bei dieser Reihung unberücksichtigt, denn eine derartige Organisation gab es dort nicht. Auch Salerno, dessen hervorragende Medizinschule bereits im 10. Jahrhundert in ganz Europa bekannt war, scheidet aus diesen Gründen aus. Erst spät nahm diese Schule, die laut Legende von einem lateinischen Christen, einem griechischen Christen, einem Juden und einem Muslim gegründet worden sein soll, universitäre Organisationsformen an. In Bologna gab es bereits seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Rechtsschulen, die vermutlich wegen des Investiturstreits, der Auseinandersetzung zwischen dem deutschen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. in den 1070er-Jahren, enorm an Bedeutung gewannen – beide Seiten wollten aus dem in Bologna wiederentdeckten römischen Recht Argumente für ihren Standpunkt erzielen. 1158 entzog Kaiser Friedrich Barbarossa der Stadt Bologna die Gerichtsbarkeit der Studenten und unterstellte diese den Lehrern und dem Bischof. Ab den 1180erJahren zog es immer mehr ausländische Studenten nach Bologna, die sich letztlich in zwanzig Nationen organisierten, die die Gemeinschaft der Universität bildeten, weshalb man von einer »Scholarenuniversität« sprach. Ab den 1240er-Jahren teilte man die Studenten der Rechtswissenschaften nach ihrer Herkunft in »citramontan« und »ultramontan«, also »von diesseits und jenseits der Alpen« ein. Die Autonomie der Universität wurde seitens der Stadt akzeptiert; man garantierte auch ausländischen Studenten in Bezug auf Rechtsschutz, Unterkunft und Versorgung dieselben Rechte wie den Einheimischen. Die Universität hatte keine Fakultäten, da Bologna Henricus de Alemannia und seine Studenten, Bologna, 14. Jh., Standort: Kupferstichkabinett Berlin

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Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015


Einleitung

Die Sieben Freien Künste mit ihren Attributen, Tübinger Hausbuch, 15. Jh. vorerst nur auf die Jurisprudenz und die Medizin konzentriert war. In Paris bestanden ebenfalls sehr früh zahlreiche Schulen, die meistens unter geistlicher Aufsicht standen oder privat waren. Aus diesen bildete sich die Universität als eine Gemeinschaft nicht nur von Studenten, sondern auch Professoren, die wie die meisten Studenten Ausländer waren. Sie galt deswegen im Unterschied zur »Scholarenuniversität« Bologna als »Magisteruniversität«. Paris wies eine Gliederung in vier Fakultäten auf: Medizin, Jurisprudenz, Theologie und die »Artistenfakultät«, die die sieben freien Künste umfasste, nämlich Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Die erste Universität Britanniens entstand nicht in London, sondern in Oxford, das seit den 1180er-Jahren als Sitz der königlichen Verwaltung politisch an Bedeutung gewann. So kamen Rechtsgelehrte nach Oxford, die als Lehrer an der dortigen Rechtsschule wirkten. Der Unterricht zog nach einigen Jahren auch ausländische Studenten an. 1214 wurde die Universität seitens der Stadt mit entsprechenden Privilegien ausgestattet. Auch Oxford zählte zu den wenigen Universitäten dieser Zeit, die über alle vier Fakultäten verfügten. Diese Vielfalt konnten nicht viele Universitäten vorweisen, es gab sogar welche mit nur einer einzigen Fachrichtung, wie z. B. jene von Orléans, die nur die Rechtswissenschaften anbot. Grundsätzlich unterschied man bei den Gründungen zwischen »Ablegern« und »Pflanzungen«. Ein Ableger entstand, wenn Studenten und Professoren ihre Stammuniversität verließen – meist wegen irgendwelcher Streitigkeiten mit der Stadt oder der geistlichen Obrigkeit - und in einer anderen Stadt eine neue Universität bildeten. Auch wenn die Studenten und Professoren wieder an ihre alten Universitäten zurückkehrten, blieb die neue Institution oft weiter bestehen. Cambridge ist beispielsweise ein Ableger der Universität Oxford, Orléans ein Ableger von Paris. »Pflanzungen« kamen vorerst seltener vor. Als erste derartige Universität gilt Neapel, die 1224 von Kaiser Friedrich II. gegründet wurde. Die Universität von Toulouse kam 1229 unter Zwang zustande: Nach

dem Ende der Albigenserkriege diente sie gleichsam als »Strafe« des Papstes für Herzog Raimund VII. von Toulouse. Sie sollte der Ketzerei Einhalt gebieten und wurde selbstverständlich auf Kosten des Herzogs und nicht des Papstes errichtet. Ab dem 14. und 15. Jahrhundert gingen die Universitätsgründungen verstärkt auf die Initiative von weltlichen Herrschern oder Städten zurück, nun vor allem auch in Mitteleuropa. Universitäten wie Prag oder Wien orientierten sich meist am Pariser Organisationsaufbau und verfügten über die vier klassischen Fakultäten. Auch die Städte selbst profitierten davon, trotz der vielen Privilegien, die sie den Universitäten gewähren mussten, wie z. B. Steuerfreiheit und eigene Gerichtsbarkeit. Rechtsgelehrte Männer als Stadtbeamte boten die Möglichkeit, den Behörden der Landesfürsten auf gleicher Ebene die Stirn bieten zu können. Vor allem war man daran interessiert, junge Männer in der

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eigenen Stadt ausbilden zu können. Wirtschaftliche Vorteile gab es ebenfalls: Die Studenten und Professoren mussten mit Waren aller Art versorgt werden, woran die heimischen Kaufleute ebenso gut verdienten wie die Banken, die die ausländischen Studenten nicht selten mit Darlehen versorgten. Wie bedeutend die Universitäten damals wurden, zeigte der deutsche Gelehrte und Kanoniker Alexander von Roes (um 12251300) auf. Er bezeichnete das »studium« neben »sacerdotium« (geistliche Gewalt) und »regnum« (weltliche Gewalt) als dritten Grundpfeiler der christlichen Gesellschaft. Und das mit Recht, denn bei wichtigen Anlässen wie etwa den kirchlichen Konzilen im späten Mittelalter waren nicht nur geistliche und weltliche Repräsentanten vertreten, sondern auch Vertreter der Gelehrsamkeit: Die Universitäten waren zu einem wichtigen Machtfaktor geworden.

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Universität

Die Vorgängerin

Die Prager Karls-Universität Im Jahr 1348 wurde von Kaiser Karl IV. in seiner Heimat- und Residenzstadt Prag die »Alma Mater Carolina« gegründet, die als erste und älteste Universität in Mitteleuropa gilt. Auf seinen ehrgeizigen Schwiegersohn, den Habsburger Herzog Rudolf IV. von Österreich, sollte diese Stiftung, die eine direkte Vorgängerin der Wiener Universität darstellt, nachdrückliche Wirkung zeigen.

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er spätere Kaiser Karl IV. (1316– 1378) übernahm noch zu Lebzeiten seines Vaters, des böhmischen Königs Johann von Luxemburg, wichtige Ämter und Regierungsfunktionen. In Böhmen und Mähren setzte er sich erfolgreich für mehr Rechtssicherheit ein und förderte die Wirtschaft. Sein ehemaliger Erzieher am französischen Hof wurde 1342 als Papst Clemens VI. in Avignon eingesetzt; er erhob 1344 das Prager Bistum zur Metropole und löste es damit aus der Mainzer Kirchenprovinz. Auch reichspolitisch gelangte Karl früh an die Spitze: Im Konflikt mit Kaiser Ludwig dem Bayern kürten ihn die vom Papst unterstützten oppositionellen Reichsfürsten 1346 zum Gegenkönig. Ein Jahr später folgte er seinem Vater als König von Böhmen nach, und Prag wurde erstmals in seiner Geschichte zu einer ständigen Residenzstadt sowie zur Hauptstadt des Heiligen Römischen Reichs. Schon unter König Wenzel II. (1271-1305) war 1294 die Gründung einer Hochschule versucht worden, die damals unter anderem auch am Widerstand des Adels gescheitert war. Im Jahr 1347 gewährte

Maria Zajko

nun der mit Karl eng verbundene Papst großzügig das Universitätsprivileg – ohne jede Einschränkung. Die Errichtung einer Theologischen Fakultät wurde bei anderen Universitätsgründungen sonst fast regelmäßig verweigert. Mit dem Stiftungsbrief vom 7. April 1348 wurde die bis heute nach ihm benannte Karls-Universität (»Alma Mater Carolina«) als erste Universität Mitteleuropas ins Leben gerufen. Karl IV. war ein umfassend gebildeter Intellektueller, der die Universitäten in Paris und Bologna kannte. Als Vorbild dienten daher beide Hochschulen, Bologna mit seiner berühmten Rechtsschule und Paris, das ein »Studium generale« an allen vier Fakultäten ermöglichte. Die Prager Universitätsverfassung gliederte Professoren, Magister und Studenten der »Alma Mater Carolina« in vier Nationen (Böhmen, Polen, Bayern und Sachsen), denen kein exakt ethnisches, sondern ein räumliches, also geografisches Prinzip zu Grunde lag. Als erste Universitätsstadt nördlich der Alpen und östlich von Paris hatte Prag ein weites Einzugsgebiet, Studenten kamen sogar aus Frankreich, England und Italien. Gerade zu Beginn des Humanismus, als in der Konkurrenzstadt Wien die 1365 gegründete Universität aufblühte, kam es in Prag zum Niedergang der Lehre. Die nach Jan Hus benannte kirchliche Reformbewegung der Hussiten hatte Anfang des 15. Jahrhunderts die Prager Universität als ihr geistiges Zentrum, ihre Anhängerschaft vor allem unter den böhmischen Studenten. Mit den Kuttenberger Dekreten veränderte König Wenzel 1409 das Stimmrecht in den Gremien der Universität zu Gunsten der böhmischen Nation. Vor allem die deutschen Lehrer und Studenten, der Großteil der Universitätsangehörigen, aber auch böhmische Katholiken verließen Prag. Im Konzil von Konstanz wurden die Hussiten zu Ketzern erklärt, Kaiser Karl IV. um 1370, Standort: Nationalgalerie Prag

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Die Vorgängerin

Das Carolinum in Prag mit gotischem Erker © Maria Zajko die noch Jahrzehnte andauernden Hussitenkriege ließen die Carolina weiter an Bedeutung verlieren. 1556 kamen die Jesuiten auf Einladung des römisch-deutschen und böhmischen Königs Ferdinand I. (1503–1564) in die Stadt und gründeten am Clementinum eine philosophisch-theologische Hochschule, die 1616 zur katholischen Universität erhoben wurde. Die alte Karls-Universität verlor schließlich ihre Autonomie, da sie sich 1618 am böhmischen Aufstand gegen die katholischen Habsburger beteiligt hatte, und wurde nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg 1621 den Jesuiten unterstellt. Kaiser Ferdinand III. vereinigte die beiden Prager Universitäten 1654 zur Karl-Ferdinands-Universität (Universitas Carolo-Ferdinandea). Der Gegensatz zwischen den tschechischsprachigen und den deutschsprachigen Universitätsangehörigen blieb jedoch weiter bestehen. Durch einen kaiserlichen Erlass von 1882 wurde die Prager Karl-Ferdinands-Universität in zwei autonome Institutionen – in eine tschechische und in eine deutsche Universität - geteilt. Bis zum Zerfall der Monarchie blieb die deutsche Seite jedoch dominierend, weltbekannte Wissenschaftler wie der Physiker und Philosoph Ernst Mach oder der Entdecker der Relativitätstheorie Albert Einstein hielten hier Vorlesungen. 1918 änderte sich die Situation grundlegend. Durch die »Lex Maresch« (Maresch war ein der ersten Nationalversammlung angehörender Professor der Physiologie) wurde die tschechische Universität zur rechtmäßigen Erbin der historischen Tradition erklärt. Sie durfte nach 1920 den Namen Karls-Universität tragen, während die deutsche Universität diesen Zusatz aus ihrem Namen streichen musste. Die nationalen Gegensätze zwischen den beiden Universitäten eskalierten bei den Studentenunruhen im November 1934, als die nationalistischen tschechischen Studenten von der deutschen Universität die Herausgabe der historischen Universitätsinsignien sowie des Universitätsarchivs der Karls-Universität forderten. Unter Aufsicht des Schulministeriums wurden die Insignien dann tatsächlich der tschechischen Universität übergeben.

Das letzte und auch das dunkelste Kapitel in der Geschichte der deutschsprachigen Bildungsstätte waren die Jahre von 1939 bis 1945. Mit Beginn des Semesters 1939/1940 wurde die deutsche Universität dem Schulministerium in Berlin unterstellt und zu einer Reichsuniversität erklärt. Mit 17. November 1939 folgte die Schließung der tschechischen Universität und aller anderen nationalen Hochschulen auf Befehl der deutschen Besatzer. Bis Kriegsende wurde nur an der deutschen Universität in Prag gelehrt. In dieser Zeit wurde sie offiziell als Deutsche Karls-Universität geführt. Am 28. Oktober 1945 wurde die deutsche Universität in Prag durch Dekret des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik für immer geschlossen. Nach den Studentendemonstrationen im Jahr 1948 gegen das totalitäre Regime folgten Massenausschlüsse des Lehrpersonals und der Studentenschaft, die nicht der kommunistischen Partei angehörten. Die Prager Universität nahm an den Ereignissen des »Prager Frühlings« im Jahr 1968 teil, und nach 1969 folgte wieder

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eine Welle der Repressalien gegen nicht konform denkende Lehrende und Studenten. Am 17. November 1989 gedachte man der Ereignisse im Jahre 1939, was letztendlich zum Fall des Regimes führte. Bereits 1990 erlangte die Prager Karls-Universität wieder ihre Autonomie und Freiheit für Wissenschaft, Lehre und Forschung.

Literatur: Karel Litsch, Die Karlsuniversität Prag: Geschichte und Gegenwart (Prag 1989) W. Wolfram von Wolmar, Prag: Die älteste Universität des Reiches (Arbeitsgemeinschaft der Prager und Brünner Kooperation, 1998) Peter Moraw, Prag. Die älteste Universität in Mitteleuropa, in: Alexander Demandt (Hg.), Stätten des Geistes. Große Universitäten Europas von der Antike bis zur Gegenwart (Köln 1999), S. 127–146

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Universität

Alma Mater Rudolfina

Gründung der Alma Mater Rudolfina Nachdem sich die ersten europäischen Universitäten wie Bologna, Paris, Oxford oder Cambridge ab dem 11. Jahrhundert allmählich und selbstständig entwickelt hatten, wurden Hochschulen ab dem frühen 13. Jahrhundert meist gezielt gegründet und waren ihrem Stifter und seinen Nach-

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ange Jahre war die Ehe des Herzogs Albrecht II. von Österreich (12981358) und seiner Gemahlin Johanna von Pfirt kinderlos geblieben. Erst nach einer 1337 unternommenen Wallfahrt nach Aachen und Köln wurden ihre Gebete erhört, und am Allerheiligentag 1339 kam in der Wiener Burg der ersehnte Sohn zur Welt. Albrecht galt mit 41 Jahren bereits als sehr alt, früh wurde daher sein erstgeborener Sohn Rudolf auf seine politische Funktion hin vorbereitet und auch sein zukünftiger Schwiegervater, der Luxemburger Karl IV. (1316–1378), König von Böhmen und ab 1355 römisch-deutscher Kaiser, förderte Rudolf als seinen potentiellen Nachfolger. Schon als Kleinkind wurde er mit Katharina von Luxemburg verlobt, die Hochzeit

fand 1353 in Prag statt, der Bräutigam war 14, die Braut gerade erst 11 Jahre alt. Am 20. Juli 1358 starb Herzog Albrecht II., und Rudolf trat die Nachfolge seines Vaters an. Ehrgeizig, stolz und anspruchsvoll war der junge Herzog und Schwiegersohn des Kaisers, der sich schon auf die höchste Würde im Reich einstellte und stets darauf bedacht war, die herausragende Stellung seiner Dynastie hervorzuheben. Die Habsburger sollten den Luxemburgern ebenbürtig sein und als Fürsten im Reich einen hohen Rang einnehmen. Wien sollte wie Prag eine prächtige Residenzstadt werden, die eines Königs würdig wäre. Karl IV. hatte in Prag als böhmischer König nicht nur den gotischen Ausbau des Veitsdomes vorangetrieben, auch mit der prestigeträchtigen Gründung der Karls-

kommen über die Jahrhunderte hinweg eng verbunden. Die Wiener Universität verdankt ihre Entstehung vor 650 Jahren einem jungen und ehrgeizigen österreichischen Landesherrn: Herzog Rudolf IV., dem Stifter.

Das älteste Siegel der Universität von 1365 mit Hörsaalszene, Archiv der Universität Wien

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Julia Strobl

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Alma Mater Rudolfina

Die Gründungsurkunde der Universität Wien, Archiv der Universität Wien © Thomas Maisel Universität, der »Alma Mater Carolina« im Jahr 1348 hatte er für ein über seinen Tod hinausreichendes Gedächtnis gesorgt und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt entscheidend gefördert. Doch 1361 änderte sich die aussichtsreiche Lage Rudolfs schlagartig, denn Kaiser Karl konnte nach der Geburt seines Sohnes Wenzel (1361-1419) auf eine Fortsetzung seiner eigenen Dynastie hoffen. Er war nicht mehr auf seinen Schwiegersohn angewiesen. 1357, als Siebzehnjähriger, hatte Rudolf sein Geburtszimmer im Hauptturm der Wiener Hofburg neben dem Widmertor in eine Kapelle umwandeln lassen und sie allen Heiligen geweiht, da er ja am 1. November 1339, am Allerheiligentag, zur Welt gekommen war: »natus in die omnium sanctorum« – ein Ereignis, das fast als Wunder angesehen wurde: Zweifel an der Zeugungsfähigkeit des gelähmten Herzogs Albrecht II. waren erst nach fünf weiteren Kindern verstummt. Nur wenig später, im Winter 1358/59, ließ Rudolf von seinen Schreibern aus einem Konvolut echter und gefälschter Urkunden das Privilegium maius, den »Österreichischen Freiheitsbrief«, herstellen, der seine Ansprüche und jene seiner Dynastie auf herausragenden Rang und Rechte innerhalb des Reiches unterstreichen sollte. Das Privilegium war keine direkte Antwort auf die »Goldene Bulle« Kaiser Karls IV. (1356), wohl aber entstand es mit festem Blick nach Prag. Rudolf orientierte sich stets an seinem Schwiegervater. So wie seine Allerheiligenkapelle in Wien die Hauskapelle Karls in Prag nachahmte, sollten auch sein neuer Titel »Pfalzerzherzog« (archidux palatinus) und der einer Kaiserkrone ähnelnde Erzherzogshut, mit dem er auch auf dem im Wiener Dommuseum erhaltenen Porträt dargestellt ist, die königsähnliche Rolle Rudolfs betonen. Auch wenn der junge Herzog von Österreich die Zustimmung seines Schwiegervaters zum neuen Titel »Erzherzog« nicht gewinnen konnte, in seinem Herrschaftsgebiet arbeitete er daran, seine ehrgeizigen Ansprüche umzusetzen. Er berief sich dabei immer auf seine Abstammung von römischen Königen aus dem Hause Habsburg, auf seine Vorfahren Rudolf I., Alb-

recht I. und Friedrich den Schönen. Und Wien, seine Geburts- und Residenzstadt, sollte einer Königsresidenz entsprechend ausgestattet werden. Wien war damals kein Bistumssitz wie Prag, sondern dem Bischof von Passau unterstellt, und Rudolf arbeitete daran, in Zukunft ein unabhängiges Bistum Wien zu erreichen. Die Stephanskirche, bis dahin nur einfache Pfarrkirche, sollte als große Domkirche mit Sitz eines Kollegiatkapitels erweitert und zu einer dynastischen Grablege ausgebaut werden. Eine moderne Universität nach Pariser Vorbild, die Alma Mater Rudolfina, sollte mit der 1348 in Prag von Karl IV. gegründeten Alma Mater Carolina in Wettstreit treten. So ist die Gründung der Universität Wien untrennbar mit jener anderen großen Stiftung Rudolfs verbunden, mit der Grundsteinlegung zur Erweiterung der Stephanskirche vom 7. April 1359. Nur vier Tage nach der Stiftung der Alma Mater Rudolfina am 12. März 1365, erreichte Rudolf endlich auch eine Rangerhöhung der Stephanskirche: Am 16. März erhielt er die päpstliche Erlaubnis, ein vom Passauer Bischof unabhängiges Kollegiatstift in St. Stephan zu errichten, das er allen Heiligen widmete und mit einem reichen Reliquienschatz ausstattete.

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Er übertrug damit das Allerheiligen-Patrozinium seiner Geburts- und Pfalzkapelle aus der Wiener Burg in den Stephansdom. Das Kapitel bestand aus 24 Chorherren (oder Kanoniker, davon acht Universitätsprofessoren) und 26 Kaplänen, als Kapitelhaus fungierte die Westempore und das Chorgebet wurde im Mittelchor gehalten. Der Propst des Kollegiatkapitels zu Allerheiligen, das heute noch als Domkapitel von St. Stephan existiert und für die Verwaltung und Erhaltung der Kirche zuständig ist, war der höchstrangige Kleriker des Landes. Er erhielt von Rudolf den Rang eines Fürsten und das Amt des Kanzlers der Universität, ein Zeichen der engen Verbundenheit der beiden Institutionen. Derartige Stiftungen standen damals nur Königen zu. Die Gründung einer Universität war im 14. Jahrhundert ein ausgesprochen monarchisches Projekt, das neben wirtschaftlichen Vorteilen für den Standort gut ausgebildete Absolventen hervorbrachte, die für die Verwaltung des fürstlichen Herrschaftsgebietes nötig waren. Rudolf plante, neben seiner Burg eine moderne Universitätsstadt zu errichten, die durch ein Tor mit ihr verbunden werden sollte: eine »phaffenstat« zwischen Minoriten- und Schottenkloster. Das projektierte Gebiet dieser rechtlich autonomen Universitätsstadt klösterlichen Ge-

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Universität

Alma Mater Rudolfina

präges, das durch eine Ringmauer vom bürgerlichen Wien getrennt werden sollte, reichte vom heutigen Minoritenplatz die ehemalige Stadtmauer entlang bis zum Schottentor. Die schon bestehende Bürgerschule von St. Stephan und ihre Lehrtätigkeit sollte zunächst als wissenschaftliche Keimzelle, die berühmte Pariser Hochschule als Vorbild für die zukünftige Wiener Universität dienen. Als ihr erster Rektor war der Naturwissenschaftler Magister Albert von Sachsen vorgesehen, der diese Funktion 1353 auch an der Pariser Sorbonne ausgeübt hatte und der 1363 von Rudolf nach Wien berufen worden war. Wie in Paris sollten in Wien alle vier Fakultäten gleichermaßen vertreten sein: die theologische, die juridische, die medizinische und die artistische (oder philosophische). Darin unterschied sich das Pariser Konzept beispielsweise von Bologna mit seiner berühmten Rechtsschule oder Salerno mit der medizinischen Fachschule. Die »Universität« wurde im Mittelalter grundsätzlich als universitas magistrorum et scholarium (Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden) mit eigenen Rechten und Pflichten angesehen, die in Wien nach Pariser Vorbild der Herkunft ihrer Studenten entsprechend in vier »Nationen« geteilt wurde – in eine österreichische, eine sächsische, eine böhmische und eine ungarische. Später wurde die böhmische der ungarischen Nation einverleibt und als vierte kam die rheinische hinzu. Den Nationen der Studierenden standen jeweils Magister als Prokuratoren vor, den Fakultäten Dekane. Als oberste

Instanz der Rechtsprechung der autonomen »universitas« fungierte neben dem Rektor (rector magnificus) der Universität auch ihr Kanzler als höchste geistliche Autorität. In Wien war für das Amt des Universitäts-Kanzlers, wie schon erwähnt, der Propst des Dom- und Allerheiligenkapitels von St. Stephan vorgesehen; von 1365–76 übte Johannes Mayerhofer dieses ehrenvolle Amt aus. Eine grundsätzliche Zustimmung des Papstes zu seinem ehrgeizigen und weit fortgeschrittenen Projekt hatte Rudolf schon 1364 erreicht, jedoch hatte er noch nicht die päpstliche Bulle zur Errichtung der Universität in Händen, als er zum Gründungsakt schritt. Der herzogliche Stiftsbrief vom 12. März 1365, verfasst vom Kanzler des Herzogs von Österreich, Bischof Johann von Brixen, wurde in einer lateinischen sowie einer deutschen Fassung ausgestellt und von Rudolf sowie seinen Brüdern Albrecht und Leopold (damals erst 16 und 14 Jahre alt) in der Wiener Hofburg unterschrieben. Die Gründungsurkunde befreite die neue Wiener Universität von der städtischen Gerichtsbarkeit, gab die interne Organisation vor und sicherte ihr als Privilegien eine Maut- Zoll- und Steuerfreiheit zu. Rudolf schickte Albert von Sachsen zu Papst Urban V., um dessen endgültige Zustimmung zu erhalten – vermutlich mit der lateinischen Fassung des Stiftsbriefes im Gepäck. Der Papst erlaubte schließlich am 18. Juli 1365 die Errichtung einer Hochschule in Wien mit einer artistischen, einer juridi-

schen und einer medizinischen Fakultät, verweigerte aber ein wesentliches Recht zur Bildung einer vollwertigen Universität: die theologische Lehrbefugnis. Mögliche Gründe dafür gab es einige: Ob der Kaiser intrigiert hatte, um seine Prager Hochschule zu schützen – bis dahin die einzige Universität im römisch-deutschen Reich? Ob die Dotation der Stiftung dem Papst unzureichend erschien? Ob Herzog Rudolf bei seinem ehrgeizigen Projekt den Bischof von Passau zu wenig eingebunden hatte, der ja trotz der von Wiener Seite betriebenen Bistumspläne immer noch als Wiener Oberhirte amtierte? Und, da Wien ja kein Bischofssitz war, ob der Papst möglicherweise besorgt um die Qualität der theologischen Lehre war? All diese Fragen stellte man sich sicher in Wien, als am 27. Juli 1365 der junge Herzog Rudolf kinderlos verstarb. Er hinterließ ein halbfertiges Universitätsprojekt, das allein schon an der mangelnden finanziellen Absicherung zu scheitern drohte: Zur Finanzierung der Universität hatte er bis zu seinem frühen Tod nur die Hälfte der Einkünfte der Pfarre Laa bestimmt! Albert von Sachsen verließ Wien bald für einen gutdotierten Bischofssitz in Halberstadt. Die nach Rudolfs Wünschen baulich allzu groß angelegte Universitätsstadt neben der Burg blieb Utopie, sie wurde nie verwirklicht. Dennoch überlebte das Projekt der Alma Mater Rudolfina. Der Lehrbetrieb wurde zunächst in der Domschule von St. Stephan begonnen, und als zweiter Rektor der Universität Wien wirkte der Schulmeister von St. Stephan, Luderus de Palude von Braunschweig. 1384 gilt als das zweite »Gründungsjahr« der Alma Mater Rudolfina. Als ihr zweiter Stifter wirkte Rudolfs Bruder Herzog Albrecht III. »mit dem Zopf« (1349/50–1395). Albrecht dotierte die Universität ausreichend, sorgte für ein erstes eigenes Gebäude, das Collegium Ducale (Herzogskolleg) im Stubenviertel gegenüber dem Dominikanerkloster und erreichte am 20. Februar 1384 die päpstliche Erlaubnis für die Errichtung einer Theologischen Fakultät. Die Wiener Universität hatte nun endlich die gleichen Rechte wie Bologna, Paris, Cambridge oder Oxford und entwickelte sich rasch zu einem Zentrum der Spätscholastik. Die steigende Zahl der Das Collegium Ducale um 1609, Archiv der Universität Wien

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Alma Mater Rudolfina

Mitglieder der Universität seit den ersten Jahren ihres Bestehens kann auch dem ältesten erhaltenen Matrikelbuch entnommen werden, das Aufzeichnungen ab 1377 enthält. Bis zum Jahr 1400 studierten mehr als 3600 Studenten in Wien und schon 1410 überholte die stetig wachsende Wiener Studentenschaft die der konkurrierenden Prager Karls-Universität. Rudolf IV. der Stifter hatte vor seinem frühen Tod seine Projekte und Pläne so weit vorangetrieben, dass sie das von ihm ersehnte Ziel erreichten – auch wenn er den Erfolg selbst nicht mehr erleben konnte. Er verstarb auf einer Reise nach Italien im Hochsommer – an heftigem Fieber, vielleicht verursacht durch eine infektiöse Nierenerkrankung. Sein Leichnam wurde zunächst vor Ort in Mailand beigesetzt und erst im Winter in ein kostbares, persisches Tuch gehüllt, fest in Ochsenhaut eingenäht und nach Wien transportiert. Dort erfolgte die feierliche Beisetzung Rudolfs in der Herzogsgruft zu St. Stephan, so wie er es vorherbestimmt und auch 1365 in den Stiftungsurkunden der Universität und des Allerheiligenkapitels festgeschrieben hatte, um für sein ewiges Andenken als Landesherr und Stifter zu sorgen. Sein

Rudolf IV. von Habsburg, Archiv der Universität Wien, Standort: Dom- und Diözesanmuseum Wien Grabdenkmal befand sich damals (bis zur ersten Beisetzung Kaiser Friedrichs III. im Jahr 1493) im Mittelchor von St. Stephan über dem Abgang zur Gruft. Die Grablege der Pröpste des Kollegiatstiftes war im nördlichen Frauenchor, die der Universitätsprofessoren im südlichen Apostelchor vorgesehen. Die Reste des marmornen Kenotaphs von Rudolf dem Stifter befinden sich heute seitlich im Frauenchor neben dem Wiener Neustädter Altar. Verloren gingen mit der Zeit unter anderem kleine Figuren trauernder Kanoniker und Professoren, Vertreter seiner eng verbundenen Stiftungen Kollegiatkapitel und Universität, die sich vermutlich einst am Sockel seines Grabdenkmals befunden hatten, wo sie bis in alle Ewigkeit für das Seelenheil ihres Wohltäters beten sollten. Auch das farbige Porträt des »Pfalzerzherzogs« mit der Zackenkrone hing einst unweit des Grabes im Chor (heute im Dom- und Diözesanmuseum) und sollte die Memoria an ihn wach halten. Seine Universität, die Alma Mater Rudolfina, erinnert sich an ihren Ursprung und an

ihren Stifter Rudolf, wenn sie jährlich am 12. März, dem Dies academicus, den Jahrestag ihrer Gründung feierlich begeht und heuer damit das Jubiläumsjahr 2015 einleitet.

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Universität

Die Orden

Der Einfluss der monastischen Orden

Julia Strobl

Die Keimzelle unserer modernen Universitäten und Hochschulen waren die großen Dom- und Ordensschulen. Jahrhundertelang hatten Klöster als Bewahrer und Vermittler von Wissen gewirkt, lange bevor ab dem 11. Jahrhundert die ersten Universitäten als »Gemeinschaften aller Lehrenden und Lernenden« entstanden.

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ie alten Orden wie die Augustiner-Chorherren, die Benediktiner und Zisterzienser sowie die Bettelorden, die sich seit dem 13. Jahrhundert vor allem in den Städten niederließen, prägten die Lehre an den Universitäten – auch in Wien. Mit der päpstlichen Bulle von 1384 erlaubte Urban VI. der Wiener Universität 19 Jahre nach ihrer Gründung die Einrichtung einer theologischen Fakultät und forderte in demselben Dokument vor allem die Zisterzienser auf, Mönche zum Theologiestudium nach Wien zu senden. Im Jahr 1385 erwarb Herzog Albrecht III. Kloster, Kirche und Kapelle der Zisterzienserinnen von St. Nikolaus in der Singerstraße, um dort eine Theologenschule der Zisterzienser unterzubringen. Als Leiter dieser Ordensschule, des Nikolauskollegs, wurde der Zisterzienser Magister Konrad von Ebrach (später Abt von Morimond) eingesetzt. Er hatte Philosophie und Theologie an den renommierten Universitäten in Paris und Bologna studiert und war seit 1375 Theologie-Professor in Prag gewesen. 1385 erhielt er einen Lehrstuhl in Wien und verfasste zusammen mit Heinrich Hainbuche von Langenstein und Heinrich von Oyta die Statuten der neuen theologischen Fakultät.

Auch der Karmeliter Friedrich Wagner von Nürnberg wurde Theologie-Professor an der Wiener Universität, 1386 erhielt der Bettelorden der Karmeliter von Herzog Albrecht III. den alten Münzhof, die zugehörige Kapelle und weitere acht Häuser Am Hof. Dort, an der Stelle der ehemaligen Residenz der Babenberger, errichteten sie bis 1420 eine neues Kloster und eine gotische Kirche. Auch im nahe gelegenen Schottenkloster – die 1155 vom Babenberger Heinrich II. Jasomirgott gegründete Benediktinerabtei ist das erste und älteste Kloster Wiens – nahmen die gelehrten iro-schottischen Mönche regen Anteil an der neuen Universität. Abt Donald ist um 1380 als ihr achter Rektor nachgewiesen. 1418 siedelte Herzog Albrecht V. im Zuge der Melker Reform deutschsprachige Benediktiner statt der irischen im Wiener Kloster an, um es geistig zu erneuern. Ausgangspunkt dieser großen Reformbewegung waren die theologischen Grundlagen, die der Beichtvater des Herzogs, Nikolaus von Dinkelsbühl, mehrfacher Dekan und Rektor an der Universität Wien, schuf. Die Neubesiedlung des alten Klosters des Heiligen Benedikt in Subiaco erfolgte 1412 durch seinen Schüler, Rektor Nikolaus Seyringer, und

Die alte Universitätskirche 1724, Stich von Salomon Kleiner, Archiv der Universität Wien

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Die Orden

Die Dominikanerkirche mit dem Jesuitenkloster und dem Sternwarteturm, Bernardo Bellotto, Gemäldegalerie Kunsthistorisches Museum Wien © KHM Angehörige der Wiener Universität. 1418 wurde Seyringer als Abt nach Melk berufen und bewirkte mit seinem Schüler und Prior Petrus von Rosenheim die geistige Erneuerung der benediktinischen Klostergemeinschaften in Österreich und Süddeutschland. Interessant ist, dass sich von allen theologischen Lehrstühlen, die in den ersten Jahrzehnten der Universität mit Ordensgeistlichen besetzt wurden, nur jener der Dominikaner als dauernde Institution etablieren konnte. Anfang des 13. Jahrhunderts gründete der heilige Dominikus seinen Orden, um die Ketzerei zu bekämpfen. Wichtig war ihm die Nähe der Bettelmönche zu den Menschen und die überzeugende Predigt, wobei er erkannte, dass eine fundierte theologische und wissenschaftliche Ausbildung unablässig war. Berühmte dominikanische Gelehrte des 13. Jahrhunderts wie der große Albertus Magnus und sein Schüler Thomas von Aquin prägten das Denken ihrer Zeit, und es gab keinen Dominikanerkonvent ohne Lehrende und Lernende. Das Dominikanerkloster ist nach dem Schottenstift das zweitälteste Kloster Wiens. Der Babenberger Herzog Leopold VI. überließ dem Predigerorden 1225/26 ein bescheidenes Hospiz mit Haus und Kapelle nahe der Stadtmauer beim Stubentor, das sie im Laufe des Mittelalters zur zweitgrößten Kirche der Stadt ausbauten. Und es ist wohl kein Zufall, dass 1384 Herzog Albrecht III. das Herzogskolleg bei den Dominikanern errichtete und so das neue Universitätsviertel räumlich mit dem Kloster verband. Neben dem ordenseigenen Hausstudium versorgte die Dominikanerschule einen Lehrstuhl der theologischen Fakultät, für die Vorlesungen wurde im Klostergebäude ein eigener Hörsaal eingerichtet. Der Dominikaner Franz von Retz – er hatte an der Universität Wien studiert und 1388 zum Doktor der Theologie promoviert – war fünfmal Dekan der theologischen Fakultät. Nach den Zerstörungen während der ersten Belagerung Wiens durch die Osmanen und in Folge der Reformation kam es im 16. Jahrhundert zum Niedergang des Ordens, 1578 bestand er nur mehr aus vier Mönchen und einem Prior. Auch die Universität

bot ein Bild der geistigen und materiellen Verwahrlosung. Der kaiserliche Visitator, der Jesuitenpater Johannes Argentia, berichtete Ferdinand II., dass die Gebäude desolat und die disziplinären und moralischen Zustände an den Studenten-Bursen katastrophal wären. An der Universität gab es nur mehr drei Theologieprofessoren, und nur 20 Studenten besuchten ihre Vorlesungen. Der Kaiser ordnete als große Universitätsreform 1623 mittels der »Sanctio Pragmatica« die Vereinigung des Jesuitenkollegs mit der Universität an. Dadurch übernahm der katholische Jesuitenorden nicht nur den Lehrbetrieb an der theologischen und philosophischen Fakultät, sondern wurde auch in die Verwaltung der damals mehrheitlich protestantischen Universität eingebunden. Die 1534 von Ignatius von Loyola gegründete Gesellschaft Jesu, ein junger und kämpferischer Orden der Gegenreformation, löste so das alte Dominikanerkloster als dominierenden »Universitätsorden« ab. Kaiser Ferdinand I. hatte die Jesuiten schon 1551 nach Wien berufen, um ihnen zwei theologische Lehrstühle zu übertragen, und sie zunächst im halbleeren Dominikanerkloster untergebracht. Kurz darauf erhielten sie die Gebäude und die Kirche des Karmeliterklosters Am Hof zugesprochen, wo sie eine Lateinschule und ein Seminar für mittellose Studenten einrichteten. Nach der Inkorporation des Jesuitenkollegs in die Universität verlegte der Orden das Kolleg ins Universitätsviertel und erbaute eine neue, 1631 den Jesuitenheiligen Ignatius und Franz Xaver geweihte Kirche. Nicht nur das prachtvolle

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Gotteshaus der Jesuiten lockte die Wiener in die katholische Messe, auch die Universität war gut besucht: 1700 waren allein an der philosophischen und theologischen Fakultät 1211 Studenten inskribiert. Die neue Zeit forderte Veränderungen und – nach der Auflösung des Ordens 1773 – auch das Ende der jesuitisch geprägten Universität. Die Universitätsreform unter Maria Theresia in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zielte auf eine zunehmende Säkularisierung des Lehrbetriebs und beendete die enge Verknüpfung von Kirche und Universität in Wien.

Literatur: Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien (Wien 1992–1997) Franz Gall, Die Alte Universität (Wien 1970) Alois Niederstätter, Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Österreichische Geschichte 1278–1411 (Wien 2001) Georg Schwaiger/Manfred Heim, Orden und Klöster. Das christliche Mönchtum in der Geschichte (München 2004) Paul Uiblein, Die Universität im Mittelalter (Wien 2011) Johann Wrba, Der Orden der Gesellschaft Jesu im Alten Universitätsviertel von Wien. Hundertfünfzig Jahre von den Jesuiten geprägte Universität (Wien 1985)

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Universität

Die alte Universität

Die alte Universität Unter dem Begriff »Alte Universität« versteht man heute den Bereich im 1. Bezirk rund um den Dr.-Ignaz-Seipel-Platz – einen Gebäudekomplex, der im Kern auf das 14. Jahrhundert zurückgeht und sein heutiges barockes Aussehen im Wesentlichen den Umbauten zur Zeit der Jesuiten verdankt.

D

ie ältesten urkundlich nachweisbaren, heute nicht mehr vorhandenen Gebäude gehen auf Albrecht III. (1349–1395) zurück: Das »Herzogskolleg« (»Collegium Ducale«) war ein zweistöckiges Haus im Stubenviertel gegenüber den Dominikanern im Bereich Schönlaterngasse/Postgasse/ Dr.-Ignaz-Seipel-Platz. Dort lebten die Universitätsangehörigen in einer klosterähnlichen Gemeinschaft zusammen. Im Zuge späterer Erweiterungen Richtung Bäckerstraße (heute Schwibbogendurchgang zur Postgasse) entstanden Anfang des 15. Jahrhunderts die Universitätsbibliothek, die Alte Aula mit Hörsälen für Artisten, Theologen und Mediziner sowie das Studentenspital in einem eigenem Gebäude. Kaiser Ferdinand II. (1578–1637)

Gina-Maria Husa

übertrug 1623 den Lehrbetrieb der Theologischen und Philosophischen Fakultät dem Jesuitenorden und verpflichtete diesen, ein neues Gebäude, das »Akademische Kolleg«, und eine neue Kirche zu errichten: Es entstanden eine große Bibliothek, ein Observatorium, ein Theatersaal, das Akademische Gymnasium, Hörsaal-, Wohn- und Wirtschaftsgebäude und sogar ein Weinkeller. Für den Rektor wurde das Haus in der Sonnenfelsgasse 19 adaptiert. Die Jesuiten bauten also all jene frühbarocken Gebäude, die noch heute am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz das Stadtbild prägen und gemeinhin als die »Alte Universität« und »Alte Universitätskirche« bezeichnet werden. Die Gebäude der »Alten Universität« (1623–1884; Schauseite zum Dr.-Ignaz-

Der Universitätsplatz in Wien um 1760, Bernardo Bellotto Gemäldegalerie Kunsthistorisches Museum Wien © KHM

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Die alte Universität

Die Deckenfresken und die Scheinkuppel der alten Universitätskirche © Julia Strobl Seipel-Platz 1) reichten bis zur Postgasse 7-9 und zur Bäckerstrasse 20. Sie wurden an der Stelle des Herzogskollegs und des alten Bibliothekshauses von drei Bursen und acht zusätzlich angekauften Bürgerhäusern errichtet.

Universitätspedellhaus (»Domus Antiqua«) – Sonnenfelsgasse 19 Das heute noch vorhandene Haus Sonnenfelsgasse 19 wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von den Jesuiten angekauft, mit dem Nachbarhaus zusammengelegt und beherbergte die Kanzlei, das Universitätsarchiv und den Universitätskarzer (Universitätsgefängnis), der vom Pedell – einem für die Exekutive der Universitätsgerichtsbarkeit zuständigen Universitätsangestellten – mitverwaltet wurde. Das Haus besitzt eine bemerkenswerte Fassade mit zwei Renaissanceportalen, über denen sich auf einem Gedenkstein folgende Inschrift befindet: »Domus Universitatis MDCXXVIII« (1637). Bis 1884 war das Gebäude der Sitz des akademischen Senats und der Rektorats- und Pedellkanzlei. Heute befinden sich hier Büros.

Jesuitenkirche (ehemalige Universitätskirche) – ein barockes Universum

Mit der Fertigstellung der Universitätskirche im Jahre 1628 war der Um- und Ausbau der Universitätsgebäude durch die Jesuiten in nur fünf Jahren vollendet. Die Kirche besitzt eine zweigeschossige schlichte frühbarocke Fassade, klar und symmetrisch gegliedert, zwei aus dem Hochbarock stammende Türme, Nischen mit Heiligen und zwei die ganze Breite der Fassade einnehmende Schriftbänder mit der Widmung (in Übersetzung): »Gott, dem triumphierenden Sieger, dem Besten und Größten, errichtete dieses Siegesdenkmal zum Gedächtnis der seligen Jungfrau Maria und der Heiligen Ignatius und Franz Xaver Kaiser Ferdinand II. 1627.« Der Innenraum, zunächst ein frühbarocker Längsraum, wurde ab 1703 von dem begabten italienischen Künstler und

Jesuiten Andrea Pozzo zu einem hochbarocken »Zentralbau« modernisiert und mittels eines triumphalen, alle Sinne ansprechenden Interieurs umgestaltet: Auf die flache Decke malte Pozzo eine ScheinKuppel, in den acht Seitenkapellen wurden Altäre zur Verehrung von Heiligen geschaffen, mächtige farbige Säulen tragen neu errichtete Emporen. Der Hochaltar fungiert gleichsam als Bühne für heilige Handlungen, die Kanzel, dominant und in zentraler Lage, signalisiert die Bedeutung der Predigt für die Jesuiten. Die richtige Perspektive für den Blick in die Kuppel ist mit einem weißen Stein am Fußboden markiert. Verschiedene Farben der Säulen und der Wände sind in Stuckmarmor («stucco lustro«) ausgeführt, das Innere ist eine Symphonie in Gold – Grün – Rot, wobei dem Gold eine besondere Bedeutung zukommt: Es war für Normalsterbliche nicht finanzierbar und symbolisierte wie kaum

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eine andere Farbe das Göttliche, Transzendente. Die zentralen Anliegen der Jesuiten werden in diesem Bau besonders gut sichtbar: Predigt und Rekatholisierung und somit auch Missionierung. Heilige Messen wurden wie Theateraufführungen inszeniert: Die Kirche fungierte als »Theatersaal« und der Altarraum mit seinen perspektivisch angeordneten Säulen und einem sich oben bauschenden geschnitzten Vorhang als »Bühne«. Somit bildet das prachtvolle Kircheninnere auch noch heute einen eindrucksvollen Gegensatz zu den schlichten, weiß getünchten und bilderlosen Kirchen der Protestanten, wo das Studium der Heiligen Schrift im Zentrum steht und Heiligenverehrung abgelehnt wird, denn der Gläubige braucht keine Mittler, um Gott zu erreichen. Erwähnenswert ist auch die einfach genial-raffinierte Lichtführung: Der Hochaltar ist nach Norden ausgerichtet; um genügend Licht zu erhalten, wurde ein flacher

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Universität

Die alte Universität

Erker eingebaut. In den so entstandenen Zwischenraum setzte man seitlich schmale Fenster ein, was einen Lichteinfall von Osten und Westen ermöglicht (sichtbar von außen, von der Schönlaterngasse aus). Somit ist das Hochaltarbild »Mariä Himmelfahrt« tagsüber in natürliches Licht, oft in Sonnenstrahlen getaucht. Ebenso raffiniert ist die Lichtregie der Kanzel, von wo aus durchaus überzeugend gepredigt wurde. Am Kanzelrand befinden sich die vergoldeten Figuren der vier Evangelisten mit ihren Symbolen, am Vormittag, also zur Zeit der Predigt, wandern die Sonnenstrahlen von einem zum anderen: Seht, hier wird das Wort Gottes verkündet!

Jesuitentheater

Im Obergeschoß des Universitätsgebäudes, in der Alten Aula (Bäckerstraße 20), befindet sich der große ehemalige Theatersaal (800 m2), in dem 1650 eine heute nicht mehr erhaltene Kulissenbühne installiert wurde. Das prunkvolle Bühnenportal besaß einen Rahmenvorhang, über dem der Doppeladler mit Zepter schwebte, dazwischen befanden sich Portraits von Kaiser Leopold I., dem Thronfolger Joseph und seiner Gemahlin Wilhelmine Amalie. Der Theatersaal wurde 1733–36 aufgestockt und der Zuschauerraum mit einem Deckenfresko (Aufnahme Mariens in den Himmel) von Anton Herzog und Franz Anton Danne geschmückt. Im 18. Jahrhundert residierte in der Alten Aula die älteste Tageszeitung der Welt, die 1703 als »Wienerisches Diarium« gegründete Wiener Zeitung (so heißt sie seit 1780), und eine Zeit lang auch die österreichische Staatsdruckerei. 2003–2006 wurden diese Gebäudeteile generalsaniert und mit großzügigen Glas-

flächen versehen. Heute finden hier Veranstaltungen im Rahmen der »Aula der Wissenschaften« statt.

Neue Universitätsaula von Jadot de Ville-Issey Im Stile eines spätbarocken Schlosses entstand auf Wunsch Maria Theresias ein »Neues Hauptgebäude« bzw. die »Neue Aula« (1753–55), nach Entwürfen des französischen Architekten Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey. Die Aula stellt eines der wichtigsten Monumentalgebäude im Stile des Rokoko in Wien dar. Das Gebäude beherbergte ursprünglich nur die Juridische und die Medizinische Fakultät, später auch die anderen. Bis zum Bau der Universitätssternwarte auf der Türkenschanze im Jahre 1872 befand sich am Dach eine Sternwarte, deren Rest noch erhalten ist; in den ehemals als Wohnräume für Professoren vorgesehenen Zimmern zog schon drei Jahre nach der Erbauung die Akademie der Bildenden Künste ein. Der Festsaal im ersten Stock besitzt eindrucksvolle Rokokodekorationen: Die Wände sind im gescheckten gelb-grauen Marmor ausgeführt, in vier Nischen befinden sich Skulpturenpaare, die – genau wie das Deckenfresko – Allegorien der vier Fakultäten darstellen. Das nach einem Brand 1961 erneuerte originale Fresko war ein Werk des italienischen Malers Gregorio Guglielmi, der auch die Deckenfresken in der Großen Galerie im Schloss Schönbrunn gestaltet hat. Im Festsaal fanden bis 1883 die feierlichen Inaugurationen der Rektoren statt. Den ehemaligen Theologiesaal schmückt bis heute ein Deckengemälde (»Taufe Christi«) des österreichischen Malers

Franz Anton Maulbertsch, ebenso den Ratssaal. Im Erdgeschoß der »Neuen Aula« befand sich einstmals das ganz im Sinne der Aufklärung gestaltete »Anatomische Theater«. 1784 kam Joseph II. für die Kosten des Umbaus als Dank für die Heilung seines Augenleidens durch den Augenarzt Josef Barth auf. Hier fanden medizinische Schauvorlesungen statt. Gleichzeitig wurden auch die Kliniken im Allgemeinen Krankenhaus eröffnet – ein Meilenstein in der Entwicklung der Medizin, der schnell Wiens Weltruf als Zentrum für medizinische Forschung begründete und von dem Wien bis heute zehrt. Während der Revolution 1848 diente die Aula als Hauptversammlungsort der »Akademischen Legion«, das Wort »Aula« wurde zum Synonym des studentischen Radikalismus; nach der Revolution wurde das Gebäude acht Jahre lang als Kaserne genützt. Im 19. Jahrhundert fanden in der Aula »Liebhaberkonzerte« statt, hier trat am 27. März 1808 Josef Haydn zum letzten Mal anlässlich einer Aufführung seiner »Schöpfung« öffentlich auf, hier dirigierte Beethoven 1813 Wohltätigkeitsakademien. Seit 1857 befindet sich in diesem Gebäude am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2 der Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Die Gründung einer Akademie der Wissenschaften wurde bereits im 18. Jahrhundert gefordert, scheiterte jedoch an der Finanzierung. 1847 war es so weit, als erster Direktor der »Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien« wurde der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt. Der von Kaiser Ferdinand I. eingesetzte Kurator, Erzherzog Johann, verankerte in den Statuten ausdrücklich die Freiheit der Rede und Schrift der Mitglieder der Akademie und setzte so die Zensur des Vormärz außer Kraft. Zu ihren Aufgaben zählten von Anfang an Forschung und Herausgabe von entsprechenden Publikationen, darunter 1857 die wissenschaftliche Betreuung der NovaraExpedition (Weltumsegelung) bzw. seit 1849 die Herausgabe österreichischer Geschichtsquellen. Deckenfresko im Festsaal der alten Universität, Fakultät der Medizin, Foto: AW Akademie der Wissenschaften

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Die alte Universität Der Festsaal in der alten Universität, Foto: AW Akademie der Wissenschaften Im Jahre 1947 wurde der Name auf »Österreichische Akademie der Wissenschaften« geändert, zusätzlich entstanden zahlreiche Institute. Heute zählt die Akademie zu den führenden wissenschaftlichen Forschungsinstitutionen in Österreich. Seit 1990 existiert die Einteilung in die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse (Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin, Technik) und die philosophisch-historische Klasse (Philosophie, Geschichte und Altertumskunde, Kunst-, Musik-, Sprach- und Literaturwissenschaften, Geographie und Völkerkunde, Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften). Die Akademie zählt rund 750 gewählte Mitglieder und über 1.300 Mitarbeiter für einen Grenzen überschreitenden Wissensaustausch, innovative Grundlagenforschung und gesamtgesellschaftlichen Fortschritt. Darüber hinaus verfügt die Akademie über eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs und einen eigenen Verlag.

Aus dem Alten Universitätsviertel in den Neubau am Ring

Die Universitätsgesetze von 1849 und 1873 schufen die Grundlagen für eine neue Universität. Im Staatsgrundgesetz von 1867 (Artikel 17) wurde verkündet: »Die Wissenschaft und Lehre sind frei«. Die Errichtung des neuen Universitäts-

gebäudes an der Ringstraße 1884 stellte gleichsam den Schlussstein zu dieser Erneuerung dar. Forschung, Lehre und Berufsbildung sollten fortan die Lehrinhalte bestimmen, die letzten Reste der Einflussmöglichkeiten der katholischen Kirche wurden abgeschafft.

– Die Heimat des Schnitzels. Ein Besuch beim Figlmüller gehört für viele Wienbesucher zum klassischen Programm ihres Aufenthalts. Einmal im romantischen Durchhaus unweit des Stephansdomes zwischen Wollzeile und Bäckerstraße gesessen zu sein, heißt Wiener Gastlichkeit und Tradition gespürt und Wien erlebt zu haben. Die Hauptrolle spielt natürlich das Figlmüller-Schnitzel. In Wien sind panierte und in Öl heraus gebackene Fleischspeisen schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt und in den barocken Kochbüchern nachgewiesen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erhält das „gebackene Kalbsschnitzel“ die Bezeichnung Wiener Schnitzel. Die Figlmüller-Küche legt besonderen Wert auf sorgfältige Zubereitung und die Verwendung hochwertiger Zutaten. In diesem Sinne wird die Bezeichnung „Schnitzel-Manufaktur“ in die Tat umgesetzt und jedes Stück einzeln von Hand gefertigt. Nur in einem Punkt weicht man beim Figlmüller-Schnitzel vom traditionellen Rezept ab: statt Kalbsfleisch wird die Karreerose vom Schwein verwendet, denn, so ist der Chef des Hauses überzeugt, die Wiener essen lieber Schwein als Kalb. Im Figlmüller in der Bäckerstraße gibt es aber selbstverständlich auch das Wiener Schnitzel vom Kalb. Das Figlmüller-Rezept bewährt sich nun schon seit über 100 Jahren. 1905 gründete Johann Figlmüller ein kleines Wiener Weinhaus, das in die Geschichte der Wiener Kulinarik eingehen sollte. Die Brüder Hans & Thomas Figlmüller führen die Betriebe bereits in 4. Generation sehr erfolgreich weiter. Trotz innovativer Ideen, ist die Bewahrung von Qualität und Tradition ihr Leitmotiv und so scheint auch im Figlmüller in der Wollzeile 5 die Zeit schein-

bar stehen geblieben zu sein. Die Gemütlichkeit der Einrichtung, charmantes Service und beste Qualität der Speisen geben dem Betrieb seinen unverwechselbaren Charakter, der von Gästen aus dem Inund Ausland geschätzt wird. Diesen hat er aber auch nicht in seinem Pendant verloren: gleich ums Eck, in der Bäckerstraße 6, findet man seit 2001 eine dem Zeitgeist angepasste Version des Ur-Betriebs. Drei Jahre später wurde dann aus dem ehemaligen Figlmüller Heurigen das figls, ein modernes Bierlokal in der Grinzinger Straße 55 in Döbling. Mit der Eröffnung der Brasserie Joma am Hohen Markt 10 haben die beiden Figlmüller Brüder allerdings neue Akzente in der familieneigenen Gastronomiegeschichte gesetzt und stellen mit der Neueröffnung „Lugeck“ im geschichtsträchtigen Regensburger Hof ihr ambitionierteste Projekt vor. Die Herzensaufgabe dabei: eine zeitgemäße und urbane Neuinterpretation der Wiener Wirtshauskultur. www.figlmueller.at


Universität

Die neue Universität

Die neue Alma Mater Rudolfina

Patrizia Kindl

Im Revolutionsjahr 1848 erfolgte die räumliche Auflösung der Wiener Universität, um den revoltierenden Studenten ihr Konspirationszentrum zu nehmen. Einige Jahre darauf wurde im Zuge der Planung der Ringstraße beschlossen, dass der Prachtboulevard auch Raum für eine neue, repräsentative Universität bieten sollte. Und so entstand am ehemaligen Militärparadeplatz das Dreigestirn Parlament – Rathaus – Universität.

Die Bauzeit Erste Pläne der Opernarchitekten Sicardsburg und Van der Nüll, die einen Universitätscampus im heutigen Sinne vorsahen, wurden als zu weitläufig verworfen. Letztendlich setzte sich Heinrich von Ferstel mit seinem Plan eines einzigen, monumentalen Gebäudes durch, das vollkommen in das übrige Erscheinungsbild der Ringstraße passte. Die Bauarbeiten begannen am 14. Juli 1873. Als Hommage an die Blütezeit der Wissenschaften wählte Ferstel den Renaissancestil. Kurz vor der Fertigstellung des Gebäudes verstarb Heinrich von Ferstel am 14. Juli 1883 an Tuberkulose – auf den Tag genau 10 Jahre nach Baubeginn! Sein monumentales Alterswerk wurde von seinen Mitarbeitern, darunter auch sein Sohn Max, vollendet. Die Baukosten betrugen 8 Millionen Gulden (etwa 40 Millionen Euro). Schließlich wurde der »Universitätspalast« am 11. Oktober 1884 in Anwesenheit Kaiser Franz Josefs feierlich eröffnet. Am nächsten Tag erfolgte die Inauguration des Rektors Prof. Dr. Hermann Zschokke. Das äußere Erscheinungsbild Die Maße der Universität sind wahrlich beeindruckend: Der Bau erstreckt sich auf 161 x 133 Meter Grundfläche. Die Mitte der Hauptfassade bildet ein vorspringender Bau mit Eingangsloggia, Stiegenaufgang und Rampen. Die obere Loggia des

Mittelrisalits wird von einem Giebel bekrönt, der als skulpturale Darstellung das Relief »Die Geburt der Minerva« von Josef von Tauttenhayn d. Ä. zeigt. Dahinter befindet sich der Festsaal des Hauses. Die empor ragenden Eckpavillons des Gebäudes sind den vier Fakultäten gewidmet: Links die allegorischen Statuen von Philosophie und Theologie von Edmund von Hellmer, rechts die Jurisprudenz und die Medizin von Rudolf von Weyr. Die Attikafiguren symbolisieren Einzeldisziplinen der Fakultäten, etwa Bibelwissenschaft (Theologie) oder Logik (Philosophie). Die rückwärtige Fassade zur Reichsratsstraße zeigt Sgraffitto-Malereien, die von August Eisenmenger entworfen wurden und deren Figuren mit Symbolen ausgestattet sind, die auf die Funktion des Baus als Bildungstempel hinweisen. Die Höfe Die acht Nebenhöfe werden dominiert vom Prunkstück des Erdgeschoßes, dem höher gelegenen Arkadenhof – »Walhalla der Universität« genannt. Die Errichtung der Denkmäler zur Erinnerung an verstorbene Gelehrte erfolgte ab 1888; sie sollten der Universität keine Kosten verursachen und wurden durch Denkmalkomitees und durch die Familien finanziert. Nach und nach schmückten 154 Büsten und Gedenktafeln die Arkadenwände: berühmte Gelehrte, Mäzene und der Uni-

Audimax, Archiv der Universität Wien © Fotostudio Franz Pfluegl

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Die neue Universität

Großer Festsaal © Universität Wien versität nahe stehende Persönlichkeiten, darunter nur eine einzige Frau, Marie von Ebner-Eschenbach, die 1900 als erste Frau das Ehrendoktorat erhielt. Das Who-isWho der österreichischen Bildhauer des späten 18. und gesamten 19. Jahrhunderts ist hier mit Werken vertreten: Franz Xaver Messerschmidt, Franz Anton Zauner, Johann Martin Fischer, Karl Kundmann, Viktor Tilgner, Carl von Zumbusch, um nur einige zu erwähnen. In der Mitte sollte ein von Ferstel gestaltetes monumentales Denkmal für Rudolf IV. den Stifter stehen. Letztendlich entschied man sich aber 1910 für den Kastalia-Brunnen von Edmund von Hellmer. Die Nymphe Kastalia inspirierte nach altgriechischer Mythologie Dichtung und Weisheit; und somit bildet die Quelle der Weisheit das Zentrum der Universität. Die Aula Die mit Säulen aus Granit- und Stuckmarmor ausgestattete dreischiffige Eingangshalle zeigt Gedenktafeln für Rudolf den Stifter und sämtliche Rektoren seit der Gründung der Universität im Jahre 1365. In einer Nische, die dem 2006 neu gestalteten Portierbereich gegenüberliegt, befindet sich ein modernes Denkmal für die Nobelpreisträger der Universität Wien. Die Wände der beiden Zugänge zu den Feststiegenhäusern sind mit Ehrentafeln für Gelehrte der historischen vier Fakultäten versehen. Von hier führen zwei große Treppenhäuser in die Obergeschoße: die südliche Juristenstiege zur Juridischen und Theologischen Fakultät, die nördliche Philosophenstiege zur Philosophischen und Medizinischen Fakultät. Die Loggia der Juristenstiege wird von einer Monumentalstatue Kaiser Franz Josephs von Carl von Zumbusch beherrscht, im Atrium der Philosophenstiege befindet sich die Ferstel-Büste von Viktor Tilgner. Der Große Festsaal In der ersten Etage wird der mittlere Teil der Ringstraßenseite vom Großen Festsaal eingenommen. Wie auch außen ist er in zwei Geschoße gegliedert, wobei sich über dem Säulenumgang eine Galerie befindet. Zu beiden Seiten der Rektoratskanzel stehen überlebensgroße Statuen des Gründers und der Reformerin der Universität:

Rudolf IV. und Maria Theresia. Die Deckenmalerei stammt von Franz Matsch und zeigt im zentralen Feld den Triumph des Lichtes über die Finsternis. Für die Ecken wurden Darstellungen der vier Fakultäten von Matsch (Theologie) und Gustav Klimt (Jurisprudenz, Medizin, Philosophie) geschaffen, die wegen ihrer gewagten Darstellung nach einem Riesenskandal letztendlich abgelehnt wurden. Seit 2005 sind Schwarz-Weiß-Reproduktionen der Klimt-Fakultätsbilder, deren Originale 1945 in Schloss Immendorf verbrannt sind, im Festsaal zu sehen. Die Bibliothek An der Rückseite des Gebäudes befindet sich der Bibliothekstrakt mit dem größten Raum der Universität – dem Großen Lesesaal der Bibliothek. Er nimmt neun Fensterachsen ein und wird durch eine riesige Glasdecke mit Tageslicht versorgt. Die Längsseiten des Raumes werden von dreigeschossigen Regalen eingenommen, während die Schmalseiten durch freistehende Säulen abgeschlossen sind. Angesichts des monumentalen Eindruckes ist nur schwer vorstellbar, dass der Große Lesesaal ursprünglich noch aufwändiger gestaltet war. Nach 1945 wurde der Fußboden um 2,5 Meter angehoben, so dass

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darunter für Büchermagazine Platz geschaffen werden konnte. Vom 20. ins 21. Jahrhundert Das Auditorium Maximum mit seinen 751 Plätzen wurde erst in den 1930er Jahren geschaffen und ist als größter Vorlesungssaal Österreichs auch das Zentrum von Studentenprotesten und Happenings gewesen. Im Bewusstsein, dass weder Wissenschaft noch ein Universitätsbetrieb etwas Statisches, Zeitloses sind, wurden in jüngerer Zeit immer wieder Künstler eingeladen, kritisch-moderne Objekte für die Universität zu schaffen. Erwähnt seien das Fotoprojekt in der Aula, das auf österreichische Nobelpreisträger aufmerksam macht, das Schattenprojekt »Der Muse reicht’s« von Iris Andraschek im Arkadenhof oder die Neuaufstellung des Siegfriedskopfes 2006, eine Skulptur von Josef Müller, die ursprünglich 1922 von deutschnationalen Studenten in der Aula der Universität als Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen errichtet wurde. Als umstrittenes Symbol für politischen Extremismus und Antisemitismus wurde er auf Beschluss des Akademischen Senats im Arkadenhof unter einem Glaskubus neu aufgestellt und stellt heute ein Mahnmal gegen Intoleranz dar.

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Universität

Der Arkadenhof

Der Arkadenhof der Wiener Universität

Carles Batlle i Enrich

Der Arkadenhof ist der lebendige Mittelpunkt einer 650 Jahre alten ehrwürdigen Institution. In ihm treffen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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er den Arkadenhof der Universität Wien an einem sonnigen warmen Tag betritt, wird sofort eine dynamische, kraftvolle und doch ruhige und wohltuende Mischung erleben: konzentrierte Leser, die auf einer Bank sitzen; Sonnenanbeter, die auf den Stufen, auf Liegestühlen oder auf dem Rasen die Ruhe genießen; Gruppen von Studenten, die in anregender Konversation im Hof verweilen; Studenten, Professoren oder Mitarbeiter, die den Hof überqueren, um von einer Seite des Gebäudes auf die andere zu gelangen; wandelnde Menschen, die die Büsten und Tafeln von ehemaligen Größen des Hauses betrachten oder sich gerade die Beine vertreten; Studenten, die in Gesellschaft von Verwandten und Freunden den soeben erworbenen Titel mit einem Glas Sekt in der Hand fröhlich feiern … Aber wie ist dieser Arkadenhof entstanden? Was kann man in ihm alles ablesen? Welche Spuren haben die Jahre hinter-

lassen? Ist alles wirklich so fröhlich und friedlich wie es auf den ersten Blick erscheint?

Die italienische Renaissance als Vorbild Universitäre Innenhöfe, die als Gedenkraum oder Ehrenhain genützt werden, gibt es schon in der Renaissance, vor allem in italienischen Städten wie Bologna, Padua, Genua und Pavia. Die Universität Pavia wurde (wie Prag dreizehn Jahre vorher) durch Kaiser Karl IV. im Jahre 1361 gegründet, also nur vier Jahre vor der Wiener Universität. Der Innenhof ist auch mit Statuen und Denkmälern geschmückt und repräsentiert vielleicht am besten das Konzept, das dem Architekten des Hauses am Ring, Heinrich von Ferstel, bei der Planung des Arkadenhofes vorschwebte. Gleichzeitig erinnern diese Höfe an italienische Camposanti (also Friedhöfe) wie zum Beispiel den Camposanto Mo-

Der Arkadenhof – ein Ehrenhain der Wissenschaft © Universität Wien

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Der Arkadenhof

Leo Graf von Thun und Hohenstein, Skulptur von Carl Kundmann, 1893 Universität Wien © Fotostudio Franz Pfluegl numentale von Pisa. Optisch aber ist die Ähnlichkeit mit dem Palazzo Farnese in Rom und vor allem mit dem jetzigen Gebäude der Venezianischen Accademia am größten, Sitz der Scuola Santa Maria della Carità, einer ehemaligen Bildungsinstitution der Stadt.

Ferstels Herz der Anlage Heinrich von Ferstel wollte den Arkadenhof vor allem als Herz der Anlage verstanden wissen, als Verbindungs- oder Angelpunkt des ganzen Gebäudes. Von ihm aus kann man alle wichtigen Stiegen erreichen; ursprünglich war dort auch der Zugang zur Bibliothek. Mehr noch: Dadurch, dass der erste Stock durch den Bau des Festsaals und der Bibliothek keine Verbindung zwischen den Seitentrakten ermöglicht, muss man zu diesem Zweck den Innenhof überqueren. Die Arkadengänge werden somit zu Kommunikationswegen. Gleichzeitig sollte hier der zentrale Gedächtnisort, eine Art Ehrenhalle, errichtet werden, in welcher die Größen der Vergangenheit durch ihre Präsenz zum Vorbild und Ansporn für die zukünftigen Generationen werden. Ferstel hatte die italienische Renaissance als die ideale Kunstrichtung für sein Projekt gewählt, ganz im Sinne des Historismus. Er selber hatte 1871 (also kurz vor Beginn der Bauarbeiten am Ring) eine Italienreise absolviert. Und so verwundert es nicht, dass dieser Hof an die oben genannten italienischen Vorbilder erinnert.

Ein Ehrenhain des Wissens Mit einem Beschluss des Akademischen Senats der Universität im Jahre 1885 wurde festgelegt, dass verdiente Mitglieder des Lehrkörpers posthum mit einem Denkmal im Arkadenhof geehrt werden konnten, und zwar frühestens fünf Jahre nach ihrem Tod. Diese Frist wurde seitdem zweimal erhöht und beträgt derzeit fünfzehn Jahre. Nur im Fall des Anatomen Josef Hyrtl wurde ein Denkmal zu Lebzeiten des Geehrten errichtet. Von Anfang an war es aber klar, dass dadurch der Universität keine Kosten entstehen sollten. Die Aufstellung der Denkmäler wurde seitens der Universität also

nur begutachtet und genehmigt, alles andere musste von den Angehörigen, Freunden oder Schülern finanziert werden. Es konnten aber auch eine Institution, ein Einzelner oder ein Komitee die Finanzierung übernehmen. Bei der Errichtung des ersten Denkmals (für den Juristen Julius Glaser) im Jahre 1888 hat zum Beispiel die Familie die Kosten übernommen. Die Kostenfrage ist allerdings nie entscheidend gewesen. Fachliche, aber auch ästhetische Kriterien wurden berücksichtigt. Zuerst musste die jeweilige Fakultät den Antrag prüfen, danach der Akademische Senat und der Kunstausschuss. Nach den neuen Statuten des Jahres 2001 hat der Rektor der Universität das letzte Wort. Bis zum Ende der Monarchie 1918 wurden 78 der insgesamt 154 Denkmäler aufgestellt, das ist fast genau die Hälfte in nur 30 Jahren. Diese Aktivität verlangsamte sich aufgrund der Weltkriege, denn in den folgenden 27 Jahren wurden nur 28 Objekte enthüllt. Der Rest wurde erst nach

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1945 aufgestellt: Das sind 48 Denkmäler in 70 Jahren. Im Arkadenhof befinden sich allerdings auch ältere Denkmäler, die aus anderen Gebäuden stammen, so zum Beispiel die Büste des kaiserlichen Leibarztes Gerard van Swieten, die 1889 vom Allgemeinen Krankenhaus in den Arkadenhof verlegt wurde.

Stürmische Zeiten fegen durch den Arkadenhof Wenn wir die Geschichte der Aufstellung genauer betrachten, müssten wir diese Zahlen allerdings etwas korrigieren. Denn aufgrund der zunehmenden antisemitischen Haltung vieler Studenten und Professoren ab den 1920er-Jahren musste es früher oder später zu einer sichtbaren Veränderung kommen. Schon nach dem Anschluss im März 1938 kam es von Seiten der Studentenschaft zu der Aufforderung, Denkmäler von Professoren jüdischer Abstammung zu entfernen. Am 5. November

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Der Arkadenhof

1938, kurz vor der Abhaltung der »Langemarck«-Feier durch NS-Studenten, und nachdem sich der Rektor immer noch nicht zu der Entfernung durchgerungen hatte, wurden »jüdische Denkmäler« umgestürzt oder mit Farbe beschmiert. Unter diesen befanden sich diejenigen von Josef von Sonnenfels und Julius Glaser oder von berühmten Ärzten wie Moritz Kaposi, Guido Goldschmiedt und Emil Zuckerkandl. Danach handelte der Rektor rasch: 15 Objekte wurden sofort abmontiert und in Depots gelagert; in den nächsten Monaten kamen noch drei weitere dazu. Zum Glück waren die Schäden nicht so gravierend, weswegen mit der erneuten Aufstellung im Jahre 1947 dieses unrühmliche Kapitel abgeschlossen werden konnte. Zu diesem Thema gehört auch eine Gedenktafel, die seit 1998 an die vertriebenen Angehörigen der Medizinischen Fakultät erinnert. Auch die Skulptur des sogenannten »Siegfriedskopfes«, eines Gefallenendenkmals für die »in Ehren gefallenen Helden« des 1. Weltkrieges, deren Aufstellung in der Aula von deutsch-nationalen und antisemitischen Studenten ermöglicht wurde, gehört zu den belasteten Objekten der Universität und wurde immer wieder zum Zentrum von Feiern radikaler Studenten. Im Jahre 2006 wurde der Siegfriedskopf in seine Einzelteile zerlegt, in eine Ecke des Hofes transferiert und mit einer Glashülle umgeben, die Texte von Minna Lachs (1907–1993) trägt, die in ihrer Studienzeit Zeitzeugin

jener schwierigen Zeit wurde. Das sozusagen »musealisierte« Stück ist ein Werk des Büros Photoglas (Bele Marx und Gilles Mussard) unter Mitwirkung des Architekten Roger Baumeister und des Historikers Friedrich Stadler.

Die Künstler und die Geehrten Die Denkmäler des Arkadenhofs bestehen (bis auf wenige Ausnahmen) aus einer auf einem Podest oder in einem größeren Rahmen aufgestellten Büste oder aus einer mit einem Medaillon oder Relief verzierten Tafel und können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden. Zum Beispiel nach den ausführenden Künstlern: Hier stechen einige der großen Namen des Historismus hervor. Allen voran Caspar von Zumbusch (Schöpfer des Maria-Theresien-Denkmals), der mit den meisten (neun) Denkmälern vertreten ist, darunter diejenigen für den Chirurgen Theodor Billroth und den Kunsthistoriker und Gründer des Museums für Angewandte Kunst Rudolf von Eitelberger. Carl Kundmann (Pallas-Athene-Statue vor dem Parlament) hat sieben Denkmäler ausgeführt, darunter die vielleicht wichtigste Gruppe des Arkadenhofes: In der Südwestecke (ursprünglich ein Nebenzugang zur Bibliothek) wurde 1893 ein Denkmal für die Reformer und Erneuerer des höheren Unterrichtswesens aufgestellt. In der Mitte steht das Denkmal des Grafen Leo von Thun und Ho-

henstein (die einzige ganzfigurige Statue des Arkadenhofes), Minister für Kultus und Unterricht zwischen 1849 und 1860, flankiert von den Büsten des Philosophen Franz Exner und des Philologen Hermann Bonitz. Diese drei Persönlichkeiten gestalteten die Neuorganisation der Gymnasial- und Universitätsstudien. Diese Unterrichtsreform der Jahre 1849/50 war das Fundament des höheren Bildungswesens bis weit ins 20. Jahrhundert. Und schließlich Hans Bitterlich (Kaiserin-Elisabeth-Denkmal), der mit sechs Denkmälern vertreten ist, darunter eines von den zwei existierenden Doppeldenkmälern, nämlich für die Astronomen und Direktoren der Universitätssternwarte Joseph Johann von Litrow und seinen Sohn Karl, unter dessen Leitung die neue Sternwarte in Währing erbaut wurde. Hervorzuheben sind auch, wenn auch nur mit je einem Denkmal vertreten, zwei große Bildhauer des 20. Jahrhunderts: Anton Hanak, Schöpfer der Skulptur für den Anatomen Emil Zuckerkandl aus dem Jahre 1924 und Alfred Hrdlicka, der die Relieftafel für den Gynäkologen Ignaz Semmelweis im Jahre 1967 schuf. Auffällig ist aber auch, wenn wir uns die Tätigkeit der Geehrten näher anschauen, dass ganze 53 Denkmäler und eine Gedenktafel (also etwas mehr als ein Drittel) Medizinern gewidmet sind, womit sie die mit Abstand größte berufliche Gruppe darstellen. Unter den Geehrten finden sich Berühmtheiten wie Sigmund Freud oder Foto links: Das Team des Forschungsprojekts »Ge(l)ehrte Köpfe« vlnr.: Andrea Mayr, Ingeborg Schemper-Sparholz, Martin Engel und Julia Rüdiger (Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien), Foto: Armin Plankensteiner Foto unten: Sigmund Freud, Büste von Paul Königsberger, 1920 Universität Wien © Fotostudio Franz Pfluegl

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Der Arkadenhof Das Kunstwerk »Der Muse reicht’s« von Iris Andraschek © Universität Wien die Nobelpreisträger Karl Landsteiner und Julius Wagner-Jauregg. Und wenn wir uns den Geburtsort anschauen, werden wir auch feststellen, dass fast ein Drittel der Geehrten (nämlich 46 Personen) in den Ländern der Wenzelskrone zur Welt kam: 27 davon stammen aus Böhmen (allein 12 aus Prag) und 19 aus Mähren oder Schlesien (4 davon aus Brünn). Beachtenswert auch die Zahl der in Wien oder Niederösterreich Geborenen: ganze 38 Personen (ein Viertel der Denkmäler), allein 29 davon aus der Hauptstadt. Unter den gebürtigen Wienern befinden sich Größen der Wissenschaft wie der schon genannte Karl Landsteiner und der dritte Nobelpreisträger des Hofes, der Physiker Erwin Schrödinger, ferner sein Kollege Ludwig Boltzmann, der Kinderarzt Clemens von Pirquet oder der weltberühmte Philosoph Karl Popper, dessen Denkmal übrigens als vorläufig letztes im Jahre 2002 aufgestellt wurde.

Der Muse reicht es Eklatant ist allerdings der Unterschied, wenn wir die Persönlichkeiten nach Geschlechtern trennen: Es gibt nur eine einzige Frau unter den Geehrten, die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Noch sonderbarer ist die Angelegenheit, wenn wir bedenken, dass sie keine Wissenschafterin war und nie an der Wiener Universität gelehrt hat, und dass ihr Denkmal kein Porträt aufweist. Marie von Ebner-Eschenbach war immerhin die erste Frau, die ein Ehrendoktorat der Universität Wien bekam, trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass sie als eine Art Feigenblatt dient. Die einzige sichtbare Frau ist die Nymphe Kastalia, die sich im Zentrum des Hofes befindet. Dieses Werk des Edmund Hellmer (Gründungsmitglied der Secession) soll die Rolle der Frau als Muse und Quelle der Inspiration unterstreichen. Sie ist die Personifikation der Quelle am Parnass bei Delphi, wo sich die Diener des Apollontempels vor dessen Betreten die Haare wuschen. Deswegen galt sie als Musenquell. Schon im Jahre 2005 wurde eine Bronzebüste der »Anonymisierten Wisenschafterin« (ein Projekt der Künstlerin Elisabeth Penker) provisorisch aufgestellt, die stellvertretend für die zahlreichen bis heute nicht geehrten Frauen in der Wissenschaft als Mahnung für die Zukunft stehen sollte. Schließlich wurde

im Jahre 2009 das Projekt von Iris Andraschek »Der Muse reicht’s« als Dauerinstallation im Arkadenhof verwirklicht: die überdimensionale schwarze Silhouette einer Frau im kämpferischer Pose auf dem Steinboden des Hofes, die mit einem Fuß aus der Quelle der Kastalia emporzuwachsen scheint.

Ein Wiki für den Arkadenhof Das Institut für Kunstgeschichte hat schon vor dem Jubiläumsjahr 2015 das Forschungsprojekt »Ge(l)ehrte Köpfe« gestartet, aus dem das Wiki u:monuments entstanden ist. Die Forschungsarbeiten stammen nicht nur von den Lehrkräften, sondern von Studierenden des Instituts. Die Artikel vermitteln interessante Daten und Hintergrundinformationen nicht nur zu den Geehrten, sondern auch zu den Künstlern und zur Entstehung und Aufstellung der Denkmäler. Im Rahmen eines Symposiums über Gelehrtendenkmäler und den Arkadenhof der Wiener Universität im Herbst 2014 hat das Institut dieses großartige Projekt der Öffentlichkeit präsentiert, womit ein unschätzbares und für neuere Erkenntnisse offenes Standardwerk entstanden ist. Durch die Anbringung von QR-Codes können die Informationen zudem direkt im Arkadenhof via Smartphone oder Tablett abgerufen

werden. Den Mitarbeitern des Projekts sei hiermit ein großes Kompliment ausgesprochen. Jetzt bleibt nur noch eines: Nehmen Sie sich Zeit und erkunden Sie den Arkadenhof der Universität Wien, entdecken Sie dabei viel Neues und lassen Sie sich von seiner Atmosphäre verzaubern!

Herzliche Einladung: Die Wiener Fremdenführer laden anlässlich der Langen Nacht der Kirchen am 29. Mai 2015 zu Gratis-Spaziergängen durchs nächtliche Wien ein: »Arme Sünder, glorreiche Kaiser und heilige Schutzengel: Ein Vorstadtspaziergang von der Karlskirche zu den Paulanern auf der Wieden«, »Herzog Rudolf IV. von Österreich – Stifter von Universität und Allerheiligenkapitel« und »Eine französische Kathedrale für Wien – Der Ringstraßenarchitekt Heinrich von Ferstel baut die Votivkirche« sind unsere Themen für die Lange Nacht der Kirchen 2015. Nähere Informationen im Programmheft der Langen Nacht der Kirchen und ab Mai 2015 auf www.langenachtderkirchen.at.

LANGE NACHT 29.05.15 DER KIRCHEN W W W. L A N G EN ACH T D ER K I RCH EN . AT www.guides-in-vienna.at

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Universität

Weitere Standorte

Weitere Standorte der Universität

Klaus-Dieter Schmidt

Mit der Eröffnung des neuen Hauptgebäudes der Universität Wien an der Ringstraße 1884 wurde der Anspruch, ein allumfassendes, zentrales Universitätsgebäude zu schaffen, von Anfang an nicht erfüllt.

S

chon vor, aber auch nach Errichtung des Ferstel-Baus wurden zahlreiche neue Standorte nötig, denn aufgrund der zunehmenden Spezialisierung in neue wissenschaftliche Disziplinen, des wachsenden Angebots an neuen Studienfächern und auch der stetig steigenden Anzahl der Studierenden platzte die neue Universität am Ring aus allen Nähten. Neben der Votivkirche in der Währingerstraße wurde bereits 1872 das Alte Chemische Institut als Laboratorium nach den Plänen des Universitäts-Architekten Heinrich von Ferstel errichtet – als Backsteinbau im Stil der Neorenaissance. Im gleichen Jahr übersiedelte die Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus (der älteste noch bestehende Wetterdienst der Welt) auf die Hohe Warte. Auch die Universitätssternwarte wanderte auf Betreiben des Astronomen Carl von Littrow 1879 an den Stadtrand auf die Türkenschanze, in einen Bau nach Plänen von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer, die vor allem für ihre Theater-

bauten in der ganzen Monarchie bekannt waren. Der Standort des alten, 1753–54 unter Maria Theresia errichteten Observatoriums auf dem Dach der Alten Aula in der Wiener Innenstadt hatte sich schon längst als zunehmend ungünstig erwiesen. In den 1960er-Jahren hatte die Lichtverschmutzung auch den Standort an der Türkenschanze obsolet gemacht, so wurde auf einem Nebengipfel des Schöpfl im Wienerwald auf 882m Höhe das Leopold Figl-Observatorium für Astrophysik als Außenstation der Universitätssternwarte eröffnet. In rascher Folge schuf man in den letzten Jahrzehnten der Monarchie neue Standorte für die medizinische Fakultät neben der Votivkirche und um das Alte Allgemeine Krankenhaus: das Anatomische Institut (1888), das Physiologische und das Pharmakologische Institut (1904), das Hygienische Institut (1908), das Institut für Radiumforschung (1910), das Physikalische Institut (1913) und das Neue Chemische Institut (1915). Der Bau der neuen Universitätskliniken in der Spitalgasse er-

Juridicum © Universität Wien

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Weitere Standorte

folgte in den Jahren 1904-11. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden auch das Josephinum und das alte Garnisonsspital den Medizinern überlassen. In den ersten sechs Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zunächst die Schäden an den vorhandenen Universitätsstandorten beseitigt. Da die Zahl der lernwilligen Studenten erneut anstieg - erstmals sprach man von Massenstudien - wurden ältere Gebäude zur Nutzung durch die Universität adaptiert, aber auch Neubauten initiiert, wie das Neue Institutsgebäude (NIG) in der Universitätsstraße 1962, das Universitäts-Sportzentrum auf der Schmelz 1973 oder das Biologiezentrum in der Althanstraße nahe der Wirtschaftsuniversität, deren früheres Haus am Währinger Park 1984 ebenfalls von der Universität Wien übernommen wurde. Heute befinden sich dort das Zentrum für Translationswissenschaft sowie die Institute für klassische Archäologie und Numismatik. Ende der 1990er-Jahre erhielt auch das ehemalige Alte Allgemeine Krankenhaus als Universitätscampus eine neue Funktion als Sitz vieler Institute der Philosophisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Wie kaum ein anderer Universitätsstandort verkörperte das von den Architekten Alfred Dreier und Otto Nobis errichtete Neue Institutsgebäude in der Universitätsstraße die Moderne der Nachkriegsära in Wien. Vor allem der berühmte »Paternoster« (einer der seltenen Umlaufaufzüge in Wien) übte bis zu seiner Stilllegung 2007 eine magische Anziehungskraft nicht nur auf Studienanfänger aus. Heute ist er durch einen modernen Aufzug ersetzt und auch die Steinfassade des NIG zeigt sich rundumerneuert. Spektakulär und für die Zeit seiner Errichtung in den Siebzigerjahren innovativ, ist der Neubau für die rechtswissenschaftliche Fakultät, das Juridicum, das 1974–75 innerhalb des ersten Bezirks, also mitten in der alten, denkmalgeschützten Bausubstanz zwischen Ringstraße und Schottenkloster, nach Entwurf des Architekten Ernst Hiesmayr errichtet wurde. Um den Bauplatz optimal zu nutzen, konstruierte Hiesmayr vier paarweise errichtete Stahlbetonkerne, auf denen jeweils Stahlfachwerke lagern. Wie bei einer Brückenkons-

truktion hängen stählerne Säulen vom Dachgeschoss ab und übernehmen das Gewicht der einzelnen Geschoße. Im Erdgeschoß war es so möglich, eine weite öffentliche Zone zu schaffen, die nicht durch tragende Wände eingeengt wird. Das Universitätsgesetz 2002 forderte mehr Autonomie, Eigenverantwortung und Leistungsorientierung von der Universität Wien, was eine völlige Neuorganisation zur Folge hatte. Die Medizinische Fakultät wurde mit 1. Jänner 2004 als eigene Universität ausgegliedert. Doch es blieben immer noch mehr als 90.000 Studierende, fast 10.000 Mitarbeiter in der Universitätsverwaltung und fast 7000 wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Wien, die anfangs des 21. Jahrhunderts an über 70 Standorten in Wien und in den Bundesländern untergebracht werden müssen. 2012 wurde in der Währinger Straße 29 ein neues, von der NMPB Architekten ZT GmbH geplantes Gebäude der Uni Wien

für die Fakultät für Informatik und das Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft bezogen, das sich optimal in die vorhandene gründerzeitliche Bausubstanz einfügt. Bemerkenswert ist, dass die Universität Wien an zentrumsnahen Standorten in der Nähe des Hauptgebäudes als wesentliches Element für ihre räumlichen Erweiterungen festhält. Trotz höherer Bau- und Grundstückkosten werden Neubauten, wenn möglich, nicht an die städtische Peripherie verlegt. Das gilt auch für den im Oktober 2013 besiedelten Universitätsstandort an der Rossauer Lände (Oskar Morgenstern-Platz 1). In diesem Bau, der zuvor von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) als Bürogebäude genutzt worden war, entstanden 800 neue Arbeitsplätze für Wissenschaft und Administration sowie Einrichtungen für die Fakultäten für Wirtschaftswissenschaften und Mathematik.

FÜHRUNGEN DER UNIVERSITÄT WIEN

Narrenturm

Sonderführungen

(Klimt, Frauen an der Universität Wien, Regenbogenführung)

Universitäts sternwarte

Universität Wien

www.univie.ac.at/fuehrungen

Universitätsbibliothek

Sammlungen Campus der Universität Wien

Kinderführungen

Botanischer Garten 20111119_VAM Kulturmagazin.indd 2

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17.09.2012 09:36:23

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Universität

Botanischer Garten

Botanischer Garten der Universität Wien

Carles Batlle i Enrich

Unter den Hauptsehenswürdigkeiten der Bundeshauptstadt befindet sich das Areal des Schlosses Belvedere. Hunderte von Menschen besuchen täglich die Anlage und schlendern durch den schönen Garten, ohne zu wissen, dass ihnen ein vom Hauptteil getrennter Garten verborgen bleibt: der Botanische Garten der Universität Wien.

frühesten botanischen Gärten entstanden im Italien der Renaissance (Padua, Pisa, Florenz…) und fanden rasche Verbreitung. Sie waren ursprünglich Lehrgärten und dienten dem Anbau und der Forschung von Arzneipflanzen, weswegen sie oft in Zusammenhang mit Universitätsgründungen standen. Aus den zunächst rein wissenschaftlichen Anlagen wurden im 19. Jahrhundert Stätten der Volksbildung und der Betrachtung. In Wien gab es diese Differenzierung gewissermaßen schon von Anfang an, denn die Stadt besaß zwei botanische Gärten. Obwohl immer wieder von der Gründung des Gartens 1754 unter Maria Theresia die Rede ist, haben wir es hier mit dem Werk ihres Gattens zu tun, des Kaisers Franz Stephan von Lothringen. Er war derjenige, der sich ein Leben lang für die Wissenschaft interessiert hat. Und er hat im Park der Sommerresidenz Schönbrunn nicht nur die Menagerie (den heutigen Zoo), sondern 1753 auch den sogenannten Holländischen Garten gegründet. Die kurz vorher erworbene Sommerresidenz des

verstorbenen Prinzen Eugen, das Belvedere, wurde zum Sitz des zweiten botanischen Gartens. Während Schönbrunn zu einer Art Paradies für den praktisch täglich zu Besuch weilenden Kaiser wurde, in dem er die prächtigsten Exemplare selbst bewundern oder seinen Gästen zeigen konnte, wurde der Garten am Rennweg als wissenschaftliche Anstalt konzipiert und der Universität zugeteilt. Der Holländische Garten wurde somit ein Herrschaftssymbol, ein Ort der Pracht und Exotik. Der Garten am Rennweg dagegen, ein Ort der modernen universitären Lehre und Forschung, die gerade in dieser Zeit unter dem gebürtigen Leidener Gerard van Swieten (dem Leibarzt der Kaiserin) modernisiert wurde. Das sieht man auch daran, dass damals die Lehrstühle für Botanik und Chemie neu geschaffen wurden. Ihr erster Inhaber, Robert Laugier (1722-1793) wurde auch der erste Gartendirektor am Rennweg, während der Niederländer Adrian van Stekhoven (wie van Swieten ein Leidener) Direktor in Schönbrunn wurde.

Der Botanische Garten, im Hintergrund ein Eckturm des Schlosses Belvedere © Rudolf Hromniak, Botanischer Garten der Universität Wien

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Botanischer Garten

Ein Paradies nicht nur für Menschen: Ein Hauhechel-Bläuling im Botanischen Garten © Rudolf Hromniak, Botanischer Garten der Universität Wien

Die Ära Jacquin Zu dieser Zeit kam auch ein weiterer Leidener auf Anraten van Swietens nach Wien: Nicolaus Joseph Jacquin (1727-1817). Er bekam eine Anstellung in Schönbrunn und wurde bald Leiter einer Expedition nach Mittelamerika, die seinen Weltruhm als Botaniker begründete. Durch die vielen und wichtigen mitgebrachten Pflanzen wurde Schönbrunn zu einem der besten Gärten der Welt. Es erstaunt somit nicht, dass Jacquin als Professor für Chemie und Botanik und als Direktor des Gartens nach dem Rücktritt Laugiers 1768 bestellt wurde. Auch sein Sohn Joseph Franz (1766-1839) widmete sich der Botanik und der Chemie und folgte seinem Vater nach. Sowohl der Vater als auch der Sohn bekleideten das Amt lebenslang. Die Ära der beiden Jacquins erstreckt sich somit über mehr als 70 Jahre. Aus dieser Zeit stammen noch eine große Platane und ein Ginkgobaum! Auch die angrenzende Jacquingasse erinnert an diese erste Glanzzeit des Gartens. In der Zeit danach wurde der Garten nach den neuesten wissenschaftlichen Prinzipien langsam umgestaltet und mit neuen Gewächshäusern ausgestattet. Mit dem 20. Jahrhundert kam die Zeit für einen Neubau des Botanischen Institutes und 1930 die Angliederung des sogenannten Host‘schen Gartens (nach einem Schüler Jacquins benannt), des ehemaligen Privatgartens Erzherzog Franz Ferdinands, der im Belvedere residiert hatte. Nach schweren Kriegsschäden (über 200 Bäume mussten danach gefällt werden) waren die nächsten Generationen mit dem langsamen Wiederaufbau beschäftigt.

Einige Daten zum heutigen Botanischen Garten Der Botanische Garten oder »Hortus Botanicus Vindobonensis« ist eine eigenständige Organisationseinheit der Universität Wien und gehört zur Fakultät für Lebenswissenschaften. Er beansprucht ca. 8 ha Freiland und ca. 1500 m² Gewächshäuser, gehört zur größten Grünzone im innerstädtischen Bereich (zusammen mit den Gärten des Schlosses Belvedere und des Palais Schwarzenberg sowie dem

Schweizergarten) und beeinflusst positiv das Mikroklima der Stadt. Er beinhaltet ca. 11.500 Pflanzenarten, die in verschiedenen Kulturflächen, Spezialabteilungen im Freien oder in Gewächshäusern gruppiert werden. Öffentlich zugänglich sind die Abteilungen im Freien und das Tropenhaus. Im Freien werden die Pflanzen z. B. in systematischen, geografischen, ökologischen, morphologischen oder genetischen Gruppen präsentiert. Daneben werden Wasser-, sowie Arznei- und Nutzpflanzen gesondert gezeigt, wobei letztere an die ursprüngliche Funktion des Gartens erinnern. Besonders zu erwähnen sind das Alpinum, mit ca. 500 Arten aus den Alpen, den Pyrenäen oder dem Balkan, die Kakteen- und Sukkulentengruppen mit ca. 150 Arten (nur im Sommer ausgestellt) und die »Flora Österreichs« mit besonderen Raritäten der heimischen Flora und einem Schwerpunkt Pannonische Flora. Nicht öffentlich zugänglich sind einige Flächen und Gewächshäuser für Forschung und Lehre sowie für Nachzucht.

Funktionen des Botanischen Gartens Der Botanische Garten erfüllt einige wichtige Funktionen: neben der einer grünen Lunge und einer Oase der Ruhe und Erholung, vor allem die der universitären Forschung und Lehre. Schon die Expeditionen Jacquins brachten viele wertvolle Pflanzen nach Wien, die den

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Ruhm der Stadt als Weltzentrum der Botanik begründeten. Diese Tradition setzt sich heute noch fort und wird nicht nur von Botanikern, sondern auch von Biologen, Pharmazeuten, Ernährungswissenschaftern und Genetikern genützt. Nach einer langen Periode der Spezialisierungen und Teilungen in der Wissenschaft scheint der Mensch den Blick fürs Ganze langsam zurückzugewinnen. Den Lehrauftrag versteht der Botanische Garten auch in einem größeren Kontext, und so werden Kinder und Schüler, Vereine, Volkshochschulen und andere außeruniversitäre Institutionen immer wieder durch den Garten geführt. Besonders erwähnenswert ist allerdings die Tatsache, dass der Botanische Garten Pflanzen kultiviert, die vom Aussterben bedroht sind, und zwar sowohl einheimische als auch fremde. Inzwischen gibt es etliche Exemplare, die nur mehr in solchen Gärten leben. Mit dieser Tätigkeit verwandt ist der Tausch von Samen und Pflanzen mit anderen Gärten und Institutionen weltweit. Und schließlich werden hier Gärtner bestens ausgebildet. Da sie, im Unterschied zu den kommerziellen Gärtnern, sich ein enormes Fachwissen aneignen, bekommen sie sehr gute berufliche Chancen. Wenn Sie das nächste Mal in der Nähe sind, machen Sie sich die Mühe, die etwas versteckte Idylle des Botanischen Gartens ausfindig zu machen, und gönnen Sie sich eine Pause in diesem geschichtsträchtigen Ambiente.

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Universität

Die Bibliothek

Die Wiener Universitätsbibliothek

Julia Strobl

Von der mittelalterlichen »Puchkamer« zum digitalen Lesesaal: Die Wiener Universitätsbibliothek gilt als älteste ihrer Art im deutschen Sprachraum. Schon der Stifter Herzog Rudolf IV. hatte die Bedeutung der Bücher für Lehre und Studium an der Hochschule erkannt: Die Gründungsurkunden vom 12. März 1365 nennen eine »publica libraria« bzw. »gemaine puchkamer und Liberey«.

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eute, nach 650 Jahren, ist der Bücherbestand, der im Hauptgebäude am Ring und in 47 Fachbereichsbibliotheken und Magazinen an verschiedenen Standorten in Wien untergebracht ist, auf über 7.000.000 Bücher angewachsen. Auch im Mittelalter waren die Bücher auf verschiedene Häuser im alten Universitätsviertel verteilt. In jener Zeit – vor der Erfindung des Buchdrucks – waren es ausschließlich Handschriften, die als besonders wertvoller Schatz sorgsam gehütet wurden. Jede Fakultät besaß ihre eigene Bibliothek, zusätzlich waren Büchersammlungen für den Unterricht in den Kollegien und Privatbibliotheken der Magister in den Bursen vorhanden. Als Herzog Albrecht III. 1384 das Herzogskolleg gegenüber dem Dominikanerkloster als erstes eigenes Gebäude der Universität stiftete, wurde darin neben den Hörsälen, der Aula und Wohnungen der Universitätsprofessoren auch ein einfacher Raum mit zwei Armarien (absperrbaren Bücherschränken) als Bibliothek eingerichtet.

In der nahe gelegenen Benediktskapelle verwahrte man ab 1388 in einer eisernen Truhe, in der »archa Universitatis«, die wichtigsten Urkunden, Universitätssiegel und Petschaften, Matrikel- und Geschäftsbücher. Der Inhalt dieser Truhe bildete die Keimzelle des späteren Universitätsarchivs. Das älteste im Archiv erhaltene Matrikelbuch aus dem Jahr 1377 überliefert uns Namen und Herkunft der Lehrer und Studenten aus der Frühzeit der Universität Wien. Zur Blütezeit des Humanismus im 15. Jahrhundert wuchs der Buchbestand im Herzogskolleg und in den Fakultäten durch Ankäufe und Schenkungen erheblich an. Viele Professoren vermachten ihre persönlichen Bücher und Handschriften der Universität. Ab 1415 wurde jährlich unter den Magistern ein eigener »bibliothecarius« gewählt, der die Werke vor Beschädigung und Diebstahl zu schützen hatte. Die eiserne Türe zur Bibliothek im Herzogskolleg musste stets versperrt gehalten werden, es war kaum möglich, Bücher zu entlehnen. Nach Erfindung des

Lesesaal in der Währingerstraße © Universität Wien

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Die Bibliothek

Großer Lesesaal im Hauptgebäude © Universität Wien Buchdrucks hatte die Artistenfakultät eine besonders rasant anwachsende Büchersammlung. Um die Raumnot im Herzogskolleg zu beenden, kaufte man ein Haus an der Ecke der Bäckerstraße, errichtete dort ein Studentenspital (das bereits 1510 in die Vorstadt verlegt wurde) und eine eigene Bibliothek der philosophischen Fakultät, die in alten Stadtplänen als »Liberey« bezeichnet wird. Die wertvollsten Werke durften als »libri catenati« (an die Lesepulte gekettete Bücher) nur vor Ort im Lesesaal verwendet werden. Auch der »Erzhumanist« Conrad Celtis hinterließ 1508 seine Büchersammlung der »Liberey«, wobei in seinem Testament erstmals die Bezeichnung »Universitätsbibliothek« (»Libraria universitatis«) auftaucht. Der Niedergang der Universität im 16. und 17. Jahrhundert, verursacht durch die Pestepidemie 1521 und die erste Belagerung Wiens durch die Osmanen 1529, hatte auch verheerende Auswirkungen auf den universitären Buchbestand, der zunehmend vernachlässigt wurde. Nach der Inkorporation der Universität in das Jesuitenkolleg 1623 stand die Universitätsbibliothek unter der Aufsicht des Ordens der Gesellschaft Jesu. Sie wurde aber nicht mit der Jesuitenbibliothek vereinigt, die im neu errichteten Akademischen Kolleg einen prunkvoll ausgestatten barocken Lesesaal mit 45.000 Bänden erhielt. Die alte »Liberey« wurde abgerissen, und unter Maria Theresia wurde 1756 der gesamte universitäre Buchbestand, darunter wertvolle mittelalterliche Handschriften, der Hofbibliothek einverleibt. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde auch dessen gesamter Besitz verstaatlicht. Seine Bücher bildeten den Grundstock der am 13. Mai 1777, dem Geburtstag der Kaiserin, neu eröffneten Universitätsbibliothek im Akademischen Kolleg, die nun allgemein zugänglich war. Unter Joseph II. kamen im Zuge der Klosterreform die Bibliotheken weiterer aufgehobener Klöster hinzu. Der alte, barocke Bibliothekstrakt im Universitätsviertel erhielt 1827-29 eine klassizistische Fassade nach Plänen von Karl Prantner und beherbergt seit 1979 das Archiv der Universität Wien. Die Bibliothek mit 300.000 Bänden wurde 1884 in das neue, von Heinrich von Ferstel errichtete Universitätsgebäude am Ring

überführt. Die stetig anwachsenden Bücherbestände hatten im Laufe des 19. Jahrhunderts den Wunsch nach einem eigenen Bibliotheksbau laut werden lassen. Als 1872 die Pläne des repräsentativen Ferstel-Baus genehmigt wurden, die eine Einbindung der Bibliothek innerhalb des Universitätsgebäudes vorsahen, hatte der Leiter der Universitätsbibliothek, Dr. Friedrich Leithe, dem Unterrichtsminister schon längst vergeblich vorgerechnet, dass das Fassungsvermögen der von Ferstel geplanten Magazine nur wenige Jahre ausreichen würde. Die drückende Raumnot bliebe weiter bestehen und der Universität müssten dann »Räume entzogen und bedenkliche Lokalitäten zur Bücherunterbringung verwendet werden.« (Pongratz 1965). Leithes Versuch, die Übersiedlung zu verhindern, blieb leider erfolglos. Bis heute haben die Bücher an der Universität zu wenig Platz! Während des Zweiten Weltkriegs wurde der gesamte Buchbestand in niederösterreichische Schlösser und Burgen ausgelagert, da man Bombenschäden befürchtete. Doch durch unzureichende Lagerungsbedingungen wurden viele Bücher beschädigt oder gingen verloren. Nach dem Rücktransport fehlten 113.000 Bände. Am 28. Juni 1951 erfolgte die Wiedereröffnung der Bibliothek – eine wesentliche Voraussetzung für Forschung, Lehre und Studium an der Universität Wien. Unter dem großen Lesesaal hatte man durch Anhebung des Bodenniveaus Platz für ein zu-

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sätzliches Magazin geschaffen, das 80.000 Bücher fasste. Abermals wurde das Projekt der Errichtung eines eigenständigen Baus diskutiert, doch anstelle einer neuen Zentralbibliothek errichtete man 1958– 1962 das Neue Institutsgebäude (NIG) in der Universitätsstraße 7. Als im Jahr 1998 die Magazine so voll waren, dass kein einziges Buch mehr untergebracht werden konnte, wurde die ehemalige Niederösterreichische Landesbibliothek in der Teinfaltstraße 8 angemietet. Seit dem Jahr 2000 untersteht die Universitätsbibliothek Wien auch nicht mehr dem Ministerium, sondern – so wie schon zur Zeit ihrer Gründung – der Universität und ihrem Rektor. Erst 2004 wurden die Universitätsbibliothek, das Archiv der Universität Wien und alle Fachbereichsbibliotheken, das sind kleinere Bibliothekseinheiten an den Instituten, rechtlich zusammengefasst. Der gesamte Bestand ist im Web über ein zentrales Recherche-Portal erschlossen. Dass die Universitätsbibliothek nicht nur eine analoge, sondern eine digitale Bibliothek ist, kann man heute jederzeit selbst überprüfen. Falls Sie das älteste Buch im Haus lesen wollen, die »Historia naturalis« des römischen Gelehrten Plinius des Älteren – diese Ausgabe ist eine Inkunabel aus dem Jahr 1469 – ermöglicht das PHAIDRA, das gesamtuniversitäre Digital Asset Management System (URL: http://phaidra.univie.ac.at/o:19958). Von diesen paradiesischen Zuständen konnten Studenten im mittelalterlichen Wien nur träumen!

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Universität

Das Alte AKH

Vom Armenhaus zum Universitätscampus

Bettina Mandl

1988 schenkte die Stadt Wien das circa zehn Hektar große Areal des Alten Allgemeinen Krankenhauses der Universität Wien. Damit erhielt diese erstmals einen Campus, der zwar seit ihrer Gründung 1365 angedacht war, aber nie errichtet wurde.

Das Alte AKH, Stich von 1784

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er weitläufige Baukomplex des Alten Allgemeinen Krankenhauses blickt auf eine mehr als dreihundertjährige Geschichte zurück, deren Anfänge im späten 17. Jahrhundert zu finden sind. Zu dieser Zeit war die Alservorstadt noch locker bebaut, wobei sich schon damals im Areal um den Alserbach verschiedene Bauten zur Krankenpflege befanden wie z. B. das Lazarett an der »Siechenals« (der Name kann als Anspielung auf den trägen, langsamen Lauf des Baches oder auf die eben dort errichteten Siechenhäuser verstanden werden). Die Verbauung des Areals begann mit der privaten Stiftung des kaiserlichen Rats Johann Theobald Franckh 1686: Er widmete in seinem Testament einen geräumigen Baugrund zur Errichtung eines Versorgungshauses für Kriegsinvalide nach dem Vorbild des Pariser Hôtel des Invalides. Der große heutige Hof 1 entspricht im Wesentlichen den Dimensionen dieses Grundstücks. Verschiedene zusätzliche Stiftungen bedingten jedoch eine andere Nutzung, vorrangig als Armenhaus. Um 1700 beherbergte dieses mehr als 1000 Arme. Das im Hof frei stehende Gebäude, das »Stöckl-Gebäude«, diente als Armenküche. Als im Jahre 1726 eine weitere private Stiftung durch den Hofkammerrat Freiherr Ferdinand Ignaz von Thavonat an das

Großarmenhaus erfolgte, konnte der weitere Ausbau des Areals finanziert werden. Die hohe Summe von 600.000 Gulden sollte hauptsächlich der Versorgung der Invaliden zugute kommen, wie dies auch schon der erste Stifter vorgesehen hatte. Die bauliche Erweiterung, mit der der Architekt Franz Anton Pilgram beauftragt wurde, umfasste nicht nur den 2. Hof, den »Thavonathof«, sondern auch die durch Zwischentrakte gebildeten Seitenhöfe, den »Krankenhof« (Hof 4), den »Wirtschaftshof« (Hof 5) und den »Handwerkerhof« (Hof 7). Nach Fertigstellung der Bauarbeiten war das »Großarmen- und Invalidenhaus« der größte zusammenhängende Baukomplex des barocken Wien, und der sachkundige Reisende Johann Jacob Küchel rühmte die Anlage bei seinem Wienbesuch im Jahr 1737 als »Herrliches Kayßerl. Invaliden-Hauß in der Alstergaß«. 1752 ließ Maria Theresia den Komplex um zwei weitere Höfe vergrößern: den »Studentenhof« (Hof 3) und den »Hausverwalterhof« (Hof 6). Somit hatte der Baukomplex bereits die ungefähre Ausdehnung des späteren Allgemeinen Krankenhauses. Bis zu 6000 Personen konnten nunmehr versorgt werden. In Stadtbeschreibungen der damaligen Zeit wird die Anlage als »sehr groß und weitläufig und fast einem Städtlein gleich« bezeichnet. In den rasterförmig angelegten Höfen der beiden Erweiterungen ließ Maria Theresia Maulbeerbäume pflanzen. Als »Beschäftigungstherapie« für die Armen sollte eine bescheidene Seidenzucht eingerichtet werden. Diese Maßnahme erwies sich jedoch bald als Fehlschlag. Im Jänner 1783 besuchte Kaiser Joseph II. das Großarmen- und Invalidenhaus und mußte feststellen, dass diese »monströse und teure Anstalt der Beherbergung von vielfach unwürdigem Gesinde diente, das teils durch Protektion, teils durch Schlamperei der Aufsichtsbehörde und teils durch Simulation dorthin gelangt war«. Er hob die Anlage auf, betraute seinen Leibarzt Joseph Quarin mit der Umplanung zu

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Das Alte AKH

Plan des heutigen Uni-Campus © Universität Wien einem Großkrankenhaus und ernannte ihn zum Direktor der neuen Anstalt. Als Vorbild hatte Kaiser Joseph II. das Pariser Zentralspital, das Hôtel Dieu, gedient, das er auf einer Reise nach Paris 1777 besichtigt hatte. Der Umbau wurde in die Hände des Architekten Josef Gerl gelegt. Am 16. August 1784 erfolgte die Eröffnung. Über dem Haupttor in der Alser Straße ließ er die Inschrift »Saluti et solatio aegrorum« (Dem Heil und Trost der Kranken) anbringen, die die Zuwendung zum leidenden Menschen zum Ausdruck brachte. Das nun eröffnete Haus war zum ersten Mal nur für die »wirklich Kranken« zuständig, wofür 2000 Spitalsbetten zur Verfügung standen; Invalide, Arme und Waisen wurden in andere Anstalten überstellt. Im »Stöckl-Gebäude« wurde eine Lehrschule zur Ausbildung der Ärzte eingerichtet, im ehemaligen »Handwerkerhof« ein Gebärhaus und ein Findelhaus. Zur Unterbringung der »Wahnwitzigen« wurde von Isidor Canevale ein isolierter, turmartiger Neubau errichtet, besser bekannt als »Narrenturm« oder »Kaiser Josephs Gugelhupf«: der erste Spezialbau zur Unterbringung von Geisteskranken. Heute beherbergt er das PathologischAnatomische Bundesmuseum und steht unter Denkmalschutz (Hof 6). Da der »Narrenturm« auch der Unterbringung der »Militär-Irren« zu dienen hatte, stand er in planerischem Zusammenhang mit dem ebenso von Isidor Canevale erbauten Militärhauptspital, dem »Garnisonsspital«. In den letzten Jahren wurde der Komplex des Garnisonsspitals zur Universitätszahnklinik umgebaut. Die Militärchirurgische Akademie, das »Josephinum«, bildete den architektonischen Höhepunkt der Anlage an der Währinger Straße und ist heute Sitz des Institutes für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien. Die Höfe 8 und 9 - erbaut auf dem Gelände des 1783 aufgelassenen »Kaiserlichen Gottesackers« - wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als »Holzhof« und »Fuhrparkhof« dem Spitalsareal hinzugefügt. Im ehemaligen »Leichenhof« (Hof 10) wurde im Jahr 1862 die Pathologie errichtet, in der sich heute das Zentrum für Hirnforschung befindet. Die Höfe 11 und 12 mussten dem 1998 fertig gestellten

Geldzentrum der Österreichischen Nationalbank weichen. Seit seiner Gründung war das Allgemeine Krankenhaus Heimstätte der Wiener Medizinischen Schule und wurde vor allem im 19. Jahrhundert zum Mittelpunkt medizinischer Forschung. So erkannte hier etwa Ignaz Philipp Semmelweis die Ursachen für das Kindbettfieber, Theodor Billroth erlangte mit seinen kühnen, neuen Operationstechniken Weltruhm und Karl Landsteiner entdeckte die Blutgruppen, wofür er 1930 den Nobelpreis erhielt. In zehnjähriger Planungs- und Bauzeit (1988-1998) wurde das Alte Allgemeine Krankhaus umgebaut, adaptiert und revitalisiert. Der Campus der Universität Wien wurde am 6. Oktober 1998 feier-

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lich eröffnet. Mehr als 15 Institute der Historisch- und Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät fanden hier eine neue Heimat. Der Hof 2 bildet das universitäre Zentrum: Er liegt im Schwerpunkt der Anlage und kommt damit dem Anspruch eines Zentrums sehr entgegen. Neben modernen Hörsälen und Fachbereichsbibliotheken lockt der Campus mit seinen Geschäften, Lokalen und Gastgärten im Hof 1 nicht nur Studierende, sondern auch viele Wienerinnen und Wiener an. Mit dem Campus entstand eine grüne Oase der Begegnung, des Forschens, Lehrens und Lernens, aber auch der Kultur und Geselligkeit in allernächster Nähe zum Hauptgebäude der Universität Wien.

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Universität

Die Organisation

Die Organisation der Universität

Uta Minnich und Christa Bauer

Schon im Mittelalter wurden ähnliche Fragen in Bezug auf die universitäre Bildung gestellt wie heute: Wer bestimmt die Lehrinhalte? Wer erstellt die Statuten? Wer beruft die Professoren, wie soll die Organisation einer Universität aufgebaut werden?

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udolf IV. nahm bezüglich der Organisation der von ihm gegründeten Wiener Universität die Verfassung der Pariser Universität zum Vorbild: So gab es auch in Wien die klassischen vier Fakultäten: die Artistenfakultät, die medizinische Fakultät, die philosophische und, wenn auch erst ab 1385, die theologische Fakultät. Alle vier Fakultäten unterstanden Dekanen, die Studenten in ihren vier Nationen den Prokuratoren. Diesen oblag die Obsorge für die Studenten und deren Disziplin, außerdem hielten sie den Unterricht ab und nahmen aktiv an den Prüfungen teil. Eine wichtige Rolle kam dem Kanzler zu, der als Leiter der Universität den Rektor bestimmen konnte. Dies wurde durch die Reformen von Herzog Albrecht III. 1384 geändert, ab nun wählten diesen die Prokuratoren.

Den Dekanen standen ein Pedell und manchmal auch ein Finanzverwalter zur Seite. Der Pedell war eine Art Hauswart und für die Einhaltung der Universitätsgesetze und den Karzer (das Gefängnis der Universität) verantwortlich. Die Dekane waren für die täglichen Geschäfte zuständig, außerdem übten sie die Gerichtsgewalt über ihre Studenten aus. Albrecht III. gestattete im Zuge seiner Reformen der Universität außerdem, selbst Statuten zu verfassen. Alle diese Bestimmungen fanden Eingang in die 1386 erstellten und 1389 zugelassenen Universitätsstatuten, die einmal jährlich verlesen wurden. Diese Statuten beinhalteten unter anderem Studien- und Prüfungsordnungen, Kleidungsvorschriften, Verhaltensregeln für die Studenten, Inspektionen der Bursen sowie Satzungen für die Wahlen der Prokuratoren und des Rektors.

Das derzeitige Rektorat, vlnr.: Vizerektor Heinz Faßmann, Vizerektorin Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Rektor Heinz W. Engl, Vizerektor Karl Schwaha, Vizerektorin Christa Schnabl, © Universität Wien

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Die Organisation

Lehrveranstaltung im Hörsaal B, Hof 2 des Campus der Universität © Universität Wien 1554 kam es zur ersten großen Universitätsreform durch Kaiser Ferdinand I., der Staat übernahm das Recht, Statuten und Lehrpläne zu erstellen. Außerdem hatte nun ein »Superintendent« das Aufsichtsrecht, damit ging ein Teil der Unabhängigkeit der Universität verloren – die Gerichtsbarkeit und die Steuerfreiheit blieben aber noch aufrecht. 1623 erließ Kaiser Ferdinand II. die »Sanctio pragmatica«: Damit übergab er den Lehrbetrieb der theologischen und der philosophischen Fakultät dem Jesuitenorden, der diese Funktion bis zu seiner Auflösung 1773 ausübte. Zu weiteren Reformen kam es unter Maria Theresia durch den Einfluss ihres Leibarztes und Präfekten der Hofbibliothek Gerard van Swieten, der völlig neue Ansätze für den Lehrbetrieb aus seiner niederländischen Heimat nach Wien brachte. Die Universität wurde unter staatliche Kontrolle gestellt und bekam Studienpläne, die auf die Bedürfnisse des Staates ausgerichtet waren. An den Fakultäten wurden Studiendirektoren eingesetzt, die den Unterricht, die Prüfungen und Promotionen sowie die Wahlen überwachten. Die Gerichtsbarkeit wurde eingeschränkt, die Steuerfreiheit fiel gänzlich, und der Staat ernannte ab nun die Professoren. Die Universität wurde zur Ausbildungsstätte von Ärzten und Beamten, bildete aber nur wenige Wissenschaftler oder Gelehrte aus. Josef II., der Sohn Maria Theresias, setzte weitere Reformen um: So ermöglichte er nicht-katholischen Studenten den Zugang zur Universität und führte Deutsch als Unterrichtssprache ein. Nach der aktiven Teilnahme der Studenten an der Revolution von 1848 wurde die Universität ein Jahr lang geschlossen, aber immerhin hatte man letztlich ein wichtiges Ziel erreichen können: Die Lehr- und Lernfreiheit wurde im Staats- und Grundgesetz von 1867 gesetzlich verankert. Heute zählt die Wiener Universität fünfzehn Fakultäten und vier Zentren (wissenschaftliche Organisationseinheiten) sowie sechzehn Forschungsplattformen. Jeder Fakultät und jedem Zentrum stehen ein Leiter sowie zwei Stellvertreter vor, die vom Rektor auf Vorschlag der Universitätsprofessoren bestellt werden. Die Forschungsplattformen werden nach

einer Ausschreibung vom Rektorat mit Forschern aus mindestens zwei Fakultäten oder Zentren beschickt und für drei Jahren mit der Möglichkeit zur Verlängerung auf sechs Jahre eingerichtet. Die Leitung der Universität besteht aus dem Rektorat, dem Universitätsrat und dem Senat, beratend steht dem Rektorat außerdem ein Wissenschaftlicher Beirat zur Seite. Das Rektorat setzt sich aus dem Rektor und vier Vizerektoren zusammen, zu deren Aufgaben zählen unter anderem die Leitung und strategische Ausrichtung der Universität. Der Universitätsrat hat neun Mitglieder und stellt die Schnittstelle zwischen der Universität und den staatlichen Stellen dar. Je acht Mitglieder werden von der Universität selbst bzw. von der Bundesregierung gewählt, das neunte Mitglied wird dann von diesen selbst bestimmt. Im Senat sind achtzehn Mitglieder vertreten, die die Kollegialorgane bei ihrer Arbeit unterstützen. Im Wissenschaftlichen Beirat, der vom Senat und dem Universitätsrat aus einem Vorschlag des Rektorats gewählt wird, sitzen Wissenschaftler aus drei Kontinenten, darunter derzeit sogar zwei Nobelpreisträger: Elisabeth Blackburn von der University of California in San Francisco und Robert Huber vom Max-Planck-Institut für Biochemie. Dieser Beirat bewertet die Universität Wien im internationalen Vergleich mit anderen Universitäten und be-

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rät das Rektorat in Hinblick auf strategische Entwicklungen. Bis 2014 gehörten die Universitäten Österreichs zu den Kompetenzen des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, das 1970 vom damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky ins Leben gerufen wurde. 1996 wurde es vorübergehend mit dem Verkehrsministerium vereint, ab 2000 als Bildungsministerium geführt und 2014 endgültig aufgelöst. Die Agenden der Universitäten wurden vom Ministerium für Wirtschaft übernommen, das nun den Namen Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft trägt. Diese Entscheidung stieß allerseits auf große Ablehnung: So wurde das Hauptgebäude der Universität am Ring einen Tag lang schwarz beflaggt und Rektor Heinz Engl meinte: »Die Abschaffung eines eigenständigen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung ist ein schwarzer Tag für Österreichs Universitäten, somit auch für die Universität Wien.« Trotz aller Proteste blieb es bei dieser Entscheidung, ein Beweis mehr für den geringen Stellenwert, den Forschung und Wissenschaft in Österreichs politischen Kreisen leider zu haben scheinen.

Literatur: Walter Rüegg (Hg.), Geschichte der Universität in Europa, Band 1 Mittelalter (München 1993)

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Universität

Die Studenten

Studentenleben bis ins 19. Jahrhundert

Uta Minnich

»Gaudeamus igitur iuvenes dum sumus ...« – »lasst uns fröhlich sein, solange wir noch jung sind …« ist wohl das bekannteste Studentenlied und wahrscheinlich auch das älteste, denn es geht auf die mittelalterliche Vagantenpoesie zurück. Vaganten waren fahrende Studenten, die als Kleriker oder Scholaren weltliche lateinische Gedichte oder Lieder vortrugen.

Studenten in mittelalterlicher Tracht erinnern an das Goldbergsche Stiftungshaus (heute Ginzkeyhof, Johannesgasse 9 – 13) © Uta Minnich

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erzog Rudolf IV. machte schon im Stiftsbrief der Universität Wien vom 12. März 1365 ganz detaillierte Angaben zum Studienbetrieb für das Professorenkollegium und die Studenten. Das Studium war männlichen, katholischen Scholaren ohne Unterschied des Standes zugänglich, die damit eine Möglichkeit des sozialen Aufstiegs hatten. Lateinkenntnisse waren Voraussetzung, denn Latein war Unterrichtssprache an allen Hohen Schulen des Mittelalters. Studenten hatten einen Sonderstatus, sie waren von Steuern und Wehrdienst befreit und hatten wie viele Stadtbewohner im Mittelalter, eine eigene Kleiderordnung: Ähnlich wie Kleriker trugen sie einen Talar. Im Mittelalter begann ein Student bereits mit 14 bis 16 Jahren sein Studium an der Artistenfakultät. Dort wurden die sieben freien Künste unterrichtet: Didaktik, Logik, Rhetorik, Grammatik, Mathematik, Astronomie und Musik. Hatte er nach etwa drei Jahren das Grundstudium erfolgreich beendet, konnte er Jus, Medizin oder Theologie studieren. Um den Titel Baccalaureus zu erlangen, benötigte man zumindest sechs Jahre; um den Titel Magister, das Lizentiat, oder das Doktorat zu erlangen, musste man bis zu zwölf weiteren Jahren an der Universität studieren

und unterrichten. Der Rektor verlieh nach der feierlichen Inceptio, dem öffentlichen Examen, die licentia docendi (die Lehrberechtigung). Ein Studium dauerte somit zehn bis 20 Jahre und scheiterte oft an den knappen Geldmitteln. Viele Studenten wurden als »arm« eingestuft, fast die Hälfte von ihnen war zum Teil und ein Viertel gänzlich von Studiengebühren befreit. Es waren Immatrikulations- und Kollegiengelder, Prüfungstaxen und Promotionsentgelte zu entrichten. Die ältesten Matrikelbücher stammen aus den Jahren 1377–1420. Bereits im Jahr 1500 erreichten 260 der armen Studenten einen Studienabschluss, das war fast ein Achtel der Absolventen. Das teuerste Studium war die Medizin, da die Promotion mit hohen Gebühren verbunden war und der Absolvent außerdem ein Abschlussfest ausrichten musste. Viele Lektoren kamen aus Italien, und obwohl der Unterricht meist theoretisch war, wurden schon 1404 die ersten Sektionen (1452 erstmals eine Frauenleiche) nördlich der Alpen im Wiener Heiliggeist-Spital durchgeführt! Auf der juridischen Fakultät wurden kanonisches und ziviles Recht gelehrt; um römisches Recht zu hören, wanderten die Studenten oft weiter zu den Universitäten nach Italien. Das Theologiestudium wurde auch von Klosterangehörigen absol-

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Die Studenten

und Schreien ebenso untersagt wie das Beschmieren von Wänden mit Schriften oder Zeichnungen. Bei Verstößen gegen diese Gebote unterstanden die Studenten der Gerichtsbarkeit der Universität, die bei Raufereien, Diebstählen und sittlichen Delikten Geldstrafen oder Karzerhaft anordnete. Im Mittelalter waren die Studenten in Nationen organisiert: die österreichische, die rheinische, die sächsische und die ungarische. Jede Nation hatte einen Schutzpatron, der mit aufwändigen Messen und Festen gefeiert wurde, die österreichische Nation feierte den hl. Koloman (13.10), ab dem 16. Jahrhundert den hl. Leopold (15.11.). Aus den mittelalterlichen Nationen entwickelten sich im 19. Jahrhundert die Studentenverbindungen. Über viele Jahrhunderte lernten Generationen von Studenten an der Universität

Wien. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert unter der Leitung der Jesuiten wurde der Studienbetrieb zunehmend schulisch organisiert und staatlich kontrolliert. Kaiser Joseph II. änderte mit seinen Reformen Grundlegendes: Er führte Deutsch anstatt Latein zwingend als Unterrichtssprache ein, gestattete Juden den Zugang zur juridischen und medizinischen Fakultät, schaffte die niedere Gerichtsbarkeit und die Amtstracht an der Universität ab. Erst Kaiser Franz Josef I. hob 1861 alle Einschränkungen auf und öffnete die Universität für männliche Bürger aller Konfessionen. Frauen haben erst seit 1897 Zugang zu Studien. Die Revolution 1848 war von Studenten getragen worden, denn sie forderten Lernfreiheit und ein Ende der Unterdrückung des geistigen Lebens. Aber erst 1867 wurde der Grundsatz »Die Wissenschaft und ihre Lehre sind frei« in die Verfassung aufgenommen.

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viert, die in den Wiener Klöstern und Ordenskollegien wohnten und dort eigenen Regeln unterworfen waren. Das Studieren vor der Erfindung des Buchdrucks muss sehr mühsam gewesen sein, denn die handgeschriebenen Bücher, die nur in begrenzter Zahl vorhanden waren, wurden mit einer Liste an die Magister, die Lehrenden, ausgegeben. Eine solche Liste vom 1. September 1390 ist erhalten und hieß »Vorlesungsverzeichnis«. Der Unterricht erfolgte mündlich, ebenso wie die Prüfungen. 1474 kaufte die Universität das erste auf Pergament gedruckte Buch, ein Decretale, das die Unsumme von 34 rheinischen Gulden kostete, was ungefähr dem Preis von 300 Gänsen entsprach. Die Studenten lebten in Bursen, in gemeinschaftlich geführten Häusern, für deren Betrieb die Studenten wöchentlich zwei bis drei Silbergroschen (im Wert von zwei Brotlaiben) bezahlen mussten. Es gab aber auch Stiftungshäuser oder Koderien für ganz arme Studenten. In beiden Einrichtungen herrschte ein sehr strikter Tagesablauf, der vom Bursenverwalter, dem Provisor, überwacht wurde: Nach Morgengebet und Frühmesse begannen um sechs Uhr die ersten Vorlesungen. Zwischen neun und zehn Uhr gab es das erste gemeinsame Essen, »Prandium« genannt. Die Hauptmahlzeit »Coena« wurde erst um 17 Uhr ausgegeben. Dazwischen mussten Vorlesungen besucht werden. Am Abend sollten alle Exerzitien abhalten und mit Disputationen in lateinischer Sprache den Tag beschließen, im Sommer um 21 und im Winter um 19 Uhr.

FANG DEN KLANG

Bei Dunkelheit durften sich Studenten nicht in der Stadt herumtreiben. Das Tragen von Waffen war nicht erlaubt; eine Vorschrift, die oft missachtet wurde, weil das Tragen eines Degens zum Statussymbol adeliger Kommilitonen gehörte. Eine Massenschlägerei mit Weinhauergesellen 1513/14 ging als »Lateinischer Krieg« in die Annalen der Universitätsgeschichte ein. Der Besuch in einer Gastwirtschaft oder Kampfschule war ebenso verboten wie das beliebte Glückspiel. Auch während der Vorlesungen dürfte es zu Problemen gekommen sein, denn in den Statuten der Artistenfakultät von 1389 wurden Lachen, Murren, Pfeifen RZ anz diri_122x130.indd 1

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Universität

Die Studenten

Die Studentenverbindungen »Zu so genannten Burschenschaften gruppiert, zerschmissenen Gesichts, versoffen und brutal, beherrschten sie die Aula. Unablässig provozierend hieben sie bald auf die slawischen, bald auf die jüdischen, die katholischen, italienischen Studenten ein und trieben die Wehrlosen aus der Universität. Bei jedem Bummel, so hieß jeden Samstag die Studentenparade, floss Blut.«

S

o beschreibt Stefan Zweig in seiner »Welt von Gestern« die rigiden und regelmäßig ausgeführten Praktiken der »Schmissgermanen«, die bereits vor 1918 gegen ihre selbsternannten Gegner wetterten. Dass diese Situation in der Zwischenkriegszeit immer prekärer wurde, zeigt unter anderem der Umstand, dass im Jahre 1921 im Nationalrat von einer »terroristischen Herrschaft« der deutschnationalen Corpsstudenten die Rede war. Nicht zu Unrecht erkannte Zweig in ihnen Vorläufer der devastierenden SA-Truppen. Wo aber ist der Ursprung dieser heute noch durch prominente Namen aus der Politik vertretenen Burschenschaften zu orten? Bei dieser Frage muss auf das frühe 19. Jahrhundert rekurriert werden, als sich zahlreiche Universitäten im deutschsprachigen Raum als Zentren für die Befreiungskriege gegen Napoleon etablierten. Um diesem militärischen Anspruch gerecht zu werden, entstanden eigene bunte Uniformen, die unter der Bezeichnung »Couleur« bald Popularität erlangen

sollten. Sie bilden heute noch die farbstudentische Bekleidung, bestehend aus dem obligaten Band über der Brust und der Mütze, Insidern unter dem Namen »Deckel« bekannt. Das Gasthaus »Grüne Tanne« in der thüringischen Universitätsstadt Jena war am 12. Juni 1815 Schauplatz der Gründung einer »Urburschenschaft«. Die bisher nur lose miteinander verbundenen Landmannschaften sollten entsprechend dem Wunsch nach einem deutschen Einheitsstaat ein verbindendes Gefüge erhalten. Unter den Anwesenden des Gründungsaktes befanden sich unter anderem »Turnvater« Friedrich Ludwig Jahn und Johann Gottlieb Fichte. Körperliche Ertüchtigung und intellektuelle Schulung gingen einher. Einer breiten Öffentlichkeit präsentierten sich etwa 500 deutschnational gesinnte Studenten am 17. Oktober 1817 beim »Wartburgfest« in Eisenach (Thüringen). Ein evangelischer Gottesdienst sowie flammende Hassreden gegen anders Gesinnte bildeten die Hauptbestandteile der

Eine Mensur in Göttingen 1837

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Marius Pasetti

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Die Studenten

»Landesvater« bei einer Studentischen Kneipgesellschaft in Wien 1788 – die Studenten durchbohren zu Ehren des soeben eintretenden Kaisers Joseph II. ihre Mützen Feierlichkeiten. Abgerundet wurde das Programm durch die Verbrennung von Büchern unerwünschter Autoren. Unter den Werken, die man den Flammen übergab, befand sich unter anderem der »Code Napoleon«. »Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen«, notierte Heinrich Heine zu diesem Ereignis. Im österreichischen Kaisertum konnten sich diese Tendenzen vorerst nicht durchsetzen. Metternich bezeichnete die deutschen Burschenschaften als »Narren oder Verbrecher Deutschlands« und erkannte in ihnen eine Gefahr für die staatliche Ordnung. Die Ermordung des Dichters August von Kotzebue durch den Burschenschafter Karl Ludwig von Sand führte zu einem Verbot aller Studentenverbindungen. Dieses wurde im Zug der »Karlsbader Beschlüsse« als Ergebnis einer von Metternich einberufenen Konferenz am 20. September 1819 besiegelt. Es erwies sich allerdings als überaus kontraproduktiv. Die Forderungen nach deutscher Einheit verbunden mit deutlich antiösterreichischen Reflexen wurden nun im Untergrund kolportiert. Aus deutschnationalen Studiosi rekrutierten sich zahlreiche Teilnehmer bei den revolutionären Ereignissen von 1848. Lautstark wurde am 13. März die Parole »Volksbewaffnung und Anschluss an Deutschland ist unser Ziel« in der Herrengasse ausgegeben. Das Verbot aller studentischen Verbindungen im Neoabsolutismus konnte sich nicht lange halten. Rasch begann sich der Deutschnationalismus ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umfassend zu etablieren. Modernisierungsängste suchten nach radikalen Lösungen. Das im Jahre 1850 gegründete »Corps Saxonia« gilt als die älteste deutschnationale Verbindung in Wien. Im Jahre 1860 sprachen die k.u.k. Behörden die Aufhebung des Verbotes studentischer Verbindungen aus. Noch heute wird das Ritual der Mensur gepflegt, das auf diese Zeit zurückgeht.

Das Wort bezeichnete ursprünglich den Abstand zwischen den fechtenden Teilnehmern, entwickelte sich dann zu einem Begriff für den Kampf mit scharfen Waffen insgesamt. Obwohl die Kontrahenten weitgehend geschützt sind, gilt der »Schmiss« nach wie vor als Ausdruck antiquierter Schneidigkeit. Nur Ebenbürtige, also Mitglieder zweier unterschiedlicher Verbindungen, dürfen die Sträuße austragen. Nicht gleichwertigen Gegnern wurde sogar für das Duell die Satisfaktionsfähigkeit abgesprochen. Im Jahre 1896 schlossen deutschnationale Studentenverbindungen in Waidhofen an der Ybbs Juden von diesem Privileg offiziell aus. Eine Art Arierparagraph, der alle Vorfahren und Nachfahren der Juden betraf, wurde festgelegt. Es entstanden Ende des 19. Jahrhunderts auch jüdische Studentenverbindungen, wie die »Kadimah«, der unter anderem Theodor Herzl angehörte, sowie die »Unitas«. Sie waren zionistisch orientiert und kaisertreu. Absolute Verbundenheit zum Hause Habsburg bekannten auch die katholischen Studentenverbindungen, die sich in Österreich als Reaktion auf den zunehmenden Deutschnationalismus im akademischen Ambiente formierten. Aus dem Zusammenschluss der Münchner »Aenania« und der Breslauer »Winfridia« bildete sich im Jahre 1856 der Cartellverband deutscher Katholischer Studenten. Als erste österreichische CV-Verbindung wurde 1864 die »Austria« in Innsbruck

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gegründet, es folgte im 1876 die »Austria Wien«. Der Zustrom wuchs rasch an. Im Jahre 1914 hatte der CV bereits 12.398 Mitglieder. Für den Cartellverband ist gewiss eine deutliche Abgrenzung zu den Burschenschaften festzustellen. Gemeinsamkeiten sind jedoch in der antiliberalen Haltung zu orten und im Antisemitismus, der sich als christlich kleinbürgerliche Variante ab den 1920er Jahren vollends durchsetzte. Engelbert Dollfuß, Mitglied der Verbindung Franco Bavaria Wien, beabsichtigte einen Arierparagraphen für alle europäischen CV–Verbindungen einzuführen. Im Nationalsozialismus wurden die Studentenverbindungen generell verboten. Das Gedankengut der Burschenschaften absorbierten die Nazis, ihr organisiertes Zusammensein jedoch akzeptierten sie nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer allmählichen Neuorganisation der Studentenverbindungen. In keinem anderen Land Europas ist vor allem ihr Einfluss auf Politik und Wirtschaft so groß wie in Österreich. Dies betrifft besonders die katholischen Verbände. Was die deutschnationalen Verbände anbelangt, so tun sie sich durch ihr der österreichischen Verfassung nicht konformes Geschichtsverständnis immer wieder hervor und pflegen europaweit Kontakte zu einer international organisierten rechtsradikalen Szene. Prominente Politiker aus diesem Lager werden nicht müde, diesen Umstand zu bagatellisieren, ja zu leugnen.

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Universität

Frauen an der Universität

Frauenstudium an der Universität Wien

Christa Bauer

»Fragt man die vergleichende Anatomie um Rat, so sagt sie uns, dass der Sitz des Denkens, das Gehirn nämlich, viel weniger ausgebildet ist bei den Frauen als bei den Männern, d.h., dass die Gehirnmasse, welche den Ausschlag gibt, bei dem weiblichen Geschlechte eine geringere ist als beim männlichen.«

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ieser Artikel im Wiener »Fremdenblatt« vom 18.12.1872 entsprach der gängigen Meinung des 19. Jahrhunderts: Frauen würden sich wegen ihrer »kleineren Köpfe« und ihres »kindlichen, willensschwachen und oberflächlichen Charakters« nicht für eine höhere Bildung eignen, schon gar nicht für ein Universitätsstudium. Man verstieg sich darüber hinaus sogar zu der Behauptung, dass die »gewissen Pausen«, nämlich Menstruation und Schwangerschaften, eine »partielle Störung des Intellekts« bewirkten, wodurch eine Verminderung des Verstands und der Zurechnungsfähigkeit ausgelöst würde. Seit der »Allgemeinen Schulordnung von 1774«, die Maria Theresia erließ, sollten zwar »Untertanen jeden Standes und jeden Geschlechts vom 6. bis zum 12. Lebensjahr unterrichtet werden«, der Zugang zu höheren Schulen und Universitäten blieb Mädchen aber verwehrt. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Frauenbildung ein Thema, vor allem bei Frauen des gehobenen Bürgertums. Dies war hauptsächlich wirtschaftlich bedingt, denn konnte eine Frau aus der »arbeitenden Klasse« selbst für

ihren Unterhalt sorgen, etwa als Arbeiterin in einer Fabrik, so war dies den Frauen der höheren Schichten unmöglich: Sie waren auf ein Leben als Hausfrau, Ehefrau und Mutter reduziert. Unverheiratete oder verwitwete Frauen dieses Standes gerieten häufig in Not, da sie aufgrund ihrer »dem Wesen einer Frau angepassten Ausbildung« höchstens als Gesellschafterin arbeiten konnten. Die Frauenrechtlerin Marianne Hainisch forderte 1870 in einer flammenden Rede im Wiener Frauen-Erwerbsverein die Gründung von Mädchenklassen in Gymnasien, dies wurde aber vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht abgelehnt. Erst 1892 kam es zur Gründung des ersten Mädchengymnasiums im »Pädagogikum« in der Hegelgasse, 1910 übersiedelte die Schule in die Rahlgasse 4. Damit blieb Mädchen der Zugang zu Universitäten vorerst verwehrt, denn an den herkömmlichen Mädchenschulen konnte kein Maturaabschluss erworben werden, der Voraussetzung für die Zulassung zum Studium war. Für Mädchen bestand zwar seit 1872 an manchen Gymnasien die Möglichkeit, als »Privatistinnen« die Matura abzulegen, eine Studienberechtigung erlangten sie damit aber nicht.

Studentinnen heute © Universität Wien

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Frauen an der Universität

Gabriele Possanner von Ehrenthal, Archiv der Universität Wien Verstieß man mit der Ausschließung von Frauen von den Universitäten nicht gegen das Gesetz? Immerhin heißt es im Artikel 18 des Staatsgrundgesetzes vom Dezember 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger: »Es steht Jedermann frei, seinen Beruf zu wählen und sich für denselben auszubilden, wie und wo er will.« Leider hat man in der Realität das »Jedermann« zu wörtlich genommen, denn eine Öffnung der Universitäten für Frauen war nicht in Sicht, obwohl es immer wieder Versuche gab. So stellten russische Studentinnen, die vom Medizinstudium in Zürich wegen angeblicher Verbindungen zu anarchistischen Kreisen ausgeschlossen worden waren, 1873 den Antrag an die Universität Graz, dort weiterstudieren zu dürfen. Der mit dieser Anfrage überforderte Rektor wandte sich an das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht, das den Antrag mit folgender Begründung ablehnte: »Der Eintritt der Frauen in die Vorträge müsste zunächst die wissenschaftliche Seite der letzteren völlig umgestalten, indem die Dozenten vieles, was sich für das Ohr der Männer eignet, erst jenem der Frauen, namentlich züchtiger Jungfrauen, anzupassen genötigt wären, wobei es sich wieder nicht für den männlichen Charakter eignen würde. So lange die Gesellschaft, was ein gütiges Geschick verhindern möge, die Frauen nicht als Priester, Richter, Advokaten, Ärzte, Lehrer, Feldherren, Krieger aufzunehmen das Bedürfnis hat, das heißt, so lange der Schwerpunkt der Leitung der sozialen Ordnung noch in dem männlichen Geschlecht ruht, liegt auch keine Nötigung vor, den Frauen an der Universität ein Terrain einzuräumen, welches in den weiteren Folgen unmöglich zu begrenzen wäre.« Trotz aller Widerstände war es 1896 endlich so weit: Durch eine Gesetzesänderung schuf man die notwendigen Voraussetzungen für Frauen, die Matura abzulegen, und ein Jahr später wurden Frauen als ordentliche Hörerinnen an der Universität zugelassen. Zwar stand den Frauen vorerst nur die philosophische Fakultät offen, aber der erste Schritt war getan. Österreich hinkte hier den meisten anderen europäischen Ländern weit hinterher: In Zürich konnten Frauen bereits seit 1864 Medizin studieren, Frankreich öffnete den

Frauen die Universitäten sogar ein Jahr früher. Das europäische Schlusslicht war Deutschland, das Großherzogtum Baden ermöglichte als erster deutscher Teilstaat 1900 den Frauen das Studium. Ab 1900 konnten Frauen an der medizinischen Fakultät in Wien inskribieren, und dabei blieb es vorerst auch: Bis zum Ende der Monarchie waren ihnen die anderen Fakultäten verschlossen. 1919 öffnete die Juridische Fakultät ihre Pforten für Frauen, die Evangelisch-Theologische folgte 1928, die Katholisch-Theologische gar erst 1945. Es gab bereits vor 1897 Frauen, die einen Studienabschluss vorweisen konnten, allerdings keinen österreichischen. Rosa Kerschbaumer (1851-1923) studierte in der Schweiz und erhielt mit der »Allerhöchsten Entschließung« von Kaiser Franz Joseph eine Sondergenehmigung, als Augenärztin arbeiten zu dürfen, sie war die erste praktizierende Ärztin Österreichs. Die erste Frau, die in Wien promovierte, war Gabriele Possanner von Ehrental (1860-1940). Auch sie studierte in Zürich und in Genf, schloss 1893 ihr Medizinstudium ab und suchte um Zulassung in Österreich an, wobei sie sich auf den

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Artikel 18 des Staatsgrundgesetzes berief. Von 1894 bis 1897 durchlief sie die verschiedensten Gremien, bis sie die Anerkennung ihrer Doktorate erreichte – allerdings unter dem Vorbehalt, dass sie alle Rigorosen nochmals ablegen und darüber hinaus einen Beweis für ihren moralisch einwandfreien Lebenswandel erbringen musste! Am 2. April 1897 wurde sie zum Doktor der Heilkunde promoviert und immerhin vom damaligen Rektor Leo Reinisch als »mutige und siegreiche Vorkämpferin um die Erweiterung der Frauenrechte« gewürdigt. Die erste Frau, die in Wien habilitiert wurde, war Elise Richter (1865-1943), einen Artikel über diese außergewöhnliche Frau finden Sie in diesem Kulturmagazin im Anniversarium. Marianne Beth (18901984) wiederum promovierte 1921 zum »ersten weiblichen Dr. jur.« in Österreich und legte als erste Frau die Rechtsanwaltsprüfung ab. Waren es im ersten Semester 1897/98 nur 37 Studentinnen, so steigerte sich diese Zahl bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs auf rund 800. Heute liegt der Frauenanteil der Studierenden an öffentlichen Universitäten bei rund 53% - innerhalb eines Jahrhunderts haben die Frauen ihre männlichen Kollegen überholt.

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Universität

Universität und Juden

Die Universität Wien und die Juden

Walter Juraschek

Als Kaiser Joseph II. (1741– 1790) im Rahmen der Toleranzgesetze die Universität für den jüdischen Teil der Bevölkerung öffnete, initiierte er etwas, das bis heute für die Wissenschaftsund Kulturgeschichte des Landes ohnegleichen ist.

Lise Meitner, Archiv der Universität Wien

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uden in Wien und Niederösterreich erhielten nicht nur unter bestimmten Bedingungen die Gewerbefreiheit, sondern sie wurden auch an allen Schulen und Hochschulen zugelassen. Insgesamt war der Anteil der Juden unter den Intellektuellen Österreichs zum Ende des 19. Jahrhunderts auffallend hoch. Das mag daran liegen, dass das Universitätsstudium Juden lange Zeit vorenthalten war und sich verständlicherweise ein großer Nachholbedarf zeigte. Auch war der Antisemitismus im akademischen Milieu zunächst nicht so stark spürbar. Besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbrachten zahlreiche Wiener Juden bahnbrechende Leistungen in der Wissenschaft, wie zum Beispiel im Bereich der Medizin. Um 1890 waren 48% der Medizinstudenten Juden. Auch bei den Lehrenden gab es 2 ordentliche Professoren, 14 außerordentliche und 37 Privatdozenten. Hier seien nur einige wenige erwähnt:

Salomon Stricker (1834–1898), Pathologe und Histologe Moriz Kaposi (1837–1902), Dermatologe Moritz Benedikt (1835–1920), Neurologe Emil Zuckerkandl (1849–1910), Anatom und Anthropologe Ludwig Mauthner (1806–1858), Spezialist der Kinderheilkunde Joseph Gruber (1827–1900), Begründer der ersten Klinik für Ohrenheilkunde weltweit Auch auf zahlreichen anderen wissenschaftlichen Gebieten genossen die jüdischen Wiener Wissenschaftler weltweite Anerkennung. Vor 1918 hielt sich der Antisemitismus im Bereich der Wiener Universität in Grenzen. Zwar fingen die schlagenden Verbindungen bereits Ende des 19. Jahrhunderts an, Juden aus ihren Bündnissen auszuschließen, aber es gab noch kaum gewalttätige Übergriffe. Theodor Herzl verließ bereits im Jahre 1884 seine Studentenverbindung »Albia« wegen antisemitischer Äußerungen seiner Bundesbrüder. Drastisch änderte sich die Situation nach 1918. Junge jüdische Wissenschaftler hatten nur noch allergeringste Chancen, an der Universität Wien Karriere zu machen. Die deutschnationale Professorenclique und ihre Kollegen vom Cartellverband wurden zu mächtig. Ein Beispiel: Karl Horovitz, ein aufstrebender Physiker, hatte 1923 um die Lehrbefugnis an der Universität angesucht. Die Kommission entschied mit sieben zu null Stimmen für ihn. Daraufhin trat die »Deutschösterreichische Tageszeitung« eine Hetzlawine gegen ihn los. Er wurde als »Kommunistischer Jude« öffentlich diffamiert. Zwar konnte die Behauptung widerlegt werden, aber die Berufungskommission der Fakultät, der damals die Vertreter sämtlicher Geistes- und Naturwissenschaften angehörten, war übermächtig. Horovitz wurde mit 20 Ja-Stimmen gegen 34 Nein-Stimmen abgelehnt. Ähnlich erging es dem Physiker Otto Hal-

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Universität und Juden

Joseph Hupka, Archiv der Universität Wien pern (1899-1982). Sein Habilitationsverfahren dauerte von 1925 bis 1932. Anstelle stichhaltiger, fachlicher Argumente gab es folgenden Ablehnungsgrund: Er hatte als Einundzwanzigjähriger einen Institutsschlüssel verloren und hatte dies seinem Professor, Hans Thirring, zunächst verschwiegen. Dieser aber hatte Halpern zur Habilitation vorgeschlagen. Die Biologin Leonore Brecher (1886– 1942) war auf ihrem Fachgebiet bereits international anerkannt. Ihr Habilitationsansuchen wurde mit der Begründung, sie »sei nicht geeignet, mit den Studenten zu verkehren« und »würde nicht die entsprechende Autorität aufrecht halten können« abgelehnt. Leonore Brecher wurde im Herbst 1942 in Malý Trostinec ermordet. An der Universität brauchte man nicht bis zum »Anschluss« auszuharren, um die missliebigen jüdischen Professoren und Studenten ins Abseits zu drängen. Mitglieder der übermächtigen Cartellverbände störten Vorlesungen von jüdischen Dozenten und verprügelten jüdische Studenten, die sich häufig durch die Fenster in Sicherheit bringen mussten. Die Polizei schaute zu. Wen wundert es da noch, dass so hervorragende Wissenschaftler wie der Philosoph Sir Karl Popper (1902-1994) oder die Physikerin Marietta Blau (1894-1970) erst gar nicht einen Antrag auf Lehrbefugnis stellten. Auch Wissenschaftler und spätere Nobelpreisgewinner verließen Österreich bereits in den zwanziger Jahren, wie zum Beispiel Karl Landsteiner (1868–1943), Robert Bárány (1876-1936) oder die Atomphysikerin Lise Meitner (1878–1968). Sie war als Frau und Jüdin chancenlos und ging bereits 1907 nach Berlin, wo ihr im doch etwas aufgeklärteren Klima eine Karriere gelang. Nach 1938 emigrierte sie nach Schweden. Einen Nobelpreis hat sie, obwohl sie ihn verdient hätte, nie erhalten. Der Boden war gut vorbereitet für die Übernahme der Universität durch die Nationalsozialisten. Bereits in den ersten Wochen nach der Machtübernahme wurden 45% der Dozenten und 42% der Studenten aus rassischen oder politischen Gründen von der

Universität vertrieben. In der Mehrzahl konnten sie sich ins Ausland retten, was aber sehr häufig einen Bruch oder gar Abbruch der Karriere mit sich brachte. Einer, der sich leider nicht retten konnte, war Josef Hupka (1875-1944), der noch das Glück hatte, 1915 zum ordentlichen Professor und 1926 gar zum Dekan der »Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät« ernannt zu werden. Die frühen Nationalsozialisten demonstrierten in zahlreichen Hetzartikeln gegen Hupkas Wahl. Nach 1938 floh Hupka durch halb Europa und strandete in den Niederlanden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte die Flucht nach England. Josef Hupka wurde 1944 in Theresienstadt ermordet, seine Witwe im Oktober 1944 in Auschwitz. Die vorgenannten Beispiele können nur ein paar Blitzlichter in der Berichtserstattung über die Juden an der Wiener Universität darstellen. Wie ging es nach 1945 weiter? Hat man die Vertriebenen zurückgerufen? Nein. Hat man versucht, den intellektuellen Aderlass rückgängig zu machen? Mitnichten. Die »Ariseure« der Lehrstühle behiel-

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ten weiterhin ihre Positionen. In der Regel wurden sie als minderbelastet eingestuft. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis man sich besann und den Vertriebenen wieder ihre aberkannten Titel zurückgab. Leise, still und von der Öffentlichkeit kaum bemerkt. Was aber passiert, wenn ein vormals Vertriebener plötzlich zu hohem Ansehen kommt? Zum Beispiel durch den Erhalt des Nobelpreises? Ja, dann wird er wieder einer von uns. Im November 2013 erhielt der 1930 in Wien geborene und als Kind vertriebene Martin Karplus den Nobelpreis für Chemie. Ein Foto von ihm, aufgenommen in seinem Speisezimmer in Cambridge (Boston), wurde von einer österreichischen Gratiszeitung mit »Hier frühstückt unser Nobelpreis« untertitelt. Erst spät hat man seitens der Universität mit der Aufarbeitung dieses dunklen Teiles der österreichischen Geschichte begonnen. Heutzutage gibt es erfreulicherweise zahlreiche Symposien und Forschungsprojekte, die sich diesem Thema zuwenden. Leider werden es viele der Betroffenen nicht mehr miterleben. Umso wichtiger ist es, dass wir uns für die Zukunft erinnern und niemals vergessen.

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Universität

Die Nobelpreisträger

Die Nobelpreisträger der Universität Wien

Regina Macho

Der Nobelpreis gilt nach wie vor als der prestigeträchtigste Wissenschaftspreis der Welt. Demgemäß erfüllt es jede Universität mit Stolz, wenn einer ihrer Absolventen oder Lehrenden mit diesem Preis bedacht wird.

I

n diesem Artikel soll an einige bedeutende Wissenschaftler erinnert werden, die während ihrer Forschungskarriere auch an der Universität Wien gewirkt haben.

Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin Robert Bárány (1876 in Wien - 1936 in Uppsala) erlangte sein Interesse an der Medizin aus persönlichen Gründen: Als Kind an Knochentuberkulose erkrankt, litt er zeitlebens an einer Versteifung des Kniegelenks, was ihn allerdings nicht daran hinderte, dem Tennis- und Bergsteigersport leidenschaftlich nachzugehen. Seine wissenschaftliche Arbeit in Wien begann er 1903 mit einer Assistenzstelle an der otologischen Klinik (Klinik für Ohrenheilkunde). Dort erforschte er die Physiologie und Pathologie des Vestibularapparat genannten Gleichgewichtsorgans. Es gelang ihm, dieses Organ im Innenohr zu lokalisieren, seine Wirkungsweise zu beschreiben und Methoden zu seiner Überprüfung zu entwickeln, die bis heute angewendet werden. Die Nachricht über die Zuerkennung des Nobelpreises 1914 erreichte ihn 1915 im russischen Kriegsgefangenenlager. Den Preis selbst konnte er erst nach seiner Freilassung 1916 entgegen nehmen.

Anfeindungen ausgesetzt, verließ er 1917 Wien und setzte seine Forschungstätigkeit bis zu seinem Tod in Uppsala fort. Julius Wagner-Jauregg (1857 in Wels 1940 in Wien), Absolvent des renommierten Wiener Schottengymnasiums und der Universität Wien, habilitierte im Fach Nervenkrankheiten und Psychiatrie. Den Nobelpreis erhielt er – bis dato als einziger Psychiater – für eine Behandlungsmethode bei fortgeschrittener Paralyse, dem Endstadium von Syphilis: Er fand heraus, dass Fieberanfälle – in der Folge durch Malariaerreger künstlich hervorgerufen – Besserung verschafften. Diese Behandlungsmethode wird heute durch den Einsatz von Antibiotika ersetzt. Darüber hinaus war Wagner-Jauregg langjähriger Leiter der damaligen Landesnervenklinik am Steinhof (heute Otto Wagner Spital). Aufgrund diverser Äußerungen zum Thema Eugenik in der Zeit des Nationalsozialismus war er in den letzten Jahren Gegenstand kontroversieller Diskussionen. Karl Landsteiner (1868 in Wien - 1943 in New York) gilt als Entdecker der Blutgruppen. An der Universität Wien war er als Professor für Pathologie tätig. Daneben sammelte er noch einschlägige Erfahrun-

links: Büste von Julius Wagner-Jauregg, Archiv der Universität Wien © Fotostudio Franz Pfluegl rechts: Relief von Karl Landsteiner, Archiv der Universität Wien © Fotostudio Franz Pfluegl

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Die Nobelpreisträger

Erwin Schrödinger © Universität Wien gen als Prosektor am Wilhelminenspital. Er fand heraus, dass Blut zweier Menschen häufig verklumpt, sobald es in Kontakt miteinander kommt. Er ging dieser Tatsache nach und es gelang ihm, unterschiedliche Blutgruppenmerkmale des menschlichen Blutes zu identifizieren. 1907 wurde erstmals eine auf seinen Arbeiten basierende Bluttransfusion verabreicht. Ab den 1920er-Jahren setzte er seine Forschungstätigkeit in den Vereinigten Staaten fort, wo er zusammen mit Kollegen als weiteres Blutbestimmungsmerkmal den Rhesusfaktor entdeckte. 1936 wurde er mit dem Nobelpreis geehrt. Im Alter von 75 Jahren starb er durch einen Herzschlag – mit einer Pipette in der Hand! Konrad Lorenz (1903 in Wien - 1989 in Wien) gilt als Begründer der Vergleichenden Verhaltensforschung und des gleichnamigen Institutes der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Durch Beobachtung und exakte Beschreibung des Verhaltens von Tieren in ihrem natürlichen Umfeld erkannte er die Bedeutung von Schlüsselreizen für die Entwicklung von tierischen Verhaltensmustern. Er fand heraus, dass die Prägung der Tiere unabhängig davon erfolgt, ob diese Reize von den Eltern oder von anderen Objekten oder Lebewesen ausgesendet werden. 1973 erhielt er zusammen mit dem Niederländer Nikolaas Tinbergen und Karl Frisch (1886-1982, ebenfalls Absolvent der Universität Wien) den Nobelpreis für Entdeckungen zur Organisation und Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern. In den 1970er-Jahren war Konrad Lorenz eine der Gallionsfiguren in der Antiatombewegung und trat auch als mitreißender Redner und Verfasser populärer Bücher in Erscheinung. Zuletzt wurde sein Werdegang jedoch im Zusammenhang mit seinem Naheverhältnis zur Nationalsozialistischen Partei in den 1930er und 1940er-Jahren kritischen Betrachtungen unterzogen. Nobelpreis für Physik Erwin Schrödinger (1887 in Wien - 1961 in Wien) trat nicht nur als genialer Physiker, sondern auch als Biologe (er entwickelte die Idee des genetischen Codes), literarischer Übersetzer und Dichter in

Erscheinung. In seinen Forschungen beschäftigte er sich unter anderem mit der Atomtheorie. Zusammen mit Paul Dirac erhielt er 1933 den Nobelpreis für eine neue Mechanik, die Quantenmechanik: Im Gegensatz zum bis dahin anerkannten Bohr‘schen Atommodell kann diese neue Mechanik auch die Bewegungsvorgänge innerhalb der Atome erklären. Die Zeit des Nationalsozialismus verbrachte er in Großbritannien und Irland. Nach dem Krieg übernahm er den eigens für ihn an der Universität Wien geschaffenen Lehrstuhl für theoretische Physik. Viktor Franz Hess (1883 auf Schloss Waldstein, Steiermark - 1964 in Mount Vernon, USA) begann seine internationale wissenschaftliche Forschungstätigkeit am neu gegründeten Radiuminstitut der Universität Wien. Sein Studium in Graz hatte er zuvor mit »sub auspiciis imperatoris« abgeschlossen. Schon bald interessierte er sich für das Phänomen der kosmischen Strahlung, damals noch Höhenstrahlung genannt. Während seiner zahlreichen Ballonfahrten konnte er mittels eigens dafür konstruierten Messinstrumenten nachweisen, dass sich die Herkunftsquellen dieser Strahlung nicht wie bis dahin angenommen im Erdinneren, sondern im Weltall befinden. Zusammen mit Carl David Anderson erhielt er dafür 1936 den Nobelpreis. Von den National-

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sozialisten verfolgt, gelang ihm die Flucht in die USA. Bis heute wird in der von Hess 1931 am Hafelekar bei Innsbruck gegründeten Beobachtungsstation die kosmische Höhenstrahlung erforscht. Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften Friedrich August Hayek (1899 in Wien - 1992 in Freiburg im Breisgau), Mitbegründer des Neoliberalismus, studierte an der Universität Wien Rechts- und Staatswissenschaften. Er gilt als der bedeutendste Vertreter der österreichischen Schule der Nationalökonomie, als Verfechter des freien Marktes und damit als prononcierter Gegner der vom britischen Ökonomen Maynard Keynes vertretenen staatsinterventionistischen Denkweise. Ab den 1970er-Jahren setzte sich Hayeks Ansatz realpolitisch allmählich durch. Für seine Grundlagenarbeit auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie erhielt er 1974 zusammen mit dem schwedischen Ökonomen Gunnar Myrdal den Nobelpreis. Sein Werk wird allen Interessierten seit 1993 im Friedrich A. v. Hayek Institut in Wien weitervermittelt. Diese – unvollständige – Zusammenschau illustriert die Bedeutung der Universität Wien als Wirkungsstätte international anerkannter und wegweisender Forscherpersönlichkeiten.

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Universität

Die Basis

Von der Lateinschule zum Gymnasium

Lisa Zeiler

Bereits vor der Gründung der Universität gab es in Wien öffentliche Schulen, die sich vor allem der Vermittlung von Lateinkenntnissen widmeten und die allesamt im Nahbereich der Kirche angesiedelt waren. Die Schulform des Gymnasiums entwickelte sich in der Neuzeit,

D

ie Bürgerschule zu St. Stephan war zweifellos die Keimzelle des Wiener Schulwesens. Die Anfänge dieser Pfarrschule sind wahrscheinlich in der Regierungszeit des Babenbergerherzogs Heinrich II. Jasomirgott in der Mitte des 12. Jahrhunderts zu finden. Kurz vor 1300 galt sie bereits als höhere städtische Lateinschule, wiewohl die Lehrkräfte großteils Geistliche waren. Nicht nur zukünftige Kleriker, sondern auch die Söhne der Wiener Bürgerschaft drückten hier die Schulbank. Die Wiener Bürger waren es auch, die für die Finanzierung des »collegium civium« zu sorgen hatten. Die Bürgerschule zu St. Stephan wurde durch die Gründung der Universität nicht ver-

drängt, es kam allerdings zu einer Konkurrenzsituation, da die Artistenfakultät mit dem Unterricht von jungen Schülern quasi die Funktion einer Lateinschule übernahm. Die beiden Institutionen waren aber von Beginn an in personeller und organisatorischer Hinsicht eng verflochten. Da das Studium an der Universität viel teurer und langwieriger war, erfreute sich die Bürgerschule weiterhin großer Beliebtheit. Wer einen akademischen Grad anstrebte, musste sich allerdings mehreren Examen an der Artistenfakultät unterziehen, denn die Schule hatte kein Promotionsrecht. Der ursprüngliche Standort der Schule lag vermutlich an der Nordseite von

getragen von Schulorden wie den Jesuiten. Im Zeitalter der Aufklärung war es der Staat, der regulierend in den Schulbetrieb eingriff und versuchte, diesen auf seine Bedürfnisse abzustimmen.

Das Akademische Gymnasium am Beethovenplatz, Wikimedia Commons © Buchhändler CC-BY-SA-3.0

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Die Basis

Die Gedenktafel am Churhaus, Stephansplatz 3 Wikimedia Commons © Peter Gugerell CC0-1.0 St. Stephan im alten Pfarrhof, der Name »Schulerstraße« dürfte darauf zurückgehen. Anfang des 14. Jahrhunderts übersiedelte die Schule in den Vorgängerbau des Churhauses (Stephansplatz 3), wo sich heute eine Gedenktafel befindet. Die Gelehrtensprache Latein stand im Zentrum der Ausbildung: Deutschsprachige Unterhaltungen, auch privater Natur, waren streng verboten. Der Lehrplan unterschied sich nicht wesentlich von dem der Universität: Dem »Trivium« (Grammatik- und Dialektikunterricht sowie Rhetorikstudium) folgte das »Quadrivium« mit den Fächern Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Der Ruf der Bürgerschule zu St. Stephan war ausgezeichnet und wirkte über die Region hinaus. Bedeutende Persönlichkeiten waren als Lehrer tätig, wie der Frühscholastiker Magister Petrus von Wien, der

wahrscheinlich auf Vermittlung von Bischof Otto von Freising aus der Schule von Chartres gekommen war. Die Wiener Schulordnung von 1446 erwähnt alle öffentlichen Schulen in der Stadt: Neben der Stephansschule und den Schulen von St. Michael und im Bürgerspital gab es eine vierte Schule bei dem 1155 von Heinrich II. Jasomirgott gegründeten ältesten Kloster Wiens, dem Schottenkloster. Vermutlich unterhielten bereits die ersten in Wien ansässigen iroschottischen Mönche aus Regensburg

eine Konventschule, die kurz nach 1300 urkundlich nachweisbar ist. Die Schule bei den Schotten erlebte um 1500 einen großen Aufschwung. Aufführungen von Fastnachtspielen und Schulkomödien, sogar mit deutschen Textteilen, begannen unter dem Humanisten und Dichter Benedictus Chelidonius (Abt des Schottenklosters von 1518-1521) und waren so erfolgreich, dass Schüler des Schottenklosters sogar im Rahmen der Wiener Doppelhochzeit von 1515 vor illustrem Publikum auftreten durften. Der bekannteste Schulmeister des Schottenklosters war der Dichter

Hieronymus Bosch | Botticelli | Tizian | Rubens | Rembrandt 1010 Wien | Schillerplatz 3 | Di – So 10 — 18 Uhr | www.akademiegalerie.at


Universität

Die Basis

Wolfgang Schmeltzl (»Lobspruch der Stadt Wien«, 1548). Humanismus und Reformation führten nach 1500 zu tiefgreifenden Veränderungen im Schulwesen. Nicht zuletzt auch durch die ständige Bedrohung durch die Osmanen kam es zu einem Einbruch der Schülerzahlen und zu einem Sinken des Unterrichtsniveaus. Diese Entwicklung ist im 16. Jahrhundert bei allen Schulformen zu beobachten, d.h. den vier städtischen Lateinschulen in Wien, aber auch bei den Elementar-, Gemeinde- oder Pfarrschulen, die oft Klosterauflösungen zum Opfer fielen. In der frühen Neuzeit änderte sich die Auffassung von Erziehung. Protestantische Adelige initiierten die Einrichtung von sogenannten »Landschaftsschulen«, an denen ihre Söhne eine konfessionell geprägte Ausbildung erhalten konnten. An diesen Schulen wurden auch protestantische Bürgersöhne und Nichtadelige aufgenommen. In Wien bestand dieser Schultypus nur kurz – in einem Haus, das die Stände 1546 am Minoritenplatz angekauft hatten sowie im Einflussbereich der protestantischen Familie Jörger in Hernals. Parallel zu dieser Entwicklung kam es mit der Berufung der Jesuiten nach Wien zur Rekatholisierung des Schulwesens. Bereits 1553 wurde eine öffentliche Schule unter der Leitung des Jesuiten Petrus Canisius gegründet. Der Unterricht war unentgeltlich, und das Jesuitenkolleg erfreute sich bald sehr großer Beliebtheit. Sitz der Schule war zunächst das Dominikanerkloster, später das ehemalige Karmeliterkloster Am Hof. Eine wichtige Neuerung war die Schaffung eines einheitlichen Lehrplans in allen Jesuitenschulen mit dazu gehörigen Lehrbüchern sowie die strenge Einteilung in Klassen. Am Ende des Schuljahres stieg man nach einer Prüfung in die nächste Klasse auf. Der Schulalltag war akademisch anspruchsvoll und kompetitiv, es gab aber auch fixe Zeiten zur Erholung. Die Mitwirkung am Schultheater diente der Lateinübung und der Vermittlung wichtiger religiöser Werte. Das Jesuitengymnasium war so erfolgreich, dass die alten städtischen Lateinschulen keine Konkurrenz mehr darstellten und langsam verfielen oder sich auf den Elementarunterricht beschränkten. War der jesuitische Lehrplan im 16. Jahrhundert neu und modern gewesen, so änderten sich im 17. Jahrhundert langsam die Anforderungen. Die Habsburger bauten in der Gegenreformation einen

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zentralistisch organisierten Staat auf, der großes Interesse an der Kontrolle des Schulwesens entwickelte. Naturwissenschaften und angewandte Mathematik waren vor allem im militärischen Bereich immer wichtiger. Zukünftige Offiziere sollten im Unterricht eine bessere Basis erhalten. Auch der pädagogische Ansatz der Jesuiten stand unter Kritik: Schüler sollten mehr zu eigenem Verständnis und weniger zu reinem Auswendiglernen angeleitet werden. Der Behebung eines großen Missstands im Bildungswesen widmete sich der Orden der »Patres Scholarum Piarum« (Piaristen). Die Kinder der armen Bevölkerung, vor allem am Land, waren oft gänzlich von Schulbildung ausgeschlossen. Die Piaristen gründeten Gymnasien in Horn (1657) und im heutigen achten Bezirk Wiens (1701). Im Piaristenkollegium wurde nicht nur kostenlos Elementarunterricht erteilt, auch der pädagogische Ansatz war zeitgemäßer. Es gab eine »berufsbildende« Klasse, die »Rechenschule«, die eine praktische Ausbildung für spätere Beamte oder Mitglieder des Militärs bot. Mit der Ausweitung des weiterführenden Unterrichts (Lateinunterricht) machten die Piaristen dem Bildungsmonopol der Jesuiten Konkurrenz. Diese durften lange Zeit als einzige das sechsklassige Gymnasium führen, das automatisch nach Schulabschluss den Universitätsbesuch ermöglichte. Sowohl die Lateinschulen des Mittelalters als auch die Gymnasien waren für Mädchen nicht zugänglich. Ihre Bildung beschränkte sich im besten Fall auf Elementarunterricht und das Erlernen von Hausfrauentätigkeiten sowie moralische Unterweisung. Seit der Gegenreformation entstanden in Wien einige Frauenklöster, die höheren Unterricht für Mädchen anboten, wie die Ursulinen (Johannesgasse 19), die Salesianerinnen am Rennweg und für kurze Zeit die »Englischen Fräulein«, die sich später in St. Pölten und Krems ansiedelten. Ein wichtiger Schritt, das Bildungswesen unter staatliche Kontrolle zu bringen, wurde 1735 mit der Verordnung über die Reform des Gymnasialunterrichts gesetzt: Das System der sechs Klassen wurde beibehalten. Man orientierte sich ansonsten aber eher an der Praxis der Piaristen, so sollte zum Beispiel die deutsche Sprache vermehrt im Unterricht zum Einsatz kommen und Schüler sollten nicht mehr ausschließlich auswendig lernen müssen. Geschichtsunterricht wurde in den Lehr-

plan aufgenommen. Lehrbücher unterlagen erstmals der Kontrolle des Hofes, und Lehrer mussten ihre Qualifikation unter Beweis stellen. Es war Maria Theresia, die diese Reformbestrebungen fortsetzte und 1752 eine neue Studienordnung für die Gymnasien erließ. Die Bestimmungen waren im Prinzip gleich wie bereits im Jahr 1735, allerdings wurden diesmal Kontrollorgane mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet, die Einhaltung der verschiedenen Anforderungen zu überwachen. Man versuchte, durch strenge Prüfungen die wenig begabten oder lernunwilligen Schüler auszusieben, um dadurch die Klassenschülerzahlen zu reduzieren. 1764 wurden weitere verbindliche Unterrichtsrichtlinien veröffentlicht: weniger Latein und noch mehr Deutsch als Unterrichtssprache, neue Gegenstände wie Religion, Griechisch, Geographie und Arithmetik. Weiters kam es zur Regulierung der Schulzeiten, der Ferien und der Prüfungen. Nicht zuletzt die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 machte eine weitere Reform der Gymnasien unumgänglich. Das »Akademische Gymnasium« der Jesuiten (mittlerweile an der Alten Universität angesiedelt) wurde zunächst mit weltlichen Lehrern besetzt und schließlich 1816 dem Piaristenorden übergeben. Das Gymnasium der Piaristen bestand daneben sehr erfolgreich weiter. Auch für die höhere Mädchenbildung wurde im Zeitalter der Aufklärung erstmals eine staatliche Schule gegründet. Der Elementarunterricht für alle Kinder war ja durch die Allgemeine Schulpflicht unter Maria Theresia (1774) geregelt. 1786 kam das »Officierstöchter-Erziehungsinstitut« nach Wien, und Joseph II. gründete eine »Lehrerinnenbildungsanstalt«, da der Unterricht der Mädchen an den Trivialschulen möglichst durch weltliche Lehrerinnen erfolgen sollte. Mit den Bildungsreformen Maria Theresias und Josephs war das Schulwesen de facto unter staatliche Kontrolle gebracht. Auch die Einrichtung von berufsbildenden Schulen (wie z.B. der »Orientalischen Akademie«, wo Knaben auf den diplomatischen Dienst im osmanischen Reich vorbereitet wurden, oder der Militärakademie in Wiener Neustadt) verdeutlichte das Ziel, die Schule für den Staat nutzbar zu machen. Von Maria Theresia stammt auch ein Satz, der heute noch seine Gültigkeit hat: »Das Schulwesen ist und bleibt ein Politikum.«

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WIEN MUSEUM KARLSPLATZ

DER RING

Ringstraßenbaustelle mit Heinrichshof (rechts), um 1863, Fotografie, © Wien Museum

PIONIERJAHRE EINER PRACHTSTRASSE 11.6. BIS 4.10.2015

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Universität

Die Wiener Salons

Die Salonièren von Wien Der »Salon« gehört zu den faszinierendsten Erscheinungen der europäischen Kulturgeschichte. Er diente dem freien Austausch von Ideen, indem es keine Schranken von Klasse und Geschlecht gab.

E

ntstanden ist er in der Renaissance an den Musenhöfen der Isabella d’Este und findet sich bereits um 1600 in adeligen Palais in Paris wieder, wo er als Ausdruck der neuen Geselligkeit verstanden wird. Bald schon wird diese Tradition vom Großbürgertum übernommen. Mit Salon bezeichnet man einen Ort der Kultur, dessen Mittelpunkt eine Frau war. Die sogenannte »Salonière« stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung, und unter ihrer Regie fanden sich an einem »jour fixe« Gäste zu gebildeter Konversation ein. Entscheidend war der freundschaftliche Umgang im Gespräch, unabhängig vom sozialen Status oder privaten Umfeld der Gäste. Gäste, die regelmäßig und ohne Aufforderung erschienen, wurden im Gegensatz zu einmaligen Besuchern als Habitués bezeichnet. Ihnen stand es zu, neue Gäste zu empfehlen und sie in den Salon einzuführen. Oft waren es durchreisende Gelehrte oder Künstler, die während ihres Aufenthaltes die Salons besuchten. Sie stellten eine Bereicherung der Salongesellschaft dar. In der Blütezeit der

Brigitte Lindinger

Salonkultur um 1800 bestand der Kreis der Habitués in den Salons einer Stadt oft aus denselben Menschen. Ein Salon darf keinesfalls mit einem Club verwechselt werden, denn hier gab es im Unterschied dazu keine rigiden Regeln, Statuten oder Mitgliederlisten. Die Persönlichkeit der Salonière war es in erster Linie, die mit Charme und Klugheit die Konversation zu lenken verstand, eine kultivierte Atmosphäre erzeugte, Gegensätze ausglich und eine behagliche Situation schaffte. Sie musste über entsprechende Räumlichkeiten samt Dienstpersonal verfügen, Organisationstalent und Kontaktfreudigkeit besitzen. Dem Ehemann wurde eine untergeordnete Rolle zugewiesen. Da sich im Salon Männer wie Frauen einfanden, konnte die Frau aus ihrer üblichen Randstellung heraustreten. Der Salon in seiner Stellung zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre erklärt auch das Phänomen der Gleichberechtigung. An diesem Ort konnten sowohl Berühmtheiten als auch Privatpersonen einander im Gespräch begegnen. Durch die Mischung von Unterhaltung, Bildung, Öffentlichkeit und Privatsphäre entstand eine Spannung,

links: Eugenie Schwarzwald rechts: Fürstin Pauline von Metternich

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Die Wiener Salons

Alma Mahler-Werfel die für geistreiche Konversationen genügend Spielraum bot. Im Salon trachtete man nach Erweiterung des Geistes, unabhängig von Stand und Geburt. Ein auf Harmonie bedachtes Verhalten der Gäste zeichnete sie als »salonfähig« aus. Jeder anerkannte die Gleichrangigkeit der anderen, und die außerhalb des Salons existierenden Privilegien oder geschlechts– und berufsspezifischen Unterschiede wurden außer Acht gelassen. Vor allem waren es Gespräche über kulturelle Ereignisse, die die Konversation bestimmten. Aber es gab auch andere Formen der Geselligkeit wie Theater und Vorträge, Musikaufführungen und Rezitationen. Was die Hocharistokratie einst eingeführt hatte, wurde nun von der »Zweiten Gesellschaft« eifrig nachgeahmt. Diese Zweite Gesellschaft war eine lernende, ihre Salons waren Akademien, in denen Wissen weitergegeben und aufgenommen wurde. In Wien setzte das Salonleben erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ein und erlebte um die Jahrhundertwende seine schönste Blüte. Die Salonièren von Wien waren Frauen von Geist, Geschmack, Liebenswürdigkeit und hoher Bildung. Hier seien einige dieser Damen genannt. Charlotte Greiner (1739-1815) und später ihre Tochter Caroline Pichler (17601843) führten den Salon in der Alserstraße Nr. 25, wo regelmäßig Schriftsteller wie Heinrich von Collin, Franz Grillparzer, Clemens Brentano und die Brüder Schlegel zu Gast waren. Fanny Freifrau von Arnstein (17581818) zählte zu den interessantesten und geistreichsten Frauen ihrer Zeit in Wien. Besonders zur Zeit des Wiener Kongresses 1814 – 1815 bildete ihr Salon den geistigen und gesellschaftlichen Mittelpunkt. In ihrem Palais am Hohen Markt kamen die Vertreter aus Diplomatie, Wissenschaft, Kunst und Journalismus zusammen. Eine große Rolle als Salonière spielte die »grande dame« Pauline von Metternich (1836-1921) in ihrem Palais im 3. Bezirk. Wegen ihrer Klatschlust wurde sie vom Volk »Mauline Petternich« genannt. Sie empfing vor allem Mitglieder der hohen Aristokratie, öffnete aber ihren Salon auch für die sogenannte Zweite Gesellschaft, wie z.B. für Angehörige des Hauses Roth-

schild, das als Finanzier des Kaiserhauses eine wichtige Rolle spielte. Eine andere berühmte Salonière war Josephine von Wertheimstein (1820-1894). Sie führte einen Salon in der Singerstraße, der zum Treffpunkt vormärzlicher Regimekritiker wurde. Nach der Übersiedlung in die ehemalige Villa von Rudolf von Arthaber in Oberdöbling entstand wieder ein Salon, in dem viele liberale Persönlichkeiten Wiens zu Gast waren. Die von Adolf Loos gestaltete Wohnung von Dr. phil. Eugenie Schwarzwald (1842-1940) in der Josefstädterstraße 68 war ein Treffpunkt bekannter Persönlichkeiten. Hier gingen die Schriftsteller Elias Canetti, Egon Friedell, Robert Musil und Rainer Maria Rilke aus und ein. Unter all den berühmten Salonièren hat Berta Zuckerkandl (1874-1945) einen besonderen Stellenwert. Sie führte nicht nur einen bedeutenden Salon, sondern engagierte sich auch als Journalistin und Übersetzerin von französischer Literatur. Sie war die Tochter des liberalen Zeitungsverlegers Moritz Szeps, Chefredakteur des »Neuen Wiener Tagblattes« und engster politischer Berater des Kronprinzen Rudolf. Von ihrem Elternhaus geprägt, führte sie einen Salon zunächst in einer von ihrem Mann, dem Universitätsprofessor Emil Zuckerkandl, erworbenen Villa in der Nußwaldgasse in Döbling und ab 1917, nach seinem Tod, einen im 1. Bezirk, in der Oppolzergasse beim Burgthea-

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ter. Hier traf sich die künstlerische und wissenschaftliche Elite des Landes. Es sei auch noch die Salonière Alma Mahler-Werfel (1879-1964) erwähnt, »la grande veuve«, wie sie von Thomas Mann bezeichnet wurde. Sie war die Tochter des Malers Emil Jakob Schindler. Wie von ihrem Elternhaus gewöhnt, empfing sie im Salon ihrer Wohnung im 1. Bezirk in der Elisabethstraße viele Kunstschaffende, später in ihrer Villa auf dem Semmering und in ihrem von Josef Hoffmann erbauten Haus auf der Hohen Warte. Sie liebte ihre Rolle als Muse der Kunst und als umschwärmte Dame der Gesellschaft. Undenkbar wäre Wien ohne seine Vielzahl an Salons im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Literarische Salons allerdings, wie sie in Berlin zu finden waren, bildeten sich kaum aus. Dafür traf man sich eher in einem der zahlreichen Cafés, wie dem Griensteidl. Das Phänomen der Salonkultur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert ist der Initiative von Frauen zu verdanken. Es bedeutete den Anfang der Emanzipation. Ihr Bemühen um Bildung und Unterhaltung schuf das Pendant zu der von Männern dominierten Gesellschaft. Die Salonièren knüpften vielfältigste Verbindungen von Kunst, Literatur, Musik, Theater und Politik, die sich gegenseitig bereicherten und ein Klima von Weltoffenheit, Verständigung und Freundschaft entstehen ließen.

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Universität

Medizin

Wien – Hauptstadt der Spitzenmedizin

Anna Ehrlich

Der Ausdruck »Wiener Medizinische Schule« steht für die beiden bedeutenden Epochen medizinischer Lehre und Forschung in Wien: die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Wiener Kongress und die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg.

Literatur: Anna Ehrlich, Ärzte, Bader, Scharlatane (Wien 2007)

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Die Erste Wiener Medizinische Schule Maria Theresia (1717-1780) und ihr Sohn Joseph II. (1741-1790) reformierten das Gesundheitswesen und die Ausbildung der Ärzte, sodass Wien auf dem Gebiet der Medizin bald internationales Ansehen genoss. Die Erste Wiener Medizinische Schule ist untrennbar mit dem Namen Gerard van Swieten (1700-1772) verbunden, Schüler des berühmten Leidener Universitätsprofessors Hermann Boerhaave und ab 1745 Leibarzt und Berater Maria Theresias. Boerhaave hatte die medizinische Lehre auf ein hohes Niveau gebracht, er lehrte direkt am Krankenbett. 1754 berief Maria Theresia auf Van Swietens Veranlassung dessen ehemaligen Mitschüler Anton de Haen (1704–1776) ans Wiener Bürgerspital. Er wurde der erste Chef der Medizinischen Klinik. Sein hervorragender praktischer Unterricht zog viele Studenten und junge Ärzte nach Wien; ihm vor allem verdankte die Wiener Medizin ihren Aufstieg. Einer seiner Assistenten war Anton Störck (1731–1803), der später Van Swietens Nachfolger als Chef des Medizinalwesens wurde. Ein weiterer war Joseph Leopold Auenbrugger (1722– 1809), ein Gastwirtssohn aus Graz. Beim Abklopfen der Patienten fielen ihm – analog zu den Geräuschen beim Abklopfen der väterlichen Weinfässer –Schallunterschiede auf. Die Ergebnisse seiner Arbeit veröffentlichte er 1761 und forderte die Kollegen auf, die Perkussion als gleich wichtig neben die Untersuchung von Atmung und Puls zu stellen. Seine neue Erkenntnis wurde zuerst abgelehnt, sie war offenbar zu einfach. Im Jahre 1808 erlebte er aber doch noch ihren Durchbruch: Napoleons Leibarzt Jean-Nicolas Corvisart machte sie populär. Zu erwähnen ist auch Lukas Johann Boer (1751–1835), der zum eigentlichen Begründer der Wiener geburtshilflichen Schule wurde. Kaiser Joseph II. führte an der medizinischen Fakultät die deutsche statt der lateinischen Unterrichtssprache ein, enthob die Fakultäten von der althergebrachten

Gehorsamspflicht dem Papst gegenüber und machte das Studium Protestanten und Juden zugänglich. Das löste allerdings nicht das Problem des Ärztemangels, vor allem nicht bei der Armee. Aus der noch von Störck gegründeten Sanitätsschule ging unter dem Einfluss des Leib- und Protomedicus Josefs, Alessandro Brambilla (1728–1800), das neue Josephinum als Ausbildungsstätte für Wundärzte und Chirurgen hervor. Für das Josephinum ließ der Kaiser die berühmten Wachspräparate anfertigen, die man dort heute noch bewundern kann. Auf den Gedanken, deren Ausbildung gleich der medizinischen Fakultät zu übertragen, kam der Kaiser nicht und versäumte damit eine historische Chance. Die Vereinigung erfolgte erst 1872. 1784 zogen die medizinische und die chirurgische Klinik ins Allgemeine Krankenhaus, ins Stöckl, das spätere Direktionsgebäude. De Haens Nachfolger, der ehemalige Jesuit Maximilian Stoll (1742–1787), setzte hier den praktischen Unterricht am Krankenbett fort. 1795 wurde mit dem Deutschen Johann Peter Frank (1745–1821) ein ausgezeichneter Organisator als Direktor des Krankenhauses berufen. Er veranlasste den Bau einer eigenen Prosektur. Von diesem pathologischen Institut nahm später mit Karl Rokitansky die Zweite Medizinische Schule ihren Ausgang. Die Zweite Medizinische Schule Nach der Stagnation der Medizin, die mit der Beschneidung der Freiheit von Forschung und Lehre im Vormärz einhergegangen war, brachte die Berufung des Pathologen Karl Rokitansky (1804–1878) den Umschwung. Zusammen mit dem Internisten Škoda und dem Dermatologen Hebra gründete er die Jüngere oder Zweite Wiener Medizinische Schule und leitete einen Paradigmenwechsel ein, der die naturphilosophisch orientierte Medizin hin zur modernen, naturwissenschaftlich orientierten Medizin führte. Mit der

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Medizin

Wachspräparat im Josephinum, Darstellung der Halsarterien © Medizinische Universität Wien Spezialisierung der Medizin und der Entwicklung neuer Disziplinen erreichten Wiener Mediziner Weltruf. Rokitansky lehrte, Krankheiten anhand von Gewebsveränderungen, wie er sie bei den Sektionen vorgefunden hatte, zu erkennen. 1842 bis 1846 erschien sein Handbuch der pathologischen Anatomie in drei Bänden, dem 1855 sein Lehrbuch der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie folgte. Josef Škoda (1805-1881) verbesserte die Perkussionsmethode Auenbruggers und die seit 1818 bekannte Auskultationsmethode (Abhorchen des Kranken mit dem Stethoskop). Sein Assistent an der Abteilung für Hautkranke war Ferdinand Hebra (1816-1880), dessen Lehrbuch der Hautkrankheiten zum Standardwerk wurde. Als weitere verdiente Ärzte seien angeführt: der Internist Johann Oppolzer (1808–1871), Ernst Wilhelm Brücke (1819–1892), ein Wegbereiter der modernen Physiologie, die Laryngologen Ludwig Türck (1810–1868) und Johann Nepomuk Czermak (1828–1873), die Erfinder des Kehlkopfspiegels, der Kinderarzt Ludwig W. Mauthner (1806–1858), Gründer des St. Anna Kinderspitals, und schließlich Franz Schuh (1804–1865), der am 28. Jänner 1847 die erste Operation im Ätherrausch auf dem Kontinent ausführte. Als Retter der Mütter gilt bis heute Ignaz Semmelweis (1818–1865), der die Ursache für das gefürchtete Kindbettfieber entdeckte. Einen Artikel über Schuh und Semmelweis finden Sie im Anniversarium dieses Kulturmagazins. Unter Josef Hyrtl (1810—1894) erhielt die Wiener Anatomie Weltgeltung, sein Lehrbuch der Anatomie des Menschen diente der Ausbildung von Generationen von Ärzten. Trotz der neuen Erkenntnisse standen die Ärzte noch immer meist machtlos und ohne moderne Medikamente am Krankenbett: »Die Diagnose ist alles« – ihre Richtigkeit stellte sich zumindest nach dem Ableben des Patienten heraus. In der Chirurgie hingegen boten Antisepsis (Keimreduktion) bzw. Asepsis (Keimfreiheit) und Äthernarkose bessere Bedingungen. 1867 wurde der norddeutsche Pastorensohn Theodor Billroth (1829– 1894) nach Wien berufen, einer der größ-

ten Chirurgen der Welt. Er entdeckte 1874 die Streptokokken und eröffnete damit ein neues Forschungsgebiet, die Bakteriologie. Bei Operationen setzte er die Mischnarkose ein (Äther und Chloroform) und führte 1881 die erste erfolgreiche Magenresektion durch. Der Internist Hermann Nothnagel (18411905) erkannte als erster die Bedeutung des Blutdrucks, Emil Zuckerkandl (18491910) veröffentlichte einen Atlas der to-

pografischen Anatomie, der Bakteriologe Richard Paltauf (1858-1924) legte den Grundstein zum Serotherapeutischen Institut. Der Kinderarzt Clemens Pirquet (1874-1929) begründete 1903 die Lehre von den Allergien und 1905 die von der Serumkrankheit. Alle diese und weitere Ärzte schufen mit ihren Arbeiten die Basis für weiterführende Forschungen, die vom Ersten Weltkrieg und der weiteren politischen Entwicklung unterbrochen wurden.

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Universität

Weitere Universitäten

Neue Universitäten: Technik bis Wirtschaft

Julia Strobl

Ab dem frühen 19. Jahrhundert kam es in ÖsterreichUngarn, wie im übrigen Europa, zu einer Welle von Neugründungen staatlicher Akademien, Instituten und Spezialhochschulen, deren Forschung und Lehre auf Lebensnähe und Praxisbezug hin ausgerichtet waren.

I

m Jahr 1815 wurde in Wien das k. k. polytechnische Institut, heute Technische Universität, eröffnet. 1872 folgte die Landwirtschaftliche Hochschule, heute Universität für Bodenkultur, und die 1898 gegründete k. k. Exportakademie wurde 1919 zur Hochschule für Welthandel (heute Wirtschaftsuniversität) erhoben. Als »Universität«, vom lateinischen »universitas« (Gesamtheit), bezeichnete man im Mittelalter die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden an der Hohen Schule, später wandelte sich der Begriff. Er bezog sich nunmehr auf die »universitas litterarum«, die Gesamtheit des vermittelten Wissens; neben den »Sieben freien Künsten« waren dies die Theologie, die Medizin und die Rechtswissenschaften. Der Universalgelehrte der Renaissance strebte danach, das gesamte Wissen seiner Zeit zu ergründen. Und auch Wilhelm von Humboldt (1767–1835), der unsere moderne Vorstellung der Universität prägte, forderte 1792 eine ganzheitliche Ausbildung: »Der wahre Zweck des Menschen […] ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste und unerläßliche Bedingung.« Doch gerade

um 1800 wurden die vormals freien und autonomen Universitäten in staatliche Institutionen umgewandelt, auch um Reformen voranzutreiben. Der Staat förderte »nützliche« Disziplinen, wie moderne Sprachen, Naturwissenschaften, Technik oder Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Mit der zunehmenden Ausdifferenzierung und Vermehrung des Wissens wurde nun in Frage gestellt, ob die alte Universität allein diese Gesamtheit aller wissenschaftlichen Disziplinen vermitteln könne oder ob man besser – wie in Frankreich – Spezialhochschulen und Institute gründen sollte. Vor allem im Bereich des technischen Hochschulwesens kam es im 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der Industrialisierung, schon früh zu einer Verselbständigung. Als Vorreiter der technischen Hochschulen in Europa gilt die Gründung der Pariser École polytechnique von 1794. 200 Jahre TU-Wien: Vom k. k. polytechnischen Institut zur Technischen Universität In Wien war schon 1770 eine »k.k. Realhandlungsakademie« in der Annagasse gegründet worden, die später als »Realschule zu St. Anna« bezeichnet wurde. Seit 1797 plante Kaiser Franz II., ein zentrales

Die Universität für Bodenkultur, Gregor Mendel-Haus, 1896

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Weitere Universitäten

Die Technische Universität am Karlsplatz © TU Wien technisches Institut wie in Paris zu errichten – Prag erhielt schon 1806 sein »königlich böhmisches polytechnisches Institut«. Bedingt durch die Napoleonischen Kriege verzögerte sich das Vorhaben in Wien. Erst 1810 beauftragte man den damaligen Direktor der Realschule zu St. Anna, den Gelehrten und Techniker Johann Joseph Prechtl (1778–1854), einen Organisations- und Studienplan zu entwickeln. Der Entwurf, der von Anfang an eine universitätsähnliche Institution mit Lehr- und Lernfreiheit für die Hörer vorsah, wurde angenommen und Prechtl zum ersten Direktor des k. k. polytechnischen Instituts ernannt. Als Standort konnte zu guten Konditionen ein Baugrund auf der Wieden vor dem Kärntnertor (am heutigen Karlsplatz) aus dem Besitz des Großhändlers Baron Georg Simon von Sina angekauft werden, der zusätzlich eine Bankobligation im Wert von 20.000 Gulden zum Polytechnischen Institutsfonds stiftete, um den Betrieb des Instituts zu ermöglichen. Die Realschule und das persönliche »Fabriksproduktenkabinett« des Kaisers wurden mit dem Polytechnischen Institut vereinigt. Neben der Lehre und Forschung hatte die neue Anstalt auch die Aufgabe, den Entwicklungsstand der Industrie und des Gewerbes in der Habsburgermonarchie zu dokumentieren. Ein großer Teil dieser rasch anwachsenden Sammlung von »Fabriksprodukten« wurde 1912 dem Technischen Museum als Dauerleihgabe überlassen. Im Jahr 1815 reiste Prechtl auf allerhöchsten Befehl zu Kaiser Franz I., der sich gerade in Paris aufhielt. Er konnte dort »für eine bedeutende Summe Bücher, Apparate, Modelle, Präparate und Instrumente« ankaufen (Lazar 1957), die dringend benötigt wurden. Am 6. November 1815 fand die feierliche Eröffnung des k. k. polytechnischen Instituts statt, und bereits am folgenden Tag gab es die ersten Vorlesungen in notdürftig adaptierten Gebäuden auf dem Grundstück. Das Jahr 2015 ist also auch für die Technische Universität ein großes Jubiläumsjahr, sie feiert ihr 200-jähriges Bestehen! Das neue Haus, Haupttrakt des heutigen Hauptgebäudes der TU-Wien zum Karlsplatz hin, wurde 1816–1818 nach Plänen des Hofbauamts (Architekt Joseph Schemerl) errichtet. Der plastische Baudekor

stammt vom berühmten Bildhauer Joseph Klieber, der im Auftrag von Erzherzog Karl für die Albertina und die Weilburg bei Baden arbeitete. Die qualitätsvolle Ausstattung des Festsaals entwarf der klassizistische Architekt Pietro Nobile, der 1824 das neue Burgtor für den Kaiser geschaffen hatte. Im Laufe der Jahre wurden nach und nach neue Trakte hinzugefügt und auf alte Teile aufgestockt. Vor der Fassade am Karlsplatz sind seit 1903 Hermenbüsten mit bedeutenden Technikern und Professoren der Universität aufgestellt, darunter auch eine Büste ihres ersten Leiters, Johann Joseph Ritter von Prechtl (1778-1854). Der aus Franken stammende Prechtl war einer der begabtesten und vielseitigsten Techniker der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und 1847 Gründungsmitglied der Akademie der Wissenschaften. Er untersuchte unter anderem die Theorie des Vogelflugs, experimentierte mit Magnetismus und Elektrizität und vertrat den kosmischen Ursprung der Meteore, der damals noch

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umstritten war. Seine wissenschaftlichen Forschungsinteressen lagen aber nicht ausschließlich im Bereich der technischen Chemie und Physik, er war auch schriftstellerisch tätig und – da er sich besonders für die chinesische Kultur und ihre naturwissenschaftlich-technische Entwicklung interessierte – erlernte er nebenbei noch die chinesische Sprache. Schon 1816 gelang es ihm gemeinsam mit Professor Johann Arzberger, die Werkstätten seines Instituts mit Steinkohlengas zu beleuchten, ein Jahr später installierte er eine Gasbeleuchtung in der Kruger- und in der Walfischgasse und löste damit eine Flut von Anfragen aus. Über 35 Jahre war er äußerst erfolgreich als Direktor und Wissenschaftler tätig. Die Zahl der Hörer stieg unter seiner Leitung rasch an und erreichte 1848 den Stand von 1.900 Studenten. Nach der aktiven Beteiligung seines Instituts an der Revolution im selben Jahr (mit einem eigenen Techniker-Corps in der Akademischen Legion) galt die Polytechnik als politisch unzuverlässig. Prechtl

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Universität

Weitere Universitäten

trat in den verdienten und mit der Nobilitierung 1849 versüßten Ruhestand und als Direktoren wurden in den ersten Jahren Militärs, nicht Techniker berufen. In der späteren Regierungszeit Kaiser Franz Josephs entwickelte sich das Institut nach und nach zur technischen Hochschule: Ab 1865 wurde die Matura Voraussetzung für das Studium an der Technik, 1866 trat Joseph Herr als Erster das Amt des »Rektors« an. Am 10. April 1872 erfolgte die offizielle Umbenennung in »Technische Hochschule«, doch das Recht Promotionen durchzuführen, erhielten die österreichischen technischen Hochschulen erst 1901. Nach dem Ersten Weltkrieg war auch Frauen das Technikstudium erlaubt. Im Wintersemester 2013/14 studierten an der TU-Wien 27.923 Hörerinnen und Hörer. Seit der Anfangszeit vor 200 Jahren sind natürlich zahlreiche neue wissenschaftlich Disziplinen hinzugekommen, die Prechtl seinerzeit sicher noch nicht vorhersehen konnte – man denke nur an die 1970/71 eingeführte Studienrichtung Informatik! Aber die Entwicklung seines von Beginn an als »Universität« konzipierten polytechnischen Instituts hätte ihn vermutlich sehr erfreut. Die Universität für Bodenkultur: »Alma Mater viridis« oder »grüne Uni« Wiens Der Ausgleich mit Ungarn 1867 und die Teilung der Habsburger-Monarchie in eine österreichische und eine ungarische Hälfte hatte auch Auswirkung auf die bis dahin gemeinsame landwirtschaftliche Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg (Magyar-Óvár), eine private Gründung des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen von 1818. Als Unterrichtssprache war nun

Ungarisch vorgegeben. Als Ersatz wurde für die österreichische Hälfte (Cisleithanien) am 15. Oktober 1872 im barocken Wiener Palais Schönborn in der Laudongasse (Josefstadt) eine neue landwirtschaftliche Hochschule eröffnet, in der die Vorlesungen in deutscher Sprache abgehalten wurden. Im Jahr 1875 wurde die Forstakademie in Mariabrunn geschlossen und als forstwirtschaftliche Abteilung an die neue Wiener Hochschule transferiert. Josef Ressel, der später mit der Erfindung der Schiffsschraube berühmt wurde, hatte übrigens bis 1815 ein Studium an der Forstakademie in Mariabrunn absolviert. In die nun leerstehenden Gebäude des unter Joseph II. aufgelassenen Mariabrunner Barfüßerklosters zog 1887 die k.k. forstliche Versuchsanstalt ein. Die ehemaligen Klostergärten wurden in einen Botanischen- und einen Versuchsgarten umgestaltet, bis heute ein Standort der FBVA, der Forstlichen Bundesversuchsanstalt. 1883 wurde als dritte Abteilung jene für Kulturtechnik und Wasserbau geschaffen und die neue »grüne« Hochschule für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft auch als »Alma mater viridis« (als »grüne Nährmutter«) bezeichnet. Das kleine elegante Gartenpalais in der Josefstadt, das 1706 der damalige Reichsvizekanzler Friedrich Carl von Schönborn von Johann Lukas von Hildebrandt umbauen hatte lassen, war nun eindeutig zu klein geworden. Auch die zusätzlichen Räumlichkeiten in der Skodagasse reichten nicht aus. Daher wurde 1894 die Errichtung eines neuen, großzügiger bemessenen Hochschulgebäudes auf einem Grundstück des Militär-Ärars auf der Döblinger Türkenschanze beschlossen.

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Die Entwürfe für das neue Hauptgebäude und ein Chemiegebäude der Hochschule in der Gregor-Mendel-Straße lieferte Anton Koch, 1904 wurde von Theodor Bach noch ein Studentenheim gebaut. Bereits um diese Zeit war den Verantwortlichen klar, dass auch der Neubau viel zu klein dimensioniert war, und 1912 wurde ein »Ergänzungs-Bau«, das spätere Guttenberg-Haus, fertiggestellt. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts erhielt die Bodenkultur das Promotionsrecht (1906), das sie erst zur vollwertigen akademischen Institution machte. Der Titel »Ingenieur« als Standesbezeichnung wurde ab 1917 verliehen. Die Öffnung des Studiums für weibliche Studierende erfolgte 1919 unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkriegs. Im 20. Jahrhundert etablierten sich neue Studienrichtungen: 1945 Gärungstechnik, heute Lebensmittel- und Biotechnologie, oder die Landschaftsplanung und Landschaftspflege 1991. Zahlreiche neue Standorte wurden seither geschaffen, wie das Wilhelm-Exner-Haus 1960, das Schwackhöfer-Haus von Anton Schweighofer 1972 oder die neuen Institutsgebäude in der Muthgasse, zuletzt 2009 das Vienna Institute of BioTechnology (VIBT). Seit 1975 darf sich die Hochschule offiziell als »Universität für Bodenkultur« (kurz BOKU) bezeichnen, die mittlerweile als Österreichs ungeschlagener Sieger im Uni-Ranking gilt (2012 weltweit Platz 51 unter den besten Universitäten). Auch die erste weibliche Rektorin einer staatlichen Universität in Österreich war 2007 Ingela Brunner an der BOKU. Wirtschaftsuniversität: Von der k.k Exportakademie zum modernsten Campus Wiens Als Vorläuferin der »k.k. Exportakademie«, die am 1. Oktober 1898 im Palais Festetics in der Berggasse ins Leben gerufen wurde, gilt eine private Handelsschule, die nur kurze Zeit bestand (1873–1877). Auch dieses Palais war ein privates adeliges Wohnhaus, 1858 von Johann Romano und August Schwendenwein für Eugenie Gräfin Festetics erbaut. Doch seit 1875 befand sich im Palais der Sitz des Österreichischen Handelsmuseums, dem die neu-gegründete k. k. Exportakademie angegliedert wurde. Sie sollte auf Initiative der österreichischen Wirtschaft eine dreijährige kaufmännische Ausbildung zur Förderung des Außenhandels bieten. Der Lehrplan umfasste daher neben rechtlichen und kaufmännisch-wirtschaftlichen

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Weitere Universitäten

Der neue Campus der WU im Wiener Prater © Johannes Zinner/WU Wien Fächern auch Geographie und Fremdsprachen. Der Standort in der Berggasse war bald nicht mehr ausreichend für die Studenten der aufstrebenden Exportakademie. Noch während des Krieges wurde 1917 ein Neubau im Währinger Park feierlich eröffnet, die Exportakademie 1919 unter der Regierung Karl Renner zur »Hochschule für Welthandel« erhoben, 1930 erhielt die Hochschule das Promotionsrecht, 1975 wurde sie zur »Wirtschaftsuniversität«. Das nur bis 1982 von der WU benutzte und dann von Instituten der Universität Wien übernommene Hochschulgebäude beim Währinger Park, das von Alfred Keller als nüchterner Eisenbetonbau errichtet wurde, zeigt heute über dem Haupteingang noch immer eine Inschrift in großen goldenen Lettern: »Hochschule für Welthandel.« Auch der Baudekor erinnert an die ursprüngliche Funktion: Über den Fenstern im Erdgeschoß stellen Masken Länder, Kontinente und Städte dar. Wenn man das Foyer betritt, erkennt man in den seitlichen Wandfeldern farbenfrohe und großformatige Ansichten der Häfen Konstantinopel, New York, Hamburg und Triest des berühmten Malers und Architekten Oskar Laske. Keller war wie Laske Mitglied des 1900 in Wien gegründeten Hagenbunds, seine Architektur ist stilistisch zwischen dem der zeitgleich agierenden Secession und der Neuen Sachlichkeit einzuordnen. 1982 übersiedelte die WU an einen neuen Standort über dem Frachtenbahnhof des Wiener Franz-Josefs-Bahnhofs in die Althanstraße, in das für 9.000 Studierende konzipierte Universitätszentrum, ein

Stahlbetonskelettbau mit vorgehängter Alu-Glas-Fassade. Schon im gleichen Jahr waren fast 10.000 Studierende inskribiert, die Zahl stieg in den 1990er Jahren auf über 20.000, und die WU musste aus Platznot in der Umgebung Räumlichkeiten anmieten. Als im Dezember 2005 die Universität durch Brandstiftung im Untergeschoß schweren Schaden nahm (rund 20.000 Bücher wurden zerstört), war eine Generalsanierung des immer wieder von Wassereinbrüchen bedrohten Gebäudes längst fällig. Der Beginn der Bauarbeiten verzögerte sich mangels eines geeigneten Ausweichquartiers.

Der im Jahr 2013 fertiggestellte Campus WU im 2. Bezirk am Welthandelsplatz 1, neben dem Messegelände im Prater, ist derzeit nicht nur der größte Universitätsbau Österreichs, sondern auch der größte Universitätsneubau Europas. Die Bauzeit betrug vier Jahre. Auf einer etwa 90.000m2 großen, öffentlich zugänglichen Grundfläche gruppieren sich fünf Gebäude locker und mit viel Freiraum um das zentrale Library & Learning Center, das von der Stararchitektin Zaha Hadid entworfen wurde. Arbeitsplätze und Hörsäle für alle Studierenden und Mitarbeiter der WU sind nun endlich ausreichend vorhanden.

1. Bezirk, Dorotheergasse 6 Tel.: +43 1 512 82 30

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Universität

Das Boltzmann-Institut

Ludwig Boltzmann Gesellschaft Fächerübergreifende Forschung auf höchstem Niveau außerhalb der Universität.

A

uf den Namen des Österreichers Ludwig Boltzmann (1844-1906), eines der Väter der modernen Physik sowie Wegbereiter der Quantenphysik und Evolutionstheorie, stößt man in vielen Bereichen der Wissenschaft: etwa die Boltzmann-Konstante, das Stefan-Boltzmann-Gesetz, der BoltzmannFaktor, die Boltzmann-Gleichung, die Boltzmann-Maschine, die Maxwell-Boltzmann-Verteilung, ein Mondkrater auf dem Erdmond sowie ein Asteroid (24712). Dem Durchschnittswiener eher bekannt sind die Boltzmanngasse im neunten Bezirk und natürlich die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) mit ihren zahlreichen Instituten. Letztere wurde 1960 in Wien gegründet und ist ein gemeinnütziger Verein für außeruniversitäre Forschung und deren

Förderung. Nach einer umfassenden Organisationsreform im Jahre 2002 gibt es heute insgesamt 17 unabhängige Institute und fünf Cluster, die nach internationalen Standards agieren. Das Besondere an der LBG ist die Zusammenarbeit nationaler und internationaler Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichem Sektor, bei der je nach Problemstellung ein zusammenhängendes Forschungsprogramm entwickelt wird. Durch gemeinsame Finanzierung und Durchführung erhält man den jeweils größtmöglichen Nutzen. Ein Ziel der LBG ist es außerdem, Fragestellungen aus vielfältigen Perspektiven zu betrachten und Brücken zwischen Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung zu bauen, und zwar möglichst fächerübergreifend – ganz im Sinne ihres Namenspatrons.

Ludwig Boltzmann, Archiv der Universität Wien

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Katharina Trost

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Das Boltzmann-Institut

Der Schwerpunkt liegt seit Beginn auf den »Health Sciences«, also allen Disziplinen, die mit Gesundheit in Verbindung stehen. In diesem Zusammenhang ist auch die Sozialwissenschaft als wichtige Schnittstelle zu nennen. Ein weiterer Aspekt ist die Forschungstätigkeit im Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften in den Fächern Archäologie, Zeitgeschichte, Literatur und Biographie. Immer wieder öffnen Museen und Sammlungen zu diesem Zweck ihre Archive und erhalten im Gegenzug neue Erkenntnisse, die wiederum in aktuelle Ausstellungen und Publikationen einfließen.

Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie internationale Aufmerksamkeit.

Die Aufgaben gehen aber auch über die Grenzen unseres Landes hinaus, wie eine Schlagzeile vom Herbst 2014 beweist: »Wiener Forscher finden Monumente unter Stonehenge«. Mit dem Projekt »Stonehenge Hidden Landscape« erregten Wolfgang Neubauer und sein Team vom

Die Vorstandsmitglieder kommen aus Politik, Wirtschaft, Medien sowie Wissenschaft und Forschung, derzeitiger Präsident ist DI Josef Pröll. Zwei Geschäftsführer sorgen mit ihrem Team für die Koordination der rechtlichen und administrativen Aufgaben, insgesamt gibt

Auch unkonventionelle und hochaktuelle Themen werden von der LBG aufgegriffen, solange diese einen nachhaltigen Nutzen für die Menschen haben. Finanziert wird die dynamische Forschungseinrichtung aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, der EU und der Stadt Wien, aber auch durch Beiträge von Partnern (Banken, Versicherungen und Firmen) sowie Spenden von Privaten und Vereinen.

es rund 380 Beschäftigte. Wichtig für die Durchführung vieler Projekte sind zahlreiche Kooperationsverträge mit Partnerorganisationen wie Krankenhäusern und Universitäten, die den Forschern Räumlichkeiten und Geräte für ihre Arbeit überlassen. Das erste eigene Büro der LBG befand sich übrigens seit 1969 im Leopoldinischen Trakt der Hofburg, nach mehreren Übersiedlungen ist der Stammsitz nun in der Nußdorfer Strasse 64 in Wien-Alsergrund. Der Großteil der Institute ist in Wien stationiert. Weitere Standorte sind in Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg sowie Niederösterreich und Tirol. Für alle Forschenden gilt wohl auch heute noch das Motto von Ludwig Boltzmann: »Bring vor, was wahr ist; Schreib so, dass es klar ist. Und verficht’s, bis es mit dir gar ist!«

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Anniversarium

600 Jahre

Friedrich III.

Habsburgs erster Kaiser Zum 600. Geburtstag von Friedrich III.

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Heiner Wesemann

m Allgemeinen setzt man die Glanzzeit des Hauses Habsburg erst mit Kaiser Maximilian I. an. Aber es war sein Vater Friedrich (1415-1493), der als erster Habsburger den Titel »Kaiser« führen durfte. Weder die Mit- noch die Nachwelt waren freundlich mit diesem Kaiser. Bedenkt man allerdings die ungemeinen Schwierigkeiten, denen er in seinem Leben ausgesetzt war, so hat er sie – vielleicht aufgrund seiner ihm nachgesagten Lethargie und Unentschlossenheit – doch bemerkenswert durchgestanden, und sei es nur aufgrund seines langen Lebens: Von seinen knapp 78 Lebensjahren herrschte er 58 Jahre lang über Österreich, war 53 Jahre deutscher König und 41 Jahre lang römischer Kaiser, der letzte, der in Rom gekrönt wurde.

Zum Zeitpunkt von Friedrichs Geburt war Habsburg ein »geteiltes Geschlecht«. Sein Vater war Herzog Ernst, den man den »Eisernen« nannte, und die Mutter jene Cimburgis von Masowien, die der Familie im männlichen Stamm die berühmte »Habsburger-Lippe« vererbte. Friedrich zählte zur Leopoldinischen Linie, aber damals hatten die »Albertiner« die Nase vorn: Sein Vetter zweiten Grades Albrecht erbte von seinem luxemburgischen Schwiegervater nicht nur fast die Kaiserkrone, sondern auch Böhmen und Ungarn. Nach Albrechts frühem Tod übernahm Friedrich die Vormundschaft von Albrechts Sohn Ladislaus Postumus. Als Ladislaus 1457 starb, gingen zwar Böhmen und Ungarn vorerst verloren, aber unter Friedrich III., Gemäldegalerie Kunsthistorisches Museum Wien © KHM

Friedrich vereinigten sich die Habsburgischen Lande wieder, zumal sein Vetter Sigismund gegen bare Münze auf Tirol verzichtete. Friedrich verstand etwas von habsburgischer Hausmachtpolitik! Es waren nicht Friedrichs einzige Nöte in einem langen, stets von Geldsorgen geprägten Leben: Im Osten standen nicht nur die Türken, sondern auch der Ungarnkönig Matthias Corvinus, der Friedrich für fünf Jahre aus Wien vertrieb, dann aber vor dem Rivalen starb. Allerorten wandte sich der Adel immer wieder gegen Friedrich, der dennoch seine Stellung im Reich behaupten konnte: 1440 wurde er zum römisch-deutschen König gewählt und 1452 in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt. Die Krönung verband er mit seiner Hochzeit mit Eleonore von Portugal, die ihm Maximilian gebar, jenen Sohn, der in allem so glanzvoll war wie der Vater farblos erschien. Friedrich konnte für diesen Sohn die Heirat mit Maria, der reichen Erbin Burgunds, arrangieren, was einen enormen Machtzuwachs bedeutete. Auch wenn man ihn »des Heiligen Römischen Reiches Erzschlafmütze« nannte, so war er doch weder untätig noch interesselos. Nicht nur Astrologie und Alchemie spielten für ihn eine große Rolle, er war auch ein ambitionierter Büchersammler und befasste sich intensiv mit dem habsburgischen Stammbaum. Seiner kaiserlichen Würde und der des Hauses Habsburg war sich Friedrich III. stets bewusst. Die von ihm einst niedergekritzelten Buchstaben AEIOU finden sich auf vielen Gebäuden und Gegenständen seiner Zeit. Man hat mit dieser Buchstabenfolge unendlich herumgescherzt – es sollte vermutlich »Austria Erit In Orbe Ultima« bedeuten, Österreich als Höchstes auf der Welt – und »erit«, auf die Zukunft weisend: »wird sein«. Friedrich starb am 19. August 1493 in Linz an den Spätfolgen einer Fußamputation. Sein ursprünglich für Wiener Neustadt geplantes Grabmal, das heute im Wiener Stephansdom zu sehen ist, hatte er sich schon 30 Jahre vor seinem Tod gesichert – so pompös, wie es einem Kaiser zukam.

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550 Jahre

Kunigunde

Ein Spielball der Mächte

Zum 550. Geburtstag von Erzherzogin Kunigunde

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Magdalena Vit

egen Ende des 15. Jahrhunderts war das Haus Habsburg nicht nur in Österreich bereits gefestigt. Persönlichkeiten wie Friedrich III. (14151493) oder Maximilian I. (1459-1519) zeugen von Macht und Einfluss dieses Herrschergeschlechts. Adeligen Frauen fiel in dieser Zeit hauptsächlich die Aufgabe zu, für den Erhalt der Dynastie zu sorgen und durch arrangierte Ehen zur Gebietserweiterung beizutragen. Eine von ihnen war Kunigunde von Österreich. Bei ihrer Geburt am 16. März 1465 in der Burg von Wiener Neustadt, beinahe exakt sechs Jahre nach ihrem später berühmten Bruder Maximilian, war ihr Vater Friedrich III. bereits 50, ihre Mutter Eleonore von Portugal 29 Jahre alt. Ihre Kindheit dürfte sie relativ unbeschwert in Wiener Neustadt und Graz verbracht haben. Vermutlich erlernte sie zumindest die für Damen ihres Standes nötigen Fertigkeiten: Lesen, schreiben, sticken, nähen, reiten und die Führung eines Haushalts. Manche Quellen sprechen auch von anderen Tätigkeitsbereichen wie der Jagd, Astronomie und Mathematik. Zuviel des Lernens erachtete man allerdings als schädlich für das ohnehin schwache Geschlecht, es mindere Kraft und Gesundheit sowie die weibliche Anmut. Historisch belegbar trat Kunigunde erstmals bei einer Schlittenfahrt in Wiener Neustadt auf. Mit 15, immer noch ledig, führte ihr Vater sie zu Ostern in der Wiener Hofburg offiziell in die Gesellschaft ein. Für damalige Verhältnisse hätte sie bereits mindestens verlobt sein sollen. Ehrgeizige Heiratspläne hatte es ja schon gegeben, als sie noch in der Wiege lag: Friedrich wollte sie nicht nur mit seinem späteren Feind, dem ungarischen König Matthias Corvinus, sondern auch mit Sultan Mehmed II., dem Eroberer Konstantinopels verehelichen. Letzteres gilt allerdings als nicht eindeutig belegt. Wegen einer Verschwörung gegen Friedrich aus Sicherheitsgründen nach Graz und später nach Innsbruck geschickt, lernte sie dort 1485 den bayrischen Herzog Albrecht IV. kennen. Für ihn hätte die Verbindung mit einer Kaisertochter erheblichen Prestigegewinn bedeutet. Doch durch seine ehrgeizigen Pläne und nicht

ganz lauteren Methoden wie die widerrechtliche Aneignung von Reichslehen konnte die Ehe nur durch eine niederträchtige Täuschung vollzogen werden: Man legte Kunigunde eine gefälschte Urkunde vor, in der ihr Vater in die Ehe einwilligte, was keinesfalls der Fall war. Nur mit Mühe konnte ihr Bruder Maximilian die Reichsacht von dem Paar abwenden. Die so zustande gekommene Verbindung belastete das Verhältnis der Eheleute, zusätzlich waren die ersten drei Nachkommen »nur« Mädchen. Nach Aussprache mit Friedrich III. fanden Kunigunde und Albrecht zueinander, was mit drei männlichen Erben in sieben Jahren gesegnet wurde. Albrecht starb 1508,

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danach zog sich Kunigunde ins Kloster Püttrich in München zurück. Sie schaffte es trotz herrschender Primogenitur, eine gleichberechtigte Erbschaft für ihre beiden älteren Söhne Wilhelm und Ludwig, Kunigundes Lieblingssohn, durchzusetzen. Der dritte Sohn Ernst war für die geistliche Laufbahn bestimmt und wurde später Erzbischof von Salzburg. Vor ihrem Klostereintritt förderte sie mit kulturellem Engagement Renaissance und Humanismus am bayrischen Herzogshof. Sie verstarb am 6. August 1520 im Kloster Püttrich. Eine der Bronzestatuen am Grabmal Maximilians I. in der Innsbrucker Hofkirche erinnert heute noch an sie.

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Anniversarium

500 Jahre

Wiener Doppelhochzeit

Habsburgische Hausmachtpolitik Die Wiener Doppelhochzeit vor 500 Jahren

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Herta Hawelka

it großer Pracht wurde auf dem Fürstenkongress (»Erster Wiener Kongress«) im Juli 1515 im Wiener Stephansdom die habsburgischjagellonische Doppelhochzeit gefeiert. Eigentlich war es ja eher eine feierliche und unwiderrufliche Doppelverlobung, mit der die habsburgische Erbfolge in Ungarn und Böhmen gesichert wurde. Ein weltpolitisches Ereignis, das die Wiener in Staunen versetzte, denn es war ein Gipfeltreffen dreier gekrönter Häupter. Neben Kaiser Maximilian I. (1459-1519) hatten sich Wladislaw II. Jagiello (14561516), König von Ungarn und Böhmen (als Wladislaw IV.), und dessen Bruder, König Sigismund von Polen (1467-1548), als Zeugen und Verhandlungspartner bei dieser wichtigen Weichenstellung für die Neuordnung Europas in Wien eingefunDie Familie Kaiser Maximilians, Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM

den. Auch zahlreiche Gefolgsleute des Kaisers, Turnierreiter, Poeten, Prälaten und Humanisten waren in die Stadt gekommen, um bei diesem Ereignis im Rahmen kostspieliger Feste dabei zu sein. Die Mittel für die mit großem Aufwand gefeierte Doppelhochzeit bekam der hochverschuldete Maximilian wieder einmal vom Handels- und Bankhaus Fugger, das seinerseits den kaiserlichen Schutz für seine Silberminen in Ungarn nötig hatte. Schon 1491 hatte Kaiser Maximilian in Pressburg mit König Wladislaw Jagiello einen Erbvertrag geschlossen, demzufolge Ungarn und Böhmen an das Haus Habsburg fallen sollten, falls Wladislaw ohne Erben sterben würde. In den darauf folgenden Jahren wurde diese Vereinbarung durch konkrete Heiratspläne für seine Kinder modifiziert und gefestigt.

Der Humanist und Diplomat Johannes Cuspinian (eigentlich Spießheimer, 14731529) war zu diesem Zweck im Auftrag des Kaisers mehrmals nach Ungarn gereist, um mit den Vorbereitungen des Fürstenkongresses und der Doppelhochzeit die Basis für die spätere Größe des Habsburgerreiches zu schaffen. Ein Epitaph neben der Kreuzkapelle im Wiener Stephansdom erinnert an diesen bedeutenden Staatsmann. Anna und Ludwig, die beiden Kinder Wladislaws, sollten mit je einem Enkelkind des Kaisers verheiratet werden. Während mit der zehnjährigen Maria die Braut für den neunjährigen Ludwig schon feststand, war für die zwölfjährige Anna noch nicht klar, welcher der beiden Enkel Maximilians, Karl oder Ferdinand, der Bräutigam sein würde. Da beide im Stephansdom ohnehin nicht anwesend waren, gab der 56-jährige, bereits kränkelnde Maximilian in dem mit prachtvollen Tapisserien aus Flandern ausgestatteten Stephansdom stellvertretend für Karl oder Ferdinand das Eheversprechen ab: »Wir, Kaiser Maximilian, sollen und wollen diesen Ehevertrag mit Anna eingehen und vollziehen, wenn nicht einer von Unseren Enkeln in der Zeit eines Jahres sie mündlich, in eigener Person heiraten sollte.« 1516 verzichtete Maximilian formell auf die Braut, nachdem mit Ferdinand eine Ferntrauung erfolgt war. Die echte Hochzeit Ferdinands mit Anna fand 1521 in Linz statt. Es wurde eine der glücklichsten Ehen in der Geschichte der Habsburger. Früher als erwartet trat 1526 mit dem Tod Ludwigs II. von Ungarn und Böhmen in der Schlacht bei Mohács der Erbfall ein: Ferdinand, inzwischen Herr der österreichischen Erbländer, wurde König von Böhmen und Ungarn. Ludwigs Witwe Maria verließ Ungarn und wurde Statthalterin der Niederlande. Mit seiner Heiratspolitik hat Kaiser Maximilian I. den Grundstein für die Weltmachtstellung seines Hauses gelegt: »Bella gerant alii, tu felix Austria nube! (Die anderen mögen Kriege führen, du glückliches Österreich, heirate!)«

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450 Jahre

Quellwasserleitung

Die Hernalser Quellwasserleitung Von den Quellen der Als zum Brunnenhaus am Hohen Markt

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Elsi Graf

ie Forderung der Wiener Stadtbevölkerung nach einer Wasserleitung reichte zurück auf den großen Brand von 1525. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 1525 brach im erzherzoglichen Zeughaus – dem Cillierhof, der heutigen Amalienburg – ein Brand aus, dem ein ganzes Stadtviertel zum Opfer fiel: Das Herrenviertel, die angrenzenden Straßenzüge der Bürgerstadt und das Stubenviertel brannten vollständig nieder. Mehr als 400 Häuser, etwa ein Drittel der ganzen Innenstadt, lagen in Schutt und Asche. Damals hatte Wien in etwa 1200 Häuser und verfügte über 600 bis 800 Hausbrunnen. Dieser verheerende Brand deckte nicht nur die schlechte Organisation der Brandbekämpfung, sondern auch den Mangel an Löschwasser auf. Erzherzog Ferdinand (1503-1564, ab 1531 Kaiser Ferdinand I.) beauftragte bereits 1526 den Wiener Stadtrat, ein Projekt auszuarbeiten, um fließendes Wasser in die Stadt zu leiten und Brunnenrohrhütten einzuführen. Dieses Projekt wurde nicht verwirklicht. Erst 1565 wurde auf Kosten der Stadt Wien eine Wasserleitung von den Quellen der zwischen Hernals und Dornbach gelegenen Einsattelung der Als errichtet und somit für die Bevölkerung Frischwasser zugeleitet. In einem Konzessionsbrief vom 12. August 1565 findet sich die erste Erwähnung dieser Hernalser Wasserleitung, mit dem die Grundherren Adam und Simon Geyer von Osterburg der Gemeinde Wien gestatten »zu gemainer Stat und ganzer Landsnothdurf Rörprunnen mit Ihren grozsen merkhlich Uncosten aus einem Casten auszerhalb Hernals auf der linkhen Seiten zwischen des Weingepurgs und des Fartwegs gegen Dornbach und dann zum Thail Wasser aus der gemein Prunnen im Dorff Hernals in die Stat Wien fueren zu lassen.« Der Wasserzufluss aus diesen Quellen scheint fortwährend einer Vermehrung bedurft zu haben, da sich ähnliche Konzessionen und Kontrakte wiederholt vorfinden, wie in einem Konzessionsbrief des Konvents zu St. Peter in Salzburg von 1573: »…das Prunnenwasser in Pleien Roren in die Stat laitten

und fueren lassen…consentiret und bewilligt…etc.« Die Hernalser Wasserleitung führte in unterirdischen Holzgränden durch das Dorf Hernals bis zum Stadtwall und von dort in Bleiröhren zu einem Brunnentempel am Hohen Markt (Schöpfbrunnen), wo sich auch ein kleiner Wasserbehälter nächst dem Fischbrunnenhaus befand. Durch die Hernalser Wasserleitung wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts Ausläufe in der Alser Straße, Am Hof, am Hohen Markt, im bürgerlichen Zeughaus und im Alten Rathaus mit Frischwasser versorgt. Der rasant steigende Bedarf machte die Erschließung immer neuer Quellen notwendig. An der Hernalser Hauptstraße/ Seitenbergstraße hat sich ein Markstein zur Abgrenzung eines Quellgebietes aus dem Jahr 1732 erhalten: »Gemainer Stadt Marchstein alda sich anfanget der Canal zu den eingeröhrten Stadtwasser – 1732«, mit dem Doppelwappen von Wien und Österreich. Heute, 450 Jahre später, erinnert der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz an die 1. Wiener Hochquellwasserleitung von 1873, der 1910 die 2. Wiener Hochquellwasserleitung folgte. Der fort-

Markstein der Hernalser Wasserleitung © Elsi Graf während steigende Bedarf nach Frischwasser spiegelt auch die Einwohnerzahl wider: Zirka 20.000-25.000 Mitte des 16. Jahrhunderts, heute zirka 1,8 Millionen. Konnte der Wasserbedarf vor 1565 noch mittels Hausbrunnen gedeckt werden, so liefern heute die Hochquellwasserleitungen aus dem Gebiet des Hochschwabes, der Rax und des Schneeberges das Wasser nach Wien.

Praxis Dr. Freud Täglich 10 - 18 Uhr

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Anniversarium

400 Jahre

Kaiserliche Favorita

Kaiserliche Favorita auf der Wieden Baubeginn vor 400 Jahren

Elisabeth Beranek

K

aiser Matthias I. (1557-1619) erwarb 1615 im Gebiet der heutigen Favoritenstraße einen Baugrund und begann mit der Errichtung eines Sommerschlosses, dessen Fertigstellung 1625 erfolgt sein dürfte. Ein Stich von Georg Matthäus Vischer aus dem Jahre 1672 zeigt die noch schlichte Gestaltung dieses Gebäudes. Die eigentliche Attraktion der Residenz war der Garten. Dieser wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts von Giovanni Battista Carlone nach dem Vorbild der Villa d´Este in Tivoli auf das Prunkvollste gestaltet. Wie Schönbrunn war das Schloss zunächst für lange Zeit Sitz der Kaiserinnen. So gehörte es von 1623 bis 1637 und von 1646 bis 1655 Kaiserin Eleonora von Gonzaga (1598-1655), der Gemahlin Ferdinands II., die den Namen »Favorita« vom elterlichen Palast bei Mantua auf ihren Wiener Sommersitz übertrug. Ferner von 1637 bis 1646 Maria Anna von Spanien (1606-1646), der ersten Gemahlin Ferdinands III., und schließlich dessen dritter Gemahlin, wieder einer Eleonora von Gonzaga (1630-1686).

und erhielt eine einheitliche Fassade. Die Architekten waren vermutlich Ludovico Ottavio Burnacini und Giovanni Tencala. Wieder war es der Garten, dem die meiste Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die Wiederherstellung und Errichtung neuer Anlagen wie des Gartentheaters, der Grotte und eines Turnierplatzes erfolgte in der Zeit von 1690-92 durch den französischen Gärtner Jean Trehet. Unter Leopold I. war die Favorita das kulturelle Zentrum der Kaisermetropole und Schauplatz prunkhafter Festlichkeiten und politischer Ereignisse. Eines der größten Feste fand 1698 während des Aufenthalts von Zar Peter I. von Russland statt.

Beim Herannahen der Osmanen 1683 wurde der Palast auf Befehl Rüdiger Graf Starhembergs, dem Verteidiger von Wien, niedergebrannt. Kaiser Leopold I. (16401705) entschloss sich für den Wiederaufbau; dabei wurde die Favorita aufgestockt

Maria Theresia (1717-1780) wählte Schönbrunn zu ihrer bevorzugten Sommerresidenz. Sie übergab die Favorita 1746 den Jesuiten mit der Verpflichtung, ein »Collegium Nobilium« einzurichten. Für die Verwendung als Schule erhielt das

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Während die Architektur des Gartens und seiner Anlagen von den Zeitgenossen in höchstem Maße bewundert wurde, war man von dem Gebäude mit seiner langen Fassade weniger begeistert. Dennoch wurde die Favorita der Lieblingsaufenthaltsort Leopolds I., Josephs I. und Karls VI., der hier auch starb. Seither wurde die Favorita nicht mehr als kaiserliche Sommerresidenz genützt.

Gebäude die notwendige bauliche Umgestaltung. Nach Auflösung des Jesuitenordens 1773 wandelte man das »Collegium« in die »Theresianische Akademie« um, die fünf Jahre später mit der Savoyischen Akademie vereinigt wurde. Kaiser Joseph II. (1741-1790), auch der »Reformkaiser« genannt, hob 1783 das Theresianum sowie alle Ritterakademien in den österreichischen Erbländern auf. Sein Neffe und Nachfolger Kaiser Franz II./I. (1768-1835) genehmigte die Wiedereröffnung unter der Leitung der Piaristen. Diese Neugründung war abermals von zahlreichen baulichen Veränderungen begleitet. Die Fassade wurde im klassizistischen Stil umgebaut. Der Mittelrisalit mit seiner Riesenpilasterordnung im ionischen Stil präsentiert im mächtigen Dreiecksgiebel den kaiserlichen Doppeladler. Die von Maria Theresia eingeleitete Schultradition des Hauses wird bis heute weitergeführt. Es beherbergt die Stiftung »Theresianische Akademie«, die ein öffentliches Gymnasium führt und seit 1964 die Diplomatische Akademie, die 1754 von Maria Theresia als »Orientalische Akademie« begründet worden war.

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Die kaiserliche Favorita, Kupferstich von Georg Matthäus Vischer 1672 © ÖNB


300 Jahre

Fux und Wagenseil

Musik bei den Habsburgern Die Hofkapellmeister Fux und Wagenseil

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Heiner Wesemann

ls mit Johann Joseph Fux 1715 erstmals kein Italiener Hofkapellmeister am Hof der Habsburger wurde, kam Georg Christoph Anton Wagenseil zur Welt, später Schüler und auch Nachfolger von Fux in diesem Amt. Durch diese beiden außergewöhnlichen Musiker wandelte sich das Hochbarock zur Wiener Vorklassik.

»Oh, es ist schade, dass Eure Majestät kein Virtuose geworden sind«, sagte Hofkapellmeister Johann Joseph Fux bewundernd, nachdem Kaiser Karl VI. 1718 seine Oper »Elida« dirigiert hatte. »Hat nichts zu sagen, hab’s halt so besser«, erwiderte der Kaiser, bereits der dritte, dem Fux diente. Und jeder von ihnen – Leopold I., Joseph I. und Karl VI. – war als Komponist so begabt, dass man ihn als solchen in Erinnerung haben würde – wären sie nicht Kaiser gewesen. Johann Joseph Fux hielt sich aus unbekannten Gründen über sein Leben stets bedeckt. Die Musikwissenschaft hatte Schwierigkeiten, Details über ihn herauszufinden, nicht einmal das Geburtsdatum (»um 1660«) steht fest, dafür aber der Geburtsort: Hirtenfeld in der Steiermark. Die Jesuiten haben ihn ausgebildet, in Ingolstadt war er Organist, mit Mitte 30 tauchte er in Wien auf. Es war das Paradies für Musiker – am kaiserlichen Hof gab es mehrere »Kapellen« (auch die Kaiserinnen-Witwen hatten ihre eigenen), in jedem Adelshaus, in jeder Kirche wurde auf hohem Niveau musiziert. Und offenbar sprachen sich Qualitäten herum – Fux, der als Organist im Schottenstift begann, war schon wenig später »Hofkompositeur« bei Leopold I. und akkumulierte wichtige Ämter. Auch der nächste komponierende Kaiser, Joseph I., schätzte ihn sehr, und dessen Bruder, Karl VI., nahm bei Fux Kompositionsunterricht und ernannte ihn 1715 zum Hofkapellmeister. Alle wichtigen Ereignisse am Kaiserhof wurden mit Fux-Werken bestückt, am eindrucksvollsten die böhmische Krönung von 1723 mit der Oper »Constanza e fortezza«. Es heißt, dass Fux seinem letzten Herren, Karl VI., nachstarb. Tatsäch-

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lich erfolgte sein Tod am 13. Februar 1741 nur wenige Monate nach dem des Kaisers. Fux, der unermüdlich komponierte, neben 18 Opern auch etwa 50 Messen, zahlreiche Oratorien, Partiten und Sonaten, galt als Meister des Kontrapunkts, zu dem er auch ein Standardwerk verfasste, das sogar die Italiener bewunderten – obwohl von einem Deutschen! Als Lehrer hatte Fux in dem 1715 in Wien geborenen Georg Christoph Anton Wagenseil einen besonders begabten Schüler, der später nicht nur Maria Theresia, sondern auch den meisten ihrer Kinder das Klavierspiel ganz hervorragend beibrachte und seinerseits Hofkapellmeister wurde. Wagenseil gilt als Höhepunkt der »Wiener Vorklassik«, Musikwissenschaftler gestehen ihm zu, dass er als Opernkomponist ein vollwertiger Vorläufer von Christoph Willibald Gluck war und bezeichnen ihn als einen der musikalischen »Väter« von Joseph Haydn. Es ist tragisch: Trotz alledem wäre Wagenseil völlig vergessen,

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Johann Joseph Fux

wenn nicht… wenn er sich nicht unwillentlich in die Biographie von Wolfgang Amadeus Mozart hineingeschrieben hätte. 1762 musizierte der sechsjährige »Wolferl« in Schönbrunn vor Maria Theresia und ihren Kindern, ein hyperaktives, entzückendes Wunderkind von damals schon bemerkenswertem Selbstvertrauen. Auf der Suche nach Ebenbürtigkeit, die er in der kaiserlichen Familie nicht fand, begehrte er, man solle Herrn Wagenseil rufen, der verstehe was von Musik. Der Herr Hofkapellmeister, einer der besten Klavierspieler seiner Zeit, erschien und Wolferl teilte ihm mit, er werde nun etwas von ihm spielen, Wagenseil solle ihm die Noten umwenden. Er hat es getan, die Episode steht in jeder Mozart-Biographie. Und ist vielleicht die einzige Gelegenheit, dass auch wirkliche Musikfreunde dem Namen Georg Christoph Wagenseil begegnen.

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Anniversarium

250 Jahre

Kaiser Franz I. Stephan

Eine Hochzeit und ein Todesfall Zum 250. Todestag von Kaiser Franz I. Stephan

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Hedy Fohringer

aiser Franciscus, mein gemahl, hat gelebt 56 jahr, 8 monat, 10 tage, ist den 18. Augusti 1765 gestorben, halbe 10 uhr abends. Also gelebt monate 680, wochen 2958, täge 20.778, stunden 496.992.« Diese berührenden Worte brachte Maria Theresia zu Papier, als ihr Ehemann, Kaiser Franz I. Stephan (1708−1765), während der Hochzeitsfeierlichkeiten anlässlich der Vermählung von Erzherzog Peter Leopold und Maria Ludovica, der spanischen Infantin, in Innsbruck unerwartet verstarb. Er war ihr treuester Weggefährte, Vater ihrer sechzehn Kinder. Die Anreise nach Tirol dauerte elf Tage und war sehr anstrengend aufgrund des gesellschaftlichen Begleitprogramms an den Rasttagen. Während die Regentin abends lieber allein speiste und früh zu Bett ging, lud der Kaiser die Honoratioren ein, an seiner Tafel Platz zu nehmen. Die Stadt hatte sich für diesen Anlass fein herausgeputzt, auch wenn niemand verstehen konnte, »warumen diese Frau wider des Kaisers und Ministerii Willen und Einrathen« sich für Innsbruck entschied, zumal die Kosten doppelt so hoch waren wie in Graz oder Mailand. Der Kaiser schien trotz des großen Repräsentationspensums, das es zu absolvieren galt, bei guter körperlicher Verfassung zu sein. Vielmehr gab der GesundheitszuPorträtmedaillon Franz Stephan, Triumphpforte in Innsbruck © Innsbruck Tourismus

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stand des frisch vermählten Erzherzogs Anlass zu Sorge, der schwer an einem gastrointestinalen Infekt litt. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen hatten einem bestimmten Programm zu folgen, so auch an jenem Nachmittag des 18. August 1765. Franz Stephan spielte zunächst Karten mit Maria Ludovica und Prinzessin Charlotte. Danach folgte ein Theaterbesuch von Goldonis Stück »Il tutore«. Ganz dem Reglement entsprechend hatte er um Punkt 19.30 Uhr die vom berühmten Leibarzt der Familie, Gerard van Swieten, verordnete Medizin einzunehmen. Danach blieb der Kaiser bis zum Ende der Ballettaufführung »Iphigenie.« Gegen 21.00 Uhr musste er »wie die Tiroler Landschaft« treppauf und treppab die langen Gänge der Hofburg zurücklegen, um zu seinem Appartement zu gelangen. Doch er sollte es nicht mehr erreichen. Eine plötzliche Schwäche überfiel den Kaiser. Es half nichts, dass ihn seine Begleiter, vor allem sein Sohn Joseph, sofort auf das Rollbett eines Dienstboten legten. Auch mit dem Aderlass des herbeigeholten Arztes kam jede Hilfe zu spät. Franz Stephan starb. Während Maria Theresia in tiefer Trauer versank, organisierte ihr Sohn Joseph, Kronprinz und Nachfolger im Reich, die Begräbnisfeierlichkeiten, die beim Ableben eines Kaisers nach streng protokolla-

risch festgelegten Abläufen stattzufinden hatten. Nach der obligaten Obduktion und einer dreitägigen Aufbahrung im schwarz ausgeschlagenen Riesensaal der Innsbrucker Hofburg wurde der Sarg per Schiff nach Wien transportiert. Am 31. August abends erfolgte die Beisetzung in der Kaisergruft. Kein einziges Mitglied der kaiserlichen Familie war anwesend. Maria Theresia und Joseph kehrten erst am 5. September nach Wien zurück. Joseph, der erste Habsburg-Lothringer, sollte von sich sagen: » Ich habe nicht die Denkungsart, um die Rolle meines Vaters spielen zu können«. Doch er irrte: Joseph vereinte beide Temperamente, die des wirtschaftlich begabten Vaters und der machtbewussten Mutter in seinem Führungsstil und ging als Kaiser Joseph II. als einer der reformtüchtigsten Habsburger in die Geschichte ein. Nach dem Tod der Mutter fand er eine handgeschriebene Notiz in ihrem Gebetbuch: »Mein glickhlicher ehestand war 29 jahr, 6 monat, 6 täge, umb die nembliche stund, da ich ihm die Hand gegeben, auch an einem Sonntag, ist er mir entrissen worden. Macht also: Jahr 29, Monat 335, Wochen 1540, Täge 10.781, Stunden 258.744.«

Literatur: Brigitte Hamann (Hrsg.), Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon (Wien 1988) Fred Hennings, Uns sitzet zur linken Hand. Franz Stephan von Lothringen (Wien/Berlin/Stuttgart 1961) Renate Zedinger, Hochzeit im Brennpunkt der Mächte. Franz Stephan von Lothringen und Erzherzogin Maria Theresia (Wien/ Köln/Weimar 1994) Renate Zedinger, Franz Stephan von Lothringen (1708−1765). Monarch – Manager – Mäzen (Wien/Köln/ Weimar 2008)

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250 Jahre

Johann Wilhelm Klein

Bildung für blinde Menschen Zum 250. Geburtstag von Johann Wilhelm Klein

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Franziska Pfister

ohann Wilhelm Klein wurde 1765 in Alerheim bei Nördlingen geboren. Nach der Schulausbildung und einem Jus-Studium an der Hohen Karlsschule in Stuttgart arbeitete er zunächst als Sekretär beim fürstlichen Oberamt in Alerheim. Wegen der napoleonischen Eroberungszüge herrschte zu dieser Zeit bittere Not in seiner Heimat, die er trotz seines tatkräftigen Einsatzes als Oberamtspfleger nicht wirklich lindern konnte. Zunehmend unzufrieden mit seinen Aufgaben entschloss er sich deshalb 1799, nach Wien zu reisen. Über seine ersten Jahre in Wien ist wenig bekannt, aber wahrscheinlich bestritt er seinen Unterhalt zumindest teilweise als Hauslehrer des Grafen Wallis. Ehrenamtlich war er auch als Armenbezirksdirektor tätig und hatte deshalb mit vielen armen Blinden zu tun. Sein erster Schüler, den J.W. Klein in seiner Privatwohnung in der Landstraße Nr. 34 in Wien unterrichte, war der damals neunjährige Jacob Braun aus Bruck an der Leitha, der durch die Pocken erblindet war. Am 13.5.1804 gründete Klein das erste Blindeninstitut im deutschsprachigen Raum in Wien und widmete sich nun ganz den Blinden. Er schuf Voraussetzungen zu deren Schulbildung und Erziehung, mit der er sie auf ein Berufsleben vorbereiten und zu »vollwertigen Mitgliedern in der Arbeitswelt« und der menschlichen Gesellschaft machen wollte. Bereits im 19. Jahrhundert setzte er tastbare Landkarten zum Orientierungstraining, Modelle von Gebäuden und Tieren, Kalender mit tastbarer Schrift sowie eine Tastuhr ein. Auch der musikalische Unterricht kam bei ihm nicht zu kurz. So lernte Jacob Gitarre, Harfe, Klavier und Gesang. Die Notenschrift machte Klein seinem Schüler durch Messingnägelchen zugänglich, die in ein Holzbrett eingeschlagen waren. Er war ein Gegner der Brailleschrift, da sie der Schrift Sehender nicht ähnlich war. Klein entwickelte daher einen »Stachel-Typen-Apparat«, mit dem er die Großbuchstaben der lateinischen Schrift in punktierter Form ins Papier drücken konnte. Schon nach einem Jahr wagte er eine erste öffentliche Prüfung. Durch den großen Erfolg konnte er einer breiten Öffentlich-

keit die Bildbarkeit eines blinden Kindes vorstellen. Zunächst wurde diese private Schule nur durch Spenden finanziert, aber nachdem es immer mehr Schüler gab, reichten die Spendengelder nicht mehr aus. Klein wandte sich deshalb an Kaiser Franz I. mit dem Ersuchen um staatliche Hilfe, die ihm 1808 auch gewährt wurde. Nun wurde das Blindeninstitut auf Kosten des Staates geführt und 1816 in den Rang einer Staatsanstalt erhoben. Jetzt führte das Institut den Titel »kaiserlich-königliches Blindenerziehungsinstitut« mit J. W. Klein als erstem Direktor. 1826 errichtete Klein in der Wiener Josefstadt eine »Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde« und betätigte sich auch als Schriftsteller. Das

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»Lehrbuch zum Unterrichte Blinder«, das er 1819 schrieb, wurde zum Wegweiser für Generationen von Blindenlehrern. Am 12. Mai 1848, im Alter von 83 Jahren, verstarb Klein nach einem erfüllten und außerordentlich erfolgreichen Leben an einer Lungenentzündung. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Zentralfriedhof in Wien. 1862 wurde in Wien die Kleingasse im 3. Bezirk nach ihm benannt.

Tipp: Museum des Blindenwesens, Wittelsbachstraße 5, 1020 Wien

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Anniversarium

200 Jahre

Wiener Kongress

Die Neuordnung Europas Das Ende des Wiener Kongresses vor 200 Jahren Anna Ehrlich und Christa Bauer

A

m 9. Juni 1815 wurde die »Wiener Kongressakte« unterzeichnet, die den Abschluss eines Kongresses bedeutete, der als der »tanzende« in die Geschichte eingegangen ist. Rund neun Monate lang verhandelten die Herrscher und diplomatischen Vertreter von über 200 Staaten und Städten in Wien über eine politische Neuordnung Europas. Sie war nötig geworden, da Napoleon mit seinen Kriegen die Landkarte Europas maßgeblich verändert, Herrscherdynastien gestürzt und die Grenzen derer Länder neu gezogen hatte.

Von Anfang an gestalteten sich die Verhandlungen äußerst schwierig, vor allem wegen der Gebietsansprüche, die Russland und Preußen stellten. Preußen wollte sich Sachsen einverleiben, dessen König Friedrich August I. (1750-1827) bis zum Kriegsende Napoleons Verbündeter geblieben war. Russland wiederum erhob Ansprüche auf Polen, das schon vor den Koalitionskriegen zwischen Russland, Preußen und Österreich geteilt worden

war. Durch die starre Haltung Zar Alexanders von Russland (1777-1825) wäre es beinahe zum Ausbruch eines neuen Krieges gekommen, doch durch ein Bündnis zwischen Österreich, Großbritannien und Frankreich konnte dies gerade noch verhindert und eine Einigung in der polnischen und sächsischen Frage erzielt werden. Die Beratungen lagen zum größten Teil in den Händen der Diplomaten, allen voran bei Fürst Clemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859) für Österreich und Fürst Charles-Maurice TalleyrandPérigord (1754-1838) für Frankreich. Talleyrand konnte sein Land, obwohl Verlierermacht, als fünfte Großmacht beim Kongress etablieren. Metternich und Talleyrand waren sich trotz aller Vorteile, die sie für ihre Länder beim Kongress zu erreichen versuchten, in einem wesentlichen Punkt einig: Ihr Ziel war die Schaffung und Erhaltung des europäischen Gleichgewichts, es ging vorrangig um eine funktionierende europäische Sicherheitsordnung.

Nicht nur territoriale Themen wurden beim Kongress behandelt: Auch Menschenrechte wie die Abschaffung des Sklavenhandels, die Bestätigung der Neutralität der Schweiz sowie ein diplomatisches Reglement fanden Eingang in die Kongressakte. Neue Bündnisse wurden geschlossen: Der Deutsche Bund und die umstrittene »Heilige Allianz«, die von Zar Alexander I. entworfen und von Metternich ein »tönernes Nichts« genannt wurde. Organisatorisch gab es am Wiener Kongress ein Novum, denn erstmals wurden eigene Kommissionen und Ausschüsse eingesetzt, die neben dem zentralen Gremium der fünf Großmächte und dem Ausschuss der acht Signatarmächte des ersten Pariser Friedens arbeiteten und die notwendigen Beschlüsse vorbereiteten. Der Kongress brachte letztlich aber auch die Unterdrückung liberaler und nationaler Strömungen, vor allem letztere wurden außer Acht gelassen, wie etwa in Italien oder Polen. Dennoch muss man sagen, dass der Kongress bei aller Kritik sein wichtigstes Ziel erreichte: Er brachte Europa eine Epoche des Friedens, die rund 40 Jahre lang andauerte, was für den Kontinent ein Novum bedeutete. Wien etablierte sich damals als Kongressstadt, auch heute noch gilt Wien als eine der beliebtesten Kongressstädte der Welt: Laut Statistik der International Congress and Convention Assiciation ICCA von 2013 belegt Wien nach Paris und Madrid weltweit den dritten Rang!

Literatur: Die Wiener Kongressakte, Wikimedia Commons, © Thomas Ledl CC-BY-SA 4.0

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Anna Ehrlich und Christa Bauer, Der Wiener Kongress. Diplomaten, Intrigen und Skandale (Wien 2014)

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200 Jahre

Metronom

Endlich im richtigen Takt 1815 wurde das Metronom patentiert

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Carles Batlle i Enrich

er Wiener Kongress bedeutete für die Wiener Musik den Anfang ihres Siegeszuges durch die europäischen Höfe. In dieser Zeit wurde eine wichtige musikalische Erfindung patentiert, wenn auch nicht durch den wahren Erfinder selbst: das Metronom.

Metronom von Mälzel 1815, Standort: Sammlung alter Musikinstrumente Wien (Neue Burg)

Seit 1792 wohnte in Wien ein gewisser Johann Nepomuk Mälzel (1772-1838), Sohn eines Orgelbauers und Mechanikers aus Regensburg. In Wien studierte er Mechanik und etablierte sich vor allem als Hersteller von Musikautomaten, die ihn in ganz Europa berühmt machten. Dank seines Geschicks konnte er auch ein mechanisches Instrument entwickeln: das sogenannte Panharmonikon, das die Instrumente einer ganzen Musikkapelle vereinigte. Für ihn komponierte kein Geringerer als Ludwig van Beethoven sein Werk »Wellingtons Sieg«. Die Aufführungen wurden zu einem wahren Triumph. Auch Luigi Cherubini und Antonio Salieri komponierten Stücke für dieses faszinierende Instrument. Für Beethoven baute Mälzel aber auch Hörrohre! Seit 1805 von seinem ebenfalls nach Wien gezogenen Bruder Leonhard (1783-1855) unterstützt, bekam er den Titel eines k. k. Hof-Kammermaschinisten und eröffnete ein Kunstkabinett mit Werkstatt. Auch mechanische Theater oder Dioramen, wie zum Beispiel eines mit dem publikumswirksamen Titel »Der Brand von Moskau«, wurden zu großen Erfolgen. Ja sogar Beinprothesen baute er während der Napoleonischen Kriege, was sein Gespür für gute Geschäfte beweist. Berühmt wurde er aber vor allem wegen eines Automaten, den er nach dem Tod seines Erfinders gekauft, umgebaut und um eine Sprechmaschine erweitert hatte: der »Schachtürke«. Mit ihm ging er auf Reisen durch ganz Europa, bevor er nach Amerika aufbrach. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens verbrachte er hauptsächlich in der Neuen Welt, kam aber immer wieder nach Europa, um weitere Tourneen zu absolvieren. Auf einer Rückfahrt von Kuba im Juli 1838 verstarb Mälzel auf dem Schiff und wurde auf hoher See beigesetzt.

Den Weltruhm erlangte Mälzel aber durch die Ergänzung, Formveränderung und Patentierung eines »Musik Chronometers«, angefertigt 1814 von einem in Amsterdam lebenden deutschen Mechaniker und Orgelbauer namens Dietrich Nikolaus Winkel (1780-1826), den er dort kennengelernt hatte. Im Gegensatz zu anderen Zeitmessern der Zeit hatte Winkel einen Taktmesser entwickelt, der ein Doppelpendel mit verschiebbarem Gewicht beinhaltete, woraufhin Mälzel versuchte, Winkel seine Erfindung abzukaufen. Da dieser sich jedoch weigerte, schuf Mälzel seine eigene Version: Das Gehäuse bekam die Form einer Pyramide (ganz nach dem Geschmack der Zeit), und das Pendel wurde mit einer Skala versehen. Dieses

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Metronom ließ er 1815 in London und Paris patentieren, später in Wien und Bayern. Die Metronome wurden in Wien von Mälzels Bruder Leonhard hergestellt. Mit dem Metronom erfüllte sich der Traum von einem präziseren System zur Definition des Tempos, anstatt wie damals üblich nur mittels Bezeichnungen wie Allegro, Presto oder Adagio. Winkel versuchte allerdings die Erfindung für sich zu reklamieren und bekam in den Niederlanden tatsächlich recht. Mälzel scheint jedoch geschäftstüchtiger gewesen zu sein, vor allem weil er sich die Unterstützung namhafter Komponisten wie Beethoven oder Salieri sicherte. Und so wird heute nur noch der Name Mälzel mit dem Metronom in Verbindung gebracht.

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Anniversarium

150 Jahre

Ringstraße

Städteplanerische Meisterleistung 1865: Die Ringstraße wird dem Verkehr übergeben

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Renate H. Piffl

lötzlich kam Bewegung in die wartende Menge. Vom Kärntner Ring her näherte sich eine sechsspännige Kutsche mit dem Kaiserpaar. Wie jedes Jahr am 1. Mai feierte man das Frühlingsfest mit einer Fahrt in den Prater. Erstmals fuhr man dabei über die neu angelegte Trasse der Ringstraße, wo Kaiser Franz Joseph am festlich geschmückten Platz vor dem Äußeren Burgtor in Anwesenheit von Bürgermeister Andreas Zelinka und hohen Vertretern von Regierung und Gemeinde die offizielle Eröffnung derselben vornahm. Danach setzte man die Fahrt in den Prater fort, gefolgt von mehr als hundert Equipagen. Den Festgästen von damals mag die Sache wohl ein bisschen gespenstisch vorgekommen sein, war doch die Mehrzahl der geplanten Gebäude noch gar nicht vorhanden oder erst in Bau. Es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis sich dieser vier Kilometer lange, hufeisenförmige Boulevard in all seiner Pracht präsentieren würde. Schon die Schleifung der auf die Babenbergerzeit zurückgehenden und über Jahrhunderte mit Ravelins, Basteien, Gräben und Glacis verstärkten Befestigungsanlage gestaltete sich mühsam. Bereits im 18. Jahrhundert war deren militärische Effizienz umstritten, und Basteien und Glacis entwickelten sich zu beliebten Erholungsräumen. Als dann 1809 Napoleon auf seinem Rückzug nach der

Besetzung Wiens die Burgbastei sprengte und man später die 1850 eingemeindeten Vorstädte endlich auch physisch mit der Innenstadt verbinden wollte, kam es zum Befehl des Kaisers vom 20.12.1857, die alten Bastionen zu schleifen. 1858 wurde ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Preisgekrönt wurden die Pläne von Ludwig Förster, Friedrich Stache, August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll. Eine Quintessenz aus diesen Entwürfen führte schließlich zum vom Kaiser 1859 genehmigten Grundplan: Eine Prachtstraße sollte entstehen, öffentliche und private Bauten harmonisch aneinandergereiht, mit Parkanlagen verbunden, von Denkmälern und Alleen gesäumt. Ziel war ein Gesamtkunstwerk im Stil des Historismus: Man griff auf vergangene große Kunstepochen zurück, um jenen Stil zu wählen, der die Funktion des jeweiligen Gebäudes am besten lesbar machte. Für das Gelingen dieses Projektes bürgten hochrangige Architekten: Außer den oben genannten Preisträgern u.a. Theophil Hansen, Heinrich Ferstel, Gottfried Semper, Carl Hasenauer und Friedrich Schmidt. Mit der Innenausstattung befassten sich Künstler wie Hans Makart sowie Moritz von Schwind und Carl Rahl, später auch die Gebrüder Klimt und Franz Matsch. Die Finanzierung dieses Großprojektes wurde

Blick über die jung bepflanzte Ringstraße mit dem Äußeren Burgtor, um 1870 © ÖNB / Stauda

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1860 dem Stadterweiterungsfonds übertragen. Ihm oblag die Verwertung von Altobjekten und Baugründen, um damit die öffentlichen Repräsentationsbauten zu finanzieren. Die Gemeinde Wien war für infrastrukturelle Maßnahmen zuständig, aber auch für die Errichtung von Gebäuden (Rathaus, Schulen, etc.) und Parkanlagen. Anhaltender Widerstand des Militärs, das die Innenstadt gegen Aufstände der Vorstadtbevölkerung (zuletzt 1848) geschützt wissen wollte, führten zum Bau von zwei Kasernen am jeweiligen Ende des Ringbogens: Der Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne am Stubenring (Abriss 1901) und der Kronprinz-Rudolph-Kaserne (heutige Roßauer Kaserne) am Schottenring. Auch die Breite der Ringstraße von 57m und deren Anlage (geradlinige Abschnitte, dadurch Schussfreiheit) waren Zugeständnisse an das Militär. Für den Schwerverkehr wurde eine parallel laufende »Lastenstraße« vorgesehen. Zur Stimulierung der privaten Bautätigkeit in der Stadterweiterungszone wurde 1859 Steuerfreiheit bis zu 30 Jahren gewährt. Auch die Aussicht auf Nobilitierung war Anreiz, an der Ringstraße zu bauen. Insbesondere sollte das mit dem Adel wetteifernde Großbürgertum mit dem Kauf von Grundstücken die öffentlichen Bauten der Ringstraße finanzieren. So war eines der ersten Gebäude am Opernring, noch vor der Hofoper (1869), ein Privatbau: Der Zinspalast des Heinrich von Drasche, einem Ziegelfabrikanten, dessen Arbeiter aus Böhmen und Mähren, auch »Zieglböhm« genannt, in dieser Zeit Schwerarbeit leisten mussten. Um die Bautätigkeit weiter anzukurbeln hob man 1860 das Grunderwerbsverbot für Juden auf. In der Folge entstanden so prächtige Bauten wie die Palais Schey, Epstein, Todesco und Ephrussi, um nur einige zu nennen. Der Hochadel, der nur wenige Palais am Ring errichtete, beobachtete dieses Baugeschehen allerdings mit Distanz und verspottete die Bauten des Geldadels als »Palazzi Prozzi« oder »geschmacklose Zinskasernen«. Doch gerade die Salons dieser Palais entwickelten sich in der Folge zu Treffpunkten einer intellektuellen

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Elite, die für einen beeindruckenden Aufschwung von Kunst und Kultur dieser Epoche sorgte. Dem rasanten Bauboom ab 1869 folgte im Mai 1873 ein Börsenkrach. Die Folge war der Konkurs zahlreicher Banken, Privatpersonen und Unternehmen. In dieser Zeit der Depression konzentrierte man sich auf öffentliche Bauten. Ein wichtiger Schritt war getan, als es Bürgermeister Cajetan Felder gelang, den Kaiser zur Aufgabe des Paradeplatzes am Josefstädter Glacis zu bewegen. Damit war der Weg zur Errichtung von drei wichtigen Monumentalbauten frei. Zwischen 1872 und 1884 entstanden das Parlament, das Rathaus und die Universität. In den 1870iger Jahren kam es zum Plan von Gottfried Semper, ein Kaiserforum zwischen Hofburg und den Hofstallungen zu errichten. Dieser Plan wurde allerdings nicht verwirklicht. Der Hauptteil, die Neue Burg, blieb mit nur einem ausgeführten Flügel ein Torso. 1900 beschloss man die Schleifung der Franz-Joseph-Kaserne am Stubenring. Otto Wagner, ein massiver Kritiker des Ringstraßenstils, zeigte dort mit dem Bau der Postsparkasse seine Auffassung von moderner Architektur. 1913,

Ringstraße

So sah das Kaiserpaar die Hofoper 1865 knapp vor Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde genau gegenüber, als letzte Demonstration kaiserlicher Macht, der Monumentalbau des Kriegsministeriums errichtet. Insgesamt wurden zwischen 1857 und 1914 um die 850 Bauprojekte realisiert. Nach dem verlorenen Weltkrieg und dem Ende der Donaumonarchie war die junge, 1918 gegründete Republik an den Bauten der Ringstraße nicht mehr interessiert. Das »Anschlussjahr« 1938 brachte dann die Enteignung und Vertreibung der Juden auch aus ihren Ringstraßenpalais, womit ein Kapitel Kunst- und Kulturgeschichte des Landes für immer zugeschlagen wurde. 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, war man damit beschäftigt, Bombenschäden zu beheben, teilweise auch neu zu bauen. Der einzige erwähnenswerte Neubau der unmittelbaren Nachkriegszeit ist das 1955 von Erich Boltenstern erbaute Hochhaus am Schottenring. Immer wieder war und ist die Ringstraße Ort von historischen Auftritten: Von Festzügen des Kaiserhauses über die traditio-

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nellen Maiaufmärsche der Sozialdemokraten (erstmals 1893), der Ausrufung der Ersten Republik (1918) bis zum Marsch Adolf Hitlers zum Heldenplatz. Über die Jahre entwickelte sie sich von der Flaniermeile des gehobenen Bürgertums zu einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt. Dennoch bietet sie mit ihren Sehenswürdigkeiten, großzügig angelegten Parkanlagen, den breiten mit Radwegen ausgestatteten Alleen und den zahlreichen Cafés und Restaurants immer noch Erholung pur. Seit 2001 gehört dieser einzigartige Prachtboulevard zum UNESCO-Weltkulturerbe »Historisches Zentrum Wien«.


Anniversarium

150 Jahre

Rudolfstiftung

Eröffnung der Rudolfstiftung Zum Besten der armen leidenden Menschheit

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Maria Zajko

Fotos: © Rudolfstiftung KAV

itte des 19. Jahrhunderts hatte Wien zwei Krankenhäuser, nämlich das Allgemeine Krankenhaus und das Krankenhaus Wieden. Da der Bettenbedarf aber höher war, ordnete Kaiser Franz Joseph (1830–1916) am 26.8.1858 den Bau eines weiteren Spitals an. Das neue Haus sollte »mindestens eintausend Kranke ohne Unterschied der nationalen Angehörigkeit und Religion« aufnehmen können. Zu Ehren seines erstgeborenen Sohnes Rudolf, der fünf Tage

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vorher am 21.8. zur Welt kam, sollte es »für immer währende Zeiten den Namen Rudolph-Stiftung führen«. Dies war dem Kaiser wichtiger als kostspielige Feierlichkeiten anlässlich der Geburt des Kronprinzen. Der Kaiser stellte 37.120m² seines Kaisergartens in der Vorstadt Landstraße zur Verfügung. Er ordnete an, dass die notwendigen Geldmittel zum Bau des Krankenhauses dem Hofspitalfonds entnommen werden sollten. Gleichzeitig stiftete

er 20.000 Gulden (ungefähr 250.000 Euro) für die Armen der Stadt. Nach der Ausschreibung langten 23 Projekte ein. Die Wahl fiel auf Pläne des Architekten Josef Horky (1825-1895). 1860 begann im östlichen Teil des Kaisergartens der Bau der Stiftung in einer etwas verkleinerten Variante. Die Bauzeit des 860-Betten-Hauses betrug vier Jahre. Die Baukosten für das technisch vorbildliche Spital machten mehr als drei Millionen Gulden (ungefähr 37,5 Mio. Euro) aus. Das neue Krankenhaus hatte eine Gasbeleuchtung, eine Koksheizung und sieben eigene Trinkwasserbrunnen. Im Jahr 1884 verfügte die Rudolfstiftung über acht Abteilungen, in denen 143 Bedienstete arbeiteten. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 32 Tage, die häufigsten Diagnosen waren venerische Krankheiten, Tuberkulose und Skabies (Krätze). Es gab 30 Krankensäle mit 18 bis 27 Betten. Für die bettelarmen Patienten bedeuteten die reichliche Ernährung und die Wannen- und Brausebäder einen ungewohnten Luxus. Am 12. Dezember 1864 unterzeichnete der sechsjährige Kronprinz Rudolf eigenhändig die Urkunde zur Schlusssteinlegung, sodass im Februar 1865 die Rudolfstiftung in Betrieb genommen wurde. Im Zweiten Weltkrieg übernahm das Militär das Haus als Reservelazarett. 1945 wurden die Kriegsschäden notdürftig behoben und das Krankenhaus kam in den Besitz der Stadt Wien. 100 Jahre nach der Gründung beschloss der Gemeinderat, ein neues, modernes Krankenhaus zu bauen. Zwischen 1965 und 1976 wurde das gesamte Gebäude abgerissen. Auch Versuche, wenigstens den Eingangsbereich des Spitals zu retten, scheiterten. Mit dem Abriss verschwand ein bedeutender Monumentalbau des Romantischen Historismus abseits der Ringstraße aus dem Wiener Stadtbild. 1977 wurde der 17-stöckige Neubau eröffnet. Im Dezember 2012 hieß es: »Elisabeth trifft Rudolf«. Das Kaiserin Elisabeth-Spital wurde geschlossen und Mitarbeiter aus vielen Bereichen kamen in die Rudolfstiftung. Die Chirurgie mit Schwerpunkt »Schilddrüse« übersiedelte und es entstand unter anderem das größte Schilddrüsenzentrum Österreichs.

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150 Jahre

Pferdestraßenbahn

Die Pferdestraßenbahn in Wien 150 Jahre

Elisabeth Scherhak Die Pferdestraßenbahn in Wien © Archiv der Wiener Linien

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ine großzügige Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in Wien war erst nach Schleifung der alten Stadtmauern möglich, die Kaiser Franz Joseph mittels Dekret vom 20. Dezember 1857 anordnete. Die erste Pferdestraßenbahn führte ab 4. Oktober 1865 vom ehemaligen Schottentor der Stadtmauer nach Hernals und wurde kurze Zeit danach bis Dornbach verlängert. Die Firma Schaeck-Jaquet & Comp. suchte auch um eine Konzession für die Errichtung anderer Strecken an. Da es nun mehrere Mitbewerber gab und die Bedingungen des Gemeinderates verschärft wurden, schlossen sich die werbenden Unternehmen 1867 zur Wiener Tramwaygesellschaft zusammen. Diese erhielt die Bewilligung zum Bau weiterer 63 Kilometer Straßenbahnlinien in den folgenden 35 Jahren. In den ersten Jahren konnte der Fahrgast die Straßenbahn überall nach Verlangen anhalten, um ein- und auszusteigen. Erst 1868 schuf die Gesellschaft fixe Haltestellen, wodurch der Fahrbetrieb regelmäßiger abgewickelt werden konnte. 1869 wurden die neue Ringstraße und der Kai mit der Pferdestraßenbahn befahren. Neue Strecken entstanden auch durch die Mariahilfer Straße bis Penzing (heute Kennedy-Brücke) und durch die Währinger Straße und die Nußdorfer Straße bis Döbling. Mit dem Bau dieser Linien waren die Finanzmittel der Gesellschaft vorerst erschöpft. Man musste schließlich die dem Bau der Bahn im Wege stehenden Häuser mit horrenden Summen ablösen.

Außerdem war die Straßenbahngesellschaft damals noch nicht von Steuern befreit, das war erst 1894 der Fall. Ing. Gustav von Dreyhausen löste sich von der Wiener Tramwaygesellschaft und bekam gemeinsam mit der Wiener Baugesellschaft und der Wiener Handelsbank eine Konzession zur Errichtung eines Pferdebahnnetzes am Gürtel und in die Vororte. 1873 nahm diese »Neue Wiener Tramwaygesellschaft« ihre erste Strecke durch die Neulerchenfelder Straße und die Ottakringer Straße bis zum Schottenhof in Betrieb. Kurze Zeit danach eröffnete man die Pferdestraßenbahn vom Gürtel über die Märzstraße und die Hütteldorfer Straße nach Breitensee. 1874/75 wurden durch die Gürtellinie von der Mariahilfer Straße zur Ottakringer Straße erstmals zwei Linien miteinander verbunden und Umstiegstellen geschaffen. Diese Gürtellinie verlief außerhalb des damals noch vorhandenen Linienwalls. Wegen der Weltausstellung 1873 bewilligte der Gemeinderat neue Straßenbahnlinien wie die heutige Linie 5. Eine weitere, sehr lange Strecke führte vom Schwarzenbergplatz zum neu errichteten Zentralfriedhof, die zur Allerheiligenzeit immer besonders stark frequentiert war. Bis 1883 wurde das nun 60 Kilometer lange Straßenbahnnetz ausschließlich mit Pferdekraft betrieben. Erst dann konnte sich die Dampftramway durchsetzen. Die Arbeitsbedingungen der Kondukteure und Kutscher waren sehr hart. Es gab lange Arbeitszeiten und schlechte Löhne. Noch dazu wurde das Personal für alle

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Schäden an Wagen und Pferden persönlich zur Verantwortung gezogen. Daraufhin kam es im April 1889 zum ersten Streik, der das Gesellschaftsgefüge der Stadt stark erschütterte. Danach schlossen sich die Betroffenen - Gewerkschaften gab es damals noch nicht - zu einem Verein zusammen. Nach Ausmusterung der kriegszerstörten Wagen waren 1949 noch 91 ehemalige Pferdetramwaywagen in Betrieb. Diese kleinen Beiwagen mit offener Plattform wurden auf Grund des starken Schaukelns im Volksmund als » Hutscherln« bezeichnet. Sie waren noch bis 1958 von Sievering zum Schottentor unterwegs. Am 13. September 2014 wurde das interessante Verkehrsmuseum Remise der Wiener Linien im 3. Bezirk eröffnet.

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Anniversarium

150 Jahre

Carl Rahl

Carl Rahl

150. Todestag des Wegbereiters der monumentalen Historienmalerei

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Christine Triebnig-Löffler

arl Rahl (1812–1865) erhielt die erste Ausbildung bei seinem vielseitig gebildeten Vater, dem Maler und Kupferstecher Carl Heinrich Rahl, und war schon in jugendlichen Jahren mit Dichtung und Geschichte des klassischen Altertums vertraut. Nach Studien in Wien, München und Stuttgart folgten Studienreisen nach Großbritannien und Frankreich sowie ein mehrjähriger Aufenthalt in Rom. Dort entstand 1840 das große Altargemälde »Heiliger Josef von Calasanz« für die Piaristenkirche in Wien. Zur Schaffensperiode in Rom zählen auch groß dimensionierte Historienbilder wie »Karl von Anjou bei der Leiche Manfreds nach der Schlacht von Benevent am 26. Februar 1266« und die »Christenverfolgung in den römischen Katakomben«. Rahl schuf zudem die Fresken für die 1841 fertig gestellte Universität Athen.

1850 erfolgte die kurzzeitige Berufung an die Wiener Akademie der bildenden Künste; 1851 kam es zur Gründung einer privaten Meisterschule, die als »RahlSchule« zu einer bedeutenden Institution wurde und aus der Maler wie Christian Griepenkerl, Eduard Bitterlich und August Eisenmenger hervorgingen. 1863 bis 1865 war Rahl erneut Professor an der Wiener Akademie; er erhielt zahlreiche öffentliche und private Aufträge für Fresken, Wand- und Deckenbilder: Baron Georg Simon von Sina beauftragte Rahl mit Bildern sowohl für die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit am Alten Fleischmarkt in Wien als auch für sein Palais am Hohen Markt. Für Eduard von Todesco, den Besitzer der Textilfabrik Marienthal, schuf Rahl Deckengemälde mit Darstellungen des Paris-Mythos für dessen Palais in der Kärntner Straße. Dem Wunsch des Archi-

tekten Theophil Hansens entsprechend, hätte Rahl mit der Freskierung der großen Ruhmeshalle des »k.k. Waffenmuseums« (heute das Heeresgeschichtliche Museum) beauftragt werden sollen, was letztlich aufgrund der »allerhöchsten kaiserlichen« Bevorzugung des Historienmalers Karl von Blaas unterblieb. Carl Rahl hingegen fielen »zu dessen Freude« die Darstellungen der allegorischen Gestalten »Macht und Einigkeit«, »Ruhm und Ehre«, sowie »Klugheit und Mut« im Stiegenhaus zu, welche er 1864 gemeinsam mit seinen Schülern Griepenkerl und Bitterlich ausführte. Drei seiner Gemälde aus 1863 »Die Taktik«, »Die Kriegsgeschichte« und »Die Strategie« befinden sich im Saal IV des Heeresgeschichtlichen Museums. Carl Rahl starb im Juli 1865 und wurde auf dem Schmelzer Friedhof (1918 aufgelassen, heute Märzpark) bestattet, 1898 erhielt er ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof. Carl Rahl setzt sich in seinen Werken mit allegorischen, mythologischen und historischen Themen auseinander, er gilt als wichtiger österreichischer Vertreter der Historienmalerei des Klassizismus. »Der Eindruck Roms mit all seinen Kunstschätzen war wol ein großartiger, dennoch zeigen die Copien und Zeichnungen, welche R. von dort mitbrachte, ein vollkommen zielbewußtes Studium, durch welches er die Vervollkommnung seiner Kunst anstrebte. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß er auch in Rom in den Farbenskizzen und Copien hauptsächlich der Technik und dem Colorit der Venezianer, in den Zeichnungen der genialen Gruppirung eines Rafael und Michelangelo nahezukommen suchte. R. wusste aus den Meisterwerken Tizian‹s, Veronese‹s, Rafael‹s und Michelangelo‹s einen Canon, sowohl der Technik, wie dem Concepte nach abzuleiten, welcher aber seine Eigenthümlichkeit nie beeinträchtigte.«

Literatur: Carl Rahl, porträtiert von Friedrich von Amerling © Belvedere, Wien

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C. Bodenstein, Rahl, Karl in: Allgemeine Deutsche Bibliographie 1888

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Georg F. Waldmüller

Der Meister des Sonnenlichts Zum 150. Todesjahr von Georg Ferdinand Waldmüller

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Christine Triebnig-Löffler

ie Aufgabe jeder Kunstleistung ist nie und nirgends anders zu lösen, als auf dem Wege der Wahrheit. Die Natur aber ist die ewige Wahrheit; in ihren Erscheinungen, in ihren Formen ist nichts gemein. Die Handlungen der Menschen sind manchmal gemein, die Formen, die ihnen die Natur verlieh, sind es nie.« Diese, Waldmüllers eigenen Worte, sind Credo und Philosophie für sein umfassendes Œuvre, das an die 1200 Gemälde umfasst, wovon die Österreichische Galerie Belvedere mit 81 Gemälden wohl den größten Bestand dieses bedeutendsten Malers des Wiener Biedermeier besitzt. Waldmüllers Werk setzt sich aus Stillleben, Familien- und Kinderportraits, Landschaften und Genrebildern zusammen, wobei vor allem letztere mit Schilderungen des bäuerlichen Lebens zu seinem hohen Bekanntheitsgrad beitragen. Georg Ferdinand Waldmüller (1793-1865) entstammte einfachen Verhältnissen; anfängliches »Illuminieren von Bonbonbildchen« erlaubten es ihm, an Akademiekursen teilzunehmen. 1829 wurde Waldmüller »Erster Custos« der k. k. Akademie der bildenden Künste, 1835 erfolgte die Ernennung zum Kaiserlichen Rat. Durch Schriften, die sich mit dem Sinn und Zweck der Kunst und mit der künstlerischen Ausbildung auseinander setzten und schließlich sogar die Existenzberechtigung der Akademie in Frage stellten, zog Waldmüller den Zorn der Professoren auf sich, sodass 1846 ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Selbst als Mitglied der Kommission der Reform der Akademie konnte er sich mit seinen Vorstellungen nicht durchsetzen und wurde schließlich 1857 pensioniert. Sein Ruf im Ausland wuchs hingegen ständig; 1863 erfolgte die Rehabilitation durch eine Audienz bei Kaiser Franz Josef (1830 -1916). Waldmüller starb im August 1865 und wurde auf dem Matzleinsdorfer Friedhof bestattet. Dieser wurde nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst und 1923 in Waldmüllerpark umbenannt, die sterblichen Überreste Waldmüllers wurden dabei um-

Georg Ferdinand Waldmüller, Selbstporträt © Belvedere, Wien gebettet und befinden sich heute in dem im Park befindlichen Gräberhain. Mit höchstem Anspruch auf naturgetreue, unpathetische Schilderungen des Daseins und der Umwelt zeigt Waldmüller lebensnahe Szenen der Menschen in Stadt und Land, vom Alltäglichen bis hin zu besonderen Festen, dargestellt in den meisterhaften Gemälden wie »Die Nachbarn«, »Am Fronleichnamsmorgen« oder »Reisigsammler vom Wienerwald«. Alte Menschen, Mütter und Kinder zählen zu seinen liebsten Motiven, wobei durch die Gegenüberstellung der Generationen der Ablauf des Lebens verdeutlicht wird. Waldmüller ist ein Naturalist, der das Naturstudium zu unglaublicher Vollendung führt. Sein Auge war unbestechlich wie eine fotografische Linse, und mit Geduld und Ausdauer erreichte er eine scharfe und minuziöse Darstellungsweise. Wärme

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bekommen seine Bilder vor allem durch die meisterhafte Einsetzung des Sonnenlichts, das er wie kein anderer vor dem Impressionismus einzufangen wusste. Jede Regung und Bewegung ist in Waldmüllers Gemälden festgehalten und wird organisch, in einem farbig subtilen Lichtspiel aus dem Gesamtzusammenhang entwickelt. Mit dem Selbstporträt von 1828 setzt sich Waldmüller als 35-jähriger, selbstbewusster Künstler ein Denkmal und gleichzeitig auch einen Meilenstein in der Kunstentwicklung: Anders als seine Vorgänger, behandelt Waldmüller die Landschaft des Wienerwalds im Hintergrund nicht mehr wie eine Kulisse, sondern umspielt diese gemeinsam mit seinem Bildnis mit einheitlicher Intensität des Sonnenlichts. Wie nie zuvor erreicht er dadurch den überzeugenden Eindruck des Freiluftportraits.

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Anniversarium

150 Jahre

Max Fabiani

Zwei Künstler des Wiener Jugendstils Zum 150. Geburtstag von Max Fabiani und Josef Maria Auchentaller

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Martina Autengruber

m 29. April jährt sich der Geburtstag des Architekten Maximilian Fabiani zum 150. Mal. Er wurde 1865 in Kobdilj (Slowenien) geboren, mit seinen 13 Geschwistern wuchs er in Görz auf. Seine Eltern, Antonio Fabiani und Charlotte von Kofler, konnten ihren Kindern ein gut situiertes Leben mit guter Ausbildung bieten. Max sprach zu Hause Italienisch, in seinem sozialen Umfeld Slowenisch, Deutsch lernte er in der Realschule in Ljubljana. In Wien studierte er an der Technischen Universität und erhielt für seinen hervorragenden Abschluss das Ghega-Stipendium. Dadurch wurde es ihm möglich, eine mehrjährige Studienreise durch Europa und Kleinasien zu machen. Zurück in Wien trat er auf Vermittlung von Joseph Maria Olbrich in das Atelier von Otto Wagner ein. Dort arbeitete er hauptsächlich am Ausbau der Wiener Stadtbahn und an der Restaurierung von Schloss Konopiště (deutsch Konopischt, etwa 37 km südlich von Prag) mit. Bei letzterem Projekt lernte er den Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este kennen, den er in der Zeit von 1905 bis zu dessen Tod in architektonischen und kunsthistorischen Fragen beriet. 1902 erhielt Max Fabiani als erster Absolvent der Fachrichtung Hochbau an der

Technischen Hochschule Wien das Doktorat. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitete Max Fabiani als erfolgreicher und freier Architekt in zahlreichen Städten der Donaumonarchie. Unter anderem prägte er mit seinem Generalsanierungsplan das Stadtbild der 1895 durch ein Erdbeben stark beschädigten Stadt Ljubljana. Gleichzeitig entstand sein Hauptwerk in Wien, das Geschäftshaus der Möbelfirma »Portois & Fix« in der Ungargasse 59. Im Prinzip folgte er in der Fassadengestaltung Otto Wagners Majolikahaus (Linke Wienzeile 40), aber er ersetzte den üppigen Jugendstildekor mit strenger geometrischer Ornamentik. Die glatte Oberfläche der Fassade steht so am Beginn der funktionalistisch ausgerichteten modernen Architektur in Österreich. Im Geschäftshaus »Artaria« (Kohlmarkt 9) erkennt man ebenfalls den Einfluss der Wagner-Schule in Form des Kranzgesims am Dach, das das Haus beschirmt. Neu ist aber das »bay window«, das Fabiani erstmals in Wien eingesetzt hat. Die Trendwende im Schaffen des Architekten erkennt man in der 1909 errichteten Urania. Der Auftrag war, einen Mehrzweckbau für die Erwachsenenbildung zu gestalten, indem zwei Vortragssäle und eine Sternwarte unterzubringen waren.

Die Raumlösung war fortschrittlich, nicht aber die architektonische äußere Hülle. Das Gebäude trägt ein neobarockes Kleid ganz im Stile der Regierungs- und Repräsentationsbauten am Ring. Diese Hinwendung zum »Staatsstil« lässt sich mit Fabianis Nähe zum Thronfolger erklären. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es ruhig um den Architekten. Er ging in seine Heimatstadt Görz zurück, wo er den Wiederaufbau und die Raumplanung der beschädigten Stadt koordinierte. Ab Mitte der dreißiger Jahre wohnte Fabiani wieder in seinem Geburtsort Kobdilj, wo er das Amt des Bürgermeisters bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bekleidete. Trotz seiner beruflichen Erfolge, seiner unzähligen Fachpublikationen und zahlreichen Auszeichnungen, starb Dr. Max Fabiani 1962 im Alter von 97 Jahren völlig vergessen und verarmt in Görz. Görz ist auch jene Stadt, die 2008 den bis dato unbekannten Wiener Künstler Josef Maria Auchentaller ins Rampenlicht stellte. Die umfassende Retrospektive wurde ein Jahr später im Leopold Museum in Wien gezeigt. Es ist kaum bekannt, dass der am 2. August 1865 in Wien geborene Maler ein bedeutender Weggefährte von Gustav Klimt war. Der künstlerisch hochbegabte Josef Maria Auchentaller, Spross einer Südtiroler Seidenhändlerfamilie, studierte anfangs an der Technischen Hochschule, als aber sein zeichnerisches Talent nicht mehr zu verbergen war, wechselte er an die Akademie der bildenden Künste. Mit 26 Jahren heiratete er Emma Scheid, die Tochter des wohlhabenden Schmuckfabrikanten Georg Adam Scheid. Nach der Hochzeit übersiedelte die junge Familie für kurze Zeit nach München, wo Auchentaller bei der Gründung der Münchner Secession anwesend war und für die Zeitschrift »Jugend« arbeitete. 1897, im Gründungsjahr der Wiener Secession, kehrten die Auchentallers nach Wien zurück. Der Maler wurde Mitglied der Wiener Secession und stellte bereits Grado Plakat von Auchentaller © Wien Museum

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bei der »Ersten Secessionsausstellung« seine Werke aus. Seine Bekanntheit wuchs stetig an und spiegelte sich in seinen vielen Aufträgen wider. Er arbeitete für die Zeitschrift »Ver Sacrum«, gestaltete Ausstellungen für die Wiener Secession, entwarf Plakate wie beispielsweise für »Zacherlin« (Mottenpulver) und kreierte die Einrichtung für das Cafe Lebmann im Hotel Meissl & Schaden. Selbstverständlich zeichnete er auch verantwortlich für zahllose Schmuckentwürfe im Jugendstil, die sein Schwiegervater in seiner Fabrik in Serie produzierte. Bei der 14. Ausstellung der Wiener Secession malte Auchentaller das Wandgemälde »Freude, schöner Götterfunken«, das gegenüber von Gustav Klimts »Beethovenfries« im neuen Secessionsgebäude präsentiert wurde. Doch im selben Jahr verließ der Künstler mit seiner Familie Wien, um in Italien neu Fuß zu fassen. Auslöser war die schwere Krankheit seiner Tochter, die ein mildes Klima zur Heilung benötigte. Mit dieser Entscheidung kam es zu einer Kehrtwende im Leben des Künstlers. Seine Frau Emma gründete in Grado die Pension »Fortino« und schuf damit eine

Josef Maria Auchentaller

sichere Einnahmequelle für die Familie und einen Ort, an dem sich die Tochter gesundheitlich erholen konnte. Ganz nebenbei war es auch der Beginn des touristischen Aufschwungs des kleinen Fischerdorfes an der Adria. Auchentallers letztes großes Werk entstand 1906, das uns allen bekannte Werbeplakat »Seebad Grado« mit zwei weiß gekleideten Damen am Strand und der Adria im Hintergrund. Da der Künstler sich nur noch während der Wintermonate in Wien aufhielt, konnte er mit der Kunstszene in Wien nicht mehr mithalten. Durch die große Entfernung zur Reichshauptstadt verschlechterte sich allmählich seine Auftragslage, der Künstler geriet langsam in Vergessenheit. Auchentaller starb 1949 im Alter von 84 Jahren in Grado. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Erste Weltkrieg viele Künstler zum Umdenken gezwungen hat. Wirtschaftlich in Not geraten, mussten sie sich völlig neu orientieren. Bedeutende Mäzene gab es nicht mehr und prägende Persönlichkeiten des Wiener Jugendstils wie Gustav Klimt, Egon Schiele, Maximilian Kurzweil, Koloman Moser und Otto Wagner

lebten nicht mehr. Es muss schwer gewesen sein, nach 1918 in diesem künstlerischen Vakuum neu Fuß fassen zu können. Deshalb verdienen es die beiden Künstler umso mehr, anlässlich ihres 150. Geburtstages wieder in das Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden.

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Foto: © MAK/Georg Mayer Grafik: Perndl+Co

WIEN


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150 Jahre

Franz Schuh

Berühmte Mediziner in Wien

Zum 150. Todestag von Franz Schuh und Ignaz Semmelweis

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Johann Szegö

erehrte Leserinnen und Leser, nehmen wir an, Ihnen steht ein chirurgischer Eingriff bevor. Was ist das Wichtigste? Natürlich die vollkommene Sauberkeit, die Ausschaltung jeder Möglichkeit einer Infektion – und erst recht die Schmerzausschaltung. War das immer so? Früher erledigte der Chirurg seine Arbeit und ging nachher sofort zum nächsten Kranken – ohne seine Hände zu waschen. Die Patienten wiederum erlitten alle Qualen (da half eine Flasche Schnaps auch nicht viel). Die erste schmerzfreie Operation der Medizingeschichte fand am 16. Oktober 1846 in Boston (USA) statt. Professor Warren erlaubte dem erfolglosen Zahnarzt Mr. Morton, seine Erfindung, nämlich die Äthernarkose, vorzuführen. Er hielt nichts von der ganzen Sache, aber als er seinem Patienten eine Geschwulst aus der Mundhöhle entfernen konnte – ohne dass der

Patient Schmerzen gehabt hätte! - brachte er nur einen Satz hervor: »Gentlemen, this is no humbug!« Im selben Monat verlor in Wien ein Universitätsassistent seine fixe Stellung und wurde zum provisorischen Assistenten degradiert. Der 1818 in Ungarn geborene Ignaz Semmelweis arbeitete an der I. Frauenklinik des Allgemeinen Krankenhauses. Eine Geburt an dieser Klinik war für die Frauen sehr riskant: Ungefähr 10% starben an Kindbettfieber. An der II. Klinik »nur« 3% – obwohl die medizinischen Methoden und die Verpflegung identisch waren. Es gab nur einen winzigen Unterschied: An der I. Klinik wurden die Medizinstudenten ausgebildet, an der II. die künftigen Hebammen. Der junge Semmelweis wollte die Ursache dieses eklatanten Unterschiedes finden, obduzierte alle Opfer des Kindbettfiebers, fand nichts, aber während seiner Tätigkeit kletterte die Sterblichkeitsrate der Frauen auf 14,61%!

Franz Schuh, Archiv der Universität Wien

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Jede siebente Frau starb nach der Geburt! Der degradierte Assistent machte Urlaub in Venedig. Erfuhr er hier, dass die amerikanische Methode der Äthernarkose auch London erobert hatte? Und dass dem Professor Franz Schuh in Wien die erste schmerzfreie Operation in Österreich geglückt war? Wer war dieser Franz Schuh? »Nur« ein Chirurg. Es mag für unsere Generation überraschend klingen, aber die Chirurgen galten Jahrhunderte lang als medizinische Hilfskräfte, Bader, Feldscherer. Schuh gehörte zu den Ersten, die die damals neuen Untersuchungsmethoden der Internisten auch als Chirurg anwandten. Am 24. Juli 1840 unternahm er die weltweit erste Pericardpunktion der Medizingeschichte: Er führte eine Nadel in den Herzbeutel ein, um das dort angesammelte Wasser abzuleiten. So ein Eingriff ist heute eine Routineangelegenheit – aber natürlich mit lokaler Betäubung. Die Patientin im Jahr 1840 konnte davon nicht einmal träumen. Einige Jahre später erfuhr Schuh, was in Boston gelungen war, führte zuerst Tierversuche durch, und nur 104 Tage nach der amerikanischen Premiere fand die erste schmerzfreie Operation in Wien statt. Lesen wir den Bericht in der Wiener Zeitung vom 1. Februar 1847: »Dem 28ten d.M. war es vorbehalten, die neue Erfindung in das glänzendste Licht zu stellen.« – steht auf Seite 3 unter dem nicht gerade marktschreierischem Titel: »Wissenschaftliche Nachrichten« (die wilden Schlagzeilen unserer Tage gab’s damals noch nicht). Eine Oberschenkelamputation ist keine Kleinigkeit! Der Biedermeierjournalist berichtete sehr zurückhaltend über den Patienten: »… mit lächelnder Miene wollte er nicht glauben, dass die Operation vollendet sey.« Und der Operateur? »Freudig schritt Herr Professor Schuh zur zweyten Operation…«, die ebenfalls schmerzfrei ablief. Die Wiener Zeitung blieb unterkühlt: »Vorstehende Zeilen machen keinen Anspruch auf gründliche Wissenschaftlichkeit…«. Die Äthernarkose wich übrigens bald einer neuen Methode: Chloroformnarkose! Schuh gehörte bei der Umstellung

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ebenfalls zu den Pionieren – nach vielen Experimenten. Unter »Experimenten« sollten wir auch Selbstversuche verstehen! Semmelweis wird die Wiener Zeitung in Venedig wahrscheinlich nicht gelesen haben. Er kam bald nach Wien zurück, bekam wieder seine fixe Assistentenstellung, ging mit Eifer an die Arbeit, obduzierte, operierte, untersuchte… und die Sterblichkeitsrate der gebärenden Frauen erreichte im April 1847 18,27%! Fast ein Fünftel! Während Semmelweis die Kunstwerke Venedigs bewunderte, geschah in Wien etwas Trauriges: Der Gerichtsmediziner Dr. Kolletschka sezierte mit seinen Studenten eine Leiche. Ein Student verletzte den Professor zufällig mit seinem Skalpell. Kolletschka starb binnen 24 Stunden. Als Semmelweis einige Wochen später das Obduktionsprotokoll Kolletschkas las, erkannte er die schreckliche Wahrheit, er fand nämlich denselben Befund wie bei den am Kindbettfieber gestorbenen Frauen. Es muss also – folgerte er – im toten Körper irgendeinen Stoff geben, der den gesunden Körper umbringt. Und diesen Stoff hatte er selbst übertragen, ging er ja aus dem Seziersaal direkt in die Krankenzimmer um die Patientinnen zu untersuchen. Und vor ihm taten das auch die Medizinstudenten! An der II. Klinik lernten die Hebammen, sie hatten mit Leichen nichts zu tun, die Sterblichkeitsrate war dementsprechend niedriger. Ein fürchterlicher Schock für Semmelweis: »…muß ich hier Bekenntnis ablegen, dass nur Gott die Anzahl derjenigen kennt, welche wegen mir frühzeitig ins Grab gestiegen« schrieb er. Sein seelischer Zustand muss katastrophal gewesen sein. Der junge Arzt, der helfen wollte, erkannte, dass er selbst – wenn auch unbewusst – an etlichen Todesfällen schuld war. Aber Semmelweis raffte sich auf und reagierte richtig: Wenn dieser unsichtbare, aber todbringende Stoff an den Händen klebt, möge man die Hände waschen, bevor man die Patientinnen untersucht. Mit Chlorwasser! Die Sterblichkeitsrate sank bald auf 1,8%! Totaler Triumph? Leider nein! Semmelweis beging einige taktische Fehler: Er selbst ordnete in der Klinik das Händewaschen an – ohne seine Vorgesetzten einzuschalten! Ein Angriff auf das hierarchische System. Außerdem veröffentlichte er nichts Schriftliches, einen Vortrag über seine Erkenntnisse hielt er erst drei Jahre später.

Ignaz Semmelweis

Ignaz Semmelweis, Archiv der Universität Wien

Das Chlorwasser war auch nicht jedermanns Sache. Hatte ein Arzt eine empfindliche Haut, vertrug er das Chlorwasser nicht (Gummihandschuhe gab es erst Jahrzehnte später). Einige Rückschläge musste Semmelweis auch noch verkraften: Die letale Übertragung des infektiösen Materials geschah nicht nur durch Hände, sondern auch durch verschmutzte Leintücher. Die größten Gestalten der Wiener Universität standen bald in zwei Lagern: Pro und contra Semmelweis. Die einen akzeptierten die neuen Thesen – für die anderen war das alles nur Zufall. Klinikchef Dr. Klein fühlte sich in seiner Ehre angegriffen. Die totale Anerkennung seiner bahnbrechenden Arbeiten erlebte Semmelweis trotz Habilitierung in Wien, trotz Professur in Ungarn nie. 1865 wurde er in die Niederösterreichische Landesirrenanstalt eingeliefert. Progressive Paralyse? Verwirrtheit? Oder Intrigen böswilliger Kollegen? Hier starb er an einer Blutvergiftung. Drei Tage nach seinem Tod informierte die Neue Freie Presse ihre Leser kurz und bündig: »Im Irrenhaus in Wien starb vorgestern Professor Dr. Semmelweiß aus Pest.« Zwei Fehler in einem kurzen

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Satz! Aus Semmelweis wurde Semmelweiß, außerdem stammte er nicht aus Pest, sondern aus Buda (diese beiden Städte wurden erst 1873 zu Budapest vereinigt). Der Semmelweis-Kult begann später: 1891 mit der Überführung seiner sterblichen Überreste aus Wien nach Ungarn. Heute gilt er weltweit als der »Retter der Mütter«. Rund vier Monate nach seinem Tod starb Franz Schuh. Ihm widmete die Neue Freie Presse wesentlich mehr Raum, aber aus Franz Schuh wurde Joseph Schuh, sein Geburtsort (Scheibbs) mutierte zu Ybbs. Ob ihm wirklich 15.000 Menschen die letzte Ehre erwiesen haben, wie man das oft lesen kann, wissen wir nicht.

Literatur: Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien, Band 5 (Wien 1997) Neue Freie Presse 1865 Leopold Schönbauer, Das medizinische Wien (Wien 1947) Jürgen Thorwald, Die Geschichte der Chirurgie (Stuttgart 1969) Wiener Zeitung 1847

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Anniversarium

150 Jahre

Erzherzog Otto

Der peinliche Erzherzog Zum 150. Geburtstag von Otto von Österreich

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Heiner Wesemann

rzherzog Otto, der jüngere Bruder von Thronfolger Franz Ferdinand und der Vater des letzten Kaisers Karl I., war ein Mann von großem Charme, der seine Aufgabe, als Mitglied des Kaiserhauses zumindest Würde zu zeigen, nicht wirklich ernst nahm. Kaiser Franz Joseph hatte drei Brüder. Die Ehe von Maximilian, dessen mexikanische Ambitionen tödlich endeten, blieb kinderlos. Der nach Salzburg »verbannte« Ludwig Viktor war homosexuell. Blieb nur der »brave« Karl Ludwig, der nie aus der Reihe tanzte, nacheinander dreimal standesgemäß heiratete und das Erzhaus mit jenen Nachkommen versorgte, auf die man zurückgreifen konnte, wenn die Hauptlinie ausfiel. Karl Ludwigs zweite Gattin war Maria Annunziata von Neapel-Sizilien. Sie brachte die erwünschten Söhne zur Welt: 1863

den späteren Thronfolger Franz Ferdinand, am 21. April 1865 in Graz den liebenswürdigen Otto, Stachel im Fleisch des unliebenswürdigen älteren Bruders. Otto wurde von den Hofintrigen immer wieder gegen Franz Ferdinand ausgespielt, kam aber nie ernsthaft für die Thronfolge in Frage. Der dritte Sohn, der 1868 geborene Ferdinand Karl Ludwig, heiratete eine nette, aber nicht standesgemäße Professorentochter und wurde gezwungen, aus dem Kaiserhaus auszutreten und unter dem bürgerlichen Namen Ferdinand Burg zu leben. Maria Annunziata starb bald an Schwindsucht, und die Kinder bekamen in Maria Theresia von Portugal den Glücksfall einer guten Stiefmutter. Otto war nur einer in der unübersehbaren Schar der österreichischen Erzherzöge, immerhin als direkter Neffe des Kaisers

näher am Hofe und näher an der Aufmerksamkeit. Wie manche Habsburger zeigte er keinen Willen, sich den eisernen Hausgesetzen zu widersetzen: Eine sächsische Ehe war politisch opportun, also heiratete Erzherzog Otto pflichtgemäß und ohne Neigung die um zwei Jahre jüngere Maria Josefa von Sachsen, eine Frau, die in ihrer extremen Frömmigkeit mit dem leichtfertigen »schönen Otto« mehr oder minder geschlagen war, und das nicht nur wegen seiner berüchtigten Vorliebe für Balletttänzerinnen. Aber der dynastischen Pflicht wurde Genüge getan, die Söhne Karl (geboren 1887) und Maximilian Eugen (geboren 1895) kamen zur Welt – und so weit sein erstgeborener Sohn Karl auch damals vom Thron entfernt war, so war es doch er, der Kaiser Franz Joseph einst als letzter österreichischer Kaiser auf den Thron nachfolgen sollte. Somit war es Otto, der noch einmal die Kontinuität der habsburgischen Erbfolge sicherte. Otto selbst ging eher unehrenhaft durchs Leben, hielt sich in seinen außerehelichen Exzessen nicht einmal halbwegs diskret zurück und pflegte einen Lebensstil, den sich nur ein ebenso reicher wie letztlich unantastbarer Erzherzog leisten konnte. Dass er mit seinen Trinkgefährten nackt, nur mit einem Säbel bekleidet, durchs Hotel Sacher getaumelt sein soll, gehört zu den Wiener Legenden, die möglicherweise aber doch wahr sind. Man könnte meinen, dass Ottos ausuferndes Benehmen der Protest eines ewigen Jugendlichen war, der sich von überernsten Menschen umgeben sah. Otto, der einen so grimmigen Bruder und so ehrenwerte Söhne hatte, ereilte als »Strafe« für sein ausschweifendes Leben die Syphilis. Sie kostete damals viele Menschen das Leben, so auch den Erzherzog, der körperlich regelrecht verfiel, bevor der Tod ihn am 1. November 1906 erlöste. Gepflegt wurde er von einer seiner Geliebten, Louise Robinson, mit der er eine Tochter hatte. Gelegentlich besuchte ihn seine Stiefmutter Erzherzogin Maria Theresia. Seine fromme, ihm gänzlich entfremdete Gattin hat vermutlich für ihn gebetet.

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150 Jahre

Elise Richter

Ein Leben für die Wissenschaft Zum 150. Geburtstag von Elise Richter

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Magdalena Vit

ugang zu Bildung und Wissenschaft war Jahrhunderte lang ein männliches Privileg. Erst um die Wende zum 20. Jahrhundert eroberten auch in Österreich Frauen die Universitäten. Ein hart erkämpftes Recht, wofür das Leben von Elise Richter exemplarisch stehen könnte. Die Tochter eines jüdischen Arztes kam am 2. März 1865 in Wien zur Welt und genoss, wie ihre beiden Schwestern, eine sehr fortschrittliche Erziehung: Unterrichtet von einer Privatlehrerin standen Englisch und Französisch genauso auf dem Stundenplan wie Italienisch und Spanisch. Die Eltern führten keinen streng religiösen Haushalt, viel eher war man anderen Glaubensrichtungen gegenüber sehr aufgeschlossen. Besuche von Gottesdiensten aller Konfessionen waren nichts Ungewöhnliches. Elises Wunsch zu studieren wurde von ihren Eltern allerdings als unmädchenhaft abgetan. In ihrem Wissensdurst wandte sie sich der Musik zu, lernte in fünf Monaten Griechisch und verschlang in einem wahren Lesefieber Bücher von Johann Gottfried Herder oder Theodor Mommsen. Die »fröhliche Wissenschaft« wurde zu ihrem Lebensmotto. Mit Schwester Helene verband Elise eine lebenslange enge Beziehung. Beide blieben unverheiratet und wohnten zusammen in dem von ihnen selbst geplanten Haus, da Elise aufgrund ihres Gelenkrheumatismus stark gehbehindert und ohnehin auf Hilfe angewiesen war. Elise war unter den ersten drei Hörerinnen an der Wiener philologischen Fakultät und legte als erste Frau in Österreich mit 31 Jahren 1897 die Matura ab. Während ihre Schwester mehr der Anglistik zugeneigt war, studierte sie Romanistik bei Adolf Mussafia und Wilhelm Meyer-Lübke. Ihre Promotion schloss sie mit summa cum laude ab und arbeitete ab 1907 als erste (unbezahlte!) Privatdozentin in Österreich und Deutschland. Welche »Ungeheuerlichkeit« das zur damaligen Zeit gewesen sein muss, lässt sich daran erkennen, dass bereits im Vorfeld Journalisten ihre Wohnung belagerten und Studenten planten, ihren Vortrag zu stören. Letzterem Umstand begegnete sie

mit einer absichtlich abstrakt gehaltenen Vorlesung, um ja nicht als »Plauderantin« zu gelten. Bald schon waren die beiden Schwestern als »Richtertanten« bekannt, die nicht nur begeisterte Besucherinnen des Burgtheaters waren, sondern sich ab 1906 auch jeden Montag in ihrem Haus mit Studenten und anderen Wissenschaftlern austauschten. Elises Lehrtätigkeit ging weit über ihr Pensionsalter hinaus, noch mit über 70 stand sie im Hörsaal. Sie leitete das Phonetische Institut, in dem sie die physiologischen und psychologischen Grundlagen der Sprache untersuchte und gründete den Verband der Akademikerinnen, wodurch sie auch für die Frauenbewegung Bedeutung erlangte. Der Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland führte zum sofortigen Ende ihrer Lehrtätigkeit. Die Schwestern mussten aus ihrer 3.000 Bücher umfassenden Bibliothek die wertvollsten Exemplare

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verkaufen und wurden mit dem letzten großen österreichischen Transport ins Ghetto Theresienstadt gebracht. Ein Angebot, nach Großbritannien zu emigrieren, hatte Elise abgelehnt: Zu sehr hing sie an Wien. Sie starb am 21. Juni 1943 wenige Monate nach ihrer Deportation. In späten Jahren bewertete sie ihr Leben folgendermaßen: »…sehr leidvoll gewiss, aber auch sehr freudvoll, kampfbewegt, reich an Inhalt war dieses Leben. Es war wert, gelebt zu werden.« Selbst ihr Status als angesehene Wissenschaftlerin konnte ihr Ende in einem menschenverachtenden System nicht verhindern.

Literatur: Hans Helmut Christmann, Frau und Jüdin an der Universität – die Romanistin Elise Richter (Mainz 1980)

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Anniversarium

150 Jahre

Die Unvollendete

Die Unvollendete

Vor 150 Jahren: Uraufführung von Schuberts 8. Symphonie Brigitte Klima

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ie herkömmlicherweise als 8. bezeichnete und damit scheinbar letzte Symphonie Schuberts (1797-1828) entstand tatsächlich lange vor der 7., der »Großen C-Dur«-Symphonie des Jahres 1828. Schubert begann die Reinschrift der Partitur am 30. Oktober 1822, brach sie aber nach dem Anfang des in der Skizze fast fertiggestellten Scherzos ab, ohne sie jemals wieder aufzunehmen und zu Ende zu führen. Die ältere Zählung der Symphonie als Nr. 7 und der »Unvollendeten« als Nr. 8 geht auf Johannes Brahms zurück, der für die alte Gesamtausgabe den sieben vollendeten Symphonien die »Unvollendete« als achte nachordnete. Am 30. April 1865 fand Hofkapellmeister Johann Herbeck (1831-1877) in einer Rumpelkammer bei Anselm Hüttenbrenner (1794-1868), einem Freund Schuberts, ein symphonisches Fragment in h-Moll, das dort durch volle 43 Jahre unbeachtet dem Vermodern preisgegeben war: Schuberts »Unvollendete«. Als Widmungsträger vorgesehen war der Steiermärkische Musikverein in Graz, vielleicht aber auch Anselm Hüttenbrenner, der Vorstandsmitglied dieses Vereins war. Der Steiermärkische Musikverein ernannte 1823

den damals 26-jährigen Schubert zum Ehrenmitglied. Schubert bedankte sich dafür mit einer Symphonie und schickte 1824 diese später an Anselm Hüttenbrenner nach Graz. Am 17. Dezember 1865 wurde sie im Großen Redoutensaal der Wiener Hofburg uraufgeführt, dazu eine neue Ouvertüre von Anselm Hüttenbrenner sowie als Abschluss der »Unvollendeten« das Finale der 3. Symphonie in D-Dur. Der Musikkritiker Eduard Hanslick (1825-1904) schrieb nach der Uraufführung: »Das Konzert begann mit einer Ouverture von Anselm Hüttenbrenner. Nun folgte die Schubertsche Novität, die einen außerordentlichen Enthusiasmus erregte. Es sind die beiden ersten Sätze einer Symphonie, welche, seit vierzig Jahren in Herrn Hüttenbrenners Besitz, für gänzlich verschollen galt. Wir müssen uns mit zwei Sätzen zufrieden geben, die, von Herbeck zu neuem Leben erweckt, auch neues Leben in unsere Konzertsäle brachten ... Bezaubernd ist die Klangschönheit der beiden Sätze. Mit einigen Horngängen, hier und da einem kurzen Clarinett- oder Oboensolo auf der einfachsten, natürlichen Orchester-Grundlage gewinnt Schubert Klangwirkungen, die kein Raffinement der Wagnerschen Instrumentierung erreicht. Wir zählen das

neu aufgefundene Symphonie-Fragment von Schubert zu seinen schönsten Instrumentalwerken und sprechen dies hier umso freudiger aus, als wir gegen eine übereifrige Schubert-Pietät und Reliquien-Verehrung mehr als einmal uns ein warnendes Wort erlaubt haben.« Schon bei der zweiten Aufführung am 4. November 1866 wurde die Symphonie nur mehr mit zwei Sätzen dargeboten. Bis heute diskutieren Musikwissenschaftler, warum diese Symphonie unvollendet blieb. Immer wieder gab es Versuche, diese zu vervollständigen, zum Beispiel zum 100. Todestag Schuberts von der Columbia Graphophone Company in England, die dafür einen Wettbewerb veranstaltete. Dieser wurde von einem Pianisten gewonnen, der die Symphonie mit zwei mittlerweile wieder vergessenen Sätzen ergänzte. Manche Musikwissenschaftler halten die Zwischenaktmusik aus Schuberts Bühnenwerk »Rosamunde« wegen derselben Tonart und Instrumentierung für das Finale. Die »Unvollendete« gehört heute zu den meistgespielten Symphonien, und wohl kaum ein Musikliebhaber wird die »fehlenden« Sätze nach dem wunderbaren zweiten Satz vermissen!

Johann Baptist Jenger, Anselm Hüttenbrenner und Franz Schubert, Zeichnung von 1827 © Wien Museum

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100 Jahre

Csárdásfürstin

Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht Die Uraufführung von »Die Csárdásfürstin« vor 100 Jahren

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Brigitte Klima

ie Csárdásfürstin« ist eine Operette in drei Akten von Emmerich Kálmán (18821953). Er gehört zu den Meistern der »silbernen« Ära der Wiener Operette. In seinen Werken findet sich die Volksmusik seiner ungarischen Heimat mit dem großstädtischen Musikempfinden Wiens verbunden. Diese Operette sollte sein größter Erfolg werden. Die Uraufführung der »Csárdásfürstin« am 17. November 1915 im Johann-StraußTheater wurde ein triumphaler Erfolg. Die Presse lobte Emmerich Kálmán als eines der stärksten Talente unter den Operettenkomponisten. Bis zum Mai 1917 folgten 533 weitere Aufführungen. Bereits im Jahre 1916 wurde das Werk auch an anderen deutschsprachigen Bühnen aufgeführt, 1917 folgten dänische, finnische, polnische und russische Übersetzungen sowie die amerikanische Erstaufführung in ungarischer Sprache. Eine unhaltbare Legende ist, dass der Intendant des Theaters die Premiere an einem Freitag den 13. ansetzte, um dem abergläubischen Kálmán eines auszuwischen. Tatsächlich war der 13. November 1915 ein Samstag. Dennoch musste der ursprüngliche Uraufführungstermin auf den 17. November verschoben werden, da einer der Hauptprotagonisten indisponiert war. Das »Fremdenblatt« war in seinem ausführlichen Premierenbericht voll des Lobes: »›Die Csárdásfürstin‹, das jüngste Werk Emmerich Kálmáns, das wir gestern zum erstenmal hörten, ist entschieden eines seiner besten, reifsten, ehrgeizigsten. Es freut uns, den Komponisten von ›Herbstmanöver‹ auf solchem Wege zu sehen. Dort der derbkräftige Einfall in sorgloser Ausführung, hier die kultivierte Idee in einer Gestaltung, an der Geschmack und Phantasie schönen Anteil haben. Man wird wieder einmal inne, die Operette, die Wiener Operette, sei eine künstlerische Angelegenheit. Kálmán hat sich diesmal – trotz der Landsmannschaft, die ihn mit seiner Titelheldin verbindet – nicht allzusehr vom magyarisch-nationalen Element mitreißen lassen. Bloß dann und wann packt es ihn.

Aufführung der Csardasfürstin im Stadtheater Klagenfurt © Aljosa Rebolj

Melodisch und rhythmisch gibt er sich dem heimatlichen Genius hin – man hört ihm gerne zu. Aber bald erinnert er sich, daß außerhalb Hungarias doch auch noch Leben ist und läßt Walzer von der verschiedensten Gemütsart hören: schwermütige, leichtlebige, jubelnde, lyrische, bloß für Tänzer geschaffene, aber keinen ordinären, keinen »reißerischen«. Und wie fein und reich diese Weisen aus dem Orchester aufsteigen! Alles hat Farbe – und gut gewählte – und sie paßt sich der Szene, ja auch dem Worte an.« 1950 sorgte hingegen die »Csárdásfürstin« in Paris für einen Skandal: »Als die Kálmán-Operette im Theâtre de Paris einstudiert wurde, entstand in einigen Zeitungen eine Polemik gegen die Aufführung dieser »österreichischen Operette«, es wurde mit Ironie darauf hingewiesen, daß die beiden Hauptdarsteller – Martha Eggerth und Jan Kiepura – der französi-

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schen Sprache nicht mächtig seien. Außerdem fand man es sonderbar, daß diese ausländische Operette mit einem enormen Kostenaufwand inszeniert wurde, wo doch so zahlreiche französische Operetten die Gunst des Publikums finden würden. Die Überfremdung der Pariser Theater kam gleichfalls zur Sprache und fand sehr eifrige Gegner.« (Presse, 16. März 1950) Trotz allem war der weltweite Siegeszug der »Csárdásfürstin« nicht aufzuhalten und Graf Boni wird sein mitreißendes »Jai Mamám, Bruderherz, ich kauf mir die Welt!« zu unser aller Freude noch lange zum Besten geben!

Literatur: Ausstellungskatalog »Die Wiener Operette«, Historisches Museum der Stadt Wien, 1984

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Anniversarium

100 Jahre

Julius Payer

Julius Payer

»Es kann nur wenig Spannenderes geben als das Entdecken neuer Länder«

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Katharina Trost

eit Mai 2014 gibt es im Tiergarten Schönbrunn eine neue, 1.700 m2 große Eisbärenwelt mit dem Namen »Franz Josef Land«, eine Hommage an die mühevolle Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition von 1872-74. Unter der Leitung von Carl Weyprecht (Kommandant zur See) und Julius Payer (Kommandant zu Land) entdeckte am 30. August 1873 eine 24-köpfige Besatzung auf dem Segelschiff »Admiral Tegetthoff« eine arktische Inselgruppe im Nördlichen Eismeer: »Jahrtausende waren dahin gegangen, ohne Kunde von dem Dasein dieses Landes zu den Menschen zu bringen. Und jetzt fiel einer geringen Schaar fast Aufgegebener seine Entdeckung in den Schooß– als Preis ausdauernder Hoffnung und standhaft überwundener Leiden – und diese geringe Schaar, welche die Heimat bereits zu den Verschollenen zählte, war so glück-

lich, ihrem fernen Monarchen dadurch ein Zeichen ihrer Huldigung zu bringen, daß sie dem neuentdeckten Lande den Namen Kaiser-Franz-Josefs-Land gab.« Mit diesen Worten beschrieb Julius Payer in seinen Schriften den großen Moment, der ihn in den Ritterstand erheben und für die Nachwelt unsterblich machen sollte. Doch wer war dieser vielbegabte Mann, dessen Todestag sich heuer zum 100. Mal jährt? Julius Payer erblickte am 2. September 1841 in Schönau bei Teplitz (Böhmen) das Licht der Welt. Nach einer militärischen Ausbildung wurde er für seine Verdienste in der Schlacht von Custozza 1866 zum Oberleutnant befördert. Sein eigentliches Interesse galt aber der Erforschung der Bergwelt, insbesondere den Hohen Tauern und den Südtiroler Alpen. Viel Payers Grabmal am Zentralfriedhof © Reza Sarkari

Erfahrung konnte er bei insgesamt dreißig Erstbesteigungen sammeln. Bereits um 1870 nahm Payer als Geograph und Glaziologe an zwei Nordpolarexpeditionen teil. Höhepunkt wurde die als PayerWeyprecht-Expedition in die Geschichtsbücher eingegangene Reise, die heute im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) dokumentiert wird: Neben Schiffsmodell und Forschungsgeräten kann man auch einige von Payer geschaffene Monumentalgemälde sehen, wie etwa sein berühmtes Bild »Nie zurück«, das eine dramatische Situation der im Eis Eingeschlossenen zeigt. Die Malerei war nach seinem Forschungsdrang Payers zweite große berufliche Leidenschaft, für die er mehrmals hohe Auszeichnungen erhielt. Nach seiner Rückkehr war der Entdecker ein berühmter Mann, um den es einen unglaublichen Hype gab: Payerröcke und –hüte sowie Weyprechtcravatten kamen in Mode. Heute erinnern etwa das Lokal »Zum Nordpol« im zweiten Bezirk oder das »Franz Josefs Land« bei der Alten Donau in Wien daran. Für den prominenten Mann ließ sich die reiche Bankiersgattin Fanny Kann scheiden, die beiden heirateten 1876 und zogen nach Frankfurt. Nach der Geburt zweier Kinder übersiedelte die Familie nach Paris, das Zentrum der Malerei, die für Payer einen immer höheren Stellenwert einnahm. Unglücklicherweise erblindete er auf einem Auge, auch seine Ehe ging in die Brüche. 1890 zog er wieder nach Wien, wo er eine Malschule eröffnete. Nach einem Schlaganfall im Jahr 1912 konnte er nicht mehr sprechen, sodass er alle Gedanken auf kleinen Notizzetteln festhielt, die nach seinem Tod aneinander geklebt und als »Die Schlange« bezeichnet wurden (insgesamt 24 Rollen, heute ist ein Teil im HGM zu sehen). Am 30. August 1915 starb Julius von Payer in Veldes/ Bled (Slowenien), sein Ehrengrab liegt am Wiener Zentralfriedhof.

Literatur: Christoph Ransmayr, Die Schrecken des Eises und der Finsternis (Frankfurt am Main 1984)

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Caspar von Zumbusch

Ein Westfale in Wien

Zum 100. Todestag Caspar von Zumbusch

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Katharina Trost

eit mehr denn vier Jahrzehnten weilte er, ein gebürtiger Westfale, in Wien – unermüdlich künstlerisch tätig, unablässig arbeitsam, werdend und wachsend mit seinen immer größeren Aufgaben. Hier ist er in seinem Herzen und Geist wie in seinem Werk zum guten Oesterreicher geworden. Zahlreiche bedeutsame und umfangreiche Denkmäler hat sich der Meister dem sich vor seinen Augen glanzreich entfaltenden Stadtbilde der herrlichen Kaiserstadt an der Donau eingefügt, aus dem sie nicht mehr wegzudenken sind: Maria Theresia und ihre Zeit, Erzherzog Albrecht, Feldmarschall Radetzky, Beethoven. Caspar Ritter v. Zumbusch war ein starker, in sich gefestigter Künstler, schaffend wie lehrend seinen Idealen unverbrüchlich treu.« (Illustriertes Oesterreichisches Journal, 15. Oktober 1915). Die Beschreibung im Nachruf anlässlich seines Todes vor hundert Jahren bringt das Leben und Werk des deutschen Bildhauers, der in Wien seine größten Erfolge feierte und die Stadt mit seinen naturalistischen Monumentalplastiken wie kein anderer prägte, auf den Punkt. Seine Denkmäler entlang der Ringstraße oder in deren unmittelbarer Umgebung sind heute ein fixer Bestandteil jeder Sightseeing Tour – allen voran sein Kolossalwerk zu Ehren Maria Theresias. Insgesamt 13 Jahre und ca. viermal so hohe Kosten wie für eines der Heldenplatz-Monumente verschlang das Werk, das am 13. Mai 1888 zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum enthüllt wurde. Im gleichen Jahr wurde Zumbusch auch in den Ritterstand erhoben. Das hätte sich der am 23. November 1830 als drittes von zehn Kindern geborene Caspar wohl nicht erträumt. In seinem Geburtshaus in Herzebrock in Nordrhein-Westfalen ist heute ein kleines Museum eingerichtet, in dem man die Stationen seiner Karriere nachverfolgen kann: Nach der Schule zog er nach München, wo er in der Kunstakademie als »unfähig« abgelehnt wurde. Zum Abschluss einer ModellierAusbildung bei Johann von Halbig folgte eine Studienreise nach Rom. Wieder nach München zurückgekehrt machte sich Zumbusch selbständig und schuf unter

Payers Grabmal am Zentralfriedhof © Reza Sarkari

anderem das Nationaldenkmal von König Maximilian II. von Bayern. 1873 wurde er als Professor an die k.k. Akademie der bildenden Künste in Wien berufen. In dieser Zeit bewohnte er mit seiner Familie – Zumbusch war seit 1860 verheiratet und hatte drei Töchter sowie zwei Söhne – ein Haus in der Jacquingasse 11 in Wien-Landstraße und nutzte einen Pavillon der Weltausstellung von 1873 als Atelier (oberhalb des Oberen Belvedere, 1912 zerstört). Zumbusch schuf auch einige Abbilder von Kaiser Franz Joseph, wie etwa 1883 die lebensgroße Statue auf der Feststiege der Universität Wien. In der Darstellung

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des Monarchen hatte er schon Übung, wie eine Notiz des Wiener Salonblatts vom 12. April 1874 beweist: »Der k.k. Professor der höheren Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien Caspar Zumbusch hat eine Büste Sr. Majestät nach der Natur modellirt, von welcher Abgüsse durch das Museum für Kunst und Industrie bezogen werden können. Eine Büste Sr. Majestät in reducirtem Maßstabe wird in nächster Zeit fertig werden.« Quasi ein Zumbusch für Zuhause. Reich ausgezeichnet und hochverehrt starb Caspar von Zumbusch am 26. September 1915 fast 85-jährig in Rimsting am Chiemsee in Bayern, wo er seinen Lebensabend verbracht hatte.

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Anniversarium

100 Jahre

Rudolf Kirchschläger

Die Trockenlegung der Sümpfe Zum 100. Geburtstag von Rudolf Kirchschläger

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Kristina V. Burger

er spätere Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger wurde am 20. März 1915 im oberösterreichischen Niederkappel in einfache Verhältnisse in ein katholisch geprägtes Elternhaus geboren. Seine Mutter verlor er bereits mit drei Jahren, acht Jahre später verstarb auch sein musikalisch hochbegabter Vater Johann, der neben seiner Organistentätigkeit hauptberuflich als Waagmeister in einer Papierfabrik arbeitete. Nach seiner mit Auszeichnung bestandenen Matura am Oberstufenrealgymnasium in Horn – wo er auch seine spätere Ehefrau Hermine (Herma) kennenlernte – inskribierte Kirchschläger in Wien Jus und absolvierte dieses Studium in Windeseile: Bereits 1940 promovierte er zum Dr. jur. Den Besuch des Real-

Rudolf Kirchschläger, Foto: Dr. Rudolf KirchschlägerZentrum in Niederkappel

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gymnasiums in Horn und das Studium in Wien konnte er sich nur aufgrund eines Stipendiums und diverser Nebentätigkeiten leisten. Als praktizierender Katholik, der er sein Leben lang war, trat er auch dem Mittelschulkartellverband K.Ö.St.V. Waldmark Horn bei, ebenso war er Mitglied der Vaterländischen Front – ein Beitritt bei der NSDAP kam für ihn nie in Frage. Der Kriegsdienst blieb ihm nicht erspart, und nach zwei schweren Verwundungen war Hauptmann Kirchschläger als Lehroffizier an der Militärakademie in Wiener Neustadt bis Kriegsende tätig. Bereits 1940 schloss er mit seiner Jugendliebe Herma die Ehe, aus der zwei Kinder hervorgingen. Nach einigen Jahren als Richter an verschiedenen niederösterreichischen Be-

zirksgerichten trat er 1954 als Rechtsexperte ins Außenministerium ein und war wesentlich an den Vorarbeiten und dem Zustandekommen des Staatsvertrags und des Neutralitätsgesetzes beteiligt. In seine Zeit als Leiter der österreichischen Gesandtschaft in Prag von 1967 bis 1970 fiel der »Prager Frühling«, wo er bereits durch sein humanitäres Verhalten auffiel: Er gewährte vielen Flüchtlingen in der österreichischen Botschaft Unterschlupf und widersetzte sich den Weisungen seines Vorgesetzten, Außenminister Dr. Kurt Waldheim, indem er an alle Ausreisewilligen Visa erteilte. 1970 erfolgte der Ruf nach Wien: Bundeskanzler Dr. Kreisky machte den parteilosen Kirchschläger zum Außenminister des SPÖ-Minderheitskabinetts. Auch dem zweiten Kabinett Kreisky, das mit einer absoluten Mehrheit der SPÖ ausgestattet war, gehörte er bis 1974 an. In diesem Jahr stellte Kreisky ihn als parteilosen Kandidaten der SPÖ und Nachfolger für den verstorbenen Franz Jonas für die Bundespräsidentenwahl auf. Der Gegenkandidat der ÖVP war der Innsbrucker Bürgermeister Dr. Alois Lugger, der bei der Wahl mit 48,3 : 51,7 % unterlag. Kirchschlägers enorme Popularität zeigte sich bei seiner Wiederwahl 1980: Er konnte als nunmehr gemeinsamer Kandidat von SPÖ und ÖVP ein bis heute unerreichtes Rekordergebnis von 79,9 % der Wählerstimmen erreichen. Allseits geachtet, wegen seines bescheidenen Auftretens und der Volksnähe überall beliebt, scheute er auch nicht vor Wortmeldungen bei sensiblen Themen zurück. Legendär ist seine Eröffnungsrede bei der Welser Messe 1980. Anlass für seine mahnenden Worte war der aktuelle Skandal beim Bau des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Hier ein kurzer Auszug aus seiner Rede: »Beginnen wir also überall mit der Trockenlegung der Sümpfe und nehmen wir – weil wir auf einer Landwirtschaftsmesse sind – auch gleich die sauren Wiesen dazu!« Dieser Aufruf wird bis heute immer wieder zitiert. Bundespräsident Dr. Kirchschläger verstarb am 30. März 2000 - 10 Tage nach seinem 85. Geburtstag - in Wien und wurde in der Präsidentengruft am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

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100 Jahre

Carl Szokoll

Aufstand des Gewissens Zum 100. Geburtstag von Carl Szokoll

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Alexandra Stolba

ir leben in viel besseren Zeiten als im grauenhaften NS-Regime, aber Zivilcourage ist immer notwendig.« Diesen Satz hörte man von Carl Szokoll oft in Interviews und bei Vorträgen. Zu Lebzeiten sprach er viel mit jungen Menschen und erzählte von der Verpflichtung, die Menschenwürde immer hochzuhalten - auch unter Lebensgefahr. Wer war dieser alte Herr, der die Jugend mit seinen Geschichten faszinierte? Geboren wurde Carl Szokoll am 15.10.1915 in Wien. Nach der mit Auszeichnung absolvierten Matura wollte er Künstler werden. Da sein Vater sich für ihn aber die Soldatenlaufbahn wünschte, schlug er diese auch ein, er kam zu den Hoch- und Deutschmeistern. 1937 lernte er seine große Liebe, die Halbjüdin Christl Kukula, in der Tanzschule Elmayer kennen. Die beiden wurden ein Paar und wollten heiraten. Für Szokolls Vater war dies undenkbar. Nach dem »Anschluss« musste Szokoll den »Eid auf den Führer« schwören. Innerlich sträubte er sich zunehmend gegen diese Situation. Trotz des hohen Risikos besuchte er seine Verlobte nach wie vor in Wehrmachtsuniform. Sein Vater meldete die Beziehung dem Wehrkreiskommando, um eine Versetzung des Sohnes nach Deutschland zu erreichen. Dies änderte nichts an seiner Treue und Liebe zur Verlobten. Die schrecklichen Gräueltaten, die er unmittelbar nach dem Einmarsch der Truppen Hitlers erlebt hat, bewogen ihn, dem Unrechtsregime Widerstand zu leisten. Als Claus Schenk Graf von Stauffenberg 1944 in Deutschland den militärischen Aufstand durch ein Attentat auf Hitler plante, leitete Szokoll die Verschwörung in den damaligen Donaugauen. Die Operation »Walküre« misslang, und durch großes Glück wurde Szokoll nicht enttarnt. Er setzte seinen Kampf fort und organisierte einen österreichischen Widerstand ohne Verbindung zu Berlin, die Operation »Radetzky«. Ziel war es, mit den Sojwets zusammenzuarbeiten, um die Kampfhandlungen in Wien 1945 abzukürzen. Die Lage verschlechterte sich massiv, die Zivilbevölkerung litt enorm unter Hunger, Wassermangel und Bomben. Die Na-

Carl Szokoll © Barbara Gindl, APA-Archiv / picturedesk.com zis führten das Standrecht ein. Jeglicher Widerstand wurde mit sofortigem Erschießen oder Erhängen bestraft. Szokoll gelang die Zusammenarbeit mit dem zivilen Widerstand, der Kontakt zu den Westalliierten aufgenommen hatte. Man wollte Fehler der letzten Verschwörung vermeiden und aktiv Rückhalt in der Bevölkerung suchen. Es gab nun eine seltene Einigung zwischen Aristokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten. Durch die Verbindung zur Roten Armee gelang es, die Wasserleitung, öffentliche Gebäude und Brücken intakt zu halten. Der Aufstand wurde durch Verrat vereitelt. Die führenden Offiziere wurden verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Carl Szokoll hatte wieder Glück und tauchte unter. Nach dem Vordringen der sowjetischen Truppen durch Mithilfe der Widerstandsbewegung und der Befreiung Wiens geriet er unter Spionageverdacht. Während seiner Inhaftierung warfen ihm

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die Sowjets vor, amerikanischer Spion zu sein. Nach sechs Monaten gelang ihm die Flucht. Es dauerte fast 40 Jahre, bis der Widerstandskämpfer als einer der Retter Wiens geehrt wurde. Viele waren dem Widerstand gegenüber feindselig oder skeptisch eingestellt. Die Menschen, die aufgrund ihres Gewissens gegen ein Unrechtsregime aufgestanden waren und ihr Leben riskiert hatten, wurden oft als Feiglinge oder Verräter angesehen. Carl Szokoll war einer von ihnen, der überlebt hat. Seine wertvollen Erfahrungen nutzte er und machte darauf aufmerksam, dass solche Geschehnisse in Zukunft rechtzeitig verhindert werden müssen durch Zivilcourage, die immer Gültigkeit hat. Carl Szokoll starb am 25.8.2004, seine geliebte Frau Christl an seiner Seite. Er bekam ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

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Anniversarium

100 Jahre

O. W. Fischer

Ein ganz besonderer Schwieriger Zum 100. Geburtstag von O. W. Fischer

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Heiner Wesemann

ls vor 100 Jahren, am 1. April 1915, der Sohn des Juristen und Beamten Franz Karl Fischer in Klosterneuburg geboren wurde, erhielt er die martialischen Vornamen »Otto« nach Bismarck und »Wilhelm« nach dem deutschen Kaiser. Als Schauspieler hat sich »O. W.« nie anders benannt als mit seinen Initialen – und wurde der Inbegriff des »österreichischen Herrn« schlechthin. Der Großbürgersohn studierte nach der Matura ein wenig herum, entschied sich aber dann für die Schauspielerei und war ab seinem 21. Lebensjahr zusammen mit einem Jahrgangskollegen, dem Deutschen Curd Jürgens, einer der begehrtesten »schönen« jungen Männer auf Wiens Theaterbrettern. Dass Jürgens und er, die sich beide dem Film zuwandten (aber nie gemeinsam vor der Kamera standen), sich nicht im

Weg waren, lag an einer »territorialen« Tatsache: Der sprachgewandte Jürgens trat mühelos in den internationalen Film ein, der Österreicher Fischer beherrschte in den fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre den deutschsprachigen Film. O. W. Fischer war nach dem Krieg einige Jahre Mitglied des Wiener Burgtheaters. Er debütierte 1946 in einer Komödie, dann als Oswald in Ibsens »Gespenster« und verabschiedete sich 1952 mit Zuckmayers »Herbert Engelmann«, denn da wurden die Filmangebote bereits überbordend. Er, der lange so Hochkarätiges gespielt hatte, fand nie auf die Bühne zurück: Als er 1967 bei den Salzburger Festspielen die für ihn ideale Rolle in Hofmannsthals »Der Schwierige« verkörperte, zeigte sich, dass er das Theaterspielen gewissermaßen verlernt hatte.

O. W. Fischer, Theatermuseum Wien © KHM

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Eine Nebenrolle in dem Willi Forst-Film »Burgtheater« neben Werner Krauss markierte seinen ersten Leinwandauftritt, dann war er lange Zeit der hübsche junge Mann, bis man ihn als idealen Partner der damals so zahlreichen, persönlichkeitsstarken jungen Damen des deutschen Films besetzte – Maria Schell, Ruth Leuwerik, Liselotte Pulver. O. W. Fischer als wirklich großen Schauspieler zu entdecken, gelang 1954 mit »Ludwig II.«. Seine Darstellung des borderline-wahnsinnigen Bayernkönigs ist auch heute noch beeindruckend. Dann zeigte er sich auch ideal als »Hanussen«, der zwielichtige Hellseher der Nazi-Zeit, obwohl er sich nie auf politische oder kritische Filme einließ, aber das waren auch nicht die Zeiten dafür. »Herrscher ohne Krone« (als Struensee), »El Hakim« (als ägyptischer Arzt), »Skandal in Ischl« (eine Lustspiel-Paraphrase von Schnitzlers »Professor Bernhardi«Thema) zeigte ihn in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre auf der Höhe seiner Kunst. Oft gekrönt als Publikumsliebling in Teenager-Zeitungen, erwies er sich in den »Peter Voss«-Filmen oder als Schweizer »Praline-Soldat« in Shaws »Helden« auch als großer Komödiant. Doch Fischer war schwierig. Hollywood hatte die Fühler nach ihm ausgestreckt. 1956 flog er hinüber und kam postwendend zurück, Amerika war nichts für ihn. In Europa allerdings ging seine Zeit auch zu Ende – wahrscheinlich war der »Axel Munthe« 1962 der letzte Film von Format, den er drehte. Alles weitere war vergessenswert mit Ausnahme einer TVProduktion von Schnitzlers »Das weite Land«, in der er ein idealer Interpret des Hofreiter war. Fischer, ein Frauenschwarm ohnegleichen, hat sich von Anna Usell, seiner Gattin seit 1942 bis zu ihrem Tod 1985, nie getrennt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als eine Art schrulliger Privatgelehrter im Schweizerischen Vernate im Tessin, umgeben von seinen Katzen. Dort findet sich heute auch die Urne des am 29. Jänner 2004 in Lugano Verstorbenen. Eine Persönlichkeit von ähnlicher Strahlkraft hat der deutsche Film nur selten hervorgebracht.

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100 Jahre

Curd Jürgens

Ein kosmopolitisches Leben …

… auf der Bühne und im Film; zum 100. Geburtstag von Curd Jürgens

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Christine Stabel

urd Jürgens, geb. am 13. Dezember 1915 in München, ist schon durch seine Herkunft international: Sein Vater ein wohlhabender Hamburger Kaufmann dänischer Herkunft, seine Mutter eine Französin. Er und seine beiden älteren Zwillingsschwestern wachsen zweisprachig auf. Curd Jürgens verbringt seine Jugend in Berlin, absolviert dort die Schule und beginnt danach als Journalist beim Berliner »Acht-Uhr-Abendblatt«. Gleich das erste Interview führt er mit der Schauspielerin Lulu Basler, die bald seine erste Ehefrau wird. Sie bringt ihn zum Beruf des Schauspielers, die unglaubliche Karriere beginnt in Dresden am Metropoltheater und geht weiter an Berliner Bühnen (Theater am Kurfürstendamm, Komödie). Parallel dazu bewirbt er sich schon 1935 bei der UFA, und die ersten Filme mit ihm entstehen; von Willi Forst entdeckt, wirkt Curd Jürgens 1935 bis 1982 in jedem (!) Jahr in mindestens einem Film mit. International gelingt ihm der Durchbruch vor allem durch die Verfilmung von Carl Zuckmayers »Des Teufels General«. Insgesamt sind es rund 160 Filme, die Curd Jürgens gedreht hat. Die Liste seiner Filmpartner liest sich wie das »Who is Who« der internationalen Schauspiel-Gilde: Brigitte Bardot, Ingrid Bergmann, Hildegard Knef, Maria Schell, Romy Schneider, Liselotte Pulver, Mario Adorf, Leon Askin, Richard Burton, Alain Delon, Gert Fröbe, Jean Gabin, Orson Welles und viele weitere Künstler von Bühne und Film. Curd Jürgens Bühnenlaufbahn setzt sich ab 1938 am Volkstheater in Wien fort, von 1941 bis 1953 und 1966 spielt er am Burgtheater, zum Beispiel als Galileo Galilei. Nach einer »Theaterpause« (die Filmangebote waren zu verlockend) brilliert er vor allem als »Jedermann« bei den Salzburger Festspielen (1973-1977) und 1979 in der Josefstadt als Sigmund Freud in »Berggasse 19«. Vollblutschauspieler, Charakterdarsteller, Filmstar, Bonvivant, Renaissancefürst, Herzensbrecher, Frauenheld, »normannischer Kleiderschrank«, großzügiger Gastgeber, Sozialist im Rolls-Royce: So wird Curd Jürgens in den zahlreichen Artikeln

Curd Jürgens als Jedermann, Theatermuseum Wien © KHM und Büchern seriöser Autoren, aber auch in der Boulevardpresse beschrieben. Fünfmal ist er verheiratet, mit Lulu Basler, Judith Holzmeister, Eva Bartok, Simone Bicheron und ab 1978 mit Margie Schmitz. Er selbst bezeichnet sich als »ein viel treuerer Ehemann als man mir nachgesagt hat« (Interview mit Fritz Rumler aus »Der Spiegel«, Ausgabe 50/1975). Bereits 1946 nimmt Curd Jürgens die österreichische Staatsbürgerschaft an, lebt aber als Kosmopolit an mehreren Wohnsitzen: in Österreich, Frankreich, der Schweiz und auf den Bahamas. Angeblich hinterlässt er jeder seiner fünf Ehefrauen eine Immobilie. Der Lebensstil des Genussmenschen, der Essen, Trinken und Rauchen liebt, fordert schon in den 1970er Jahren seinen Tribut: Zahlreiche Bypass-Operationen werden notwendig. »Eine Diät, weniger Arbeit, sonstige Einschränkungen, dafür

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war er nicht zu haben.« (Margie Schmitz). Curd Jürgens will seinen Lebensstil nicht ändern, »lieber den Jahren mehr Leben, als dem Leben mehr Jahre«, lautet seine Devise. Am 18. Juni 1982 stirbt Curd Jürgens in Wien – sein Begräbnis ist die bislang einzige nächtliche Zeremonie am Wiener Zentralfriedhof!

Literatur: Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, Österreichisches Personen Lexikon (Wien 1992) Georg Markus, Es hat uns sehr gefreut (München 1996) Georg Markus, Die ganz Großen (Wien 2002) Curd Jürgens, Und kein bisschen weise ( Locarno 1976)

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Anniversarium

100 Jahre

Wienflussregulierung

Der gezähmte Fluss

Letzte Arbeiten an der Wienflussregulierung vor 100 Jahren Ursula Schwarz

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lysch. Flysch lässt Wasser nicht versickern. Der Wienfluss fließt über Flysch und hat 124 Zuflüsse, daher war er Jahrhunderte lang gefährlich. Die mittlere Wasserdurchflussmenge beträgt 1.200 Liter pro Sekunde, aber bei einem »tausendjährlichen« Hochwasser können es bis zu 470.000 Liter werden. Der Wienfluss ist mit 34 Kilometern Länge und einem Entwässerungsgebiet von 230 km2 der größte der Wienerwaldflüsse. Anlass zur Regulierung vor hundert Jahren war der Bau der Wiener Stadtbahn, die als eine Verbindungsbahn zwischen den peripher gelegenen Bahnhöfen geplant war. Durch die dicht verbauten Vorstädte war der Bau einer Bahntrasse nicht möglich. Die österreichischen Staatsbahnen, die mit der Errichtung der Stadtbahn beauftragt waren, fanden eine Lösung für das Problem: Die Trasse wurde in die Flusstäler des Wienflusses und des Donaukanals gelegt. Voraussetzung dafür war die Regulierung dieser Flüsse, rund 5.000 Menschen wurden dabei eingesetzt.

Die Regulierung und die Kanäle 1885 wurde mit dem Bau begonnen. Zunächst musste man für plötzlich anfallende Wassermassen Rückhaltebecken schaffen. Das erste derartige Becken war der Wienerwaldsee, der ursprünglich für die Gewinnung von Trinkwasser angelegt worden war. Ein Vorbecken diente dazu, das Geschiebe abzulagern, das der Fluss mit sich führte. Die Hochwasserschutzanlage in Hadersdorf bestand aus sieben Becken. Sechs Becken dienten dem Rückhalt des Wienflusses und eines dem Mauerbach. Sie waren hintereinander angeordnet und durch überströmbare Betonmauern voneinander getrennt. Das Gesamtvolumen aller Rückhaltebecken beträgt heute 1,2 Millionen Kubikmeter. Die Regulierungsstrecke umfasste siebzehn Kilometer. Die Flusssohle und die Ufermauern waren so konzipiert, dass auch eine Übertunnelung zu späterer Zeit möglich sein sollte. Die Einwölbung im Bereich des Naschmarktes erfolgte erst 1913 bis 1915.

Für die Überwachung der Hochwasserschutzanlagen wurde das Dienstgebäude der städtischen Wienflussaufsicht in Mariabrunn errichtet, wo sich auch das Sperrbauwerk befindet. Es gehört heute zur Magistratsabteilung 45 – Wiener Gewässer. Entlang des Wienflusses wurde am nördlichen und südlichen Ufer je ein Sammelkanal angelegt. Diese Mischwassersammelkanäle nehmen sowohl Fäkalien als auch das gesamte Oberflächenwasser bei Regen auf und leiten sie in die Kläranlage Simmering ab. Die Modernisierung Um das Stadtgebiet vor Überflutungen zu bewahren, wurde der Hochwasserschutz des Wienflusses im innerstädtischen Bereich auf ein tausendjährliches Hochwasser ausgelegt. Zur Optimierung des Hochwasserschutzes sind die bestehenden Wehranlagen mit beweglichen Wehrverschlüssen versehen. Bei Hochwasser wird das erste Becken geschlossen und der Fluss über ein Umleitungsgerinne abgeleitet. Erst ab einem hundertjährlichen Hochwasserereignis werden die Becken schrittweise befüllt. Ein Zentralcomputer erhält von verschiedenen Messstationen viertelstündlich Informationen zugespielt, um rechtzeitig die Anlagen in Bereitschaft zu setzen. Die Renaturierung Die Renaturierung der Rückhaltebecken führte zu einem der größten Feuchtbiotope im Westen der Stadt. Innerhalb der Retentionsbecken kann sich der Fluss selber sein Bett suchen. Hier entwickelte sich ein neuer Naturraum. Aus dem Augebiet der Donau wanderten Biber, Bisamratten und Fischotter zu, Schwarzstörche und Eisvögel finden hier ihren Lebensraum. Zuletzt wurde das Flussbett von Auhof bis Hietzing mit einem Radweg erschlossen, der von Radfahrern, Fußgängern, Skatern, Hundebesitzern und anderen Erholungssuchenden mit Freude angenommen wird.

Buchtipp : Ein durch Hydraulik bewegliches Wehr © MA 45 Wiener Gewässer

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Josef Holzapfel, Die Wien (Erfurt 2014)

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50 Jahre

OPEC

Die OPEC in Wien

Vor 50 Jahren: Wien wird Sitz der OPEC

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Martina Autengruber

er 24. Juni 1965 war ein denkwürdiger Tag in der Geschichte Wiens: Ein Vertrag, in dem festgehalten wurde, dass Wien der ständige Sitz der OPEC werden sollte, wurde vom österreichischen Außenminister Dr. Bruno Kreisky und dem Generalsekretär der OPEC Ashraf Lufti unterzeichnet.

Das Opec-Gebäude in Wien, Wikimedia Commons © Dalibri, CC-BY-SA 3.0

Bisher hatte die Organisation erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries) ihren Hauptsitz in Genf. Da die Schweiz sich weigerte, der OPEC diplomatische Privilegien zuzugestehen, wurde der Hauptsitz des Kartells nach Wien verlegt. Die internationale Organisation war 1960 in Bagdad gegründet worden. Beteiligt waren damals der Irak, der Iran, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela. Zu dieser Zeit beherrschten westliche Erdölgesellschaften besonders im Nahen Osten den Erdölmarkt und die Erdölproduktion, die arabischen Ölstaaten waren von diesen Konzernen abhängig. Die Gründung der OPEC war die Antwort auf die Senkung von Erdölpreisen, die von diesen westlichen Gesellschaften ohne Absprache mit den erdölfördernden Ländern durchgeführt wurde. Ziel der OPEC war es, die Fördermenge und den Erdölpreis zu kontrollieren, indem die Ölquellen verstaatlicht und die Ölfirmen erhöht besteuert wurden.

gekennzeichnet durch einen Aufkleber auf der Windschutzscheibe, eingeführt.

in Algier, wo die letzten Geiseln freigelassen wurden.

Anfänglich blieb die OPEC wirkungslos, doch bald kamen neue Mitglieder hinzu: Katar (1961), Libyen (1962), die Vereinigten Arabischen Emirate (1967), Algerien (1969) und Nigeria (1971). 1973 verursachte das arabische Öl-Embargo, ausgelöst durch den Jom-Kippur-Krieg, einen starken Ölpreisanstieg für westliche Länder, die Israel in diesem Krieg unterstützt hatten. Die Ölfördermengen wurden bewusst um rund fünf Prozent gesenkt und die Abgabepreise enorm erhöht, um politischen Druck zu erzeugen. Innerhalb weniger Tage kam es zu einer Energieknappheit. So wurden Tempolimits und der autofreie Tag in Österreich,

Zehn Jahre nach der Gründung, am 21. Dezember 1975, stürmte ein Terror-Kommando die OPEC-Zentrale im ehemaligen Deutschmeisterpalais am Parkring. Bei der gerade stattfindenden OPEC-Konferenz waren elf Minister der Organisation erdölexportierender Länder und hochrangige OPEC-Vertreter sowie eine große Anzahl an internationalen Journalisten anwesend. Ein österreichischer Polizist und ein OPEC-Sicherheitsbeamter sowie ein Mitglied der libyschen OPEC-Delegation starben im Kugelhagel. Das Terrorkommando nahm über 60 Personen als Geiseln. Die Flucht der Terroristen mit einem AUA-Flugzeug endete schließlich

Das heutige Bürogebäude befindet sich in der Wipplingerstraße / Ecke Helferstorferstraße, direkt neben dem ehemaligen Sitz der Wiener Börse. In Wien arbeiten rund 150 Personen für die OPEC, darunter sind an die 60 Personen österreichische Staatsbürger. Die Stadt Wien und die Republik Österreich teilen sich die Mietkosten von jährlich etwa 1,8 Millionen Euro, denn es bedeutet viel Prestige für Österreich, wenn die Ölminister der OPEC-Mitgliedstaaten in Wien tagen. Nicht zuletzt ist es auch ein Garant für eine hohe Auslastung der besten Hotels in der Wiener Innenstadt und eine Belebung des Wiener Tourismus.

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Anniversarium

50 Jahre

Leopold Figl

Ein Politiker zum Anfassen Zum 50. Todestag von Leopold Figl

Christine Colella

»I

ch kann Euch nichts geben, keine Kerzen, kein Stück Brot, keine Kohle; ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich.« Dieser Auszug aus seiner Weihnachtsansprache 1945 gehört zu den berühmtesten Reden des Bundeskanzlers Leopold Figl. Wenn diese Ansprache auch erst kurz vor Figls Tod für die Nachwelt aufgezeichnet wurde, da sich vom Original keine Tondokumente erhalten haben: Keine Worte konnten die Situation nach Kriegsende 1945 besser zum Ausdruck bringen! Geboren wurde Leopold Figl am 2. Oktober 1902 in Rust im Tullnerfeld. Obwohl der Bauernsohn aus einer kinderreichen Familie stammte, schafften es seine Eltern, ihn auf das Gymnasium in St. Pölten zu schicken. Nach dem Studium an

der Hochschule für Bodenkultur in Wien, das er 1931 als Agraringenieur abschloss, begann seine berufliche Laufbahn im Niederösterreichischen Bauernbund. In der Folge übte er verschiedene Ämter im österreichischen Ständestaat aus, weshalb er als einer der ersten Österreicher nach dem Anschluss im März 1938 in das Konzentrationslager Dachau transportiert wurde. In Dachau und später im KZ Mauthausen entging Leopold Figl nur knapp dem Tod. Karl Renner ernannte Figl nach den Nationalratswahlen im Dezember 1945 zum ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik. Er war auch Gründungsmitglied und erster Obmann der Österreichischen Volkspartei. 1953 von Julius Raab als Bundeskanzler abgelöst, wurde Figl das Amt des

Außenministers zugeteilt. Als solcher war er maßgeblich am Abschluss des Staatsvertrages beteiligt. Als dieser am 15. Mai 1955 im Schloss Belvedere unterzeichnet wurde, sprach Figl im dortigen Marmorsaal die berühmten Worte »Österreich ist frei!« Danach trat er auf den Balkon des Schlosses und zeigte der begeisterten Menschenmenge den Staatsvertrag. In späteren Jahren bekleidete Figl das Amt des Nationalratspräsidenten und jenes des Landeshauptmannes von Niederösterreich. Figl starb am 9. Mai 1965 in Wien und wurde am 14. Mai, einen Tag vor der Feier des zehnjährigen Staatsvertragsjubiläums, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof beigesetzt. Sein Denkmal befindet sich vor der Leopold-Figl-Gasse auf dem Wiener Minoritenplatz. Außerdem erinnern der Leopold-Figl-Hof in Wien auf dem Franz-Josefs-Kai, die Leopold Figl-Warte auf dem Tulbinger Kogel und weitere Gedenkstätten an diesen äußerst populären Politiker. Es gibt zahlreiche Legenden über Leopold Figl. Eine davon berichtet von einer Reise mit Bundespräsident Karl Renner nach Paris. Am Bahnhof rannten die Kofferträger herum: »Bagage, bagage….« Figl sagte zu Renner: »Was, kennen’s uns da a scho?«

Leopold Figl © ÖNB / Winkler

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Seinen mangelnden Sprachkenntnissen und seinem nicht immer diplomatischen Verhalten standen seine ungehemmte Kontaktfreudigkeit und verständliche Ausdrucksweise gegenüber. Dadurch hatte er Zugang zu jedermann. Man erzählt auch immer wieder über die Trinkfestigkeit des Politikers, die bei den Verhandlungen zum Staatsvertrag bei den Sowjets zu einer positiven Stimmung für Österreich beigetragen haben soll. Figl war ein Politiker »zum Anfassen« und wurde – wie sein Namenspatron, der Heilige Leopold – zum überaus populären und beliebten »Landesvater«, der von der Bevölkerung liebevoll »Poldi« genannt wurde. Leopold Figl war wohl einer der populärsten Politiker Österreichs und eine der prägnantesten Figuren der Zeitgeschichte.

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50 Jahre

Adolf Schärf

Ein pflichtgetreuer Beamter Zum 50. Todestag von Adolf Schärf

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Johann Szegö

ier Politiker flogen 1955 nach Moskau, um den Staatsvertrag vorzubereiten. Zwei Volkslieblinge: Raab und Figl, der spätere Sonnenkönig« Kreisky – und der als eher »graue Persönlichkeit« eingestufte Schärf. Wer war er wirklich? Adolf Schärf wurde 1890 in Nikolsburg (heute Tschechische Republik) geboren. Schärf war kein Jude, erteilte aber bereits als Student hebräischen Nachhilfeunterricht. Als Jusstudent kam er mit der Politik in Kontakt, wurde SP-Mitglied, trat aus der katholischen Kirche aus und heiratete nur standesamtlich, ließ aber seine Kinder taufen (allerdings evangelisch H. B.). Im I. Weltkrieg diente er als Soldat, nach 1918 war Schärf Sekretär des Parteichefs Karl Seitz. Nach dem Verbot seiner Partei (1934) wurde er inhaftiert; seiner Frau gelang es, ihn nach 95 Tagen freizubekommen. Er arbeitete nunmehr als Anwalt und verteidigte hauptsächlich seine Parteifreunde. 1938 wurde er abermals verhaftet, und auch dieses Mal gelang es seiner Frau, ihn freizukriegen. Nachher wirkte Schärf wieder als Anwalt, vertrat Parteifreunde und viele Juden vor Gericht (einmal agierte er gegen die jüdische Beklagte), führte aber auch Scheidungsprozesse (von der Verteidigung der politisch Verfolgten konnte er nicht leben). Der erste große Schock in seinem Leben war der »Heldentod« seines Sohnes. »Er starb für Hitler, nicht für unsere Heimat« – stellte Schärfs Frau fest. 1943 beendete er den uralten Anschlusswunsch der österreichischen Sozialdemokratie: »Der Anschluss ist tot! Die Liebe zum Deutschen Reich ist den Österreichern ausgetrieben worden.« 1945 übernahm er die Leitung der SPÖ, wurde Vizekanzler – und bald schlug Schärfs größte Stunde: Als die Sowjets die Gründung einer österreichisch-sowjetischen Ölgesellschaft vorschlugen, war er dagegen: Er hatte all die Nachteile der vorgeschlagenen Paragrafen erkannt (Renner und Figl hätten sie akzeptiert!) – Schärf verhinderte ein wirtschaftliches Desaster. Er führte überhaupt eine scharf antikommunistische Politik: Mögen die Schwesterparteien (in Ungarn, Rumänien, usw.)

Adolf Schärf © ÖNB

die Zusammenarbeit mit der jeweiligen KP gesucht haben, kam das für die von Schärf geführte SPÖ nicht in Frage. Als Vizekanzler in der Besatzungszeit stand er sicher im Schatten der Popularität der beiden viel volkstümlicheren Bundeskanzler Figl und Raab. Seine Welt war eben die Welt der Paragrafen: Die Entnazifizierungsgesetze waren überwiegend seine Arbeit, er setzte sich aber auch bald für die Amnestierung der kleinen Nazis ein. Was die Rückzahlungen für die Naziopfer betraf, gehörte Schärf zu den Bremsern, er wollte in erster Linie die Opfer des Ständestaates entschädigen. Der Neutralität Österreichs stand er ursprünglich skeptisch gegenüber. 1957 gewann Schärf die Bundespräsidentenwahlen mit 51,1%. Als Privatmensch war er damals bereits ein gebrochener Mann: Den Tod seiner Frau überwand er nie (»sie hat mir zweimal das Leben gerettet«). Der Prototyp des pflichtgetreuen josefinischen Beamten erfüllte sein neues Amt mit Fleiß und Objektivität: Der scharf

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antiklerikale Sozialist pflegte jetzt gute Kontakte mit der Kirche. Seine Beamtenpension spendete er katholischen, evangelischen und jüdischen Wohlfahrtsorganisationen. Schärf war der erste Präsident nach 1945, der Staatsbesuche absolvierte und Staatsbesucher empfing. Der Höhepunkt war sicher der Empfang für US-Präsident Kennedy und UdSSR-Ministerpräsident Chruschtschow 1961 in Schönbrunn. Im Februar 1965 erkrankte er an Grippe. Trotzdem bestand er an einem kalten Wintertag darauf, den Schah von Persien am Flughafen persönlich zu begrüßen. Drei Tage später, am 28. Februar, war Adolf Schärf tot.

Literatur: Adolf Schärf, Österreichs Erneuerung (Wien 1955) Karl R. Stadler, Adolf Schärf (Wien 1982)

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Anniversarium

50 Jahre

Martin Buber

Gründer der dialogischen Philosophie Zum 50. Todestag von Martin Buber

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George Purdea

ür den Zugang zur Hinterfragung des Zwischenmenschlichen bei Buber bietet sich die Textstelle über »gespenstische Bilder«, die bei der verbalen Unterredung zwischen zwei beliebigen Individuen, die er mit Namen Paul und Peter bezeichnet, entstehen: »Das sind erstmal der Peter, wie er dem Paul wirklich erscheint, und der Paul, wie er dem Peter erscheinen will und der Paul, wie er dem Peter erscheinen will; sodann der Peter, wie er dem Paul tatsächlich erscheint, Pauls Bild von Peter also …und vice versa. Dazu noch Peter, wie er sich selbst und Paul wie er sich selbst erscheint. Zu guter Letzt: der leibliche Peter und der leibliche Paul. Zwei lebende Wesen und sechs gespenstische Scheingestalten, die sich in das Gespräch der beiden mannigfaltig mischen!« Angesichts dieses wahren Getümmels der vielfältigen Bilder, das sich nicht nur im

Gespräch zweier sich fremd stehenden, sondern in kaum wahrnehmbaren Formen auch relativ vertrauten Menschen ereignet, fragt sich Buber mit einem leicht verzweifelten Ton: »Wo bliebe da noch Raum für die Echtheit des Zwischenmenschlichen?« Um diesen Raum doch ausfindig zu machen, unternimmt Buber einen überraschenden Perspektivenwechsel: Während die Philosophiegeschichte der sprachlichen Grammatik folgend, die erste, zweite und dritte Person Singular in eine Reihe stellt und gleichwertig betrachtet, sieht Buber hinter den Personalpronomen – sobald sie als Paare auftreten – unterschiedliche Konstellationen des Humanen. »Die Grundworte sind nicht Einzelworte, sondern Wortpaare. Das eine Grundwort ist das Wortpaar Ich-Du. Das andere Grundwort ist das Wortpaar Ich-Es, wobei …. für Es eins der Worte Er und Sie eintreten kann.«

Martin Buber © ÖNB

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So kommt er auf die Konstellation der »Ich und Du Begegnung« zu sprechen, die dadurch charakterisiert wird, dass darin »keine Vorwegnahme« und »kein Vorwissen« zur Geltung kommt. Ja, für die Dauer eines Augenblicks, erscheint mir der andere als unlöslicher Mittelpunkt der Welt, die Wirklichkeit rund um diesen herum aber nur als zweitrangiger »Hof«. Ebenfalls lässt sich so etwas wie zeitliche Gegenwart nirgendwo außer der »dialogischen Begegnung« festmachen, als »nunc stans«, als ewiger Augenblick, der nicht gleich in die die Masse des Gewesenen und Vergessenen zurückfällt. Doch begrenzt Buber diese Sphäre der Ich-Du- Beziehung nicht nur auf das Zwischenmenschliche, sondern erweitert sie – nach der Beschreibung der Betrachtung eines Baumes bei einem Sonnenuntergang (»Kein Eindruck ist der Baum … sondern er leibt mir gegenüber … «) auf die Begegnung mit der Natur. Diese Begegnung, obwohl untersprachlich und scheinbar asymmetrisch, ist ebenso reine Gegenwärtigkeit erzeugend. Buber deutet die Stelle aus der Bibel, dass die ganze Schöpfung auf die Erlösung warte, darauf hin, das jedes Naturseiende – Gewächs oder Stein – nach einer dialogischen, es ansprechenden Begegnung mit dem Menschen trachtet. Martin Buber, am 8. Februar 1878 in Wien geboren, studiert an der Philosophischen Fakultät der Wiener Universität, dann in Leipzig und Berlin. Er kommt in Kontakt mit dem Begründer der zionistischen Bewegung Theodor Herzl und widmet sich dem Studium der Tradition des Judentums. Am Anfang des Ersten Weltkrieges lässt er sich von patriotischen nationalistischen Tönen hinreißen. Erst durch die Mahnung eines nahen Freundes verzichtet er darauf, das Kriegsgeschehen mit metaphysischen Überlegungen über die »Gemeinschaft« in Verbindung zu bringen. Später wird er Honorarprofessor für Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt, und 1938 wird er auf einen Lehrstuhl für Sozialphilosophie an der Universität Jerusalem berufen, wo er in verschiedenen Organisationen für jüdische-arabische Verständigung mitwirkt. Buber stirbt am 13. Juni 1965 in Jerusalem.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015


10 Jahre

Wolfgang Bauer

Versuch einer Wiederannäherung Zum 10. Todestag von Wolfgang Bauer

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Marius Pasetti

ur marginal ist er heute noch auf den Bühnen Österreichs vertreten. In den späten 1960er- Jahren war Wolfgang Bauer viel umjubelt und freilich auch gescholten. Der am 18. März 1941 in Graz geborene Wolfgang Bauer war ein Spätberufener. Erst in seiner Studienzeit in Graz traf er auf eine sich formierende junge künstlerische und intellektuelle Szene, repräsentiert durch Namen wie Barbara Frischmuth, Alfred Kolleritsch, Herwig Kreutzbruck, Helmuth Eisendle oder Gunther Falk. Erste literarische Produktionen entstanden: Gedichte, Prosatexte und die Minidramen »Der Schweinetransport« (1961) und »Maler und Farbe« (1961). In Wien folgten weitere Stücke: »Zwei Fliegen auf einem Gleis« (1962), »Katharina Doppelkopf« (1962), »Pfnacht« (1963) und »Die Menschenfresser« (1963). Der große und internationale Durchbruch gelang mit »Magic Afternoon« (Uraufführung am 12. September 1964 am Landestheater Hannover). Mit diesem »Zeitstück der Langeweile«, in dem die handelnden Personen der alltäglichen Tristesse durch Trinken, Kiffen und Musik begegnen, erlangte »Magic Wolfi« Kultstatus als bürgerlicher Schockautor. Doch diese Klassifikation reicht nicht aus. Unbeachtet dabei bleiben die Bezüge zu Autoren des surrealen und absurden Theaters wie Beckett und Ionesco. Es zeigen sich auch Einflüsse des avantgardistischen Theaters der Wiener Gruppe. Bauers Stücke sind formal einer Theater auf dem Theater Dramaturgie verpflichtet, woraus sich durchaus auch barocke Versatzstücke ausmachen lassen. Diese sind allerdings frei von allen moralisierenden Implikationen. Bauers dramatisches Œuvre schwelgt in einer negativen Utopie von Realitäts- und Identitätsverlust, Ekel, Sarkasmus und Selbstzerstörung. An gesellschaftliche Veränderungen glaubte Bauer gewiss nicht. Mit den Stücken »Party for Six« (1967), »Change« und »Gespenster« (beide 1969) erregte Bauer nun endgültig internationales Aufsehen als Theaterautor. Regionale Ehrungen ließen nicht länger auf sich warten. Im Jahre 1970 erhielt er u. a. den Peter-Rosegger-Literaturpreis. Proteste

Aufführung von »Magic Afternoon«, 1971 Szene mit Wolfgang Bauer und Elga Sorbas © VGA

von rechten Kulturfunktionären, die in der Preisverleihung eine Verhöhnung des Namensgebers orteten, blieben nicht aus. Nach »Film und Frau oder Shakespeare the Sadist« (1981), »Silvester oder das Massaker im Hotel Sacher« (1971 Uraufführung am Volkstheater unter anderem mit Helmuth Qualtinger) und »Magnetküsse« (1976) wurde es relativ still um Wolfgang Bauer In den folgenden Jahren betätigte er sich als Journalist (unter anderem für die »Kronen Zeitung«), Fernsehautor (»In Zeiten wie diesen«) und Kinoautor (unter anderem für den Erotikfilm »Es war die Nachtigall« mit Sylvia Kristel). Weite Reisen führten ihn in die USA. Am Magic Theatre in San Francisco kam es zur englischsprachigen Uraufführung sei-

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ner »Magnetküsse«. In Singapur logierte Bauer drei Nächte in Raffles Hotel, das zum Schauplatz seines Stückes »Woher kommen wir? Wohin gehen wir?« (Uraufführung 1982) wurde. In Wien brachte die Uraufführung von »Herr Faust spielt Roulette« (1987 Akademietheater) einen Achtungserfolg. Im Jahre 2001 ereignete sich im Theater am Rabenhof mit der Uraufführung seines 1999 entstandenen Stücks »Café Tamagotchi« ein Bauer-Revival. Vier Jahre später wurde er nach der Aufführung seines Stückes mit dem »Foyer« beim Steirischen Herbst frenetisch beklatscht. Bauer, der durch zahlreiche Anekdoten für seinen ausschweifenden Lebenswandel bekannt war und den man selten ohne Zigarette antraf, starb am 26. August 2005 an einem Herzleiden.

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Albertina 2015 mit ihrem fotografischen Werk, das von surrealistischen Bildern über Mode-, Reise- und Porträt- bis hin zur Kriegsreportagefotografie reicht, neue Maßstäbe gesetzt, viele der Werke in der Ausstellung wurde zuvor noch nie veröffentlicht.

Das Ausstellungsjahr 2015 ist angelaufen und das vielfältige Programm der Albertina, das von den großen Meistern des 19. Jahrhunderts wie Caspar David Friedrich oder Edgar Degas bis hin zur zeitgenössischen Kunst aus den Bereichen Fotografie und Zeichnung reicht, wird wieder einen Hochgenuss für viele Kunstinteressierte darstellen.

Weitere Schwerpunkte liegen 2015 auf der österreichischen Aquarellmalerei des 19. Jahrhunderts im Umfeld von Erzherzog Johann, dem Thema Zeichnung in der zeitgenössischen Kunst sowie einer Ausstellung, die sich dem Werk und insbesondere auch der Brieffreundschaft von Lyonel Feininger und Alfred Kubin widmet.

Eröffnet wird das Jahr mit dem Ausstellungs-Highlight »Degas, Cézanne, Seurat aus dem Musée d’Orsay«. Zusammengestellt hat die Schau der ehemalige Direktor des Musée national d’art moderne im Centre Pompidou, Werner Spies, der durch das scheinbar undurchschaubare Labyrinth von Stilen, Themen und Motiven, die im 19. Jahrhundert nebeneinander herrschen, führt. Pastelle von Edgar Degas, Georges Seurat und Odilon Redon, Gouachen von Honoré Daumier und Gustave Moreau, Aquarelle von Paul Cézanne sowie Arbeiten von in ihrer Zeit hoch geschätzten Salonkünstlern bilden ein weites Panorama französischer Zeichenkunst ab.

Im Herbst findet eine große Ausstellung zum Thema der »Romantik« statt, in der anhand von ausgewählten Schlüsselwerken unterschiedliche Phänomene dieser um 1800 einsetzenden geistesgeschichtlichen Strömung fokussiert werden. Neben Werken von Friedrich und Runge werden auch Meisterwerke von Carl Blechen, Francisco de Goya, Ferdinand Olivier, Karl Friedrich Schinkel, Julius Schnorr von Carolsfeld, Alfred Rethel und William Turner gezeigt.

Außerdem widmet die Albertina zwei der faszinierendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts eine Einzelausstellung: Elaine Sturtevant und Lee Miller. Sturtevants Kunst zählt zweifelslos zu den außergewöhnlichsten Beiträgen der Gegenwartkunst, sie gilt als Begründerin der Appropriation Art. Lee Miller hat Edgar Degas, Nach dem Bad (Frau, sich den Nacken trocknend), 1895-1898, Musée d’Orsay, Paris, © RMN-Grand Palais (musée d’Orsay) / Bildrecht, Wien, 2014

Wir hoffen, Sie für das Ausstellungsprogramm 2015 der Albertina begeistern zu können!

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Ausstellungshighlights 2015 Degas, Cézanne, Seurat aus dem Musée d´Orsay Archiv der Träume 30. Jänner bis 3. Mai 2015 Für wenige Wochen ermöglicht die Albertina ihren Besuchern einen Blick in ein Traumarchiv. Das Musée d’Orsay öffnet seine Tresore und überlässt den Augen des Wiener Publikums 130 Arbeiten seiner grafischen Kostbarkeiten. Pastelle von Edgar Degas, Georges Seurat und Odilon Redon, Gouachen von Honoré Daumier und Gustave Moreau, Aquarelle von Paul Cézanne sowie Arbeiten von in ihrer Zeit hoch geschätzten Salonkünstlern bilden ein weites Panorama französischer Zeichenkunst ab: Bedeutende Werke des Realismus finden ihren Platz neben Arbeiten von berühmten impressionistischen Künstlern; magisch suggestive Werke des Symbolismus, wie z.B. die »noirs« von Odilon Redon gesellen sich zu den nicht minder dunklen, aber pointilistischen Kreidezeichnungen von Georges Seurat. Sonnendurchflutete Landschaften aus dem Süden Frankreichs von Paul Cézanne finden sich neben den neuen Göttinnen des 19. Jahrhunderts: Aus verborgenem Winkel beobachtete Prostituierte und Tänzerinnen bei Degas und in sich ruhende üppige Akte bei Renoir und Maillol wähnen sich unbeobachtet und geben sich profanen Handlungen des Alltags hin. Bei Francois Millet und Giovanni Segantini hingegen scheint die Zeit still zu stehen. Sie ästhetisieren das triste Dasein von Feldarbeitern mit eingefrorenen Posen ihrer Figuren. Gesellschaftliche Konflikte der Zeit werden in den Gerichtssälen von Daumier ins Karikaturhafte verzerrt; Barrikadenkämpfe von Gustave Courbet und Ernest Meissonier auf Skizzenblättern dokumentieren bedeutende politische Wendepunkte. Felicien Rops und Gustave Moreau lassen in die Abgründe der menschlichen Seele blicken.

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Elaine Sturtevant Drawing Double Reversal 14. Februar bis 10. Mai 2015 Erzherzog Johann Die Schönheit der Natur 27. Februar bis 31. Mai 2015 Lee Miller Surrealismus – Reisen – Krieg 8. Mai bis 16. August 2015 Drawing Now 29. Mai bis 20. September 2015

Lyonel Feininger, Die Lokomotive mit dem großen Rad, 1910, Dauerleihgabe der Sammlung Batliner

Matthäus Loder, Erzherzog Johann und Anna Plochl im Boot (I.), um 1824/25, Aquarell, Privatbesitz

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Lyonel Feininger und Alfred Kubin Eine Künstlerfreundschaft 4. September 2015 bis 10. Jänner 2016 Romantik 25. September 2015 bis 10. Jänner 2016 Anhand ausgewählter Schlüsselwerke werden unterschiedliche Phänomene dieser um 1800 einsetzenden geistesgeschichtlichen Strömung fokussiert. Die damals epochal wirkenden Ideen haben bis heute kaum etwas an Aktualität eingebüßt. Erstmals soll in diesem Zusammenhang auch eine Konfrontation der deutschen protestantischen Romantik mit der von der Wiener Akademie ausgehenden katholischen Romantik des Lu-

Terminänderungen vorbehalten Täglich von 10 bis 18 Uhr Mittwoch von 10 bis 21 Uhr www.albertina.at kasbundes gewagt werden – u.a. in Themen, die die verklärte Sicht des Mittelalters oder die Welt der Träume, (Todes-)Visionen und Abgründe in herausragenden Beispielen beleuchten. Neben Werken von Friedrich und Runge werden auch Meisterwerke von Carl Blechen, Francisco de Goya, Ferdinand Olivier, Karl Friedrich Schinkel, Julius Schnorr von Carolsfeld, Alfred Rethel und William Turner gezeigt.

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Vom Kloster zum Dorotheum

Das Augustiner-Chorherrenstift St. Dorothea gab dem Dorotheum seinen heutigen Namen. von Karl Holubar und Wolfgang Christian Huber Den wenigsten, die heute das Dorotheum betreten, wird wohl bewusst sein, dass sich der Name dieser Institution von dem an dieser Stelle bis 1786 bestehenden Augustiner-Chorherrenstift St. Dorothea herleitet. Neben Klosterneuburg, Herzogenburg und dem heute ebenfalls nicht mehr bestehenden Stift St. Pölten war St. Dorothea eines der großen Klöster dieses Ordens in Niederösterreich; es verfügte über beträchtliche wirtschaftliche und künstlerische Ressourcen. An der Stelle einer älteren, der heiligen Dorothea geweihten Kapelle war das Kloster ab 1414 auf Geheiß von Herzog Albrecht V. (1397–1439) errichtet worden. Die dafür erforderlichen Geldmittel hatte der herzogliche Kanzler Andreas Plank zur Verfügung gestellt, der als eigentlicher Stifter betrachtet und verehrt wurde. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des mittelalterlichen Dorotheerstiftes lässt sich mittels zahlreicher Archivalien, Rechnungs- und Grundbü-

Das Dorotheerstift hatte weit über Wien hinaus Bedeutung. Bis zu einem gewissen Grad war es gar ein Musterkloster. So wurden das heruntergekommene Chorherrenstift Glatz in Schlesien und das heute noch bestehende Kloster Neustift bei Brixen in Südtirol von Wien aus reformiert. Die zu einem guten Teil in der Österreichischen Nationalbibliothek erhaltenen Handschriften der Stiftsbibliothek geben bis heute eine Ahnung von den weit gespannten Interessen der Chorherren. Neben zahlreichen naturwissenschaftlichen und medizinischen Texten verdient dabei ein mittelalterliches Kochbuch besondere Erwähnung. Als das Stift Ende des 15. Jahrhunderts in wirtschaftliche Bedrängnis geriet, wurde es vom resignierten Bischof von Chiemsee gerettet. Ludwig Ebmer (Ebner), der ab 1502 im Kloster lebte und zu dieser Zeit einflussreicher Berater Kaiser Maximilians I. war, wird zu Recht als zweiter Stifter angesehen. Etliche Pröpste des Klosters und vereinzelte Kanoniker der Barockzeit sind in Porträts überliefert. Vom Aussehen und der reichen Ausstattung der Kirche, deren barockes Erscheinungsbild auf keinen Gerin-

Auktionsszene, © G. Wasserbauer

Treppenaufgang: NUMBERS ONE through ZERO von Robert Indiana, versteigert für € 969.419,– © Dorotheum

Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien Mo – Fr: 10 – 18 Uhr, Sa: 9 – 17 Uhr Aktuelle Termine und Informationen zu den Versteigerungen, Online-Kataloge: www.dorotheum.com

cher belegen, unter denen ein Grundbuch mit einer ganzseitigen Miniatur der Taufe Christi aus der Zeit um 1400 und eine Goldene Bulle Kaiser Friedrichs III. hervorstechen.

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geren als Matthias Steinl zurückgeht, kann man sich durch erhaltene Ansichten, Skizzen und Stiche nach den Altarblättern ein Bild machen. Das bedeutendste Kunstwerk der Dorotheerkirche, das Grabmal des Grafen Niklas Salm, des Verteidigers Wiens bei der Ersten Türkenbelagerung 1529, fand seinen Weg in die Votivkirche.

Das Dorotheum historisch: oben: K. k. Versatz-, Versteigerungs- und Verwahrungs-Amt 1901 Mitte: Ansicht des Stiftes St. Dorothea aus dem 18. Jahrhundert unten: das Dorotheum heute

Pz 337-340 des Stiftsarchivs Klosterneuburg

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der letzte Propst des Dorotheerstiftes Ignaz Miller nicht nur Beichtvater Maria Theresias, sondern auch glühender Verfechter der Reformen Josephs II. war – was den Kaiser nicht daran hinderte, das Stift unmittelbar nach Millers Tod aufzuheben. Der Kaiser persönlich setzte sich dafür ein, das damalige Versatz- und Fragamt mit seinem Auktionsbetrieb in die alte Kirche und das aufgelassene Kloster zu übersiedeln, die Kirchtürme zu schleifen und die Räume für den neuen Bedarf zu adaptieren. Die Gegebenheiten wurden übrigens vor allem deshalb für Auktionen und Depots als geeignet eingestuft, weil ihre Fenster zu einem großen Innenhof gingen, was man als der Sicherheit dienlich ansah. Verglichen mit den alten Räumen des Versteigerungshauses in der Annagasse waren sie zudem wesentlich heller, was das verlässliche Schätzen der eingebrachten Gegenstände deutlich erleichterte. Ein Teil des Besitzes St. Dorotheas blieb in Klosterneuburg erhalten: das Archiv, aber auch viele hochwertige Kunstwerke, die heute das Stiftsmuseum bereichern. Das Allermeiste ist jedoch unwiederbringlich verloren, wurden doch durch einen Brand 1786 im bereits aufgehobenen Kloster lagernde »geistliche Sachen« vernichtet und die Edelmetallobjekte der stiftlichen Schatzkammer auf kaiserlichen Befehl »zerschlagen und eingeschmolzen«. Nur einige wenige, wenngleich extrem hochwertige Elfenbeinschnitzereien vermitteln eine Ahnung vom ehemaligen Klosterschatz.

Foto: Dorotheum

Foto © Andreas Drexler

Weltrekordpreis für Frans Verbeeck »Der Narrenhandel« (Ausschnitt) bei der Auktion Alte Meister im Oktober 2014: € 3.035.000,–

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Sigmund Freud Museum 2015 Ganzjährig von 10 bis 18 Uhr geöffnet Brandt Junceau _ VANDAL

Bis 4. Oktober zeigt das Sigmund Freud Museum in der Berggasse die erste künstlerische Intervention, die auch in Sigmund Freuds Praxisräume eingreift: Die Arbeiten des New Yorker Künstlers Brandt Junceau fügen Freuds Behandlungs- und Arbeitszimmer neue Bedeutungsebenen hinzu und zeigen die Parallelitäten zwischen künstlerischem und psychoanalytischem Prozess auf. Die Dauerausstellung des Museums ist selbstverständlich weiterhin zu besichtigen und erhält durch die Werke einen zusätzlichen Blickwinkel. Für das Werk von Brandt Junceau ist die »archäologische Metapher«, wie sie in Freuds kulturwissenschaftlichen und psychoanalytischen Theorien zur Anwendung gelangt, kennzeichnend. Das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart, wie es der »Künstler als Geschichtsforscher« in seinen Arbeiten untersucht und zur Darstellung bringt, weist dabei starke Übereinstimmungen mit der Praxis der Psychoanalyse und ihren Intentionen auf: Im Bestreben, Vergangenes und Verschüttetes freizulegen, um daraus Kenntnis über gegenwärtige Seins-Zustände sowie zukünftige Entwicklungen abzuleiten, bedienen sich beide – der Künstler wie der Psychoanalytiker –der Vorstellungen, Visionen und Träume anderer.

In adaptierter Form und im Dialog mit Junceaus Intervention bleibt auch die Ausstellung »Freuds Reisen. Kulturelles Erfahren – psychoanalytisches Denken« bestehen: Diese Sonderausstellung geht den zahlreichen Reisen nach, die Sigmund Freud beruflich und privat unternahm. Im Zentrum stehen die Übersiedlung der Freuds von Freiberg nach Wien als erste Reise des dreijährigen Sigmund, Rundreisen an antike Schauplätze in Italien und Griechenland sowie die 1909 per Schiff unternommene Vortragsreise an die US-Ostküste. Erstmalig sind in Freuds ehemaligen Privaträumen in konzentrierter Form Dokumente und Bilder von den Aufenthalten im In- und Ausland zu sehen. Während die ständige Ausstellung Einblicke in Sigmund Freuds Schaffen inmitten seiner Arbeitsräume – seiner »Gedächtnishöhle« – vermittelt, verweist die Sonderausstellung auf die zentrale Rolle, die weltweite Schauplätze in seinem Leben spielten. Anlässlich Freuds 75. Todestages am 23. September 2014 wird auch die erzwungene Flucht vor den Nationalsozialisten nach England beleuchtet. Diese letzte Reise führte dazu, dass er nicht in seiner Heimatstadt verstarb, sondern in London. Das Exil ermöglichte ihm, wie er anmerkte, »to die in freedom«.

Das Sigmund Freud Museum

Brandt Junceau, Khoros, 2014, Foto: Oliver Ottenschläger

Brandt Junceau: Hängender, 2011, Foto: Oliver Ottenschläger

Seit 1971 befindet sich in der Berggasse 19 in Wiens neuntem Bezirk das Sigmund Freud Museum. Hier lebte und arbeitete Sigmund Freud 47 Jahre lang, ehe er 1938 in die Emigration getrieben wurde. Mittlerweile zählt die Adresse zu den bekanntesten der Welt, im Haus Berggasse 19 entstanden nahezu alle Schriften des Begründers der Psychoanalyse. Bahn brechende Werke wie »Die Traumdeutung« oder »Totem und Tabu« wurden im Arbeitszimmer der Praxis verfasst. Diese Räume im typisch bürgerlichen Haus aus der Gründerzeit sind heute täglich der Öffentlichkeit zugänglich und ziehen zwischen 70.000 und 80.000 Besucher an. www.freud-museum.at

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Wien Museum 2015

Von Galizien über die Ringstraße bis zu den Orten der Roma und Sinti. Ceija Stojka (1933 – 2013): »Wo sind unsere Rom?«, Laaerberg 1938

Das Ausstellungsprojekt »Mythos Galizien« (ab 26. März) ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem ICC in Krakau und dem Institut für den Donauraum und Mitteleuropa in Wien. Im Zentrum steht das multikulturelle Erbe des historischen Kronlandes der Österreich-Ungarischen Monarchie und die geopolitische und historische Bedeutung Galiziens für die zeitgenössische Kulturlandschaft Mitteleuropas. Zum Jubiläum der Ringstraße 2015 rückt das Wien Museum deren Pionierjahre ab 11. Juni in den Mittelpunkt: »Der Ring« zeigt Wien auf dem Weg zur modernen Großstadt, vom Beginn der Planungen bis zur feierlichen Eröffnung des Boulevards am 1. Mai 1865. Noch nie gezeigte Pläne, Entwürfe, Modelle und Fotografien erzählen von Architekten, Malern und Bildhauern auf der Suche nach dem Stil der Zeit, schildern das Nebeneinander von Alt- und Neu-Wien, Baustellen und Brachland, Abbruch und Neubau.

Die österreichisch-russische Grenze bei Brody, um 1910

www.wienmuseum.at

© Wien Museum

Einem der frühesten Protagonisten der Fotografie in Wien ist die Herbstausstellung (ab 22. Oktober) gewidmet: Andreas Groll. Er fotografierte von 1842 bis 1871, folglich in den ersten drei Jahrzehnten seit der Einführung der Fotografie in Wien 1839. Seine Bilder entstanden »vor Ort«, nicht nur an verschiedenen Plätzen Wiens, sondern auch auf weiten Reisen zwischen Prag und Krakau, zwischen Regensburg und dem Banat, zwischen Zwettl und Gurk, entlang der Strecke der neugebauten Westbahn oder auf Schloss Rosenberg in Südböhmen. Andreas Groll: Hofoper in Bau, 1865

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© Brody Regionalmuseum

Sammlung Wien Museum

Das Jahr beginnt mit einem engagierten Kooperationsprojekt: Gemeinsam mit »Romano Centro«, der »Initiative Minderheiten« und dem Burgenländischen Landesmuseum zeigt das Wien Museum die Ausstellung »Romane Thana« (ab 12. Februar), in deren Fokus »Lebensorte« der Roma und Sinti in Wien und Burgenland stehen. Dazu zählen die seit dem 18. Jahrhundert bestehenden Siedlungen der Burgenland-Roma, traditionelle Plätze in Wien, aber auch die Orte, die über die lange Verfolgungsgeschichte und den NS-Völkermord erzählen, wie Lackenbach, Auschwitz oder Łódź.

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»Kriege gehören ins Museum«

Der Tod des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, beim Attentat löste jene politische Krise aus, die Schritt für Schritt weltweit viele Staaten in den Krieg führte. Für die Habsburgermonarchie schien mit dem Attentat eine diplomatisch-politische Lösung des Gegensatzes zu Serbien nicht mehr möglich und so viel bereits Anfang Juli in Wien die Entscheidung. Ein am 23. Juli 1914 gestelltes Ultimatum konnte und wollte die serbische Regierung in ihrer Gesamtheit nicht erfüllen, Österreich-Ungarn erklärte Serbien daraufhin am 28. Juli den Krieg. Aufgrund der Bündnissituation wurde aus dem lokalen Konflikt ein europäischer Krieg mit vielen Fronten. Der »Erste Weltkrieg« oder der »Große Krieg« wie diese Urkatastrophe auch genannt wird nahm für insgesamt 36 kriegführende Staaten ihren Lauf.

Fotos: © Heeresgeschichtliches Museum, Wien

Am 28. Juni 2014 jährte sich das Attentat von Sarajevo zum hundertsten Mal. Die Besucher der neuen permanenten Ausstellung erwartet neben der chronologischen Gliederung der zeitgeschichtlichen Ereignisse rund um den Ersten Weltkrieg insbesondere auch räumliche, zeitliche und thematische Schwerpunkte der Jahre 914 bis 1918. Verschiedene »Querschnitts«-Themen fokussieren Bereiche wie etwa »Kriegsbegeisterung & Ausmarsch 1914«, »Verwundung und Tod«, »Pflege und Trauer«, »Frau im Krieg«, »Kriegspropaganda« oder »Kriegserinnerung«.

Durch neue militärische Taktiken, Waffen und Kampfformen bekam der Krieg bereits in den ersten Monaten ein neues grauenhaftes Gesicht. Für die neue Ausstellung im HGM musste eine zusätzliche Plattform geschaffen werden und so wurde 1,80 Meter in die Tiefe gegraben. Durch die Plattform konnte der nutzbare Ausstellungsbereich von 1.000 m² auf 1.400 m² erweitert werden. Die Objekte werden nüchtern präsentiert und wirken selbst durch ihre »Aura«. Es ist nun möglich, in Form eines Rundganges durch die Ausstellung zu gehen. Dieser Rundgang wurde so konzipiert, dass die Schlüsselobjekte sehr bewusst in einem historisch zusammenhängenden Rahmen stehen. Er endet symbolisch bei Kreuzen. Die ersten zwei Toten von Sarajevo, der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und sein Frau Sophie von Hohenberg, werden so den Millionen Menschen, die am Schlachtfeld oder den widrigen Umständen des Krieges zum Opfer gefallen sind, gegenüberstellt. Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 17 Uhr Geschlossen an folgenden Feiertagen: 1. Jänner, Ostersonntag, 1. Mai, Allerheiligen, 25. und 31. Dezember Eintrittspreise (inkl. ein Audioführer): Normalpreis: € 6,–, ermäßigter Eintritt: € 4,– Personen bis zum vollendeten 19. Lebensjahr: FREI! (Lichtbildausweis) Gruppen ab 9 Personen: € 4,– pro Person Führungskarte: € 4,–, Foto- und Video-Erlaubnis: € 2,– Audioführer extra: € 2,– Freier Eintritt: An jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei! Heeresgeschichtliches Museum 1030 Wien, Arsenal, Objekt 18 www.hgm.or.at

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Wissenschaft & Forschung im Kunsthistorischen Museum Wien Wussten Sie, dass das Kunsthistorische Museum Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung für kunsthistorische Fächer ist? Hinter den Kulissen des Ausstellungsund Museumsbetriebs arbeiten Kuratoren, Restauratoren und Naturwissenschaftler an der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Dokumentation von rund 600.000 Kunstschätzen aus sieben Jahrtausenden. Diese wissenschaftliche Arbeit ist unverzichtbare Grundlage für eine adäquate Vermittlung, für Ausstellungen und für Publikationen im Museum. Verschiedene Ausstellungs- und Vermittlungsformate informieren Besucher regelmäßig über aktuelle Forschungsergebnisse. 2012 wurde die Ausstellungsreihe der Gemäldegalerie mit dem Titel »Ansichtssachen« ins Leben gerufen. Im Fokus steht dabei jeweils ein außergewöhnliches Bild der Sammlung, das aus Platzgründen nur selten gezeigt wird oder das durch jüngere Forschungsergebnisse Besucher zu einer erneuten Betrachtung einlädt. Zu jeder »Ansichtssache« erscheint begleitend eine Broschüre mit vertiefenden Informationen.

Im Rahmen der Vortragsreihe »Forschung im Museum« mit anschließender Führung eröffnen Wissenschaftler des Hauses spannende Sichtweisen auf Kunstwerke aus ihren Spezialgebieten. Durch den Vortrag werden neue Perspektiven und aufschlussreiche Vergleiche präsentiert, damit das Publikum Kunst noch besser verstehen lernen kann. Mit der Jahreskarte des KHM sind Sie besser informiert. Im Preis von nur € 34,– sind der Eintritt in alle Museen des KHMMuseumsverbandes sowie in alle dort gezeigten Ausstellungen und über 300 Führungen enthalten. Im Jahr 2015 erwarten Sie u. a. folgende Ausstellungshighlights: »Fantastische Welten. Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500«, ab März im Kunsthistorischen Museum Wien. Das Theatermuseum zeigt »ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater«, ebenfalls ab März. Die Kaiserliche Wagenburg präsentiert noch bis Juni »Der Kongress fährt«, eine Ausstellung zum 200 Jahr-Jubiläum des Wiener Kongresses.

Lass dich von Kunst inspirieren. WWW.KHM.AT

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Zu Gast bei Esterházy Ein vielfältiges kulturelles und musikalisches Angebot in den bedeutendsten historischen Baudenkmälern des Burgenlandes. Nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt, eröffnen die Schlösser, Burgen und Naturdenkmäler der Fürstenfamilie Esterhazy Kulturwelten der besonderen Art, eingebettet in die einzigartige pannonische Landschaft.

Prunkvolle Ausstellungen im Schloss Esterhazy in Eisenstadt

Die bewegte Geschichte der Bibliotheca Esterhazyana wird bei einer Highlightführung durch das Schloss Esterhazy ebenso erzählt wie die faszinierende Familiengeschichte dieses ungarischen Adelshauses und ihre Sammelleidenschaft und Mäzenatentum. Im Appartement der Fürstin kann man das Leben dreier Fürstinnen Esterházy im Schloss authentisch erleben. Vom Großen Chinesischen Salon bis zum Zimmer, wo auch Kaiserin Maria Ludovica zu nächtigen beliebte. In der Ausstellung Glanzlichter des Schlosses Esterhazy kann 300 Jahre Baugeschichte des Schlosses, Kunstgenuss und die Lebensweise der Esterhazyschen Fürsten erlebt werden. Die Dauerausstellung Haydn Explosiv*2015 ist Hommage an Musikgenie Joseph Haydn und illustriert eindrucksvoll-lebendig die unvergleichliche Vita des Ausnahmekünstlers und Musikpflege a là Esterhazy. Das größte Weinmuseum Österreichs im Untergeschoß von Schloss Esterhazy zeigt über 700 Exponate, darunter die älteste Baumpresse des Burgenlandes.

Mit dem Bus ins Burgenland: Esterhazy Ausstellungs-Bustour

Der Ausstellungsbus ist von Mai bis September immer Freitag, Samstag und Sonntag zwischen Wien und Eisenstadt unterwegs. Er bietet kulturinteressierten Gästen und Touristen aus Wien eine attraktive und entspannte Möglichkeit, das reiche Angebot von Esterhazy im Rahmen eines bequemen Tagesausflugs zu besichtigen. Die Bustour startet an den Tourtagen jeweils um 9.15 Uhr vor der Wiener Albertina vis-a-vis des Cafés Mozart und endet um 16.00 wieder in Wien.

Spannende Entdeckungsreisen durch die barocke Burg Forchtenstein

Hinter dicken Mauern und mit komplizierten Sperrmechanismen verschlossen liegt die Esterhazy Schatzkammer verborgen – die einzige am Originalstandort erhaltene barocke Kunstkammer Europas. Im Rahmen der Burgführung gewährt die Ausstellung »Granaten, Fahnen, Grenadiere« beeindruckende Einblicke in die Esterhazysche Geschichte von Uniformen, Waffen und Verteidigungsinstrumenten – beginnend mit dem Dreißigjährigen Krieg bis in das späte 19. Jahrhundert. Fürst Paul I. schuf Mythos und Stammbaum seiner Familie: in seinem Auftrag entstand die Esterhazy Ahnengalerie, heute die größte barocke Familiengalerie Mitteleuropas, in der sich reale und erfundene Vorfahren ein beeindruckendes Stelldichein geben. Höhepunkt des Rundgangs durch die Ahnengalerie: Der Silbermöbel-Raum. Hier werden weltweit rare Unikate präsentiert – barocke Silbermöbel aus der Schatzkammer des Hauses Esterhazy. www.esterhazy.at

Foto © Andreas Hafenscher

Schloss Esterházy

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Ein rares Sammlungsjuwel Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Peter Paul Rubens, Boreas entführt Oreithya

Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien Schillerplatz 3, 1. Stock (Lift), 1010 Wien Tel.: 01/58 816-2222 Di – So und Feiertag 10.00 – 18.00 Uhr www.akademiegalerie.at

© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Teufel, Monster und Höllenwesen leuchten auf im großen Weltgerichtsaltar, in dem Hieronymus Bosch seine phantasmagorischen Visionen vom Jüngsten Tag darstellt. Das Werk ist eines der Highlights der Gemäldegalerie der Wiener Akademie am Schillerplatz. Zu sehen gibt es weitere rund 180 Meistergemälde, etwa von Lucas Cranach d. Ä., Tizian, Botticelli, Rubens, Rembrandt oder Tiepolo sowie Maupertsch, Füger oder Lampi. d. J. Noch bis 15. März ist die umfangreiche Ausstellung Lust am Schrecken. Ausdrucksformen des Grauens. zu sehen. Sie widmet sich der paradoxen Tatsache, dass Darstellungen tragischer Begebenheiten im Betrachter zugleich Gefühle von Lust und Entsetzen hervorrufen, also ebenso faszinieren wie erfreuen können. Unter den zahlreichen Leihgaben aus bedeutenden internationalen und österreichischen Sammlungen sind besonders die berühmten Gemälde Judith enthauptet Holofernes von Artemisia Gentileschi aus dem Museo di Capodimonte in Neapel und das Haupt der Medusa aus dem Kunsthistorischen Museum hervorzuheben.

Die Burg Liechtenstein Die zentral gelegene, weithin bekannte Burg Liechtenstein ist jenes Gebäude, das sicherlich das architektonische und kulturelle Erbe der Region Mödling und des südlichen Wienerwaldes am stärksten zum Ausdruck bringt und somit zu einer »Trademark« der Region geworden ist. Die Stammburg der Fürsten von Liechtenstein bildet daher einen markanten touristischen Anziehungspunkt im südlichen Wienerwald. 1130/1140 erbaut von Hugo von Liechtenstein, ist die Burg heute architektonisch eingespannt zwischen der Romanik des 12. Jahrhunderts und dem Historismus des 19. Jahrhunderts. Die Burg gilt als einer der wenigen romanischen Profanbauten in Europa. Heute gibt die Burg Zeugnis vom Repräsentationswillen der Liechtensteinischen Fürsten des 19. Jahrhunderts. Besichtigung nur mit einer Führung möglich, diese finden zu jeder vollen Stunde statt. Täglich von 1. März bis 15. November., vom 16. November bis Weihnachten nur an den Wochenenden. Gruppen gegen Voranmeldung jederzeit möglich. Tel.: 0650/ 680 3901 Kontakt und Infos unter www.Liechtenstein-Burg.at

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Haus der Musik

Mit »Stairplay« präsentiert das Klangmuseum ein neues interaktives Musikerlebnis Das Klangmuseum präsentiert in Kooperation mit der Lang Lang Foundation ein neues musikpädagogisches Projekt. Die Feststiege im Klangmuseum wird dabei zum interaktiven Piano mit 13 bewegungssensitiven Stufen als Tasten. Dazu leuchtet das entsprechende Notenbild am Wandpaneel. Besucher erfahren auf diese Weise den Zusammenhang zwischen Instrument und Notation - spielerisch, unmittelbar und reduziert auf das Wesentliche. Noten lernen, Schritt für Schritt – Musik zu verstehen war nie einfacher.

täglich geöffnet von 10.00 bis 22.00 Uhr Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Museumspreis Ein Unternehmen der Wien Holding

Foto © Hanna Pribritzer

HAUS DER MUSIK A-1010 Wien, Seilerstätte 30, T +43 1 513 48 50 E info@hdm.at, www.hdm.at www.facebook.com/hausdermusik

Universität Wien

Führung durch den Campus der Universität Wien Das Areal des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses dient seit 1998 als Campus der Universität Wien. Ein geführter Spaziergang durch die Höfe gibt Einblick in die vielfältige Geschichte der Gebäude. Man erfährt von der Nutzung als Armenhaus sowie Militärkrankenhaus und Gebäranstalt, über die Verwendung als Universitätskliniken bis hin zur heutigen Nutzung als modernes Wissenschaftszentrum für Forschung und Lehre. In dieser Funktion beheimatet der Campus der Universität Wien hauptsächlich Fachbereiche der Historisch-Kulturwissenschaftlichen und der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. (Dauer: ca. 90 Minuten)

Öffentliche Campusführungen finden jeden letzten Samstag im Monat um 13:00 Uhr statt. Treffpunkt: Karlik-Tor (Ecke Alserstraße/Otto-Wagner-Platz/Ostarrichi-Park) Für die Führungen im Freien empfehlen wir entsprechende Kleidung. Öffentliche Führungen durch das Hauptgebäude der Universität Wien finden um 10:30 Uhr statt und können mit den Campusführungen kombiniert werden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen über Führungen an der Universität Wien finden Sie unter www.univie.ac.at/fuehrungen

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Foto © Barbara Mair

Kosten: € 60,00 pro Gruppenführung (max. 25 Personen) Termine nach Vereinbarung, Ansprechpartnerin: Frau Kerstin Lackner (T: 01/4277 17601 bzw. kerstin.lackner@univie.ac.at)


Mitgliederliste Abdallah Fatima

A, D, (E, Sp, U)

Bennogasse 18/19, 1080 Wien 0699/1113 4636 fatimaabd@hotmail.com

Abraham Marcelo

D, E, Hb, Sp

Favoritenstraße 42/2, 1040 Wien 913 6570, 0699/1808 4070, Fax: 913 6570 marceloabraham@gmx.at

Abraham Hedwig

Spittelbreitengasse 42/4/11, 1120 Wien 812 4423, 06991/812 44 23 hedwig.abraham@chello.at www.viennatouristguide.at

Aksenova Olga

Wittelsbachstraße 3/6, 1020 Wien 0676/780 9395 olga.aksenova.austria@gmail.com www.4gida.com

Alhammoud Rasha

D, E

D, R, (E)

A, D, (E)

D, E, (F)

Hb, R, (Uk)

Kienmayergasse 49/3, 1140 Wien 984 5507, 0664/443 4137 margarita-wien@yandex.ru

Novaragasse 8/2, 1020 Wien 815 8042, 0676/618 2081, Fax: 815 8042 matawien@hotmail.com

D, E, (F, Sp)

Gärtnergasse 13/10, 2230 Gänserndorf 02282/60 255, 0664/103 7276 wolfgang.auinger@reisegourmet.at www.viennaguides.at

Aumayr Beatrice

D, E, Sk

Neustiftgasse 121/10, 1070 Wien 523 0434, 0676/501 3788, Fax: 523 0434 beatriceaumayr@yahoo.com

Autengruber Martina, Mag. Gregor-Mendelstraße 30/6, 1180 Wien 0664/143 0124 martina.autengruber@aon.at

D, E AGA

Babak Andrea D, Schw, (N, Dn, E, U) Martinstraße 90-92/28, 3400 Klosterneuburg 0664/542 0365 andrea.babak@me.com

Babinek Ulrike, Mag. D, F, Sp, (E, I) AGA Linke Wasserzeile 29-35/29/2, 1230 Wien 256 5573, 0699/1332 8893, Fax: 256 5573 office@vienna-guide.net

Bacher Petra Miriam

Marinelligasse 5/28, 1020 Wien 0664/210 5943 petra.bacher1@chello.at

Bahr Margarete, Mag.

Sieveringer Straße 112, 1190 Wien 0650/826 6965, bartek-rhomberg@chello.at www.experience-vienna.at

Batlle i Enrich Carles, Mag. D, Kat, Sp

Bauch Ilse

D, E, I

Bauer Christa

D, E

Hauptstraße 8, 2100 Stetten 0664/583 9466 christa.bauer@metacom.com www.touristguides-austria.at

Bauer Renate

D, E, (I)

D, E, Poln

Barmherzigengasse 12/8, 1030 Wien 713 6719, 0699/1713 6719, Fax: 713 6719 margarete.bahr@chello.at

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2015.

D, E

Borszki Katalin

AGA

Siebenbrunnengasse 13/13, 1050 Wien 0664/312 0154, gbnev@yahoo.de

D, U

Zirkusgasse 15, 1020 Wien 489 9674, hallo-wien@chello.at www.wienerstadtfuehrungen.at

Heiligenstädter Straße 193/2/1, 1190 Wien 0699/1942 1121 renate.bauer@viennaforyou.com www.viennaforyou.com

Reisner Straße 13, 1030 Wien 0676/370 6135, eva.baxant@gmx.at

D, Tsch

AGA

D, E

Jasminstraße 9, 3032 Eichgraben 0664/138 2577, elisabeth.beranek@aon.at

Haussteinstrasse 2/201, 1020 Wien 0664/657 6576, emmanuelle@aon.at

Bramberger Andrea, Mag.

Chen Kun

Bouchité Emmanuelle

F, Sp, (E)

D, F, (E)

Laimgrubengasse 17/10, 1060 Wien 0699/1444 2244 andrea.bramberger@chello.at

Schloßberggasse 6D/11, 1130 Wien 0699/1968 8837, Fax: 924 1556 chenkun.vienna@gmail.com

Brauner Alexa, Mag.

Chiu Vivien Chen-Chu

D, I, (E, Sp)

Breitenecker Nina

D, E, (I)

Brescelli-Wodica Gertrude

D, E, I

Hofmannsthalgasse 10/5/15, 1030 Wien 798 8942, 0664/256 1154 gbw@guideaustria.eu

Breton Monika

Fuchsthallergasse 4/15, 1090 Wien 310 9002, 0664/254 7577 monika.breton@gmx.at

D, E, F

Binder Brigitte, Mag.

D, E, F, (I)

Zehenthofgasse 19/4, 1190 Wien 320 3295, 0699/1081 6102, Fax: 320 3295 mag.binderbrigitte@aon.at

Biricz Hannelore, Mag. D, E, F, I, Sp Margaretensraße 154 A/10, 1050 Wien 545 8198, 0699/1301 5403, Fax: 545 8198

Birkmayer Ruth Marianna D, I, E, (F) c/o Massenbauer Widerhoferpl. 4/12, 1090 Wien 0676/507 3123, Fax: 0810 955 432 2611 guida.austria@gmail.com

Christ Regelindis

D, Nl, (E)

Promenadegasse 11-13, 2/3, 1170 Wien 480 5625, 0699/1203 4794 Fax: 480 5625 linde.christ@gmx.at

AGA

D, E

D, E

Buchas Gabriele

D, E

Cizek Wanda, BA D, Poln, (E, N, Schw)

D, E, R, (F)

Rosentalgasse 13/19, 1140 Wien 914 1478, 0664/356 3663, Fax: 914 1478 h.bucher@chello.at

Budil Andrea

AGA

D, U, (E, I)

Schwaigergasse 19/10/28, 1210 Wien 270 7308, 0676/478 8797, Fax: 270 7308 a9305804@unet.univie.ac.at

Colella Christine

D, E, I

Neustiftgasse 64/38, 1070 Wien 523 6468, 0699/8845 3263, Fax: 523 6468 christine.colella@drei.at www.wienguide.info

Jägerstraße 95/22/8, 1200 Wien 333 5529, 0664/7346 4545, Fax: 333 5529 budil-guide-777@aon.at

Costa Anne-Isabelle

Burger Katja

Crisafulli Christina D, (E, F, I, Sp, Port, Sp)

D, Bg, (Gr)

Schönbrunner Straße 10/19, 1050 Wien 0660/341 6564, katja@guide-in-vienna.com www.guide-in-vienna.com

Burger Kristina

Anzbachgasse 3/2/10, 1140 Wien 0664/404 6519 kburger@aon.at, www.wienerwelten.at

D, E

Burian Andrea

D, E

Buzzi Gerlinde

D, (E, F)

Bobek Jadranka

D, Kr, Sb

Argentinierstraße 29/18, 1040 Wien 0676/474 7989, J.Bobek@gmx.at

Engerthstraße 146/6/6/24, 1200 Wien 330 2495, 0664/445 3346, Fax: 330 2495 g.buzzi@aon.at

Bocan Petronela

D, SK, (Tsch, R)

Cabral-Neubauer Suzete D, Port, (E)

Klampfelberggasse 8, 1170 Wien 0676/528 5212, andrea.burian@tele2.at

Kahlergasse 57/2, 1220 Wien 0699/1952 0915 suzete@chello.at

www.guides-in-vienna.at

F, (E, Port)

Weidlinger Straße 11, 3400 Klosterneuburg 0650/330 0041, a.isabelle.costa@aon.at

Lammgasse 1/14, 1080 Wien 408 6759, 0699/1799 1103, Fax: 408 6759 christina.crisafulli@touristguide-vienna.at

Czerwinska Barbara

D, F, (E, I)

Zwinzstraße 7/3/7, 1160 Wien 0650/300 6024 bocan@wienwien.eu, www.wienwien.eu

D, E

Radeckgasse 2/7, 1040 Wien 505 9269, Fax: 503 7869 helga.chmel@stadtfuehrungen.at www.stadtfuehrungen.at

c/o QWIEN, Große Neugasse 29, 1040 Wien 0699/1966 9688, andreas.brunner@qwien.at

Bitai Catherine

Hohe-Wand-Str. 43/1, 2346 Ma. Enzersdorf 0650/345 2345, cbitai@utanet.at

Chmel Helga

Brunner Andreas

Bucher Heinz

D, Sk, (Port, R, Sp)

Ch

Erzherzog-Wilhelm-Ring 45/8, 2500 Baden 02252/254 299, 0664/7332 3632 wiebke.ciesla@aon.at

Billand Helena

Geusaugasse 46/5, 1030 Wien 718 1773, 0676/639 9475, Fax: 718 1773 billand@utanet.at

D, Ch

Maurer Lange Gasse 98/25, 1230 Wien 0664/423 5698, Fax: 888 5458 vivien.chiu@aon.at

Ciesla Wiebke

Peter Jordanstraße 81/3/15, 1180 Wien 0699/1947 1323, ewa.berlinski@chello.at

D, Poln

D, E, F, I

Metternichgasse 11, 1030 Wien 713 8237, 0699/1159 2996, Fax: 713 8237 fmcalice@aon.at

Wiener Welten Weg 17, 2285 Leopoldsdorf/M. 02216/2676, 0664/203 3202 silvia@silviaguide.at

Promenadegasse 57/A 2/1, 1170 Wien 489 4263, 0664/173 2605, Fax: 489 4263 gabriele.buchas@gmx.at www.wiensehen.at

Berlinski Ewa

Calice Marielore

Carvalho de Silvia, Mag. D, R, (E, Port, Tr)

Drechslergasse 4/10, 1140 Wien 0699/1945 6618, nina.breitenecker@chello.at www.austria-city-guide.com

D, Gr, (E)

Beranek Elisabeth

Böhm-Nevole Gabriele

Schönbrunner Straße 2/3/56 DG, 1040 Wien 504 6597, 0664/340 3744, Fax: 504 6597 guide@alexabrauner.at, www.alexabrauner.at

Baxant Eva

Atanassova Mata, Mag. Bg, R, (F, Mz)

Auinger Wolfgang

Bartek-Rhomberg Adrienn, Mag. D, U, E

Löwenthalgasse 4, 1230 Wien 0664/350 1055 ilse.bauch@gmail.com

Landstraßer Hauptstraße 6/14, 1030 Wien 712 1827, 0699/1073 9869, Fax: 712 1827 eugeniealtenburg@hotmail.com

Andrievski Margarita

D, E, F

Hetzendorfer Straße 58-60/9/8, 1120 Wien 0699/1528 8369, bakhat_guide@gmx.at www.discover-vienna.at

Türkenstraße 12/6, 1090 Wien 0699/1066 8664 carles.batlle@gmx.at

Chimanistraße 3, 1190 Wien 0680/115 5152, rashacorti@gmail.com

Altenburg Eugenie

Bakhat Somaya, BA

D, Poln

Hammerschmiedgraben 2A, 1190 Wien 318 8359, 0699/1009 5880 info@przewodnicypowiedniu.pl www.przewodnicypowiedniu.pl

Danielis Heide

D, E, F, I

Danninger Thomas

D, E, (F)

Cumberlandstraße 115/16, 1140 Wien 0699/1164 3823 heide_danielis@hotmail.com

Rickard-Lindström-Gasse 39, 1100 Wien 689 2316, 0676/305 5439, Fax: 689 2316 thomas.touristguide@gmail.com

115


Mitgliederliste des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer Dmitrusenko Olga, Mag. (FH) R, (E, Sp)

Englert Monika

Anton-Böck-Gasse 4/3/13, 1210 Wien 0699/1217 6418, guide-olga@web.de

A. Baumgartner Straße 44/B2/94, 1230 Wien 0699/1096 3155 monika.englert@chello.at

Doll Hedwig, Dr.

Erharter Judit, Dr.

D, (E, F)

Rossauergasse 5/12, 1090 Wien 317 7112

Doppelhofer Friedrich D, E, (F, Nl) Johann Strauß Gasse 27/7, 1040 Wien 0664/369 9367 friedrich.doppelhofer@gmail.com

Duca-Korp Angeles

D, Sp, (I)

D, R

Schottenfeldgasse 1/9, 1070 Wien 0676/434 9112 tdumitrasco@yahoo.com

F

Veronikagasse 27/1/6/24, 1170 Wien 406 8841, 0664/450 6459, Fax: 406 8841 agnesdworzak@gmx.at

Dzhurinskaya Lyubov

D, E, I

Große Stadtgutgasse 21/26, 1020 Wien 214 6161, 0664/326 0015 Fax: 214 6161 u.ebner@gmx.at

Simmeringer Hauptstr. 16/3/3/12, 1110 Wien 276 5754, 0699/1007 9595, Fax: 276 5754 evers.vienna.guide@gmx.at

D, E

D, Ch

Winzergasse 24/10, 2340 Mödling 02236/26 142, 0676/408 0140 mag.fang@kabsi.at

Rosaliagasse 19/6, 1120 Wien 966 0261, 0676/520 2494, Fax: 2533 033 7792 info@ahre.at, www.ahre.at

D, (E, F)

D, R, (E)

Karolinengasse 18/19, 1040 Wien 0680/330 7501, afed17@gmail.com

D, R, (Est)

D, I, (E, Sp)

D, Tr, (E)

Johnstraße 71/18, 1150 Wien 0699/1923 7182, holger23@aon.at

Ehrlich Anna, DDr.

D, I

Reisnerstraße 59/9, 1030 Wien 0676/922 7773, Fax: 817 4955 1834 office@wienfuehrung.at www.wienfuehrung.com

Eichwalder Astrid, Mag.

D, E, (R)

Kolingasse 3/14, 1090 Wien 952 2106, 0699/1852 2106, Fax: 952 2106 astrid.eichwalder@chello.at

D, E, I, (F)

Franz-Mika-Weg 3/9/15, 1100 Wien 688 2652, 0664/333 8516, Fax: 688 2652 viennaguidehildegard@gmx.at www.topguide.co.at

Eipeldauer Beatrice

Gatterburggasse 25/5, 1190 Wien 368 2100, Fax: 367 8608 b.eipeldauer@gewinn.com

Roseggerstr. 24/18, 3512 Mautern 908 1234, 0676/3571974 christine.emberger@arr.at

D, E

D, E

Fida Friederike

D, (E)

Josef Lowatschek-Gasse 34/3, 2340 Mödling 02236/45 448, 0664/226 4577 riki@austrian-guide.at www.austrian-guide.at

Fischer Michaela

Josefstädter Straße 43/1/4, 1080 Wien 408 9712, 0676/396 6107 monica.fokkelman@chello.at

Frantal Gertrude

D, E, (Sp)

Urselbrunnengasse 17/4/56, 1100 Wien 974 2223, 0664/929 9484 gertrude@my-vienna.at www.my-vienna.at

Frieler Key

D, I, (E)

Goldlackgasse 3, 1220 Wien 285 1906, Fax: 285 1906 key.frieler@aon.at

D, I, (E, Sp)

Breitenseer Straße 80/3/46, 1140 Wien 924 2951, 0660/489 7371 michaela.fischer1@chello.at

Fleischacker Maria, Mag. D, R, (Bo, Kr)

D, E, (F, I)

Seemüllergasse 33, 1170 Wien 484 0771, 0699/1911 3114, Fax: 484 0771 angela.frohn@a1.net

J, (E)

Fullerney Romana, Mag. D, Sp, (E, Port) Hernstorferstraße 29/42, 1140 Wien 971 3161, 0664/272 0573, Fax: 971 3161 rfullerney@hotmail.com

D, F, (E)

Wehlistraße 154/2, 1020 Wien 494 7848, 0699/1075 4894, Fax: 494 7848 office@vienna-for-you.at www.vienna-for-you.at

Fürnsinn Beate

D, E

Gabor Ilse

D, E

Ausstellungsstraße 61/17, 1020 Wien 922 0768, 0699/1946 1426 beate.fuernsinn@vienna-guide.com

Lugeck 7/36, 1010 Wien 513 7979, 0664/252 2726, Fax: 513 7980

Galambos Timea

D, U, (E)

Gil-Navarro Carmen Sp, (Port, Kat) Lacknergasse 15/30, 1170 Wien 484 6996, 0664/202 4701 carmen.guide@chello.at

Giokas Leena

D, Fn

Magdalenenstraße 23, 1060 Wien 0664/8846 0155, j.fodor@chello.at

D, I

An der Niederhaid 35, 1140 Wien 0699/1256 8572 Andreas.Gottsmann@oeaw.ac.at

Govrik Gabriella, M.Sc. D, U, (E, I) Eichenstraße 26, 2102 Bisamberg 0676/394 0634, gabriella.govrik@aon.at www.c-vienna.at

D, F, (E, I)

Kundmanngasse 39, 1030 Wien 0664/321 9828, p.grabmayr@gmail.com

Graf Beate Michaela, Mag.

D, I

Graf Elsi, Mag.

D, E

Grabnergasse 15/II/21, 1060 Wien 597 3277, 0676/525 9391, Fax: 597 3277 info@viennaguide.at, www.viennaguide.at

Hutweidengasse 46/1/5, 1190 Wien 0664/522 5783, elsi.graf@gmail.com

Gregor-Rogler Jana, Ing. D, Sk, (Tsch) Leopoldsgasse 24/1/27, 1020 Wien 0676/971 3113, j.gregor@tmo.at

Grivas Christine, Mag.

Kegelgasse 14/31, 1030 Wien 0664/201 3255, gilhofer@guide4you.biz

Schellhammergasse 14/I/7, 1160 Wien 408 5752, 0699/1184 8985 leena.giokas@gmail.com

Girardi-Quintus Elisabeth

D, F, (E)

Liechtensteinstraße 151/10, 1090 Wien 310 8871, 0699/1356 3530 christine.grivas@gmx.at

Gruber Hans, Ing.

D, E

Habingern Peter

D, E

Ziegelofengasse 27/1/05, 1050 Wien 548 7272, 0664/337 4918 vienna@usw.at

Rotensterngasse 33-35/2/30, 1020 Wien 0699/1969 7901, info@stadtforscher.net

Hagiwara-Seeber Kimiko, Mag. D, J

Erdbergstraße 10, 1030 Wien 236 1005, 0660/141 1332 office@vienna-alacarte.com www.vienna-alacarte.com

Halper Hannelore

D, E, Sp

Schubertgasse 9, 2380 Perchtoldsdorf 865 5605, Fax: 865 5605

Flucher Irmi

D, I, (E, F, U)

Gottsmann Andreas, Dr.

Hahnkamper Ulrich, Mag.

D, (E)

D, (E)

Fodor Judith

D, E

Fröschergasse 3/6/8, 3021 Pressbaum 02233/57 876, 0664/272 6942 birgitta.goebert@aon.at

Gerstbauer Christa

Margaretenstraße 3/15, 1040 Wien 581 2312, 0664/213 0021 christa.gerstbauer@gmx.at

D, (E, F)

Göbert Birgitta, Mag.

Müllnergasse 13/14, 1090 Wien 0664/162 8447 kimikohagiwara@chello.at

Gilhofer Sonja

D, E, Sp, Port, (F, I)

Valeriestraße 11, 2500 Baden 02252/85 594, Fax: 02252/85 594 emilie.glanzner-kreiner@utanet.at

Schönbrunner Allee 2-22/11/3, 1120 Wien 0699/1702 6480, timea.galambos@gmx.at

Rosensteingasse 42/1/9, 1170 Wien 480 1440, 0680/318 0640 maria.fleischacker@gmail.com

Staudingergasse 3/4, 1200 Wien 212 7941, 0676/522 8838, Fax: 212 7941 irma.f@aon.at www.austriaguides.com/irmi

Glanzner Emilie

Grabmayr Patricia

Fülöp Helga, Mag.

Brünner Straße 221/7/4, 1210 Wien 0676/930 9889, s.ferner66@gmx.at

Fertinger Holger

Fokkelman Mónica, Mag. D, Sp, (F, Port)

Gumpendorfer Straße 83/1/62, 1060 Wien 597 4975, 0676/642 6417, Fax: 597 4975 junko.fujii@chello.at

Lerchenfelder Gürtel 25/22, 1160 Wien 0664/212 6287, ff.ferrara@gmx.at

Ehrlich Alexander, Mag. D, F, I, (E)

D, F, (E)

Engländergasse 69, 3040 Neulengbach 02772/539 5012, 0699/181 55 265, Fax: 02772/539 5012, hedi.fohringer@gmx.at

Fujii Joanna Junko

Vogelsanggasse 24, 2102 Bisamberg b.W. 02262/63 360, 0664/325 2631, F: 02262/63 360 fedor.guide@aon.at

Ferrara Francesca

Fohringer Hedy, Mag.

Frohn Angela

D, I, (F)

Rennweg 33a, 1030 Wien 713 5481, 0676/411 9185 jmf@gmx.at

Ferner Svetlana

Eichfeldergasse 17/4/2, 1210 Wien 292 7083, 0676/944 2533 gerhardehler@hotmail.com

116

D, Nl, (E, F, I)

Fedorova Alla, Dr.

D, E, Kr, Sb

Ehler Gerhard

Emberger Christine

Evers Rudolf

Fedorczuk Adelheid

Ebner-Stella Ulrike

Eidinger Hildegard

D, I, (E)

Faulkner Jennifer

D, R

Bellegardegasse 22/2b, 1220 Wien 0699/1246 8144 lyubov.dzhurinskaya@gmail.com

Wollzeile 31/26, 1010 Wien 513 7519

Euticchio Verena

Fang Hong, Mag.

Dworzak Agnès

Egger Sabine

D, E, (I, NL)

Richard Wagner-Platz 5/11, 1160 Wien 0650/409 4009 office@kulturtour.at

Marxergasse 46/30, 1030 Wien 0699/1714 0843, verena@viennacityguide.at www.viennacityguide.at

Ottakringer Straße 162/2/11, 1160 Wien 0664/326 4460, angeles.duca-korp@chello.at

Dumitrasco Tatiana

D, Poln

D, Nl

Halter Ingeborg, Mag.

Hausfeldstraße 22/6/21, 1220 Wien 280 1278, 0676/301 3233, Fax: 280 1476 inge.halter.guide@aon.at

Handler Tetyana

D

D, R

Grüntal 90, 3400 Klosterneuburg 0680/114 5345, tanja-handler@gmx.net

D, U

Bastiengasse 107, 1180 Wien 470 4570, 0664/7362 0744, Fax: 470 4570 elisabeth.girardi@aon.at

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015

Handlir Linde

D, (E)

Kegelgasse 14, 1030 Wien 470 0744, 0664/300 8773, Fax: 470 0744 lindehandlir@aon.at


nach Alphabet Hanzl Jacqueline

D, Nl

Seeschlachtweg 469, 1110 Wien 769 7985, 0664/424 9056, Fax: 769 7985 j@hanzl.net

Hartig-Girardoni Lydia

D, I, (E)

Praterstraße 42/2/12, 1020 Wien 218 5080, 0664/177 4676, Fax: 218 5080 lydia.hartig@gmail.com

Hartlmayr Irene, Mag.

Köstlergasse 5/19B, 1060 Wien 0676/756 7840 irene.hartlmayr@hotmail.com

D, E

Haruta-Högner Sachiko

D, J

Operngasse 30/22, 1040 Wien 0699/1581 2585, Fax: 581 2585 sachiko.haruta@chello.at

Hasenclever Lena Sara

D, E, I

0676/923 5586 lenasara.hasenclever@gmail.com

D, E

Feldgasse 1, 2432 Schwadorf 02230/3145, 0650/863 3833 marianne.hh@gmx.at

Teillandgasse 25, 3500 Krems 02732/70381, 0699/1703 8100, Fax: 02732/70381, office@hauleitner.com

Haviar Thomas, Mag.

Liechtensteinstraße 66/4, 1090 Wien 0699/1033 9772, Fax: 729 6812 haviar@gmx.at

D, E

D, Port, (E, Sp)

Wollzeile 31/28, 1010 Wien 513 7784, 0699/1050 1370 herta@hertahawelka.at

D, E

Paul Stich Gasse 8, 2103 Langenzersdorf 0664/640 3064, barbara.hebenstreit@me.com

Heinrich Susan Maria de, BA

D, E

D, U, (E)

Wiener Welten Weg 17 2285 Leopoldsdorf/M. 02216/2676, 0664/486 6795, office@kheinz.at

D, E

Glasergasse 5/20, 1090 Wien 0676/724 7697, alexviennaguide@yahoo.com

Henfling Tatjana, Mag.

D, I, (E)

Sonnbergstraße 30/6, 2380 Perchtolsdorf 0650/332 0664 tatjana.henfling@gmx.at

Herbst Sigrid, Dkfm.

Jodlgasse 7/4/5, 1130 Wien 894 5142, 0664/431 0519 dkfm.sigrid.herbst@gmail.com

Herrmann Susanne

Pilotengasse 49/4/1, 1220 Wien 0699/1245 0343 susanne.herrmann@gmx.at

D, E, Sp

D, F, (E)

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2015.

D, Poln

Jantsch Veronika, Mag.

D, I, (E)

Erne-Seder-Gasse 8/2/207, 1030 Wien 0699/1059 4575, joanna.janacek@gmx.at www.austriavisit.at

Wiedner Hauptstraße 73/2/13b, 1040 Wien 0699/1906 9496 veronika.jantsch@gmx.at

Kamenicky Sarah

D, E

Karplus Hermann, Dr.

D, E

Neubaugasse 21/12, 1070 Wien 0699/1235 4421 sarah.kamenicky@kapix.at

Volkergasse 4/4, 1150 Wien 596 3900, 0664/277 4286, Fax: 596 3900 herkarplus@aol.com

Killian Edith

Hofbauer Renate, Mag. Dr. D, E, F, Sp, (I, Nl)

Jesenberger Elisabeth

Kim Jung Won

D, Kor

Hofer Ulla

Jirasko Erika Olga D, Schw, (E, F, I, Sp)

Kim Ok In

D, Kor

D, E

Servitengasse 17/14, 1090 Wien 319 6500, 0664/212 6525, Fax: 319 6500 r.hofbauer@gmx.at

D, E, (F)

Thimiggasse 25/15, 1180 Wien 0676/350 0268, ulla.hofer@hotmail.com www.fremdenfuehrer.co.at

D, E

Hameaustraße 51, 1190 Wien 0664/400 3406 hmh@diehanna.at

Mariahilfer Straße 106/10, 1070 Wien 0676/304 4940 office@vienna-aktivtours.com www.vienna-aktivtours.com

D, E

Horvath Brenda, Mag.

D, E

Horvath Christine, Dr.

D, (E, I)

Schmalzhofgasse 18/2/6, 1060 Wien 596 5739, 0650/781 2868, brenda.h@aon.at

Strohberggasse 16/2, 1120 Wien 804 3588, 0664/325 9682

Hsu Chieh-Ying (Jeannie) D, Ch, (E)

Hebenstreit Barbara

Janaček Joanna

Jemelka Gabriela, Mag. D, Sp, (E, F, I, Port)

Hlawaty Kristina

Höfler Wolfgang

Hauleitner Monika, Mag. D, F, (Sp)

Hembach Alexander

D, (F)

Hoffmann Heide-Maria

Hasenhütl Marianne

Heinz Karl, Dr.

Hiller Birgit-Petra, Mag.

Schrottgießergasse 1/16, 1020 Wien 0676/514 2337 kristina.hlawaty@gmx.at, www.zeitinwien.at

Elisabethstraße 26/29, 1010 Wien 0664/448 8010 marilen.hartmann@gmx.at

Larochegasse 31, 1130 Wien 877 3724, 0676/317 2902 s.deheinrich@aon.at

D, E

Schlettergasse 3/9/10, 1220 Wien 0664/412 6911, yvonne.heuberger@aon.at www.fuehrungenwien.at www.touringvienna.at

Korneuburger Straße 3, 2103 Langenzersd. 0664/308 2332, Fax: 02244/29 524 b.hiller@a1.net

D, E, (F)

Hartmann Marilen

Hawelka Herta

Heuberger-Dornauer Yvonne

Weyringergasse 30/13a, 1040 Wien 503 4907, 0664/301 9526, Fax: 503 4907 jeannie.hsu@chello.at

Mahlerstraße 13, 1010 Wien 513 3056, 0664/184 0772, Fax: 513 3056 annemariehuber@aon.at

Hudolin Andrea-Elisabeth, Mag. D, (E, F, I) Kochgasse 24/15, 1080 Wien 0699/1022 4804, andrea.hudolin@a1.net

D, Poln, (E)

Rötzergasse 56/67, 1170 Wien 0664/630 3904, maria.husa@chello.at

Ipp Tsuneko

Krotenbachgasse 27, 2345 Brunn a.G. 02236/378 811, 0676/544 3907 ipp@kabsi.at, www.longstayaustria.at

Iro Lis

D, J

D, Dn, (E, N)

Servitengasse 5/29, 1090 Wien 317 6211, 0699/1154 7917, Fax: 317 6211 guide@lisiro.at, www.lisiro.at

Ispas Diana

D, Rum, (E)

Grenzweg 11a, 1210 Wien 0699/1913 2927 ispas.diana@gmail.com www.austrian-tourist-guide.at

D, E

Schüttelstraße 39/17, 1020 Wien 720 3449, 0699/1720 3449, Fax: 720 3449 elisabeth.jesenberger@gmx.at

Heiligenkreuzer Hof/Stiege 7/2.St., PF 33, 1010 Wien, 512 0179, eo.jirasko@aon.at

Jodlbauer Wolfgang-Lothar

D, E

Rothenburgstraße 4/5, 1120 Wien 923 9111, 0699/1923 9112, Fax: 923 9111 meetvienna@gmx.at, www.wienerwelten.at

D, F, (E)

Rosenhügelstraße 37/1/13, 1120 Wien 802 4379, 0676/304 4727, Fax: 802 4379 killianguide@gmx.at

Stumpergasse 51/35, 1060 Wien 269 9482, 0699/1381 3419, Fax: 894 9632 kimvienna@hotmail.com

Schubertgasse 9/15, 1090 Wien 925 4809, 0664/381 8463, Fax: 925 4809 okin.kim@chello.at

Kindl Patrizia

D, E

Strozzigasse 26/6, 1080 Wien 0699/1924 7154, patrizia@wienfuehrung.at

Jonasch-Preyer Elisabeth, Mag. D, E, (Poln)

Kinoshita Kozue

Am Damm, 2211 Pillichsdorf 0699/1179 9323, elisabeth.jonasch@gmx.at

Weihburggasse 4/3, Stiege/49, 1010 Wien 513 6259, kozue.kinoshita@aon.at

Jonke-Hrdlicka Romana

Kleesadl Gabriela

D, E, F, I

Leopold Steiner Gasse 54/2/7, 1190 Wien 320 7543, 0664/201 7765, Fax: 320 7543 romana.jonke@aon.at

Jungbauer Rotraud

D, F

Ungargasse 71/7/9, 1030 Wien 714 1507, 0664/310 4907, Fax: 714 15 07 rotraud.jungbauer@tele2.at

Junghans Tina

AGA

D, E

3033 Hochstrass 543 0676/314 8770 junghans.tina@gmail.com

Huber-Auque Anne-Marie D, F, Sp, (E)

Husa G. Maria, Mag.

Ungargasse 1/4/75, 1030 Wien 0699/1014 1469, gabriela@austriaguides.com www.austriaguides.com/jemelka

Junker Gabriele

D, E, F, R, (I)

Junker Kazue

Borschkegasse 5/4, 1090 Wien 319 6293, Fax: 319 6293

D, E

Taborstraße 59/23A, 1020 Wien 0699/1925 1524 walter.juraschek@chello.at www.my-vienna-guides.at

D, E

D, E, Sp

Naaffgasse 71, 1180 Wien 470 6107, 0676/554 4455, Fax: 470 6107 susanne.kaindl@utanet.at

D, E, (F)

Grinzinger Straße 147/3/51, 1190 Wien 958 3272, 0699/1958 3272 Fax: 958 3272 renate.kalab@chello.at

www.guides-in-vienna.at

Suppégasse 7, 1130 Wien 876 4602, 0664/500 3245, Fax: 876 4602 birgitta.kleisinger@aon.at

Klima Brigitte

D, F, (E)

Koch Susanne

AGA

D, E, (F)

Koder Ana

D, Sp, (E, Port)

Landstraßer Hauptstraße 116/16, 1030 Wien 0664/300 5375 anna.koder@utanet.at, www.toursviena.at

Koeberle Thomas

Poststeig 5, 3003 Gablitz 02231/61 282, 0664/371 2024, Fax: 02231/61 282, carola.kahl@drei.at

Kalab Renate

Kleisinger Birgitta D, Schw, (Dn, N)

Hofstattgasse 16/26, 1180 Wien 368 1066, 0676/403 0115, Fax: 368 1066 s.koch.guide@gmail.com

J, Schw

Juraschek Walter

Kaindl Susanne

D, E, (F)

Wiener Straße 10/1/3, 2301 Groß Enzersdorf 02249/4988, 0676/933 1180, Fax: 02249/4988 kleesadl.gabriela@aon.at

Kumpfgasse 7/6, 1010 Wien 0676/500 1365, brigitte.v.klima@gmail.com

Lawieserstraße 35, 3013 Tullnerbach 0664/301 5778, Fax: 02233/54 816 junker.gaby@gmail.com

Kahl Carola

J

D, F, (E, I)

Stumpergasse 1/Top 11, 1060 Wien 597 2667, 0676/403 4587, Fax: 597 2667 thomas.koeberle@chello.at

Kohl Brigitte

D, E

Koller Irene

D, E

Köllner Walli, Ing.

D, E

Gföhler Straße 168, 3571 Gars am Kamp 0699/1084 3187, brigitte.kohl@live.at

Fabriksstraße 16/1/6, 2522 Oberwaltersdorf 0664/345 9628, koller.hi@aon.at

Schlösselgasse 11/4, 1080 Wien 405 2418, 0664/542 4050 v.koellner@utanet.at

117


Mitgliederliste Konecny Felicitas

D, I, (E)

Herreng. 6-8/Stg. 6/ 1. Stock/Tür 2, 1010 W. 0699/1013 0425, felicitas.konecny@gmx.at

Konrad Herbert Ludwig

D, E

Worellstraße 3, 1060 Wien 586 7308, 581 8640, 0699/1405 2922 Fax: 595 2725 herbert.konrad@kunstkultur.com www.kunstkultur.com

D, E

Obere Donaustraße 45/24, 1020 Wien 0676/661 1035, silvia.kopez@yahoo.com

Nussdorfer Straße 6, 1090 Wien 0699/1711 3377 monika.korber@chello.at

D, E, F, I

Korber Nora

Nussdorfer Straße 6/18, 1090 Wien 0660/558 8688 nora.korber@libero.it

D, E, I

Körner Maria-Theresia, Mag. D, E, R Serravagasse 15/3, 1140 Wien 894 3129, 0664/441 9941 mkoerner@chello.at

Koskarti Christiana

D, F

Zirkusgasse 11/29, 1020 Wien 216 5253, 0664/411 4936

Kriegs-Au Marina

D, E, F

Schweizertalstraße 40, 1130 Wien 877 8160, 0650/750 8459, Fax: 877 8160 19 marina.viennaguide@gmx.at

Krier Gudrun

Kopez Silvia, Mag.

Korber Monika, Mag. Dr.

Kreuzinger Isabella

Krzempek Niespialowski Malgorzata, Mag.

D, I, (E)

Kozerchuk-Pisnyachevskaya Ekaterina R Auhofstraße 123/1/ 12, 1130 Wien 0680/118 4225 ekaterina.kozerchuk@gmail.com www.4gida.com

D, I, (E)

Kurzel-Runtscheiner HeleneD, (E, F) Argentinierstraße 4, 1040 Wien 505 1572, h.kurzel@aon.at

Pötzleinsdorfer Str. 96/9, 1180 Wien 0664/224 0840 bibiane@krapfenbauer.eu

Lai Su-Lin

D, F

Petzvalgasse 5/13, 1040 Wien 0676/419 0030 su-lin.lai@chello.at

D

Ledochowski-Aoyama Megumi D, J Zentagasse 1/18, 1050 Wien 0676/452 0268 megumi.aoyama7@gmail.com

Untere Viaduktstraße 51/6, 1030 Wien 0650/700 4448 arjakrauchenberg@hotmail.com

D, E, (I)

Schubertstraße 7, 2230 Gänserndorf 02282/80 117, 0650/551 0698 Fax: 02282/80 117 47, gleisser@aon.at

Trollblumengasse 42, 1220 Wien 0699/1326 9268 friederike.kraus@gmx.at www.wien-stadtfuehrung.info

Krause Ilona

Endresstraße 102/2/3, 1230 Wien 877 4916, iwkrause@gmx.at

Krebs Lydia

Hardeggasse 67/38/3, 1220 Wien 283 8798, Fax: 283 8798

Kremser Barbara, Mag.

D, R, (E)

Rosenbursengasse 2/25, 1010 Wien 0676/950 1575, eplevina@hotmail.com

Levtchik Ella, Mag.

D, U

D, I, R, (E, F)

Leydolt Nini, Mag.

D, E, (F)

Stättermayergasse 6/15, 1150 Wien 0699/8131 3024, maniwien@gmail.com

D, I

D, E

Macho Regina

D, F, (E)

Kierlinger Straße 46, 3400 Klosterneuburg 02243/32 012, 0660/543 1505 0664/73 65 99 46, Fax: 02243/32 012 regina.macho@aon.at

Thai, (E)

Maderthaner Renate, Mag. Arch. D, E, (F) Neuer Markt 9/21, 1010 Wien 513 5034, Fax: 513 5034 renate.maderthaner@chello.at

Madl Cornelia

D, E

Taborstraße 83/16, 1020 Wien 212 6998, 0699/1133 0422, Fax: 212 6998 cornelia.madl@gmx.at www.wienfuehrungen.at

Mahfouz-Pospichal Gabriele D, E, (I)

Maierhofer Susanne

D, (I, R, U)

Kirchstetterngasse 32/11, 1160 Wien 0664/201 7106 susanne.maierhoferguide@gmx.at www.viennaguide.co.at

Major Berta Maria

D, E, F

Ruthgasse 7/3/2, 1190 Wien 369 8866, Fax: 369 8866 berta.maria@major.at

Maurer Manuela

D, I, (E)

Maurer Susanne

D, Sp, (E)

Anzengruberstraße 3, 3032 Eichgraben 0676/922 3599, italiana63@hotmail.com www.austriaguides.com

Schweighofer Str. 31, 3032 Eichgraben 0676/ 934 5669, susanne@austriaguides.com www.austriaguides.com/susanne

Mayer Nina

Taborstraße 126/20, 1020 Wien 0676/337 4268, mayer_nina@gmx.net

D, E

D, R

Mayer-Sebestyén Piroska D, Sp, (E, U) Schleifmühlgasse 13/23, 1040 Wien 0676/516 2894, piroska.mayer@chello.at

Mazarov Anatol

D, R, Usb

Mele Cristina

I, (E, Sp)

Pfarrgasse 67-73/2/3, 1230 Wien 0676/454 3033 anatol_mazarov@hotmail.com

Grundsteingasse 41/2/4-5, 1160 Wien 407 2830, 0676/418 7711, Fax: 407 2830 cristina_mele@yahoo.it

Mildner Liselotte, Dkfm.

D, E

Minnich Uta

AGA

Josefstädter Straße 19, 1080 Wien 406 6745, 0676/915 4004, Fax: 406 6745 lisa.mildner@chello.at

D, F, (E)

Weidlichgasse 12/2, 1130 Wien 876 8854, 0664/271 9565, Fax: 876 8854 utaguide@utanet.at

D, Sp

Nordwestbahnstraße 25/5, 1020 Wien 0669/1925 1712 sonia.muhm@chello.at www.sonita.at, www.soni.at

Mandl Kathrin

Mueller Alan, MBA

D, E

Müller Michael, Dr.

D, E, (F)

Bräuhausgasse 31/40, 1050 Wien 0660/177 5993, kathi_mandl@gmx.at

Lindinger Brigitte, Mag.

Martin Giuseppina

D, F

D, E

Mottl Ingrid

Marterbauer Andrea

Müllnergasse 3/2, 1090 Wien 317 7159, 0664/275 6352, Fax: 317 7159 brigitte.lindinger@gmx.net

Massenbauer Sigrid, Mag.

Ottakringer Straße 242/1/16, 1160 Wien 480 2525, 0664/312 7788 bettina-mandl@chello.at www.my-vienna-guides.at

Liew Carla Phui-Yun D, Ch, E, Mal Tanbruckgasse 2/21, 1120 Wien 0699/1328 3698 carlaliew@gmx.at

D, E, U

Maschke-Goldmann Andrea, Mag. D, Sp, (E)

Montiel de Muhm Sonia

Mandl Bettina

Breitenseerstraße 3/9, 1140 Wien 947 7449, 0664/930 0422 ella.levtchik@chello.at

Anton Hanakgasse 48, 2103 Langenzersdorf 02244/306 70, 0680/207 6533 Fax: 02244/306 70 kremser.barbara@gmx.at myvienna.weebly.com

118

D, Sp, (E)

Jahngasse 17/15, 1050 Wien 0676/600 1154, tamara.lenes@gmail.com

Levina Elena D, E

D, (E, F)

Breitenseer Str. 80/3/52, 1140 Wien 0699/1726 7074, gaby.mahfouz@gmx.at

Leisser Gerda

Lenes Tamara Krauchenberg Arja, BA D, F, (E, I, Sp)

Kraus Friederike, MMag.

D, Ch

Floßgasse 16 - 18/2/6, 1020 Wien 212 5728, 263 1161, Fax: 212 5728, 263 1161 h.laschitz@gmx.at

Abt Karl-Gasse 22 - 24/II/17, 1180 Wien 405 3968, 0664/486 5787, Fax: 405 3968 Krammer.hirsch@gmx.at

Krapfenbauer-Horsky Bibiane-Stéphanie

D, Sp, (F, E)

Singerstraße 20, 1010 Wien 512 9735, 0664/308 3839 mara.martin@gmx.at

Widerhoferplatz 4/12, 1090 Wien 317 8870, 0664/160 9214, Fax: 317 8870 15 Sigrid.Massenbauer@Massenbauer.at

Lutz Linde

Paltaufgasse 21/1/8, 1160 Wien 924 2627, 0699/1203 0024 daranee_mader@hotmail.com

Martin Mara, Komm.Rat

Doppelnstraße 21, 3441 Baumgarten am Tullnerfeld, 0664/110 6133 andrea@verviena.at

AGA

D, E

Mader Daranee

Laschitz Hans Stefan

Krammer-Hirsch Friederike, MMag. D, E, F, (Sp)

D, Sp, (E, F)

Rembrandtstraße 29/12/10, 1020 Wien 0699/1084 3334 birgit.litschel@gmx.at

Böcklinstraße 88/8, 1020 Wien 720 7947, 0699/1918 7893, Fax: 720 7947 linde.lutz@chello.at

Lerchenfelder Straße 37/23, 1070 Wien 0699/1129 7995, info@noas.info

Gurkgasse 19/16, 1140 Wien 924 3027, 0699/1924 3027 marco.lahr@chello.at

Litschel Birgit, Mag.

Görgengasse 23/7/2/9, 1190 Wien 0699/1946 0916 claudia.luksch@chello.at

D, Poln

Kühbacher Norbert

D, E

Penzinger Straße 64/3/8, 1140 Wien 0664/610 1070 helmutlischka@gmx.at

Luksch Claudia

Schottenfeldgasse 78/I/8, 1070 Wien 526 0138, 0676/529 1687 Fax: 526 0138, krzenies@gmx.at

Lahr Marco

Rötzergasse 19/13, 1170 Wien 407 9415, 0699/1216 9431, Fax: 407 9415 christiana.koskarti@gmail.com

D, E

Bräunerstraße 4 - 6/27, 1010 Wien 533 6043, Fax: 533 6043 gudrun.krier@gmx.at

Lischka Helmut, Mag.

Troststraße 53/21, 1100 Wien 607 8399, 0676/365 2872 marterbauer@aon.at

D, E

D, I, (E, F)

Eckartsaugasse 7/3/17, 1120 Wien 0699/1039 7948 giuseppina.martin@hotmail.com

Mosergasse 6/13, 1090 Wien 310 1955, ingrid.mottl@aon.at

Alszeile 125a/7, 1170 Wien 0699/1407 6141, alan.mueller@chello.at

Invalidenstraße 5/11, 1030 Wien 0699/1308 6645 mueller.chirurg@chello.at

D, I, (E)

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015

D, I, (E)

Müller Ulrike

D, Sp, (E)

Jeneweingasse 19/1/1, 1210 Wien 271 7641, 0676/534 9058, Fax: 271 7641 mueller.guide@gmx.at


nach Alphabet Münster Irmgard

Nußberggasse 7a, 1190 Wien 370 8404

D, (E, F, I)

Mutschlechner Martin

Missindorfstraße 31/10-11, 1140 Wien 923 4248, 0699/1083 7334 Fax: 923 4248 martin.mutschlechner@chello.at

Naderer Christl, Dkfm.

D, E

Gogolgasse 23, 1130 Wien 877 2425, 0664/338 4196, Fax: 877 2425 christl.naderer@gmx.at

D, E

Hauptstraße 85/18, 3420 Kritzendorf 0699/1707 1714 monika.nebel85@aon.at

Neubacher Eleonore

D, E, Sp

369 6401, 0664/281 9118, Fax: 369 6401 vienna-tours-leonor@aon.at

Nikiforova Vladlena

D, R, (E)

Argentinierstraße 28/17, 1040 Wien 0664/851 5150 office@a-guide.eu, www.a-guide.eu

Novik Natallia

D, R, (Wru)

Florianigasse 41/1/12, 1080 Wien 0699/1042 6054, natalia.novik@gmail.com www.4gida.com

Oberhummer-Rambossek Silvia, Dr. D, F, (Sp) Weyringergasse 1/17, 1040 Wien 0650/641 7392 silvia.oberhummer@hotmail.com

Obermayer Romana

Gusenleithnergasse 5/1/11, 1140 Wien 914 9921, 0699/1136 7226 Romana@obermayer-it.at

D, E

Orlowski Jaroslaw Cezary, Mag. D, Poln, (R) Jedlersdorfer Straße 182/2/18, 1210 Wien 294 2199, 0681/1024 4292 jaroslaw.orlowski@chello.at

Ortner Renate

Mariahilfer Straße 105, 1060 Wien 597 1286, 0699/1219 2776, Fax: 597 1286 RenateOrtner@hotmail.com

Otto Michael

Waldvogelstraße 18-24/5/8, 1130 Wien 0699/1033 4728, michaelotto@gmx.at

Paminger Franz, Mag.

D

Lechthalergasse 30, 1230 Wien 889 4070, 0699/1212 2004, Fax: 889 4070 claudepavese@aon.at

D, E

D, R, (E)

D, Gr

Parak Josef

D

Schmutzergasse 1/4/38, 1150 Wien 982 9105, 0664/595 7813 josef.parak@ipa.at

F

D, R, (E)

Erdbergstraße 57/33, 1030 Wien 0676/645 8787 j_pavlovska@yahoo.com

Pérez de la Maza Francisco Javier D, Sp, (E, I) Hamerlingplatz 10, 1080 Wien 0650/863 1823 tuguiaenviena@gmail.com

Perlowska-Fröhlich Anna

D, Poln

Zenogasse 3, 1120 Wien 0676/953 8264, office@annaperlowska.at www.annaperlowska.at

Pernkopf Liliya, Ing.

D, Uk, (R)

Egger Lienzgasse 2-6/4/3, 1120 Wien 0676/421 7375, Fax: 294 0862 pernkopf55@gmail.com

Pernul-Oswald Elisabeth, Mag. D, R, (I) Hietzinger Hauptstraße 103/12, 1130 Wien 876 0347, 0699/1320 1121 oswald-pernul@aon.at

Peschek Martina, Mag.

D, E, (I)

Josefstädter Straße 23/23, 1080 Wien 0699/1077 6461 peschekmartina@yahoo.com

Peters Mariken

D, Nl, (E)

Krakauer Straße 14/219, 1020 Wien 212 4815, 0664/221 3727 mariken_peters@aon.at

Petuhova Svetlana

D, I, R, (E)

Winckelmannstraße 10, 1150 Wien 0676/973 2378 vienna.visits@gmail.com

Wiesingerstraße 1/23, 1010 Wien 512 1215, 0664/301 7035 carmen.peyrl@chello.at

D, E

Baumgartenstraße 91, 1140 Wien 416 7924, 0664/154 1034, Fax: 544 8687 pasetti@gmx.at

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2015.

Pfister Franziska Maria D, E, Schw, (N) Kriemhildplatz 9/17, 1150 Wien 789 6990, 0676/948 3303, Fax: 789 6990 f.pfister@guidewien.com www.guidewien.com

D, E

Altsiedlergasse 29, 3400 Klosterneuburg 02243/25 237, 0664/7302 5910

Pfitzner Thomas

D, E, (F)

Lerchenfelder Straße 37/21, 1070 Wien 533 8111, 0699/1909 0842 piffl.renate@aon.at

Piperova Diana

Bg, D, (R)

Hauptstraße 120, 3001 Mauerbach 0650/531 1792, diana.piperova@gmx.net

Ploder Eva-Maria

D, E

Rickard-Lindström-Gasse 39, 1100 Wien 689 2316, 0664/402 2631, Fax: 689 2316 eva.austriaguide@gmail.com

Pontoni Marianne

D, U

Prof. Josef-Humplik-G. 18, 3002 Purkersdorf 02231/63 629, 0676/375 7055 Fax: 02231/63 629, pontoni@chello.at

Popescu Michael, DI

D, Rum

Jungstraße 14/9, 1020 Wien 0664/545 0441, viena@pop.ms

D, E

Prammer-Schukovits Ilse

D, (E)

Oberlaaerstraße 210/7, 1100 Wien 726 1683, 0676/503 3691, Fax: 726 1683 i.prammer@aon.at

D, F, (E)

Praterstraße 11, 1020 Wien 216 0240, 0676/432 3715, Fax: 216 0240 evelyne.pranter@gmx.at

D, Fn

Im Gestockert 60A, 1220 Wien 774 0353, 0676/956 2638 virve.rajala@aon.at

Rasper Elke

D, (E, F)

Rennweg 70/1/29, 1030 Wien 799 0756, 0699/1110 6183, Fax: 799 0756 elke.rasper@aon.at

Rathauscher Doris

D, (F, I)

Goldschmiedgasse 9/1/24, 1010 Wien 533 8040, 0699/1733 8040, Fax: 533 8040 doris.rathauscher@aon.at

Raubal Friedrich, Ing. Mag. D, F, (E, I, Sp) Steinbruchstraße 33A, 1140 Wien 0664/308 5441, Fax: 419 1009 friedrich.raubal@gmx.at

D, (F)

Hagenberggasse 27/9, 1130 Wien 876 6561, Fax: 876 6561

Rausch Franzisca

D, E

Gartensiedlung Mexico/29, 1220 Wien 212 1135, 0699/1175 8261, Fax: 212 1135 office@bikeandguide.com

Recnik Antonija

D, Kr, (E)

Preda-Schimek Haiganus, Mag. Dr. D, Rum, (E, F)

Reichart Herbert

D, E

Preußer Ursula, Mag.

Reischmann Helga, Mag.

Obere Augartenstraße 18 A/5/7, 1020 Wien 0676/322 5417 haigma.schimek@yahoo.com

Hochmaisgasse 14 - 16, 1130 Wien 804 3168, Fax: 804 3168 preusser@aon.at

D, (E)

Profunser-Abram Veronika, Mag. D, I, (E) Endemanngasse 29, 1230 Wien 889 7898, 0664/545 4749, Fax: 889 7898 veronika.abram@aon.at

Purdea George, Mag. Dr. D, E, F, I, Sp, (Rum)

Pürkher A. Claudia

Hockegasse 63/8, 1180 Wien 470 7950, 0676/750 7711 claudia.puerkher@aon.at

Raab Galina

D, E

D, R

Radunsky Andrea, Dipl.Ökon. D, U, (E) Gussenbauergasse 2/17, 1090 Wien 0699/1041 1732, andrea.radunsky@gmx.at

D, Lit

Wasnergasse 27/20, 1200 Wien 0676/551 6842, daivarad@yahoo.de www.austriagidas.at

Pienkowski Bozena Ewa, Mag. D, Poln

Rahbar-Schümatschek M. Alexandra, Mag. MA D, E AGA Mariahilfer Straße 49/38, 1060 Wien 0664/234 7913 mas@triloca.at, www.triloca.at

www.guides-in-vienna.at

Donaustraße 19, 3421 Höflein an der Donau 02243/80079, 0664/7363 8239 h.reichart@aon.at

D, E, (F)

Reiter Susanne, Ing.

D, E

Renney Madeleine

D, E

Riedler Maria-Andrea, Dr.

D, E

Friedrich Manhartstraße 4, 1210 Wien 294 6774, 0664/7387 5305 sue.reiter@aon.at

Obkirchergasse 2-6/4/8, 1190 Wien 368 8520, 0676/584 8759 renney@aon.at

Gerhart Hauptmannstraße 5, 2000 Stockerau 02266/632 59, 0664/912 1602 riedler.andrea@gmail.com

Rieser Christa

Amalie-Seidel-Weg 3/2/5.05, 1120 Wien 786 4328, 0699/1135 8675 raab.g@aon.at, www.galinaguide.com

Radžiūnaitė Daiva, Mag.

Wickenburggasse 23/15, 1080 Wien 0660/772 1053, antonija.recnik@chello.at

Maiklgasse 2/31/20, 1100 Wien 0699/1080 9676, a8207267@unet.univie.ac.at

Gartenstraße 238/1/3, 2723 Muthmannsdorf 0664/848 2937, thomas.pfitzner@bmf.gv.at

Rotensterngasse 20/20, 1020 Wien 0664/233 4710 be.pienkowski@gmail.com

Rajala Virve, Mag.

Rauchwarter Gerlinde

Böcklinstraße 52/9, 1020 Wien 0699/1188 9765, george.purdea@univie.ac.at

Wiesingerstraße 1/23, 1010 Wien 512 1215, 0664/301 7035, Fax: 512 2870 carmen.peyrl@chello.at

Pfitzner Lore

Piffl Renate

Pranter Evelyne

Peyrl Marie Carmen D, Sp, E, Port, (F)

Heinrich-Collin-Str. 3c/Stg. 9/72, 1140 Wien 602 2018, 0699/1013 7376, Fax: 602 2018 theophil@ccc.at, www.theophilos.at

Pasetti Marius, Mag.

Pavese Claude

Peyrl Klaus, Ing. D, E, Sp, (Port, R)

Rohrergasse 20/3/5, 1160 Wien 0699/1788 4451, franz.paminger@chello.at

Papatheophilou Theophilos

D, E

Kundratstraße 10/10/13, 1100 Wien 0664/177 9314, christian.past@chello.at

Pavlovska-Jilch Julia

D, E, I

Nebel Monika

Past Christian, Mag.

D, (E, I)

AGA

Alliiertenstraße 10/12, 1020 Wien 969 1055, 0664/202 8122, Fax: 969 1055 c.rieser@gmx.at

Rintelen Nancy Danae, Mag. D, F, I, (E, Tr) Bindergasse 5/26, 1090 Wien 0676/724 3609 nancy.rintelen@gmx.at

Rogge Eva, Dr.

D, E

Neulerchenfelderstr. 55/2/9, 1160 Wien 403 0103, 0664/462 9458, Fax: 403 0103 evarogge@gmx.at

Romero-Portela Manuel D, Sp, (I, Port) Hornbostelgasse 11/16, 1060 Wien 408 8295, 0664/206 9360, Fax: 408 8295 90 manuel.romero@chello.at www.j-strauss.com

119


Mitgliederliste Rontzai Elfriede

AGA

D, E, (F)

Anton Baumgartner-Str. 44/A4/146, 1232 W. 667 5518, 0664/335 0736, Fax: 667 5518 elfriede.rontzai@chello.at

Roth Brigitte, Dr. D, E, F, (I, Port, Sp) Hauptstraße 85/3/6, 3420 Kritzendorf 02243/20 178, 0664/400 9960 Fax: 02243/20 178, b.roth@viennaguide.info

Rottensteiner Doris

D, F, (E, I, Sp)

Kalvarienberggasse 55/12, 1170 Wien 0676/351 6583 DorisRottensteiner@gmx.at

Sonnbergstraße 95/8, 2380 Perchtoldsdorf 0681/1064 6903, guide.gertie@gmx.at

D, (E, F)

Eroicagasse 41, 1190 Wien 370 2554, 0676/624 1490, Fax: 370 2554 g.ruedegger@aon.at

Rudich Pablo

D, E

Marktgasse 60/24, 1090 Wien 407 1592, 0676/715 7640 Fax: 407 1592, aiga.schellenberg@chello.at

Scherabon Giselheid

D, (E)

Linienamtsgasse 8/6/2, 1130 Wien 804 8377, 0699/8880 3571, Fax: 804 8377 giselheid.scherabon@gmx.at

Scherhak Elisabeth, Dr. D, F, (E, I)

Schertler Doris

D, F, (E)

Tigergasse 16/5, 1080 Wien 923 6309, 0699/1923 6309, Fax: 923 6309 doris.schertler@chello.at

Schindl Walter

D, E

Rotenmühlgasse 13/2/14, 1120 Wien 0699/1913 9875, Walter.Schindl@chello.at

D, Sp, (E, F, I, Port)

Zirkusgasse 47/5/26, 1020 Wien 264 4081, 0650/254 4436, Fax: 264 4081 pablo.rudich@chello.at

Schlesinger Gabriela, Mag.

Salnik Anna

Schmidt Gertraud

Clementinengasse 20/10, 1150 Wien 0699/1094 0829 anna.salnik@waytoaustria.at

Aßmayergasse 66/34, 1120 Wien 0660/486 8342, g.schlesinger@chello.at

D, R

Salzbrunn Renate, Mag. D, (E, Port, Sp) Tulpengasse 5/21, 1080 Wien 403 3899, 0664/307 6645, Fax: 403 3899 rsalzbrunn@hotmail.com

Salzmann Gertraud

D, E, (F, Sp)

Santi-Pfann Walpurga, Dr.

Obere Amtshausgasse 40/5, 1050 Wien 548 9582, Fax: 548 9582 walpurga.santi-pfann@chello.at

D, I

Missindorfstraße 14/9, 1140 Wien 983 2038, 0664/358 1603, Fax: 983 2038 litho@chello.at

Georg Siglgasse 11/11, 1090 Wien 941 2474, 0699/1301 2202, Fax: 941 2474 fernanda.austriaguide@chello.at

Lederergasse 17/7a, 1080 Wien 524 0520, 0676/519 6069, Fax: 524 0520 k.saudino@aon.at, www.saudino.at

Paniglgasse 24/15c, 1040 Wien 216 7267, 0664/410 7387 ingrid.sawerthal@chello.at

Scarpello Gaetano

Berggasse 13, 7331 Weppersdorf 02618/3225, 0660/446 6045 peter.scheiber@wienguide.net www.wienguide.net

120

Cakarstraße 2/5/7, 1220 Wien 0676/356 1723, ewald.schober@gmail.com

D, F, U

Wilhelminenstr. 34/15-17, 1160 Wien 480 8745, Fax: 480 8745 karl.schober2@chello.at

D, E

D, E, F, I, Sp

Feldstraße 32, 5230 Mattighofen 07742/58 738, Fax: 07742/58 738 elisabeth.schroder@aon.at

Neusserplatz 4/23, 1150 Wien 0699/1968 6762 schwaiger.andrea@gmx.at

I

D, E, Sp

Bachgasse 6, 7023 Stöttera 02626/20 092, 0664/243 6113 Fax: 02626/50 327 office@der-schwentenwein.com www.der-schwentenwein.com

Seibel Anna Maria, Mag.

D, F, (E)

Karl Schweighofer-Gasse 10, 1070 Wien 523 2180, 0676/377 9649, Fax: 523 3768 02 anna.seibel@gmx.at

Seidl Hilde

D, (E, F)

Mariahilfer Straße 49/3/63, 1060 Wien 581 7865, 0676/672 1587, Fax: 581 7865 hiseidl@utanet.at

Seidl-Zellbrugg Tassilo

D, F

0650/941 4017 tassilo.seidl@gmail.com

Ch, (E)

Kampstraße 11/43, 1200 Wien 0664/502 0015, angela_shuy@yahoo.com

Slameczka Gerlinde

Snehota Hildegard D, Nl, (E) AGA

A.-Baumgartner-Str. 44/C4/1902, 1230 Wien 810 5152, 0699/1029 5076, Fax: 810 5152 hildegard.snehota@chello.at

Spatzierer Gisela

D, E

Hans-Tinhof-Str. 2/7, 7000 Eisenstadt 02682/61 150, 0664/911 6822 Fax 02682/61 150 office@burgenland-entdecken.at www.burgenland-entdecken.at

D, E

Spiegler Gudrun

D, E

D

D, E, I

Hietzinger Hauptstraße 122A/7, 1130 Wien 0676/330 9611, Fax: 877 3916 irene.steiner13@gmail.com

D, E, (Tr)

Dittmanngasse 5b/20, 1110 Wien 0699/1039 7310 ewald.steinmueller@gmail.com

D, Poln

Spargelfeldstraße 162/192, 1220 Wien 734 3119, 0699/1003 1814, Fax: 734 3119 steinwider@chello.at

Stickler Margarete

D, E

Jakob-Thoma-Straße 6/7, 2340 Mödling 02236/46 117, margarete.stickler@kabsi.at

Kierlinger Str. 136b/8, 3400 Klosterneuburg 02243/28 880, 0650/950 5717 Fax: 02243/28 880, sanda.stiehler@aon.at

Stockinger Margit, Mag.

D, E

Greinergasse 22/1/12, 1190 Wien 0680/244 5591 office@meinguide.at, www.meinguide.at

Stojevic Ana

Bo, D, E, Kr, Sb, (I)

Praterstraße 78/2/6, 1020 Wien 0676/620 3914, anastojevic@gmail.com

Stolle Gudrun

Gonzagagasse 2/41, 1010 Wien 533 6397, 0676/935 1064 gudrun.stolle@gmx.at

D, E, (I, F)

D, (E)

D, E

Untermeidlinger Str. 16-22/13/21, 1120 W. 0664/557 0916, alexander.stollhof@chello.at www.wienerwelten.at

Große Stadtgutgasse 14/103, 1020 Wien 0699/1958 4496, valerie@strassberg.at www.strassberg.at

Strobl Julia D, E

Argentinier Straße 18/12, 1040 Wien 0699/1906 1008, stallforth@t-online.de

Schwarz Karl

Stanek Seija D, Fn, (E, Dn, N, Schw)

D, E

Steiner Irene, MMag.

Strassberg Valerie D, F, Sp, (E, I) AGA

Kanalstraße 6/1, 1220 Wien 0650/223 0751, s.schwammschneider@aon.at

Gentzgasse 70/10, 1180 Wien 0660/253 2521 office@firstguide.at, www.firstguide.at

D, E

Weintraubengasse 30/11, 1020 Wien 0699/1011 1020 elisabeth.steiner@vienna-guide.com

Stollhof Alexander, Dr.

D, R

Zur Spinnerin 44/23, 1100 Wien 0699/1920 9481, office@stabel.at

Stallforth Elisabeth

Steiner Elisabeth

Heigerleinstraße 52/4/23, 1160 Wien 0676/918 1966, info@wien-sightseeing.at www.wien-sightseeing.at

Stabel Christine, Mag.

Schwammschneider Silvia D, (E, F, I, Port, Sp)

D, I, (Sp, E)

Sautergasse 62/21, 1170 Wien 0650/761 4538 christian_stehrer@yahoo.com www.christian-stehrer.at

Stolba Alexandra

Specht-Godai Barbara, Mag.D, F, (E)

Althanstraße 11-13/4/7, 1090 Wien 0664/486 8687, Fax: 319 6844 lena.spiesberger@gmx.at

Stehrer Christian

Stiehler-Chiose Sanda, Mag. D, F, Rum AGA

D, E

Ennsgasse 7 - 11/II/15, 1020 Wien 913 7132, 0664/526 1476

D, E

Rodlergasse 25/7, 1190 Wien 0650/443 7738, caroline.steffens@gmx.at

Steinwider Bozena, DI

Engerthstraße 203/20, 1020 Wien 0664/226 8704, veronikashin@hotmail.com

Spiesberger Lena

Steffens-Krebs Caroline, Mag.

Steinmüller Ewald

Pötzleinsdorfer Straße 34, 1180 Wien 479 7835, 0664/435 6132, Fax: 479 7835 gudrun.spiegler@live.at

Anton Pfalzstraße 8, 2232 Deutsch-Wagram 0664/176 4454, helena.schroijen@aon.at

Schwaiger Andrea Theresia

Schwentenwein Herbert, Mag. D, E

Langenlebarnerstraße 90A/11 , 3430 Tulln 0699/1983 3073, specht-godai.guide@gmx.at

Schroijen Cipar Helena Bo, D, Kr, Sb

D, E, I

Kuefsteingasse 35/25, 1140 Wien 617 2902, 0676/335 3622, Fax: 617 2902 gaetano.scarpello@aon.at

Scheiber Peter

D, E

Hofherrgasse 4/13, 1100 Wien 710 6156, 0699/1083 7659 marianne.schoenenberg@a1.net

D

Einwanggasse 17/3/10, 1140 Wien 894 5363, 0664/132 4206 schwarz.u@aon.at, www.kulturguide-wien.at

Shu Yin-Jsua (Angela)

Linzer Straße 410, 1140 Wien 0664/520 9189, sandi.schneider@gmx.net

Schroder Elisabeth

Saudino Katharina, Mag. D, E, Tsch

D, E

D, E

Schober Ewald

Schwarz Ursula

Shin Veronika Kyochun, Dr. D, Kor, (E)

Starkfriedgasse 29, 1180 Wien 479 5283, 0676/951 9352, Fax: 479 5283 kd.schmidt@aon.at, www.viennaguides.at

Schönenberg Marianne, Dr.

Sarria-Ortiz Fernanda D, Sp, (Port)

D, E

Schmidt Klaus-Dieter, Dr. D, E AGA

Schober Hedwig

Sp, (E, I, Port)

Sawerthal Ingrid, Mag.

Willergasse 39, 1230 Wien 0699/1063 2019, office@go-schmidt.at

Schneider Alexandra

Edelhofgasse 13/15 D, 1180 Wien 479 4681, 0664/523 1460, salzmanng@aon.at

Saravia Eulalio

AGA

Kefergasse 21/4/4, 1140 Wien 911 2760, 0664/260 7502, Fax: 911 2760 e.scherhak@gmx.at

Roznovsky Gertrude D, E, (F) AGA

Rüdegger Gerlinde

Schellenberg Aiga

Wollergasse 1, 1190 Wien 370 3228, 0676/504 9295, Fax: 370 3228 seija.stanek@aon.at

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015

Breitenfelder Gasse 18/8, 1080 Wien 0676/934 0939, jmstrobl@hotmail.com

Sümbültepe Yusuf

D, E

D, Tr

Rembrandtstraße 17/11, 1020 Wien 0676/520 4491, syusuf67@hotmail.com

Synoracki Barbara, Mag.

D, Poln

Döltergasse 3/3/15, 1220 Wien 0650/849 1263, barbara.synoracki@chello.at


nach Alphabet Szegö Johann, Komm.Rat

D, E, U

Neulerchenfelder Straße 23/25, 1160 Wien 402 9310, szeguide@wien-entdecken.at www.wien-entdecken.at

Szwedek Kazimiera-Katharina D, Poln, (E, R) Zur Spinnerin 53/4/2, 1100 Wien 943 7864, 0699/1943 7864, Fax: 943 7864 szwedek@chello.at

Tadros Samia

D, (E, F, I, N, Schw)

Dempschergasse 7/16, 1180 Wien 406 3646, 0699/1025 4016, Fax: 406 3646 officeviennainfo@hotmail.com

Talis Alexander

D, R, (E, Hb)

Darwingasse 2/2/60, 1020 Wien 0676/505 9769, a_fujimori@yahoo.com

Tavcar Newa

Teich Marieta

Bg, D, (E, I)

D, I, (E)

Tautenhayngasse 19/11, 1150 Wien 0660/492 4878, Fax: 985 2611 info@gabi-thiem.at

Thon Adelheid

Unger-Stiasny Monika

D, I, (E, Sp)

D, E

Landstraßer Hauptstraße 133/32, 1030 Wien 713 1189

Unrath Dieter N., Mag.

Valero-Gröller Maria

D, E, Sp, F

D, Nl, (E, F, Sp)

Sobieskigasse 20/22, 1090 Wien 315 1688, 0664/153 5375, Fax: 315 1688 alide.van.de.stadt@aon.at

D, (E, F, I, Sp)

Sollingergasse 30, 1190 Wien 320 5051, 0664/103 5232, Fax: 320 5051 helmut.vana@chello.at

Vejvar-Sandler Karin

D, I, (E)

Vorgartenstraße 129/3/14, 1020 Wien 913 1954, 0699/1068 1622, Fax: 913 1954 kavesa@chello.at

Verdianu Floderer Ulrike D, Schw, (E, F, R) Oberthern 4, 3701 Oberthern 02955/71468, 0660/703 3063 verdianu@hotmail.com

Timmermann Brigitte, Dr.

Vit Magdalena, Mag.

Wiethestraße 69/1, 1220 Wien 774 8901, Fax: 774 8933 brigitte@viennawalks.com

Titelbach Angela

D, E

Langmaisgasse 5/6, 1150 Wien 982 0863, Fax: 982 0863 titelbachguide@chello.at

Traußnig Sally

D, Ch, (E)

Travnicek Reinhard, Dr. D, I, F, Sp, (E) Phorusgasse 14/6, 1040 Wien 585 7914, Fax: 585 7914 reinhard.travnicek@chello.at

Hollenburger Straße 108, 3508 Krustetten 0676/692 1664, magdalena.vit@wachauf.info www.wachauf.info

von Spreckelsen-Berger Regine D, F AGA

Sieveringer Str. 152, 1190 Wien 440 2847

D, E

Yarikova Ekaterina

Weihs Michael

D, E

Yoshitake-Kedl Thetis Tamara D, J, (E)

Zschokkegasse 91/7/11, 1220 Wien 0664/226 7706, barbara@get-vienna.com www.get-vienna.com

Schönbrunner Straße 60/20, 1050 Wien 0650/337 8786 tour@michaels-vienna.com

Schüttaustraße 1-39/9/3, 1220 Wien 0699/1818 2124, Fax: 967 7883 m.weinberg@chello.at, www.guidevienna.eu

Weiß Eleonore

D, E

Weiss Olga

D, R

Werner Verena

D, E

Josef-Lanner-Gasse 4, 3003 Gablitz 0664/143 4798, elenaweisz@gmx.net

Birkenstraße 28, 2434 Götzendorf/Leitha 02169/8364, 0676/938 2401 Fax: 02169/8364, olga.weiss@kabsi.at

Hauptstraße 78/1, 7111 Parndorf 0699/1132 0136 verena.werner@austrian-guide.eu www.austrian-guide.eu

D, E, (F, I)

Wiesmüller Ulrike

D, E, F, I

Speisinger Straße 64, 1130 Wien 0699/1063 2740 wesewag@aon.at

Preindlgasse 24/18/1, 1130 Wien 0676/760 6786 ulrikewiesmueller@hotmail.com

Wohlfarter Margaret

D, F, (E, Nl)

Hagedornweg 4/RH22, 1220 Wien 287 1216, 0664/7371 4360 margaretwohlfarter@gmail.com

Wolflingseder Barbara

Wagner Maria

Wressnig Felicitas

Formanekgasse 5/12, 1190 Wien 367 0141, 0676/413 3331, Fax: 367 0452 tamara@veni-vidi.at

D, E, (I, Rum)

Kastell 1, 7464 Markt Neuhodis 0650/603 5504, thetis.kedl@gmail.com

Yu-Rodax Li-Yi (Linda)

D, Ch

Gassergasse 25/8, 1050 Wien 920 1287, 0699/1920 1287, Fax: 920 1287 li-yi.yu@chello.at

Yurkevich Larisa

D, R

Schüttaustraße 48-6a, 1220 Wien 0650/410 7134 larisa.yurkevich@chello.at

Zajko Maria, Mag.

AGA

D, Sk

Adalbert-Stifter-Straße 35/15/25, 1200 Wien 0699/1087 9979, Fax: 276 7456 maria.zajko@gmx.at http://tourguide.zajko.at/

Zednik Maria, Mag.

D, E, Sp, (F)

Zeiler Lisa, Mag.

D, E

Schöffelgasse 38/3, 1180 Wien 0699/1203 7550, Fax: 402 3688 lisa.zeiler@gmx.at

Zillinger Karl, Mag.

D, E, (F, I, Sp)

Radetzkystraße 8/8, 1030 Wien 402 5372, 0699/1922 5103, Fax: 922 5103 office@zillinger4vienna.at www.zillinger4vienna.at

Zlabinger-Mameda Yumi D, J AGA Kamillenweg 8/10, 1220 Wien 282 8598, 0664/7365 6482 mameda@aon.at

D, E, (I)

Schlossgartenstraße 32, 1230 Wien 0664/313 3482, e-wolf@aon.at

Vukic Vasiljev Tamara, DI D, Kr, Bo, Sb, (E) AGA

R

Löwengasse 2B/1/1, 1030 Wien 0676/728 8888 office@katya-guide.at

Richard Gebhardtgasse 14, 3423 St. Andrä-Wördern, 0699/1179 6718 touristguideaustria@gmail.com

Wesemann Heiner

Wolf Elisabeth

Hochleithenstraße 21, 2120 Wolkersdorf 02245/3175, 0664/324 5240, F: 02245/3175 77 maria.wagner@optimum.co.at

Traxler Adele

Tretter Martha, Mag.

D, E

Stegmayergasse 50, 1120 Wien 0699/1148 6537 regine.berger1@gmail.com

Ing.-Josef-Gattermaier-G. 3/2, 2345 Brunn a.G. 02236/328 828, 0676/373 0839 Fax: 02236/328 828 sallytraussnig@hotmail.com

Wehr Barbara

Weinberg Michael D, Tsch, (E, F, Hb, I, R, Sk)

Dr. Heinrich Maier Str. 59, 1180 Wien 440 3563, 0664/450 6151 mariavalerogroeller@hotmail.com

Zennergasse 4, 1160 Wien 486 1090, 0688/853 1800, Fax: 486 1090 a.thon@gmx.at

D, F, E

D, E

Colerusgasse 13/4, 1220 Wien 0676/514 2120, dieter_unrath@yahoo.de

Vana Helmut Hans

Ferchergasse 7/11, 1170 Wien 0676/778 1130, marieta@see-vienna.com www.see-vienna.com

Thiem Gabriele, Mag.

D, Fn

Karlweisgasse 18/1/2, 1180 Wien 470 9429, 0699/1034 2485, liisa.unger@a1.net

van de Stadt Alide D, I

Sechsschimmelgasse 1/19, 1090 Wien 0676/415 9017, newatav@yahoo.com

Unger Liisa

Türkenschanzstraße 11/6, 1180 Wien 0676/426 8571 barbara@wolflingseder.at

D, E

D, E, Sp, (F)

Franz-Josefs-Kai 33/12, 1010 Wien 0664/212 8014, guide-felicitas@a1.net www.viennawalks.at

Zorzi Laura

Währinger Gürtel 166/2/5, 1090 Wien 310 5506, info@itinerari.at

Zurhaleg Laura

D, I

D, I, (F)

Pfadenhauergasse 2/2/25, 1140 Wien 505 6020, 0676/780 1512, Fax: 505 6020 laura.zurhaleg@hotmail.com

Zwickl Keiko

Lerchenfelder Straße 83/6, 1070 Wien 526 1654, 0664/462 9442 keikozwickl@yahoo.co.jp

J

D, I

D, Port, (E)

Porzellangasse 34/7, 1090 Wien 942 7872, 0699/1214 2379 Fax: 942 7872, office@artemezzo.com www.artemezzo.com

Triebnig-Löffler Christine, Dr. D, I, (E)

Buchen Sie Ihren Fremdenführer ganz komfortabel:

Sandwirtgasse 23, 2500 Baden 0664/283 5755 c.triebnig-loeffler@aon.at

Trost Katharina, Mag.

Traklgasse 11/3, 1190 Wien 0676/750 5154, Fax: 4402 7814 kathitrost@hotmail.com

D, E

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2015.

+ 43 1 587 36 33-62 www.guides-in-vienna.at www.guides-in-vienna.at

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Redaktion

Redaktion Christa Bauer

Chefredakteurin Geboren und aufgewachsen in der Nähe von Wien. Nach langjähriger Tätigkeit in der Touristik und als Seminartrainerin seit 2002 als begeisterte Fremdenführerin tätig. Seit 2008 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Mag. Carles Batlle i Enrich

Stellvertretender Chefredakteur Geboren 1963 in Barcelona, seit 1983 in Österreich. Studium der romanischen Philologie. Sprachlehrer für Katalanisch und Spanisch in der Erwachsenenbildung an mehreren Instituten. Lektor an der Universität Wien seit 1992. Fremdenführer seit 2001.

Julia Strobl

Stellvertretende Chefredakteurin Geboren 1965 in Wien, Schule für Industriedesign in Brasilien, ArchitekturStudium an der TU Wien, Studium der Archäologie und Kunstgeschichte seit 2008.

Lektorat Eugenie Altenburg

Geboren in Wien 1953, Studium der Geschichte und Völkerkunde an der Universität Wien, langjährige Tätigkeit im Buchhandel, seit 2003 Fremdenführerin, bis 2012 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Komm.Rat Johann Szegő

Geboren 1936 in Budapest, seit 1956 in Österreich, seit 1967 Fremdenführer, von 1975 bis 2007 Präsident des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer (seit 2007 Ehrenpräsident), seit mehr als 30 Jahren in der Fremdenführerausbildung tätig. 1986: Silbernes Ehrenzeichen der Stadt Wien; 1987–1993: Vorstandsmitglied des Weltverbandes von Fremdenführervereinen, 1997: Kommerzialrat. Zahlreiche Publikationen.

Mag. Katharina Trost

Geboren 1975 in Wien, Studium an der Hauptuniversität Wien (Geschichte und Theaterwissenschaft), seit 2001 staatlich geprüfte Fremdenführerin, außerdem als PR Consultant bei PR Plus (auf Tourismus spezialisierte PR- und Eventagentur) tätig.

Regina Macho

Wohnhaft in Klosterneuburg ist seit 1999 als Fremdenführerin tätig. Beweggründe, Fremdenführerin zu sein, sind die Freude an der Begegnung mit Menschen und die Möglichkeit, die Schönheiten von Wien mit aktuellen und historischen Bezügen zu vermitteln. Seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Mag. Lisa Zeiler

Studium der Anglistik und der Kunstgeschichte in Wien und Toronto. Seit 2001 als Fremdenführerin in Wien tätig. Österreichs Vertreterin in der European Federation of Tourist Guide Associations (www.feg-touristguides.org).

Mag. Martha Tretter

Geboren 1976 in OÖ, 1995/96 Auslandsjahr in Brasilien (Universidade de Franca), 1998 Ausstellungsbetreuung auf der Weltausstellung EXPO ’98 in Lissabon, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften und Portugiesisch an der Universität Wien, Trainerin in der Erwachsenenbildung, seit 2001 Fremdenführerin.

Das redaktionelle Team bedankt sich bei allen Autoren und Helfern für das Zustandekommen des Kulturmagazins der Wiener Fremdenführer 2015!

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Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2015


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